5
Vokalensemble A cappella Ammersee Missa Papae Marcelli Giovanni Pierluigi da Palestrina In der Klosterkirche St. Ottilien Eintritt frei – Spenden erbeten 01.07. 2018 15.30 Uhr Programm

Giovanni Pierluigi da Palestrina - erzabtei.de · In seiner Palestrina-Biographie von 1828 bezeichnete der Historiker Giu-seppe Baini Palestrina als den „Retter der Polyphonie“

  • Upload
    others

  • View
    6

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Vokalensemble A cappella Ammersee

Missa Papae MarcelliGiovanni Pierluigi

da Palestrina

In der Klosterkirche St. Ottilien

Eintritt frei – Spenden erbeten

01.07.201815.30 Uhr

Programm

Missa Papae Marcelli

Die Missa Papae Marcelli ist die bekannteste Messe von Giovanni Pierlu-igi da Palestrina. Sie trägt ihren Namen nach Papst Marcellus II., der im April 1555 während dreier Wochen als Papst amtierte. Die Messe wurde traditionellerweise anlässlich der Papstkrönung gesungen, bis Johannes Paul I. und seine Nachfolger auf diese Zeremonie verzichteten.

Wie die meisten Messen der Renaissance besteht die Missa Papae Mar-celli aus einem Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus, Benedictus und Agnus Dei. Sie ist zum größten Teil sechsstimmig gesetzt, mit doppelt besetzten Te-nor- und Bass-Stimmen. Das zweite, abschließende Agnus Dei weicht von dieser Regel ab und erfordert sieben Stimmen, mit zwei Sopranen, zwei Altstimmen, einem Tenor und zwei Bässen. Im Gegensatz zu anderen Vertonungen des Ordinariums von Palestrina ist die Missa Papae Marcelli frei komponiert und enthält weder einen Cantus firmus noch eine Parodie eines vorgegebenen Themas.

Das Entstehungsdatum der Messe wird etwa auf 1562 angesetzt. Sie wur-de 1567 in Palestrinas zweitem Messebuch veröffentlicht. Ihr Titel weist möglicherweise darauf hin, dass Papst Marcellus II. am Karfreitag 1555, dem dritten Tag seines nur dreiwöchigen Pontifikats, die Sänger der päpstlichen Kapelle einberief und ihnen mitteilte, dass die Musik für die Karwoche deren feierlichem Charakter angemessen sein sollte und dass die Worte so verständlich wie möglich wiederzugeben seien.

Programm

- Missa Papae Marcelli (Giovanni Pierluigi da Palestrina, 1525-1594)

- Deutsches Magnifikat SWV 494 (Heinrich Schütz, 1585-1672)

- Tristis est anima mea (Johann Kuhnau, 1660-1722)

- Ich hebe meine Augen auf (Albert Becker, 1834-1899)

- Ubi caritas (Ola Gjeilo, *1978)

- Amen (Heinrich Kaminski, 1886-1946)

.

Seit dem Ende des 16. Jahrhunderts kursierte eine Legende, wonach das Konzil von Trient nahe daran war, polyphone Kirchenmusik aufgrund der Unverständlichkeit der Worte zu verbieten, und dass Kardinal Car-lo Borromeo durch die Schönheit von Palestrinas Musik und ihren ein-fachen, deklamatorischen Stil von diesem Vorhaben abgebracht wurde. Diese Hypothese wurde 1607 vom Komponisten und Musiktheoretiker Agostino Agazzari festgehalten, von jesuitischen Musikern des 17. Jahr-hunderts weitergeführt und hielt sich über die folgenden Jahrhunderte. In seiner Palestrina-Biographie von 1828 bezeichnete der Historiker Giu-seppe Baini Palestrina als den „Retter der Polyphonie“. Auch Hans Pfitz-ners Oper Palestrina, 1917 uraufgeführt, beruht auf diesem Verständnis der Tridentiner Beschlüsse. Es gibt jedoch keinen Beweis dafür, dass das Konzil ein völliges Verbot der Polyphonie beabsichtigte oder sich durch Palestrinas Messe von diesem Vorhaben abbringen ließ.

Die Texte

altgriechisch bzw. lateinisch deutsch

Kyrie

Kyrie eleison.Christe eleison.Kyrie eleison.

Herr, erbarme dich.Christus, erbarme dich.Herr, erbarme dich.

Gloria

Gloria in excelsis Deoet in terra pax hominibus bonae voluntatis.Laudamus te,benedicimus te,adoramus te,glorificamus te.Gratias agimus tibi propter magnam gloriam tuam,Domine Deus, Rex caelestis,Deus pater omnipotens.

Domine Fili unigenite, Iesu Christe,

Ehre sei Gott in der Höheund Friede auf Erden den Menschen seiner Gnade.Wir loben dich,wir preisen dich,wir beten dich an,wir rühmen dich.Wir danken dir, denn groß ist deine Herrlichkeit:Herr und Gott, König des Himmels,Gott und Vater, Herrscher über das AllHerr, eingeborener Sohn, Jesus Christus.

Domine Fili unigenite, Iesu Christe,

Domine Deus, Agnus Dei, Filius Pat-ris; qui tollis peccata mundi,miserere nobis;qui tollis peccata mundi,

suscipe deprecationem nostram;qui sedes ad dexteram Patris,miserere nobis.Quoniam Tu solus Sanctus,Tu solus Dominus,Tu solus Altissimus,Iesu Christe,cum Sancto Spirituin gloria Dei Patris. Amen.

Herr und Gott, Lamm Gottes, Sohn des Vaters,der du nimmst hinweg die Sünde der Welt:erbarme dich unser;der du nimmst hinweg die Sünde der Welt:nimm an unser Gebet;du sitzest zur Rechten des Vaters:erbarme dich unser.Denn du allein bist der Heilige,du allein der Herr,du allein der Höchste,Jesus Christus,mit dem Heiligen Geist,zur Ehre Gottes des Vaters. Amen.

Credo

Credo in unum Deum,Patrem omnipotentem,factorem caeli et terrae,

visibilium omnium et invisibilium.

Et in unum Dominum Jesum Christum,Filium Dei unigenitum,et ex Patre natum ante omnia saecu-la.Deum de Deo, lumen de lumine,Deum verum de Deo vero,genitum, non factum,consubstantialem Patri:per quem omnia facta sunt.Qui propter nos homineset propter nostram salutemdescendit de caelis.Et incarnatus est de Spiritu Sancto

ex Maria Virgine:et homo factus est.

Wir glauben an den einen Gott,den Vater, den Allmächtigen,der alles geschaffen hat, Himmel und Erde,die sichtbare und die unsichtbare Welt.Und an den einen Herrn Jesus Christus,Gottes eingeborenen Sohn,aus dem Vater geboren vor aller Zeit:

Gott von Gott, Licht vom Licht,wahrer Gott vom wahren Gott,gezeugt, nicht geschaffen,eines Wesens mit dem Vater:durch ihn ist alles geschaffen.Für uns Menschen und zu unserem Heilist er vom Himmel gekommen,hat Fleisch angenommendurch den Heiligen Geistvon der Jungfrau Mariaund ist Mensch geworden.

Crucifixus etiam pro nobissub Pontio Pilato;passus et sepultus est,et resurrexit tertia diesecundum Scripturas,et ascendit in caelum,sedet ad dexteram Patris.Et iterum venturus est cum gloria,

judicare vivos et mortuos,

cuius regni non erit finis.

Et in Spiritum Sanctum,Dominum et vivificantem:qui ex Patre Filioque procedit.

Er wurde für uns gekreuzigtunter Pontius Pilatus,hat gelitten und ist begraben worden,ist am dritten Tage auferstandennach der Schriftund aufgefahren in den Himmel.Er sitzt zur Rechten des Vatersund wird wiederkommen in Herr-lichkeit,zu richten die Lebenden und die Toten;seiner Herrschaft wird kein Ende sein.Wir glauben an den Heiligen Geist,der Herr ist und lebendig macht,der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht,

Qui cum Patre et Filio,simul adoratur et conglorificatur:qui locutus est per prophetas.

Et unam, sanctam, catholicamet apostolicam Ecclesiam.Confiteor unum baptismain remissionem peccatorum.Et expecto resurrectionem mortuo-rum,et vitam venturi saeculi. Amen.

der mit dem Vater und dem Sohnangebetet und verherrlicht wird,der gesprochen hat durch die Pro-pheten;und die eine, heilige, katholischeund apostolische Kirche.Wir bekennen die eine Taufezur Vergebung der Sünden.Wir erwarten die Auferstehung der Totenund das Leben der kommenden Welt. Amen.

Sanctus

Sanctus, sanctus, sanctusDominus Deus Sabaoth.

Pleni sunt coeli et terragloria tua.Hosanna in excelsis.Benedictusqui venit in nomine Domini.Hosanna in excelsis.

Heilig, heilig, heiligGott, Herr aller Mächte und Gewal-ten.Erfüllt sind Himmel und Erdevon deiner Herrlichkeit.Hosanna in der Höhe.Hochgelobt sei,der da kommt im Namen des Herrn.Hosanna in der Höhe.

Mit diesen Werken begann Palestrina, der sich bis dahin streng an die älteren Meister angeschlossen hatte, seinen eigenen Weg zu gehen. Seine Berufung als Reformator auf dem Gebiet der Kirchenmusik kündigte sich jetzt so deutlich an, dass die beim Konzil von Trient versammelte Behörde zur Verbesserung der Kirchenmusik ihn von allen lebenden Tonkünstlern für den fähigsten hielt, die Frage zu lösen, ob die polyphone Musik der kirchlichen Erbauung förderlich oder nachteilig und in letzterem Fall aus der Kirche zu verbannen sei.

In ihrem Auftrag schrieb Palestrina drei Messen, in denen (besonders in der dritten, welche er in dankbarer Erinnerung an seinen Gönner Papst Marcel-lus II. Missa Papae Marcelli nannte) neben kunstvollster Stimmenverfl ech-tung die Hauptbedingungen einer wirkungsvollen Vokalmusik – Deutlich-keit der Melodie und Verständlichkeit der Textworte – so vollständig erfüllt waren, dass die Beibehaltung der Kunstmusik in der Kirche von Seiten des Konzils einstimmig beschlossen wurde.

Durch diese Messen, deren erste Auff ührung am 19. Juni 1565 stattfand, war den Italienern ein eigener Kirchenstil geschaff en, der als hohe Stufe kontrapunktischer Satzkunst für alle weiteren Arbeiten dieser Gattung mustergültig und später unter dem Namen „Palestrina-Stil“ berühmt wurde.Welches Ansehen Palestrina genoss, zeigt seine Zusammenarbeit mit dem mantovanischen Herzog Guglielmo Gonzaga. Dieser wollte einen gegen-reformatorischen Mittelpunkt in Italien bilden und baute deshalb seine Schlosskirche Basilica Palatina di Santa Barbara; dafür bestellte er bei Pales-trina zehn Choral-Messen nach der Gonzaga-Liturgie. Am Ende des ersten Bauabschnittes 1568 komponierte Palestrina seine erste Missa Mantovana, nach Abschluss des Erweiterungsbaues 1578 weitere Missae Mantovanae.1571 wurde Palestrina zum Komponisten der päpstlichen Kapelle und nach dem Tod Giovanni Animuccias auch zum Kapellmeister der Peterskirche ernannt. Im selben Jahr übernahm er an dessen Stelle die Leitung des Ge-sanges bei den Andachtsübungen im Oratorium des heiligen Philipp Neri und eröff nete mit Panini eine Musikschule, die im Gegensatz zur älteren des Goudimel die „neuere römische Schule“ genannt wurde.Am 2. Februar 1594 starb er als rastlos ausübender und schaff ender Mu-siker. Sein Leichnam wurde in der Peterskirche beigesetzt und sein Grab durch die Inschrift Musicae princeps („Fürst der Musik“) gekennzeichnet.

Agnus Dei

Agnus Dei qui tollis peccata mundi, miserere nobis.Agnus Dei qui tollis peccata mundi, miserere nobis.Agnus Dei qui tollis peccata mundi, dona nobis pacem.

Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt, erbarme dich unser.Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt, erbarme dich unser.Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt, gib uns deinen Frieden.

Komponis der Komponist

Giovanni Pietro Aloisio Sante da Palestrina

Giovanni Pietro Aloisio Sante da Palestri-na wurde um 1525 in Palestrina geboren. Er kam 1540 nach Rom, wo er in der Schule von Claude Goudimel seine Ausbildung erhielt. Von 1544 bis 1551 war er Organist an der Hauptkirche seiner Vaterstadt und wurde dann zum Magister puerorum („Lehrer der Singknaben“) an der Peterskirche in Rom er-nannt und noch in demselben Jahr zum Ka-pellmeister befördert.In dieser Stellung erfreute er sich der beson-deren Gunst sowohl von Papst Julius III., der ihn in das Sängerkollegium der Sixtinischen Kapelle berief, als auch von Papst Marcellus II. Da aber dessen Nachfolger Paul IV. Anstoß daran nahm, dass Palestrina nicht dem geistlichen Stand angehörte und sogar verheiratet war, musste er seinen Posten verlassen; doch er erhielt im Monat darauf die Kapellmeisterstelle an San Giovanni im Lateran und 1561 die besser besoldete an Santa Maria Maggiore.In diese Zeit fallen seine achtstimmig für zwei Chöre geschriebenen Im-properien, die 1560 am Karfreitag zum ersten Mal aufgeführt wurden und einen so tiefen Eindruck machten, dass Papst Pius IV. eine Abschrift davon für die päpstliche Kapelle verlangte.

Die Entwicklung der kirchenmusikalischen Komposition 300 Jahre später zeigen eindringlich die Werke Pariser Meister des beginnenden 20. Jahrhunderts, die im zweiten Teil des heutigen Konzertes erklingen: Kompositionen von Eugène Gigout (Saint-Augustin), Marcel Dupré (Saint-Sulpice) und Maurice Duruflé (Saint-Étienne-du-Mont).

Vokalensemble A cappella Ammersee

Das Vocalensemble Acappella Ammersee, gegründet 2009, besteht aus 8 ambitionierten Laiensängern aus Schondorf am Ammersee, Freising, Gilching, Landsberg und Weil. Alle Sänger sind auch in anderen größeren Chören aktiv und freuen sich an der intensiven und anspruchsvollen Gestaltung geistlicher und welt-licher Werke innerhalb eines kleinen Ensembles. Je kleiner das Ensemble, desto höher sind die Anforderungen an jeden Einzelnen. Dieser Herausforderung stellen sie sich bei der Erarbeitung von Chormusik aus sämtlichen Epochen von der Renaissance bis zur Moderne, von 4-stimmig bis 8-stimmig bzw. doppelchörig. Viele der Werke sind bei Konzerten aufgenommen worden und sind auf www.youtube.com zu hören und zu sehen.Nähere Infos zum Ensemble und den Auftritten auf der Homepage http://acappellaammersee.jimdo.com/