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Andreas Oettel Vorbemerkungen In den Jahrgängen 2010 und 2011 der Zeitschrift „Statistik in Sachsen“ wurde die Gewerbetätig- keit in Sachsen im Spiegel der amtlichen Sta- tistik für die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts beschrieben. [1, 2, 3, 4] Neben einer Einführung in das methodische und organisatorische Vor- gehen im 1. Teil der Beitragsserie [2] wurden die Ergebnisse der ersten Gewerbezählung im Königreich Sachsen 1849 präsentiert. 1) [3] Da- bei lag ein Schwerpunkt auf der Darstellung der Wirtschaftsstruktur (Berufsstruktur) des Königrei- ches Sachsen und seiner Verwaltungseinheiten (Kreisdirektions- sowie Amts- und Gerichtsbezir- ke). Die Bedeutung des Sektors Industrie wurde besonders herausgearbeitet. 1849 war Sachsen ein Industrie-Agrarland, in dem bereits mehr als die Hälfte der Bevölkerung dem Industriesektor und ein Drittel der Land- und Forstwirtschaft zu- zurechnen waren. Im 3. Teil der Beitragsserie [4] wurden die Veränderungen der Wirtschaftsstruk- tur im Ergebnis der Gewerbezählungen 1861, 1875, 1882 und 1895 dann schwerpunktmäßig beschrieben. Die Darstellung von Entwicklungen musste sich auch bereits früher auf Hauptmerk- male beschränken, da die Ergebnisse im Detail meist nicht ohne Weiteres vergleichbar waren. Um nur zwei Gesichtspunkte zu nennen, die verwendeten Klassifikationen der Gewerbe und Berufe wurden immer wieder verändert und die Zuordnung bestimmter wirtschaftlicher Tätig- keiten ebenso. [4, S. 69ff.] Weiterhin spielte die seinerzeitige Auswertungs- und Veröffentli- chungspraxis eine große Rolle. 2) Berufs- und Betriebszählungen Organisation Den sechs Berufs- und Gewerbezählungen (Berufs- und Betriebszählungen) in der 2. Hälf- te des 19. Jahrhunderts 3) folgte die siebte zum 12. Juni 1907 unter der Leitung von Dr. Eugen Würzburger (1858 – 1938). Sie lag zeitlich in dem damals angestrebten Rhythmus von rund zehn Jahren nach der vom Jahr 1895. [8] Neben den Auswertungen und Veröffentlichungen, die vom Bundesrat für das Deutsche Reich insgesamt und für die Bundesstaaten vorgeschrieben wa- ren, hat das Statistische Landesamt für das Kö- nigreich Sachsen zusätzliche Auswertungen und Veröffentlichungen vorgenommen. [8, S. 1] Neben Würzburger war auch schon Dr. Arno Pfütze 4) an der Bearbeitung dieser Statistik maßgeblich be- teiligt. [9 bis 12] Zum 1. Juni 1917 fand eine Gewerbliche Be- triebszählung statt. Grundsätzlich folgte sie zwar der Methodik der Zählung des Jahres 1907. Sie erfolgte jedoch mit eingeschränktem Programm und hauptsächlich für Kriegszwecke. Ihre Ergeb- nisse wurden nur in geringem Umfang veröffent- licht. [14] Die achte reguläre Berufs- und Betriebszäh- lung fand unter Leitung von Arno Pfütze zum 16. Juni 1925 zusammen mit der Volkszählung statt. Diese Zählung war das „größte statistische Zählungswerk“, das bis dahin in Deutschland stattgefunden hatte. [15, S. 1] Die Bearbeitung der Berufs- und Betriebszählung lag wesentlich in den Händen von Dr. Albert Zahn 5) (1875 – 1942). [16, 17, 21, 25, 26] 6) Mit dem vorliegenden Beitrag wird die Betrachtung historischer Gewerbezählungen fortgesetzt. Der zeitliche Rahmen spannt sich vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. In dieser Zeit fanden vier Gewerbe- und Berufszählungen statt. Gegenstand der Berufszählungen ist jeweils die gesamte Bevölkerung, Personen mit Hauptberuf einschließlich der Erwerbslosen mit Hauptberuf sowie die Angehörigen ohne Hauptberuf. Gegenstand der Betriebs-/ Gewerbezählungen sind die Betriebe und die in ihnen beschäftigten Personen (Erwerbstätige). In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren beträchtliche wirtschaftliche Entwicklungen und auch Veränderungen in der Wirtschafts- und Sozialstruktur zu beobachten. Im Beitrag wurde untersucht, inwieweit sich diese Veränderungen in der amtlichen Statistik widerspiegeln. Gewerbezählungen in Sachsen in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts – Struktur der Wirtschaft (Teil 1) Copyright Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen | 1

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Andreas Oettel

VorbemerkungenIn den Jahrgängen 2010 und 2011 der Zeitschrift „Statistik in Sachsen“ wurde die Gewerbetätig-keit in Sachsen im Spiegel der amtlichen Sta-tistik für die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts beschrieben. [1, 2, 3, 4] Neben einer Einführung in das methodische und organisatorische Vor-gehen im 1. Teil der Beitragsserie [2] wurden die Ergebnisse der ersten Gewerbezählung im Königreich Sachsen 1849 präsentiert.1) [3] Da-bei lag ein Schwerpunkt auf der Darstellung der Wirtschaftsstruktur (Berufsstruktur) des Königrei-ches Sachsen und seiner Verwaltungseinheiten (Kreisdirektions- sowie Amts- und Gerichtsbezir-ke). Die Bedeutung des Sektors Industrie wurde besonders herausgearbeitet. 1849 war Sachsen ein Industrie-Agrarland, in dem bereits mehr als die Hälfte der Bevölkerung dem Industriesektor und ein Drittel der Land- und Forstwirtschaft zu-zurechnen waren. Im 3. Teil der Beitragsserie [4] wurden die Veränderungen der Wirtschaftsstruk-tur im Ergebnis der Gewerbezählungen 1861, 1875, 1882 und 1895 dann schwerpunktmäßig beschrieben. Die Darstellung von Entwicklungen musste sich auch bereits früher auf Hauptmerk-male beschränken, da die Ergebnisse im Detail meist nicht ohne Weiteres vergleichbar waren. Um nur zwei Gesichtspunkte zu nennen, die verwendeten Klassifikationen der Gewerbe und Berufe wurden immer wieder verändert und die Zuordnung bestimmter wirtschaftlicher Tätig-keiten ebenso. [4, S. 69ff.] Weiterhin spielte die seinerzeitige Auswertungs- und Veröffentli-chungspraxis eine große Rolle.2)

Berufs- und Betriebszählungen

OrganisationDen sechs Berufs- und Gewerbezählungen (Berufs- und Betriebszählungen) in der 2. Hälf-te des 19. Jahrhunderts3) folgte die siebte zum 12. Juni 1907 unter der Leitung von Dr. Eugen Würzburger (1858 – 1938). Sie lag zeitlich in dem damals angestrebten Rhythmus von rund zehn Jahren nach der vom Jahr 1895. [8] Neben den Auswertungen und Veröffentlichungen, die vom Bundesrat für das Deutsche Reich insgesamt und für die Bundesstaaten vorgeschrieben wa-ren, hat das Statistische Landesamt für das Kö-nigreich Sachsen zusätzliche Auswertungen und Veröffentlichungen vorgenommen. [8, S. 1] Neben Würzburger war auch schon Dr. Arno Pfütze4) an der Bearbeitung dieser Statistik maßgeblich be-teiligt. [9 bis 12] Zum 1. Juni 1917 fand eine Gewerbliche Be-triebszählung statt. Grundsätzlich folgte sie zwar der Methodik der Zählung des Jahres 1907. Sie erfolgte jedoch mit eingeschränktem Programm und hauptsächlich für Kriegszwecke. Ihre Ergeb-nisse wurden nur in geringem Umfang veröffent-licht. [14] Die achte reguläre Berufs- und Betriebszäh-lung fand unter Leitung von Arno Pfütze zum 16. Juni 1925 zusammen mit der Volkszählung statt. Diese Zählung war das „größte statistische Zählungswerk“, das bis dahin in Deutschland stattgefunden hatte. [15, S. 1] Die Bearbeitung der Berufs- und Betriebszählung lag wesentlich in den Händen von Dr. Albert Zahn5) (1875 – 1942). [16, 17, 21, 25, 26] 6)

Mit dem vorliegenden Beitrag wird die Betrachtung historischer Gewerbezählungen fortgesetzt. Der zeitliche Rahmen spannt sich vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. In dieser Zeit fanden vier Gewerbe- und Berufszählungen statt. Gegenstand der Berufszählungen ist jeweils die gesamte Bevölkerung, Personen mit Hauptberuf einschließlich der Erwerbslosen mit Hauptberuf sowie die Angehörigen ohne Hauptberuf. Gegenstand der Betriebs-/Gewerbezählungen sind die Betriebe und die in ihnen beschäftigten Personen (Erwerbstätige). In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren beträchtliche wirtschaftliche Entwicklungen und auch Veränderungen in der Wirtschafts- und Sozialstruktur zu beobachten. Im Beitrag wurde untersucht, inwieweit sich diese Veränderungen in der amtlichen Statistik widerspiegeln.

Gewerbezählungen in Sachsen in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts – Struktur der Wirtschaft (Teil 1)

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Die zwei letzten hier zu besprechenden Berufs- und Betriebszählungen wurden am 16. Juni 1933 und 17. Mai 1939 durchgeführt. Die Zählung vom Jahr 1933 fiel ebenfalls in die Präsidentschaft von Arno Pfütze und wurde wiederum wesentlich von Albert Zahn bearbeitet. Regulär wäre sie bereits 1930 fällig gewesen, wurde aber hauptsächlich aus finanziellen Gründen immer wieder verschoben. [28, S. 1] Aufgrund der Beschränktheit der Mittel wurde auch die Gewerbezählung so knapp wie möglich gehalten. [31, S. 113] Die Volks-, Berufs- und Betriebszählung vom 17. Mai 1939 fand unter der Leitung von Dr. Georg Hoffmann7) (1886 – 1972) statt. [33, 35] Arno Pfütze war erneut be-teiligt.8) [36, 37] Daneben war Otto Gerlach9) mit der Bearbeitung der Berufs- und Betriebszählung (bzw. Arbeitsstättenzählung) befasst. [38, 40] Die Zählung war ursprünglich bereits für den 17. Mai 1938 geplant, wurde aber infolge des „An-schlusses Österreichs“ im Frühjahr 1938 um ein Jahr verschoben. [33, S. 1] Die Ergebnisse der Berufs- und Betriebszählung 1939 wurden sehr detailliert veröffentlicht (vgl. [38]). Die Volks-, Be-rufs- und Betriebszählung vom 17. Mai 1939 war bis dahin wiederum die „größte statistische Be-standsaufnahme in Deutschland“. [34, S. 2] Sie sollte ein umfangreiches statistisches Zahlenbild liefern. Von Personalmangel oder unzureichen-den finanziellen Mitteln ist im Unterschied zu 1933 nicht geschrieben worden, zumindest bis Kriegs-beginn.

Termine (Stichtage)Traditioneller Weise fanden die Volkszählungen, aber auch die Viehzählungen und andere Groß-zählungen, zu einem Termin Anfang Dezember statt. Für die Agrarerhebungen ist das ein günsti-ger Termin am Ende des jeweiligen „Agrarjahres“. Für die Volkszählungen gab es verschiedene Be-gründungen. Eine war die, dass sich zum Winter-anfang der größte Teil der Einwohner an seinem Wohnort aufhält. Da ja zum einen die „ortsanwe-sende Bevölkerung“10) ermittelt und zum anderen dann die „Bevölkerung am Wohnort“ berechnet wurde. Ein hoher Grad der Übereinstimmung er-leichterte die Aufbereitung. Bei den Volkszählun-gen blieb der Dezemberstichtag auch noch bis in die Zeit des Ersten Weltkrieges hinein bestehen. Bei den Berufs- und Gewerbezählungen (bzw. Betriebszählungen) wechselte man ab 1882 auf einen Junitermin, was eine Reihe von Vorteilen brachte. Unter anderem stand im Sommer eine größere Zahl von saisonal Tätigen, zum Beispiel in der Landwirtschaft oder in der Bauwirtschaft, in einem Beschäftigungsverhältnis, wodurch bes-sere Ergebnisse hinsichtlich der Qualität der „Be-rufszuordnung“ erbracht wurden.

Mit der Großzählung im Jahr 1925 – der ersten „große(n) ‘Inventuraufnahme der deutschen Volks-wirtschaft‘ in der Nachkriegszeit“ [15, S. 1] – wurde dann ein einheitlicher Termin für die Volkszählung, Berufszählung, landwirtschaftliche Betriebszäh-lung und gewerbliche Betriebszählung gewählt.

ErgebnisseGrundsätzlich lieferten die Berufs- und Betriebs-zählungen jeweils ein Stichtagsergebnis. Infol-ge der teilweise doch langen zeitlichen Abstän-de zwischen den Erhebungen (12, 18, 8 und 6 Jahre) ergaben sich immer wieder methodische Umstellungen. So wurden die Berufs- und Wirt-schaftsklassifikationen den veränderten Bedin-gungen angepasst, aber es gab auch veränderte Zuordnungen bestimmter Tätigkeiten innerhalb der Klassifikationen. Das heißt, der zeitliche Ver-gleich der originalen Erhebungsergebnisse ist eingeschränkt.11) Die Ergebnisse der Berufs- und Betriebszählun-gen von 1875 bis 1907 sind recht gut untereinander vergleichbar. Von A. Zahn liegt eine Darstellung der Ergebnisse von 1875 bis 1925 vor. [27] Bei der Veröffentlichung der Ergebnisse der Zählung von 1939 wurde von A. Pfütze insbesondere der Ver-gleich zur Zählung 1933 herangezogen. [37] Bei der Interpretation der Ergebnisse der Jahre 1925, 1933 und 1939 im Zeitverlauf ist zu beach-ten, in welcher gesamtwirtschaftlichen Situation die Zählungen durchgeführt wurden. So war das Jahr 1925 ein Jahr relativen konjunkturellen Tief-standes.12) Im Frühjahr 1933 wirkte die 1929 aus-gebrochene Weltwirtschaftskrise noch nach. Auch hier fand die Zählung in einer Phase der Krise mit

Volkszählungen, Berufszählungen, GewerblicheBetriebszählungen, Land- und forstwirtschaftlicheBetriebszählungen

Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts hatte sich einSystem von Großzählungen herausgebildet. Sie konntenin einzelnen Jahren separat durchgeführt werden (Volks-zählungen 1905 und 1910; Berufs- und Betriebszählung1907) oder im gleichen Jahr zum gleichen Stichtag (1925).

In den gewerblichen Betriebszählungen wurden dieBetriebe der Abteilungen Industrie und Handwerk, Handelund Gewerbe (einschließlich Gaststättenwesen usw.)sowie aus der Abteilung Land- und Forstwirtschaft dieNichtlandwirtschaftliche Pflanzen- und Tierzucht befragt.Der größte Teil der Land- und Forstwirtschaft sowieFischerei wurde in der Land- und forstwirtschaftlichenBetriebszählung befragt. Fanden beide Zählungen zumgleichen Stichtag statt, konnten die Ergebnisse der Abtei-lung Land- und Forstwirtschaft zusammengeführt werden.

Die Gewerbezählung konnte einerseits nur mit der Berufs-zählung kombiniert sein (1907) oder mit der Volkszählungund Berufszählung zusammen (1925, 1933, 1939).

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hoher Arbeitslosigkeit statt. Die Maßnahmen der nationalsozialistischen Führung zum wirtschaft-lichen Aufschwung brachten erst mit einem ge-wissen zeitlichen Verzug Erfolge.13) Die letzte Be-rufs- und Gewerbezählung vom 17. Mai 1939 fiel schließlich in eine Zeit nach mehreren Jahren des wirtschaftlichen Aufschwunges. Hinzu kamen die wirtschaftspolitischen und wirtschaftsorganisatori-schen Maßnahmen im Rahmen der Vorbereitung des wenig später beginnenden Zweiten Weltkrieges (Umstellung auf Kriegswirtschaft).14) Bereits in der zeitgenössischen Veröffentlichung dieser statisti-schen Ergebnisse wurde auf die unterschiedlichen wirtschaftlichen Verhältnisse der drei Zählungs-stichtage 1925, 1933 und 1939 hingewiesen. [37]

Zur Wirtschaftsstruktur am Anfang des 20. Jahrhunderts

Methodische VorbemerkungDie Erfassung der Struktur einer Volkswirtschaft ist im Untersuchungszeitraum nur anhand der Bevölkerung möglich. Wertkennziffern sind noch nicht statistisch ermittelbar. Die entsprechenden Daten liefern die Berufszählungen. In dem Zu-sammenhang wird die Gesamtheit einer Bevölke-rung als Berufszugehörige bezeichnet. Nach der Art der Tätigkeit wurden erfasst: Erwerbstätige im Haupt- und Nebenberuf, Ehefrauen ohne Haupt-beruf, sonstige Angehörige ohne Hauptberuf sowie Hausangestellte (Dienstboten). Zeitweise Erwerbslose wurden gleichermaßen nach ihrem üblicherweise ausgeübten Hauptberuf statistisch gezählt. Nach dem Wirtschaftszweig wurden diese Personengruppierungen nach Land- und Forstwirtschaft, Industrie (und Handwerk), Handel und Verkehr sowie weiteren Berufsabteilungen er-fasst. Nach ihrer sozialen Stellung wurden Selbst-

ständige, Angestellte, Arbeiter und ggf. weitere unterschieden. Die Erfassung der Personen er-folgte mit Hilfe der Haus- bzw. Haushaltungslisten jeweils nach Alter und Geschlecht.In den landwirtschaftlichen und nichtlandwirt-schaftlichen gewerblichen Betriebszählungen wurden die Betriebe befragt. Das heißt, hier ste-hen die in den Betrieben beschäftigten Personen zur Verfügung, Erwerbstätige im eigentlichen Sinn. Auch sie wurden nach dem Geschlecht untergliedert. Diese Zählungen umfassten regel-mäßig nur die Betriebe der Wirtschaftszweige Land- und Forstwirtschaft, Industrie (und Hand-werk) sowie Handel und Verkehr. Weitere Dienst-leistungsbereiche wurden nicht regelmäßig be-fragt. Die Aufbereitung und Ergebniserstellung erfolgte in den einzelnen Zählungen auch nicht in gleichem Umfang.

WirtschaftsstrukturIm Verlaufe des 19. Jahrhunderts vollzog sich in Sachsen der Übergang von einer noch stark ag-rarisch geprägten Wirtschaft hin zu einem Indust-rie-Agrar-Land. [2, S. 53] 1849, in der ersten Ge-werbezählung in Sachsen überhaupt, war bereits reichlich die Hälfte (51 Prozent) der Bevölkerung der Wirtschaftssektion Industrie zuzuordnen. Be-zogen auf die Erwerbstätigen lag der Anteil bei knapp der Hälfte (45 Prozent). Auf die Sektion Land- und Forstwirtschaft entfiel rund ein Drittel der Bevölkerung. Ende des 19. Jahrhunderts hatte sich Sachsen zu einem Industrie-Dienstleistungs-Land entwickelt. Die Dienstleistungsbereiche hatten den Agrarbe-reich in seiner gesamtwirtschaftlichen Bedeutung übertroffen. Anfang des 20. Jahrhunderts (1907) erreichte die Industrie in der Wirtschaftsstruktur, bezogen auf die Bevölkerung, einen Anteil von 59 Prozent, be-

10,7

59,3

15,2

1,0

5,56,6

1,7

Land- und Forstwirtschaft

Industrie

Handel- und Verkehr

Häusliche Dienste

Berufslose Selbstständige2) oder ohne Berufsangabe

Andere Berufslose3)

Abb. 1 Wirtschaftsstruktur des Königreiches Sachsen 1907 nach Gewerbeabteilungen1)

(Bevölkerung in Prozent)

1) Die Klassifikation der Berufs- und Erwerbszweige bestand aus Gewerbeabteilungen ( A bis F), Gewerbegruppen (I. Ibis XXIII.),Gewerbeklassen (a, b usw.), und Gewerbearten (1., 2. usw.).

2) von eigenem Vermögen Lebende u. Ä.3) Ohne Angehörige, die bereits an anderer Stelle erfasst wurden.

Militär-, Hof-, bürgerlicher und kirchlicher Dienst,freie Berufe

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zogen auf die Erwerbspersonen von 56 Prozent (vgl. Abb. 1).15) Der Anteil der Bevölkerung, der von der Land- und Forstwirtschaft seine Existenz bestritt, ist tendenziell gesunken und erreichte 1907 einen Anteil von elf Prozent, bezogen auf

die Erwerbspersonen waren es zwölf Prozent (vgl. Tab. 1 und 2). Das heißt, auf die Dienstleistungs-bereiche entfielen 1907 ein Bevölkerungsanteil (Berufsangehörige) von 30,0 Prozent und ein An-teil an den Erwerbspersonen von 31,8 Prozent.

GewerbetätigkeitUnter Gewerbe soll im folgenden Industrie und Handwerk sowie Handel und Verkehr näher be-trachtet werden. 1907 waren insgesamt 447 000 Betriebe mit 1 587 000 beschäftigten Personen erfasst worden. [27]16) Davon entfielen auf Indust-rie und Handwerk 1 262 000 Beschäftigte und auf Handel und Verkehr 288 000 Beschäftigte. Gegen-über 1895 hatte sich die Zahl der Gewerbetätigen um 38 Prozent erhöht, davon die in der Industrie um 35 Prozent und die in Handel und Verkehr um knapp die Hälfte (48 Prozent). Von den Gewerbebetrieben im Jahr 1907 war der größte Teil (91 Prozent) Kleinbetriebe mit bis zu 5 Personen), knapp acht Prozent Mittelbetriebe mit 6 bis 50 Personen und gut ein Prozent Großbe-triebe mit 51 und mehr Personen. Betrachtet man jedoch die Beschäftigtenzahlen, dann entfielen auf die Kleinbetriebe 35 Prozent, auf die Mittelbetrie-be 27 Prozent und auf die Großbetrieb 38 Prozent. Das heißt, Anfang des 20. Jahrhunderts war die gewerbliche Wirtschaft des Königreiches Sach-sen auch bereits stark großbetrieblich geprägt

Land-wirt-

schaft

Ge-werbe

Handelund

Verkehr

andereBerufe

1849 1 894 431 901 499 37,1 45,3 4,6 13,01861 2 225 240 1 083 215 30,4 52,4 6,0 11,21875 2 760 585 1 213 033 21,7 53,7 9,6 15,01882 3 014 822 1 334 478 22,0 54,3 9,8 13,91895 3 753 262 1 742 063 16,7 55,0 12,2 16,11907 4 585 500 2 199 554 11,9 56,3 13,0 18,81925 4 823 411 3 024 969 11,1 54,1 15,1 19,71933 5 196 652 3 175 180 9,9 47,3 16,9 25,91939 5 231 739 3 277 326 9,0 48,2 15,7 27,1

Tab. 1 Bevölkerung und Erwerbspersonen1)

nach Berufsabteilungen in Sachsen1849 bis 19392)

___1) Erwerbstätige und zeitweise Erwerbslose2) Rechenstand der vergleichbaren Ergebnisse auf der Grundlage der Zählung

von 1939 (siehe Datenquelle). Die Daten können von anderen Berechnungenleicht abweichen.

3) bis 1907 ortsanwesende Bevölkerung, ab 1925 WohnbevölkerungDatenquelle: Pfütze, A.: Die Hauptergebnisse der Berufszählung vom17. Mai 1939. In: Zeitschrift, Jg. 87./88. (1941/1942), S. 80 - 101; hier: S. 86.

Anteil in %

Jahr

Erwerbspersonen

insge-samt

Bevöl-kerung3)

Land- undForst-

wirtschaft

Industrieund

Handwerk

Handelund

Verkehr

öffentlicherDienst und

private Dienst-leistungen

häuslicheDienste

selbst-ständige

Berufslose

1882 3 014 822 602 378 1 695 895 360 675 148 361 53 584 153 9291895 3 753 262 565 299 2 178 273 525 637 202 065 45 655 236 3331907 4 585 500 490 962 2 719 297 697 279 251 933 47 082 378 9471925 4 994 281 454 273 2 820 231 824 533 327 265 104 105 463 8741933 5 196 652 431 748 2 610 523 936 217 400 673 92 554 724 9371939 5 185 329 388 261 2 652 518 867 610 450 903 89 445 736 592

1882 100 20,0 56,3 12,0 4,9 1,8 5,11895 100 15,1 58,0 14,0 5,4 1,2 6,31907 100 10,7 59,3 15,2 5,5 1,0 8,31925 100 9,1 56,5 16,5 6,6 2,1 9,31933 100 8,3 50,2 18,0 7,7 1,8 14,01939 100 7,5 51,2 16,7 8,7 1,7 14,2

___1) Erwerbstätige und Angehörige2) bis 1907 ortsanwesende Bevölkerung (es gab nur diese Zahl), 1925 und 1933 Wohnbevölkerung (wurde erstmals 1925 überhaupt in Sachsen berechnet), 1939 ständige

Bevölkerung (ohne Wehrdienst leistende Soldaten und ohne Arbeitsdienstleistende). Differenz zur Wohnbevölkerung: 46 410 PersonenDatenquelle: Pfütze, A.: Die Hauptergebnisse der Berufszählung vom 17. Mai 1939. In: Zeitschrift, Jg. 87./88. (1941/1942), S. 80 - 101; hier: S. 85.

Jahr

Davon

Bevöl-kerung2)

Tab. 2 Die Bevölkerung Sachsens1) 1882 bis 1939 nach Wirtschafts-/Beufsabteilungen

Anteil in Prozent

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Soziale StellungNach der sozialen Stellung werden Selbstständige, Angestellte, Arbeiter und mithelfende Familienan-gehörige unterschieden (vgl. Abb. 2). Anfang des 20. Jahrhunderts waren 65 Prozent der Gewer-betätigen Arbeiter (vgl. Tab. 3). Gegenüber den Vorzählungsjahren hat sich dieser Anteil nicht we-sentlich verändert. Allerdings ist die Zahl der Ar-beiter von knapp 390 000 im Jahr 1875 innerhalb von etwa drei Jahrzehnten bis 1907 auf über eine Million gestiegen. Den größten absoluten Zuwachs wies die Zahl der Angestellten auf. Sie erhöhte sich von knapp 13 000 Personen 1875 auf 115 000 Per-sonen 1907, hat sich also verneunfacht. Ihr Anteil an der Zahl der Gewerbetätigen insgesamt lag bei gut sieben Prozent. Anteilmäßig rückläufig waren die Selbstständigen, von mehr als einem Drittel 1875 (37 Prozent) auf 22 Prozent 1907, wenn auch ihre absolute Zahl sich von 240 000 auf 350 000 erhöht hat. 1907 waren knapp sechs Prozent der Gewerbetätigen mithelfende Familienangehörige.Die Gruppe der Selbstständigen ist in sich sehr heterogen. Neben den Besitzern größerer ge-werblicher oder auch landwirtschaftlicher Betrie-be sind hier kleine Handwerker oder Kleinbauern zusammen gefasst. In der Industrie waren 1907 knapp ein Drittel der Selbstständigen Hausge-werbetreibende, das heißt sie arbeiteten in der eigenen Wohnung/dem eigenen Haus auf eigene Rechnung, zum Beispiel in der Textilindustrie. De-ren Lebensverhältnisse unterschieden sich häufig nicht von denen „armer“ Arbeiter. Unter den Arbei-tern und Angestellten gab es dagegen durchaus auch solche mit höheren Einkommen (vgl. [13]).

Der Frauenanteil unter den Gewerbetätigen lag insgesamt bei einem Drittel. Im Hinblick auf die soziale Stellung war der Frauenanteil jedoch sehr differenziert. Die mithelfenden Familienangehö-

rigen waren zu 94 Prozent Frauen. Bei den Ar-beitern betrug der Frauenanteil 29 Prozent, den Selbstständigen 38 Prozent und bei den Ange-stellten lediglich 10 Prozent (vgl. Abb. 2).

Veränderung der Wirtschaftsstruktur bis 1939

Erster Weltkrieg und InflationDer Erste Weltkrieg brachte einschneidende Ver-änderungen mit sich. Eine Beweisführung mit Hilfe der Statistik ist nur begrenzt möglich. Die Arbeit des Statistischen Landesamtes war auf die Kriegs-erfordernisse ausgerichtet.18) Auf die „Kriegsge-werbezählung 1917“ ist bereits verwiesen worden.In der Industrie hatte sich die Zahl der Betriebe etwa halbiert, wobei methodische Abweichungen zur Zählung 1907 auch eine Rolle gespielt haben.

0

200

400

600

800

1 000

1 200

1 400

Weiblich

Männlich

Abb. 2 Gewerbetätige in Sachsen 1895, 1907 und 1925 nach Stellung im Beruf und Geschlecht

Datenquelle: Zahn, A.: Vergleichende Übersicht über die Ergebnisse der gewerblichen Betriebszählungen von 1875 bis 1925.In: Zeitschrift, 77. Jg. 1931, S. 94 - 102, hier: S. 96

Tausend Personen

1895 1907 1925 1895 1907 19251895 1907 19251895 1907 1925ArbeiterAngestellteMithelfende

FamilienangehörigeSelbstständige

Jahr Selbst-ständige Angestellte Arbeiter

MithelfendeFamilien-

angehörige

1875 240 270 12 747 389 406 .1895 310 352 55 945 732 437 52 1191907 351 405 115 165 1 023 081 88 4541925 386 659 252 046 1 299 545 88 661

1875 37,4 2,0 60,6 .1895 27,0 4,9 63,6 4,51907 22,3 7,3 64,8 5,61925 19,1 12,4 64,1 4,4

Anteil in Prozent

___Datenquelle: Zahn, A.: Vergleichende Übersicht über die Ergebnisse der gewerb-lichen Betriebszählungen von 1875 bis 1925. In: Zeitschrift, 77. Jg. 1931,S. 94 – 102, hier: S. 96.

Tab. 3 Erwerbstätige (Gewerbetätige) 1875,1895, 1907 und 1925 nach derStellung im Beruf

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Die Zahl der in diesen Betrieben tätigen Personen sank dagegen nur um rund 30 Prozent. Das heißt, dass „vor allem Kleinbetriebe zum Erlöschen gekommen sind…“. [14, S. 353] Die Zahl der weiblichen Erwerbstätigen in der Industrie ist im Vergleich zu 1907 nur um rund zwei Prozent zu-rückgegangen. Das belegt, dass Frauen in vielen Betrieben die Männer ersetzt haben. Auch im Sta-tistischen Landesamt war der Personalbestand infolge der Einberufung zum Militär gesunken. Anfang der 1920er Jahre war die große Inflation das beherrschende wirtschaftliche Thema. So wurden vom Statistischen Reichsamt als auch vom Statistischen Landesamt Sachsen Indizes der Lebenshaltungskosten errechnet. Bis Juni 1923 erfolgte die Veröffentlichung der Index-zahlen monatlich, seither wöchentlich. Die Be-rechnung erfolgte auf der Basis der Teuerungs-zahlen von 71 „Eildienstgemeinden“, davon acht in Sachsen. Um einen Eindruck von den Index-zahlen zu vermitteln, der Preisindex für Roggen-brot (Vorkriegspreis = 1) lag am 25. Juli 1923 bei 73 624; am 22. August bei 645 000; am 24. September bei 36 948 000; am 29. Oktober bei 23 293 000 000 und am 26. November 1923 bei 1 912 000 000 000. [42] Im Dezember 1923 war er dann nicht mehr gestiegen.

Entwicklung der Berufszugehörigen und ErwerbspersonenDie Bevölkerung Sachsens und damit die Zahl der Berufszugehörigen haben sich im gesamten Untersuchungszeitraum stetig erhöht. In den vier Jahrzehnten von 1900 bis 1939 stieg die Bevölke-rung Sachsens um ein Viertel (24,5 Prozent). Be-trachtet man in Bezugnahme zu den Berufs- und Betriebszählungen den Zeitraum 1907 bis 1939, so betrug der Anstieg insgesamt 14,1 Prozent, da-runter 8,9 Prozent von 1907 bis 1925, 4,1 Prozent bis 1933 und noch einmal 0,7 Prozent bis 1939. Das heißt, das Bevölkerungswachstum hat sich in Sachsen verlangsamt. Zur Volkszählung 1939 hat-te der Freistaat Sachsen das niedrigste Wachstum gegenüber der Volkszählung von 1933 unter allen Ländern des Deutschen Reiches (Altreich nach dem Gebietsstand von 1933). Pro Jahr lag das Be-völkerungswachstum in Sachsen bei weniger als einem halben Prozent (0,44 Prozent). Die Zahl der Erwerbspersonen stieg von knapp 2,2 Millionen 1907 auf knapp 3,3 Millionen 1939 (vgl. Tab. 1 und Abb. 3). Das entspricht einem Anstieg um knapp der Hälfte (49,0 Prozent) bzw. eineinhalb Prozent jährlich im statistischen Mittel (1,53 Prozent). Für das schnellere Wachstum der Zahl der Erwerbspersonen kann man drei mögli-

0

500

1 000

1 500

2 000

2 500

3 000

3 500

1895 1907 1925 1933 1939

Abb. 3 Erwerbspersonen (Erwerbstätige und zeitweise Erwerbslose) in Sachsen 1895, 1907,1925, 1933 und 1939 nach Berufsabteilungen

Tausend Personen

0102030405060708090

100

1895 1907 1925 1933 1939

Prozent

Datenquelle: Pfütze, A.: Die Hauptergebnisse der Berufszählung vom 17. Mai 1939. In: Zeitschrift, 87./88. Jg. 1941/1942, S. 86.

Andere Berufe

,25

Handel undVerkehr

Industrie undHandwerk

Land- undForstwirtschaft

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che Begründungen anführen. Zum einen gab es Verschiebungen in der Altersstruktur (mehr Per-sonen im arbeitsfähigen Alter), zum zweiten ver-ringerte sich der Anteil der Frauen ohne Haupter-werbstätigkeit und zum Dritten waren unter den Zuwanderern eher Personen im erwerbsfähigen Alter als etwa Kinder oder Alte. StrukturänderungenDie Zahl der Berufszugehörigen in der Land- und Forstwirtschaft als auch der Anteil dieser Abtei-lung an den Berufszugehörigen insgesamt – Land-

wirtschaftsquote – ist von 1907 bis 1939 gesun-ken (vgl. Tab. 2 und Abb. 5). Damit hat sich eine Entwicklungstendenz fortgesetzt, die schon seit der Mitte des 19. Jahrhunderts zu beobachten ist (vgl. [4]). Die Landwirtschaftsquote ist stetig zurückgegangen. Für die Erwerbspersonen bzw. Erwerbstätigen gilt grundsätzlich die gleiche Aus-sage. Lediglich 1925 ist die Zahl der Erwerbsper-sonen in der Land- und Forstwirtschaft höher als zu den Zählungen davor und danach. Als Ursache ist die wirtschaftliche Not in der Zeit der Inflation anzusehen. Eine größere Zahl von Menschen hat

9,1

56,4

16,7

6,4

2,29,3

Land- und Forstwirtschaft

Industrie und Handwerk

Handel- und Verkehr

Öffentlicher Dienst und private Dienstleistungen(ohne häusliche Dienste)

Häusliche Dienste

Ohne Beruf oder Berufsangabe2)

Abb. 4 Wirtschaftsstruktur des Freistaates Sachsen 1925, 1933 und 1939 nachWIrtschaftsabteilungen (Bevölkerung1) in Prozent)

1925

8,3

50,2

18,0

7,7

1,8

14,0

1933

Land- und Forstwirtschaft

Industrie und Handwerk

Handel- und Verkehr

Öffentlicher Dienst und private Dienstleistungen(ohne häusliche Dienste)

Häusliche Dienste

Berufslose Selbstständige2)

7,5

51,116,7

8,7

1,7

14,2

1939

1) 1933 und 1939: ständige Bevölkerung (ohne Militär- und Arbeitsdienstleistende)2) Diese Berufs- bzw. Wirtschaftsabteilungen sind inhaltlich nicht genau gleich, aber näherungsweise vergleichbar.Datenquellen: Zahn, A.: Vergleichende Übersicht über die Ergebnisse der gewerblichen Betriebszählungen von 1875 bis 1925.

In: Zeitschrift, 77. Jg. 1931, S. 94 - 102;Pfütze, A.: Die Hauptergebnisse der Berufszählung am 17. Mai 1939. In: Zeitschrift, 87./88. Jg. 1941/1942, S. 80 - 101.

Land- und Forstwirtschaft

Industrie und Handwerk

Handel- und Verkehr

Öffentlicher Dienst und private Dienstleistungen(ohne häusliche Dienste)

Häusliche Dienste

Berufslose Selbstständige2)

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11,11,1

47,45,10,5

15,1

3,81,5

3,3

11,0

Land- und Forstwirtschaft

Sonstige Industrie

Handel und VerkehrVerwaltung, Heerwesen,Kirche, freie Berufe

Häusliche Dienste3)

Ohne Beruf oder Berufsangabe4)

Abb. 5 Erwerbspersonen des Freistaates Sachsen 19251), 1933 und 19392) nach Wirtschafts-abteilungen und ausgewählten Wirtschaftsgruppen (Personen in Prozent)

Gesundheitswesen und hygienische Gewerbe

Bergbau

Wasser-, Gas-, Elektrizitätsgewinnung und-versorgung

Baugewerbe einschl. Baunebengewerbe1925

9,90,9

27,4

13,12,82,6

0,6

14,2

2,7

6,8

2,8

16,3 Land- und Forstwirtschaft

Sonstige Industrie

Handel und Verkehr

Öffentlicher Dienst und private Dienstleistungen

Häusliche DiensteBerufslose Selbstständige4)

Bergbau

Wasser-, Gas-, Elektrizitätsgewinnung und-versorgung

Baugewerbe einschl. Baunebengewerbedar. Erwerbslose

dar. Erwerbslose

dar. Erwerbslose

dar. Erwerbslose

1933

9,00,9

41,7

5,00,6

15,7

7,3

2,6

17,1

1) Eine Trennung in Erwerbstätige und Erwerbslose ist in den Quellen nicht erfolgt.2) 1939: Erwerbstätige = Erwerbspersonen3) einschl. Erwerbstätigkeit ohne feste Stellung oder ohne Angabe der Betriebszugehörigkeit4) Diese Berufs- bzw. Wirtschaftsabteilungen sind inhaltlich nicht genau gleich, aber näherungsweise vergleichbar.Datenquellen: Zahn, A.: Vergleichende Übersicht über die Ergebnisse der gewerblichen Betriebszählungen von 1875 bis 1925.

In: Zeitschrift, 77. Jg. 1931, S. 94 - 102;Pfütze, A.: Die Hauptergebnisse der Berufszählung am 17. Mai 1939. In: Zeitschrift 87./88. Jg. 1941/1942, S. 80 - 101.

1939

Land- und Forstwirtschaft

Sonstige Industrie

Handel und VerkehrÖffentlicher Dienst und private Dienstleistungen

Häusliche DiensteBerufslose Selbstständige4)

Bergbau

Wasser-, Gas-, Elektrizitätsgewinnung und-versorgung

Baugewerbe einschl. Baunebengewerbe

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ihnen zur Verfügung stehende Flächen agrarisch genutzt und wurde demzufolge in Ermangelung eines anderen Erwerbszweiges statistisch zur Landwirtschaft gezählt. Sachsen war unter den größeren Flächenländern bzw. preußischen Pro-vinzen derjenige Teil des Deutschen Reiches mit dem niedrigsten Anteil der Land- und Forstwirt-schaft an den Berufszugehörigen insgesamt. Die Zahl der Berufszugehörigen in Industrie und Handwerk hat in Sachsen bereits 1907 einen sehr hohen Wert erreicht (2 719 297 Personen) und hat sich bis 1925 weiter auf 2 820 231 Perso-nen erhöht (vgl. Tab. 2). Bei den Berufszählungen 1933 und 1939 wurden diese Werte nicht mehr erreicht. Zuletzt waren es 2 652 581 Personen. Damit erreichte die Industriequote bereits 1907 knapp 60 Prozent.20) Offensichtlich war damit eine Größenordnung erreicht, die in Sachsen nicht mehr überboten werden konnte. 1925 war dieser Anteil auf reichlich 55 Prozent gesunken und er-reichte 1933 und 1939 noch einen Wert von gut 50 Prozent (vgl. Tab. 2). Betrachtet man nur die Erwerbspersonen, dann sind die gleichen Entwicklungstendenzen zu be-obachten (vgl. Tab. 1). Die jeweiligen Prozentan-teile liegen etwas niedriger, als bei den Berufs-zugehörigen insgesamt. Die Entwicklung ist auch aus Abbildung 2 zu ersehen (vgl. auch Abb. 5).Bei der Aufbereitung der Erwerbstätigkeit wur-den auch die vorrübergehend Erwerbslosen je nach ihrem bis dahin ausgeübten Beruf mit einbe-zogen. In der Zählung 1933 wurden die Erwerbs-tätigen und Erwerbslosen auch entsprechend veröffentlicht. [29] In den veröffentlichten Aufbe-reitungen der Zählung 1925 hat man diese Unter-scheidung nicht gemacht. Für die Zählung 1939 gilt die Gleichsetzung der Zahl der Erwerbsperso-nen mit der der Erwerbstätigen (vgl. Abb. 5). [37] Unter den Dienstleistungsbereichen bilden der

Handel, der Verkehr und das Gaststätten- und Be-herbergungsgewerbe die klassischen Bereiche. Später erlangte das Gesundheitswesen im wei-teren Sinne Bedeutung und wurde auch geson-dert als Wirtschaftszweig ausgewiesen. Auch das Geld-, Bank und Versicherungswesen kam hinzu. In den Berufszählungen wurden die entsprechen-den Berufe auch schon frühzeitig mit erfasst. In die gewerblichen Betriebszählungen wurden die-se Erwerbszweige aber erst nach und nach mit einbezogen, bzw. bei den einzelnen Zählungen in unterschiedlicher Weise. Mit zunehmender Bedeutung dieser Dienstleistungszweige wurde auch die Wirtschaftssystematik verfeinert. Im Handel und Verkehr lag die Zahl der Berufszu-gehörigen 1907 bei 697 279 und erhöhte sich bis 1925 auf 824 533. Das entspricht einem Zuwachs von 18,3 Prozent. Bis 1933 stieg die Zahl der Er-werbstätigen in dieser Abteilung um 13,5 Prozent auf 936 217 Personen. In der Zählung 1939 war die Zahl wieder etwas gefallen, um 7,3 Prozent auf 867 610 Personen (vgl. Tab. 2). Der Anteil des Handels und Verkehrs an den Berufszugehörigen insgesamt stieg von 15,2 Prozent 1907 auf 18,0 Prozent 1933. 1939 lag er bei 16,7 Prozent. Die Zahl der Erwerbspersonen nahm eine ähnliche Entwicklung (vgl. Tab. 1). Die Abteilung Öffentlicher Dienst und private Dienstleistungen vereinigte im Untersuchungs-zeitraum eine stetig steigende Zahl von Personen auf sich. Der Anteil dieser Abteilung an den Be-rufstätigen insgesamt hat sich ebenfalls erhöht, 1939 waren es 8,7 Prozent. Diese Entwicklung ist ein Ausdruck dafür, dass dieser Teil der Volks-wirtschaft in Sachsen und dem Deutschen Reich insgesamt stärkeren auch strukturellen Verände-rungen unterworfen war.Die Zahl der Berufszugehörigen der Abteilung Häusliche Dienste ist bis 1907 in der Tendenz

Zahl % Zahl % PS % PS %

A. Land- und Forstwirtschaft2) 103 269 x 295 410 x x x x xA. Gärtnerei

und Tierzucht 1 110 0,3 4 361 0,2 671 0,0 8 658 0,2B. Industrie und Handwerk 228 829 57,5 1 606 935 68,6 2 624 767 96,1 1 801 788 31,3C. Handel und Verkehr 131 856 33,2 529 423 22,6 67 127 2,5 3 666 589 63,7D. Öffentlicher Dienst und private

Dienstleistungen 35 891 9,0 200 820 8,6 37 671 1,4 277 758 4,8Insgesamt 397 686 100 2 341 539 100 2 730 236 100 5 754 793 100

1) zum Antrieb von Arbeitsmaschinen2) Landwirtschaftliche Betriebe werden nach der genutzten Bodenfläche bzw. Betriebsfläche abgegrenzt. Betriebe mit mindestens 0,5 ha Fläche, genutzt als Acker,

Wiese, Garten, Wald, Fischgewässer, Rebland.Datenquellen: Gerlach, O.: Die Ergebnisse der land- und forstwirtschaftlichen Betriebszählung vom 17. Mai 1939. In: In: Zeitschrift, 86. Jg., 1940, S. 23 - 111; hier: S. 24;

Gerlach, O.: Die nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstättenzählung 1939. In: In: Zeitschrift, 89. Jg., 1943, S. 60 - 181; hier: S. 64.

Tab. 5 Betriebe, Beschäftigte, Kraftmaschinenleistung und Kraftfahrzeugleistung dersächsischen Wirtschaft 1939 nach Wirtschaftsabteilungen

Kraftmaschinen-leistung1) KraftfahrzeugleistungBeschäftigte

PersonenBetriebeWirtschaftsabteilung

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fallend, es darf unterstellt werden, dass sich diese Entwicklung auch in den Folgejahren fortgesetzt hat. In der Zählung 1925 hat sich die Zahl der Be-rufszugehörigen dieses Wirtschaftszweiges mehr als verdoppelt, wobei das auch erhebungstech-nisch bedingt ist. Danach setzt sich die rückläufi-ge Entwicklung fort (vgl. Tab. 2).Die Dienstleistungsbereiche zusammen ver-einigten von 1907 bis 1933/1939 eine wachsen-de Zahl von Berufszugehörigen auf sich. Von 1 375 241 Personen stieg ihre Zahl auf 2 154 381 Personen 1933. Im Jahr 1939 lag dieser Wert nur geringfügig niedriger bei 2 144 550 Personen. Im Untersuchungszeitraum hat sich die Zahl der Berufszugehörigen der Dienstleistungsbereiche um die Hälfte erhöht (56 Prozent). Pro Jahr ent-spricht das einem durchschnittlichen Wachstum von knapp zwei Prozent (1,8 Prozent). Bei dieser Berechnung sind die berufslosen Selbstständigen quasi als Restposten mit einbezogen worden, wo-bei die Zuordnung zu den Dienstleistungsberei-chen zumindest anzuzweifeln ist. (Berufslose las-sen sich unter Berufsgesichtspunkten eben nicht zuordnen.) Im Jahr 1939 entfielen ohne die berufslosen Selbstständigen 1 407 958 Personen als Berufs-

zugehörige auf die Dienstleistungsbereiche. Der Anteil an den Berufszugehörigen insgesamt lag bei 41,3 Prozent. Der Freistaat Sachsen war sei-ner Wirtschaftsstruktur nach ein Industrie-Dienst-leistungs-Land.

Zur Wirtschafts- und Sozialstruktur Sachsens in den 1930er Jahren

Stellung in Deutschland [29]Bei der Auswertung der Volks-, Berufs- und Be-triebszählung vom Jahr 1933 beginnt Felix Burk-hardt seine Ausführungen zur Volks- als auch Berufszählung mehrfach mit dem Punkt „Die Son-derstellung Sachsens“. [29, S. 5, 9, 67, 69] Sach-sen war mit knapp 350 Einwohnern je Quadrat-kilometer (EW/km²) nach dem Saarland das am dichtesten besiedelte Flächenland des Deutschen Reiches (rund 140 EW/km²). Weiterhin ist das Verhältnis von Stadt- und Land-bevölkerung zueinander in Sachsen in überdurch-schnittlichem Maße hin zur Stadt bzw. Gemein-den mit 2 000 und mehr Einwohnern verschoben. In Landgemeinden bis 2 000 Einwohnern lebte in Sachsen reichlich ein Fünftel der Bevölkerung

0 10 20 30 40 50 60 70

Übrige

Optik u. Feinmechanik

Steine u. Erden

Druck- u. Vervielfältigungsgewerbe

Elektrotechnik

Leder- u. Linoleumindustrie

Maschinen-, Stahl- u. Fahrzeugbau

H. v. Musikinstrumenten u. Spielwaren

Papierindustrie

H. v. Eisen-, Stahl- u. Metallwaren

Holz- u. Schnitzstoffgewerbe

Bau- u. Baunebengewerbe

Nahrungs- u. Genußmittelgewerbe

Bekleidungsgewerbe

Textilindustrie

1939

1933

Abb. 6 Struktur und Entwicklung1) der Zahl der Betriebe in Industrie und Handwerk desFreistates Sachsen 1933 und 1939

1) Die Daten beider Zählungen wurden zur Ermittlung der Bestandsveränderungen teilweise durch systematische Umstellungen vergleichbargemacht. Sie weichen von den jeweiligen originalen Zählungsergebnissen ab. Vgl. Datenquelle, S. 64, Fußnote 1)

Datenquelle: Gerlach, O.: Die nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstättenzählung 1939. In: In: Zeitschrift, 89. Jg., 1943, S. 60 - 181; hier: S. 65

Tausend

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(1933: 22 Prozent), im deutschen Durchschnitt war es ein Drittel (1933: 33 Prozent). Geringere Anteile unter den Flächenländern und Flächen-landesteilen hatten nur die preußischen Provin-zen Westfalen, Rheinprovinz und Oldenburg.21) In Großstädten (mit 100 000 und mehr Einwohnern) lebten in Sachsen 35 Prozent und im deutschen Mittel 30 Prozent der Bevölkerung. Auch hier wur-de Sachsen nur von der Rheinprovinz übertroffen. Für die mittleren Gemeindegrößenklassen war das Bild differenzierter. Der Anteil Sachsens in den Größenklassen von 2 000 bis unter 5 000 Ein-wohner und 5 000 bis unter 20 000 Einwohner lag ebenfalls über dem Durchschnitt im Deutschen Reich. Dafür war der Anteil der Bevölkerung in

der Gemeindegrößenklasse von 20 000 bis unter 100 000 Einwohner unterdurchschnittlich. Diese Verteilung der Bevölkerung erklärt sich aus dem überdurchschnittlichen Industrialisierungs-grad Sachsens. Mitte der 1930er Jahre (1933) lag der Anteil der Industrie (Industriequote) an den Erwerbspersonen insgesamt im Deutschen Reich bei 40 Prozent und in Sachsen bei knapp 57 Pro-zent. Auf Sachsen folgten die Provinz Westfalen mit 52 Prozent und Thüringen mit 50 Prozent. Dementsprechend war der Anteil der Land- und Forstwirtschaft (Landwirtschaftsquote) an den Erwerbspersonen in Sachsen mit 12 Prozent am niedrigsten – hier ohne die großstädtischen Lan-desteile.21) Zum Vergleich: Rheinprovinz 19 Pro-

9,6

52,2

14,6

1,32,3

7,3

12,6Groß-, Ein- u.Ausfuhrhandel

Einzelhandel

Verlagswesen,Vermittlungu. Werbung

Geld-, Bank- u.BörsenwesenVersicherungswesen

Nachrichten- u.Verkehrswesen

Gaststättenwesen

Abb. 7 Betriebe und Erwerbstätige in Handel und Verkehr des Freistates Sachsen 1939nach Wirtschaftsgruppen (Anteil in Prozent)

Betriebe Erwerbstätige

Datenquelle: Gerlach, O.: Die nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstättenzählung 1939. In: In: Zeitschrift, 89. Jg., 1943, S. 60 - 181; hier: S. 65.

131 856

16,0

23,5

7,13,94,0

38,8

6,8

335 898

9,9

1,1

12,0

27,120,1

20,4

2,27,1

Führung, Verwaltung,ParteiWirtschafts- u.SozialorganisationWirtschafts- u. Rechts-beratung, Vermögens-verwaltung u.InteressenvertretungKultur, Bildung,Unterricht u. Erziehung

Volks- u. Wohlfahrtspflege,Gesundheitswesen u.hygienische Gewerbe

FriseurgewerbeVeterinärwesen

Abb. 8 Betriebe und Erwerbstätige im Öffentlichen Dienst und den privaten Dienstleistungendes Freistates Sachsen 1939 nach Wirtschaftsgruppen (Anteil in Prozent)

Betriebe

Datenquelle: Gerlach, O.: Die nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstättenzählung 1939. In: Zeitschrift, 89. Jg., 1943,S. 60 - 181; hier: S. 65.

35 891

darunterFreie Berufe derGesundheitspflege

Übrige

34,8

2,75,9

24,4

6,3

9,3

0,5

16,0

200 820

Erwerbstätige

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zent, Westfalen 20 Prozent und Thüringen 26 Pro-zent. Bei der Handelsquote lag Sachsen mit 20 Prozent nur wenig über dem deutschen Mittel von reichlich 18 Prozent. Hier führten natürlich die Stadtstaaten Hamburg (46 Prozent), Bremen (42 Prozent) und Lübeck (33 Prozent) sowie die Stadt Berlin (32 Prozent) die Reihenfolge an.Sachsen ist nicht nur allgemein stärker industriali-siert als die anderen Flächenländer, hier konzen-triert sich auch eine Reihe von Industriezweigen, in denen traditionell der Anteil der Frauen unter den Erwerbstätigen sehr hoch ist: Textilindustrie, Bekleidungsgewerbe, Teile der Nahrungsmittelin-dustrie und verschiedener Leichtindustrien. Das hat dazu geführt, dass unter den Zuwanderern in bestimmten Zeitabschnitten die Frauen überwo-gen. Die zugewanderten Frauen waren weiterhin häufig in einem Alter von 14 bis unter 21 Jahren. Sie arbeiteten entweder in der Industrie oder im Häuslichen Dienst und ersetzten dort die säch-sischen Frauen, die sich einen in der Regel hö-heren Verdienst in der Industrie gesucht hatten. Damit bewirkte die sächsische Industriestruktur auch einen hohen Frauenüberschuss in der Be-völkerung. 1933 kamen auf 100 Männer im Deut-schen Reich 106 Frauen, in Sachsen 109 und in Niederschlesien 110.

Betriebsstruktur 193922)

Die Betriebszählung im Jahr 1939 war die erste Arbeitsstättenzählung in Deutschland. Bis 1933 wurde die „gewerbliche Wirtschaft“ befragt (Nichtlandwirtschaftliche Gärtnerei und Tier-zucht, Industrie und Handwerk sowie Handel und Verkehr). 1939 sind erstmals auch alle Büros, Be-hörden, Verwaltungen und freien Berufe befragt worden. Einbezogen waren alle nichtlandwirt-schaftlichen Arbeitsstätten, in denen zum Erhe-bungszeitpunkt mindestens eine Person haupt- oder nebenberuflich tätig war. [39, S. 60] Im Jahr 1939 wurden 397 686 Betriebe gezählt. Mit 58 Prozent entfiel der größte Teil auf Industrie und Handwerk und ein Drittel auf Handel und Verkehr (vgl. Tab. 5). Der Bestand der Betriebe (ohne öf-fentlicher Dienst und private Dienstleistungen) er-höhte sich seit 1933 um 8,8 Prozent, darunter in Industrie und Handwerk um ein Viertel. Den Bestand und die Veränderung der Betriebs-zahlen innerhalb der Industrie zeigt Abbildung 6. Die sehr hohen Betriebszahlen in der Textilindus-trie und im Bekleidungsgewerbe sind auf das hier weit verbreitete Hausgewerbe (Heimarbeit) zu-rückzuführen. Das Nahrungs- und Genussmittel-gewerbe, das Bau- und Baunebengewerbe sowie das Holz- und Schnitzstoffgewerbe war überwie-

0 100 200 300 400

Kautschuk- u. Asbestverarb. Industrie

Leder- u. Linoleumindustrie

H. v. Musikinstrumenten u. Spielwaren

Wasser-, Gas- u.…

Metallhütten- u. -halbzeugwerke

Optik u. Feinmechanik

Bergbau

Chemische Industrie

Eisen- u. Stahlgewinnung

Druck- u. Vervielfältigungsgewerbe

Elektrotechnik

Steine u. Erden

Papierindustrie

Holz- u. Schnitzstoffgewerbe

H. v. Eisen-, Stahl- u. Metallwaren

Nahrungs- u. Genußmittelgewerbe

Bekleidungsgewerbe

Bau- u. Baunebengewerbe

Maschinen-, Stahl- u. Fahrzeugbau

Textilindustrie

1939

1933

1) Die Daten beider Zählungen wurden zur Ermittlung der Bestandsveränderungen teilweise durch systematische Umstellungen vergleichbargemacht. Sie weichen von den jeweiligen originalen Zählungsergebnissen ab. Vgl. Datenquelle, S. 64, Fußnote 1)

Datenquelle: Gerlach, O.: Die nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstättenzählung 1939. In: In: Zeitschrift, 89. Jg., 1943, S. 60 - 181; hier: S. 65

Tausend Personen

Abb. 9 Struktur und Entwicklung1) der Erwerbstätigen in Industrie und Handwerk desFreistates Sachsen 1933 und 1939

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gend handwerklich organisiert, so dass auf die ersten fünf Industriebereiche rund vier Fünftel (80,8 Prozent) aller Industriebetriebe entfallen.Die Interpretation der Betriebszahlen und ihrer Veränderungen im Zeitverlauf ist schwierig. Ei-nerseits herrscht generell eine Tendenz hin zu „größeren“ Betrieben (s. w. u.). Andererseits gibt es zahlreiche Ein-Mann-Betriebe, manche sogar ohne feste Arbeitsstätte. Das heißt, diese Perso-nen üben als Selbstständige eine (irgendwie ge-artete) Tätigkeit aus, etwa dass sie diese Tätigkeit

bei ihren Kunden ausüben oder ähnliches. Von den gut 130 000 Betrieben in Handel und Verkehr entfallen reichlich drei Viertel auf den Handel, allein mehr als die Hälfte auf den Ein-zelhandel, 13 Prozent auf das Gaststättenwesen, sieben Prozent auf Nachrichtenübermittlung und Verkehr sowie gut drei Prozent auf Geld-, Bank-, Börsen- und Versicherungswesen (vgl. Abb. 7). Innerhalb der Wirtschaftsabteilung Öffentlicher Dienst und private Dienstleister mit zusammen knapp 36 000 Betrieben entfiel jeweils rund die

Anzahl Anteil in % Anzahl Anteil in % PS Anteil in %

355 194 89,3 600 687 25,7 205 474 7,5daruntermit 1 Person 217 622 54,7 217 622 9,3 39 384 1,4

2 - 5 Personen 137 572 34,6 383 065 16,4 166 090 6,136 432 9,2 517 716 22,1 391 177 14,36 060 1,5 1 223 136 52,2 2 133 585 78,2darunter

mit über 1 000 Personen 148 0 283 572 12,1 777 278 20,8397 686 100 2 341 539 100 2 730 236 100

203 572 89,0 314 990 19,6 181 982 6,9daruntermit 1 Person 146 065 63,8 146 065 9,1 34 841 1,3

2 - 5 Personen 57 507 25,1 168 925 10,5 147 141 5,620 725 9,1 306 313 19,1 347 494 13,2

4 532 2,0 985 632 61,3 2 095 291 79,8daruntermit über 1 000 Personen 127 0,1 254 552 15,8 774 622 29,5Insgesamt 228 829 100 1 606 935 100 2 624 767 100

120 355 91,3 227 073 42,9 18 012 26,8daruntermit 1 Person 54 862 41,6 54 862 10,4 3 739 5,6

2 - 5 Personen 65 493 49,7 172 211 32,5 14 273 21,310 529 8,0 134 474 25,4 25 356 37,8

972 0,7 167 876 31,7 23 769 35,4daruntermit über 1 000 Personen - x -. x - xInsgesamt 131 856 100 529 423 100 67 127 100

30 287 84,4 44 384 22,1 5 232 13,9daruntermit 1 Person 16 177 45,1 16 177 8,1 763 2,0

2 - 5 Personen 14 110 39,3 28 207 14,0 4 469 11,95 058 14,1 75 348 37,5 17 984 47,7

546 1,5 81 088 40,4 14 455 38,4daruntermit über 1 000 Personen 1 0 1 095 0,5 402 1,1Insgesamt 35 891 100 200 820 100 37 671 100

Mittelbetriebe (6 bis 50 Personen)Großbetriebe (über 50 Personen)

Insgesamt

Kleinbetriebe (1 - 5 Personen)

Mittelbetriebe (6 bis 50 Personen)

Großbetriebe (über 50 Personen)

Kleinbetriebe (1 - 5 Personen)

1) zum Antrieb von Arbeitsmaschinen2) Die Differenz entfällt auf die Abteilung Nichtlandwirtschaftlicher Gärtnerei und Tierzucht.Datenquelle: Gerlach, O.: Die nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstättenzählung 1939. In: In: Zeitschrift, 89. Jg., 1943, S. 60 - 181; hier: S. 67 - 70.

Tab. 6 Betriebe und Beschäftigte der sächsischen Wirtschaft 1939 nach Wirtschafts-abteilungen und Größenklassen

GrößenklasseBetriebe Erwerbstätige Leistung der Kraftmaschinen1)

Wirtschaft insgesamt2)

Industrie und Handwerk

Handel und Verkehr

Kleinbetriebe (1 - 5 Personen)

Mittelbetriebe (6 bis 50 Personen)Großbetriebe (über 50 Personen)

Öffentlicher Dienst und private Dienstleister

Kleinbetriebe (1 - 5 Personen)

Großbetriebe (über 50 Personen)Mittelbetriebe (6 bis 50 Personen)

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Hälfte auf den Öffentlichen Dienst (öffentliche Verwaltung, Wirtschafts- und Sozialorganisatio-nen, Wirtschafts- und Rechtsberatung usw., Kul-tur, Bildung, Unterricht und Erziehung) und auf die privaten Dienstleister (Volks- und Wohlfahrtspfle-ge, Gesundheitswesen und hygienische Gewer-be). Unter den letzteren waren allein jeweils gut 7 000 Friseurgewerbe und freie Berufe der Ge-sundheitspflege (vgl. Abb. 8).

Erwerbstätigenstruktur 1939Im Jahr 1939 wurden in Sachsen 2 341 539 be-schäftigte Personen (Erwerbstätige) ermittelt (ohne Land- und Forstwirtschaft). Der weitaus größte Teil von 69 Prozent war in Industrie und Handwerk tätig (vgl. Tab. 5). Bei der Beschreibung, wieviel Personen in der Landwirtschaft tätig waren, sind bestimmte Be-sonderheiten dieses Wirtschaftszweiges zu beachten. Es wurden 295 410 Erwerbstätige ausgewiesen (Selbstständige, mithelfende Famili-enangehörige, Beamte und Angestellte sowie Ar-beiter). Bezogen auf die Gesamtzahl der Erwerbs-tätigen in Sachsen waren das rund elf Prozent. Die Verteilung der Erwerbstätigen in der Industrie auf die Industriebereiche zeigt Abbildung 9. Die Industriebereiche, die bei den Betriebszahlen das Ranking anführen, sind auch wieder bei den Er-werbstätigen vorn zu finden.

An der Spitze steht die Textilindustrie mit über 390 000 Erwerbstätigen. Das entspricht rund ei-nem Viertel der Erwerbstätigen in Industrie und Handwerk. Die führende Stellung Sachsens in-nerhalb des Deutschen Reiches bei diesem In-dustriebereich wurde beibehalten.Auffällig ist das starke Wachstum der Erwerbstä-tigenzahl in Maschinen-, Stahl- und Fahrzeugbau gegenüber 1933. Hier hat sich der Personalbe-stand verdreifacht, was im Wesentlichen auf die Erfordernisse der Kriegswirtschaft zurückgeht. –Vergleiche auch die Wachstumsraten bei den Metallhütten- und -halbzeugwerken (490 Prozent) oder in der Eisen- und Stahlgewinnung (200 Pro-zent). Auf den Handel und Verkehr entfielen rund 335 000 Erwerbstätige. Das war weniger als allein die Textilindustrie auf sich vereinigte. Auffallend ist, dass der Verkehr mit knapp 40 Prozent der Erwerbstätigen dieser Wirtschaftsabteilung einen deutlich höheren Anteil auf sich vereinigt als bei den Betrieben. Auf den Handel entfällt weniger als die Hälfte (47 Prozent) auf das Gaststättenwesen sieben Prozent (vgl. Abb. 7). Beim Öffentlichen Dienst und den privaten Dienstleistern lag der Anteil der öffentlichen Ver-waltung mit gut einem Drittel ebenfalls über dem Anteil bei den Betrieben. Verwaltungsdienststel-len sind auch häufig größer und haben mehr Be-

männlich weiblich männlich weiblich männlich weiblich männlich weiblich

Selbstständige 126 017 155 529 110 026 85 206 30 585 11 518 267 748 252 691Eigentümer, Miteigentümer, Pächter 110 013 21 633 90 758 31 557 20 668 5 564 222 370 58 816Leiter von Hausgewerbe- oder

Heimarbeiterbetrieben 4 980 93 505 - - 2 39 4 982 93 544Direktoren, sonstige Leiter 6 264 700 11 548 2 750 9 479 1 006 27 418 4 467mithelfende Familienangehörige 4 760 39 691 7 720 50 899 436 4 909 12 978 95 864

Beamte 1 530 32 45 239 2 755 50 789 5 244 97 632 8 032Angestellte 107 617 46 861 63 916 65 766 32 346 24 963 203 985 137 618

Büro- und kaufmännische Angestellte(ohne Lehrlinge) 55 856 36 726 51 590 52 854 22 102 16 580 129 573 106 184

kaufmännische und Bürolehrlinge 8 404 7 092 8 767 12 225 1 391 1 536 18 569 20 855technische Angestellte 43 357 3 043 3 559 687 8 853 6 847 55 843 10 579

Gehilfen und Arbeiter (ohne Lehrlinge) 804 749 364 600 116 717 39 798 23 483 21 892 947 215 426 618gelernte Facharbeiter u. Betriebs-

handwerker 339 128 19 723 26 883 4 280 8 527 3 436 375 307 27 441angelernte Facharbeiter(Spezialarbeiter) 217 902 205 284 36 301 6 787 5 805 2 051 260 373 214 160

sonstige Arbeiter (Hilfsarbeiter) 169 954 135 999 51 773 28 265 7 843 15 261 230 695 179 812Fabrik- und Handwerkslehrlinge 77 765 3 594 1 760 466 1 308 1 144 80 840 5 205Insgesamt 1 039 913 567 022 335 898 193 525 137 203 63 617 1 516 580 824 959

Insgesamt

Tab. 7 Erwerbstätige in der sächsischen Wirtschaft nach Wirtschaftsbereichen, der Stellung imBeruf und Geschlecht

Datenquelle: Gerlach, O.: Die nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstättenzählung 1939. In: Zeitschrift, 89. Jg., 1943, S. 60 - 181.

Industrie und Handwerk Handel und Verkehr Öffentlicher Dienst undprivate DienstleisterStellung im Beruf

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dienstete. Umgekehrt sind die Anteilsgrößen zum Beispiel bei den Friseuren oder Freien Berufen der Gesundheitspflege, die stark kleinbetrieblich organisiert sind (vgl. Abb. 8).

Kraftmaschinen- und KraftfahrzeugleistungIn den 1930er Jahren gewannen Motoren zum Antrieb von Maschinen eine immer größere Be-deutung. 1939 waren in Sachsen in knapp einem Drittel aller Betriebe in Industrie und Handwerk Motoren zum Antrieb von Arbeitsmaschinen ins-talliert. Ihre Leistung lag bei 2 624 767 PS (vgl. Tab. 5). Ein Fünftel waren Wind-, Wasser- und Wärmekraftmaschinen und vier Fünftel Elek-tromotoren. Der Motorisierungsgrad ist in der Schwerindustrie am höchsten und in Bereichen der Leichtindustrie am niedrigsten. Von 1933 bis 1939 erhöhte sich die Motorleistung in der Indus-trie um gut 40 Prozent. Den höchsten Zuwachs hatten die Elektromotoren. Damals hatte nicht jede Maschine ihren eigenen Motorantrieb, wie das heute üblich ist, sondern eine Kraftquelle betrieb häufig mehrere Arbeitsmaschinen, wobei die Kraft über Transmissionssysteme übertragen wurden.Knapp zwei Drittel der vorhandenen Kraftfahr-zeugleistung entfiel 1939 auf den Handel und Verkehr (Lastkraftwagen, Busse und Personen-kraftwagen) knapp ein Drittel auf Industrie und Handwerk (vgl. Tab. 5). In Industrie und Handwerk verfügten rund 15 Prozent der Betriebe über ein Landkraftfahrzeug und in Handel und Verkehr gut ein Viertel.

Größenklassenstruktur 1939Ende der 1930er Jahre war die Wirtschaft des Freistaates Sachsen noch deutlich von einem Nebeneinander kleiner und größerer Betriebe gekennzeichnet (vgl. Tab. 6). Kleinbetriebe über-wogen in der schieren Anzahl, in Teilen der Wirt-schaft aber auch in ihrem Anteil an der jeweiligen Betriebszahl. Fast 90 Prozent aller Betriebe wa-ren Kleinbetriebe mit bis zu 5 beschäftigten Per-sonen, mehr als die Hälfte sogar Ein-Personen-Betriebe. In Industrie und Handwerk war ihr Anteil mit fast zwei Dritteln sogar besonders hoch. In den Kleinbetrieben war aber nur gut ein Vier-tel (25,7 Prozent) der Personen beschäftigt, in In-dustrie und Handwerk sogar nur ein Fünftel (19,6 Prozent), dafür in Handel und Verkehr ein etwa doppelt so hoher Anteil (42,9 Prozent). Im Öffent-lichen Dienst und bei den privaten Dienstleistern war der Anteil der Erwerbstätigen in Kleinbetrie-ben mit 28,6 Prozent eher durchschnittlich.Die Großbetriebe – man beachte immer, dass die-se Größenklasse mit 51 Personen einsetzte – hat-ten lediglich einen Anteil von bis zu zwei Prozent an der Gesamtzahl aller Betriebe. Auf sie entfiel

jedoch mehr als die Hälfte der Erwerbstätigen (52,2 Prozent), in Industrie und Handwerk sogar über 60 Prozent (61,3 Prozent). Auch knapp vier Fünftel der Leistung der Kraftmaschinen (Moto-ren) zum Antrieb von Arbeitsmaschinen konzent-rierte sich in den Großbetrieben (vgl. Tab. 6).

Stellung im Beruf (Sozialstruktur)Die Stellung im Beruf ist dasjenige Merkmal, mit dem in den Berufs- und Betriebszählungen die so-ziale Stellung der in den Betrieben Beschäftigten (Erwerbstätigen) bzw. auch der Berufszugehöri-gen insgesamt erfasst wurde. Die Hauptgliede-rung erfolgt nach Selbstständigen, Beamten, An-gestellten und Arbeitern. Außer bei den Beamten erfolgen weitere Untergliederungen (vgl. Tab. 7). Demnach waren 59 Prozent der Erwerbstätigen Arbeiter, 22 Prozent Selbstständige, 15 Prozent Angestellte und 4,5 Prozent Beamte. Diese An-teile unterscheiden sich sowohl nach dem Ge-schlecht als auch nach den Wirtschaftszweigen. Bei den männlichen Arbeitern lag der Anteil an der Gesamtzahl der männlichen Erwerbstätigen bei gut 62 Prozent und bei den männlichen Be-amten bei 6,5 Prozent, in beiden Fällen höher als bei den Erwerbstätigen insgesamt. Dafür war der Anteil der männlichen Selbstständigen mit 18 Prozent unterdurchschnittlich und der weib-lichen Selbstständigen mit 31 Prozent deutlich überdurchschnittlich. Am Beispiel der Selbstständigen soll hier ein-mal etwas ins Detail gegangen werden. Der Ge-schlechterproporz ist mit 268 000 Männern zu 253 000 Frauen (51 : 49) nahezu ausgeglichen. Allerdings konzentrieren sich die weiblichen Selbstständigen auf den Bereich Leiter von Haus-gewerbe- und Heimarbeiterbetrieben (95 Prozent) oder es sind mithelfende Familienangehörige (88 Prozent). Damit gehören sie auch zu den Selbst-ständigen mit den niedrigsten Einkommen. Dage-gen ist der Frauenanteil bei den Direktoren und sonstigen Leitern (14 Prozent) bzw. Eigentümern, Miteigentümern und Pächtern (21 Prozent) sehr niedrig.

Zusammenfassung und AusblickDie Gewerbezählungen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts belegen, dass sich die Wirt-schaftsstruktur Sachsens von der der meisten anderen deutschen Flächenländer oder größe-ren preußischen Provinzen unterscheidet. Der Anteil der Land- und Forstwirtschaft, Fischerei ist gemessen an der Bevölkerung (den Berufszu-gehörigen) als auch den Erwerbspersonen bzw. Erwerbstätigen weiter rückläufig. Der Anteil der Industrie – im modernen Sprachgebrauch würde man Produzierendes Gewerbe formulieren müs-

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sen – steigt nicht weiter, weil der hohe absolute Zuwachs in den Dienstleistungsbereichen dazu führt, dass sich deren Anteil auch entsprechend erhöht. Eine Reihe von Industrien konzentriert sich ganz stark in Sachsen (z. B. Textilindustrie). Um das Bild des wirtschaftlichen Aufschwunges nach 1933 bis zur Arbeitsstättenzählung 1939, wie es die amtliche Statistik zeichnet, werten zu können, muss man berücksichtigen, dass viele wirtschaftslenkende Maßnahmen zur Vorberei-tung auf den Zweiten Weltkrieg getroffen worden waren (z. B. Autarkiebestrebungen). Erwähnt sei-en in diesem Zusammenhang die zum Teil extre-men Wachstumsraten einiger Industriebereiche im Vergleich zu 1933. Die in den Ergebnisveröffentlichungen der amt-lichen Statistik 1939 vorgenommene Gleichset-zung von Erwerbspersonen und Erwerbstäti-gen, das heißt es gab faktisch nur ganz wenige Erwerbslose, wurde nur infolge von Lenkungen durch staatliche und Parteidienststellen möglich. Eine Fortsetzung der Untersuchung der Wirt-schaftsstruktur Sachsens kann zum einen in einer ausführlicheren Betrachtung der Industriezweige und zum anderen in einer Darstellung der regio-nalen Strukturen bestehen.

Literatur- und Quellenverzeichnis:[1] Oettel, A.: Zur Entwicklung der Gewerbetätigkeit in Sach-

sen im Spiegel der Statistik seit der Mitte des 19. Jahr-hundert. In: Statistik in Sachsen, 4/2010, S. 44.

[2] Oettel, A.: Gewerbezählung 1849 in Sachsen – Oder: Wie wurde das eigentlich gemacht? (Teil 1). In: Statistik in Sachsen, 4/2010, S. 45 - 52.

[3] Oettel, A.: Gewerbezählung 1849 in Sachsen – Struktur der Wirtschaft (Teil 2). In: Statistik in Sachsen, 3/2011, S. 53 – 63.

[4] Oettel, A.: Gewerbezählungen in Sachsen in der 2. Hälfte des 19. Jahrhundert – Struktur der Wirtschaft (Teil 3). In: Statistik in Sachsen, 4/2011, S. 67 – 77.

[5] [Engel, E.:] Die Bevölkerung des Königreichs nach Be-rufs- und Erwerbsklassen und Resultate der Gewerbs-Geographie und Gewerbs-Statistik von Sachsen. In: Statistische Mitteilungen aus dem Königreich Sachsen. N.F., 3. Lieferung, Dresden 1854.

[6] Die Bevölkerung des Königreiches Sachsen nach ihrer Beschäftigung und ihrem Gewerbe. In: Zeitschrift, 9. Jg., 1863, S. 45 - 68.

[7] Die Bevölkerung des Königreiches Sachsen nach ihrer Beschäftigung und ihrem Gewerbe. (Fortsetzung und Schluß). In: Zeitschrift, 9. Jg., 1863, S. 69 - 92.

[8] Würzburger, E.: Die Berufs- und Betriebszählung vom 12.

Juni 1907. Erster Teil. In: Zeitschrift, 55. Jg., 1909, S. 1 – 107.

[9] Pfütze, A.: Die Berufs- und Betriebszählung vom 12. Juni 1907. Zweiter Teil. In: Zeitschrift, 56. Jg., 1910, S. 1 – 133.

[10] Pfütze, A.: Die Berufs- und Betriebszählung vom 12. Juni 1907. Dritter Teil. In: Zeitschrift, 56. Jg., 1910, S. 210 – 238.

[11] Pfütze, A.: Erläuterungen zu den Ergebnissen der Be rufszählung vom 12. Juni 1907. In: Zeitschrift, 56. Jg., 1910, S. 238 – 266.

[12] Pfütze, A.: Erläuterungen zu den Ergebnissen der Be-rufs- und Betriebszählung vom 12. Juni 1907. (Fortset-zung) In: Zeitschrift, 56. Jg., 1911, S. 239 – 297.

[13] Krebs, W.: Das Hausgewerbe nach den Berufs- und Betriebszählungen von 1882, 1895 und 1907. In: Zeit-schrift, 56. Jg. 1911, S. 297 – 351.

[14] Die gewerbliche Betriebszählung vom Jahre 1917. In: Zeitschrift, 64./65. Jg. 1918/1919, S. 352 – 353.

[15] Pfütze, A.: Die Volks-, Berufs- und Betriebszählung vom 16. Juni 1925. Vorläufige Ergebnisse und Vorbe-merkungen vom Herausgeber. In: Zeitschrift, 70./71. Jg. 1924/1925, S. 1 – 6.

[16] Zahn, A.: Die Berufszählung vom 16. Juni 1925. In: Zeit-schrift, 72./73. Jg. 1926/1927, S. 80 – 162.

[17] Zahn, A.: Die gewerbliche Betriebszählung vom 16. Juni 1925. In: Zeitschrift, 72./73. Jg. 1926/1927, S. 246 – 289.

[18] Walther, F. H.: Die sächsische Papierindustrie nach der Betriebszählung vom 16. Juni 1925. In: Zeitschrift, 72./73. Jg. 1926/1927, S. 290 – 294.

[19] Walther, F. H.: Die sächsische Vigognespinnerei nach der Betriebszählung vom 16. Juni 1925. In: Zeitschrift, 72./73. Jg. 1926/1927, S. 294 – 296.

[20] Wohlfahrt, O.: Die Ergebnisse der land- und forstwirt-schaftlichen Betriebszählung vom 16. Juni 1925. In: Zeitschrift, 74./75. Jg. 1928/1929, S. 193 – 215.

[21] Zahn, A.: Die gewerbliche Betriebszählung vom 16. Juni 1925 nach technischen Betriebseinheiten. In: Zeit-schrift, 74./75. Jg. 1928/1929, S. 216 – 247.

[22] Walther, F. H.: Die sächsische Textilindustrie. In: Zeit-schrift, 74./75. Jg. 1928/1929, S. 248 – 279.

[23] Herrmann, H.: Die sächsische Zigarrenindustrie nach der gewerblichen Betriebszählung vom 16. Juni 1925. In: Zeitschrift, 74./75. Jg. 1928/1929, S. 480 – 481.

[24] Lommatzsch, G.: Das Sägemühlengewerbe nach der Betriebszählung vom 16. Juni 1925. In: Zeitschrift, 74./75. Jg. 1928/1929, S. 482 – 484.

[25] Zahn, A.: Die berufliche und soziale Gliederung der sächsischen Bevölkerung in sämtlichen Städten und in Gemeinden mit über 5000 Einwohnern. In: Zeitschrift, 76. Jg. 1930, S. 61 – 78.

[26] Zahn, A.: Die gewerblichen Unternehmen in Sachsen, ihre Rechtsformen und ihre betriebswirtschaftliche Ver-flechtung. In: Zeitschrift, 76. Jg. 1930, S. 78 – 86.

[27] Zahn, A.: Vergleichende Übersicht über die Ergebnisse der gewerblichen Betriebszählungen von 1875 bis 1925.

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In: Zeitschrift, 77. Jg. 1931, S. 94 – 102.[28] Pfütze, A.: Die Volks-, Berufs- und Betriebszählung

vom 16. Juni 1933. Vorläufige Zählungsergebnisse für den Freistaat Sachsen. Mit Vorbemerkungen. In: Zeit-schrift, 78./79. Jg. 1932/1933, S. 1 – 8.

[29] Burkhardt, F.: Die Ergebnisse der Volks- und Berufszäh-lung 1933. In: Zeitschrift, 80./81. Jg. 1934/1935, S. 2 - 71.

[30] Wohlfahrt, O.: Die Ergebnisse der land- und forstwirt-schaftlichen Betriebszählung vom 16. Juni 1933. In: Zeitschrift, 80./81. Jg. 1934/1935, S. 71 – 112.

[31] Zahn, A.: Die gewerbliche Betriebszählung vom 16. Juni 1933. In: Zeitschrift, 80./81. Jg. 1934/1935, S. 113 – 267.

[32] Zahn, A.: Die Standorte des Gewerbes in Sachsen. In: Zeitschrift, 82. Jg. 1936, S. 125 – 163.

[33] Hoffmann, G.: Die Volks- Berufs- und Betriebszählung vom 17. Mai 1939. In: Zeitschrift, 83./84. Jg. 1937/1938, S. 1 - 2.

[34] Winkler, F.: Die Vorarbeiten zur Volks-, Berufs- und Betriebszählung vom 17. Mai 1939 in Sachsen. In: Zeit-schrift, 83./84. Jg. 1937/1938, S. 2 - 15.

[35] Hoffmann, G.: Die endgültigen Ergebnisse der Volks- Berufs- und Betriebszählung vom 17. Mai 1939. In: Zeit-schrift, 86. Jg. 1940, S. 1 – 22.

[36] Pfütze, A.: Die Ergebnisse der land- und forstwirtschaft-lichen Betriebszählung vom 17. Mai 1939. In: Zeitschrift 86. Jg. 1940, S. 23 – 111.

[37] Pfütze, A.: Die Hauptergebnisse der Berufszählung am 17. Mai 1939. In: Zeitschrift 87./88. Jg. 1941/1942, S. 80 – 101.

[38] Die sächsische Gemeindestatistik. In: Zeitschrift 87./88. Jg. 1941/1942, S. 101 – 215.

[39] Gerlach, O.: Die nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten-zählung 1939. In: In: Zeitschrift, 89. Jg., 1943, S. 60 – 181.

[40] Gerlach, O.: Die Standorte des Gewerbes in Sachsen. In: Zeitschrift, 89. Jg., 1943, S. 214 – 269.

[41] Gömmel, R.: Deutsche Wirtschaft und Wirtschafts-politik 1914 – 1945. Universität Regensburg, http://www-wiwi.uni - regensburg.de/ images/ inst itute/an-gegl ieder t /goemmel /Deutsche_Wir tschaf t _und_Wirtschaftspolitik_1914-1945-komplette_Vorlesung.pdf

[42] Richter, J.: Indexziffern der Lebenshaltungskosten. In: Zeitschrift, 69. Jg., 1923, S. 178 – 180.

Anmerkungen:

1) Die erste Berufs- und Gewerbezählung in Sachsen war unter der Leitung von Ernst Engel mit der Volkszählung von 1849 verbunden. [2, 3] Die Ergebnisse wurden 1854 veröffentlicht. [5] Die folgenden Berufs- und Gewerbe-zählungen erfolgten ebenfalls in Verbindung mit den Volkszählungen im Dezember 1861, 1871 und 1875. Für die Jahre 1882 und 1895 wurden die Berufs- und Gewer-bezählungen als Reichsstatistik zu einem gesonderten Termin im Sommer durchgeführt. Insgesamt wurden in

diesem Zeitraum sechs Berufs- und Gewerbezählungen im Königreich Sachsen durchgeführt.

2) Die Detailliertheit der Datenaufbereitungen im Statisti-schen Bureau war infolge zentraler Planungen und der in Sachsen zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel unterschiedlich. Aber selbst ehemals vorhandene (hand-schriftliche) Auswertungsmaterialien stehen heute nur zur Verfügung, insoweit sie gedruckt veröffentlicht wur-den. Das Archiv des Statistischen Landesamtes in der Inneren Neustadt von Dresden ist im Februar 1945 voll-ständig vernichtet worden.

3) Zu den Veröffentlichungen der Zählungsergebnisse vgl. [4, S. 76f.]

4) Arno Pfütze (1875 – 1960) war zu dieser Zeit Regierungs-amtmann im Statistischen Landesamt, wurde 1909 Mitglied – diesen Titel führten die vier höchsten wis-senschaftlichen Beamten - und war von 1923 bis 1936 Präsident des Statistischen Landesamtes.

5) Albert Zahn (1875 – 1942) war wissenschaftlicher Ange-stellter und nach dem Ausscheiden Pfützes 1936 Abtei-lungsleiter Wirtschaftsstatistik im Statistischen Landes-amt.

6) Neben den im Literaturverzeichnis aufgeführten Veröffent-lichungen wurden weitere Ergebnisse durch das Reichs-amt für Statistik in den Bänden 401 bis 418 der „Statistik des Deutschen Reiches“ veröffentlicht.

7) Georg Hoffmann (1886 – 1972) war seit 1919 Mitglied des Statistischen Landesamtes, seit 1924 Abteilungsleiter (Verwaltungs-, Justiz- und Finanzstatistik) und wurde 1936 Nachfolger Pfützes als Präsident (bis 1945).

8) Arno Pfütze trat aufgrund der kriegsbedingten Perso-nalknappheit am 1. August 1939 wieder in das Statisti-sche Landesamt ein (bis 1941).

9) Otto Gerlach war von 1928 bis 1945 als Angestellter (Re-ferent) im Statistischen Landesamt tätig. Weitere biogra-phische Angaben sind nicht bekannt.

10) Bei der Veröffentlichung erster Volkszählungsergebnis-se wurde in Abhängigkeit vom Stand der Aufbereitung darauf verwiesen, dass es sich erst einmal nur um die orts-anwesende Bevölkerung handelt.

11) Wenn möglich, wurde bei Entwicklungsbetrachtungen in diesem Beitrag auf zeitgenössische Rückrechnungen Bezug genommen (vgl. z. B. [27]).

12) Nachdem die Inflation 1923 ihren Höchststand erreicht hatte, brachte die Einführung der Rentenmark eine ge-wisse Stabilisierung, doch bereits im Winter 1925/26 war eine schwere Krise mit hoher Arbeitslosigkeit zu ver-zeichnen (vgl. z. B. [41]).

13) Diese Problematik kann hier aus unterschiedlichen Gründen nicht vertieft werden. Eine Kurzfassung liefert zum Beispiel R. Gömmel [41].

14) Auch hier muss eine Beurteilung dieser Maßnahmen un-terbleiben.

15) In der Folge stiegen diese Anteile auch nicht mehr an, sondern sanken wieder, weil die verschiedenen Dienst-leistungsbereiche an Bedeutung gewannen.

16) Die Darstellung bezieht sich auf die Quelle aus dem Jahr 1931, in der die Zählungen von 1875 bis 1925 vergleich-

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bar dargestellt wurden, da es 1925 beträchtliche metho-dische Einschnitte gegeben hat.

17) Die Belastungsziffer im Zusammenhang mit der sozialen Stellung drückt aus, wieviel erwerbsfähige Personen (z. B. Ehefrauen und andere Verwandte bzw. Haushaltsan-gehörige) von einem Erwerbstätigen versorgt werden, da sie keinem Erwerb nachgehen. Auch die Kinder sind hier mit einzubeziehen.

18) So wurde im April 1916 eine „Erhebung der in der Woche vom 9. bis 15. April 1916 in Sachsen erzeugten und … eingeführten Buttermengen“ durchgeführt, oder im Juli eine Erhebung über die „Verwertung der Speisereste und Küchenabfälle“ an drei Tagen.

19) Man kann den Prozentanteil auch als Quote berechnen – Zahl der Personen in einem Teilbereich je 100 Personen insgesamt. Vgl. dazu z. B. [29]

20) Bei der Interpretation der in den Tabellen und Abbildun-gen ausgewiesenen genauen Anteilswerte ist zu beach-ten, dass sie je nach Stand der Rückrechnungen leicht um den ausgewiesenen Wert schwanken können. Die Abgrenzung der Gewerbe- bzw. Berufsabteilungen hat sich im Laufe der Zeit verändert. Im vorliegenden Bei-trag wurden die zuletzt von A. Pfütze veröffentlichten Berechnungen genutzt. [37]

21) Stadtstaaten waren Bremen, Hamburg und Lübeck, als Großstadt kommt noch Berlin hinzu.

22) Für die Charakterisierung der Stellung Sachsens in-nerhalb des Deutschen Reiches wurden die Daten der Zählung 1933 genutzt, da zum Zeitpunkt der Zählung 1939 bereits Österreich und das Sudetenland annek-tiert worden waren. Für die Betrachtung der Gewerbe-struktur wurden dagegen die Daten der Zählung 1939 herangezogen, da sich die „Nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstättenzählung“ methodisch stärker von der Be-triebszählung 1933 unterscheidet. Außerdem ist es der letzte statistisch erfasste Entwicklungsstand im Unter-suchungszeitraum.