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I m Juli 2007 rockten 150 Weltstars rund um den Globus gegen den Klimawandel. „Live Earth“, von Ex-US-Vizepräsident Al Gore ini- tiiert, war ein Mega-Event für den Natur- schutz – und bei Madonna und Co. stand nicht mehr Botulinumtoxin auf der Agenda, sondern Kohlenstoffdioxid (CO 2 ) und dessen Vermeidung. Es war das erste Mal, dass aus der Musikbranche heraus ein lautstarker Weckruf gegen die Folgen der Umweltverschmut- zung erklang. An den nach wie vor schlechten Klimabilanzen der größten CO 2 - Sünder hat sich derweil bis heute nichts geändert: Die USA ist laut German- watch nach China zweit- größter CO 2 -Produzent. 20 Pro- zent des klimaschädlichen Gases blasen die Amerikaner in die Atmosphäre. Stars für die Umwelt Aber: Überall auf der Welt geschieht etwas im Kleinen – auch in der Musikbranche. Zahlrei- che Künstler setzen sich inzwischen gegen den Klimawandel ein, etwa Radiohead. Un- mittelbar nach „Live Earth“ beauftragten sie ein Unternehmen, von zwei ihrer Tourneen einen CO 2 -Fußabdruck zu erstellen. Das Er- gebnis: Einen gewaltigen Anteil am CO 2 -Aus- stoß haben die Fans durch die An- und Ab- reise zu und von den Gigs, doch auch der Transport des Band-Equipments verschlech- tert die Bilanz. Das Fazit der Briten: Künftig sollen Konzerte bevorzugt in Stadtnähe statt- finden, da Fans dann eher auf das Auto ver- zichten könnten. Wenn schon mit dem PKW, sollte er besser ausgelastet sein. Das Equip- ment der Band würde künftig bevorzugt per Schiff verfrachtet. Der „Grüne Faktor“ spielt im Musikbusiness eine zuneh- mend wichtige Rolle. Immer mehr Künstler, Tour- und Fes- tivalveranstalter achten auf den Klimaschutz. Bäume für Konzerte, Stars für die Umwelt | Foto: Fotolia, Collage MM musikmarkt 13|11 thema des monats green biz 6

Green Music Biz Artikel im Musikmarkt

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Artikel im Musikmarkt 13 / 2011 mit dem Thema 'Green Biz'

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Page 1: Green Music Biz Artikel im Musikmarkt

Im Juli 2007 rockten 150 Weltstars rund umden Globus gegen den Klimawandel. „Live

Earth“, von Ex-US-Vizepräsident Al Gore ini-tiiert, war ein Mega-Event für den Natur-schutz – und bei Madonna und Co. standnicht mehr Botulinumtoxin auf der Agenda,sondern Kohlenstoffdioxid (CO2) und dessenVermeidung. Es war das erste Mal, dass aus

der Musikbranche heraus einlautstarker Weckruf

gegen die Folgen derUmweltverschmut-

zung erklang. An den nach wievor schlechtenKlimabilanzender größten CO2-

Sünder hat sichderweil bis heute

nichts geändert: DieUSA ist laut German-

watch nach China zweit-größter CO2-Produzent. 20 Pro-

zent des klimaschädlichen Gases blasen dieAmerikaner in die Atmosphäre.

Stars für die UmweltAber: Überall auf der Welt geschieht etwas imKleinen – auch in der Musikbranche. Zahlrei-che Künstler setzen sich inzwischen gegenden Klimawandel ein, etwa Radiohead. Un-mittelbar nach „Live Earth“ beauftragten sieein Unternehmen, von zwei ihrer Tourneeneinen CO2-Fußabdruck zu erstellen. Das Er-gebnis: Einen gewaltigen Anteil am CO2-Aus-stoß haben die Fans durch die An- und Ab-reise zu und von den Gigs, doch auch derTransport des Band-Equipments verschlech-tert die Bilanz. Das Fazit der Briten: Künftigsollen Konzerte bevorzugt in Stadtnähe statt-finden, da Fans dann eher auf das Auto ver-zichten könnten. Wenn schon mit dem PKW,sollte er besser ausgelastet sein. Das Equip-ment der Band würde künftig bevorzugt perSchiff verfrachtet.

Der „Grüne Faktor“ spielt imMusikbusiness eine zuneh-mend wichtige Rolle. Immermehr Künstler, Tour- und Fes-tivalveranstalter achten aufden Klimaschutz.

Bäume für Konzerte,Stars für die Umwelt

| Foto: Fotolia, Collage MM

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da, auch mit Zertifikat.“ Zwar seien Kom-pensationsprojekte besser als Untätigkeit,allerdings wäre es gut, den CO2-Ausstoßdirekt zu verhindern. Etwa mit Anreiz-und Belohnungs-Systemen. So fahre zum„Melt! Festival“ ein Hotelzug, das Ticketsei günstiger als die Anreise mit demAuto. Nach dem Konzerttag könntendie Fans in dem Zug schlafen, wofürbislang oft das Auto genutzt werde.Denkbar sei auch, mit dem Autoanreisende Fans dafür zu beloh-nen, wenn der PKW optimalausgelastet ist. Auf Festivals inEngland erhielten diese Besu-cher grüne Bänder, mit denensie näher an die Bühne dür-fen.

Masterplan für dieGreen Berlin Music WeekJacob Bilabels Green Music Initia-tive gehört derweil zu den aktivstenVorantreibern eines grünen Bewusstseins inder Musik- und Entertainment-Industrie. Die„nationale Plattform zur Förderung einer kli-maverträglichen Musik- und Entertainment-branche“ hat sich die Reduktion der CO2-Pro-duktion in allen Bereichen zum Ziel gesetzt.2010 wurde ein Masterplan zur „Green Berlin

Music Week“ entwickelt, ein Leitbild fürdie beteiligten Akteure zur Umset-

zung eines systematischen Um-weltmanagements. Ausgehend

von dem Vorhaben Deutsch-lands, bis 2020 den Ausstoßan Klimagasen um 30 Pro-zent zu reduzieren, hatauch der Masterplan 2020im Visier. In den Berei-chen Energie, Ressour-cennutzung, Catering,Abfall und Mobilitätwerden deutliche Ein-sparungen angestrebt.

So soll im Vergleich zurVeranstaltung 2011 der

Energieverbrauch bis 2020um 30 Prozent sinken und der

Anteil von Ökostrom amStrommix 50 Prozent

betragen. Die Mate-rialien im Messebausollen zu 90 Prozent

wiederverwertet wer-den, das Aufkommen an

Druckerzeugnissen durchden verstärkten Einsatz mobiler Applikatio-nen um die Hälfte schrumpfen. Bereits heutewerden 80 Prozent der Stände von der Pop-komm gestellt und nicht von den Ausstellern.

Dadurch soll dieWiederverwendungdes Mobiliars undMaterials erleich-tert werden. Banner

der Berlin Music Week 2010wurden zu Ta- schen verarbeitet.Bei Empfängen der Berlin MusicWeek soll das Ca- tering künftig zu 90Prozent vegetarisch sein und der Anteilan regionalen und fair gehandelten Produk-ten verdoppelt werden. Schon heute sindzwei von drei Speisen vegetarisch, viele Zuta-ten kommen aus der Region. Das Abfallauf-kommen soll bis 2020 halbiert, 30 Prozent derMaterialien der Wiederverwertung zugeführtwerden. Einsparpotenzial sieht der Masterplan auchim Bereich Mobilität: um 30 Prozent sollen dieReise-Emissionen der Besucher sinken, dop-pelt so viele mit öffentlichen Verkehrsmittelnanreisen. Derzeit laufen laut Jacob Bilabel diePlanungen für eine „Ergrünung“ der BerlinMusic Week 2011. Unter anderem sollen dasMobilitätskonzept vorangetrieben und An-reize geschaffen werden für die verstärkteNutzung von Bus, Bahn und Fahrrad.

Clubbing: der schlafende RieseIm Bereich Clubbing – hierzu gehören Clubsund Konzerthallen – sieht Jacob Bilabel einen„schlafenden Riesen“. 150 000 Kilowattstun-den Strom verbraucht ein Club oder eine Dis-kothek jährlich, rechnet die Green Music Ini-tiative vor. Das entspricht einem Jahresver-brauch von 40 Drei-Personenhaushalten undeinem CO2-Ausstoß von 90 Tonnen. 5500Clubs und Diskotheken gebe es in Deutsch-land, allerdings spiele dort das Thema Ener-gie-Effizienz eine noch untergeordnete Rolle.Dabei ist es laut Jacob Bilabel alleine durch ei-nen Mentalitätswandel möglich, bis zu 15Prozent an Energie einzusparen. Stromfresserseien nicht die Musik- und Lichtanlage, son-

Auch schon vor „Live Earth“ entwickeltenKünstler ein grünes Bewusstsein. 2004 grün-deten der Musiker Adam Gardner und seineFrau Lauren Sullivan in den USA die Organi-sation Reverb mit dem Ziel, Tourneen um-weltverträglicher durchzuführen. Bei 100Großtourneen wurde bislang der CO2-Aus-stoß verringert, etwa durch den Einsatz vonBiodiesel, Recyclingmaterial oder die Opti-mierung der Fan-Anreise. Jack Johnson, She-ryl Crow, Maroon 5 und Kelly Clarkson gehö-ren zu den Kunden. 2010 gründete Reverbmit der Green Music Group eine Künstler-Ini-tiative, die etwa via Internet Fans und dieMusikindustrie zu mehr ökologischem Be-wusstsein aktivieren möchte.

Bäume für KonzerteIn Deutschland gelten Künstler wie Peter Fox,Jan Delay oder Juli als grüne Vorreiter. Letz-tere touren mit A.S.S. Concerts. In Koopera-tion mit CO2OL, Dienstleister für die CO2-Bi-lanzierung, werden Tourneen und Konzerteklimaneutral gestellt. Dazu wird der CO2-Ausstoß erfasst und dann durch die Auffors-tung von Regenwald in Panama neutralisiert.Das wird möglich, da der Ausstoß rund umeinen Gig vereinfacht gesagt mit dem CO2 ge-gengerechnet wird, das die Bäume währendihres Wachstums der Atmosphäre entziehen.Allerdings: „Klimaneutral ist ein Kon-zert nie“, sagt ASS Concerts-Spre-cherin Wiebke Kulpa. „Denn wennman ein Konzert veranstaltet, wirdimmer CO2 freigesetzt.“ Allerdingskönne man versuchen, denAusstoß so gering wiemöglich zu haltenund das ausgesto-ßene CO2 zu neu-tralisieren.Seit 2007 versuchtA.S.S. Concerts lautWiebke Kulpa, jede Tour-nee ab einer Größenordnung von gut 400Besuchern pro Show klimaneutral zustellen. Die Kosten für die Aufforstungbeziehungsweise CO2-Neutralisierung,werden auf die Besucherzahl eines jedenKonzerts umgerechnet und dann auf denTicketpreis aufgeschlagen. Die Höhe desAufschlags beträgt pro Ticket 20 bis 50Cent. Die Besucher würden im Inter-net, durch Logos auf Plakaten unddurch Hinweise auf den Tickets auf dasProjekt und dessen Sinn und Zweck hinge-wiesen.Für Jacob Bilabel, Gründer der Green MusicInitiative, ist der Begriff „klimaneutral“ der-weil längst ein Unwort. „Mann kann nichtklimaneutral reisen, die Verschmutzung ist

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dern Lüftung und Kühlung. ImMärz startete nun in Nordrhein-Westfalen in fünf Clubs das Pilot-projekt „Green Club Index“.Energieberater lokalisieren ge-meinsam mit den BetreibernEnergielecks und suchen nachMöglichkeiten, den Verbrauch zureduzieren. Aus dem Jahresver-brauch und der Jahresbesucher-zahl errechnet sich dann derGreen Club Index, der als Ver-gleichsinstrument mit der Ener-giebilanz anderer Clubs dienenkann. Für das zweite und dritteQuartal sind weitere Pilotprojektein Berlin, Hamburg und Mün-chen geplant.Auch lokale Initiativen machenvon sich reden. So fand im Juni2010 in vier Berliner Clubs eineGreen-Clubbing-Aktion statt. DieBetreiber des Tresors, des KaffeeBurgers, des Grünen Salons unddes Fate-Club verpflichteten sich,bis zu 40 Prozent der an diesemAbend eingenommenen Eintritts-gelder oder des Getränkeumsat-zes in die klimafreundliche Mo-dernisierung ihrer Clubs zu investieren.

Klimafreundliches MusikvideoInitiator des Projekts war unter anderem dievom Bundesumweltministerium geförderteKampagne „Klima sucht Schutz“. Unter ihrer

cherweise verursacht, konntenum mehr als die Hälfte auf 0,93Tonnen reduziert werden. ZumEinsatz kamen beispielsweisezwei Erdgasbusse, Crew und Mu-siker reisten nach Möglichkeit perFahrrad oder öffentlichen Ver-kehrsmitteln zum Set. Auchwurde die logistische Planungdes Equipments verbessert. In Sa-chen Catering wurde auf regio-nale und saisonale Kost geachtet,Fleisch vermieden. Anstatt Plas-tikbechern kam Mehrwegge-schirr zum Einsatz, Gasherd stattElektroherd.

Download senkt CO2-AusstoßDer Clou: Für die Stromerzeu-gung wurde selbst in die Pedalegetreten. Am Set standen präpa-rierte Fahrräder, so dass die Trittein die Pedale in Energie umge-wandelt werden konnten. DieHälfte der benötigen Kilowatt-stunden Strom wurde so erstram-pelt, Schüttellampen sorgten fürzusätzliches Licht am Set. Laut

Kampagnensprecherin Sophie Fabricius habebislang noch kein Vertreter der Musikwirt-schaft über Rückfragen signalisiert, dass aneiner Adaption der Idee Interesse bestehe.Auch in vielen anderen Branchenbereichenbesteht die Möglichkeit, grünes Bewusstsein

Dass Radiohead auf künstlerischer Ebene zuden innovativsten Acts der Welt zählen, istkein Geheimnis mehr. Die Briten haben einenaufgeschlossenen Geist und übernehmen auchauf einem anderen Feld aktiv eine Vorreiter-rolle: beim Thema Umweltschutz.

Die Formation um Frontmann Thom Yorke engagiert sich ei-nerseits bei ihren Konzerten für eine „grüne“ Abwicklung:Sie versuchen ausschließlich Hallen bzw. Locations zu be-spielen, die mit Ökostrom betrieben werden. Außerdem ver-zichten die Art-Rocker soweit möglich darauf, mit einerausladenden Lastwagenkolonne durch die Welt zu rattern.Stattdessen tendieren Yorke, Jonny Greenwood (Keyboard &Gitarre), Ed O’Brien (Gitarre), Colin Greenwood (Bass) undPhil Selway (Drums) dazu, vor Ort einen Großteil ihresSound- und Live-Equipments zu buchen. Obendrein gibt eskeine stromfressende Lasershow, dafür aber energiespa-rende LED-Bildschirme.

Zu den Schritten, die Radiohead bei ihren Live-Aktivitätengetan haben, kommen auch Errungenschaften im Tonträger-bereich. Das aktuelle Album, „The King Of Limbs“ (XL/Beg-gars/Indigo), gibt es wie den Vorgänger „In Rainbows“einerseits als Download über die Band-Website – die wohlumweltschonendste Variante der Veröffentlichung, da keineVerpackung hergestellt werden muss – und andererseits inder Limited Edition. Wer das „Newspaper Album“ bestellt,bekommt die acht Tracks gleich in drei Varianten: als MP3s,auf Compact Disc sowie auf zwei Vinyl-Langspielplatten.

Mit dabei sind mehrere Artwork-Blätter (höchstwahrschein-lich im Zeitungslook) und weitere 625 „winzige“ Artwork-Teile. Zusammengehalten wird das ganze Package zwar voneiner Plastikverpackung, die allerdings ist biologisch abbau-bar. Das bei der Produktion des Vinyls und der CD entste-hende Kohlendioxid macht die zunächst umweltfreundlicherscheinende Klimabilanz des Release zwar zunichte, aberbiologisch abbaubare (sprich: irgendwann zerbröselnde)physische Tonträger zu produzieren kann schließlich auchnicht im Sinne des Käufers sein. | Lothar Gerber

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Federführung wurde im vergangenen Jahrauch das nach eigenen Angaben erste klima-freundliche Musikvideo gedreht. „Chamä-leon“ heißt das Stück des Berliner Acts Mel-low Mark und Pyro Merz. Die laut Berech-nungen zwei Tonnen CO2, die ein Dreh übli-

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| Radiohead wissen, was sie tun – nicht nur in ihrerMusik, sondern auch beim Thema Umwetlschutz | Foto: Jason Evans/EMI Music

| Grüne Vorreiter: Juli... | Foto: Sven Sindt | ... Sängerin Sheryl Crow... | Foto: Mark Seliger

| ... und „Styler“ Jan Delay | Foto: GulliverTheis| ... Popstar Kelly Clarkson... | Foto: Mike Ruiz

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voranzutreiben. Media Saturn hat einer Spre-cherin zufolge ein neues Meldesystem instal-liert. Es ermöglicht, Verbräuche von Strom,Gas und Wasser sowie die Temperatur in denMärkten schnell zu ermitteln. Auf diese Weisekonnten die Märkte die Einschaltzeiten opti-mieren und unnötigen Verbrauch durch Feh-lerquellen erkennen und vermeiden. DerEnergieverbrauch je Quadratmeter Verkaufs-fläche konnte der Sprecherin zufolge meistdeutlich gesenkt werden.

Digitale BemusterungDer digitale Bemusterungsdienst iPool ver-steht sich auch als Beitrag für eine „umwelt-schonende Zukunft“, da die beim Postver-sand und bei der CD-Produktion- und Distri-bution entstehende CO2-Emission vermiedenwerde. Alle iPool-Server würden zudem voll-ständig mit Strom aus regenerativen Energie-quellen versorgt. Eine vor zwei Jahren von Microsoft und Intelin Auftrag gegeben Studie zur Umweltver-träglichkeit von Musikdownloads und physi-schen Tonträgern stützt diese Aussagen:Demnach ist der hohe CO2-Verbrauch beiTonträgern auf deren aufwändigen Produkti-ons- und Lieferprozess zurückzuführen. AusUmweltschutzgründen seien Musikdownlo-

ads deswegen dem Kauf von CDs vorzuzie-hen, da der CO2-Verbrauch rund um die CDum bis zu 80 Prozent höher liege. Brenne derKäufer den Download aber auf eine CD,sinke der Vorteil auf 40 Prozent. Labels versu-chen derweil, sich mit CD-Verpackungen ausPappe oder Maisstärke zu profilieren – aller-dings lässt der Kostendruck momentan kaumSpielräume für diese etwas teureren Produk-tionen (siehe dazu Beitrag auf Seite 13).Laut einer an der University of Oxford durch-geführten Studie verursachte alleine die Mu-sikindustrie in Großbritannien Emissionen

von 540 000 Tonnen CO2 im Jahre 2007. Diesentspricht den jährlichen Emissionen einerStadt mit 54 000 Einwohnern oder dem CO2-Ausstoß von 180 000 Autos pro Jahr. Zahlenzum CO2-Ausstoß des deutschen Musikbizliegen nicht vor. Jacob Bilabel schätzt ihn aufeine halbe Million Tonnen CO2 pro Jahr.Sein Fazit: Für das deutsche Musikbiz ist dasThema Klimaschutz ein zukunftsfähiges Ge-schäftsmodell, da die Einsparung von Ener-gie oder Müll dabei helfe, Kosten zu sparen.Allerdings werde diese Chance noch zu we-nig realisiert. Immerhin: Das Interesse amThema CO2-Reduktion sei bei vielen Bran-chenvertretern vorhanden. Austauschplatt-form sind unter anderem Konferenzen wie„Green Meetings und Events“ jüngst inMainz sowie „Green Events Germany“, die2010 erstmals in Bonn stattfand. Zu den Refe-renten gehörten Vertreter von „A GreenerFestival“, dem „Open Air St. Gallen“ und Ju-lie’s Bycicle (siehe dazu auch Seite 12). Am 2.und 3. November geht die Konferenz inRunde zwei. | Simon Colin

Mehr Informationen zum Thema:www.greenmusicinitiative.dewww.thema1.de

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| Im Bereich Clubbing sieht Jacob Bilabel einen „schlafendenRiesen“: 150 000 Kilowattstunden Strom verbraucht ein Clubjährlich, rechnet die Green Music Initiative vor | Foto: Fotolia