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Zweiter Band. Die Rheinprovinz. 1. Suitbert, der Bergische Apostel. (Poetisch behandelt von Montanus, die Vorzeit der Länder Cleve-Mark, Jülich-Berg und Westphalen. Solingen und Gummersbach. 1837. Th. I. S. 3.) Der h. Sui(t)bert, ein Schüler des h. Egbert in England, der ihn nebst den h. Willebrord und noch eilf andern ausschickte um die Friesen zu bekehren, war eigentlich ein Prinz, der Sohn des Herzogs Siegfried von Northumberland. Nachdem er seine Sendung erfüllt, zog er weiter gen Preußen, wo er aber von dem wilden Volke gefangen und zum Opfern bestimmt ward. Durch ein Wunder gerettet zog er auf kurze Zeit wieder nach England, dann aber nach Rom, wo ihn der Papst zum Bischoff des Landes der Berge zwischen Ruhr und Wupper salbte. Unterstützt durch den mächtigen Schutz des Frankenherzogs Pipin erbaute er am Rheingestade das Kloster Kaiserswerth, wo er 717 starb und wo seine Reliquien noch jetzt alle vierzig Jahre dem Volke in einem silbernen Sarge zur Verehrung ausgestellt werden. Man sagt, daß noch heute alle Leichen, die der Rhein in seine Fluthen herabreißt, an das dortige Ufer angetrieben werden. 2. Die Brüder vom Berge oder die Gründung des Klosters Altenberg. (Nach A. Reumont, Rheinlands Sagen, Gesch. und Legenden. Cöln (1849) in 8. S. 25 etc. Poetisch behandelt bei Montanus I. S. 9 und II. S. 174 etc. nach einem Volksliede des 15. Jhdts. in W.v. Waldbrühl, Bardale. Quedl. 1830.) Um das Jahr 1100 wurden dem Grafen Adolf III. von Berg, den das Volk den Vogt vom Berge nannte, von seiner Gemahlin, der Gräfin Margaretha von Kefernberg, zwei Knaben geboren, die die Namen Adolf und Eberhard erhielten. Leider aber starb ihre Mutter kurz nach ihrer Geburt und nach Ende eines Jahres auch ihr Vater, so daß sie von ihrem Onkel Bruno, Erzbischoff von Cöln erzogen werden mußten. In allen ritterlichen Künsten erfahren, waren sie zu zwei stattlichen Rittern herangewachsen, als sie

Grässe, Johann Georg Theodor - Sagen des preußischen Staats II

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Zweiter Band

Zweiter Band. Die Rheinprovinz.1. Suitbert, der Bergische Apostel.(Poetisch behandelt von Montanus, die Vorzeit der Lnder Cleve-Mark, Jlich-Berg und Westphalen. Solingen und Gummersbach. 1837. Th. I. S. 3.)Der h. Sui(t)bert, ein Schler des h. Egbert in England, der ihn nebst den h. Willebrord und noch eilf andern ausschickte um die Friesen zu bekehren, war eigentlich ein Prinz, der Sohn des Herzogs Siegfried von Northumberland. Nachdem er seine Sendung erfllt, zog er weiter gen Preuen, wo er aber von dem wilden Volke gefangen und zum Opfern bestimmt ward. Durch ein Wunder gerettet zog er auf kurze Zeit wieder nach England, dann aber nach Rom, wo ihn der Papst zum Bischoff des Landes der Berge zwischen Ruhr und Wupper salbte. Untersttzt durch den mchtigen Schutz des Frankenherzogs Pipin erbaute er am Rheingestade das Kloster Kaiserswerth, wo er 717 starb und wo seine Reliquien noch jetzt alle vierzig Jahre dem Volke in einem silbernen Sarge zur Verehrung ausgestellt werden. Man sagt, da noch heute alle Leichen, die der Rhein in seine Fluthen herabreit, an das dortige Ufer angetrieben werden.

2. Die Brder vom Berge oder die Grndung des Klosters Altenberg.(Nach A. Reumont, Rheinlands Sagen, Gesch. und Legenden. Cln (1849) in 8. S. 25 etc. Poetisch behandelt bei Montanus I. S. 9 und II. S. 174 etc. nach einem Volksliede des 15. Jhdts. in W.v. Waldbrhl, Bardale. Quedl. 1830.)Um das Jahr 1100 wurden dem Grafen Adolf III. von Berg, den das Volk den Vogt vom Berge nannte, von seiner Gemahlin, der Grfin Margaretha von Kefernberg, zwei Knaben geboren, die die Namen Adolf und Eberhard erhielten. Leider aber starb ihre Mutter kurz nach ihrer Geburt und nach Ende eines Jahres auch ihr Vater, so da sie von ihrem Onkel Bruno, Erzbischoff von Cln erzogen werden muten. In allen ritterlichen Knsten erfahren, waren sie zu zwei stattlichen Rittern herangewachsen, als sie der Graf von Cleve zur Vermhlung seiner ltesten Tochter Gisela mit ihrem Vetter, dem Grafen Siegehardt von Kefernberg einlud. Leider aber verliebte sich hier Eberhard in die letztere so heftig, da er schwur fr immer ledig zu bleiben, da er ihre Hand nicht mehr erringen konnte. Sein Bruder Adolf jedoch gewann die Liebe der jngeren Schwester Adelheid, mit der er sich auch bald darauf vermhlte. Um das Glck der jungen Liebenden nicht mit anzusehen, zog sich Eberhard auf das Schlo Neuenburg an der Wupper zurck, whrend jene das alte Schlo Berg an der Dhn bewohnten, aber beide lieen keinen Tag vergehen, ohne sich zu sehen und riefen sich jeden Morgen von den Zinnen ihres hchsten Thurmes mit dem Jagdhorn einen schallenden Gru zu.

Da begab es sich, da Walram von Limburg die Hilfe der beiden Brder gegen Gottfried von Brabant anrief. Vereint mit demselben schlugen sie die blutige Schlacht bei Thaldorf, allein obwohl sie den Sieg errangen, so war doch als der Abend ber das Schlachtfeld herabsank, nur einer der Brder, Adolf, frisch und munter zu Rosse, Eberhard aber ward vermit; zwar durchsuchte man mit der ngstlichsten Sorgfalt die weite Ebene nach seinem Leichnam, allein derselbe fand sich nicht, so da der tiefbetrbte Adolf ohne seinen Bruder nach Hause ziehen mute.

Eberhard war aber nicht todt, von einer gewichtigen Streitaxt niedergeschmettert war er lange leblos unter Todten und Verwundeten liegen geblieben, von der Nachtluft aufgeweckt kam er wieder zu sich, als er aber um sich berall die schrecklichen Folgen des Krieges sah, da fhlte er solche Reue ber sein bisheriges Beginnen, da er beschlo, nie wieder ein Schwert zu berhren und fortan nur dem Dienste des Herrn zu leben. Er raffte sich, wiewohl mit Mhe auf, fing sich ein herrenloses Ro ein und ritt auf diesem nach Altena an der Lenne, wo er hoffte, von seinem Bruder nicht gleich wieder gefunden zu werden. Hier lie er sich heilen und begab sich dann auf eine Pilgerfahrt, zuerst nach Rom, dann aber ber die Pyrenen nach Spanien in das Kloster S. Jago de Compostella. Endlich in sein Vaterland zurckgekehrt beschlo er zu weiterer Bue als Knecht zu dienen und trat in die Dienste eines Pchters nahe bei demselben Thaldorf, wo er damals in der Schlacht gefallen war. Hier lebte er unerkannt fnf ganzer Jahre, bis zufllig zwei Bergische Edelleute, Vasallen seines Bruders, in jene Gegend kamen und ihn erkannten. Vergebens versuchte er sich zu verstellen, es gelang ihm nicht und so geschah es, da sein Bruder Adolf von seinem jetzigen Aufenthalt Kunde bekam. Derselbe eilte schnell herbei um ihm sein Erbe wieder zu berliefern und ihn zu bereden, wieder in seine frhern Verhltnisse zurckzukehren. Eberhard jedoch wies Beides zurck, zog vielmehr nach der Cisterzienserabtei Morimont in der Champagne, wo er sich zum Priester weihen lie. Allein da sein Bruder Adolf diese abermalige Trennung nicht ertragen konnte, so veranlate er ihn dadurch, da er ihm das Stammschlo seiner Ahnen, das Schlo Berg schenkte, hierher zurckzukehren und dort das Kloster Altenberg zu grnden, welches denn auch am 3. August 1135, als an dem Tage einer totalen Sonnenfinsterni, vom Erzbischoff Bruno von Clln feierlich eingeweiht ward. Hier lebte er nun als Mnch im weien Cisterzienserkleide, nachdem er seinen Freund, den Abt von Morimont mit zwlf Mnchen veranlat hatte, sich ebenfalls hierher zu begeben.

Nach einigen Jahren, als er eines Tages in seiner Zelle sa und seinen frommen Gedanken nachhing, sah er von Ferne einen Zug von Reisigen und Frauen seinem Kloster zuziehen. Wie ward ihm aber, als er in der in tiefster Trauer an der Spitze des Zuges reitenden Rittersfrau seine einstige erste und einzige Liebe, Gisela von Cleve erkannte? Dieselbe bat den Abt um die Erlaubni, ihrem Herrn Vetter, dem Grafen Eberhard, wenige Worte sagen zu drfen. Als ihr diese gewhrt worden war, bat sie ihn um seinen Segen und forderte ihn auf, das Schlo Jorisburg zum Andenken an ihren verstorbenen Gatten zu einem Kloster einzurichten und demselben vorzustehen. Dies that er auch, allein als nach einigen Jahren Gisela starb, kehrte er nach Altenberg zurck. Mittlerweile war seines Bruders Gemahlin Adelheid auch gestorben und nun legte dieser zu Gunsten seiner Shne die Regierung des Bergischen Landes nieder und zog sich ebenfalls nach Altenberg zurck, um sich nie mehr von seinem geliebten Bruder zu trennen. Am 21. Mai des Jahres 1152 starb Eberhard, seinem Bruder ein baldiges Ende verkndend, und schon am 12. October folgte ihm dieser und man bestattete ihn an der Seite Eberhards. Als aber am andern Morgen die Mnche an dem frischgemachten Grabe vorbei kamen, sahen sie, da es eingesunken war. Bei nherer Nachforschung fand man, da Adolfs Leichnam aus seinem Sarge verschwunden war und an der Seite seines Bruders Eberhard ruhte.

3. Die Neubegrndung des Klosters Altenberg.(Nach Montanus Bd. II. S. 182 etc.)Das Kloster Altenberg lag frher auf dem steilen Schloberge. Da beschlo der Convent, es an eine andere passendere Stelle zu verlegen, allein man konnte sich nicht einigen, wohin. Da schlug der Abt Benno vor, die Entscheidung einem Gottesurtheile zu berlassen. Man belud also den dem Kloster gehrigen Esel mit den Insignien des Klosters und dem zum Bauen bestimmten Gelde, fhrte ihn vor das Thor der alten Burg und berlie ihn nun sich selbst. Langsam schritt derselbe den Berg hinab und suchte wegen der brennenden Sonnenhitze den khlen Schatten des Quellenthales. Die Mnche folgten ihm von Ferne und erwarteten, was er thun werde. Oft blieb der Esel stehen, rupfte sich eine Distel aus, allein immer schritt er weiter, tiefer und tiefer, bis er endlich an die Stelle kam, wo der Kaibach von der Spechtshard herunterrieselt und damals mitten im Walde einen frischen Wiesenstreifen trnkte. Da blieb der Esel vor dem klaren Waldwasser stehen, letzte seine durstige Kehle aus demselben und grasete dem Ufer entlang. Endlich stand er wieder still, schaute sich bedchtig langsam um, auf einmal aber legte er sich nieder und fing an sich nach Art seiner Brder lustig herumzuwlzen, indem er seine hliche Stimme dazu ertnen lie. Das ist die Baustelle, Gott will es! riefen die Mnche und das Geschrei des Esels verstummte vor ihren frohlockenden Gesngen.

4. Die Rosen zu Altenberg.(Poetisch behandelt von Montanus Bd. I. S. 28 etc.)Am Altenberger Hochaltare befanden sich ehedem in gemaltem Holzschnitzwerke zwei Rosen, eine rothe und eine weie; mit diesen soll es folgende Bewandni gehabt haben.

Einst lag im Kloster zur Zeit des Abtes Goswin (1200) einer der Brder an schwerer Krankheit danieder, seine Mitbrder knieten neben seinem Lager und baten Gott, ihn von seinen Leiden zu erlsen, aber umsonst. Da sprote im Mnchschor an der Stelle, wo der Bruder gewhnlich zu beten pflegte, pltzlich eine weie Rose wie aus grnendem Rasen hervor. Drei Stunden nachher starb der Kranke. Seit dieser Zeit wiederholte sich dieses Zeichen, stets fand derjenige, dem der Tod bevorstand, drei Stunden vorher eine weie Rose an seinem Platze. Dies whrte so lange, bis ein junger lebenslustiger Mnch, der dies Todesanzeichen in seinem Stuhle fand, es seinem Nachbar hinschob. Da ward die weie Rose pltzlich roth, wie von Blut bergossen, und beide Mnche starben darauf, allein seit dieser Zeit hat sich das Zeichen niemals wieder sehen lassen.1

Funoten1 Dieselbe Sage erzhlt man auch vom Kloster Himmelrath an der Eifel, weil aber eine Rose das Wappen des Stifters und des ersten Klostergebudes war, scheint sie besser hierher zu passen.

5. Die Nachtigallen im Kloster zu Altenberg.(Poetisch bearbeitet von Montanus Bd. I. S. 30 etc.)Zu der Zeit als der h. Bernhard von Clairvaux von dem General-Convent des Cisterzienserordens ausgesendet ward, um die vom Sittenverfall heimgesuchten Klster zu reformiren, kam er auch in das Eifelkloster Himmelrath, um die Mnche desselben, welche ihrer strengen Regel untreu geworden waren, zur Pflicht zurckzufhren. Aber er sah bald, da seine strengen Worte bei den pflichtvergessenen Brdern keinen Eingang fanden. Da verschlo er sich vor Gram in eine Zelle und warf sich, als eben der Tag zu Ende ging, bei geffnetem Fenster zur Erde nieder um zu beten. Doch bald vermochte er seiner Gedanken nicht mehr Meister zu bleiben, denn wrziger Blumenduft drang in die Zelle herein und berauschte seine Sinne und der Schlag vieler im Garten singenden Nachtigallen erfllte sein Ohr mit Sinnlichkeit. Erst der Vespergesang, der aus der Kirche ertnte, brachte ihn wieder auf andere, heiligere Gedanken. Da erhob er sich voll Unmuth und verwnschte die Nachtigallen, so da sie von Stunde an den Ort verlieen und davon flogen. Sie zogen aber alle ins Altenberger Thal,1 wo sie bis jetzt geblieben sind. Mittlerweile kam nun aber der h. Bernhard auch nach Altenberg, allein mit freudigem Erstaunen sah er, da hier die Mnche in Zucht, Strenge und Ehrbarkeit lebten. Da segnete er die Nachtigallen, und soll einen langen im Klosterarchiv aufbewahrten Brief geschrieben haben, in welchem er sprach: Der Mensch, welcher Gott liebt und reinen Herzens ist, darf sich ohne Schaden fr seine Seele an allem Schnen, Lieblichen und Herrlichen erfreuen.

Funoten1 Nach einer andern Sage wren sie nach dem Kloster Stuba, auf einer Insel der Mosel, oberhalb Kochheim geflchtet.

6. Die eilftausend Jungfrauen zu Altenberg.(S. Montanus Bd. II. S. 183 etc. nach Csar. v. Heisterb. B. VIII. C. 88 etc.)Bekanntlich wurden einige hundert Gerippe aus der Schaar der 11000 Jungfrauen durch Gottes besondere Gnade im Jahre 1197 in dem Boden der Altenberger Klosterkirche gefunden. Mit diesen haben sich mancherlei wunderbare Begebenheiten und Wunder ereignet.

Zu der Zeit, als eine groe Anzahl von Gebeinen und Schdeln der heiligen Ursulalegion in Altenberg ausgestellt war, wuschen die frommen Mnche dieselben mit Wein, bestrichen sie mit wohlriechenden Salben und stellten sie auf den Sitzen des Capitelhauses mit ausgebreiteter frischer Leinwand zum Trocknen aus. Da ergo sich pltzlich von den Gebeinen ein entsetzlicher Gestank, der Aller Nasen unausstehlich war. Abt Goswin aber, der frchtete, da dieses Ereigni durch eine Schalkheit des Teufels, um die Andacht der Genossenschaft vor den heiligen Reliquien der Mrtyrinnen zu stren, herbeigefhrt werde, rief schnell einige Priester herbei und schrie in ihrer Gegenwart durch die halbgeffnete Thr des Capitelhauses folgende Worte heraus: Geist der Unreinigkeit, ich beschwre Dich bei dem, der kommen wird zu richten die Lebendigen und die Todten, da, wenn Du bei gegenwrtigem Gestank die Hnde im Spiele hast, dies sofort zu Tage komme und Dein hllisches Machwerk vernichtet werde durch sie, die der Schlange den Kopf zertreten! Wunderbar kaum waren diese Worte den eifernden Lippen entflohen, da erhob sich ein groer Pferdeknochen vor den Augen aller staunenden Mnche aus der Mitte der Reliquien und flog wie vom Sturmwinde getrieben aus dem Capitelhause davon, und siehe, mit ihm war aller Gestank verschwunden, an der Stelle desselben aber verbreitete sich ein ser Wohlgeruch in dem Saale und in der ganzen Abtei. Als nun die heiligen Gebeine gereinigt waren und zum Schmucke der Kirche rings auf den Altren aufgestellt werden sollten, da trat Abt Goswin vor die Todtenschdel und befragte sie im Namen des Gekreuzigten um ihren Namen, Stand und einstige Heimath. Und siehe, sie antworteten alle mit lieblicher Stimme, also da der Abt zu einem jeden Alles, was er wissen wollte, anmerken konnte.

Ein Mnch aus Heisterbach, der sich damals gerade zu Altenberg befand und Augenzeuge aller dieser Wunder war, erhielt von dem Altenberger Convente einen Rckenwirbel einer Jungfrau aus der heil. Legion zum Geschenk fr seinen Abt Gerhard. Voll Freude ber diesen Schatz, den er in ein seidenes Tchlein gewickelt in die Schenkeltasche steckte, begab er sich auf den Weg nach seinem Kloster. Unterwegs trat ihm pltzlich eine schne Dirne in den Weg und der Unzuchtsteufel fing an sich in dem Mnche zu regen, siehe da ward auf einmal die Tasche so schwer, da er kaum fortzuschreiten vermochte, und er fhlte an seinem Schenkel einen solchen brennenden Schmerz, als wenn er von einer glhenden Zange gezwickt wrde. Der Schrecken darber vertrieb die sndlichen Gedanken und Bilder aus der Seele des Mnchs, allein whrend er weiter wanderte, kehrten dieselben zurck, mit ihnen aber verdoppelte sich auch das vorige Wunder, so da er auf dem Wege zusammenstrzte und erst lange nachher sich wieder erheben und mhsam zum Kloster zurckschreiten konnte. Hier angekommen gestand er dem Abt sein Vergehen, und dieser ordnete an, da keiner seiner Mnche wieder ohne eine heilige Reliquie in der Tasche zu haben, irgendwohin aus dem Kloster geschickt werden sollte. Der Ruf dieser Reliquie verbreitete sich aber bald in der ganzen Umgegend, so da auch von andern Klstern dergleichen Rckenwirbelknochen aus Altenberg erbeten wurden, woraus es sich erklrt, warum bei den daselbst vorhandenen Skeletten so auffallend wenige Knochen dieser Art gefunden werden.

7. Die Bienenkapelle zu Altenberg.(S. Montanus Bd. II. S. 191.)Ein Mnch zu Altenberg, welchem die Aufsicht ber die dem Kloster gehrigen Bienenstcke aufgetragen war, ein einfltiger Mensch, hatte von der wunderbaren Kraft der heiligen Hostien z.B. bei Hagel und Gewittern, erzhlen hren und kam, vom Bsen verleitet, auf den Gedanken, da auch der Ertrag der Bienenzucht bedeutend steigen msse, wenn man eine solche Hostie in einem der Stcke verberge. Als nun die Bienen zur Sommerszeit die Stcke verlieen um auf der blhenden Haide zu schwrmen, da entwendete er eine heilige Hostie und steckte dieselbe in das grte und schnste Bienenfa, das in der Mitte des Bienenhauses stand. Aber o Wunder! statt sich ferner um den Honig zu bemhen, sammelten sich alle um die seste der Sigkeiten und errichteten aus dem Wachse des Bienenkorbes eine Kapelle im Kleinen, gerade wie die Altenberger Kirche mit allen Fenstern und Pfeilern, die im gegebenen Verhltni so dnn waren wie Dornspitzen, mit Gewlben, Altren, Glocken und Verzierungen, so richtig und zierlich, wie kein Knstler es vermocht htte. Darauf aber versammelten sich alle Bienen der Umgegend und umflogen summend den niedlichen Bau und die frommen Rehe und andere Thiere des Waldes knieten vor dem Allerheiligsten, damit es der schuldigen Verehrung nicht entbehre. Als aber am andern Morgen der Mnch kam, um nach seinen Bienen zu sehen und das Wunder gewahrte, da lief er eilig von Reue getrieben ins Kloster zum Abt zurck, gestand, was er in seiner Einfalt gethan und erzhlte, was sich begeben hatte. Da zog der ganze Convent in feierlicher Prozession nach dem Bienenhause, holte die Hostie in die Kirche zurck und stellte die knstliche Kapelle der frommen Bienen zum ewigen Gedchtni neben dem Sacramentshuschen auf. An der Stelle aber, wo sich das Wunder ereignet hatte, ward spter ein Kirchlein erbaut, welches bis jetzt noch die Bienenkapelle (Immekeppel) genannt wird. Der frevelnde Mnch aber verfiel durch gttliche Strafe in Bldsinn und starb elendiglich.

8. Die Rose im Bergischen Wappen.(Romantisch behandelt bei Montanus Bd. II. S. 270 etc.)Graf Adolf I. von Berg und Altena, der Grovater des oben (S. 1) erwhnten Adolf hatte sich gegen das Jahr 1038 mit des Herzogs von Lothringen Tochter Adele vermhlt und mit dieser zwei Shne gezeugt, Adolf und Bruno. Die zwei Gatten liebten sich innig und treu, da trat der Fall ein, da nach siebenjhrigem Zusammenleben der Kaiser Heinrich III. den Grafen von Berg aufforderte, ihm als Vasall mit seinen Mannen in den Krieg zu folgen. An Weigerung war nicht zu denken und so mute denn der Graf sich zu der ihm so schwer fallenden Trennung bequemen, bestimmte aber vorher, da sein Gnstling und Dienstmann, Conrad von der Aue, whrend seiner Abwesenheit seine Stelle als Herr der Grafschaft vertreten und seine Familie beschtzen solle. Zwar bat Adele von einer inneren Ahnung getrieben ihren Gatten, lieber einem andern Ritter dieses Amt zu bertragen, namentlich empfahl sie ihm dazu einen jungen Lothringischen Junker, Walther genannt, der ihr an den Hof ihres Gatten aus ihrer Heimath gefolgt war. Sei es, da gerade diese Empfehlung den Grafen mitrauisch machte, sei es, da er dem jungen Manne wirklich nicht die seinem Amte nthigen Fhigkeiten zutraute, Graf Adolf wies dieses Ansinnen entschieden zurck und die Gatten trennten sich das erste Mal nach ihrer Vermhlung in kalter Mistimmung. Als nun aber kurz nach der Abreise ihres Gatten der junge Walther ebenfalls die Burg verlie, um einen Auftrag desselben zu erfllen, der eine jahrelange Entfernung erheischte, konnte sie nicht mehr zweifeln, da ihr Gatte Mitrauen geschpft und den Junker absichtlich fortgesendet hatte. So war sie denn mit ihren Shnen eigentlich schutzlos dem Burgvogt berlassen. Sie lebte fortan freudelose Tage und suchte nur im Gebet und der Erziehung und Pflege ihrer Shne Zerstreuung. Mittlerweile fing auch Conrad an die Maske abzuwerfen, es blieb nicht mehr bei jenen glhenden Blicken, die er frher schon hin und wieder aus sie geworfen hatte und die ihr schon lngst jene unbeschreibliche Abneigung gegen ihn eingeflt hatten, er ward bald khner und wagte es endlich sogar ihr in bestimmten Ausdrcken seine Liebe zu gestehen. Zwar wies sie ihn entschieden zurck und drohte ihm auch, wenn er fortfahre ihr durch seine Liebesbetheuerungen lstig zu fallen, ihrem Gemahl bei seiner Rckkehr Alles zu entdecken, allein sie hoffte vergeblich auf letztere, das zweite Jahr brach an und ihr Gemahl schrieb ihr, er msse auch noch im folgenden Sommer dem Heerbann des Kaisers folgen. Da ward ihr wenigstens der Trost, da der treue Walther von seiner Reise zurckkehrte und sie ihm wieder die specielle Aufsicht ihrer Shne anvertrauen konnte. Der bse Burgvogt gab aber darum seine frevelhaften Plne nicht auf und hoffte dieselben dadurch ins Werk setzen zu knnen, da ihm ein nur dem Ehegatten Adelens bekanntes Geheimni zufllig bekannt geworden war.

Adele trug nmlich von der Stunde ihrer Geburt an an ihrem sonst schneeweien Halse ein Muttermaal in Form und Farbe einer aufgeblhten rothen Rose. Aus weiblicher Eitelkeit hatte die Grfin von jeher vermieden, sich von irgend einer Dienerin ankleiden oder ausgekleidet sehen zu lassen, sie trug stets eine dichte Krause von selbstgewobenem Linnen um den Hals, die sie nie ablegte, soda nur ihre Eltern und Gemahl um das Geheimni wuten. Der tckische Burgvogt hatte lngst etwas dergleichen vermuthet; da er nun als von Kindheit an im Schlosse Berg aufgewachsen alle geheimen Thren und Schlupfwinkel darin kannte, war es ihm einst gelungen durch einen nur ihm bekannten Zugang in das Schlafzimmer der Grfin zu gelangen, whrend dieselbe gerade im Nebengemache vor ihrem Betaltar lag und fr die baldige Rckkehr ihres Gemahls betete. Auf einem Tische hatte Adele ihren Verlobungsring, und weil sie sich allein glaubte, auch die lstige Halsbedeckung abgelegt, jenen ergriff der Versucher und trat dann, den entwendeten Ring vorzeigend und auf das Maal am Halse deutend, vor sie hin und drohte ihr, diese Merkmale als Beweise ihrer Untreue ihrem Gemahle vorzulegen, wofern sie sich nicht gegen ihn freundlicher bezeigen werde. Die Grfin aber rief unerschrocken mit lauter Stimme dem Frevler zu, sich augenblicklich zu entfernen, wofern er sich nicht der Entlarvung seiner unreinen Absichten aussetzen wolle. Walther jedoch, der mit den jungen Grafen im Schlogarten gewesen war, hatte das laute Aufschreien seiner Herrin vernommen und eilte mit einer Axt, die ihm zufllig zur Hand gewesen war, bewaffnet herbei, schlug die von Conrad verriegelte Thre ein und kam so zur rechten Stunde der Grfin zu Hilfe. Schon wollte er den Verbrecher niederstrecken, da hielt die Grfin seinen Arm auf und gebot Conrad, nun auf der Stelle das Schlo zu verlassen und sich nie wieder daselbst oder im Lande Berg blicken zu lassen. Derselbe hatte nichts Eiligeres zu thun, als ihrem Befehle zu folgen und war bereits auerhalb des Burgfriedens, als sie sich erinnerte, da er ihren Ring mit fortgenommen und da sie in Folge der Drohungen, die er vorher ausgestoen hatte, von ihm das Schlimmste zu frchten habe, denn auer Walther hatte sie keinen Zeugen ber sein frevelhaftes Beginnen, und sie wute, da dieser ihrem Gatten gegenber nur ein schlechter Vertreter ihrer Unschuld sein werde, da im Gegentheil die Beweise, die Conrad gegen sie in Hnden hatte, wohl geeignet wren, ein dem Argwohn geffnetes Gemth zu tuschen. Gleichwohl beschlo sie aber, den treuen Walther mit der Nachricht ber das, was vorgefallen war, an ihren Gemahl zu senden und ihn zu bitten, sie nicht lnger schutzlos allein zu lassen. Sie hatte dabei aber nicht an den tckischen Burgvogt gedacht, in dessen Plan es unmglich liegen konnte, da ihr Gemahl von seinem Frevel Kunde bekme. Deshalb hatte derselbe auch die Gegend nicht verlassen, sondern sich an der Grenze des Weichbildes derselben versteckt, und natrlich auch Leute zu finden gewut, die ihn von allem, was dort geschah, in Kenntni setzten. So erfuhr er denn auch, da der Junker Walther im Begriff stehe, zu dem Grafen Adolf geschickt zu werden. Er verbarg sich also im Walddickicht an einer Stelle, wo der Junker vorbeikommen mute, und als derselbe auch sehr bald, nichts Bses ahnend, dahergeritten kam, scho er ihn mit einem wohlgezielten Armbrustschu vom Pferde. Dann eilte er mit tckischem Frohlocken dem Kaiserlichen Feldlager zu, wo er seine teufelische Rache nach einem wohlberlegten Plane zu vollenden hoffte. Er traf daselbst den Grafen nach monatlanger Reise wohlbehalten an und erzhlte demselben die angebliche Ursache seiner Ankunft auf folgende Weise.

Er habe einst nach der Abreise des Grafen mit dem Junker Walther beim Becher gesessen, und wie dann die heitere Weinlaune das menschliche Herz zu Mittheilungen, die sonst wohl verschwiegen wrden, geneigt zu machen pflege, habe ihm derselbe vertraut, da ihm die Abwesenheit seines Herrn zur grten Befriedigung gereiche, denn er knne so seinem unkeuschen Verhltni mit Adelen, welches er schon in Lothringen mit ihr begonnen, ganz ungestrt nachleben und es freue ihn, da der Graf die zwei Shne, deren eigentlicher Vater doch er sei, fr seine eigenen Kinder hielte und er somit einst die Freude haben werde, diese unehelichen Bastarde als regierende Frsten zu sehen. Als nun er an der Wahrheit des Erzhlten gezweifelt, habe Walther um zu beweisen, da seine Behauptung keine Prahlerei sei, ihm das Geheimni mit dem Muttermaal offenbart und ihm auch einen von der Grfin erhaltenen Ring vorgezeigt. Da habe er nicht lnger Anstand genommen, die Sache fr wahr zu halten, habe aber gemeint im Sinne seines Herrn zu handeln, wenn er den frechen Buhler erschlage. Dies habe er auch sofort gethan, ihm den Ring abgenommen und sich dann auf der Stelle aufgemacht, seinen Herrn im kaiserlichen Lager aufzusuchen, weil er natrlich die Rache der Grfin fr den Mord ihres Liebhabers zu frchten gehabt habe.

Zwar stiegen whrend seiner Erzhlung in des Grafen Brust einige Zweifel auf, allein die ihm vorgelegten Beweise sprachen so klar fr die Wahrheit des Erzhlten, da zusammengehalten mit jenen empfehlenden Worten bei seiner Abreise er vollstndig von der Treulosigkeit seiner Gemahlin berzeugt ward und nichts mehr wnschte, als seine Ehre in dem Blute der Ehebrecherin rein zu waschen. Darum litt es ihn auch nicht eine Stunde lnger im kaiserlichen Lager, er bestieg sein bestes Ro und ruhte nicht eher, als bis er die Thrme seines Stammschlosses wieder vor sich sah. Nun war es aber die tgliche Gewohnheit seiner edeln Gemahlin, Frh und Abends einen kleinen Rosengarten zu besuchen, den ihr ihr Gemahl angelegt hatte. Denn er hatte schon als ihr Brutigam von ihrer leidenschaftlichen Vorliebe fr diese herrlichen Blumen gehrt, die ihr schon in ihrer Heimath den Namen der Rosenprinzessin oder Rosenwrterin verschafft hatte. In diesem Grtchen befand sich auch eine Nische mit dem Bilde der Mutter Gottes und hier betete sie tglich fr ihren abwesenden Gemahl. So hatte sie sich denn auch an diesem Abend, wo ihr Gemahl, freilich ohne ihr Wissen zurckgekehrt war, aufgemacht um einsam an dieser heiligen Sttte seiner zu denken und fr ihn und ihre Kinder zu beten, und wie sie so auf den Knieen dalag, da kam es ber sie wie ein seliger Traum und sie sah sich wie frher an der Brust ihres Gemahls und fhlte im Geiste seinen Ku und hatte die Gegenwart vllig vergessen. Aber ihr Adolf war nicht fern mehr, sondern er stand dicht hinter ihr und sein bser Geist spiegelte ihm vor, da seine Gemahlin in dieser Stunde nicht an ihn denke, sondern zur heiligen Jungfrau um baldige Rckkehr ihres Buhlen bete, und so zckte er in rasender Leidenschaft das Schwert und hieb damit von hinten in den Nacken der Betenden, soda er das verborgene Maal mitten durchschnitt und den Kopf vom Rumpfe trennte. Ohne einen Laut von sich zu geben strzte sie zusammen, der Graf aber vermochte sein Opfer nicht anzusehen, sondern strzte eiligen Laufs ins Schlo zurck. Dort kamen seine beiden Kleinen ihm froh entgegen, allein rauh stie er sie von sich und befahl dem Ritter von der Aue, diese Brut der Schande und Snde im Walde auszusetzen, auf da Bren und Wlfe sie vertilgten. Mit hhnischer Schadenfreude vollzog derselbe den Befehl seines Herrn und fhrte die Kinder in das wildeste Walddickicht, wo er sie ihrem Schicksal berlie. Der Grfin Leiche hoben weinende Burgleute aus den blutbethauten Rosen in einen harten Sarg und trugen sie still zu Grabe, der Graf aber hatte sich in seinem Gemache eingeschlossen und hing seinen dstern Gedanken mit reuerflltem Herzen nach. So kam der Abend heran und die Nacht, aber der Graf bemerkte in seiner Verzweiflung nichts davon, erst das unheimliche Geschrei der Eulen, welche um die Thurmfenster flatterten und das ngstliche Heulen der Hunde im Schlohofe erinnerten ihn daran, da die Mitternachtstunde herangenaht sei. Siehe da sprang gerade als die Glocke zwlf schlug, die Thre seines Zimmers von selbst auf, herein trat eine weibliche Gestalt ohne Haupt, am Halse leuchtete eine halbdurchschnittene Rose und das blendendweie linnene Gewand war mit dunkeln Blutflecken bespritzt. Der Graf glaubte zu trumen, allein das Weib ohne Kopf kam immer nher und obgleich es im Zimmer finster gewesen war, so leuchtete doch das durchgeschnittene Rosenmaal so hell, da er alle Gegenstnde unterscheiden konnte. Da wich er entsetzt zurck um dem Gespenst zu entfliehen, allein dieses schien sich nicht um ihn zu kmmern, sondern schwebte leise in das Nebengemach, wo die Bettchen der jungen Grflein standen und that, als ob es dieselben suche und mit ihnen kosen wolle. Da es aber die Schlafstelle mit den Hnden untersuchte und leer fand, schien es zu erschrecken und setzte sich auf eins der Betten und sthnte und faltete die Hnde wie zum Gebet, bis die Morgendmmerung heranbrach. Am andern Morgen aber fanden den Grafen seine Diener wie in Schwei gebadet bewutlos am Boden seines Gemachs liegen, aber auch Conrad schlich bleichen Antlitzes einher, als wenn auch ihm etwas Schlimmes begegnet sei. Der Graf erzhlte ihm sein nchtliches Gesicht und Conrad gestand, da ihm der Geist des Lothringischen Junkers erschienen sei, allein was er ihm gesagt, darber lie er sich nicht aus. Schlielich rieth er ihm, einen frommen Mnch zu sich rufen zu lassen, ihm das Vorgefallene zu entdecken und in dessen Gesellschaft bei frommem Gebet die nchste Mitternachtstunde abzuwarten, ob vielleicht die Erscheinung wiederkehren werde. So geschah es auch, der Graf, Conrad und der ehrwrdige Schlogeistliche saen beisammen, als die Mitternacht nahte, in demselben Gemache und warteten der Dinge, die da kommen sollten. Und kaum hatte die Glocke zwlf geschlagen, siehe da sprang abermals die Thre auf und hereintrat dieselbe weibliche Gestalt und obwohl ihr der Pater mit frommen Beschwrungen in den Weg trat, so verscheuchte er sie doch nicht, sondern sie trat wiederum in das Nebengemach und sthnte und weinte wie den Tag vorher. Der Pater aber sprach: das ist kein bser Geist, sie sucht ihre Kindlein auf und betet das ist nicht die Art der Verdammten. Da wollte Conrad angsterfllt aus dem Zimmer eilen, sieh' da trat ihm eine zweite weie Schattengestalt in den Weg und alle erkannten trotz des bleichen blutigen Antlitzes den treuen Walther. Dieser aber trat vor den entsetzten Bsewicht hin und forderte ihn mit lauter Stimme auf, sein Verbrechen und die Unschuld der Grfin zu bekennen und den Grafen zu veranlassen, seine vertriebenen rechtmigen Shne aufzusuchen, auf da sein Haus nicht untergehe. Da sank Conrad zerknirscht zu Boden, das Gespenst verschwand und der Graf rief seine Knappen und befahl ihnen, den Burgvogt, obwohl er noch nichts gestanden hatte, ins tiefste Burgverlie zu schleppen, er selbst aber gab sich der vollen Verzweiflung ber das, was er gethan hatte, hin. Als aber der Tag heranbrach, da eilte er hinab in den Rosengarten, ob er da vielleicht Trost fnde. Als er aber alle Rosen wie von giftigem Thau getroffen mit gesenkten Kelchen und purpurrothen Tropfen auf den schneebleich gewordenen Blumen sah, da eilte er wie von Furien gejagt ins Schlo zurck. Um sich Ruhe zu erjagen, beschlo er auszureiten, allein als er zu seinen Rstungen trat und sein Auge auf den Heerschild fiel, da sah er das Wappen seines Hauses, drei silberne Scepter, von einem groen Blutflecken bedeckt, er mhte sich vergeblich denselben wegzuwischen, es gelang weder ihm noch seinem herbeigerufenen Knappen, den Blutflecken von den Sceptern wegzubringen. Um das Maa seiner Verzweiflung voll zu machen, lie sich ein fremder Mnch bei ihm melden, der ihm eine wichtige Nachricht zu bringen habe. Derselbe erzhlte, er habe vor einigen Wochen einen lothringischen Junker Namens Walther zum Tode verwundet auf der Heerstrae liegend gefunden. Dieser habe ihm gebeichtet und eine schreckliche Geschichte von dem Frevel seines Burgvogtes erzhlt und ihn um seiner Seele Heil willen gebeten, sich aufzumachen und die letzten Worte eines Sterbenden dem Grafen, der im kaiserlichen Feldlager weile, zu hinterbringen. Dies habe er auch gethan, ihn aber dort nicht mehr angetroffen, sei ihm also hierher nachgeeilt, allein leider zu spt gekommen, um das Unglck zu verhindern, knne also jetzt weiter nichts thun, als den Grafen von der Unschuld seiner gemordeten Gattin berzeugen. Wie vom Blitz getroffen sank der Graf auf seine Kniee nieder, bald aber raffte er sich auf und befahl, Conrad zwischen rudige Hunde gebunden und mit Steinen beschwert in einen Sumpf zu versenken, er selbst aber eilte von des Wahnsinns Nacht umschattet aus dem Schlosse und lie in den Wldern laut die Namen seiner Gattin und seiner Shne erschallen, als ob er sie zu sich rufen wolle. So tobte er unaufhaltsam fort, bis er endlich von Dornen zerfetzt, blutend und todtmatt spt am Abend auf den Rasen sank, um in wilden Trumen alle Schrecknisse wieder zu schauen, die ihn am Tage umgraust hatten. So sah er sich denn zuerst umgeben von blutigen Leichen ohne Haupt und von allen Schrecknissen der Hlle, dann aber trat auf einmal ein freundlicher Engel in lichter Frauengestalt an ihn heran, trocknete ihm den Schwei von der heien Stirn und rief mit der Stimme seiner gemordeten Gemahlin ihn bei seinem Namen. Und siehe die Gestalt hatte auf einmal nicht mehr das Ansehen jenes blutigen Gespenstes, sondern es war seine Adele ganz so, wie er sie als seine Braut heimgefhrt hatte, nur die Rose an ihrem Halse war verschwunden. Sie aber beugte sich ber ihn, kte ihn und sprach: Adolf ich habe Dir vergeben und auch der Himmel wird Dir Deine Verblendung verzeihen, nimm diese zwei Rosenknospen, die eine erspriee zu Deinem Ebenbilde, diese andere aber sei dem Himmel einzig geweiht! Bei diesen Worten erwachte er, noch sah er die Gestalt seiner Gemahlin in nebligem Duft zerflieen, aber in seiner Hand hielt er zwei Rosenknospen und neben ihn schlummerten sorglos seine zwei Shnlein. Er aber konnte wieder weinen und beten und an die Stelle wilder Verzweiflung war tiefe Reue und Wehmuth in sein Herz eingezogen. Als er aber vom Gebet sich erhob, erwachten auch seine Knblein und erzhlten ihm, ihr Mtterlein sei stets bei ihnen gewesen und habe die wilden Thiere von ihnen fortgescheucht und ihnen Waldbeeren und se Frchte gebracht, jetzt aber sei sie auf einmal fortgegangen und habe ihnen gesagt, da sie nimmer wiederkomme, sondern die Shnlein mten zu ihr kommen in ihr Rosengrtlein, aber erst nach langer, langer Zeit. Da weinten sie bitterlich, ihr Vater aber hob sie auf seinen Arm und trstete sie und sprach: Lobet Gott den Herrn, denn er ist Euer bester Vater, der Euch erhalten und genhrt hat, nachdem Euch Euer irdischer Vater verstoen hatte. Aber jetzt bin ich wieder Euer Vater und will Euch hegen und pflegen bis an mein Ende. Dich Adolf, meinen Erstgebornen, will ich zu einem wackern Ritter bilden und Dir mein Land und meine Unterthanen bergeben, denen sollst Du ein starker Schild sein. Dich aber, Bruno, will ich dem Himmel weihen, Du sollst des Heilands Lehre verknden und die reuigen Snder wiederum auf die rechte Bahn fhren. So hat es mir Euere Mutter, die jetzt im himmlischen Rosengrtlein weilt, befohlen. Nun kehrte er mit seinen ihm wiedergeschenkten Shnen in sein Schlo zurck, lie die Leiche seiner unglcklichen Gemahlin wieder ausgraben, sie mit aller Feierlichkeit in der Schlokapelle beisetzen und ihre Unschuld wie seine Reue durch alle seine Lande verknden. Dann aber that er schwere Buen und Gelbnisse, machte fromme Stiftungen und baute in dem Walde, wo er seine Shnlein wiedergefunden hatte, eine kleine, der Mutter Gottes geweihte Kapelle, wo er tglich Seelenmessen zum Gedchtni Adelens und des treuen Walther lesen lie. Dies war die nmliche Marienkapelle an der Dhn, an die das sptere Kloster im Thale (1145) erbaut ward, die man aber spter, da sie zerfallen war, im Jahre 1240 wieder neu errichtete.

Der Blutfleck auf den Wappenschildern der Bergischen Grafen war zwar mit der Erscheinung der vershnten Adele verschwunden, allein auch die silbernen Scepter kamen nicht wieder zum Vorschein, sondern auf reinem Silbergrunde hatte sich eine rothe Rose gebildet, die fortan das Wappen von Berg blieb und auch von Altena und Isenburg, bis zwei Jahrhundert spter durch eine Blutschuld dem Grafenhause (1225) diese Wunderrose mit einem Lwen vertauscht ward. Dem Beispiele Adolfs aber, der den jngern Sohn dem Himmel weihte, folgten auch seine Nachkommen, weil die Sage ging, das glorreiche Grafenhaus werde nimmer erlschen, so lange ein Zweig desselben als geweihter Priester Gottes fr dessen Heil am Altar bete. So ward dies auch treulich gehalten, bis der letzte Geistliche aus diesem Stamme, Engelbert Erzbischof von Cln im Jahre 1225 durch seinen Vetter Friedrich von Isenburg erschlagen ward, worauf der grfliche Stamm und die Rose erloschen und das Land an den Limburg'schen Nebenzweig kam. Auch dieser blhte lange fort, von Conrad dem Bischof von Mnster ( 1300) an bis auf Johann Wilhelm, den Probst in Xanten, der aber den geistlichen Stand verlie und sich, nachdem er sich vermhlt, zum Herzog machte. Mit ihm erlosch im Jahre 1609 die letzte Bergische Frstenlinie.

9. Bruno von Flittert, der Schenk von Berge.(Nach Montanus Bd. II. S. 290 etc.)Zu Anfange des 13. Jhdts. war ein gewisser Bruno von Flittert der Schenk des Grafen von Berge, Heinrich von Limburg. Derselbe hatte diese Stelle darum bekommen, weil er wohl der strkste Trinker seiner Zeit war. Man erzhlte von ihm, er habe eine Kanne Weins, so schwer als sie ein starker Mann mit einer Hand kaum zu tragen vermochte, auf einen Zug austrinken knnen. Er soll eines Tages auch ein groes Fuderfa vom Boden aufgehoben, bis an den Mund gefhrt und dann aus dem Spundloche so wacker getrunken haben, da es beim Absetzen bemerkbar leichter ward. Dazu kam noch, da whrend er die berhmtesten Trunkhelden und Weinprahler stets sehr bald unter den Tisch trank, er selbst, trotzdem da er an einem Tage soviel trank als er schwer war, doch niemals betrunken war, sondern zu allen Verrichtungen gleich geschickt blieb. Weil er sich nun aber aus der Kirche nicht viel machte und sich lieber in lustiger Gesellschaft, als bei Messen und Predigten sehen lie, so kam es, da er in den Ruf kam, er stehe mit dem Schwarzen im Bunde und dieser gebe ihm die Macht, ohne berauscht zu werden, so viel zu trinken. So tapfer aber wie er bei Trinkgelagen war, ebenso mannhaft zeigte er sich in der Schlacht und bei mancher Fehde seines Herrn hatte er nicht wenig zum Siege beigetragen. Als nun Kaiser Friedrich II. sich zu einem Kreuzzuge nach Palstina rstete (1228) und hierzu auch Heinrich, der Graf von Berge aufgeboten ward, da blieb auch der tapfere Schenk nicht daheim, sondern begleitete seinen Herrn. Zuerst begaben sie sich nach Palermo, wo damals der Kaiser Hof hielt und hier hatte der Schenk bei den Hoffesten die beste Gelegenheit seine Fertigkeit im Trinken zu zeigen. Bei solch einem Gelage kam es denn auch eines schnen Tages zu einem Gesprch ber die feuerspeienden Berge und der Kaiser, der bekanntlich selbst ein Gelehrter und Naturforscher war, meinte, es msse wohl einem wackern Mann Ehre bringen, wenn er in den Schlund des Kraters des Aetna hinabsteige und zu erforschen wage, wie es da aussehe. Dies hielten zwar Viele, namentlich die Geistlichen, fr eine vermessene Handlung, weil sie meinten, da die feuerspeienden Berge Thore zum Fegefeuer seien. Da versetzte, ohne sich zu besinnen, der tapfere Flittert, und wenn der Weg gerade zur Hlle fhre, er wolle hinabsteigen und zusehen, was es da unten gebe. Trotz aller Widersprche und Abmahnungen reisete er sogleich nach dem damals gerade ruhigen Aetna und nachdem er einige Kannen Weins genossen, stieg er hinab. Lange harrten seiner die Gefhrten, allein er kehrte nicht wieder, und als am andern Tage der Berg wieder zu toben anfing, ward sein Tod nur zu gewi. Da sprachen die Geistlichen, er sei seines Trinkens halber lebendig in die Hlle gefahren, und stellten sein trauriges Ende auf als ein warnendes Beispiel der Schlemmerei.

10. Der Ave-Marien-Ritter zu Altenberg.(Nach Csar. v. Heisterb. Exhortat., poetisch behandelt von Montanus Bd. I. S. 26.)Einst lebte im Bergischen Lande ein edler Ritter, der in mancher Schlacht und Ritterspiel als der Tapferste befunden worden war, allein wie der Mensch Alles zum Ueberdru bekommt, so ward auch ihm Kampf und Turnier, Jagd und Zechgelage schlielich zum Ekel und er beschlo, fortan nur dem Dienste des Herrn zu leben. Er trat also in das Altenberger Kloster als Novize und ward bald der frmmste Bruder im ganzen Stifte. Allein er mochte sich bemhen, wie er wollte, es war ihm geradezu unmglich die lateinischen Gebete und Gesnge auswendig zu lernen. Das einzige was er behalten konnte, war der Spruch Ave- Maria d.h. gegret seist Du, Maria! Der Prior gab ihm einen Lehrer, der ihm das Confiteor, Credo und Paternoster beibringen sollte. Alles vergebens, er konnte sich nichts merken, sondern betete Jahr aus Jahr ein inbrnstig nur sein Ave-Maria. So kam es endlich zum Sterben und da blieb sein letztes Wort: Ave-Maria. Auf dem Friedhofe des Klosters ward er zur Erde bestattet; am Morgen darauf stand eine weie Lilie auf seinem Grabhgel. Diese war in der Nacht von selbst gewachsen, sie glnzte in blendender Weie, aber auf jedem ihrer Blthenbltter las man in goldenen Buchstaben: Ave-Maria! Man ffnete das Grab und siehe da, der Lilienstengel spro aus des frommen Beters Munde. Da erkannte man wohl, da seine einfachen Worte ob seiner reichen Liebe bei dem Herrn Gnade gefunden hatten.

11. Der fromme Hirte.(Poetisch behandelt von Montanus Bd. I. S. 16 etc.)Einer der hchsten Waldrcken im Bergischen wird der Lderich (von Loh oder Lh, heiliges Feuer) genannt, an seinem Fue braust die silberhelle Slz dahin und von seinem Gipfel aus kann man bis zum Rheine sehen. Derselbe zeigt noch heute Spuren eines frhern Einsturzes, welche aber nichts weniger als vulkanisch sind. Die Sage berichtet uns als Ursache desselben folgende Mr.

Vor mehr als tausend Jahren als der Lderich viel hher noch als jetzt war und in frischem Grn weithin glnzte, lebten auf ihm und in seiner Nhe wilde Heiden, welche die Christen an den Gestaden des Rheins oft mit Brand und Mord schdigten, ja viele aus der Mitte derselben als Gefangene fortschleppten und sie entweder als Sclaven bei sich behielten oder ihren finstern Gtzen opferten. Darum sahen sich die Christen genthigt, zur Schutzwehr gegen ihre Einflle an der Grenze ihrer Marke feste Burgen zu erbauen, wie denn eine solche das starke Bensberg war. Die Heiden aber konnten nunmehr nicht mehr wie frher ihre unersttliche Habgier durch das Gut ihrer Nachbarn stillen, sie muten auf andere Mittel sinnen, und so kam es denn, da der Bse ihnen den Vorschlag machte, sie sollten unter seiner Fhrung im Lderich nach Gold und Edelsteinen suchen, deren es dort nicht wenige gebe. Das lieen sich die Verblendeten nicht zweimal heien, sie machten einen Bund mit ihm und der Kobold bahnte ihnen einen Weg tief in die untersten Klfte des Berges und in groer Masse frderten sie Gold, Silber und Diamanten sowie anderes edeles Gestein zu Tage. Mit dem aber was sie aus der Erde brachten und dem grauen Stein des Berges erbauten sie sich Palste an und auf dem Berge und kluge Zwerge schmckten die Hallen derselben mit den herrlichsten Juwelen aus. Durch diese mit leichter Mhe errungenen Schtze wurden sie aber immer bermthiger, soda sie nicht blos dem Christengott zu dienen sich weigerten, sondern ihn sogar verhhnten. So warfen sie einst aus dem dunkeln Walde des Lderich ein Weizenbrod, unter welchem sie sich den Christengott vorstellten, hinab in die Tiefe und riefen dazu: Herrgott laufe und falle Dich todt! und als es fortrollend in die Tiefe sank und dort zerbrach, da wlzten sie ein zweites ihm nach und schrieen: Teufel laufe dem Gotte nach!

Whrend sie aber diesem frevelhaften Spiel, das sie das Herrgottspiel nannten, nachhingen, htete ein armer Christensclave die Schafe eines bsen Heiden auf dem Lderich und entsetzte sich, als er das Ungeheuerliche mit ansehen mute. Da kam auf einmal ein Vglein mit glnzendem Gefieder auf ihn zugeflogen, setzte sich auf eine hohe Buche und sang mit lieblicher Stimme: Schfer, da Dich Gott verschone, treibe fort mit Deinen Schafen hinab ins Thal, Gott will diese Heiden strafen, der Lderich wird gleich einstrzen! Und der Hirt trieb schnell die Heerde zum untenflieenden Bach hinab. Da erhob sich in den Eingeweiden des Berges ein frchterliches Brausen und Tosen, die Oberflche desselben hob sich und berstete auseinander und alle Heiden, die auf und in den Schluchten des Berges und in ihren kostbaren Palsten waren, wurden von der Erde verschlungen. Aus dem Schooe desselben aber flo von Stund an ein von ihrem Blute rother Bach hervor und neben demselben ein zweiter, der von den vielen Thrnen der gerade aus dem Thale zurckgekehrten um ihre Mnner weinenden Heidenweiber entstanden war. Das Blutbchlein und die Thrnenquelle werden noch heute den Neugierigen dort gezeigt, und ebenso der Eingang jener tiefen Gruben, aus denen sie einst ihre Schtze geholt hatten, der sogenannte Heidenkeller. Bei Nachtzeit aber geht Niemand dort vorbei, denn dort gehen die Geister der lebendig begrabenen Heiden um, und heraus aus dem Innern des Berges vernimmt man Klopfen und Hmmern, als wenn dort Bergleute arbeiteten.

12. Die Sagen von der Entstehung der Burg Altena.(Nach Montanus Bd. I. S. 188.)Es giebt eine doppelte Sage von der Entstehung des Namens der Bergischen Bergveste Altena. Um die Mitte des 10. Jahrhunderts soll nmlich ein Graf Hermann vom Berge, Vogt von Deutz, nachdem er einen Ueberfall seiner Leute durch den Grafen von Arensberg bei Neustadt abgeschlagen, an der Lenne ein Schlo als Schutzwehr gegen diese seine feindlichen Nachbarn erbaut haben, und dieses soll davon, als jene wiedergekommen, aber ihre Gegner auf ihrer Hut und ihnen selbst all zu nah gefunden, den Namen Allzunah (Altena) erhalten haben.

Eine zweite Sage setzt aber das Jahr der Erbauung der Burg erst spter um das Jahr 1000. Es htten nmlich zwei Brder, Rmer, aus dem alten weitberhmten Geschlechte der Ursiner (Orsini) dem Kaiser Otto die damals wilde Gegend um Wupper und Lenne abgekauft und an der Lenne ein Schlo zu bauen beschlossen. Als dort die Arbeiter mit Holzfllen beschftigt gewesen, ist ein Haselhuhn aufgeschreckt worden und Schutz suchend in den Schoo des einen der Herren geflogen, der es in seinem Mantel aufgefangen und dann zu den Arbeitern gesprochen hat: Gottes Gnade wird unserm Unternehmen ein gutes Gedeihen geben, schon sandte er ein glckliches Zeichen, drum wacker an's Werk! Da ist aber der mchtige Graf von Arensberg gekommen, hat Einspruch gethan gegen das Bauen und gesagt: Dies Schlo, das Ihr errichtet, ist allzunah! Er glaubte sich nmlich durch das Bauen beeintrchtigt. Aber die Bauherrn haben sich nicht stren lassen, fleiig fortgebaut und das herrliche Schlo vollendet. Da die Veste noch ohne Namen war, so haben sie solche nach den Worten des Arensberger, ihm zum Spott Allzunah (nach dortiger Mundart: All te nae) genannt. Vergeblich hat dann der Arensberger die Burg belagert, um sie zu zerstren; sie blieb unbezwingbar. Darauf haben die Brder Ursini ein anderes Schlo nher bei Clln erbaut, welches Altenberg genannt ward.

13. Graf Adolf von Berg und sein Sohn.(Nach Montanus Bd. I. S. 189 etc.)Das Unglcksjahr 1348, in welchem zwar nicht, wie die alte Prophezeiung gedroht hatte, die Welt unterging, wo aber in ganz Deutschland Noth und Elend war, wo Erdbeben und Miwachs Hungersnoth, Aufruhr, den schwarzen Tod und St. Veitstanz in ihrem Gefolge hatten, wo die Geiler mit ihren Lastern Sddeutschland berschwemmten, war auch fr die Bergischen Lande ein sehr schweres. Hier herrschte nmlich bereits vierzig Jahre lang Adolf der Erste als einer der wrdigsten Regenten, die je einen Thron bestiegen, und in diesem Jahre erfuhr er das Schrecklichste, was einen Vater treffen kann: seine eigenen Shne emprten sich gegen ihn. Er war seit seiner Thronbesteigung ein strenger Vertheidiger des Landfriedens und unerbittlicher Feind der damals im ganzen Deutschen Reiche so zahlreichen Raubritter gewesen. Natrlich gehrten diese und sein schlimmer Nachbar, Erzbischof Heinrich von Clln, deshalb nicht zu seinen Freunden, und so kam es denn, da seine beiden Shne Adolf und Wilhelm, fr deren Ehrgeiz er zu lange lebte, von dem ihm durchweg feindlich gesinnten Adel des Bergischen Landes zum Aufstand gegen ihn ermuthigt wurden. Nun war aber einer der gefrchtetsten Wegelagerer ein gewisser Rindfleisch, der sich schon bei den zwei Jahre vorher stattgefundenen Judenverfolgungen durch seine unmenschliche Grausamkeit einen schlimmen Namen gemacht hatte; dieser machte nun mit einer Anzahl Spiegesellen, unter denen wieder ein gewisser Zopf der gefrchtetste war, das Siebengebirge und die ganze Gegend herum unsicher. Der Graf Adolf zog gegen sie, warf ihre Bande nieder, aber leider gelang es Rindfleisch, das Kloster Heisterbach zu erreichen, wo er trotz seiner Verbrechen Aufnahme fand. Zwar forderte der Graf den Abt auf, den Missethter auszuliefern, allein dieser wollte sein Vorrecht, jedem Verfolgten ein unantastbares Asyl zu gewhren, nicht aufgeben und so lie sich denn der Graf von der Hitze verleiten, in das Kloster mit gewaffneter Hand einzudringen und den Ruber aus seinem Schlupfwinkel herauszuholen. Dieses benutzten seine Shne; untersttzt von dem raubschtigen Adel und der Geistlichkeit, die sich durch jenen Eingriff in ihre Vorrechte beleidigt fhlte, schrieen sie ihren Vater als Kirchenschnder aus und verlangten von ihm, er solle den Gefangenen freigeben und die Regierung ihnen abtreten. Zwar weigerte sich der aufgebrachte Graf, allein ehe er noch seine Vasallen um sich versammeln konnte, drangen sie in das Schlo Bensberg ein und befreiten den dort gefangen sitzenden Ruber, ihr Vater selbst aber entkam mit genauer Noth. Zwar versuchte er ein Heer zu sammeln, allein ehe ihm dies mglich wurde, hatten seine Shne nicht blos den grten Theil seines Landes, sondern auch die festesten seiner Burgen eingenommen und schon glaubten sie sich im sichern Besitze des vterlichen Erbes; da wurden sie selbst unter sich uneins, wer denn nun eigentlich als alleiniger Regent die Grafschaft erhalten solle. So kam es zu Feindseligkeit zwischen ihnen und weil der jngere Bruder Wilhelm, der brigens der schlechtere von beiden war, sich trotzdem, da sich ihm Rindfleisch mit seinem Anhange angeschlossen hatte, zu schwach allein gegen Adolf fhlte, so heuchelte er auf einmal Reue, bat seinen Vater um Vergebung und dieser lie sich anfangs, zu schwach, den wahren Grund seiner Sinnesnderung zu erkennen, leicht verleiten, ihm Glauben zu schenken. Allein sehr bald ward er ber seinen wahren Charakter aufgeklrt und so ging er nicht auf sein Ansinnen ein, im Verein mit ihm gegen Adolf zu ziehen. So kam es denn, da Wilhelm genthigt ward, seine tckischen Plne gegen seinen ltern Bruder allein auszufhren. Er bediente sich dazu des Rubers Rindfleisch, der einen persnlichen Groll gegen den Grafen Adolph hatte. Derselbe pate die Gelegenheit ab, wo der Graf in der Nhe der Burg Bensberg jagte, berfiel ihn mit seinen Spiegesellen, tdtete ihn aber nicht, sondern entmannte ihn blos; allein der Graf starb am nchsten Tage in Folge dieser Verwundung. Sein Bruder Wilhelm hatte aber auch keinen Nutzen von seinem Verbrechen, denn drei Tage nachher, als er sich gerade zu einem Zug nach Berg rstete, ward er pltzlich vom Schlage getroffen, Rindfleisch aber fiel spter dem Herzog von Jlich in die Hnde, der ihn rdern lie.

Der unglckliche Vater lie die Reste seiner ungehorsamen Shne in dem Kloster Altenberg in aller Stille beisetzen; keine Inschrift bezeichnet dort ihr Grab. Er selbst aber folgte ihnen sehr bald; am 9. April wurde er seinen Ahnen im 65. Jahre seines Alters beigesellt. Mit ihm erlosch die Frstenlinie Limburg-Berg; seine Enkelin, das Kind seiner mit dem letzten Grafen von Ravensberg vermhlten Tochter Margaretha, brachte die Lnder Jlich und Ravensberg ihrem Gemahl Gerhard von Jlich zu, mit welchem fr Berg der dritte Jlich'sche Regentenstamm begann.

14. Gezelin, der fromme Einsiedler.(Poetisch behandelt von Montanus Bd. I. S. 34 etc.)Da wo der Dhnbach in der Grafschaft Berg silberhell dahinfliet, da weidete im 13. Jahrhundert ein armer Einsiedler, Gezelin genannt, eine kleine Heerde Schafe. Er war eigentlich ein Frstensohn, allein er hatte allen Rechten seiner Geburt entsagt und war aus Frankenland hierher gezogen, um allein im Walde ganz dem beschaulichen Leben sich zu widmen. Da begab es sich einstmals, da der Herr ber das Bergische Land eine entsetzliche Drre schickte; Alles vertrocknete und verdrstete, im Dhnbach war kein Tropfen Wasser mehr und seine Heerde lechzte nach Wasser. Da erhob er seine Hnde glubig zum Gebet und gelobte eine Pilgerfahrt nach einem fernen Gnadenorte, wofern Gott diesem Elend abhelfen wolle. Und siehe, wie er mit seinem Stabe in den staubigen Moor stie, da quoll ein sprudelnder Springquell hervor, der mit seinem klaren Wasser Thiere und Matten erquickte. Er aber zog seinem Gelbni getreu hin nach Aachen, nachdem er vorher seine verlassene Heerde Gott empfohlen hatte. Als er nach vollbrachtem Gelbde wieder zurckkam, da sah er mitten unter seinen Schafen einen Hirten mit Hund und Stab, der als ein von Gott gesandter Engel dieselbe whrend seiner Abwesenheit gehtet hatte. Als aber sein letztes Stndlein kam, da schwebte die h. Jungfrau von einer Engelschaar umgeben herab und trug mit seligem Lcheln seine Seele zum Himmel empor. Ueber jener Quelle aber erbaute zu Anfang des 16. Jahrhunderts Heinrich von Reuschenberg, ein Comthur des Deutschen Ordens, eine kleine Kapelle. Dieselbe liegt bei Schlebusch in einem lieblichen Buchenhaine; in der Nhe des letztgedachten Ortes aber ruhen seit dem Anfange dieses Jahrhunderts seine Gebeine, die frher in der Kirche zu Schlebuschrath (1200) beigesetzt worden sein sollen, nicht aber in Luxemburg, wie eine andere Sage erzhlt. Unter dem Altar jener Waldkapelle aber sprudelt die Gezelinquelle hervor, deren Wasser zur Heilung vieler Gebrechen, namentlich bei Kinderkrankheiten und Augenbeln von den Glubigen eifrig benutzt wird.

15. Die Legende vom h. Engelbert.(Poetisch behandelt von Montanus Bd. I. S. 39.)Engelbert der Heilige war ein Sohn des gleichnamigen Grafen von Berg und der Grfin Margarethe von Geldern. Whrend sein erstgeborener Bruder seinem Vater als Regent der Bergischen Lande zu folgen bestimmt war, traf ihn das Loos, dem Himmel geweiht zu werden. Er zeigte sich dieses erhabenen Berufes bald so wrdig, da man ihn in seinem 23. Jahre zum Bischof von Mnster whlte und in seinem 30sten zum Erzbischof von Clln erhob (1215). In dieser Eigenschaft wirkte er aber nicht blos in seinen geistlichen Angelegenheiten, sondern ihm verdankte das Bergische Land, welches er in Abwesenheit seines nach Palstina gezogenen Bruders regierte, namentlich die Herstellung der von den zahlreichen Raubrittern jener Gegend arg gefhrdeten brgerlichen Ordnung und Friedens. Freilich machte er sich aber auch dadurch den raubgierigen Adel zu Feinden, namentlich als Friedrich Graf von Isenburg, welcher der weltlichen Succession seines Bruders halber den geistlichen Stand verlassen hatte, in der Abtei Essen als deren Schirmvogt allerlei unziemliche Neuerungen machte und dem Erzbischof Engelbert deshalb die an ihm auszufhrende Execution vom Papste Honorius und Kaiser Friedrich II. aufgetragen und von ihm auch vollzogen ward, gewann er an diesem einen so bittern Feind, da derselbe trotz seiner verstellten Freundlichkeit gegen ihn den Vorsatz fate, ihn umzubringen. Diesen seinen bevorstehenden Tod offenbarte Gott einigen frommen Geistlichen, welche ihm solches hinterbrachten, daher er denn seine Snden dem Bischof zu Minden beichtete und darauf, als er von dort nach Nrnberg reisen wollte, unterwegs von dem Isenburger Grafen berfallen und auf dessen Befehl von dessen Dienstmann Heribert von Rckerode, einem riesigen Knecht Namens Jordan und einigen anderen Knechten mit 28 Wunden ermordet ward. Graf Friedrich wurde im Jahre 1226 in die Acht erklrt, zu Lttich gefangen genommen und an den Erzbischof von Clln ausgeliefert, der ihn rdern lie; der Leib des h. Engelbert aber, der einige Zeit unbeerdigt liegen geblieben war, bis ihn ein frommer Soldat, Ledums geheien, und der Kellermeister des Klosters Frungerode, Heinrich, aufhoben und in das Kloster Bergen trugen, von wo er spter nach Clln gebracht und daselbst in des Apostels Petrus Kirche begraben ward. Jetzt ruhen seine Gebeine in einem sibernen Sarge in einem schnen Grabmale im Dome zu Clln.

16. Der Strunderbach.(Nach Montanus Bd. I. S. 97.)In der Nhe des ehemaligen Deutschordenshauses Strunden, auch Herrstrunden, eine Stunde oberhalb Gladbach gelegen, entspringt jetzt der sogenannte Strunderbach, der nach einem Laufe von kaum zwei Stunden bei Mhlheim in den Rhein fllt. Derselbe hatte aber ehemals einen andern Namen und entsprang nicht wie jetzt in einem tiefen Thale, sondern eine Viertelstunde hher auf einem Wiesenabhange des Gehftes, das jetzt die Spitze heit, und die Quelle nannte man den Asenborn, weil sie den Asen, den Obergttern der heidnischen Germanen geheiligt war. Obgleich das Christenthum, welches seit dem achten Jahrhundert sich ber ganz Berg verbreitet hatte, der Quelle ihre Wunderkraft nahm, so verrichtete der Bach doch sonst seine alten Dienste, d.h. er trieb Mhlen bis in's 16. Jahrhundert hinab. Da kamen auf einmal weit aus der Ferne Zigeuner in das Bergische Land, von den dortigen Einwohnern Heiden genannt, weil sie nicht Gott und die Heiligen, sondern bse Geister verehrten und Teufelsknste trieben. Sie waren brigens von abscheulichem Ansehn, kaum vier Schuh hoch, gingen in Lumpen gehllt und ihre Kinder fast nackt. Sie hielten sich in den dichten Wldern in einzelnen Schaaren auf, von denen jede ihren Hauptmann hatte. Angeblich nhrten sie sich von Krutern und Wurzeln, die sie in den Wldern ausgruben, oder auch vom Fleisch kleiner Raubthiere, an denen damals die Wlder reich waren; allein es kam ihnen auch nicht darauf an, in den Drfern, in deren Nhe sie sich herumtrieben, ein Stck Vieh zu stehlen, wenn sie es unbemerkt thun konnten.

Einst wohnte nun eine solche Zigeunerhorde in dem Theile des Waldes, wo die Spitze gelegen ist und der Bach, von dem hier die Rede ist, vorbeiflo. In tiefer Thalschlucht zeigt man heute noch eine wundersam gestaltete Hhle, wo ihre Wohnung war und wo sie von Landleuten hufig aufgesucht wurden, die sich fr Geld und Lebensmittel von ihnen wahrsagen lieen und sie auch zum Beschwren von Ungewittern und Feuersbrnsten gebrauchten. Nun stand aber an der eben genannten Spitze eine Mhle, welche der Bach trieb, und der Mller war ein aufgeklrter Mann, der an kein Teufelswerk glaubte, also auch die Zigeuner nicht in Nahrung setzte, im Gegentheil Andere vor ihnen warnte. Nun hatten diese einige magere Khe, welche sie natrlich auf den Wiesen der Drfler weiden lieen. Diese lieen sich dies auch aus Furcht vor der Rache der Zigeuner ruhig gefallen, nur der Mller drohte, ob ihn wohl seine Freunde und Nachbarn davon abmahnten, wenn die Zigeuner ihr Vieh auf seinen Acker treiben wrden, da solle ihn Niemand hindern, dasselbe ohne Gnade todtzuschieen.

Dies vernahmen die Zigeuner und so sendeten sie denn eine von ihren alten Frauen mit einer braunen Kuh hinab, da dieselbe in des Mllers Garten weiden solle. Kaum hatte aber der Mller das fremde Vieh in seinem Kohlstcke gewahrt, als er voller Wuth herauslief und unter Schimpfen und Drohen die Zigeunerin aufforderte, augenblicklich seinen Garten zu verlassen, sonst sei es um ihre Kuh geschehen. Da kreischte das alte Weib:

Schh Du mir dhut ming Khchen, dat brung,

Su sll d Bahch Dir sprengen zo Herrstrung.

(Wirst Du mein braunes Kuhchen verwunden, so soll der Mhlbach quellen zu Herrstrunden.) Darauf lachte und kicherte sie; der Mller aber lie sich nicht einschchtern, sondern immer zorniger werdend gab er aus seiner Flinte Feuer und, pardautz, da lag die Kuh mitten durch den Leib geschossen. Nun ist das Lachen an mir! rief der Mller der Zigeunerin zu; allein diese rief: Das wird sich gleich zeigen! und lief an den Bach hinab. Dort schnitt sie ein Weidenstbchen, schlte die Rinde ab, strickte ein Hexenband darum und murmelte zwischen den Zhnen, whrend sie das Stbchen in den Bach warf:

Stocke, stocke Asenborn,

Dich verwnscht der Heidenzorn!

Quelle, quelle tief im Thal

Wieder an den Sonnenstrahl;

Sprudle durch des Teufels Macht

Zu Herrstrunden aus der Nacht!

Dazu machte sie so sonderbare Geberden und verzerrte das Gesicht dermaen, da es dem Mller Angst wurde und da er eben den Mhlstein klappern hrte, als wenn keine Frucht mehr aufgeschttet sei, so lief er in die Mhle. Aber wie erschrak er, als dort pltzlich Alles still ward und Rad und Getriebe ruhig standen, als wren sie festgebannt. Er zog an der Schleuenstange, allein die Schleue war offen und kein Trpfchen Wasser flo herab. Da lief er hinaus an den Damm, aber o Schrecken! das Bett war trocken, kein Steinchen war mehr na und nichts regte sich in ihm als die bunten Forellen, welche vergeblich nach ihrem Elemente herumtanzten. Wthend ergriff der Mller seine Axt und lief in den Wald, die Zigeuner zu erschlagen, wo er sie finde; aber es war keiner mehr zu sehen noch zu hren; er hrte aber spter, es seien um diese Zeit eine groe Anzahl dieser Heiden auf der fliegenden Brcke zu Mhlheim auf das jenseitige Rhein-Ufer bergesetzt. Zu den Schiffsleuten aber sagten sie, sie verlieen auf immer das Bergische Land, nhmen aber auch die gute Zeit mit. Nun htte der kluge Mller gern sein halbes Vermgen hingegeben, htte er nur sein Wasser wiederbekommen knnen. Umsonst, das Bett des Baches blieb trocken wie zuvor; unten aber im tiefern Thale, nahe bei dem Deutschherrnhause Strunden quoll der Bach stark und klar, wie er noch heute zu sehen ist, hervor. Lange noch sah man die Mhlrder der Spitzenmhle ber trocknen, grasberwachsenen Grben, spter aber verwandelte man ihre unntz gewordenen Rume in ein Wohnhaus und daneben erhob sich eine dem h. Jacob geweihte Waldkapelle, wohin viel gewallfahret wurde, denn man sagte, da sich das Loos der Todtkranken, fr deren Genesung man dort zu flehen pflegte, binnen drei Tagen zum Tode oder zur Heilung wenden mu. Sonderbarer Weise sind aber mit jener Verwnschung des Baches auch alle andern Wasseradern aus jenem Boden verschwunden, denn wie oft man auch bis auf die neueste Zeit herab dort um Brunnen zu graben, nach Wasser gesucht hat, wie tief man auch grub, selbst tiefer als die Quelle zu Strunden, niemals hat man solches finden knnen. Die Zigeuner- oder Zwergenhhle bei Herrstrunden, an sich schon ein merkwrdiger Korallenriff von seltnen Versteinerungen, ist noch sichtbar, und wagt sich Niemand gern hinein.

17. Das Zwergjunkerlein an der Kohlfurt.(Nach Montanus Bd. I. S. 81 u. Fr. Leibing, Sagen und Mrchen des Bergischen Landes. Elberfeld 1868, in 12. S. 14 etc.)In der Nhe der Kohlfurt liegt ein Berg, der mit seinen Klippen die Wupper berragt. Er ist in seinem Innern von unzhligen Hhlen und Gngen durchzogen, die vor langen Jahren von dem kleinen Volke der Heinzelmnnchen oder Zwerge bewohnt waren. Nun begab es sich einst, da ein wackerer Schmied spt Abends zu seinem Hammer heimkehrte, der in dieser Gegend an der Wupper lag. Da vernahm er vom jenseitigen Ufer eine wunderbar feine und liebliche Musik, die aus dem Grase und hinter den Steinen hervorzudringen schien. Es geigte und fidelte, es blies und schmetterte, als wre da ein lustiger Tanz. Neugier und Staunen wurden bei ihm rege, er sah scharf hin und bemerkte endlich im Mondenscheine viele kleine Gestalten, welche frhlich im Reigentanz auf den Steinen herumsprangen. Auch die Musik kam von solchen kleinen Mnnlein, die sich auf den Felsblcken niedergelassen hatten und fein Takt und Ordnung hielten. Abseits von den andern erblickte er ein Mnnlein auf einem Abhange, der ber das Wasser hinausragte. Dies schien noch heiterer als die brigen zu sein, denn es jauchzte, sprang auf einem Bein umher, drehte sich im Kreise und warf sein kleines silbernes Htchen hoch in die Luft und fing es geschickt wieder auf. Mit einem Male aber stie es einen lauten Schrei aus. Es hatte einen schrgen Wurf gethan, konnte das Htchen nicht wieder fangen und dasselbe fiel in die Wupper. Bei dem Schrei verstummte sofort Jubel und Musik, Alles lief an das Ufer, aber keiner konnte das versunkene Htchen wieder herausholen. Da trat der ehrliche Schmied hinter einem Busch hervor und rief hinber: Mnnlein, ich habe Dein Htchen fallen sehen, wenn Du Dich bis morgen frh gedulden willst, so verspreche ich Dir, es wieder herbeizuschaffen. Da rief das ganze Vlkchen ihm Beifall zu, der kleine Mann aber sagte: Ich will es Dir reichlich lohnen. Der Schmied ging von dannen und erwiderte: Ich habe mich ergtzt an Eurer Musik und Eurem Tanz, so will ich Euch denn wieder erkenntlich sein!

Als der Morgen graute, machte der Schmied sich wieder nach derselben Stelle auf. Er watete in das Wasser und fing an zu suchen. Da rief ihm das Zwerglein hinter den Bschen einen guten Morgen zu und freute sich, da er sein Versprechen so pnktlich halte. Bald hatte der Schmied das Htlein gefunden und reichte es dem Besitzer hinauf, der nun vor Freuden noch hher sprang als gestern Abend. Dann aber holte er einen groen Edelstein von wundersamer Pracht hervor und wollte damit den Liebesdienst belohnen. Allein so sehr das Zwerglein auch bat, der Meister nahm den Stein nicht an, sondern ging ruhig nach Hause zu seiner Arbeit. Unter lustigem Sang theilte er an jenem Tag einen groen Stahlblock in viele kleinere Stcke, die er im nchsten Tagewerk in schlanke Stangen auszurecken gedachte. Wie gro aber war sein Erstaunen, als er am nchsten Morgen in den Hammer trat und die ganze Arbeit schon gethan fand. Da lagen die Stangen aufgeschichtet, alle probemig und tadellos ausgeschmiedet. Nun, dachte er, wenn das ein Spa ist, den sich mein Nachbar etwa erlaubt hat, so kann ich mir den schon gefallen lassen. Er fragte den Tag ber hin und her, aber Niemand wute von der Sache. Abends lagen wieder die Stbe fertig, die am nchsten Tage zu Stangen sollten ausgeschmiedet werden. Er dachte: Es wre schn, wenn Du morgen frh wieder die Stangen fertig vorfndest. Und richtig! Am Morgen lagen wieder die Stangen da, aufgeschichtet, alle probemig und tadellos ausgeschmiedet. Nun meinte der Schmied, diese Art zu arbeiten ist so bel nicht, aber ich mchte doch wissen, wie die Sache eigentlich zugeht. Da legte er sich Nachts auf die Lauer, als alle Lichter im Hammer ausgelscht waren, und lauschte an einer Mauerspalte. Da sah er denn, wie gegen Mitternacht das Zwergmnnlein mit dem silbernen Htlein eintrat. Die Thre des Hammers hatte sich aufgethan, nachdem es mit einem silbernen Hmmerlein, das es in der Hand trug, dagegen gepocht hatte. Es zndete Licht an und blies in die Kohlen, da sie bald wieder hell aufbrannten. Dann ffnete es ein mitgebrachtes Bndelchen und nahm daraus ein ledernes Schurzfell, welches es umthat. Hierauf wlzte es die Stbe in's Feuer und plagte sich so sehr dabei, da ihm der Schwei auf der Stirn stand. Als es den letzten hereingewlzt hatte, zog es den ersten wieder heraus und zwar mit einer goldenen Schlinge. Der Stab glhte noch gar nicht, als aber das Mnnlein mit seinem silbernen Hmmerlein darauf herumzuarbeiten begann, formte er sich so leicht, als wre er von Wachs gewesen, und es wurde eine schne schlanke Stange daraus. So ging es mit dem zweiten und dritten Stabe und weiter, bis keiner mehr im Feuer war. Dann wusch sich das Mnnlein, packte sein Schurzleder und Hmmerlein ein, setzte sein Htlein auf und verschwand so stille, wie es gekommen. Nun, sagte der Schmied, wenn Du aus Dankbarkeit Nachts mein Gesell sein willst, an Arbeit soll es Dir nicht fehlen! Und fortan machte er mit seinen Gesellen alle Tage nur die Stbe und Klumpen fertig, die das Mnnlein Nachts in Stangen ausreckte. Und diese waren so gut, da man sie theuer bezahlte, und der Schmied wurde nach einiger Zeit ein reicher Mann. Eines Tages dachte er: Du verdankst doch all Dein Glck, Hab und Gut blos dem kleinen Mnnlein und hast ihm dafr nichts geleistet, als da Du sein Htlein aus dem Wasser geholt. Das ist zu wenig, Du mut ihm einmal eine groe Freude machen! Da ging er denn nach Solingen zu dem besten Schneider und sprach zu ihm: Meister, mach mir einen Anzug, wie ihn die Junker zu Clln tragen, vom allerfeinsten Stoff, ganz von Sammt und Seide, er darf aber nur so gro sein wie dieses Ma! Damit gab er ihm die Lnge des Mnnleins. Als der Anzug fertig war, hing er ihn auf ein Sthlchen neben dem Ambos und stellte einen kleinen Spiegel daneben. Dann begab er sich in seinen Versteck und wollte beobachten, was das Mnnlein zu dem Geschenke sagen wrde. Kaum hatte es die Kleider erblickt, so warf es Schurzfell und Hammer bei Seite und betrachtete dieselben mit Freude und Erstaunen. Alsbald fing es an, sie anzulegen. Dann bewegte es sich wie ein eitles Mdchen vor dem Spiegel hin und her und sprach: Ei, wie schn mir das weie Hschen pat, ei wie schmuck mir das blaue Sammtrcklein steht! Zuletzt setzte es auch den Federhut auf und steckte den kleinen Degen an. Da wute es sich vor Freude kaum noch zu lassen und sprang wieder auf einem Beine umher. Pltzlich aber fielen seine Blicke auf die Eisenstbe und es stand wie angewurzelt still. Nein, sprach es endlich, mit dem Schmieden ist es nun vorbei, solche gemeine Arbeit schickt sich nicht fr einen schmucken Junker, wie ich jetzt bin! Damit flog das Schurzfell und der Hammer in die Kohlen, und das Junkerlein klatschte vor Freuden in die Hnde, als sie in Flammen aufgingen. Darauf nahm es sein silbernes Htlein und ging stolz zur Thr hinaus.

Fortan hatte der Schmied nun seine Arbeit hbsch selber zu thun von A bis Z, wenn er sie gethan haben wollte. Mit der Zwergenhlfe war es ein fr allemal vorbei. Da legte er sein Geschft nieder und lebte fortan in Ruhe.

Einige wollen auch wissen, da dieselbe Geschichte nicht in einer Schmiede, sondern in einem Schleifkotten geschehen und da das Zwergjunkerlein, des vornehmen Lebens bald berdrssig, wieder in seine Hhle zurckgekehrt sei.

18. Der Zwerg von Hummelsheim und der strrische Bauer.(Nach Leibing S. 19 etc.)Der Besitzer von Hummelsheim, oberhalb Schlebusch im Dhnthale, wandelte einst im benachbarten Walde. Da stand pltzlich ein Zwerg vor ihm und ging ihn mit der Bitte an, doch seinen Pferdestall zu verlegen, weil dieser gerade ber ihrer Wohnung angebracht sei und die Rosse ihnen ihr unterirdisches Haus verunreinigten. Der harte Bauer wies diese Bitte unfreundlich zurck; da sagte das Mnnlein, da es dann nicht fr die Gesundheit, ja das Leben der Pferde einstehen knne. Der Bauer wurde darber so aufgebracht, da der Zwerg vor ihm in's Gebsch flchten mute. Dafr fraen aber auch schon am nchsten Morgen seine Gule nicht mehr wie gewhnlich, und er sah zu seinem Erstaunen, da die Thiere, die Tags zuvor noch kerngesund geackert hatten, matt und krank dastanden. Er ging daher augenblicklich in den nahe gelegenen Waldhag, um sich einige Kruter fr deren Pflege zu brechen. Da sah er zu seinem Erstaunen aus einem Dachsbau wieder denselben Zwerg hervorgucken, der ihm zurief: Wenn Du den Stall noch nicht verlegen willst, mssen die Gule unfehlbar sterben! Der Bauer, der sich die Krankheit der Pferde doch anders als durch den Einflu der Wichtelchen erklren mochte, schleuderte einen Stein nach dem Unterhndler, der aber mit einem Drohworte rasch entschlpfte. Wirklich fand der Bauer am nchsten Morgen eines seiner besten Pferde todt im Stalle liegen, die brigen alle dem Verscheiden nahe. In grter Bestrzung eilte er nun in den Wald zu seinen Krutern, wo denn der Wichtelmann abermals aus dem Dachsbau hervorschaute und ihn fragte, ob er wegen des Pferdestalles noch nicht andern Sinnes geworden sei. Jetzt gab der Bauer, in Furcht alle seine Gule zu verlieren, nach, gelobte einen neuen Stall zu bauen und erhielt dafr das Versprechen, da alle seine Pferde rasch wieder gesund werden sollten. Da er noch tiefer in den Wald ging, allerlei Heilkruter zu suchen, mag er diesem Versprechen nicht so recht getraut haben; als er aber nach Stundenfrist wieder heim kam, wieherten die Pferde ihm schon frhlich entgegen und waren mit Ausnahme des todten alle wieder so krftig wie frher. Der Landmann lie nun gleich den Maurer kommen, fern von dem alten einen neuen Pferdestall anlegen, bersiedelte dahin die Gule und verwandelte den alten Stall zuletzt in eine Bckerei.

19. Die dankbare Zwergin im Isholz.(Nach Leibing S. 21.)Auf der Fixhaide zwischen Schlebusch und Opladen erschien einmal Abends in einem einsam gelegenen Hause, als die Buerin allein daheim war, ein niedliches, kleines, in schwarze Tracht gehlltes Weiblein, welches ein hbsches kleines Hndchen bellend umsprang. Die Fremde begegnete der Buerin ungemein freundlich, gestand ihr, da sie bald Mutter werden wrde und da sie, da sie sich in ihrer Nhe angesiedelt htte, auf ihren Beistand zhlen mte. Als die gute Buerin ihr diesen Liebesdienst zusagte, verabredete die kleine schwarze Frau mit ihr weiter, da sie in diesem Falle ihr Hndlein senden wolle, die Hilfe anzusprechen. Hiermit schied die seltsame Frau aus der Bauerhtte. Einige Wochen spter stand Abends der Bauer in der Thre und wunderte sich, da ein kleiner schwarzer Hund immer um ihn herumspringe und ihn anbelle. Er verjagte denselben mehrmals, sah aber, da das Thierlein stets wiederkehrte und sein Haus umkreiste. Als der Mann sich zum Abendessen niedersetzte, erzhlte er den Vorfall seiner Frau, die sich dabei gleich des seltsamen Besuchs und der dabei stattgehabten Ansprache erinnerte und sich schnell beeilte, dem Rufe zu folgen. Als sie vor ihre Thre trat, sprang das Hndlein auch gleich um sie herum und lief bellend voran, als freue es sich, da ihm die Frau auf dem Fue folge. Die gute Buerin eilte rasch ber die Haide und nahm sich nicht einmal Zeit darber nachzudenken, da in der eingeschlagenen Richtung keine Wohnungen wren. Der Zug ging quer ber die Brriger Haide zu einem tiefer liegenden Gebsche, dem sogenannten Isholze, wo das Hndlein pltzlich am Bergesabhang in der Erde verschwand. Die gute Frau stutzte freilich, als aber das Hndchen wieder zum Vorschein kam und bellte, als sie dazu die Klagelaute der Frau im Berge hrte, fate sie sich ein Herz und drngte sich durch die enge Oeffnung in eine ziemlich gerumige unterirdische Wohnung. Sie fand in dieser die ihr bereits bekannte seltsame Frau und leistete ihr die nothwendige und versprochene Hilfe.

Als die Frau alle Dinge beobachtet hatte, die man hier zu Lande gern beobachtet, und sich von der Wichtelfrau, die sich wie ihr Kind in leidlichem Zustande befand, beurlauben wollte, sagte diese, nachdem sie ihr auf die verbindlichste Weise gedankt hatte: Ich bin eine arme Frau und kann Euch nicht lohnen, wie ich es wohl zu thun wnschte; indessen thut mir den Gefallen und nehmt etwas von dem Wenigen, was ich Euch anbieten kann, zu meinem Andenken. Hierauf berreichte die Wichtelfrau der Buerin einen schweren Stein, den dieselbe, um nicht unhflich zu sein, mit nach Hause nahm. Es war schon spt geworden und ihr Mann war indessen zur Ruhe gegangen. Als sie ihm am nchsten Morgen das seltsame Erlebni mittheilte, wollte dieser behaupten, sie erzhle ihm lediglich einen Traum der Nacht, und war ihm der Stein, den die Frau vorzeigte, kein berzeugendes Beweisstck. Dieser Stein, dem man weiter keinen Werth beilegte, blieb brigens vor dem Fenster liegen, bis ein vorbergehender Glaser die einfltigen Leute auf den seltnen Glanz desselben aufmerksam machte, so da der Bauer, als er nach Clln gehen mute, ihn hier und dort vorzeigte und dabei zu seinem freudigen Erstaunen erfuhr, da er einen Klumpen Goldes so nachlssig vor's Fenster gesetzt habe. Als er inde einmal den Werth des Geschenkes erkannt hatte, war er allerdings geschickt genug, dasselbe gut zu verwerthen, und zog dann bald in eine entfernte Gegend, in welcher er sich ein ergiebigeres Landgut kaufte und machte durch sein Glck alle Welt auf die Wunder des Isholzes aufmerksam.

20. Der Wasserteufel bei Altenberg.(Nach Montanus Bd. II. S. 192.)Als im Kloster Altenberg die neue Klosterkirche in der stolzen Pracht ihrer Mauern noch mehr Verehrer an sich lockte, als dies frher der Fall gewesen war, so wollte der bse Feind, dem dieses Kloster stets ein Dorn im Auge gewesen war, fast vor Aerger und Neid bersten. Er sann auf Mittel, die Kirche zu vernichten und versuchte es zuerst mit Feuer; als aber dies nicht gelang, so erregte er am Tage vor Christi Himmelfahrt, den 23. Mai 1324, oberhalb des Klosters ein so greuliches Unwetter, da die Dhn schnell so anschwoll, da ihre Wogen, Alles mit sich fortreiend, gegen das Kloster schlugen, und der Satan stellte sich, um zu verhindern, da dieselben in dem bei der Abtei breiter werdenden Thale sich verflachen mchten, in eigener Person auf die Dhnbrcke und versuchte sie gegen die Kirche zu treiben und aufzuhalten. Das gelang ihm auch in soweit, da der ganze Klosterhof unter Wasser kam, die Fluth Menschen und Thiere verschlang und in Kirche und Abteigebuden Schlamm und Baumstmme aufhufte. Schon zitterte die Klosterkirche unter der Gewalt des Wogenandranges und Jedermann, blos auf seine Rettung bedacht, blieb rathlos dem allgemeinen Unglck gegenber. Da gewahrte Reinhard's, des hochwrdigen Abts Scharfblick den in dem Strome unterhalb der Dhnbrcke stehenden Vater alles Bsen, vor welchem die Fluthen ngstlich heraufzischten. Schnell machte er ein gewaltiges Kreuz ber dessen ganze Figur und sprach einen gesalbten Fluch, worauf der Satan pltzlich so schwach ward, da ihn das Wasser mit fortri, welches sich dann allmlig verlief.

21. Der Teufel im Glas.(Nach Montanus Bd. II. S. 195.)Es gab eine Zeit, wo es im Altenberger Kloster berall spukte: vor den Thoren und innerhalb der Ringmauern, im Kreuzgange und selbst in der Kirche wurde der Teufel mehrmals, oft in Gestalt eines zottigen Bren oder schwarzen Hundes, oft aber auch in der einer schmucken Dirne gesehen, welche die frommen Mnche zur Unzucht verlocken sollte. Besonders im Mondenscheine und in der Dmmerung lie er sich am hufigsten sehen, so da im Kloster kaum Jemand zu finden war, dem er nicht wenigstens ein Mal begegnet wre. Man dachte lange vergeblich auf Mittel, diesen bsen Gesellschafter aus dem Hause des Herrn zu entfernen. Da ersann endlich ein frommer Mnch folgenden Spa.

Da die Kirche des Abends verschlossen war, so hatte der Satan keinen andern Weg zum Hereinschlpfen, als die Schlssellcher der Thren. Diese verpichte der Mnch mit geweihtem Wachse bis auf eins und vor dieses befestigte er nach Innen die Oeffnung eines ringsum gefeiten Glases, das sich auf die geringste Bewegung mittelst eines genau passenden, gleichfalls geweihten Wachsstpsels schlo. Bevor der Mnch seine Falle stellte, hatte er aber schon die ganze Kirche besprochen, damit der Bse nicht vielleicht schon drinnen sei und so die ganze Vorkehrung vereitelt werde. Dann schaute er erwartungsvoll dem Morgen entgegen; allein um Mitternacht schon erweckte ein furchtbares Getse den ganzen Convent; der Bse war wirklich in die Falle gegangen und schrie mit klglichem Geheul um Befreiung. Der Mnch aber hatte ihn im Glase und nur da er nicht wieder entrinne, hing er die Flasche hoch oben an das Gewlbe des Kirchenschiffs. Jener suchte zwar von dort durch Bitten, Versprechungen und Drohungen seine Freiheit zu erlangen, allein die Mnche fhlten keinen Beruf ihn frei zu lassen und seine eigene Kraft erlahmte an den geweihten Wnden seines durchsichtigen Kerkers. Doch konnte man von auen nichts gewahren, als eine schwarze Masse, die das Glas ganz ausfllte, und um im Gottesdienste nicht gestrt zu werden, hatten ihm die Mnche bestndiges Stillschweigen aufgelegt. Nur durch eine zappelnde Bewegung gewahrte man, da es im Innern des Glases nicht geheuer sei. So war denn das Kloster lange Zeit vor den Umtrieben des Teufels gesichert und der Ruf des Wunders lockte eine Menge neugieriger Pilger herbei, welche den Teufel im Glase sehen wollten. Diese Freude aber whrte nicht lange, denn als man einst eine Vernderung in der Kirche vornahm und ein hohes Gerste dort aufbaute, zerbrach ein unglcklicher Sto die Flasche und in Gestalt einer groen Fledermaus flog der Gottseibeiuns jubelnd davon. Doch wagte er es nicht mehr innerhalb der Kirche zu erscheinen und suchte um dieselbe und im Kreuzgange sich in Weibesgestalt fr das enge Gefngni an den Mnchen zu rchen.

22. Die wunderthtige Einfalt.(Nach Montanus Bd. II. S. 196.)Ein Mnch Namens Conrad, zwar von sehr vornehmer Geburt, aber von so groer Einfalt, da er nicht bis drei zhlen konnte, ward vom Convente des Klosters Altenberg darum zum Verwalter der Speisekammer gemacht, weil man glaubte, da unter seiner gottgeflligen Einfalt alle Schtze derselben am besten verwahrt wrden. Gleichwohl ward in der Abtei gar Manches gestohlen, namentlich bemerkte man an dem getrockneten Fleische, welches in einer Rauchkammer neben dem Kapitelhause aufgehngt war, allzuhufiges Wenigerwerden. Der Kaibach fliet dort unter einem gewlbten Kanale bis in die Dhn, und durch dieses Kanalgewlbe, welches die Diebe im Kapitelhause durchbrochen und mit einem groen Steine bedeckt hatten, wurden die Schinken und Speckseiten weggeholt. Vorsichtig merkte sich nun der Hausverwalter die Zahl der einzelnen Vorrathstcke, aber da er in der Kunst zu zhlen nur bis Paar und Unpaar gekommen war, so zhlte er also: ein Schinken und sein Geno wieder ein Schinken und sein Geno etc., bis es endlich auf ein Paar auslief. Andern Tags, als er den Vorrath nachzhlte, war wieder ein Schinken entwendet, und da Conrad doch wute, da Zwei mehr war als Eins, und die Zahl also nicht mehr auf ein Paar ausging, so wehklagte er den ganzen Tag um den Verlust. Am andern Tage aber, als wieder ein Stck weggenommen und die Zahl also wieder zum Paar geworden war, frohlockte er ber die vermeintliche wunderbare Mehrung, und der Dieb, der ihn behorcht hatte, stahl fortan immer zwei Stcke, welches der fromme Conrad nach seiner Zhlweise nicht entdeckte, bis endlich blos noch das letzte Paar brig war und zu neuem Vorrathe wieder geschlachtet werden mute. Doch da gewahrte man, wie Gott die Hintergehung der frommen Einfalt rche.

Wie dies zu geschehen pflegt, waren die geschlachteten Schweine an einem sogenannten Krummholze, das durch die aufgeschlitzten Hinterfe gesteckt war, in der Fleischkammer aufgehngt, und bei Nacht kam der Dieb wieder und holte ein solches Schwein, zog es durch den Kanal des Kaibachs in's Freie und trug es nun Rcken auf Rcken, indem er das Krummholz jochweise vor der Stirne trug. Nun fhrte ihn aber der Weg zu einer Brcke des Dhnbachs, und als er die Lehne derselben benutzte, die Last darauf zu legen und etwas zu verschnaufen, behielt er, zum Fortschreiten bereit, das Tragjoch vor der Stirne. Da aber rutschte der Leichnam des Schweins durch des Diebes unvorsichtige Bewegung ber die Lehne dem Bache zu, das Krummholz glitt bis unter das Kinn herab und die ber dem Bache schwebende Leiche des Schweines drckte den Hals des vergeblich zappelnden Diebes so fest an die Lehne, da er elendiglich davon erwrgt ward. Als man am Morgen den vom todten Schweine erdrosselten Mann mit demselben auf der Brckenlehne hngen sah und in ihm einen Nahewohnenden erkannte, suchte man in dessen Wohnung nach und fand dort alle dem Kloster krzlich entwendete Sachen.

23. Der Kleine zu Remscheid.(Nach Leibing S. 39.)Zu Remscheid an der Kirche wohnte ein Mann, der war so klein, da ihn die Kirchgnger immer auslachten, so oft er vor seiner Thre stand. Er betrbte sich darber sehr und brach eines Tages, als er im Walde war, laut in die Worte aus: Ach, ich wnschte doch blos, da ich recht gro wre! Da trat ein Mann zu ihm, rhrte ihn mit seinem Stabe an und verschwand. Als der Mann, der vorher so klein gewesen war, wieder nach Hause zurckkehrte, lief Alles im Schrecken vor ihm davon und rief: Da kommt ein Riese, ein Riese! Er aber wute gar nicht, da er so gro geworden war, dachte, die Leute spotteten, wie gewhnlich, seiner kleinen Gestalt und wollte in seine niedrige Hausthre eintreten. Dabei lief er aber mit dem Kopfe gegen den Giebel des Hauses und stie sich so, da er zur Erde taumelte. Nun hatte er wieder viel Spott auszuhalten wegen seiner Lnge und Ungeschlachtheit. Da ging er wieder betrbt in den Wald und sprach: Ach, wre ich doch wieder so klein wie frher! Auf der Stelle ward er wieder so klein, wie er zuerst gewesen. Nun lie er die Leute reden, wie sie wollten, und war mit seiner Gestalt stets zufrieden.

24. Das Marienbild zu Neviges.(Nach Leibing S. 46.)Das wunderthtige Marienbild, welches jetzt im Franziskanerkloster zu Neviges oder Hardenberg verehrt wird, soll sich frher zu Dorsten befunden haben. Dort hing es in der Zelle eines frommen Priesters, welcher jeden Abend nach dem Chorgesang noch vor demselben zu beten pflegte. Bei solcher Gelegenheit sprach eines Nachts das Bild zu ihm: Bringe mich nach Hardenberg, da will ich verehrt sein! Auf dieselbe Weise hrte er in der folgenden Nacht das Nmliche mit dem Zusatze: Binnen anderthalb Jahren wird ein groer Frst tdtlich erkranken und nicht genesen, er thue denn ein Gelbde nach dem Hardenberg. Daselbst soll er mir ein Kloster bauen. Schreibe das dem Pater, der jetzt den Bau anfngt. Die Hardenberger Herrschaft war nmlich schon mit der Grndung des vollstndigen Klosters beschftigt. In der dritten Nacht lie sich das Bild wieder vernehmen und gab die Art seiner Uebertragung an.

Whrend der Priester nun mit seinen Vorgesetzten die Sache noch berieth, erkrankte im folgenden Jahre der Frstbischof von Paderborn. Da eilte der Abt von Werden mit dem Wunderbilde zu ihm, theilte ihm die Verkndigung mit und erhielt von ihm die Zusage, da er das Kloster zu Hardenberg werde erbauen lassen, wenn er wieder genesen sollte. Bald darauf ward der Frstbischof wieder gesund und baute nun auf seine Kosten das Kloster Hardenberg auf, in dem fortan das redende Bild verehrt wird.

25. Die Schatzgrber im Isholz.(Nach Leibing S. 98.)Vor Jahren hatte sich eine Anzahl entschlossener junger Bursche mit einander verschworen, im Isholze, wo, wie wir schon gehrt haben, die Zwerge ihre Wohnsitze haben sollen, nach unterirdischen Schtzen zu suchen, man besorgte Alles, was man zu diesem Zwecke bedarf, und machte sich in einer gnstigen Nacht dorthin auf den Weg. Ihre Beschwrungsknste hatten auch den Erfolg, da sie nach einigem Graben in die Erde eindringen konnten und da sie sich, wie es heit, sieben Mann stark, bald tief unter der Oberflche in langen dunklen Gngen befanden, die durch ein geweihtes Licht sprlich erhellt wurden. Endlich tappten sie sich in eine gerumige Hhle, deren Wnde und Wlbungen den Strahl der heiligen Kerze, die sie mitgebracht hatten, seltsam widerspiegelten. In der Mitte derselben aber gewahrten sie auf einer groen Steinplatte, wie auf einem Bette hingestreckt, eine nackte Jungfrau, deren Brust und Arme reich mit goldenen Ketten und Ringen geschmckt waren und aus deren dunklem Gelock goldene Spangen und schimmerndes Edelgestein blitzte. Zu den Fen dieses Frauenbildes aber stand Gold und Silber in groen Truhen in allen Arten von Mnzen; da lagen aufgeschichtet groe Gefe, Schsseln und Schilder von edlen Metallen, da glnzten Kronen mit wunderbaren Kleinodien geziert. Die Jungfrau winkte den Schatzgrbern auf das Holdseligste, bedeutete ihnen und erklrte, da Jedem freistehe, mit beiden Hnden einen Griff in die goldgefllte Truhe zu thun, da aber dafr Einer von den Sieben bei ihr in der Hhle bleiben msse. Darauf blickte die Schne unter den Schatzgrbern umher, als ob sie sich den aussuchen wolle, welcher bei ihr im Berge ausharren solle. Aber da war es alsbald mit ihrem Muth zu Ende. Wie hell nun auch das Gold den Burschen in's Auge funkelte, wie wunderbar der Glanz der Edelsteine in allen Farben spielte und die Herzen der habschtigen Burschen einnahm, so wurde doch Jeder von dem Gedanken ergriffen, da er fr immer in die dstere Hhle gebannt werden knne, indem die lockende Jungfrau doch vielleicht nur ein Unthier wre, welche in diesem Augenblicke zwar himmlisch milde lchele, ihn aber im nchsten schon als Drachen qule, so da er vielleicht dadurch dem bsen Feinde in die Arme renne und zeitlich und ewig verloren gehe. Jeder sah sich daher vorsichtig nach dem Ausgange der Hhle um und nahm seinen Vortheil wahr, um sich rasch davon zu machen. Da Keiner der Letzte sein wollte, so strzten alle Sieben zugleich durch den engen Eingang nach oben. Sie rannten aneinander, purzelten, da das Licht erlosch, berschlugen sich in der Eile, kugelten ber und ber und kamen zuletzt Alle, wenn auch sehr zerkratzt und zerrauft, oben in der freien Luft an. Dort mochte sich aber Niemand Rast gnnen, Jeder lief vereinzelt in schrecklicher Angst seiner Wohnung zu und fhlte tausend Riesenfuste aus dem Dunkel nach sich strecken. Jeder kam zu Hause in der festesten Ueberzeugung an, da wenigstens einer, wenn nicht alle seine Genossen nun fr immer im Berge begraben seien. Erst am folgenden Tage klrte sich der Irrthum auf, und jeder Geselle ward mimuthig, da er nicht an der Truhe keck zugegriffen, indem wohl die Wahl des Zauberweibes nicht auf ihn, sondern auf einen Kameraden gefallen sein wrde. Jeder schalt sich wegen seiner Furcht und Zaghaftigkeit, obschon sich die Gesellschaft noch nicht wieder zu einer zweiten Fahrt einigen konnte.

So stehen denn die Schtze des Isholzes also noch fortwhrend unter der Obhut der schnen Jungfrau, und so kann immer noch ein khner Schatzgrber hier sein Glck in mehrfacher Hinsicht machen.

26. Bertha von Hall.(Poetisch behandelt von Montanus Bd. I. S. 112 etc. nach Caesar. Heist. Dial. IV.)Im Aggerthale unterhalb Werrath liegt ein Meierhof, Thal oder Haus Thal genannt, welcher frher ein adeliger Rittersitz war. Dort sagen die Leute, wenn sie bei nchtli