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I d T bl tt b i R kt fällIod‐Tabletten bei ReaktorunfällenVorverteilung und Einnahmekriterien
119. Amtsärztliche Fortbildungsveranstaltung
Manfred Ditto, Bundesministerium für Gesundheit
InhaltInhalt
• Unfälle in Kernkraftwerken• Unfälle in Kernkraftwerken– Belastungspfade
– Radionuklid‐Freisetzung
• Schilddrüsenkrebs nach Tschernobyl
• Vergleich Tschernobyl – Fukushima
• Iod Tabletten• Iod‐Tabletten– Wirkungsweise
– Bevorratung
– Einnahmekriterien
– Vorgangsweise bei einem Reaktorunfall
• Abschätzung der Auswirkungen von ReaktorunfällenAbschätzung der Auswirkungen von Reaktorunfällen
Unfälle in KernkraftwerkenUnfälle in Kernkraftwerken
Große Mengen an radioaktiven Stoffen werden in die Atmosphärefreigesetzt und mit den Luftmassen weiträumig verfrachtet.
T h b l F k hiTschernobyl Fukushima
BelastungspfadeBelastungspfade
TschernobylunfallTschernobylunfall
Die präsentierten Daten stammen aus einem Bericht derUNITED NATIONS (UNSCEAR 2008) aus dem Jahr 2011.UNSCEAR: United Nations Scientific Committee on the Effects of Atomic RadiationUNSCEAR: United Nations Scientific Committee on the Effects of Atomic Radiation
Herangezogen wurden für UNSCEAR 2008:g g
• Berichte in wissenschaftlichen Journalen (peer‐reviewed)
• Antworten der Regierungen der betroffenen Staaten auf Anfragen der UNAntworten der Regierungen der betroffenen Staaten auf Anfragen der UN
• auf Tagungen ohne wissenschaftliche Prüfung präsentierte Daten, sofern die zugrundeliegenden Studien und die Ergebnisse wissenschaftlich und t h i h ti i i dtechnisch stimmig sind
TschernobylunfallFreisetzung
di klid lb i f i k i i ä [ ] kRadionuklid Halbwertszeit freigesetzte Aktivität [PBq] Bemerkung
Xe‐133 5,25 d 6 500 Edelgas
I‐131 8,04 d 1 760 flüchtiges ElementI 131 8,04 d 1 760 flüchtiges Element
Cs‐134 2,06 a 47 flüchtiges Element
Cs‐137 30,0 a 85 flüchtiges Element
Sr‐90 29,1 a 10 mittelflüchtiges Element
Pu‐239 24 000 a 0,013 hitzebeständiges Element
Pu‐240 6 537 a 0,018 hitzebeständiges Element
Bei den oderirdischen Kernwaffentests der 1950er‐ und 1960er‐Jahre wurden freigesetzt:
I‐131 675 000
Cs‐137 948
TschernobylunfallStrahlendosen
G öß i l S hildd ü d i i l ff k i D iBevölkerungsgruppe
Größein Tausend
mittlere Schilddrüsendosis[mGy]
mittlere effektive Dosis [mSv]
Liquidatoren 530 nicht bekannt 117
evakuierte Personen 115 490(Range: 50 bis > 5.000)
31(ohne SD‐Dosis)
Einwohner kontaminierter G bi i UA BY RU
6 400 102*( h l )
9( h )Gebiete in UA, BY, RU (0,7 % mehr als 1.000) (ohne SD‐Dosis)
Einwohner von UA, BY, RU 98 000 16 1.3(ohne SD‐Dosis)
0 3Europa 500 000 1,3 0.3(ohne SD‐Dosis)
* Vorschulkinder etwa 2 bis 4 mal höher
Radioaktives Iod wird in der Schilddrüse gespeichert und führt dort zu einerhohen lokalen Strahlenbelastung. Dadurch kann Schilddrüsenkrebs entstehen.
Natürliche StrahlenquellenNatürliche Strahlenquellen
Gesamt: ca. 2,6 mSv effektive Dosis pro Jahr
Zum Vergleich mit den Dosen durch Tschernobyl (siehe vorige Folie)
TschernobylunfallSchilddrüsenkrebs
k b d h h d f ll• starker Anstieg, beginnend etwa 5 Jahre nach dem Unfall(in den stark betroffenen Gebieten der Ukraine, Weißrusslands und Russlands)
• bis 2005 wurden knapp 7.000 Fälle bei Personen registriert, die beim Unfall Kinder oder Jugendliche waren– 5.127 Fälle bei Personen, die beim Unfall jünger als 14 Jahre waren
– 6 848 Fälle bei Personen die beim Unfall jünger als 18 Jahre waren– 6.848 Fälle bei Personen, die beim Unfall jünger als 18 Jahre waren
• keine Hinweise auf einen deutlichen Rückgang
• für nach 1986 geborene Personen wurde kein Anstieg gefunden
• keine deutlichen Hinweise auf einen Anstieg bei Personen, die beim Unfall bereits erwachsen waren
• 15 der betroffenen Personen starben (6 davon an anderen Ursachen)• 15 der betroffenen Personen starben (6 davon an anderen Ursachen)
TschernobylunfallSchilddrüsenkrebs
Schilddrüsenkrebs bei Kindern in Weißrussland
aus: UNSCEAR 2008, Volume II, Annex Daus U SC 008, o u e , e
TschernobylunfallSchilddrüsenkrebs
Schilddrüsenkrebs bei Personen, die 1986 unter 18 Jahre alt waren(Daten für Weißrussland)
aus: UNSCEAR 2008 Volume II Annex Daus: UNSCEAR 2008, Volume II, Annex D
Reaktorunfall FukushimaFreisetzung
• Atmosphärische Freisetzungen– im Wesentlichen Iod‐131, Cäsium‐134 und Cäsium‐137 sowie
kurzlebige radioaktive Edelgasekurzlebige radioaktive Edelgase
– andere Nuklide (insb. Stontium‐90 und Plutonium‐Isotope)deutlich weniger
– geschätztes Ausmaß• I‐131: 130 PBq
• Cs‐137: 11 PBqq
• Flüssige Ableitungen in den Pazifik– hoch radioaktives Wasser ist ins Meer gelangt
• I‐131: 5,4 MBq/cm³; Cs‐134: 1,8 MBq/cm³; Cs‐137: 1,8 MBq/cm³
– Ableitungen ins Meer insgesamt: 4,7 PBq
– jedoch starke Verdünnung im Pazifik (siehe Messwerte Pazifik)– jedoch starke Verdünnung im Pazifik (siehe Messwerte Pazifik)
KKW‐Unfälle, KernwaffentestsAtmosphärische Freisetzungen
Zum Vergleich sind in der nachfolgenden Tabelle die atmosphärischenFreisetzungen bei Fukushima, Tschernobyl und den oberirdischenKernwaffentests der 1950er und 1960er Jahre angeführt.
Radionuklid Fukushima Tschernobyl Kernwaffentests
Iod‐131 130 PBq 1760 PBq 675 000 PBq
Cäsium‐137 11 PBq 85 PBq 948 PBq
Anmerkung:Die Kernwaffentests führten zu einer relativ homogenen Kontamination der gesamtenErdkugel, während Tschernobyl und Fukushima zu einem sehr heterogenenKontaminationsmuster mit teilweise sehr hoch kontaminierten Regionen führten.
Tschernobyl – FukushimaVergleich der Kontamination
Die Karte zeigt die Kontamination der Umgebung von Tschernobyl (links) und Fukushima (rechts) jeweils etwa einen Monat nach dem Unfall. Grafik: ENSI
Tschernobyl – FukushimaVergleich der Kontamination
Reaktorunfall FukushimaSchilddrüsendosis – Kinder
• Messungen an 1080 Kindern
• von 23. bis 30. März 2011
• Schilddrüsendosis:
Dosis [mSv] Anzahl Kinder Dosis [mSv] Anzahl Kinder[ ] [ ]
0 598 25 4
5 282 30 4
10 123 35 2
15 51
20 15 50 120 15 50 1
Quelle: R. Michel, Leibniz Universität Hannover
TschernobylunfallSchilddrüsendosen
BevölkerungsgruppeGröße
in Tausendmittlere Schilddrüsendosis
[mGy]
evakuierte Personen 115 490(Range: 50 bis > 5.000)
Einwohner kontaminierter b
6 400 102*Gebiete in UA, BY, RU
6 400(0,7 % mehr als 1.000)
Einwohner von UA, BY, RU 98 000 16
* Vorschulkinder etwa 2 bis 4 mal höher
Tschernobyl bewirkte deutlich höhere Schilddrüsendosen als Fukushima –h it h M h b t ff l b i F k hiauch waren weit mehr Menschen betroffen als bei Fukushima
Iod‐TablettenWirkungsweiseDie rechtzeitige Einnahme von Iod-Tabletten schützt die
• rechtzeitige Gabe von stabilem Iod
gSchilddrüse effektiv vor der Aufnahme von radioaktivem Iod.
• Sättigung der Schilddrüse mit stabilem Iod• Aufnahme von radioaktivem Iod wird verhindert• Strahlendosis der Schilddrüse wird gering gehalten• Strahlendosis der Schilddrüse wird gering gehalten• Wahrscheinlichkeit von strahleninduziertemSchilddrüsenkrebs praktisch null
Iod-Blockade
Iod‐TablettenKeine "Strahlenpille"
I d T bl hü di S hildd ü d A f hIod‐Tabletten schützen die Schilddrüse vor der Aufnahme von radioaktivem Iod und damit vor einer hohen Strahlenbelastung.
Iod‐Tabletten bieten jedoch keinen Schutz gegen sonstige Expositionen, die infolge eines Reaktorunfalles auftreten:
• keinen Schutz gegen externe Strahlung
• keinen Schutz gegen Strahlung von anderen Radionukliden ( ß R di i d) di i d Kö f d(außer Radioiod), die in den Körper aufgenommen werden
Iod‐Tabletten sind also keine generell wirksame "Strahlenpille"!g p
Iod‐TablettenOptimaler Einnahmezeitpunkt
Wi k öß di Ei h k Ei ff• Wirkung am größten, wenn die Einnahme knapp vor Eintreffen der radioaktiven Luftmassen erfolgt
• eine zu frühe Einnahme verringert die Wirkung• eine zu frühe Einnahme verringert die Wirkung– eine nochmalige Einnahme vor dem tatsächlichen Eintreffen der
radioaktiven Luftmassen erhöht das Risiko von Nebenwirkungen
• bei einer Einnahme einige Stunden nach Durchzug der radioaktiven Luftmassen ist praktisch keine Wirkung mehr gegeben
Die Abhängigkeit der Wirkung vom Einnahmezeitpunkt ist auf den nächsten zwei Blättern grafisch dargestellt.
Iod‐TablettenOptimaler Einnahmezeitpunkt
I d Bl k d Wi k bhä i Ei h it ktIod-Blockade: Wirkung, abhängig vom Einnahmezeitpunkt
Iod‐TablettenOptimaler Einnahmezeitpunkt
I d Bl k d Wi k bhä i Ei h it ktIod-Blockade: Wirkung, abhängig vom Einnahmezeitpunkt
Iod‐TablettenBevorratung
O i l Wi k b i h i i Ei h d I dOptimale Wirkung nur bei rechtzeitiger Einnahme der Iod‐Tabletten. Daher ist eine Bevorratung der Tabletten notwendig.
In Österreich werden seit über 20 Jahren Iod Tabletten für dieIn Österreich werden seit über 20 Jahren Iod‐Tabletten für die Versorgung der Bevölkerung bei schweren Reaktorunfällen bevorratet.
Das Bevorratungskonzept besteht im Wesentlichen aus folgenden drei Schienen:
Bevorratung einer Tagesdosis in Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen
individuelle Bevorratung zuhause
NEU: Dezentrale Notfallversorgung ("stille Reserve")NEU: Dezentrale Notfallversorgung ("stille Reserve")
Iod‐TablettenBevorratung – Schulen etc.
I Ki d b i i h S h l d IIn Kinderbetreuungseinrichtungen, Schulen und Internaten werden Iod‐Tabletten für eine rasche Einnahme bei schweren Reaktorunfällen gelagert:g g
• eine Tagesdosis für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre in Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen
• eine Packung für Kinder und Jugendliche in Internaten
Der Austausch der alten Kontingente, der seit Juli 2012 läuft, sollte demnächst abgeschlossen sein.
Iod‐TablettenBevorratung zuhause
I d T bl ll b di h h h d iIod‐Tabletten sollten unbedingt auch zuhause vorhanden sein, um eine rasche Einnahme bei schweren Reaktorunfällen zu ermöglichen. Das Bevorratungskonzept sieht so aus:g g p
• kostenloser Bezug einer Packung für die primäre Zielgruppe (unter 18‐Jährige, Schwangere, Stillende) in Apotheken möglich– wurde bisher kaum in Anspruch genommen
– soll jetzt durch eine Kampagne forciert werden (Gutscheine an S h l P k f A ik l i F h i h if )Schulen, Pressekonferenz, Artikel in Fachzeitschriften etc.)
• 18 bis 40‐Jährige können (und sollen auch) Iod‐Tabletten rezeptfrei zum Preis von € 2 75 erwerbenrezeptfrei zum Preis von € 2,75 erwerben
Über 40‐Jährige sollten Iod‐Tabletten nicht einnehmen, da ihr strahlenbedingtes Schilddrüsenkrebsrisiko sehr gering, die Wahrscheinlichkeit von schweren Nebenwirkungen aber vergleichsweise hoch istNebenwirkungen aber vergleichsweise hoch ist.
Iod‐TablettenDezentrale NotfallversorgungDezentrale Notfallversorgung
d i Lä d d BMG t t• wurde gemeinsam von Ländern und BMG umgesetzt
• Iod‐Tabletten sind in den Ländern so gelagert, dass im Notfall eine Abholung durch die Bevölkerung innerhalb weniger Stunden möglich ist
• es wurden die alten, qualitätsgeprüften Kontingente dazu verwendet
• regelmäßige Qualitätsprüfungen durch das BASG werden durchgeführt
Rotes Kreuz
BHs
Rotes Kreuz
Gemeinden
Apotheken
Feuerwehren 3 Standorte Gemeinden Gemeinden
derzeit zentral
Iod‐TablettenEinnahmekriterien (1)
Di Ei h I d T bl tt i t i i l tDie Einnahme von Iod‐Tabletten ist eine von vielen sogenannten Interventionsmaßnahmen, die möglicherweise bei radiologischen Notstandssituationen zur Dosisreduktion gesetzt werden.
Für Interventionsmaßnahmen gilt grundsätzlich:
• Prinzip der RechtfertigungDer erwartete Nutzen durch die Dosisreduktion muss allfällige Schäden und Kosten der Maßnahme überwiegen
• Prinzip der OptimierungPrinzip der OptimierungForm, Umfang und Dauer sind so zu wählen, dass der Nutzen möglichst groß ist
Iod‐Tabletten sind also selbst bei schweren Reaktorunfällen nicht unbedingt einzunehmen, sondern nur dann, wenn dies mehr Nutzen als Schaden erwarten lässt.
Als Einnahmekriterien wurden in der Interventionsverordnung bestimmte erwartete gSchilddrüsendosen festgelegt (siehe nächste Folie).
Iod‐TablettenEinnahmekriterien (2)
I d I t ti d i d l K it i fü di Ei h I dIn der Interventionsverordnung sind als Kriterien für die Einnahme von Iod‐Tabletten folgende Dosiswerte festgelegt:
• Personen unter 18 Jahren: 10 mGy erwartete Schilddrüsendosis
• Erwachsene < 40 Jahre: 100 mGy erwartete Schilddrüsendosis
Über 40‐Jährige sollten Iod‐Tabletten nicht einnehmen, da ihr strahlenbedingtesÜber 40 Jährige sollten Iod Tabletten nicht einnehmen, da ihr strahlenbedingtes Schilddrüsenkrebsrisiko sehr gering, die Wahrscheinlichkeit von schweren Nebenwirkungen aber vergleichsweise hoch ist.
Die Werte stammen aus der WHO‐Richtlinie "Guidelines for Iodine ProphylaxisDie Werte stammen aus der WHO Richtlinie Guidelines for Iodine Prophylaxisfollowing Nuclear Accidents – Update 1999". Nach den Erfahrungen aus Tschernobyl hat die WHO mit diesem Update die Dosiswerte für die Einnahme gesenkt.
Die niedrigeren Werte sind aber durchaus umstritten und wurden bei weitem nicht von allen Ländern übernommen. So hat etwa Deutschland seine Dosiswerte trotz WHO‐Empfehlung nicht gesenkt, sondern die alten beibehalten (50 mGy für unter 18‐Jährige und 250 mGy für 18 bis 45‐Jährige)Jährige und 250 mGy für 18 bis 45 Jährige).
Iod‐TablettenDosierung
t hi dli h A b D i• unterschiedliche Angaben zur Dosierung
• Angaben in den Packungsbeilagen der österreichischen Tabletten haben sich mehrmals geändert
• die Dosierungsangaben in den österreichischen Packungsbeilagen weichen von den WHO‐Empfehlungen ab
• die Unterschiede sind jedoch eher geringfügigj g g g g
Dosierung gemäß aktueller Packungsbeilage:
Schwangere und Stillende: je 2 Tabletten über höchstens zwei Tage
Kinder bis zu 1 Monat: einmalig ¼ Tablette
Kinder von 1 bis 36 Monaten: ½ Tablette
Kinder von 3 bis unter 13 Jahren: 1 Tablette
Jugendliche und Erwachsene von13 bis unter 40 Jahren: 2 Tabletten
Erwachsene ab 40 Jahren: Die Tabletteneinnahme wird für Personen ab 40 Jahren nicht empfohlen
Dauer der Einnahme: Eine einmalige Einnahme ist in der Regel ausreichend. In Ausnahmefällen wird diezuständige Behörde weitere Tabletteneinnahmen empfehlen.
Iod‐TablettenNebenwirkungen
N b i k i d d P k b il t h Di tli h t i dNebenwirkungen sind der Packungsbeilage zu entnehmen. Die wesentlichsten sind:
• Erkrankungen des Magen‐Darm‐Trakts– Reizung der Magenschleimhaut (insbesondere bei Einnahme auf nüchternen Magen)
• Hormonelle Erkrankungen (sehr selten)– erhöhter Puls, Schweißausbrüche, Schlaflosigkeit …
Gefäßerkrankungen (selten)• Gefäßerkrankungen (selten)– Gefäßentzündungen
• Erkrankungen des Immunsystems (selten)– Hautrötungen, Jucken und Brennen in den Augen, Schnupfen und ähnliche Symptome
Nach dem Tschernobylunfall wurde in Polen 10,5 Millionen Kindern und 7 Millionen Erwachsenen stabiles Iod in Form einer Lösung verabreicht. Dies hat zu keinen nennenswerten Nebenwirkungen geführt.
Das war mit ein Grund für die WHO, die Dosiswerte für die Einnahme von Iod‐Tabletten zu senken.
Iod‐TablettenKontraindikationen
L t P k b il dü f I d T bl tt i ht i dLaut Packungsbeilage dürfen Iod‐Tabletten nicht eingenommen werden:
• bei einer Schilddrüsenüberfunktion
• bei gutartigen Knoten in der Schilddrüse, die nicht behandelt werdeng g ,
• bei Verdacht auf einen bösartigen Tumor der Schilddrüse
• bei Allergie (Überempfindlichkeit) gegen Iod oder einen sonstigen Bestandteil der TablettenTabletten
• bei Dermatitis herpetiformis Duhring
• bei allergisch bedingter Entzündung der Blutgefäßwände
Schwerer ReaktorunfallVorgangsweise
I F ll i h Stö f ll i i KKW d i ßIm Fall eines schweren Störfalles in einem KKW, der zu einer großen Freisetzung von Radionukliden führen könnte oder bereits geführt hat, wird folgendermaßen vorgegangen:
• Bewertung der Meldungen über den Störfall und Information aller betroffenen Bundes‐ und Landesstellen (BMLFUW)
• Erstabschätzung der möglichen Auswirkungen mit Prognose‐ undErstabschätzung der möglichen Auswirkungen mit Prognose und Entscheidungshilfesystemen (BMLFUW)
• Bewertung der radiologischen Lage anhand der Ergebnisse der P d t (BMLFUW t Mit i k BMG)Prognosedaten (BMLFUW unter Mitwirkung BMG)
• erforderlichenfalls Empfehlen bzw. Setzen von Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung (BMLFUW unter Mitwirkung BMG, erforderlichenfalls Umsetzung durch die Länder)
Schwerer ReaktorunfallAbschätzung der Auswirkungen
P d E h id hilfPrognose‐ und Entscheidungshilfesysteme
• Prognose der Ausbreitungsrichtung und ‐geschwindigkeit von radioaktiv k i i L f b i d f d k ll Wkontaminierten Luftmassen basierend auf der aktuellen Wetterprognose Ersteinschätzung ob Österreich betroffen sein könnte
P d di l i h A i k b i d f Ab hät• Prognose der radiologischen Auswirkungen basierend auf Abschätzungen und Messungen der freigesetzten Radioaktivität und der aktuellen Wetterprognosemögliches Ausmaß der Kontamination
• Identifizierung betroffener Regionen im Hinblick auf verschiedene M ß h S h t d B ölkMaßnahmen zum Schutz der BevölkerungMaßnahmenempfehlung
Schwerer ReaktorunfallAbschätzung der Auswirkungen
TAMOSTAMOS• entwickelt von der ZAMG
• basierend auf der• basierend auf deraktuellen Wetterprognose
• Berechnung derAusbreitung derAusbreitung derLuftmassen (Trajektorien)
• Prognose des radioaktivenNiederschlags (Deposition)Niederschlags (Deposition)
Trajektorien
Schwerer ReaktorunfallAbschätzung der Auswirkungen
TAMOSTAMOS• entwickelt von der ZAMG
• basierend auf der• basierend auf deraktuellen Wetterprognose
• Berechnung derAusbreitung derAusbreitung derLuftmassen (Trajektorien)
• Prognose des radioaktivenNiederschlags (Deposition)Niederschlags (Deposition)
Deposition
Schwerer ReaktorunfallAbschätzung der Auswirkungen
RODOSRODOS (Real‐time On‐line Decision Support System)
• entwickelt im Rahmen von EU‐Programmen
• ermöglicht Dosisabschätzungen• ermöglicht Dosisabschätzungen
• Bereiche, in denen Maßnahmen (zB Aufenthalt in Gebäuden) erforderlich sind, können ermittelt werden
Schwerer ReaktorunfallAbschätzung der Auswirkungen
E S hildd ü d iErwartete SchilddrüsendosisStrahlenschutzübung
INTREX 12INTREX 12
Schwerer ReaktorunfallVorgangsweise Iod‐Tabletten
BMG l t i it BMLFUW h d d ti i t A b it d• BMG legt gemeinsam mit BMLFUW anhand der prognostizierten Ausbreitung der radioaktiven Wolke und der erwarteten Schilddrüsendosen die Regionen fest, in denen Iod‐Tabletten bereitgehalten bzw. besorgt werden sollten (dabei wird ein entsprechend großer Sicherheitsrahmen berücksichtigt)entsprechend großer Sicherheitsrahmen berücksichtigt)
• via Medien (Radio und TV) wird dann die Bevölkerung aufgefordert, in diesen Regionen die Iod‐Tabletten bereitzuhalten bzw. zu besorgen → Abgabestellen werden bekannt gegeben (Apotheken, Gemeindeämter etc.)g g ( p , )
• Einnahme der Iod‐Tabletten ist wahrscheinlich nicht sofort erforderlich (vielleicht auch gar nicht) → darauf muss die Bevölkerung besonders hingewiesen werden
• falls eine Einnahme erforderlich sein sollte wird die betroffene Bevölkerung• falls eine Einnahme erforderlich sein sollte, wird die betroffene Bevölkerung rechtzeitig von den Gesundheitsbehörden via Medien darüber informiert (Bekanntgabe wird durch Sirenen angekündigt)
Wichtig: Sehr wahrscheinlich ist die Einnahme von Iod‐Tabletten selbst bei einem schweren Unfall in einem europäischen KKW nicht erforderlich. Auch dies muss entsprechend glaubhaft kommuniziert werden.
Schwerer ReaktorunfallAbschätzung der Auswirkungen
E S hildd ü d iErwartete SchilddrüsendosisStrahlenschutzübung
INTREX 12INTREX 12
Festlegung der Bezirke, in denenIod-Tabletten vorbereitet bzw.besorgt werden sollten:g
Mistelbach, Gänserndorf, Hollabrunn,Korneuburg, Tulln, Bruck an der Leitha,Wien Umgebung, Neusiedl am Seeg g,und Stadt Wien
Schwere ReaktorunfälleFolgenabschätzung
Ab hä d F l KKW U fäll (1)Abschätzung der Folgen von KKW‐Unfällen (1)Vom BMLFUW wurde eine systematische Abschätzung der Folgen von schweren Reaktorunfällen für 20 KKWs durchgeführt.schweren Reaktorunfällen für 20 KKWs durchgeführt.
Schwere ReaktorunfälleFolgenabschätzung
Abschätzung der Folgen von KKW‐Unfällen (2)Berechnung mit Prognosesystemen unter der Annahme verschiedener Quellterme, Wetterbedingungen etc.Q , g g
Schwere ReaktorunfälleFolgenabschätzung
Abschätzung der Folgen von KKW‐Unfällen (3)Selbst unter sehr konservativen Annahmen (Worst Case Unfall, ungünstigesWetter, konservatives Rechenmodell) ergibt sich für alle 20 KKWs:, ) g
• Evakuierungen sind nicht notwendig
• Einnahme von Iod‐Tabletten und Aufenthalt in Gebäuden– könnten in grenznahen Bereichen insbesondere für Kinder und Jugendliche
erforderlich sein (jedoch eher unwahrscheinlich)
– für Erwachsene sehr unwahrscheinlich– für Erwachsene sehr unwahrscheinlich
• verschiedene Maßnahmen bei Lebensmitteln sowie im landwirtschaftlichen und urbanen Bereich werden erforderlich sein
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!