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63 | 6. November 2014 Special Wirtschaftsfaktor IT Swiss ICT Award 2014 Die Besten der ICT-Branche kommen dieses Jahr aus Basel, Bern und Lausanne. Seite 65 Diese Märkte locken ICT-Unternehmen aus der Schweiz können ihren Absatzmarkt im Ausland vergrössern. In welchen Ländern ihre Chancen gut stehen und worauf sie achten müssen. SEITE 66 Was die Schweiz exportiert Eine neue Studie gibt Aufschluss darüber, in welchem Umfang die Schweizer ICT-Branche heute ausführt. Die Verteilung der Exporte überrascht. SEITE 67 Einheitliche Kommunikation Viele Schweizer Firmen investieren in ihre Kommunikationslösung. Welche Vorteile die vielfältigen Systeme beim täglichen Einsatz haben. SEITE 68 Spielend erfolgreich Die Schweizer Gamebranche ist im Aufschwung. Junge Entwickler finden ihr Glück in der Nische – dies zeigen erstaunliche Erfolgsgeschichten. SEITE 69 VERANTWORTLICH FüR DIESEN SPECIAL: JORGOS BROUZOS Der Pleurobot: Die ETH Lausanne entwickelt einen salamanderartigen Roboter. Den Forschern gelingt es, die Bewegungsmuster der Natur perfekt abzubilden. ZVG JORGOS BROUZOS Der Swiss ICT Award wird nun seit zehn Jahren verliehen. 2004 wurde der Preis zum ersten Mal vergeben, 2006 und 2007 fand keine Preisverleihung statt, ab 2008 hat sich der Award in seiner heutigen Form unter der Schirmherrschaft des Fachverbands SwissICT etabliert. Seither werden von einer fachkundigen Jury jedes Jahr Informatikprojekte, IT-Unternehmen und Persönlichkeiten ausgezeichnet, die sich für die hiesige Informatik besonders hervorgetan haben. Die Liste der Gewinner liest sich wie ein Who is Who der Schweizer Informatik- branche. Zürcher IT-Firmen wie Ergon und Netcetera sowie das St. Galler Soft- wareunternehmen Abacus Research ge- niessen in der Branche einen guten Ruf. Das gilt ebenso für die von der Jury ausge- zeichneten Personen. Der Zürcher ETH- Professor Markus Gross spielt mit seinem Zürcher Disney-Forschungslabor im Kon- zert der Grossen mit; dafür wurde er 2011 ausgezeichnet. Auch die Informatikfor- schung des Lausanner ETH-Professors Willy Zwaenepoel zählt zur Weltspitze; da- für erhielt er den Swiss ICT Award 2012. Darüber hinaus macht sich der gebürtige Belgier vor allem in der Westschweiz für mehr Gewicht bei der Informatikausbil- dung an Schulen stark. Nicht alle früheren Preisträger existieren in der ausgezeichne- ten Form noch, oder sie haben sich noch nicht vollends etabliert. So wurde das E- Voting-System des Kantons Zürich 2005 mit dem Swiss Software Award ausge- zeichnet. Die Lösung zur elektronischen Stimmabgabe wurde mehrmals in Zür- cher Gemeinden getestet und später zum Politikum, da die Sicherheit des Abstim- mungssystems in Zweifel gezogen wurde. Unterdessen arbeiten mehrere Kantone an E-Voting-Systemen, ein flächende- ckender Einsatz ist noch nicht in Sicht. Fast jeder kennt das Terminfinder-Por- tal Doodle. Die Firma erhielt 2008 den Pu- blic Award. Der Erfolg macht attraktiv. Vor kurzem wurde Doodle vom Verlagshaus Tamedia übernommen. Die beiden Doo- dle-Gründer Michael Näf und Paul E. Sevinç ziehen sich nun aus der Geschäfts- leitung zurück. Weniger gut erging es hin- gegen dem Startup Axsionics. Die auf E-Banking-Sicherheit spezialisierte Firma erhielt 2008 den Newcomer Award. 2012 ging die Firma in Konkurs. Andere scheinen gerade durchzustar- ten. So hat das Startup Starmind Interna- tional, das im letzten Jahr mit dem Newco- mer-Preis ausgezeichnet wurde, offenbar einen bleibenden Eindruck mit seinem Wissensportal hinterlassen. In letzter Zeit heisst es gerade aus der Finanzbranche immer wieder, dass das Produkt weit oben auf der Wunschliste so manches Schwei- zer Informatikchefs stehe. Im Rampenlicht Informatik Seit zehn Jahren wird der Swiss ICT Award verliehen. Ein Rückblick über die Preisträger zeigt, wie vielfältig die Schweizer ICT-Branche ist und dass der Preis keinen Erfolg garantiert. FOTO-PORTFOLIO Zahlreiche Institutionen und Unternehmen forschen an neuartigen Robotern, darunter sind auch Schweizer Entwickler. Am Swiss ICT Award werden einige herausragende Projekte vorgestellt. Die Bilderserie zeigt eine Auswahl der künftiger Maschinen. ZVG Impressum Redaktion und Verlag, Axel Springer Schweiz, Förrlibuckstrasse 70, 8021 Zürich

HZ-Special «Wirtschaftsfaktor IT»

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Page 1: HZ-Special «Wirtschaftsfaktor IT»

63| 6. November 2014

Special Wirtschaftsfaktor IT

Swiss ICT Award 2014Die Besten der ICT-Branchekommen dieses Jahr aus Basel,Bern und Lausanne. Seite 65

Diese MärktelockenICT-Unternehmen ausder Schweiz können ihrenAbsatzmarkt imAuslandvergrössern. InwelchenLändern ihreChancengut stehen undworauf sieachtenmüssen.SeITe 66

Was die SchweizexportiertEine neue Studie gibtAufschluss darüber, inwelchemUmfang dieSchweizer ICT-Brancheheute ausführt. DieVerteilung derExporteüberrascht.SeITe 67

einheitlicheKommunikationViele Schweizer Firmeninvestieren in ihreKommunikationslösung.WelcheVorteile dievielfältigen Systemebeim täglichenEinsatzhaben.SeITe 68

SpielenderfolgreichDie SchweizerGamebranche ist imAufschwung. JungeEntwicklerfinden ihrGlück in derNische – dieszeigen erstaunlicheErfolgsgeschichten.SeITe 69

verantwortlich für dieSenSpecial: JorgoS BrouzoS

Der Pleurobot: die eth lausanne entwickelt einen salamanderartigen roboter. den forschern gelingt es, die Bewegungsmuster der natur perfekt abzubilden.

ZVG

JorgoS BrouzoS

Der Swiss ICT Award wird nun seit zehnJahren verliehen. 2004 wurde der Preiszum ersten Mal vergeben, 2006 und 2007fand keine Preisverleihung statt, ab 2008hat sich der Award in seiner heutigenForm unter der Schirmherrschaft desFachverbands SwissICT etabliert. Seitherwerden von einer fachkundigen Jury jedesJahr Informatikprojekte, IT-Unternehmenund Persönlichkeiten ausgezeichnet, diesich für die hiesige Informatik besondershervorgetan haben.

Die Liste der Gewinner liest sich wieeinWho isWhoder Schweizer Informatik-branche. Zürcher IT-Firmen wie Ergon

und Netcetera sowie das St. Galler Soft-wareunternehmen Abacus Research ge-niessen in der Branche einen guten Ruf.Das gilt ebenso für die von der Jury ausge-zeichneten Personen. Der Zürcher ETH-Professor Markus Gross spielt mit seinemZürcher Disney-Forschungslabor imKon-zert der Grossen mit; dafür wurde er 2011ausgezeichnet. Auch die Informatikfor-schung des Lausanner ETH-ProfessorsWilly Zwaenepoel zählt zurWeltspitze; da-für erhielt er den Swiss ICT Award 2012.Darüber hinaus macht sich der gebürtigeBelgier vor allem in der Westschweiz fürmehr Gewicht bei der Informatikausbil-dung an Schulen stark. Nicht alle früherenPreisträger existieren inder ausgezeichne-

ten Form noch, oder sie haben sich nochnicht vollends etabliert. So wurde das E-Voting-System des Kantons Zürich 2005mit dem Swiss Software Award ausge-zeichnet. Die Lösung zur elektronischenStimmabgabe wurde mehrmals in Zür-cher Gemeinden getestet und später zumPolitikum, da die Sicherheit des Abstim-mungssystems in Zweifel gezogen wurde.Unterdessen arbeiten mehrere Kantonean E-Voting-Systemen, ein flächende-ckender Einsatz ist noch nicht in Sicht.

Fast jeder kennt das Terminfinder-Por-tal Doodle. Die Firma erhielt 2008 den Pu-blic Award. Der Erfolgmacht attraktiv. Vorkurzem wurde Doodle vom VerlagshausTamedia übernommen. Die beiden Doo-

dle-Gründer Michael Näf und Paul E.Sevinç ziehen sich nun aus der Geschäfts-leitung zurück. Weniger gut erging es hin-gegen dem Startup Axsionics. Die aufE-Banking-Sicherheit spezialisierte Firmaerhielt 2008 den Newcomer Award. 2012ging die Firma in Konkurs.

Andere scheinen gerade durchzustar-ten. So hat das Startup Starmind Interna-tional, das im letzten Jahrmit demNewco-mer-Preis ausgezeichnet wurde, offenbareinen bleibenden Eindruck mit seinemWissensportal hinterlassen. In letzter Zeitheisst es gerade aus der Finanzbrancheimmerwieder, dass das Produktweit obenauf der Wunschliste so manches Schwei-zer Informatikchefs stehe.

ImRampenlichtInformatik Seit zehn Jahren wird der Swiss ict award verliehen. ein rückblick über die preisträger zeigt,wie vielfältig die Schweizer ict-Branche ist und dass der preis keinen erfolg garantiert.

Foto-PortFolIozahlreiche institutionen undunternehmen forschen anneuartigen robotern,darunter sind auch Schweizerentwickler. am Swiss ictaward werden einigeherausragende projektevorgestellt. die Bilderseriezeigt eine auswahl derkünftiger Maschinen.

ZVG

Impressum Redaktion und Verlag, Axel SpringerSchweiz, Förrlibuckstrasse 70, 8021 Zürich

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Wirtschaftsfaktor IT | 65HANDELSZEITUNG | Nr. 45 | 6. November 2014

Thomas Flatt ist Präsident des VerbandsswissICT. Daneben ist er Unternehmerund verfügt über Verwaltungsratsmanda-te, neuerdings beim Zürcher IT-Unter-nehmenNetcetera. Er wünscht sich, dasssich die früheren Gewinner des Swiss ICTAward stärker einbringen.

Der Swiss ICT Award wird nun seit zehnJahren vergeben. Warum ist dieser Preiswichtig?Thomas Flatt:Der Preis gibt der BrancheSichtbarkeit. Vor allem für die jüngerenUnternehmen unter den Finalisten ist eseine attraktiveMarketingplattform. Siekönnen auf einfacheWeise ihr Vorhabenzeigen. Für etablierte Gewinner ist es einDankeschön für das, was sie in der Vergan-genheit geleistet gehaben. Dass die wich-tigsten IT-Firmen der Schweiz teilnehmen,zeigt, dass das geschätzt wird. Mich freut espersönlich zudem sehr, wenn ich in denFoyers der Firmen die Trophäen der zu-rückliegenden Preisverleihungen sehe. Eszeigt dieWertschätzung der Gewinner.

Wie lange hält der Glanz des Preises an?Je länger der Preis besteht und je populä-rer er wird, desto wertvoller wird er fürden Gewinner. Wir haben zudem die Posi-tionierung des Preises leicht geändert. Esgibt in diesem Jahr einen einzigen SwissICT Award. Hinzu kommen ein New-comer-Preis, ein Special und ein PublicAward. Wir wollen, dass der Gewinner des

Swiss ICT Award noch stärker heraus-sticht. Es ist bewusst so geregelt, dass eswenige Preisträger gibt – und nur eine Fir-ma den wichtigsten Preis bekommt.

Unter den früheren Gewinnern gibt esauch solche wie etwa Axsionics, die schonwieder verschwunden sind. Haben damalsdie Falschen gewonnen?Wenn ein UnternehmerMut beweist undeine Firma gründet, dann kann auchmaletwas schiefgehen. Das gilt auch, wenndie Idee noch so gut ist. Wenn nichtsschiefgehen darf, dann braucht es auchkein Unternehmertum.

Verfolgen Sie die Entwicklung der früherenPreisträger?Das ist noch eine Schwäche unseresAward. Es ist mir ein Anliegen, dass dieehemaligen Gewinner eine stärkere Rollerund um den Swiss ICT Award einneh-men. Jeder frühere Teilnehmer sollte sichstärker um den Award kümmern. Ich wür-demich freuen, wenn sich die ehemaligen

Teilnehmermehr engagierten, das würdeauch den Preis stärken.

Sagt der Award eigentlich etwas über denZustand der Schweizer ICT-Branche aus?Ich binmir nicht sicher, ob der Preis alsGradmesser für die Branche dienen kann.Er zeigt aber, dass es viele Firmenmitspannenden Projekten gibt. Und die vie-len Teilnehmer an der Award-Verleihungzeigen zudem, dass die Branche engerzusammenrückt.

Wie steht die ICT-Branche denn da?Die Branche wächst weiter. Laut jüngstenStudien zählt sie neu 30000 Informatikermehr. Wir müssen nun diese Zahl genaueranalysieren und denHintergrund besserverstehen. Gleichzeitig befindet sie sich ineinemKonsolidierungsprozess. Denn auchin der Informatik findet eine Industrialisie-rung statt und damit geht eine Professio-nalisierung einher. In der Branche herrschtdaher nicht mehr diese Aufbruchsstim-mung, wie vor der Internetblase. Das istauch nicht nötig, denn die Branche ist in-novativ und dasmacht sie attraktiv.

Überwachung, Fachkräftemangel undBeschaffung waren die IT-Themen in denvergangenen Monaten. Was sind die wich-tigen Zukunftsthemen der Branche?Das ist schwierig abzuschätzen. Mittelfris-tig ist für mich entscheidend, dass der Ex-port ein wichtigeres Themawird. Ich

glaube, damit die IT-Industrie langfristigerfolgreich bleibt, mussmehr IT-Wert-schöpfung exportiert werden. Dasmachtuns bei den jungen Fachkräften interes-santer. Und es stärkt uns gegenüber ande-ren Branchen, die schon sehr viel expor-tieren, wie beispielsweise bei derMaschi-nenindustrie.

Weshalb ist das wichtig?Viele erfolgreiche Schweizer Industrieun-ternehmen arbeitenmehrheitlich für denExport, dasmuss auch für die Informatikdas Ziel sein. Wobei der IT-Anteil oft nichtleicht zu erkennen ist. Etwa wenn eineMaschinemit einer besonders kompli-zierten Informatiksteuerung exportiertwird, geht die Informatik oft vergessen.

Wo sehen Sie Potenzial für SchweizerIT-Exporte?Es gibt keine Einschränkung. Die Ex-portweltmeister der Schweiz kommenoft aus Nischen. Das wird wahrschein-lich auch bei der Informatik so sein.Daher ist es unwahrscheinlich, dasswir ein sehr populäres Thema besetzenkönnen.

Sie sind vor wenigen Wochen in den Net-cetera-Verwaltungsrat eingezogen. WelcheZiele verfolgen Sie dort?Ich bringemich dort mit den Erfahrun-gen ein, die ich in anderen Industriengemacht habe.

INTERVIEW: JORGOS BROUZOS

DieBesten des JahresSwiss ICT Award Der «Oscar der ICT-Industrie» geht in diesem Jahr an digitale Artisten,

einen Wissenschafter, ein Jungunternehmen und ein Bundesamt.

DerMount Rushmore imdi-gitalen Zeitalter wird mitMegaFaces Realität. In ei-

nem vom Basler Unternehmeniart entwickelten 3D-Fotoautoma-ten können dreidimensionale Ob-jekte, wie beispielsweise Gesich-ter, gescannt und als bis zu achtMeter hohe, leuchtende Reliefsplastisch wiedergegeben werden.Entwickelt wurde MegaFaces fürdie olympischen Winterspiele inSotschi 2014.

Die Jury des Swiss ICT Awardhebt die Komplexität der gesam-ten Installation hervor und betontdie Innovationen, die darin ste-cken. Zudem hat die Jury beson-ders beeindruckt, dass die inter-disziplinäre Lösung, die Softwareund Hardware verbindet, bis inskleinste Detail von iart entwickeltund realisiert wurde. Neben derersten dreidimensional ansteuer-baren, grossflächigen LED-Wandkamen eigens für das Projekt ent-

wickelte 3D-Fo-toautomaten undSoftwarekomponen-ten zum Einsatz, die soauf dem Markt bis anhinnicht erhältlich waren. Iart ist da-her für die Jury des Swiss ICTAward ein herausragendes Bei-spiel dafür, was Schweizer IT allessein kann undmöglichmacht.

Die weiteren nominierten Projekte:Cyberfish aus Biberbrugg SZ mit Cyber-medical Community. Das Bundesamt fürLandestopografie swisstopo aus WabernBE mit map.geo.admin.ch. Klewel ausMartigny VS mit Triskel. Die UBS ausZürich mit dem UBS e-banking und derMobile Banking App.

Das Bundesamt für Lan-destopografie swisstopovermisst die Schweiz, er-

hebt und dokumentiert Verände-rungen der Landschaft und stelltKarten der Schweiz her.

Die Version 3 von map.geo.admin.ch, dem Kartenviewer des

Bundes, macht Geodaten undKarten schneller, mobiler und fle-xibler nutzbar, dank Open-Sour-ce-Software, Cloud Computingund einer Mobile Web App. Dafürwurde swisstopo in einemOnline-Voting zumPublikumslieblingun-ter allen Finalisten gewählt.

MegaFaces von iart:DigitaleKunst fürOlympia

Swisstopo:DieOnline-Karteder Schweiz

KATEGORIE «SWISS ICT AWARD»

KATEGORIE «SWISS ICT PUBLIC AWARD»

Valentin SpiessGeschäftsführer und

VR-Präsident, iart, Basel

Das Unternehmen iRewindaus Lausanne hat die Jurydes Swiss ICT Award mit

dem OnAirCamera-System über-zeugt. Es verbindet Filmkameras,Software, eine Smartphone-App,Geolokalisierung und hochauflö-sende Aufnahmen aus verschie-denen Winkeln auf einen Smart-phone-Stream. Das Ganze ge-schieht ohne Server oder mobileDatenverbindung.

Die Jury findet das bemerkens-wert. Dies, da die Entwicklungenim Videomarkt, die steigende Ver-netzung und die stetig wachsende

Benutzung von Smartphones einZeichen dafür sind, dass in einerKombination dieser Elemente einenormesMarktpotenzial liegt.Dasbedeutet auch, dass neue Lö-sungen den Markt bewegen wer-den. AirRewind von iRewind isteine technisch hervorragendeLösung eines aktuellen Mega-trends und verbindet zeitnahe In-novation mit einer hochwertigenUmsetzung.

Die weiteren nominierten Unternehmen:Memoways aus Genf, ShoeSize.Me ausSt.Gallen, Nektoon aus Zürich.

iRewind:Voll imTrend dervernetztenKameras

KATEGORIE «SWISS ICT NEWCOMER AWARD»

Bogdan ManoiuGründer und Firmenchef,

iRewind, Lausanne

Fridolin WickiDirektor, swisstopo,

Wabern BE

Martin Odersky, Professorfür Programmiermetho-den an der ETH in Lau-

sanne, wird von der Jurymit demSpecial Award für die Entwicklungder Programmiersprache Scalaausgezeichnet. Sie vereint dasBeste aus den Welten der funktio-nalen und der objektorientiertenProgrammierung.

Momentan findet ein Paradig-menwechsel in der Softwareent-wicklung statt. Der Trend geht hinzur funktionalen Programmie-rung. Scala ist die typische Brü-ckensprache: Sie unterstützt funk-tionale Programmierung, kombi-niert sie aber mit den klassischen

objektorientierten Methoden.Scala, auf der unter anderem dasSoziale Medium Twitter basiert,wird von vielen als möglicherNachfolger für die Java-Spracheauf der JVM-Plattform gesehen.Oderskys Sprache ist plattform-unabhängig, erweiterbar und ska-lierbar, sodass sie mit den Anfor-derungen der Benutzer und dernächsten Softwaregenerationwächst.

Odersky repräsentiert als inter-nationales Aushängeschild die In-novationskraft und die kommer-zielleUmsetzungvonForschungs-projekten in der Industrie, in derTradition hiesiger Hochschulen.

MartinOdersky:DerVater vonScala

KATEGORIE «SWISS ICT SPECIAL AWARD»

Martin OderskyProfessor, ETH,

Lausanne

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«DieBranche ist innovativ, dasmacht sie attraktiv»Thomas FlattPräsident,Swiss ICT,

Page 4: HZ-Special «Wirtschaftsfaktor IT»

66 |Wirtschaftsfaktor IT handelszeit ung | Nr. 45 | 6. November 2014

SAndrA Tobler

Präzision, Innovation und Ver-lässlichkeit zeichnen Schwei-zer Produkte aus. Mit diesemMarkenvorteil starten hiesigeUnternehmen in den interna-

tionalen Wettbewerb. Die ICT-Brancheunterscheidet sich dabei wenig von derklassischen Industrie und Präzisionstech-nik. So berät Switzerland Global Enter-prise (S-GE) heute bereits viele SchweizerICT-Firmen, die sich für denaufwendigen,aber lohnenswerten Schritt ins Auslandentschieden haben und vom weltweitenMegatrend der Digitalisierung profitieren.

Doch im Sektor besteht noch Potenzi-al: Dies gilt insbesondere – aber nicht nur– für spezifische IT-Produkte und -Dienst-leistungen der FinTech-Branche. DieSchweizer Startup-Szene in diesem Be-reich wächst stetig an, oftmals mit inter-

nationaler Ausrichtung. Ende Novemberreiste S-GEmit einer Gruppe von Schwei-zer FinTech-Unternehmern nach Londonund besuchte britische Firmen, interna-tionale Banken, FinTech-Inkubatoren so-wie Venture Capitalists. Das Ziel dabei:Schweizer und britische Firmen für ge-schäftliche und Entwicklungskooperatio-nen zusammenzuführen, einen Einblickin den digitalisierten Londoner Finanz-platz und Absatzmarkt zu gewinnen. Diehochstehenden Sicherheits- und Quali-tätsstandards von Schweizer Produktenwerden in diesem sensitiven Sektor be-sonders geschätzt.

Als vielversprechender Markt fürSchweizer FinTech lässt sichnebenklassi-schen Finanzplätzen wie London, Frank-furt oder New York auch Singapur nen-nen. Der sehr kompetitive ICT-Markt giltals Dreh- und Angelpunkt der dynami-schenWirtschaft des Stadtstaates.Wer ge-

wisse Spielregeln befolgt, wie zum Bei-spiel im Umgang mit staatlichen Banken,für den gibt es viele Möglichkeiten, Pro-dukte wie spezialisierte Software zu plat-zieren. Ein weiterer Vorteil des Standor-tes: Das Schweizer Bankensoftware-Un-ternehmen Finnova expandierte 2012 er-folgreich nach Singapur, um von dort ausweitere südostasiatische Märkte zu bear-beiten.

In Südafrika ist Qualität gefragtIn der Softwareentwicklung allgemein

dürfen sich Schweizer ICT-Firmen inter-national einige Chancen ausrechnen. Sosieht es auch Reto Trinkler, Firmenchefvon Quantinum. Dieses Startup aus Bernofferiert seinen Kunden Big-Data-Lösun-gen, mit denen sie internes Know-howbesser abschöpfen können, und richtetsich damit vor allem anKMU. «50 Prozentder Schweizer Angestellten sind soge-

nannte KnowledgeWorker, alsoMitarbei-ter, welchemit Informationen ihren Lohnverdienen und Wertschöpfung generie-ren. Deshalb investiert man hierzulandeauch stark in Themen wie Big Data. Her-vorragendeUniversitätenundhochquali-fizierte Fachspezialisten bilden das Rück-grat der Schweizer IT- undSoftwareindus-trie. Diese sollte mit Swiss Quality Engi-neering die Chance nutzen, in diesen zu-kunftsträchtigen Technologiebereicheneine Rolle zu spielen», so Trinkler. Quan-tinum hat sich daher bereitsin seinen ersten Jahren füreine internationale Strategieentschieden.

Für Schweizer Unterneh-men, die sich auf mobileKommunikationstechnolo-gien verlegt haben, sehenwirin einer anderen Ecke derWelt einen der spannendsten und dyna-mischsten Märkte: In Südafrika besitzen86 Prozent der erwachsenen Bevölkerungüber 15 Jahre ein Mobiltelefon, und mitder aufstrebenden Mittelklasse wächstder Gebrauch des mobilen Internets ra-sant. Deshalb gehört südafrikanische IT-Industrie zu den führenden des Konti-nents, besonders bei Software für mobileLösungen und Banking Services. In Süd-afrika verbinden sichWissenundKompe-tenz mit der kreativen Umgebung einersich entwickelnden Wirtschaft. Somit istdieser Markt ein ideales Testlabor für In-novationen zu diesem Thema. GrossesPotenzial lässt sich besonders für Investi-tionen in die Sicherheitsinfrastruktur so-wie in System- und Softwareentwicklungim Banking- und Finanzsektor ausma-chen. Der Markt fragt zudem langsam,aber stetig höhereQualität nach.Das 2013neu ans Netz angeschlossene Expresska-bel verbindet Südafrika, Angola und Bra-silien und ist Ausdruck von laufendenVerbesserungen der Infrastruktur, zeigtaber auchNachholbedarf in gewissen Be-reichen auf. Auch bei diesem Thema derLösungen in IT-Infrastruktur könnenSchweizer Unternehmen ansetzen.

Standortvorteile nutzenKlassische Swissness-Vorteile eröffnen

ICT-Unternehmen ein weiteres Ge-schäftsfeld mit internationaler Attraktivi-tät: Im Data Hosting zählen besondereWerte und Rahmenbedingungen, wie dierechtliche und politische Stabilität, guteDatenschutzregeln sowie ausgezeichnete

lokale Sicherheitstechnologien. Auf demNetworked Readiness Index dieses Jahresbesetzt die Schweiz den sechsten Platz(siehe Tabelle) verfügt über die fünft-schnellste durchschnittliche Verbin-dungsgeschwindigkeitweltweit. Topogra-fisch vergleichsweise sicher gelegen, bie-tet das Land zudem relativ tiefe und ab-sehbare Strompreise, eine wichtigeGrundlage für Rechenzentren. Safe Host,ein jungesGenferUnternehmen, setzt aufgenau diese Standortvorteile im Rahmen

einer gezielten Ausland-strategie. Eine Reihe bran-chenführender internatio-naler Finanzinstitutionen,multinationalerRetail- oderTech-Unternehmenund in-ternationaler Organisatio-nen verlässt sich bereitsvertrauensvoll auf die Da-

tencenter-Dienstleistungen von SafeHost, die aus dessen Rechenzentrum inGenf undab2015 auch ausGland imKan-tonWaadt getätigt werden. SafeHost setztbei seiner internationalen Expansion pri-mär auf datenintensive Firmen aus demangelsächsischen Raum.

Eine Internationalisierung ist immereine strategische Angelegenheit. Span-nende Wachstumsgelegenheiten in ver-schiedenen Märkten wollen individuellund intensiv vorbereitet werden, damitsie sich tatsächlich realisieren lassen. Ge-duld und Durchhaltewillen sind für denMarkteintritt ganz entscheidend. Starthil-fe bieten S-GE und seine Swiss BusinessHubs in den jeweiligen Ländern, dies imöffentlichen Auftrag.

Sandra Tobler, nordeuropa-Consultant und ICT-expertin, Switzerland Global enterprise, Zürich.

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Die Lifehand: Mit der an der eTH lausanne entwickelten künstlichen Hand kann ein Amputierter in echtzeit fühlen.

ZVG

Lohnenswerter SchrittinsAusland

Export Mit diesen Trends und in diesen Wachstumsmärkten kann die Informations- undKommunikationstechnologie-branche (ICT) noch mehr aus ihrer guten reputation machen.

Einige Staatenweisen bei derInfrastruktur

Nachholbedarfauf.

Die Schweiz auf Rang 6Diese Länder haben das beste Netz

Rang Land Wert Rang 20131 Finnland 6.04 12 Singapur 5.97 23 Schweden 5.93 34 niederlande 5.79 45 norwegen 5.70 56 Schweiz 5.62 67 USA 5.61 98 Hongkong 5.60 149 Grossbritannien 5.54 7

10 Südkorea 5.54 1111 luxemburg 5.53 1612 deutschland 5.50 13

Quelle: The NeTworked readiNess iNdex, 2014

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Wirtschaftsfaktor IT | 67handelszeit ung | Nr. 45 | 6. November 2014

Frisch vermessenerExportAussenhandel Die Nachfrage aus dem Ausland ist für die SchweizerWirtschaft zentral, das gilt auch für ICT. Eine Studie zeigt, was gefragt ist.

NIlS BrAuN-DuBlEr

Es ist erstaunlich, dass die Ex-portmessungauf demWaren-handel beruht, denn 57 Pro-zent der Wertschöpfung wer-den im Dienstleistungssektor

generiert. Der Grund liegt im Nachweisdes Aussenhandels. Die EidgenössischeZollverwaltung erfasst den physischenAussenhandel sehr gut, indessen wird derDienstleistungsexport in den seltenstenFällen gemeldet. Dies betrifft die ICT-Wirtschaft in besonderem Masse, da hierder Dienstleistungsexport meist über dasInternet abgewickelt wird. Eine diesjäh-rige Studie von Econlab im Auftrag desBranchendachverbands ICTswitzerlanderlaubt erstmals eine Annährung an dasAusmass des ICT-Exportvolumens.

Als Anknüpfungspunkt zur Messungdes Dienstleistungsexports diente dieMehrwertsteuerstatistik des Jahres 2011.Jedes Unternehmen hat den Anreiz, dieExporte korrekt auszuweisen, da diesenicht mehrwertsteuerpflichtig sind.Gleichzeitig handelt es sich in Bezug aufdie Anzahl Unternehmen um eine Quasi-Vollerhebung. Trotzdem stellt dies einesehr konservative Schätzungdar, da für dieNutzung dieserDaten sehr strengemetho-discheAnnahmengetroffenwerdenmuss-ten. Insbesondere mussten Unternehmenausgeschlossen werden, die entweder ihreSteuern als Gruppe deklarieren oder beidenen der Verdacht besteht, dass es sichum reine Handelsunternehmen handelt.

17 Prozent des Umsatzes aus ExportDieUnternehmen des Schweizer ICT-

Sektors erwirtschaften rund 17 Prozentihres Gesamtumsatzes durch den Export.Das heisst, im Jahr 2011 betrug der Ge-samtexport an Waren und Dienstleistun-gen der steuerpflichtigen Unternehmendes ICT-Sektors mindestens 8,8 Milliar-den Franken. Wenngleich der ICT-Sektordamit gemessen am Gesamtexportvolu-men der Schweiz nur rund 3 Prozent aus-macht, liegt er im Vergleich mit anderenExportgruppen an zehnter Stelle und be-wegt sich damit auf demNiveau jener derEdelmetalle und Schmucksteine. Gemes-sen an den in der Wahrnehmung im In-und Ausland bekanntesten Schweizer Ex-portgütern Käse und Schokolade beträgtder ICT-Exportumsatz gar das Sechsein-halbfache.

Mehr als die Hälfte davonwird von derIT-Hardware-Industrie erwirtschaftet.Zusammen mit dem ICT-Grosshandelsinddies gar rund70Prozent, also 6,1Mil-liarden Franken, obwohl diese beidenTeilbranchennur 14Prozent aller ICT-Un-ternehmen ausmachen. Demgegenüberentfallen auf die IT-Unternehmen mitDienstleistungsfokus knapp 20 Prozentdes Gesamtvolumens, obschon sie ge-messen an der Anzahl Unternehmen 80Prozent des ICT-Sektors repräsentieren.Dies bedeutet, dass der Gesamtexportdurch vergleichsweise wenige Unterneh-men beeinflusst wird und die Exportori-entierung zwischen Firmen stark variiert.Dies gilt auch innerhalb der Teilbran-chen. Die Exportanteile des ICT-Sektorsschwankenauch zwischendenGrossregi-onen der Schweiz. Schlusslicht bildet da-bei die Region Nordwestschweiz mit 6Prozent, während die Région Lémaniquemit 32 Prozent Spitzenreiter ist. In absolu-ten Zahlen sind es 2011 Zürich und die

Genferseeregion, diemit je rund 2,5Milli-arden Franken am exportstärksten sind.Zu beachten sind dabei zwei Dinge.

Einerseits wird der Export jeweils demHauptsitz zugeordnet und anderseitshängt die ICT-Exportorientierung der ein-zelnen Regionen stark von der Zusam-mensetzungder Teilbranchenab. Fast viervon fünf Exportfranken werden immernoch mittels physischem Export einge-nommen. In der Aussenhandelsstatistik2011 lassen sich insgesamt 196 Einzelgü-ter identifizieren, die vom ICT-Sektor her-

gestellt werden und einen Exportwert vonrund 7Milliarden Franken ergeben.Dabeisind Smartcards das wichtigste Einzelgut.Mindestens 1,8 Milliarden Franken desExportwerts entfallen auf ICT-Dienstleis-tungen. Mehr als fünfmal grösser, 10,4Milliarden Franken, ist der Export vonICT-Dienstleistungen im Jahr 2013, wennman die sehr viel breiter gefasste Berech-nungsbasis der Schweizerischen Natio-nalbank (SNB) als Massstab nimmt. DiegrosseDifferenz ergibt sich aus zwei Kom-ponenten, welche die SNB berücksichtigt:

Erstens misst die SNB alle ICT-Dienstleis-tungsexporte, unabhängig davon, in wel-cher Branche diese stattfinden. Zweitenszählt die SNB auch konzerninterne Trans-aktionen zum Export. Das bedeutet, dassausländische Zweigniederlassungen vonBanken, welche die zentrale IT-Infrastruk-tur des Schweizer Hauptsitzes benützen,sehr viel zum SNB-Dienstleistungsexport-volumen beitragen.

Diese Betrachtungsweisen des ICT-Ex-ports zeigen, dass die ICT sektorenüber-greifend ist. Der ICT-Dienstleistungsex-

port ist sehr schwer messbar, da er inmannigfaltigen Produkten und Dienst-leistungen versteckt ist. Der Export vonICT-Dienstleistungen wird selbst vonBranchenvertretern unterschätzt, und erbietet ein grosses Potenzial für die Soft-wareindustrie der Schweiz. Auch für dieICTgilt:Wer sich imglobalenWettbewerbfit hält, ist auch auf dem Heimmarkt er-folgreich.

Nils Braun-Dubler, geschäftsführender Partner,Econlab, Basel.

ZVG

Der Fotokite: Das Flugobjekt des gleichnamigen Zürcher Startup entstand unter derBeteiligung von ETH-Professor raffaello D’Andrea.

aNzeige

Mehr als die Hälfte ist Hardwareexportanteil am gesamtumsatz in Mio. Fr.

IT-Hardware4736

Quelle: econlab, 2014

ICT-Grosshandel

1371

Telekom948

Total8814

Program-mierung698

IT-Beratung424

Übrige Dienstleistungen523

Cloud-Services114

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68 |Wirtschaftsfaktor IT handelszeit ung | Nr. 45 | 6. November 2014

Aus einemGussFirmenkommunikation E-Mail und Co. werden vonneuen Plattformen verdrängt. Doch UnifiedCommunication and Collaboration (UCC) birgt Risiken.

VolkER RiChERt

Den Unternehmen versprichtdie aktuelle EntwicklungdesKommunikationsmarktesmotivierte Mitarbeiter, effi-ziente Arbeitsabläufe sowie

einen Ausbau des Wissenstransfers undInformationsaustausches. Auf den erstenBlick, so scheint es, etwas viel Marketing,wenn es um die ausgeklügelten Plattfor-men fürUnifiedCommunication andCol-laboration (UCC) geht.

Sicher ist, dass UCC die bisherige Silo-Kommunikation überwinden wird, wieRoland Zeilbeck festhält, der beim IT-Dienstleister Atos für den Verkauf im Be-reich Enterprise Social Networks verant-wortlich ist. Er betont,wiedamit eineneueKommunikationskultur in den Unterneh-mengeschaffenwird, die von «Verhaltens-änderungen bis hin zur Neuorganisationaufwendiger Prozesse» geht und ohneE-Mails auskommt.

Luigi Correale, der bei BT Switzerlanddie UCC-Beratung leitet, weist auf das hö-here Tempo der Kommunikation hin. Ge-schäftsabläufe und komplexe Geschäfts-prozessewürdenbeschleunigt, ist er über-zeugt. Mitarbeiter könnten daheim oder

irgendwo auf der Welt arbeiten, gleich-wohl würden über UCC die Entschei-dungsprozesse nicht nur optimiert, son-dern auch schneller. Es sei zu beachten,dass dieAuswirkungender neuenFormender Zusammenarbeit nicht immer leichtnachzuweisen seien. Stehe doch, wer In-vestitionen für einen UCC-Business-Caserechtfertigen müsse, vielfach vor weichenFaktoren wie Effizienzsteigerungen oderMitarbeitermotivation.

Vielfalt als ProblemEinen weiteren Aspekt nennt Jörg Säu-

rich, Chef von Avaya Schweiz und Öster-reich, der für eine UCC-Einführung denintelligenten Einsatz der zur Verfügunggestellten Tools fordert. Es gehe darum,«einen raschen Wissenstransfer und einegesteigerte Mitarbeiterproduktivität si-cherzustellen sowie die Motivation derMitarbeiter durch den Einsatz von BYOD,also Bring Your OwnDevice, zu erhöhen».AlleUCC-Hersteller adressierten zwar,wieer sagt, Kosteneinsparungspotenziale unddie Produktivitätssteigerung derMitarbei-ter. Dabei dürfe nicht übersehen werden,dass Unternehmen solche Austausch-plattformennutzten, umdie «Arbeit smar-ter und leichter zu bewältigen». Im UCC

schlummerten Potenziale, die erlaubenwürden, «mehr mit weniger Aufwand zuerreichen», so Säurich weiter.

Was das bedeutet, lässt sich an der vorkurzemvonUnify lanciertenPlattformna-mens Circuit ablesen. Hier werden nichtnur Dateien während gemeinsamer Kon-versationen ausgetauscht. Auch kann via

Chat, Sprache, Bilder und Videos webba-siert zusammengearbeitet werden. Allesläuft nahtlos über Browser, Smartphonesund Tablets, ohne dass ein Wechsel desEndgerätes eine Rolle spielt. Die gesamteKonversation wird verschlüsselt bis hinzur Speicherung auf einem Server. DasDesign der Plattform erinnert bewusst anSocial-Media-Tools und verspricht so ein-fachesArbeiten.Über Suchfunktionen las-sen sich Informationen aus den diversenQuellen einer Konversation von Text- undBilddateien bis hin zu Social-Media-In-halten herausfiltern.

Die Möglichkeiten stellen die IT-Abtei-lungen vielfach vor Probleme. Nach wievor verfügen beispielsweise die «gängigenUCC-Lösungen nicht über die nötigenWerkzeuge für die sichere Zusammenar-beit», stellt Brainloop-GeschäftsführerSchweiz, Gabriel Gabriel, fest. Wenn etwaVerwaltungsräte Dokumente unter siche-ren Bedingungen lesen, bearbeiten, frei-geben, synchronisieren und speichernmüssten, könne das via UCC nicht garan-tiert werden. Hier seien Zusatzlösungengefragt (siehe Interview).

Hohe AnforderungenZudem setzen heute dieMitarbeiter ei-

gene Endgeräte ein oder arbeiten daheimund von unterwegs aus und wählenmeistselbst ihre Kommunikationskanäle, wieZeilbeck erklärt. Diese können bis hin zuFacebook, Yammer, Skype oder Dropboxreichen. Wenn Unternehmen die neuenArbeitsmittel auch noch nutzen, um dieWege ihrer Kommunikation und Kollabo-ration auf Partnermodelle auszuweiten,wird es anspruchsvoll. Die Plattformenund Tools könnten so zwar auf die Ein-

kaufsportale für diedirekte Interaktionmitden Kunden erweitert werden. Die Busi-nesskanäle lieferten dann eben nicht nurAngebote, sondern integrierten auch je-des direkte Feedback, erklärt Zeilbeck. Sostelle UCC auch besondere Anforderun-gen an die Infrastruktur etwa in SachenSecurity, weil unter Umständen gesetzli-che Vorgaben zum Datenschutz und Zu-griffsberechtigungen zu berücksichtigenseien. Ausserdem erforderten UCC-Toolsbeispielsweise Netiquette-Regeln, wenndie Kommunikationsgrenzen in die Sozia-lenMedien hinein erweitert würden.

Auf diesen Bereich spielt auch DanielSchnyder an, Bereichsleiter EntwicklungundProduktmanagement beimMicrosoft-Dienstleister IOZ. E-Mail funktioniert an-ders als Chats. Dort «kommuniziert manmöglichst einfach, lässt Konventioneneher ausser Acht und ist somit schneller –oftmals sogar auch schneller als per Tele-fon», stellt er klar. Laut Schnyder wird derUCC-Nutzen bei der Vernetzung undbeimWissenstransfer heute kaummehr bestrit-ten. Ein Problem sieht Schnyder beimUnterhalt einer UCC-Anwendung. Unter-nehmen müssten die neuen Formen derKommunikation leben, betont er. Es gilt zuentscheiden, welcher Kanal für welche In-formation der richtige ist. Und eine Firmamüsse sich «darüber klar werden, wietransparent Informationen verfügbar seinsollen, und sich bewusstmachen, dassmitUCC-Werkzeugen jeder Mitarbeitende dieMöglichkeit hat, sich zu Themen zu äus-sern». Am Ende, so Schnyder, «ist es eineKulturfrage, wie weit manmit der Verwen-dung von UCC gehen und ob man einespontane, ungefilterte Kommunikation imUnternehmen habenmöchte».

Malroboter e-David: Der Roboter der Uni konstanz entscheidet selbstständig, wo er Pinselstriche aufträgt und welche Farbener dafür verwendet.

ZVG

«Unter sicheren Bedingungen arbeiten»DieMünchner Firma Brainloop ist 2012in den SchweizerMarkt mit hochsiche-ren Datenaustausch-Applikationen ge-startet. Der Geschäftsführer Schweiz,Gabriel Gabriel, meint, dass trotz UnifiedCommunication and Collaboration(UCC) Zusatzlösungen nötig sind.

Warum sind für den sicheren Datenaus-tausch zusätzliche Kommunikations-Tools nötig?Gabriel Gabriel: Bei den gängigen Office-Worker-Lösungen gibt es keine Stan-dard-Features für die sichere und nach-vollziehbare Kommunikation undZusammenarbeit. Die Daten werdenunverschlüsselt gespeichert und könnenbeliebig und ohne Kontrolle durch dasUnternehmenmit anderen geteilt wer-den. Der Schutz des geistigen Eigentumsoder Compliance-Vorschriften könnenso nicht gewährleistet werden.

Reichen bisherige UCC-Lösungennicht?Nein, denn diese beschränken sich reinauf die Kommunikation und bieten

kaumMöglichkeiten für die sichere Kol-laboration auf Dokumentenbasis.

Wird die Kommunikation durchmehrSicherheit nicht unnötig kompliziert?Nein, die Lösungen lassen sich in beste-hende Prozesse und Arbeitsumgebun-gen einbinden, beispielsweise durch dieIntegrationen inMicrosoft Outlook. DieZusammenarbeit mit Kollegen wie Exter-nen ist sicher und nachvollziehbar. Kom-pliziert hingegen sind Verschlüsselungs-lösungen, etwa für die Übertragung perE-Mail, was dazu führt, dass sie ebensehr oft gar nicht genutzt werden.

Warum müssen die jeweiligen Daten inder Schweiz sein?

Unsere Kunden legenWert darauf, dassdie Daten im Land bleiben. Dies ge-schieht aufgrund von Sicherheitsbeden-ken, aber teilweise auch, weil Richtlinienoder Gesetze eingehalten werdenmüs-sen. Die Daten können aber anstatt inunserem Rechenzentrum auch als priva-te Cloud-Lösungen On-Premise, alsobeim Kunden vor Ort, betrieben werden.

Warum reicht dafür eine bestehendeUCC-Lösung etwa von Swisscom nicht?Lösungen für UCC sind für die sichereKommunikation und Zusammenarbeitnicht angelegt. Diese haben andereFunktionen wieMessaging oder VideoConferencing. Brainloop ist in derSchweiz beispielsweise in der Gremien-kommunikation weit verbreitet, alsoetwa für die Kommunikation bei Verwal-tungsräten. Diesemüssen Dokumenteunter sicheren Bedingungen lesen, bear-beiten, freigeben, synchronisieren undspeichern können. Dazu sind UCC-Lösungen nicht geeignet.

intERViEw: VolkER RiChERt

Gabriel GabrielGeschäftsführerSchweiz,Brainloop, Zug

aNzeige

Page 7: HZ-Special «Wirtschaftsfaktor IT»

Wirtschaftsfaktor IT | 69handelszeit ung | Nr. 45 | 6. November 2014

Der Fotokite: Ein Fotokite ist keine Drohne. Zwischen dem Gerät und dem Operator besteht eine direkte Verbindung.

ZVG

ProfessionelleKreativwirtschaftSpieleentwickler 40 Indie-Startups in der Swiss Game Developer Association hoffen darauf, den einen Welthit zu landen.

NOrmAN c. BANDI

Man muss nicht wissen,wer Supercell ist, umdieBlockbuster des finni-schen Spieleentwicklerszu kennen: «Hay Day»

und «Clash of Clans». Diese Games liegenseit Monaten weltweit auf den vorderenPlätzen in den Ranglisten der umsatz-stärksten Apps bei Apple und Android –sowohl im iTunesStore als auch imGooglePlay sind beideOnline-Spiele über 50Mil-lionenMal heruntergeladen worden.

Gemäss «Reuters» hat Supercell ver-gangenes Jahr damit 650 Millionen Euroeingenommen.Dabei sinddieGames kos-tenlos. Das Geld wird anders verdient. ZuBeginn läuft alles flott, doch irgendwannstockt der Spielfluss.Manmuss 24, 48 odernoch mehr Stunden auf den nächstenFortschritt warten. Wer schneller voran-kommen will, kann sogenannte In-App-Käufe tätigen, anstatt sich zu gedulden.Spätestens nachdem der japanische Tele-kommunikationskonzernSoftbank imOk-tober 2013 für 1 Milliarde Euro 51 Prozentan Supercell übernommen hatte, war derErfolg zumBlockbuster programmiert.

Rares Schweizer Blockbuster-PotenzialGleiches gilt für «Minecraft» (20 Euro)

vonMojang, eineArt virtueller Legokastenfür Spielkonsolen odermobile Geräte, dersich in fünf Jahren mehr als 50 MillionenMal verkauft hat. Das Game der schwedi-schen Indie-Firma wurde zum Welthitund im September 2014 für 2,5 Milliarden

Dollar von Microsoft einverleibt. Von sol-chen Werten können die Schweizer Ent-wickler nur träumen.

«Wie bei Kinofilmen gibt es eine unab-hängige Szene, die gegen die grossen Stu-dios antritt», erklärt Matthias Sala, Präsi-dent der Swiss Game Developer Associa-tion (SGDA) sowie Co-Gründer und Ge-schäftsführer von Gbanga in Zürich. «Wasden Erfolg ausmacht, ist oft schwierig zusagen. Die Schweizer Entwickler fangenbewusst als Indie-Startups an und bleibenes meist, weil sie sich nicht preisgeben,sondern eigene Games schöpfen wollen,die ästhetisch und wertig sind.»

Trotzdem gebe es hierzulande Indie-Games, die Blockbuster-Potenzial hätten.Das vor sechs Jahren lancierte Compu-terspiel «Landwirtschafts-Simulator» (30Euro) vonGiants Software in Schlieren ZHist lautSala internationaldaserfolgreichsteProdukt – es wurde bereits mehr als 5Mil-lion Mal verkauft. Das vor zwei Monatenlancierte Computerspiel «Train Fever» (25Euro) von Urban Games in Schaffhausenist ein Geheimtipp, der dank Crowdfun-dingmit 250000 Euro gefördert wurde – eswurde rund 50000Mal verkauft.

Die grössteHerausforderung für eigeneSpiele sieht Sala nachwie vor inder Finan-zierung der Jungunternehmen. «Als ichvor sieben Jahren mit Gbanga anfing, gabes hierzulande noch keine organisierteSzene und keinen informellen Austauschzu unspannenden Themen wie Budgetsoder Investoren, wie ich ihn aus den USAkannte –das ist eines derGeheimnisse desSilicon Valley.» Basierend auf dieser Idee

trafen sich zuerst ein paar Startups, dieSala gegoogelt hatte. Später gründeten siedie Swiss Game Developer Association(SGDA), die mittlerweile 40 Firmenmit-glieder zählt. «Zusammen bringen wir esauf ein grob geschätztes Umsatzvolumenvon bis zu 50Millionen Franken pro Jahr.»Respektabel, denn gemäss PwCwerden inder Schweiz jährlich fast 450 MillionenFrankenmit Videospielen umgesetzt.

Überlebensschlüssel Auftragsarbeiten«Von der unorganisierten Werbespiel-

Gemeinschaft zur professionellenKreativ-wirtschafts-Sparte», nennt Sala diesenQuantensprung. Der Verbandspräsidentergänzt: «Durch unsere Kooperation undunsere Vernetzung können wir auffallen.Games sind heute in der Gesellschaft ak-zeptiert. Die Leute geben zu, dass sie aufihren Smartphones oder Tablets spielen.»Die Finanzierungsprobleme löse das in-des nicht. Die Gelder der Stiftung ProHel-vetia zur Kulturförderung seien für Spielezwar löblich, aber leider marginal. UndBusiness Angels oder Venture Capital fän-den sich nicht leicht. «Wie in der IT allge-mein. Da wir keine nationale Unterhal-tungsindustrie haben, müssen wir mehrWahrnehmung kreieren, Investoren an-sprechen und mittels Business-Plänenüber das lokaleWunder informieren.»

Darin besteht laut Sala das Dilemmafür hiesige Spieleentwickler. «Wir tretenals Indie-Startups an, um einen Blockbus-ter zu landen, doch die romantische Vor-stellung, dass alles automatisch wächstundgedeiht, habenwir längst nichtmehr.»

Der Schlüssel zumÜberleben seien regel-mässige Auftragsarbeiten für Unterneh-men, beispielsweise die Game-App «Quizand Fly» von Gbanga für die UBS (sieheInterview unten). Sie wurde seit der Pre-miere vor drei Wochen über 10000 Malheruntergeladen. «Was wir auf Rechnung

machen, garantiert unserenCashflow, umunser hoch skalierendes Ding zu versu-chen. Dieser eine Schussmuss einWelthitwerden und für ein globales Millionen-publikum passen.» Bei Gbanga heissendie Pfeile im Köcher «Advocates of Light»und «Parkour». Salahofft: «Coming soon.»

aNzeige

«UBS testet Einsatz vonGamification»Mit der Gratis-App «Quiz and Fly» wagtdie UBS den Schritt in die Gamification.Sie unterhält mit einem klassischen Flug-simulator und vermittelt spielerischWis-sen. Was steckt hinter dem Pilotprojekt?Patrick Kramer:Durch die Entwicklungmöchte die UBS ihre kreative undmobileSeite zumAusdruck bringen. Wir möch-ten zeigen, dass die UBS digitale Innova-tion fördert. Uns eröffnet sich damit dieMöglichkeit, Kunden auf einem neuenKanal anzusprechen. Gleichzeitig bietetdie Spiel-App eine Plattform für Begeg-nungen und freundschaftlichenWettbe-werb unter demDach derMarke UBS.Wir möchten testen, wie ein solches For-mat von der Öffentlichkeit aufgenommenwird, und erste Erfahrungen sammeln –auch imHinblick auf künftige Projektemit ähnlichen Kommunikationszielen.

Wie sind Sie für die Entwicklung aufGbanga als Partner gestossen?Wir haben im Rahmen unserer Digitali-sierungsprojekte schon länger über Ga-mification nachgedacht. AlsMatthias Salauns vor zwei Jahren kontaktiert hat, ha-ben wir rasch erkannt, dass wir uns bes-

tens ergänzen. Auf der einen Seite einerfahrenes Schweizer KMUmit sehr in-novativen Ideen, die vor allem auf unsereständigen Begleiter – Smartphone undTablet – setzen. Auf der anderen Seiteunser kleines Strategieteam. Gemeinsamkonnte das Projekt in nur sechsMonatenäusserst agil umgesetzt werden.

Wie verbreitet beziehungsweise bewirbtdie UBS ihre Neuheit «Quiz and Fly»?Via digitalesMarketing, beispielsweisesponsored Ads in SozialenMedien wieFacebook, Twitter und YouTube – das er-möglicht interessierten NutzernmittelsAnklicken der Anzeige eine direkte Instal-lation der App. Via klassische Promotion,beispielsweise über das Kundenmagazin.

Via interne Kommunikation, beispiels-weise über unsere Intranet-News.

Was haben Sie vor, wenn die Resonanzauf das Schweizer Pilotprojekt gut ist?Einerseits das Format in weiterenMärk-tenmit lokalisierten Inhalten auszuwei-ten. Anderseits könnten wir uns vorstel-len, das Format intern für Change-Projek-te zu nutzen, in denen komplexe Themenspielerisch vermittelt werden sollen.

Was passiert, wenn das Echo nicht gut ist?Mit diesem Pilotprojekt will die UBS denEinsatz von Gamification testen. Die da-raus gewonnenen Erkenntnisse und daserhaltene Feedback sollen dazu genutztwerden, das Format zu optimieren, umeine allfällige Anwendung in einemanderen Bereich in Betracht zu ziehen.

Was für die UBS ein Low-Cost-Test seindürfte, ist für Gbanga ein grosser Fisch.Wie viel lassen Sie sich den Spass kosten?Zu den Projektkosten äussern wir unsgrundsätzlich nicht.

INtErVIEW: NOrmAN c. BANDI

Patrick KramerHead E-chan-nel Strategy,UBS, Zürich

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