Habermas HA

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Martin-Luther-Universitt Halle-Wittenberg Department fr Medienund Kommunikationswissenschaften Modul: 5.1 Mediengeschichte WS: 2011 / 12 Dozent/In: Dr. Thomnas Wilke

Hausarbeit: Jrgen Habermas Strukturwandel der ffentlichkeit

Vorgelegt von: Dora Osinde Matrikelnummer: 208201322 Adresse: Philipp Rosenthal Str. 3, 04103 Leipzig E-Mail: [email protected] Fachsemester: MuK 120 LP / Anglistik, Amerikanistik 60 LP Abgabe am:

Inhaltsverzeichnis

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0 Einleitung 1 ffentlichkeit 1.1 Was ist ffentlichkeit? 1.2 Wie entsteht die brgerliche ffentlichkeit? 2 Strukturwandel der brgerlichen ffentlichkeit 3 Die Rolle der Massenmedien 4 Kritik an Strukturwandel der ffentlichkeit 5 Literaturverzeichnis

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0. Einleitung Jrgen Habermas beschreibt in seiner 1962 erstmals verffentlichten Habilitationsschrift Strukturwandel der ffentlichkeit die Entwicklung einer modernen ffentlichkeit. Sie trgt den Untertitel: Untersuchungen zu einer Kategorie der brgerlichen Gesellschaft. Er befasst sich in seiner Darstellung mit soziologischen und philosophischen Fragestellungen, aber auch mit historischen Entwicklungen, besonders mit den technischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Vernderungen seit dem Mittelalter bis hin zur modernen Gesellschaft.. Er skizziert die Entstehung einer brgerlichen ffentlichkeit und schlussendlich auch deren Verfall. Er befasst sich weiterhin mit dem Phnomen der Massenmedien und sowohl deren Rolle in Wirtschaft und Politik als auch ihre Bedeutung fr die Familie und das Privatleben. Habermas entwickelt in seinem Werk eine Definition von ffentlichkeit. Unter der Annahme, dass Sprechen ein auf Verstndigung ausgerichteter Handlungstyp ist, erscheint die ffentlichkeit als Kommunikationsraum, in dem sich die sprechenden Individuen nur noch unter den Bedingungen von Gleichheit und Symmetrie treffen knnen, um Geltungsansprche zu formulieren, die offen kritisiert werden knnen. (Garcia, 37) In dieser Arbeit werde ich mich mit der von Habermas aufgezeigten Idee von ffentlichkeit befassen um dann die Rolle der Massenmedien zu besprechen. Mit einem hauptschlich mediengeschichtlichen Anspruch werde ich die von Habermas besprochenen Entwicklungen nachzeichnen. Abschliessend bespreche ich noch Kritikpunkte an Strukturwandel der ffentlichkeit. Die mir vorliegende Auflage von Strukturwandel der ffentlichkeit ist die 1990 erschienene, mit einem Vorwort in welchem sich Habermas selbst noch einmal kritisch mit seiner Schrift auseinander setzt. Da das Werk sich sehr detailliert mit den Entwicklungen vom 13. bis zur Entstehung der modernen Gesellschaft auseinandersetzt, wird es mir nicht mglich3

sein im Rahmen einer solchen Hausarbeit auf alle Aspekte einzugehen. Die Punkte, die ich bespreche bewertete ich als besonders interessant oder wichtig, was keine generelle sondern nur eine persnliche Auswahl darstellt. 1. ffentlichkeit In den ersten Kapiteln nach dem Vorwort von Strukturwandel der ffentlichkeit beschreibt Jrgen Habermas die Entwicklung einer kritischen brgerlichen ffentlichkeit. Zunchst mchte ich den Begriff ffentlichkeit besprechen und die historische Entwicklung einer brgerlichen ffentlichkeit die Habermas aufzeigt anreissen. 1.1. Was ist ffentlichkeit? Die ffentlichkeit selbst stellt sich als eine Sphre dar - dem privaten steht der ffentliche Bereich gegenber. Manchmal erscheint er einfach als die Sphre der ffentlichen Meinung, die der ffentlichen Gewalt gerade entgegengesetzt ist. (Habermas 1990, S.54) Habermas beschreibt ffentlichkeit als einen Raum der allen gleichermaen zugnglich ist und sich daher vom Privaten abgrenzt. Die brgerliche ffentlichkeit steht und fllt mit dem Prinzip des freien Zugangs (Habermas 1990, S. 156) Den etymologischen Ursprung des Begriffs setzt Habermas im 18. Jahrhundert an, damit ist er eng an die brgerliche Gesellschaft dieser Zeit geknpft.1 Da sich also der Begriff ffentlichkeit erst in dieser Phase entwickelt, kann also davon ausgegangen werden, dass vorher eine Verwendung des Begriffs und damit auch eine Differenzierung des ffentlichen Raums im soziologischen Sinne nicht notwendig war, jedoch ist von ffentlich und dem, was nicht ffentlich, was privat ist, schon lange vorher die Rede. (Habermas 1990, S. 56) Im Deutschen ist das Substantiv ffentlichkeit eine Neubildung der politischen Terminologie des1Vgl. Habermas 1990, S. 54

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Spten 18. Jahrhunderts. Seine erstmalige Verwendung wird auf 1756 datiert, bereits 1777 ist das Wort lexikalisch dokumentiert. (Liesegang 2004, S.12) Mit Beginn des 19. Jahrhunderts etabliert sich der Begriff erst im Sprachgebrauch der oberen Stnde. ffentlich als Adjektiv oder Adverb hingegen war seit dem Mittelalter gebruchlich. Im 18. Jahrhundert umfasste es mehrere Bedeutungen. Die soziale Bedeutung bezog sich im 18. Jahrhundert auf die 'brgerliche Gesellschaft' und ersetze erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts den Begriff Publikum im Sinne von von 'Bevlkerung'. (Hlscher 1997b, S.446) Die Sphre ffentlichkeit ist also vom im Sprachgebrauch bereits schon lnger verankerten ffentlich zu unterscheiden. Sie beschreibt einen Kommunikationsraum der klar vom Privaten abgetrennt ist. 1.2. Wie entsteht die brgerliche ffentlichkeit? Habermas zeigt vor allem in 3 Zur Genese der brgerlichen ffentlichkeit die sozialen und wirtschaftlichen Vernderungen in West- und Nordeuropa auf, die zur Bildung einer brgerlichen ffentlichkeit im 19. Jahrhundert gefhrt haben. Beginnend im 13. Jahrhundert bilden sich Elemente einer neuen Gesellschaftsordnung aus, die noch innerhalb der alten Herrschaftsordnung integriert werden knnen. Durch den Frhkapitalismus werden stndische Herrschaftsverhltnisse noch stabilisiert, allerdings setzt dieser auch Elemente frei, die ihn spter auflsen werden. Wir meinen die Elemente des neuen Verkehrszusammenhangs: den Waren- und Nachrichtenverkehr, den der frhkapitalistische Fernhandel schafft. (Habermas 1990, S. 69) Mrkte in Stdten bleiben zunchst weiterhin von Gilden und Znften reglementiert. Mit dem Fernhandel entfaltet sich ein weitgespanntes horizontales Netz komoscher Abhngigkeiten [...] (Habermas 1990, 70) Die alten Herrschaftsverhltnisse bleiben allerdings vorerst unangefochten, da die herrschende Schicht nicht in Abhngigkeit von diesem neu entstehenden Kapital existiert.2 Laut Habermas begnstigt die2 Vgl. Habermas 3 Zur Genese der brgerlichen ffentlichkeit

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Entwicklung des Fernhandels auch die des Nachrichtenverkehrs, weil hufiger ber rumlich entfernte Vorgnge Informationen transportiert werden mssen, als dies zuvor der Fall war. Im 14. Jahrhundert dann, ist der kaufmnnische Briefverkehr das gngige berufsstndische Korrespondenzsystem und Post und Presse institutionalisierten diese Dauerkontakte und kommunikation. Die groen Handelsstdte sind zugleich Zentren des Nachrichtenverkehrs. (Habermas 1990, S. 71) Zu diesem Zeitpunkt besteht das Interesse der Kaufleute hauptschlich darin interne Informationen zu transportieren. Ihr Interesse gilt geschriebenen Zeitungen, die fr den Handel relevante Korrespondenzen darlegen. Das heit es gibt keinen Anlass fr sie mit hfischen Inhalten zu konkurrieren. Zu diesem Zeitpunkt ist die reprsentative ffentlichkeit noch nicht durch die publizistisch bestimmte ffentlichkeit bedroht. Bis dahin ist der alte Kommunikationsbereich der reprsentativen ffentlichkeit durch den neuen einer publizistisch bestimmten ffentlichkeit nicht grundstzlich bedroht. Die gewerbsmig vertriebenen Nachrichten werden noch nicht publiziert; die unregelmig publizierten Neuigkeiten sind noch nicht zu Nachrichten versachlicht. (Habermas, 1962 S. 72) Ihre revolutionre Kraft entwickeln die Waren -und Nachrichtensystem erst whrend des Merkantilismus. Handelskompanien erschlieen sich neue Mrkte und Auenhandelsmrkte gelten jetzt als mit Recht als >>institutionelle Produkte>PublikumBrgerlichen>Publikum>entfalteten>compliance