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Puschtra Buibm Freitag, 12. Dezember 2008 – Nr. 247/16. Jg. > Redaktion Tageszeitung Headliner: [email protected] – Tel. 329/5913560 Tageszeitung DIE NEUE SÜDTIROLER von Reinhold Giovanett E s ist gut, dass es „Titlá“ gibt. War es eigentlich immer schon, seit sie vor zehn Jah- ren mit „Zin ungiwejn“ ihre erste CD veröffentlicht haben und sich in die Herzen vieler gespielt haben. „Titlá“ haben seit jeher verschieden- ste Elemente mit unterschiedlicher Gewichtung in ihre Musik aufge- nommen: jiddisches Liedgut, irische Folksongs, selbstgeschriebene Bal- laden und Lieder und Tiroler Volks- musik. Sie waren und sind im Um- gang mit der Tradition stets umver- krampft und überzeugend und sind es geblieben. Solche musikalischen Grenzgänger sind hierzulande ex- trem rar gesäht und sieht man von „Opas Diandl“ aus der Meraner Ge- gend und den „Pamstiddn Kings“ aus Steinegg ab, so sind „Titlá“ nach wie vor die einzigen, die sich mit ein- heimischem Liedgut beschäftigen und dies auf sehr natürliche Art und Weise in ihr Repertoire einbauen bzw. einfließen lassen. Zwar haben Musikkapellen schon seit Jahren Rock- und Popsongs in eigenen Ar- rangements vorzuweisen und junge Musiker haben keinerlei Schwierig- keiten, einmal in einer Punk- oder Skaband zu spielen um dann wieder mit der Musikkapelle zu marschie- ren, das Interesse von Rock-, Folk- oder Popbands an der Tiroler Tradi- tion ist nicht festzustellen. Die Ant- wort darauf ist ebenso unauffindbar, wie etwa auf die Frage, warum es so wenige Musikerinnen in der so ge- nannten Szene gibt. „Titlá“ halten aber die Stellung, verkünden mit ihrem dritten Al- bum „Laasn“ zudem, dass sie zurück zu den Wurzeln wollten und ein erster Durchlauf be- stätigt dies insofern, dass die al- penländische Seite in der Musik von „Titlá“ sehr zum Zuge kommt. Das sollte jedoch nicht abschrecken, im Gegenteil, denn sowohl Intrumentierung als auch Arrangements ziehen die Polkas und die „Landla“ auf die folkige Seite. Fortsetzung > Foto: Georg Taschler

Headliner #017

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Headliner - Musikmagazin - Freitags in der Neuen Suedtiroler Tageszeitung

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Page 1: Headliner #017

Puschtra Buibm

Freitag, 12. Dezember 2008 – Nr. 247/16. Jg.

> Redaktion Tageszeitung Headliner: [email protected] – Tel. 329/5913560

TageszeitungDIE NEUE SÜDTIROLER

von Reinhold Giovanett

Es ist gut, dass es „Titlá“ gibt.War es eigentlich immerschon, seit sie vor zehn Jah-

ren mit „Zin ungiwejn“ ihre ersteCD veröffentlicht haben und sich indie Herzen vieler gespielt haben.„Titlá“ haben seit jeher verschieden-ste Elemente mit unterschiedlicherGewichtung in ihre Musik aufge-nommen: jiddisches Liedgut, irischeFolksongs, selbstgeschriebene Bal-laden und Lieder und Tiroler Volks-

musik. Sie waren und sind im Um-gang mit der Tradition stets umver-krampft und überzeugend und sindes geblieben. Solche musikalischenGrenzgänger sind hierzulande ex-trem rar gesäht und sieht man von„Opas Diandl“ aus der Meraner Ge-gend und den „Pamstiddn Kings“aus Steinegg ab, so sind „Titlá“ nachwie vor die einzigen, die sich mit ein-heimischem Liedgut beschäftigenund dies auf sehr natürliche Art undWeise in ihr Repertoire einbauenbzw. einfließen lassen. Zwar haben

Musikkapellen schon seit JahrenRock- und Popsongs in eigenen Ar-rangements vorzuweisen und jungeMusiker haben keinerlei Schwierig-keiten, einmal in einer Punk- oderSkaband zu spielen um dann wiedermit der Musikkapelle zu marschie-ren, das Interesse von Rock-, Folk-oder Popbands an der Tiroler Tradi-tion ist nicht festzustellen. Die Ant-wort darauf ist ebenso unauffindbar,wie etwa auf die Frage, warum es sowenige Musikerinnen in der so ge-nannten Szene gibt.

„Titlá“ halten aber die Stellung,verkünden mit ihrem dritten Al-bum „Laasn“ zudem, dass siezurück zu den Wurzeln wolltenund ein erster Durchlauf be-stätigt dies insofern, dass die al-penländische Seite in der Musikvon „Titlá“ sehr zum Zugekommt. Das sollte jedoch nichtabschrecken, im Gegenteil, dennsowohl Intrumentierung als auchArrangements ziehen die Polkas unddie „Landla“ auf die folkige Seite.

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Page 2: Headliner #017

Fortsetzung >Überraschend melancholisch istgleich das erste Lied der CD, „MaiHerz isch a Gimpl a klaando“, nacheinem sehr gelungenen Text vonWolfgang Sebastian Baur, das sichauch nach mehrmaligem Durch-hören als eines der besten Liederder gesamten CD herausstellt.„Titlá“ tischen hier auch gleich al-

les auf, was die CD in instrumenta-ler Hinsicht bieten wird: Akkorde-on (Toni Taschler), Kontrabass (Pe-ter Paul Hofmann), Geige (PeterRiffeser), Gitarre (Eduardo Rolan-delli) und, natürlich die unverkenn-bare Stimme von Herman Küheba-cher, der zudem die Flöte beisteu-ert und im Verlaufe der CD auchauf der Schwegl und dem Dudel-sack zu hören ist.Diese Melancholide taucht im Ver-lauf des Albums immer wieder auf:„A Duzant Kindo“ oder der „Liesl-

Landla“ sind zwei Beispiele dafür.Bei passender Stimmungslage istdies willkommenes Futter für dieSeele. Diese etwas düstere Aderhatten „Titlá“ immer schon, auf„Laasn“ fehlt ein wenig das „Feten-Element“, das den irischen Folk bis-weilen auszeichnet und dem sichauch „Titlá“ gerne hingegeben ha-ben. „Laasn“ ist über die fast ein-stündige Spielzeit verhalten, intro-

spektiv und nie wirklich ausgelas-sen. Abwechslungsreich ist das Al-bum trotzdem und vor allem auchwegen der in reinstem Oberpuster-taler Dialekt gesungenen Liederein Vergnügen zu hören.Die von Erich Feichter(www.elch.it) durchgeführten Auf-nahmen sind einwandfrei, das Boo-klet ist informativ und die Ver-packung passend. „Laasn“ kann inallen Athsia-Filialen käuflich er-worben werden. Info: www.titla.net

Tageszeitung

Freitag, 12. Dezember 2008 Nr. 247

Die geplanten 90 Konzertmi-nuten werden für die bei-den vielleicht etwas länger

dauern, als für das Publikum, ist esdoch das allererste Mal, dass sichVerena Dezini und Helmuth Giova-nett als „Vibemo" vor ein Konzert-publikum wagen. Eine gewisseNervosität ist demnach nachvoll-ziehbar und sei zugestanden. Zwarhat Helmuth Giovanett als Schlag-zeuger von Bands wie „Still Blind"und „Skritek" streng genommen,hinreichend Konzerterfahrung,aber zusammen mit Verena Dezinibetritt er neue musikalische Wege.Vor etwa einem Jahr hat sich Dezi-ni auf den Weg gemacht, eine eige-ne Band auf die Beine zu stellenund ist dabei auf Helmuth Giova-nett gestoßen, der bereits seit eini-ger Zeit sein Double-Bass-Schlag-zeug gegen ein Set an Perkussio-nen eingetauscht hat. Knappezwölf Monate Probenzeit späterkann Dezini mit großer Zufrieden-

heit feststellen: „Es ist absolut das,was ich gesucht habe." Der Flyer zum morgigen Konzertist mit „Percussion Groove" unterti-telt. Das entspricht zwar der Wahr-heit, trägt aber nicht dem UmstandRechnung, dass auch die Stimmenzum Einsatz kommen. Dezini: „Wirhaben anfangs sehr groovebetontund instrumental gespielt, aber mitder Zeit sind die Stimmen dazu ge-stoßen und unsere Musik hat sich indie Richtung entwickelt, die wirjetzt live zeigen möchten."Zwar unterstreicht Dezini, dass dieSongs von „Vibemo" einfach undexperimentell seien, was aber nichtdarüber hinweg täuschen sollte,dass die klangliche Vielfalt ein wei-teres prägendes Element dieses

neuen Duos ist: neben der Stimmevon Dezini und dem Obertonge-sang von Giovanett kommen nichtganz alltägliche Instrumente wiedie Melodika, das Didgeridoo undeine Reihe von Trommeln zum Ein-satz, wie etwa das spanische Cahonoder die türkische Tarabouka.Mit „Vibemo" macht sich also eineneue Formation auf den Weg, diewie die Meraner Formation „Loa"(demnächst im „Headliner") oderder Gadertaler Max Castlungermit seinen Projekten, die Welt derPerkussionen als Ausgangspunktfür ihre neue Musik nutzt.„Vibemo" sind erstmals live zu se-hen am Samstag, 13. Dezember, 21Uhr im Café „Weinstube" im Her-zen von Kurtatsch. (rhd)

Zeit der TrommelnDas Livedebüt von „Vibemo“

Mittlerweile als Fünfer unterwegs(v.l.n.r.): Peter Paul Hofmann, Eduardo Rolandelli, Peter Riffeser, HermanKühebacher und Toni Taschler

Neues Repertoire, neue CD: „Titlá" seit über zehn Jahren

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d Etwas ruhiger und melancholischer als bisher:

Die dritte CD von „Titlá"

Wagen den Schritt in die Öffentlichkeit: Helmuth Giovanett und Verena Dezini von „Vibemo“

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Spolpo und Zucchero - in bei-den Fällen weiß man, wasman bekommt: Erdiges

Rockmusik-und Blues-Entertain-ment. Die Wartezeit auf den Mei-ster kann die altgediente SpolpoBlues Band bestens nutzen. Um19.50 Uhr betreten Agostino Acca-rino, Erich Siviero, Werner „Hai-fisch“ Heidegger, Paolo „Jack“Alemanno und Alex Trebo die Büh-ne. Trotz einiger technischerSchwierigkeiten meistert die BandIhr Programm bravourös. Nachden Titeln „Change My Way of Li-ving", „Come On Into My Kitchen",„Soulshine" und dem etwas nervö-sen „Jumpin’ Jack Flash" folgt dieüberzeugende Version von „TurnThe Page", souverän vorgetragenvon Erich Siviero. Es sei eine große Ehre hier spielenzu dürfen, sagt der Sänger währender sich beim Veranstalter dafür be-dankt und mit seinen Musikerkolle-gen sich vor den (wenigen) klat-schenden Zuschauern verneigt.Schade, dass zu diesem Zeitpunkt

die Eiswelle noch fast leer ist – Spol-po teilen leider das Schicksal vielerVorgruppen, die mit widrigen Auf-trittsbedignungen bei solchen Groß-ereignissen umgehen müssen. Den-noch überzeugt die Band und heiztmächtig ein, wobei ihnen dabei be-stimmt die schier unendliche Live-Erfahrung zu Hilfe kommt.Um 21 Uhr haben sich die Seiten-tribünen und der Raum vor derBühne gefüllt und das Zucchero-Schauspiel kann beginnen: MeineDamen und Herren: Die „Best ofZucchero Show“ lässt keine Wün-sche offen. Herr Adelmo Fornaciari,so sein eigentlicher Name, betrittdie Bühne und nimmt auf demThron in der Mitte der Bühne Platz.Doch sofort wird klar, dass die ein-zige Frau im neunköpfigen Ensem-ble, Kate Dyson, die zweite musi-kalische Hauptrolle neben demMeister spielt. Nicht nur wegen ih-rer einmaligen Stimme, die mangerne noch öfter hören würde, son-dern auch Dank der nahezu per-fekten Arbeit an der Stratocaster,

der Dobro und der Semiakustik-und Klassikgitarren. Sie ist ein All-round–Profi eben, und das giltnatürlich für den Rest der Bandund besonders für James Thomp-son von der Bläsergruppe. WasZucchero abliefert hat Format.„Noi crediamo nell’amore dellagente comune“ – sein Credo das erimmer wieder ins Publikum schleu-dert. Dazwischen Dauerbrennerwie „Diamante“, „She’s my baby",„Overdose“, das angenehm rockige„Solo una sana…“, „X colpa di chi“oder „Baila“ ... die Eiswelle kocht!Der Rahmen für die Bildprojektio-nen ist optimal und lässt den faszi-nierten Zuhörer in die Zucchero-Song-Welten eintauchen. Daß erdie Meisterschaft des Bewegensbeherrscht, zeigt sich spätestensbeim Titel „Miserere“. Das Duetthatte Zucchero mit seinem FreundLuciano Pavarotti erstmals 1992 inModena gesungen und in der Folgeeine langjährige Parnterschaft mitdem weltbekannten Tenor für denguten Zweck - sprich zahlreicheBenefizkonzerte - unter dem Titel„Pavarotti & Friends" eingerichtet.„Big Luciano“ ist dank Technikeinwandfrei hörbar – seine Stimmeverursacht nach wie vor Gänseh-aut. Noch nie hatte Zucchero eineso ausgedehnte und langanhalten-de Tournee absolviert - man hörtund sieht es im Zusammenspiel derMusiker. Da passt einfach alles, je-der Übergang, jede kleine Pause –ja sogar das lässige Posing. DerRest ist ein wohlklingender Fest-schmaus für Liebhaber der italie-nischen Rockmusik. Stille, nachdenkliche Momentenebst packenden Gitarrenriffsund mediterran-kubanisch an-mutender Lebensfreude. Nach-zuhören/sehen auf: Zucchero –Live in Italy – Warner Chappell(2 CD’s / DVD) und bis 20.Dezem-ber 2008 auf Tour. Info:www.zucchero.it

(Roland Leitner)

Tageszeitung

Freitag, 12. Dezember 2008 Nr. 247

Programm Radio „Freier Fall“

Freitag, 19.40 bis 23.00 UhrRAI Sender Bozen

DAS PROGRAMM FÜR HEUTE:CD der Woche: The Killers „Day & Age"Soul Breeze und die Weihnachts-CD„Xmas Lounge"Burning Mind und ihre neue CD „On Fire"Interview mit Peter Paul Hofmann von „Titlá"„Mr. Mule" live in Kurtatsch (Teil 2)

Nähere Infos:http://radiofreierfall.blogspot.com

Diskussion: www.stmb.net (South-Tyrolean Music Board)

Mutation

Die Neuevon „Dread“Der Jänner wird ein CD-inten-siver Monat. Auch die Barbia-ner Extrem-Metaller „Dread"

werden, exakt eine Woche vorden Brixnern „Chaos Disorder"ihre CD live im UFO in Brun-eck vorstellen. Schließt manvon der Liverperformance derBand auf die Studioarbeit, dannwird „Cerebral Mutation" einheftiger Brocken.

Our Instinct

Ins Studionach

InnsbruckIn der Regel nutzen hiesigeBands das sich zwar ständig än-dernde, aber konstant reichhal-tige Angebot an Aufnahmestudi-os in Südtiroler. Die jungen Pun-ker „Our Instinct" aus Bruneckfahren für die Produktion ihresDebüts lieber über den Brenner.„Our Instinct" arbeiten zur Zeitin Innsbruck an den Songs fürihre erstes Demo.

Jugend Neumarkt

Max Castlunger

& „Play“Max Castlunger macht Welt-musik im eigentlichen Sinn desWortes, d.h., er bindet Elemen-te unterschiedlichster Gegen-den und Regionen des Erdballsin seine Musik ein. Das giltauch für sein Projekt „Play",das er zusammen mit ManuelRandi (Gitarre) und Alex Trebo(Keyboards) aus der Taufe ge-hoben hat. „Play" stellen amheutigen Freitag, 12. Dezem-ber, 20 Uhr, ihre vor einigenMonaten erschienene CD livevor. Dabei zeigt GabiMutschlechner einige ihrer Bil-der und Hubert Fischer undMelanie Goldner lesen ausihren Texten. Infopo:www.point.bz.it

NEWS

Zeitgenössisch und live:Marcello Fera

„Radio 3 RAI" gilt in Italienals der wichtigste Radiosen-der, wenn es um klassischeMusik geht. Und wenn dieSendung „Radio tre suite" zueiner Session lädt, dann istdas eine große Anerkennung,sowohl für die Musiker, alsauch für die Komponisten, sodenn sie zu den Zeitgenossengehören. Marcello Fera, inMeran lebender Dirigent,Musiker und Komponist hatdieses Glück in doppelterForm: Heute Abend, 22.30Uhr, ist er zusammen mit dem vonihm geleiteten „Conductus Ensem-ble" italienweit live zu hören. ZurAufführung kommen fünf seiner

Werke, wobei er sich zudem mitVeronika Egger die Rolle an der So-lovioline teilt. (rhd)Info: www.conductus.it

Demnächst auchauf CD: Das Meraner „Conductus Ensemble“

Zucker, Eis undSpolpo

Die Spolpo Blues Band und Zucchero live iner Eiswelle von Bozen, 9.12.2008.

Zucchero