Upload
dangnhi
View
213
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
Biokohle in der Landwirtschaft
Wertstoffgewinnung durch Pyrolyse
Hans-Peter Schmidt
Delinat-Institut für Ökologie und Klimafarming, Switzerland
Seit Beginn der Eisenzeit vor 2500 Jahren ist Holzkohle hoch effizienter Bodenverbesserer fast überall in der Welt bekannt (Japan, China, Indonesien, Europa, Afrika, Südamerika….)
Terra Preta ist ein herausragenden Beispiel für lokales Stoffstrommanagement
Sie enthält Biokohle, Tonscherben, Fischgräten, organische Abfälle, menschliche und tierische Exkremente
Biokohle fungiert als Schwamm für Nährstoffe und Strukturgeber, hat
eine hohe Kationen- und Anionenaustauschkapazität,
es sorgt für Kohle-Humus-Mikroben-Komplexe
Die hochporöse Struktur der Biokohle ermöglicht hohe Nährsstoff und Wasserspeicherung. Spezifische Oberfläche von Biokohle: 300m2 pro Gramm
Pyro-LP Frühjahr 2010
REM-Aufnahme Fraktion „Holzstücke“ aus pyrogenem Landschaftspflegematerial (LP) (La Coulette, Lausanne)
Keim
Wurzel
Hauptwurzel
Mycorrhizen
Die Wurzeln eines Weinstockes können Partnerschaften mit bis zu 5
Billionen Mikroroorganismen eingehen.
Porengröße
Bambus Biokohle: 0,001 – 1000 µm
Holzkohle: 10 -3000 µm
Bakterien: 0,3 – 3 µm
Fungi: 2 – 80 µm
Protozoen: 7 – 30 µm
Nematoden: 3 – 30 µm
Wurzelhaare: 5 – 17 µm
Feinwuzeln: - 800 µm
Figure 6.2 Arbuscular mycorrhizaFungal hyphae growing into biocharPores from a germinating spore
Source: Ogawa (1994)
Mikrobielle Besiedlung von Biokohle
Quelle: BIOCHAR, Environmental Management
(Lehmann and Joseph) 2009
Aber wir müssen die Mikroben ernähren, wenn wir wollen, dass sie für uns arbeiten
Biokohle mit und ohne Kompost
-1.0
-0.5
0.0
0.5
1.0
Cp Np NCp ACp
bio
mas
s [g
po
t-1o
f co
ntr
ol]
-0.6
-0.4
-0.2
0.0
0.2
0.4
0.6
Cp Np NCp ACpsh
oo
t b
iom
ass
[% o
f co
ntr
ol]
-0.6
-0.4
-0.2
0.0
0.2
0.4
0.6
Cp Np NCp ACp
roo
t b
iom
ass
[% o
f co
ntr
ol]
Biomass SD Shoot/Root
g
Rp 1.19 0.21 3.56
Np 0.75 0.09 4.97
NCp 0.69 0.28 1.98
NCp 1.65 0.17 2.84
Acp 1.18 0.15 3.48
Gesamt Biomasse Spross Biomasse Wurzel Biomasse
Zur Aktivierung der Biokohle müssen die mikrobiellen “Transporteure” mit
organischem Kohlenstoff genährt werden
Laborversuch mit
Klee in
Weinbergboden,
2009
Das entscheidende Kriterium für die Wirksamkeit von Biokohle als Bodenverbesserer ist ihre
biologische Einbindung
200
250
300
350
400
450
500
550
Kontrolle Leg LegKp LegKpKl
Le
af-
N **
*
**
*n
.
s
.
50
100
150
200
250
300
350
400
Kontrolle Legum Biokohle1 Biokohle2m
g/l
1
1,2
1,4
1,6
1,8
2
2,2Ammonium
Amino-N
Amino-N/NH4+
Nährstoffversorgung im Blatt Proteine und Aromen in Trauben
In der Pyrolysekammer werden die biologischen Stoffe unter
Sauerstoffabschluss auf 450 bis 600°C erhitzt. Dabei brechen die
langkettigen C-Verbindungen auf. Es entstehen Synthesegas und
Biokohle. Die Pyrolyse findet in einem kontinuierlichen Prozess statt.
In der Brennkammer werden die Synthesegase flammenlos (FLOX-
Verbrennung) bei 1200 C verbrannt. Die Abwärme wird wiederum zur
Erwärmung des Pyrolysereaktors genutzt. 130 KW stehen für externe
Abwärmenutzung zur Verfügung. Der Prozess ist energieautonom. Es
werden lediglich 5 KW für die Mess- und Regeltechnik benötigt. Selbst bei
Klärschlammpyrolse liegen die Emissionswerte unter den Grenzwerten für
Holzverbrennung.
Traubentrester pyrolysiert zu Traubenkohle (Biokohle)
1000 Tonnen Traubentrester könnten durch Pyrolyse
500 Tonnen CO2 dauerhaft speichern.
KlimabilanzNr. Bezeichnung Arbeitsschritt* CO2-Emission
In kg CO2 / t Grüngut (tr)
1. Bereitstellung, Ernte 2,4
2. Transport zur Grüngutannahmestelle 2,6
3. Aufbereitung durch Häcksler 9,4
4. Pyrolyse - thermischer Verbrauch 1281
5. Pyrolyse - elektrischer Verbrauch 31
6. Transport zum Landwirt 1,2
7. Ausbringen durch Landwirt 3
A Summe CO2-Aufwand 1.330
B CO2-Einlagerung Grüngut in der Wachstumsphase 1.830
C CO2-Sequestrierung pro Tonne Grüngut 500
Mit 1 t Grünschnitt lassen sich 500 kg CO2 sequestrieren
2. Stoffflüsse
Pyrolyse verunreinigter
Abfallstoffe, deren Biokohle
zunächst als Filter und so
dann in innerter Endlagerung
als Karbonsenke fungiert
oder zur Rezyklierung der
Schwermetalle verwendet
wird.
Pyrolyse vegetative Biomasse,
deren hochwertige Biokohle
als Bodenverbesserer
eingesetzt wird, wobei noch
eine Reihe wissenschaftlicher
Untersuchungen über deren
Bodenverhalten durchgeführt
werden muss.
Biokohle Pyrokohle
Verwendung von Biokohle
- Bodenverbesserer
- CO2-Speicherung
- Speichermedium für organische und mineralische Nährstoffe (Gülle)
- Brennstoff
- Reduktionsmittel Metallurgie
- Filterstoff für Abwasser und Luftreinigung
- Bodensanierung (Pestizidfixierung)
- Werkstoffproduktion
Richtlinien für den Einsatz von
Biokohle in der LandwirtschaftA. Eingesetzte Biomasse
1. Reine Organische Reststoffe ohne relevant toxische Belastungen durch Schwermetalle, Farbreste, Lösungsmittel etc. Saubere Trennung von nichtorganischen Abfällen wie Elektronikschrott, Plaste, Gummi etc.
2. Land- und forstwirtschaftliche Reststoffe wie Getreidespelz, Fruchtschalen, Fruchtkerne, Trester, Borke etc. (Positivliste)
3. Landwirtschaftliche Produkte aus dem Anbau von Energiepflanzen, die ohne Pestizide, Herbizide, Mineraldünger und genetisch modifiziertes Saatgut erzeugt sind und maximal 15% der landwirtschaftlichen Nutzfläche einer Region entsprechen.
4. Biokohle darf nur dann aus Forstholz gewonnen werden, wenn eine nachhaltige Bewirtschaftung des entsprechenden Waldes gewährleistet ist. Insbesondere die Abholzung von Regenwald, wie es derzeit zur Produktion von Holzkohle weitflächig der Fall ist, muss verhindert werden.
•B. Pyrolysetechnik
•1. Die Biomassepyrolyse muss in einem energieautonomen Prozess ablaufen. Die zum Betrieb der Anlage eingesetzte Energie (Strom für Antriebe, Lüftung und BMSR) darf maximal 3% des Heizwertes der im gleichen Zeitraum pyrolysierten Biomasse betragen.
[…]
•C. Eigenschaften der Biokohle
[…]
•D. Ausbringung der Biokohle
[…]
www.ithaka-journal.net
Biodiverstiät ist ein Maß für das Potential zur Bildung
funktionaler Partnerschaften.
Die Biomasse setzt sich zusammen aus:
50% Bakterien, 30% Protisten, 10% Pflanzen, Pilze und 10% Tiere
Rebberg-Begrünung durch Leguminosen gestattet eine autonome
Nährstoffversorgung (N,P,K … 300-500 kg N / ha), erhöht das
Wasserspeichervermögen, den Humusgehalt und die biologische
Aktivität.
Zusätzlich werden 4t CO2 pro Hektar im Boden gespeichert.
Die Domaine de Mythopia gehört bereits 5 Jahre nach Einführung der
Ökologisierungsmassnahmen zu den artenreichsten Landschaften des Wallis
Pflanzung von Hecken als
Zwischenlinie in den Reben. Je
nach lokalen Gegebenheiten
mindestens 2 x 20m geschlossene
Hecken pro Hektar. Hecken gelten
als biologische Hotspots und
eignen sich als Korridore zur
Vernetzung ökologischer Flächen.
Als natürliches Hindernis bremsen
sie die epidemische Ausbreitung
von Schadpilzen.
5
Kulturale Biodiversität
9. Anbau von mindestens einer Sekundärkultur in den Zwischenräumen der Hauptkultur. Hierbei kann es sich um Gemüse wie Tomaten oder Kürbisse, um Früchte wie Himbeeren oder Erdbeeren, um Wintergetreide wie Roggen und Gerste oder um Aromakräuter handeln, die in den Zwischenzeilen der Reben gepflanzt bzw. gesät werden. Fruchthecken wie Aronia, Sanddorn, Schlehen, die als Zwischenzeilen gepflanzt werden eignen sich ebenso wie Fruchtbaumalleen(Weinbergpfirsich, Pflaume, Mandel, Quitte usw). Zu den Sekundärkulturen gehören zudem Bienen, Schafe, Hühner, Fische und ähnliche Kleintierzucht. Die Flächen, die für die Sekundärkulturen bestimmt werden, müssen groß genug sein, um eine wirtschaftliche Verwertung zu gewährleisten.
9
Genetische Diversität
10. Anstatt alte Weinberge zu roden
und komplett neu zu bepflanzen,
werden überalterte Weinstöcke
jeweils einzeln ersetzt, wobei die
Jungpflanzen durch massale
Selektion aus dem Weinberg
selbst ausgewählt und auf
angepasste Wurzelunterlagen
direkt vor Ort gepfropft werden. Auf
diese Weise wird über mehrere
Generationen eine perfekt an das
Terroir angepasste Sortenwahl
vorgenommen. Die damit erzielte
genetische Vielfalt verringert den
Infektionsdruck durch Schädlinge,
die Weinqualität steigt und auch die
Widerstandsfähigkeit gegenüber
den herrschenden Bedingungen.
10