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Aus dem Institut für Physiologie, Biochemie und Hygiene
der Tiere der Universität Bonn
und der
Klinik für kleine Klauentiere und forensische Medizin und
Ambulatorischen Klinik
und der Außenstelle für Epidemiologie
der Tierärztlichen Hochschule Hannover
Haptoglobin als Screeningparameter für Atemwegserkrankungen des Schweines
INAUGURAL-DISSERTATION zur Erlangung des Grades einer Doktorin der Veterinärmedizin
(Dr. med. vet.) durch die Tierärztliche Hochschule Hannover
Vorgelegt von DOROTHEE DICKHÖFER
aus Dorsten
Hannover 2002
Wissenschaftliche Betreuung: Frau Prof. Dr. Brigitte Petersen
Univ.-Prof. Dr. Michael Wendt
1. Gutachter: Univ.-Prof. Dr. Michael Wendt
2. Gutachter: Univ.-Prof. Dr. Thomas Blaha
Tag der mündlichen Prüfung: 30.05.02
Inhaltsverzeichnis
Seite
1. EINLEITUNG
15
2. LITERATUR
17
2.1 Erkrankungen der Atemwege als Bestandsproblem in der
Schweinehaltung 17
2.1.1 Differentialdiagnostische Merkmale klinisch relevanter Atemwegs-
erkrankungen beim Schwein 17
2.1.2 Erreger-Wirt-Umwelt-Interaktionen bei der Entstehung und Verbreitung
von Atemwegserkrankungen 21
2.2 Möglichkeiten zur Diagnostik von Atemwegserkrankungen 24
2.2.1 Serologie als Möglichkeit der Differentialdiagnose 25
2.2.2 Sektion und Einteilung der Pneumonieformen 26
2.3 Das Akute-Phase-Protein Haptoglobin beim Schwein 31
2.3.1 Haptoglobin und die Akute-Phase-Reaktion beim Schwein 31
2.3.2 Einflussfaktoren auf die Haptoglobinkonzentration im Blut 33
2.3.3 Haptoglobin bei Atemwegserkrankungen des Schweines 36
2.3.4 Haptoglobin als Screeningparameter im Rahmen von Gesundheits-
vorsorgeprogrammen 40
3. MATERIAL UND METHODEN 44
3.1 Retrospektive Studie 44
3.2 Feldstudie 48
3.3 PRRS-Impfstudie 56
3.4 Kriterien zur Beurteilung der Atemwegsgesundheit in der
Beobachtungsgruppe 58
3.5 Klinische Untersuchung von Einzeltieren 59
3.6 Lungenspülungen und Lungenuntersuchungen 62
3.7 Blutprobenentnahme und Aufbereitung der Proben 64
3.8 Methoden der Laboruntersuchung 64
3.9 Statistische Auswertung 68
4. ERGEBNISSE 71
4.1 Retrospektive Studie 71
4.1.1 Gruppierung der Sektionstiere anhand der Organbefunde 71
4.1.2 Vorkommen und Häufigkeit der nachgewiesenen Infektionserreger 72
4.1.3 Zuordnung der Sektionstiere zu unterschiedlichen Haptoglobinklassen 74
4.1.4 Beziehungen zwischen der Haptoglobinplasmakonzentration und
Organbefunden im Thorax 75
4.1.5 Vergleich der Haptoglobinplasmakonzentration bei Mono- und
Mischinfektionen 76
4.2 Feldstudie 85
4.2.1 Vergleich der durchschnittlichen Haptoglobinkonzentration aller
Indikatortiere aus 8 Betrieben 85
4.2.2 Betriebsbezogener Vergleich der durchschnittlichen Haptoglobin-
konzentration von Indikatorgruppen 86
4.2.3 Ergebnisse der Beurteilung der Beobachtungsgruppen und der
klinischen Untersuchung der Einzeltiere 93
4.2.4 Serologische Befunde der Indikatortiere 95
4.2.5 Beziehungen zwischen der Haptoglobinplasmakonzentration und
mikrobiologischen Befunden aus Lungenspülung und Schlachtlungen 98
4.2.6 Einfluss einer Lungenspülung auf die Haptoglobinkonzentration 106
4.2.7 Einfluss des Transportes und der Schlachtung auf die Haptoglobin-
konzentration 107
4.3 PRRS-Impfstudie 109
4.3.1 Veränderung der Haptoglobinplasmakonzentration nach einer PRRS-
Wiederholungsimpfung 109
4.3.2 Veränderung des PRRS-Antikörpertiters nach einer PRRS-
Wiederholungsimpfung 110
5. DISKUSSION 112
6. ZUSAMMENFASSUNG 130
SUMMARY 133
7. LITERATURVERZEICHNIS 136
Verwendete Abkürzungen
Abb. Abbildung
ACTH Adrenocorticotropes Hormon
AK Aujeszkysche Krankheit
ang. angenommen
A.pp. Actinobacillus pleuropneumoniae
APP Akute-Phase-Protein
APR Akute-Phase-Reaktion
auskult. auskultatorisch
bakt. bakteriell
BAL bronchoalveoläre Lavage
BALT Broncho-Associated-Lymphatic-Tissue
B. bronch. Bordetella bronchiseptica
BP Bronchopneumonie
bzw. beziehungsweise
CHBC Cyanmethämoglobinbindungskapazität
CO2 Kohlendioxid
CRP C-reaktives Protein
DGfZ Deutsche Gesellschaft für Züchtungskunde
d. h. das heißt
dl Deziliter
ELISA Enzyme-linked Immunosorbent Assay
EP Enzootische Pneumonie
Fa. Firma
FE Ferkelaufzucht
GfT Gesellschaft für Tierzuchtwissenschaft
ggr. geringgradig
HAH Hämagglutinations-Hemmungs-Reaktion
Haem. parasuis Haemophilus parasuis
Haem. spec. Haemophilus spezies
hgr. hochgradig
Hp Haptoglobin
HWZ Halbwertszeit
i. d. R. in der Regel
IF Immunfluoreszenz
IL-1 Interleukin-1
IL-6 Interleukin-6
Inf. Infektion
i. m. intramuskulär
i. v. intravenös
k. A. keine Angabe
Kap. Kapitel
kat.-eitrig katarrhalisch-eitrig
KBR Komplementbindungsreaktion
kg Kilogramm
konv. konventionell
KS-Test Kolmogorow-Smirnov-Test
LSP Lungenspülung
mg/ml Milligramm pro Milliliter
mgr. mittelgradig
M. hyop. Mycoplasma hyopneumoniae
m/sec Meter pro Sekunde
min Minuten
n. nach
n. Abs. nach Absetzen
neg. negativ
neutr. neutralisierend
NH3 Ammoniak
NRK Narkose
n. s. nicht signifikant
n. u. nicht untersucht
o. b. B. ohne besonderen Befund
o. g. oben genannt
OR Odds Ratio
p Irrtumswahrscheinlichkeit
PAR Progressive Atrophische Rhinitis
palp. palpatorisch
P. mult. Pasteurella multocida
PCR Polymerase-Chain-Reaction
PCV2 Porzines Circovirus Typ 2
phys. physiologisch
PIG-MAP Pig Major Acute Phase Protein
p. inf. post infectionem
PNP Porzine nekrotisierende und proliferative Pneumonie
pos. positiv
ppm parts per million
PRCV Porzines Respiratorisches Coronavirus
PRDC Porcine Respiratory Disease Complex
PRRS Porzines Reproductives und Respiratorisches Syndrom
PRRS-V PRRS-Virus
RA Rhinitis atrophicans
resp. respiratorisch
s. siehe
SAA Serum Amyloid A
sonst. sonstige
SPF Specific Pathogen Free
Str. spec. Streptococcus spezies
Str. suis Streptococcus suis
u. a. und andere
Tab. Tabelle
TNF-α Tumor-Nekrose-Faktor-α
USG Untersuchung
VD Verdacht
v. a. vor allem
z. B. zum Beispiel
EINLEITUNG 15 1. Einleitung
In der modernen Schweinehaltung stehen die Erkrankungen des gesamten
Bestandes bzw. bestimmter Tiergruppen und Haltungsstufen im Vordergrund,
weniger die Gesundheitsstörungen des Einzeltieres. Steigende Tierdichte und
veränderte Haltungs- und Produktionsbedingungen fördern die Ausbreitung primär
und sekundär infektiöser Erkrankungen in den Beständen.
Insbesondere die Atemwegserkrankungen stellen eines der wesentlichsten
Gesundheitsprobleme bei Mastschweinen dar und führen zu wirtschaftlichen
Verlusten durch hohe Medikamentenkosten und Einbußen in der Mast.
Die frühzeitige ätiologische Diagnostik der Atemwegserkrankungen gestaltet sich
häufig schwierig und ist mit aufwendigen Laboruntersuchungen verbunden. Gerade
beim Einzeltier sind die klinischen Anzeichen respiratorischer Erkrankungen häufig
unspezifisch.
Darüber hinaus handelt es sich bei Bestandserkrankungen häufig um infektiöse
Faktorenerkrankungen, die durch das Zusammenwirken unterschiedlicher
Krankheitserreger und Umfeldbedingungen entstehen und eine frühzeitige Diagnostik
erschweren, da ihnen normalerweise keine typischen Krankheitsbilder zugeordnet
werden können und sie häufig von klinisch inapparenten Infektionen ihren Ausgang
nehmen.
Die klassischen Laboruntersuchungen dienen vorwiegend der Diagnose klinisch
manifester Atemwegsinfektionen und sind daher auf spezifische Erreger von
Atemwegsinfektionen ausgerichtet. Bislang fehlen geeignete Parameter, um auch
subklinische Erkrankungen zu erkennen.
In einer Reihe von Arbeiten wurde in den letzten Jahren festgestellt, dass in jenen
Beständen, in denen eine hohe Prävalenz für Atemwegserkrankungen bestand, sehr
häufig eine Erhöhung des Akute-Phase-Proteins Haptoglobin im Blut von klinisch
unauffälligen Indikatortieren festzustellen war.
16 EINLEITUNG Haptoglobin stellt einen unspezifischen, hochsensitiven diagnostischen Parameter
dar. Bislang ist ungeklärt, inwieweit die Höhe und Dauer der
Konzentrationsveränderungen im Blut Aufschluss darüber geben können, ob es sich
eher um eine bakterielle oder virale Mono- oder Mischinfektionen handelt und
inwiefern Haptoglobin frühzeitig das Auftreten verschiedener Atemwegsinfektionen
anzeigt.
Ziel der eigenen Arbeit war es daher, zu untersuchen, ob Atemwegserkrankungen
bei zur Sektion vorgesehenen Schweinen in Abhängigkeit vom Erreger und vom
pathomorphologischen Befund zu unterschiedlich hohen Konzentrationen von
Haptoglobin im Blut führen.
Darüber hinaus galt es in einer Feldstudie zu klären, welchen Hinweis der Parameter
Haptoglobin auf das Vorhandensein subklinischer Atemwegserkrankungen in
Ferkelaufzucht- und Mastbetrieben geben kann. Dabei stellte sich insbesondere die
Frage nach dem prognostischen Wert einer Haptoglobinbestimmung bei
Indikatorgruppen in der kritischen Phase der Umstallung der Tiere von der Aufzucht
in die Mast.
Weiterhin sollte am Beispiel einer Impfung von Sauen gegen PRRS geklärt werden,
ob ein Anstieg des PRRS-Antikörpertiters mit einem frühzeitigen Haptoglobinanstieg
einhergeht.
LITERATUR 17 2. Literatur
2.1 Erkrankungen der Atemwege als Bestandsproblem in der
Schweinehaltung
2.1.1 Differentialdiagnostische Merkmale klinisch relevanter Atemwegserkrankun-
gen beim Schwein
Die Diagnose und Therapie von Atemwegserkrankungen sind nicht immer eine
leichte Aufgabe in der tierärztlichen Bestandsbetreuung, da es sich bei diesen
Erkrankungen häufig nicht um Monoinfektionen, sondern um Kombinationen
verschiedener Erreger handelt. Oft liegen keine klar zuzuordnenden Krankheitsbilder,
sondern Krankheitskomplexe vor (OHLINGER et al., 1999), wobei klinisch manifeste
Erkrankungen insgesamt weitaus weniger häufig vorkommen als subklinische
Erkrankungen (CHRISTENSEN et al., 1992, HENNIG-PAUKA, 1999).
Die Tabelle 1 gibt eine Übersicht über die klinisch relevanten
Atemwegserkrankungen, die auf spezifische bakterielle und virale Erreger
zurückzuführen sind. Beschrieben sind insbesondere die klinischen Symptome in
den betroffenen Altersgruppen, die Übertragung, das Bild in der Sektion sowie die
Möglichkeiten der Diagnostik.
Tab. 1: Klinisch relevante Atemwegserkrankungen beim Schwein (modifiziert nach ZIMMERMANN et al., 2001) Erkrankung Enzootische
Pneumonie (EP)
Influenza Infektiöse Pleuropneumonie Porcine reproductive and respiratory syndrome
(PRRS) Erreger Mycoplasma hyo-
pneumoniae (M. hyop.) Influenza-A-Virus, Subtyp H1N1, H3N2
Actinobacillus pleuropneumoniae (A.pp.), 12 Serotypen
PRRS-Virus (PRRS-V)
Übertragung aerogen, Kontakt aerogen, hochkontagiös aerogen, indirekt direkt, aerogen Inkubations-zeit
akut: bis 3 Wochen, chron.: enzootisch
1-2 Tage akut: 2-5 Tage chron.: enzootisch
-10 Tage
Alters- gruppen
akut: alle chron.: 3. LW bis 6 Mon.
alle, Ferkel geringere Symptome
akut: alle, chron.: Läufer und Mastschweine
Resp. Form: Mastschweine, vereinzelt Zucht
Klinik trockener Husten, v. a. nach dem Auftreiben der Tiere chronisch: Husten, Wachstumsdepression, Sek.-Inf.: Fieber und hgr. Dyspnoe, hundesitzige Haltung
Apathie, hochfrequente, angestrengte Atmung, Fieber z. T. bis 42°C, anfallsweise schmerzhafter Husten, z. T. Maulatmung, Ferkel geringere Symptome und weniger Fieber, evtl. Wachstumsdepression und Gewichtsverlust
perakut: Apathie, Dyspnoe, Fieber bis 42,5°C, Husten, Zyanose akut: Apathie, Dyspnoe, Fieber bis 41 °C chronisch: ggr. Fieber, z. T. Fieberschübe, z. T. Husten, schlechtere Wachstumsrate, Kümmern
Mastschweine: Fieberhafte Pneumonie, wechselnder Krankheitsverlauf über 3-5 Wochen, geschwollene Augenlider, Nasenausfluss, Apathie, wechselndes Fieber und gestörtes Allg.-Befinden, Auseinanderwachsen
Dauer einige Wochen, z. T. enzootisch
3-6 (-8) Tage perakut: Tod oft nach 12-36 Std. akut/chronisch: Tage-Wochen
3-5 (-8) Wochen, im Bestand oft enzootisch
Morbidität akut: 60% chron.: 30%
-100% akut: 80% chron.: 30%
-100%
Mortalität akut: -10% 2-3% akut: - 50% -10% Bild der Sektion
Kat. Bronchopneumonie, lobuläre, konfluierende pneumonische Veränderungen
Rhinitis, Tracheitis, multifokale Pneumonie
fibrinös-nekrotisierende Pneumonie, fibrinöse Pleuritis, serös-blutige Flüssigkeit, später adhäsive Pleuritis
interstitielle Pneumonie, makroskopisch nur bedingt diagnostizierbar
Antikörper 14-21 Tage p. inf. maternale AK bis 30.-35. Tag, ab 7. Tag p. inf. humorale AK
ab 7.-10. Tag p. inf. Serum-AK nach einer Wo., max. Titer nach 3-5 Wo., neutr. AK nach 4-8 Wo.
Diagnostik Erregernachweis, IF, Immunperoxidase, PCR, evtl. ELISA
Virusisolierung aus Nasen- und Rachentupfern, Serologie: AK-Anstieg nach 2-3 Wochen
Erregerisolierung aus Lungen-gewebe, IF, KBR, ELISA
Serologie: Anstieg des AK-Titers, Virusnachweis aus Lungenmakrophagen
18
LIT
ER
AT
UR
Tab. 1: Klinisch relevante Atemwegserkrankungen beim Schwein (modifiziert nach ZIMMERMANN et al., 2001)
(Fortsetzung) Erkrankung Rhinitis atrophicans Bordetella bronchiseptica-
Pneumonie Pasteurellose Resp. Erkrankung durch
PCV2 Erreger Bordetella bronchiseptica
(regenerative Form), toxinbildende Pasteurella multocida (progressive Form)
Bordetella bronchiseptica (B. bronch.)
Pasteurella multocida (P. mult.)
Porzines Circovirus 2 (PCV2)
Übertra-gung
aerogen, indirekt aerogen, indirekt k. A. k. A.
Inkuba-tionszeit
k. A. wenige Tage, enzootisch 1-3 Tage k. A.
Alters-gruppen
Saugferkel bis Läufer Jungtiere, v. a. Saugferkel Läufer und Mastschweine Läufer und Mastschweine
Klinik Husten, Niesen, Nasenausfluss, z. T. blutig, Verkürzung des Oberkiefers
Saugferkel: ggr. Fieber, trockener Husten, Niesen, Dyspnoe, Kümmern, Wegbereiter für RA
mäßig, z. T. hgr. gestörtes Allg.-Befinden, Husten, Dyspnoe, Apathie
Schniefen, Nasenausfluss Konjunktivitis, Kümmern bei Sek.-Infektion: Husten, Dyspnoe, Fieber
Dauer enzootisch im Bestand bis zu einigen Wochen k. A. ohne Sek.-Inf. 3-5 Wochen Morbidität k. A. 50% 50% bis zu 50% bei schwerem
Verlauf Mortalität k. A. „verlustreich“ -30% hoch Bild der Sektion
Atrophie der Conchae nasalis, Deviation des Nasenseptums, Rhinitis
akute Pneumonie, tiefrote, fleckige Pneumonieherde oder Ausheilungsstadien, Lungenfibrose
katarrhalisch-eitrige Bronchopneumonie
Lunge: Interst. Pneumonie bis zur porzinen nekrotisierenden und proliferativen Pneumonie (bei Sek.-Inf.)
Antikörper k. A. k. A. k. A. Serokonversion 2-3 Wochen nach Infektion
Diagnostik Erregernachweis aus Nasentupfer, ELISA zur Bestimmung von Antikörpern gegen das Toxin, Sektion
Erregernachweis aus Nasentupfer
k. A. ELISA (bisher für Routine-diagnostik nicht verfügbar), Erregernachweis mittels PCR, In-situ-Hybridisierung
LIT
ER
AT
UR
19
Tab. 1: Klinisch relevante Atemwegserkrankungen beim Schwein (modifiziert nach ZIMMERMANN et al., 2001)
(Fortsetzung) Erkrankung Resp. Erkrankung durch
PRCV Einschlusskörperchen-Rhinitis,
ansteckender Schnupfen Chlamydien-Pneumonie
Morbus Aujeszky (AK)
Erreger Porzines respiratorisches Coronavirus (PRCV)
Porzines Cytomegalievirus (PCMV), (Porzines Herpesvirus)
Chlamydien Porzines Herpesvirus 1 (PHV-1)
Übertra-gung
direkt, aerogen aerogen, intrauterin aerogen direkt, aerogen
Inkuba-tionszeit
-10 Tage ab 3 Tage, je nach Immunität 4-8 Tage Mast: 3-5 Tage, -20 Tage
Alters-gruppen
Jungtiere, (Masttiere) alle Altersgruppen, v. a. Ferkel k. A. respiratorische Symptome bei Läufern und Mastschweinen
Klinik v. a. Wintermonate, eher subklinisch, evtl. Weg-bereiter für Sek.-Infektionen, z. T. Fieber, Husten, Inappetenz, Dyspnoe
Nasenausfluss, Niesen, Atembeschwerden, insgesamt milder Verlauf, bei Saugferkeln auch Fieber bis 40°C, eitrig-nekrot. Rhinitis, Kümmern
k. A. Mastschweine: Pneumonie, Husten, Fieber bis 41°C, Apathie, Lähmungen, red. Gewichtszunahme, selten Krämpfe
Dauer k. A. k. A. 4 Wochen akut: 1-2 Wochen chronisch: ganzjährig
Morbidität -100% k. A. k. A. akut: 100% chron.: 10-30%
Mortalität / k. A. k. A. -10% Bild der Sektion
k. A. Rhinitis, histologisch: intranucleäre Einschlusskörperchen
interstitielle Pneumonie Einschlusskörper im Epithel von Tonsillen und Pharynx, interst. Pneumonie, miliare Nekrosen in verschiedenen Organen
Antikörper k. A. ab 2. Woche k. A. nach 1 Wo., Maximum nach 5 Wo., Nachweis für Monate bis Jahre
Diagnostik Erregernachweis, IF, Monoklonale Antikörper wegen Antigen-Verwandtschaft zu TGE
Histologie, Fluoreszenzserologie, Virusnachweis aus Lungenmakrophagen
kulturelle Isolierung (schwierig) aus Organmaterial, PCR, IF
IF aus Organmaterial, ELISA, oder NT Virusnachweis mittels Immunfluoreszenz, PCR
20
LIT
ER
AT
UR
LITERATUR 21
Umfeld
Infektions-erreger
Infektions-druck
Stress
Erkrankung Tier
Infektion
• Management• Stallklima• Hygiene• Belegungsdichte
• Virulenz• Verbreitung• Resistenz• Pathogenität
• Anfälligkeit• Immunität• Alter• Disposition
Umfeld
Infektions-erreger
Infektions-druck
Stress
Erkrankung Tier
Infektion
• Management• Stallklima• Hygiene• Belegungsdichte
• Virulenz• Verbreitung• Resistenz• Pathogenität
• Anfälligkeit• Immunität• Alter• Disposition
2.1.2 Erreger-Wirt-Umwelt-Interaktionen bei der Entstehung und Verbreitung von
Atemwegserkrankungen
Oft handelt es sich bei den Atemwegsinfektionen um sog. Faktorenerkrankungen, an
deren Entstehung eine Reihe verschiedener Einflussfaktoren beteiligt sind. Eine
wichtige Rolle spielt insbesondere die Interaktion verschiedener Erreger
untereinander (EGER, 1999, GROSSE BEILAGE, 1999) bei gleichzeitigem Einfluss
verschiedener Umfeldbedingungen (CHRISTENSEN et al., 1992, LOEFFEN, 2001)
sowie die Infektionsanfälligkeit des Tieres.
Die Abb. 1 veranschaulicht die verschiedenen Einflussfaktoren, die zum Entstehen
einer Faktorenerkrankung beitragen.
Abb. 1: Interaktion zwischen Einzeltier, Infektionserreger und Umfeld bei
multifaktorieller Erkrankung (modifiziert nach LOEFFEN, 2001)
22 LITERATUR Insbesondere das Porzine Respiratorische Reproduktions-Syndrom (PRRS), der
„Porcine Respiratory Disease Complex“ (PRDC) sowie die Enzootische Pneumonie
(EP) und die Progressive Atropische Rhinitis (PAR) werden zu den infektiösen
Faktorenerkrankungen gezählt (HÖRÜGEL et al., 1999, LOEFFEN, 2001).
Eine bedeutende Faktorenerkrankung ist die EP (ROSS, 1992). Primär-Erreger der
EP ist M. hyopneumoniae. Die Manifestation klinischer Symptome ist abhängig von
der übertragenen Erregermenge (ZIMMERMANN et al., 2001) sowie dem Einfluss
verschiedener Umweltfaktoren wie z. B. Stallklima, Hygiene und Management.
Gerade der Zukauf subklinisch infizierter Trägertiere führt häufig zur Infektion eines
Bestandes (ZIMMERMANN et al., 2001). Die alleinige Infektion mit M. hyop. kann
subklinisch oder mit geringen klinischen Symptomen wie Husten verlaufen, durch
bakterielle Sekundär-Infektionen (P. mult., B. bronch., Str. spec., Haem. parasuis)
entsteht i. d. R. ein komplizierter Verlauf mit Fieber, Dyspnoe und einer Mortalität bis
zu 10% (ROSS, 1992, ZIMMERMANN et al., 2001).
PRDC bezeichnet das gehäufte Vorkommen respiratorischer Erkrankungen um die
18.-20. Lebenswoche, die mit erheblichen Leistungseinbußen und einer erhöhten
Mortalität einhergehen. Als Ursache werden Mischinfektionen mit verschiedenen
Erregern wie z. B. M. hyop., P. mult., A.pp. und Str. suis sowie viralen Erregern wie
dem Influenza-A-Virus (nur teilweise), PRRS-Virus und dem Porzinen
Respiratorischen Coronavirus (PRCV) u. a. angenommen (DEE, 1997, GROSSE
BEILAGE, 1999).
Für die PAR werden als ursächliche pathogene Erreger toxinbildende Stämme von
P. mult. angesehen (DE JONG, 1992). B. bronch. hat in diesem Zusammenhang
eine Schrittmacherfunktion für die Ansiedlung der Pasteurellen (ZIMMERMANN et
al., 2001). I. d. R. verläuft die Erkrankung in einem Bestand enzootisch,
resistenzmindernde Faktoren (Klimabelastung, Virusinfektionen, bakterielle
Sekundärinfektionen) beeinflussen den Verlauf und begünstigen die klinische
Manifestation (DE JONG, 1992), jahreszeitliche Schwankungen mit einem Maximum
LITERATUR 23 im Winter werden beschrieben (ZIMMERMANN et al., 2001). Eine Infektion mit B.
bronch. alleine verursacht lediglich eine Nasenmuschelhypoplasie bei jungen Ferkeln
um die 6. Lebenswoche (nicht-progressive Form) (DE JONG, 1992, ZIMERMANN et
al., 2001). In Mastbetrieben zeigt sich bei Fällen von PAR lediglich eine schlechtere
Futteraufnahme bei Tieren mit starker Deformation der Oberkieferknochen oder
häufigeres Niesen infolge des Futterstaubes.
Auch PRRS wird zu den infektiösen Faktorenerkrankungen gezählt. In Bezug auf
Atemwegserkrankungen ist das PRRS-Virus beteiligt an dem Auftreten chronisch
rezidivierender Pneumonien bei Mastschweinen, die zunehmend an Bedeutung
gewinnen (ZIMMERMANN et al., 2001). Das Virus befällt die Lungenmakrophagen
und schädigt die Zilienfunktion des Bronchialepithels. Die Entstehung der Pneumonie
ist als entzündlichen Reaktion auf die Infektion der Alveolarmakrophagen zu sehen
(GROSSE BEILAGE, 1999). Diskutiert wird auch eine Beteiligung an der „Porzinen
nekrotisierenden und proliferativen Pneumonie“ (PNP) (BENFIELD et al., 1992,
ZIMMERMANN et al., 2001). Pathognomonisch ist ein wechselhafter
Krankheitsverlauf über mehrere Wochen mit fieberhafter Pneumonie, Augen- und
Nasenausfluss. Die Krankheitssymptome beginnen bei den einzelnen Tieren eines
Bestandes nicht gleichzeitig, klingen nach mehreren Wochen aber fast gleichzeitig
ab (ZIMMERMANN et al., 2001).
24 LITERATUR 2.2 Möglichkeiten zur Diagnostik von Atemwegserkrankungen
Nicht immer führt eine Infektion auch zu einem Krankheitsausbruch, aber auch
subklinische Infektionen bedingen eine Leistungsminderung und stellen ein
diagnostisches Problem dar. Die Abb. 2 stellt die verschiedenen Möglichkeiten zur
Diagnostik von Atemwegsinfektionen dar.
Abb. 2: Möglichkeiten zur Diagnostik von klinischen und subklinischen
Atemwegserkrankungen (modifiziert nach STÄRK, 2000)
Klinische Untersuchung
Weiterführende Untersuchungen am Tier: • Blutentnahme • Nasentupfer, Tonsillentupfer,
Trachealtupfer • Bronchoskopie mit bronchoalveolärer
Lavage (BAL) • Sektion • Erhebung von Schlachtbefunden
Weiterführende Laboruntersuchungen: • Serologie • Histologie • Mikrobiologie • Molekularbiologie
Infektion: klinisch manifest
Infektion: subklinisch
LITERATUR 25 Im Rahmen der Einzeltier-, aber auch der Herdendiagnostik ist der erste Schritt der
Diagnostik die klinische Untersuchung. Diese umfasst in einem Bestand nach einer
eingehenden Anamnese zuerst eine genaue Adspektion der gesamten Gruppe mit
stichprobenartiger Messung der Rektaltemperatur und anschließender
Einzeltieruntersuchung auffälliger oder stichprobenartig ausgewählter Tiere.
Eine Entnahme von Nasentupferproben ist nach vorherigem Fasten zur Vermeidung
einer Kontamination durch Futterstaub unter genauer Fixation des Tieres möglich.
Nach der Entnahme ist eine rasche Kultivierung notwendig. Nur wenige Erreger (z.
B. B. bronch., P. mult oder das Influenza-Virus) lassen sich mittels Nasentupfer
nachweisen (ZIMMERMANN et al., 2001).
Eine unter Narkose durchgeführte Tupferprobenentnahme aus Tonsillen oder
Trachea sowie eine BAL liefern genauere Ergebnisse. Insbesondere bei einer BAL
kann eine Kontamination mit unspezifischen, ubiquitär vorkommenden Keimen
weitgehend ausgeschlossen werden (ZIMMERMANN et al., 2001). Allerdings ist
diese Methode aus arbeitstechnischen und wirtschaftlichen Gründen nur in
begrenztem Umfang als Routinediagnostik einsetzbar. Eine bakteriologische
Untersuchung muß unmittelbar nach Probenentnahme erfolgen, es sei denn, es
schließt sich eine PCR an.
2.2.1 Serologie als Möglichkeit der Differentialdiagnose
Eine große Bedeutung hat die serologische Untersuchung, da sie auch als
Routinediagnostik im Rahmen der tierärztlichen Bestandsbetreuung ohne großen
Aufwand durchführbar ist. Die Aussagekraft einer serologischen Untersuchung hängt
aber von der exakten Zielsetzung, der genauen zeitlichen Planung und der Auswahl
einer repräsentativen Stichprobe ab und erfordert genaue Kenntnisse der
Epidemiologie eines jeden Erregers (GROSSE BEILAGE, 2000). Eine
Differenzierung maternal übertragener Antikörper von aktiv gebildeten Antikörpern ist
mit serologischen Verfahren nicht möglich (GROSSE BEILAGE, 2000).
26 LITERATUR Die nachfolgende Tabelle 2 gibt einen Überblick über die verschiedenen
Nachweisverfahren und die zeitlichen Faktoren, die bei der Antikörperbestimmung
zur Diagnostik von Atemwegserkrankungen berücksichtigt werden müssen.
Tab. 2: Zu berücksichtigende Zeitfaktoren bei der Antikörperbestimmung in
Bezug auf Atemwegserkrankungen
(modifiziert nach GROSSE BEILAGE, 2000)
Erreger Früheste Serokon-version
Max. Nachweisdauer aktiv gebildeter Antikörper
Max. Nachweisdauer passiv übertragener Antikörper
Nachweis-methode
PRRS-V 9-13 Tage bis 11 Monate bis 5, ggf. 10 Wochen ELISA Influenza-virus A
7-10 Tage bis 6 Monate bis 16 Wochen HAH
M. hyop. 14-21 Tage bis 12 Monate bis 9 Wochen ELISA A.pp. 10-14 Tage bis 6 Monate bis 10 Wochen KBR PRC-V 7-10 Tage n. u. bis 8 Wochen ELISA
In den meisten Fällen sind mehrere Serumproben notwendig, um über einen
Titeranstieg bzw. –verlauf das Vorliegen einer akuten Infektion nachzuweisen.
2.2.2 Sektion und Einteilung der Pneumonieformen
Einen zusätzlichen Informationsgewinn im Rahmen der Bestandsbetreuung bringt die
Sektion akut erkrankter, unbehandelter Tiere mit anschließender histologischer und
bakteriologischer Untersuchung. Sie ermöglicht z. B. eine Erregerisolierung aus der
Lunge bzw. einen direkten Erregernachweis mittels PCR, Immunfluoreszenz oder
Immunhistochemie (LOEFFEN, 1999).
LITERATUR 27 Einteilung der Pneumonieformen
Eine häufige Diagnose bei der Sektion ist die Pneumonie. Sie ist durch Ansammlung
von Exsudat oder Infiltration von Zellen in der Lunge gekennzeichnet und führt zu
einer Gewebsverdichtung und einer Verminderung des Luftgehaltes. Als Ursache
von Pneumonien sind v. a. Infektionen mit Bakterien, Pilzen, Mycoplasmen,
Chlamydien, Viren oder Parasiten anzusehen, dazu kommen Hilfsfaktoren wie z. B.
Haltungs- und Fütterungsfehler sowie Krankheiten anderer Organsysteme mit
nachfolgender Resistenzminderung (WEISS et al., 1988).
Im Folgenden werden die verschiedenen Pneumonieformen erläutert (WEISS et al.,
1988):
Zunächst wird danach unterschieden, ob die entzündlichen Veränderungen
überwiegend im respiratorischen (alveoläre Form) oder im interstitiellen Gewebe
(interstitielle Form) ablaufen. Die folgende Abb. 3 zeigt eine Übersicht über die
verschiedenen Pneumonieformen.
Abb. 3: Übersicht über die verschiedenen Pneumonieformen
Pneumonie
alveolär interstitiell Sonderform
Kat.-eitrige BP Fibrinöse BP Porzinenekrotisierendeund proliferativePneumonie(PNP)
NekrotisierendePneumonie
AbszedierendePneumonie
Mögliche Folge
28 LITERATUR Alveoläre Form:
Die alveoläre Form der Pneumonie ist i. d. R. bakteriell bedingt und entsteht durch
aerogene Infektion. Die entzündlichen Prozesse beginnen als kleine, herdförmige
Verdichtungen mit späterer Ausbreitung (alveoläre Herdpneumonie). Da die
Entzündung in den meisten Fällen auf die Bronchien bzw. Bronchiolen übergreift,
wird diese Form auch als Bronchopneumonie (BP) bezeichnet.
Eine Form der alveolären Herdpneumonie ist die fibrinöse Bronchopneumonie, die in
der Regel zu einer Mitbeteiligung der Pleura (Pleuropneumonie) führt. Diese Form
der akuten Bronchopneumonie kann ausheilen oder geht in eine nekrotisierende
oder abszedierende Pneumonie über. Beim Schwein kommt diese Pneumonieform z.
B. nach einer Infektion mit A.pp. vor.
Die katarrhalisch-eitrige Bronchopneumonie als zweite Form der alveolären
Herdpneumonien entsteht z. B. durch eine Infektion mit Streptokokken,
Staphylokokken, B. bronch. u. a., oft handelt es sich hierbei auch um eine bakterielle
Sekundärinfektion nach primärer Virusinfektion. Als Folge der aerogenen Infektion
entsteht eine Bronchitis bzw. Bronchiolitis. Eine Mitbeteiligung der Pleura ist bei einer
katarrhalisch-eitrigen Bronchopneumonie eher selten. Eine katarrhalisch-eitrige
Bronchopneumonie kann vollständig ausheilen, aber auch hier kann eine
abszedierende oder nekrotisierende Pneumonie oder Fibrose des Lungengewebes
entstehen.
Interstitielle Form:
Eine interstitielle Pneumonie ist in der Regel durch aerogene Virusinfektionen
bedingt, kann aber auch durch Infektion mit Chlamydien, Mycoplasmen und
Parasiten entstehen. Häufig kommen bakterielle Sekundärinfektionen dazu. Eine
interstitielle Pneumonie ist makroskopisch schwer zu erkennen, das Lungengewebe
hat eine verdichtete Konsistenz und kollabiert kaum. Im chronischen Stadium sieht
man verdichtetes Bindegewebe und verbreiterte Interstitien. Im weiteren Verlauf der
Infektion kommt es zur Ausheilung oder Organisation.
LITERATUR 29 Eine Sonderform der Pneumonien ist die porzine proliferative und nekrotisierende
Pneumonie (PNP). Es handelt sich um eine katarrhalisch-eitrige Bronchopneumonie
mit Nekrose der Alveolarepithelien und lymphohistiozytärer Infiltration der
Alveolarsepten. Im Lumen der Alveolen befinden sich proteinreiches Exsudat,
nekrotische Zellen, Alveolarmakrophagen und basophile, uneinheitliche Strukturen,
ähnlich wie Epithelzellen. HINRICHS et al. (1999) beschreiben einen
Zusammenhang zwischen dieser Pneumonieform und einer Infektion mit dem PCV2-
und dem PRRS-Virus. DEA et al. (1992) konnten aus Schweinelungen mit PNP eine
Variante des porzinen Influenzavirus isolieren.
Durch Primärinfektion der Pleura oder nach Fortleitung entzündlicher Prozesse
benachbarter Organe oder des Lungenparenchyms kann eine Pleuritis entstehen.
Eine fibrinöse (akute) Pleuritis entsteht vor allem im Zusammenhang mit einer
fibrinösen Pleuropneumonie (z. B. nach A.pp.-Infektion) oder bei einer Polyserositis
im Rahmen der Glässerschen Erkrankung (Haem. parasuis) oder durch eine
Infektion mit Mycoplasma hyorhinis. Sie kann vollständig ausheilen oder in ein
chronisches Stadium übergehen (fibröse Pleuritis) (RUDOLPH, 1988).
Über einen vergleichbaren Infektionsweg entsteht auch die Pericarditis, die je nach
Stadium als fibrinöse (akute) bzw. fibröse (chronische) Form vorliegen kann
(RUDOLPH, 1988).
Auch die routinemäßige Beurteilung von Schlachtlungen bietet eine diagnostische
Möglichkeit, nicht nur klinisch relevante Erkrankungen, sondern auch das Ausmaß
subklinischer Infektionen zu beurteilen (GROSSE BEILAGE, 1999).
Vor dem Hintergrund der hier aufgeführten Möglichkeiten zur Diagnose von
Atemwegserkrankungen wird deutlich, dass hinter einer exakten Diagnostik ein hoher
Zeit- und Kostenaufwand steht. Eine frühzeitige Diagnostik von Erkrankungen, die
subklinisch verlaufen bzw. noch in der Inkubationszeit sind, ist mit diesen Methoden
nur eingeschränkt möglich.
30 LITERATUR Daher diskutieren eine Reihe von Autoren den Einsatz von Akute-Phase-Proteinen
als sensitive und unspezifische Parameter zur frühzeitigen Diagnostik (DIEPERS,
1998, KNURA-DESZCZKA, 2000, LIPPERHEIDE et al., 2000b, TOUSSAINT et al.,
2000). Viele Autoren haben sich insbesondere mit dem Einsatz von Haptoglobin in
Bezug auf Atemwegserkrankungen befaßt (HALL et al., 1992, FRANCISCO et al.,
1996, ASAI et al., 1999).
LITERATUR 31 2.3 Das Akute-Phase-Protein Haptoglobin beim Schwein
2.3.1 Haptoglobin und die Akute-Phase-Reaktion beim Schwein
Die Akute-Phase-Reaktion
Die Akute-Phase-Reaktion (APR) bezeichnet eine unspezifische, physiologische
Reaktion des Organismus auf Störungen der Homöostase, verursacht durch
Infektion, Gewebsverletzung, Entzündungen oder Neoplasie (KUSHNER, 1988,
GRYUS et al., 1994, ECKERSALL, 1995, ALAVA et al., 1997). Sie ist
gekennzeichnet durch Fieber, Leukozytose und erhöhte Sekretion von
Glucocorticoiden und hat zum einen die Isolation und Zerstörung der Pathogene,
zum anderen die Wiederherstellung bzw. Reparatur des geschädigten Gewebes zum
Ziel (ECKERSALL, 1991, GRYUS et al., 1994). Ein Abklingen der APR ist zu
erwarten, wenn der auslösender Faktor durch körpereigene Abwehr bzw.
erfolgreiche Behandlung limitiert ist (KUSHNER, 1988).
Zu Beginn der APR erfolgt eine Aktivierung von Leukozyten und Makrophagen. Das
führt zur Ausschüttung von Zytokinen wie Interleukin-1 (IL-1), Interleukin-6 (IL-6) und
Tumor-Nekrose-Faktor-α (TNF-α) (ECKERSALL, 1995, KRÜGER et al., 1995,
GRUYS, et al., 2001). Diese Zytokine wirken als Mediatoren auf Rezeptoren an den
Hepatozyten und lösen eine gesteigerte Synthese und Freisetzung der APP aus.
Bei den APP werden zwei Gruppen unterschieden, die „Positiven Akute-Phase-
Proteine“, die im Zuge der APR innerhalb von wenigen Stunden signifikant
ansteigen, z. B. Haptoglobin (Hp), Serum-Amyloid A (SAA) oder C-reaktives Protein
(CRP), sowie die „Negativen Akute-Phase-Proteine“, deren Konzentration während
einer APR deutlich absinkt (ALAVA et al., 1997). Zu den „Negativen Akute-Phase-
Proteinen“ gehören z. B. Albumin, Transferrin und α-Lipoprotein (GRYUS et al.,
1994, LAMPREAVE, 1994, KRÜGER et al., 1995).
Andere Autoren teilen die APP in 3 Gruppen: Gruppe 1 mit einem Anstieg von mehr
als 50% des Ausgangswertes (z. B. Coeruloplasmin), Gruppe 2 mit einem 2-4-fachen
32 LITERATUR (z. B. Haptoglobin) und Gruppe 3 mit einem bis zu 1000-fachen Anstieg (z. B. CRP,
SAA) (KUSHNER, 1988, KRÜGER et al., 1995).
Durch die umfangreichen Veränderungen der Protein-Konzentrationen steigen
während einer APR die Plasma-Viskosität und die Blutsenkungsgeschwindigkeit
(GRUYS et al., 1994).
Die Bedeutung der einzelnen APP ist tierartspezifisch (KUSHNER, 1988).
Haptoglobin als Akute-Phase-Protein
Haptoglobin ist beim Schwein neben dem C-reaktiven Protein (CRP) und Pig-MAP
(Pig Major Acute Phase Protein) eines der wesentlichen APP (ECKERSALL et al.,
1996, ALAVA et al., 1997). Es ist ein αα-2-Glycoprotein, das in den meisten
Körperflüssigkeiten vorkommt (DOBRYSZYKA, 1997) und im Zuge der APR
vorwiegend in der Leber (ECKERSALL, 1995), aber auch in Zellen des Fettgewebes
und den Epithelzellen der Lunge synthetisiert wird (DOBRYSZYKA, 1997). Auch
FRIEDRICHS et al. (1995) wiesen in Untersuchungen an Mäusen nach Injektion von
Lipopolysacchariden sowohl in Fettzellen als auch in Epithelzellen der Lunge große
Mengen an Haptoglobin-mRNA nach, kleinere Mengen an Haptoglobin lagen ebenso
in Nebenniere, Speicheldrüse, Ovar und Uterus vor.
Neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass die Synthese von Haptoglobin im Zuge
einer APR vorwiegend über IL-6 stimuliert wird (ASAI et al., 1999, GONZALES-
RAMON et al., 2000).
Die wesentliche Aufgabe des Haptoglobins ist die Bindung von freiem Hämoglobin zu
einem Komplex, der über die Nieren nicht ausgeschieden werden kann und im
retikuloendothelialen System der Leberzellen metabolisiert wird. Dies schützt den
Körper vor Eisenverlusten und die Niere vor Schädigung durch freies Eisen
(FRIEDRICHS et al., 1995, DOBRYSZYKA, 1997). Gleichzeitig wirkt die Bildung des
Haptoglobin-Hämoglobin-Komplexes bakteriostatisch auf Eisen-abhängige Bakterien
(z. B. Staphylokokken, Pasteurellen), da das gebundene Eisen den Bakterien nicht
LITERATUR 33 mehr zum Wachstum zur Verfügung steht (WEISS, 1990). Weiterhin verhindert
Haptoglobin eine Lipidperoxidation und wirkt somit als Antioxidans (FRIEDRICHS et
al., 1995, DOBRYSZYKA, 1997).
Die Halbwertszeit von Haptoglobin wird mit 2-4 (HALL et al., 1992) bzw. 4-6 Tagen
angegeben (RICHTER, 1973).
Eine Reduktion des Haptoglobinspiegels ist als Folge einer Hämolyse oder bei
Leberfunktionsstörungen zu erwarten (DOBRYSZYKA, 1997).
Eine Haptoglobinbestimmung ist sowohl aus Serum als auch aus Plasma möglich,
die Haptoglobinkonzentration bleibt im Serum bei 8°C bis zu 8 Wochen konstant
(HISS, 2001). Auch unterschiedliche Antikoagulantien verändern die
Untersuchungsergebnisse nicht (KENT et al., 1991). Unter Berücksichtigung eines
Korrekturfaktors kann auch aus Vollblut eine Haptoglobinbestimmung durchgeführt
werden. Aus Fleischsaft und anderen Körperflüssigkeiten mit sehr geringen
Haptoglobinkonzentrationen (<0,04 µµg/ml) ist eine Haptoglobinbestimmung ebenfalls
möglich (HISS, 2001).
Bei nephelometrischer Bestimmung aus Serum (LIPPERHEIDE et al., 1998) wurde
bei Schweinen zwischen 30 und 100 kg Körpergewicht ein physiologischer Grenz-
wert für Haptoglobin von 0,5 mg/ml festgelegt (LIPPERHEIDE et al., 2000b).
2.3.2 Einflussfaktoren auf die Haptoglobinkonzentration im Blut
Der Haptoglobinspiegel ist in den ersten Lebenswochen altersabhängig.
Neugeborene Ferkel haben eine geringere Haptoglobinplasmakonzentration, die sich
innerhalb von 2-3 Wochen vervierfacht (p≤≤0,01) (RICHTER, 1973). Auch HISS
(2001) konnte einen signifikanten Unterschied (p≤≤0,05) der Haptoglobin-
plasmakonzentrationen zwischen 2- und 4-Wochen alten Ferkeln (n=10) nachweisen.
SPF-Ferkel zeigen ebenfalls einen Anstieg der Haptoglobinplasmakonzentration
34 LITERATUR innerhalb der ersten Lebenstage, erreichen aber nicht das Niveau von konventionell
aufgezogenen Ferkeln (RICHTER, 1973).
Ab der 10. Lebenswoche ist Haptoglobin bei Mastschweinen altersunabhängig
(DIEPERS, 1998). Auch HISS (2001) wies bei abgesetzten, klinisch gesunden
Schweinen die gleiche Haptoglobinkonzentration nach wie in der Endmast. Bei
Zuchtebern hingegen zeigten sich signifikante Haptoglobinunterschiede in 3
verschiedenen Altersgruppen (HISS, 2001).
Ein Einfluss der Fütterung auf die Haptoglobinplasmakonzentration wurde von DRITZ
et al. (1996) und HISS (2001) ausgeschlossen.
Rasse und Geschlecht haben bei Mastschweinen keinen Einfluss auf den
Haptoglobinspiegel (LIPPERHEIDE et al., 1997, PETERSEN et al., 1999). Auch
RICHTER (1973) fand keine signifikanten Unterschiede in der Haptoglobin-
plasmakonzentration von Schlachttieren, Zuchtsauen und Kastraten, ermittelte aber
bei Ebern einen signifikant niedrigeren Haptoglobinwert als bei Zuchtsauen.
Bei tragenden Sauen konnte RICHTER (1973) einen signifikanten Zusammenhang
zwischen dem Trächtigkeitsstadium und dem Haptoglobinwert nachweisen. In den
ersten 25 Tagen der Trächtigkeit lagen die signifikant niedrigsten
Haptoglobinplasmakonzentrationen vor, zum Ende der Trächtigkeit, nach einem
leichten Abfall zwischen dem 51. und 75. Tag, die höchsten Haptoglobinwerte (ohne
Angabe der Signifikanz).
Ein Einfluss von Stresshormonen auf den Haptoglobinspiegel wird ebenfalls von
RICHTER (1974) beschrieben. Der Autor wies in eigenen Untersuchungen einen
signifikanten Haptoglobinanstieg nach Injektion von ACTH bzw. Prednisolon
innerhalb von 8 Stunden nach.
GYMNICH (2001) konnte im Rahmen eines Stressversuches (3-stündiger Transport
über eine Strecke von 120 km) bei gleichzeitiger Messung der Speichelcortisol- und
Haptoglobinkonzentration einen Einfluss des Transportes auf den Haptoglobinspiegel
trotz gleichzeitiger Erhöhung der Glucocorticoide ausschließen. In 4 Wiederholungen
ließ sich dieses Ergebnis bestätigen.
LITERATUR 35 In einigen Studien wurde der Einfluss lokaler Entzündungen auf den
Haptoglobinspiegel untersucht.
LAMPREAVE et al. (1994) erreichten durch Injektion von Terpentinöl einen 5-7-
fachen Anstieg der Haptoglobinkonzentration innerhalb von 2 Tagen, der
Ausgangswert wurde am 7. Tag wieder erreicht. ECKERSALL et al. (1996)
beobachteten nach Injektion von Terpentinöl eine Verdoppelung des
Haptoglobinwertes am 2. Tag nach der Injektion und einen Abfall auf den Basalwert
zum 8. Tag.
Auch eine Kastration führt zu einem Haptoglobinanstieg. Im Vergleich zweier Tiere,
die kastriert wurden und von denen eines 7 Tage vor der Kastration eine Terpentinöl-
Injektion erhalten hatte, fand RICHTER (1974) eine 1,5- bis 2-fach höhere
Haptoglobinkonzentration bei dem unbehandelten Kontrolltier. Der Autor äußerte
daher die Vermutung, dass der Grad der Haptoglobinerhöhung durch einen kurz
vorher stattgefundenen Reiz zur Haptoglobinausschüttung negativ beeinträchtigt
werde.
Eine andere Maßnahme im Rahmen des Produktionsablaufes ist das Kennzeichnen
von Tieren. DIEPERS (1998) zeigte an einer Gruppe von 15 Ferkeln, dass das
Einziehen einer Ohrmarke bei klinisch gesunden Tieren zu einer signifikanten
(p≤≤0,05) Erhöhung des Haptoglobinspiegels führt (gemessen 13 Tage nach
Einziehen der Ohrmarke).
Auch der Einfluss verschiedener Infektionserreger wurde von mehreren Autoren
beschrieben. JUNGERSEN et al. (1999) ermittelten einen deutlichen
Haptoglobinanstieg nach experimenteller Infektion mit Toxoplasma-gondii. Auch eine
Infektion mit Mycoplasma hyorhinis führte zu einer signifikanten Erhöhung (p≤≤0,0001)
des Haptoglobinplasmaspiegels (MAGNUSSON et al., 1999).
KNURA et al. (2000a) konnten bereits nach 24 Std. eine signifikant erhöhte
Haptoglobinplasmakonzentration bei 8 SPF-Ferkeln ermitteln, die mit Str. suis
Serotyp 2 experimentell infiziert worden waren, TOUSSAINT et al. (2000) erzielten
36 LITERATUR ebenfalls einen 10-fachen Haptoglobinanstieg bei 10-Wochen-alten SPF-Ferkeln
nach intravenöser Infektion mit Str. suis.
Nach einer Impfung von 35 Mastschweinen mit Lebendimpfstoff gegen die
Aujeszkysche Krankheit konnte sowohl nach der Erst- als auch nach der
Wiederholungsimpfung ein signifikanter (p≤≤0,001) Haptoglobinanstieg ermittelt
werden (DIEPERS, 1998). Auch REKITT et al. (2001) bestätigten erhöhte
Haptoglobinwerte nach Impfungen von Ferkeln gegen PRRS, AK und Mycoplasmen.
2.3.3 Haptoglobin bei Atemwegserkrankungen des Schweines
Eine deutliche Veränderung der Haptoglobinkonzentration wurde von mehreren
Autoren im Verlauf verschiedener Atemwegserkrankungen des Schweines
beschrieben. Auch beim Rind ist ein Zusammenhang zwischen erhöhten
Haptoglobinwerten und dem Nachweis respiratorischer Erkrankungen bekannt
(GODSON et al., 1996).
Eine Übersicht über die Ergebnisse verschiedener Studien beim Schwein ist in Tab.
3 dargestellt.
LITERATUR 37 Tab. 3: Konzentrationsveränderung von Haptoglobin als Reaktion auf eine
Atemwegsinfektion mit unterschiedlichen Erregern
(modifiziert nach DIEPERS, 1998)
Infektion/ Erreger
Tiere (Anzahl/Alter)
Messzeit-
punkt * Hp Signifi-
kanz Literatur
Akute Feld-Inf. mit A.pp. Serotyp 5
40 Schweine, 4 Monate alt, konv. Haltung
Tag 0 Tag 7
24,58 ±1,38 23,10 ±1,12 (mg CHBC/dl)
n. s.
Chronische Feld-Inf. mit A.pp. Serotyp 5
40 Schweine, 4 Monate alt, konv. Haltung
Tag 0 Tag 6
12,36 ±0,81 18,36 ±0,76 (mg CHBC/dl)
(p≤≤0,05)
Intranasale Inf. mit A.pp. Serotyp 1
19 Schweine, 3 Monate alt, konv. Haltung
Tag 0 Tag 3
7,49 ±1,38 41,01 ±1,35 (mg CHBC/dl)
keine Angabe
Intranasale Inf. mit A.pp. Serotyp 5
19 Schweine, 3 Monate alt, konv. Haltung
Tag 0 Tag 3
15,1 ±1,22 22,37±1,78 (mg CHBC/dl)
keine Angabe
HALL et al., (1992)
Intranasale Inf. mit A.pp. Serotyp 5
3 Schweine, 13 Wochen alt, männl., SPF
Tag 0 Tag 2 (1 Tier) Tag 5 (2 Tiere)
0,33 mg/ml maximale Werte >13 mg/ml
signifikant erhöht
HEEGARD et al., (1998)
Intranasale wöchentl. Inf. mit P. mult. Typ D
36 Ferkel, 6-8 Wochen alt, SPF
Tag 0 Tag 7 Tag 14 Tag 21
steigende Hp-Werte (mg/ml) mit steigender Dosis
n. s.
Intranasale wöchentl. Inf. mit B. bronch.
36 Ferkel, 6-8 Wochen alt, SPF
Tag 0 Tag 7 Tag 14 Tag 21
fallende Hp-Werte (mg/ml) mit steigender Dosis
(p≤≤0,05)
FRANCISCO et al., (1996)
Intranasale Inf. mit PRRS-Virus
7 Ferkel, 4 Wochen alt, SPF
Tag 0 Tag 7 Tag 21
Maximum noch erhöhte Werte
(p≤≤0,01) (p≤≤0,05)
Chron. Feld-Inf. mit PRRS-Virus
20 Ferkel, 4.-10. LW, konventionell, nach Ab-setzen
1.-3. Wo. 5. Wo. 7. Wo. nach Ab-setzen
ca. 2 ca. 6 ca. 4 (mg/ml)
n. s. (p≤≤0,001) (p≤≤0,01)
ASAI et al., (1999)
* Der Tag 0 bezeichnet den ersten Tag der Untersuchung bzw. den Tag der experimentellen Infektion
38 LITERATUR Im Verlauf der Studie von HEEGARD et al. (1998) erfolgte neben der
Haptoglobinbestimmung (s. Tab. 3) ebenfalls eine Messung des Antikörpertiters
mittels ELISA. Während ein beginnender Haptoglobinanstieg bereits am 1. Tag nach
der Infektion zu erkennen war und Maximalwerte bereits an Tag 2 bzw. Tag 5
erreicht wurden, konnte ein signifikant erhöhter Antikörpertiter erst am 8. Tag. p. inf.
nachgewiesen werden. Die Boosterung eines Tieres am 20. Tag p. inf. führte zu
einer erneuten Induktion der APR mit einem erneuten Haptoglobinanstieg.
Obwohl HALL et al. (1992) im Rahmen einer akuten Infektion mit A.pp. Serotyp 5 (s.
Tab. 3) zwischen Tag 0 und 7 der Blutentnahme keine signifikanten
Haptoglobinunterschiede nachweisen konnten, unterschieden sich die
Haptoglobinwerte an beiden Tagen jedoch signifikant (p≤≤0,05) vom Normwert
(angegeben mit 5,79±±1,06 mg CHBC/dl bei 4 Monate alten SPF-Schweinen).
Auch im Verlauf der chronischen Infektion mit A.pp. Serotyp 5 (s. Tab. 3)
unterschieden sich nicht nur die Haptoglobinwerte zu den Untersuchungszeitpunkten
(p≤≤0,05), sondern beide Werte lagen signifikant (k. A.) über dem Normwert.
Bei der akuten Feldinfektion mit A.pp. Serotyp 5 wurden demnach bis zu 4-fach, bei
der chronischen Infektion 2-3-fach erhöhte Haptoglobinwerte bezogen auf den
Normwert gemessen.
Die Studie zeigt, dass Haptoglobin ein sensitiver und frühzeitiger Indikator für eine
Gewebsschädigung durch A.pp. ist. Aufgrund des schnellen Haptoglobinanstiegs
innerhalb von 24 Stunden (experimentelle Infektion) sehen die Autoren eine
Möglichkeit, Indikatorgruppen eines Bestandes zu testen, um subklinische
Infektionen zu erkennen und im Zuge einer Behandlung den Behandlungserfolg zu
kontrollieren.
Auch HULTEN et al. (2000) konnten in einer Studie an experimentell mit A.pp.
infizierten Schweinen eine erfolgreiche antibiotische Behandlung durch niedrigere
Haptoglobinwerte im Vergleich zu unbehandelten Schweinen nachweisen.
LITERATUR 39 FRANCISCO et al. (1996) zeigten im Verlauf der experimentellen Infektion an
wachsenden Schweinen mit B. bronch. und P. mult. eine positive Korrelation (r=0,41,
p≤≤0,01) zwischen einem steigenden Index für Rhinitis atrophicans und steigenden
Haptoglobinwerten.
Während der Untersuchung des Haptoglobinverlaufs in der Herde abgesetzter Ferkel
mit einer PRRS-Feldinfektion (ASAI et al., 1999) (s. Tab. 3) erfolgte neben der
Haptoglobinmessung auch eine Bestimmung der PRRS-Antikörpertiter mittels ELISA
sowie ein Virus-Nachweis mit PCR. Bei 20% der Tiere konnten 1 Woche nach
Absetzen noch maternale Antikörper nachgewiesen werden, 3 Wochen später nicht
mehr. 5 Wochen nach dem Absetzen hatten 55% der Tiere (n=11) Serum-Antikörper
gegen das PRRS-Virus gebildet, nach 7 Wochen wurden bei 85% (n=17) PRRS-
Antikörpertiter nachgewiesen. Eine Virämie bestand bei 65% der Tiere ab der 5.
Woche und konnte auch in der 7. Woche bei 13 Tieren nachgewiesen werden.
Zeitgleich wurden bis zu 3-fach erhöhte Haptoglobinwerte (s. Tab. 3) bei diesen
Tieren gemessen.
Bei experimenteller PRRS-Infektion (s. Tab. 3) kommt es demnach zu einem
Haptoglobinanstieg zu Infektionsbeginn, während der Haptoglobinanstieg bei einer
Feldinfektion später und zeitgleich mit der Virämiephase erfolgt.
Auch PINIERO et al. (2001a) fanden bei Untersuchungen in 3 Betrieben bei
Blutprobenentnahmen an jeweils 10 Tieren (14-tägiger Abstand, 8.-22. LW)
signifikant (p≤≤0,001) erhöhte Plasmakonzentrationen der beiden Akute-Phase-
Proteine Pig-MAP und Haptoglobin während der Entstehung einer Mischinfektion mit
PRRS-V und A.pp. (Betrieb A), einer PRRS-Monoinfektion (Betrieb B) und einer
Mischinfektion von PRRS-V mit Haem. parasuis (Glässersche Erkrankung) (Betrieb
C). Im 4. Betrieb D jedoch blieben die beiden Parameter trotz eines gehäuften
Vorkommens von PRRS nahezu unverändert. Die Autoren schließen daraus, dass
der Probenentnahmezeitpunkt in Bezug auf den Infektionsbeginn für die Beurteilung
einer Infektion mittels Haptoglobin eine entscheidende Rolle spielt.
40 LITERATUR 2.3.4 Haptoglobin als Screeningparameter im Rahmen von Gesundheits-
vorsorgeprogrammen
Von vielen Arbeitsgruppen wird die Bedeutung von Haptoglobin als
Screeningparameter diskutiert.
Haptoglobin als Indikator für Leistungsdepression
In einem Feldversuch zeigte sich nach dem Neu-Einstallen von Ebern in
konventionelle Betriebe ein signifikanter Haptoglobinanstieg (p≤≤0,05) mit
gleichzeitiger Gewichtsabnahme bereits deutlich vor Ausbruch klinischer
Erkrankungen (HARDING et al., 1997).
DIEPERS (1998) zeigte in Untersuchungen an 390 Mastschweinen einen
signifikanten (p≤≤0,001) Einfluss von Störungen des Allgemeinbefindens auf den
Haptoglobinwert, der von KNURA-DESZCZKA (2000) bestätigt werden konnte.
Darüber hinaus korreliert ein erhöhter Haptoglobinspiegel signifikant mit einer
reduzierten täglichen Gewichtszunahme (EURELL et al., 1992, KNURA-DESZCZKA,
2000, GYMNICH, 2001, HISS, 2001).
Haptoglobin als Screeningparameter in unterschiedlichen Produktionsstufen
LIPPERHEIDE et al. (2000b) untersuchten in 8 Tiergruppen mit je 15 Tieren aus 5
verschiedenen Betrieben die Haptoglobinwerte am Ende der Ferkelaufzucht und zu
Beginn der Mast und ermittelten signifikante Unterschiede, ohne dass zunächst
klinische Anzeichen von Erkrankungen vorhanden waren. Sie berechneten mit Hilfe
der Odds Ratio für die Tiere, die beim Ferkelaufzüchter Haptoglobinwerte von über
0,5 mg/ml aufwiesen, ein 2,7-fach erhöhtes Erkrankungsrisiko in der Anfangsmast.
Sie sehen hier eine Möglichkeit, Haptoglobin als Screeningparameter am Ende der
Ferkelaufzucht zu nutzen, um den Gesundheitsstatus der Ferkelgruppen
LITERATUR 41 einzuschätzen und Gruppen mit erhöhtem Erkrankungsrisiko zu erkennen.
Gleichzeitig machten sie die Beobachtung, dass beim Zusammenstallen von 2
Ferkelgruppen (15 Tiere pro Gruppe) mit unterschiedlichen Haptoglobinwerten
innerhalb weniger Tage eine Annäherung der Haptoglobinwerte stattfand (Crowding-
Effekt), wobei sich das Niveau der Gruppe mit den niedrigeren Haptoglobinwerten
dem der Gruppe mit den höheren Werten annäherte. Krankheitsanzeichen traten erst
14 Tage später auf, zu diesem Zeitpunkt wurden erhöhte Titer für PRRS, Influenza
und A.pp. bestimmt (PETERSEN et al., 1999).
PETERSEN et al. (1999) ermittelten in dieser Studie einen signifikanten Einfluss der
Betriebszugehörigkeit auf den Haptoglobinwert am Ende der Aufzucht. Dieser
Zusammenhang wurde noch deutlicher nach Ausschluss der Tiere mit
offensichtlichen lokalen äußeren Entzündungen.
Untersuchungen zum Haptoglobinverlauf am Ende der Ferkelaufzucht und in der
Mastanfangsphase ergaben in 3 Tiergruppen (n1=120, n2=32, n3=82) die höchsten
Haptoglobinwerte zwischen dem 17. und 21. Masttag (PETERSEN et al., 1999).
Auch LIPPERHEIDE et al. (2000b) sowie PETERSEN et al. (2000) bestätigten bei
Mastschweinen im Vergleich zu den Haptoglobinwerten am Ende der Ferkelaufzucht
einen signifikanten Haptoglobinanstieg 3 Wochen nach dem Einstallen in die Mast.
GYMNICH (2001) untersuchte die Bedeutung von Haptoglobin als
Screeningparameter im Gesundheitsmanagement von Ferkelaufzuchtbetrieben.
Ferkel aus einer Herkunft zeigten zum Zeitpunkt des Einstallens in die Aufzucht
signifikant niedrigere Haptoglobinwerte als Tiergruppen, die aus mehreren
Herkünften stammten. Die Autorin ermittelte weiterhin einen signifikanten
Zusammenhang zwischen Mängeln im Hygienestatus, geringeren täglichen
Zunahmen sowie höheren Medikamentenkosten pro Tier und erhöhten
Haptoglobinwerten (>>0,5 mg/ml) der Indikatorgruppen. Sie schlägt eine Messung des
Haptoglobins im Rahmen von Schwachstellenanalysen als Teil des überbetrieblichen
Gesundheitsmanagementsystems zu 3 definierten Probenentnahmezeitpunkten vor:
42 LITERATUR
• 3 Tage vor dem Umstallen im Herkunftsbetrieb oder direkt bei der Anlieferung
• 3 Wochen nach dem Einstallen
• 3 Tage vor dem Ausstallen in die Mast.
LIPPERHEIDE et al. (2000a) beobachteten ebenfalls einen signifikanten
Mittelwertsunterschied zwischen den Haptoglobinwerten zweier Betriebe mit
unterschiedlichem Hygienestatus und unterschiedlichen Tageszunahmen, ohne dass
klinische Befunden vorlagen. Als mögliche Ursache ziehen die Autoren subklinische
Erkrankungen oder immunologischen Stress durch mangelhafte Umfeldbedingungen
in Betracht und befürworten die Bestimmung des Parameters Haptoglobin im
Rahmen eines überbetrieblichen Gesundheitsmanagements zur frühzeitigen
Erfassung leistungsmindernder Faktoren.
Haptoglobin als Screeningparameter zur Beurteilung des Schlachtkörpers
Auch im Rahmen der Schlachthofeingangskontrolle wird die Bedeutung von
Haptoglobin als unspezifischer, aber hochsensitiver Screeningparameter diskutiert
(SAINI et al., 1991, VISSER et al., 1992).
TOUSSAINT et al. (2000) bestimmten im Serum von 199 Schlachtschweinen in
Abhängigkeit von der Qualität des Schlachtbefundes unterschiedliche mittlere
Haptoglobinwerte (gemessen mit Tridelta kit):
• 156 Tiere ohne Befund: Hp 0,68 mg/ml
• 15 Tiere mit subakutem Befund: Hp 1,16 mg/ml
• 2 Tiere mit perakutem Befund: Hp 1,5 mg/ml
• 7 Tiere mit chronischem Befund: Hp 2,18 mg/ml
• 19 Tiere mit Abszessen: Hp 5,03 mg/ml
LITERATUR 43
Auch AMORY et al. (2000) wiesen signifikant (p≤≤ 0,01) erhöhte Haptoglobinspiegel
bei definierten pathologischen Lungenveränderungen im Rahmen einer
Enzootischen Pneumonie an 30 Schlachtschweinen nach, die Ausprägungsform
hingegen hatte kaum einen Einfluss auf die Höhe des Haptoglobinwertes. Kein
signifikanter Zusammenhang konnte zwischen dem Nachweis einer
Pleuropneumonie und Haptoglobin hergestellt werden.
KNURA-DESZCZKA (2000) fand bei 12 Schweinen mit Lungenbefunden bei der
Organbefundung auf dem Schlachthof zwar höhere Haptoglobinwerte, konnte diesen
Zusammenhang aufgrund der geringen Tierzahl ohne Organbefund (n=4) nicht
statistisch absichern.
Auch DIEPERS (1998) konnte keinen signifikanten Unterschied der Haptoglobin-
plasmakonzentration im Blut von 72 Schlachtschweinen mit bzw. ohne
pathologischem Befund ermitteln. Auch der Haptoglobinvergleich von Schlachttieren
mit unterschiedlichen Schlachtbefunden ergab keine signifikanten Unterschiede.
SAINI et al. (1991) wiederum befürworten eine routinemäßige Bestimmung von APP
bei der Schlachthofeingangskontrolle als zusätzliche ante- oder post-mortem-
Untersuchung, da viele Veränderungen des Schlachtkörpers mit einer
Haptoglobinerhöhung verbunden sind und so auch klinisch nicht offensichtliche
Erkrankungen besser erkannt werden können.
TOUSSAINT et al. (1995) schlagen im Rahmen der Fleischbeurteilung eine
Kombination verschiedener negativer und positiver APP als Quotient zur Vorhersage
des aktuellen Gesundheitsstatus vor.
44 MATERIAL & METHODEN 3. Material und Methoden
Die eigenen Untersuchungen gliedern sich in 3 Abschnitte:
• Retrospektive Studie
• Feldstudie
• Experimentelle Studie
Für die retrospektive Studie standen Blutproben und Untersuchungsergebnisse von
Sektionstieren aus der Tierärztlichen Hochschule Hannover, Außenstelle für
Epidemiologie in Bakum zur Verfügung.
Im Rahmen der Feldstudie wurden in 12 schweinehaltenden Betrieben zum Zeitpunkt
des Umstallens von Ferkeln in die Mast sowie zu Mastbeginn Blutproben von einer
Stichprobe von Tieren entnommen. In 4 dieser Betriebe wurden zusätzlich
Lungenspülungen durchgeführt.
Bei der experimentellen Studie handelt es sich um eine Verlaufsuntersuchung nach
einer PRRS-Impfung bei Sauen.
3.1 Retrospektive Studie
Auswahl der Sektionstiere
Es standen Sektionsergebnisse sowie Serumproben von 181 Schweinen zur
Verfügung, bei denen durch eine Fachtierärztin für Pathologie ein pathologischer
Atemwegsbefund erhoben worden war.
Im Sektionsprotokoll waren die pathologisch-anatomischen und pathologisch-
histologischen Befunde sowie das Ergebnis einer mikrobiologischen und ggf. einer
virologischen Untersuchung verzeichnet.
MATERIAL & METHODEN 45 Das bakteriologische Erregerspektrum wurde jeweils komplett erfasst. Bei den viralen
Infektionskrankheiten erfolgte lediglich im Verdachtsfall bzw. auf besondere
Anforderung bei der Anlieferung eine Untersuchung auf eine Infektion mit PCV2 oder
dem PRRS-Virus.
In einigen Fällen wurde aufgrund des histologischen Bildes eine Verdachtsdiagnose
auf eine Mycoplasmen-Infektion gestellt.
Weiterhin lagen die Ergebnisse eines Hemmstofftests aus dem Urin vor.
Gruppierung der Tiere nach den Sektionsbefunden
Zunächst wurden die Tiere anhand der Organbefunde in 2 Gruppen eingeteilt:
Zum einen die Tiere, die nur Thoraxbefunde aufwiesen, auf der anderen Seite die
Tiere mit zusätzlichen pathologischen Befunden außerhalb des Thorax
(Zusatzbefund). Als pathologischer Atemwegsbefund wurde zusätzlich noch die
Rhinitis atrophicans erfasst.
Bei den Thoraxbefunden wurde zunächst zwischen akuten und chronischen
Befunden unterschieden (s. Tab. 4). Als „akut“ wurden die Befunde bezeichnet, die
erst kurze Zeit bestanden bzw. bei denen noch aktive Komponenten einer
Entzündung gefunden wurden (z. B. Nekrose). Als „chronisch“ wurden jene Befunde
beurteilt, die aufgrund von bindegewebigen Veränderungen oder Narbengewebe als
älter eingestuft wurden und bei denen akute bzw. aktive Veränderungen fehlten.
Bei der Einteilung ist nicht in allen Fällen zu gewährleisten, dass sich bei den als akut
eingestuften Veränderungen nicht auch chronische Prozesse finden können, jedoch
steht die akute Läsion im Vordergrund.
46 MATERIAL & METHODEN Tab. 4: Einteilung der diagnostizierten Thoraxbefunde
Akute Thoraxbefunde Chronische Thoraxbefunde
Kat.-eitrige Bronchopneumonie Interstitielle Pneumonie (chronisch) Nekrotisierende Pneumonie Abszedierende Pneumonie Exsudative Pneumonie Fibröse Pleuritis Interstitielle Pneumonie (akut) Fibröse Pericarditis Porzine nekrotisierende und proliferative Pneumonie (PNP)
Fibrinöse Pleuritis Fibrinöse Pericarditis
Die als PNP bezeichnete Pneumonieform wurde als “chronisch aktiv” bzw. “akut”
beurteilt, da neben den chronischen Komponenten einer interstitiellen Pneumonie
auch akute, exsudative und teils nekrotische Komponenten vorhanden sind.
Bei den Tieren, die als einzigen Befund eine katarrhalisch-eitrige Bronchopneumonie
aufwiesen, wurde zusätzlich zwischen einer ggr., mgr. und hgr. Verlaufsform
unterschieden.
Die einzelnen als “akut” bzw. “chronisch” eingeteilten Thoraxbefunde wurden im
weiteren zu einer Gesamtdiagnose zusammengefasst. Der Gesamtbefund wurde als
akut beurteilt, wenn alle vorliegenden Thoraxbefunde akut waren und als chronisch,
wenn alle vorliegenden Befunde als chronisch bezeichnet wurden. Ein Mischbefund
aus akuten und chronischen Thoraxbefunden wurde bei der weiteren Auswertung
nicht berücksichtigt.
Das zweite Kriterium der Einteilung der Sektionsbefunde war der Nachweis von
Erregern. Wiederum erfolgte eine Unterscheidung danach, ob es sich um einen
positiven Erregernachweis in bzw. außerhalb des Thorax handelte.
MATERIAL & METHODEN 47 Bei den in der Lunge gefundenen Bakterien erfolgte eine genaue Differenzierung und
eine Unterscheidung in einen geringgradigen, mittelgradigen oder hochgradigen
Keimgehalt.
Bei den untersuchten Viren PCV2 und PRRS-V wurde laut Sektionsprotokoll nur der
positive Nachweis erfasst, eine quantitative Bestimmung lag nicht vor.
48 MATERIAL & METHODEN 3.2 Feldstudie
Es standen 11 Ferkelerzeugerbetriebe sowie 1 Ferkelaufzuchtbetrieb (Betriebe 1-8
und Betriebe A-D) zur Verfügung, die von einer Arbeitsgruppe der Abteilung
Präventives Gesundheitsmanagement des Instituts für Physiologie, Biochemie und
Hygiene der Tiere der Universität Bonn ausgewählt worden waren. Bei 3 Betrieben
handelte es sich um geschlossene Systeme mit eigener Mast, bei den anderen
Betrieben bestand eine feste Kunden-Lieferanten-Beziehung zwischen
Ferkelaufzüchtern und Mästern. 2 Ferkelerzeuger belieferten denselben Mastbetrieb,
die Ferkel wurden jeweils am gleichen Tag in benachbarte Buchten eingestallt.
Die folgende Tab. 5 stellt die Betriebsgröße und das Management der einzelnen
Betriebe dar.
Tab. 5: Betriebsstruktur der Betriebe der Feldstudie
Ferkelerzeugung/ -aufzucht Mast Betrieb Nr. Betriebstyp Anzahl
Sauenplätze Impfungen bezogen auf Atemwegserkrankungen
Einstall-Gewicht
Anzahl Mastplätze
Anzahl Ferkel-Lieferanten
Art der Belegung
1 Ferkelerzeuger
211 AK (Bestand), Mycoplasmen (Ferkel)
25–30 kg ca. 1500 1 abteilweise Rein-Raus
2 Ferkelerzeuger
158 AK (Bestand), Mycoplasmen (Ferkel), Influenza (Bestand),
25-30 kg ca. 700 geschlossen abteilweise Rein-Raus
3 Ferkelerzeuger
191 AK (Bestand) ca. 35 kg ca. 800 geschlossen buchtenweise kontinuierlich
4 Ferkelerzeuger
341 AK (Bestand), Mycoplasmen (Ferkel)
ca. 30 kg ca. 3000 Betrieb 4+8 buchtenweise kontinuierlich
5 Ferkelaufzüchter
/ AK (Bestand), Influenza (Bestand), Mycoplasmen (Ferkel), im 3. Durchgang statt Mycoplasmen PRRS (Sauen nach dem Abferkeln)
ca. 25 kg ca. 1500 1 abteilweise Rein-Raus
6 Ferkelerzeuger
132 AK (Bestand), Mycoplasmen (Ferkel)
25-30 kg ca. 1000 1 abteilweise Rein-Raus
7 Ferkelerzeuger
252 AK (Bestand), vor 3. Durchgang PRRS (Bestand)
25–30 kg ca. 2000 1 abteilweise Rein-Raus
8 Ferkelerzeuger
150 AK (Bestand), Mycoplasmen (Ferkel)
ca. 30 kg ca. 3000 Betrieb 4+8 buchtenweise kontinuierlich
A Ferkelerzeuger
174 AK (Bestand) 25-30 kg ca. 1300 2 buchtenweise kontinuierlich
B Ferkelerzeuger
250 AK (Bestand), Influenza, Mycoplasmen (Ferkel)
25-30 kg ca. 2000 1 abteilweise Rein-Raus
C Ferkelerzeuger
101 AK (Bestand), Mycoplasmen (Ferkel), PRRS vor der Studie
25-30 kg ca. 800 1 buchtenweise kontinuierlich
D Ferkelerzeuger
135 AK (Bestand), Mycoplasmen (Ferkel), PRRS vor der Studie
25-30 kg ca. 1000 geschlossen abteilweise Rein-Raus
Bei Betrieb 4 und 8 handelt es sich um denselben Mastbetrieb 3 Wochen vor der Haptoglobinbestimmung erfolgte keine Impfung der Ferkel
MA
TE
RIA
L & M
ET
HO
DE
N
4
9
50 MATERIAL & METHODEN Versuchsaufbau der Feldstudie
Es wurden pro Betrieb (Betriebe 1-8) 3 Durchgänge zu unterschiedlichen
Jahreszeiten untersucht (s. Tab. 6).
Tab. 6: Zeitpunkte der 3 Untersuchungsdurchgänge der Feldstudie
1. Durchgang 2. Durchgang 3. Durchgang
Geburt der Ferkel April Juli November
Zeitpunkt der 1. Probennahme
Juni September Januar
In den ersten Lebenswochen wurden jeweils ca. 100 Ferkel vom Landwirt als
Beobachtungsgruppe mit gelben Zusatzohrmarken gekennzeichnet.
Der erste Betriebsbesuch erfolgte am Ende der Ferkelaufzucht, 1-5 Tage vor dem
Umstallen der Ferkel in den Maststall.
Nach einer adspektorischen Beurteilung der Beobachtungsgruppen (s. Kap. 3.4)
wurden je 5 (Betriebe 1-8) unauffällige Tiere (Indikatortiere) zur genaueren klinischen
Untersuchung (s. Kap. 3.5) ausgewählt. Um eine eindeutige Identifikation der Tiere
zu gewährleisten, wurden die gelben Zusatzohrmarken zum Zeitpunkt der ersten
Untersuchung mit Zahlen beschriftet.
Der zweite Betriebsbesuch erfolgte ca. 17-21 Tage nach dem Aufstallen der Tiere in
die Mast und beinhaltete wiederum eine klinische Untersuchung der Indikatortiere
sowie eine Beurteilung der Beobachtungsgruppe. Auch bei Betrieb 4 und 8 wurden in
dem gemeinsamen Mastbetrieb je 5 Tiere pro Betrieb als Indikatortiere untersucht
und je ca. 100 Tiere als Beobachtungsgruppe beurteilt.
Alle Indikatortiere wurden an demselben Schlachthof geschlachtet. Der Blutentzug
erfolgte nach vorheriger CO2-Betäubung.
MATERIAL & METHODEN 51 In den Betrieben A-D wurde bei einer erweiterten Zahl von 10 Indikatortieren neben
den o. g. Untersuchungen während eines Untersuchungsdurchganges zum Zeitpunkt
der ersten klinischen Untersuchung Lungenspülungen durchgeführt. Weiterhin
erfolgte auf dem Schlachthof die Entnahme der Lungen dieser Tiere zur
pathologisch-anatomischen, histologischen und mikrobiologischen Untersuchung.
Gleichzeitig wurde aus dem beim Entbluten gewonnenen Schlachtblut eine
serologische Untersuchung sowie eine Haptoglobinbestimmung durchgeführt.
Die folgenden 2 Abbildungen geben eine Übersicht über den zeitlichen Ablauf eines
jeden Versuchsdurchganges. Abb. 4 zeigt den Ablauf der Untersuchungen in den
Betrieben 1-8 in den 3 Durchgängen und Abb. 5 den Versuchsaufbau in den
Betrieben A-D mit den Lungenspülungen.
52 MATERIAL & METHODEN
Abb. 4: Ablauf der 3 Untersuchungsdurchgänge in den Betrieben 1-8
Ferkelaufzucht Mast Schlachthof
Umstallen Transport
Tag:
KlinischeUnters.
Klimamessung:
Haptoglobinbestimmung
Titerbestimmung von:
•A.pp.
•Influenza
•PRRS
Blutentnahme für:
-5 bis -1 17 bis 21
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
MATERIAL & METHODEN 53
* Die Blutentnahme am Schlachthof erfolgte beim Entbluten der Tiere
Abb. 5: Ablauf der Untersuchungen in den Betrieben A-D mit Lungenspülungen
Die Untersuchungen in Betrieb D wurden um eine zusätzliche Blutprobe am 8. Tag
nach Mastbeginn und eine klinische Untersuchung mit zusätzlicher Blutentnahme am
Mastende vor dem Transport zum Schlachthof erweitert (s. Abb. 5). Zusätzlich wurde
bei den 10 Indikatortieren dieses Betriebes eine Haptoglobinbestimmung vor und
nach der Narkose und Lungenspülung durchgeführt.
Ferkelaufzucht Mast Schlachthof
Umstallen Transport
Tag:
Klinische Untersuchung:
Haptoglobinbestimmung
Titerbestimmung von:
•A.pp.
•Influenza
•PRRS
Blutentnahme für:
-5 bis -1 21
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
8 -1
Lungenspülung
O O
O
Entnahmeder Lungen
O/•
O: zusätzliche Untersuchung und Blutentnahme bei Betrieb D
•: zusätzliche Untersuchung und Blutentnahme bei 5 Tieren aus Betrieb A
X
Klimamessung X X
*
54 MATERIAL & METHODEN Eine zusätzliche Blutentnahme vor dem Transport zum Schlachthof erfolgte auch bei
5 der 10 Indikatortiere aus Betrieb A (s. Abb. 5).
Zeitgleich zu den klinischen Untersuchungen wurden die Stallklimadaten erhoben (s.
Tab. 7). Die Messungen erfolgte jeweils an 3 Messpunkten innerhalb der Buchten in
Höhe der Tiere und wurden dann gemittelt.
Tab. 7: Übersicht über die angewandten Geräte zur Klimamessung
Parameter (Einheit) Messgerät
Ammoniakgehalt (ppm) Gaswarnmessgerät Miniwarn B (Fa. Dräger Sicherheitstechnik GmbH, Krefeld)
Luftgeschwindigkeit (m/sec) Testo 435 (Fa. Bremicker, Bielefeld)
Temperatur (°C) Testo 925 (Fa. Bremicker, Bielefeld)
Luftfeuchtigkeit (%) Testo 6615 (Fa. Bremicker, Bielefeld)
Auswertung der Daten
Zunächst erfolgte eine Auswertung der Daten der klinisch unauffälligen Schweine
aus den Betrieben 1-8 in den Durchgängen 1-3, zuerst zusammenfassend für die
Indikatortiere aus allen Betrieben, dann betriebs- und schließlich
durchgangsbezogen. Tiere mit klinisch auffälligen Befunden wurden von der
Auswertung ausgeschlossen. Exemplarisch wurden an 2 dieser Betriebe, die den
gleichen Mäster belieferten, Einzelauswertungen vorgenommen.
Eine vergleichende Auswertung erfolgte in den Betrieben A-C, in denen
Lungenspülungen durchgeführt wurden. Der Betrieb D, in dem häufigere
Blutentnahmen erfolgten, wurde gesondert betrachtet.
Die Anzahl der ausgewerteten Blutproben aus den Betrieben 1-8 in den 3
Durchgängen ist der Tab. 8 zu entnehmen.
MATERIAL & METHODEN 55 Tab. 8: Ausgewertete Tierzahlen pro Durchgang bei 8 Betrieben
Durchgang
1 2 3
Anzahl ausgewerteter Blutproben
33 34 31
Anzahl der Tiere mit klinisch auffälligem Krankheitsbefund
4 5 6
davon Anzahl der Tiere mit Anzeichen von Atemwegsinfektion
1 / 2
Anzahl nicht auswert-barer Blutproben
3 1 3
∑∑
40 40 40
56 MATERIAL & METHODEN 3.3 PRRS-Impfstudie
In einem konventionellen Ferkelerzeugungsbetrieb wurde eine Verlaufsuntersuchung
nach einer PRRS-Impfung an 10 Sauen durchgeführt (angezeigt bei der
Bezirksregierung Köln unter der Kennziffer T/2 2000).
Es handelte sich um einen Ferkelerzeuger mit ca. 300 Sauenplätzen, der vor 3-4
Jahren seinen Sauenbestand erweitert hat und seitdem die PRRS-Impfung
durchführte. Es handelte sich um die 3. Wiederholungsimpfung nach einer
einjährigen Impfpause.
Die Impfung erfolgte an 10 Westhybrid-Sauen, die in einem Abteil mit 30 Tieren in
Kastenständen gehalten wurden. Sie befanden sich währen der Untersuchungen in
der 7. Trächtigkeit, die Untersuchungen erstreckten sich auf den Zeitraum vom 42.
bis zum 84. Tag der Trächtigkeit. Als Lebend-Vaccine wurde Ingelvac PRRS MLV
(Fa. Boehringer, Ingelheim) in einer Dosis von 2 ml pro Tier verwandt.
Versuchsaufbau der Impfstudie
10 klinisch gesunde Sauen wurden für eine Verlaufsuntersuchung ausgewählt und
nach einer klinischen Untersuchung sowie einer Blutentnahme am Tag 0 gegen
PRRS geimpft.
Zunächst wurden Folgeuntersuchungen sowie Blutentnahmen im täglichen Abstand
durchgeführt, später in größeren Abständen bis zu einer Abschlussuntersuchung am
42. Tag nach der Impfung (s. Abb. 6).
Aus den gewonnenen Blutproben erfolgte eine Bestimmung des Haptoglobinwertes
und eine Untersuchung auf PRRS-Antikörper.
MATERIAL & METHODEN 57
Abb. 6: Versuchsaufbau der PRRS-Impfstudie
Impfung
Klinische
Unters.
Blutent-
nahme
X
X X X X X X X X X X X
X X X X X X X X X X X
Tag 10 2 3 4 7 10 14 21 28 42
58 MATERIAL & METHODEN 3.4 Kriterien zur Beurteilung der Atemwegsgesundheit in der Beobachtungs-
gruppe
Im Rahmen der Feldstudie erfolgte eine adspektorische Beurteilung der
Atemwegsgesundheit der Beobachtungsgruppe. Erfasst wurden insbesondere die
Symptome „Husten“ und „Schniefen“, die jedes für sich mit folgenden Punkten
bewertet wurden:
• 1 - o.B.: keine Anzeichen von Husten bzw. Schniefen im Bestand
• 2 - ggr.: wenige Tiere, vereinzeltes Husten oder Schniefen im Bestand
• 3 - mgr.: mehrere Tiere, häufigeres Husten bzw. Schniefen im Bestand
• 4 - hgr.: viele Tiere, häufiges Husten bzw. Schniefen im Bestand
Die Summe der Punkte beider Symptome zusammen ergibt eine Gesamtpunktzahl
von 2 bis 8 und wird als Atemwegsindex für die Beobachtungsgruppe
folgendermaßen benotet:
• Note 2: Atemwegsgesundheit sehr gut
• Note 3: Atemwegsgesundheit gut
• Note 4-6: Atemwegsgesundheit mäßig
• Note 7-8: Atemwegsgesundheit schlecht
MATERIAL & METHODEN 59 3.5 Klinische Untersuchung von Einzeltieren
Sowohl in der Feldstudie als auch in der Impfstudie wurden zeitgleich mit der
Blutprobenentnahme klinische Einzeltieruntersuchungen durchgeführt.
Die Einzeltieruntersuchung umfasste die Adspektion von Haltung und Verhalten,
Körperoberfläche, Sinnesorganen, Atmung und Anogenitalbereich sowie eine
Palpation der Nabelgegend, der Gliedmaßen und Gelenke. Ggf. wurde ergänzend
eine Auskultation vorgenommen. Die einzelnen Punkte der Untersuchung sind in
Abb. 7 dargestellt.
Aufbauend auf den Einzeldaten wurde eine Gesamtdiagnose erhoben und die Tiere
in 2 Gruppen eingeteilt, je nachdem, ob klinisch auffällige Krankheitsbefunde
vorlagen oder nicht. Die nachfolgende Einteilung zeigt die klinischen Befunde,
aufgrund derer die Tiere von einer weiteren Auswertung ausgeschlossen wurden.
Klinisch auffällige Krankheitsbefunde:
• Abszess • Kümmerer
• Blutiger Kot • Nasenausfluss
• Bursitis • Ohrrandentzündung
• Umfangsvermehrtes Gelenk • Ohrrandnekrose
• Durchfall • Pathologische Atemgeräusche
• hgr. Kratzwunden • Verklebte, rote Augen
Kleinere Verletzungen der Haut sowie geringgradige Kratzwunden wurden nicht als
klinisch auffälliges Krankheitsanzeichen bewertet und führten nicht zu einem
Ausschluss des Tieres, d. h. diese Tiere wurden bei der vergleichenden Betrachtung
der Haptoglobinwerte wie ein klinisch unauffälliges Tier behandelt.
60 MATERIAL & METHODEN Abb. 7: Befundbogen der klinischen Untersuchung des Einzeltieres
Datum/Betrieb/Tier:
Haltung:
Verhalten:
aufmerksam somnolent apathisch
Bewegung:
unauffällig auffällig
Ernährungs- zustand:
sehr gut gut mäßig schlecht
Körperoberfläche (Haut/Borsten):
Juckreiz/ Ektoparasiten: Kratzwunden:
nein gering mittel hochgradig
Ohren:
Entzündungen/ Verletzungen:
nein gering mittel hochgradig
Augen:
Entzündung/ Konjunktivitis: Tränenfluss:
nein gering mittel hochgradig
Nasenrücken/ Rüsselscheibe:
verkrümmt/ gestaucht:
nein gering mittel hochgradig
Niesen/ Nasenausfluss:
nein gering mittel hochgradig
Atmung:
Atemtyp: Atemrhythmus: Frequenz:
Husten:
nein gering mittel hochgradig
MATERIAL & METHODEN 61 Abb. 7: Befundbogen der klinischen Untersuchung des Einzeltieres
(Fortsetzung)
Nabel: Entzündung/ Abszess: Nabelbruch:
nein gering mittel hochgradig
Vulva/Penis:
Entzündungen: Ausfluss: Verletzungen:
nein gering mittel hochgradig
Schwanz:
Verletzungen/ Entzündungen: Nekrose:
nein gering mittel hochgradig
Gelenke/ Schleimbeutel:
verdickte Gelenke, Schleimbeutel-entzündung: sonst. Ent-zündungen:
nein gering mittel hochgradig
Kotbeschaffenheit:
Durchfall nein ja
Sonstiges:
Gesamtbeurteilung klinisch unauffällig
klinisch auffälliger Krankheitsbefund
62 MATERIAL & METHODEN 3.6 Lungenspülungen und Lungenuntersuchungen
Durchführung der Lungenspülungen
Zur Durchführung der Lungenspülungen (DELBECK et al., 1997) (Anzeige des
Versuchs unter dem Aktenzeichen 00A 992 bei der Bezirksregierung Hannover)
erfolgte eine Injektion von 2 mg/kg KG Azaperon (Stresnil, Fa. Janssen, Neuss) i.m.
zur Sedation, anschließend Ketaminhydrochlorid (Ursotamin, Serumwerk Bernburg,
Schwedeneck) in einer Dosis von 10-15 mg/kg KG i.m..
Danach wurden die Schweine in Bauchlage verbracht und eine Vasocan-Braunüle
(Fa. Braun, Melsungen, ∅ 0,8 mm, Länge 25 mm) in die Vena auricularis lateralis
gelegt. Über die Braunüle wurde Ketaminhydrochlorid (Ursotamin, Serumwerk
Bernburg, Schwedeneck) nach Wirkung verabreicht und ggf. nachdosiert. Die
Kontrolle der nötigen Narkosetiefe erfolgte über das Ausbleiben des
Nasenscheidewandreflexes.
Mit einem Halteband wurde die Maulspalte des Schweines geöffnet und die Zunge
mit Hilfe von Zellstofftüchern vorgelagert. Mit einem Kaltlichtlaryngoskop (Fa. Heine
F.O, Herrsching) und entsprechendem Spatel (Länge 207 mm, Breite am distalen
Ende 15,9 mm) wurde die Stimmritze aufgesucht und ein Spiralkatheter (Rüsch
Spiral-Tracheotubus, ∅ 6,5 mm, Länge 29 cm, Ludwig Bertram GmbH, Laatzen) in
die Trachea eingeführt.
Über einen Absaugkatheter (∅ 4 mm) wurden ca. 20-30 ml einer sterilen NaCl-
Lösung in die Lunge des Tieres verbracht. Mittels einer sterilen Einmalspritze wurde
diese Spüllösung wieder abgesaugt und in sterile Transportröhrchen umgefüllt, die
am gleichen Tag noch in das Labor (Außenstelle für Epidemiologie der Tierärztlichen
Hochschule Hannover, Bakum) transportiert wurden. Dort erfolgte eine kulturelle
Anzüchtung und anschließende Keimdifferenzierung.
MATERIAL & METHODEN 63 Entnahme und Untersuchung der Lungen
Die Tiere, bei denen am Ende der Aufzucht eine Lungenspülung durchgeführt
worden war, wurden bei der Anlieferung auf dem Schlachthof in eine gesonderte
Bucht gebracht. Dort erfolgte die Identifikation der Tiere anhand von
Ohrmarkennummer und Schlagnummer.
Auf der unreinen Seite erfolgte zunächst das Auffangen des Schlachtblutes in 10 ml
fassende Lithium-Heparin-Monovetten (Firma Sarstedt, Nümbrecht). Danach wurden
die Karpalgelenke der Tiere mit einem Messer angeschnitten, um die spätere
Wiedererkennung auf der reinen Seite des Schlachtbandes zu vereinfachen.
Auf der reinen Seite erfolgte dann die Entnahme der Lungen. Da das Brühen der
Schweine im Hängen erfolgt war, konnte eine Kontamination der Lungen durch
Brühwasser weitestgehend ausgeschlossen werden. Die Lungen wurden vom
Geschlinge abgetrennt, in Plastiktüten verpackt und in einer speziellen Styropor-
Transportbox mit Kühlakkus auf dem direkten Weg in das untersuchende Institut
(Außenstelle für Epidemiologie der Tierärztlichen Hochschule Hannover, Bakum)
transportiert, wo eine pathologisch-anatomische Untersuchung der Lungen durch
eine Fachtierärztin für Pathologie erfolgte. Aus den Bronchien eines Lungenlappens
wurde nach einem Anschnitt eine Tupferprobe für eine bakteriologische
Untersuchung entnommen, zusätzlich wurden Gewebeproben für eine pathologisch-
histologische Untersuchung und im Verdachtsfall für eine Untersuchung auf das
PRRS-Virus und das Porzine Circovirus 2 entnommen und an das untersuchende
Labor weitergeleitet.
64 MATERIAL & METHODEN 3.7 Blutprobenentnahme und Aufbereitung der Proben
Die Blutprobenentnahme erfolgte am stehenden, mit der Oberkieferschlinge bzw. -
stange fixierten Schwein aus der Vena jugularis externa bzw. der Vena cava
cranialis.
Zur Blutentnahme wurden Kanülen von 5 cm Länge und einem Durchmesser von 1,2
mm (Firma Braun, Melsungen) verwandt, bei den größeren Tieren und am Ende der
Mast auch Kanülen von 8-10 cm Länge und einem Durchmesser von 1,5 mm (Firma
Braun, Melsungen). Die Blutentnahme erfolgte in 10 ml fassende Serum-Monovetten
(Firma Sarstedt, Nümbrecht) sowie Lithium-Heparin-beschichtete Monovetten (Firma
Sarstedt, Nümbrecht).
Bei den zur Lungenspülung narkotisierten Schweinen erfolgte die Blutentnahme in
Rückenlage.
Das Schlachtblut wurde direkt bei der Schlachtung der Tiere nach Eröffnung des
Vena jugularis externa in den Monovetten aufgefangen.
Das gewonnene Blut wurde mit einer Laborzentrifuge (10-15 min bei 2000-2500
U/min) zentrifugiert und das Plasma in Eppendorfgefäße verbracht und bei –20°C
eingefroren. Der Versand des Serums zur serologischen Untersuchung erfolgte noch
am selben Tag.
3.8 Methoden der Laboruntersuchung
Haptoglobinbestimmung
Die Haptoglobinbestimmung erfolgte in der Studie an Sektionstieren und der
Feldstudie mit dem Nephelometer BN 100 (Dade Behring Vetriebs-GmbH, Frankfurt
am Main) nach der von LIPPERHEIDE et al. (1998) beschriebenen Methode. In der
Studie an Sektionstieren wurden lediglich die Proben mit einem Haptoglobinwert von
<0,002 mg/ml mittels ELISA nach der Methode von HISS (2001) untersucht, die
MATERIAL & METHODEN 65 Haptoglobinbestimmung in der PRRS-Impfstudie erfolgte ausschließlich mittels
ELISA.
Zur Haptoglobinmessung mit dem Nephelometer wird ein Probenvolumen von 10 µl
in einer Standardverdünnung von 1:20 untersucht. Durch Zugabe von 40 µl eines
Kaninchen-Antiserums mit Antikörpern gegen humanes Haptoglobin bilden sich
Antigen-Antikörperkomplexe, die entsprechend ihrer Konzentration zu einer
Lichtstreuung führen. Die Messwerte werden mit denen einer Referenzkurve, die mit
sekundärem porzinen Standard erstellt worden ist, verglichen und in
Proteinkonzentrationen umgerechnet.
Die Haptoglobinbestimmung mittels ELISA-Test erfolgte nach der Methode von HISS
(2001). Es handelt sich um einen kompetitiven ELISA-Test, in welchem polyklonale
Anti-Haptoglobin-Antikörper von Kaninchen eingesetzt werden. Die Antikörper-
produktion wird durch Immunisierung der Kaninchen mit einem Cocktail von
Antigenen unterschiedlicher Tierspezies induziert. Dieser Cocktail enthält u.a.
gereinigtes porzines Haptoglobin.
In eine mit sekundären Antikörpern gegen Ig-G vom Kaninchen beschichtete
Mikrotiterplatte wird die Probe, Antiserum vom Kaninchen und Biotin-markiertes
Antigen pipettiert. Nach einer Inkubationszeit von 2 Stunden wird die Platte gründlich
gewaschen.
Es folgt anschließend die Farbreaktion durch Zugabe von Streptavidin-Peroxidase-
Konjugat und Tetramethylbenzidin. Die Konzentration des gebildeten Farbkomplexes
wird bei einer Wellenlänge von 450 nm gemessen. Zur Kalibration des Tests dient
isoliertes porzines Haptoglobin als Standard (HISS, 2001).
Vergleichsmessungen zwischen der nephelometrischen Haptoglobinbestimmungs-
methode und dem ELISA-Test ergaben übereinstimmende Ergebnisse. Ein
Korrelationskoeffizient von r = 0,95 (p < 0,01) zwischen den Messergebnissen beider
Methoden wurde ermittelt (HISS, 2001).
66 MATERIAL & METHODEN Serologische Untersuchungen
Die serologischen Untersuchungen auf Influenza und A.pp. sowie PRRS in den
ersten beiden Durchgängen der Feldstudie erfolgten im Labor der IVD GmbH der
Tierärztlichen Hochschule Hannover. Für die Einteilung des Antikörpertiters galten
folgende Kriterien:
A.pp.-Aktivitäten: < 10 Units: negativ
10-25 Units: fraglich
> 25 Units: positiv
Influenza: Titer ≤1:80: negativ
Titer 1:160: fraglich
Titer ≥1:320: positiv
Die PRRS-Titerbestimmung der Serumblutproben aus dem 3.
Untersuchungsdurchgang sowie der Serumproben aus der PRRS-Impfstudie wurden
im Labor der Bioscreen GmbH in Münster mittels ELISA durchgeführt. Der Einteilung
der PRRS-Titerstufen ist in Tab. 9 dargestellt.
Tab. 9: Einteilung der PRRS-Titerstufen
Verdünnung Titer-Beurteilung
< 0,4 negativ 0,41-0,99 positiv 1 1,0 -1,49 positiv 2 1,5 -1,99 positiv 3 2,0 -2,49 positiv 4 2,5 -2,99 positiv 5 >0,3 positiv 6
MATERIAL & METHODEN 67 Mikrobiologische Untersuchungen
Die mikrobiologischen Untersuchungen erfolgten in der Außenstelle für
Epidemiologie der Tierärztlichen Hochschule Hannover in Bakum.
Die aus den Bronchien der Lungenspitzenlappen gewonnen Tupferproben bzw. die
Spülflüssigkeit der Bronchiallavage wurden auf Oxoid-Fertignährböden
ausgestrichen und kulturell bebrütet. Danach erfolgte eine mikrobiologische
Differenzierung nach dortiger Laborvorschrift.
Untersuchung auf das Porzine Circovirus
Eine Untersuchung auf das Porzine Circovirus Typ 2 erfolgte aus Organmaterial,
insbesondere aus Lymphknotenmaterial, mittels PCR nach Laborvorschrift der
Außenstelle für Epidemiologie in Bakum (TSCHACHTSCHAL, 2000).
68 MATERIAL & METHODEN 3.9 Statistische Auswertung
Die statistische Auswertung der Daten erfolgte mit dem Statistikprogramm SPSS für
Windows, Version 10.0. Das Signifikanzniveau wurde wie folgt festgelegt:
• p> 0,05: nicht signifikant (n. s.)
• p≤ 0,05: schwach signifikant (*)
• p≤ 0,01: signifikant (**)
• p≤ 0,001: hoch signifikant (***)
Vor Verwendung wurden alle Datensätze auf Normalverteilung getestet (KS-Test).
Bei drei Fragestellungen wurde die sog. Odds Ratio berechnet. Diese statistische
Kenngröße beschreibt als Quoten-Quotient den Zusammenhang zwischen einer
Exposition und einem Zielereignis. Die Berechnung der Odds Ratio (OR) erfolgte mit
Hilfe des Programmes Win Episcope 2.0 (s. Tab. 10).
Tab. 10: Kreuztabelle zur Berechnung der OR
Exposition Risiko Hp >>0,5 mg/ml Hp <<0,5 mg/ml
∑∑
ja A B M1=A+B nein C D M0=C+D
∑∑ N1=A+C N0=B+D Total
A,B,C,D = Tierzahl pro Zelle N1, N0 = Summe der exponierten / nicht exponierten Tiere M1, M0 = Summe der kranken / gesunden Tiere Total = gesamte Tierzahl
MATERIAL & METHODEN 69
AA
Extremwerte
Ausreisser
größter nicht extremer Wert
kleinster nicht extremer Wert
50% Perzentil
75%Perzentil
25% Perzentil
AAAA
XX
AAAAAA
XX
AA
Extremwerte
Ausreisser
größter nicht extremer Wert
kleinster nicht extremer Wert
50% Perzentil
75%Perzentil
25% Perzentil
AAAA
XX
AAAAAA
XX
Berechnung der OR:
A/C A D OR = = B/D B C
Bei einer größeren Streuung der einzelnen Haptoglobinwerte sowie einer geringen
Tierzahl wurde für die grafische Darstellung der Haptoglobinkonzentration das
Boxplott gewählt. So ist es möglich, die Verteilung der Werte darzustellen. Das
Boxplott stellt die 25 %-, 50 %- und 75 %-Perzentile, extreme Werte (liegen um mehr
als 3 Kastenlängen außerhalb) und Ausreisser (liegen um mehr als 1,5 Kastenlängen
ausserhalb) sowie den größten und den kleinsten nicht extremen Wert dar (BÜHL et
al., 1996). Perzentilwerte sind Werte, unterhalb derer ein bestimmter Anteil (25%,
50% und 75%) aller Werte liegen. Das 50%-Perzentil wird auch als Median
bezeichnet. Die Abb. 8 zeigt die Bedeutung der einzelnen Symbole.
Abb. 8: Bedeutung der Symbole im Boxplott (BROSIUS u. BROSIUS, 1995)
70 MATERIAL & METHODEN Eine Übersicht über die angewandten statistischen Methoden ist in Tab. 11
dargestellt.
Tab. 11: Übersicht über die angewandten statistischen Methoden
Fragestellung
Statistisches Verfahren
Bestehen signifikante Mittelwertsunterschiede zwischen Infektionen mit unterschiedlichen Erregern?
SPSS- t-Test für unabhängige Stichproben
Bestehen signifikante Mittelwertsunterschiede zwischen unterschiedlichen Erregerkombinationen?
SPSS- t-Test für unabhängige Stichproben
Bestehen signifikante Mittelwertsunterschiede zwischen unterschiedlichen Organbefunden?
SPSS- t-Test für unabhängige Stichproben
Bestehen signifikante Mittelwertsunterschiede zwischen den Haptoglobinwerten in der Ferkelaufzucht und in der Mast?
SPSS- t-Test für gepaarte Stichproben
Bestehen betriebsbedingte Unterschiede bei den Betrieben des Hauptversuches?
SPSS- Repeated Measure Design
Bestehen Korrelationen zwischen den Klimawerten und den Haptoglobinwerten der Indikatortiere?
SPSS- Korrelation nach Pearson
Bestehen Korrelationen zwischen der Atemwegsgesundheit der Gesamtgruppe und den Haptoglobinwerten der Indikatortiere?
SPSS- Korrelation nach Pearson
Besteht ein Zusammenhang zwischen den Haptoglobinwerten in der Ferkelaufzucht und einer positiven oder negativen Serologie (A.pp., PRRS, Influenza) zu Beginn der Mast?
Odds Ratio, Win Episcope, Analysis of cross-sectional study
Besteht ein Zusammenhang zwischen den Haptoglobinwerten in der Ferkelaufzucht und einer Serokonversion für PRRS zu Beginn der Mast?
Odds Ratio, Win Episcope, Analysis of cross-sectional study
Besteht ein Zusammenhang zwischen den Haptoglobinwerten in der Ferkelaufzucht und der Atemwegsgesundheit zu Beginn der Mast?
Odds Ratio, Win Episcope, Analysis of cross-sectional study
Bestehen signifikante Unterschiede im Haptoglobinverlauf nach PRRS-Impfung?
SPSS- t-Test für gepaarte Stichproben
Bestehen signifikante Unterschiede im Titerverlauf nach PRRS-Impfung?
SPSS- t-Test für gepaarte Stichproben
ERGEBNISSE 71 4. ERGEBNISSE
4.1 Retrospektive Studie
4.1.1 Gruppierung der Sektionstiere anhand der Organbefunde
In Tab. 12 ist die Einteilung der Sektionstiere nach Anzahl der Befunde im Thorax
dargestellt. Die Rhinitis atrophicans (RA) wurde als zusätzlicher pathologischer
Atemwegsbefund mit berücksichtigt. Insgesamt zeigten 75 der Sektionstiere lediglich
Befunde im Thorax, bei 106 Tieren lagen Zusatzbefunde außerhalb des Thorax vor.
Tab. 12: Einteilung der Sektionstiere nach Anzahl der Thoraxbefunde
Thoraxbefund * Anzahl Tiere nur mit Thoraxbefund *
Anzahl Tiere mit Zusatzbefund
∑∑
1 Befund 47 40 87 1 Befund und RA 2 0 2 Mehrere Befunde 26 66 92 ∑∑ 75 106 181
* Die Einteilung der Thoraxbefunde bezieht sich auf die in Tab. 4 dargestellten Befunde
Bei 108 Tieren wurde der Gesamtbefund im Thorax als akut erfasst, davon wiesen
44 Tiere keinen weiteren Befund außerhalb des Thorax auf. Bei 13 Tieren lag ein
rein chronischer Thoraxbefund vor, davon zeigten 3 Tiere keinen Zusatzbefund (s.
Tab. 13). Bei 2 dieser Tiere wurde eine chronische Pleuritis und Pericarditis
diagnostiziert, das dritte Tier zeigte eine abszedierende Pneumonie.
72 ERGEBNISSE Tab. 13: Anzahl der Sektionstiere mit akuten und chronischen Thoraxbefunden
Thoraxbefund Anzahl Tiere nur mit Thoraxbefund
Anzahl Tiere mit Zusatzbefund
∑∑
Akut 44 64 108 Chronisch 3 10 13 Akute und chronische Komponenten
28 32 60
∑∑ 75 106 181
Bei 43 Tieren wurde eine katarrhalisch-eitrige Bronchopneumonie als Einzelbefund
im Thorax erfasst, ohne dass ein Zusatzbefund vorlag. Die weitere Einteilung nach
dem Ausprägungsgrad ist in Tab. 14 dargestellt.
Tab. 14: Einteilung des Einzelbefundes „Katarrhalisch-eitrige Broncho-
pneumonie“ nach Ausprägungsgrad
Thoraxbefund Ausprägungsgrad Anzahl der Tiere
Katarrhalisch-eitrige geringgradig 27 Bronchopneumonie mittelgradig 10 hochgradig 6 ∑∑ 43
4.1.2 Vorkommen und Häufigkeit der nachgewiesenen Infektionserreger
Bei 124 Tieren konnten spezifische Erreger in der Lunge nachgewiesen werden. Bei
einem Tier wurde keine mikrobiologische Untersuchung durchgeführt. Die folgende
Abb. 9 zeigt die Häufigkeit von bakteriellen und viralen Mono- oder Mischinfektionen
bei den untersuchten Schweinen mit bzw. ohne Zusatzbefund.
ERGEBNISSE 73
Abb. 9: Häufigkeit einer bakteriellen oder viralen Mono- oder Mischinfektion in
der Lunge bei Tieren mit oder ohne Zusatzbefund in der Sektion
Von den 181 im Rahmen der Sektion mikrobiologisch und virologisch untersuchten
Schweinen verlief der Erregernachweis in der Lunge bei 56 Tieren negativ.
Bei 31% aller untersuchten Tiere wurde eine bakterielle Monoinfektion, bei 11% der
Tiere eine bakterielle Mischinfektion nachgewiesen. Bei 19 Tieren konnte nur eine
Virusart nachgewiesen werden, ein Tier zeigte eine Infektion mit 2 Virusarten (PRRS-
V und PCV2). 28 Tiere hatten eine Mischinfektion mit Bakterien und Viren.
Insgesamt konnten bei 65% der untersuchten Tiere spezifische Infektionserreger im
Respirationstrakt nachgewiesen werden, bei 84% davon lag eine bakterielle
Beteiligung vor.
Infektionsform
bakt./vir. Mischinf.
virale Mischinf.
virale Monoinf.
bakt. Mischinf.
bakt. Monoinf.
Erregernachweis neg.
keine Untersuchung
Anz
ahl a
n T
iere
n60
50
40
30
20
10
0
Zusatzbefunde
ja
nein
21
1211
2734
779
29
22
1 1
74 ERGEBNISSE Bei 11 Sektionstieren bestand aufgrund der histologischen Veränderungen der
Verdacht auf eine Mycoplasmeninfektion.
4.1.3 Zuordnung der Sektionstiere zu unterschiedlichen Haptoglobinklassen
Bei den 181 untersuchten Tieren konnten unabhängig von den diagnostizierten
Organbefunden bzw. des Erregernachweises Haptoglobinkonzentrationen von 0,002
mg/ml bis 6,811 mg/ml ermittelt werden. Davon lagen 18 Tiere unter der
angenommenen physiologischen Grenze von 0,5 mg/ml. Die Verteilung der
Sektionstiere auf 7 Haptoglobinklassen in Schritten von 0,5 mg/ml ist in Tab. 15 in
Abhängigkeit vom Vorliegen eines Zusatzbefundes dargestellt.
Tab. 15: Absolute Verteilung von 181 Sektionstieren bezogen auf 7 Haptoglobin-
klassen in Abhängigkeit vom Vorliegen eines Zusatzbefundes
Haptoglobin-klasse
Haptoglobin (mg/ml)
Anzahl Tiere nur mit Thoraxbefund
(n=75)
Anzahl Tiere mit Zusatzbefund
(n=106) 1 0-0,5 14 4 2 0,501-1 7 6 3 1,01-1,5 13 11 4 1,501-2 14 22 5 2,01-2,5 10 28 6 2,501-3 9 19 7 > 3,01 8 16
Der errechnete Haptoglobinmittelwert aller Tiere lag bei 1,97 mg/ml, der
durchschnittliche Haptoglobinwert der Tiere, bei denen nur Thoraxbefunde
nachgewiesen wurden, lag bei 1,71 mg/ml und damit signifikant (p<0,004) unter dem
Haptoglobinmittelwert der Tiere, bei denen außerdem noch Zusatzbefunde vorlagen
(Hp=2,18 mg/ml).
ERGEBNISSE 75 4.1.4 Beziehungen zwischen der Haptoglobinplasmakonzentration und
Organbefunden im Thorax
Vergleicht man die Haptoglobinmittelwerte der Tiere mit Einzel- und
Mehrfachbefunden im Thorax (s. Tab. 12), ergeben sich Werte von 1,60 mg/ml bei
den Einzelbefunden (n=47) und 1,88 mg/ml bei den Mehrfachbefunden (n=26). Der
Unterschied ist nicht signifikant.
Auch der Haptoglobinvergleich der Tiere mit rein akuten (1,55 mg/ml, n=44) mit dem
der Tiere mit rein chronischen (1,52 mg/ml, n=3) Thoraxbefunden (s. Tab. 13) ergibt
keinen signifikanten Unterschied.
Betrachtet man die Haptoglobinmittelwerte der Tiere, bei denen in der Sektion
ausschließlich eine katarrhalisch-eitrige Bronchopneumonie diagnostiziert wurde (s.
Tab. 14), ergeben sich abhängig von der Verlaufsform Haptoglobinmittelwerte von
1,56 mg/ml bei einer geringgradigen (n=27), 1,53 mg/ml bei einer mittelgradigen
(n=10) und 1,70 mg/ml bei einer hochgradigen (n=6) Bronchopneumonie (n. s.).
76 ERGEBNISSE 4.1.5 Vergleich der Haptoglobinplasmakonzentration bei Mono- und
Mischinfektionen
Haptoglobinvergleich bei verschiedenen Monoinfektionen
Bei insgesamt 36 Tieren lag eine Monoinfektion in der Lunge und kein weiterer
Befund außerhalb des Thorax vor. Die Tabelle 16 zeigt den niedrigsten und höchsten
Haptoglobinwert sowie die Anzahl an Tieren mit Haptoglobinwerten unter 0,5 mg/ml
für die jeweiligen Erreger.
Tab. 16: Anzahl der Sektionstiere und Haptoglobinmittelwerte bei nach-
gewiesenen Monoinfektionen der Lunge
Erreger Tierzahl
(n=) Hp-Minimum
(mg/ml) Hp-Maximum
(mg/ml) Anzahl Tiere mit Hp < 0,5 mg/ml
P. mult. 7 1,13 2,59 0 B. bronch. 3 0,002 1,28 2 Haem. parasuis 13 0,13 3,80 4 A.pp. 2 1,85 2,08 0 Str. suis 4 0,25 0,85 2 PCV2 * 5 0,11 3,17 1 PRRS-V * 2 0,29 2,29 1
* Eine Untersuchung auf PRRS–V bzw. PCV2 erfolgte nur auf besondere Anforderung bzw. im
Verdachtsfall
Betrachtet man die Haptoglobinwerte der 22 Tiere mit pathomorphologischen
Veränderungen im Atemtrakt, bei denen der Erregernachweis negativ verlief (s. Abb.
9), wurden bei 18 Tieren Haptoglobinwerte von >0,5 mg/ml gemessen. In
Abhängigkeit vom Hemmstoffnachweis ergibt sich kein signifikanter Unterschied der
Haptoglobinplasmakonzentration (Hemmstoffnachweis negativ, n=8, Haptoglobin-
mittelwert = 1,82 mg/ml, Hemmstoffnachweis positiv, n=14, Haptoglobinmittelwert =
1,74 mg/ml).
ERGEBNISSE 77 In Abbildung 10 sind die Haptoglobinmediane sowie die Signifikanzen der ermittelten
Werte bezogen auf die nachgewiesenen Monoinfektionen graphisch dargestellt.
Abb. 10: Vergleich der Haptoglobinmediane von Sektionstieren mit unter-
schiedlichen Monoinfektionen der Lunge
Die Haptoglobinmittelwerte für B. bronch. und Str. suis sind mit 0,43 bzw. 0,53 mg/ml
grenzwertig, alle anderen liegen deutlich über der angenommenen physiologischen
Grenze von 0,5 mg/ml.
541337N =
Monoinfektionen
PCV2
Str. suis
Haem. parasuis
B. bronch.
P. mult.
Ha
pto
glo
bin
(m
g/m
l)
5
4
3
2
1
0
-1
a,b,c
a
b
c
a: P. mult. signifikant über B. bronch. b: P. mult. schwach signifikant über Haem. parasuis c: P. mult. hoch signifikant über Str. suis Die Signifikanzen beziehen sich jeweils auf die Mittelwerte
ang. phys. Grenzwert
78 ERGEBNISSE Der Haptoglobinmittelwert bei einer P.-mult.-Monoinfektion liegt mit 2,15 mg/ml
signifikant (p=0,002) über dem Haptoglobinmittelwert einer Monoinfektion mit B.
bronch. und schwach signifikant (p=0,042) über dem Haptoglobinmittelwert einer
Infektion mit Haem. parasuis.
Im Vergleich einer Infektion mit P. mult. und einer Infektion mit Str. suis ergibt sich
ein hoch signifikanter Mittelwertsunterschied (p<0,001).
Der Mittelwertsvergleich zwischen einer Infektion mit Str. suis und PCV2 zeigt keine
Signifikanz (p=0,068).
In der nachfolgenden Tab. 17 sind die einzelnen Organbefunde und die dazu
gehörigen Haptoglobinwerte bei den verschiedenen Monoinfektionen der Lunge
dargestellt.
ERGEBNISSE 79 Tab. 17: Pathologisch-anatomische Befunde und Haptoglobinwerte bei
unterschiedlichen Monoinfektionen der Lunge
Erreger Pathologisch-anatomischer Befund Hp (mg/ml)
hgr. kat.-eitrige BP 1,13 mgr. kat.-eitrige BP 2,59 hgr. kat.-eitrige BP, interst. Pneumonie 1,95 ggr. kat.-eitrige BP, RA 2,32 ggr. kat.-eitrige BP, RA 2,17 ggr. kat.-eitrige BP 2,32
P. mult.
ggr. kat.-eitrige BP 2,57 ggr. kat.-eitrige BP 1,28 mgr. kat.-eitrige BP 0,002
B. bronch.
ggr. kat.-eitrige BP, interst. Pneumonie 0,002 ggr. kat.-eitrige BP 1,79 ggr. kat.-eitrige BP 1,17 mgr. kat.-eitrige BP 0,13 ggr. kat.-eitrige BP 1,29 ggr. kat.-eitrige BP 0,35 hgr. kat.-eitrige BP 0,26 mgr. kat.-eitrige BP, fibröse Pleuritis 3,80 hgr. kat.-eitrige BP 1,83 ggr. kat.-eitrige BP, fibrinöse Pleuritis und Pericarditis 1,39 mgr. kat.-eitrige BP 1,21 ggr. kat.-eitrige BP 1,51 ggr. kat.-eitrige BP 1,65
Haem. parasuis
ggr. kat.-eitrige BP 0,28 ggr. kat.-eitrige BP 0,25 hgr. kat.-eitrige BP 0,36 ggr. kat.-eitrige BP, fibrinöse Pleuritis und Pericarditis 0,85
Str. suis
ggr. kat.-eitrige BP 0,64 ggr. kat.-eitrige BP 1,74 hgr. kat.-eitrige BP 1,51 ggr. kat.-eitrige BP 2,91 PNP 3,17
PCV2
PNP 0,14 nekrotisierende Pneumonie 1,85 A.pp. ggr. kat.-eitrige BP, fibrinöse Pleuritis 2,08 ggr. kat.-eitrige BP 0,29 PRRS-V ggr. kat.-eitrige BP 2,29
80 ERGEBNISSE Haptoglobinvergleich bei Mono- und Mischinfektionen
Der Haptoglobinmittelwert der Tiere mit einer bakteriellen Monoinfektion liegt mit
einem Wert von 1,35 mg/ml unter dem der Tiere mit einer bakteriellen Mischinfektion.
Hier beträgt der durchschnittliche Haptoglobinwert 2,39 mg/ml. Vergleicht man die
Haptoglobinmittelwerte, ergibt sich ein signifikanter (p=0,007) Mittelwertsunterschied
(s. Abb. 11).
Auch der Haptoglobinmittelwert einer Mischinfektion aus Bakterien und Viren liegt mit
2,38 mg/ml schwach signifikant (p=0,023) über dem Haptoglobinmittelwert einer
bakteriellen Monoinfektion (s. Abb. 11).
Abb. 11: Vergleich von Haptoglobinmittelwerten (x ± s) bei Sektionstieren
mit Mono- oder Mischinfektionen
7929N =
Mono- oder Mischinfektion
bakt./vir. Mischinf.bakt. Mischinf.bakt. Monoinf.
Ha
pto
glo
bin
(m
g/m
l)
4,0
3,0
2,0
1,0
0,0
a,b
a
b
a: bakt. Monoinfektion signifikant zu bakt. Mischinfektion b: bakt. Monoinfektion schwach signifikant zu bakt. u. vir. Mischinfektionen
ERGEBNISSE 81 Bei den 9 Tieren mit bakteriellen Mischinfektionen (s. Abb. 11) wurden
unterschiedliche Kombinationen von Bakterien nachgewiesen. In 8 Fällen gelang der
Nachweis von 2 Bakterienarten, in einem Fall konnten 3 Bakterienarten
nachgewiesen werden. Bei 7 Tieren war Haem. parasuis einer der Erreger (s. Tab.
18).
Tab. 18: Erregerkombinationen und Haptoglobinwerte bei bakteriellen
Mischinfektionen
Erreger-kombination
Anzahl Tiere (n=9)
Hp-Minimum (mg/ml)
Hp-Maximum (mg/ml)
Hp-Einzelwert
(mg/ml)
∅∅
Haem. spec. / Str. suis
1 / / 2,51 /
Haem. parasuis / Str. suis
4 0,56 3,70 / 2,37
Haem. parasuis / B. bronch.
2 1,43 3,44 / /
A.pp. / B. bronch.
1 / / 2,90 /
Haem. parasuis / P. mult. / Str. suis
1 / / 1,75 /
Der Haptoglobinmittelwert einer Mischinfektion von Haem. parasuis und Str. suis
(n=4) lag bei 2,37 mg/ml, die Haptoglobinwerte einer Mischinfektion aus Haem.
parasuis und B. bronch. (n=2) betrugen 1,43 und 3,44 mg/ml.
Der errechnete Haptoglobinmittelwert einer Monoinfektion mit Haem. parasuis ergab
1,28 mg/ml (s. Abb. 10). Sowohl bei einer Co-Infektion mit Str. suis als auch mit B.
bronch. lagen die Hp-Werte über dem Mittelwert der nur mit Haem. parasuis
infizierten Schweine. Auch die Kombination einer Infektion von Haem. parasuis mit P.
mult. und Str. suis. führte zu einer höheren Haptoglobinkonzentration als bei einer
Monoinfektion mit Haem. parasuis (s. Tab. 18).
82 ERGEBNISSE Bei 7 Tieren gelang der Nachweis einer Mischinfektion aus Bakterien und Viren. In
drei Fällen handelte es sich um die Kombination einer Infektion mit Str. suis und
PCV2. Hier lag der durchschnittliche Haptoglobinwert bei 1,04 mg/ml. Die anderen
Erregerkombinationen lassen sich aufgrund der geringen Anzahl nicht weiter
statistisch auswerten. Die Aufschlüsselung der einzelnen Erregerkombinationen ist in
Tab. 19 dargestellt.
Tab. 19: Erregerkombinationen bei Mischinfektionen mit Bakterien und Viren
Erreger-
kombination Anzahl Tiere
Hp-Minimum (mg/ml)
Hp-Maximum (mg/ml)
Hp-Einzelwert
(mg/ml)
∅∅
PVC2 / P. mult.
1 / / 2,94 /
PCV2 / Str. suis
3 0,06 1,76 / 1,04
PCV2 / Str. suis / PRRS
1 / / 1,86 /
PCV2 / Str. suis / B. bronch.
1 / / 4,89 /
Str. suis / B. bronch. / PRRS-V
1 / / 0,86 /
ERGEBNISSE 83 Haptoglobin bei einer Haemophilus-parasuis-Monoinfektion mit unterschiedlichen
Organbefunden
Eine Infektion mit Haem. parasuis zeigte sich in der Sektion zum Teil in Form der
„Glässerschen Erkrankung“, oft war der Erreger aber auch bei katarrhalisch-eitrigen
Bronchopneumonien nachzuweisen.
11 Tiere mit einer Haem.-parasuis-Monoinfektion hatten als einzigen Thoraxbefund
eine katarrhalisch-eitrige Bronchopneumonie. Der errechnete Haptoglobinmittelwert
für diese Tiere ergibt 1,04 mg/ml und liegt damit unter dem Haptoglobinmittelwert von
1,28 mg/ml für eine Monoinfektion mit Haem. parasuis, unabhängig von der Art bzw.
der Anzahl der Thoraxbefunde (s. Abb. 10).
Eine Übersicht über die gemessenen Haptoglobinwerte bezogen auf die
unterschiedlichen Organbefunde bei einer Haem.-parasuis-Monoinfektion ist in Tab.
20 dargestellt.
Lagen sowohl mehrere Thoraxbefunde wie z. B. zusätzlich eine Pleuritis als auch
außerhalb des Thorax eine Polyarthritis als Verlaufsform der Glässerschen
Erkrankung vor, waren die Haptoglobinwerte höher. Aufgrund der geringen Anzahl ist
eine statistische Berechnung nicht möglich.
Auch das gleichzeitige Vorliegen von anderen Befunden (Zusatzbefunden) außerhalb
des Thorax führte zu einer Erhöhung des Haptoglobinwertes.
84 ERGEBNISSE Tab. 20: Organbefunde und die dazu gehörigen Haptoglobinwerte bei einer
Haemophilus-parasuis-Monoinfektion
Thorax-befund
Befund ausserhalb des Thorax
Anzahl Tiere (n=)
Hp-Minimum (mg/ml)
Hp-Maximum(mg/ml)
HP-Einzelwert
(mg/ml)
HP-∅∅ (mg/ml)
Kat.-eitrige BP
/ 11 0,26 1,83 / 1,04
Kat. BP / Glässersche Krankheit *
/ 2 1,39 3,80 / /
Kat.-eitrige BP / Glässersche Krankheit *
Polyarthritis 1 / / 3,10 /
Kat.-eitrige BP / Glässersche Krankheit *
Salmonellen Gruppe C
1 / / 2,40 /
Kat.-eitrige BP
Enteritis 1 / / 1,15 /
Kat.-eitrige BP
Arthritis 1 / / 1,6 /
Kat.-eitrige BP
Abszess 1 / / 2,03 /
Glässersche Krankheit *
Typhlocolitis, Konjunct.
1 / / 1,99 /
Glässersche Krankheit *
Magenulkus 1 / / 2,04 /
* Glässersche Krankheit: Pleuritis, Pericarditis
ERGEBNISSE 85 4.2 Feldstudie
4.2.1 Vergleich der durchschnittlichen Haptoglobinkonzentration aller Indikatortiere
aus 8 Betrieben
Betrachtet man die Haptoglobinwerte aller Indikatortiere ohne klinisch auffällige
Krankheitsanzeichen aus den 8 Betrieben über 3 Durchgänge, so fällt auf, dass die
Haptoglobinkonzentration dieser Tiere in der Anfangsmast, 3 Wochen nach dem
Umstallen, hoch signifikant (p< 0,001) höher ist als am Ende der Ferkelaufzucht (s.
Abb. 12).
Abb. 12: Vergleich der Haptoglobinmittelwerte (x ± s) aller Indikatortiere aus 8
Betrieben in der Ferkelaufzucht und zu Beginn der Mast über 3
Durchgänge
9898N =
Tiere aus 3 Durchgängen
Hap
togl
obin
(m
g/m
l)
1,8
1,6
1,4
1,2
1,0
,8
,6
,4
,2
0,0
Probenentnahme
FE
Mast
***
*** = hoch signifikant
86 ERGEBNISSE 4.2.2 Betriebsbezogener Vergleich der durchschnittlichen Haptoglobinkonzentration
von Indikatorgruppen
Die folgende Abb. 13 zeigt die bei den Indikatortieren der 8 Betriebe am Ende der
Ferkelaufzucht und 3 Wochen nach dem Einstallen in die Mast gemessenen
Haptoglobinplasmakonzentrationen. Dabei sind die Mediane der einzelnen Betriebe
zusammenfassend über 3 Durchgänge dargestellt.
Abb. 13: Vergleich der Haptoglobinmediane von Indikatorgruppen aus 8
Betrieben vor und nach dem Umstallen in die Mast
Bei der vergleichenden Betrachtung der 8 Betriebe fällt auf, dass die Medianwerte
der Betriebe 7 und 8 bei der Probenentnahme am Ende der Ferkelaufzucht unterhalb
der angenommenen physiologischen Grenze von 0,5 mg/ml für Haptoglobin liegen,
1410141210111413 1410141210111413N =
Betrieb
2221161512751
Hap
togl
obin
(m
g/m
l)
3,5
3,0
2,5
2,0
1,5
1,0
,5
0,0
-,5
Hp FE
HP Mast
1 2 3 4 5 6 7 8
Hp FE Hp Mast
�
ERGEBNISSE 87 wohingegen Betrieb 4 durch hohe Haptoglobinwerte am Ende der Ferkelaufzucht
auffällt. Darüber hinaus zeigt dieser als einziger Betrieb eine Reduktion der
Haptoglobinkonzentration 3 Wochen nach dem Aufstallen zur Mast, während die
Haptoglobinkonzentration aller anderen Betriebe zu diesem Zeitpunkt ansteigt.
Auch bei einer getrennten Betrachtung der einzelnen Untersuchungsdurchgänge
werden betriebsbedingte Unterschiede deutlich. Nach statistischer Berechnung ist
der Einfluss der Betriebszugehörigkeit in Durchgang 2 und 3 schwach signifikant
(p2=0,01, p3= 0,048) und zeigt in Durchgang 1 keine Signifikanz (p1=0,091).
Dagegen kann ein Einfluss der Jahreszeit, in der die einzelnen Durchgänge
stattfanden, auf die Haptoglobinkonzentration ausgeschlossen werden. Auch eine
Korrelation zwischen den Klimawerten und den Haptoglobinmittelwerten der
Indikatortiere zu den einzelnen Untersuchungszeitpunkten lag nicht vor.
In der folgenden Tab. 21 sind die Haptoglobinmittelwerte der Indikatortiere der
einzelnen Betriebe am Ende der Aufzucht und zu Beginn der Mast bezogen auf die 3
Untersuchungsdurchgänge dargestellt. Die Pfeile in der Spalte ∆∆ verdeutlichen, ob
die Haptoglobinkonzentration der Indikatortiere der jeweiligen Betriebe nach dem
Umstallen ansteigt (↓↓) oder abfällt (↑↑). Die grau unterlegten Felder kennzeichnen die
Haptoglobinmittelwerte der Indikatortiere der Betriebe, die an dem
Untersuchungszeitpunkt unterhalb der für Mastschweine physiologischen Grenze für
Haptoglobin von 0,5 mg/ml lagen.
88 ERGEBNISSE Tab. 21: Veränderung der Haptoglobinmittelwerte von Indikatorgruppen in 8
Betrieben am Ende der Aufzucht und zu Beginn der Mast je
Versuchsdurchgang
Betrieb Nummer Durch-gang
Hp-∅∅ (mg/ml) 1 2 3 4 5 6 7 8
FE 0,58 0,95 1,08 0,82 0,47 0,56 0,78 0,26
Mast 0,79 1,16 0,89 0,46 1,31 1,30 1,91 0,36
∆∆ ↑↑ ↑↑ ↓↓ ↓↓ ↑↑ ↑↑ ↑↑ ↑↑
1
n 4 4 4 4 5 4 4 4
FE 0,64 1,08 0,59 0,75 0,78 1,15 0,18 0,63
Mast 1,40 0,72 1,09 1,85 0,94 0,83 0,79 1,09
∆∆ ↑↑ ↓↓ ↑↑ ↑↑ ↑↑ ↓↓ ↑↑ ↑↑
2
n 5 5 3 3 5 5 3 5
FE 1,07 0,55 0,51 1,15 / 0,91 0,29 0,39
Mast 0,61 0,96 1,12 0,72 / 1,32 0,66 0,43
∆∆ ↓↓ ↑↑ ↑↑ ↓↓ / ↑↑ ↑↑ ↑↑
3
n 4 5 4 3 2 5 3 5
Bei Betrieb 5 konnten im 3. Durchgang keine Haptoglobinmittelwerte berechnet
werden, da nur von 2 klinisch unauffälligen Tieren sowohl am Ende der Aufzucht als
auch 3 Wochen nach dem Umstallen in die Mast Blutproben ausgewertet werden
konnten.
In 5 Fällen lagen die Betriebe im Haptoglobinmittelwert am Ende der Ferkelaufzucht
unter der physiologischen Grenze, zu Beginn der Mast in 3 Fällen. Insgesamt zeigte
sich eine Reduktion der Haptoglobinmittelwerte nach dem Umstallen in 6 von 24
Fällen, 18 mal stieg die Haptoglobinkonzentration nach dem Umstallen in die Mast.
ERGEBNISSE 89 Auffällig sind auch hier die Betriebe 4 und 8. Betrieb 8 lag bei 2 von 3 Durchgängen
sowohl am Ende der Ferkelaufzucht als auch zu Beginn der Mast im
Haptoglobinmittelwert der Indikatortiere unter 0,5 mg/ml und zeigte nach dem
Umstallen nur einen geringfügigen Anstieg, wohingegen bei Betrieb 4 in 2
Durchgängen eine Reduktion der Haptoglobinplasmakonzentration zu sehen ist, in
Durchgang 1 auf einen Haptoglobinwert von unter 0,5 mg/ml.
Betrieb 7 fällt in den Durchgängen 2 und 3 am Ende der Ferkelaufzucht durch
niedrige Haptoglobinmittelwerte (0,18 mg/ml bzw. 0,29 mg/ml) auf, die jedoch nach
dem Umstallen deutlich höher liegen. Nach dem Umstallen stieg auch hier die
Haptoglobinkonzentration über 0,5 mg/ml an.
Bei Betrieb 4 und 8 handelt es sich um Ferkelaufzüchter, die einen gemeinsamen
Mäster beliefern, der die Tiere am gleichen Tag in den gleichen Stall in benachbarte
Buchten einstallt (s. Tab. 5).
In Abb. 14 a-c sind die Haptoglobinmittelwerte der jeweiligen Indikatortiere dieser
beiden Betriebe am Ende der Ferkelaufzucht und 3 Wochen nach Umstallen in den
gleichen Mastbetrieb dargestellt.
90 ERGEBNISSE
a= Betrieb 4 in FE schwach signifikant zu Betrieb 8 in FE b= Betrieb 4 in FE n. s. zu Betrieb 4 in Mast c= Betrieb 8 in FE n. s. zu Betrieb 8 in Mast d= Betrieb 4 in Mast n. s. zu Betrieb 8 in Mast
Abb. 14a: Veränderung der Haptoglobinmittelwerte (x ± s) bei Indikatorgruppen
aus den Betrieben 4 und 8 im 1. Durchgang
Im 1. Durchgang unterscheiden sich die Haptoglobinwerte der Indikatortiere am Ende
der Ferkelaufzucht schwach signifikant (p=0,044). Betrieb 8 fällt hier durch einen
niedrigen Haptoglobinmittelwert von 0,264 mg/ml auf.
Nach gemeinsamem Einstallen bleiben die Tiere aus Betrieb 8 weiterhin unter 0,5
mg/ml, bei den Tieren aus Betrieb 4 liegt der Haptoglobinmittelwert nach dem
Zusammenstallen mit 0,46 mg/ml ebenfalls unter der physiologischen Grenze und
unter dem Wert in der Ferkelaufzucht (n. s.). Zwischen beiden Herkünften liegt kein
signifikanter Unterschied mehr vor.
44 44N =
Durchgang 1
MastFerkelerzeugung
Hap
togl
obin
(m
g/m
l)3,0
2,5
2,0
1,5
1,0
,5
0,0
Betrieb 4
Betrieb 8
a,b
a,c
b,d c,d
Ferkelaufzucht
ERGEBNISSE 91
Abb. 14b: Veränderung der Haptoglobinmittelwerte (x ± s) bei Indikatorgruppen
aus den Betrieben 4 und 8 im 2. Durchgang
Im 2. Durchgang liegen die Haptoglobinmittelwerte beider Betriebe bereits am Ende
der Ferkelaufzucht oberhalb der Grenze von 0,5 mg/ml und zeigen keinen
signifikanten Unterschied, weder am Ende der Ferkelaufzucht noch zu Beginn der
Mast.
55 33N =
Durchgang 2
MastFerkelerzeugung
Hap
togl
obin
(m
g/m
l)3,0
2,5
2,0
1,5
1,0
,5
0,0
Betrieb 4
Betrieb 8
a,b a,c
b,d
c,d
a= Betrieb 4 in FE n. s. zu Betrieb 8 in FE c= Betrieb 8 in FE n. s. zu Betrieb 8 in Mast b= Betrieb 4 in FE n. s. zu Betrieb 4 in Mast d= Betrieb 4 in Mast n. s. zu Betrieb 8 in Mast
Ferkelaufzucht
92 ERGEBNISSE
Abb. 14c: Veränderung der Haptoglobinmittelwerte (x ± s) bei Indikatorgruppen
aus den Betrieben 4 und 8 im 3. Durchgang
Im 3. Durchgang unterscheiden sich die Haptoglobinmittelwerte beider Betriebe am
Ende der Ferkelaufzucht signifikant (p=0,01), der Haptoglobinmittelwert von Betrieb 8
liegt mit 0,39 mg/ml unter der physiologischen Grenze.
Nach gemeinsamem Einstallen zeigt sich hier einen Annäherung der
Haptoglobinwerte beider Betriebe. Betrieb 8 liegt mit 0,43 mg/ml immer noch unter
der physiologischen Grenze und es liegt kein signifikanter Unterschied zwischen
beiden Betrieben mehr vor.
a= Betrieb 4 in FE signifikant zu Betrieb 8 in FE b= Betrieb 4 in FE n. s. zu Betrieb 4 in Mast c= Betrieb 8 in FE n. s. zu Betrieb 8 in Mast d= Betrieb 4 in Mast n. s. zu Betrieb 8 in Mast
55 33N =
Durchgang 3
MastFerkelerzeugung
Hap
togl
obin
(m
g/m
l)3,0
2,5
2,0
1,5
1,0
,5
0,0
Betrieb 4
Betrieb 8
b,d
a,b
c,d a,c
Ferkelaufzucht
ERGEBNISSE 93 4.2.3 Ergebnisse der Beurteilung der Beobachtungsgruppen und der klinischen
Untersuchung der Einzeltiere
Die Ergebnisse der adspektorischen Beurteilung der Atemwegsgesundheit der
Beobachtungsgruppen (ca. 100 Tiere) sind in Tab. 22 dargestellt. Die
Atemwegsgesundheit ist insgesamt in den drei Durchgängen als sehr gut bis mäßig
einzustufen, eine schlechte Bewertung kam nicht vor.
Bei 3 Indikatortieren konnten durch die klinische Untersuchung Anzeichen einer
Atemwegsinfektion festgestellt werden.
Tab. 22 Index für die Atemwegsgesundheit der Beobachtungsgruppen in den
einzelnen Betrieben pro Durchgang
Beurteilung der Atemwegsgesundheit der Beobachtungsgruppe Betrieb Nummer Durchgang 1 Durchgang 2 Durchgang 3
FE1 Mast1 FE2 Mast2 FE3 Mast3 1 6 4 5 2 4 3 2 3 3 4 5 3 4 3 /* 3 2 3 5 3 4 2 3 5 6 5 3 5 3 4 4 3 /* 4 6 2 4 3 3 3 5 7 2 3 3 3 3 3 8 5 3 4 6 5 3
Index: 2: sehr gut 3: gut 4-6: mäßig 7-8: schlecht
Mit Hilfe der statistischen Kenngröße OR ist auf Grundlage der Haptoglobinwerte der
einzelnen Indikatortiere (n=98) am Ende der Ferkelaufzucht eine Risikoabschätzung
für die Atemwegsgesundheit der dazu gehörigen Beobachtungsgruppe in der
Anfangsmast durchgeführt worden. Liegen die Haptoglobinkonzentrationen der
einzelnen Indikatortiere am Ende der Ferkelaufzucht über 0,5 mg/ml, so ist das
*Die fehlende Beurteilung der Gesamtgruppe in 2 Fällen liegt daran, dass schon ein Teil der Gesamtgruppe in den Maststall umgestallt bzw. verladen worden war
94 ERGEBNISSE Risiko für die dazu gehörige Beobachtungsgruppe, in der Anfangsmast bezüglich der
Atemwegsgesundheit schlechter (≤4) eingeschätzt zu werden, 2,6-fach erhöht.
Bezieht man die durchschnittlichen Haptoglobinmittelwerte der einzelnen
Indikatorgruppen (n=22) am Ende der Ferkelaufzucht auf die Atemwegsgesundheit
der dazu gehörigen Beobachtungsgruppe in der Mast, ergibt sich bei statistischer
Hochrechnung eine OR von 2,8.
ERGEBNISSE 95 4.2.4 Serologische Befunde der Indikatortiere
Zusätzlich zu den Haptoglobinkonzentrationen liegen serologische Ergebnisse
bezogen auf Influenza, A.pp. und PRRS vor, die in Abb. 15 für die einzelnen
Untersuchungsdurchgänge dargestellt sind.
Abb. 15: Anzahl an Indikatortieren aus 8 Betrieben mit positiver Serologie für
Influenza, A.pp.. und PRRS am Ende der Ferkelaufzucht und zu Beginn
der Mast in 3 Durchgängen
In Durchgang 1 und 2 konnten nur positive PRRS-Antikörper-Titer nachgewiesen
werden.
Im 3. Untersuchungsdurchgang zeigten 5 Tiere am Ende der Ferkelaufzucht einen
positiven Titer für Influenza, 1 Tier war zu Beginn der Mast A.pp.-positiv.
Durchgang
321
Anz
ahl d
er T
iere
30
25
20
15
10
5
0
Influenza FE
A.pp. FE
PRRS FE
Influenza Mast
A.pp. Mast
PRRS Mast
13
26
10
29
5
17
24
96 ERGEBNISSE Ein fraglicher Titer für Influenza konnte bei 3 Tieren am Ende der Aufzucht und bei
einem Tier zu Beginn der Mast ermittelt werden, 2 Tiere hatten in diesem Durchgang
einen fraglichen Titer für A.pp. am Ende der Aufzucht und 2 am Anfang der Mast. Ein
Anstieg des Antikörpertiters für A.pp. wurde erst gegen Ende der Mast ermittelt.
Insgesamt waren 58 Tiere in den 3 Durchgängen am Ende der Aufzucht PRRS-
negativ, davon zeigten 39 Tiere (67%) nach dem Umstallen eine Serokonversion für
PRRS. Betrachtet man die Tiere, die in den einzelnen Durchgängen eine
Serokonversion für PRRS zeigten, ergibt sich ein Prozentsatz von 39% im 1.
Durchgang, 56% im 2. und 23% im 3. Durchgang (s. Tab. 23). Bei Tieren mit
nachgewiesener Serokonversion kann in 2 Durchgängen ein schwach signifikanter
Anstieg der Haptoglobinmittelwerte in der Anfangsmast festgestellt werden.
Tab. 23: Durchschnittliche Haptoglobinplasmakonzentration (x) und PRRS-
Serokonversion bei Tieren ohne klinisch auffällige Krankheitsbefunde
Durch-gang
Anzahl Tiere (n=39)
Hp FE (xx) (mg/ml)
Hp Mast (xx) (mg/ml)
Signifikanz PRRS-Sero-konversion
1 n=13 0,68 1,03 * 39% 2 n=19 0,76 1,06 * 56% 3 n=7 0,68 0,88 n. s. 23%
Mit Hilfe der Odds Ratio lässt sich anhand der Haptoglobinwerte der Indikatortiere
am Ende der Ferkelaufzucht eine Risikoabschätzung für eine Serokonversion zu
Mastbeginn vornehmen. Für die Tiere, die am Ende der Ferkelaufzucht
Haptoglobinwerte von >>0,5 mg/ml aufwiesen, kann in Bezug auf eine Serokonversion
für PRRS zu Mastbeginn eine Odds Ratio mit dem Faktor 2 berechnet werden. Die
Berechnung der Odds Ratio für die Tiere, die am Ende der Ferkelaufzucht
Haptoglobinwerte von >>0,5 mg/ml aufwiesen, ergibt in Bezug auf die Tiere mit
positiver bzw. negativer Gesamt-Serologie (positiv = Serokonversion gegen
mindestens einen der Erreger A.pp., Influenza-Virus oder PRRS-V) zu Mastbeginn
einen Risikofaktor von 1,86.
ERGEBNISSE 97 Die Tab. 24 gibt eine Übersicht über verschiedene Odds Ratios bezogen auf eine
PRRS-Serokonversion zu Beginn der Mast bei unterschiedlichen Haptoglobin-
grenzwerten am Ende der Ferkelaufzucht.
Tab. 24: Übersicht über verschiedene Odds Ratios für eine PRRS-
Serokonversion zu Beginn der Mast bei unterschiedlichen Haptoglobin-
grenzwerten am Ende der Ferkelaufzucht
Haptoglobin (mg/ml) am Ende der Ferkelaufzucht
OR für eine PRRS-Serokonversion zu Mastbeginn
≤≤ 0,50 / >> 0,50 2 ≤≤ 0,55 / >> 0,55 2,36 ≤≤ 0,60 / >> 0,60 3,06 ≤≤ 0,65 / >> 0,65 2,73 ≤≤ 0,70 / >> 0,70 2,11
Die beste Risikoabschätzung für eine PRRS-Serokonversion zu Mastbeginn ergibt
sich bei einem gewählten Haptoglobingrenzwert von 0,6 mg/ml am Ende der
Ferkelaufzucht.
Der Einfluss einer positiven Serologie für Influenza oder A.pp. alleine lässt sich
aufgrund der geringen Anzahl der Fälle nicht auswerten.
Bei gezielter Betrachtung der Betriebe 4 und 8 wird deutlich, dass in den 3
Untersuchungsdurchgängen in diesen beiden Betrieben lediglich PRRS eine Rolle
spielte. Positive Antikörpertiter für Influenza bzw. A.pp. lagen zu keinem der
Untersuchungszeitpunkte vor.
Die folgende Tab. 25 gibt einen Überblick über die Serologie (bezogen auf PRRS)
der Indikatortiere aus Betrieb 4 und 8 am Ende der Ferkelaufzucht und in der Mast.
98 ERGEBNISSE Tab. 25: Anzahl der Indikatortiere mit positiver PRRS-Serologie in Betrieb 4 und 8
n=Anzahl PRRS-positiver Tiere (bezogen auf Gesamtzahl) Durchgang 1 Durchgang 2 Durchgang 3
Betrieb Nr.
FE 1 Mast 1 FE 2 Mast 2 Fe 3 Mast 3 4 1 (4) 4 (4) 3 (3) 3 (3) 3 (3) 3 (3) 8 0 (4) 3 (4) 0 (5) 5 (5) 3 (5) 5 (5)
Bei Betrieb 4 zeigte sich im 1. Durchgang nach dem Umstallen bei 3 Tieren eine
Serokonversion für PRRS, in Durchgang 2 und 3 waren die Tiere schon am Ende der
Ferkelaufzucht PRRS-positiv.
Die Tiere des Betriebes 8 waren am Ende der Ferkelaufzucht in Durchgang 1 und 2
PRRS-negativ und zeigten bis auf eines in Durchgang 1 alle eine Serokonversion
nach dem Umstallen in die Mast. Im 3. Untersuchungsdurchgang konnte bei 3 Tieren
am Ende der Ferkelaufzucht ein positiver PRRS-Titer nachgewiesen werden, 2 Tiere
zeigten eine Serokonversion zu Beginn der Mast.
4.2.5 Beziehungen zwischen der Haptoglobinkonzentration und mikrobiologischen
Befunden aus Lungenspülung und Schlachtlungen
Die Auswertung bezieht sich auf insgesamt 18 Tiere aus den Betrieben A-C, die zu
beiden Untersuchungszeitpunkten klinisch gesund waren und von denen am
Schlachthof eine Blutprobe gewonnen werden konnte.
Die mikrobiologischen Befunde zum Zeitpunkt der Lungenspülung sind in Tab. 26
dargestellt.
ERGEBNISSE 99 Tab. 26: Mikrobiologische Befunde der Lungenspülung bei Tieren aus Betrieb
A-C am Ende der Ferkelaufzucht
Mikrobiologische Befunde Betrieb Nr. Tier
Nr. Str. suis B.
bronch. Haem. para-suis
Str. der Gruppe
C
Staph. aureus
Hp (mg/ml)
A/2 X X X - - 1,13 A/3 - - - X - 1,26 A/7 A/8
X X
X X
- - X X
0,93 0,46
A
A/9 - - - - - 0,79 B/3 X - - X - 0,81 B/4 X - X X 1,19 B/1 B/5
X X
- - - - 0,29 0,24
B
B/7 B/9
B/10
X X X
- X X X
- - 0,66 0,62 0,65
C/2 C/6
- X X
- - - 0,79 3,80
C
C/3 C/4 C/5
C/10
X X X X
X X X X
- - - 0,80 0,72 0,73 1,93
Bei den Tieren C/6 und C/10, bei denen die höchsten Haptoglobinwerte ermittelt
werden konnten, handelt es sich um zwei Tiere mit einem Influenza-Titer von 1:160,
der als fraglich eingestuft wurde.
Die Tiere des Betriebes A waren bis auf ein Tier PRRS-positiv. Dieses zeigte eine
Serokonversion 3 Wochen nach dem Umstallen in die Mast. In den beiden anderen
Betrieben konnte weder am Anfang der Ferkelaufzucht noch zu Beginn der Mast ein
positiver PRRS-Titer nachgewiesen werden.
Zu Beginn der Mast hatte ein klinisch unauffälliges Tier einen fraglichen A.pp.-Titer.
Ein Schwein, das aufgrund der klinisch auffälligen Krankheitsbefunde „Husten“ und
„umfangsvermehrtes Gelenk“ auffiel, hatte einen positiven A.pp.-Titer und zu diesem
Zeitpunkt einen Haptoglobinwert von 2,13 mg/ml.
100 ERGEBNISSE Insgesamt konnten bei 16 dieser Tiere auf dem Schlachthof die Lungen entnommen
werden. Bei der mikrobiologischen Untersuchung wurde bei 5 Lungen ein positiver
Befund erhoben. Die Ergebnisse der mikrobiologischen und histologischen
Untersuchung der Schlachtlungen sind in Tab. 27 dargestellt.
Tab. 27: Histologie und Mikrobiologie der Schlachtlungen von 16 Tieren aus
Betrieb A-C
Betrieb Nr.
Tier Nr. Mikrobiologie Patho-Histologie Hp (mg/ml)
A/2 mgr. P. mult. ? 0,41 A/3 hgr. Str. suis, hgr.
P. mult. PNP 1,50
A/7 mgr. Str. suis, ggr. P. mult.
ggr. kat.-eitrige BP, multifokal Nekrosen, Riesenzellen *
0,73
A/8 o.b.B. ? 0,15
A
A/9 o.b.B. ? 0,10 B/4 o.b.B. o.b.B. 0,51 B/5 o.b.B. o.b.B. 0,80 B/7 mgr. Str. suis o.b.B. 0,51 B/9 o.b.B. o.b.B. 0,66
B
B/10 o.b.B. o.b.B. 0,59 C/2 o.b.B. o.b.B 0,27 C/3 o.b.B. o.b.B 0,24 C/4 hgr. P. mult. ggr. interstitielle Pneumonie 0,17 C/5 o.b.B. ggr. Alveolarhistiozytose 0,15 C/6 o.b.B. ggr. Prolif. des BALT 2,02
C
C/10 o.b.B. mgr. bronchointerst. Pneumonie, VD auf Mycoplasmen-Infektion
0,35
* Eine Untersuchung auf PCV2 mittels PCR verlief positiv
? Die 3 fehlenden histologischen Befunde erklären sich aus Schwierigkeiten bei der genauen
Zuordnung der histologischen Präparate zu den Tiernummern
Betrachtet man die Haptoglobinkonzentration dieser Tiere im Schlachtblut in
Abhängigkeit von einem auffälligen bzw. unauffälligen histologischen Lungenbefund,
zeigen die Tiere mit negativem Befund einen grenzwertigen Haptoglobinmittelwert
ERGEBNISSE 101 (0,51 mg/ml), der Haptoglobinmittelwert der Tiere mit auffälliger Histologie ist um den
Faktor 2 erhöht und liegt mit einer Konzentration von 1,04 mg/ml über dem
angenommenen physiologischen Grenzwert (n. s.).
102 ERGEBNISSE Haptoglobinverlauf bei Betrieb D
Bei Betrieb D handelt es sich um den 4. Betrieb, in dem Lungenspülungen
durchgeführt wurden. Im Gegensatz zu den drei anderen Betrieben erfolgte hier die
erste Blutentnahme zur Haptoglobinbestimmung vor der Lungenspülung.
Die mittleren Haptoglobinkonzentrationen der Indikatortiere zu den einzelnen
Untersuchungszeitpunkten sind in Abb. 16 dargestellt.
Abb. 16: Haptoglobinverlauf (x ± s) bei Tieren aus Betrieb D zu verschiedenen
Untersuchungszeitpunkten
a= Hp vor Narkose und LSP schwach signifikant zu Hp nach Narkose und LSP (p=0,022) b= Hp vor Narkose und LSP n. s. zu Hp 8 Tage nach Umstallen c= Hp vor Narkose und LSP signifikant zu Hp 21 Tage nach Umstallen (p=0,006) d= Hp vor Narkose und LSP n. s. zu Hp 1 Tag vor Transport e= Hp 1 Tag vor Transport schwach signifikant zu Hp am Schlachthof (p=0,044)
77991010N =
Zeitpunkt der Haptoglobinbestimmung
am Schlachthof
1 Tag vor Transport
21 Tg. n. Umstallen
8 Tg. n. Umstallen
nach NRK und LSP
vor NRK und LSP
Hap
togl
obin
(m
g/m
l)
1,8
1,6
1,4
1,2
1,0
,8
,6
,4
,2
a b
d,e
e
a,b,c,d
c
ERGEBNISSE 103 Die beiden zusätzlichen Blutuntersuchungen nach der Lungenspülung bzw. 1 Tag
vor dem Transport zum Schlachthof werden in einem gesonderten Kapitel
berücksichtigt.
Die unterschiedliche Anzahl ausgewerteter Tiere ergibt sich aufgrund der klinischen
Untersuchung. Ein Tier wurde als Kümmerer bei den Proben am 8. und 21. Tag nach
dem Umstallen in die Mast ausgesondert, am Ende der Mast hatten 2 Tiere ein
umfangsvermehrtes Gelenk, ein weiteres Tier fiel durch eine hochgradige Bronchitis
auf.
Wie bei fast allen Betrieben zeigt sich auch hier ein signifikanter Anstieg (p=0,006)
der Haptoglobinplasmakonzentration vom Ende der Ferkelaufzucht (0,80 mg/ml) zum
21. Tag nach dem Umstallen (1,23 mg/ml), wohingegen die mittlere
Haptoglobinkonzentration im Blut am 8. Tag nach dem Umstallen (0,78 mg/ml) im
Vergleich zum Ausgangswert nahezu unverändert bleibt.
Sowohl im Ferkelaufzuchtbetrieb als auch im Maststall zeigte ein großer Teil der
Gesamtgruppe mittelgradigen Husten und hochgradiges Schniefen, viele Tiere fielen
durch tränende Augen auf.
Bei Betrachtung der Serologie fällt auf, dass alle 10 Tiere mit negativer Serolgie in
den Mastbetrieb eingestallt wurden. Im Verlauf der Anfangsmast spielte nur eine
Serokonversion für PRRS eine Rolle. Der Verlauf der PRRS-Titer ist in Abb. 17
dargestellt.
104 ERGEBNISSE
Abb. 17: PRRS-Titerverlauf bei Tieren aus Betrieb D am Ende der
Ferkelaufzucht, zu Beginn der Mast und am Schlachthof
Ein Tier wurde bereits eine Woche nach dem Umstallen in den Mastbetrieb PRRS-
positiv, alle anderen Tiere zeigten eine Serokonversion zu 3 Wochen nach dem
Einstallen. Bis zum Ende der Mast blieben bis auf Tier 9 alle anderen PRRS-positiv.
Von den 10 durch klinische Untersuchung als gesund eingestuften Tieren wurde
durch die Lungenspülung bei 6 Tieren am Ende der Ferkelaufzucht ein positiver
mikrobiologischer Befund erhoben. Bei 2 Tieren wurde Str. suis (1x ggr., 1x mgr.)
FERKEL / Ohrmarkennummer
10987654321
PR
RS
-Tite
r-S
tufe
n
6
5
4
3
2
1
0
PRRS-Titer am Ende
der Ferkelaufzucht
PRRS-Titer 8 Tage
nach Umstallen
PRRS-Titer 21 Tage
nach Umstallen
PRRS-Titer am
Schlachthof
ERGEBNISSE 105 nachgewiesen, bei den anderen 4 Tieren Haem. parasuis (2x ggr., 2x mgr.).
Vergleicht man die Haptoglobinmittelwerte der Tiere mit bzw. ohne positiven
Erregernachweis, ergibt sich bei den Tieren mit positivem mikrobiologischem Befund
ein höherer Haptoglobinmittelwert (0,86 mg/ml) als bei Tieren mit negativem Befund
(0,66 mg/ml), der Unterschied ist nicht signifikant.
Bei der mikrobiologischen Untersuchung der auf dem Schlachthof entnommenen
Lungen konnte bei 2 Tieren B. bronch. (1x ggr., 1x hgr.) und bei einem weiteren Tier
ein hochgradiger Befall mit P. mult. nachgewiesen werden.
Die Haptoglobinwerte der einzelnen Tiere sowie der klinische, mikrobiologische,
serologische und pathologisch-histologische Befund sind in Tab. 28 dargestellt.
Tab. 28: Befunde der Tiere aus Betrieb D auf dem Schlachthof
Tier Nr.
Klinik Serologie Mikro-biologie
Patho-Histologie Hp (mg/ml)
1 o.b.B PRRS pos. o.b.B. o.b.B. 1,46 2 dickes
Gelenk PRRS pos. A.pp. pos
hgr. B. bronch.
ggr. kat.-eitrige BP VD auf Mycoplasmen-Infektion
1,01
3 o.b.B. PRRS pos. ggr. B. bronch.
ggr. kat.-eitrige BP mgr. chron. Pleuritis
0,72
4 dickes Gelenk
PRRS pos. (auch PCR)
o.b.B. PNP 3,21
5 o.b.B PRRS pos. A.pp. fragl.
o.b.B. o.b.B. 1,43
6 o.b.B. PRRS pos o.b.B. Atelektase, viele Entzündungs-zellen und Mucus, VD auf Mycoplasmen-Infektion
0,64
7 o.b.B. PRRS pos A.pp. fragl.
o.b.B. teils Atelektase, sonst o.b.B. 0,36
8 o.b.B. PRRS pos o.b.B. teils Atelektase, sonst o.b.B. 0,30 9 o.b.B. A.pp. fragl. o.b.B. teils Atelektase, sonst o.b.B. 0,92
10 Husten, Bron-chitis
PRRS pos. A.pp. fragl.
hgr. P. mult.
Atelektase, viele Entzündungs-zellen und Mucus, VD auf Mycoplasmen
2,68
106 ERGEBNISSE Der höchste Haptoglobinwert konnte bei Tier 4 ermittelt werden, das in der Sektion
die Anzeichen einer „Porzinen nekrotisierenden und proliferativen Pneumonie“
zeigte. Bei der klinischen Untersuchung fiel dieses Tier nicht durch die Anzeichen
einer Atemwegsinfektion, sondern durch ein umfangsvermehrtes Gelenk auf.
Das Tier Nr. 10 mit dem klinischen Befund einer hochgradigen Atemwegsinfektion
hat mit einem Haptoglobinwert von 2,68 mg/ml den zweithöchsten Haptoglobinwert
aus dieser Gruppe.
4.2.6 Einfluss einer Lungenspülung auf die Haptoglobinkonzentration
Um den Einfluss der Lungenspülungen unter Narkose auf den Haptoglobinwert
beurteilen zu können, werden bei Betrieb D die Haptoglobinwerte kurz nach der
Sedation (5-15 min später) und nach Beendigung der Lungenspülung vergleichend
betrachtet.
Bei 7 Tieren ergibt sich ein Anstieg des Haptoglobinwertes nach der Lungenspülung,
2 Tiere bleiben auf gleichem Niveau, bei einem Tier sinkt der Haptoglobinwert
geringgradig.
Vergleicht man die mittleren Haptoglobinwerte aller 10 Tiere dieses Betriebes vor
und nach der Lungenspülung, ergibt sich ein schwach signifikanter (p=0,022) Anstieg
des Parameters (s. Abb. 18).
ERGEBNISSE 107
Abb. 18: Haptoglobinvergleich vor und nach einer Lungenspülung bei 10 Tieren
aus Betrieb D
4.2.7 Einfluss des Transportes und der Schlachtung auf die Haptoglobin-
konzentration
Zur Beurteilung, inwieweit der Transport und die Schlachtung eine Auswirkung auf
den Haptoglobinwert haben, wurden von allen 10 Tieren des Betriebs D und 5 Tieren
des Betriebs A Blutproben vom Vortag der Schlachtung sowie vom Schlachtband
vergleichend auf Haptoglobin untersucht.
In Abb. 19 ist der Unterschied des Haptoglobinwertes vor bzw. nach Schlachtung
und Transport bezogen auf die beiden Betriebe dargestellt.
*
1010N =
Zeitpunkt der Probenentnahme
nach Narkose und LSPvor Narkose und LSP
Hap
togl
obin
(m
g/m
l)1,6
1,4
1,2
1,0
,8
,6
,4
*
*= schwach signifikant
108 ERGEBNISSE
Abb. 19: Haptoglobinvergleich (x ± s) 1 Tag vor dem Transport zum Schlachthof
und am Schlachtband am Beispiel von 15 Tieren aus 2 Betrieben
Sowohl bei den Tieren des Betriebs A als auch bei den Tieren des Betriebs D zeigt
sich ein niedrigerer Haptoglobinwert im Schlachtblut im Vergleich zum Vortag. Der
Abfall des Haptoglobinspiegels ist schwach signifikant (p=0,044) bei Betrieb D und
signifikant (p=0,007) bei Betrieb A.
105 105N =
Betrieb
DA
Hap
togl
obin
(m
g/m
l)
3,0
2,5
2,0
1,5
1,0
,5
0,0
Zeitpunkt
1 Tag vor Transport
am Schlachthof
**
*
**= Betrieb A Zeitpunkt vor Transport signifikant zum Zeitpunkt am Schlachthof
* = Betrieb D Zeitpunkt vor Transport schwach signifikant zum Zeitpunkt am Schlachthof
ERGEBNISSE 109 4.3 PRRS-Impfstudie
4.3.1 Veränderung der Haptoglobinkonzentration im Blut nach einer PRRS-
Wiederholungsimpfung
Der Verlauf der Haptoglobinkonzentrationen der klinisch gesunden Tiere ist in Abb.
20 in Form von Boxplots dargestellt. Der errechnete Haptoglobinmittelwert der
klinisch gesunden Sauen am Tag 0 liegt bei 1,31 mg/ml (gestrichelte Linie). Die
eingetragenen Signifikanzen beziehen sich jeweils auf den Tag 0 vor der Impfung.
96667665668N =
TAG42
TAG28
TAG21
TAG14
TAG10
TAG7
TAG4
TAG3
TAG2
TAG1
TAG0
Hap
togl
obin
(m
g/m
l)
3,0
2,5
2,0
1,5
1,0
,5
0,0
-,5
a b
c
d
a,b,c,d
a: Tag 1 signifikant zu Tag 0 c: Tag 4 hoch signifikant zu Tag 0 b: Tag 2 schwach signifikant zu Tag 0 d: Tag 42 hoch signifikant zu Tag 0
Probeentnahmetag
�
Basalwert an Tag 0
Abb.: 20: Haptoglobinverlauf nach einer PRRS-Wiederholungsimpfung
�
110 ERGEBNISSE Das Vorliegen einer entzündlichen Veränderung an einem Untersuchungstag führte
bei dem jeweiligen Tier auch zum Ausschluss aus der Auswertung 2-3 Tage zuvor,
so dass bei der Auswertung an den einzelnen Untersuchungstagen unterschiedliche
Tierzahlen vorkommen.
Betrachtet man die Haptoglobinwerte der Tiere in den ersten Tagen nach der
Impfung, zeigt sich an den ersten 4 Tagen ein erhöhter Haptoglobinwert, der
bezogen auf den Ausgangswert an Tag 1 signifikant (p=0,003), an Tag 2 schwach
signifikant (p=0,041) sowie an Tag 4 hoch signifikant (p=0,001) ansteigt. Bis zum Tag
14 sinkt der Haptoglobinwert dann unter das Ausgangsniveau.
Auffällig ist ein erneuter Anstieg der Haptoglobinwerte von Tag 14 bis zum Tag 42
auf einen Wert, der hoch signifikant (p<0,001) über dem Ausgangswert liegt.
4.3.2 Veränderungen des PRRS-Antikörpertiters nach einer PRRS-
Wiederholungsimpfung
Betrachtet man hierzu im Vergleich die Veränderung der PRRS-Antikörpertiter eben
dieser Tiere, zeigt sich zunächst ein Abfall des Antikörpertiters innerhalb der ersten
Tage, der als nicht signifikant einzustufen ist.
Ein beginnender Titeranstieg ist ab dem 7. Tag nach der Impfung zu ermitteln. Am
21. Tag liegt ein zum Ausgangswert signifikant (p=0,009) erhöhter Titer vor, am 28.
Tag ein schwach signifikant (p=0,035) und am 42. Tag nach der Impfung ein
signifikant (p=0,007) erhöhter Titer.
Der Verlauf der PRRS-Antikörpertiter der klinisch gesunden Tiere ist in Abb. 21
dargestellt. Die eingetragenen Signifikanzen beziehen sich jeweils auf den PRRS-
Titer am Tag 0.
ERGEBNISSE 111
Abb. 21: PRRS-Titerverlauf nach einer Wiederholungsimpfung
Probenentnahmetag
1
2
3
4
5
PR
RS
-Tite
r
n=8 n=6 n=6 n=5 n=6 n=6 n=7 n=6 n=6 n=6 n=9
0 1 2 3 4 7 10 14 21 28 42
a,b,c
a b
c
Probenentnahmetag
PR
RS
-Tit
er
a, c = signifikant, bezogen auf Tag 0 b = schwach signifikant, bezogen auf Tag 0
112 DISKUSSION 5. Diskussion
Der Einfluss einer Atemwegserkrankung als Sektionsbefund auf den
Haptoglobinspiegel
Aus 181 Blutproben von Läufer- und Mastschweinen, die aus diagnostischen
Gründen im Rahmen der Bestandsbetreuung zur Sektion gebracht wurden, wurde
nachträglich das Akute-Phase-Protein Haptoglobin bestimmt. Die Diagnose
„Atemwegserkrankung“ war ein Kriterium zur Vorselektion der zur Verfügung
stehenden Sektionsbefunde. Eine Aussage über die klinische Diagnostizierbarkeit
dieser Erkrankungen beim noch lebenden Tier war aufgrund der fehlenden
Vorberichte nicht möglich.
Im Mittel lagen die Haptoglobinwerte der Sektionstiere mit einem ausschließlichen
Atemwegsbefund bei 1,7 mg/ml und damit um das mehr als 3-fache höher als der
von LIPPERHEIDE et al. (2000b) angenommenen physiologische Grenzwert von 0,5
mg/ml. Nach Einteilung in Haptoglobinklassen konnte festgestellt werden, dass ca.
23% dieser Tiere sogar Werte über 2,5 mg/ml zeigten. Damit wird deutlich, dass die
im Blut der Sektionstiere vorherrschenden Haptoglobinkonzentrationen bei Nachweis
von pathomorphologischen Veränderungen im Respirationstrakt über den meisten in
der Literatur bekannten Werten von klinisch kranken Tieren liegen. KNURA-
DESZCZKA (2001) beispielsweise wies mit der gleichen Messmethode bei
Mastschweinen mit klinischen Befunden nur durchschnittliche Konzentrationen von
1-1,5 mg/ml nach.
Tendenziell zeigten sich bei Mehrfachbefunden im Thorax geringfügig höhere
Haptoglobinwerte als bei Monobefunden, allerdings ließ sich aufgrund der geringen
Tierzahl dieser Zusammenhang statistisch nicht absichern. Die Erhöhung des
Haptoglobinwertes durch Mehrfachbefunde lässt aber vermuten, dass mehrere
unterschiedliche Schädigungen einzelner Organe zu einer stärkeren Aktivierung der
APR führen.
DISKUSSION 113 Bei vergleichender Betrachtung aller Tiere, bei denen eine Monoinfektion mit Haem.
parasuis nachgewiesen werden konnte, bestätigte sich diese Annahme: Tiere mit
einer Kombination mehrerer Thoraxbefunde bzw. einer zusätzlichen Polyarthritis
zeigten deutlich höhere Haptoglobinwerte als solche, die nur eine kat.-eitrige
Bronchopneumonie aufwiesen.
Der Grad einer bestimmten Organschädigung am Beispiel der kat.-eitrigen
Bronchopneumonie als Einzelbefund jedoch hatte keinen Einfluss auf die Höhe des
Haptoglobinspiegels. Dieses Ergebnis deckt sich mit den Befunden von AMORY et
al. (2000), die ebenfalls keinen Zusammenhang zwischen Haptoglobinerhöhung und
Ausmaß der Organschädigung im Respirationstrakt feststellten. Eine vergleichende
Betrachtung der Haptoglobinwerte anderer Einzelbefunde im Thorax war statistisch
nicht möglich, da in den meisten Fällen gleichzeitig auch eine kat.-eitrige
Bronchopneumonie vorlag.
Betrachtet man die als akut oder chronisch eingestuften Befunde der Sektionstiere,
so zeigte sich in der Haptoglobinkonzentration der Blutproben beider Gruppen kein
signifikanter Unterschied. Aufgrund der Physiologie der APR (GRUYS et al., 1994,
KRÜGER et al., 1995, ALAVA et al., 1997) wäre jedoch eine deutlich höhere
Haptoglobinkonzentration bei akuten Organveränderungen zu erwarten gewesen
(KNURA-DESZCZKA, 2000). Auch HALL et al. (1992) wiesen bei einer akuten
Feldinfektion mit A.pp. 4-fach höhere, bei einer chronischen Infektion dagegen nur 2-
3-fach höhere Haptoglobinwerte bezogen auf den Normwert nach (s. Tab. 3).
Zum einen ist eine statistische Absicherung bei nur 3 Tiere mit chronischen
Befunden kaum möglich, zum anderen ist es schwierig, immer eine exakte
Unterscheidung zwischen akuten und chronischen Veränderungen anhand des
Sektionsbildes zu treffen. Fälschlicherweise können auch bei den als chronisch
beurteilten Veränderungen noch akute Komponenten unerkannt geblieben sein.
Auch beim Ausschluss von Zusatzbefunden könnten tiefer liegende akute
Veränderungen (Abszesse usw.) oder Erkrankungen in der Inkubationszeit ohne
Organmanifestation übersehen worden sein.
114 DISKUSSION Bei einer Monoinfektion mit Str. suis bzw. B. bronch. konnten Haptoglobinwerte um
die angenommene physiologische Grenze von 0,5 mg/ml (LIPPERHEIDE et al.,
2000b) gemessen werden. Auch FRANCISCO et al. (1996) fanden bei intranasaler
Infektion mit B. bronch. in Abhängigkeit von der Infektionsdosis signifikant niedrigere
Haptoglobinwerte im Vergleich zum Ausgangswert.
Im Gegensatz zu den eigenen Ergebnissen beschreiben KNURA-DESZCZKA (2000)
und TOUSSAINT (2000) eine signifikante Haptoglobin-Erhöhung bei experimenteller
Infektion von SPF-Ferkeln nach intravenöser Injektion hoher Dosen von Str. suis. Bei
Interpretation der eigenen Ergebnisse muss jedoch berücksichtigt werden, dass es
sich um eine Feldinfektion mit unbekanntem Infektionszeitpunkt handelte.
Gleichzeitig wurde im Gegensatz zu den oben beschriebenen Studien nur die
Organmanifestation im Thorax ausgewertet. Bei Str.-suis-Stämmen im
Respirationstrakt handelt es sich jedoch häufig auch um apathogene Stämme, so
dass nicht unbedingt mit einer APR zu rechnen ist, da von diesen Stämmen keine
pathologische Gewebsreaktion induziert wird.
Bei 2 Tieren konnte eine Infektion mit A.pp. diagnostiziert werden. Beide Tiere
zeigten sehr hohe Haptoglobinwerte von 1,85 bzw. 2,08 mg/ml. Diese Ergebnisse
stimmen mit den Untersuchungen von HALL et al. (1992) und HEEGARD et al.
(1998) überein, die eine schwach signifikante Erhöhung des Haptoglobinspiegels
nach experimenteller Infektion mit A.pp. beschreiben.
Der errechnete Haptoglobinmittelwert von 2,2 mg/ml bei einer Monoinfektion mit P.
mult. deckt sich mit den Messergebnissen von FRANCISCO et al. (1996), die bei
experimenteller Infektion mit steigenden Dosen von P. mult. steigende
Haptoglobinwerte ermittelten. Darüber hinaus fallen die Sektionstiere, bei denen P.
mult. als einziger Erreger nachgewiesen wurde, durch signifikant höhere
Haptoglobinkonzentrationen im Vergleich zu Monoinfektionen mit B. bronch., Haem.
parasuis und Str. suis auf.
DISKUSSION 115 Nur bei 2 Tieren konnte eine Monoinfektion mit dem PRRS-Virus diagnostiziert
werden. Die gemessenen Haptoglobinkonzentrationen lagen mit 0,29 bzw. 2,29
mg/ml weit auseinander. Da diese Einzelfälle nicht als repräsentativ anzusehen sind,
ist eine Mutmaßung über eventuelle Ursachen nicht sinnvoll.
Vergleicht man die Haptoglobinwerte von Mono- und Mischinfektionen, ergibt sich
gegenüber den Monoinfektionen ein signifikant höherer Haptoglobinwert bei den
bakteriellen und ein schwach signifikant höherer Haptoglobinwert bei den
Mischinfektionen aus Bakterien und Viren. Die Haptoglobinerhöhung bei einer
Mischinfektion läßt sich damit erklären, dass unterschiedliche Erreger zu
unterschiedlichen pathologischen Veränderungen und Organmanifestationen führen.
Zudem liegt oft ein Synergismus zwischen verschiedenen Erregern vor (EGER, 1999,
GROSSE BEILAGE, 1999), so dass eine stärkere Stimulation der APR möglich
erscheint.
116 DISKUSSION Der Einfluss einer Lungenspülung auf den Haptoglobinwert
An 10 Tieren wurde die Auswirkung einer Lungenspülung unter Narkose auf den
Haptoglobinwert untersucht. Es zeigte sich ein signifikant erhöhter Haptoglobinwert
nach Narkose und LSP. Als Ursache für den Haptoglobinanstieg muß zum einen der
Einfluss der Narkose, zum anderen auch der Einfluss der Lungenspülung diskutiert
werden.
Für eine systemische Reaktion auf die Narkose über den klassischen Weg der APP-
Synthese in den Hepatozyten erscheint die Zeitspanne von ca. 15-30 Minuten
zwischen der ersten und zweiten Blutprobe relativ zu kurz. Wahrscheinlicher ist, dass
der Haptoglobin-Anstieg mit der Durchführung der LSP und dem durch die Spülung
erfolgten mechanischen Reiz auf die Epithelzellen in der Lunge zusammenhängt.
Diese Annahme wird auch durch FRIEDRICHS et al. (1995) und DOBRYSZYKA
(1997) bestärkt, die eine Haptoglobinsynthese in den Epithelzellen der Lunge bei
Mäusen beschreiben. In Folgeuntersuchungen müßten der Einfluss einer Narkose
und LSP getrennt voneinander in vorher definierten Zeitabständen untersucht
werden.
Zusammenhang zwischen Haptoglobin und mikrobiologischen Ergebnissen der
Lungenspülung
Bei der Auswertung der mikrobiologischen Ergebnisse der Lungenspülungen in
Betrieb D konnte bei den Tieren mit positivem mikrobiologischem Befund jeweils nur
eine Erregerart nachgewiesen werden. Die Tiere mit einem positiven
Erregernachweis (n=6) wiesen zwar höhere Haptoglobinwerte auf als die Tiere mit
negativem Erregernachweis (n=4), allerdings war dieser Unterschied nicht signifikant.
Aus der Literatur ist bekannt, daß eine APR eine Reaktion des Organismus auf
Infektion, Gewebsverletzung oder Entzündung ist (ECKERSALL et al., 1995, ALAVA
et al., 1997). Ob und in welcher Form entzündliche Prozesse oder
DISKUSSION 117 pathomorphologische Veränderungen in der Lunge vorlagen, konnte mittels
Lungenspülung nicht geklärt werden.
Da die Lungenspülungen nur bei Tieren durchgeführt wurden, die keine auffälligen
klinischen Befunde aufwiesen, stellt sich hier die Frage, welche Voraussetzungen für
die Auslösung einer APR bei Infektionen gegeben sein müssen und welche Rolle die
Pathogenität des Erregers spielt. Wenn der Erreger lediglich auf der Oberfläche der
Schleimhäute des Respirationstraktes parasitiert, ohne eine pathologische
Gewebsreaktion auszulösen, wird der Erreger zwar mittels BAL nachgewiesen, eine
APR könnte jedoch ausbleiben. So wurden bei mehreren Tieren aus den Betrieben
A-D Erreger bei der BAL isoliert, die Haptoglobinwerte lagen jedoch im
physiologischen Bereich. Bei Str. suis und Haem. parasuis sind darüber hinaus auch
apathogene Stämme bekannt, so dass hier nicht unbedingt mit einer APR zu
rechnen ist.
Tritt dagegen eine immunologische Abwehrreaktion auf, ist eine APR wahrscheinlich.
KNURA-DESZCZKA (2000) postuliert, dass schon eine unspezifische
Abwehrreaktion des Organismus zu einer messbaren APR führt. Auch die
nachgewiesene Serokonversion gegen PRRS-V ohne Nachweis klinischer
Symptome führte sowohl in der Feld- als auch in der Impfstudie zu einem deutlichen
Haptoglobinanstieg.
Eine Erhöhung der Hp-Konzentration lag im Einzelfall auch ohne Erregernachweis
vor. Hierfür können auch andere Reaktionen verantwortlich sein, wie die
Untersuchungen zum Einfluss von Narkose und Lungenspülung zeigen. Eine nähere
Auswertung der mikrobiologischen Ergebnisse der Lungenspülungen in den
Betrieben A-C wurde aufgrund dieser Erkenntnis nicht vorgenommen, da die
Blutentnahme zur Hp-Bestimmung nach der BAL erfolgte. Darüber hinaus muss
berücksichtigt werden, dass die Tiere nicht auf jeden möglichen Erreger von
Atemwegsinfektionen untersucht wurden (z. B. Mycoplasmen, Chlamydien, porzines
respiratorisches Coronavirus).
118 DISKUSSION Haptoglobin und Lungenbefunde auf dem Schlachthof
Anhand der histologischen Ergebnisse der Schlachtlungen aus Betrieb A-C konnte
gezeigt werden, dass die Tiere mit einem auffälligen Lungenbefund durchschnittlich
doppelt so hohe Haptoglobinwerte aufwiesen wie die Tiere ohne Befund. Statistisch
abzusichern war dieser Zusammenhang aufgrund der geringen Anzahl von 13 Tieren
sowie einer großen Streuung der einzelnen Haptoglobinwerte jedoch nicht.
Berücksichtigt werden muss hierbei zusätzlich die Tatsache, dass keine weiteren
Ergebnisse einer Schlachtkörperuntersuchung vorlagen, da neben der
Lungenentnahme aufgrund der hohen Bandgeschwindigkeit keine weitere exakte
Befundaufnahme möglich war, d. h. mögliche zusätzliche Organveränderungen mit
Einfluss auf den Haptoglobinspiegel blieben unberücksichtigt.
Eine genaue Auswertung der einzelnen histologischen Lungenbefunde der 10 Tiere
aus Betrieb D war aufgrund der unterschiedlichen Befunde und der geringen Anzahl
von nur 2 Tieren ohne auffälligen histologischen Befund nicht möglich.
Es kann an dieser Stelle keine sichere Aussage über die unterschiedliche
Auswirkung verschiedener pathologischer Lungenveränderungen auf die
Haptoglobinplasmakonzentration gemacht werden.
Deutlich wird jedoch, wie auch in der Studie an Sektionstieren, dass
pathomorphologische Veränderungen des Atemtraktes zu einer Stimulation der APR
führen.
Der Einfluss von Transport und Schlachtung auf den Haptoglobinwert
Bei der Auswertung der Schlachtbefunde müssen noch weitere Einflussfaktoren auf
den Haptoglobinspiegel wie z. B. der kurz zuvor stattgefundene Transport zum
Schlachthof und die nachfolgende Betäubung berücksichtigt werden. An 15 Tieren
aus 2 Betrieben zeigte sich ein schwach signifikanter bzw. signifikanter Abfall des
Haptoglobinspiegels bei der Untersuchung des Schlachtblutes im Vergleich zu den
DISKUSSION 119 Proben des Vortages, den auch KNURA-DESZCZKA (2000) in eigenen
Untersuchungen bestätigen konnte.
Als mögliche Ursache für den Haptoglobinabfall müssen sowohl der Einfluss der
CO2-Betäubung in Betracht gezogen werden als auch die Tatsache, dass die
Haptoglobinbestimmung am Schlachthof aus Schlachtblut erfolgte und nicht wie bei
allen anderen Haptoglobinbestimmungen zuvor aus Blut vom lebenden Tier. Ob
hierdurch eine Veränderung der Haptoglobinkonzentration resultiert, ist aus der
Literatur nicht bekannt.
Zur genaueren Klärung dieser Fragestellung sollten in weitergehenden Versuchen
Blutentnahmen direkt vor der Betäubung, sofort im Anschluss beim noch lebenden
Tier sowie direkt aus der Vena jugularis beim Entbluten genommen werden.
Der Einfluss des Transportes dagegen kann weitgehend ausgeschlossen werden.
Die Arbeitsgruppe von PINIERO et al. (2001a) beschreibt zwar einen hoch
signifikanten (p ≤≤0,001) Anstieg von Haptoglobin und Pig-MAP nach einem Transport
über eine kurze Distanz (<<100 km) bei Einhaltung einer kurzen Ruhepause von ca.
45 Minuten vor der Schlachtung, legte den Basalwert allerdings im Nachhinein erst
einige Wochen nach erfolgtem Versuch fest. GYMNICH (2001) dagegen wies
anhand der Messung von Haptoglobin in einem 3-stündigen Transportversuch nach,
dass der Transport keinen Einfluss auf den Haptoglobinspiegel hat.
Der Einfluss einer Impfung gegen PRRS auf den Haptoglobinspiegel
Nach einer Wiederholungsimpfung gegen PRRS bei 10 tragenden Sauen zeigte sich
ein deutlicher Anstieg des Haptoglobinspiegels, wobei als Basalwert der
durchschnittliche Haptoglobinwert vor der Impfung von 1,31 mg/ml angesehen
wurde, da bisher noch keine Referenzwerte für tragende Sauen beschrieben sind.
Innerhalb der ersten 4 Tage nach der Impfung wurde erwartungsgemäß ein schwach
signifikanter bis hoch signifikanter Haptoglobinanstieg gemessen. Es handelte sich
120 DISKUSSION hier um eine Wiederholungsimpfung und nicht um einen Erstkontakt mit dem
Lebendimpfstoff. Durch die Impfung wurde eine messbare APR ausgelöst.
Auch DIEPERS (1998) und REKITT et al. (2001) fanden nach einer Impfung gegen
AK bzw. gegen AK, PRRS und Mycoplasmen erhöhte Haptoglobinwerte. HISS
(2001) beobachtete einen 10-fachen Haptoglobinanstieg nach einer PRRS-Impfung.
DIEPERS (1998) beschreibt insbesondere einen Haptoglobinanstieg nach einer
Wiederholungsimpfung von Mastschweinen gegen AK ab dem ersten Tag nach der
Impfung mit einem Peak am 2. Tag. Am 7. Tag nach der Impfung war das
Ausgangsniveau nahezu wieder erreicht.
In den eigenen Untersuchungen erreichten die Haptoglobinkonzentrationen der
Sauen zwischen dem 10. und 14. Tag nach der Impfung wieder das
Ausgangsniveau. Der ermittelte erneute Haptoglobinanstieg ab dem 14. Tag nach
der Impfung auf einen am 42. Tag hoch signifikant zum Ausgangswert erhöhten Wert
scheint mit einer erneuten Stimulation des Immunsystems im Zuge der
Antikörperproduktion zusammenhängen, da zeitgleich auch ein Antikörperanstieg
nachgewiesen wurde.
Betrachtet werden muß hierbei aber auch die Tatsache, dass es sich um Sauen
handelt, die sich gegen Ende des Versuchs im letzten Drittel der Trächtigkeit
befanden. Laut RICHTER (1973) hat die Trächtigkeit bei Sauen einen Einfluss auf
den Haptoglobinwert, denn der Autor fand gerade gegen Ende der Trächtigkeit
erhöhte Haptoglobinwerte. HISS et al. (2001) fanden signifikant höhere
Haptoglobinkonzentrationen bei laktierenden Sauen und Sauen nach dem Absetzen.
DISKUSSION 121 Haptoglobin in konventionellen Schweinemastbetrieben
Aus der Literatur ist bereits bekannt, dass die Haptoglobinmittelwerte von
Tiergruppen am Ende der Ferkelaufzucht häufig niedriger liegen als 21 Tage nach
dem Umstallen in die Mast (DIEPERS, 1998, PETERSEN et al., 1999, KNURA-
DESZCZKA, 2000, LIPPERHEIDE et al., 2000b). Dieser Zeitpunkt ist nach
PETERSEN et al. (2000) als Risikozeitraum für Gesundheitsstörungen anzusehen.
Auch in den eigenen Versuchsreihen wurden 3 Wochen nach Mastbeginn schwach
signifikant bis signifikant erhöhte Haptoglobinkonzentrationen festgestellt, ohne dass
klinisch auffällige Krankheitsbefunde bei den Indikatortieren vorlagen.
Da sich der Haptoglobinanstieg nicht auf klinisch manifeste Erkrankungen der
untersuchten Indikatortiere zurückführen lässt, sind zum einen subklinische
Erkrankungen (DIEPERS, 1998, KNURA-DESZCZKA, 2000, LIPPERHEIDE et al.,
2000b), aber auch das Auseinandersetzen mit einem neuen Erregerspektrum im
Sinne einer Stimulation des Immunsystems, z. T. bedingt durch das
Zusammenstallen von Mastgruppen aus verschiedenen Herkünften (ROLLE u.
MAYR, 1993) bzw. durch verschiedene Betriebseinflüsse zu diskutieren.
Haptoglobin und Betriebseinfluss
In vorangegangenen Untersuchungen konnte ein signifikanter Einfluss des Faktors
Betrieb auf die Haptoglobinkonzentration festgestellt werden (PETERSEN et al.,
1999, KNURA-DESZCZKA, 2000, GYMNICH, 2001). KNURA (2000b) und
LIPPERHEIDE et al. (2000a) stellten beim Vergleich zweier geschlossener
Mastbetriebe mit unterschiedlichem Hygienestatus bei klinisch gesunden Tieren
sowohl schwach signifikante Unterschiede in der Haptoglobinplasmakonzentration
der Blutproben am Ende der Aufzucht und 3 Wochen nach dem Aufstallen in die
Mast als auch schwach signifikante Mittelwertsunterschiede zwischen den beiden
Betrieben fest. In den eigenen Untersuchungen bestätigte sich der signifikante
Einfluss des Betriebes auf den Haptoglobinwert.
122 DISKUSSION Haptoglobin beim Zusammenstallen von Tieren verschiedener Herkünfte
Am Beispiel von Betrieb 4 und 8, die einen gemeinsamen Mäster belieferten, konnte
der sog. „Crowding-Effekt“ genauer untersucht werden. Aus der Literatur
(PETERSEN et al., 1999, LIPPERHEIDE et al., 2000b) ist bekannt, dass sich zwei
Tiergruppen mit signifikant verschiedenen Haptoglobinkonzentrationen am Ende der
Ferkelaufzucht, nach dem Zusammenstallen, auf das Niveau der Tiergruppe mit den
höheren Haptoglobinwerten einpendeln.
Auch in den eigenen Untersuchungen bestätigte sich der Zusammenhang der
Annäherung der Haptoglobinwerte zweier zusammen eingestallter Tiergruppen. In 2
von 3 Durchgängen zeigten sich am Ende der Aufzucht schwach bzw. hoch
signifikante Haptoglobinunterschiede, die nach gemeinsamem Einstallen nicht mehr
nachweisbar waren. Im Gegensatz zur Literatur (PETERSEN et al., 1999,
LIPPERHEIDE et al., 2000b) zeigte sich hier jedoch in beiden Fällen eine
Annäherung durch Reduktion der Haptoglobinwerte des Betriebes mit den vorher
signifikant höheren Werten.
Eine mögliche Erklärung für die Reduktion der Haptoglobinwerte bei Betrieb 4 in
Durchgang 1 und 3 ist eine Verbesserung der betriebsbedingten Einflussfaktoren (s.
o.) durch das Umstallen in den Mastbetrieb. Als weitere Erklärung für die hohen
Haptoglobinwerte in Betrieb 4 vor dem Umstallen muss in Betracht gezogen werden,
dass sich die Tiere in einer APR befunden haben können, beispielsweise im Verlauf
einer Erkrankung, die klinisch nicht manifest war oder in der Inkubationszeit einer
Erkrankung, die beim zweiten Untersuchungszeitpunkt bereits wieder abgeklungen
war.
Eine mögliche Erklärung für niedrigere Haptoglobinwerte in Betrieb 8 sind sowohl
gute Haltungs- und Umfeldbedingungen in der Ferkelaufzucht als auch eine stabile
Gesundheit.
Im 2. Untersuchungsdurchgang zeigten beide Tiergruppen schon am Ende der
Ferkelaufzucht bezogen auf den Grenzwert erhöhte Haptoglobinwerte. Obwohl alle
DISKUSSION 123 Indikatortiere als klinisch gesund eingestuft wurden, fiel in beiden Betrieben bei der
adspektorischen Beurteilung der Beobachtungsgruppen mittelgradiges Husten und
Schniefen auf. Da bekannt ist, dass klinische Erkrankungen, aber auch beginnende
oder subklinische Infektionen (DIEPERS, 1998, KNURA-DESZCZKA 2000,
LIPPERHEIDE et al., 2000a) zu einer Erhöhung des Haptoglobinwertes führen, kann
davon ausgegangen werden, dass der erhöhte Haptoglobinmittelwert der
Indikatortiere als Ausdruck einer beginnenden Atemwegsinfektion anzusehen ist, die
sich später auch beim Mäster bei der Beurteilung der Beobachtungsgruppe zeigte.
Insgesamt darf gerade bei dieser einzelbetrieblichen Auswertung aber auch die
geringe Anzahl von Indikatortieren (n= 3-5) nicht außer Acht gelassen werden (s. u.).
Der Einfluss klinischer Atemwegserkrankungen auf den Haptoglobinspiegel
Eine Aussage über den Zusammenhang von klinisch manifesten
Atemwegsinfektionen der Einzeltiere und dem Haptoglobinwert ist aus dem
vorhandenen Datenmaterial nicht möglich, da nur 3 Indikatortiere klinische
Anzeichen einer Atemwegsinfektion entwickelt haben.
Bezogen auf die Beurteilung der Atemwegsgesundheit der Beobachtungsgruppen zu
Mastbeginn konnte anhand der Haptoglobinwerte der einzelnen Indikatortiere am
Ende der Ferkelaufzucht eine Odds Ratio von 2,6 errechnet werden. Auch eine OR,
errechnet anhand der mittleren Haptoglobinplasmakonzentration in den 8
Indikatorgruppen ergab bei statistischer Korrektur einen Faktor von 2,8. Diese OR
lässt eine prospektive Risikoabschätzung für die Atemwegsgesundheit einer
Tiergruppe mittels Haptoglobinbestimmung möglich erscheinen. Der durch die OR
errechnete Risikofaktor hängt allerdings bei einer zu klein gewählten Stichprobe ggf.
von der Beurteilung einer einzelnen Tiergruppe bzw. dem Haptoglobinwert einiger
weniger Tiere ab, so dass insgesamt eine Erweiterung der Stichprobengrösse
sinnvoll erscheint (s. u.).
124 DISKUSSION Haptoglobin und serologische Ergebnisse
Erwartungsgemäß spielte insbesondere zu Beginn der Mast eine Serokonversion für
PRRS (ZIMMERMANN et al., 2001) eine Rolle. Da diese Tiere am Ende der
Ferkelaufzucht PRRS-negativ waren, kann das Vorhandensein von maternalen
Antikörpern ausgeschlossen werden (GROSSE BEILAGE, 1999). Demnach muss es
sich um eine Feldinfektion bzw. eine Auseinandersetzung mit einem Feldvirus
gehandelt haben.
Aus der Literatur ist bekannt, dass eine Infektion mit dem PRRS-Virus im Verlauf der
Virämiephase zu einem messbaren Haptoglobinanstieg führt (ASAI et al., 1999).
Auch PINIERO et al. (2001a) beschrieben einen deutlichen Haptoglobinanstieg im
Rahmen einer beginnenden PRRS-Mono- und Misch-Infektion.
Bei der retrospektiven Betrachtung der eigenen Untersuchungsergebnisse ergibt
sich, dass die Tiere, die zu Mastbeginn eine Serokonversion für PRRS zeigten,
bereits am Ende der Ferkelaufzucht erhöhte Haptoglobinwerte aufwiesen (2
Durchgänge schwach signifikant). Dies unterstützt die Annahme, dass der Ursprung
der Infektion in der vorgelagerten Produktionsstufe zu suchen ist, auch wenn keines
der anderen Indikatortiere zu diesem Zeitpunkt schon PRRS-positiv war, da hier
mittels Haptoglobin eine APR nachgewiesen werden konnte.
Ähnliche Beobachtungen machte auch GYMNICH (2001) bei der Untersuchung von
Indikatorgruppen in der schweinefleischerzeugenden Kette. Sie diskutierte ihre
Ergebnisse dahingehend, dass eine Verschleppung der PRRS-Infektion im
Mastbetrieb bei zwei aufeinanderfolgenden Durchgängen durch eine signifikante
Haptoglobinerhöhung angezeigt wurde.
Auch die errechnete Odds Ratio von 2 besagt, dass bei den Tieren mit einem
Haptoglobinwert von >>0,5 mg/ml am Ende der Ferkelaufzucht ein zweifach erhöhtes
Risiko besteht, dass eine Auseinandersetzung mit dem PRRS-Virus stattfindet, die
sich zu Mastbeginn anhand einer Serokonversion darstellt. Ob sich die Erkrankung
im weiteren Verlauf manifestierte oder subklinisch blieb, konnte aus dem
vorhandenen Datenmaterial nicht geklärt werden.
DISKUSSION 125 Exemplarisch konnte außerdem an Einzeltieren mit einem fraglichen bzw. erhöhten
A.pp.- bzw. Influenza-Titer gezeigt werden, dass eine Auseinandersetzung mit
diesen Erregern zu einer APR mit einer deutlichen Haptoglobinerhöhung führte,
obwohl keine klinische Erkrankung vorlag. Eine Haptoglobinerhöhung im Zuge einer
A.pp.-Infektion ist bereits aus der Literatur bekannt (HALL et al., 1992, HEEGARD et
al., 1998), eine Untersuchung bezüglich Influenza wurde bisher noch nicht
beschrieben.
Auswahl einer repräsentativen Stichprobe von Indikatortieren
Zum Teil stellte die geringe Anzahl der Indikatortiere im Feldversuch ein Problem dar.
Wurden alle 5 Indikatortiere zu beiden Untersuchungszeitpunkten als klinisch gesund
eingestuft, umfasste die Stichprobe ca. 5% der Beobachtungsgruppe, bei klinischer
Erkrankung oder Verlust einer Blutprobe reduzierte sich dieser Prozentsatz weiter
und der Mittelwert konnte teilweise aus nur 3 Proben errechnet werden. So fällt ein
Extremwert massiv ins Gewicht und der Haptoglobinmittelwert ist nicht mehr
repräsentativ. Bei Folgeuntersuchungen erscheint eine Erweiterung des
Stichprobenumfanges auf mindestens 10% der Gesamtgruppe sinnvoll, um
statistisch abzusichernde, repräsentative Ergebnisse zu erhalten.
Mögliche Grenzwertkorrektur für Haptoglobin
LIPPERHEIDE et al. (2000b) legten mittels Berechnung einer Odds Ratio bisher als
einzige einen Haptoglobinwert von 0,5 mg/ml als angenommenen physiologischen
Grenzwert fest. Bereits von KNURA-DESZCZKA (2000), HISS (2001) und GYMNICH
(2001) wurde diskutiert, ob der Grenzwert von 0,5 mg/ml für Haptoglobin nicht zu
niedrig angesetzt ist.
Auch die Interpretation der eigenen Untersuchungen führt teilweise zu der Frage, ob
der Grenzwert nicht möglicherweise auf einen höheren Wert zu korrigieren ist.
126 DISKUSSION Bei Betrachtung der Haptoglobinwerte der Indikatortiere aus den 8 Betrieben der
Feldstudie fällt auf, dass kaum eine Indikatorgruppe unter bzw. an der
angenommenen physiologischen Grenze für Haptoglobin von 0,5 mg/ml liegt, obwohl
alle Tiere als klinisch gesund beurteilt wurden.
Bei der Berechnung der Odds Ratio für eine PRRS-Serokonversion zu Mastbeginn
anhand verschiedener Haptoglobingrenzwerte am Ende der Ferkelaufzucht konnte
gezeigt werden, dass sich bei dieser Fragestellung eine bessere Risikoabschätzung
für einen Haptoglobingrenzwert von 0,6 mg/ml ergibt.
DISKUSSION 127 Schlussbetrachtung
Die Ergebnisse einer retrospektiven Studie an Sektionstieren mit respiratorischen
Erkrankungen, einer Feldstudie in verschiedenen Aufzucht- und Mastbetrieben und
einer Verlaufsuntersuchung nach einer PRRS-Impfung können folgendermaßen
zusammengefasst werden:
Bei Tieren mit pathomorphologischen Veränderungen im Respirationstrakt konnten
erhöhte Haptoglobinwerte gemessen werden. Im Mittel lagen diese Werte um mehr
als das 3-fache über der bisher angenommenen physiologischen Grenze (0,5
mg/ml). Auch die Tiere der Feldstudie mit einem auffälligen histologischen Befund
der Schlachtlungen zeigten im Mittel doppelt so hohe Haptoglobinwerte wie die Tiere
ohne Befund.
Ein direkter Einfluss der Befundhäufigkeit im Thoraxbereich sowie des Grades der
Organschädigung konnte nicht nachgewiesen werden, jedoch waren höhere Hp-
Werte festzustellen, wenn weitere pathologische Befunde in Organen außerhalb des
Thorax vorlagen. Akute und chronische Prozesse im Bereich des Respirationstraktes
konnten anhand der Haptoglobinkonzentration nicht unterschieden werden.
Bei Mischinfektionen lagen im Mittel höhere Hp-Werte vor als bei Monoinfektionen.
Sowohl bei Sektionstieren als auch bei klinisch gesunden Tieren (Lungenspülung)
konnte bei Nachweis eines spezifischen Erregers allerdings nicht in jedem Fall ein
erhöhter Hp-Wert gemessen werden. Die unterschiedliche Pathogenität bei
verschiedenen Stämmen eines Erregers, aber auch der in diesen Studien
unbekannte Infektionszeitpunkt könnten eine Erklärung dafür sein.
Die Haptoglobinbestimmung kann zwar eine erregerspezifische Diagnostik nicht
ersetzen, gibt jedoch im Falle eines erhöhten Haptoglobinwertes bei klinisch
unauffälligen Tieren einen Hinweis auf die mögliche Auseinandersetzung mit
Erregern, die auch im Respirationstrakt lokalisiert sein können.
128 DISKUSSION Die Durchführung einer Lungenspülung in Verbindung mit einer Narkose führte zu
einer statistisch belegbaren Erhöhung der Haptoglobinkonzentration.
Das gegen Ende der Aufzucht festgestellte Keimspektrum (Lungenspülung)
entsprach nicht dem Keimspektrum, das bei Schlachtung nachgewiesen werden
konnte. Ein Zusammenhang zwischen verschiedenen pathologischen
Lungenveränderungen und dem Haptoglobinwert zum Zeitpunkt der Schlachtung war
nicht eindeutig zu belegen. Gründe dafür können zwischenzeitlich durchgeführte
Behandlungen, fehlende Nachweisverfahren für bestimmte Erreger, nicht registrierte
weitere Befunde am Schlachtkörper sowie ein nachgewiesener Einfluss durch den
Schlachtvorgang sein.
Schweine aus verschiedenen konventionellen Betrieben zeigten betriebsabhängig
am Ende der Aufzucht unterschiedliche Hp-Werte. Nach Umstallen in die Mast
konnte innerhalb von 3 Wochen in der Regel eine deutliche Erhöhung der Hp-
Konzentrationen bei klinisch gesunden Tieren nachgewiesen werden. Als mögliche
Erklärung hierfür werden subklinische Infektionen sowie die Auseinandersetzung mit
einem neuen Erregerspektrum diskutiert.
Am Beispiel zweier Tiergrupppen unterschiedlicher Herkunft, die gemeinsam in einen
Mastbetrieb eingestallt wurden, konnte gezeigt werden, dass innerhalb der ersten
Wochen eine Annäherung der Haptoglobinmittelwerte beider Gruppen stattfindet. Als
mögliche Erklärung für die vormals unterschiedlichen Haptoglobinwerte werden
Unterschiede im Gesundheits- und Hygienestatus angesehen.
Am Beispiel einer nachgewiesenen Serokonversion gegen PRRS-V bei klinisch
gesunden Tieren konnte sowohl in der Feld-, als auch in der Impfstudie gezeigt
werden, dass schon eine immunologische Abwehrreaktion des Organismus auf einen
Erreger zu einer messbaren APR führt. Für Tiergruppen, aus denen Stichproben von
Indikatortieren im Mittel erhöhte Haptoglobinwerte (>0,5 mg/ml) aufwiesen, konnte
ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Atemwegserkrankung zu Mastbeginn
aufgezeigt werden.
DISKUSSION 129 Der Einsatz von Haptoglobin als Screeningparameter in der produktionsbegleitenden
präventiven Gesundheitskontrolle ist sinnvoll, da er eine Möglichkeit bietet, Tiere
oder Tiergruppen, die sich mit atemwegspathogenen Erregern auseinandersetzen,
durch Erhöhung des Haptoglobinwertes zu erkennen. Um sichere Aussagen machen
zu können, sollte die Zahl der zu untersuchenden Indikatortiere jedoch erhöht
werden. Außerdem sollte für weitere Untersuchungen eine Überprüfung des bisher
festgelegten physiologischen Grenzwertes für Haptoglobin vorgenommen werden.
130 ZUSAMMENFASSUNG 6. Zusammenfassung
Das Ziel der vorliegenden Arbeit bestand darin, zu prüfen, inwieweit der Parameter
Haptoglobin als Akute-Phase-Protein zur Beurteilung der Atemwegsgesundheit bei
Schweinen geeignet ist.
In einer retrospektiven Studie an Sektionstieren wurde zunächst untersucht, ob
verschiedene Erreger von Atemwegsinfektionen bei Vorliegen von
pathomorphologischen Veränderungen im Atemtrakt zu unterschiedlich hohen
Konzentrationen von Haptoglobin im Blut führen. Dazu standen die
Sektionsergebnisse von 181 Schweinen zur Verfügung, bei denen eine
Atemwegserkrankung diagnostiziert worden war. Zusätzlich lagen die Ergebnisse der
histologischen, mikrobiologischen und virologischen Untersuchung vor.
Im Rahmen eines Feldversuches wurde die Bedeutung von Haptoglobin als
diagnostischer Parameter für subklinische oder beginnende Atemwegsinfektionen
untersucht. Gleichzeitig sollte geprüft werden, ob eine Stichprobe von 5% der Tiere
zur Beurteilung eines Bestandes ausreichend ist. In 3 Untersuchungsdurchgängen in
8 Ferkelaufzucht- und Mastbetrieben wurden am Ende der Aufzucht sowie 3 Wochen
nach Mastbeginn von je 5 klinisch gesunden Indikatortieren Blutproben zur
Haptoglobinbestimmung und zur serologischen Untersuchung auf Influenza, PRRS
und A.pp. entnommen. Zeitgleich erfolge eine adspektorische Beurteilung der
Atemwegsgesundheit der Beobachtungsgruppe (ca. 100 Tiere).
In 4 weiteren Betrieben wurden am Ende der Ferkelaufzucht ergänzend zu der
klinischen Untersuchung und der Blutprobenentnahme an je 10 Indikatortieren
Lungenspülungen mit anschließender mikrobiologischer Untersuchung durchgeführt.
Die Schlachtlungen dieser Tiere wurden pathologisch-histologisch sowie
mikrobiologisch untersucht, aus dem Schlachtblut erfolgte eine
Haptoglobinbestimmung und eine serologische Untersuchung auf A.pp., Influenza
und PRRS. Von 10 Tieren eines Betriebes wurden zum Vergleich sowohl vor als
ZUSAMMENFASSUNG 131 auch nach Lungenspülung unter Narkose Blutproben zur Haptoglobinbestimmung
entnommen.
Im Rahmen einer PRRS-Wiederholungsimpfung wurden an 10 tragenden Sauen von
Tag 0 vor der Impfung bis zum 42. Tag nach der Impfung Blutprobenentnahmen zur
Haptoglobinbestimmung und zur Bestimmung des PRRS-Antikörpertiters
durchgeführt, um zu prüfen, ob ein Anstieg des PRRS-Antikörpertiters frühzeitig
durch einen Haptoglobinanstieg angezeigt wird.
Die Untersuchungsergebnisse der Studie an Sektionstieren zeigen, dass
pathomorphologische Veränderungen des Respirationstraktes im Mittel zu einer
mehr als 3-fachen Haptoglobinerhöhung bezogen auf den angenommenen
physiologischen Grenzwert (0,5 mg/ml) führen. Die Annahme, dass akute Befunde
mit einem stärkeren Haptoglobinanstieg einhergehen als chronische, konnte aus
dem vorhandenen Datenmaterial nicht bestätigt werden. Es wurde gezeigt, dass eine
Infektion mit P. mult., A.pp. bzw. Haem. parasuis zu einer deutlichen
Haptoglobinerhöhung führt, wohingegen die Haptoglobinwerte bei einer Infektion mit
B. bronch. bzw. Str. suis unterhalb bzw. an der angenommenen physiologischen
Grenze für Haptoglobin liegen.
Bei einem Vergleich der Haptoglobinwerte von Tieren mit Mono- bzw.
Mischinfektionen zeigte sich, dass eine Infektion mit mehreren Erregern zur einer
signifikant höheren Haptoglobinkonzentration führt.
Die Ergebnisse der Feldstudie bestätigen den bereits aus der Literatur bekannten
signifikanten Einfluss des Betriebes sowie den Haptoglobinanstieg im Risikozeitraum
3 Wochen nach dem Umstallen in die Mast. Für Tiere mit Haptoglobinwerten über 0,5
mg/ml am Ende der Ferkelaufzucht konnte eine OR von 2 für eine PRRS-
Serokonversion zu Mastbeginn berechnet werden, eine Risikoabschätzung für das
Auftreten von Atemwegserkrankungen in der Beobachtungsgruppe ergab den Faktor
2,6.
132 ZUSAMMENFASSUNG Bei der Auswertung der mikrobiologischen Ergebnisse der Lungenspülungen fiel auf,
dass Tiere mit positivem Erregernachweis geringgradig höhere Haptoglobinwerte
aufwiesen als Tiere mit negativem Ergebnis, wobei nicht geklärt werden konnte, ob
durch die alleinige Anwesenheit dieser Erreger eine messbare APR ausgelöst wurde.
Darüber hinaus konnte gezeigt werden, dass die Durchführung einer Lungenspülung
unter Narkose mit einem unmittelbaren und signifikanten Haptoglobinanstieg
verbunden ist. Die Ursache hierfür konnte jedoch nicht geklärt werden.
In dem Impfversuch wurde deutlich, dass eine Wiederholungsimpfung von tragenden
Sauen innerhalb von 24 Stunden zu einer signifikanten Erhöhung des
Haptoglobinspiegels führte. Zwischen dem 10. und 14. Tag wurde der Basalwert
wieder erreichet. Ein erneuter Anstieg erfolgte am 21. Tag nach der Impfung auf
signifikant erhöhte Werte am 42. Tag, dieser Anstieg verlief zeitgleich mit einem
Anstieg des PRRS-Antikörpertiters.
Das Akute-Phase-Protein Haptoglobin liefert als Screeningparameter wertvolle
Zusatzinformationen für das Vorliegen von Atemwegserkrankungen und stellt
darüber hinaus eine sinnvolle Ergänzung für das diagnostische Vorgehen bei klinisch
noch nicht apparenten Atemwegserkrankungen dar.
SUMMARY 133 Summary
Haptoglobin as a screeningparameter for respiratory diseases of swine
(Dorothee Dickhöfer)
It was the aim of this dissertation to examine to which extent the parameter
haptoglobin as an acute-phase-protein is suitable for the diagnosis of respiratory
diseases in pigs.
At first, in a retrospective study, autopsy results were examined to determine wether
different pathogens of respiratory infections in the presence of pathological findings
in the respiratory system lead to different concentrations of haptoglobin in the blood.
This was done using the autopsy results of 181 pigs which had been diagnosed as
suffering from a respiratory disease. In addition to this, the results of the histological,
microbiological and virological examinations were available.
Within the framework of a field study, the importance of haptoglobin as a diagnostic
parameter for subclinical or beginning respiratory infections was examined. At the
same time, it should be checked wether a random sample of 5% of animals was
sufficiant to assess the state of health of a complete herd. During 3 research trials, in
each of 8 piglet rearing and fattening farms, blood samples were taken of 5 clinically
healthy pigs at the end of the rearing period as well as 3 weeks into the fattening
period. These blood samples were studied for the haptoglobin contend and
serologically examined for Influenza, PRRS and A.pp.. At the same time, the whole
animal group (about 100 pigs) was observed to externally assess the state of health
of their respiratory system.
In 4 more farms - in each of which 10 pigs at the end of the rearing period were used
- the clinical examination and the study of blood samples were completed by
bronchioalveolar lavage and microbiological examination of the bronchioalveolar
lavage fluid.
134 SUMMARY After slaughter, the lungs of these animals were given a pathological, histological as
well as a microbiological examination. The slaughter blood was used to determine
the haptoglobin contend and to do a serological examination for A.pp., Influenza and
PRRS.
In order to be able to make comparisons of the haptoglobin contend, blood samples
were taken of 10 animals of one farm before as well as after bronchioalveolar lavage
under anaesthetic.
Within the framework of a PRRS-repeat-vaccination blood samples were taken of 10
pregnant sows - from day 0 before the vaccination until day 42 after the vaccination -
to determine the haptoglobin contend and the PRRS-titres. The idea was to examine
wether an increase of the PRRS-titres is being indicated early on through an increase
of haptoglobin.
The results of the retrospective study show that in pigs with autopsy confirmed
respiratory infections on average the haptoglobin concentration is more than 3 times
as high as the assumed physiological limit (0,5 mg/ml). The assumption that acute
findings are characterised through a greater haptoglobin increase than chronic
findings could not be proven through existing data. It was shown that an infection
with P. mult., A.pp. or Haem. parasuis will lead to a noticable haptoglobin increase,
whereas an infection with B. bronch. and Str. suis will result in the haptoglobin
concentration remaining below or going no higher than the assumed physiological
limit.
When comparing the haptoglobin values of animals suffering from mono- and mixed
infections, it became clear that an infection caused by several pathogens will lead to
a significantly higher concentration of haptoglobin.
The results of the field study confirm that the factor „farm“ - often mentioned in
literature - has a significant influence and that there is a haptoglobin increase during
the risky time span of the first three weeks following the beginning of the fattening
period. For animals with haptoglobin values above 0,5 mg/ml at the end of the piglet
SUMMARY 135 rearing phase an odds ratio of 2 for a PRRS-seroconversion at the beginning of the
fattening period was calculated. A risk calculation for the event of respiratory disease
within the whole animal group at this time arrived at 2,6.
An evaluation of the microbiological results of the bronchioalveolar lavage
demonstrated that animals with a positive microbiological finding showed only slightly
increased haptoglobin values in comparison with animals with a negative result. It
was not possible to establish wether a measurable APR was brought about by the
presence of the pathogens only.
Moreover, it could be demonstrated that the carrying out of a bronchioalveolar lavage
under anaesthetic is connected with an immidiate and signficant increase in
haptoglobin. A reason for this could not be found.
The vacccination trial showed that a repeat-vaccination of pregnant sows brought
about a significant increase in the level of haptoglobin within 24 hours. Between the
10th and 14th day the baseline value was reached again. Another increase occured
on the 21st day after the vaccination, and led to significantly elevated values on the
42nd day. This increase went parallel with an increase in PRRS-titres.
The acute-phase-protein haptoglobin provides us as a screening parameter with
valuable additional information about the presence of respiratory infections and
furthermore meaningfully complements the diagnosis of clinically not yet apparent
respiratory disease.
136 LITERATURVERZEICHNIS 7. Literaturverzeichnis
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Danksagung
Ich möchte mich an dieser Stelle herzlich bei allen bedanken, die mich bei der
Anfertigung dieser Arbeit unterstützt haben.
Mein besonderer Dank gilt Frau Prof. Dr. B. Petersen und Herrn Prof. Dr. M. Wendt
für die Überlassung des Themas und die hilfreiche Unterstützung in jeder Phase
meiner Promotion. Bedanken möchte ich mich auch bei Herrn Prof. Dr. Th. Blaha für
die Übernahme des 2. Gutachtens.
Frau Dr. Cornelia Lipperheide danke ich ganz herzlich für die Betreuung in der ersten
Phase der Promotion, mein besonderer Dank gilt Frau Dr. Susanne Knura-Deszczka
für die weitere gute und intensive Betreuung bis zur Abgabe meiner Arbeit.
Bedanken möchte ich mich auch bei Frau Dr. Stefanie Gymnich und den weiteren
Mitarbeitern des Institutes für Physiologie, Biochemie und Hygiene.
Den Mitarbeitern der Außenstelle für Epidemiologie in Bakum danke ich ebenfalls für
ihre Unterstützung, insbesondere Frau Dr. Hinrichs für die Überlassung der
Sektionsberichte, die histologischen Untersuchungen sowie die fachliche Beratung
bei der Studie an Sektionstieren, Herrn Dr. Delbeck für die Hilfe bei der Durchführung
der Lungenspülungen und Frau Busemann für die Bereitstellung aller Materialien.
Den beteiligten Betrieben danke ich für die Bereitstellung der Tiere, Frau Elke
Giesker Temme für die gemeinsamen Betriebsbesuche und ihre Unterstützung bei
der Probenentnahme sowie Herrn Schüler für die Unterstützung bei der
Probenentnahme auf dem Schlachthof.
Der Bioscreen GmbH und der Firma Boehringer danke ich für die Untersuchung der
Serumproben aus der Impfstudie.
Meinem Chef, Dr. Jochen Schulze Lammers, danke ich für die Vermittlung dieser
Arbeit und die Möglichkeit, neben der Praxis diese Arbeit zu schreiben.
Bedanken möchte ich mich besonders bei meinem Vater für die Hilfe bei der
Probenentnahme auf dem Schlachthof und bei vielen Fahrten.