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Humor im Krankenhaus

„Wenn dir das Wasser bis zum Hals steht, solltest du den Kopf nicht hängen lassen.“

1. Humor und Krankenhaus – sind das nicht zwei ganz unterschiedliche Welten?

Im Krankenhaus wird gelitten und gestöhnt, geschnitten und gestochen, Blut gezapft und bittere Medizin verabreicht. Hier geht es streng wissenschaftlich zu. Es gelten Pflegestandards und Qualitätsmanagement.

Gelacht wird an anderen Orten:auf der Bühne oder im Fernsehen - an Stammtischen oder zum Fasching. Humor – gehört so für viele eher in den Privatbereich als ins ein Krankenhaus.

Wer, auf welche Weise auch immer, einige Zeit im Krankenhaus zugebracht hat weiß: Es geht auch anders. Krankenhaus und Humor berühren sich nicht nur zaghaft – sie haben, wie es heute so schön heißt, viele gemeinsame Schnittstellen. Das Krankenhaus ist auch ein Ort wo gelacht wird. Manchmal zwar nur hinter vorgehaltener Hand. Aber es lachen sowohl Ärztinnen und Schwestern, Sozialarbeiter und Psychotherapeuten, wie auch Patienten und AngehörigeOft allerdings getrennt voneinander: also hier die einen dort die anderen.

Die Nähe von Krankheit und Tod, von Leid und Krise – das alles scheint zum Humor nicht zu passen. Ursachen und Folgen von Krankheit und Behinderung sind ja auch alles andere als lustig.

Wirft man einen Blick in die Geschichte kommt noch ein weiterer Grund dazu: Zahlreiche Krankenhäuser gehen zurück auf religiöse oder klösterlichen Initiativen. Später dann wurde die professionelle Pflege in das militärische System eingebunden.Dabei war im militärisch-hierarchisch Systemen Humor ebenso wenig erwünscht wie vorher in den karitativen Diensten.Humor lebt vom Impulsiven. Er ist gepaart mit Respektlosigkeit und unterläuft vorgefertigte Denkmuster. Und das passt weder in den militärischen noch kirchlichen Alltag.

Im Herzen der Menschen gehörte allerdings beides immer schon zusammen.„Lachen ist die beste Medizin.“ „Wer zuletzt lacht, lacht am besten.“ „Humor ist, wenn man trotzdem lacht.“ oder auch „Lachen ist die schönste Art, dem Gegner die Zähne zu zeigen.“Diese Sprüche sprechen eine ganz andere Sprache. Also lachen und leiden schließen sich nicht etwa von vornherein aus. Ganz im Gegenteil: Lachen und Humor kann als wichtige Überlebensstrategie angesehen werden. Viktor Frankl spricht von der „Trotzmacht des Lachens“.Übrigens Viktor Frankl.Neben vielen anderen hat er ein Buch geschrieben mit dem Titel: „…trotzdem Ja zum Leben sagen - Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager“. Als jüdischer Arzt war Viktor Frankl während der Naziherrschaft nach Auschwitz deportiert worden. Dort arbeitete im Steinbruch, auf den Feldern und u.a. auch in der

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Krankenbaracke.

Hier in diesem Buch beschreibt er seine Erfahrungen. Ein Kapitel hat er überschrieben „Lagerhumor“. Daraus will ich Ihnen die ersten Sätze vorlesen (S.74). Mit dieser Veröffentlichung hat der Humor ganz offiziell Einlass gefunden in die seriöse Forschung. Selbst in Deutschland konnte Humor nun als eine wichtige Bewältigungsstrategie in schwierigen Situationen anerkannt werden. Inzwischen gibt es dafür einen eigenen Forschungszweig. In guter wissenschaftlicher Tradition wird diese auch als (Wissenschaft vom Lachen) bezeichnet.

Wie sie sicher bemerkt haben, habe ich nun schon einige Male ganz verschiedene Begriffe miteinander vermischt. Humor, Lachen, Witze, Heiterkeit – sie unterscheiden sich natürlich voneinander.Sie sind miteinander verwandt – und sie können auch ihre eigenen Wege gehen.Es ist gut möglich ohne Grund zu lachen. Einfach als Abbau von inneren Spannungen. Manchmal auch in Situationen, in denen wir ernst bleiben wollen.Wer Witze erzählt, mit dem Ziel die Zuhörer zum Lachen zu bringen, wird gut daran tun eine Spannung schrittweise aufzubauen. Wenn die Spannung dann ihren Höhepunkt erreicht hat kann sie dann in der Pointe explodieren. Lachen also eine physische Reaktion, eine Möglichkeit Spannung abzureagieren.

Humor kann mit Lachen einhergehen – muss aber nicht.Humor ist weniger eine physische Reaktion als vielmehr eine innere Haltung.

2. Lachen...an sich und für sich allein genommen ist schon äußerst gesundheitsfördernd.Die beim Lachen auffälligsten körperlichen Veränderungen betreffen vor allem die Atmung und das Ausstoßen von Lauten. Der Wert des Gasaustausches während des Lachens erreicht das Drei- oder Vierfache des Ruhezustandes. Es ist geradezu eine Form heilgymnastischer Atemtherapie. Manche Autoren sprechen von einer »Sauerstoffdusche«.

Folgende Körperteile sind beim Lachen direkt betroffen (angesprochen, einbezogen, bewegt, gereizt):

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6 Arterieller Druck (verringert sich) ATEM-Bewegungen Atemkapazität (bedeutend erhöht) Atemmuskulatur Augen (zukneifen und Tränen)

Augenlider Bauchspeicheldrüse Bronchien Ein- und Ausatmen Fettstoffwechsel Gallenwege Gasaustausch (erhöhter, in der Lunge) Gesichtsmuskeln Herzrhythmus (erhöht sich zunächst, sinkt

später dauerhaft ab) Kehlkopf Körper, ganzer (oft förmlich nach hinten

Kopf Leber Lippen Lunge Mund Muskulatur, gesamte (inkl. der

unwillkürlichen) Schläfen(-Muskulatur) Skelettmuskulatur (willkürliche)

Stimmbänder Stirn Tränenenfluß Unterkiefer Venen (weiten sich) Verdauung Zwerchfell (Senkung des, führt zur

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geworfen) Massage innerer Organe)

7Lachen

Katharsis

Entlastung durch (körperliche) Abreaktion

3. Und nun zum Humor.

Was ich Ihnen ersparen möchte ist eine lange Ableitung des Begriffs Humor. Wir könnten einen Gang durch die Geschichte machen, uns durch endlose Definitionen quälen, Stunden miteinander verbringen-.Ich greife eine Definition heraus – und zwar ganz einfach, die des Dudens 1. Dort steht:Humor ist die Gabe eines Menschen “der Unzulänglichkeit der Welt, den Schwierigkeiten und Missgeschicken des Alltags mit heiterer Gelassenheit zu begegnen, der sich nicht unterkriegen lässt, sondern über Widrigkeiten und Unzulänglichkeiten zu lachen vermag“.Humor ist somit genau das, was wir brauchen. Brauchen in Situationen in denen wir an Grenzen stoßen.

Humor ist eine Haltung. Eine Haltung, die den Blick auf die Dinge verändert. Im ersten Moment ändert sich an der Situation gar nichts. Ich bin mit meinen Nerven am Ende. Mein Auto streikt genau dann, wenn ich es unbedingt brauche...

3.1. Perspektivwechsel

Was sich ändert ist die Perspektive. Ich bin nicht mehr mittendrin. Ich gewinne gewissermaßen Abstand. Abstand zu mir selbst; Abstand zur Situation. Ich steige aus der Rolle des Opfers heraus. Statt Opfer zu sein bin ich Beobachter, Beschreibender.

1 in seiner Ausgabe von 1981

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Vorsicht! Lachen gefährdet ihre Krankheit!

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8Lachen Humor

Katharsis Abstand Streitstrategie

Entlastung durch (körperliche) Abreaktion

durch Abstand vom Opfer zum Betrachter Cartoons zeichnen Witze aktualisieren Übertreibungen als Märchen in Gedichtform

1. Übertreibung2. Judo – Methode3. Columbo –Methode4. Logischer

Widersinn5. absurde Antworten6. unpassendes

Sprichwort

Abstand9

Streitstrategien

3.2 Die dreifache Funktion des Humors10

Funktionen des Humors

kommunikative soziale psychische

Botschaften humorvoll übermitteln

„Schmiermittel“ für Beziehungen

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3.2.1 Erleichterung von Kommunikation

Botschaften, die in der Gesundheitspflege übermittelt werden müssen, sind oft sehr gewichtig und emotionsgeladen. Es geht um Angst, Frustration, Wut, Trauer, Sorge Hoffnung und Freude.

Ist ein Mensch ernsthaft erkrankt, müssen völlig Fremde (Ärzte, Pflegekräfte und Patienten) in kürzester Zeit sehr eng und intim miteinander kooperieren. Es fehlt die Zeit, die es braucht um eine vertrauensvolle Beziehung wachsen zu lassen.

Humor ist eine Kommunikations- und Interaktionsform, die schnell ein Gefühl der Vertrautheit aufkommen lässt. Gekonnt eingesetzt wirkt er nicht beleidigend und lässt sich leicht anwenden.So können z.B. schon kleine Scherze über Standardthemen helfen ein Gefühl der Vertrautheit zu schaffen.

Ein humorvoller Kommentar kann ein bequemes Sprungbrett sein, um heikle Themen anzusprechen.(Beispiele. Furunkel, Klistier, Intimuntersuchung, Katheder, Ausscheidung)

3.2.2 soziale Funktion

Gerade im Bereich der Pflege müssen viele normale gesellschaftliche Regeln gebrochen bzw. außer Kraft gesetzt werden.

Patient wird in eine passive Rolle hineingedrängt gewohnte Verhaltensweisen werden beeinträchtigt oder unterbunden Privatsphäre wird gestört

Humor hilft soziale Bindungen aufzubauen soziale Spannungen zu vermindern schafft soziale Kontrolle fördert den Gruppenzusammenhalt ermöglicht es dem Einzelnen, sich auf das System einzustellen und darin zu

überleben

3.2.2.1 Aufbau sozialer Bindungen

Humor kann eingesetzt werden, um „Eis zu brechen“ die Angst vor dem Unbekannten zu nehmen Vertrauen zu schaffen Kameradschaftsgefühl entstehen zu lassen

Gegenstände von Witzen sind Umgebung Untersuchungs- und Behandlungsmethoden Instrumente und Geräte

Ziel kann sein, soziale Schranken abzubauen.Eine gut erzählte Geschichte ist für den verängstigten Kranken mehr wert als ein

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sorgsam ausgefeilter Vortrag! Sie unterhält, beruhigt, informiert, entspannt innerhalb weniger Minuten und bringt die Beteiligten einander näher. Das KHS ist in sich eine durchorganisierte Institution mit einer klar umrissenen Hierarchie an deren Spitze der Arzt steht. Humor kann hier als Kraft dienen, die solche Distanz ausgleicht. Viele Witze über Ärzte laufen darauf hinaus, dass der „Halbgott in Weiß“ auf die Ebene des Patienten erniedrigt wird. Oder zumindest als ein nicht fehlerloser Mensch dargestellt wird.

3.2.2.2 Umgang mit sozialen Konflikten

Humor kann Verlegenheit und soziale Konflikte auflösen.Unser Sozialverhalten ist genau geregelt:

wie wir unseren Köper bedecken, wie und wo wir unsere Notdurft verrichten, welche Körperteile tabu sind und welche Wörter.

Im Patientenstatus gilt das alles nur sehr eingeschränkt. Patienten werden befingert und betatscht und müssen die intimsten Prozeduren und Fragen über sich ergehen lassen. Ausscheidungsfunktionen sind in unserer Kultur seit jeher eine sehr persönliche Angelegenheit. Demzufolge gibt es eine Fülle von Witzen über Nacktheit, Bettpfannen, Klistiere, Toiletten, Körperfunktionen und Sexualität. Untersuchungen im genital-rektalen Bereich lösen in der Regel Abwehrreaktionen aus. Das reicht vom roten Kopf bis zu Albernheit und Neckerei (eng mit dem Flirten verwandt). In der Pflege geraten Patienten in der Regel in eine abhängige Situation. Das ist besonders für männliche Patienten nicht immer leicht. Das übliche Bild von Männlichkeit wird durch das Bewusstsein, abhängig zu sein fundamental bedroht. Nicht selten wird mit sexuell angehauchten Witzen versucht dies zu kompensieren. Die Beziehung zwischen Patient und Schwester ist die zwischen einem Laien und einer Expertin. Im sexuellen Witz oder der „Anmache“ definiert der Patient sie um. Und zwar als eine zwischen Mann und Frau. So steht hinter Zoten, Anzüglichkeiten und Anspielungen oft das Bedürfnis nach Schutz des eigenen Selbstverständnisses.

Eine andere Möglichkeit sind Bilder oder Kürzel um Problembereiche zu umschreiben. („Thron“ für Schieber, „Flasche“ für Urinbehälter usw.)

3.2.2.3 Förderung des Zusammengehörigkeitsgefühls

Wer zusammen lacht, der gehört zusammen. Zusammenhang wird manchmal auch dann demonstriert, indem man lacht ohne den Witz oder die Anspielung verstanden zu haben. In der Urhorde galt Lachen, ebenso wie bei den Primaten als Gruppensignal. Wer in einer lachenden Runde nicht mitlacht schließt sich aus. Humor und Lachen sind aber nicht nur ein Zeichen der Zusammengehörigkeit. Sie bringen Menschen auch einander näher – schaffen Kontakt. Mit Fremden in Kontakt zu treten, ist ja immer auch spannungsvoll. Witzige Bemerkungen können solche Spannungen und Ängste abbauen.

Im KHS arbeiten etwa 40 verschiedene Berufsgruppen. Und alle haben ihre

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spezifischen Witze. Diese grenzen zwar voneinander ab, sorgen aber gleichzeitig für den nötigen Gruppenzusammenhalt.

3.2.2.4 soziale Kontrolle

Gerade im KHS treten unzählige Situationen auf, die wir nicht kontrollieren können. Humor gibt nun den Patienten das Gefühl, trotzdem ein gewisses Maß an Kontrolle ausüben zu können. Vor allem ermöglicht er, Gefühle ausdrücken zu können. Gefühle, die sonst zurückgedrängt werden müssten. Die Situation im KHS erfordert es ja oft, Gefühlen keinen Raum zu lassen. Allerdings: Gefühle, die keinen Raum haben, alle Gefühle, die nicht ausgedrückt werden können führen zu Spannungen. Ich muss mich anspannen, um das Gefühl unter Kontrolle zu bringen.

Wenn mir nach Weinen zumute ist - und ich das jetzt nicht will - muss ich die Zähne aufeinander beißen. Das führt dazu, dass sich die Schläfen anspannen. Wenn ich das sehr oft tue, oder über einen langen Zeitraum muss ich mit Migräne rechnen.

Nicht viel anders ist es mit dem Ärger. Ärger mobilisiert Muskelpartien in Arm und Schulter. Wer nicht auf den Tisch haut oder sonst wohin, der muss Schulter und Nacken anspannen. Und so sind viele von uns gerade in den Nackenpartien verspannt. Ärger angemessen auszudrücken - dafür gibt es in unserer Kultur zu wenig Erlaubnis. Zu wenig Erlaubnis und zu weinig angemessene Strategien. Angemessen sind diese Strategien dann, wenn ich durch den Ausdruck von Ärger weder mir selbst noch andere schade.

Ärger lässt sich auch nicht jederzeit angemessen ausdrücken. Es muss möglich sein Gefühlswahrnehmung und Gefühlsausdruck voneinander zu trennen. D.h. den Ausdruck von Gefühlen auch aufzuschieben. Aufschieben heißt dabei aber nicht darauf verzichten. Hier ein Beispiel:

Ein Arzt hatte angeordnet, dass der gesamte Stuhl eines für Tests und Untersuchungen vorgesehenen Patienten aufbewahrt werden sollte. Das Pflegepersonal hatte diejenigen Stuhlproben, die fast ausschließlich aus Kontrastbrei und Spülflüssigkeit bestanden, als unbrauchbar aussortiert. Der Arzt allerdings regte sich über diese eigenmächtige Entscheidung ziemlich auf und formulierte die Anweisung neu: alles, was aus dem Darmtrakt des Patienten herauskomme, solle ins Labor geschickt werden. Die Pflegekräfte ärgerten sich über diese Herabwürdigung ihres Urteilsvermögens und begannen, eimerweise Spülflüssigkeit im Labor abzuliefern. Schließlich nahmen sie einen der großen Pla-stikbeutel, die für schmutzige Laken vorgesehen waren, bliesen ihn auf und beschrifteten ihn mit „Frischer Furz".

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3.2.3. Psychologische Funktionen

Wenn wir uns die Witze der Patienten anhören, erfahren wir eine Menge über ihre Ängste und Sorgen:

Existenzängste, Angst vor der Anpassung an einer rigide Routine, Angst vor der Unterwerfung unter einer Autoritätsstruktur.

Nach Freud besitzt der Humor, nicht nur etwas Befreiendes, sondern auch etwas Erhebendes – im Sinne von „sich über die Situation erheben“. Er sagt: Im Humor, behauptet sich siegreich die Unverletzlichkeit des Ich's.

Humor und Witze reagieren immer auf Ängste. Hinter jedem Witz steht eine Angst. Manchmal stark verschleiert – manchmal deutlicher erkennbar. So hat sich z.B. hinter dem Genre „Blondinenwitze“ ganz geschickt die Angst vor (schönen) Frauen verborgen.Im KHS haben wir nun zusätzlich zu unserem Alltag mit einer Reihe von Ängsten zu rechnen.So die Angst vor

der Schwere der Krankheit, den bestehenden Prozeduren, dem Verlust eines Körperteils, einer Veränderung des Erscheinungsbildes, bleibenden Schäden, Schmerzen und Unannehmlichkeiten dem möglichen Tod

- all das sind Ängste von denen der Humor ausgehen kann.Hier ein Beispiel mit einer sehr verbreiteten Angst. Die Angst vor dem Alter

Neue Technologien und Krankheiten lösen meist eine Welle von neuen beziehungsweise aktualisierten Witzen aus. So war es auch im Falle von Gentechnik oder AIDS:Humor tritt häufig auf in Klinikenbereichern wo die Stimmung angespannt, die Angst bei Patienten und Personal hoch und der Tod eine konkrete Bedrohung ist. Das sind in der Regel besonders:

Intensivstationen, Notaufnahmen oder OP – Einrichtungen.

Je mehr Witze und Albernheiten desto angespannter und ängstlicher ist die Situation. Der Humor wird immer makabrer, zotiger, grobschlächtiger. Je schlimmer die Situation ist, desto derber muss auch der Humor sein, damit man sich abreagieren kann.Ist die Angst oder Anspannung jedoch zu hoch und hatte die Stufe der Panik erreicht, kann der Humor versagen. Die erwünschte Wirkung bleibt aus. Der komische Effekt kann nur dann Vergnügen auslösen, wenn er mit Entlastung verbunden ist. Leidet die betreffende Personen zu stark unter Schmerzen oder erlebt sich als Opfer, werden alle Energien gebraucht, um die Gefahr abzuwenden, und die Komik:Nur wenn die Angst in einem gewissen Maße unter Kontrolle ist, können Anspielungen darauf als komisch empfunden werden.Ein Witz ist nur dann komisch, wenn Wut und Angst gleichzeitig geweckt und gedämpft werden.Ventil von Wut- und Hassgefühlen

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Ärger und Aggression offen abzureagieren ist in unserer Kultur verpönter als offen über Sexualität zu sprechen. Hassgefühle humorvoll zum Ausdruck zubringen, ist jedoch gesellschaftlich sanktioniert. Hier kann das Opfer, gegen das sich die Aggression richtet, mitlachen. Studien belegen, dass Hassgefühle mit Hilfe aggressiven Humors abnehmen. Dieser bietet ein Ventil um Dampf abzulassen.Für Wut und Frustration gibt es im Krankenhaus viele potenzielle Auslöser:

Hilflosigkeit der Krankheit gegenüber, Routine des Krankenhausalltag Unpersönlichkeit des Krankenhausbetriebes

lösen bei den Patienten häufig Wut und Enttäuschung aus. Wie in der Gesellschaft allgemein üblich, wird es auch hier missbilligt, wenn derartige Gefühle offen zum Ausdruck gebracht werden. Der Patient der auf die Hilfe anderer angewiesen wird kann Aggressivität kaum angemessen ausdrücken. Scherzhaftes Meckern kann hier Abhilfe schaffen. Scherzhaftes Meckern vereint die Eigenschaften eines Witzes mit denen einer Beschwerde. Humor ist hier wie ein Sicherheitsventil, dass gerade genug Luft ablässt, um eine Explosion zu verhindern.

"Ein älterer Herr, der schon eine halbe Ewigkeit im Wartezimmer gesessen hatte, stand schließlich auf und sagte: ich gehe jetzt einfach nach Hause und sterbe eines natürlichen Todes!"

Der aktuelle Humor spiegelt auch wieder, dass das Vertrauen in die Fähigkeiten des medizinischen Personals abnimmt. Zeitgleich mit dem Zuwachs an Verärgerung über die ausufernde Bürokratien des Gesundheitswesens und die Besorgnis über die Kostenexplosion. Humor kann diese Belange artikulieren, ohne die Vertrauensbasis endgültig zu zerstören:

„Mein Arzt kommt jeden Tag wobei und hört meine Brieftasche ab!“

Humor, Spiel und Kampf sind miteinander verwandt. Das erklärt, warum Aggression und Feindseligkeit mit Humor oft in eng miteinander verbunden sind..Im spielerischen Umgang lässt sich Aggression ausdrücken ohne zu verletzen (im Spielfeld, auf dem Spielplatz oder dem Stadion ist der Ausdruck von spielerischer Aggression erlaubt und erwünscht).

Auch Witze erzählen kann zu einem spielerischen Kampf werden. Dieser Kampf hat, wie jede Sportart, seine ganz eigene, innere Ordnung. Der Witzerzähler dominiert seine Zuhörer, der Witz ist seine Waffe. Das Publikum ordnet sich unter: das Lachen ist das Zeichen für seine Kapitulation.Humor ist so in der Lage den Level von Aggressionen auf ein für die Gesellschaft akzeptables Ausmaß zu senken.

Die aggressive Komponente des Humors kommt auch in einigen sprachlicheren Wendungen deutlich zum Ausdruck: entwaffnendes Lächeln, gewinnendes Lachen, triumphierendes Gelächter.

Bestimmte Arten von Humor können jedoch höhnisch und sarkastisch sein. Manches

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davon nicht tolerierbar. Humor kann nur dann heilsam sein, wenn er dabei hilft Wut abzubauen ohne andere zu schädigen.

Eine Besonderheit stellt dabei der spezifisch „männliche“ Humor darViele Männer durften nie lernen, Gefühle von Zuneigung und Zärtlichkeit auszuleben oder gar auszudrücken, insbesondere anderen männlichen Wesen ge-genüber. Als „gute Soldaten" („ganze Kerle", „richtige Männer" etc) haben sie stattdessen gelernt, ihre Gefühle durch raue Tätigkeiten „auszudrücken" (mit viel DRUCK nämlich). So knallen Männer anderen Männern oft eine (harte) Hand auf den Oberarm, die Schulter oder den Rücken. Das soll ein Zeichen des Respekts oder der Aufmunterung sein, was andere Männer auch genau so verstehen, während Frauen dieses „grobe" Verhalten anders interpretieren und deshalb schwer begreifen können, dass sich der Empfänger nicht wehrt.Ja, die „verdeckte" Art, Zuneigung auszudrücken, kann sogar soweit gehen, dass Männer sich gegenseitig mit Worten regelrecht beleidigen. Oft sprengen sie dabei al-le Grenzen, die Frauen ziehen würden, so dass Frauen dieses Verhalten oft unerträglich finden können. Aber der Empfänger weiß auch dieses Verhalten richtig zu deuten, da diese oft bösartig klingenden, als Humor „verkleideten" Spielchen oft die einzige Möglichkeit darstellen, als „harter Mann" einem anderem ebenso „harten Mann" zu sagen: „Ich mag dich!" Dies sollten z.B. Schwestern verstehen, die immer wieder erleben, wie Männer ihren sog. „Männer-Humor" auslebt. Irritierend für Frauen ist es oft, wenn sie von Männern als Pseudomänner in ihre Horde aufgenommen werden (z.B. in einem Arbeitsteam). Es kommt dabei nicht selten vor, dass die neuen „Hordenmitglieder" mit „blöden Witzen" beglücket werden. Manche Frauen nehmen diese „Beleidigungen" wörtlich, denn sie wissen nicht: Dies ist der Beweis, dass man sie als „einer von uns" sieht, eine für Männer sehr hohe Auszeichnung! Sie wurde quasi als „ganzer Kerl" akzeptiert. Mit einer Dame würde man(n) das nie tun. Im Klartext signalisieren diese Beleidigungen: Wir mögen dich, wir respektieren dich, wir akzeptieren dich. Wenn eine Frau das versteht, dann kann sie anders damit umgehen.

Verleugnung der Realität

Manchmal ist es heilsam für eine gewisse Zeit der Realität zu entfliehen. Ich gewinne die Zeit, die nötig ist, um meine Kräfte zu mobilisieren. Es fällt dann leichter, sich einer Krankheit oder einem Schicksal zu stellen.

Humor kann benutzt werden, um Gefühle zu vermeiden oder zu verleugnen. Vor allem Gefühle die bedrohlich oder schmerzlich sind.Hierher gehört auch der Faxenmacher. Er hört nicht auf herumzualbern. Dadurch muss er sich nicht mit seinen Gefühlen auseinander setzen.Um Stress zu bewältigen kann dies hilfreich sein. Vor allem in der Anfangsphase einer akuten Krise. Selbsttäuschung und Verleugnung gewähren gewissermaßen einen Aufschub um Kräfte zu mobilisieren. Manche Kranke benutzten so den Humor, um die Schwere ihrer Krankheit zu verdrängen."Einen herzkranker Patient, der auf eine Intensivstation verlegt werden musste, witzelte: eigentlich bin ich nur hier, weil ich eine Frau im Bett als Nachbarin haben wollte."Wenn das Schicksal zu schnell zuschlägt, hilft Humor, den Ernst der Lage zu

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verleugnen. Er ermöglicht es dem Betroffenen, mit der Situation fertig zu werden. Besonders dann, wenn eigentlich gar nichts unternommen werden kann, um die ihre Lage zu verbessern (jüdischer Witz).

Umgang mit Schicksalsschlägen, Behinderungen, Tod und Sterben

Patienten und medizinisches Personal müssen sich aktiv mit all jenen Problemen auseinander setzen, von der seelisch die restliche Gesellschaft möglichst abkapselt.Humor ist oft die einzige Methode, um das emotionsbesetzte Geschehen zu neutralisieren. Er kann zwar einen der eigentlichen Lage nichts anderem. Was er verändert, ist die Haltung dazu. Für einen Moment gerät die Last der Realität in Vergessenheit. Aus dem Opfer wird ein Beobachter des Geschehenes.

Die Angst vor dem Tode bringt viele Patienten dazu, Witze über das Sterben, über Beerdigungen oder Ähnliches machen. Humor bereitet hier den Weg für eine ernsthafte Diskussionen vor. So lässt sich die seelische die Unterstützung, Wärme und Liebe, die Sie brauchen holen.Auch Sterbende können lachen. (Darauf weist insbesondere auch die Sterbeforscherin Kübler-Ross hin.) Nur allzu oft werden sterbende Patienten behandelt, als seien sie bereits tot.

" Eine Gruppe Patienten geht im Wald spazieren. Sagt einer zu den anderen: keine Angst, wir finden den Weg zurück ganz leicht wieder. Wir brauchen nur einfach unseren ausgefallenen Haaren zu folgen. "

Auch durch Krankheiten verkrüppelte oder entstellte Patienten sowie Behinderte nehmen Zuflucht zum Humor. Es ist ein Weg um mit dem Handicap fertig zu werden.G. J. , eine an Zerebarparese erkrankte Komikerin nutzt ihre Behinderung ganz bewusst als Quelle der Komik. So trug sie ein T-Shirt mit der Aufschrift: " Ich bin nicht besoffen, ich habe Kinderlähmung! "

Humor kann unter Umständen einen Zeichen für die erfolgreicher Bewältigung einer Situation sollen. Der Therapeut einer Gruppe invalider Vietnamveteranen berichtet, dass seine Schützlinge über den Berg waren, als sie begannen, Behindertenwitze zu erzählen.

" Zwei Epileptiker unterhalten sich: ich habe gehört, du hast gestern Abend in der Disco den Breakdance-Wettbewerb gewonnen.- Ja, das stimmt, aber eigentlich wollte ich mir nur eine Cola holen. "

In unerträglichen Situationen kennen wir den so genannten Galgenhumor. Diese Spielart des Humors ist makaber und steht in Beziehung zum eiskalten Schrecken, zum Tragischen und zum Tod selbst. Der Begriff Galgenhumor geht auf eine Geschichte zurück, die Siegmund Freud erzählt hat:

„Ein Spitzbube, der am Montag früh in zur Exekution am Galgen geführt wird sagt: na, die Woche fängt ja gut an!“Der Spruch erspart uns schmerzliches Mitleid. Der Bösewicht teilt uns mit: "Bedaure mich nicht, sondern lache lieber mit mir".Humor: Psychohygiene für die Mitarbeiter

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Pflegekräfte – das muss ich Ihnen nicht erzählen, sind in ihrem Beruf mit einer ganzen Reihe von Belastungen konfrontiert. Zu den üblichen Belastungen inner halb einer klar gegliederten, hochkomplizierten hierarchischen Organisation kommen weitere hinzu: der dauernde Druck der Kostenersparnis, innerhalb des verschiedenen Berufsgruppen um einen gleichwertigen Status zu

kämpfen Schichtdienste usw.So werden sie in überhöhten Maße mit Tragödien, Krisen, Sterben und Tod konfrontiert. damit fertig zu werden geschieht nicht nebenbei sondern ist harte Arbeit - psychische Arbeit.Der hohe Grad der Belastung wird auch deutlich in der Krankheitsanfälligkeit von MitarbeiterInnen im Gesundheitswesen.

Zwar lernen Pflegemitarbeiter schon in den ersten Jahren ihrer Ausbildung, ihre Emotionen in Bezug zu auf dem Tod oder anderer belastender Vorfälle in den Griff zu bekommen.Nur: Von den Pflegekräften wird emotional ja fast Unmögliches verlangt:Zum einen sollen sie sich einlassen auf die Gefühlswelt ihrer Patienten – zum anderen müssen sie immer wieder Abstand dazu herstellen. In einer Diskussion in einer Fallbesprechung hörte ich einen Arzt zur Schwester sagen. „Sie reagieren viel zu emotional.“ – Na wie denn – das ist doch Teil ihres Jobs: sich auch emotional einlassen. Pflegedienstmitarbeiter sind die Mitarbeiter, die den Patienten emotional am nächsten kommen. Keiner sonst ist so oft und so dicht bei den Patienten.

Humor – das ist eine Funktion – kann dabei helfen Kontakt herzustellen, Kontakt zu pflegen, Konflikte lustvoll zu lösen. Er hilft auch in unangenehmen Situationen Schutz zu gewähren. Das alles habe ich schon beschrieben.Humor kann nun aber auch dabei helfen, Abstand herzustellen. Abstand zum beruflichen Alltag.

Die verschiedenen Berufsgruppen im KHS pflegen jeweils ihre ganz spezielle Form Humors. Ärzte, Pflegemitarbeiter, Sozialarbeiter …

Wenn wir uns diesen genauer anschauen, können wir viel über die jeweiligen Ängste und Sorgen erfahren.Und auch hier: Je belastender die Situation, desto makabrer wird der Humor. Galgenhumor als Rettungsanker. Damit Stress, Schmerz, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit nicht lähmen müssen sie abgebaut werden. Außenstehenden erscheint diese Art des Humors vielleicht deplaziert und taktlos. Für die betroffenen ist er oft hilfreich, nötiges Ventil.Das geschieht auch überall sonst in der Gesellschaft. Dort, wo unsere Aufnahmefähigkeit überschritten wird, unsere Fähigkeit das Erlebte zu verarbeiten schützt sich die Seele. Sie schützt sich in dem sie sich abkapselt – emotional abkapselt. Dazu verhilft auch der Humor.

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Anschlag auf New Yorker World Trade CenterEin Araber spielt Schach gegen einen Amerikaner. Wer gewinnt?Der Araber. Dem Amerikaner fehlen zwei Türme?

Ein Zeitungsreporter sagte über die Challenger-Witze: „Und wissen Sie, woher diese Witze kommen? Wir setzen sie in die Welt! Inmitten einer Tragödie müssen wir uns irgendwie unsere Sachlichkeit bewahren, um weiter berichten zu können und nicht am Geschehen zu zerbrechen."

Gleichartige Formen des Humors finden sich auch bei anderen Berufsgruppen, die mit derart schrecklichen Situationen zu tun haben - bei Polizisten, Feuerwehrleuten, Soldaten und natürlich Pflegekräften!

Für die Allgemeinheit hat der schwarze Humor einen kathartischen Effekt, Schmerz wird durch Witze ins Gegenteil verkehrt. Er tritt immer dann auf, wenn wir uns hoffnungs- und hilflos fühlen, wenn wir nichts unternehmen können, um das Geschehene zu ändern. Schwarzer Humor ist so einerseits ein Schutzmechanismus gegen das Grauen, gegen all das, was wir fürchten.Andererseits eine Methode, mit diesem Grauen umzugehen; über das Schreckliche zu lachen, gibt uns das Gefühl, es unter Kontrolle zu haben.

In der Gesundheitspflege nimmt der schwarze Humor eine besondere Form an: nämlich die des „medizinischen" Humors. Mit seiner Hilfe können die Pflegekräfte sich von ihren Gefühlen, von Schmerz, Wut und Trauer lösen, ohne sich jedoch von den Patienten selbst zu distanzieren.Humor wirkt damit prophylaktisch gegen das Burn-Out-Syndrom. Dieses beruht ja bekanntlich darauf, dass Gefühle unterdrückt werden. Wer seine Gefühle durch das Lachen herausgelassen hat, kann sich wieder voll und ganz dem Patienten zuwenden. Schwarzer Humor ändert weder etwas an der Situation noch stellt er eine Lösung dar, aber er „hebt die Stimmung" und motiviert uns zum Weitermachen.Ist der physische und psychische Stress zu groß, kommt es mitunter vor, dass die Beteiligten ohne jeglichen „komischen" Grund zu lachen beginnen. Dies geschieht dann allein aus dem Bedürfnis heraus, den Kopf wieder frei zu bekommen; eine Erleichterung ist nötig. Am Ende eines arbeitsreichen Tages werden wir „übermütig", und einfach alles bringt uns zum Lachen!Auf einer 36-Betten-Station erschienen eines Tages nur zwei Pflegeschülerinnen und die Stationsschwester zum Dienst. Obwohl die drei Frauen sich redlich bemühten,herrschte das totale Chaos: mehrere Patienten erbrachen sich, und zu allem Überfluss kamen auch noch einige Neuaufnahmen hinzu. Als das Telefon klingelte und der Empfang mitteilte: „Wir schicken euch noch zwei Patienten rauf!" sahen die drei sich nur stumm an, ließen sich dort, wo sie standen, auf den Boden fallen und brachen in hysterisches, hilfloses Gelächter aus.Manchmal wird auch nur eine Grimasse geschnitten, man zieht einen anderen auf, witzelt oder albert herum, bespritzt sich gegenseitig mit Wasser oder balgt sich ein wenig. Untersuchungen haben ergeben, dass ein solches Verhalten sich keineswegs negativ auf die Leistungsfähigkeit des Personals auswirkte, sondern im Gegenteil die Qualität der Arbeit noch erhöhte, da es die emotionale Belastung abbaute, die bei der Betreuung schwerstkranker Patienten entstand. Humor kann ein wirksames Mittel gegen Stress sein - selbst Schwerkranke

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empfinden ein angemessenes Maß an Humor als entspannend. Und für das Personal einer Intensivstation ist er ein wichtiges „Sicherheitsventil".

Das Problem liegt darin, dass Galgenhumor beim Patienten oder bei dessen An-gehörigen nicht immer auf Verständnis trifft. Was der eine als heilsam empfindet, stellt für den anderen eine Geschmacklosigkeit dar. Daher sollte man immer überlegen, ob Zeit und Ort für einen Witz geeignet sind oder ob sich möglicherweise jemand verletzt fühlen könnte.

Ein Auszug aus den Erinnerungen eines Anästhesisten schildert diesen Sachverhalt sehr eindringlich:

Ich musste lachen, als Ihr Vater starb.Ich stand zwischen dem Warteraum, in dem Sie saßen, und dem weit entfernten grü-nen Raum, in dem der Leichnam Ihres Vaters lag, und spritzte mir kühlendes Wasser ins Gesicht. Irgend jemand erzählte einen lahmen Witz, und ich lachte laut heraus, vergaß alles um mich herum, bis mein Blick über die Schulter des Chirurgen hinweg den Ihren traf - Ihre Augen voller Tränen.Für Sie muss ich gewirkt haben wie ein herzloses Monster im grünen Kittel, die per-sonifizierte Kälte und Unpersönlichkeit des Krankenhauses. Schweigend trocknete ich mein Gesicht mit einem harten Papierhandtuch ab und verschwand wieder in den OP. Mein Lachen war unpassend, und ich möchte mich dafür entschuldigen. Aber gleichzeitig war es auch eine Notwendigkeit ... die Erfahrung lehrt uns, emotionale Schutzwälle zu errichten ... vielleicht wirken wir hinter unseren verschiedenen Mas-ken gefühllos, aber versuchen Sie bitte zu verstehen: ein Grossteil der Probleme unter denen wir als medizinisches Personal leiden, rührt daher, dass wir mitleiden. Wir haben auch mit Ihrem Vater gelitten ... Wir alle haben verdammt hart gearbeitet. Wir haben intubiert, beatmet, überwacht, massiert, geschockt, injiziert. Und auf unsere ganz eigene Art haben wir für ihn gebetet. Nichts hat geholfen ... So oft, wie wir im Krankenhaus mit dem Tod konfrontiert sind, müssen wir uns ein Gegengewicht zu all dem Leid schaffen, Schmerz mit Freude aufwiegen ... die universellste, billigste, demokratischste, gerechteste und belastbarste Quelle der Freude ist das Lachen.Als Menschen und somit als ungeschickte Tölpel werden wir alle früher oderspäter einmal im falschen Moment lachen. Ich hoffe, Ihr Vater würde verstehen, dass mein Lachen nicht als Respektlosigkeit ihm gegenüber gemeint war. Es war ein verzweifelter Griff nach Halt, das, was Physiologen als ausgleichenden Reflex bezeichnen, das, was passiert, wenn eine Katze in die Tiefe stürzt.An diesem Tag, als Sie mich lachen sahen, wusste ich, dass noch ein andererPatient auf mich wartete, meiner Hilfe bedurfte und darauf angewiesen war, dass ich mich bei seiner Operation voll konzentrierte. Als ich an diesem Waschbecken stand und mir Schweiß, Blut und Erbrochenes aus dem Gesicht und von den Armen wusch, war mein Lachen für mich genauso befreiend und reinigend wie Ihre Tränen es für Sie waren.Es tut mir aufrichtig leid.

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