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GRAND ELECTRICS 82 grand gtrs Ibanez M8M

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versetzt einem schon einmal schnell einen Haken indie Magengrube, höchstens vergleichbar mit derWucht eines Schwergewichtsboxers.

Wer nun glaubt, dass im Bereich Rockmusik bei denvielsaitigen Instrumenten alles nur auf ein wüstes Ge-bolze hinausläuft, dem möchte ich einen Namen ansHerz legen, der mich völlig unabhängig vom Eintreffendieser Gitarre bei mir zu Hause bereits seit Längeremso fasziniert, dass ich selbst schon an die Anschaffungeiner sieben- oder gar achtsaitigen Gitarre gedachthabe: Fred Brum heißt der Mann, in London lebenderWahlengländer portugiesischer Abstammung und eingrandioser Musiker mit innovativem Ansatz, dennochfest in der Tradition abendländischer Musik verwurzelt.Auf Youtube finden sich zahlreiche Videos von ihm, dieich jedem Gitarristen wärmstens empfehlen würde, deran mehr als zwölftaktigem Blues interessiert ist.

Meshuggah StyleDoch wir haben es ja mit der Signature-Gitarre der beidenMeshuggah-Gitarristen Frederik Thordendal und MartenHagström zu tun, also sollten wir uns ein wenig mitderen Kunst auseinandersetzen, damit wir den Ansatzverstehen, den die Masterbuilder des Ibanez CustomShop gewählt haben, um den Wünschen der Mu-siker gerecht zu werden. Vordergründig ein wüs-tes Gehämmere (ganz nach dem Motto „Wer alsErster fertig ist, der hat gewonnen“), entdecktman beim näheren Hinhören durchaus kom-plexe Strukturen mit Polyrhythmik und ähn-lichen akademischen Winkelzügen, sodassder Vergleich einzelner Musikkritiker zuGenies wie Coltrane zwar immer noch ab-surd, aber immerhin erklärbar erscheint.Bei Meshuggah wird jedes Instrument als„perkussiv“ aufgefasst, so die Musikerselbst, und Gitarren und Gesang fügen sich

Gleichwohl hat sich spätestens seit Einführung der sie-bensaitigen Ibanez Universe im Jahre 1990 auch im Be-reich der populären Musik ein immer größeresInteresse an diesem Instrumententypus entwickelt, derin der Jazzgemeinde schon Jahrzehnte vorher seineAkzeptanz gefunden hatte. Zwar ist er dort ebenfallsein vergleichsweise exotisches Instrument geblieben,aber Virtuosen wie George van Eps haben uns schonvor mehr als vierzig Jahren eindrucksvoll bewiesen,was mit einer Siebensaitigen so alles möglich ist.

Acht statt sechs?Womit wir schon bei der Beantwortung der Frage an-gelangt sind, die sich uns angesichts eines mit achtSaiten bespannten Surfbretts spontan aufdrängt: Wozudas Ganze, geht’s nicht auch mit den üblichen sechsSaiten? Nun, es gibt wohl drei Vorteile einer solchenGitarre. Erstens sind extrem weit gespannte Akkord-Voicings spielbar, ohne sich die Finger abbrechen zumüssen. Diese Applikation erfordert wohl die größtenMühen und man muss sich sehr lange damit auseinan-dersetzen, bis man das Konzept perfekt umsetzenkann. Womit wir wieder beim Jazz angelangt wären,denn da geht gar nichts ohne intensive Studien. Dienächste, ebenso reizvolle, jedoch weit weniger kom-plexe Möglichkeit einer Nutzung der zusätzlichen Sai-ten besteht darin, lang gezogene Sololinien über dreiund mehr Oktaven ohne Lagenwechsel zu spielen, dasgeht zwar nicht binnen Sekunden, aber nach einemhalben Tag intensiven Übens klappt das vorzüglich undmacht richtig Spaß. Die letzte und wohl am weitestenverbreitete Methode ist der Einsatz der tiefen H- undwenn vorhanden Fis-Saite als Mark und Gedärm er-schütterndes Werkzeug für ultraböses Metal-Riffing.Hier hat sich ein ganz neues Genre manifestiert, dasonomatopoetisch auf den Namen „Djent“-Metal getauftwurde. Und ganz ehrlich, eine abgestoppte Fis-Saiteüber den Heavy Crunch Channel meines Diezel D-Moll

Gehen wir einmal getrost davon aus, dass die Jahresproduktion sogenannter Extended-Range-Instrumente, der Germanophile würde also sagen „Instrumente mit erweitertemTonumfang“, nicht an die Stückzahlen von regulären Standardmodellen heranreicht.Von Alexander Heimbrecht

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Meshuggah-Signature

Viel Viel!hilft

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homogen in den Gesamtsound der Band. Vor diesem Hin-tergrund ist man nun angetreten, den Jungs eine Gitarrezu bauen, die deren Anforderungen gerecht wird. Das be-deutet im einzelnen: Hals-Pickup Fehlanzeige, eine Men-sur unwesentlich kürzer als ein richtiger Bass, einmehrlagig verleimter Hals und eben acht Saiten.

Öffnet man den Koffer, dann ist man ob der schieren Ab-messungen des Halses schon ein wenig beeindruckt undfragt sich unwillkürlich, ob man darauf überhaupt spielenkann. Nun, ich will es kurz machen: Man kann. Zwarnicht sofort und vielleicht nicht unter sofortiger Ausnut-zung des gebotenen Tonspektrums, doch es geht. Die ers-ten Minuten braucht man zum Abtasten, die nächstehalbe Stunde, um sich die Lage der verfügbaren Noten zuvergegenwärtigen, und dann geht’s eigentlich ziemlichschnell recht gut. Ein dem Blues-Idiom verpflichteterFreund mit Hendrix/SRV-mäßiger „Daumen-rum-um-den-Hals“-Haltung hatte naturgemäß mehr Schwierig-keiten als ich, weil ich eigentlich meistens den Daumenauf der Halsrückseite liegen habe. Der in der Tat sehrbreite Hals macht es einem leichter als gedacht, da er ei-gentlich recht dünn ausgefallen ist, erst recht im Verhält-nis zu seiner Breite. Dass man dennoch leicht auf eine derTonbildung zuträgliche Masse kommt, liegt dabei auf derHand. Auch der durchgehende Hals erleichtert die Sacheungemein, denn der Hals-Korpus-Übergang ist so ergo-nomisch, wie man es bei vielen klassischen 6-Saiternnicht findet. Bleibt die Frage, mit welcher Art Verstärkerman diesem Monstrum von Gitarre am besten auf denLeib rückt. Dieses Monstrum von Gitarre kann natürlichmit allen möglichen Gerätschaften verstärkt werden, egalob 5 Watt Boutique-Amp, Fender, Vox oder Plexi. Diesewerden sich aber in den tiefen Frequenzbereichen dieZähne ausbeißen. Hier braucht es einen supertightenAmp, der einiges wegstecken kann. Da passt mein DiezelD-Moll einfach perfekt. Ich habe es in der Tat genossen,die M8M über Meister Diezels neuestes Werk zu verstär-ken. Egal, ob cleane Akkorde mit dem Glanz eines Kon-zertflügels, ultraböse Riffs mit Schub ohne Ende oderSolospiel über das gesamte tonale Spektrum des Instru-

ments, die Ibanez liefert und der Diezel setzt es anstands-los um. Beim Solospiel wird schnell klar, warum man derM8M ein für diese Art Gitarre doch recht unübliches Ton-poti spendiert hat: Dosiert eingesetzt verleiht es demkraftstrotzenden und vor Obertönen schier überborden-den Tonabnehmer ein klein wenig Hals-Pickup-Flair. Ichpersönlich hätte dem guten Stück übrigens noch einenHalstonabnehmer gegönnt. Ein kleiner Tipp: Man solleine 8-Saiter zudem auch über einen Bass-Amp anspielen.Da eröffnen sich ganze neue Soundaspekte.

Ingesamt gesehen hat mir die Gitarre unbändigenSpaß gemacht und ich überlege ernsthaft, mir ein sol-ches Instrument zuzulegen. „Stagnation ist Rück-schritt“, heißt es so schön, und ich erwäge, meinemSpiel vielleicht ein paar neue Aspekte einzuverleiben,wenngleich ich allerdings kaum in derart düstere Ge-filde abtauchen werde, wie es die Jungs um Frederikund Marten mit ihrer Musik tun. �

GRAND ELECTRICS

84 grand gtrs

DETAILSHersteller: Ibanez

Modell: M8M Meshuggah

Herkunftsland: Japan

Korpus: Erlekorpus

Hals: Ahorn/Bubinga, 5-teilig durchgehend

Griffbrett: Palisander

Mensur: 764 mm Mensur, 24 Bünde

Halsbreite 1. Bund: 55 mm

Sattel: Schraubsattel

Brücke: Edge III-8 Fixed

Mechaniken: Hipshot

Pickups: 1 x Lundgren M8 Humbucker

Farbe: Dark Grey, matt

Getestet mit: Diezel D-Moll

Preis: 5.999 Euro inkl. Koffer

www.ibanez.dewww.musicstore.de