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7/30/2019 Herbert Verbeke - Aufgeschnappt - Vierteljahreshefte Fuer Freie Geschichtsforschung - 1997 Nr. 2 http://slidepdf.com/reader/full/herbert-verbeke-aufgeschnappt-vierteljahreshefte-fuer-freie-geschichtsforschung 1/2  VffG · 1997 · 1. Jahrgang · Heft 2 59 Aufgeschnappt Von Herbert Verbeke In Zeiten politischer Turbulenzen ist es nicht einfach, eine neue Zeitschrift auf den Markt zu bringen, die sich zwar alles andere als politisch versteht, die aber Dinge thematisiert, die nur allzu leicht politisch interpretiert werden und die ohne Zweifel politisches Gewicht bekommen können. Die eigentlichen Schwierigkeiten waren bisher allerdings übewiegend technischer Art. So hat sich zum Beispiel das vollmundige Versprechen eines Setzers, er könne die Daten unserer Software einfach verarbeiten, als leeres Versprechen erwiesen. Noch dazu bekam die Gattin dieses Setzer just dann ein Kind – und der Setzer somit zwei Wochen Urlaub –, als die Erstausgabe unserer Zeitung durch ihn bearbeitet wurde. Von beiden “Problemen” erfuhren wir nur durch Zufall, und  bis wir einen neuen Setzer fanden, waren schon zwei Wochen vergangen. Als nächstes teilte uns dann die von uns beauf- tragte Druckerei mit, daß sie aufgrund anstehender nationaler Parlamentswahlen einen Auftragsrückstau von mehr als einem Monat habe, so daß unsere Zeitschrift erst in einigen Wochen gedruckt werden könne. Schließlich könne man die Heraus- gabe der Zeitschrift ja verschieben, die Parlamentswahlen aber nicht. Lange Rede, kurzer Sinn: daß die Erstausgabe un- serer Vierteljahresschrift erst Ende April erschien, lag weder an irgendwelchen Verschwörungen, noch daran, daß wir vor- gehabt hätten, das zum Teil im voraus bezahlte Geld unserer Abonnenten zu veruntreuen, wie böse Stimmen meinten mun- keln zu müssen. Dennoch darf ich mich an dieser Stelle für diese Verspätung bei Ihnen entschuldigen. Hinter verschlossenen Türen gehen seit einigen Jahren selt- same Dinge vor sich. Der geschichtliche Revisionismus hat inzwischen eine derartige argumentative Wucht erhalten, daß sich dem auch viele Kräfte im etablierten Lager nicht mehr entziehen können. Freilich bleiben entsprechende Äußerun- gen in der Öffentlichkeit aus, und man gibt die eigene Nieder- lage nur hinter vorgehaltener Hand zu. So meinte die Münchner Historikerin Ingrid Weckert bereits in den achtziger Jahren, ihren Ohren nicht trauen zu können, als sie bei Arbeiten im Archiv des Museums Yad Vashem von einer Sachbearbeiterin für den Komplex des “Vernichtungs- lagers” Treblinka vernahm, im Museum wisse man seit lan- gem, daß es in Treblinka kein “Vernichtungslager” gegeben habe. Man habe die Angaben der Zeugen seit langem vor Ort untersucht und herausgefunden, daß diese Äußerungen nicht haltbar sind. Auf eine Nachfrage bei einem Vorgesetzten die- ser Sachbearbeiterin bestätigte dieser diese Angaben. Wer die Zeugenaussagen mit kritischer Vernunft durchliest und sie den Sachbeweisen gegenüberstellt, der muß zu diesem Schluß kommen, wie es z.B. auch Arnulf Neumaier in seinem Beitrag im Buch Grundlagen zur Zeitgeschichte tat (beziehbar bei VHO). Doch die gleichen Aussagen hinter verschlossenen Türen in der “Höhle des Löwen” zu hören, ist schon ein recht starker Tobak, vor allem, wenn die gleichen Personen in allen Publikationen und Verlautbarungen in der Öffentlichkeit ge- nau das Gegenteil verkünden. Auch David Cole hat eine ähnliche Bemerkung von offizieller Seite aufgeschnappt. Er hatte in einem Interview die Verant- wortlichen des Museums des KZ Majdanek darauf aufmerk- sam gemacht, daß alle Türen der angeblichen Menschengas- kammern in Majdanek nach innen öffnen. Dies mache ihre Verwendung als Exekutionsgaskammern unmöglich, da die Leichen nach einer Hinrichtung die Türen blockiert hätten. Man sagte daraufhin zu David Cole sinngemäß, daß man sel-  ber wisse, daß es in Majdanek nie Menschenvergasungen ge- geben habe. In der Öffentlichkeit freilich lauten die Äußerun- gen dieses Museums genau umgekehrt. Auch Jürgen Graf und Carlo Mattogno machten eine ähnliche Erfahrung, als sie im Staatsarchiv in Moskau wichtige Doku- mente sichteten. Einer der dortigen Angestellten äußerte sich gegenüber den zwei revisionistischen Forschern offenherzig, daß man angesichts der Beweislage in ihrem Archiv zu der festen Überzeugung gekommen sei, daß es in Auschwitz nie Gaskammern zur Tötung von Menschen gegeben habe. Doch nach außen dringen derartige Bekenntnisse auch hier nicht. Ein weiteres vergleichbares Erlebnis hatte auch Siegfried Verbeke, als er zu einem Gespräch mit dem Hochschuldozen- ten Michel Korzec zusammentraf. Korzec gab an, einen Arti- kel über den Revisionismus publizieren und deshalb mit mei- nem Bruder sprechen zu wollen. In diesem Gespräch gab er offen zu, daß er die Auffassung der Revisionisten teilt, daß es im Dritten Reich keine Gaskammern zur Menschentötung ge- geben habe. Seine Versuche, diese Ansicht in Zeitungsarti- keln unterzubringen, scheiterten jedoch am Widerstand der Medien. Um überhaupt etwas lancieren zu können, ging er dann offenbar einen Kompromiß ein. Die niederländische Zeitung  Intermediair druckte schließlich einen Beitrag von ihm ab, demzufolge die Gaskammern nur eine Nebensäch- lichkeit gewesen seien, denen insgesamt nicht mehr als 700.000 bis 800.000 Menschen zum Opfer gefallen seien (15.12.1995). Als Ersatz schrieb er dafür von vielen anderen Greueln, insbesondere von Massenerschießungen im Osten. Er eilte damit quasi Daniel J. Goldhagen voraus, der die Gas- kammern auch zur Nebensächlichkeit erklärte und via Mas- senexekutionen alle Deutschen in Kollektivhaft nahm. Auch Germar Rudolf hat von einem der angeblich schärfsten Widersacher der Revisionisten aufgeschnappt, was dem histo- rischen Establishment gar nicht gefallen dürfte. Jean-Claude Pressac erklärte ihm gegenüber zu Beginn des Jahres 1993 am Telefon, daß er aus Sicherheitsgründen nicht schriftlich mit ihm korrespondieren wolle, weil ihm das Thema zu ge- fährlich sei. Auch Rudolf solle aus Sicherheitsgründen nicht gleich alles auf einmal in Frage stellen, sondern besser in Sa- lamitaktik ein Stück nach dem anderen angehen. Ähnlich hat- te sich Pressac bereits Anfang der achtziger Jahre gegenüber Prof. Faurisson geäußert: Ihr Revisionisten habt ja recht, aber euer Beharren auf der ganzen Wahrheit ist mir zu gefährlich. Ich möchte es Stück für Stück machen.  Natürlich wurden all diese Äußerungen in Situationen ge- macht, als niemand diese Gespräche aufzeichnete. Aus purer Angst würden diese unsere Gesprächspartner solches nie do- kumentiert sehen wollen. Und was beweist das nun? Diese Zeugenaussagen beweisen genau so wenig wie die Zeugenaussagen zum Holocaust, nämlich annähernd gar nichts. Aber ich schreibe dies auch nicht, um etwas zu beweisen, sondern um unseren Gegnern und Feinden deutlich zu machen, warum wir trotz all ihrer Gewalt nicht klein beigeben werden. Sie sollen wissen, daß wir wissen, daß sie wissen!

Herbert Verbeke - Aufgeschnappt - Vierteljahreshefte Fuer Freie Geschichtsforschung - 1997 Nr. 2

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VffG · 1997 · 1. Jahrgang · Heft 2 59

AufgeschnapptVon Herbert Verbeke

In Zeiten politischer Turbulenzen ist es nicht einfach, eineneue Zeitschrift auf den Markt zu bringen, die sich zwar allesandere als politisch versteht, die aber Dinge thematisiert, die

nur allzu leicht politisch interpretiert werden und die ohneZweifel politisches Gewicht bekommen können.Die eigentlichen Schwierigkeiten waren bisher allerdingsübewiegend technischer Art. So hat sich zum Beispiel dasvollmundige Versprechen eines Setzers, er könne die Datenunserer Software einfach verarbeiten, als leeres Versprechenerwiesen. Noch dazu bekam die Gattin dieses Setzer just dannein Kind – und der Setzer somit zwei Wochen Urlaub –, alsdie Erstausgabe unserer Zeitung durch ihn bearbeitet wurde.Von beiden “Problemen” erfuhren wir nur durch Zufall, und

 bis wir einen neuen Setzer fanden, waren schon zwei Wochenvergangen. Als nächstes teilte uns dann die von uns beauf-tragte Druckerei mit, daß sie aufgrund anstehender nationaler 

Parlamentswahlen einen Auftragsrückstau von mehr als einemMonat habe, so daß unsere Zeitschrift erst in einigen Wochengedruckt werden könne. Schließlich könne man die Heraus-gabe der Zeitschrift ja verschieben, die Parlamentswahlenaber nicht. Lange Rede, kurzer Sinn: daß die Erstausgabe un-serer Vierteljahresschrift erst Ende April erschien, lag weder an irgendwelchen Verschwörungen, noch daran, daß wir vor-gehabt hätten, das zum Teil im voraus bezahlte Geld unserer Abonnenten zu veruntreuen, wie böse Stimmen meinten mun-keln zu müssen. Dennoch darf ich mich an dieser Stelle für diese Verspätung bei Ihnen entschuldigen.Hinter verschlossenen Türen gehen seit einigen Jahren selt-same Dinge vor sich. Der geschichtliche Revisionismus hatinzwischen eine derartige argumentative Wucht erhalten, daßsich dem auch viele Kräfte im etablierten Lager nicht mehr entziehen können. Freilich bleiben entsprechende Äußerun-gen in der Öffentlichkeit aus, und man gibt die eigene Nieder-lage nur hinter vorgehaltener Hand zu.So meinte die Münchner Historikerin Ingrid Weckert bereitsin den achtziger Jahren, ihren Ohren nicht trauen zu können,als sie bei Arbeiten im Archiv des Museums Yad Vashem voneiner Sachbearbeiterin für den Komplex des “Vernichtungs-lagers” Treblinka vernahm, im Museum wisse man seit lan-gem, daß es in Treblinka kein “Vernichtungslager” gegebenhabe. Man habe die Angaben der Zeugen seit langem vor Ort

untersucht und herausgefunden, daß diese Äußerungen nichthaltbar sind. Auf eine Nachfrage bei einem Vorgesetzten die-ser Sachbearbeiterin bestätigte dieser diese Angaben. Wer dieZeugenaussagen mit kritischer Vernunft durchliest und sieden Sachbeweisen gegenüberstellt, der muß zu diesem Schlußkommen, wie es z.B. auch Arnulf Neumaier in seinem Beitragim Buch Grundlagen zur Zeitgeschichte tat (beziehbar beiVHO). Doch die gleichen Aussagen hinter verschlossenenTüren in der “Höhle des Löwen” zu hören, ist schon ein rechtstarker Tobak, vor allem, wenn die gleichen Personen in allenPublikationen und Verlautbarungen in der Öffentlichkeit ge-nau das Gegenteil verkünden.Auch David Cole hat eine ähnliche Bemerkung von offizieller 

Seite aufgeschnappt. Er hatte in einem Interview die Verant-wortlichen des Museums des KZ Majdanek darauf aufmerk-sam gemacht, daß alle Türen der angeblichen Menschengas-kammern in Majdanek nach innen öffnen. Dies mache ihre

Verwendung als Exekutionsgaskammern unmöglich, da dieLeichen nach einer Hinrichtung die Türen blockiert hätten.Man sagte daraufhin zu David Cole sinngemäß, daß man sel-

 ber wisse, daß es in Majdanek nie Menschenvergasungen ge-geben habe. In der Öffentlichkeit freilich lauten die Äußerun-gen dieses Museums genau umgekehrt.Auch Jürgen Graf und Carlo Mattogno machten eine ähnlicheErfahrung, als sie im Staatsarchiv in Moskau wichtige Doku-mente sichteten. Einer der dortigen Angestellten äußerte sichgegenüber den zwei revisionistischen Forschern offenherzig,daß man angesichts der Beweislage in ihrem Archiv zu der festen Überzeugung gekommen sei, daß es in Auschwitz nieGaskammern zur Tötung von Menschen gegeben habe. Dochnach außen dringen derartige Bekenntnisse auch hier nicht.Ein weiteres vergleichbares Erlebnis hatte auch SiegfriedVerbeke, als er zu einem Gespräch mit dem Hochschuldozen-

ten Michel Korzec zusammentraf. Korzec gab an, einen Arti-kel über den Revisionismus publizieren und deshalb mit mei-nem Bruder sprechen zu wollen. In diesem Gespräch gab er offen zu, daß er die Auffassung der Revisionisten teilt, daß esim Dritten Reich keine Gaskammern zur Menschentötung ge-geben habe. Seine Versuche, diese Ansicht in Zeitungsarti-keln unterzubringen, scheiterten jedoch am Widerstand der Medien. Um überhaupt etwas lancieren zu können, ging er dann offenbar einen Kompromiß ein. Die niederländischeZeitung  Intermediair  druckte schließlich einen Beitrag vonihm ab, demzufolge die Gaskammern nur eine Nebensäch-lichkeit gewesen seien, denen insgesamt nicht mehr als700.000 bis 800.000 Menschen zum Opfer gefallen seien(15.12.1995). Als Ersatz schrieb er dafür von vielen anderenGreueln, insbesondere von Massenerschießungen im Osten.Er eilte damit quasi Daniel J. Goldhagen voraus, der die Gas-kammern auch zur Nebensächlichkeit erklärte und via Mas-senexekutionen alle Deutschen in Kollektivhaft nahm.Auch Germar Rudolf hat von einem der angeblich schärfstenWidersacher der Revisionisten aufgeschnappt, was dem histo-rischen Establishment gar nicht gefallen dürfte. Jean-ClaudePressac erklärte ihm gegenüber zu Beginn des Jahres 1993am Telefon, daß er aus Sicherheitsgründen nicht schriftlichmit ihm korrespondieren wolle, weil ihm das Thema zu ge-fährlich sei. Auch Rudolf solle aus Sicherheitsgründen nicht

gleich alles auf einmal in Frage stellen, sondern besser in Sa-lamitaktik ein Stück nach dem anderen angehen. Ähnlich hat-te sich Pressac bereits Anfang der achtziger Jahre gegenüber Prof. Faurisson geäußert: Ihr Revisionisten habt ja recht, aber euer Beharren auf der ganzen Wahrheit ist mir zu gefährlich.Ich möchte es Stück für Stück machen.

 Natürlich wurden all diese Äußerungen in Situationen ge-macht, als niemand diese Gespräche aufzeichnete. Aus purer Angst würden diese unsere Gesprächspartner solches nie do-kumentiert sehen wollen.Und was beweist das nun? Diese Zeugenaussagen beweisengenau so wenig wie die Zeugenaussagen zum Holocaust,nämlich annähernd gar nichts. Aber ich schreibe dies auch

nicht, um etwas zu beweisen, sondern um unseren Gegnernund Feinden deutlich zu machen, warum wir trotz all ihrer Gewalt nicht klein beigeben werden. Sie sollen wissen, daßwir wissen, daß sie wissen!

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60 VffG · 1997 · 1. Jahrgang · Heft 2

Die Wannsee-KonferenzEine kritische Prüfung bekannter Positionen nach neuen Dokumentenfunden

Von Wulf von Xanten

1. Einführung

Geschichte ist, was die Menschen glauben; was sie glauben,

vermitteln ihnen die Medien; mit historischer Wahrheit hatdas allerdings meist nicht viel zu tun.So untertitelte die Süddeutsche Zeitung  am 15.1.1996 einBild mit auf dem Wannsee Schlittschuh laufenden Polizisten:

»Dienst mit Schwimmwesten und auf Schlittschuhen: Nicht  ganz alltäglich, was die Polizei gestern Nachmittag in Ber-lin als Dienstausstattung anlegen mußte. Die Beamten, die

 für rückwärtige Absicherung der Wannsee-Villa (Hinter- grund) beim Staatsbesuch des israelischen PräsidentenWeizmann zuständig sind, sorgen auf Kufen für Sicherheit,wo sonst Polizeiboote kreuzen. In der Wannsee-Villa wurde1942 die Vernichtung der europäischen Juden von den Na-

 zis beschlossen. Weizmann besuchte die Gedenkstätte selbst 

nicht.«Die Welt am Sonntag schrieb analog am 22.1.1995:

»Die Vernichtung durch Gas war ein Teil der im Januar 1942 auf der Wannsee-Konferenz beschlossenen “Endlö-

 sung” der Judenfrage.«In Deutschlands führender Enzyklopädie, dem Großen Brock-haus (Wiesbaden 1979), liest man ähnliches:

»WANNSEE-KONFERENZ: Tagung von Spitzenvertreternder obersten Reichs- und Parteibehörden am 20.1.1942 un-ter dem Vorsitz von in Berlin “Am großen Wannsee56/58”. Auf Anordnung A. Hitlers beschlossen die Teil-nehmer Maßnahmen zur Ausrottung der Juden in den von

 Dtl. beherrschten Gebieten Europas (“Endlösung der Ju-denfrage”): Errichtung von Vernichtungslagern (Konzen-trationslagern) in Osteuropa, in denen die Juden getötet werden sollten.«

Die Präsidentin des Deutschen Bundestages, Rita Süßmuth,führte bei einer Veranstaltung im Wannsee-Museum aus:1 

»Doch dieser Ort, der für die kalte Bürokratisierung des Massenmordes steht, da die an ihm abgehaltene Konferenzdie Komplizenschaft des gesamten deutschen Staatsappa-rats bei der geplanten Massenvernichtung von elf Millio-nen europäischen Juden bezeugt, muß für immer im Ge-dächtnis bleiben.«

In der Wissenschaft hat sich allerdings inzwischen die An-

sicht durchgesetzt, auf der Wannsee-Konferenz sei keines-wegs die Vernichtung der Juden beschlossen worden oder auch nur über Maßnahmen der Vernichtung diskutiert wor-den. Dies sei vielmehr zu einem unbestimmten Zeitpunkt da-vor erfolgt. Anders lautende Äußerungen werden entschiedenzurückgewiesen, so zum Beispiel durch den israelischen Pro-fessor für Holocaust-Studien Yehuda Bauer:2 

»Die Öffentlichkeit wiederholt immer und immer wieder diealberne Geschichte, daß in Wannsee die Vernichtung der 

 Juden beschlossen wurde.«Der Stuttgarter Zeitgeschichtler Prof. Eberhard Jäckel wurdeebenfalls recht deutlich:3 

»Das Merkwürdigste an jener vielgenannten Zusammen-

kunft, die erst nach dem Kriege die Bezeichnung Wannsee- Konferenz erhielt, ist, daß niemand weiß, warum sie statt- gefunden hat. Die in der Öffentlichkeit noch immer verbreitete Erklärung,

es sei dabei die Endlösung der Judenfrage, also der Mord an den europäischen Juden, beschlossen worden, ist mit 

Sicherheit auch die unzutreffendste.«Woanders wurde Jäckel weitergehend wie folgt zitiert:4 

»Das Protokoll der Konferenz, sagte Jäckel, enthalte keinWort über einen solchen Beschluß [der Judenvernichtung].

 Auch seien die Teilnehmer dazu gar nicht befugt gewesen.[…] Der eigentliche Zweck der Wannseekonferenz, räumte

 Jäckel ein, sei allerdings umstritten. Ein englischer Kollegehabe schon vor 40 Jahren bemerkt, die Konferenz sei ledig-lich ein “kameradschaftliches Mittagessen gewesen” […]

 Daß die Konferenz für die Deportationen keinerlei Rolle gespielt habe, belege die Teilnehmerliste. Auf ihr fehltenVertreter der Wehrmacht wie auch des Reichsverkehrsmi-nisteriums […] Jäckel glaubt, daß eine entsprechende Wei-

 sung [Hitlers zur Judenvernichtung] nach dem Treffen zwi- schen Hitler, Himmler und Heydrich vom 24. September 1941 erfolgte, also drei Monate vor der Wannseekonfe-renz.«.

Die Zeitschrift des Deutschen Bundestages,  Das Parlament ,schrieb am 3.1.1992 (S. 18) in merkwürdigem Gegensatz zuden wenige Tage danach gemachten Ausführungen der Bun-destagspräsidentin:

»Die vorurteilsfreie Kenntnisnahme des “Besprechungs- protokolls” [der Wannsee-Konferenz] überzeugt davon,daß die Versammelten nichts beschlossen, was als gedank-licher und befehlsmäßiger Ausgangspunkt des Verbrechens

 gewertet werden könnte. Doch konnte die Geschichtswis- senschaft das Bedürfnis nach konkreter geschichtlicher Vorstellung nicht befriedigen, ihre Vertreter vermochten

 zum falschen Geschichtsbild keine anschauliche Alternati-ve zu bieten.«

2. Das “Schlegelberger-Dokument”

Meine Quellenstudien zum Holocaust führten u.a. zur (Wie-der-) Entdeckung des “Schlegelberger-Dokumentes”. Ausheutiger Sicht sind darin “Konferenzergebnisse” enthalten,die bisher nicht in Übereinstimmung mit der allgemein gülti-gen Geschichtsschreibung zur Wannsee-Konferenz gebrachtwerden konnten.5 Das Dokument und sein Inhalt geben, falls

keine fundierten Einwendungen entgegenstehen, zu einer  Neubewertung des Begriffes “Wannsee-Konferenz” Anlaß.Zur kritischen Prüfung und Würdigung stelle ich dieses undweitere damit zusammenhängende (wieder-) entdeckte Do-kumente dem Sachkundigen zur Verfügung.Am 5. April 1942, also mehr als zwei Monate nach der be-haupteten Wannsee-Konferenz, richtete der damals amtsfüh-rende Staatssekretär im Justizministerium Schlegelberger 6 aneinige der Herren, die nach dem Krieg im sog. Wannsee-Protokoll als Teilnehmer der Wannsee-Konferenz genannntwerden, seine Vorschläge zur “Endlösung der Judenfrage”.7 Dieses “Schlegelberger-Dokument” (Anhang Dok. 1), obwohlerwiesenermaßen authentisch, wie nachfolgend belegt, findet

sich in der allgemein gültigen Geschichtsschreibung zur “Wannsee-Konferenz” nicht.5 Schwerlich lassen sich auch dessen Kernaussagen und diedaraus folgenden Schlüsse mit der allgemein gültigen Darstel-