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96 ZÜCHTER FORUM 9/2015 Hengstportrait M ächtig Eindruck machten in der Grand-Prix-Arena beim internati- onalen Pferdefestival in Verden der Reitmeister Hubertus Schmidt (Bor- chen/Westf.) und der zwölf Jahre alte Tra- kehner Hengst Imperio (v. Connery-Bal- four xx-Primo-Maharadscha-Humboldt; Z.: Hartmut Keunecke, Strasburg). Der schicke braune Hengst siegte bereits am Freitag mit sagenhaften sieben Prozent Abstand im Grand Prix und ließ am Schlusstag des In- ternationalen Dressur- und Springfestivals einen souveränen Sieg im Grand Prix Spe- cial folgen. „Ich bin sehr zufrieden“, freute sich Schmidt über seinen eleganten Sport- partner, der nach zwei längeren Verlet- zungspausen seit Monaten im- mer neue Erfolge feiert. In Ha- gen gab es wenige Wochen vorher den Sieg mit der deut- schen Mannschaft im Natio- nenpreis, in Balve war das Duo Imperio/Schmidt um Haaresbreite an den Medaillen vorbeigeschrammt: Jeweils Vierter in der Meisterschaft nach Grand Prix Special bzw. Kür. Zuvor gab es bei Horses and Dreams in Hagen, ferner beim Pfingstturnier in Wiesba- den und in Dortmund hohe Grand-Prix-Platzierungen. „Eigentlich hat Imperio die Hitze ein wenig zu schaffen gemacht, aber er hat super mit- gemacht“, so Schmidt nach den Siegen in Verden, „manchmal ist er ein bisschen frech, aber das geht alles.“ Tatsächlich be- eindruckte er im Grand Prix mit über 77 Prozent, im Grand Prix Special mit 78,54 Prozent. Schmidt und Imperio standen als eines von mehreren Paaren auf der Reser- veliste der gerade abgelaufenen Europa- meisterschaften in Aachen. Rückblickend lässt sich sicher sagen, dass der braune Hengst im Hinblick auf diverse deutsche Unzulänglichkeiten bzw. Unpässlichkeiten in Aachen einen Platz im Team mehr als verdient gehabt hätte. Imperio ist der gegenwärtig erfolgreichste Trakehner im Dressursport. Er wurde 2005 zum Reservesieger der Trakehner Körung in Neumünster gekürt und ging dort in den gemeinschaftlichen Besitz der Station Poll (Hörem/Niedersachsen) und des bayeri- schen Landgestüts Schwaiganger über. 2006 siegte er in einer Reitpferdeprüfung und absolvierte den 30-Tage-Test in Mün- chen-Riem mit hohen Bewertungen. Die Gesamtnote betrug 7,94; in der Rittgkeit er- Der Star-Trakehner Imperios Impressionen Blutgeprägt und hoch nobel: Schwarzgold Connery Isar VI Sixtus Ballerina XXV Karo As Cornau Imperio Balfour Istia Buddenbrock Caro-Dame II Neckar Bristol Primo Istana Fotos: Beelitz Foto: Lafrentz

Hengstportrait 096 099 · 2018. 3. 29. · Istia Buddenbrock Caro-Dame II Neckar Bristol Primo Istana Fotos: Beelitz Foto: Lafrentz. 9/2015 ZÜCHTER FORUM 97 Hengstportrait hielt

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96 ZÜCHTER FORUM 9/2015

Hengstportrait

Mächtig Eindruck machten in der

Grand-Prix-Arena beim internati-

onalen Pferdefestival in Verden

der Reitmeister Hubertus Schmidt (Bor-

chen/Westf.) und der zwölf Jahre alte Tra-

kehner Hengst Imperio (v. Connery-Bal-

four xx-Primo-Maharadscha-Humboldt; Z.:

Hartmut Keunecke, Strasburg). Der schicke

braune Hengst siegte bereits am Freitag mit

sagenhaften sieben Prozent Abstand im

Grand Prix und ließ am Schlusstag des In-

ternationalen Dressur- und Springfestivals

einen souveränen Sieg im Grand Prix Spe-

cial folgen. „Ich bin sehr zufrieden“, freute

sich Schmidt über seinen eleganten Sport-

partner, der nach zwei längeren Verlet-

zungspausen seit Monaten im-

mer neue Erfolge feiert. In Ha-

gen gab es wenige Wochen

vorher den Sieg mit der deut-

schen Mannschaft im Natio-

nenpreis, in Balve war das

Duo Imperio/Schmidt um

Haaresbreite an den Medaillen

vorbeigeschrammt: Jeweils

Vierter in der Meisterschaft

nach Grand Prix Special bzw.

Kür. Zuvor gab es bei Horses

and Dreams in Hagen, ferner

beim Pfingstturnier in Wiesba-

den und in Dortmund hohe

Grand-Prix-Platzierungen.

„Eigentlich hat Imperio die Hitze ein wenig

zu schaffen gemacht, aber er hat super mit-

gemacht“, so Schmidt nach den Siegen in

Verden, „manchmal ist er ein bisschen

frech, aber das geht alles.“ Tatsächlich be-

eindruckte er im Grand Prix mit über 77

Prozent, im Grand Prix Special mit 78,54

Prozent. Schmidt und Imperio standen als

eines von mehreren Paaren auf der Reser-

veliste der gerade abgelaufenen Europa-

meisterschaften in Aachen. Rückblickend

lässt sich sicher sagen, dass der braune

Hengst im Hinblick auf diverse deutsche

Unzulänglichkeiten bzw. Unpässlichkeiten

in Aachen einen Platz im Team mehr als

verdient gehabt hätte.

Imperio ist der gegenwärtig erfolgreichste

Trakehner im Dressursport. Er wurde 2005

zum Reservesieger der Trakehner Körung

in Neumünster gekürt und ging dort in den

gemeinschaftlichen Besitz der Station Poll

(Hörem/Niedersachsen) und des bayeri-

schen Landgestüts Schwaiganger über.

2006 siegte er in einer Reitpferdeprüfung

und absolvierte den 30-Tage-Test in Mün-

chen-Riem mit hohen Bewertungen. Die

Gesamtnote betrug 7,94; in der Rittgkeit er-

Der Star-TrakehnerImperios Impressionen

Blutgeprägt und hoch nobel: Schwarzgold

Connery

Isar VI

SixtusBallerina XXVKaro AsCornauImperio

Balfour

Istia

Buddenbrock

Caro-Dame II

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9/2015 ZÜCHTER FORUM 97

Hengstportrait

hielt er 7,98 und im Springen 7,61. Unter

Anna-Sophie Fiebelkorn war er 2008 Vize-

Weltmeister und Bundeschampion der

fünfjährigen Dressurpferde. Auch 2009 war

er an fünfter Stelle hoch platzierter Bundes-

championats-Finalist und Dritter im WM-Fi-

nale der Sechsjährigen. Seit 2011 sitzt Hu-

bertus Schmidt im Sattel von Imperio.

Imperio war für das bayerische Haupt- und

Landgestüt Schwaiganger und die Hengst-

station Hubertus Poll (Hörem/Niedersach-

sen) im Deckeinsatz und lieferte bisher

zehn gekörte Söhne sowie mehrere Staats-

prämienstuten und Bundeschampionats-

teilnehmer. Aktuell ist Imperio seit Ende

der Saison 2011 nicht im Deckeinsatz, son-

dern konzentriert sich vollkommen auf die

sportlichen Herausforderungen. Die Besitz-

verhältnisse haben sich geändert: Die An-

teile von Hubertus Poll wurden vom Deut-

schen Olympide-Komitee für Reiterei

(DOKR) übernommen, zudem gehört der

Reiter Hubertus Schmidt selbst zum Besit-

zertrio, bei dem das bayerische Haupt- und

Landgestüt Schwaiganger unverändert 50

Prozent hält.

Zehn gekörte Söhne

Die Multiplikation der Gene wird seither

(zumindest teilweise) von den Söhnen

übernommen. Die Söhne Schwarzgold

(geb. 2009, M. v. Consul-Seeadler-Andalu-

sier xx; Z.: Sabine Oberdieck, Wietzen-

dorf), Hancock (geb. 2009, M. v. Münch-

hausen-Sixtus-Radom; Z.: Kristine Gehr-

mann-Arp, Brodersdorf), Carlsberg (geb.

2010, M. v. Nandino xx-Lothar-Altan; Z.:

Hubertus Poll, Hörem), Empire State (geb.

2011, M. v. Kaiser Wilhelm-Schwadro-

neur-Cannon Row xx; Z.: Jikkie Willem-

sen-den Bieman, Bergharen/NL) und Gal-

lardo (geb. 2011, M. v. Consul-Herzkö-

nig-Mahagoni; Z.: Hubertus Poll, Hörem)

haben alle in Hörem gewirkt bzw. stehen

noch heute dort im Deckeinsatz. Hauptbe-

schäler ist Schwarzgold, der auch über das

n iedersächs i sche

Landgestüt Celle mit

vertrieben wird und

inzwischen regelmä-

ßig unter Sascha

Böhnke mit Erfolgen

in Dressurpferdeprü-

fungen Klasse M auf-

warten kann. Han-

cock wechselte Ende

2014 in die USA

über. Bemerkens-

wert: Nach Budden-

brock, Connery und

Imperio sind dessen

Söhne nun die vierte

Hengstgenerat ion

dieses Mannesstam-

mes in Hörem.

Der ein Jahr ältere Vollbruder des

Gallardo, Guardian, war 2014 un-

ter Hauke Hillrichs Trakehner Reit-

pferdechampion der vierjährigen

Hengste, nachdem er 2012 zum

Kör-Reservesieger proklamiert

worden war. Guardian (Z.: Huber-

tus Poll, Hörem; B.: Marion Essing,

Gut Roest, Kappeln) hatte beim

Trakehner Bundesturnier 2014 in

Hannover besondere Tage, denn

auch das teuerste Fohlen der

abendlichen Open-Air-Fohlenauk-

tion war eine Guardian- Tochter,

und auch das Siegerstutfohlen im

niedersächsischen Fohlenchampi-

onat hatte ihn zum Vater (M. v.

Kostolany-Carvin xx; Z.: Birgit

Lehnhardt, Walsrode).

S-Sieger Heuberger

Von besonderer Klasse erscheint

der aus Imperios erstem Jahrgang

(2007) stammende Sohn Heuber-

ger (M. v. Michelangelo-Tenor-Kurfürst; Z.

u. B.: Gestüt Webelsgrund Erdsiek KG,

Springe), der mit Anabel Balkenhol bereits

mehrfach S-Sieger war und 2014 das Tra-

kehner Dressurchampionat in Neumünster

souverän gewann. Sein Jahrgangsgefährte

Legretto (M. v. Friedensfürst-Hyalit-Avignon

II; Z.: Simone Lindemeir-Trippel, Günz-

burg) kam von 2010 bis 2012 im Gestüt

Dreikronen (Kiel) zum Deckeinsatz und

war ebenfalls in Reitpferde- und Dressur-

pferdeprüfungen erfolgreich. Seine ersten

Nachkommen beginnen ebenfalls vielver-

sprechend im Sport.

Imperio wurde auch in anderen Zuchten

genutzt, lieferte unter anderem den rhei-

nisch gebrannten, 2012 in Nordrhein-West-

falen (Münster-Handorf) gekörten Sohn

Imperius (M. v. Florestan I-Donnerhall-

Rheinblick, Z. u. B.: Gerhard Kieffer, Rup-

pichteroth), der aktuell mehrfach Dressur-

pferdeprüfungen Klasse L gewonnen hat.

Stammhalter des Imperio in dessen ehema-

liger Wirkungsstätte im Landgestüt Schwai-

ganger ist der braune Illuminati S (M. v.

Fürst Heinrich-Wellington-Mahdi/T.;

Haupt- und Landgestüt Schwaiganger, Ohl-

stadt). Dieser absolvierte 2012 den 30-Ta-

ge-Test in München-Riem mit der beachtli-

chen Endnote 8,04. Er war vielfach sieg-Prämienhengst aus einer Mutter von Münchhausen: Hancock

Vater und Sohn Poll mit Gallardo

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98 ZÜCHTER FORUM 9/2015

Hengstportrait

reich und hoch platziert in Dressurpferde-

prüfungen bis Klasse M, Sieger im Süddeut-

schen Dressurpferdechampionat 2014 und

qualifiziert zum Bundeschampionat der

fünfjährigen Dressurpferde.

Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten: Bei

allen Positiv-Attributen in der Vererbung

des Imperio sollten Züchter, die mit dem

Gedanken spielen, ihn einzusetzen, auf

eine gute (stabile) Oberlinie seitens ihrer

Stuten achten. Bei Imperios Nachkommen

fiel häufiger eine unruhige Oberlinie auf

(Axthieb in mehrfacher Korrelation mit

mattem Rücken).

Besondere Pferde haben oft auch eine be-

sondere Abstammung: Imperios Vater Con-

nery absolvierte die Hengstleistungsprü-

fung nach dem Sportmodell mit einem

30-Tage-Test in Adelheidsdorf und den

Qualifikationen zum Bundeschampionat in

den Jahren 2002 und 2003. Er ist dressur-

mäßig bis zur schweren Klasse gefördert.

Die unvergessene Katrin Poll, Anna-Sophie

Fiebelkorn und Dorothea Paar setzten Con-

nery sportlich in Szene. Er hat sich bereits

mit seinen ersten Jahrgängen einen klin-

genden Namen als Vererber geschaffen. Elf

gekörte Söhne (Amourano,

Aquarius, Calixto, Charles As-

znavour, Corvey, Edberg, Edi-

torial, Elfenfeuer, Fürst Bren-

nabor, Hulian und Imperio)

kann er derzeit vorweisen.

Herausragend ist u. a. auch

der Weltmeister der Jungen

Vielseitigkeitspferde, Charlie

Weld. Von bisher 111 regist-

rierten Töchtern wurden 20

mit der Staatsprämie ausge-

zeichnet. 2012 wurde Con-

nery beim 50. Trakehner

Hengstmarkt in Neumünster

zum Trakehner Hengst des

Jahres gekürt.

Verkannter Balfour xx

Der in Bayern und Österreich

eingesetzte Muttervater Bal-

four xx ist Sohn des legen-

dären Neckar xx, dem Vater

der in den Warmblutpferde-

zuchten Deutschlands so er-

folgreichen Vollblüter Voll-

korn xx, Vierzehnender xx

und Waidmannsdank xx. Balfours Mutter

Bristol xx ist ebenfalls Mutter des Busoni

xx, der in der hannoverschen Zucht Spit-

zenpferde für alle Disziplinen brachte. Der

1969 geborene Balfour xx verkörpert ein

Hengstschicksal, das durch viel Behörden-

willkür geprägt war. Nicht unüblich in den

1970er- und 1980er-Jahren in ganz Pferde-

deutschland. Parallelfälle (Velten xx, Sirius,

Major, Moltke I etc.) ließen sich zuhauf fin-

den. Von Martin Niedermair (damals ansäs-

sig in Grub) 1976 auf der Rennbahn in Ba-

den-Baden entdeckt, wurde Balfour xx in

Bayern in mehreren Anläufen nicht gekört,

ehe er über mehrere Jahre in Österreich

zum Einsatz kam. Der hohe Wert des Bal-

four xx wurde für die deutsche Warmblut-

zucht zu spät erkannt, und in Österreich

hatte er kaum die Chance, seinem Wert

entsprechend zu wirken. Dennoch genießt

er in der kleinen Warmblutpopulation der

Alpenrepublik noch heute eine hohe Re-

putation, brachte mit Bajazzo und vor al-

lem Belluno mehrere gekörte Söhne. 1987

stellte Martin Niedermair den inzwischen in

Österreich hoch bewährten Balfour xx

18-jährig nochmals in Bayern vor und er-

hielt den begehrten Körsegen. 1988 deckte

er dann für ein paar Monate auf dem Hof

Niedermair und hinterließ einige Nach-

zucht. Von nur sieben in Deutschland er-

folgreichen Nachkommen haben drei mehr

als 2000 Euro gewonnen.

Mütterlicherseits verfügt Imperio weiterhin

über die Stempelhengste Primo (v. Pregel),

Maharadscha und Humboldt über Leis-

tungsgene allererster Güte. Er resultiert aus

der Trakehner Familie O305 Ilona 753

(Schlegel-Detmold), die als Treckstute nach

Westdeutschland kam und aus der auch die

gekörten Hengste Demoskop, Don Camil lo,

Idahoe, Idol, Igor, Imposant, Induc (Bunde-

schampion), Ingbert, Inkarnat, Inox, Inster

Graditz, Interconti, Ippon, Irian, Irland, Ir-

min und Irwin hervorgingen. C. Schridde Heuberger TSF vom Gestüt Webelsgrund

Ist mit dem typischen Imperio-Look ausgestattet: Empire State

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