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Naturwissenschaften und Technik für Mädchen und Jungen DAS MAGAZIN DER STIFTUNG „HAUS DER KLEINEN FORSCHER“ Ausgabe 3/ 2017 – 7. Jahrgang ALLE ZUSAMMEN! TITELTHEMA: KOLUMBIEN UND SEIN REGENWALD TIERSTIMMEN DER WELT WILLKOMMEN, KLEINE FORSCHER JETZT AUCH ALS E-PAPER!

hnik DAS MAGAZIN DER STIFTUNG „HAUS DER KLEINEN … · l 1 l LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, in den vergangenen Jahren haben viele Flüchtlinge Deutschland erreicht, darunter auch

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Page 1: hnik DAS MAGAZIN DER STIFTUNG „HAUS DER KLEINEN … · l 1 l LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, in den vergangenen Jahren haben viele Flüchtlinge Deutschland erreicht, darunter auch

Naturwissenschaften und Technik

fuumlr Maumldchen und Jungen

DAS MAGAZIN DER STIFTUNG bdquoHAUS DER KLEINEN FORSCHERldquo

Ausgabe 3 2017 ndash 7 Jahrgang

ALLEZUSAMMEN

TITELTHEMA

KOLUMBIEN UND SEIN REGENWALD

TIERSTIMMEN DER WELT

WILLKOMMEN KLEINE FORSCHER

JETZTAUCH ALS E-PAPER

Noch mehr Forscherspaszlig im AlltagWo flieszligt uumlberall Strom Warum leuchten all die kleinen Laumlmpchen und wie baut man eine Lichterkette In unserem Online-Shop unter shophaus-der-kleinen-forscherde nden Sie viele Materialien fuumlrs gemeinsame Forschen wie Gluumlhlaumlmpchen Klangroumlhren und ganz neu Das Mini-Experiment Thaumatrop Hierbei erleben die Kinder wie es funktioniert dass zwei separate Bilder zu einem verschmelzen und welche Houmlchstleistungen das Auge dabei erbringt

AB 80 euro BESTELLWERT

VERSANDKOSTEN-FREIE LIEFERUNG

Bei Eingang Ihrer Bestellung im September 2017 erhalten Sie ab einem Einkaufswert von 80 euro brutto und nach Eingabe des Gutscheincodes bdquoForschtmit17ldquo im Warenkorb die Lieferung der Shop-Produkte versandkostenfrei

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LIEBE LE SERIN LIEBER LE SER

in den vergangenen Jahren haben viele Fluumlchtlinge Deutschland erreicht darunter auch zahlreiche Kinder Viele der Maumldchen und Jungen besuchen inzwischen unsere Kitas Horte und Grundschulen Sie bringen eine Menge Eindruumlcke und Erfahrungen aus ihren Heimatlaumlndern und Kultur-kreisen mit

Diese Vielfalt ist eine Chance und beim genauen Hinsehen stellen wir fest dass bdquoanders seinldquo ohnehin normal ist Jedes Kind ist anders ndash darin sind alle gleich

Paumldagoginnen und Paumldagogen sind in der Lage mit Vielfalt und neuen Herausforde-rungen umzugehen ndash auch wenn die Anspruumlche in der taumlglichen Arbeit dadurch wach-sen Fach- und Lehrkraumlfte koumlnnen dazu beitragen dass gefl uumlchtete Kinder das Gefuumlhl haben angekommen zu sein indem sie sie fuumlr das anerkennen was sie bereits koumlnnen Gerade der spielerische Umgang mit Natur und Technik bietet sich an um das Selbst-vertrauen der Kinder zu staumlrken auch wenn ihre Sprachkenntnisse noch begrenzt sind

Das bdquoHaus der kleinen Forscherldquo stellt mit dem Service-Portal Integration seit 2016 ein kostenfreies Online-Angebot auf seiner Website bereit das paumldagogische Fach- und Lehrkraumlfte dabei unterstuumltzt Fluumlchtlingskindern in den Einrichtungen ein erfolgreiches Ankommen zu ermoumlglichen In dieser Ausgabe fi nden Sie auszligerdem viele gute Beispiele aus der Praxis sowie Forscherideen bei denen alle Maumldchen und Jungen mit Freude ihre ndash fuumlr manche Kinder neue ndash Umwelt entdecken und sich mit ihr vertraut machen koumlnnen

Ich wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim Lesen

Ihr

Michael FritzVorstand der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo

G E F Ouml R D E R T V O M PA R T N E R

FO R S C H T MI T 3 2017

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IN H A LT

8 TITELTHEMA Alle zusammen

9 IM MORGENKREIS Ein Elefant auf dem Spinnennetz

10 IDEEN ZUM ENTDECKEN UND FORSCHEN

12 MEIN FORSCHERTIPP Best Practice aus Kita und Grundschule

14 FORSCHERBILD Tierstimmen der Welt

16 INTERVIE W bdquoEltern sollten in der Sprache ihres Herzens kommunizierenldquo

18 AUSGE ZEICHNE T Forschergeist-Projekt 2014 Kolumbien und sein Regenwald

20 ORTE ZUM FORSCHEN Forschen am Tuumlmpel

21 DUR CH DIE FORSCHERBRILLE Was waumlre wenn wir keine Sprache haumltten

22 K UR ZGE SCHICHTE Abdullah und die richtige Freundin

HAUS DER KLEINEN FORSCHER

FORSCHEN MIT KINDERN

INHALT32017

4 AK TUELLE S

6 KOPIERVORL AGE FUumlR ELTERN So bunt ndash so lecker

7 MITMACHEN Neugier gewinnt bdquoForschergeistldquo-Wettbewerb 2018

Im Interview gibt Prof Dr Ute Ritterfeld Tipps im Umgang mit Kindern beim Zweit- und Fremd-sprachenerwerb

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IN H A LT

GUT ZUWISSEN

In der Willkommensschule im Mannheimer Benjamin-Franklin-Village forschen Fluumlcht-lingskinder zu MINT-Themen

24 GUT GEMACHT Willkommen kleine Forscher

26 BILDUNGSPOLITISCHE S INTERVIE W bdquoBildungseinrichtungen koumlnnen als Integrationsmotor wirkenldquo

27 LE SE TIPP S

28 VORSCHAU AUF DIE NAumlCHSTE AUSGABE IMPRE S SUM

Noch mehr Ideen zum Forschen und Entdecken auf haus-der-kleinen-forscherde

Wie aus Wasser und Lehm ein Ofen entstehen kann fanden die Kinder vom Kindergarten Schloss Einstein heraus

FO R S C H T MI T 3 2017

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m 22 Juni 2017 feierten etwa 1000 Gaumlste gemeinsam mit mehr als 100 ehrenamtli-chen Helfern im Sauerlandpark Hemer den

bdquoTag der kleinen Forscherldquo Eingeladen hatte zum vierten Mal das Iserlohner Netzwerk bdquoKreis Junger Unternehmer ndash Netzwerk MK-Nordldquo bdquoWir freuen uns sehr dass so viele Kitas unserem Aufruf ge-folgt sindldquo sagt SIHK-Netzwerkkoordinatorin Jutta Groszlig 800 Kinder aus insgesamt 43 Kitas forschten in einem Parcours mit mehreren Statio-nen zu unterschiedlichen Themen Wie viel Zucker ist in meinem Getraumlnk Wie kann ich aus Luftbal-lons und Sand einen Staudamm bauen Wie be-wege ich mich sicher durch einen Slalom wenn ich nicht mehr die Kontrolle uumlber meine Beine habe Begleitet wurden die Kinder dabei von Stu-dierenden des Iserlohner Berufskollegs fuumlr Erzie-herinnen und Erzieher Andreacute Gatzke (WDR) be-kannt aus der bdquoSendung mit dem Elefantenldquo sorgte mit seiner Moderation auf der groszligen Buumlh-ne fuumlr gute Stimmung Fuumlr eine sichere An- und Abreise der Maumldchen und Jungen stand ein Bus-Shuttle-Service der Maumlrkischen Verkehrsge-sellschaft bereitsihkde kju-iserlohnde

A K T U E L L E S

A K T U E LLE S

GROS SES FORSCHERFEST IM SAUERL ANDPARK HEMER

Prozent houmlher ist die statistische Wahr-

scheinlichkeit spaumlter ein Gymnasium zu

besuchen wenn Kinder mit Migrationshinter-

grund bis zu ihrem dritten Lebensjahr eine Krippe besucht haben

ZAHL DES MONATS

Wie wird aus Sonnenstrahlen Strom Warum

lohnt es sich Muumlll zu trennen und was

haben Huumlhner mit Klimaschutz

zu tun Unter haus-der-kleinen-forscherde fi nden

Sie viele gute Beispiele zu Bildung

fuumlr nachhaltige Entwicklung

in Kita Hort und Grundschule

KITA-PRAXIS GRUumlN UND FAIR

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bdquoNEHMEN SIE DAS KIND SO AN WIE ES

IN DEM MOMENT ISTldquo

Stefan SchroumlderTraumapaumldagoge

ie gehe ich mit traumatischen Erfahrun-gen gefl uumlchteter Kinder um Wie mit deren Trauer und Furcht Paumldagoginnen und Paumlda-

gogen sind selten im Bereich Traumatherapie ausgebildet stehen aber bei der Arbeit mit Fluumlcht-lingskindern mitunter vor genau diesen Heraus-forderungen Am 9 September haben Sie die Chance dem Traumapaumldagogen Stefan Schroumlder Ihre Fragen zu stellen Er wird sie per Live-Video beantworten Es gibt die Moumlglichkeit nachzufragen oder in die Diskussion einzusteigen Termin Live-Interview am 992017 ab 1730 Uhr in der Facebook-Gruppe IntegrationHaus der kleinen Forscher Das Interview wird als Video spaumlter auf dem Service-Portal Integration zur Ver-fuumlgung stehen Umfrage Ihre Erfahrungen aus der praktischen Arbeit mit gefl uumlchteten Kindern in Kita Hort und Grundschule tragen zur Weiterentwicklung unseres Angebotes bei Teilen Sie deshalb bis zum 179 Ihre Tipps Anregungen und Fragen auf integrationhaus-der-kleinen-forscherde mit uns und nehmen Sie an unserer Umfrage teil Sie koumlnnen eine von zehn Uumlberraschungen fuumlr Ihre Einrichtung gewinnen

A

W

UNTERSTUumlTZUNG BEI DER PAumlDAGOGISCHEN ARBEIT MIT GEFLUumlCHTETEN KINDERN

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A K T U E LLE S

Frau Haumluszligler wie kamen Sie zum bdquoHaus der kleinen ForscherldquoIch arbeitete bereits als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TU Freiberg als eine Trainerin bzw ein Trainer gesucht wurde Die Idee Kinder fruumlh fuumlr Naturwissenschaf-ten und Technik zu begeistern fand ich genial und schon war ich dabei

Wie kann man Kinder spielerisch an natur-wissenschaft liche Themen heranfuumlhrenKinder sind ja per se neugierig Es liegt an den Erzieherinnen und Erziehern das Inte-resse zu lenken ndash wenn sie fuumlr ein Thema brennen tun die Kinder es auch

Wie sind in Ihrem Netzwerk die Erfahrungen in der Arbeit mit gefluumlchteten Kindern Kinder brauchen nicht viel um jemanden ins Spiel einzubinden Eine Herausforde-rung ist manchmal eher der Umgang mit den Eltern der gefl uumlchteten Kinder Einigen Vaumltern faumlllt es schwer Erzieherinnen als Ansprechpartner auf Augenhoumlhe zu akzep-tieren Da hilft es wenn die Kita-Leitung unterstuumltzend eingreift Toll ist wenn alle voneinander lernen koumlnnen ndash die Kinder und die Erwachsenen

K ATHRIN HAumlUSSLERDIPL-INGENIEURIN

SEIT 2008 TRAINERIN BEIM

bdquoHAUS DER KLEINEN

FORSCHERldquo SEIT 2016

KOORDINATORIN DES

NETZWERKS bdquoKLEINE

FORSCHER AN DER TU

BERGAKADEMIE

FREIBERGldquo

Gesta tten

SEIT 2008 TRAINERIN BEIM

ehr als 50 Kitas Horte und Grundschulen wurden im Rahmen der Sachsengala am 12 Juni 2017 als bdquoHaus der kleinen Forscherldquo zerti-fi ziert Ihre paumldagogischen Fachkraumlfte bilden sich regelmaumlszligig im

MINT-Bereich fort ndash Entdecken und Forschen sind bei ihnen fester Bestandteil im Alltag Wie auch in den Vorjahren wuumlrdigte Brunhild Kurth Saumlchsische Staatsministerin fuumlr Kultus die Verleihung der Zertifi kate im Verkehrsmuseum Dresden mit ihrem Besuch bdquoBei den Kitas und Horten sind wir Spitze Jetzt ist es wichtig dass wir noch mehr Grundschullehrkraumlfte fuumlr die Bildungsin-halte des sbquoHauses der kleinen Forscherlsquo gewinnenldquo betonte die Ministerin bdquoKitas werden zu Orten des entdeckenden forschenden Lernens ndash Kinder koumlnnen auf diese Weise eigene Antworten fi nden und Selbstvertrauen erlan-gen Das ist fuumlr uns der Schluumlssel um langfristig den Herausforderungen einer komplexen Welt erfolgreich begegnen zu koumlnnenldquo erklaumlrte Dr Ute Gallmeier vom bdquoHaus der kleinen Forscherldquo

GROS SE SACHSENGAL A UumlBER 50 EINRICH-TUNGEN FEIERLICH ZERTIFIZIERT

VOM KLASSENZIMMER ZUR NOBELPREISTRAumlGERTAGUNG

Als eine von 21 ausgewaumlhlten Paumldagoginnen und Paumldagogen nahm Dr Uta Wiest-Ladenburger am bdquoTeaching Spiritldquo der 67 Nobelpreistraumlgertagung in Lindau (Bodensee) teil Sie traf dort Ende Juni auf 30 Chemie-Nobelpreis-traumlgerinnen und -traumlger sowie 400 Nachwuchstalente aus aller Welt Uumlber-zeugt hatte die promovierte Immunologin und ausgebildete Paumldagogin das Kuratorium mit ihrem umfangreichen und auszligerordentlichen Engagement bdquoEs ist wichtig junge Talente schon fruumlh fuumlr die Wissenschaft zu begeisternldquo betont sie Wiest-Ladenburger unterrichtet an der Matthias-Erzberger-Schu-le in Biberach angehende Erzieherinnen und Erzieher im Bereich MINT-Fruumlh-foumlrderung Fuumlr das bdquoHaus der kleinen Forscherldquo ist sie seit 2008 als Trainerin im Netzwerk der Industrie- und Handelskammer Ulm aktiv wwwlindau-nobelorgde

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FO R S C H T MI T 3 2017

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Sicherheitshinweis Lassen Sie Kinder nie unbe-

aufsichtigt mit scharfen Gegen-staumlnden oder elektrischen Geraumlten hantieren Sprechen Sie mit ihnen uumlber moumlgliche Gefahren und wie

man sie vermeiden kann

F Uuml R E LT E R N

KOPIERVORL AGE

SO BUNT ndash SO LECKER

Das wird gebrauchtFuumlr ein leckeres buntes bdquoAmpeleisldquo brau-chen Sie verschiedenfarbige Obstsorten ndash zum Beispiel Kirschen Erdbeeren Pfir-siche Aprikosen Bananen und Kiwis Es sollte mindestens jeweils eine rote eine gelbe und eine gruumlne Obstsorte dabei sein Sie benoumltigen drei Schuumlsseln ein Messer zum Schaumllen ein Brettchen eine Gabel oder einen Puumlrierstab und Eisfoumlrmchen Los gehtrsquos Untersuchen Sie gemeinsam mit den Kin-dern das Obst Koumlnnen sie die Sorten be-nennen Wachsen alle Sorten dort wo die Kinder leben Woher kommt das Obst das wir im Supermarkt kaufen und schmecken ihnen die Fruumlchte Als Naumlchstes bereiten Sie das Obst vor indem Sie es schaumllen entkernen und klein schneiden Geben Sie es nach Farben getrennt in die drei Schuumls-seln und puumlrieren bzw zerdruumlcken Sie es Lassen Sie die Maumldchen und Jungen nun das rote Fruchtmus in das unterste Drittel der Eisfoumlrmchen geben Als Naumlchstes muss der Deckel befestigt werden damit sich in der Mitte ein Loch fuumlr den Eisstil bildet Koumlnnen die Kinder das schon allein Nun kommen die Foumlrmchen in den Eisschrank Nach einer Stunde koumlnnen die Kinder nach-sehen Ist die rote Schicht schon gefroren Genauso machen Sie es mit der gelben und der gruumlnen Schicht Benoumltigen die verschie-denen Obstsorten unterschiedlich lange um einzufrieren Wie lange dauert es bis das ganze Eis fest ist Wenn das Eis nicht einfach aus den Foumlrmchen herausgleitet hilft es sie kurz in warmes Wasser zu tau-chen Guten Appetit

HintergrundIn europaumlischen Supermaumlrkten fi nden sich das ganze Jahr uumlber alle moumlglichen Obst-sorten Urspruumlnglich waren jedoch die meisten Fruumlchte nur in bestimmten Regio-nen zu Hause Sauerkirsche und Erdbeere sind Beispiele fuumlr Obstsorten die auf der gesamten Nordhalbkugel angebaut wer-den auch in Deutschland Pfi rsiche moumlgen es warm Sie wachsen vor allem in China Italien Spanien Griechenland oder der Tuumlrkei Aumlhnlich geht es den Aprikosen die auch in Pakistan Syrien Algerien und dem Iran wachsen Die Banane gilt als die suumld-amerikanische Frucht schlechthin ndash dabei stammt sie urspruumlnglich aus Suumldostasien

Wie man Eis zum Schmelzen bringen kann und was dabei passiert koumlnnen Sie gemeinsam mit den Kindern herausfinden Unter haus-der-kleinen-forscherdepraxisanregungen fi nden Sie viele span-nende Ideen zum Entdecken und Forschen mit Wasser

Liebe E lternwenn es drauszligen schoumln warm ist freuen sich Groszlig und Klein uumlber eine kuumlhle Erfrischung Haben Ihre Kinder schon einmal ausprobiert Eis selbst zu machen Wo gibt es uumlberall Eis und wie entsteht es

Mitte des 16 Jahrhunderts gelangte sie als Reiseproviant spanischer oder portugie-sischer Seefahrer in die Karibik und nach Suumldamerika Die deutsche bdquoBananenpre-miereldquo fand im Jahr 1892 statt Die Kiwi legt meist einen weiten Weg zuruumlck bevor sie hier in den Regalen zu fi nden ist Sie wird uumlberwiegend in China Italien Neusee-land Chile Griechenland Frankreich und im Iran angebaut

uumlber moumlgliche Gefahren und wie man sie vermeiden kann

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Was ist Ihr schoumlnstes Kita-Projekt Waren Sie auf Entdeckungstour auf einer Sommerwiese haben Sie mit Licht und Schatten gespielt oder verruumlckte Bauwerke entworfen Haben Sie die Kinder immer wieder ermutigt ihrer Neugier freien Lauf zu lassen Dann machen Sie mit und bewerben Sie sich fuumlr den bdquoForschergeist 2018ldquo

Wir suchen Aktionen bei denen Maumldchen und Jungen ihre Forscherfreude ausleben und Neues entdecken konnten Der bdquoForschergeist 2018ldquo praumlmiert be-sonders gut gelungene Kita-Projekte aus den Bildungsbereichen Mathematik Infor-matik Naturwissenschaften und Technik Es geht um die Fragen der Kinder um span-nende Beobachtungen und gemeinsam gefundene Loumlsungen

bdquoMein Opa war ein MaulwurfldquoMit dem bdquoForschergeist 2018ldquo werden be-reits zum vierten Mal vorbildliche Kita-Projekte ausgezeichnet Schon die bishe-rigen Wettbewerbsrunden haben gezeigt mit wie viel Einfallsreichtum und Dynamik paumldagogische Fachkraumlfte die Entdeckungs-freude ihrer Kinder staumlrken So machten

MITMACHEN

NEUGIER GEWINNTbdquoFORSCHERGEISTldquo-WETTBEWERB 2018 ndash BEWERBEN SIE SICH MIT IHREM MINT-PROJEKT

in der vergangenen Wettbewerbsrunde Projekte aus verschiedensten Themen-bereichen das Rennen darunter bdquoMalen mit Naturfarbenldquo bdquoWo kommt der helle Punkt an der Wand herldquo oder auch bdquoMein Opa war ein Maulwurf ndash der Bergbau im Revier die Arbeit und das Leben eines Bergmannesldquo

Uumlber den bdquoForschergeistldquoDer bdquoForschergeistldquo ist ein bundesweiter Kita-Wettbewerb der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Gesucht und praumlmiert werden herausragende Projekte die Maumldchen und Jungen fuumlr die Welt der Mathematik Infor-matik Naturwissenschaften oder Technik begeistert haben Die ausgezeichneten Projekte werden dokumentiert und ver-

So koumlnnen Sie mitmachenBewerbungszeitraum 06092017 bis 31012018Alle Informationen unter forschergeist-wettbewerbde

oumlff entlicht damit sie als gute Beispiele auch andere Fachkraumlfte fuumlr das Forschen und Entdecken in der Kita begeistern Die Wettbewerbs-Doku von 2016 fi nden Sie unter forschergeist-wettbewerbde

In der Wettbewerbsrunde 2016 wurden 16 Landes- und 5 Bundessieger sowie 3 Sonderpreistraumlger mit dem bdquoForschergeistldquo praumlmiert

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Wie erkenne ich dass ein Kind traumatisiert ist und an wen kann ich mich in dem Fall wenden Wie kann ich mich mit den Eltern verstaumlndigen Wenn es um gefl uumlchtete Kinder in Kita Hort und Grundschule geht stehen

paumldagogische Fach- und Lehrkraumlfte vor einigen Herausforderungen Gleichzeitig gibt es viel Spannendes und Neues zu entdecken denn die Kinder und ihre Familien bringen Einfl uumlsse aus aller Welt mit in die Gruppen und Klassen

Gemeinsam koumlnnen alle dazu beitragen Fluumlchtlingskindern das Ankommen zu erleichtern

Gibt es Lebensmittel oder Gerichte die die Kinder noch nie zuvor gesehen ge-schmeckt oder selbst zubereitet haben Wie entsteht Eis und schmeckt es uumlberall auf der Welt gleich Welche Lieder kennen die Kinder die sowohl auf Deutsch als auch in anderen Sprachen gesungen wer-den An einem Ort an dem man die Spra-che nicht spricht hilft es alle Sinne einzu-

setzen um sich mit seiner Umwelt vertraut zu machen Bei einer Schatzsuche der besonderen Art gelangen die Kinder durch Riechen Schmecken und Fuumlhlen an ihr Ziel Eine Sandburg zu bauen ist immer eine spannende Herausforderung die mit wenig Worten funktioniert und zudem gro-szligen Spaszlig macht Dabei koumlnnen die Kinder einiges herausfi nden zum Beispiel warum

nasser Sand besser klebt als trockener und welcher Sand sich am besten zum Kuchen-backen eignet Wussten die Kinder dass auch Tiere in verschiedenen Teilen der Welt unterschiedliche Sprachen sprechen Er-mutigen Sie die Maumldchen und Jungen ihre Umwelt aufmerksam zu beobachten Dinge auszuprobieren und dabei spielerisch von-einander zu lernen

TITELTHEMA ALLE ZUS AMMEN

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Ein Interview mit Fredrik Vahle fi nden Sie auf dem Service-Portal IntegrationCopyright Songtext Aktive Musik Verlagsgesellschaft mbH Dortmund aktive-musikde

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

IM MORGENKREIS

EIN ELEFANT AUF DEM SPINNENNETZ

Kinder lernen Sprachen am besten wenn sie dabei Spaszlig haben Gemeinsames Singen ist eine gute Moumlglichkeit spielerisch neue Woumlrter zu lernen Fragen Sie die Kinder welche Lieder sie kennen und moumlgen Wer moumlchte ein Lied vorsingen In welcher Sprache singen die Maumldchen und Jungen Wie houmlrt sich die Melodie an und wie die Sprache Die Kinder in einer Gruppe oder Klasse koumlnnen Liedtexte und Melodien voneinander lernen ndash und damit Einblicke in verschie-dene Sprachen bekommen Uumlberlegen Sie gemeinsam mit den Kindern wie viele verschiedene Sprachen in der Gruppe gespro-chen werden Nehmen Sie ein Lied das die Maumldchen und Jungen in der Gruppe oder Klasse gern singen und uumlbersetzen Sie es in verschiedene Sprachen Die Uumlbersetzungen koumlnnen die Kinder

auch gemeinsam mit den Eltern zu Hause vorbereiten und dann den anderen Kindern vortragen Oder Sie laden die Eltern ein und uumlben das Lied mit den unterschiedlichen Texten gemeinsam Im Internet fi nden sich einige Liedtexte die bereits in zahlreiche Sprachen uumlbersetzt wurden zum Beispiel das Lied bdquoEin Elefant auf dem Spinnennetzldquo von Fredrik Vahle Das Lied koumlnnen Sie auch mit Fingeruumlbungen oder einem Bewegungsspiel verbinden Dann lernt es sich gleich noch mal so gut

verschiedene Sprachen Die Uumlbersetzungen koumlnnen die Kinder

auf DeutschbdquoEin E lefant ja der balancierteauf einem Spinnen- Spinnennetz Da riefen sie Hussa es haumlltIch hole meine Freundinmeinen Freund jetzt

und auf Tuumlrkischbdquo tane fil sallaniyor lardioumlruumlmcek bir oumlruumlmcek agindabagiriyor ladi Yasasin saglamgetirelim da ldquo

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Bei der Schatzsuche suchen die Kinder fuumlnf verschie-dene Stationen Dazu benoumltigen sie alle Sinne An der fuumlnften Station fi nden die Kinder einen Schatz

Fuumlr die Schatzsuche benoumltigen Sie ein Foto von einem Gegenstand aus der Umgebung ein Riechdoumlschen etwas das sich gut anfuumlhlt ein Geraumlusch zum Abspielen (z B mit einem MP3-Player) den Schatz etwas Leckeres zu essen

Bevor es losgeht besprechen Sie in der Gruppe die fuumlnf Sinne und stimmen die Kinder auf die Sinnes-Schatzsuche ein Welche Sinne gibt es und welche Organe sind fuumlr die Wahrnehmung verschie-dener Eindruumlcke zustaumlndig Starten Sie mit einem Foto von etwas das die Kinder kennen und sehen koumlnnen An dem Ort der auf dem Foto abgebildet ist fi nden die Kinder einen Hinweis der sie zum naumlchsten Fundort leitet Als Naumlchstes koumlnnten sie zum Beispiel ein Riechdoumlschen fi nden Erkennen die Kinder den Geruch wieder Wissen sie wo und was sie suchen muumlssen Im Garten koumlnnten dies zum Beispiel Blaumltter einer Pfl anze sein die sehr intensiv riechen In der Naumlhe der Pfl anze liegt etwas das sich besonders gut anfuumlhlt Doch wie ist der Hinweis zu verstehen Weist die weiche Wolle auf das Schaff ell auf dem Sofa hin oder der Ast auf den dicken Baum im Hof Dort fi nden die Kinder schlieszliglich ein Geraumlusch Entweder ist es eine Aufnahme die abgespielt wird oder eine Dose mit Inhalt die ein bestimmtes Geraumlusch erzeugt Houmlren die Kinder um welches Geraumlusch es sich handelt Koumlnnen sie erahnen wo sie als Naumlchstes suchen sollen Am Ort ange-kommen wartet der dort versteckte Schatz etwas Essbares das typisch ist fuumlr die Laumlnder aus denen die Familien der Kinder kommen Und ndash schmeckt es allen

Kinder erleben Sprache wenn sie etwas gemeinsam mit allen Sinnen erfahren zum Beispiel beim altersgemaumlszligen Spiel beim Suchen und Finden oder beim Essen Bei der bdquoSchatzsuche mit allen Sinnenldquo kommen alle diese Aspekte zusammen

Organisieren Sie gemeinsam mit den Kindern eine Schatzsuche ndash mit oder ohne Karte Je nach Alter der Kinder und Gruppenzusammensetzung koumlnnen Sie die Hinweise unterschiedlich gestalten

IDEEN ZUM ENTDECKEN UND FORSCHEN

SCHATZSUCHE MIT ALLEN SINNEN

Mehr zum Thema bdquoSprechanlaumlsse im Alltag schaffenldquo fi nden Sie auf der Website integrationhaus-der-kleinen-forscherde

Die Kinder koumlnnen ihre eigene Schatzkarte erstel-len ndash je nach Interesse uumlber alle Sinne (wie bei der Kita beschrieben) oder ganz klassisch als

Landkarte Teilen Sie die Klasse vorher in kleinere Gruppen und lassen Sie die Karten dann austauschen Wird der Schatz gefun-den Besprechen Sie nach der Schatzsuche Wie unterscheiden sich die Karten voneinander Wie sieht es mit dem Raumverstaumlnd-nis der Kinder aus Woran orientieren sie sich und was erscheint ihnen wichtig Auch in der Grundschule koumlnnen Leckereien aus aller Herren Laumlnder als Schatz winken

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Drauszligen in der Natur gibt es viel zu entdecken und Gelegenheiten sich uumlber das Gesehene und Erleb-te auszutauschen Etwas ganz Elementares ist zum

Beispiel der Boden auf dem wir gehen Ermutigen Sie die Kinder sich den Boden genau anzuschauen Die Kinder koumlnnen eine Bo-denprobe aus dem Garten dem Sandkasten und dem Blumenbeet nehmen und die Erde mit den Fingern untersuchen Wie fuumlhlt sich der Boden an Wie riecht er Ist er feucht oder trocken Bleiben Bodenstuumlckchen zwischen den Fingerrillen zuruumlck wenn die Kin-der die Erde zwischen den Fingern verreiben Nun koumlnnen die Kinder die Bodenproben miteinander vergleichen Fuumlhlen sich die Bodenproben unterschiedlich an Wie sehen sie aus Nehmen Sie zwei Blumentoumlpfe mit Loch im Boden Dann fuumlllen Sie einen der Toumlpfe mit Erde und den anderen mit Sand Damit Erde und Sand nicht gleich durch das Loch im Topf rieseln legen Sie uumlber beide

Loumlcher ein Stuumlck durchlaumlssigen Stoff Lassen Sie beim Befuumlllen oben ein wenig Platz Was passiert wenn man Wasser in die Blu-mentoumlpfe gieszligt Welcher Boden haumllt das Wasser besser Und was bedeutet das fuumlr die Pfl anzen die darin wachsen

Kieselsteine

grober Sand

feiner Sand

Filtertuumlte

geklaumlrtes Wasser

Toben schaukeln und Sandburgen bauen Wenn das Wetter schoumln ist freuen sich viele Kinder auf den Spiel-platz Doch wenn es lange nicht geregnet hat ist der

Sand im Sandkasten trocken Die Kinder merken schnell Damit koumlnnen sie nicht gut bauen Erst durch die Zugabe von Wasser

bdquoklebenldquo die Sandkoumlrner aneinander und lassen sich formen Aber warum ist das so Wasserbruumlcken zwischen den Koumlrnern verleihen dem Sand Form und Stabilitaumlt Lassen Sie die Kinder Wasser zum

Sand geben und beobachten Was passiert wenn die Kinder ganz wenig und was wenn sie viel Wasser zum Sand geben Wie fuumlhlt sich der Sand an Wie sieht er aus und welche Struktur hat er Dann kann der Sandburgenbau starten Wenn die Burg steht koumln-nen die Maumldchen und Jungen sie verzieren indem sie einzelne Stuumlcke aus den Tuumlrmen heraus- und Muster einarbeiten Eine Spruumlhfl asche hilft um die entstehende Sandburg beim Bauen immer gleichmaumlszligig feucht zu halten

BAUMEISTER

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

S AUBERMACHER

BODENFORSCHER

Wie wird dreckiges Wasser wieder sauber ndash zum Beispiel wenn Sand Erde oder Blaumltter ins Wasser gefallen sind Na klar in einer Klaumlranlage Die koumlnnen Sie mit den Kin-

dern gemeinsam bauen Nehmen Sie vier groszlige Joghurtbecher und stechen Sie in die Boumlden der Becher einige Loumlcher Dann fuumlllen die Kinder einen Becher halbvoll mit feinem Sand einen mit grobem Sand einen mit Kieselsteinen und in einen Becher kommt eine Kaf-feefi ltertuumlte Jetzt werden die Becher ineinandergestellt ndash ganz nach unten gehoumlrt der Becher mit dem Filter darauf der mit dem feinen Sand dann der mit dem groben Sand und schlieszliglich ganz oben der Becher mit den Kieselsteinen Um Schmutzwasser herzustellen vermischen die Kinder Wasser mit Erde Sand und Blaumlttern Die Kin-der fuumlllen das Schmutzwasser in den oberen Becher Langsam sickert das Wasser durch die verschiedenen Filter Dabei bleibt in jedem Becher etwas Schmutz zuruumlck Am Ende tropft das Wasser in ein Einweckglas Ist es jetzt sauber Und was passiert wenn man das Wasser zweimal durchlaufen laumlsst Wie sauber wird das Wasser

IDEEN ZUM ENTDECKEN UND FORSCHEN

WASSER SAND UND ERDE GIBT ES UumlBERALL

Wussten Sie Fuumlr viele Menschen ist die Natur ein Ort um Kraft zu tanken In der Natur koumlnnen Kinder spielen und kreativ sein riechen fuumlhlen lauschen und ganz einfach bdquoseinldquo Der direkte Kontakt mit der Natur kann Fluumlchtlingskindern dabei helfen sich sicher und vertraut zu fuumlhlenAuf der Website haus-der-kleinen-forscherde fi nden Sie viele Ideen zum Forschen und Staunen rund um die Themen Boden und Wasser

FO R S C H T MI T 3 2017

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MEIN FORSCHERTIPP K ITA

MUT ZUM MATSCH EIN OFEN AUS LEHM

Worum ging es bei dem Projekt Wir haben 2016 einen Anbau be-kommen In der Baugrube haben

die Kinder gleich die unterschiedlichen Erdschichten bemerkt und waren faszi-niert Also haben wir die Erde untersucht und erforscht Dabei haben wir Ton und Lehm gefunden und gesehen dass man mit diesem Material nicht nur matschen sondern auch wunderbar bauen kann Das Interesse der Kinder hat uns motiviert eine Lehmbaustelle einzurichten und einen Lehmofen zu bauen Der Lehmofen ist in-

zwischen zu einem Treffpunkt geworden an dem regelmaumlszligig gemeinsam mit den Eltern Brot gebacken wird Einige Familien mit Migrations- oder Fluchthintergrund be-richteten dass in ihrer Heimat auch heute noch solche Lehmoumlfen zum Brotbacken dienen Sie wussten wie die Oumlfen genutzt werden und wie das Brot gut gelingt

Was haben Sie benoumltigt und wie lange haben Sie geforscht Eigentlich nur Lehm Wasser und Matsch-sachen fuumlr die Kinder Um den Matsch aus den Raumlumen zu halten haben wir eine

bdquoMatschschleuseldquo eingerichtet in der sich die Kinder die Gummistiefel und Regenho-sen ausziehen konnten Zusaumltzlich zu un-serem Lehmaushub haben wir Lehmpulver im Internet bestellt Fuumlr den Lehmofen haben wir als Unterkonstruktion noch ei-nige Ziegelsteine verwendet ndash man kann so einen Ofen aber auch ebenerdig auf-

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

stellen Wir haben uns den Luxus erlaubt und vier Schamottsteine im Backraum ver-legt damit die Brote auf reinem Stein ge-backen werden

Was haben Sie herausgefunden Waumlhrend eine Gruppe von Kindern zusam-men mit Erwachsenen an dem Lehmofen baute starteten einige Kinder ihre eigenen Projekte auf der Lehmbaustelle Sie koch-ten sozusagen ihr eigenes bdquoLehmsuumlpp-chenldquo oder bauten Burgen Schwimmbauml-der oder Haumluser Fuumlr das Dach des Ofens haben wir letztlich nicht die Technik mit Holz und Kaninchendraht angewandt wie sie in einigen Buumlchern beschrieben ist sondern eine die die Kinder erfunden ha-ben Sie hatten naumlmlich herausgefunden dass Sand den Lehm stuumltzt als sie daraus Daumlcher und Rundungen formten Am naumlchsten Tag als der Lehm getrocknet war holten sie den Sand heraus So wurde auch das Dach des Ofens gebaut Die Kin-der hatten die perfekte Loumlsung gefunden

Was hat gut oder nicht so gut geklappt Die Menge an Matsch und die Begeiste-rung der Kinder ohne Ruumlcksicht auf ihre Kleidung und Umgebung hat uns anfangs ziemlich uumlberrascht Gelohnt hat es sich trotzdem Wir konnten auf diese Weise einige Familien mit Fluchthintergrund in den Kita-Alltag einbinden Sie und andere Eltern brachten ihre Expertise ein und kommen nun regelmaumlszligig auch zu Back- aktionen Das ist ein guter Weg gemein-sam den Kita-Alltag zu gestalten

Mit Lehm laumlsst sich einiges anstellen ndash zum Beispiel auch jonglieren

Kindergarten Schloss E insteinANSPRECHPARTNERIN

Dagmar Schlinkbaumlumer (Kita-Leiterin)

ORT

Iserlohn Nordrhein-Westfalen

KINDER

80 Kinder 1 ndash 6 Jahre

HAUS DER KLEINEN FORSCHER

Seit 2011 beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv 2014 zertifiziert und 2016 rezertifiziert

Kinder an den Matsch ndash dass die Haumlnde sauber bleiben ist beim Lehmbau unwahrscheinlich

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MEIN FORSCHERTIPP GRUNDSCHULE

DEUTSCH LERNEN MIT FORSCHERIDEEN

Worum ging esIn der StaumldteRegion Aachen werden fuumlr Schuumllerinnen

und Schuumller mit geringen Deutschkennt-nissen Deutsch-Intensivkurse angeboten Bis zu 15 Kindern werden jahrgangsuumlber-greifend die grundlegenden Kenntnisse der deutschen Sprache vermittelt Seit Anfang 2016 besucht bdquoHaus der kleinen Forscherldquo-Trainerin Lea Erkens einmal im Halbjahr die Deutsch-Intensivklassen und forscht mit den Kindern Ziel ist es den Kindern sowohl Naturwissenschaften und Technik als auch die deutsche Sprache spielerisch naumlherzubringen Dabei werden auch Sozialkompetenz Feinmotorik und das Selbstbewusstsein der Kinder gestaumlrkt

Was haben Sie benoumltigt und wie lange ha-ben Sie geforscht Zunaumlchst galt es das Konzept von Deutsch als Zweitsprache und den Ansatz des bdquoHau-ses der kleinen Forscherldquo zu kombinieren Die Forscherideen orientieren sich dabei an Unterrichtsinhalten und greifen die The-men Farben Pfl anzen Koumlrper und Ernaumlh-rung auf Fuumlr das Lernen der Sprache wird

die Methodik von Deutsch als Zweitsprache genutzt Neue Begriff e werden mit Wortkar-ten eingefuumlhrt und durch haumlufi ges Wieder-holen waumlhrend des Workshops gefestigt Eigens fuumlr das Projekt wurde ein Forscher-buch entwickelt in dem die Kinder ihre Ergebnisse festhalten Sie fi nden darin auszligerdem Wortlisten Schreibuumlbungen und Bastelvorlagen fuumlr zu Hause

Was haben Sie herausgefunden Taumlgliche Rituale wie der Morgenkreis bei dem zum Beispiel uumlber das Wetter oder die Zahl des Tages gesprochen wird sind fuumlr die Fluumlchtlingskinder besonders wichtig da sie Sicherheit und Orientierung geben Daher sind diese Rituale auch Bestandteil des Workshops Die unterschiedlichen Sprach-niveaus in den Klassen sind eine Herausfor-derung fuumlr die Lernbegleitung ndash die Kinder die ganz neu sind gehen gemeinsam in eine Klasse mit denen die bereits laumlnger dabei sind Es ist also wichtig Forscher-ideen zu fi nden bei denen die Kinder weder unter- noch uumlberfordert werden Auszligerdem ist es wichtig den Kindern beim Forschen und Entdecken Hilfestellung anzubieten

Gehoumlrt Forschen auch in Ihrer Kita Ihrem Hort oder Ihrer Grundschule zum Alltag Dann lassen Sie sich zertifi zieren Informationen zum Zertifi zierungsverfahren und das Bewerbungsportal fi nden Sie unter haus-der-kleinen-forscherde in der Rubrik bdquoZertifizierungldquo

Was hat gut oder nicht so gut geklappt Die Teamarbeit der Klassenlehrerinnen und -lehrer mit der Trainerin funktioniert so-wohl bei der Durchfuumlhrung des Workshops als auch bei der Konzepterstellung sehr gut Anfangs gestaltete es sich schwierig das passende Sprachniveau fuumlr das For-scherbuch zu fi nden Bemerkenswert ist der Zusammenhalt in den Schuumllergruppen Die Kinder helfen sich gegenseitig Man houmlrt nie bdquoEy bist du doofldquo sondern eher bdquoSchau mal das geht soldquo

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

ANSPRECHPARTNERIN

Lea Erkens (Trainerin bdquoHaus der kleinen Forscherldquo)

ORT

StaumldteRegion Aachen Nordrhein-Westfalen

KINDER

In den Jahren 2016 und 2017 haben bis jetzt 420 Kinder an zehn Grundschulen in der StaumldteRegion Aachen teilgenommen

Die Umsetzung

der Forscher-Workshops in

den Deutsch-Intensivkursen wird

unterstuumltzt durch das Bildungsbuumlro

der StaumldteRegion Aachen und den

Bildungsengel eV ndash eine Initiative die sich

fuumlr Chancengerechtigkeit durch bessere

Bildung in allen Bildungsstufen einsetzt

Ein Video zum Sprachlernprojekt in der

StaumldteRegion Aachen fi nden Sie unter

integrationhaus-der-kleinen-

forscherde

Die Kinder halten ihre Ergebnisse in einem Forscherheft fest

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TIERSTIMMEN DER WELTProf Derek Abbott Director of the Centre for Biomedical Engineering an der Universitaumlt Adelaide hat zusammengetragen wie Menschen uumlberall auf der Welt unterschiedliche Tiergeraumlusche benennen

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Ein Hund bellt eine Katze miaut und ein Hahn

kraumlht Aber ist das uumlberall auf der Welt so

Oder sprechen Tiere in anderen Laumlndern andere

Sprachen Das tun die Tiere zwar nicht

aber wir Menschen houmlren Tiersprachen mit-

unter sehr verschieden In Deutschland

macht der Hund bdquowau wauldquo in Groszligbritannien

bdquobow wowldquo und in der Tuumlrkei bdquohav havldquo

Und wie sieht es mit den anderen Tieren auf

der Weltkarte aus Wissen die Maumldchen

und Jungen welche Laute die Tiere in Deutsch-

land machen und wie diese in anderen

Laumlndern klingen

Prof Derek Abbott Director of the Centre for Biomedical Engineering an der Universitaumlt Adelaide hat zusammengetragen wie Menschen uumlberall auf der Welt unterschiedliche Tiergeraumlusche benennen

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Haben Sie ein BeispielWenn das Kind sagt bdquoDa Autoldquo und der Vater den Satz richtig wiederholt bdquoJa da ist ein Autoldquo sind das ganz wichtige intuitive Lehrstrategien Wenn ich das als Vater oder Mutter aber in einer Sprache versuche die ich selbst nicht beherrsche werde ich deut-lich weniger korrigieren und kommentieren und manchmal regel-recht verstummen weil mir der richtige Ausdruck oder die richtige Form fehlt Ich kann damit auch nicht mehr frei auf die Impulse und Gefuumlhle des Kindes reagieren sondern bin eingeschraumlnkt Das kann auch die emotionale Beziehung zum Kind schwaumlchen Eltern muumlssen mit ihren Kindern in der bdquoSprache ihres Herzensldquo kommunizieren koumlnnen um ihre einzigartige und vertrauensvolle Beziehung nicht zu stoumlren

Lernen Kita-Kinder eine neue Sprache anders als Grundschul-kinder Generell gilt Je juumlnger die Kinder desto schneller und leichter lernen sie eine Sprache Bis zum dritten Lebensjahr werden zwei Sprachen parallel etwa so gut und schnell erworben wie bei einem einsprachig aufwachsenden Kind Danach haumlngt es davon ab wann die zweite Sprache dazukommt und wie Qualitaumlt und Quan-titaumlt des Sprachangebots beschaff en sind Wenn ein Kind vor dem zehnten Lebensjahr eine Sprache lernt kann es sich auch dem

INTERVIE W

bdquoELTERN SOLLTEN IN DER SPRACHE IHRES HERZENS KOMMUNIZIERENldquo

Wie lernen Kinder eine Sprache Welche Unterschiede muumlssen paumldagogische Fach- und Lehrkraumlfte im Hinblick auf das Alter des Kindes beachten Die Kommunikationsfor-scherin Prof Dr Ute Ritterfeld gibt Tipps zur Unterstuumltzung von Kindern beim Zweit- und Fremdspracherwerb

Eine Ihrer 13 goldenen Regeln sowohl fuumlr Kita- als auch fuumlr Grundschulkinder lautet bdquoKeine Sprachverboteldquo Was meinen Sie damitWir wollen verhindern dass die paumldagogischen Fach- und Lehr-kraumlfte gefl uumlchteten Eltern empfehlen zu Hause um jeden Preis Deutsch zu sprechen Das hat mehrere Gruumlnde Zum einen kann das menschliche Gehirn ganz hervorragend zwei Sprachen be-waumlltigen Zum anderen reicht der Input durch Kindergarten Schule Medien und Freunde in der Regel aus um Deutsch zu lernen Man sollte den Eltern nicht raten zu Hause in einer Sprache mit dem Kind zu sprechen die sie selbst noch nicht richtig be-herrschen Denn Kinder lernen eine Sprache auch indem Eltern sie korrigieren und Informationen hinzufuumlgen

Die ExpertinProf Dr Ute Ritterfeld ist seit 2010 Leiterin des Fachgebiets bdquoSprache und Kommunikationldquo an der Technischen Universitaumlt Dortmund Zwei ihrer Forschungsschwerpunkte sind fruumlher Spracherwerb und Mehrsprachigkeit

Die bdquo13 goldenen Regeln zur Sprach-foumlrderung mit heimatvertriebenen Kindern ohne Deutschkenntnisse in unseren Kitas und Grundschulenldquo von Prof Dr Ute Ritterfeld und Prof Dr Sandra Niebuhr-Siebert fi nden Sie im Internet unter sktu-dortmundde im Bereich bdquoMaterialienldquo Dort gibt es auch weitere Informationen und Hand-reichungen sowie eigens produzierte zweisprachige Houmlrspiele zum Download

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Klang und dem Rhythmus problemlos anpassen wenn es zuvor eine andere Sprache gesprochen hat Es entwickelt dann keinen Akzent Ungefaumlhr ab zehn Jahren setzt bei vielen Kindern die Her-kunftssprache dem Deutschen einen houmlrbaren Stempel auf Man houmlrt dann einen Akzent Dieser bleibt oft auch dann noch erhalten wenn der Wortschatz hervorragend entwickelt ist und die Gram-matik fehlerfrei beherrscht wird Wir sprechen dann auch nicht mehr von Zweitsprach- sondern von Fremdspracherwerb

Welche Ruumlckschluumlsse fuumlr den paumldagogischen Alltag ergeben sich darausIm Vorschulalter verfuumlgen die Kinder in der Regel noch uumlber gute Strategien quasi nebenbei eine Sprache zu lernen Das Sprach-lernziel muss deswegen nicht im Mittelpunkt stehen Kinder eig-nen sich eine neue Sprache vorwiegend spielerisch an weil sie sich mit anderen austauschen wollen Welches Mittel zur Kommunikation die Kinder auch waumlhlen schaumltzen Sie es wert Die Kommunikation steht im Vordergrund nicht das Lernen der Sprache So legen Sie behutsam eine Basis die die Kinder dann nach und nach mit Sprache fuumlllen werden Bei Grundschulkindern ist das schon ein wenig anders Die Kinder

wissen genau dass man von ihnen erwartet Deutsch zu lernen und mit dieser Sprache dem Schulunterricht zu folgen Ihr Sprach- erwerb ist damit gesteuerter und nicht so unbewusst wie im Kita-Alter Die Kinder lernen also sowohl nebenbei als auch ganz bewusst Als Lehrerinnen oder Lehrer passen Sie die Komplexitaumlt Ihres eigenen Sprachgebrauchs dann meist ganz automatisch an das Niveau der Kinder an Das ist ein wichtiger und richtiger Schritt Sie sollten zudem versuchen den Kindern moumlglichst viele Hilfen anzubieten mit denen die Aufgabenstellungen auch non-verbal so eindeutig wie moumlglich werden Das gelingt anhand von konkreten Objekten Gesten Bildern oder Videos Zeigen Sie auf die Dinge uumlber die Sie sprechen Und vor allem Haben Sie selbst Spaszlig an diesen Sprachlehr-Lern-Abenteuern mit Kindern aus ei-nem anderen Kulturkreis Denn Kinder koumlnnen problemlos zwei oder gar mehr Sprachen parallel lernen und benutzen

Kinder lernen Sprachen am besten spielerisch

Das Interview mit Prof Dr Ute Ritterfeld ist auch online zu finden im Service-Portal Integration

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Wo genau liegt eigentlich Kolumbien Welche Tiere leben dort und welche Sprache sprechen die Menschen Ein Praktikant aus Suumldamerika brachte die Kinder vom Kinderhaus Chelius-straszlige in Mannheim auf die Idee zu unterschiedlichen Kul-turen und Lebensweisen zu forschen und sich nebenbei mit Nachhaltigkeitsfragen zu beschaumlftigen Das Projekt wurde im Wettbewerb bdquoForschergeist 2014ldquo der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo als Landessieger nominiert

FORSCHERGEIST-PRO JEK T

KOLUMBIEN UND SEIN REGENWALD

Kinderhaus Cheliusstraszlige ANSPRECHPARTNERIN

Gabriele Kessler (Kita-Leiterin)

ORT

Mannheim Baden-Wuumlrttemberg

KINDER

100 Kinder 0 ndash 6 Jahre

HAUS DER KLEINEN FORSCHER

Seit 2010 beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv 2016 zum dritten Mal zertifi ziert

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Forschergeist-Projekt des Monats

Der bdquoForschergeistldquo ist ein bundesweiter Kita-Wettbewerb der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Gesucht und praumlmiert werden herausragende Projekte die Maumldchen und Jungen fuumlr die Welt der Mathematik Infor- matik Naturwissenschaften oder Technik begeistert haben

Weitere spannende Informationen und Details zum bdquoForschergeistldquo-Wettbewerb erhalten Sie unter forschergeist-wett- bewerbde

er neue Praktikant war fuumlr die Maumldchen und Jungen des Kinderhauses Cheliusstraszlige sehr spannend Sein Deutsch war noch recht gebrochen so dass sie manchmal Schwie-

rigkeiten hatten ihn zu verstehen Dafuumlr konnte er eine fremde Sprache sprechen ndash Spanisch Die Kinder begannen Fragen zu seiner Sprache und seinem Heimatland Kolumbien zu stellen In den Gespraumlchen stellte sich heraus dass Kolumbien ganz schoumln weit weg ist und in den Regenwaumlldern leben dort jede Menge interessanter Pflanzen und Tiere Als die Kinder im nahe gelegenen Tropenhaus auf Schlangen Piranhas und Krokodile trafen und houmlrten dass diese in Kolumbien in Freiheit leben wurde die Neu-gier so groszlig dass ein Projekt daraus entstand Dreimal pro Woche bdquoreistenldquo die Maumldchen und Jungen fuumlr eine Stunde in den suumld- amerikanischen Regenwald lernten Tiere und Pflanzen kennen erforschten den Wasserkreislauf kochten kolumbianische Gerich-te sprachen uumlber indigene Voumllker und Umweltschutz und schoumlpf-ten eigenes Papier um Holz zu sparen Eine Handpuppe die Ameise bdquoHormigaldquo begleitete die Kin-der auf allen Reisen und erklaumlrte ihnen den Regenwald Die Maumld-chen und Jungen ahmten einzelne Tiere nach verglichen die Ei-genschaften verschiedener Holzarten pflanzten eine Ananas und meisterten einen Bewegungsparcours auf dem sie von Stein zu Stein uumlber einen Fluss mit Krokodilen sprangen und uumlber umge-fallene Baumstaumlmme balancierten Daruumlber hinaus machten sich die Kinder Gedanken was sie selbst tun koumlnnen um den Regen-wald vor Abholzung zu schuumltzen Sie baten alle darum im Wasch- raum sparsam mit Papierhandtuumlchern zu sein Altpapier getrennt zu sammeln und Brote nur duumlnn mit Nuss-Nougat-Creme zu bestreichen ndash denn in dem leckeren Brotaufstrich ist Palmoumll ent-halten fuumlr dessen Anbau der Regenwald weichen muss Nach jedem einzelnen Projektschritt gestalteten die Maumldchen und Jungen Plakate oder Wandzeitungen mit Fotos und Informa-tionen fuumlr die anderen Kinder und die Eltern Daruumlber hinaus malten sie ein groszliges Abbild des Regenwalds im Vergleich zu

D einem Hochhaus in den Flur des Kinderhauses Fuumlr die paumldago-gischen Fachkraumlfte war es faszinierend zu sehen wie dieses Pro-jekt nach und nach die gesamte Kita durchzog Immer wieder houmlrten sie in Gespraumlchen dass das Thema auch bei Kindern die nicht teilnahmen praumlsent war und fuumlr Interesse sorgte Zum Abschluss veranstalteten die Maumldchen und Jungen einen Elternnachmittag bei dem sie Bilder von einzelnen Projekt- schritten zeigten Lieder sangen einen Tanz auffuumlhrten die fuumlr sie interessantesten Versuche praumlsentierten und einen kolum- bianischen Imbiss zubereiteten Die Kinder konnten bei dem Projekt ihre interkulturellen Kom-petenzen weiterentwickeln Durch die vertiefte Beschaumlftigung mit dem Lebensraum Regenwald erarbeiteten sie sich biologisches Wissen und legten auszligerdem besonderes Augenmerk auf Um- weltschutz und Fragen der Nachhaltigkeit Sie lernten dabei aus ihrem Wissen Konsequenzen fuumlr ihre Handlungen zu ziehen

Im Bewegungsparcours uumlbten die Kinde durch Dickicht zu kriechen und Fluumlsse zu uumlberqueren

Im Dschungel leben jede Menge spannender Tiere und Pflanzen

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Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-

aufsichtigt an Gewaumlssern spielen

Nehmen Sie sich die Zeit um mit

Ihnen sicheres Verhalten am Wasser zu

uumlben Geben Sie den Kindern Hinweise

fuumlr das Einfangen und Beobachten von

Wassertieren bevor es losgeht und

versuchen Sie moumlglichst keine

bdquoSpurenldquo zu hinterlassen

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ORTE ZUM FORSCHEN

FORSCHEN AM TUumlMPELOb Teich oder Tuumlmpel ndash Gewaumlsser laden nicht nur zum Planschen ein sie sind auch spannende Forscherorte

an denen Maumldchen und Jungen allerhand erkunden koumlnnen Besonders im Sommer lohnt sich fuumlr entdeckungsfreudige Forschergeister ein Spaziergang in die Natur um Tiere und Pflanzen zu beobachten

VIELFALT AN TEICH UND TUumlMPELIn Teichen und Tuumlmpeln ist das Wasser meist nicht tief so dass das Sonnenlicht bis zum Boden dringt und die Pfl anzen uumlppig wachsen Die fl achen Gewaumlsser sind reich an Naumlhrstoff en und bieten vie-len Tieren ideale Lebensbedingungen Welche Tiere und Pfl anzen koumlnnen die Kinder entdecken Koumlnnen sie die ver-schiedenen Arten benennen Bitten Sie die Kinder behutsam zu sein um scheue Tiere nicht zu verjagen

WAS FUumlR TIERE SIND DASKoumlnnen die Kinder die Tiere benennen die sie sehen In Teichen und Tuumlmpeln leben nicht nur Froumlsche Libellen und Fische Am Ufer hausen die Larven vom Gelbrandkaumlfer Wasserskorpion und Ruumlckenschwimmer In den Pfl anzen verstecken sich Libellen und Koumlcherfl iegen Im Wasser tummeln sich um Aumlste und Steine herum Schnecken Plattwuumlrmer und Wasserasseln Welche Tiere koumlnnen die Kinder noch entdecken Wie bewegen sich die Tiere fort und wo genau fi nden die Maumldchen und Jungen sie

PAPIERBOOTE BAUENNur ein Blatt Papier ndash mehr braucht es nicht um ein Papierboot zu bauen Doch schwimmt es auch Welches schwimmt am besten Und wie schwimmt es von hier nach dort Braucht es Wind oder Stroumlmung reicht es zu pusten oder muumlssen die Kinder es an-schubsen Uumlberlegen Sie gemeinsam wie Papierboote am schnellsten schwimmen und veranstalten Sie einen Wettbewerb

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Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-Achtung

aufsichtigt an Gewaumlssern spielen

Nehmen Sie sich die Zeit um mit

Ihnen sicheres Verhalten am Wasser zu

uumlben Geben Sie den Kindern Hinweise

fuumlr das Einfangen und Beobachten von

Wassertieren bevor es losgeht und

versuchen Sie moumlglichst keine

bdquoSpurenldquo zu hinterlassen

ann muumlssten wir uns mit Zeichen ver-staumlndigen Fuumlr jedes Wort muumlssten wir uns ein Zeichen uumlberlegen aumlhn-

lich wie die Gebaumlrdensprache Fuumlr Men-schen die eh schon Gebaumlrdensprache sprechen waumlre es praktisch da sie dann alles verstehen wuumlrden Dann waumlre es na-tuumlrlich schlecht wenn man blind ist da blinde Menschen die Zeichen nicht sehen koumlnnen Fuumlr sie muumlssten wir uns dann et-was aus Lauten wie bdquoMmmhldquo oder aus Ge-raumluschen ausdenken

hne Sprache waumlren wir nicht das was wir sind Sprache ist eine besonders wichtige Eigenschaft des Menschen

mit einem groszligen praktischen Nutzen Sprache unterscheidet uns von allen ande-ren Lebewesen Ohne die vielen Sprachen der Welt koumlnnten sich Menschen nicht so schnell und effi zient uumlber so viele Dinge verstaumlndigen ihren Gefuumlhlen Ausdruck ver-

leihen und ihr Zusammenleben im Alltag regeln Ohne Sprache koumlnnten wir unser Wissen uumlber die Welt nicht festhalten und an andere weitergeben wir koumlnnten dieses Wissen nicht hinterfragen und verbessern wir koumlnnten nicht so viel lernen und wir koumlnnten andere nicht mit unseren Geschichten zum Lachen oder Weinen bringen

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DUR CH DIE FORSCHERBRILLE

WAS WAumlRE WENN WIR KEINE SPRACHE HAumlTTEN

Oskar 7 Jahre weiszlig eine Antwor t

Prof Dr Steinbach Universitaumlt Goumlttingen Seminar fuumlr Deutsche Philologie

EIN TUumlMPELMUSEUMNicht nur die Tiere und Pfl anzen sind be-sonders Rund um Tuumlmpel und Teich koumln-nen die Kinder jede Menge Schaumltze ent-decken Entweder sammeln sie einfach was ihnen gefaumlllt oder sie erstellen eine Sammelliste Finden sie etwas Spitzes etwas Weiches etwas Hartes oder etwas von dem sie nicht wissen was es ist Finden sie fuumlnf Steine in unterschied-licher Farbe oder vier verschiedene Blatt-formen Lassen Sie die Kinder alles in einer Box zusammentragen ndash ihrer persoumln-lichen Schatzkiste ndash und bitten Sie sie sich gegenseitig die Fundstuumlcke vorzustellen

AUS DER NAumlHE BE TRACHTE TWenn die Maumldchen und Jungen dabei vor-sichtig sind duumlrfen sie einige Tiere fangen Dafuumlr eignen sich ein Haushaltssieb oder ein Kescher am besten ein viereckiger ndash damit koumlnnen die Kinder die Tiere am Bo-den des Teiches gut erreichen Danach geben sie sie sorgsam in ein mit Wasser gefuumllltes Gefaumlszlig ndash zum Beispiel eine Schuumls-sel oder einen Topf Was sehen die Kinder Besonders viel erkennen koumlnnen sie mit Becherlupen Achten Sie darauf moumlg-lichst keine geschuumltzten Arten zu fangen wie Froumlsche Kaulquappen Libellenlarven oder Wasserspinnen

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E mma sitzt auf der Treppe vorm Haus Gerade hat Viola angerufen sie hat heute doch keine Zeit zum SpielenKeiner hat heute Zeit zum Spielen

raquoDoofer Dienstaglaquo denkt EmmaEmma wuumlnscht sich eine Freundin Eine richtige Freundin Sie stuumltzt die Ellenbogen auf die Knie und legt das Gesicht in ihre Haumlnde Schritte schlurfen heran und bleiben stehen Genau vor Emma Sie kann spuumlren dass jemand sie anschaut Sie will aber jetzt nicht angeschaut werden Zur Strafe fuumlrs Anschauen guckt sie nicht hochraquoHast du waslaquo fragt eine Stimme Es ist eine fremde StimmeEine die die Worte seltsam betont und das raquohlaquo ganz rau klingen laumlsst Emma guckt doch Es ist der kleine Junge aus dem Haus am Ende der Straszlige Er hat schwarze Haare und dunkle dunkle AugenraquoHast du waslaquo wiederholt der Junge und starrt Emma mit seinen dunklen Augen anraquoNeelaquo sagt EmmaraquoWohnst du hierlaquo fragt der Junge weiterraquoJalaquo antwortet Emma bevor sie uumlberlegen kann ob sie sich von diesem Knirps ausfragen lassen willraquoWie heiszligt rsquon dulaquoraquoEmmalaquo Schweigen raquoUnd dulaquoraquoAbdullahlaquoraquoAhalaquo

Text Kathrin RohmannIllustrationen Antje Drescher

raquoUnd was machst du jetztlaquo Abdullah zieht mit der Fuszligspitze die Fugen zwischen den Pflastersteinen nachraquoNichtslaquo sagt EmmaraquoHast du keinen zum SpielenlaquoPeng Emma spuumlrt die Hitze in ihr Gesicht schieszligen Was denkt dieser Abdu-Dings-Bums sich Natuumlrlich hat sie jemanden zum Spielen Sonst jedenfalls Immer Nur gerade heute nichtraquoKlar habe ich jemanden zum Spielenlaquo blafft Emma Abdullah anraquoMeine richtige Freundin kommt gleichlaquoraquoWas ist eine richtige Freundinlaquo Abdullahs Augenbrauen schieben sich zusammenraquoEin richtige F r e u n d i n laquo Emma zieht das Wort sehr langraquoAlso eine richtige Freundin hat immer Zeit zum Spielen und total gute Ideen Mit der ist es nie langweilig und die ist nicht sauer oder beleidigt wenn man vielleicht ein schoumlneres T-Shirt anhatlaquoraquoAhalaquo sagt Abdullah und guckt auf Emmas pinkes Hello-Lilli- T-Shirt und dann an seinem grauen Space-Rider-T-Shirt herunterraquoIch find deins echt schoumln aber das macht nichtslaquo sagt er und laumlchelt raquoIch hol mal meinen BalllaquoraquoIch hab aber gar keine Zeitlaquo murmelt Emma Dennoch bleibt sie sitzen bis Abdullah zuruumlckkommt

raquoKannste Fuszligball spielenlaquo fragt Abdullah und kickt den Ballgegen die unterste Stufe der TrepperaquoKlar kann ich daslaquo antwortet Emma und rollt die AugenEigentlich will sie sagen dass Fuszligball bloumlder Kram ist und dass sie mit Knirpsen bestimmt nicht spielt und raquoSuper dann schieszligen wir immer an den Pfosten da und der andere muss den Ball kriegen und wieder gegen den Pfosten schieszligenlaquo Abdullah schieszligt Und noch bevor der Ball vom Pfosten der Einfahrt gegenuumlber wieder abgeprallt ist steht Emma schon neben ihmDer soll nicht denken dass sie das nicht kann Beim erstenSchuss trifft sie den Pfosten beim zweiten nicht beim drittennicht aber beim vierten wieder

K UR ZGE SCHICHTE

ABDULLAH UND DIE RICHTIGE FREUNDIN

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Noch mehr toll illustrierte Vorlesegeschichten gibt es in GECKO der werbe- freien Bilderbuch-Zeitschrift fuumlr Kinder ab vier Jahren bis ins Schulalter Die Geschichte bdquoAbdullah und die richtige Freundinldquo ist in der Kinderzeit-schrift Gecko Nr 25 erschienen Mit dem Heft fuumlr Juli August 2017 feiert GECKO uumlbrigens bereits die 60 Ausgabe GECKO gibt es im Abo oder als Einzelheft auf wwwgecko-kinderzeitschriftde und im Buchhandel Kindergaumlrten und Kitas erhalten zehn Prozent Bildungsrabatt auf das Abo

Abdullah trifft immer Er stoppt den Ball und schieszligt mit der Innenseite des Fuszliges Es sieht aus als wuumlrde er den Ballschieszlig-schieben Als Abdullah nicht guckt versucht Emma anstatt mit der Fuszligspitze auch einmal genauso zu schieszligenSie trifft den Pfosten perfekt

Beim naumlchsten Schuss kommt Theo bellend um die Hausecke gesaust und beiszligt in den BallraquoOhlaquo sagt Abdullah raquodeine richtige FreundinlaquoraquoNeelaquo Emma schuumlttelt den Kopf So sehr dass ihr alle Haareins Gesicht fallen damit Abdullah nicht sieht wie rot sie wirdraquoNeelaquo sagt sie raquodas ist mein Hundlaquo

raquoMamalaquo fragt Emma beim Abendessen und legt ihr Brot zuruumlckauf den Teller raquomuumlssen Freundinnen eigentlich genauso alt seinwie man selbstlaquo Mama uumlberlegt raquoNeinlaquo sagt sie raquoich bin 38 Marie ist 36 Franzi 33 und Regina 49 Und alle sind meine FreundinnenlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoHast du Freundinnen die woandersherkommen Ich meine die auch noch eine andere SprachesprechenlaquoraquoKlarlaquo sagt Mama raquoAideen aus Irland sie spricht Englisch undDeutsch Und Marisol vom Chor kommt aus Chile Sie sprichtSpanisch und DeutschlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoAber Jungen oder Maumlnner die koumlnnen nichtrichtige Freundinnen sein oderlaquo

Mama lacht raquoNa ja vielleicht nicht Freundinnen aber Freundenatuumlrlich Olli zum Beispiel Den kenne ich schon ewig und er istein richtig guter FreundlaquoraquoAhalaquo sagt Emma und nicktraquoWarum willst du das eigentlich wissenlaquo fragt MamaraquoAchlaquo antwortet Emma raquonur solaquo

Spaumlter holt Emma ihr Gummitwistband Das haumlngt sie an einer Seite in die Zaunlatten und Emma zeigt Abdullah wie man von eins bis zehn huumlpft Abdullah hat noch nie Gummitwist ge- spielt und muss schrecklich lachen weil er sich staumlndig ver- heddert Emma muss auch lachen Aber eigentlich findet sie dass Abdullah fuumlr einen Jungen ganz schoumln gut huumlpft Vor allem weil er das noch nie gemacht hat

Irgendwann lehnen sie beide nur noch lachend und japsend am GartenzaunPloumltzlich ruft jemand laut raquoA b d u l l a hlaquoraquoTschuumlszliglaquo sagt Abdullah und flitzt davon Kurz dreht er sich noch einmal umraquoIch hab morgen Zeitlaquo ruft erraquoIch auchlaquo fluumlstert Emma

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Im Benjamin-Franklin-Village in Mannheim befindet sich eine bdquoBedarfsorientierte Erstaufnahmeeinrichtungldquo ndash die erste in Baden-Wuumlrttemberg mit einer eigenen Willkommensschule Anders als in einer Regelschule wird hier der Unterricht von ehrenamtlichen Lehrkraumlften durchgefuumlhrt Durchschnittlich vier Monate bleiben die gefluumlchteten Kinder und ihre Familien auf dem Gelaumlnde Barbara Hackbarth Trainerin und Netz-werkkoordinatorin beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo leitet eine Forscher-AG an der Willkommensschule in der sie alle 14 Tage mit gefluumlchteten Kindern zu naturwissenschaftlichen und technischen Themen forscht

GUT GEMACHT

WILLKOMMEN KLEINE FORSCHER

Wasser ist immer ein spannendes Forschungsobjekt

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Ins Gespraumlch kommenUumlber das Forschen kommt sie leicht ins Gespraumlch mit den Kindern auch wenn die Kommunikation meist mit Haumlnden und Fuumlszligen statt-findet Die Maumldchen und Jungen stammen aus vielen unterschied-lichen Laumlndern sprechen kein Deutsch und nur wenig Englisch Bildkarten helfen den Kindern rasch die Bezeichnungen fuumlr die Forschermaterialien zu lernen ndash nach der ersten Forscherstunde kennen die Kinder die englischen und deutschen Bezeichnungen fuumlr Wasser und Messbecher Pipette und Reagenzglas

Wertschaumltzung statt LeistungsdruckZurzeit besuchen rund 30 Kinder zwischen 5 und 15 Jahren den Unterricht in der Columbus-Schule Nachmittags bieten Freiwillige verschiedene AGs an Eine davon ist die Forscher-AG bdquoIch wollte mich schon lange in der Fluumlchtlingshilfe engagierenldquo sagt Barbara Hackbarth die als Netzwerkkoordinatorin fuumlr das bdquoHaus der kleinen Forscherldquo beim Suumldwestmetall-Netzwerk Rhein-Neckar arbeitet 15 Kinder besuchen regelmaumlszligig die Forscher-AG Nach den zwei Stunden sind alle ganz schoumln erledigt bdquoAber diese zwei Stun-den sind eine wunderbare Bereicherung fuumlr michldquo sagt Barbara Hackbarth Genauso wie fuumlr die Kinder bdquoSie erfahren hier Bestaumlr-kung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ih-nen dabei hier entspannt anzukommenldquoDie Maumldchen und Jungen freuen sich wenn sich jemand Zeit fuumlr sie nimmt und sich mit ihnen beschaumlftigt

bdquoEierlaufenldquo ndash mal andersWasser so Barbara Hackbarth sei ein wunderbares Element um es mit den Kindern gemeinsam zu erforschen bdquoWir haben Wasser-tropfen untersucht und herausgefunden dass Wasser andere Stoffe aufloumlsen und vermischen kann Auch im Winter bietet es sich an mit Wasser zu forschen ndash in gefrorener Form ist es so faszinierend dass die Kinder es stundenlang untersuchen und immer wieder etwas Neues entdecken Zwischendurch baue ich immer Bewegungsspiele einldquo sagt die Netzwerkkoordinatorin Zum Beispiel spielt sie mit den Kindern bdquoEierlaufenldquo ndash nur mit

GU T ZU W IS S E N

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Wasser statt mit Eiern Die Maumldchen und Jungen werden in zwei Gruppen unterteilt Jede Gruppe hat unterschiedliche Dinge zur Verfuumlgung um das Wasser zu transportieren Glaumlser Untertassen Siebe Kellen und was sich sonst noch so findet Dann geht es darum welche Gruppe zuerst das Wasser von dem einen Eimer in den auf der gegenuumlberliegenden Seite transportieren kann

Kleine Schritte zu BeginnDie Forscher-AG ist mit den gefluumlchteten Kindern etwas anders strukturiert als sonst bdquoNormalerweise biete ich immer drei oder vier Forscherideen auf einmal an und lasse die Maumldchen und Jun-gen dann entdecken Aber diese Art des Forschens uumlberfordert die Kinder hierldquo sagt die studierte Sozialpaumldagogin Zudem setzt sie die Kinderkarten vom bdquoHaus der kleinen Forscherldquo ein So koumlnnen sich die Kinder zusaumltzlich an den Bildern orientieren und sich in-spirieren lassen Einmal habe sie mit einigen Kindern am Tisch einen Luftbal-lontransporter gebaut als sie einen Jungen bemerkte der auf dem Boden saszlig Er hatte mit Hilfe einer der Entdeckungskarten einen Faumlcher nachgebaut saszlig in Ruhe da und wedelte sich Luft zu bdquoEr hat nichts gesagt nichts gefragt Ich habe ihm nichts erklaumlrt Er hat einfach die abgebildete Forscheridee nachgebaut und den Luftzug auf sich wirken lassen Das war tollldquo

Der bdquoBildungspassldquoDen bdquoBildungspassldquo der Columbus- Schule haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Mannheim entwickelt Jedes Kind bekommt einen solchen Pass in dem seine Lehrer eintragen koumlnnen welche Themen sie behandelt haben Das koumlnnen Zah- len sein das Einmaleins oder auch geschichtliche Themen Der Pass dient dazu die Lehrerinnen und Lehrer in den aufnehmenden Kommunen uumlber den Bildungsstand des Kindes zu informieren Vor allem aber soll er die Kinder motivieren

Die WillkommensschuleDie Schulpflicht beginnt in Baden-Wuumlrt-temberg fuumlr Kinder deren Eltern einen Asylantrag stellen sechs Monate nach ihrer Ankunft Allerdings nicht schon in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes sondern erst in der Kommune die die Familien und Kinder letztlich aufnimmt Dort werden die Kinder und Jugendlichen zunaumlchst in sogenannten Vorbereitungs- und VABO-Klassen (VABO steht fuumlr Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf fuumlr Jugendliche ohne Deutschkenntnisse) in die Regelschule integriert Die Willkommensschule in Mannheim will die Luumlcke zwischen Ankunft und Schulbeginn in der Kom- mune schlieszligen

Beim Forschen wird auch die Feinmotorik geschult

bdquoSie erfahren hier Bestaumlrkung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ihnen dabei hier entspannt anzukommenldquo

Einen Bericht uumlber die Willkommens-schule finden Sie auch auf unserer Website Service-Portal Integration

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Welche Themen sind Ihnen besonders wich-tig wenn es um die Integration von Kindern in Kita Hort und Grundschule geht Beim Kita- und Schulbesuch muumlssen zu-naumlchst Zugangshuumlrden abgebaut werden Zugewanderte Eltern melden ihre Kinder deutlich seltener in einer Kita an Ihre Kin-der erhalten daher oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie fuumlr ihre sprachliche kognitive koumlrperliche psychische und soziale Ent-wicklung benoumltigen Zwar haben zugewan-derte Familien den gleichen Anspruch auf einen Kita-Platz wie einheimische doch viele sind uumlber Betreuungsangebote schlecht informiert oder es faumlllt ihnen schwer die passende Betreuung zu finden Schulpflichtige Kinder die nach Deutsch-land gefluumlchtet sind muumlssen meist deut-lich laumlnger auf einen Schulplatz warten als die europarechtlich vorgesehenen drei Mo-nate Das verlaumlngert den ohnehin schon groszligen bdquoLeerlaufldquo unnoumltig

Wo liegen aus Ihrer Sicht die Chancen und Herausforderungen im Hinblick auf eine gelungene Integration Hier geht es weniger um Chancen als um Notwendigkeiten Bundesweit hat mittler-weile mehr als jedes dritte Kind einen Migrationshintergrund Eine gelungene

GU T ZU W IS S E N

BILDUNGSPOLITISCHE S INTERVIE W

bdquoBILDUNGSEINRICHTUNGEN KOumlNNEN ALS INTEGRATIONSMOTOR WIRKENldquo

Dr Cornelia Schu ist Geschaumlftsfuumlhrerin des Sachverstaumlndigenrats deutscher Stiftun-gen fuumlr Integration und Migration Eine breite integrationspolitische Expertise hat die promovierte Germanistin als Leiterin des Themenschwerpunkts Integration bei der Stiftung Mercator gewonnen Im Interview beschreibt sie wie der Weg in die Kita fuumlr viele neu zugewanderte Familien einem Huumlrdenlauf gleicht und kritisiert deutlich die Maumlngel in der Ausbildung von Paumldagoginnen und Paumldagogen

Bildungsintegration ist somit unerlaumlsslich um auch fuumlr das weitere Leben der Kinder und Jugendlichen gute Teilhabechancen zu eroumlffnen Die groumlszligte Herausforderung be-steht darin allen Kindern moumlglichst fruumlh Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Kindertagesbetreuung zu sichern Aus un-serer Forschung wissen wir dass der Weg in die Kita besonders fuumlr neu Zugewander-te oft einem Huumlrdenlauf gleicht Vor allem die Versorgungsluumlcke fuumlr unter dreijaumlhrige Kinder muss schnell geschlossen werden Ungleiche Bildungschancen verschaumlrfen

sich zudem an den Schulen wo zugewan-derte Kinder zu oft unter sich bleiben In Groszligstaumldten lernen 70 Prozent von ihnen in Grundschulen in denen mehr als die Haumllfte der Kinder einen Migrationshinter-grund haben Hinzu kommt dass das Lehr-personal oft nur unzureichend auf den Umgang mit sprachlicher und kultureller Vielfalt vorbereitet ist Somit erhalten zu-

gewanderte Kinder oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie benoumltigen um ihre Potenziale zu entfalten

Welche Bedeutung nehmen Kita Hort und Grundschule bei der Integration gefluumlchte-ter Kinder ein Wie koumlnnen die Bildungs-einrichtungen die an sie gestellten Erwar-tungen erfuumlllenFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehen Bildungs-einrichtungen koumlnnen somit als Integrati-onsmotoren wirken Auszligerdem bieten sie den Kindern eine angstfreie Umgebung die nicht vom Fluchtkontext gepraumlgt ist Die Grundsteine die hier heute gelegt werden bilden das Fundament fuumlr die Integrations-erfolge von morgen Kitas und Schulen duumlr-fen aber mit diesem Erwartungsdruck nicht alleingelassen werden Neben Personal-zuschlaumlgen und zusaumltzlichen materiellen Zuwendungen bedarf es vor allem neuer Lehrmaterialien die auf die vielfaumlltigen Beduumlrfnisse gefluumlchteter Kinder eingehen Doch auch die Bildungseinrichtungen selbst muumlssen sich auf den Weg machen und etwa dafuumlr sorgen dass Kinder ihre

bdquoAlle angehenden paumldagogischen Fach- und Lehrkraumlfte so llten zukuumlnftig Basis-kompetenzen in Sprachbildung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller V ielfalt erwerbenldquo

GEMEINS AME LE SEEMPFEHLUNGENDER STIF TUNG bdquoHAUS DER KLEINEN FORSCHERldquo UND DER STIF TUNG LE SEN

Lane SmithDie Faumlhrte der Kinderab ca 4 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder40 Seiten Preis 1499 euro

bdquoEin Kind machte sich auf die Suche Unterwegs begeg-nete ihm die ganze Welt hellipldquo Wonach das Kind sucht wird in diesem poetischen Bilderbuch nicht naumlher benannt Die Nase neugierig nach vorn gestreckt durchwandert es verschiedene Lebensraumlume Von hohen Bergen uumlber das eisige Zuhause der Pinguine und die Tiefen des Meeres erleuchtet von farbigen Quallen bis hin zu kargen Steppen und tiefgruumlnen Dschungeln Die ungewoumlhnliche Bilderbuchreise lebt von den auszligergewoumlhnlichen Illustrationen die das Thema Vielfalt widerspiegeln und ahnen lassen wie die Welt ohne Menschen aussehen wuumlrde

Emma Levey Klara Gluck und ihre Kinderab ca 4 Jahren Verlag orell fuumlssli32 Seiten Preis 1395 euro

Der erste Band des Klara-Gluck-Abenteuers hat dem Leser die bunteste Familie vor Augen gefuumlhrt die die

Huumlhnermama sich nur wuumlnschen konnte Aus allen Eiern die sie auf ihren Reisen gesammelt hat sind die unterschiedlichsten Tiere geschluumlpft Die wollen nun alle versorgt und begluckt werden Familie ist was man draus macht Dieses Motto lebt das liebenswerte Bilderbuchhuhn so nachvollziehbar komisch und wahrhaftig vor dass nicht nur Kinder ihren Spaszlig daran haben werden Mehr Vielfalt als in der gluckigen Patchworkfamilie geht nicht und mehr vergnuumlgliches Chaos ebenso wenig

Anne C VoorhoeveWir 7 vom Reuterkiezab ca 10 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder265 Seiten Preis 1299 euro

bdquoNeukoumllln fuumlr starke Nervenldquo lautet das Thema einer Stadtteilfuumlhrung die die Freunde Pia Jonas Nesrin Kasim Finn-Ole Mustafa und Rifat fuumlr Touristen anbieten ndash ein Geschaumlftsmodell das die Clique fordert denn es bedarf einer gruumlndlichen Vorbereitung Verlust des Zuhauses durch Gentrifi zierung multi-

kulturelle Gesellschaft Patchworkfamilien In diesem unterhaltsamen Groszligstadt-roman gelingt es der Autorin vielfaumlltige Themen mit Witz Spannung und einer positiven Grundhaltung aufzubereiten

Deutschkenntnisse nicht nur in einzelnen Foumlrderstunden verbessern sondern uumlber den gesamten Tag hinweg

Wie schaumltzen Sie die Situation der paumldago-gischen Fach- und Lehrkraumlfte ein und wie koumlnnte man sie bei ihrer wichtigen Integra-tionsarbeit noch besser unterstuumltzenAn Paumldagogen werden hohe Erwartungen gestellt und viele fuumlhlen sich damit allein-gelassen Sie sollen die gestiegene Zahl junger Fluumlchtlinge und ein Vielfaches an Foumlrderbeduumlrftigen individuell unterstuumltzen doch nur ein Bruchteil der Paumldagogen fuumlhlt sich auf diese Aufgabe gut vorbereitet ndash oft weil es deutliche Maumlngel in der Ausbildung gibt Der Arbeitsalltag in sprachlich und kulturell vielfaumlltigen Klassen spielt in der Aus- und Fortbildung weiterhin nur eine Nebenrolle Dies muss sich schnellstmoumlg-lich aumlndern sonst laufen wir Gefahr die Integrationsversaumlumnisse der Vergangen-heit zu wiederholen Alle angehenden pauml-dagogischen Fach- und Lehrkraumlfte sollten zukuumlnftig Basiskompetenzen in Sprachbil-dung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller Vielfalt erwerben Dies erfordert konkrete Landesvorgaben und eine Aus- und Fortbildung die sich staumlrker am Bedarf der Praxis orientiert

Wenn Sie an Ihre Kindheit zuruumlckdenken Welchen eigenen Forscherfragen sind Sie nachgegangenIch war als Kind mehr eine Leseratte als eine bdquoForscherinldquo ndash kein Wunder dass ich spaumlter die Literaturwissenschaft als meine Forschungsdisziplin gewaumlhlt habe Aber als in der Eifel aufwachsendes Kind von Erd-kunde-Lehrern hat mich auch der Vulkanis-mus sehr fasziniert und ich wollte alles daruumlber wissen wie Maare entstehen und warum die Erde manchmal Feuer spuckt

bdquoFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehenldquo

Weitere Lese- und Medienempfehlungen zu MINT und vielen anderen Themen finden Sie auf stiftunglesende

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FO R S C H T MI T 3 2017

Naturwissenschaften und Technik

fuumlr Maumldchen und Jungen

HerausgeberStiftung Haus der kleinen ForscherClaudia Striffl er (ViSdP)Rungestr 1810179 Berlin Tel 03027 59 59-0Fax 03027 59 59-209E-Mail infohaus-der-kleinen-forscherde

ProjektleitungClaudia PetersenE-Mail claudiapetersenhaus-der-kleinen-forscherde

Verantwortliche RedakteurinJenny MoumlllerE-Mail jennymoellerhaus-der-kleinen-forscherde

RedaktionJonas BrandhorstMareike BreuerMareike MittelbachJenny MoumlllerJasemin SevenKatrin WeberTanja Zagel

Partner der Stiftung sind die Helmholtz-Gemeinschaft die Siemens Stiftung die Dietmar Hopp Stiftung und die Deutsche Telekom Stiftung Gefoumlrdert wird sie vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung

BildnachweisTitel Rawpixelcomfotolia S 1 Bettina VolkeStiftung Haus der kleinen Forscher S 4 hl-studiosthinkstock SIHK zu Hagen S 5 Michael SchmidtStiftung Haus der kleinen Forscher privat S 7 Jens JeskeStiftung Haus der kleinen Forscher S 8 Luminastocksy S12 Kindergarten Schloss Einstein S 13 LightFieldStudiosthinkstock S14-15 Ulrike Keil Stiftung Haus der kleinen Forscher S 17 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher S18-19 Kinderhaus Cheliusstraszlige S 21 privat Courant Forschungszentrum Textstrukturen Universitaumlt Goumlttingen S 24 Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 25 pyotr021thinkstock Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 26 Phil Dera S 28 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher

BezugsbedingungenDie Kitas Horte und Grundschulen die in einem lokalen Netzwerk der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv sind erhalten das Magazin 4 x jaumlhrlich kostenlos Das Magazin steht in vollem Umfang auf der Website der Stiftung wwwhaus-der-kleinen-forscherde kostenlos zum Down-load zur Verfuumlgung

Erscheinungvierteljaumlhrlich

GestaltungDiscodoener middot Stuttgart

SatzDiscodoener middot Stuttgart

Lektorat Lutz Happel

DruckBonifatius GmbHDruck ndash Buch ndash Verlag

Alle Rechte vorbehalten Nachdruck Aufnahme in elektronische Datenbanken Mailboxen sowie sonstige Vervielfaumlltigungen nur mit ausdruumlcklicher Genehmigung der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Fuumlr unverlangt eingesendetes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung uumlbernommen Die Autoren und Redakteure von bdquoForscht mitldquo recherchieren und pruumlfen jeden Artikel sorgfaumlltig auf seine inhaltliche Richtigkeit Dennoch kann es immer mal passieren dass sich Fehler in die Texte oder Bilder schleichen Wir uumlbernehmen daher keine Garantie fuumlr die Angaben

Gedruckt auf 100 PEFC-zertifi ziertem Papier

GU T ZU W IS S E N

VORSCHAU AUF DIE NAumlCHSTE AUSGABE

TITELTHEMAVON BITS UND BYTES

Vom Smartphone uumlber den Laptop bis hin zum MP3-Player ndash Kinder wachsen heute in einer Welt auf die stark digital gepraumlgt ist und sich rasend schnell weiterentwickelt Sie moumlchten sie erforschen und mitgestalten Wie funktioniert ein Roboter Was passiert wenn ich den Computer anschalte und wie kann ich Bot-schaften verschluumlsseln In der naumlchsten Ausgabe der bdquoForscht mitldquo dreht sich alles um das Thema Informatik und digitale Bildung

Es erwarten Sie viele spannende Forscherideen und Praxis- beispiele Wir zeigen wie digitale Bildung spielerisch im Alltag in Kita Hort und Grundschule integriert werden kann

Die naumlchste Ausgabe erscheint Ende November 2017

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bdquoTag der kleinen Forscherldquo 2017ZEIGST DU MIR DEINE WELT

Mehr Bilder und

Berichte unter wwwtag-der-

kleinen-forscherde

bdquoZeigst du mir deine Weltldquo lautete das Motto zum diesjaumlhrigen bdquoTag der kleinen ForscherldquoDie Sti ung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo rief zum bundesweiten Mitmachtag Kitas Horte und Grundschulen auf gemeinsam zu forschen und die Vielfalt im Alltag zu entdecken Diesem Aufruf folgten etliche Einrichtungen und feierten tolle Forscherfeste

Wie war Ihr bdquoTag der kleinen Forscherldquo Wir freuen uns auf Ihre Erlebnisse pressehaus-der-kleinen-forscherde

2018DER BUNDESWEITE KITA-WETTBEWERB ZUR AUSZEICHNUNG VON HERAUSRAGENDEN PROJEKTEN IM MINT-BEREICH

Weitere Informationen und Bewerbung unter wwwforschergeist-wettbewerbde

Ob Kuumlrbis Kugel Kohle oder Holz ndash viele Dinge machen Kinder neugierig und fuumlhren dazu dass sie Fragen stellen Fuumlr den bundesweiten Kita-Wettbewerb bdquoForschergeist 2018rdquo suchen die Deutsche Telekom Stiftung und die Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherrdquo Projekte die diese Neugier befeuert und den Forschergeist in Kindern geweckt haben gemeinsames Staunen uumlber Naturphaumlnomene spannende mathematische informatische oder technische Fragen aus dem Kita-Alltag ndash teilen Sie die Entdeckungen aus Ihrer Kita Der Wettbewerb will Ihr Engagement in diesem Bereich wuumlrdigen den Forschergeist er-halten und noch mehr Kinder und paumldagogische Fachkraumlfte fuumlr das Forschen und Entdecken begeistern Der bdquoForschergeist 2018rdquo zeichnet die besten Projekte auf Landes- und Bundesebene mit einem Preisgeld aus

Bewerbungsstart

06 September2017

Page 2: hnik DAS MAGAZIN DER STIFTUNG „HAUS DER KLEINEN … · l 1 l LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, in den vergangenen Jahren haben viele Flüchtlinge Deutschland erreicht, darunter auch

Noch mehr Forscherspaszlig im AlltagWo flieszligt uumlberall Strom Warum leuchten all die kleinen Laumlmpchen und wie baut man eine Lichterkette In unserem Online-Shop unter shophaus-der-kleinen-forscherde nden Sie viele Materialien fuumlrs gemeinsame Forschen wie Gluumlhlaumlmpchen Klangroumlhren und ganz neu Das Mini-Experiment Thaumatrop Hierbei erleben die Kinder wie es funktioniert dass zwei separate Bilder zu einem verschmelzen und welche Houmlchstleistungen das Auge dabei erbringt

AB 80 euro BESTELLWERT

VERSANDKOSTEN-FREIE LIEFERUNG

Bei Eingang Ihrer Bestellung im September 2017 erhalten Sie ab einem Einkaufswert von 80 euro brutto und nach Eingabe des Gutscheincodes bdquoForschtmit17ldquo im Warenkorb die Lieferung der Shop-Produkte versandkostenfrei

l 1 ll 1 l

LIEBE LE SERIN LIEBER LE SER

in den vergangenen Jahren haben viele Fluumlchtlinge Deutschland erreicht darunter auch zahlreiche Kinder Viele der Maumldchen und Jungen besuchen inzwischen unsere Kitas Horte und Grundschulen Sie bringen eine Menge Eindruumlcke und Erfahrungen aus ihren Heimatlaumlndern und Kultur-kreisen mit

Diese Vielfalt ist eine Chance und beim genauen Hinsehen stellen wir fest dass bdquoanders seinldquo ohnehin normal ist Jedes Kind ist anders ndash darin sind alle gleich

Paumldagoginnen und Paumldagogen sind in der Lage mit Vielfalt und neuen Herausforde-rungen umzugehen ndash auch wenn die Anspruumlche in der taumlglichen Arbeit dadurch wach-sen Fach- und Lehrkraumlfte koumlnnen dazu beitragen dass gefl uumlchtete Kinder das Gefuumlhl haben angekommen zu sein indem sie sie fuumlr das anerkennen was sie bereits koumlnnen Gerade der spielerische Umgang mit Natur und Technik bietet sich an um das Selbst-vertrauen der Kinder zu staumlrken auch wenn ihre Sprachkenntnisse noch begrenzt sind

Das bdquoHaus der kleinen Forscherldquo stellt mit dem Service-Portal Integration seit 2016 ein kostenfreies Online-Angebot auf seiner Website bereit das paumldagogische Fach- und Lehrkraumlfte dabei unterstuumltzt Fluumlchtlingskindern in den Einrichtungen ein erfolgreiches Ankommen zu ermoumlglichen In dieser Ausgabe fi nden Sie auszligerdem viele gute Beispiele aus der Praxis sowie Forscherideen bei denen alle Maumldchen und Jungen mit Freude ihre ndash fuumlr manche Kinder neue ndash Umwelt entdecken und sich mit ihr vertraut machen koumlnnen

Ich wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim Lesen

Ihr

Michael FritzVorstand der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo

G E F Ouml R D E R T V O M PA R T N E R

FO R S C H T MI T 3 2017

l 2 l

IN H A LT

8 TITELTHEMA Alle zusammen

9 IM MORGENKREIS Ein Elefant auf dem Spinnennetz

10 IDEEN ZUM ENTDECKEN UND FORSCHEN

12 MEIN FORSCHERTIPP Best Practice aus Kita und Grundschule

14 FORSCHERBILD Tierstimmen der Welt

16 INTERVIE W bdquoEltern sollten in der Sprache ihres Herzens kommunizierenldquo

18 AUSGE ZEICHNE T Forschergeist-Projekt 2014 Kolumbien und sein Regenwald

20 ORTE ZUM FORSCHEN Forschen am Tuumlmpel

21 DUR CH DIE FORSCHERBRILLE Was waumlre wenn wir keine Sprache haumltten

22 K UR ZGE SCHICHTE Abdullah und die richtige Freundin

HAUS DER KLEINEN FORSCHER

FORSCHEN MIT KINDERN

INHALT32017

4 AK TUELLE S

6 KOPIERVORL AGE FUumlR ELTERN So bunt ndash so lecker

7 MITMACHEN Neugier gewinnt bdquoForschergeistldquo-Wettbewerb 2018

Im Interview gibt Prof Dr Ute Ritterfeld Tipps im Umgang mit Kindern beim Zweit- und Fremd-sprachenerwerb

l 3 l

IN H A LT

GUT ZUWISSEN

In der Willkommensschule im Mannheimer Benjamin-Franklin-Village forschen Fluumlcht-lingskinder zu MINT-Themen

24 GUT GEMACHT Willkommen kleine Forscher

26 BILDUNGSPOLITISCHE S INTERVIE W bdquoBildungseinrichtungen koumlnnen als Integrationsmotor wirkenldquo

27 LE SE TIPP S

28 VORSCHAU AUF DIE NAumlCHSTE AUSGABE IMPRE S SUM

Noch mehr Ideen zum Forschen und Entdecken auf haus-der-kleinen-forscherde

Wie aus Wasser und Lehm ein Ofen entstehen kann fanden die Kinder vom Kindergarten Schloss Einstein heraus

FO R S C H T MI T 3 2017

l 4 l

m 22 Juni 2017 feierten etwa 1000 Gaumlste gemeinsam mit mehr als 100 ehrenamtli-chen Helfern im Sauerlandpark Hemer den

bdquoTag der kleinen Forscherldquo Eingeladen hatte zum vierten Mal das Iserlohner Netzwerk bdquoKreis Junger Unternehmer ndash Netzwerk MK-Nordldquo bdquoWir freuen uns sehr dass so viele Kitas unserem Aufruf ge-folgt sindldquo sagt SIHK-Netzwerkkoordinatorin Jutta Groszlig 800 Kinder aus insgesamt 43 Kitas forschten in einem Parcours mit mehreren Statio-nen zu unterschiedlichen Themen Wie viel Zucker ist in meinem Getraumlnk Wie kann ich aus Luftbal-lons und Sand einen Staudamm bauen Wie be-wege ich mich sicher durch einen Slalom wenn ich nicht mehr die Kontrolle uumlber meine Beine habe Begleitet wurden die Kinder dabei von Stu-dierenden des Iserlohner Berufskollegs fuumlr Erzie-herinnen und Erzieher Andreacute Gatzke (WDR) be-kannt aus der bdquoSendung mit dem Elefantenldquo sorgte mit seiner Moderation auf der groszligen Buumlh-ne fuumlr gute Stimmung Fuumlr eine sichere An- und Abreise der Maumldchen und Jungen stand ein Bus-Shuttle-Service der Maumlrkischen Verkehrsge-sellschaft bereitsihkde kju-iserlohnde

A K T U E L L E S

A K T U E LLE S

GROS SES FORSCHERFEST IM SAUERL ANDPARK HEMER

Prozent houmlher ist die statistische Wahr-

scheinlichkeit spaumlter ein Gymnasium zu

besuchen wenn Kinder mit Migrationshinter-

grund bis zu ihrem dritten Lebensjahr eine Krippe besucht haben

ZAHL DES MONATS

Wie wird aus Sonnenstrahlen Strom Warum

lohnt es sich Muumlll zu trennen und was

haben Huumlhner mit Klimaschutz

zu tun Unter haus-der-kleinen-forscherde fi nden

Sie viele gute Beispiele zu Bildung

fuumlr nachhaltige Entwicklung

in Kita Hort und Grundschule

KITA-PRAXIS GRUumlN UND FAIR

5 5

bdquoNEHMEN SIE DAS KIND SO AN WIE ES

IN DEM MOMENT ISTldquo

Stefan SchroumlderTraumapaumldagoge

ie gehe ich mit traumatischen Erfahrun-gen gefl uumlchteter Kinder um Wie mit deren Trauer und Furcht Paumldagoginnen und Paumlda-

gogen sind selten im Bereich Traumatherapie ausgebildet stehen aber bei der Arbeit mit Fluumlcht-lingskindern mitunter vor genau diesen Heraus-forderungen Am 9 September haben Sie die Chance dem Traumapaumldagogen Stefan Schroumlder Ihre Fragen zu stellen Er wird sie per Live-Video beantworten Es gibt die Moumlglichkeit nachzufragen oder in die Diskussion einzusteigen Termin Live-Interview am 992017 ab 1730 Uhr in der Facebook-Gruppe IntegrationHaus der kleinen Forscher Das Interview wird als Video spaumlter auf dem Service-Portal Integration zur Ver-fuumlgung stehen Umfrage Ihre Erfahrungen aus der praktischen Arbeit mit gefl uumlchteten Kindern in Kita Hort und Grundschule tragen zur Weiterentwicklung unseres Angebotes bei Teilen Sie deshalb bis zum 179 Ihre Tipps Anregungen und Fragen auf integrationhaus-der-kleinen-forscherde mit uns und nehmen Sie an unserer Umfrage teil Sie koumlnnen eine von zehn Uumlberraschungen fuumlr Ihre Einrichtung gewinnen

A

W

UNTERSTUumlTZUNG BEI DER PAumlDAGOGISCHEN ARBEIT MIT GEFLUumlCHTETEN KINDERN

l 5 l

A K T U E LLE S

Frau Haumluszligler wie kamen Sie zum bdquoHaus der kleinen ForscherldquoIch arbeitete bereits als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TU Freiberg als eine Trainerin bzw ein Trainer gesucht wurde Die Idee Kinder fruumlh fuumlr Naturwissenschaf-ten und Technik zu begeistern fand ich genial und schon war ich dabei

Wie kann man Kinder spielerisch an natur-wissenschaft liche Themen heranfuumlhrenKinder sind ja per se neugierig Es liegt an den Erzieherinnen und Erziehern das Inte-resse zu lenken ndash wenn sie fuumlr ein Thema brennen tun die Kinder es auch

Wie sind in Ihrem Netzwerk die Erfahrungen in der Arbeit mit gefluumlchteten Kindern Kinder brauchen nicht viel um jemanden ins Spiel einzubinden Eine Herausforde-rung ist manchmal eher der Umgang mit den Eltern der gefl uumlchteten Kinder Einigen Vaumltern faumlllt es schwer Erzieherinnen als Ansprechpartner auf Augenhoumlhe zu akzep-tieren Da hilft es wenn die Kita-Leitung unterstuumltzend eingreift Toll ist wenn alle voneinander lernen koumlnnen ndash die Kinder und die Erwachsenen

K ATHRIN HAumlUSSLERDIPL-INGENIEURIN

SEIT 2008 TRAINERIN BEIM

bdquoHAUS DER KLEINEN

FORSCHERldquo SEIT 2016

KOORDINATORIN DES

NETZWERKS bdquoKLEINE

FORSCHER AN DER TU

BERGAKADEMIE

FREIBERGldquo

Gesta tten

SEIT 2008 TRAINERIN BEIM

ehr als 50 Kitas Horte und Grundschulen wurden im Rahmen der Sachsengala am 12 Juni 2017 als bdquoHaus der kleinen Forscherldquo zerti-fi ziert Ihre paumldagogischen Fachkraumlfte bilden sich regelmaumlszligig im

MINT-Bereich fort ndash Entdecken und Forschen sind bei ihnen fester Bestandteil im Alltag Wie auch in den Vorjahren wuumlrdigte Brunhild Kurth Saumlchsische Staatsministerin fuumlr Kultus die Verleihung der Zertifi kate im Verkehrsmuseum Dresden mit ihrem Besuch bdquoBei den Kitas und Horten sind wir Spitze Jetzt ist es wichtig dass wir noch mehr Grundschullehrkraumlfte fuumlr die Bildungsin-halte des sbquoHauses der kleinen Forscherlsquo gewinnenldquo betonte die Ministerin bdquoKitas werden zu Orten des entdeckenden forschenden Lernens ndash Kinder koumlnnen auf diese Weise eigene Antworten fi nden und Selbstvertrauen erlan-gen Das ist fuumlr uns der Schluumlssel um langfristig den Herausforderungen einer komplexen Welt erfolgreich begegnen zu koumlnnenldquo erklaumlrte Dr Ute Gallmeier vom bdquoHaus der kleinen Forscherldquo

GROS SE SACHSENGAL A UumlBER 50 EINRICH-TUNGEN FEIERLICH ZERTIFIZIERT

VOM KLASSENZIMMER ZUR NOBELPREISTRAumlGERTAGUNG

Als eine von 21 ausgewaumlhlten Paumldagoginnen und Paumldagogen nahm Dr Uta Wiest-Ladenburger am bdquoTeaching Spiritldquo der 67 Nobelpreistraumlgertagung in Lindau (Bodensee) teil Sie traf dort Ende Juni auf 30 Chemie-Nobelpreis-traumlgerinnen und -traumlger sowie 400 Nachwuchstalente aus aller Welt Uumlber-zeugt hatte die promovierte Immunologin und ausgebildete Paumldagogin das Kuratorium mit ihrem umfangreichen und auszligerordentlichen Engagement bdquoEs ist wichtig junge Talente schon fruumlh fuumlr die Wissenschaft zu begeisternldquo betont sie Wiest-Ladenburger unterrichtet an der Matthias-Erzberger-Schu-le in Biberach angehende Erzieherinnen und Erzieher im Bereich MINT-Fruumlh-foumlrderung Fuumlr das bdquoHaus der kleinen Forscherldquo ist sie seit 2008 als Trainerin im Netzwerk der Industrie- und Handelskammer Ulm aktiv wwwlindau-nobelorgde

M

FO R S C H T MI T 3 2017

l 6 l

Sicherheitshinweis Lassen Sie Kinder nie unbe-

aufsichtigt mit scharfen Gegen-staumlnden oder elektrischen Geraumlten hantieren Sprechen Sie mit ihnen uumlber moumlgliche Gefahren und wie

man sie vermeiden kann

F Uuml R E LT E R N

KOPIERVORL AGE

SO BUNT ndash SO LECKER

Das wird gebrauchtFuumlr ein leckeres buntes bdquoAmpeleisldquo brau-chen Sie verschiedenfarbige Obstsorten ndash zum Beispiel Kirschen Erdbeeren Pfir-siche Aprikosen Bananen und Kiwis Es sollte mindestens jeweils eine rote eine gelbe und eine gruumlne Obstsorte dabei sein Sie benoumltigen drei Schuumlsseln ein Messer zum Schaumllen ein Brettchen eine Gabel oder einen Puumlrierstab und Eisfoumlrmchen Los gehtrsquos Untersuchen Sie gemeinsam mit den Kin-dern das Obst Koumlnnen sie die Sorten be-nennen Wachsen alle Sorten dort wo die Kinder leben Woher kommt das Obst das wir im Supermarkt kaufen und schmecken ihnen die Fruumlchte Als Naumlchstes bereiten Sie das Obst vor indem Sie es schaumllen entkernen und klein schneiden Geben Sie es nach Farben getrennt in die drei Schuumls-seln und puumlrieren bzw zerdruumlcken Sie es Lassen Sie die Maumldchen und Jungen nun das rote Fruchtmus in das unterste Drittel der Eisfoumlrmchen geben Als Naumlchstes muss der Deckel befestigt werden damit sich in der Mitte ein Loch fuumlr den Eisstil bildet Koumlnnen die Kinder das schon allein Nun kommen die Foumlrmchen in den Eisschrank Nach einer Stunde koumlnnen die Kinder nach-sehen Ist die rote Schicht schon gefroren Genauso machen Sie es mit der gelben und der gruumlnen Schicht Benoumltigen die verschie-denen Obstsorten unterschiedlich lange um einzufrieren Wie lange dauert es bis das ganze Eis fest ist Wenn das Eis nicht einfach aus den Foumlrmchen herausgleitet hilft es sie kurz in warmes Wasser zu tau-chen Guten Appetit

HintergrundIn europaumlischen Supermaumlrkten fi nden sich das ganze Jahr uumlber alle moumlglichen Obst-sorten Urspruumlnglich waren jedoch die meisten Fruumlchte nur in bestimmten Regio-nen zu Hause Sauerkirsche und Erdbeere sind Beispiele fuumlr Obstsorten die auf der gesamten Nordhalbkugel angebaut wer-den auch in Deutschland Pfi rsiche moumlgen es warm Sie wachsen vor allem in China Italien Spanien Griechenland oder der Tuumlrkei Aumlhnlich geht es den Aprikosen die auch in Pakistan Syrien Algerien und dem Iran wachsen Die Banane gilt als die suumld-amerikanische Frucht schlechthin ndash dabei stammt sie urspruumlnglich aus Suumldostasien

Wie man Eis zum Schmelzen bringen kann und was dabei passiert koumlnnen Sie gemeinsam mit den Kindern herausfinden Unter haus-der-kleinen-forscherdepraxisanregungen fi nden Sie viele span-nende Ideen zum Entdecken und Forschen mit Wasser

Liebe E lternwenn es drauszligen schoumln warm ist freuen sich Groszlig und Klein uumlber eine kuumlhle Erfrischung Haben Ihre Kinder schon einmal ausprobiert Eis selbst zu machen Wo gibt es uumlberall Eis und wie entsteht es

Mitte des 16 Jahrhunderts gelangte sie als Reiseproviant spanischer oder portugie-sischer Seefahrer in die Karibik und nach Suumldamerika Die deutsche bdquoBananenpre-miereldquo fand im Jahr 1892 statt Die Kiwi legt meist einen weiten Weg zuruumlck bevor sie hier in den Regalen zu fi nden ist Sie wird uumlberwiegend in China Italien Neusee-land Chile Griechenland Frankreich und im Iran angebaut

uumlber moumlgliche Gefahren und wie man sie vermeiden kann

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Was ist Ihr schoumlnstes Kita-Projekt Waren Sie auf Entdeckungstour auf einer Sommerwiese haben Sie mit Licht und Schatten gespielt oder verruumlckte Bauwerke entworfen Haben Sie die Kinder immer wieder ermutigt ihrer Neugier freien Lauf zu lassen Dann machen Sie mit und bewerben Sie sich fuumlr den bdquoForschergeist 2018ldquo

Wir suchen Aktionen bei denen Maumldchen und Jungen ihre Forscherfreude ausleben und Neues entdecken konnten Der bdquoForschergeist 2018ldquo praumlmiert be-sonders gut gelungene Kita-Projekte aus den Bildungsbereichen Mathematik Infor-matik Naturwissenschaften und Technik Es geht um die Fragen der Kinder um span-nende Beobachtungen und gemeinsam gefundene Loumlsungen

bdquoMein Opa war ein MaulwurfldquoMit dem bdquoForschergeist 2018ldquo werden be-reits zum vierten Mal vorbildliche Kita-Projekte ausgezeichnet Schon die bishe-rigen Wettbewerbsrunden haben gezeigt mit wie viel Einfallsreichtum und Dynamik paumldagogische Fachkraumlfte die Entdeckungs-freude ihrer Kinder staumlrken So machten

MITMACHEN

NEUGIER GEWINNTbdquoFORSCHERGEISTldquo-WETTBEWERB 2018 ndash BEWERBEN SIE SICH MIT IHREM MINT-PROJEKT

in der vergangenen Wettbewerbsrunde Projekte aus verschiedensten Themen-bereichen das Rennen darunter bdquoMalen mit Naturfarbenldquo bdquoWo kommt der helle Punkt an der Wand herldquo oder auch bdquoMein Opa war ein Maulwurf ndash der Bergbau im Revier die Arbeit und das Leben eines Bergmannesldquo

Uumlber den bdquoForschergeistldquoDer bdquoForschergeistldquo ist ein bundesweiter Kita-Wettbewerb der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Gesucht und praumlmiert werden herausragende Projekte die Maumldchen und Jungen fuumlr die Welt der Mathematik Infor-matik Naturwissenschaften oder Technik begeistert haben Die ausgezeichneten Projekte werden dokumentiert und ver-

So koumlnnen Sie mitmachenBewerbungszeitraum 06092017 bis 31012018Alle Informationen unter forschergeist-wettbewerbde

oumlff entlicht damit sie als gute Beispiele auch andere Fachkraumlfte fuumlr das Forschen und Entdecken in der Kita begeistern Die Wettbewerbs-Doku von 2016 fi nden Sie unter forschergeist-wettbewerbde

In der Wettbewerbsrunde 2016 wurden 16 Landes- und 5 Bundessieger sowie 3 Sonderpreistraumlger mit dem bdquoForschergeistldquo praumlmiert

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Wie erkenne ich dass ein Kind traumatisiert ist und an wen kann ich mich in dem Fall wenden Wie kann ich mich mit den Eltern verstaumlndigen Wenn es um gefl uumlchtete Kinder in Kita Hort und Grundschule geht stehen

paumldagogische Fach- und Lehrkraumlfte vor einigen Herausforderungen Gleichzeitig gibt es viel Spannendes und Neues zu entdecken denn die Kinder und ihre Familien bringen Einfl uumlsse aus aller Welt mit in die Gruppen und Klassen

Gemeinsam koumlnnen alle dazu beitragen Fluumlchtlingskindern das Ankommen zu erleichtern

Gibt es Lebensmittel oder Gerichte die die Kinder noch nie zuvor gesehen ge-schmeckt oder selbst zubereitet haben Wie entsteht Eis und schmeckt es uumlberall auf der Welt gleich Welche Lieder kennen die Kinder die sowohl auf Deutsch als auch in anderen Sprachen gesungen wer-den An einem Ort an dem man die Spra-che nicht spricht hilft es alle Sinne einzu-

setzen um sich mit seiner Umwelt vertraut zu machen Bei einer Schatzsuche der besonderen Art gelangen die Kinder durch Riechen Schmecken und Fuumlhlen an ihr Ziel Eine Sandburg zu bauen ist immer eine spannende Herausforderung die mit wenig Worten funktioniert und zudem gro-szligen Spaszlig macht Dabei koumlnnen die Kinder einiges herausfi nden zum Beispiel warum

nasser Sand besser klebt als trockener und welcher Sand sich am besten zum Kuchen-backen eignet Wussten die Kinder dass auch Tiere in verschiedenen Teilen der Welt unterschiedliche Sprachen sprechen Er-mutigen Sie die Maumldchen und Jungen ihre Umwelt aufmerksam zu beobachten Dinge auszuprobieren und dabei spielerisch von-einander zu lernen

TITELTHEMA ALLE ZUS AMMEN

l 9 ll 9 l

Ein Interview mit Fredrik Vahle fi nden Sie auf dem Service-Portal IntegrationCopyright Songtext Aktive Musik Verlagsgesellschaft mbH Dortmund aktive-musikde

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

IM MORGENKREIS

EIN ELEFANT AUF DEM SPINNENNETZ

Kinder lernen Sprachen am besten wenn sie dabei Spaszlig haben Gemeinsames Singen ist eine gute Moumlglichkeit spielerisch neue Woumlrter zu lernen Fragen Sie die Kinder welche Lieder sie kennen und moumlgen Wer moumlchte ein Lied vorsingen In welcher Sprache singen die Maumldchen und Jungen Wie houmlrt sich die Melodie an und wie die Sprache Die Kinder in einer Gruppe oder Klasse koumlnnen Liedtexte und Melodien voneinander lernen ndash und damit Einblicke in verschie-dene Sprachen bekommen Uumlberlegen Sie gemeinsam mit den Kindern wie viele verschiedene Sprachen in der Gruppe gespro-chen werden Nehmen Sie ein Lied das die Maumldchen und Jungen in der Gruppe oder Klasse gern singen und uumlbersetzen Sie es in verschiedene Sprachen Die Uumlbersetzungen koumlnnen die Kinder

auch gemeinsam mit den Eltern zu Hause vorbereiten und dann den anderen Kindern vortragen Oder Sie laden die Eltern ein und uumlben das Lied mit den unterschiedlichen Texten gemeinsam Im Internet fi nden sich einige Liedtexte die bereits in zahlreiche Sprachen uumlbersetzt wurden zum Beispiel das Lied bdquoEin Elefant auf dem Spinnennetzldquo von Fredrik Vahle Das Lied koumlnnen Sie auch mit Fingeruumlbungen oder einem Bewegungsspiel verbinden Dann lernt es sich gleich noch mal so gut

verschiedene Sprachen Die Uumlbersetzungen koumlnnen die Kinder

auf DeutschbdquoEin E lefant ja der balancierteauf einem Spinnen- Spinnennetz Da riefen sie Hussa es haumlltIch hole meine Freundinmeinen Freund jetzt

und auf Tuumlrkischbdquo tane fil sallaniyor lardioumlruumlmcek bir oumlruumlmcek agindabagiriyor ladi Yasasin saglamgetirelim da ldquo

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Bei der Schatzsuche suchen die Kinder fuumlnf verschie-dene Stationen Dazu benoumltigen sie alle Sinne An der fuumlnften Station fi nden die Kinder einen Schatz

Fuumlr die Schatzsuche benoumltigen Sie ein Foto von einem Gegenstand aus der Umgebung ein Riechdoumlschen etwas das sich gut anfuumlhlt ein Geraumlusch zum Abspielen (z B mit einem MP3-Player) den Schatz etwas Leckeres zu essen

Bevor es losgeht besprechen Sie in der Gruppe die fuumlnf Sinne und stimmen die Kinder auf die Sinnes-Schatzsuche ein Welche Sinne gibt es und welche Organe sind fuumlr die Wahrnehmung verschie-dener Eindruumlcke zustaumlndig Starten Sie mit einem Foto von etwas das die Kinder kennen und sehen koumlnnen An dem Ort der auf dem Foto abgebildet ist fi nden die Kinder einen Hinweis der sie zum naumlchsten Fundort leitet Als Naumlchstes koumlnnten sie zum Beispiel ein Riechdoumlschen fi nden Erkennen die Kinder den Geruch wieder Wissen sie wo und was sie suchen muumlssen Im Garten koumlnnten dies zum Beispiel Blaumltter einer Pfl anze sein die sehr intensiv riechen In der Naumlhe der Pfl anze liegt etwas das sich besonders gut anfuumlhlt Doch wie ist der Hinweis zu verstehen Weist die weiche Wolle auf das Schaff ell auf dem Sofa hin oder der Ast auf den dicken Baum im Hof Dort fi nden die Kinder schlieszliglich ein Geraumlusch Entweder ist es eine Aufnahme die abgespielt wird oder eine Dose mit Inhalt die ein bestimmtes Geraumlusch erzeugt Houmlren die Kinder um welches Geraumlusch es sich handelt Koumlnnen sie erahnen wo sie als Naumlchstes suchen sollen Am Ort ange-kommen wartet der dort versteckte Schatz etwas Essbares das typisch ist fuumlr die Laumlnder aus denen die Familien der Kinder kommen Und ndash schmeckt es allen

Kinder erleben Sprache wenn sie etwas gemeinsam mit allen Sinnen erfahren zum Beispiel beim altersgemaumlszligen Spiel beim Suchen und Finden oder beim Essen Bei der bdquoSchatzsuche mit allen Sinnenldquo kommen alle diese Aspekte zusammen

Organisieren Sie gemeinsam mit den Kindern eine Schatzsuche ndash mit oder ohne Karte Je nach Alter der Kinder und Gruppenzusammensetzung koumlnnen Sie die Hinweise unterschiedlich gestalten

IDEEN ZUM ENTDECKEN UND FORSCHEN

SCHATZSUCHE MIT ALLEN SINNEN

Mehr zum Thema bdquoSprechanlaumlsse im Alltag schaffenldquo fi nden Sie auf der Website integrationhaus-der-kleinen-forscherde

Die Kinder koumlnnen ihre eigene Schatzkarte erstel-len ndash je nach Interesse uumlber alle Sinne (wie bei der Kita beschrieben) oder ganz klassisch als

Landkarte Teilen Sie die Klasse vorher in kleinere Gruppen und lassen Sie die Karten dann austauschen Wird der Schatz gefun-den Besprechen Sie nach der Schatzsuche Wie unterscheiden sich die Karten voneinander Wie sieht es mit dem Raumverstaumlnd-nis der Kinder aus Woran orientieren sie sich und was erscheint ihnen wichtig Auch in der Grundschule koumlnnen Leckereien aus aller Herren Laumlnder als Schatz winken

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Drauszligen in der Natur gibt es viel zu entdecken und Gelegenheiten sich uumlber das Gesehene und Erleb-te auszutauschen Etwas ganz Elementares ist zum

Beispiel der Boden auf dem wir gehen Ermutigen Sie die Kinder sich den Boden genau anzuschauen Die Kinder koumlnnen eine Bo-denprobe aus dem Garten dem Sandkasten und dem Blumenbeet nehmen und die Erde mit den Fingern untersuchen Wie fuumlhlt sich der Boden an Wie riecht er Ist er feucht oder trocken Bleiben Bodenstuumlckchen zwischen den Fingerrillen zuruumlck wenn die Kin-der die Erde zwischen den Fingern verreiben Nun koumlnnen die Kinder die Bodenproben miteinander vergleichen Fuumlhlen sich die Bodenproben unterschiedlich an Wie sehen sie aus Nehmen Sie zwei Blumentoumlpfe mit Loch im Boden Dann fuumlllen Sie einen der Toumlpfe mit Erde und den anderen mit Sand Damit Erde und Sand nicht gleich durch das Loch im Topf rieseln legen Sie uumlber beide

Loumlcher ein Stuumlck durchlaumlssigen Stoff Lassen Sie beim Befuumlllen oben ein wenig Platz Was passiert wenn man Wasser in die Blu-mentoumlpfe gieszligt Welcher Boden haumllt das Wasser besser Und was bedeutet das fuumlr die Pfl anzen die darin wachsen

Kieselsteine

grober Sand

feiner Sand

Filtertuumlte

geklaumlrtes Wasser

Toben schaukeln und Sandburgen bauen Wenn das Wetter schoumln ist freuen sich viele Kinder auf den Spiel-platz Doch wenn es lange nicht geregnet hat ist der

Sand im Sandkasten trocken Die Kinder merken schnell Damit koumlnnen sie nicht gut bauen Erst durch die Zugabe von Wasser

bdquoklebenldquo die Sandkoumlrner aneinander und lassen sich formen Aber warum ist das so Wasserbruumlcken zwischen den Koumlrnern verleihen dem Sand Form und Stabilitaumlt Lassen Sie die Kinder Wasser zum

Sand geben und beobachten Was passiert wenn die Kinder ganz wenig und was wenn sie viel Wasser zum Sand geben Wie fuumlhlt sich der Sand an Wie sieht er aus und welche Struktur hat er Dann kann der Sandburgenbau starten Wenn die Burg steht koumln-nen die Maumldchen und Jungen sie verzieren indem sie einzelne Stuumlcke aus den Tuumlrmen heraus- und Muster einarbeiten Eine Spruumlhfl asche hilft um die entstehende Sandburg beim Bauen immer gleichmaumlszligig feucht zu halten

BAUMEISTER

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

S AUBERMACHER

BODENFORSCHER

Wie wird dreckiges Wasser wieder sauber ndash zum Beispiel wenn Sand Erde oder Blaumltter ins Wasser gefallen sind Na klar in einer Klaumlranlage Die koumlnnen Sie mit den Kin-

dern gemeinsam bauen Nehmen Sie vier groszlige Joghurtbecher und stechen Sie in die Boumlden der Becher einige Loumlcher Dann fuumlllen die Kinder einen Becher halbvoll mit feinem Sand einen mit grobem Sand einen mit Kieselsteinen und in einen Becher kommt eine Kaf-feefi ltertuumlte Jetzt werden die Becher ineinandergestellt ndash ganz nach unten gehoumlrt der Becher mit dem Filter darauf der mit dem feinen Sand dann der mit dem groben Sand und schlieszliglich ganz oben der Becher mit den Kieselsteinen Um Schmutzwasser herzustellen vermischen die Kinder Wasser mit Erde Sand und Blaumlttern Die Kin-der fuumlllen das Schmutzwasser in den oberen Becher Langsam sickert das Wasser durch die verschiedenen Filter Dabei bleibt in jedem Becher etwas Schmutz zuruumlck Am Ende tropft das Wasser in ein Einweckglas Ist es jetzt sauber Und was passiert wenn man das Wasser zweimal durchlaufen laumlsst Wie sauber wird das Wasser

IDEEN ZUM ENTDECKEN UND FORSCHEN

WASSER SAND UND ERDE GIBT ES UumlBERALL

Wussten Sie Fuumlr viele Menschen ist die Natur ein Ort um Kraft zu tanken In der Natur koumlnnen Kinder spielen und kreativ sein riechen fuumlhlen lauschen und ganz einfach bdquoseinldquo Der direkte Kontakt mit der Natur kann Fluumlchtlingskindern dabei helfen sich sicher und vertraut zu fuumlhlenAuf der Website haus-der-kleinen-forscherde fi nden Sie viele Ideen zum Forschen und Staunen rund um die Themen Boden und Wasser

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MEIN FORSCHERTIPP K ITA

MUT ZUM MATSCH EIN OFEN AUS LEHM

Worum ging es bei dem Projekt Wir haben 2016 einen Anbau be-kommen In der Baugrube haben

die Kinder gleich die unterschiedlichen Erdschichten bemerkt und waren faszi-niert Also haben wir die Erde untersucht und erforscht Dabei haben wir Ton und Lehm gefunden und gesehen dass man mit diesem Material nicht nur matschen sondern auch wunderbar bauen kann Das Interesse der Kinder hat uns motiviert eine Lehmbaustelle einzurichten und einen Lehmofen zu bauen Der Lehmofen ist in-

zwischen zu einem Treffpunkt geworden an dem regelmaumlszligig gemeinsam mit den Eltern Brot gebacken wird Einige Familien mit Migrations- oder Fluchthintergrund be-richteten dass in ihrer Heimat auch heute noch solche Lehmoumlfen zum Brotbacken dienen Sie wussten wie die Oumlfen genutzt werden und wie das Brot gut gelingt

Was haben Sie benoumltigt und wie lange haben Sie geforscht Eigentlich nur Lehm Wasser und Matsch-sachen fuumlr die Kinder Um den Matsch aus den Raumlumen zu halten haben wir eine

bdquoMatschschleuseldquo eingerichtet in der sich die Kinder die Gummistiefel und Regenho-sen ausziehen konnten Zusaumltzlich zu un-serem Lehmaushub haben wir Lehmpulver im Internet bestellt Fuumlr den Lehmofen haben wir als Unterkonstruktion noch ei-nige Ziegelsteine verwendet ndash man kann so einen Ofen aber auch ebenerdig auf-

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stellen Wir haben uns den Luxus erlaubt und vier Schamottsteine im Backraum ver-legt damit die Brote auf reinem Stein ge-backen werden

Was haben Sie herausgefunden Waumlhrend eine Gruppe von Kindern zusam-men mit Erwachsenen an dem Lehmofen baute starteten einige Kinder ihre eigenen Projekte auf der Lehmbaustelle Sie koch-ten sozusagen ihr eigenes bdquoLehmsuumlpp-chenldquo oder bauten Burgen Schwimmbauml-der oder Haumluser Fuumlr das Dach des Ofens haben wir letztlich nicht die Technik mit Holz und Kaninchendraht angewandt wie sie in einigen Buumlchern beschrieben ist sondern eine die die Kinder erfunden ha-ben Sie hatten naumlmlich herausgefunden dass Sand den Lehm stuumltzt als sie daraus Daumlcher und Rundungen formten Am naumlchsten Tag als der Lehm getrocknet war holten sie den Sand heraus So wurde auch das Dach des Ofens gebaut Die Kin-der hatten die perfekte Loumlsung gefunden

Was hat gut oder nicht so gut geklappt Die Menge an Matsch und die Begeiste-rung der Kinder ohne Ruumlcksicht auf ihre Kleidung und Umgebung hat uns anfangs ziemlich uumlberrascht Gelohnt hat es sich trotzdem Wir konnten auf diese Weise einige Familien mit Fluchthintergrund in den Kita-Alltag einbinden Sie und andere Eltern brachten ihre Expertise ein und kommen nun regelmaumlszligig auch zu Back- aktionen Das ist ein guter Weg gemein-sam den Kita-Alltag zu gestalten

Mit Lehm laumlsst sich einiges anstellen ndash zum Beispiel auch jonglieren

Kindergarten Schloss E insteinANSPRECHPARTNERIN

Dagmar Schlinkbaumlumer (Kita-Leiterin)

ORT

Iserlohn Nordrhein-Westfalen

KINDER

80 Kinder 1 ndash 6 Jahre

HAUS DER KLEINEN FORSCHER

Seit 2011 beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv 2014 zertifiziert und 2016 rezertifiziert

Kinder an den Matsch ndash dass die Haumlnde sauber bleiben ist beim Lehmbau unwahrscheinlich

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MEIN FORSCHERTIPP GRUNDSCHULE

DEUTSCH LERNEN MIT FORSCHERIDEEN

Worum ging esIn der StaumldteRegion Aachen werden fuumlr Schuumllerinnen

und Schuumller mit geringen Deutschkennt-nissen Deutsch-Intensivkurse angeboten Bis zu 15 Kindern werden jahrgangsuumlber-greifend die grundlegenden Kenntnisse der deutschen Sprache vermittelt Seit Anfang 2016 besucht bdquoHaus der kleinen Forscherldquo-Trainerin Lea Erkens einmal im Halbjahr die Deutsch-Intensivklassen und forscht mit den Kindern Ziel ist es den Kindern sowohl Naturwissenschaften und Technik als auch die deutsche Sprache spielerisch naumlherzubringen Dabei werden auch Sozialkompetenz Feinmotorik und das Selbstbewusstsein der Kinder gestaumlrkt

Was haben Sie benoumltigt und wie lange ha-ben Sie geforscht Zunaumlchst galt es das Konzept von Deutsch als Zweitsprache und den Ansatz des bdquoHau-ses der kleinen Forscherldquo zu kombinieren Die Forscherideen orientieren sich dabei an Unterrichtsinhalten und greifen die The-men Farben Pfl anzen Koumlrper und Ernaumlh-rung auf Fuumlr das Lernen der Sprache wird

die Methodik von Deutsch als Zweitsprache genutzt Neue Begriff e werden mit Wortkar-ten eingefuumlhrt und durch haumlufi ges Wieder-holen waumlhrend des Workshops gefestigt Eigens fuumlr das Projekt wurde ein Forscher-buch entwickelt in dem die Kinder ihre Ergebnisse festhalten Sie fi nden darin auszligerdem Wortlisten Schreibuumlbungen und Bastelvorlagen fuumlr zu Hause

Was haben Sie herausgefunden Taumlgliche Rituale wie der Morgenkreis bei dem zum Beispiel uumlber das Wetter oder die Zahl des Tages gesprochen wird sind fuumlr die Fluumlchtlingskinder besonders wichtig da sie Sicherheit und Orientierung geben Daher sind diese Rituale auch Bestandteil des Workshops Die unterschiedlichen Sprach-niveaus in den Klassen sind eine Herausfor-derung fuumlr die Lernbegleitung ndash die Kinder die ganz neu sind gehen gemeinsam in eine Klasse mit denen die bereits laumlnger dabei sind Es ist also wichtig Forscher-ideen zu fi nden bei denen die Kinder weder unter- noch uumlberfordert werden Auszligerdem ist es wichtig den Kindern beim Forschen und Entdecken Hilfestellung anzubieten

Gehoumlrt Forschen auch in Ihrer Kita Ihrem Hort oder Ihrer Grundschule zum Alltag Dann lassen Sie sich zertifi zieren Informationen zum Zertifi zierungsverfahren und das Bewerbungsportal fi nden Sie unter haus-der-kleinen-forscherde in der Rubrik bdquoZertifizierungldquo

Was hat gut oder nicht so gut geklappt Die Teamarbeit der Klassenlehrerinnen und -lehrer mit der Trainerin funktioniert so-wohl bei der Durchfuumlhrung des Workshops als auch bei der Konzepterstellung sehr gut Anfangs gestaltete es sich schwierig das passende Sprachniveau fuumlr das For-scherbuch zu fi nden Bemerkenswert ist der Zusammenhalt in den Schuumllergruppen Die Kinder helfen sich gegenseitig Man houmlrt nie bdquoEy bist du doofldquo sondern eher bdquoSchau mal das geht soldquo

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ANSPRECHPARTNERIN

Lea Erkens (Trainerin bdquoHaus der kleinen Forscherldquo)

ORT

StaumldteRegion Aachen Nordrhein-Westfalen

KINDER

In den Jahren 2016 und 2017 haben bis jetzt 420 Kinder an zehn Grundschulen in der StaumldteRegion Aachen teilgenommen

Die Umsetzung

der Forscher-Workshops in

den Deutsch-Intensivkursen wird

unterstuumltzt durch das Bildungsbuumlro

der StaumldteRegion Aachen und den

Bildungsengel eV ndash eine Initiative die sich

fuumlr Chancengerechtigkeit durch bessere

Bildung in allen Bildungsstufen einsetzt

Ein Video zum Sprachlernprojekt in der

StaumldteRegion Aachen fi nden Sie unter

integrationhaus-der-kleinen-

forscherde

Die Kinder halten ihre Ergebnisse in einem Forscherheft fest

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TIERSTIMMEN DER WELTProf Derek Abbott Director of the Centre for Biomedical Engineering an der Universitaumlt Adelaide hat zusammengetragen wie Menschen uumlberall auf der Welt unterschiedliche Tiergeraumlusche benennen

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Ein Hund bellt eine Katze miaut und ein Hahn

kraumlht Aber ist das uumlberall auf der Welt so

Oder sprechen Tiere in anderen Laumlndern andere

Sprachen Das tun die Tiere zwar nicht

aber wir Menschen houmlren Tiersprachen mit-

unter sehr verschieden In Deutschland

macht der Hund bdquowau wauldquo in Groszligbritannien

bdquobow wowldquo und in der Tuumlrkei bdquohav havldquo

Und wie sieht es mit den anderen Tieren auf

der Weltkarte aus Wissen die Maumldchen

und Jungen welche Laute die Tiere in Deutsch-

land machen und wie diese in anderen

Laumlndern klingen

Prof Derek Abbott Director of the Centre for Biomedical Engineering an der Universitaumlt Adelaide hat zusammengetragen wie Menschen uumlberall auf der Welt unterschiedliche Tiergeraumlusche benennen

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Haben Sie ein BeispielWenn das Kind sagt bdquoDa Autoldquo und der Vater den Satz richtig wiederholt bdquoJa da ist ein Autoldquo sind das ganz wichtige intuitive Lehrstrategien Wenn ich das als Vater oder Mutter aber in einer Sprache versuche die ich selbst nicht beherrsche werde ich deut-lich weniger korrigieren und kommentieren und manchmal regel-recht verstummen weil mir der richtige Ausdruck oder die richtige Form fehlt Ich kann damit auch nicht mehr frei auf die Impulse und Gefuumlhle des Kindes reagieren sondern bin eingeschraumlnkt Das kann auch die emotionale Beziehung zum Kind schwaumlchen Eltern muumlssen mit ihren Kindern in der bdquoSprache ihres Herzensldquo kommunizieren koumlnnen um ihre einzigartige und vertrauensvolle Beziehung nicht zu stoumlren

Lernen Kita-Kinder eine neue Sprache anders als Grundschul-kinder Generell gilt Je juumlnger die Kinder desto schneller und leichter lernen sie eine Sprache Bis zum dritten Lebensjahr werden zwei Sprachen parallel etwa so gut und schnell erworben wie bei einem einsprachig aufwachsenden Kind Danach haumlngt es davon ab wann die zweite Sprache dazukommt und wie Qualitaumlt und Quan-titaumlt des Sprachangebots beschaff en sind Wenn ein Kind vor dem zehnten Lebensjahr eine Sprache lernt kann es sich auch dem

INTERVIE W

bdquoELTERN SOLLTEN IN DER SPRACHE IHRES HERZENS KOMMUNIZIERENldquo

Wie lernen Kinder eine Sprache Welche Unterschiede muumlssen paumldagogische Fach- und Lehrkraumlfte im Hinblick auf das Alter des Kindes beachten Die Kommunikationsfor-scherin Prof Dr Ute Ritterfeld gibt Tipps zur Unterstuumltzung von Kindern beim Zweit- und Fremdspracherwerb

Eine Ihrer 13 goldenen Regeln sowohl fuumlr Kita- als auch fuumlr Grundschulkinder lautet bdquoKeine Sprachverboteldquo Was meinen Sie damitWir wollen verhindern dass die paumldagogischen Fach- und Lehr-kraumlfte gefl uumlchteten Eltern empfehlen zu Hause um jeden Preis Deutsch zu sprechen Das hat mehrere Gruumlnde Zum einen kann das menschliche Gehirn ganz hervorragend zwei Sprachen be-waumlltigen Zum anderen reicht der Input durch Kindergarten Schule Medien und Freunde in der Regel aus um Deutsch zu lernen Man sollte den Eltern nicht raten zu Hause in einer Sprache mit dem Kind zu sprechen die sie selbst noch nicht richtig be-herrschen Denn Kinder lernen eine Sprache auch indem Eltern sie korrigieren und Informationen hinzufuumlgen

Die ExpertinProf Dr Ute Ritterfeld ist seit 2010 Leiterin des Fachgebiets bdquoSprache und Kommunikationldquo an der Technischen Universitaumlt Dortmund Zwei ihrer Forschungsschwerpunkte sind fruumlher Spracherwerb und Mehrsprachigkeit

Die bdquo13 goldenen Regeln zur Sprach-foumlrderung mit heimatvertriebenen Kindern ohne Deutschkenntnisse in unseren Kitas und Grundschulenldquo von Prof Dr Ute Ritterfeld und Prof Dr Sandra Niebuhr-Siebert fi nden Sie im Internet unter sktu-dortmundde im Bereich bdquoMaterialienldquo Dort gibt es auch weitere Informationen und Hand-reichungen sowie eigens produzierte zweisprachige Houmlrspiele zum Download

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Klang und dem Rhythmus problemlos anpassen wenn es zuvor eine andere Sprache gesprochen hat Es entwickelt dann keinen Akzent Ungefaumlhr ab zehn Jahren setzt bei vielen Kindern die Her-kunftssprache dem Deutschen einen houmlrbaren Stempel auf Man houmlrt dann einen Akzent Dieser bleibt oft auch dann noch erhalten wenn der Wortschatz hervorragend entwickelt ist und die Gram-matik fehlerfrei beherrscht wird Wir sprechen dann auch nicht mehr von Zweitsprach- sondern von Fremdspracherwerb

Welche Ruumlckschluumlsse fuumlr den paumldagogischen Alltag ergeben sich darausIm Vorschulalter verfuumlgen die Kinder in der Regel noch uumlber gute Strategien quasi nebenbei eine Sprache zu lernen Das Sprach-lernziel muss deswegen nicht im Mittelpunkt stehen Kinder eig-nen sich eine neue Sprache vorwiegend spielerisch an weil sie sich mit anderen austauschen wollen Welches Mittel zur Kommunikation die Kinder auch waumlhlen schaumltzen Sie es wert Die Kommunikation steht im Vordergrund nicht das Lernen der Sprache So legen Sie behutsam eine Basis die die Kinder dann nach und nach mit Sprache fuumlllen werden Bei Grundschulkindern ist das schon ein wenig anders Die Kinder

wissen genau dass man von ihnen erwartet Deutsch zu lernen und mit dieser Sprache dem Schulunterricht zu folgen Ihr Sprach- erwerb ist damit gesteuerter und nicht so unbewusst wie im Kita-Alter Die Kinder lernen also sowohl nebenbei als auch ganz bewusst Als Lehrerinnen oder Lehrer passen Sie die Komplexitaumlt Ihres eigenen Sprachgebrauchs dann meist ganz automatisch an das Niveau der Kinder an Das ist ein wichtiger und richtiger Schritt Sie sollten zudem versuchen den Kindern moumlglichst viele Hilfen anzubieten mit denen die Aufgabenstellungen auch non-verbal so eindeutig wie moumlglich werden Das gelingt anhand von konkreten Objekten Gesten Bildern oder Videos Zeigen Sie auf die Dinge uumlber die Sie sprechen Und vor allem Haben Sie selbst Spaszlig an diesen Sprachlehr-Lern-Abenteuern mit Kindern aus ei-nem anderen Kulturkreis Denn Kinder koumlnnen problemlos zwei oder gar mehr Sprachen parallel lernen und benutzen

Kinder lernen Sprachen am besten spielerisch

Das Interview mit Prof Dr Ute Ritterfeld ist auch online zu finden im Service-Portal Integration

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Wo genau liegt eigentlich Kolumbien Welche Tiere leben dort und welche Sprache sprechen die Menschen Ein Praktikant aus Suumldamerika brachte die Kinder vom Kinderhaus Chelius-straszlige in Mannheim auf die Idee zu unterschiedlichen Kul-turen und Lebensweisen zu forschen und sich nebenbei mit Nachhaltigkeitsfragen zu beschaumlftigen Das Projekt wurde im Wettbewerb bdquoForschergeist 2014ldquo der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo als Landessieger nominiert

FORSCHERGEIST-PRO JEK T

KOLUMBIEN UND SEIN REGENWALD

Kinderhaus Cheliusstraszlige ANSPRECHPARTNERIN

Gabriele Kessler (Kita-Leiterin)

ORT

Mannheim Baden-Wuumlrttemberg

KINDER

100 Kinder 0 ndash 6 Jahre

HAUS DER KLEINEN FORSCHER

Seit 2010 beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv 2016 zum dritten Mal zertifi ziert

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Forschergeist-Projekt des Monats

Der bdquoForschergeistldquo ist ein bundesweiter Kita-Wettbewerb der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Gesucht und praumlmiert werden herausragende Projekte die Maumldchen und Jungen fuumlr die Welt der Mathematik Infor- matik Naturwissenschaften oder Technik begeistert haben

Weitere spannende Informationen und Details zum bdquoForschergeistldquo-Wettbewerb erhalten Sie unter forschergeist-wett- bewerbde

er neue Praktikant war fuumlr die Maumldchen und Jungen des Kinderhauses Cheliusstraszlige sehr spannend Sein Deutsch war noch recht gebrochen so dass sie manchmal Schwie-

rigkeiten hatten ihn zu verstehen Dafuumlr konnte er eine fremde Sprache sprechen ndash Spanisch Die Kinder begannen Fragen zu seiner Sprache und seinem Heimatland Kolumbien zu stellen In den Gespraumlchen stellte sich heraus dass Kolumbien ganz schoumln weit weg ist und in den Regenwaumlldern leben dort jede Menge interessanter Pflanzen und Tiere Als die Kinder im nahe gelegenen Tropenhaus auf Schlangen Piranhas und Krokodile trafen und houmlrten dass diese in Kolumbien in Freiheit leben wurde die Neu-gier so groszlig dass ein Projekt daraus entstand Dreimal pro Woche bdquoreistenldquo die Maumldchen und Jungen fuumlr eine Stunde in den suumld- amerikanischen Regenwald lernten Tiere und Pflanzen kennen erforschten den Wasserkreislauf kochten kolumbianische Gerich-te sprachen uumlber indigene Voumllker und Umweltschutz und schoumlpf-ten eigenes Papier um Holz zu sparen Eine Handpuppe die Ameise bdquoHormigaldquo begleitete die Kin-der auf allen Reisen und erklaumlrte ihnen den Regenwald Die Maumld-chen und Jungen ahmten einzelne Tiere nach verglichen die Ei-genschaften verschiedener Holzarten pflanzten eine Ananas und meisterten einen Bewegungsparcours auf dem sie von Stein zu Stein uumlber einen Fluss mit Krokodilen sprangen und uumlber umge-fallene Baumstaumlmme balancierten Daruumlber hinaus machten sich die Kinder Gedanken was sie selbst tun koumlnnen um den Regen-wald vor Abholzung zu schuumltzen Sie baten alle darum im Wasch- raum sparsam mit Papierhandtuumlchern zu sein Altpapier getrennt zu sammeln und Brote nur duumlnn mit Nuss-Nougat-Creme zu bestreichen ndash denn in dem leckeren Brotaufstrich ist Palmoumll ent-halten fuumlr dessen Anbau der Regenwald weichen muss Nach jedem einzelnen Projektschritt gestalteten die Maumldchen und Jungen Plakate oder Wandzeitungen mit Fotos und Informa-tionen fuumlr die anderen Kinder und die Eltern Daruumlber hinaus malten sie ein groszliges Abbild des Regenwalds im Vergleich zu

D einem Hochhaus in den Flur des Kinderhauses Fuumlr die paumldago-gischen Fachkraumlfte war es faszinierend zu sehen wie dieses Pro-jekt nach und nach die gesamte Kita durchzog Immer wieder houmlrten sie in Gespraumlchen dass das Thema auch bei Kindern die nicht teilnahmen praumlsent war und fuumlr Interesse sorgte Zum Abschluss veranstalteten die Maumldchen und Jungen einen Elternnachmittag bei dem sie Bilder von einzelnen Projekt- schritten zeigten Lieder sangen einen Tanz auffuumlhrten die fuumlr sie interessantesten Versuche praumlsentierten und einen kolum- bianischen Imbiss zubereiteten Die Kinder konnten bei dem Projekt ihre interkulturellen Kom-petenzen weiterentwickeln Durch die vertiefte Beschaumlftigung mit dem Lebensraum Regenwald erarbeiteten sie sich biologisches Wissen und legten auszligerdem besonderes Augenmerk auf Um- weltschutz und Fragen der Nachhaltigkeit Sie lernten dabei aus ihrem Wissen Konsequenzen fuumlr ihre Handlungen zu ziehen

Im Bewegungsparcours uumlbten die Kinde durch Dickicht zu kriechen und Fluumlsse zu uumlberqueren

Im Dschungel leben jede Menge spannender Tiere und Pflanzen

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Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-

aufsichtigt an Gewaumlssern spielen

Nehmen Sie sich die Zeit um mit

Ihnen sicheres Verhalten am Wasser zu

uumlben Geben Sie den Kindern Hinweise

fuumlr das Einfangen und Beobachten von

Wassertieren bevor es losgeht und

versuchen Sie moumlglichst keine

bdquoSpurenldquo zu hinterlassen

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ORTE ZUM FORSCHEN

FORSCHEN AM TUumlMPELOb Teich oder Tuumlmpel ndash Gewaumlsser laden nicht nur zum Planschen ein sie sind auch spannende Forscherorte

an denen Maumldchen und Jungen allerhand erkunden koumlnnen Besonders im Sommer lohnt sich fuumlr entdeckungsfreudige Forschergeister ein Spaziergang in die Natur um Tiere und Pflanzen zu beobachten

VIELFALT AN TEICH UND TUumlMPELIn Teichen und Tuumlmpeln ist das Wasser meist nicht tief so dass das Sonnenlicht bis zum Boden dringt und die Pfl anzen uumlppig wachsen Die fl achen Gewaumlsser sind reich an Naumlhrstoff en und bieten vie-len Tieren ideale Lebensbedingungen Welche Tiere und Pfl anzen koumlnnen die Kinder entdecken Koumlnnen sie die ver-schiedenen Arten benennen Bitten Sie die Kinder behutsam zu sein um scheue Tiere nicht zu verjagen

WAS FUumlR TIERE SIND DASKoumlnnen die Kinder die Tiere benennen die sie sehen In Teichen und Tuumlmpeln leben nicht nur Froumlsche Libellen und Fische Am Ufer hausen die Larven vom Gelbrandkaumlfer Wasserskorpion und Ruumlckenschwimmer In den Pfl anzen verstecken sich Libellen und Koumlcherfl iegen Im Wasser tummeln sich um Aumlste und Steine herum Schnecken Plattwuumlrmer und Wasserasseln Welche Tiere koumlnnen die Kinder noch entdecken Wie bewegen sich die Tiere fort und wo genau fi nden die Maumldchen und Jungen sie

PAPIERBOOTE BAUENNur ein Blatt Papier ndash mehr braucht es nicht um ein Papierboot zu bauen Doch schwimmt es auch Welches schwimmt am besten Und wie schwimmt es von hier nach dort Braucht es Wind oder Stroumlmung reicht es zu pusten oder muumlssen die Kinder es an-schubsen Uumlberlegen Sie gemeinsam wie Papierboote am schnellsten schwimmen und veranstalten Sie einen Wettbewerb

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Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-Achtung

aufsichtigt an Gewaumlssern spielen

Nehmen Sie sich die Zeit um mit

Ihnen sicheres Verhalten am Wasser zu

uumlben Geben Sie den Kindern Hinweise

fuumlr das Einfangen und Beobachten von

Wassertieren bevor es losgeht und

versuchen Sie moumlglichst keine

bdquoSpurenldquo zu hinterlassen

ann muumlssten wir uns mit Zeichen ver-staumlndigen Fuumlr jedes Wort muumlssten wir uns ein Zeichen uumlberlegen aumlhn-

lich wie die Gebaumlrdensprache Fuumlr Men-schen die eh schon Gebaumlrdensprache sprechen waumlre es praktisch da sie dann alles verstehen wuumlrden Dann waumlre es na-tuumlrlich schlecht wenn man blind ist da blinde Menschen die Zeichen nicht sehen koumlnnen Fuumlr sie muumlssten wir uns dann et-was aus Lauten wie bdquoMmmhldquo oder aus Ge-raumluschen ausdenken

hne Sprache waumlren wir nicht das was wir sind Sprache ist eine besonders wichtige Eigenschaft des Menschen

mit einem groszligen praktischen Nutzen Sprache unterscheidet uns von allen ande-ren Lebewesen Ohne die vielen Sprachen der Welt koumlnnten sich Menschen nicht so schnell und effi zient uumlber so viele Dinge verstaumlndigen ihren Gefuumlhlen Ausdruck ver-

leihen und ihr Zusammenleben im Alltag regeln Ohne Sprache koumlnnten wir unser Wissen uumlber die Welt nicht festhalten und an andere weitergeben wir koumlnnten dieses Wissen nicht hinterfragen und verbessern wir koumlnnten nicht so viel lernen und wir koumlnnten andere nicht mit unseren Geschichten zum Lachen oder Weinen bringen

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DUR CH DIE FORSCHERBRILLE

WAS WAumlRE WENN WIR KEINE SPRACHE HAumlTTEN

Oskar 7 Jahre weiszlig eine Antwor t

Prof Dr Steinbach Universitaumlt Goumlttingen Seminar fuumlr Deutsche Philologie

EIN TUumlMPELMUSEUMNicht nur die Tiere und Pfl anzen sind be-sonders Rund um Tuumlmpel und Teich koumln-nen die Kinder jede Menge Schaumltze ent-decken Entweder sammeln sie einfach was ihnen gefaumlllt oder sie erstellen eine Sammelliste Finden sie etwas Spitzes etwas Weiches etwas Hartes oder etwas von dem sie nicht wissen was es ist Finden sie fuumlnf Steine in unterschied-licher Farbe oder vier verschiedene Blatt-formen Lassen Sie die Kinder alles in einer Box zusammentragen ndash ihrer persoumln-lichen Schatzkiste ndash und bitten Sie sie sich gegenseitig die Fundstuumlcke vorzustellen

AUS DER NAumlHE BE TRACHTE TWenn die Maumldchen und Jungen dabei vor-sichtig sind duumlrfen sie einige Tiere fangen Dafuumlr eignen sich ein Haushaltssieb oder ein Kescher am besten ein viereckiger ndash damit koumlnnen die Kinder die Tiere am Bo-den des Teiches gut erreichen Danach geben sie sie sorgsam in ein mit Wasser gefuumllltes Gefaumlszlig ndash zum Beispiel eine Schuumls-sel oder einen Topf Was sehen die Kinder Besonders viel erkennen koumlnnen sie mit Becherlupen Achten Sie darauf moumlg-lichst keine geschuumltzten Arten zu fangen wie Froumlsche Kaulquappen Libellenlarven oder Wasserspinnen

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E mma sitzt auf der Treppe vorm Haus Gerade hat Viola angerufen sie hat heute doch keine Zeit zum SpielenKeiner hat heute Zeit zum Spielen

raquoDoofer Dienstaglaquo denkt EmmaEmma wuumlnscht sich eine Freundin Eine richtige Freundin Sie stuumltzt die Ellenbogen auf die Knie und legt das Gesicht in ihre Haumlnde Schritte schlurfen heran und bleiben stehen Genau vor Emma Sie kann spuumlren dass jemand sie anschaut Sie will aber jetzt nicht angeschaut werden Zur Strafe fuumlrs Anschauen guckt sie nicht hochraquoHast du waslaquo fragt eine Stimme Es ist eine fremde StimmeEine die die Worte seltsam betont und das raquohlaquo ganz rau klingen laumlsst Emma guckt doch Es ist der kleine Junge aus dem Haus am Ende der Straszlige Er hat schwarze Haare und dunkle dunkle AugenraquoHast du waslaquo wiederholt der Junge und starrt Emma mit seinen dunklen Augen anraquoNeelaquo sagt EmmaraquoWohnst du hierlaquo fragt der Junge weiterraquoJalaquo antwortet Emma bevor sie uumlberlegen kann ob sie sich von diesem Knirps ausfragen lassen willraquoWie heiszligt rsquon dulaquoraquoEmmalaquo Schweigen raquoUnd dulaquoraquoAbdullahlaquoraquoAhalaquo

Text Kathrin RohmannIllustrationen Antje Drescher

raquoUnd was machst du jetztlaquo Abdullah zieht mit der Fuszligspitze die Fugen zwischen den Pflastersteinen nachraquoNichtslaquo sagt EmmaraquoHast du keinen zum SpielenlaquoPeng Emma spuumlrt die Hitze in ihr Gesicht schieszligen Was denkt dieser Abdu-Dings-Bums sich Natuumlrlich hat sie jemanden zum Spielen Sonst jedenfalls Immer Nur gerade heute nichtraquoKlar habe ich jemanden zum Spielenlaquo blafft Emma Abdullah anraquoMeine richtige Freundin kommt gleichlaquoraquoWas ist eine richtige Freundinlaquo Abdullahs Augenbrauen schieben sich zusammenraquoEin richtige F r e u n d i n laquo Emma zieht das Wort sehr langraquoAlso eine richtige Freundin hat immer Zeit zum Spielen und total gute Ideen Mit der ist es nie langweilig und die ist nicht sauer oder beleidigt wenn man vielleicht ein schoumlneres T-Shirt anhatlaquoraquoAhalaquo sagt Abdullah und guckt auf Emmas pinkes Hello-Lilli- T-Shirt und dann an seinem grauen Space-Rider-T-Shirt herunterraquoIch find deins echt schoumln aber das macht nichtslaquo sagt er und laumlchelt raquoIch hol mal meinen BalllaquoraquoIch hab aber gar keine Zeitlaquo murmelt Emma Dennoch bleibt sie sitzen bis Abdullah zuruumlckkommt

raquoKannste Fuszligball spielenlaquo fragt Abdullah und kickt den Ballgegen die unterste Stufe der TrepperaquoKlar kann ich daslaquo antwortet Emma und rollt die AugenEigentlich will sie sagen dass Fuszligball bloumlder Kram ist und dass sie mit Knirpsen bestimmt nicht spielt und raquoSuper dann schieszligen wir immer an den Pfosten da und der andere muss den Ball kriegen und wieder gegen den Pfosten schieszligenlaquo Abdullah schieszligt Und noch bevor der Ball vom Pfosten der Einfahrt gegenuumlber wieder abgeprallt ist steht Emma schon neben ihmDer soll nicht denken dass sie das nicht kann Beim erstenSchuss trifft sie den Pfosten beim zweiten nicht beim drittennicht aber beim vierten wieder

K UR ZGE SCHICHTE

ABDULLAH UND DIE RICHTIGE FREUNDIN

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

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Noch mehr toll illustrierte Vorlesegeschichten gibt es in GECKO der werbe- freien Bilderbuch-Zeitschrift fuumlr Kinder ab vier Jahren bis ins Schulalter Die Geschichte bdquoAbdullah und die richtige Freundinldquo ist in der Kinderzeit-schrift Gecko Nr 25 erschienen Mit dem Heft fuumlr Juli August 2017 feiert GECKO uumlbrigens bereits die 60 Ausgabe GECKO gibt es im Abo oder als Einzelheft auf wwwgecko-kinderzeitschriftde und im Buchhandel Kindergaumlrten und Kitas erhalten zehn Prozent Bildungsrabatt auf das Abo

Abdullah trifft immer Er stoppt den Ball und schieszligt mit der Innenseite des Fuszliges Es sieht aus als wuumlrde er den Ballschieszlig-schieben Als Abdullah nicht guckt versucht Emma anstatt mit der Fuszligspitze auch einmal genauso zu schieszligenSie trifft den Pfosten perfekt

Beim naumlchsten Schuss kommt Theo bellend um die Hausecke gesaust und beiszligt in den BallraquoOhlaquo sagt Abdullah raquodeine richtige FreundinlaquoraquoNeelaquo Emma schuumlttelt den Kopf So sehr dass ihr alle Haareins Gesicht fallen damit Abdullah nicht sieht wie rot sie wirdraquoNeelaquo sagt sie raquodas ist mein Hundlaquo

raquoMamalaquo fragt Emma beim Abendessen und legt ihr Brot zuruumlckauf den Teller raquomuumlssen Freundinnen eigentlich genauso alt seinwie man selbstlaquo Mama uumlberlegt raquoNeinlaquo sagt sie raquoich bin 38 Marie ist 36 Franzi 33 und Regina 49 Und alle sind meine FreundinnenlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoHast du Freundinnen die woandersherkommen Ich meine die auch noch eine andere SprachesprechenlaquoraquoKlarlaquo sagt Mama raquoAideen aus Irland sie spricht Englisch undDeutsch Und Marisol vom Chor kommt aus Chile Sie sprichtSpanisch und DeutschlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoAber Jungen oder Maumlnner die koumlnnen nichtrichtige Freundinnen sein oderlaquo

Mama lacht raquoNa ja vielleicht nicht Freundinnen aber Freundenatuumlrlich Olli zum Beispiel Den kenne ich schon ewig und er istein richtig guter FreundlaquoraquoAhalaquo sagt Emma und nicktraquoWarum willst du das eigentlich wissenlaquo fragt MamaraquoAchlaquo antwortet Emma raquonur solaquo

Spaumlter holt Emma ihr Gummitwistband Das haumlngt sie an einer Seite in die Zaunlatten und Emma zeigt Abdullah wie man von eins bis zehn huumlpft Abdullah hat noch nie Gummitwist ge- spielt und muss schrecklich lachen weil er sich staumlndig ver- heddert Emma muss auch lachen Aber eigentlich findet sie dass Abdullah fuumlr einen Jungen ganz schoumln gut huumlpft Vor allem weil er das noch nie gemacht hat

Irgendwann lehnen sie beide nur noch lachend und japsend am GartenzaunPloumltzlich ruft jemand laut raquoA b d u l l a hlaquoraquoTschuumlszliglaquo sagt Abdullah und flitzt davon Kurz dreht er sich noch einmal umraquoIch hab morgen Zeitlaquo ruft erraquoIch auchlaquo fluumlstert Emma

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Im Benjamin-Franklin-Village in Mannheim befindet sich eine bdquoBedarfsorientierte Erstaufnahmeeinrichtungldquo ndash die erste in Baden-Wuumlrttemberg mit einer eigenen Willkommensschule Anders als in einer Regelschule wird hier der Unterricht von ehrenamtlichen Lehrkraumlften durchgefuumlhrt Durchschnittlich vier Monate bleiben die gefluumlchteten Kinder und ihre Familien auf dem Gelaumlnde Barbara Hackbarth Trainerin und Netz-werkkoordinatorin beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo leitet eine Forscher-AG an der Willkommensschule in der sie alle 14 Tage mit gefluumlchteten Kindern zu naturwissenschaftlichen und technischen Themen forscht

GUT GEMACHT

WILLKOMMEN KLEINE FORSCHER

Wasser ist immer ein spannendes Forschungsobjekt

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Ins Gespraumlch kommenUumlber das Forschen kommt sie leicht ins Gespraumlch mit den Kindern auch wenn die Kommunikation meist mit Haumlnden und Fuumlszligen statt-findet Die Maumldchen und Jungen stammen aus vielen unterschied-lichen Laumlndern sprechen kein Deutsch und nur wenig Englisch Bildkarten helfen den Kindern rasch die Bezeichnungen fuumlr die Forschermaterialien zu lernen ndash nach der ersten Forscherstunde kennen die Kinder die englischen und deutschen Bezeichnungen fuumlr Wasser und Messbecher Pipette und Reagenzglas

Wertschaumltzung statt LeistungsdruckZurzeit besuchen rund 30 Kinder zwischen 5 und 15 Jahren den Unterricht in der Columbus-Schule Nachmittags bieten Freiwillige verschiedene AGs an Eine davon ist die Forscher-AG bdquoIch wollte mich schon lange in der Fluumlchtlingshilfe engagierenldquo sagt Barbara Hackbarth die als Netzwerkkoordinatorin fuumlr das bdquoHaus der kleinen Forscherldquo beim Suumldwestmetall-Netzwerk Rhein-Neckar arbeitet 15 Kinder besuchen regelmaumlszligig die Forscher-AG Nach den zwei Stunden sind alle ganz schoumln erledigt bdquoAber diese zwei Stun-den sind eine wunderbare Bereicherung fuumlr michldquo sagt Barbara Hackbarth Genauso wie fuumlr die Kinder bdquoSie erfahren hier Bestaumlr-kung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ih-nen dabei hier entspannt anzukommenldquoDie Maumldchen und Jungen freuen sich wenn sich jemand Zeit fuumlr sie nimmt und sich mit ihnen beschaumlftigt

bdquoEierlaufenldquo ndash mal andersWasser so Barbara Hackbarth sei ein wunderbares Element um es mit den Kindern gemeinsam zu erforschen bdquoWir haben Wasser-tropfen untersucht und herausgefunden dass Wasser andere Stoffe aufloumlsen und vermischen kann Auch im Winter bietet es sich an mit Wasser zu forschen ndash in gefrorener Form ist es so faszinierend dass die Kinder es stundenlang untersuchen und immer wieder etwas Neues entdecken Zwischendurch baue ich immer Bewegungsspiele einldquo sagt die Netzwerkkoordinatorin Zum Beispiel spielt sie mit den Kindern bdquoEierlaufenldquo ndash nur mit

GU T ZU W IS S E N

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GU T ZU W IS S E N

Wasser statt mit Eiern Die Maumldchen und Jungen werden in zwei Gruppen unterteilt Jede Gruppe hat unterschiedliche Dinge zur Verfuumlgung um das Wasser zu transportieren Glaumlser Untertassen Siebe Kellen und was sich sonst noch so findet Dann geht es darum welche Gruppe zuerst das Wasser von dem einen Eimer in den auf der gegenuumlberliegenden Seite transportieren kann

Kleine Schritte zu BeginnDie Forscher-AG ist mit den gefluumlchteten Kindern etwas anders strukturiert als sonst bdquoNormalerweise biete ich immer drei oder vier Forscherideen auf einmal an und lasse die Maumldchen und Jun-gen dann entdecken Aber diese Art des Forschens uumlberfordert die Kinder hierldquo sagt die studierte Sozialpaumldagogin Zudem setzt sie die Kinderkarten vom bdquoHaus der kleinen Forscherldquo ein So koumlnnen sich die Kinder zusaumltzlich an den Bildern orientieren und sich in-spirieren lassen Einmal habe sie mit einigen Kindern am Tisch einen Luftbal-lontransporter gebaut als sie einen Jungen bemerkte der auf dem Boden saszlig Er hatte mit Hilfe einer der Entdeckungskarten einen Faumlcher nachgebaut saszlig in Ruhe da und wedelte sich Luft zu bdquoEr hat nichts gesagt nichts gefragt Ich habe ihm nichts erklaumlrt Er hat einfach die abgebildete Forscheridee nachgebaut und den Luftzug auf sich wirken lassen Das war tollldquo

Der bdquoBildungspassldquoDen bdquoBildungspassldquo der Columbus- Schule haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Mannheim entwickelt Jedes Kind bekommt einen solchen Pass in dem seine Lehrer eintragen koumlnnen welche Themen sie behandelt haben Das koumlnnen Zah- len sein das Einmaleins oder auch geschichtliche Themen Der Pass dient dazu die Lehrerinnen und Lehrer in den aufnehmenden Kommunen uumlber den Bildungsstand des Kindes zu informieren Vor allem aber soll er die Kinder motivieren

Die WillkommensschuleDie Schulpflicht beginnt in Baden-Wuumlrt-temberg fuumlr Kinder deren Eltern einen Asylantrag stellen sechs Monate nach ihrer Ankunft Allerdings nicht schon in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes sondern erst in der Kommune die die Familien und Kinder letztlich aufnimmt Dort werden die Kinder und Jugendlichen zunaumlchst in sogenannten Vorbereitungs- und VABO-Klassen (VABO steht fuumlr Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf fuumlr Jugendliche ohne Deutschkenntnisse) in die Regelschule integriert Die Willkommensschule in Mannheim will die Luumlcke zwischen Ankunft und Schulbeginn in der Kom- mune schlieszligen

Beim Forschen wird auch die Feinmotorik geschult

bdquoSie erfahren hier Bestaumlrkung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ihnen dabei hier entspannt anzukommenldquo

Einen Bericht uumlber die Willkommens-schule finden Sie auch auf unserer Website Service-Portal Integration

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Welche Themen sind Ihnen besonders wich-tig wenn es um die Integration von Kindern in Kita Hort und Grundschule geht Beim Kita- und Schulbesuch muumlssen zu-naumlchst Zugangshuumlrden abgebaut werden Zugewanderte Eltern melden ihre Kinder deutlich seltener in einer Kita an Ihre Kin-der erhalten daher oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie fuumlr ihre sprachliche kognitive koumlrperliche psychische und soziale Ent-wicklung benoumltigen Zwar haben zugewan-derte Familien den gleichen Anspruch auf einen Kita-Platz wie einheimische doch viele sind uumlber Betreuungsangebote schlecht informiert oder es faumlllt ihnen schwer die passende Betreuung zu finden Schulpflichtige Kinder die nach Deutsch-land gefluumlchtet sind muumlssen meist deut-lich laumlnger auf einen Schulplatz warten als die europarechtlich vorgesehenen drei Mo-nate Das verlaumlngert den ohnehin schon groszligen bdquoLeerlaufldquo unnoumltig

Wo liegen aus Ihrer Sicht die Chancen und Herausforderungen im Hinblick auf eine gelungene Integration Hier geht es weniger um Chancen als um Notwendigkeiten Bundesweit hat mittler-weile mehr als jedes dritte Kind einen Migrationshintergrund Eine gelungene

GU T ZU W IS S E N

BILDUNGSPOLITISCHE S INTERVIE W

bdquoBILDUNGSEINRICHTUNGEN KOumlNNEN ALS INTEGRATIONSMOTOR WIRKENldquo

Dr Cornelia Schu ist Geschaumlftsfuumlhrerin des Sachverstaumlndigenrats deutscher Stiftun-gen fuumlr Integration und Migration Eine breite integrationspolitische Expertise hat die promovierte Germanistin als Leiterin des Themenschwerpunkts Integration bei der Stiftung Mercator gewonnen Im Interview beschreibt sie wie der Weg in die Kita fuumlr viele neu zugewanderte Familien einem Huumlrdenlauf gleicht und kritisiert deutlich die Maumlngel in der Ausbildung von Paumldagoginnen und Paumldagogen

Bildungsintegration ist somit unerlaumlsslich um auch fuumlr das weitere Leben der Kinder und Jugendlichen gute Teilhabechancen zu eroumlffnen Die groumlszligte Herausforderung be-steht darin allen Kindern moumlglichst fruumlh Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Kindertagesbetreuung zu sichern Aus un-serer Forschung wissen wir dass der Weg in die Kita besonders fuumlr neu Zugewander-te oft einem Huumlrdenlauf gleicht Vor allem die Versorgungsluumlcke fuumlr unter dreijaumlhrige Kinder muss schnell geschlossen werden Ungleiche Bildungschancen verschaumlrfen

sich zudem an den Schulen wo zugewan-derte Kinder zu oft unter sich bleiben In Groszligstaumldten lernen 70 Prozent von ihnen in Grundschulen in denen mehr als die Haumllfte der Kinder einen Migrationshinter-grund haben Hinzu kommt dass das Lehr-personal oft nur unzureichend auf den Umgang mit sprachlicher und kultureller Vielfalt vorbereitet ist Somit erhalten zu-

gewanderte Kinder oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie benoumltigen um ihre Potenziale zu entfalten

Welche Bedeutung nehmen Kita Hort und Grundschule bei der Integration gefluumlchte-ter Kinder ein Wie koumlnnen die Bildungs-einrichtungen die an sie gestellten Erwar-tungen erfuumlllenFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehen Bildungs-einrichtungen koumlnnen somit als Integrati-onsmotoren wirken Auszligerdem bieten sie den Kindern eine angstfreie Umgebung die nicht vom Fluchtkontext gepraumlgt ist Die Grundsteine die hier heute gelegt werden bilden das Fundament fuumlr die Integrations-erfolge von morgen Kitas und Schulen duumlr-fen aber mit diesem Erwartungsdruck nicht alleingelassen werden Neben Personal-zuschlaumlgen und zusaumltzlichen materiellen Zuwendungen bedarf es vor allem neuer Lehrmaterialien die auf die vielfaumlltigen Beduumlrfnisse gefluumlchteter Kinder eingehen Doch auch die Bildungseinrichtungen selbst muumlssen sich auf den Weg machen und etwa dafuumlr sorgen dass Kinder ihre

bdquoAlle angehenden paumldagogischen Fach- und Lehrkraumlfte so llten zukuumlnftig Basis-kompetenzen in Sprachbildung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller V ielfalt erwerbenldquo

GEMEINS AME LE SEEMPFEHLUNGENDER STIF TUNG bdquoHAUS DER KLEINEN FORSCHERldquo UND DER STIF TUNG LE SEN

Lane SmithDie Faumlhrte der Kinderab ca 4 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder40 Seiten Preis 1499 euro

bdquoEin Kind machte sich auf die Suche Unterwegs begeg-nete ihm die ganze Welt hellipldquo Wonach das Kind sucht wird in diesem poetischen Bilderbuch nicht naumlher benannt Die Nase neugierig nach vorn gestreckt durchwandert es verschiedene Lebensraumlume Von hohen Bergen uumlber das eisige Zuhause der Pinguine und die Tiefen des Meeres erleuchtet von farbigen Quallen bis hin zu kargen Steppen und tiefgruumlnen Dschungeln Die ungewoumlhnliche Bilderbuchreise lebt von den auszligergewoumlhnlichen Illustrationen die das Thema Vielfalt widerspiegeln und ahnen lassen wie die Welt ohne Menschen aussehen wuumlrde

Emma Levey Klara Gluck und ihre Kinderab ca 4 Jahren Verlag orell fuumlssli32 Seiten Preis 1395 euro

Der erste Band des Klara-Gluck-Abenteuers hat dem Leser die bunteste Familie vor Augen gefuumlhrt die die

Huumlhnermama sich nur wuumlnschen konnte Aus allen Eiern die sie auf ihren Reisen gesammelt hat sind die unterschiedlichsten Tiere geschluumlpft Die wollen nun alle versorgt und begluckt werden Familie ist was man draus macht Dieses Motto lebt das liebenswerte Bilderbuchhuhn so nachvollziehbar komisch und wahrhaftig vor dass nicht nur Kinder ihren Spaszlig daran haben werden Mehr Vielfalt als in der gluckigen Patchworkfamilie geht nicht und mehr vergnuumlgliches Chaos ebenso wenig

Anne C VoorhoeveWir 7 vom Reuterkiezab ca 10 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder265 Seiten Preis 1299 euro

bdquoNeukoumllln fuumlr starke Nervenldquo lautet das Thema einer Stadtteilfuumlhrung die die Freunde Pia Jonas Nesrin Kasim Finn-Ole Mustafa und Rifat fuumlr Touristen anbieten ndash ein Geschaumlftsmodell das die Clique fordert denn es bedarf einer gruumlndlichen Vorbereitung Verlust des Zuhauses durch Gentrifi zierung multi-

kulturelle Gesellschaft Patchworkfamilien In diesem unterhaltsamen Groszligstadt-roman gelingt es der Autorin vielfaumlltige Themen mit Witz Spannung und einer positiven Grundhaltung aufzubereiten

Deutschkenntnisse nicht nur in einzelnen Foumlrderstunden verbessern sondern uumlber den gesamten Tag hinweg

Wie schaumltzen Sie die Situation der paumldago-gischen Fach- und Lehrkraumlfte ein und wie koumlnnte man sie bei ihrer wichtigen Integra-tionsarbeit noch besser unterstuumltzenAn Paumldagogen werden hohe Erwartungen gestellt und viele fuumlhlen sich damit allein-gelassen Sie sollen die gestiegene Zahl junger Fluumlchtlinge und ein Vielfaches an Foumlrderbeduumlrftigen individuell unterstuumltzen doch nur ein Bruchteil der Paumldagogen fuumlhlt sich auf diese Aufgabe gut vorbereitet ndash oft weil es deutliche Maumlngel in der Ausbildung gibt Der Arbeitsalltag in sprachlich und kulturell vielfaumlltigen Klassen spielt in der Aus- und Fortbildung weiterhin nur eine Nebenrolle Dies muss sich schnellstmoumlg-lich aumlndern sonst laufen wir Gefahr die Integrationsversaumlumnisse der Vergangen-heit zu wiederholen Alle angehenden pauml-dagogischen Fach- und Lehrkraumlfte sollten zukuumlnftig Basiskompetenzen in Sprachbil-dung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller Vielfalt erwerben Dies erfordert konkrete Landesvorgaben und eine Aus- und Fortbildung die sich staumlrker am Bedarf der Praxis orientiert

Wenn Sie an Ihre Kindheit zuruumlckdenken Welchen eigenen Forscherfragen sind Sie nachgegangenIch war als Kind mehr eine Leseratte als eine bdquoForscherinldquo ndash kein Wunder dass ich spaumlter die Literaturwissenschaft als meine Forschungsdisziplin gewaumlhlt habe Aber als in der Eifel aufwachsendes Kind von Erd-kunde-Lehrern hat mich auch der Vulkanis-mus sehr fasziniert und ich wollte alles daruumlber wissen wie Maare entstehen und warum die Erde manchmal Feuer spuckt

bdquoFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehenldquo

Weitere Lese- und Medienempfehlungen zu MINT und vielen anderen Themen finden Sie auf stiftunglesende

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Naturwissenschaften und Technik

fuumlr Maumldchen und Jungen

HerausgeberStiftung Haus der kleinen ForscherClaudia Striffl er (ViSdP)Rungestr 1810179 Berlin Tel 03027 59 59-0Fax 03027 59 59-209E-Mail infohaus-der-kleinen-forscherde

ProjektleitungClaudia PetersenE-Mail claudiapetersenhaus-der-kleinen-forscherde

Verantwortliche RedakteurinJenny MoumlllerE-Mail jennymoellerhaus-der-kleinen-forscherde

RedaktionJonas BrandhorstMareike BreuerMareike MittelbachJenny MoumlllerJasemin SevenKatrin WeberTanja Zagel

Partner der Stiftung sind die Helmholtz-Gemeinschaft die Siemens Stiftung die Dietmar Hopp Stiftung und die Deutsche Telekom Stiftung Gefoumlrdert wird sie vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung

BildnachweisTitel Rawpixelcomfotolia S 1 Bettina VolkeStiftung Haus der kleinen Forscher S 4 hl-studiosthinkstock SIHK zu Hagen S 5 Michael SchmidtStiftung Haus der kleinen Forscher privat S 7 Jens JeskeStiftung Haus der kleinen Forscher S 8 Luminastocksy S12 Kindergarten Schloss Einstein S 13 LightFieldStudiosthinkstock S14-15 Ulrike Keil Stiftung Haus der kleinen Forscher S 17 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher S18-19 Kinderhaus Cheliusstraszlige S 21 privat Courant Forschungszentrum Textstrukturen Universitaumlt Goumlttingen S 24 Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 25 pyotr021thinkstock Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 26 Phil Dera S 28 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher

BezugsbedingungenDie Kitas Horte und Grundschulen die in einem lokalen Netzwerk der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv sind erhalten das Magazin 4 x jaumlhrlich kostenlos Das Magazin steht in vollem Umfang auf der Website der Stiftung wwwhaus-der-kleinen-forscherde kostenlos zum Down-load zur Verfuumlgung

Erscheinungvierteljaumlhrlich

GestaltungDiscodoener middot Stuttgart

SatzDiscodoener middot Stuttgart

Lektorat Lutz Happel

DruckBonifatius GmbHDruck ndash Buch ndash Verlag

Alle Rechte vorbehalten Nachdruck Aufnahme in elektronische Datenbanken Mailboxen sowie sonstige Vervielfaumlltigungen nur mit ausdruumlcklicher Genehmigung der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Fuumlr unverlangt eingesendetes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung uumlbernommen Die Autoren und Redakteure von bdquoForscht mitldquo recherchieren und pruumlfen jeden Artikel sorgfaumlltig auf seine inhaltliche Richtigkeit Dennoch kann es immer mal passieren dass sich Fehler in die Texte oder Bilder schleichen Wir uumlbernehmen daher keine Garantie fuumlr die Angaben

Gedruckt auf 100 PEFC-zertifi ziertem Papier

GU T ZU W IS S E N

VORSCHAU AUF DIE NAumlCHSTE AUSGABE

TITELTHEMAVON BITS UND BYTES

Vom Smartphone uumlber den Laptop bis hin zum MP3-Player ndash Kinder wachsen heute in einer Welt auf die stark digital gepraumlgt ist und sich rasend schnell weiterentwickelt Sie moumlchten sie erforschen und mitgestalten Wie funktioniert ein Roboter Was passiert wenn ich den Computer anschalte und wie kann ich Bot-schaften verschluumlsseln In der naumlchsten Ausgabe der bdquoForscht mitldquo dreht sich alles um das Thema Informatik und digitale Bildung

Es erwarten Sie viele spannende Forscherideen und Praxis- beispiele Wir zeigen wie digitale Bildung spielerisch im Alltag in Kita Hort und Grundschule integriert werden kann

Die naumlchste Ausgabe erscheint Ende November 2017

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bdquoTag der kleinen Forscherldquo 2017ZEIGST DU MIR DEINE WELT

Mehr Bilder und

Berichte unter wwwtag-der-

kleinen-forscherde

bdquoZeigst du mir deine Weltldquo lautete das Motto zum diesjaumlhrigen bdquoTag der kleinen ForscherldquoDie Sti ung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo rief zum bundesweiten Mitmachtag Kitas Horte und Grundschulen auf gemeinsam zu forschen und die Vielfalt im Alltag zu entdecken Diesem Aufruf folgten etliche Einrichtungen und feierten tolle Forscherfeste

Wie war Ihr bdquoTag der kleinen Forscherldquo Wir freuen uns auf Ihre Erlebnisse pressehaus-der-kleinen-forscherde

2018DER BUNDESWEITE KITA-WETTBEWERB ZUR AUSZEICHNUNG VON HERAUSRAGENDEN PROJEKTEN IM MINT-BEREICH

Weitere Informationen und Bewerbung unter wwwforschergeist-wettbewerbde

Ob Kuumlrbis Kugel Kohle oder Holz ndash viele Dinge machen Kinder neugierig und fuumlhren dazu dass sie Fragen stellen Fuumlr den bundesweiten Kita-Wettbewerb bdquoForschergeist 2018rdquo suchen die Deutsche Telekom Stiftung und die Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherrdquo Projekte die diese Neugier befeuert und den Forschergeist in Kindern geweckt haben gemeinsames Staunen uumlber Naturphaumlnomene spannende mathematische informatische oder technische Fragen aus dem Kita-Alltag ndash teilen Sie die Entdeckungen aus Ihrer Kita Der Wettbewerb will Ihr Engagement in diesem Bereich wuumlrdigen den Forschergeist er-halten und noch mehr Kinder und paumldagogische Fachkraumlfte fuumlr das Forschen und Entdecken begeistern Der bdquoForschergeist 2018rdquo zeichnet die besten Projekte auf Landes- und Bundesebene mit einem Preisgeld aus

Bewerbungsstart

06 September2017

Page 3: hnik DAS MAGAZIN DER STIFTUNG „HAUS DER KLEINEN … · l 1 l LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, in den vergangenen Jahren haben viele Flüchtlinge Deutschland erreicht, darunter auch

l 1 ll 1 l

LIEBE LE SERIN LIEBER LE SER

in den vergangenen Jahren haben viele Fluumlchtlinge Deutschland erreicht darunter auch zahlreiche Kinder Viele der Maumldchen und Jungen besuchen inzwischen unsere Kitas Horte und Grundschulen Sie bringen eine Menge Eindruumlcke und Erfahrungen aus ihren Heimatlaumlndern und Kultur-kreisen mit

Diese Vielfalt ist eine Chance und beim genauen Hinsehen stellen wir fest dass bdquoanders seinldquo ohnehin normal ist Jedes Kind ist anders ndash darin sind alle gleich

Paumldagoginnen und Paumldagogen sind in der Lage mit Vielfalt und neuen Herausforde-rungen umzugehen ndash auch wenn die Anspruumlche in der taumlglichen Arbeit dadurch wach-sen Fach- und Lehrkraumlfte koumlnnen dazu beitragen dass gefl uumlchtete Kinder das Gefuumlhl haben angekommen zu sein indem sie sie fuumlr das anerkennen was sie bereits koumlnnen Gerade der spielerische Umgang mit Natur und Technik bietet sich an um das Selbst-vertrauen der Kinder zu staumlrken auch wenn ihre Sprachkenntnisse noch begrenzt sind

Das bdquoHaus der kleinen Forscherldquo stellt mit dem Service-Portal Integration seit 2016 ein kostenfreies Online-Angebot auf seiner Website bereit das paumldagogische Fach- und Lehrkraumlfte dabei unterstuumltzt Fluumlchtlingskindern in den Einrichtungen ein erfolgreiches Ankommen zu ermoumlglichen In dieser Ausgabe fi nden Sie auszligerdem viele gute Beispiele aus der Praxis sowie Forscherideen bei denen alle Maumldchen und Jungen mit Freude ihre ndash fuumlr manche Kinder neue ndash Umwelt entdecken und sich mit ihr vertraut machen koumlnnen

Ich wuumlnsche Ihnen viel Spaszlig beim Lesen

Ihr

Michael FritzVorstand der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo

G E F Ouml R D E R T V O M PA R T N E R

FO R S C H T MI T 3 2017

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IN H A LT

8 TITELTHEMA Alle zusammen

9 IM MORGENKREIS Ein Elefant auf dem Spinnennetz

10 IDEEN ZUM ENTDECKEN UND FORSCHEN

12 MEIN FORSCHERTIPP Best Practice aus Kita und Grundschule

14 FORSCHERBILD Tierstimmen der Welt

16 INTERVIE W bdquoEltern sollten in der Sprache ihres Herzens kommunizierenldquo

18 AUSGE ZEICHNE T Forschergeist-Projekt 2014 Kolumbien und sein Regenwald

20 ORTE ZUM FORSCHEN Forschen am Tuumlmpel

21 DUR CH DIE FORSCHERBRILLE Was waumlre wenn wir keine Sprache haumltten

22 K UR ZGE SCHICHTE Abdullah und die richtige Freundin

HAUS DER KLEINEN FORSCHER

FORSCHEN MIT KINDERN

INHALT32017

4 AK TUELLE S

6 KOPIERVORL AGE FUumlR ELTERN So bunt ndash so lecker

7 MITMACHEN Neugier gewinnt bdquoForschergeistldquo-Wettbewerb 2018

Im Interview gibt Prof Dr Ute Ritterfeld Tipps im Umgang mit Kindern beim Zweit- und Fremd-sprachenerwerb

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IN H A LT

GUT ZUWISSEN

In der Willkommensschule im Mannheimer Benjamin-Franklin-Village forschen Fluumlcht-lingskinder zu MINT-Themen

24 GUT GEMACHT Willkommen kleine Forscher

26 BILDUNGSPOLITISCHE S INTERVIE W bdquoBildungseinrichtungen koumlnnen als Integrationsmotor wirkenldquo

27 LE SE TIPP S

28 VORSCHAU AUF DIE NAumlCHSTE AUSGABE IMPRE S SUM

Noch mehr Ideen zum Forschen und Entdecken auf haus-der-kleinen-forscherde

Wie aus Wasser und Lehm ein Ofen entstehen kann fanden die Kinder vom Kindergarten Schloss Einstein heraus

FO R S C H T MI T 3 2017

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m 22 Juni 2017 feierten etwa 1000 Gaumlste gemeinsam mit mehr als 100 ehrenamtli-chen Helfern im Sauerlandpark Hemer den

bdquoTag der kleinen Forscherldquo Eingeladen hatte zum vierten Mal das Iserlohner Netzwerk bdquoKreis Junger Unternehmer ndash Netzwerk MK-Nordldquo bdquoWir freuen uns sehr dass so viele Kitas unserem Aufruf ge-folgt sindldquo sagt SIHK-Netzwerkkoordinatorin Jutta Groszlig 800 Kinder aus insgesamt 43 Kitas forschten in einem Parcours mit mehreren Statio-nen zu unterschiedlichen Themen Wie viel Zucker ist in meinem Getraumlnk Wie kann ich aus Luftbal-lons und Sand einen Staudamm bauen Wie be-wege ich mich sicher durch einen Slalom wenn ich nicht mehr die Kontrolle uumlber meine Beine habe Begleitet wurden die Kinder dabei von Stu-dierenden des Iserlohner Berufskollegs fuumlr Erzie-herinnen und Erzieher Andreacute Gatzke (WDR) be-kannt aus der bdquoSendung mit dem Elefantenldquo sorgte mit seiner Moderation auf der groszligen Buumlh-ne fuumlr gute Stimmung Fuumlr eine sichere An- und Abreise der Maumldchen und Jungen stand ein Bus-Shuttle-Service der Maumlrkischen Verkehrsge-sellschaft bereitsihkde kju-iserlohnde

A K T U E L L E S

A K T U E LLE S

GROS SES FORSCHERFEST IM SAUERL ANDPARK HEMER

Prozent houmlher ist die statistische Wahr-

scheinlichkeit spaumlter ein Gymnasium zu

besuchen wenn Kinder mit Migrationshinter-

grund bis zu ihrem dritten Lebensjahr eine Krippe besucht haben

ZAHL DES MONATS

Wie wird aus Sonnenstrahlen Strom Warum

lohnt es sich Muumlll zu trennen und was

haben Huumlhner mit Klimaschutz

zu tun Unter haus-der-kleinen-forscherde fi nden

Sie viele gute Beispiele zu Bildung

fuumlr nachhaltige Entwicklung

in Kita Hort und Grundschule

KITA-PRAXIS GRUumlN UND FAIR

5 5

bdquoNEHMEN SIE DAS KIND SO AN WIE ES

IN DEM MOMENT ISTldquo

Stefan SchroumlderTraumapaumldagoge

ie gehe ich mit traumatischen Erfahrun-gen gefl uumlchteter Kinder um Wie mit deren Trauer und Furcht Paumldagoginnen und Paumlda-

gogen sind selten im Bereich Traumatherapie ausgebildet stehen aber bei der Arbeit mit Fluumlcht-lingskindern mitunter vor genau diesen Heraus-forderungen Am 9 September haben Sie die Chance dem Traumapaumldagogen Stefan Schroumlder Ihre Fragen zu stellen Er wird sie per Live-Video beantworten Es gibt die Moumlglichkeit nachzufragen oder in die Diskussion einzusteigen Termin Live-Interview am 992017 ab 1730 Uhr in der Facebook-Gruppe IntegrationHaus der kleinen Forscher Das Interview wird als Video spaumlter auf dem Service-Portal Integration zur Ver-fuumlgung stehen Umfrage Ihre Erfahrungen aus der praktischen Arbeit mit gefl uumlchteten Kindern in Kita Hort und Grundschule tragen zur Weiterentwicklung unseres Angebotes bei Teilen Sie deshalb bis zum 179 Ihre Tipps Anregungen und Fragen auf integrationhaus-der-kleinen-forscherde mit uns und nehmen Sie an unserer Umfrage teil Sie koumlnnen eine von zehn Uumlberraschungen fuumlr Ihre Einrichtung gewinnen

A

W

UNTERSTUumlTZUNG BEI DER PAumlDAGOGISCHEN ARBEIT MIT GEFLUumlCHTETEN KINDERN

l 5 l

A K T U E LLE S

Frau Haumluszligler wie kamen Sie zum bdquoHaus der kleinen ForscherldquoIch arbeitete bereits als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TU Freiberg als eine Trainerin bzw ein Trainer gesucht wurde Die Idee Kinder fruumlh fuumlr Naturwissenschaf-ten und Technik zu begeistern fand ich genial und schon war ich dabei

Wie kann man Kinder spielerisch an natur-wissenschaft liche Themen heranfuumlhrenKinder sind ja per se neugierig Es liegt an den Erzieherinnen und Erziehern das Inte-resse zu lenken ndash wenn sie fuumlr ein Thema brennen tun die Kinder es auch

Wie sind in Ihrem Netzwerk die Erfahrungen in der Arbeit mit gefluumlchteten Kindern Kinder brauchen nicht viel um jemanden ins Spiel einzubinden Eine Herausforde-rung ist manchmal eher der Umgang mit den Eltern der gefl uumlchteten Kinder Einigen Vaumltern faumlllt es schwer Erzieherinnen als Ansprechpartner auf Augenhoumlhe zu akzep-tieren Da hilft es wenn die Kita-Leitung unterstuumltzend eingreift Toll ist wenn alle voneinander lernen koumlnnen ndash die Kinder und die Erwachsenen

K ATHRIN HAumlUSSLERDIPL-INGENIEURIN

SEIT 2008 TRAINERIN BEIM

bdquoHAUS DER KLEINEN

FORSCHERldquo SEIT 2016

KOORDINATORIN DES

NETZWERKS bdquoKLEINE

FORSCHER AN DER TU

BERGAKADEMIE

FREIBERGldquo

Gesta tten

SEIT 2008 TRAINERIN BEIM

ehr als 50 Kitas Horte und Grundschulen wurden im Rahmen der Sachsengala am 12 Juni 2017 als bdquoHaus der kleinen Forscherldquo zerti-fi ziert Ihre paumldagogischen Fachkraumlfte bilden sich regelmaumlszligig im

MINT-Bereich fort ndash Entdecken und Forschen sind bei ihnen fester Bestandteil im Alltag Wie auch in den Vorjahren wuumlrdigte Brunhild Kurth Saumlchsische Staatsministerin fuumlr Kultus die Verleihung der Zertifi kate im Verkehrsmuseum Dresden mit ihrem Besuch bdquoBei den Kitas und Horten sind wir Spitze Jetzt ist es wichtig dass wir noch mehr Grundschullehrkraumlfte fuumlr die Bildungsin-halte des sbquoHauses der kleinen Forscherlsquo gewinnenldquo betonte die Ministerin bdquoKitas werden zu Orten des entdeckenden forschenden Lernens ndash Kinder koumlnnen auf diese Weise eigene Antworten fi nden und Selbstvertrauen erlan-gen Das ist fuumlr uns der Schluumlssel um langfristig den Herausforderungen einer komplexen Welt erfolgreich begegnen zu koumlnnenldquo erklaumlrte Dr Ute Gallmeier vom bdquoHaus der kleinen Forscherldquo

GROS SE SACHSENGAL A UumlBER 50 EINRICH-TUNGEN FEIERLICH ZERTIFIZIERT

VOM KLASSENZIMMER ZUR NOBELPREISTRAumlGERTAGUNG

Als eine von 21 ausgewaumlhlten Paumldagoginnen und Paumldagogen nahm Dr Uta Wiest-Ladenburger am bdquoTeaching Spiritldquo der 67 Nobelpreistraumlgertagung in Lindau (Bodensee) teil Sie traf dort Ende Juni auf 30 Chemie-Nobelpreis-traumlgerinnen und -traumlger sowie 400 Nachwuchstalente aus aller Welt Uumlber-zeugt hatte die promovierte Immunologin und ausgebildete Paumldagogin das Kuratorium mit ihrem umfangreichen und auszligerordentlichen Engagement bdquoEs ist wichtig junge Talente schon fruumlh fuumlr die Wissenschaft zu begeisternldquo betont sie Wiest-Ladenburger unterrichtet an der Matthias-Erzberger-Schu-le in Biberach angehende Erzieherinnen und Erzieher im Bereich MINT-Fruumlh-foumlrderung Fuumlr das bdquoHaus der kleinen Forscherldquo ist sie seit 2008 als Trainerin im Netzwerk der Industrie- und Handelskammer Ulm aktiv wwwlindau-nobelorgde

M

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Sicherheitshinweis Lassen Sie Kinder nie unbe-

aufsichtigt mit scharfen Gegen-staumlnden oder elektrischen Geraumlten hantieren Sprechen Sie mit ihnen uumlber moumlgliche Gefahren und wie

man sie vermeiden kann

F Uuml R E LT E R N

KOPIERVORL AGE

SO BUNT ndash SO LECKER

Das wird gebrauchtFuumlr ein leckeres buntes bdquoAmpeleisldquo brau-chen Sie verschiedenfarbige Obstsorten ndash zum Beispiel Kirschen Erdbeeren Pfir-siche Aprikosen Bananen und Kiwis Es sollte mindestens jeweils eine rote eine gelbe und eine gruumlne Obstsorte dabei sein Sie benoumltigen drei Schuumlsseln ein Messer zum Schaumllen ein Brettchen eine Gabel oder einen Puumlrierstab und Eisfoumlrmchen Los gehtrsquos Untersuchen Sie gemeinsam mit den Kin-dern das Obst Koumlnnen sie die Sorten be-nennen Wachsen alle Sorten dort wo die Kinder leben Woher kommt das Obst das wir im Supermarkt kaufen und schmecken ihnen die Fruumlchte Als Naumlchstes bereiten Sie das Obst vor indem Sie es schaumllen entkernen und klein schneiden Geben Sie es nach Farben getrennt in die drei Schuumls-seln und puumlrieren bzw zerdruumlcken Sie es Lassen Sie die Maumldchen und Jungen nun das rote Fruchtmus in das unterste Drittel der Eisfoumlrmchen geben Als Naumlchstes muss der Deckel befestigt werden damit sich in der Mitte ein Loch fuumlr den Eisstil bildet Koumlnnen die Kinder das schon allein Nun kommen die Foumlrmchen in den Eisschrank Nach einer Stunde koumlnnen die Kinder nach-sehen Ist die rote Schicht schon gefroren Genauso machen Sie es mit der gelben und der gruumlnen Schicht Benoumltigen die verschie-denen Obstsorten unterschiedlich lange um einzufrieren Wie lange dauert es bis das ganze Eis fest ist Wenn das Eis nicht einfach aus den Foumlrmchen herausgleitet hilft es sie kurz in warmes Wasser zu tau-chen Guten Appetit

HintergrundIn europaumlischen Supermaumlrkten fi nden sich das ganze Jahr uumlber alle moumlglichen Obst-sorten Urspruumlnglich waren jedoch die meisten Fruumlchte nur in bestimmten Regio-nen zu Hause Sauerkirsche und Erdbeere sind Beispiele fuumlr Obstsorten die auf der gesamten Nordhalbkugel angebaut wer-den auch in Deutschland Pfi rsiche moumlgen es warm Sie wachsen vor allem in China Italien Spanien Griechenland oder der Tuumlrkei Aumlhnlich geht es den Aprikosen die auch in Pakistan Syrien Algerien und dem Iran wachsen Die Banane gilt als die suumld-amerikanische Frucht schlechthin ndash dabei stammt sie urspruumlnglich aus Suumldostasien

Wie man Eis zum Schmelzen bringen kann und was dabei passiert koumlnnen Sie gemeinsam mit den Kindern herausfinden Unter haus-der-kleinen-forscherdepraxisanregungen fi nden Sie viele span-nende Ideen zum Entdecken und Forschen mit Wasser

Liebe E lternwenn es drauszligen schoumln warm ist freuen sich Groszlig und Klein uumlber eine kuumlhle Erfrischung Haben Ihre Kinder schon einmal ausprobiert Eis selbst zu machen Wo gibt es uumlberall Eis und wie entsteht es

Mitte des 16 Jahrhunderts gelangte sie als Reiseproviant spanischer oder portugie-sischer Seefahrer in die Karibik und nach Suumldamerika Die deutsche bdquoBananenpre-miereldquo fand im Jahr 1892 statt Die Kiwi legt meist einen weiten Weg zuruumlck bevor sie hier in den Regalen zu fi nden ist Sie wird uumlberwiegend in China Italien Neusee-land Chile Griechenland Frankreich und im Iran angebaut

uumlber moumlgliche Gefahren und wie man sie vermeiden kann

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Was ist Ihr schoumlnstes Kita-Projekt Waren Sie auf Entdeckungstour auf einer Sommerwiese haben Sie mit Licht und Schatten gespielt oder verruumlckte Bauwerke entworfen Haben Sie die Kinder immer wieder ermutigt ihrer Neugier freien Lauf zu lassen Dann machen Sie mit und bewerben Sie sich fuumlr den bdquoForschergeist 2018ldquo

Wir suchen Aktionen bei denen Maumldchen und Jungen ihre Forscherfreude ausleben und Neues entdecken konnten Der bdquoForschergeist 2018ldquo praumlmiert be-sonders gut gelungene Kita-Projekte aus den Bildungsbereichen Mathematik Infor-matik Naturwissenschaften und Technik Es geht um die Fragen der Kinder um span-nende Beobachtungen und gemeinsam gefundene Loumlsungen

bdquoMein Opa war ein MaulwurfldquoMit dem bdquoForschergeist 2018ldquo werden be-reits zum vierten Mal vorbildliche Kita-Projekte ausgezeichnet Schon die bishe-rigen Wettbewerbsrunden haben gezeigt mit wie viel Einfallsreichtum und Dynamik paumldagogische Fachkraumlfte die Entdeckungs-freude ihrer Kinder staumlrken So machten

MITMACHEN

NEUGIER GEWINNTbdquoFORSCHERGEISTldquo-WETTBEWERB 2018 ndash BEWERBEN SIE SICH MIT IHREM MINT-PROJEKT

in der vergangenen Wettbewerbsrunde Projekte aus verschiedensten Themen-bereichen das Rennen darunter bdquoMalen mit Naturfarbenldquo bdquoWo kommt der helle Punkt an der Wand herldquo oder auch bdquoMein Opa war ein Maulwurf ndash der Bergbau im Revier die Arbeit und das Leben eines Bergmannesldquo

Uumlber den bdquoForschergeistldquoDer bdquoForschergeistldquo ist ein bundesweiter Kita-Wettbewerb der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Gesucht und praumlmiert werden herausragende Projekte die Maumldchen und Jungen fuumlr die Welt der Mathematik Infor-matik Naturwissenschaften oder Technik begeistert haben Die ausgezeichneten Projekte werden dokumentiert und ver-

So koumlnnen Sie mitmachenBewerbungszeitraum 06092017 bis 31012018Alle Informationen unter forschergeist-wettbewerbde

oumlff entlicht damit sie als gute Beispiele auch andere Fachkraumlfte fuumlr das Forschen und Entdecken in der Kita begeistern Die Wettbewerbs-Doku von 2016 fi nden Sie unter forschergeist-wettbewerbde

In der Wettbewerbsrunde 2016 wurden 16 Landes- und 5 Bundessieger sowie 3 Sonderpreistraumlger mit dem bdquoForschergeistldquo praumlmiert

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Wie erkenne ich dass ein Kind traumatisiert ist und an wen kann ich mich in dem Fall wenden Wie kann ich mich mit den Eltern verstaumlndigen Wenn es um gefl uumlchtete Kinder in Kita Hort und Grundschule geht stehen

paumldagogische Fach- und Lehrkraumlfte vor einigen Herausforderungen Gleichzeitig gibt es viel Spannendes und Neues zu entdecken denn die Kinder und ihre Familien bringen Einfl uumlsse aus aller Welt mit in die Gruppen und Klassen

Gemeinsam koumlnnen alle dazu beitragen Fluumlchtlingskindern das Ankommen zu erleichtern

Gibt es Lebensmittel oder Gerichte die die Kinder noch nie zuvor gesehen ge-schmeckt oder selbst zubereitet haben Wie entsteht Eis und schmeckt es uumlberall auf der Welt gleich Welche Lieder kennen die Kinder die sowohl auf Deutsch als auch in anderen Sprachen gesungen wer-den An einem Ort an dem man die Spra-che nicht spricht hilft es alle Sinne einzu-

setzen um sich mit seiner Umwelt vertraut zu machen Bei einer Schatzsuche der besonderen Art gelangen die Kinder durch Riechen Schmecken und Fuumlhlen an ihr Ziel Eine Sandburg zu bauen ist immer eine spannende Herausforderung die mit wenig Worten funktioniert und zudem gro-szligen Spaszlig macht Dabei koumlnnen die Kinder einiges herausfi nden zum Beispiel warum

nasser Sand besser klebt als trockener und welcher Sand sich am besten zum Kuchen-backen eignet Wussten die Kinder dass auch Tiere in verschiedenen Teilen der Welt unterschiedliche Sprachen sprechen Er-mutigen Sie die Maumldchen und Jungen ihre Umwelt aufmerksam zu beobachten Dinge auszuprobieren und dabei spielerisch von-einander zu lernen

TITELTHEMA ALLE ZUS AMMEN

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Ein Interview mit Fredrik Vahle fi nden Sie auf dem Service-Portal IntegrationCopyright Songtext Aktive Musik Verlagsgesellschaft mbH Dortmund aktive-musikde

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

IM MORGENKREIS

EIN ELEFANT AUF DEM SPINNENNETZ

Kinder lernen Sprachen am besten wenn sie dabei Spaszlig haben Gemeinsames Singen ist eine gute Moumlglichkeit spielerisch neue Woumlrter zu lernen Fragen Sie die Kinder welche Lieder sie kennen und moumlgen Wer moumlchte ein Lied vorsingen In welcher Sprache singen die Maumldchen und Jungen Wie houmlrt sich die Melodie an und wie die Sprache Die Kinder in einer Gruppe oder Klasse koumlnnen Liedtexte und Melodien voneinander lernen ndash und damit Einblicke in verschie-dene Sprachen bekommen Uumlberlegen Sie gemeinsam mit den Kindern wie viele verschiedene Sprachen in der Gruppe gespro-chen werden Nehmen Sie ein Lied das die Maumldchen und Jungen in der Gruppe oder Klasse gern singen und uumlbersetzen Sie es in verschiedene Sprachen Die Uumlbersetzungen koumlnnen die Kinder

auch gemeinsam mit den Eltern zu Hause vorbereiten und dann den anderen Kindern vortragen Oder Sie laden die Eltern ein und uumlben das Lied mit den unterschiedlichen Texten gemeinsam Im Internet fi nden sich einige Liedtexte die bereits in zahlreiche Sprachen uumlbersetzt wurden zum Beispiel das Lied bdquoEin Elefant auf dem Spinnennetzldquo von Fredrik Vahle Das Lied koumlnnen Sie auch mit Fingeruumlbungen oder einem Bewegungsspiel verbinden Dann lernt es sich gleich noch mal so gut

verschiedene Sprachen Die Uumlbersetzungen koumlnnen die Kinder

auf DeutschbdquoEin E lefant ja der balancierteauf einem Spinnen- Spinnennetz Da riefen sie Hussa es haumlltIch hole meine Freundinmeinen Freund jetzt

und auf Tuumlrkischbdquo tane fil sallaniyor lardioumlruumlmcek bir oumlruumlmcek agindabagiriyor ladi Yasasin saglamgetirelim da ldquo

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Bei der Schatzsuche suchen die Kinder fuumlnf verschie-dene Stationen Dazu benoumltigen sie alle Sinne An der fuumlnften Station fi nden die Kinder einen Schatz

Fuumlr die Schatzsuche benoumltigen Sie ein Foto von einem Gegenstand aus der Umgebung ein Riechdoumlschen etwas das sich gut anfuumlhlt ein Geraumlusch zum Abspielen (z B mit einem MP3-Player) den Schatz etwas Leckeres zu essen

Bevor es losgeht besprechen Sie in der Gruppe die fuumlnf Sinne und stimmen die Kinder auf die Sinnes-Schatzsuche ein Welche Sinne gibt es und welche Organe sind fuumlr die Wahrnehmung verschie-dener Eindruumlcke zustaumlndig Starten Sie mit einem Foto von etwas das die Kinder kennen und sehen koumlnnen An dem Ort der auf dem Foto abgebildet ist fi nden die Kinder einen Hinweis der sie zum naumlchsten Fundort leitet Als Naumlchstes koumlnnten sie zum Beispiel ein Riechdoumlschen fi nden Erkennen die Kinder den Geruch wieder Wissen sie wo und was sie suchen muumlssen Im Garten koumlnnten dies zum Beispiel Blaumltter einer Pfl anze sein die sehr intensiv riechen In der Naumlhe der Pfl anze liegt etwas das sich besonders gut anfuumlhlt Doch wie ist der Hinweis zu verstehen Weist die weiche Wolle auf das Schaff ell auf dem Sofa hin oder der Ast auf den dicken Baum im Hof Dort fi nden die Kinder schlieszliglich ein Geraumlusch Entweder ist es eine Aufnahme die abgespielt wird oder eine Dose mit Inhalt die ein bestimmtes Geraumlusch erzeugt Houmlren die Kinder um welches Geraumlusch es sich handelt Koumlnnen sie erahnen wo sie als Naumlchstes suchen sollen Am Ort ange-kommen wartet der dort versteckte Schatz etwas Essbares das typisch ist fuumlr die Laumlnder aus denen die Familien der Kinder kommen Und ndash schmeckt es allen

Kinder erleben Sprache wenn sie etwas gemeinsam mit allen Sinnen erfahren zum Beispiel beim altersgemaumlszligen Spiel beim Suchen und Finden oder beim Essen Bei der bdquoSchatzsuche mit allen Sinnenldquo kommen alle diese Aspekte zusammen

Organisieren Sie gemeinsam mit den Kindern eine Schatzsuche ndash mit oder ohne Karte Je nach Alter der Kinder und Gruppenzusammensetzung koumlnnen Sie die Hinweise unterschiedlich gestalten

IDEEN ZUM ENTDECKEN UND FORSCHEN

SCHATZSUCHE MIT ALLEN SINNEN

Mehr zum Thema bdquoSprechanlaumlsse im Alltag schaffenldquo fi nden Sie auf der Website integrationhaus-der-kleinen-forscherde

Die Kinder koumlnnen ihre eigene Schatzkarte erstel-len ndash je nach Interesse uumlber alle Sinne (wie bei der Kita beschrieben) oder ganz klassisch als

Landkarte Teilen Sie die Klasse vorher in kleinere Gruppen und lassen Sie die Karten dann austauschen Wird der Schatz gefun-den Besprechen Sie nach der Schatzsuche Wie unterscheiden sich die Karten voneinander Wie sieht es mit dem Raumverstaumlnd-nis der Kinder aus Woran orientieren sie sich und was erscheint ihnen wichtig Auch in der Grundschule koumlnnen Leckereien aus aller Herren Laumlnder als Schatz winken

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Drauszligen in der Natur gibt es viel zu entdecken und Gelegenheiten sich uumlber das Gesehene und Erleb-te auszutauschen Etwas ganz Elementares ist zum

Beispiel der Boden auf dem wir gehen Ermutigen Sie die Kinder sich den Boden genau anzuschauen Die Kinder koumlnnen eine Bo-denprobe aus dem Garten dem Sandkasten und dem Blumenbeet nehmen und die Erde mit den Fingern untersuchen Wie fuumlhlt sich der Boden an Wie riecht er Ist er feucht oder trocken Bleiben Bodenstuumlckchen zwischen den Fingerrillen zuruumlck wenn die Kin-der die Erde zwischen den Fingern verreiben Nun koumlnnen die Kinder die Bodenproben miteinander vergleichen Fuumlhlen sich die Bodenproben unterschiedlich an Wie sehen sie aus Nehmen Sie zwei Blumentoumlpfe mit Loch im Boden Dann fuumlllen Sie einen der Toumlpfe mit Erde und den anderen mit Sand Damit Erde und Sand nicht gleich durch das Loch im Topf rieseln legen Sie uumlber beide

Loumlcher ein Stuumlck durchlaumlssigen Stoff Lassen Sie beim Befuumlllen oben ein wenig Platz Was passiert wenn man Wasser in die Blu-mentoumlpfe gieszligt Welcher Boden haumllt das Wasser besser Und was bedeutet das fuumlr die Pfl anzen die darin wachsen

Kieselsteine

grober Sand

feiner Sand

Filtertuumlte

geklaumlrtes Wasser

Toben schaukeln und Sandburgen bauen Wenn das Wetter schoumln ist freuen sich viele Kinder auf den Spiel-platz Doch wenn es lange nicht geregnet hat ist der

Sand im Sandkasten trocken Die Kinder merken schnell Damit koumlnnen sie nicht gut bauen Erst durch die Zugabe von Wasser

bdquoklebenldquo die Sandkoumlrner aneinander und lassen sich formen Aber warum ist das so Wasserbruumlcken zwischen den Koumlrnern verleihen dem Sand Form und Stabilitaumlt Lassen Sie die Kinder Wasser zum

Sand geben und beobachten Was passiert wenn die Kinder ganz wenig und was wenn sie viel Wasser zum Sand geben Wie fuumlhlt sich der Sand an Wie sieht er aus und welche Struktur hat er Dann kann der Sandburgenbau starten Wenn die Burg steht koumln-nen die Maumldchen und Jungen sie verzieren indem sie einzelne Stuumlcke aus den Tuumlrmen heraus- und Muster einarbeiten Eine Spruumlhfl asche hilft um die entstehende Sandburg beim Bauen immer gleichmaumlszligig feucht zu halten

BAUMEISTER

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

S AUBERMACHER

BODENFORSCHER

Wie wird dreckiges Wasser wieder sauber ndash zum Beispiel wenn Sand Erde oder Blaumltter ins Wasser gefallen sind Na klar in einer Klaumlranlage Die koumlnnen Sie mit den Kin-

dern gemeinsam bauen Nehmen Sie vier groszlige Joghurtbecher und stechen Sie in die Boumlden der Becher einige Loumlcher Dann fuumlllen die Kinder einen Becher halbvoll mit feinem Sand einen mit grobem Sand einen mit Kieselsteinen und in einen Becher kommt eine Kaf-feefi ltertuumlte Jetzt werden die Becher ineinandergestellt ndash ganz nach unten gehoumlrt der Becher mit dem Filter darauf der mit dem feinen Sand dann der mit dem groben Sand und schlieszliglich ganz oben der Becher mit den Kieselsteinen Um Schmutzwasser herzustellen vermischen die Kinder Wasser mit Erde Sand und Blaumlttern Die Kin-der fuumlllen das Schmutzwasser in den oberen Becher Langsam sickert das Wasser durch die verschiedenen Filter Dabei bleibt in jedem Becher etwas Schmutz zuruumlck Am Ende tropft das Wasser in ein Einweckglas Ist es jetzt sauber Und was passiert wenn man das Wasser zweimal durchlaufen laumlsst Wie sauber wird das Wasser

IDEEN ZUM ENTDECKEN UND FORSCHEN

WASSER SAND UND ERDE GIBT ES UumlBERALL

Wussten Sie Fuumlr viele Menschen ist die Natur ein Ort um Kraft zu tanken In der Natur koumlnnen Kinder spielen und kreativ sein riechen fuumlhlen lauschen und ganz einfach bdquoseinldquo Der direkte Kontakt mit der Natur kann Fluumlchtlingskindern dabei helfen sich sicher und vertraut zu fuumlhlenAuf der Website haus-der-kleinen-forscherde fi nden Sie viele Ideen zum Forschen und Staunen rund um die Themen Boden und Wasser

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MEIN FORSCHERTIPP K ITA

MUT ZUM MATSCH EIN OFEN AUS LEHM

Worum ging es bei dem Projekt Wir haben 2016 einen Anbau be-kommen In der Baugrube haben

die Kinder gleich die unterschiedlichen Erdschichten bemerkt und waren faszi-niert Also haben wir die Erde untersucht und erforscht Dabei haben wir Ton und Lehm gefunden und gesehen dass man mit diesem Material nicht nur matschen sondern auch wunderbar bauen kann Das Interesse der Kinder hat uns motiviert eine Lehmbaustelle einzurichten und einen Lehmofen zu bauen Der Lehmofen ist in-

zwischen zu einem Treffpunkt geworden an dem regelmaumlszligig gemeinsam mit den Eltern Brot gebacken wird Einige Familien mit Migrations- oder Fluchthintergrund be-richteten dass in ihrer Heimat auch heute noch solche Lehmoumlfen zum Brotbacken dienen Sie wussten wie die Oumlfen genutzt werden und wie das Brot gut gelingt

Was haben Sie benoumltigt und wie lange haben Sie geforscht Eigentlich nur Lehm Wasser und Matsch-sachen fuumlr die Kinder Um den Matsch aus den Raumlumen zu halten haben wir eine

bdquoMatschschleuseldquo eingerichtet in der sich die Kinder die Gummistiefel und Regenho-sen ausziehen konnten Zusaumltzlich zu un-serem Lehmaushub haben wir Lehmpulver im Internet bestellt Fuumlr den Lehmofen haben wir als Unterkonstruktion noch ei-nige Ziegelsteine verwendet ndash man kann so einen Ofen aber auch ebenerdig auf-

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stellen Wir haben uns den Luxus erlaubt und vier Schamottsteine im Backraum ver-legt damit die Brote auf reinem Stein ge-backen werden

Was haben Sie herausgefunden Waumlhrend eine Gruppe von Kindern zusam-men mit Erwachsenen an dem Lehmofen baute starteten einige Kinder ihre eigenen Projekte auf der Lehmbaustelle Sie koch-ten sozusagen ihr eigenes bdquoLehmsuumlpp-chenldquo oder bauten Burgen Schwimmbauml-der oder Haumluser Fuumlr das Dach des Ofens haben wir letztlich nicht die Technik mit Holz und Kaninchendraht angewandt wie sie in einigen Buumlchern beschrieben ist sondern eine die die Kinder erfunden ha-ben Sie hatten naumlmlich herausgefunden dass Sand den Lehm stuumltzt als sie daraus Daumlcher und Rundungen formten Am naumlchsten Tag als der Lehm getrocknet war holten sie den Sand heraus So wurde auch das Dach des Ofens gebaut Die Kin-der hatten die perfekte Loumlsung gefunden

Was hat gut oder nicht so gut geklappt Die Menge an Matsch und die Begeiste-rung der Kinder ohne Ruumlcksicht auf ihre Kleidung und Umgebung hat uns anfangs ziemlich uumlberrascht Gelohnt hat es sich trotzdem Wir konnten auf diese Weise einige Familien mit Fluchthintergrund in den Kita-Alltag einbinden Sie und andere Eltern brachten ihre Expertise ein und kommen nun regelmaumlszligig auch zu Back- aktionen Das ist ein guter Weg gemein-sam den Kita-Alltag zu gestalten

Mit Lehm laumlsst sich einiges anstellen ndash zum Beispiel auch jonglieren

Kindergarten Schloss E insteinANSPRECHPARTNERIN

Dagmar Schlinkbaumlumer (Kita-Leiterin)

ORT

Iserlohn Nordrhein-Westfalen

KINDER

80 Kinder 1 ndash 6 Jahre

HAUS DER KLEINEN FORSCHER

Seit 2011 beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv 2014 zertifiziert und 2016 rezertifiziert

Kinder an den Matsch ndash dass die Haumlnde sauber bleiben ist beim Lehmbau unwahrscheinlich

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MEIN FORSCHERTIPP GRUNDSCHULE

DEUTSCH LERNEN MIT FORSCHERIDEEN

Worum ging esIn der StaumldteRegion Aachen werden fuumlr Schuumllerinnen

und Schuumller mit geringen Deutschkennt-nissen Deutsch-Intensivkurse angeboten Bis zu 15 Kindern werden jahrgangsuumlber-greifend die grundlegenden Kenntnisse der deutschen Sprache vermittelt Seit Anfang 2016 besucht bdquoHaus der kleinen Forscherldquo-Trainerin Lea Erkens einmal im Halbjahr die Deutsch-Intensivklassen und forscht mit den Kindern Ziel ist es den Kindern sowohl Naturwissenschaften und Technik als auch die deutsche Sprache spielerisch naumlherzubringen Dabei werden auch Sozialkompetenz Feinmotorik und das Selbstbewusstsein der Kinder gestaumlrkt

Was haben Sie benoumltigt und wie lange ha-ben Sie geforscht Zunaumlchst galt es das Konzept von Deutsch als Zweitsprache und den Ansatz des bdquoHau-ses der kleinen Forscherldquo zu kombinieren Die Forscherideen orientieren sich dabei an Unterrichtsinhalten und greifen die The-men Farben Pfl anzen Koumlrper und Ernaumlh-rung auf Fuumlr das Lernen der Sprache wird

die Methodik von Deutsch als Zweitsprache genutzt Neue Begriff e werden mit Wortkar-ten eingefuumlhrt und durch haumlufi ges Wieder-holen waumlhrend des Workshops gefestigt Eigens fuumlr das Projekt wurde ein Forscher-buch entwickelt in dem die Kinder ihre Ergebnisse festhalten Sie fi nden darin auszligerdem Wortlisten Schreibuumlbungen und Bastelvorlagen fuumlr zu Hause

Was haben Sie herausgefunden Taumlgliche Rituale wie der Morgenkreis bei dem zum Beispiel uumlber das Wetter oder die Zahl des Tages gesprochen wird sind fuumlr die Fluumlchtlingskinder besonders wichtig da sie Sicherheit und Orientierung geben Daher sind diese Rituale auch Bestandteil des Workshops Die unterschiedlichen Sprach-niveaus in den Klassen sind eine Herausfor-derung fuumlr die Lernbegleitung ndash die Kinder die ganz neu sind gehen gemeinsam in eine Klasse mit denen die bereits laumlnger dabei sind Es ist also wichtig Forscher-ideen zu fi nden bei denen die Kinder weder unter- noch uumlberfordert werden Auszligerdem ist es wichtig den Kindern beim Forschen und Entdecken Hilfestellung anzubieten

Gehoumlrt Forschen auch in Ihrer Kita Ihrem Hort oder Ihrer Grundschule zum Alltag Dann lassen Sie sich zertifi zieren Informationen zum Zertifi zierungsverfahren und das Bewerbungsportal fi nden Sie unter haus-der-kleinen-forscherde in der Rubrik bdquoZertifizierungldquo

Was hat gut oder nicht so gut geklappt Die Teamarbeit der Klassenlehrerinnen und -lehrer mit der Trainerin funktioniert so-wohl bei der Durchfuumlhrung des Workshops als auch bei der Konzepterstellung sehr gut Anfangs gestaltete es sich schwierig das passende Sprachniveau fuumlr das For-scherbuch zu fi nden Bemerkenswert ist der Zusammenhalt in den Schuumllergruppen Die Kinder helfen sich gegenseitig Man houmlrt nie bdquoEy bist du doofldquo sondern eher bdquoSchau mal das geht soldquo

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ANSPRECHPARTNERIN

Lea Erkens (Trainerin bdquoHaus der kleinen Forscherldquo)

ORT

StaumldteRegion Aachen Nordrhein-Westfalen

KINDER

In den Jahren 2016 und 2017 haben bis jetzt 420 Kinder an zehn Grundschulen in der StaumldteRegion Aachen teilgenommen

Die Umsetzung

der Forscher-Workshops in

den Deutsch-Intensivkursen wird

unterstuumltzt durch das Bildungsbuumlro

der StaumldteRegion Aachen und den

Bildungsengel eV ndash eine Initiative die sich

fuumlr Chancengerechtigkeit durch bessere

Bildung in allen Bildungsstufen einsetzt

Ein Video zum Sprachlernprojekt in der

StaumldteRegion Aachen fi nden Sie unter

integrationhaus-der-kleinen-

forscherde

Die Kinder halten ihre Ergebnisse in einem Forscherheft fest

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TIERSTIMMEN DER WELTProf Derek Abbott Director of the Centre for Biomedical Engineering an der Universitaumlt Adelaide hat zusammengetragen wie Menschen uumlberall auf der Welt unterschiedliche Tiergeraumlusche benennen

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Ein Hund bellt eine Katze miaut und ein Hahn

kraumlht Aber ist das uumlberall auf der Welt so

Oder sprechen Tiere in anderen Laumlndern andere

Sprachen Das tun die Tiere zwar nicht

aber wir Menschen houmlren Tiersprachen mit-

unter sehr verschieden In Deutschland

macht der Hund bdquowau wauldquo in Groszligbritannien

bdquobow wowldquo und in der Tuumlrkei bdquohav havldquo

Und wie sieht es mit den anderen Tieren auf

der Weltkarte aus Wissen die Maumldchen

und Jungen welche Laute die Tiere in Deutsch-

land machen und wie diese in anderen

Laumlndern klingen

Prof Derek Abbott Director of the Centre for Biomedical Engineering an der Universitaumlt Adelaide hat zusammengetragen wie Menschen uumlberall auf der Welt unterschiedliche Tiergeraumlusche benennen

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Haben Sie ein BeispielWenn das Kind sagt bdquoDa Autoldquo und der Vater den Satz richtig wiederholt bdquoJa da ist ein Autoldquo sind das ganz wichtige intuitive Lehrstrategien Wenn ich das als Vater oder Mutter aber in einer Sprache versuche die ich selbst nicht beherrsche werde ich deut-lich weniger korrigieren und kommentieren und manchmal regel-recht verstummen weil mir der richtige Ausdruck oder die richtige Form fehlt Ich kann damit auch nicht mehr frei auf die Impulse und Gefuumlhle des Kindes reagieren sondern bin eingeschraumlnkt Das kann auch die emotionale Beziehung zum Kind schwaumlchen Eltern muumlssen mit ihren Kindern in der bdquoSprache ihres Herzensldquo kommunizieren koumlnnen um ihre einzigartige und vertrauensvolle Beziehung nicht zu stoumlren

Lernen Kita-Kinder eine neue Sprache anders als Grundschul-kinder Generell gilt Je juumlnger die Kinder desto schneller und leichter lernen sie eine Sprache Bis zum dritten Lebensjahr werden zwei Sprachen parallel etwa so gut und schnell erworben wie bei einem einsprachig aufwachsenden Kind Danach haumlngt es davon ab wann die zweite Sprache dazukommt und wie Qualitaumlt und Quan-titaumlt des Sprachangebots beschaff en sind Wenn ein Kind vor dem zehnten Lebensjahr eine Sprache lernt kann es sich auch dem

INTERVIE W

bdquoELTERN SOLLTEN IN DER SPRACHE IHRES HERZENS KOMMUNIZIERENldquo

Wie lernen Kinder eine Sprache Welche Unterschiede muumlssen paumldagogische Fach- und Lehrkraumlfte im Hinblick auf das Alter des Kindes beachten Die Kommunikationsfor-scherin Prof Dr Ute Ritterfeld gibt Tipps zur Unterstuumltzung von Kindern beim Zweit- und Fremdspracherwerb

Eine Ihrer 13 goldenen Regeln sowohl fuumlr Kita- als auch fuumlr Grundschulkinder lautet bdquoKeine Sprachverboteldquo Was meinen Sie damitWir wollen verhindern dass die paumldagogischen Fach- und Lehr-kraumlfte gefl uumlchteten Eltern empfehlen zu Hause um jeden Preis Deutsch zu sprechen Das hat mehrere Gruumlnde Zum einen kann das menschliche Gehirn ganz hervorragend zwei Sprachen be-waumlltigen Zum anderen reicht der Input durch Kindergarten Schule Medien und Freunde in der Regel aus um Deutsch zu lernen Man sollte den Eltern nicht raten zu Hause in einer Sprache mit dem Kind zu sprechen die sie selbst noch nicht richtig be-herrschen Denn Kinder lernen eine Sprache auch indem Eltern sie korrigieren und Informationen hinzufuumlgen

Die ExpertinProf Dr Ute Ritterfeld ist seit 2010 Leiterin des Fachgebiets bdquoSprache und Kommunikationldquo an der Technischen Universitaumlt Dortmund Zwei ihrer Forschungsschwerpunkte sind fruumlher Spracherwerb und Mehrsprachigkeit

Die bdquo13 goldenen Regeln zur Sprach-foumlrderung mit heimatvertriebenen Kindern ohne Deutschkenntnisse in unseren Kitas und Grundschulenldquo von Prof Dr Ute Ritterfeld und Prof Dr Sandra Niebuhr-Siebert fi nden Sie im Internet unter sktu-dortmundde im Bereich bdquoMaterialienldquo Dort gibt es auch weitere Informationen und Hand-reichungen sowie eigens produzierte zweisprachige Houmlrspiele zum Download

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Klang und dem Rhythmus problemlos anpassen wenn es zuvor eine andere Sprache gesprochen hat Es entwickelt dann keinen Akzent Ungefaumlhr ab zehn Jahren setzt bei vielen Kindern die Her-kunftssprache dem Deutschen einen houmlrbaren Stempel auf Man houmlrt dann einen Akzent Dieser bleibt oft auch dann noch erhalten wenn der Wortschatz hervorragend entwickelt ist und die Gram-matik fehlerfrei beherrscht wird Wir sprechen dann auch nicht mehr von Zweitsprach- sondern von Fremdspracherwerb

Welche Ruumlckschluumlsse fuumlr den paumldagogischen Alltag ergeben sich darausIm Vorschulalter verfuumlgen die Kinder in der Regel noch uumlber gute Strategien quasi nebenbei eine Sprache zu lernen Das Sprach-lernziel muss deswegen nicht im Mittelpunkt stehen Kinder eig-nen sich eine neue Sprache vorwiegend spielerisch an weil sie sich mit anderen austauschen wollen Welches Mittel zur Kommunikation die Kinder auch waumlhlen schaumltzen Sie es wert Die Kommunikation steht im Vordergrund nicht das Lernen der Sprache So legen Sie behutsam eine Basis die die Kinder dann nach und nach mit Sprache fuumlllen werden Bei Grundschulkindern ist das schon ein wenig anders Die Kinder

wissen genau dass man von ihnen erwartet Deutsch zu lernen und mit dieser Sprache dem Schulunterricht zu folgen Ihr Sprach- erwerb ist damit gesteuerter und nicht so unbewusst wie im Kita-Alter Die Kinder lernen also sowohl nebenbei als auch ganz bewusst Als Lehrerinnen oder Lehrer passen Sie die Komplexitaumlt Ihres eigenen Sprachgebrauchs dann meist ganz automatisch an das Niveau der Kinder an Das ist ein wichtiger und richtiger Schritt Sie sollten zudem versuchen den Kindern moumlglichst viele Hilfen anzubieten mit denen die Aufgabenstellungen auch non-verbal so eindeutig wie moumlglich werden Das gelingt anhand von konkreten Objekten Gesten Bildern oder Videos Zeigen Sie auf die Dinge uumlber die Sie sprechen Und vor allem Haben Sie selbst Spaszlig an diesen Sprachlehr-Lern-Abenteuern mit Kindern aus ei-nem anderen Kulturkreis Denn Kinder koumlnnen problemlos zwei oder gar mehr Sprachen parallel lernen und benutzen

Kinder lernen Sprachen am besten spielerisch

Das Interview mit Prof Dr Ute Ritterfeld ist auch online zu finden im Service-Portal Integration

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Wo genau liegt eigentlich Kolumbien Welche Tiere leben dort und welche Sprache sprechen die Menschen Ein Praktikant aus Suumldamerika brachte die Kinder vom Kinderhaus Chelius-straszlige in Mannheim auf die Idee zu unterschiedlichen Kul-turen und Lebensweisen zu forschen und sich nebenbei mit Nachhaltigkeitsfragen zu beschaumlftigen Das Projekt wurde im Wettbewerb bdquoForschergeist 2014ldquo der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo als Landessieger nominiert

FORSCHERGEIST-PRO JEK T

KOLUMBIEN UND SEIN REGENWALD

Kinderhaus Cheliusstraszlige ANSPRECHPARTNERIN

Gabriele Kessler (Kita-Leiterin)

ORT

Mannheim Baden-Wuumlrttemberg

KINDER

100 Kinder 0 ndash 6 Jahre

HAUS DER KLEINEN FORSCHER

Seit 2010 beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv 2016 zum dritten Mal zertifi ziert

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Forschergeist-Projekt des Monats

Der bdquoForschergeistldquo ist ein bundesweiter Kita-Wettbewerb der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Gesucht und praumlmiert werden herausragende Projekte die Maumldchen und Jungen fuumlr die Welt der Mathematik Infor- matik Naturwissenschaften oder Technik begeistert haben

Weitere spannende Informationen und Details zum bdquoForschergeistldquo-Wettbewerb erhalten Sie unter forschergeist-wett- bewerbde

er neue Praktikant war fuumlr die Maumldchen und Jungen des Kinderhauses Cheliusstraszlige sehr spannend Sein Deutsch war noch recht gebrochen so dass sie manchmal Schwie-

rigkeiten hatten ihn zu verstehen Dafuumlr konnte er eine fremde Sprache sprechen ndash Spanisch Die Kinder begannen Fragen zu seiner Sprache und seinem Heimatland Kolumbien zu stellen In den Gespraumlchen stellte sich heraus dass Kolumbien ganz schoumln weit weg ist und in den Regenwaumlldern leben dort jede Menge interessanter Pflanzen und Tiere Als die Kinder im nahe gelegenen Tropenhaus auf Schlangen Piranhas und Krokodile trafen und houmlrten dass diese in Kolumbien in Freiheit leben wurde die Neu-gier so groszlig dass ein Projekt daraus entstand Dreimal pro Woche bdquoreistenldquo die Maumldchen und Jungen fuumlr eine Stunde in den suumld- amerikanischen Regenwald lernten Tiere und Pflanzen kennen erforschten den Wasserkreislauf kochten kolumbianische Gerich-te sprachen uumlber indigene Voumllker und Umweltschutz und schoumlpf-ten eigenes Papier um Holz zu sparen Eine Handpuppe die Ameise bdquoHormigaldquo begleitete die Kin-der auf allen Reisen und erklaumlrte ihnen den Regenwald Die Maumld-chen und Jungen ahmten einzelne Tiere nach verglichen die Ei-genschaften verschiedener Holzarten pflanzten eine Ananas und meisterten einen Bewegungsparcours auf dem sie von Stein zu Stein uumlber einen Fluss mit Krokodilen sprangen und uumlber umge-fallene Baumstaumlmme balancierten Daruumlber hinaus machten sich die Kinder Gedanken was sie selbst tun koumlnnen um den Regen-wald vor Abholzung zu schuumltzen Sie baten alle darum im Wasch- raum sparsam mit Papierhandtuumlchern zu sein Altpapier getrennt zu sammeln und Brote nur duumlnn mit Nuss-Nougat-Creme zu bestreichen ndash denn in dem leckeren Brotaufstrich ist Palmoumll ent-halten fuumlr dessen Anbau der Regenwald weichen muss Nach jedem einzelnen Projektschritt gestalteten die Maumldchen und Jungen Plakate oder Wandzeitungen mit Fotos und Informa-tionen fuumlr die anderen Kinder und die Eltern Daruumlber hinaus malten sie ein groszliges Abbild des Regenwalds im Vergleich zu

D einem Hochhaus in den Flur des Kinderhauses Fuumlr die paumldago-gischen Fachkraumlfte war es faszinierend zu sehen wie dieses Pro-jekt nach und nach die gesamte Kita durchzog Immer wieder houmlrten sie in Gespraumlchen dass das Thema auch bei Kindern die nicht teilnahmen praumlsent war und fuumlr Interesse sorgte Zum Abschluss veranstalteten die Maumldchen und Jungen einen Elternnachmittag bei dem sie Bilder von einzelnen Projekt- schritten zeigten Lieder sangen einen Tanz auffuumlhrten die fuumlr sie interessantesten Versuche praumlsentierten und einen kolum- bianischen Imbiss zubereiteten Die Kinder konnten bei dem Projekt ihre interkulturellen Kom-petenzen weiterentwickeln Durch die vertiefte Beschaumlftigung mit dem Lebensraum Regenwald erarbeiteten sie sich biologisches Wissen und legten auszligerdem besonderes Augenmerk auf Um- weltschutz und Fragen der Nachhaltigkeit Sie lernten dabei aus ihrem Wissen Konsequenzen fuumlr ihre Handlungen zu ziehen

Im Bewegungsparcours uumlbten die Kinde durch Dickicht zu kriechen und Fluumlsse zu uumlberqueren

Im Dschungel leben jede Menge spannender Tiere und Pflanzen

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Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-

aufsichtigt an Gewaumlssern spielen

Nehmen Sie sich die Zeit um mit

Ihnen sicheres Verhalten am Wasser zu

uumlben Geben Sie den Kindern Hinweise

fuumlr das Einfangen und Beobachten von

Wassertieren bevor es losgeht und

versuchen Sie moumlglichst keine

bdquoSpurenldquo zu hinterlassen

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ORTE ZUM FORSCHEN

FORSCHEN AM TUumlMPELOb Teich oder Tuumlmpel ndash Gewaumlsser laden nicht nur zum Planschen ein sie sind auch spannende Forscherorte

an denen Maumldchen und Jungen allerhand erkunden koumlnnen Besonders im Sommer lohnt sich fuumlr entdeckungsfreudige Forschergeister ein Spaziergang in die Natur um Tiere und Pflanzen zu beobachten

VIELFALT AN TEICH UND TUumlMPELIn Teichen und Tuumlmpeln ist das Wasser meist nicht tief so dass das Sonnenlicht bis zum Boden dringt und die Pfl anzen uumlppig wachsen Die fl achen Gewaumlsser sind reich an Naumlhrstoff en und bieten vie-len Tieren ideale Lebensbedingungen Welche Tiere und Pfl anzen koumlnnen die Kinder entdecken Koumlnnen sie die ver-schiedenen Arten benennen Bitten Sie die Kinder behutsam zu sein um scheue Tiere nicht zu verjagen

WAS FUumlR TIERE SIND DASKoumlnnen die Kinder die Tiere benennen die sie sehen In Teichen und Tuumlmpeln leben nicht nur Froumlsche Libellen und Fische Am Ufer hausen die Larven vom Gelbrandkaumlfer Wasserskorpion und Ruumlckenschwimmer In den Pfl anzen verstecken sich Libellen und Koumlcherfl iegen Im Wasser tummeln sich um Aumlste und Steine herum Schnecken Plattwuumlrmer und Wasserasseln Welche Tiere koumlnnen die Kinder noch entdecken Wie bewegen sich die Tiere fort und wo genau fi nden die Maumldchen und Jungen sie

PAPIERBOOTE BAUENNur ein Blatt Papier ndash mehr braucht es nicht um ein Papierboot zu bauen Doch schwimmt es auch Welches schwimmt am besten Und wie schwimmt es von hier nach dort Braucht es Wind oder Stroumlmung reicht es zu pusten oder muumlssen die Kinder es an-schubsen Uumlberlegen Sie gemeinsam wie Papierboote am schnellsten schwimmen und veranstalten Sie einen Wettbewerb

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Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-Achtung

aufsichtigt an Gewaumlssern spielen

Nehmen Sie sich die Zeit um mit

Ihnen sicheres Verhalten am Wasser zu

uumlben Geben Sie den Kindern Hinweise

fuumlr das Einfangen und Beobachten von

Wassertieren bevor es losgeht und

versuchen Sie moumlglichst keine

bdquoSpurenldquo zu hinterlassen

ann muumlssten wir uns mit Zeichen ver-staumlndigen Fuumlr jedes Wort muumlssten wir uns ein Zeichen uumlberlegen aumlhn-

lich wie die Gebaumlrdensprache Fuumlr Men-schen die eh schon Gebaumlrdensprache sprechen waumlre es praktisch da sie dann alles verstehen wuumlrden Dann waumlre es na-tuumlrlich schlecht wenn man blind ist da blinde Menschen die Zeichen nicht sehen koumlnnen Fuumlr sie muumlssten wir uns dann et-was aus Lauten wie bdquoMmmhldquo oder aus Ge-raumluschen ausdenken

hne Sprache waumlren wir nicht das was wir sind Sprache ist eine besonders wichtige Eigenschaft des Menschen

mit einem groszligen praktischen Nutzen Sprache unterscheidet uns von allen ande-ren Lebewesen Ohne die vielen Sprachen der Welt koumlnnten sich Menschen nicht so schnell und effi zient uumlber so viele Dinge verstaumlndigen ihren Gefuumlhlen Ausdruck ver-

leihen und ihr Zusammenleben im Alltag regeln Ohne Sprache koumlnnten wir unser Wissen uumlber die Welt nicht festhalten und an andere weitergeben wir koumlnnten dieses Wissen nicht hinterfragen und verbessern wir koumlnnten nicht so viel lernen und wir koumlnnten andere nicht mit unseren Geschichten zum Lachen oder Weinen bringen

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DUR CH DIE FORSCHERBRILLE

WAS WAumlRE WENN WIR KEINE SPRACHE HAumlTTEN

Oskar 7 Jahre weiszlig eine Antwor t

Prof Dr Steinbach Universitaumlt Goumlttingen Seminar fuumlr Deutsche Philologie

EIN TUumlMPELMUSEUMNicht nur die Tiere und Pfl anzen sind be-sonders Rund um Tuumlmpel und Teich koumln-nen die Kinder jede Menge Schaumltze ent-decken Entweder sammeln sie einfach was ihnen gefaumlllt oder sie erstellen eine Sammelliste Finden sie etwas Spitzes etwas Weiches etwas Hartes oder etwas von dem sie nicht wissen was es ist Finden sie fuumlnf Steine in unterschied-licher Farbe oder vier verschiedene Blatt-formen Lassen Sie die Kinder alles in einer Box zusammentragen ndash ihrer persoumln-lichen Schatzkiste ndash und bitten Sie sie sich gegenseitig die Fundstuumlcke vorzustellen

AUS DER NAumlHE BE TRACHTE TWenn die Maumldchen und Jungen dabei vor-sichtig sind duumlrfen sie einige Tiere fangen Dafuumlr eignen sich ein Haushaltssieb oder ein Kescher am besten ein viereckiger ndash damit koumlnnen die Kinder die Tiere am Bo-den des Teiches gut erreichen Danach geben sie sie sorgsam in ein mit Wasser gefuumllltes Gefaumlszlig ndash zum Beispiel eine Schuumls-sel oder einen Topf Was sehen die Kinder Besonders viel erkennen koumlnnen sie mit Becherlupen Achten Sie darauf moumlg-lichst keine geschuumltzten Arten zu fangen wie Froumlsche Kaulquappen Libellenlarven oder Wasserspinnen

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E mma sitzt auf der Treppe vorm Haus Gerade hat Viola angerufen sie hat heute doch keine Zeit zum SpielenKeiner hat heute Zeit zum Spielen

raquoDoofer Dienstaglaquo denkt EmmaEmma wuumlnscht sich eine Freundin Eine richtige Freundin Sie stuumltzt die Ellenbogen auf die Knie und legt das Gesicht in ihre Haumlnde Schritte schlurfen heran und bleiben stehen Genau vor Emma Sie kann spuumlren dass jemand sie anschaut Sie will aber jetzt nicht angeschaut werden Zur Strafe fuumlrs Anschauen guckt sie nicht hochraquoHast du waslaquo fragt eine Stimme Es ist eine fremde StimmeEine die die Worte seltsam betont und das raquohlaquo ganz rau klingen laumlsst Emma guckt doch Es ist der kleine Junge aus dem Haus am Ende der Straszlige Er hat schwarze Haare und dunkle dunkle AugenraquoHast du waslaquo wiederholt der Junge und starrt Emma mit seinen dunklen Augen anraquoNeelaquo sagt EmmaraquoWohnst du hierlaquo fragt der Junge weiterraquoJalaquo antwortet Emma bevor sie uumlberlegen kann ob sie sich von diesem Knirps ausfragen lassen willraquoWie heiszligt rsquon dulaquoraquoEmmalaquo Schweigen raquoUnd dulaquoraquoAbdullahlaquoraquoAhalaquo

Text Kathrin RohmannIllustrationen Antje Drescher

raquoUnd was machst du jetztlaquo Abdullah zieht mit der Fuszligspitze die Fugen zwischen den Pflastersteinen nachraquoNichtslaquo sagt EmmaraquoHast du keinen zum SpielenlaquoPeng Emma spuumlrt die Hitze in ihr Gesicht schieszligen Was denkt dieser Abdu-Dings-Bums sich Natuumlrlich hat sie jemanden zum Spielen Sonst jedenfalls Immer Nur gerade heute nichtraquoKlar habe ich jemanden zum Spielenlaquo blafft Emma Abdullah anraquoMeine richtige Freundin kommt gleichlaquoraquoWas ist eine richtige Freundinlaquo Abdullahs Augenbrauen schieben sich zusammenraquoEin richtige F r e u n d i n laquo Emma zieht das Wort sehr langraquoAlso eine richtige Freundin hat immer Zeit zum Spielen und total gute Ideen Mit der ist es nie langweilig und die ist nicht sauer oder beleidigt wenn man vielleicht ein schoumlneres T-Shirt anhatlaquoraquoAhalaquo sagt Abdullah und guckt auf Emmas pinkes Hello-Lilli- T-Shirt und dann an seinem grauen Space-Rider-T-Shirt herunterraquoIch find deins echt schoumln aber das macht nichtslaquo sagt er und laumlchelt raquoIch hol mal meinen BalllaquoraquoIch hab aber gar keine Zeitlaquo murmelt Emma Dennoch bleibt sie sitzen bis Abdullah zuruumlckkommt

raquoKannste Fuszligball spielenlaquo fragt Abdullah und kickt den Ballgegen die unterste Stufe der TrepperaquoKlar kann ich daslaquo antwortet Emma und rollt die AugenEigentlich will sie sagen dass Fuszligball bloumlder Kram ist und dass sie mit Knirpsen bestimmt nicht spielt und raquoSuper dann schieszligen wir immer an den Pfosten da und der andere muss den Ball kriegen und wieder gegen den Pfosten schieszligenlaquo Abdullah schieszligt Und noch bevor der Ball vom Pfosten der Einfahrt gegenuumlber wieder abgeprallt ist steht Emma schon neben ihmDer soll nicht denken dass sie das nicht kann Beim erstenSchuss trifft sie den Pfosten beim zweiten nicht beim drittennicht aber beim vierten wieder

K UR ZGE SCHICHTE

ABDULLAH UND DIE RICHTIGE FREUNDIN

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Noch mehr toll illustrierte Vorlesegeschichten gibt es in GECKO der werbe- freien Bilderbuch-Zeitschrift fuumlr Kinder ab vier Jahren bis ins Schulalter Die Geschichte bdquoAbdullah und die richtige Freundinldquo ist in der Kinderzeit-schrift Gecko Nr 25 erschienen Mit dem Heft fuumlr Juli August 2017 feiert GECKO uumlbrigens bereits die 60 Ausgabe GECKO gibt es im Abo oder als Einzelheft auf wwwgecko-kinderzeitschriftde und im Buchhandel Kindergaumlrten und Kitas erhalten zehn Prozent Bildungsrabatt auf das Abo

Abdullah trifft immer Er stoppt den Ball und schieszligt mit der Innenseite des Fuszliges Es sieht aus als wuumlrde er den Ballschieszlig-schieben Als Abdullah nicht guckt versucht Emma anstatt mit der Fuszligspitze auch einmal genauso zu schieszligenSie trifft den Pfosten perfekt

Beim naumlchsten Schuss kommt Theo bellend um die Hausecke gesaust und beiszligt in den BallraquoOhlaquo sagt Abdullah raquodeine richtige FreundinlaquoraquoNeelaquo Emma schuumlttelt den Kopf So sehr dass ihr alle Haareins Gesicht fallen damit Abdullah nicht sieht wie rot sie wirdraquoNeelaquo sagt sie raquodas ist mein Hundlaquo

raquoMamalaquo fragt Emma beim Abendessen und legt ihr Brot zuruumlckauf den Teller raquomuumlssen Freundinnen eigentlich genauso alt seinwie man selbstlaquo Mama uumlberlegt raquoNeinlaquo sagt sie raquoich bin 38 Marie ist 36 Franzi 33 und Regina 49 Und alle sind meine FreundinnenlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoHast du Freundinnen die woandersherkommen Ich meine die auch noch eine andere SprachesprechenlaquoraquoKlarlaquo sagt Mama raquoAideen aus Irland sie spricht Englisch undDeutsch Und Marisol vom Chor kommt aus Chile Sie sprichtSpanisch und DeutschlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoAber Jungen oder Maumlnner die koumlnnen nichtrichtige Freundinnen sein oderlaquo

Mama lacht raquoNa ja vielleicht nicht Freundinnen aber Freundenatuumlrlich Olli zum Beispiel Den kenne ich schon ewig und er istein richtig guter FreundlaquoraquoAhalaquo sagt Emma und nicktraquoWarum willst du das eigentlich wissenlaquo fragt MamaraquoAchlaquo antwortet Emma raquonur solaquo

Spaumlter holt Emma ihr Gummitwistband Das haumlngt sie an einer Seite in die Zaunlatten und Emma zeigt Abdullah wie man von eins bis zehn huumlpft Abdullah hat noch nie Gummitwist ge- spielt und muss schrecklich lachen weil er sich staumlndig ver- heddert Emma muss auch lachen Aber eigentlich findet sie dass Abdullah fuumlr einen Jungen ganz schoumln gut huumlpft Vor allem weil er das noch nie gemacht hat

Irgendwann lehnen sie beide nur noch lachend und japsend am GartenzaunPloumltzlich ruft jemand laut raquoA b d u l l a hlaquoraquoTschuumlszliglaquo sagt Abdullah und flitzt davon Kurz dreht er sich noch einmal umraquoIch hab morgen Zeitlaquo ruft erraquoIch auchlaquo fluumlstert Emma

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Im Benjamin-Franklin-Village in Mannheim befindet sich eine bdquoBedarfsorientierte Erstaufnahmeeinrichtungldquo ndash die erste in Baden-Wuumlrttemberg mit einer eigenen Willkommensschule Anders als in einer Regelschule wird hier der Unterricht von ehrenamtlichen Lehrkraumlften durchgefuumlhrt Durchschnittlich vier Monate bleiben die gefluumlchteten Kinder und ihre Familien auf dem Gelaumlnde Barbara Hackbarth Trainerin und Netz-werkkoordinatorin beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo leitet eine Forscher-AG an der Willkommensschule in der sie alle 14 Tage mit gefluumlchteten Kindern zu naturwissenschaftlichen und technischen Themen forscht

GUT GEMACHT

WILLKOMMEN KLEINE FORSCHER

Wasser ist immer ein spannendes Forschungsobjekt

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Ins Gespraumlch kommenUumlber das Forschen kommt sie leicht ins Gespraumlch mit den Kindern auch wenn die Kommunikation meist mit Haumlnden und Fuumlszligen statt-findet Die Maumldchen und Jungen stammen aus vielen unterschied-lichen Laumlndern sprechen kein Deutsch und nur wenig Englisch Bildkarten helfen den Kindern rasch die Bezeichnungen fuumlr die Forschermaterialien zu lernen ndash nach der ersten Forscherstunde kennen die Kinder die englischen und deutschen Bezeichnungen fuumlr Wasser und Messbecher Pipette und Reagenzglas

Wertschaumltzung statt LeistungsdruckZurzeit besuchen rund 30 Kinder zwischen 5 und 15 Jahren den Unterricht in der Columbus-Schule Nachmittags bieten Freiwillige verschiedene AGs an Eine davon ist die Forscher-AG bdquoIch wollte mich schon lange in der Fluumlchtlingshilfe engagierenldquo sagt Barbara Hackbarth die als Netzwerkkoordinatorin fuumlr das bdquoHaus der kleinen Forscherldquo beim Suumldwestmetall-Netzwerk Rhein-Neckar arbeitet 15 Kinder besuchen regelmaumlszligig die Forscher-AG Nach den zwei Stunden sind alle ganz schoumln erledigt bdquoAber diese zwei Stun-den sind eine wunderbare Bereicherung fuumlr michldquo sagt Barbara Hackbarth Genauso wie fuumlr die Kinder bdquoSie erfahren hier Bestaumlr-kung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ih-nen dabei hier entspannt anzukommenldquoDie Maumldchen und Jungen freuen sich wenn sich jemand Zeit fuumlr sie nimmt und sich mit ihnen beschaumlftigt

bdquoEierlaufenldquo ndash mal andersWasser so Barbara Hackbarth sei ein wunderbares Element um es mit den Kindern gemeinsam zu erforschen bdquoWir haben Wasser-tropfen untersucht und herausgefunden dass Wasser andere Stoffe aufloumlsen und vermischen kann Auch im Winter bietet es sich an mit Wasser zu forschen ndash in gefrorener Form ist es so faszinierend dass die Kinder es stundenlang untersuchen und immer wieder etwas Neues entdecken Zwischendurch baue ich immer Bewegungsspiele einldquo sagt die Netzwerkkoordinatorin Zum Beispiel spielt sie mit den Kindern bdquoEierlaufenldquo ndash nur mit

GU T ZU W IS S E N

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GU T ZU W IS S E N

Wasser statt mit Eiern Die Maumldchen und Jungen werden in zwei Gruppen unterteilt Jede Gruppe hat unterschiedliche Dinge zur Verfuumlgung um das Wasser zu transportieren Glaumlser Untertassen Siebe Kellen und was sich sonst noch so findet Dann geht es darum welche Gruppe zuerst das Wasser von dem einen Eimer in den auf der gegenuumlberliegenden Seite transportieren kann

Kleine Schritte zu BeginnDie Forscher-AG ist mit den gefluumlchteten Kindern etwas anders strukturiert als sonst bdquoNormalerweise biete ich immer drei oder vier Forscherideen auf einmal an und lasse die Maumldchen und Jun-gen dann entdecken Aber diese Art des Forschens uumlberfordert die Kinder hierldquo sagt die studierte Sozialpaumldagogin Zudem setzt sie die Kinderkarten vom bdquoHaus der kleinen Forscherldquo ein So koumlnnen sich die Kinder zusaumltzlich an den Bildern orientieren und sich in-spirieren lassen Einmal habe sie mit einigen Kindern am Tisch einen Luftbal-lontransporter gebaut als sie einen Jungen bemerkte der auf dem Boden saszlig Er hatte mit Hilfe einer der Entdeckungskarten einen Faumlcher nachgebaut saszlig in Ruhe da und wedelte sich Luft zu bdquoEr hat nichts gesagt nichts gefragt Ich habe ihm nichts erklaumlrt Er hat einfach die abgebildete Forscheridee nachgebaut und den Luftzug auf sich wirken lassen Das war tollldquo

Der bdquoBildungspassldquoDen bdquoBildungspassldquo der Columbus- Schule haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Mannheim entwickelt Jedes Kind bekommt einen solchen Pass in dem seine Lehrer eintragen koumlnnen welche Themen sie behandelt haben Das koumlnnen Zah- len sein das Einmaleins oder auch geschichtliche Themen Der Pass dient dazu die Lehrerinnen und Lehrer in den aufnehmenden Kommunen uumlber den Bildungsstand des Kindes zu informieren Vor allem aber soll er die Kinder motivieren

Die WillkommensschuleDie Schulpflicht beginnt in Baden-Wuumlrt-temberg fuumlr Kinder deren Eltern einen Asylantrag stellen sechs Monate nach ihrer Ankunft Allerdings nicht schon in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes sondern erst in der Kommune die die Familien und Kinder letztlich aufnimmt Dort werden die Kinder und Jugendlichen zunaumlchst in sogenannten Vorbereitungs- und VABO-Klassen (VABO steht fuumlr Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf fuumlr Jugendliche ohne Deutschkenntnisse) in die Regelschule integriert Die Willkommensschule in Mannheim will die Luumlcke zwischen Ankunft und Schulbeginn in der Kom- mune schlieszligen

Beim Forschen wird auch die Feinmotorik geschult

bdquoSie erfahren hier Bestaumlrkung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ihnen dabei hier entspannt anzukommenldquo

Einen Bericht uumlber die Willkommens-schule finden Sie auch auf unserer Website Service-Portal Integration

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Welche Themen sind Ihnen besonders wich-tig wenn es um die Integration von Kindern in Kita Hort und Grundschule geht Beim Kita- und Schulbesuch muumlssen zu-naumlchst Zugangshuumlrden abgebaut werden Zugewanderte Eltern melden ihre Kinder deutlich seltener in einer Kita an Ihre Kin-der erhalten daher oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie fuumlr ihre sprachliche kognitive koumlrperliche psychische und soziale Ent-wicklung benoumltigen Zwar haben zugewan-derte Familien den gleichen Anspruch auf einen Kita-Platz wie einheimische doch viele sind uumlber Betreuungsangebote schlecht informiert oder es faumlllt ihnen schwer die passende Betreuung zu finden Schulpflichtige Kinder die nach Deutsch-land gefluumlchtet sind muumlssen meist deut-lich laumlnger auf einen Schulplatz warten als die europarechtlich vorgesehenen drei Mo-nate Das verlaumlngert den ohnehin schon groszligen bdquoLeerlaufldquo unnoumltig

Wo liegen aus Ihrer Sicht die Chancen und Herausforderungen im Hinblick auf eine gelungene Integration Hier geht es weniger um Chancen als um Notwendigkeiten Bundesweit hat mittler-weile mehr als jedes dritte Kind einen Migrationshintergrund Eine gelungene

GU T ZU W IS S E N

BILDUNGSPOLITISCHE S INTERVIE W

bdquoBILDUNGSEINRICHTUNGEN KOumlNNEN ALS INTEGRATIONSMOTOR WIRKENldquo

Dr Cornelia Schu ist Geschaumlftsfuumlhrerin des Sachverstaumlndigenrats deutscher Stiftun-gen fuumlr Integration und Migration Eine breite integrationspolitische Expertise hat die promovierte Germanistin als Leiterin des Themenschwerpunkts Integration bei der Stiftung Mercator gewonnen Im Interview beschreibt sie wie der Weg in die Kita fuumlr viele neu zugewanderte Familien einem Huumlrdenlauf gleicht und kritisiert deutlich die Maumlngel in der Ausbildung von Paumldagoginnen und Paumldagogen

Bildungsintegration ist somit unerlaumlsslich um auch fuumlr das weitere Leben der Kinder und Jugendlichen gute Teilhabechancen zu eroumlffnen Die groumlszligte Herausforderung be-steht darin allen Kindern moumlglichst fruumlh Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Kindertagesbetreuung zu sichern Aus un-serer Forschung wissen wir dass der Weg in die Kita besonders fuumlr neu Zugewander-te oft einem Huumlrdenlauf gleicht Vor allem die Versorgungsluumlcke fuumlr unter dreijaumlhrige Kinder muss schnell geschlossen werden Ungleiche Bildungschancen verschaumlrfen

sich zudem an den Schulen wo zugewan-derte Kinder zu oft unter sich bleiben In Groszligstaumldten lernen 70 Prozent von ihnen in Grundschulen in denen mehr als die Haumllfte der Kinder einen Migrationshinter-grund haben Hinzu kommt dass das Lehr-personal oft nur unzureichend auf den Umgang mit sprachlicher und kultureller Vielfalt vorbereitet ist Somit erhalten zu-

gewanderte Kinder oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie benoumltigen um ihre Potenziale zu entfalten

Welche Bedeutung nehmen Kita Hort und Grundschule bei der Integration gefluumlchte-ter Kinder ein Wie koumlnnen die Bildungs-einrichtungen die an sie gestellten Erwar-tungen erfuumlllenFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehen Bildungs-einrichtungen koumlnnen somit als Integrati-onsmotoren wirken Auszligerdem bieten sie den Kindern eine angstfreie Umgebung die nicht vom Fluchtkontext gepraumlgt ist Die Grundsteine die hier heute gelegt werden bilden das Fundament fuumlr die Integrations-erfolge von morgen Kitas und Schulen duumlr-fen aber mit diesem Erwartungsdruck nicht alleingelassen werden Neben Personal-zuschlaumlgen und zusaumltzlichen materiellen Zuwendungen bedarf es vor allem neuer Lehrmaterialien die auf die vielfaumlltigen Beduumlrfnisse gefluumlchteter Kinder eingehen Doch auch die Bildungseinrichtungen selbst muumlssen sich auf den Weg machen und etwa dafuumlr sorgen dass Kinder ihre

bdquoAlle angehenden paumldagogischen Fach- und Lehrkraumlfte so llten zukuumlnftig Basis-kompetenzen in Sprachbildung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller V ielfalt erwerbenldquo

GEMEINS AME LE SEEMPFEHLUNGENDER STIF TUNG bdquoHAUS DER KLEINEN FORSCHERldquo UND DER STIF TUNG LE SEN

Lane SmithDie Faumlhrte der Kinderab ca 4 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder40 Seiten Preis 1499 euro

bdquoEin Kind machte sich auf die Suche Unterwegs begeg-nete ihm die ganze Welt hellipldquo Wonach das Kind sucht wird in diesem poetischen Bilderbuch nicht naumlher benannt Die Nase neugierig nach vorn gestreckt durchwandert es verschiedene Lebensraumlume Von hohen Bergen uumlber das eisige Zuhause der Pinguine und die Tiefen des Meeres erleuchtet von farbigen Quallen bis hin zu kargen Steppen und tiefgruumlnen Dschungeln Die ungewoumlhnliche Bilderbuchreise lebt von den auszligergewoumlhnlichen Illustrationen die das Thema Vielfalt widerspiegeln und ahnen lassen wie die Welt ohne Menschen aussehen wuumlrde

Emma Levey Klara Gluck und ihre Kinderab ca 4 Jahren Verlag orell fuumlssli32 Seiten Preis 1395 euro

Der erste Band des Klara-Gluck-Abenteuers hat dem Leser die bunteste Familie vor Augen gefuumlhrt die die

Huumlhnermama sich nur wuumlnschen konnte Aus allen Eiern die sie auf ihren Reisen gesammelt hat sind die unterschiedlichsten Tiere geschluumlpft Die wollen nun alle versorgt und begluckt werden Familie ist was man draus macht Dieses Motto lebt das liebenswerte Bilderbuchhuhn so nachvollziehbar komisch und wahrhaftig vor dass nicht nur Kinder ihren Spaszlig daran haben werden Mehr Vielfalt als in der gluckigen Patchworkfamilie geht nicht und mehr vergnuumlgliches Chaos ebenso wenig

Anne C VoorhoeveWir 7 vom Reuterkiezab ca 10 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder265 Seiten Preis 1299 euro

bdquoNeukoumllln fuumlr starke Nervenldquo lautet das Thema einer Stadtteilfuumlhrung die die Freunde Pia Jonas Nesrin Kasim Finn-Ole Mustafa und Rifat fuumlr Touristen anbieten ndash ein Geschaumlftsmodell das die Clique fordert denn es bedarf einer gruumlndlichen Vorbereitung Verlust des Zuhauses durch Gentrifi zierung multi-

kulturelle Gesellschaft Patchworkfamilien In diesem unterhaltsamen Groszligstadt-roman gelingt es der Autorin vielfaumlltige Themen mit Witz Spannung und einer positiven Grundhaltung aufzubereiten

Deutschkenntnisse nicht nur in einzelnen Foumlrderstunden verbessern sondern uumlber den gesamten Tag hinweg

Wie schaumltzen Sie die Situation der paumldago-gischen Fach- und Lehrkraumlfte ein und wie koumlnnte man sie bei ihrer wichtigen Integra-tionsarbeit noch besser unterstuumltzenAn Paumldagogen werden hohe Erwartungen gestellt und viele fuumlhlen sich damit allein-gelassen Sie sollen die gestiegene Zahl junger Fluumlchtlinge und ein Vielfaches an Foumlrderbeduumlrftigen individuell unterstuumltzen doch nur ein Bruchteil der Paumldagogen fuumlhlt sich auf diese Aufgabe gut vorbereitet ndash oft weil es deutliche Maumlngel in der Ausbildung gibt Der Arbeitsalltag in sprachlich und kulturell vielfaumlltigen Klassen spielt in der Aus- und Fortbildung weiterhin nur eine Nebenrolle Dies muss sich schnellstmoumlg-lich aumlndern sonst laufen wir Gefahr die Integrationsversaumlumnisse der Vergangen-heit zu wiederholen Alle angehenden pauml-dagogischen Fach- und Lehrkraumlfte sollten zukuumlnftig Basiskompetenzen in Sprachbil-dung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller Vielfalt erwerben Dies erfordert konkrete Landesvorgaben und eine Aus- und Fortbildung die sich staumlrker am Bedarf der Praxis orientiert

Wenn Sie an Ihre Kindheit zuruumlckdenken Welchen eigenen Forscherfragen sind Sie nachgegangenIch war als Kind mehr eine Leseratte als eine bdquoForscherinldquo ndash kein Wunder dass ich spaumlter die Literaturwissenschaft als meine Forschungsdisziplin gewaumlhlt habe Aber als in der Eifel aufwachsendes Kind von Erd-kunde-Lehrern hat mich auch der Vulkanis-mus sehr fasziniert und ich wollte alles daruumlber wissen wie Maare entstehen und warum die Erde manchmal Feuer spuckt

bdquoFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehenldquo

Weitere Lese- und Medienempfehlungen zu MINT und vielen anderen Themen finden Sie auf stiftunglesende

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Naturwissenschaften und Technik

fuumlr Maumldchen und Jungen

HerausgeberStiftung Haus der kleinen ForscherClaudia Striffl er (ViSdP)Rungestr 1810179 Berlin Tel 03027 59 59-0Fax 03027 59 59-209E-Mail infohaus-der-kleinen-forscherde

ProjektleitungClaudia PetersenE-Mail claudiapetersenhaus-der-kleinen-forscherde

Verantwortliche RedakteurinJenny MoumlllerE-Mail jennymoellerhaus-der-kleinen-forscherde

RedaktionJonas BrandhorstMareike BreuerMareike MittelbachJenny MoumlllerJasemin SevenKatrin WeberTanja Zagel

Partner der Stiftung sind die Helmholtz-Gemeinschaft die Siemens Stiftung die Dietmar Hopp Stiftung und die Deutsche Telekom Stiftung Gefoumlrdert wird sie vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung

BildnachweisTitel Rawpixelcomfotolia S 1 Bettina VolkeStiftung Haus der kleinen Forscher S 4 hl-studiosthinkstock SIHK zu Hagen S 5 Michael SchmidtStiftung Haus der kleinen Forscher privat S 7 Jens JeskeStiftung Haus der kleinen Forscher S 8 Luminastocksy S12 Kindergarten Schloss Einstein S 13 LightFieldStudiosthinkstock S14-15 Ulrike Keil Stiftung Haus der kleinen Forscher S 17 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher S18-19 Kinderhaus Cheliusstraszlige S 21 privat Courant Forschungszentrum Textstrukturen Universitaumlt Goumlttingen S 24 Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 25 pyotr021thinkstock Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 26 Phil Dera S 28 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher

BezugsbedingungenDie Kitas Horte und Grundschulen die in einem lokalen Netzwerk der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv sind erhalten das Magazin 4 x jaumlhrlich kostenlos Das Magazin steht in vollem Umfang auf der Website der Stiftung wwwhaus-der-kleinen-forscherde kostenlos zum Down-load zur Verfuumlgung

Erscheinungvierteljaumlhrlich

GestaltungDiscodoener middot Stuttgart

SatzDiscodoener middot Stuttgart

Lektorat Lutz Happel

DruckBonifatius GmbHDruck ndash Buch ndash Verlag

Alle Rechte vorbehalten Nachdruck Aufnahme in elektronische Datenbanken Mailboxen sowie sonstige Vervielfaumlltigungen nur mit ausdruumlcklicher Genehmigung der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Fuumlr unverlangt eingesendetes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung uumlbernommen Die Autoren und Redakteure von bdquoForscht mitldquo recherchieren und pruumlfen jeden Artikel sorgfaumlltig auf seine inhaltliche Richtigkeit Dennoch kann es immer mal passieren dass sich Fehler in die Texte oder Bilder schleichen Wir uumlbernehmen daher keine Garantie fuumlr die Angaben

Gedruckt auf 100 PEFC-zertifi ziertem Papier

GU T ZU W IS S E N

VORSCHAU AUF DIE NAumlCHSTE AUSGABE

TITELTHEMAVON BITS UND BYTES

Vom Smartphone uumlber den Laptop bis hin zum MP3-Player ndash Kinder wachsen heute in einer Welt auf die stark digital gepraumlgt ist und sich rasend schnell weiterentwickelt Sie moumlchten sie erforschen und mitgestalten Wie funktioniert ein Roboter Was passiert wenn ich den Computer anschalte und wie kann ich Bot-schaften verschluumlsseln In der naumlchsten Ausgabe der bdquoForscht mitldquo dreht sich alles um das Thema Informatik und digitale Bildung

Es erwarten Sie viele spannende Forscherideen und Praxis- beispiele Wir zeigen wie digitale Bildung spielerisch im Alltag in Kita Hort und Grundschule integriert werden kann

Die naumlchste Ausgabe erscheint Ende November 2017

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bdquoTag der kleinen Forscherldquo 2017ZEIGST DU MIR DEINE WELT

Mehr Bilder und

Berichte unter wwwtag-der-

kleinen-forscherde

bdquoZeigst du mir deine Weltldquo lautete das Motto zum diesjaumlhrigen bdquoTag der kleinen ForscherldquoDie Sti ung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo rief zum bundesweiten Mitmachtag Kitas Horte und Grundschulen auf gemeinsam zu forschen und die Vielfalt im Alltag zu entdecken Diesem Aufruf folgten etliche Einrichtungen und feierten tolle Forscherfeste

Wie war Ihr bdquoTag der kleinen Forscherldquo Wir freuen uns auf Ihre Erlebnisse pressehaus-der-kleinen-forscherde

2018DER BUNDESWEITE KITA-WETTBEWERB ZUR AUSZEICHNUNG VON HERAUSRAGENDEN PROJEKTEN IM MINT-BEREICH

Weitere Informationen und Bewerbung unter wwwforschergeist-wettbewerbde

Ob Kuumlrbis Kugel Kohle oder Holz ndash viele Dinge machen Kinder neugierig und fuumlhren dazu dass sie Fragen stellen Fuumlr den bundesweiten Kita-Wettbewerb bdquoForschergeist 2018rdquo suchen die Deutsche Telekom Stiftung und die Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherrdquo Projekte die diese Neugier befeuert und den Forschergeist in Kindern geweckt haben gemeinsames Staunen uumlber Naturphaumlnomene spannende mathematische informatische oder technische Fragen aus dem Kita-Alltag ndash teilen Sie die Entdeckungen aus Ihrer Kita Der Wettbewerb will Ihr Engagement in diesem Bereich wuumlrdigen den Forschergeist er-halten und noch mehr Kinder und paumldagogische Fachkraumlfte fuumlr das Forschen und Entdecken begeistern Der bdquoForschergeist 2018rdquo zeichnet die besten Projekte auf Landes- und Bundesebene mit einem Preisgeld aus

Bewerbungsstart

06 September2017

Page 4: hnik DAS MAGAZIN DER STIFTUNG „HAUS DER KLEINEN … · l 1 l LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, in den vergangenen Jahren haben viele Flüchtlinge Deutschland erreicht, darunter auch

FO R S C H T MI T 3 2017

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IN H A LT

8 TITELTHEMA Alle zusammen

9 IM MORGENKREIS Ein Elefant auf dem Spinnennetz

10 IDEEN ZUM ENTDECKEN UND FORSCHEN

12 MEIN FORSCHERTIPP Best Practice aus Kita und Grundschule

14 FORSCHERBILD Tierstimmen der Welt

16 INTERVIE W bdquoEltern sollten in der Sprache ihres Herzens kommunizierenldquo

18 AUSGE ZEICHNE T Forschergeist-Projekt 2014 Kolumbien und sein Regenwald

20 ORTE ZUM FORSCHEN Forschen am Tuumlmpel

21 DUR CH DIE FORSCHERBRILLE Was waumlre wenn wir keine Sprache haumltten

22 K UR ZGE SCHICHTE Abdullah und die richtige Freundin

HAUS DER KLEINEN FORSCHER

FORSCHEN MIT KINDERN

INHALT32017

4 AK TUELLE S

6 KOPIERVORL AGE FUumlR ELTERN So bunt ndash so lecker

7 MITMACHEN Neugier gewinnt bdquoForschergeistldquo-Wettbewerb 2018

Im Interview gibt Prof Dr Ute Ritterfeld Tipps im Umgang mit Kindern beim Zweit- und Fremd-sprachenerwerb

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IN H A LT

GUT ZUWISSEN

In der Willkommensschule im Mannheimer Benjamin-Franklin-Village forschen Fluumlcht-lingskinder zu MINT-Themen

24 GUT GEMACHT Willkommen kleine Forscher

26 BILDUNGSPOLITISCHE S INTERVIE W bdquoBildungseinrichtungen koumlnnen als Integrationsmotor wirkenldquo

27 LE SE TIPP S

28 VORSCHAU AUF DIE NAumlCHSTE AUSGABE IMPRE S SUM

Noch mehr Ideen zum Forschen und Entdecken auf haus-der-kleinen-forscherde

Wie aus Wasser und Lehm ein Ofen entstehen kann fanden die Kinder vom Kindergarten Schloss Einstein heraus

FO R S C H T MI T 3 2017

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m 22 Juni 2017 feierten etwa 1000 Gaumlste gemeinsam mit mehr als 100 ehrenamtli-chen Helfern im Sauerlandpark Hemer den

bdquoTag der kleinen Forscherldquo Eingeladen hatte zum vierten Mal das Iserlohner Netzwerk bdquoKreis Junger Unternehmer ndash Netzwerk MK-Nordldquo bdquoWir freuen uns sehr dass so viele Kitas unserem Aufruf ge-folgt sindldquo sagt SIHK-Netzwerkkoordinatorin Jutta Groszlig 800 Kinder aus insgesamt 43 Kitas forschten in einem Parcours mit mehreren Statio-nen zu unterschiedlichen Themen Wie viel Zucker ist in meinem Getraumlnk Wie kann ich aus Luftbal-lons und Sand einen Staudamm bauen Wie be-wege ich mich sicher durch einen Slalom wenn ich nicht mehr die Kontrolle uumlber meine Beine habe Begleitet wurden die Kinder dabei von Stu-dierenden des Iserlohner Berufskollegs fuumlr Erzie-herinnen und Erzieher Andreacute Gatzke (WDR) be-kannt aus der bdquoSendung mit dem Elefantenldquo sorgte mit seiner Moderation auf der groszligen Buumlh-ne fuumlr gute Stimmung Fuumlr eine sichere An- und Abreise der Maumldchen und Jungen stand ein Bus-Shuttle-Service der Maumlrkischen Verkehrsge-sellschaft bereitsihkde kju-iserlohnde

A K T U E L L E S

A K T U E LLE S

GROS SES FORSCHERFEST IM SAUERL ANDPARK HEMER

Prozent houmlher ist die statistische Wahr-

scheinlichkeit spaumlter ein Gymnasium zu

besuchen wenn Kinder mit Migrationshinter-

grund bis zu ihrem dritten Lebensjahr eine Krippe besucht haben

ZAHL DES MONATS

Wie wird aus Sonnenstrahlen Strom Warum

lohnt es sich Muumlll zu trennen und was

haben Huumlhner mit Klimaschutz

zu tun Unter haus-der-kleinen-forscherde fi nden

Sie viele gute Beispiele zu Bildung

fuumlr nachhaltige Entwicklung

in Kita Hort und Grundschule

KITA-PRAXIS GRUumlN UND FAIR

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bdquoNEHMEN SIE DAS KIND SO AN WIE ES

IN DEM MOMENT ISTldquo

Stefan SchroumlderTraumapaumldagoge

ie gehe ich mit traumatischen Erfahrun-gen gefl uumlchteter Kinder um Wie mit deren Trauer und Furcht Paumldagoginnen und Paumlda-

gogen sind selten im Bereich Traumatherapie ausgebildet stehen aber bei der Arbeit mit Fluumlcht-lingskindern mitunter vor genau diesen Heraus-forderungen Am 9 September haben Sie die Chance dem Traumapaumldagogen Stefan Schroumlder Ihre Fragen zu stellen Er wird sie per Live-Video beantworten Es gibt die Moumlglichkeit nachzufragen oder in die Diskussion einzusteigen Termin Live-Interview am 992017 ab 1730 Uhr in der Facebook-Gruppe IntegrationHaus der kleinen Forscher Das Interview wird als Video spaumlter auf dem Service-Portal Integration zur Ver-fuumlgung stehen Umfrage Ihre Erfahrungen aus der praktischen Arbeit mit gefl uumlchteten Kindern in Kita Hort und Grundschule tragen zur Weiterentwicklung unseres Angebotes bei Teilen Sie deshalb bis zum 179 Ihre Tipps Anregungen und Fragen auf integrationhaus-der-kleinen-forscherde mit uns und nehmen Sie an unserer Umfrage teil Sie koumlnnen eine von zehn Uumlberraschungen fuumlr Ihre Einrichtung gewinnen

A

W

UNTERSTUumlTZUNG BEI DER PAumlDAGOGISCHEN ARBEIT MIT GEFLUumlCHTETEN KINDERN

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A K T U E LLE S

Frau Haumluszligler wie kamen Sie zum bdquoHaus der kleinen ForscherldquoIch arbeitete bereits als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TU Freiberg als eine Trainerin bzw ein Trainer gesucht wurde Die Idee Kinder fruumlh fuumlr Naturwissenschaf-ten und Technik zu begeistern fand ich genial und schon war ich dabei

Wie kann man Kinder spielerisch an natur-wissenschaft liche Themen heranfuumlhrenKinder sind ja per se neugierig Es liegt an den Erzieherinnen und Erziehern das Inte-resse zu lenken ndash wenn sie fuumlr ein Thema brennen tun die Kinder es auch

Wie sind in Ihrem Netzwerk die Erfahrungen in der Arbeit mit gefluumlchteten Kindern Kinder brauchen nicht viel um jemanden ins Spiel einzubinden Eine Herausforde-rung ist manchmal eher der Umgang mit den Eltern der gefl uumlchteten Kinder Einigen Vaumltern faumlllt es schwer Erzieherinnen als Ansprechpartner auf Augenhoumlhe zu akzep-tieren Da hilft es wenn die Kita-Leitung unterstuumltzend eingreift Toll ist wenn alle voneinander lernen koumlnnen ndash die Kinder und die Erwachsenen

K ATHRIN HAumlUSSLERDIPL-INGENIEURIN

SEIT 2008 TRAINERIN BEIM

bdquoHAUS DER KLEINEN

FORSCHERldquo SEIT 2016

KOORDINATORIN DES

NETZWERKS bdquoKLEINE

FORSCHER AN DER TU

BERGAKADEMIE

FREIBERGldquo

Gesta tten

SEIT 2008 TRAINERIN BEIM

ehr als 50 Kitas Horte und Grundschulen wurden im Rahmen der Sachsengala am 12 Juni 2017 als bdquoHaus der kleinen Forscherldquo zerti-fi ziert Ihre paumldagogischen Fachkraumlfte bilden sich regelmaumlszligig im

MINT-Bereich fort ndash Entdecken und Forschen sind bei ihnen fester Bestandteil im Alltag Wie auch in den Vorjahren wuumlrdigte Brunhild Kurth Saumlchsische Staatsministerin fuumlr Kultus die Verleihung der Zertifi kate im Verkehrsmuseum Dresden mit ihrem Besuch bdquoBei den Kitas und Horten sind wir Spitze Jetzt ist es wichtig dass wir noch mehr Grundschullehrkraumlfte fuumlr die Bildungsin-halte des sbquoHauses der kleinen Forscherlsquo gewinnenldquo betonte die Ministerin bdquoKitas werden zu Orten des entdeckenden forschenden Lernens ndash Kinder koumlnnen auf diese Weise eigene Antworten fi nden und Selbstvertrauen erlan-gen Das ist fuumlr uns der Schluumlssel um langfristig den Herausforderungen einer komplexen Welt erfolgreich begegnen zu koumlnnenldquo erklaumlrte Dr Ute Gallmeier vom bdquoHaus der kleinen Forscherldquo

GROS SE SACHSENGAL A UumlBER 50 EINRICH-TUNGEN FEIERLICH ZERTIFIZIERT

VOM KLASSENZIMMER ZUR NOBELPREISTRAumlGERTAGUNG

Als eine von 21 ausgewaumlhlten Paumldagoginnen und Paumldagogen nahm Dr Uta Wiest-Ladenburger am bdquoTeaching Spiritldquo der 67 Nobelpreistraumlgertagung in Lindau (Bodensee) teil Sie traf dort Ende Juni auf 30 Chemie-Nobelpreis-traumlgerinnen und -traumlger sowie 400 Nachwuchstalente aus aller Welt Uumlber-zeugt hatte die promovierte Immunologin und ausgebildete Paumldagogin das Kuratorium mit ihrem umfangreichen und auszligerordentlichen Engagement bdquoEs ist wichtig junge Talente schon fruumlh fuumlr die Wissenschaft zu begeisternldquo betont sie Wiest-Ladenburger unterrichtet an der Matthias-Erzberger-Schu-le in Biberach angehende Erzieherinnen und Erzieher im Bereich MINT-Fruumlh-foumlrderung Fuumlr das bdquoHaus der kleinen Forscherldquo ist sie seit 2008 als Trainerin im Netzwerk der Industrie- und Handelskammer Ulm aktiv wwwlindau-nobelorgde

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FO R S C H T MI T 3 2017

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Sicherheitshinweis Lassen Sie Kinder nie unbe-

aufsichtigt mit scharfen Gegen-staumlnden oder elektrischen Geraumlten hantieren Sprechen Sie mit ihnen uumlber moumlgliche Gefahren und wie

man sie vermeiden kann

F Uuml R E LT E R N

KOPIERVORL AGE

SO BUNT ndash SO LECKER

Das wird gebrauchtFuumlr ein leckeres buntes bdquoAmpeleisldquo brau-chen Sie verschiedenfarbige Obstsorten ndash zum Beispiel Kirschen Erdbeeren Pfir-siche Aprikosen Bananen und Kiwis Es sollte mindestens jeweils eine rote eine gelbe und eine gruumlne Obstsorte dabei sein Sie benoumltigen drei Schuumlsseln ein Messer zum Schaumllen ein Brettchen eine Gabel oder einen Puumlrierstab und Eisfoumlrmchen Los gehtrsquos Untersuchen Sie gemeinsam mit den Kin-dern das Obst Koumlnnen sie die Sorten be-nennen Wachsen alle Sorten dort wo die Kinder leben Woher kommt das Obst das wir im Supermarkt kaufen und schmecken ihnen die Fruumlchte Als Naumlchstes bereiten Sie das Obst vor indem Sie es schaumllen entkernen und klein schneiden Geben Sie es nach Farben getrennt in die drei Schuumls-seln und puumlrieren bzw zerdruumlcken Sie es Lassen Sie die Maumldchen und Jungen nun das rote Fruchtmus in das unterste Drittel der Eisfoumlrmchen geben Als Naumlchstes muss der Deckel befestigt werden damit sich in der Mitte ein Loch fuumlr den Eisstil bildet Koumlnnen die Kinder das schon allein Nun kommen die Foumlrmchen in den Eisschrank Nach einer Stunde koumlnnen die Kinder nach-sehen Ist die rote Schicht schon gefroren Genauso machen Sie es mit der gelben und der gruumlnen Schicht Benoumltigen die verschie-denen Obstsorten unterschiedlich lange um einzufrieren Wie lange dauert es bis das ganze Eis fest ist Wenn das Eis nicht einfach aus den Foumlrmchen herausgleitet hilft es sie kurz in warmes Wasser zu tau-chen Guten Appetit

HintergrundIn europaumlischen Supermaumlrkten fi nden sich das ganze Jahr uumlber alle moumlglichen Obst-sorten Urspruumlnglich waren jedoch die meisten Fruumlchte nur in bestimmten Regio-nen zu Hause Sauerkirsche und Erdbeere sind Beispiele fuumlr Obstsorten die auf der gesamten Nordhalbkugel angebaut wer-den auch in Deutschland Pfi rsiche moumlgen es warm Sie wachsen vor allem in China Italien Spanien Griechenland oder der Tuumlrkei Aumlhnlich geht es den Aprikosen die auch in Pakistan Syrien Algerien und dem Iran wachsen Die Banane gilt als die suumld-amerikanische Frucht schlechthin ndash dabei stammt sie urspruumlnglich aus Suumldostasien

Wie man Eis zum Schmelzen bringen kann und was dabei passiert koumlnnen Sie gemeinsam mit den Kindern herausfinden Unter haus-der-kleinen-forscherdepraxisanregungen fi nden Sie viele span-nende Ideen zum Entdecken und Forschen mit Wasser

Liebe E lternwenn es drauszligen schoumln warm ist freuen sich Groszlig und Klein uumlber eine kuumlhle Erfrischung Haben Ihre Kinder schon einmal ausprobiert Eis selbst zu machen Wo gibt es uumlberall Eis und wie entsteht es

Mitte des 16 Jahrhunderts gelangte sie als Reiseproviant spanischer oder portugie-sischer Seefahrer in die Karibik und nach Suumldamerika Die deutsche bdquoBananenpre-miereldquo fand im Jahr 1892 statt Die Kiwi legt meist einen weiten Weg zuruumlck bevor sie hier in den Regalen zu fi nden ist Sie wird uumlberwiegend in China Italien Neusee-land Chile Griechenland Frankreich und im Iran angebaut

uumlber moumlgliche Gefahren und wie man sie vermeiden kann

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Was ist Ihr schoumlnstes Kita-Projekt Waren Sie auf Entdeckungstour auf einer Sommerwiese haben Sie mit Licht und Schatten gespielt oder verruumlckte Bauwerke entworfen Haben Sie die Kinder immer wieder ermutigt ihrer Neugier freien Lauf zu lassen Dann machen Sie mit und bewerben Sie sich fuumlr den bdquoForschergeist 2018ldquo

Wir suchen Aktionen bei denen Maumldchen und Jungen ihre Forscherfreude ausleben und Neues entdecken konnten Der bdquoForschergeist 2018ldquo praumlmiert be-sonders gut gelungene Kita-Projekte aus den Bildungsbereichen Mathematik Infor-matik Naturwissenschaften und Technik Es geht um die Fragen der Kinder um span-nende Beobachtungen und gemeinsam gefundene Loumlsungen

bdquoMein Opa war ein MaulwurfldquoMit dem bdquoForschergeist 2018ldquo werden be-reits zum vierten Mal vorbildliche Kita-Projekte ausgezeichnet Schon die bishe-rigen Wettbewerbsrunden haben gezeigt mit wie viel Einfallsreichtum und Dynamik paumldagogische Fachkraumlfte die Entdeckungs-freude ihrer Kinder staumlrken So machten

MITMACHEN

NEUGIER GEWINNTbdquoFORSCHERGEISTldquo-WETTBEWERB 2018 ndash BEWERBEN SIE SICH MIT IHREM MINT-PROJEKT

in der vergangenen Wettbewerbsrunde Projekte aus verschiedensten Themen-bereichen das Rennen darunter bdquoMalen mit Naturfarbenldquo bdquoWo kommt der helle Punkt an der Wand herldquo oder auch bdquoMein Opa war ein Maulwurf ndash der Bergbau im Revier die Arbeit und das Leben eines Bergmannesldquo

Uumlber den bdquoForschergeistldquoDer bdquoForschergeistldquo ist ein bundesweiter Kita-Wettbewerb der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Gesucht und praumlmiert werden herausragende Projekte die Maumldchen und Jungen fuumlr die Welt der Mathematik Infor-matik Naturwissenschaften oder Technik begeistert haben Die ausgezeichneten Projekte werden dokumentiert und ver-

So koumlnnen Sie mitmachenBewerbungszeitraum 06092017 bis 31012018Alle Informationen unter forschergeist-wettbewerbde

oumlff entlicht damit sie als gute Beispiele auch andere Fachkraumlfte fuumlr das Forschen und Entdecken in der Kita begeistern Die Wettbewerbs-Doku von 2016 fi nden Sie unter forschergeist-wettbewerbde

In der Wettbewerbsrunde 2016 wurden 16 Landes- und 5 Bundessieger sowie 3 Sonderpreistraumlger mit dem bdquoForschergeistldquo praumlmiert

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Wie erkenne ich dass ein Kind traumatisiert ist und an wen kann ich mich in dem Fall wenden Wie kann ich mich mit den Eltern verstaumlndigen Wenn es um gefl uumlchtete Kinder in Kita Hort und Grundschule geht stehen

paumldagogische Fach- und Lehrkraumlfte vor einigen Herausforderungen Gleichzeitig gibt es viel Spannendes und Neues zu entdecken denn die Kinder und ihre Familien bringen Einfl uumlsse aus aller Welt mit in die Gruppen und Klassen

Gemeinsam koumlnnen alle dazu beitragen Fluumlchtlingskindern das Ankommen zu erleichtern

Gibt es Lebensmittel oder Gerichte die die Kinder noch nie zuvor gesehen ge-schmeckt oder selbst zubereitet haben Wie entsteht Eis und schmeckt es uumlberall auf der Welt gleich Welche Lieder kennen die Kinder die sowohl auf Deutsch als auch in anderen Sprachen gesungen wer-den An einem Ort an dem man die Spra-che nicht spricht hilft es alle Sinne einzu-

setzen um sich mit seiner Umwelt vertraut zu machen Bei einer Schatzsuche der besonderen Art gelangen die Kinder durch Riechen Schmecken und Fuumlhlen an ihr Ziel Eine Sandburg zu bauen ist immer eine spannende Herausforderung die mit wenig Worten funktioniert und zudem gro-szligen Spaszlig macht Dabei koumlnnen die Kinder einiges herausfi nden zum Beispiel warum

nasser Sand besser klebt als trockener und welcher Sand sich am besten zum Kuchen-backen eignet Wussten die Kinder dass auch Tiere in verschiedenen Teilen der Welt unterschiedliche Sprachen sprechen Er-mutigen Sie die Maumldchen und Jungen ihre Umwelt aufmerksam zu beobachten Dinge auszuprobieren und dabei spielerisch von-einander zu lernen

TITELTHEMA ALLE ZUS AMMEN

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Ein Interview mit Fredrik Vahle fi nden Sie auf dem Service-Portal IntegrationCopyright Songtext Aktive Musik Verlagsgesellschaft mbH Dortmund aktive-musikde

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

IM MORGENKREIS

EIN ELEFANT AUF DEM SPINNENNETZ

Kinder lernen Sprachen am besten wenn sie dabei Spaszlig haben Gemeinsames Singen ist eine gute Moumlglichkeit spielerisch neue Woumlrter zu lernen Fragen Sie die Kinder welche Lieder sie kennen und moumlgen Wer moumlchte ein Lied vorsingen In welcher Sprache singen die Maumldchen und Jungen Wie houmlrt sich die Melodie an und wie die Sprache Die Kinder in einer Gruppe oder Klasse koumlnnen Liedtexte und Melodien voneinander lernen ndash und damit Einblicke in verschie-dene Sprachen bekommen Uumlberlegen Sie gemeinsam mit den Kindern wie viele verschiedene Sprachen in der Gruppe gespro-chen werden Nehmen Sie ein Lied das die Maumldchen und Jungen in der Gruppe oder Klasse gern singen und uumlbersetzen Sie es in verschiedene Sprachen Die Uumlbersetzungen koumlnnen die Kinder

auch gemeinsam mit den Eltern zu Hause vorbereiten und dann den anderen Kindern vortragen Oder Sie laden die Eltern ein und uumlben das Lied mit den unterschiedlichen Texten gemeinsam Im Internet fi nden sich einige Liedtexte die bereits in zahlreiche Sprachen uumlbersetzt wurden zum Beispiel das Lied bdquoEin Elefant auf dem Spinnennetzldquo von Fredrik Vahle Das Lied koumlnnen Sie auch mit Fingeruumlbungen oder einem Bewegungsspiel verbinden Dann lernt es sich gleich noch mal so gut

verschiedene Sprachen Die Uumlbersetzungen koumlnnen die Kinder

auf DeutschbdquoEin E lefant ja der balancierteauf einem Spinnen- Spinnennetz Da riefen sie Hussa es haumlltIch hole meine Freundinmeinen Freund jetzt

und auf Tuumlrkischbdquo tane fil sallaniyor lardioumlruumlmcek bir oumlruumlmcek agindabagiriyor ladi Yasasin saglamgetirelim da ldquo

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Bei der Schatzsuche suchen die Kinder fuumlnf verschie-dene Stationen Dazu benoumltigen sie alle Sinne An der fuumlnften Station fi nden die Kinder einen Schatz

Fuumlr die Schatzsuche benoumltigen Sie ein Foto von einem Gegenstand aus der Umgebung ein Riechdoumlschen etwas das sich gut anfuumlhlt ein Geraumlusch zum Abspielen (z B mit einem MP3-Player) den Schatz etwas Leckeres zu essen

Bevor es losgeht besprechen Sie in der Gruppe die fuumlnf Sinne und stimmen die Kinder auf die Sinnes-Schatzsuche ein Welche Sinne gibt es und welche Organe sind fuumlr die Wahrnehmung verschie-dener Eindruumlcke zustaumlndig Starten Sie mit einem Foto von etwas das die Kinder kennen und sehen koumlnnen An dem Ort der auf dem Foto abgebildet ist fi nden die Kinder einen Hinweis der sie zum naumlchsten Fundort leitet Als Naumlchstes koumlnnten sie zum Beispiel ein Riechdoumlschen fi nden Erkennen die Kinder den Geruch wieder Wissen sie wo und was sie suchen muumlssen Im Garten koumlnnten dies zum Beispiel Blaumltter einer Pfl anze sein die sehr intensiv riechen In der Naumlhe der Pfl anze liegt etwas das sich besonders gut anfuumlhlt Doch wie ist der Hinweis zu verstehen Weist die weiche Wolle auf das Schaff ell auf dem Sofa hin oder der Ast auf den dicken Baum im Hof Dort fi nden die Kinder schlieszliglich ein Geraumlusch Entweder ist es eine Aufnahme die abgespielt wird oder eine Dose mit Inhalt die ein bestimmtes Geraumlusch erzeugt Houmlren die Kinder um welches Geraumlusch es sich handelt Koumlnnen sie erahnen wo sie als Naumlchstes suchen sollen Am Ort ange-kommen wartet der dort versteckte Schatz etwas Essbares das typisch ist fuumlr die Laumlnder aus denen die Familien der Kinder kommen Und ndash schmeckt es allen

Kinder erleben Sprache wenn sie etwas gemeinsam mit allen Sinnen erfahren zum Beispiel beim altersgemaumlszligen Spiel beim Suchen und Finden oder beim Essen Bei der bdquoSchatzsuche mit allen Sinnenldquo kommen alle diese Aspekte zusammen

Organisieren Sie gemeinsam mit den Kindern eine Schatzsuche ndash mit oder ohne Karte Je nach Alter der Kinder und Gruppenzusammensetzung koumlnnen Sie die Hinweise unterschiedlich gestalten

IDEEN ZUM ENTDECKEN UND FORSCHEN

SCHATZSUCHE MIT ALLEN SINNEN

Mehr zum Thema bdquoSprechanlaumlsse im Alltag schaffenldquo fi nden Sie auf der Website integrationhaus-der-kleinen-forscherde

Die Kinder koumlnnen ihre eigene Schatzkarte erstel-len ndash je nach Interesse uumlber alle Sinne (wie bei der Kita beschrieben) oder ganz klassisch als

Landkarte Teilen Sie die Klasse vorher in kleinere Gruppen und lassen Sie die Karten dann austauschen Wird der Schatz gefun-den Besprechen Sie nach der Schatzsuche Wie unterscheiden sich die Karten voneinander Wie sieht es mit dem Raumverstaumlnd-nis der Kinder aus Woran orientieren sie sich und was erscheint ihnen wichtig Auch in der Grundschule koumlnnen Leckereien aus aller Herren Laumlnder als Schatz winken

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Drauszligen in der Natur gibt es viel zu entdecken und Gelegenheiten sich uumlber das Gesehene und Erleb-te auszutauschen Etwas ganz Elementares ist zum

Beispiel der Boden auf dem wir gehen Ermutigen Sie die Kinder sich den Boden genau anzuschauen Die Kinder koumlnnen eine Bo-denprobe aus dem Garten dem Sandkasten und dem Blumenbeet nehmen und die Erde mit den Fingern untersuchen Wie fuumlhlt sich der Boden an Wie riecht er Ist er feucht oder trocken Bleiben Bodenstuumlckchen zwischen den Fingerrillen zuruumlck wenn die Kin-der die Erde zwischen den Fingern verreiben Nun koumlnnen die Kinder die Bodenproben miteinander vergleichen Fuumlhlen sich die Bodenproben unterschiedlich an Wie sehen sie aus Nehmen Sie zwei Blumentoumlpfe mit Loch im Boden Dann fuumlllen Sie einen der Toumlpfe mit Erde und den anderen mit Sand Damit Erde und Sand nicht gleich durch das Loch im Topf rieseln legen Sie uumlber beide

Loumlcher ein Stuumlck durchlaumlssigen Stoff Lassen Sie beim Befuumlllen oben ein wenig Platz Was passiert wenn man Wasser in die Blu-mentoumlpfe gieszligt Welcher Boden haumllt das Wasser besser Und was bedeutet das fuumlr die Pfl anzen die darin wachsen

Kieselsteine

grober Sand

feiner Sand

Filtertuumlte

geklaumlrtes Wasser

Toben schaukeln und Sandburgen bauen Wenn das Wetter schoumln ist freuen sich viele Kinder auf den Spiel-platz Doch wenn es lange nicht geregnet hat ist der

Sand im Sandkasten trocken Die Kinder merken schnell Damit koumlnnen sie nicht gut bauen Erst durch die Zugabe von Wasser

bdquoklebenldquo die Sandkoumlrner aneinander und lassen sich formen Aber warum ist das so Wasserbruumlcken zwischen den Koumlrnern verleihen dem Sand Form und Stabilitaumlt Lassen Sie die Kinder Wasser zum

Sand geben und beobachten Was passiert wenn die Kinder ganz wenig und was wenn sie viel Wasser zum Sand geben Wie fuumlhlt sich der Sand an Wie sieht er aus und welche Struktur hat er Dann kann der Sandburgenbau starten Wenn die Burg steht koumln-nen die Maumldchen und Jungen sie verzieren indem sie einzelne Stuumlcke aus den Tuumlrmen heraus- und Muster einarbeiten Eine Spruumlhfl asche hilft um die entstehende Sandburg beim Bauen immer gleichmaumlszligig feucht zu halten

BAUMEISTER

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

S AUBERMACHER

BODENFORSCHER

Wie wird dreckiges Wasser wieder sauber ndash zum Beispiel wenn Sand Erde oder Blaumltter ins Wasser gefallen sind Na klar in einer Klaumlranlage Die koumlnnen Sie mit den Kin-

dern gemeinsam bauen Nehmen Sie vier groszlige Joghurtbecher und stechen Sie in die Boumlden der Becher einige Loumlcher Dann fuumlllen die Kinder einen Becher halbvoll mit feinem Sand einen mit grobem Sand einen mit Kieselsteinen und in einen Becher kommt eine Kaf-feefi ltertuumlte Jetzt werden die Becher ineinandergestellt ndash ganz nach unten gehoumlrt der Becher mit dem Filter darauf der mit dem feinen Sand dann der mit dem groben Sand und schlieszliglich ganz oben der Becher mit den Kieselsteinen Um Schmutzwasser herzustellen vermischen die Kinder Wasser mit Erde Sand und Blaumlttern Die Kin-der fuumlllen das Schmutzwasser in den oberen Becher Langsam sickert das Wasser durch die verschiedenen Filter Dabei bleibt in jedem Becher etwas Schmutz zuruumlck Am Ende tropft das Wasser in ein Einweckglas Ist es jetzt sauber Und was passiert wenn man das Wasser zweimal durchlaufen laumlsst Wie sauber wird das Wasser

IDEEN ZUM ENTDECKEN UND FORSCHEN

WASSER SAND UND ERDE GIBT ES UumlBERALL

Wussten Sie Fuumlr viele Menschen ist die Natur ein Ort um Kraft zu tanken In der Natur koumlnnen Kinder spielen und kreativ sein riechen fuumlhlen lauschen und ganz einfach bdquoseinldquo Der direkte Kontakt mit der Natur kann Fluumlchtlingskindern dabei helfen sich sicher und vertraut zu fuumlhlenAuf der Website haus-der-kleinen-forscherde fi nden Sie viele Ideen zum Forschen und Staunen rund um die Themen Boden und Wasser

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MEIN FORSCHERTIPP K ITA

MUT ZUM MATSCH EIN OFEN AUS LEHM

Worum ging es bei dem Projekt Wir haben 2016 einen Anbau be-kommen In der Baugrube haben

die Kinder gleich die unterschiedlichen Erdschichten bemerkt und waren faszi-niert Also haben wir die Erde untersucht und erforscht Dabei haben wir Ton und Lehm gefunden und gesehen dass man mit diesem Material nicht nur matschen sondern auch wunderbar bauen kann Das Interesse der Kinder hat uns motiviert eine Lehmbaustelle einzurichten und einen Lehmofen zu bauen Der Lehmofen ist in-

zwischen zu einem Treffpunkt geworden an dem regelmaumlszligig gemeinsam mit den Eltern Brot gebacken wird Einige Familien mit Migrations- oder Fluchthintergrund be-richteten dass in ihrer Heimat auch heute noch solche Lehmoumlfen zum Brotbacken dienen Sie wussten wie die Oumlfen genutzt werden und wie das Brot gut gelingt

Was haben Sie benoumltigt und wie lange haben Sie geforscht Eigentlich nur Lehm Wasser und Matsch-sachen fuumlr die Kinder Um den Matsch aus den Raumlumen zu halten haben wir eine

bdquoMatschschleuseldquo eingerichtet in der sich die Kinder die Gummistiefel und Regenho-sen ausziehen konnten Zusaumltzlich zu un-serem Lehmaushub haben wir Lehmpulver im Internet bestellt Fuumlr den Lehmofen haben wir als Unterkonstruktion noch ei-nige Ziegelsteine verwendet ndash man kann so einen Ofen aber auch ebenerdig auf-

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stellen Wir haben uns den Luxus erlaubt und vier Schamottsteine im Backraum ver-legt damit die Brote auf reinem Stein ge-backen werden

Was haben Sie herausgefunden Waumlhrend eine Gruppe von Kindern zusam-men mit Erwachsenen an dem Lehmofen baute starteten einige Kinder ihre eigenen Projekte auf der Lehmbaustelle Sie koch-ten sozusagen ihr eigenes bdquoLehmsuumlpp-chenldquo oder bauten Burgen Schwimmbauml-der oder Haumluser Fuumlr das Dach des Ofens haben wir letztlich nicht die Technik mit Holz und Kaninchendraht angewandt wie sie in einigen Buumlchern beschrieben ist sondern eine die die Kinder erfunden ha-ben Sie hatten naumlmlich herausgefunden dass Sand den Lehm stuumltzt als sie daraus Daumlcher und Rundungen formten Am naumlchsten Tag als der Lehm getrocknet war holten sie den Sand heraus So wurde auch das Dach des Ofens gebaut Die Kin-der hatten die perfekte Loumlsung gefunden

Was hat gut oder nicht so gut geklappt Die Menge an Matsch und die Begeiste-rung der Kinder ohne Ruumlcksicht auf ihre Kleidung und Umgebung hat uns anfangs ziemlich uumlberrascht Gelohnt hat es sich trotzdem Wir konnten auf diese Weise einige Familien mit Fluchthintergrund in den Kita-Alltag einbinden Sie und andere Eltern brachten ihre Expertise ein und kommen nun regelmaumlszligig auch zu Back- aktionen Das ist ein guter Weg gemein-sam den Kita-Alltag zu gestalten

Mit Lehm laumlsst sich einiges anstellen ndash zum Beispiel auch jonglieren

Kindergarten Schloss E insteinANSPRECHPARTNERIN

Dagmar Schlinkbaumlumer (Kita-Leiterin)

ORT

Iserlohn Nordrhein-Westfalen

KINDER

80 Kinder 1 ndash 6 Jahre

HAUS DER KLEINEN FORSCHER

Seit 2011 beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv 2014 zertifiziert und 2016 rezertifiziert

Kinder an den Matsch ndash dass die Haumlnde sauber bleiben ist beim Lehmbau unwahrscheinlich

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MEIN FORSCHERTIPP GRUNDSCHULE

DEUTSCH LERNEN MIT FORSCHERIDEEN

Worum ging esIn der StaumldteRegion Aachen werden fuumlr Schuumllerinnen

und Schuumller mit geringen Deutschkennt-nissen Deutsch-Intensivkurse angeboten Bis zu 15 Kindern werden jahrgangsuumlber-greifend die grundlegenden Kenntnisse der deutschen Sprache vermittelt Seit Anfang 2016 besucht bdquoHaus der kleinen Forscherldquo-Trainerin Lea Erkens einmal im Halbjahr die Deutsch-Intensivklassen und forscht mit den Kindern Ziel ist es den Kindern sowohl Naturwissenschaften und Technik als auch die deutsche Sprache spielerisch naumlherzubringen Dabei werden auch Sozialkompetenz Feinmotorik und das Selbstbewusstsein der Kinder gestaumlrkt

Was haben Sie benoumltigt und wie lange ha-ben Sie geforscht Zunaumlchst galt es das Konzept von Deutsch als Zweitsprache und den Ansatz des bdquoHau-ses der kleinen Forscherldquo zu kombinieren Die Forscherideen orientieren sich dabei an Unterrichtsinhalten und greifen die The-men Farben Pfl anzen Koumlrper und Ernaumlh-rung auf Fuumlr das Lernen der Sprache wird

die Methodik von Deutsch als Zweitsprache genutzt Neue Begriff e werden mit Wortkar-ten eingefuumlhrt und durch haumlufi ges Wieder-holen waumlhrend des Workshops gefestigt Eigens fuumlr das Projekt wurde ein Forscher-buch entwickelt in dem die Kinder ihre Ergebnisse festhalten Sie fi nden darin auszligerdem Wortlisten Schreibuumlbungen und Bastelvorlagen fuumlr zu Hause

Was haben Sie herausgefunden Taumlgliche Rituale wie der Morgenkreis bei dem zum Beispiel uumlber das Wetter oder die Zahl des Tages gesprochen wird sind fuumlr die Fluumlchtlingskinder besonders wichtig da sie Sicherheit und Orientierung geben Daher sind diese Rituale auch Bestandteil des Workshops Die unterschiedlichen Sprach-niveaus in den Klassen sind eine Herausfor-derung fuumlr die Lernbegleitung ndash die Kinder die ganz neu sind gehen gemeinsam in eine Klasse mit denen die bereits laumlnger dabei sind Es ist also wichtig Forscher-ideen zu fi nden bei denen die Kinder weder unter- noch uumlberfordert werden Auszligerdem ist es wichtig den Kindern beim Forschen und Entdecken Hilfestellung anzubieten

Gehoumlrt Forschen auch in Ihrer Kita Ihrem Hort oder Ihrer Grundschule zum Alltag Dann lassen Sie sich zertifi zieren Informationen zum Zertifi zierungsverfahren und das Bewerbungsportal fi nden Sie unter haus-der-kleinen-forscherde in der Rubrik bdquoZertifizierungldquo

Was hat gut oder nicht so gut geklappt Die Teamarbeit der Klassenlehrerinnen und -lehrer mit der Trainerin funktioniert so-wohl bei der Durchfuumlhrung des Workshops als auch bei der Konzepterstellung sehr gut Anfangs gestaltete es sich schwierig das passende Sprachniveau fuumlr das For-scherbuch zu fi nden Bemerkenswert ist der Zusammenhalt in den Schuumllergruppen Die Kinder helfen sich gegenseitig Man houmlrt nie bdquoEy bist du doofldquo sondern eher bdquoSchau mal das geht soldquo

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

ANSPRECHPARTNERIN

Lea Erkens (Trainerin bdquoHaus der kleinen Forscherldquo)

ORT

StaumldteRegion Aachen Nordrhein-Westfalen

KINDER

In den Jahren 2016 und 2017 haben bis jetzt 420 Kinder an zehn Grundschulen in der StaumldteRegion Aachen teilgenommen

Die Umsetzung

der Forscher-Workshops in

den Deutsch-Intensivkursen wird

unterstuumltzt durch das Bildungsbuumlro

der StaumldteRegion Aachen und den

Bildungsengel eV ndash eine Initiative die sich

fuumlr Chancengerechtigkeit durch bessere

Bildung in allen Bildungsstufen einsetzt

Ein Video zum Sprachlernprojekt in der

StaumldteRegion Aachen fi nden Sie unter

integrationhaus-der-kleinen-

forscherde

Die Kinder halten ihre Ergebnisse in einem Forscherheft fest

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TIERSTIMMEN DER WELTProf Derek Abbott Director of the Centre for Biomedical Engineering an der Universitaumlt Adelaide hat zusammengetragen wie Menschen uumlberall auf der Welt unterschiedliche Tiergeraumlusche benennen

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Ein Hund bellt eine Katze miaut und ein Hahn

kraumlht Aber ist das uumlberall auf der Welt so

Oder sprechen Tiere in anderen Laumlndern andere

Sprachen Das tun die Tiere zwar nicht

aber wir Menschen houmlren Tiersprachen mit-

unter sehr verschieden In Deutschland

macht der Hund bdquowau wauldquo in Groszligbritannien

bdquobow wowldquo und in der Tuumlrkei bdquohav havldquo

Und wie sieht es mit den anderen Tieren auf

der Weltkarte aus Wissen die Maumldchen

und Jungen welche Laute die Tiere in Deutsch-

land machen und wie diese in anderen

Laumlndern klingen

Prof Derek Abbott Director of the Centre for Biomedical Engineering an der Universitaumlt Adelaide hat zusammengetragen wie Menschen uumlberall auf der Welt unterschiedliche Tiergeraumlusche benennen

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Haben Sie ein BeispielWenn das Kind sagt bdquoDa Autoldquo und der Vater den Satz richtig wiederholt bdquoJa da ist ein Autoldquo sind das ganz wichtige intuitive Lehrstrategien Wenn ich das als Vater oder Mutter aber in einer Sprache versuche die ich selbst nicht beherrsche werde ich deut-lich weniger korrigieren und kommentieren und manchmal regel-recht verstummen weil mir der richtige Ausdruck oder die richtige Form fehlt Ich kann damit auch nicht mehr frei auf die Impulse und Gefuumlhle des Kindes reagieren sondern bin eingeschraumlnkt Das kann auch die emotionale Beziehung zum Kind schwaumlchen Eltern muumlssen mit ihren Kindern in der bdquoSprache ihres Herzensldquo kommunizieren koumlnnen um ihre einzigartige und vertrauensvolle Beziehung nicht zu stoumlren

Lernen Kita-Kinder eine neue Sprache anders als Grundschul-kinder Generell gilt Je juumlnger die Kinder desto schneller und leichter lernen sie eine Sprache Bis zum dritten Lebensjahr werden zwei Sprachen parallel etwa so gut und schnell erworben wie bei einem einsprachig aufwachsenden Kind Danach haumlngt es davon ab wann die zweite Sprache dazukommt und wie Qualitaumlt und Quan-titaumlt des Sprachangebots beschaff en sind Wenn ein Kind vor dem zehnten Lebensjahr eine Sprache lernt kann es sich auch dem

INTERVIE W

bdquoELTERN SOLLTEN IN DER SPRACHE IHRES HERZENS KOMMUNIZIERENldquo

Wie lernen Kinder eine Sprache Welche Unterschiede muumlssen paumldagogische Fach- und Lehrkraumlfte im Hinblick auf das Alter des Kindes beachten Die Kommunikationsfor-scherin Prof Dr Ute Ritterfeld gibt Tipps zur Unterstuumltzung von Kindern beim Zweit- und Fremdspracherwerb

Eine Ihrer 13 goldenen Regeln sowohl fuumlr Kita- als auch fuumlr Grundschulkinder lautet bdquoKeine Sprachverboteldquo Was meinen Sie damitWir wollen verhindern dass die paumldagogischen Fach- und Lehr-kraumlfte gefl uumlchteten Eltern empfehlen zu Hause um jeden Preis Deutsch zu sprechen Das hat mehrere Gruumlnde Zum einen kann das menschliche Gehirn ganz hervorragend zwei Sprachen be-waumlltigen Zum anderen reicht der Input durch Kindergarten Schule Medien und Freunde in der Regel aus um Deutsch zu lernen Man sollte den Eltern nicht raten zu Hause in einer Sprache mit dem Kind zu sprechen die sie selbst noch nicht richtig be-herrschen Denn Kinder lernen eine Sprache auch indem Eltern sie korrigieren und Informationen hinzufuumlgen

Die ExpertinProf Dr Ute Ritterfeld ist seit 2010 Leiterin des Fachgebiets bdquoSprache und Kommunikationldquo an der Technischen Universitaumlt Dortmund Zwei ihrer Forschungsschwerpunkte sind fruumlher Spracherwerb und Mehrsprachigkeit

Die bdquo13 goldenen Regeln zur Sprach-foumlrderung mit heimatvertriebenen Kindern ohne Deutschkenntnisse in unseren Kitas und Grundschulenldquo von Prof Dr Ute Ritterfeld und Prof Dr Sandra Niebuhr-Siebert fi nden Sie im Internet unter sktu-dortmundde im Bereich bdquoMaterialienldquo Dort gibt es auch weitere Informationen und Hand-reichungen sowie eigens produzierte zweisprachige Houmlrspiele zum Download

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Klang und dem Rhythmus problemlos anpassen wenn es zuvor eine andere Sprache gesprochen hat Es entwickelt dann keinen Akzent Ungefaumlhr ab zehn Jahren setzt bei vielen Kindern die Her-kunftssprache dem Deutschen einen houmlrbaren Stempel auf Man houmlrt dann einen Akzent Dieser bleibt oft auch dann noch erhalten wenn der Wortschatz hervorragend entwickelt ist und die Gram-matik fehlerfrei beherrscht wird Wir sprechen dann auch nicht mehr von Zweitsprach- sondern von Fremdspracherwerb

Welche Ruumlckschluumlsse fuumlr den paumldagogischen Alltag ergeben sich darausIm Vorschulalter verfuumlgen die Kinder in der Regel noch uumlber gute Strategien quasi nebenbei eine Sprache zu lernen Das Sprach-lernziel muss deswegen nicht im Mittelpunkt stehen Kinder eig-nen sich eine neue Sprache vorwiegend spielerisch an weil sie sich mit anderen austauschen wollen Welches Mittel zur Kommunikation die Kinder auch waumlhlen schaumltzen Sie es wert Die Kommunikation steht im Vordergrund nicht das Lernen der Sprache So legen Sie behutsam eine Basis die die Kinder dann nach und nach mit Sprache fuumlllen werden Bei Grundschulkindern ist das schon ein wenig anders Die Kinder

wissen genau dass man von ihnen erwartet Deutsch zu lernen und mit dieser Sprache dem Schulunterricht zu folgen Ihr Sprach- erwerb ist damit gesteuerter und nicht so unbewusst wie im Kita-Alter Die Kinder lernen also sowohl nebenbei als auch ganz bewusst Als Lehrerinnen oder Lehrer passen Sie die Komplexitaumlt Ihres eigenen Sprachgebrauchs dann meist ganz automatisch an das Niveau der Kinder an Das ist ein wichtiger und richtiger Schritt Sie sollten zudem versuchen den Kindern moumlglichst viele Hilfen anzubieten mit denen die Aufgabenstellungen auch non-verbal so eindeutig wie moumlglich werden Das gelingt anhand von konkreten Objekten Gesten Bildern oder Videos Zeigen Sie auf die Dinge uumlber die Sie sprechen Und vor allem Haben Sie selbst Spaszlig an diesen Sprachlehr-Lern-Abenteuern mit Kindern aus ei-nem anderen Kulturkreis Denn Kinder koumlnnen problemlos zwei oder gar mehr Sprachen parallel lernen und benutzen

Kinder lernen Sprachen am besten spielerisch

Das Interview mit Prof Dr Ute Ritterfeld ist auch online zu finden im Service-Portal Integration

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Wo genau liegt eigentlich Kolumbien Welche Tiere leben dort und welche Sprache sprechen die Menschen Ein Praktikant aus Suumldamerika brachte die Kinder vom Kinderhaus Chelius-straszlige in Mannheim auf die Idee zu unterschiedlichen Kul-turen und Lebensweisen zu forschen und sich nebenbei mit Nachhaltigkeitsfragen zu beschaumlftigen Das Projekt wurde im Wettbewerb bdquoForschergeist 2014ldquo der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo als Landessieger nominiert

FORSCHERGEIST-PRO JEK T

KOLUMBIEN UND SEIN REGENWALD

Kinderhaus Cheliusstraszlige ANSPRECHPARTNERIN

Gabriele Kessler (Kita-Leiterin)

ORT

Mannheim Baden-Wuumlrttemberg

KINDER

100 Kinder 0 ndash 6 Jahre

HAUS DER KLEINEN FORSCHER

Seit 2010 beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv 2016 zum dritten Mal zertifi ziert

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Forschergeist-Projekt des Monats

Der bdquoForschergeistldquo ist ein bundesweiter Kita-Wettbewerb der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Gesucht und praumlmiert werden herausragende Projekte die Maumldchen und Jungen fuumlr die Welt der Mathematik Infor- matik Naturwissenschaften oder Technik begeistert haben

Weitere spannende Informationen und Details zum bdquoForschergeistldquo-Wettbewerb erhalten Sie unter forschergeist-wett- bewerbde

er neue Praktikant war fuumlr die Maumldchen und Jungen des Kinderhauses Cheliusstraszlige sehr spannend Sein Deutsch war noch recht gebrochen so dass sie manchmal Schwie-

rigkeiten hatten ihn zu verstehen Dafuumlr konnte er eine fremde Sprache sprechen ndash Spanisch Die Kinder begannen Fragen zu seiner Sprache und seinem Heimatland Kolumbien zu stellen In den Gespraumlchen stellte sich heraus dass Kolumbien ganz schoumln weit weg ist und in den Regenwaumlldern leben dort jede Menge interessanter Pflanzen und Tiere Als die Kinder im nahe gelegenen Tropenhaus auf Schlangen Piranhas und Krokodile trafen und houmlrten dass diese in Kolumbien in Freiheit leben wurde die Neu-gier so groszlig dass ein Projekt daraus entstand Dreimal pro Woche bdquoreistenldquo die Maumldchen und Jungen fuumlr eine Stunde in den suumld- amerikanischen Regenwald lernten Tiere und Pflanzen kennen erforschten den Wasserkreislauf kochten kolumbianische Gerich-te sprachen uumlber indigene Voumllker und Umweltschutz und schoumlpf-ten eigenes Papier um Holz zu sparen Eine Handpuppe die Ameise bdquoHormigaldquo begleitete die Kin-der auf allen Reisen und erklaumlrte ihnen den Regenwald Die Maumld-chen und Jungen ahmten einzelne Tiere nach verglichen die Ei-genschaften verschiedener Holzarten pflanzten eine Ananas und meisterten einen Bewegungsparcours auf dem sie von Stein zu Stein uumlber einen Fluss mit Krokodilen sprangen und uumlber umge-fallene Baumstaumlmme balancierten Daruumlber hinaus machten sich die Kinder Gedanken was sie selbst tun koumlnnen um den Regen-wald vor Abholzung zu schuumltzen Sie baten alle darum im Wasch- raum sparsam mit Papierhandtuumlchern zu sein Altpapier getrennt zu sammeln und Brote nur duumlnn mit Nuss-Nougat-Creme zu bestreichen ndash denn in dem leckeren Brotaufstrich ist Palmoumll ent-halten fuumlr dessen Anbau der Regenwald weichen muss Nach jedem einzelnen Projektschritt gestalteten die Maumldchen und Jungen Plakate oder Wandzeitungen mit Fotos und Informa-tionen fuumlr die anderen Kinder und die Eltern Daruumlber hinaus malten sie ein groszliges Abbild des Regenwalds im Vergleich zu

D einem Hochhaus in den Flur des Kinderhauses Fuumlr die paumldago-gischen Fachkraumlfte war es faszinierend zu sehen wie dieses Pro-jekt nach und nach die gesamte Kita durchzog Immer wieder houmlrten sie in Gespraumlchen dass das Thema auch bei Kindern die nicht teilnahmen praumlsent war und fuumlr Interesse sorgte Zum Abschluss veranstalteten die Maumldchen und Jungen einen Elternnachmittag bei dem sie Bilder von einzelnen Projekt- schritten zeigten Lieder sangen einen Tanz auffuumlhrten die fuumlr sie interessantesten Versuche praumlsentierten und einen kolum- bianischen Imbiss zubereiteten Die Kinder konnten bei dem Projekt ihre interkulturellen Kom-petenzen weiterentwickeln Durch die vertiefte Beschaumlftigung mit dem Lebensraum Regenwald erarbeiteten sie sich biologisches Wissen und legten auszligerdem besonderes Augenmerk auf Um- weltschutz und Fragen der Nachhaltigkeit Sie lernten dabei aus ihrem Wissen Konsequenzen fuumlr ihre Handlungen zu ziehen

Im Bewegungsparcours uumlbten die Kinde durch Dickicht zu kriechen und Fluumlsse zu uumlberqueren

Im Dschungel leben jede Menge spannender Tiere und Pflanzen

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Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-

aufsichtigt an Gewaumlssern spielen

Nehmen Sie sich die Zeit um mit

Ihnen sicheres Verhalten am Wasser zu

uumlben Geben Sie den Kindern Hinweise

fuumlr das Einfangen und Beobachten von

Wassertieren bevor es losgeht und

versuchen Sie moumlglichst keine

bdquoSpurenldquo zu hinterlassen

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ORTE ZUM FORSCHEN

FORSCHEN AM TUumlMPELOb Teich oder Tuumlmpel ndash Gewaumlsser laden nicht nur zum Planschen ein sie sind auch spannende Forscherorte

an denen Maumldchen und Jungen allerhand erkunden koumlnnen Besonders im Sommer lohnt sich fuumlr entdeckungsfreudige Forschergeister ein Spaziergang in die Natur um Tiere und Pflanzen zu beobachten

VIELFALT AN TEICH UND TUumlMPELIn Teichen und Tuumlmpeln ist das Wasser meist nicht tief so dass das Sonnenlicht bis zum Boden dringt und die Pfl anzen uumlppig wachsen Die fl achen Gewaumlsser sind reich an Naumlhrstoff en und bieten vie-len Tieren ideale Lebensbedingungen Welche Tiere und Pfl anzen koumlnnen die Kinder entdecken Koumlnnen sie die ver-schiedenen Arten benennen Bitten Sie die Kinder behutsam zu sein um scheue Tiere nicht zu verjagen

WAS FUumlR TIERE SIND DASKoumlnnen die Kinder die Tiere benennen die sie sehen In Teichen und Tuumlmpeln leben nicht nur Froumlsche Libellen und Fische Am Ufer hausen die Larven vom Gelbrandkaumlfer Wasserskorpion und Ruumlckenschwimmer In den Pfl anzen verstecken sich Libellen und Koumlcherfl iegen Im Wasser tummeln sich um Aumlste und Steine herum Schnecken Plattwuumlrmer und Wasserasseln Welche Tiere koumlnnen die Kinder noch entdecken Wie bewegen sich die Tiere fort und wo genau fi nden die Maumldchen und Jungen sie

PAPIERBOOTE BAUENNur ein Blatt Papier ndash mehr braucht es nicht um ein Papierboot zu bauen Doch schwimmt es auch Welches schwimmt am besten Und wie schwimmt es von hier nach dort Braucht es Wind oder Stroumlmung reicht es zu pusten oder muumlssen die Kinder es an-schubsen Uumlberlegen Sie gemeinsam wie Papierboote am schnellsten schwimmen und veranstalten Sie einen Wettbewerb

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Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-Achtung

aufsichtigt an Gewaumlssern spielen

Nehmen Sie sich die Zeit um mit

Ihnen sicheres Verhalten am Wasser zu

uumlben Geben Sie den Kindern Hinweise

fuumlr das Einfangen und Beobachten von

Wassertieren bevor es losgeht und

versuchen Sie moumlglichst keine

bdquoSpurenldquo zu hinterlassen

ann muumlssten wir uns mit Zeichen ver-staumlndigen Fuumlr jedes Wort muumlssten wir uns ein Zeichen uumlberlegen aumlhn-

lich wie die Gebaumlrdensprache Fuumlr Men-schen die eh schon Gebaumlrdensprache sprechen waumlre es praktisch da sie dann alles verstehen wuumlrden Dann waumlre es na-tuumlrlich schlecht wenn man blind ist da blinde Menschen die Zeichen nicht sehen koumlnnen Fuumlr sie muumlssten wir uns dann et-was aus Lauten wie bdquoMmmhldquo oder aus Ge-raumluschen ausdenken

hne Sprache waumlren wir nicht das was wir sind Sprache ist eine besonders wichtige Eigenschaft des Menschen

mit einem groszligen praktischen Nutzen Sprache unterscheidet uns von allen ande-ren Lebewesen Ohne die vielen Sprachen der Welt koumlnnten sich Menschen nicht so schnell und effi zient uumlber so viele Dinge verstaumlndigen ihren Gefuumlhlen Ausdruck ver-

leihen und ihr Zusammenleben im Alltag regeln Ohne Sprache koumlnnten wir unser Wissen uumlber die Welt nicht festhalten und an andere weitergeben wir koumlnnten dieses Wissen nicht hinterfragen und verbessern wir koumlnnten nicht so viel lernen und wir koumlnnten andere nicht mit unseren Geschichten zum Lachen oder Weinen bringen

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DUR CH DIE FORSCHERBRILLE

WAS WAumlRE WENN WIR KEINE SPRACHE HAumlTTEN

Oskar 7 Jahre weiszlig eine Antwor t

Prof Dr Steinbach Universitaumlt Goumlttingen Seminar fuumlr Deutsche Philologie

EIN TUumlMPELMUSEUMNicht nur die Tiere und Pfl anzen sind be-sonders Rund um Tuumlmpel und Teich koumln-nen die Kinder jede Menge Schaumltze ent-decken Entweder sammeln sie einfach was ihnen gefaumlllt oder sie erstellen eine Sammelliste Finden sie etwas Spitzes etwas Weiches etwas Hartes oder etwas von dem sie nicht wissen was es ist Finden sie fuumlnf Steine in unterschied-licher Farbe oder vier verschiedene Blatt-formen Lassen Sie die Kinder alles in einer Box zusammentragen ndash ihrer persoumln-lichen Schatzkiste ndash und bitten Sie sie sich gegenseitig die Fundstuumlcke vorzustellen

AUS DER NAumlHE BE TRACHTE TWenn die Maumldchen und Jungen dabei vor-sichtig sind duumlrfen sie einige Tiere fangen Dafuumlr eignen sich ein Haushaltssieb oder ein Kescher am besten ein viereckiger ndash damit koumlnnen die Kinder die Tiere am Bo-den des Teiches gut erreichen Danach geben sie sie sorgsam in ein mit Wasser gefuumllltes Gefaumlszlig ndash zum Beispiel eine Schuumls-sel oder einen Topf Was sehen die Kinder Besonders viel erkennen koumlnnen sie mit Becherlupen Achten Sie darauf moumlg-lichst keine geschuumltzten Arten zu fangen wie Froumlsche Kaulquappen Libellenlarven oder Wasserspinnen

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E mma sitzt auf der Treppe vorm Haus Gerade hat Viola angerufen sie hat heute doch keine Zeit zum SpielenKeiner hat heute Zeit zum Spielen

raquoDoofer Dienstaglaquo denkt EmmaEmma wuumlnscht sich eine Freundin Eine richtige Freundin Sie stuumltzt die Ellenbogen auf die Knie und legt das Gesicht in ihre Haumlnde Schritte schlurfen heran und bleiben stehen Genau vor Emma Sie kann spuumlren dass jemand sie anschaut Sie will aber jetzt nicht angeschaut werden Zur Strafe fuumlrs Anschauen guckt sie nicht hochraquoHast du waslaquo fragt eine Stimme Es ist eine fremde StimmeEine die die Worte seltsam betont und das raquohlaquo ganz rau klingen laumlsst Emma guckt doch Es ist der kleine Junge aus dem Haus am Ende der Straszlige Er hat schwarze Haare und dunkle dunkle AugenraquoHast du waslaquo wiederholt der Junge und starrt Emma mit seinen dunklen Augen anraquoNeelaquo sagt EmmaraquoWohnst du hierlaquo fragt der Junge weiterraquoJalaquo antwortet Emma bevor sie uumlberlegen kann ob sie sich von diesem Knirps ausfragen lassen willraquoWie heiszligt rsquon dulaquoraquoEmmalaquo Schweigen raquoUnd dulaquoraquoAbdullahlaquoraquoAhalaquo

Text Kathrin RohmannIllustrationen Antje Drescher

raquoUnd was machst du jetztlaquo Abdullah zieht mit der Fuszligspitze die Fugen zwischen den Pflastersteinen nachraquoNichtslaquo sagt EmmaraquoHast du keinen zum SpielenlaquoPeng Emma spuumlrt die Hitze in ihr Gesicht schieszligen Was denkt dieser Abdu-Dings-Bums sich Natuumlrlich hat sie jemanden zum Spielen Sonst jedenfalls Immer Nur gerade heute nichtraquoKlar habe ich jemanden zum Spielenlaquo blafft Emma Abdullah anraquoMeine richtige Freundin kommt gleichlaquoraquoWas ist eine richtige Freundinlaquo Abdullahs Augenbrauen schieben sich zusammenraquoEin richtige F r e u n d i n laquo Emma zieht das Wort sehr langraquoAlso eine richtige Freundin hat immer Zeit zum Spielen und total gute Ideen Mit der ist es nie langweilig und die ist nicht sauer oder beleidigt wenn man vielleicht ein schoumlneres T-Shirt anhatlaquoraquoAhalaquo sagt Abdullah und guckt auf Emmas pinkes Hello-Lilli- T-Shirt und dann an seinem grauen Space-Rider-T-Shirt herunterraquoIch find deins echt schoumln aber das macht nichtslaquo sagt er und laumlchelt raquoIch hol mal meinen BalllaquoraquoIch hab aber gar keine Zeitlaquo murmelt Emma Dennoch bleibt sie sitzen bis Abdullah zuruumlckkommt

raquoKannste Fuszligball spielenlaquo fragt Abdullah und kickt den Ballgegen die unterste Stufe der TrepperaquoKlar kann ich daslaquo antwortet Emma und rollt die AugenEigentlich will sie sagen dass Fuszligball bloumlder Kram ist und dass sie mit Knirpsen bestimmt nicht spielt und raquoSuper dann schieszligen wir immer an den Pfosten da und der andere muss den Ball kriegen und wieder gegen den Pfosten schieszligenlaquo Abdullah schieszligt Und noch bevor der Ball vom Pfosten der Einfahrt gegenuumlber wieder abgeprallt ist steht Emma schon neben ihmDer soll nicht denken dass sie das nicht kann Beim erstenSchuss trifft sie den Pfosten beim zweiten nicht beim drittennicht aber beim vierten wieder

K UR ZGE SCHICHTE

ABDULLAH UND DIE RICHTIGE FREUNDIN

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Noch mehr toll illustrierte Vorlesegeschichten gibt es in GECKO der werbe- freien Bilderbuch-Zeitschrift fuumlr Kinder ab vier Jahren bis ins Schulalter Die Geschichte bdquoAbdullah und die richtige Freundinldquo ist in der Kinderzeit-schrift Gecko Nr 25 erschienen Mit dem Heft fuumlr Juli August 2017 feiert GECKO uumlbrigens bereits die 60 Ausgabe GECKO gibt es im Abo oder als Einzelheft auf wwwgecko-kinderzeitschriftde und im Buchhandel Kindergaumlrten und Kitas erhalten zehn Prozent Bildungsrabatt auf das Abo

Abdullah trifft immer Er stoppt den Ball und schieszligt mit der Innenseite des Fuszliges Es sieht aus als wuumlrde er den Ballschieszlig-schieben Als Abdullah nicht guckt versucht Emma anstatt mit der Fuszligspitze auch einmal genauso zu schieszligenSie trifft den Pfosten perfekt

Beim naumlchsten Schuss kommt Theo bellend um die Hausecke gesaust und beiszligt in den BallraquoOhlaquo sagt Abdullah raquodeine richtige FreundinlaquoraquoNeelaquo Emma schuumlttelt den Kopf So sehr dass ihr alle Haareins Gesicht fallen damit Abdullah nicht sieht wie rot sie wirdraquoNeelaquo sagt sie raquodas ist mein Hundlaquo

raquoMamalaquo fragt Emma beim Abendessen und legt ihr Brot zuruumlckauf den Teller raquomuumlssen Freundinnen eigentlich genauso alt seinwie man selbstlaquo Mama uumlberlegt raquoNeinlaquo sagt sie raquoich bin 38 Marie ist 36 Franzi 33 und Regina 49 Und alle sind meine FreundinnenlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoHast du Freundinnen die woandersherkommen Ich meine die auch noch eine andere SprachesprechenlaquoraquoKlarlaquo sagt Mama raquoAideen aus Irland sie spricht Englisch undDeutsch Und Marisol vom Chor kommt aus Chile Sie sprichtSpanisch und DeutschlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoAber Jungen oder Maumlnner die koumlnnen nichtrichtige Freundinnen sein oderlaquo

Mama lacht raquoNa ja vielleicht nicht Freundinnen aber Freundenatuumlrlich Olli zum Beispiel Den kenne ich schon ewig und er istein richtig guter FreundlaquoraquoAhalaquo sagt Emma und nicktraquoWarum willst du das eigentlich wissenlaquo fragt MamaraquoAchlaquo antwortet Emma raquonur solaquo

Spaumlter holt Emma ihr Gummitwistband Das haumlngt sie an einer Seite in die Zaunlatten und Emma zeigt Abdullah wie man von eins bis zehn huumlpft Abdullah hat noch nie Gummitwist ge- spielt und muss schrecklich lachen weil er sich staumlndig ver- heddert Emma muss auch lachen Aber eigentlich findet sie dass Abdullah fuumlr einen Jungen ganz schoumln gut huumlpft Vor allem weil er das noch nie gemacht hat

Irgendwann lehnen sie beide nur noch lachend und japsend am GartenzaunPloumltzlich ruft jemand laut raquoA b d u l l a hlaquoraquoTschuumlszliglaquo sagt Abdullah und flitzt davon Kurz dreht er sich noch einmal umraquoIch hab morgen Zeitlaquo ruft erraquoIch auchlaquo fluumlstert Emma

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Im Benjamin-Franklin-Village in Mannheim befindet sich eine bdquoBedarfsorientierte Erstaufnahmeeinrichtungldquo ndash die erste in Baden-Wuumlrttemberg mit einer eigenen Willkommensschule Anders als in einer Regelschule wird hier der Unterricht von ehrenamtlichen Lehrkraumlften durchgefuumlhrt Durchschnittlich vier Monate bleiben die gefluumlchteten Kinder und ihre Familien auf dem Gelaumlnde Barbara Hackbarth Trainerin und Netz-werkkoordinatorin beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo leitet eine Forscher-AG an der Willkommensschule in der sie alle 14 Tage mit gefluumlchteten Kindern zu naturwissenschaftlichen und technischen Themen forscht

GUT GEMACHT

WILLKOMMEN KLEINE FORSCHER

Wasser ist immer ein spannendes Forschungsobjekt

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Ins Gespraumlch kommenUumlber das Forschen kommt sie leicht ins Gespraumlch mit den Kindern auch wenn die Kommunikation meist mit Haumlnden und Fuumlszligen statt-findet Die Maumldchen und Jungen stammen aus vielen unterschied-lichen Laumlndern sprechen kein Deutsch und nur wenig Englisch Bildkarten helfen den Kindern rasch die Bezeichnungen fuumlr die Forschermaterialien zu lernen ndash nach der ersten Forscherstunde kennen die Kinder die englischen und deutschen Bezeichnungen fuumlr Wasser und Messbecher Pipette und Reagenzglas

Wertschaumltzung statt LeistungsdruckZurzeit besuchen rund 30 Kinder zwischen 5 und 15 Jahren den Unterricht in der Columbus-Schule Nachmittags bieten Freiwillige verschiedene AGs an Eine davon ist die Forscher-AG bdquoIch wollte mich schon lange in der Fluumlchtlingshilfe engagierenldquo sagt Barbara Hackbarth die als Netzwerkkoordinatorin fuumlr das bdquoHaus der kleinen Forscherldquo beim Suumldwestmetall-Netzwerk Rhein-Neckar arbeitet 15 Kinder besuchen regelmaumlszligig die Forscher-AG Nach den zwei Stunden sind alle ganz schoumln erledigt bdquoAber diese zwei Stun-den sind eine wunderbare Bereicherung fuumlr michldquo sagt Barbara Hackbarth Genauso wie fuumlr die Kinder bdquoSie erfahren hier Bestaumlr-kung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ih-nen dabei hier entspannt anzukommenldquoDie Maumldchen und Jungen freuen sich wenn sich jemand Zeit fuumlr sie nimmt und sich mit ihnen beschaumlftigt

bdquoEierlaufenldquo ndash mal andersWasser so Barbara Hackbarth sei ein wunderbares Element um es mit den Kindern gemeinsam zu erforschen bdquoWir haben Wasser-tropfen untersucht und herausgefunden dass Wasser andere Stoffe aufloumlsen und vermischen kann Auch im Winter bietet es sich an mit Wasser zu forschen ndash in gefrorener Form ist es so faszinierend dass die Kinder es stundenlang untersuchen und immer wieder etwas Neues entdecken Zwischendurch baue ich immer Bewegungsspiele einldquo sagt die Netzwerkkoordinatorin Zum Beispiel spielt sie mit den Kindern bdquoEierlaufenldquo ndash nur mit

GU T ZU W IS S E N

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Wasser statt mit Eiern Die Maumldchen und Jungen werden in zwei Gruppen unterteilt Jede Gruppe hat unterschiedliche Dinge zur Verfuumlgung um das Wasser zu transportieren Glaumlser Untertassen Siebe Kellen und was sich sonst noch so findet Dann geht es darum welche Gruppe zuerst das Wasser von dem einen Eimer in den auf der gegenuumlberliegenden Seite transportieren kann

Kleine Schritte zu BeginnDie Forscher-AG ist mit den gefluumlchteten Kindern etwas anders strukturiert als sonst bdquoNormalerweise biete ich immer drei oder vier Forscherideen auf einmal an und lasse die Maumldchen und Jun-gen dann entdecken Aber diese Art des Forschens uumlberfordert die Kinder hierldquo sagt die studierte Sozialpaumldagogin Zudem setzt sie die Kinderkarten vom bdquoHaus der kleinen Forscherldquo ein So koumlnnen sich die Kinder zusaumltzlich an den Bildern orientieren und sich in-spirieren lassen Einmal habe sie mit einigen Kindern am Tisch einen Luftbal-lontransporter gebaut als sie einen Jungen bemerkte der auf dem Boden saszlig Er hatte mit Hilfe einer der Entdeckungskarten einen Faumlcher nachgebaut saszlig in Ruhe da und wedelte sich Luft zu bdquoEr hat nichts gesagt nichts gefragt Ich habe ihm nichts erklaumlrt Er hat einfach die abgebildete Forscheridee nachgebaut und den Luftzug auf sich wirken lassen Das war tollldquo

Der bdquoBildungspassldquoDen bdquoBildungspassldquo der Columbus- Schule haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Mannheim entwickelt Jedes Kind bekommt einen solchen Pass in dem seine Lehrer eintragen koumlnnen welche Themen sie behandelt haben Das koumlnnen Zah- len sein das Einmaleins oder auch geschichtliche Themen Der Pass dient dazu die Lehrerinnen und Lehrer in den aufnehmenden Kommunen uumlber den Bildungsstand des Kindes zu informieren Vor allem aber soll er die Kinder motivieren

Die WillkommensschuleDie Schulpflicht beginnt in Baden-Wuumlrt-temberg fuumlr Kinder deren Eltern einen Asylantrag stellen sechs Monate nach ihrer Ankunft Allerdings nicht schon in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes sondern erst in der Kommune die die Familien und Kinder letztlich aufnimmt Dort werden die Kinder und Jugendlichen zunaumlchst in sogenannten Vorbereitungs- und VABO-Klassen (VABO steht fuumlr Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf fuumlr Jugendliche ohne Deutschkenntnisse) in die Regelschule integriert Die Willkommensschule in Mannheim will die Luumlcke zwischen Ankunft und Schulbeginn in der Kom- mune schlieszligen

Beim Forschen wird auch die Feinmotorik geschult

bdquoSie erfahren hier Bestaumlrkung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ihnen dabei hier entspannt anzukommenldquo

Einen Bericht uumlber die Willkommens-schule finden Sie auch auf unserer Website Service-Portal Integration

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Welche Themen sind Ihnen besonders wich-tig wenn es um die Integration von Kindern in Kita Hort und Grundschule geht Beim Kita- und Schulbesuch muumlssen zu-naumlchst Zugangshuumlrden abgebaut werden Zugewanderte Eltern melden ihre Kinder deutlich seltener in einer Kita an Ihre Kin-der erhalten daher oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie fuumlr ihre sprachliche kognitive koumlrperliche psychische und soziale Ent-wicklung benoumltigen Zwar haben zugewan-derte Familien den gleichen Anspruch auf einen Kita-Platz wie einheimische doch viele sind uumlber Betreuungsangebote schlecht informiert oder es faumlllt ihnen schwer die passende Betreuung zu finden Schulpflichtige Kinder die nach Deutsch-land gefluumlchtet sind muumlssen meist deut-lich laumlnger auf einen Schulplatz warten als die europarechtlich vorgesehenen drei Mo-nate Das verlaumlngert den ohnehin schon groszligen bdquoLeerlaufldquo unnoumltig

Wo liegen aus Ihrer Sicht die Chancen und Herausforderungen im Hinblick auf eine gelungene Integration Hier geht es weniger um Chancen als um Notwendigkeiten Bundesweit hat mittler-weile mehr als jedes dritte Kind einen Migrationshintergrund Eine gelungene

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BILDUNGSPOLITISCHE S INTERVIE W

bdquoBILDUNGSEINRICHTUNGEN KOumlNNEN ALS INTEGRATIONSMOTOR WIRKENldquo

Dr Cornelia Schu ist Geschaumlftsfuumlhrerin des Sachverstaumlndigenrats deutscher Stiftun-gen fuumlr Integration und Migration Eine breite integrationspolitische Expertise hat die promovierte Germanistin als Leiterin des Themenschwerpunkts Integration bei der Stiftung Mercator gewonnen Im Interview beschreibt sie wie der Weg in die Kita fuumlr viele neu zugewanderte Familien einem Huumlrdenlauf gleicht und kritisiert deutlich die Maumlngel in der Ausbildung von Paumldagoginnen und Paumldagogen

Bildungsintegration ist somit unerlaumlsslich um auch fuumlr das weitere Leben der Kinder und Jugendlichen gute Teilhabechancen zu eroumlffnen Die groumlszligte Herausforderung be-steht darin allen Kindern moumlglichst fruumlh Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Kindertagesbetreuung zu sichern Aus un-serer Forschung wissen wir dass der Weg in die Kita besonders fuumlr neu Zugewander-te oft einem Huumlrdenlauf gleicht Vor allem die Versorgungsluumlcke fuumlr unter dreijaumlhrige Kinder muss schnell geschlossen werden Ungleiche Bildungschancen verschaumlrfen

sich zudem an den Schulen wo zugewan-derte Kinder zu oft unter sich bleiben In Groszligstaumldten lernen 70 Prozent von ihnen in Grundschulen in denen mehr als die Haumllfte der Kinder einen Migrationshinter-grund haben Hinzu kommt dass das Lehr-personal oft nur unzureichend auf den Umgang mit sprachlicher und kultureller Vielfalt vorbereitet ist Somit erhalten zu-

gewanderte Kinder oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie benoumltigen um ihre Potenziale zu entfalten

Welche Bedeutung nehmen Kita Hort und Grundschule bei der Integration gefluumlchte-ter Kinder ein Wie koumlnnen die Bildungs-einrichtungen die an sie gestellten Erwar-tungen erfuumlllenFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehen Bildungs-einrichtungen koumlnnen somit als Integrati-onsmotoren wirken Auszligerdem bieten sie den Kindern eine angstfreie Umgebung die nicht vom Fluchtkontext gepraumlgt ist Die Grundsteine die hier heute gelegt werden bilden das Fundament fuumlr die Integrations-erfolge von morgen Kitas und Schulen duumlr-fen aber mit diesem Erwartungsdruck nicht alleingelassen werden Neben Personal-zuschlaumlgen und zusaumltzlichen materiellen Zuwendungen bedarf es vor allem neuer Lehrmaterialien die auf die vielfaumlltigen Beduumlrfnisse gefluumlchteter Kinder eingehen Doch auch die Bildungseinrichtungen selbst muumlssen sich auf den Weg machen und etwa dafuumlr sorgen dass Kinder ihre

bdquoAlle angehenden paumldagogischen Fach- und Lehrkraumlfte so llten zukuumlnftig Basis-kompetenzen in Sprachbildung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller V ielfalt erwerbenldquo

GEMEINS AME LE SEEMPFEHLUNGENDER STIF TUNG bdquoHAUS DER KLEINEN FORSCHERldquo UND DER STIF TUNG LE SEN

Lane SmithDie Faumlhrte der Kinderab ca 4 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder40 Seiten Preis 1499 euro

bdquoEin Kind machte sich auf die Suche Unterwegs begeg-nete ihm die ganze Welt hellipldquo Wonach das Kind sucht wird in diesem poetischen Bilderbuch nicht naumlher benannt Die Nase neugierig nach vorn gestreckt durchwandert es verschiedene Lebensraumlume Von hohen Bergen uumlber das eisige Zuhause der Pinguine und die Tiefen des Meeres erleuchtet von farbigen Quallen bis hin zu kargen Steppen und tiefgruumlnen Dschungeln Die ungewoumlhnliche Bilderbuchreise lebt von den auszligergewoumlhnlichen Illustrationen die das Thema Vielfalt widerspiegeln und ahnen lassen wie die Welt ohne Menschen aussehen wuumlrde

Emma Levey Klara Gluck und ihre Kinderab ca 4 Jahren Verlag orell fuumlssli32 Seiten Preis 1395 euro

Der erste Band des Klara-Gluck-Abenteuers hat dem Leser die bunteste Familie vor Augen gefuumlhrt die die

Huumlhnermama sich nur wuumlnschen konnte Aus allen Eiern die sie auf ihren Reisen gesammelt hat sind die unterschiedlichsten Tiere geschluumlpft Die wollen nun alle versorgt und begluckt werden Familie ist was man draus macht Dieses Motto lebt das liebenswerte Bilderbuchhuhn so nachvollziehbar komisch und wahrhaftig vor dass nicht nur Kinder ihren Spaszlig daran haben werden Mehr Vielfalt als in der gluckigen Patchworkfamilie geht nicht und mehr vergnuumlgliches Chaos ebenso wenig

Anne C VoorhoeveWir 7 vom Reuterkiezab ca 10 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder265 Seiten Preis 1299 euro

bdquoNeukoumllln fuumlr starke Nervenldquo lautet das Thema einer Stadtteilfuumlhrung die die Freunde Pia Jonas Nesrin Kasim Finn-Ole Mustafa und Rifat fuumlr Touristen anbieten ndash ein Geschaumlftsmodell das die Clique fordert denn es bedarf einer gruumlndlichen Vorbereitung Verlust des Zuhauses durch Gentrifi zierung multi-

kulturelle Gesellschaft Patchworkfamilien In diesem unterhaltsamen Groszligstadt-roman gelingt es der Autorin vielfaumlltige Themen mit Witz Spannung und einer positiven Grundhaltung aufzubereiten

Deutschkenntnisse nicht nur in einzelnen Foumlrderstunden verbessern sondern uumlber den gesamten Tag hinweg

Wie schaumltzen Sie die Situation der paumldago-gischen Fach- und Lehrkraumlfte ein und wie koumlnnte man sie bei ihrer wichtigen Integra-tionsarbeit noch besser unterstuumltzenAn Paumldagogen werden hohe Erwartungen gestellt und viele fuumlhlen sich damit allein-gelassen Sie sollen die gestiegene Zahl junger Fluumlchtlinge und ein Vielfaches an Foumlrderbeduumlrftigen individuell unterstuumltzen doch nur ein Bruchteil der Paumldagogen fuumlhlt sich auf diese Aufgabe gut vorbereitet ndash oft weil es deutliche Maumlngel in der Ausbildung gibt Der Arbeitsalltag in sprachlich und kulturell vielfaumlltigen Klassen spielt in der Aus- und Fortbildung weiterhin nur eine Nebenrolle Dies muss sich schnellstmoumlg-lich aumlndern sonst laufen wir Gefahr die Integrationsversaumlumnisse der Vergangen-heit zu wiederholen Alle angehenden pauml-dagogischen Fach- und Lehrkraumlfte sollten zukuumlnftig Basiskompetenzen in Sprachbil-dung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller Vielfalt erwerben Dies erfordert konkrete Landesvorgaben und eine Aus- und Fortbildung die sich staumlrker am Bedarf der Praxis orientiert

Wenn Sie an Ihre Kindheit zuruumlckdenken Welchen eigenen Forscherfragen sind Sie nachgegangenIch war als Kind mehr eine Leseratte als eine bdquoForscherinldquo ndash kein Wunder dass ich spaumlter die Literaturwissenschaft als meine Forschungsdisziplin gewaumlhlt habe Aber als in der Eifel aufwachsendes Kind von Erd-kunde-Lehrern hat mich auch der Vulkanis-mus sehr fasziniert und ich wollte alles daruumlber wissen wie Maare entstehen und warum die Erde manchmal Feuer spuckt

bdquoFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehenldquo

Weitere Lese- und Medienempfehlungen zu MINT und vielen anderen Themen finden Sie auf stiftunglesende

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FO R S C H T MI T 3 2017

Naturwissenschaften und Technik

fuumlr Maumldchen und Jungen

HerausgeberStiftung Haus der kleinen ForscherClaudia Striffl er (ViSdP)Rungestr 1810179 Berlin Tel 03027 59 59-0Fax 03027 59 59-209E-Mail infohaus-der-kleinen-forscherde

ProjektleitungClaudia PetersenE-Mail claudiapetersenhaus-der-kleinen-forscherde

Verantwortliche RedakteurinJenny MoumlllerE-Mail jennymoellerhaus-der-kleinen-forscherde

RedaktionJonas BrandhorstMareike BreuerMareike MittelbachJenny MoumlllerJasemin SevenKatrin WeberTanja Zagel

Partner der Stiftung sind die Helmholtz-Gemeinschaft die Siemens Stiftung die Dietmar Hopp Stiftung und die Deutsche Telekom Stiftung Gefoumlrdert wird sie vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung

BildnachweisTitel Rawpixelcomfotolia S 1 Bettina VolkeStiftung Haus der kleinen Forscher S 4 hl-studiosthinkstock SIHK zu Hagen S 5 Michael SchmidtStiftung Haus der kleinen Forscher privat S 7 Jens JeskeStiftung Haus der kleinen Forscher S 8 Luminastocksy S12 Kindergarten Schloss Einstein S 13 LightFieldStudiosthinkstock S14-15 Ulrike Keil Stiftung Haus der kleinen Forscher S 17 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher S18-19 Kinderhaus Cheliusstraszlige S 21 privat Courant Forschungszentrum Textstrukturen Universitaumlt Goumlttingen S 24 Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 25 pyotr021thinkstock Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 26 Phil Dera S 28 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher

BezugsbedingungenDie Kitas Horte und Grundschulen die in einem lokalen Netzwerk der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv sind erhalten das Magazin 4 x jaumlhrlich kostenlos Das Magazin steht in vollem Umfang auf der Website der Stiftung wwwhaus-der-kleinen-forscherde kostenlos zum Down-load zur Verfuumlgung

Erscheinungvierteljaumlhrlich

GestaltungDiscodoener middot Stuttgart

SatzDiscodoener middot Stuttgart

Lektorat Lutz Happel

DruckBonifatius GmbHDruck ndash Buch ndash Verlag

Alle Rechte vorbehalten Nachdruck Aufnahme in elektronische Datenbanken Mailboxen sowie sonstige Vervielfaumlltigungen nur mit ausdruumlcklicher Genehmigung der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Fuumlr unverlangt eingesendetes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung uumlbernommen Die Autoren und Redakteure von bdquoForscht mitldquo recherchieren und pruumlfen jeden Artikel sorgfaumlltig auf seine inhaltliche Richtigkeit Dennoch kann es immer mal passieren dass sich Fehler in die Texte oder Bilder schleichen Wir uumlbernehmen daher keine Garantie fuumlr die Angaben

Gedruckt auf 100 PEFC-zertifi ziertem Papier

GU T ZU W IS S E N

VORSCHAU AUF DIE NAumlCHSTE AUSGABE

TITELTHEMAVON BITS UND BYTES

Vom Smartphone uumlber den Laptop bis hin zum MP3-Player ndash Kinder wachsen heute in einer Welt auf die stark digital gepraumlgt ist und sich rasend schnell weiterentwickelt Sie moumlchten sie erforschen und mitgestalten Wie funktioniert ein Roboter Was passiert wenn ich den Computer anschalte und wie kann ich Bot-schaften verschluumlsseln In der naumlchsten Ausgabe der bdquoForscht mitldquo dreht sich alles um das Thema Informatik und digitale Bildung

Es erwarten Sie viele spannende Forscherideen und Praxis- beispiele Wir zeigen wie digitale Bildung spielerisch im Alltag in Kita Hort und Grundschule integriert werden kann

Die naumlchste Ausgabe erscheint Ende November 2017

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bdquoTag der kleinen Forscherldquo 2017ZEIGST DU MIR DEINE WELT

Mehr Bilder und

Berichte unter wwwtag-der-

kleinen-forscherde

bdquoZeigst du mir deine Weltldquo lautete das Motto zum diesjaumlhrigen bdquoTag der kleinen ForscherldquoDie Sti ung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo rief zum bundesweiten Mitmachtag Kitas Horte und Grundschulen auf gemeinsam zu forschen und die Vielfalt im Alltag zu entdecken Diesem Aufruf folgten etliche Einrichtungen und feierten tolle Forscherfeste

Wie war Ihr bdquoTag der kleinen Forscherldquo Wir freuen uns auf Ihre Erlebnisse pressehaus-der-kleinen-forscherde

2018DER BUNDESWEITE KITA-WETTBEWERB ZUR AUSZEICHNUNG VON HERAUSRAGENDEN PROJEKTEN IM MINT-BEREICH

Weitere Informationen und Bewerbung unter wwwforschergeist-wettbewerbde

Ob Kuumlrbis Kugel Kohle oder Holz ndash viele Dinge machen Kinder neugierig und fuumlhren dazu dass sie Fragen stellen Fuumlr den bundesweiten Kita-Wettbewerb bdquoForschergeist 2018rdquo suchen die Deutsche Telekom Stiftung und die Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherrdquo Projekte die diese Neugier befeuert und den Forschergeist in Kindern geweckt haben gemeinsames Staunen uumlber Naturphaumlnomene spannende mathematische informatische oder technische Fragen aus dem Kita-Alltag ndash teilen Sie die Entdeckungen aus Ihrer Kita Der Wettbewerb will Ihr Engagement in diesem Bereich wuumlrdigen den Forschergeist er-halten und noch mehr Kinder und paumldagogische Fachkraumlfte fuumlr das Forschen und Entdecken begeistern Der bdquoForschergeist 2018rdquo zeichnet die besten Projekte auf Landes- und Bundesebene mit einem Preisgeld aus

Bewerbungsstart

06 September2017

Page 5: hnik DAS MAGAZIN DER STIFTUNG „HAUS DER KLEINEN … · l 1 l LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, in den vergangenen Jahren haben viele Flüchtlinge Deutschland erreicht, darunter auch

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IN H A LT

GUT ZUWISSEN

In der Willkommensschule im Mannheimer Benjamin-Franklin-Village forschen Fluumlcht-lingskinder zu MINT-Themen

24 GUT GEMACHT Willkommen kleine Forscher

26 BILDUNGSPOLITISCHE S INTERVIE W bdquoBildungseinrichtungen koumlnnen als Integrationsmotor wirkenldquo

27 LE SE TIPP S

28 VORSCHAU AUF DIE NAumlCHSTE AUSGABE IMPRE S SUM

Noch mehr Ideen zum Forschen und Entdecken auf haus-der-kleinen-forscherde

Wie aus Wasser und Lehm ein Ofen entstehen kann fanden die Kinder vom Kindergarten Schloss Einstein heraus

FO R S C H T MI T 3 2017

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m 22 Juni 2017 feierten etwa 1000 Gaumlste gemeinsam mit mehr als 100 ehrenamtli-chen Helfern im Sauerlandpark Hemer den

bdquoTag der kleinen Forscherldquo Eingeladen hatte zum vierten Mal das Iserlohner Netzwerk bdquoKreis Junger Unternehmer ndash Netzwerk MK-Nordldquo bdquoWir freuen uns sehr dass so viele Kitas unserem Aufruf ge-folgt sindldquo sagt SIHK-Netzwerkkoordinatorin Jutta Groszlig 800 Kinder aus insgesamt 43 Kitas forschten in einem Parcours mit mehreren Statio-nen zu unterschiedlichen Themen Wie viel Zucker ist in meinem Getraumlnk Wie kann ich aus Luftbal-lons und Sand einen Staudamm bauen Wie be-wege ich mich sicher durch einen Slalom wenn ich nicht mehr die Kontrolle uumlber meine Beine habe Begleitet wurden die Kinder dabei von Stu-dierenden des Iserlohner Berufskollegs fuumlr Erzie-herinnen und Erzieher Andreacute Gatzke (WDR) be-kannt aus der bdquoSendung mit dem Elefantenldquo sorgte mit seiner Moderation auf der groszligen Buumlh-ne fuumlr gute Stimmung Fuumlr eine sichere An- und Abreise der Maumldchen und Jungen stand ein Bus-Shuttle-Service der Maumlrkischen Verkehrsge-sellschaft bereitsihkde kju-iserlohnde

A K T U E L L E S

A K T U E LLE S

GROS SES FORSCHERFEST IM SAUERL ANDPARK HEMER

Prozent houmlher ist die statistische Wahr-

scheinlichkeit spaumlter ein Gymnasium zu

besuchen wenn Kinder mit Migrationshinter-

grund bis zu ihrem dritten Lebensjahr eine Krippe besucht haben

ZAHL DES MONATS

Wie wird aus Sonnenstrahlen Strom Warum

lohnt es sich Muumlll zu trennen und was

haben Huumlhner mit Klimaschutz

zu tun Unter haus-der-kleinen-forscherde fi nden

Sie viele gute Beispiele zu Bildung

fuumlr nachhaltige Entwicklung

in Kita Hort und Grundschule

KITA-PRAXIS GRUumlN UND FAIR

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bdquoNEHMEN SIE DAS KIND SO AN WIE ES

IN DEM MOMENT ISTldquo

Stefan SchroumlderTraumapaumldagoge

ie gehe ich mit traumatischen Erfahrun-gen gefl uumlchteter Kinder um Wie mit deren Trauer und Furcht Paumldagoginnen und Paumlda-

gogen sind selten im Bereich Traumatherapie ausgebildet stehen aber bei der Arbeit mit Fluumlcht-lingskindern mitunter vor genau diesen Heraus-forderungen Am 9 September haben Sie die Chance dem Traumapaumldagogen Stefan Schroumlder Ihre Fragen zu stellen Er wird sie per Live-Video beantworten Es gibt die Moumlglichkeit nachzufragen oder in die Diskussion einzusteigen Termin Live-Interview am 992017 ab 1730 Uhr in der Facebook-Gruppe IntegrationHaus der kleinen Forscher Das Interview wird als Video spaumlter auf dem Service-Portal Integration zur Ver-fuumlgung stehen Umfrage Ihre Erfahrungen aus der praktischen Arbeit mit gefl uumlchteten Kindern in Kita Hort und Grundschule tragen zur Weiterentwicklung unseres Angebotes bei Teilen Sie deshalb bis zum 179 Ihre Tipps Anregungen und Fragen auf integrationhaus-der-kleinen-forscherde mit uns und nehmen Sie an unserer Umfrage teil Sie koumlnnen eine von zehn Uumlberraschungen fuumlr Ihre Einrichtung gewinnen

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W

UNTERSTUumlTZUNG BEI DER PAumlDAGOGISCHEN ARBEIT MIT GEFLUumlCHTETEN KINDERN

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A K T U E LLE S

Frau Haumluszligler wie kamen Sie zum bdquoHaus der kleinen ForscherldquoIch arbeitete bereits als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TU Freiberg als eine Trainerin bzw ein Trainer gesucht wurde Die Idee Kinder fruumlh fuumlr Naturwissenschaf-ten und Technik zu begeistern fand ich genial und schon war ich dabei

Wie kann man Kinder spielerisch an natur-wissenschaft liche Themen heranfuumlhrenKinder sind ja per se neugierig Es liegt an den Erzieherinnen und Erziehern das Inte-resse zu lenken ndash wenn sie fuumlr ein Thema brennen tun die Kinder es auch

Wie sind in Ihrem Netzwerk die Erfahrungen in der Arbeit mit gefluumlchteten Kindern Kinder brauchen nicht viel um jemanden ins Spiel einzubinden Eine Herausforde-rung ist manchmal eher der Umgang mit den Eltern der gefl uumlchteten Kinder Einigen Vaumltern faumlllt es schwer Erzieherinnen als Ansprechpartner auf Augenhoumlhe zu akzep-tieren Da hilft es wenn die Kita-Leitung unterstuumltzend eingreift Toll ist wenn alle voneinander lernen koumlnnen ndash die Kinder und die Erwachsenen

K ATHRIN HAumlUSSLERDIPL-INGENIEURIN

SEIT 2008 TRAINERIN BEIM

bdquoHAUS DER KLEINEN

FORSCHERldquo SEIT 2016

KOORDINATORIN DES

NETZWERKS bdquoKLEINE

FORSCHER AN DER TU

BERGAKADEMIE

FREIBERGldquo

Gesta tten

SEIT 2008 TRAINERIN BEIM

ehr als 50 Kitas Horte und Grundschulen wurden im Rahmen der Sachsengala am 12 Juni 2017 als bdquoHaus der kleinen Forscherldquo zerti-fi ziert Ihre paumldagogischen Fachkraumlfte bilden sich regelmaumlszligig im

MINT-Bereich fort ndash Entdecken und Forschen sind bei ihnen fester Bestandteil im Alltag Wie auch in den Vorjahren wuumlrdigte Brunhild Kurth Saumlchsische Staatsministerin fuumlr Kultus die Verleihung der Zertifi kate im Verkehrsmuseum Dresden mit ihrem Besuch bdquoBei den Kitas und Horten sind wir Spitze Jetzt ist es wichtig dass wir noch mehr Grundschullehrkraumlfte fuumlr die Bildungsin-halte des sbquoHauses der kleinen Forscherlsquo gewinnenldquo betonte die Ministerin bdquoKitas werden zu Orten des entdeckenden forschenden Lernens ndash Kinder koumlnnen auf diese Weise eigene Antworten fi nden und Selbstvertrauen erlan-gen Das ist fuumlr uns der Schluumlssel um langfristig den Herausforderungen einer komplexen Welt erfolgreich begegnen zu koumlnnenldquo erklaumlrte Dr Ute Gallmeier vom bdquoHaus der kleinen Forscherldquo

GROS SE SACHSENGAL A UumlBER 50 EINRICH-TUNGEN FEIERLICH ZERTIFIZIERT

VOM KLASSENZIMMER ZUR NOBELPREISTRAumlGERTAGUNG

Als eine von 21 ausgewaumlhlten Paumldagoginnen und Paumldagogen nahm Dr Uta Wiest-Ladenburger am bdquoTeaching Spiritldquo der 67 Nobelpreistraumlgertagung in Lindau (Bodensee) teil Sie traf dort Ende Juni auf 30 Chemie-Nobelpreis-traumlgerinnen und -traumlger sowie 400 Nachwuchstalente aus aller Welt Uumlber-zeugt hatte die promovierte Immunologin und ausgebildete Paumldagogin das Kuratorium mit ihrem umfangreichen und auszligerordentlichen Engagement bdquoEs ist wichtig junge Talente schon fruumlh fuumlr die Wissenschaft zu begeisternldquo betont sie Wiest-Ladenburger unterrichtet an der Matthias-Erzberger-Schu-le in Biberach angehende Erzieherinnen und Erzieher im Bereich MINT-Fruumlh-foumlrderung Fuumlr das bdquoHaus der kleinen Forscherldquo ist sie seit 2008 als Trainerin im Netzwerk der Industrie- und Handelskammer Ulm aktiv wwwlindau-nobelorgde

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Sicherheitshinweis Lassen Sie Kinder nie unbe-

aufsichtigt mit scharfen Gegen-staumlnden oder elektrischen Geraumlten hantieren Sprechen Sie mit ihnen uumlber moumlgliche Gefahren und wie

man sie vermeiden kann

F Uuml R E LT E R N

KOPIERVORL AGE

SO BUNT ndash SO LECKER

Das wird gebrauchtFuumlr ein leckeres buntes bdquoAmpeleisldquo brau-chen Sie verschiedenfarbige Obstsorten ndash zum Beispiel Kirschen Erdbeeren Pfir-siche Aprikosen Bananen und Kiwis Es sollte mindestens jeweils eine rote eine gelbe und eine gruumlne Obstsorte dabei sein Sie benoumltigen drei Schuumlsseln ein Messer zum Schaumllen ein Brettchen eine Gabel oder einen Puumlrierstab und Eisfoumlrmchen Los gehtrsquos Untersuchen Sie gemeinsam mit den Kin-dern das Obst Koumlnnen sie die Sorten be-nennen Wachsen alle Sorten dort wo die Kinder leben Woher kommt das Obst das wir im Supermarkt kaufen und schmecken ihnen die Fruumlchte Als Naumlchstes bereiten Sie das Obst vor indem Sie es schaumllen entkernen und klein schneiden Geben Sie es nach Farben getrennt in die drei Schuumls-seln und puumlrieren bzw zerdruumlcken Sie es Lassen Sie die Maumldchen und Jungen nun das rote Fruchtmus in das unterste Drittel der Eisfoumlrmchen geben Als Naumlchstes muss der Deckel befestigt werden damit sich in der Mitte ein Loch fuumlr den Eisstil bildet Koumlnnen die Kinder das schon allein Nun kommen die Foumlrmchen in den Eisschrank Nach einer Stunde koumlnnen die Kinder nach-sehen Ist die rote Schicht schon gefroren Genauso machen Sie es mit der gelben und der gruumlnen Schicht Benoumltigen die verschie-denen Obstsorten unterschiedlich lange um einzufrieren Wie lange dauert es bis das ganze Eis fest ist Wenn das Eis nicht einfach aus den Foumlrmchen herausgleitet hilft es sie kurz in warmes Wasser zu tau-chen Guten Appetit

HintergrundIn europaumlischen Supermaumlrkten fi nden sich das ganze Jahr uumlber alle moumlglichen Obst-sorten Urspruumlnglich waren jedoch die meisten Fruumlchte nur in bestimmten Regio-nen zu Hause Sauerkirsche und Erdbeere sind Beispiele fuumlr Obstsorten die auf der gesamten Nordhalbkugel angebaut wer-den auch in Deutschland Pfi rsiche moumlgen es warm Sie wachsen vor allem in China Italien Spanien Griechenland oder der Tuumlrkei Aumlhnlich geht es den Aprikosen die auch in Pakistan Syrien Algerien und dem Iran wachsen Die Banane gilt als die suumld-amerikanische Frucht schlechthin ndash dabei stammt sie urspruumlnglich aus Suumldostasien

Wie man Eis zum Schmelzen bringen kann und was dabei passiert koumlnnen Sie gemeinsam mit den Kindern herausfinden Unter haus-der-kleinen-forscherdepraxisanregungen fi nden Sie viele span-nende Ideen zum Entdecken und Forschen mit Wasser

Liebe E lternwenn es drauszligen schoumln warm ist freuen sich Groszlig und Klein uumlber eine kuumlhle Erfrischung Haben Ihre Kinder schon einmal ausprobiert Eis selbst zu machen Wo gibt es uumlberall Eis und wie entsteht es

Mitte des 16 Jahrhunderts gelangte sie als Reiseproviant spanischer oder portugie-sischer Seefahrer in die Karibik und nach Suumldamerika Die deutsche bdquoBananenpre-miereldquo fand im Jahr 1892 statt Die Kiwi legt meist einen weiten Weg zuruumlck bevor sie hier in den Regalen zu fi nden ist Sie wird uumlberwiegend in China Italien Neusee-land Chile Griechenland Frankreich und im Iran angebaut

uumlber moumlgliche Gefahren und wie man sie vermeiden kann

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Was ist Ihr schoumlnstes Kita-Projekt Waren Sie auf Entdeckungstour auf einer Sommerwiese haben Sie mit Licht und Schatten gespielt oder verruumlckte Bauwerke entworfen Haben Sie die Kinder immer wieder ermutigt ihrer Neugier freien Lauf zu lassen Dann machen Sie mit und bewerben Sie sich fuumlr den bdquoForschergeist 2018ldquo

Wir suchen Aktionen bei denen Maumldchen und Jungen ihre Forscherfreude ausleben und Neues entdecken konnten Der bdquoForschergeist 2018ldquo praumlmiert be-sonders gut gelungene Kita-Projekte aus den Bildungsbereichen Mathematik Infor-matik Naturwissenschaften und Technik Es geht um die Fragen der Kinder um span-nende Beobachtungen und gemeinsam gefundene Loumlsungen

bdquoMein Opa war ein MaulwurfldquoMit dem bdquoForschergeist 2018ldquo werden be-reits zum vierten Mal vorbildliche Kita-Projekte ausgezeichnet Schon die bishe-rigen Wettbewerbsrunden haben gezeigt mit wie viel Einfallsreichtum und Dynamik paumldagogische Fachkraumlfte die Entdeckungs-freude ihrer Kinder staumlrken So machten

MITMACHEN

NEUGIER GEWINNTbdquoFORSCHERGEISTldquo-WETTBEWERB 2018 ndash BEWERBEN SIE SICH MIT IHREM MINT-PROJEKT

in der vergangenen Wettbewerbsrunde Projekte aus verschiedensten Themen-bereichen das Rennen darunter bdquoMalen mit Naturfarbenldquo bdquoWo kommt der helle Punkt an der Wand herldquo oder auch bdquoMein Opa war ein Maulwurf ndash der Bergbau im Revier die Arbeit und das Leben eines Bergmannesldquo

Uumlber den bdquoForschergeistldquoDer bdquoForschergeistldquo ist ein bundesweiter Kita-Wettbewerb der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Gesucht und praumlmiert werden herausragende Projekte die Maumldchen und Jungen fuumlr die Welt der Mathematik Infor-matik Naturwissenschaften oder Technik begeistert haben Die ausgezeichneten Projekte werden dokumentiert und ver-

So koumlnnen Sie mitmachenBewerbungszeitraum 06092017 bis 31012018Alle Informationen unter forschergeist-wettbewerbde

oumlff entlicht damit sie als gute Beispiele auch andere Fachkraumlfte fuumlr das Forschen und Entdecken in der Kita begeistern Die Wettbewerbs-Doku von 2016 fi nden Sie unter forschergeist-wettbewerbde

In der Wettbewerbsrunde 2016 wurden 16 Landes- und 5 Bundessieger sowie 3 Sonderpreistraumlger mit dem bdquoForschergeistldquo praumlmiert

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Wie erkenne ich dass ein Kind traumatisiert ist und an wen kann ich mich in dem Fall wenden Wie kann ich mich mit den Eltern verstaumlndigen Wenn es um gefl uumlchtete Kinder in Kita Hort und Grundschule geht stehen

paumldagogische Fach- und Lehrkraumlfte vor einigen Herausforderungen Gleichzeitig gibt es viel Spannendes und Neues zu entdecken denn die Kinder und ihre Familien bringen Einfl uumlsse aus aller Welt mit in die Gruppen und Klassen

Gemeinsam koumlnnen alle dazu beitragen Fluumlchtlingskindern das Ankommen zu erleichtern

Gibt es Lebensmittel oder Gerichte die die Kinder noch nie zuvor gesehen ge-schmeckt oder selbst zubereitet haben Wie entsteht Eis und schmeckt es uumlberall auf der Welt gleich Welche Lieder kennen die Kinder die sowohl auf Deutsch als auch in anderen Sprachen gesungen wer-den An einem Ort an dem man die Spra-che nicht spricht hilft es alle Sinne einzu-

setzen um sich mit seiner Umwelt vertraut zu machen Bei einer Schatzsuche der besonderen Art gelangen die Kinder durch Riechen Schmecken und Fuumlhlen an ihr Ziel Eine Sandburg zu bauen ist immer eine spannende Herausforderung die mit wenig Worten funktioniert und zudem gro-szligen Spaszlig macht Dabei koumlnnen die Kinder einiges herausfi nden zum Beispiel warum

nasser Sand besser klebt als trockener und welcher Sand sich am besten zum Kuchen-backen eignet Wussten die Kinder dass auch Tiere in verschiedenen Teilen der Welt unterschiedliche Sprachen sprechen Er-mutigen Sie die Maumldchen und Jungen ihre Umwelt aufmerksam zu beobachten Dinge auszuprobieren und dabei spielerisch von-einander zu lernen

TITELTHEMA ALLE ZUS AMMEN

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Ein Interview mit Fredrik Vahle fi nden Sie auf dem Service-Portal IntegrationCopyright Songtext Aktive Musik Verlagsgesellschaft mbH Dortmund aktive-musikde

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

IM MORGENKREIS

EIN ELEFANT AUF DEM SPINNENNETZ

Kinder lernen Sprachen am besten wenn sie dabei Spaszlig haben Gemeinsames Singen ist eine gute Moumlglichkeit spielerisch neue Woumlrter zu lernen Fragen Sie die Kinder welche Lieder sie kennen und moumlgen Wer moumlchte ein Lied vorsingen In welcher Sprache singen die Maumldchen und Jungen Wie houmlrt sich die Melodie an und wie die Sprache Die Kinder in einer Gruppe oder Klasse koumlnnen Liedtexte und Melodien voneinander lernen ndash und damit Einblicke in verschie-dene Sprachen bekommen Uumlberlegen Sie gemeinsam mit den Kindern wie viele verschiedene Sprachen in der Gruppe gespro-chen werden Nehmen Sie ein Lied das die Maumldchen und Jungen in der Gruppe oder Klasse gern singen und uumlbersetzen Sie es in verschiedene Sprachen Die Uumlbersetzungen koumlnnen die Kinder

auch gemeinsam mit den Eltern zu Hause vorbereiten und dann den anderen Kindern vortragen Oder Sie laden die Eltern ein und uumlben das Lied mit den unterschiedlichen Texten gemeinsam Im Internet fi nden sich einige Liedtexte die bereits in zahlreiche Sprachen uumlbersetzt wurden zum Beispiel das Lied bdquoEin Elefant auf dem Spinnennetzldquo von Fredrik Vahle Das Lied koumlnnen Sie auch mit Fingeruumlbungen oder einem Bewegungsspiel verbinden Dann lernt es sich gleich noch mal so gut

verschiedene Sprachen Die Uumlbersetzungen koumlnnen die Kinder

auf DeutschbdquoEin E lefant ja der balancierteauf einem Spinnen- Spinnennetz Da riefen sie Hussa es haumlltIch hole meine Freundinmeinen Freund jetzt

und auf Tuumlrkischbdquo tane fil sallaniyor lardioumlruumlmcek bir oumlruumlmcek agindabagiriyor ladi Yasasin saglamgetirelim da ldquo

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Bei der Schatzsuche suchen die Kinder fuumlnf verschie-dene Stationen Dazu benoumltigen sie alle Sinne An der fuumlnften Station fi nden die Kinder einen Schatz

Fuumlr die Schatzsuche benoumltigen Sie ein Foto von einem Gegenstand aus der Umgebung ein Riechdoumlschen etwas das sich gut anfuumlhlt ein Geraumlusch zum Abspielen (z B mit einem MP3-Player) den Schatz etwas Leckeres zu essen

Bevor es losgeht besprechen Sie in der Gruppe die fuumlnf Sinne und stimmen die Kinder auf die Sinnes-Schatzsuche ein Welche Sinne gibt es und welche Organe sind fuumlr die Wahrnehmung verschie-dener Eindruumlcke zustaumlndig Starten Sie mit einem Foto von etwas das die Kinder kennen und sehen koumlnnen An dem Ort der auf dem Foto abgebildet ist fi nden die Kinder einen Hinweis der sie zum naumlchsten Fundort leitet Als Naumlchstes koumlnnten sie zum Beispiel ein Riechdoumlschen fi nden Erkennen die Kinder den Geruch wieder Wissen sie wo und was sie suchen muumlssen Im Garten koumlnnten dies zum Beispiel Blaumltter einer Pfl anze sein die sehr intensiv riechen In der Naumlhe der Pfl anze liegt etwas das sich besonders gut anfuumlhlt Doch wie ist der Hinweis zu verstehen Weist die weiche Wolle auf das Schaff ell auf dem Sofa hin oder der Ast auf den dicken Baum im Hof Dort fi nden die Kinder schlieszliglich ein Geraumlusch Entweder ist es eine Aufnahme die abgespielt wird oder eine Dose mit Inhalt die ein bestimmtes Geraumlusch erzeugt Houmlren die Kinder um welches Geraumlusch es sich handelt Koumlnnen sie erahnen wo sie als Naumlchstes suchen sollen Am Ort ange-kommen wartet der dort versteckte Schatz etwas Essbares das typisch ist fuumlr die Laumlnder aus denen die Familien der Kinder kommen Und ndash schmeckt es allen

Kinder erleben Sprache wenn sie etwas gemeinsam mit allen Sinnen erfahren zum Beispiel beim altersgemaumlszligen Spiel beim Suchen und Finden oder beim Essen Bei der bdquoSchatzsuche mit allen Sinnenldquo kommen alle diese Aspekte zusammen

Organisieren Sie gemeinsam mit den Kindern eine Schatzsuche ndash mit oder ohne Karte Je nach Alter der Kinder und Gruppenzusammensetzung koumlnnen Sie die Hinweise unterschiedlich gestalten

IDEEN ZUM ENTDECKEN UND FORSCHEN

SCHATZSUCHE MIT ALLEN SINNEN

Mehr zum Thema bdquoSprechanlaumlsse im Alltag schaffenldquo fi nden Sie auf der Website integrationhaus-der-kleinen-forscherde

Die Kinder koumlnnen ihre eigene Schatzkarte erstel-len ndash je nach Interesse uumlber alle Sinne (wie bei der Kita beschrieben) oder ganz klassisch als

Landkarte Teilen Sie die Klasse vorher in kleinere Gruppen und lassen Sie die Karten dann austauschen Wird der Schatz gefun-den Besprechen Sie nach der Schatzsuche Wie unterscheiden sich die Karten voneinander Wie sieht es mit dem Raumverstaumlnd-nis der Kinder aus Woran orientieren sie sich und was erscheint ihnen wichtig Auch in der Grundschule koumlnnen Leckereien aus aller Herren Laumlnder als Schatz winken

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Drauszligen in der Natur gibt es viel zu entdecken und Gelegenheiten sich uumlber das Gesehene und Erleb-te auszutauschen Etwas ganz Elementares ist zum

Beispiel der Boden auf dem wir gehen Ermutigen Sie die Kinder sich den Boden genau anzuschauen Die Kinder koumlnnen eine Bo-denprobe aus dem Garten dem Sandkasten und dem Blumenbeet nehmen und die Erde mit den Fingern untersuchen Wie fuumlhlt sich der Boden an Wie riecht er Ist er feucht oder trocken Bleiben Bodenstuumlckchen zwischen den Fingerrillen zuruumlck wenn die Kin-der die Erde zwischen den Fingern verreiben Nun koumlnnen die Kinder die Bodenproben miteinander vergleichen Fuumlhlen sich die Bodenproben unterschiedlich an Wie sehen sie aus Nehmen Sie zwei Blumentoumlpfe mit Loch im Boden Dann fuumlllen Sie einen der Toumlpfe mit Erde und den anderen mit Sand Damit Erde und Sand nicht gleich durch das Loch im Topf rieseln legen Sie uumlber beide

Loumlcher ein Stuumlck durchlaumlssigen Stoff Lassen Sie beim Befuumlllen oben ein wenig Platz Was passiert wenn man Wasser in die Blu-mentoumlpfe gieszligt Welcher Boden haumllt das Wasser besser Und was bedeutet das fuumlr die Pfl anzen die darin wachsen

Kieselsteine

grober Sand

feiner Sand

Filtertuumlte

geklaumlrtes Wasser

Toben schaukeln und Sandburgen bauen Wenn das Wetter schoumln ist freuen sich viele Kinder auf den Spiel-platz Doch wenn es lange nicht geregnet hat ist der

Sand im Sandkasten trocken Die Kinder merken schnell Damit koumlnnen sie nicht gut bauen Erst durch die Zugabe von Wasser

bdquoklebenldquo die Sandkoumlrner aneinander und lassen sich formen Aber warum ist das so Wasserbruumlcken zwischen den Koumlrnern verleihen dem Sand Form und Stabilitaumlt Lassen Sie die Kinder Wasser zum

Sand geben und beobachten Was passiert wenn die Kinder ganz wenig und was wenn sie viel Wasser zum Sand geben Wie fuumlhlt sich der Sand an Wie sieht er aus und welche Struktur hat er Dann kann der Sandburgenbau starten Wenn die Burg steht koumln-nen die Maumldchen und Jungen sie verzieren indem sie einzelne Stuumlcke aus den Tuumlrmen heraus- und Muster einarbeiten Eine Spruumlhfl asche hilft um die entstehende Sandburg beim Bauen immer gleichmaumlszligig feucht zu halten

BAUMEISTER

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

S AUBERMACHER

BODENFORSCHER

Wie wird dreckiges Wasser wieder sauber ndash zum Beispiel wenn Sand Erde oder Blaumltter ins Wasser gefallen sind Na klar in einer Klaumlranlage Die koumlnnen Sie mit den Kin-

dern gemeinsam bauen Nehmen Sie vier groszlige Joghurtbecher und stechen Sie in die Boumlden der Becher einige Loumlcher Dann fuumlllen die Kinder einen Becher halbvoll mit feinem Sand einen mit grobem Sand einen mit Kieselsteinen und in einen Becher kommt eine Kaf-feefi ltertuumlte Jetzt werden die Becher ineinandergestellt ndash ganz nach unten gehoumlrt der Becher mit dem Filter darauf der mit dem feinen Sand dann der mit dem groben Sand und schlieszliglich ganz oben der Becher mit den Kieselsteinen Um Schmutzwasser herzustellen vermischen die Kinder Wasser mit Erde Sand und Blaumlttern Die Kin-der fuumlllen das Schmutzwasser in den oberen Becher Langsam sickert das Wasser durch die verschiedenen Filter Dabei bleibt in jedem Becher etwas Schmutz zuruumlck Am Ende tropft das Wasser in ein Einweckglas Ist es jetzt sauber Und was passiert wenn man das Wasser zweimal durchlaufen laumlsst Wie sauber wird das Wasser

IDEEN ZUM ENTDECKEN UND FORSCHEN

WASSER SAND UND ERDE GIBT ES UumlBERALL

Wussten Sie Fuumlr viele Menschen ist die Natur ein Ort um Kraft zu tanken In der Natur koumlnnen Kinder spielen und kreativ sein riechen fuumlhlen lauschen und ganz einfach bdquoseinldquo Der direkte Kontakt mit der Natur kann Fluumlchtlingskindern dabei helfen sich sicher und vertraut zu fuumlhlenAuf der Website haus-der-kleinen-forscherde fi nden Sie viele Ideen zum Forschen und Staunen rund um die Themen Boden und Wasser

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MEIN FORSCHERTIPP K ITA

MUT ZUM MATSCH EIN OFEN AUS LEHM

Worum ging es bei dem Projekt Wir haben 2016 einen Anbau be-kommen In der Baugrube haben

die Kinder gleich die unterschiedlichen Erdschichten bemerkt und waren faszi-niert Also haben wir die Erde untersucht und erforscht Dabei haben wir Ton und Lehm gefunden und gesehen dass man mit diesem Material nicht nur matschen sondern auch wunderbar bauen kann Das Interesse der Kinder hat uns motiviert eine Lehmbaustelle einzurichten und einen Lehmofen zu bauen Der Lehmofen ist in-

zwischen zu einem Treffpunkt geworden an dem regelmaumlszligig gemeinsam mit den Eltern Brot gebacken wird Einige Familien mit Migrations- oder Fluchthintergrund be-richteten dass in ihrer Heimat auch heute noch solche Lehmoumlfen zum Brotbacken dienen Sie wussten wie die Oumlfen genutzt werden und wie das Brot gut gelingt

Was haben Sie benoumltigt und wie lange haben Sie geforscht Eigentlich nur Lehm Wasser und Matsch-sachen fuumlr die Kinder Um den Matsch aus den Raumlumen zu halten haben wir eine

bdquoMatschschleuseldquo eingerichtet in der sich die Kinder die Gummistiefel und Regenho-sen ausziehen konnten Zusaumltzlich zu un-serem Lehmaushub haben wir Lehmpulver im Internet bestellt Fuumlr den Lehmofen haben wir als Unterkonstruktion noch ei-nige Ziegelsteine verwendet ndash man kann so einen Ofen aber auch ebenerdig auf-

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

stellen Wir haben uns den Luxus erlaubt und vier Schamottsteine im Backraum ver-legt damit die Brote auf reinem Stein ge-backen werden

Was haben Sie herausgefunden Waumlhrend eine Gruppe von Kindern zusam-men mit Erwachsenen an dem Lehmofen baute starteten einige Kinder ihre eigenen Projekte auf der Lehmbaustelle Sie koch-ten sozusagen ihr eigenes bdquoLehmsuumlpp-chenldquo oder bauten Burgen Schwimmbauml-der oder Haumluser Fuumlr das Dach des Ofens haben wir letztlich nicht die Technik mit Holz und Kaninchendraht angewandt wie sie in einigen Buumlchern beschrieben ist sondern eine die die Kinder erfunden ha-ben Sie hatten naumlmlich herausgefunden dass Sand den Lehm stuumltzt als sie daraus Daumlcher und Rundungen formten Am naumlchsten Tag als der Lehm getrocknet war holten sie den Sand heraus So wurde auch das Dach des Ofens gebaut Die Kin-der hatten die perfekte Loumlsung gefunden

Was hat gut oder nicht so gut geklappt Die Menge an Matsch und die Begeiste-rung der Kinder ohne Ruumlcksicht auf ihre Kleidung und Umgebung hat uns anfangs ziemlich uumlberrascht Gelohnt hat es sich trotzdem Wir konnten auf diese Weise einige Familien mit Fluchthintergrund in den Kita-Alltag einbinden Sie und andere Eltern brachten ihre Expertise ein und kommen nun regelmaumlszligig auch zu Back- aktionen Das ist ein guter Weg gemein-sam den Kita-Alltag zu gestalten

Mit Lehm laumlsst sich einiges anstellen ndash zum Beispiel auch jonglieren

Kindergarten Schloss E insteinANSPRECHPARTNERIN

Dagmar Schlinkbaumlumer (Kita-Leiterin)

ORT

Iserlohn Nordrhein-Westfalen

KINDER

80 Kinder 1 ndash 6 Jahre

HAUS DER KLEINEN FORSCHER

Seit 2011 beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv 2014 zertifiziert und 2016 rezertifiziert

Kinder an den Matsch ndash dass die Haumlnde sauber bleiben ist beim Lehmbau unwahrscheinlich

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MEIN FORSCHERTIPP GRUNDSCHULE

DEUTSCH LERNEN MIT FORSCHERIDEEN

Worum ging esIn der StaumldteRegion Aachen werden fuumlr Schuumllerinnen

und Schuumller mit geringen Deutschkennt-nissen Deutsch-Intensivkurse angeboten Bis zu 15 Kindern werden jahrgangsuumlber-greifend die grundlegenden Kenntnisse der deutschen Sprache vermittelt Seit Anfang 2016 besucht bdquoHaus der kleinen Forscherldquo-Trainerin Lea Erkens einmal im Halbjahr die Deutsch-Intensivklassen und forscht mit den Kindern Ziel ist es den Kindern sowohl Naturwissenschaften und Technik als auch die deutsche Sprache spielerisch naumlherzubringen Dabei werden auch Sozialkompetenz Feinmotorik und das Selbstbewusstsein der Kinder gestaumlrkt

Was haben Sie benoumltigt und wie lange ha-ben Sie geforscht Zunaumlchst galt es das Konzept von Deutsch als Zweitsprache und den Ansatz des bdquoHau-ses der kleinen Forscherldquo zu kombinieren Die Forscherideen orientieren sich dabei an Unterrichtsinhalten und greifen die The-men Farben Pfl anzen Koumlrper und Ernaumlh-rung auf Fuumlr das Lernen der Sprache wird

die Methodik von Deutsch als Zweitsprache genutzt Neue Begriff e werden mit Wortkar-ten eingefuumlhrt und durch haumlufi ges Wieder-holen waumlhrend des Workshops gefestigt Eigens fuumlr das Projekt wurde ein Forscher-buch entwickelt in dem die Kinder ihre Ergebnisse festhalten Sie fi nden darin auszligerdem Wortlisten Schreibuumlbungen und Bastelvorlagen fuumlr zu Hause

Was haben Sie herausgefunden Taumlgliche Rituale wie der Morgenkreis bei dem zum Beispiel uumlber das Wetter oder die Zahl des Tages gesprochen wird sind fuumlr die Fluumlchtlingskinder besonders wichtig da sie Sicherheit und Orientierung geben Daher sind diese Rituale auch Bestandteil des Workshops Die unterschiedlichen Sprach-niveaus in den Klassen sind eine Herausfor-derung fuumlr die Lernbegleitung ndash die Kinder die ganz neu sind gehen gemeinsam in eine Klasse mit denen die bereits laumlnger dabei sind Es ist also wichtig Forscher-ideen zu fi nden bei denen die Kinder weder unter- noch uumlberfordert werden Auszligerdem ist es wichtig den Kindern beim Forschen und Entdecken Hilfestellung anzubieten

Gehoumlrt Forschen auch in Ihrer Kita Ihrem Hort oder Ihrer Grundschule zum Alltag Dann lassen Sie sich zertifi zieren Informationen zum Zertifi zierungsverfahren und das Bewerbungsportal fi nden Sie unter haus-der-kleinen-forscherde in der Rubrik bdquoZertifizierungldquo

Was hat gut oder nicht so gut geklappt Die Teamarbeit der Klassenlehrerinnen und -lehrer mit der Trainerin funktioniert so-wohl bei der Durchfuumlhrung des Workshops als auch bei der Konzepterstellung sehr gut Anfangs gestaltete es sich schwierig das passende Sprachniveau fuumlr das For-scherbuch zu fi nden Bemerkenswert ist der Zusammenhalt in den Schuumllergruppen Die Kinder helfen sich gegenseitig Man houmlrt nie bdquoEy bist du doofldquo sondern eher bdquoSchau mal das geht soldquo

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

ANSPRECHPARTNERIN

Lea Erkens (Trainerin bdquoHaus der kleinen Forscherldquo)

ORT

StaumldteRegion Aachen Nordrhein-Westfalen

KINDER

In den Jahren 2016 und 2017 haben bis jetzt 420 Kinder an zehn Grundschulen in der StaumldteRegion Aachen teilgenommen

Die Umsetzung

der Forscher-Workshops in

den Deutsch-Intensivkursen wird

unterstuumltzt durch das Bildungsbuumlro

der StaumldteRegion Aachen und den

Bildungsengel eV ndash eine Initiative die sich

fuumlr Chancengerechtigkeit durch bessere

Bildung in allen Bildungsstufen einsetzt

Ein Video zum Sprachlernprojekt in der

StaumldteRegion Aachen fi nden Sie unter

integrationhaus-der-kleinen-

forscherde

Die Kinder halten ihre Ergebnisse in einem Forscherheft fest

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TIERSTIMMEN DER WELTProf Derek Abbott Director of the Centre for Biomedical Engineering an der Universitaumlt Adelaide hat zusammengetragen wie Menschen uumlberall auf der Welt unterschiedliche Tiergeraumlusche benennen

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Ein Hund bellt eine Katze miaut und ein Hahn

kraumlht Aber ist das uumlberall auf der Welt so

Oder sprechen Tiere in anderen Laumlndern andere

Sprachen Das tun die Tiere zwar nicht

aber wir Menschen houmlren Tiersprachen mit-

unter sehr verschieden In Deutschland

macht der Hund bdquowau wauldquo in Groszligbritannien

bdquobow wowldquo und in der Tuumlrkei bdquohav havldquo

Und wie sieht es mit den anderen Tieren auf

der Weltkarte aus Wissen die Maumldchen

und Jungen welche Laute die Tiere in Deutsch-

land machen und wie diese in anderen

Laumlndern klingen

Prof Derek Abbott Director of the Centre for Biomedical Engineering an der Universitaumlt Adelaide hat zusammengetragen wie Menschen uumlberall auf der Welt unterschiedliche Tiergeraumlusche benennen

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Haben Sie ein BeispielWenn das Kind sagt bdquoDa Autoldquo und der Vater den Satz richtig wiederholt bdquoJa da ist ein Autoldquo sind das ganz wichtige intuitive Lehrstrategien Wenn ich das als Vater oder Mutter aber in einer Sprache versuche die ich selbst nicht beherrsche werde ich deut-lich weniger korrigieren und kommentieren und manchmal regel-recht verstummen weil mir der richtige Ausdruck oder die richtige Form fehlt Ich kann damit auch nicht mehr frei auf die Impulse und Gefuumlhle des Kindes reagieren sondern bin eingeschraumlnkt Das kann auch die emotionale Beziehung zum Kind schwaumlchen Eltern muumlssen mit ihren Kindern in der bdquoSprache ihres Herzensldquo kommunizieren koumlnnen um ihre einzigartige und vertrauensvolle Beziehung nicht zu stoumlren

Lernen Kita-Kinder eine neue Sprache anders als Grundschul-kinder Generell gilt Je juumlnger die Kinder desto schneller und leichter lernen sie eine Sprache Bis zum dritten Lebensjahr werden zwei Sprachen parallel etwa so gut und schnell erworben wie bei einem einsprachig aufwachsenden Kind Danach haumlngt es davon ab wann die zweite Sprache dazukommt und wie Qualitaumlt und Quan-titaumlt des Sprachangebots beschaff en sind Wenn ein Kind vor dem zehnten Lebensjahr eine Sprache lernt kann es sich auch dem

INTERVIE W

bdquoELTERN SOLLTEN IN DER SPRACHE IHRES HERZENS KOMMUNIZIERENldquo

Wie lernen Kinder eine Sprache Welche Unterschiede muumlssen paumldagogische Fach- und Lehrkraumlfte im Hinblick auf das Alter des Kindes beachten Die Kommunikationsfor-scherin Prof Dr Ute Ritterfeld gibt Tipps zur Unterstuumltzung von Kindern beim Zweit- und Fremdspracherwerb

Eine Ihrer 13 goldenen Regeln sowohl fuumlr Kita- als auch fuumlr Grundschulkinder lautet bdquoKeine Sprachverboteldquo Was meinen Sie damitWir wollen verhindern dass die paumldagogischen Fach- und Lehr-kraumlfte gefl uumlchteten Eltern empfehlen zu Hause um jeden Preis Deutsch zu sprechen Das hat mehrere Gruumlnde Zum einen kann das menschliche Gehirn ganz hervorragend zwei Sprachen be-waumlltigen Zum anderen reicht der Input durch Kindergarten Schule Medien und Freunde in der Regel aus um Deutsch zu lernen Man sollte den Eltern nicht raten zu Hause in einer Sprache mit dem Kind zu sprechen die sie selbst noch nicht richtig be-herrschen Denn Kinder lernen eine Sprache auch indem Eltern sie korrigieren und Informationen hinzufuumlgen

Die ExpertinProf Dr Ute Ritterfeld ist seit 2010 Leiterin des Fachgebiets bdquoSprache und Kommunikationldquo an der Technischen Universitaumlt Dortmund Zwei ihrer Forschungsschwerpunkte sind fruumlher Spracherwerb und Mehrsprachigkeit

Die bdquo13 goldenen Regeln zur Sprach-foumlrderung mit heimatvertriebenen Kindern ohne Deutschkenntnisse in unseren Kitas und Grundschulenldquo von Prof Dr Ute Ritterfeld und Prof Dr Sandra Niebuhr-Siebert fi nden Sie im Internet unter sktu-dortmundde im Bereich bdquoMaterialienldquo Dort gibt es auch weitere Informationen und Hand-reichungen sowie eigens produzierte zweisprachige Houmlrspiele zum Download

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Klang und dem Rhythmus problemlos anpassen wenn es zuvor eine andere Sprache gesprochen hat Es entwickelt dann keinen Akzent Ungefaumlhr ab zehn Jahren setzt bei vielen Kindern die Her-kunftssprache dem Deutschen einen houmlrbaren Stempel auf Man houmlrt dann einen Akzent Dieser bleibt oft auch dann noch erhalten wenn der Wortschatz hervorragend entwickelt ist und die Gram-matik fehlerfrei beherrscht wird Wir sprechen dann auch nicht mehr von Zweitsprach- sondern von Fremdspracherwerb

Welche Ruumlckschluumlsse fuumlr den paumldagogischen Alltag ergeben sich darausIm Vorschulalter verfuumlgen die Kinder in der Regel noch uumlber gute Strategien quasi nebenbei eine Sprache zu lernen Das Sprach-lernziel muss deswegen nicht im Mittelpunkt stehen Kinder eig-nen sich eine neue Sprache vorwiegend spielerisch an weil sie sich mit anderen austauschen wollen Welches Mittel zur Kommunikation die Kinder auch waumlhlen schaumltzen Sie es wert Die Kommunikation steht im Vordergrund nicht das Lernen der Sprache So legen Sie behutsam eine Basis die die Kinder dann nach und nach mit Sprache fuumlllen werden Bei Grundschulkindern ist das schon ein wenig anders Die Kinder

wissen genau dass man von ihnen erwartet Deutsch zu lernen und mit dieser Sprache dem Schulunterricht zu folgen Ihr Sprach- erwerb ist damit gesteuerter und nicht so unbewusst wie im Kita-Alter Die Kinder lernen also sowohl nebenbei als auch ganz bewusst Als Lehrerinnen oder Lehrer passen Sie die Komplexitaumlt Ihres eigenen Sprachgebrauchs dann meist ganz automatisch an das Niveau der Kinder an Das ist ein wichtiger und richtiger Schritt Sie sollten zudem versuchen den Kindern moumlglichst viele Hilfen anzubieten mit denen die Aufgabenstellungen auch non-verbal so eindeutig wie moumlglich werden Das gelingt anhand von konkreten Objekten Gesten Bildern oder Videos Zeigen Sie auf die Dinge uumlber die Sie sprechen Und vor allem Haben Sie selbst Spaszlig an diesen Sprachlehr-Lern-Abenteuern mit Kindern aus ei-nem anderen Kulturkreis Denn Kinder koumlnnen problemlos zwei oder gar mehr Sprachen parallel lernen und benutzen

Kinder lernen Sprachen am besten spielerisch

Das Interview mit Prof Dr Ute Ritterfeld ist auch online zu finden im Service-Portal Integration

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Wo genau liegt eigentlich Kolumbien Welche Tiere leben dort und welche Sprache sprechen die Menschen Ein Praktikant aus Suumldamerika brachte die Kinder vom Kinderhaus Chelius-straszlige in Mannheim auf die Idee zu unterschiedlichen Kul-turen und Lebensweisen zu forschen und sich nebenbei mit Nachhaltigkeitsfragen zu beschaumlftigen Das Projekt wurde im Wettbewerb bdquoForschergeist 2014ldquo der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo als Landessieger nominiert

FORSCHERGEIST-PRO JEK T

KOLUMBIEN UND SEIN REGENWALD

Kinderhaus Cheliusstraszlige ANSPRECHPARTNERIN

Gabriele Kessler (Kita-Leiterin)

ORT

Mannheim Baden-Wuumlrttemberg

KINDER

100 Kinder 0 ndash 6 Jahre

HAUS DER KLEINEN FORSCHER

Seit 2010 beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv 2016 zum dritten Mal zertifi ziert

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Forschergeist-Projekt des Monats

Der bdquoForschergeistldquo ist ein bundesweiter Kita-Wettbewerb der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Gesucht und praumlmiert werden herausragende Projekte die Maumldchen und Jungen fuumlr die Welt der Mathematik Infor- matik Naturwissenschaften oder Technik begeistert haben

Weitere spannende Informationen und Details zum bdquoForschergeistldquo-Wettbewerb erhalten Sie unter forschergeist-wett- bewerbde

er neue Praktikant war fuumlr die Maumldchen und Jungen des Kinderhauses Cheliusstraszlige sehr spannend Sein Deutsch war noch recht gebrochen so dass sie manchmal Schwie-

rigkeiten hatten ihn zu verstehen Dafuumlr konnte er eine fremde Sprache sprechen ndash Spanisch Die Kinder begannen Fragen zu seiner Sprache und seinem Heimatland Kolumbien zu stellen In den Gespraumlchen stellte sich heraus dass Kolumbien ganz schoumln weit weg ist und in den Regenwaumlldern leben dort jede Menge interessanter Pflanzen und Tiere Als die Kinder im nahe gelegenen Tropenhaus auf Schlangen Piranhas und Krokodile trafen und houmlrten dass diese in Kolumbien in Freiheit leben wurde die Neu-gier so groszlig dass ein Projekt daraus entstand Dreimal pro Woche bdquoreistenldquo die Maumldchen und Jungen fuumlr eine Stunde in den suumld- amerikanischen Regenwald lernten Tiere und Pflanzen kennen erforschten den Wasserkreislauf kochten kolumbianische Gerich-te sprachen uumlber indigene Voumllker und Umweltschutz und schoumlpf-ten eigenes Papier um Holz zu sparen Eine Handpuppe die Ameise bdquoHormigaldquo begleitete die Kin-der auf allen Reisen und erklaumlrte ihnen den Regenwald Die Maumld-chen und Jungen ahmten einzelne Tiere nach verglichen die Ei-genschaften verschiedener Holzarten pflanzten eine Ananas und meisterten einen Bewegungsparcours auf dem sie von Stein zu Stein uumlber einen Fluss mit Krokodilen sprangen und uumlber umge-fallene Baumstaumlmme balancierten Daruumlber hinaus machten sich die Kinder Gedanken was sie selbst tun koumlnnen um den Regen-wald vor Abholzung zu schuumltzen Sie baten alle darum im Wasch- raum sparsam mit Papierhandtuumlchern zu sein Altpapier getrennt zu sammeln und Brote nur duumlnn mit Nuss-Nougat-Creme zu bestreichen ndash denn in dem leckeren Brotaufstrich ist Palmoumll ent-halten fuumlr dessen Anbau der Regenwald weichen muss Nach jedem einzelnen Projektschritt gestalteten die Maumldchen und Jungen Plakate oder Wandzeitungen mit Fotos und Informa-tionen fuumlr die anderen Kinder und die Eltern Daruumlber hinaus malten sie ein groszliges Abbild des Regenwalds im Vergleich zu

D einem Hochhaus in den Flur des Kinderhauses Fuumlr die paumldago-gischen Fachkraumlfte war es faszinierend zu sehen wie dieses Pro-jekt nach und nach die gesamte Kita durchzog Immer wieder houmlrten sie in Gespraumlchen dass das Thema auch bei Kindern die nicht teilnahmen praumlsent war und fuumlr Interesse sorgte Zum Abschluss veranstalteten die Maumldchen und Jungen einen Elternnachmittag bei dem sie Bilder von einzelnen Projekt- schritten zeigten Lieder sangen einen Tanz auffuumlhrten die fuumlr sie interessantesten Versuche praumlsentierten und einen kolum- bianischen Imbiss zubereiteten Die Kinder konnten bei dem Projekt ihre interkulturellen Kom-petenzen weiterentwickeln Durch die vertiefte Beschaumlftigung mit dem Lebensraum Regenwald erarbeiteten sie sich biologisches Wissen und legten auszligerdem besonderes Augenmerk auf Um- weltschutz und Fragen der Nachhaltigkeit Sie lernten dabei aus ihrem Wissen Konsequenzen fuumlr ihre Handlungen zu ziehen

Im Bewegungsparcours uumlbten die Kinde durch Dickicht zu kriechen und Fluumlsse zu uumlberqueren

Im Dschungel leben jede Menge spannender Tiere und Pflanzen

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Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-

aufsichtigt an Gewaumlssern spielen

Nehmen Sie sich die Zeit um mit

Ihnen sicheres Verhalten am Wasser zu

uumlben Geben Sie den Kindern Hinweise

fuumlr das Einfangen und Beobachten von

Wassertieren bevor es losgeht und

versuchen Sie moumlglichst keine

bdquoSpurenldquo zu hinterlassen

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

ORTE ZUM FORSCHEN

FORSCHEN AM TUumlMPELOb Teich oder Tuumlmpel ndash Gewaumlsser laden nicht nur zum Planschen ein sie sind auch spannende Forscherorte

an denen Maumldchen und Jungen allerhand erkunden koumlnnen Besonders im Sommer lohnt sich fuumlr entdeckungsfreudige Forschergeister ein Spaziergang in die Natur um Tiere und Pflanzen zu beobachten

VIELFALT AN TEICH UND TUumlMPELIn Teichen und Tuumlmpeln ist das Wasser meist nicht tief so dass das Sonnenlicht bis zum Boden dringt und die Pfl anzen uumlppig wachsen Die fl achen Gewaumlsser sind reich an Naumlhrstoff en und bieten vie-len Tieren ideale Lebensbedingungen Welche Tiere und Pfl anzen koumlnnen die Kinder entdecken Koumlnnen sie die ver-schiedenen Arten benennen Bitten Sie die Kinder behutsam zu sein um scheue Tiere nicht zu verjagen

WAS FUumlR TIERE SIND DASKoumlnnen die Kinder die Tiere benennen die sie sehen In Teichen und Tuumlmpeln leben nicht nur Froumlsche Libellen und Fische Am Ufer hausen die Larven vom Gelbrandkaumlfer Wasserskorpion und Ruumlckenschwimmer In den Pfl anzen verstecken sich Libellen und Koumlcherfl iegen Im Wasser tummeln sich um Aumlste und Steine herum Schnecken Plattwuumlrmer und Wasserasseln Welche Tiere koumlnnen die Kinder noch entdecken Wie bewegen sich die Tiere fort und wo genau fi nden die Maumldchen und Jungen sie

PAPIERBOOTE BAUENNur ein Blatt Papier ndash mehr braucht es nicht um ein Papierboot zu bauen Doch schwimmt es auch Welches schwimmt am besten Und wie schwimmt es von hier nach dort Braucht es Wind oder Stroumlmung reicht es zu pusten oder muumlssen die Kinder es an-schubsen Uumlberlegen Sie gemeinsam wie Papierboote am schnellsten schwimmen und veranstalten Sie einen Wettbewerb

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Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-Achtung

aufsichtigt an Gewaumlssern spielen

Nehmen Sie sich die Zeit um mit

Ihnen sicheres Verhalten am Wasser zu

uumlben Geben Sie den Kindern Hinweise

fuumlr das Einfangen und Beobachten von

Wassertieren bevor es losgeht und

versuchen Sie moumlglichst keine

bdquoSpurenldquo zu hinterlassen

ann muumlssten wir uns mit Zeichen ver-staumlndigen Fuumlr jedes Wort muumlssten wir uns ein Zeichen uumlberlegen aumlhn-

lich wie die Gebaumlrdensprache Fuumlr Men-schen die eh schon Gebaumlrdensprache sprechen waumlre es praktisch da sie dann alles verstehen wuumlrden Dann waumlre es na-tuumlrlich schlecht wenn man blind ist da blinde Menschen die Zeichen nicht sehen koumlnnen Fuumlr sie muumlssten wir uns dann et-was aus Lauten wie bdquoMmmhldquo oder aus Ge-raumluschen ausdenken

hne Sprache waumlren wir nicht das was wir sind Sprache ist eine besonders wichtige Eigenschaft des Menschen

mit einem groszligen praktischen Nutzen Sprache unterscheidet uns von allen ande-ren Lebewesen Ohne die vielen Sprachen der Welt koumlnnten sich Menschen nicht so schnell und effi zient uumlber so viele Dinge verstaumlndigen ihren Gefuumlhlen Ausdruck ver-

leihen und ihr Zusammenleben im Alltag regeln Ohne Sprache koumlnnten wir unser Wissen uumlber die Welt nicht festhalten und an andere weitergeben wir koumlnnten dieses Wissen nicht hinterfragen und verbessern wir koumlnnten nicht so viel lernen und wir koumlnnten andere nicht mit unseren Geschichten zum Lachen oder Weinen bringen

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

DUR CH DIE FORSCHERBRILLE

WAS WAumlRE WENN WIR KEINE SPRACHE HAumlTTEN

Oskar 7 Jahre weiszlig eine Antwor t

Prof Dr Steinbach Universitaumlt Goumlttingen Seminar fuumlr Deutsche Philologie

EIN TUumlMPELMUSEUMNicht nur die Tiere und Pfl anzen sind be-sonders Rund um Tuumlmpel und Teich koumln-nen die Kinder jede Menge Schaumltze ent-decken Entweder sammeln sie einfach was ihnen gefaumlllt oder sie erstellen eine Sammelliste Finden sie etwas Spitzes etwas Weiches etwas Hartes oder etwas von dem sie nicht wissen was es ist Finden sie fuumlnf Steine in unterschied-licher Farbe oder vier verschiedene Blatt-formen Lassen Sie die Kinder alles in einer Box zusammentragen ndash ihrer persoumln-lichen Schatzkiste ndash und bitten Sie sie sich gegenseitig die Fundstuumlcke vorzustellen

AUS DER NAumlHE BE TRACHTE TWenn die Maumldchen und Jungen dabei vor-sichtig sind duumlrfen sie einige Tiere fangen Dafuumlr eignen sich ein Haushaltssieb oder ein Kescher am besten ein viereckiger ndash damit koumlnnen die Kinder die Tiere am Bo-den des Teiches gut erreichen Danach geben sie sie sorgsam in ein mit Wasser gefuumllltes Gefaumlszlig ndash zum Beispiel eine Schuumls-sel oder einen Topf Was sehen die Kinder Besonders viel erkennen koumlnnen sie mit Becherlupen Achten Sie darauf moumlg-lichst keine geschuumltzten Arten zu fangen wie Froumlsche Kaulquappen Libellenlarven oder Wasserspinnen

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E mma sitzt auf der Treppe vorm Haus Gerade hat Viola angerufen sie hat heute doch keine Zeit zum SpielenKeiner hat heute Zeit zum Spielen

raquoDoofer Dienstaglaquo denkt EmmaEmma wuumlnscht sich eine Freundin Eine richtige Freundin Sie stuumltzt die Ellenbogen auf die Knie und legt das Gesicht in ihre Haumlnde Schritte schlurfen heran und bleiben stehen Genau vor Emma Sie kann spuumlren dass jemand sie anschaut Sie will aber jetzt nicht angeschaut werden Zur Strafe fuumlrs Anschauen guckt sie nicht hochraquoHast du waslaquo fragt eine Stimme Es ist eine fremde StimmeEine die die Worte seltsam betont und das raquohlaquo ganz rau klingen laumlsst Emma guckt doch Es ist der kleine Junge aus dem Haus am Ende der Straszlige Er hat schwarze Haare und dunkle dunkle AugenraquoHast du waslaquo wiederholt der Junge und starrt Emma mit seinen dunklen Augen anraquoNeelaquo sagt EmmaraquoWohnst du hierlaquo fragt der Junge weiterraquoJalaquo antwortet Emma bevor sie uumlberlegen kann ob sie sich von diesem Knirps ausfragen lassen willraquoWie heiszligt rsquon dulaquoraquoEmmalaquo Schweigen raquoUnd dulaquoraquoAbdullahlaquoraquoAhalaquo

Text Kathrin RohmannIllustrationen Antje Drescher

raquoUnd was machst du jetztlaquo Abdullah zieht mit der Fuszligspitze die Fugen zwischen den Pflastersteinen nachraquoNichtslaquo sagt EmmaraquoHast du keinen zum SpielenlaquoPeng Emma spuumlrt die Hitze in ihr Gesicht schieszligen Was denkt dieser Abdu-Dings-Bums sich Natuumlrlich hat sie jemanden zum Spielen Sonst jedenfalls Immer Nur gerade heute nichtraquoKlar habe ich jemanden zum Spielenlaquo blafft Emma Abdullah anraquoMeine richtige Freundin kommt gleichlaquoraquoWas ist eine richtige Freundinlaquo Abdullahs Augenbrauen schieben sich zusammenraquoEin richtige F r e u n d i n laquo Emma zieht das Wort sehr langraquoAlso eine richtige Freundin hat immer Zeit zum Spielen und total gute Ideen Mit der ist es nie langweilig und die ist nicht sauer oder beleidigt wenn man vielleicht ein schoumlneres T-Shirt anhatlaquoraquoAhalaquo sagt Abdullah und guckt auf Emmas pinkes Hello-Lilli- T-Shirt und dann an seinem grauen Space-Rider-T-Shirt herunterraquoIch find deins echt schoumln aber das macht nichtslaquo sagt er und laumlchelt raquoIch hol mal meinen BalllaquoraquoIch hab aber gar keine Zeitlaquo murmelt Emma Dennoch bleibt sie sitzen bis Abdullah zuruumlckkommt

raquoKannste Fuszligball spielenlaquo fragt Abdullah und kickt den Ballgegen die unterste Stufe der TrepperaquoKlar kann ich daslaquo antwortet Emma und rollt die AugenEigentlich will sie sagen dass Fuszligball bloumlder Kram ist und dass sie mit Knirpsen bestimmt nicht spielt und raquoSuper dann schieszligen wir immer an den Pfosten da und der andere muss den Ball kriegen und wieder gegen den Pfosten schieszligenlaquo Abdullah schieszligt Und noch bevor der Ball vom Pfosten der Einfahrt gegenuumlber wieder abgeprallt ist steht Emma schon neben ihmDer soll nicht denken dass sie das nicht kann Beim erstenSchuss trifft sie den Pfosten beim zweiten nicht beim drittennicht aber beim vierten wieder

K UR ZGE SCHICHTE

ABDULLAH UND DIE RICHTIGE FREUNDIN

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Noch mehr toll illustrierte Vorlesegeschichten gibt es in GECKO der werbe- freien Bilderbuch-Zeitschrift fuumlr Kinder ab vier Jahren bis ins Schulalter Die Geschichte bdquoAbdullah und die richtige Freundinldquo ist in der Kinderzeit-schrift Gecko Nr 25 erschienen Mit dem Heft fuumlr Juli August 2017 feiert GECKO uumlbrigens bereits die 60 Ausgabe GECKO gibt es im Abo oder als Einzelheft auf wwwgecko-kinderzeitschriftde und im Buchhandel Kindergaumlrten und Kitas erhalten zehn Prozent Bildungsrabatt auf das Abo

Abdullah trifft immer Er stoppt den Ball und schieszligt mit der Innenseite des Fuszliges Es sieht aus als wuumlrde er den Ballschieszlig-schieben Als Abdullah nicht guckt versucht Emma anstatt mit der Fuszligspitze auch einmal genauso zu schieszligenSie trifft den Pfosten perfekt

Beim naumlchsten Schuss kommt Theo bellend um die Hausecke gesaust und beiszligt in den BallraquoOhlaquo sagt Abdullah raquodeine richtige FreundinlaquoraquoNeelaquo Emma schuumlttelt den Kopf So sehr dass ihr alle Haareins Gesicht fallen damit Abdullah nicht sieht wie rot sie wirdraquoNeelaquo sagt sie raquodas ist mein Hundlaquo

raquoMamalaquo fragt Emma beim Abendessen und legt ihr Brot zuruumlckauf den Teller raquomuumlssen Freundinnen eigentlich genauso alt seinwie man selbstlaquo Mama uumlberlegt raquoNeinlaquo sagt sie raquoich bin 38 Marie ist 36 Franzi 33 und Regina 49 Und alle sind meine FreundinnenlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoHast du Freundinnen die woandersherkommen Ich meine die auch noch eine andere SprachesprechenlaquoraquoKlarlaquo sagt Mama raquoAideen aus Irland sie spricht Englisch undDeutsch Und Marisol vom Chor kommt aus Chile Sie sprichtSpanisch und DeutschlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoAber Jungen oder Maumlnner die koumlnnen nichtrichtige Freundinnen sein oderlaquo

Mama lacht raquoNa ja vielleicht nicht Freundinnen aber Freundenatuumlrlich Olli zum Beispiel Den kenne ich schon ewig und er istein richtig guter FreundlaquoraquoAhalaquo sagt Emma und nicktraquoWarum willst du das eigentlich wissenlaquo fragt MamaraquoAchlaquo antwortet Emma raquonur solaquo

Spaumlter holt Emma ihr Gummitwistband Das haumlngt sie an einer Seite in die Zaunlatten und Emma zeigt Abdullah wie man von eins bis zehn huumlpft Abdullah hat noch nie Gummitwist ge- spielt und muss schrecklich lachen weil er sich staumlndig ver- heddert Emma muss auch lachen Aber eigentlich findet sie dass Abdullah fuumlr einen Jungen ganz schoumln gut huumlpft Vor allem weil er das noch nie gemacht hat

Irgendwann lehnen sie beide nur noch lachend und japsend am GartenzaunPloumltzlich ruft jemand laut raquoA b d u l l a hlaquoraquoTschuumlszliglaquo sagt Abdullah und flitzt davon Kurz dreht er sich noch einmal umraquoIch hab morgen Zeitlaquo ruft erraquoIch auchlaquo fluumlstert Emma

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Im Benjamin-Franklin-Village in Mannheim befindet sich eine bdquoBedarfsorientierte Erstaufnahmeeinrichtungldquo ndash die erste in Baden-Wuumlrttemberg mit einer eigenen Willkommensschule Anders als in einer Regelschule wird hier der Unterricht von ehrenamtlichen Lehrkraumlften durchgefuumlhrt Durchschnittlich vier Monate bleiben die gefluumlchteten Kinder und ihre Familien auf dem Gelaumlnde Barbara Hackbarth Trainerin und Netz-werkkoordinatorin beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo leitet eine Forscher-AG an der Willkommensschule in der sie alle 14 Tage mit gefluumlchteten Kindern zu naturwissenschaftlichen und technischen Themen forscht

GUT GEMACHT

WILLKOMMEN KLEINE FORSCHER

Wasser ist immer ein spannendes Forschungsobjekt

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Ins Gespraumlch kommenUumlber das Forschen kommt sie leicht ins Gespraumlch mit den Kindern auch wenn die Kommunikation meist mit Haumlnden und Fuumlszligen statt-findet Die Maumldchen und Jungen stammen aus vielen unterschied-lichen Laumlndern sprechen kein Deutsch und nur wenig Englisch Bildkarten helfen den Kindern rasch die Bezeichnungen fuumlr die Forschermaterialien zu lernen ndash nach der ersten Forscherstunde kennen die Kinder die englischen und deutschen Bezeichnungen fuumlr Wasser und Messbecher Pipette und Reagenzglas

Wertschaumltzung statt LeistungsdruckZurzeit besuchen rund 30 Kinder zwischen 5 und 15 Jahren den Unterricht in der Columbus-Schule Nachmittags bieten Freiwillige verschiedene AGs an Eine davon ist die Forscher-AG bdquoIch wollte mich schon lange in der Fluumlchtlingshilfe engagierenldquo sagt Barbara Hackbarth die als Netzwerkkoordinatorin fuumlr das bdquoHaus der kleinen Forscherldquo beim Suumldwestmetall-Netzwerk Rhein-Neckar arbeitet 15 Kinder besuchen regelmaumlszligig die Forscher-AG Nach den zwei Stunden sind alle ganz schoumln erledigt bdquoAber diese zwei Stun-den sind eine wunderbare Bereicherung fuumlr michldquo sagt Barbara Hackbarth Genauso wie fuumlr die Kinder bdquoSie erfahren hier Bestaumlr-kung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ih-nen dabei hier entspannt anzukommenldquoDie Maumldchen und Jungen freuen sich wenn sich jemand Zeit fuumlr sie nimmt und sich mit ihnen beschaumlftigt

bdquoEierlaufenldquo ndash mal andersWasser so Barbara Hackbarth sei ein wunderbares Element um es mit den Kindern gemeinsam zu erforschen bdquoWir haben Wasser-tropfen untersucht und herausgefunden dass Wasser andere Stoffe aufloumlsen und vermischen kann Auch im Winter bietet es sich an mit Wasser zu forschen ndash in gefrorener Form ist es so faszinierend dass die Kinder es stundenlang untersuchen und immer wieder etwas Neues entdecken Zwischendurch baue ich immer Bewegungsspiele einldquo sagt die Netzwerkkoordinatorin Zum Beispiel spielt sie mit den Kindern bdquoEierlaufenldquo ndash nur mit

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GU T ZU W IS S E N

Wasser statt mit Eiern Die Maumldchen und Jungen werden in zwei Gruppen unterteilt Jede Gruppe hat unterschiedliche Dinge zur Verfuumlgung um das Wasser zu transportieren Glaumlser Untertassen Siebe Kellen und was sich sonst noch so findet Dann geht es darum welche Gruppe zuerst das Wasser von dem einen Eimer in den auf der gegenuumlberliegenden Seite transportieren kann

Kleine Schritte zu BeginnDie Forscher-AG ist mit den gefluumlchteten Kindern etwas anders strukturiert als sonst bdquoNormalerweise biete ich immer drei oder vier Forscherideen auf einmal an und lasse die Maumldchen und Jun-gen dann entdecken Aber diese Art des Forschens uumlberfordert die Kinder hierldquo sagt die studierte Sozialpaumldagogin Zudem setzt sie die Kinderkarten vom bdquoHaus der kleinen Forscherldquo ein So koumlnnen sich die Kinder zusaumltzlich an den Bildern orientieren und sich in-spirieren lassen Einmal habe sie mit einigen Kindern am Tisch einen Luftbal-lontransporter gebaut als sie einen Jungen bemerkte der auf dem Boden saszlig Er hatte mit Hilfe einer der Entdeckungskarten einen Faumlcher nachgebaut saszlig in Ruhe da und wedelte sich Luft zu bdquoEr hat nichts gesagt nichts gefragt Ich habe ihm nichts erklaumlrt Er hat einfach die abgebildete Forscheridee nachgebaut und den Luftzug auf sich wirken lassen Das war tollldquo

Der bdquoBildungspassldquoDen bdquoBildungspassldquo der Columbus- Schule haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Mannheim entwickelt Jedes Kind bekommt einen solchen Pass in dem seine Lehrer eintragen koumlnnen welche Themen sie behandelt haben Das koumlnnen Zah- len sein das Einmaleins oder auch geschichtliche Themen Der Pass dient dazu die Lehrerinnen und Lehrer in den aufnehmenden Kommunen uumlber den Bildungsstand des Kindes zu informieren Vor allem aber soll er die Kinder motivieren

Die WillkommensschuleDie Schulpflicht beginnt in Baden-Wuumlrt-temberg fuumlr Kinder deren Eltern einen Asylantrag stellen sechs Monate nach ihrer Ankunft Allerdings nicht schon in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes sondern erst in der Kommune die die Familien und Kinder letztlich aufnimmt Dort werden die Kinder und Jugendlichen zunaumlchst in sogenannten Vorbereitungs- und VABO-Klassen (VABO steht fuumlr Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf fuumlr Jugendliche ohne Deutschkenntnisse) in die Regelschule integriert Die Willkommensschule in Mannheim will die Luumlcke zwischen Ankunft und Schulbeginn in der Kom- mune schlieszligen

Beim Forschen wird auch die Feinmotorik geschult

bdquoSie erfahren hier Bestaumlrkung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ihnen dabei hier entspannt anzukommenldquo

Einen Bericht uumlber die Willkommens-schule finden Sie auch auf unserer Website Service-Portal Integration

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Welche Themen sind Ihnen besonders wich-tig wenn es um die Integration von Kindern in Kita Hort und Grundschule geht Beim Kita- und Schulbesuch muumlssen zu-naumlchst Zugangshuumlrden abgebaut werden Zugewanderte Eltern melden ihre Kinder deutlich seltener in einer Kita an Ihre Kin-der erhalten daher oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie fuumlr ihre sprachliche kognitive koumlrperliche psychische und soziale Ent-wicklung benoumltigen Zwar haben zugewan-derte Familien den gleichen Anspruch auf einen Kita-Platz wie einheimische doch viele sind uumlber Betreuungsangebote schlecht informiert oder es faumlllt ihnen schwer die passende Betreuung zu finden Schulpflichtige Kinder die nach Deutsch-land gefluumlchtet sind muumlssen meist deut-lich laumlnger auf einen Schulplatz warten als die europarechtlich vorgesehenen drei Mo-nate Das verlaumlngert den ohnehin schon groszligen bdquoLeerlaufldquo unnoumltig

Wo liegen aus Ihrer Sicht die Chancen und Herausforderungen im Hinblick auf eine gelungene Integration Hier geht es weniger um Chancen als um Notwendigkeiten Bundesweit hat mittler-weile mehr als jedes dritte Kind einen Migrationshintergrund Eine gelungene

GU T ZU W IS S E N

BILDUNGSPOLITISCHE S INTERVIE W

bdquoBILDUNGSEINRICHTUNGEN KOumlNNEN ALS INTEGRATIONSMOTOR WIRKENldquo

Dr Cornelia Schu ist Geschaumlftsfuumlhrerin des Sachverstaumlndigenrats deutscher Stiftun-gen fuumlr Integration und Migration Eine breite integrationspolitische Expertise hat die promovierte Germanistin als Leiterin des Themenschwerpunkts Integration bei der Stiftung Mercator gewonnen Im Interview beschreibt sie wie der Weg in die Kita fuumlr viele neu zugewanderte Familien einem Huumlrdenlauf gleicht und kritisiert deutlich die Maumlngel in der Ausbildung von Paumldagoginnen und Paumldagogen

Bildungsintegration ist somit unerlaumlsslich um auch fuumlr das weitere Leben der Kinder und Jugendlichen gute Teilhabechancen zu eroumlffnen Die groumlszligte Herausforderung be-steht darin allen Kindern moumlglichst fruumlh Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Kindertagesbetreuung zu sichern Aus un-serer Forschung wissen wir dass der Weg in die Kita besonders fuumlr neu Zugewander-te oft einem Huumlrdenlauf gleicht Vor allem die Versorgungsluumlcke fuumlr unter dreijaumlhrige Kinder muss schnell geschlossen werden Ungleiche Bildungschancen verschaumlrfen

sich zudem an den Schulen wo zugewan-derte Kinder zu oft unter sich bleiben In Groszligstaumldten lernen 70 Prozent von ihnen in Grundschulen in denen mehr als die Haumllfte der Kinder einen Migrationshinter-grund haben Hinzu kommt dass das Lehr-personal oft nur unzureichend auf den Umgang mit sprachlicher und kultureller Vielfalt vorbereitet ist Somit erhalten zu-

gewanderte Kinder oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie benoumltigen um ihre Potenziale zu entfalten

Welche Bedeutung nehmen Kita Hort und Grundschule bei der Integration gefluumlchte-ter Kinder ein Wie koumlnnen die Bildungs-einrichtungen die an sie gestellten Erwar-tungen erfuumlllenFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehen Bildungs-einrichtungen koumlnnen somit als Integrati-onsmotoren wirken Auszligerdem bieten sie den Kindern eine angstfreie Umgebung die nicht vom Fluchtkontext gepraumlgt ist Die Grundsteine die hier heute gelegt werden bilden das Fundament fuumlr die Integrations-erfolge von morgen Kitas und Schulen duumlr-fen aber mit diesem Erwartungsdruck nicht alleingelassen werden Neben Personal-zuschlaumlgen und zusaumltzlichen materiellen Zuwendungen bedarf es vor allem neuer Lehrmaterialien die auf die vielfaumlltigen Beduumlrfnisse gefluumlchteter Kinder eingehen Doch auch die Bildungseinrichtungen selbst muumlssen sich auf den Weg machen und etwa dafuumlr sorgen dass Kinder ihre

bdquoAlle angehenden paumldagogischen Fach- und Lehrkraumlfte so llten zukuumlnftig Basis-kompetenzen in Sprachbildung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller V ielfalt erwerbenldquo

GEMEINS AME LE SEEMPFEHLUNGENDER STIF TUNG bdquoHAUS DER KLEINEN FORSCHERldquo UND DER STIF TUNG LE SEN

Lane SmithDie Faumlhrte der Kinderab ca 4 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder40 Seiten Preis 1499 euro

bdquoEin Kind machte sich auf die Suche Unterwegs begeg-nete ihm die ganze Welt hellipldquo Wonach das Kind sucht wird in diesem poetischen Bilderbuch nicht naumlher benannt Die Nase neugierig nach vorn gestreckt durchwandert es verschiedene Lebensraumlume Von hohen Bergen uumlber das eisige Zuhause der Pinguine und die Tiefen des Meeres erleuchtet von farbigen Quallen bis hin zu kargen Steppen und tiefgruumlnen Dschungeln Die ungewoumlhnliche Bilderbuchreise lebt von den auszligergewoumlhnlichen Illustrationen die das Thema Vielfalt widerspiegeln und ahnen lassen wie die Welt ohne Menschen aussehen wuumlrde

Emma Levey Klara Gluck und ihre Kinderab ca 4 Jahren Verlag orell fuumlssli32 Seiten Preis 1395 euro

Der erste Band des Klara-Gluck-Abenteuers hat dem Leser die bunteste Familie vor Augen gefuumlhrt die die

Huumlhnermama sich nur wuumlnschen konnte Aus allen Eiern die sie auf ihren Reisen gesammelt hat sind die unterschiedlichsten Tiere geschluumlpft Die wollen nun alle versorgt und begluckt werden Familie ist was man draus macht Dieses Motto lebt das liebenswerte Bilderbuchhuhn so nachvollziehbar komisch und wahrhaftig vor dass nicht nur Kinder ihren Spaszlig daran haben werden Mehr Vielfalt als in der gluckigen Patchworkfamilie geht nicht und mehr vergnuumlgliches Chaos ebenso wenig

Anne C VoorhoeveWir 7 vom Reuterkiezab ca 10 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder265 Seiten Preis 1299 euro

bdquoNeukoumllln fuumlr starke Nervenldquo lautet das Thema einer Stadtteilfuumlhrung die die Freunde Pia Jonas Nesrin Kasim Finn-Ole Mustafa und Rifat fuumlr Touristen anbieten ndash ein Geschaumlftsmodell das die Clique fordert denn es bedarf einer gruumlndlichen Vorbereitung Verlust des Zuhauses durch Gentrifi zierung multi-

kulturelle Gesellschaft Patchworkfamilien In diesem unterhaltsamen Groszligstadt-roman gelingt es der Autorin vielfaumlltige Themen mit Witz Spannung und einer positiven Grundhaltung aufzubereiten

Deutschkenntnisse nicht nur in einzelnen Foumlrderstunden verbessern sondern uumlber den gesamten Tag hinweg

Wie schaumltzen Sie die Situation der paumldago-gischen Fach- und Lehrkraumlfte ein und wie koumlnnte man sie bei ihrer wichtigen Integra-tionsarbeit noch besser unterstuumltzenAn Paumldagogen werden hohe Erwartungen gestellt und viele fuumlhlen sich damit allein-gelassen Sie sollen die gestiegene Zahl junger Fluumlchtlinge und ein Vielfaches an Foumlrderbeduumlrftigen individuell unterstuumltzen doch nur ein Bruchteil der Paumldagogen fuumlhlt sich auf diese Aufgabe gut vorbereitet ndash oft weil es deutliche Maumlngel in der Ausbildung gibt Der Arbeitsalltag in sprachlich und kulturell vielfaumlltigen Klassen spielt in der Aus- und Fortbildung weiterhin nur eine Nebenrolle Dies muss sich schnellstmoumlg-lich aumlndern sonst laufen wir Gefahr die Integrationsversaumlumnisse der Vergangen-heit zu wiederholen Alle angehenden pauml-dagogischen Fach- und Lehrkraumlfte sollten zukuumlnftig Basiskompetenzen in Sprachbil-dung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller Vielfalt erwerben Dies erfordert konkrete Landesvorgaben und eine Aus- und Fortbildung die sich staumlrker am Bedarf der Praxis orientiert

Wenn Sie an Ihre Kindheit zuruumlckdenken Welchen eigenen Forscherfragen sind Sie nachgegangenIch war als Kind mehr eine Leseratte als eine bdquoForscherinldquo ndash kein Wunder dass ich spaumlter die Literaturwissenschaft als meine Forschungsdisziplin gewaumlhlt habe Aber als in der Eifel aufwachsendes Kind von Erd-kunde-Lehrern hat mich auch der Vulkanis-mus sehr fasziniert und ich wollte alles daruumlber wissen wie Maare entstehen und warum die Erde manchmal Feuer spuckt

bdquoFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehenldquo

Weitere Lese- und Medienempfehlungen zu MINT und vielen anderen Themen finden Sie auf stiftunglesende

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Naturwissenschaften und Technik

fuumlr Maumldchen und Jungen

HerausgeberStiftung Haus der kleinen ForscherClaudia Striffl er (ViSdP)Rungestr 1810179 Berlin Tel 03027 59 59-0Fax 03027 59 59-209E-Mail infohaus-der-kleinen-forscherde

ProjektleitungClaudia PetersenE-Mail claudiapetersenhaus-der-kleinen-forscherde

Verantwortliche RedakteurinJenny MoumlllerE-Mail jennymoellerhaus-der-kleinen-forscherde

RedaktionJonas BrandhorstMareike BreuerMareike MittelbachJenny MoumlllerJasemin SevenKatrin WeberTanja Zagel

Partner der Stiftung sind die Helmholtz-Gemeinschaft die Siemens Stiftung die Dietmar Hopp Stiftung und die Deutsche Telekom Stiftung Gefoumlrdert wird sie vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung

BildnachweisTitel Rawpixelcomfotolia S 1 Bettina VolkeStiftung Haus der kleinen Forscher S 4 hl-studiosthinkstock SIHK zu Hagen S 5 Michael SchmidtStiftung Haus der kleinen Forscher privat S 7 Jens JeskeStiftung Haus der kleinen Forscher S 8 Luminastocksy S12 Kindergarten Schloss Einstein S 13 LightFieldStudiosthinkstock S14-15 Ulrike Keil Stiftung Haus der kleinen Forscher S 17 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher S18-19 Kinderhaus Cheliusstraszlige S 21 privat Courant Forschungszentrum Textstrukturen Universitaumlt Goumlttingen S 24 Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 25 pyotr021thinkstock Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 26 Phil Dera S 28 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher

BezugsbedingungenDie Kitas Horte und Grundschulen die in einem lokalen Netzwerk der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv sind erhalten das Magazin 4 x jaumlhrlich kostenlos Das Magazin steht in vollem Umfang auf der Website der Stiftung wwwhaus-der-kleinen-forscherde kostenlos zum Down-load zur Verfuumlgung

Erscheinungvierteljaumlhrlich

GestaltungDiscodoener middot Stuttgart

SatzDiscodoener middot Stuttgart

Lektorat Lutz Happel

DruckBonifatius GmbHDruck ndash Buch ndash Verlag

Alle Rechte vorbehalten Nachdruck Aufnahme in elektronische Datenbanken Mailboxen sowie sonstige Vervielfaumlltigungen nur mit ausdruumlcklicher Genehmigung der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Fuumlr unverlangt eingesendetes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung uumlbernommen Die Autoren und Redakteure von bdquoForscht mitldquo recherchieren und pruumlfen jeden Artikel sorgfaumlltig auf seine inhaltliche Richtigkeit Dennoch kann es immer mal passieren dass sich Fehler in die Texte oder Bilder schleichen Wir uumlbernehmen daher keine Garantie fuumlr die Angaben

Gedruckt auf 100 PEFC-zertifi ziertem Papier

GU T ZU W IS S E N

VORSCHAU AUF DIE NAumlCHSTE AUSGABE

TITELTHEMAVON BITS UND BYTES

Vom Smartphone uumlber den Laptop bis hin zum MP3-Player ndash Kinder wachsen heute in einer Welt auf die stark digital gepraumlgt ist und sich rasend schnell weiterentwickelt Sie moumlchten sie erforschen und mitgestalten Wie funktioniert ein Roboter Was passiert wenn ich den Computer anschalte und wie kann ich Bot-schaften verschluumlsseln In der naumlchsten Ausgabe der bdquoForscht mitldquo dreht sich alles um das Thema Informatik und digitale Bildung

Es erwarten Sie viele spannende Forscherideen und Praxis- beispiele Wir zeigen wie digitale Bildung spielerisch im Alltag in Kita Hort und Grundschule integriert werden kann

Die naumlchste Ausgabe erscheint Ende November 2017

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bdquoTag der kleinen Forscherldquo 2017ZEIGST DU MIR DEINE WELT

Mehr Bilder und

Berichte unter wwwtag-der-

kleinen-forscherde

bdquoZeigst du mir deine Weltldquo lautete das Motto zum diesjaumlhrigen bdquoTag der kleinen ForscherldquoDie Sti ung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo rief zum bundesweiten Mitmachtag Kitas Horte und Grundschulen auf gemeinsam zu forschen und die Vielfalt im Alltag zu entdecken Diesem Aufruf folgten etliche Einrichtungen und feierten tolle Forscherfeste

Wie war Ihr bdquoTag der kleinen Forscherldquo Wir freuen uns auf Ihre Erlebnisse pressehaus-der-kleinen-forscherde

2018DER BUNDESWEITE KITA-WETTBEWERB ZUR AUSZEICHNUNG VON HERAUSRAGENDEN PROJEKTEN IM MINT-BEREICH

Weitere Informationen und Bewerbung unter wwwforschergeist-wettbewerbde

Ob Kuumlrbis Kugel Kohle oder Holz ndash viele Dinge machen Kinder neugierig und fuumlhren dazu dass sie Fragen stellen Fuumlr den bundesweiten Kita-Wettbewerb bdquoForschergeist 2018rdquo suchen die Deutsche Telekom Stiftung und die Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherrdquo Projekte die diese Neugier befeuert und den Forschergeist in Kindern geweckt haben gemeinsames Staunen uumlber Naturphaumlnomene spannende mathematische informatische oder technische Fragen aus dem Kita-Alltag ndash teilen Sie die Entdeckungen aus Ihrer Kita Der Wettbewerb will Ihr Engagement in diesem Bereich wuumlrdigen den Forschergeist er-halten und noch mehr Kinder und paumldagogische Fachkraumlfte fuumlr das Forschen und Entdecken begeistern Der bdquoForschergeist 2018rdquo zeichnet die besten Projekte auf Landes- und Bundesebene mit einem Preisgeld aus

Bewerbungsstart

06 September2017

Page 6: hnik DAS MAGAZIN DER STIFTUNG „HAUS DER KLEINEN … · l 1 l LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, in den vergangenen Jahren haben viele Flüchtlinge Deutschland erreicht, darunter auch

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m 22 Juni 2017 feierten etwa 1000 Gaumlste gemeinsam mit mehr als 100 ehrenamtli-chen Helfern im Sauerlandpark Hemer den

bdquoTag der kleinen Forscherldquo Eingeladen hatte zum vierten Mal das Iserlohner Netzwerk bdquoKreis Junger Unternehmer ndash Netzwerk MK-Nordldquo bdquoWir freuen uns sehr dass so viele Kitas unserem Aufruf ge-folgt sindldquo sagt SIHK-Netzwerkkoordinatorin Jutta Groszlig 800 Kinder aus insgesamt 43 Kitas forschten in einem Parcours mit mehreren Statio-nen zu unterschiedlichen Themen Wie viel Zucker ist in meinem Getraumlnk Wie kann ich aus Luftbal-lons und Sand einen Staudamm bauen Wie be-wege ich mich sicher durch einen Slalom wenn ich nicht mehr die Kontrolle uumlber meine Beine habe Begleitet wurden die Kinder dabei von Stu-dierenden des Iserlohner Berufskollegs fuumlr Erzie-herinnen und Erzieher Andreacute Gatzke (WDR) be-kannt aus der bdquoSendung mit dem Elefantenldquo sorgte mit seiner Moderation auf der groszligen Buumlh-ne fuumlr gute Stimmung Fuumlr eine sichere An- und Abreise der Maumldchen und Jungen stand ein Bus-Shuttle-Service der Maumlrkischen Verkehrsge-sellschaft bereitsihkde kju-iserlohnde

A K T U E L L E S

A K T U E LLE S

GROS SES FORSCHERFEST IM SAUERL ANDPARK HEMER

Prozent houmlher ist die statistische Wahr-

scheinlichkeit spaumlter ein Gymnasium zu

besuchen wenn Kinder mit Migrationshinter-

grund bis zu ihrem dritten Lebensjahr eine Krippe besucht haben

ZAHL DES MONATS

Wie wird aus Sonnenstrahlen Strom Warum

lohnt es sich Muumlll zu trennen und was

haben Huumlhner mit Klimaschutz

zu tun Unter haus-der-kleinen-forscherde fi nden

Sie viele gute Beispiele zu Bildung

fuumlr nachhaltige Entwicklung

in Kita Hort und Grundschule

KITA-PRAXIS GRUumlN UND FAIR

5 5

bdquoNEHMEN SIE DAS KIND SO AN WIE ES

IN DEM MOMENT ISTldquo

Stefan SchroumlderTraumapaumldagoge

ie gehe ich mit traumatischen Erfahrun-gen gefl uumlchteter Kinder um Wie mit deren Trauer und Furcht Paumldagoginnen und Paumlda-

gogen sind selten im Bereich Traumatherapie ausgebildet stehen aber bei der Arbeit mit Fluumlcht-lingskindern mitunter vor genau diesen Heraus-forderungen Am 9 September haben Sie die Chance dem Traumapaumldagogen Stefan Schroumlder Ihre Fragen zu stellen Er wird sie per Live-Video beantworten Es gibt die Moumlglichkeit nachzufragen oder in die Diskussion einzusteigen Termin Live-Interview am 992017 ab 1730 Uhr in der Facebook-Gruppe IntegrationHaus der kleinen Forscher Das Interview wird als Video spaumlter auf dem Service-Portal Integration zur Ver-fuumlgung stehen Umfrage Ihre Erfahrungen aus der praktischen Arbeit mit gefl uumlchteten Kindern in Kita Hort und Grundschule tragen zur Weiterentwicklung unseres Angebotes bei Teilen Sie deshalb bis zum 179 Ihre Tipps Anregungen und Fragen auf integrationhaus-der-kleinen-forscherde mit uns und nehmen Sie an unserer Umfrage teil Sie koumlnnen eine von zehn Uumlberraschungen fuumlr Ihre Einrichtung gewinnen

A

W

UNTERSTUumlTZUNG BEI DER PAumlDAGOGISCHEN ARBEIT MIT GEFLUumlCHTETEN KINDERN

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A K T U E LLE S

Frau Haumluszligler wie kamen Sie zum bdquoHaus der kleinen ForscherldquoIch arbeitete bereits als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TU Freiberg als eine Trainerin bzw ein Trainer gesucht wurde Die Idee Kinder fruumlh fuumlr Naturwissenschaf-ten und Technik zu begeistern fand ich genial und schon war ich dabei

Wie kann man Kinder spielerisch an natur-wissenschaft liche Themen heranfuumlhrenKinder sind ja per se neugierig Es liegt an den Erzieherinnen und Erziehern das Inte-resse zu lenken ndash wenn sie fuumlr ein Thema brennen tun die Kinder es auch

Wie sind in Ihrem Netzwerk die Erfahrungen in der Arbeit mit gefluumlchteten Kindern Kinder brauchen nicht viel um jemanden ins Spiel einzubinden Eine Herausforde-rung ist manchmal eher der Umgang mit den Eltern der gefl uumlchteten Kinder Einigen Vaumltern faumlllt es schwer Erzieherinnen als Ansprechpartner auf Augenhoumlhe zu akzep-tieren Da hilft es wenn die Kita-Leitung unterstuumltzend eingreift Toll ist wenn alle voneinander lernen koumlnnen ndash die Kinder und die Erwachsenen

K ATHRIN HAumlUSSLERDIPL-INGENIEURIN

SEIT 2008 TRAINERIN BEIM

bdquoHAUS DER KLEINEN

FORSCHERldquo SEIT 2016

KOORDINATORIN DES

NETZWERKS bdquoKLEINE

FORSCHER AN DER TU

BERGAKADEMIE

FREIBERGldquo

Gesta tten

SEIT 2008 TRAINERIN BEIM

ehr als 50 Kitas Horte und Grundschulen wurden im Rahmen der Sachsengala am 12 Juni 2017 als bdquoHaus der kleinen Forscherldquo zerti-fi ziert Ihre paumldagogischen Fachkraumlfte bilden sich regelmaumlszligig im

MINT-Bereich fort ndash Entdecken und Forschen sind bei ihnen fester Bestandteil im Alltag Wie auch in den Vorjahren wuumlrdigte Brunhild Kurth Saumlchsische Staatsministerin fuumlr Kultus die Verleihung der Zertifi kate im Verkehrsmuseum Dresden mit ihrem Besuch bdquoBei den Kitas und Horten sind wir Spitze Jetzt ist es wichtig dass wir noch mehr Grundschullehrkraumlfte fuumlr die Bildungsin-halte des sbquoHauses der kleinen Forscherlsquo gewinnenldquo betonte die Ministerin bdquoKitas werden zu Orten des entdeckenden forschenden Lernens ndash Kinder koumlnnen auf diese Weise eigene Antworten fi nden und Selbstvertrauen erlan-gen Das ist fuumlr uns der Schluumlssel um langfristig den Herausforderungen einer komplexen Welt erfolgreich begegnen zu koumlnnenldquo erklaumlrte Dr Ute Gallmeier vom bdquoHaus der kleinen Forscherldquo

GROS SE SACHSENGAL A UumlBER 50 EINRICH-TUNGEN FEIERLICH ZERTIFIZIERT

VOM KLASSENZIMMER ZUR NOBELPREISTRAumlGERTAGUNG

Als eine von 21 ausgewaumlhlten Paumldagoginnen und Paumldagogen nahm Dr Uta Wiest-Ladenburger am bdquoTeaching Spiritldquo der 67 Nobelpreistraumlgertagung in Lindau (Bodensee) teil Sie traf dort Ende Juni auf 30 Chemie-Nobelpreis-traumlgerinnen und -traumlger sowie 400 Nachwuchstalente aus aller Welt Uumlber-zeugt hatte die promovierte Immunologin und ausgebildete Paumldagogin das Kuratorium mit ihrem umfangreichen und auszligerordentlichen Engagement bdquoEs ist wichtig junge Talente schon fruumlh fuumlr die Wissenschaft zu begeisternldquo betont sie Wiest-Ladenburger unterrichtet an der Matthias-Erzberger-Schu-le in Biberach angehende Erzieherinnen und Erzieher im Bereich MINT-Fruumlh-foumlrderung Fuumlr das bdquoHaus der kleinen Forscherldquo ist sie seit 2008 als Trainerin im Netzwerk der Industrie- und Handelskammer Ulm aktiv wwwlindau-nobelorgde

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Sicherheitshinweis Lassen Sie Kinder nie unbe-

aufsichtigt mit scharfen Gegen-staumlnden oder elektrischen Geraumlten hantieren Sprechen Sie mit ihnen uumlber moumlgliche Gefahren und wie

man sie vermeiden kann

F Uuml R E LT E R N

KOPIERVORL AGE

SO BUNT ndash SO LECKER

Das wird gebrauchtFuumlr ein leckeres buntes bdquoAmpeleisldquo brau-chen Sie verschiedenfarbige Obstsorten ndash zum Beispiel Kirschen Erdbeeren Pfir-siche Aprikosen Bananen und Kiwis Es sollte mindestens jeweils eine rote eine gelbe und eine gruumlne Obstsorte dabei sein Sie benoumltigen drei Schuumlsseln ein Messer zum Schaumllen ein Brettchen eine Gabel oder einen Puumlrierstab und Eisfoumlrmchen Los gehtrsquos Untersuchen Sie gemeinsam mit den Kin-dern das Obst Koumlnnen sie die Sorten be-nennen Wachsen alle Sorten dort wo die Kinder leben Woher kommt das Obst das wir im Supermarkt kaufen und schmecken ihnen die Fruumlchte Als Naumlchstes bereiten Sie das Obst vor indem Sie es schaumllen entkernen und klein schneiden Geben Sie es nach Farben getrennt in die drei Schuumls-seln und puumlrieren bzw zerdruumlcken Sie es Lassen Sie die Maumldchen und Jungen nun das rote Fruchtmus in das unterste Drittel der Eisfoumlrmchen geben Als Naumlchstes muss der Deckel befestigt werden damit sich in der Mitte ein Loch fuumlr den Eisstil bildet Koumlnnen die Kinder das schon allein Nun kommen die Foumlrmchen in den Eisschrank Nach einer Stunde koumlnnen die Kinder nach-sehen Ist die rote Schicht schon gefroren Genauso machen Sie es mit der gelben und der gruumlnen Schicht Benoumltigen die verschie-denen Obstsorten unterschiedlich lange um einzufrieren Wie lange dauert es bis das ganze Eis fest ist Wenn das Eis nicht einfach aus den Foumlrmchen herausgleitet hilft es sie kurz in warmes Wasser zu tau-chen Guten Appetit

HintergrundIn europaumlischen Supermaumlrkten fi nden sich das ganze Jahr uumlber alle moumlglichen Obst-sorten Urspruumlnglich waren jedoch die meisten Fruumlchte nur in bestimmten Regio-nen zu Hause Sauerkirsche und Erdbeere sind Beispiele fuumlr Obstsorten die auf der gesamten Nordhalbkugel angebaut wer-den auch in Deutschland Pfi rsiche moumlgen es warm Sie wachsen vor allem in China Italien Spanien Griechenland oder der Tuumlrkei Aumlhnlich geht es den Aprikosen die auch in Pakistan Syrien Algerien und dem Iran wachsen Die Banane gilt als die suumld-amerikanische Frucht schlechthin ndash dabei stammt sie urspruumlnglich aus Suumldostasien

Wie man Eis zum Schmelzen bringen kann und was dabei passiert koumlnnen Sie gemeinsam mit den Kindern herausfinden Unter haus-der-kleinen-forscherdepraxisanregungen fi nden Sie viele span-nende Ideen zum Entdecken und Forschen mit Wasser

Liebe E lternwenn es drauszligen schoumln warm ist freuen sich Groszlig und Klein uumlber eine kuumlhle Erfrischung Haben Ihre Kinder schon einmal ausprobiert Eis selbst zu machen Wo gibt es uumlberall Eis und wie entsteht es

Mitte des 16 Jahrhunderts gelangte sie als Reiseproviant spanischer oder portugie-sischer Seefahrer in die Karibik und nach Suumldamerika Die deutsche bdquoBananenpre-miereldquo fand im Jahr 1892 statt Die Kiwi legt meist einen weiten Weg zuruumlck bevor sie hier in den Regalen zu fi nden ist Sie wird uumlberwiegend in China Italien Neusee-land Chile Griechenland Frankreich und im Iran angebaut

uumlber moumlgliche Gefahren und wie man sie vermeiden kann

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Was ist Ihr schoumlnstes Kita-Projekt Waren Sie auf Entdeckungstour auf einer Sommerwiese haben Sie mit Licht und Schatten gespielt oder verruumlckte Bauwerke entworfen Haben Sie die Kinder immer wieder ermutigt ihrer Neugier freien Lauf zu lassen Dann machen Sie mit und bewerben Sie sich fuumlr den bdquoForschergeist 2018ldquo

Wir suchen Aktionen bei denen Maumldchen und Jungen ihre Forscherfreude ausleben und Neues entdecken konnten Der bdquoForschergeist 2018ldquo praumlmiert be-sonders gut gelungene Kita-Projekte aus den Bildungsbereichen Mathematik Infor-matik Naturwissenschaften und Technik Es geht um die Fragen der Kinder um span-nende Beobachtungen und gemeinsam gefundene Loumlsungen

bdquoMein Opa war ein MaulwurfldquoMit dem bdquoForschergeist 2018ldquo werden be-reits zum vierten Mal vorbildliche Kita-Projekte ausgezeichnet Schon die bishe-rigen Wettbewerbsrunden haben gezeigt mit wie viel Einfallsreichtum und Dynamik paumldagogische Fachkraumlfte die Entdeckungs-freude ihrer Kinder staumlrken So machten

MITMACHEN

NEUGIER GEWINNTbdquoFORSCHERGEISTldquo-WETTBEWERB 2018 ndash BEWERBEN SIE SICH MIT IHREM MINT-PROJEKT

in der vergangenen Wettbewerbsrunde Projekte aus verschiedensten Themen-bereichen das Rennen darunter bdquoMalen mit Naturfarbenldquo bdquoWo kommt der helle Punkt an der Wand herldquo oder auch bdquoMein Opa war ein Maulwurf ndash der Bergbau im Revier die Arbeit und das Leben eines Bergmannesldquo

Uumlber den bdquoForschergeistldquoDer bdquoForschergeistldquo ist ein bundesweiter Kita-Wettbewerb der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Gesucht und praumlmiert werden herausragende Projekte die Maumldchen und Jungen fuumlr die Welt der Mathematik Infor-matik Naturwissenschaften oder Technik begeistert haben Die ausgezeichneten Projekte werden dokumentiert und ver-

So koumlnnen Sie mitmachenBewerbungszeitraum 06092017 bis 31012018Alle Informationen unter forschergeist-wettbewerbde

oumlff entlicht damit sie als gute Beispiele auch andere Fachkraumlfte fuumlr das Forschen und Entdecken in der Kita begeistern Die Wettbewerbs-Doku von 2016 fi nden Sie unter forschergeist-wettbewerbde

In der Wettbewerbsrunde 2016 wurden 16 Landes- und 5 Bundessieger sowie 3 Sonderpreistraumlger mit dem bdquoForschergeistldquo praumlmiert

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Wie erkenne ich dass ein Kind traumatisiert ist und an wen kann ich mich in dem Fall wenden Wie kann ich mich mit den Eltern verstaumlndigen Wenn es um gefl uumlchtete Kinder in Kita Hort und Grundschule geht stehen

paumldagogische Fach- und Lehrkraumlfte vor einigen Herausforderungen Gleichzeitig gibt es viel Spannendes und Neues zu entdecken denn die Kinder und ihre Familien bringen Einfl uumlsse aus aller Welt mit in die Gruppen und Klassen

Gemeinsam koumlnnen alle dazu beitragen Fluumlchtlingskindern das Ankommen zu erleichtern

Gibt es Lebensmittel oder Gerichte die die Kinder noch nie zuvor gesehen ge-schmeckt oder selbst zubereitet haben Wie entsteht Eis und schmeckt es uumlberall auf der Welt gleich Welche Lieder kennen die Kinder die sowohl auf Deutsch als auch in anderen Sprachen gesungen wer-den An einem Ort an dem man die Spra-che nicht spricht hilft es alle Sinne einzu-

setzen um sich mit seiner Umwelt vertraut zu machen Bei einer Schatzsuche der besonderen Art gelangen die Kinder durch Riechen Schmecken und Fuumlhlen an ihr Ziel Eine Sandburg zu bauen ist immer eine spannende Herausforderung die mit wenig Worten funktioniert und zudem gro-szligen Spaszlig macht Dabei koumlnnen die Kinder einiges herausfi nden zum Beispiel warum

nasser Sand besser klebt als trockener und welcher Sand sich am besten zum Kuchen-backen eignet Wussten die Kinder dass auch Tiere in verschiedenen Teilen der Welt unterschiedliche Sprachen sprechen Er-mutigen Sie die Maumldchen und Jungen ihre Umwelt aufmerksam zu beobachten Dinge auszuprobieren und dabei spielerisch von-einander zu lernen

TITELTHEMA ALLE ZUS AMMEN

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Ein Interview mit Fredrik Vahle fi nden Sie auf dem Service-Portal IntegrationCopyright Songtext Aktive Musik Verlagsgesellschaft mbH Dortmund aktive-musikde

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

IM MORGENKREIS

EIN ELEFANT AUF DEM SPINNENNETZ

Kinder lernen Sprachen am besten wenn sie dabei Spaszlig haben Gemeinsames Singen ist eine gute Moumlglichkeit spielerisch neue Woumlrter zu lernen Fragen Sie die Kinder welche Lieder sie kennen und moumlgen Wer moumlchte ein Lied vorsingen In welcher Sprache singen die Maumldchen und Jungen Wie houmlrt sich die Melodie an und wie die Sprache Die Kinder in einer Gruppe oder Klasse koumlnnen Liedtexte und Melodien voneinander lernen ndash und damit Einblicke in verschie-dene Sprachen bekommen Uumlberlegen Sie gemeinsam mit den Kindern wie viele verschiedene Sprachen in der Gruppe gespro-chen werden Nehmen Sie ein Lied das die Maumldchen und Jungen in der Gruppe oder Klasse gern singen und uumlbersetzen Sie es in verschiedene Sprachen Die Uumlbersetzungen koumlnnen die Kinder

auch gemeinsam mit den Eltern zu Hause vorbereiten und dann den anderen Kindern vortragen Oder Sie laden die Eltern ein und uumlben das Lied mit den unterschiedlichen Texten gemeinsam Im Internet fi nden sich einige Liedtexte die bereits in zahlreiche Sprachen uumlbersetzt wurden zum Beispiel das Lied bdquoEin Elefant auf dem Spinnennetzldquo von Fredrik Vahle Das Lied koumlnnen Sie auch mit Fingeruumlbungen oder einem Bewegungsspiel verbinden Dann lernt es sich gleich noch mal so gut

verschiedene Sprachen Die Uumlbersetzungen koumlnnen die Kinder

auf DeutschbdquoEin E lefant ja der balancierteauf einem Spinnen- Spinnennetz Da riefen sie Hussa es haumlltIch hole meine Freundinmeinen Freund jetzt

und auf Tuumlrkischbdquo tane fil sallaniyor lardioumlruumlmcek bir oumlruumlmcek agindabagiriyor ladi Yasasin saglamgetirelim da ldquo

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Bei der Schatzsuche suchen die Kinder fuumlnf verschie-dene Stationen Dazu benoumltigen sie alle Sinne An der fuumlnften Station fi nden die Kinder einen Schatz

Fuumlr die Schatzsuche benoumltigen Sie ein Foto von einem Gegenstand aus der Umgebung ein Riechdoumlschen etwas das sich gut anfuumlhlt ein Geraumlusch zum Abspielen (z B mit einem MP3-Player) den Schatz etwas Leckeres zu essen

Bevor es losgeht besprechen Sie in der Gruppe die fuumlnf Sinne und stimmen die Kinder auf die Sinnes-Schatzsuche ein Welche Sinne gibt es und welche Organe sind fuumlr die Wahrnehmung verschie-dener Eindruumlcke zustaumlndig Starten Sie mit einem Foto von etwas das die Kinder kennen und sehen koumlnnen An dem Ort der auf dem Foto abgebildet ist fi nden die Kinder einen Hinweis der sie zum naumlchsten Fundort leitet Als Naumlchstes koumlnnten sie zum Beispiel ein Riechdoumlschen fi nden Erkennen die Kinder den Geruch wieder Wissen sie wo und was sie suchen muumlssen Im Garten koumlnnten dies zum Beispiel Blaumltter einer Pfl anze sein die sehr intensiv riechen In der Naumlhe der Pfl anze liegt etwas das sich besonders gut anfuumlhlt Doch wie ist der Hinweis zu verstehen Weist die weiche Wolle auf das Schaff ell auf dem Sofa hin oder der Ast auf den dicken Baum im Hof Dort fi nden die Kinder schlieszliglich ein Geraumlusch Entweder ist es eine Aufnahme die abgespielt wird oder eine Dose mit Inhalt die ein bestimmtes Geraumlusch erzeugt Houmlren die Kinder um welches Geraumlusch es sich handelt Koumlnnen sie erahnen wo sie als Naumlchstes suchen sollen Am Ort ange-kommen wartet der dort versteckte Schatz etwas Essbares das typisch ist fuumlr die Laumlnder aus denen die Familien der Kinder kommen Und ndash schmeckt es allen

Kinder erleben Sprache wenn sie etwas gemeinsam mit allen Sinnen erfahren zum Beispiel beim altersgemaumlszligen Spiel beim Suchen und Finden oder beim Essen Bei der bdquoSchatzsuche mit allen Sinnenldquo kommen alle diese Aspekte zusammen

Organisieren Sie gemeinsam mit den Kindern eine Schatzsuche ndash mit oder ohne Karte Je nach Alter der Kinder und Gruppenzusammensetzung koumlnnen Sie die Hinweise unterschiedlich gestalten

IDEEN ZUM ENTDECKEN UND FORSCHEN

SCHATZSUCHE MIT ALLEN SINNEN

Mehr zum Thema bdquoSprechanlaumlsse im Alltag schaffenldquo fi nden Sie auf der Website integrationhaus-der-kleinen-forscherde

Die Kinder koumlnnen ihre eigene Schatzkarte erstel-len ndash je nach Interesse uumlber alle Sinne (wie bei der Kita beschrieben) oder ganz klassisch als

Landkarte Teilen Sie die Klasse vorher in kleinere Gruppen und lassen Sie die Karten dann austauschen Wird der Schatz gefun-den Besprechen Sie nach der Schatzsuche Wie unterscheiden sich die Karten voneinander Wie sieht es mit dem Raumverstaumlnd-nis der Kinder aus Woran orientieren sie sich und was erscheint ihnen wichtig Auch in der Grundschule koumlnnen Leckereien aus aller Herren Laumlnder als Schatz winken

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Drauszligen in der Natur gibt es viel zu entdecken und Gelegenheiten sich uumlber das Gesehene und Erleb-te auszutauschen Etwas ganz Elementares ist zum

Beispiel der Boden auf dem wir gehen Ermutigen Sie die Kinder sich den Boden genau anzuschauen Die Kinder koumlnnen eine Bo-denprobe aus dem Garten dem Sandkasten und dem Blumenbeet nehmen und die Erde mit den Fingern untersuchen Wie fuumlhlt sich der Boden an Wie riecht er Ist er feucht oder trocken Bleiben Bodenstuumlckchen zwischen den Fingerrillen zuruumlck wenn die Kin-der die Erde zwischen den Fingern verreiben Nun koumlnnen die Kinder die Bodenproben miteinander vergleichen Fuumlhlen sich die Bodenproben unterschiedlich an Wie sehen sie aus Nehmen Sie zwei Blumentoumlpfe mit Loch im Boden Dann fuumlllen Sie einen der Toumlpfe mit Erde und den anderen mit Sand Damit Erde und Sand nicht gleich durch das Loch im Topf rieseln legen Sie uumlber beide

Loumlcher ein Stuumlck durchlaumlssigen Stoff Lassen Sie beim Befuumlllen oben ein wenig Platz Was passiert wenn man Wasser in die Blu-mentoumlpfe gieszligt Welcher Boden haumllt das Wasser besser Und was bedeutet das fuumlr die Pfl anzen die darin wachsen

Kieselsteine

grober Sand

feiner Sand

Filtertuumlte

geklaumlrtes Wasser

Toben schaukeln und Sandburgen bauen Wenn das Wetter schoumln ist freuen sich viele Kinder auf den Spiel-platz Doch wenn es lange nicht geregnet hat ist der

Sand im Sandkasten trocken Die Kinder merken schnell Damit koumlnnen sie nicht gut bauen Erst durch die Zugabe von Wasser

bdquoklebenldquo die Sandkoumlrner aneinander und lassen sich formen Aber warum ist das so Wasserbruumlcken zwischen den Koumlrnern verleihen dem Sand Form und Stabilitaumlt Lassen Sie die Kinder Wasser zum

Sand geben und beobachten Was passiert wenn die Kinder ganz wenig und was wenn sie viel Wasser zum Sand geben Wie fuumlhlt sich der Sand an Wie sieht er aus und welche Struktur hat er Dann kann der Sandburgenbau starten Wenn die Burg steht koumln-nen die Maumldchen und Jungen sie verzieren indem sie einzelne Stuumlcke aus den Tuumlrmen heraus- und Muster einarbeiten Eine Spruumlhfl asche hilft um die entstehende Sandburg beim Bauen immer gleichmaumlszligig feucht zu halten

BAUMEISTER

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

S AUBERMACHER

BODENFORSCHER

Wie wird dreckiges Wasser wieder sauber ndash zum Beispiel wenn Sand Erde oder Blaumltter ins Wasser gefallen sind Na klar in einer Klaumlranlage Die koumlnnen Sie mit den Kin-

dern gemeinsam bauen Nehmen Sie vier groszlige Joghurtbecher und stechen Sie in die Boumlden der Becher einige Loumlcher Dann fuumlllen die Kinder einen Becher halbvoll mit feinem Sand einen mit grobem Sand einen mit Kieselsteinen und in einen Becher kommt eine Kaf-feefi ltertuumlte Jetzt werden die Becher ineinandergestellt ndash ganz nach unten gehoumlrt der Becher mit dem Filter darauf der mit dem feinen Sand dann der mit dem groben Sand und schlieszliglich ganz oben der Becher mit den Kieselsteinen Um Schmutzwasser herzustellen vermischen die Kinder Wasser mit Erde Sand und Blaumlttern Die Kin-der fuumlllen das Schmutzwasser in den oberen Becher Langsam sickert das Wasser durch die verschiedenen Filter Dabei bleibt in jedem Becher etwas Schmutz zuruumlck Am Ende tropft das Wasser in ein Einweckglas Ist es jetzt sauber Und was passiert wenn man das Wasser zweimal durchlaufen laumlsst Wie sauber wird das Wasser

IDEEN ZUM ENTDECKEN UND FORSCHEN

WASSER SAND UND ERDE GIBT ES UumlBERALL

Wussten Sie Fuumlr viele Menschen ist die Natur ein Ort um Kraft zu tanken In der Natur koumlnnen Kinder spielen und kreativ sein riechen fuumlhlen lauschen und ganz einfach bdquoseinldquo Der direkte Kontakt mit der Natur kann Fluumlchtlingskindern dabei helfen sich sicher und vertraut zu fuumlhlenAuf der Website haus-der-kleinen-forscherde fi nden Sie viele Ideen zum Forschen und Staunen rund um die Themen Boden und Wasser

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MEIN FORSCHERTIPP K ITA

MUT ZUM MATSCH EIN OFEN AUS LEHM

Worum ging es bei dem Projekt Wir haben 2016 einen Anbau be-kommen In der Baugrube haben

die Kinder gleich die unterschiedlichen Erdschichten bemerkt und waren faszi-niert Also haben wir die Erde untersucht und erforscht Dabei haben wir Ton und Lehm gefunden und gesehen dass man mit diesem Material nicht nur matschen sondern auch wunderbar bauen kann Das Interesse der Kinder hat uns motiviert eine Lehmbaustelle einzurichten und einen Lehmofen zu bauen Der Lehmofen ist in-

zwischen zu einem Treffpunkt geworden an dem regelmaumlszligig gemeinsam mit den Eltern Brot gebacken wird Einige Familien mit Migrations- oder Fluchthintergrund be-richteten dass in ihrer Heimat auch heute noch solche Lehmoumlfen zum Brotbacken dienen Sie wussten wie die Oumlfen genutzt werden und wie das Brot gut gelingt

Was haben Sie benoumltigt und wie lange haben Sie geforscht Eigentlich nur Lehm Wasser und Matsch-sachen fuumlr die Kinder Um den Matsch aus den Raumlumen zu halten haben wir eine

bdquoMatschschleuseldquo eingerichtet in der sich die Kinder die Gummistiefel und Regenho-sen ausziehen konnten Zusaumltzlich zu un-serem Lehmaushub haben wir Lehmpulver im Internet bestellt Fuumlr den Lehmofen haben wir als Unterkonstruktion noch ei-nige Ziegelsteine verwendet ndash man kann so einen Ofen aber auch ebenerdig auf-

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stellen Wir haben uns den Luxus erlaubt und vier Schamottsteine im Backraum ver-legt damit die Brote auf reinem Stein ge-backen werden

Was haben Sie herausgefunden Waumlhrend eine Gruppe von Kindern zusam-men mit Erwachsenen an dem Lehmofen baute starteten einige Kinder ihre eigenen Projekte auf der Lehmbaustelle Sie koch-ten sozusagen ihr eigenes bdquoLehmsuumlpp-chenldquo oder bauten Burgen Schwimmbauml-der oder Haumluser Fuumlr das Dach des Ofens haben wir letztlich nicht die Technik mit Holz und Kaninchendraht angewandt wie sie in einigen Buumlchern beschrieben ist sondern eine die die Kinder erfunden ha-ben Sie hatten naumlmlich herausgefunden dass Sand den Lehm stuumltzt als sie daraus Daumlcher und Rundungen formten Am naumlchsten Tag als der Lehm getrocknet war holten sie den Sand heraus So wurde auch das Dach des Ofens gebaut Die Kin-der hatten die perfekte Loumlsung gefunden

Was hat gut oder nicht so gut geklappt Die Menge an Matsch und die Begeiste-rung der Kinder ohne Ruumlcksicht auf ihre Kleidung und Umgebung hat uns anfangs ziemlich uumlberrascht Gelohnt hat es sich trotzdem Wir konnten auf diese Weise einige Familien mit Fluchthintergrund in den Kita-Alltag einbinden Sie und andere Eltern brachten ihre Expertise ein und kommen nun regelmaumlszligig auch zu Back- aktionen Das ist ein guter Weg gemein-sam den Kita-Alltag zu gestalten

Mit Lehm laumlsst sich einiges anstellen ndash zum Beispiel auch jonglieren

Kindergarten Schloss E insteinANSPRECHPARTNERIN

Dagmar Schlinkbaumlumer (Kita-Leiterin)

ORT

Iserlohn Nordrhein-Westfalen

KINDER

80 Kinder 1 ndash 6 Jahre

HAUS DER KLEINEN FORSCHER

Seit 2011 beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv 2014 zertifiziert und 2016 rezertifiziert

Kinder an den Matsch ndash dass die Haumlnde sauber bleiben ist beim Lehmbau unwahrscheinlich

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MEIN FORSCHERTIPP GRUNDSCHULE

DEUTSCH LERNEN MIT FORSCHERIDEEN

Worum ging esIn der StaumldteRegion Aachen werden fuumlr Schuumllerinnen

und Schuumller mit geringen Deutschkennt-nissen Deutsch-Intensivkurse angeboten Bis zu 15 Kindern werden jahrgangsuumlber-greifend die grundlegenden Kenntnisse der deutschen Sprache vermittelt Seit Anfang 2016 besucht bdquoHaus der kleinen Forscherldquo-Trainerin Lea Erkens einmal im Halbjahr die Deutsch-Intensivklassen und forscht mit den Kindern Ziel ist es den Kindern sowohl Naturwissenschaften und Technik als auch die deutsche Sprache spielerisch naumlherzubringen Dabei werden auch Sozialkompetenz Feinmotorik und das Selbstbewusstsein der Kinder gestaumlrkt

Was haben Sie benoumltigt und wie lange ha-ben Sie geforscht Zunaumlchst galt es das Konzept von Deutsch als Zweitsprache und den Ansatz des bdquoHau-ses der kleinen Forscherldquo zu kombinieren Die Forscherideen orientieren sich dabei an Unterrichtsinhalten und greifen die The-men Farben Pfl anzen Koumlrper und Ernaumlh-rung auf Fuumlr das Lernen der Sprache wird

die Methodik von Deutsch als Zweitsprache genutzt Neue Begriff e werden mit Wortkar-ten eingefuumlhrt und durch haumlufi ges Wieder-holen waumlhrend des Workshops gefestigt Eigens fuumlr das Projekt wurde ein Forscher-buch entwickelt in dem die Kinder ihre Ergebnisse festhalten Sie fi nden darin auszligerdem Wortlisten Schreibuumlbungen und Bastelvorlagen fuumlr zu Hause

Was haben Sie herausgefunden Taumlgliche Rituale wie der Morgenkreis bei dem zum Beispiel uumlber das Wetter oder die Zahl des Tages gesprochen wird sind fuumlr die Fluumlchtlingskinder besonders wichtig da sie Sicherheit und Orientierung geben Daher sind diese Rituale auch Bestandteil des Workshops Die unterschiedlichen Sprach-niveaus in den Klassen sind eine Herausfor-derung fuumlr die Lernbegleitung ndash die Kinder die ganz neu sind gehen gemeinsam in eine Klasse mit denen die bereits laumlnger dabei sind Es ist also wichtig Forscher-ideen zu fi nden bei denen die Kinder weder unter- noch uumlberfordert werden Auszligerdem ist es wichtig den Kindern beim Forschen und Entdecken Hilfestellung anzubieten

Gehoumlrt Forschen auch in Ihrer Kita Ihrem Hort oder Ihrer Grundschule zum Alltag Dann lassen Sie sich zertifi zieren Informationen zum Zertifi zierungsverfahren und das Bewerbungsportal fi nden Sie unter haus-der-kleinen-forscherde in der Rubrik bdquoZertifizierungldquo

Was hat gut oder nicht so gut geklappt Die Teamarbeit der Klassenlehrerinnen und -lehrer mit der Trainerin funktioniert so-wohl bei der Durchfuumlhrung des Workshops als auch bei der Konzepterstellung sehr gut Anfangs gestaltete es sich schwierig das passende Sprachniveau fuumlr das For-scherbuch zu fi nden Bemerkenswert ist der Zusammenhalt in den Schuumllergruppen Die Kinder helfen sich gegenseitig Man houmlrt nie bdquoEy bist du doofldquo sondern eher bdquoSchau mal das geht soldquo

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ANSPRECHPARTNERIN

Lea Erkens (Trainerin bdquoHaus der kleinen Forscherldquo)

ORT

StaumldteRegion Aachen Nordrhein-Westfalen

KINDER

In den Jahren 2016 und 2017 haben bis jetzt 420 Kinder an zehn Grundschulen in der StaumldteRegion Aachen teilgenommen

Die Umsetzung

der Forscher-Workshops in

den Deutsch-Intensivkursen wird

unterstuumltzt durch das Bildungsbuumlro

der StaumldteRegion Aachen und den

Bildungsengel eV ndash eine Initiative die sich

fuumlr Chancengerechtigkeit durch bessere

Bildung in allen Bildungsstufen einsetzt

Ein Video zum Sprachlernprojekt in der

StaumldteRegion Aachen fi nden Sie unter

integrationhaus-der-kleinen-

forscherde

Die Kinder halten ihre Ergebnisse in einem Forscherheft fest

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TIERSTIMMEN DER WELTProf Derek Abbott Director of the Centre for Biomedical Engineering an der Universitaumlt Adelaide hat zusammengetragen wie Menschen uumlberall auf der Welt unterschiedliche Tiergeraumlusche benennen

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Ein Hund bellt eine Katze miaut und ein Hahn

kraumlht Aber ist das uumlberall auf der Welt so

Oder sprechen Tiere in anderen Laumlndern andere

Sprachen Das tun die Tiere zwar nicht

aber wir Menschen houmlren Tiersprachen mit-

unter sehr verschieden In Deutschland

macht der Hund bdquowau wauldquo in Groszligbritannien

bdquobow wowldquo und in der Tuumlrkei bdquohav havldquo

Und wie sieht es mit den anderen Tieren auf

der Weltkarte aus Wissen die Maumldchen

und Jungen welche Laute die Tiere in Deutsch-

land machen und wie diese in anderen

Laumlndern klingen

Prof Derek Abbott Director of the Centre for Biomedical Engineering an der Universitaumlt Adelaide hat zusammengetragen wie Menschen uumlberall auf der Welt unterschiedliche Tiergeraumlusche benennen

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Haben Sie ein BeispielWenn das Kind sagt bdquoDa Autoldquo und der Vater den Satz richtig wiederholt bdquoJa da ist ein Autoldquo sind das ganz wichtige intuitive Lehrstrategien Wenn ich das als Vater oder Mutter aber in einer Sprache versuche die ich selbst nicht beherrsche werde ich deut-lich weniger korrigieren und kommentieren und manchmal regel-recht verstummen weil mir der richtige Ausdruck oder die richtige Form fehlt Ich kann damit auch nicht mehr frei auf die Impulse und Gefuumlhle des Kindes reagieren sondern bin eingeschraumlnkt Das kann auch die emotionale Beziehung zum Kind schwaumlchen Eltern muumlssen mit ihren Kindern in der bdquoSprache ihres Herzensldquo kommunizieren koumlnnen um ihre einzigartige und vertrauensvolle Beziehung nicht zu stoumlren

Lernen Kita-Kinder eine neue Sprache anders als Grundschul-kinder Generell gilt Je juumlnger die Kinder desto schneller und leichter lernen sie eine Sprache Bis zum dritten Lebensjahr werden zwei Sprachen parallel etwa so gut und schnell erworben wie bei einem einsprachig aufwachsenden Kind Danach haumlngt es davon ab wann die zweite Sprache dazukommt und wie Qualitaumlt und Quan-titaumlt des Sprachangebots beschaff en sind Wenn ein Kind vor dem zehnten Lebensjahr eine Sprache lernt kann es sich auch dem

INTERVIE W

bdquoELTERN SOLLTEN IN DER SPRACHE IHRES HERZENS KOMMUNIZIERENldquo

Wie lernen Kinder eine Sprache Welche Unterschiede muumlssen paumldagogische Fach- und Lehrkraumlfte im Hinblick auf das Alter des Kindes beachten Die Kommunikationsfor-scherin Prof Dr Ute Ritterfeld gibt Tipps zur Unterstuumltzung von Kindern beim Zweit- und Fremdspracherwerb

Eine Ihrer 13 goldenen Regeln sowohl fuumlr Kita- als auch fuumlr Grundschulkinder lautet bdquoKeine Sprachverboteldquo Was meinen Sie damitWir wollen verhindern dass die paumldagogischen Fach- und Lehr-kraumlfte gefl uumlchteten Eltern empfehlen zu Hause um jeden Preis Deutsch zu sprechen Das hat mehrere Gruumlnde Zum einen kann das menschliche Gehirn ganz hervorragend zwei Sprachen be-waumlltigen Zum anderen reicht der Input durch Kindergarten Schule Medien und Freunde in der Regel aus um Deutsch zu lernen Man sollte den Eltern nicht raten zu Hause in einer Sprache mit dem Kind zu sprechen die sie selbst noch nicht richtig be-herrschen Denn Kinder lernen eine Sprache auch indem Eltern sie korrigieren und Informationen hinzufuumlgen

Die ExpertinProf Dr Ute Ritterfeld ist seit 2010 Leiterin des Fachgebiets bdquoSprache und Kommunikationldquo an der Technischen Universitaumlt Dortmund Zwei ihrer Forschungsschwerpunkte sind fruumlher Spracherwerb und Mehrsprachigkeit

Die bdquo13 goldenen Regeln zur Sprach-foumlrderung mit heimatvertriebenen Kindern ohne Deutschkenntnisse in unseren Kitas und Grundschulenldquo von Prof Dr Ute Ritterfeld und Prof Dr Sandra Niebuhr-Siebert fi nden Sie im Internet unter sktu-dortmundde im Bereich bdquoMaterialienldquo Dort gibt es auch weitere Informationen und Hand-reichungen sowie eigens produzierte zweisprachige Houmlrspiele zum Download

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Klang und dem Rhythmus problemlos anpassen wenn es zuvor eine andere Sprache gesprochen hat Es entwickelt dann keinen Akzent Ungefaumlhr ab zehn Jahren setzt bei vielen Kindern die Her-kunftssprache dem Deutschen einen houmlrbaren Stempel auf Man houmlrt dann einen Akzent Dieser bleibt oft auch dann noch erhalten wenn der Wortschatz hervorragend entwickelt ist und die Gram-matik fehlerfrei beherrscht wird Wir sprechen dann auch nicht mehr von Zweitsprach- sondern von Fremdspracherwerb

Welche Ruumlckschluumlsse fuumlr den paumldagogischen Alltag ergeben sich darausIm Vorschulalter verfuumlgen die Kinder in der Regel noch uumlber gute Strategien quasi nebenbei eine Sprache zu lernen Das Sprach-lernziel muss deswegen nicht im Mittelpunkt stehen Kinder eig-nen sich eine neue Sprache vorwiegend spielerisch an weil sie sich mit anderen austauschen wollen Welches Mittel zur Kommunikation die Kinder auch waumlhlen schaumltzen Sie es wert Die Kommunikation steht im Vordergrund nicht das Lernen der Sprache So legen Sie behutsam eine Basis die die Kinder dann nach und nach mit Sprache fuumlllen werden Bei Grundschulkindern ist das schon ein wenig anders Die Kinder

wissen genau dass man von ihnen erwartet Deutsch zu lernen und mit dieser Sprache dem Schulunterricht zu folgen Ihr Sprach- erwerb ist damit gesteuerter und nicht so unbewusst wie im Kita-Alter Die Kinder lernen also sowohl nebenbei als auch ganz bewusst Als Lehrerinnen oder Lehrer passen Sie die Komplexitaumlt Ihres eigenen Sprachgebrauchs dann meist ganz automatisch an das Niveau der Kinder an Das ist ein wichtiger und richtiger Schritt Sie sollten zudem versuchen den Kindern moumlglichst viele Hilfen anzubieten mit denen die Aufgabenstellungen auch non-verbal so eindeutig wie moumlglich werden Das gelingt anhand von konkreten Objekten Gesten Bildern oder Videos Zeigen Sie auf die Dinge uumlber die Sie sprechen Und vor allem Haben Sie selbst Spaszlig an diesen Sprachlehr-Lern-Abenteuern mit Kindern aus ei-nem anderen Kulturkreis Denn Kinder koumlnnen problemlos zwei oder gar mehr Sprachen parallel lernen und benutzen

Kinder lernen Sprachen am besten spielerisch

Das Interview mit Prof Dr Ute Ritterfeld ist auch online zu finden im Service-Portal Integration

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Wo genau liegt eigentlich Kolumbien Welche Tiere leben dort und welche Sprache sprechen die Menschen Ein Praktikant aus Suumldamerika brachte die Kinder vom Kinderhaus Chelius-straszlige in Mannheim auf die Idee zu unterschiedlichen Kul-turen und Lebensweisen zu forschen und sich nebenbei mit Nachhaltigkeitsfragen zu beschaumlftigen Das Projekt wurde im Wettbewerb bdquoForschergeist 2014ldquo der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo als Landessieger nominiert

FORSCHERGEIST-PRO JEK T

KOLUMBIEN UND SEIN REGENWALD

Kinderhaus Cheliusstraszlige ANSPRECHPARTNERIN

Gabriele Kessler (Kita-Leiterin)

ORT

Mannheim Baden-Wuumlrttemberg

KINDER

100 Kinder 0 ndash 6 Jahre

HAUS DER KLEINEN FORSCHER

Seit 2010 beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv 2016 zum dritten Mal zertifi ziert

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

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Forschergeist-Projekt des Monats

Der bdquoForschergeistldquo ist ein bundesweiter Kita-Wettbewerb der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Gesucht und praumlmiert werden herausragende Projekte die Maumldchen und Jungen fuumlr die Welt der Mathematik Infor- matik Naturwissenschaften oder Technik begeistert haben

Weitere spannende Informationen und Details zum bdquoForschergeistldquo-Wettbewerb erhalten Sie unter forschergeist-wett- bewerbde

er neue Praktikant war fuumlr die Maumldchen und Jungen des Kinderhauses Cheliusstraszlige sehr spannend Sein Deutsch war noch recht gebrochen so dass sie manchmal Schwie-

rigkeiten hatten ihn zu verstehen Dafuumlr konnte er eine fremde Sprache sprechen ndash Spanisch Die Kinder begannen Fragen zu seiner Sprache und seinem Heimatland Kolumbien zu stellen In den Gespraumlchen stellte sich heraus dass Kolumbien ganz schoumln weit weg ist und in den Regenwaumlldern leben dort jede Menge interessanter Pflanzen und Tiere Als die Kinder im nahe gelegenen Tropenhaus auf Schlangen Piranhas und Krokodile trafen und houmlrten dass diese in Kolumbien in Freiheit leben wurde die Neu-gier so groszlig dass ein Projekt daraus entstand Dreimal pro Woche bdquoreistenldquo die Maumldchen und Jungen fuumlr eine Stunde in den suumld- amerikanischen Regenwald lernten Tiere und Pflanzen kennen erforschten den Wasserkreislauf kochten kolumbianische Gerich-te sprachen uumlber indigene Voumllker und Umweltschutz und schoumlpf-ten eigenes Papier um Holz zu sparen Eine Handpuppe die Ameise bdquoHormigaldquo begleitete die Kin-der auf allen Reisen und erklaumlrte ihnen den Regenwald Die Maumld-chen und Jungen ahmten einzelne Tiere nach verglichen die Ei-genschaften verschiedener Holzarten pflanzten eine Ananas und meisterten einen Bewegungsparcours auf dem sie von Stein zu Stein uumlber einen Fluss mit Krokodilen sprangen und uumlber umge-fallene Baumstaumlmme balancierten Daruumlber hinaus machten sich die Kinder Gedanken was sie selbst tun koumlnnen um den Regen-wald vor Abholzung zu schuumltzen Sie baten alle darum im Wasch- raum sparsam mit Papierhandtuumlchern zu sein Altpapier getrennt zu sammeln und Brote nur duumlnn mit Nuss-Nougat-Creme zu bestreichen ndash denn in dem leckeren Brotaufstrich ist Palmoumll ent-halten fuumlr dessen Anbau der Regenwald weichen muss Nach jedem einzelnen Projektschritt gestalteten die Maumldchen und Jungen Plakate oder Wandzeitungen mit Fotos und Informa-tionen fuumlr die anderen Kinder und die Eltern Daruumlber hinaus malten sie ein groszliges Abbild des Regenwalds im Vergleich zu

D einem Hochhaus in den Flur des Kinderhauses Fuumlr die paumldago-gischen Fachkraumlfte war es faszinierend zu sehen wie dieses Pro-jekt nach und nach die gesamte Kita durchzog Immer wieder houmlrten sie in Gespraumlchen dass das Thema auch bei Kindern die nicht teilnahmen praumlsent war und fuumlr Interesse sorgte Zum Abschluss veranstalteten die Maumldchen und Jungen einen Elternnachmittag bei dem sie Bilder von einzelnen Projekt- schritten zeigten Lieder sangen einen Tanz auffuumlhrten die fuumlr sie interessantesten Versuche praumlsentierten und einen kolum- bianischen Imbiss zubereiteten Die Kinder konnten bei dem Projekt ihre interkulturellen Kom-petenzen weiterentwickeln Durch die vertiefte Beschaumlftigung mit dem Lebensraum Regenwald erarbeiteten sie sich biologisches Wissen und legten auszligerdem besonderes Augenmerk auf Um- weltschutz und Fragen der Nachhaltigkeit Sie lernten dabei aus ihrem Wissen Konsequenzen fuumlr ihre Handlungen zu ziehen

Im Bewegungsparcours uumlbten die Kinde durch Dickicht zu kriechen und Fluumlsse zu uumlberqueren

Im Dschungel leben jede Menge spannender Tiere und Pflanzen

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Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-

aufsichtigt an Gewaumlssern spielen

Nehmen Sie sich die Zeit um mit

Ihnen sicheres Verhalten am Wasser zu

uumlben Geben Sie den Kindern Hinweise

fuumlr das Einfangen und Beobachten von

Wassertieren bevor es losgeht und

versuchen Sie moumlglichst keine

bdquoSpurenldquo zu hinterlassen

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

ORTE ZUM FORSCHEN

FORSCHEN AM TUumlMPELOb Teich oder Tuumlmpel ndash Gewaumlsser laden nicht nur zum Planschen ein sie sind auch spannende Forscherorte

an denen Maumldchen und Jungen allerhand erkunden koumlnnen Besonders im Sommer lohnt sich fuumlr entdeckungsfreudige Forschergeister ein Spaziergang in die Natur um Tiere und Pflanzen zu beobachten

VIELFALT AN TEICH UND TUumlMPELIn Teichen und Tuumlmpeln ist das Wasser meist nicht tief so dass das Sonnenlicht bis zum Boden dringt und die Pfl anzen uumlppig wachsen Die fl achen Gewaumlsser sind reich an Naumlhrstoff en und bieten vie-len Tieren ideale Lebensbedingungen Welche Tiere und Pfl anzen koumlnnen die Kinder entdecken Koumlnnen sie die ver-schiedenen Arten benennen Bitten Sie die Kinder behutsam zu sein um scheue Tiere nicht zu verjagen

WAS FUumlR TIERE SIND DASKoumlnnen die Kinder die Tiere benennen die sie sehen In Teichen und Tuumlmpeln leben nicht nur Froumlsche Libellen und Fische Am Ufer hausen die Larven vom Gelbrandkaumlfer Wasserskorpion und Ruumlckenschwimmer In den Pfl anzen verstecken sich Libellen und Koumlcherfl iegen Im Wasser tummeln sich um Aumlste und Steine herum Schnecken Plattwuumlrmer und Wasserasseln Welche Tiere koumlnnen die Kinder noch entdecken Wie bewegen sich die Tiere fort und wo genau fi nden die Maumldchen und Jungen sie

PAPIERBOOTE BAUENNur ein Blatt Papier ndash mehr braucht es nicht um ein Papierboot zu bauen Doch schwimmt es auch Welches schwimmt am besten Und wie schwimmt es von hier nach dort Braucht es Wind oder Stroumlmung reicht es zu pusten oder muumlssen die Kinder es an-schubsen Uumlberlegen Sie gemeinsam wie Papierboote am schnellsten schwimmen und veranstalten Sie einen Wettbewerb

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Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-Achtung

aufsichtigt an Gewaumlssern spielen

Nehmen Sie sich die Zeit um mit

Ihnen sicheres Verhalten am Wasser zu

uumlben Geben Sie den Kindern Hinweise

fuumlr das Einfangen und Beobachten von

Wassertieren bevor es losgeht und

versuchen Sie moumlglichst keine

bdquoSpurenldquo zu hinterlassen

ann muumlssten wir uns mit Zeichen ver-staumlndigen Fuumlr jedes Wort muumlssten wir uns ein Zeichen uumlberlegen aumlhn-

lich wie die Gebaumlrdensprache Fuumlr Men-schen die eh schon Gebaumlrdensprache sprechen waumlre es praktisch da sie dann alles verstehen wuumlrden Dann waumlre es na-tuumlrlich schlecht wenn man blind ist da blinde Menschen die Zeichen nicht sehen koumlnnen Fuumlr sie muumlssten wir uns dann et-was aus Lauten wie bdquoMmmhldquo oder aus Ge-raumluschen ausdenken

hne Sprache waumlren wir nicht das was wir sind Sprache ist eine besonders wichtige Eigenschaft des Menschen

mit einem groszligen praktischen Nutzen Sprache unterscheidet uns von allen ande-ren Lebewesen Ohne die vielen Sprachen der Welt koumlnnten sich Menschen nicht so schnell und effi zient uumlber so viele Dinge verstaumlndigen ihren Gefuumlhlen Ausdruck ver-

leihen und ihr Zusammenleben im Alltag regeln Ohne Sprache koumlnnten wir unser Wissen uumlber die Welt nicht festhalten und an andere weitergeben wir koumlnnten dieses Wissen nicht hinterfragen und verbessern wir koumlnnten nicht so viel lernen und wir koumlnnten andere nicht mit unseren Geschichten zum Lachen oder Weinen bringen

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

DUR CH DIE FORSCHERBRILLE

WAS WAumlRE WENN WIR KEINE SPRACHE HAumlTTEN

Oskar 7 Jahre weiszlig eine Antwor t

Prof Dr Steinbach Universitaumlt Goumlttingen Seminar fuumlr Deutsche Philologie

EIN TUumlMPELMUSEUMNicht nur die Tiere und Pfl anzen sind be-sonders Rund um Tuumlmpel und Teich koumln-nen die Kinder jede Menge Schaumltze ent-decken Entweder sammeln sie einfach was ihnen gefaumlllt oder sie erstellen eine Sammelliste Finden sie etwas Spitzes etwas Weiches etwas Hartes oder etwas von dem sie nicht wissen was es ist Finden sie fuumlnf Steine in unterschied-licher Farbe oder vier verschiedene Blatt-formen Lassen Sie die Kinder alles in einer Box zusammentragen ndash ihrer persoumln-lichen Schatzkiste ndash und bitten Sie sie sich gegenseitig die Fundstuumlcke vorzustellen

AUS DER NAumlHE BE TRACHTE TWenn die Maumldchen und Jungen dabei vor-sichtig sind duumlrfen sie einige Tiere fangen Dafuumlr eignen sich ein Haushaltssieb oder ein Kescher am besten ein viereckiger ndash damit koumlnnen die Kinder die Tiere am Bo-den des Teiches gut erreichen Danach geben sie sie sorgsam in ein mit Wasser gefuumllltes Gefaumlszlig ndash zum Beispiel eine Schuumls-sel oder einen Topf Was sehen die Kinder Besonders viel erkennen koumlnnen sie mit Becherlupen Achten Sie darauf moumlg-lichst keine geschuumltzten Arten zu fangen wie Froumlsche Kaulquappen Libellenlarven oder Wasserspinnen

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

E mma sitzt auf der Treppe vorm Haus Gerade hat Viola angerufen sie hat heute doch keine Zeit zum SpielenKeiner hat heute Zeit zum Spielen

raquoDoofer Dienstaglaquo denkt EmmaEmma wuumlnscht sich eine Freundin Eine richtige Freundin Sie stuumltzt die Ellenbogen auf die Knie und legt das Gesicht in ihre Haumlnde Schritte schlurfen heran und bleiben stehen Genau vor Emma Sie kann spuumlren dass jemand sie anschaut Sie will aber jetzt nicht angeschaut werden Zur Strafe fuumlrs Anschauen guckt sie nicht hochraquoHast du waslaquo fragt eine Stimme Es ist eine fremde StimmeEine die die Worte seltsam betont und das raquohlaquo ganz rau klingen laumlsst Emma guckt doch Es ist der kleine Junge aus dem Haus am Ende der Straszlige Er hat schwarze Haare und dunkle dunkle AugenraquoHast du waslaquo wiederholt der Junge und starrt Emma mit seinen dunklen Augen anraquoNeelaquo sagt EmmaraquoWohnst du hierlaquo fragt der Junge weiterraquoJalaquo antwortet Emma bevor sie uumlberlegen kann ob sie sich von diesem Knirps ausfragen lassen willraquoWie heiszligt rsquon dulaquoraquoEmmalaquo Schweigen raquoUnd dulaquoraquoAbdullahlaquoraquoAhalaquo

Text Kathrin RohmannIllustrationen Antje Drescher

raquoUnd was machst du jetztlaquo Abdullah zieht mit der Fuszligspitze die Fugen zwischen den Pflastersteinen nachraquoNichtslaquo sagt EmmaraquoHast du keinen zum SpielenlaquoPeng Emma spuumlrt die Hitze in ihr Gesicht schieszligen Was denkt dieser Abdu-Dings-Bums sich Natuumlrlich hat sie jemanden zum Spielen Sonst jedenfalls Immer Nur gerade heute nichtraquoKlar habe ich jemanden zum Spielenlaquo blafft Emma Abdullah anraquoMeine richtige Freundin kommt gleichlaquoraquoWas ist eine richtige Freundinlaquo Abdullahs Augenbrauen schieben sich zusammenraquoEin richtige F r e u n d i n laquo Emma zieht das Wort sehr langraquoAlso eine richtige Freundin hat immer Zeit zum Spielen und total gute Ideen Mit der ist es nie langweilig und die ist nicht sauer oder beleidigt wenn man vielleicht ein schoumlneres T-Shirt anhatlaquoraquoAhalaquo sagt Abdullah und guckt auf Emmas pinkes Hello-Lilli- T-Shirt und dann an seinem grauen Space-Rider-T-Shirt herunterraquoIch find deins echt schoumln aber das macht nichtslaquo sagt er und laumlchelt raquoIch hol mal meinen BalllaquoraquoIch hab aber gar keine Zeitlaquo murmelt Emma Dennoch bleibt sie sitzen bis Abdullah zuruumlckkommt

raquoKannste Fuszligball spielenlaquo fragt Abdullah und kickt den Ballgegen die unterste Stufe der TrepperaquoKlar kann ich daslaquo antwortet Emma und rollt die AugenEigentlich will sie sagen dass Fuszligball bloumlder Kram ist und dass sie mit Knirpsen bestimmt nicht spielt und raquoSuper dann schieszligen wir immer an den Pfosten da und der andere muss den Ball kriegen und wieder gegen den Pfosten schieszligenlaquo Abdullah schieszligt Und noch bevor der Ball vom Pfosten der Einfahrt gegenuumlber wieder abgeprallt ist steht Emma schon neben ihmDer soll nicht denken dass sie das nicht kann Beim erstenSchuss trifft sie den Pfosten beim zweiten nicht beim drittennicht aber beim vierten wieder

K UR ZGE SCHICHTE

ABDULLAH UND DIE RICHTIGE FREUNDIN

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Noch mehr toll illustrierte Vorlesegeschichten gibt es in GECKO der werbe- freien Bilderbuch-Zeitschrift fuumlr Kinder ab vier Jahren bis ins Schulalter Die Geschichte bdquoAbdullah und die richtige Freundinldquo ist in der Kinderzeit-schrift Gecko Nr 25 erschienen Mit dem Heft fuumlr Juli August 2017 feiert GECKO uumlbrigens bereits die 60 Ausgabe GECKO gibt es im Abo oder als Einzelheft auf wwwgecko-kinderzeitschriftde und im Buchhandel Kindergaumlrten und Kitas erhalten zehn Prozent Bildungsrabatt auf das Abo

Abdullah trifft immer Er stoppt den Ball und schieszligt mit der Innenseite des Fuszliges Es sieht aus als wuumlrde er den Ballschieszlig-schieben Als Abdullah nicht guckt versucht Emma anstatt mit der Fuszligspitze auch einmal genauso zu schieszligenSie trifft den Pfosten perfekt

Beim naumlchsten Schuss kommt Theo bellend um die Hausecke gesaust und beiszligt in den BallraquoOhlaquo sagt Abdullah raquodeine richtige FreundinlaquoraquoNeelaquo Emma schuumlttelt den Kopf So sehr dass ihr alle Haareins Gesicht fallen damit Abdullah nicht sieht wie rot sie wirdraquoNeelaquo sagt sie raquodas ist mein Hundlaquo

raquoMamalaquo fragt Emma beim Abendessen und legt ihr Brot zuruumlckauf den Teller raquomuumlssen Freundinnen eigentlich genauso alt seinwie man selbstlaquo Mama uumlberlegt raquoNeinlaquo sagt sie raquoich bin 38 Marie ist 36 Franzi 33 und Regina 49 Und alle sind meine FreundinnenlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoHast du Freundinnen die woandersherkommen Ich meine die auch noch eine andere SprachesprechenlaquoraquoKlarlaquo sagt Mama raquoAideen aus Irland sie spricht Englisch undDeutsch Und Marisol vom Chor kommt aus Chile Sie sprichtSpanisch und DeutschlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoAber Jungen oder Maumlnner die koumlnnen nichtrichtige Freundinnen sein oderlaquo

Mama lacht raquoNa ja vielleicht nicht Freundinnen aber Freundenatuumlrlich Olli zum Beispiel Den kenne ich schon ewig und er istein richtig guter FreundlaquoraquoAhalaquo sagt Emma und nicktraquoWarum willst du das eigentlich wissenlaquo fragt MamaraquoAchlaquo antwortet Emma raquonur solaquo

Spaumlter holt Emma ihr Gummitwistband Das haumlngt sie an einer Seite in die Zaunlatten und Emma zeigt Abdullah wie man von eins bis zehn huumlpft Abdullah hat noch nie Gummitwist ge- spielt und muss schrecklich lachen weil er sich staumlndig ver- heddert Emma muss auch lachen Aber eigentlich findet sie dass Abdullah fuumlr einen Jungen ganz schoumln gut huumlpft Vor allem weil er das noch nie gemacht hat

Irgendwann lehnen sie beide nur noch lachend und japsend am GartenzaunPloumltzlich ruft jemand laut raquoA b d u l l a hlaquoraquoTschuumlszliglaquo sagt Abdullah und flitzt davon Kurz dreht er sich noch einmal umraquoIch hab morgen Zeitlaquo ruft erraquoIch auchlaquo fluumlstert Emma

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Im Benjamin-Franklin-Village in Mannheim befindet sich eine bdquoBedarfsorientierte Erstaufnahmeeinrichtungldquo ndash die erste in Baden-Wuumlrttemberg mit einer eigenen Willkommensschule Anders als in einer Regelschule wird hier der Unterricht von ehrenamtlichen Lehrkraumlften durchgefuumlhrt Durchschnittlich vier Monate bleiben die gefluumlchteten Kinder und ihre Familien auf dem Gelaumlnde Barbara Hackbarth Trainerin und Netz-werkkoordinatorin beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo leitet eine Forscher-AG an der Willkommensschule in der sie alle 14 Tage mit gefluumlchteten Kindern zu naturwissenschaftlichen und technischen Themen forscht

GUT GEMACHT

WILLKOMMEN KLEINE FORSCHER

Wasser ist immer ein spannendes Forschungsobjekt

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Ins Gespraumlch kommenUumlber das Forschen kommt sie leicht ins Gespraumlch mit den Kindern auch wenn die Kommunikation meist mit Haumlnden und Fuumlszligen statt-findet Die Maumldchen und Jungen stammen aus vielen unterschied-lichen Laumlndern sprechen kein Deutsch und nur wenig Englisch Bildkarten helfen den Kindern rasch die Bezeichnungen fuumlr die Forschermaterialien zu lernen ndash nach der ersten Forscherstunde kennen die Kinder die englischen und deutschen Bezeichnungen fuumlr Wasser und Messbecher Pipette und Reagenzglas

Wertschaumltzung statt LeistungsdruckZurzeit besuchen rund 30 Kinder zwischen 5 und 15 Jahren den Unterricht in der Columbus-Schule Nachmittags bieten Freiwillige verschiedene AGs an Eine davon ist die Forscher-AG bdquoIch wollte mich schon lange in der Fluumlchtlingshilfe engagierenldquo sagt Barbara Hackbarth die als Netzwerkkoordinatorin fuumlr das bdquoHaus der kleinen Forscherldquo beim Suumldwestmetall-Netzwerk Rhein-Neckar arbeitet 15 Kinder besuchen regelmaumlszligig die Forscher-AG Nach den zwei Stunden sind alle ganz schoumln erledigt bdquoAber diese zwei Stun-den sind eine wunderbare Bereicherung fuumlr michldquo sagt Barbara Hackbarth Genauso wie fuumlr die Kinder bdquoSie erfahren hier Bestaumlr-kung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ih-nen dabei hier entspannt anzukommenldquoDie Maumldchen und Jungen freuen sich wenn sich jemand Zeit fuumlr sie nimmt und sich mit ihnen beschaumlftigt

bdquoEierlaufenldquo ndash mal andersWasser so Barbara Hackbarth sei ein wunderbares Element um es mit den Kindern gemeinsam zu erforschen bdquoWir haben Wasser-tropfen untersucht und herausgefunden dass Wasser andere Stoffe aufloumlsen und vermischen kann Auch im Winter bietet es sich an mit Wasser zu forschen ndash in gefrorener Form ist es so faszinierend dass die Kinder es stundenlang untersuchen und immer wieder etwas Neues entdecken Zwischendurch baue ich immer Bewegungsspiele einldquo sagt die Netzwerkkoordinatorin Zum Beispiel spielt sie mit den Kindern bdquoEierlaufenldquo ndash nur mit

GU T ZU W IS S E N

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GU T ZU W IS S E N

Wasser statt mit Eiern Die Maumldchen und Jungen werden in zwei Gruppen unterteilt Jede Gruppe hat unterschiedliche Dinge zur Verfuumlgung um das Wasser zu transportieren Glaumlser Untertassen Siebe Kellen und was sich sonst noch so findet Dann geht es darum welche Gruppe zuerst das Wasser von dem einen Eimer in den auf der gegenuumlberliegenden Seite transportieren kann

Kleine Schritte zu BeginnDie Forscher-AG ist mit den gefluumlchteten Kindern etwas anders strukturiert als sonst bdquoNormalerweise biete ich immer drei oder vier Forscherideen auf einmal an und lasse die Maumldchen und Jun-gen dann entdecken Aber diese Art des Forschens uumlberfordert die Kinder hierldquo sagt die studierte Sozialpaumldagogin Zudem setzt sie die Kinderkarten vom bdquoHaus der kleinen Forscherldquo ein So koumlnnen sich die Kinder zusaumltzlich an den Bildern orientieren und sich in-spirieren lassen Einmal habe sie mit einigen Kindern am Tisch einen Luftbal-lontransporter gebaut als sie einen Jungen bemerkte der auf dem Boden saszlig Er hatte mit Hilfe einer der Entdeckungskarten einen Faumlcher nachgebaut saszlig in Ruhe da und wedelte sich Luft zu bdquoEr hat nichts gesagt nichts gefragt Ich habe ihm nichts erklaumlrt Er hat einfach die abgebildete Forscheridee nachgebaut und den Luftzug auf sich wirken lassen Das war tollldquo

Der bdquoBildungspassldquoDen bdquoBildungspassldquo der Columbus- Schule haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Mannheim entwickelt Jedes Kind bekommt einen solchen Pass in dem seine Lehrer eintragen koumlnnen welche Themen sie behandelt haben Das koumlnnen Zah- len sein das Einmaleins oder auch geschichtliche Themen Der Pass dient dazu die Lehrerinnen und Lehrer in den aufnehmenden Kommunen uumlber den Bildungsstand des Kindes zu informieren Vor allem aber soll er die Kinder motivieren

Die WillkommensschuleDie Schulpflicht beginnt in Baden-Wuumlrt-temberg fuumlr Kinder deren Eltern einen Asylantrag stellen sechs Monate nach ihrer Ankunft Allerdings nicht schon in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes sondern erst in der Kommune die die Familien und Kinder letztlich aufnimmt Dort werden die Kinder und Jugendlichen zunaumlchst in sogenannten Vorbereitungs- und VABO-Klassen (VABO steht fuumlr Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf fuumlr Jugendliche ohne Deutschkenntnisse) in die Regelschule integriert Die Willkommensschule in Mannheim will die Luumlcke zwischen Ankunft und Schulbeginn in der Kom- mune schlieszligen

Beim Forschen wird auch die Feinmotorik geschult

bdquoSie erfahren hier Bestaumlrkung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ihnen dabei hier entspannt anzukommenldquo

Einen Bericht uumlber die Willkommens-schule finden Sie auch auf unserer Website Service-Portal Integration

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Welche Themen sind Ihnen besonders wich-tig wenn es um die Integration von Kindern in Kita Hort und Grundschule geht Beim Kita- und Schulbesuch muumlssen zu-naumlchst Zugangshuumlrden abgebaut werden Zugewanderte Eltern melden ihre Kinder deutlich seltener in einer Kita an Ihre Kin-der erhalten daher oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie fuumlr ihre sprachliche kognitive koumlrperliche psychische und soziale Ent-wicklung benoumltigen Zwar haben zugewan-derte Familien den gleichen Anspruch auf einen Kita-Platz wie einheimische doch viele sind uumlber Betreuungsangebote schlecht informiert oder es faumlllt ihnen schwer die passende Betreuung zu finden Schulpflichtige Kinder die nach Deutsch-land gefluumlchtet sind muumlssen meist deut-lich laumlnger auf einen Schulplatz warten als die europarechtlich vorgesehenen drei Mo-nate Das verlaumlngert den ohnehin schon groszligen bdquoLeerlaufldquo unnoumltig

Wo liegen aus Ihrer Sicht die Chancen und Herausforderungen im Hinblick auf eine gelungene Integration Hier geht es weniger um Chancen als um Notwendigkeiten Bundesweit hat mittler-weile mehr als jedes dritte Kind einen Migrationshintergrund Eine gelungene

GU T ZU W IS S E N

BILDUNGSPOLITISCHE S INTERVIE W

bdquoBILDUNGSEINRICHTUNGEN KOumlNNEN ALS INTEGRATIONSMOTOR WIRKENldquo

Dr Cornelia Schu ist Geschaumlftsfuumlhrerin des Sachverstaumlndigenrats deutscher Stiftun-gen fuumlr Integration und Migration Eine breite integrationspolitische Expertise hat die promovierte Germanistin als Leiterin des Themenschwerpunkts Integration bei der Stiftung Mercator gewonnen Im Interview beschreibt sie wie der Weg in die Kita fuumlr viele neu zugewanderte Familien einem Huumlrdenlauf gleicht und kritisiert deutlich die Maumlngel in der Ausbildung von Paumldagoginnen und Paumldagogen

Bildungsintegration ist somit unerlaumlsslich um auch fuumlr das weitere Leben der Kinder und Jugendlichen gute Teilhabechancen zu eroumlffnen Die groumlszligte Herausforderung be-steht darin allen Kindern moumlglichst fruumlh Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Kindertagesbetreuung zu sichern Aus un-serer Forschung wissen wir dass der Weg in die Kita besonders fuumlr neu Zugewander-te oft einem Huumlrdenlauf gleicht Vor allem die Versorgungsluumlcke fuumlr unter dreijaumlhrige Kinder muss schnell geschlossen werden Ungleiche Bildungschancen verschaumlrfen

sich zudem an den Schulen wo zugewan-derte Kinder zu oft unter sich bleiben In Groszligstaumldten lernen 70 Prozent von ihnen in Grundschulen in denen mehr als die Haumllfte der Kinder einen Migrationshinter-grund haben Hinzu kommt dass das Lehr-personal oft nur unzureichend auf den Umgang mit sprachlicher und kultureller Vielfalt vorbereitet ist Somit erhalten zu-

gewanderte Kinder oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie benoumltigen um ihre Potenziale zu entfalten

Welche Bedeutung nehmen Kita Hort und Grundschule bei der Integration gefluumlchte-ter Kinder ein Wie koumlnnen die Bildungs-einrichtungen die an sie gestellten Erwar-tungen erfuumlllenFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehen Bildungs-einrichtungen koumlnnen somit als Integrati-onsmotoren wirken Auszligerdem bieten sie den Kindern eine angstfreie Umgebung die nicht vom Fluchtkontext gepraumlgt ist Die Grundsteine die hier heute gelegt werden bilden das Fundament fuumlr die Integrations-erfolge von morgen Kitas und Schulen duumlr-fen aber mit diesem Erwartungsdruck nicht alleingelassen werden Neben Personal-zuschlaumlgen und zusaumltzlichen materiellen Zuwendungen bedarf es vor allem neuer Lehrmaterialien die auf die vielfaumlltigen Beduumlrfnisse gefluumlchteter Kinder eingehen Doch auch die Bildungseinrichtungen selbst muumlssen sich auf den Weg machen und etwa dafuumlr sorgen dass Kinder ihre

bdquoAlle angehenden paumldagogischen Fach- und Lehrkraumlfte so llten zukuumlnftig Basis-kompetenzen in Sprachbildung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller V ielfalt erwerbenldquo

GEMEINS AME LE SEEMPFEHLUNGENDER STIF TUNG bdquoHAUS DER KLEINEN FORSCHERldquo UND DER STIF TUNG LE SEN

Lane SmithDie Faumlhrte der Kinderab ca 4 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder40 Seiten Preis 1499 euro

bdquoEin Kind machte sich auf die Suche Unterwegs begeg-nete ihm die ganze Welt hellipldquo Wonach das Kind sucht wird in diesem poetischen Bilderbuch nicht naumlher benannt Die Nase neugierig nach vorn gestreckt durchwandert es verschiedene Lebensraumlume Von hohen Bergen uumlber das eisige Zuhause der Pinguine und die Tiefen des Meeres erleuchtet von farbigen Quallen bis hin zu kargen Steppen und tiefgruumlnen Dschungeln Die ungewoumlhnliche Bilderbuchreise lebt von den auszligergewoumlhnlichen Illustrationen die das Thema Vielfalt widerspiegeln und ahnen lassen wie die Welt ohne Menschen aussehen wuumlrde

Emma Levey Klara Gluck und ihre Kinderab ca 4 Jahren Verlag orell fuumlssli32 Seiten Preis 1395 euro

Der erste Band des Klara-Gluck-Abenteuers hat dem Leser die bunteste Familie vor Augen gefuumlhrt die die

Huumlhnermama sich nur wuumlnschen konnte Aus allen Eiern die sie auf ihren Reisen gesammelt hat sind die unterschiedlichsten Tiere geschluumlpft Die wollen nun alle versorgt und begluckt werden Familie ist was man draus macht Dieses Motto lebt das liebenswerte Bilderbuchhuhn so nachvollziehbar komisch und wahrhaftig vor dass nicht nur Kinder ihren Spaszlig daran haben werden Mehr Vielfalt als in der gluckigen Patchworkfamilie geht nicht und mehr vergnuumlgliches Chaos ebenso wenig

Anne C VoorhoeveWir 7 vom Reuterkiezab ca 10 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder265 Seiten Preis 1299 euro

bdquoNeukoumllln fuumlr starke Nervenldquo lautet das Thema einer Stadtteilfuumlhrung die die Freunde Pia Jonas Nesrin Kasim Finn-Ole Mustafa und Rifat fuumlr Touristen anbieten ndash ein Geschaumlftsmodell das die Clique fordert denn es bedarf einer gruumlndlichen Vorbereitung Verlust des Zuhauses durch Gentrifi zierung multi-

kulturelle Gesellschaft Patchworkfamilien In diesem unterhaltsamen Groszligstadt-roman gelingt es der Autorin vielfaumlltige Themen mit Witz Spannung und einer positiven Grundhaltung aufzubereiten

Deutschkenntnisse nicht nur in einzelnen Foumlrderstunden verbessern sondern uumlber den gesamten Tag hinweg

Wie schaumltzen Sie die Situation der paumldago-gischen Fach- und Lehrkraumlfte ein und wie koumlnnte man sie bei ihrer wichtigen Integra-tionsarbeit noch besser unterstuumltzenAn Paumldagogen werden hohe Erwartungen gestellt und viele fuumlhlen sich damit allein-gelassen Sie sollen die gestiegene Zahl junger Fluumlchtlinge und ein Vielfaches an Foumlrderbeduumlrftigen individuell unterstuumltzen doch nur ein Bruchteil der Paumldagogen fuumlhlt sich auf diese Aufgabe gut vorbereitet ndash oft weil es deutliche Maumlngel in der Ausbildung gibt Der Arbeitsalltag in sprachlich und kulturell vielfaumlltigen Klassen spielt in der Aus- und Fortbildung weiterhin nur eine Nebenrolle Dies muss sich schnellstmoumlg-lich aumlndern sonst laufen wir Gefahr die Integrationsversaumlumnisse der Vergangen-heit zu wiederholen Alle angehenden pauml-dagogischen Fach- und Lehrkraumlfte sollten zukuumlnftig Basiskompetenzen in Sprachbil-dung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller Vielfalt erwerben Dies erfordert konkrete Landesvorgaben und eine Aus- und Fortbildung die sich staumlrker am Bedarf der Praxis orientiert

Wenn Sie an Ihre Kindheit zuruumlckdenken Welchen eigenen Forscherfragen sind Sie nachgegangenIch war als Kind mehr eine Leseratte als eine bdquoForscherinldquo ndash kein Wunder dass ich spaumlter die Literaturwissenschaft als meine Forschungsdisziplin gewaumlhlt habe Aber als in der Eifel aufwachsendes Kind von Erd-kunde-Lehrern hat mich auch der Vulkanis-mus sehr fasziniert und ich wollte alles daruumlber wissen wie Maare entstehen und warum die Erde manchmal Feuer spuckt

bdquoFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehenldquo

Weitere Lese- und Medienempfehlungen zu MINT und vielen anderen Themen finden Sie auf stiftunglesende

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Naturwissenschaften und Technik

fuumlr Maumldchen und Jungen

HerausgeberStiftung Haus der kleinen ForscherClaudia Striffl er (ViSdP)Rungestr 1810179 Berlin Tel 03027 59 59-0Fax 03027 59 59-209E-Mail infohaus-der-kleinen-forscherde

ProjektleitungClaudia PetersenE-Mail claudiapetersenhaus-der-kleinen-forscherde

Verantwortliche RedakteurinJenny MoumlllerE-Mail jennymoellerhaus-der-kleinen-forscherde

RedaktionJonas BrandhorstMareike BreuerMareike MittelbachJenny MoumlllerJasemin SevenKatrin WeberTanja Zagel

Partner der Stiftung sind die Helmholtz-Gemeinschaft die Siemens Stiftung die Dietmar Hopp Stiftung und die Deutsche Telekom Stiftung Gefoumlrdert wird sie vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung

BildnachweisTitel Rawpixelcomfotolia S 1 Bettina VolkeStiftung Haus der kleinen Forscher S 4 hl-studiosthinkstock SIHK zu Hagen S 5 Michael SchmidtStiftung Haus der kleinen Forscher privat S 7 Jens JeskeStiftung Haus der kleinen Forscher S 8 Luminastocksy S12 Kindergarten Schloss Einstein S 13 LightFieldStudiosthinkstock S14-15 Ulrike Keil Stiftung Haus der kleinen Forscher S 17 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher S18-19 Kinderhaus Cheliusstraszlige S 21 privat Courant Forschungszentrum Textstrukturen Universitaumlt Goumlttingen S 24 Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 25 pyotr021thinkstock Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 26 Phil Dera S 28 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher

BezugsbedingungenDie Kitas Horte und Grundschulen die in einem lokalen Netzwerk der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv sind erhalten das Magazin 4 x jaumlhrlich kostenlos Das Magazin steht in vollem Umfang auf der Website der Stiftung wwwhaus-der-kleinen-forscherde kostenlos zum Down-load zur Verfuumlgung

Erscheinungvierteljaumlhrlich

GestaltungDiscodoener middot Stuttgart

SatzDiscodoener middot Stuttgart

Lektorat Lutz Happel

DruckBonifatius GmbHDruck ndash Buch ndash Verlag

Alle Rechte vorbehalten Nachdruck Aufnahme in elektronische Datenbanken Mailboxen sowie sonstige Vervielfaumlltigungen nur mit ausdruumlcklicher Genehmigung der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Fuumlr unverlangt eingesendetes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung uumlbernommen Die Autoren und Redakteure von bdquoForscht mitldquo recherchieren und pruumlfen jeden Artikel sorgfaumlltig auf seine inhaltliche Richtigkeit Dennoch kann es immer mal passieren dass sich Fehler in die Texte oder Bilder schleichen Wir uumlbernehmen daher keine Garantie fuumlr die Angaben

Gedruckt auf 100 PEFC-zertifi ziertem Papier

GU T ZU W IS S E N

VORSCHAU AUF DIE NAumlCHSTE AUSGABE

TITELTHEMAVON BITS UND BYTES

Vom Smartphone uumlber den Laptop bis hin zum MP3-Player ndash Kinder wachsen heute in einer Welt auf die stark digital gepraumlgt ist und sich rasend schnell weiterentwickelt Sie moumlchten sie erforschen und mitgestalten Wie funktioniert ein Roboter Was passiert wenn ich den Computer anschalte und wie kann ich Bot-schaften verschluumlsseln In der naumlchsten Ausgabe der bdquoForscht mitldquo dreht sich alles um das Thema Informatik und digitale Bildung

Es erwarten Sie viele spannende Forscherideen und Praxis- beispiele Wir zeigen wie digitale Bildung spielerisch im Alltag in Kita Hort und Grundschule integriert werden kann

Die naumlchste Ausgabe erscheint Ende November 2017

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bdquoTag der kleinen Forscherldquo 2017ZEIGST DU MIR DEINE WELT

Mehr Bilder und

Berichte unter wwwtag-der-

kleinen-forscherde

bdquoZeigst du mir deine Weltldquo lautete das Motto zum diesjaumlhrigen bdquoTag der kleinen ForscherldquoDie Sti ung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo rief zum bundesweiten Mitmachtag Kitas Horte und Grundschulen auf gemeinsam zu forschen und die Vielfalt im Alltag zu entdecken Diesem Aufruf folgten etliche Einrichtungen und feierten tolle Forscherfeste

Wie war Ihr bdquoTag der kleinen Forscherldquo Wir freuen uns auf Ihre Erlebnisse pressehaus-der-kleinen-forscherde

2018DER BUNDESWEITE KITA-WETTBEWERB ZUR AUSZEICHNUNG VON HERAUSRAGENDEN PROJEKTEN IM MINT-BEREICH

Weitere Informationen und Bewerbung unter wwwforschergeist-wettbewerbde

Ob Kuumlrbis Kugel Kohle oder Holz ndash viele Dinge machen Kinder neugierig und fuumlhren dazu dass sie Fragen stellen Fuumlr den bundesweiten Kita-Wettbewerb bdquoForschergeist 2018rdquo suchen die Deutsche Telekom Stiftung und die Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherrdquo Projekte die diese Neugier befeuert und den Forschergeist in Kindern geweckt haben gemeinsames Staunen uumlber Naturphaumlnomene spannende mathematische informatische oder technische Fragen aus dem Kita-Alltag ndash teilen Sie die Entdeckungen aus Ihrer Kita Der Wettbewerb will Ihr Engagement in diesem Bereich wuumlrdigen den Forschergeist er-halten und noch mehr Kinder und paumldagogische Fachkraumlfte fuumlr das Forschen und Entdecken begeistern Der bdquoForschergeist 2018rdquo zeichnet die besten Projekte auf Landes- und Bundesebene mit einem Preisgeld aus

Bewerbungsstart

06 September2017

Page 7: hnik DAS MAGAZIN DER STIFTUNG „HAUS DER KLEINEN … · l 1 l LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, in den vergangenen Jahren haben viele Flüchtlinge Deutschland erreicht, darunter auch

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A K T U E LLE S

Frau Haumluszligler wie kamen Sie zum bdquoHaus der kleinen ForscherldquoIch arbeitete bereits als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TU Freiberg als eine Trainerin bzw ein Trainer gesucht wurde Die Idee Kinder fruumlh fuumlr Naturwissenschaf-ten und Technik zu begeistern fand ich genial und schon war ich dabei

Wie kann man Kinder spielerisch an natur-wissenschaft liche Themen heranfuumlhrenKinder sind ja per se neugierig Es liegt an den Erzieherinnen und Erziehern das Inte-resse zu lenken ndash wenn sie fuumlr ein Thema brennen tun die Kinder es auch

Wie sind in Ihrem Netzwerk die Erfahrungen in der Arbeit mit gefluumlchteten Kindern Kinder brauchen nicht viel um jemanden ins Spiel einzubinden Eine Herausforde-rung ist manchmal eher der Umgang mit den Eltern der gefl uumlchteten Kinder Einigen Vaumltern faumlllt es schwer Erzieherinnen als Ansprechpartner auf Augenhoumlhe zu akzep-tieren Da hilft es wenn die Kita-Leitung unterstuumltzend eingreift Toll ist wenn alle voneinander lernen koumlnnen ndash die Kinder und die Erwachsenen

K ATHRIN HAumlUSSLERDIPL-INGENIEURIN

SEIT 2008 TRAINERIN BEIM

bdquoHAUS DER KLEINEN

FORSCHERldquo SEIT 2016

KOORDINATORIN DES

NETZWERKS bdquoKLEINE

FORSCHER AN DER TU

BERGAKADEMIE

FREIBERGldquo

Gesta tten

SEIT 2008 TRAINERIN BEIM

ehr als 50 Kitas Horte und Grundschulen wurden im Rahmen der Sachsengala am 12 Juni 2017 als bdquoHaus der kleinen Forscherldquo zerti-fi ziert Ihre paumldagogischen Fachkraumlfte bilden sich regelmaumlszligig im

MINT-Bereich fort ndash Entdecken und Forschen sind bei ihnen fester Bestandteil im Alltag Wie auch in den Vorjahren wuumlrdigte Brunhild Kurth Saumlchsische Staatsministerin fuumlr Kultus die Verleihung der Zertifi kate im Verkehrsmuseum Dresden mit ihrem Besuch bdquoBei den Kitas und Horten sind wir Spitze Jetzt ist es wichtig dass wir noch mehr Grundschullehrkraumlfte fuumlr die Bildungsin-halte des sbquoHauses der kleinen Forscherlsquo gewinnenldquo betonte die Ministerin bdquoKitas werden zu Orten des entdeckenden forschenden Lernens ndash Kinder koumlnnen auf diese Weise eigene Antworten fi nden und Selbstvertrauen erlan-gen Das ist fuumlr uns der Schluumlssel um langfristig den Herausforderungen einer komplexen Welt erfolgreich begegnen zu koumlnnenldquo erklaumlrte Dr Ute Gallmeier vom bdquoHaus der kleinen Forscherldquo

GROS SE SACHSENGAL A UumlBER 50 EINRICH-TUNGEN FEIERLICH ZERTIFIZIERT

VOM KLASSENZIMMER ZUR NOBELPREISTRAumlGERTAGUNG

Als eine von 21 ausgewaumlhlten Paumldagoginnen und Paumldagogen nahm Dr Uta Wiest-Ladenburger am bdquoTeaching Spiritldquo der 67 Nobelpreistraumlgertagung in Lindau (Bodensee) teil Sie traf dort Ende Juni auf 30 Chemie-Nobelpreis-traumlgerinnen und -traumlger sowie 400 Nachwuchstalente aus aller Welt Uumlber-zeugt hatte die promovierte Immunologin und ausgebildete Paumldagogin das Kuratorium mit ihrem umfangreichen und auszligerordentlichen Engagement bdquoEs ist wichtig junge Talente schon fruumlh fuumlr die Wissenschaft zu begeisternldquo betont sie Wiest-Ladenburger unterrichtet an der Matthias-Erzberger-Schu-le in Biberach angehende Erzieherinnen und Erzieher im Bereich MINT-Fruumlh-foumlrderung Fuumlr das bdquoHaus der kleinen Forscherldquo ist sie seit 2008 als Trainerin im Netzwerk der Industrie- und Handelskammer Ulm aktiv wwwlindau-nobelorgde

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Sicherheitshinweis Lassen Sie Kinder nie unbe-

aufsichtigt mit scharfen Gegen-staumlnden oder elektrischen Geraumlten hantieren Sprechen Sie mit ihnen uumlber moumlgliche Gefahren und wie

man sie vermeiden kann

F Uuml R E LT E R N

KOPIERVORL AGE

SO BUNT ndash SO LECKER

Das wird gebrauchtFuumlr ein leckeres buntes bdquoAmpeleisldquo brau-chen Sie verschiedenfarbige Obstsorten ndash zum Beispiel Kirschen Erdbeeren Pfir-siche Aprikosen Bananen und Kiwis Es sollte mindestens jeweils eine rote eine gelbe und eine gruumlne Obstsorte dabei sein Sie benoumltigen drei Schuumlsseln ein Messer zum Schaumllen ein Brettchen eine Gabel oder einen Puumlrierstab und Eisfoumlrmchen Los gehtrsquos Untersuchen Sie gemeinsam mit den Kin-dern das Obst Koumlnnen sie die Sorten be-nennen Wachsen alle Sorten dort wo die Kinder leben Woher kommt das Obst das wir im Supermarkt kaufen und schmecken ihnen die Fruumlchte Als Naumlchstes bereiten Sie das Obst vor indem Sie es schaumllen entkernen und klein schneiden Geben Sie es nach Farben getrennt in die drei Schuumls-seln und puumlrieren bzw zerdruumlcken Sie es Lassen Sie die Maumldchen und Jungen nun das rote Fruchtmus in das unterste Drittel der Eisfoumlrmchen geben Als Naumlchstes muss der Deckel befestigt werden damit sich in der Mitte ein Loch fuumlr den Eisstil bildet Koumlnnen die Kinder das schon allein Nun kommen die Foumlrmchen in den Eisschrank Nach einer Stunde koumlnnen die Kinder nach-sehen Ist die rote Schicht schon gefroren Genauso machen Sie es mit der gelben und der gruumlnen Schicht Benoumltigen die verschie-denen Obstsorten unterschiedlich lange um einzufrieren Wie lange dauert es bis das ganze Eis fest ist Wenn das Eis nicht einfach aus den Foumlrmchen herausgleitet hilft es sie kurz in warmes Wasser zu tau-chen Guten Appetit

HintergrundIn europaumlischen Supermaumlrkten fi nden sich das ganze Jahr uumlber alle moumlglichen Obst-sorten Urspruumlnglich waren jedoch die meisten Fruumlchte nur in bestimmten Regio-nen zu Hause Sauerkirsche und Erdbeere sind Beispiele fuumlr Obstsorten die auf der gesamten Nordhalbkugel angebaut wer-den auch in Deutschland Pfi rsiche moumlgen es warm Sie wachsen vor allem in China Italien Spanien Griechenland oder der Tuumlrkei Aumlhnlich geht es den Aprikosen die auch in Pakistan Syrien Algerien und dem Iran wachsen Die Banane gilt als die suumld-amerikanische Frucht schlechthin ndash dabei stammt sie urspruumlnglich aus Suumldostasien

Wie man Eis zum Schmelzen bringen kann und was dabei passiert koumlnnen Sie gemeinsam mit den Kindern herausfinden Unter haus-der-kleinen-forscherdepraxisanregungen fi nden Sie viele span-nende Ideen zum Entdecken und Forschen mit Wasser

Liebe E lternwenn es drauszligen schoumln warm ist freuen sich Groszlig und Klein uumlber eine kuumlhle Erfrischung Haben Ihre Kinder schon einmal ausprobiert Eis selbst zu machen Wo gibt es uumlberall Eis und wie entsteht es

Mitte des 16 Jahrhunderts gelangte sie als Reiseproviant spanischer oder portugie-sischer Seefahrer in die Karibik und nach Suumldamerika Die deutsche bdquoBananenpre-miereldquo fand im Jahr 1892 statt Die Kiwi legt meist einen weiten Weg zuruumlck bevor sie hier in den Regalen zu fi nden ist Sie wird uumlberwiegend in China Italien Neusee-land Chile Griechenland Frankreich und im Iran angebaut

uumlber moumlgliche Gefahren und wie man sie vermeiden kann

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Was ist Ihr schoumlnstes Kita-Projekt Waren Sie auf Entdeckungstour auf einer Sommerwiese haben Sie mit Licht und Schatten gespielt oder verruumlckte Bauwerke entworfen Haben Sie die Kinder immer wieder ermutigt ihrer Neugier freien Lauf zu lassen Dann machen Sie mit und bewerben Sie sich fuumlr den bdquoForschergeist 2018ldquo

Wir suchen Aktionen bei denen Maumldchen und Jungen ihre Forscherfreude ausleben und Neues entdecken konnten Der bdquoForschergeist 2018ldquo praumlmiert be-sonders gut gelungene Kita-Projekte aus den Bildungsbereichen Mathematik Infor-matik Naturwissenschaften und Technik Es geht um die Fragen der Kinder um span-nende Beobachtungen und gemeinsam gefundene Loumlsungen

bdquoMein Opa war ein MaulwurfldquoMit dem bdquoForschergeist 2018ldquo werden be-reits zum vierten Mal vorbildliche Kita-Projekte ausgezeichnet Schon die bishe-rigen Wettbewerbsrunden haben gezeigt mit wie viel Einfallsreichtum und Dynamik paumldagogische Fachkraumlfte die Entdeckungs-freude ihrer Kinder staumlrken So machten

MITMACHEN

NEUGIER GEWINNTbdquoFORSCHERGEISTldquo-WETTBEWERB 2018 ndash BEWERBEN SIE SICH MIT IHREM MINT-PROJEKT

in der vergangenen Wettbewerbsrunde Projekte aus verschiedensten Themen-bereichen das Rennen darunter bdquoMalen mit Naturfarbenldquo bdquoWo kommt der helle Punkt an der Wand herldquo oder auch bdquoMein Opa war ein Maulwurf ndash der Bergbau im Revier die Arbeit und das Leben eines Bergmannesldquo

Uumlber den bdquoForschergeistldquoDer bdquoForschergeistldquo ist ein bundesweiter Kita-Wettbewerb der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Gesucht und praumlmiert werden herausragende Projekte die Maumldchen und Jungen fuumlr die Welt der Mathematik Infor-matik Naturwissenschaften oder Technik begeistert haben Die ausgezeichneten Projekte werden dokumentiert und ver-

So koumlnnen Sie mitmachenBewerbungszeitraum 06092017 bis 31012018Alle Informationen unter forschergeist-wettbewerbde

oumlff entlicht damit sie als gute Beispiele auch andere Fachkraumlfte fuumlr das Forschen und Entdecken in der Kita begeistern Die Wettbewerbs-Doku von 2016 fi nden Sie unter forschergeist-wettbewerbde

In der Wettbewerbsrunde 2016 wurden 16 Landes- und 5 Bundessieger sowie 3 Sonderpreistraumlger mit dem bdquoForschergeistldquo praumlmiert

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Wie erkenne ich dass ein Kind traumatisiert ist und an wen kann ich mich in dem Fall wenden Wie kann ich mich mit den Eltern verstaumlndigen Wenn es um gefl uumlchtete Kinder in Kita Hort und Grundschule geht stehen

paumldagogische Fach- und Lehrkraumlfte vor einigen Herausforderungen Gleichzeitig gibt es viel Spannendes und Neues zu entdecken denn die Kinder und ihre Familien bringen Einfl uumlsse aus aller Welt mit in die Gruppen und Klassen

Gemeinsam koumlnnen alle dazu beitragen Fluumlchtlingskindern das Ankommen zu erleichtern

Gibt es Lebensmittel oder Gerichte die die Kinder noch nie zuvor gesehen ge-schmeckt oder selbst zubereitet haben Wie entsteht Eis und schmeckt es uumlberall auf der Welt gleich Welche Lieder kennen die Kinder die sowohl auf Deutsch als auch in anderen Sprachen gesungen wer-den An einem Ort an dem man die Spra-che nicht spricht hilft es alle Sinne einzu-

setzen um sich mit seiner Umwelt vertraut zu machen Bei einer Schatzsuche der besonderen Art gelangen die Kinder durch Riechen Schmecken und Fuumlhlen an ihr Ziel Eine Sandburg zu bauen ist immer eine spannende Herausforderung die mit wenig Worten funktioniert und zudem gro-szligen Spaszlig macht Dabei koumlnnen die Kinder einiges herausfi nden zum Beispiel warum

nasser Sand besser klebt als trockener und welcher Sand sich am besten zum Kuchen-backen eignet Wussten die Kinder dass auch Tiere in verschiedenen Teilen der Welt unterschiedliche Sprachen sprechen Er-mutigen Sie die Maumldchen und Jungen ihre Umwelt aufmerksam zu beobachten Dinge auszuprobieren und dabei spielerisch von-einander zu lernen

TITELTHEMA ALLE ZUS AMMEN

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Ein Interview mit Fredrik Vahle fi nden Sie auf dem Service-Portal IntegrationCopyright Songtext Aktive Musik Verlagsgesellschaft mbH Dortmund aktive-musikde

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

IM MORGENKREIS

EIN ELEFANT AUF DEM SPINNENNETZ

Kinder lernen Sprachen am besten wenn sie dabei Spaszlig haben Gemeinsames Singen ist eine gute Moumlglichkeit spielerisch neue Woumlrter zu lernen Fragen Sie die Kinder welche Lieder sie kennen und moumlgen Wer moumlchte ein Lied vorsingen In welcher Sprache singen die Maumldchen und Jungen Wie houmlrt sich die Melodie an und wie die Sprache Die Kinder in einer Gruppe oder Klasse koumlnnen Liedtexte und Melodien voneinander lernen ndash und damit Einblicke in verschie-dene Sprachen bekommen Uumlberlegen Sie gemeinsam mit den Kindern wie viele verschiedene Sprachen in der Gruppe gespro-chen werden Nehmen Sie ein Lied das die Maumldchen und Jungen in der Gruppe oder Klasse gern singen und uumlbersetzen Sie es in verschiedene Sprachen Die Uumlbersetzungen koumlnnen die Kinder

auch gemeinsam mit den Eltern zu Hause vorbereiten und dann den anderen Kindern vortragen Oder Sie laden die Eltern ein und uumlben das Lied mit den unterschiedlichen Texten gemeinsam Im Internet fi nden sich einige Liedtexte die bereits in zahlreiche Sprachen uumlbersetzt wurden zum Beispiel das Lied bdquoEin Elefant auf dem Spinnennetzldquo von Fredrik Vahle Das Lied koumlnnen Sie auch mit Fingeruumlbungen oder einem Bewegungsspiel verbinden Dann lernt es sich gleich noch mal so gut

verschiedene Sprachen Die Uumlbersetzungen koumlnnen die Kinder

auf DeutschbdquoEin E lefant ja der balancierteauf einem Spinnen- Spinnennetz Da riefen sie Hussa es haumlltIch hole meine Freundinmeinen Freund jetzt

und auf Tuumlrkischbdquo tane fil sallaniyor lardioumlruumlmcek bir oumlruumlmcek agindabagiriyor ladi Yasasin saglamgetirelim da ldquo

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Bei der Schatzsuche suchen die Kinder fuumlnf verschie-dene Stationen Dazu benoumltigen sie alle Sinne An der fuumlnften Station fi nden die Kinder einen Schatz

Fuumlr die Schatzsuche benoumltigen Sie ein Foto von einem Gegenstand aus der Umgebung ein Riechdoumlschen etwas das sich gut anfuumlhlt ein Geraumlusch zum Abspielen (z B mit einem MP3-Player) den Schatz etwas Leckeres zu essen

Bevor es losgeht besprechen Sie in der Gruppe die fuumlnf Sinne und stimmen die Kinder auf die Sinnes-Schatzsuche ein Welche Sinne gibt es und welche Organe sind fuumlr die Wahrnehmung verschie-dener Eindruumlcke zustaumlndig Starten Sie mit einem Foto von etwas das die Kinder kennen und sehen koumlnnen An dem Ort der auf dem Foto abgebildet ist fi nden die Kinder einen Hinweis der sie zum naumlchsten Fundort leitet Als Naumlchstes koumlnnten sie zum Beispiel ein Riechdoumlschen fi nden Erkennen die Kinder den Geruch wieder Wissen sie wo und was sie suchen muumlssen Im Garten koumlnnten dies zum Beispiel Blaumltter einer Pfl anze sein die sehr intensiv riechen In der Naumlhe der Pfl anze liegt etwas das sich besonders gut anfuumlhlt Doch wie ist der Hinweis zu verstehen Weist die weiche Wolle auf das Schaff ell auf dem Sofa hin oder der Ast auf den dicken Baum im Hof Dort fi nden die Kinder schlieszliglich ein Geraumlusch Entweder ist es eine Aufnahme die abgespielt wird oder eine Dose mit Inhalt die ein bestimmtes Geraumlusch erzeugt Houmlren die Kinder um welches Geraumlusch es sich handelt Koumlnnen sie erahnen wo sie als Naumlchstes suchen sollen Am Ort ange-kommen wartet der dort versteckte Schatz etwas Essbares das typisch ist fuumlr die Laumlnder aus denen die Familien der Kinder kommen Und ndash schmeckt es allen

Kinder erleben Sprache wenn sie etwas gemeinsam mit allen Sinnen erfahren zum Beispiel beim altersgemaumlszligen Spiel beim Suchen und Finden oder beim Essen Bei der bdquoSchatzsuche mit allen Sinnenldquo kommen alle diese Aspekte zusammen

Organisieren Sie gemeinsam mit den Kindern eine Schatzsuche ndash mit oder ohne Karte Je nach Alter der Kinder und Gruppenzusammensetzung koumlnnen Sie die Hinweise unterschiedlich gestalten

IDEEN ZUM ENTDECKEN UND FORSCHEN

SCHATZSUCHE MIT ALLEN SINNEN

Mehr zum Thema bdquoSprechanlaumlsse im Alltag schaffenldquo fi nden Sie auf der Website integrationhaus-der-kleinen-forscherde

Die Kinder koumlnnen ihre eigene Schatzkarte erstel-len ndash je nach Interesse uumlber alle Sinne (wie bei der Kita beschrieben) oder ganz klassisch als

Landkarte Teilen Sie die Klasse vorher in kleinere Gruppen und lassen Sie die Karten dann austauschen Wird der Schatz gefun-den Besprechen Sie nach der Schatzsuche Wie unterscheiden sich die Karten voneinander Wie sieht es mit dem Raumverstaumlnd-nis der Kinder aus Woran orientieren sie sich und was erscheint ihnen wichtig Auch in der Grundschule koumlnnen Leckereien aus aller Herren Laumlnder als Schatz winken

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Drauszligen in der Natur gibt es viel zu entdecken und Gelegenheiten sich uumlber das Gesehene und Erleb-te auszutauschen Etwas ganz Elementares ist zum

Beispiel der Boden auf dem wir gehen Ermutigen Sie die Kinder sich den Boden genau anzuschauen Die Kinder koumlnnen eine Bo-denprobe aus dem Garten dem Sandkasten und dem Blumenbeet nehmen und die Erde mit den Fingern untersuchen Wie fuumlhlt sich der Boden an Wie riecht er Ist er feucht oder trocken Bleiben Bodenstuumlckchen zwischen den Fingerrillen zuruumlck wenn die Kin-der die Erde zwischen den Fingern verreiben Nun koumlnnen die Kinder die Bodenproben miteinander vergleichen Fuumlhlen sich die Bodenproben unterschiedlich an Wie sehen sie aus Nehmen Sie zwei Blumentoumlpfe mit Loch im Boden Dann fuumlllen Sie einen der Toumlpfe mit Erde und den anderen mit Sand Damit Erde und Sand nicht gleich durch das Loch im Topf rieseln legen Sie uumlber beide

Loumlcher ein Stuumlck durchlaumlssigen Stoff Lassen Sie beim Befuumlllen oben ein wenig Platz Was passiert wenn man Wasser in die Blu-mentoumlpfe gieszligt Welcher Boden haumllt das Wasser besser Und was bedeutet das fuumlr die Pfl anzen die darin wachsen

Kieselsteine

grober Sand

feiner Sand

Filtertuumlte

geklaumlrtes Wasser

Toben schaukeln und Sandburgen bauen Wenn das Wetter schoumln ist freuen sich viele Kinder auf den Spiel-platz Doch wenn es lange nicht geregnet hat ist der

Sand im Sandkasten trocken Die Kinder merken schnell Damit koumlnnen sie nicht gut bauen Erst durch die Zugabe von Wasser

bdquoklebenldquo die Sandkoumlrner aneinander und lassen sich formen Aber warum ist das so Wasserbruumlcken zwischen den Koumlrnern verleihen dem Sand Form und Stabilitaumlt Lassen Sie die Kinder Wasser zum

Sand geben und beobachten Was passiert wenn die Kinder ganz wenig und was wenn sie viel Wasser zum Sand geben Wie fuumlhlt sich der Sand an Wie sieht er aus und welche Struktur hat er Dann kann der Sandburgenbau starten Wenn die Burg steht koumln-nen die Maumldchen und Jungen sie verzieren indem sie einzelne Stuumlcke aus den Tuumlrmen heraus- und Muster einarbeiten Eine Spruumlhfl asche hilft um die entstehende Sandburg beim Bauen immer gleichmaumlszligig feucht zu halten

BAUMEISTER

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

S AUBERMACHER

BODENFORSCHER

Wie wird dreckiges Wasser wieder sauber ndash zum Beispiel wenn Sand Erde oder Blaumltter ins Wasser gefallen sind Na klar in einer Klaumlranlage Die koumlnnen Sie mit den Kin-

dern gemeinsam bauen Nehmen Sie vier groszlige Joghurtbecher und stechen Sie in die Boumlden der Becher einige Loumlcher Dann fuumlllen die Kinder einen Becher halbvoll mit feinem Sand einen mit grobem Sand einen mit Kieselsteinen und in einen Becher kommt eine Kaf-feefi ltertuumlte Jetzt werden die Becher ineinandergestellt ndash ganz nach unten gehoumlrt der Becher mit dem Filter darauf der mit dem feinen Sand dann der mit dem groben Sand und schlieszliglich ganz oben der Becher mit den Kieselsteinen Um Schmutzwasser herzustellen vermischen die Kinder Wasser mit Erde Sand und Blaumlttern Die Kin-der fuumlllen das Schmutzwasser in den oberen Becher Langsam sickert das Wasser durch die verschiedenen Filter Dabei bleibt in jedem Becher etwas Schmutz zuruumlck Am Ende tropft das Wasser in ein Einweckglas Ist es jetzt sauber Und was passiert wenn man das Wasser zweimal durchlaufen laumlsst Wie sauber wird das Wasser

IDEEN ZUM ENTDECKEN UND FORSCHEN

WASSER SAND UND ERDE GIBT ES UumlBERALL

Wussten Sie Fuumlr viele Menschen ist die Natur ein Ort um Kraft zu tanken In der Natur koumlnnen Kinder spielen und kreativ sein riechen fuumlhlen lauschen und ganz einfach bdquoseinldquo Der direkte Kontakt mit der Natur kann Fluumlchtlingskindern dabei helfen sich sicher und vertraut zu fuumlhlenAuf der Website haus-der-kleinen-forscherde fi nden Sie viele Ideen zum Forschen und Staunen rund um die Themen Boden und Wasser

FO R S C H T MI T 3 2017

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MEIN FORSCHERTIPP K ITA

MUT ZUM MATSCH EIN OFEN AUS LEHM

Worum ging es bei dem Projekt Wir haben 2016 einen Anbau be-kommen In der Baugrube haben

die Kinder gleich die unterschiedlichen Erdschichten bemerkt und waren faszi-niert Also haben wir die Erde untersucht und erforscht Dabei haben wir Ton und Lehm gefunden und gesehen dass man mit diesem Material nicht nur matschen sondern auch wunderbar bauen kann Das Interesse der Kinder hat uns motiviert eine Lehmbaustelle einzurichten und einen Lehmofen zu bauen Der Lehmofen ist in-

zwischen zu einem Treffpunkt geworden an dem regelmaumlszligig gemeinsam mit den Eltern Brot gebacken wird Einige Familien mit Migrations- oder Fluchthintergrund be-richteten dass in ihrer Heimat auch heute noch solche Lehmoumlfen zum Brotbacken dienen Sie wussten wie die Oumlfen genutzt werden und wie das Brot gut gelingt

Was haben Sie benoumltigt und wie lange haben Sie geforscht Eigentlich nur Lehm Wasser und Matsch-sachen fuumlr die Kinder Um den Matsch aus den Raumlumen zu halten haben wir eine

bdquoMatschschleuseldquo eingerichtet in der sich die Kinder die Gummistiefel und Regenho-sen ausziehen konnten Zusaumltzlich zu un-serem Lehmaushub haben wir Lehmpulver im Internet bestellt Fuumlr den Lehmofen haben wir als Unterkonstruktion noch ei-nige Ziegelsteine verwendet ndash man kann so einen Ofen aber auch ebenerdig auf-

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

stellen Wir haben uns den Luxus erlaubt und vier Schamottsteine im Backraum ver-legt damit die Brote auf reinem Stein ge-backen werden

Was haben Sie herausgefunden Waumlhrend eine Gruppe von Kindern zusam-men mit Erwachsenen an dem Lehmofen baute starteten einige Kinder ihre eigenen Projekte auf der Lehmbaustelle Sie koch-ten sozusagen ihr eigenes bdquoLehmsuumlpp-chenldquo oder bauten Burgen Schwimmbauml-der oder Haumluser Fuumlr das Dach des Ofens haben wir letztlich nicht die Technik mit Holz und Kaninchendraht angewandt wie sie in einigen Buumlchern beschrieben ist sondern eine die die Kinder erfunden ha-ben Sie hatten naumlmlich herausgefunden dass Sand den Lehm stuumltzt als sie daraus Daumlcher und Rundungen formten Am naumlchsten Tag als der Lehm getrocknet war holten sie den Sand heraus So wurde auch das Dach des Ofens gebaut Die Kin-der hatten die perfekte Loumlsung gefunden

Was hat gut oder nicht so gut geklappt Die Menge an Matsch und die Begeiste-rung der Kinder ohne Ruumlcksicht auf ihre Kleidung und Umgebung hat uns anfangs ziemlich uumlberrascht Gelohnt hat es sich trotzdem Wir konnten auf diese Weise einige Familien mit Fluchthintergrund in den Kita-Alltag einbinden Sie und andere Eltern brachten ihre Expertise ein und kommen nun regelmaumlszligig auch zu Back- aktionen Das ist ein guter Weg gemein-sam den Kita-Alltag zu gestalten

Mit Lehm laumlsst sich einiges anstellen ndash zum Beispiel auch jonglieren

Kindergarten Schloss E insteinANSPRECHPARTNERIN

Dagmar Schlinkbaumlumer (Kita-Leiterin)

ORT

Iserlohn Nordrhein-Westfalen

KINDER

80 Kinder 1 ndash 6 Jahre

HAUS DER KLEINEN FORSCHER

Seit 2011 beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv 2014 zertifiziert und 2016 rezertifiziert

Kinder an den Matsch ndash dass die Haumlnde sauber bleiben ist beim Lehmbau unwahrscheinlich

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MEIN FORSCHERTIPP GRUNDSCHULE

DEUTSCH LERNEN MIT FORSCHERIDEEN

Worum ging esIn der StaumldteRegion Aachen werden fuumlr Schuumllerinnen

und Schuumller mit geringen Deutschkennt-nissen Deutsch-Intensivkurse angeboten Bis zu 15 Kindern werden jahrgangsuumlber-greifend die grundlegenden Kenntnisse der deutschen Sprache vermittelt Seit Anfang 2016 besucht bdquoHaus der kleinen Forscherldquo-Trainerin Lea Erkens einmal im Halbjahr die Deutsch-Intensivklassen und forscht mit den Kindern Ziel ist es den Kindern sowohl Naturwissenschaften und Technik als auch die deutsche Sprache spielerisch naumlherzubringen Dabei werden auch Sozialkompetenz Feinmotorik und das Selbstbewusstsein der Kinder gestaumlrkt

Was haben Sie benoumltigt und wie lange ha-ben Sie geforscht Zunaumlchst galt es das Konzept von Deutsch als Zweitsprache und den Ansatz des bdquoHau-ses der kleinen Forscherldquo zu kombinieren Die Forscherideen orientieren sich dabei an Unterrichtsinhalten und greifen die The-men Farben Pfl anzen Koumlrper und Ernaumlh-rung auf Fuumlr das Lernen der Sprache wird

die Methodik von Deutsch als Zweitsprache genutzt Neue Begriff e werden mit Wortkar-ten eingefuumlhrt und durch haumlufi ges Wieder-holen waumlhrend des Workshops gefestigt Eigens fuumlr das Projekt wurde ein Forscher-buch entwickelt in dem die Kinder ihre Ergebnisse festhalten Sie fi nden darin auszligerdem Wortlisten Schreibuumlbungen und Bastelvorlagen fuumlr zu Hause

Was haben Sie herausgefunden Taumlgliche Rituale wie der Morgenkreis bei dem zum Beispiel uumlber das Wetter oder die Zahl des Tages gesprochen wird sind fuumlr die Fluumlchtlingskinder besonders wichtig da sie Sicherheit und Orientierung geben Daher sind diese Rituale auch Bestandteil des Workshops Die unterschiedlichen Sprach-niveaus in den Klassen sind eine Herausfor-derung fuumlr die Lernbegleitung ndash die Kinder die ganz neu sind gehen gemeinsam in eine Klasse mit denen die bereits laumlnger dabei sind Es ist also wichtig Forscher-ideen zu fi nden bei denen die Kinder weder unter- noch uumlberfordert werden Auszligerdem ist es wichtig den Kindern beim Forschen und Entdecken Hilfestellung anzubieten

Gehoumlrt Forschen auch in Ihrer Kita Ihrem Hort oder Ihrer Grundschule zum Alltag Dann lassen Sie sich zertifi zieren Informationen zum Zertifi zierungsverfahren und das Bewerbungsportal fi nden Sie unter haus-der-kleinen-forscherde in der Rubrik bdquoZertifizierungldquo

Was hat gut oder nicht so gut geklappt Die Teamarbeit der Klassenlehrerinnen und -lehrer mit der Trainerin funktioniert so-wohl bei der Durchfuumlhrung des Workshops als auch bei der Konzepterstellung sehr gut Anfangs gestaltete es sich schwierig das passende Sprachniveau fuumlr das For-scherbuch zu fi nden Bemerkenswert ist der Zusammenhalt in den Schuumllergruppen Die Kinder helfen sich gegenseitig Man houmlrt nie bdquoEy bist du doofldquo sondern eher bdquoSchau mal das geht soldquo

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

ANSPRECHPARTNERIN

Lea Erkens (Trainerin bdquoHaus der kleinen Forscherldquo)

ORT

StaumldteRegion Aachen Nordrhein-Westfalen

KINDER

In den Jahren 2016 und 2017 haben bis jetzt 420 Kinder an zehn Grundschulen in der StaumldteRegion Aachen teilgenommen

Die Umsetzung

der Forscher-Workshops in

den Deutsch-Intensivkursen wird

unterstuumltzt durch das Bildungsbuumlro

der StaumldteRegion Aachen und den

Bildungsengel eV ndash eine Initiative die sich

fuumlr Chancengerechtigkeit durch bessere

Bildung in allen Bildungsstufen einsetzt

Ein Video zum Sprachlernprojekt in der

StaumldteRegion Aachen fi nden Sie unter

integrationhaus-der-kleinen-

forscherde

Die Kinder halten ihre Ergebnisse in einem Forscherheft fest

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TIERSTIMMEN DER WELTProf Derek Abbott Director of the Centre for Biomedical Engineering an der Universitaumlt Adelaide hat zusammengetragen wie Menschen uumlberall auf der Welt unterschiedliche Tiergeraumlusche benennen

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Ein Hund bellt eine Katze miaut und ein Hahn

kraumlht Aber ist das uumlberall auf der Welt so

Oder sprechen Tiere in anderen Laumlndern andere

Sprachen Das tun die Tiere zwar nicht

aber wir Menschen houmlren Tiersprachen mit-

unter sehr verschieden In Deutschland

macht der Hund bdquowau wauldquo in Groszligbritannien

bdquobow wowldquo und in der Tuumlrkei bdquohav havldquo

Und wie sieht es mit den anderen Tieren auf

der Weltkarte aus Wissen die Maumldchen

und Jungen welche Laute die Tiere in Deutsch-

land machen und wie diese in anderen

Laumlndern klingen

Prof Derek Abbott Director of the Centre for Biomedical Engineering an der Universitaumlt Adelaide hat zusammengetragen wie Menschen uumlberall auf der Welt unterschiedliche Tiergeraumlusche benennen

FO R S C H T MI T 3 2017

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Haben Sie ein BeispielWenn das Kind sagt bdquoDa Autoldquo und der Vater den Satz richtig wiederholt bdquoJa da ist ein Autoldquo sind das ganz wichtige intuitive Lehrstrategien Wenn ich das als Vater oder Mutter aber in einer Sprache versuche die ich selbst nicht beherrsche werde ich deut-lich weniger korrigieren und kommentieren und manchmal regel-recht verstummen weil mir der richtige Ausdruck oder die richtige Form fehlt Ich kann damit auch nicht mehr frei auf die Impulse und Gefuumlhle des Kindes reagieren sondern bin eingeschraumlnkt Das kann auch die emotionale Beziehung zum Kind schwaumlchen Eltern muumlssen mit ihren Kindern in der bdquoSprache ihres Herzensldquo kommunizieren koumlnnen um ihre einzigartige und vertrauensvolle Beziehung nicht zu stoumlren

Lernen Kita-Kinder eine neue Sprache anders als Grundschul-kinder Generell gilt Je juumlnger die Kinder desto schneller und leichter lernen sie eine Sprache Bis zum dritten Lebensjahr werden zwei Sprachen parallel etwa so gut und schnell erworben wie bei einem einsprachig aufwachsenden Kind Danach haumlngt es davon ab wann die zweite Sprache dazukommt und wie Qualitaumlt und Quan-titaumlt des Sprachangebots beschaff en sind Wenn ein Kind vor dem zehnten Lebensjahr eine Sprache lernt kann es sich auch dem

INTERVIE W

bdquoELTERN SOLLTEN IN DER SPRACHE IHRES HERZENS KOMMUNIZIERENldquo

Wie lernen Kinder eine Sprache Welche Unterschiede muumlssen paumldagogische Fach- und Lehrkraumlfte im Hinblick auf das Alter des Kindes beachten Die Kommunikationsfor-scherin Prof Dr Ute Ritterfeld gibt Tipps zur Unterstuumltzung von Kindern beim Zweit- und Fremdspracherwerb

Eine Ihrer 13 goldenen Regeln sowohl fuumlr Kita- als auch fuumlr Grundschulkinder lautet bdquoKeine Sprachverboteldquo Was meinen Sie damitWir wollen verhindern dass die paumldagogischen Fach- und Lehr-kraumlfte gefl uumlchteten Eltern empfehlen zu Hause um jeden Preis Deutsch zu sprechen Das hat mehrere Gruumlnde Zum einen kann das menschliche Gehirn ganz hervorragend zwei Sprachen be-waumlltigen Zum anderen reicht der Input durch Kindergarten Schule Medien und Freunde in der Regel aus um Deutsch zu lernen Man sollte den Eltern nicht raten zu Hause in einer Sprache mit dem Kind zu sprechen die sie selbst noch nicht richtig be-herrschen Denn Kinder lernen eine Sprache auch indem Eltern sie korrigieren und Informationen hinzufuumlgen

Die ExpertinProf Dr Ute Ritterfeld ist seit 2010 Leiterin des Fachgebiets bdquoSprache und Kommunikationldquo an der Technischen Universitaumlt Dortmund Zwei ihrer Forschungsschwerpunkte sind fruumlher Spracherwerb und Mehrsprachigkeit

Die bdquo13 goldenen Regeln zur Sprach-foumlrderung mit heimatvertriebenen Kindern ohne Deutschkenntnisse in unseren Kitas und Grundschulenldquo von Prof Dr Ute Ritterfeld und Prof Dr Sandra Niebuhr-Siebert fi nden Sie im Internet unter sktu-dortmundde im Bereich bdquoMaterialienldquo Dort gibt es auch weitere Informationen und Hand-reichungen sowie eigens produzierte zweisprachige Houmlrspiele zum Download

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Klang und dem Rhythmus problemlos anpassen wenn es zuvor eine andere Sprache gesprochen hat Es entwickelt dann keinen Akzent Ungefaumlhr ab zehn Jahren setzt bei vielen Kindern die Her-kunftssprache dem Deutschen einen houmlrbaren Stempel auf Man houmlrt dann einen Akzent Dieser bleibt oft auch dann noch erhalten wenn der Wortschatz hervorragend entwickelt ist und die Gram-matik fehlerfrei beherrscht wird Wir sprechen dann auch nicht mehr von Zweitsprach- sondern von Fremdspracherwerb

Welche Ruumlckschluumlsse fuumlr den paumldagogischen Alltag ergeben sich darausIm Vorschulalter verfuumlgen die Kinder in der Regel noch uumlber gute Strategien quasi nebenbei eine Sprache zu lernen Das Sprach-lernziel muss deswegen nicht im Mittelpunkt stehen Kinder eig-nen sich eine neue Sprache vorwiegend spielerisch an weil sie sich mit anderen austauschen wollen Welches Mittel zur Kommunikation die Kinder auch waumlhlen schaumltzen Sie es wert Die Kommunikation steht im Vordergrund nicht das Lernen der Sprache So legen Sie behutsam eine Basis die die Kinder dann nach und nach mit Sprache fuumlllen werden Bei Grundschulkindern ist das schon ein wenig anders Die Kinder

wissen genau dass man von ihnen erwartet Deutsch zu lernen und mit dieser Sprache dem Schulunterricht zu folgen Ihr Sprach- erwerb ist damit gesteuerter und nicht so unbewusst wie im Kita-Alter Die Kinder lernen also sowohl nebenbei als auch ganz bewusst Als Lehrerinnen oder Lehrer passen Sie die Komplexitaumlt Ihres eigenen Sprachgebrauchs dann meist ganz automatisch an das Niveau der Kinder an Das ist ein wichtiger und richtiger Schritt Sie sollten zudem versuchen den Kindern moumlglichst viele Hilfen anzubieten mit denen die Aufgabenstellungen auch non-verbal so eindeutig wie moumlglich werden Das gelingt anhand von konkreten Objekten Gesten Bildern oder Videos Zeigen Sie auf die Dinge uumlber die Sie sprechen Und vor allem Haben Sie selbst Spaszlig an diesen Sprachlehr-Lern-Abenteuern mit Kindern aus ei-nem anderen Kulturkreis Denn Kinder koumlnnen problemlos zwei oder gar mehr Sprachen parallel lernen und benutzen

Kinder lernen Sprachen am besten spielerisch

Das Interview mit Prof Dr Ute Ritterfeld ist auch online zu finden im Service-Portal Integration

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Wo genau liegt eigentlich Kolumbien Welche Tiere leben dort und welche Sprache sprechen die Menschen Ein Praktikant aus Suumldamerika brachte die Kinder vom Kinderhaus Chelius-straszlige in Mannheim auf die Idee zu unterschiedlichen Kul-turen und Lebensweisen zu forschen und sich nebenbei mit Nachhaltigkeitsfragen zu beschaumlftigen Das Projekt wurde im Wettbewerb bdquoForschergeist 2014ldquo der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo als Landessieger nominiert

FORSCHERGEIST-PRO JEK T

KOLUMBIEN UND SEIN REGENWALD

Kinderhaus Cheliusstraszlige ANSPRECHPARTNERIN

Gabriele Kessler (Kita-Leiterin)

ORT

Mannheim Baden-Wuumlrttemberg

KINDER

100 Kinder 0 ndash 6 Jahre

HAUS DER KLEINEN FORSCHER

Seit 2010 beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv 2016 zum dritten Mal zertifi ziert

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Forschergeist-Projekt des Monats

Der bdquoForschergeistldquo ist ein bundesweiter Kita-Wettbewerb der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Gesucht und praumlmiert werden herausragende Projekte die Maumldchen und Jungen fuumlr die Welt der Mathematik Infor- matik Naturwissenschaften oder Technik begeistert haben

Weitere spannende Informationen und Details zum bdquoForschergeistldquo-Wettbewerb erhalten Sie unter forschergeist-wett- bewerbde

er neue Praktikant war fuumlr die Maumldchen und Jungen des Kinderhauses Cheliusstraszlige sehr spannend Sein Deutsch war noch recht gebrochen so dass sie manchmal Schwie-

rigkeiten hatten ihn zu verstehen Dafuumlr konnte er eine fremde Sprache sprechen ndash Spanisch Die Kinder begannen Fragen zu seiner Sprache und seinem Heimatland Kolumbien zu stellen In den Gespraumlchen stellte sich heraus dass Kolumbien ganz schoumln weit weg ist und in den Regenwaumlldern leben dort jede Menge interessanter Pflanzen und Tiere Als die Kinder im nahe gelegenen Tropenhaus auf Schlangen Piranhas und Krokodile trafen und houmlrten dass diese in Kolumbien in Freiheit leben wurde die Neu-gier so groszlig dass ein Projekt daraus entstand Dreimal pro Woche bdquoreistenldquo die Maumldchen und Jungen fuumlr eine Stunde in den suumld- amerikanischen Regenwald lernten Tiere und Pflanzen kennen erforschten den Wasserkreislauf kochten kolumbianische Gerich-te sprachen uumlber indigene Voumllker und Umweltschutz und schoumlpf-ten eigenes Papier um Holz zu sparen Eine Handpuppe die Ameise bdquoHormigaldquo begleitete die Kin-der auf allen Reisen und erklaumlrte ihnen den Regenwald Die Maumld-chen und Jungen ahmten einzelne Tiere nach verglichen die Ei-genschaften verschiedener Holzarten pflanzten eine Ananas und meisterten einen Bewegungsparcours auf dem sie von Stein zu Stein uumlber einen Fluss mit Krokodilen sprangen und uumlber umge-fallene Baumstaumlmme balancierten Daruumlber hinaus machten sich die Kinder Gedanken was sie selbst tun koumlnnen um den Regen-wald vor Abholzung zu schuumltzen Sie baten alle darum im Wasch- raum sparsam mit Papierhandtuumlchern zu sein Altpapier getrennt zu sammeln und Brote nur duumlnn mit Nuss-Nougat-Creme zu bestreichen ndash denn in dem leckeren Brotaufstrich ist Palmoumll ent-halten fuumlr dessen Anbau der Regenwald weichen muss Nach jedem einzelnen Projektschritt gestalteten die Maumldchen und Jungen Plakate oder Wandzeitungen mit Fotos und Informa-tionen fuumlr die anderen Kinder und die Eltern Daruumlber hinaus malten sie ein groszliges Abbild des Regenwalds im Vergleich zu

D einem Hochhaus in den Flur des Kinderhauses Fuumlr die paumldago-gischen Fachkraumlfte war es faszinierend zu sehen wie dieses Pro-jekt nach und nach die gesamte Kita durchzog Immer wieder houmlrten sie in Gespraumlchen dass das Thema auch bei Kindern die nicht teilnahmen praumlsent war und fuumlr Interesse sorgte Zum Abschluss veranstalteten die Maumldchen und Jungen einen Elternnachmittag bei dem sie Bilder von einzelnen Projekt- schritten zeigten Lieder sangen einen Tanz auffuumlhrten die fuumlr sie interessantesten Versuche praumlsentierten und einen kolum- bianischen Imbiss zubereiteten Die Kinder konnten bei dem Projekt ihre interkulturellen Kom-petenzen weiterentwickeln Durch die vertiefte Beschaumlftigung mit dem Lebensraum Regenwald erarbeiteten sie sich biologisches Wissen und legten auszligerdem besonderes Augenmerk auf Um- weltschutz und Fragen der Nachhaltigkeit Sie lernten dabei aus ihrem Wissen Konsequenzen fuumlr ihre Handlungen zu ziehen

Im Bewegungsparcours uumlbten die Kinde durch Dickicht zu kriechen und Fluumlsse zu uumlberqueren

Im Dschungel leben jede Menge spannender Tiere und Pflanzen

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Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-

aufsichtigt an Gewaumlssern spielen

Nehmen Sie sich die Zeit um mit

Ihnen sicheres Verhalten am Wasser zu

uumlben Geben Sie den Kindern Hinweise

fuumlr das Einfangen und Beobachten von

Wassertieren bevor es losgeht und

versuchen Sie moumlglichst keine

bdquoSpurenldquo zu hinterlassen

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

ORTE ZUM FORSCHEN

FORSCHEN AM TUumlMPELOb Teich oder Tuumlmpel ndash Gewaumlsser laden nicht nur zum Planschen ein sie sind auch spannende Forscherorte

an denen Maumldchen und Jungen allerhand erkunden koumlnnen Besonders im Sommer lohnt sich fuumlr entdeckungsfreudige Forschergeister ein Spaziergang in die Natur um Tiere und Pflanzen zu beobachten

VIELFALT AN TEICH UND TUumlMPELIn Teichen und Tuumlmpeln ist das Wasser meist nicht tief so dass das Sonnenlicht bis zum Boden dringt und die Pfl anzen uumlppig wachsen Die fl achen Gewaumlsser sind reich an Naumlhrstoff en und bieten vie-len Tieren ideale Lebensbedingungen Welche Tiere und Pfl anzen koumlnnen die Kinder entdecken Koumlnnen sie die ver-schiedenen Arten benennen Bitten Sie die Kinder behutsam zu sein um scheue Tiere nicht zu verjagen

WAS FUumlR TIERE SIND DASKoumlnnen die Kinder die Tiere benennen die sie sehen In Teichen und Tuumlmpeln leben nicht nur Froumlsche Libellen und Fische Am Ufer hausen die Larven vom Gelbrandkaumlfer Wasserskorpion und Ruumlckenschwimmer In den Pfl anzen verstecken sich Libellen und Koumlcherfl iegen Im Wasser tummeln sich um Aumlste und Steine herum Schnecken Plattwuumlrmer und Wasserasseln Welche Tiere koumlnnen die Kinder noch entdecken Wie bewegen sich die Tiere fort und wo genau fi nden die Maumldchen und Jungen sie

PAPIERBOOTE BAUENNur ein Blatt Papier ndash mehr braucht es nicht um ein Papierboot zu bauen Doch schwimmt es auch Welches schwimmt am besten Und wie schwimmt es von hier nach dort Braucht es Wind oder Stroumlmung reicht es zu pusten oder muumlssen die Kinder es an-schubsen Uumlberlegen Sie gemeinsam wie Papierboote am schnellsten schwimmen und veranstalten Sie einen Wettbewerb

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Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-Achtung

aufsichtigt an Gewaumlssern spielen

Nehmen Sie sich die Zeit um mit

Ihnen sicheres Verhalten am Wasser zu

uumlben Geben Sie den Kindern Hinweise

fuumlr das Einfangen und Beobachten von

Wassertieren bevor es losgeht und

versuchen Sie moumlglichst keine

bdquoSpurenldquo zu hinterlassen

ann muumlssten wir uns mit Zeichen ver-staumlndigen Fuumlr jedes Wort muumlssten wir uns ein Zeichen uumlberlegen aumlhn-

lich wie die Gebaumlrdensprache Fuumlr Men-schen die eh schon Gebaumlrdensprache sprechen waumlre es praktisch da sie dann alles verstehen wuumlrden Dann waumlre es na-tuumlrlich schlecht wenn man blind ist da blinde Menschen die Zeichen nicht sehen koumlnnen Fuumlr sie muumlssten wir uns dann et-was aus Lauten wie bdquoMmmhldquo oder aus Ge-raumluschen ausdenken

hne Sprache waumlren wir nicht das was wir sind Sprache ist eine besonders wichtige Eigenschaft des Menschen

mit einem groszligen praktischen Nutzen Sprache unterscheidet uns von allen ande-ren Lebewesen Ohne die vielen Sprachen der Welt koumlnnten sich Menschen nicht so schnell und effi zient uumlber so viele Dinge verstaumlndigen ihren Gefuumlhlen Ausdruck ver-

leihen und ihr Zusammenleben im Alltag regeln Ohne Sprache koumlnnten wir unser Wissen uumlber die Welt nicht festhalten und an andere weitergeben wir koumlnnten dieses Wissen nicht hinterfragen und verbessern wir koumlnnten nicht so viel lernen und wir koumlnnten andere nicht mit unseren Geschichten zum Lachen oder Weinen bringen

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

DUR CH DIE FORSCHERBRILLE

WAS WAumlRE WENN WIR KEINE SPRACHE HAumlTTEN

Oskar 7 Jahre weiszlig eine Antwor t

Prof Dr Steinbach Universitaumlt Goumlttingen Seminar fuumlr Deutsche Philologie

EIN TUumlMPELMUSEUMNicht nur die Tiere und Pfl anzen sind be-sonders Rund um Tuumlmpel und Teich koumln-nen die Kinder jede Menge Schaumltze ent-decken Entweder sammeln sie einfach was ihnen gefaumlllt oder sie erstellen eine Sammelliste Finden sie etwas Spitzes etwas Weiches etwas Hartes oder etwas von dem sie nicht wissen was es ist Finden sie fuumlnf Steine in unterschied-licher Farbe oder vier verschiedene Blatt-formen Lassen Sie die Kinder alles in einer Box zusammentragen ndash ihrer persoumln-lichen Schatzkiste ndash und bitten Sie sie sich gegenseitig die Fundstuumlcke vorzustellen

AUS DER NAumlHE BE TRACHTE TWenn die Maumldchen und Jungen dabei vor-sichtig sind duumlrfen sie einige Tiere fangen Dafuumlr eignen sich ein Haushaltssieb oder ein Kescher am besten ein viereckiger ndash damit koumlnnen die Kinder die Tiere am Bo-den des Teiches gut erreichen Danach geben sie sie sorgsam in ein mit Wasser gefuumllltes Gefaumlszlig ndash zum Beispiel eine Schuumls-sel oder einen Topf Was sehen die Kinder Besonders viel erkennen koumlnnen sie mit Becherlupen Achten Sie darauf moumlg-lichst keine geschuumltzten Arten zu fangen wie Froumlsche Kaulquappen Libellenlarven oder Wasserspinnen

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

E mma sitzt auf der Treppe vorm Haus Gerade hat Viola angerufen sie hat heute doch keine Zeit zum SpielenKeiner hat heute Zeit zum Spielen

raquoDoofer Dienstaglaquo denkt EmmaEmma wuumlnscht sich eine Freundin Eine richtige Freundin Sie stuumltzt die Ellenbogen auf die Knie und legt das Gesicht in ihre Haumlnde Schritte schlurfen heran und bleiben stehen Genau vor Emma Sie kann spuumlren dass jemand sie anschaut Sie will aber jetzt nicht angeschaut werden Zur Strafe fuumlrs Anschauen guckt sie nicht hochraquoHast du waslaquo fragt eine Stimme Es ist eine fremde StimmeEine die die Worte seltsam betont und das raquohlaquo ganz rau klingen laumlsst Emma guckt doch Es ist der kleine Junge aus dem Haus am Ende der Straszlige Er hat schwarze Haare und dunkle dunkle AugenraquoHast du waslaquo wiederholt der Junge und starrt Emma mit seinen dunklen Augen anraquoNeelaquo sagt EmmaraquoWohnst du hierlaquo fragt der Junge weiterraquoJalaquo antwortet Emma bevor sie uumlberlegen kann ob sie sich von diesem Knirps ausfragen lassen willraquoWie heiszligt rsquon dulaquoraquoEmmalaquo Schweigen raquoUnd dulaquoraquoAbdullahlaquoraquoAhalaquo

Text Kathrin RohmannIllustrationen Antje Drescher

raquoUnd was machst du jetztlaquo Abdullah zieht mit der Fuszligspitze die Fugen zwischen den Pflastersteinen nachraquoNichtslaquo sagt EmmaraquoHast du keinen zum SpielenlaquoPeng Emma spuumlrt die Hitze in ihr Gesicht schieszligen Was denkt dieser Abdu-Dings-Bums sich Natuumlrlich hat sie jemanden zum Spielen Sonst jedenfalls Immer Nur gerade heute nichtraquoKlar habe ich jemanden zum Spielenlaquo blafft Emma Abdullah anraquoMeine richtige Freundin kommt gleichlaquoraquoWas ist eine richtige Freundinlaquo Abdullahs Augenbrauen schieben sich zusammenraquoEin richtige F r e u n d i n laquo Emma zieht das Wort sehr langraquoAlso eine richtige Freundin hat immer Zeit zum Spielen und total gute Ideen Mit der ist es nie langweilig und die ist nicht sauer oder beleidigt wenn man vielleicht ein schoumlneres T-Shirt anhatlaquoraquoAhalaquo sagt Abdullah und guckt auf Emmas pinkes Hello-Lilli- T-Shirt und dann an seinem grauen Space-Rider-T-Shirt herunterraquoIch find deins echt schoumln aber das macht nichtslaquo sagt er und laumlchelt raquoIch hol mal meinen BalllaquoraquoIch hab aber gar keine Zeitlaquo murmelt Emma Dennoch bleibt sie sitzen bis Abdullah zuruumlckkommt

raquoKannste Fuszligball spielenlaquo fragt Abdullah und kickt den Ballgegen die unterste Stufe der TrepperaquoKlar kann ich daslaquo antwortet Emma und rollt die AugenEigentlich will sie sagen dass Fuszligball bloumlder Kram ist und dass sie mit Knirpsen bestimmt nicht spielt und raquoSuper dann schieszligen wir immer an den Pfosten da und der andere muss den Ball kriegen und wieder gegen den Pfosten schieszligenlaquo Abdullah schieszligt Und noch bevor der Ball vom Pfosten der Einfahrt gegenuumlber wieder abgeprallt ist steht Emma schon neben ihmDer soll nicht denken dass sie das nicht kann Beim erstenSchuss trifft sie den Pfosten beim zweiten nicht beim drittennicht aber beim vierten wieder

K UR ZGE SCHICHTE

ABDULLAH UND DIE RICHTIGE FREUNDIN

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

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Noch mehr toll illustrierte Vorlesegeschichten gibt es in GECKO der werbe- freien Bilderbuch-Zeitschrift fuumlr Kinder ab vier Jahren bis ins Schulalter Die Geschichte bdquoAbdullah und die richtige Freundinldquo ist in der Kinderzeit-schrift Gecko Nr 25 erschienen Mit dem Heft fuumlr Juli August 2017 feiert GECKO uumlbrigens bereits die 60 Ausgabe GECKO gibt es im Abo oder als Einzelheft auf wwwgecko-kinderzeitschriftde und im Buchhandel Kindergaumlrten und Kitas erhalten zehn Prozent Bildungsrabatt auf das Abo

Abdullah trifft immer Er stoppt den Ball und schieszligt mit der Innenseite des Fuszliges Es sieht aus als wuumlrde er den Ballschieszlig-schieben Als Abdullah nicht guckt versucht Emma anstatt mit der Fuszligspitze auch einmal genauso zu schieszligenSie trifft den Pfosten perfekt

Beim naumlchsten Schuss kommt Theo bellend um die Hausecke gesaust und beiszligt in den BallraquoOhlaquo sagt Abdullah raquodeine richtige FreundinlaquoraquoNeelaquo Emma schuumlttelt den Kopf So sehr dass ihr alle Haareins Gesicht fallen damit Abdullah nicht sieht wie rot sie wirdraquoNeelaquo sagt sie raquodas ist mein Hundlaquo

raquoMamalaquo fragt Emma beim Abendessen und legt ihr Brot zuruumlckauf den Teller raquomuumlssen Freundinnen eigentlich genauso alt seinwie man selbstlaquo Mama uumlberlegt raquoNeinlaquo sagt sie raquoich bin 38 Marie ist 36 Franzi 33 und Regina 49 Und alle sind meine FreundinnenlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoHast du Freundinnen die woandersherkommen Ich meine die auch noch eine andere SprachesprechenlaquoraquoKlarlaquo sagt Mama raquoAideen aus Irland sie spricht Englisch undDeutsch Und Marisol vom Chor kommt aus Chile Sie sprichtSpanisch und DeutschlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoAber Jungen oder Maumlnner die koumlnnen nichtrichtige Freundinnen sein oderlaquo

Mama lacht raquoNa ja vielleicht nicht Freundinnen aber Freundenatuumlrlich Olli zum Beispiel Den kenne ich schon ewig und er istein richtig guter FreundlaquoraquoAhalaquo sagt Emma und nicktraquoWarum willst du das eigentlich wissenlaquo fragt MamaraquoAchlaquo antwortet Emma raquonur solaquo

Spaumlter holt Emma ihr Gummitwistband Das haumlngt sie an einer Seite in die Zaunlatten und Emma zeigt Abdullah wie man von eins bis zehn huumlpft Abdullah hat noch nie Gummitwist ge- spielt und muss schrecklich lachen weil er sich staumlndig ver- heddert Emma muss auch lachen Aber eigentlich findet sie dass Abdullah fuumlr einen Jungen ganz schoumln gut huumlpft Vor allem weil er das noch nie gemacht hat

Irgendwann lehnen sie beide nur noch lachend und japsend am GartenzaunPloumltzlich ruft jemand laut raquoA b d u l l a hlaquoraquoTschuumlszliglaquo sagt Abdullah und flitzt davon Kurz dreht er sich noch einmal umraquoIch hab morgen Zeitlaquo ruft erraquoIch auchlaquo fluumlstert Emma

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Im Benjamin-Franklin-Village in Mannheim befindet sich eine bdquoBedarfsorientierte Erstaufnahmeeinrichtungldquo ndash die erste in Baden-Wuumlrttemberg mit einer eigenen Willkommensschule Anders als in einer Regelschule wird hier der Unterricht von ehrenamtlichen Lehrkraumlften durchgefuumlhrt Durchschnittlich vier Monate bleiben die gefluumlchteten Kinder und ihre Familien auf dem Gelaumlnde Barbara Hackbarth Trainerin und Netz-werkkoordinatorin beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo leitet eine Forscher-AG an der Willkommensschule in der sie alle 14 Tage mit gefluumlchteten Kindern zu naturwissenschaftlichen und technischen Themen forscht

GUT GEMACHT

WILLKOMMEN KLEINE FORSCHER

Wasser ist immer ein spannendes Forschungsobjekt

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Ins Gespraumlch kommenUumlber das Forschen kommt sie leicht ins Gespraumlch mit den Kindern auch wenn die Kommunikation meist mit Haumlnden und Fuumlszligen statt-findet Die Maumldchen und Jungen stammen aus vielen unterschied-lichen Laumlndern sprechen kein Deutsch und nur wenig Englisch Bildkarten helfen den Kindern rasch die Bezeichnungen fuumlr die Forschermaterialien zu lernen ndash nach der ersten Forscherstunde kennen die Kinder die englischen und deutschen Bezeichnungen fuumlr Wasser und Messbecher Pipette und Reagenzglas

Wertschaumltzung statt LeistungsdruckZurzeit besuchen rund 30 Kinder zwischen 5 und 15 Jahren den Unterricht in der Columbus-Schule Nachmittags bieten Freiwillige verschiedene AGs an Eine davon ist die Forscher-AG bdquoIch wollte mich schon lange in der Fluumlchtlingshilfe engagierenldquo sagt Barbara Hackbarth die als Netzwerkkoordinatorin fuumlr das bdquoHaus der kleinen Forscherldquo beim Suumldwestmetall-Netzwerk Rhein-Neckar arbeitet 15 Kinder besuchen regelmaumlszligig die Forscher-AG Nach den zwei Stunden sind alle ganz schoumln erledigt bdquoAber diese zwei Stun-den sind eine wunderbare Bereicherung fuumlr michldquo sagt Barbara Hackbarth Genauso wie fuumlr die Kinder bdquoSie erfahren hier Bestaumlr-kung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ih-nen dabei hier entspannt anzukommenldquoDie Maumldchen und Jungen freuen sich wenn sich jemand Zeit fuumlr sie nimmt und sich mit ihnen beschaumlftigt

bdquoEierlaufenldquo ndash mal andersWasser so Barbara Hackbarth sei ein wunderbares Element um es mit den Kindern gemeinsam zu erforschen bdquoWir haben Wasser-tropfen untersucht und herausgefunden dass Wasser andere Stoffe aufloumlsen und vermischen kann Auch im Winter bietet es sich an mit Wasser zu forschen ndash in gefrorener Form ist es so faszinierend dass die Kinder es stundenlang untersuchen und immer wieder etwas Neues entdecken Zwischendurch baue ich immer Bewegungsspiele einldquo sagt die Netzwerkkoordinatorin Zum Beispiel spielt sie mit den Kindern bdquoEierlaufenldquo ndash nur mit

GU T ZU W IS S E N

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GU T ZU W IS S E N

Wasser statt mit Eiern Die Maumldchen und Jungen werden in zwei Gruppen unterteilt Jede Gruppe hat unterschiedliche Dinge zur Verfuumlgung um das Wasser zu transportieren Glaumlser Untertassen Siebe Kellen und was sich sonst noch so findet Dann geht es darum welche Gruppe zuerst das Wasser von dem einen Eimer in den auf der gegenuumlberliegenden Seite transportieren kann

Kleine Schritte zu BeginnDie Forscher-AG ist mit den gefluumlchteten Kindern etwas anders strukturiert als sonst bdquoNormalerweise biete ich immer drei oder vier Forscherideen auf einmal an und lasse die Maumldchen und Jun-gen dann entdecken Aber diese Art des Forschens uumlberfordert die Kinder hierldquo sagt die studierte Sozialpaumldagogin Zudem setzt sie die Kinderkarten vom bdquoHaus der kleinen Forscherldquo ein So koumlnnen sich die Kinder zusaumltzlich an den Bildern orientieren und sich in-spirieren lassen Einmal habe sie mit einigen Kindern am Tisch einen Luftbal-lontransporter gebaut als sie einen Jungen bemerkte der auf dem Boden saszlig Er hatte mit Hilfe einer der Entdeckungskarten einen Faumlcher nachgebaut saszlig in Ruhe da und wedelte sich Luft zu bdquoEr hat nichts gesagt nichts gefragt Ich habe ihm nichts erklaumlrt Er hat einfach die abgebildete Forscheridee nachgebaut und den Luftzug auf sich wirken lassen Das war tollldquo

Der bdquoBildungspassldquoDen bdquoBildungspassldquo der Columbus- Schule haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Mannheim entwickelt Jedes Kind bekommt einen solchen Pass in dem seine Lehrer eintragen koumlnnen welche Themen sie behandelt haben Das koumlnnen Zah- len sein das Einmaleins oder auch geschichtliche Themen Der Pass dient dazu die Lehrerinnen und Lehrer in den aufnehmenden Kommunen uumlber den Bildungsstand des Kindes zu informieren Vor allem aber soll er die Kinder motivieren

Die WillkommensschuleDie Schulpflicht beginnt in Baden-Wuumlrt-temberg fuumlr Kinder deren Eltern einen Asylantrag stellen sechs Monate nach ihrer Ankunft Allerdings nicht schon in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes sondern erst in der Kommune die die Familien und Kinder letztlich aufnimmt Dort werden die Kinder und Jugendlichen zunaumlchst in sogenannten Vorbereitungs- und VABO-Klassen (VABO steht fuumlr Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf fuumlr Jugendliche ohne Deutschkenntnisse) in die Regelschule integriert Die Willkommensschule in Mannheim will die Luumlcke zwischen Ankunft und Schulbeginn in der Kom- mune schlieszligen

Beim Forschen wird auch die Feinmotorik geschult

bdquoSie erfahren hier Bestaumlrkung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ihnen dabei hier entspannt anzukommenldquo

Einen Bericht uumlber die Willkommens-schule finden Sie auch auf unserer Website Service-Portal Integration

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Welche Themen sind Ihnen besonders wich-tig wenn es um die Integration von Kindern in Kita Hort und Grundschule geht Beim Kita- und Schulbesuch muumlssen zu-naumlchst Zugangshuumlrden abgebaut werden Zugewanderte Eltern melden ihre Kinder deutlich seltener in einer Kita an Ihre Kin-der erhalten daher oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie fuumlr ihre sprachliche kognitive koumlrperliche psychische und soziale Ent-wicklung benoumltigen Zwar haben zugewan-derte Familien den gleichen Anspruch auf einen Kita-Platz wie einheimische doch viele sind uumlber Betreuungsangebote schlecht informiert oder es faumlllt ihnen schwer die passende Betreuung zu finden Schulpflichtige Kinder die nach Deutsch-land gefluumlchtet sind muumlssen meist deut-lich laumlnger auf einen Schulplatz warten als die europarechtlich vorgesehenen drei Mo-nate Das verlaumlngert den ohnehin schon groszligen bdquoLeerlaufldquo unnoumltig

Wo liegen aus Ihrer Sicht die Chancen und Herausforderungen im Hinblick auf eine gelungene Integration Hier geht es weniger um Chancen als um Notwendigkeiten Bundesweit hat mittler-weile mehr als jedes dritte Kind einen Migrationshintergrund Eine gelungene

GU T ZU W IS S E N

BILDUNGSPOLITISCHE S INTERVIE W

bdquoBILDUNGSEINRICHTUNGEN KOumlNNEN ALS INTEGRATIONSMOTOR WIRKENldquo

Dr Cornelia Schu ist Geschaumlftsfuumlhrerin des Sachverstaumlndigenrats deutscher Stiftun-gen fuumlr Integration und Migration Eine breite integrationspolitische Expertise hat die promovierte Germanistin als Leiterin des Themenschwerpunkts Integration bei der Stiftung Mercator gewonnen Im Interview beschreibt sie wie der Weg in die Kita fuumlr viele neu zugewanderte Familien einem Huumlrdenlauf gleicht und kritisiert deutlich die Maumlngel in der Ausbildung von Paumldagoginnen und Paumldagogen

Bildungsintegration ist somit unerlaumlsslich um auch fuumlr das weitere Leben der Kinder und Jugendlichen gute Teilhabechancen zu eroumlffnen Die groumlszligte Herausforderung be-steht darin allen Kindern moumlglichst fruumlh Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Kindertagesbetreuung zu sichern Aus un-serer Forschung wissen wir dass der Weg in die Kita besonders fuumlr neu Zugewander-te oft einem Huumlrdenlauf gleicht Vor allem die Versorgungsluumlcke fuumlr unter dreijaumlhrige Kinder muss schnell geschlossen werden Ungleiche Bildungschancen verschaumlrfen

sich zudem an den Schulen wo zugewan-derte Kinder zu oft unter sich bleiben In Groszligstaumldten lernen 70 Prozent von ihnen in Grundschulen in denen mehr als die Haumllfte der Kinder einen Migrationshinter-grund haben Hinzu kommt dass das Lehr-personal oft nur unzureichend auf den Umgang mit sprachlicher und kultureller Vielfalt vorbereitet ist Somit erhalten zu-

gewanderte Kinder oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie benoumltigen um ihre Potenziale zu entfalten

Welche Bedeutung nehmen Kita Hort und Grundschule bei der Integration gefluumlchte-ter Kinder ein Wie koumlnnen die Bildungs-einrichtungen die an sie gestellten Erwar-tungen erfuumlllenFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehen Bildungs-einrichtungen koumlnnen somit als Integrati-onsmotoren wirken Auszligerdem bieten sie den Kindern eine angstfreie Umgebung die nicht vom Fluchtkontext gepraumlgt ist Die Grundsteine die hier heute gelegt werden bilden das Fundament fuumlr die Integrations-erfolge von morgen Kitas und Schulen duumlr-fen aber mit diesem Erwartungsdruck nicht alleingelassen werden Neben Personal-zuschlaumlgen und zusaumltzlichen materiellen Zuwendungen bedarf es vor allem neuer Lehrmaterialien die auf die vielfaumlltigen Beduumlrfnisse gefluumlchteter Kinder eingehen Doch auch die Bildungseinrichtungen selbst muumlssen sich auf den Weg machen und etwa dafuumlr sorgen dass Kinder ihre

bdquoAlle angehenden paumldagogischen Fach- und Lehrkraumlfte so llten zukuumlnftig Basis-kompetenzen in Sprachbildung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller V ielfalt erwerbenldquo

GEMEINS AME LE SEEMPFEHLUNGENDER STIF TUNG bdquoHAUS DER KLEINEN FORSCHERldquo UND DER STIF TUNG LE SEN

Lane SmithDie Faumlhrte der Kinderab ca 4 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder40 Seiten Preis 1499 euro

bdquoEin Kind machte sich auf die Suche Unterwegs begeg-nete ihm die ganze Welt hellipldquo Wonach das Kind sucht wird in diesem poetischen Bilderbuch nicht naumlher benannt Die Nase neugierig nach vorn gestreckt durchwandert es verschiedene Lebensraumlume Von hohen Bergen uumlber das eisige Zuhause der Pinguine und die Tiefen des Meeres erleuchtet von farbigen Quallen bis hin zu kargen Steppen und tiefgruumlnen Dschungeln Die ungewoumlhnliche Bilderbuchreise lebt von den auszligergewoumlhnlichen Illustrationen die das Thema Vielfalt widerspiegeln und ahnen lassen wie die Welt ohne Menschen aussehen wuumlrde

Emma Levey Klara Gluck und ihre Kinderab ca 4 Jahren Verlag orell fuumlssli32 Seiten Preis 1395 euro

Der erste Band des Klara-Gluck-Abenteuers hat dem Leser die bunteste Familie vor Augen gefuumlhrt die die

Huumlhnermama sich nur wuumlnschen konnte Aus allen Eiern die sie auf ihren Reisen gesammelt hat sind die unterschiedlichsten Tiere geschluumlpft Die wollen nun alle versorgt und begluckt werden Familie ist was man draus macht Dieses Motto lebt das liebenswerte Bilderbuchhuhn so nachvollziehbar komisch und wahrhaftig vor dass nicht nur Kinder ihren Spaszlig daran haben werden Mehr Vielfalt als in der gluckigen Patchworkfamilie geht nicht und mehr vergnuumlgliches Chaos ebenso wenig

Anne C VoorhoeveWir 7 vom Reuterkiezab ca 10 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder265 Seiten Preis 1299 euro

bdquoNeukoumllln fuumlr starke Nervenldquo lautet das Thema einer Stadtteilfuumlhrung die die Freunde Pia Jonas Nesrin Kasim Finn-Ole Mustafa und Rifat fuumlr Touristen anbieten ndash ein Geschaumlftsmodell das die Clique fordert denn es bedarf einer gruumlndlichen Vorbereitung Verlust des Zuhauses durch Gentrifi zierung multi-

kulturelle Gesellschaft Patchworkfamilien In diesem unterhaltsamen Groszligstadt-roman gelingt es der Autorin vielfaumlltige Themen mit Witz Spannung und einer positiven Grundhaltung aufzubereiten

Deutschkenntnisse nicht nur in einzelnen Foumlrderstunden verbessern sondern uumlber den gesamten Tag hinweg

Wie schaumltzen Sie die Situation der paumldago-gischen Fach- und Lehrkraumlfte ein und wie koumlnnte man sie bei ihrer wichtigen Integra-tionsarbeit noch besser unterstuumltzenAn Paumldagogen werden hohe Erwartungen gestellt und viele fuumlhlen sich damit allein-gelassen Sie sollen die gestiegene Zahl junger Fluumlchtlinge und ein Vielfaches an Foumlrderbeduumlrftigen individuell unterstuumltzen doch nur ein Bruchteil der Paumldagogen fuumlhlt sich auf diese Aufgabe gut vorbereitet ndash oft weil es deutliche Maumlngel in der Ausbildung gibt Der Arbeitsalltag in sprachlich und kulturell vielfaumlltigen Klassen spielt in der Aus- und Fortbildung weiterhin nur eine Nebenrolle Dies muss sich schnellstmoumlg-lich aumlndern sonst laufen wir Gefahr die Integrationsversaumlumnisse der Vergangen-heit zu wiederholen Alle angehenden pauml-dagogischen Fach- und Lehrkraumlfte sollten zukuumlnftig Basiskompetenzen in Sprachbil-dung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller Vielfalt erwerben Dies erfordert konkrete Landesvorgaben und eine Aus- und Fortbildung die sich staumlrker am Bedarf der Praxis orientiert

Wenn Sie an Ihre Kindheit zuruumlckdenken Welchen eigenen Forscherfragen sind Sie nachgegangenIch war als Kind mehr eine Leseratte als eine bdquoForscherinldquo ndash kein Wunder dass ich spaumlter die Literaturwissenschaft als meine Forschungsdisziplin gewaumlhlt habe Aber als in der Eifel aufwachsendes Kind von Erd-kunde-Lehrern hat mich auch der Vulkanis-mus sehr fasziniert und ich wollte alles daruumlber wissen wie Maare entstehen und warum die Erde manchmal Feuer spuckt

bdquoFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehenldquo

Weitere Lese- und Medienempfehlungen zu MINT und vielen anderen Themen finden Sie auf stiftunglesende

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Naturwissenschaften und Technik

fuumlr Maumldchen und Jungen

HerausgeberStiftung Haus der kleinen ForscherClaudia Striffl er (ViSdP)Rungestr 1810179 Berlin Tel 03027 59 59-0Fax 03027 59 59-209E-Mail infohaus-der-kleinen-forscherde

ProjektleitungClaudia PetersenE-Mail claudiapetersenhaus-der-kleinen-forscherde

Verantwortliche RedakteurinJenny MoumlllerE-Mail jennymoellerhaus-der-kleinen-forscherde

RedaktionJonas BrandhorstMareike BreuerMareike MittelbachJenny MoumlllerJasemin SevenKatrin WeberTanja Zagel

Partner der Stiftung sind die Helmholtz-Gemeinschaft die Siemens Stiftung die Dietmar Hopp Stiftung und die Deutsche Telekom Stiftung Gefoumlrdert wird sie vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung

BildnachweisTitel Rawpixelcomfotolia S 1 Bettina VolkeStiftung Haus der kleinen Forscher S 4 hl-studiosthinkstock SIHK zu Hagen S 5 Michael SchmidtStiftung Haus der kleinen Forscher privat S 7 Jens JeskeStiftung Haus der kleinen Forscher S 8 Luminastocksy S12 Kindergarten Schloss Einstein S 13 LightFieldStudiosthinkstock S14-15 Ulrike Keil Stiftung Haus der kleinen Forscher S 17 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher S18-19 Kinderhaus Cheliusstraszlige S 21 privat Courant Forschungszentrum Textstrukturen Universitaumlt Goumlttingen S 24 Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 25 pyotr021thinkstock Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 26 Phil Dera S 28 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher

BezugsbedingungenDie Kitas Horte und Grundschulen die in einem lokalen Netzwerk der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv sind erhalten das Magazin 4 x jaumlhrlich kostenlos Das Magazin steht in vollem Umfang auf der Website der Stiftung wwwhaus-der-kleinen-forscherde kostenlos zum Down-load zur Verfuumlgung

Erscheinungvierteljaumlhrlich

GestaltungDiscodoener middot Stuttgart

SatzDiscodoener middot Stuttgart

Lektorat Lutz Happel

DruckBonifatius GmbHDruck ndash Buch ndash Verlag

Alle Rechte vorbehalten Nachdruck Aufnahme in elektronische Datenbanken Mailboxen sowie sonstige Vervielfaumlltigungen nur mit ausdruumlcklicher Genehmigung der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Fuumlr unverlangt eingesendetes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung uumlbernommen Die Autoren und Redakteure von bdquoForscht mitldquo recherchieren und pruumlfen jeden Artikel sorgfaumlltig auf seine inhaltliche Richtigkeit Dennoch kann es immer mal passieren dass sich Fehler in die Texte oder Bilder schleichen Wir uumlbernehmen daher keine Garantie fuumlr die Angaben

Gedruckt auf 100 PEFC-zertifi ziertem Papier

GU T ZU W IS S E N

VORSCHAU AUF DIE NAumlCHSTE AUSGABE

TITELTHEMAVON BITS UND BYTES

Vom Smartphone uumlber den Laptop bis hin zum MP3-Player ndash Kinder wachsen heute in einer Welt auf die stark digital gepraumlgt ist und sich rasend schnell weiterentwickelt Sie moumlchten sie erforschen und mitgestalten Wie funktioniert ein Roboter Was passiert wenn ich den Computer anschalte und wie kann ich Bot-schaften verschluumlsseln In der naumlchsten Ausgabe der bdquoForscht mitldquo dreht sich alles um das Thema Informatik und digitale Bildung

Es erwarten Sie viele spannende Forscherideen und Praxis- beispiele Wir zeigen wie digitale Bildung spielerisch im Alltag in Kita Hort und Grundschule integriert werden kann

Die naumlchste Ausgabe erscheint Ende November 2017

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bdquoTag der kleinen Forscherldquo 2017ZEIGST DU MIR DEINE WELT

Mehr Bilder und

Berichte unter wwwtag-der-

kleinen-forscherde

bdquoZeigst du mir deine Weltldquo lautete das Motto zum diesjaumlhrigen bdquoTag der kleinen ForscherldquoDie Sti ung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo rief zum bundesweiten Mitmachtag Kitas Horte und Grundschulen auf gemeinsam zu forschen und die Vielfalt im Alltag zu entdecken Diesem Aufruf folgten etliche Einrichtungen und feierten tolle Forscherfeste

Wie war Ihr bdquoTag der kleinen Forscherldquo Wir freuen uns auf Ihre Erlebnisse pressehaus-der-kleinen-forscherde

2018DER BUNDESWEITE KITA-WETTBEWERB ZUR AUSZEICHNUNG VON HERAUSRAGENDEN PROJEKTEN IM MINT-BEREICH

Weitere Informationen und Bewerbung unter wwwforschergeist-wettbewerbde

Ob Kuumlrbis Kugel Kohle oder Holz ndash viele Dinge machen Kinder neugierig und fuumlhren dazu dass sie Fragen stellen Fuumlr den bundesweiten Kita-Wettbewerb bdquoForschergeist 2018rdquo suchen die Deutsche Telekom Stiftung und die Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherrdquo Projekte die diese Neugier befeuert und den Forschergeist in Kindern geweckt haben gemeinsames Staunen uumlber Naturphaumlnomene spannende mathematische informatische oder technische Fragen aus dem Kita-Alltag ndash teilen Sie die Entdeckungen aus Ihrer Kita Der Wettbewerb will Ihr Engagement in diesem Bereich wuumlrdigen den Forschergeist er-halten und noch mehr Kinder und paumldagogische Fachkraumlfte fuumlr das Forschen und Entdecken begeistern Der bdquoForschergeist 2018rdquo zeichnet die besten Projekte auf Landes- und Bundesebene mit einem Preisgeld aus

Bewerbungsstart

06 September2017

Page 8: hnik DAS MAGAZIN DER STIFTUNG „HAUS DER KLEINEN … · l 1 l LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, in den vergangenen Jahren haben viele Flüchtlinge Deutschland erreicht, darunter auch

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Sicherheitshinweis Lassen Sie Kinder nie unbe-

aufsichtigt mit scharfen Gegen-staumlnden oder elektrischen Geraumlten hantieren Sprechen Sie mit ihnen uumlber moumlgliche Gefahren und wie

man sie vermeiden kann

F Uuml R E LT E R N

KOPIERVORL AGE

SO BUNT ndash SO LECKER

Das wird gebrauchtFuumlr ein leckeres buntes bdquoAmpeleisldquo brau-chen Sie verschiedenfarbige Obstsorten ndash zum Beispiel Kirschen Erdbeeren Pfir-siche Aprikosen Bananen und Kiwis Es sollte mindestens jeweils eine rote eine gelbe und eine gruumlne Obstsorte dabei sein Sie benoumltigen drei Schuumlsseln ein Messer zum Schaumllen ein Brettchen eine Gabel oder einen Puumlrierstab und Eisfoumlrmchen Los gehtrsquos Untersuchen Sie gemeinsam mit den Kin-dern das Obst Koumlnnen sie die Sorten be-nennen Wachsen alle Sorten dort wo die Kinder leben Woher kommt das Obst das wir im Supermarkt kaufen und schmecken ihnen die Fruumlchte Als Naumlchstes bereiten Sie das Obst vor indem Sie es schaumllen entkernen und klein schneiden Geben Sie es nach Farben getrennt in die drei Schuumls-seln und puumlrieren bzw zerdruumlcken Sie es Lassen Sie die Maumldchen und Jungen nun das rote Fruchtmus in das unterste Drittel der Eisfoumlrmchen geben Als Naumlchstes muss der Deckel befestigt werden damit sich in der Mitte ein Loch fuumlr den Eisstil bildet Koumlnnen die Kinder das schon allein Nun kommen die Foumlrmchen in den Eisschrank Nach einer Stunde koumlnnen die Kinder nach-sehen Ist die rote Schicht schon gefroren Genauso machen Sie es mit der gelben und der gruumlnen Schicht Benoumltigen die verschie-denen Obstsorten unterschiedlich lange um einzufrieren Wie lange dauert es bis das ganze Eis fest ist Wenn das Eis nicht einfach aus den Foumlrmchen herausgleitet hilft es sie kurz in warmes Wasser zu tau-chen Guten Appetit

HintergrundIn europaumlischen Supermaumlrkten fi nden sich das ganze Jahr uumlber alle moumlglichen Obst-sorten Urspruumlnglich waren jedoch die meisten Fruumlchte nur in bestimmten Regio-nen zu Hause Sauerkirsche und Erdbeere sind Beispiele fuumlr Obstsorten die auf der gesamten Nordhalbkugel angebaut wer-den auch in Deutschland Pfi rsiche moumlgen es warm Sie wachsen vor allem in China Italien Spanien Griechenland oder der Tuumlrkei Aumlhnlich geht es den Aprikosen die auch in Pakistan Syrien Algerien und dem Iran wachsen Die Banane gilt als die suumld-amerikanische Frucht schlechthin ndash dabei stammt sie urspruumlnglich aus Suumldostasien

Wie man Eis zum Schmelzen bringen kann und was dabei passiert koumlnnen Sie gemeinsam mit den Kindern herausfinden Unter haus-der-kleinen-forscherdepraxisanregungen fi nden Sie viele span-nende Ideen zum Entdecken und Forschen mit Wasser

Liebe E lternwenn es drauszligen schoumln warm ist freuen sich Groszlig und Klein uumlber eine kuumlhle Erfrischung Haben Ihre Kinder schon einmal ausprobiert Eis selbst zu machen Wo gibt es uumlberall Eis und wie entsteht es

Mitte des 16 Jahrhunderts gelangte sie als Reiseproviant spanischer oder portugie-sischer Seefahrer in die Karibik und nach Suumldamerika Die deutsche bdquoBananenpre-miereldquo fand im Jahr 1892 statt Die Kiwi legt meist einen weiten Weg zuruumlck bevor sie hier in den Regalen zu fi nden ist Sie wird uumlberwiegend in China Italien Neusee-land Chile Griechenland Frankreich und im Iran angebaut

uumlber moumlgliche Gefahren und wie man sie vermeiden kann

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Was ist Ihr schoumlnstes Kita-Projekt Waren Sie auf Entdeckungstour auf einer Sommerwiese haben Sie mit Licht und Schatten gespielt oder verruumlckte Bauwerke entworfen Haben Sie die Kinder immer wieder ermutigt ihrer Neugier freien Lauf zu lassen Dann machen Sie mit und bewerben Sie sich fuumlr den bdquoForschergeist 2018ldquo

Wir suchen Aktionen bei denen Maumldchen und Jungen ihre Forscherfreude ausleben und Neues entdecken konnten Der bdquoForschergeist 2018ldquo praumlmiert be-sonders gut gelungene Kita-Projekte aus den Bildungsbereichen Mathematik Infor-matik Naturwissenschaften und Technik Es geht um die Fragen der Kinder um span-nende Beobachtungen und gemeinsam gefundene Loumlsungen

bdquoMein Opa war ein MaulwurfldquoMit dem bdquoForschergeist 2018ldquo werden be-reits zum vierten Mal vorbildliche Kita-Projekte ausgezeichnet Schon die bishe-rigen Wettbewerbsrunden haben gezeigt mit wie viel Einfallsreichtum und Dynamik paumldagogische Fachkraumlfte die Entdeckungs-freude ihrer Kinder staumlrken So machten

MITMACHEN

NEUGIER GEWINNTbdquoFORSCHERGEISTldquo-WETTBEWERB 2018 ndash BEWERBEN SIE SICH MIT IHREM MINT-PROJEKT

in der vergangenen Wettbewerbsrunde Projekte aus verschiedensten Themen-bereichen das Rennen darunter bdquoMalen mit Naturfarbenldquo bdquoWo kommt der helle Punkt an der Wand herldquo oder auch bdquoMein Opa war ein Maulwurf ndash der Bergbau im Revier die Arbeit und das Leben eines Bergmannesldquo

Uumlber den bdquoForschergeistldquoDer bdquoForschergeistldquo ist ein bundesweiter Kita-Wettbewerb der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Gesucht und praumlmiert werden herausragende Projekte die Maumldchen und Jungen fuumlr die Welt der Mathematik Infor-matik Naturwissenschaften oder Technik begeistert haben Die ausgezeichneten Projekte werden dokumentiert und ver-

So koumlnnen Sie mitmachenBewerbungszeitraum 06092017 bis 31012018Alle Informationen unter forschergeist-wettbewerbde

oumlff entlicht damit sie als gute Beispiele auch andere Fachkraumlfte fuumlr das Forschen und Entdecken in der Kita begeistern Die Wettbewerbs-Doku von 2016 fi nden Sie unter forschergeist-wettbewerbde

In der Wettbewerbsrunde 2016 wurden 16 Landes- und 5 Bundessieger sowie 3 Sonderpreistraumlger mit dem bdquoForschergeistldquo praumlmiert

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Wie erkenne ich dass ein Kind traumatisiert ist und an wen kann ich mich in dem Fall wenden Wie kann ich mich mit den Eltern verstaumlndigen Wenn es um gefl uumlchtete Kinder in Kita Hort und Grundschule geht stehen

paumldagogische Fach- und Lehrkraumlfte vor einigen Herausforderungen Gleichzeitig gibt es viel Spannendes und Neues zu entdecken denn die Kinder und ihre Familien bringen Einfl uumlsse aus aller Welt mit in die Gruppen und Klassen

Gemeinsam koumlnnen alle dazu beitragen Fluumlchtlingskindern das Ankommen zu erleichtern

Gibt es Lebensmittel oder Gerichte die die Kinder noch nie zuvor gesehen ge-schmeckt oder selbst zubereitet haben Wie entsteht Eis und schmeckt es uumlberall auf der Welt gleich Welche Lieder kennen die Kinder die sowohl auf Deutsch als auch in anderen Sprachen gesungen wer-den An einem Ort an dem man die Spra-che nicht spricht hilft es alle Sinne einzu-

setzen um sich mit seiner Umwelt vertraut zu machen Bei einer Schatzsuche der besonderen Art gelangen die Kinder durch Riechen Schmecken und Fuumlhlen an ihr Ziel Eine Sandburg zu bauen ist immer eine spannende Herausforderung die mit wenig Worten funktioniert und zudem gro-szligen Spaszlig macht Dabei koumlnnen die Kinder einiges herausfi nden zum Beispiel warum

nasser Sand besser klebt als trockener und welcher Sand sich am besten zum Kuchen-backen eignet Wussten die Kinder dass auch Tiere in verschiedenen Teilen der Welt unterschiedliche Sprachen sprechen Er-mutigen Sie die Maumldchen und Jungen ihre Umwelt aufmerksam zu beobachten Dinge auszuprobieren und dabei spielerisch von-einander zu lernen

TITELTHEMA ALLE ZUS AMMEN

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Ein Interview mit Fredrik Vahle fi nden Sie auf dem Service-Portal IntegrationCopyright Songtext Aktive Musik Verlagsgesellschaft mbH Dortmund aktive-musikde

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

IM MORGENKREIS

EIN ELEFANT AUF DEM SPINNENNETZ

Kinder lernen Sprachen am besten wenn sie dabei Spaszlig haben Gemeinsames Singen ist eine gute Moumlglichkeit spielerisch neue Woumlrter zu lernen Fragen Sie die Kinder welche Lieder sie kennen und moumlgen Wer moumlchte ein Lied vorsingen In welcher Sprache singen die Maumldchen und Jungen Wie houmlrt sich die Melodie an und wie die Sprache Die Kinder in einer Gruppe oder Klasse koumlnnen Liedtexte und Melodien voneinander lernen ndash und damit Einblicke in verschie-dene Sprachen bekommen Uumlberlegen Sie gemeinsam mit den Kindern wie viele verschiedene Sprachen in der Gruppe gespro-chen werden Nehmen Sie ein Lied das die Maumldchen und Jungen in der Gruppe oder Klasse gern singen und uumlbersetzen Sie es in verschiedene Sprachen Die Uumlbersetzungen koumlnnen die Kinder

auch gemeinsam mit den Eltern zu Hause vorbereiten und dann den anderen Kindern vortragen Oder Sie laden die Eltern ein und uumlben das Lied mit den unterschiedlichen Texten gemeinsam Im Internet fi nden sich einige Liedtexte die bereits in zahlreiche Sprachen uumlbersetzt wurden zum Beispiel das Lied bdquoEin Elefant auf dem Spinnennetzldquo von Fredrik Vahle Das Lied koumlnnen Sie auch mit Fingeruumlbungen oder einem Bewegungsspiel verbinden Dann lernt es sich gleich noch mal so gut

verschiedene Sprachen Die Uumlbersetzungen koumlnnen die Kinder

auf DeutschbdquoEin E lefant ja der balancierteauf einem Spinnen- Spinnennetz Da riefen sie Hussa es haumlltIch hole meine Freundinmeinen Freund jetzt

und auf Tuumlrkischbdquo tane fil sallaniyor lardioumlruumlmcek bir oumlruumlmcek agindabagiriyor ladi Yasasin saglamgetirelim da ldquo

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Bei der Schatzsuche suchen die Kinder fuumlnf verschie-dene Stationen Dazu benoumltigen sie alle Sinne An der fuumlnften Station fi nden die Kinder einen Schatz

Fuumlr die Schatzsuche benoumltigen Sie ein Foto von einem Gegenstand aus der Umgebung ein Riechdoumlschen etwas das sich gut anfuumlhlt ein Geraumlusch zum Abspielen (z B mit einem MP3-Player) den Schatz etwas Leckeres zu essen

Bevor es losgeht besprechen Sie in der Gruppe die fuumlnf Sinne und stimmen die Kinder auf die Sinnes-Schatzsuche ein Welche Sinne gibt es und welche Organe sind fuumlr die Wahrnehmung verschie-dener Eindruumlcke zustaumlndig Starten Sie mit einem Foto von etwas das die Kinder kennen und sehen koumlnnen An dem Ort der auf dem Foto abgebildet ist fi nden die Kinder einen Hinweis der sie zum naumlchsten Fundort leitet Als Naumlchstes koumlnnten sie zum Beispiel ein Riechdoumlschen fi nden Erkennen die Kinder den Geruch wieder Wissen sie wo und was sie suchen muumlssen Im Garten koumlnnten dies zum Beispiel Blaumltter einer Pfl anze sein die sehr intensiv riechen In der Naumlhe der Pfl anze liegt etwas das sich besonders gut anfuumlhlt Doch wie ist der Hinweis zu verstehen Weist die weiche Wolle auf das Schaff ell auf dem Sofa hin oder der Ast auf den dicken Baum im Hof Dort fi nden die Kinder schlieszliglich ein Geraumlusch Entweder ist es eine Aufnahme die abgespielt wird oder eine Dose mit Inhalt die ein bestimmtes Geraumlusch erzeugt Houmlren die Kinder um welches Geraumlusch es sich handelt Koumlnnen sie erahnen wo sie als Naumlchstes suchen sollen Am Ort ange-kommen wartet der dort versteckte Schatz etwas Essbares das typisch ist fuumlr die Laumlnder aus denen die Familien der Kinder kommen Und ndash schmeckt es allen

Kinder erleben Sprache wenn sie etwas gemeinsam mit allen Sinnen erfahren zum Beispiel beim altersgemaumlszligen Spiel beim Suchen und Finden oder beim Essen Bei der bdquoSchatzsuche mit allen Sinnenldquo kommen alle diese Aspekte zusammen

Organisieren Sie gemeinsam mit den Kindern eine Schatzsuche ndash mit oder ohne Karte Je nach Alter der Kinder und Gruppenzusammensetzung koumlnnen Sie die Hinweise unterschiedlich gestalten

IDEEN ZUM ENTDECKEN UND FORSCHEN

SCHATZSUCHE MIT ALLEN SINNEN

Mehr zum Thema bdquoSprechanlaumlsse im Alltag schaffenldquo fi nden Sie auf der Website integrationhaus-der-kleinen-forscherde

Die Kinder koumlnnen ihre eigene Schatzkarte erstel-len ndash je nach Interesse uumlber alle Sinne (wie bei der Kita beschrieben) oder ganz klassisch als

Landkarte Teilen Sie die Klasse vorher in kleinere Gruppen und lassen Sie die Karten dann austauschen Wird der Schatz gefun-den Besprechen Sie nach der Schatzsuche Wie unterscheiden sich die Karten voneinander Wie sieht es mit dem Raumverstaumlnd-nis der Kinder aus Woran orientieren sie sich und was erscheint ihnen wichtig Auch in der Grundschule koumlnnen Leckereien aus aller Herren Laumlnder als Schatz winken

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Drauszligen in der Natur gibt es viel zu entdecken und Gelegenheiten sich uumlber das Gesehene und Erleb-te auszutauschen Etwas ganz Elementares ist zum

Beispiel der Boden auf dem wir gehen Ermutigen Sie die Kinder sich den Boden genau anzuschauen Die Kinder koumlnnen eine Bo-denprobe aus dem Garten dem Sandkasten und dem Blumenbeet nehmen und die Erde mit den Fingern untersuchen Wie fuumlhlt sich der Boden an Wie riecht er Ist er feucht oder trocken Bleiben Bodenstuumlckchen zwischen den Fingerrillen zuruumlck wenn die Kin-der die Erde zwischen den Fingern verreiben Nun koumlnnen die Kinder die Bodenproben miteinander vergleichen Fuumlhlen sich die Bodenproben unterschiedlich an Wie sehen sie aus Nehmen Sie zwei Blumentoumlpfe mit Loch im Boden Dann fuumlllen Sie einen der Toumlpfe mit Erde und den anderen mit Sand Damit Erde und Sand nicht gleich durch das Loch im Topf rieseln legen Sie uumlber beide

Loumlcher ein Stuumlck durchlaumlssigen Stoff Lassen Sie beim Befuumlllen oben ein wenig Platz Was passiert wenn man Wasser in die Blu-mentoumlpfe gieszligt Welcher Boden haumllt das Wasser besser Und was bedeutet das fuumlr die Pfl anzen die darin wachsen

Kieselsteine

grober Sand

feiner Sand

Filtertuumlte

geklaumlrtes Wasser

Toben schaukeln und Sandburgen bauen Wenn das Wetter schoumln ist freuen sich viele Kinder auf den Spiel-platz Doch wenn es lange nicht geregnet hat ist der

Sand im Sandkasten trocken Die Kinder merken schnell Damit koumlnnen sie nicht gut bauen Erst durch die Zugabe von Wasser

bdquoklebenldquo die Sandkoumlrner aneinander und lassen sich formen Aber warum ist das so Wasserbruumlcken zwischen den Koumlrnern verleihen dem Sand Form und Stabilitaumlt Lassen Sie die Kinder Wasser zum

Sand geben und beobachten Was passiert wenn die Kinder ganz wenig und was wenn sie viel Wasser zum Sand geben Wie fuumlhlt sich der Sand an Wie sieht er aus und welche Struktur hat er Dann kann der Sandburgenbau starten Wenn die Burg steht koumln-nen die Maumldchen und Jungen sie verzieren indem sie einzelne Stuumlcke aus den Tuumlrmen heraus- und Muster einarbeiten Eine Spruumlhfl asche hilft um die entstehende Sandburg beim Bauen immer gleichmaumlszligig feucht zu halten

BAUMEISTER

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

S AUBERMACHER

BODENFORSCHER

Wie wird dreckiges Wasser wieder sauber ndash zum Beispiel wenn Sand Erde oder Blaumltter ins Wasser gefallen sind Na klar in einer Klaumlranlage Die koumlnnen Sie mit den Kin-

dern gemeinsam bauen Nehmen Sie vier groszlige Joghurtbecher und stechen Sie in die Boumlden der Becher einige Loumlcher Dann fuumlllen die Kinder einen Becher halbvoll mit feinem Sand einen mit grobem Sand einen mit Kieselsteinen und in einen Becher kommt eine Kaf-feefi ltertuumlte Jetzt werden die Becher ineinandergestellt ndash ganz nach unten gehoumlrt der Becher mit dem Filter darauf der mit dem feinen Sand dann der mit dem groben Sand und schlieszliglich ganz oben der Becher mit den Kieselsteinen Um Schmutzwasser herzustellen vermischen die Kinder Wasser mit Erde Sand und Blaumlttern Die Kin-der fuumlllen das Schmutzwasser in den oberen Becher Langsam sickert das Wasser durch die verschiedenen Filter Dabei bleibt in jedem Becher etwas Schmutz zuruumlck Am Ende tropft das Wasser in ein Einweckglas Ist es jetzt sauber Und was passiert wenn man das Wasser zweimal durchlaufen laumlsst Wie sauber wird das Wasser

IDEEN ZUM ENTDECKEN UND FORSCHEN

WASSER SAND UND ERDE GIBT ES UumlBERALL

Wussten Sie Fuumlr viele Menschen ist die Natur ein Ort um Kraft zu tanken In der Natur koumlnnen Kinder spielen und kreativ sein riechen fuumlhlen lauschen und ganz einfach bdquoseinldquo Der direkte Kontakt mit der Natur kann Fluumlchtlingskindern dabei helfen sich sicher und vertraut zu fuumlhlenAuf der Website haus-der-kleinen-forscherde fi nden Sie viele Ideen zum Forschen und Staunen rund um die Themen Boden und Wasser

FO R S C H T MI T 3 2017

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MEIN FORSCHERTIPP K ITA

MUT ZUM MATSCH EIN OFEN AUS LEHM

Worum ging es bei dem Projekt Wir haben 2016 einen Anbau be-kommen In der Baugrube haben

die Kinder gleich die unterschiedlichen Erdschichten bemerkt und waren faszi-niert Also haben wir die Erde untersucht und erforscht Dabei haben wir Ton und Lehm gefunden und gesehen dass man mit diesem Material nicht nur matschen sondern auch wunderbar bauen kann Das Interesse der Kinder hat uns motiviert eine Lehmbaustelle einzurichten und einen Lehmofen zu bauen Der Lehmofen ist in-

zwischen zu einem Treffpunkt geworden an dem regelmaumlszligig gemeinsam mit den Eltern Brot gebacken wird Einige Familien mit Migrations- oder Fluchthintergrund be-richteten dass in ihrer Heimat auch heute noch solche Lehmoumlfen zum Brotbacken dienen Sie wussten wie die Oumlfen genutzt werden und wie das Brot gut gelingt

Was haben Sie benoumltigt und wie lange haben Sie geforscht Eigentlich nur Lehm Wasser und Matsch-sachen fuumlr die Kinder Um den Matsch aus den Raumlumen zu halten haben wir eine

bdquoMatschschleuseldquo eingerichtet in der sich die Kinder die Gummistiefel und Regenho-sen ausziehen konnten Zusaumltzlich zu un-serem Lehmaushub haben wir Lehmpulver im Internet bestellt Fuumlr den Lehmofen haben wir als Unterkonstruktion noch ei-nige Ziegelsteine verwendet ndash man kann so einen Ofen aber auch ebenerdig auf-

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

stellen Wir haben uns den Luxus erlaubt und vier Schamottsteine im Backraum ver-legt damit die Brote auf reinem Stein ge-backen werden

Was haben Sie herausgefunden Waumlhrend eine Gruppe von Kindern zusam-men mit Erwachsenen an dem Lehmofen baute starteten einige Kinder ihre eigenen Projekte auf der Lehmbaustelle Sie koch-ten sozusagen ihr eigenes bdquoLehmsuumlpp-chenldquo oder bauten Burgen Schwimmbauml-der oder Haumluser Fuumlr das Dach des Ofens haben wir letztlich nicht die Technik mit Holz und Kaninchendraht angewandt wie sie in einigen Buumlchern beschrieben ist sondern eine die die Kinder erfunden ha-ben Sie hatten naumlmlich herausgefunden dass Sand den Lehm stuumltzt als sie daraus Daumlcher und Rundungen formten Am naumlchsten Tag als der Lehm getrocknet war holten sie den Sand heraus So wurde auch das Dach des Ofens gebaut Die Kin-der hatten die perfekte Loumlsung gefunden

Was hat gut oder nicht so gut geklappt Die Menge an Matsch und die Begeiste-rung der Kinder ohne Ruumlcksicht auf ihre Kleidung und Umgebung hat uns anfangs ziemlich uumlberrascht Gelohnt hat es sich trotzdem Wir konnten auf diese Weise einige Familien mit Fluchthintergrund in den Kita-Alltag einbinden Sie und andere Eltern brachten ihre Expertise ein und kommen nun regelmaumlszligig auch zu Back- aktionen Das ist ein guter Weg gemein-sam den Kita-Alltag zu gestalten

Mit Lehm laumlsst sich einiges anstellen ndash zum Beispiel auch jonglieren

Kindergarten Schloss E insteinANSPRECHPARTNERIN

Dagmar Schlinkbaumlumer (Kita-Leiterin)

ORT

Iserlohn Nordrhein-Westfalen

KINDER

80 Kinder 1 ndash 6 Jahre

HAUS DER KLEINEN FORSCHER

Seit 2011 beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv 2014 zertifiziert und 2016 rezertifiziert

Kinder an den Matsch ndash dass die Haumlnde sauber bleiben ist beim Lehmbau unwahrscheinlich

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MEIN FORSCHERTIPP GRUNDSCHULE

DEUTSCH LERNEN MIT FORSCHERIDEEN

Worum ging esIn der StaumldteRegion Aachen werden fuumlr Schuumllerinnen

und Schuumller mit geringen Deutschkennt-nissen Deutsch-Intensivkurse angeboten Bis zu 15 Kindern werden jahrgangsuumlber-greifend die grundlegenden Kenntnisse der deutschen Sprache vermittelt Seit Anfang 2016 besucht bdquoHaus der kleinen Forscherldquo-Trainerin Lea Erkens einmal im Halbjahr die Deutsch-Intensivklassen und forscht mit den Kindern Ziel ist es den Kindern sowohl Naturwissenschaften und Technik als auch die deutsche Sprache spielerisch naumlherzubringen Dabei werden auch Sozialkompetenz Feinmotorik und das Selbstbewusstsein der Kinder gestaumlrkt

Was haben Sie benoumltigt und wie lange ha-ben Sie geforscht Zunaumlchst galt es das Konzept von Deutsch als Zweitsprache und den Ansatz des bdquoHau-ses der kleinen Forscherldquo zu kombinieren Die Forscherideen orientieren sich dabei an Unterrichtsinhalten und greifen die The-men Farben Pfl anzen Koumlrper und Ernaumlh-rung auf Fuumlr das Lernen der Sprache wird

die Methodik von Deutsch als Zweitsprache genutzt Neue Begriff e werden mit Wortkar-ten eingefuumlhrt und durch haumlufi ges Wieder-holen waumlhrend des Workshops gefestigt Eigens fuumlr das Projekt wurde ein Forscher-buch entwickelt in dem die Kinder ihre Ergebnisse festhalten Sie fi nden darin auszligerdem Wortlisten Schreibuumlbungen und Bastelvorlagen fuumlr zu Hause

Was haben Sie herausgefunden Taumlgliche Rituale wie der Morgenkreis bei dem zum Beispiel uumlber das Wetter oder die Zahl des Tages gesprochen wird sind fuumlr die Fluumlchtlingskinder besonders wichtig da sie Sicherheit und Orientierung geben Daher sind diese Rituale auch Bestandteil des Workshops Die unterschiedlichen Sprach-niveaus in den Klassen sind eine Herausfor-derung fuumlr die Lernbegleitung ndash die Kinder die ganz neu sind gehen gemeinsam in eine Klasse mit denen die bereits laumlnger dabei sind Es ist also wichtig Forscher-ideen zu fi nden bei denen die Kinder weder unter- noch uumlberfordert werden Auszligerdem ist es wichtig den Kindern beim Forschen und Entdecken Hilfestellung anzubieten

Gehoumlrt Forschen auch in Ihrer Kita Ihrem Hort oder Ihrer Grundschule zum Alltag Dann lassen Sie sich zertifi zieren Informationen zum Zertifi zierungsverfahren und das Bewerbungsportal fi nden Sie unter haus-der-kleinen-forscherde in der Rubrik bdquoZertifizierungldquo

Was hat gut oder nicht so gut geklappt Die Teamarbeit der Klassenlehrerinnen und -lehrer mit der Trainerin funktioniert so-wohl bei der Durchfuumlhrung des Workshops als auch bei der Konzepterstellung sehr gut Anfangs gestaltete es sich schwierig das passende Sprachniveau fuumlr das For-scherbuch zu fi nden Bemerkenswert ist der Zusammenhalt in den Schuumllergruppen Die Kinder helfen sich gegenseitig Man houmlrt nie bdquoEy bist du doofldquo sondern eher bdquoSchau mal das geht soldquo

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

ANSPRECHPARTNERIN

Lea Erkens (Trainerin bdquoHaus der kleinen Forscherldquo)

ORT

StaumldteRegion Aachen Nordrhein-Westfalen

KINDER

In den Jahren 2016 und 2017 haben bis jetzt 420 Kinder an zehn Grundschulen in der StaumldteRegion Aachen teilgenommen

Die Umsetzung

der Forscher-Workshops in

den Deutsch-Intensivkursen wird

unterstuumltzt durch das Bildungsbuumlro

der StaumldteRegion Aachen und den

Bildungsengel eV ndash eine Initiative die sich

fuumlr Chancengerechtigkeit durch bessere

Bildung in allen Bildungsstufen einsetzt

Ein Video zum Sprachlernprojekt in der

StaumldteRegion Aachen fi nden Sie unter

integrationhaus-der-kleinen-

forscherde

Die Kinder halten ihre Ergebnisse in einem Forscherheft fest

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TIERSTIMMEN DER WELTProf Derek Abbott Director of the Centre for Biomedical Engineering an der Universitaumlt Adelaide hat zusammengetragen wie Menschen uumlberall auf der Welt unterschiedliche Tiergeraumlusche benennen

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Ein Hund bellt eine Katze miaut und ein Hahn

kraumlht Aber ist das uumlberall auf der Welt so

Oder sprechen Tiere in anderen Laumlndern andere

Sprachen Das tun die Tiere zwar nicht

aber wir Menschen houmlren Tiersprachen mit-

unter sehr verschieden In Deutschland

macht der Hund bdquowau wauldquo in Groszligbritannien

bdquobow wowldquo und in der Tuumlrkei bdquohav havldquo

Und wie sieht es mit den anderen Tieren auf

der Weltkarte aus Wissen die Maumldchen

und Jungen welche Laute die Tiere in Deutsch-

land machen und wie diese in anderen

Laumlndern klingen

Prof Derek Abbott Director of the Centre for Biomedical Engineering an der Universitaumlt Adelaide hat zusammengetragen wie Menschen uumlberall auf der Welt unterschiedliche Tiergeraumlusche benennen

FO R S C H T MI T 3 2017

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Haben Sie ein BeispielWenn das Kind sagt bdquoDa Autoldquo und der Vater den Satz richtig wiederholt bdquoJa da ist ein Autoldquo sind das ganz wichtige intuitive Lehrstrategien Wenn ich das als Vater oder Mutter aber in einer Sprache versuche die ich selbst nicht beherrsche werde ich deut-lich weniger korrigieren und kommentieren und manchmal regel-recht verstummen weil mir der richtige Ausdruck oder die richtige Form fehlt Ich kann damit auch nicht mehr frei auf die Impulse und Gefuumlhle des Kindes reagieren sondern bin eingeschraumlnkt Das kann auch die emotionale Beziehung zum Kind schwaumlchen Eltern muumlssen mit ihren Kindern in der bdquoSprache ihres Herzensldquo kommunizieren koumlnnen um ihre einzigartige und vertrauensvolle Beziehung nicht zu stoumlren

Lernen Kita-Kinder eine neue Sprache anders als Grundschul-kinder Generell gilt Je juumlnger die Kinder desto schneller und leichter lernen sie eine Sprache Bis zum dritten Lebensjahr werden zwei Sprachen parallel etwa so gut und schnell erworben wie bei einem einsprachig aufwachsenden Kind Danach haumlngt es davon ab wann die zweite Sprache dazukommt und wie Qualitaumlt und Quan-titaumlt des Sprachangebots beschaff en sind Wenn ein Kind vor dem zehnten Lebensjahr eine Sprache lernt kann es sich auch dem

INTERVIE W

bdquoELTERN SOLLTEN IN DER SPRACHE IHRES HERZENS KOMMUNIZIERENldquo

Wie lernen Kinder eine Sprache Welche Unterschiede muumlssen paumldagogische Fach- und Lehrkraumlfte im Hinblick auf das Alter des Kindes beachten Die Kommunikationsfor-scherin Prof Dr Ute Ritterfeld gibt Tipps zur Unterstuumltzung von Kindern beim Zweit- und Fremdspracherwerb

Eine Ihrer 13 goldenen Regeln sowohl fuumlr Kita- als auch fuumlr Grundschulkinder lautet bdquoKeine Sprachverboteldquo Was meinen Sie damitWir wollen verhindern dass die paumldagogischen Fach- und Lehr-kraumlfte gefl uumlchteten Eltern empfehlen zu Hause um jeden Preis Deutsch zu sprechen Das hat mehrere Gruumlnde Zum einen kann das menschliche Gehirn ganz hervorragend zwei Sprachen be-waumlltigen Zum anderen reicht der Input durch Kindergarten Schule Medien und Freunde in der Regel aus um Deutsch zu lernen Man sollte den Eltern nicht raten zu Hause in einer Sprache mit dem Kind zu sprechen die sie selbst noch nicht richtig be-herrschen Denn Kinder lernen eine Sprache auch indem Eltern sie korrigieren und Informationen hinzufuumlgen

Die ExpertinProf Dr Ute Ritterfeld ist seit 2010 Leiterin des Fachgebiets bdquoSprache und Kommunikationldquo an der Technischen Universitaumlt Dortmund Zwei ihrer Forschungsschwerpunkte sind fruumlher Spracherwerb und Mehrsprachigkeit

Die bdquo13 goldenen Regeln zur Sprach-foumlrderung mit heimatvertriebenen Kindern ohne Deutschkenntnisse in unseren Kitas und Grundschulenldquo von Prof Dr Ute Ritterfeld und Prof Dr Sandra Niebuhr-Siebert fi nden Sie im Internet unter sktu-dortmundde im Bereich bdquoMaterialienldquo Dort gibt es auch weitere Informationen und Hand-reichungen sowie eigens produzierte zweisprachige Houmlrspiele zum Download

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Klang und dem Rhythmus problemlos anpassen wenn es zuvor eine andere Sprache gesprochen hat Es entwickelt dann keinen Akzent Ungefaumlhr ab zehn Jahren setzt bei vielen Kindern die Her-kunftssprache dem Deutschen einen houmlrbaren Stempel auf Man houmlrt dann einen Akzent Dieser bleibt oft auch dann noch erhalten wenn der Wortschatz hervorragend entwickelt ist und die Gram-matik fehlerfrei beherrscht wird Wir sprechen dann auch nicht mehr von Zweitsprach- sondern von Fremdspracherwerb

Welche Ruumlckschluumlsse fuumlr den paumldagogischen Alltag ergeben sich darausIm Vorschulalter verfuumlgen die Kinder in der Regel noch uumlber gute Strategien quasi nebenbei eine Sprache zu lernen Das Sprach-lernziel muss deswegen nicht im Mittelpunkt stehen Kinder eig-nen sich eine neue Sprache vorwiegend spielerisch an weil sie sich mit anderen austauschen wollen Welches Mittel zur Kommunikation die Kinder auch waumlhlen schaumltzen Sie es wert Die Kommunikation steht im Vordergrund nicht das Lernen der Sprache So legen Sie behutsam eine Basis die die Kinder dann nach und nach mit Sprache fuumlllen werden Bei Grundschulkindern ist das schon ein wenig anders Die Kinder

wissen genau dass man von ihnen erwartet Deutsch zu lernen und mit dieser Sprache dem Schulunterricht zu folgen Ihr Sprach- erwerb ist damit gesteuerter und nicht so unbewusst wie im Kita-Alter Die Kinder lernen also sowohl nebenbei als auch ganz bewusst Als Lehrerinnen oder Lehrer passen Sie die Komplexitaumlt Ihres eigenen Sprachgebrauchs dann meist ganz automatisch an das Niveau der Kinder an Das ist ein wichtiger und richtiger Schritt Sie sollten zudem versuchen den Kindern moumlglichst viele Hilfen anzubieten mit denen die Aufgabenstellungen auch non-verbal so eindeutig wie moumlglich werden Das gelingt anhand von konkreten Objekten Gesten Bildern oder Videos Zeigen Sie auf die Dinge uumlber die Sie sprechen Und vor allem Haben Sie selbst Spaszlig an diesen Sprachlehr-Lern-Abenteuern mit Kindern aus ei-nem anderen Kulturkreis Denn Kinder koumlnnen problemlos zwei oder gar mehr Sprachen parallel lernen und benutzen

Kinder lernen Sprachen am besten spielerisch

Das Interview mit Prof Dr Ute Ritterfeld ist auch online zu finden im Service-Portal Integration

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Wo genau liegt eigentlich Kolumbien Welche Tiere leben dort und welche Sprache sprechen die Menschen Ein Praktikant aus Suumldamerika brachte die Kinder vom Kinderhaus Chelius-straszlige in Mannheim auf die Idee zu unterschiedlichen Kul-turen und Lebensweisen zu forschen und sich nebenbei mit Nachhaltigkeitsfragen zu beschaumlftigen Das Projekt wurde im Wettbewerb bdquoForschergeist 2014ldquo der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo als Landessieger nominiert

FORSCHERGEIST-PRO JEK T

KOLUMBIEN UND SEIN REGENWALD

Kinderhaus Cheliusstraszlige ANSPRECHPARTNERIN

Gabriele Kessler (Kita-Leiterin)

ORT

Mannheim Baden-Wuumlrttemberg

KINDER

100 Kinder 0 ndash 6 Jahre

HAUS DER KLEINEN FORSCHER

Seit 2010 beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv 2016 zum dritten Mal zertifi ziert

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Forschergeist-Projekt des Monats

Der bdquoForschergeistldquo ist ein bundesweiter Kita-Wettbewerb der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Gesucht und praumlmiert werden herausragende Projekte die Maumldchen und Jungen fuumlr die Welt der Mathematik Infor- matik Naturwissenschaften oder Technik begeistert haben

Weitere spannende Informationen und Details zum bdquoForschergeistldquo-Wettbewerb erhalten Sie unter forschergeist-wett- bewerbde

er neue Praktikant war fuumlr die Maumldchen und Jungen des Kinderhauses Cheliusstraszlige sehr spannend Sein Deutsch war noch recht gebrochen so dass sie manchmal Schwie-

rigkeiten hatten ihn zu verstehen Dafuumlr konnte er eine fremde Sprache sprechen ndash Spanisch Die Kinder begannen Fragen zu seiner Sprache und seinem Heimatland Kolumbien zu stellen In den Gespraumlchen stellte sich heraus dass Kolumbien ganz schoumln weit weg ist und in den Regenwaumlldern leben dort jede Menge interessanter Pflanzen und Tiere Als die Kinder im nahe gelegenen Tropenhaus auf Schlangen Piranhas und Krokodile trafen und houmlrten dass diese in Kolumbien in Freiheit leben wurde die Neu-gier so groszlig dass ein Projekt daraus entstand Dreimal pro Woche bdquoreistenldquo die Maumldchen und Jungen fuumlr eine Stunde in den suumld- amerikanischen Regenwald lernten Tiere und Pflanzen kennen erforschten den Wasserkreislauf kochten kolumbianische Gerich-te sprachen uumlber indigene Voumllker und Umweltschutz und schoumlpf-ten eigenes Papier um Holz zu sparen Eine Handpuppe die Ameise bdquoHormigaldquo begleitete die Kin-der auf allen Reisen und erklaumlrte ihnen den Regenwald Die Maumld-chen und Jungen ahmten einzelne Tiere nach verglichen die Ei-genschaften verschiedener Holzarten pflanzten eine Ananas und meisterten einen Bewegungsparcours auf dem sie von Stein zu Stein uumlber einen Fluss mit Krokodilen sprangen und uumlber umge-fallene Baumstaumlmme balancierten Daruumlber hinaus machten sich die Kinder Gedanken was sie selbst tun koumlnnen um den Regen-wald vor Abholzung zu schuumltzen Sie baten alle darum im Wasch- raum sparsam mit Papierhandtuumlchern zu sein Altpapier getrennt zu sammeln und Brote nur duumlnn mit Nuss-Nougat-Creme zu bestreichen ndash denn in dem leckeren Brotaufstrich ist Palmoumll ent-halten fuumlr dessen Anbau der Regenwald weichen muss Nach jedem einzelnen Projektschritt gestalteten die Maumldchen und Jungen Plakate oder Wandzeitungen mit Fotos und Informa-tionen fuumlr die anderen Kinder und die Eltern Daruumlber hinaus malten sie ein groszliges Abbild des Regenwalds im Vergleich zu

D einem Hochhaus in den Flur des Kinderhauses Fuumlr die paumldago-gischen Fachkraumlfte war es faszinierend zu sehen wie dieses Pro-jekt nach und nach die gesamte Kita durchzog Immer wieder houmlrten sie in Gespraumlchen dass das Thema auch bei Kindern die nicht teilnahmen praumlsent war und fuumlr Interesse sorgte Zum Abschluss veranstalteten die Maumldchen und Jungen einen Elternnachmittag bei dem sie Bilder von einzelnen Projekt- schritten zeigten Lieder sangen einen Tanz auffuumlhrten die fuumlr sie interessantesten Versuche praumlsentierten und einen kolum- bianischen Imbiss zubereiteten Die Kinder konnten bei dem Projekt ihre interkulturellen Kom-petenzen weiterentwickeln Durch die vertiefte Beschaumlftigung mit dem Lebensraum Regenwald erarbeiteten sie sich biologisches Wissen und legten auszligerdem besonderes Augenmerk auf Um- weltschutz und Fragen der Nachhaltigkeit Sie lernten dabei aus ihrem Wissen Konsequenzen fuumlr ihre Handlungen zu ziehen

Im Bewegungsparcours uumlbten die Kinde durch Dickicht zu kriechen und Fluumlsse zu uumlberqueren

Im Dschungel leben jede Menge spannender Tiere und Pflanzen

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Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-

aufsichtigt an Gewaumlssern spielen

Nehmen Sie sich die Zeit um mit

Ihnen sicheres Verhalten am Wasser zu

uumlben Geben Sie den Kindern Hinweise

fuumlr das Einfangen und Beobachten von

Wassertieren bevor es losgeht und

versuchen Sie moumlglichst keine

bdquoSpurenldquo zu hinterlassen

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

ORTE ZUM FORSCHEN

FORSCHEN AM TUumlMPELOb Teich oder Tuumlmpel ndash Gewaumlsser laden nicht nur zum Planschen ein sie sind auch spannende Forscherorte

an denen Maumldchen und Jungen allerhand erkunden koumlnnen Besonders im Sommer lohnt sich fuumlr entdeckungsfreudige Forschergeister ein Spaziergang in die Natur um Tiere und Pflanzen zu beobachten

VIELFALT AN TEICH UND TUumlMPELIn Teichen und Tuumlmpeln ist das Wasser meist nicht tief so dass das Sonnenlicht bis zum Boden dringt und die Pfl anzen uumlppig wachsen Die fl achen Gewaumlsser sind reich an Naumlhrstoff en und bieten vie-len Tieren ideale Lebensbedingungen Welche Tiere und Pfl anzen koumlnnen die Kinder entdecken Koumlnnen sie die ver-schiedenen Arten benennen Bitten Sie die Kinder behutsam zu sein um scheue Tiere nicht zu verjagen

WAS FUumlR TIERE SIND DASKoumlnnen die Kinder die Tiere benennen die sie sehen In Teichen und Tuumlmpeln leben nicht nur Froumlsche Libellen und Fische Am Ufer hausen die Larven vom Gelbrandkaumlfer Wasserskorpion und Ruumlckenschwimmer In den Pfl anzen verstecken sich Libellen und Koumlcherfl iegen Im Wasser tummeln sich um Aumlste und Steine herum Schnecken Plattwuumlrmer und Wasserasseln Welche Tiere koumlnnen die Kinder noch entdecken Wie bewegen sich die Tiere fort und wo genau fi nden die Maumldchen und Jungen sie

PAPIERBOOTE BAUENNur ein Blatt Papier ndash mehr braucht es nicht um ein Papierboot zu bauen Doch schwimmt es auch Welches schwimmt am besten Und wie schwimmt es von hier nach dort Braucht es Wind oder Stroumlmung reicht es zu pusten oder muumlssen die Kinder es an-schubsen Uumlberlegen Sie gemeinsam wie Papierboote am schnellsten schwimmen und veranstalten Sie einen Wettbewerb

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Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-Achtung

aufsichtigt an Gewaumlssern spielen

Nehmen Sie sich die Zeit um mit

Ihnen sicheres Verhalten am Wasser zu

uumlben Geben Sie den Kindern Hinweise

fuumlr das Einfangen und Beobachten von

Wassertieren bevor es losgeht und

versuchen Sie moumlglichst keine

bdquoSpurenldquo zu hinterlassen

ann muumlssten wir uns mit Zeichen ver-staumlndigen Fuumlr jedes Wort muumlssten wir uns ein Zeichen uumlberlegen aumlhn-

lich wie die Gebaumlrdensprache Fuumlr Men-schen die eh schon Gebaumlrdensprache sprechen waumlre es praktisch da sie dann alles verstehen wuumlrden Dann waumlre es na-tuumlrlich schlecht wenn man blind ist da blinde Menschen die Zeichen nicht sehen koumlnnen Fuumlr sie muumlssten wir uns dann et-was aus Lauten wie bdquoMmmhldquo oder aus Ge-raumluschen ausdenken

hne Sprache waumlren wir nicht das was wir sind Sprache ist eine besonders wichtige Eigenschaft des Menschen

mit einem groszligen praktischen Nutzen Sprache unterscheidet uns von allen ande-ren Lebewesen Ohne die vielen Sprachen der Welt koumlnnten sich Menschen nicht so schnell und effi zient uumlber so viele Dinge verstaumlndigen ihren Gefuumlhlen Ausdruck ver-

leihen und ihr Zusammenleben im Alltag regeln Ohne Sprache koumlnnten wir unser Wissen uumlber die Welt nicht festhalten und an andere weitergeben wir koumlnnten dieses Wissen nicht hinterfragen und verbessern wir koumlnnten nicht so viel lernen und wir koumlnnten andere nicht mit unseren Geschichten zum Lachen oder Weinen bringen

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

DUR CH DIE FORSCHERBRILLE

WAS WAumlRE WENN WIR KEINE SPRACHE HAumlTTEN

Oskar 7 Jahre weiszlig eine Antwor t

Prof Dr Steinbach Universitaumlt Goumlttingen Seminar fuumlr Deutsche Philologie

EIN TUumlMPELMUSEUMNicht nur die Tiere und Pfl anzen sind be-sonders Rund um Tuumlmpel und Teich koumln-nen die Kinder jede Menge Schaumltze ent-decken Entweder sammeln sie einfach was ihnen gefaumlllt oder sie erstellen eine Sammelliste Finden sie etwas Spitzes etwas Weiches etwas Hartes oder etwas von dem sie nicht wissen was es ist Finden sie fuumlnf Steine in unterschied-licher Farbe oder vier verschiedene Blatt-formen Lassen Sie die Kinder alles in einer Box zusammentragen ndash ihrer persoumln-lichen Schatzkiste ndash und bitten Sie sie sich gegenseitig die Fundstuumlcke vorzustellen

AUS DER NAumlHE BE TRACHTE TWenn die Maumldchen und Jungen dabei vor-sichtig sind duumlrfen sie einige Tiere fangen Dafuumlr eignen sich ein Haushaltssieb oder ein Kescher am besten ein viereckiger ndash damit koumlnnen die Kinder die Tiere am Bo-den des Teiches gut erreichen Danach geben sie sie sorgsam in ein mit Wasser gefuumllltes Gefaumlszlig ndash zum Beispiel eine Schuumls-sel oder einen Topf Was sehen die Kinder Besonders viel erkennen koumlnnen sie mit Becherlupen Achten Sie darauf moumlg-lichst keine geschuumltzten Arten zu fangen wie Froumlsche Kaulquappen Libellenlarven oder Wasserspinnen

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E mma sitzt auf der Treppe vorm Haus Gerade hat Viola angerufen sie hat heute doch keine Zeit zum SpielenKeiner hat heute Zeit zum Spielen

raquoDoofer Dienstaglaquo denkt EmmaEmma wuumlnscht sich eine Freundin Eine richtige Freundin Sie stuumltzt die Ellenbogen auf die Knie und legt das Gesicht in ihre Haumlnde Schritte schlurfen heran und bleiben stehen Genau vor Emma Sie kann spuumlren dass jemand sie anschaut Sie will aber jetzt nicht angeschaut werden Zur Strafe fuumlrs Anschauen guckt sie nicht hochraquoHast du waslaquo fragt eine Stimme Es ist eine fremde StimmeEine die die Worte seltsam betont und das raquohlaquo ganz rau klingen laumlsst Emma guckt doch Es ist der kleine Junge aus dem Haus am Ende der Straszlige Er hat schwarze Haare und dunkle dunkle AugenraquoHast du waslaquo wiederholt der Junge und starrt Emma mit seinen dunklen Augen anraquoNeelaquo sagt EmmaraquoWohnst du hierlaquo fragt der Junge weiterraquoJalaquo antwortet Emma bevor sie uumlberlegen kann ob sie sich von diesem Knirps ausfragen lassen willraquoWie heiszligt rsquon dulaquoraquoEmmalaquo Schweigen raquoUnd dulaquoraquoAbdullahlaquoraquoAhalaquo

Text Kathrin RohmannIllustrationen Antje Drescher

raquoUnd was machst du jetztlaquo Abdullah zieht mit der Fuszligspitze die Fugen zwischen den Pflastersteinen nachraquoNichtslaquo sagt EmmaraquoHast du keinen zum SpielenlaquoPeng Emma spuumlrt die Hitze in ihr Gesicht schieszligen Was denkt dieser Abdu-Dings-Bums sich Natuumlrlich hat sie jemanden zum Spielen Sonst jedenfalls Immer Nur gerade heute nichtraquoKlar habe ich jemanden zum Spielenlaquo blafft Emma Abdullah anraquoMeine richtige Freundin kommt gleichlaquoraquoWas ist eine richtige Freundinlaquo Abdullahs Augenbrauen schieben sich zusammenraquoEin richtige F r e u n d i n laquo Emma zieht das Wort sehr langraquoAlso eine richtige Freundin hat immer Zeit zum Spielen und total gute Ideen Mit der ist es nie langweilig und die ist nicht sauer oder beleidigt wenn man vielleicht ein schoumlneres T-Shirt anhatlaquoraquoAhalaquo sagt Abdullah und guckt auf Emmas pinkes Hello-Lilli- T-Shirt und dann an seinem grauen Space-Rider-T-Shirt herunterraquoIch find deins echt schoumln aber das macht nichtslaquo sagt er und laumlchelt raquoIch hol mal meinen BalllaquoraquoIch hab aber gar keine Zeitlaquo murmelt Emma Dennoch bleibt sie sitzen bis Abdullah zuruumlckkommt

raquoKannste Fuszligball spielenlaquo fragt Abdullah und kickt den Ballgegen die unterste Stufe der TrepperaquoKlar kann ich daslaquo antwortet Emma und rollt die AugenEigentlich will sie sagen dass Fuszligball bloumlder Kram ist und dass sie mit Knirpsen bestimmt nicht spielt und raquoSuper dann schieszligen wir immer an den Pfosten da und der andere muss den Ball kriegen und wieder gegen den Pfosten schieszligenlaquo Abdullah schieszligt Und noch bevor der Ball vom Pfosten der Einfahrt gegenuumlber wieder abgeprallt ist steht Emma schon neben ihmDer soll nicht denken dass sie das nicht kann Beim erstenSchuss trifft sie den Pfosten beim zweiten nicht beim drittennicht aber beim vierten wieder

K UR ZGE SCHICHTE

ABDULLAH UND DIE RICHTIGE FREUNDIN

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Noch mehr toll illustrierte Vorlesegeschichten gibt es in GECKO der werbe- freien Bilderbuch-Zeitschrift fuumlr Kinder ab vier Jahren bis ins Schulalter Die Geschichte bdquoAbdullah und die richtige Freundinldquo ist in der Kinderzeit-schrift Gecko Nr 25 erschienen Mit dem Heft fuumlr Juli August 2017 feiert GECKO uumlbrigens bereits die 60 Ausgabe GECKO gibt es im Abo oder als Einzelheft auf wwwgecko-kinderzeitschriftde und im Buchhandel Kindergaumlrten und Kitas erhalten zehn Prozent Bildungsrabatt auf das Abo

Abdullah trifft immer Er stoppt den Ball und schieszligt mit der Innenseite des Fuszliges Es sieht aus als wuumlrde er den Ballschieszlig-schieben Als Abdullah nicht guckt versucht Emma anstatt mit der Fuszligspitze auch einmal genauso zu schieszligenSie trifft den Pfosten perfekt

Beim naumlchsten Schuss kommt Theo bellend um die Hausecke gesaust und beiszligt in den BallraquoOhlaquo sagt Abdullah raquodeine richtige FreundinlaquoraquoNeelaquo Emma schuumlttelt den Kopf So sehr dass ihr alle Haareins Gesicht fallen damit Abdullah nicht sieht wie rot sie wirdraquoNeelaquo sagt sie raquodas ist mein Hundlaquo

raquoMamalaquo fragt Emma beim Abendessen und legt ihr Brot zuruumlckauf den Teller raquomuumlssen Freundinnen eigentlich genauso alt seinwie man selbstlaquo Mama uumlberlegt raquoNeinlaquo sagt sie raquoich bin 38 Marie ist 36 Franzi 33 und Regina 49 Und alle sind meine FreundinnenlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoHast du Freundinnen die woandersherkommen Ich meine die auch noch eine andere SprachesprechenlaquoraquoKlarlaquo sagt Mama raquoAideen aus Irland sie spricht Englisch undDeutsch Und Marisol vom Chor kommt aus Chile Sie sprichtSpanisch und DeutschlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoAber Jungen oder Maumlnner die koumlnnen nichtrichtige Freundinnen sein oderlaquo

Mama lacht raquoNa ja vielleicht nicht Freundinnen aber Freundenatuumlrlich Olli zum Beispiel Den kenne ich schon ewig und er istein richtig guter FreundlaquoraquoAhalaquo sagt Emma und nicktraquoWarum willst du das eigentlich wissenlaquo fragt MamaraquoAchlaquo antwortet Emma raquonur solaquo

Spaumlter holt Emma ihr Gummitwistband Das haumlngt sie an einer Seite in die Zaunlatten und Emma zeigt Abdullah wie man von eins bis zehn huumlpft Abdullah hat noch nie Gummitwist ge- spielt und muss schrecklich lachen weil er sich staumlndig ver- heddert Emma muss auch lachen Aber eigentlich findet sie dass Abdullah fuumlr einen Jungen ganz schoumln gut huumlpft Vor allem weil er das noch nie gemacht hat

Irgendwann lehnen sie beide nur noch lachend und japsend am GartenzaunPloumltzlich ruft jemand laut raquoA b d u l l a hlaquoraquoTschuumlszliglaquo sagt Abdullah und flitzt davon Kurz dreht er sich noch einmal umraquoIch hab morgen Zeitlaquo ruft erraquoIch auchlaquo fluumlstert Emma

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Im Benjamin-Franklin-Village in Mannheim befindet sich eine bdquoBedarfsorientierte Erstaufnahmeeinrichtungldquo ndash die erste in Baden-Wuumlrttemberg mit einer eigenen Willkommensschule Anders als in einer Regelschule wird hier der Unterricht von ehrenamtlichen Lehrkraumlften durchgefuumlhrt Durchschnittlich vier Monate bleiben die gefluumlchteten Kinder und ihre Familien auf dem Gelaumlnde Barbara Hackbarth Trainerin und Netz-werkkoordinatorin beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo leitet eine Forscher-AG an der Willkommensschule in der sie alle 14 Tage mit gefluumlchteten Kindern zu naturwissenschaftlichen und technischen Themen forscht

GUT GEMACHT

WILLKOMMEN KLEINE FORSCHER

Wasser ist immer ein spannendes Forschungsobjekt

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Ins Gespraumlch kommenUumlber das Forschen kommt sie leicht ins Gespraumlch mit den Kindern auch wenn die Kommunikation meist mit Haumlnden und Fuumlszligen statt-findet Die Maumldchen und Jungen stammen aus vielen unterschied-lichen Laumlndern sprechen kein Deutsch und nur wenig Englisch Bildkarten helfen den Kindern rasch die Bezeichnungen fuumlr die Forschermaterialien zu lernen ndash nach der ersten Forscherstunde kennen die Kinder die englischen und deutschen Bezeichnungen fuumlr Wasser und Messbecher Pipette und Reagenzglas

Wertschaumltzung statt LeistungsdruckZurzeit besuchen rund 30 Kinder zwischen 5 und 15 Jahren den Unterricht in der Columbus-Schule Nachmittags bieten Freiwillige verschiedene AGs an Eine davon ist die Forscher-AG bdquoIch wollte mich schon lange in der Fluumlchtlingshilfe engagierenldquo sagt Barbara Hackbarth die als Netzwerkkoordinatorin fuumlr das bdquoHaus der kleinen Forscherldquo beim Suumldwestmetall-Netzwerk Rhein-Neckar arbeitet 15 Kinder besuchen regelmaumlszligig die Forscher-AG Nach den zwei Stunden sind alle ganz schoumln erledigt bdquoAber diese zwei Stun-den sind eine wunderbare Bereicherung fuumlr michldquo sagt Barbara Hackbarth Genauso wie fuumlr die Kinder bdquoSie erfahren hier Bestaumlr-kung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ih-nen dabei hier entspannt anzukommenldquoDie Maumldchen und Jungen freuen sich wenn sich jemand Zeit fuumlr sie nimmt und sich mit ihnen beschaumlftigt

bdquoEierlaufenldquo ndash mal andersWasser so Barbara Hackbarth sei ein wunderbares Element um es mit den Kindern gemeinsam zu erforschen bdquoWir haben Wasser-tropfen untersucht und herausgefunden dass Wasser andere Stoffe aufloumlsen und vermischen kann Auch im Winter bietet es sich an mit Wasser zu forschen ndash in gefrorener Form ist es so faszinierend dass die Kinder es stundenlang untersuchen und immer wieder etwas Neues entdecken Zwischendurch baue ich immer Bewegungsspiele einldquo sagt die Netzwerkkoordinatorin Zum Beispiel spielt sie mit den Kindern bdquoEierlaufenldquo ndash nur mit

GU T ZU W IS S E N

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GU T ZU W IS S E N

Wasser statt mit Eiern Die Maumldchen und Jungen werden in zwei Gruppen unterteilt Jede Gruppe hat unterschiedliche Dinge zur Verfuumlgung um das Wasser zu transportieren Glaumlser Untertassen Siebe Kellen und was sich sonst noch so findet Dann geht es darum welche Gruppe zuerst das Wasser von dem einen Eimer in den auf der gegenuumlberliegenden Seite transportieren kann

Kleine Schritte zu BeginnDie Forscher-AG ist mit den gefluumlchteten Kindern etwas anders strukturiert als sonst bdquoNormalerweise biete ich immer drei oder vier Forscherideen auf einmal an und lasse die Maumldchen und Jun-gen dann entdecken Aber diese Art des Forschens uumlberfordert die Kinder hierldquo sagt die studierte Sozialpaumldagogin Zudem setzt sie die Kinderkarten vom bdquoHaus der kleinen Forscherldquo ein So koumlnnen sich die Kinder zusaumltzlich an den Bildern orientieren und sich in-spirieren lassen Einmal habe sie mit einigen Kindern am Tisch einen Luftbal-lontransporter gebaut als sie einen Jungen bemerkte der auf dem Boden saszlig Er hatte mit Hilfe einer der Entdeckungskarten einen Faumlcher nachgebaut saszlig in Ruhe da und wedelte sich Luft zu bdquoEr hat nichts gesagt nichts gefragt Ich habe ihm nichts erklaumlrt Er hat einfach die abgebildete Forscheridee nachgebaut und den Luftzug auf sich wirken lassen Das war tollldquo

Der bdquoBildungspassldquoDen bdquoBildungspassldquo der Columbus- Schule haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Mannheim entwickelt Jedes Kind bekommt einen solchen Pass in dem seine Lehrer eintragen koumlnnen welche Themen sie behandelt haben Das koumlnnen Zah- len sein das Einmaleins oder auch geschichtliche Themen Der Pass dient dazu die Lehrerinnen und Lehrer in den aufnehmenden Kommunen uumlber den Bildungsstand des Kindes zu informieren Vor allem aber soll er die Kinder motivieren

Die WillkommensschuleDie Schulpflicht beginnt in Baden-Wuumlrt-temberg fuumlr Kinder deren Eltern einen Asylantrag stellen sechs Monate nach ihrer Ankunft Allerdings nicht schon in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes sondern erst in der Kommune die die Familien und Kinder letztlich aufnimmt Dort werden die Kinder und Jugendlichen zunaumlchst in sogenannten Vorbereitungs- und VABO-Klassen (VABO steht fuumlr Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf fuumlr Jugendliche ohne Deutschkenntnisse) in die Regelschule integriert Die Willkommensschule in Mannheim will die Luumlcke zwischen Ankunft und Schulbeginn in der Kom- mune schlieszligen

Beim Forschen wird auch die Feinmotorik geschult

bdquoSie erfahren hier Bestaumlrkung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ihnen dabei hier entspannt anzukommenldquo

Einen Bericht uumlber die Willkommens-schule finden Sie auch auf unserer Website Service-Portal Integration

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Welche Themen sind Ihnen besonders wich-tig wenn es um die Integration von Kindern in Kita Hort und Grundschule geht Beim Kita- und Schulbesuch muumlssen zu-naumlchst Zugangshuumlrden abgebaut werden Zugewanderte Eltern melden ihre Kinder deutlich seltener in einer Kita an Ihre Kin-der erhalten daher oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie fuumlr ihre sprachliche kognitive koumlrperliche psychische und soziale Ent-wicklung benoumltigen Zwar haben zugewan-derte Familien den gleichen Anspruch auf einen Kita-Platz wie einheimische doch viele sind uumlber Betreuungsangebote schlecht informiert oder es faumlllt ihnen schwer die passende Betreuung zu finden Schulpflichtige Kinder die nach Deutsch-land gefluumlchtet sind muumlssen meist deut-lich laumlnger auf einen Schulplatz warten als die europarechtlich vorgesehenen drei Mo-nate Das verlaumlngert den ohnehin schon groszligen bdquoLeerlaufldquo unnoumltig

Wo liegen aus Ihrer Sicht die Chancen und Herausforderungen im Hinblick auf eine gelungene Integration Hier geht es weniger um Chancen als um Notwendigkeiten Bundesweit hat mittler-weile mehr als jedes dritte Kind einen Migrationshintergrund Eine gelungene

GU T ZU W IS S E N

BILDUNGSPOLITISCHE S INTERVIE W

bdquoBILDUNGSEINRICHTUNGEN KOumlNNEN ALS INTEGRATIONSMOTOR WIRKENldquo

Dr Cornelia Schu ist Geschaumlftsfuumlhrerin des Sachverstaumlndigenrats deutscher Stiftun-gen fuumlr Integration und Migration Eine breite integrationspolitische Expertise hat die promovierte Germanistin als Leiterin des Themenschwerpunkts Integration bei der Stiftung Mercator gewonnen Im Interview beschreibt sie wie der Weg in die Kita fuumlr viele neu zugewanderte Familien einem Huumlrdenlauf gleicht und kritisiert deutlich die Maumlngel in der Ausbildung von Paumldagoginnen und Paumldagogen

Bildungsintegration ist somit unerlaumlsslich um auch fuumlr das weitere Leben der Kinder und Jugendlichen gute Teilhabechancen zu eroumlffnen Die groumlszligte Herausforderung be-steht darin allen Kindern moumlglichst fruumlh Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Kindertagesbetreuung zu sichern Aus un-serer Forschung wissen wir dass der Weg in die Kita besonders fuumlr neu Zugewander-te oft einem Huumlrdenlauf gleicht Vor allem die Versorgungsluumlcke fuumlr unter dreijaumlhrige Kinder muss schnell geschlossen werden Ungleiche Bildungschancen verschaumlrfen

sich zudem an den Schulen wo zugewan-derte Kinder zu oft unter sich bleiben In Groszligstaumldten lernen 70 Prozent von ihnen in Grundschulen in denen mehr als die Haumllfte der Kinder einen Migrationshinter-grund haben Hinzu kommt dass das Lehr-personal oft nur unzureichend auf den Umgang mit sprachlicher und kultureller Vielfalt vorbereitet ist Somit erhalten zu-

gewanderte Kinder oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie benoumltigen um ihre Potenziale zu entfalten

Welche Bedeutung nehmen Kita Hort und Grundschule bei der Integration gefluumlchte-ter Kinder ein Wie koumlnnen die Bildungs-einrichtungen die an sie gestellten Erwar-tungen erfuumlllenFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehen Bildungs-einrichtungen koumlnnen somit als Integrati-onsmotoren wirken Auszligerdem bieten sie den Kindern eine angstfreie Umgebung die nicht vom Fluchtkontext gepraumlgt ist Die Grundsteine die hier heute gelegt werden bilden das Fundament fuumlr die Integrations-erfolge von morgen Kitas und Schulen duumlr-fen aber mit diesem Erwartungsdruck nicht alleingelassen werden Neben Personal-zuschlaumlgen und zusaumltzlichen materiellen Zuwendungen bedarf es vor allem neuer Lehrmaterialien die auf die vielfaumlltigen Beduumlrfnisse gefluumlchteter Kinder eingehen Doch auch die Bildungseinrichtungen selbst muumlssen sich auf den Weg machen und etwa dafuumlr sorgen dass Kinder ihre

bdquoAlle angehenden paumldagogischen Fach- und Lehrkraumlfte so llten zukuumlnftig Basis-kompetenzen in Sprachbildung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller V ielfalt erwerbenldquo

GEMEINS AME LE SEEMPFEHLUNGENDER STIF TUNG bdquoHAUS DER KLEINEN FORSCHERldquo UND DER STIF TUNG LE SEN

Lane SmithDie Faumlhrte der Kinderab ca 4 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder40 Seiten Preis 1499 euro

bdquoEin Kind machte sich auf die Suche Unterwegs begeg-nete ihm die ganze Welt hellipldquo Wonach das Kind sucht wird in diesem poetischen Bilderbuch nicht naumlher benannt Die Nase neugierig nach vorn gestreckt durchwandert es verschiedene Lebensraumlume Von hohen Bergen uumlber das eisige Zuhause der Pinguine und die Tiefen des Meeres erleuchtet von farbigen Quallen bis hin zu kargen Steppen und tiefgruumlnen Dschungeln Die ungewoumlhnliche Bilderbuchreise lebt von den auszligergewoumlhnlichen Illustrationen die das Thema Vielfalt widerspiegeln und ahnen lassen wie die Welt ohne Menschen aussehen wuumlrde

Emma Levey Klara Gluck und ihre Kinderab ca 4 Jahren Verlag orell fuumlssli32 Seiten Preis 1395 euro

Der erste Band des Klara-Gluck-Abenteuers hat dem Leser die bunteste Familie vor Augen gefuumlhrt die die

Huumlhnermama sich nur wuumlnschen konnte Aus allen Eiern die sie auf ihren Reisen gesammelt hat sind die unterschiedlichsten Tiere geschluumlpft Die wollen nun alle versorgt und begluckt werden Familie ist was man draus macht Dieses Motto lebt das liebenswerte Bilderbuchhuhn so nachvollziehbar komisch und wahrhaftig vor dass nicht nur Kinder ihren Spaszlig daran haben werden Mehr Vielfalt als in der gluckigen Patchworkfamilie geht nicht und mehr vergnuumlgliches Chaos ebenso wenig

Anne C VoorhoeveWir 7 vom Reuterkiezab ca 10 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder265 Seiten Preis 1299 euro

bdquoNeukoumllln fuumlr starke Nervenldquo lautet das Thema einer Stadtteilfuumlhrung die die Freunde Pia Jonas Nesrin Kasim Finn-Ole Mustafa und Rifat fuumlr Touristen anbieten ndash ein Geschaumlftsmodell das die Clique fordert denn es bedarf einer gruumlndlichen Vorbereitung Verlust des Zuhauses durch Gentrifi zierung multi-

kulturelle Gesellschaft Patchworkfamilien In diesem unterhaltsamen Groszligstadt-roman gelingt es der Autorin vielfaumlltige Themen mit Witz Spannung und einer positiven Grundhaltung aufzubereiten

Deutschkenntnisse nicht nur in einzelnen Foumlrderstunden verbessern sondern uumlber den gesamten Tag hinweg

Wie schaumltzen Sie die Situation der paumldago-gischen Fach- und Lehrkraumlfte ein und wie koumlnnte man sie bei ihrer wichtigen Integra-tionsarbeit noch besser unterstuumltzenAn Paumldagogen werden hohe Erwartungen gestellt und viele fuumlhlen sich damit allein-gelassen Sie sollen die gestiegene Zahl junger Fluumlchtlinge und ein Vielfaches an Foumlrderbeduumlrftigen individuell unterstuumltzen doch nur ein Bruchteil der Paumldagogen fuumlhlt sich auf diese Aufgabe gut vorbereitet ndash oft weil es deutliche Maumlngel in der Ausbildung gibt Der Arbeitsalltag in sprachlich und kulturell vielfaumlltigen Klassen spielt in der Aus- und Fortbildung weiterhin nur eine Nebenrolle Dies muss sich schnellstmoumlg-lich aumlndern sonst laufen wir Gefahr die Integrationsversaumlumnisse der Vergangen-heit zu wiederholen Alle angehenden pauml-dagogischen Fach- und Lehrkraumlfte sollten zukuumlnftig Basiskompetenzen in Sprachbil-dung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller Vielfalt erwerben Dies erfordert konkrete Landesvorgaben und eine Aus- und Fortbildung die sich staumlrker am Bedarf der Praxis orientiert

Wenn Sie an Ihre Kindheit zuruumlckdenken Welchen eigenen Forscherfragen sind Sie nachgegangenIch war als Kind mehr eine Leseratte als eine bdquoForscherinldquo ndash kein Wunder dass ich spaumlter die Literaturwissenschaft als meine Forschungsdisziplin gewaumlhlt habe Aber als in der Eifel aufwachsendes Kind von Erd-kunde-Lehrern hat mich auch der Vulkanis-mus sehr fasziniert und ich wollte alles daruumlber wissen wie Maare entstehen und warum die Erde manchmal Feuer spuckt

bdquoFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehenldquo

Weitere Lese- und Medienempfehlungen zu MINT und vielen anderen Themen finden Sie auf stiftunglesende

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Naturwissenschaften und Technik

fuumlr Maumldchen und Jungen

HerausgeberStiftung Haus der kleinen ForscherClaudia Striffl er (ViSdP)Rungestr 1810179 Berlin Tel 03027 59 59-0Fax 03027 59 59-209E-Mail infohaus-der-kleinen-forscherde

ProjektleitungClaudia PetersenE-Mail claudiapetersenhaus-der-kleinen-forscherde

Verantwortliche RedakteurinJenny MoumlllerE-Mail jennymoellerhaus-der-kleinen-forscherde

RedaktionJonas BrandhorstMareike BreuerMareike MittelbachJenny MoumlllerJasemin SevenKatrin WeberTanja Zagel

Partner der Stiftung sind die Helmholtz-Gemeinschaft die Siemens Stiftung die Dietmar Hopp Stiftung und die Deutsche Telekom Stiftung Gefoumlrdert wird sie vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung

BildnachweisTitel Rawpixelcomfotolia S 1 Bettina VolkeStiftung Haus der kleinen Forscher S 4 hl-studiosthinkstock SIHK zu Hagen S 5 Michael SchmidtStiftung Haus der kleinen Forscher privat S 7 Jens JeskeStiftung Haus der kleinen Forscher S 8 Luminastocksy S12 Kindergarten Schloss Einstein S 13 LightFieldStudiosthinkstock S14-15 Ulrike Keil Stiftung Haus der kleinen Forscher S 17 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher S18-19 Kinderhaus Cheliusstraszlige S 21 privat Courant Forschungszentrum Textstrukturen Universitaumlt Goumlttingen S 24 Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 25 pyotr021thinkstock Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 26 Phil Dera S 28 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher

BezugsbedingungenDie Kitas Horte und Grundschulen die in einem lokalen Netzwerk der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv sind erhalten das Magazin 4 x jaumlhrlich kostenlos Das Magazin steht in vollem Umfang auf der Website der Stiftung wwwhaus-der-kleinen-forscherde kostenlos zum Down-load zur Verfuumlgung

Erscheinungvierteljaumlhrlich

GestaltungDiscodoener middot Stuttgart

SatzDiscodoener middot Stuttgart

Lektorat Lutz Happel

DruckBonifatius GmbHDruck ndash Buch ndash Verlag

Alle Rechte vorbehalten Nachdruck Aufnahme in elektronische Datenbanken Mailboxen sowie sonstige Vervielfaumlltigungen nur mit ausdruumlcklicher Genehmigung der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Fuumlr unverlangt eingesendetes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung uumlbernommen Die Autoren und Redakteure von bdquoForscht mitldquo recherchieren und pruumlfen jeden Artikel sorgfaumlltig auf seine inhaltliche Richtigkeit Dennoch kann es immer mal passieren dass sich Fehler in die Texte oder Bilder schleichen Wir uumlbernehmen daher keine Garantie fuumlr die Angaben

Gedruckt auf 100 PEFC-zertifi ziertem Papier

GU T ZU W IS S E N

VORSCHAU AUF DIE NAumlCHSTE AUSGABE

TITELTHEMAVON BITS UND BYTES

Vom Smartphone uumlber den Laptop bis hin zum MP3-Player ndash Kinder wachsen heute in einer Welt auf die stark digital gepraumlgt ist und sich rasend schnell weiterentwickelt Sie moumlchten sie erforschen und mitgestalten Wie funktioniert ein Roboter Was passiert wenn ich den Computer anschalte und wie kann ich Bot-schaften verschluumlsseln In der naumlchsten Ausgabe der bdquoForscht mitldquo dreht sich alles um das Thema Informatik und digitale Bildung

Es erwarten Sie viele spannende Forscherideen und Praxis- beispiele Wir zeigen wie digitale Bildung spielerisch im Alltag in Kita Hort und Grundschule integriert werden kann

Die naumlchste Ausgabe erscheint Ende November 2017

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bdquoTag der kleinen Forscherldquo 2017ZEIGST DU MIR DEINE WELT

Mehr Bilder und

Berichte unter wwwtag-der-

kleinen-forscherde

bdquoZeigst du mir deine Weltldquo lautete das Motto zum diesjaumlhrigen bdquoTag der kleinen ForscherldquoDie Sti ung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo rief zum bundesweiten Mitmachtag Kitas Horte und Grundschulen auf gemeinsam zu forschen und die Vielfalt im Alltag zu entdecken Diesem Aufruf folgten etliche Einrichtungen und feierten tolle Forscherfeste

Wie war Ihr bdquoTag der kleinen Forscherldquo Wir freuen uns auf Ihre Erlebnisse pressehaus-der-kleinen-forscherde

2018DER BUNDESWEITE KITA-WETTBEWERB ZUR AUSZEICHNUNG VON HERAUSRAGENDEN PROJEKTEN IM MINT-BEREICH

Weitere Informationen und Bewerbung unter wwwforschergeist-wettbewerbde

Ob Kuumlrbis Kugel Kohle oder Holz ndash viele Dinge machen Kinder neugierig und fuumlhren dazu dass sie Fragen stellen Fuumlr den bundesweiten Kita-Wettbewerb bdquoForschergeist 2018rdquo suchen die Deutsche Telekom Stiftung und die Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherrdquo Projekte die diese Neugier befeuert und den Forschergeist in Kindern geweckt haben gemeinsames Staunen uumlber Naturphaumlnomene spannende mathematische informatische oder technische Fragen aus dem Kita-Alltag ndash teilen Sie die Entdeckungen aus Ihrer Kita Der Wettbewerb will Ihr Engagement in diesem Bereich wuumlrdigen den Forschergeist er-halten und noch mehr Kinder und paumldagogische Fachkraumlfte fuumlr das Forschen und Entdecken begeistern Der bdquoForschergeist 2018rdquo zeichnet die besten Projekte auf Landes- und Bundesebene mit einem Preisgeld aus

Bewerbungsstart

06 September2017

Page 9: hnik DAS MAGAZIN DER STIFTUNG „HAUS DER KLEINEN … · l 1 l LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, in den vergangenen Jahren haben viele Flüchtlinge Deutschland erreicht, darunter auch

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Was ist Ihr schoumlnstes Kita-Projekt Waren Sie auf Entdeckungstour auf einer Sommerwiese haben Sie mit Licht und Schatten gespielt oder verruumlckte Bauwerke entworfen Haben Sie die Kinder immer wieder ermutigt ihrer Neugier freien Lauf zu lassen Dann machen Sie mit und bewerben Sie sich fuumlr den bdquoForschergeist 2018ldquo

Wir suchen Aktionen bei denen Maumldchen und Jungen ihre Forscherfreude ausleben und Neues entdecken konnten Der bdquoForschergeist 2018ldquo praumlmiert be-sonders gut gelungene Kita-Projekte aus den Bildungsbereichen Mathematik Infor-matik Naturwissenschaften und Technik Es geht um die Fragen der Kinder um span-nende Beobachtungen und gemeinsam gefundene Loumlsungen

bdquoMein Opa war ein MaulwurfldquoMit dem bdquoForschergeist 2018ldquo werden be-reits zum vierten Mal vorbildliche Kita-Projekte ausgezeichnet Schon die bishe-rigen Wettbewerbsrunden haben gezeigt mit wie viel Einfallsreichtum und Dynamik paumldagogische Fachkraumlfte die Entdeckungs-freude ihrer Kinder staumlrken So machten

MITMACHEN

NEUGIER GEWINNTbdquoFORSCHERGEISTldquo-WETTBEWERB 2018 ndash BEWERBEN SIE SICH MIT IHREM MINT-PROJEKT

in der vergangenen Wettbewerbsrunde Projekte aus verschiedensten Themen-bereichen das Rennen darunter bdquoMalen mit Naturfarbenldquo bdquoWo kommt der helle Punkt an der Wand herldquo oder auch bdquoMein Opa war ein Maulwurf ndash der Bergbau im Revier die Arbeit und das Leben eines Bergmannesldquo

Uumlber den bdquoForschergeistldquoDer bdquoForschergeistldquo ist ein bundesweiter Kita-Wettbewerb der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Gesucht und praumlmiert werden herausragende Projekte die Maumldchen und Jungen fuumlr die Welt der Mathematik Infor-matik Naturwissenschaften oder Technik begeistert haben Die ausgezeichneten Projekte werden dokumentiert und ver-

So koumlnnen Sie mitmachenBewerbungszeitraum 06092017 bis 31012018Alle Informationen unter forschergeist-wettbewerbde

oumlff entlicht damit sie als gute Beispiele auch andere Fachkraumlfte fuumlr das Forschen und Entdecken in der Kita begeistern Die Wettbewerbs-Doku von 2016 fi nden Sie unter forschergeist-wettbewerbde

In der Wettbewerbsrunde 2016 wurden 16 Landes- und 5 Bundessieger sowie 3 Sonderpreistraumlger mit dem bdquoForschergeistldquo praumlmiert

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Wie erkenne ich dass ein Kind traumatisiert ist und an wen kann ich mich in dem Fall wenden Wie kann ich mich mit den Eltern verstaumlndigen Wenn es um gefl uumlchtete Kinder in Kita Hort und Grundschule geht stehen

paumldagogische Fach- und Lehrkraumlfte vor einigen Herausforderungen Gleichzeitig gibt es viel Spannendes und Neues zu entdecken denn die Kinder und ihre Familien bringen Einfl uumlsse aus aller Welt mit in die Gruppen und Klassen

Gemeinsam koumlnnen alle dazu beitragen Fluumlchtlingskindern das Ankommen zu erleichtern

Gibt es Lebensmittel oder Gerichte die die Kinder noch nie zuvor gesehen ge-schmeckt oder selbst zubereitet haben Wie entsteht Eis und schmeckt es uumlberall auf der Welt gleich Welche Lieder kennen die Kinder die sowohl auf Deutsch als auch in anderen Sprachen gesungen wer-den An einem Ort an dem man die Spra-che nicht spricht hilft es alle Sinne einzu-

setzen um sich mit seiner Umwelt vertraut zu machen Bei einer Schatzsuche der besonderen Art gelangen die Kinder durch Riechen Schmecken und Fuumlhlen an ihr Ziel Eine Sandburg zu bauen ist immer eine spannende Herausforderung die mit wenig Worten funktioniert und zudem gro-szligen Spaszlig macht Dabei koumlnnen die Kinder einiges herausfi nden zum Beispiel warum

nasser Sand besser klebt als trockener und welcher Sand sich am besten zum Kuchen-backen eignet Wussten die Kinder dass auch Tiere in verschiedenen Teilen der Welt unterschiedliche Sprachen sprechen Er-mutigen Sie die Maumldchen und Jungen ihre Umwelt aufmerksam zu beobachten Dinge auszuprobieren und dabei spielerisch von-einander zu lernen

TITELTHEMA ALLE ZUS AMMEN

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Ein Interview mit Fredrik Vahle fi nden Sie auf dem Service-Portal IntegrationCopyright Songtext Aktive Musik Verlagsgesellschaft mbH Dortmund aktive-musikde

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IM MORGENKREIS

EIN ELEFANT AUF DEM SPINNENNETZ

Kinder lernen Sprachen am besten wenn sie dabei Spaszlig haben Gemeinsames Singen ist eine gute Moumlglichkeit spielerisch neue Woumlrter zu lernen Fragen Sie die Kinder welche Lieder sie kennen und moumlgen Wer moumlchte ein Lied vorsingen In welcher Sprache singen die Maumldchen und Jungen Wie houmlrt sich die Melodie an und wie die Sprache Die Kinder in einer Gruppe oder Klasse koumlnnen Liedtexte und Melodien voneinander lernen ndash und damit Einblicke in verschie-dene Sprachen bekommen Uumlberlegen Sie gemeinsam mit den Kindern wie viele verschiedene Sprachen in der Gruppe gespro-chen werden Nehmen Sie ein Lied das die Maumldchen und Jungen in der Gruppe oder Klasse gern singen und uumlbersetzen Sie es in verschiedene Sprachen Die Uumlbersetzungen koumlnnen die Kinder

auch gemeinsam mit den Eltern zu Hause vorbereiten und dann den anderen Kindern vortragen Oder Sie laden die Eltern ein und uumlben das Lied mit den unterschiedlichen Texten gemeinsam Im Internet fi nden sich einige Liedtexte die bereits in zahlreiche Sprachen uumlbersetzt wurden zum Beispiel das Lied bdquoEin Elefant auf dem Spinnennetzldquo von Fredrik Vahle Das Lied koumlnnen Sie auch mit Fingeruumlbungen oder einem Bewegungsspiel verbinden Dann lernt es sich gleich noch mal so gut

verschiedene Sprachen Die Uumlbersetzungen koumlnnen die Kinder

auf DeutschbdquoEin E lefant ja der balancierteauf einem Spinnen- Spinnennetz Da riefen sie Hussa es haumlltIch hole meine Freundinmeinen Freund jetzt

und auf Tuumlrkischbdquo tane fil sallaniyor lardioumlruumlmcek bir oumlruumlmcek agindabagiriyor ladi Yasasin saglamgetirelim da ldquo

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Bei der Schatzsuche suchen die Kinder fuumlnf verschie-dene Stationen Dazu benoumltigen sie alle Sinne An der fuumlnften Station fi nden die Kinder einen Schatz

Fuumlr die Schatzsuche benoumltigen Sie ein Foto von einem Gegenstand aus der Umgebung ein Riechdoumlschen etwas das sich gut anfuumlhlt ein Geraumlusch zum Abspielen (z B mit einem MP3-Player) den Schatz etwas Leckeres zu essen

Bevor es losgeht besprechen Sie in der Gruppe die fuumlnf Sinne und stimmen die Kinder auf die Sinnes-Schatzsuche ein Welche Sinne gibt es und welche Organe sind fuumlr die Wahrnehmung verschie-dener Eindruumlcke zustaumlndig Starten Sie mit einem Foto von etwas das die Kinder kennen und sehen koumlnnen An dem Ort der auf dem Foto abgebildet ist fi nden die Kinder einen Hinweis der sie zum naumlchsten Fundort leitet Als Naumlchstes koumlnnten sie zum Beispiel ein Riechdoumlschen fi nden Erkennen die Kinder den Geruch wieder Wissen sie wo und was sie suchen muumlssen Im Garten koumlnnten dies zum Beispiel Blaumltter einer Pfl anze sein die sehr intensiv riechen In der Naumlhe der Pfl anze liegt etwas das sich besonders gut anfuumlhlt Doch wie ist der Hinweis zu verstehen Weist die weiche Wolle auf das Schaff ell auf dem Sofa hin oder der Ast auf den dicken Baum im Hof Dort fi nden die Kinder schlieszliglich ein Geraumlusch Entweder ist es eine Aufnahme die abgespielt wird oder eine Dose mit Inhalt die ein bestimmtes Geraumlusch erzeugt Houmlren die Kinder um welches Geraumlusch es sich handelt Koumlnnen sie erahnen wo sie als Naumlchstes suchen sollen Am Ort ange-kommen wartet der dort versteckte Schatz etwas Essbares das typisch ist fuumlr die Laumlnder aus denen die Familien der Kinder kommen Und ndash schmeckt es allen

Kinder erleben Sprache wenn sie etwas gemeinsam mit allen Sinnen erfahren zum Beispiel beim altersgemaumlszligen Spiel beim Suchen und Finden oder beim Essen Bei der bdquoSchatzsuche mit allen Sinnenldquo kommen alle diese Aspekte zusammen

Organisieren Sie gemeinsam mit den Kindern eine Schatzsuche ndash mit oder ohne Karte Je nach Alter der Kinder und Gruppenzusammensetzung koumlnnen Sie die Hinweise unterschiedlich gestalten

IDEEN ZUM ENTDECKEN UND FORSCHEN

SCHATZSUCHE MIT ALLEN SINNEN

Mehr zum Thema bdquoSprechanlaumlsse im Alltag schaffenldquo fi nden Sie auf der Website integrationhaus-der-kleinen-forscherde

Die Kinder koumlnnen ihre eigene Schatzkarte erstel-len ndash je nach Interesse uumlber alle Sinne (wie bei der Kita beschrieben) oder ganz klassisch als

Landkarte Teilen Sie die Klasse vorher in kleinere Gruppen und lassen Sie die Karten dann austauschen Wird der Schatz gefun-den Besprechen Sie nach der Schatzsuche Wie unterscheiden sich die Karten voneinander Wie sieht es mit dem Raumverstaumlnd-nis der Kinder aus Woran orientieren sie sich und was erscheint ihnen wichtig Auch in der Grundschule koumlnnen Leckereien aus aller Herren Laumlnder als Schatz winken

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Drauszligen in der Natur gibt es viel zu entdecken und Gelegenheiten sich uumlber das Gesehene und Erleb-te auszutauschen Etwas ganz Elementares ist zum

Beispiel der Boden auf dem wir gehen Ermutigen Sie die Kinder sich den Boden genau anzuschauen Die Kinder koumlnnen eine Bo-denprobe aus dem Garten dem Sandkasten und dem Blumenbeet nehmen und die Erde mit den Fingern untersuchen Wie fuumlhlt sich der Boden an Wie riecht er Ist er feucht oder trocken Bleiben Bodenstuumlckchen zwischen den Fingerrillen zuruumlck wenn die Kin-der die Erde zwischen den Fingern verreiben Nun koumlnnen die Kinder die Bodenproben miteinander vergleichen Fuumlhlen sich die Bodenproben unterschiedlich an Wie sehen sie aus Nehmen Sie zwei Blumentoumlpfe mit Loch im Boden Dann fuumlllen Sie einen der Toumlpfe mit Erde und den anderen mit Sand Damit Erde und Sand nicht gleich durch das Loch im Topf rieseln legen Sie uumlber beide

Loumlcher ein Stuumlck durchlaumlssigen Stoff Lassen Sie beim Befuumlllen oben ein wenig Platz Was passiert wenn man Wasser in die Blu-mentoumlpfe gieszligt Welcher Boden haumllt das Wasser besser Und was bedeutet das fuumlr die Pfl anzen die darin wachsen

Kieselsteine

grober Sand

feiner Sand

Filtertuumlte

geklaumlrtes Wasser

Toben schaukeln und Sandburgen bauen Wenn das Wetter schoumln ist freuen sich viele Kinder auf den Spiel-platz Doch wenn es lange nicht geregnet hat ist der

Sand im Sandkasten trocken Die Kinder merken schnell Damit koumlnnen sie nicht gut bauen Erst durch die Zugabe von Wasser

bdquoklebenldquo die Sandkoumlrner aneinander und lassen sich formen Aber warum ist das so Wasserbruumlcken zwischen den Koumlrnern verleihen dem Sand Form und Stabilitaumlt Lassen Sie die Kinder Wasser zum

Sand geben und beobachten Was passiert wenn die Kinder ganz wenig und was wenn sie viel Wasser zum Sand geben Wie fuumlhlt sich der Sand an Wie sieht er aus und welche Struktur hat er Dann kann der Sandburgenbau starten Wenn die Burg steht koumln-nen die Maumldchen und Jungen sie verzieren indem sie einzelne Stuumlcke aus den Tuumlrmen heraus- und Muster einarbeiten Eine Spruumlhfl asche hilft um die entstehende Sandburg beim Bauen immer gleichmaumlszligig feucht zu halten

BAUMEISTER

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

S AUBERMACHER

BODENFORSCHER

Wie wird dreckiges Wasser wieder sauber ndash zum Beispiel wenn Sand Erde oder Blaumltter ins Wasser gefallen sind Na klar in einer Klaumlranlage Die koumlnnen Sie mit den Kin-

dern gemeinsam bauen Nehmen Sie vier groszlige Joghurtbecher und stechen Sie in die Boumlden der Becher einige Loumlcher Dann fuumlllen die Kinder einen Becher halbvoll mit feinem Sand einen mit grobem Sand einen mit Kieselsteinen und in einen Becher kommt eine Kaf-feefi ltertuumlte Jetzt werden die Becher ineinandergestellt ndash ganz nach unten gehoumlrt der Becher mit dem Filter darauf der mit dem feinen Sand dann der mit dem groben Sand und schlieszliglich ganz oben der Becher mit den Kieselsteinen Um Schmutzwasser herzustellen vermischen die Kinder Wasser mit Erde Sand und Blaumlttern Die Kin-der fuumlllen das Schmutzwasser in den oberen Becher Langsam sickert das Wasser durch die verschiedenen Filter Dabei bleibt in jedem Becher etwas Schmutz zuruumlck Am Ende tropft das Wasser in ein Einweckglas Ist es jetzt sauber Und was passiert wenn man das Wasser zweimal durchlaufen laumlsst Wie sauber wird das Wasser

IDEEN ZUM ENTDECKEN UND FORSCHEN

WASSER SAND UND ERDE GIBT ES UumlBERALL

Wussten Sie Fuumlr viele Menschen ist die Natur ein Ort um Kraft zu tanken In der Natur koumlnnen Kinder spielen und kreativ sein riechen fuumlhlen lauschen und ganz einfach bdquoseinldquo Der direkte Kontakt mit der Natur kann Fluumlchtlingskindern dabei helfen sich sicher und vertraut zu fuumlhlenAuf der Website haus-der-kleinen-forscherde fi nden Sie viele Ideen zum Forschen und Staunen rund um die Themen Boden und Wasser

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MEIN FORSCHERTIPP K ITA

MUT ZUM MATSCH EIN OFEN AUS LEHM

Worum ging es bei dem Projekt Wir haben 2016 einen Anbau be-kommen In der Baugrube haben

die Kinder gleich die unterschiedlichen Erdschichten bemerkt und waren faszi-niert Also haben wir die Erde untersucht und erforscht Dabei haben wir Ton und Lehm gefunden und gesehen dass man mit diesem Material nicht nur matschen sondern auch wunderbar bauen kann Das Interesse der Kinder hat uns motiviert eine Lehmbaustelle einzurichten und einen Lehmofen zu bauen Der Lehmofen ist in-

zwischen zu einem Treffpunkt geworden an dem regelmaumlszligig gemeinsam mit den Eltern Brot gebacken wird Einige Familien mit Migrations- oder Fluchthintergrund be-richteten dass in ihrer Heimat auch heute noch solche Lehmoumlfen zum Brotbacken dienen Sie wussten wie die Oumlfen genutzt werden und wie das Brot gut gelingt

Was haben Sie benoumltigt und wie lange haben Sie geforscht Eigentlich nur Lehm Wasser und Matsch-sachen fuumlr die Kinder Um den Matsch aus den Raumlumen zu halten haben wir eine

bdquoMatschschleuseldquo eingerichtet in der sich die Kinder die Gummistiefel und Regenho-sen ausziehen konnten Zusaumltzlich zu un-serem Lehmaushub haben wir Lehmpulver im Internet bestellt Fuumlr den Lehmofen haben wir als Unterkonstruktion noch ei-nige Ziegelsteine verwendet ndash man kann so einen Ofen aber auch ebenerdig auf-

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stellen Wir haben uns den Luxus erlaubt und vier Schamottsteine im Backraum ver-legt damit die Brote auf reinem Stein ge-backen werden

Was haben Sie herausgefunden Waumlhrend eine Gruppe von Kindern zusam-men mit Erwachsenen an dem Lehmofen baute starteten einige Kinder ihre eigenen Projekte auf der Lehmbaustelle Sie koch-ten sozusagen ihr eigenes bdquoLehmsuumlpp-chenldquo oder bauten Burgen Schwimmbauml-der oder Haumluser Fuumlr das Dach des Ofens haben wir letztlich nicht die Technik mit Holz und Kaninchendraht angewandt wie sie in einigen Buumlchern beschrieben ist sondern eine die die Kinder erfunden ha-ben Sie hatten naumlmlich herausgefunden dass Sand den Lehm stuumltzt als sie daraus Daumlcher und Rundungen formten Am naumlchsten Tag als der Lehm getrocknet war holten sie den Sand heraus So wurde auch das Dach des Ofens gebaut Die Kin-der hatten die perfekte Loumlsung gefunden

Was hat gut oder nicht so gut geklappt Die Menge an Matsch und die Begeiste-rung der Kinder ohne Ruumlcksicht auf ihre Kleidung und Umgebung hat uns anfangs ziemlich uumlberrascht Gelohnt hat es sich trotzdem Wir konnten auf diese Weise einige Familien mit Fluchthintergrund in den Kita-Alltag einbinden Sie und andere Eltern brachten ihre Expertise ein und kommen nun regelmaumlszligig auch zu Back- aktionen Das ist ein guter Weg gemein-sam den Kita-Alltag zu gestalten

Mit Lehm laumlsst sich einiges anstellen ndash zum Beispiel auch jonglieren

Kindergarten Schloss E insteinANSPRECHPARTNERIN

Dagmar Schlinkbaumlumer (Kita-Leiterin)

ORT

Iserlohn Nordrhein-Westfalen

KINDER

80 Kinder 1 ndash 6 Jahre

HAUS DER KLEINEN FORSCHER

Seit 2011 beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv 2014 zertifiziert und 2016 rezertifiziert

Kinder an den Matsch ndash dass die Haumlnde sauber bleiben ist beim Lehmbau unwahrscheinlich

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MEIN FORSCHERTIPP GRUNDSCHULE

DEUTSCH LERNEN MIT FORSCHERIDEEN

Worum ging esIn der StaumldteRegion Aachen werden fuumlr Schuumllerinnen

und Schuumller mit geringen Deutschkennt-nissen Deutsch-Intensivkurse angeboten Bis zu 15 Kindern werden jahrgangsuumlber-greifend die grundlegenden Kenntnisse der deutschen Sprache vermittelt Seit Anfang 2016 besucht bdquoHaus der kleinen Forscherldquo-Trainerin Lea Erkens einmal im Halbjahr die Deutsch-Intensivklassen und forscht mit den Kindern Ziel ist es den Kindern sowohl Naturwissenschaften und Technik als auch die deutsche Sprache spielerisch naumlherzubringen Dabei werden auch Sozialkompetenz Feinmotorik und das Selbstbewusstsein der Kinder gestaumlrkt

Was haben Sie benoumltigt und wie lange ha-ben Sie geforscht Zunaumlchst galt es das Konzept von Deutsch als Zweitsprache und den Ansatz des bdquoHau-ses der kleinen Forscherldquo zu kombinieren Die Forscherideen orientieren sich dabei an Unterrichtsinhalten und greifen die The-men Farben Pfl anzen Koumlrper und Ernaumlh-rung auf Fuumlr das Lernen der Sprache wird

die Methodik von Deutsch als Zweitsprache genutzt Neue Begriff e werden mit Wortkar-ten eingefuumlhrt und durch haumlufi ges Wieder-holen waumlhrend des Workshops gefestigt Eigens fuumlr das Projekt wurde ein Forscher-buch entwickelt in dem die Kinder ihre Ergebnisse festhalten Sie fi nden darin auszligerdem Wortlisten Schreibuumlbungen und Bastelvorlagen fuumlr zu Hause

Was haben Sie herausgefunden Taumlgliche Rituale wie der Morgenkreis bei dem zum Beispiel uumlber das Wetter oder die Zahl des Tages gesprochen wird sind fuumlr die Fluumlchtlingskinder besonders wichtig da sie Sicherheit und Orientierung geben Daher sind diese Rituale auch Bestandteil des Workshops Die unterschiedlichen Sprach-niveaus in den Klassen sind eine Herausfor-derung fuumlr die Lernbegleitung ndash die Kinder die ganz neu sind gehen gemeinsam in eine Klasse mit denen die bereits laumlnger dabei sind Es ist also wichtig Forscher-ideen zu fi nden bei denen die Kinder weder unter- noch uumlberfordert werden Auszligerdem ist es wichtig den Kindern beim Forschen und Entdecken Hilfestellung anzubieten

Gehoumlrt Forschen auch in Ihrer Kita Ihrem Hort oder Ihrer Grundschule zum Alltag Dann lassen Sie sich zertifi zieren Informationen zum Zertifi zierungsverfahren und das Bewerbungsportal fi nden Sie unter haus-der-kleinen-forscherde in der Rubrik bdquoZertifizierungldquo

Was hat gut oder nicht so gut geklappt Die Teamarbeit der Klassenlehrerinnen und -lehrer mit der Trainerin funktioniert so-wohl bei der Durchfuumlhrung des Workshops als auch bei der Konzepterstellung sehr gut Anfangs gestaltete es sich schwierig das passende Sprachniveau fuumlr das For-scherbuch zu fi nden Bemerkenswert ist der Zusammenhalt in den Schuumllergruppen Die Kinder helfen sich gegenseitig Man houmlrt nie bdquoEy bist du doofldquo sondern eher bdquoSchau mal das geht soldquo

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ANSPRECHPARTNERIN

Lea Erkens (Trainerin bdquoHaus der kleinen Forscherldquo)

ORT

StaumldteRegion Aachen Nordrhein-Westfalen

KINDER

In den Jahren 2016 und 2017 haben bis jetzt 420 Kinder an zehn Grundschulen in der StaumldteRegion Aachen teilgenommen

Die Umsetzung

der Forscher-Workshops in

den Deutsch-Intensivkursen wird

unterstuumltzt durch das Bildungsbuumlro

der StaumldteRegion Aachen und den

Bildungsengel eV ndash eine Initiative die sich

fuumlr Chancengerechtigkeit durch bessere

Bildung in allen Bildungsstufen einsetzt

Ein Video zum Sprachlernprojekt in der

StaumldteRegion Aachen fi nden Sie unter

integrationhaus-der-kleinen-

forscherde

Die Kinder halten ihre Ergebnisse in einem Forscherheft fest

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TIERSTIMMEN DER WELTProf Derek Abbott Director of the Centre for Biomedical Engineering an der Universitaumlt Adelaide hat zusammengetragen wie Menschen uumlberall auf der Welt unterschiedliche Tiergeraumlusche benennen

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Ein Hund bellt eine Katze miaut und ein Hahn

kraumlht Aber ist das uumlberall auf der Welt so

Oder sprechen Tiere in anderen Laumlndern andere

Sprachen Das tun die Tiere zwar nicht

aber wir Menschen houmlren Tiersprachen mit-

unter sehr verschieden In Deutschland

macht der Hund bdquowau wauldquo in Groszligbritannien

bdquobow wowldquo und in der Tuumlrkei bdquohav havldquo

Und wie sieht es mit den anderen Tieren auf

der Weltkarte aus Wissen die Maumldchen

und Jungen welche Laute die Tiere in Deutsch-

land machen und wie diese in anderen

Laumlndern klingen

Prof Derek Abbott Director of the Centre for Biomedical Engineering an der Universitaumlt Adelaide hat zusammengetragen wie Menschen uumlberall auf der Welt unterschiedliche Tiergeraumlusche benennen

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Haben Sie ein BeispielWenn das Kind sagt bdquoDa Autoldquo und der Vater den Satz richtig wiederholt bdquoJa da ist ein Autoldquo sind das ganz wichtige intuitive Lehrstrategien Wenn ich das als Vater oder Mutter aber in einer Sprache versuche die ich selbst nicht beherrsche werde ich deut-lich weniger korrigieren und kommentieren und manchmal regel-recht verstummen weil mir der richtige Ausdruck oder die richtige Form fehlt Ich kann damit auch nicht mehr frei auf die Impulse und Gefuumlhle des Kindes reagieren sondern bin eingeschraumlnkt Das kann auch die emotionale Beziehung zum Kind schwaumlchen Eltern muumlssen mit ihren Kindern in der bdquoSprache ihres Herzensldquo kommunizieren koumlnnen um ihre einzigartige und vertrauensvolle Beziehung nicht zu stoumlren

Lernen Kita-Kinder eine neue Sprache anders als Grundschul-kinder Generell gilt Je juumlnger die Kinder desto schneller und leichter lernen sie eine Sprache Bis zum dritten Lebensjahr werden zwei Sprachen parallel etwa so gut und schnell erworben wie bei einem einsprachig aufwachsenden Kind Danach haumlngt es davon ab wann die zweite Sprache dazukommt und wie Qualitaumlt und Quan-titaumlt des Sprachangebots beschaff en sind Wenn ein Kind vor dem zehnten Lebensjahr eine Sprache lernt kann es sich auch dem

INTERVIE W

bdquoELTERN SOLLTEN IN DER SPRACHE IHRES HERZENS KOMMUNIZIERENldquo

Wie lernen Kinder eine Sprache Welche Unterschiede muumlssen paumldagogische Fach- und Lehrkraumlfte im Hinblick auf das Alter des Kindes beachten Die Kommunikationsfor-scherin Prof Dr Ute Ritterfeld gibt Tipps zur Unterstuumltzung von Kindern beim Zweit- und Fremdspracherwerb

Eine Ihrer 13 goldenen Regeln sowohl fuumlr Kita- als auch fuumlr Grundschulkinder lautet bdquoKeine Sprachverboteldquo Was meinen Sie damitWir wollen verhindern dass die paumldagogischen Fach- und Lehr-kraumlfte gefl uumlchteten Eltern empfehlen zu Hause um jeden Preis Deutsch zu sprechen Das hat mehrere Gruumlnde Zum einen kann das menschliche Gehirn ganz hervorragend zwei Sprachen be-waumlltigen Zum anderen reicht der Input durch Kindergarten Schule Medien und Freunde in der Regel aus um Deutsch zu lernen Man sollte den Eltern nicht raten zu Hause in einer Sprache mit dem Kind zu sprechen die sie selbst noch nicht richtig be-herrschen Denn Kinder lernen eine Sprache auch indem Eltern sie korrigieren und Informationen hinzufuumlgen

Die ExpertinProf Dr Ute Ritterfeld ist seit 2010 Leiterin des Fachgebiets bdquoSprache und Kommunikationldquo an der Technischen Universitaumlt Dortmund Zwei ihrer Forschungsschwerpunkte sind fruumlher Spracherwerb und Mehrsprachigkeit

Die bdquo13 goldenen Regeln zur Sprach-foumlrderung mit heimatvertriebenen Kindern ohne Deutschkenntnisse in unseren Kitas und Grundschulenldquo von Prof Dr Ute Ritterfeld und Prof Dr Sandra Niebuhr-Siebert fi nden Sie im Internet unter sktu-dortmundde im Bereich bdquoMaterialienldquo Dort gibt es auch weitere Informationen und Hand-reichungen sowie eigens produzierte zweisprachige Houmlrspiele zum Download

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Klang und dem Rhythmus problemlos anpassen wenn es zuvor eine andere Sprache gesprochen hat Es entwickelt dann keinen Akzent Ungefaumlhr ab zehn Jahren setzt bei vielen Kindern die Her-kunftssprache dem Deutschen einen houmlrbaren Stempel auf Man houmlrt dann einen Akzent Dieser bleibt oft auch dann noch erhalten wenn der Wortschatz hervorragend entwickelt ist und die Gram-matik fehlerfrei beherrscht wird Wir sprechen dann auch nicht mehr von Zweitsprach- sondern von Fremdspracherwerb

Welche Ruumlckschluumlsse fuumlr den paumldagogischen Alltag ergeben sich darausIm Vorschulalter verfuumlgen die Kinder in der Regel noch uumlber gute Strategien quasi nebenbei eine Sprache zu lernen Das Sprach-lernziel muss deswegen nicht im Mittelpunkt stehen Kinder eig-nen sich eine neue Sprache vorwiegend spielerisch an weil sie sich mit anderen austauschen wollen Welches Mittel zur Kommunikation die Kinder auch waumlhlen schaumltzen Sie es wert Die Kommunikation steht im Vordergrund nicht das Lernen der Sprache So legen Sie behutsam eine Basis die die Kinder dann nach und nach mit Sprache fuumlllen werden Bei Grundschulkindern ist das schon ein wenig anders Die Kinder

wissen genau dass man von ihnen erwartet Deutsch zu lernen und mit dieser Sprache dem Schulunterricht zu folgen Ihr Sprach- erwerb ist damit gesteuerter und nicht so unbewusst wie im Kita-Alter Die Kinder lernen also sowohl nebenbei als auch ganz bewusst Als Lehrerinnen oder Lehrer passen Sie die Komplexitaumlt Ihres eigenen Sprachgebrauchs dann meist ganz automatisch an das Niveau der Kinder an Das ist ein wichtiger und richtiger Schritt Sie sollten zudem versuchen den Kindern moumlglichst viele Hilfen anzubieten mit denen die Aufgabenstellungen auch non-verbal so eindeutig wie moumlglich werden Das gelingt anhand von konkreten Objekten Gesten Bildern oder Videos Zeigen Sie auf die Dinge uumlber die Sie sprechen Und vor allem Haben Sie selbst Spaszlig an diesen Sprachlehr-Lern-Abenteuern mit Kindern aus ei-nem anderen Kulturkreis Denn Kinder koumlnnen problemlos zwei oder gar mehr Sprachen parallel lernen und benutzen

Kinder lernen Sprachen am besten spielerisch

Das Interview mit Prof Dr Ute Ritterfeld ist auch online zu finden im Service-Portal Integration

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Wo genau liegt eigentlich Kolumbien Welche Tiere leben dort und welche Sprache sprechen die Menschen Ein Praktikant aus Suumldamerika brachte die Kinder vom Kinderhaus Chelius-straszlige in Mannheim auf die Idee zu unterschiedlichen Kul-turen und Lebensweisen zu forschen und sich nebenbei mit Nachhaltigkeitsfragen zu beschaumlftigen Das Projekt wurde im Wettbewerb bdquoForschergeist 2014ldquo der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo als Landessieger nominiert

FORSCHERGEIST-PRO JEK T

KOLUMBIEN UND SEIN REGENWALD

Kinderhaus Cheliusstraszlige ANSPRECHPARTNERIN

Gabriele Kessler (Kita-Leiterin)

ORT

Mannheim Baden-Wuumlrttemberg

KINDER

100 Kinder 0 ndash 6 Jahre

HAUS DER KLEINEN FORSCHER

Seit 2010 beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv 2016 zum dritten Mal zertifi ziert

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

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Forschergeist-Projekt des Monats

Der bdquoForschergeistldquo ist ein bundesweiter Kita-Wettbewerb der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Gesucht und praumlmiert werden herausragende Projekte die Maumldchen und Jungen fuumlr die Welt der Mathematik Infor- matik Naturwissenschaften oder Technik begeistert haben

Weitere spannende Informationen und Details zum bdquoForschergeistldquo-Wettbewerb erhalten Sie unter forschergeist-wett- bewerbde

er neue Praktikant war fuumlr die Maumldchen und Jungen des Kinderhauses Cheliusstraszlige sehr spannend Sein Deutsch war noch recht gebrochen so dass sie manchmal Schwie-

rigkeiten hatten ihn zu verstehen Dafuumlr konnte er eine fremde Sprache sprechen ndash Spanisch Die Kinder begannen Fragen zu seiner Sprache und seinem Heimatland Kolumbien zu stellen In den Gespraumlchen stellte sich heraus dass Kolumbien ganz schoumln weit weg ist und in den Regenwaumlldern leben dort jede Menge interessanter Pflanzen und Tiere Als die Kinder im nahe gelegenen Tropenhaus auf Schlangen Piranhas und Krokodile trafen und houmlrten dass diese in Kolumbien in Freiheit leben wurde die Neu-gier so groszlig dass ein Projekt daraus entstand Dreimal pro Woche bdquoreistenldquo die Maumldchen und Jungen fuumlr eine Stunde in den suumld- amerikanischen Regenwald lernten Tiere und Pflanzen kennen erforschten den Wasserkreislauf kochten kolumbianische Gerich-te sprachen uumlber indigene Voumllker und Umweltschutz und schoumlpf-ten eigenes Papier um Holz zu sparen Eine Handpuppe die Ameise bdquoHormigaldquo begleitete die Kin-der auf allen Reisen und erklaumlrte ihnen den Regenwald Die Maumld-chen und Jungen ahmten einzelne Tiere nach verglichen die Ei-genschaften verschiedener Holzarten pflanzten eine Ananas und meisterten einen Bewegungsparcours auf dem sie von Stein zu Stein uumlber einen Fluss mit Krokodilen sprangen und uumlber umge-fallene Baumstaumlmme balancierten Daruumlber hinaus machten sich die Kinder Gedanken was sie selbst tun koumlnnen um den Regen-wald vor Abholzung zu schuumltzen Sie baten alle darum im Wasch- raum sparsam mit Papierhandtuumlchern zu sein Altpapier getrennt zu sammeln und Brote nur duumlnn mit Nuss-Nougat-Creme zu bestreichen ndash denn in dem leckeren Brotaufstrich ist Palmoumll ent-halten fuumlr dessen Anbau der Regenwald weichen muss Nach jedem einzelnen Projektschritt gestalteten die Maumldchen und Jungen Plakate oder Wandzeitungen mit Fotos und Informa-tionen fuumlr die anderen Kinder und die Eltern Daruumlber hinaus malten sie ein groszliges Abbild des Regenwalds im Vergleich zu

D einem Hochhaus in den Flur des Kinderhauses Fuumlr die paumldago-gischen Fachkraumlfte war es faszinierend zu sehen wie dieses Pro-jekt nach und nach die gesamte Kita durchzog Immer wieder houmlrten sie in Gespraumlchen dass das Thema auch bei Kindern die nicht teilnahmen praumlsent war und fuumlr Interesse sorgte Zum Abschluss veranstalteten die Maumldchen und Jungen einen Elternnachmittag bei dem sie Bilder von einzelnen Projekt- schritten zeigten Lieder sangen einen Tanz auffuumlhrten die fuumlr sie interessantesten Versuche praumlsentierten und einen kolum- bianischen Imbiss zubereiteten Die Kinder konnten bei dem Projekt ihre interkulturellen Kom-petenzen weiterentwickeln Durch die vertiefte Beschaumlftigung mit dem Lebensraum Regenwald erarbeiteten sie sich biologisches Wissen und legten auszligerdem besonderes Augenmerk auf Um- weltschutz und Fragen der Nachhaltigkeit Sie lernten dabei aus ihrem Wissen Konsequenzen fuumlr ihre Handlungen zu ziehen

Im Bewegungsparcours uumlbten die Kinde durch Dickicht zu kriechen und Fluumlsse zu uumlberqueren

Im Dschungel leben jede Menge spannender Tiere und Pflanzen

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Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-

aufsichtigt an Gewaumlssern spielen

Nehmen Sie sich die Zeit um mit

Ihnen sicheres Verhalten am Wasser zu

uumlben Geben Sie den Kindern Hinweise

fuumlr das Einfangen und Beobachten von

Wassertieren bevor es losgeht und

versuchen Sie moumlglichst keine

bdquoSpurenldquo zu hinterlassen

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

ORTE ZUM FORSCHEN

FORSCHEN AM TUumlMPELOb Teich oder Tuumlmpel ndash Gewaumlsser laden nicht nur zum Planschen ein sie sind auch spannende Forscherorte

an denen Maumldchen und Jungen allerhand erkunden koumlnnen Besonders im Sommer lohnt sich fuumlr entdeckungsfreudige Forschergeister ein Spaziergang in die Natur um Tiere und Pflanzen zu beobachten

VIELFALT AN TEICH UND TUumlMPELIn Teichen und Tuumlmpeln ist das Wasser meist nicht tief so dass das Sonnenlicht bis zum Boden dringt und die Pfl anzen uumlppig wachsen Die fl achen Gewaumlsser sind reich an Naumlhrstoff en und bieten vie-len Tieren ideale Lebensbedingungen Welche Tiere und Pfl anzen koumlnnen die Kinder entdecken Koumlnnen sie die ver-schiedenen Arten benennen Bitten Sie die Kinder behutsam zu sein um scheue Tiere nicht zu verjagen

WAS FUumlR TIERE SIND DASKoumlnnen die Kinder die Tiere benennen die sie sehen In Teichen und Tuumlmpeln leben nicht nur Froumlsche Libellen und Fische Am Ufer hausen die Larven vom Gelbrandkaumlfer Wasserskorpion und Ruumlckenschwimmer In den Pfl anzen verstecken sich Libellen und Koumlcherfl iegen Im Wasser tummeln sich um Aumlste und Steine herum Schnecken Plattwuumlrmer und Wasserasseln Welche Tiere koumlnnen die Kinder noch entdecken Wie bewegen sich die Tiere fort und wo genau fi nden die Maumldchen und Jungen sie

PAPIERBOOTE BAUENNur ein Blatt Papier ndash mehr braucht es nicht um ein Papierboot zu bauen Doch schwimmt es auch Welches schwimmt am besten Und wie schwimmt es von hier nach dort Braucht es Wind oder Stroumlmung reicht es zu pusten oder muumlssen die Kinder es an-schubsen Uumlberlegen Sie gemeinsam wie Papierboote am schnellsten schwimmen und veranstalten Sie einen Wettbewerb

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Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-Achtung

aufsichtigt an Gewaumlssern spielen

Nehmen Sie sich die Zeit um mit

Ihnen sicheres Verhalten am Wasser zu

uumlben Geben Sie den Kindern Hinweise

fuumlr das Einfangen und Beobachten von

Wassertieren bevor es losgeht und

versuchen Sie moumlglichst keine

bdquoSpurenldquo zu hinterlassen

ann muumlssten wir uns mit Zeichen ver-staumlndigen Fuumlr jedes Wort muumlssten wir uns ein Zeichen uumlberlegen aumlhn-

lich wie die Gebaumlrdensprache Fuumlr Men-schen die eh schon Gebaumlrdensprache sprechen waumlre es praktisch da sie dann alles verstehen wuumlrden Dann waumlre es na-tuumlrlich schlecht wenn man blind ist da blinde Menschen die Zeichen nicht sehen koumlnnen Fuumlr sie muumlssten wir uns dann et-was aus Lauten wie bdquoMmmhldquo oder aus Ge-raumluschen ausdenken

hne Sprache waumlren wir nicht das was wir sind Sprache ist eine besonders wichtige Eigenschaft des Menschen

mit einem groszligen praktischen Nutzen Sprache unterscheidet uns von allen ande-ren Lebewesen Ohne die vielen Sprachen der Welt koumlnnten sich Menschen nicht so schnell und effi zient uumlber so viele Dinge verstaumlndigen ihren Gefuumlhlen Ausdruck ver-

leihen und ihr Zusammenleben im Alltag regeln Ohne Sprache koumlnnten wir unser Wissen uumlber die Welt nicht festhalten und an andere weitergeben wir koumlnnten dieses Wissen nicht hinterfragen und verbessern wir koumlnnten nicht so viel lernen und wir koumlnnten andere nicht mit unseren Geschichten zum Lachen oder Weinen bringen

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

DUR CH DIE FORSCHERBRILLE

WAS WAumlRE WENN WIR KEINE SPRACHE HAumlTTEN

Oskar 7 Jahre weiszlig eine Antwor t

Prof Dr Steinbach Universitaumlt Goumlttingen Seminar fuumlr Deutsche Philologie

EIN TUumlMPELMUSEUMNicht nur die Tiere und Pfl anzen sind be-sonders Rund um Tuumlmpel und Teich koumln-nen die Kinder jede Menge Schaumltze ent-decken Entweder sammeln sie einfach was ihnen gefaumlllt oder sie erstellen eine Sammelliste Finden sie etwas Spitzes etwas Weiches etwas Hartes oder etwas von dem sie nicht wissen was es ist Finden sie fuumlnf Steine in unterschied-licher Farbe oder vier verschiedene Blatt-formen Lassen Sie die Kinder alles in einer Box zusammentragen ndash ihrer persoumln-lichen Schatzkiste ndash und bitten Sie sie sich gegenseitig die Fundstuumlcke vorzustellen

AUS DER NAumlHE BE TRACHTE TWenn die Maumldchen und Jungen dabei vor-sichtig sind duumlrfen sie einige Tiere fangen Dafuumlr eignen sich ein Haushaltssieb oder ein Kescher am besten ein viereckiger ndash damit koumlnnen die Kinder die Tiere am Bo-den des Teiches gut erreichen Danach geben sie sie sorgsam in ein mit Wasser gefuumllltes Gefaumlszlig ndash zum Beispiel eine Schuumls-sel oder einen Topf Was sehen die Kinder Besonders viel erkennen koumlnnen sie mit Becherlupen Achten Sie darauf moumlg-lichst keine geschuumltzten Arten zu fangen wie Froumlsche Kaulquappen Libellenlarven oder Wasserspinnen

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

E mma sitzt auf der Treppe vorm Haus Gerade hat Viola angerufen sie hat heute doch keine Zeit zum SpielenKeiner hat heute Zeit zum Spielen

raquoDoofer Dienstaglaquo denkt EmmaEmma wuumlnscht sich eine Freundin Eine richtige Freundin Sie stuumltzt die Ellenbogen auf die Knie und legt das Gesicht in ihre Haumlnde Schritte schlurfen heran und bleiben stehen Genau vor Emma Sie kann spuumlren dass jemand sie anschaut Sie will aber jetzt nicht angeschaut werden Zur Strafe fuumlrs Anschauen guckt sie nicht hochraquoHast du waslaquo fragt eine Stimme Es ist eine fremde StimmeEine die die Worte seltsam betont und das raquohlaquo ganz rau klingen laumlsst Emma guckt doch Es ist der kleine Junge aus dem Haus am Ende der Straszlige Er hat schwarze Haare und dunkle dunkle AugenraquoHast du waslaquo wiederholt der Junge und starrt Emma mit seinen dunklen Augen anraquoNeelaquo sagt EmmaraquoWohnst du hierlaquo fragt der Junge weiterraquoJalaquo antwortet Emma bevor sie uumlberlegen kann ob sie sich von diesem Knirps ausfragen lassen willraquoWie heiszligt rsquon dulaquoraquoEmmalaquo Schweigen raquoUnd dulaquoraquoAbdullahlaquoraquoAhalaquo

Text Kathrin RohmannIllustrationen Antje Drescher

raquoUnd was machst du jetztlaquo Abdullah zieht mit der Fuszligspitze die Fugen zwischen den Pflastersteinen nachraquoNichtslaquo sagt EmmaraquoHast du keinen zum SpielenlaquoPeng Emma spuumlrt die Hitze in ihr Gesicht schieszligen Was denkt dieser Abdu-Dings-Bums sich Natuumlrlich hat sie jemanden zum Spielen Sonst jedenfalls Immer Nur gerade heute nichtraquoKlar habe ich jemanden zum Spielenlaquo blafft Emma Abdullah anraquoMeine richtige Freundin kommt gleichlaquoraquoWas ist eine richtige Freundinlaquo Abdullahs Augenbrauen schieben sich zusammenraquoEin richtige F r e u n d i n laquo Emma zieht das Wort sehr langraquoAlso eine richtige Freundin hat immer Zeit zum Spielen und total gute Ideen Mit der ist es nie langweilig und die ist nicht sauer oder beleidigt wenn man vielleicht ein schoumlneres T-Shirt anhatlaquoraquoAhalaquo sagt Abdullah und guckt auf Emmas pinkes Hello-Lilli- T-Shirt und dann an seinem grauen Space-Rider-T-Shirt herunterraquoIch find deins echt schoumln aber das macht nichtslaquo sagt er und laumlchelt raquoIch hol mal meinen BalllaquoraquoIch hab aber gar keine Zeitlaquo murmelt Emma Dennoch bleibt sie sitzen bis Abdullah zuruumlckkommt

raquoKannste Fuszligball spielenlaquo fragt Abdullah und kickt den Ballgegen die unterste Stufe der TrepperaquoKlar kann ich daslaquo antwortet Emma und rollt die AugenEigentlich will sie sagen dass Fuszligball bloumlder Kram ist und dass sie mit Knirpsen bestimmt nicht spielt und raquoSuper dann schieszligen wir immer an den Pfosten da und der andere muss den Ball kriegen und wieder gegen den Pfosten schieszligenlaquo Abdullah schieszligt Und noch bevor der Ball vom Pfosten der Einfahrt gegenuumlber wieder abgeprallt ist steht Emma schon neben ihmDer soll nicht denken dass sie das nicht kann Beim erstenSchuss trifft sie den Pfosten beim zweiten nicht beim drittennicht aber beim vierten wieder

K UR ZGE SCHICHTE

ABDULLAH UND DIE RICHTIGE FREUNDIN

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

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Noch mehr toll illustrierte Vorlesegeschichten gibt es in GECKO der werbe- freien Bilderbuch-Zeitschrift fuumlr Kinder ab vier Jahren bis ins Schulalter Die Geschichte bdquoAbdullah und die richtige Freundinldquo ist in der Kinderzeit-schrift Gecko Nr 25 erschienen Mit dem Heft fuumlr Juli August 2017 feiert GECKO uumlbrigens bereits die 60 Ausgabe GECKO gibt es im Abo oder als Einzelheft auf wwwgecko-kinderzeitschriftde und im Buchhandel Kindergaumlrten und Kitas erhalten zehn Prozent Bildungsrabatt auf das Abo

Abdullah trifft immer Er stoppt den Ball und schieszligt mit der Innenseite des Fuszliges Es sieht aus als wuumlrde er den Ballschieszlig-schieben Als Abdullah nicht guckt versucht Emma anstatt mit der Fuszligspitze auch einmal genauso zu schieszligenSie trifft den Pfosten perfekt

Beim naumlchsten Schuss kommt Theo bellend um die Hausecke gesaust und beiszligt in den BallraquoOhlaquo sagt Abdullah raquodeine richtige FreundinlaquoraquoNeelaquo Emma schuumlttelt den Kopf So sehr dass ihr alle Haareins Gesicht fallen damit Abdullah nicht sieht wie rot sie wirdraquoNeelaquo sagt sie raquodas ist mein Hundlaquo

raquoMamalaquo fragt Emma beim Abendessen und legt ihr Brot zuruumlckauf den Teller raquomuumlssen Freundinnen eigentlich genauso alt seinwie man selbstlaquo Mama uumlberlegt raquoNeinlaquo sagt sie raquoich bin 38 Marie ist 36 Franzi 33 und Regina 49 Und alle sind meine FreundinnenlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoHast du Freundinnen die woandersherkommen Ich meine die auch noch eine andere SprachesprechenlaquoraquoKlarlaquo sagt Mama raquoAideen aus Irland sie spricht Englisch undDeutsch Und Marisol vom Chor kommt aus Chile Sie sprichtSpanisch und DeutschlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoAber Jungen oder Maumlnner die koumlnnen nichtrichtige Freundinnen sein oderlaquo

Mama lacht raquoNa ja vielleicht nicht Freundinnen aber Freundenatuumlrlich Olli zum Beispiel Den kenne ich schon ewig und er istein richtig guter FreundlaquoraquoAhalaquo sagt Emma und nicktraquoWarum willst du das eigentlich wissenlaquo fragt MamaraquoAchlaquo antwortet Emma raquonur solaquo

Spaumlter holt Emma ihr Gummitwistband Das haumlngt sie an einer Seite in die Zaunlatten und Emma zeigt Abdullah wie man von eins bis zehn huumlpft Abdullah hat noch nie Gummitwist ge- spielt und muss schrecklich lachen weil er sich staumlndig ver- heddert Emma muss auch lachen Aber eigentlich findet sie dass Abdullah fuumlr einen Jungen ganz schoumln gut huumlpft Vor allem weil er das noch nie gemacht hat

Irgendwann lehnen sie beide nur noch lachend und japsend am GartenzaunPloumltzlich ruft jemand laut raquoA b d u l l a hlaquoraquoTschuumlszliglaquo sagt Abdullah und flitzt davon Kurz dreht er sich noch einmal umraquoIch hab morgen Zeitlaquo ruft erraquoIch auchlaquo fluumlstert Emma

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Im Benjamin-Franklin-Village in Mannheim befindet sich eine bdquoBedarfsorientierte Erstaufnahmeeinrichtungldquo ndash die erste in Baden-Wuumlrttemberg mit einer eigenen Willkommensschule Anders als in einer Regelschule wird hier der Unterricht von ehrenamtlichen Lehrkraumlften durchgefuumlhrt Durchschnittlich vier Monate bleiben die gefluumlchteten Kinder und ihre Familien auf dem Gelaumlnde Barbara Hackbarth Trainerin und Netz-werkkoordinatorin beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo leitet eine Forscher-AG an der Willkommensschule in der sie alle 14 Tage mit gefluumlchteten Kindern zu naturwissenschaftlichen und technischen Themen forscht

GUT GEMACHT

WILLKOMMEN KLEINE FORSCHER

Wasser ist immer ein spannendes Forschungsobjekt

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Ins Gespraumlch kommenUumlber das Forschen kommt sie leicht ins Gespraumlch mit den Kindern auch wenn die Kommunikation meist mit Haumlnden und Fuumlszligen statt-findet Die Maumldchen und Jungen stammen aus vielen unterschied-lichen Laumlndern sprechen kein Deutsch und nur wenig Englisch Bildkarten helfen den Kindern rasch die Bezeichnungen fuumlr die Forschermaterialien zu lernen ndash nach der ersten Forscherstunde kennen die Kinder die englischen und deutschen Bezeichnungen fuumlr Wasser und Messbecher Pipette und Reagenzglas

Wertschaumltzung statt LeistungsdruckZurzeit besuchen rund 30 Kinder zwischen 5 und 15 Jahren den Unterricht in der Columbus-Schule Nachmittags bieten Freiwillige verschiedene AGs an Eine davon ist die Forscher-AG bdquoIch wollte mich schon lange in der Fluumlchtlingshilfe engagierenldquo sagt Barbara Hackbarth die als Netzwerkkoordinatorin fuumlr das bdquoHaus der kleinen Forscherldquo beim Suumldwestmetall-Netzwerk Rhein-Neckar arbeitet 15 Kinder besuchen regelmaumlszligig die Forscher-AG Nach den zwei Stunden sind alle ganz schoumln erledigt bdquoAber diese zwei Stun-den sind eine wunderbare Bereicherung fuumlr michldquo sagt Barbara Hackbarth Genauso wie fuumlr die Kinder bdquoSie erfahren hier Bestaumlr-kung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ih-nen dabei hier entspannt anzukommenldquoDie Maumldchen und Jungen freuen sich wenn sich jemand Zeit fuumlr sie nimmt und sich mit ihnen beschaumlftigt

bdquoEierlaufenldquo ndash mal andersWasser so Barbara Hackbarth sei ein wunderbares Element um es mit den Kindern gemeinsam zu erforschen bdquoWir haben Wasser-tropfen untersucht und herausgefunden dass Wasser andere Stoffe aufloumlsen und vermischen kann Auch im Winter bietet es sich an mit Wasser zu forschen ndash in gefrorener Form ist es so faszinierend dass die Kinder es stundenlang untersuchen und immer wieder etwas Neues entdecken Zwischendurch baue ich immer Bewegungsspiele einldquo sagt die Netzwerkkoordinatorin Zum Beispiel spielt sie mit den Kindern bdquoEierlaufenldquo ndash nur mit

GU T ZU W IS S E N

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GU T ZU W IS S E N

Wasser statt mit Eiern Die Maumldchen und Jungen werden in zwei Gruppen unterteilt Jede Gruppe hat unterschiedliche Dinge zur Verfuumlgung um das Wasser zu transportieren Glaumlser Untertassen Siebe Kellen und was sich sonst noch so findet Dann geht es darum welche Gruppe zuerst das Wasser von dem einen Eimer in den auf der gegenuumlberliegenden Seite transportieren kann

Kleine Schritte zu BeginnDie Forscher-AG ist mit den gefluumlchteten Kindern etwas anders strukturiert als sonst bdquoNormalerweise biete ich immer drei oder vier Forscherideen auf einmal an und lasse die Maumldchen und Jun-gen dann entdecken Aber diese Art des Forschens uumlberfordert die Kinder hierldquo sagt die studierte Sozialpaumldagogin Zudem setzt sie die Kinderkarten vom bdquoHaus der kleinen Forscherldquo ein So koumlnnen sich die Kinder zusaumltzlich an den Bildern orientieren und sich in-spirieren lassen Einmal habe sie mit einigen Kindern am Tisch einen Luftbal-lontransporter gebaut als sie einen Jungen bemerkte der auf dem Boden saszlig Er hatte mit Hilfe einer der Entdeckungskarten einen Faumlcher nachgebaut saszlig in Ruhe da und wedelte sich Luft zu bdquoEr hat nichts gesagt nichts gefragt Ich habe ihm nichts erklaumlrt Er hat einfach die abgebildete Forscheridee nachgebaut und den Luftzug auf sich wirken lassen Das war tollldquo

Der bdquoBildungspassldquoDen bdquoBildungspassldquo der Columbus- Schule haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Mannheim entwickelt Jedes Kind bekommt einen solchen Pass in dem seine Lehrer eintragen koumlnnen welche Themen sie behandelt haben Das koumlnnen Zah- len sein das Einmaleins oder auch geschichtliche Themen Der Pass dient dazu die Lehrerinnen und Lehrer in den aufnehmenden Kommunen uumlber den Bildungsstand des Kindes zu informieren Vor allem aber soll er die Kinder motivieren

Die WillkommensschuleDie Schulpflicht beginnt in Baden-Wuumlrt-temberg fuumlr Kinder deren Eltern einen Asylantrag stellen sechs Monate nach ihrer Ankunft Allerdings nicht schon in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes sondern erst in der Kommune die die Familien und Kinder letztlich aufnimmt Dort werden die Kinder und Jugendlichen zunaumlchst in sogenannten Vorbereitungs- und VABO-Klassen (VABO steht fuumlr Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf fuumlr Jugendliche ohne Deutschkenntnisse) in die Regelschule integriert Die Willkommensschule in Mannheim will die Luumlcke zwischen Ankunft und Schulbeginn in der Kom- mune schlieszligen

Beim Forschen wird auch die Feinmotorik geschult

bdquoSie erfahren hier Bestaumlrkung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ihnen dabei hier entspannt anzukommenldquo

Einen Bericht uumlber die Willkommens-schule finden Sie auch auf unserer Website Service-Portal Integration

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Welche Themen sind Ihnen besonders wich-tig wenn es um die Integration von Kindern in Kita Hort und Grundschule geht Beim Kita- und Schulbesuch muumlssen zu-naumlchst Zugangshuumlrden abgebaut werden Zugewanderte Eltern melden ihre Kinder deutlich seltener in einer Kita an Ihre Kin-der erhalten daher oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie fuumlr ihre sprachliche kognitive koumlrperliche psychische und soziale Ent-wicklung benoumltigen Zwar haben zugewan-derte Familien den gleichen Anspruch auf einen Kita-Platz wie einheimische doch viele sind uumlber Betreuungsangebote schlecht informiert oder es faumlllt ihnen schwer die passende Betreuung zu finden Schulpflichtige Kinder die nach Deutsch-land gefluumlchtet sind muumlssen meist deut-lich laumlnger auf einen Schulplatz warten als die europarechtlich vorgesehenen drei Mo-nate Das verlaumlngert den ohnehin schon groszligen bdquoLeerlaufldquo unnoumltig

Wo liegen aus Ihrer Sicht die Chancen und Herausforderungen im Hinblick auf eine gelungene Integration Hier geht es weniger um Chancen als um Notwendigkeiten Bundesweit hat mittler-weile mehr als jedes dritte Kind einen Migrationshintergrund Eine gelungene

GU T ZU W IS S E N

BILDUNGSPOLITISCHE S INTERVIE W

bdquoBILDUNGSEINRICHTUNGEN KOumlNNEN ALS INTEGRATIONSMOTOR WIRKENldquo

Dr Cornelia Schu ist Geschaumlftsfuumlhrerin des Sachverstaumlndigenrats deutscher Stiftun-gen fuumlr Integration und Migration Eine breite integrationspolitische Expertise hat die promovierte Germanistin als Leiterin des Themenschwerpunkts Integration bei der Stiftung Mercator gewonnen Im Interview beschreibt sie wie der Weg in die Kita fuumlr viele neu zugewanderte Familien einem Huumlrdenlauf gleicht und kritisiert deutlich die Maumlngel in der Ausbildung von Paumldagoginnen und Paumldagogen

Bildungsintegration ist somit unerlaumlsslich um auch fuumlr das weitere Leben der Kinder und Jugendlichen gute Teilhabechancen zu eroumlffnen Die groumlszligte Herausforderung be-steht darin allen Kindern moumlglichst fruumlh Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Kindertagesbetreuung zu sichern Aus un-serer Forschung wissen wir dass der Weg in die Kita besonders fuumlr neu Zugewander-te oft einem Huumlrdenlauf gleicht Vor allem die Versorgungsluumlcke fuumlr unter dreijaumlhrige Kinder muss schnell geschlossen werden Ungleiche Bildungschancen verschaumlrfen

sich zudem an den Schulen wo zugewan-derte Kinder zu oft unter sich bleiben In Groszligstaumldten lernen 70 Prozent von ihnen in Grundschulen in denen mehr als die Haumllfte der Kinder einen Migrationshinter-grund haben Hinzu kommt dass das Lehr-personal oft nur unzureichend auf den Umgang mit sprachlicher und kultureller Vielfalt vorbereitet ist Somit erhalten zu-

gewanderte Kinder oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie benoumltigen um ihre Potenziale zu entfalten

Welche Bedeutung nehmen Kita Hort und Grundschule bei der Integration gefluumlchte-ter Kinder ein Wie koumlnnen die Bildungs-einrichtungen die an sie gestellten Erwar-tungen erfuumlllenFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehen Bildungs-einrichtungen koumlnnen somit als Integrati-onsmotoren wirken Auszligerdem bieten sie den Kindern eine angstfreie Umgebung die nicht vom Fluchtkontext gepraumlgt ist Die Grundsteine die hier heute gelegt werden bilden das Fundament fuumlr die Integrations-erfolge von morgen Kitas und Schulen duumlr-fen aber mit diesem Erwartungsdruck nicht alleingelassen werden Neben Personal-zuschlaumlgen und zusaumltzlichen materiellen Zuwendungen bedarf es vor allem neuer Lehrmaterialien die auf die vielfaumlltigen Beduumlrfnisse gefluumlchteter Kinder eingehen Doch auch die Bildungseinrichtungen selbst muumlssen sich auf den Weg machen und etwa dafuumlr sorgen dass Kinder ihre

bdquoAlle angehenden paumldagogischen Fach- und Lehrkraumlfte so llten zukuumlnftig Basis-kompetenzen in Sprachbildung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller V ielfalt erwerbenldquo

GEMEINS AME LE SEEMPFEHLUNGENDER STIF TUNG bdquoHAUS DER KLEINEN FORSCHERldquo UND DER STIF TUNG LE SEN

Lane SmithDie Faumlhrte der Kinderab ca 4 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder40 Seiten Preis 1499 euro

bdquoEin Kind machte sich auf die Suche Unterwegs begeg-nete ihm die ganze Welt hellipldquo Wonach das Kind sucht wird in diesem poetischen Bilderbuch nicht naumlher benannt Die Nase neugierig nach vorn gestreckt durchwandert es verschiedene Lebensraumlume Von hohen Bergen uumlber das eisige Zuhause der Pinguine und die Tiefen des Meeres erleuchtet von farbigen Quallen bis hin zu kargen Steppen und tiefgruumlnen Dschungeln Die ungewoumlhnliche Bilderbuchreise lebt von den auszligergewoumlhnlichen Illustrationen die das Thema Vielfalt widerspiegeln und ahnen lassen wie die Welt ohne Menschen aussehen wuumlrde

Emma Levey Klara Gluck und ihre Kinderab ca 4 Jahren Verlag orell fuumlssli32 Seiten Preis 1395 euro

Der erste Band des Klara-Gluck-Abenteuers hat dem Leser die bunteste Familie vor Augen gefuumlhrt die die

Huumlhnermama sich nur wuumlnschen konnte Aus allen Eiern die sie auf ihren Reisen gesammelt hat sind die unterschiedlichsten Tiere geschluumlpft Die wollen nun alle versorgt und begluckt werden Familie ist was man draus macht Dieses Motto lebt das liebenswerte Bilderbuchhuhn so nachvollziehbar komisch und wahrhaftig vor dass nicht nur Kinder ihren Spaszlig daran haben werden Mehr Vielfalt als in der gluckigen Patchworkfamilie geht nicht und mehr vergnuumlgliches Chaos ebenso wenig

Anne C VoorhoeveWir 7 vom Reuterkiezab ca 10 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder265 Seiten Preis 1299 euro

bdquoNeukoumllln fuumlr starke Nervenldquo lautet das Thema einer Stadtteilfuumlhrung die die Freunde Pia Jonas Nesrin Kasim Finn-Ole Mustafa und Rifat fuumlr Touristen anbieten ndash ein Geschaumlftsmodell das die Clique fordert denn es bedarf einer gruumlndlichen Vorbereitung Verlust des Zuhauses durch Gentrifi zierung multi-

kulturelle Gesellschaft Patchworkfamilien In diesem unterhaltsamen Groszligstadt-roman gelingt es der Autorin vielfaumlltige Themen mit Witz Spannung und einer positiven Grundhaltung aufzubereiten

Deutschkenntnisse nicht nur in einzelnen Foumlrderstunden verbessern sondern uumlber den gesamten Tag hinweg

Wie schaumltzen Sie die Situation der paumldago-gischen Fach- und Lehrkraumlfte ein und wie koumlnnte man sie bei ihrer wichtigen Integra-tionsarbeit noch besser unterstuumltzenAn Paumldagogen werden hohe Erwartungen gestellt und viele fuumlhlen sich damit allein-gelassen Sie sollen die gestiegene Zahl junger Fluumlchtlinge und ein Vielfaches an Foumlrderbeduumlrftigen individuell unterstuumltzen doch nur ein Bruchteil der Paumldagogen fuumlhlt sich auf diese Aufgabe gut vorbereitet ndash oft weil es deutliche Maumlngel in der Ausbildung gibt Der Arbeitsalltag in sprachlich und kulturell vielfaumlltigen Klassen spielt in der Aus- und Fortbildung weiterhin nur eine Nebenrolle Dies muss sich schnellstmoumlg-lich aumlndern sonst laufen wir Gefahr die Integrationsversaumlumnisse der Vergangen-heit zu wiederholen Alle angehenden pauml-dagogischen Fach- und Lehrkraumlfte sollten zukuumlnftig Basiskompetenzen in Sprachbil-dung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller Vielfalt erwerben Dies erfordert konkrete Landesvorgaben und eine Aus- und Fortbildung die sich staumlrker am Bedarf der Praxis orientiert

Wenn Sie an Ihre Kindheit zuruumlckdenken Welchen eigenen Forscherfragen sind Sie nachgegangenIch war als Kind mehr eine Leseratte als eine bdquoForscherinldquo ndash kein Wunder dass ich spaumlter die Literaturwissenschaft als meine Forschungsdisziplin gewaumlhlt habe Aber als in der Eifel aufwachsendes Kind von Erd-kunde-Lehrern hat mich auch der Vulkanis-mus sehr fasziniert und ich wollte alles daruumlber wissen wie Maare entstehen und warum die Erde manchmal Feuer spuckt

bdquoFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehenldquo

Weitere Lese- und Medienempfehlungen zu MINT und vielen anderen Themen finden Sie auf stiftunglesende

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Naturwissenschaften und Technik

fuumlr Maumldchen und Jungen

HerausgeberStiftung Haus der kleinen ForscherClaudia Striffl er (ViSdP)Rungestr 1810179 Berlin Tel 03027 59 59-0Fax 03027 59 59-209E-Mail infohaus-der-kleinen-forscherde

ProjektleitungClaudia PetersenE-Mail claudiapetersenhaus-der-kleinen-forscherde

Verantwortliche RedakteurinJenny MoumlllerE-Mail jennymoellerhaus-der-kleinen-forscherde

RedaktionJonas BrandhorstMareike BreuerMareike MittelbachJenny MoumlllerJasemin SevenKatrin WeberTanja Zagel

Partner der Stiftung sind die Helmholtz-Gemeinschaft die Siemens Stiftung die Dietmar Hopp Stiftung und die Deutsche Telekom Stiftung Gefoumlrdert wird sie vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung

BildnachweisTitel Rawpixelcomfotolia S 1 Bettina VolkeStiftung Haus der kleinen Forscher S 4 hl-studiosthinkstock SIHK zu Hagen S 5 Michael SchmidtStiftung Haus der kleinen Forscher privat S 7 Jens JeskeStiftung Haus der kleinen Forscher S 8 Luminastocksy S12 Kindergarten Schloss Einstein S 13 LightFieldStudiosthinkstock S14-15 Ulrike Keil Stiftung Haus der kleinen Forscher S 17 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher S18-19 Kinderhaus Cheliusstraszlige S 21 privat Courant Forschungszentrum Textstrukturen Universitaumlt Goumlttingen S 24 Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 25 pyotr021thinkstock Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 26 Phil Dera S 28 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher

BezugsbedingungenDie Kitas Horte und Grundschulen die in einem lokalen Netzwerk der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv sind erhalten das Magazin 4 x jaumlhrlich kostenlos Das Magazin steht in vollem Umfang auf der Website der Stiftung wwwhaus-der-kleinen-forscherde kostenlos zum Down-load zur Verfuumlgung

Erscheinungvierteljaumlhrlich

GestaltungDiscodoener middot Stuttgart

SatzDiscodoener middot Stuttgart

Lektorat Lutz Happel

DruckBonifatius GmbHDruck ndash Buch ndash Verlag

Alle Rechte vorbehalten Nachdruck Aufnahme in elektronische Datenbanken Mailboxen sowie sonstige Vervielfaumlltigungen nur mit ausdruumlcklicher Genehmigung der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Fuumlr unverlangt eingesendetes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung uumlbernommen Die Autoren und Redakteure von bdquoForscht mitldquo recherchieren und pruumlfen jeden Artikel sorgfaumlltig auf seine inhaltliche Richtigkeit Dennoch kann es immer mal passieren dass sich Fehler in die Texte oder Bilder schleichen Wir uumlbernehmen daher keine Garantie fuumlr die Angaben

Gedruckt auf 100 PEFC-zertifi ziertem Papier

GU T ZU W IS S E N

VORSCHAU AUF DIE NAumlCHSTE AUSGABE

TITELTHEMAVON BITS UND BYTES

Vom Smartphone uumlber den Laptop bis hin zum MP3-Player ndash Kinder wachsen heute in einer Welt auf die stark digital gepraumlgt ist und sich rasend schnell weiterentwickelt Sie moumlchten sie erforschen und mitgestalten Wie funktioniert ein Roboter Was passiert wenn ich den Computer anschalte und wie kann ich Bot-schaften verschluumlsseln In der naumlchsten Ausgabe der bdquoForscht mitldquo dreht sich alles um das Thema Informatik und digitale Bildung

Es erwarten Sie viele spannende Forscherideen und Praxis- beispiele Wir zeigen wie digitale Bildung spielerisch im Alltag in Kita Hort und Grundschule integriert werden kann

Die naumlchste Ausgabe erscheint Ende November 2017

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bdquoTag der kleinen Forscherldquo 2017ZEIGST DU MIR DEINE WELT

Mehr Bilder und

Berichte unter wwwtag-der-

kleinen-forscherde

bdquoZeigst du mir deine Weltldquo lautete das Motto zum diesjaumlhrigen bdquoTag der kleinen ForscherldquoDie Sti ung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo rief zum bundesweiten Mitmachtag Kitas Horte und Grundschulen auf gemeinsam zu forschen und die Vielfalt im Alltag zu entdecken Diesem Aufruf folgten etliche Einrichtungen und feierten tolle Forscherfeste

Wie war Ihr bdquoTag der kleinen Forscherldquo Wir freuen uns auf Ihre Erlebnisse pressehaus-der-kleinen-forscherde

2018DER BUNDESWEITE KITA-WETTBEWERB ZUR AUSZEICHNUNG VON HERAUSRAGENDEN PROJEKTEN IM MINT-BEREICH

Weitere Informationen und Bewerbung unter wwwforschergeist-wettbewerbde

Ob Kuumlrbis Kugel Kohle oder Holz ndash viele Dinge machen Kinder neugierig und fuumlhren dazu dass sie Fragen stellen Fuumlr den bundesweiten Kita-Wettbewerb bdquoForschergeist 2018rdquo suchen die Deutsche Telekom Stiftung und die Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherrdquo Projekte die diese Neugier befeuert und den Forschergeist in Kindern geweckt haben gemeinsames Staunen uumlber Naturphaumlnomene spannende mathematische informatische oder technische Fragen aus dem Kita-Alltag ndash teilen Sie die Entdeckungen aus Ihrer Kita Der Wettbewerb will Ihr Engagement in diesem Bereich wuumlrdigen den Forschergeist er-halten und noch mehr Kinder und paumldagogische Fachkraumlfte fuumlr das Forschen und Entdecken begeistern Der bdquoForschergeist 2018rdquo zeichnet die besten Projekte auf Landes- und Bundesebene mit einem Preisgeld aus

Bewerbungsstart

06 September2017

Page 10: hnik DAS MAGAZIN DER STIFTUNG „HAUS DER KLEINEN … · l 1 l LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, in den vergangenen Jahren haben viele Flüchtlinge Deutschland erreicht, darunter auch

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Wie erkenne ich dass ein Kind traumatisiert ist und an wen kann ich mich in dem Fall wenden Wie kann ich mich mit den Eltern verstaumlndigen Wenn es um gefl uumlchtete Kinder in Kita Hort und Grundschule geht stehen

paumldagogische Fach- und Lehrkraumlfte vor einigen Herausforderungen Gleichzeitig gibt es viel Spannendes und Neues zu entdecken denn die Kinder und ihre Familien bringen Einfl uumlsse aus aller Welt mit in die Gruppen und Klassen

Gemeinsam koumlnnen alle dazu beitragen Fluumlchtlingskindern das Ankommen zu erleichtern

Gibt es Lebensmittel oder Gerichte die die Kinder noch nie zuvor gesehen ge-schmeckt oder selbst zubereitet haben Wie entsteht Eis und schmeckt es uumlberall auf der Welt gleich Welche Lieder kennen die Kinder die sowohl auf Deutsch als auch in anderen Sprachen gesungen wer-den An einem Ort an dem man die Spra-che nicht spricht hilft es alle Sinne einzu-

setzen um sich mit seiner Umwelt vertraut zu machen Bei einer Schatzsuche der besonderen Art gelangen die Kinder durch Riechen Schmecken und Fuumlhlen an ihr Ziel Eine Sandburg zu bauen ist immer eine spannende Herausforderung die mit wenig Worten funktioniert und zudem gro-szligen Spaszlig macht Dabei koumlnnen die Kinder einiges herausfi nden zum Beispiel warum

nasser Sand besser klebt als trockener und welcher Sand sich am besten zum Kuchen-backen eignet Wussten die Kinder dass auch Tiere in verschiedenen Teilen der Welt unterschiedliche Sprachen sprechen Er-mutigen Sie die Maumldchen und Jungen ihre Umwelt aufmerksam zu beobachten Dinge auszuprobieren und dabei spielerisch von-einander zu lernen

TITELTHEMA ALLE ZUS AMMEN

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Ein Interview mit Fredrik Vahle fi nden Sie auf dem Service-Portal IntegrationCopyright Songtext Aktive Musik Verlagsgesellschaft mbH Dortmund aktive-musikde

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

IM MORGENKREIS

EIN ELEFANT AUF DEM SPINNENNETZ

Kinder lernen Sprachen am besten wenn sie dabei Spaszlig haben Gemeinsames Singen ist eine gute Moumlglichkeit spielerisch neue Woumlrter zu lernen Fragen Sie die Kinder welche Lieder sie kennen und moumlgen Wer moumlchte ein Lied vorsingen In welcher Sprache singen die Maumldchen und Jungen Wie houmlrt sich die Melodie an und wie die Sprache Die Kinder in einer Gruppe oder Klasse koumlnnen Liedtexte und Melodien voneinander lernen ndash und damit Einblicke in verschie-dene Sprachen bekommen Uumlberlegen Sie gemeinsam mit den Kindern wie viele verschiedene Sprachen in der Gruppe gespro-chen werden Nehmen Sie ein Lied das die Maumldchen und Jungen in der Gruppe oder Klasse gern singen und uumlbersetzen Sie es in verschiedene Sprachen Die Uumlbersetzungen koumlnnen die Kinder

auch gemeinsam mit den Eltern zu Hause vorbereiten und dann den anderen Kindern vortragen Oder Sie laden die Eltern ein und uumlben das Lied mit den unterschiedlichen Texten gemeinsam Im Internet fi nden sich einige Liedtexte die bereits in zahlreiche Sprachen uumlbersetzt wurden zum Beispiel das Lied bdquoEin Elefant auf dem Spinnennetzldquo von Fredrik Vahle Das Lied koumlnnen Sie auch mit Fingeruumlbungen oder einem Bewegungsspiel verbinden Dann lernt es sich gleich noch mal so gut

verschiedene Sprachen Die Uumlbersetzungen koumlnnen die Kinder

auf DeutschbdquoEin E lefant ja der balancierteauf einem Spinnen- Spinnennetz Da riefen sie Hussa es haumlltIch hole meine Freundinmeinen Freund jetzt

und auf Tuumlrkischbdquo tane fil sallaniyor lardioumlruumlmcek bir oumlruumlmcek agindabagiriyor ladi Yasasin saglamgetirelim da ldquo

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Bei der Schatzsuche suchen die Kinder fuumlnf verschie-dene Stationen Dazu benoumltigen sie alle Sinne An der fuumlnften Station fi nden die Kinder einen Schatz

Fuumlr die Schatzsuche benoumltigen Sie ein Foto von einem Gegenstand aus der Umgebung ein Riechdoumlschen etwas das sich gut anfuumlhlt ein Geraumlusch zum Abspielen (z B mit einem MP3-Player) den Schatz etwas Leckeres zu essen

Bevor es losgeht besprechen Sie in der Gruppe die fuumlnf Sinne und stimmen die Kinder auf die Sinnes-Schatzsuche ein Welche Sinne gibt es und welche Organe sind fuumlr die Wahrnehmung verschie-dener Eindruumlcke zustaumlndig Starten Sie mit einem Foto von etwas das die Kinder kennen und sehen koumlnnen An dem Ort der auf dem Foto abgebildet ist fi nden die Kinder einen Hinweis der sie zum naumlchsten Fundort leitet Als Naumlchstes koumlnnten sie zum Beispiel ein Riechdoumlschen fi nden Erkennen die Kinder den Geruch wieder Wissen sie wo und was sie suchen muumlssen Im Garten koumlnnten dies zum Beispiel Blaumltter einer Pfl anze sein die sehr intensiv riechen In der Naumlhe der Pfl anze liegt etwas das sich besonders gut anfuumlhlt Doch wie ist der Hinweis zu verstehen Weist die weiche Wolle auf das Schaff ell auf dem Sofa hin oder der Ast auf den dicken Baum im Hof Dort fi nden die Kinder schlieszliglich ein Geraumlusch Entweder ist es eine Aufnahme die abgespielt wird oder eine Dose mit Inhalt die ein bestimmtes Geraumlusch erzeugt Houmlren die Kinder um welches Geraumlusch es sich handelt Koumlnnen sie erahnen wo sie als Naumlchstes suchen sollen Am Ort ange-kommen wartet der dort versteckte Schatz etwas Essbares das typisch ist fuumlr die Laumlnder aus denen die Familien der Kinder kommen Und ndash schmeckt es allen

Kinder erleben Sprache wenn sie etwas gemeinsam mit allen Sinnen erfahren zum Beispiel beim altersgemaumlszligen Spiel beim Suchen und Finden oder beim Essen Bei der bdquoSchatzsuche mit allen Sinnenldquo kommen alle diese Aspekte zusammen

Organisieren Sie gemeinsam mit den Kindern eine Schatzsuche ndash mit oder ohne Karte Je nach Alter der Kinder und Gruppenzusammensetzung koumlnnen Sie die Hinweise unterschiedlich gestalten

IDEEN ZUM ENTDECKEN UND FORSCHEN

SCHATZSUCHE MIT ALLEN SINNEN

Mehr zum Thema bdquoSprechanlaumlsse im Alltag schaffenldquo fi nden Sie auf der Website integrationhaus-der-kleinen-forscherde

Die Kinder koumlnnen ihre eigene Schatzkarte erstel-len ndash je nach Interesse uumlber alle Sinne (wie bei der Kita beschrieben) oder ganz klassisch als

Landkarte Teilen Sie die Klasse vorher in kleinere Gruppen und lassen Sie die Karten dann austauschen Wird der Schatz gefun-den Besprechen Sie nach der Schatzsuche Wie unterscheiden sich die Karten voneinander Wie sieht es mit dem Raumverstaumlnd-nis der Kinder aus Woran orientieren sie sich und was erscheint ihnen wichtig Auch in der Grundschule koumlnnen Leckereien aus aller Herren Laumlnder als Schatz winken

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Drauszligen in der Natur gibt es viel zu entdecken und Gelegenheiten sich uumlber das Gesehene und Erleb-te auszutauschen Etwas ganz Elementares ist zum

Beispiel der Boden auf dem wir gehen Ermutigen Sie die Kinder sich den Boden genau anzuschauen Die Kinder koumlnnen eine Bo-denprobe aus dem Garten dem Sandkasten und dem Blumenbeet nehmen und die Erde mit den Fingern untersuchen Wie fuumlhlt sich der Boden an Wie riecht er Ist er feucht oder trocken Bleiben Bodenstuumlckchen zwischen den Fingerrillen zuruumlck wenn die Kin-der die Erde zwischen den Fingern verreiben Nun koumlnnen die Kinder die Bodenproben miteinander vergleichen Fuumlhlen sich die Bodenproben unterschiedlich an Wie sehen sie aus Nehmen Sie zwei Blumentoumlpfe mit Loch im Boden Dann fuumlllen Sie einen der Toumlpfe mit Erde und den anderen mit Sand Damit Erde und Sand nicht gleich durch das Loch im Topf rieseln legen Sie uumlber beide

Loumlcher ein Stuumlck durchlaumlssigen Stoff Lassen Sie beim Befuumlllen oben ein wenig Platz Was passiert wenn man Wasser in die Blu-mentoumlpfe gieszligt Welcher Boden haumllt das Wasser besser Und was bedeutet das fuumlr die Pfl anzen die darin wachsen

Kieselsteine

grober Sand

feiner Sand

Filtertuumlte

geklaumlrtes Wasser

Toben schaukeln und Sandburgen bauen Wenn das Wetter schoumln ist freuen sich viele Kinder auf den Spiel-platz Doch wenn es lange nicht geregnet hat ist der

Sand im Sandkasten trocken Die Kinder merken schnell Damit koumlnnen sie nicht gut bauen Erst durch die Zugabe von Wasser

bdquoklebenldquo die Sandkoumlrner aneinander und lassen sich formen Aber warum ist das so Wasserbruumlcken zwischen den Koumlrnern verleihen dem Sand Form und Stabilitaumlt Lassen Sie die Kinder Wasser zum

Sand geben und beobachten Was passiert wenn die Kinder ganz wenig und was wenn sie viel Wasser zum Sand geben Wie fuumlhlt sich der Sand an Wie sieht er aus und welche Struktur hat er Dann kann der Sandburgenbau starten Wenn die Burg steht koumln-nen die Maumldchen und Jungen sie verzieren indem sie einzelne Stuumlcke aus den Tuumlrmen heraus- und Muster einarbeiten Eine Spruumlhfl asche hilft um die entstehende Sandburg beim Bauen immer gleichmaumlszligig feucht zu halten

BAUMEISTER

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

S AUBERMACHER

BODENFORSCHER

Wie wird dreckiges Wasser wieder sauber ndash zum Beispiel wenn Sand Erde oder Blaumltter ins Wasser gefallen sind Na klar in einer Klaumlranlage Die koumlnnen Sie mit den Kin-

dern gemeinsam bauen Nehmen Sie vier groszlige Joghurtbecher und stechen Sie in die Boumlden der Becher einige Loumlcher Dann fuumlllen die Kinder einen Becher halbvoll mit feinem Sand einen mit grobem Sand einen mit Kieselsteinen und in einen Becher kommt eine Kaf-feefi ltertuumlte Jetzt werden die Becher ineinandergestellt ndash ganz nach unten gehoumlrt der Becher mit dem Filter darauf der mit dem feinen Sand dann der mit dem groben Sand und schlieszliglich ganz oben der Becher mit den Kieselsteinen Um Schmutzwasser herzustellen vermischen die Kinder Wasser mit Erde Sand und Blaumlttern Die Kin-der fuumlllen das Schmutzwasser in den oberen Becher Langsam sickert das Wasser durch die verschiedenen Filter Dabei bleibt in jedem Becher etwas Schmutz zuruumlck Am Ende tropft das Wasser in ein Einweckglas Ist es jetzt sauber Und was passiert wenn man das Wasser zweimal durchlaufen laumlsst Wie sauber wird das Wasser

IDEEN ZUM ENTDECKEN UND FORSCHEN

WASSER SAND UND ERDE GIBT ES UumlBERALL

Wussten Sie Fuumlr viele Menschen ist die Natur ein Ort um Kraft zu tanken In der Natur koumlnnen Kinder spielen und kreativ sein riechen fuumlhlen lauschen und ganz einfach bdquoseinldquo Der direkte Kontakt mit der Natur kann Fluumlchtlingskindern dabei helfen sich sicher und vertraut zu fuumlhlenAuf der Website haus-der-kleinen-forscherde fi nden Sie viele Ideen zum Forschen und Staunen rund um die Themen Boden und Wasser

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MEIN FORSCHERTIPP K ITA

MUT ZUM MATSCH EIN OFEN AUS LEHM

Worum ging es bei dem Projekt Wir haben 2016 einen Anbau be-kommen In der Baugrube haben

die Kinder gleich die unterschiedlichen Erdschichten bemerkt und waren faszi-niert Also haben wir die Erde untersucht und erforscht Dabei haben wir Ton und Lehm gefunden und gesehen dass man mit diesem Material nicht nur matschen sondern auch wunderbar bauen kann Das Interesse der Kinder hat uns motiviert eine Lehmbaustelle einzurichten und einen Lehmofen zu bauen Der Lehmofen ist in-

zwischen zu einem Treffpunkt geworden an dem regelmaumlszligig gemeinsam mit den Eltern Brot gebacken wird Einige Familien mit Migrations- oder Fluchthintergrund be-richteten dass in ihrer Heimat auch heute noch solche Lehmoumlfen zum Brotbacken dienen Sie wussten wie die Oumlfen genutzt werden und wie das Brot gut gelingt

Was haben Sie benoumltigt und wie lange haben Sie geforscht Eigentlich nur Lehm Wasser und Matsch-sachen fuumlr die Kinder Um den Matsch aus den Raumlumen zu halten haben wir eine

bdquoMatschschleuseldquo eingerichtet in der sich die Kinder die Gummistiefel und Regenho-sen ausziehen konnten Zusaumltzlich zu un-serem Lehmaushub haben wir Lehmpulver im Internet bestellt Fuumlr den Lehmofen haben wir als Unterkonstruktion noch ei-nige Ziegelsteine verwendet ndash man kann so einen Ofen aber auch ebenerdig auf-

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

stellen Wir haben uns den Luxus erlaubt und vier Schamottsteine im Backraum ver-legt damit die Brote auf reinem Stein ge-backen werden

Was haben Sie herausgefunden Waumlhrend eine Gruppe von Kindern zusam-men mit Erwachsenen an dem Lehmofen baute starteten einige Kinder ihre eigenen Projekte auf der Lehmbaustelle Sie koch-ten sozusagen ihr eigenes bdquoLehmsuumlpp-chenldquo oder bauten Burgen Schwimmbauml-der oder Haumluser Fuumlr das Dach des Ofens haben wir letztlich nicht die Technik mit Holz und Kaninchendraht angewandt wie sie in einigen Buumlchern beschrieben ist sondern eine die die Kinder erfunden ha-ben Sie hatten naumlmlich herausgefunden dass Sand den Lehm stuumltzt als sie daraus Daumlcher und Rundungen formten Am naumlchsten Tag als der Lehm getrocknet war holten sie den Sand heraus So wurde auch das Dach des Ofens gebaut Die Kin-der hatten die perfekte Loumlsung gefunden

Was hat gut oder nicht so gut geklappt Die Menge an Matsch und die Begeiste-rung der Kinder ohne Ruumlcksicht auf ihre Kleidung und Umgebung hat uns anfangs ziemlich uumlberrascht Gelohnt hat es sich trotzdem Wir konnten auf diese Weise einige Familien mit Fluchthintergrund in den Kita-Alltag einbinden Sie und andere Eltern brachten ihre Expertise ein und kommen nun regelmaumlszligig auch zu Back- aktionen Das ist ein guter Weg gemein-sam den Kita-Alltag zu gestalten

Mit Lehm laumlsst sich einiges anstellen ndash zum Beispiel auch jonglieren

Kindergarten Schloss E insteinANSPRECHPARTNERIN

Dagmar Schlinkbaumlumer (Kita-Leiterin)

ORT

Iserlohn Nordrhein-Westfalen

KINDER

80 Kinder 1 ndash 6 Jahre

HAUS DER KLEINEN FORSCHER

Seit 2011 beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv 2014 zertifiziert und 2016 rezertifiziert

Kinder an den Matsch ndash dass die Haumlnde sauber bleiben ist beim Lehmbau unwahrscheinlich

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MEIN FORSCHERTIPP GRUNDSCHULE

DEUTSCH LERNEN MIT FORSCHERIDEEN

Worum ging esIn der StaumldteRegion Aachen werden fuumlr Schuumllerinnen

und Schuumller mit geringen Deutschkennt-nissen Deutsch-Intensivkurse angeboten Bis zu 15 Kindern werden jahrgangsuumlber-greifend die grundlegenden Kenntnisse der deutschen Sprache vermittelt Seit Anfang 2016 besucht bdquoHaus der kleinen Forscherldquo-Trainerin Lea Erkens einmal im Halbjahr die Deutsch-Intensivklassen und forscht mit den Kindern Ziel ist es den Kindern sowohl Naturwissenschaften und Technik als auch die deutsche Sprache spielerisch naumlherzubringen Dabei werden auch Sozialkompetenz Feinmotorik und das Selbstbewusstsein der Kinder gestaumlrkt

Was haben Sie benoumltigt und wie lange ha-ben Sie geforscht Zunaumlchst galt es das Konzept von Deutsch als Zweitsprache und den Ansatz des bdquoHau-ses der kleinen Forscherldquo zu kombinieren Die Forscherideen orientieren sich dabei an Unterrichtsinhalten und greifen die The-men Farben Pfl anzen Koumlrper und Ernaumlh-rung auf Fuumlr das Lernen der Sprache wird

die Methodik von Deutsch als Zweitsprache genutzt Neue Begriff e werden mit Wortkar-ten eingefuumlhrt und durch haumlufi ges Wieder-holen waumlhrend des Workshops gefestigt Eigens fuumlr das Projekt wurde ein Forscher-buch entwickelt in dem die Kinder ihre Ergebnisse festhalten Sie fi nden darin auszligerdem Wortlisten Schreibuumlbungen und Bastelvorlagen fuumlr zu Hause

Was haben Sie herausgefunden Taumlgliche Rituale wie der Morgenkreis bei dem zum Beispiel uumlber das Wetter oder die Zahl des Tages gesprochen wird sind fuumlr die Fluumlchtlingskinder besonders wichtig da sie Sicherheit und Orientierung geben Daher sind diese Rituale auch Bestandteil des Workshops Die unterschiedlichen Sprach-niveaus in den Klassen sind eine Herausfor-derung fuumlr die Lernbegleitung ndash die Kinder die ganz neu sind gehen gemeinsam in eine Klasse mit denen die bereits laumlnger dabei sind Es ist also wichtig Forscher-ideen zu fi nden bei denen die Kinder weder unter- noch uumlberfordert werden Auszligerdem ist es wichtig den Kindern beim Forschen und Entdecken Hilfestellung anzubieten

Gehoumlrt Forschen auch in Ihrer Kita Ihrem Hort oder Ihrer Grundschule zum Alltag Dann lassen Sie sich zertifi zieren Informationen zum Zertifi zierungsverfahren und das Bewerbungsportal fi nden Sie unter haus-der-kleinen-forscherde in der Rubrik bdquoZertifizierungldquo

Was hat gut oder nicht so gut geklappt Die Teamarbeit der Klassenlehrerinnen und -lehrer mit der Trainerin funktioniert so-wohl bei der Durchfuumlhrung des Workshops als auch bei der Konzepterstellung sehr gut Anfangs gestaltete es sich schwierig das passende Sprachniveau fuumlr das For-scherbuch zu fi nden Bemerkenswert ist der Zusammenhalt in den Schuumllergruppen Die Kinder helfen sich gegenseitig Man houmlrt nie bdquoEy bist du doofldquo sondern eher bdquoSchau mal das geht soldquo

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

ANSPRECHPARTNERIN

Lea Erkens (Trainerin bdquoHaus der kleinen Forscherldquo)

ORT

StaumldteRegion Aachen Nordrhein-Westfalen

KINDER

In den Jahren 2016 und 2017 haben bis jetzt 420 Kinder an zehn Grundschulen in der StaumldteRegion Aachen teilgenommen

Die Umsetzung

der Forscher-Workshops in

den Deutsch-Intensivkursen wird

unterstuumltzt durch das Bildungsbuumlro

der StaumldteRegion Aachen und den

Bildungsengel eV ndash eine Initiative die sich

fuumlr Chancengerechtigkeit durch bessere

Bildung in allen Bildungsstufen einsetzt

Ein Video zum Sprachlernprojekt in der

StaumldteRegion Aachen fi nden Sie unter

integrationhaus-der-kleinen-

forscherde

Die Kinder halten ihre Ergebnisse in einem Forscherheft fest

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TIERSTIMMEN DER WELTProf Derek Abbott Director of the Centre for Biomedical Engineering an der Universitaumlt Adelaide hat zusammengetragen wie Menschen uumlberall auf der Welt unterschiedliche Tiergeraumlusche benennen

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Ein Hund bellt eine Katze miaut und ein Hahn

kraumlht Aber ist das uumlberall auf der Welt so

Oder sprechen Tiere in anderen Laumlndern andere

Sprachen Das tun die Tiere zwar nicht

aber wir Menschen houmlren Tiersprachen mit-

unter sehr verschieden In Deutschland

macht der Hund bdquowau wauldquo in Groszligbritannien

bdquobow wowldquo und in der Tuumlrkei bdquohav havldquo

Und wie sieht es mit den anderen Tieren auf

der Weltkarte aus Wissen die Maumldchen

und Jungen welche Laute die Tiere in Deutsch-

land machen und wie diese in anderen

Laumlndern klingen

Prof Derek Abbott Director of the Centre for Biomedical Engineering an der Universitaumlt Adelaide hat zusammengetragen wie Menschen uumlberall auf der Welt unterschiedliche Tiergeraumlusche benennen

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Haben Sie ein BeispielWenn das Kind sagt bdquoDa Autoldquo und der Vater den Satz richtig wiederholt bdquoJa da ist ein Autoldquo sind das ganz wichtige intuitive Lehrstrategien Wenn ich das als Vater oder Mutter aber in einer Sprache versuche die ich selbst nicht beherrsche werde ich deut-lich weniger korrigieren und kommentieren und manchmal regel-recht verstummen weil mir der richtige Ausdruck oder die richtige Form fehlt Ich kann damit auch nicht mehr frei auf die Impulse und Gefuumlhle des Kindes reagieren sondern bin eingeschraumlnkt Das kann auch die emotionale Beziehung zum Kind schwaumlchen Eltern muumlssen mit ihren Kindern in der bdquoSprache ihres Herzensldquo kommunizieren koumlnnen um ihre einzigartige und vertrauensvolle Beziehung nicht zu stoumlren

Lernen Kita-Kinder eine neue Sprache anders als Grundschul-kinder Generell gilt Je juumlnger die Kinder desto schneller und leichter lernen sie eine Sprache Bis zum dritten Lebensjahr werden zwei Sprachen parallel etwa so gut und schnell erworben wie bei einem einsprachig aufwachsenden Kind Danach haumlngt es davon ab wann die zweite Sprache dazukommt und wie Qualitaumlt und Quan-titaumlt des Sprachangebots beschaff en sind Wenn ein Kind vor dem zehnten Lebensjahr eine Sprache lernt kann es sich auch dem

INTERVIE W

bdquoELTERN SOLLTEN IN DER SPRACHE IHRES HERZENS KOMMUNIZIERENldquo

Wie lernen Kinder eine Sprache Welche Unterschiede muumlssen paumldagogische Fach- und Lehrkraumlfte im Hinblick auf das Alter des Kindes beachten Die Kommunikationsfor-scherin Prof Dr Ute Ritterfeld gibt Tipps zur Unterstuumltzung von Kindern beim Zweit- und Fremdspracherwerb

Eine Ihrer 13 goldenen Regeln sowohl fuumlr Kita- als auch fuumlr Grundschulkinder lautet bdquoKeine Sprachverboteldquo Was meinen Sie damitWir wollen verhindern dass die paumldagogischen Fach- und Lehr-kraumlfte gefl uumlchteten Eltern empfehlen zu Hause um jeden Preis Deutsch zu sprechen Das hat mehrere Gruumlnde Zum einen kann das menschliche Gehirn ganz hervorragend zwei Sprachen be-waumlltigen Zum anderen reicht der Input durch Kindergarten Schule Medien und Freunde in der Regel aus um Deutsch zu lernen Man sollte den Eltern nicht raten zu Hause in einer Sprache mit dem Kind zu sprechen die sie selbst noch nicht richtig be-herrschen Denn Kinder lernen eine Sprache auch indem Eltern sie korrigieren und Informationen hinzufuumlgen

Die ExpertinProf Dr Ute Ritterfeld ist seit 2010 Leiterin des Fachgebiets bdquoSprache und Kommunikationldquo an der Technischen Universitaumlt Dortmund Zwei ihrer Forschungsschwerpunkte sind fruumlher Spracherwerb und Mehrsprachigkeit

Die bdquo13 goldenen Regeln zur Sprach-foumlrderung mit heimatvertriebenen Kindern ohne Deutschkenntnisse in unseren Kitas und Grundschulenldquo von Prof Dr Ute Ritterfeld und Prof Dr Sandra Niebuhr-Siebert fi nden Sie im Internet unter sktu-dortmundde im Bereich bdquoMaterialienldquo Dort gibt es auch weitere Informationen und Hand-reichungen sowie eigens produzierte zweisprachige Houmlrspiele zum Download

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Klang und dem Rhythmus problemlos anpassen wenn es zuvor eine andere Sprache gesprochen hat Es entwickelt dann keinen Akzent Ungefaumlhr ab zehn Jahren setzt bei vielen Kindern die Her-kunftssprache dem Deutschen einen houmlrbaren Stempel auf Man houmlrt dann einen Akzent Dieser bleibt oft auch dann noch erhalten wenn der Wortschatz hervorragend entwickelt ist und die Gram-matik fehlerfrei beherrscht wird Wir sprechen dann auch nicht mehr von Zweitsprach- sondern von Fremdspracherwerb

Welche Ruumlckschluumlsse fuumlr den paumldagogischen Alltag ergeben sich darausIm Vorschulalter verfuumlgen die Kinder in der Regel noch uumlber gute Strategien quasi nebenbei eine Sprache zu lernen Das Sprach-lernziel muss deswegen nicht im Mittelpunkt stehen Kinder eig-nen sich eine neue Sprache vorwiegend spielerisch an weil sie sich mit anderen austauschen wollen Welches Mittel zur Kommunikation die Kinder auch waumlhlen schaumltzen Sie es wert Die Kommunikation steht im Vordergrund nicht das Lernen der Sprache So legen Sie behutsam eine Basis die die Kinder dann nach und nach mit Sprache fuumlllen werden Bei Grundschulkindern ist das schon ein wenig anders Die Kinder

wissen genau dass man von ihnen erwartet Deutsch zu lernen und mit dieser Sprache dem Schulunterricht zu folgen Ihr Sprach- erwerb ist damit gesteuerter und nicht so unbewusst wie im Kita-Alter Die Kinder lernen also sowohl nebenbei als auch ganz bewusst Als Lehrerinnen oder Lehrer passen Sie die Komplexitaumlt Ihres eigenen Sprachgebrauchs dann meist ganz automatisch an das Niveau der Kinder an Das ist ein wichtiger und richtiger Schritt Sie sollten zudem versuchen den Kindern moumlglichst viele Hilfen anzubieten mit denen die Aufgabenstellungen auch non-verbal so eindeutig wie moumlglich werden Das gelingt anhand von konkreten Objekten Gesten Bildern oder Videos Zeigen Sie auf die Dinge uumlber die Sie sprechen Und vor allem Haben Sie selbst Spaszlig an diesen Sprachlehr-Lern-Abenteuern mit Kindern aus ei-nem anderen Kulturkreis Denn Kinder koumlnnen problemlos zwei oder gar mehr Sprachen parallel lernen und benutzen

Kinder lernen Sprachen am besten spielerisch

Das Interview mit Prof Dr Ute Ritterfeld ist auch online zu finden im Service-Portal Integration

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Wo genau liegt eigentlich Kolumbien Welche Tiere leben dort und welche Sprache sprechen die Menschen Ein Praktikant aus Suumldamerika brachte die Kinder vom Kinderhaus Chelius-straszlige in Mannheim auf die Idee zu unterschiedlichen Kul-turen und Lebensweisen zu forschen und sich nebenbei mit Nachhaltigkeitsfragen zu beschaumlftigen Das Projekt wurde im Wettbewerb bdquoForschergeist 2014ldquo der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo als Landessieger nominiert

FORSCHERGEIST-PRO JEK T

KOLUMBIEN UND SEIN REGENWALD

Kinderhaus Cheliusstraszlige ANSPRECHPARTNERIN

Gabriele Kessler (Kita-Leiterin)

ORT

Mannheim Baden-Wuumlrttemberg

KINDER

100 Kinder 0 ndash 6 Jahre

HAUS DER KLEINEN FORSCHER

Seit 2010 beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv 2016 zum dritten Mal zertifi ziert

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Forschergeist-Projekt des Monats

Der bdquoForschergeistldquo ist ein bundesweiter Kita-Wettbewerb der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Gesucht und praumlmiert werden herausragende Projekte die Maumldchen und Jungen fuumlr die Welt der Mathematik Infor- matik Naturwissenschaften oder Technik begeistert haben

Weitere spannende Informationen und Details zum bdquoForschergeistldquo-Wettbewerb erhalten Sie unter forschergeist-wett- bewerbde

er neue Praktikant war fuumlr die Maumldchen und Jungen des Kinderhauses Cheliusstraszlige sehr spannend Sein Deutsch war noch recht gebrochen so dass sie manchmal Schwie-

rigkeiten hatten ihn zu verstehen Dafuumlr konnte er eine fremde Sprache sprechen ndash Spanisch Die Kinder begannen Fragen zu seiner Sprache und seinem Heimatland Kolumbien zu stellen In den Gespraumlchen stellte sich heraus dass Kolumbien ganz schoumln weit weg ist und in den Regenwaumlldern leben dort jede Menge interessanter Pflanzen und Tiere Als die Kinder im nahe gelegenen Tropenhaus auf Schlangen Piranhas und Krokodile trafen und houmlrten dass diese in Kolumbien in Freiheit leben wurde die Neu-gier so groszlig dass ein Projekt daraus entstand Dreimal pro Woche bdquoreistenldquo die Maumldchen und Jungen fuumlr eine Stunde in den suumld- amerikanischen Regenwald lernten Tiere und Pflanzen kennen erforschten den Wasserkreislauf kochten kolumbianische Gerich-te sprachen uumlber indigene Voumllker und Umweltschutz und schoumlpf-ten eigenes Papier um Holz zu sparen Eine Handpuppe die Ameise bdquoHormigaldquo begleitete die Kin-der auf allen Reisen und erklaumlrte ihnen den Regenwald Die Maumld-chen und Jungen ahmten einzelne Tiere nach verglichen die Ei-genschaften verschiedener Holzarten pflanzten eine Ananas und meisterten einen Bewegungsparcours auf dem sie von Stein zu Stein uumlber einen Fluss mit Krokodilen sprangen und uumlber umge-fallene Baumstaumlmme balancierten Daruumlber hinaus machten sich die Kinder Gedanken was sie selbst tun koumlnnen um den Regen-wald vor Abholzung zu schuumltzen Sie baten alle darum im Wasch- raum sparsam mit Papierhandtuumlchern zu sein Altpapier getrennt zu sammeln und Brote nur duumlnn mit Nuss-Nougat-Creme zu bestreichen ndash denn in dem leckeren Brotaufstrich ist Palmoumll ent-halten fuumlr dessen Anbau der Regenwald weichen muss Nach jedem einzelnen Projektschritt gestalteten die Maumldchen und Jungen Plakate oder Wandzeitungen mit Fotos und Informa-tionen fuumlr die anderen Kinder und die Eltern Daruumlber hinaus malten sie ein groszliges Abbild des Regenwalds im Vergleich zu

D einem Hochhaus in den Flur des Kinderhauses Fuumlr die paumldago-gischen Fachkraumlfte war es faszinierend zu sehen wie dieses Pro-jekt nach und nach die gesamte Kita durchzog Immer wieder houmlrten sie in Gespraumlchen dass das Thema auch bei Kindern die nicht teilnahmen praumlsent war und fuumlr Interesse sorgte Zum Abschluss veranstalteten die Maumldchen und Jungen einen Elternnachmittag bei dem sie Bilder von einzelnen Projekt- schritten zeigten Lieder sangen einen Tanz auffuumlhrten die fuumlr sie interessantesten Versuche praumlsentierten und einen kolum- bianischen Imbiss zubereiteten Die Kinder konnten bei dem Projekt ihre interkulturellen Kom-petenzen weiterentwickeln Durch die vertiefte Beschaumlftigung mit dem Lebensraum Regenwald erarbeiteten sie sich biologisches Wissen und legten auszligerdem besonderes Augenmerk auf Um- weltschutz und Fragen der Nachhaltigkeit Sie lernten dabei aus ihrem Wissen Konsequenzen fuumlr ihre Handlungen zu ziehen

Im Bewegungsparcours uumlbten die Kinde durch Dickicht zu kriechen und Fluumlsse zu uumlberqueren

Im Dschungel leben jede Menge spannender Tiere und Pflanzen

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Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-

aufsichtigt an Gewaumlssern spielen

Nehmen Sie sich die Zeit um mit

Ihnen sicheres Verhalten am Wasser zu

uumlben Geben Sie den Kindern Hinweise

fuumlr das Einfangen und Beobachten von

Wassertieren bevor es losgeht und

versuchen Sie moumlglichst keine

bdquoSpurenldquo zu hinterlassen

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

ORTE ZUM FORSCHEN

FORSCHEN AM TUumlMPELOb Teich oder Tuumlmpel ndash Gewaumlsser laden nicht nur zum Planschen ein sie sind auch spannende Forscherorte

an denen Maumldchen und Jungen allerhand erkunden koumlnnen Besonders im Sommer lohnt sich fuumlr entdeckungsfreudige Forschergeister ein Spaziergang in die Natur um Tiere und Pflanzen zu beobachten

VIELFALT AN TEICH UND TUumlMPELIn Teichen und Tuumlmpeln ist das Wasser meist nicht tief so dass das Sonnenlicht bis zum Boden dringt und die Pfl anzen uumlppig wachsen Die fl achen Gewaumlsser sind reich an Naumlhrstoff en und bieten vie-len Tieren ideale Lebensbedingungen Welche Tiere und Pfl anzen koumlnnen die Kinder entdecken Koumlnnen sie die ver-schiedenen Arten benennen Bitten Sie die Kinder behutsam zu sein um scheue Tiere nicht zu verjagen

WAS FUumlR TIERE SIND DASKoumlnnen die Kinder die Tiere benennen die sie sehen In Teichen und Tuumlmpeln leben nicht nur Froumlsche Libellen und Fische Am Ufer hausen die Larven vom Gelbrandkaumlfer Wasserskorpion und Ruumlckenschwimmer In den Pfl anzen verstecken sich Libellen und Koumlcherfl iegen Im Wasser tummeln sich um Aumlste und Steine herum Schnecken Plattwuumlrmer und Wasserasseln Welche Tiere koumlnnen die Kinder noch entdecken Wie bewegen sich die Tiere fort und wo genau fi nden die Maumldchen und Jungen sie

PAPIERBOOTE BAUENNur ein Blatt Papier ndash mehr braucht es nicht um ein Papierboot zu bauen Doch schwimmt es auch Welches schwimmt am besten Und wie schwimmt es von hier nach dort Braucht es Wind oder Stroumlmung reicht es zu pusten oder muumlssen die Kinder es an-schubsen Uumlberlegen Sie gemeinsam wie Papierboote am schnellsten schwimmen und veranstalten Sie einen Wettbewerb

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Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-Achtung

aufsichtigt an Gewaumlssern spielen

Nehmen Sie sich die Zeit um mit

Ihnen sicheres Verhalten am Wasser zu

uumlben Geben Sie den Kindern Hinweise

fuumlr das Einfangen und Beobachten von

Wassertieren bevor es losgeht und

versuchen Sie moumlglichst keine

bdquoSpurenldquo zu hinterlassen

ann muumlssten wir uns mit Zeichen ver-staumlndigen Fuumlr jedes Wort muumlssten wir uns ein Zeichen uumlberlegen aumlhn-

lich wie die Gebaumlrdensprache Fuumlr Men-schen die eh schon Gebaumlrdensprache sprechen waumlre es praktisch da sie dann alles verstehen wuumlrden Dann waumlre es na-tuumlrlich schlecht wenn man blind ist da blinde Menschen die Zeichen nicht sehen koumlnnen Fuumlr sie muumlssten wir uns dann et-was aus Lauten wie bdquoMmmhldquo oder aus Ge-raumluschen ausdenken

hne Sprache waumlren wir nicht das was wir sind Sprache ist eine besonders wichtige Eigenschaft des Menschen

mit einem groszligen praktischen Nutzen Sprache unterscheidet uns von allen ande-ren Lebewesen Ohne die vielen Sprachen der Welt koumlnnten sich Menschen nicht so schnell und effi zient uumlber so viele Dinge verstaumlndigen ihren Gefuumlhlen Ausdruck ver-

leihen und ihr Zusammenleben im Alltag regeln Ohne Sprache koumlnnten wir unser Wissen uumlber die Welt nicht festhalten und an andere weitergeben wir koumlnnten dieses Wissen nicht hinterfragen und verbessern wir koumlnnten nicht so viel lernen und wir koumlnnten andere nicht mit unseren Geschichten zum Lachen oder Weinen bringen

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DUR CH DIE FORSCHERBRILLE

WAS WAumlRE WENN WIR KEINE SPRACHE HAumlTTEN

Oskar 7 Jahre weiszlig eine Antwor t

Prof Dr Steinbach Universitaumlt Goumlttingen Seminar fuumlr Deutsche Philologie

EIN TUumlMPELMUSEUMNicht nur die Tiere und Pfl anzen sind be-sonders Rund um Tuumlmpel und Teich koumln-nen die Kinder jede Menge Schaumltze ent-decken Entweder sammeln sie einfach was ihnen gefaumlllt oder sie erstellen eine Sammelliste Finden sie etwas Spitzes etwas Weiches etwas Hartes oder etwas von dem sie nicht wissen was es ist Finden sie fuumlnf Steine in unterschied-licher Farbe oder vier verschiedene Blatt-formen Lassen Sie die Kinder alles in einer Box zusammentragen ndash ihrer persoumln-lichen Schatzkiste ndash und bitten Sie sie sich gegenseitig die Fundstuumlcke vorzustellen

AUS DER NAumlHE BE TRACHTE TWenn die Maumldchen und Jungen dabei vor-sichtig sind duumlrfen sie einige Tiere fangen Dafuumlr eignen sich ein Haushaltssieb oder ein Kescher am besten ein viereckiger ndash damit koumlnnen die Kinder die Tiere am Bo-den des Teiches gut erreichen Danach geben sie sie sorgsam in ein mit Wasser gefuumllltes Gefaumlszlig ndash zum Beispiel eine Schuumls-sel oder einen Topf Was sehen die Kinder Besonders viel erkennen koumlnnen sie mit Becherlupen Achten Sie darauf moumlg-lichst keine geschuumltzten Arten zu fangen wie Froumlsche Kaulquappen Libellenlarven oder Wasserspinnen

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E mma sitzt auf der Treppe vorm Haus Gerade hat Viola angerufen sie hat heute doch keine Zeit zum SpielenKeiner hat heute Zeit zum Spielen

raquoDoofer Dienstaglaquo denkt EmmaEmma wuumlnscht sich eine Freundin Eine richtige Freundin Sie stuumltzt die Ellenbogen auf die Knie und legt das Gesicht in ihre Haumlnde Schritte schlurfen heran und bleiben stehen Genau vor Emma Sie kann spuumlren dass jemand sie anschaut Sie will aber jetzt nicht angeschaut werden Zur Strafe fuumlrs Anschauen guckt sie nicht hochraquoHast du waslaquo fragt eine Stimme Es ist eine fremde StimmeEine die die Worte seltsam betont und das raquohlaquo ganz rau klingen laumlsst Emma guckt doch Es ist der kleine Junge aus dem Haus am Ende der Straszlige Er hat schwarze Haare und dunkle dunkle AugenraquoHast du waslaquo wiederholt der Junge und starrt Emma mit seinen dunklen Augen anraquoNeelaquo sagt EmmaraquoWohnst du hierlaquo fragt der Junge weiterraquoJalaquo antwortet Emma bevor sie uumlberlegen kann ob sie sich von diesem Knirps ausfragen lassen willraquoWie heiszligt rsquon dulaquoraquoEmmalaquo Schweigen raquoUnd dulaquoraquoAbdullahlaquoraquoAhalaquo

Text Kathrin RohmannIllustrationen Antje Drescher

raquoUnd was machst du jetztlaquo Abdullah zieht mit der Fuszligspitze die Fugen zwischen den Pflastersteinen nachraquoNichtslaquo sagt EmmaraquoHast du keinen zum SpielenlaquoPeng Emma spuumlrt die Hitze in ihr Gesicht schieszligen Was denkt dieser Abdu-Dings-Bums sich Natuumlrlich hat sie jemanden zum Spielen Sonst jedenfalls Immer Nur gerade heute nichtraquoKlar habe ich jemanden zum Spielenlaquo blafft Emma Abdullah anraquoMeine richtige Freundin kommt gleichlaquoraquoWas ist eine richtige Freundinlaquo Abdullahs Augenbrauen schieben sich zusammenraquoEin richtige F r e u n d i n laquo Emma zieht das Wort sehr langraquoAlso eine richtige Freundin hat immer Zeit zum Spielen und total gute Ideen Mit der ist es nie langweilig und die ist nicht sauer oder beleidigt wenn man vielleicht ein schoumlneres T-Shirt anhatlaquoraquoAhalaquo sagt Abdullah und guckt auf Emmas pinkes Hello-Lilli- T-Shirt und dann an seinem grauen Space-Rider-T-Shirt herunterraquoIch find deins echt schoumln aber das macht nichtslaquo sagt er und laumlchelt raquoIch hol mal meinen BalllaquoraquoIch hab aber gar keine Zeitlaquo murmelt Emma Dennoch bleibt sie sitzen bis Abdullah zuruumlckkommt

raquoKannste Fuszligball spielenlaquo fragt Abdullah und kickt den Ballgegen die unterste Stufe der TrepperaquoKlar kann ich daslaquo antwortet Emma und rollt die AugenEigentlich will sie sagen dass Fuszligball bloumlder Kram ist und dass sie mit Knirpsen bestimmt nicht spielt und raquoSuper dann schieszligen wir immer an den Pfosten da und der andere muss den Ball kriegen und wieder gegen den Pfosten schieszligenlaquo Abdullah schieszligt Und noch bevor der Ball vom Pfosten der Einfahrt gegenuumlber wieder abgeprallt ist steht Emma schon neben ihmDer soll nicht denken dass sie das nicht kann Beim erstenSchuss trifft sie den Pfosten beim zweiten nicht beim drittennicht aber beim vierten wieder

K UR ZGE SCHICHTE

ABDULLAH UND DIE RICHTIGE FREUNDIN

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Noch mehr toll illustrierte Vorlesegeschichten gibt es in GECKO der werbe- freien Bilderbuch-Zeitschrift fuumlr Kinder ab vier Jahren bis ins Schulalter Die Geschichte bdquoAbdullah und die richtige Freundinldquo ist in der Kinderzeit-schrift Gecko Nr 25 erschienen Mit dem Heft fuumlr Juli August 2017 feiert GECKO uumlbrigens bereits die 60 Ausgabe GECKO gibt es im Abo oder als Einzelheft auf wwwgecko-kinderzeitschriftde und im Buchhandel Kindergaumlrten und Kitas erhalten zehn Prozent Bildungsrabatt auf das Abo

Abdullah trifft immer Er stoppt den Ball und schieszligt mit der Innenseite des Fuszliges Es sieht aus als wuumlrde er den Ballschieszlig-schieben Als Abdullah nicht guckt versucht Emma anstatt mit der Fuszligspitze auch einmal genauso zu schieszligenSie trifft den Pfosten perfekt

Beim naumlchsten Schuss kommt Theo bellend um die Hausecke gesaust und beiszligt in den BallraquoOhlaquo sagt Abdullah raquodeine richtige FreundinlaquoraquoNeelaquo Emma schuumlttelt den Kopf So sehr dass ihr alle Haareins Gesicht fallen damit Abdullah nicht sieht wie rot sie wirdraquoNeelaquo sagt sie raquodas ist mein Hundlaquo

raquoMamalaquo fragt Emma beim Abendessen und legt ihr Brot zuruumlckauf den Teller raquomuumlssen Freundinnen eigentlich genauso alt seinwie man selbstlaquo Mama uumlberlegt raquoNeinlaquo sagt sie raquoich bin 38 Marie ist 36 Franzi 33 und Regina 49 Und alle sind meine FreundinnenlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoHast du Freundinnen die woandersherkommen Ich meine die auch noch eine andere SprachesprechenlaquoraquoKlarlaquo sagt Mama raquoAideen aus Irland sie spricht Englisch undDeutsch Und Marisol vom Chor kommt aus Chile Sie sprichtSpanisch und DeutschlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoAber Jungen oder Maumlnner die koumlnnen nichtrichtige Freundinnen sein oderlaquo

Mama lacht raquoNa ja vielleicht nicht Freundinnen aber Freundenatuumlrlich Olli zum Beispiel Den kenne ich schon ewig und er istein richtig guter FreundlaquoraquoAhalaquo sagt Emma und nicktraquoWarum willst du das eigentlich wissenlaquo fragt MamaraquoAchlaquo antwortet Emma raquonur solaquo

Spaumlter holt Emma ihr Gummitwistband Das haumlngt sie an einer Seite in die Zaunlatten und Emma zeigt Abdullah wie man von eins bis zehn huumlpft Abdullah hat noch nie Gummitwist ge- spielt und muss schrecklich lachen weil er sich staumlndig ver- heddert Emma muss auch lachen Aber eigentlich findet sie dass Abdullah fuumlr einen Jungen ganz schoumln gut huumlpft Vor allem weil er das noch nie gemacht hat

Irgendwann lehnen sie beide nur noch lachend und japsend am GartenzaunPloumltzlich ruft jemand laut raquoA b d u l l a hlaquoraquoTschuumlszliglaquo sagt Abdullah und flitzt davon Kurz dreht er sich noch einmal umraquoIch hab morgen Zeitlaquo ruft erraquoIch auchlaquo fluumlstert Emma

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Im Benjamin-Franklin-Village in Mannheim befindet sich eine bdquoBedarfsorientierte Erstaufnahmeeinrichtungldquo ndash die erste in Baden-Wuumlrttemberg mit einer eigenen Willkommensschule Anders als in einer Regelschule wird hier der Unterricht von ehrenamtlichen Lehrkraumlften durchgefuumlhrt Durchschnittlich vier Monate bleiben die gefluumlchteten Kinder und ihre Familien auf dem Gelaumlnde Barbara Hackbarth Trainerin und Netz-werkkoordinatorin beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo leitet eine Forscher-AG an der Willkommensschule in der sie alle 14 Tage mit gefluumlchteten Kindern zu naturwissenschaftlichen und technischen Themen forscht

GUT GEMACHT

WILLKOMMEN KLEINE FORSCHER

Wasser ist immer ein spannendes Forschungsobjekt

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Ins Gespraumlch kommenUumlber das Forschen kommt sie leicht ins Gespraumlch mit den Kindern auch wenn die Kommunikation meist mit Haumlnden und Fuumlszligen statt-findet Die Maumldchen und Jungen stammen aus vielen unterschied-lichen Laumlndern sprechen kein Deutsch und nur wenig Englisch Bildkarten helfen den Kindern rasch die Bezeichnungen fuumlr die Forschermaterialien zu lernen ndash nach der ersten Forscherstunde kennen die Kinder die englischen und deutschen Bezeichnungen fuumlr Wasser und Messbecher Pipette und Reagenzglas

Wertschaumltzung statt LeistungsdruckZurzeit besuchen rund 30 Kinder zwischen 5 und 15 Jahren den Unterricht in der Columbus-Schule Nachmittags bieten Freiwillige verschiedene AGs an Eine davon ist die Forscher-AG bdquoIch wollte mich schon lange in der Fluumlchtlingshilfe engagierenldquo sagt Barbara Hackbarth die als Netzwerkkoordinatorin fuumlr das bdquoHaus der kleinen Forscherldquo beim Suumldwestmetall-Netzwerk Rhein-Neckar arbeitet 15 Kinder besuchen regelmaumlszligig die Forscher-AG Nach den zwei Stunden sind alle ganz schoumln erledigt bdquoAber diese zwei Stun-den sind eine wunderbare Bereicherung fuumlr michldquo sagt Barbara Hackbarth Genauso wie fuumlr die Kinder bdquoSie erfahren hier Bestaumlr-kung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ih-nen dabei hier entspannt anzukommenldquoDie Maumldchen und Jungen freuen sich wenn sich jemand Zeit fuumlr sie nimmt und sich mit ihnen beschaumlftigt

bdquoEierlaufenldquo ndash mal andersWasser so Barbara Hackbarth sei ein wunderbares Element um es mit den Kindern gemeinsam zu erforschen bdquoWir haben Wasser-tropfen untersucht und herausgefunden dass Wasser andere Stoffe aufloumlsen und vermischen kann Auch im Winter bietet es sich an mit Wasser zu forschen ndash in gefrorener Form ist es so faszinierend dass die Kinder es stundenlang untersuchen und immer wieder etwas Neues entdecken Zwischendurch baue ich immer Bewegungsspiele einldquo sagt die Netzwerkkoordinatorin Zum Beispiel spielt sie mit den Kindern bdquoEierlaufenldquo ndash nur mit

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GU T ZU W IS S E N

Wasser statt mit Eiern Die Maumldchen und Jungen werden in zwei Gruppen unterteilt Jede Gruppe hat unterschiedliche Dinge zur Verfuumlgung um das Wasser zu transportieren Glaumlser Untertassen Siebe Kellen und was sich sonst noch so findet Dann geht es darum welche Gruppe zuerst das Wasser von dem einen Eimer in den auf der gegenuumlberliegenden Seite transportieren kann

Kleine Schritte zu BeginnDie Forscher-AG ist mit den gefluumlchteten Kindern etwas anders strukturiert als sonst bdquoNormalerweise biete ich immer drei oder vier Forscherideen auf einmal an und lasse die Maumldchen und Jun-gen dann entdecken Aber diese Art des Forschens uumlberfordert die Kinder hierldquo sagt die studierte Sozialpaumldagogin Zudem setzt sie die Kinderkarten vom bdquoHaus der kleinen Forscherldquo ein So koumlnnen sich die Kinder zusaumltzlich an den Bildern orientieren und sich in-spirieren lassen Einmal habe sie mit einigen Kindern am Tisch einen Luftbal-lontransporter gebaut als sie einen Jungen bemerkte der auf dem Boden saszlig Er hatte mit Hilfe einer der Entdeckungskarten einen Faumlcher nachgebaut saszlig in Ruhe da und wedelte sich Luft zu bdquoEr hat nichts gesagt nichts gefragt Ich habe ihm nichts erklaumlrt Er hat einfach die abgebildete Forscheridee nachgebaut und den Luftzug auf sich wirken lassen Das war tollldquo

Der bdquoBildungspassldquoDen bdquoBildungspassldquo der Columbus- Schule haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Mannheim entwickelt Jedes Kind bekommt einen solchen Pass in dem seine Lehrer eintragen koumlnnen welche Themen sie behandelt haben Das koumlnnen Zah- len sein das Einmaleins oder auch geschichtliche Themen Der Pass dient dazu die Lehrerinnen und Lehrer in den aufnehmenden Kommunen uumlber den Bildungsstand des Kindes zu informieren Vor allem aber soll er die Kinder motivieren

Die WillkommensschuleDie Schulpflicht beginnt in Baden-Wuumlrt-temberg fuumlr Kinder deren Eltern einen Asylantrag stellen sechs Monate nach ihrer Ankunft Allerdings nicht schon in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes sondern erst in der Kommune die die Familien und Kinder letztlich aufnimmt Dort werden die Kinder und Jugendlichen zunaumlchst in sogenannten Vorbereitungs- und VABO-Klassen (VABO steht fuumlr Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf fuumlr Jugendliche ohne Deutschkenntnisse) in die Regelschule integriert Die Willkommensschule in Mannheim will die Luumlcke zwischen Ankunft und Schulbeginn in der Kom- mune schlieszligen

Beim Forschen wird auch die Feinmotorik geschult

bdquoSie erfahren hier Bestaumlrkung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ihnen dabei hier entspannt anzukommenldquo

Einen Bericht uumlber die Willkommens-schule finden Sie auch auf unserer Website Service-Portal Integration

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Welche Themen sind Ihnen besonders wich-tig wenn es um die Integration von Kindern in Kita Hort und Grundschule geht Beim Kita- und Schulbesuch muumlssen zu-naumlchst Zugangshuumlrden abgebaut werden Zugewanderte Eltern melden ihre Kinder deutlich seltener in einer Kita an Ihre Kin-der erhalten daher oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie fuumlr ihre sprachliche kognitive koumlrperliche psychische und soziale Ent-wicklung benoumltigen Zwar haben zugewan-derte Familien den gleichen Anspruch auf einen Kita-Platz wie einheimische doch viele sind uumlber Betreuungsangebote schlecht informiert oder es faumlllt ihnen schwer die passende Betreuung zu finden Schulpflichtige Kinder die nach Deutsch-land gefluumlchtet sind muumlssen meist deut-lich laumlnger auf einen Schulplatz warten als die europarechtlich vorgesehenen drei Mo-nate Das verlaumlngert den ohnehin schon groszligen bdquoLeerlaufldquo unnoumltig

Wo liegen aus Ihrer Sicht die Chancen und Herausforderungen im Hinblick auf eine gelungene Integration Hier geht es weniger um Chancen als um Notwendigkeiten Bundesweit hat mittler-weile mehr als jedes dritte Kind einen Migrationshintergrund Eine gelungene

GU T ZU W IS S E N

BILDUNGSPOLITISCHE S INTERVIE W

bdquoBILDUNGSEINRICHTUNGEN KOumlNNEN ALS INTEGRATIONSMOTOR WIRKENldquo

Dr Cornelia Schu ist Geschaumlftsfuumlhrerin des Sachverstaumlndigenrats deutscher Stiftun-gen fuumlr Integration und Migration Eine breite integrationspolitische Expertise hat die promovierte Germanistin als Leiterin des Themenschwerpunkts Integration bei der Stiftung Mercator gewonnen Im Interview beschreibt sie wie der Weg in die Kita fuumlr viele neu zugewanderte Familien einem Huumlrdenlauf gleicht und kritisiert deutlich die Maumlngel in der Ausbildung von Paumldagoginnen und Paumldagogen

Bildungsintegration ist somit unerlaumlsslich um auch fuumlr das weitere Leben der Kinder und Jugendlichen gute Teilhabechancen zu eroumlffnen Die groumlszligte Herausforderung be-steht darin allen Kindern moumlglichst fruumlh Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Kindertagesbetreuung zu sichern Aus un-serer Forschung wissen wir dass der Weg in die Kita besonders fuumlr neu Zugewander-te oft einem Huumlrdenlauf gleicht Vor allem die Versorgungsluumlcke fuumlr unter dreijaumlhrige Kinder muss schnell geschlossen werden Ungleiche Bildungschancen verschaumlrfen

sich zudem an den Schulen wo zugewan-derte Kinder zu oft unter sich bleiben In Groszligstaumldten lernen 70 Prozent von ihnen in Grundschulen in denen mehr als die Haumllfte der Kinder einen Migrationshinter-grund haben Hinzu kommt dass das Lehr-personal oft nur unzureichend auf den Umgang mit sprachlicher und kultureller Vielfalt vorbereitet ist Somit erhalten zu-

gewanderte Kinder oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie benoumltigen um ihre Potenziale zu entfalten

Welche Bedeutung nehmen Kita Hort und Grundschule bei der Integration gefluumlchte-ter Kinder ein Wie koumlnnen die Bildungs-einrichtungen die an sie gestellten Erwar-tungen erfuumlllenFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehen Bildungs-einrichtungen koumlnnen somit als Integrati-onsmotoren wirken Auszligerdem bieten sie den Kindern eine angstfreie Umgebung die nicht vom Fluchtkontext gepraumlgt ist Die Grundsteine die hier heute gelegt werden bilden das Fundament fuumlr die Integrations-erfolge von morgen Kitas und Schulen duumlr-fen aber mit diesem Erwartungsdruck nicht alleingelassen werden Neben Personal-zuschlaumlgen und zusaumltzlichen materiellen Zuwendungen bedarf es vor allem neuer Lehrmaterialien die auf die vielfaumlltigen Beduumlrfnisse gefluumlchteter Kinder eingehen Doch auch die Bildungseinrichtungen selbst muumlssen sich auf den Weg machen und etwa dafuumlr sorgen dass Kinder ihre

bdquoAlle angehenden paumldagogischen Fach- und Lehrkraumlfte so llten zukuumlnftig Basis-kompetenzen in Sprachbildung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller V ielfalt erwerbenldquo

GEMEINS AME LE SEEMPFEHLUNGENDER STIF TUNG bdquoHAUS DER KLEINEN FORSCHERldquo UND DER STIF TUNG LE SEN

Lane SmithDie Faumlhrte der Kinderab ca 4 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder40 Seiten Preis 1499 euro

bdquoEin Kind machte sich auf die Suche Unterwegs begeg-nete ihm die ganze Welt hellipldquo Wonach das Kind sucht wird in diesem poetischen Bilderbuch nicht naumlher benannt Die Nase neugierig nach vorn gestreckt durchwandert es verschiedene Lebensraumlume Von hohen Bergen uumlber das eisige Zuhause der Pinguine und die Tiefen des Meeres erleuchtet von farbigen Quallen bis hin zu kargen Steppen und tiefgruumlnen Dschungeln Die ungewoumlhnliche Bilderbuchreise lebt von den auszligergewoumlhnlichen Illustrationen die das Thema Vielfalt widerspiegeln und ahnen lassen wie die Welt ohne Menschen aussehen wuumlrde

Emma Levey Klara Gluck und ihre Kinderab ca 4 Jahren Verlag orell fuumlssli32 Seiten Preis 1395 euro

Der erste Band des Klara-Gluck-Abenteuers hat dem Leser die bunteste Familie vor Augen gefuumlhrt die die

Huumlhnermama sich nur wuumlnschen konnte Aus allen Eiern die sie auf ihren Reisen gesammelt hat sind die unterschiedlichsten Tiere geschluumlpft Die wollen nun alle versorgt und begluckt werden Familie ist was man draus macht Dieses Motto lebt das liebenswerte Bilderbuchhuhn so nachvollziehbar komisch und wahrhaftig vor dass nicht nur Kinder ihren Spaszlig daran haben werden Mehr Vielfalt als in der gluckigen Patchworkfamilie geht nicht und mehr vergnuumlgliches Chaos ebenso wenig

Anne C VoorhoeveWir 7 vom Reuterkiezab ca 10 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder265 Seiten Preis 1299 euro

bdquoNeukoumllln fuumlr starke Nervenldquo lautet das Thema einer Stadtteilfuumlhrung die die Freunde Pia Jonas Nesrin Kasim Finn-Ole Mustafa und Rifat fuumlr Touristen anbieten ndash ein Geschaumlftsmodell das die Clique fordert denn es bedarf einer gruumlndlichen Vorbereitung Verlust des Zuhauses durch Gentrifi zierung multi-

kulturelle Gesellschaft Patchworkfamilien In diesem unterhaltsamen Groszligstadt-roman gelingt es der Autorin vielfaumlltige Themen mit Witz Spannung und einer positiven Grundhaltung aufzubereiten

Deutschkenntnisse nicht nur in einzelnen Foumlrderstunden verbessern sondern uumlber den gesamten Tag hinweg

Wie schaumltzen Sie die Situation der paumldago-gischen Fach- und Lehrkraumlfte ein und wie koumlnnte man sie bei ihrer wichtigen Integra-tionsarbeit noch besser unterstuumltzenAn Paumldagogen werden hohe Erwartungen gestellt und viele fuumlhlen sich damit allein-gelassen Sie sollen die gestiegene Zahl junger Fluumlchtlinge und ein Vielfaches an Foumlrderbeduumlrftigen individuell unterstuumltzen doch nur ein Bruchteil der Paumldagogen fuumlhlt sich auf diese Aufgabe gut vorbereitet ndash oft weil es deutliche Maumlngel in der Ausbildung gibt Der Arbeitsalltag in sprachlich und kulturell vielfaumlltigen Klassen spielt in der Aus- und Fortbildung weiterhin nur eine Nebenrolle Dies muss sich schnellstmoumlg-lich aumlndern sonst laufen wir Gefahr die Integrationsversaumlumnisse der Vergangen-heit zu wiederholen Alle angehenden pauml-dagogischen Fach- und Lehrkraumlfte sollten zukuumlnftig Basiskompetenzen in Sprachbil-dung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller Vielfalt erwerben Dies erfordert konkrete Landesvorgaben und eine Aus- und Fortbildung die sich staumlrker am Bedarf der Praxis orientiert

Wenn Sie an Ihre Kindheit zuruumlckdenken Welchen eigenen Forscherfragen sind Sie nachgegangenIch war als Kind mehr eine Leseratte als eine bdquoForscherinldquo ndash kein Wunder dass ich spaumlter die Literaturwissenschaft als meine Forschungsdisziplin gewaumlhlt habe Aber als in der Eifel aufwachsendes Kind von Erd-kunde-Lehrern hat mich auch der Vulkanis-mus sehr fasziniert und ich wollte alles daruumlber wissen wie Maare entstehen und warum die Erde manchmal Feuer spuckt

bdquoFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehenldquo

Weitere Lese- und Medienempfehlungen zu MINT und vielen anderen Themen finden Sie auf stiftunglesende

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Naturwissenschaften und Technik

fuumlr Maumldchen und Jungen

HerausgeberStiftung Haus der kleinen ForscherClaudia Striffl er (ViSdP)Rungestr 1810179 Berlin Tel 03027 59 59-0Fax 03027 59 59-209E-Mail infohaus-der-kleinen-forscherde

ProjektleitungClaudia PetersenE-Mail claudiapetersenhaus-der-kleinen-forscherde

Verantwortliche RedakteurinJenny MoumlllerE-Mail jennymoellerhaus-der-kleinen-forscherde

RedaktionJonas BrandhorstMareike BreuerMareike MittelbachJenny MoumlllerJasemin SevenKatrin WeberTanja Zagel

Partner der Stiftung sind die Helmholtz-Gemeinschaft die Siemens Stiftung die Dietmar Hopp Stiftung und die Deutsche Telekom Stiftung Gefoumlrdert wird sie vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung

BildnachweisTitel Rawpixelcomfotolia S 1 Bettina VolkeStiftung Haus der kleinen Forscher S 4 hl-studiosthinkstock SIHK zu Hagen S 5 Michael SchmidtStiftung Haus der kleinen Forscher privat S 7 Jens JeskeStiftung Haus der kleinen Forscher S 8 Luminastocksy S12 Kindergarten Schloss Einstein S 13 LightFieldStudiosthinkstock S14-15 Ulrike Keil Stiftung Haus der kleinen Forscher S 17 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher S18-19 Kinderhaus Cheliusstraszlige S 21 privat Courant Forschungszentrum Textstrukturen Universitaumlt Goumlttingen S 24 Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 25 pyotr021thinkstock Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 26 Phil Dera S 28 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher

BezugsbedingungenDie Kitas Horte und Grundschulen die in einem lokalen Netzwerk der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv sind erhalten das Magazin 4 x jaumlhrlich kostenlos Das Magazin steht in vollem Umfang auf der Website der Stiftung wwwhaus-der-kleinen-forscherde kostenlos zum Down-load zur Verfuumlgung

Erscheinungvierteljaumlhrlich

GestaltungDiscodoener middot Stuttgart

SatzDiscodoener middot Stuttgart

Lektorat Lutz Happel

DruckBonifatius GmbHDruck ndash Buch ndash Verlag

Alle Rechte vorbehalten Nachdruck Aufnahme in elektronische Datenbanken Mailboxen sowie sonstige Vervielfaumlltigungen nur mit ausdruumlcklicher Genehmigung der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Fuumlr unverlangt eingesendetes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung uumlbernommen Die Autoren und Redakteure von bdquoForscht mitldquo recherchieren und pruumlfen jeden Artikel sorgfaumlltig auf seine inhaltliche Richtigkeit Dennoch kann es immer mal passieren dass sich Fehler in die Texte oder Bilder schleichen Wir uumlbernehmen daher keine Garantie fuumlr die Angaben

Gedruckt auf 100 PEFC-zertifi ziertem Papier

GU T ZU W IS S E N

VORSCHAU AUF DIE NAumlCHSTE AUSGABE

TITELTHEMAVON BITS UND BYTES

Vom Smartphone uumlber den Laptop bis hin zum MP3-Player ndash Kinder wachsen heute in einer Welt auf die stark digital gepraumlgt ist und sich rasend schnell weiterentwickelt Sie moumlchten sie erforschen und mitgestalten Wie funktioniert ein Roboter Was passiert wenn ich den Computer anschalte und wie kann ich Bot-schaften verschluumlsseln In der naumlchsten Ausgabe der bdquoForscht mitldquo dreht sich alles um das Thema Informatik und digitale Bildung

Es erwarten Sie viele spannende Forscherideen und Praxis- beispiele Wir zeigen wie digitale Bildung spielerisch im Alltag in Kita Hort und Grundschule integriert werden kann

Die naumlchste Ausgabe erscheint Ende November 2017

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bdquoTag der kleinen Forscherldquo 2017ZEIGST DU MIR DEINE WELT

Mehr Bilder und

Berichte unter wwwtag-der-

kleinen-forscherde

bdquoZeigst du mir deine Weltldquo lautete das Motto zum diesjaumlhrigen bdquoTag der kleinen ForscherldquoDie Sti ung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo rief zum bundesweiten Mitmachtag Kitas Horte und Grundschulen auf gemeinsam zu forschen und die Vielfalt im Alltag zu entdecken Diesem Aufruf folgten etliche Einrichtungen und feierten tolle Forscherfeste

Wie war Ihr bdquoTag der kleinen Forscherldquo Wir freuen uns auf Ihre Erlebnisse pressehaus-der-kleinen-forscherde

2018DER BUNDESWEITE KITA-WETTBEWERB ZUR AUSZEICHNUNG VON HERAUSRAGENDEN PROJEKTEN IM MINT-BEREICH

Weitere Informationen und Bewerbung unter wwwforschergeist-wettbewerbde

Ob Kuumlrbis Kugel Kohle oder Holz ndash viele Dinge machen Kinder neugierig und fuumlhren dazu dass sie Fragen stellen Fuumlr den bundesweiten Kita-Wettbewerb bdquoForschergeist 2018rdquo suchen die Deutsche Telekom Stiftung und die Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherrdquo Projekte die diese Neugier befeuert und den Forschergeist in Kindern geweckt haben gemeinsames Staunen uumlber Naturphaumlnomene spannende mathematische informatische oder technische Fragen aus dem Kita-Alltag ndash teilen Sie die Entdeckungen aus Ihrer Kita Der Wettbewerb will Ihr Engagement in diesem Bereich wuumlrdigen den Forschergeist er-halten und noch mehr Kinder und paumldagogische Fachkraumlfte fuumlr das Forschen und Entdecken begeistern Der bdquoForschergeist 2018rdquo zeichnet die besten Projekte auf Landes- und Bundesebene mit einem Preisgeld aus

Bewerbungsstart

06 September2017

Page 11: hnik DAS MAGAZIN DER STIFTUNG „HAUS DER KLEINEN … · l 1 l LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, in den vergangenen Jahren haben viele Flüchtlinge Deutschland erreicht, darunter auch

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Ein Interview mit Fredrik Vahle fi nden Sie auf dem Service-Portal IntegrationCopyright Songtext Aktive Musik Verlagsgesellschaft mbH Dortmund aktive-musikde

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

IM MORGENKREIS

EIN ELEFANT AUF DEM SPINNENNETZ

Kinder lernen Sprachen am besten wenn sie dabei Spaszlig haben Gemeinsames Singen ist eine gute Moumlglichkeit spielerisch neue Woumlrter zu lernen Fragen Sie die Kinder welche Lieder sie kennen und moumlgen Wer moumlchte ein Lied vorsingen In welcher Sprache singen die Maumldchen und Jungen Wie houmlrt sich die Melodie an und wie die Sprache Die Kinder in einer Gruppe oder Klasse koumlnnen Liedtexte und Melodien voneinander lernen ndash und damit Einblicke in verschie-dene Sprachen bekommen Uumlberlegen Sie gemeinsam mit den Kindern wie viele verschiedene Sprachen in der Gruppe gespro-chen werden Nehmen Sie ein Lied das die Maumldchen und Jungen in der Gruppe oder Klasse gern singen und uumlbersetzen Sie es in verschiedene Sprachen Die Uumlbersetzungen koumlnnen die Kinder

auch gemeinsam mit den Eltern zu Hause vorbereiten und dann den anderen Kindern vortragen Oder Sie laden die Eltern ein und uumlben das Lied mit den unterschiedlichen Texten gemeinsam Im Internet fi nden sich einige Liedtexte die bereits in zahlreiche Sprachen uumlbersetzt wurden zum Beispiel das Lied bdquoEin Elefant auf dem Spinnennetzldquo von Fredrik Vahle Das Lied koumlnnen Sie auch mit Fingeruumlbungen oder einem Bewegungsspiel verbinden Dann lernt es sich gleich noch mal so gut

verschiedene Sprachen Die Uumlbersetzungen koumlnnen die Kinder

auf DeutschbdquoEin E lefant ja der balancierteauf einem Spinnen- Spinnennetz Da riefen sie Hussa es haumlltIch hole meine Freundinmeinen Freund jetzt

und auf Tuumlrkischbdquo tane fil sallaniyor lardioumlruumlmcek bir oumlruumlmcek agindabagiriyor ladi Yasasin saglamgetirelim da ldquo

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Bei der Schatzsuche suchen die Kinder fuumlnf verschie-dene Stationen Dazu benoumltigen sie alle Sinne An der fuumlnften Station fi nden die Kinder einen Schatz

Fuumlr die Schatzsuche benoumltigen Sie ein Foto von einem Gegenstand aus der Umgebung ein Riechdoumlschen etwas das sich gut anfuumlhlt ein Geraumlusch zum Abspielen (z B mit einem MP3-Player) den Schatz etwas Leckeres zu essen

Bevor es losgeht besprechen Sie in der Gruppe die fuumlnf Sinne und stimmen die Kinder auf die Sinnes-Schatzsuche ein Welche Sinne gibt es und welche Organe sind fuumlr die Wahrnehmung verschie-dener Eindruumlcke zustaumlndig Starten Sie mit einem Foto von etwas das die Kinder kennen und sehen koumlnnen An dem Ort der auf dem Foto abgebildet ist fi nden die Kinder einen Hinweis der sie zum naumlchsten Fundort leitet Als Naumlchstes koumlnnten sie zum Beispiel ein Riechdoumlschen fi nden Erkennen die Kinder den Geruch wieder Wissen sie wo und was sie suchen muumlssen Im Garten koumlnnten dies zum Beispiel Blaumltter einer Pfl anze sein die sehr intensiv riechen In der Naumlhe der Pfl anze liegt etwas das sich besonders gut anfuumlhlt Doch wie ist der Hinweis zu verstehen Weist die weiche Wolle auf das Schaff ell auf dem Sofa hin oder der Ast auf den dicken Baum im Hof Dort fi nden die Kinder schlieszliglich ein Geraumlusch Entweder ist es eine Aufnahme die abgespielt wird oder eine Dose mit Inhalt die ein bestimmtes Geraumlusch erzeugt Houmlren die Kinder um welches Geraumlusch es sich handelt Koumlnnen sie erahnen wo sie als Naumlchstes suchen sollen Am Ort ange-kommen wartet der dort versteckte Schatz etwas Essbares das typisch ist fuumlr die Laumlnder aus denen die Familien der Kinder kommen Und ndash schmeckt es allen

Kinder erleben Sprache wenn sie etwas gemeinsam mit allen Sinnen erfahren zum Beispiel beim altersgemaumlszligen Spiel beim Suchen und Finden oder beim Essen Bei der bdquoSchatzsuche mit allen Sinnenldquo kommen alle diese Aspekte zusammen

Organisieren Sie gemeinsam mit den Kindern eine Schatzsuche ndash mit oder ohne Karte Je nach Alter der Kinder und Gruppenzusammensetzung koumlnnen Sie die Hinweise unterschiedlich gestalten

IDEEN ZUM ENTDECKEN UND FORSCHEN

SCHATZSUCHE MIT ALLEN SINNEN

Mehr zum Thema bdquoSprechanlaumlsse im Alltag schaffenldquo fi nden Sie auf der Website integrationhaus-der-kleinen-forscherde

Die Kinder koumlnnen ihre eigene Schatzkarte erstel-len ndash je nach Interesse uumlber alle Sinne (wie bei der Kita beschrieben) oder ganz klassisch als

Landkarte Teilen Sie die Klasse vorher in kleinere Gruppen und lassen Sie die Karten dann austauschen Wird der Schatz gefun-den Besprechen Sie nach der Schatzsuche Wie unterscheiden sich die Karten voneinander Wie sieht es mit dem Raumverstaumlnd-nis der Kinder aus Woran orientieren sie sich und was erscheint ihnen wichtig Auch in der Grundschule koumlnnen Leckereien aus aller Herren Laumlnder als Schatz winken

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Drauszligen in der Natur gibt es viel zu entdecken und Gelegenheiten sich uumlber das Gesehene und Erleb-te auszutauschen Etwas ganz Elementares ist zum

Beispiel der Boden auf dem wir gehen Ermutigen Sie die Kinder sich den Boden genau anzuschauen Die Kinder koumlnnen eine Bo-denprobe aus dem Garten dem Sandkasten und dem Blumenbeet nehmen und die Erde mit den Fingern untersuchen Wie fuumlhlt sich der Boden an Wie riecht er Ist er feucht oder trocken Bleiben Bodenstuumlckchen zwischen den Fingerrillen zuruumlck wenn die Kin-der die Erde zwischen den Fingern verreiben Nun koumlnnen die Kinder die Bodenproben miteinander vergleichen Fuumlhlen sich die Bodenproben unterschiedlich an Wie sehen sie aus Nehmen Sie zwei Blumentoumlpfe mit Loch im Boden Dann fuumlllen Sie einen der Toumlpfe mit Erde und den anderen mit Sand Damit Erde und Sand nicht gleich durch das Loch im Topf rieseln legen Sie uumlber beide

Loumlcher ein Stuumlck durchlaumlssigen Stoff Lassen Sie beim Befuumlllen oben ein wenig Platz Was passiert wenn man Wasser in die Blu-mentoumlpfe gieszligt Welcher Boden haumllt das Wasser besser Und was bedeutet das fuumlr die Pfl anzen die darin wachsen

Kieselsteine

grober Sand

feiner Sand

Filtertuumlte

geklaumlrtes Wasser

Toben schaukeln und Sandburgen bauen Wenn das Wetter schoumln ist freuen sich viele Kinder auf den Spiel-platz Doch wenn es lange nicht geregnet hat ist der

Sand im Sandkasten trocken Die Kinder merken schnell Damit koumlnnen sie nicht gut bauen Erst durch die Zugabe von Wasser

bdquoklebenldquo die Sandkoumlrner aneinander und lassen sich formen Aber warum ist das so Wasserbruumlcken zwischen den Koumlrnern verleihen dem Sand Form und Stabilitaumlt Lassen Sie die Kinder Wasser zum

Sand geben und beobachten Was passiert wenn die Kinder ganz wenig und was wenn sie viel Wasser zum Sand geben Wie fuumlhlt sich der Sand an Wie sieht er aus und welche Struktur hat er Dann kann der Sandburgenbau starten Wenn die Burg steht koumln-nen die Maumldchen und Jungen sie verzieren indem sie einzelne Stuumlcke aus den Tuumlrmen heraus- und Muster einarbeiten Eine Spruumlhfl asche hilft um die entstehende Sandburg beim Bauen immer gleichmaumlszligig feucht zu halten

BAUMEISTER

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

S AUBERMACHER

BODENFORSCHER

Wie wird dreckiges Wasser wieder sauber ndash zum Beispiel wenn Sand Erde oder Blaumltter ins Wasser gefallen sind Na klar in einer Klaumlranlage Die koumlnnen Sie mit den Kin-

dern gemeinsam bauen Nehmen Sie vier groszlige Joghurtbecher und stechen Sie in die Boumlden der Becher einige Loumlcher Dann fuumlllen die Kinder einen Becher halbvoll mit feinem Sand einen mit grobem Sand einen mit Kieselsteinen und in einen Becher kommt eine Kaf-feefi ltertuumlte Jetzt werden die Becher ineinandergestellt ndash ganz nach unten gehoumlrt der Becher mit dem Filter darauf der mit dem feinen Sand dann der mit dem groben Sand und schlieszliglich ganz oben der Becher mit den Kieselsteinen Um Schmutzwasser herzustellen vermischen die Kinder Wasser mit Erde Sand und Blaumlttern Die Kin-der fuumlllen das Schmutzwasser in den oberen Becher Langsam sickert das Wasser durch die verschiedenen Filter Dabei bleibt in jedem Becher etwas Schmutz zuruumlck Am Ende tropft das Wasser in ein Einweckglas Ist es jetzt sauber Und was passiert wenn man das Wasser zweimal durchlaufen laumlsst Wie sauber wird das Wasser

IDEEN ZUM ENTDECKEN UND FORSCHEN

WASSER SAND UND ERDE GIBT ES UumlBERALL

Wussten Sie Fuumlr viele Menschen ist die Natur ein Ort um Kraft zu tanken In der Natur koumlnnen Kinder spielen und kreativ sein riechen fuumlhlen lauschen und ganz einfach bdquoseinldquo Der direkte Kontakt mit der Natur kann Fluumlchtlingskindern dabei helfen sich sicher und vertraut zu fuumlhlenAuf der Website haus-der-kleinen-forscherde fi nden Sie viele Ideen zum Forschen und Staunen rund um die Themen Boden und Wasser

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MEIN FORSCHERTIPP K ITA

MUT ZUM MATSCH EIN OFEN AUS LEHM

Worum ging es bei dem Projekt Wir haben 2016 einen Anbau be-kommen In der Baugrube haben

die Kinder gleich die unterschiedlichen Erdschichten bemerkt und waren faszi-niert Also haben wir die Erde untersucht und erforscht Dabei haben wir Ton und Lehm gefunden und gesehen dass man mit diesem Material nicht nur matschen sondern auch wunderbar bauen kann Das Interesse der Kinder hat uns motiviert eine Lehmbaustelle einzurichten und einen Lehmofen zu bauen Der Lehmofen ist in-

zwischen zu einem Treffpunkt geworden an dem regelmaumlszligig gemeinsam mit den Eltern Brot gebacken wird Einige Familien mit Migrations- oder Fluchthintergrund be-richteten dass in ihrer Heimat auch heute noch solche Lehmoumlfen zum Brotbacken dienen Sie wussten wie die Oumlfen genutzt werden und wie das Brot gut gelingt

Was haben Sie benoumltigt und wie lange haben Sie geforscht Eigentlich nur Lehm Wasser und Matsch-sachen fuumlr die Kinder Um den Matsch aus den Raumlumen zu halten haben wir eine

bdquoMatschschleuseldquo eingerichtet in der sich die Kinder die Gummistiefel und Regenho-sen ausziehen konnten Zusaumltzlich zu un-serem Lehmaushub haben wir Lehmpulver im Internet bestellt Fuumlr den Lehmofen haben wir als Unterkonstruktion noch ei-nige Ziegelsteine verwendet ndash man kann so einen Ofen aber auch ebenerdig auf-

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stellen Wir haben uns den Luxus erlaubt und vier Schamottsteine im Backraum ver-legt damit die Brote auf reinem Stein ge-backen werden

Was haben Sie herausgefunden Waumlhrend eine Gruppe von Kindern zusam-men mit Erwachsenen an dem Lehmofen baute starteten einige Kinder ihre eigenen Projekte auf der Lehmbaustelle Sie koch-ten sozusagen ihr eigenes bdquoLehmsuumlpp-chenldquo oder bauten Burgen Schwimmbauml-der oder Haumluser Fuumlr das Dach des Ofens haben wir letztlich nicht die Technik mit Holz und Kaninchendraht angewandt wie sie in einigen Buumlchern beschrieben ist sondern eine die die Kinder erfunden ha-ben Sie hatten naumlmlich herausgefunden dass Sand den Lehm stuumltzt als sie daraus Daumlcher und Rundungen formten Am naumlchsten Tag als der Lehm getrocknet war holten sie den Sand heraus So wurde auch das Dach des Ofens gebaut Die Kin-der hatten die perfekte Loumlsung gefunden

Was hat gut oder nicht so gut geklappt Die Menge an Matsch und die Begeiste-rung der Kinder ohne Ruumlcksicht auf ihre Kleidung und Umgebung hat uns anfangs ziemlich uumlberrascht Gelohnt hat es sich trotzdem Wir konnten auf diese Weise einige Familien mit Fluchthintergrund in den Kita-Alltag einbinden Sie und andere Eltern brachten ihre Expertise ein und kommen nun regelmaumlszligig auch zu Back- aktionen Das ist ein guter Weg gemein-sam den Kita-Alltag zu gestalten

Mit Lehm laumlsst sich einiges anstellen ndash zum Beispiel auch jonglieren

Kindergarten Schloss E insteinANSPRECHPARTNERIN

Dagmar Schlinkbaumlumer (Kita-Leiterin)

ORT

Iserlohn Nordrhein-Westfalen

KINDER

80 Kinder 1 ndash 6 Jahre

HAUS DER KLEINEN FORSCHER

Seit 2011 beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv 2014 zertifiziert und 2016 rezertifiziert

Kinder an den Matsch ndash dass die Haumlnde sauber bleiben ist beim Lehmbau unwahrscheinlich

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MEIN FORSCHERTIPP GRUNDSCHULE

DEUTSCH LERNEN MIT FORSCHERIDEEN

Worum ging esIn der StaumldteRegion Aachen werden fuumlr Schuumllerinnen

und Schuumller mit geringen Deutschkennt-nissen Deutsch-Intensivkurse angeboten Bis zu 15 Kindern werden jahrgangsuumlber-greifend die grundlegenden Kenntnisse der deutschen Sprache vermittelt Seit Anfang 2016 besucht bdquoHaus der kleinen Forscherldquo-Trainerin Lea Erkens einmal im Halbjahr die Deutsch-Intensivklassen und forscht mit den Kindern Ziel ist es den Kindern sowohl Naturwissenschaften und Technik als auch die deutsche Sprache spielerisch naumlherzubringen Dabei werden auch Sozialkompetenz Feinmotorik und das Selbstbewusstsein der Kinder gestaumlrkt

Was haben Sie benoumltigt und wie lange ha-ben Sie geforscht Zunaumlchst galt es das Konzept von Deutsch als Zweitsprache und den Ansatz des bdquoHau-ses der kleinen Forscherldquo zu kombinieren Die Forscherideen orientieren sich dabei an Unterrichtsinhalten und greifen die The-men Farben Pfl anzen Koumlrper und Ernaumlh-rung auf Fuumlr das Lernen der Sprache wird

die Methodik von Deutsch als Zweitsprache genutzt Neue Begriff e werden mit Wortkar-ten eingefuumlhrt und durch haumlufi ges Wieder-holen waumlhrend des Workshops gefestigt Eigens fuumlr das Projekt wurde ein Forscher-buch entwickelt in dem die Kinder ihre Ergebnisse festhalten Sie fi nden darin auszligerdem Wortlisten Schreibuumlbungen und Bastelvorlagen fuumlr zu Hause

Was haben Sie herausgefunden Taumlgliche Rituale wie der Morgenkreis bei dem zum Beispiel uumlber das Wetter oder die Zahl des Tages gesprochen wird sind fuumlr die Fluumlchtlingskinder besonders wichtig da sie Sicherheit und Orientierung geben Daher sind diese Rituale auch Bestandteil des Workshops Die unterschiedlichen Sprach-niveaus in den Klassen sind eine Herausfor-derung fuumlr die Lernbegleitung ndash die Kinder die ganz neu sind gehen gemeinsam in eine Klasse mit denen die bereits laumlnger dabei sind Es ist also wichtig Forscher-ideen zu fi nden bei denen die Kinder weder unter- noch uumlberfordert werden Auszligerdem ist es wichtig den Kindern beim Forschen und Entdecken Hilfestellung anzubieten

Gehoumlrt Forschen auch in Ihrer Kita Ihrem Hort oder Ihrer Grundschule zum Alltag Dann lassen Sie sich zertifi zieren Informationen zum Zertifi zierungsverfahren und das Bewerbungsportal fi nden Sie unter haus-der-kleinen-forscherde in der Rubrik bdquoZertifizierungldquo

Was hat gut oder nicht so gut geklappt Die Teamarbeit der Klassenlehrerinnen und -lehrer mit der Trainerin funktioniert so-wohl bei der Durchfuumlhrung des Workshops als auch bei der Konzepterstellung sehr gut Anfangs gestaltete es sich schwierig das passende Sprachniveau fuumlr das For-scherbuch zu fi nden Bemerkenswert ist der Zusammenhalt in den Schuumllergruppen Die Kinder helfen sich gegenseitig Man houmlrt nie bdquoEy bist du doofldquo sondern eher bdquoSchau mal das geht soldquo

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

ANSPRECHPARTNERIN

Lea Erkens (Trainerin bdquoHaus der kleinen Forscherldquo)

ORT

StaumldteRegion Aachen Nordrhein-Westfalen

KINDER

In den Jahren 2016 und 2017 haben bis jetzt 420 Kinder an zehn Grundschulen in der StaumldteRegion Aachen teilgenommen

Die Umsetzung

der Forscher-Workshops in

den Deutsch-Intensivkursen wird

unterstuumltzt durch das Bildungsbuumlro

der StaumldteRegion Aachen und den

Bildungsengel eV ndash eine Initiative die sich

fuumlr Chancengerechtigkeit durch bessere

Bildung in allen Bildungsstufen einsetzt

Ein Video zum Sprachlernprojekt in der

StaumldteRegion Aachen fi nden Sie unter

integrationhaus-der-kleinen-

forscherde

Die Kinder halten ihre Ergebnisse in einem Forscherheft fest

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TIERSTIMMEN DER WELTProf Derek Abbott Director of the Centre for Biomedical Engineering an der Universitaumlt Adelaide hat zusammengetragen wie Menschen uumlberall auf der Welt unterschiedliche Tiergeraumlusche benennen

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Ein Hund bellt eine Katze miaut und ein Hahn

kraumlht Aber ist das uumlberall auf der Welt so

Oder sprechen Tiere in anderen Laumlndern andere

Sprachen Das tun die Tiere zwar nicht

aber wir Menschen houmlren Tiersprachen mit-

unter sehr verschieden In Deutschland

macht der Hund bdquowau wauldquo in Groszligbritannien

bdquobow wowldquo und in der Tuumlrkei bdquohav havldquo

Und wie sieht es mit den anderen Tieren auf

der Weltkarte aus Wissen die Maumldchen

und Jungen welche Laute die Tiere in Deutsch-

land machen und wie diese in anderen

Laumlndern klingen

Prof Derek Abbott Director of the Centre for Biomedical Engineering an der Universitaumlt Adelaide hat zusammengetragen wie Menschen uumlberall auf der Welt unterschiedliche Tiergeraumlusche benennen

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Haben Sie ein BeispielWenn das Kind sagt bdquoDa Autoldquo und der Vater den Satz richtig wiederholt bdquoJa da ist ein Autoldquo sind das ganz wichtige intuitive Lehrstrategien Wenn ich das als Vater oder Mutter aber in einer Sprache versuche die ich selbst nicht beherrsche werde ich deut-lich weniger korrigieren und kommentieren und manchmal regel-recht verstummen weil mir der richtige Ausdruck oder die richtige Form fehlt Ich kann damit auch nicht mehr frei auf die Impulse und Gefuumlhle des Kindes reagieren sondern bin eingeschraumlnkt Das kann auch die emotionale Beziehung zum Kind schwaumlchen Eltern muumlssen mit ihren Kindern in der bdquoSprache ihres Herzensldquo kommunizieren koumlnnen um ihre einzigartige und vertrauensvolle Beziehung nicht zu stoumlren

Lernen Kita-Kinder eine neue Sprache anders als Grundschul-kinder Generell gilt Je juumlnger die Kinder desto schneller und leichter lernen sie eine Sprache Bis zum dritten Lebensjahr werden zwei Sprachen parallel etwa so gut und schnell erworben wie bei einem einsprachig aufwachsenden Kind Danach haumlngt es davon ab wann die zweite Sprache dazukommt und wie Qualitaumlt und Quan-titaumlt des Sprachangebots beschaff en sind Wenn ein Kind vor dem zehnten Lebensjahr eine Sprache lernt kann es sich auch dem

INTERVIE W

bdquoELTERN SOLLTEN IN DER SPRACHE IHRES HERZENS KOMMUNIZIERENldquo

Wie lernen Kinder eine Sprache Welche Unterschiede muumlssen paumldagogische Fach- und Lehrkraumlfte im Hinblick auf das Alter des Kindes beachten Die Kommunikationsfor-scherin Prof Dr Ute Ritterfeld gibt Tipps zur Unterstuumltzung von Kindern beim Zweit- und Fremdspracherwerb

Eine Ihrer 13 goldenen Regeln sowohl fuumlr Kita- als auch fuumlr Grundschulkinder lautet bdquoKeine Sprachverboteldquo Was meinen Sie damitWir wollen verhindern dass die paumldagogischen Fach- und Lehr-kraumlfte gefl uumlchteten Eltern empfehlen zu Hause um jeden Preis Deutsch zu sprechen Das hat mehrere Gruumlnde Zum einen kann das menschliche Gehirn ganz hervorragend zwei Sprachen be-waumlltigen Zum anderen reicht der Input durch Kindergarten Schule Medien und Freunde in der Regel aus um Deutsch zu lernen Man sollte den Eltern nicht raten zu Hause in einer Sprache mit dem Kind zu sprechen die sie selbst noch nicht richtig be-herrschen Denn Kinder lernen eine Sprache auch indem Eltern sie korrigieren und Informationen hinzufuumlgen

Die ExpertinProf Dr Ute Ritterfeld ist seit 2010 Leiterin des Fachgebiets bdquoSprache und Kommunikationldquo an der Technischen Universitaumlt Dortmund Zwei ihrer Forschungsschwerpunkte sind fruumlher Spracherwerb und Mehrsprachigkeit

Die bdquo13 goldenen Regeln zur Sprach-foumlrderung mit heimatvertriebenen Kindern ohne Deutschkenntnisse in unseren Kitas und Grundschulenldquo von Prof Dr Ute Ritterfeld und Prof Dr Sandra Niebuhr-Siebert fi nden Sie im Internet unter sktu-dortmundde im Bereich bdquoMaterialienldquo Dort gibt es auch weitere Informationen und Hand-reichungen sowie eigens produzierte zweisprachige Houmlrspiele zum Download

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Klang und dem Rhythmus problemlos anpassen wenn es zuvor eine andere Sprache gesprochen hat Es entwickelt dann keinen Akzent Ungefaumlhr ab zehn Jahren setzt bei vielen Kindern die Her-kunftssprache dem Deutschen einen houmlrbaren Stempel auf Man houmlrt dann einen Akzent Dieser bleibt oft auch dann noch erhalten wenn der Wortschatz hervorragend entwickelt ist und die Gram-matik fehlerfrei beherrscht wird Wir sprechen dann auch nicht mehr von Zweitsprach- sondern von Fremdspracherwerb

Welche Ruumlckschluumlsse fuumlr den paumldagogischen Alltag ergeben sich darausIm Vorschulalter verfuumlgen die Kinder in der Regel noch uumlber gute Strategien quasi nebenbei eine Sprache zu lernen Das Sprach-lernziel muss deswegen nicht im Mittelpunkt stehen Kinder eig-nen sich eine neue Sprache vorwiegend spielerisch an weil sie sich mit anderen austauschen wollen Welches Mittel zur Kommunikation die Kinder auch waumlhlen schaumltzen Sie es wert Die Kommunikation steht im Vordergrund nicht das Lernen der Sprache So legen Sie behutsam eine Basis die die Kinder dann nach und nach mit Sprache fuumlllen werden Bei Grundschulkindern ist das schon ein wenig anders Die Kinder

wissen genau dass man von ihnen erwartet Deutsch zu lernen und mit dieser Sprache dem Schulunterricht zu folgen Ihr Sprach- erwerb ist damit gesteuerter und nicht so unbewusst wie im Kita-Alter Die Kinder lernen also sowohl nebenbei als auch ganz bewusst Als Lehrerinnen oder Lehrer passen Sie die Komplexitaumlt Ihres eigenen Sprachgebrauchs dann meist ganz automatisch an das Niveau der Kinder an Das ist ein wichtiger und richtiger Schritt Sie sollten zudem versuchen den Kindern moumlglichst viele Hilfen anzubieten mit denen die Aufgabenstellungen auch non-verbal so eindeutig wie moumlglich werden Das gelingt anhand von konkreten Objekten Gesten Bildern oder Videos Zeigen Sie auf die Dinge uumlber die Sie sprechen Und vor allem Haben Sie selbst Spaszlig an diesen Sprachlehr-Lern-Abenteuern mit Kindern aus ei-nem anderen Kulturkreis Denn Kinder koumlnnen problemlos zwei oder gar mehr Sprachen parallel lernen und benutzen

Kinder lernen Sprachen am besten spielerisch

Das Interview mit Prof Dr Ute Ritterfeld ist auch online zu finden im Service-Portal Integration

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Wo genau liegt eigentlich Kolumbien Welche Tiere leben dort und welche Sprache sprechen die Menschen Ein Praktikant aus Suumldamerika brachte die Kinder vom Kinderhaus Chelius-straszlige in Mannheim auf die Idee zu unterschiedlichen Kul-turen und Lebensweisen zu forschen und sich nebenbei mit Nachhaltigkeitsfragen zu beschaumlftigen Das Projekt wurde im Wettbewerb bdquoForschergeist 2014ldquo der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo als Landessieger nominiert

FORSCHERGEIST-PRO JEK T

KOLUMBIEN UND SEIN REGENWALD

Kinderhaus Cheliusstraszlige ANSPRECHPARTNERIN

Gabriele Kessler (Kita-Leiterin)

ORT

Mannheim Baden-Wuumlrttemberg

KINDER

100 Kinder 0 ndash 6 Jahre

HAUS DER KLEINEN FORSCHER

Seit 2010 beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv 2016 zum dritten Mal zertifi ziert

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Forschergeist-Projekt des Monats

Der bdquoForschergeistldquo ist ein bundesweiter Kita-Wettbewerb der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Gesucht und praumlmiert werden herausragende Projekte die Maumldchen und Jungen fuumlr die Welt der Mathematik Infor- matik Naturwissenschaften oder Technik begeistert haben

Weitere spannende Informationen und Details zum bdquoForschergeistldquo-Wettbewerb erhalten Sie unter forschergeist-wett- bewerbde

er neue Praktikant war fuumlr die Maumldchen und Jungen des Kinderhauses Cheliusstraszlige sehr spannend Sein Deutsch war noch recht gebrochen so dass sie manchmal Schwie-

rigkeiten hatten ihn zu verstehen Dafuumlr konnte er eine fremde Sprache sprechen ndash Spanisch Die Kinder begannen Fragen zu seiner Sprache und seinem Heimatland Kolumbien zu stellen In den Gespraumlchen stellte sich heraus dass Kolumbien ganz schoumln weit weg ist und in den Regenwaumlldern leben dort jede Menge interessanter Pflanzen und Tiere Als die Kinder im nahe gelegenen Tropenhaus auf Schlangen Piranhas und Krokodile trafen und houmlrten dass diese in Kolumbien in Freiheit leben wurde die Neu-gier so groszlig dass ein Projekt daraus entstand Dreimal pro Woche bdquoreistenldquo die Maumldchen und Jungen fuumlr eine Stunde in den suumld- amerikanischen Regenwald lernten Tiere und Pflanzen kennen erforschten den Wasserkreislauf kochten kolumbianische Gerich-te sprachen uumlber indigene Voumllker und Umweltschutz und schoumlpf-ten eigenes Papier um Holz zu sparen Eine Handpuppe die Ameise bdquoHormigaldquo begleitete die Kin-der auf allen Reisen und erklaumlrte ihnen den Regenwald Die Maumld-chen und Jungen ahmten einzelne Tiere nach verglichen die Ei-genschaften verschiedener Holzarten pflanzten eine Ananas und meisterten einen Bewegungsparcours auf dem sie von Stein zu Stein uumlber einen Fluss mit Krokodilen sprangen und uumlber umge-fallene Baumstaumlmme balancierten Daruumlber hinaus machten sich die Kinder Gedanken was sie selbst tun koumlnnen um den Regen-wald vor Abholzung zu schuumltzen Sie baten alle darum im Wasch- raum sparsam mit Papierhandtuumlchern zu sein Altpapier getrennt zu sammeln und Brote nur duumlnn mit Nuss-Nougat-Creme zu bestreichen ndash denn in dem leckeren Brotaufstrich ist Palmoumll ent-halten fuumlr dessen Anbau der Regenwald weichen muss Nach jedem einzelnen Projektschritt gestalteten die Maumldchen und Jungen Plakate oder Wandzeitungen mit Fotos und Informa-tionen fuumlr die anderen Kinder und die Eltern Daruumlber hinaus malten sie ein groszliges Abbild des Regenwalds im Vergleich zu

D einem Hochhaus in den Flur des Kinderhauses Fuumlr die paumldago-gischen Fachkraumlfte war es faszinierend zu sehen wie dieses Pro-jekt nach und nach die gesamte Kita durchzog Immer wieder houmlrten sie in Gespraumlchen dass das Thema auch bei Kindern die nicht teilnahmen praumlsent war und fuumlr Interesse sorgte Zum Abschluss veranstalteten die Maumldchen und Jungen einen Elternnachmittag bei dem sie Bilder von einzelnen Projekt- schritten zeigten Lieder sangen einen Tanz auffuumlhrten die fuumlr sie interessantesten Versuche praumlsentierten und einen kolum- bianischen Imbiss zubereiteten Die Kinder konnten bei dem Projekt ihre interkulturellen Kom-petenzen weiterentwickeln Durch die vertiefte Beschaumlftigung mit dem Lebensraum Regenwald erarbeiteten sie sich biologisches Wissen und legten auszligerdem besonderes Augenmerk auf Um- weltschutz und Fragen der Nachhaltigkeit Sie lernten dabei aus ihrem Wissen Konsequenzen fuumlr ihre Handlungen zu ziehen

Im Bewegungsparcours uumlbten die Kinde durch Dickicht zu kriechen und Fluumlsse zu uumlberqueren

Im Dschungel leben jede Menge spannender Tiere und Pflanzen

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Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-

aufsichtigt an Gewaumlssern spielen

Nehmen Sie sich die Zeit um mit

Ihnen sicheres Verhalten am Wasser zu

uumlben Geben Sie den Kindern Hinweise

fuumlr das Einfangen und Beobachten von

Wassertieren bevor es losgeht und

versuchen Sie moumlglichst keine

bdquoSpurenldquo zu hinterlassen

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ORTE ZUM FORSCHEN

FORSCHEN AM TUumlMPELOb Teich oder Tuumlmpel ndash Gewaumlsser laden nicht nur zum Planschen ein sie sind auch spannende Forscherorte

an denen Maumldchen und Jungen allerhand erkunden koumlnnen Besonders im Sommer lohnt sich fuumlr entdeckungsfreudige Forschergeister ein Spaziergang in die Natur um Tiere und Pflanzen zu beobachten

VIELFALT AN TEICH UND TUumlMPELIn Teichen und Tuumlmpeln ist das Wasser meist nicht tief so dass das Sonnenlicht bis zum Boden dringt und die Pfl anzen uumlppig wachsen Die fl achen Gewaumlsser sind reich an Naumlhrstoff en und bieten vie-len Tieren ideale Lebensbedingungen Welche Tiere und Pfl anzen koumlnnen die Kinder entdecken Koumlnnen sie die ver-schiedenen Arten benennen Bitten Sie die Kinder behutsam zu sein um scheue Tiere nicht zu verjagen

WAS FUumlR TIERE SIND DASKoumlnnen die Kinder die Tiere benennen die sie sehen In Teichen und Tuumlmpeln leben nicht nur Froumlsche Libellen und Fische Am Ufer hausen die Larven vom Gelbrandkaumlfer Wasserskorpion und Ruumlckenschwimmer In den Pfl anzen verstecken sich Libellen und Koumlcherfl iegen Im Wasser tummeln sich um Aumlste und Steine herum Schnecken Plattwuumlrmer und Wasserasseln Welche Tiere koumlnnen die Kinder noch entdecken Wie bewegen sich die Tiere fort und wo genau fi nden die Maumldchen und Jungen sie

PAPIERBOOTE BAUENNur ein Blatt Papier ndash mehr braucht es nicht um ein Papierboot zu bauen Doch schwimmt es auch Welches schwimmt am besten Und wie schwimmt es von hier nach dort Braucht es Wind oder Stroumlmung reicht es zu pusten oder muumlssen die Kinder es an-schubsen Uumlberlegen Sie gemeinsam wie Papierboote am schnellsten schwimmen und veranstalten Sie einen Wettbewerb

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Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-Achtung

aufsichtigt an Gewaumlssern spielen

Nehmen Sie sich die Zeit um mit

Ihnen sicheres Verhalten am Wasser zu

uumlben Geben Sie den Kindern Hinweise

fuumlr das Einfangen und Beobachten von

Wassertieren bevor es losgeht und

versuchen Sie moumlglichst keine

bdquoSpurenldquo zu hinterlassen

ann muumlssten wir uns mit Zeichen ver-staumlndigen Fuumlr jedes Wort muumlssten wir uns ein Zeichen uumlberlegen aumlhn-

lich wie die Gebaumlrdensprache Fuumlr Men-schen die eh schon Gebaumlrdensprache sprechen waumlre es praktisch da sie dann alles verstehen wuumlrden Dann waumlre es na-tuumlrlich schlecht wenn man blind ist da blinde Menschen die Zeichen nicht sehen koumlnnen Fuumlr sie muumlssten wir uns dann et-was aus Lauten wie bdquoMmmhldquo oder aus Ge-raumluschen ausdenken

hne Sprache waumlren wir nicht das was wir sind Sprache ist eine besonders wichtige Eigenschaft des Menschen

mit einem groszligen praktischen Nutzen Sprache unterscheidet uns von allen ande-ren Lebewesen Ohne die vielen Sprachen der Welt koumlnnten sich Menschen nicht so schnell und effi zient uumlber so viele Dinge verstaumlndigen ihren Gefuumlhlen Ausdruck ver-

leihen und ihr Zusammenleben im Alltag regeln Ohne Sprache koumlnnten wir unser Wissen uumlber die Welt nicht festhalten und an andere weitergeben wir koumlnnten dieses Wissen nicht hinterfragen und verbessern wir koumlnnten nicht so viel lernen und wir koumlnnten andere nicht mit unseren Geschichten zum Lachen oder Weinen bringen

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DUR CH DIE FORSCHERBRILLE

WAS WAumlRE WENN WIR KEINE SPRACHE HAumlTTEN

Oskar 7 Jahre weiszlig eine Antwor t

Prof Dr Steinbach Universitaumlt Goumlttingen Seminar fuumlr Deutsche Philologie

EIN TUumlMPELMUSEUMNicht nur die Tiere und Pfl anzen sind be-sonders Rund um Tuumlmpel und Teich koumln-nen die Kinder jede Menge Schaumltze ent-decken Entweder sammeln sie einfach was ihnen gefaumlllt oder sie erstellen eine Sammelliste Finden sie etwas Spitzes etwas Weiches etwas Hartes oder etwas von dem sie nicht wissen was es ist Finden sie fuumlnf Steine in unterschied-licher Farbe oder vier verschiedene Blatt-formen Lassen Sie die Kinder alles in einer Box zusammentragen ndash ihrer persoumln-lichen Schatzkiste ndash und bitten Sie sie sich gegenseitig die Fundstuumlcke vorzustellen

AUS DER NAumlHE BE TRACHTE TWenn die Maumldchen und Jungen dabei vor-sichtig sind duumlrfen sie einige Tiere fangen Dafuumlr eignen sich ein Haushaltssieb oder ein Kescher am besten ein viereckiger ndash damit koumlnnen die Kinder die Tiere am Bo-den des Teiches gut erreichen Danach geben sie sie sorgsam in ein mit Wasser gefuumllltes Gefaumlszlig ndash zum Beispiel eine Schuumls-sel oder einen Topf Was sehen die Kinder Besonders viel erkennen koumlnnen sie mit Becherlupen Achten Sie darauf moumlg-lichst keine geschuumltzten Arten zu fangen wie Froumlsche Kaulquappen Libellenlarven oder Wasserspinnen

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E mma sitzt auf der Treppe vorm Haus Gerade hat Viola angerufen sie hat heute doch keine Zeit zum SpielenKeiner hat heute Zeit zum Spielen

raquoDoofer Dienstaglaquo denkt EmmaEmma wuumlnscht sich eine Freundin Eine richtige Freundin Sie stuumltzt die Ellenbogen auf die Knie und legt das Gesicht in ihre Haumlnde Schritte schlurfen heran und bleiben stehen Genau vor Emma Sie kann spuumlren dass jemand sie anschaut Sie will aber jetzt nicht angeschaut werden Zur Strafe fuumlrs Anschauen guckt sie nicht hochraquoHast du waslaquo fragt eine Stimme Es ist eine fremde StimmeEine die die Worte seltsam betont und das raquohlaquo ganz rau klingen laumlsst Emma guckt doch Es ist der kleine Junge aus dem Haus am Ende der Straszlige Er hat schwarze Haare und dunkle dunkle AugenraquoHast du waslaquo wiederholt der Junge und starrt Emma mit seinen dunklen Augen anraquoNeelaquo sagt EmmaraquoWohnst du hierlaquo fragt der Junge weiterraquoJalaquo antwortet Emma bevor sie uumlberlegen kann ob sie sich von diesem Knirps ausfragen lassen willraquoWie heiszligt rsquon dulaquoraquoEmmalaquo Schweigen raquoUnd dulaquoraquoAbdullahlaquoraquoAhalaquo

Text Kathrin RohmannIllustrationen Antje Drescher

raquoUnd was machst du jetztlaquo Abdullah zieht mit der Fuszligspitze die Fugen zwischen den Pflastersteinen nachraquoNichtslaquo sagt EmmaraquoHast du keinen zum SpielenlaquoPeng Emma spuumlrt die Hitze in ihr Gesicht schieszligen Was denkt dieser Abdu-Dings-Bums sich Natuumlrlich hat sie jemanden zum Spielen Sonst jedenfalls Immer Nur gerade heute nichtraquoKlar habe ich jemanden zum Spielenlaquo blafft Emma Abdullah anraquoMeine richtige Freundin kommt gleichlaquoraquoWas ist eine richtige Freundinlaquo Abdullahs Augenbrauen schieben sich zusammenraquoEin richtige F r e u n d i n laquo Emma zieht das Wort sehr langraquoAlso eine richtige Freundin hat immer Zeit zum Spielen und total gute Ideen Mit der ist es nie langweilig und die ist nicht sauer oder beleidigt wenn man vielleicht ein schoumlneres T-Shirt anhatlaquoraquoAhalaquo sagt Abdullah und guckt auf Emmas pinkes Hello-Lilli- T-Shirt und dann an seinem grauen Space-Rider-T-Shirt herunterraquoIch find deins echt schoumln aber das macht nichtslaquo sagt er und laumlchelt raquoIch hol mal meinen BalllaquoraquoIch hab aber gar keine Zeitlaquo murmelt Emma Dennoch bleibt sie sitzen bis Abdullah zuruumlckkommt

raquoKannste Fuszligball spielenlaquo fragt Abdullah und kickt den Ballgegen die unterste Stufe der TrepperaquoKlar kann ich daslaquo antwortet Emma und rollt die AugenEigentlich will sie sagen dass Fuszligball bloumlder Kram ist und dass sie mit Knirpsen bestimmt nicht spielt und raquoSuper dann schieszligen wir immer an den Pfosten da und der andere muss den Ball kriegen und wieder gegen den Pfosten schieszligenlaquo Abdullah schieszligt Und noch bevor der Ball vom Pfosten der Einfahrt gegenuumlber wieder abgeprallt ist steht Emma schon neben ihmDer soll nicht denken dass sie das nicht kann Beim erstenSchuss trifft sie den Pfosten beim zweiten nicht beim drittennicht aber beim vierten wieder

K UR ZGE SCHICHTE

ABDULLAH UND DIE RICHTIGE FREUNDIN

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Noch mehr toll illustrierte Vorlesegeschichten gibt es in GECKO der werbe- freien Bilderbuch-Zeitschrift fuumlr Kinder ab vier Jahren bis ins Schulalter Die Geschichte bdquoAbdullah und die richtige Freundinldquo ist in der Kinderzeit-schrift Gecko Nr 25 erschienen Mit dem Heft fuumlr Juli August 2017 feiert GECKO uumlbrigens bereits die 60 Ausgabe GECKO gibt es im Abo oder als Einzelheft auf wwwgecko-kinderzeitschriftde und im Buchhandel Kindergaumlrten und Kitas erhalten zehn Prozent Bildungsrabatt auf das Abo

Abdullah trifft immer Er stoppt den Ball und schieszligt mit der Innenseite des Fuszliges Es sieht aus als wuumlrde er den Ballschieszlig-schieben Als Abdullah nicht guckt versucht Emma anstatt mit der Fuszligspitze auch einmal genauso zu schieszligenSie trifft den Pfosten perfekt

Beim naumlchsten Schuss kommt Theo bellend um die Hausecke gesaust und beiszligt in den BallraquoOhlaquo sagt Abdullah raquodeine richtige FreundinlaquoraquoNeelaquo Emma schuumlttelt den Kopf So sehr dass ihr alle Haareins Gesicht fallen damit Abdullah nicht sieht wie rot sie wirdraquoNeelaquo sagt sie raquodas ist mein Hundlaquo

raquoMamalaquo fragt Emma beim Abendessen und legt ihr Brot zuruumlckauf den Teller raquomuumlssen Freundinnen eigentlich genauso alt seinwie man selbstlaquo Mama uumlberlegt raquoNeinlaquo sagt sie raquoich bin 38 Marie ist 36 Franzi 33 und Regina 49 Und alle sind meine FreundinnenlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoHast du Freundinnen die woandersherkommen Ich meine die auch noch eine andere SprachesprechenlaquoraquoKlarlaquo sagt Mama raquoAideen aus Irland sie spricht Englisch undDeutsch Und Marisol vom Chor kommt aus Chile Sie sprichtSpanisch und DeutschlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoAber Jungen oder Maumlnner die koumlnnen nichtrichtige Freundinnen sein oderlaquo

Mama lacht raquoNa ja vielleicht nicht Freundinnen aber Freundenatuumlrlich Olli zum Beispiel Den kenne ich schon ewig und er istein richtig guter FreundlaquoraquoAhalaquo sagt Emma und nicktraquoWarum willst du das eigentlich wissenlaquo fragt MamaraquoAchlaquo antwortet Emma raquonur solaquo

Spaumlter holt Emma ihr Gummitwistband Das haumlngt sie an einer Seite in die Zaunlatten und Emma zeigt Abdullah wie man von eins bis zehn huumlpft Abdullah hat noch nie Gummitwist ge- spielt und muss schrecklich lachen weil er sich staumlndig ver- heddert Emma muss auch lachen Aber eigentlich findet sie dass Abdullah fuumlr einen Jungen ganz schoumln gut huumlpft Vor allem weil er das noch nie gemacht hat

Irgendwann lehnen sie beide nur noch lachend und japsend am GartenzaunPloumltzlich ruft jemand laut raquoA b d u l l a hlaquoraquoTschuumlszliglaquo sagt Abdullah und flitzt davon Kurz dreht er sich noch einmal umraquoIch hab morgen Zeitlaquo ruft erraquoIch auchlaquo fluumlstert Emma

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Im Benjamin-Franklin-Village in Mannheim befindet sich eine bdquoBedarfsorientierte Erstaufnahmeeinrichtungldquo ndash die erste in Baden-Wuumlrttemberg mit einer eigenen Willkommensschule Anders als in einer Regelschule wird hier der Unterricht von ehrenamtlichen Lehrkraumlften durchgefuumlhrt Durchschnittlich vier Monate bleiben die gefluumlchteten Kinder und ihre Familien auf dem Gelaumlnde Barbara Hackbarth Trainerin und Netz-werkkoordinatorin beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo leitet eine Forscher-AG an der Willkommensschule in der sie alle 14 Tage mit gefluumlchteten Kindern zu naturwissenschaftlichen und technischen Themen forscht

GUT GEMACHT

WILLKOMMEN KLEINE FORSCHER

Wasser ist immer ein spannendes Forschungsobjekt

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Ins Gespraumlch kommenUumlber das Forschen kommt sie leicht ins Gespraumlch mit den Kindern auch wenn die Kommunikation meist mit Haumlnden und Fuumlszligen statt-findet Die Maumldchen und Jungen stammen aus vielen unterschied-lichen Laumlndern sprechen kein Deutsch und nur wenig Englisch Bildkarten helfen den Kindern rasch die Bezeichnungen fuumlr die Forschermaterialien zu lernen ndash nach der ersten Forscherstunde kennen die Kinder die englischen und deutschen Bezeichnungen fuumlr Wasser und Messbecher Pipette und Reagenzglas

Wertschaumltzung statt LeistungsdruckZurzeit besuchen rund 30 Kinder zwischen 5 und 15 Jahren den Unterricht in der Columbus-Schule Nachmittags bieten Freiwillige verschiedene AGs an Eine davon ist die Forscher-AG bdquoIch wollte mich schon lange in der Fluumlchtlingshilfe engagierenldquo sagt Barbara Hackbarth die als Netzwerkkoordinatorin fuumlr das bdquoHaus der kleinen Forscherldquo beim Suumldwestmetall-Netzwerk Rhein-Neckar arbeitet 15 Kinder besuchen regelmaumlszligig die Forscher-AG Nach den zwei Stunden sind alle ganz schoumln erledigt bdquoAber diese zwei Stun-den sind eine wunderbare Bereicherung fuumlr michldquo sagt Barbara Hackbarth Genauso wie fuumlr die Kinder bdquoSie erfahren hier Bestaumlr-kung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ih-nen dabei hier entspannt anzukommenldquoDie Maumldchen und Jungen freuen sich wenn sich jemand Zeit fuumlr sie nimmt und sich mit ihnen beschaumlftigt

bdquoEierlaufenldquo ndash mal andersWasser so Barbara Hackbarth sei ein wunderbares Element um es mit den Kindern gemeinsam zu erforschen bdquoWir haben Wasser-tropfen untersucht und herausgefunden dass Wasser andere Stoffe aufloumlsen und vermischen kann Auch im Winter bietet es sich an mit Wasser zu forschen ndash in gefrorener Form ist es so faszinierend dass die Kinder es stundenlang untersuchen und immer wieder etwas Neues entdecken Zwischendurch baue ich immer Bewegungsspiele einldquo sagt die Netzwerkkoordinatorin Zum Beispiel spielt sie mit den Kindern bdquoEierlaufenldquo ndash nur mit

GU T ZU W IS S E N

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Wasser statt mit Eiern Die Maumldchen und Jungen werden in zwei Gruppen unterteilt Jede Gruppe hat unterschiedliche Dinge zur Verfuumlgung um das Wasser zu transportieren Glaumlser Untertassen Siebe Kellen und was sich sonst noch so findet Dann geht es darum welche Gruppe zuerst das Wasser von dem einen Eimer in den auf der gegenuumlberliegenden Seite transportieren kann

Kleine Schritte zu BeginnDie Forscher-AG ist mit den gefluumlchteten Kindern etwas anders strukturiert als sonst bdquoNormalerweise biete ich immer drei oder vier Forscherideen auf einmal an und lasse die Maumldchen und Jun-gen dann entdecken Aber diese Art des Forschens uumlberfordert die Kinder hierldquo sagt die studierte Sozialpaumldagogin Zudem setzt sie die Kinderkarten vom bdquoHaus der kleinen Forscherldquo ein So koumlnnen sich die Kinder zusaumltzlich an den Bildern orientieren und sich in-spirieren lassen Einmal habe sie mit einigen Kindern am Tisch einen Luftbal-lontransporter gebaut als sie einen Jungen bemerkte der auf dem Boden saszlig Er hatte mit Hilfe einer der Entdeckungskarten einen Faumlcher nachgebaut saszlig in Ruhe da und wedelte sich Luft zu bdquoEr hat nichts gesagt nichts gefragt Ich habe ihm nichts erklaumlrt Er hat einfach die abgebildete Forscheridee nachgebaut und den Luftzug auf sich wirken lassen Das war tollldquo

Der bdquoBildungspassldquoDen bdquoBildungspassldquo der Columbus- Schule haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Mannheim entwickelt Jedes Kind bekommt einen solchen Pass in dem seine Lehrer eintragen koumlnnen welche Themen sie behandelt haben Das koumlnnen Zah- len sein das Einmaleins oder auch geschichtliche Themen Der Pass dient dazu die Lehrerinnen und Lehrer in den aufnehmenden Kommunen uumlber den Bildungsstand des Kindes zu informieren Vor allem aber soll er die Kinder motivieren

Die WillkommensschuleDie Schulpflicht beginnt in Baden-Wuumlrt-temberg fuumlr Kinder deren Eltern einen Asylantrag stellen sechs Monate nach ihrer Ankunft Allerdings nicht schon in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes sondern erst in der Kommune die die Familien und Kinder letztlich aufnimmt Dort werden die Kinder und Jugendlichen zunaumlchst in sogenannten Vorbereitungs- und VABO-Klassen (VABO steht fuumlr Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf fuumlr Jugendliche ohne Deutschkenntnisse) in die Regelschule integriert Die Willkommensschule in Mannheim will die Luumlcke zwischen Ankunft und Schulbeginn in der Kom- mune schlieszligen

Beim Forschen wird auch die Feinmotorik geschult

bdquoSie erfahren hier Bestaumlrkung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ihnen dabei hier entspannt anzukommenldquo

Einen Bericht uumlber die Willkommens-schule finden Sie auch auf unserer Website Service-Portal Integration

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Welche Themen sind Ihnen besonders wich-tig wenn es um die Integration von Kindern in Kita Hort und Grundschule geht Beim Kita- und Schulbesuch muumlssen zu-naumlchst Zugangshuumlrden abgebaut werden Zugewanderte Eltern melden ihre Kinder deutlich seltener in einer Kita an Ihre Kin-der erhalten daher oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie fuumlr ihre sprachliche kognitive koumlrperliche psychische und soziale Ent-wicklung benoumltigen Zwar haben zugewan-derte Familien den gleichen Anspruch auf einen Kita-Platz wie einheimische doch viele sind uumlber Betreuungsangebote schlecht informiert oder es faumlllt ihnen schwer die passende Betreuung zu finden Schulpflichtige Kinder die nach Deutsch-land gefluumlchtet sind muumlssen meist deut-lich laumlnger auf einen Schulplatz warten als die europarechtlich vorgesehenen drei Mo-nate Das verlaumlngert den ohnehin schon groszligen bdquoLeerlaufldquo unnoumltig

Wo liegen aus Ihrer Sicht die Chancen und Herausforderungen im Hinblick auf eine gelungene Integration Hier geht es weniger um Chancen als um Notwendigkeiten Bundesweit hat mittler-weile mehr als jedes dritte Kind einen Migrationshintergrund Eine gelungene

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BILDUNGSPOLITISCHE S INTERVIE W

bdquoBILDUNGSEINRICHTUNGEN KOumlNNEN ALS INTEGRATIONSMOTOR WIRKENldquo

Dr Cornelia Schu ist Geschaumlftsfuumlhrerin des Sachverstaumlndigenrats deutscher Stiftun-gen fuumlr Integration und Migration Eine breite integrationspolitische Expertise hat die promovierte Germanistin als Leiterin des Themenschwerpunkts Integration bei der Stiftung Mercator gewonnen Im Interview beschreibt sie wie der Weg in die Kita fuumlr viele neu zugewanderte Familien einem Huumlrdenlauf gleicht und kritisiert deutlich die Maumlngel in der Ausbildung von Paumldagoginnen und Paumldagogen

Bildungsintegration ist somit unerlaumlsslich um auch fuumlr das weitere Leben der Kinder und Jugendlichen gute Teilhabechancen zu eroumlffnen Die groumlszligte Herausforderung be-steht darin allen Kindern moumlglichst fruumlh Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Kindertagesbetreuung zu sichern Aus un-serer Forschung wissen wir dass der Weg in die Kita besonders fuumlr neu Zugewander-te oft einem Huumlrdenlauf gleicht Vor allem die Versorgungsluumlcke fuumlr unter dreijaumlhrige Kinder muss schnell geschlossen werden Ungleiche Bildungschancen verschaumlrfen

sich zudem an den Schulen wo zugewan-derte Kinder zu oft unter sich bleiben In Groszligstaumldten lernen 70 Prozent von ihnen in Grundschulen in denen mehr als die Haumllfte der Kinder einen Migrationshinter-grund haben Hinzu kommt dass das Lehr-personal oft nur unzureichend auf den Umgang mit sprachlicher und kultureller Vielfalt vorbereitet ist Somit erhalten zu-

gewanderte Kinder oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie benoumltigen um ihre Potenziale zu entfalten

Welche Bedeutung nehmen Kita Hort und Grundschule bei der Integration gefluumlchte-ter Kinder ein Wie koumlnnen die Bildungs-einrichtungen die an sie gestellten Erwar-tungen erfuumlllenFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehen Bildungs-einrichtungen koumlnnen somit als Integrati-onsmotoren wirken Auszligerdem bieten sie den Kindern eine angstfreie Umgebung die nicht vom Fluchtkontext gepraumlgt ist Die Grundsteine die hier heute gelegt werden bilden das Fundament fuumlr die Integrations-erfolge von morgen Kitas und Schulen duumlr-fen aber mit diesem Erwartungsdruck nicht alleingelassen werden Neben Personal-zuschlaumlgen und zusaumltzlichen materiellen Zuwendungen bedarf es vor allem neuer Lehrmaterialien die auf die vielfaumlltigen Beduumlrfnisse gefluumlchteter Kinder eingehen Doch auch die Bildungseinrichtungen selbst muumlssen sich auf den Weg machen und etwa dafuumlr sorgen dass Kinder ihre

bdquoAlle angehenden paumldagogischen Fach- und Lehrkraumlfte so llten zukuumlnftig Basis-kompetenzen in Sprachbildung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller V ielfalt erwerbenldquo

GEMEINS AME LE SEEMPFEHLUNGENDER STIF TUNG bdquoHAUS DER KLEINEN FORSCHERldquo UND DER STIF TUNG LE SEN

Lane SmithDie Faumlhrte der Kinderab ca 4 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder40 Seiten Preis 1499 euro

bdquoEin Kind machte sich auf die Suche Unterwegs begeg-nete ihm die ganze Welt hellipldquo Wonach das Kind sucht wird in diesem poetischen Bilderbuch nicht naumlher benannt Die Nase neugierig nach vorn gestreckt durchwandert es verschiedene Lebensraumlume Von hohen Bergen uumlber das eisige Zuhause der Pinguine und die Tiefen des Meeres erleuchtet von farbigen Quallen bis hin zu kargen Steppen und tiefgruumlnen Dschungeln Die ungewoumlhnliche Bilderbuchreise lebt von den auszligergewoumlhnlichen Illustrationen die das Thema Vielfalt widerspiegeln und ahnen lassen wie die Welt ohne Menschen aussehen wuumlrde

Emma Levey Klara Gluck und ihre Kinderab ca 4 Jahren Verlag orell fuumlssli32 Seiten Preis 1395 euro

Der erste Band des Klara-Gluck-Abenteuers hat dem Leser die bunteste Familie vor Augen gefuumlhrt die die

Huumlhnermama sich nur wuumlnschen konnte Aus allen Eiern die sie auf ihren Reisen gesammelt hat sind die unterschiedlichsten Tiere geschluumlpft Die wollen nun alle versorgt und begluckt werden Familie ist was man draus macht Dieses Motto lebt das liebenswerte Bilderbuchhuhn so nachvollziehbar komisch und wahrhaftig vor dass nicht nur Kinder ihren Spaszlig daran haben werden Mehr Vielfalt als in der gluckigen Patchworkfamilie geht nicht und mehr vergnuumlgliches Chaos ebenso wenig

Anne C VoorhoeveWir 7 vom Reuterkiezab ca 10 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder265 Seiten Preis 1299 euro

bdquoNeukoumllln fuumlr starke Nervenldquo lautet das Thema einer Stadtteilfuumlhrung die die Freunde Pia Jonas Nesrin Kasim Finn-Ole Mustafa und Rifat fuumlr Touristen anbieten ndash ein Geschaumlftsmodell das die Clique fordert denn es bedarf einer gruumlndlichen Vorbereitung Verlust des Zuhauses durch Gentrifi zierung multi-

kulturelle Gesellschaft Patchworkfamilien In diesem unterhaltsamen Groszligstadt-roman gelingt es der Autorin vielfaumlltige Themen mit Witz Spannung und einer positiven Grundhaltung aufzubereiten

Deutschkenntnisse nicht nur in einzelnen Foumlrderstunden verbessern sondern uumlber den gesamten Tag hinweg

Wie schaumltzen Sie die Situation der paumldago-gischen Fach- und Lehrkraumlfte ein und wie koumlnnte man sie bei ihrer wichtigen Integra-tionsarbeit noch besser unterstuumltzenAn Paumldagogen werden hohe Erwartungen gestellt und viele fuumlhlen sich damit allein-gelassen Sie sollen die gestiegene Zahl junger Fluumlchtlinge und ein Vielfaches an Foumlrderbeduumlrftigen individuell unterstuumltzen doch nur ein Bruchteil der Paumldagogen fuumlhlt sich auf diese Aufgabe gut vorbereitet ndash oft weil es deutliche Maumlngel in der Ausbildung gibt Der Arbeitsalltag in sprachlich und kulturell vielfaumlltigen Klassen spielt in der Aus- und Fortbildung weiterhin nur eine Nebenrolle Dies muss sich schnellstmoumlg-lich aumlndern sonst laufen wir Gefahr die Integrationsversaumlumnisse der Vergangen-heit zu wiederholen Alle angehenden pauml-dagogischen Fach- und Lehrkraumlfte sollten zukuumlnftig Basiskompetenzen in Sprachbil-dung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller Vielfalt erwerben Dies erfordert konkrete Landesvorgaben und eine Aus- und Fortbildung die sich staumlrker am Bedarf der Praxis orientiert

Wenn Sie an Ihre Kindheit zuruumlckdenken Welchen eigenen Forscherfragen sind Sie nachgegangenIch war als Kind mehr eine Leseratte als eine bdquoForscherinldquo ndash kein Wunder dass ich spaumlter die Literaturwissenschaft als meine Forschungsdisziplin gewaumlhlt habe Aber als in der Eifel aufwachsendes Kind von Erd-kunde-Lehrern hat mich auch der Vulkanis-mus sehr fasziniert und ich wollte alles daruumlber wissen wie Maare entstehen und warum die Erde manchmal Feuer spuckt

bdquoFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehenldquo

Weitere Lese- und Medienempfehlungen zu MINT und vielen anderen Themen finden Sie auf stiftunglesende

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FO R S C H T MI T 3 2017

Naturwissenschaften und Technik

fuumlr Maumldchen und Jungen

HerausgeberStiftung Haus der kleinen ForscherClaudia Striffl er (ViSdP)Rungestr 1810179 Berlin Tel 03027 59 59-0Fax 03027 59 59-209E-Mail infohaus-der-kleinen-forscherde

ProjektleitungClaudia PetersenE-Mail claudiapetersenhaus-der-kleinen-forscherde

Verantwortliche RedakteurinJenny MoumlllerE-Mail jennymoellerhaus-der-kleinen-forscherde

RedaktionJonas BrandhorstMareike BreuerMareike MittelbachJenny MoumlllerJasemin SevenKatrin WeberTanja Zagel

Partner der Stiftung sind die Helmholtz-Gemeinschaft die Siemens Stiftung die Dietmar Hopp Stiftung und die Deutsche Telekom Stiftung Gefoumlrdert wird sie vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung

BildnachweisTitel Rawpixelcomfotolia S 1 Bettina VolkeStiftung Haus der kleinen Forscher S 4 hl-studiosthinkstock SIHK zu Hagen S 5 Michael SchmidtStiftung Haus der kleinen Forscher privat S 7 Jens JeskeStiftung Haus der kleinen Forscher S 8 Luminastocksy S12 Kindergarten Schloss Einstein S 13 LightFieldStudiosthinkstock S14-15 Ulrike Keil Stiftung Haus der kleinen Forscher S 17 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher S18-19 Kinderhaus Cheliusstraszlige S 21 privat Courant Forschungszentrum Textstrukturen Universitaumlt Goumlttingen S 24 Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 25 pyotr021thinkstock Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 26 Phil Dera S 28 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher

BezugsbedingungenDie Kitas Horte und Grundschulen die in einem lokalen Netzwerk der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv sind erhalten das Magazin 4 x jaumlhrlich kostenlos Das Magazin steht in vollem Umfang auf der Website der Stiftung wwwhaus-der-kleinen-forscherde kostenlos zum Down-load zur Verfuumlgung

Erscheinungvierteljaumlhrlich

GestaltungDiscodoener middot Stuttgart

SatzDiscodoener middot Stuttgart

Lektorat Lutz Happel

DruckBonifatius GmbHDruck ndash Buch ndash Verlag

Alle Rechte vorbehalten Nachdruck Aufnahme in elektronische Datenbanken Mailboxen sowie sonstige Vervielfaumlltigungen nur mit ausdruumlcklicher Genehmigung der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Fuumlr unverlangt eingesendetes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung uumlbernommen Die Autoren und Redakteure von bdquoForscht mitldquo recherchieren und pruumlfen jeden Artikel sorgfaumlltig auf seine inhaltliche Richtigkeit Dennoch kann es immer mal passieren dass sich Fehler in die Texte oder Bilder schleichen Wir uumlbernehmen daher keine Garantie fuumlr die Angaben

Gedruckt auf 100 PEFC-zertifi ziertem Papier

GU T ZU W IS S E N

VORSCHAU AUF DIE NAumlCHSTE AUSGABE

TITELTHEMAVON BITS UND BYTES

Vom Smartphone uumlber den Laptop bis hin zum MP3-Player ndash Kinder wachsen heute in einer Welt auf die stark digital gepraumlgt ist und sich rasend schnell weiterentwickelt Sie moumlchten sie erforschen und mitgestalten Wie funktioniert ein Roboter Was passiert wenn ich den Computer anschalte und wie kann ich Bot-schaften verschluumlsseln In der naumlchsten Ausgabe der bdquoForscht mitldquo dreht sich alles um das Thema Informatik und digitale Bildung

Es erwarten Sie viele spannende Forscherideen und Praxis- beispiele Wir zeigen wie digitale Bildung spielerisch im Alltag in Kita Hort und Grundschule integriert werden kann

Die naumlchste Ausgabe erscheint Ende November 2017

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bdquoTag der kleinen Forscherldquo 2017ZEIGST DU MIR DEINE WELT

Mehr Bilder und

Berichte unter wwwtag-der-

kleinen-forscherde

bdquoZeigst du mir deine Weltldquo lautete das Motto zum diesjaumlhrigen bdquoTag der kleinen ForscherldquoDie Sti ung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo rief zum bundesweiten Mitmachtag Kitas Horte und Grundschulen auf gemeinsam zu forschen und die Vielfalt im Alltag zu entdecken Diesem Aufruf folgten etliche Einrichtungen und feierten tolle Forscherfeste

Wie war Ihr bdquoTag der kleinen Forscherldquo Wir freuen uns auf Ihre Erlebnisse pressehaus-der-kleinen-forscherde

2018DER BUNDESWEITE KITA-WETTBEWERB ZUR AUSZEICHNUNG VON HERAUSRAGENDEN PROJEKTEN IM MINT-BEREICH

Weitere Informationen und Bewerbung unter wwwforschergeist-wettbewerbde

Ob Kuumlrbis Kugel Kohle oder Holz ndash viele Dinge machen Kinder neugierig und fuumlhren dazu dass sie Fragen stellen Fuumlr den bundesweiten Kita-Wettbewerb bdquoForschergeist 2018rdquo suchen die Deutsche Telekom Stiftung und die Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherrdquo Projekte die diese Neugier befeuert und den Forschergeist in Kindern geweckt haben gemeinsames Staunen uumlber Naturphaumlnomene spannende mathematische informatische oder technische Fragen aus dem Kita-Alltag ndash teilen Sie die Entdeckungen aus Ihrer Kita Der Wettbewerb will Ihr Engagement in diesem Bereich wuumlrdigen den Forschergeist er-halten und noch mehr Kinder und paumldagogische Fachkraumlfte fuumlr das Forschen und Entdecken begeistern Der bdquoForschergeist 2018rdquo zeichnet die besten Projekte auf Landes- und Bundesebene mit einem Preisgeld aus

Bewerbungsstart

06 September2017

Page 12: hnik DAS MAGAZIN DER STIFTUNG „HAUS DER KLEINEN … · l 1 l LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, in den vergangenen Jahren haben viele Flüchtlinge Deutschland erreicht, darunter auch

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Bei der Schatzsuche suchen die Kinder fuumlnf verschie-dene Stationen Dazu benoumltigen sie alle Sinne An der fuumlnften Station fi nden die Kinder einen Schatz

Fuumlr die Schatzsuche benoumltigen Sie ein Foto von einem Gegenstand aus der Umgebung ein Riechdoumlschen etwas das sich gut anfuumlhlt ein Geraumlusch zum Abspielen (z B mit einem MP3-Player) den Schatz etwas Leckeres zu essen

Bevor es losgeht besprechen Sie in der Gruppe die fuumlnf Sinne und stimmen die Kinder auf die Sinnes-Schatzsuche ein Welche Sinne gibt es und welche Organe sind fuumlr die Wahrnehmung verschie-dener Eindruumlcke zustaumlndig Starten Sie mit einem Foto von etwas das die Kinder kennen und sehen koumlnnen An dem Ort der auf dem Foto abgebildet ist fi nden die Kinder einen Hinweis der sie zum naumlchsten Fundort leitet Als Naumlchstes koumlnnten sie zum Beispiel ein Riechdoumlschen fi nden Erkennen die Kinder den Geruch wieder Wissen sie wo und was sie suchen muumlssen Im Garten koumlnnten dies zum Beispiel Blaumltter einer Pfl anze sein die sehr intensiv riechen In der Naumlhe der Pfl anze liegt etwas das sich besonders gut anfuumlhlt Doch wie ist der Hinweis zu verstehen Weist die weiche Wolle auf das Schaff ell auf dem Sofa hin oder der Ast auf den dicken Baum im Hof Dort fi nden die Kinder schlieszliglich ein Geraumlusch Entweder ist es eine Aufnahme die abgespielt wird oder eine Dose mit Inhalt die ein bestimmtes Geraumlusch erzeugt Houmlren die Kinder um welches Geraumlusch es sich handelt Koumlnnen sie erahnen wo sie als Naumlchstes suchen sollen Am Ort ange-kommen wartet der dort versteckte Schatz etwas Essbares das typisch ist fuumlr die Laumlnder aus denen die Familien der Kinder kommen Und ndash schmeckt es allen

Kinder erleben Sprache wenn sie etwas gemeinsam mit allen Sinnen erfahren zum Beispiel beim altersgemaumlszligen Spiel beim Suchen und Finden oder beim Essen Bei der bdquoSchatzsuche mit allen Sinnenldquo kommen alle diese Aspekte zusammen

Organisieren Sie gemeinsam mit den Kindern eine Schatzsuche ndash mit oder ohne Karte Je nach Alter der Kinder und Gruppenzusammensetzung koumlnnen Sie die Hinweise unterschiedlich gestalten

IDEEN ZUM ENTDECKEN UND FORSCHEN

SCHATZSUCHE MIT ALLEN SINNEN

Mehr zum Thema bdquoSprechanlaumlsse im Alltag schaffenldquo fi nden Sie auf der Website integrationhaus-der-kleinen-forscherde

Die Kinder koumlnnen ihre eigene Schatzkarte erstel-len ndash je nach Interesse uumlber alle Sinne (wie bei der Kita beschrieben) oder ganz klassisch als

Landkarte Teilen Sie die Klasse vorher in kleinere Gruppen und lassen Sie die Karten dann austauschen Wird der Schatz gefun-den Besprechen Sie nach der Schatzsuche Wie unterscheiden sich die Karten voneinander Wie sieht es mit dem Raumverstaumlnd-nis der Kinder aus Woran orientieren sie sich und was erscheint ihnen wichtig Auch in der Grundschule koumlnnen Leckereien aus aller Herren Laumlnder als Schatz winken

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Drauszligen in der Natur gibt es viel zu entdecken und Gelegenheiten sich uumlber das Gesehene und Erleb-te auszutauschen Etwas ganz Elementares ist zum

Beispiel der Boden auf dem wir gehen Ermutigen Sie die Kinder sich den Boden genau anzuschauen Die Kinder koumlnnen eine Bo-denprobe aus dem Garten dem Sandkasten und dem Blumenbeet nehmen und die Erde mit den Fingern untersuchen Wie fuumlhlt sich der Boden an Wie riecht er Ist er feucht oder trocken Bleiben Bodenstuumlckchen zwischen den Fingerrillen zuruumlck wenn die Kin-der die Erde zwischen den Fingern verreiben Nun koumlnnen die Kinder die Bodenproben miteinander vergleichen Fuumlhlen sich die Bodenproben unterschiedlich an Wie sehen sie aus Nehmen Sie zwei Blumentoumlpfe mit Loch im Boden Dann fuumlllen Sie einen der Toumlpfe mit Erde und den anderen mit Sand Damit Erde und Sand nicht gleich durch das Loch im Topf rieseln legen Sie uumlber beide

Loumlcher ein Stuumlck durchlaumlssigen Stoff Lassen Sie beim Befuumlllen oben ein wenig Platz Was passiert wenn man Wasser in die Blu-mentoumlpfe gieszligt Welcher Boden haumllt das Wasser besser Und was bedeutet das fuumlr die Pfl anzen die darin wachsen

Kieselsteine

grober Sand

feiner Sand

Filtertuumlte

geklaumlrtes Wasser

Toben schaukeln und Sandburgen bauen Wenn das Wetter schoumln ist freuen sich viele Kinder auf den Spiel-platz Doch wenn es lange nicht geregnet hat ist der

Sand im Sandkasten trocken Die Kinder merken schnell Damit koumlnnen sie nicht gut bauen Erst durch die Zugabe von Wasser

bdquoklebenldquo die Sandkoumlrner aneinander und lassen sich formen Aber warum ist das so Wasserbruumlcken zwischen den Koumlrnern verleihen dem Sand Form und Stabilitaumlt Lassen Sie die Kinder Wasser zum

Sand geben und beobachten Was passiert wenn die Kinder ganz wenig und was wenn sie viel Wasser zum Sand geben Wie fuumlhlt sich der Sand an Wie sieht er aus und welche Struktur hat er Dann kann der Sandburgenbau starten Wenn die Burg steht koumln-nen die Maumldchen und Jungen sie verzieren indem sie einzelne Stuumlcke aus den Tuumlrmen heraus- und Muster einarbeiten Eine Spruumlhfl asche hilft um die entstehende Sandburg beim Bauen immer gleichmaumlszligig feucht zu halten

BAUMEISTER

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

S AUBERMACHER

BODENFORSCHER

Wie wird dreckiges Wasser wieder sauber ndash zum Beispiel wenn Sand Erde oder Blaumltter ins Wasser gefallen sind Na klar in einer Klaumlranlage Die koumlnnen Sie mit den Kin-

dern gemeinsam bauen Nehmen Sie vier groszlige Joghurtbecher und stechen Sie in die Boumlden der Becher einige Loumlcher Dann fuumlllen die Kinder einen Becher halbvoll mit feinem Sand einen mit grobem Sand einen mit Kieselsteinen und in einen Becher kommt eine Kaf-feefi ltertuumlte Jetzt werden die Becher ineinandergestellt ndash ganz nach unten gehoumlrt der Becher mit dem Filter darauf der mit dem feinen Sand dann der mit dem groben Sand und schlieszliglich ganz oben der Becher mit den Kieselsteinen Um Schmutzwasser herzustellen vermischen die Kinder Wasser mit Erde Sand und Blaumlttern Die Kin-der fuumlllen das Schmutzwasser in den oberen Becher Langsam sickert das Wasser durch die verschiedenen Filter Dabei bleibt in jedem Becher etwas Schmutz zuruumlck Am Ende tropft das Wasser in ein Einweckglas Ist es jetzt sauber Und was passiert wenn man das Wasser zweimal durchlaufen laumlsst Wie sauber wird das Wasser

IDEEN ZUM ENTDECKEN UND FORSCHEN

WASSER SAND UND ERDE GIBT ES UumlBERALL

Wussten Sie Fuumlr viele Menschen ist die Natur ein Ort um Kraft zu tanken In der Natur koumlnnen Kinder spielen und kreativ sein riechen fuumlhlen lauschen und ganz einfach bdquoseinldquo Der direkte Kontakt mit der Natur kann Fluumlchtlingskindern dabei helfen sich sicher und vertraut zu fuumlhlenAuf der Website haus-der-kleinen-forscherde fi nden Sie viele Ideen zum Forschen und Staunen rund um die Themen Boden und Wasser

FO R S C H T MI T 3 2017

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MEIN FORSCHERTIPP K ITA

MUT ZUM MATSCH EIN OFEN AUS LEHM

Worum ging es bei dem Projekt Wir haben 2016 einen Anbau be-kommen In der Baugrube haben

die Kinder gleich die unterschiedlichen Erdschichten bemerkt und waren faszi-niert Also haben wir die Erde untersucht und erforscht Dabei haben wir Ton und Lehm gefunden und gesehen dass man mit diesem Material nicht nur matschen sondern auch wunderbar bauen kann Das Interesse der Kinder hat uns motiviert eine Lehmbaustelle einzurichten und einen Lehmofen zu bauen Der Lehmofen ist in-

zwischen zu einem Treffpunkt geworden an dem regelmaumlszligig gemeinsam mit den Eltern Brot gebacken wird Einige Familien mit Migrations- oder Fluchthintergrund be-richteten dass in ihrer Heimat auch heute noch solche Lehmoumlfen zum Brotbacken dienen Sie wussten wie die Oumlfen genutzt werden und wie das Brot gut gelingt

Was haben Sie benoumltigt und wie lange haben Sie geforscht Eigentlich nur Lehm Wasser und Matsch-sachen fuumlr die Kinder Um den Matsch aus den Raumlumen zu halten haben wir eine

bdquoMatschschleuseldquo eingerichtet in der sich die Kinder die Gummistiefel und Regenho-sen ausziehen konnten Zusaumltzlich zu un-serem Lehmaushub haben wir Lehmpulver im Internet bestellt Fuumlr den Lehmofen haben wir als Unterkonstruktion noch ei-nige Ziegelsteine verwendet ndash man kann so einen Ofen aber auch ebenerdig auf-

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

stellen Wir haben uns den Luxus erlaubt und vier Schamottsteine im Backraum ver-legt damit die Brote auf reinem Stein ge-backen werden

Was haben Sie herausgefunden Waumlhrend eine Gruppe von Kindern zusam-men mit Erwachsenen an dem Lehmofen baute starteten einige Kinder ihre eigenen Projekte auf der Lehmbaustelle Sie koch-ten sozusagen ihr eigenes bdquoLehmsuumlpp-chenldquo oder bauten Burgen Schwimmbauml-der oder Haumluser Fuumlr das Dach des Ofens haben wir letztlich nicht die Technik mit Holz und Kaninchendraht angewandt wie sie in einigen Buumlchern beschrieben ist sondern eine die die Kinder erfunden ha-ben Sie hatten naumlmlich herausgefunden dass Sand den Lehm stuumltzt als sie daraus Daumlcher und Rundungen formten Am naumlchsten Tag als der Lehm getrocknet war holten sie den Sand heraus So wurde auch das Dach des Ofens gebaut Die Kin-der hatten die perfekte Loumlsung gefunden

Was hat gut oder nicht so gut geklappt Die Menge an Matsch und die Begeiste-rung der Kinder ohne Ruumlcksicht auf ihre Kleidung und Umgebung hat uns anfangs ziemlich uumlberrascht Gelohnt hat es sich trotzdem Wir konnten auf diese Weise einige Familien mit Fluchthintergrund in den Kita-Alltag einbinden Sie und andere Eltern brachten ihre Expertise ein und kommen nun regelmaumlszligig auch zu Back- aktionen Das ist ein guter Weg gemein-sam den Kita-Alltag zu gestalten

Mit Lehm laumlsst sich einiges anstellen ndash zum Beispiel auch jonglieren

Kindergarten Schloss E insteinANSPRECHPARTNERIN

Dagmar Schlinkbaumlumer (Kita-Leiterin)

ORT

Iserlohn Nordrhein-Westfalen

KINDER

80 Kinder 1 ndash 6 Jahre

HAUS DER KLEINEN FORSCHER

Seit 2011 beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv 2014 zertifiziert und 2016 rezertifiziert

Kinder an den Matsch ndash dass die Haumlnde sauber bleiben ist beim Lehmbau unwahrscheinlich

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MEIN FORSCHERTIPP GRUNDSCHULE

DEUTSCH LERNEN MIT FORSCHERIDEEN

Worum ging esIn der StaumldteRegion Aachen werden fuumlr Schuumllerinnen

und Schuumller mit geringen Deutschkennt-nissen Deutsch-Intensivkurse angeboten Bis zu 15 Kindern werden jahrgangsuumlber-greifend die grundlegenden Kenntnisse der deutschen Sprache vermittelt Seit Anfang 2016 besucht bdquoHaus der kleinen Forscherldquo-Trainerin Lea Erkens einmal im Halbjahr die Deutsch-Intensivklassen und forscht mit den Kindern Ziel ist es den Kindern sowohl Naturwissenschaften und Technik als auch die deutsche Sprache spielerisch naumlherzubringen Dabei werden auch Sozialkompetenz Feinmotorik und das Selbstbewusstsein der Kinder gestaumlrkt

Was haben Sie benoumltigt und wie lange ha-ben Sie geforscht Zunaumlchst galt es das Konzept von Deutsch als Zweitsprache und den Ansatz des bdquoHau-ses der kleinen Forscherldquo zu kombinieren Die Forscherideen orientieren sich dabei an Unterrichtsinhalten und greifen die The-men Farben Pfl anzen Koumlrper und Ernaumlh-rung auf Fuumlr das Lernen der Sprache wird

die Methodik von Deutsch als Zweitsprache genutzt Neue Begriff e werden mit Wortkar-ten eingefuumlhrt und durch haumlufi ges Wieder-holen waumlhrend des Workshops gefestigt Eigens fuumlr das Projekt wurde ein Forscher-buch entwickelt in dem die Kinder ihre Ergebnisse festhalten Sie fi nden darin auszligerdem Wortlisten Schreibuumlbungen und Bastelvorlagen fuumlr zu Hause

Was haben Sie herausgefunden Taumlgliche Rituale wie der Morgenkreis bei dem zum Beispiel uumlber das Wetter oder die Zahl des Tages gesprochen wird sind fuumlr die Fluumlchtlingskinder besonders wichtig da sie Sicherheit und Orientierung geben Daher sind diese Rituale auch Bestandteil des Workshops Die unterschiedlichen Sprach-niveaus in den Klassen sind eine Herausfor-derung fuumlr die Lernbegleitung ndash die Kinder die ganz neu sind gehen gemeinsam in eine Klasse mit denen die bereits laumlnger dabei sind Es ist also wichtig Forscher-ideen zu fi nden bei denen die Kinder weder unter- noch uumlberfordert werden Auszligerdem ist es wichtig den Kindern beim Forschen und Entdecken Hilfestellung anzubieten

Gehoumlrt Forschen auch in Ihrer Kita Ihrem Hort oder Ihrer Grundschule zum Alltag Dann lassen Sie sich zertifi zieren Informationen zum Zertifi zierungsverfahren und das Bewerbungsportal fi nden Sie unter haus-der-kleinen-forscherde in der Rubrik bdquoZertifizierungldquo

Was hat gut oder nicht so gut geklappt Die Teamarbeit der Klassenlehrerinnen und -lehrer mit der Trainerin funktioniert so-wohl bei der Durchfuumlhrung des Workshops als auch bei der Konzepterstellung sehr gut Anfangs gestaltete es sich schwierig das passende Sprachniveau fuumlr das For-scherbuch zu fi nden Bemerkenswert ist der Zusammenhalt in den Schuumllergruppen Die Kinder helfen sich gegenseitig Man houmlrt nie bdquoEy bist du doofldquo sondern eher bdquoSchau mal das geht soldquo

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

ANSPRECHPARTNERIN

Lea Erkens (Trainerin bdquoHaus der kleinen Forscherldquo)

ORT

StaumldteRegion Aachen Nordrhein-Westfalen

KINDER

In den Jahren 2016 und 2017 haben bis jetzt 420 Kinder an zehn Grundschulen in der StaumldteRegion Aachen teilgenommen

Die Umsetzung

der Forscher-Workshops in

den Deutsch-Intensivkursen wird

unterstuumltzt durch das Bildungsbuumlro

der StaumldteRegion Aachen und den

Bildungsengel eV ndash eine Initiative die sich

fuumlr Chancengerechtigkeit durch bessere

Bildung in allen Bildungsstufen einsetzt

Ein Video zum Sprachlernprojekt in der

StaumldteRegion Aachen fi nden Sie unter

integrationhaus-der-kleinen-

forscherde

Die Kinder halten ihre Ergebnisse in einem Forscherheft fest

FO R S C H T MI T 3 2017

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TIERSTIMMEN DER WELTProf Derek Abbott Director of the Centre for Biomedical Engineering an der Universitaumlt Adelaide hat zusammengetragen wie Menschen uumlberall auf der Welt unterschiedliche Tiergeraumlusche benennen

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Ein Hund bellt eine Katze miaut und ein Hahn

kraumlht Aber ist das uumlberall auf der Welt so

Oder sprechen Tiere in anderen Laumlndern andere

Sprachen Das tun die Tiere zwar nicht

aber wir Menschen houmlren Tiersprachen mit-

unter sehr verschieden In Deutschland

macht der Hund bdquowau wauldquo in Groszligbritannien

bdquobow wowldquo und in der Tuumlrkei bdquohav havldquo

Und wie sieht es mit den anderen Tieren auf

der Weltkarte aus Wissen die Maumldchen

und Jungen welche Laute die Tiere in Deutsch-

land machen und wie diese in anderen

Laumlndern klingen

Prof Derek Abbott Director of the Centre for Biomedical Engineering an der Universitaumlt Adelaide hat zusammengetragen wie Menschen uumlberall auf der Welt unterschiedliche Tiergeraumlusche benennen

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Haben Sie ein BeispielWenn das Kind sagt bdquoDa Autoldquo und der Vater den Satz richtig wiederholt bdquoJa da ist ein Autoldquo sind das ganz wichtige intuitive Lehrstrategien Wenn ich das als Vater oder Mutter aber in einer Sprache versuche die ich selbst nicht beherrsche werde ich deut-lich weniger korrigieren und kommentieren und manchmal regel-recht verstummen weil mir der richtige Ausdruck oder die richtige Form fehlt Ich kann damit auch nicht mehr frei auf die Impulse und Gefuumlhle des Kindes reagieren sondern bin eingeschraumlnkt Das kann auch die emotionale Beziehung zum Kind schwaumlchen Eltern muumlssen mit ihren Kindern in der bdquoSprache ihres Herzensldquo kommunizieren koumlnnen um ihre einzigartige und vertrauensvolle Beziehung nicht zu stoumlren

Lernen Kita-Kinder eine neue Sprache anders als Grundschul-kinder Generell gilt Je juumlnger die Kinder desto schneller und leichter lernen sie eine Sprache Bis zum dritten Lebensjahr werden zwei Sprachen parallel etwa so gut und schnell erworben wie bei einem einsprachig aufwachsenden Kind Danach haumlngt es davon ab wann die zweite Sprache dazukommt und wie Qualitaumlt und Quan-titaumlt des Sprachangebots beschaff en sind Wenn ein Kind vor dem zehnten Lebensjahr eine Sprache lernt kann es sich auch dem

INTERVIE W

bdquoELTERN SOLLTEN IN DER SPRACHE IHRES HERZENS KOMMUNIZIERENldquo

Wie lernen Kinder eine Sprache Welche Unterschiede muumlssen paumldagogische Fach- und Lehrkraumlfte im Hinblick auf das Alter des Kindes beachten Die Kommunikationsfor-scherin Prof Dr Ute Ritterfeld gibt Tipps zur Unterstuumltzung von Kindern beim Zweit- und Fremdspracherwerb

Eine Ihrer 13 goldenen Regeln sowohl fuumlr Kita- als auch fuumlr Grundschulkinder lautet bdquoKeine Sprachverboteldquo Was meinen Sie damitWir wollen verhindern dass die paumldagogischen Fach- und Lehr-kraumlfte gefl uumlchteten Eltern empfehlen zu Hause um jeden Preis Deutsch zu sprechen Das hat mehrere Gruumlnde Zum einen kann das menschliche Gehirn ganz hervorragend zwei Sprachen be-waumlltigen Zum anderen reicht der Input durch Kindergarten Schule Medien und Freunde in der Regel aus um Deutsch zu lernen Man sollte den Eltern nicht raten zu Hause in einer Sprache mit dem Kind zu sprechen die sie selbst noch nicht richtig be-herrschen Denn Kinder lernen eine Sprache auch indem Eltern sie korrigieren und Informationen hinzufuumlgen

Die ExpertinProf Dr Ute Ritterfeld ist seit 2010 Leiterin des Fachgebiets bdquoSprache und Kommunikationldquo an der Technischen Universitaumlt Dortmund Zwei ihrer Forschungsschwerpunkte sind fruumlher Spracherwerb und Mehrsprachigkeit

Die bdquo13 goldenen Regeln zur Sprach-foumlrderung mit heimatvertriebenen Kindern ohne Deutschkenntnisse in unseren Kitas und Grundschulenldquo von Prof Dr Ute Ritterfeld und Prof Dr Sandra Niebuhr-Siebert fi nden Sie im Internet unter sktu-dortmundde im Bereich bdquoMaterialienldquo Dort gibt es auch weitere Informationen und Hand-reichungen sowie eigens produzierte zweisprachige Houmlrspiele zum Download

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Klang und dem Rhythmus problemlos anpassen wenn es zuvor eine andere Sprache gesprochen hat Es entwickelt dann keinen Akzent Ungefaumlhr ab zehn Jahren setzt bei vielen Kindern die Her-kunftssprache dem Deutschen einen houmlrbaren Stempel auf Man houmlrt dann einen Akzent Dieser bleibt oft auch dann noch erhalten wenn der Wortschatz hervorragend entwickelt ist und die Gram-matik fehlerfrei beherrscht wird Wir sprechen dann auch nicht mehr von Zweitsprach- sondern von Fremdspracherwerb

Welche Ruumlckschluumlsse fuumlr den paumldagogischen Alltag ergeben sich darausIm Vorschulalter verfuumlgen die Kinder in der Regel noch uumlber gute Strategien quasi nebenbei eine Sprache zu lernen Das Sprach-lernziel muss deswegen nicht im Mittelpunkt stehen Kinder eig-nen sich eine neue Sprache vorwiegend spielerisch an weil sie sich mit anderen austauschen wollen Welches Mittel zur Kommunikation die Kinder auch waumlhlen schaumltzen Sie es wert Die Kommunikation steht im Vordergrund nicht das Lernen der Sprache So legen Sie behutsam eine Basis die die Kinder dann nach und nach mit Sprache fuumlllen werden Bei Grundschulkindern ist das schon ein wenig anders Die Kinder

wissen genau dass man von ihnen erwartet Deutsch zu lernen und mit dieser Sprache dem Schulunterricht zu folgen Ihr Sprach- erwerb ist damit gesteuerter und nicht so unbewusst wie im Kita-Alter Die Kinder lernen also sowohl nebenbei als auch ganz bewusst Als Lehrerinnen oder Lehrer passen Sie die Komplexitaumlt Ihres eigenen Sprachgebrauchs dann meist ganz automatisch an das Niveau der Kinder an Das ist ein wichtiger und richtiger Schritt Sie sollten zudem versuchen den Kindern moumlglichst viele Hilfen anzubieten mit denen die Aufgabenstellungen auch non-verbal so eindeutig wie moumlglich werden Das gelingt anhand von konkreten Objekten Gesten Bildern oder Videos Zeigen Sie auf die Dinge uumlber die Sie sprechen Und vor allem Haben Sie selbst Spaszlig an diesen Sprachlehr-Lern-Abenteuern mit Kindern aus ei-nem anderen Kulturkreis Denn Kinder koumlnnen problemlos zwei oder gar mehr Sprachen parallel lernen und benutzen

Kinder lernen Sprachen am besten spielerisch

Das Interview mit Prof Dr Ute Ritterfeld ist auch online zu finden im Service-Portal Integration

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Wo genau liegt eigentlich Kolumbien Welche Tiere leben dort und welche Sprache sprechen die Menschen Ein Praktikant aus Suumldamerika brachte die Kinder vom Kinderhaus Chelius-straszlige in Mannheim auf die Idee zu unterschiedlichen Kul-turen und Lebensweisen zu forschen und sich nebenbei mit Nachhaltigkeitsfragen zu beschaumlftigen Das Projekt wurde im Wettbewerb bdquoForschergeist 2014ldquo der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo als Landessieger nominiert

FORSCHERGEIST-PRO JEK T

KOLUMBIEN UND SEIN REGENWALD

Kinderhaus Cheliusstraszlige ANSPRECHPARTNERIN

Gabriele Kessler (Kita-Leiterin)

ORT

Mannheim Baden-Wuumlrttemberg

KINDER

100 Kinder 0 ndash 6 Jahre

HAUS DER KLEINEN FORSCHER

Seit 2010 beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv 2016 zum dritten Mal zertifi ziert

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Forschergeist-Projekt des Monats

Der bdquoForschergeistldquo ist ein bundesweiter Kita-Wettbewerb der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Gesucht und praumlmiert werden herausragende Projekte die Maumldchen und Jungen fuumlr die Welt der Mathematik Infor- matik Naturwissenschaften oder Technik begeistert haben

Weitere spannende Informationen und Details zum bdquoForschergeistldquo-Wettbewerb erhalten Sie unter forschergeist-wett- bewerbde

er neue Praktikant war fuumlr die Maumldchen und Jungen des Kinderhauses Cheliusstraszlige sehr spannend Sein Deutsch war noch recht gebrochen so dass sie manchmal Schwie-

rigkeiten hatten ihn zu verstehen Dafuumlr konnte er eine fremde Sprache sprechen ndash Spanisch Die Kinder begannen Fragen zu seiner Sprache und seinem Heimatland Kolumbien zu stellen In den Gespraumlchen stellte sich heraus dass Kolumbien ganz schoumln weit weg ist und in den Regenwaumlldern leben dort jede Menge interessanter Pflanzen und Tiere Als die Kinder im nahe gelegenen Tropenhaus auf Schlangen Piranhas und Krokodile trafen und houmlrten dass diese in Kolumbien in Freiheit leben wurde die Neu-gier so groszlig dass ein Projekt daraus entstand Dreimal pro Woche bdquoreistenldquo die Maumldchen und Jungen fuumlr eine Stunde in den suumld- amerikanischen Regenwald lernten Tiere und Pflanzen kennen erforschten den Wasserkreislauf kochten kolumbianische Gerich-te sprachen uumlber indigene Voumllker und Umweltschutz und schoumlpf-ten eigenes Papier um Holz zu sparen Eine Handpuppe die Ameise bdquoHormigaldquo begleitete die Kin-der auf allen Reisen und erklaumlrte ihnen den Regenwald Die Maumld-chen und Jungen ahmten einzelne Tiere nach verglichen die Ei-genschaften verschiedener Holzarten pflanzten eine Ananas und meisterten einen Bewegungsparcours auf dem sie von Stein zu Stein uumlber einen Fluss mit Krokodilen sprangen und uumlber umge-fallene Baumstaumlmme balancierten Daruumlber hinaus machten sich die Kinder Gedanken was sie selbst tun koumlnnen um den Regen-wald vor Abholzung zu schuumltzen Sie baten alle darum im Wasch- raum sparsam mit Papierhandtuumlchern zu sein Altpapier getrennt zu sammeln und Brote nur duumlnn mit Nuss-Nougat-Creme zu bestreichen ndash denn in dem leckeren Brotaufstrich ist Palmoumll ent-halten fuumlr dessen Anbau der Regenwald weichen muss Nach jedem einzelnen Projektschritt gestalteten die Maumldchen und Jungen Plakate oder Wandzeitungen mit Fotos und Informa-tionen fuumlr die anderen Kinder und die Eltern Daruumlber hinaus malten sie ein groszliges Abbild des Regenwalds im Vergleich zu

D einem Hochhaus in den Flur des Kinderhauses Fuumlr die paumldago-gischen Fachkraumlfte war es faszinierend zu sehen wie dieses Pro-jekt nach und nach die gesamte Kita durchzog Immer wieder houmlrten sie in Gespraumlchen dass das Thema auch bei Kindern die nicht teilnahmen praumlsent war und fuumlr Interesse sorgte Zum Abschluss veranstalteten die Maumldchen und Jungen einen Elternnachmittag bei dem sie Bilder von einzelnen Projekt- schritten zeigten Lieder sangen einen Tanz auffuumlhrten die fuumlr sie interessantesten Versuche praumlsentierten und einen kolum- bianischen Imbiss zubereiteten Die Kinder konnten bei dem Projekt ihre interkulturellen Kom-petenzen weiterentwickeln Durch die vertiefte Beschaumlftigung mit dem Lebensraum Regenwald erarbeiteten sie sich biologisches Wissen und legten auszligerdem besonderes Augenmerk auf Um- weltschutz und Fragen der Nachhaltigkeit Sie lernten dabei aus ihrem Wissen Konsequenzen fuumlr ihre Handlungen zu ziehen

Im Bewegungsparcours uumlbten die Kinde durch Dickicht zu kriechen und Fluumlsse zu uumlberqueren

Im Dschungel leben jede Menge spannender Tiere und Pflanzen

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Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-

aufsichtigt an Gewaumlssern spielen

Nehmen Sie sich die Zeit um mit

Ihnen sicheres Verhalten am Wasser zu

uumlben Geben Sie den Kindern Hinweise

fuumlr das Einfangen und Beobachten von

Wassertieren bevor es losgeht und

versuchen Sie moumlglichst keine

bdquoSpurenldquo zu hinterlassen

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

ORTE ZUM FORSCHEN

FORSCHEN AM TUumlMPELOb Teich oder Tuumlmpel ndash Gewaumlsser laden nicht nur zum Planschen ein sie sind auch spannende Forscherorte

an denen Maumldchen und Jungen allerhand erkunden koumlnnen Besonders im Sommer lohnt sich fuumlr entdeckungsfreudige Forschergeister ein Spaziergang in die Natur um Tiere und Pflanzen zu beobachten

VIELFALT AN TEICH UND TUumlMPELIn Teichen und Tuumlmpeln ist das Wasser meist nicht tief so dass das Sonnenlicht bis zum Boden dringt und die Pfl anzen uumlppig wachsen Die fl achen Gewaumlsser sind reich an Naumlhrstoff en und bieten vie-len Tieren ideale Lebensbedingungen Welche Tiere und Pfl anzen koumlnnen die Kinder entdecken Koumlnnen sie die ver-schiedenen Arten benennen Bitten Sie die Kinder behutsam zu sein um scheue Tiere nicht zu verjagen

WAS FUumlR TIERE SIND DASKoumlnnen die Kinder die Tiere benennen die sie sehen In Teichen und Tuumlmpeln leben nicht nur Froumlsche Libellen und Fische Am Ufer hausen die Larven vom Gelbrandkaumlfer Wasserskorpion und Ruumlckenschwimmer In den Pfl anzen verstecken sich Libellen und Koumlcherfl iegen Im Wasser tummeln sich um Aumlste und Steine herum Schnecken Plattwuumlrmer und Wasserasseln Welche Tiere koumlnnen die Kinder noch entdecken Wie bewegen sich die Tiere fort und wo genau fi nden die Maumldchen und Jungen sie

PAPIERBOOTE BAUENNur ein Blatt Papier ndash mehr braucht es nicht um ein Papierboot zu bauen Doch schwimmt es auch Welches schwimmt am besten Und wie schwimmt es von hier nach dort Braucht es Wind oder Stroumlmung reicht es zu pusten oder muumlssen die Kinder es an-schubsen Uumlberlegen Sie gemeinsam wie Papierboote am schnellsten schwimmen und veranstalten Sie einen Wettbewerb

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Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-Achtung

aufsichtigt an Gewaumlssern spielen

Nehmen Sie sich die Zeit um mit

Ihnen sicheres Verhalten am Wasser zu

uumlben Geben Sie den Kindern Hinweise

fuumlr das Einfangen und Beobachten von

Wassertieren bevor es losgeht und

versuchen Sie moumlglichst keine

bdquoSpurenldquo zu hinterlassen

ann muumlssten wir uns mit Zeichen ver-staumlndigen Fuumlr jedes Wort muumlssten wir uns ein Zeichen uumlberlegen aumlhn-

lich wie die Gebaumlrdensprache Fuumlr Men-schen die eh schon Gebaumlrdensprache sprechen waumlre es praktisch da sie dann alles verstehen wuumlrden Dann waumlre es na-tuumlrlich schlecht wenn man blind ist da blinde Menschen die Zeichen nicht sehen koumlnnen Fuumlr sie muumlssten wir uns dann et-was aus Lauten wie bdquoMmmhldquo oder aus Ge-raumluschen ausdenken

hne Sprache waumlren wir nicht das was wir sind Sprache ist eine besonders wichtige Eigenschaft des Menschen

mit einem groszligen praktischen Nutzen Sprache unterscheidet uns von allen ande-ren Lebewesen Ohne die vielen Sprachen der Welt koumlnnten sich Menschen nicht so schnell und effi zient uumlber so viele Dinge verstaumlndigen ihren Gefuumlhlen Ausdruck ver-

leihen und ihr Zusammenleben im Alltag regeln Ohne Sprache koumlnnten wir unser Wissen uumlber die Welt nicht festhalten und an andere weitergeben wir koumlnnten dieses Wissen nicht hinterfragen und verbessern wir koumlnnten nicht so viel lernen und wir koumlnnten andere nicht mit unseren Geschichten zum Lachen oder Weinen bringen

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

DUR CH DIE FORSCHERBRILLE

WAS WAumlRE WENN WIR KEINE SPRACHE HAumlTTEN

Oskar 7 Jahre weiszlig eine Antwor t

Prof Dr Steinbach Universitaumlt Goumlttingen Seminar fuumlr Deutsche Philologie

EIN TUumlMPELMUSEUMNicht nur die Tiere und Pfl anzen sind be-sonders Rund um Tuumlmpel und Teich koumln-nen die Kinder jede Menge Schaumltze ent-decken Entweder sammeln sie einfach was ihnen gefaumlllt oder sie erstellen eine Sammelliste Finden sie etwas Spitzes etwas Weiches etwas Hartes oder etwas von dem sie nicht wissen was es ist Finden sie fuumlnf Steine in unterschied-licher Farbe oder vier verschiedene Blatt-formen Lassen Sie die Kinder alles in einer Box zusammentragen ndash ihrer persoumln-lichen Schatzkiste ndash und bitten Sie sie sich gegenseitig die Fundstuumlcke vorzustellen

AUS DER NAumlHE BE TRACHTE TWenn die Maumldchen und Jungen dabei vor-sichtig sind duumlrfen sie einige Tiere fangen Dafuumlr eignen sich ein Haushaltssieb oder ein Kescher am besten ein viereckiger ndash damit koumlnnen die Kinder die Tiere am Bo-den des Teiches gut erreichen Danach geben sie sie sorgsam in ein mit Wasser gefuumllltes Gefaumlszlig ndash zum Beispiel eine Schuumls-sel oder einen Topf Was sehen die Kinder Besonders viel erkennen koumlnnen sie mit Becherlupen Achten Sie darauf moumlg-lichst keine geschuumltzten Arten zu fangen wie Froumlsche Kaulquappen Libellenlarven oder Wasserspinnen

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E mma sitzt auf der Treppe vorm Haus Gerade hat Viola angerufen sie hat heute doch keine Zeit zum SpielenKeiner hat heute Zeit zum Spielen

raquoDoofer Dienstaglaquo denkt EmmaEmma wuumlnscht sich eine Freundin Eine richtige Freundin Sie stuumltzt die Ellenbogen auf die Knie und legt das Gesicht in ihre Haumlnde Schritte schlurfen heran und bleiben stehen Genau vor Emma Sie kann spuumlren dass jemand sie anschaut Sie will aber jetzt nicht angeschaut werden Zur Strafe fuumlrs Anschauen guckt sie nicht hochraquoHast du waslaquo fragt eine Stimme Es ist eine fremde StimmeEine die die Worte seltsam betont und das raquohlaquo ganz rau klingen laumlsst Emma guckt doch Es ist der kleine Junge aus dem Haus am Ende der Straszlige Er hat schwarze Haare und dunkle dunkle AugenraquoHast du waslaquo wiederholt der Junge und starrt Emma mit seinen dunklen Augen anraquoNeelaquo sagt EmmaraquoWohnst du hierlaquo fragt der Junge weiterraquoJalaquo antwortet Emma bevor sie uumlberlegen kann ob sie sich von diesem Knirps ausfragen lassen willraquoWie heiszligt rsquon dulaquoraquoEmmalaquo Schweigen raquoUnd dulaquoraquoAbdullahlaquoraquoAhalaquo

Text Kathrin RohmannIllustrationen Antje Drescher

raquoUnd was machst du jetztlaquo Abdullah zieht mit der Fuszligspitze die Fugen zwischen den Pflastersteinen nachraquoNichtslaquo sagt EmmaraquoHast du keinen zum SpielenlaquoPeng Emma spuumlrt die Hitze in ihr Gesicht schieszligen Was denkt dieser Abdu-Dings-Bums sich Natuumlrlich hat sie jemanden zum Spielen Sonst jedenfalls Immer Nur gerade heute nichtraquoKlar habe ich jemanden zum Spielenlaquo blafft Emma Abdullah anraquoMeine richtige Freundin kommt gleichlaquoraquoWas ist eine richtige Freundinlaquo Abdullahs Augenbrauen schieben sich zusammenraquoEin richtige F r e u n d i n laquo Emma zieht das Wort sehr langraquoAlso eine richtige Freundin hat immer Zeit zum Spielen und total gute Ideen Mit der ist es nie langweilig und die ist nicht sauer oder beleidigt wenn man vielleicht ein schoumlneres T-Shirt anhatlaquoraquoAhalaquo sagt Abdullah und guckt auf Emmas pinkes Hello-Lilli- T-Shirt und dann an seinem grauen Space-Rider-T-Shirt herunterraquoIch find deins echt schoumln aber das macht nichtslaquo sagt er und laumlchelt raquoIch hol mal meinen BalllaquoraquoIch hab aber gar keine Zeitlaquo murmelt Emma Dennoch bleibt sie sitzen bis Abdullah zuruumlckkommt

raquoKannste Fuszligball spielenlaquo fragt Abdullah und kickt den Ballgegen die unterste Stufe der TrepperaquoKlar kann ich daslaquo antwortet Emma und rollt die AugenEigentlich will sie sagen dass Fuszligball bloumlder Kram ist und dass sie mit Knirpsen bestimmt nicht spielt und raquoSuper dann schieszligen wir immer an den Pfosten da und der andere muss den Ball kriegen und wieder gegen den Pfosten schieszligenlaquo Abdullah schieszligt Und noch bevor der Ball vom Pfosten der Einfahrt gegenuumlber wieder abgeprallt ist steht Emma schon neben ihmDer soll nicht denken dass sie das nicht kann Beim erstenSchuss trifft sie den Pfosten beim zweiten nicht beim drittennicht aber beim vierten wieder

K UR ZGE SCHICHTE

ABDULLAH UND DIE RICHTIGE FREUNDIN

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Noch mehr toll illustrierte Vorlesegeschichten gibt es in GECKO der werbe- freien Bilderbuch-Zeitschrift fuumlr Kinder ab vier Jahren bis ins Schulalter Die Geschichte bdquoAbdullah und die richtige Freundinldquo ist in der Kinderzeit-schrift Gecko Nr 25 erschienen Mit dem Heft fuumlr Juli August 2017 feiert GECKO uumlbrigens bereits die 60 Ausgabe GECKO gibt es im Abo oder als Einzelheft auf wwwgecko-kinderzeitschriftde und im Buchhandel Kindergaumlrten und Kitas erhalten zehn Prozent Bildungsrabatt auf das Abo

Abdullah trifft immer Er stoppt den Ball und schieszligt mit der Innenseite des Fuszliges Es sieht aus als wuumlrde er den Ballschieszlig-schieben Als Abdullah nicht guckt versucht Emma anstatt mit der Fuszligspitze auch einmal genauso zu schieszligenSie trifft den Pfosten perfekt

Beim naumlchsten Schuss kommt Theo bellend um die Hausecke gesaust und beiszligt in den BallraquoOhlaquo sagt Abdullah raquodeine richtige FreundinlaquoraquoNeelaquo Emma schuumlttelt den Kopf So sehr dass ihr alle Haareins Gesicht fallen damit Abdullah nicht sieht wie rot sie wirdraquoNeelaquo sagt sie raquodas ist mein Hundlaquo

raquoMamalaquo fragt Emma beim Abendessen und legt ihr Brot zuruumlckauf den Teller raquomuumlssen Freundinnen eigentlich genauso alt seinwie man selbstlaquo Mama uumlberlegt raquoNeinlaquo sagt sie raquoich bin 38 Marie ist 36 Franzi 33 und Regina 49 Und alle sind meine FreundinnenlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoHast du Freundinnen die woandersherkommen Ich meine die auch noch eine andere SprachesprechenlaquoraquoKlarlaquo sagt Mama raquoAideen aus Irland sie spricht Englisch undDeutsch Und Marisol vom Chor kommt aus Chile Sie sprichtSpanisch und DeutschlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoAber Jungen oder Maumlnner die koumlnnen nichtrichtige Freundinnen sein oderlaquo

Mama lacht raquoNa ja vielleicht nicht Freundinnen aber Freundenatuumlrlich Olli zum Beispiel Den kenne ich schon ewig und er istein richtig guter FreundlaquoraquoAhalaquo sagt Emma und nicktraquoWarum willst du das eigentlich wissenlaquo fragt MamaraquoAchlaquo antwortet Emma raquonur solaquo

Spaumlter holt Emma ihr Gummitwistband Das haumlngt sie an einer Seite in die Zaunlatten und Emma zeigt Abdullah wie man von eins bis zehn huumlpft Abdullah hat noch nie Gummitwist ge- spielt und muss schrecklich lachen weil er sich staumlndig ver- heddert Emma muss auch lachen Aber eigentlich findet sie dass Abdullah fuumlr einen Jungen ganz schoumln gut huumlpft Vor allem weil er das noch nie gemacht hat

Irgendwann lehnen sie beide nur noch lachend und japsend am GartenzaunPloumltzlich ruft jemand laut raquoA b d u l l a hlaquoraquoTschuumlszliglaquo sagt Abdullah und flitzt davon Kurz dreht er sich noch einmal umraquoIch hab morgen Zeitlaquo ruft erraquoIch auchlaquo fluumlstert Emma

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Im Benjamin-Franklin-Village in Mannheim befindet sich eine bdquoBedarfsorientierte Erstaufnahmeeinrichtungldquo ndash die erste in Baden-Wuumlrttemberg mit einer eigenen Willkommensschule Anders als in einer Regelschule wird hier der Unterricht von ehrenamtlichen Lehrkraumlften durchgefuumlhrt Durchschnittlich vier Monate bleiben die gefluumlchteten Kinder und ihre Familien auf dem Gelaumlnde Barbara Hackbarth Trainerin und Netz-werkkoordinatorin beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo leitet eine Forscher-AG an der Willkommensschule in der sie alle 14 Tage mit gefluumlchteten Kindern zu naturwissenschaftlichen und technischen Themen forscht

GUT GEMACHT

WILLKOMMEN KLEINE FORSCHER

Wasser ist immer ein spannendes Forschungsobjekt

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Ins Gespraumlch kommenUumlber das Forschen kommt sie leicht ins Gespraumlch mit den Kindern auch wenn die Kommunikation meist mit Haumlnden und Fuumlszligen statt-findet Die Maumldchen und Jungen stammen aus vielen unterschied-lichen Laumlndern sprechen kein Deutsch und nur wenig Englisch Bildkarten helfen den Kindern rasch die Bezeichnungen fuumlr die Forschermaterialien zu lernen ndash nach der ersten Forscherstunde kennen die Kinder die englischen und deutschen Bezeichnungen fuumlr Wasser und Messbecher Pipette und Reagenzglas

Wertschaumltzung statt LeistungsdruckZurzeit besuchen rund 30 Kinder zwischen 5 und 15 Jahren den Unterricht in der Columbus-Schule Nachmittags bieten Freiwillige verschiedene AGs an Eine davon ist die Forscher-AG bdquoIch wollte mich schon lange in der Fluumlchtlingshilfe engagierenldquo sagt Barbara Hackbarth die als Netzwerkkoordinatorin fuumlr das bdquoHaus der kleinen Forscherldquo beim Suumldwestmetall-Netzwerk Rhein-Neckar arbeitet 15 Kinder besuchen regelmaumlszligig die Forscher-AG Nach den zwei Stunden sind alle ganz schoumln erledigt bdquoAber diese zwei Stun-den sind eine wunderbare Bereicherung fuumlr michldquo sagt Barbara Hackbarth Genauso wie fuumlr die Kinder bdquoSie erfahren hier Bestaumlr-kung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ih-nen dabei hier entspannt anzukommenldquoDie Maumldchen und Jungen freuen sich wenn sich jemand Zeit fuumlr sie nimmt und sich mit ihnen beschaumlftigt

bdquoEierlaufenldquo ndash mal andersWasser so Barbara Hackbarth sei ein wunderbares Element um es mit den Kindern gemeinsam zu erforschen bdquoWir haben Wasser-tropfen untersucht und herausgefunden dass Wasser andere Stoffe aufloumlsen und vermischen kann Auch im Winter bietet es sich an mit Wasser zu forschen ndash in gefrorener Form ist es so faszinierend dass die Kinder es stundenlang untersuchen und immer wieder etwas Neues entdecken Zwischendurch baue ich immer Bewegungsspiele einldquo sagt die Netzwerkkoordinatorin Zum Beispiel spielt sie mit den Kindern bdquoEierlaufenldquo ndash nur mit

GU T ZU W IS S E N

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GU T ZU W IS S E N

Wasser statt mit Eiern Die Maumldchen und Jungen werden in zwei Gruppen unterteilt Jede Gruppe hat unterschiedliche Dinge zur Verfuumlgung um das Wasser zu transportieren Glaumlser Untertassen Siebe Kellen und was sich sonst noch so findet Dann geht es darum welche Gruppe zuerst das Wasser von dem einen Eimer in den auf der gegenuumlberliegenden Seite transportieren kann

Kleine Schritte zu BeginnDie Forscher-AG ist mit den gefluumlchteten Kindern etwas anders strukturiert als sonst bdquoNormalerweise biete ich immer drei oder vier Forscherideen auf einmal an und lasse die Maumldchen und Jun-gen dann entdecken Aber diese Art des Forschens uumlberfordert die Kinder hierldquo sagt die studierte Sozialpaumldagogin Zudem setzt sie die Kinderkarten vom bdquoHaus der kleinen Forscherldquo ein So koumlnnen sich die Kinder zusaumltzlich an den Bildern orientieren und sich in-spirieren lassen Einmal habe sie mit einigen Kindern am Tisch einen Luftbal-lontransporter gebaut als sie einen Jungen bemerkte der auf dem Boden saszlig Er hatte mit Hilfe einer der Entdeckungskarten einen Faumlcher nachgebaut saszlig in Ruhe da und wedelte sich Luft zu bdquoEr hat nichts gesagt nichts gefragt Ich habe ihm nichts erklaumlrt Er hat einfach die abgebildete Forscheridee nachgebaut und den Luftzug auf sich wirken lassen Das war tollldquo

Der bdquoBildungspassldquoDen bdquoBildungspassldquo der Columbus- Schule haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Mannheim entwickelt Jedes Kind bekommt einen solchen Pass in dem seine Lehrer eintragen koumlnnen welche Themen sie behandelt haben Das koumlnnen Zah- len sein das Einmaleins oder auch geschichtliche Themen Der Pass dient dazu die Lehrerinnen und Lehrer in den aufnehmenden Kommunen uumlber den Bildungsstand des Kindes zu informieren Vor allem aber soll er die Kinder motivieren

Die WillkommensschuleDie Schulpflicht beginnt in Baden-Wuumlrt-temberg fuumlr Kinder deren Eltern einen Asylantrag stellen sechs Monate nach ihrer Ankunft Allerdings nicht schon in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes sondern erst in der Kommune die die Familien und Kinder letztlich aufnimmt Dort werden die Kinder und Jugendlichen zunaumlchst in sogenannten Vorbereitungs- und VABO-Klassen (VABO steht fuumlr Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf fuumlr Jugendliche ohne Deutschkenntnisse) in die Regelschule integriert Die Willkommensschule in Mannheim will die Luumlcke zwischen Ankunft und Schulbeginn in der Kom- mune schlieszligen

Beim Forschen wird auch die Feinmotorik geschult

bdquoSie erfahren hier Bestaumlrkung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ihnen dabei hier entspannt anzukommenldquo

Einen Bericht uumlber die Willkommens-schule finden Sie auch auf unserer Website Service-Portal Integration

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Welche Themen sind Ihnen besonders wich-tig wenn es um die Integration von Kindern in Kita Hort und Grundschule geht Beim Kita- und Schulbesuch muumlssen zu-naumlchst Zugangshuumlrden abgebaut werden Zugewanderte Eltern melden ihre Kinder deutlich seltener in einer Kita an Ihre Kin-der erhalten daher oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie fuumlr ihre sprachliche kognitive koumlrperliche psychische und soziale Ent-wicklung benoumltigen Zwar haben zugewan-derte Familien den gleichen Anspruch auf einen Kita-Platz wie einheimische doch viele sind uumlber Betreuungsangebote schlecht informiert oder es faumlllt ihnen schwer die passende Betreuung zu finden Schulpflichtige Kinder die nach Deutsch-land gefluumlchtet sind muumlssen meist deut-lich laumlnger auf einen Schulplatz warten als die europarechtlich vorgesehenen drei Mo-nate Das verlaumlngert den ohnehin schon groszligen bdquoLeerlaufldquo unnoumltig

Wo liegen aus Ihrer Sicht die Chancen und Herausforderungen im Hinblick auf eine gelungene Integration Hier geht es weniger um Chancen als um Notwendigkeiten Bundesweit hat mittler-weile mehr als jedes dritte Kind einen Migrationshintergrund Eine gelungene

GU T ZU W IS S E N

BILDUNGSPOLITISCHE S INTERVIE W

bdquoBILDUNGSEINRICHTUNGEN KOumlNNEN ALS INTEGRATIONSMOTOR WIRKENldquo

Dr Cornelia Schu ist Geschaumlftsfuumlhrerin des Sachverstaumlndigenrats deutscher Stiftun-gen fuumlr Integration und Migration Eine breite integrationspolitische Expertise hat die promovierte Germanistin als Leiterin des Themenschwerpunkts Integration bei der Stiftung Mercator gewonnen Im Interview beschreibt sie wie der Weg in die Kita fuumlr viele neu zugewanderte Familien einem Huumlrdenlauf gleicht und kritisiert deutlich die Maumlngel in der Ausbildung von Paumldagoginnen und Paumldagogen

Bildungsintegration ist somit unerlaumlsslich um auch fuumlr das weitere Leben der Kinder und Jugendlichen gute Teilhabechancen zu eroumlffnen Die groumlszligte Herausforderung be-steht darin allen Kindern moumlglichst fruumlh Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Kindertagesbetreuung zu sichern Aus un-serer Forschung wissen wir dass der Weg in die Kita besonders fuumlr neu Zugewander-te oft einem Huumlrdenlauf gleicht Vor allem die Versorgungsluumlcke fuumlr unter dreijaumlhrige Kinder muss schnell geschlossen werden Ungleiche Bildungschancen verschaumlrfen

sich zudem an den Schulen wo zugewan-derte Kinder zu oft unter sich bleiben In Groszligstaumldten lernen 70 Prozent von ihnen in Grundschulen in denen mehr als die Haumllfte der Kinder einen Migrationshinter-grund haben Hinzu kommt dass das Lehr-personal oft nur unzureichend auf den Umgang mit sprachlicher und kultureller Vielfalt vorbereitet ist Somit erhalten zu-

gewanderte Kinder oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie benoumltigen um ihre Potenziale zu entfalten

Welche Bedeutung nehmen Kita Hort und Grundschule bei der Integration gefluumlchte-ter Kinder ein Wie koumlnnen die Bildungs-einrichtungen die an sie gestellten Erwar-tungen erfuumlllenFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehen Bildungs-einrichtungen koumlnnen somit als Integrati-onsmotoren wirken Auszligerdem bieten sie den Kindern eine angstfreie Umgebung die nicht vom Fluchtkontext gepraumlgt ist Die Grundsteine die hier heute gelegt werden bilden das Fundament fuumlr die Integrations-erfolge von morgen Kitas und Schulen duumlr-fen aber mit diesem Erwartungsdruck nicht alleingelassen werden Neben Personal-zuschlaumlgen und zusaumltzlichen materiellen Zuwendungen bedarf es vor allem neuer Lehrmaterialien die auf die vielfaumlltigen Beduumlrfnisse gefluumlchteter Kinder eingehen Doch auch die Bildungseinrichtungen selbst muumlssen sich auf den Weg machen und etwa dafuumlr sorgen dass Kinder ihre

bdquoAlle angehenden paumldagogischen Fach- und Lehrkraumlfte so llten zukuumlnftig Basis-kompetenzen in Sprachbildung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller V ielfalt erwerbenldquo

GEMEINS AME LE SEEMPFEHLUNGENDER STIF TUNG bdquoHAUS DER KLEINEN FORSCHERldquo UND DER STIF TUNG LE SEN

Lane SmithDie Faumlhrte der Kinderab ca 4 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder40 Seiten Preis 1499 euro

bdquoEin Kind machte sich auf die Suche Unterwegs begeg-nete ihm die ganze Welt hellipldquo Wonach das Kind sucht wird in diesem poetischen Bilderbuch nicht naumlher benannt Die Nase neugierig nach vorn gestreckt durchwandert es verschiedene Lebensraumlume Von hohen Bergen uumlber das eisige Zuhause der Pinguine und die Tiefen des Meeres erleuchtet von farbigen Quallen bis hin zu kargen Steppen und tiefgruumlnen Dschungeln Die ungewoumlhnliche Bilderbuchreise lebt von den auszligergewoumlhnlichen Illustrationen die das Thema Vielfalt widerspiegeln und ahnen lassen wie die Welt ohne Menschen aussehen wuumlrde

Emma Levey Klara Gluck und ihre Kinderab ca 4 Jahren Verlag orell fuumlssli32 Seiten Preis 1395 euro

Der erste Band des Klara-Gluck-Abenteuers hat dem Leser die bunteste Familie vor Augen gefuumlhrt die die

Huumlhnermama sich nur wuumlnschen konnte Aus allen Eiern die sie auf ihren Reisen gesammelt hat sind die unterschiedlichsten Tiere geschluumlpft Die wollen nun alle versorgt und begluckt werden Familie ist was man draus macht Dieses Motto lebt das liebenswerte Bilderbuchhuhn so nachvollziehbar komisch und wahrhaftig vor dass nicht nur Kinder ihren Spaszlig daran haben werden Mehr Vielfalt als in der gluckigen Patchworkfamilie geht nicht und mehr vergnuumlgliches Chaos ebenso wenig

Anne C VoorhoeveWir 7 vom Reuterkiezab ca 10 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder265 Seiten Preis 1299 euro

bdquoNeukoumllln fuumlr starke Nervenldquo lautet das Thema einer Stadtteilfuumlhrung die die Freunde Pia Jonas Nesrin Kasim Finn-Ole Mustafa und Rifat fuumlr Touristen anbieten ndash ein Geschaumlftsmodell das die Clique fordert denn es bedarf einer gruumlndlichen Vorbereitung Verlust des Zuhauses durch Gentrifi zierung multi-

kulturelle Gesellschaft Patchworkfamilien In diesem unterhaltsamen Groszligstadt-roman gelingt es der Autorin vielfaumlltige Themen mit Witz Spannung und einer positiven Grundhaltung aufzubereiten

Deutschkenntnisse nicht nur in einzelnen Foumlrderstunden verbessern sondern uumlber den gesamten Tag hinweg

Wie schaumltzen Sie die Situation der paumldago-gischen Fach- und Lehrkraumlfte ein und wie koumlnnte man sie bei ihrer wichtigen Integra-tionsarbeit noch besser unterstuumltzenAn Paumldagogen werden hohe Erwartungen gestellt und viele fuumlhlen sich damit allein-gelassen Sie sollen die gestiegene Zahl junger Fluumlchtlinge und ein Vielfaches an Foumlrderbeduumlrftigen individuell unterstuumltzen doch nur ein Bruchteil der Paumldagogen fuumlhlt sich auf diese Aufgabe gut vorbereitet ndash oft weil es deutliche Maumlngel in der Ausbildung gibt Der Arbeitsalltag in sprachlich und kulturell vielfaumlltigen Klassen spielt in der Aus- und Fortbildung weiterhin nur eine Nebenrolle Dies muss sich schnellstmoumlg-lich aumlndern sonst laufen wir Gefahr die Integrationsversaumlumnisse der Vergangen-heit zu wiederholen Alle angehenden pauml-dagogischen Fach- und Lehrkraumlfte sollten zukuumlnftig Basiskompetenzen in Sprachbil-dung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller Vielfalt erwerben Dies erfordert konkrete Landesvorgaben und eine Aus- und Fortbildung die sich staumlrker am Bedarf der Praxis orientiert

Wenn Sie an Ihre Kindheit zuruumlckdenken Welchen eigenen Forscherfragen sind Sie nachgegangenIch war als Kind mehr eine Leseratte als eine bdquoForscherinldquo ndash kein Wunder dass ich spaumlter die Literaturwissenschaft als meine Forschungsdisziplin gewaumlhlt habe Aber als in der Eifel aufwachsendes Kind von Erd-kunde-Lehrern hat mich auch der Vulkanis-mus sehr fasziniert und ich wollte alles daruumlber wissen wie Maare entstehen und warum die Erde manchmal Feuer spuckt

bdquoFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehenldquo

Weitere Lese- und Medienempfehlungen zu MINT und vielen anderen Themen finden Sie auf stiftunglesende

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Naturwissenschaften und Technik

fuumlr Maumldchen und Jungen

HerausgeberStiftung Haus der kleinen ForscherClaudia Striffl er (ViSdP)Rungestr 1810179 Berlin Tel 03027 59 59-0Fax 03027 59 59-209E-Mail infohaus-der-kleinen-forscherde

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Verantwortliche RedakteurinJenny MoumlllerE-Mail jennymoellerhaus-der-kleinen-forscherde

RedaktionJonas BrandhorstMareike BreuerMareike MittelbachJenny MoumlllerJasemin SevenKatrin WeberTanja Zagel

Partner der Stiftung sind die Helmholtz-Gemeinschaft die Siemens Stiftung die Dietmar Hopp Stiftung und die Deutsche Telekom Stiftung Gefoumlrdert wird sie vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung

BildnachweisTitel Rawpixelcomfotolia S 1 Bettina VolkeStiftung Haus der kleinen Forscher S 4 hl-studiosthinkstock SIHK zu Hagen S 5 Michael SchmidtStiftung Haus der kleinen Forscher privat S 7 Jens JeskeStiftung Haus der kleinen Forscher S 8 Luminastocksy S12 Kindergarten Schloss Einstein S 13 LightFieldStudiosthinkstock S14-15 Ulrike Keil Stiftung Haus der kleinen Forscher S 17 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher S18-19 Kinderhaus Cheliusstraszlige S 21 privat Courant Forschungszentrum Textstrukturen Universitaumlt Goumlttingen S 24 Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 25 pyotr021thinkstock Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 26 Phil Dera S 28 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher

BezugsbedingungenDie Kitas Horte und Grundschulen die in einem lokalen Netzwerk der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv sind erhalten das Magazin 4 x jaumlhrlich kostenlos Das Magazin steht in vollem Umfang auf der Website der Stiftung wwwhaus-der-kleinen-forscherde kostenlos zum Down-load zur Verfuumlgung

Erscheinungvierteljaumlhrlich

GestaltungDiscodoener middot Stuttgart

SatzDiscodoener middot Stuttgart

Lektorat Lutz Happel

DruckBonifatius GmbHDruck ndash Buch ndash Verlag

Alle Rechte vorbehalten Nachdruck Aufnahme in elektronische Datenbanken Mailboxen sowie sonstige Vervielfaumlltigungen nur mit ausdruumlcklicher Genehmigung der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Fuumlr unverlangt eingesendetes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung uumlbernommen Die Autoren und Redakteure von bdquoForscht mitldquo recherchieren und pruumlfen jeden Artikel sorgfaumlltig auf seine inhaltliche Richtigkeit Dennoch kann es immer mal passieren dass sich Fehler in die Texte oder Bilder schleichen Wir uumlbernehmen daher keine Garantie fuumlr die Angaben

Gedruckt auf 100 PEFC-zertifi ziertem Papier

GU T ZU W IS S E N

VORSCHAU AUF DIE NAumlCHSTE AUSGABE

TITELTHEMAVON BITS UND BYTES

Vom Smartphone uumlber den Laptop bis hin zum MP3-Player ndash Kinder wachsen heute in einer Welt auf die stark digital gepraumlgt ist und sich rasend schnell weiterentwickelt Sie moumlchten sie erforschen und mitgestalten Wie funktioniert ein Roboter Was passiert wenn ich den Computer anschalte und wie kann ich Bot-schaften verschluumlsseln In der naumlchsten Ausgabe der bdquoForscht mitldquo dreht sich alles um das Thema Informatik und digitale Bildung

Es erwarten Sie viele spannende Forscherideen und Praxis- beispiele Wir zeigen wie digitale Bildung spielerisch im Alltag in Kita Hort und Grundschule integriert werden kann

Die naumlchste Ausgabe erscheint Ende November 2017

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bdquoTag der kleinen Forscherldquo 2017ZEIGST DU MIR DEINE WELT

Mehr Bilder und

Berichte unter wwwtag-der-

kleinen-forscherde

bdquoZeigst du mir deine Weltldquo lautete das Motto zum diesjaumlhrigen bdquoTag der kleinen ForscherldquoDie Sti ung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo rief zum bundesweiten Mitmachtag Kitas Horte und Grundschulen auf gemeinsam zu forschen und die Vielfalt im Alltag zu entdecken Diesem Aufruf folgten etliche Einrichtungen und feierten tolle Forscherfeste

Wie war Ihr bdquoTag der kleinen Forscherldquo Wir freuen uns auf Ihre Erlebnisse pressehaus-der-kleinen-forscherde

2018DER BUNDESWEITE KITA-WETTBEWERB ZUR AUSZEICHNUNG VON HERAUSRAGENDEN PROJEKTEN IM MINT-BEREICH

Weitere Informationen und Bewerbung unter wwwforschergeist-wettbewerbde

Ob Kuumlrbis Kugel Kohle oder Holz ndash viele Dinge machen Kinder neugierig und fuumlhren dazu dass sie Fragen stellen Fuumlr den bundesweiten Kita-Wettbewerb bdquoForschergeist 2018rdquo suchen die Deutsche Telekom Stiftung und die Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherrdquo Projekte die diese Neugier befeuert und den Forschergeist in Kindern geweckt haben gemeinsames Staunen uumlber Naturphaumlnomene spannende mathematische informatische oder technische Fragen aus dem Kita-Alltag ndash teilen Sie die Entdeckungen aus Ihrer Kita Der Wettbewerb will Ihr Engagement in diesem Bereich wuumlrdigen den Forschergeist er-halten und noch mehr Kinder und paumldagogische Fachkraumlfte fuumlr das Forschen und Entdecken begeistern Der bdquoForschergeist 2018rdquo zeichnet die besten Projekte auf Landes- und Bundesebene mit einem Preisgeld aus

Bewerbungsstart

06 September2017

Page 13: hnik DAS MAGAZIN DER STIFTUNG „HAUS DER KLEINEN … · l 1 l LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, in den vergangenen Jahren haben viele Flüchtlinge Deutschland erreicht, darunter auch

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Drauszligen in der Natur gibt es viel zu entdecken und Gelegenheiten sich uumlber das Gesehene und Erleb-te auszutauschen Etwas ganz Elementares ist zum

Beispiel der Boden auf dem wir gehen Ermutigen Sie die Kinder sich den Boden genau anzuschauen Die Kinder koumlnnen eine Bo-denprobe aus dem Garten dem Sandkasten und dem Blumenbeet nehmen und die Erde mit den Fingern untersuchen Wie fuumlhlt sich der Boden an Wie riecht er Ist er feucht oder trocken Bleiben Bodenstuumlckchen zwischen den Fingerrillen zuruumlck wenn die Kin-der die Erde zwischen den Fingern verreiben Nun koumlnnen die Kinder die Bodenproben miteinander vergleichen Fuumlhlen sich die Bodenproben unterschiedlich an Wie sehen sie aus Nehmen Sie zwei Blumentoumlpfe mit Loch im Boden Dann fuumlllen Sie einen der Toumlpfe mit Erde und den anderen mit Sand Damit Erde und Sand nicht gleich durch das Loch im Topf rieseln legen Sie uumlber beide

Loumlcher ein Stuumlck durchlaumlssigen Stoff Lassen Sie beim Befuumlllen oben ein wenig Platz Was passiert wenn man Wasser in die Blu-mentoumlpfe gieszligt Welcher Boden haumllt das Wasser besser Und was bedeutet das fuumlr die Pfl anzen die darin wachsen

Kieselsteine

grober Sand

feiner Sand

Filtertuumlte

geklaumlrtes Wasser

Toben schaukeln und Sandburgen bauen Wenn das Wetter schoumln ist freuen sich viele Kinder auf den Spiel-platz Doch wenn es lange nicht geregnet hat ist der

Sand im Sandkasten trocken Die Kinder merken schnell Damit koumlnnen sie nicht gut bauen Erst durch die Zugabe von Wasser

bdquoklebenldquo die Sandkoumlrner aneinander und lassen sich formen Aber warum ist das so Wasserbruumlcken zwischen den Koumlrnern verleihen dem Sand Form und Stabilitaumlt Lassen Sie die Kinder Wasser zum

Sand geben und beobachten Was passiert wenn die Kinder ganz wenig und was wenn sie viel Wasser zum Sand geben Wie fuumlhlt sich der Sand an Wie sieht er aus und welche Struktur hat er Dann kann der Sandburgenbau starten Wenn die Burg steht koumln-nen die Maumldchen und Jungen sie verzieren indem sie einzelne Stuumlcke aus den Tuumlrmen heraus- und Muster einarbeiten Eine Spruumlhfl asche hilft um die entstehende Sandburg beim Bauen immer gleichmaumlszligig feucht zu halten

BAUMEISTER

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

S AUBERMACHER

BODENFORSCHER

Wie wird dreckiges Wasser wieder sauber ndash zum Beispiel wenn Sand Erde oder Blaumltter ins Wasser gefallen sind Na klar in einer Klaumlranlage Die koumlnnen Sie mit den Kin-

dern gemeinsam bauen Nehmen Sie vier groszlige Joghurtbecher und stechen Sie in die Boumlden der Becher einige Loumlcher Dann fuumlllen die Kinder einen Becher halbvoll mit feinem Sand einen mit grobem Sand einen mit Kieselsteinen und in einen Becher kommt eine Kaf-feefi ltertuumlte Jetzt werden die Becher ineinandergestellt ndash ganz nach unten gehoumlrt der Becher mit dem Filter darauf der mit dem feinen Sand dann der mit dem groben Sand und schlieszliglich ganz oben der Becher mit den Kieselsteinen Um Schmutzwasser herzustellen vermischen die Kinder Wasser mit Erde Sand und Blaumlttern Die Kin-der fuumlllen das Schmutzwasser in den oberen Becher Langsam sickert das Wasser durch die verschiedenen Filter Dabei bleibt in jedem Becher etwas Schmutz zuruumlck Am Ende tropft das Wasser in ein Einweckglas Ist es jetzt sauber Und was passiert wenn man das Wasser zweimal durchlaufen laumlsst Wie sauber wird das Wasser

IDEEN ZUM ENTDECKEN UND FORSCHEN

WASSER SAND UND ERDE GIBT ES UumlBERALL

Wussten Sie Fuumlr viele Menschen ist die Natur ein Ort um Kraft zu tanken In der Natur koumlnnen Kinder spielen und kreativ sein riechen fuumlhlen lauschen und ganz einfach bdquoseinldquo Der direkte Kontakt mit der Natur kann Fluumlchtlingskindern dabei helfen sich sicher und vertraut zu fuumlhlenAuf der Website haus-der-kleinen-forscherde fi nden Sie viele Ideen zum Forschen und Staunen rund um die Themen Boden und Wasser

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MEIN FORSCHERTIPP K ITA

MUT ZUM MATSCH EIN OFEN AUS LEHM

Worum ging es bei dem Projekt Wir haben 2016 einen Anbau be-kommen In der Baugrube haben

die Kinder gleich die unterschiedlichen Erdschichten bemerkt und waren faszi-niert Also haben wir die Erde untersucht und erforscht Dabei haben wir Ton und Lehm gefunden und gesehen dass man mit diesem Material nicht nur matschen sondern auch wunderbar bauen kann Das Interesse der Kinder hat uns motiviert eine Lehmbaustelle einzurichten und einen Lehmofen zu bauen Der Lehmofen ist in-

zwischen zu einem Treffpunkt geworden an dem regelmaumlszligig gemeinsam mit den Eltern Brot gebacken wird Einige Familien mit Migrations- oder Fluchthintergrund be-richteten dass in ihrer Heimat auch heute noch solche Lehmoumlfen zum Brotbacken dienen Sie wussten wie die Oumlfen genutzt werden und wie das Brot gut gelingt

Was haben Sie benoumltigt und wie lange haben Sie geforscht Eigentlich nur Lehm Wasser und Matsch-sachen fuumlr die Kinder Um den Matsch aus den Raumlumen zu halten haben wir eine

bdquoMatschschleuseldquo eingerichtet in der sich die Kinder die Gummistiefel und Regenho-sen ausziehen konnten Zusaumltzlich zu un-serem Lehmaushub haben wir Lehmpulver im Internet bestellt Fuumlr den Lehmofen haben wir als Unterkonstruktion noch ei-nige Ziegelsteine verwendet ndash man kann so einen Ofen aber auch ebenerdig auf-

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stellen Wir haben uns den Luxus erlaubt und vier Schamottsteine im Backraum ver-legt damit die Brote auf reinem Stein ge-backen werden

Was haben Sie herausgefunden Waumlhrend eine Gruppe von Kindern zusam-men mit Erwachsenen an dem Lehmofen baute starteten einige Kinder ihre eigenen Projekte auf der Lehmbaustelle Sie koch-ten sozusagen ihr eigenes bdquoLehmsuumlpp-chenldquo oder bauten Burgen Schwimmbauml-der oder Haumluser Fuumlr das Dach des Ofens haben wir letztlich nicht die Technik mit Holz und Kaninchendraht angewandt wie sie in einigen Buumlchern beschrieben ist sondern eine die die Kinder erfunden ha-ben Sie hatten naumlmlich herausgefunden dass Sand den Lehm stuumltzt als sie daraus Daumlcher und Rundungen formten Am naumlchsten Tag als der Lehm getrocknet war holten sie den Sand heraus So wurde auch das Dach des Ofens gebaut Die Kin-der hatten die perfekte Loumlsung gefunden

Was hat gut oder nicht so gut geklappt Die Menge an Matsch und die Begeiste-rung der Kinder ohne Ruumlcksicht auf ihre Kleidung und Umgebung hat uns anfangs ziemlich uumlberrascht Gelohnt hat es sich trotzdem Wir konnten auf diese Weise einige Familien mit Fluchthintergrund in den Kita-Alltag einbinden Sie und andere Eltern brachten ihre Expertise ein und kommen nun regelmaumlszligig auch zu Back- aktionen Das ist ein guter Weg gemein-sam den Kita-Alltag zu gestalten

Mit Lehm laumlsst sich einiges anstellen ndash zum Beispiel auch jonglieren

Kindergarten Schloss E insteinANSPRECHPARTNERIN

Dagmar Schlinkbaumlumer (Kita-Leiterin)

ORT

Iserlohn Nordrhein-Westfalen

KINDER

80 Kinder 1 ndash 6 Jahre

HAUS DER KLEINEN FORSCHER

Seit 2011 beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv 2014 zertifiziert und 2016 rezertifiziert

Kinder an den Matsch ndash dass die Haumlnde sauber bleiben ist beim Lehmbau unwahrscheinlich

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MEIN FORSCHERTIPP GRUNDSCHULE

DEUTSCH LERNEN MIT FORSCHERIDEEN

Worum ging esIn der StaumldteRegion Aachen werden fuumlr Schuumllerinnen

und Schuumller mit geringen Deutschkennt-nissen Deutsch-Intensivkurse angeboten Bis zu 15 Kindern werden jahrgangsuumlber-greifend die grundlegenden Kenntnisse der deutschen Sprache vermittelt Seit Anfang 2016 besucht bdquoHaus der kleinen Forscherldquo-Trainerin Lea Erkens einmal im Halbjahr die Deutsch-Intensivklassen und forscht mit den Kindern Ziel ist es den Kindern sowohl Naturwissenschaften und Technik als auch die deutsche Sprache spielerisch naumlherzubringen Dabei werden auch Sozialkompetenz Feinmotorik und das Selbstbewusstsein der Kinder gestaumlrkt

Was haben Sie benoumltigt und wie lange ha-ben Sie geforscht Zunaumlchst galt es das Konzept von Deutsch als Zweitsprache und den Ansatz des bdquoHau-ses der kleinen Forscherldquo zu kombinieren Die Forscherideen orientieren sich dabei an Unterrichtsinhalten und greifen die The-men Farben Pfl anzen Koumlrper und Ernaumlh-rung auf Fuumlr das Lernen der Sprache wird

die Methodik von Deutsch als Zweitsprache genutzt Neue Begriff e werden mit Wortkar-ten eingefuumlhrt und durch haumlufi ges Wieder-holen waumlhrend des Workshops gefestigt Eigens fuumlr das Projekt wurde ein Forscher-buch entwickelt in dem die Kinder ihre Ergebnisse festhalten Sie fi nden darin auszligerdem Wortlisten Schreibuumlbungen und Bastelvorlagen fuumlr zu Hause

Was haben Sie herausgefunden Taumlgliche Rituale wie der Morgenkreis bei dem zum Beispiel uumlber das Wetter oder die Zahl des Tages gesprochen wird sind fuumlr die Fluumlchtlingskinder besonders wichtig da sie Sicherheit und Orientierung geben Daher sind diese Rituale auch Bestandteil des Workshops Die unterschiedlichen Sprach-niveaus in den Klassen sind eine Herausfor-derung fuumlr die Lernbegleitung ndash die Kinder die ganz neu sind gehen gemeinsam in eine Klasse mit denen die bereits laumlnger dabei sind Es ist also wichtig Forscher-ideen zu fi nden bei denen die Kinder weder unter- noch uumlberfordert werden Auszligerdem ist es wichtig den Kindern beim Forschen und Entdecken Hilfestellung anzubieten

Gehoumlrt Forschen auch in Ihrer Kita Ihrem Hort oder Ihrer Grundschule zum Alltag Dann lassen Sie sich zertifi zieren Informationen zum Zertifi zierungsverfahren und das Bewerbungsportal fi nden Sie unter haus-der-kleinen-forscherde in der Rubrik bdquoZertifizierungldquo

Was hat gut oder nicht so gut geklappt Die Teamarbeit der Klassenlehrerinnen und -lehrer mit der Trainerin funktioniert so-wohl bei der Durchfuumlhrung des Workshops als auch bei der Konzepterstellung sehr gut Anfangs gestaltete es sich schwierig das passende Sprachniveau fuumlr das For-scherbuch zu fi nden Bemerkenswert ist der Zusammenhalt in den Schuumllergruppen Die Kinder helfen sich gegenseitig Man houmlrt nie bdquoEy bist du doofldquo sondern eher bdquoSchau mal das geht soldquo

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ANSPRECHPARTNERIN

Lea Erkens (Trainerin bdquoHaus der kleinen Forscherldquo)

ORT

StaumldteRegion Aachen Nordrhein-Westfalen

KINDER

In den Jahren 2016 und 2017 haben bis jetzt 420 Kinder an zehn Grundschulen in der StaumldteRegion Aachen teilgenommen

Die Umsetzung

der Forscher-Workshops in

den Deutsch-Intensivkursen wird

unterstuumltzt durch das Bildungsbuumlro

der StaumldteRegion Aachen und den

Bildungsengel eV ndash eine Initiative die sich

fuumlr Chancengerechtigkeit durch bessere

Bildung in allen Bildungsstufen einsetzt

Ein Video zum Sprachlernprojekt in der

StaumldteRegion Aachen fi nden Sie unter

integrationhaus-der-kleinen-

forscherde

Die Kinder halten ihre Ergebnisse in einem Forscherheft fest

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TIERSTIMMEN DER WELTProf Derek Abbott Director of the Centre for Biomedical Engineering an der Universitaumlt Adelaide hat zusammengetragen wie Menschen uumlberall auf der Welt unterschiedliche Tiergeraumlusche benennen

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Ein Hund bellt eine Katze miaut und ein Hahn

kraumlht Aber ist das uumlberall auf der Welt so

Oder sprechen Tiere in anderen Laumlndern andere

Sprachen Das tun die Tiere zwar nicht

aber wir Menschen houmlren Tiersprachen mit-

unter sehr verschieden In Deutschland

macht der Hund bdquowau wauldquo in Groszligbritannien

bdquobow wowldquo und in der Tuumlrkei bdquohav havldquo

Und wie sieht es mit den anderen Tieren auf

der Weltkarte aus Wissen die Maumldchen

und Jungen welche Laute die Tiere in Deutsch-

land machen und wie diese in anderen

Laumlndern klingen

Prof Derek Abbott Director of the Centre for Biomedical Engineering an der Universitaumlt Adelaide hat zusammengetragen wie Menschen uumlberall auf der Welt unterschiedliche Tiergeraumlusche benennen

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Haben Sie ein BeispielWenn das Kind sagt bdquoDa Autoldquo und der Vater den Satz richtig wiederholt bdquoJa da ist ein Autoldquo sind das ganz wichtige intuitive Lehrstrategien Wenn ich das als Vater oder Mutter aber in einer Sprache versuche die ich selbst nicht beherrsche werde ich deut-lich weniger korrigieren und kommentieren und manchmal regel-recht verstummen weil mir der richtige Ausdruck oder die richtige Form fehlt Ich kann damit auch nicht mehr frei auf die Impulse und Gefuumlhle des Kindes reagieren sondern bin eingeschraumlnkt Das kann auch die emotionale Beziehung zum Kind schwaumlchen Eltern muumlssen mit ihren Kindern in der bdquoSprache ihres Herzensldquo kommunizieren koumlnnen um ihre einzigartige und vertrauensvolle Beziehung nicht zu stoumlren

Lernen Kita-Kinder eine neue Sprache anders als Grundschul-kinder Generell gilt Je juumlnger die Kinder desto schneller und leichter lernen sie eine Sprache Bis zum dritten Lebensjahr werden zwei Sprachen parallel etwa so gut und schnell erworben wie bei einem einsprachig aufwachsenden Kind Danach haumlngt es davon ab wann die zweite Sprache dazukommt und wie Qualitaumlt und Quan-titaumlt des Sprachangebots beschaff en sind Wenn ein Kind vor dem zehnten Lebensjahr eine Sprache lernt kann es sich auch dem

INTERVIE W

bdquoELTERN SOLLTEN IN DER SPRACHE IHRES HERZENS KOMMUNIZIERENldquo

Wie lernen Kinder eine Sprache Welche Unterschiede muumlssen paumldagogische Fach- und Lehrkraumlfte im Hinblick auf das Alter des Kindes beachten Die Kommunikationsfor-scherin Prof Dr Ute Ritterfeld gibt Tipps zur Unterstuumltzung von Kindern beim Zweit- und Fremdspracherwerb

Eine Ihrer 13 goldenen Regeln sowohl fuumlr Kita- als auch fuumlr Grundschulkinder lautet bdquoKeine Sprachverboteldquo Was meinen Sie damitWir wollen verhindern dass die paumldagogischen Fach- und Lehr-kraumlfte gefl uumlchteten Eltern empfehlen zu Hause um jeden Preis Deutsch zu sprechen Das hat mehrere Gruumlnde Zum einen kann das menschliche Gehirn ganz hervorragend zwei Sprachen be-waumlltigen Zum anderen reicht der Input durch Kindergarten Schule Medien und Freunde in der Regel aus um Deutsch zu lernen Man sollte den Eltern nicht raten zu Hause in einer Sprache mit dem Kind zu sprechen die sie selbst noch nicht richtig be-herrschen Denn Kinder lernen eine Sprache auch indem Eltern sie korrigieren und Informationen hinzufuumlgen

Die ExpertinProf Dr Ute Ritterfeld ist seit 2010 Leiterin des Fachgebiets bdquoSprache und Kommunikationldquo an der Technischen Universitaumlt Dortmund Zwei ihrer Forschungsschwerpunkte sind fruumlher Spracherwerb und Mehrsprachigkeit

Die bdquo13 goldenen Regeln zur Sprach-foumlrderung mit heimatvertriebenen Kindern ohne Deutschkenntnisse in unseren Kitas und Grundschulenldquo von Prof Dr Ute Ritterfeld und Prof Dr Sandra Niebuhr-Siebert fi nden Sie im Internet unter sktu-dortmundde im Bereich bdquoMaterialienldquo Dort gibt es auch weitere Informationen und Hand-reichungen sowie eigens produzierte zweisprachige Houmlrspiele zum Download

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Klang und dem Rhythmus problemlos anpassen wenn es zuvor eine andere Sprache gesprochen hat Es entwickelt dann keinen Akzent Ungefaumlhr ab zehn Jahren setzt bei vielen Kindern die Her-kunftssprache dem Deutschen einen houmlrbaren Stempel auf Man houmlrt dann einen Akzent Dieser bleibt oft auch dann noch erhalten wenn der Wortschatz hervorragend entwickelt ist und die Gram-matik fehlerfrei beherrscht wird Wir sprechen dann auch nicht mehr von Zweitsprach- sondern von Fremdspracherwerb

Welche Ruumlckschluumlsse fuumlr den paumldagogischen Alltag ergeben sich darausIm Vorschulalter verfuumlgen die Kinder in der Regel noch uumlber gute Strategien quasi nebenbei eine Sprache zu lernen Das Sprach-lernziel muss deswegen nicht im Mittelpunkt stehen Kinder eig-nen sich eine neue Sprache vorwiegend spielerisch an weil sie sich mit anderen austauschen wollen Welches Mittel zur Kommunikation die Kinder auch waumlhlen schaumltzen Sie es wert Die Kommunikation steht im Vordergrund nicht das Lernen der Sprache So legen Sie behutsam eine Basis die die Kinder dann nach und nach mit Sprache fuumlllen werden Bei Grundschulkindern ist das schon ein wenig anders Die Kinder

wissen genau dass man von ihnen erwartet Deutsch zu lernen und mit dieser Sprache dem Schulunterricht zu folgen Ihr Sprach- erwerb ist damit gesteuerter und nicht so unbewusst wie im Kita-Alter Die Kinder lernen also sowohl nebenbei als auch ganz bewusst Als Lehrerinnen oder Lehrer passen Sie die Komplexitaumlt Ihres eigenen Sprachgebrauchs dann meist ganz automatisch an das Niveau der Kinder an Das ist ein wichtiger und richtiger Schritt Sie sollten zudem versuchen den Kindern moumlglichst viele Hilfen anzubieten mit denen die Aufgabenstellungen auch non-verbal so eindeutig wie moumlglich werden Das gelingt anhand von konkreten Objekten Gesten Bildern oder Videos Zeigen Sie auf die Dinge uumlber die Sie sprechen Und vor allem Haben Sie selbst Spaszlig an diesen Sprachlehr-Lern-Abenteuern mit Kindern aus ei-nem anderen Kulturkreis Denn Kinder koumlnnen problemlos zwei oder gar mehr Sprachen parallel lernen und benutzen

Kinder lernen Sprachen am besten spielerisch

Das Interview mit Prof Dr Ute Ritterfeld ist auch online zu finden im Service-Portal Integration

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Wo genau liegt eigentlich Kolumbien Welche Tiere leben dort und welche Sprache sprechen die Menschen Ein Praktikant aus Suumldamerika brachte die Kinder vom Kinderhaus Chelius-straszlige in Mannheim auf die Idee zu unterschiedlichen Kul-turen und Lebensweisen zu forschen und sich nebenbei mit Nachhaltigkeitsfragen zu beschaumlftigen Das Projekt wurde im Wettbewerb bdquoForschergeist 2014ldquo der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo als Landessieger nominiert

FORSCHERGEIST-PRO JEK T

KOLUMBIEN UND SEIN REGENWALD

Kinderhaus Cheliusstraszlige ANSPRECHPARTNERIN

Gabriele Kessler (Kita-Leiterin)

ORT

Mannheim Baden-Wuumlrttemberg

KINDER

100 Kinder 0 ndash 6 Jahre

HAUS DER KLEINEN FORSCHER

Seit 2010 beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv 2016 zum dritten Mal zertifi ziert

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Forschergeist-Projekt des Monats

Der bdquoForschergeistldquo ist ein bundesweiter Kita-Wettbewerb der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Gesucht und praumlmiert werden herausragende Projekte die Maumldchen und Jungen fuumlr die Welt der Mathematik Infor- matik Naturwissenschaften oder Technik begeistert haben

Weitere spannende Informationen und Details zum bdquoForschergeistldquo-Wettbewerb erhalten Sie unter forschergeist-wett- bewerbde

er neue Praktikant war fuumlr die Maumldchen und Jungen des Kinderhauses Cheliusstraszlige sehr spannend Sein Deutsch war noch recht gebrochen so dass sie manchmal Schwie-

rigkeiten hatten ihn zu verstehen Dafuumlr konnte er eine fremde Sprache sprechen ndash Spanisch Die Kinder begannen Fragen zu seiner Sprache und seinem Heimatland Kolumbien zu stellen In den Gespraumlchen stellte sich heraus dass Kolumbien ganz schoumln weit weg ist und in den Regenwaumlldern leben dort jede Menge interessanter Pflanzen und Tiere Als die Kinder im nahe gelegenen Tropenhaus auf Schlangen Piranhas und Krokodile trafen und houmlrten dass diese in Kolumbien in Freiheit leben wurde die Neu-gier so groszlig dass ein Projekt daraus entstand Dreimal pro Woche bdquoreistenldquo die Maumldchen und Jungen fuumlr eine Stunde in den suumld- amerikanischen Regenwald lernten Tiere und Pflanzen kennen erforschten den Wasserkreislauf kochten kolumbianische Gerich-te sprachen uumlber indigene Voumllker und Umweltschutz und schoumlpf-ten eigenes Papier um Holz zu sparen Eine Handpuppe die Ameise bdquoHormigaldquo begleitete die Kin-der auf allen Reisen und erklaumlrte ihnen den Regenwald Die Maumld-chen und Jungen ahmten einzelne Tiere nach verglichen die Ei-genschaften verschiedener Holzarten pflanzten eine Ananas und meisterten einen Bewegungsparcours auf dem sie von Stein zu Stein uumlber einen Fluss mit Krokodilen sprangen und uumlber umge-fallene Baumstaumlmme balancierten Daruumlber hinaus machten sich die Kinder Gedanken was sie selbst tun koumlnnen um den Regen-wald vor Abholzung zu schuumltzen Sie baten alle darum im Wasch- raum sparsam mit Papierhandtuumlchern zu sein Altpapier getrennt zu sammeln und Brote nur duumlnn mit Nuss-Nougat-Creme zu bestreichen ndash denn in dem leckeren Brotaufstrich ist Palmoumll ent-halten fuumlr dessen Anbau der Regenwald weichen muss Nach jedem einzelnen Projektschritt gestalteten die Maumldchen und Jungen Plakate oder Wandzeitungen mit Fotos und Informa-tionen fuumlr die anderen Kinder und die Eltern Daruumlber hinaus malten sie ein groszliges Abbild des Regenwalds im Vergleich zu

D einem Hochhaus in den Flur des Kinderhauses Fuumlr die paumldago-gischen Fachkraumlfte war es faszinierend zu sehen wie dieses Pro-jekt nach und nach die gesamte Kita durchzog Immer wieder houmlrten sie in Gespraumlchen dass das Thema auch bei Kindern die nicht teilnahmen praumlsent war und fuumlr Interesse sorgte Zum Abschluss veranstalteten die Maumldchen und Jungen einen Elternnachmittag bei dem sie Bilder von einzelnen Projekt- schritten zeigten Lieder sangen einen Tanz auffuumlhrten die fuumlr sie interessantesten Versuche praumlsentierten und einen kolum- bianischen Imbiss zubereiteten Die Kinder konnten bei dem Projekt ihre interkulturellen Kom-petenzen weiterentwickeln Durch die vertiefte Beschaumlftigung mit dem Lebensraum Regenwald erarbeiteten sie sich biologisches Wissen und legten auszligerdem besonderes Augenmerk auf Um- weltschutz und Fragen der Nachhaltigkeit Sie lernten dabei aus ihrem Wissen Konsequenzen fuumlr ihre Handlungen zu ziehen

Im Bewegungsparcours uumlbten die Kinde durch Dickicht zu kriechen und Fluumlsse zu uumlberqueren

Im Dschungel leben jede Menge spannender Tiere und Pflanzen

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Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-

aufsichtigt an Gewaumlssern spielen

Nehmen Sie sich die Zeit um mit

Ihnen sicheres Verhalten am Wasser zu

uumlben Geben Sie den Kindern Hinweise

fuumlr das Einfangen und Beobachten von

Wassertieren bevor es losgeht und

versuchen Sie moumlglichst keine

bdquoSpurenldquo zu hinterlassen

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

ORTE ZUM FORSCHEN

FORSCHEN AM TUumlMPELOb Teich oder Tuumlmpel ndash Gewaumlsser laden nicht nur zum Planschen ein sie sind auch spannende Forscherorte

an denen Maumldchen und Jungen allerhand erkunden koumlnnen Besonders im Sommer lohnt sich fuumlr entdeckungsfreudige Forschergeister ein Spaziergang in die Natur um Tiere und Pflanzen zu beobachten

VIELFALT AN TEICH UND TUumlMPELIn Teichen und Tuumlmpeln ist das Wasser meist nicht tief so dass das Sonnenlicht bis zum Boden dringt und die Pfl anzen uumlppig wachsen Die fl achen Gewaumlsser sind reich an Naumlhrstoff en und bieten vie-len Tieren ideale Lebensbedingungen Welche Tiere und Pfl anzen koumlnnen die Kinder entdecken Koumlnnen sie die ver-schiedenen Arten benennen Bitten Sie die Kinder behutsam zu sein um scheue Tiere nicht zu verjagen

WAS FUumlR TIERE SIND DASKoumlnnen die Kinder die Tiere benennen die sie sehen In Teichen und Tuumlmpeln leben nicht nur Froumlsche Libellen und Fische Am Ufer hausen die Larven vom Gelbrandkaumlfer Wasserskorpion und Ruumlckenschwimmer In den Pfl anzen verstecken sich Libellen und Koumlcherfl iegen Im Wasser tummeln sich um Aumlste und Steine herum Schnecken Plattwuumlrmer und Wasserasseln Welche Tiere koumlnnen die Kinder noch entdecken Wie bewegen sich die Tiere fort und wo genau fi nden die Maumldchen und Jungen sie

PAPIERBOOTE BAUENNur ein Blatt Papier ndash mehr braucht es nicht um ein Papierboot zu bauen Doch schwimmt es auch Welches schwimmt am besten Und wie schwimmt es von hier nach dort Braucht es Wind oder Stroumlmung reicht es zu pusten oder muumlssen die Kinder es an-schubsen Uumlberlegen Sie gemeinsam wie Papierboote am schnellsten schwimmen und veranstalten Sie einen Wettbewerb

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Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-Achtung

aufsichtigt an Gewaumlssern spielen

Nehmen Sie sich die Zeit um mit

Ihnen sicheres Verhalten am Wasser zu

uumlben Geben Sie den Kindern Hinweise

fuumlr das Einfangen und Beobachten von

Wassertieren bevor es losgeht und

versuchen Sie moumlglichst keine

bdquoSpurenldquo zu hinterlassen

ann muumlssten wir uns mit Zeichen ver-staumlndigen Fuumlr jedes Wort muumlssten wir uns ein Zeichen uumlberlegen aumlhn-

lich wie die Gebaumlrdensprache Fuumlr Men-schen die eh schon Gebaumlrdensprache sprechen waumlre es praktisch da sie dann alles verstehen wuumlrden Dann waumlre es na-tuumlrlich schlecht wenn man blind ist da blinde Menschen die Zeichen nicht sehen koumlnnen Fuumlr sie muumlssten wir uns dann et-was aus Lauten wie bdquoMmmhldquo oder aus Ge-raumluschen ausdenken

hne Sprache waumlren wir nicht das was wir sind Sprache ist eine besonders wichtige Eigenschaft des Menschen

mit einem groszligen praktischen Nutzen Sprache unterscheidet uns von allen ande-ren Lebewesen Ohne die vielen Sprachen der Welt koumlnnten sich Menschen nicht so schnell und effi zient uumlber so viele Dinge verstaumlndigen ihren Gefuumlhlen Ausdruck ver-

leihen und ihr Zusammenleben im Alltag regeln Ohne Sprache koumlnnten wir unser Wissen uumlber die Welt nicht festhalten und an andere weitergeben wir koumlnnten dieses Wissen nicht hinterfragen und verbessern wir koumlnnten nicht so viel lernen und wir koumlnnten andere nicht mit unseren Geschichten zum Lachen oder Weinen bringen

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

DUR CH DIE FORSCHERBRILLE

WAS WAumlRE WENN WIR KEINE SPRACHE HAumlTTEN

Oskar 7 Jahre weiszlig eine Antwor t

Prof Dr Steinbach Universitaumlt Goumlttingen Seminar fuumlr Deutsche Philologie

EIN TUumlMPELMUSEUMNicht nur die Tiere und Pfl anzen sind be-sonders Rund um Tuumlmpel und Teich koumln-nen die Kinder jede Menge Schaumltze ent-decken Entweder sammeln sie einfach was ihnen gefaumlllt oder sie erstellen eine Sammelliste Finden sie etwas Spitzes etwas Weiches etwas Hartes oder etwas von dem sie nicht wissen was es ist Finden sie fuumlnf Steine in unterschied-licher Farbe oder vier verschiedene Blatt-formen Lassen Sie die Kinder alles in einer Box zusammentragen ndash ihrer persoumln-lichen Schatzkiste ndash und bitten Sie sie sich gegenseitig die Fundstuumlcke vorzustellen

AUS DER NAumlHE BE TRACHTE TWenn die Maumldchen und Jungen dabei vor-sichtig sind duumlrfen sie einige Tiere fangen Dafuumlr eignen sich ein Haushaltssieb oder ein Kescher am besten ein viereckiger ndash damit koumlnnen die Kinder die Tiere am Bo-den des Teiches gut erreichen Danach geben sie sie sorgsam in ein mit Wasser gefuumllltes Gefaumlszlig ndash zum Beispiel eine Schuumls-sel oder einen Topf Was sehen die Kinder Besonders viel erkennen koumlnnen sie mit Becherlupen Achten Sie darauf moumlg-lichst keine geschuumltzten Arten zu fangen wie Froumlsche Kaulquappen Libellenlarven oder Wasserspinnen

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E mma sitzt auf der Treppe vorm Haus Gerade hat Viola angerufen sie hat heute doch keine Zeit zum SpielenKeiner hat heute Zeit zum Spielen

raquoDoofer Dienstaglaquo denkt EmmaEmma wuumlnscht sich eine Freundin Eine richtige Freundin Sie stuumltzt die Ellenbogen auf die Knie und legt das Gesicht in ihre Haumlnde Schritte schlurfen heran und bleiben stehen Genau vor Emma Sie kann spuumlren dass jemand sie anschaut Sie will aber jetzt nicht angeschaut werden Zur Strafe fuumlrs Anschauen guckt sie nicht hochraquoHast du waslaquo fragt eine Stimme Es ist eine fremde StimmeEine die die Worte seltsam betont und das raquohlaquo ganz rau klingen laumlsst Emma guckt doch Es ist der kleine Junge aus dem Haus am Ende der Straszlige Er hat schwarze Haare und dunkle dunkle AugenraquoHast du waslaquo wiederholt der Junge und starrt Emma mit seinen dunklen Augen anraquoNeelaquo sagt EmmaraquoWohnst du hierlaquo fragt der Junge weiterraquoJalaquo antwortet Emma bevor sie uumlberlegen kann ob sie sich von diesem Knirps ausfragen lassen willraquoWie heiszligt rsquon dulaquoraquoEmmalaquo Schweigen raquoUnd dulaquoraquoAbdullahlaquoraquoAhalaquo

Text Kathrin RohmannIllustrationen Antje Drescher

raquoUnd was machst du jetztlaquo Abdullah zieht mit der Fuszligspitze die Fugen zwischen den Pflastersteinen nachraquoNichtslaquo sagt EmmaraquoHast du keinen zum SpielenlaquoPeng Emma spuumlrt die Hitze in ihr Gesicht schieszligen Was denkt dieser Abdu-Dings-Bums sich Natuumlrlich hat sie jemanden zum Spielen Sonst jedenfalls Immer Nur gerade heute nichtraquoKlar habe ich jemanden zum Spielenlaquo blafft Emma Abdullah anraquoMeine richtige Freundin kommt gleichlaquoraquoWas ist eine richtige Freundinlaquo Abdullahs Augenbrauen schieben sich zusammenraquoEin richtige F r e u n d i n laquo Emma zieht das Wort sehr langraquoAlso eine richtige Freundin hat immer Zeit zum Spielen und total gute Ideen Mit der ist es nie langweilig und die ist nicht sauer oder beleidigt wenn man vielleicht ein schoumlneres T-Shirt anhatlaquoraquoAhalaquo sagt Abdullah und guckt auf Emmas pinkes Hello-Lilli- T-Shirt und dann an seinem grauen Space-Rider-T-Shirt herunterraquoIch find deins echt schoumln aber das macht nichtslaquo sagt er und laumlchelt raquoIch hol mal meinen BalllaquoraquoIch hab aber gar keine Zeitlaquo murmelt Emma Dennoch bleibt sie sitzen bis Abdullah zuruumlckkommt

raquoKannste Fuszligball spielenlaquo fragt Abdullah und kickt den Ballgegen die unterste Stufe der TrepperaquoKlar kann ich daslaquo antwortet Emma und rollt die AugenEigentlich will sie sagen dass Fuszligball bloumlder Kram ist und dass sie mit Knirpsen bestimmt nicht spielt und raquoSuper dann schieszligen wir immer an den Pfosten da und der andere muss den Ball kriegen und wieder gegen den Pfosten schieszligenlaquo Abdullah schieszligt Und noch bevor der Ball vom Pfosten der Einfahrt gegenuumlber wieder abgeprallt ist steht Emma schon neben ihmDer soll nicht denken dass sie das nicht kann Beim erstenSchuss trifft sie den Pfosten beim zweiten nicht beim drittennicht aber beim vierten wieder

K UR ZGE SCHICHTE

ABDULLAH UND DIE RICHTIGE FREUNDIN

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Noch mehr toll illustrierte Vorlesegeschichten gibt es in GECKO der werbe- freien Bilderbuch-Zeitschrift fuumlr Kinder ab vier Jahren bis ins Schulalter Die Geschichte bdquoAbdullah und die richtige Freundinldquo ist in der Kinderzeit-schrift Gecko Nr 25 erschienen Mit dem Heft fuumlr Juli August 2017 feiert GECKO uumlbrigens bereits die 60 Ausgabe GECKO gibt es im Abo oder als Einzelheft auf wwwgecko-kinderzeitschriftde und im Buchhandel Kindergaumlrten und Kitas erhalten zehn Prozent Bildungsrabatt auf das Abo

Abdullah trifft immer Er stoppt den Ball und schieszligt mit der Innenseite des Fuszliges Es sieht aus als wuumlrde er den Ballschieszlig-schieben Als Abdullah nicht guckt versucht Emma anstatt mit der Fuszligspitze auch einmal genauso zu schieszligenSie trifft den Pfosten perfekt

Beim naumlchsten Schuss kommt Theo bellend um die Hausecke gesaust und beiszligt in den BallraquoOhlaquo sagt Abdullah raquodeine richtige FreundinlaquoraquoNeelaquo Emma schuumlttelt den Kopf So sehr dass ihr alle Haareins Gesicht fallen damit Abdullah nicht sieht wie rot sie wirdraquoNeelaquo sagt sie raquodas ist mein Hundlaquo

raquoMamalaquo fragt Emma beim Abendessen und legt ihr Brot zuruumlckauf den Teller raquomuumlssen Freundinnen eigentlich genauso alt seinwie man selbstlaquo Mama uumlberlegt raquoNeinlaquo sagt sie raquoich bin 38 Marie ist 36 Franzi 33 und Regina 49 Und alle sind meine FreundinnenlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoHast du Freundinnen die woandersherkommen Ich meine die auch noch eine andere SprachesprechenlaquoraquoKlarlaquo sagt Mama raquoAideen aus Irland sie spricht Englisch undDeutsch Und Marisol vom Chor kommt aus Chile Sie sprichtSpanisch und DeutschlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoAber Jungen oder Maumlnner die koumlnnen nichtrichtige Freundinnen sein oderlaquo

Mama lacht raquoNa ja vielleicht nicht Freundinnen aber Freundenatuumlrlich Olli zum Beispiel Den kenne ich schon ewig und er istein richtig guter FreundlaquoraquoAhalaquo sagt Emma und nicktraquoWarum willst du das eigentlich wissenlaquo fragt MamaraquoAchlaquo antwortet Emma raquonur solaquo

Spaumlter holt Emma ihr Gummitwistband Das haumlngt sie an einer Seite in die Zaunlatten und Emma zeigt Abdullah wie man von eins bis zehn huumlpft Abdullah hat noch nie Gummitwist ge- spielt und muss schrecklich lachen weil er sich staumlndig ver- heddert Emma muss auch lachen Aber eigentlich findet sie dass Abdullah fuumlr einen Jungen ganz schoumln gut huumlpft Vor allem weil er das noch nie gemacht hat

Irgendwann lehnen sie beide nur noch lachend und japsend am GartenzaunPloumltzlich ruft jemand laut raquoA b d u l l a hlaquoraquoTschuumlszliglaquo sagt Abdullah und flitzt davon Kurz dreht er sich noch einmal umraquoIch hab morgen Zeitlaquo ruft erraquoIch auchlaquo fluumlstert Emma

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Im Benjamin-Franklin-Village in Mannheim befindet sich eine bdquoBedarfsorientierte Erstaufnahmeeinrichtungldquo ndash die erste in Baden-Wuumlrttemberg mit einer eigenen Willkommensschule Anders als in einer Regelschule wird hier der Unterricht von ehrenamtlichen Lehrkraumlften durchgefuumlhrt Durchschnittlich vier Monate bleiben die gefluumlchteten Kinder und ihre Familien auf dem Gelaumlnde Barbara Hackbarth Trainerin und Netz-werkkoordinatorin beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo leitet eine Forscher-AG an der Willkommensschule in der sie alle 14 Tage mit gefluumlchteten Kindern zu naturwissenschaftlichen und technischen Themen forscht

GUT GEMACHT

WILLKOMMEN KLEINE FORSCHER

Wasser ist immer ein spannendes Forschungsobjekt

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Ins Gespraumlch kommenUumlber das Forschen kommt sie leicht ins Gespraumlch mit den Kindern auch wenn die Kommunikation meist mit Haumlnden und Fuumlszligen statt-findet Die Maumldchen und Jungen stammen aus vielen unterschied-lichen Laumlndern sprechen kein Deutsch und nur wenig Englisch Bildkarten helfen den Kindern rasch die Bezeichnungen fuumlr die Forschermaterialien zu lernen ndash nach der ersten Forscherstunde kennen die Kinder die englischen und deutschen Bezeichnungen fuumlr Wasser und Messbecher Pipette und Reagenzglas

Wertschaumltzung statt LeistungsdruckZurzeit besuchen rund 30 Kinder zwischen 5 und 15 Jahren den Unterricht in der Columbus-Schule Nachmittags bieten Freiwillige verschiedene AGs an Eine davon ist die Forscher-AG bdquoIch wollte mich schon lange in der Fluumlchtlingshilfe engagierenldquo sagt Barbara Hackbarth die als Netzwerkkoordinatorin fuumlr das bdquoHaus der kleinen Forscherldquo beim Suumldwestmetall-Netzwerk Rhein-Neckar arbeitet 15 Kinder besuchen regelmaumlszligig die Forscher-AG Nach den zwei Stunden sind alle ganz schoumln erledigt bdquoAber diese zwei Stun-den sind eine wunderbare Bereicherung fuumlr michldquo sagt Barbara Hackbarth Genauso wie fuumlr die Kinder bdquoSie erfahren hier Bestaumlr-kung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ih-nen dabei hier entspannt anzukommenldquoDie Maumldchen und Jungen freuen sich wenn sich jemand Zeit fuumlr sie nimmt und sich mit ihnen beschaumlftigt

bdquoEierlaufenldquo ndash mal andersWasser so Barbara Hackbarth sei ein wunderbares Element um es mit den Kindern gemeinsam zu erforschen bdquoWir haben Wasser-tropfen untersucht und herausgefunden dass Wasser andere Stoffe aufloumlsen und vermischen kann Auch im Winter bietet es sich an mit Wasser zu forschen ndash in gefrorener Form ist es so faszinierend dass die Kinder es stundenlang untersuchen und immer wieder etwas Neues entdecken Zwischendurch baue ich immer Bewegungsspiele einldquo sagt die Netzwerkkoordinatorin Zum Beispiel spielt sie mit den Kindern bdquoEierlaufenldquo ndash nur mit

GU T ZU W IS S E N

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GU T ZU W IS S E N

Wasser statt mit Eiern Die Maumldchen und Jungen werden in zwei Gruppen unterteilt Jede Gruppe hat unterschiedliche Dinge zur Verfuumlgung um das Wasser zu transportieren Glaumlser Untertassen Siebe Kellen und was sich sonst noch so findet Dann geht es darum welche Gruppe zuerst das Wasser von dem einen Eimer in den auf der gegenuumlberliegenden Seite transportieren kann

Kleine Schritte zu BeginnDie Forscher-AG ist mit den gefluumlchteten Kindern etwas anders strukturiert als sonst bdquoNormalerweise biete ich immer drei oder vier Forscherideen auf einmal an und lasse die Maumldchen und Jun-gen dann entdecken Aber diese Art des Forschens uumlberfordert die Kinder hierldquo sagt die studierte Sozialpaumldagogin Zudem setzt sie die Kinderkarten vom bdquoHaus der kleinen Forscherldquo ein So koumlnnen sich die Kinder zusaumltzlich an den Bildern orientieren und sich in-spirieren lassen Einmal habe sie mit einigen Kindern am Tisch einen Luftbal-lontransporter gebaut als sie einen Jungen bemerkte der auf dem Boden saszlig Er hatte mit Hilfe einer der Entdeckungskarten einen Faumlcher nachgebaut saszlig in Ruhe da und wedelte sich Luft zu bdquoEr hat nichts gesagt nichts gefragt Ich habe ihm nichts erklaumlrt Er hat einfach die abgebildete Forscheridee nachgebaut und den Luftzug auf sich wirken lassen Das war tollldquo

Der bdquoBildungspassldquoDen bdquoBildungspassldquo der Columbus- Schule haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Mannheim entwickelt Jedes Kind bekommt einen solchen Pass in dem seine Lehrer eintragen koumlnnen welche Themen sie behandelt haben Das koumlnnen Zah- len sein das Einmaleins oder auch geschichtliche Themen Der Pass dient dazu die Lehrerinnen und Lehrer in den aufnehmenden Kommunen uumlber den Bildungsstand des Kindes zu informieren Vor allem aber soll er die Kinder motivieren

Die WillkommensschuleDie Schulpflicht beginnt in Baden-Wuumlrt-temberg fuumlr Kinder deren Eltern einen Asylantrag stellen sechs Monate nach ihrer Ankunft Allerdings nicht schon in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes sondern erst in der Kommune die die Familien und Kinder letztlich aufnimmt Dort werden die Kinder und Jugendlichen zunaumlchst in sogenannten Vorbereitungs- und VABO-Klassen (VABO steht fuumlr Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf fuumlr Jugendliche ohne Deutschkenntnisse) in die Regelschule integriert Die Willkommensschule in Mannheim will die Luumlcke zwischen Ankunft und Schulbeginn in der Kom- mune schlieszligen

Beim Forschen wird auch die Feinmotorik geschult

bdquoSie erfahren hier Bestaumlrkung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ihnen dabei hier entspannt anzukommenldquo

Einen Bericht uumlber die Willkommens-schule finden Sie auch auf unserer Website Service-Portal Integration

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Welche Themen sind Ihnen besonders wich-tig wenn es um die Integration von Kindern in Kita Hort und Grundschule geht Beim Kita- und Schulbesuch muumlssen zu-naumlchst Zugangshuumlrden abgebaut werden Zugewanderte Eltern melden ihre Kinder deutlich seltener in einer Kita an Ihre Kin-der erhalten daher oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie fuumlr ihre sprachliche kognitive koumlrperliche psychische und soziale Ent-wicklung benoumltigen Zwar haben zugewan-derte Familien den gleichen Anspruch auf einen Kita-Platz wie einheimische doch viele sind uumlber Betreuungsangebote schlecht informiert oder es faumlllt ihnen schwer die passende Betreuung zu finden Schulpflichtige Kinder die nach Deutsch-land gefluumlchtet sind muumlssen meist deut-lich laumlnger auf einen Schulplatz warten als die europarechtlich vorgesehenen drei Mo-nate Das verlaumlngert den ohnehin schon groszligen bdquoLeerlaufldquo unnoumltig

Wo liegen aus Ihrer Sicht die Chancen und Herausforderungen im Hinblick auf eine gelungene Integration Hier geht es weniger um Chancen als um Notwendigkeiten Bundesweit hat mittler-weile mehr als jedes dritte Kind einen Migrationshintergrund Eine gelungene

GU T ZU W IS S E N

BILDUNGSPOLITISCHE S INTERVIE W

bdquoBILDUNGSEINRICHTUNGEN KOumlNNEN ALS INTEGRATIONSMOTOR WIRKENldquo

Dr Cornelia Schu ist Geschaumlftsfuumlhrerin des Sachverstaumlndigenrats deutscher Stiftun-gen fuumlr Integration und Migration Eine breite integrationspolitische Expertise hat die promovierte Germanistin als Leiterin des Themenschwerpunkts Integration bei der Stiftung Mercator gewonnen Im Interview beschreibt sie wie der Weg in die Kita fuumlr viele neu zugewanderte Familien einem Huumlrdenlauf gleicht und kritisiert deutlich die Maumlngel in der Ausbildung von Paumldagoginnen und Paumldagogen

Bildungsintegration ist somit unerlaumlsslich um auch fuumlr das weitere Leben der Kinder und Jugendlichen gute Teilhabechancen zu eroumlffnen Die groumlszligte Herausforderung be-steht darin allen Kindern moumlglichst fruumlh Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Kindertagesbetreuung zu sichern Aus un-serer Forschung wissen wir dass der Weg in die Kita besonders fuumlr neu Zugewander-te oft einem Huumlrdenlauf gleicht Vor allem die Versorgungsluumlcke fuumlr unter dreijaumlhrige Kinder muss schnell geschlossen werden Ungleiche Bildungschancen verschaumlrfen

sich zudem an den Schulen wo zugewan-derte Kinder zu oft unter sich bleiben In Groszligstaumldten lernen 70 Prozent von ihnen in Grundschulen in denen mehr als die Haumllfte der Kinder einen Migrationshinter-grund haben Hinzu kommt dass das Lehr-personal oft nur unzureichend auf den Umgang mit sprachlicher und kultureller Vielfalt vorbereitet ist Somit erhalten zu-

gewanderte Kinder oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie benoumltigen um ihre Potenziale zu entfalten

Welche Bedeutung nehmen Kita Hort und Grundschule bei der Integration gefluumlchte-ter Kinder ein Wie koumlnnen die Bildungs-einrichtungen die an sie gestellten Erwar-tungen erfuumlllenFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehen Bildungs-einrichtungen koumlnnen somit als Integrati-onsmotoren wirken Auszligerdem bieten sie den Kindern eine angstfreie Umgebung die nicht vom Fluchtkontext gepraumlgt ist Die Grundsteine die hier heute gelegt werden bilden das Fundament fuumlr die Integrations-erfolge von morgen Kitas und Schulen duumlr-fen aber mit diesem Erwartungsdruck nicht alleingelassen werden Neben Personal-zuschlaumlgen und zusaumltzlichen materiellen Zuwendungen bedarf es vor allem neuer Lehrmaterialien die auf die vielfaumlltigen Beduumlrfnisse gefluumlchteter Kinder eingehen Doch auch die Bildungseinrichtungen selbst muumlssen sich auf den Weg machen und etwa dafuumlr sorgen dass Kinder ihre

bdquoAlle angehenden paumldagogischen Fach- und Lehrkraumlfte so llten zukuumlnftig Basis-kompetenzen in Sprachbildung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller V ielfalt erwerbenldquo

GEMEINS AME LE SEEMPFEHLUNGENDER STIF TUNG bdquoHAUS DER KLEINEN FORSCHERldquo UND DER STIF TUNG LE SEN

Lane SmithDie Faumlhrte der Kinderab ca 4 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder40 Seiten Preis 1499 euro

bdquoEin Kind machte sich auf die Suche Unterwegs begeg-nete ihm die ganze Welt hellipldquo Wonach das Kind sucht wird in diesem poetischen Bilderbuch nicht naumlher benannt Die Nase neugierig nach vorn gestreckt durchwandert es verschiedene Lebensraumlume Von hohen Bergen uumlber das eisige Zuhause der Pinguine und die Tiefen des Meeres erleuchtet von farbigen Quallen bis hin zu kargen Steppen und tiefgruumlnen Dschungeln Die ungewoumlhnliche Bilderbuchreise lebt von den auszligergewoumlhnlichen Illustrationen die das Thema Vielfalt widerspiegeln und ahnen lassen wie die Welt ohne Menschen aussehen wuumlrde

Emma Levey Klara Gluck und ihre Kinderab ca 4 Jahren Verlag orell fuumlssli32 Seiten Preis 1395 euro

Der erste Band des Klara-Gluck-Abenteuers hat dem Leser die bunteste Familie vor Augen gefuumlhrt die die

Huumlhnermama sich nur wuumlnschen konnte Aus allen Eiern die sie auf ihren Reisen gesammelt hat sind die unterschiedlichsten Tiere geschluumlpft Die wollen nun alle versorgt und begluckt werden Familie ist was man draus macht Dieses Motto lebt das liebenswerte Bilderbuchhuhn so nachvollziehbar komisch und wahrhaftig vor dass nicht nur Kinder ihren Spaszlig daran haben werden Mehr Vielfalt als in der gluckigen Patchworkfamilie geht nicht und mehr vergnuumlgliches Chaos ebenso wenig

Anne C VoorhoeveWir 7 vom Reuterkiezab ca 10 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder265 Seiten Preis 1299 euro

bdquoNeukoumllln fuumlr starke Nervenldquo lautet das Thema einer Stadtteilfuumlhrung die die Freunde Pia Jonas Nesrin Kasim Finn-Ole Mustafa und Rifat fuumlr Touristen anbieten ndash ein Geschaumlftsmodell das die Clique fordert denn es bedarf einer gruumlndlichen Vorbereitung Verlust des Zuhauses durch Gentrifi zierung multi-

kulturelle Gesellschaft Patchworkfamilien In diesem unterhaltsamen Groszligstadt-roman gelingt es der Autorin vielfaumlltige Themen mit Witz Spannung und einer positiven Grundhaltung aufzubereiten

Deutschkenntnisse nicht nur in einzelnen Foumlrderstunden verbessern sondern uumlber den gesamten Tag hinweg

Wie schaumltzen Sie die Situation der paumldago-gischen Fach- und Lehrkraumlfte ein und wie koumlnnte man sie bei ihrer wichtigen Integra-tionsarbeit noch besser unterstuumltzenAn Paumldagogen werden hohe Erwartungen gestellt und viele fuumlhlen sich damit allein-gelassen Sie sollen die gestiegene Zahl junger Fluumlchtlinge und ein Vielfaches an Foumlrderbeduumlrftigen individuell unterstuumltzen doch nur ein Bruchteil der Paumldagogen fuumlhlt sich auf diese Aufgabe gut vorbereitet ndash oft weil es deutliche Maumlngel in der Ausbildung gibt Der Arbeitsalltag in sprachlich und kulturell vielfaumlltigen Klassen spielt in der Aus- und Fortbildung weiterhin nur eine Nebenrolle Dies muss sich schnellstmoumlg-lich aumlndern sonst laufen wir Gefahr die Integrationsversaumlumnisse der Vergangen-heit zu wiederholen Alle angehenden pauml-dagogischen Fach- und Lehrkraumlfte sollten zukuumlnftig Basiskompetenzen in Sprachbil-dung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller Vielfalt erwerben Dies erfordert konkrete Landesvorgaben und eine Aus- und Fortbildung die sich staumlrker am Bedarf der Praxis orientiert

Wenn Sie an Ihre Kindheit zuruumlckdenken Welchen eigenen Forscherfragen sind Sie nachgegangenIch war als Kind mehr eine Leseratte als eine bdquoForscherinldquo ndash kein Wunder dass ich spaumlter die Literaturwissenschaft als meine Forschungsdisziplin gewaumlhlt habe Aber als in der Eifel aufwachsendes Kind von Erd-kunde-Lehrern hat mich auch der Vulkanis-mus sehr fasziniert und ich wollte alles daruumlber wissen wie Maare entstehen und warum die Erde manchmal Feuer spuckt

bdquoFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehenldquo

Weitere Lese- und Medienempfehlungen zu MINT und vielen anderen Themen finden Sie auf stiftunglesende

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Naturwissenschaften und Technik

fuumlr Maumldchen und Jungen

HerausgeberStiftung Haus der kleinen ForscherClaudia Striffl er (ViSdP)Rungestr 1810179 Berlin Tel 03027 59 59-0Fax 03027 59 59-209E-Mail infohaus-der-kleinen-forscherde

ProjektleitungClaudia PetersenE-Mail claudiapetersenhaus-der-kleinen-forscherde

Verantwortliche RedakteurinJenny MoumlllerE-Mail jennymoellerhaus-der-kleinen-forscherde

RedaktionJonas BrandhorstMareike BreuerMareike MittelbachJenny MoumlllerJasemin SevenKatrin WeberTanja Zagel

Partner der Stiftung sind die Helmholtz-Gemeinschaft die Siemens Stiftung die Dietmar Hopp Stiftung und die Deutsche Telekom Stiftung Gefoumlrdert wird sie vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung

BildnachweisTitel Rawpixelcomfotolia S 1 Bettina VolkeStiftung Haus der kleinen Forscher S 4 hl-studiosthinkstock SIHK zu Hagen S 5 Michael SchmidtStiftung Haus der kleinen Forscher privat S 7 Jens JeskeStiftung Haus der kleinen Forscher S 8 Luminastocksy S12 Kindergarten Schloss Einstein S 13 LightFieldStudiosthinkstock S14-15 Ulrike Keil Stiftung Haus der kleinen Forscher S 17 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher S18-19 Kinderhaus Cheliusstraszlige S 21 privat Courant Forschungszentrum Textstrukturen Universitaumlt Goumlttingen S 24 Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 25 pyotr021thinkstock Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 26 Phil Dera S 28 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher

BezugsbedingungenDie Kitas Horte und Grundschulen die in einem lokalen Netzwerk der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv sind erhalten das Magazin 4 x jaumlhrlich kostenlos Das Magazin steht in vollem Umfang auf der Website der Stiftung wwwhaus-der-kleinen-forscherde kostenlos zum Down-load zur Verfuumlgung

Erscheinungvierteljaumlhrlich

GestaltungDiscodoener middot Stuttgart

SatzDiscodoener middot Stuttgart

Lektorat Lutz Happel

DruckBonifatius GmbHDruck ndash Buch ndash Verlag

Alle Rechte vorbehalten Nachdruck Aufnahme in elektronische Datenbanken Mailboxen sowie sonstige Vervielfaumlltigungen nur mit ausdruumlcklicher Genehmigung der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Fuumlr unverlangt eingesendetes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung uumlbernommen Die Autoren und Redakteure von bdquoForscht mitldquo recherchieren und pruumlfen jeden Artikel sorgfaumlltig auf seine inhaltliche Richtigkeit Dennoch kann es immer mal passieren dass sich Fehler in die Texte oder Bilder schleichen Wir uumlbernehmen daher keine Garantie fuumlr die Angaben

Gedruckt auf 100 PEFC-zertifi ziertem Papier

GU T ZU W IS S E N

VORSCHAU AUF DIE NAumlCHSTE AUSGABE

TITELTHEMAVON BITS UND BYTES

Vom Smartphone uumlber den Laptop bis hin zum MP3-Player ndash Kinder wachsen heute in einer Welt auf die stark digital gepraumlgt ist und sich rasend schnell weiterentwickelt Sie moumlchten sie erforschen und mitgestalten Wie funktioniert ein Roboter Was passiert wenn ich den Computer anschalte und wie kann ich Bot-schaften verschluumlsseln In der naumlchsten Ausgabe der bdquoForscht mitldquo dreht sich alles um das Thema Informatik und digitale Bildung

Es erwarten Sie viele spannende Forscherideen und Praxis- beispiele Wir zeigen wie digitale Bildung spielerisch im Alltag in Kita Hort und Grundschule integriert werden kann

Die naumlchste Ausgabe erscheint Ende November 2017

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bdquoTag der kleinen Forscherldquo 2017ZEIGST DU MIR DEINE WELT

Mehr Bilder und

Berichte unter wwwtag-der-

kleinen-forscherde

bdquoZeigst du mir deine Weltldquo lautete das Motto zum diesjaumlhrigen bdquoTag der kleinen ForscherldquoDie Sti ung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo rief zum bundesweiten Mitmachtag Kitas Horte und Grundschulen auf gemeinsam zu forschen und die Vielfalt im Alltag zu entdecken Diesem Aufruf folgten etliche Einrichtungen und feierten tolle Forscherfeste

Wie war Ihr bdquoTag der kleinen Forscherldquo Wir freuen uns auf Ihre Erlebnisse pressehaus-der-kleinen-forscherde

2018DER BUNDESWEITE KITA-WETTBEWERB ZUR AUSZEICHNUNG VON HERAUSRAGENDEN PROJEKTEN IM MINT-BEREICH

Weitere Informationen und Bewerbung unter wwwforschergeist-wettbewerbde

Ob Kuumlrbis Kugel Kohle oder Holz ndash viele Dinge machen Kinder neugierig und fuumlhren dazu dass sie Fragen stellen Fuumlr den bundesweiten Kita-Wettbewerb bdquoForschergeist 2018rdquo suchen die Deutsche Telekom Stiftung und die Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherrdquo Projekte die diese Neugier befeuert und den Forschergeist in Kindern geweckt haben gemeinsames Staunen uumlber Naturphaumlnomene spannende mathematische informatische oder technische Fragen aus dem Kita-Alltag ndash teilen Sie die Entdeckungen aus Ihrer Kita Der Wettbewerb will Ihr Engagement in diesem Bereich wuumlrdigen den Forschergeist er-halten und noch mehr Kinder und paumldagogische Fachkraumlfte fuumlr das Forschen und Entdecken begeistern Der bdquoForschergeist 2018rdquo zeichnet die besten Projekte auf Landes- und Bundesebene mit einem Preisgeld aus

Bewerbungsstart

06 September2017

Page 14: hnik DAS MAGAZIN DER STIFTUNG „HAUS DER KLEINEN … · l 1 l LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, in den vergangenen Jahren haben viele Flüchtlinge Deutschland erreicht, darunter auch

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MEIN FORSCHERTIPP K ITA

MUT ZUM MATSCH EIN OFEN AUS LEHM

Worum ging es bei dem Projekt Wir haben 2016 einen Anbau be-kommen In der Baugrube haben

die Kinder gleich die unterschiedlichen Erdschichten bemerkt und waren faszi-niert Also haben wir die Erde untersucht und erforscht Dabei haben wir Ton und Lehm gefunden und gesehen dass man mit diesem Material nicht nur matschen sondern auch wunderbar bauen kann Das Interesse der Kinder hat uns motiviert eine Lehmbaustelle einzurichten und einen Lehmofen zu bauen Der Lehmofen ist in-

zwischen zu einem Treffpunkt geworden an dem regelmaumlszligig gemeinsam mit den Eltern Brot gebacken wird Einige Familien mit Migrations- oder Fluchthintergrund be-richteten dass in ihrer Heimat auch heute noch solche Lehmoumlfen zum Brotbacken dienen Sie wussten wie die Oumlfen genutzt werden und wie das Brot gut gelingt

Was haben Sie benoumltigt und wie lange haben Sie geforscht Eigentlich nur Lehm Wasser und Matsch-sachen fuumlr die Kinder Um den Matsch aus den Raumlumen zu halten haben wir eine

bdquoMatschschleuseldquo eingerichtet in der sich die Kinder die Gummistiefel und Regenho-sen ausziehen konnten Zusaumltzlich zu un-serem Lehmaushub haben wir Lehmpulver im Internet bestellt Fuumlr den Lehmofen haben wir als Unterkonstruktion noch ei-nige Ziegelsteine verwendet ndash man kann so einen Ofen aber auch ebenerdig auf-

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

stellen Wir haben uns den Luxus erlaubt und vier Schamottsteine im Backraum ver-legt damit die Brote auf reinem Stein ge-backen werden

Was haben Sie herausgefunden Waumlhrend eine Gruppe von Kindern zusam-men mit Erwachsenen an dem Lehmofen baute starteten einige Kinder ihre eigenen Projekte auf der Lehmbaustelle Sie koch-ten sozusagen ihr eigenes bdquoLehmsuumlpp-chenldquo oder bauten Burgen Schwimmbauml-der oder Haumluser Fuumlr das Dach des Ofens haben wir letztlich nicht die Technik mit Holz und Kaninchendraht angewandt wie sie in einigen Buumlchern beschrieben ist sondern eine die die Kinder erfunden ha-ben Sie hatten naumlmlich herausgefunden dass Sand den Lehm stuumltzt als sie daraus Daumlcher und Rundungen formten Am naumlchsten Tag als der Lehm getrocknet war holten sie den Sand heraus So wurde auch das Dach des Ofens gebaut Die Kin-der hatten die perfekte Loumlsung gefunden

Was hat gut oder nicht so gut geklappt Die Menge an Matsch und die Begeiste-rung der Kinder ohne Ruumlcksicht auf ihre Kleidung und Umgebung hat uns anfangs ziemlich uumlberrascht Gelohnt hat es sich trotzdem Wir konnten auf diese Weise einige Familien mit Fluchthintergrund in den Kita-Alltag einbinden Sie und andere Eltern brachten ihre Expertise ein und kommen nun regelmaumlszligig auch zu Back- aktionen Das ist ein guter Weg gemein-sam den Kita-Alltag zu gestalten

Mit Lehm laumlsst sich einiges anstellen ndash zum Beispiel auch jonglieren

Kindergarten Schloss E insteinANSPRECHPARTNERIN

Dagmar Schlinkbaumlumer (Kita-Leiterin)

ORT

Iserlohn Nordrhein-Westfalen

KINDER

80 Kinder 1 ndash 6 Jahre

HAUS DER KLEINEN FORSCHER

Seit 2011 beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv 2014 zertifiziert und 2016 rezertifiziert

Kinder an den Matsch ndash dass die Haumlnde sauber bleiben ist beim Lehmbau unwahrscheinlich

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MEIN FORSCHERTIPP GRUNDSCHULE

DEUTSCH LERNEN MIT FORSCHERIDEEN

Worum ging esIn der StaumldteRegion Aachen werden fuumlr Schuumllerinnen

und Schuumller mit geringen Deutschkennt-nissen Deutsch-Intensivkurse angeboten Bis zu 15 Kindern werden jahrgangsuumlber-greifend die grundlegenden Kenntnisse der deutschen Sprache vermittelt Seit Anfang 2016 besucht bdquoHaus der kleinen Forscherldquo-Trainerin Lea Erkens einmal im Halbjahr die Deutsch-Intensivklassen und forscht mit den Kindern Ziel ist es den Kindern sowohl Naturwissenschaften und Technik als auch die deutsche Sprache spielerisch naumlherzubringen Dabei werden auch Sozialkompetenz Feinmotorik und das Selbstbewusstsein der Kinder gestaumlrkt

Was haben Sie benoumltigt und wie lange ha-ben Sie geforscht Zunaumlchst galt es das Konzept von Deutsch als Zweitsprache und den Ansatz des bdquoHau-ses der kleinen Forscherldquo zu kombinieren Die Forscherideen orientieren sich dabei an Unterrichtsinhalten und greifen die The-men Farben Pfl anzen Koumlrper und Ernaumlh-rung auf Fuumlr das Lernen der Sprache wird

die Methodik von Deutsch als Zweitsprache genutzt Neue Begriff e werden mit Wortkar-ten eingefuumlhrt und durch haumlufi ges Wieder-holen waumlhrend des Workshops gefestigt Eigens fuumlr das Projekt wurde ein Forscher-buch entwickelt in dem die Kinder ihre Ergebnisse festhalten Sie fi nden darin auszligerdem Wortlisten Schreibuumlbungen und Bastelvorlagen fuumlr zu Hause

Was haben Sie herausgefunden Taumlgliche Rituale wie der Morgenkreis bei dem zum Beispiel uumlber das Wetter oder die Zahl des Tages gesprochen wird sind fuumlr die Fluumlchtlingskinder besonders wichtig da sie Sicherheit und Orientierung geben Daher sind diese Rituale auch Bestandteil des Workshops Die unterschiedlichen Sprach-niveaus in den Klassen sind eine Herausfor-derung fuumlr die Lernbegleitung ndash die Kinder die ganz neu sind gehen gemeinsam in eine Klasse mit denen die bereits laumlnger dabei sind Es ist also wichtig Forscher-ideen zu fi nden bei denen die Kinder weder unter- noch uumlberfordert werden Auszligerdem ist es wichtig den Kindern beim Forschen und Entdecken Hilfestellung anzubieten

Gehoumlrt Forschen auch in Ihrer Kita Ihrem Hort oder Ihrer Grundschule zum Alltag Dann lassen Sie sich zertifi zieren Informationen zum Zertifi zierungsverfahren und das Bewerbungsportal fi nden Sie unter haus-der-kleinen-forscherde in der Rubrik bdquoZertifizierungldquo

Was hat gut oder nicht so gut geklappt Die Teamarbeit der Klassenlehrerinnen und -lehrer mit der Trainerin funktioniert so-wohl bei der Durchfuumlhrung des Workshops als auch bei der Konzepterstellung sehr gut Anfangs gestaltete es sich schwierig das passende Sprachniveau fuumlr das For-scherbuch zu fi nden Bemerkenswert ist der Zusammenhalt in den Schuumllergruppen Die Kinder helfen sich gegenseitig Man houmlrt nie bdquoEy bist du doofldquo sondern eher bdquoSchau mal das geht soldquo

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

ANSPRECHPARTNERIN

Lea Erkens (Trainerin bdquoHaus der kleinen Forscherldquo)

ORT

StaumldteRegion Aachen Nordrhein-Westfalen

KINDER

In den Jahren 2016 und 2017 haben bis jetzt 420 Kinder an zehn Grundschulen in der StaumldteRegion Aachen teilgenommen

Die Umsetzung

der Forscher-Workshops in

den Deutsch-Intensivkursen wird

unterstuumltzt durch das Bildungsbuumlro

der StaumldteRegion Aachen und den

Bildungsengel eV ndash eine Initiative die sich

fuumlr Chancengerechtigkeit durch bessere

Bildung in allen Bildungsstufen einsetzt

Ein Video zum Sprachlernprojekt in der

StaumldteRegion Aachen fi nden Sie unter

integrationhaus-der-kleinen-

forscherde

Die Kinder halten ihre Ergebnisse in einem Forscherheft fest

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TIERSTIMMEN DER WELTProf Derek Abbott Director of the Centre for Biomedical Engineering an der Universitaumlt Adelaide hat zusammengetragen wie Menschen uumlberall auf der Welt unterschiedliche Tiergeraumlusche benennen

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Ein Hund bellt eine Katze miaut und ein Hahn

kraumlht Aber ist das uumlberall auf der Welt so

Oder sprechen Tiere in anderen Laumlndern andere

Sprachen Das tun die Tiere zwar nicht

aber wir Menschen houmlren Tiersprachen mit-

unter sehr verschieden In Deutschland

macht der Hund bdquowau wauldquo in Groszligbritannien

bdquobow wowldquo und in der Tuumlrkei bdquohav havldquo

Und wie sieht es mit den anderen Tieren auf

der Weltkarte aus Wissen die Maumldchen

und Jungen welche Laute die Tiere in Deutsch-

land machen und wie diese in anderen

Laumlndern klingen

Prof Derek Abbott Director of the Centre for Biomedical Engineering an der Universitaumlt Adelaide hat zusammengetragen wie Menschen uumlberall auf der Welt unterschiedliche Tiergeraumlusche benennen

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Haben Sie ein BeispielWenn das Kind sagt bdquoDa Autoldquo und der Vater den Satz richtig wiederholt bdquoJa da ist ein Autoldquo sind das ganz wichtige intuitive Lehrstrategien Wenn ich das als Vater oder Mutter aber in einer Sprache versuche die ich selbst nicht beherrsche werde ich deut-lich weniger korrigieren und kommentieren und manchmal regel-recht verstummen weil mir der richtige Ausdruck oder die richtige Form fehlt Ich kann damit auch nicht mehr frei auf die Impulse und Gefuumlhle des Kindes reagieren sondern bin eingeschraumlnkt Das kann auch die emotionale Beziehung zum Kind schwaumlchen Eltern muumlssen mit ihren Kindern in der bdquoSprache ihres Herzensldquo kommunizieren koumlnnen um ihre einzigartige und vertrauensvolle Beziehung nicht zu stoumlren

Lernen Kita-Kinder eine neue Sprache anders als Grundschul-kinder Generell gilt Je juumlnger die Kinder desto schneller und leichter lernen sie eine Sprache Bis zum dritten Lebensjahr werden zwei Sprachen parallel etwa so gut und schnell erworben wie bei einem einsprachig aufwachsenden Kind Danach haumlngt es davon ab wann die zweite Sprache dazukommt und wie Qualitaumlt und Quan-titaumlt des Sprachangebots beschaff en sind Wenn ein Kind vor dem zehnten Lebensjahr eine Sprache lernt kann es sich auch dem

INTERVIE W

bdquoELTERN SOLLTEN IN DER SPRACHE IHRES HERZENS KOMMUNIZIERENldquo

Wie lernen Kinder eine Sprache Welche Unterschiede muumlssen paumldagogische Fach- und Lehrkraumlfte im Hinblick auf das Alter des Kindes beachten Die Kommunikationsfor-scherin Prof Dr Ute Ritterfeld gibt Tipps zur Unterstuumltzung von Kindern beim Zweit- und Fremdspracherwerb

Eine Ihrer 13 goldenen Regeln sowohl fuumlr Kita- als auch fuumlr Grundschulkinder lautet bdquoKeine Sprachverboteldquo Was meinen Sie damitWir wollen verhindern dass die paumldagogischen Fach- und Lehr-kraumlfte gefl uumlchteten Eltern empfehlen zu Hause um jeden Preis Deutsch zu sprechen Das hat mehrere Gruumlnde Zum einen kann das menschliche Gehirn ganz hervorragend zwei Sprachen be-waumlltigen Zum anderen reicht der Input durch Kindergarten Schule Medien und Freunde in der Regel aus um Deutsch zu lernen Man sollte den Eltern nicht raten zu Hause in einer Sprache mit dem Kind zu sprechen die sie selbst noch nicht richtig be-herrschen Denn Kinder lernen eine Sprache auch indem Eltern sie korrigieren und Informationen hinzufuumlgen

Die ExpertinProf Dr Ute Ritterfeld ist seit 2010 Leiterin des Fachgebiets bdquoSprache und Kommunikationldquo an der Technischen Universitaumlt Dortmund Zwei ihrer Forschungsschwerpunkte sind fruumlher Spracherwerb und Mehrsprachigkeit

Die bdquo13 goldenen Regeln zur Sprach-foumlrderung mit heimatvertriebenen Kindern ohne Deutschkenntnisse in unseren Kitas und Grundschulenldquo von Prof Dr Ute Ritterfeld und Prof Dr Sandra Niebuhr-Siebert fi nden Sie im Internet unter sktu-dortmundde im Bereich bdquoMaterialienldquo Dort gibt es auch weitere Informationen und Hand-reichungen sowie eigens produzierte zweisprachige Houmlrspiele zum Download

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Klang und dem Rhythmus problemlos anpassen wenn es zuvor eine andere Sprache gesprochen hat Es entwickelt dann keinen Akzent Ungefaumlhr ab zehn Jahren setzt bei vielen Kindern die Her-kunftssprache dem Deutschen einen houmlrbaren Stempel auf Man houmlrt dann einen Akzent Dieser bleibt oft auch dann noch erhalten wenn der Wortschatz hervorragend entwickelt ist und die Gram-matik fehlerfrei beherrscht wird Wir sprechen dann auch nicht mehr von Zweitsprach- sondern von Fremdspracherwerb

Welche Ruumlckschluumlsse fuumlr den paumldagogischen Alltag ergeben sich darausIm Vorschulalter verfuumlgen die Kinder in der Regel noch uumlber gute Strategien quasi nebenbei eine Sprache zu lernen Das Sprach-lernziel muss deswegen nicht im Mittelpunkt stehen Kinder eig-nen sich eine neue Sprache vorwiegend spielerisch an weil sie sich mit anderen austauschen wollen Welches Mittel zur Kommunikation die Kinder auch waumlhlen schaumltzen Sie es wert Die Kommunikation steht im Vordergrund nicht das Lernen der Sprache So legen Sie behutsam eine Basis die die Kinder dann nach und nach mit Sprache fuumlllen werden Bei Grundschulkindern ist das schon ein wenig anders Die Kinder

wissen genau dass man von ihnen erwartet Deutsch zu lernen und mit dieser Sprache dem Schulunterricht zu folgen Ihr Sprach- erwerb ist damit gesteuerter und nicht so unbewusst wie im Kita-Alter Die Kinder lernen also sowohl nebenbei als auch ganz bewusst Als Lehrerinnen oder Lehrer passen Sie die Komplexitaumlt Ihres eigenen Sprachgebrauchs dann meist ganz automatisch an das Niveau der Kinder an Das ist ein wichtiger und richtiger Schritt Sie sollten zudem versuchen den Kindern moumlglichst viele Hilfen anzubieten mit denen die Aufgabenstellungen auch non-verbal so eindeutig wie moumlglich werden Das gelingt anhand von konkreten Objekten Gesten Bildern oder Videos Zeigen Sie auf die Dinge uumlber die Sie sprechen Und vor allem Haben Sie selbst Spaszlig an diesen Sprachlehr-Lern-Abenteuern mit Kindern aus ei-nem anderen Kulturkreis Denn Kinder koumlnnen problemlos zwei oder gar mehr Sprachen parallel lernen und benutzen

Kinder lernen Sprachen am besten spielerisch

Das Interview mit Prof Dr Ute Ritterfeld ist auch online zu finden im Service-Portal Integration

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Wo genau liegt eigentlich Kolumbien Welche Tiere leben dort und welche Sprache sprechen die Menschen Ein Praktikant aus Suumldamerika brachte die Kinder vom Kinderhaus Chelius-straszlige in Mannheim auf die Idee zu unterschiedlichen Kul-turen und Lebensweisen zu forschen und sich nebenbei mit Nachhaltigkeitsfragen zu beschaumlftigen Das Projekt wurde im Wettbewerb bdquoForschergeist 2014ldquo der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo als Landessieger nominiert

FORSCHERGEIST-PRO JEK T

KOLUMBIEN UND SEIN REGENWALD

Kinderhaus Cheliusstraszlige ANSPRECHPARTNERIN

Gabriele Kessler (Kita-Leiterin)

ORT

Mannheim Baden-Wuumlrttemberg

KINDER

100 Kinder 0 ndash 6 Jahre

HAUS DER KLEINEN FORSCHER

Seit 2010 beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv 2016 zum dritten Mal zertifi ziert

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Forschergeist-Projekt des Monats

Der bdquoForschergeistldquo ist ein bundesweiter Kita-Wettbewerb der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Gesucht und praumlmiert werden herausragende Projekte die Maumldchen und Jungen fuumlr die Welt der Mathematik Infor- matik Naturwissenschaften oder Technik begeistert haben

Weitere spannende Informationen und Details zum bdquoForschergeistldquo-Wettbewerb erhalten Sie unter forschergeist-wett- bewerbde

er neue Praktikant war fuumlr die Maumldchen und Jungen des Kinderhauses Cheliusstraszlige sehr spannend Sein Deutsch war noch recht gebrochen so dass sie manchmal Schwie-

rigkeiten hatten ihn zu verstehen Dafuumlr konnte er eine fremde Sprache sprechen ndash Spanisch Die Kinder begannen Fragen zu seiner Sprache und seinem Heimatland Kolumbien zu stellen In den Gespraumlchen stellte sich heraus dass Kolumbien ganz schoumln weit weg ist und in den Regenwaumlldern leben dort jede Menge interessanter Pflanzen und Tiere Als die Kinder im nahe gelegenen Tropenhaus auf Schlangen Piranhas und Krokodile trafen und houmlrten dass diese in Kolumbien in Freiheit leben wurde die Neu-gier so groszlig dass ein Projekt daraus entstand Dreimal pro Woche bdquoreistenldquo die Maumldchen und Jungen fuumlr eine Stunde in den suumld- amerikanischen Regenwald lernten Tiere und Pflanzen kennen erforschten den Wasserkreislauf kochten kolumbianische Gerich-te sprachen uumlber indigene Voumllker und Umweltschutz und schoumlpf-ten eigenes Papier um Holz zu sparen Eine Handpuppe die Ameise bdquoHormigaldquo begleitete die Kin-der auf allen Reisen und erklaumlrte ihnen den Regenwald Die Maumld-chen und Jungen ahmten einzelne Tiere nach verglichen die Ei-genschaften verschiedener Holzarten pflanzten eine Ananas und meisterten einen Bewegungsparcours auf dem sie von Stein zu Stein uumlber einen Fluss mit Krokodilen sprangen und uumlber umge-fallene Baumstaumlmme balancierten Daruumlber hinaus machten sich die Kinder Gedanken was sie selbst tun koumlnnen um den Regen-wald vor Abholzung zu schuumltzen Sie baten alle darum im Wasch- raum sparsam mit Papierhandtuumlchern zu sein Altpapier getrennt zu sammeln und Brote nur duumlnn mit Nuss-Nougat-Creme zu bestreichen ndash denn in dem leckeren Brotaufstrich ist Palmoumll ent-halten fuumlr dessen Anbau der Regenwald weichen muss Nach jedem einzelnen Projektschritt gestalteten die Maumldchen und Jungen Plakate oder Wandzeitungen mit Fotos und Informa-tionen fuumlr die anderen Kinder und die Eltern Daruumlber hinaus malten sie ein groszliges Abbild des Regenwalds im Vergleich zu

D einem Hochhaus in den Flur des Kinderhauses Fuumlr die paumldago-gischen Fachkraumlfte war es faszinierend zu sehen wie dieses Pro-jekt nach und nach die gesamte Kita durchzog Immer wieder houmlrten sie in Gespraumlchen dass das Thema auch bei Kindern die nicht teilnahmen praumlsent war und fuumlr Interesse sorgte Zum Abschluss veranstalteten die Maumldchen und Jungen einen Elternnachmittag bei dem sie Bilder von einzelnen Projekt- schritten zeigten Lieder sangen einen Tanz auffuumlhrten die fuumlr sie interessantesten Versuche praumlsentierten und einen kolum- bianischen Imbiss zubereiteten Die Kinder konnten bei dem Projekt ihre interkulturellen Kom-petenzen weiterentwickeln Durch die vertiefte Beschaumlftigung mit dem Lebensraum Regenwald erarbeiteten sie sich biologisches Wissen und legten auszligerdem besonderes Augenmerk auf Um- weltschutz und Fragen der Nachhaltigkeit Sie lernten dabei aus ihrem Wissen Konsequenzen fuumlr ihre Handlungen zu ziehen

Im Bewegungsparcours uumlbten die Kinde durch Dickicht zu kriechen und Fluumlsse zu uumlberqueren

Im Dschungel leben jede Menge spannender Tiere und Pflanzen

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Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-

aufsichtigt an Gewaumlssern spielen

Nehmen Sie sich die Zeit um mit

Ihnen sicheres Verhalten am Wasser zu

uumlben Geben Sie den Kindern Hinweise

fuumlr das Einfangen und Beobachten von

Wassertieren bevor es losgeht und

versuchen Sie moumlglichst keine

bdquoSpurenldquo zu hinterlassen

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ORTE ZUM FORSCHEN

FORSCHEN AM TUumlMPELOb Teich oder Tuumlmpel ndash Gewaumlsser laden nicht nur zum Planschen ein sie sind auch spannende Forscherorte

an denen Maumldchen und Jungen allerhand erkunden koumlnnen Besonders im Sommer lohnt sich fuumlr entdeckungsfreudige Forschergeister ein Spaziergang in die Natur um Tiere und Pflanzen zu beobachten

VIELFALT AN TEICH UND TUumlMPELIn Teichen und Tuumlmpeln ist das Wasser meist nicht tief so dass das Sonnenlicht bis zum Boden dringt und die Pfl anzen uumlppig wachsen Die fl achen Gewaumlsser sind reich an Naumlhrstoff en und bieten vie-len Tieren ideale Lebensbedingungen Welche Tiere und Pfl anzen koumlnnen die Kinder entdecken Koumlnnen sie die ver-schiedenen Arten benennen Bitten Sie die Kinder behutsam zu sein um scheue Tiere nicht zu verjagen

WAS FUumlR TIERE SIND DASKoumlnnen die Kinder die Tiere benennen die sie sehen In Teichen und Tuumlmpeln leben nicht nur Froumlsche Libellen und Fische Am Ufer hausen die Larven vom Gelbrandkaumlfer Wasserskorpion und Ruumlckenschwimmer In den Pfl anzen verstecken sich Libellen und Koumlcherfl iegen Im Wasser tummeln sich um Aumlste und Steine herum Schnecken Plattwuumlrmer und Wasserasseln Welche Tiere koumlnnen die Kinder noch entdecken Wie bewegen sich die Tiere fort und wo genau fi nden die Maumldchen und Jungen sie

PAPIERBOOTE BAUENNur ein Blatt Papier ndash mehr braucht es nicht um ein Papierboot zu bauen Doch schwimmt es auch Welches schwimmt am besten Und wie schwimmt es von hier nach dort Braucht es Wind oder Stroumlmung reicht es zu pusten oder muumlssen die Kinder es an-schubsen Uumlberlegen Sie gemeinsam wie Papierboote am schnellsten schwimmen und veranstalten Sie einen Wettbewerb

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Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-Achtung

aufsichtigt an Gewaumlssern spielen

Nehmen Sie sich die Zeit um mit

Ihnen sicheres Verhalten am Wasser zu

uumlben Geben Sie den Kindern Hinweise

fuumlr das Einfangen und Beobachten von

Wassertieren bevor es losgeht und

versuchen Sie moumlglichst keine

bdquoSpurenldquo zu hinterlassen

ann muumlssten wir uns mit Zeichen ver-staumlndigen Fuumlr jedes Wort muumlssten wir uns ein Zeichen uumlberlegen aumlhn-

lich wie die Gebaumlrdensprache Fuumlr Men-schen die eh schon Gebaumlrdensprache sprechen waumlre es praktisch da sie dann alles verstehen wuumlrden Dann waumlre es na-tuumlrlich schlecht wenn man blind ist da blinde Menschen die Zeichen nicht sehen koumlnnen Fuumlr sie muumlssten wir uns dann et-was aus Lauten wie bdquoMmmhldquo oder aus Ge-raumluschen ausdenken

hne Sprache waumlren wir nicht das was wir sind Sprache ist eine besonders wichtige Eigenschaft des Menschen

mit einem groszligen praktischen Nutzen Sprache unterscheidet uns von allen ande-ren Lebewesen Ohne die vielen Sprachen der Welt koumlnnten sich Menschen nicht so schnell und effi zient uumlber so viele Dinge verstaumlndigen ihren Gefuumlhlen Ausdruck ver-

leihen und ihr Zusammenleben im Alltag regeln Ohne Sprache koumlnnten wir unser Wissen uumlber die Welt nicht festhalten und an andere weitergeben wir koumlnnten dieses Wissen nicht hinterfragen und verbessern wir koumlnnten nicht so viel lernen und wir koumlnnten andere nicht mit unseren Geschichten zum Lachen oder Weinen bringen

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DUR CH DIE FORSCHERBRILLE

WAS WAumlRE WENN WIR KEINE SPRACHE HAumlTTEN

Oskar 7 Jahre weiszlig eine Antwor t

Prof Dr Steinbach Universitaumlt Goumlttingen Seminar fuumlr Deutsche Philologie

EIN TUumlMPELMUSEUMNicht nur die Tiere und Pfl anzen sind be-sonders Rund um Tuumlmpel und Teich koumln-nen die Kinder jede Menge Schaumltze ent-decken Entweder sammeln sie einfach was ihnen gefaumlllt oder sie erstellen eine Sammelliste Finden sie etwas Spitzes etwas Weiches etwas Hartes oder etwas von dem sie nicht wissen was es ist Finden sie fuumlnf Steine in unterschied-licher Farbe oder vier verschiedene Blatt-formen Lassen Sie die Kinder alles in einer Box zusammentragen ndash ihrer persoumln-lichen Schatzkiste ndash und bitten Sie sie sich gegenseitig die Fundstuumlcke vorzustellen

AUS DER NAumlHE BE TRACHTE TWenn die Maumldchen und Jungen dabei vor-sichtig sind duumlrfen sie einige Tiere fangen Dafuumlr eignen sich ein Haushaltssieb oder ein Kescher am besten ein viereckiger ndash damit koumlnnen die Kinder die Tiere am Bo-den des Teiches gut erreichen Danach geben sie sie sorgsam in ein mit Wasser gefuumllltes Gefaumlszlig ndash zum Beispiel eine Schuumls-sel oder einen Topf Was sehen die Kinder Besonders viel erkennen koumlnnen sie mit Becherlupen Achten Sie darauf moumlg-lichst keine geschuumltzten Arten zu fangen wie Froumlsche Kaulquappen Libellenlarven oder Wasserspinnen

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E mma sitzt auf der Treppe vorm Haus Gerade hat Viola angerufen sie hat heute doch keine Zeit zum SpielenKeiner hat heute Zeit zum Spielen

raquoDoofer Dienstaglaquo denkt EmmaEmma wuumlnscht sich eine Freundin Eine richtige Freundin Sie stuumltzt die Ellenbogen auf die Knie und legt das Gesicht in ihre Haumlnde Schritte schlurfen heran und bleiben stehen Genau vor Emma Sie kann spuumlren dass jemand sie anschaut Sie will aber jetzt nicht angeschaut werden Zur Strafe fuumlrs Anschauen guckt sie nicht hochraquoHast du waslaquo fragt eine Stimme Es ist eine fremde StimmeEine die die Worte seltsam betont und das raquohlaquo ganz rau klingen laumlsst Emma guckt doch Es ist der kleine Junge aus dem Haus am Ende der Straszlige Er hat schwarze Haare und dunkle dunkle AugenraquoHast du waslaquo wiederholt der Junge und starrt Emma mit seinen dunklen Augen anraquoNeelaquo sagt EmmaraquoWohnst du hierlaquo fragt der Junge weiterraquoJalaquo antwortet Emma bevor sie uumlberlegen kann ob sie sich von diesem Knirps ausfragen lassen willraquoWie heiszligt rsquon dulaquoraquoEmmalaquo Schweigen raquoUnd dulaquoraquoAbdullahlaquoraquoAhalaquo

Text Kathrin RohmannIllustrationen Antje Drescher

raquoUnd was machst du jetztlaquo Abdullah zieht mit der Fuszligspitze die Fugen zwischen den Pflastersteinen nachraquoNichtslaquo sagt EmmaraquoHast du keinen zum SpielenlaquoPeng Emma spuumlrt die Hitze in ihr Gesicht schieszligen Was denkt dieser Abdu-Dings-Bums sich Natuumlrlich hat sie jemanden zum Spielen Sonst jedenfalls Immer Nur gerade heute nichtraquoKlar habe ich jemanden zum Spielenlaquo blafft Emma Abdullah anraquoMeine richtige Freundin kommt gleichlaquoraquoWas ist eine richtige Freundinlaquo Abdullahs Augenbrauen schieben sich zusammenraquoEin richtige F r e u n d i n laquo Emma zieht das Wort sehr langraquoAlso eine richtige Freundin hat immer Zeit zum Spielen und total gute Ideen Mit der ist es nie langweilig und die ist nicht sauer oder beleidigt wenn man vielleicht ein schoumlneres T-Shirt anhatlaquoraquoAhalaquo sagt Abdullah und guckt auf Emmas pinkes Hello-Lilli- T-Shirt und dann an seinem grauen Space-Rider-T-Shirt herunterraquoIch find deins echt schoumln aber das macht nichtslaquo sagt er und laumlchelt raquoIch hol mal meinen BalllaquoraquoIch hab aber gar keine Zeitlaquo murmelt Emma Dennoch bleibt sie sitzen bis Abdullah zuruumlckkommt

raquoKannste Fuszligball spielenlaquo fragt Abdullah und kickt den Ballgegen die unterste Stufe der TrepperaquoKlar kann ich daslaquo antwortet Emma und rollt die AugenEigentlich will sie sagen dass Fuszligball bloumlder Kram ist und dass sie mit Knirpsen bestimmt nicht spielt und raquoSuper dann schieszligen wir immer an den Pfosten da und der andere muss den Ball kriegen und wieder gegen den Pfosten schieszligenlaquo Abdullah schieszligt Und noch bevor der Ball vom Pfosten der Einfahrt gegenuumlber wieder abgeprallt ist steht Emma schon neben ihmDer soll nicht denken dass sie das nicht kann Beim erstenSchuss trifft sie den Pfosten beim zweiten nicht beim drittennicht aber beim vierten wieder

K UR ZGE SCHICHTE

ABDULLAH UND DIE RICHTIGE FREUNDIN

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Noch mehr toll illustrierte Vorlesegeschichten gibt es in GECKO der werbe- freien Bilderbuch-Zeitschrift fuumlr Kinder ab vier Jahren bis ins Schulalter Die Geschichte bdquoAbdullah und die richtige Freundinldquo ist in der Kinderzeit-schrift Gecko Nr 25 erschienen Mit dem Heft fuumlr Juli August 2017 feiert GECKO uumlbrigens bereits die 60 Ausgabe GECKO gibt es im Abo oder als Einzelheft auf wwwgecko-kinderzeitschriftde und im Buchhandel Kindergaumlrten und Kitas erhalten zehn Prozent Bildungsrabatt auf das Abo

Abdullah trifft immer Er stoppt den Ball und schieszligt mit der Innenseite des Fuszliges Es sieht aus als wuumlrde er den Ballschieszlig-schieben Als Abdullah nicht guckt versucht Emma anstatt mit der Fuszligspitze auch einmal genauso zu schieszligenSie trifft den Pfosten perfekt

Beim naumlchsten Schuss kommt Theo bellend um die Hausecke gesaust und beiszligt in den BallraquoOhlaquo sagt Abdullah raquodeine richtige FreundinlaquoraquoNeelaquo Emma schuumlttelt den Kopf So sehr dass ihr alle Haareins Gesicht fallen damit Abdullah nicht sieht wie rot sie wirdraquoNeelaquo sagt sie raquodas ist mein Hundlaquo

raquoMamalaquo fragt Emma beim Abendessen und legt ihr Brot zuruumlckauf den Teller raquomuumlssen Freundinnen eigentlich genauso alt seinwie man selbstlaquo Mama uumlberlegt raquoNeinlaquo sagt sie raquoich bin 38 Marie ist 36 Franzi 33 und Regina 49 Und alle sind meine FreundinnenlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoHast du Freundinnen die woandersherkommen Ich meine die auch noch eine andere SprachesprechenlaquoraquoKlarlaquo sagt Mama raquoAideen aus Irland sie spricht Englisch undDeutsch Und Marisol vom Chor kommt aus Chile Sie sprichtSpanisch und DeutschlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoAber Jungen oder Maumlnner die koumlnnen nichtrichtige Freundinnen sein oderlaquo

Mama lacht raquoNa ja vielleicht nicht Freundinnen aber Freundenatuumlrlich Olli zum Beispiel Den kenne ich schon ewig und er istein richtig guter FreundlaquoraquoAhalaquo sagt Emma und nicktraquoWarum willst du das eigentlich wissenlaquo fragt MamaraquoAchlaquo antwortet Emma raquonur solaquo

Spaumlter holt Emma ihr Gummitwistband Das haumlngt sie an einer Seite in die Zaunlatten und Emma zeigt Abdullah wie man von eins bis zehn huumlpft Abdullah hat noch nie Gummitwist ge- spielt und muss schrecklich lachen weil er sich staumlndig ver- heddert Emma muss auch lachen Aber eigentlich findet sie dass Abdullah fuumlr einen Jungen ganz schoumln gut huumlpft Vor allem weil er das noch nie gemacht hat

Irgendwann lehnen sie beide nur noch lachend und japsend am GartenzaunPloumltzlich ruft jemand laut raquoA b d u l l a hlaquoraquoTschuumlszliglaquo sagt Abdullah und flitzt davon Kurz dreht er sich noch einmal umraquoIch hab morgen Zeitlaquo ruft erraquoIch auchlaquo fluumlstert Emma

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Im Benjamin-Franklin-Village in Mannheim befindet sich eine bdquoBedarfsorientierte Erstaufnahmeeinrichtungldquo ndash die erste in Baden-Wuumlrttemberg mit einer eigenen Willkommensschule Anders als in einer Regelschule wird hier der Unterricht von ehrenamtlichen Lehrkraumlften durchgefuumlhrt Durchschnittlich vier Monate bleiben die gefluumlchteten Kinder und ihre Familien auf dem Gelaumlnde Barbara Hackbarth Trainerin und Netz-werkkoordinatorin beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo leitet eine Forscher-AG an der Willkommensschule in der sie alle 14 Tage mit gefluumlchteten Kindern zu naturwissenschaftlichen und technischen Themen forscht

GUT GEMACHT

WILLKOMMEN KLEINE FORSCHER

Wasser ist immer ein spannendes Forschungsobjekt

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Ins Gespraumlch kommenUumlber das Forschen kommt sie leicht ins Gespraumlch mit den Kindern auch wenn die Kommunikation meist mit Haumlnden und Fuumlszligen statt-findet Die Maumldchen und Jungen stammen aus vielen unterschied-lichen Laumlndern sprechen kein Deutsch und nur wenig Englisch Bildkarten helfen den Kindern rasch die Bezeichnungen fuumlr die Forschermaterialien zu lernen ndash nach der ersten Forscherstunde kennen die Kinder die englischen und deutschen Bezeichnungen fuumlr Wasser und Messbecher Pipette und Reagenzglas

Wertschaumltzung statt LeistungsdruckZurzeit besuchen rund 30 Kinder zwischen 5 und 15 Jahren den Unterricht in der Columbus-Schule Nachmittags bieten Freiwillige verschiedene AGs an Eine davon ist die Forscher-AG bdquoIch wollte mich schon lange in der Fluumlchtlingshilfe engagierenldquo sagt Barbara Hackbarth die als Netzwerkkoordinatorin fuumlr das bdquoHaus der kleinen Forscherldquo beim Suumldwestmetall-Netzwerk Rhein-Neckar arbeitet 15 Kinder besuchen regelmaumlszligig die Forscher-AG Nach den zwei Stunden sind alle ganz schoumln erledigt bdquoAber diese zwei Stun-den sind eine wunderbare Bereicherung fuumlr michldquo sagt Barbara Hackbarth Genauso wie fuumlr die Kinder bdquoSie erfahren hier Bestaumlr-kung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ih-nen dabei hier entspannt anzukommenldquoDie Maumldchen und Jungen freuen sich wenn sich jemand Zeit fuumlr sie nimmt und sich mit ihnen beschaumlftigt

bdquoEierlaufenldquo ndash mal andersWasser so Barbara Hackbarth sei ein wunderbares Element um es mit den Kindern gemeinsam zu erforschen bdquoWir haben Wasser-tropfen untersucht und herausgefunden dass Wasser andere Stoffe aufloumlsen und vermischen kann Auch im Winter bietet es sich an mit Wasser zu forschen ndash in gefrorener Form ist es so faszinierend dass die Kinder es stundenlang untersuchen und immer wieder etwas Neues entdecken Zwischendurch baue ich immer Bewegungsspiele einldquo sagt die Netzwerkkoordinatorin Zum Beispiel spielt sie mit den Kindern bdquoEierlaufenldquo ndash nur mit

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Wasser statt mit Eiern Die Maumldchen und Jungen werden in zwei Gruppen unterteilt Jede Gruppe hat unterschiedliche Dinge zur Verfuumlgung um das Wasser zu transportieren Glaumlser Untertassen Siebe Kellen und was sich sonst noch so findet Dann geht es darum welche Gruppe zuerst das Wasser von dem einen Eimer in den auf der gegenuumlberliegenden Seite transportieren kann

Kleine Schritte zu BeginnDie Forscher-AG ist mit den gefluumlchteten Kindern etwas anders strukturiert als sonst bdquoNormalerweise biete ich immer drei oder vier Forscherideen auf einmal an und lasse die Maumldchen und Jun-gen dann entdecken Aber diese Art des Forschens uumlberfordert die Kinder hierldquo sagt die studierte Sozialpaumldagogin Zudem setzt sie die Kinderkarten vom bdquoHaus der kleinen Forscherldquo ein So koumlnnen sich die Kinder zusaumltzlich an den Bildern orientieren und sich in-spirieren lassen Einmal habe sie mit einigen Kindern am Tisch einen Luftbal-lontransporter gebaut als sie einen Jungen bemerkte der auf dem Boden saszlig Er hatte mit Hilfe einer der Entdeckungskarten einen Faumlcher nachgebaut saszlig in Ruhe da und wedelte sich Luft zu bdquoEr hat nichts gesagt nichts gefragt Ich habe ihm nichts erklaumlrt Er hat einfach die abgebildete Forscheridee nachgebaut und den Luftzug auf sich wirken lassen Das war tollldquo

Der bdquoBildungspassldquoDen bdquoBildungspassldquo der Columbus- Schule haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Mannheim entwickelt Jedes Kind bekommt einen solchen Pass in dem seine Lehrer eintragen koumlnnen welche Themen sie behandelt haben Das koumlnnen Zah- len sein das Einmaleins oder auch geschichtliche Themen Der Pass dient dazu die Lehrerinnen und Lehrer in den aufnehmenden Kommunen uumlber den Bildungsstand des Kindes zu informieren Vor allem aber soll er die Kinder motivieren

Die WillkommensschuleDie Schulpflicht beginnt in Baden-Wuumlrt-temberg fuumlr Kinder deren Eltern einen Asylantrag stellen sechs Monate nach ihrer Ankunft Allerdings nicht schon in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes sondern erst in der Kommune die die Familien und Kinder letztlich aufnimmt Dort werden die Kinder und Jugendlichen zunaumlchst in sogenannten Vorbereitungs- und VABO-Klassen (VABO steht fuumlr Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf fuumlr Jugendliche ohne Deutschkenntnisse) in die Regelschule integriert Die Willkommensschule in Mannheim will die Luumlcke zwischen Ankunft und Schulbeginn in der Kom- mune schlieszligen

Beim Forschen wird auch die Feinmotorik geschult

bdquoSie erfahren hier Bestaumlrkung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ihnen dabei hier entspannt anzukommenldquo

Einen Bericht uumlber die Willkommens-schule finden Sie auch auf unserer Website Service-Portal Integration

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Welche Themen sind Ihnen besonders wich-tig wenn es um die Integration von Kindern in Kita Hort und Grundschule geht Beim Kita- und Schulbesuch muumlssen zu-naumlchst Zugangshuumlrden abgebaut werden Zugewanderte Eltern melden ihre Kinder deutlich seltener in einer Kita an Ihre Kin-der erhalten daher oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie fuumlr ihre sprachliche kognitive koumlrperliche psychische und soziale Ent-wicklung benoumltigen Zwar haben zugewan-derte Familien den gleichen Anspruch auf einen Kita-Platz wie einheimische doch viele sind uumlber Betreuungsangebote schlecht informiert oder es faumlllt ihnen schwer die passende Betreuung zu finden Schulpflichtige Kinder die nach Deutsch-land gefluumlchtet sind muumlssen meist deut-lich laumlnger auf einen Schulplatz warten als die europarechtlich vorgesehenen drei Mo-nate Das verlaumlngert den ohnehin schon groszligen bdquoLeerlaufldquo unnoumltig

Wo liegen aus Ihrer Sicht die Chancen und Herausforderungen im Hinblick auf eine gelungene Integration Hier geht es weniger um Chancen als um Notwendigkeiten Bundesweit hat mittler-weile mehr als jedes dritte Kind einen Migrationshintergrund Eine gelungene

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BILDUNGSPOLITISCHE S INTERVIE W

bdquoBILDUNGSEINRICHTUNGEN KOumlNNEN ALS INTEGRATIONSMOTOR WIRKENldquo

Dr Cornelia Schu ist Geschaumlftsfuumlhrerin des Sachverstaumlndigenrats deutscher Stiftun-gen fuumlr Integration und Migration Eine breite integrationspolitische Expertise hat die promovierte Germanistin als Leiterin des Themenschwerpunkts Integration bei der Stiftung Mercator gewonnen Im Interview beschreibt sie wie der Weg in die Kita fuumlr viele neu zugewanderte Familien einem Huumlrdenlauf gleicht und kritisiert deutlich die Maumlngel in der Ausbildung von Paumldagoginnen und Paumldagogen

Bildungsintegration ist somit unerlaumlsslich um auch fuumlr das weitere Leben der Kinder und Jugendlichen gute Teilhabechancen zu eroumlffnen Die groumlszligte Herausforderung be-steht darin allen Kindern moumlglichst fruumlh Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Kindertagesbetreuung zu sichern Aus un-serer Forschung wissen wir dass der Weg in die Kita besonders fuumlr neu Zugewander-te oft einem Huumlrdenlauf gleicht Vor allem die Versorgungsluumlcke fuumlr unter dreijaumlhrige Kinder muss schnell geschlossen werden Ungleiche Bildungschancen verschaumlrfen

sich zudem an den Schulen wo zugewan-derte Kinder zu oft unter sich bleiben In Groszligstaumldten lernen 70 Prozent von ihnen in Grundschulen in denen mehr als die Haumllfte der Kinder einen Migrationshinter-grund haben Hinzu kommt dass das Lehr-personal oft nur unzureichend auf den Umgang mit sprachlicher und kultureller Vielfalt vorbereitet ist Somit erhalten zu-

gewanderte Kinder oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie benoumltigen um ihre Potenziale zu entfalten

Welche Bedeutung nehmen Kita Hort und Grundschule bei der Integration gefluumlchte-ter Kinder ein Wie koumlnnen die Bildungs-einrichtungen die an sie gestellten Erwar-tungen erfuumlllenFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehen Bildungs-einrichtungen koumlnnen somit als Integrati-onsmotoren wirken Auszligerdem bieten sie den Kindern eine angstfreie Umgebung die nicht vom Fluchtkontext gepraumlgt ist Die Grundsteine die hier heute gelegt werden bilden das Fundament fuumlr die Integrations-erfolge von morgen Kitas und Schulen duumlr-fen aber mit diesem Erwartungsdruck nicht alleingelassen werden Neben Personal-zuschlaumlgen und zusaumltzlichen materiellen Zuwendungen bedarf es vor allem neuer Lehrmaterialien die auf die vielfaumlltigen Beduumlrfnisse gefluumlchteter Kinder eingehen Doch auch die Bildungseinrichtungen selbst muumlssen sich auf den Weg machen und etwa dafuumlr sorgen dass Kinder ihre

bdquoAlle angehenden paumldagogischen Fach- und Lehrkraumlfte so llten zukuumlnftig Basis-kompetenzen in Sprachbildung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller V ielfalt erwerbenldquo

GEMEINS AME LE SEEMPFEHLUNGENDER STIF TUNG bdquoHAUS DER KLEINEN FORSCHERldquo UND DER STIF TUNG LE SEN

Lane SmithDie Faumlhrte der Kinderab ca 4 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder40 Seiten Preis 1499 euro

bdquoEin Kind machte sich auf die Suche Unterwegs begeg-nete ihm die ganze Welt hellipldquo Wonach das Kind sucht wird in diesem poetischen Bilderbuch nicht naumlher benannt Die Nase neugierig nach vorn gestreckt durchwandert es verschiedene Lebensraumlume Von hohen Bergen uumlber das eisige Zuhause der Pinguine und die Tiefen des Meeres erleuchtet von farbigen Quallen bis hin zu kargen Steppen und tiefgruumlnen Dschungeln Die ungewoumlhnliche Bilderbuchreise lebt von den auszligergewoumlhnlichen Illustrationen die das Thema Vielfalt widerspiegeln und ahnen lassen wie die Welt ohne Menschen aussehen wuumlrde

Emma Levey Klara Gluck und ihre Kinderab ca 4 Jahren Verlag orell fuumlssli32 Seiten Preis 1395 euro

Der erste Band des Klara-Gluck-Abenteuers hat dem Leser die bunteste Familie vor Augen gefuumlhrt die die

Huumlhnermama sich nur wuumlnschen konnte Aus allen Eiern die sie auf ihren Reisen gesammelt hat sind die unterschiedlichsten Tiere geschluumlpft Die wollen nun alle versorgt und begluckt werden Familie ist was man draus macht Dieses Motto lebt das liebenswerte Bilderbuchhuhn so nachvollziehbar komisch und wahrhaftig vor dass nicht nur Kinder ihren Spaszlig daran haben werden Mehr Vielfalt als in der gluckigen Patchworkfamilie geht nicht und mehr vergnuumlgliches Chaos ebenso wenig

Anne C VoorhoeveWir 7 vom Reuterkiezab ca 10 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder265 Seiten Preis 1299 euro

bdquoNeukoumllln fuumlr starke Nervenldquo lautet das Thema einer Stadtteilfuumlhrung die die Freunde Pia Jonas Nesrin Kasim Finn-Ole Mustafa und Rifat fuumlr Touristen anbieten ndash ein Geschaumlftsmodell das die Clique fordert denn es bedarf einer gruumlndlichen Vorbereitung Verlust des Zuhauses durch Gentrifi zierung multi-

kulturelle Gesellschaft Patchworkfamilien In diesem unterhaltsamen Groszligstadt-roman gelingt es der Autorin vielfaumlltige Themen mit Witz Spannung und einer positiven Grundhaltung aufzubereiten

Deutschkenntnisse nicht nur in einzelnen Foumlrderstunden verbessern sondern uumlber den gesamten Tag hinweg

Wie schaumltzen Sie die Situation der paumldago-gischen Fach- und Lehrkraumlfte ein und wie koumlnnte man sie bei ihrer wichtigen Integra-tionsarbeit noch besser unterstuumltzenAn Paumldagogen werden hohe Erwartungen gestellt und viele fuumlhlen sich damit allein-gelassen Sie sollen die gestiegene Zahl junger Fluumlchtlinge und ein Vielfaches an Foumlrderbeduumlrftigen individuell unterstuumltzen doch nur ein Bruchteil der Paumldagogen fuumlhlt sich auf diese Aufgabe gut vorbereitet ndash oft weil es deutliche Maumlngel in der Ausbildung gibt Der Arbeitsalltag in sprachlich und kulturell vielfaumlltigen Klassen spielt in der Aus- und Fortbildung weiterhin nur eine Nebenrolle Dies muss sich schnellstmoumlg-lich aumlndern sonst laufen wir Gefahr die Integrationsversaumlumnisse der Vergangen-heit zu wiederholen Alle angehenden pauml-dagogischen Fach- und Lehrkraumlfte sollten zukuumlnftig Basiskompetenzen in Sprachbil-dung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller Vielfalt erwerben Dies erfordert konkrete Landesvorgaben und eine Aus- und Fortbildung die sich staumlrker am Bedarf der Praxis orientiert

Wenn Sie an Ihre Kindheit zuruumlckdenken Welchen eigenen Forscherfragen sind Sie nachgegangenIch war als Kind mehr eine Leseratte als eine bdquoForscherinldquo ndash kein Wunder dass ich spaumlter die Literaturwissenschaft als meine Forschungsdisziplin gewaumlhlt habe Aber als in der Eifel aufwachsendes Kind von Erd-kunde-Lehrern hat mich auch der Vulkanis-mus sehr fasziniert und ich wollte alles daruumlber wissen wie Maare entstehen und warum die Erde manchmal Feuer spuckt

bdquoFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehenldquo

Weitere Lese- und Medienempfehlungen zu MINT und vielen anderen Themen finden Sie auf stiftunglesende

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Naturwissenschaften und Technik

fuumlr Maumldchen und Jungen

HerausgeberStiftung Haus der kleinen ForscherClaudia Striffl er (ViSdP)Rungestr 1810179 Berlin Tel 03027 59 59-0Fax 03027 59 59-209E-Mail infohaus-der-kleinen-forscherde

ProjektleitungClaudia PetersenE-Mail claudiapetersenhaus-der-kleinen-forscherde

Verantwortliche RedakteurinJenny MoumlllerE-Mail jennymoellerhaus-der-kleinen-forscherde

RedaktionJonas BrandhorstMareike BreuerMareike MittelbachJenny MoumlllerJasemin SevenKatrin WeberTanja Zagel

Partner der Stiftung sind die Helmholtz-Gemeinschaft die Siemens Stiftung die Dietmar Hopp Stiftung und die Deutsche Telekom Stiftung Gefoumlrdert wird sie vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung

BildnachweisTitel Rawpixelcomfotolia S 1 Bettina VolkeStiftung Haus der kleinen Forscher S 4 hl-studiosthinkstock SIHK zu Hagen S 5 Michael SchmidtStiftung Haus der kleinen Forscher privat S 7 Jens JeskeStiftung Haus der kleinen Forscher S 8 Luminastocksy S12 Kindergarten Schloss Einstein S 13 LightFieldStudiosthinkstock S14-15 Ulrike Keil Stiftung Haus der kleinen Forscher S 17 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher S18-19 Kinderhaus Cheliusstraszlige S 21 privat Courant Forschungszentrum Textstrukturen Universitaumlt Goumlttingen S 24 Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 25 pyotr021thinkstock Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 26 Phil Dera S 28 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher

BezugsbedingungenDie Kitas Horte und Grundschulen die in einem lokalen Netzwerk der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv sind erhalten das Magazin 4 x jaumlhrlich kostenlos Das Magazin steht in vollem Umfang auf der Website der Stiftung wwwhaus-der-kleinen-forscherde kostenlos zum Down-load zur Verfuumlgung

Erscheinungvierteljaumlhrlich

GestaltungDiscodoener middot Stuttgart

SatzDiscodoener middot Stuttgart

Lektorat Lutz Happel

DruckBonifatius GmbHDruck ndash Buch ndash Verlag

Alle Rechte vorbehalten Nachdruck Aufnahme in elektronische Datenbanken Mailboxen sowie sonstige Vervielfaumlltigungen nur mit ausdruumlcklicher Genehmigung der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Fuumlr unverlangt eingesendetes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung uumlbernommen Die Autoren und Redakteure von bdquoForscht mitldquo recherchieren und pruumlfen jeden Artikel sorgfaumlltig auf seine inhaltliche Richtigkeit Dennoch kann es immer mal passieren dass sich Fehler in die Texte oder Bilder schleichen Wir uumlbernehmen daher keine Garantie fuumlr die Angaben

Gedruckt auf 100 PEFC-zertifi ziertem Papier

GU T ZU W IS S E N

VORSCHAU AUF DIE NAumlCHSTE AUSGABE

TITELTHEMAVON BITS UND BYTES

Vom Smartphone uumlber den Laptop bis hin zum MP3-Player ndash Kinder wachsen heute in einer Welt auf die stark digital gepraumlgt ist und sich rasend schnell weiterentwickelt Sie moumlchten sie erforschen und mitgestalten Wie funktioniert ein Roboter Was passiert wenn ich den Computer anschalte und wie kann ich Bot-schaften verschluumlsseln In der naumlchsten Ausgabe der bdquoForscht mitldquo dreht sich alles um das Thema Informatik und digitale Bildung

Es erwarten Sie viele spannende Forscherideen und Praxis- beispiele Wir zeigen wie digitale Bildung spielerisch im Alltag in Kita Hort und Grundschule integriert werden kann

Die naumlchste Ausgabe erscheint Ende November 2017

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bdquoTag der kleinen Forscherldquo 2017ZEIGST DU MIR DEINE WELT

Mehr Bilder und

Berichte unter wwwtag-der-

kleinen-forscherde

bdquoZeigst du mir deine Weltldquo lautete das Motto zum diesjaumlhrigen bdquoTag der kleinen ForscherldquoDie Sti ung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo rief zum bundesweiten Mitmachtag Kitas Horte und Grundschulen auf gemeinsam zu forschen und die Vielfalt im Alltag zu entdecken Diesem Aufruf folgten etliche Einrichtungen und feierten tolle Forscherfeste

Wie war Ihr bdquoTag der kleinen Forscherldquo Wir freuen uns auf Ihre Erlebnisse pressehaus-der-kleinen-forscherde

2018DER BUNDESWEITE KITA-WETTBEWERB ZUR AUSZEICHNUNG VON HERAUSRAGENDEN PROJEKTEN IM MINT-BEREICH

Weitere Informationen und Bewerbung unter wwwforschergeist-wettbewerbde

Ob Kuumlrbis Kugel Kohle oder Holz ndash viele Dinge machen Kinder neugierig und fuumlhren dazu dass sie Fragen stellen Fuumlr den bundesweiten Kita-Wettbewerb bdquoForschergeist 2018rdquo suchen die Deutsche Telekom Stiftung und die Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherrdquo Projekte die diese Neugier befeuert und den Forschergeist in Kindern geweckt haben gemeinsames Staunen uumlber Naturphaumlnomene spannende mathematische informatische oder technische Fragen aus dem Kita-Alltag ndash teilen Sie die Entdeckungen aus Ihrer Kita Der Wettbewerb will Ihr Engagement in diesem Bereich wuumlrdigen den Forschergeist er-halten und noch mehr Kinder und paumldagogische Fachkraumlfte fuumlr das Forschen und Entdecken begeistern Der bdquoForschergeist 2018rdquo zeichnet die besten Projekte auf Landes- und Bundesebene mit einem Preisgeld aus

Bewerbungsstart

06 September2017

Page 15: hnik DAS MAGAZIN DER STIFTUNG „HAUS DER KLEINEN … · l 1 l LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, in den vergangenen Jahren haben viele Flüchtlinge Deutschland erreicht, darunter auch

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MEIN FORSCHERTIPP GRUNDSCHULE

DEUTSCH LERNEN MIT FORSCHERIDEEN

Worum ging esIn der StaumldteRegion Aachen werden fuumlr Schuumllerinnen

und Schuumller mit geringen Deutschkennt-nissen Deutsch-Intensivkurse angeboten Bis zu 15 Kindern werden jahrgangsuumlber-greifend die grundlegenden Kenntnisse der deutschen Sprache vermittelt Seit Anfang 2016 besucht bdquoHaus der kleinen Forscherldquo-Trainerin Lea Erkens einmal im Halbjahr die Deutsch-Intensivklassen und forscht mit den Kindern Ziel ist es den Kindern sowohl Naturwissenschaften und Technik als auch die deutsche Sprache spielerisch naumlherzubringen Dabei werden auch Sozialkompetenz Feinmotorik und das Selbstbewusstsein der Kinder gestaumlrkt

Was haben Sie benoumltigt und wie lange ha-ben Sie geforscht Zunaumlchst galt es das Konzept von Deutsch als Zweitsprache und den Ansatz des bdquoHau-ses der kleinen Forscherldquo zu kombinieren Die Forscherideen orientieren sich dabei an Unterrichtsinhalten und greifen die The-men Farben Pfl anzen Koumlrper und Ernaumlh-rung auf Fuumlr das Lernen der Sprache wird

die Methodik von Deutsch als Zweitsprache genutzt Neue Begriff e werden mit Wortkar-ten eingefuumlhrt und durch haumlufi ges Wieder-holen waumlhrend des Workshops gefestigt Eigens fuumlr das Projekt wurde ein Forscher-buch entwickelt in dem die Kinder ihre Ergebnisse festhalten Sie fi nden darin auszligerdem Wortlisten Schreibuumlbungen und Bastelvorlagen fuumlr zu Hause

Was haben Sie herausgefunden Taumlgliche Rituale wie der Morgenkreis bei dem zum Beispiel uumlber das Wetter oder die Zahl des Tages gesprochen wird sind fuumlr die Fluumlchtlingskinder besonders wichtig da sie Sicherheit und Orientierung geben Daher sind diese Rituale auch Bestandteil des Workshops Die unterschiedlichen Sprach-niveaus in den Klassen sind eine Herausfor-derung fuumlr die Lernbegleitung ndash die Kinder die ganz neu sind gehen gemeinsam in eine Klasse mit denen die bereits laumlnger dabei sind Es ist also wichtig Forscher-ideen zu fi nden bei denen die Kinder weder unter- noch uumlberfordert werden Auszligerdem ist es wichtig den Kindern beim Forschen und Entdecken Hilfestellung anzubieten

Gehoumlrt Forschen auch in Ihrer Kita Ihrem Hort oder Ihrer Grundschule zum Alltag Dann lassen Sie sich zertifi zieren Informationen zum Zertifi zierungsverfahren und das Bewerbungsportal fi nden Sie unter haus-der-kleinen-forscherde in der Rubrik bdquoZertifizierungldquo

Was hat gut oder nicht so gut geklappt Die Teamarbeit der Klassenlehrerinnen und -lehrer mit der Trainerin funktioniert so-wohl bei der Durchfuumlhrung des Workshops als auch bei der Konzepterstellung sehr gut Anfangs gestaltete es sich schwierig das passende Sprachniveau fuumlr das For-scherbuch zu fi nden Bemerkenswert ist der Zusammenhalt in den Schuumllergruppen Die Kinder helfen sich gegenseitig Man houmlrt nie bdquoEy bist du doofldquo sondern eher bdquoSchau mal das geht soldquo

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

ANSPRECHPARTNERIN

Lea Erkens (Trainerin bdquoHaus der kleinen Forscherldquo)

ORT

StaumldteRegion Aachen Nordrhein-Westfalen

KINDER

In den Jahren 2016 und 2017 haben bis jetzt 420 Kinder an zehn Grundschulen in der StaumldteRegion Aachen teilgenommen

Die Umsetzung

der Forscher-Workshops in

den Deutsch-Intensivkursen wird

unterstuumltzt durch das Bildungsbuumlro

der StaumldteRegion Aachen und den

Bildungsengel eV ndash eine Initiative die sich

fuumlr Chancengerechtigkeit durch bessere

Bildung in allen Bildungsstufen einsetzt

Ein Video zum Sprachlernprojekt in der

StaumldteRegion Aachen fi nden Sie unter

integrationhaus-der-kleinen-

forscherde

Die Kinder halten ihre Ergebnisse in einem Forscherheft fest

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TIERSTIMMEN DER WELTProf Derek Abbott Director of the Centre for Biomedical Engineering an der Universitaumlt Adelaide hat zusammengetragen wie Menschen uumlberall auf der Welt unterschiedliche Tiergeraumlusche benennen

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Ein Hund bellt eine Katze miaut und ein Hahn

kraumlht Aber ist das uumlberall auf der Welt so

Oder sprechen Tiere in anderen Laumlndern andere

Sprachen Das tun die Tiere zwar nicht

aber wir Menschen houmlren Tiersprachen mit-

unter sehr verschieden In Deutschland

macht der Hund bdquowau wauldquo in Groszligbritannien

bdquobow wowldquo und in der Tuumlrkei bdquohav havldquo

Und wie sieht es mit den anderen Tieren auf

der Weltkarte aus Wissen die Maumldchen

und Jungen welche Laute die Tiere in Deutsch-

land machen und wie diese in anderen

Laumlndern klingen

Prof Derek Abbott Director of the Centre for Biomedical Engineering an der Universitaumlt Adelaide hat zusammengetragen wie Menschen uumlberall auf der Welt unterschiedliche Tiergeraumlusche benennen

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Haben Sie ein BeispielWenn das Kind sagt bdquoDa Autoldquo und der Vater den Satz richtig wiederholt bdquoJa da ist ein Autoldquo sind das ganz wichtige intuitive Lehrstrategien Wenn ich das als Vater oder Mutter aber in einer Sprache versuche die ich selbst nicht beherrsche werde ich deut-lich weniger korrigieren und kommentieren und manchmal regel-recht verstummen weil mir der richtige Ausdruck oder die richtige Form fehlt Ich kann damit auch nicht mehr frei auf die Impulse und Gefuumlhle des Kindes reagieren sondern bin eingeschraumlnkt Das kann auch die emotionale Beziehung zum Kind schwaumlchen Eltern muumlssen mit ihren Kindern in der bdquoSprache ihres Herzensldquo kommunizieren koumlnnen um ihre einzigartige und vertrauensvolle Beziehung nicht zu stoumlren

Lernen Kita-Kinder eine neue Sprache anders als Grundschul-kinder Generell gilt Je juumlnger die Kinder desto schneller und leichter lernen sie eine Sprache Bis zum dritten Lebensjahr werden zwei Sprachen parallel etwa so gut und schnell erworben wie bei einem einsprachig aufwachsenden Kind Danach haumlngt es davon ab wann die zweite Sprache dazukommt und wie Qualitaumlt und Quan-titaumlt des Sprachangebots beschaff en sind Wenn ein Kind vor dem zehnten Lebensjahr eine Sprache lernt kann es sich auch dem

INTERVIE W

bdquoELTERN SOLLTEN IN DER SPRACHE IHRES HERZENS KOMMUNIZIERENldquo

Wie lernen Kinder eine Sprache Welche Unterschiede muumlssen paumldagogische Fach- und Lehrkraumlfte im Hinblick auf das Alter des Kindes beachten Die Kommunikationsfor-scherin Prof Dr Ute Ritterfeld gibt Tipps zur Unterstuumltzung von Kindern beim Zweit- und Fremdspracherwerb

Eine Ihrer 13 goldenen Regeln sowohl fuumlr Kita- als auch fuumlr Grundschulkinder lautet bdquoKeine Sprachverboteldquo Was meinen Sie damitWir wollen verhindern dass die paumldagogischen Fach- und Lehr-kraumlfte gefl uumlchteten Eltern empfehlen zu Hause um jeden Preis Deutsch zu sprechen Das hat mehrere Gruumlnde Zum einen kann das menschliche Gehirn ganz hervorragend zwei Sprachen be-waumlltigen Zum anderen reicht der Input durch Kindergarten Schule Medien und Freunde in der Regel aus um Deutsch zu lernen Man sollte den Eltern nicht raten zu Hause in einer Sprache mit dem Kind zu sprechen die sie selbst noch nicht richtig be-herrschen Denn Kinder lernen eine Sprache auch indem Eltern sie korrigieren und Informationen hinzufuumlgen

Die ExpertinProf Dr Ute Ritterfeld ist seit 2010 Leiterin des Fachgebiets bdquoSprache und Kommunikationldquo an der Technischen Universitaumlt Dortmund Zwei ihrer Forschungsschwerpunkte sind fruumlher Spracherwerb und Mehrsprachigkeit

Die bdquo13 goldenen Regeln zur Sprach-foumlrderung mit heimatvertriebenen Kindern ohne Deutschkenntnisse in unseren Kitas und Grundschulenldquo von Prof Dr Ute Ritterfeld und Prof Dr Sandra Niebuhr-Siebert fi nden Sie im Internet unter sktu-dortmundde im Bereich bdquoMaterialienldquo Dort gibt es auch weitere Informationen und Hand-reichungen sowie eigens produzierte zweisprachige Houmlrspiele zum Download

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Klang und dem Rhythmus problemlos anpassen wenn es zuvor eine andere Sprache gesprochen hat Es entwickelt dann keinen Akzent Ungefaumlhr ab zehn Jahren setzt bei vielen Kindern die Her-kunftssprache dem Deutschen einen houmlrbaren Stempel auf Man houmlrt dann einen Akzent Dieser bleibt oft auch dann noch erhalten wenn der Wortschatz hervorragend entwickelt ist und die Gram-matik fehlerfrei beherrscht wird Wir sprechen dann auch nicht mehr von Zweitsprach- sondern von Fremdspracherwerb

Welche Ruumlckschluumlsse fuumlr den paumldagogischen Alltag ergeben sich darausIm Vorschulalter verfuumlgen die Kinder in der Regel noch uumlber gute Strategien quasi nebenbei eine Sprache zu lernen Das Sprach-lernziel muss deswegen nicht im Mittelpunkt stehen Kinder eig-nen sich eine neue Sprache vorwiegend spielerisch an weil sie sich mit anderen austauschen wollen Welches Mittel zur Kommunikation die Kinder auch waumlhlen schaumltzen Sie es wert Die Kommunikation steht im Vordergrund nicht das Lernen der Sprache So legen Sie behutsam eine Basis die die Kinder dann nach und nach mit Sprache fuumlllen werden Bei Grundschulkindern ist das schon ein wenig anders Die Kinder

wissen genau dass man von ihnen erwartet Deutsch zu lernen und mit dieser Sprache dem Schulunterricht zu folgen Ihr Sprach- erwerb ist damit gesteuerter und nicht so unbewusst wie im Kita-Alter Die Kinder lernen also sowohl nebenbei als auch ganz bewusst Als Lehrerinnen oder Lehrer passen Sie die Komplexitaumlt Ihres eigenen Sprachgebrauchs dann meist ganz automatisch an das Niveau der Kinder an Das ist ein wichtiger und richtiger Schritt Sie sollten zudem versuchen den Kindern moumlglichst viele Hilfen anzubieten mit denen die Aufgabenstellungen auch non-verbal so eindeutig wie moumlglich werden Das gelingt anhand von konkreten Objekten Gesten Bildern oder Videos Zeigen Sie auf die Dinge uumlber die Sie sprechen Und vor allem Haben Sie selbst Spaszlig an diesen Sprachlehr-Lern-Abenteuern mit Kindern aus ei-nem anderen Kulturkreis Denn Kinder koumlnnen problemlos zwei oder gar mehr Sprachen parallel lernen und benutzen

Kinder lernen Sprachen am besten spielerisch

Das Interview mit Prof Dr Ute Ritterfeld ist auch online zu finden im Service-Portal Integration

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Wo genau liegt eigentlich Kolumbien Welche Tiere leben dort und welche Sprache sprechen die Menschen Ein Praktikant aus Suumldamerika brachte die Kinder vom Kinderhaus Chelius-straszlige in Mannheim auf die Idee zu unterschiedlichen Kul-turen und Lebensweisen zu forschen und sich nebenbei mit Nachhaltigkeitsfragen zu beschaumlftigen Das Projekt wurde im Wettbewerb bdquoForschergeist 2014ldquo der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo als Landessieger nominiert

FORSCHERGEIST-PRO JEK T

KOLUMBIEN UND SEIN REGENWALD

Kinderhaus Cheliusstraszlige ANSPRECHPARTNERIN

Gabriele Kessler (Kita-Leiterin)

ORT

Mannheim Baden-Wuumlrttemberg

KINDER

100 Kinder 0 ndash 6 Jahre

HAUS DER KLEINEN FORSCHER

Seit 2010 beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv 2016 zum dritten Mal zertifi ziert

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Forschergeist-Projekt des Monats

Der bdquoForschergeistldquo ist ein bundesweiter Kita-Wettbewerb der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Gesucht und praumlmiert werden herausragende Projekte die Maumldchen und Jungen fuumlr die Welt der Mathematik Infor- matik Naturwissenschaften oder Technik begeistert haben

Weitere spannende Informationen und Details zum bdquoForschergeistldquo-Wettbewerb erhalten Sie unter forschergeist-wett- bewerbde

er neue Praktikant war fuumlr die Maumldchen und Jungen des Kinderhauses Cheliusstraszlige sehr spannend Sein Deutsch war noch recht gebrochen so dass sie manchmal Schwie-

rigkeiten hatten ihn zu verstehen Dafuumlr konnte er eine fremde Sprache sprechen ndash Spanisch Die Kinder begannen Fragen zu seiner Sprache und seinem Heimatland Kolumbien zu stellen In den Gespraumlchen stellte sich heraus dass Kolumbien ganz schoumln weit weg ist und in den Regenwaumlldern leben dort jede Menge interessanter Pflanzen und Tiere Als die Kinder im nahe gelegenen Tropenhaus auf Schlangen Piranhas und Krokodile trafen und houmlrten dass diese in Kolumbien in Freiheit leben wurde die Neu-gier so groszlig dass ein Projekt daraus entstand Dreimal pro Woche bdquoreistenldquo die Maumldchen und Jungen fuumlr eine Stunde in den suumld- amerikanischen Regenwald lernten Tiere und Pflanzen kennen erforschten den Wasserkreislauf kochten kolumbianische Gerich-te sprachen uumlber indigene Voumllker und Umweltschutz und schoumlpf-ten eigenes Papier um Holz zu sparen Eine Handpuppe die Ameise bdquoHormigaldquo begleitete die Kin-der auf allen Reisen und erklaumlrte ihnen den Regenwald Die Maumld-chen und Jungen ahmten einzelne Tiere nach verglichen die Ei-genschaften verschiedener Holzarten pflanzten eine Ananas und meisterten einen Bewegungsparcours auf dem sie von Stein zu Stein uumlber einen Fluss mit Krokodilen sprangen und uumlber umge-fallene Baumstaumlmme balancierten Daruumlber hinaus machten sich die Kinder Gedanken was sie selbst tun koumlnnen um den Regen-wald vor Abholzung zu schuumltzen Sie baten alle darum im Wasch- raum sparsam mit Papierhandtuumlchern zu sein Altpapier getrennt zu sammeln und Brote nur duumlnn mit Nuss-Nougat-Creme zu bestreichen ndash denn in dem leckeren Brotaufstrich ist Palmoumll ent-halten fuumlr dessen Anbau der Regenwald weichen muss Nach jedem einzelnen Projektschritt gestalteten die Maumldchen und Jungen Plakate oder Wandzeitungen mit Fotos und Informa-tionen fuumlr die anderen Kinder und die Eltern Daruumlber hinaus malten sie ein groszliges Abbild des Regenwalds im Vergleich zu

D einem Hochhaus in den Flur des Kinderhauses Fuumlr die paumldago-gischen Fachkraumlfte war es faszinierend zu sehen wie dieses Pro-jekt nach und nach die gesamte Kita durchzog Immer wieder houmlrten sie in Gespraumlchen dass das Thema auch bei Kindern die nicht teilnahmen praumlsent war und fuumlr Interesse sorgte Zum Abschluss veranstalteten die Maumldchen und Jungen einen Elternnachmittag bei dem sie Bilder von einzelnen Projekt- schritten zeigten Lieder sangen einen Tanz auffuumlhrten die fuumlr sie interessantesten Versuche praumlsentierten und einen kolum- bianischen Imbiss zubereiteten Die Kinder konnten bei dem Projekt ihre interkulturellen Kom-petenzen weiterentwickeln Durch die vertiefte Beschaumlftigung mit dem Lebensraum Regenwald erarbeiteten sie sich biologisches Wissen und legten auszligerdem besonderes Augenmerk auf Um- weltschutz und Fragen der Nachhaltigkeit Sie lernten dabei aus ihrem Wissen Konsequenzen fuumlr ihre Handlungen zu ziehen

Im Bewegungsparcours uumlbten die Kinde durch Dickicht zu kriechen und Fluumlsse zu uumlberqueren

Im Dschungel leben jede Menge spannender Tiere und Pflanzen

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Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-

aufsichtigt an Gewaumlssern spielen

Nehmen Sie sich die Zeit um mit

Ihnen sicheres Verhalten am Wasser zu

uumlben Geben Sie den Kindern Hinweise

fuumlr das Einfangen und Beobachten von

Wassertieren bevor es losgeht und

versuchen Sie moumlglichst keine

bdquoSpurenldquo zu hinterlassen

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

ORTE ZUM FORSCHEN

FORSCHEN AM TUumlMPELOb Teich oder Tuumlmpel ndash Gewaumlsser laden nicht nur zum Planschen ein sie sind auch spannende Forscherorte

an denen Maumldchen und Jungen allerhand erkunden koumlnnen Besonders im Sommer lohnt sich fuumlr entdeckungsfreudige Forschergeister ein Spaziergang in die Natur um Tiere und Pflanzen zu beobachten

VIELFALT AN TEICH UND TUumlMPELIn Teichen und Tuumlmpeln ist das Wasser meist nicht tief so dass das Sonnenlicht bis zum Boden dringt und die Pfl anzen uumlppig wachsen Die fl achen Gewaumlsser sind reich an Naumlhrstoff en und bieten vie-len Tieren ideale Lebensbedingungen Welche Tiere und Pfl anzen koumlnnen die Kinder entdecken Koumlnnen sie die ver-schiedenen Arten benennen Bitten Sie die Kinder behutsam zu sein um scheue Tiere nicht zu verjagen

WAS FUumlR TIERE SIND DASKoumlnnen die Kinder die Tiere benennen die sie sehen In Teichen und Tuumlmpeln leben nicht nur Froumlsche Libellen und Fische Am Ufer hausen die Larven vom Gelbrandkaumlfer Wasserskorpion und Ruumlckenschwimmer In den Pfl anzen verstecken sich Libellen und Koumlcherfl iegen Im Wasser tummeln sich um Aumlste und Steine herum Schnecken Plattwuumlrmer und Wasserasseln Welche Tiere koumlnnen die Kinder noch entdecken Wie bewegen sich die Tiere fort und wo genau fi nden die Maumldchen und Jungen sie

PAPIERBOOTE BAUENNur ein Blatt Papier ndash mehr braucht es nicht um ein Papierboot zu bauen Doch schwimmt es auch Welches schwimmt am besten Und wie schwimmt es von hier nach dort Braucht es Wind oder Stroumlmung reicht es zu pusten oder muumlssen die Kinder es an-schubsen Uumlberlegen Sie gemeinsam wie Papierboote am schnellsten schwimmen und veranstalten Sie einen Wettbewerb

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Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-Achtung

aufsichtigt an Gewaumlssern spielen

Nehmen Sie sich die Zeit um mit

Ihnen sicheres Verhalten am Wasser zu

uumlben Geben Sie den Kindern Hinweise

fuumlr das Einfangen und Beobachten von

Wassertieren bevor es losgeht und

versuchen Sie moumlglichst keine

bdquoSpurenldquo zu hinterlassen

ann muumlssten wir uns mit Zeichen ver-staumlndigen Fuumlr jedes Wort muumlssten wir uns ein Zeichen uumlberlegen aumlhn-

lich wie die Gebaumlrdensprache Fuumlr Men-schen die eh schon Gebaumlrdensprache sprechen waumlre es praktisch da sie dann alles verstehen wuumlrden Dann waumlre es na-tuumlrlich schlecht wenn man blind ist da blinde Menschen die Zeichen nicht sehen koumlnnen Fuumlr sie muumlssten wir uns dann et-was aus Lauten wie bdquoMmmhldquo oder aus Ge-raumluschen ausdenken

hne Sprache waumlren wir nicht das was wir sind Sprache ist eine besonders wichtige Eigenschaft des Menschen

mit einem groszligen praktischen Nutzen Sprache unterscheidet uns von allen ande-ren Lebewesen Ohne die vielen Sprachen der Welt koumlnnten sich Menschen nicht so schnell und effi zient uumlber so viele Dinge verstaumlndigen ihren Gefuumlhlen Ausdruck ver-

leihen und ihr Zusammenleben im Alltag regeln Ohne Sprache koumlnnten wir unser Wissen uumlber die Welt nicht festhalten und an andere weitergeben wir koumlnnten dieses Wissen nicht hinterfragen und verbessern wir koumlnnten nicht so viel lernen und wir koumlnnten andere nicht mit unseren Geschichten zum Lachen oder Weinen bringen

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

DUR CH DIE FORSCHERBRILLE

WAS WAumlRE WENN WIR KEINE SPRACHE HAumlTTEN

Oskar 7 Jahre weiszlig eine Antwor t

Prof Dr Steinbach Universitaumlt Goumlttingen Seminar fuumlr Deutsche Philologie

EIN TUumlMPELMUSEUMNicht nur die Tiere und Pfl anzen sind be-sonders Rund um Tuumlmpel und Teich koumln-nen die Kinder jede Menge Schaumltze ent-decken Entweder sammeln sie einfach was ihnen gefaumlllt oder sie erstellen eine Sammelliste Finden sie etwas Spitzes etwas Weiches etwas Hartes oder etwas von dem sie nicht wissen was es ist Finden sie fuumlnf Steine in unterschied-licher Farbe oder vier verschiedene Blatt-formen Lassen Sie die Kinder alles in einer Box zusammentragen ndash ihrer persoumln-lichen Schatzkiste ndash und bitten Sie sie sich gegenseitig die Fundstuumlcke vorzustellen

AUS DER NAumlHE BE TRACHTE TWenn die Maumldchen und Jungen dabei vor-sichtig sind duumlrfen sie einige Tiere fangen Dafuumlr eignen sich ein Haushaltssieb oder ein Kescher am besten ein viereckiger ndash damit koumlnnen die Kinder die Tiere am Bo-den des Teiches gut erreichen Danach geben sie sie sorgsam in ein mit Wasser gefuumllltes Gefaumlszlig ndash zum Beispiel eine Schuumls-sel oder einen Topf Was sehen die Kinder Besonders viel erkennen koumlnnen sie mit Becherlupen Achten Sie darauf moumlg-lichst keine geschuumltzten Arten zu fangen wie Froumlsche Kaulquappen Libellenlarven oder Wasserspinnen

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

E mma sitzt auf der Treppe vorm Haus Gerade hat Viola angerufen sie hat heute doch keine Zeit zum SpielenKeiner hat heute Zeit zum Spielen

raquoDoofer Dienstaglaquo denkt EmmaEmma wuumlnscht sich eine Freundin Eine richtige Freundin Sie stuumltzt die Ellenbogen auf die Knie und legt das Gesicht in ihre Haumlnde Schritte schlurfen heran und bleiben stehen Genau vor Emma Sie kann spuumlren dass jemand sie anschaut Sie will aber jetzt nicht angeschaut werden Zur Strafe fuumlrs Anschauen guckt sie nicht hochraquoHast du waslaquo fragt eine Stimme Es ist eine fremde StimmeEine die die Worte seltsam betont und das raquohlaquo ganz rau klingen laumlsst Emma guckt doch Es ist der kleine Junge aus dem Haus am Ende der Straszlige Er hat schwarze Haare und dunkle dunkle AugenraquoHast du waslaquo wiederholt der Junge und starrt Emma mit seinen dunklen Augen anraquoNeelaquo sagt EmmaraquoWohnst du hierlaquo fragt der Junge weiterraquoJalaquo antwortet Emma bevor sie uumlberlegen kann ob sie sich von diesem Knirps ausfragen lassen willraquoWie heiszligt rsquon dulaquoraquoEmmalaquo Schweigen raquoUnd dulaquoraquoAbdullahlaquoraquoAhalaquo

Text Kathrin RohmannIllustrationen Antje Drescher

raquoUnd was machst du jetztlaquo Abdullah zieht mit der Fuszligspitze die Fugen zwischen den Pflastersteinen nachraquoNichtslaquo sagt EmmaraquoHast du keinen zum SpielenlaquoPeng Emma spuumlrt die Hitze in ihr Gesicht schieszligen Was denkt dieser Abdu-Dings-Bums sich Natuumlrlich hat sie jemanden zum Spielen Sonst jedenfalls Immer Nur gerade heute nichtraquoKlar habe ich jemanden zum Spielenlaquo blafft Emma Abdullah anraquoMeine richtige Freundin kommt gleichlaquoraquoWas ist eine richtige Freundinlaquo Abdullahs Augenbrauen schieben sich zusammenraquoEin richtige F r e u n d i n laquo Emma zieht das Wort sehr langraquoAlso eine richtige Freundin hat immer Zeit zum Spielen und total gute Ideen Mit der ist es nie langweilig und die ist nicht sauer oder beleidigt wenn man vielleicht ein schoumlneres T-Shirt anhatlaquoraquoAhalaquo sagt Abdullah und guckt auf Emmas pinkes Hello-Lilli- T-Shirt und dann an seinem grauen Space-Rider-T-Shirt herunterraquoIch find deins echt schoumln aber das macht nichtslaquo sagt er und laumlchelt raquoIch hol mal meinen BalllaquoraquoIch hab aber gar keine Zeitlaquo murmelt Emma Dennoch bleibt sie sitzen bis Abdullah zuruumlckkommt

raquoKannste Fuszligball spielenlaquo fragt Abdullah und kickt den Ballgegen die unterste Stufe der TrepperaquoKlar kann ich daslaquo antwortet Emma und rollt die AugenEigentlich will sie sagen dass Fuszligball bloumlder Kram ist und dass sie mit Knirpsen bestimmt nicht spielt und raquoSuper dann schieszligen wir immer an den Pfosten da und der andere muss den Ball kriegen und wieder gegen den Pfosten schieszligenlaquo Abdullah schieszligt Und noch bevor der Ball vom Pfosten der Einfahrt gegenuumlber wieder abgeprallt ist steht Emma schon neben ihmDer soll nicht denken dass sie das nicht kann Beim erstenSchuss trifft sie den Pfosten beim zweiten nicht beim drittennicht aber beim vierten wieder

K UR ZGE SCHICHTE

ABDULLAH UND DIE RICHTIGE FREUNDIN

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

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Noch mehr toll illustrierte Vorlesegeschichten gibt es in GECKO der werbe- freien Bilderbuch-Zeitschrift fuumlr Kinder ab vier Jahren bis ins Schulalter Die Geschichte bdquoAbdullah und die richtige Freundinldquo ist in der Kinderzeit-schrift Gecko Nr 25 erschienen Mit dem Heft fuumlr Juli August 2017 feiert GECKO uumlbrigens bereits die 60 Ausgabe GECKO gibt es im Abo oder als Einzelheft auf wwwgecko-kinderzeitschriftde und im Buchhandel Kindergaumlrten und Kitas erhalten zehn Prozent Bildungsrabatt auf das Abo

Abdullah trifft immer Er stoppt den Ball und schieszligt mit der Innenseite des Fuszliges Es sieht aus als wuumlrde er den Ballschieszlig-schieben Als Abdullah nicht guckt versucht Emma anstatt mit der Fuszligspitze auch einmal genauso zu schieszligenSie trifft den Pfosten perfekt

Beim naumlchsten Schuss kommt Theo bellend um die Hausecke gesaust und beiszligt in den BallraquoOhlaquo sagt Abdullah raquodeine richtige FreundinlaquoraquoNeelaquo Emma schuumlttelt den Kopf So sehr dass ihr alle Haareins Gesicht fallen damit Abdullah nicht sieht wie rot sie wirdraquoNeelaquo sagt sie raquodas ist mein Hundlaquo

raquoMamalaquo fragt Emma beim Abendessen und legt ihr Brot zuruumlckauf den Teller raquomuumlssen Freundinnen eigentlich genauso alt seinwie man selbstlaquo Mama uumlberlegt raquoNeinlaquo sagt sie raquoich bin 38 Marie ist 36 Franzi 33 und Regina 49 Und alle sind meine FreundinnenlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoHast du Freundinnen die woandersherkommen Ich meine die auch noch eine andere SprachesprechenlaquoraquoKlarlaquo sagt Mama raquoAideen aus Irland sie spricht Englisch undDeutsch Und Marisol vom Chor kommt aus Chile Sie sprichtSpanisch und DeutschlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoAber Jungen oder Maumlnner die koumlnnen nichtrichtige Freundinnen sein oderlaquo

Mama lacht raquoNa ja vielleicht nicht Freundinnen aber Freundenatuumlrlich Olli zum Beispiel Den kenne ich schon ewig und er istein richtig guter FreundlaquoraquoAhalaquo sagt Emma und nicktraquoWarum willst du das eigentlich wissenlaquo fragt MamaraquoAchlaquo antwortet Emma raquonur solaquo

Spaumlter holt Emma ihr Gummitwistband Das haumlngt sie an einer Seite in die Zaunlatten und Emma zeigt Abdullah wie man von eins bis zehn huumlpft Abdullah hat noch nie Gummitwist ge- spielt und muss schrecklich lachen weil er sich staumlndig ver- heddert Emma muss auch lachen Aber eigentlich findet sie dass Abdullah fuumlr einen Jungen ganz schoumln gut huumlpft Vor allem weil er das noch nie gemacht hat

Irgendwann lehnen sie beide nur noch lachend und japsend am GartenzaunPloumltzlich ruft jemand laut raquoA b d u l l a hlaquoraquoTschuumlszliglaquo sagt Abdullah und flitzt davon Kurz dreht er sich noch einmal umraquoIch hab morgen Zeitlaquo ruft erraquoIch auchlaquo fluumlstert Emma

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Im Benjamin-Franklin-Village in Mannheim befindet sich eine bdquoBedarfsorientierte Erstaufnahmeeinrichtungldquo ndash die erste in Baden-Wuumlrttemberg mit einer eigenen Willkommensschule Anders als in einer Regelschule wird hier der Unterricht von ehrenamtlichen Lehrkraumlften durchgefuumlhrt Durchschnittlich vier Monate bleiben die gefluumlchteten Kinder und ihre Familien auf dem Gelaumlnde Barbara Hackbarth Trainerin und Netz-werkkoordinatorin beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo leitet eine Forscher-AG an der Willkommensschule in der sie alle 14 Tage mit gefluumlchteten Kindern zu naturwissenschaftlichen und technischen Themen forscht

GUT GEMACHT

WILLKOMMEN KLEINE FORSCHER

Wasser ist immer ein spannendes Forschungsobjekt

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Ins Gespraumlch kommenUumlber das Forschen kommt sie leicht ins Gespraumlch mit den Kindern auch wenn die Kommunikation meist mit Haumlnden und Fuumlszligen statt-findet Die Maumldchen und Jungen stammen aus vielen unterschied-lichen Laumlndern sprechen kein Deutsch und nur wenig Englisch Bildkarten helfen den Kindern rasch die Bezeichnungen fuumlr die Forschermaterialien zu lernen ndash nach der ersten Forscherstunde kennen die Kinder die englischen und deutschen Bezeichnungen fuumlr Wasser und Messbecher Pipette und Reagenzglas

Wertschaumltzung statt LeistungsdruckZurzeit besuchen rund 30 Kinder zwischen 5 und 15 Jahren den Unterricht in der Columbus-Schule Nachmittags bieten Freiwillige verschiedene AGs an Eine davon ist die Forscher-AG bdquoIch wollte mich schon lange in der Fluumlchtlingshilfe engagierenldquo sagt Barbara Hackbarth die als Netzwerkkoordinatorin fuumlr das bdquoHaus der kleinen Forscherldquo beim Suumldwestmetall-Netzwerk Rhein-Neckar arbeitet 15 Kinder besuchen regelmaumlszligig die Forscher-AG Nach den zwei Stunden sind alle ganz schoumln erledigt bdquoAber diese zwei Stun-den sind eine wunderbare Bereicherung fuumlr michldquo sagt Barbara Hackbarth Genauso wie fuumlr die Kinder bdquoSie erfahren hier Bestaumlr-kung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ih-nen dabei hier entspannt anzukommenldquoDie Maumldchen und Jungen freuen sich wenn sich jemand Zeit fuumlr sie nimmt und sich mit ihnen beschaumlftigt

bdquoEierlaufenldquo ndash mal andersWasser so Barbara Hackbarth sei ein wunderbares Element um es mit den Kindern gemeinsam zu erforschen bdquoWir haben Wasser-tropfen untersucht und herausgefunden dass Wasser andere Stoffe aufloumlsen und vermischen kann Auch im Winter bietet es sich an mit Wasser zu forschen ndash in gefrorener Form ist es so faszinierend dass die Kinder es stundenlang untersuchen und immer wieder etwas Neues entdecken Zwischendurch baue ich immer Bewegungsspiele einldquo sagt die Netzwerkkoordinatorin Zum Beispiel spielt sie mit den Kindern bdquoEierlaufenldquo ndash nur mit

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GU T ZU W IS S E N

Wasser statt mit Eiern Die Maumldchen und Jungen werden in zwei Gruppen unterteilt Jede Gruppe hat unterschiedliche Dinge zur Verfuumlgung um das Wasser zu transportieren Glaumlser Untertassen Siebe Kellen und was sich sonst noch so findet Dann geht es darum welche Gruppe zuerst das Wasser von dem einen Eimer in den auf der gegenuumlberliegenden Seite transportieren kann

Kleine Schritte zu BeginnDie Forscher-AG ist mit den gefluumlchteten Kindern etwas anders strukturiert als sonst bdquoNormalerweise biete ich immer drei oder vier Forscherideen auf einmal an und lasse die Maumldchen und Jun-gen dann entdecken Aber diese Art des Forschens uumlberfordert die Kinder hierldquo sagt die studierte Sozialpaumldagogin Zudem setzt sie die Kinderkarten vom bdquoHaus der kleinen Forscherldquo ein So koumlnnen sich die Kinder zusaumltzlich an den Bildern orientieren und sich in-spirieren lassen Einmal habe sie mit einigen Kindern am Tisch einen Luftbal-lontransporter gebaut als sie einen Jungen bemerkte der auf dem Boden saszlig Er hatte mit Hilfe einer der Entdeckungskarten einen Faumlcher nachgebaut saszlig in Ruhe da und wedelte sich Luft zu bdquoEr hat nichts gesagt nichts gefragt Ich habe ihm nichts erklaumlrt Er hat einfach die abgebildete Forscheridee nachgebaut und den Luftzug auf sich wirken lassen Das war tollldquo

Der bdquoBildungspassldquoDen bdquoBildungspassldquo der Columbus- Schule haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Mannheim entwickelt Jedes Kind bekommt einen solchen Pass in dem seine Lehrer eintragen koumlnnen welche Themen sie behandelt haben Das koumlnnen Zah- len sein das Einmaleins oder auch geschichtliche Themen Der Pass dient dazu die Lehrerinnen und Lehrer in den aufnehmenden Kommunen uumlber den Bildungsstand des Kindes zu informieren Vor allem aber soll er die Kinder motivieren

Die WillkommensschuleDie Schulpflicht beginnt in Baden-Wuumlrt-temberg fuumlr Kinder deren Eltern einen Asylantrag stellen sechs Monate nach ihrer Ankunft Allerdings nicht schon in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes sondern erst in der Kommune die die Familien und Kinder letztlich aufnimmt Dort werden die Kinder und Jugendlichen zunaumlchst in sogenannten Vorbereitungs- und VABO-Klassen (VABO steht fuumlr Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf fuumlr Jugendliche ohne Deutschkenntnisse) in die Regelschule integriert Die Willkommensschule in Mannheim will die Luumlcke zwischen Ankunft und Schulbeginn in der Kom- mune schlieszligen

Beim Forschen wird auch die Feinmotorik geschult

bdquoSie erfahren hier Bestaumlrkung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ihnen dabei hier entspannt anzukommenldquo

Einen Bericht uumlber die Willkommens-schule finden Sie auch auf unserer Website Service-Portal Integration

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Welche Themen sind Ihnen besonders wich-tig wenn es um die Integration von Kindern in Kita Hort und Grundschule geht Beim Kita- und Schulbesuch muumlssen zu-naumlchst Zugangshuumlrden abgebaut werden Zugewanderte Eltern melden ihre Kinder deutlich seltener in einer Kita an Ihre Kin-der erhalten daher oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie fuumlr ihre sprachliche kognitive koumlrperliche psychische und soziale Ent-wicklung benoumltigen Zwar haben zugewan-derte Familien den gleichen Anspruch auf einen Kita-Platz wie einheimische doch viele sind uumlber Betreuungsangebote schlecht informiert oder es faumlllt ihnen schwer die passende Betreuung zu finden Schulpflichtige Kinder die nach Deutsch-land gefluumlchtet sind muumlssen meist deut-lich laumlnger auf einen Schulplatz warten als die europarechtlich vorgesehenen drei Mo-nate Das verlaumlngert den ohnehin schon groszligen bdquoLeerlaufldquo unnoumltig

Wo liegen aus Ihrer Sicht die Chancen und Herausforderungen im Hinblick auf eine gelungene Integration Hier geht es weniger um Chancen als um Notwendigkeiten Bundesweit hat mittler-weile mehr als jedes dritte Kind einen Migrationshintergrund Eine gelungene

GU T ZU W IS S E N

BILDUNGSPOLITISCHE S INTERVIE W

bdquoBILDUNGSEINRICHTUNGEN KOumlNNEN ALS INTEGRATIONSMOTOR WIRKENldquo

Dr Cornelia Schu ist Geschaumlftsfuumlhrerin des Sachverstaumlndigenrats deutscher Stiftun-gen fuumlr Integration und Migration Eine breite integrationspolitische Expertise hat die promovierte Germanistin als Leiterin des Themenschwerpunkts Integration bei der Stiftung Mercator gewonnen Im Interview beschreibt sie wie der Weg in die Kita fuumlr viele neu zugewanderte Familien einem Huumlrdenlauf gleicht und kritisiert deutlich die Maumlngel in der Ausbildung von Paumldagoginnen und Paumldagogen

Bildungsintegration ist somit unerlaumlsslich um auch fuumlr das weitere Leben der Kinder und Jugendlichen gute Teilhabechancen zu eroumlffnen Die groumlszligte Herausforderung be-steht darin allen Kindern moumlglichst fruumlh Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Kindertagesbetreuung zu sichern Aus un-serer Forschung wissen wir dass der Weg in die Kita besonders fuumlr neu Zugewander-te oft einem Huumlrdenlauf gleicht Vor allem die Versorgungsluumlcke fuumlr unter dreijaumlhrige Kinder muss schnell geschlossen werden Ungleiche Bildungschancen verschaumlrfen

sich zudem an den Schulen wo zugewan-derte Kinder zu oft unter sich bleiben In Groszligstaumldten lernen 70 Prozent von ihnen in Grundschulen in denen mehr als die Haumllfte der Kinder einen Migrationshinter-grund haben Hinzu kommt dass das Lehr-personal oft nur unzureichend auf den Umgang mit sprachlicher und kultureller Vielfalt vorbereitet ist Somit erhalten zu-

gewanderte Kinder oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie benoumltigen um ihre Potenziale zu entfalten

Welche Bedeutung nehmen Kita Hort und Grundschule bei der Integration gefluumlchte-ter Kinder ein Wie koumlnnen die Bildungs-einrichtungen die an sie gestellten Erwar-tungen erfuumlllenFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehen Bildungs-einrichtungen koumlnnen somit als Integrati-onsmotoren wirken Auszligerdem bieten sie den Kindern eine angstfreie Umgebung die nicht vom Fluchtkontext gepraumlgt ist Die Grundsteine die hier heute gelegt werden bilden das Fundament fuumlr die Integrations-erfolge von morgen Kitas und Schulen duumlr-fen aber mit diesem Erwartungsdruck nicht alleingelassen werden Neben Personal-zuschlaumlgen und zusaumltzlichen materiellen Zuwendungen bedarf es vor allem neuer Lehrmaterialien die auf die vielfaumlltigen Beduumlrfnisse gefluumlchteter Kinder eingehen Doch auch die Bildungseinrichtungen selbst muumlssen sich auf den Weg machen und etwa dafuumlr sorgen dass Kinder ihre

bdquoAlle angehenden paumldagogischen Fach- und Lehrkraumlfte so llten zukuumlnftig Basis-kompetenzen in Sprachbildung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller V ielfalt erwerbenldquo

GEMEINS AME LE SEEMPFEHLUNGENDER STIF TUNG bdquoHAUS DER KLEINEN FORSCHERldquo UND DER STIF TUNG LE SEN

Lane SmithDie Faumlhrte der Kinderab ca 4 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder40 Seiten Preis 1499 euro

bdquoEin Kind machte sich auf die Suche Unterwegs begeg-nete ihm die ganze Welt hellipldquo Wonach das Kind sucht wird in diesem poetischen Bilderbuch nicht naumlher benannt Die Nase neugierig nach vorn gestreckt durchwandert es verschiedene Lebensraumlume Von hohen Bergen uumlber das eisige Zuhause der Pinguine und die Tiefen des Meeres erleuchtet von farbigen Quallen bis hin zu kargen Steppen und tiefgruumlnen Dschungeln Die ungewoumlhnliche Bilderbuchreise lebt von den auszligergewoumlhnlichen Illustrationen die das Thema Vielfalt widerspiegeln und ahnen lassen wie die Welt ohne Menschen aussehen wuumlrde

Emma Levey Klara Gluck und ihre Kinderab ca 4 Jahren Verlag orell fuumlssli32 Seiten Preis 1395 euro

Der erste Band des Klara-Gluck-Abenteuers hat dem Leser die bunteste Familie vor Augen gefuumlhrt die die

Huumlhnermama sich nur wuumlnschen konnte Aus allen Eiern die sie auf ihren Reisen gesammelt hat sind die unterschiedlichsten Tiere geschluumlpft Die wollen nun alle versorgt und begluckt werden Familie ist was man draus macht Dieses Motto lebt das liebenswerte Bilderbuchhuhn so nachvollziehbar komisch und wahrhaftig vor dass nicht nur Kinder ihren Spaszlig daran haben werden Mehr Vielfalt als in der gluckigen Patchworkfamilie geht nicht und mehr vergnuumlgliches Chaos ebenso wenig

Anne C VoorhoeveWir 7 vom Reuterkiezab ca 10 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder265 Seiten Preis 1299 euro

bdquoNeukoumllln fuumlr starke Nervenldquo lautet das Thema einer Stadtteilfuumlhrung die die Freunde Pia Jonas Nesrin Kasim Finn-Ole Mustafa und Rifat fuumlr Touristen anbieten ndash ein Geschaumlftsmodell das die Clique fordert denn es bedarf einer gruumlndlichen Vorbereitung Verlust des Zuhauses durch Gentrifi zierung multi-

kulturelle Gesellschaft Patchworkfamilien In diesem unterhaltsamen Groszligstadt-roman gelingt es der Autorin vielfaumlltige Themen mit Witz Spannung und einer positiven Grundhaltung aufzubereiten

Deutschkenntnisse nicht nur in einzelnen Foumlrderstunden verbessern sondern uumlber den gesamten Tag hinweg

Wie schaumltzen Sie die Situation der paumldago-gischen Fach- und Lehrkraumlfte ein und wie koumlnnte man sie bei ihrer wichtigen Integra-tionsarbeit noch besser unterstuumltzenAn Paumldagogen werden hohe Erwartungen gestellt und viele fuumlhlen sich damit allein-gelassen Sie sollen die gestiegene Zahl junger Fluumlchtlinge und ein Vielfaches an Foumlrderbeduumlrftigen individuell unterstuumltzen doch nur ein Bruchteil der Paumldagogen fuumlhlt sich auf diese Aufgabe gut vorbereitet ndash oft weil es deutliche Maumlngel in der Ausbildung gibt Der Arbeitsalltag in sprachlich und kulturell vielfaumlltigen Klassen spielt in der Aus- und Fortbildung weiterhin nur eine Nebenrolle Dies muss sich schnellstmoumlg-lich aumlndern sonst laufen wir Gefahr die Integrationsversaumlumnisse der Vergangen-heit zu wiederholen Alle angehenden pauml-dagogischen Fach- und Lehrkraumlfte sollten zukuumlnftig Basiskompetenzen in Sprachbil-dung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller Vielfalt erwerben Dies erfordert konkrete Landesvorgaben und eine Aus- und Fortbildung die sich staumlrker am Bedarf der Praxis orientiert

Wenn Sie an Ihre Kindheit zuruumlckdenken Welchen eigenen Forscherfragen sind Sie nachgegangenIch war als Kind mehr eine Leseratte als eine bdquoForscherinldquo ndash kein Wunder dass ich spaumlter die Literaturwissenschaft als meine Forschungsdisziplin gewaumlhlt habe Aber als in der Eifel aufwachsendes Kind von Erd-kunde-Lehrern hat mich auch der Vulkanis-mus sehr fasziniert und ich wollte alles daruumlber wissen wie Maare entstehen und warum die Erde manchmal Feuer spuckt

bdquoFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehenldquo

Weitere Lese- und Medienempfehlungen zu MINT und vielen anderen Themen finden Sie auf stiftunglesende

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Naturwissenschaften und Technik

fuumlr Maumldchen und Jungen

HerausgeberStiftung Haus der kleinen ForscherClaudia Striffl er (ViSdP)Rungestr 1810179 Berlin Tel 03027 59 59-0Fax 03027 59 59-209E-Mail infohaus-der-kleinen-forscherde

ProjektleitungClaudia PetersenE-Mail claudiapetersenhaus-der-kleinen-forscherde

Verantwortliche RedakteurinJenny MoumlllerE-Mail jennymoellerhaus-der-kleinen-forscherde

RedaktionJonas BrandhorstMareike BreuerMareike MittelbachJenny MoumlllerJasemin SevenKatrin WeberTanja Zagel

Partner der Stiftung sind die Helmholtz-Gemeinschaft die Siemens Stiftung die Dietmar Hopp Stiftung und die Deutsche Telekom Stiftung Gefoumlrdert wird sie vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung

BildnachweisTitel Rawpixelcomfotolia S 1 Bettina VolkeStiftung Haus der kleinen Forscher S 4 hl-studiosthinkstock SIHK zu Hagen S 5 Michael SchmidtStiftung Haus der kleinen Forscher privat S 7 Jens JeskeStiftung Haus der kleinen Forscher S 8 Luminastocksy S12 Kindergarten Schloss Einstein S 13 LightFieldStudiosthinkstock S14-15 Ulrike Keil Stiftung Haus der kleinen Forscher S 17 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher S18-19 Kinderhaus Cheliusstraszlige S 21 privat Courant Forschungszentrum Textstrukturen Universitaumlt Goumlttingen S 24 Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 25 pyotr021thinkstock Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 26 Phil Dera S 28 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher

BezugsbedingungenDie Kitas Horte und Grundschulen die in einem lokalen Netzwerk der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv sind erhalten das Magazin 4 x jaumlhrlich kostenlos Das Magazin steht in vollem Umfang auf der Website der Stiftung wwwhaus-der-kleinen-forscherde kostenlos zum Down-load zur Verfuumlgung

Erscheinungvierteljaumlhrlich

GestaltungDiscodoener middot Stuttgart

SatzDiscodoener middot Stuttgart

Lektorat Lutz Happel

DruckBonifatius GmbHDruck ndash Buch ndash Verlag

Alle Rechte vorbehalten Nachdruck Aufnahme in elektronische Datenbanken Mailboxen sowie sonstige Vervielfaumlltigungen nur mit ausdruumlcklicher Genehmigung der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Fuumlr unverlangt eingesendetes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung uumlbernommen Die Autoren und Redakteure von bdquoForscht mitldquo recherchieren und pruumlfen jeden Artikel sorgfaumlltig auf seine inhaltliche Richtigkeit Dennoch kann es immer mal passieren dass sich Fehler in die Texte oder Bilder schleichen Wir uumlbernehmen daher keine Garantie fuumlr die Angaben

Gedruckt auf 100 PEFC-zertifi ziertem Papier

GU T ZU W IS S E N

VORSCHAU AUF DIE NAumlCHSTE AUSGABE

TITELTHEMAVON BITS UND BYTES

Vom Smartphone uumlber den Laptop bis hin zum MP3-Player ndash Kinder wachsen heute in einer Welt auf die stark digital gepraumlgt ist und sich rasend schnell weiterentwickelt Sie moumlchten sie erforschen und mitgestalten Wie funktioniert ein Roboter Was passiert wenn ich den Computer anschalte und wie kann ich Bot-schaften verschluumlsseln In der naumlchsten Ausgabe der bdquoForscht mitldquo dreht sich alles um das Thema Informatik und digitale Bildung

Es erwarten Sie viele spannende Forscherideen und Praxis- beispiele Wir zeigen wie digitale Bildung spielerisch im Alltag in Kita Hort und Grundschule integriert werden kann

Die naumlchste Ausgabe erscheint Ende November 2017

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bdquoTag der kleinen Forscherldquo 2017ZEIGST DU MIR DEINE WELT

Mehr Bilder und

Berichte unter wwwtag-der-

kleinen-forscherde

bdquoZeigst du mir deine Weltldquo lautete das Motto zum diesjaumlhrigen bdquoTag der kleinen ForscherldquoDie Sti ung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo rief zum bundesweiten Mitmachtag Kitas Horte und Grundschulen auf gemeinsam zu forschen und die Vielfalt im Alltag zu entdecken Diesem Aufruf folgten etliche Einrichtungen und feierten tolle Forscherfeste

Wie war Ihr bdquoTag der kleinen Forscherldquo Wir freuen uns auf Ihre Erlebnisse pressehaus-der-kleinen-forscherde

2018DER BUNDESWEITE KITA-WETTBEWERB ZUR AUSZEICHNUNG VON HERAUSRAGENDEN PROJEKTEN IM MINT-BEREICH

Weitere Informationen und Bewerbung unter wwwforschergeist-wettbewerbde

Ob Kuumlrbis Kugel Kohle oder Holz ndash viele Dinge machen Kinder neugierig und fuumlhren dazu dass sie Fragen stellen Fuumlr den bundesweiten Kita-Wettbewerb bdquoForschergeist 2018rdquo suchen die Deutsche Telekom Stiftung und die Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherrdquo Projekte die diese Neugier befeuert und den Forschergeist in Kindern geweckt haben gemeinsames Staunen uumlber Naturphaumlnomene spannende mathematische informatische oder technische Fragen aus dem Kita-Alltag ndash teilen Sie die Entdeckungen aus Ihrer Kita Der Wettbewerb will Ihr Engagement in diesem Bereich wuumlrdigen den Forschergeist er-halten und noch mehr Kinder und paumldagogische Fachkraumlfte fuumlr das Forschen und Entdecken begeistern Der bdquoForschergeist 2018rdquo zeichnet die besten Projekte auf Landes- und Bundesebene mit einem Preisgeld aus

Bewerbungsstart

06 September2017

Page 16: hnik DAS MAGAZIN DER STIFTUNG „HAUS DER KLEINEN … · l 1 l LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, in den vergangenen Jahren haben viele Flüchtlinge Deutschland erreicht, darunter auch

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TIERSTIMMEN DER WELTProf Derek Abbott Director of the Centre for Biomedical Engineering an der Universitaumlt Adelaide hat zusammengetragen wie Menschen uumlberall auf der Welt unterschiedliche Tiergeraumlusche benennen

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Ein Hund bellt eine Katze miaut und ein Hahn

kraumlht Aber ist das uumlberall auf der Welt so

Oder sprechen Tiere in anderen Laumlndern andere

Sprachen Das tun die Tiere zwar nicht

aber wir Menschen houmlren Tiersprachen mit-

unter sehr verschieden In Deutschland

macht der Hund bdquowau wauldquo in Groszligbritannien

bdquobow wowldquo und in der Tuumlrkei bdquohav havldquo

Und wie sieht es mit den anderen Tieren auf

der Weltkarte aus Wissen die Maumldchen

und Jungen welche Laute die Tiere in Deutsch-

land machen und wie diese in anderen

Laumlndern klingen

Prof Derek Abbott Director of the Centre for Biomedical Engineering an der Universitaumlt Adelaide hat zusammengetragen wie Menschen uumlberall auf der Welt unterschiedliche Tiergeraumlusche benennen

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Haben Sie ein BeispielWenn das Kind sagt bdquoDa Autoldquo und der Vater den Satz richtig wiederholt bdquoJa da ist ein Autoldquo sind das ganz wichtige intuitive Lehrstrategien Wenn ich das als Vater oder Mutter aber in einer Sprache versuche die ich selbst nicht beherrsche werde ich deut-lich weniger korrigieren und kommentieren und manchmal regel-recht verstummen weil mir der richtige Ausdruck oder die richtige Form fehlt Ich kann damit auch nicht mehr frei auf die Impulse und Gefuumlhle des Kindes reagieren sondern bin eingeschraumlnkt Das kann auch die emotionale Beziehung zum Kind schwaumlchen Eltern muumlssen mit ihren Kindern in der bdquoSprache ihres Herzensldquo kommunizieren koumlnnen um ihre einzigartige und vertrauensvolle Beziehung nicht zu stoumlren

Lernen Kita-Kinder eine neue Sprache anders als Grundschul-kinder Generell gilt Je juumlnger die Kinder desto schneller und leichter lernen sie eine Sprache Bis zum dritten Lebensjahr werden zwei Sprachen parallel etwa so gut und schnell erworben wie bei einem einsprachig aufwachsenden Kind Danach haumlngt es davon ab wann die zweite Sprache dazukommt und wie Qualitaumlt und Quan-titaumlt des Sprachangebots beschaff en sind Wenn ein Kind vor dem zehnten Lebensjahr eine Sprache lernt kann es sich auch dem

INTERVIE W

bdquoELTERN SOLLTEN IN DER SPRACHE IHRES HERZENS KOMMUNIZIERENldquo

Wie lernen Kinder eine Sprache Welche Unterschiede muumlssen paumldagogische Fach- und Lehrkraumlfte im Hinblick auf das Alter des Kindes beachten Die Kommunikationsfor-scherin Prof Dr Ute Ritterfeld gibt Tipps zur Unterstuumltzung von Kindern beim Zweit- und Fremdspracherwerb

Eine Ihrer 13 goldenen Regeln sowohl fuumlr Kita- als auch fuumlr Grundschulkinder lautet bdquoKeine Sprachverboteldquo Was meinen Sie damitWir wollen verhindern dass die paumldagogischen Fach- und Lehr-kraumlfte gefl uumlchteten Eltern empfehlen zu Hause um jeden Preis Deutsch zu sprechen Das hat mehrere Gruumlnde Zum einen kann das menschliche Gehirn ganz hervorragend zwei Sprachen be-waumlltigen Zum anderen reicht der Input durch Kindergarten Schule Medien und Freunde in der Regel aus um Deutsch zu lernen Man sollte den Eltern nicht raten zu Hause in einer Sprache mit dem Kind zu sprechen die sie selbst noch nicht richtig be-herrschen Denn Kinder lernen eine Sprache auch indem Eltern sie korrigieren und Informationen hinzufuumlgen

Die ExpertinProf Dr Ute Ritterfeld ist seit 2010 Leiterin des Fachgebiets bdquoSprache und Kommunikationldquo an der Technischen Universitaumlt Dortmund Zwei ihrer Forschungsschwerpunkte sind fruumlher Spracherwerb und Mehrsprachigkeit

Die bdquo13 goldenen Regeln zur Sprach-foumlrderung mit heimatvertriebenen Kindern ohne Deutschkenntnisse in unseren Kitas und Grundschulenldquo von Prof Dr Ute Ritterfeld und Prof Dr Sandra Niebuhr-Siebert fi nden Sie im Internet unter sktu-dortmundde im Bereich bdquoMaterialienldquo Dort gibt es auch weitere Informationen und Hand-reichungen sowie eigens produzierte zweisprachige Houmlrspiele zum Download

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Klang und dem Rhythmus problemlos anpassen wenn es zuvor eine andere Sprache gesprochen hat Es entwickelt dann keinen Akzent Ungefaumlhr ab zehn Jahren setzt bei vielen Kindern die Her-kunftssprache dem Deutschen einen houmlrbaren Stempel auf Man houmlrt dann einen Akzent Dieser bleibt oft auch dann noch erhalten wenn der Wortschatz hervorragend entwickelt ist und die Gram-matik fehlerfrei beherrscht wird Wir sprechen dann auch nicht mehr von Zweitsprach- sondern von Fremdspracherwerb

Welche Ruumlckschluumlsse fuumlr den paumldagogischen Alltag ergeben sich darausIm Vorschulalter verfuumlgen die Kinder in der Regel noch uumlber gute Strategien quasi nebenbei eine Sprache zu lernen Das Sprach-lernziel muss deswegen nicht im Mittelpunkt stehen Kinder eig-nen sich eine neue Sprache vorwiegend spielerisch an weil sie sich mit anderen austauschen wollen Welches Mittel zur Kommunikation die Kinder auch waumlhlen schaumltzen Sie es wert Die Kommunikation steht im Vordergrund nicht das Lernen der Sprache So legen Sie behutsam eine Basis die die Kinder dann nach und nach mit Sprache fuumlllen werden Bei Grundschulkindern ist das schon ein wenig anders Die Kinder

wissen genau dass man von ihnen erwartet Deutsch zu lernen und mit dieser Sprache dem Schulunterricht zu folgen Ihr Sprach- erwerb ist damit gesteuerter und nicht so unbewusst wie im Kita-Alter Die Kinder lernen also sowohl nebenbei als auch ganz bewusst Als Lehrerinnen oder Lehrer passen Sie die Komplexitaumlt Ihres eigenen Sprachgebrauchs dann meist ganz automatisch an das Niveau der Kinder an Das ist ein wichtiger und richtiger Schritt Sie sollten zudem versuchen den Kindern moumlglichst viele Hilfen anzubieten mit denen die Aufgabenstellungen auch non-verbal so eindeutig wie moumlglich werden Das gelingt anhand von konkreten Objekten Gesten Bildern oder Videos Zeigen Sie auf die Dinge uumlber die Sie sprechen Und vor allem Haben Sie selbst Spaszlig an diesen Sprachlehr-Lern-Abenteuern mit Kindern aus ei-nem anderen Kulturkreis Denn Kinder koumlnnen problemlos zwei oder gar mehr Sprachen parallel lernen und benutzen

Kinder lernen Sprachen am besten spielerisch

Das Interview mit Prof Dr Ute Ritterfeld ist auch online zu finden im Service-Portal Integration

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Wo genau liegt eigentlich Kolumbien Welche Tiere leben dort und welche Sprache sprechen die Menschen Ein Praktikant aus Suumldamerika brachte die Kinder vom Kinderhaus Chelius-straszlige in Mannheim auf die Idee zu unterschiedlichen Kul-turen und Lebensweisen zu forschen und sich nebenbei mit Nachhaltigkeitsfragen zu beschaumlftigen Das Projekt wurde im Wettbewerb bdquoForschergeist 2014ldquo der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo als Landessieger nominiert

FORSCHERGEIST-PRO JEK T

KOLUMBIEN UND SEIN REGENWALD

Kinderhaus Cheliusstraszlige ANSPRECHPARTNERIN

Gabriele Kessler (Kita-Leiterin)

ORT

Mannheim Baden-Wuumlrttemberg

KINDER

100 Kinder 0 ndash 6 Jahre

HAUS DER KLEINEN FORSCHER

Seit 2010 beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv 2016 zum dritten Mal zertifi ziert

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Forschergeist-Projekt des Monats

Der bdquoForschergeistldquo ist ein bundesweiter Kita-Wettbewerb der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Gesucht und praumlmiert werden herausragende Projekte die Maumldchen und Jungen fuumlr die Welt der Mathematik Infor- matik Naturwissenschaften oder Technik begeistert haben

Weitere spannende Informationen und Details zum bdquoForschergeistldquo-Wettbewerb erhalten Sie unter forschergeist-wett- bewerbde

er neue Praktikant war fuumlr die Maumldchen und Jungen des Kinderhauses Cheliusstraszlige sehr spannend Sein Deutsch war noch recht gebrochen so dass sie manchmal Schwie-

rigkeiten hatten ihn zu verstehen Dafuumlr konnte er eine fremde Sprache sprechen ndash Spanisch Die Kinder begannen Fragen zu seiner Sprache und seinem Heimatland Kolumbien zu stellen In den Gespraumlchen stellte sich heraus dass Kolumbien ganz schoumln weit weg ist und in den Regenwaumlldern leben dort jede Menge interessanter Pflanzen und Tiere Als die Kinder im nahe gelegenen Tropenhaus auf Schlangen Piranhas und Krokodile trafen und houmlrten dass diese in Kolumbien in Freiheit leben wurde die Neu-gier so groszlig dass ein Projekt daraus entstand Dreimal pro Woche bdquoreistenldquo die Maumldchen und Jungen fuumlr eine Stunde in den suumld- amerikanischen Regenwald lernten Tiere und Pflanzen kennen erforschten den Wasserkreislauf kochten kolumbianische Gerich-te sprachen uumlber indigene Voumllker und Umweltschutz und schoumlpf-ten eigenes Papier um Holz zu sparen Eine Handpuppe die Ameise bdquoHormigaldquo begleitete die Kin-der auf allen Reisen und erklaumlrte ihnen den Regenwald Die Maumld-chen und Jungen ahmten einzelne Tiere nach verglichen die Ei-genschaften verschiedener Holzarten pflanzten eine Ananas und meisterten einen Bewegungsparcours auf dem sie von Stein zu Stein uumlber einen Fluss mit Krokodilen sprangen und uumlber umge-fallene Baumstaumlmme balancierten Daruumlber hinaus machten sich die Kinder Gedanken was sie selbst tun koumlnnen um den Regen-wald vor Abholzung zu schuumltzen Sie baten alle darum im Wasch- raum sparsam mit Papierhandtuumlchern zu sein Altpapier getrennt zu sammeln und Brote nur duumlnn mit Nuss-Nougat-Creme zu bestreichen ndash denn in dem leckeren Brotaufstrich ist Palmoumll ent-halten fuumlr dessen Anbau der Regenwald weichen muss Nach jedem einzelnen Projektschritt gestalteten die Maumldchen und Jungen Plakate oder Wandzeitungen mit Fotos und Informa-tionen fuumlr die anderen Kinder und die Eltern Daruumlber hinaus malten sie ein groszliges Abbild des Regenwalds im Vergleich zu

D einem Hochhaus in den Flur des Kinderhauses Fuumlr die paumldago-gischen Fachkraumlfte war es faszinierend zu sehen wie dieses Pro-jekt nach und nach die gesamte Kita durchzog Immer wieder houmlrten sie in Gespraumlchen dass das Thema auch bei Kindern die nicht teilnahmen praumlsent war und fuumlr Interesse sorgte Zum Abschluss veranstalteten die Maumldchen und Jungen einen Elternnachmittag bei dem sie Bilder von einzelnen Projekt- schritten zeigten Lieder sangen einen Tanz auffuumlhrten die fuumlr sie interessantesten Versuche praumlsentierten und einen kolum- bianischen Imbiss zubereiteten Die Kinder konnten bei dem Projekt ihre interkulturellen Kom-petenzen weiterentwickeln Durch die vertiefte Beschaumlftigung mit dem Lebensraum Regenwald erarbeiteten sie sich biologisches Wissen und legten auszligerdem besonderes Augenmerk auf Um- weltschutz und Fragen der Nachhaltigkeit Sie lernten dabei aus ihrem Wissen Konsequenzen fuumlr ihre Handlungen zu ziehen

Im Bewegungsparcours uumlbten die Kinde durch Dickicht zu kriechen und Fluumlsse zu uumlberqueren

Im Dschungel leben jede Menge spannender Tiere und Pflanzen

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Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-

aufsichtigt an Gewaumlssern spielen

Nehmen Sie sich die Zeit um mit

Ihnen sicheres Verhalten am Wasser zu

uumlben Geben Sie den Kindern Hinweise

fuumlr das Einfangen und Beobachten von

Wassertieren bevor es losgeht und

versuchen Sie moumlglichst keine

bdquoSpurenldquo zu hinterlassen

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ORTE ZUM FORSCHEN

FORSCHEN AM TUumlMPELOb Teich oder Tuumlmpel ndash Gewaumlsser laden nicht nur zum Planschen ein sie sind auch spannende Forscherorte

an denen Maumldchen und Jungen allerhand erkunden koumlnnen Besonders im Sommer lohnt sich fuumlr entdeckungsfreudige Forschergeister ein Spaziergang in die Natur um Tiere und Pflanzen zu beobachten

VIELFALT AN TEICH UND TUumlMPELIn Teichen und Tuumlmpeln ist das Wasser meist nicht tief so dass das Sonnenlicht bis zum Boden dringt und die Pfl anzen uumlppig wachsen Die fl achen Gewaumlsser sind reich an Naumlhrstoff en und bieten vie-len Tieren ideale Lebensbedingungen Welche Tiere und Pfl anzen koumlnnen die Kinder entdecken Koumlnnen sie die ver-schiedenen Arten benennen Bitten Sie die Kinder behutsam zu sein um scheue Tiere nicht zu verjagen

WAS FUumlR TIERE SIND DASKoumlnnen die Kinder die Tiere benennen die sie sehen In Teichen und Tuumlmpeln leben nicht nur Froumlsche Libellen und Fische Am Ufer hausen die Larven vom Gelbrandkaumlfer Wasserskorpion und Ruumlckenschwimmer In den Pfl anzen verstecken sich Libellen und Koumlcherfl iegen Im Wasser tummeln sich um Aumlste und Steine herum Schnecken Plattwuumlrmer und Wasserasseln Welche Tiere koumlnnen die Kinder noch entdecken Wie bewegen sich die Tiere fort und wo genau fi nden die Maumldchen und Jungen sie

PAPIERBOOTE BAUENNur ein Blatt Papier ndash mehr braucht es nicht um ein Papierboot zu bauen Doch schwimmt es auch Welches schwimmt am besten Und wie schwimmt es von hier nach dort Braucht es Wind oder Stroumlmung reicht es zu pusten oder muumlssen die Kinder es an-schubsen Uumlberlegen Sie gemeinsam wie Papierboote am schnellsten schwimmen und veranstalten Sie einen Wettbewerb

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Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-Achtung

aufsichtigt an Gewaumlssern spielen

Nehmen Sie sich die Zeit um mit

Ihnen sicheres Verhalten am Wasser zu

uumlben Geben Sie den Kindern Hinweise

fuumlr das Einfangen und Beobachten von

Wassertieren bevor es losgeht und

versuchen Sie moumlglichst keine

bdquoSpurenldquo zu hinterlassen

ann muumlssten wir uns mit Zeichen ver-staumlndigen Fuumlr jedes Wort muumlssten wir uns ein Zeichen uumlberlegen aumlhn-

lich wie die Gebaumlrdensprache Fuumlr Men-schen die eh schon Gebaumlrdensprache sprechen waumlre es praktisch da sie dann alles verstehen wuumlrden Dann waumlre es na-tuumlrlich schlecht wenn man blind ist da blinde Menschen die Zeichen nicht sehen koumlnnen Fuumlr sie muumlssten wir uns dann et-was aus Lauten wie bdquoMmmhldquo oder aus Ge-raumluschen ausdenken

hne Sprache waumlren wir nicht das was wir sind Sprache ist eine besonders wichtige Eigenschaft des Menschen

mit einem groszligen praktischen Nutzen Sprache unterscheidet uns von allen ande-ren Lebewesen Ohne die vielen Sprachen der Welt koumlnnten sich Menschen nicht so schnell und effi zient uumlber so viele Dinge verstaumlndigen ihren Gefuumlhlen Ausdruck ver-

leihen und ihr Zusammenleben im Alltag regeln Ohne Sprache koumlnnten wir unser Wissen uumlber die Welt nicht festhalten und an andere weitergeben wir koumlnnten dieses Wissen nicht hinterfragen und verbessern wir koumlnnten nicht so viel lernen und wir koumlnnten andere nicht mit unseren Geschichten zum Lachen oder Weinen bringen

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

DUR CH DIE FORSCHERBRILLE

WAS WAumlRE WENN WIR KEINE SPRACHE HAumlTTEN

Oskar 7 Jahre weiszlig eine Antwor t

Prof Dr Steinbach Universitaumlt Goumlttingen Seminar fuumlr Deutsche Philologie

EIN TUumlMPELMUSEUMNicht nur die Tiere und Pfl anzen sind be-sonders Rund um Tuumlmpel und Teich koumln-nen die Kinder jede Menge Schaumltze ent-decken Entweder sammeln sie einfach was ihnen gefaumlllt oder sie erstellen eine Sammelliste Finden sie etwas Spitzes etwas Weiches etwas Hartes oder etwas von dem sie nicht wissen was es ist Finden sie fuumlnf Steine in unterschied-licher Farbe oder vier verschiedene Blatt-formen Lassen Sie die Kinder alles in einer Box zusammentragen ndash ihrer persoumln-lichen Schatzkiste ndash und bitten Sie sie sich gegenseitig die Fundstuumlcke vorzustellen

AUS DER NAumlHE BE TRACHTE TWenn die Maumldchen und Jungen dabei vor-sichtig sind duumlrfen sie einige Tiere fangen Dafuumlr eignen sich ein Haushaltssieb oder ein Kescher am besten ein viereckiger ndash damit koumlnnen die Kinder die Tiere am Bo-den des Teiches gut erreichen Danach geben sie sie sorgsam in ein mit Wasser gefuumllltes Gefaumlszlig ndash zum Beispiel eine Schuumls-sel oder einen Topf Was sehen die Kinder Besonders viel erkennen koumlnnen sie mit Becherlupen Achten Sie darauf moumlg-lichst keine geschuumltzten Arten zu fangen wie Froumlsche Kaulquappen Libellenlarven oder Wasserspinnen

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E mma sitzt auf der Treppe vorm Haus Gerade hat Viola angerufen sie hat heute doch keine Zeit zum SpielenKeiner hat heute Zeit zum Spielen

raquoDoofer Dienstaglaquo denkt EmmaEmma wuumlnscht sich eine Freundin Eine richtige Freundin Sie stuumltzt die Ellenbogen auf die Knie und legt das Gesicht in ihre Haumlnde Schritte schlurfen heran und bleiben stehen Genau vor Emma Sie kann spuumlren dass jemand sie anschaut Sie will aber jetzt nicht angeschaut werden Zur Strafe fuumlrs Anschauen guckt sie nicht hochraquoHast du waslaquo fragt eine Stimme Es ist eine fremde StimmeEine die die Worte seltsam betont und das raquohlaquo ganz rau klingen laumlsst Emma guckt doch Es ist der kleine Junge aus dem Haus am Ende der Straszlige Er hat schwarze Haare und dunkle dunkle AugenraquoHast du waslaquo wiederholt der Junge und starrt Emma mit seinen dunklen Augen anraquoNeelaquo sagt EmmaraquoWohnst du hierlaquo fragt der Junge weiterraquoJalaquo antwortet Emma bevor sie uumlberlegen kann ob sie sich von diesem Knirps ausfragen lassen willraquoWie heiszligt rsquon dulaquoraquoEmmalaquo Schweigen raquoUnd dulaquoraquoAbdullahlaquoraquoAhalaquo

Text Kathrin RohmannIllustrationen Antje Drescher

raquoUnd was machst du jetztlaquo Abdullah zieht mit der Fuszligspitze die Fugen zwischen den Pflastersteinen nachraquoNichtslaquo sagt EmmaraquoHast du keinen zum SpielenlaquoPeng Emma spuumlrt die Hitze in ihr Gesicht schieszligen Was denkt dieser Abdu-Dings-Bums sich Natuumlrlich hat sie jemanden zum Spielen Sonst jedenfalls Immer Nur gerade heute nichtraquoKlar habe ich jemanden zum Spielenlaquo blafft Emma Abdullah anraquoMeine richtige Freundin kommt gleichlaquoraquoWas ist eine richtige Freundinlaquo Abdullahs Augenbrauen schieben sich zusammenraquoEin richtige F r e u n d i n laquo Emma zieht das Wort sehr langraquoAlso eine richtige Freundin hat immer Zeit zum Spielen und total gute Ideen Mit der ist es nie langweilig und die ist nicht sauer oder beleidigt wenn man vielleicht ein schoumlneres T-Shirt anhatlaquoraquoAhalaquo sagt Abdullah und guckt auf Emmas pinkes Hello-Lilli- T-Shirt und dann an seinem grauen Space-Rider-T-Shirt herunterraquoIch find deins echt schoumln aber das macht nichtslaquo sagt er und laumlchelt raquoIch hol mal meinen BalllaquoraquoIch hab aber gar keine Zeitlaquo murmelt Emma Dennoch bleibt sie sitzen bis Abdullah zuruumlckkommt

raquoKannste Fuszligball spielenlaquo fragt Abdullah und kickt den Ballgegen die unterste Stufe der TrepperaquoKlar kann ich daslaquo antwortet Emma und rollt die AugenEigentlich will sie sagen dass Fuszligball bloumlder Kram ist und dass sie mit Knirpsen bestimmt nicht spielt und raquoSuper dann schieszligen wir immer an den Pfosten da und der andere muss den Ball kriegen und wieder gegen den Pfosten schieszligenlaquo Abdullah schieszligt Und noch bevor der Ball vom Pfosten der Einfahrt gegenuumlber wieder abgeprallt ist steht Emma schon neben ihmDer soll nicht denken dass sie das nicht kann Beim erstenSchuss trifft sie den Pfosten beim zweiten nicht beim drittennicht aber beim vierten wieder

K UR ZGE SCHICHTE

ABDULLAH UND DIE RICHTIGE FREUNDIN

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Noch mehr toll illustrierte Vorlesegeschichten gibt es in GECKO der werbe- freien Bilderbuch-Zeitschrift fuumlr Kinder ab vier Jahren bis ins Schulalter Die Geschichte bdquoAbdullah und die richtige Freundinldquo ist in der Kinderzeit-schrift Gecko Nr 25 erschienen Mit dem Heft fuumlr Juli August 2017 feiert GECKO uumlbrigens bereits die 60 Ausgabe GECKO gibt es im Abo oder als Einzelheft auf wwwgecko-kinderzeitschriftde und im Buchhandel Kindergaumlrten und Kitas erhalten zehn Prozent Bildungsrabatt auf das Abo

Abdullah trifft immer Er stoppt den Ball und schieszligt mit der Innenseite des Fuszliges Es sieht aus als wuumlrde er den Ballschieszlig-schieben Als Abdullah nicht guckt versucht Emma anstatt mit der Fuszligspitze auch einmal genauso zu schieszligenSie trifft den Pfosten perfekt

Beim naumlchsten Schuss kommt Theo bellend um die Hausecke gesaust und beiszligt in den BallraquoOhlaquo sagt Abdullah raquodeine richtige FreundinlaquoraquoNeelaquo Emma schuumlttelt den Kopf So sehr dass ihr alle Haareins Gesicht fallen damit Abdullah nicht sieht wie rot sie wirdraquoNeelaquo sagt sie raquodas ist mein Hundlaquo

raquoMamalaquo fragt Emma beim Abendessen und legt ihr Brot zuruumlckauf den Teller raquomuumlssen Freundinnen eigentlich genauso alt seinwie man selbstlaquo Mama uumlberlegt raquoNeinlaquo sagt sie raquoich bin 38 Marie ist 36 Franzi 33 und Regina 49 Und alle sind meine FreundinnenlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoHast du Freundinnen die woandersherkommen Ich meine die auch noch eine andere SprachesprechenlaquoraquoKlarlaquo sagt Mama raquoAideen aus Irland sie spricht Englisch undDeutsch Und Marisol vom Chor kommt aus Chile Sie sprichtSpanisch und DeutschlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoAber Jungen oder Maumlnner die koumlnnen nichtrichtige Freundinnen sein oderlaquo

Mama lacht raquoNa ja vielleicht nicht Freundinnen aber Freundenatuumlrlich Olli zum Beispiel Den kenne ich schon ewig und er istein richtig guter FreundlaquoraquoAhalaquo sagt Emma und nicktraquoWarum willst du das eigentlich wissenlaquo fragt MamaraquoAchlaquo antwortet Emma raquonur solaquo

Spaumlter holt Emma ihr Gummitwistband Das haumlngt sie an einer Seite in die Zaunlatten und Emma zeigt Abdullah wie man von eins bis zehn huumlpft Abdullah hat noch nie Gummitwist ge- spielt und muss schrecklich lachen weil er sich staumlndig ver- heddert Emma muss auch lachen Aber eigentlich findet sie dass Abdullah fuumlr einen Jungen ganz schoumln gut huumlpft Vor allem weil er das noch nie gemacht hat

Irgendwann lehnen sie beide nur noch lachend und japsend am GartenzaunPloumltzlich ruft jemand laut raquoA b d u l l a hlaquoraquoTschuumlszliglaquo sagt Abdullah und flitzt davon Kurz dreht er sich noch einmal umraquoIch hab morgen Zeitlaquo ruft erraquoIch auchlaquo fluumlstert Emma

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Im Benjamin-Franklin-Village in Mannheim befindet sich eine bdquoBedarfsorientierte Erstaufnahmeeinrichtungldquo ndash die erste in Baden-Wuumlrttemberg mit einer eigenen Willkommensschule Anders als in einer Regelschule wird hier der Unterricht von ehrenamtlichen Lehrkraumlften durchgefuumlhrt Durchschnittlich vier Monate bleiben die gefluumlchteten Kinder und ihre Familien auf dem Gelaumlnde Barbara Hackbarth Trainerin und Netz-werkkoordinatorin beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo leitet eine Forscher-AG an der Willkommensschule in der sie alle 14 Tage mit gefluumlchteten Kindern zu naturwissenschaftlichen und technischen Themen forscht

GUT GEMACHT

WILLKOMMEN KLEINE FORSCHER

Wasser ist immer ein spannendes Forschungsobjekt

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Ins Gespraumlch kommenUumlber das Forschen kommt sie leicht ins Gespraumlch mit den Kindern auch wenn die Kommunikation meist mit Haumlnden und Fuumlszligen statt-findet Die Maumldchen und Jungen stammen aus vielen unterschied-lichen Laumlndern sprechen kein Deutsch und nur wenig Englisch Bildkarten helfen den Kindern rasch die Bezeichnungen fuumlr die Forschermaterialien zu lernen ndash nach der ersten Forscherstunde kennen die Kinder die englischen und deutschen Bezeichnungen fuumlr Wasser und Messbecher Pipette und Reagenzglas

Wertschaumltzung statt LeistungsdruckZurzeit besuchen rund 30 Kinder zwischen 5 und 15 Jahren den Unterricht in der Columbus-Schule Nachmittags bieten Freiwillige verschiedene AGs an Eine davon ist die Forscher-AG bdquoIch wollte mich schon lange in der Fluumlchtlingshilfe engagierenldquo sagt Barbara Hackbarth die als Netzwerkkoordinatorin fuumlr das bdquoHaus der kleinen Forscherldquo beim Suumldwestmetall-Netzwerk Rhein-Neckar arbeitet 15 Kinder besuchen regelmaumlszligig die Forscher-AG Nach den zwei Stunden sind alle ganz schoumln erledigt bdquoAber diese zwei Stun-den sind eine wunderbare Bereicherung fuumlr michldquo sagt Barbara Hackbarth Genauso wie fuumlr die Kinder bdquoSie erfahren hier Bestaumlr-kung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ih-nen dabei hier entspannt anzukommenldquoDie Maumldchen und Jungen freuen sich wenn sich jemand Zeit fuumlr sie nimmt und sich mit ihnen beschaumlftigt

bdquoEierlaufenldquo ndash mal andersWasser so Barbara Hackbarth sei ein wunderbares Element um es mit den Kindern gemeinsam zu erforschen bdquoWir haben Wasser-tropfen untersucht und herausgefunden dass Wasser andere Stoffe aufloumlsen und vermischen kann Auch im Winter bietet es sich an mit Wasser zu forschen ndash in gefrorener Form ist es so faszinierend dass die Kinder es stundenlang untersuchen und immer wieder etwas Neues entdecken Zwischendurch baue ich immer Bewegungsspiele einldquo sagt die Netzwerkkoordinatorin Zum Beispiel spielt sie mit den Kindern bdquoEierlaufenldquo ndash nur mit

GU T ZU W IS S E N

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GU T ZU W IS S E N

Wasser statt mit Eiern Die Maumldchen und Jungen werden in zwei Gruppen unterteilt Jede Gruppe hat unterschiedliche Dinge zur Verfuumlgung um das Wasser zu transportieren Glaumlser Untertassen Siebe Kellen und was sich sonst noch so findet Dann geht es darum welche Gruppe zuerst das Wasser von dem einen Eimer in den auf der gegenuumlberliegenden Seite transportieren kann

Kleine Schritte zu BeginnDie Forscher-AG ist mit den gefluumlchteten Kindern etwas anders strukturiert als sonst bdquoNormalerweise biete ich immer drei oder vier Forscherideen auf einmal an und lasse die Maumldchen und Jun-gen dann entdecken Aber diese Art des Forschens uumlberfordert die Kinder hierldquo sagt die studierte Sozialpaumldagogin Zudem setzt sie die Kinderkarten vom bdquoHaus der kleinen Forscherldquo ein So koumlnnen sich die Kinder zusaumltzlich an den Bildern orientieren und sich in-spirieren lassen Einmal habe sie mit einigen Kindern am Tisch einen Luftbal-lontransporter gebaut als sie einen Jungen bemerkte der auf dem Boden saszlig Er hatte mit Hilfe einer der Entdeckungskarten einen Faumlcher nachgebaut saszlig in Ruhe da und wedelte sich Luft zu bdquoEr hat nichts gesagt nichts gefragt Ich habe ihm nichts erklaumlrt Er hat einfach die abgebildete Forscheridee nachgebaut und den Luftzug auf sich wirken lassen Das war tollldquo

Der bdquoBildungspassldquoDen bdquoBildungspassldquo der Columbus- Schule haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Mannheim entwickelt Jedes Kind bekommt einen solchen Pass in dem seine Lehrer eintragen koumlnnen welche Themen sie behandelt haben Das koumlnnen Zah- len sein das Einmaleins oder auch geschichtliche Themen Der Pass dient dazu die Lehrerinnen und Lehrer in den aufnehmenden Kommunen uumlber den Bildungsstand des Kindes zu informieren Vor allem aber soll er die Kinder motivieren

Die WillkommensschuleDie Schulpflicht beginnt in Baden-Wuumlrt-temberg fuumlr Kinder deren Eltern einen Asylantrag stellen sechs Monate nach ihrer Ankunft Allerdings nicht schon in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes sondern erst in der Kommune die die Familien und Kinder letztlich aufnimmt Dort werden die Kinder und Jugendlichen zunaumlchst in sogenannten Vorbereitungs- und VABO-Klassen (VABO steht fuumlr Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf fuumlr Jugendliche ohne Deutschkenntnisse) in die Regelschule integriert Die Willkommensschule in Mannheim will die Luumlcke zwischen Ankunft und Schulbeginn in der Kom- mune schlieszligen

Beim Forschen wird auch die Feinmotorik geschult

bdquoSie erfahren hier Bestaumlrkung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ihnen dabei hier entspannt anzukommenldquo

Einen Bericht uumlber die Willkommens-schule finden Sie auch auf unserer Website Service-Portal Integration

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Welche Themen sind Ihnen besonders wich-tig wenn es um die Integration von Kindern in Kita Hort und Grundschule geht Beim Kita- und Schulbesuch muumlssen zu-naumlchst Zugangshuumlrden abgebaut werden Zugewanderte Eltern melden ihre Kinder deutlich seltener in einer Kita an Ihre Kin-der erhalten daher oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie fuumlr ihre sprachliche kognitive koumlrperliche psychische und soziale Ent-wicklung benoumltigen Zwar haben zugewan-derte Familien den gleichen Anspruch auf einen Kita-Platz wie einheimische doch viele sind uumlber Betreuungsangebote schlecht informiert oder es faumlllt ihnen schwer die passende Betreuung zu finden Schulpflichtige Kinder die nach Deutsch-land gefluumlchtet sind muumlssen meist deut-lich laumlnger auf einen Schulplatz warten als die europarechtlich vorgesehenen drei Mo-nate Das verlaumlngert den ohnehin schon groszligen bdquoLeerlaufldquo unnoumltig

Wo liegen aus Ihrer Sicht die Chancen und Herausforderungen im Hinblick auf eine gelungene Integration Hier geht es weniger um Chancen als um Notwendigkeiten Bundesweit hat mittler-weile mehr als jedes dritte Kind einen Migrationshintergrund Eine gelungene

GU T ZU W IS S E N

BILDUNGSPOLITISCHE S INTERVIE W

bdquoBILDUNGSEINRICHTUNGEN KOumlNNEN ALS INTEGRATIONSMOTOR WIRKENldquo

Dr Cornelia Schu ist Geschaumlftsfuumlhrerin des Sachverstaumlndigenrats deutscher Stiftun-gen fuumlr Integration und Migration Eine breite integrationspolitische Expertise hat die promovierte Germanistin als Leiterin des Themenschwerpunkts Integration bei der Stiftung Mercator gewonnen Im Interview beschreibt sie wie der Weg in die Kita fuumlr viele neu zugewanderte Familien einem Huumlrdenlauf gleicht und kritisiert deutlich die Maumlngel in der Ausbildung von Paumldagoginnen und Paumldagogen

Bildungsintegration ist somit unerlaumlsslich um auch fuumlr das weitere Leben der Kinder und Jugendlichen gute Teilhabechancen zu eroumlffnen Die groumlszligte Herausforderung be-steht darin allen Kindern moumlglichst fruumlh Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Kindertagesbetreuung zu sichern Aus un-serer Forschung wissen wir dass der Weg in die Kita besonders fuumlr neu Zugewander-te oft einem Huumlrdenlauf gleicht Vor allem die Versorgungsluumlcke fuumlr unter dreijaumlhrige Kinder muss schnell geschlossen werden Ungleiche Bildungschancen verschaumlrfen

sich zudem an den Schulen wo zugewan-derte Kinder zu oft unter sich bleiben In Groszligstaumldten lernen 70 Prozent von ihnen in Grundschulen in denen mehr als die Haumllfte der Kinder einen Migrationshinter-grund haben Hinzu kommt dass das Lehr-personal oft nur unzureichend auf den Umgang mit sprachlicher und kultureller Vielfalt vorbereitet ist Somit erhalten zu-

gewanderte Kinder oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie benoumltigen um ihre Potenziale zu entfalten

Welche Bedeutung nehmen Kita Hort und Grundschule bei der Integration gefluumlchte-ter Kinder ein Wie koumlnnen die Bildungs-einrichtungen die an sie gestellten Erwar-tungen erfuumlllenFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehen Bildungs-einrichtungen koumlnnen somit als Integrati-onsmotoren wirken Auszligerdem bieten sie den Kindern eine angstfreie Umgebung die nicht vom Fluchtkontext gepraumlgt ist Die Grundsteine die hier heute gelegt werden bilden das Fundament fuumlr die Integrations-erfolge von morgen Kitas und Schulen duumlr-fen aber mit diesem Erwartungsdruck nicht alleingelassen werden Neben Personal-zuschlaumlgen und zusaumltzlichen materiellen Zuwendungen bedarf es vor allem neuer Lehrmaterialien die auf die vielfaumlltigen Beduumlrfnisse gefluumlchteter Kinder eingehen Doch auch die Bildungseinrichtungen selbst muumlssen sich auf den Weg machen und etwa dafuumlr sorgen dass Kinder ihre

bdquoAlle angehenden paumldagogischen Fach- und Lehrkraumlfte so llten zukuumlnftig Basis-kompetenzen in Sprachbildung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller V ielfalt erwerbenldquo

GEMEINS AME LE SEEMPFEHLUNGENDER STIF TUNG bdquoHAUS DER KLEINEN FORSCHERldquo UND DER STIF TUNG LE SEN

Lane SmithDie Faumlhrte der Kinderab ca 4 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder40 Seiten Preis 1499 euro

bdquoEin Kind machte sich auf die Suche Unterwegs begeg-nete ihm die ganze Welt hellipldquo Wonach das Kind sucht wird in diesem poetischen Bilderbuch nicht naumlher benannt Die Nase neugierig nach vorn gestreckt durchwandert es verschiedene Lebensraumlume Von hohen Bergen uumlber das eisige Zuhause der Pinguine und die Tiefen des Meeres erleuchtet von farbigen Quallen bis hin zu kargen Steppen und tiefgruumlnen Dschungeln Die ungewoumlhnliche Bilderbuchreise lebt von den auszligergewoumlhnlichen Illustrationen die das Thema Vielfalt widerspiegeln und ahnen lassen wie die Welt ohne Menschen aussehen wuumlrde

Emma Levey Klara Gluck und ihre Kinderab ca 4 Jahren Verlag orell fuumlssli32 Seiten Preis 1395 euro

Der erste Band des Klara-Gluck-Abenteuers hat dem Leser die bunteste Familie vor Augen gefuumlhrt die die

Huumlhnermama sich nur wuumlnschen konnte Aus allen Eiern die sie auf ihren Reisen gesammelt hat sind die unterschiedlichsten Tiere geschluumlpft Die wollen nun alle versorgt und begluckt werden Familie ist was man draus macht Dieses Motto lebt das liebenswerte Bilderbuchhuhn so nachvollziehbar komisch und wahrhaftig vor dass nicht nur Kinder ihren Spaszlig daran haben werden Mehr Vielfalt als in der gluckigen Patchworkfamilie geht nicht und mehr vergnuumlgliches Chaos ebenso wenig

Anne C VoorhoeveWir 7 vom Reuterkiezab ca 10 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder265 Seiten Preis 1299 euro

bdquoNeukoumllln fuumlr starke Nervenldquo lautet das Thema einer Stadtteilfuumlhrung die die Freunde Pia Jonas Nesrin Kasim Finn-Ole Mustafa und Rifat fuumlr Touristen anbieten ndash ein Geschaumlftsmodell das die Clique fordert denn es bedarf einer gruumlndlichen Vorbereitung Verlust des Zuhauses durch Gentrifi zierung multi-

kulturelle Gesellschaft Patchworkfamilien In diesem unterhaltsamen Groszligstadt-roman gelingt es der Autorin vielfaumlltige Themen mit Witz Spannung und einer positiven Grundhaltung aufzubereiten

Deutschkenntnisse nicht nur in einzelnen Foumlrderstunden verbessern sondern uumlber den gesamten Tag hinweg

Wie schaumltzen Sie die Situation der paumldago-gischen Fach- und Lehrkraumlfte ein und wie koumlnnte man sie bei ihrer wichtigen Integra-tionsarbeit noch besser unterstuumltzenAn Paumldagogen werden hohe Erwartungen gestellt und viele fuumlhlen sich damit allein-gelassen Sie sollen die gestiegene Zahl junger Fluumlchtlinge und ein Vielfaches an Foumlrderbeduumlrftigen individuell unterstuumltzen doch nur ein Bruchteil der Paumldagogen fuumlhlt sich auf diese Aufgabe gut vorbereitet ndash oft weil es deutliche Maumlngel in der Ausbildung gibt Der Arbeitsalltag in sprachlich und kulturell vielfaumlltigen Klassen spielt in der Aus- und Fortbildung weiterhin nur eine Nebenrolle Dies muss sich schnellstmoumlg-lich aumlndern sonst laufen wir Gefahr die Integrationsversaumlumnisse der Vergangen-heit zu wiederholen Alle angehenden pauml-dagogischen Fach- und Lehrkraumlfte sollten zukuumlnftig Basiskompetenzen in Sprachbil-dung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller Vielfalt erwerben Dies erfordert konkrete Landesvorgaben und eine Aus- und Fortbildung die sich staumlrker am Bedarf der Praxis orientiert

Wenn Sie an Ihre Kindheit zuruumlckdenken Welchen eigenen Forscherfragen sind Sie nachgegangenIch war als Kind mehr eine Leseratte als eine bdquoForscherinldquo ndash kein Wunder dass ich spaumlter die Literaturwissenschaft als meine Forschungsdisziplin gewaumlhlt habe Aber als in der Eifel aufwachsendes Kind von Erd-kunde-Lehrern hat mich auch der Vulkanis-mus sehr fasziniert und ich wollte alles daruumlber wissen wie Maare entstehen und warum die Erde manchmal Feuer spuckt

bdquoFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehenldquo

Weitere Lese- und Medienempfehlungen zu MINT und vielen anderen Themen finden Sie auf stiftunglesende

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Naturwissenschaften und Technik

fuumlr Maumldchen und Jungen

HerausgeberStiftung Haus der kleinen ForscherClaudia Striffl er (ViSdP)Rungestr 1810179 Berlin Tel 03027 59 59-0Fax 03027 59 59-209E-Mail infohaus-der-kleinen-forscherde

ProjektleitungClaudia PetersenE-Mail claudiapetersenhaus-der-kleinen-forscherde

Verantwortliche RedakteurinJenny MoumlllerE-Mail jennymoellerhaus-der-kleinen-forscherde

RedaktionJonas BrandhorstMareike BreuerMareike MittelbachJenny MoumlllerJasemin SevenKatrin WeberTanja Zagel

Partner der Stiftung sind die Helmholtz-Gemeinschaft die Siemens Stiftung die Dietmar Hopp Stiftung und die Deutsche Telekom Stiftung Gefoumlrdert wird sie vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung

BildnachweisTitel Rawpixelcomfotolia S 1 Bettina VolkeStiftung Haus der kleinen Forscher S 4 hl-studiosthinkstock SIHK zu Hagen S 5 Michael SchmidtStiftung Haus der kleinen Forscher privat S 7 Jens JeskeStiftung Haus der kleinen Forscher S 8 Luminastocksy S12 Kindergarten Schloss Einstein S 13 LightFieldStudiosthinkstock S14-15 Ulrike Keil Stiftung Haus der kleinen Forscher S 17 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher S18-19 Kinderhaus Cheliusstraszlige S 21 privat Courant Forschungszentrum Textstrukturen Universitaumlt Goumlttingen S 24 Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 25 pyotr021thinkstock Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 26 Phil Dera S 28 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher

BezugsbedingungenDie Kitas Horte und Grundschulen die in einem lokalen Netzwerk der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv sind erhalten das Magazin 4 x jaumlhrlich kostenlos Das Magazin steht in vollem Umfang auf der Website der Stiftung wwwhaus-der-kleinen-forscherde kostenlos zum Down-load zur Verfuumlgung

Erscheinungvierteljaumlhrlich

GestaltungDiscodoener middot Stuttgart

SatzDiscodoener middot Stuttgart

Lektorat Lutz Happel

DruckBonifatius GmbHDruck ndash Buch ndash Verlag

Alle Rechte vorbehalten Nachdruck Aufnahme in elektronische Datenbanken Mailboxen sowie sonstige Vervielfaumlltigungen nur mit ausdruumlcklicher Genehmigung der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Fuumlr unverlangt eingesendetes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung uumlbernommen Die Autoren und Redakteure von bdquoForscht mitldquo recherchieren und pruumlfen jeden Artikel sorgfaumlltig auf seine inhaltliche Richtigkeit Dennoch kann es immer mal passieren dass sich Fehler in die Texte oder Bilder schleichen Wir uumlbernehmen daher keine Garantie fuumlr die Angaben

Gedruckt auf 100 PEFC-zertifi ziertem Papier

GU T ZU W IS S E N

VORSCHAU AUF DIE NAumlCHSTE AUSGABE

TITELTHEMAVON BITS UND BYTES

Vom Smartphone uumlber den Laptop bis hin zum MP3-Player ndash Kinder wachsen heute in einer Welt auf die stark digital gepraumlgt ist und sich rasend schnell weiterentwickelt Sie moumlchten sie erforschen und mitgestalten Wie funktioniert ein Roboter Was passiert wenn ich den Computer anschalte und wie kann ich Bot-schaften verschluumlsseln In der naumlchsten Ausgabe der bdquoForscht mitldquo dreht sich alles um das Thema Informatik und digitale Bildung

Es erwarten Sie viele spannende Forscherideen und Praxis- beispiele Wir zeigen wie digitale Bildung spielerisch im Alltag in Kita Hort und Grundschule integriert werden kann

Die naumlchste Ausgabe erscheint Ende November 2017

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bdquoTag der kleinen Forscherldquo 2017ZEIGST DU MIR DEINE WELT

Mehr Bilder und

Berichte unter wwwtag-der-

kleinen-forscherde

bdquoZeigst du mir deine Weltldquo lautete das Motto zum diesjaumlhrigen bdquoTag der kleinen ForscherldquoDie Sti ung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo rief zum bundesweiten Mitmachtag Kitas Horte und Grundschulen auf gemeinsam zu forschen und die Vielfalt im Alltag zu entdecken Diesem Aufruf folgten etliche Einrichtungen und feierten tolle Forscherfeste

Wie war Ihr bdquoTag der kleinen Forscherldquo Wir freuen uns auf Ihre Erlebnisse pressehaus-der-kleinen-forscherde

2018DER BUNDESWEITE KITA-WETTBEWERB ZUR AUSZEICHNUNG VON HERAUSRAGENDEN PROJEKTEN IM MINT-BEREICH

Weitere Informationen und Bewerbung unter wwwforschergeist-wettbewerbde

Ob Kuumlrbis Kugel Kohle oder Holz ndash viele Dinge machen Kinder neugierig und fuumlhren dazu dass sie Fragen stellen Fuumlr den bundesweiten Kita-Wettbewerb bdquoForschergeist 2018rdquo suchen die Deutsche Telekom Stiftung und die Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherrdquo Projekte die diese Neugier befeuert und den Forschergeist in Kindern geweckt haben gemeinsames Staunen uumlber Naturphaumlnomene spannende mathematische informatische oder technische Fragen aus dem Kita-Alltag ndash teilen Sie die Entdeckungen aus Ihrer Kita Der Wettbewerb will Ihr Engagement in diesem Bereich wuumlrdigen den Forschergeist er-halten und noch mehr Kinder und paumldagogische Fachkraumlfte fuumlr das Forschen und Entdecken begeistern Der bdquoForschergeist 2018rdquo zeichnet die besten Projekte auf Landes- und Bundesebene mit einem Preisgeld aus

Bewerbungsstart

06 September2017

Page 17: hnik DAS MAGAZIN DER STIFTUNG „HAUS DER KLEINEN … · l 1 l LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, in den vergangenen Jahren haben viele Flüchtlinge Deutschland erreicht, darunter auch

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Ein Hund bellt eine Katze miaut und ein Hahn

kraumlht Aber ist das uumlberall auf der Welt so

Oder sprechen Tiere in anderen Laumlndern andere

Sprachen Das tun die Tiere zwar nicht

aber wir Menschen houmlren Tiersprachen mit-

unter sehr verschieden In Deutschland

macht der Hund bdquowau wauldquo in Groszligbritannien

bdquobow wowldquo und in der Tuumlrkei bdquohav havldquo

Und wie sieht es mit den anderen Tieren auf

der Weltkarte aus Wissen die Maumldchen

und Jungen welche Laute die Tiere in Deutsch-

land machen und wie diese in anderen

Laumlndern klingen

Prof Derek Abbott Director of the Centre for Biomedical Engineering an der Universitaumlt Adelaide hat zusammengetragen wie Menschen uumlberall auf der Welt unterschiedliche Tiergeraumlusche benennen

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Haben Sie ein BeispielWenn das Kind sagt bdquoDa Autoldquo und der Vater den Satz richtig wiederholt bdquoJa da ist ein Autoldquo sind das ganz wichtige intuitive Lehrstrategien Wenn ich das als Vater oder Mutter aber in einer Sprache versuche die ich selbst nicht beherrsche werde ich deut-lich weniger korrigieren und kommentieren und manchmal regel-recht verstummen weil mir der richtige Ausdruck oder die richtige Form fehlt Ich kann damit auch nicht mehr frei auf die Impulse und Gefuumlhle des Kindes reagieren sondern bin eingeschraumlnkt Das kann auch die emotionale Beziehung zum Kind schwaumlchen Eltern muumlssen mit ihren Kindern in der bdquoSprache ihres Herzensldquo kommunizieren koumlnnen um ihre einzigartige und vertrauensvolle Beziehung nicht zu stoumlren

Lernen Kita-Kinder eine neue Sprache anders als Grundschul-kinder Generell gilt Je juumlnger die Kinder desto schneller und leichter lernen sie eine Sprache Bis zum dritten Lebensjahr werden zwei Sprachen parallel etwa so gut und schnell erworben wie bei einem einsprachig aufwachsenden Kind Danach haumlngt es davon ab wann die zweite Sprache dazukommt und wie Qualitaumlt und Quan-titaumlt des Sprachangebots beschaff en sind Wenn ein Kind vor dem zehnten Lebensjahr eine Sprache lernt kann es sich auch dem

INTERVIE W

bdquoELTERN SOLLTEN IN DER SPRACHE IHRES HERZENS KOMMUNIZIERENldquo

Wie lernen Kinder eine Sprache Welche Unterschiede muumlssen paumldagogische Fach- und Lehrkraumlfte im Hinblick auf das Alter des Kindes beachten Die Kommunikationsfor-scherin Prof Dr Ute Ritterfeld gibt Tipps zur Unterstuumltzung von Kindern beim Zweit- und Fremdspracherwerb

Eine Ihrer 13 goldenen Regeln sowohl fuumlr Kita- als auch fuumlr Grundschulkinder lautet bdquoKeine Sprachverboteldquo Was meinen Sie damitWir wollen verhindern dass die paumldagogischen Fach- und Lehr-kraumlfte gefl uumlchteten Eltern empfehlen zu Hause um jeden Preis Deutsch zu sprechen Das hat mehrere Gruumlnde Zum einen kann das menschliche Gehirn ganz hervorragend zwei Sprachen be-waumlltigen Zum anderen reicht der Input durch Kindergarten Schule Medien und Freunde in der Regel aus um Deutsch zu lernen Man sollte den Eltern nicht raten zu Hause in einer Sprache mit dem Kind zu sprechen die sie selbst noch nicht richtig be-herrschen Denn Kinder lernen eine Sprache auch indem Eltern sie korrigieren und Informationen hinzufuumlgen

Die ExpertinProf Dr Ute Ritterfeld ist seit 2010 Leiterin des Fachgebiets bdquoSprache und Kommunikationldquo an der Technischen Universitaumlt Dortmund Zwei ihrer Forschungsschwerpunkte sind fruumlher Spracherwerb und Mehrsprachigkeit

Die bdquo13 goldenen Regeln zur Sprach-foumlrderung mit heimatvertriebenen Kindern ohne Deutschkenntnisse in unseren Kitas und Grundschulenldquo von Prof Dr Ute Ritterfeld und Prof Dr Sandra Niebuhr-Siebert fi nden Sie im Internet unter sktu-dortmundde im Bereich bdquoMaterialienldquo Dort gibt es auch weitere Informationen und Hand-reichungen sowie eigens produzierte zweisprachige Houmlrspiele zum Download

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Klang und dem Rhythmus problemlos anpassen wenn es zuvor eine andere Sprache gesprochen hat Es entwickelt dann keinen Akzent Ungefaumlhr ab zehn Jahren setzt bei vielen Kindern die Her-kunftssprache dem Deutschen einen houmlrbaren Stempel auf Man houmlrt dann einen Akzent Dieser bleibt oft auch dann noch erhalten wenn der Wortschatz hervorragend entwickelt ist und die Gram-matik fehlerfrei beherrscht wird Wir sprechen dann auch nicht mehr von Zweitsprach- sondern von Fremdspracherwerb

Welche Ruumlckschluumlsse fuumlr den paumldagogischen Alltag ergeben sich darausIm Vorschulalter verfuumlgen die Kinder in der Regel noch uumlber gute Strategien quasi nebenbei eine Sprache zu lernen Das Sprach-lernziel muss deswegen nicht im Mittelpunkt stehen Kinder eig-nen sich eine neue Sprache vorwiegend spielerisch an weil sie sich mit anderen austauschen wollen Welches Mittel zur Kommunikation die Kinder auch waumlhlen schaumltzen Sie es wert Die Kommunikation steht im Vordergrund nicht das Lernen der Sprache So legen Sie behutsam eine Basis die die Kinder dann nach und nach mit Sprache fuumlllen werden Bei Grundschulkindern ist das schon ein wenig anders Die Kinder

wissen genau dass man von ihnen erwartet Deutsch zu lernen und mit dieser Sprache dem Schulunterricht zu folgen Ihr Sprach- erwerb ist damit gesteuerter und nicht so unbewusst wie im Kita-Alter Die Kinder lernen also sowohl nebenbei als auch ganz bewusst Als Lehrerinnen oder Lehrer passen Sie die Komplexitaumlt Ihres eigenen Sprachgebrauchs dann meist ganz automatisch an das Niveau der Kinder an Das ist ein wichtiger und richtiger Schritt Sie sollten zudem versuchen den Kindern moumlglichst viele Hilfen anzubieten mit denen die Aufgabenstellungen auch non-verbal so eindeutig wie moumlglich werden Das gelingt anhand von konkreten Objekten Gesten Bildern oder Videos Zeigen Sie auf die Dinge uumlber die Sie sprechen Und vor allem Haben Sie selbst Spaszlig an diesen Sprachlehr-Lern-Abenteuern mit Kindern aus ei-nem anderen Kulturkreis Denn Kinder koumlnnen problemlos zwei oder gar mehr Sprachen parallel lernen und benutzen

Kinder lernen Sprachen am besten spielerisch

Das Interview mit Prof Dr Ute Ritterfeld ist auch online zu finden im Service-Portal Integration

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Wo genau liegt eigentlich Kolumbien Welche Tiere leben dort und welche Sprache sprechen die Menschen Ein Praktikant aus Suumldamerika brachte die Kinder vom Kinderhaus Chelius-straszlige in Mannheim auf die Idee zu unterschiedlichen Kul-turen und Lebensweisen zu forschen und sich nebenbei mit Nachhaltigkeitsfragen zu beschaumlftigen Das Projekt wurde im Wettbewerb bdquoForschergeist 2014ldquo der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo als Landessieger nominiert

FORSCHERGEIST-PRO JEK T

KOLUMBIEN UND SEIN REGENWALD

Kinderhaus Cheliusstraszlige ANSPRECHPARTNERIN

Gabriele Kessler (Kita-Leiterin)

ORT

Mannheim Baden-Wuumlrttemberg

KINDER

100 Kinder 0 ndash 6 Jahre

HAUS DER KLEINEN FORSCHER

Seit 2010 beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv 2016 zum dritten Mal zertifi ziert

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Forschergeist-Projekt des Monats

Der bdquoForschergeistldquo ist ein bundesweiter Kita-Wettbewerb der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Gesucht und praumlmiert werden herausragende Projekte die Maumldchen und Jungen fuumlr die Welt der Mathematik Infor- matik Naturwissenschaften oder Technik begeistert haben

Weitere spannende Informationen und Details zum bdquoForschergeistldquo-Wettbewerb erhalten Sie unter forschergeist-wett- bewerbde

er neue Praktikant war fuumlr die Maumldchen und Jungen des Kinderhauses Cheliusstraszlige sehr spannend Sein Deutsch war noch recht gebrochen so dass sie manchmal Schwie-

rigkeiten hatten ihn zu verstehen Dafuumlr konnte er eine fremde Sprache sprechen ndash Spanisch Die Kinder begannen Fragen zu seiner Sprache und seinem Heimatland Kolumbien zu stellen In den Gespraumlchen stellte sich heraus dass Kolumbien ganz schoumln weit weg ist und in den Regenwaumlldern leben dort jede Menge interessanter Pflanzen und Tiere Als die Kinder im nahe gelegenen Tropenhaus auf Schlangen Piranhas und Krokodile trafen und houmlrten dass diese in Kolumbien in Freiheit leben wurde die Neu-gier so groszlig dass ein Projekt daraus entstand Dreimal pro Woche bdquoreistenldquo die Maumldchen und Jungen fuumlr eine Stunde in den suumld- amerikanischen Regenwald lernten Tiere und Pflanzen kennen erforschten den Wasserkreislauf kochten kolumbianische Gerich-te sprachen uumlber indigene Voumllker und Umweltschutz und schoumlpf-ten eigenes Papier um Holz zu sparen Eine Handpuppe die Ameise bdquoHormigaldquo begleitete die Kin-der auf allen Reisen und erklaumlrte ihnen den Regenwald Die Maumld-chen und Jungen ahmten einzelne Tiere nach verglichen die Ei-genschaften verschiedener Holzarten pflanzten eine Ananas und meisterten einen Bewegungsparcours auf dem sie von Stein zu Stein uumlber einen Fluss mit Krokodilen sprangen und uumlber umge-fallene Baumstaumlmme balancierten Daruumlber hinaus machten sich die Kinder Gedanken was sie selbst tun koumlnnen um den Regen-wald vor Abholzung zu schuumltzen Sie baten alle darum im Wasch- raum sparsam mit Papierhandtuumlchern zu sein Altpapier getrennt zu sammeln und Brote nur duumlnn mit Nuss-Nougat-Creme zu bestreichen ndash denn in dem leckeren Brotaufstrich ist Palmoumll ent-halten fuumlr dessen Anbau der Regenwald weichen muss Nach jedem einzelnen Projektschritt gestalteten die Maumldchen und Jungen Plakate oder Wandzeitungen mit Fotos und Informa-tionen fuumlr die anderen Kinder und die Eltern Daruumlber hinaus malten sie ein groszliges Abbild des Regenwalds im Vergleich zu

D einem Hochhaus in den Flur des Kinderhauses Fuumlr die paumldago-gischen Fachkraumlfte war es faszinierend zu sehen wie dieses Pro-jekt nach und nach die gesamte Kita durchzog Immer wieder houmlrten sie in Gespraumlchen dass das Thema auch bei Kindern die nicht teilnahmen praumlsent war und fuumlr Interesse sorgte Zum Abschluss veranstalteten die Maumldchen und Jungen einen Elternnachmittag bei dem sie Bilder von einzelnen Projekt- schritten zeigten Lieder sangen einen Tanz auffuumlhrten die fuumlr sie interessantesten Versuche praumlsentierten und einen kolum- bianischen Imbiss zubereiteten Die Kinder konnten bei dem Projekt ihre interkulturellen Kom-petenzen weiterentwickeln Durch die vertiefte Beschaumlftigung mit dem Lebensraum Regenwald erarbeiteten sie sich biologisches Wissen und legten auszligerdem besonderes Augenmerk auf Um- weltschutz und Fragen der Nachhaltigkeit Sie lernten dabei aus ihrem Wissen Konsequenzen fuumlr ihre Handlungen zu ziehen

Im Bewegungsparcours uumlbten die Kinde durch Dickicht zu kriechen und Fluumlsse zu uumlberqueren

Im Dschungel leben jede Menge spannender Tiere und Pflanzen

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Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-

aufsichtigt an Gewaumlssern spielen

Nehmen Sie sich die Zeit um mit

Ihnen sicheres Verhalten am Wasser zu

uumlben Geben Sie den Kindern Hinweise

fuumlr das Einfangen und Beobachten von

Wassertieren bevor es losgeht und

versuchen Sie moumlglichst keine

bdquoSpurenldquo zu hinterlassen

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

ORTE ZUM FORSCHEN

FORSCHEN AM TUumlMPELOb Teich oder Tuumlmpel ndash Gewaumlsser laden nicht nur zum Planschen ein sie sind auch spannende Forscherorte

an denen Maumldchen und Jungen allerhand erkunden koumlnnen Besonders im Sommer lohnt sich fuumlr entdeckungsfreudige Forschergeister ein Spaziergang in die Natur um Tiere und Pflanzen zu beobachten

VIELFALT AN TEICH UND TUumlMPELIn Teichen und Tuumlmpeln ist das Wasser meist nicht tief so dass das Sonnenlicht bis zum Boden dringt und die Pfl anzen uumlppig wachsen Die fl achen Gewaumlsser sind reich an Naumlhrstoff en und bieten vie-len Tieren ideale Lebensbedingungen Welche Tiere und Pfl anzen koumlnnen die Kinder entdecken Koumlnnen sie die ver-schiedenen Arten benennen Bitten Sie die Kinder behutsam zu sein um scheue Tiere nicht zu verjagen

WAS FUumlR TIERE SIND DASKoumlnnen die Kinder die Tiere benennen die sie sehen In Teichen und Tuumlmpeln leben nicht nur Froumlsche Libellen und Fische Am Ufer hausen die Larven vom Gelbrandkaumlfer Wasserskorpion und Ruumlckenschwimmer In den Pfl anzen verstecken sich Libellen und Koumlcherfl iegen Im Wasser tummeln sich um Aumlste und Steine herum Schnecken Plattwuumlrmer und Wasserasseln Welche Tiere koumlnnen die Kinder noch entdecken Wie bewegen sich die Tiere fort und wo genau fi nden die Maumldchen und Jungen sie

PAPIERBOOTE BAUENNur ein Blatt Papier ndash mehr braucht es nicht um ein Papierboot zu bauen Doch schwimmt es auch Welches schwimmt am besten Und wie schwimmt es von hier nach dort Braucht es Wind oder Stroumlmung reicht es zu pusten oder muumlssen die Kinder es an-schubsen Uumlberlegen Sie gemeinsam wie Papierboote am schnellsten schwimmen und veranstalten Sie einen Wettbewerb

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Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-Achtung

aufsichtigt an Gewaumlssern spielen

Nehmen Sie sich die Zeit um mit

Ihnen sicheres Verhalten am Wasser zu

uumlben Geben Sie den Kindern Hinweise

fuumlr das Einfangen und Beobachten von

Wassertieren bevor es losgeht und

versuchen Sie moumlglichst keine

bdquoSpurenldquo zu hinterlassen

ann muumlssten wir uns mit Zeichen ver-staumlndigen Fuumlr jedes Wort muumlssten wir uns ein Zeichen uumlberlegen aumlhn-

lich wie die Gebaumlrdensprache Fuumlr Men-schen die eh schon Gebaumlrdensprache sprechen waumlre es praktisch da sie dann alles verstehen wuumlrden Dann waumlre es na-tuumlrlich schlecht wenn man blind ist da blinde Menschen die Zeichen nicht sehen koumlnnen Fuumlr sie muumlssten wir uns dann et-was aus Lauten wie bdquoMmmhldquo oder aus Ge-raumluschen ausdenken

hne Sprache waumlren wir nicht das was wir sind Sprache ist eine besonders wichtige Eigenschaft des Menschen

mit einem groszligen praktischen Nutzen Sprache unterscheidet uns von allen ande-ren Lebewesen Ohne die vielen Sprachen der Welt koumlnnten sich Menschen nicht so schnell und effi zient uumlber so viele Dinge verstaumlndigen ihren Gefuumlhlen Ausdruck ver-

leihen und ihr Zusammenleben im Alltag regeln Ohne Sprache koumlnnten wir unser Wissen uumlber die Welt nicht festhalten und an andere weitergeben wir koumlnnten dieses Wissen nicht hinterfragen und verbessern wir koumlnnten nicht so viel lernen und wir koumlnnten andere nicht mit unseren Geschichten zum Lachen oder Weinen bringen

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DUR CH DIE FORSCHERBRILLE

WAS WAumlRE WENN WIR KEINE SPRACHE HAumlTTEN

Oskar 7 Jahre weiszlig eine Antwor t

Prof Dr Steinbach Universitaumlt Goumlttingen Seminar fuumlr Deutsche Philologie

EIN TUumlMPELMUSEUMNicht nur die Tiere und Pfl anzen sind be-sonders Rund um Tuumlmpel und Teich koumln-nen die Kinder jede Menge Schaumltze ent-decken Entweder sammeln sie einfach was ihnen gefaumlllt oder sie erstellen eine Sammelliste Finden sie etwas Spitzes etwas Weiches etwas Hartes oder etwas von dem sie nicht wissen was es ist Finden sie fuumlnf Steine in unterschied-licher Farbe oder vier verschiedene Blatt-formen Lassen Sie die Kinder alles in einer Box zusammentragen ndash ihrer persoumln-lichen Schatzkiste ndash und bitten Sie sie sich gegenseitig die Fundstuumlcke vorzustellen

AUS DER NAumlHE BE TRACHTE TWenn die Maumldchen und Jungen dabei vor-sichtig sind duumlrfen sie einige Tiere fangen Dafuumlr eignen sich ein Haushaltssieb oder ein Kescher am besten ein viereckiger ndash damit koumlnnen die Kinder die Tiere am Bo-den des Teiches gut erreichen Danach geben sie sie sorgsam in ein mit Wasser gefuumllltes Gefaumlszlig ndash zum Beispiel eine Schuumls-sel oder einen Topf Was sehen die Kinder Besonders viel erkennen koumlnnen sie mit Becherlupen Achten Sie darauf moumlg-lichst keine geschuumltzten Arten zu fangen wie Froumlsche Kaulquappen Libellenlarven oder Wasserspinnen

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E mma sitzt auf der Treppe vorm Haus Gerade hat Viola angerufen sie hat heute doch keine Zeit zum SpielenKeiner hat heute Zeit zum Spielen

raquoDoofer Dienstaglaquo denkt EmmaEmma wuumlnscht sich eine Freundin Eine richtige Freundin Sie stuumltzt die Ellenbogen auf die Knie und legt das Gesicht in ihre Haumlnde Schritte schlurfen heran und bleiben stehen Genau vor Emma Sie kann spuumlren dass jemand sie anschaut Sie will aber jetzt nicht angeschaut werden Zur Strafe fuumlrs Anschauen guckt sie nicht hochraquoHast du waslaquo fragt eine Stimme Es ist eine fremde StimmeEine die die Worte seltsam betont und das raquohlaquo ganz rau klingen laumlsst Emma guckt doch Es ist der kleine Junge aus dem Haus am Ende der Straszlige Er hat schwarze Haare und dunkle dunkle AugenraquoHast du waslaquo wiederholt der Junge und starrt Emma mit seinen dunklen Augen anraquoNeelaquo sagt EmmaraquoWohnst du hierlaquo fragt der Junge weiterraquoJalaquo antwortet Emma bevor sie uumlberlegen kann ob sie sich von diesem Knirps ausfragen lassen willraquoWie heiszligt rsquon dulaquoraquoEmmalaquo Schweigen raquoUnd dulaquoraquoAbdullahlaquoraquoAhalaquo

Text Kathrin RohmannIllustrationen Antje Drescher

raquoUnd was machst du jetztlaquo Abdullah zieht mit der Fuszligspitze die Fugen zwischen den Pflastersteinen nachraquoNichtslaquo sagt EmmaraquoHast du keinen zum SpielenlaquoPeng Emma spuumlrt die Hitze in ihr Gesicht schieszligen Was denkt dieser Abdu-Dings-Bums sich Natuumlrlich hat sie jemanden zum Spielen Sonst jedenfalls Immer Nur gerade heute nichtraquoKlar habe ich jemanden zum Spielenlaquo blafft Emma Abdullah anraquoMeine richtige Freundin kommt gleichlaquoraquoWas ist eine richtige Freundinlaquo Abdullahs Augenbrauen schieben sich zusammenraquoEin richtige F r e u n d i n laquo Emma zieht das Wort sehr langraquoAlso eine richtige Freundin hat immer Zeit zum Spielen und total gute Ideen Mit der ist es nie langweilig und die ist nicht sauer oder beleidigt wenn man vielleicht ein schoumlneres T-Shirt anhatlaquoraquoAhalaquo sagt Abdullah und guckt auf Emmas pinkes Hello-Lilli- T-Shirt und dann an seinem grauen Space-Rider-T-Shirt herunterraquoIch find deins echt schoumln aber das macht nichtslaquo sagt er und laumlchelt raquoIch hol mal meinen BalllaquoraquoIch hab aber gar keine Zeitlaquo murmelt Emma Dennoch bleibt sie sitzen bis Abdullah zuruumlckkommt

raquoKannste Fuszligball spielenlaquo fragt Abdullah und kickt den Ballgegen die unterste Stufe der TrepperaquoKlar kann ich daslaquo antwortet Emma und rollt die AugenEigentlich will sie sagen dass Fuszligball bloumlder Kram ist und dass sie mit Knirpsen bestimmt nicht spielt und raquoSuper dann schieszligen wir immer an den Pfosten da und der andere muss den Ball kriegen und wieder gegen den Pfosten schieszligenlaquo Abdullah schieszligt Und noch bevor der Ball vom Pfosten der Einfahrt gegenuumlber wieder abgeprallt ist steht Emma schon neben ihmDer soll nicht denken dass sie das nicht kann Beim erstenSchuss trifft sie den Pfosten beim zweiten nicht beim drittennicht aber beim vierten wieder

K UR ZGE SCHICHTE

ABDULLAH UND DIE RICHTIGE FREUNDIN

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Noch mehr toll illustrierte Vorlesegeschichten gibt es in GECKO der werbe- freien Bilderbuch-Zeitschrift fuumlr Kinder ab vier Jahren bis ins Schulalter Die Geschichte bdquoAbdullah und die richtige Freundinldquo ist in der Kinderzeit-schrift Gecko Nr 25 erschienen Mit dem Heft fuumlr Juli August 2017 feiert GECKO uumlbrigens bereits die 60 Ausgabe GECKO gibt es im Abo oder als Einzelheft auf wwwgecko-kinderzeitschriftde und im Buchhandel Kindergaumlrten und Kitas erhalten zehn Prozent Bildungsrabatt auf das Abo

Abdullah trifft immer Er stoppt den Ball und schieszligt mit der Innenseite des Fuszliges Es sieht aus als wuumlrde er den Ballschieszlig-schieben Als Abdullah nicht guckt versucht Emma anstatt mit der Fuszligspitze auch einmal genauso zu schieszligenSie trifft den Pfosten perfekt

Beim naumlchsten Schuss kommt Theo bellend um die Hausecke gesaust und beiszligt in den BallraquoOhlaquo sagt Abdullah raquodeine richtige FreundinlaquoraquoNeelaquo Emma schuumlttelt den Kopf So sehr dass ihr alle Haareins Gesicht fallen damit Abdullah nicht sieht wie rot sie wirdraquoNeelaquo sagt sie raquodas ist mein Hundlaquo

raquoMamalaquo fragt Emma beim Abendessen und legt ihr Brot zuruumlckauf den Teller raquomuumlssen Freundinnen eigentlich genauso alt seinwie man selbstlaquo Mama uumlberlegt raquoNeinlaquo sagt sie raquoich bin 38 Marie ist 36 Franzi 33 und Regina 49 Und alle sind meine FreundinnenlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoHast du Freundinnen die woandersherkommen Ich meine die auch noch eine andere SprachesprechenlaquoraquoKlarlaquo sagt Mama raquoAideen aus Irland sie spricht Englisch undDeutsch Und Marisol vom Chor kommt aus Chile Sie sprichtSpanisch und DeutschlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoAber Jungen oder Maumlnner die koumlnnen nichtrichtige Freundinnen sein oderlaquo

Mama lacht raquoNa ja vielleicht nicht Freundinnen aber Freundenatuumlrlich Olli zum Beispiel Den kenne ich schon ewig und er istein richtig guter FreundlaquoraquoAhalaquo sagt Emma und nicktraquoWarum willst du das eigentlich wissenlaquo fragt MamaraquoAchlaquo antwortet Emma raquonur solaquo

Spaumlter holt Emma ihr Gummitwistband Das haumlngt sie an einer Seite in die Zaunlatten und Emma zeigt Abdullah wie man von eins bis zehn huumlpft Abdullah hat noch nie Gummitwist ge- spielt und muss schrecklich lachen weil er sich staumlndig ver- heddert Emma muss auch lachen Aber eigentlich findet sie dass Abdullah fuumlr einen Jungen ganz schoumln gut huumlpft Vor allem weil er das noch nie gemacht hat

Irgendwann lehnen sie beide nur noch lachend und japsend am GartenzaunPloumltzlich ruft jemand laut raquoA b d u l l a hlaquoraquoTschuumlszliglaquo sagt Abdullah und flitzt davon Kurz dreht er sich noch einmal umraquoIch hab morgen Zeitlaquo ruft erraquoIch auchlaquo fluumlstert Emma

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Im Benjamin-Franklin-Village in Mannheim befindet sich eine bdquoBedarfsorientierte Erstaufnahmeeinrichtungldquo ndash die erste in Baden-Wuumlrttemberg mit einer eigenen Willkommensschule Anders als in einer Regelschule wird hier der Unterricht von ehrenamtlichen Lehrkraumlften durchgefuumlhrt Durchschnittlich vier Monate bleiben die gefluumlchteten Kinder und ihre Familien auf dem Gelaumlnde Barbara Hackbarth Trainerin und Netz-werkkoordinatorin beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo leitet eine Forscher-AG an der Willkommensschule in der sie alle 14 Tage mit gefluumlchteten Kindern zu naturwissenschaftlichen und technischen Themen forscht

GUT GEMACHT

WILLKOMMEN KLEINE FORSCHER

Wasser ist immer ein spannendes Forschungsobjekt

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Ins Gespraumlch kommenUumlber das Forschen kommt sie leicht ins Gespraumlch mit den Kindern auch wenn die Kommunikation meist mit Haumlnden und Fuumlszligen statt-findet Die Maumldchen und Jungen stammen aus vielen unterschied-lichen Laumlndern sprechen kein Deutsch und nur wenig Englisch Bildkarten helfen den Kindern rasch die Bezeichnungen fuumlr die Forschermaterialien zu lernen ndash nach der ersten Forscherstunde kennen die Kinder die englischen und deutschen Bezeichnungen fuumlr Wasser und Messbecher Pipette und Reagenzglas

Wertschaumltzung statt LeistungsdruckZurzeit besuchen rund 30 Kinder zwischen 5 und 15 Jahren den Unterricht in der Columbus-Schule Nachmittags bieten Freiwillige verschiedene AGs an Eine davon ist die Forscher-AG bdquoIch wollte mich schon lange in der Fluumlchtlingshilfe engagierenldquo sagt Barbara Hackbarth die als Netzwerkkoordinatorin fuumlr das bdquoHaus der kleinen Forscherldquo beim Suumldwestmetall-Netzwerk Rhein-Neckar arbeitet 15 Kinder besuchen regelmaumlszligig die Forscher-AG Nach den zwei Stunden sind alle ganz schoumln erledigt bdquoAber diese zwei Stun-den sind eine wunderbare Bereicherung fuumlr michldquo sagt Barbara Hackbarth Genauso wie fuumlr die Kinder bdquoSie erfahren hier Bestaumlr-kung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ih-nen dabei hier entspannt anzukommenldquoDie Maumldchen und Jungen freuen sich wenn sich jemand Zeit fuumlr sie nimmt und sich mit ihnen beschaumlftigt

bdquoEierlaufenldquo ndash mal andersWasser so Barbara Hackbarth sei ein wunderbares Element um es mit den Kindern gemeinsam zu erforschen bdquoWir haben Wasser-tropfen untersucht und herausgefunden dass Wasser andere Stoffe aufloumlsen und vermischen kann Auch im Winter bietet es sich an mit Wasser zu forschen ndash in gefrorener Form ist es so faszinierend dass die Kinder es stundenlang untersuchen und immer wieder etwas Neues entdecken Zwischendurch baue ich immer Bewegungsspiele einldquo sagt die Netzwerkkoordinatorin Zum Beispiel spielt sie mit den Kindern bdquoEierlaufenldquo ndash nur mit

GU T ZU W IS S E N

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GU T ZU W IS S E N

Wasser statt mit Eiern Die Maumldchen und Jungen werden in zwei Gruppen unterteilt Jede Gruppe hat unterschiedliche Dinge zur Verfuumlgung um das Wasser zu transportieren Glaumlser Untertassen Siebe Kellen und was sich sonst noch so findet Dann geht es darum welche Gruppe zuerst das Wasser von dem einen Eimer in den auf der gegenuumlberliegenden Seite transportieren kann

Kleine Schritte zu BeginnDie Forscher-AG ist mit den gefluumlchteten Kindern etwas anders strukturiert als sonst bdquoNormalerweise biete ich immer drei oder vier Forscherideen auf einmal an und lasse die Maumldchen und Jun-gen dann entdecken Aber diese Art des Forschens uumlberfordert die Kinder hierldquo sagt die studierte Sozialpaumldagogin Zudem setzt sie die Kinderkarten vom bdquoHaus der kleinen Forscherldquo ein So koumlnnen sich die Kinder zusaumltzlich an den Bildern orientieren und sich in-spirieren lassen Einmal habe sie mit einigen Kindern am Tisch einen Luftbal-lontransporter gebaut als sie einen Jungen bemerkte der auf dem Boden saszlig Er hatte mit Hilfe einer der Entdeckungskarten einen Faumlcher nachgebaut saszlig in Ruhe da und wedelte sich Luft zu bdquoEr hat nichts gesagt nichts gefragt Ich habe ihm nichts erklaumlrt Er hat einfach die abgebildete Forscheridee nachgebaut und den Luftzug auf sich wirken lassen Das war tollldquo

Der bdquoBildungspassldquoDen bdquoBildungspassldquo der Columbus- Schule haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Mannheim entwickelt Jedes Kind bekommt einen solchen Pass in dem seine Lehrer eintragen koumlnnen welche Themen sie behandelt haben Das koumlnnen Zah- len sein das Einmaleins oder auch geschichtliche Themen Der Pass dient dazu die Lehrerinnen und Lehrer in den aufnehmenden Kommunen uumlber den Bildungsstand des Kindes zu informieren Vor allem aber soll er die Kinder motivieren

Die WillkommensschuleDie Schulpflicht beginnt in Baden-Wuumlrt-temberg fuumlr Kinder deren Eltern einen Asylantrag stellen sechs Monate nach ihrer Ankunft Allerdings nicht schon in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes sondern erst in der Kommune die die Familien und Kinder letztlich aufnimmt Dort werden die Kinder und Jugendlichen zunaumlchst in sogenannten Vorbereitungs- und VABO-Klassen (VABO steht fuumlr Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf fuumlr Jugendliche ohne Deutschkenntnisse) in die Regelschule integriert Die Willkommensschule in Mannheim will die Luumlcke zwischen Ankunft und Schulbeginn in der Kom- mune schlieszligen

Beim Forschen wird auch die Feinmotorik geschult

bdquoSie erfahren hier Bestaumlrkung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ihnen dabei hier entspannt anzukommenldquo

Einen Bericht uumlber die Willkommens-schule finden Sie auch auf unserer Website Service-Portal Integration

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Welche Themen sind Ihnen besonders wich-tig wenn es um die Integration von Kindern in Kita Hort und Grundschule geht Beim Kita- und Schulbesuch muumlssen zu-naumlchst Zugangshuumlrden abgebaut werden Zugewanderte Eltern melden ihre Kinder deutlich seltener in einer Kita an Ihre Kin-der erhalten daher oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie fuumlr ihre sprachliche kognitive koumlrperliche psychische und soziale Ent-wicklung benoumltigen Zwar haben zugewan-derte Familien den gleichen Anspruch auf einen Kita-Platz wie einheimische doch viele sind uumlber Betreuungsangebote schlecht informiert oder es faumlllt ihnen schwer die passende Betreuung zu finden Schulpflichtige Kinder die nach Deutsch-land gefluumlchtet sind muumlssen meist deut-lich laumlnger auf einen Schulplatz warten als die europarechtlich vorgesehenen drei Mo-nate Das verlaumlngert den ohnehin schon groszligen bdquoLeerlaufldquo unnoumltig

Wo liegen aus Ihrer Sicht die Chancen und Herausforderungen im Hinblick auf eine gelungene Integration Hier geht es weniger um Chancen als um Notwendigkeiten Bundesweit hat mittler-weile mehr als jedes dritte Kind einen Migrationshintergrund Eine gelungene

GU T ZU W IS S E N

BILDUNGSPOLITISCHE S INTERVIE W

bdquoBILDUNGSEINRICHTUNGEN KOumlNNEN ALS INTEGRATIONSMOTOR WIRKENldquo

Dr Cornelia Schu ist Geschaumlftsfuumlhrerin des Sachverstaumlndigenrats deutscher Stiftun-gen fuumlr Integration und Migration Eine breite integrationspolitische Expertise hat die promovierte Germanistin als Leiterin des Themenschwerpunkts Integration bei der Stiftung Mercator gewonnen Im Interview beschreibt sie wie der Weg in die Kita fuumlr viele neu zugewanderte Familien einem Huumlrdenlauf gleicht und kritisiert deutlich die Maumlngel in der Ausbildung von Paumldagoginnen und Paumldagogen

Bildungsintegration ist somit unerlaumlsslich um auch fuumlr das weitere Leben der Kinder und Jugendlichen gute Teilhabechancen zu eroumlffnen Die groumlszligte Herausforderung be-steht darin allen Kindern moumlglichst fruumlh Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Kindertagesbetreuung zu sichern Aus un-serer Forschung wissen wir dass der Weg in die Kita besonders fuumlr neu Zugewander-te oft einem Huumlrdenlauf gleicht Vor allem die Versorgungsluumlcke fuumlr unter dreijaumlhrige Kinder muss schnell geschlossen werden Ungleiche Bildungschancen verschaumlrfen

sich zudem an den Schulen wo zugewan-derte Kinder zu oft unter sich bleiben In Groszligstaumldten lernen 70 Prozent von ihnen in Grundschulen in denen mehr als die Haumllfte der Kinder einen Migrationshinter-grund haben Hinzu kommt dass das Lehr-personal oft nur unzureichend auf den Umgang mit sprachlicher und kultureller Vielfalt vorbereitet ist Somit erhalten zu-

gewanderte Kinder oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie benoumltigen um ihre Potenziale zu entfalten

Welche Bedeutung nehmen Kita Hort und Grundschule bei der Integration gefluumlchte-ter Kinder ein Wie koumlnnen die Bildungs-einrichtungen die an sie gestellten Erwar-tungen erfuumlllenFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehen Bildungs-einrichtungen koumlnnen somit als Integrati-onsmotoren wirken Auszligerdem bieten sie den Kindern eine angstfreie Umgebung die nicht vom Fluchtkontext gepraumlgt ist Die Grundsteine die hier heute gelegt werden bilden das Fundament fuumlr die Integrations-erfolge von morgen Kitas und Schulen duumlr-fen aber mit diesem Erwartungsdruck nicht alleingelassen werden Neben Personal-zuschlaumlgen und zusaumltzlichen materiellen Zuwendungen bedarf es vor allem neuer Lehrmaterialien die auf die vielfaumlltigen Beduumlrfnisse gefluumlchteter Kinder eingehen Doch auch die Bildungseinrichtungen selbst muumlssen sich auf den Weg machen und etwa dafuumlr sorgen dass Kinder ihre

bdquoAlle angehenden paumldagogischen Fach- und Lehrkraumlfte so llten zukuumlnftig Basis-kompetenzen in Sprachbildung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller V ielfalt erwerbenldquo

GEMEINS AME LE SEEMPFEHLUNGENDER STIF TUNG bdquoHAUS DER KLEINEN FORSCHERldquo UND DER STIF TUNG LE SEN

Lane SmithDie Faumlhrte der Kinderab ca 4 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder40 Seiten Preis 1499 euro

bdquoEin Kind machte sich auf die Suche Unterwegs begeg-nete ihm die ganze Welt hellipldquo Wonach das Kind sucht wird in diesem poetischen Bilderbuch nicht naumlher benannt Die Nase neugierig nach vorn gestreckt durchwandert es verschiedene Lebensraumlume Von hohen Bergen uumlber das eisige Zuhause der Pinguine und die Tiefen des Meeres erleuchtet von farbigen Quallen bis hin zu kargen Steppen und tiefgruumlnen Dschungeln Die ungewoumlhnliche Bilderbuchreise lebt von den auszligergewoumlhnlichen Illustrationen die das Thema Vielfalt widerspiegeln und ahnen lassen wie die Welt ohne Menschen aussehen wuumlrde

Emma Levey Klara Gluck und ihre Kinderab ca 4 Jahren Verlag orell fuumlssli32 Seiten Preis 1395 euro

Der erste Band des Klara-Gluck-Abenteuers hat dem Leser die bunteste Familie vor Augen gefuumlhrt die die

Huumlhnermama sich nur wuumlnschen konnte Aus allen Eiern die sie auf ihren Reisen gesammelt hat sind die unterschiedlichsten Tiere geschluumlpft Die wollen nun alle versorgt und begluckt werden Familie ist was man draus macht Dieses Motto lebt das liebenswerte Bilderbuchhuhn so nachvollziehbar komisch und wahrhaftig vor dass nicht nur Kinder ihren Spaszlig daran haben werden Mehr Vielfalt als in der gluckigen Patchworkfamilie geht nicht und mehr vergnuumlgliches Chaos ebenso wenig

Anne C VoorhoeveWir 7 vom Reuterkiezab ca 10 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder265 Seiten Preis 1299 euro

bdquoNeukoumllln fuumlr starke Nervenldquo lautet das Thema einer Stadtteilfuumlhrung die die Freunde Pia Jonas Nesrin Kasim Finn-Ole Mustafa und Rifat fuumlr Touristen anbieten ndash ein Geschaumlftsmodell das die Clique fordert denn es bedarf einer gruumlndlichen Vorbereitung Verlust des Zuhauses durch Gentrifi zierung multi-

kulturelle Gesellschaft Patchworkfamilien In diesem unterhaltsamen Groszligstadt-roman gelingt es der Autorin vielfaumlltige Themen mit Witz Spannung und einer positiven Grundhaltung aufzubereiten

Deutschkenntnisse nicht nur in einzelnen Foumlrderstunden verbessern sondern uumlber den gesamten Tag hinweg

Wie schaumltzen Sie die Situation der paumldago-gischen Fach- und Lehrkraumlfte ein und wie koumlnnte man sie bei ihrer wichtigen Integra-tionsarbeit noch besser unterstuumltzenAn Paumldagogen werden hohe Erwartungen gestellt und viele fuumlhlen sich damit allein-gelassen Sie sollen die gestiegene Zahl junger Fluumlchtlinge und ein Vielfaches an Foumlrderbeduumlrftigen individuell unterstuumltzen doch nur ein Bruchteil der Paumldagogen fuumlhlt sich auf diese Aufgabe gut vorbereitet ndash oft weil es deutliche Maumlngel in der Ausbildung gibt Der Arbeitsalltag in sprachlich und kulturell vielfaumlltigen Klassen spielt in der Aus- und Fortbildung weiterhin nur eine Nebenrolle Dies muss sich schnellstmoumlg-lich aumlndern sonst laufen wir Gefahr die Integrationsversaumlumnisse der Vergangen-heit zu wiederholen Alle angehenden pauml-dagogischen Fach- und Lehrkraumlfte sollten zukuumlnftig Basiskompetenzen in Sprachbil-dung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller Vielfalt erwerben Dies erfordert konkrete Landesvorgaben und eine Aus- und Fortbildung die sich staumlrker am Bedarf der Praxis orientiert

Wenn Sie an Ihre Kindheit zuruumlckdenken Welchen eigenen Forscherfragen sind Sie nachgegangenIch war als Kind mehr eine Leseratte als eine bdquoForscherinldquo ndash kein Wunder dass ich spaumlter die Literaturwissenschaft als meine Forschungsdisziplin gewaumlhlt habe Aber als in der Eifel aufwachsendes Kind von Erd-kunde-Lehrern hat mich auch der Vulkanis-mus sehr fasziniert und ich wollte alles daruumlber wissen wie Maare entstehen und warum die Erde manchmal Feuer spuckt

bdquoFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehenldquo

Weitere Lese- und Medienempfehlungen zu MINT und vielen anderen Themen finden Sie auf stiftunglesende

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Naturwissenschaften und Technik

fuumlr Maumldchen und Jungen

HerausgeberStiftung Haus der kleinen ForscherClaudia Striffl er (ViSdP)Rungestr 1810179 Berlin Tel 03027 59 59-0Fax 03027 59 59-209E-Mail infohaus-der-kleinen-forscherde

ProjektleitungClaudia PetersenE-Mail claudiapetersenhaus-der-kleinen-forscherde

Verantwortliche RedakteurinJenny MoumlllerE-Mail jennymoellerhaus-der-kleinen-forscherde

RedaktionJonas BrandhorstMareike BreuerMareike MittelbachJenny MoumlllerJasemin SevenKatrin WeberTanja Zagel

Partner der Stiftung sind die Helmholtz-Gemeinschaft die Siemens Stiftung die Dietmar Hopp Stiftung und die Deutsche Telekom Stiftung Gefoumlrdert wird sie vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung

BildnachweisTitel Rawpixelcomfotolia S 1 Bettina VolkeStiftung Haus der kleinen Forscher S 4 hl-studiosthinkstock SIHK zu Hagen S 5 Michael SchmidtStiftung Haus der kleinen Forscher privat S 7 Jens JeskeStiftung Haus der kleinen Forscher S 8 Luminastocksy S12 Kindergarten Schloss Einstein S 13 LightFieldStudiosthinkstock S14-15 Ulrike Keil Stiftung Haus der kleinen Forscher S 17 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher S18-19 Kinderhaus Cheliusstraszlige S 21 privat Courant Forschungszentrum Textstrukturen Universitaumlt Goumlttingen S 24 Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 25 pyotr021thinkstock Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 26 Phil Dera S 28 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher

BezugsbedingungenDie Kitas Horte und Grundschulen die in einem lokalen Netzwerk der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv sind erhalten das Magazin 4 x jaumlhrlich kostenlos Das Magazin steht in vollem Umfang auf der Website der Stiftung wwwhaus-der-kleinen-forscherde kostenlos zum Down-load zur Verfuumlgung

Erscheinungvierteljaumlhrlich

GestaltungDiscodoener middot Stuttgart

SatzDiscodoener middot Stuttgart

Lektorat Lutz Happel

DruckBonifatius GmbHDruck ndash Buch ndash Verlag

Alle Rechte vorbehalten Nachdruck Aufnahme in elektronische Datenbanken Mailboxen sowie sonstige Vervielfaumlltigungen nur mit ausdruumlcklicher Genehmigung der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Fuumlr unverlangt eingesendetes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung uumlbernommen Die Autoren und Redakteure von bdquoForscht mitldquo recherchieren und pruumlfen jeden Artikel sorgfaumlltig auf seine inhaltliche Richtigkeit Dennoch kann es immer mal passieren dass sich Fehler in die Texte oder Bilder schleichen Wir uumlbernehmen daher keine Garantie fuumlr die Angaben

Gedruckt auf 100 PEFC-zertifi ziertem Papier

GU T ZU W IS S E N

VORSCHAU AUF DIE NAumlCHSTE AUSGABE

TITELTHEMAVON BITS UND BYTES

Vom Smartphone uumlber den Laptop bis hin zum MP3-Player ndash Kinder wachsen heute in einer Welt auf die stark digital gepraumlgt ist und sich rasend schnell weiterentwickelt Sie moumlchten sie erforschen und mitgestalten Wie funktioniert ein Roboter Was passiert wenn ich den Computer anschalte und wie kann ich Bot-schaften verschluumlsseln In der naumlchsten Ausgabe der bdquoForscht mitldquo dreht sich alles um das Thema Informatik und digitale Bildung

Es erwarten Sie viele spannende Forscherideen und Praxis- beispiele Wir zeigen wie digitale Bildung spielerisch im Alltag in Kita Hort und Grundschule integriert werden kann

Die naumlchste Ausgabe erscheint Ende November 2017

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bdquoTag der kleinen Forscherldquo 2017ZEIGST DU MIR DEINE WELT

Mehr Bilder und

Berichte unter wwwtag-der-

kleinen-forscherde

bdquoZeigst du mir deine Weltldquo lautete das Motto zum diesjaumlhrigen bdquoTag der kleinen ForscherldquoDie Sti ung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo rief zum bundesweiten Mitmachtag Kitas Horte und Grundschulen auf gemeinsam zu forschen und die Vielfalt im Alltag zu entdecken Diesem Aufruf folgten etliche Einrichtungen und feierten tolle Forscherfeste

Wie war Ihr bdquoTag der kleinen Forscherldquo Wir freuen uns auf Ihre Erlebnisse pressehaus-der-kleinen-forscherde

2018DER BUNDESWEITE KITA-WETTBEWERB ZUR AUSZEICHNUNG VON HERAUSRAGENDEN PROJEKTEN IM MINT-BEREICH

Weitere Informationen und Bewerbung unter wwwforschergeist-wettbewerbde

Ob Kuumlrbis Kugel Kohle oder Holz ndash viele Dinge machen Kinder neugierig und fuumlhren dazu dass sie Fragen stellen Fuumlr den bundesweiten Kita-Wettbewerb bdquoForschergeist 2018rdquo suchen die Deutsche Telekom Stiftung und die Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherrdquo Projekte die diese Neugier befeuert und den Forschergeist in Kindern geweckt haben gemeinsames Staunen uumlber Naturphaumlnomene spannende mathematische informatische oder technische Fragen aus dem Kita-Alltag ndash teilen Sie die Entdeckungen aus Ihrer Kita Der Wettbewerb will Ihr Engagement in diesem Bereich wuumlrdigen den Forschergeist er-halten und noch mehr Kinder und paumldagogische Fachkraumlfte fuumlr das Forschen und Entdecken begeistern Der bdquoForschergeist 2018rdquo zeichnet die besten Projekte auf Landes- und Bundesebene mit einem Preisgeld aus

Bewerbungsstart

06 September2017

Page 18: hnik DAS MAGAZIN DER STIFTUNG „HAUS DER KLEINEN … · l 1 l LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, in den vergangenen Jahren haben viele Flüchtlinge Deutschland erreicht, darunter auch

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Haben Sie ein BeispielWenn das Kind sagt bdquoDa Autoldquo und der Vater den Satz richtig wiederholt bdquoJa da ist ein Autoldquo sind das ganz wichtige intuitive Lehrstrategien Wenn ich das als Vater oder Mutter aber in einer Sprache versuche die ich selbst nicht beherrsche werde ich deut-lich weniger korrigieren und kommentieren und manchmal regel-recht verstummen weil mir der richtige Ausdruck oder die richtige Form fehlt Ich kann damit auch nicht mehr frei auf die Impulse und Gefuumlhle des Kindes reagieren sondern bin eingeschraumlnkt Das kann auch die emotionale Beziehung zum Kind schwaumlchen Eltern muumlssen mit ihren Kindern in der bdquoSprache ihres Herzensldquo kommunizieren koumlnnen um ihre einzigartige und vertrauensvolle Beziehung nicht zu stoumlren

Lernen Kita-Kinder eine neue Sprache anders als Grundschul-kinder Generell gilt Je juumlnger die Kinder desto schneller und leichter lernen sie eine Sprache Bis zum dritten Lebensjahr werden zwei Sprachen parallel etwa so gut und schnell erworben wie bei einem einsprachig aufwachsenden Kind Danach haumlngt es davon ab wann die zweite Sprache dazukommt und wie Qualitaumlt und Quan-titaumlt des Sprachangebots beschaff en sind Wenn ein Kind vor dem zehnten Lebensjahr eine Sprache lernt kann es sich auch dem

INTERVIE W

bdquoELTERN SOLLTEN IN DER SPRACHE IHRES HERZENS KOMMUNIZIERENldquo

Wie lernen Kinder eine Sprache Welche Unterschiede muumlssen paumldagogische Fach- und Lehrkraumlfte im Hinblick auf das Alter des Kindes beachten Die Kommunikationsfor-scherin Prof Dr Ute Ritterfeld gibt Tipps zur Unterstuumltzung von Kindern beim Zweit- und Fremdspracherwerb

Eine Ihrer 13 goldenen Regeln sowohl fuumlr Kita- als auch fuumlr Grundschulkinder lautet bdquoKeine Sprachverboteldquo Was meinen Sie damitWir wollen verhindern dass die paumldagogischen Fach- und Lehr-kraumlfte gefl uumlchteten Eltern empfehlen zu Hause um jeden Preis Deutsch zu sprechen Das hat mehrere Gruumlnde Zum einen kann das menschliche Gehirn ganz hervorragend zwei Sprachen be-waumlltigen Zum anderen reicht der Input durch Kindergarten Schule Medien und Freunde in der Regel aus um Deutsch zu lernen Man sollte den Eltern nicht raten zu Hause in einer Sprache mit dem Kind zu sprechen die sie selbst noch nicht richtig be-herrschen Denn Kinder lernen eine Sprache auch indem Eltern sie korrigieren und Informationen hinzufuumlgen

Die ExpertinProf Dr Ute Ritterfeld ist seit 2010 Leiterin des Fachgebiets bdquoSprache und Kommunikationldquo an der Technischen Universitaumlt Dortmund Zwei ihrer Forschungsschwerpunkte sind fruumlher Spracherwerb und Mehrsprachigkeit

Die bdquo13 goldenen Regeln zur Sprach-foumlrderung mit heimatvertriebenen Kindern ohne Deutschkenntnisse in unseren Kitas und Grundschulenldquo von Prof Dr Ute Ritterfeld und Prof Dr Sandra Niebuhr-Siebert fi nden Sie im Internet unter sktu-dortmundde im Bereich bdquoMaterialienldquo Dort gibt es auch weitere Informationen und Hand-reichungen sowie eigens produzierte zweisprachige Houmlrspiele zum Download

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Klang und dem Rhythmus problemlos anpassen wenn es zuvor eine andere Sprache gesprochen hat Es entwickelt dann keinen Akzent Ungefaumlhr ab zehn Jahren setzt bei vielen Kindern die Her-kunftssprache dem Deutschen einen houmlrbaren Stempel auf Man houmlrt dann einen Akzent Dieser bleibt oft auch dann noch erhalten wenn der Wortschatz hervorragend entwickelt ist und die Gram-matik fehlerfrei beherrscht wird Wir sprechen dann auch nicht mehr von Zweitsprach- sondern von Fremdspracherwerb

Welche Ruumlckschluumlsse fuumlr den paumldagogischen Alltag ergeben sich darausIm Vorschulalter verfuumlgen die Kinder in der Regel noch uumlber gute Strategien quasi nebenbei eine Sprache zu lernen Das Sprach-lernziel muss deswegen nicht im Mittelpunkt stehen Kinder eig-nen sich eine neue Sprache vorwiegend spielerisch an weil sie sich mit anderen austauschen wollen Welches Mittel zur Kommunikation die Kinder auch waumlhlen schaumltzen Sie es wert Die Kommunikation steht im Vordergrund nicht das Lernen der Sprache So legen Sie behutsam eine Basis die die Kinder dann nach und nach mit Sprache fuumlllen werden Bei Grundschulkindern ist das schon ein wenig anders Die Kinder

wissen genau dass man von ihnen erwartet Deutsch zu lernen und mit dieser Sprache dem Schulunterricht zu folgen Ihr Sprach- erwerb ist damit gesteuerter und nicht so unbewusst wie im Kita-Alter Die Kinder lernen also sowohl nebenbei als auch ganz bewusst Als Lehrerinnen oder Lehrer passen Sie die Komplexitaumlt Ihres eigenen Sprachgebrauchs dann meist ganz automatisch an das Niveau der Kinder an Das ist ein wichtiger und richtiger Schritt Sie sollten zudem versuchen den Kindern moumlglichst viele Hilfen anzubieten mit denen die Aufgabenstellungen auch non-verbal so eindeutig wie moumlglich werden Das gelingt anhand von konkreten Objekten Gesten Bildern oder Videos Zeigen Sie auf die Dinge uumlber die Sie sprechen Und vor allem Haben Sie selbst Spaszlig an diesen Sprachlehr-Lern-Abenteuern mit Kindern aus ei-nem anderen Kulturkreis Denn Kinder koumlnnen problemlos zwei oder gar mehr Sprachen parallel lernen und benutzen

Kinder lernen Sprachen am besten spielerisch

Das Interview mit Prof Dr Ute Ritterfeld ist auch online zu finden im Service-Portal Integration

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Wo genau liegt eigentlich Kolumbien Welche Tiere leben dort und welche Sprache sprechen die Menschen Ein Praktikant aus Suumldamerika brachte die Kinder vom Kinderhaus Chelius-straszlige in Mannheim auf die Idee zu unterschiedlichen Kul-turen und Lebensweisen zu forschen und sich nebenbei mit Nachhaltigkeitsfragen zu beschaumlftigen Das Projekt wurde im Wettbewerb bdquoForschergeist 2014ldquo der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo als Landessieger nominiert

FORSCHERGEIST-PRO JEK T

KOLUMBIEN UND SEIN REGENWALD

Kinderhaus Cheliusstraszlige ANSPRECHPARTNERIN

Gabriele Kessler (Kita-Leiterin)

ORT

Mannheim Baden-Wuumlrttemberg

KINDER

100 Kinder 0 ndash 6 Jahre

HAUS DER KLEINEN FORSCHER

Seit 2010 beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv 2016 zum dritten Mal zertifi ziert

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Forschergeist-Projekt des Monats

Der bdquoForschergeistldquo ist ein bundesweiter Kita-Wettbewerb der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Gesucht und praumlmiert werden herausragende Projekte die Maumldchen und Jungen fuumlr die Welt der Mathematik Infor- matik Naturwissenschaften oder Technik begeistert haben

Weitere spannende Informationen und Details zum bdquoForschergeistldquo-Wettbewerb erhalten Sie unter forschergeist-wett- bewerbde

er neue Praktikant war fuumlr die Maumldchen und Jungen des Kinderhauses Cheliusstraszlige sehr spannend Sein Deutsch war noch recht gebrochen so dass sie manchmal Schwie-

rigkeiten hatten ihn zu verstehen Dafuumlr konnte er eine fremde Sprache sprechen ndash Spanisch Die Kinder begannen Fragen zu seiner Sprache und seinem Heimatland Kolumbien zu stellen In den Gespraumlchen stellte sich heraus dass Kolumbien ganz schoumln weit weg ist und in den Regenwaumlldern leben dort jede Menge interessanter Pflanzen und Tiere Als die Kinder im nahe gelegenen Tropenhaus auf Schlangen Piranhas und Krokodile trafen und houmlrten dass diese in Kolumbien in Freiheit leben wurde die Neu-gier so groszlig dass ein Projekt daraus entstand Dreimal pro Woche bdquoreistenldquo die Maumldchen und Jungen fuumlr eine Stunde in den suumld- amerikanischen Regenwald lernten Tiere und Pflanzen kennen erforschten den Wasserkreislauf kochten kolumbianische Gerich-te sprachen uumlber indigene Voumllker und Umweltschutz und schoumlpf-ten eigenes Papier um Holz zu sparen Eine Handpuppe die Ameise bdquoHormigaldquo begleitete die Kin-der auf allen Reisen und erklaumlrte ihnen den Regenwald Die Maumld-chen und Jungen ahmten einzelne Tiere nach verglichen die Ei-genschaften verschiedener Holzarten pflanzten eine Ananas und meisterten einen Bewegungsparcours auf dem sie von Stein zu Stein uumlber einen Fluss mit Krokodilen sprangen und uumlber umge-fallene Baumstaumlmme balancierten Daruumlber hinaus machten sich die Kinder Gedanken was sie selbst tun koumlnnen um den Regen-wald vor Abholzung zu schuumltzen Sie baten alle darum im Wasch- raum sparsam mit Papierhandtuumlchern zu sein Altpapier getrennt zu sammeln und Brote nur duumlnn mit Nuss-Nougat-Creme zu bestreichen ndash denn in dem leckeren Brotaufstrich ist Palmoumll ent-halten fuumlr dessen Anbau der Regenwald weichen muss Nach jedem einzelnen Projektschritt gestalteten die Maumldchen und Jungen Plakate oder Wandzeitungen mit Fotos und Informa-tionen fuumlr die anderen Kinder und die Eltern Daruumlber hinaus malten sie ein groszliges Abbild des Regenwalds im Vergleich zu

D einem Hochhaus in den Flur des Kinderhauses Fuumlr die paumldago-gischen Fachkraumlfte war es faszinierend zu sehen wie dieses Pro-jekt nach und nach die gesamte Kita durchzog Immer wieder houmlrten sie in Gespraumlchen dass das Thema auch bei Kindern die nicht teilnahmen praumlsent war und fuumlr Interesse sorgte Zum Abschluss veranstalteten die Maumldchen und Jungen einen Elternnachmittag bei dem sie Bilder von einzelnen Projekt- schritten zeigten Lieder sangen einen Tanz auffuumlhrten die fuumlr sie interessantesten Versuche praumlsentierten und einen kolum- bianischen Imbiss zubereiteten Die Kinder konnten bei dem Projekt ihre interkulturellen Kom-petenzen weiterentwickeln Durch die vertiefte Beschaumlftigung mit dem Lebensraum Regenwald erarbeiteten sie sich biologisches Wissen und legten auszligerdem besonderes Augenmerk auf Um- weltschutz und Fragen der Nachhaltigkeit Sie lernten dabei aus ihrem Wissen Konsequenzen fuumlr ihre Handlungen zu ziehen

Im Bewegungsparcours uumlbten die Kinde durch Dickicht zu kriechen und Fluumlsse zu uumlberqueren

Im Dschungel leben jede Menge spannender Tiere und Pflanzen

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Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-

aufsichtigt an Gewaumlssern spielen

Nehmen Sie sich die Zeit um mit

Ihnen sicheres Verhalten am Wasser zu

uumlben Geben Sie den Kindern Hinweise

fuumlr das Einfangen und Beobachten von

Wassertieren bevor es losgeht und

versuchen Sie moumlglichst keine

bdquoSpurenldquo zu hinterlassen

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ORTE ZUM FORSCHEN

FORSCHEN AM TUumlMPELOb Teich oder Tuumlmpel ndash Gewaumlsser laden nicht nur zum Planschen ein sie sind auch spannende Forscherorte

an denen Maumldchen und Jungen allerhand erkunden koumlnnen Besonders im Sommer lohnt sich fuumlr entdeckungsfreudige Forschergeister ein Spaziergang in die Natur um Tiere und Pflanzen zu beobachten

VIELFALT AN TEICH UND TUumlMPELIn Teichen und Tuumlmpeln ist das Wasser meist nicht tief so dass das Sonnenlicht bis zum Boden dringt und die Pfl anzen uumlppig wachsen Die fl achen Gewaumlsser sind reich an Naumlhrstoff en und bieten vie-len Tieren ideale Lebensbedingungen Welche Tiere und Pfl anzen koumlnnen die Kinder entdecken Koumlnnen sie die ver-schiedenen Arten benennen Bitten Sie die Kinder behutsam zu sein um scheue Tiere nicht zu verjagen

WAS FUumlR TIERE SIND DASKoumlnnen die Kinder die Tiere benennen die sie sehen In Teichen und Tuumlmpeln leben nicht nur Froumlsche Libellen und Fische Am Ufer hausen die Larven vom Gelbrandkaumlfer Wasserskorpion und Ruumlckenschwimmer In den Pfl anzen verstecken sich Libellen und Koumlcherfl iegen Im Wasser tummeln sich um Aumlste und Steine herum Schnecken Plattwuumlrmer und Wasserasseln Welche Tiere koumlnnen die Kinder noch entdecken Wie bewegen sich die Tiere fort und wo genau fi nden die Maumldchen und Jungen sie

PAPIERBOOTE BAUENNur ein Blatt Papier ndash mehr braucht es nicht um ein Papierboot zu bauen Doch schwimmt es auch Welches schwimmt am besten Und wie schwimmt es von hier nach dort Braucht es Wind oder Stroumlmung reicht es zu pusten oder muumlssen die Kinder es an-schubsen Uumlberlegen Sie gemeinsam wie Papierboote am schnellsten schwimmen und veranstalten Sie einen Wettbewerb

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Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-Achtung

aufsichtigt an Gewaumlssern spielen

Nehmen Sie sich die Zeit um mit

Ihnen sicheres Verhalten am Wasser zu

uumlben Geben Sie den Kindern Hinweise

fuumlr das Einfangen und Beobachten von

Wassertieren bevor es losgeht und

versuchen Sie moumlglichst keine

bdquoSpurenldquo zu hinterlassen

ann muumlssten wir uns mit Zeichen ver-staumlndigen Fuumlr jedes Wort muumlssten wir uns ein Zeichen uumlberlegen aumlhn-

lich wie die Gebaumlrdensprache Fuumlr Men-schen die eh schon Gebaumlrdensprache sprechen waumlre es praktisch da sie dann alles verstehen wuumlrden Dann waumlre es na-tuumlrlich schlecht wenn man blind ist da blinde Menschen die Zeichen nicht sehen koumlnnen Fuumlr sie muumlssten wir uns dann et-was aus Lauten wie bdquoMmmhldquo oder aus Ge-raumluschen ausdenken

hne Sprache waumlren wir nicht das was wir sind Sprache ist eine besonders wichtige Eigenschaft des Menschen

mit einem groszligen praktischen Nutzen Sprache unterscheidet uns von allen ande-ren Lebewesen Ohne die vielen Sprachen der Welt koumlnnten sich Menschen nicht so schnell und effi zient uumlber so viele Dinge verstaumlndigen ihren Gefuumlhlen Ausdruck ver-

leihen und ihr Zusammenleben im Alltag regeln Ohne Sprache koumlnnten wir unser Wissen uumlber die Welt nicht festhalten und an andere weitergeben wir koumlnnten dieses Wissen nicht hinterfragen und verbessern wir koumlnnten nicht so viel lernen und wir koumlnnten andere nicht mit unseren Geschichten zum Lachen oder Weinen bringen

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DUR CH DIE FORSCHERBRILLE

WAS WAumlRE WENN WIR KEINE SPRACHE HAumlTTEN

Oskar 7 Jahre weiszlig eine Antwor t

Prof Dr Steinbach Universitaumlt Goumlttingen Seminar fuumlr Deutsche Philologie

EIN TUumlMPELMUSEUMNicht nur die Tiere und Pfl anzen sind be-sonders Rund um Tuumlmpel und Teich koumln-nen die Kinder jede Menge Schaumltze ent-decken Entweder sammeln sie einfach was ihnen gefaumlllt oder sie erstellen eine Sammelliste Finden sie etwas Spitzes etwas Weiches etwas Hartes oder etwas von dem sie nicht wissen was es ist Finden sie fuumlnf Steine in unterschied-licher Farbe oder vier verschiedene Blatt-formen Lassen Sie die Kinder alles in einer Box zusammentragen ndash ihrer persoumln-lichen Schatzkiste ndash und bitten Sie sie sich gegenseitig die Fundstuumlcke vorzustellen

AUS DER NAumlHE BE TRACHTE TWenn die Maumldchen und Jungen dabei vor-sichtig sind duumlrfen sie einige Tiere fangen Dafuumlr eignen sich ein Haushaltssieb oder ein Kescher am besten ein viereckiger ndash damit koumlnnen die Kinder die Tiere am Bo-den des Teiches gut erreichen Danach geben sie sie sorgsam in ein mit Wasser gefuumllltes Gefaumlszlig ndash zum Beispiel eine Schuumls-sel oder einen Topf Was sehen die Kinder Besonders viel erkennen koumlnnen sie mit Becherlupen Achten Sie darauf moumlg-lichst keine geschuumltzten Arten zu fangen wie Froumlsche Kaulquappen Libellenlarven oder Wasserspinnen

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E mma sitzt auf der Treppe vorm Haus Gerade hat Viola angerufen sie hat heute doch keine Zeit zum SpielenKeiner hat heute Zeit zum Spielen

raquoDoofer Dienstaglaquo denkt EmmaEmma wuumlnscht sich eine Freundin Eine richtige Freundin Sie stuumltzt die Ellenbogen auf die Knie und legt das Gesicht in ihre Haumlnde Schritte schlurfen heran und bleiben stehen Genau vor Emma Sie kann spuumlren dass jemand sie anschaut Sie will aber jetzt nicht angeschaut werden Zur Strafe fuumlrs Anschauen guckt sie nicht hochraquoHast du waslaquo fragt eine Stimme Es ist eine fremde StimmeEine die die Worte seltsam betont und das raquohlaquo ganz rau klingen laumlsst Emma guckt doch Es ist der kleine Junge aus dem Haus am Ende der Straszlige Er hat schwarze Haare und dunkle dunkle AugenraquoHast du waslaquo wiederholt der Junge und starrt Emma mit seinen dunklen Augen anraquoNeelaquo sagt EmmaraquoWohnst du hierlaquo fragt der Junge weiterraquoJalaquo antwortet Emma bevor sie uumlberlegen kann ob sie sich von diesem Knirps ausfragen lassen willraquoWie heiszligt rsquon dulaquoraquoEmmalaquo Schweigen raquoUnd dulaquoraquoAbdullahlaquoraquoAhalaquo

Text Kathrin RohmannIllustrationen Antje Drescher

raquoUnd was machst du jetztlaquo Abdullah zieht mit der Fuszligspitze die Fugen zwischen den Pflastersteinen nachraquoNichtslaquo sagt EmmaraquoHast du keinen zum SpielenlaquoPeng Emma spuumlrt die Hitze in ihr Gesicht schieszligen Was denkt dieser Abdu-Dings-Bums sich Natuumlrlich hat sie jemanden zum Spielen Sonst jedenfalls Immer Nur gerade heute nichtraquoKlar habe ich jemanden zum Spielenlaquo blafft Emma Abdullah anraquoMeine richtige Freundin kommt gleichlaquoraquoWas ist eine richtige Freundinlaquo Abdullahs Augenbrauen schieben sich zusammenraquoEin richtige F r e u n d i n laquo Emma zieht das Wort sehr langraquoAlso eine richtige Freundin hat immer Zeit zum Spielen und total gute Ideen Mit der ist es nie langweilig und die ist nicht sauer oder beleidigt wenn man vielleicht ein schoumlneres T-Shirt anhatlaquoraquoAhalaquo sagt Abdullah und guckt auf Emmas pinkes Hello-Lilli- T-Shirt und dann an seinem grauen Space-Rider-T-Shirt herunterraquoIch find deins echt schoumln aber das macht nichtslaquo sagt er und laumlchelt raquoIch hol mal meinen BalllaquoraquoIch hab aber gar keine Zeitlaquo murmelt Emma Dennoch bleibt sie sitzen bis Abdullah zuruumlckkommt

raquoKannste Fuszligball spielenlaquo fragt Abdullah und kickt den Ballgegen die unterste Stufe der TrepperaquoKlar kann ich daslaquo antwortet Emma und rollt die AugenEigentlich will sie sagen dass Fuszligball bloumlder Kram ist und dass sie mit Knirpsen bestimmt nicht spielt und raquoSuper dann schieszligen wir immer an den Pfosten da und der andere muss den Ball kriegen und wieder gegen den Pfosten schieszligenlaquo Abdullah schieszligt Und noch bevor der Ball vom Pfosten der Einfahrt gegenuumlber wieder abgeprallt ist steht Emma schon neben ihmDer soll nicht denken dass sie das nicht kann Beim erstenSchuss trifft sie den Pfosten beim zweiten nicht beim drittennicht aber beim vierten wieder

K UR ZGE SCHICHTE

ABDULLAH UND DIE RICHTIGE FREUNDIN

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Noch mehr toll illustrierte Vorlesegeschichten gibt es in GECKO der werbe- freien Bilderbuch-Zeitschrift fuumlr Kinder ab vier Jahren bis ins Schulalter Die Geschichte bdquoAbdullah und die richtige Freundinldquo ist in der Kinderzeit-schrift Gecko Nr 25 erschienen Mit dem Heft fuumlr Juli August 2017 feiert GECKO uumlbrigens bereits die 60 Ausgabe GECKO gibt es im Abo oder als Einzelheft auf wwwgecko-kinderzeitschriftde und im Buchhandel Kindergaumlrten und Kitas erhalten zehn Prozent Bildungsrabatt auf das Abo

Abdullah trifft immer Er stoppt den Ball und schieszligt mit der Innenseite des Fuszliges Es sieht aus als wuumlrde er den Ballschieszlig-schieben Als Abdullah nicht guckt versucht Emma anstatt mit der Fuszligspitze auch einmal genauso zu schieszligenSie trifft den Pfosten perfekt

Beim naumlchsten Schuss kommt Theo bellend um die Hausecke gesaust und beiszligt in den BallraquoOhlaquo sagt Abdullah raquodeine richtige FreundinlaquoraquoNeelaquo Emma schuumlttelt den Kopf So sehr dass ihr alle Haareins Gesicht fallen damit Abdullah nicht sieht wie rot sie wirdraquoNeelaquo sagt sie raquodas ist mein Hundlaquo

raquoMamalaquo fragt Emma beim Abendessen und legt ihr Brot zuruumlckauf den Teller raquomuumlssen Freundinnen eigentlich genauso alt seinwie man selbstlaquo Mama uumlberlegt raquoNeinlaquo sagt sie raquoich bin 38 Marie ist 36 Franzi 33 und Regina 49 Und alle sind meine FreundinnenlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoHast du Freundinnen die woandersherkommen Ich meine die auch noch eine andere SprachesprechenlaquoraquoKlarlaquo sagt Mama raquoAideen aus Irland sie spricht Englisch undDeutsch Und Marisol vom Chor kommt aus Chile Sie sprichtSpanisch und DeutschlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoAber Jungen oder Maumlnner die koumlnnen nichtrichtige Freundinnen sein oderlaquo

Mama lacht raquoNa ja vielleicht nicht Freundinnen aber Freundenatuumlrlich Olli zum Beispiel Den kenne ich schon ewig und er istein richtig guter FreundlaquoraquoAhalaquo sagt Emma und nicktraquoWarum willst du das eigentlich wissenlaquo fragt MamaraquoAchlaquo antwortet Emma raquonur solaquo

Spaumlter holt Emma ihr Gummitwistband Das haumlngt sie an einer Seite in die Zaunlatten und Emma zeigt Abdullah wie man von eins bis zehn huumlpft Abdullah hat noch nie Gummitwist ge- spielt und muss schrecklich lachen weil er sich staumlndig ver- heddert Emma muss auch lachen Aber eigentlich findet sie dass Abdullah fuumlr einen Jungen ganz schoumln gut huumlpft Vor allem weil er das noch nie gemacht hat

Irgendwann lehnen sie beide nur noch lachend und japsend am GartenzaunPloumltzlich ruft jemand laut raquoA b d u l l a hlaquoraquoTschuumlszliglaquo sagt Abdullah und flitzt davon Kurz dreht er sich noch einmal umraquoIch hab morgen Zeitlaquo ruft erraquoIch auchlaquo fluumlstert Emma

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Im Benjamin-Franklin-Village in Mannheim befindet sich eine bdquoBedarfsorientierte Erstaufnahmeeinrichtungldquo ndash die erste in Baden-Wuumlrttemberg mit einer eigenen Willkommensschule Anders als in einer Regelschule wird hier der Unterricht von ehrenamtlichen Lehrkraumlften durchgefuumlhrt Durchschnittlich vier Monate bleiben die gefluumlchteten Kinder und ihre Familien auf dem Gelaumlnde Barbara Hackbarth Trainerin und Netz-werkkoordinatorin beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo leitet eine Forscher-AG an der Willkommensschule in der sie alle 14 Tage mit gefluumlchteten Kindern zu naturwissenschaftlichen und technischen Themen forscht

GUT GEMACHT

WILLKOMMEN KLEINE FORSCHER

Wasser ist immer ein spannendes Forschungsobjekt

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Ins Gespraumlch kommenUumlber das Forschen kommt sie leicht ins Gespraumlch mit den Kindern auch wenn die Kommunikation meist mit Haumlnden und Fuumlszligen statt-findet Die Maumldchen und Jungen stammen aus vielen unterschied-lichen Laumlndern sprechen kein Deutsch und nur wenig Englisch Bildkarten helfen den Kindern rasch die Bezeichnungen fuumlr die Forschermaterialien zu lernen ndash nach der ersten Forscherstunde kennen die Kinder die englischen und deutschen Bezeichnungen fuumlr Wasser und Messbecher Pipette und Reagenzglas

Wertschaumltzung statt LeistungsdruckZurzeit besuchen rund 30 Kinder zwischen 5 und 15 Jahren den Unterricht in der Columbus-Schule Nachmittags bieten Freiwillige verschiedene AGs an Eine davon ist die Forscher-AG bdquoIch wollte mich schon lange in der Fluumlchtlingshilfe engagierenldquo sagt Barbara Hackbarth die als Netzwerkkoordinatorin fuumlr das bdquoHaus der kleinen Forscherldquo beim Suumldwestmetall-Netzwerk Rhein-Neckar arbeitet 15 Kinder besuchen regelmaumlszligig die Forscher-AG Nach den zwei Stunden sind alle ganz schoumln erledigt bdquoAber diese zwei Stun-den sind eine wunderbare Bereicherung fuumlr michldquo sagt Barbara Hackbarth Genauso wie fuumlr die Kinder bdquoSie erfahren hier Bestaumlr-kung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ih-nen dabei hier entspannt anzukommenldquoDie Maumldchen und Jungen freuen sich wenn sich jemand Zeit fuumlr sie nimmt und sich mit ihnen beschaumlftigt

bdquoEierlaufenldquo ndash mal andersWasser so Barbara Hackbarth sei ein wunderbares Element um es mit den Kindern gemeinsam zu erforschen bdquoWir haben Wasser-tropfen untersucht und herausgefunden dass Wasser andere Stoffe aufloumlsen und vermischen kann Auch im Winter bietet es sich an mit Wasser zu forschen ndash in gefrorener Form ist es so faszinierend dass die Kinder es stundenlang untersuchen und immer wieder etwas Neues entdecken Zwischendurch baue ich immer Bewegungsspiele einldquo sagt die Netzwerkkoordinatorin Zum Beispiel spielt sie mit den Kindern bdquoEierlaufenldquo ndash nur mit

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Wasser statt mit Eiern Die Maumldchen und Jungen werden in zwei Gruppen unterteilt Jede Gruppe hat unterschiedliche Dinge zur Verfuumlgung um das Wasser zu transportieren Glaumlser Untertassen Siebe Kellen und was sich sonst noch so findet Dann geht es darum welche Gruppe zuerst das Wasser von dem einen Eimer in den auf der gegenuumlberliegenden Seite transportieren kann

Kleine Schritte zu BeginnDie Forscher-AG ist mit den gefluumlchteten Kindern etwas anders strukturiert als sonst bdquoNormalerweise biete ich immer drei oder vier Forscherideen auf einmal an und lasse die Maumldchen und Jun-gen dann entdecken Aber diese Art des Forschens uumlberfordert die Kinder hierldquo sagt die studierte Sozialpaumldagogin Zudem setzt sie die Kinderkarten vom bdquoHaus der kleinen Forscherldquo ein So koumlnnen sich die Kinder zusaumltzlich an den Bildern orientieren und sich in-spirieren lassen Einmal habe sie mit einigen Kindern am Tisch einen Luftbal-lontransporter gebaut als sie einen Jungen bemerkte der auf dem Boden saszlig Er hatte mit Hilfe einer der Entdeckungskarten einen Faumlcher nachgebaut saszlig in Ruhe da und wedelte sich Luft zu bdquoEr hat nichts gesagt nichts gefragt Ich habe ihm nichts erklaumlrt Er hat einfach die abgebildete Forscheridee nachgebaut und den Luftzug auf sich wirken lassen Das war tollldquo

Der bdquoBildungspassldquoDen bdquoBildungspassldquo der Columbus- Schule haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Mannheim entwickelt Jedes Kind bekommt einen solchen Pass in dem seine Lehrer eintragen koumlnnen welche Themen sie behandelt haben Das koumlnnen Zah- len sein das Einmaleins oder auch geschichtliche Themen Der Pass dient dazu die Lehrerinnen und Lehrer in den aufnehmenden Kommunen uumlber den Bildungsstand des Kindes zu informieren Vor allem aber soll er die Kinder motivieren

Die WillkommensschuleDie Schulpflicht beginnt in Baden-Wuumlrt-temberg fuumlr Kinder deren Eltern einen Asylantrag stellen sechs Monate nach ihrer Ankunft Allerdings nicht schon in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes sondern erst in der Kommune die die Familien und Kinder letztlich aufnimmt Dort werden die Kinder und Jugendlichen zunaumlchst in sogenannten Vorbereitungs- und VABO-Klassen (VABO steht fuumlr Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf fuumlr Jugendliche ohne Deutschkenntnisse) in die Regelschule integriert Die Willkommensschule in Mannheim will die Luumlcke zwischen Ankunft und Schulbeginn in der Kom- mune schlieszligen

Beim Forschen wird auch die Feinmotorik geschult

bdquoSie erfahren hier Bestaumlrkung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ihnen dabei hier entspannt anzukommenldquo

Einen Bericht uumlber die Willkommens-schule finden Sie auch auf unserer Website Service-Portal Integration

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Welche Themen sind Ihnen besonders wich-tig wenn es um die Integration von Kindern in Kita Hort und Grundschule geht Beim Kita- und Schulbesuch muumlssen zu-naumlchst Zugangshuumlrden abgebaut werden Zugewanderte Eltern melden ihre Kinder deutlich seltener in einer Kita an Ihre Kin-der erhalten daher oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie fuumlr ihre sprachliche kognitive koumlrperliche psychische und soziale Ent-wicklung benoumltigen Zwar haben zugewan-derte Familien den gleichen Anspruch auf einen Kita-Platz wie einheimische doch viele sind uumlber Betreuungsangebote schlecht informiert oder es faumlllt ihnen schwer die passende Betreuung zu finden Schulpflichtige Kinder die nach Deutsch-land gefluumlchtet sind muumlssen meist deut-lich laumlnger auf einen Schulplatz warten als die europarechtlich vorgesehenen drei Mo-nate Das verlaumlngert den ohnehin schon groszligen bdquoLeerlaufldquo unnoumltig

Wo liegen aus Ihrer Sicht die Chancen und Herausforderungen im Hinblick auf eine gelungene Integration Hier geht es weniger um Chancen als um Notwendigkeiten Bundesweit hat mittler-weile mehr als jedes dritte Kind einen Migrationshintergrund Eine gelungene

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BILDUNGSPOLITISCHE S INTERVIE W

bdquoBILDUNGSEINRICHTUNGEN KOumlNNEN ALS INTEGRATIONSMOTOR WIRKENldquo

Dr Cornelia Schu ist Geschaumlftsfuumlhrerin des Sachverstaumlndigenrats deutscher Stiftun-gen fuumlr Integration und Migration Eine breite integrationspolitische Expertise hat die promovierte Germanistin als Leiterin des Themenschwerpunkts Integration bei der Stiftung Mercator gewonnen Im Interview beschreibt sie wie der Weg in die Kita fuumlr viele neu zugewanderte Familien einem Huumlrdenlauf gleicht und kritisiert deutlich die Maumlngel in der Ausbildung von Paumldagoginnen und Paumldagogen

Bildungsintegration ist somit unerlaumlsslich um auch fuumlr das weitere Leben der Kinder und Jugendlichen gute Teilhabechancen zu eroumlffnen Die groumlszligte Herausforderung be-steht darin allen Kindern moumlglichst fruumlh Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Kindertagesbetreuung zu sichern Aus un-serer Forschung wissen wir dass der Weg in die Kita besonders fuumlr neu Zugewander-te oft einem Huumlrdenlauf gleicht Vor allem die Versorgungsluumlcke fuumlr unter dreijaumlhrige Kinder muss schnell geschlossen werden Ungleiche Bildungschancen verschaumlrfen

sich zudem an den Schulen wo zugewan-derte Kinder zu oft unter sich bleiben In Groszligstaumldten lernen 70 Prozent von ihnen in Grundschulen in denen mehr als die Haumllfte der Kinder einen Migrationshinter-grund haben Hinzu kommt dass das Lehr-personal oft nur unzureichend auf den Umgang mit sprachlicher und kultureller Vielfalt vorbereitet ist Somit erhalten zu-

gewanderte Kinder oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie benoumltigen um ihre Potenziale zu entfalten

Welche Bedeutung nehmen Kita Hort und Grundschule bei der Integration gefluumlchte-ter Kinder ein Wie koumlnnen die Bildungs-einrichtungen die an sie gestellten Erwar-tungen erfuumlllenFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehen Bildungs-einrichtungen koumlnnen somit als Integrati-onsmotoren wirken Auszligerdem bieten sie den Kindern eine angstfreie Umgebung die nicht vom Fluchtkontext gepraumlgt ist Die Grundsteine die hier heute gelegt werden bilden das Fundament fuumlr die Integrations-erfolge von morgen Kitas und Schulen duumlr-fen aber mit diesem Erwartungsdruck nicht alleingelassen werden Neben Personal-zuschlaumlgen und zusaumltzlichen materiellen Zuwendungen bedarf es vor allem neuer Lehrmaterialien die auf die vielfaumlltigen Beduumlrfnisse gefluumlchteter Kinder eingehen Doch auch die Bildungseinrichtungen selbst muumlssen sich auf den Weg machen und etwa dafuumlr sorgen dass Kinder ihre

bdquoAlle angehenden paumldagogischen Fach- und Lehrkraumlfte so llten zukuumlnftig Basis-kompetenzen in Sprachbildung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller V ielfalt erwerbenldquo

GEMEINS AME LE SEEMPFEHLUNGENDER STIF TUNG bdquoHAUS DER KLEINEN FORSCHERldquo UND DER STIF TUNG LE SEN

Lane SmithDie Faumlhrte der Kinderab ca 4 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder40 Seiten Preis 1499 euro

bdquoEin Kind machte sich auf die Suche Unterwegs begeg-nete ihm die ganze Welt hellipldquo Wonach das Kind sucht wird in diesem poetischen Bilderbuch nicht naumlher benannt Die Nase neugierig nach vorn gestreckt durchwandert es verschiedene Lebensraumlume Von hohen Bergen uumlber das eisige Zuhause der Pinguine und die Tiefen des Meeres erleuchtet von farbigen Quallen bis hin zu kargen Steppen und tiefgruumlnen Dschungeln Die ungewoumlhnliche Bilderbuchreise lebt von den auszligergewoumlhnlichen Illustrationen die das Thema Vielfalt widerspiegeln und ahnen lassen wie die Welt ohne Menschen aussehen wuumlrde

Emma Levey Klara Gluck und ihre Kinderab ca 4 Jahren Verlag orell fuumlssli32 Seiten Preis 1395 euro

Der erste Band des Klara-Gluck-Abenteuers hat dem Leser die bunteste Familie vor Augen gefuumlhrt die die

Huumlhnermama sich nur wuumlnschen konnte Aus allen Eiern die sie auf ihren Reisen gesammelt hat sind die unterschiedlichsten Tiere geschluumlpft Die wollen nun alle versorgt und begluckt werden Familie ist was man draus macht Dieses Motto lebt das liebenswerte Bilderbuchhuhn so nachvollziehbar komisch und wahrhaftig vor dass nicht nur Kinder ihren Spaszlig daran haben werden Mehr Vielfalt als in der gluckigen Patchworkfamilie geht nicht und mehr vergnuumlgliches Chaos ebenso wenig

Anne C VoorhoeveWir 7 vom Reuterkiezab ca 10 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder265 Seiten Preis 1299 euro

bdquoNeukoumllln fuumlr starke Nervenldquo lautet das Thema einer Stadtteilfuumlhrung die die Freunde Pia Jonas Nesrin Kasim Finn-Ole Mustafa und Rifat fuumlr Touristen anbieten ndash ein Geschaumlftsmodell das die Clique fordert denn es bedarf einer gruumlndlichen Vorbereitung Verlust des Zuhauses durch Gentrifi zierung multi-

kulturelle Gesellschaft Patchworkfamilien In diesem unterhaltsamen Groszligstadt-roman gelingt es der Autorin vielfaumlltige Themen mit Witz Spannung und einer positiven Grundhaltung aufzubereiten

Deutschkenntnisse nicht nur in einzelnen Foumlrderstunden verbessern sondern uumlber den gesamten Tag hinweg

Wie schaumltzen Sie die Situation der paumldago-gischen Fach- und Lehrkraumlfte ein und wie koumlnnte man sie bei ihrer wichtigen Integra-tionsarbeit noch besser unterstuumltzenAn Paumldagogen werden hohe Erwartungen gestellt und viele fuumlhlen sich damit allein-gelassen Sie sollen die gestiegene Zahl junger Fluumlchtlinge und ein Vielfaches an Foumlrderbeduumlrftigen individuell unterstuumltzen doch nur ein Bruchteil der Paumldagogen fuumlhlt sich auf diese Aufgabe gut vorbereitet ndash oft weil es deutliche Maumlngel in der Ausbildung gibt Der Arbeitsalltag in sprachlich und kulturell vielfaumlltigen Klassen spielt in der Aus- und Fortbildung weiterhin nur eine Nebenrolle Dies muss sich schnellstmoumlg-lich aumlndern sonst laufen wir Gefahr die Integrationsversaumlumnisse der Vergangen-heit zu wiederholen Alle angehenden pauml-dagogischen Fach- und Lehrkraumlfte sollten zukuumlnftig Basiskompetenzen in Sprachbil-dung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller Vielfalt erwerben Dies erfordert konkrete Landesvorgaben und eine Aus- und Fortbildung die sich staumlrker am Bedarf der Praxis orientiert

Wenn Sie an Ihre Kindheit zuruumlckdenken Welchen eigenen Forscherfragen sind Sie nachgegangenIch war als Kind mehr eine Leseratte als eine bdquoForscherinldquo ndash kein Wunder dass ich spaumlter die Literaturwissenschaft als meine Forschungsdisziplin gewaumlhlt habe Aber als in der Eifel aufwachsendes Kind von Erd-kunde-Lehrern hat mich auch der Vulkanis-mus sehr fasziniert und ich wollte alles daruumlber wissen wie Maare entstehen und warum die Erde manchmal Feuer spuckt

bdquoFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehenldquo

Weitere Lese- und Medienempfehlungen zu MINT und vielen anderen Themen finden Sie auf stiftunglesende

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Naturwissenschaften und Technik

fuumlr Maumldchen und Jungen

HerausgeberStiftung Haus der kleinen ForscherClaudia Striffl er (ViSdP)Rungestr 1810179 Berlin Tel 03027 59 59-0Fax 03027 59 59-209E-Mail infohaus-der-kleinen-forscherde

ProjektleitungClaudia PetersenE-Mail claudiapetersenhaus-der-kleinen-forscherde

Verantwortliche RedakteurinJenny MoumlllerE-Mail jennymoellerhaus-der-kleinen-forscherde

RedaktionJonas BrandhorstMareike BreuerMareike MittelbachJenny MoumlllerJasemin SevenKatrin WeberTanja Zagel

Partner der Stiftung sind die Helmholtz-Gemeinschaft die Siemens Stiftung die Dietmar Hopp Stiftung und die Deutsche Telekom Stiftung Gefoumlrdert wird sie vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung

BildnachweisTitel Rawpixelcomfotolia S 1 Bettina VolkeStiftung Haus der kleinen Forscher S 4 hl-studiosthinkstock SIHK zu Hagen S 5 Michael SchmidtStiftung Haus der kleinen Forscher privat S 7 Jens JeskeStiftung Haus der kleinen Forscher S 8 Luminastocksy S12 Kindergarten Schloss Einstein S 13 LightFieldStudiosthinkstock S14-15 Ulrike Keil Stiftung Haus der kleinen Forscher S 17 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher S18-19 Kinderhaus Cheliusstraszlige S 21 privat Courant Forschungszentrum Textstrukturen Universitaumlt Goumlttingen S 24 Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 25 pyotr021thinkstock Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 26 Phil Dera S 28 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher

BezugsbedingungenDie Kitas Horte und Grundschulen die in einem lokalen Netzwerk der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv sind erhalten das Magazin 4 x jaumlhrlich kostenlos Das Magazin steht in vollem Umfang auf der Website der Stiftung wwwhaus-der-kleinen-forscherde kostenlos zum Down-load zur Verfuumlgung

Erscheinungvierteljaumlhrlich

GestaltungDiscodoener middot Stuttgart

SatzDiscodoener middot Stuttgart

Lektorat Lutz Happel

DruckBonifatius GmbHDruck ndash Buch ndash Verlag

Alle Rechte vorbehalten Nachdruck Aufnahme in elektronische Datenbanken Mailboxen sowie sonstige Vervielfaumlltigungen nur mit ausdruumlcklicher Genehmigung der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Fuumlr unverlangt eingesendetes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung uumlbernommen Die Autoren und Redakteure von bdquoForscht mitldquo recherchieren und pruumlfen jeden Artikel sorgfaumlltig auf seine inhaltliche Richtigkeit Dennoch kann es immer mal passieren dass sich Fehler in die Texte oder Bilder schleichen Wir uumlbernehmen daher keine Garantie fuumlr die Angaben

Gedruckt auf 100 PEFC-zertifi ziertem Papier

GU T ZU W IS S E N

VORSCHAU AUF DIE NAumlCHSTE AUSGABE

TITELTHEMAVON BITS UND BYTES

Vom Smartphone uumlber den Laptop bis hin zum MP3-Player ndash Kinder wachsen heute in einer Welt auf die stark digital gepraumlgt ist und sich rasend schnell weiterentwickelt Sie moumlchten sie erforschen und mitgestalten Wie funktioniert ein Roboter Was passiert wenn ich den Computer anschalte und wie kann ich Bot-schaften verschluumlsseln In der naumlchsten Ausgabe der bdquoForscht mitldquo dreht sich alles um das Thema Informatik und digitale Bildung

Es erwarten Sie viele spannende Forscherideen und Praxis- beispiele Wir zeigen wie digitale Bildung spielerisch im Alltag in Kita Hort und Grundschule integriert werden kann

Die naumlchste Ausgabe erscheint Ende November 2017

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bdquoTag der kleinen Forscherldquo 2017ZEIGST DU MIR DEINE WELT

Mehr Bilder und

Berichte unter wwwtag-der-

kleinen-forscherde

bdquoZeigst du mir deine Weltldquo lautete das Motto zum diesjaumlhrigen bdquoTag der kleinen ForscherldquoDie Sti ung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo rief zum bundesweiten Mitmachtag Kitas Horte und Grundschulen auf gemeinsam zu forschen und die Vielfalt im Alltag zu entdecken Diesem Aufruf folgten etliche Einrichtungen und feierten tolle Forscherfeste

Wie war Ihr bdquoTag der kleinen Forscherldquo Wir freuen uns auf Ihre Erlebnisse pressehaus-der-kleinen-forscherde

2018DER BUNDESWEITE KITA-WETTBEWERB ZUR AUSZEICHNUNG VON HERAUSRAGENDEN PROJEKTEN IM MINT-BEREICH

Weitere Informationen und Bewerbung unter wwwforschergeist-wettbewerbde

Ob Kuumlrbis Kugel Kohle oder Holz ndash viele Dinge machen Kinder neugierig und fuumlhren dazu dass sie Fragen stellen Fuumlr den bundesweiten Kita-Wettbewerb bdquoForschergeist 2018rdquo suchen die Deutsche Telekom Stiftung und die Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherrdquo Projekte die diese Neugier befeuert und den Forschergeist in Kindern geweckt haben gemeinsames Staunen uumlber Naturphaumlnomene spannende mathematische informatische oder technische Fragen aus dem Kita-Alltag ndash teilen Sie die Entdeckungen aus Ihrer Kita Der Wettbewerb will Ihr Engagement in diesem Bereich wuumlrdigen den Forschergeist er-halten und noch mehr Kinder und paumldagogische Fachkraumlfte fuumlr das Forschen und Entdecken begeistern Der bdquoForschergeist 2018rdquo zeichnet die besten Projekte auf Landes- und Bundesebene mit einem Preisgeld aus

Bewerbungsstart

06 September2017

Page 19: hnik DAS MAGAZIN DER STIFTUNG „HAUS DER KLEINEN … · l 1 l LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, in den vergangenen Jahren haben viele Flüchtlinge Deutschland erreicht, darunter auch

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Klang und dem Rhythmus problemlos anpassen wenn es zuvor eine andere Sprache gesprochen hat Es entwickelt dann keinen Akzent Ungefaumlhr ab zehn Jahren setzt bei vielen Kindern die Her-kunftssprache dem Deutschen einen houmlrbaren Stempel auf Man houmlrt dann einen Akzent Dieser bleibt oft auch dann noch erhalten wenn der Wortschatz hervorragend entwickelt ist und die Gram-matik fehlerfrei beherrscht wird Wir sprechen dann auch nicht mehr von Zweitsprach- sondern von Fremdspracherwerb

Welche Ruumlckschluumlsse fuumlr den paumldagogischen Alltag ergeben sich darausIm Vorschulalter verfuumlgen die Kinder in der Regel noch uumlber gute Strategien quasi nebenbei eine Sprache zu lernen Das Sprach-lernziel muss deswegen nicht im Mittelpunkt stehen Kinder eig-nen sich eine neue Sprache vorwiegend spielerisch an weil sie sich mit anderen austauschen wollen Welches Mittel zur Kommunikation die Kinder auch waumlhlen schaumltzen Sie es wert Die Kommunikation steht im Vordergrund nicht das Lernen der Sprache So legen Sie behutsam eine Basis die die Kinder dann nach und nach mit Sprache fuumlllen werden Bei Grundschulkindern ist das schon ein wenig anders Die Kinder

wissen genau dass man von ihnen erwartet Deutsch zu lernen und mit dieser Sprache dem Schulunterricht zu folgen Ihr Sprach- erwerb ist damit gesteuerter und nicht so unbewusst wie im Kita-Alter Die Kinder lernen also sowohl nebenbei als auch ganz bewusst Als Lehrerinnen oder Lehrer passen Sie die Komplexitaumlt Ihres eigenen Sprachgebrauchs dann meist ganz automatisch an das Niveau der Kinder an Das ist ein wichtiger und richtiger Schritt Sie sollten zudem versuchen den Kindern moumlglichst viele Hilfen anzubieten mit denen die Aufgabenstellungen auch non-verbal so eindeutig wie moumlglich werden Das gelingt anhand von konkreten Objekten Gesten Bildern oder Videos Zeigen Sie auf die Dinge uumlber die Sie sprechen Und vor allem Haben Sie selbst Spaszlig an diesen Sprachlehr-Lern-Abenteuern mit Kindern aus ei-nem anderen Kulturkreis Denn Kinder koumlnnen problemlos zwei oder gar mehr Sprachen parallel lernen und benutzen

Kinder lernen Sprachen am besten spielerisch

Das Interview mit Prof Dr Ute Ritterfeld ist auch online zu finden im Service-Portal Integration

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Wo genau liegt eigentlich Kolumbien Welche Tiere leben dort und welche Sprache sprechen die Menschen Ein Praktikant aus Suumldamerika brachte die Kinder vom Kinderhaus Chelius-straszlige in Mannheim auf die Idee zu unterschiedlichen Kul-turen und Lebensweisen zu forschen und sich nebenbei mit Nachhaltigkeitsfragen zu beschaumlftigen Das Projekt wurde im Wettbewerb bdquoForschergeist 2014ldquo der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo als Landessieger nominiert

FORSCHERGEIST-PRO JEK T

KOLUMBIEN UND SEIN REGENWALD

Kinderhaus Cheliusstraszlige ANSPRECHPARTNERIN

Gabriele Kessler (Kita-Leiterin)

ORT

Mannheim Baden-Wuumlrttemberg

KINDER

100 Kinder 0 ndash 6 Jahre

HAUS DER KLEINEN FORSCHER

Seit 2010 beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv 2016 zum dritten Mal zertifi ziert

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Forschergeist-Projekt des Monats

Der bdquoForschergeistldquo ist ein bundesweiter Kita-Wettbewerb der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Gesucht und praumlmiert werden herausragende Projekte die Maumldchen und Jungen fuumlr die Welt der Mathematik Infor- matik Naturwissenschaften oder Technik begeistert haben

Weitere spannende Informationen und Details zum bdquoForschergeistldquo-Wettbewerb erhalten Sie unter forschergeist-wett- bewerbde

er neue Praktikant war fuumlr die Maumldchen und Jungen des Kinderhauses Cheliusstraszlige sehr spannend Sein Deutsch war noch recht gebrochen so dass sie manchmal Schwie-

rigkeiten hatten ihn zu verstehen Dafuumlr konnte er eine fremde Sprache sprechen ndash Spanisch Die Kinder begannen Fragen zu seiner Sprache und seinem Heimatland Kolumbien zu stellen In den Gespraumlchen stellte sich heraus dass Kolumbien ganz schoumln weit weg ist und in den Regenwaumlldern leben dort jede Menge interessanter Pflanzen und Tiere Als die Kinder im nahe gelegenen Tropenhaus auf Schlangen Piranhas und Krokodile trafen und houmlrten dass diese in Kolumbien in Freiheit leben wurde die Neu-gier so groszlig dass ein Projekt daraus entstand Dreimal pro Woche bdquoreistenldquo die Maumldchen und Jungen fuumlr eine Stunde in den suumld- amerikanischen Regenwald lernten Tiere und Pflanzen kennen erforschten den Wasserkreislauf kochten kolumbianische Gerich-te sprachen uumlber indigene Voumllker und Umweltschutz und schoumlpf-ten eigenes Papier um Holz zu sparen Eine Handpuppe die Ameise bdquoHormigaldquo begleitete die Kin-der auf allen Reisen und erklaumlrte ihnen den Regenwald Die Maumld-chen und Jungen ahmten einzelne Tiere nach verglichen die Ei-genschaften verschiedener Holzarten pflanzten eine Ananas und meisterten einen Bewegungsparcours auf dem sie von Stein zu Stein uumlber einen Fluss mit Krokodilen sprangen und uumlber umge-fallene Baumstaumlmme balancierten Daruumlber hinaus machten sich die Kinder Gedanken was sie selbst tun koumlnnen um den Regen-wald vor Abholzung zu schuumltzen Sie baten alle darum im Wasch- raum sparsam mit Papierhandtuumlchern zu sein Altpapier getrennt zu sammeln und Brote nur duumlnn mit Nuss-Nougat-Creme zu bestreichen ndash denn in dem leckeren Brotaufstrich ist Palmoumll ent-halten fuumlr dessen Anbau der Regenwald weichen muss Nach jedem einzelnen Projektschritt gestalteten die Maumldchen und Jungen Plakate oder Wandzeitungen mit Fotos und Informa-tionen fuumlr die anderen Kinder und die Eltern Daruumlber hinaus malten sie ein groszliges Abbild des Regenwalds im Vergleich zu

D einem Hochhaus in den Flur des Kinderhauses Fuumlr die paumldago-gischen Fachkraumlfte war es faszinierend zu sehen wie dieses Pro-jekt nach und nach die gesamte Kita durchzog Immer wieder houmlrten sie in Gespraumlchen dass das Thema auch bei Kindern die nicht teilnahmen praumlsent war und fuumlr Interesse sorgte Zum Abschluss veranstalteten die Maumldchen und Jungen einen Elternnachmittag bei dem sie Bilder von einzelnen Projekt- schritten zeigten Lieder sangen einen Tanz auffuumlhrten die fuumlr sie interessantesten Versuche praumlsentierten und einen kolum- bianischen Imbiss zubereiteten Die Kinder konnten bei dem Projekt ihre interkulturellen Kom-petenzen weiterentwickeln Durch die vertiefte Beschaumlftigung mit dem Lebensraum Regenwald erarbeiteten sie sich biologisches Wissen und legten auszligerdem besonderes Augenmerk auf Um- weltschutz und Fragen der Nachhaltigkeit Sie lernten dabei aus ihrem Wissen Konsequenzen fuumlr ihre Handlungen zu ziehen

Im Bewegungsparcours uumlbten die Kinde durch Dickicht zu kriechen und Fluumlsse zu uumlberqueren

Im Dschungel leben jede Menge spannender Tiere und Pflanzen

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Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-

aufsichtigt an Gewaumlssern spielen

Nehmen Sie sich die Zeit um mit

Ihnen sicheres Verhalten am Wasser zu

uumlben Geben Sie den Kindern Hinweise

fuumlr das Einfangen und Beobachten von

Wassertieren bevor es losgeht und

versuchen Sie moumlglichst keine

bdquoSpurenldquo zu hinterlassen

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ORTE ZUM FORSCHEN

FORSCHEN AM TUumlMPELOb Teich oder Tuumlmpel ndash Gewaumlsser laden nicht nur zum Planschen ein sie sind auch spannende Forscherorte

an denen Maumldchen und Jungen allerhand erkunden koumlnnen Besonders im Sommer lohnt sich fuumlr entdeckungsfreudige Forschergeister ein Spaziergang in die Natur um Tiere und Pflanzen zu beobachten

VIELFALT AN TEICH UND TUumlMPELIn Teichen und Tuumlmpeln ist das Wasser meist nicht tief so dass das Sonnenlicht bis zum Boden dringt und die Pfl anzen uumlppig wachsen Die fl achen Gewaumlsser sind reich an Naumlhrstoff en und bieten vie-len Tieren ideale Lebensbedingungen Welche Tiere und Pfl anzen koumlnnen die Kinder entdecken Koumlnnen sie die ver-schiedenen Arten benennen Bitten Sie die Kinder behutsam zu sein um scheue Tiere nicht zu verjagen

WAS FUumlR TIERE SIND DASKoumlnnen die Kinder die Tiere benennen die sie sehen In Teichen und Tuumlmpeln leben nicht nur Froumlsche Libellen und Fische Am Ufer hausen die Larven vom Gelbrandkaumlfer Wasserskorpion und Ruumlckenschwimmer In den Pfl anzen verstecken sich Libellen und Koumlcherfl iegen Im Wasser tummeln sich um Aumlste und Steine herum Schnecken Plattwuumlrmer und Wasserasseln Welche Tiere koumlnnen die Kinder noch entdecken Wie bewegen sich die Tiere fort und wo genau fi nden die Maumldchen und Jungen sie

PAPIERBOOTE BAUENNur ein Blatt Papier ndash mehr braucht es nicht um ein Papierboot zu bauen Doch schwimmt es auch Welches schwimmt am besten Und wie schwimmt es von hier nach dort Braucht es Wind oder Stroumlmung reicht es zu pusten oder muumlssen die Kinder es an-schubsen Uumlberlegen Sie gemeinsam wie Papierboote am schnellsten schwimmen und veranstalten Sie einen Wettbewerb

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Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-Achtung

aufsichtigt an Gewaumlssern spielen

Nehmen Sie sich die Zeit um mit

Ihnen sicheres Verhalten am Wasser zu

uumlben Geben Sie den Kindern Hinweise

fuumlr das Einfangen und Beobachten von

Wassertieren bevor es losgeht und

versuchen Sie moumlglichst keine

bdquoSpurenldquo zu hinterlassen

ann muumlssten wir uns mit Zeichen ver-staumlndigen Fuumlr jedes Wort muumlssten wir uns ein Zeichen uumlberlegen aumlhn-

lich wie die Gebaumlrdensprache Fuumlr Men-schen die eh schon Gebaumlrdensprache sprechen waumlre es praktisch da sie dann alles verstehen wuumlrden Dann waumlre es na-tuumlrlich schlecht wenn man blind ist da blinde Menschen die Zeichen nicht sehen koumlnnen Fuumlr sie muumlssten wir uns dann et-was aus Lauten wie bdquoMmmhldquo oder aus Ge-raumluschen ausdenken

hne Sprache waumlren wir nicht das was wir sind Sprache ist eine besonders wichtige Eigenschaft des Menschen

mit einem groszligen praktischen Nutzen Sprache unterscheidet uns von allen ande-ren Lebewesen Ohne die vielen Sprachen der Welt koumlnnten sich Menschen nicht so schnell und effi zient uumlber so viele Dinge verstaumlndigen ihren Gefuumlhlen Ausdruck ver-

leihen und ihr Zusammenleben im Alltag regeln Ohne Sprache koumlnnten wir unser Wissen uumlber die Welt nicht festhalten und an andere weitergeben wir koumlnnten dieses Wissen nicht hinterfragen und verbessern wir koumlnnten nicht so viel lernen und wir koumlnnten andere nicht mit unseren Geschichten zum Lachen oder Weinen bringen

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DUR CH DIE FORSCHERBRILLE

WAS WAumlRE WENN WIR KEINE SPRACHE HAumlTTEN

Oskar 7 Jahre weiszlig eine Antwor t

Prof Dr Steinbach Universitaumlt Goumlttingen Seminar fuumlr Deutsche Philologie

EIN TUumlMPELMUSEUMNicht nur die Tiere und Pfl anzen sind be-sonders Rund um Tuumlmpel und Teich koumln-nen die Kinder jede Menge Schaumltze ent-decken Entweder sammeln sie einfach was ihnen gefaumlllt oder sie erstellen eine Sammelliste Finden sie etwas Spitzes etwas Weiches etwas Hartes oder etwas von dem sie nicht wissen was es ist Finden sie fuumlnf Steine in unterschied-licher Farbe oder vier verschiedene Blatt-formen Lassen Sie die Kinder alles in einer Box zusammentragen ndash ihrer persoumln-lichen Schatzkiste ndash und bitten Sie sie sich gegenseitig die Fundstuumlcke vorzustellen

AUS DER NAumlHE BE TRACHTE TWenn die Maumldchen und Jungen dabei vor-sichtig sind duumlrfen sie einige Tiere fangen Dafuumlr eignen sich ein Haushaltssieb oder ein Kescher am besten ein viereckiger ndash damit koumlnnen die Kinder die Tiere am Bo-den des Teiches gut erreichen Danach geben sie sie sorgsam in ein mit Wasser gefuumllltes Gefaumlszlig ndash zum Beispiel eine Schuumls-sel oder einen Topf Was sehen die Kinder Besonders viel erkennen koumlnnen sie mit Becherlupen Achten Sie darauf moumlg-lichst keine geschuumltzten Arten zu fangen wie Froumlsche Kaulquappen Libellenlarven oder Wasserspinnen

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E mma sitzt auf der Treppe vorm Haus Gerade hat Viola angerufen sie hat heute doch keine Zeit zum SpielenKeiner hat heute Zeit zum Spielen

raquoDoofer Dienstaglaquo denkt EmmaEmma wuumlnscht sich eine Freundin Eine richtige Freundin Sie stuumltzt die Ellenbogen auf die Knie und legt das Gesicht in ihre Haumlnde Schritte schlurfen heran und bleiben stehen Genau vor Emma Sie kann spuumlren dass jemand sie anschaut Sie will aber jetzt nicht angeschaut werden Zur Strafe fuumlrs Anschauen guckt sie nicht hochraquoHast du waslaquo fragt eine Stimme Es ist eine fremde StimmeEine die die Worte seltsam betont und das raquohlaquo ganz rau klingen laumlsst Emma guckt doch Es ist der kleine Junge aus dem Haus am Ende der Straszlige Er hat schwarze Haare und dunkle dunkle AugenraquoHast du waslaquo wiederholt der Junge und starrt Emma mit seinen dunklen Augen anraquoNeelaquo sagt EmmaraquoWohnst du hierlaquo fragt der Junge weiterraquoJalaquo antwortet Emma bevor sie uumlberlegen kann ob sie sich von diesem Knirps ausfragen lassen willraquoWie heiszligt rsquon dulaquoraquoEmmalaquo Schweigen raquoUnd dulaquoraquoAbdullahlaquoraquoAhalaquo

Text Kathrin RohmannIllustrationen Antje Drescher

raquoUnd was machst du jetztlaquo Abdullah zieht mit der Fuszligspitze die Fugen zwischen den Pflastersteinen nachraquoNichtslaquo sagt EmmaraquoHast du keinen zum SpielenlaquoPeng Emma spuumlrt die Hitze in ihr Gesicht schieszligen Was denkt dieser Abdu-Dings-Bums sich Natuumlrlich hat sie jemanden zum Spielen Sonst jedenfalls Immer Nur gerade heute nichtraquoKlar habe ich jemanden zum Spielenlaquo blafft Emma Abdullah anraquoMeine richtige Freundin kommt gleichlaquoraquoWas ist eine richtige Freundinlaquo Abdullahs Augenbrauen schieben sich zusammenraquoEin richtige F r e u n d i n laquo Emma zieht das Wort sehr langraquoAlso eine richtige Freundin hat immer Zeit zum Spielen und total gute Ideen Mit der ist es nie langweilig und die ist nicht sauer oder beleidigt wenn man vielleicht ein schoumlneres T-Shirt anhatlaquoraquoAhalaquo sagt Abdullah und guckt auf Emmas pinkes Hello-Lilli- T-Shirt und dann an seinem grauen Space-Rider-T-Shirt herunterraquoIch find deins echt schoumln aber das macht nichtslaquo sagt er und laumlchelt raquoIch hol mal meinen BalllaquoraquoIch hab aber gar keine Zeitlaquo murmelt Emma Dennoch bleibt sie sitzen bis Abdullah zuruumlckkommt

raquoKannste Fuszligball spielenlaquo fragt Abdullah und kickt den Ballgegen die unterste Stufe der TrepperaquoKlar kann ich daslaquo antwortet Emma und rollt die AugenEigentlich will sie sagen dass Fuszligball bloumlder Kram ist und dass sie mit Knirpsen bestimmt nicht spielt und raquoSuper dann schieszligen wir immer an den Pfosten da und der andere muss den Ball kriegen und wieder gegen den Pfosten schieszligenlaquo Abdullah schieszligt Und noch bevor der Ball vom Pfosten der Einfahrt gegenuumlber wieder abgeprallt ist steht Emma schon neben ihmDer soll nicht denken dass sie das nicht kann Beim erstenSchuss trifft sie den Pfosten beim zweiten nicht beim drittennicht aber beim vierten wieder

K UR ZGE SCHICHTE

ABDULLAH UND DIE RICHTIGE FREUNDIN

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Noch mehr toll illustrierte Vorlesegeschichten gibt es in GECKO der werbe- freien Bilderbuch-Zeitschrift fuumlr Kinder ab vier Jahren bis ins Schulalter Die Geschichte bdquoAbdullah und die richtige Freundinldquo ist in der Kinderzeit-schrift Gecko Nr 25 erschienen Mit dem Heft fuumlr Juli August 2017 feiert GECKO uumlbrigens bereits die 60 Ausgabe GECKO gibt es im Abo oder als Einzelheft auf wwwgecko-kinderzeitschriftde und im Buchhandel Kindergaumlrten und Kitas erhalten zehn Prozent Bildungsrabatt auf das Abo

Abdullah trifft immer Er stoppt den Ball und schieszligt mit der Innenseite des Fuszliges Es sieht aus als wuumlrde er den Ballschieszlig-schieben Als Abdullah nicht guckt versucht Emma anstatt mit der Fuszligspitze auch einmal genauso zu schieszligenSie trifft den Pfosten perfekt

Beim naumlchsten Schuss kommt Theo bellend um die Hausecke gesaust und beiszligt in den BallraquoOhlaquo sagt Abdullah raquodeine richtige FreundinlaquoraquoNeelaquo Emma schuumlttelt den Kopf So sehr dass ihr alle Haareins Gesicht fallen damit Abdullah nicht sieht wie rot sie wirdraquoNeelaquo sagt sie raquodas ist mein Hundlaquo

raquoMamalaquo fragt Emma beim Abendessen und legt ihr Brot zuruumlckauf den Teller raquomuumlssen Freundinnen eigentlich genauso alt seinwie man selbstlaquo Mama uumlberlegt raquoNeinlaquo sagt sie raquoich bin 38 Marie ist 36 Franzi 33 und Regina 49 Und alle sind meine FreundinnenlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoHast du Freundinnen die woandersherkommen Ich meine die auch noch eine andere SprachesprechenlaquoraquoKlarlaquo sagt Mama raquoAideen aus Irland sie spricht Englisch undDeutsch Und Marisol vom Chor kommt aus Chile Sie sprichtSpanisch und DeutschlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoAber Jungen oder Maumlnner die koumlnnen nichtrichtige Freundinnen sein oderlaquo

Mama lacht raquoNa ja vielleicht nicht Freundinnen aber Freundenatuumlrlich Olli zum Beispiel Den kenne ich schon ewig und er istein richtig guter FreundlaquoraquoAhalaquo sagt Emma und nicktraquoWarum willst du das eigentlich wissenlaquo fragt MamaraquoAchlaquo antwortet Emma raquonur solaquo

Spaumlter holt Emma ihr Gummitwistband Das haumlngt sie an einer Seite in die Zaunlatten und Emma zeigt Abdullah wie man von eins bis zehn huumlpft Abdullah hat noch nie Gummitwist ge- spielt und muss schrecklich lachen weil er sich staumlndig ver- heddert Emma muss auch lachen Aber eigentlich findet sie dass Abdullah fuumlr einen Jungen ganz schoumln gut huumlpft Vor allem weil er das noch nie gemacht hat

Irgendwann lehnen sie beide nur noch lachend und japsend am GartenzaunPloumltzlich ruft jemand laut raquoA b d u l l a hlaquoraquoTschuumlszliglaquo sagt Abdullah und flitzt davon Kurz dreht er sich noch einmal umraquoIch hab morgen Zeitlaquo ruft erraquoIch auchlaquo fluumlstert Emma

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Im Benjamin-Franklin-Village in Mannheim befindet sich eine bdquoBedarfsorientierte Erstaufnahmeeinrichtungldquo ndash die erste in Baden-Wuumlrttemberg mit einer eigenen Willkommensschule Anders als in einer Regelschule wird hier der Unterricht von ehrenamtlichen Lehrkraumlften durchgefuumlhrt Durchschnittlich vier Monate bleiben die gefluumlchteten Kinder und ihre Familien auf dem Gelaumlnde Barbara Hackbarth Trainerin und Netz-werkkoordinatorin beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo leitet eine Forscher-AG an der Willkommensschule in der sie alle 14 Tage mit gefluumlchteten Kindern zu naturwissenschaftlichen und technischen Themen forscht

GUT GEMACHT

WILLKOMMEN KLEINE FORSCHER

Wasser ist immer ein spannendes Forschungsobjekt

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Ins Gespraumlch kommenUumlber das Forschen kommt sie leicht ins Gespraumlch mit den Kindern auch wenn die Kommunikation meist mit Haumlnden und Fuumlszligen statt-findet Die Maumldchen und Jungen stammen aus vielen unterschied-lichen Laumlndern sprechen kein Deutsch und nur wenig Englisch Bildkarten helfen den Kindern rasch die Bezeichnungen fuumlr die Forschermaterialien zu lernen ndash nach der ersten Forscherstunde kennen die Kinder die englischen und deutschen Bezeichnungen fuumlr Wasser und Messbecher Pipette und Reagenzglas

Wertschaumltzung statt LeistungsdruckZurzeit besuchen rund 30 Kinder zwischen 5 und 15 Jahren den Unterricht in der Columbus-Schule Nachmittags bieten Freiwillige verschiedene AGs an Eine davon ist die Forscher-AG bdquoIch wollte mich schon lange in der Fluumlchtlingshilfe engagierenldquo sagt Barbara Hackbarth die als Netzwerkkoordinatorin fuumlr das bdquoHaus der kleinen Forscherldquo beim Suumldwestmetall-Netzwerk Rhein-Neckar arbeitet 15 Kinder besuchen regelmaumlszligig die Forscher-AG Nach den zwei Stunden sind alle ganz schoumln erledigt bdquoAber diese zwei Stun-den sind eine wunderbare Bereicherung fuumlr michldquo sagt Barbara Hackbarth Genauso wie fuumlr die Kinder bdquoSie erfahren hier Bestaumlr-kung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ih-nen dabei hier entspannt anzukommenldquoDie Maumldchen und Jungen freuen sich wenn sich jemand Zeit fuumlr sie nimmt und sich mit ihnen beschaumlftigt

bdquoEierlaufenldquo ndash mal andersWasser so Barbara Hackbarth sei ein wunderbares Element um es mit den Kindern gemeinsam zu erforschen bdquoWir haben Wasser-tropfen untersucht und herausgefunden dass Wasser andere Stoffe aufloumlsen und vermischen kann Auch im Winter bietet es sich an mit Wasser zu forschen ndash in gefrorener Form ist es so faszinierend dass die Kinder es stundenlang untersuchen und immer wieder etwas Neues entdecken Zwischendurch baue ich immer Bewegungsspiele einldquo sagt die Netzwerkkoordinatorin Zum Beispiel spielt sie mit den Kindern bdquoEierlaufenldquo ndash nur mit

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Wasser statt mit Eiern Die Maumldchen und Jungen werden in zwei Gruppen unterteilt Jede Gruppe hat unterschiedliche Dinge zur Verfuumlgung um das Wasser zu transportieren Glaumlser Untertassen Siebe Kellen und was sich sonst noch so findet Dann geht es darum welche Gruppe zuerst das Wasser von dem einen Eimer in den auf der gegenuumlberliegenden Seite transportieren kann

Kleine Schritte zu BeginnDie Forscher-AG ist mit den gefluumlchteten Kindern etwas anders strukturiert als sonst bdquoNormalerweise biete ich immer drei oder vier Forscherideen auf einmal an und lasse die Maumldchen und Jun-gen dann entdecken Aber diese Art des Forschens uumlberfordert die Kinder hierldquo sagt die studierte Sozialpaumldagogin Zudem setzt sie die Kinderkarten vom bdquoHaus der kleinen Forscherldquo ein So koumlnnen sich die Kinder zusaumltzlich an den Bildern orientieren und sich in-spirieren lassen Einmal habe sie mit einigen Kindern am Tisch einen Luftbal-lontransporter gebaut als sie einen Jungen bemerkte der auf dem Boden saszlig Er hatte mit Hilfe einer der Entdeckungskarten einen Faumlcher nachgebaut saszlig in Ruhe da und wedelte sich Luft zu bdquoEr hat nichts gesagt nichts gefragt Ich habe ihm nichts erklaumlrt Er hat einfach die abgebildete Forscheridee nachgebaut und den Luftzug auf sich wirken lassen Das war tollldquo

Der bdquoBildungspassldquoDen bdquoBildungspassldquo der Columbus- Schule haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Mannheim entwickelt Jedes Kind bekommt einen solchen Pass in dem seine Lehrer eintragen koumlnnen welche Themen sie behandelt haben Das koumlnnen Zah- len sein das Einmaleins oder auch geschichtliche Themen Der Pass dient dazu die Lehrerinnen und Lehrer in den aufnehmenden Kommunen uumlber den Bildungsstand des Kindes zu informieren Vor allem aber soll er die Kinder motivieren

Die WillkommensschuleDie Schulpflicht beginnt in Baden-Wuumlrt-temberg fuumlr Kinder deren Eltern einen Asylantrag stellen sechs Monate nach ihrer Ankunft Allerdings nicht schon in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes sondern erst in der Kommune die die Familien und Kinder letztlich aufnimmt Dort werden die Kinder und Jugendlichen zunaumlchst in sogenannten Vorbereitungs- und VABO-Klassen (VABO steht fuumlr Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf fuumlr Jugendliche ohne Deutschkenntnisse) in die Regelschule integriert Die Willkommensschule in Mannheim will die Luumlcke zwischen Ankunft und Schulbeginn in der Kom- mune schlieszligen

Beim Forschen wird auch die Feinmotorik geschult

bdquoSie erfahren hier Bestaumlrkung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ihnen dabei hier entspannt anzukommenldquo

Einen Bericht uumlber die Willkommens-schule finden Sie auch auf unserer Website Service-Portal Integration

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Welche Themen sind Ihnen besonders wich-tig wenn es um die Integration von Kindern in Kita Hort und Grundschule geht Beim Kita- und Schulbesuch muumlssen zu-naumlchst Zugangshuumlrden abgebaut werden Zugewanderte Eltern melden ihre Kinder deutlich seltener in einer Kita an Ihre Kin-der erhalten daher oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie fuumlr ihre sprachliche kognitive koumlrperliche psychische und soziale Ent-wicklung benoumltigen Zwar haben zugewan-derte Familien den gleichen Anspruch auf einen Kita-Platz wie einheimische doch viele sind uumlber Betreuungsangebote schlecht informiert oder es faumlllt ihnen schwer die passende Betreuung zu finden Schulpflichtige Kinder die nach Deutsch-land gefluumlchtet sind muumlssen meist deut-lich laumlnger auf einen Schulplatz warten als die europarechtlich vorgesehenen drei Mo-nate Das verlaumlngert den ohnehin schon groszligen bdquoLeerlaufldquo unnoumltig

Wo liegen aus Ihrer Sicht die Chancen und Herausforderungen im Hinblick auf eine gelungene Integration Hier geht es weniger um Chancen als um Notwendigkeiten Bundesweit hat mittler-weile mehr als jedes dritte Kind einen Migrationshintergrund Eine gelungene

GU T ZU W IS S E N

BILDUNGSPOLITISCHE S INTERVIE W

bdquoBILDUNGSEINRICHTUNGEN KOumlNNEN ALS INTEGRATIONSMOTOR WIRKENldquo

Dr Cornelia Schu ist Geschaumlftsfuumlhrerin des Sachverstaumlndigenrats deutscher Stiftun-gen fuumlr Integration und Migration Eine breite integrationspolitische Expertise hat die promovierte Germanistin als Leiterin des Themenschwerpunkts Integration bei der Stiftung Mercator gewonnen Im Interview beschreibt sie wie der Weg in die Kita fuumlr viele neu zugewanderte Familien einem Huumlrdenlauf gleicht und kritisiert deutlich die Maumlngel in der Ausbildung von Paumldagoginnen und Paumldagogen

Bildungsintegration ist somit unerlaumlsslich um auch fuumlr das weitere Leben der Kinder und Jugendlichen gute Teilhabechancen zu eroumlffnen Die groumlszligte Herausforderung be-steht darin allen Kindern moumlglichst fruumlh Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Kindertagesbetreuung zu sichern Aus un-serer Forschung wissen wir dass der Weg in die Kita besonders fuumlr neu Zugewander-te oft einem Huumlrdenlauf gleicht Vor allem die Versorgungsluumlcke fuumlr unter dreijaumlhrige Kinder muss schnell geschlossen werden Ungleiche Bildungschancen verschaumlrfen

sich zudem an den Schulen wo zugewan-derte Kinder zu oft unter sich bleiben In Groszligstaumldten lernen 70 Prozent von ihnen in Grundschulen in denen mehr als die Haumllfte der Kinder einen Migrationshinter-grund haben Hinzu kommt dass das Lehr-personal oft nur unzureichend auf den Umgang mit sprachlicher und kultureller Vielfalt vorbereitet ist Somit erhalten zu-

gewanderte Kinder oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie benoumltigen um ihre Potenziale zu entfalten

Welche Bedeutung nehmen Kita Hort und Grundschule bei der Integration gefluumlchte-ter Kinder ein Wie koumlnnen die Bildungs-einrichtungen die an sie gestellten Erwar-tungen erfuumlllenFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehen Bildungs-einrichtungen koumlnnen somit als Integrati-onsmotoren wirken Auszligerdem bieten sie den Kindern eine angstfreie Umgebung die nicht vom Fluchtkontext gepraumlgt ist Die Grundsteine die hier heute gelegt werden bilden das Fundament fuumlr die Integrations-erfolge von morgen Kitas und Schulen duumlr-fen aber mit diesem Erwartungsdruck nicht alleingelassen werden Neben Personal-zuschlaumlgen und zusaumltzlichen materiellen Zuwendungen bedarf es vor allem neuer Lehrmaterialien die auf die vielfaumlltigen Beduumlrfnisse gefluumlchteter Kinder eingehen Doch auch die Bildungseinrichtungen selbst muumlssen sich auf den Weg machen und etwa dafuumlr sorgen dass Kinder ihre

bdquoAlle angehenden paumldagogischen Fach- und Lehrkraumlfte so llten zukuumlnftig Basis-kompetenzen in Sprachbildung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller V ielfalt erwerbenldquo

GEMEINS AME LE SEEMPFEHLUNGENDER STIF TUNG bdquoHAUS DER KLEINEN FORSCHERldquo UND DER STIF TUNG LE SEN

Lane SmithDie Faumlhrte der Kinderab ca 4 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder40 Seiten Preis 1499 euro

bdquoEin Kind machte sich auf die Suche Unterwegs begeg-nete ihm die ganze Welt hellipldquo Wonach das Kind sucht wird in diesem poetischen Bilderbuch nicht naumlher benannt Die Nase neugierig nach vorn gestreckt durchwandert es verschiedene Lebensraumlume Von hohen Bergen uumlber das eisige Zuhause der Pinguine und die Tiefen des Meeres erleuchtet von farbigen Quallen bis hin zu kargen Steppen und tiefgruumlnen Dschungeln Die ungewoumlhnliche Bilderbuchreise lebt von den auszligergewoumlhnlichen Illustrationen die das Thema Vielfalt widerspiegeln und ahnen lassen wie die Welt ohne Menschen aussehen wuumlrde

Emma Levey Klara Gluck und ihre Kinderab ca 4 Jahren Verlag orell fuumlssli32 Seiten Preis 1395 euro

Der erste Band des Klara-Gluck-Abenteuers hat dem Leser die bunteste Familie vor Augen gefuumlhrt die die

Huumlhnermama sich nur wuumlnschen konnte Aus allen Eiern die sie auf ihren Reisen gesammelt hat sind die unterschiedlichsten Tiere geschluumlpft Die wollen nun alle versorgt und begluckt werden Familie ist was man draus macht Dieses Motto lebt das liebenswerte Bilderbuchhuhn so nachvollziehbar komisch und wahrhaftig vor dass nicht nur Kinder ihren Spaszlig daran haben werden Mehr Vielfalt als in der gluckigen Patchworkfamilie geht nicht und mehr vergnuumlgliches Chaos ebenso wenig

Anne C VoorhoeveWir 7 vom Reuterkiezab ca 10 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder265 Seiten Preis 1299 euro

bdquoNeukoumllln fuumlr starke Nervenldquo lautet das Thema einer Stadtteilfuumlhrung die die Freunde Pia Jonas Nesrin Kasim Finn-Ole Mustafa und Rifat fuumlr Touristen anbieten ndash ein Geschaumlftsmodell das die Clique fordert denn es bedarf einer gruumlndlichen Vorbereitung Verlust des Zuhauses durch Gentrifi zierung multi-

kulturelle Gesellschaft Patchworkfamilien In diesem unterhaltsamen Groszligstadt-roman gelingt es der Autorin vielfaumlltige Themen mit Witz Spannung und einer positiven Grundhaltung aufzubereiten

Deutschkenntnisse nicht nur in einzelnen Foumlrderstunden verbessern sondern uumlber den gesamten Tag hinweg

Wie schaumltzen Sie die Situation der paumldago-gischen Fach- und Lehrkraumlfte ein und wie koumlnnte man sie bei ihrer wichtigen Integra-tionsarbeit noch besser unterstuumltzenAn Paumldagogen werden hohe Erwartungen gestellt und viele fuumlhlen sich damit allein-gelassen Sie sollen die gestiegene Zahl junger Fluumlchtlinge und ein Vielfaches an Foumlrderbeduumlrftigen individuell unterstuumltzen doch nur ein Bruchteil der Paumldagogen fuumlhlt sich auf diese Aufgabe gut vorbereitet ndash oft weil es deutliche Maumlngel in der Ausbildung gibt Der Arbeitsalltag in sprachlich und kulturell vielfaumlltigen Klassen spielt in der Aus- und Fortbildung weiterhin nur eine Nebenrolle Dies muss sich schnellstmoumlg-lich aumlndern sonst laufen wir Gefahr die Integrationsversaumlumnisse der Vergangen-heit zu wiederholen Alle angehenden pauml-dagogischen Fach- und Lehrkraumlfte sollten zukuumlnftig Basiskompetenzen in Sprachbil-dung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller Vielfalt erwerben Dies erfordert konkrete Landesvorgaben und eine Aus- und Fortbildung die sich staumlrker am Bedarf der Praxis orientiert

Wenn Sie an Ihre Kindheit zuruumlckdenken Welchen eigenen Forscherfragen sind Sie nachgegangenIch war als Kind mehr eine Leseratte als eine bdquoForscherinldquo ndash kein Wunder dass ich spaumlter die Literaturwissenschaft als meine Forschungsdisziplin gewaumlhlt habe Aber als in der Eifel aufwachsendes Kind von Erd-kunde-Lehrern hat mich auch der Vulkanis-mus sehr fasziniert und ich wollte alles daruumlber wissen wie Maare entstehen und warum die Erde manchmal Feuer spuckt

bdquoFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehenldquo

Weitere Lese- und Medienempfehlungen zu MINT und vielen anderen Themen finden Sie auf stiftunglesende

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Naturwissenschaften und Technik

fuumlr Maumldchen und Jungen

HerausgeberStiftung Haus der kleinen ForscherClaudia Striffl er (ViSdP)Rungestr 1810179 Berlin Tel 03027 59 59-0Fax 03027 59 59-209E-Mail infohaus-der-kleinen-forscherde

ProjektleitungClaudia PetersenE-Mail claudiapetersenhaus-der-kleinen-forscherde

Verantwortliche RedakteurinJenny MoumlllerE-Mail jennymoellerhaus-der-kleinen-forscherde

RedaktionJonas BrandhorstMareike BreuerMareike MittelbachJenny MoumlllerJasemin SevenKatrin WeberTanja Zagel

Partner der Stiftung sind die Helmholtz-Gemeinschaft die Siemens Stiftung die Dietmar Hopp Stiftung und die Deutsche Telekom Stiftung Gefoumlrdert wird sie vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung

BildnachweisTitel Rawpixelcomfotolia S 1 Bettina VolkeStiftung Haus der kleinen Forscher S 4 hl-studiosthinkstock SIHK zu Hagen S 5 Michael SchmidtStiftung Haus der kleinen Forscher privat S 7 Jens JeskeStiftung Haus der kleinen Forscher S 8 Luminastocksy S12 Kindergarten Schloss Einstein S 13 LightFieldStudiosthinkstock S14-15 Ulrike Keil Stiftung Haus der kleinen Forscher S 17 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher S18-19 Kinderhaus Cheliusstraszlige S 21 privat Courant Forschungszentrum Textstrukturen Universitaumlt Goumlttingen S 24 Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 25 pyotr021thinkstock Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 26 Phil Dera S 28 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher

BezugsbedingungenDie Kitas Horte und Grundschulen die in einem lokalen Netzwerk der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv sind erhalten das Magazin 4 x jaumlhrlich kostenlos Das Magazin steht in vollem Umfang auf der Website der Stiftung wwwhaus-der-kleinen-forscherde kostenlos zum Down-load zur Verfuumlgung

Erscheinungvierteljaumlhrlich

GestaltungDiscodoener middot Stuttgart

SatzDiscodoener middot Stuttgart

Lektorat Lutz Happel

DruckBonifatius GmbHDruck ndash Buch ndash Verlag

Alle Rechte vorbehalten Nachdruck Aufnahme in elektronische Datenbanken Mailboxen sowie sonstige Vervielfaumlltigungen nur mit ausdruumlcklicher Genehmigung der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Fuumlr unverlangt eingesendetes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung uumlbernommen Die Autoren und Redakteure von bdquoForscht mitldquo recherchieren und pruumlfen jeden Artikel sorgfaumlltig auf seine inhaltliche Richtigkeit Dennoch kann es immer mal passieren dass sich Fehler in die Texte oder Bilder schleichen Wir uumlbernehmen daher keine Garantie fuumlr die Angaben

Gedruckt auf 100 PEFC-zertifi ziertem Papier

GU T ZU W IS S E N

VORSCHAU AUF DIE NAumlCHSTE AUSGABE

TITELTHEMAVON BITS UND BYTES

Vom Smartphone uumlber den Laptop bis hin zum MP3-Player ndash Kinder wachsen heute in einer Welt auf die stark digital gepraumlgt ist und sich rasend schnell weiterentwickelt Sie moumlchten sie erforschen und mitgestalten Wie funktioniert ein Roboter Was passiert wenn ich den Computer anschalte und wie kann ich Bot-schaften verschluumlsseln In der naumlchsten Ausgabe der bdquoForscht mitldquo dreht sich alles um das Thema Informatik und digitale Bildung

Es erwarten Sie viele spannende Forscherideen und Praxis- beispiele Wir zeigen wie digitale Bildung spielerisch im Alltag in Kita Hort und Grundschule integriert werden kann

Die naumlchste Ausgabe erscheint Ende November 2017

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bdquoTag der kleinen Forscherldquo 2017ZEIGST DU MIR DEINE WELT

Mehr Bilder und

Berichte unter wwwtag-der-

kleinen-forscherde

bdquoZeigst du mir deine Weltldquo lautete das Motto zum diesjaumlhrigen bdquoTag der kleinen ForscherldquoDie Sti ung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo rief zum bundesweiten Mitmachtag Kitas Horte und Grundschulen auf gemeinsam zu forschen und die Vielfalt im Alltag zu entdecken Diesem Aufruf folgten etliche Einrichtungen und feierten tolle Forscherfeste

Wie war Ihr bdquoTag der kleinen Forscherldquo Wir freuen uns auf Ihre Erlebnisse pressehaus-der-kleinen-forscherde

2018DER BUNDESWEITE KITA-WETTBEWERB ZUR AUSZEICHNUNG VON HERAUSRAGENDEN PROJEKTEN IM MINT-BEREICH

Weitere Informationen und Bewerbung unter wwwforschergeist-wettbewerbde

Ob Kuumlrbis Kugel Kohle oder Holz ndash viele Dinge machen Kinder neugierig und fuumlhren dazu dass sie Fragen stellen Fuumlr den bundesweiten Kita-Wettbewerb bdquoForschergeist 2018rdquo suchen die Deutsche Telekom Stiftung und die Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherrdquo Projekte die diese Neugier befeuert und den Forschergeist in Kindern geweckt haben gemeinsames Staunen uumlber Naturphaumlnomene spannende mathematische informatische oder technische Fragen aus dem Kita-Alltag ndash teilen Sie die Entdeckungen aus Ihrer Kita Der Wettbewerb will Ihr Engagement in diesem Bereich wuumlrdigen den Forschergeist er-halten und noch mehr Kinder und paumldagogische Fachkraumlfte fuumlr das Forschen und Entdecken begeistern Der bdquoForschergeist 2018rdquo zeichnet die besten Projekte auf Landes- und Bundesebene mit einem Preisgeld aus

Bewerbungsstart

06 September2017

Page 20: hnik DAS MAGAZIN DER STIFTUNG „HAUS DER KLEINEN … · l 1 l LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, in den vergangenen Jahren haben viele Flüchtlinge Deutschland erreicht, darunter auch

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Wo genau liegt eigentlich Kolumbien Welche Tiere leben dort und welche Sprache sprechen die Menschen Ein Praktikant aus Suumldamerika brachte die Kinder vom Kinderhaus Chelius-straszlige in Mannheim auf die Idee zu unterschiedlichen Kul-turen und Lebensweisen zu forschen und sich nebenbei mit Nachhaltigkeitsfragen zu beschaumlftigen Das Projekt wurde im Wettbewerb bdquoForschergeist 2014ldquo der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo als Landessieger nominiert

FORSCHERGEIST-PRO JEK T

KOLUMBIEN UND SEIN REGENWALD

Kinderhaus Cheliusstraszlige ANSPRECHPARTNERIN

Gabriele Kessler (Kita-Leiterin)

ORT

Mannheim Baden-Wuumlrttemberg

KINDER

100 Kinder 0 ndash 6 Jahre

HAUS DER KLEINEN FORSCHER

Seit 2010 beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv 2016 zum dritten Mal zertifi ziert

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Forschergeist-Projekt des Monats

Der bdquoForschergeistldquo ist ein bundesweiter Kita-Wettbewerb der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Gesucht und praumlmiert werden herausragende Projekte die Maumldchen und Jungen fuumlr die Welt der Mathematik Infor- matik Naturwissenschaften oder Technik begeistert haben

Weitere spannende Informationen und Details zum bdquoForschergeistldquo-Wettbewerb erhalten Sie unter forschergeist-wett- bewerbde

er neue Praktikant war fuumlr die Maumldchen und Jungen des Kinderhauses Cheliusstraszlige sehr spannend Sein Deutsch war noch recht gebrochen so dass sie manchmal Schwie-

rigkeiten hatten ihn zu verstehen Dafuumlr konnte er eine fremde Sprache sprechen ndash Spanisch Die Kinder begannen Fragen zu seiner Sprache und seinem Heimatland Kolumbien zu stellen In den Gespraumlchen stellte sich heraus dass Kolumbien ganz schoumln weit weg ist und in den Regenwaumlldern leben dort jede Menge interessanter Pflanzen und Tiere Als die Kinder im nahe gelegenen Tropenhaus auf Schlangen Piranhas und Krokodile trafen und houmlrten dass diese in Kolumbien in Freiheit leben wurde die Neu-gier so groszlig dass ein Projekt daraus entstand Dreimal pro Woche bdquoreistenldquo die Maumldchen und Jungen fuumlr eine Stunde in den suumld- amerikanischen Regenwald lernten Tiere und Pflanzen kennen erforschten den Wasserkreislauf kochten kolumbianische Gerich-te sprachen uumlber indigene Voumllker und Umweltschutz und schoumlpf-ten eigenes Papier um Holz zu sparen Eine Handpuppe die Ameise bdquoHormigaldquo begleitete die Kin-der auf allen Reisen und erklaumlrte ihnen den Regenwald Die Maumld-chen und Jungen ahmten einzelne Tiere nach verglichen die Ei-genschaften verschiedener Holzarten pflanzten eine Ananas und meisterten einen Bewegungsparcours auf dem sie von Stein zu Stein uumlber einen Fluss mit Krokodilen sprangen und uumlber umge-fallene Baumstaumlmme balancierten Daruumlber hinaus machten sich die Kinder Gedanken was sie selbst tun koumlnnen um den Regen-wald vor Abholzung zu schuumltzen Sie baten alle darum im Wasch- raum sparsam mit Papierhandtuumlchern zu sein Altpapier getrennt zu sammeln und Brote nur duumlnn mit Nuss-Nougat-Creme zu bestreichen ndash denn in dem leckeren Brotaufstrich ist Palmoumll ent-halten fuumlr dessen Anbau der Regenwald weichen muss Nach jedem einzelnen Projektschritt gestalteten die Maumldchen und Jungen Plakate oder Wandzeitungen mit Fotos und Informa-tionen fuumlr die anderen Kinder und die Eltern Daruumlber hinaus malten sie ein groszliges Abbild des Regenwalds im Vergleich zu

D einem Hochhaus in den Flur des Kinderhauses Fuumlr die paumldago-gischen Fachkraumlfte war es faszinierend zu sehen wie dieses Pro-jekt nach und nach die gesamte Kita durchzog Immer wieder houmlrten sie in Gespraumlchen dass das Thema auch bei Kindern die nicht teilnahmen praumlsent war und fuumlr Interesse sorgte Zum Abschluss veranstalteten die Maumldchen und Jungen einen Elternnachmittag bei dem sie Bilder von einzelnen Projekt- schritten zeigten Lieder sangen einen Tanz auffuumlhrten die fuumlr sie interessantesten Versuche praumlsentierten und einen kolum- bianischen Imbiss zubereiteten Die Kinder konnten bei dem Projekt ihre interkulturellen Kom-petenzen weiterentwickeln Durch die vertiefte Beschaumlftigung mit dem Lebensraum Regenwald erarbeiteten sie sich biologisches Wissen und legten auszligerdem besonderes Augenmerk auf Um- weltschutz und Fragen der Nachhaltigkeit Sie lernten dabei aus ihrem Wissen Konsequenzen fuumlr ihre Handlungen zu ziehen

Im Bewegungsparcours uumlbten die Kinde durch Dickicht zu kriechen und Fluumlsse zu uumlberqueren

Im Dschungel leben jede Menge spannender Tiere und Pflanzen

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Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-

aufsichtigt an Gewaumlssern spielen

Nehmen Sie sich die Zeit um mit

Ihnen sicheres Verhalten am Wasser zu

uumlben Geben Sie den Kindern Hinweise

fuumlr das Einfangen und Beobachten von

Wassertieren bevor es losgeht und

versuchen Sie moumlglichst keine

bdquoSpurenldquo zu hinterlassen

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ORTE ZUM FORSCHEN

FORSCHEN AM TUumlMPELOb Teich oder Tuumlmpel ndash Gewaumlsser laden nicht nur zum Planschen ein sie sind auch spannende Forscherorte

an denen Maumldchen und Jungen allerhand erkunden koumlnnen Besonders im Sommer lohnt sich fuumlr entdeckungsfreudige Forschergeister ein Spaziergang in die Natur um Tiere und Pflanzen zu beobachten

VIELFALT AN TEICH UND TUumlMPELIn Teichen und Tuumlmpeln ist das Wasser meist nicht tief so dass das Sonnenlicht bis zum Boden dringt und die Pfl anzen uumlppig wachsen Die fl achen Gewaumlsser sind reich an Naumlhrstoff en und bieten vie-len Tieren ideale Lebensbedingungen Welche Tiere und Pfl anzen koumlnnen die Kinder entdecken Koumlnnen sie die ver-schiedenen Arten benennen Bitten Sie die Kinder behutsam zu sein um scheue Tiere nicht zu verjagen

WAS FUumlR TIERE SIND DASKoumlnnen die Kinder die Tiere benennen die sie sehen In Teichen und Tuumlmpeln leben nicht nur Froumlsche Libellen und Fische Am Ufer hausen die Larven vom Gelbrandkaumlfer Wasserskorpion und Ruumlckenschwimmer In den Pfl anzen verstecken sich Libellen und Koumlcherfl iegen Im Wasser tummeln sich um Aumlste und Steine herum Schnecken Plattwuumlrmer und Wasserasseln Welche Tiere koumlnnen die Kinder noch entdecken Wie bewegen sich die Tiere fort und wo genau fi nden die Maumldchen und Jungen sie

PAPIERBOOTE BAUENNur ein Blatt Papier ndash mehr braucht es nicht um ein Papierboot zu bauen Doch schwimmt es auch Welches schwimmt am besten Und wie schwimmt es von hier nach dort Braucht es Wind oder Stroumlmung reicht es zu pusten oder muumlssen die Kinder es an-schubsen Uumlberlegen Sie gemeinsam wie Papierboote am schnellsten schwimmen und veranstalten Sie einen Wettbewerb

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Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-Achtung

aufsichtigt an Gewaumlssern spielen

Nehmen Sie sich die Zeit um mit

Ihnen sicheres Verhalten am Wasser zu

uumlben Geben Sie den Kindern Hinweise

fuumlr das Einfangen und Beobachten von

Wassertieren bevor es losgeht und

versuchen Sie moumlglichst keine

bdquoSpurenldquo zu hinterlassen

ann muumlssten wir uns mit Zeichen ver-staumlndigen Fuumlr jedes Wort muumlssten wir uns ein Zeichen uumlberlegen aumlhn-

lich wie die Gebaumlrdensprache Fuumlr Men-schen die eh schon Gebaumlrdensprache sprechen waumlre es praktisch da sie dann alles verstehen wuumlrden Dann waumlre es na-tuumlrlich schlecht wenn man blind ist da blinde Menschen die Zeichen nicht sehen koumlnnen Fuumlr sie muumlssten wir uns dann et-was aus Lauten wie bdquoMmmhldquo oder aus Ge-raumluschen ausdenken

hne Sprache waumlren wir nicht das was wir sind Sprache ist eine besonders wichtige Eigenschaft des Menschen

mit einem groszligen praktischen Nutzen Sprache unterscheidet uns von allen ande-ren Lebewesen Ohne die vielen Sprachen der Welt koumlnnten sich Menschen nicht so schnell und effi zient uumlber so viele Dinge verstaumlndigen ihren Gefuumlhlen Ausdruck ver-

leihen und ihr Zusammenleben im Alltag regeln Ohne Sprache koumlnnten wir unser Wissen uumlber die Welt nicht festhalten und an andere weitergeben wir koumlnnten dieses Wissen nicht hinterfragen und verbessern wir koumlnnten nicht so viel lernen und wir koumlnnten andere nicht mit unseren Geschichten zum Lachen oder Weinen bringen

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

DUR CH DIE FORSCHERBRILLE

WAS WAumlRE WENN WIR KEINE SPRACHE HAumlTTEN

Oskar 7 Jahre weiszlig eine Antwor t

Prof Dr Steinbach Universitaumlt Goumlttingen Seminar fuumlr Deutsche Philologie

EIN TUumlMPELMUSEUMNicht nur die Tiere und Pfl anzen sind be-sonders Rund um Tuumlmpel und Teich koumln-nen die Kinder jede Menge Schaumltze ent-decken Entweder sammeln sie einfach was ihnen gefaumlllt oder sie erstellen eine Sammelliste Finden sie etwas Spitzes etwas Weiches etwas Hartes oder etwas von dem sie nicht wissen was es ist Finden sie fuumlnf Steine in unterschied-licher Farbe oder vier verschiedene Blatt-formen Lassen Sie die Kinder alles in einer Box zusammentragen ndash ihrer persoumln-lichen Schatzkiste ndash und bitten Sie sie sich gegenseitig die Fundstuumlcke vorzustellen

AUS DER NAumlHE BE TRACHTE TWenn die Maumldchen und Jungen dabei vor-sichtig sind duumlrfen sie einige Tiere fangen Dafuumlr eignen sich ein Haushaltssieb oder ein Kescher am besten ein viereckiger ndash damit koumlnnen die Kinder die Tiere am Bo-den des Teiches gut erreichen Danach geben sie sie sorgsam in ein mit Wasser gefuumllltes Gefaumlszlig ndash zum Beispiel eine Schuumls-sel oder einen Topf Was sehen die Kinder Besonders viel erkennen koumlnnen sie mit Becherlupen Achten Sie darauf moumlg-lichst keine geschuumltzten Arten zu fangen wie Froumlsche Kaulquappen Libellenlarven oder Wasserspinnen

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E mma sitzt auf der Treppe vorm Haus Gerade hat Viola angerufen sie hat heute doch keine Zeit zum SpielenKeiner hat heute Zeit zum Spielen

raquoDoofer Dienstaglaquo denkt EmmaEmma wuumlnscht sich eine Freundin Eine richtige Freundin Sie stuumltzt die Ellenbogen auf die Knie und legt das Gesicht in ihre Haumlnde Schritte schlurfen heran und bleiben stehen Genau vor Emma Sie kann spuumlren dass jemand sie anschaut Sie will aber jetzt nicht angeschaut werden Zur Strafe fuumlrs Anschauen guckt sie nicht hochraquoHast du waslaquo fragt eine Stimme Es ist eine fremde StimmeEine die die Worte seltsam betont und das raquohlaquo ganz rau klingen laumlsst Emma guckt doch Es ist der kleine Junge aus dem Haus am Ende der Straszlige Er hat schwarze Haare und dunkle dunkle AugenraquoHast du waslaquo wiederholt der Junge und starrt Emma mit seinen dunklen Augen anraquoNeelaquo sagt EmmaraquoWohnst du hierlaquo fragt der Junge weiterraquoJalaquo antwortet Emma bevor sie uumlberlegen kann ob sie sich von diesem Knirps ausfragen lassen willraquoWie heiszligt rsquon dulaquoraquoEmmalaquo Schweigen raquoUnd dulaquoraquoAbdullahlaquoraquoAhalaquo

Text Kathrin RohmannIllustrationen Antje Drescher

raquoUnd was machst du jetztlaquo Abdullah zieht mit der Fuszligspitze die Fugen zwischen den Pflastersteinen nachraquoNichtslaquo sagt EmmaraquoHast du keinen zum SpielenlaquoPeng Emma spuumlrt die Hitze in ihr Gesicht schieszligen Was denkt dieser Abdu-Dings-Bums sich Natuumlrlich hat sie jemanden zum Spielen Sonst jedenfalls Immer Nur gerade heute nichtraquoKlar habe ich jemanden zum Spielenlaquo blafft Emma Abdullah anraquoMeine richtige Freundin kommt gleichlaquoraquoWas ist eine richtige Freundinlaquo Abdullahs Augenbrauen schieben sich zusammenraquoEin richtige F r e u n d i n laquo Emma zieht das Wort sehr langraquoAlso eine richtige Freundin hat immer Zeit zum Spielen und total gute Ideen Mit der ist es nie langweilig und die ist nicht sauer oder beleidigt wenn man vielleicht ein schoumlneres T-Shirt anhatlaquoraquoAhalaquo sagt Abdullah und guckt auf Emmas pinkes Hello-Lilli- T-Shirt und dann an seinem grauen Space-Rider-T-Shirt herunterraquoIch find deins echt schoumln aber das macht nichtslaquo sagt er und laumlchelt raquoIch hol mal meinen BalllaquoraquoIch hab aber gar keine Zeitlaquo murmelt Emma Dennoch bleibt sie sitzen bis Abdullah zuruumlckkommt

raquoKannste Fuszligball spielenlaquo fragt Abdullah und kickt den Ballgegen die unterste Stufe der TrepperaquoKlar kann ich daslaquo antwortet Emma und rollt die AugenEigentlich will sie sagen dass Fuszligball bloumlder Kram ist und dass sie mit Knirpsen bestimmt nicht spielt und raquoSuper dann schieszligen wir immer an den Pfosten da und der andere muss den Ball kriegen und wieder gegen den Pfosten schieszligenlaquo Abdullah schieszligt Und noch bevor der Ball vom Pfosten der Einfahrt gegenuumlber wieder abgeprallt ist steht Emma schon neben ihmDer soll nicht denken dass sie das nicht kann Beim erstenSchuss trifft sie den Pfosten beim zweiten nicht beim drittennicht aber beim vierten wieder

K UR ZGE SCHICHTE

ABDULLAH UND DIE RICHTIGE FREUNDIN

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Noch mehr toll illustrierte Vorlesegeschichten gibt es in GECKO der werbe- freien Bilderbuch-Zeitschrift fuumlr Kinder ab vier Jahren bis ins Schulalter Die Geschichte bdquoAbdullah und die richtige Freundinldquo ist in der Kinderzeit-schrift Gecko Nr 25 erschienen Mit dem Heft fuumlr Juli August 2017 feiert GECKO uumlbrigens bereits die 60 Ausgabe GECKO gibt es im Abo oder als Einzelheft auf wwwgecko-kinderzeitschriftde und im Buchhandel Kindergaumlrten und Kitas erhalten zehn Prozent Bildungsrabatt auf das Abo

Abdullah trifft immer Er stoppt den Ball und schieszligt mit der Innenseite des Fuszliges Es sieht aus als wuumlrde er den Ballschieszlig-schieben Als Abdullah nicht guckt versucht Emma anstatt mit der Fuszligspitze auch einmal genauso zu schieszligenSie trifft den Pfosten perfekt

Beim naumlchsten Schuss kommt Theo bellend um die Hausecke gesaust und beiszligt in den BallraquoOhlaquo sagt Abdullah raquodeine richtige FreundinlaquoraquoNeelaquo Emma schuumlttelt den Kopf So sehr dass ihr alle Haareins Gesicht fallen damit Abdullah nicht sieht wie rot sie wirdraquoNeelaquo sagt sie raquodas ist mein Hundlaquo

raquoMamalaquo fragt Emma beim Abendessen und legt ihr Brot zuruumlckauf den Teller raquomuumlssen Freundinnen eigentlich genauso alt seinwie man selbstlaquo Mama uumlberlegt raquoNeinlaquo sagt sie raquoich bin 38 Marie ist 36 Franzi 33 und Regina 49 Und alle sind meine FreundinnenlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoHast du Freundinnen die woandersherkommen Ich meine die auch noch eine andere SprachesprechenlaquoraquoKlarlaquo sagt Mama raquoAideen aus Irland sie spricht Englisch undDeutsch Und Marisol vom Chor kommt aus Chile Sie sprichtSpanisch und DeutschlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoAber Jungen oder Maumlnner die koumlnnen nichtrichtige Freundinnen sein oderlaquo

Mama lacht raquoNa ja vielleicht nicht Freundinnen aber Freundenatuumlrlich Olli zum Beispiel Den kenne ich schon ewig und er istein richtig guter FreundlaquoraquoAhalaquo sagt Emma und nicktraquoWarum willst du das eigentlich wissenlaquo fragt MamaraquoAchlaquo antwortet Emma raquonur solaquo

Spaumlter holt Emma ihr Gummitwistband Das haumlngt sie an einer Seite in die Zaunlatten und Emma zeigt Abdullah wie man von eins bis zehn huumlpft Abdullah hat noch nie Gummitwist ge- spielt und muss schrecklich lachen weil er sich staumlndig ver- heddert Emma muss auch lachen Aber eigentlich findet sie dass Abdullah fuumlr einen Jungen ganz schoumln gut huumlpft Vor allem weil er das noch nie gemacht hat

Irgendwann lehnen sie beide nur noch lachend und japsend am GartenzaunPloumltzlich ruft jemand laut raquoA b d u l l a hlaquoraquoTschuumlszliglaquo sagt Abdullah und flitzt davon Kurz dreht er sich noch einmal umraquoIch hab morgen Zeitlaquo ruft erraquoIch auchlaquo fluumlstert Emma

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Im Benjamin-Franklin-Village in Mannheim befindet sich eine bdquoBedarfsorientierte Erstaufnahmeeinrichtungldquo ndash die erste in Baden-Wuumlrttemberg mit einer eigenen Willkommensschule Anders als in einer Regelschule wird hier der Unterricht von ehrenamtlichen Lehrkraumlften durchgefuumlhrt Durchschnittlich vier Monate bleiben die gefluumlchteten Kinder und ihre Familien auf dem Gelaumlnde Barbara Hackbarth Trainerin und Netz-werkkoordinatorin beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo leitet eine Forscher-AG an der Willkommensschule in der sie alle 14 Tage mit gefluumlchteten Kindern zu naturwissenschaftlichen und technischen Themen forscht

GUT GEMACHT

WILLKOMMEN KLEINE FORSCHER

Wasser ist immer ein spannendes Forschungsobjekt

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Ins Gespraumlch kommenUumlber das Forschen kommt sie leicht ins Gespraumlch mit den Kindern auch wenn die Kommunikation meist mit Haumlnden und Fuumlszligen statt-findet Die Maumldchen und Jungen stammen aus vielen unterschied-lichen Laumlndern sprechen kein Deutsch und nur wenig Englisch Bildkarten helfen den Kindern rasch die Bezeichnungen fuumlr die Forschermaterialien zu lernen ndash nach der ersten Forscherstunde kennen die Kinder die englischen und deutschen Bezeichnungen fuumlr Wasser und Messbecher Pipette und Reagenzglas

Wertschaumltzung statt LeistungsdruckZurzeit besuchen rund 30 Kinder zwischen 5 und 15 Jahren den Unterricht in der Columbus-Schule Nachmittags bieten Freiwillige verschiedene AGs an Eine davon ist die Forscher-AG bdquoIch wollte mich schon lange in der Fluumlchtlingshilfe engagierenldquo sagt Barbara Hackbarth die als Netzwerkkoordinatorin fuumlr das bdquoHaus der kleinen Forscherldquo beim Suumldwestmetall-Netzwerk Rhein-Neckar arbeitet 15 Kinder besuchen regelmaumlszligig die Forscher-AG Nach den zwei Stunden sind alle ganz schoumln erledigt bdquoAber diese zwei Stun-den sind eine wunderbare Bereicherung fuumlr michldquo sagt Barbara Hackbarth Genauso wie fuumlr die Kinder bdquoSie erfahren hier Bestaumlr-kung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ih-nen dabei hier entspannt anzukommenldquoDie Maumldchen und Jungen freuen sich wenn sich jemand Zeit fuumlr sie nimmt und sich mit ihnen beschaumlftigt

bdquoEierlaufenldquo ndash mal andersWasser so Barbara Hackbarth sei ein wunderbares Element um es mit den Kindern gemeinsam zu erforschen bdquoWir haben Wasser-tropfen untersucht und herausgefunden dass Wasser andere Stoffe aufloumlsen und vermischen kann Auch im Winter bietet es sich an mit Wasser zu forschen ndash in gefrorener Form ist es so faszinierend dass die Kinder es stundenlang untersuchen und immer wieder etwas Neues entdecken Zwischendurch baue ich immer Bewegungsspiele einldquo sagt die Netzwerkkoordinatorin Zum Beispiel spielt sie mit den Kindern bdquoEierlaufenldquo ndash nur mit

GU T ZU W IS S E N

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GU T ZU W IS S E N

Wasser statt mit Eiern Die Maumldchen und Jungen werden in zwei Gruppen unterteilt Jede Gruppe hat unterschiedliche Dinge zur Verfuumlgung um das Wasser zu transportieren Glaumlser Untertassen Siebe Kellen und was sich sonst noch so findet Dann geht es darum welche Gruppe zuerst das Wasser von dem einen Eimer in den auf der gegenuumlberliegenden Seite transportieren kann

Kleine Schritte zu BeginnDie Forscher-AG ist mit den gefluumlchteten Kindern etwas anders strukturiert als sonst bdquoNormalerweise biete ich immer drei oder vier Forscherideen auf einmal an und lasse die Maumldchen und Jun-gen dann entdecken Aber diese Art des Forschens uumlberfordert die Kinder hierldquo sagt die studierte Sozialpaumldagogin Zudem setzt sie die Kinderkarten vom bdquoHaus der kleinen Forscherldquo ein So koumlnnen sich die Kinder zusaumltzlich an den Bildern orientieren und sich in-spirieren lassen Einmal habe sie mit einigen Kindern am Tisch einen Luftbal-lontransporter gebaut als sie einen Jungen bemerkte der auf dem Boden saszlig Er hatte mit Hilfe einer der Entdeckungskarten einen Faumlcher nachgebaut saszlig in Ruhe da und wedelte sich Luft zu bdquoEr hat nichts gesagt nichts gefragt Ich habe ihm nichts erklaumlrt Er hat einfach die abgebildete Forscheridee nachgebaut und den Luftzug auf sich wirken lassen Das war tollldquo

Der bdquoBildungspassldquoDen bdquoBildungspassldquo der Columbus- Schule haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Mannheim entwickelt Jedes Kind bekommt einen solchen Pass in dem seine Lehrer eintragen koumlnnen welche Themen sie behandelt haben Das koumlnnen Zah- len sein das Einmaleins oder auch geschichtliche Themen Der Pass dient dazu die Lehrerinnen und Lehrer in den aufnehmenden Kommunen uumlber den Bildungsstand des Kindes zu informieren Vor allem aber soll er die Kinder motivieren

Die WillkommensschuleDie Schulpflicht beginnt in Baden-Wuumlrt-temberg fuumlr Kinder deren Eltern einen Asylantrag stellen sechs Monate nach ihrer Ankunft Allerdings nicht schon in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes sondern erst in der Kommune die die Familien und Kinder letztlich aufnimmt Dort werden die Kinder und Jugendlichen zunaumlchst in sogenannten Vorbereitungs- und VABO-Klassen (VABO steht fuumlr Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf fuumlr Jugendliche ohne Deutschkenntnisse) in die Regelschule integriert Die Willkommensschule in Mannheim will die Luumlcke zwischen Ankunft und Schulbeginn in der Kom- mune schlieszligen

Beim Forschen wird auch die Feinmotorik geschult

bdquoSie erfahren hier Bestaumlrkung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ihnen dabei hier entspannt anzukommenldquo

Einen Bericht uumlber die Willkommens-schule finden Sie auch auf unserer Website Service-Portal Integration

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Welche Themen sind Ihnen besonders wich-tig wenn es um die Integration von Kindern in Kita Hort und Grundschule geht Beim Kita- und Schulbesuch muumlssen zu-naumlchst Zugangshuumlrden abgebaut werden Zugewanderte Eltern melden ihre Kinder deutlich seltener in einer Kita an Ihre Kin-der erhalten daher oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie fuumlr ihre sprachliche kognitive koumlrperliche psychische und soziale Ent-wicklung benoumltigen Zwar haben zugewan-derte Familien den gleichen Anspruch auf einen Kita-Platz wie einheimische doch viele sind uumlber Betreuungsangebote schlecht informiert oder es faumlllt ihnen schwer die passende Betreuung zu finden Schulpflichtige Kinder die nach Deutsch-land gefluumlchtet sind muumlssen meist deut-lich laumlnger auf einen Schulplatz warten als die europarechtlich vorgesehenen drei Mo-nate Das verlaumlngert den ohnehin schon groszligen bdquoLeerlaufldquo unnoumltig

Wo liegen aus Ihrer Sicht die Chancen und Herausforderungen im Hinblick auf eine gelungene Integration Hier geht es weniger um Chancen als um Notwendigkeiten Bundesweit hat mittler-weile mehr als jedes dritte Kind einen Migrationshintergrund Eine gelungene

GU T ZU W IS S E N

BILDUNGSPOLITISCHE S INTERVIE W

bdquoBILDUNGSEINRICHTUNGEN KOumlNNEN ALS INTEGRATIONSMOTOR WIRKENldquo

Dr Cornelia Schu ist Geschaumlftsfuumlhrerin des Sachverstaumlndigenrats deutscher Stiftun-gen fuumlr Integration und Migration Eine breite integrationspolitische Expertise hat die promovierte Germanistin als Leiterin des Themenschwerpunkts Integration bei der Stiftung Mercator gewonnen Im Interview beschreibt sie wie der Weg in die Kita fuumlr viele neu zugewanderte Familien einem Huumlrdenlauf gleicht und kritisiert deutlich die Maumlngel in der Ausbildung von Paumldagoginnen und Paumldagogen

Bildungsintegration ist somit unerlaumlsslich um auch fuumlr das weitere Leben der Kinder und Jugendlichen gute Teilhabechancen zu eroumlffnen Die groumlszligte Herausforderung be-steht darin allen Kindern moumlglichst fruumlh Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Kindertagesbetreuung zu sichern Aus un-serer Forschung wissen wir dass der Weg in die Kita besonders fuumlr neu Zugewander-te oft einem Huumlrdenlauf gleicht Vor allem die Versorgungsluumlcke fuumlr unter dreijaumlhrige Kinder muss schnell geschlossen werden Ungleiche Bildungschancen verschaumlrfen

sich zudem an den Schulen wo zugewan-derte Kinder zu oft unter sich bleiben In Groszligstaumldten lernen 70 Prozent von ihnen in Grundschulen in denen mehr als die Haumllfte der Kinder einen Migrationshinter-grund haben Hinzu kommt dass das Lehr-personal oft nur unzureichend auf den Umgang mit sprachlicher und kultureller Vielfalt vorbereitet ist Somit erhalten zu-

gewanderte Kinder oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie benoumltigen um ihre Potenziale zu entfalten

Welche Bedeutung nehmen Kita Hort und Grundschule bei der Integration gefluumlchte-ter Kinder ein Wie koumlnnen die Bildungs-einrichtungen die an sie gestellten Erwar-tungen erfuumlllenFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehen Bildungs-einrichtungen koumlnnen somit als Integrati-onsmotoren wirken Auszligerdem bieten sie den Kindern eine angstfreie Umgebung die nicht vom Fluchtkontext gepraumlgt ist Die Grundsteine die hier heute gelegt werden bilden das Fundament fuumlr die Integrations-erfolge von morgen Kitas und Schulen duumlr-fen aber mit diesem Erwartungsdruck nicht alleingelassen werden Neben Personal-zuschlaumlgen und zusaumltzlichen materiellen Zuwendungen bedarf es vor allem neuer Lehrmaterialien die auf die vielfaumlltigen Beduumlrfnisse gefluumlchteter Kinder eingehen Doch auch die Bildungseinrichtungen selbst muumlssen sich auf den Weg machen und etwa dafuumlr sorgen dass Kinder ihre

bdquoAlle angehenden paumldagogischen Fach- und Lehrkraumlfte so llten zukuumlnftig Basis-kompetenzen in Sprachbildung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller V ielfalt erwerbenldquo

GEMEINS AME LE SEEMPFEHLUNGENDER STIF TUNG bdquoHAUS DER KLEINEN FORSCHERldquo UND DER STIF TUNG LE SEN

Lane SmithDie Faumlhrte der Kinderab ca 4 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder40 Seiten Preis 1499 euro

bdquoEin Kind machte sich auf die Suche Unterwegs begeg-nete ihm die ganze Welt hellipldquo Wonach das Kind sucht wird in diesem poetischen Bilderbuch nicht naumlher benannt Die Nase neugierig nach vorn gestreckt durchwandert es verschiedene Lebensraumlume Von hohen Bergen uumlber das eisige Zuhause der Pinguine und die Tiefen des Meeres erleuchtet von farbigen Quallen bis hin zu kargen Steppen und tiefgruumlnen Dschungeln Die ungewoumlhnliche Bilderbuchreise lebt von den auszligergewoumlhnlichen Illustrationen die das Thema Vielfalt widerspiegeln und ahnen lassen wie die Welt ohne Menschen aussehen wuumlrde

Emma Levey Klara Gluck und ihre Kinderab ca 4 Jahren Verlag orell fuumlssli32 Seiten Preis 1395 euro

Der erste Band des Klara-Gluck-Abenteuers hat dem Leser die bunteste Familie vor Augen gefuumlhrt die die

Huumlhnermama sich nur wuumlnschen konnte Aus allen Eiern die sie auf ihren Reisen gesammelt hat sind die unterschiedlichsten Tiere geschluumlpft Die wollen nun alle versorgt und begluckt werden Familie ist was man draus macht Dieses Motto lebt das liebenswerte Bilderbuchhuhn so nachvollziehbar komisch und wahrhaftig vor dass nicht nur Kinder ihren Spaszlig daran haben werden Mehr Vielfalt als in der gluckigen Patchworkfamilie geht nicht und mehr vergnuumlgliches Chaos ebenso wenig

Anne C VoorhoeveWir 7 vom Reuterkiezab ca 10 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder265 Seiten Preis 1299 euro

bdquoNeukoumllln fuumlr starke Nervenldquo lautet das Thema einer Stadtteilfuumlhrung die die Freunde Pia Jonas Nesrin Kasim Finn-Ole Mustafa und Rifat fuumlr Touristen anbieten ndash ein Geschaumlftsmodell das die Clique fordert denn es bedarf einer gruumlndlichen Vorbereitung Verlust des Zuhauses durch Gentrifi zierung multi-

kulturelle Gesellschaft Patchworkfamilien In diesem unterhaltsamen Groszligstadt-roman gelingt es der Autorin vielfaumlltige Themen mit Witz Spannung und einer positiven Grundhaltung aufzubereiten

Deutschkenntnisse nicht nur in einzelnen Foumlrderstunden verbessern sondern uumlber den gesamten Tag hinweg

Wie schaumltzen Sie die Situation der paumldago-gischen Fach- und Lehrkraumlfte ein und wie koumlnnte man sie bei ihrer wichtigen Integra-tionsarbeit noch besser unterstuumltzenAn Paumldagogen werden hohe Erwartungen gestellt und viele fuumlhlen sich damit allein-gelassen Sie sollen die gestiegene Zahl junger Fluumlchtlinge und ein Vielfaches an Foumlrderbeduumlrftigen individuell unterstuumltzen doch nur ein Bruchteil der Paumldagogen fuumlhlt sich auf diese Aufgabe gut vorbereitet ndash oft weil es deutliche Maumlngel in der Ausbildung gibt Der Arbeitsalltag in sprachlich und kulturell vielfaumlltigen Klassen spielt in der Aus- und Fortbildung weiterhin nur eine Nebenrolle Dies muss sich schnellstmoumlg-lich aumlndern sonst laufen wir Gefahr die Integrationsversaumlumnisse der Vergangen-heit zu wiederholen Alle angehenden pauml-dagogischen Fach- und Lehrkraumlfte sollten zukuumlnftig Basiskompetenzen in Sprachbil-dung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller Vielfalt erwerben Dies erfordert konkrete Landesvorgaben und eine Aus- und Fortbildung die sich staumlrker am Bedarf der Praxis orientiert

Wenn Sie an Ihre Kindheit zuruumlckdenken Welchen eigenen Forscherfragen sind Sie nachgegangenIch war als Kind mehr eine Leseratte als eine bdquoForscherinldquo ndash kein Wunder dass ich spaumlter die Literaturwissenschaft als meine Forschungsdisziplin gewaumlhlt habe Aber als in der Eifel aufwachsendes Kind von Erd-kunde-Lehrern hat mich auch der Vulkanis-mus sehr fasziniert und ich wollte alles daruumlber wissen wie Maare entstehen und warum die Erde manchmal Feuer spuckt

bdquoFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehenldquo

Weitere Lese- und Medienempfehlungen zu MINT und vielen anderen Themen finden Sie auf stiftunglesende

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Naturwissenschaften und Technik

fuumlr Maumldchen und Jungen

HerausgeberStiftung Haus der kleinen ForscherClaudia Striffl er (ViSdP)Rungestr 1810179 Berlin Tel 03027 59 59-0Fax 03027 59 59-209E-Mail infohaus-der-kleinen-forscherde

ProjektleitungClaudia PetersenE-Mail claudiapetersenhaus-der-kleinen-forscherde

Verantwortliche RedakteurinJenny MoumlllerE-Mail jennymoellerhaus-der-kleinen-forscherde

RedaktionJonas BrandhorstMareike BreuerMareike MittelbachJenny MoumlllerJasemin SevenKatrin WeberTanja Zagel

Partner der Stiftung sind die Helmholtz-Gemeinschaft die Siemens Stiftung die Dietmar Hopp Stiftung und die Deutsche Telekom Stiftung Gefoumlrdert wird sie vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung

BildnachweisTitel Rawpixelcomfotolia S 1 Bettina VolkeStiftung Haus der kleinen Forscher S 4 hl-studiosthinkstock SIHK zu Hagen S 5 Michael SchmidtStiftung Haus der kleinen Forscher privat S 7 Jens JeskeStiftung Haus der kleinen Forscher S 8 Luminastocksy S12 Kindergarten Schloss Einstein S 13 LightFieldStudiosthinkstock S14-15 Ulrike Keil Stiftung Haus der kleinen Forscher S 17 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher S18-19 Kinderhaus Cheliusstraszlige S 21 privat Courant Forschungszentrum Textstrukturen Universitaumlt Goumlttingen S 24 Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 25 pyotr021thinkstock Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 26 Phil Dera S 28 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher

BezugsbedingungenDie Kitas Horte und Grundschulen die in einem lokalen Netzwerk der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv sind erhalten das Magazin 4 x jaumlhrlich kostenlos Das Magazin steht in vollem Umfang auf der Website der Stiftung wwwhaus-der-kleinen-forscherde kostenlos zum Down-load zur Verfuumlgung

Erscheinungvierteljaumlhrlich

GestaltungDiscodoener middot Stuttgart

SatzDiscodoener middot Stuttgart

Lektorat Lutz Happel

DruckBonifatius GmbHDruck ndash Buch ndash Verlag

Alle Rechte vorbehalten Nachdruck Aufnahme in elektronische Datenbanken Mailboxen sowie sonstige Vervielfaumlltigungen nur mit ausdruumlcklicher Genehmigung der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Fuumlr unverlangt eingesendetes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung uumlbernommen Die Autoren und Redakteure von bdquoForscht mitldquo recherchieren und pruumlfen jeden Artikel sorgfaumlltig auf seine inhaltliche Richtigkeit Dennoch kann es immer mal passieren dass sich Fehler in die Texte oder Bilder schleichen Wir uumlbernehmen daher keine Garantie fuumlr die Angaben

Gedruckt auf 100 PEFC-zertifi ziertem Papier

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VORSCHAU AUF DIE NAumlCHSTE AUSGABE

TITELTHEMAVON BITS UND BYTES

Vom Smartphone uumlber den Laptop bis hin zum MP3-Player ndash Kinder wachsen heute in einer Welt auf die stark digital gepraumlgt ist und sich rasend schnell weiterentwickelt Sie moumlchten sie erforschen und mitgestalten Wie funktioniert ein Roboter Was passiert wenn ich den Computer anschalte und wie kann ich Bot-schaften verschluumlsseln In der naumlchsten Ausgabe der bdquoForscht mitldquo dreht sich alles um das Thema Informatik und digitale Bildung

Es erwarten Sie viele spannende Forscherideen und Praxis- beispiele Wir zeigen wie digitale Bildung spielerisch im Alltag in Kita Hort und Grundschule integriert werden kann

Die naumlchste Ausgabe erscheint Ende November 2017

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bdquoTag der kleinen Forscherldquo 2017ZEIGST DU MIR DEINE WELT

Mehr Bilder und

Berichte unter wwwtag-der-

kleinen-forscherde

bdquoZeigst du mir deine Weltldquo lautete das Motto zum diesjaumlhrigen bdquoTag der kleinen ForscherldquoDie Sti ung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo rief zum bundesweiten Mitmachtag Kitas Horte und Grundschulen auf gemeinsam zu forschen und die Vielfalt im Alltag zu entdecken Diesem Aufruf folgten etliche Einrichtungen und feierten tolle Forscherfeste

Wie war Ihr bdquoTag der kleinen Forscherldquo Wir freuen uns auf Ihre Erlebnisse pressehaus-der-kleinen-forscherde

2018DER BUNDESWEITE KITA-WETTBEWERB ZUR AUSZEICHNUNG VON HERAUSRAGENDEN PROJEKTEN IM MINT-BEREICH

Weitere Informationen und Bewerbung unter wwwforschergeist-wettbewerbde

Ob Kuumlrbis Kugel Kohle oder Holz ndash viele Dinge machen Kinder neugierig und fuumlhren dazu dass sie Fragen stellen Fuumlr den bundesweiten Kita-Wettbewerb bdquoForschergeist 2018rdquo suchen die Deutsche Telekom Stiftung und die Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherrdquo Projekte die diese Neugier befeuert und den Forschergeist in Kindern geweckt haben gemeinsames Staunen uumlber Naturphaumlnomene spannende mathematische informatische oder technische Fragen aus dem Kita-Alltag ndash teilen Sie die Entdeckungen aus Ihrer Kita Der Wettbewerb will Ihr Engagement in diesem Bereich wuumlrdigen den Forschergeist er-halten und noch mehr Kinder und paumldagogische Fachkraumlfte fuumlr das Forschen und Entdecken begeistern Der bdquoForschergeist 2018rdquo zeichnet die besten Projekte auf Landes- und Bundesebene mit einem Preisgeld aus

Bewerbungsstart

06 September2017

Page 21: hnik DAS MAGAZIN DER STIFTUNG „HAUS DER KLEINEN … · l 1 l LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, in den vergangenen Jahren haben viele Flüchtlinge Deutschland erreicht, darunter auch

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

Forschergeist-Projekt des Monats

Der bdquoForschergeistldquo ist ein bundesweiter Kita-Wettbewerb der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Gesucht und praumlmiert werden herausragende Projekte die Maumldchen und Jungen fuumlr die Welt der Mathematik Infor- matik Naturwissenschaften oder Technik begeistert haben

Weitere spannende Informationen und Details zum bdquoForschergeistldquo-Wettbewerb erhalten Sie unter forschergeist-wett- bewerbde

er neue Praktikant war fuumlr die Maumldchen und Jungen des Kinderhauses Cheliusstraszlige sehr spannend Sein Deutsch war noch recht gebrochen so dass sie manchmal Schwie-

rigkeiten hatten ihn zu verstehen Dafuumlr konnte er eine fremde Sprache sprechen ndash Spanisch Die Kinder begannen Fragen zu seiner Sprache und seinem Heimatland Kolumbien zu stellen In den Gespraumlchen stellte sich heraus dass Kolumbien ganz schoumln weit weg ist und in den Regenwaumlldern leben dort jede Menge interessanter Pflanzen und Tiere Als die Kinder im nahe gelegenen Tropenhaus auf Schlangen Piranhas und Krokodile trafen und houmlrten dass diese in Kolumbien in Freiheit leben wurde die Neu-gier so groszlig dass ein Projekt daraus entstand Dreimal pro Woche bdquoreistenldquo die Maumldchen und Jungen fuumlr eine Stunde in den suumld- amerikanischen Regenwald lernten Tiere und Pflanzen kennen erforschten den Wasserkreislauf kochten kolumbianische Gerich-te sprachen uumlber indigene Voumllker und Umweltschutz und schoumlpf-ten eigenes Papier um Holz zu sparen Eine Handpuppe die Ameise bdquoHormigaldquo begleitete die Kin-der auf allen Reisen und erklaumlrte ihnen den Regenwald Die Maumld-chen und Jungen ahmten einzelne Tiere nach verglichen die Ei-genschaften verschiedener Holzarten pflanzten eine Ananas und meisterten einen Bewegungsparcours auf dem sie von Stein zu Stein uumlber einen Fluss mit Krokodilen sprangen und uumlber umge-fallene Baumstaumlmme balancierten Daruumlber hinaus machten sich die Kinder Gedanken was sie selbst tun koumlnnen um den Regen-wald vor Abholzung zu schuumltzen Sie baten alle darum im Wasch- raum sparsam mit Papierhandtuumlchern zu sein Altpapier getrennt zu sammeln und Brote nur duumlnn mit Nuss-Nougat-Creme zu bestreichen ndash denn in dem leckeren Brotaufstrich ist Palmoumll ent-halten fuumlr dessen Anbau der Regenwald weichen muss Nach jedem einzelnen Projektschritt gestalteten die Maumldchen und Jungen Plakate oder Wandzeitungen mit Fotos und Informa-tionen fuumlr die anderen Kinder und die Eltern Daruumlber hinaus malten sie ein groszliges Abbild des Regenwalds im Vergleich zu

D einem Hochhaus in den Flur des Kinderhauses Fuumlr die paumldago-gischen Fachkraumlfte war es faszinierend zu sehen wie dieses Pro-jekt nach und nach die gesamte Kita durchzog Immer wieder houmlrten sie in Gespraumlchen dass das Thema auch bei Kindern die nicht teilnahmen praumlsent war und fuumlr Interesse sorgte Zum Abschluss veranstalteten die Maumldchen und Jungen einen Elternnachmittag bei dem sie Bilder von einzelnen Projekt- schritten zeigten Lieder sangen einen Tanz auffuumlhrten die fuumlr sie interessantesten Versuche praumlsentierten und einen kolum- bianischen Imbiss zubereiteten Die Kinder konnten bei dem Projekt ihre interkulturellen Kom-petenzen weiterentwickeln Durch die vertiefte Beschaumlftigung mit dem Lebensraum Regenwald erarbeiteten sie sich biologisches Wissen und legten auszligerdem besonderes Augenmerk auf Um- weltschutz und Fragen der Nachhaltigkeit Sie lernten dabei aus ihrem Wissen Konsequenzen fuumlr ihre Handlungen zu ziehen

Im Bewegungsparcours uumlbten die Kinde durch Dickicht zu kriechen und Fluumlsse zu uumlberqueren

Im Dschungel leben jede Menge spannender Tiere und Pflanzen

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Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-

aufsichtigt an Gewaumlssern spielen

Nehmen Sie sich die Zeit um mit

Ihnen sicheres Verhalten am Wasser zu

uumlben Geben Sie den Kindern Hinweise

fuumlr das Einfangen und Beobachten von

Wassertieren bevor es losgeht und

versuchen Sie moumlglichst keine

bdquoSpurenldquo zu hinterlassen

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ORTE ZUM FORSCHEN

FORSCHEN AM TUumlMPELOb Teich oder Tuumlmpel ndash Gewaumlsser laden nicht nur zum Planschen ein sie sind auch spannende Forscherorte

an denen Maumldchen und Jungen allerhand erkunden koumlnnen Besonders im Sommer lohnt sich fuumlr entdeckungsfreudige Forschergeister ein Spaziergang in die Natur um Tiere und Pflanzen zu beobachten

VIELFALT AN TEICH UND TUumlMPELIn Teichen und Tuumlmpeln ist das Wasser meist nicht tief so dass das Sonnenlicht bis zum Boden dringt und die Pfl anzen uumlppig wachsen Die fl achen Gewaumlsser sind reich an Naumlhrstoff en und bieten vie-len Tieren ideale Lebensbedingungen Welche Tiere und Pfl anzen koumlnnen die Kinder entdecken Koumlnnen sie die ver-schiedenen Arten benennen Bitten Sie die Kinder behutsam zu sein um scheue Tiere nicht zu verjagen

WAS FUumlR TIERE SIND DASKoumlnnen die Kinder die Tiere benennen die sie sehen In Teichen und Tuumlmpeln leben nicht nur Froumlsche Libellen und Fische Am Ufer hausen die Larven vom Gelbrandkaumlfer Wasserskorpion und Ruumlckenschwimmer In den Pfl anzen verstecken sich Libellen und Koumlcherfl iegen Im Wasser tummeln sich um Aumlste und Steine herum Schnecken Plattwuumlrmer und Wasserasseln Welche Tiere koumlnnen die Kinder noch entdecken Wie bewegen sich die Tiere fort und wo genau fi nden die Maumldchen und Jungen sie

PAPIERBOOTE BAUENNur ein Blatt Papier ndash mehr braucht es nicht um ein Papierboot zu bauen Doch schwimmt es auch Welches schwimmt am besten Und wie schwimmt es von hier nach dort Braucht es Wind oder Stroumlmung reicht es zu pusten oder muumlssen die Kinder es an-schubsen Uumlberlegen Sie gemeinsam wie Papierboote am schnellsten schwimmen und veranstalten Sie einen Wettbewerb

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Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-Achtung

aufsichtigt an Gewaumlssern spielen

Nehmen Sie sich die Zeit um mit

Ihnen sicheres Verhalten am Wasser zu

uumlben Geben Sie den Kindern Hinweise

fuumlr das Einfangen und Beobachten von

Wassertieren bevor es losgeht und

versuchen Sie moumlglichst keine

bdquoSpurenldquo zu hinterlassen

ann muumlssten wir uns mit Zeichen ver-staumlndigen Fuumlr jedes Wort muumlssten wir uns ein Zeichen uumlberlegen aumlhn-

lich wie die Gebaumlrdensprache Fuumlr Men-schen die eh schon Gebaumlrdensprache sprechen waumlre es praktisch da sie dann alles verstehen wuumlrden Dann waumlre es na-tuumlrlich schlecht wenn man blind ist da blinde Menschen die Zeichen nicht sehen koumlnnen Fuumlr sie muumlssten wir uns dann et-was aus Lauten wie bdquoMmmhldquo oder aus Ge-raumluschen ausdenken

hne Sprache waumlren wir nicht das was wir sind Sprache ist eine besonders wichtige Eigenschaft des Menschen

mit einem groszligen praktischen Nutzen Sprache unterscheidet uns von allen ande-ren Lebewesen Ohne die vielen Sprachen der Welt koumlnnten sich Menschen nicht so schnell und effi zient uumlber so viele Dinge verstaumlndigen ihren Gefuumlhlen Ausdruck ver-

leihen und ihr Zusammenleben im Alltag regeln Ohne Sprache koumlnnten wir unser Wissen uumlber die Welt nicht festhalten und an andere weitergeben wir koumlnnten dieses Wissen nicht hinterfragen und verbessern wir koumlnnten nicht so viel lernen und wir koumlnnten andere nicht mit unseren Geschichten zum Lachen oder Weinen bringen

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DUR CH DIE FORSCHERBRILLE

WAS WAumlRE WENN WIR KEINE SPRACHE HAumlTTEN

Oskar 7 Jahre weiszlig eine Antwor t

Prof Dr Steinbach Universitaumlt Goumlttingen Seminar fuumlr Deutsche Philologie

EIN TUumlMPELMUSEUMNicht nur die Tiere und Pfl anzen sind be-sonders Rund um Tuumlmpel und Teich koumln-nen die Kinder jede Menge Schaumltze ent-decken Entweder sammeln sie einfach was ihnen gefaumlllt oder sie erstellen eine Sammelliste Finden sie etwas Spitzes etwas Weiches etwas Hartes oder etwas von dem sie nicht wissen was es ist Finden sie fuumlnf Steine in unterschied-licher Farbe oder vier verschiedene Blatt-formen Lassen Sie die Kinder alles in einer Box zusammentragen ndash ihrer persoumln-lichen Schatzkiste ndash und bitten Sie sie sich gegenseitig die Fundstuumlcke vorzustellen

AUS DER NAumlHE BE TRACHTE TWenn die Maumldchen und Jungen dabei vor-sichtig sind duumlrfen sie einige Tiere fangen Dafuumlr eignen sich ein Haushaltssieb oder ein Kescher am besten ein viereckiger ndash damit koumlnnen die Kinder die Tiere am Bo-den des Teiches gut erreichen Danach geben sie sie sorgsam in ein mit Wasser gefuumllltes Gefaumlszlig ndash zum Beispiel eine Schuumls-sel oder einen Topf Was sehen die Kinder Besonders viel erkennen koumlnnen sie mit Becherlupen Achten Sie darauf moumlg-lichst keine geschuumltzten Arten zu fangen wie Froumlsche Kaulquappen Libellenlarven oder Wasserspinnen

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E mma sitzt auf der Treppe vorm Haus Gerade hat Viola angerufen sie hat heute doch keine Zeit zum SpielenKeiner hat heute Zeit zum Spielen

raquoDoofer Dienstaglaquo denkt EmmaEmma wuumlnscht sich eine Freundin Eine richtige Freundin Sie stuumltzt die Ellenbogen auf die Knie und legt das Gesicht in ihre Haumlnde Schritte schlurfen heran und bleiben stehen Genau vor Emma Sie kann spuumlren dass jemand sie anschaut Sie will aber jetzt nicht angeschaut werden Zur Strafe fuumlrs Anschauen guckt sie nicht hochraquoHast du waslaquo fragt eine Stimme Es ist eine fremde StimmeEine die die Worte seltsam betont und das raquohlaquo ganz rau klingen laumlsst Emma guckt doch Es ist der kleine Junge aus dem Haus am Ende der Straszlige Er hat schwarze Haare und dunkle dunkle AugenraquoHast du waslaquo wiederholt der Junge und starrt Emma mit seinen dunklen Augen anraquoNeelaquo sagt EmmaraquoWohnst du hierlaquo fragt der Junge weiterraquoJalaquo antwortet Emma bevor sie uumlberlegen kann ob sie sich von diesem Knirps ausfragen lassen willraquoWie heiszligt rsquon dulaquoraquoEmmalaquo Schweigen raquoUnd dulaquoraquoAbdullahlaquoraquoAhalaquo

Text Kathrin RohmannIllustrationen Antje Drescher

raquoUnd was machst du jetztlaquo Abdullah zieht mit der Fuszligspitze die Fugen zwischen den Pflastersteinen nachraquoNichtslaquo sagt EmmaraquoHast du keinen zum SpielenlaquoPeng Emma spuumlrt die Hitze in ihr Gesicht schieszligen Was denkt dieser Abdu-Dings-Bums sich Natuumlrlich hat sie jemanden zum Spielen Sonst jedenfalls Immer Nur gerade heute nichtraquoKlar habe ich jemanden zum Spielenlaquo blafft Emma Abdullah anraquoMeine richtige Freundin kommt gleichlaquoraquoWas ist eine richtige Freundinlaquo Abdullahs Augenbrauen schieben sich zusammenraquoEin richtige F r e u n d i n laquo Emma zieht das Wort sehr langraquoAlso eine richtige Freundin hat immer Zeit zum Spielen und total gute Ideen Mit der ist es nie langweilig und die ist nicht sauer oder beleidigt wenn man vielleicht ein schoumlneres T-Shirt anhatlaquoraquoAhalaquo sagt Abdullah und guckt auf Emmas pinkes Hello-Lilli- T-Shirt und dann an seinem grauen Space-Rider-T-Shirt herunterraquoIch find deins echt schoumln aber das macht nichtslaquo sagt er und laumlchelt raquoIch hol mal meinen BalllaquoraquoIch hab aber gar keine Zeitlaquo murmelt Emma Dennoch bleibt sie sitzen bis Abdullah zuruumlckkommt

raquoKannste Fuszligball spielenlaquo fragt Abdullah und kickt den Ballgegen die unterste Stufe der TrepperaquoKlar kann ich daslaquo antwortet Emma und rollt die AugenEigentlich will sie sagen dass Fuszligball bloumlder Kram ist und dass sie mit Knirpsen bestimmt nicht spielt und raquoSuper dann schieszligen wir immer an den Pfosten da und der andere muss den Ball kriegen und wieder gegen den Pfosten schieszligenlaquo Abdullah schieszligt Und noch bevor der Ball vom Pfosten der Einfahrt gegenuumlber wieder abgeprallt ist steht Emma schon neben ihmDer soll nicht denken dass sie das nicht kann Beim erstenSchuss trifft sie den Pfosten beim zweiten nicht beim drittennicht aber beim vierten wieder

K UR ZGE SCHICHTE

ABDULLAH UND DIE RICHTIGE FREUNDIN

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Noch mehr toll illustrierte Vorlesegeschichten gibt es in GECKO der werbe- freien Bilderbuch-Zeitschrift fuumlr Kinder ab vier Jahren bis ins Schulalter Die Geschichte bdquoAbdullah und die richtige Freundinldquo ist in der Kinderzeit-schrift Gecko Nr 25 erschienen Mit dem Heft fuumlr Juli August 2017 feiert GECKO uumlbrigens bereits die 60 Ausgabe GECKO gibt es im Abo oder als Einzelheft auf wwwgecko-kinderzeitschriftde und im Buchhandel Kindergaumlrten und Kitas erhalten zehn Prozent Bildungsrabatt auf das Abo

Abdullah trifft immer Er stoppt den Ball und schieszligt mit der Innenseite des Fuszliges Es sieht aus als wuumlrde er den Ballschieszlig-schieben Als Abdullah nicht guckt versucht Emma anstatt mit der Fuszligspitze auch einmal genauso zu schieszligenSie trifft den Pfosten perfekt

Beim naumlchsten Schuss kommt Theo bellend um die Hausecke gesaust und beiszligt in den BallraquoOhlaquo sagt Abdullah raquodeine richtige FreundinlaquoraquoNeelaquo Emma schuumlttelt den Kopf So sehr dass ihr alle Haareins Gesicht fallen damit Abdullah nicht sieht wie rot sie wirdraquoNeelaquo sagt sie raquodas ist mein Hundlaquo

raquoMamalaquo fragt Emma beim Abendessen und legt ihr Brot zuruumlckauf den Teller raquomuumlssen Freundinnen eigentlich genauso alt seinwie man selbstlaquo Mama uumlberlegt raquoNeinlaquo sagt sie raquoich bin 38 Marie ist 36 Franzi 33 und Regina 49 Und alle sind meine FreundinnenlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoHast du Freundinnen die woandersherkommen Ich meine die auch noch eine andere SprachesprechenlaquoraquoKlarlaquo sagt Mama raquoAideen aus Irland sie spricht Englisch undDeutsch Und Marisol vom Chor kommt aus Chile Sie sprichtSpanisch und DeutschlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoAber Jungen oder Maumlnner die koumlnnen nichtrichtige Freundinnen sein oderlaquo

Mama lacht raquoNa ja vielleicht nicht Freundinnen aber Freundenatuumlrlich Olli zum Beispiel Den kenne ich schon ewig und er istein richtig guter FreundlaquoraquoAhalaquo sagt Emma und nicktraquoWarum willst du das eigentlich wissenlaquo fragt MamaraquoAchlaquo antwortet Emma raquonur solaquo

Spaumlter holt Emma ihr Gummitwistband Das haumlngt sie an einer Seite in die Zaunlatten und Emma zeigt Abdullah wie man von eins bis zehn huumlpft Abdullah hat noch nie Gummitwist ge- spielt und muss schrecklich lachen weil er sich staumlndig ver- heddert Emma muss auch lachen Aber eigentlich findet sie dass Abdullah fuumlr einen Jungen ganz schoumln gut huumlpft Vor allem weil er das noch nie gemacht hat

Irgendwann lehnen sie beide nur noch lachend und japsend am GartenzaunPloumltzlich ruft jemand laut raquoA b d u l l a hlaquoraquoTschuumlszliglaquo sagt Abdullah und flitzt davon Kurz dreht er sich noch einmal umraquoIch hab morgen Zeitlaquo ruft erraquoIch auchlaquo fluumlstert Emma

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Im Benjamin-Franklin-Village in Mannheim befindet sich eine bdquoBedarfsorientierte Erstaufnahmeeinrichtungldquo ndash die erste in Baden-Wuumlrttemberg mit einer eigenen Willkommensschule Anders als in einer Regelschule wird hier der Unterricht von ehrenamtlichen Lehrkraumlften durchgefuumlhrt Durchschnittlich vier Monate bleiben die gefluumlchteten Kinder und ihre Familien auf dem Gelaumlnde Barbara Hackbarth Trainerin und Netz-werkkoordinatorin beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo leitet eine Forscher-AG an der Willkommensschule in der sie alle 14 Tage mit gefluumlchteten Kindern zu naturwissenschaftlichen und technischen Themen forscht

GUT GEMACHT

WILLKOMMEN KLEINE FORSCHER

Wasser ist immer ein spannendes Forschungsobjekt

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Ins Gespraumlch kommenUumlber das Forschen kommt sie leicht ins Gespraumlch mit den Kindern auch wenn die Kommunikation meist mit Haumlnden und Fuumlszligen statt-findet Die Maumldchen und Jungen stammen aus vielen unterschied-lichen Laumlndern sprechen kein Deutsch und nur wenig Englisch Bildkarten helfen den Kindern rasch die Bezeichnungen fuumlr die Forschermaterialien zu lernen ndash nach der ersten Forscherstunde kennen die Kinder die englischen und deutschen Bezeichnungen fuumlr Wasser und Messbecher Pipette und Reagenzglas

Wertschaumltzung statt LeistungsdruckZurzeit besuchen rund 30 Kinder zwischen 5 und 15 Jahren den Unterricht in der Columbus-Schule Nachmittags bieten Freiwillige verschiedene AGs an Eine davon ist die Forscher-AG bdquoIch wollte mich schon lange in der Fluumlchtlingshilfe engagierenldquo sagt Barbara Hackbarth die als Netzwerkkoordinatorin fuumlr das bdquoHaus der kleinen Forscherldquo beim Suumldwestmetall-Netzwerk Rhein-Neckar arbeitet 15 Kinder besuchen regelmaumlszligig die Forscher-AG Nach den zwei Stunden sind alle ganz schoumln erledigt bdquoAber diese zwei Stun-den sind eine wunderbare Bereicherung fuumlr michldquo sagt Barbara Hackbarth Genauso wie fuumlr die Kinder bdquoSie erfahren hier Bestaumlr-kung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ih-nen dabei hier entspannt anzukommenldquoDie Maumldchen und Jungen freuen sich wenn sich jemand Zeit fuumlr sie nimmt und sich mit ihnen beschaumlftigt

bdquoEierlaufenldquo ndash mal andersWasser so Barbara Hackbarth sei ein wunderbares Element um es mit den Kindern gemeinsam zu erforschen bdquoWir haben Wasser-tropfen untersucht und herausgefunden dass Wasser andere Stoffe aufloumlsen und vermischen kann Auch im Winter bietet es sich an mit Wasser zu forschen ndash in gefrorener Form ist es so faszinierend dass die Kinder es stundenlang untersuchen und immer wieder etwas Neues entdecken Zwischendurch baue ich immer Bewegungsspiele einldquo sagt die Netzwerkkoordinatorin Zum Beispiel spielt sie mit den Kindern bdquoEierlaufenldquo ndash nur mit

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Wasser statt mit Eiern Die Maumldchen und Jungen werden in zwei Gruppen unterteilt Jede Gruppe hat unterschiedliche Dinge zur Verfuumlgung um das Wasser zu transportieren Glaumlser Untertassen Siebe Kellen und was sich sonst noch so findet Dann geht es darum welche Gruppe zuerst das Wasser von dem einen Eimer in den auf der gegenuumlberliegenden Seite transportieren kann

Kleine Schritte zu BeginnDie Forscher-AG ist mit den gefluumlchteten Kindern etwas anders strukturiert als sonst bdquoNormalerweise biete ich immer drei oder vier Forscherideen auf einmal an und lasse die Maumldchen und Jun-gen dann entdecken Aber diese Art des Forschens uumlberfordert die Kinder hierldquo sagt die studierte Sozialpaumldagogin Zudem setzt sie die Kinderkarten vom bdquoHaus der kleinen Forscherldquo ein So koumlnnen sich die Kinder zusaumltzlich an den Bildern orientieren und sich in-spirieren lassen Einmal habe sie mit einigen Kindern am Tisch einen Luftbal-lontransporter gebaut als sie einen Jungen bemerkte der auf dem Boden saszlig Er hatte mit Hilfe einer der Entdeckungskarten einen Faumlcher nachgebaut saszlig in Ruhe da und wedelte sich Luft zu bdquoEr hat nichts gesagt nichts gefragt Ich habe ihm nichts erklaumlrt Er hat einfach die abgebildete Forscheridee nachgebaut und den Luftzug auf sich wirken lassen Das war tollldquo

Der bdquoBildungspassldquoDen bdquoBildungspassldquo der Columbus- Schule haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Mannheim entwickelt Jedes Kind bekommt einen solchen Pass in dem seine Lehrer eintragen koumlnnen welche Themen sie behandelt haben Das koumlnnen Zah- len sein das Einmaleins oder auch geschichtliche Themen Der Pass dient dazu die Lehrerinnen und Lehrer in den aufnehmenden Kommunen uumlber den Bildungsstand des Kindes zu informieren Vor allem aber soll er die Kinder motivieren

Die WillkommensschuleDie Schulpflicht beginnt in Baden-Wuumlrt-temberg fuumlr Kinder deren Eltern einen Asylantrag stellen sechs Monate nach ihrer Ankunft Allerdings nicht schon in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes sondern erst in der Kommune die die Familien und Kinder letztlich aufnimmt Dort werden die Kinder und Jugendlichen zunaumlchst in sogenannten Vorbereitungs- und VABO-Klassen (VABO steht fuumlr Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf fuumlr Jugendliche ohne Deutschkenntnisse) in die Regelschule integriert Die Willkommensschule in Mannheim will die Luumlcke zwischen Ankunft und Schulbeginn in der Kom- mune schlieszligen

Beim Forschen wird auch die Feinmotorik geschult

bdquoSie erfahren hier Bestaumlrkung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ihnen dabei hier entspannt anzukommenldquo

Einen Bericht uumlber die Willkommens-schule finden Sie auch auf unserer Website Service-Portal Integration

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Welche Themen sind Ihnen besonders wich-tig wenn es um die Integration von Kindern in Kita Hort und Grundschule geht Beim Kita- und Schulbesuch muumlssen zu-naumlchst Zugangshuumlrden abgebaut werden Zugewanderte Eltern melden ihre Kinder deutlich seltener in einer Kita an Ihre Kin-der erhalten daher oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie fuumlr ihre sprachliche kognitive koumlrperliche psychische und soziale Ent-wicklung benoumltigen Zwar haben zugewan-derte Familien den gleichen Anspruch auf einen Kita-Platz wie einheimische doch viele sind uumlber Betreuungsangebote schlecht informiert oder es faumlllt ihnen schwer die passende Betreuung zu finden Schulpflichtige Kinder die nach Deutsch-land gefluumlchtet sind muumlssen meist deut-lich laumlnger auf einen Schulplatz warten als die europarechtlich vorgesehenen drei Mo-nate Das verlaumlngert den ohnehin schon groszligen bdquoLeerlaufldquo unnoumltig

Wo liegen aus Ihrer Sicht die Chancen und Herausforderungen im Hinblick auf eine gelungene Integration Hier geht es weniger um Chancen als um Notwendigkeiten Bundesweit hat mittler-weile mehr als jedes dritte Kind einen Migrationshintergrund Eine gelungene

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BILDUNGSPOLITISCHE S INTERVIE W

bdquoBILDUNGSEINRICHTUNGEN KOumlNNEN ALS INTEGRATIONSMOTOR WIRKENldquo

Dr Cornelia Schu ist Geschaumlftsfuumlhrerin des Sachverstaumlndigenrats deutscher Stiftun-gen fuumlr Integration und Migration Eine breite integrationspolitische Expertise hat die promovierte Germanistin als Leiterin des Themenschwerpunkts Integration bei der Stiftung Mercator gewonnen Im Interview beschreibt sie wie der Weg in die Kita fuumlr viele neu zugewanderte Familien einem Huumlrdenlauf gleicht und kritisiert deutlich die Maumlngel in der Ausbildung von Paumldagoginnen und Paumldagogen

Bildungsintegration ist somit unerlaumlsslich um auch fuumlr das weitere Leben der Kinder und Jugendlichen gute Teilhabechancen zu eroumlffnen Die groumlszligte Herausforderung be-steht darin allen Kindern moumlglichst fruumlh Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Kindertagesbetreuung zu sichern Aus un-serer Forschung wissen wir dass der Weg in die Kita besonders fuumlr neu Zugewander-te oft einem Huumlrdenlauf gleicht Vor allem die Versorgungsluumlcke fuumlr unter dreijaumlhrige Kinder muss schnell geschlossen werden Ungleiche Bildungschancen verschaumlrfen

sich zudem an den Schulen wo zugewan-derte Kinder zu oft unter sich bleiben In Groszligstaumldten lernen 70 Prozent von ihnen in Grundschulen in denen mehr als die Haumllfte der Kinder einen Migrationshinter-grund haben Hinzu kommt dass das Lehr-personal oft nur unzureichend auf den Umgang mit sprachlicher und kultureller Vielfalt vorbereitet ist Somit erhalten zu-

gewanderte Kinder oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie benoumltigen um ihre Potenziale zu entfalten

Welche Bedeutung nehmen Kita Hort und Grundschule bei der Integration gefluumlchte-ter Kinder ein Wie koumlnnen die Bildungs-einrichtungen die an sie gestellten Erwar-tungen erfuumlllenFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehen Bildungs-einrichtungen koumlnnen somit als Integrati-onsmotoren wirken Auszligerdem bieten sie den Kindern eine angstfreie Umgebung die nicht vom Fluchtkontext gepraumlgt ist Die Grundsteine die hier heute gelegt werden bilden das Fundament fuumlr die Integrations-erfolge von morgen Kitas und Schulen duumlr-fen aber mit diesem Erwartungsdruck nicht alleingelassen werden Neben Personal-zuschlaumlgen und zusaumltzlichen materiellen Zuwendungen bedarf es vor allem neuer Lehrmaterialien die auf die vielfaumlltigen Beduumlrfnisse gefluumlchteter Kinder eingehen Doch auch die Bildungseinrichtungen selbst muumlssen sich auf den Weg machen und etwa dafuumlr sorgen dass Kinder ihre

bdquoAlle angehenden paumldagogischen Fach- und Lehrkraumlfte so llten zukuumlnftig Basis-kompetenzen in Sprachbildung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller V ielfalt erwerbenldquo

GEMEINS AME LE SEEMPFEHLUNGENDER STIF TUNG bdquoHAUS DER KLEINEN FORSCHERldquo UND DER STIF TUNG LE SEN

Lane SmithDie Faumlhrte der Kinderab ca 4 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder40 Seiten Preis 1499 euro

bdquoEin Kind machte sich auf die Suche Unterwegs begeg-nete ihm die ganze Welt hellipldquo Wonach das Kind sucht wird in diesem poetischen Bilderbuch nicht naumlher benannt Die Nase neugierig nach vorn gestreckt durchwandert es verschiedene Lebensraumlume Von hohen Bergen uumlber das eisige Zuhause der Pinguine und die Tiefen des Meeres erleuchtet von farbigen Quallen bis hin zu kargen Steppen und tiefgruumlnen Dschungeln Die ungewoumlhnliche Bilderbuchreise lebt von den auszligergewoumlhnlichen Illustrationen die das Thema Vielfalt widerspiegeln und ahnen lassen wie die Welt ohne Menschen aussehen wuumlrde

Emma Levey Klara Gluck und ihre Kinderab ca 4 Jahren Verlag orell fuumlssli32 Seiten Preis 1395 euro

Der erste Band des Klara-Gluck-Abenteuers hat dem Leser die bunteste Familie vor Augen gefuumlhrt die die

Huumlhnermama sich nur wuumlnschen konnte Aus allen Eiern die sie auf ihren Reisen gesammelt hat sind die unterschiedlichsten Tiere geschluumlpft Die wollen nun alle versorgt und begluckt werden Familie ist was man draus macht Dieses Motto lebt das liebenswerte Bilderbuchhuhn so nachvollziehbar komisch und wahrhaftig vor dass nicht nur Kinder ihren Spaszlig daran haben werden Mehr Vielfalt als in der gluckigen Patchworkfamilie geht nicht und mehr vergnuumlgliches Chaos ebenso wenig

Anne C VoorhoeveWir 7 vom Reuterkiezab ca 10 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder265 Seiten Preis 1299 euro

bdquoNeukoumllln fuumlr starke Nervenldquo lautet das Thema einer Stadtteilfuumlhrung die die Freunde Pia Jonas Nesrin Kasim Finn-Ole Mustafa und Rifat fuumlr Touristen anbieten ndash ein Geschaumlftsmodell das die Clique fordert denn es bedarf einer gruumlndlichen Vorbereitung Verlust des Zuhauses durch Gentrifi zierung multi-

kulturelle Gesellschaft Patchworkfamilien In diesem unterhaltsamen Groszligstadt-roman gelingt es der Autorin vielfaumlltige Themen mit Witz Spannung und einer positiven Grundhaltung aufzubereiten

Deutschkenntnisse nicht nur in einzelnen Foumlrderstunden verbessern sondern uumlber den gesamten Tag hinweg

Wie schaumltzen Sie die Situation der paumldago-gischen Fach- und Lehrkraumlfte ein und wie koumlnnte man sie bei ihrer wichtigen Integra-tionsarbeit noch besser unterstuumltzenAn Paumldagogen werden hohe Erwartungen gestellt und viele fuumlhlen sich damit allein-gelassen Sie sollen die gestiegene Zahl junger Fluumlchtlinge und ein Vielfaches an Foumlrderbeduumlrftigen individuell unterstuumltzen doch nur ein Bruchteil der Paumldagogen fuumlhlt sich auf diese Aufgabe gut vorbereitet ndash oft weil es deutliche Maumlngel in der Ausbildung gibt Der Arbeitsalltag in sprachlich und kulturell vielfaumlltigen Klassen spielt in der Aus- und Fortbildung weiterhin nur eine Nebenrolle Dies muss sich schnellstmoumlg-lich aumlndern sonst laufen wir Gefahr die Integrationsversaumlumnisse der Vergangen-heit zu wiederholen Alle angehenden pauml-dagogischen Fach- und Lehrkraumlfte sollten zukuumlnftig Basiskompetenzen in Sprachbil-dung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller Vielfalt erwerben Dies erfordert konkrete Landesvorgaben und eine Aus- und Fortbildung die sich staumlrker am Bedarf der Praxis orientiert

Wenn Sie an Ihre Kindheit zuruumlckdenken Welchen eigenen Forscherfragen sind Sie nachgegangenIch war als Kind mehr eine Leseratte als eine bdquoForscherinldquo ndash kein Wunder dass ich spaumlter die Literaturwissenschaft als meine Forschungsdisziplin gewaumlhlt habe Aber als in der Eifel aufwachsendes Kind von Erd-kunde-Lehrern hat mich auch der Vulkanis-mus sehr fasziniert und ich wollte alles daruumlber wissen wie Maare entstehen und warum die Erde manchmal Feuer spuckt

bdquoFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehenldquo

Weitere Lese- und Medienempfehlungen zu MINT und vielen anderen Themen finden Sie auf stiftunglesende

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Naturwissenschaften und Technik

fuumlr Maumldchen und Jungen

HerausgeberStiftung Haus der kleinen ForscherClaudia Striffl er (ViSdP)Rungestr 1810179 Berlin Tel 03027 59 59-0Fax 03027 59 59-209E-Mail infohaus-der-kleinen-forscherde

ProjektleitungClaudia PetersenE-Mail claudiapetersenhaus-der-kleinen-forscherde

Verantwortliche RedakteurinJenny MoumlllerE-Mail jennymoellerhaus-der-kleinen-forscherde

RedaktionJonas BrandhorstMareike BreuerMareike MittelbachJenny MoumlllerJasemin SevenKatrin WeberTanja Zagel

Partner der Stiftung sind die Helmholtz-Gemeinschaft die Siemens Stiftung die Dietmar Hopp Stiftung und die Deutsche Telekom Stiftung Gefoumlrdert wird sie vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung

BildnachweisTitel Rawpixelcomfotolia S 1 Bettina VolkeStiftung Haus der kleinen Forscher S 4 hl-studiosthinkstock SIHK zu Hagen S 5 Michael SchmidtStiftung Haus der kleinen Forscher privat S 7 Jens JeskeStiftung Haus der kleinen Forscher S 8 Luminastocksy S12 Kindergarten Schloss Einstein S 13 LightFieldStudiosthinkstock S14-15 Ulrike Keil Stiftung Haus der kleinen Forscher S 17 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher S18-19 Kinderhaus Cheliusstraszlige S 21 privat Courant Forschungszentrum Textstrukturen Universitaumlt Goumlttingen S 24 Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 25 pyotr021thinkstock Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 26 Phil Dera S 28 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher

BezugsbedingungenDie Kitas Horte und Grundschulen die in einem lokalen Netzwerk der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv sind erhalten das Magazin 4 x jaumlhrlich kostenlos Das Magazin steht in vollem Umfang auf der Website der Stiftung wwwhaus-der-kleinen-forscherde kostenlos zum Down-load zur Verfuumlgung

Erscheinungvierteljaumlhrlich

GestaltungDiscodoener middot Stuttgart

SatzDiscodoener middot Stuttgart

Lektorat Lutz Happel

DruckBonifatius GmbHDruck ndash Buch ndash Verlag

Alle Rechte vorbehalten Nachdruck Aufnahme in elektronische Datenbanken Mailboxen sowie sonstige Vervielfaumlltigungen nur mit ausdruumlcklicher Genehmigung der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Fuumlr unverlangt eingesendetes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung uumlbernommen Die Autoren und Redakteure von bdquoForscht mitldquo recherchieren und pruumlfen jeden Artikel sorgfaumlltig auf seine inhaltliche Richtigkeit Dennoch kann es immer mal passieren dass sich Fehler in die Texte oder Bilder schleichen Wir uumlbernehmen daher keine Garantie fuumlr die Angaben

Gedruckt auf 100 PEFC-zertifi ziertem Papier

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VORSCHAU AUF DIE NAumlCHSTE AUSGABE

TITELTHEMAVON BITS UND BYTES

Vom Smartphone uumlber den Laptop bis hin zum MP3-Player ndash Kinder wachsen heute in einer Welt auf die stark digital gepraumlgt ist und sich rasend schnell weiterentwickelt Sie moumlchten sie erforschen und mitgestalten Wie funktioniert ein Roboter Was passiert wenn ich den Computer anschalte und wie kann ich Bot-schaften verschluumlsseln In der naumlchsten Ausgabe der bdquoForscht mitldquo dreht sich alles um das Thema Informatik und digitale Bildung

Es erwarten Sie viele spannende Forscherideen und Praxis- beispiele Wir zeigen wie digitale Bildung spielerisch im Alltag in Kita Hort und Grundschule integriert werden kann

Die naumlchste Ausgabe erscheint Ende November 2017

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bdquoTag der kleinen Forscherldquo 2017ZEIGST DU MIR DEINE WELT

Mehr Bilder und

Berichte unter wwwtag-der-

kleinen-forscherde

bdquoZeigst du mir deine Weltldquo lautete das Motto zum diesjaumlhrigen bdquoTag der kleinen ForscherldquoDie Sti ung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo rief zum bundesweiten Mitmachtag Kitas Horte und Grundschulen auf gemeinsam zu forschen und die Vielfalt im Alltag zu entdecken Diesem Aufruf folgten etliche Einrichtungen und feierten tolle Forscherfeste

Wie war Ihr bdquoTag der kleinen Forscherldquo Wir freuen uns auf Ihre Erlebnisse pressehaus-der-kleinen-forscherde

2018DER BUNDESWEITE KITA-WETTBEWERB ZUR AUSZEICHNUNG VON HERAUSRAGENDEN PROJEKTEN IM MINT-BEREICH

Weitere Informationen und Bewerbung unter wwwforschergeist-wettbewerbde

Ob Kuumlrbis Kugel Kohle oder Holz ndash viele Dinge machen Kinder neugierig und fuumlhren dazu dass sie Fragen stellen Fuumlr den bundesweiten Kita-Wettbewerb bdquoForschergeist 2018rdquo suchen die Deutsche Telekom Stiftung und die Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherrdquo Projekte die diese Neugier befeuert und den Forschergeist in Kindern geweckt haben gemeinsames Staunen uumlber Naturphaumlnomene spannende mathematische informatische oder technische Fragen aus dem Kita-Alltag ndash teilen Sie die Entdeckungen aus Ihrer Kita Der Wettbewerb will Ihr Engagement in diesem Bereich wuumlrdigen den Forschergeist er-halten und noch mehr Kinder und paumldagogische Fachkraumlfte fuumlr das Forschen und Entdecken begeistern Der bdquoForschergeist 2018rdquo zeichnet die besten Projekte auf Landes- und Bundesebene mit einem Preisgeld aus

Bewerbungsstart

06 September2017

Page 22: hnik DAS MAGAZIN DER STIFTUNG „HAUS DER KLEINEN … · l 1 l LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, in den vergangenen Jahren haben viele Flüchtlinge Deutschland erreicht, darunter auch

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Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-

aufsichtigt an Gewaumlssern spielen

Nehmen Sie sich die Zeit um mit

Ihnen sicheres Verhalten am Wasser zu

uumlben Geben Sie den Kindern Hinweise

fuumlr das Einfangen und Beobachten von

Wassertieren bevor es losgeht und

versuchen Sie moumlglichst keine

bdquoSpurenldquo zu hinterlassen

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ORTE ZUM FORSCHEN

FORSCHEN AM TUumlMPELOb Teich oder Tuumlmpel ndash Gewaumlsser laden nicht nur zum Planschen ein sie sind auch spannende Forscherorte

an denen Maumldchen und Jungen allerhand erkunden koumlnnen Besonders im Sommer lohnt sich fuumlr entdeckungsfreudige Forschergeister ein Spaziergang in die Natur um Tiere und Pflanzen zu beobachten

VIELFALT AN TEICH UND TUumlMPELIn Teichen und Tuumlmpeln ist das Wasser meist nicht tief so dass das Sonnenlicht bis zum Boden dringt und die Pfl anzen uumlppig wachsen Die fl achen Gewaumlsser sind reich an Naumlhrstoff en und bieten vie-len Tieren ideale Lebensbedingungen Welche Tiere und Pfl anzen koumlnnen die Kinder entdecken Koumlnnen sie die ver-schiedenen Arten benennen Bitten Sie die Kinder behutsam zu sein um scheue Tiere nicht zu verjagen

WAS FUumlR TIERE SIND DASKoumlnnen die Kinder die Tiere benennen die sie sehen In Teichen und Tuumlmpeln leben nicht nur Froumlsche Libellen und Fische Am Ufer hausen die Larven vom Gelbrandkaumlfer Wasserskorpion und Ruumlckenschwimmer In den Pfl anzen verstecken sich Libellen und Koumlcherfl iegen Im Wasser tummeln sich um Aumlste und Steine herum Schnecken Plattwuumlrmer und Wasserasseln Welche Tiere koumlnnen die Kinder noch entdecken Wie bewegen sich die Tiere fort und wo genau fi nden die Maumldchen und Jungen sie

PAPIERBOOTE BAUENNur ein Blatt Papier ndash mehr braucht es nicht um ein Papierboot zu bauen Doch schwimmt es auch Welches schwimmt am besten Und wie schwimmt es von hier nach dort Braucht es Wind oder Stroumlmung reicht es zu pusten oder muumlssen die Kinder es an-schubsen Uumlberlegen Sie gemeinsam wie Papierboote am schnellsten schwimmen und veranstalten Sie einen Wettbewerb

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Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-Achtung Lassen Sie Kinder nie unbe-Achtung

aufsichtigt an Gewaumlssern spielen

Nehmen Sie sich die Zeit um mit

Ihnen sicheres Verhalten am Wasser zu

uumlben Geben Sie den Kindern Hinweise

fuumlr das Einfangen und Beobachten von

Wassertieren bevor es losgeht und

versuchen Sie moumlglichst keine

bdquoSpurenldquo zu hinterlassen

ann muumlssten wir uns mit Zeichen ver-staumlndigen Fuumlr jedes Wort muumlssten wir uns ein Zeichen uumlberlegen aumlhn-

lich wie die Gebaumlrdensprache Fuumlr Men-schen die eh schon Gebaumlrdensprache sprechen waumlre es praktisch da sie dann alles verstehen wuumlrden Dann waumlre es na-tuumlrlich schlecht wenn man blind ist da blinde Menschen die Zeichen nicht sehen koumlnnen Fuumlr sie muumlssten wir uns dann et-was aus Lauten wie bdquoMmmhldquo oder aus Ge-raumluschen ausdenken

hne Sprache waumlren wir nicht das was wir sind Sprache ist eine besonders wichtige Eigenschaft des Menschen

mit einem groszligen praktischen Nutzen Sprache unterscheidet uns von allen ande-ren Lebewesen Ohne die vielen Sprachen der Welt koumlnnten sich Menschen nicht so schnell und effi zient uumlber so viele Dinge verstaumlndigen ihren Gefuumlhlen Ausdruck ver-

leihen und ihr Zusammenleben im Alltag regeln Ohne Sprache koumlnnten wir unser Wissen uumlber die Welt nicht festhalten und an andere weitergeben wir koumlnnten dieses Wissen nicht hinterfragen und verbessern wir koumlnnten nicht so viel lernen und wir koumlnnten andere nicht mit unseren Geschichten zum Lachen oder Weinen bringen

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DUR CH DIE FORSCHERBRILLE

WAS WAumlRE WENN WIR KEINE SPRACHE HAumlTTEN

Oskar 7 Jahre weiszlig eine Antwor t

Prof Dr Steinbach Universitaumlt Goumlttingen Seminar fuumlr Deutsche Philologie

EIN TUumlMPELMUSEUMNicht nur die Tiere und Pfl anzen sind be-sonders Rund um Tuumlmpel und Teich koumln-nen die Kinder jede Menge Schaumltze ent-decken Entweder sammeln sie einfach was ihnen gefaumlllt oder sie erstellen eine Sammelliste Finden sie etwas Spitzes etwas Weiches etwas Hartes oder etwas von dem sie nicht wissen was es ist Finden sie fuumlnf Steine in unterschied-licher Farbe oder vier verschiedene Blatt-formen Lassen Sie die Kinder alles in einer Box zusammentragen ndash ihrer persoumln-lichen Schatzkiste ndash und bitten Sie sie sich gegenseitig die Fundstuumlcke vorzustellen

AUS DER NAumlHE BE TRACHTE TWenn die Maumldchen und Jungen dabei vor-sichtig sind duumlrfen sie einige Tiere fangen Dafuumlr eignen sich ein Haushaltssieb oder ein Kescher am besten ein viereckiger ndash damit koumlnnen die Kinder die Tiere am Bo-den des Teiches gut erreichen Danach geben sie sie sorgsam in ein mit Wasser gefuumllltes Gefaumlszlig ndash zum Beispiel eine Schuumls-sel oder einen Topf Was sehen die Kinder Besonders viel erkennen koumlnnen sie mit Becherlupen Achten Sie darauf moumlg-lichst keine geschuumltzten Arten zu fangen wie Froumlsche Kaulquappen Libellenlarven oder Wasserspinnen

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E mma sitzt auf der Treppe vorm Haus Gerade hat Viola angerufen sie hat heute doch keine Zeit zum SpielenKeiner hat heute Zeit zum Spielen

raquoDoofer Dienstaglaquo denkt EmmaEmma wuumlnscht sich eine Freundin Eine richtige Freundin Sie stuumltzt die Ellenbogen auf die Knie und legt das Gesicht in ihre Haumlnde Schritte schlurfen heran und bleiben stehen Genau vor Emma Sie kann spuumlren dass jemand sie anschaut Sie will aber jetzt nicht angeschaut werden Zur Strafe fuumlrs Anschauen guckt sie nicht hochraquoHast du waslaquo fragt eine Stimme Es ist eine fremde StimmeEine die die Worte seltsam betont und das raquohlaquo ganz rau klingen laumlsst Emma guckt doch Es ist der kleine Junge aus dem Haus am Ende der Straszlige Er hat schwarze Haare und dunkle dunkle AugenraquoHast du waslaquo wiederholt der Junge und starrt Emma mit seinen dunklen Augen anraquoNeelaquo sagt EmmaraquoWohnst du hierlaquo fragt der Junge weiterraquoJalaquo antwortet Emma bevor sie uumlberlegen kann ob sie sich von diesem Knirps ausfragen lassen willraquoWie heiszligt rsquon dulaquoraquoEmmalaquo Schweigen raquoUnd dulaquoraquoAbdullahlaquoraquoAhalaquo

Text Kathrin RohmannIllustrationen Antje Drescher

raquoUnd was machst du jetztlaquo Abdullah zieht mit der Fuszligspitze die Fugen zwischen den Pflastersteinen nachraquoNichtslaquo sagt EmmaraquoHast du keinen zum SpielenlaquoPeng Emma spuumlrt die Hitze in ihr Gesicht schieszligen Was denkt dieser Abdu-Dings-Bums sich Natuumlrlich hat sie jemanden zum Spielen Sonst jedenfalls Immer Nur gerade heute nichtraquoKlar habe ich jemanden zum Spielenlaquo blafft Emma Abdullah anraquoMeine richtige Freundin kommt gleichlaquoraquoWas ist eine richtige Freundinlaquo Abdullahs Augenbrauen schieben sich zusammenraquoEin richtige F r e u n d i n laquo Emma zieht das Wort sehr langraquoAlso eine richtige Freundin hat immer Zeit zum Spielen und total gute Ideen Mit der ist es nie langweilig und die ist nicht sauer oder beleidigt wenn man vielleicht ein schoumlneres T-Shirt anhatlaquoraquoAhalaquo sagt Abdullah und guckt auf Emmas pinkes Hello-Lilli- T-Shirt und dann an seinem grauen Space-Rider-T-Shirt herunterraquoIch find deins echt schoumln aber das macht nichtslaquo sagt er und laumlchelt raquoIch hol mal meinen BalllaquoraquoIch hab aber gar keine Zeitlaquo murmelt Emma Dennoch bleibt sie sitzen bis Abdullah zuruumlckkommt

raquoKannste Fuszligball spielenlaquo fragt Abdullah und kickt den Ballgegen die unterste Stufe der TrepperaquoKlar kann ich daslaquo antwortet Emma und rollt die AugenEigentlich will sie sagen dass Fuszligball bloumlder Kram ist und dass sie mit Knirpsen bestimmt nicht spielt und raquoSuper dann schieszligen wir immer an den Pfosten da und der andere muss den Ball kriegen und wieder gegen den Pfosten schieszligenlaquo Abdullah schieszligt Und noch bevor der Ball vom Pfosten der Einfahrt gegenuumlber wieder abgeprallt ist steht Emma schon neben ihmDer soll nicht denken dass sie das nicht kann Beim erstenSchuss trifft sie den Pfosten beim zweiten nicht beim drittennicht aber beim vierten wieder

K UR ZGE SCHICHTE

ABDULLAH UND DIE RICHTIGE FREUNDIN

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Noch mehr toll illustrierte Vorlesegeschichten gibt es in GECKO der werbe- freien Bilderbuch-Zeitschrift fuumlr Kinder ab vier Jahren bis ins Schulalter Die Geschichte bdquoAbdullah und die richtige Freundinldquo ist in der Kinderzeit-schrift Gecko Nr 25 erschienen Mit dem Heft fuumlr Juli August 2017 feiert GECKO uumlbrigens bereits die 60 Ausgabe GECKO gibt es im Abo oder als Einzelheft auf wwwgecko-kinderzeitschriftde und im Buchhandel Kindergaumlrten und Kitas erhalten zehn Prozent Bildungsrabatt auf das Abo

Abdullah trifft immer Er stoppt den Ball und schieszligt mit der Innenseite des Fuszliges Es sieht aus als wuumlrde er den Ballschieszlig-schieben Als Abdullah nicht guckt versucht Emma anstatt mit der Fuszligspitze auch einmal genauso zu schieszligenSie trifft den Pfosten perfekt

Beim naumlchsten Schuss kommt Theo bellend um die Hausecke gesaust und beiszligt in den BallraquoOhlaquo sagt Abdullah raquodeine richtige FreundinlaquoraquoNeelaquo Emma schuumlttelt den Kopf So sehr dass ihr alle Haareins Gesicht fallen damit Abdullah nicht sieht wie rot sie wirdraquoNeelaquo sagt sie raquodas ist mein Hundlaquo

raquoMamalaquo fragt Emma beim Abendessen und legt ihr Brot zuruumlckauf den Teller raquomuumlssen Freundinnen eigentlich genauso alt seinwie man selbstlaquo Mama uumlberlegt raquoNeinlaquo sagt sie raquoich bin 38 Marie ist 36 Franzi 33 und Regina 49 Und alle sind meine FreundinnenlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoHast du Freundinnen die woandersherkommen Ich meine die auch noch eine andere SprachesprechenlaquoraquoKlarlaquo sagt Mama raquoAideen aus Irland sie spricht Englisch undDeutsch Und Marisol vom Chor kommt aus Chile Sie sprichtSpanisch und DeutschlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoAber Jungen oder Maumlnner die koumlnnen nichtrichtige Freundinnen sein oderlaquo

Mama lacht raquoNa ja vielleicht nicht Freundinnen aber Freundenatuumlrlich Olli zum Beispiel Den kenne ich schon ewig und er istein richtig guter FreundlaquoraquoAhalaquo sagt Emma und nicktraquoWarum willst du das eigentlich wissenlaquo fragt MamaraquoAchlaquo antwortet Emma raquonur solaquo

Spaumlter holt Emma ihr Gummitwistband Das haumlngt sie an einer Seite in die Zaunlatten und Emma zeigt Abdullah wie man von eins bis zehn huumlpft Abdullah hat noch nie Gummitwist ge- spielt und muss schrecklich lachen weil er sich staumlndig ver- heddert Emma muss auch lachen Aber eigentlich findet sie dass Abdullah fuumlr einen Jungen ganz schoumln gut huumlpft Vor allem weil er das noch nie gemacht hat

Irgendwann lehnen sie beide nur noch lachend und japsend am GartenzaunPloumltzlich ruft jemand laut raquoA b d u l l a hlaquoraquoTschuumlszliglaquo sagt Abdullah und flitzt davon Kurz dreht er sich noch einmal umraquoIch hab morgen Zeitlaquo ruft erraquoIch auchlaquo fluumlstert Emma

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Im Benjamin-Franklin-Village in Mannheim befindet sich eine bdquoBedarfsorientierte Erstaufnahmeeinrichtungldquo ndash die erste in Baden-Wuumlrttemberg mit einer eigenen Willkommensschule Anders als in einer Regelschule wird hier der Unterricht von ehrenamtlichen Lehrkraumlften durchgefuumlhrt Durchschnittlich vier Monate bleiben die gefluumlchteten Kinder und ihre Familien auf dem Gelaumlnde Barbara Hackbarth Trainerin und Netz-werkkoordinatorin beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo leitet eine Forscher-AG an der Willkommensschule in der sie alle 14 Tage mit gefluumlchteten Kindern zu naturwissenschaftlichen und technischen Themen forscht

GUT GEMACHT

WILLKOMMEN KLEINE FORSCHER

Wasser ist immer ein spannendes Forschungsobjekt

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Ins Gespraumlch kommenUumlber das Forschen kommt sie leicht ins Gespraumlch mit den Kindern auch wenn die Kommunikation meist mit Haumlnden und Fuumlszligen statt-findet Die Maumldchen und Jungen stammen aus vielen unterschied-lichen Laumlndern sprechen kein Deutsch und nur wenig Englisch Bildkarten helfen den Kindern rasch die Bezeichnungen fuumlr die Forschermaterialien zu lernen ndash nach der ersten Forscherstunde kennen die Kinder die englischen und deutschen Bezeichnungen fuumlr Wasser und Messbecher Pipette und Reagenzglas

Wertschaumltzung statt LeistungsdruckZurzeit besuchen rund 30 Kinder zwischen 5 und 15 Jahren den Unterricht in der Columbus-Schule Nachmittags bieten Freiwillige verschiedene AGs an Eine davon ist die Forscher-AG bdquoIch wollte mich schon lange in der Fluumlchtlingshilfe engagierenldquo sagt Barbara Hackbarth die als Netzwerkkoordinatorin fuumlr das bdquoHaus der kleinen Forscherldquo beim Suumldwestmetall-Netzwerk Rhein-Neckar arbeitet 15 Kinder besuchen regelmaumlszligig die Forscher-AG Nach den zwei Stunden sind alle ganz schoumln erledigt bdquoAber diese zwei Stun-den sind eine wunderbare Bereicherung fuumlr michldquo sagt Barbara Hackbarth Genauso wie fuumlr die Kinder bdquoSie erfahren hier Bestaumlr-kung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ih-nen dabei hier entspannt anzukommenldquoDie Maumldchen und Jungen freuen sich wenn sich jemand Zeit fuumlr sie nimmt und sich mit ihnen beschaumlftigt

bdquoEierlaufenldquo ndash mal andersWasser so Barbara Hackbarth sei ein wunderbares Element um es mit den Kindern gemeinsam zu erforschen bdquoWir haben Wasser-tropfen untersucht und herausgefunden dass Wasser andere Stoffe aufloumlsen und vermischen kann Auch im Winter bietet es sich an mit Wasser zu forschen ndash in gefrorener Form ist es so faszinierend dass die Kinder es stundenlang untersuchen und immer wieder etwas Neues entdecken Zwischendurch baue ich immer Bewegungsspiele einldquo sagt die Netzwerkkoordinatorin Zum Beispiel spielt sie mit den Kindern bdquoEierlaufenldquo ndash nur mit

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Wasser statt mit Eiern Die Maumldchen und Jungen werden in zwei Gruppen unterteilt Jede Gruppe hat unterschiedliche Dinge zur Verfuumlgung um das Wasser zu transportieren Glaumlser Untertassen Siebe Kellen und was sich sonst noch so findet Dann geht es darum welche Gruppe zuerst das Wasser von dem einen Eimer in den auf der gegenuumlberliegenden Seite transportieren kann

Kleine Schritte zu BeginnDie Forscher-AG ist mit den gefluumlchteten Kindern etwas anders strukturiert als sonst bdquoNormalerweise biete ich immer drei oder vier Forscherideen auf einmal an und lasse die Maumldchen und Jun-gen dann entdecken Aber diese Art des Forschens uumlberfordert die Kinder hierldquo sagt die studierte Sozialpaumldagogin Zudem setzt sie die Kinderkarten vom bdquoHaus der kleinen Forscherldquo ein So koumlnnen sich die Kinder zusaumltzlich an den Bildern orientieren und sich in-spirieren lassen Einmal habe sie mit einigen Kindern am Tisch einen Luftbal-lontransporter gebaut als sie einen Jungen bemerkte der auf dem Boden saszlig Er hatte mit Hilfe einer der Entdeckungskarten einen Faumlcher nachgebaut saszlig in Ruhe da und wedelte sich Luft zu bdquoEr hat nichts gesagt nichts gefragt Ich habe ihm nichts erklaumlrt Er hat einfach die abgebildete Forscheridee nachgebaut und den Luftzug auf sich wirken lassen Das war tollldquo

Der bdquoBildungspassldquoDen bdquoBildungspassldquo der Columbus- Schule haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Mannheim entwickelt Jedes Kind bekommt einen solchen Pass in dem seine Lehrer eintragen koumlnnen welche Themen sie behandelt haben Das koumlnnen Zah- len sein das Einmaleins oder auch geschichtliche Themen Der Pass dient dazu die Lehrerinnen und Lehrer in den aufnehmenden Kommunen uumlber den Bildungsstand des Kindes zu informieren Vor allem aber soll er die Kinder motivieren

Die WillkommensschuleDie Schulpflicht beginnt in Baden-Wuumlrt-temberg fuumlr Kinder deren Eltern einen Asylantrag stellen sechs Monate nach ihrer Ankunft Allerdings nicht schon in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes sondern erst in der Kommune die die Familien und Kinder letztlich aufnimmt Dort werden die Kinder und Jugendlichen zunaumlchst in sogenannten Vorbereitungs- und VABO-Klassen (VABO steht fuumlr Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf fuumlr Jugendliche ohne Deutschkenntnisse) in die Regelschule integriert Die Willkommensschule in Mannheim will die Luumlcke zwischen Ankunft und Schulbeginn in der Kom- mune schlieszligen

Beim Forschen wird auch die Feinmotorik geschult

bdquoSie erfahren hier Bestaumlrkung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ihnen dabei hier entspannt anzukommenldquo

Einen Bericht uumlber die Willkommens-schule finden Sie auch auf unserer Website Service-Portal Integration

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Welche Themen sind Ihnen besonders wich-tig wenn es um die Integration von Kindern in Kita Hort und Grundschule geht Beim Kita- und Schulbesuch muumlssen zu-naumlchst Zugangshuumlrden abgebaut werden Zugewanderte Eltern melden ihre Kinder deutlich seltener in einer Kita an Ihre Kin-der erhalten daher oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie fuumlr ihre sprachliche kognitive koumlrperliche psychische und soziale Ent-wicklung benoumltigen Zwar haben zugewan-derte Familien den gleichen Anspruch auf einen Kita-Platz wie einheimische doch viele sind uumlber Betreuungsangebote schlecht informiert oder es faumlllt ihnen schwer die passende Betreuung zu finden Schulpflichtige Kinder die nach Deutsch-land gefluumlchtet sind muumlssen meist deut-lich laumlnger auf einen Schulplatz warten als die europarechtlich vorgesehenen drei Mo-nate Das verlaumlngert den ohnehin schon groszligen bdquoLeerlaufldquo unnoumltig

Wo liegen aus Ihrer Sicht die Chancen und Herausforderungen im Hinblick auf eine gelungene Integration Hier geht es weniger um Chancen als um Notwendigkeiten Bundesweit hat mittler-weile mehr als jedes dritte Kind einen Migrationshintergrund Eine gelungene

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BILDUNGSPOLITISCHE S INTERVIE W

bdquoBILDUNGSEINRICHTUNGEN KOumlNNEN ALS INTEGRATIONSMOTOR WIRKENldquo

Dr Cornelia Schu ist Geschaumlftsfuumlhrerin des Sachverstaumlndigenrats deutscher Stiftun-gen fuumlr Integration und Migration Eine breite integrationspolitische Expertise hat die promovierte Germanistin als Leiterin des Themenschwerpunkts Integration bei der Stiftung Mercator gewonnen Im Interview beschreibt sie wie der Weg in die Kita fuumlr viele neu zugewanderte Familien einem Huumlrdenlauf gleicht und kritisiert deutlich die Maumlngel in der Ausbildung von Paumldagoginnen und Paumldagogen

Bildungsintegration ist somit unerlaumlsslich um auch fuumlr das weitere Leben der Kinder und Jugendlichen gute Teilhabechancen zu eroumlffnen Die groumlszligte Herausforderung be-steht darin allen Kindern moumlglichst fruumlh Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Kindertagesbetreuung zu sichern Aus un-serer Forschung wissen wir dass der Weg in die Kita besonders fuumlr neu Zugewander-te oft einem Huumlrdenlauf gleicht Vor allem die Versorgungsluumlcke fuumlr unter dreijaumlhrige Kinder muss schnell geschlossen werden Ungleiche Bildungschancen verschaumlrfen

sich zudem an den Schulen wo zugewan-derte Kinder zu oft unter sich bleiben In Groszligstaumldten lernen 70 Prozent von ihnen in Grundschulen in denen mehr als die Haumllfte der Kinder einen Migrationshinter-grund haben Hinzu kommt dass das Lehr-personal oft nur unzureichend auf den Umgang mit sprachlicher und kultureller Vielfalt vorbereitet ist Somit erhalten zu-

gewanderte Kinder oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie benoumltigen um ihre Potenziale zu entfalten

Welche Bedeutung nehmen Kita Hort und Grundschule bei der Integration gefluumlchte-ter Kinder ein Wie koumlnnen die Bildungs-einrichtungen die an sie gestellten Erwar-tungen erfuumlllenFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehen Bildungs-einrichtungen koumlnnen somit als Integrati-onsmotoren wirken Auszligerdem bieten sie den Kindern eine angstfreie Umgebung die nicht vom Fluchtkontext gepraumlgt ist Die Grundsteine die hier heute gelegt werden bilden das Fundament fuumlr die Integrations-erfolge von morgen Kitas und Schulen duumlr-fen aber mit diesem Erwartungsdruck nicht alleingelassen werden Neben Personal-zuschlaumlgen und zusaumltzlichen materiellen Zuwendungen bedarf es vor allem neuer Lehrmaterialien die auf die vielfaumlltigen Beduumlrfnisse gefluumlchteter Kinder eingehen Doch auch die Bildungseinrichtungen selbst muumlssen sich auf den Weg machen und etwa dafuumlr sorgen dass Kinder ihre

bdquoAlle angehenden paumldagogischen Fach- und Lehrkraumlfte so llten zukuumlnftig Basis-kompetenzen in Sprachbildung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller V ielfalt erwerbenldquo

GEMEINS AME LE SEEMPFEHLUNGENDER STIF TUNG bdquoHAUS DER KLEINEN FORSCHERldquo UND DER STIF TUNG LE SEN

Lane SmithDie Faumlhrte der Kinderab ca 4 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder40 Seiten Preis 1499 euro

bdquoEin Kind machte sich auf die Suche Unterwegs begeg-nete ihm die ganze Welt hellipldquo Wonach das Kind sucht wird in diesem poetischen Bilderbuch nicht naumlher benannt Die Nase neugierig nach vorn gestreckt durchwandert es verschiedene Lebensraumlume Von hohen Bergen uumlber das eisige Zuhause der Pinguine und die Tiefen des Meeres erleuchtet von farbigen Quallen bis hin zu kargen Steppen und tiefgruumlnen Dschungeln Die ungewoumlhnliche Bilderbuchreise lebt von den auszligergewoumlhnlichen Illustrationen die das Thema Vielfalt widerspiegeln und ahnen lassen wie die Welt ohne Menschen aussehen wuumlrde

Emma Levey Klara Gluck und ihre Kinderab ca 4 Jahren Verlag orell fuumlssli32 Seiten Preis 1395 euro

Der erste Band des Klara-Gluck-Abenteuers hat dem Leser die bunteste Familie vor Augen gefuumlhrt die die

Huumlhnermama sich nur wuumlnschen konnte Aus allen Eiern die sie auf ihren Reisen gesammelt hat sind die unterschiedlichsten Tiere geschluumlpft Die wollen nun alle versorgt und begluckt werden Familie ist was man draus macht Dieses Motto lebt das liebenswerte Bilderbuchhuhn so nachvollziehbar komisch und wahrhaftig vor dass nicht nur Kinder ihren Spaszlig daran haben werden Mehr Vielfalt als in der gluckigen Patchworkfamilie geht nicht und mehr vergnuumlgliches Chaos ebenso wenig

Anne C VoorhoeveWir 7 vom Reuterkiezab ca 10 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder265 Seiten Preis 1299 euro

bdquoNeukoumllln fuumlr starke Nervenldquo lautet das Thema einer Stadtteilfuumlhrung die die Freunde Pia Jonas Nesrin Kasim Finn-Ole Mustafa und Rifat fuumlr Touristen anbieten ndash ein Geschaumlftsmodell das die Clique fordert denn es bedarf einer gruumlndlichen Vorbereitung Verlust des Zuhauses durch Gentrifi zierung multi-

kulturelle Gesellschaft Patchworkfamilien In diesem unterhaltsamen Groszligstadt-roman gelingt es der Autorin vielfaumlltige Themen mit Witz Spannung und einer positiven Grundhaltung aufzubereiten

Deutschkenntnisse nicht nur in einzelnen Foumlrderstunden verbessern sondern uumlber den gesamten Tag hinweg

Wie schaumltzen Sie die Situation der paumldago-gischen Fach- und Lehrkraumlfte ein und wie koumlnnte man sie bei ihrer wichtigen Integra-tionsarbeit noch besser unterstuumltzenAn Paumldagogen werden hohe Erwartungen gestellt und viele fuumlhlen sich damit allein-gelassen Sie sollen die gestiegene Zahl junger Fluumlchtlinge und ein Vielfaches an Foumlrderbeduumlrftigen individuell unterstuumltzen doch nur ein Bruchteil der Paumldagogen fuumlhlt sich auf diese Aufgabe gut vorbereitet ndash oft weil es deutliche Maumlngel in der Ausbildung gibt Der Arbeitsalltag in sprachlich und kulturell vielfaumlltigen Klassen spielt in der Aus- und Fortbildung weiterhin nur eine Nebenrolle Dies muss sich schnellstmoumlg-lich aumlndern sonst laufen wir Gefahr die Integrationsversaumlumnisse der Vergangen-heit zu wiederholen Alle angehenden pauml-dagogischen Fach- und Lehrkraumlfte sollten zukuumlnftig Basiskompetenzen in Sprachbil-dung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller Vielfalt erwerben Dies erfordert konkrete Landesvorgaben und eine Aus- und Fortbildung die sich staumlrker am Bedarf der Praxis orientiert

Wenn Sie an Ihre Kindheit zuruumlckdenken Welchen eigenen Forscherfragen sind Sie nachgegangenIch war als Kind mehr eine Leseratte als eine bdquoForscherinldquo ndash kein Wunder dass ich spaumlter die Literaturwissenschaft als meine Forschungsdisziplin gewaumlhlt habe Aber als in der Eifel aufwachsendes Kind von Erd-kunde-Lehrern hat mich auch der Vulkanis-mus sehr fasziniert und ich wollte alles daruumlber wissen wie Maare entstehen und warum die Erde manchmal Feuer spuckt

bdquoFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehenldquo

Weitere Lese- und Medienempfehlungen zu MINT und vielen anderen Themen finden Sie auf stiftunglesende

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Naturwissenschaften und Technik

fuumlr Maumldchen und Jungen

HerausgeberStiftung Haus der kleinen ForscherClaudia Striffl er (ViSdP)Rungestr 1810179 Berlin Tel 03027 59 59-0Fax 03027 59 59-209E-Mail infohaus-der-kleinen-forscherde

ProjektleitungClaudia PetersenE-Mail claudiapetersenhaus-der-kleinen-forscherde

Verantwortliche RedakteurinJenny MoumlllerE-Mail jennymoellerhaus-der-kleinen-forscherde

RedaktionJonas BrandhorstMareike BreuerMareike MittelbachJenny MoumlllerJasemin SevenKatrin WeberTanja Zagel

Partner der Stiftung sind die Helmholtz-Gemeinschaft die Siemens Stiftung die Dietmar Hopp Stiftung und die Deutsche Telekom Stiftung Gefoumlrdert wird sie vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung

BildnachweisTitel Rawpixelcomfotolia S 1 Bettina VolkeStiftung Haus der kleinen Forscher S 4 hl-studiosthinkstock SIHK zu Hagen S 5 Michael SchmidtStiftung Haus der kleinen Forscher privat S 7 Jens JeskeStiftung Haus der kleinen Forscher S 8 Luminastocksy S12 Kindergarten Schloss Einstein S 13 LightFieldStudiosthinkstock S14-15 Ulrike Keil Stiftung Haus der kleinen Forscher S 17 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher S18-19 Kinderhaus Cheliusstraszlige S 21 privat Courant Forschungszentrum Textstrukturen Universitaumlt Goumlttingen S 24 Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 25 pyotr021thinkstock Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 26 Phil Dera S 28 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher

BezugsbedingungenDie Kitas Horte und Grundschulen die in einem lokalen Netzwerk der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv sind erhalten das Magazin 4 x jaumlhrlich kostenlos Das Magazin steht in vollem Umfang auf der Website der Stiftung wwwhaus-der-kleinen-forscherde kostenlos zum Down-load zur Verfuumlgung

Erscheinungvierteljaumlhrlich

GestaltungDiscodoener middot Stuttgart

SatzDiscodoener middot Stuttgart

Lektorat Lutz Happel

DruckBonifatius GmbHDruck ndash Buch ndash Verlag

Alle Rechte vorbehalten Nachdruck Aufnahme in elektronische Datenbanken Mailboxen sowie sonstige Vervielfaumlltigungen nur mit ausdruumlcklicher Genehmigung der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Fuumlr unverlangt eingesendetes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung uumlbernommen Die Autoren und Redakteure von bdquoForscht mitldquo recherchieren und pruumlfen jeden Artikel sorgfaumlltig auf seine inhaltliche Richtigkeit Dennoch kann es immer mal passieren dass sich Fehler in die Texte oder Bilder schleichen Wir uumlbernehmen daher keine Garantie fuumlr die Angaben

Gedruckt auf 100 PEFC-zertifi ziertem Papier

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VORSCHAU AUF DIE NAumlCHSTE AUSGABE

TITELTHEMAVON BITS UND BYTES

Vom Smartphone uumlber den Laptop bis hin zum MP3-Player ndash Kinder wachsen heute in einer Welt auf die stark digital gepraumlgt ist und sich rasend schnell weiterentwickelt Sie moumlchten sie erforschen und mitgestalten Wie funktioniert ein Roboter Was passiert wenn ich den Computer anschalte und wie kann ich Bot-schaften verschluumlsseln In der naumlchsten Ausgabe der bdquoForscht mitldquo dreht sich alles um das Thema Informatik und digitale Bildung

Es erwarten Sie viele spannende Forscherideen und Praxis- beispiele Wir zeigen wie digitale Bildung spielerisch im Alltag in Kita Hort und Grundschule integriert werden kann

Die naumlchste Ausgabe erscheint Ende November 2017

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bdquoTag der kleinen Forscherldquo 2017ZEIGST DU MIR DEINE WELT

Mehr Bilder und

Berichte unter wwwtag-der-

kleinen-forscherde

bdquoZeigst du mir deine Weltldquo lautete das Motto zum diesjaumlhrigen bdquoTag der kleinen ForscherldquoDie Sti ung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo rief zum bundesweiten Mitmachtag Kitas Horte und Grundschulen auf gemeinsam zu forschen und die Vielfalt im Alltag zu entdecken Diesem Aufruf folgten etliche Einrichtungen und feierten tolle Forscherfeste

Wie war Ihr bdquoTag der kleinen Forscherldquo Wir freuen uns auf Ihre Erlebnisse pressehaus-der-kleinen-forscherde

2018DER BUNDESWEITE KITA-WETTBEWERB ZUR AUSZEICHNUNG VON HERAUSRAGENDEN PROJEKTEN IM MINT-BEREICH

Weitere Informationen und Bewerbung unter wwwforschergeist-wettbewerbde

Ob Kuumlrbis Kugel Kohle oder Holz ndash viele Dinge machen Kinder neugierig und fuumlhren dazu dass sie Fragen stellen Fuumlr den bundesweiten Kita-Wettbewerb bdquoForschergeist 2018rdquo suchen die Deutsche Telekom Stiftung und die Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherrdquo Projekte die diese Neugier befeuert und den Forschergeist in Kindern geweckt haben gemeinsames Staunen uumlber Naturphaumlnomene spannende mathematische informatische oder technische Fragen aus dem Kita-Alltag ndash teilen Sie die Entdeckungen aus Ihrer Kita Der Wettbewerb will Ihr Engagement in diesem Bereich wuumlrdigen den Forschergeist er-halten und noch mehr Kinder und paumldagogische Fachkraumlfte fuumlr das Forschen und Entdecken begeistern Der bdquoForschergeist 2018rdquo zeichnet die besten Projekte auf Landes- und Bundesebene mit einem Preisgeld aus

Bewerbungsstart

06 September2017

Page 23: hnik DAS MAGAZIN DER STIFTUNG „HAUS DER KLEINEN … · l 1 l LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, in den vergangenen Jahren haben viele Flüchtlinge Deutschland erreicht, darunter auch

ann muumlssten wir uns mit Zeichen ver-staumlndigen Fuumlr jedes Wort muumlssten wir uns ein Zeichen uumlberlegen aumlhn-

lich wie die Gebaumlrdensprache Fuumlr Men-schen die eh schon Gebaumlrdensprache sprechen waumlre es praktisch da sie dann alles verstehen wuumlrden Dann waumlre es na-tuumlrlich schlecht wenn man blind ist da blinde Menschen die Zeichen nicht sehen koumlnnen Fuumlr sie muumlssten wir uns dann et-was aus Lauten wie bdquoMmmhldquo oder aus Ge-raumluschen ausdenken

hne Sprache waumlren wir nicht das was wir sind Sprache ist eine besonders wichtige Eigenschaft des Menschen

mit einem groszligen praktischen Nutzen Sprache unterscheidet uns von allen ande-ren Lebewesen Ohne die vielen Sprachen der Welt koumlnnten sich Menschen nicht so schnell und effi zient uumlber so viele Dinge verstaumlndigen ihren Gefuumlhlen Ausdruck ver-

leihen und ihr Zusammenleben im Alltag regeln Ohne Sprache koumlnnten wir unser Wissen uumlber die Welt nicht festhalten und an andere weitergeben wir koumlnnten dieses Wissen nicht hinterfragen und verbessern wir koumlnnten nicht so viel lernen und wir koumlnnten andere nicht mit unseren Geschichten zum Lachen oder Weinen bringen

FOR S C H E N MI T K IN DE R N

DUR CH DIE FORSCHERBRILLE

WAS WAumlRE WENN WIR KEINE SPRACHE HAumlTTEN

Oskar 7 Jahre weiszlig eine Antwor t

Prof Dr Steinbach Universitaumlt Goumlttingen Seminar fuumlr Deutsche Philologie

EIN TUumlMPELMUSEUMNicht nur die Tiere und Pfl anzen sind be-sonders Rund um Tuumlmpel und Teich koumln-nen die Kinder jede Menge Schaumltze ent-decken Entweder sammeln sie einfach was ihnen gefaumlllt oder sie erstellen eine Sammelliste Finden sie etwas Spitzes etwas Weiches etwas Hartes oder etwas von dem sie nicht wissen was es ist Finden sie fuumlnf Steine in unterschied-licher Farbe oder vier verschiedene Blatt-formen Lassen Sie die Kinder alles in einer Box zusammentragen ndash ihrer persoumln-lichen Schatzkiste ndash und bitten Sie sie sich gegenseitig die Fundstuumlcke vorzustellen

AUS DER NAumlHE BE TRACHTE TWenn die Maumldchen und Jungen dabei vor-sichtig sind duumlrfen sie einige Tiere fangen Dafuumlr eignen sich ein Haushaltssieb oder ein Kescher am besten ein viereckiger ndash damit koumlnnen die Kinder die Tiere am Bo-den des Teiches gut erreichen Danach geben sie sie sorgsam in ein mit Wasser gefuumllltes Gefaumlszlig ndash zum Beispiel eine Schuumls-sel oder einen Topf Was sehen die Kinder Besonders viel erkennen koumlnnen sie mit Becherlupen Achten Sie darauf moumlg-lichst keine geschuumltzten Arten zu fangen wie Froumlsche Kaulquappen Libellenlarven oder Wasserspinnen

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

E mma sitzt auf der Treppe vorm Haus Gerade hat Viola angerufen sie hat heute doch keine Zeit zum SpielenKeiner hat heute Zeit zum Spielen

raquoDoofer Dienstaglaquo denkt EmmaEmma wuumlnscht sich eine Freundin Eine richtige Freundin Sie stuumltzt die Ellenbogen auf die Knie und legt das Gesicht in ihre Haumlnde Schritte schlurfen heran und bleiben stehen Genau vor Emma Sie kann spuumlren dass jemand sie anschaut Sie will aber jetzt nicht angeschaut werden Zur Strafe fuumlrs Anschauen guckt sie nicht hochraquoHast du waslaquo fragt eine Stimme Es ist eine fremde StimmeEine die die Worte seltsam betont und das raquohlaquo ganz rau klingen laumlsst Emma guckt doch Es ist der kleine Junge aus dem Haus am Ende der Straszlige Er hat schwarze Haare und dunkle dunkle AugenraquoHast du waslaquo wiederholt der Junge und starrt Emma mit seinen dunklen Augen anraquoNeelaquo sagt EmmaraquoWohnst du hierlaquo fragt der Junge weiterraquoJalaquo antwortet Emma bevor sie uumlberlegen kann ob sie sich von diesem Knirps ausfragen lassen willraquoWie heiszligt rsquon dulaquoraquoEmmalaquo Schweigen raquoUnd dulaquoraquoAbdullahlaquoraquoAhalaquo

Text Kathrin RohmannIllustrationen Antje Drescher

raquoUnd was machst du jetztlaquo Abdullah zieht mit der Fuszligspitze die Fugen zwischen den Pflastersteinen nachraquoNichtslaquo sagt EmmaraquoHast du keinen zum SpielenlaquoPeng Emma spuumlrt die Hitze in ihr Gesicht schieszligen Was denkt dieser Abdu-Dings-Bums sich Natuumlrlich hat sie jemanden zum Spielen Sonst jedenfalls Immer Nur gerade heute nichtraquoKlar habe ich jemanden zum Spielenlaquo blafft Emma Abdullah anraquoMeine richtige Freundin kommt gleichlaquoraquoWas ist eine richtige Freundinlaquo Abdullahs Augenbrauen schieben sich zusammenraquoEin richtige F r e u n d i n laquo Emma zieht das Wort sehr langraquoAlso eine richtige Freundin hat immer Zeit zum Spielen und total gute Ideen Mit der ist es nie langweilig und die ist nicht sauer oder beleidigt wenn man vielleicht ein schoumlneres T-Shirt anhatlaquoraquoAhalaquo sagt Abdullah und guckt auf Emmas pinkes Hello-Lilli- T-Shirt und dann an seinem grauen Space-Rider-T-Shirt herunterraquoIch find deins echt schoumln aber das macht nichtslaquo sagt er und laumlchelt raquoIch hol mal meinen BalllaquoraquoIch hab aber gar keine Zeitlaquo murmelt Emma Dennoch bleibt sie sitzen bis Abdullah zuruumlckkommt

raquoKannste Fuszligball spielenlaquo fragt Abdullah und kickt den Ballgegen die unterste Stufe der TrepperaquoKlar kann ich daslaquo antwortet Emma und rollt die AugenEigentlich will sie sagen dass Fuszligball bloumlder Kram ist und dass sie mit Knirpsen bestimmt nicht spielt und raquoSuper dann schieszligen wir immer an den Pfosten da und der andere muss den Ball kriegen und wieder gegen den Pfosten schieszligenlaquo Abdullah schieszligt Und noch bevor der Ball vom Pfosten der Einfahrt gegenuumlber wieder abgeprallt ist steht Emma schon neben ihmDer soll nicht denken dass sie das nicht kann Beim erstenSchuss trifft sie den Pfosten beim zweiten nicht beim drittennicht aber beim vierten wieder

K UR ZGE SCHICHTE

ABDULLAH UND DIE RICHTIGE FREUNDIN

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Noch mehr toll illustrierte Vorlesegeschichten gibt es in GECKO der werbe- freien Bilderbuch-Zeitschrift fuumlr Kinder ab vier Jahren bis ins Schulalter Die Geschichte bdquoAbdullah und die richtige Freundinldquo ist in der Kinderzeit-schrift Gecko Nr 25 erschienen Mit dem Heft fuumlr Juli August 2017 feiert GECKO uumlbrigens bereits die 60 Ausgabe GECKO gibt es im Abo oder als Einzelheft auf wwwgecko-kinderzeitschriftde und im Buchhandel Kindergaumlrten und Kitas erhalten zehn Prozent Bildungsrabatt auf das Abo

Abdullah trifft immer Er stoppt den Ball und schieszligt mit der Innenseite des Fuszliges Es sieht aus als wuumlrde er den Ballschieszlig-schieben Als Abdullah nicht guckt versucht Emma anstatt mit der Fuszligspitze auch einmal genauso zu schieszligenSie trifft den Pfosten perfekt

Beim naumlchsten Schuss kommt Theo bellend um die Hausecke gesaust und beiszligt in den BallraquoOhlaquo sagt Abdullah raquodeine richtige FreundinlaquoraquoNeelaquo Emma schuumlttelt den Kopf So sehr dass ihr alle Haareins Gesicht fallen damit Abdullah nicht sieht wie rot sie wirdraquoNeelaquo sagt sie raquodas ist mein Hundlaquo

raquoMamalaquo fragt Emma beim Abendessen und legt ihr Brot zuruumlckauf den Teller raquomuumlssen Freundinnen eigentlich genauso alt seinwie man selbstlaquo Mama uumlberlegt raquoNeinlaquo sagt sie raquoich bin 38 Marie ist 36 Franzi 33 und Regina 49 Und alle sind meine FreundinnenlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoHast du Freundinnen die woandersherkommen Ich meine die auch noch eine andere SprachesprechenlaquoraquoKlarlaquo sagt Mama raquoAideen aus Irland sie spricht Englisch undDeutsch Und Marisol vom Chor kommt aus Chile Sie sprichtSpanisch und DeutschlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoAber Jungen oder Maumlnner die koumlnnen nichtrichtige Freundinnen sein oderlaquo

Mama lacht raquoNa ja vielleicht nicht Freundinnen aber Freundenatuumlrlich Olli zum Beispiel Den kenne ich schon ewig und er istein richtig guter FreundlaquoraquoAhalaquo sagt Emma und nicktraquoWarum willst du das eigentlich wissenlaquo fragt MamaraquoAchlaquo antwortet Emma raquonur solaquo

Spaumlter holt Emma ihr Gummitwistband Das haumlngt sie an einer Seite in die Zaunlatten und Emma zeigt Abdullah wie man von eins bis zehn huumlpft Abdullah hat noch nie Gummitwist ge- spielt und muss schrecklich lachen weil er sich staumlndig ver- heddert Emma muss auch lachen Aber eigentlich findet sie dass Abdullah fuumlr einen Jungen ganz schoumln gut huumlpft Vor allem weil er das noch nie gemacht hat

Irgendwann lehnen sie beide nur noch lachend und japsend am GartenzaunPloumltzlich ruft jemand laut raquoA b d u l l a hlaquoraquoTschuumlszliglaquo sagt Abdullah und flitzt davon Kurz dreht er sich noch einmal umraquoIch hab morgen Zeitlaquo ruft erraquoIch auchlaquo fluumlstert Emma

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Im Benjamin-Franklin-Village in Mannheim befindet sich eine bdquoBedarfsorientierte Erstaufnahmeeinrichtungldquo ndash die erste in Baden-Wuumlrttemberg mit einer eigenen Willkommensschule Anders als in einer Regelschule wird hier der Unterricht von ehrenamtlichen Lehrkraumlften durchgefuumlhrt Durchschnittlich vier Monate bleiben die gefluumlchteten Kinder und ihre Familien auf dem Gelaumlnde Barbara Hackbarth Trainerin und Netz-werkkoordinatorin beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo leitet eine Forscher-AG an der Willkommensschule in der sie alle 14 Tage mit gefluumlchteten Kindern zu naturwissenschaftlichen und technischen Themen forscht

GUT GEMACHT

WILLKOMMEN KLEINE FORSCHER

Wasser ist immer ein spannendes Forschungsobjekt

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Ins Gespraumlch kommenUumlber das Forschen kommt sie leicht ins Gespraumlch mit den Kindern auch wenn die Kommunikation meist mit Haumlnden und Fuumlszligen statt-findet Die Maumldchen und Jungen stammen aus vielen unterschied-lichen Laumlndern sprechen kein Deutsch und nur wenig Englisch Bildkarten helfen den Kindern rasch die Bezeichnungen fuumlr die Forschermaterialien zu lernen ndash nach der ersten Forscherstunde kennen die Kinder die englischen und deutschen Bezeichnungen fuumlr Wasser und Messbecher Pipette und Reagenzglas

Wertschaumltzung statt LeistungsdruckZurzeit besuchen rund 30 Kinder zwischen 5 und 15 Jahren den Unterricht in der Columbus-Schule Nachmittags bieten Freiwillige verschiedene AGs an Eine davon ist die Forscher-AG bdquoIch wollte mich schon lange in der Fluumlchtlingshilfe engagierenldquo sagt Barbara Hackbarth die als Netzwerkkoordinatorin fuumlr das bdquoHaus der kleinen Forscherldquo beim Suumldwestmetall-Netzwerk Rhein-Neckar arbeitet 15 Kinder besuchen regelmaumlszligig die Forscher-AG Nach den zwei Stunden sind alle ganz schoumln erledigt bdquoAber diese zwei Stun-den sind eine wunderbare Bereicherung fuumlr michldquo sagt Barbara Hackbarth Genauso wie fuumlr die Kinder bdquoSie erfahren hier Bestaumlr-kung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ih-nen dabei hier entspannt anzukommenldquoDie Maumldchen und Jungen freuen sich wenn sich jemand Zeit fuumlr sie nimmt und sich mit ihnen beschaumlftigt

bdquoEierlaufenldquo ndash mal andersWasser so Barbara Hackbarth sei ein wunderbares Element um es mit den Kindern gemeinsam zu erforschen bdquoWir haben Wasser-tropfen untersucht und herausgefunden dass Wasser andere Stoffe aufloumlsen und vermischen kann Auch im Winter bietet es sich an mit Wasser zu forschen ndash in gefrorener Form ist es so faszinierend dass die Kinder es stundenlang untersuchen und immer wieder etwas Neues entdecken Zwischendurch baue ich immer Bewegungsspiele einldquo sagt die Netzwerkkoordinatorin Zum Beispiel spielt sie mit den Kindern bdquoEierlaufenldquo ndash nur mit

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Wasser statt mit Eiern Die Maumldchen und Jungen werden in zwei Gruppen unterteilt Jede Gruppe hat unterschiedliche Dinge zur Verfuumlgung um das Wasser zu transportieren Glaumlser Untertassen Siebe Kellen und was sich sonst noch so findet Dann geht es darum welche Gruppe zuerst das Wasser von dem einen Eimer in den auf der gegenuumlberliegenden Seite transportieren kann

Kleine Schritte zu BeginnDie Forscher-AG ist mit den gefluumlchteten Kindern etwas anders strukturiert als sonst bdquoNormalerweise biete ich immer drei oder vier Forscherideen auf einmal an und lasse die Maumldchen und Jun-gen dann entdecken Aber diese Art des Forschens uumlberfordert die Kinder hierldquo sagt die studierte Sozialpaumldagogin Zudem setzt sie die Kinderkarten vom bdquoHaus der kleinen Forscherldquo ein So koumlnnen sich die Kinder zusaumltzlich an den Bildern orientieren und sich in-spirieren lassen Einmal habe sie mit einigen Kindern am Tisch einen Luftbal-lontransporter gebaut als sie einen Jungen bemerkte der auf dem Boden saszlig Er hatte mit Hilfe einer der Entdeckungskarten einen Faumlcher nachgebaut saszlig in Ruhe da und wedelte sich Luft zu bdquoEr hat nichts gesagt nichts gefragt Ich habe ihm nichts erklaumlrt Er hat einfach die abgebildete Forscheridee nachgebaut und den Luftzug auf sich wirken lassen Das war tollldquo

Der bdquoBildungspassldquoDen bdquoBildungspassldquo der Columbus- Schule haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Mannheim entwickelt Jedes Kind bekommt einen solchen Pass in dem seine Lehrer eintragen koumlnnen welche Themen sie behandelt haben Das koumlnnen Zah- len sein das Einmaleins oder auch geschichtliche Themen Der Pass dient dazu die Lehrerinnen und Lehrer in den aufnehmenden Kommunen uumlber den Bildungsstand des Kindes zu informieren Vor allem aber soll er die Kinder motivieren

Die WillkommensschuleDie Schulpflicht beginnt in Baden-Wuumlrt-temberg fuumlr Kinder deren Eltern einen Asylantrag stellen sechs Monate nach ihrer Ankunft Allerdings nicht schon in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes sondern erst in der Kommune die die Familien und Kinder letztlich aufnimmt Dort werden die Kinder und Jugendlichen zunaumlchst in sogenannten Vorbereitungs- und VABO-Klassen (VABO steht fuumlr Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf fuumlr Jugendliche ohne Deutschkenntnisse) in die Regelschule integriert Die Willkommensschule in Mannheim will die Luumlcke zwischen Ankunft und Schulbeginn in der Kom- mune schlieszligen

Beim Forschen wird auch die Feinmotorik geschult

bdquoSie erfahren hier Bestaumlrkung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ihnen dabei hier entspannt anzukommenldquo

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Welche Themen sind Ihnen besonders wich-tig wenn es um die Integration von Kindern in Kita Hort und Grundschule geht Beim Kita- und Schulbesuch muumlssen zu-naumlchst Zugangshuumlrden abgebaut werden Zugewanderte Eltern melden ihre Kinder deutlich seltener in einer Kita an Ihre Kin-der erhalten daher oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie fuumlr ihre sprachliche kognitive koumlrperliche psychische und soziale Ent-wicklung benoumltigen Zwar haben zugewan-derte Familien den gleichen Anspruch auf einen Kita-Platz wie einheimische doch viele sind uumlber Betreuungsangebote schlecht informiert oder es faumlllt ihnen schwer die passende Betreuung zu finden Schulpflichtige Kinder die nach Deutsch-land gefluumlchtet sind muumlssen meist deut-lich laumlnger auf einen Schulplatz warten als die europarechtlich vorgesehenen drei Mo-nate Das verlaumlngert den ohnehin schon groszligen bdquoLeerlaufldquo unnoumltig

Wo liegen aus Ihrer Sicht die Chancen und Herausforderungen im Hinblick auf eine gelungene Integration Hier geht es weniger um Chancen als um Notwendigkeiten Bundesweit hat mittler-weile mehr als jedes dritte Kind einen Migrationshintergrund Eine gelungene

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bdquoBILDUNGSEINRICHTUNGEN KOumlNNEN ALS INTEGRATIONSMOTOR WIRKENldquo

Dr Cornelia Schu ist Geschaumlftsfuumlhrerin des Sachverstaumlndigenrats deutscher Stiftun-gen fuumlr Integration und Migration Eine breite integrationspolitische Expertise hat die promovierte Germanistin als Leiterin des Themenschwerpunkts Integration bei der Stiftung Mercator gewonnen Im Interview beschreibt sie wie der Weg in die Kita fuumlr viele neu zugewanderte Familien einem Huumlrdenlauf gleicht und kritisiert deutlich die Maumlngel in der Ausbildung von Paumldagoginnen und Paumldagogen

Bildungsintegration ist somit unerlaumlsslich um auch fuumlr das weitere Leben der Kinder und Jugendlichen gute Teilhabechancen zu eroumlffnen Die groumlszligte Herausforderung be-steht darin allen Kindern moumlglichst fruumlh Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Kindertagesbetreuung zu sichern Aus un-serer Forschung wissen wir dass der Weg in die Kita besonders fuumlr neu Zugewander-te oft einem Huumlrdenlauf gleicht Vor allem die Versorgungsluumlcke fuumlr unter dreijaumlhrige Kinder muss schnell geschlossen werden Ungleiche Bildungschancen verschaumlrfen

sich zudem an den Schulen wo zugewan-derte Kinder zu oft unter sich bleiben In Groszligstaumldten lernen 70 Prozent von ihnen in Grundschulen in denen mehr als die Haumllfte der Kinder einen Migrationshinter-grund haben Hinzu kommt dass das Lehr-personal oft nur unzureichend auf den Umgang mit sprachlicher und kultureller Vielfalt vorbereitet ist Somit erhalten zu-

gewanderte Kinder oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie benoumltigen um ihre Potenziale zu entfalten

Welche Bedeutung nehmen Kita Hort und Grundschule bei der Integration gefluumlchte-ter Kinder ein Wie koumlnnen die Bildungs-einrichtungen die an sie gestellten Erwar-tungen erfuumlllenFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehen Bildungs-einrichtungen koumlnnen somit als Integrati-onsmotoren wirken Auszligerdem bieten sie den Kindern eine angstfreie Umgebung die nicht vom Fluchtkontext gepraumlgt ist Die Grundsteine die hier heute gelegt werden bilden das Fundament fuumlr die Integrations-erfolge von morgen Kitas und Schulen duumlr-fen aber mit diesem Erwartungsdruck nicht alleingelassen werden Neben Personal-zuschlaumlgen und zusaumltzlichen materiellen Zuwendungen bedarf es vor allem neuer Lehrmaterialien die auf die vielfaumlltigen Beduumlrfnisse gefluumlchteter Kinder eingehen Doch auch die Bildungseinrichtungen selbst muumlssen sich auf den Weg machen und etwa dafuumlr sorgen dass Kinder ihre

bdquoAlle angehenden paumldagogischen Fach- und Lehrkraumlfte so llten zukuumlnftig Basis-kompetenzen in Sprachbildung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller V ielfalt erwerbenldquo

GEMEINS AME LE SEEMPFEHLUNGENDER STIF TUNG bdquoHAUS DER KLEINEN FORSCHERldquo UND DER STIF TUNG LE SEN

Lane SmithDie Faumlhrte der Kinderab ca 4 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder40 Seiten Preis 1499 euro

bdquoEin Kind machte sich auf die Suche Unterwegs begeg-nete ihm die ganze Welt hellipldquo Wonach das Kind sucht wird in diesem poetischen Bilderbuch nicht naumlher benannt Die Nase neugierig nach vorn gestreckt durchwandert es verschiedene Lebensraumlume Von hohen Bergen uumlber das eisige Zuhause der Pinguine und die Tiefen des Meeres erleuchtet von farbigen Quallen bis hin zu kargen Steppen und tiefgruumlnen Dschungeln Die ungewoumlhnliche Bilderbuchreise lebt von den auszligergewoumlhnlichen Illustrationen die das Thema Vielfalt widerspiegeln und ahnen lassen wie die Welt ohne Menschen aussehen wuumlrde

Emma Levey Klara Gluck und ihre Kinderab ca 4 Jahren Verlag orell fuumlssli32 Seiten Preis 1395 euro

Der erste Band des Klara-Gluck-Abenteuers hat dem Leser die bunteste Familie vor Augen gefuumlhrt die die

Huumlhnermama sich nur wuumlnschen konnte Aus allen Eiern die sie auf ihren Reisen gesammelt hat sind die unterschiedlichsten Tiere geschluumlpft Die wollen nun alle versorgt und begluckt werden Familie ist was man draus macht Dieses Motto lebt das liebenswerte Bilderbuchhuhn so nachvollziehbar komisch und wahrhaftig vor dass nicht nur Kinder ihren Spaszlig daran haben werden Mehr Vielfalt als in der gluckigen Patchworkfamilie geht nicht und mehr vergnuumlgliches Chaos ebenso wenig

Anne C VoorhoeveWir 7 vom Reuterkiezab ca 10 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder265 Seiten Preis 1299 euro

bdquoNeukoumllln fuumlr starke Nervenldquo lautet das Thema einer Stadtteilfuumlhrung die die Freunde Pia Jonas Nesrin Kasim Finn-Ole Mustafa und Rifat fuumlr Touristen anbieten ndash ein Geschaumlftsmodell das die Clique fordert denn es bedarf einer gruumlndlichen Vorbereitung Verlust des Zuhauses durch Gentrifi zierung multi-

kulturelle Gesellschaft Patchworkfamilien In diesem unterhaltsamen Groszligstadt-roman gelingt es der Autorin vielfaumlltige Themen mit Witz Spannung und einer positiven Grundhaltung aufzubereiten

Deutschkenntnisse nicht nur in einzelnen Foumlrderstunden verbessern sondern uumlber den gesamten Tag hinweg

Wie schaumltzen Sie die Situation der paumldago-gischen Fach- und Lehrkraumlfte ein und wie koumlnnte man sie bei ihrer wichtigen Integra-tionsarbeit noch besser unterstuumltzenAn Paumldagogen werden hohe Erwartungen gestellt und viele fuumlhlen sich damit allein-gelassen Sie sollen die gestiegene Zahl junger Fluumlchtlinge und ein Vielfaches an Foumlrderbeduumlrftigen individuell unterstuumltzen doch nur ein Bruchteil der Paumldagogen fuumlhlt sich auf diese Aufgabe gut vorbereitet ndash oft weil es deutliche Maumlngel in der Ausbildung gibt Der Arbeitsalltag in sprachlich und kulturell vielfaumlltigen Klassen spielt in der Aus- und Fortbildung weiterhin nur eine Nebenrolle Dies muss sich schnellstmoumlg-lich aumlndern sonst laufen wir Gefahr die Integrationsversaumlumnisse der Vergangen-heit zu wiederholen Alle angehenden pauml-dagogischen Fach- und Lehrkraumlfte sollten zukuumlnftig Basiskompetenzen in Sprachbil-dung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller Vielfalt erwerben Dies erfordert konkrete Landesvorgaben und eine Aus- und Fortbildung die sich staumlrker am Bedarf der Praxis orientiert

Wenn Sie an Ihre Kindheit zuruumlckdenken Welchen eigenen Forscherfragen sind Sie nachgegangenIch war als Kind mehr eine Leseratte als eine bdquoForscherinldquo ndash kein Wunder dass ich spaumlter die Literaturwissenschaft als meine Forschungsdisziplin gewaumlhlt habe Aber als in der Eifel aufwachsendes Kind von Erd-kunde-Lehrern hat mich auch der Vulkanis-mus sehr fasziniert und ich wollte alles daruumlber wissen wie Maare entstehen und warum die Erde manchmal Feuer spuckt

bdquoFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehenldquo

Weitere Lese- und Medienempfehlungen zu MINT und vielen anderen Themen finden Sie auf stiftunglesende

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FO R S C H T MI T 3 2017

Naturwissenschaften und Technik

fuumlr Maumldchen und Jungen

HerausgeberStiftung Haus der kleinen ForscherClaudia Striffl er (ViSdP)Rungestr 1810179 Berlin Tel 03027 59 59-0Fax 03027 59 59-209E-Mail infohaus-der-kleinen-forscherde

ProjektleitungClaudia PetersenE-Mail claudiapetersenhaus-der-kleinen-forscherde

Verantwortliche RedakteurinJenny MoumlllerE-Mail jennymoellerhaus-der-kleinen-forscherde

RedaktionJonas BrandhorstMareike BreuerMareike MittelbachJenny MoumlllerJasemin SevenKatrin WeberTanja Zagel

Partner der Stiftung sind die Helmholtz-Gemeinschaft die Siemens Stiftung die Dietmar Hopp Stiftung und die Deutsche Telekom Stiftung Gefoumlrdert wird sie vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung

BildnachweisTitel Rawpixelcomfotolia S 1 Bettina VolkeStiftung Haus der kleinen Forscher S 4 hl-studiosthinkstock SIHK zu Hagen S 5 Michael SchmidtStiftung Haus der kleinen Forscher privat S 7 Jens JeskeStiftung Haus der kleinen Forscher S 8 Luminastocksy S12 Kindergarten Schloss Einstein S 13 LightFieldStudiosthinkstock S14-15 Ulrike Keil Stiftung Haus der kleinen Forscher S 17 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher S18-19 Kinderhaus Cheliusstraszlige S 21 privat Courant Forschungszentrum Textstrukturen Universitaumlt Goumlttingen S 24 Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 25 pyotr021thinkstock Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 26 Phil Dera S 28 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher

BezugsbedingungenDie Kitas Horte und Grundschulen die in einem lokalen Netzwerk der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv sind erhalten das Magazin 4 x jaumlhrlich kostenlos Das Magazin steht in vollem Umfang auf der Website der Stiftung wwwhaus-der-kleinen-forscherde kostenlos zum Down-load zur Verfuumlgung

Erscheinungvierteljaumlhrlich

GestaltungDiscodoener middot Stuttgart

SatzDiscodoener middot Stuttgart

Lektorat Lutz Happel

DruckBonifatius GmbHDruck ndash Buch ndash Verlag

Alle Rechte vorbehalten Nachdruck Aufnahme in elektronische Datenbanken Mailboxen sowie sonstige Vervielfaumlltigungen nur mit ausdruumlcklicher Genehmigung der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Fuumlr unverlangt eingesendetes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung uumlbernommen Die Autoren und Redakteure von bdquoForscht mitldquo recherchieren und pruumlfen jeden Artikel sorgfaumlltig auf seine inhaltliche Richtigkeit Dennoch kann es immer mal passieren dass sich Fehler in die Texte oder Bilder schleichen Wir uumlbernehmen daher keine Garantie fuumlr die Angaben

Gedruckt auf 100 PEFC-zertifi ziertem Papier

GU T ZU W IS S E N

VORSCHAU AUF DIE NAumlCHSTE AUSGABE

TITELTHEMAVON BITS UND BYTES

Vom Smartphone uumlber den Laptop bis hin zum MP3-Player ndash Kinder wachsen heute in einer Welt auf die stark digital gepraumlgt ist und sich rasend schnell weiterentwickelt Sie moumlchten sie erforschen und mitgestalten Wie funktioniert ein Roboter Was passiert wenn ich den Computer anschalte und wie kann ich Bot-schaften verschluumlsseln In der naumlchsten Ausgabe der bdquoForscht mitldquo dreht sich alles um das Thema Informatik und digitale Bildung

Es erwarten Sie viele spannende Forscherideen und Praxis- beispiele Wir zeigen wie digitale Bildung spielerisch im Alltag in Kita Hort und Grundschule integriert werden kann

Die naumlchste Ausgabe erscheint Ende November 2017

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bdquoTag der kleinen Forscherldquo 2017ZEIGST DU MIR DEINE WELT

Mehr Bilder und

Berichte unter wwwtag-der-

kleinen-forscherde

bdquoZeigst du mir deine Weltldquo lautete das Motto zum diesjaumlhrigen bdquoTag der kleinen ForscherldquoDie Sti ung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo rief zum bundesweiten Mitmachtag Kitas Horte und Grundschulen auf gemeinsam zu forschen und die Vielfalt im Alltag zu entdecken Diesem Aufruf folgten etliche Einrichtungen und feierten tolle Forscherfeste

Wie war Ihr bdquoTag der kleinen Forscherldquo Wir freuen uns auf Ihre Erlebnisse pressehaus-der-kleinen-forscherde

2018DER BUNDESWEITE KITA-WETTBEWERB ZUR AUSZEICHNUNG VON HERAUSRAGENDEN PROJEKTEN IM MINT-BEREICH

Weitere Informationen und Bewerbung unter wwwforschergeist-wettbewerbde

Ob Kuumlrbis Kugel Kohle oder Holz ndash viele Dinge machen Kinder neugierig und fuumlhren dazu dass sie Fragen stellen Fuumlr den bundesweiten Kita-Wettbewerb bdquoForschergeist 2018rdquo suchen die Deutsche Telekom Stiftung und die Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherrdquo Projekte die diese Neugier befeuert und den Forschergeist in Kindern geweckt haben gemeinsames Staunen uumlber Naturphaumlnomene spannende mathematische informatische oder technische Fragen aus dem Kita-Alltag ndash teilen Sie die Entdeckungen aus Ihrer Kita Der Wettbewerb will Ihr Engagement in diesem Bereich wuumlrdigen den Forschergeist er-halten und noch mehr Kinder und paumldagogische Fachkraumlfte fuumlr das Forschen und Entdecken begeistern Der bdquoForschergeist 2018rdquo zeichnet die besten Projekte auf Landes- und Bundesebene mit einem Preisgeld aus

Bewerbungsstart

06 September2017

Page 24: hnik DAS MAGAZIN DER STIFTUNG „HAUS DER KLEINEN … · l 1 l LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, in den vergangenen Jahren haben viele Flüchtlinge Deutschland erreicht, darunter auch

FO R S C H T MI T 3 2017

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

E mma sitzt auf der Treppe vorm Haus Gerade hat Viola angerufen sie hat heute doch keine Zeit zum SpielenKeiner hat heute Zeit zum Spielen

raquoDoofer Dienstaglaquo denkt EmmaEmma wuumlnscht sich eine Freundin Eine richtige Freundin Sie stuumltzt die Ellenbogen auf die Knie und legt das Gesicht in ihre Haumlnde Schritte schlurfen heran und bleiben stehen Genau vor Emma Sie kann spuumlren dass jemand sie anschaut Sie will aber jetzt nicht angeschaut werden Zur Strafe fuumlrs Anschauen guckt sie nicht hochraquoHast du waslaquo fragt eine Stimme Es ist eine fremde StimmeEine die die Worte seltsam betont und das raquohlaquo ganz rau klingen laumlsst Emma guckt doch Es ist der kleine Junge aus dem Haus am Ende der Straszlige Er hat schwarze Haare und dunkle dunkle AugenraquoHast du waslaquo wiederholt der Junge und starrt Emma mit seinen dunklen Augen anraquoNeelaquo sagt EmmaraquoWohnst du hierlaquo fragt der Junge weiterraquoJalaquo antwortet Emma bevor sie uumlberlegen kann ob sie sich von diesem Knirps ausfragen lassen willraquoWie heiszligt rsquon dulaquoraquoEmmalaquo Schweigen raquoUnd dulaquoraquoAbdullahlaquoraquoAhalaquo

Text Kathrin RohmannIllustrationen Antje Drescher

raquoUnd was machst du jetztlaquo Abdullah zieht mit der Fuszligspitze die Fugen zwischen den Pflastersteinen nachraquoNichtslaquo sagt EmmaraquoHast du keinen zum SpielenlaquoPeng Emma spuumlrt die Hitze in ihr Gesicht schieszligen Was denkt dieser Abdu-Dings-Bums sich Natuumlrlich hat sie jemanden zum Spielen Sonst jedenfalls Immer Nur gerade heute nichtraquoKlar habe ich jemanden zum Spielenlaquo blafft Emma Abdullah anraquoMeine richtige Freundin kommt gleichlaquoraquoWas ist eine richtige Freundinlaquo Abdullahs Augenbrauen schieben sich zusammenraquoEin richtige F r e u n d i n laquo Emma zieht das Wort sehr langraquoAlso eine richtige Freundin hat immer Zeit zum Spielen und total gute Ideen Mit der ist es nie langweilig und die ist nicht sauer oder beleidigt wenn man vielleicht ein schoumlneres T-Shirt anhatlaquoraquoAhalaquo sagt Abdullah und guckt auf Emmas pinkes Hello-Lilli- T-Shirt und dann an seinem grauen Space-Rider-T-Shirt herunterraquoIch find deins echt schoumln aber das macht nichtslaquo sagt er und laumlchelt raquoIch hol mal meinen BalllaquoraquoIch hab aber gar keine Zeitlaquo murmelt Emma Dennoch bleibt sie sitzen bis Abdullah zuruumlckkommt

raquoKannste Fuszligball spielenlaquo fragt Abdullah und kickt den Ballgegen die unterste Stufe der TrepperaquoKlar kann ich daslaquo antwortet Emma und rollt die AugenEigentlich will sie sagen dass Fuszligball bloumlder Kram ist und dass sie mit Knirpsen bestimmt nicht spielt und raquoSuper dann schieszligen wir immer an den Pfosten da und der andere muss den Ball kriegen und wieder gegen den Pfosten schieszligenlaquo Abdullah schieszligt Und noch bevor der Ball vom Pfosten der Einfahrt gegenuumlber wieder abgeprallt ist steht Emma schon neben ihmDer soll nicht denken dass sie das nicht kann Beim erstenSchuss trifft sie den Pfosten beim zweiten nicht beim drittennicht aber beim vierten wieder

K UR ZGE SCHICHTE

ABDULLAH UND DIE RICHTIGE FREUNDIN

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

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Noch mehr toll illustrierte Vorlesegeschichten gibt es in GECKO der werbe- freien Bilderbuch-Zeitschrift fuumlr Kinder ab vier Jahren bis ins Schulalter Die Geschichte bdquoAbdullah und die richtige Freundinldquo ist in der Kinderzeit-schrift Gecko Nr 25 erschienen Mit dem Heft fuumlr Juli August 2017 feiert GECKO uumlbrigens bereits die 60 Ausgabe GECKO gibt es im Abo oder als Einzelheft auf wwwgecko-kinderzeitschriftde und im Buchhandel Kindergaumlrten und Kitas erhalten zehn Prozent Bildungsrabatt auf das Abo

Abdullah trifft immer Er stoppt den Ball und schieszligt mit der Innenseite des Fuszliges Es sieht aus als wuumlrde er den Ballschieszlig-schieben Als Abdullah nicht guckt versucht Emma anstatt mit der Fuszligspitze auch einmal genauso zu schieszligenSie trifft den Pfosten perfekt

Beim naumlchsten Schuss kommt Theo bellend um die Hausecke gesaust und beiszligt in den BallraquoOhlaquo sagt Abdullah raquodeine richtige FreundinlaquoraquoNeelaquo Emma schuumlttelt den Kopf So sehr dass ihr alle Haareins Gesicht fallen damit Abdullah nicht sieht wie rot sie wirdraquoNeelaquo sagt sie raquodas ist mein Hundlaquo

raquoMamalaquo fragt Emma beim Abendessen und legt ihr Brot zuruumlckauf den Teller raquomuumlssen Freundinnen eigentlich genauso alt seinwie man selbstlaquo Mama uumlberlegt raquoNeinlaquo sagt sie raquoich bin 38 Marie ist 36 Franzi 33 und Regina 49 Und alle sind meine FreundinnenlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoHast du Freundinnen die woandersherkommen Ich meine die auch noch eine andere SprachesprechenlaquoraquoKlarlaquo sagt Mama raquoAideen aus Irland sie spricht Englisch undDeutsch Und Marisol vom Chor kommt aus Chile Sie sprichtSpanisch und DeutschlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoAber Jungen oder Maumlnner die koumlnnen nichtrichtige Freundinnen sein oderlaquo

Mama lacht raquoNa ja vielleicht nicht Freundinnen aber Freundenatuumlrlich Olli zum Beispiel Den kenne ich schon ewig und er istein richtig guter FreundlaquoraquoAhalaquo sagt Emma und nicktraquoWarum willst du das eigentlich wissenlaquo fragt MamaraquoAchlaquo antwortet Emma raquonur solaquo

Spaumlter holt Emma ihr Gummitwistband Das haumlngt sie an einer Seite in die Zaunlatten und Emma zeigt Abdullah wie man von eins bis zehn huumlpft Abdullah hat noch nie Gummitwist ge- spielt und muss schrecklich lachen weil er sich staumlndig ver- heddert Emma muss auch lachen Aber eigentlich findet sie dass Abdullah fuumlr einen Jungen ganz schoumln gut huumlpft Vor allem weil er das noch nie gemacht hat

Irgendwann lehnen sie beide nur noch lachend und japsend am GartenzaunPloumltzlich ruft jemand laut raquoA b d u l l a hlaquoraquoTschuumlszliglaquo sagt Abdullah und flitzt davon Kurz dreht er sich noch einmal umraquoIch hab morgen Zeitlaquo ruft erraquoIch auchlaquo fluumlstert Emma

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Im Benjamin-Franklin-Village in Mannheim befindet sich eine bdquoBedarfsorientierte Erstaufnahmeeinrichtungldquo ndash die erste in Baden-Wuumlrttemberg mit einer eigenen Willkommensschule Anders als in einer Regelschule wird hier der Unterricht von ehrenamtlichen Lehrkraumlften durchgefuumlhrt Durchschnittlich vier Monate bleiben die gefluumlchteten Kinder und ihre Familien auf dem Gelaumlnde Barbara Hackbarth Trainerin und Netz-werkkoordinatorin beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo leitet eine Forscher-AG an der Willkommensschule in der sie alle 14 Tage mit gefluumlchteten Kindern zu naturwissenschaftlichen und technischen Themen forscht

GUT GEMACHT

WILLKOMMEN KLEINE FORSCHER

Wasser ist immer ein spannendes Forschungsobjekt

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Ins Gespraumlch kommenUumlber das Forschen kommt sie leicht ins Gespraumlch mit den Kindern auch wenn die Kommunikation meist mit Haumlnden und Fuumlszligen statt-findet Die Maumldchen und Jungen stammen aus vielen unterschied-lichen Laumlndern sprechen kein Deutsch und nur wenig Englisch Bildkarten helfen den Kindern rasch die Bezeichnungen fuumlr die Forschermaterialien zu lernen ndash nach der ersten Forscherstunde kennen die Kinder die englischen und deutschen Bezeichnungen fuumlr Wasser und Messbecher Pipette und Reagenzglas

Wertschaumltzung statt LeistungsdruckZurzeit besuchen rund 30 Kinder zwischen 5 und 15 Jahren den Unterricht in der Columbus-Schule Nachmittags bieten Freiwillige verschiedene AGs an Eine davon ist die Forscher-AG bdquoIch wollte mich schon lange in der Fluumlchtlingshilfe engagierenldquo sagt Barbara Hackbarth die als Netzwerkkoordinatorin fuumlr das bdquoHaus der kleinen Forscherldquo beim Suumldwestmetall-Netzwerk Rhein-Neckar arbeitet 15 Kinder besuchen regelmaumlszligig die Forscher-AG Nach den zwei Stunden sind alle ganz schoumln erledigt bdquoAber diese zwei Stun-den sind eine wunderbare Bereicherung fuumlr michldquo sagt Barbara Hackbarth Genauso wie fuumlr die Kinder bdquoSie erfahren hier Bestaumlr-kung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ih-nen dabei hier entspannt anzukommenldquoDie Maumldchen und Jungen freuen sich wenn sich jemand Zeit fuumlr sie nimmt und sich mit ihnen beschaumlftigt

bdquoEierlaufenldquo ndash mal andersWasser so Barbara Hackbarth sei ein wunderbares Element um es mit den Kindern gemeinsam zu erforschen bdquoWir haben Wasser-tropfen untersucht und herausgefunden dass Wasser andere Stoffe aufloumlsen und vermischen kann Auch im Winter bietet es sich an mit Wasser zu forschen ndash in gefrorener Form ist es so faszinierend dass die Kinder es stundenlang untersuchen und immer wieder etwas Neues entdecken Zwischendurch baue ich immer Bewegungsspiele einldquo sagt die Netzwerkkoordinatorin Zum Beispiel spielt sie mit den Kindern bdquoEierlaufenldquo ndash nur mit

GU T ZU W IS S E N

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GU T ZU W IS S E N

Wasser statt mit Eiern Die Maumldchen und Jungen werden in zwei Gruppen unterteilt Jede Gruppe hat unterschiedliche Dinge zur Verfuumlgung um das Wasser zu transportieren Glaumlser Untertassen Siebe Kellen und was sich sonst noch so findet Dann geht es darum welche Gruppe zuerst das Wasser von dem einen Eimer in den auf der gegenuumlberliegenden Seite transportieren kann

Kleine Schritte zu BeginnDie Forscher-AG ist mit den gefluumlchteten Kindern etwas anders strukturiert als sonst bdquoNormalerweise biete ich immer drei oder vier Forscherideen auf einmal an und lasse die Maumldchen und Jun-gen dann entdecken Aber diese Art des Forschens uumlberfordert die Kinder hierldquo sagt die studierte Sozialpaumldagogin Zudem setzt sie die Kinderkarten vom bdquoHaus der kleinen Forscherldquo ein So koumlnnen sich die Kinder zusaumltzlich an den Bildern orientieren und sich in-spirieren lassen Einmal habe sie mit einigen Kindern am Tisch einen Luftbal-lontransporter gebaut als sie einen Jungen bemerkte der auf dem Boden saszlig Er hatte mit Hilfe einer der Entdeckungskarten einen Faumlcher nachgebaut saszlig in Ruhe da und wedelte sich Luft zu bdquoEr hat nichts gesagt nichts gefragt Ich habe ihm nichts erklaumlrt Er hat einfach die abgebildete Forscheridee nachgebaut und den Luftzug auf sich wirken lassen Das war tollldquo

Der bdquoBildungspassldquoDen bdquoBildungspassldquo der Columbus- Schule haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Mannheim entwickelt Jedes Kind bekommt einen solchen Pass in dem seine Lehrer eintragen koumlnnen welche Themen sie behandelt haben Das koumlnnen Zah- len sein das Einmaleins oder auch geschichtliche Themen Der Pass dient dazu die Lehrerinnen und Lehrer in den aufnehmenden Kommunen uumlber den Bildungsstand des Kindes zu informieren Vor allem aber soll er die Kinder motivieren

Die WillkommensschuleDie Schulpflicht beginnt in Baden-Wuumlrt-temberg fuumlr Kinder deren Eltern einen Asylantrag stellen sechs Monate nach ihrer Ankunft Allerdings nicht schon in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes sondern erst in der Kommune die die Familien und Kinder letztlich aufnimmt Dort werden die Kinder und Jugendlichen zunaumlchst in sogenannten Vorbereitungs- und VABO-Klassen (VABO steht fuumlr Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf fuumlr Jugendliche ohne Deutschkenntnisse) in die Regelschule integriert Die Willkommensschule in Mannheim will die Luumlcke zwischen Ankunft und Schulbeginn in der Kom- mune schlieszligen

Beim Forschen wird auch die Feinmotorik geschult

bdquoSie erfahren hier Bestaumlrkung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ihnen dabei hier entspannt anzukommenldquo

Einen Bericht uumlber die Willkommens-schule finden Sie auch auf unserer Website Service-Portal Integration

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Welche Themen sind Ihnen besonders wich-tig wenn es um die Integration von Kindern in Kita Hort und Grundschule geht Beim Kita- und Schulbesuch muumlssen zu-naumlchst Zugangshuumlrden abgebaut werden Zugewanderte Eltern melden ihre Kinder deutlich seltener in einer Kita an Ihre Kin-der erhalten daher oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie fuumlr ihre sprachliche kognitive koumlrperliche psychische und soziale Ent-wicklung benoumltigen Zwar haben zugewan-derte Familien den gleichen Anspruch auf einen Kita-Platz wie einheimische doch viele sind uumlber Betreuungsangebote schlecht informiert oder es faumlllt ihnen schwer die passende Betreuung zu finden Schulpflichtige Kinder die nach Deutsch-land gefluumlchtet sind muumlssen meist deut-lich laumlnger auf einen Schulplatz warten als die europarechtlich vorgesehenen drei Mo-nate Das verlaumlngert den ohnehin schon groszligen bdquoLeerlaufldquo unnoumltig

Wo liegen aus Ihrer Sicht die Chancen und Herausforderungen im Hinblick auf eine gelungene Integration Hier geht es weniger um Chancen als um Notwendigkeiten Bundesweit hat mittler-weile mehr als jedes dritte Kind einen Migrationshintergrund Eine gelungene

GU T ZU W IS S E N

BILDUNGSPOLITISCHE S INTERVIE W

bdquoBILDUNGSEINRICHTUNGEN KOumlNNEN ALS INTEGRATIONSMOTOR WIRKENldquo

Dr Cornelia Schu ist Geschaumlftsfuumlhrerin des Sachverstaumlndigenrats deutscher Stiftun-gen fuumlr Integration und Migration Eine breite integrationspolitische Expertise hat die promovierte Germanistin als Leiterin des Themenschwerpunkts Integration bei der Stiftung Mercator gewonnen Im Interview beschreibt sie wie der Weg in die Kita fuumlr viele neu zugewanderte Familien einem Huumlrdenlauf gleicht und kritisiert deutlich die Maumlngel in der Ausbildung von Paumldagoginnen und Paumldagogen

Bildungsintegration ist somit unerlaumlsslich um auch fuumlr das weitere Leben der Kinder und Jugendlichen gute Teilhabechancen zu eroumlffnen Die groumlszligte Herausforderung be-steht darin allen Kindern moumlglichst fruumlh Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Kindertagesbetreuung zu sichern Aus un-serer Forschung wissen wir dass der Weg in die Kita besonders fuumlr neu Zugewander-te oft einem Huumlrdenlauf gleicht Vor allem die Versorgungsluumlcke fuumlr unter dreijaumlhrige Kinder muss schnell geschlossen werden Ungleiche Bildungschancen verschaumlrfen

sich zudem an den Schulen wo zugewan-derte Kinder zu oft unter sich bleiben In Groszligstaumldten lernen 70 Prozent von ihnen in Grundschulen in denen mehr als die Haumllfte der Kinder einen Migrationshinter-grund haben Hinzu kommt dass das Lehr-personal oft nur unzureichend auf den Umgang mit sprachlicher und kultureller Vielfalt vorbereitet ist Somit erhalten zu-

gewanderte Kinder oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie benoumltigen um ihre Potenziale zu entfalten

Welche Bedeutung nehmen Kita Hort und Grundschule bei der Integration gefluumlchte-ter Kinder ein Wie koumlnnen die Bildungs-einrichtungen die an sie gestellten Erwar-tungen erfuumlllenFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehen Bildungs-einrichtungen koumlnnen somit als Integrati-onsmotoren wirken Auszligerdem bieten sie den Kindern eine angstfreie Umgebung die nicht vom Fluchtkontext gepraumlgt ist Die Grundsteine die hier heute gelegt werden bilden das Fundament fuumlr die Integrations-erfolge von morgen Kitas und Schulen duumlr-fen aber mit diesem Erwartungsdruck nicht alleingelassen werden Neben Personal-zuschlaumlgen und zusaumltzlichen materiellen Zuwendungen bedarf es vor allem neuer Lehrmaterialien die auf die vielfaumlltigen Beduumlrfnisse gefluumlchteter Kinder eingehen Doch auch die Bildungseinrichtungen selbst muumlssen sich auf den Weg machen und etwa dafuumlr sorgen dass Kinder ihre

bdquoAlle angehenden paumldagogischen Fach- und Lehrkraumlfte so llten zukuumlnftig Basis-kompetenzen in Sprachbildung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller V ielfalt erwerbenldquo

GEMEINS AME LE SEEMPFEHLUNGENDER STIF TUNG bdquoHAUS DER KLEINEN FORSCHERldquo UND DER STIF TUNG LE SEN

Lane SmithDie Faumlhrte der Kinderab ca 4 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder40 Seiten Preis 1499 euro

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Emma Levey Klara Gluck und ihre Kinderab ca 4 Jahren Verlag orell fuumlssli32 Seiten Preis 1395 euro

Der erste Band des Klara-Gluck-Abenteuers hat dem Leser die bunteste Familie vor Augen gefuumlhrt die die

Huumlhnermama sich nur wuumlnschen konnte Aus allen Eiern die sie auf ihren Reisen gesammelt hat sind die unterschiedlichsten Tiere geschluumlpft Die wollen nun alle versorgt und begluckt werden Familie ist was man draus macht Dieses Motto lebt das liebenswerte Bilderbuchhuhn so nachvollziehbar komisch und wahrhaftig vor dass nicht nur Kinder ihren Spaszlig daran haben werden Mehr Vielfalt als in der gluckigen Patchworkfamilie geht nicht und mehr vergnuumlgliches Chaos ebenso wenig

Anne C VoorhoeveWir 7 vom Reuterkiezab ca 10 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder265 Seiten Preis 1299 euro

bdquoNeukoumllln fuumlr starke Nervenldquo lautet das Thema einer Stadtteilfuumlhrung die die Freunde Pia Jonas Nesrin Kasim Finn-Ole Mustafa und Rifat fuumlr Touristen anbieten ndash ein Geschaumlftsmodell das die Clique fordert denn es bedarf einer gruumlndlichen Vorbereitung Verlust des Zuhauses durch Gentrifi zierung multi-

kulturelle Gesellschaft Patchworkfamilien In diesem unterhaltsamen Groszligstadt-roman gelingt es der Autorin vielfaumlltige Themen mit Witz Spannung und einer positiven Grundhaltung aufzubereiten

Deutschkenntnisse nicht nur in einzelnen Foumlrderstunden verbessern sondern uumlber den gesamten Tag hinweg

Wie schaumltzen Sie die Situation der paumldago-gischen Fach- und Lehrkraumlfte ein und wie koumlnnte man sie bei ihrer wichtigen Integra-tionsarbeit noch besser unterstuumltzenAn Paumldagogen werden hohe Erwartungen gestellt und viele fuumlhlen sich damit allein-gelassen Sie sollen die gestiegene Zahl junger Fluumlchtlinge und ein Vielfaches an Foumlrderbeduumlrftigen individuell unterstuumltzen doch nur ein Bruchteil der Paumldagogen fuumlhlt sich auf diese Aufgabe gut vorbereitet ndash oft weil es deutliche Maumlngel in der Ausbildung gibt Der Arbeitsalltag in sprachlich und kulturell vielfaumlltigen Klassen spielt in der Aus- und Fortbildung weiterhin nur eine Nebenrolle Dies muss sich schnellstmoumlg-lich aumlndern sonst laufen wir Gefahr die Integrationsversaumlumnisse der Vergangen-heit zu wiederholen Alle angehenden pauml-dagogischen Fach- und Lehrkraumlfte sollten zukuumlnftig Basiskompetenzen in Sprachbil-dung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller Vielfalt erwerben Dies erfordert konkrete Landesvorgaben und eine Aus- und Fortbildung die sich staumlrker am Bedarf der Praxis orientiert

Wenn Sie an Ihre Kindheit zuruumlckdenken Welchen eigenen Forscherfragen sind Sie nachgegangenIch war als Kind mehr eine Leseratte als eine bdquoForscherinldquo ndash kein Wunder dass ich spaumlter die Literaturwissenschaft als meine Forschungsdisziplin gewaumlhlt habe Aber als in der Eifel aufwachsendes Kind von Erd-kunde-Lehrern hat mich auch der Vulkanis-mus sehr fasziniert und ich wollte alles daruumlber wissen wie Maare entstehen und warum die Erde manchmal Feuer spuckt

bdquoFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehenldquo

Weitere Lese- und Medienempfehlungen zu MINT und vielen anderen Themen finden Sie auf stiftunglesende

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FO R S C H T MI T 3 2017

Naturwissenschaften und Technik

fuumlr Maumldchen und Jungen

HerausgeberStiftung Haus der kleinen ForscherClaudia Striffl er (ViSdP)Rungestr 1810179 Berlin Tel 03027 59 59-0Fax 03027 59 59-209E-Mail infohaus-der-kleinen-forscherde

ProjektleitungClaudia PetersenE-Mail claudiapetersenhaus-der-kleinen-forscherde

Verantwortliche RedakteurinJenny MoumlllerE-Mail jennymoellerhaus-der-kleinen-forscherde

RedaktionJonas BrandhorstMareike BreuerMareike MittelbachJenny MoumlllerJasemin SevenKatrin WeberTanja Zagel

Partner der Stiftung sind die Helmholtz-Gemeinschaft die Siemens Stiftung die Dietmar Hopp Stiftung und die Deutsche Telekom Stiftung Gefoumlrdert wird sie vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung

BildnachweisTitel Rawpixelcomfotolia S 1 Bettina VolkeStiftung Haus der kleinen Forscher S 4 hl-studiosthinkstock SIHK zu Hagen S 5 Michael SchmidtStiftung Haus der kleinen Forscher privat S 7 Jens JeskeStiftung Haus der kleinen Forscher S 8 Luminastocksy S12 Kindergarten Schloss Einstein S 13 LightFieldStudiosthinkstock S14-15 Ulrike Keil Stiftung Haus der kleinen Forscher S 17 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher S18-19 Kinderhaus Cheliusstraszlige S 21 privat Courant Forschungszentrum Textstrukturen Universitaumlt Goumlttingen S 24 Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 25 pyotr021thinkstock Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 26 Phil Dera S 28 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher

BezugsbedingungenDie Kitas Horte und Grundschulen die in einem lokalen Netzwerk der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv sind erhalten das Magazin 4 x jaumlhrlich kostenlos Das Magazin steht in vollem Umfang auf der Website der Stiftung wwwhaus-der-kleinen-forscherde kostenlos zum Down-load zur Verfuumlgung

Erscheinungvierteljaumlhrlich

GestaltungDiscodoener middot Stuttgart

SatzDiscodoener middot Stuttgart

Lektorat Lutz Happel

DruckBonifatius GmbHDruck ndash Buch ndash Verlag

Alle Rechte vorbehalten Nachdruck Aufnahme in elektronische Datenbanken Mailboxen sowie sonstige Vervielfaumlltigungen nur mit ausdruumlcklicher Genehmigung der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Fuumlr unverlangt eingesendetes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung uumlbernommen Die Autoren und Redakteure von bdquoForscht mitldquo recherchieren und pruumlfen jeden Artikel sorgfaumlltig auf seine inhaltliche Richtigkeit Dennoch kann es immer mal passieren dass sich Fehler in die Texte oder Bilder schleichen Wir uumlbernehmen daher keine Garantie fuumlr die Angaben

Gedruckt auf 100 PEFC-zertifi ziertem Papier

GU T ZU W IS S E N

VORSCHAU AUF DIE NAumlCHSTE AUSGABE

TITELTHEMAVON BITS UND BYTES

Vom Smartphone uumlber den Laptop bis hin zum MP3-Player ndash Kinder wachsen heute in einer Welt auf die stark digital gepraumlgt ist und sich rasend schnell weiterentwickelt Sie moumlchten sie erforschen und mitgestalten Wie funktioniert ein Roboter Was passiert wenn ich den Computer anschalte und wie kann ich Bot-schaften verschluumlsseln In der naumlchsten Ausgabe der bdquoForscht mitldquo dreht sich alles um das Thema Informatik und digitale Bildung

Es erwarten Sie viele spannende Forscherideen und Praxis- beispiele Wir zeigen wie digitale Bildung spielerisch im Alltag in Kita Hort und Grundschule integriert werden kann

Die naumlchste Ausgabe erscheint Ende November 2017

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bdquoTag der kleinen Forscherldquo 2017ZEIGST DU MIR DEINE WELT

Mehr Bilder und

Berichte unter wwwtag-der-

kleinen-forscherde

bdquoZeigst du mir deine Weltldquo lautete das Motto zum diesjaumlhrigen bdquoTag der kleinen ForscherldquoDie Sti ung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo rief zum bundesweiten Mitmachtag Kitas Horte und Grundschulen auf gemeinsam zu forschen und die Vielfalt im Alltag zu entdecken Diesem Aufruf folgten etliche Einrichtungen und feierten tolle Forscherfeste

Wie war Ihr bdquoTag der kleinen Forscherldquo Wir freuen uns auf Ihre Erlebnisse pressehaus-der-kleinen-forscherde

2018DER BUNDESWEITE KITA-WETTBEWERB ZUR AUSZEICHNUNG VON HERAUSRAGENDEN PROJEKTEN IM MINT-BEREICH

Weitere Informationen und Bewerbung unter wwwforschergeist-wettbewerbde

Ob Kuumlrbis Kugel Kohle oder Holz ndash viele Dinge machen Kinder neugierig und fuumlhren dazu dass sie Fragen stellen Fuumlr den bundesweiten Kita-Wettbewerb bdquoForschergeist 2018rdquo suchen die Deutsche Telekom Stiftung und die Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherrdquo Projekte die diese Neugier befeuert und den Forschergeist in Kindern geweckt haben gemeinsames Staunen uumlber Naturphaumlnomene spannende mathematische informatische oder technische Fragen aus dem Kita-Alltag ndash teilen Sie die Entdeckungen aus Ihrer Kita Der Wettbewerb will Ihr Engagement in diesem Bereich wuumlrdigen den Forschergeist er-halten und noch mehr Kinder und paumldagogische Fachkraumlfte fuumlr das Forschen und Entdecken begeistern Der bdquoForschergeist 2018rdquo zeichnet die besten Projekte auf Landes- und Bundesebene mit einem Preisgeld aus

Bewerbungsstart

06 September2017

Page 25: hnik DAS MAGAZIN DER STIFTUNG „HAUS DER KLEINEN … · l 1 l LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, in den vergangenen Jahren haben viele Flüchtlinge Deutschland erreicht, darunter auch

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

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Noch mehr toll illustrierte Vorlesegeschichten gibt es in GECKO der werbe- freien Bilderbuch-Zeitschrift fuumlr Kinder ab vier Jahren bis ins Schulalter Die Geschichte bdquoAbdullah und die richtige Freundinldquo ist in der Kinderzeit-schrift Gecko Nr 25 erschienen Mit dem Heft fuumlr Juli August 2017 feiert GECKO uumlbrigens bereits die 60 Ausgabe GECKO gibt es im Abo oder als Einzelheft auf wwwgecko-kinderzeitschriftde und im Buchhandel Kindergaumlrten und Kitas erhalten zehn Prozent Bildungsrabatt auf das Abo

Abdullah trifft immer Er stoppt den Ball und schieszligt mit der Innenseite des Fuszliges Es sieht aus als wuumlrde er den Ballschieszlig-schieben Als Abdullah nicht guckt versucht Emma anstatt mit der Fuszligspitze auch einmal genauso zu schieszligenSie trifft den Pfosten perfekt

Beim naumlchsten Schuss kommt Theo bellend um die Hausecke gesaust und beiszligt in den BallraquoOhlaquo sagt Abdullah raquodeine richtige FreundinlaquoraquoNeelaquo Emma schuumlttelt den Kopf So sehr dass ihr alle Haareins Gesicht fallen damit Abdullah nicht sieht wie rot sie wirdraquoNeelaquo sagt sie raquodas ist mein Hundlaquo

raquoMamalaquo fragt Emma beim Abendessen und legt ihr Brot zuruumlckauf den Teller raquomuumlssen Freundinnen eigentlich genauso alt seinwie man selbstlaquo Mama uumlberlegt raquoNeinlaquo sagt sie raquoich bin 38 Marie ist 36 Franzi 33 und Regina 49 Und alle sind meine FreundinnenlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoHast du Freundinnen die woandersherkommen Ich meine die auch noch eine andere SprachesprechenlaquoraquoKlarlaquo sagt Mama raquoAideen aus Irland sie spricht Englisch undDeutsch Und Marisol vom Chor kommt aus Chile Sie sprichtSpanisch und DeutschlaquoraquoAhalaquo sagt Emma raquoAber Jungen oder Maumlnner die koumlnnen nichtrichtige Freundinnen sein oderlaquo

Mama lacht raquoNa ja vielleicht nicht Freundinnen aber Freundenatuumlrlich Olli zum Beispiel Den kenne ich schon ewig und er istein richtig guter FreundlaquoraquoAhalaquo sagt Emma und nicktraquoWarum willst du das eigentlich wissenlaquo fragt MamaraquoAchlaquo antwortet Emma raquonur solaquo

Spaumlter holt Emma ihr Gummitwistband Das haumlngt sie an einer Seite in die Zaunlatten und Emma zeigt Abdullah wie man von eins bis zehn huumlpft Abdullah hat noch nie Gummitwist ge- spielt und muss schrecklich lachen weil er sich staumlndig ver- heddert Emma muss auch lachen Aber eigentlich findet sie dass Abdullah fuumlr einen Jungen ganz schoumln gut huumlpft Vor allem weil er das noch nie gemacht hat

Irgendwann lehnen sie beide nur noch lachend und japsend am GartenzaunPloumltzlich ruft jemand laut raquoA b d u l l a hlaquoraquoTschuumlszliglaquo sagt Abdullah und flitzt davon Kurz dreht er sich noch einmal umraquoIch hab morgen Zeitlaquo ruft erraquoIch auchlaquo fluumlstert Emma

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Im Benjamin-Franklin-Village in Mannheim befindet sich eine bdquoBedarfsorientierte Erstaufnahmeeinrichtungldquo ndash die erste in Baden-Wuumlrttemberg mit einer eigenen Willkommensschule Anders als in einer Regelschule wird hier der Unterricht von ehrenamtlichen Lehrkraumlften durchgefuumlhrt Durchschnittlich vier Monate bleiben die gefluumlchteten Kinder und ihre Familien auf dem Gelaumlnde Barbara Hackbarth Trainerin und Netz-werkkoordinatorin beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo leitet eine Forscher-AG an der Willkommensschule in der sie alle 14 Tage mit gefluumlchteten Kindern zu naturwissenschaftlichen und technischen Themen forscht

GUT GEMACHT

WILLKOMMEN KLEINE FORSCHER

Wasser ist immer ein spannendes Forschungsobjekt

FO R S C H T MI T 3 2017

Ins Gespraumlch kommenUumlber das Forschen kommt sie leicht ins Gespraumlch mit den Kindern auch wenn die Kommunikation meist mit Haumlnden und Fuumlszligen statt-findet Die Maumldchen und Jungen stammen aus vielen unterschied-lichen Laumlndern sprechen kein Deutsch und nur wenig Englisch Bildkarten helfen den Kindern rasch die Bezeichnungen fuumlr die Forschermaterialien zu lernen ndash nach der ersten Forscherstunde kennen die Kinder die englischen und deutschen Bezeichnungen fuumlr Wasser und Messbecher Pipette und Reagenzglas

Wertschaumltzung statt LeistungsdruckZurzeit besuchen rund 30 Kinder zwischen 5 und 15 Jahren den Unterricht in der Columbus-Schule Nachmittags bieten Freiwillige verschiedene AGs an Eine davon ist die Forscher-AG bdquoIch wollte mich schon lange in der Fluumlchtlingshilfe engagierenldquo sagt Barbara Hackbarth die als Netzwerkkoordinatorin fuumlr das bdquoHaus der kleinen Forscherldquo beim Suumldwestmetall-Netzwerk Rhein-Neckar arbeitet 15 Kinder besuchen regelmaumlszligig die Forscher-AG Nach den zwei Stunden sind alle ganz schoumln erledigt bdquoAber diese zwei Stun-den sind eine wunderbare Bereicherung fuumlr michldquo sagt Barbara Hackbarth Genauso wie fuumlr die Kinder bdquoSie erfahren hier Bestaumlr-kung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ih-nen dabei hier entspannt anzukommenldquoDie Maumldchen und Jungen freuen sich wenn sich jemand Zeit fuumlr sie nimmt und sich mit ihnen beschaumlftigt

bdquoEierlaufenldquo ndash mal andersWasser so Barbara Hackbarth sei ein wunderbares Element um es mit den Kindern gemeinsam zu erforschen bdquoWir haben Wasser-tropfen untersucht und herausgefunden dass Wasser andere Stoffe aufloumlsen und vermischen kann Auch im Winter bietet es sich an mit Wasser zu forschen ndash in gefrorener Form ist es so faszinierend dass die Kinder es stundenlang untersuchen und immer wieder etwas Neues entdecken Zwischendurch baue ich immer Bewegungsspiele einldquo sagt die Netzwerkkoordinatorin Zum Beispiel spielt sie mit den Kindern bdquoEierlaufenldquo ndash nur mit

GU T ZU W IS S E N

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GU T ZU W IS S E N

Wasser statt mit Eiern Die Maumldchen und Jungen werden in zwei Gruppen unterteilt Jede Gruppe hat unterschiedliche Dinge zur Verfuumlgung um das Wasser zu transportieren Glaumlser Untertassen Siebe Kellen und was sich sonst noch so findet Dann geht es darum welche Gruppe zuerst das Wasser von dem einen Eimer in den auf der gegenuumlberliegenden Seite transportieren kann

Kleine Schritte zu BeginnDie Forscher-AG ist mit den gefluumlchteten Kindern etwas anders strukturiert als sonst bdquoNormalerweise biete ich immer drei oder vier Forscherideen auf einmal an und lasse die Maumldchen und Jun-gen dann entdecken Aber diese Art des Forschens uumlberfordert die Kinder hierldquo sagt die studierte Sozialpaumldagogin Zudem setzt sie die Kinderkarten vom bdquoHaus der kleinen Forscherldquo ein So koumlnnen sich die Kinder zusaumltzlich an den Bildern orientieren und sich in-spirieren lassen Einmal habe sie mit einigen Kindern am Tisch einen Luftbal-lontransporter gebaut als sie einen Jungen bemerkte der auf dem Boden saszlig Er hatte mit Hilfe einer der Entdeckungskarten einen Faumlcher nachgebaut saszlig in Ruhe da und wedelte sich Luft zu bdquoEr hat nichts gesagt nichts gefragt Ich habe ihm nichts erklaumlrt Er hat einfach die abgebildete Forscheridee nachgebaut und den Luftzug auf sich wirken lassen Das war tollldquo

Der bdquoBildungspassldquoDen bdquoBildungspassldquo der Columbus- Schule haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Mannheim entwickelt Jedes Kind bekommt einen solchen Pass in dem seine Lehrer eintragen koumlnnen welche Themen sie behandelt haben Das koumlnnen Zah- len sein das Einmaleins oder auch geschichtliche Themen Der Pass dient dazu die Lehrerinnen und Lehrer in den aufnehmenden Kommunen uumlber den Bildungsstand des Kindes zu informieren Vor allem aber soll er die Kinder motivieren

Die WillkommensschuleDie Schulpflicht beginnt in Baden-Wuumlrt-temberg fuumlr Kinder deren Eltern einen Asylantrag stellen sechs Monate nach ihrer Ankunft Allerdings nicht schon in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes sondern erst in der Kommune die die Familien und Kinder letztlich aufnimmt Dort werden die Kinder und Jugendlichen zunaumlchst in sogenannten Vorbereitungs- und VABO-Klassen (VABO steht fuumlr Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf fuumlr Jugendliche ohne Deutschkenntnisse) in die Regelschule integriert Die Willkommensschule in Mannheim will die Luumlcke zwischen Ankunft und Schulbeginn in der Kom- mune schlieszligen

Beim Forschen wird auch die Feinmotorik geschult

bdquoSie erfahren hier Bestaumlrkung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ihnen dabei hier entspannt anzukommenldquo

Einen Bericht uumlber die Willkommens-schule finden Sie auch auf unserer Website Service-Portal Integration

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Welche Themen sind Ihnen besonders wich-tig wenn es um die Integration von Kindern in Kita Hort und Grundschule geht Beim Kita- und Schulbesuch muumlssen zu-naumlchst Zugangshuumlrden abgebaut werden Zugewanderte Eltern melden ihre Kinder deutlich seltener in einer Kita an Ihre Kin-der erhalten daher oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie fuumlr ihre sprachliche kognitive koumlrperliche psychische und soziale Ent-wicklung benoumltigen Zwar haben zugewan-derte Familien den gleichen Anspruch auf einen Kita-Platz wie einheimische doch viele sind uumlber Betreuungsangebote schlecht informiert oder es faumlllt ihnen schwer die passende Betreuung zu finden Schulpflichtige Kinder die nach Deutsch-land gefluumlchtet sind muumlssen meist deut-lich laumlnger auf einen Schulplatz warten als die europarechtlich vorgesehenen drei Mo-nate Das verlaumlngert den ohnehin schon groszligen bdquoLeerlaufldquo unnoumltig

Wo liegen aus Ihrer Sicht die Chancen und Herausforderungen im Hinblick auf eine gelungene Integration Hier geht es weniger um Chancen als um Notwendigkeiten Bundesweit hat mittler-weile mehr als jedes dritte Kind einen Migrationshintergrund Eine gelungene

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BILDUNGSPOLITISCHE S INTERVIE W

bdquoBILDUNGSEINRICHTUNGEN KOumlNNEN ALS INTEGRATIONSMOTOR WIRKENldquo

Dr Cornelia Schu ist Geschaumlftsfuumlhrerin des Sachverstaumlndigenrats deutscher Stiftun-gen fuumlr Integration und Migration Eine breite integrationspolitische Expertise hat die promovierte Germanistin als Leiterin des Themenschwerpunkts Integration bei der Stiftung Mercator gewonnen Im Interview beschreibt sie wie der Weg in die Kita fuumlr viele neu zugewanderte Familien einem Huumlrdenlauf gleicht und kritisiert deutlich die Maumlngel in der Ausbildung von Paumldagoginnen und Paumldagogen

Bildungsintegration ist somit unerlaumlsslich um auch fuumlr das weitere Leben der Kinder und Jugendlichen gute Teilhabechancen zu eroumlffnen Die groumlszligte Herausforderung be-steht darin allen Kindern moumlglichst fruumlh Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Kindertagesbetreuung zu sichern Aus un-serer Forschung wissen wir dass der Weg in die Kita besonders fuumlr neu Zugewander-te oft einem Huumlrdenlauf gleicht Vor allem die Versorgungsluumlcke fuumlr unter dreijaumlhrige Kinder muss schnell geschlossen werden Ungleiche Bildungschancen verschaumlrfen

sich zudem an den Schulen wo zugewan-derte Kinder zu oft unter sich bleiben In Groszligstaumldten lernen 70 Prozent von ihnen in Grundschulen in denen mehr als die Haumllfte der Kinder einen Migrationshinter-grund haben Hinzu kommt dass das Lehr-personal oft nur unzureichend auf den Umgang mit sprachlicher und kultureller Vielfalt vorbereitet ist Somit erhalten zu-

gewanderte Kinder oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie benoumltigen um ihre Potenziale zu entfalten

Welche Bedeutung nehmen Kita Hort und Grundschule bei der Integration gefluumlchte-ter Kinder ein Wie koumlnnen die Bildungs-einrichtungen die an sie gestellten Erwar-tungen erfuumlllenFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehen Bildungs-einrichtungen koumlnnen somit als Integrati-onsmotoren wirken Auszligerdem bieten sie den Kindern eine angstfreie Umgebung die nicht vom Fluchtkontext gepraumlgt ist Die Grundsteine die hier heute gelegt werden bilden das Fundament fuumlr die Integrations-erfolge von morgen Kitas und Schulen duumlr-fen aber mit diesem Erwartungsdruck nicht alleingelassen werden Neben Personal-zuschlaumlgen und zusaumltzlichen materiellen Zuwendungen bedarf es vor allem neuer Lehrmaterialien die auf die vielfaumlltigen Beduumlrfnisse gefluumlchteter Kinder eingehen Doch auch die Bildungseinrichtungen selbst muumlssen sich auf den Weg machen und etwa dafuumlr sorgen dass Kinder ihre

bdquoAlle angehenden paumldagogischen Fach- und Lehrkraumlfte so llten zukuumlnftig Basis-kompetenzen in Sprachbildung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller V ielfalt erwerbenldquo

GEMEINS AME LE SEEMPFEHLUNGENDER STIF TUNG bdquoHAUS DER KLEINEN FORSCHERldquo UND DER STIF TUNG LE SEN

Lane SmithDie Faumlhrte der Kinderab ca 4 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder40 Seiten Preis 1499 euro

bdquoEin Kind machte sich auf die Suche Unterwegs begeg-nete ihm die ganze Welt hellipldquo Wonach das Kind sucht wird in diesem poetischen Bilderbuch nicht naumlher benannt Die Nase neugierig nach vorn gestreckt durchwandert es verschiedene Lebensraumlume Von hohen Bergen uumlber das eisige Zuhause der Pinguine und die Tiefen des Meeres erleuchtet von farbigen Quallen bis hin zu kargen Steppen und tiefgruumlnen Dschungeln Die ungewoumlhnliche Bilderbuchreise lebt von den auszligergewoumlhnlichen Illustrationen die das Thema Vielfalt widerspiegeln und ahnen lassen wie die Welt ohne Menschen aussehen wuumlrde

Emma Levey Klara Gluck und ihre Kinderab ca 4 Jahren Verlag orell fuumlssli32 Seiten Preis 1395 euro

Der erste Band des Klara-Gluck-Abenteuers hat dem Leser die bunteste Familie vor Augen gefuumlhrt die die

Huumlhnermama sich nur wuumlnschen konnte Aus allen Eiern die sie auf ihren Reisen gesammelt hat sind die unterschiedlichsten Tiere geschluumlpft Die wollen nun alle versorgt und begluckt werden Familie ist was man draus macht Dieses Motto lebt das liebenswerte Bilderbuchhuhn so nachvollziehbar komisch und wahrhaftig vor dass nicht nur Kinder ihren Spaszlig daran haben werden Mehr Vielfalt als in der gluckigen Patchworkfamilie geht nicht und mehr vergnuumlgliches Chaos ebenso wenig

Anne C VoorhoeveWir 7 vom Reuterkiezab ca 10 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder265 Seiten Preis 1299 euro

bdquoNeukoumllln fuumlr starke Nervenldquo lautet das Thema einer Stadtteilfuumlhrung die die Freunde Pia Jonas Nesrin Kasim Finn-Ole Mustafa und Rifat fuumlr Touristen anbieten ndash ein Geschaumlftsmodell das die Clique fordert denn es bedarf einer gruumlndlichen Vorbereitung Verlust des Zuhauses durch Gentrifi zierung multi-

kulturelle Gesellschaft Patchworkfamilien In diesem unterhaltsamen Groszligstadt-roman gelingt es der Autorin vielfaumlltige Themen mit Witz Spannung und einer positiven Grundhaltung aufzubereiten

Deutschkenntnisse nicht nur in einzelnen Foumlrderstunden verbessern sondern uumlber den gesamten Tag hinweg

Wie schaumltzen Sie die Situation der paumldago-gischen Fach- und Lehrkraumlfte ein und wie koumlnnte man sie bei ihrer wichtigen Integra-tionsarbeit noch besser unterstuumltzenAn Paumldagogen werden hohe Erwartungen gestellt und viele fuumlhlen sich damit allein-gelassen Sie sollen die gestiegene Zahl junger Fluumlchtlinge und ein Vielfaches an Foumlrderbeduumlrftigen individuell unterstuumltzen doch nur ein Bruchteil der Paumldagogen fuumlhlt sich auf diese Aufgabe gut vorbereitet ndash oft weil es deutliche Maumlngel in der Ausbildung gibt Der Arbeitsalltag in sprachlich und kulturell vielfaumlltigen Klassen spielt in der Aus- und Fortbildung weiterhin nur eine Nebenrolle Dies muss sich schnellstmoumlg-lich aumlndern sonst laufen wir Gefahr die Integrationsversaumlumnisse der Vergangen-heit zu wiederholen Alle angehenden pauml-dagogischen Fach- und Lehrkraumlfte sollten zukuumlnftig Basiskompetenzen in Sprachbil-dung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller Vielfalt erwerben Dies erfordert konkrete Landesvorgaben und eine Aus- und Fortbildung die sich staumlrker am Bedarf der Praxis orientiert

Wenn Sie an Ihre Kindheit zuruumlckdenken Welchen eigenen Forscherfragen sind Sie nachgegangenIch war als Kind mehr eine Leseratte als eine bdquoForscherinldquo ndash kein Wunder dass ich spaumlter die Literaturwissenschaft als meine Forschungsdisziplin gewaumlhlt habe Aber als in der Eifel aufwachsendes Kind von Erd-kunde-Lehrern hat mich auch der Vulkanis-mus sehr fasziniert und ich wollte alles daruumlber wissen wie Maare entstehen und warum die Erde manchmal Feuer spuckt

bdquoFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehenldquo

Weitere Lese- und Medienempfehlungen zu MINT und vielen anderen Themen finden Sie auf stiftunglesende

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FO R S C H T MI T 3 2017

Naturwissenschaften und Technik

fuumlr Maumldchen und Jungen

HerausgeberStiftung Haus der kleinen ForscherClaudia Striffl er (ViSdP)Rungestr 1810179 Berlin Tel 03027 59 59-0Fax 03027 59 59-209E-Mail infohaus-der-kleinen-forscherde

ProjektleitungClaudia PetersenE-Mail claudiapetersenhaus-der-kleinen-forscherde

Verantwortliche RedakteurinJenny MoumlllerE-Mail jennymoellerhaus-der-kleinen-forscherde

RedaktionJonas BrandhorstMareike BreuerMareike MittelbachJenny MoumlllerJasemin SevenKatrin WeberTanja Zagel

Partner der Stiftung sind die Helmholtz-Gemeinschaft die Siemens Stiftung die Dietmar Hopp Stiftung und die Deutsche Telekom Stiftung Gefoumlrdert wird sie vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung

BildnachweisTitel Rawpixelcomfotolia S 1 Bettina VolkeStiftung Haus der kleinen Forscher S 4 hl-studiosthinkstock SIHK zu Hagen S 5 Michael SchmidtStiftung Haus der kleinen Forscher privat S 7 Jens JeskeStiftung Haus der kleinen Forscher S 8 Luminastocksy S12 Kindergarten Schloss Einstein S 13 LightFieldStudiosthinkstock S14-15 Ulrike Keil Stiftung Haus der kleinen Forscher S 17 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher S18-19 Kinderhaus Cheliusstraszlige S 21 privat Courant Forschungszentrum Textstrukturen Universitaumlt Goumlttingen S 24 Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 25 pyotr021thinkstock Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 26 Phil Dera S 28 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher

BezugsbedingungenDie Kitas Horte und Grundschulen die in einem lokalen Netzwerk der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv sind erhalten das Magazin 4 x jaumlhrlich kostenlos Das Magazin steht in vollem Umfang auf der Website der Stiftung wwwhaus-der-kleinen-forscherde kostenlos zum Down-load zur Verfuumlgung

Erscheinungvierteljaumlhrlich

GestaltungDiscodoener middot Stuttgart

SatzDiscodoener middot Stuttgart

Lektorat Lutz Happel

DruckBonifatius GmbHDruck ndash Buch ndash Verlag

Alle Rechte vorbehalten Nachdruck Aufnahme in elektronische Datenbanken Mailboxen sowie sonstige Vervielfaumlltigungen nur mit ausdruumlcklicher Genehmigung der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Fuumlr unverlangt eingesendetes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung uumlbernommen Die Autoren und Redakteure von bdquoForscht mitldquo recherchieren und pruumlfen jeden Artikel sorgfaumlltig auf seine inhaltliche Richtigkeit Dennoch kann es immer mal passieren dass sich Fehler in die Texte oder Bilder schleichen Wir uumlbernehmen daher keine Garantie fuumlr die Angaben

Gedruckt auf 100 PEFC-zertifi ziertem Papier

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Vom Smartphone uumlber den Laptop bis hin zum MP3-Player ndash Kinder wachsen heute in einer Welt auf die stark digital gepraumlgt ist und sich rasend schnell weiterentwickelt Sie moumlchten sie erforschen und mitgestalten Wie funktioniert ein Roboter Was passiert wenn ich den Computer anschalte und wie kann ich Bot-schaften verschluumlsseln In der naumlchsten Ausgabe der bdquoForscht mitldquo dreht sich alles um das Thema Informatik und digitale Bildung

Es erwarten Sie viele spannende Forscherideen und Praxis- beispiele Wir zeigen wie digitale Bildung spielerisch im Alltag in Kita Hort und Grundschule integriert werden kann

Die naumlchste Ausgabe erscheint Ende November 2017

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bdquoTag der kleinen Forscherldquo 2017ZEIGST DU MIR DEINE WELT

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bdquoZeigst du mir deine Weltldquo lautete das Motto zum diesjaumlhrigen bdquoTag der kleinen ForscherldquoDie Sti ung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo rief zum bundesweiten Mitmachtag Kitas Horte und Grundschulen auf gemeinsam zu forschen und die Vielfalt im Alltag zu entdecken Diesem Aufruf folgten etliche Einrichtungen und feierten tolle Forscherfeste

Wie war Ihr bdquoTag der kleinen Forscherldquo Wir freuen uns auf Ihre Erlebnisse pressehaus-der-kleinen-forscherde

2018DER BUNDESWEITE KITA-WETTBEWERB ZUR AUSZEICHNUNG VON HERAUSRAGENDEN PROJEKTEN IM MINT-BEREICH

Weitere Informationen und Bewerbung unter wwwforschergeist-wettbewerbde

Ob Kuumlrbis Kugel Kohle oder Holz ndash viele Dinge machen Kinder neugierig und fuumlhren dazu dass sie Fragen stellen Fuumlr den bundesweiten Kita-Wettbewerb bdquoForschergeist 2018rdquo suchen die Deutsche Telekom Stiftung und die Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherrdquo Projekte die diese Neugier befeuert und den Forschergeist in Kindern geweckt haben gemeinsames Staunen uumlber Naturphaumlnomene spannende mathematische informatische oder technische Fragen aus dem Kita-Alltag ndash teilen Sie die Entdeckungen aus Ihrer Kita Der Wettbewerb will Ihr Engagement in diesem Bereich wuumlrdigen den Forschergeist er-halten und noch mehr Kinder und paumldagogische Fachkraumlfte fuumlr das Forschen und Entdecken begeistern Der bdquoForschergeist 2018rdquo zeichnet die besten Projekte auf Landes- und Bundesebene mit einem Preisgeld aus

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Im Benjamin-Franklin-Village in Mannheim befindet sich eine bdquoBedarfsorientierte Erstaufnahmeeinrichtungldquo ndash die erste in Baden-Wuumlrttemberg mit einer eigenen Willkommensschule Anders als in einer Regelschule wird hier der Unterricht von ehrenamtlichen Lehrkraumlften durchgefuumlhrt Durchschnittlich vier Monate bleiben die gefluumlchteten Kinder und ihre Familien auf dem Gelaumlnde Barbara Hackbarth Trainerin und Netz-werkkoordinatorin beim bdquoHaus der kleinen Forscherldquo leitet eine Forscher-AG an der Willkommensschule in der sie alle 14 Tage mit gefluumlchteten Kindern zu naturwissenschaftlichen und technischen Themen forscht

GUT GEMACHT

WILLKOMMEN KLEINE FORSCHER

Wasser ist immer ein spannendes Forschungsobjekt

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Ins Gespraumlch kommenUumlber das Forschen kommt sie leicht ins Gespraumlch mit den Kindern auch wenn die Kommunikation meist mit Haumlnden und Fuumlszligen statt-findet Die Maumldchen und Jungen stammen aus vielen unterschied-lichen Laumlndern sprechen kein Deutsch und nur wenig Englisch Bildkarten helfen den Kindern rasch die Bezeichnungen fuumlr die Forschermaterialien zu lernen ndash nach der ersten Forscherstunde kennen die Kinder die englischen und deutschen Bezeichnungen fuumlr Wasser und Messbecher Pipette und Reagenzglas

Wertschaumltzung statt LeistungsdruckZurzeit besuchen rund 30 Kinder zwischen 5 und 15 Jahren den Unterricht in der Columbus-Schule Nachmittags bieten Freiwillige verschiedene AGs an Eine davon ist die Forscher-AG bdquoIch wollte mich schon lange in der Fluumlchtlingshilfe engagierenldquo sagt Barbara Hackbarth die als Netzwerkkoordinatorin fuumlr das bdquoHaus der kleinen Forscherldquo beim Suumldwestmetall-Netzwerk Rhein-Neckar arbeitet 15 Kinder besuchen regelmaumlszligig die Forscher-AG Nach den zwei Stunden sind alle ganz schoumln erledigt bdquoAber diese zwei Stun-den sind eine wunderbare Bereicherung fuumlr michldquo sagt Barbara Hackbarth Genauso wie fuumlr die Kinder bdquoSie erfahren hier Bestaumlr-kung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ih-nen dabei hier entspannt anzukommenldquoDie Maumldchen und Jungen freuen sich wenn sich jemand Zeit fuumlr sie nimmt und sich mit ihnen beschaumlftigt

bdquoEierlaufenldquo ndash mal andersWasser so Barbara Hackbarth sei ein wunderbares Element um es mit den Kindern gemeinsam zu erforschen bdquoWir haben Wasser-tropfen untersucht und herausgefunden dass Wasser andere Stoffe aufloumlsen und vermischen kann Auch im Winter bietet es sich an mit Wasser zu forschen ndash in gefrorener Form ist es so faszinierend dass die Kinder es stundenlang untersuchen und immer wieder etwas Neues entdecken Zwischendurch baue ich immer Bewegungsspiele einldquo sagt die Netzwerkkoordinatorin Zum Beispiel spielt sie mit den Kindern bdquoEierlaufenldquo ndash nur mit

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Wasser statt mit Eiern Die Maumldchen und Jungen werden in zwei Gruppen unterteilt Jede Gruppe hat unterschiedliche Dinge zur Verfuumlgung um das Wasser zu transportieren Glaumlser Untertassen Siebe Kellen und was sich sonst noch so findet Dann geht es darum welche Gruppe zuerst das Wasser von dem einen Eimer in den auf der gegenuumlberliegenden Seite transportieren kann

Kleine Schritte zu BeginnDie Forscher-AG ist mit den gefluumlchteten Kindern etwas anders strukturiert als sonst bdquoNormalerweise biete ich immer drei oder vier Forscherideen auf einmal an und lasse die Maumldchen und Jun-gen dann entdecken Aber diese Art des Forschens uumlberfordert die Kinder hierldquo sagt die studierte Sozialpaumldagogin Zudem setzt sie die Kinderkarten vom bdquoHaus der kleinen Forscherldquo ein So koumlnnen sich die Kinder zusaumltzlich an den Bildern orientieren und sich in-spirieren lassen Einmal habe sie mit einigen Kindern am Tisch einen Luftbal-lontransporter gebaut als sie einen Jungen bemerkte der auf dem Boden saszlig Er hatte mit Hilfe einer der Entdeckungskarten einen Faumlcher nachgebaut saszlig in Ruhe da und wedelte sich Luft zu bdquoEr hat nichts gesagt nichts gefragt Ich habe ihm nichts erklaumlrt Er hat einfach die abgebildete Forscheridee nachgebaut und den Luftzug auf sich wirken lassen Das war tollldquo

Der bdquoBildungspassldquoDen bdquoBildungspassldquo der Columbus- Schule haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Mannheim entwickelt Jedes Kind bekommt einen solchen Pass in dem seine Lehrer eintragen koumlnnen welche Themen sie behandelt haben Das koumlnnen Zah- len sein das Einmaleins oder auch geschichtliche Themen Der Pass dient dazu die Lehrerinnen und Lehrer in den aufnehmenden Kommunen uumlber den Bildungsstand des Kindes zu informieren Vor allem aber soll er die Kinder motivieren

Die WillkommensschuleDie Schulpflicht beginnt in Baden-Wuumlrt-temberg fuumlr Kinder deren Eltern einen Asylantrag stellen sechs Monate nach ihrer Ankunft Allerdings nicht schon in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes sondern erst in der Kommune die die Familien und Kinder letztlich aufnimmt Dort werden die Kinder und Jugendlichen zunaumlchst in sogenannten Vorbereitungs- und VABO-Klassen (VABO steht fuumlr Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf fuumlr Jugendliche ohne Deutschkenntnisse) in die Regelschule integriert Die Willkommensschule in Mannheim will die Luumlcke zwischen Ankunft und Schulbeginn in der Kom- mune schlieszligen

Beim Forschen wird auch die Feinmotorik geschult

bdquoSie erfahren hier Bestaumlrkung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ihnen dabei hier entspannt anzukommenldquo

Einen Bericht uumlber die Willkommens-schule finden Sie auch auf unserer Website Service-Portal Integration

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Welche Themen sind Ihnen besonders wich-tig wenn es um die Integration von Kindern in Kita Hort und Grundschule geht Beim Kita- und Schulbesuch muumlssen zu-naumlchst Zugangshuumlrden abgebaut werden Zugewanderte Eltern melden ihre Kinder deutlich seltener in einer Kita an Ihre Kin-der erhalten daher oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie fuumlr ihre sprachliche kognitive koumlrperliche psychische und soziale Ent-wicklung benoumltigen Zwar haben zugewan-derte Familien den gleichen Anspruch auf einen Kita-Platz wie einheimische doch viele sind uumlber Betreuungsangebote schlecht informiert oder es faumlllt ihnen schwer die passende Betreuung zu finden Schulpflichtige Kinder die nach Deutsch-land gefluumlchtet sind muumlssen meist deut-lich laumlnger auf einen Schulplatz warten als die europarechtlich vorgesehenen drei Mo-nate Das verlaumlngert den ohnehin schon groszligen bdquoLeerlaufldquo unnoumltig

Wo liegen aus Ihrer Sicht die Chancen und Herausforderungen im Hinblick auf eine gelungene Integration Hier geht es weniger um Chancen als um Notwendigkeiten Bundesweit hat mittler-weile mehr als jedes dritte Kind einen Migrationshintergrund Eine gelungene

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BILDUNGSPOLITISCHE S INTERVIE W

bdquoBILDUNGSEINRICHTUNGEN KOumlNNEN ALS INTEGRATIONSMOTOR WIRKENldquo

Dr Cornelia Schu ist Geschaumlftsfuumlhrerin des Sachverstaumlndigenrats deutscher Stiftun-gen fuumlr Integration und Migration Eine breite integrationspolitische Expertise hat die promovierte Germanistin als Leiterin des Themenschwerpunkts Integration bei der Stiftung Mercator gewonnen Im Interview beschreibt sie wie der Weg in die Kita fuumlr viele neu zugewanderte Familien einem Huumlrdenlauf gleicht und kritisiert deutlich die Maumlngel in der Ausbildung von Paumldagoginnen und Paumldagogen

Bildungsintegration ist somit unerlaumlsslich um auch fuumlr das weitere Leben der Kinder und Jugendlichen gute Teilhabechancen zu eroumlffnen Die groumlszligte Herausforderung be-steht darin allen Kindern moumlglichst fruumlh Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Kindertagesbetreuung zu sichern Aus un-serer Forschung wissen wir dass der Weg in die Kita besonders fuumlr neu Zugewander-te oft einem Huumlrdenlauf gleicht Vor allem die Versorgungsluumlcke fuumlr unter dreijaumlhrige Kinder muss schnell geschlossen werden Ungleiche Bildungschancen verschaumlrfen

sich zudem an den Schulen wo zugewan-derte Kinder zu oft unter sich bleiben In Groszligstaumldten lernen 70 Prozent von ihnen in Grundschulen in denen mehr als die Haumllfte der Kinder einen Migrationshinter-grund haben Hinzu kommt dass das Lehr-personal oft nur unzureichend auf den Umgang mit sprachlicher und kultureller Vielfalt vorbereitet ist Somit erhalten zu-

gewanderte Kinder oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie benoumltigen um ihre Potenziale zu entfalten

Welche Bedeutung nehmen Kita Hort und Grundschule bei der Integration gefluumlchte-ter Kinder ein Wie koumlnnen die Bildungs-einrichtungen die an sie gestellten Erwar-tungen erfuumlllenFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehen Bildungs-einrichtungen koumlnnen somit als Integrati-onsmotoren wirken Auszligerdem bieten sie den Kindern eine angstfreie Umgebung die nicht vom Fluchtkontext gepraumlgt ist Die Grundsteine die hier heute gelegt werden bilden das Fundament fuumlr die Integrations-erfolge von morgen Kitas und Schulen duumlr-fen aber mit diesem Erwartungsdruck nicht alleingelassen werden Neben Personal-zuschlaumlgen und zusaumltzlichen materiellen Zuwendungen bedarf es vor allem neuer Lehrmaterialien die auf die vielfaumlltigen Beduumlrfnisse gefluumlchteter Kinder eingehen Doch auch die Bildungseinrichtungen selbst muumlssen sich auf den Weg machen und etwa dafuumlr sorgen dass Kinder ihre

bdquoAlle angehenden paumldagogischen Fach- und Lehrkraumlfte so llten zukuumlnftig Basis-kompetenzen in Sprachbildung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller V ielfalt erwerbenldquo

GEMEINS AME LE SEEMPFEHLUNGENDER STIF TUNG bdquoHAUS DER KLEINEN FORSCHERldquo UND DER STIF TUNG LE SEN

Lane SmithDie Faumlhrte der Kinderab ca 4 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder40 Seiten Preis 1499 euro

bdquoEin Kind machte sich auf die Suche Unterwegs begeg-nete ihm die ganze Welt hellipldquo Wonach das Kind sucht wird in diesem poetischen Bilderbuch nicht naumlher benannt Die Nase neugierig nach vorn gestreckt durchwandert es verschiedene Lebensraumlume Von hohen Bergen uumlber das eisige Zuhause der Pinguine und die Tiefen des Meeres erleuchtet von farbigen Quallen bis hin zu kargen Steppen und tiefgruumlnen Dschungeln Die ungewoumlhnliche Bilderbuchreise lebt von den auszligergewoumlhnlichen Illustrationen die das Thema Vielfalt widerspiegeln und ahnen lassen wie die Welt ohne Menschen aussehen wuumlrde

Emma Levey Klara Gluck und ihre Kinderab ca 4 Jahren Verlag orell fuumlssli32 Seiten Preis 1395 euro

Der erste Band des Klara-Gluck-Abenteuers hat dem Leser die bunteste Familie vor Augen gefuumlhrt die die

Huumlhnermama sich nur wuumlnschen konnte Aus allen Eiern die sie auf ihren Reisen gesammelt hat sind die unterschiedlichsten Tiere geschluumlpft Die wollen nun alle versorgt und begluckt werden Familie ist was man draus macht Dieses Motto lebt das liebenswerte Bilderbuchhuhn so nachvollziehbar komisch und wahrhaftig vor dass nicht nur Kinder ihren Spaszlig daran haben werden Mehr Vielfalt als in der gluckigen Patchworkfamilie geht nicht und mehr vergnuumlgliches Chaos ebenso wenig

Anne C VoorhoeveWir 7 vom Reuterkiezab ca 10 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder265 Seiten Preis 1299 euro

bdquoNeukoumllln fuumlr starke Nervenldquo lautet das Thema einer Stadtteilfuumlhrung die die Freunde Pia Jonas Nesrin Kasim Finn-Ole Mustafa und Rifat fuumlr Touristen anbieten ndash ein Geschaumlftsmodell das die Clique fordert denn es bedarf einer gruumlndlichen Vorbereitung Verlust des Zuhauses durch Gentrifi zierung multi-

kulturelle Gesellschaft Patchworkfamilien In diesem unterhaltsamen Groszligstadt-roman gelingt es der Autorin vielfaumlltige Themen mit Witz Spannung und einer positiven Grundhaltung aufzubereiten

Deutschkenntnisse nicht nur in einzelnen Foumlrderstunden verbessern sondern uumlber den gesamten Tag hinweg

Wie schaumltzen Sie die Situation der paumldago-gischen Fach- und Lehrkraumlfte ein und wie koumlnnte man sie bei ihrer wichtigen Integra-tionsarbeit noch besser unterstuumltzenAn Paumldagogen werden hohe Erwartungen gestellt und viele fuumlhlen sich damit allein-gelassen Sie sollen die gestiegene Zahl junger Fluumlchtlinge und ein Vielfaches an Foumlrderbeduumlrftigen individuell unterstuumltzen doch nur ein Bruchteil der Paumldagogen fuumlhlt sich auf diese Aufgabe gut vorbereitet ndash oft weil es deutliche Maumlngel in der Ausbildung gibt Der Arbeitsalltag in sprachlich und kulturell vielfaumlltigen Klassen spielt in der Aus- und Fortbildung weiterhin nur eine Nebenrolle Dies muss sich schnellstmoumlg-lich aumlndern sonst laufen wir Gefahr die Integrationsversaumlumnisse der Vergangen-heit zu wiederholen Alle angehenden pauml-dagogischen Fach- und Lehrkraumlfte sollten zukuumlnftig Basiskompetenzen in Sprachbil-dung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller Vielfalt erwerben Dies erfordert konkrete Landesvorgaben und eine Aus- und Fortbildung die sich staumlrker am Bedarf der Praxis orientiert

Wenn Sie an Ihre Kindheit zuruumlckdenken Welchen eigenen Forscherfragen sind Sie nachgegangenIch war als Kind mehr eine Leseratte als eine bdquoForscherinldquo ndash kein Wunder dass ich spaumlter die Literaturwissenschaft als meine Forschungsdisziplin gewaumlhlt habe Aber als in der Eifel aufwachsendes Kind von Erd-kunde-Lehrern hat mich auch der Vulkanis-mus sehr fasziniert und ich wollte alles daruumlber wissen wie Maare entstehen und warum die Erde manchmal Feuer spuckt

bdquoFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehenldquo

Weitere Lese- und Medienempfehlungen zu MINT und vielen anderen Themen finden Sie auf stiftunglesende

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FO R S C H T MI T 3 2017

Naturwissenschaften und Technik

fuumlr Maumldchen und Jungen

HerausgeberStiftung Haus der kleinen ForscherClaudia Striffl er (ViSdP)Rungestr 1810179 Berlin Tel 03027 59 59-0Fax 03027 59 59-209E-Mail infohaus-der-kleinen-forscherde

ProjektleitungClaudia PetersenE-Mail claudiapetersenhaus-der-kleinen-forscherde

Verantwortliche RedakteurinJenny MoumlllerE-Mail jennymoellerhaus-der-kleinen-forscherde

RedaktionJonas BrandhorstMareike BreuerMareike MittelbachJenny MoumlllerJasemin SevenKatrin WeberTanja Zagel

Partner der Stiftung sind die Helmholtz-Gemeinschaft die Siemens Stiftung die Dietmar Hopp Stiftung und die Deutsche Telekom Stiftung Gefoumlrdert wird sie vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung

BildnachweisTitel Rawpixelcomfotolia S 1 Bettina VolkeStiftung Haus der kleinen Forscher S 4 hl-studiosthinkstock SIHK zu Hagen S 5 Michael SchmidtStiftung Haus der kleinen Forscher privat S 7 Jens JeskeStiftung Haus der kleinen Forscher S 8 Luminastocksy S12 Kindergarten Schloss Einstein S 13 LightFieldStudiosthinkstock S14-15 Ulrike Keil Stiftung Haus der kleinen Forscher S 17 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher S18-19 Kinderhaus Cheliusstraszlige S 21 privat Courant Forschungszentrum Textstrukturen Universitaumlt Goumlttingen S 24 Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 25 pyotr021thinkstock Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 26 Phil Dera S 28 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher

BezugsbedingungenDie Kitas Horte und Grundschulen die in einem lokalen Netzwerk der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv sind erhalten das Magazin 4 x jaumlhrlich kostenlos Das Magazin steht in vollem Umfang auf der Website der Stiftung wwwhaus-der-kleinen-forscherde kostenlos zum Down-load zur Verfuumlgung

Erscheinungvierteljaumlhrlich

GestaltungDiscodoener middot Stuttgart

SatzDiscodoener middot Stuttgart

Lektorat Lutz Happel

DruckBonifatius GmbHDruck ndash Buch ndash Verlag

Alle Rechte vorbehalten Nachdruck Aufnahme in elektronische Datenbanken Mailboxen sowie sonstige Vervielfaumlltigungen nur mit ausdruumlcklicher Genehmigung der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Fuumlr unverlangt eingesendetes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung uumlbernommen Die Autoren und Redakteure von bdquoForscht mitldquo recherchieren und pruumlfen jeden Artikel sorgfaumlltig auf seine inhaltliche Richtigkeit Dennoch kann es immer mal passieren dass sich Fehler in die Texte oder Bilder schleichen Wir uumlbernehmen daher keine Garantie fuumlr die Angaben

Gedruckt auf 100 PEFC-zertifi ziertem Papier

GU T ZU W IS S E N

VORSCHAU AUF DIE NAumlCHSTE AUSGABE

TITELTHEMAVON BITS UND BYTES

Vom Smartphone uumlber den Laptop bis hin zum MP3-Player ndash Kinder wachsen heute in einer Welt auf die stark digital gepraumlgt ist und sich rasend schnell weiterentwickelt Sie moumlchten sie erforschen und mitgestalten Wie funktioniert ein Roboter Was passiert wenn ich den Computer anschalte und wie kann ich Bot-schaften verschluumlsseln In der naumlchsten Ausgabe der bdquoForscht mitldquo dreht sich alles um das Thema Informatik und digitale Bildung

Es erwarten Sie viele spannende Forscherideen und Praxis- beispiele Wir zeigen wie digitale Bildung spielerisch im Alltag in Kita Hort und Grundschule integriert werden kann

Die naumlchste Ausgabe erscheint Ende November 2017

l 28 l

bdquoTag der kleinen Forscherldquo 2017ZEIGST DU MIR DEINE WELT

Mehr Bilder und

Berichte unter wwwtag-der-

kleinen-forscherde

bdquoZeigst du mir deine Weltldquo lautete das Motto zum diesjaumlhrigen bdquoTag der kleinen ForscherldquoDie Sti ung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo rief zum bundesweiten Mitmachtag Kitas Horte und Grundschulen auf gemeinsam zu forschen und die Vielfalt im Alltag zu entdecken Diesem Aufruf folgten etliche Einrichtungen und feierten tolle Forscherfeste

Wie war Ihr bdquoTag der kleinen Forscherldquo Wir freuen uns auf Ihre Erlebnisse pressehaus-der-kleinen-forscherde

2018DER BUNDESWEITE KITA-WETTBEWERB ZUR AUSZEICHNUNG VON HERAUSRAGENDEN PROJEKTEN IM MINT-BEREICH

Weitere Informationen und Bewerbung unter wwwforschergeist-wettbewerbde

Ob Kuumlrbis Kugel Kohle oder Holz ndash viele Dinge machen Kinder neugierig und fuumlhren dazu dass sie Fragen stellen Fuumlr den bundesweiten Kita-Wettbewerb bdquoForschergeist 2018rdquo suchen die Deutsche Telekom Stiftung und die Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherrdquo Projekte die diese Neugier befeuert und den Forschergeist in Kindern geweckt haben gemeinsames Staunen uumlber Naturphaumlnomene spannende mathematische informatische oder technische Fragen aus dem Kita-Alltag ndash teilen Sie die Entdeckungen aus Ihrer Kita Der Wettbewerb will Ihr Engagement in diesem Bereich wuumlrdigen den Forschergeist er-halten und noch mehr Kinder und paumldagogische Fachkraumlfte fuumlr das Forschen und Entdecken begeistern Der bdquoForschergeist 2018rdquo zeichnet die besten Projekte auf Landes- und Bundesebene mit einem Preisgeld aus

Bewerbungsstart

06 September2017

Page 27: hnik DAS MAGAZIN DER STIFTUNG „HAUS DER KLEINEN … · l 1 l LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, in den vergangenen Jahren haben viele Flüchtlinge Deutschland erreicht, darunter auch

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GU T ZU W IS S E N

Wasser statt mit Eiern Die Maumldchen und Jungen werden in zwei Gruppen unterteilt Jede Gruppe hat unterschiedliche Dinge zur Verfuumlgung um das Wasser zu transportieren Glaumlser Untertassen Siebe Kellen und was sich sonst noch so findet Dann geht es darum welche Gruppe zuerst das Wasser von dem einen Eimer in den auf der gegenuumlberliegenden Seite transportieren kann

Kleine Schritte zu BeginnDie Forscher-AG ist mit den gefluumlchteten Kindern etwas anders strukturiert als sonst bdquoNormalerweise biete ich immer drei oder vier Forscherideen auf einmal an und lasse die Maumldchen und Jun-gen dann entdecken Aber diese Art des Forschens uumlberfordert die Kinder hierldquo sagt die studierte Sozialpaumldagogin Zudem setzt sie die Kinderkarten vom bdquoHaus der kleinen Forscherldquo ein So koumlnnen sich die Kinder zusaumltzlich an den Bildern orientieren und sich in-spirieren lassen Einmal habe sie mit einigen Kindern am Tisch einen Luftbal-lontransporter gebaut als sie einen Jungen bemerkte der auf dem Boden saszlig Er hatte mit Hilfe einer der Entdeckungskarten einen Faumlcher nachgebaut saszlig in Ruhe da und wedelte sich Luft zu bdquoEr hat nichts gesagt nichts gefragt Ich habe ihm nichts erklaumlrt Er hat einfach die abgebildete Forscheridee nachgebaut und den Luftzug auf sich wirken lassen Das war tollldquo

Der bdquoBildungspassldquoDen bdquoBildungspassldquo der Columbus- Schule haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Mannheim entwickelt Jedes Kind bekommt einen solchen Pass in dem seine Lehrer eintragen koumlnnen welche Themen sie behandelt haben Das koumlnnen Zah- len sein das Einmaleins oder auch geschichtliche Themen Der Pass dient dazu die Lehrerinnen und Lehrer in den aufnehmenden Kommunen uumlber den Bildungsstand des Kindes zu informieren Vor allem aber soll er die Kinder motivieren

Die WillkommensschuleDie Schulpflicht beginnt in Baden-Wuumlrt-temberg fuumlr Kinder deren Eltern einen Asylantrag stellen sechs Monate nach ihrer Ankunft Allerdings nicht schon in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes sondern erst in der Kommune die die Familien und Kinder letztlich aufnimmt Dort werden die Kinder und Jugendlichen zunaumlchst in sogenannten Vorbereitungs- und VABO-Klassen (VABO steht fuumlr Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf fuumlr Jugendliche ohne Deutschkenntnisse) in die Regelschule integriert Die Willkommensschule in Mannheim will die Luumlcke zwischen Ankunft und Schulbeginn in der Kom- mune schlieszligen

Beim Forschen wird auch die Feinmotorik geschult

bdquoSie erfahren hier Bestaumlrkung und Wertschaumltzung ganz ohne Leistungsdruck Das hilft ihnen dabei hier entspannt anzukommenldquo

Einen Bericht uumlber die Willkommens-schule finden Sie auch auf unserer Website Service-Portal Integration

FO R S C H T MI T 3 2017

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Welche Themen sind Ihnen besonders wich-tig wenn es um die Integration von Kindern in Kita Hort und Grundschule geht Beim Kita- und Schulbesuch muumlssen zu-naumlchst Zugangshuumlrden abgebaut werden Zugewanderte Eltern melden ihre Kinder deutlich seltener in einer Kita an Ihre Kin-der erhalten daher oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie fuumlr ihre sprachliche kognitive koumlrperliche psychische und soziale Ent-wicklung benoumltigen Zwar haben zugewan-derte Familien den gleichen Anspruch auf einen Kita-Platz wie einheimische doch viele sind uumlber Betreuungsangebote schlecht informiert oder es faumlllt ihnen schwer die passende Betreuung zu finden Schulpflichtige Kinder die nach Deutsch-land gefluumlchtet sind muumlssen meist deut-lich laumlnger auf einen Schulplatz warten als die europarechtlich vorgesehenen drei Mo-nate Das verlaumlngert den ohnehin schon groszligen bdquoLeerlaufldquo unnoumltig

Wo liegen aus Ihrer Sicht die Chancen und Herausforderungen im Hinblick auf eine gelungene Integration Hier geht es weniger um Chancen als um Notwendigkeiten Bundesweit hat mittler-weile mehr als jedes dritte Kind einen Migrationshintergrund Eine gelungene

GU T ZU W IS S E N

BILDUNGSPOLITISCHE S INTERVIE W

bdquoBILDUNGSEINRICHTUNGEN KOumlNNEN ALS INTEGRATIONSMOTOR WIRKENldquo

Dr Cornelia Schu ist Geschaumlftsfuumlhrerin des Sachverstaumlndigenrats deutscher Stiftun-gen fuumlr Integration und Migration Eine breite integrationspolitische Expertise hat die promovierte Germanistin als Leiterin des Themenschwerpunkts Integration bei der Stiftung Mercator gewonnen Im Interview beschreibt sie wie der Weg in die Kita fuumlr viele neu zugewanderte Familien einem Huumlrdenlauf gleicht und kritisiert deutlich die Maumlngel in der Ausbildung von Paumldagoginnen und Paumldagogen

Bildungsintegration ist somit unerlaumlsslich um auch fuumlr das weitere Leben der Kinder und Jugendlichen gute Teilhabechancen zu eroumlffnen Die groumlszligte Herausforderung be-steht darin allen Kindern moumlglichst fruumlh Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Kindertagesbetreuung zu sichern Aus un-serer Forschung wissen wir dass der Weg in die Kita besonders fuumlr neu Zugewander-te oft einem Huumlrdenlauf gleicht Vor allem die Versorgungsluumlcke fuumlr unter dreijaumlhrige Kinder muss schnell geschlossen werden Ungleiche Bildungschancen verschaumlrfen

sich zudem an den Schulen wo zugewan-derte Kinder zu oft unter sich bleiben In Groszligstaumldten lernen 70 Prozent von ihnen in Grundschulen in denen mehr als die Haumllfte der Kinder einen Migrationshinter-grund haben Hinzu kommt dass das Lehr-personal oft nur unzureichend auf den Umgang mit sprachlicher und kultureller Vielfalt vorbereitet ist Somit erhalten zu-

gewanderte Kinder oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie benoumltigen um ihre Potenziale zu entfalten

Welche Bedeutung nehmen Kita Hort und Grundschule bei der Integration gefluumlchte-ter Kinder ein Wie koumlnnen die Bildungs-einrichtungen die an sie gestellten Erwar-tungen erfuumlllenFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehen Bildungs-einrichtungen koumlnnen somit als Integrati-onsmotoren wirken Auszligerdem bieten sie den Kindern eine angstfreie Umgebung die nicht vom Fluchtkontext gepraumlgt ist Die Grundsteine die hier heute gelegt werden bilden das Fundament fuumlr die Integrations-erfolge von morgen Kitas und Schulen duumlr-fen aber mit diesem Erwartungsdruck nicht alleingelassen werden Neben Personal-zuschlaumlgen und zusaumltzlichen materiellen Zuwendungen bedarf es vor allem neuer Lehrmaterialien die auf die vielfaumlltigen Beduumlrfnisse gefluumlchteter Kinder eingehen Doch auch die Bildungseinrichtungen selbst muumlssen sich auf den Weg machen und etwa dafuumlr sorgen dass Kinder ihre

bdquoAlle angehenden paumldagogischen Fach- und Lehrkraumlfte so llten zukuumlnftig Basis-kompetenzen in Sprachbildung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller V ielfalt erwerbenldquo

GEMEINS AME LE SEEMPFEHLUNGENDER STIF TUNG bdquoHAUS DER KLEINEN FORSCHERldquo UND DER STIF TUNG LE SEN

Lane SmithDie Faumlhrte der Kinderab ca 4 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder40 Seiten Preis 1499 euro

bdquoEin Kind machte sich auf die Suche Unterwegs begeg-nete ihm die ganze Welt hellipldquo Wonach das Kind sucht wird in diesem poetischen Bilderbuch nicht naumlher benannt Die Nase neugierig nach vorn gestreckt durchwandert es verschiedene Lebensraumlume Von hohen Bergen uumlber das eisige Zuhause der Pinguine und die Tiefen des Meeres erleuchtet von farbigen Quallen bis hin zu kargen Steppen und tiefgruumlnen Dschungeln Die ungewoumlhnliche Bilderbuchreise lebt von den auszligergewoumlhnlichen Illustrationen die das Thema Vielfalt widerspiegeln und ahnen lassen wie die Welt ohne Menschen aussehen wuumlrde

Emma Levey Klara Gluck und ihre Kinderab ca 4 Jahren Verlag orell fuumlssli32 Seiten Preis 1395 euro

Der erste Band des Klara-Gluck-Abenteuers hat dem Leser die bunteste Familie vor Augen gefuumlhrt die die

Huumlhnermama sich nur wuumlnschen konnte Aus allen Eiern die sie auf ihren Reisen gesammelt hat sind die unterschiedlichsten Tiere geschluumlpft Die wollen nun alle versorgt und begluckt werden Familie ist was man draus macht Dieses Motto lebt das liebenswerte Bilderbuchhuhn so nachvollziehbar komisch und wahrhaftig vor dass nicht nur Kinder ihren Spaszlig daran haben werden Mehr Vielfalt als in der gluckigen Patchworkfamilie geht nicht und mehr vergnuumlgliches Chaos ebenso wenig

Anne C VoorhoeveWir 7 vom Reuterkiezab ca 10 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder265 Seiten Preis 1299 euro

bdquoNeukoumllln fuumlr starke Nervenldquo lautet das Thema einer Stadtteilfuumlhrung die die Freunde Pia Jonas Nesrin Kasim Finn-Ole Mustafa und Rifat fuumlr Touristen anbieten ndash ein Geschaumlftsmodell das die Clique fordert denn es bedarf einer gruumlndlichen Vorbereitung Verlust des Zuhauses durch Gentrifi zierung multi-

kulturelle Gesellschaft Patchworkfamilien In diesem unterhaltsamen Groszligstadt-roman gelingt es der Autorin vielfaumlltige Themen mit Witz Spannung und einer positiven Grundhaltung aufzubereiten

Deutschkenntnisse nicht nur in einzelnen Foumlrderstunden verbessern sondern uumlber den gesamten Tag hinweg

Wie schaumltzen Sie die Situation der paumldago-gischen Fach- und Lehrkraumlfte ein und wie koumlnnte man sie bei ihrer wichtigen Integra-tionsarbeit noch besser unterstuumltzenAn Paumldagogen werden hohe Erwartungen gestellt und viele fuumlhlen sich damit allein-gelassen Sie sollen die gestiegene Zahl junger Fluumlchtlinge und ein Vielfaches an Foumlrderbeduumlrftigen individuell unterstuumltzen doch nur ein Bruchteil der Paumldagogen fuumlhlt sich auf diese Aufgabe gut vorbereitet ndash oft weil es deutliche Maumlngel in der Ausbildung gibt Der Arbeitsalltag in sprachlich und kulturell vielfaumlltigen Klassen spielt in der Aus- und Fortbildung weiterhin nur eine Nebenrolle Dies muss sich schnellstmoumlg-lich aumlndern sonst laufen wir Gefahr die Integrationsversaumlumnisse der Vergangen-heit zu wiederholen Alle angehenden pauml-dagogischen Fach- und Lehrkraumlfte sollten zukuumlnftig Basiskompetenzen in Sprachbil-dung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller Vielfalt erwerben Dies erfordert konkrete Landesvorgaben und eine Aus- und Fortbildung die sich staumlrker am Bedarf der Praxis orientiert

Wenn Sie an Ihre Kindheit zuruumlckdenken Welchen eigenen Forscherfragen sind Sie nachgegangenIch war als Kind mehr eine Leseratte als eine bdquoForscherinldquo ndash kein Wunder dass ich spaumlter die Literaturwissenschaft als meine Forschungsdisziplin gewaumlhlt habe Aber als in der Eifel aufwachsendes Kind von Erd-kunde-Lehrern hat mich auch der Vulkanis-mus sehr fasziniert und ich wollte alles daruumlber wissen wie Maare entstehen und warum die Erde manchmal Feuer spuckt

bdquoFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehenldquo

Weitere Lese- und Medienempfehlungen zu MINT und vielen anderen Themen finden Sie auf stiftunglesende

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FO R S C H T MI T 3 2017

Naturwissenschaften und Technik

fuumlr Maumldchen und Jungen

HerausgeberStiftung Haus der kleinen ForscherClaudia Striffl er (ViSdP)Rungestr 1810179 Berlin Tel 03027 59 59-0Fax 03027 59 59-209E-Mail infohaus-der-kleinen-forscherde

ProjektleitungClaudia PetersenE-Mail claudiapetersenhaus-der-kleinen-forscherde

Verantwortliche RedakteurinJenny MoumlllerE-Mail jennymoellerhaus-der-kleinen-forscherde

RedaktionJonas BrandhorstMareike BreuerMareike MittelbachJenny MoumlllerJasemin SevenKatrin WeberTanja Zagel

Partner der Stiftung sind die Helmholtz-Gemeinschaft die Siemens Stiftung die Dietmar Hopp Stiftung und die Deutsche Telekom Stiftung Gefoumlrdert wird sie vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung

BildnachweisTitel Rawpixelcomfotolia S 1 Bettina VolkeStiftung Haus der kleinen Forscher S 4 hl-studiosthinkstock SIHK zu Hagen S 5 Michael SchmidtStiftung Haus der kleinen Forscher privat S 7 Jens JeskeStiftung Haus der kleinen Forscher S 8 Luminastocksy S12 Kindergarten Schloss Einstein S 13 LightFieldStudiosthinkstock S14-15 Ulrike Keil Stiftung Haus der kleinen Forscher S 17 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher S18-19 Kinderhaus Cheliusstraszlige S 21 privat Courant Forschungszentrum Textstrukturen Universitaumlt Goumlttingen S 24 Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 25 pyotr021thinkstock Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 26 Phil Dera S 28 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher

BezugsbedingungenDie Kitas Horte und Grundschulen die in einem lokalen Netzwerk der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv sind erhalten das Magazin 4 x jaumlhrlich kostenlos Das Magazin steht in vollem Umfang auf der Website der Stiftung wwwhaus-der-kleinen-forscherde kostenlos zum Down-load zur Verfuumlgung

Erscheinungvierteljaumlhrlich

GestaltungDiscodoener middot Stuttgart

SatzDiscodoener middot Stuttgart

Lektorat Lutz Happel

DruckBonifatius GmbHDruck ndash Buch ndash Verlag

Alle Rechte vorbehalten Nachdruck Aufnahme in elektronische Datenbanken Mailboxen sowie sonstige Vervielfaumlltigungen nur mit ausdruumlcklicher Genehmigung der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Fuumlr unverlangt eingesendetes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung uumlbernommen Die Autoren und Redakteure von bdquoForscht mitldquo recherchieren und pruumlfen jeden Artikel sorgfaumlltig auf seine inhaltliche Richtigkeit Dennoch kann es immer mal passieren dass sich Fehler in die Texte oder Bilder schleichen Wir uumlbernehmen daher keine Garantie fuumlr die Angaben

Gedruckt auf 100 PEFC-zertifi ziertem Papier

GU T ZU W IS S E N

VORSCHAU AUF DIE NAumlCHSTE AUSGABE

TITELTHEMAVON BITS UND BYTES

Vom Smartphone uumlber den Laptop bis hin zum MP3-Player ndash Kinder wachsen heute in einer Welt auf die stark digital gepraumlgt ist und sich rasend schnell weiterentwickelt Sie moumlchten sie erforschen und mitgestalten Wie funktioniert ein Roboter Was passiert wenn ich den Computer anschalte und wie kann ich Bot-schaften verschluumlsseln In der naumlchsten Ausgabe der bdquoForscht mitldquo dreht sich alles um das Thema Informatik und digitale Bildung

Es erwarten Sie viele spannende Forscherideen und Praxis- beispiele Wir zeigen wie digitale Bildung spielerisch im Alltag in Kita Hort und Grundschule integriert werden kann

Die naumlchste Ausgabe erscheint Ende November 2017

l 28 l

bdquoTag der kleinen Forscherldquo 2017ZEIGST DU MIR DEINE WELT

Mehr Bilder und

Berichte unter wwwtag-der-

kleinen-forscherde

bdquoZeigst du mir deine Weltldquo lautete das Motto zum diesjaumlhrigen bdquoTag der kleinen ForscherldquoDie Sti ung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo rief zum bundesweiten Mitmachtag Kitas Horte und Grundschulen auf gemeinsam zu forschen und die Vielfalt im Alltag zu entdecken Diesem Aufruf folgten etliche Einrichtungen und feierten tolle Forscherfeste

Wie war Ihr bdquoTag der kleinen Forscherldquo Wir freuen uns auf Ihre Erlebnisse pressehaus-der-kleinen-forscherde

2018DER BUNDESWEITE KITA-WETTBEWERB ZUR AUSZEICHNUNG VON HERAUSRAGENDEN PROJEKTEN IM MINT-BEREICH

Weitere Informationen und Bewerbung unter wwwforschergeist-wettbewerbde

Ob Kuumlrbis Kugel Kohle oder Holz ndash viele Dinge machen Kinder neugierig und fuumlhren dazu dass sie Fragen stellen Fuumlr den bundesweiten Kita-Wettbewerb bdquoForschergeist 2018rdquo suchen die Deutsche Telekom Stiftung und die Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherrdquo Projekte die diese Neugier befeuert und den Forschergeist in Kindern geweckt haben gemeinsames Staunen uumlber Naturphaumlnomene spannende mathematische informatische oder technische Fragen aus dem Kita-Alltag ndash teilen Sie die Entdeckungen aus Ihrer Kita Der Wettbewerb will Ihr Engagement in diesem Bereich wuumlrdigen den Forschergeist er-halten und noch mehr Kinder und paumldagogische Fachkraumlfte fuumlr das Forschen und Entdecken begeistern Der bdquoForschergeist 2018rdquo zeichnet die besten Projekte auf Landes- und Bundesebene mit einem Preisgeld aus

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06 September2017

Page 28: hnik DAS MAGAZIN DER STIFTUNG „HAUS DER KLEINEN … · l 1 l LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, in den vergangenen Jahren haben viele Flüchtlinge Deutschland erreicht, darunter auch

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Welche Themen sind Ihnen besonders wich-tig wenn es um die Integration von Kindern in Kita Hort und Grundschule geht Beim Kita- und Schulbesuch muumlssen zu-naumlchst Zugangshuumlrden abgebaut werden Zugewanderte Eltern melden ihre Kinder deutlich seltener in einer Kita an Ihre Kin-der erhalten daher oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie fuumlr ihre sprachliche kognitive koumlrperliche psychische und soziale Ent-wicklung benoumltigen Zwar haben zugewan-derte Familien den gleichen Anspruch auf einen Kita-Platz wie einheimische doch viele sind uumlber Betreuungsangebote schlecht informiert oder es faumlllt ihnen schwer die passende Betreuung zu finden Schulpflichtige Kinder die nach Deutsch-land gefluumlchtet sind muumlssen meist deut-lich laumlnger auf einen Schulplatz warten als die europarechtlich vorgesehenen drei Mo-nate Das verlaumlngert den ohnehin schon groszligen bdquoLeerlaufldquo unnoumltig

Wo liegen aus Ihrer Sicht die Chancen und Herausforderungen im Hinblick auf eine gelungene Integration Hier geht es weniger um Chancen als um Notwendigkeiten Bundesweit hat mittler-weile mehr als jedes dritte Kind einen Migrationshintergrund Eine gelungene

GU T ZU W IS S E N

BILDUNGSPOLITISCHE S INTERVIE W

bdquoBILDUNGSEINRICHTUNGEN KOumlNNEN ALS INTEGRATIONSMOTOR WIRKENldquo

Dr Cornelia Schu ist Geschaumlftsfuumlhrerin des Sachverstaumlndigenrats deutscher Stiftun-gen fuumlr Integration und Migration Eine breite integrationspolitische Expertise hat die promovierte Germanistin als Leiterin des Themenschwerpunkts Integration bei der Stiftung Mercator gewonnen Im Interview beschreibt sie wie der Weg in die Kita fuumlr viele neu zugewanderte Familien einem Huumlrdenlauf gleicht und kritisiert deutlich die Maumlngel in der Ausbildung von Paumldagoginnen und Paumldagogen

Bildungsintegration ist somit unerlaumlsslich um auch fuumlr das weitere Leben der Kinder und Jugendlichen gute Teilhabechancen zu eroumlffnen Die groumlszligte Herausforderung be-steht darin allen Kindern moumlglichst fruumlh Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Kindertagesbetreuung zu sichern Aus un-serer Forschung wissen wir dass der Weg in die Kita besonders fuumlr neu Zugewander-te oft einem Huumlrdenlauf gleicht Vor allem die Versorgungsluumlcke fuumlr unter dreijaumlhrige Kinder muss schnell geschlossen werden Ungleiche Bildungschancen verschaumlrfen

sich zudem an den Schulen wo zugewan-derte Kinder zu oft unter sich bleiben In Groszligstaumldten lernen 70 Prozent von ihnen in Grundschulen in denen mehr als die Haumllfte der Kinder einen Migrationshinter-grund haben Hinzu kommt dass das Lehr-personal oft nur unzureichend auf den Umgang mit sprachlicher und kultureller Vielfalt vorbereitet ist Somit erhalten zu-

gewanderte Kinder oft nicht die Unterstuumlt-zung die sie benoumltigen um ihre Potenziale zu entfalten

Welche Bedeutung nehmen Kita Hort und Grundschule bei der Integration gefluumlchte-ter Kinder ein Wie koumlnnen die Bildungs-einrichtungen die an sie gestellten Erwar-tungen erfuumlllenFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehen Bildungs-einrichtungen koumlnnen somit als Integrati-onsmotoren wirken Auszligerdem bieten sie den Kindern eine angstfreie Umgebung die nicht vom Fluchtkontext gepraumlgt ist Die Grundsteine die hier heute gelegt werden bilden das Fundament fuumlr die Integrations-erfolge von morgen Kitas und Schulen duumlr-fen aber mit diesem Erwartungsdruck nicht alleingelassen werden Neben Personal-zuschlaumlgen und zusaumltzlichen materiellen Zuwendungen bedarf es vor allem neuer Lehrmaterialien die auf die vielfaumlltigen Beduumlrfnisse gefluumlchteter Kinder eingehen Doch auch die Bildungseinrichtungen selbst muumlssen sich auf den Weg machen und etwa dafuumlr sorgen dass Kinder ihre

bdquoAlle angehenden paumldagogischen Fach- und Lehrkraumlfte so llten zukuumlnftig Basis-kompetenzen in Sprachbildung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller V ielfalt erwerbenldquo

GEMEINS AME LE SEEMPFEHLUNGENDER STIF TUNG bdquoHAUS DER KLEINEN FORSCHERldquo UND DER STIF TUNG LE SEN

Lane SmithDie Faumlhrte der Kinderab ca 4 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder40 Seiten Preis 1499 euro

bdquoEin Kind machte sich auf die Suche Unterwegs begeg-nete ihm die ganze Welt hellipldquo Wonach das Kind sucht wird in diesem poetischen Bilderbuch nicht naumlher benannt Die Nase neugierig nach vorn gestreckt durchwandert es verschiedene Lebensraumlume Von hohen Bergen uumlber das eisige Zuhause der Pinguine und die Tiefen des Meeres erleuchtet von farbigen Quallen bis hin zu kargen Steppen und tiefgruumlnen Dschungeln Die ungewoumlhnliche Bilderbuchreise lebt von den auszligergewoumlhnlichen Illustrationen die das Thema Vielfalt widerspiegeln und ahnen lassen wie die Welt ohne Menschen aussehen wuumlrde

Emma Levey Klara Gluck und ihre Kinderab ca 4 Jahren Verlag orell fuumlssli32 Seiten Preis 1395 euro

Der erste Band des Klara-Gluck-Abenteuers hat dem Leser die bunteste Familie vor Augen gefuumlhrt die die

Huumlhnermama sich nur wuumlnschen konnte Aus allen Eiern die sie auf ihren Reisen gesammelt hat sind die unterschiedlichsten Tiere geschluumlpft Die wollen nun alle versorgt und begluckt werden Familie ist was man draus macht Dieses Motto lebt das liebenswerte Bilderbuchhuhn so nachvollziehbar komisch und wahrhaftig vor dass nicht nur Kinder ihren Spaszlig daran haben werden Mehr Vielfalt als in der gluckigen Patchworkfamilie geht nicht und mehr vergnuumlgliches Chaos ebenso wenig

Anne C VoorhoeveWir 7 vom Reuterkiezab ca 10 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder265 Seiten Preis 1299 euro

bdquoNeukoumllln fuumlr starke Nervenldquo lautet das Thema einer Stadtteilfuumlhrung die die Freunde Pia Jonas Nesrin Kasim Finn-Ole Mustafa und Rifat fuumlr Touristen anbieten ndash ein Geschaumlftsmodell das die Clique fordert denn es bedarf einer gruumlndlichen Vorbereitung Verlust des Zuhauses durch Gentrifi zierung multi-

kulturelle Gesellschaft Patchworkfamilien In diesem unterhaltsamen Groszligstadt-roman gelingt es der Autorin vielfaumlltige Themen mit Witz Spannung und einer positiven Grundhaltung aufzubereiten

Deutschkenntnisse nicht nur in einzelnen Foumlrderstunden verbessern sondern uumlber den gesamten Tag hinweg

Wie schaumltzen Sie die Situation der paumldago-gischen Fach- und Lehrkraumlfte ein und wie koumlnnte man sie bei ihrer wichtigen Integra-tionsarbeit noch besser unterstuumltzenAn Paumldagogen werden hohe Erwartungen gestellt und viele fuumlhlen sich damit allein-gelassen Sie sollen die gestiegene Zahl junger Fluumlchtlinge und ein Vielfaches an Foumlrderbeduumlrftigen individuell unterstuumltzen doch nur ein Bruchteil der Paumldagogen fuumlhlt sich auf diese Aufgabe gut vorbereitet ndash oft weil es deutliche Maumlngel in der Ausbildung gibt Der Arbeitsalltag in sprachlich und kulturell vielfaumlltigen Klassen spielt in der Aus- und Fortbildung weiterhin nur eine Nebenrolle Dies muss sich schnellstmoumlg-lich aumlndern sonst laufen wir Gefahr die Integrationsversaumlumnisse der Vergangen-heit zu wiederholen Alle angehenden pauml-dagogischen Fach- und Lehrkraumlfte sollten zukuumlnftig Basiskompetenzen in Sprachbil-dung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller Vielfalt erwerben Dies erfordert konkrete Landesvorgaben und eine Aus- und Fortbildung die sich staumlrker am Bedarf der Praxis orientiert

Wenn Sie an Ihre Kindheit zuruumlckdenken Welchen eigenen Forscherfragen sind Sie nachgegangenIch war als Kind mehr eine Leseratte als eine bdquoForscherinldquo ndash kein Wunder dass ich spaumlter die Literaturwissenschaft als meine Forschungsdisziplin gewaumlhlt habe Aber als in der Eifel aufwachsendes Kind von Erd-kunde-Lehrern hat mich auch der Vulkanis-mus sehr fasziniert und ich wollte alles daruumlber wissen wie Maare entstehen und warum die Erde manchmal Feuer spuckt

bdquoFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehenldquo

Weitere Lese- und Medienempfehlungen zu MINT und vielen anderen Themen finden Sie auf stiftunglesende

l 27 l

FO R S C H T MI T 3 2017

Naturwissenschaften und Technik

fuumlr Maumldchen und Jungen

HerausgeberStiftung Haus der kleinen ForscherClaudia Striffl er (ViSdP)Rungestr 1810179 Berlin Tel 03027 59 59-0Fax 03027 59 59-209E-Mail infohaus-der-kleinen-forscherde

ProjektleitungClaudia PetersenE-Mail claudiapetersenhaus-der-kleinen-forscherde

Verantwortliche RedakteurinJenny MoumlllerE-Mail jennymoellerhaus-der-kleinen-forscherde

RedaktionJonas BrandhorstMareike BreuerMareike MittelbachJenny MoumlllerJasemin SevenKatrin WeberTanja Zagel

Partner der Stiftung sind die Helmholtz-Gemeinschaft die Siemens Stiftung die Dietmar Hopp Stiftung und die Deutsche Telekom Stiftung Gefoumlrdert wird sie vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung

BildnachweisTitel Rawpixelcomfotolia S 1 Bettina VolkeStiftung Haus der kleinen Forscher S 4 hl-studiosthinkstock SIHK zu Hagen S 5 Michael SchmidtStiftung Haus der kleinen Forscher privat S 7 Jens JeskeStiftung Haus der kleinen Forscher S 8 Luminastocksy S12 Kindergarten Schloss Einstein S 13 LightFieldStudiosthinkstock S14-15 Ulrike Keil Stiftung Haus der kleinen Forscher S 17 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher S18-19 Kinderhaus Cheliusstraszlige S 21 privat Courant Forschungszentrum Textstrukturen Universitaumlt Goumlttingen S 24 Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 25 pyotr021thinkstock Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 26 Phil Dera S 28 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher

BezugsbedingungenDie Kitas Horte und Grundschulen die in einem lokalen Netzwerk der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv sind erhalten das Magazin 4 x jaumlhrlich kostenlos Das Magazin steht in vollem Umfang auf der Website der Stiftung wwwhaus-der-kleinen-forscherde kostenlos zum Down-load zur Verfuumlgung

Erscheinungvierteljaumlhrlich

GestaltungDiscodoener middot Stuttgart

SatzDiscodoener middot Stuttgart

Lektorat Lutz Happel

DruckBonifatius GmbHDruck ndash Buch ndash Verlag

Alle Rechte vorbehalten Nachdruck Aufnahme in elektronische Datenbanken Mailboxen sowie sonstige Vervielfaumlltigungen nur mit ausdruumlcklicher Genehmigung der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Fuumlr unverlangt eingesendetes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung uumlbernommen Die Autoren und Redakteure von bdquoForscht mitldquo recherchieren und pruumlfen jeden Artikel sorgfaumlltig auf seine inhaltliche Richtigkeit Dennoch kann es immer mal passieren dass sich Fehler in die Texte oder Bilder schleichen Wir uumlbernehmen daher keine Garantie fuumlr die Angaben

Gedruckt auf 100 PEFC-zertifi ziertem Papier

GU T ZU W IS S E N

VORSCHAU AUF DIE NAumlCHSTE AUSGABE

TITELTHEMAVON BITS UND BYTES

Vom Smartphone uumlber den Laptop bis hin zum MP3-Player ndash Kinder wachsen heute in einer Welt auf die stark digital gepraumlgt ist und sich rasend schnell weiterentwickelt Sie moumlchten sie erforschen und mitgestalten Wie funktioniert ein Roboter Was passiert wenn ich den Computer anschalte und wie kann ich Bot-schaften verschluumlsseln In der naumlchsten Ausgabe der bdquoForscht mitldquo dreht sich alles um das Thema Informatik und digitale Bildung

Es erwarten Sie viele spannende Forscherideen und Praxis- beispiele Wir zeigen wie digitale Bildung spielerisch im Alltag in Kita Hort und Grundschule integriert werden kann

Die naumlchste Ausgabe erscheint Ende November 2017

l 28 l

bdquoTag der kleinen Forscherldquo 2017ZEIGST DU MIR DEINE WELT

Mehr Bilder und

Berichte unter wwwtag-der-

kleinen-forscherde

bdquoZeigst du mir deine Weltldquo lautete das Motto zum diesjaumlhrigen bdquoTag der kleinen ForscherldquoDie Sti ung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo rief zum bundesweiten Mitmachtag Kitas Horte und Grundschulen auf gemeinsam zu forschen und die Vielfalt im Alltag zu entdecken Diesem Aufruf folgten etliche Einrichtungen und feierten tolle Forscherfeste

Wie war Ihr bdquoTag der kleinen Forscherldquo Wir freuen uns auf Ihre Erlebnisse pressehaus-der-kleinen-forscherde

2018DER BUNDESWEITE KITA-WETTBEWERB ZUR AUSZEICHNUNG VON HERAUSRAGENDEN PROJEKTEN IM MINT-BEREICH

Weitere Informationen und Bewerbung unter wwwforschergeist-wettbewerbde

Ob Kuumlrbis Kugel Kohle oder Holz ndash viele Dinge machen Kinder neugierig und fuumlhren dazu dass sie Fragen stellen Fuumlr den bundesweiten Kita-Wettbewerb bdquoForschergeist 2018rdquo suchen die Deutsche Telekom Stiftung und die Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherrdquo Projekte die diese Neugier befeuert und den Forschergeist in Kindern geweckt haben gemeinsames Staunen uumlber Naturphaumlnomene spannende mathematische informatische oder technische Fragen aus dem Kita-Alltag ndash teilen Sie die Entdeckungen aus Ihrer Kita Der Wettbewerb will Ihr Engagement in diesem Bereich wuumlrdigen den Forschergeist er-halten und noch mehr Kinder und paumldagogische Fachkraumlfte fuumlr das Forschen und Entdecken begeistern Der bdquoForschergeist 2018rdquo zeichnet die besten Projekte auf Landes- und Bundesebene mit einem Preisgeld aus

Bewerbungsstart

06 September2017

Page 29: hnik DAS MAGAZIN DER STIFTUNG „HAUS DER KLEINEN … · l 1 l LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, in den vergangenen Jahren haben viele Flüchtlinge Deutschland erreicht, darunter auch

GEMEINS AME LE SEEMPFEHLUNGENDER STIF TUNG bdquoHAUS DER KLEINEN FORSCHERldquo UND DER STIF TUNG LE SEN

Lane SmithDie Faumlhrte der Kinderab ca 4 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder40 Seiten Preis 1499 euro

bdquoEin Kind machte sich auf die Suche Unterwegs begeg-nete ihm die ganze Welt hellipldquo Wonach das Kind sucht wird in diesem poetischen Bilderbuch nicht naumlher benannt Die Nase neugierig nach vorn gestreckt durchwandert es verschiedene Lebensraumlume Von hohen Bergen uumlber das eisige Zuhause der Pinguine und die Tiefen des Meeres erleuchtet von farbigen Quallen bis hin zu kargen Steppen und tiefgruumlnen Dschungeln Die ungewoumlhnliche Bilderbuchreise lebt von den auszligergewoumlhnlichen Illustrationen die das Thema Vielfalt widerspiegeln und ahnen lassen wie die Welt ohne Menschen aussehen wuumlrde

Emma Levey Klara Gluck und ihre Kinderab ca 4 Jahren Verlag orell fuumlssli32 Seiten Preis 1395 euro

Der erste Band des Klara-Gluck-Abenteuers hat dem Leser die bunteste Familie vor Augen gefuumlhrt die die

Huumlhnermama sich nur wuumlnschen konnte Aus allen Eiern die sie auf ihren Reisen gesammelt hat sind die unterschiedlichsten Tiere geschluumlpft Die wollen nun alle versorgt und begluckt werden Familie ist was man draus macht Dieses Motto lebt das liebenswerte Bilderbuchhuhn so nachvollziehbar komisch und wahrhaftig vor dass nicht nur Kinder ihren Spaszlig daran haben werden Mehr Vielfalt als in der gluckigen Patchworkfamilie geht nicht und mehr vergnuumlgliches Chaos ebenso wenig

Anne C VoorhoeveWir 7 vom Reuterkiezab ca 10 Jahren Verlag Fischer Sauerlaumlnder265 Seiten Preis 1299 euro

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kulturelle Gesellschaft Patchworkfamilien In diesem unterhaltsamen Groszligstadt-roman gelingt es der Autorin vielfaumlltige Themen mit Witz Spannung und einer positiven Grundhaltung aufzubereiten

Deutschkenntnisse nicht nur in einzelnen Foumlrderstunden verbessern sondern uumlber den gesamten Tag hinweg

Wie schaumltzen Sie die Situation der paumldago-gischen Fach- und Lehrkraumlfte ein und wie koumlnnte man sie bei ihrer wichtigen Integra-tionsarbeit noch besser unterstuumltzenAn Paumldagogen werden hohe Erwartungen gestellt und viele fuumlhlen sich damit allein-gelassen Sie sollen die gestiegene Zahl junger Fluumlchtlinge und ein Vielfaches an Foumlrderbeduumlrftigen individuell unterstuumltzen doch nur ein Bruchteil der Paumldagogen fuumlhlt sich auf diese Aufgabe gut vorbereitet ndash oft weil es deutliche Maumlngel in der Ausbildung gibt Der Arbeitsalltag in sprachlich und kulturell vielfaumlltigen Klassen spielt in der Aus- und Fortbildung weiterhin nur eine Nebenrolle Dies muss sich schnellstmoumlg-lich aumlndern sonst laufen wir Gefahr die Integrationsversaumlumnisse der Vergangen-heit zu wiederholen Alle angehenden pauml-dagogischen Fach- und Lehrkraumlfte sollten zukuumlnftig Basiskompetenzen in Sprachbil-dung sowie im angemessenen Umgang mit kultureller Vielfalt erwerben Dies erfordert konkrete Landesvorgaben und eine Aus- und Fortbildung die sich staumlrker am Bedarf der Praxis orientiert

Wenn Sie an Ihre Kindheit zuruumlckdenken Welchen eigenen Forscherfragen sind Sie nachgegangenIch war als Kind mehr eine Leseratte als eine bdquoForscherinldquo ndash kein Wunder dass ich spaumlter die Literaturwissenschaft als meine Forschungsdisziplin gewaumlhlt habe Aber als in der Eifel aufwachsendes Kind von Erd-kunde-Lehrern hat mich auch der Vulkanis-mus sehr fasziniert und ich wollte alles daruumlber wissen wie Maare entstehen und warum die Erde manchmal Feuer spuckt

bdquoFuumlr viele gefluumlchtete Kinder sind Kita Hort und Grundschule der Ort an dem sie zum ersten Mal mit einheimischen Kindern in Kontakt kommen und erste eigenstaumlndige Schritte in Deutschland gehenldquo

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fuumlr Maumldchen und Jungen

HerausgeberStiftung Haus der kleinen ForscherClaudia Striffl er (ViSdP)Rungestr 1810179 Berlin Tel 03027 59 59-0Fax 03027 59 59-209E-Mail infohaus-der-kleinen-forscherde

ProjektleitungClaudia PetersenE-Mail claudiapetersenhaus-der-kleinen-forscherde

Verantwortliche RedakteurinJenny MoumlllerE-Mail jennymoellerhaus-der-kleinen-forscherde

RedaktionJonas BrandhorstMareike BreuerMareike MittelbachJenny MoumlllerJasemin SevenKatrin WeberTanja Zagel

Partner der Stiftung sind die Helmholtz-Gemeinschaft die Siemens Stiftung die Dietmar Hopp Stiftung und die Deutsche Telekom Stiftung Gefoumlrdert wird sie vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung

BildnachweisTitel Rawpixelcomfotolia S 1 Bettina VolkeStiftung Haus der kleinen Forscher S 4 hl-studiosthinkstock SIHK zu Hagen S 5 Michael SchmidtStiftung Haus der kleinen Forscher privat S 7 Jens JeskeStiftung Haus der kleinen Forscher S 8 Luminastocksy S12 Kindergarten Schloss Einstein S 13 LightFieldStudiosthinkstock S14-15 Ulrike Keil Stiftung Haus der kleinen Forscher S 17 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher S18-19 Kinderhaus Cheliusstraszlige S 21 privat Courant Forschungszentrum Textstrukturen Universitaumlt Goumlttingen S 24 Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 25 pyotr021thinkstock Christoph WehrerHaus der kleinen Forscher S 26 Phil Dera S 28 Christoph WehrerStiftung Haus der kleinen Forscher

BezugsbedingungenDie Kitas Horte und Grundschulen die in einem lokalen Netzwerk der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv sind erhalten das Magazin 4 x jaumlhrlich kostenlos Das Magazin steht in vollem Umfang auf der Website der Stiftung wwwhaus-der-kleinen-forscherde kostenlos zum Down-load zur Verfuumlgung

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Alle Rechte vorbehalten Nachdruck Aufnahme in elektronische Datenbanken Mailboxen sowie sonstige Vervielfaumlltigungen nur mit ausdruumlcklicher Genehmigung der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo Fuumlr unverlangt eingesendetes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung uumlbernommen Die Autoren und Redakteure von bdquoForscht mitldquo recherchieren und pruumlfen jeden Artikel sorgfaumlltig auf seine inhaltliche Richtigkeit Dennoch kann es immer mal passieren dass sich Fehler in die Texte oder Bilder schleichen Wir uumlbernehmen daher keine Garantie fuumlr die Angaben

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Es erwarten Sie viele spannende Forscherideen und Praxis- beispiele Wir zeigen wie digitale Bildung spielerisch im Alltag in Kita Hort und Grundschule integriert werden kann

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2018DER BUNDESWEITE KITA-WETTBEWERB ZUR AUSZEICHNUNG VON HERAUSRAGENDEN PROJEKTEN IM MINT-BEREICH

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HerausgeberStiftung Haus der kleinen ForscherClaudia Striffl er (ViSdP)Rungestr 1810179 Berlin Tel 03027 59 59-0Fax 03027 59 59-209E-Mail infohaus-der-kleinen-forscherde

ProjektleitungClaudia PetersenE-Mail claudiapetersenhaus-der-kleinen-forscherde

Verantwortliche RedakteurinJenny MoumlllerE-Mail jennymoellerhaus-der-kleinen-forscherde

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Partner der Stiftung sind die Helmholtz-Gemeinschaft die Siemens Stiftung die Dietmar Hopp Stiftung und die Deutsche Telekom Stiftung Gefoumlrdert wird sie vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung

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BezugsbedingungenDie Kitas Horte und Grundschulen die in einem lokalen Netzwerk der Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherldquo aktiv sind erhalten das Magazin 4 x jaumlhrlich kostenlos Das Magazin steht in vollem Umfang auf der Website der Stiftung wwwhaus-der-kleinen-forscherde kostenlos zum Down-load zur Verfuumlgung

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Es erwarten Sie viele spannende Forscherideen und Praxis- beispiele Wir zeigen wie digitale Bildung spielerisch im Alltag in Kita Hort und Grundschule integriert werden kann

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2018DER BUNDESWEITE KITA-WETTBEWERB ZUR AUSZEICHNUNG VON HERAUSRAGENDEN PROJEKTEN IM MINT-BEREICH

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Ob Kuumlrbis Kugel Kohle oder Holz ndash viele Dinge machen Kinder neugierig und fuumlhren dazu dass sie Fragen stellen Fuumlr den bundesweiten Kita-Wettbewerb bdquoForschergeist 2018rdquo suchen die Deutsche Telekom Stiftung und die Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherrdquo Projekte die diese Neugier befeuert und den Forschergeist in Kindern geweckt haben gemeinsames Staunen uumlber Naturphaumlnomene spannende mathematische informatische oder technische Fragen aus dem Kita-Alltag ndash teilen Sie die Entdeckungen aus Ihrer Kita Der Wettbewerb will Ihr Engagement in diesem Bereich wuumlrdigen den Forschergeist er-halten und noch mehr Kinder und paumldagogische Fachkraumlfte fuumlr das Forschen und Entdecken begeistern Der bdquoForschergeist 2018rdquo zeichnet die besten Projekte auf Landes- und Bundesebene mit einem Preisgeld aus

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bdquoTag der kleinen Forscherldquo 2017ZEIGST DU MIR DEINE WELT

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Ob Kuumlrbis Kugel Kohle oder Holz ndash viele Dinge machen Kinder neugierig und fuumlhren dazu dass sie Fragen stellen Fuumlr den bundesweiten Kita-Wettbewerb bdquoForschergeist 2018rdquo suchen die Deutsche Telekom Stiftung und die Stiftung bdquoHaus der kleinen Forscherrdquo Projekte die diese Neugier befeuert und den Forschergeist in Kindern geweckt haben gemeinsames Staunen uumlber Naturphaumlnomene spannende mathematische informatische oder technische Fragen aus dem Kita-Alltag ndash teilen Sie die Entdeckungen aus Ihrer Kita Der Wettbewerb will Ihr Engagement in diesem Bereich wuumlrdigen den Forschergeist er-halten und noch mehr Kinder und paumldagogische Fachkraumlfte fuumlr das Forschen und Entdecken begeistern Der bdquoForschergeist 2018rdquo zeichnet die besten Projekte auf Landes- und Bundesebene mit einem Preisgeld aus

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2018DER BUNDESWEITE KITA-WETTBEWERB ZUR AUSZEICHNUNG VON HERAUSRAGENDEN PROJEKTEN IM MINT-BEREICH

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