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HILFE FÜR ADIVASI An der Seite der Unterdrückten JESUITEN Führen mit Werten – Impulse für Manager PHILIPPINEN Wiederaufbau nach dem Taifun NEPAL Nothilfe für die Erdbebenopfer SOMMER 2015

HILFE FÜR ADIVASI An der Seite der Unterdrückten · sere Bitte war enorm: Mehr als 71000 Franken wurden bisher für die Jahrespa-tenschaften gespendet. Die Hilfe kommt unmittelbar

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Page 1: HILFE FÜR ADIVASI An der Seite der Unterdrückten · sere Bitte war enorm: Mehr als 71000 Franken wurden bisher für die Jahrespa-tenschaften gespendet. Die Hilfe kommt unmittelbar

H I LFE FÜ R AD I VA SI

An der Seite der Unterdrückten

J E S U I T E NFühren mit Werten –Impulse für Manager

P H I L I P P I N E NWiederaufbaunach dem Taifun

N E PA LNothilfe für die Erdbebenopfer

S O M M E R 2 0 1 5

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Editorial

J E S U I T E N W E LT W E I T A K T U E L L

Liebe Freundinnen und Freunde unserer Missionare und unserer Partner weltweit!Als Teegeniesser weiss ich den As-sam-Tee, eine der bekanntesten Sor-ten, sehr zu schät-

zen. Spätestens durch meine Besuche in dem gleichnamigen indischen Bun-desstaat wurde mir deutlich vor Augen geführt, wie sehr Teeproduktion und Teekonsum im globalen Wirtschaften zusammengehören. Ich haben die

Menschen kennengelernt, die auf den Plantagen ihren Lebensunterhalt verdie-nen müssen. Sie sind Nachkommen der von den Briten aus Zentralindien umge-siedelten Adivasi, den seit jeher benach-teiligten und unterdrückten Ureinwoh-nern des Subkontinents. Sie leben nach wie vor unter schwierigsten Bedingungen und sind auf unsere konkrete Hilfe ange-wiesen. Wir lassen sie nicht im Stich.

Darüber hinaus verschliessen wir nicht die Augen vor jenen internationalen Struk-turen, die derartige Ungerechtigkeiten stützen. Bewusst engagiert sich «Jesuiten weltweit» für die sogenannte Konzernini-tiative. Wir wollen dazu beitragen, dass

Schweizer Unternehmen Verantwor-tung übernehmen für die Lebensbedin-gungen von Menschen, die an weit entfernten Orten für bei uns ansässige Firmen produzieren. Wenn sinnvolle gesetzliche Massnahmen Ungerechtig-keit verhindern, hat der Tee aus Assam bei uns keinen bitteren Nachge-schmack!

Mit unserem Jahresbericht in der Heftmitte geben wir Ihnen Rechen-schaft darüber, was Sie mit Ihrem Wohl-wollen 2014 ermöglicht haben. Auch im Namen unserer Projektpartner dan-ke ich Ihnen herzlich!

Ihr P. Toni Kurmann SJ

INITIATIVE ZUM SCHUTZ VON MENSCH & UMWELT

Katastrophale Arbeitsbedingungen in asiatischen Textilfabriken, missbräuch-liche Kinderarbeit auf Kakaoplantagen, Umweltverschmutzung beim Rohstoff-abbau – auch Schweizer Unternehmen sind in Menschenrechtsverletzungen verwickelt. Eine breitgefächerte Allianz aus Hilfswerken, Umwelt- und Men-schenrechtsorganisationen – darunter «Jesuiten weltweit» – lanciert daher die Konzernverantwortungsinitiative. Das Ziel: verbindliche Regeln für Konzerne zum Schutz von Mensch und Umwelt – auch bei Auslandstätigkeiten. Damit die Initiative rasch zustande kommt, ist eine breite Unterstützung erforderlich. Infor-mationen: www.konzern-initiative.ch

I n der Osterausgabe unseres Magazins hatten wir darum gebeten, Paten-schaften für Lehrerinnen und Lehrer

in der nordindischen Jesuitenprovinz Dar-jeeling zu übernehmen. Das Echo auf un-sere Bitte war enorm: Mehr als 71 000 Franken wurden bisher für die Jahrespa-tenschaften gespendet. Die Hilfe kommt unmittelbar den Lehrerinnen und Lehrern der im Bericht vorgestellten Primarschul-klassen zugute, in denen Kinder aus armen Teepflückerfamilien unterrichtet werden. Die Einkünfte der von Jesuiten geleiteten Schulen reichten leider nicht aus, um den Lehrkräften einen angemessenen Lohn zu zahlen. Die Patenschaften werden hier nachhaltig Abhilfe schaffen. Dies kommt auch den Schulkindern zugute.

Angesichts der im Magazin mehrfach abgebildeten Schüler konnte der Eindruck

entstehen, dass in den Schulen der Jesui-ten nur Knaben ausgebildet würden. Dem ist aber nicht so. Unsere ausführliche Vor-stellung der Primarschule St. Peter in Ga-yaganga, welche nur für Knaben ist, hat unbeabsichtigt zu einem «Übergewicht» in der Wahrnehmung geführt. Die eben-falls im Artikel erwähnte Schule in Hatighi-sa unterrichtet im Primarbereich neben 399 Knaben auch 327 Mädchen. Ganz ähnlich ist es an anderen Schulen. In Indi-en und anderswo in der Welt gehört die Förderung von Mädchen und Frauen zu den zentralen Schwerpunkten jesuitischer Bildungsarbeit.

Zeichen der SolidaritätAuch im Namen der Lehrerinnen und Leh-rer danken die Jesuiten in Darjeeling herz-lich für die grosszügige finanzielle Unter-stützung aus der Schweiz. Für die nächsten Jahre kann nun das Gehalt von etwa 30 Lehrkräften deutlich angehoben wer-den – ein wichtiges Zeichen der Solidarität und des Dankes für die engagierte päda-gogische Arbeit mit den Kindern aus sozi-al benachteiligten Familien. Ohne guten, regelmässigen Unterricht hätten die Mäd-chen und Knaben kaum eine Chance, aus der Armut auszubrechen.

Zahlreiche Spenden für Lehrerpatenschaften

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LINK S: Viele Nepa­lesen stehen heute buchstäblich vor dem Nichts.

RECHTS: Durch die schweren Erdbeben wurden unzählige Wohnhäuser und historische Gebäude zerstört.

Nepal nach den ErdbebenJesuiten organisieren Nothilfe und starten Programm zum Wiederaufbau

Nepal, eines der ärmsten Länder der Welt, wurde von verheerenden Erdbeben getroffen. Jesuiten helfen den Opfern – vor allem in abgelege-nen, weitgehend zerstörten Dörfern ist das Leid der Menschen gross.

N ach Angaben der Vereinten Nati-onen sind acht Millionen Men-schen in Nepal direkt von den

schweren Erdbeben im April und im Mai betroffen. Darunter befinden sich Schät-zungen zufolge etwa eine Million Kinder. Bei der Naturkatastrophe kamen 8000 Menschen ums Leben, etwa 18 000 trugen schwere Verletzungen davon.

Die rund 50 Jesuiten in Nepal reagierten umgehend: Schon wenige Stunden nach dem ersten, ungewöhnlich schweren Be-ben vom 25. April organisierten sie Hilfs-transporte in fünf Distrikte: Gorkha, Dhad-ing, Lalitpur, Kavre und Sindhuli. Nach drei Tagen hatten Helfer Zelte, Planen, Schlaf-matten und Lebensmittel an 150 Familien verteilt. In der Hauptstadt Kathmandu richteten die Jesuiten im St. Xavier College eine Stabsstelle ein, von der aus die Frei-willigenteams und die Hilfslieferungen koordiniert werden. Auf dem Gelände der

drei Jesuitenschulen haben 200 obdachlos gewordene Familien eine provisorische Unterkunft in Zelten gefunden.

Gerade erst waren die Menschen in Ne-pal dabei, ihr alltägliches Leben wieder aufzunehmen, als am 12. Mai die Erde er-neut heftig zu beben begann. Die Bewoh-ner der betroffenen Städte und Dörfer gerieten wieder in Panik, irrten in den Strassen umher. Schulen, die eigentlich wieder mit dem Unterricht beginnen woll-ten, mussten geschlossen bleiben.

Die Zerstörungen, die die Beben im Hi-malaya-Staat angerichtet haben, sind im-mens, viele der Überlebenden stehen vor dem Nichts, sie haben ihre Wohnungen, ihre Häuser verloren. Millionen Menschen sind heute auf Lebensmittelhilfe angewie-sen. Zudem wurden fast 1400 Schulen beschädigt. Allein der Wiederaufbau des Landes wird viel Zeit und Geld kosten.

Hilfe für hunderte FamilienDas europäische Netzwerk der Jesuiten-missionen, dem auch «Jesuiten weltweit» angehört, will die betroffenen Menschen in ihrer Not nicht allein lassen. Seit Jahren fördern die Jesuiten schulische und sozi-ale Einrichtungen in Nepal. Weitere, noch grössere Anstrengungen sind jetzt erfor-

derlich. Bereits in die Wege geleitet ist ein neues Programm, das mehrere Hundert Familien – über die Nothilfe hinaus – bei der Reparatur und dem Wiederaufbau ih-rer Häuser unterstützen wird.

Pater Boniface Tigga, der Regionalobere der Jesuiten in Nepal, schickt fast täglich Berichte zur aktuellen Lage. Er setzt alles daran, auch die Ärmsten in den Dörfern zu erreichen, «auf die nicht die Scheinwer-fer der Medienaufmerksamkeit gerichtet sind.» Viele Strassen in die abgelegenen, meist schwer zerstörten Ortschaften seien infolge der Erdstösse und Bergrutsche un-passierbar geworden, Hilfslieferungen könnten meist nur auf Umwegen erfolgen.

Die Jesuiten in Nepal kennen die Not vieler Dorfbewohner. Sie werden diese weiterhin begleiten und ihnen nach Kräf-ten helfen, gemeinsam mit dort tätigen Ordensschwestern. «Die Unterstützung durch Gebete und materielle Spenden, die wir von Mitbrüdern, der Kirche und der Allgemeinheit erhalten, ist für uns enorm wichtig», betont P. Boniface Tigga SJ. «So können wir den Menschen beistehen und mit unseren Projekten dazu beitragen, dass Nepal die verheerenden Auswirkun-gen der Erdbeben bewältigen wird.»

Elmar zur Bonsen

N E PA L

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An der Seite der UnterdrücktenJesuiten fördern Ureinwohner Indiens, die als billige Arbeitskräfte ausgenutzt werden

Jesuitenpater George Soreng leitet eine Organisation, die sich für die Rechte der Adivasi im nordindischen Bundesstaat Assam einsetzt. Ange-hörige dieser Volksgruppe wurden einst von den Briten als Arbeiter auf die Teeplantagen geholt.

S tellen Sie sich vor, Sie sitzen am Abend des 23. Dezember friedlich zu Hause und freuen sich auf Weih-

nachten. Auf einmal stürmen bewaffnete Männer in Ihr Wohnzimmer, bringen ei-nen Teil Ihrer Familie um und zünden Ihr Haus an. Im indischen Bundesstaat Assam ist genau dies am 23. Dezember 2014 in einer Reihe von Dörfern geschehen.

Ziel der Angriffe durch militante Ange-hörige des Bodo-Stammes waren Adivasi, deren Vorfahren vor über 150 Jahren von den Engländern nach Assam gebracht wurden, um auf den grossen Teeplantagen

für einen Hungerlohn zu arbeiten. Bis heu-te sehen die Bodo-Radikalen, die für ein unabhängiges Bodoland kämpfen, die Adivasi als unerwünschte Neuankömm-linge an. Immer wieder verüben sie An-schläge auf Adivasi-Gruppen. Am Abend des 23. Dezember kamen die Angreifer plötzlich aus dem Dschungel, mordeten kaltblütig, legten Feuer und verschwan-den wieder. 87 Menschen, darunter 36 Kinder und 32 Frauen, wurden getötet, viele Dörfer in den Distrikten Kokrajhar, Chirang, Udalguri und Sonitpur zeitgleich in Flammen gesetzt.

Serie von Angriffen Dieser Angriff war nur eine von vielen bar-barischen Aktionen, die immer wieder auf die Adivasi zielen. Im Herbst 2010 haben Mitarbeiter der Forstverwaltung im Bezirk Kokrajhar 67 Dörfer niedergebrannt. Ihre Begründung: Die im dortigen Waldgebiet lebenden Adivasi schädigten den Wald

und müssten deshalb entfernt werden. Am 24. November 2007 wurden in Beltola 5000 Adivasi attackiert, die an einer fried-lichen Demonstration teilnahmen, um ihre Anerkennung als «Scheduled Tribe», als «registrierter Volksstamm» zu fordern. Das ist ein in der indischen Verfassung vorge-sehener Status für indische Ureinwohner, der mit bestimmten Rechten und Privile-gien verknüpft ist, um Unrecht und Diskri-minierung der Vergangenheit auszuglei-chen.

Ursprünglich kommen die Adivasi, de-ren Name so viel wie «erste Menschen» oder «erste Siedler» bedeutet, aus den indischen Bundesstaaten Jharkhand, Bi-har, Orissa und Madhya Pradesh. Dort be-sitzen sie den Status als «Scheduled Tribe», in Assam jedoch wird ihnen dieser Status verweigert.

Der Demonstrationszug in Beltola war auf dem Weg zum Büro des stellvertreten-den Polizeichefs, um eine Petition zu über-

Unerwünscht und schutzlos: Adivasi werden immer wieder zur Zielscheibe brutaler Übergriffe.

A S S A M

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LINK S: Immer wieder werden Häuser und Dörfer von Adivasi in Assam angezün­det. Mit solchen Gewaltaktionen sollen die Bewohner vertrieben werden.

RECHTS: Auf fried­lichen Demonstra­tionen treten die Adivasi für ihre verbrieften Rechte ein.

reichen, als plötzlich ein Lastwagen voller junger Männer erschien. Bewaffnet mit Schlagstöcken und Steinen begannen sie die Menschen zu attackieren. Die Menge geriet in Panik und suchte Hals über Kopf ihr Heil in der Flucht. 20 Menschen star-ben, 300 wurden schwer verletzt. Frauen wurden mit Füssen getreten, gejagt und vergewaltigt. Die Polizisten blieben stum-me Zuschauer und beteiligten sich zum Teil sogar an den Übergriffen.

Anstatt die Adivasi zu verteidigen, recht-fertigte die Regierung später die Übergrif-fe und gab den Organisatoren der De-monstration die Schuld an den Ereignissen. Bereits 1996 hatten bei ethnischen Ausei-nandersetzungen mehrere Hundert Men-schen ihr Leben verloren, über 70 000 Adivasi suchten damals Zuflucht in 28 Flüchtlingslagern.

Harte Arbeit auf Plantagen Die Geschichte der Adivasi in Assam be-ginnt mit den Teeplantagen, die von den Briten gegründet wurden. Da die lokalen Bewohner nicht im Teeanbau arbeiten wollten, holten die Briten für diese Arbeit ab 1831 Adivasi aus anderen Regionen Indiens. Verarmte und von Hunger be-drohte Adivasi wurden zu Tausenden für

die harte Arbeit rekrutiert. Noch heute pflücken sie 20% der weltweiten Teepro-duktion und erhalten dafür einen Tages-lohn von durchschnittlich 90 Rupien (rund 1.30 Franken). Adivasi, die im Laufe der Zeit ihre Anstellung verloren haben oder vor den miserablen, unterdrückenden Ar-beitsbedingungen geflohen sind, haben sich ausserhalb der Teegärten in kleinen Dörfern angesiedelt.

Ansätze der Hilfe Seit vielen Jahren arbeiten Jesuiten mit den Adivasi in Assam. Als Nachfahren skla-venähnlich gehaltener Einwanderer haben sie viel von ihrer Identität und von ihrem Selbstbewusstsein verloren. 1999 haben wir eine Organisation namens «Gana Che-tana Samaj» (GCS) gegründet, um den Adivasi und anderen Volksgruppen zu helfen. Unsere Ziele sind Emanzipation und «Empowerment», damit die verarm-ten Familien in den Teegärten und Dörfern selbstsicher für ihre Rechte eintreten kön-nen und eine Basis für ein besseres Leben bekommen. Wir unterstützen sie, Selbst-hilfegruppen zu gründen und gemeinsam für die Verbesserung ihrer wirtschaftlichen und sozialen Lage zu arbeiten. Heute gibt es rund 1000 solcher Gruppen von Frauen

mit fast 21 000 Mitgliedern. Mit ihren ge-nossenschaftlichen Sparprogrammen und anderen Aktivitäten befreien sich viele Familien aus der Abhängigkeit von Kredit-gebern.

Um das Einkommen ihrer Familien zu steigern, betreiben viele Frauen eine Schweinezucht, sie führen einen kleinen Laden oder pflanzen Tee auf ihrem eige-nen Stück Land an. Bauerngenossenschaf-ten wurden gegründet, die Saatgut und Schulungen in verbesserten Methoden zum Reisanbau erhalten. Manohar Kujur, einer der Bauern, berichtet: «In diesem Jahr habe ich genug zu essen und kann sogar Reis verkaufen, weil meine Ernte so gut war.»

Bildung für Kinder Im Studienzentrum der GCS wird den Kin-dern nahegebracht, wie wichtig Bildung für ihre Zukunft ist. «Bevor die GCS ihre Förderklassen für Mathematik eröffnete, hat es kein einziger Schüler auf das Col-lege geschafft. Jetzt erhalten auch unsere Kinder eine höhere Schulbildung und da-rüber bin ich sehr glücklich», freut sich Ratneshwar Guria, einer der Väter. Sushila Orang hat mit ihrer Schweinezucht bereits so viel Geld verdient, dass sie es in die Bil-

I N D I E N

A S S A M

Kalkutta

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OBEN: Die katho­lische Kirche in

Pani potta ist längst viel zu klein für

die dort lebenden Adivasi.

LINK S: Pater George Soreng SJ setzt sich

für die Rechte der Minderheit ein.

RECHTS: Die harte Arbeit in den Tee­

gärten wird schlecht bezahlt.

dung ihrer Kinder investieren kann: eines geht auf das Gymnasium und ein zweites studiert bereits.

Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt der GCS ist die Aufklärung der Dorfbewohner über ihre Rechte. Durch ein gezieltes Rechtstraining werden sie nicht nur über die ihnen gesetzlich zustehenden Rechte sowie die unterschiedlichen Wohlfahrts-programme der Regierung informiert, sondern sie lernen auch den selbstbe-wussten Umgang mit Behörden und Re-gierungsvertretern, um ihre Rechte wirk-lich einzufordern. Den Dorfbewohnern von Rabhabasti im Bezirk Kokrajhar wurde jahrelang der ihnen zustehende Anteil an staatlich vergünstigten Lebensmitteln ver-weigert. Nach einer schriftlichen Be-schwerde beim Direktor des Ernährungs-programms erhalten sie nun ihre Lebensmittelrationen.

Kultureller Reichtum Die Adivasi haben eine einzigartige Kultur mit vielen Traditionen, Bräuchen und Ri-tualen, die sich in künstlerischem Schaf-fen, Volkstänzen und ihrer Sprache aus-drückt. Durch die Umsiedlung unter der britischen Kolonialregierung und die an-dauernde Abwertung und Gewalt, die sie

in Assam erfahren haben, ist das Wissen um ihre eigene Kultur sehr beeinträchtigt worden. Mit unterschiedlichen Initiativen unterstützt und motiviert die GCS die Adi-vasi, ihr reiches kulturelles Erbe zu bewah-ren. Frauen in den Selbsthilfegruppen weben jetzt wieder traditionelle Kleidung. Eine grosse Nachfrage gibt es nach der Tanzgruppe der GCS, die ihre Volkstänze an Festtagen mittlerweile vor tausenden Zuschauern zeigt.

Es erfüllt mich mit unermesslicher Freu-de zu erleben, wie Menschen sich zusam-menschliessen und gemeinsam etwas bewegen, ihre Stimme gegen Ungerech-tigkeit erheben, faire Löhne fordern, zu-nehmend wieder ihren kulturellen Werten vertrauen und Druck auf die Regierung ausüben, um endlich den Status eines «re-gistrierten Volksstammes» zu erhalten. Wir Jesuiten wollen mit unserer Arbeit diese Prozesse durch Bewusstseinsbildung, Mo-bilisierung und Förderung der wirtschaft-lichen Unabhängigkeit unterstützen.

Jesus hat sich auf die Seite der Armen und Unterdrückten gestellt und seine Sen-dung trotz aller Widerstände erfüllt. Ist es nicht genau das, wozu er uns auch heute aufruft?

George Soreng SJ

Von der Aussenwelt abgeschnittenPater Klaus Väthröder SJ, Leiter der Jesui-tenmission in Nürnberg, hat vor kurzem die Projekte in Assam besucht und Adivasi- Familien getroffen. Wie er berichtet, gehö-ren die Adivasi in den Teegärten zu einer der am meisten ausgebeuteten und ver-nachlässigten Gruppen in Indien. Ihre Dör-fer liegen oft innerhalb der Teeplantagen, abgeschnitten von der Aussenwelt. Es gibt keine Gesundheitsversorgung, viele leiden an Mangelernährung, und Schulunterricht gibt es oft nur auf dem Papier. «Am Sonntag durfte ich mit einem meiner Mitbrüder in Panipotta die Messe feiern»,

A S S A M

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LINK S: Junge Adiva­si­Frauen in einem Bildungszentrum der Jesuiten.

RECHTS: Traditionelle Tänze sind Teil der reichen Adivasi­Kultur.

A S S A M

Wenn Sie mithelfen, können wir die Adivasi-Familien in Panipotta beim Bau einer neuen Kirche, die rund 20 000 Franken kosten wird, unter-stützen. Auch in anderen Bereichen wollen wir helfen: Bereits mit 30 Franken können die Förderklassen für Kinder im Studienzentrum der von Jesuiten gegründeten Organi-sation «Gana Chetana Samaj» (GCS) unterstützt werden. 156 Franken kostet ein Seminar für Rechtsfra-gen und Bewusstseins bildung in einem Dorf. 860 Franken sind die Jahreskosten für Saatgut auf der Trainingsfarm für die Bauernkoope-rativen. 1500 Franken helfen bei der Anschaffung von neuen Webstühlen für eines der Frauenprojekte. Mein Mitbruder P. Klaus Väthrö-der SJ, Leiter der Jesuitenmission Deutschland, hat vor Ort gesehen, was die Arbeit von GCS bewirkt: Die

Menschen gewinnen an Selbstver-trauen und sind nicht mehr allein den Kreditgebern und Managern der Teegärten ausgeliefert. Viele erfah-ren zum ersten Mal, was ein men-schenwürdiges Leben ist. Ich bitte Sie von Herzen um Ihre Mithilfe!

P. Toni Kurmann SJ, Leiter «Jesuiten weltweit», Schweiz

SPENDENBITTE FÜR DIE ADIVASI IN ASSAMerzählt P. Väthröder. «Das ist ein kleines Dorf inmitten eines riesigen Teegartens in der Nähe von Balipara. Die viel zu kleine und sehr baufällige Kirche war brechend voll. Mehr als die Hälfte der Leute stand vor der Kirche, da sie nicht mehr hinein-passten.»

Am längsten habe die Gabenbereitung gedauert, berichtet P. Väthröder. «Viele kamen und brachten ihre Gaben: vor allem Reis, Kartoffeln und Gemüse für den Pfar-rer und für die Allerärmsten. Ich staunte und war auch etwas beschämt, wie viel diese armen Menschen teilen. Nach der Messe erzählten sie mir, dass ihre katholi-sche Gemeinde mit acht Familien 1945 begann. Sie waren nach Panipotta gekom-men, um hier als Teepflücker zu arbeiten. Am Anfang beteten sie in ihren Häusern, denn die nächste Kirche wäre viel zu weit entfernt gewesen. Dann erlaubte ihnen der Manager des Teegartens, eine kleine Bambus-Kirche mit einem Wellblechdach zu bauen. 1965 wurde sie erweitert, weil die Anzahl der Katholiken wuchs. Heute ist die Kirche wieder zu klein geworden für die inzwischen 800 Christen im Dorf. Die Erlaubnis zum Bau einer neuen Kirche hat der Manager des Teegartens bereits dem Hauptkatecheten gegeben.

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08 Sie und alle auf den Fotos abgebildeten Menschen haben im Taifun nicht nur Hab und Gut, sondern auch Familienangehörige verloren.

Tränen in der BauhütteZehntausende Menschen leiden noch immer unter den Folgen des Taifuns Haiyan

In nur einer Nacht zerstörte Haiyan am 8. November 2013 weite Land-striche auf den Philippinen. Der Wiederaufbau gestaltet sich deutlich langwieriger, wie P. Klaus Väthröder SJ von einem Projektbesuch in der Unglücksregion berichtet.

E s ist acht Uhr morgens und wir sit-zen in einer Art Bauarbeiterhütte unter einem grossen Plakat mit 60

Porträtfotos und einer Stundenliste. Bevor Schwester Edith Tan von den Canossiane-rinnen die Versammlung eröffnet, spre-chen wir ein Gebet. Die auf dem Plakat abgebildeten Männer sind fast alle anwe-send. Sie und ihre Familien leben in einem Dorf nahe der Privinzhauptstadt Tacloban und wurden unter vielen anderen, die ihr gesamtes Hab und Gut durch Taifun Hai-yan verloren hatten, für das Hausbaupro-gramm, über das wir nun sprechen, aus-

gewählt. Zum Zuge kamen jene Familien, die besondere Not litten. Jeder der Män-ner muss nun 1500 Arbeitsstunden zum Bau der neuen Häuser beisteuern, die Stunden werden in der Bauhütte genau notiert. Über unsere jesuitische Partneror-ganisation Simbahang Lingkod ng Bayan (SLB) beteiligen sich «Jesuiten weltweit» in der Schweiz und die Jesuitenmission Deutschland an dem Projekt.

Die Welle war zu starkJeden Morgen versammelt Schwester Edith die Männer, gibt einen spirituellen Impuls und bespricht die Arbeiten des Tages. Die 76-jährige Ordensschwester ist der «Polier» der Baustelle und wacht dar-über, dass jedes Detail des Bauplans kor-rekt umgesetzt wird. Heute darf der Gast aus Europa Fragen stellen. Die Männer erzählen von ihren Plänen, von ihrer Arbeit und von ihren Häusern, die im Rohbau schon stehen. Dann frage ich sie nach ih-

ren Erlebnissen während des Taifuns Hai-yan. Ihre Gesichter verdüstern sich. Luchin erzählt, dass er mit seinen Eltern in einem Haus am Meer gewohnt hat. Eine drei Me-ter hohe Welle riss das Haus mit sich fort. Er hat seine Eltern nicht mehr wiederge-sehen. Chrispor erzählt mit Tränen in den Augen, wie er seinen 5-jährigen Sohn um-klammert hielt, als die Welle kam. Aber sie war zu stark und hat ihm das Kind aus den Armen gerissen. Er hat seinen Sohn nicht mehr wiedergefunden.

Schwester Edith kennt das Schicksal je-des Einzelnen. Sie hört ihren Geschichten zu. Auch anderthalb Jahre nach dem Tai-fun sitzt das Trauma tief und es gibt keinen professionellen Psychologen, der ihnen bei der Verarbeitung hilft. So helfen sie ich gegenseitig, indem sie ihr Gemeinwesen wieder aufbauen. Neben dem neuen Dorf entsteht das Gemeinschaftshaus für Ver-sammlungen, Feste und Gottesdienste. Ein grosser Garten zur gemeinsamen Nutzung

P H I L I P P I N E N

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LINK S: Der Fluss Daguitan hat im Taifun sein altes Flussbett verlassen und bedroht nun das Dorf Anonang.

RECHTS: Tausende Häuser müssen in geschützteren Gebieten neu er­richtet werden.

ist geplant: Und einige Familien werden Gemeinschaftsunternehmen gründen, um sich einen neuen Lebensunterhalt zu ver-dienen.

Fortschritte auf Culion Auch auf der Insel Culion, einem Schwer-punkt unserer Wiederaufbauhilfe, geht es voran. Zurzeit werden vier Schutzhäuser für die indigene Bevölkerung auf den zwei kleinen Nachbarinseln Chindonan und Alulad fertiggestellt. Im Falle von Taifunen sind sie sichere Evakuierungszentren und werden ansonsten für Versammlungen und Gottesdienste sowie als Kindergarten und Schule genutzt. Auf der Hauptinsel Culion ist nach einigen politischen Quere-len nun auch ein sicherer Platz für die Um-siedlung des Dorfes Osmeña ausgewählt. Das Land wurde inzwischen gekauft, so dass bald mit dem Bau der rund 200 Häu-ser begonnen werden kann.

Die Umsiedlung eines kompletten Dor-fes ist nicht so einfach. Alle Bewohner müssen überzeugt werden. Grundstücke, um ein ganzes Dorf neu anzusiedeln, sind rar, ebenso gute Baumaterialien. Und das neue Dorf darf nicht zu weit entfernt sein vom Strand mit seinen Fischerbooten, von der Schule, von den bisherigen Arbeits-

stellen und Einkaufsmöglichkeiten im Zentrum von Culion. P. Javi Alpasa SJ, Di-rektor von SLB und gleichzeitig ein inno-vativer Manager, hat schon viele Ideen: «Wir wollen alle Häuser mit einem Extra-Raum für Gäste ausstatten. Das habe ich mal in Österreich gesehen.» Er meint Pri-vatpensionen. Das bisher einzige Hotel auf Culion sowie das dazugehörige ökologi-sche Tourismusunternehmen Kawil-Tours wurden vor einigen Jahren ebenfalls auf Initiative von Pater Javi gegründet.

Im Würgegriff des FlussesNicht nur an den Küsten, sondern auch im Landesinneren hat der Taifun schlimme Schäden hinterlassen. Mit P. Pedro Walpo-le SJ bin ich unterwegs in der Provinz Ley-te. Er ist Direktor eines jesuitischen Insti-tuts, das sich mit den Auswirkungen von Umweltrisiken und Naturkatastrophen auf menschliche Ansiedlungen beschäftigt. Im Dorf Anonang, das in einem verträum-ten Tal liegt, werden wir schon erwartet. Die letzten Kilometer gehen wir zu Fuss, da seit dem Taifun der Fahrweg zerstört ist. Unterwegs sehen wir schon das Prob-lem, mit dem das Dorf zu kämpfen hat. Der Fluss Daguitan hat als Folge des Taifuns sein altes Bett verlassen und umfliesst das

Dorf jetzt von zwei Seiten. Anonang ist zu einer bedrohten Insel im Würgegriff der beiden Flussarme geworden, die sich im-mer mehr verbreitern. Einige Häuser sind von den Fluten schon fortgerissen wor-den, eine Umsiedlung ist notwendig. Mit der Expertise von Pater Pedro haben sich die Bewohner Anonangs auf einen neuen Platz in der Nähe geeinigt. Die Jesuiten-mission wird zur Finanzierung der Umsied-lung beitragen.

Nach dem Abschluss der Nothilfe ist der Wiederaufbau auf den Philippinen ein langwieriger, komplexer Prozess. Mehr als 200 000 Häuser müssen neu errichtet wer-den, in geschützteren, noch nicht besie-delten Orten. Es sind gerade die Armen, die oft nur auf gefährdetem Gelände einen Platz zum Leben finden. Der Taifun hat die Lebensgrundlagen so vieler Menschen zerstört. Die Erträge der kleinen Fischer sind nach Haiyan stark zurückgegangen, da sich die Fischschwärme verzogen ha-ben. Über Nacht sind in Sammar und Ley-te 33 Millionen Kokospalmen umgeknickt, was zehntausenden Familien die Existenz-grundlage genommen hat. So viel er-scheint sicher: Der Wiederaufbau wird noch lange Jahre dauern.

Klaus Väthröder SJ

P H I L I P P I N E N

Manila

Culion

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10 Angehende «Jesuit Volunteers» aus Deutschland, Österreich und der Schweiz treffen sich zu gemeinsamen Seminaren.

Gut vorbereitet für den AuslandseinsatzZum Freiwilligenprogramm der Jesuiten gehören Orientierungsseminare und Praxistage

«Ein Jahr anders leben» – so lautet der Leitsatz der Jesuit Volunteers. Damit dies gut gelingen kann, braucht es eine intensive Ausein-andersetzung und Vorbereitung.

W ieso muss ich an Vorberei-tungsseminaren teilnehmen, wenn ich einen Freiwilligen-

einsatz mit den «Jesuit Volunteers» ma-chen will? Eine Frage, die mir schon öfters gestellt wurde. In den Urlaub fährt oder fliegt Herr und Frau Schweizer schliesslich auch ohne Vorbereitungsseminare – wie-so soll das hier nun anders sein? Eine Be-gründung liegt auf der Hand: Bei einem Freiwilligeneinsatz handelt es sich nicht um Urlaub. Wenn ich mich entscheide, für ein Jahr als Jesuit Volunteer in ein Land des Südens zu reisen, so heisst das, dass ich mich auf das Leben in einer mir noch fremden Kultur und in einem anderen so-

zialen, religiösen und politischen Umfeld einlasse. Mit den Menschen vor Ort mitzu-leben und mitzuarbeiten, kann sehr berei-chernd, aber auch herausfordernd sein.

Wie gehe ich damit um, wenn ich mit grosser Armut konfrontiert werde? Wie kann mein Beitrag für mehr Gerechtigkeit aussehen? Wie lebe ich meinen Glauben, meine Spiritualität? Mit diesen und vielen anderen Fragen beschäftigen sich die Vo-lunteers in der Vorbereitung, damit der Freiwilligeneinsatz für alle Beteiligten eine positive Erfahrung werden kann. Denn allzu oft wird unter dem Etikett «Entwick-lungszusammenarbeit» oder «Voluntee-ring» zwar Gutes gemeint, aber dann doch Schaden angerichtet.

Konkret beinhaltet die Vorbereitungs-phase als Jesuit Volunteer folgende Stati-onen: Nach dem Bewerbungsverfahren treffen sich alle beim Orientierungssemi-nar, um sich gegenseitig kennen zu lernen und die eigene Motivation zu prüfen. Das

Unterzeichnen einer schriftlichen Verein-barung gibt dem weiteren Verlauf der Vorbereitung grössere Verbindlichkeit. In den folgenden Seminaren stehen die The-men Armut, Gerechtigkeit, Spiritualität, Interkulturelle Kompetenz und organisa-torische Fragen im Zentrum. Der Aus-tausch unter den Freiwilligen und die Er-fahrungsberichte von Ehemaligen kommen dabei nicht zu kurz. Die Praxista-ge in einer der drei Jesuitenmissionen in Zürich, Wien oder Nürnberg bieten auch die Gelegenheit, die Tätigkeit der Hilfswer-ke aus der Nähe kennenzulernen. Die Aus-sendungsfeier, zu der die Familien und FreundInnen der Volunteers eingeladen werden, bildet dann den Übergang von der Vorbereitungsphase ins Einsatzjahr.

Haben wir Ihr Interesse geweckt? Wei-tere Informationen über unser Programm: www.jesuiten-weltweit.ch/volunteers

Andrea Gisler, Referentin «Jesuit Volunteers»

J E S U I T V O L U N T E E R S

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LINK S: Die betonier­ten Böden der Con­tainerschule lassen die Anordnung der künftigen Klassen­räume erkennen.

RECHTS: An den Stahlgerüsten wer­den die Decken und Wände der Klassen­räume angebracht.

Unterricht im SchichtbetriebSchon bald wird im Nordirak bei Erbil eine neue Schule für Flüchtlinge eröffnet

Derzeit montieren Arbeiter die in Modulbauweise entstehenden Klassenräume. Noch im Juni soll der spendenfinanzierte Schulkomplex des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes fertiggestellt sein.

D as Zelt, das zur Behelfskirche um-funktioniert wurde, füllt sich zum Sonntagsgottesdienst. Hierher,

nach Ozal City, einem noch trostlosen und halbfertigen Neubaugebiet am Rande der kurdischen Provinzhauptstadt Erbil, sind viele Christen vor dem Terror des «Isla-mischen Staats» aus dem Irak geflüchtet. Die Gesänge der chaldäischen Liturgie klingen getragen und voller Trauer, als würde eine Kirche im Exil ihrem Schmerz in der Musik Ausdruck verleihen. Es ist zu spüren, wie wichtig den Flüchtlingen der gemeinsame Gottesdienst ist.

Der Priester begrüsst am Ende der Mes-se Pater Tony Calleja SJ vom Flüchtlings-dienst der Jesuiten (JRS). Denn hier in Ozal City baut der JRS derzeit eine Schule aus Container-Modulen. Der Bauplatz liegt direkt neben der Zeltkirche. Aus den be-reits gegossenen Betonfundamenten ra-gen stählerne Gerüste auf, an denen der-

zeit die Wände und Decken angebracht werden. Die katholische Kirche im Kanton Zürich und viele weitere Spender aus der Schweiz haben den Bau möglich gemacht.

Der neue Schulkomplex wird zwölf Klas-senzimmer, einen Computerraum mit 20 Arbeitsplätzen, ein Büro, die Schulküche und mehrere Toiletten umfassen. Die Con-tainerräume sind hufeisenförmig ange-ordnet, so dass der entstehende, künftig als Spielplatz dienende Innenhof im Som-mer mit einem Sonnenschutz ausgestattet werden kann.

Abendkurse für ErwachseneDer Unterricht soll in vier Schichten pro Tag erfolgen, so dass mehr als tausend Kinder, Jugendliche und Erwachsene zur Schule gehen können. Neben Kindergar-ten, Primar- und Sekundarschule wird es auch Hausaufgabenhilfe und abendliche Sprach- und Computerkurse geben. Die meisten Flüchtlinge sprechen Arabisch und nicht Kurdisch. Dank den Bildungs-projekten der Jesuiten können die Famili-en die lokale Sprache erlernen, sich inte-grieren und Arbeit finden.

In Ozal City leben mehr als 6000 Flücht-linge: Christen, Jesiden und Muslime. Die Bildungsprojekte des JRS stehen allen of-

fen. Über Familienbesuche und psychoso-ziale Begleitung hat das JRS-Team bereits guten Kontakt zu sehr vielen Flüchtlings-familien geknüpft. Diese werden auch über die Nothilfe der Jesuiten unterstützt.

Solange die Container-Schule noch nicht eröffnet ist, hat der JRS einen Bus-Shuttle organisiert, damit die Kinder und Jugendlichen aus Ozal City und anderen Flüchtlingsunterkünften an den Bildungs- und Freizeitaktivitäten des JRS teilnehmen können, die in vier gemieteten Häusern in Erbil bereits stattfinden. Für die Kinder und Jugendlichen ist es enorm wichtig, aus der Enge der Unterkünfte herauszukommen und einen Platz zu haben, an dem sie ler-nen und kreativ sein können.

Pater Calleja und seine Helfer haben in Erbil und in den umliegenden Dörfern mit vielen Flüchtlingsfamilien gesprochen, um zu sehen, wie ihnen am Besten geholfen werden kann: «Die Flüchtlinge baten uns immer wieder, neben der Nothilfe auch Unterricht für ihre Kinder zu organisieren. Sie waren schon viel zu lange nicht mehr in der Schule. Das ist eine grosse Sorge der Eltern.» Mit der neuen Schule wird nun bald ein Stück Normalität ins Leben der leidgeprüften Flüchtlinge zurückkehren.

Judith Behnen

N O R D I R A K

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Viel Beifall für Pater Saju GeorgeFaszinierene Auftritte: Der «tanzende Jesuit» aus Kalkutta zu Gast in der Schweiz

Pater Saju George SJ verbindet vieles, was auf den ersten Blick wenig ge- meinsam hat: Christentum und Hin - duismus, Priestersein und klassi-schen indischen Tanz. Wir sprachen mit ihm nach seinen Gastauftritten in der Schweiz.

D ie Auftritte des promovierten The-ologen und professionell ausge-bildeten Künstlers bringen Men-

schen verschiedener Glaubensrichtungen und Kulturen zusammen, auch beflügeln sie auf faszinierende Weise den interreli-giösen Dialog. Dies zeigte sich einmal mehr bei der Eröffnung des Weltreligio-nentags von CANTARS 2015 am 9. Mai in der Luzerner Hofkirche. Pater Saju erhielt auch hier viel Aufmerksamkeit und Ap-plaus für seine Choreografien, mit denen er christliche Themen in der Sprache des indischen Tanzes Bharatanatyam zum

Ausdruck bringt. Auf Einladung von «Je-suiten weltweit» trat Pater Saju George, begleitet von vier indischen Musikern – zwei von ihnen lehren als Dozenten an einer namhaften Musikschule in Kalkutta – auch an weiteren Veranstaltungsorten in der Schweiz auf, in Gottesdiensten ebenso wie in Tanzworkshops. Die Spen-den und Einnahmen fliessen in sein Sozi-alprojekt, das er in einem Armenvorort von Kalkutta gegründet hat. Weitere Infor-mationen finden Sie auf unserer Website: www.jesuiten-weltweit.ch/Saju.

Pater Saju, Sie sind im Mai an mehreren Orten der Schweiz aufgetreten, in den Kantonen Zürich, St.Gallen, Luzern und Aargau. Was war Ihr Eindruck? Ich kam in die Schweiz, um mit vielen Men-schen die Freude an meiner Kunst und an meiner indisch geprägten Spiritualität zu teilen. Das Echo war sehr positiv, was mich natürlich gefreut hat. Ausserdem bin ich

sehr dankbar dafür, dass so viele Men-schen, die meine Auftritte und Veranstal-tungen besucht haben, für mein Sozial-projekt Kalahrdaya gespendet haben.

Kalahrdaya, eine Ausbildungsstätte für Kinder und Jugendliche, liegt Ihnen be-sonders am Herzen?Ja. Es handelt sich dabei um ein kulturelles Zentrum, das allen Menschen offensteht, besonders den Kindern und Jugendlichen aus bitterarmen, sozial benachteiligten Familien. Sie erhalten hier Unterricht in Tanz und Musik – um daraus Zutrauen und Selbstbewusstsein fürs Leben zu schöpfen. Derzeit ist Kalahrdaya – wörtlich übersetzt «Herz der Kunst» – noch im Aufbau begrif-fen, aber es wächst stetig, auch dank vieler grosszügiger Spenden aus der Schweiz. Das Projekt wird seinen Zweck dann voll und ganz erfüllen, wenn es eines Tages zu einem College für Kunst, Kultur und Spiri-tualität aufgeblüht sein wird, zusammen

Pater Saju George SJ, hier bei seinem Auftritt in der Hofkirche Luzern, wird von professionellen Musikern aus Kalkutta begleitet.

S C H W E I Z

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LINK S: Tanz­Work­shop mit Schülern in Zürich.

RECHTS: Pater Saju ist Künstler und Priester aus Leiden­schaft. Er spricht sein Pub likum direkt an, mit Be­wegungen und Worten.

mit einer Spezialklinik samt Schwestern-schule für die Armen im Dorf und in der Umgebung. Kunst ist ja ebenso therapeu-tisch wie medizinische Behandlung. Sie wirkt auf Körper und Seele zugleich ein. Beides, Kunst und Medizin, kann gut ko-existieren und es dient den Hilfsbedürfti-gen auf gleiche Weise.

Pater Saju, wenn Sie gefragt werden, wer sie sind, was antworten Sie?Ich bin Jesuit und klassischer indischer Tänzer, der sich als Priester und Künstler für sozialen Wandel engagiert. Man nennt mich häufig den «tanzenden Jesuiten». Ich finde, das passt recht gut zu mir.

Wollten Sie immer schon Priester wer-den? Gab es bestimmte Vorbilder in ihrem Leben?Schon als Teenager träumte ich davon, ein missionarischer Priester zu werden. Was mich besonders beflügelte, war das Leben des hl. Peter Damien («Damien, der Aus-sätzige») und später von Mutter Teresa von Kalkutta, der Heiligen der Ärmsten der Armen. Der Ruf, Gott in allen Dingen zu suchen und zu finden und alle Dinge in ihm, kam vom hl. Ignatius von Loyala, dem Gründer unseres Ordens. In erster Linie

verstehe ich mich als ein Diener einer Mis-sion, der Mission Jesu Christi. Entspre-chend versuche ich zu leben.

Besonders wichtig ist Ihnen der Einsatz für sozial benachteiligte Menschen? Schon ganz zu Beginn meiner priesterli-chen Berufung wollte ich den Armen und Bedürftigen dienen. Ich wollte den Kran-ken, den Ungebildeten und Unterdrückten beistehen. Zunächst war es mein Wunsch, nicht nur Priester, sondern auch Arzt zu werden. Als dies nicht in Erfüllung ging, entwickelte ich meine Leidenschaft und Berufung aus Kindertagen weiter, ein Künstler zu sein, dies innerhalb meiner Berufung zum Jesuiten. Der Jesuitenorden förderte mich nach Kräften, zugleich Jesu-it und Tänzer zu sein. Ich erkannte, dass ich den Armen sehr gut mit beidem dienen könnte. Ich bin fest davon überzeugt, am richtigen Platz zu sein.

Was bedeutet Ihnen das Tanzen? Es ist für mich die komplexeste und aus-drucksstärkste Kunstform. In seinen Bewe-gungen verdeutlicht der klassische indische Tanz Bharatanatyam das Ausser-gewöhnliche und Erhabene unserer Exis-tenz. Es geht um eine sehr lebensbejahen-

de, alles umfassende Kunstform – Körper, Geist und Seele sind völlig einbezogen und aktiv, wenn wir tanzen. Ich bin über-zeugt: Indem wir unseren Körper dehnen und strecken, greifen unsere Seelen nach dem Höchsten, dem Allumfassenden. Der indische Tanz fasziniert durch die Ästhetik seiner Figuren, Schritte und Gesten. Es handelt sich um eine kompositorische Kunst aus Drama und Musik. Die Botschaft, die dieser Verbindung entspringt, erreicht Herz und Geist des Publikums sehr schnell und unmittelbar. Das hat sich auch wieder bei meinen Auftritten in der Schweiz ge-zeigt: Der Funke ist übergesprungen.

Tanz als religiöse Ausdrucksform, ist das nicht etwas ungewöhnlich?Keineswegs. Im Hinduismus spielte der Tanz schon immer eine wichtige Rolle als Verbindung zwischen Mensch und Gott-heit. Und auch die Bibel bezeugt diese Tradition: Schon in alttestamentlicher Zeit wird Gott durch Tanz gelobt und geprie-sen. Daran knüpfe ich mit meiner Kunst an. Sie verbindet uns mit Gott – und auch untereinander, über alle Grenzen hinweg.

Interview: E. zur Bonsen, A. Zwicknagl

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S C H W E I Z E R J E S U I T E N

Führen mit WertenBeitrag von Pater Provinzial Dr. Christian M. Rutishauser SJ über «Loyola und Leadership»

Berater, Manager und Unternehmer zeigen heute reges Interesse am jesuitischen Führungsstil. Dessen Kernelemente gehen auf Ordens-gründer Ignatius von Loyola zurück.

I gnatius von Loyola (1492 – 1556) ist als grosser Stratege und Ordensführer in die Kirchengeschichte eingegan-

gen. Bei seinem Tod hatte die von ihm 16 Jahre zuvor gegründete Gesellschaft Jesu bereits über 1000 Mitglieder. Sie waren in ganz Europa, Südamerika, Indien und bis hin nach Japan unterwegs, um das Evan-gelium zu verkünden. Die Jesuiten wuch-sen und wurden im 17. Jahrhundert für die ganze römisch-katholische Kirche zum prägenden Orden. Wissenschaften, Sozi-alarbeit wie auch kirchliche und weltliche Politik bestimmten sie mit.

Oft wurde die Frage nach Geheimnis und Macht der Jesuiten gestellt, auch in

der Moderne wieder, als sich der Orden nach Auflösung und Neugründung erneut in der ganzen Welt ausbreitete. Selten kam Ignatius in den Blick als Mystiker und Cha-rismatiker, der über die Gabe verfügte, das Geistliche mit dem Strategisch-Organisa-torischen zu verbinden. Heute zeigen Or-ganisationsberater und Supervisoren, Manager und Führungspersönlichkeiten waches Interesse am jesuitischen Füh-rungsstil.

Ignatius hat keine Ordensregeln ver-fasst, sondern «Konstitutionen». Sie be-schreiben den Werdegang eines Jesuiten. Ideale Porträts eines Novizen und Scho-lastikers, aber auch eines Superioren oder des Generaloberen werden gezeichnet. Es geht Ignatius um Persönlichkeitsentwick-lung, die über eine lange Ausbildung ge-fördert wird. Sie ist geprägt durch den Erwerb von Sachkenntnis und Kompetenz auf der einen Seite, durch Gewinn von Selbsterkenntnis und Charakterbildung

auf der anderen. Zeiten des Lernens in verschiedenen sozialen und kulturellen Milieus wechseln ab mit Zeiten des Rück-zugs in Einsamkeit und Stille. So kann Er-lebtes reflektiert werden und sich zu tra-gender Erfahrung setzen. Durch das Arbeiten in verschiedenen Rollen, muss die Kontinuität im Geistigen und im Innern der Person festgemacht werden. Die ge-wonnene Distanz ergibt die Kraft, in immer neuen Situationen nach den eingeübten Kriterien zu handeln. Die Bildung von ei-genständigen Persönlichkeiten mit gros-ser Urteilsfähigkeit und sozialer Kompe-tenz steht im Zentrum, denn nur so kann in den global unterschiedlichen Kontexten das Evangelium situationsgemäss gelebt und verbreitet werden.

Selbständige Persönlichkeiten, die sich überall mit Aufgabe und Werten eines Be-triebs oder einer Organisation identifizie-ren, ist das, was Führungskräfte gerade in einer globalisierten Welt brauchen. Für die

Orden sind gefragte Impulsgeber – auch für die Wirtschaft. In Veranstaltungen des Lassalle­Hauses und des Lassalle­Instituts werden unterschiedliche Führungskonzepte vorgestellt, hier ein Seminar mit Alt­Abt P. Martin Werlen OSB (Foto, re.) und Dr. Benedikt Weibel.

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innere Formung des Menschen hat Igna-tius die Exerzitien geschaffen. Sie enthal-ten mentale Übungen, die dem Menschen helfen, innerlich frei von narzisstischer Selbstbezogenheit zu werden und diese Freiheit in den Dienst von höheren Werten zu stellen. Für ihn ist dies selbstverständ-lich das Reich Gottes. Kurzfristige Zielset-zungen werden in einen grösseren Sinn-horizont gestellt. Nachhaltigkeit ist eine Selbstverständlichkeit, da generationen-übergreifend gedacht wird. Besonderen Wert legt Ignatius auf zwei Bereiche: auf die Unterscheidung der Geister und auf die Ziel-Mittel-Relation.

Die Unterscheidung der Geister geht davon aus, dass alles Handeln von ver-schiedenen Kräften und Motivationen getragen ist. Die Einen haben für ein Un-ternehmen eher destruktive, die anderen konstruktive Wirkung. Oft zeigt sich unter einem ersten Anschein des Guten, dass eine Absicht nicht lauter ist. Auch umge-kehrt sind Widerstände und Hindernisse oft hilfreiche Katalysatoren, wenn man sich auf sie einlassen und sie transformie-ren kann. Hier lehrt Ignatius, den Blick zu schärfen und gibt Verhaltensregeln. Oft verselbständigen sich im Arbeitsalltag auch Prozesse. Zielsetzungen geraten aus

dem Blick und Partikularinteressen schie-ben sich in den Vordergrund. Die Freude und Faszination an einem Erfolg oder an etwas Schönem verselbständigt sich. Da-her gilt es, Primär- und Sekundärfunktio-nen zu unterscheiden.

Vieles muss immer wieder als Mittel in einen grössen Zusammenhang des Ge-meinwohls und der übergeordneten Pro-jektziele eingeordnet werden. In der ein-fachen Methode einer angeleiteten Stille zu Beginn einer Team- oder Gremiensit-zung zum Beispiel, können diese Einsich-ten in einem normalen Arbeitsalltag fruchtbar gemacht werden. Überhaupt sind kurze Unterbrechungen im Ar-

beitsalltag unerlässlich, damit die Mitar-beitenden sich selbst wieder spüren, re-flektive Distanz einnehmen können, sich neu ausrichten und emotionale Kraft schöpfen. Jeronimo Nadal, ein Jesuit der ersten Generation, hat diese Haltung auf den Punkt gebracht: «contemplativus in actione», im Handeln selbst kontemplativ und achtsam bleiben. Heilsame Entschleu-nigung ist also angesagt, ein kurzes Zu-rückziehen, um dann umso kräftiger und zielgerichteter in die Zukunft schreiten zu können.

Schliesslich geht es in Führung und Ma-nagement, das sich an der Spiritualität der Jesuiten orientiert, vor allem um Wertori-entierung. Werte und Normen sind dem Menschen einerseits von Natur aus vorge-geben. Andererseits ist der Mensch selbst schöpferisch tätig. Er muss wählen und sich entscheiden, was für ihn einen Wert darstellt. Dieses Zusammenspiel will ein-geübt sein. Werte kommen einem in einer offenen, pluralistischen Gesellschaft ab-handen, wenn sie nicht reflektiert werden. So ist die Schule des Ignatius eine mehr als wertvolle, nämlich eine oft unerlässli-che Ergänzung zu den üblichen Führungs-konzepten und Managementmodellen.

Dr. Christian M. Rutishauser SJ

S C H W E I Z E R J E S U I T E N

GELÜBDEFEIER BEIM PROVINZSYMPOSIUM

sein deutscher Amtskollege P. Ste-fan Kiechle SJ nahmen die Gelübde gemeinsam entgegen. Pater Oberhol-zer, der 2001 in den Orden eintrat, ist Mitar beiter des Historischen Instituts der Gesellschaft Jesu in Rom sowie Leiter des Archivs der Schweizer Je-suitenprovinz.In Schwäbisch Gmünd trafen sich rund 170 Jesuiten aus der Deutschen und der Schweizer Provinz erstmals zu einem gemeinsamen Provinzsympo-sium, um die Mitbrüder der jeweils anderen Provinz im Erfahrungsaus-tausch noch besser kennenzulernen.

In einer feierlichen Messe beim ge- meinsamen Symposium der Deut-schen und der Schweizer Provinz in Schwäbisch Gmünd haben am 8. April vier Jesuiten ihre Letzten Gelübde abgelegt, unter ihnen P. Paul Oberholzer SJ (Foto, rechts) aus der Schweiz. Gemeinsam mit Philipp Görtz SJ, Fredrik Hei- ding SJ und Christoph Hermann SJ aus Deutschland wurde er mit der Gelübdeablegung endgültig in den Orden eingegliedert. Der Schweizer Provinzial P. Christian M. Rutishauser SJ (Foto, links) und

Im abschliessenden Seminar der Reihe «Führen mit Werten» wer-den am 17. Juni 2015, 17–21 Uhr, zusammenfassend zukunftswei-sende Führungsstile diskutiert. Podiumsleitung: Roger de Weck, Generaldirektor von SRG SSR. Ort: aki, Hirschengraben 86, 8001 Zürich (nahe Central).Preis: 300 Franken.Informationen zu Seminaren und Kursen: www.lassalle-haus.org; www.lassalle-institut.org

SEMINAR IM AKI

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Das Magazin der Jesuitenmission SchweizErscheint viermal im Jahr Abonnementspreis: Fr. 8.–

Abonnementsverwaltung:Jesuiten weltweit, Hirschengraben 74, 8001 Zürich, Telefon 044 266 21 30 E-Mail: [email protected]: Zürich 80-22076-4 IBAN: CH48 0900 0000 8002 2076 4

Abonnementspreis: Fr. 8.–

Redaktion: Toni Kurmann SJ, LENNART Medien Consult Zürich

Gestaltung, Druck und Versand:Cavelti AGmedien. digital und gedruckt.9201 Gossau SG

Bildnachweis:G. Soreng SJ (Titel, S.4­7, S.16), Konzern­Initiative (S.2), Archiv (S.2, 3, 12­15), K. Väthröder SJ (S.6­7, S.14­16), JV (S.10), JRS (S.11), Echter Verlag (S.16)

Im nordindischen Bundesstaat Assam stehen Jesuiten der unterdrückten

Minderheit der Adivasi bei +++ Schule für Flüchtlingskinder im Nordirak

+++ Die vom Erdbeben zerstörten Dörfer in Nepal sind dringend auf Hilfe

angewiesen +++ Jesuit Volunteers bereiten sich auf ihre Einsätze vor +++

Tagung

Teresa von Avila«Ein Genie der Freund-schaft» lautet der Titel einer Tagung, die das Lassalle Haus zum 500. Geburtstag der grossen Mystikerin,

Reformerin und Ordensgründerin Teresa von Avila (1515–1582) veranstalten wird. Lassen Sie sich inspirieren von einer mutigen Frau, die in einer besonders für Frauen schwierigen Zeit lebte. Teresa fordert uns heraus, im Vertrauen auf ein sinn- und damit gotterfülltes Leben zu wachsen. Ange-leitet durch ausgewiesene Referentinnen und Referenten führt die Tagung zu einer fundierten Auseinandersetzung mit einem zentralen Thema der Spiritualität Teresas: ihrer Freundschaft mit Gott, den Menschen und sich selber.

Jubiläums-Tagung zum 500. Geburtstag von Teresa von Avila: «Ein Genie der Freundschaft»5.–8. November 2015Kloster Bethanien, St. Niklausen (OW)Leitung: P. Bruno Brantschen SJAnmeldefrist: 2. Oktober 2015Gesamtkosten: 660 FrankenWeitere Informationen: www.lassalle-haus.org

Buch

Ignatius von LoyolaViele Legenden ranken sich um ihn, überliefert von Gefährten, Macht-habern, Philosophen, grossen Denkern und bedeutenden Schrift-

stellern. Die einen sehen in ihm den Mann der Vorsehung, der die Kirche in die Moderne führte, die anderen beschuldigen ihn, den Gärstoff der modernen Häresien eingebracht zu haben, die den katholischen Glauben bedrohen oder zumindest schwächen. Im Rückgriff auf die Quellen lässt Pater Pierre Emonet SJ, der frühere Provinzial der Schweizer Jesuiten, jenseits aller positiver wie negativer Legendenbildung eine beeindruckende Persönlichkeit mit ihren Licht- und Schattenseiten lebendig werden. P. Emonet gehört der Jesuiten-kommunität in Carouge bei Genf an, er ist Leiter der Westschweizer Kulturzeitschrift «Choisir» und hat zahlreiche Studien zur Geschichte und Spiritu-alität der Gesellschaft Jesu veröffenlicht. P. Emonet ist auch als Exerzitienbegleiter tätig.

Pierre Emonet SJ, Ignatius von Loyola. Legende und Wirklichkeit.Echter Verlag 2015, 200 Seiten