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AUGUST 2011 PORTFOLIO PLATTFORM Im Gespräch Cornelius Bechtel Ulrich L. Binninger Fernand Grulms Gert Reinhard Jonke Thomas Langer Wolfgang Sauer Frank Thery Julien Zimmer Alternatives aus Luxemburg RICHTIGE ALTERNATIVE ZU DEUTSCHEN VEHIKELN?

Im Gespräch Cornelius Bechtel Alternatives aus Luxemburg · 2013. 7. 26. · den finanzplatz luxemburg zu fördern. Warum steht der finanzplatz heute da, wo er steht, und welche

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Im Gespräch

Cornel ius Bechtel

Ulrich L. Binninger

Fernand Grulms

Gert Reinhard Jonke

Thomas Langer

Wolfgang Sauer

Frank Thery

Jul ien Zimmer

Alternatives aus Luxemburg

Richtige AlteRnAtive

zu deutschen vehikeln?

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Moderation:

Ulrich L. Binninger,

ULB Consult

Cornelius Bechtel, Executive Director,

United International Management S.A.

Wolfgang Sauer, Partner,

SAI Structured Alternative Invest S.à r.l

Julien Zimmer, Generalbevollmächtigter Investment­

fonds, DZ Privatbank S.A.

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Per Videokonferenz zugeschaltet:

Gert Reinhard Jonke, Managing Director,

Gain Capital Participations GmbH

Cornelius Bechtel, Executive Director,

United International Management S.A.

Frank Thery, Head of Alternative Investments,

Carl Kliem S.A.

Thomas Langer, Senior Sales Manager,

Ethenea Independent Investors S.A.

Fernand Grulms, CEO,

Luxembourg for Finance

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Herzlich willkommen zum ersten roundtable von portfolio plattform in luxemburg.

unser thema sind alternative investments in luxemburg oder alternativen aus

luxemburg. Dazu haben wir eine reihe unterschiedlicher Dienstleister und initiatoren

am tisch versammelt. Herr grulms, die aufgabe von luxembourg for finance ist es,

den finanzplatz luxemburg zu fördern. Warum steht der finanzplatz heute da, wo

er steht, und welche Bedeutung wird er in zehn oder 20 Jahren haben?

grulms: Es gibt heute am Finanzplatz Luxemburg etwas mehr als 1.000 regulierte Finanzdienstleister, die 80.000

Mitarbeiter beschäftigen und jährlich einen Mehrwert von 15 Milliarden Euro erzielen. Der Finanzplatz ist sukzes-

sive gewachsen. Er war schon immer ein Connecting Hub. Das ist die erste Charakteristik für Luxemburg. Wir

machen fast ausschließlich internationales Geschäft. Am Anfang war es beschränkt auf Europa, aber es hat sich

mehr und mehr ausgeweitet auf andere Gegenden. Dadurch ist ein riesiges Know-how im grenzüberschreiten-

den Finanzgeschäft entstanden, was auch dem Kunden zugute kommt. Wo steht der Finanzplatz in 20 Jahren?

Ich weiß es nicht. Er wird sicherlich anders aussehen als heute, das Finanzgeschäft ändert sich sehr schnell. Vor

20 Jahren hatten wir um die 25.000 Beschäftigten. Ich möchte nicht sagen, dass wir in den nächsten 20 Jah-

ren diese Zahl noch mal vervierfachen können. Die Grundstimmung ist aber optimistisch. Ein Komitee, das der

Finanzminister leitet, hat fünf zentrale Bereiche benannt. Das sind die Fondsindustrie, das Wealth Management,

Versicherungen und Rückversicherungen, strukturierte Produkte und Corporate Finance. Ich glaube, in diesen

Bereichen können wir noch weiter wachsen.

Herr Zimmer, sie sind nicht nur generalbevollmächtigter der DZ privatbank, son-

dern unter anderem auch im Verwaltungsrat des luxemburger fondsverbands alfi.

Der neue präsident des Verbands, marc saluzzi, will die Erfolgsstory der ucits-

fonds auf die alternativen investments übertragen. Was macht die industrie?

Zimmer: Die Finanzindustrie in Luxemburg hat die ihr zur Verfügung stehenden Mittel bestens genutzt und ist

dadurch sehr groß geworden. Wir haben nichts erfunden, was die anderen Länder um uns herum nicht auch

gekannt hätten. Wir haben es geschafft, in fast allen Ländern der Welt die Fondsprodukte und die Marke „Ucits“

bekanntzumachen. Luxemburg war aber seit jeher auch im sogenannten Teil-II-Bereich mit anderen Produkten

unterwegs. Der Erfolg kam, weil wir immer gefragt haben, was der Kunde will. Der Kunde ist in Luxemburg meist

nicht der Investor, sondern der Initiator, der das Produkt „Investmentfonds“ auflegt. Der Fondsverband hat sehr

viel Energie darauf verwendet, die Alfi besser bekanntzumachen - nicht nur in Europa, sondern auch in den USA

und Asien. Wir versuchen, vor Ort herauszufinden, was die Kunden benötigen, um dann gemeinsam mit dem

Luxemburger Gesetzgeber und der Aufsicht diese Bedürfnisse in Produkte zu gießen. Alternative Investment-

fonds sind für Luxemburg eine ganz große Chance. Wir haben schon relativ hohe Volumina, bei Real Estate sind

es rund 22 Milliarden Euro, bei Private Equity 10,7 Milliarden Euro. Luxemburger Hedgefonds und Dach-Hedge-

fonds verwalten rund 147 Milliarden Euro. Wir werden die Rahmenbedingungen der AIFM-Richtlinie best möglich

nutzen, um die Bedürfnisse und Interessen der Investoren zu erfüllen, und dabei stark auf Qualität achten.

Herr Bechtel, united trust als luxemburger arm eines internationalen unterneh-

mens konzentriert sich in luxemburg auf die Zentralverwaltung von fonds im Be-

reich der alternativen investments. Kann luxemburg das, was es aus dem retail-

geschäft mit fonds gelernt hat, einfach für die alternatives-seite kopieren?

Bechtel: Ich glaube nicht, dass wir einfach nur kopieren können. Dafür unterscheiden sich Alternatives zu sehr

von den Retail-Produkten. Aber das Know-how, das wir in den vergangenen 20 Jahren aufgebaut haben, kön-

nen wir trotzdem nutzen. Luxemburg kann eine breite Plattform an Möglichkeiten für den Bereich der alternativen

Investments bieten. Die Nachfrage wird sicherlich nicht so groß sein wie bei den klassischen Produkten, da

alternative Anlagen von einem viel kleineren Investorenkreis gesucht werden. Sie sind kein Massenprodukt.

Herr sauer, ihr unternehmen sai ist ein strukturierer. Was fordern ihre Kunden?

sauer: Wir schauen ein wenig durch die deutsche Brille, da viele unserer Ansprechpartner in Deutschland zu

Hause sind. Einige Kunden suchen nach einer vernünftigen Strukturierung von Vorhaben im Bereich Immobilien.

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Aber darüber hinaus gehen wir auch auf die Asset-Klassen, die ich im alternativen Bereich in den nächsten

Jahren sehe. Das ist alles, was unter die Großthematik Sachwertanlagen fällt. Vor allem die Themen erneuerbare

Energien und Infrastruktur sind zurzeit sehr stark im Kommen. Hier wird nach der richtigen Verpackung gefragt.

Ein Ucits-Fonds ist nicht möglich, daher wählen wir eine Strukturierung im SIF oder im Sicar. Die Anfragen kom-

men ausschließlich aus dem institutionellen Bereich.

Herr langer, Ethna ist kein alternativer asset manager. sie haben sich aber ganz

bewusst luxemburg als standort ausgesucht. Warum?

langer: Unsere Fonds waren schon immer über andere Partner in Luxemburg verwaltet. Im vergangenen Jahr

haben wir eine eigene KAG in Luxemburg gegründet. Durch unseren Erfolg im Privatkundengeschäft haben wir

jetzt auch vermehrt Anfragen aus dem institutionellen Bereich erhalten, die gerne einen Individualfonds mit einem

ähnlichen Managementansatz hätten. Dank unserer eigenen KAG haben wir die Möglichkeit, für institutionelle

Kunden ein individuelles, ganz nach den Bedürfnissen des Kunden geprägtes Risiko-Reporting zu erstellen.

Wir machen keine alternativen Investments in Luxemburg, aber wir sind eine wirkliche Alternative. Wir sind kein

Benchmark-Investor. Kapitalerhalt und die Erwirtschaftung stetiger Returns sind unser primäres Ziel.

Herr thery, Carl Kliem ist ein alteingesessener interbank-security Broker. Was

haben sie mit alternativen investments zu tun?

thery: Wir haben vor mehr als sechs Jahren eine Abteilung für alternative Investments gegründet. Während

in Luxemburg lange das Retail-Geschäft dominierte, wenden wir uns im Bereich der alternativen Investments

überwiegend an institutionelle Investoren. Die erste Generation der Alternatives, also Private Equity, Real Estate

und Hedgefonds, bilden weiterhin das Rückgrat dieses Segments. Innerhalb der Asset-Klassen gibt es zum Teil

sehr spezielle Themen, wie die Altenpflege oder Kinderwelten, im Bereich Real Estate.

Herr Jonke, ihr Wiener Beratungsunternehmen gain Capital bietet zwei in luxem-

burg aufgelegte private-Equity-Dachfonds an. Warum haben sie luxemburger

investmentgesellschaften für ihre produkte gewählt?

Jonke: Für uns war eines der wesentlichen Kriterien, dass wir beim Endkunden eine hohe Akzeptanz und Trans-

parenz erreichen. Unsere Kunden sind institutionelle Investoren, etwa Versicherungen, Pensionskassen oder

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Banken. Diese fordern ein professionelles Umfeld. Dazu gehören auch technische Details. Ein Beispiel: Versiche-

rer bevorzugen deckungsstockfähige Papiere. Man kann also eine S.A. Sicar wählen, bei der unsere Investoren

Aktionäre sind und gegebenenfalls entsprechenden Einfluss nehmen können. Ein anderes Beispiel: Wir können

Dividenden und Zinserträge, die wir nicht weiter investieren, auch unterjährig an unsere Investoren ausschütten.

Von der technischen, aber auch von der rechtlichen Seite her ist Luxemburg ein fantastischer Standort, der in-

ternational eine hohe Akzeptanz genießt. Unseren nächsten Fonds werden wir ebenfalls in Luxemburg auflegen,

da wir in dieser Struktur bereits heute sehr viele Erfordernisse der AIFM-Richtlinie erfüllen.

stichwort „regulierung“: Die aufsichts- und regulierungsvorschriften in luxem-

burg sind sehr anspruchsvoll, die finanzaufsicht Cssf ist äußerst konsequent. Wie

sind ihre Erfahrungen mit der Behörde?

Zimmer: Die Behörde hat sich mit dem Markt entwickelt, ist mit ihm gewachsen. Sie ist sehr positiv auf Markt-

bedürfnisse eingegangen, ohne ihre eigentliche Rolle zu vergessen. Viele wissen gar nicht, was die CSSF in ihrer

Bandbreite abdeckt. Sie muss immerhin rund zwei Billionen Euro Fondsvermögen überwachen. Luxemburg hat

beispielsweise als erstes Land den Long-Form-Report für Fonds eingeführt, um einen vollständigen Überblick

über die Aktivitäten des Fonds zu bekommen. Viele Länder haben damit mittlerweile nachgezogen. Die Behörde

war zudem die erste, die in der Lage war, elektronisch mit dem Markt Dokumente auszutauschen. Gibt es neue

Themen im Markt, setzt sich die CSSF konsequent mit diesen auseinander, wie beispielsweise schariakonforme

Investments.

sauer: Die Luxemburger Regulierung - wenn ich sie mit anderen Ländern vergleiche - ist sicherlich vollständig.

Vollständig im Sinne einer ganzen Kette von zentralen Aufsichtsinstrumenten. Das ist auch übertragbar auf die

alternativen Investments. Aber sie hat nicht den Anspruch der vollumfänglichen Regelung. Es gibt immer noch

Spielraum. Würde man jedes Detail regeln, würde man sehr viel länger brauchen, bis die Regelung steht, und

durch eine zu enge Regelung manche Entwicklung verhindern. Das heißt nicht, dass die Luxemburger Regulie-

rungen laxer sind. Der konkrete Einzelfall steht mehr im Mittelpunkt und wird angeschaut.

luxemburg ist mit vielen mythen verbunden. Es ist für viele ein Hafen der glück-

seligkeit, wo keine steuern zu zahlen sind, weder von den unternehmen noch von

den Einwohnern.

Bechtel: Das ist definitiv ein Mythos. Die Unternehmensbesteuerung liegt bei knapp 30 Prozent, die für natür-

liche Personen in der Spitze bei knapp 40 Prozent. Aber Luxemburg hat es verstanden, europäisches Recht

konsequent umzusetzen und dabei attraktiv zu werden und zu bleiben. Wir können Fondsstrukturen anbieten,

die komplett von der Steuer befreit sind oder deren Bemessungsgrundlage auf null zugeht. Unser Netzwerk an

Doppelbesteuerungsabkommen ist in den vergangenen Jahren enorm gewachsen. In anderen Ländern versucht

man, das Finanzamt zu meiden. Hier besprechen wir aktiv mit der Finanzverwaltung bestimmte Sachverhalte.

Wir sind in der privilegierten Situation, dass wir eine Finanzverwaltung haben, die gerne mit uns zusammen-

arbeitet. Dadurch können wir den Investoren alles bieten, was notwendig ist.

grulms: Wie stabil der Finanzplatz Luxemburg ist, haben wir in der Krise gesehen. Die Krise ist fast an uns

vorbeigegangen. Die Luxemburger Banken sind insgesamt immer in schwarzen Zahlen geblieben. Natürlich

haben wir gelitten, die Assets in der Fondsindustrie und im Privatkundengeschäft sind gesunken. Das hat zu

Restrukturierungen geführt. Obwohl Luxemburg stark auf die Finanzindustrie exponiert ist, hat das Land nur

eine Staatsverschuldung von 19 Prozent. Die ist zwar in der Krise leicht gestiegen, aber die Regierung hat

sofort gegengesteuert. Es gab auch Steuererhöhungen. Diese wurden mitgetragen von den Unternehmen und

den Privatleuten. Luxemburg ist eines der wenigen Länder in der EU, in denen die Sozialversicherungssysteme

„Vor allem die Themen erneuerbare Energien und Infrastruktur sind zur zeit

sehr stark im Kommen. Hier wird nach der richtigen Verpackung gefragt.“

Wolfgang Sauer

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Page 7: Im Gespräch Cornelius Bechtel Alternatives aus Luxemburg · 2013. 7. 26. · den finanzplatz luxemburg zu fördern. Warum steht der finanzplatz heute da, wo er steht, und welche

Überschüsse haben. Natürlich gibt es auch Herausforderungen, aber das Luxemburger Rentensystem steht im

Moment auf soliden Füßen. Die steuerliche Situation und das rechtliche Umfeld sind voraussehbar und planbar.

Das ist eine der Grundvoraussetzungen für Investoren.

Zimmer: Die Luxemburger Regierung ist sehr daran interessiert, gemeinsam mit den Interessenverbänden sich

den stetig steigenden Herausforderungen zu stellen. Das ist ein wichtiger Faktor. Wir haben es in Luxemburg da

sicher leichter als in anderen Ländern, denn größenbedingt findet ein schneller und direkter Austausch zwischen

Finanzindustrie, Behörden und Politik statt. Man trifft sich bei fachlichen und kulturellen Veranstaltungen, man

kennt und unterhält sich. So bürgernah kann ein großer Staat natürlich nicht sein. Da sind die Wege deutlich

länger und schwieriger.

thery: Im Vertrieb merken wir schon, wie viel zum Beispiel Alfi oder Luxembourg for Finance für den Finanzplatz

in der letzten Zeit geworben und getan haben. Ich musste selten im Vertrieb so wenig über den Standort Luxem-

burg erzählen wie jetzt. Man kennt Luxemburg, und man weiß die Qualität des Finanzplatzes zu schätzen.

sauer: Anfang der 90er Jahre war die Frage, wie eine Investmentidee in Luxemburg darstellbar ist, oft noch mit

einem Augenzwinkern verbunden. Dieses Augenzwinkern gibt es schon seit Jahren nicht mehr.

Jonke: Unsere Investoren sind namhafte Institute im Versicherungs- und Bankenbereich, die einen Standort

bevorzugen, der dem europäischen Recht unterliegt. Es geht in keiner Weise darum, Steuern nicht abzuführen.

Es geht vielmehr darum, dass Kapital aus unterschiedlichen Ländern und eventuell unterschiedlichen Währun-

gen in einer Struktur nach europäischem Recht zusammengeführt wird und dass an die Investoren transparent,

unmittelbar und unbürokratisch ausgeschüttet werden kann. Dafür ist das Luxemburger Modell prädestiniert.

Auch in den schwierigen Jahren 2008 und 2009 konnten wir die geforderte Transparenz abbilden.

Das Bankgeheimnis ist ein großes thema für investoren. Wie geht luxemburg

heute und in Zukunft damit um?

Bechtel: Die ganze Diskussion um das Bankgeheimnis und der Wille sowohl von der Regierung als auch von

den Marktteilnehmern, auf dieses Bankgeheimnis quasi zu verzichten, hat meines Erachtens den Finanzplatz

Luxemburg gestärkt. Durch diesen Schritt bekommen wir eine weißere Weste. Für Investoren aus dem Ausland

stellt es überhaupt kein Problem dar, Luxemburg als Plattform zu nutzen.

grulms: Nur zur Klarheit: Das Bankgeheimnis wurde nicht abgeschafft, es wurde neu geordnet. Luxemburg hat

seine Doppelbesteuerungsabkommen neu geregelt, Artikel 26/5 der OECD-Konvention wurde übernommen.

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Das heißt, das Bankgeheimnis besteht nach wie vor. Allerdings wird es gegenüber dem Finanzamt bei berech-

tigtem Verdacht aufgehoben. Wenn dieser Verdacht nicht besteht, dann gilt das Bankgeheimnis. Gegenüber

institutionellen Investoren besteht eine komplette Steuertransparenz.

langer: Das Bankgeheimnis ist ohnehin nur ein Thema für die Privatkundenseite. Unternehmen sind global

agierende Institutionen mit absoluter Transparenz, die die internationalen Finanzplätze nutzen.

investoren kommen mit ideen in allen möglichen Bereichen. Welche neuen themen

sehen wir in luxemburg und welche Herausforderungen sind damit verbunden?

Bechtel: Nehmen wir das Beispiel Immobilie. Hier müssen sehr komplexe Zahlungsströme verwaltet werden.

Mieterträge, Steuerzahlungen, Kapitaldienste und so weiter müssen genau dargestellt werden, damit am Ende

eine ordentliche Bewertung stattfinden kann. Zudem sind je nach Land unterschiedliche Buchhaltungsnormen

zu berücksichtigen. Das ist ein extrem komplexer Bereich. Hier müssen die Kommunikationswege klappen mit

den Investoren, der Depotbank und dem Wirtschaftsprüfer. Dann muss das Ganze in einer verständlichen Art

und Weise an die Aufsichtsbehörde weitergegeben werden. Die CSSF will in regelmäßigen Abständen Zahlen

sehen. Daher ist es wichtig, dass wir uns als Marktteilnehmer spezialisieren und so die entsprechende Qualität

liefern können.

sauer: Komplexe Zahlungsströme gibt es ebenfalls bei anderen Asset-Klassen. Eine der größten Herausforde-

rungen im Moment ist es, wie wir die sehr Asset-Klassen-spezifischen Zahlungsströme und Cashflow-Muster

so darstellen und verpacken, dass sie letztlich in die Anlegerwelt passen. Da gehen die Vorstellungen, Wünsche

und Bedürfnisse sehr stark auseinander. Ein weiteres Thema ist die Streuung. Kann ich diese in einer Anlage dar-

stellen oder muss ich die Assets auf mehrere Objektgesellschaften verteilen? Hier kann die Gesetzesgestaltung

noch klarer werden. Auch die Bewertung ist ein ganz zentraler Punkt.

Zimmer: In der AIFM-Direktive ist das Thema Haftung und Verantwortung der Depotbank sehr zentral. Auch

in der anstehenden Ucits-V-Richtlinie spielt die Haftung der Depotbank eine Rolle. Die Haftung beginnt bei der

Lagerstelle. Wie weit ist die Depotbank für diese verantwortlich? Wie habe ich die Lagerstelle an mich angebun-

den, wie sind die Verträge? Dafür gibt es eine Reihe von Empfehlungen, die ich grundsätzlich alle für gut halte.

Die Praxis wird zeigen, wie sie tatsächlich umsetzbar sind. Das Thema Bewertung ist dabei ein wesentlicher

Faktor, es hat aus 2008 heraus eine ganz neue Wertigkeit bekommen. Früher hat ein Spezialist eine Bewertung

dargestellt und diese plausibilisiert. Heute gelten dort andere Anforderungen. Die Bewertung muss eindeutig

festgelegt und dokumentiert werden. Dieses Verfahren bedeutet für die Fondsindustrie einen erheblichen admi-

nistrativen Mehraufwand, ist jedoch im Sinne des Anlegers wichtig. Die Konsequenz ist, dass sich dieser Mehr-

aufwand auch in den Kosten des Produkts niederschlägt.

thery: Wir sind jetzt in der zweiten oder schon dritten Generation von alternativen Investments angekommen.

Es wird immer exotischer. Infrastruktur ist ein Thema, ebenso erneuerbare Energien aller Art. Aber auch Wein-,

Auto- oder Lokomotiven-Fonds bis hin zu Pferden werden zunehmend angefragt. Es geht in Welten hinein, wo

das Thema Bewertung sehr schwierig wird. Wie bewerten Sie ein Pferd oder ein Kunstwerk? Die Frage ist oft:

Wie kann der Initiator eine Bewertung darstellen, und wie kann der Wirtschaftsprüfer oder die Depotbank diese

dann umsetzen?

Wer haftet für die Bewertung im alternativen Bereich?

Bechtel: Das ist schwer zu sagen. Ich glaube, der Investor muss bereit sein, auf ein gewisses Maß an Sicherheit

in der Bewertung zu verzichten. Hauptsache ist, dass die Prozesse bekannt, abgestimmt und vertrauenswürdig

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sind. Deshalb sind alternative Investments grundsätzlich in Strukturen, die nur sogenannten informierten Inves-

toren zugänglich sind, die die Risiken kennen. Alle Parteien müssen sich darüber im Klaren sein, dass die Bewer-

tung von alternativen Anlagen der zweiten und dritten Generation eine unsichere Wissenschaft mit Risiken ist.

Zimmer: Für unser Haus ist es wichtig, vorher zu klären, in was investiert wird und welche Parameter wer zu-

liefern kann. Ich muss mit dem Wirtschaftsprüfer die Key Points für diese Bewertung erarbeiten, bevor das Pro-

dukt startet. Wenn ich sie definiert habe, muss die Behörde den Methoden der Bewertung zustimmen. Danach

ist es Mathematik-Know-how, richtig damit umzugehen. Bei Assets wie Pferden hingegen wäre ich vorsichtig.

sauer: Die Bewertung muss sicherlich richtig kommuniziert werden. Wichtig ist, dass das Asset zu seiner Struk-

tur passt. In Deutschland wurde der Fehler gemacht, Immobilien in offene Fonds zu verpacken. Als sich die

Bewertungen am Markt änderten und die Anleger ihr Kapital zurückziehen wollten, wurden diese plötzlich zu

geschlossenen Fonds. Am Anfang wurde versäumt, diese Möglichkeit dem Investor klar zu kommunizieren.

Wenn eine solche Aufklärung allerdings vor Auflegung der Anlage stattfindet, wird sie zwar nicht unwichtig, sie

tritt aber ein wenig in den Hintergrund.

Jonke: Im Private-Equity-Bereich halte ich die Fair-Market-Value-Methode für sehr gut. Wie bei Immobilien

steht hinter der Anlage ein realer Wert, nämlich das Unternehmen. Hier kann ein Fair Market Value mit dem

Wirtschaftsprüfer erarbeitet werden. Man muss allerdings aufpassen, dass diese Methode nicht verwendet wird,

um künstliche Volatilität entstehen zu lassen, wie wir es in der Historie bei anderen Produkten bereits gesehen

haben.

Kommen wir zum thema positionierung. früher gab es vor allem Vollanbieter, die

von der administration bis zur Depotbank alles in einem Haus gemacht haben.

Heute ist das angebot differenzierter. ist das ein guter trend?

Zimmer: Die Branche lebt von der Vielfalt und der gegenseitigen Konkurrenz. Es muss auch verschiedene

Modelle geben. Der Großkonzern allein, zum Beispiel unsere Gruppe, ist grundsätzlich in der Lage, die gesamte

Bandbreite abzudecken. Der Kunde kann bei uns alles aus einer Hand bekommen. Ich glaube, die Master-KAG

hat ihre Daseinsberechtigung ebenso wie der Vollanbieter. In der Finanzmarktkrise hat sich jedoch gezeigt, dass

ein großes Unternehmen durchaus Vorteile hat. Zum Beispiel beim Thema Bewertung oder der Gewährung von

Anlegerschutz. Je größer das Unternehmen, desto mehr Möglichkeiten hat man, aus der Konzerngruppe heraus

Lösungen zu generieren.

sauer: Eine Ausdifferenzierung bei den Dienstleistungen, die in einem Markt zusammenspielen, halte ich für sehr

positiv für einen Standort. Sie ist ein ganz klares Zeichen einer weit fortgeschrittenen Professionalisierung und

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eine Reife des Finanzplatzes. Außerdem bringt sie den Markt weiter nach vorn, da durch die Konkurrenz für den

Einzelnen der ständige Druck besteht, besser zu werden.

Bechtel: Das Vier-Augen-Prinzip ist ganz wichtig in der Aufteilung der verschiedenen Dienstleistungen. Investo-

ren müssen Möglichkeiten haben, Alternativen zu suchen. Die Unabhängigkeit der Dienstleistung bietet Schutz

für die Investoren. Man kann das an einem ganz berühmten Fall zeigen. Bei Madoff kam alles aus einem Haus:

Management, Depotbank, Verwaltung. Keiner hat dem anderen auf die Finger geschaut. Das war für den Inves-

tor schädlicher, als einen etwas höheren Kostenblock zu akzeptieren.

langer: Ein weiteres berühmtes Beispiel ist der Fall Nick Leeson. Hier hat man gesehen, dass Front- und Back-

office nicht zusammen sein dürfen. Viele institutionelle Investoren wollen gar keinen Vollanbieter, denn sie wollen

die einzelnen Dienstleister austauschen können, wenn diese nicht performen.

Jonke: Für unsere Investoren ist die Wahl verschiedener unabhängiger Dienstleister eine angenehme, aber auch

luxuriöse Angelegenheit, die ein Höchstmaß an Sicherheit gewährleistet. Ich halte es für sehr wichtig, dass nicht

alles in einem Haus ist.

thema liquidität. Es gibt sehr gute anlageideen, die investoren investieren trotz-

dem nicht. ist das auch ihre Erfahrung?

sauer: Ich würde hier unterscheiden. Schaut man sich die Termineinlagen bei den Banken an, trifft diese Aus-

sage 100-prozentig auf den Privatanleger zu. Er sitzt auf Liquidität und hat Angst zu investieren. Im institutionel-

len Bereich sehe ich es etwas anders. Dort wird nach klar definierten und prognostizierbaren Cashflows gesucht.

Damit kann man zurzeit Institutionelle begeistern. Hat man ein solches Produkt, spielen selbst eingeschränkte

Ausstiegsmöglichkeiten nur eine nachgeordnete Rolle.

Jonke: Wir erweitern gerade unsere Investorenbasis. Dabei stellen wir immer wieder fest, dass institutionelle

Investoren darunter leiden, dass 2008 und 2009 relativ wenige Kapitalabrufe stattgefunden haben und somit für

Neuinvestitionen ein geringerer Anreiz besteht. Die Institutionellen haben in letzter Zeit ihr Kapital vor allem an

große Häuser zugesagt und die kleineren und mittleren vernachlässigt. Das könnte im Einzelfall zu einem Cluster-

Risiko führen. 2010 war ein fantastisches Jahr für die Exit-Seite, so dass Investoren heute wieder bereit sind,

Geld an kleinere Private-Equity-Häuser zu dotieren. Ein Hindernis ist allerdings die geforderte Kapitalhinterlegung

nach Solvency II und Basel III. Das führt zu einer Verknappung des frei verfügbaren Kapitals.

thery: Es kommen viele Leute zu uns mit einer tollen Idee, die sie gerne in einer Luxemburger Struktur verpackt

sehen würden. Es gibt für kleine Anbieter sehr viel mehr Hemmschwellen, an die erforderliche Liquidität heran-

zukommen als für große, zum Beispiel die Fondsgröße oder Mindestanlagerichtlinien. Größere Gesellschaften

haben es hier, bedingt durch ihre Historie, ihren Track Record und ihr Startkapital, um ein Vielfaches einfacher.

Wer sich neu auf dem Markt positionieren will, hat es nicht immer leicht. Dadurch fallen leider viele gute Ideen

durchs Sieb.

Bechtel: Es ist bitter, aber zurzeit kommen eigentlich überhaupt keine neuen Projekte zustande. Viele Initiatoren

haben eine gute Idee, finden aber nicht den direkten Zugang zu den Investoren. Die Pflicht, diese Investments

mit fast 100 Prozent Eigenkapital zu unterlegen, sorgt dafür, dass nicht genügend Mittel zur Verfügung gestellt

werden können, um in die Asset-Klasse hineinzugehen. Ein aktuelles Problem vieler Initiatoren ist, dass sie gar

nicht an die Liquidität rankommen, die eigentlich vorhanden ist. Zum Beispiel hat ein großer Institutioneller, der

zehn Prozent in Private Equity investieren will, diese Quote oft mit seinem Bestand schon erfüllt, da sein Gesamt-

vermögen in der Bewertung extrem geschrumpft ist. Auch wenn die Liquidität da ist, kann er aufgrund seiner

Anlagerichtlinien nicht mehr investieren. Zudem wurden im Private-Equity-Bereich, wie Herr Jonke bereits sagte,

viele Commitments noch gar nicht abgerufen. Zunächst versuchen die Fondsmanager also erst einmal, das Geld

„Luxemburg hat es verstanden, europäisches Recht konsequent um­

zusetzen und dabei attraktiv zu werden und zu bleiben.“

Cornelius Bechtel

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Page 11: Im Gespräch Cornelius Bechtel Alternatives aus Luxemburg · 2013. 7. 26. · den finanzplatz luxemburg zu fördern. Warum steht der finanzplatz heute da, wo er steht, und welche

zu investieren, das sie sowieso noch abrufen können, und warten, bis sie eine neue Fondsgeneration aufsetzen.

2012 gehen hoffentlich wieder neue, auch kleinere Fonds an den Markt.

sauer: Wir hatten direkt nach der Finanzkrise eine groteske Situation. Alternative Anlagen, speziell Private Equi-

ty, hatten sich relativ zu traditionellen Assets stabil entwickelt. Ob das durch längere Bewertungsrhythmen oder

eine tatsächlich höhere Stabilität kam, sei dahingestellt. Aber die Quoten der Alternatives sind dadurch entspre-

chend nach oben geschnellt, und die Produkte mussten aufgrund der Anlagerichtlinien zum Teil verkauft werden,

weil sie die besseren Investments waren. Diese Stabilität ist auf lange Sicht aber sicher ein Plus für alternative

Investments.

Welche möglichkeiten könnte ein Zweitmarkt bieten?

sauer: Wir haben ja Zweitmärkte. Alles, was an Börsen gehandelt wird, ist im Zweitmarkt. In Deutschland haben

wir den Begriff speziell für die geschlossenen Fonds. Es wäre wünschenswert, so was für den breiten Bereich

der alternativen Investments in Luxemburg zu haben - möglichst reguliert, möglichst mit viel Liquidität. Das wäre

auch etwas sehr Positives aus Sicht des Marktplatzes. Es könnten die Luxemburger Vehikel aus ganz Europa

zentriert in Luxemburg gehandelt werden.

thery: Man sagt, dass durch einen bestehenden Zweitmarkt der Vertrieb einfacher wird. Man sollte bei der

Auflegung eines geschlossenen Produkts daher sehr genau überlegen, ob und wie ein solcher Zweitmarkt dar-

stellbar ist. Die letzte Krise hat mal wieder gezeigt, dass man eventuell kurzfristig Cash bereitstellen muss. Ein

funktionierender Zweitmarkt ist hierfür sicherlich sehr nützlich.

Bechtel: Das ist zwar alles richtig. Es ist aber schade für den Fondsmanager, wenn es einen Zweitmarkt gibt,

gerade im Alternatives-Bereich. Denn er versucht ja, eine Bindung aufzubauen zu seinen Investoren. Dafür ist

ein Zweitmarkt schädlich, da dort unterschiedliche Interessen aufeinandertreffen. Vor diesem Hintergrund halte

ich einen Zweitmarkt nicht für wünschenswert. Andererseits ist es natürlich richtig, dass man Investoren leichter

gewinnen kann, wenn man ihnen eine Möglichkeit bietet, im Notfall wieder aussteigen zu können.

thery: Ich gebe Ihnen recht. Normalerweise werden geschlossene Produkte ohne Ausstiegsmöglichkeit ge-

staltet. Es sollte aber immer möglich sein, einen gewissen Prozentsatz des Investments veräußern zu können.

Natürlich immer vorausgesetzt, dass primär die anderen Investoren dadurch nicht benachteiligt werden.

langer: Der Kunde muss sich aber darüber im Klaren sein: Liquidität und Alternatives beißt sich. Wenn für ihn

Liquidität im Vordergrund steht, sollte er nicht in Alternatives investieren.

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Was sind ihre Erwartungen an den finanzplatz luxemburg?

thery: Ein wichtiges Merkmal des Finanzplatzes Luxemburg ist seine hohe Qualität in allen Bereichen. Wenn

wir diese Qualität halten und weiter innovativ und vorausahnend unseren Weg gehen, sind wir in Luxemburg gut

aufgestellt. Meine Erwartung an den Finanzplatz ist es daher, dass er sich auch künftig an den Bedürfnissen der

Kunden orientiert und diese dann auch wie bisher in einer praktikablen Art umsetzt.

langer: Die Finanzkrise hat dem Finanzplatz indirekt gut zugespielt. Sie hat Großbanken sehr viel Vertrauen

gekostet. Luxemburger Investmentvehikel bieten für den Unternehmer und den institutionellen Investor eine

gewisse Sicherheit, da sich seine Anlagen außerhalb der Bankbilanz in einem gesicherten und regulierten Invest-

mentvehikel befinden. Dies ist ein eindeutiger Vorteil für den Finanzplatz Luxemburg.

sauer: Mein Wunsch wäre, dass Luxemburg es weiterhin schafft, den europäischen Konsens hier nach Luxem-

burg zu holen und gleichzeitig immer früh neue Nischen und Potenziale erkennt.

Jonke: Luxemburg sollte bemüht sein, das hohe Ansehen weiterhin zu erhalten und die große Akzeptanz als in-

ternational aktiver Finanzplatz innerhalb der Europäischen Union durch geeignete Maßnahmen zu gewährleisten.

Luxemburg steht im Wettbewerb mit anderen Ländern, auch dort gibt es Strukturen für Private Equity. Vielleicht

gelingt es Luxemburg, hier dominant zu werden. Die Anforderungen steigen. Man muss einen vernünftigen Weg

finden, der zu keiner Überregulierung führt.

Bechtel: Ich halte die Regulierung für notwendig, aber sie muss sinnvoll und verständlich formuliert sein. Die

Qualität muss aufrechterhalten werden, der Dialog zwischen Marktteilnehmer und Gesetzgeber muss weiter

stattfinden. Wir dürfen uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen und müssen uns so positionieren, dass wir

das Gateway to Europe sind. In Märkten außerhalb Europas, vor allem in Asien, wird zurzeit enorm viel Vermögen

geschaffen. Wenn wir dieses Geld anziehen wollen über Strukturen, dann sollten wir aufpassen, dass wir uns

weiterhin gut positionieren. Ich glaube, wir können die Plattform darstellen, über die man Europa erreichen kann.

ich fasse zusammen: Die stimmung in luxemburg ist gut, der finanzplatz ist auf

dem Weg zu globaler akzeptanz, und alternative investments bieten eine große

Chance. ich danke ihnen für das gespräch und würde mich über einen zweiten

roundtable von portfolio plattform in luxemburg freuen.

„Das Thema Bewertung ist ein wesentlicher Faktor, es hat aus 2008

heraus eine ganz neue Wertigkeit bekommen. Dort gelten heute höhere

Anforderungen.“ Julien Zimmer

12 portfolio plattform: Alternatives aus Luxemburg August 2011

Page 13: Im Gespräch Cornelius Bechtel Alternatives aus Luxemburg · 2013. 7. 26. · den finanzplatz luxemburg zu fördern. Warum steht der finanzplatz heute da, wo er steht, und welche

Im Bild zu sehen von links nach rechts:

Ulrich L. Binninger, ULB Consult

Julien Zimmer, Generalbevollmächtigter Investmentfonds, DZ Privatbank S.A.

Fernand Grulms, CEO, Luxembourg for Finance

Cornelius Bechtel, Executive Director, United International Management S.A.

Wolfgang Sauer, Partner, SAI Structured Alternative Invest S.à r.l

Frank Thery, Head of Alternative Investments, Carl Kliem S.A.

Thomas Langer, Senior Sales Manager, Ethenea Independent Investors S.A.

portfolio plattform: Alternatives aus Luxemburg August 2011 13

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Fernand Grulms, CEO von Luxembourg for Finance, nimmt Stellung zu sieben Fragen zum

Finanzplatz Luxemburg.

Welche rolle spielt der finanzsektor für die luxemburger Wirtschaft?

Anders als in der breiten Öffentlichkeit wahrgenommen, ist die Finanzindustrie nicht

das einzige Standbein der Luxemburger Wirtschaft. Der Finanzsektor erwirtschaf-

tet etwa 26 Prozent des Luxemburger BIPs. Mittlerweile haben sich hier neben den

144 Banken etwa 1.000 Finanzdienstleister niedergelassen. Diese stellen neben den

Finanzinstitutionen den Großteil des Sektors dar. Der Finanzsektor erwirtschaftet 15

Milliarden Euro im Jahr, die letzten Endes der Luxemburger Wirtschaft zukommen.

Außerdem finden 80.000 Fachkräfte von etwa 350.000 Arbeitnehmern insgesamt in

Luxemburg einen Arbeitsplatz in diesem Sektor.

Welches sind die wichtigsten geschäftsfelder des finanzplatzes?

In den 70er Jahren war das Firmenkundengeschäft das erste Geschäftsfeld des Finanzplatzes. Mittlerweile hat

sich der Schwerpunkt verlagert. Mit der Öffnung des europäischen Binnenmarkts haben sich Möglichkeiten

ergeben, die zu Beginn der Geschichte des Finanzplatzes in diesem Ausmaß noch nicht vorstellbar waren. Der

Finanzplatz wird mittlerweile von drei Hauptpfeilern gestützt: das Privatkundengeschäft, Investmentfonds und

Versicherungen. Der Finanzplatz Luxemburg ist das größte Private-Banking-Zentrum der Eurozone und das

größte Investmentfondszentrum Europas. Zudem sind hier im europäischen Vergleich die meisten Rückversi-

cherer domiziliert.

sie haben eben gesagt, dass das privatkundengeschäft und die fondsindustrie die wichtigsten

pfeiler sind. Haben diese beiden Bereiche noch Entwicklungspotenzial?

Das Privatkundengeschäft ist stark im Wandel. Die neuen Kunden sind heute vornehmlich international agie-

rende Unternehmer, die ihre Angelegenheiten, sei es geschäftlicher oder privater Natur, professionell von einem

Private Banker oder einem Family Office regeln lassen. Diese neuen Kunden gilt es, mit individuellen Lösungen

zu überzeugen. Bei Themen wie Nachfahrenregelung oder Vermögensverwaltung in einer Stiftung sehe ich noch

großes Potenzial. Die Luxemburger Fondsindustrie ist, anders als das Privatkundengeschäft, schon weltweit

etabliert. Hier sind etwa die Ucits-Produkte zu nennen, welche in kurzer Zeit zu einem internationalen Marken-

namen geworden sind.

Um konkurrenzfähig zu bleiben, muss der Finanzplatz sich außerdem geografisch diversifizieren. Wir konzentrie-

ren uns in erster Linie auf den gesamteuropäischen Markt, aber auch zunehmend auf asiatische, arabische und

südamerikanische Schwellenländer.

ist der finanzplatz attraktiv genug für neue akteure?

Der Finanzplatz ist weiterhin attraktiv für Finanzinstitutionen. Um nur drei Beispiele zu nennen: Die ICBC, die

International and Commercial Bank of China, hat vergangenes Jahr Luxemburg als Standort für ihren europä-

ischen Hub gewählt. Die gleiche Entscheidung hat kürzlich auch die deutsche DZ Bank getroffen. Erst im Juni

hat die Qatar National Bank beschlossen, eine Tochtergesellschaft in Luxemburg zu gründen.

Das Hauptproblem ist jedoch, Europa als solches glaubhaft in den Schwellenländern darzustellen. Wir haben

uns immer als Hub für Europa verkauft. Allerdings steckt Europa augenblicklich in einer Krise, was sich natürlich

„unsere größte Herausforderung ist es, luxemburg als globalen Hub darzustellen“

14 portfolio plattform: Alternatives aus Luxemburg August 2011

Page 15: Im Gespräch Cornelius Bechtel Alternatives aus Luxemburg · 2013. 7. 26. · den finanzplatz luxemburg zu fördern. Warum steht der finanzplatz heute da, wo er steht, und welche

auch auf das Image der europäischen Finanzplätze insgesamt auswirkt. Unsere größte Herausforderung besteht

also darin, Luxemburg als globalen Hub darzustellen.

Was sind die wichtigsten standortvorteile des luxemburger finanzplatzes aus ihrer sicht?

Der wichtigste Standortvorteil ist das Vertrauen unserer Kunden in die Expertise der hiesigen Akteure, welches

auch während der Finanzkrise nicht verloren gegangen ist. Dazu kommen natürlich noch Faktoren wie die Sta-

bilität der Luxemburger Wirtschaft – was gerade jetzt im Hinblick auf die Schwierigkeiten einiger EU-Haushalte

eine immer wichtigere Rolle spielt. Die Berechenbarkeit des politischen Umfeldes ist ein wichtiger Standortfaktor.

Zudem garantieren Aufsichtsbehörden einen Ablauf der Geschäfte innerhalb der internationalen Normen, was

ebenso zum guten Ruf des Finanzplatzes beiträgt.

Wie wird der finanzplatz in zehn Jahren aussehen?

Wir müssen uns diversifizieren, so viel ist klar. Das gilt auch für andere Finanzplätze. Die Konkurrenz nimmt

immer weiter zu, was zum einen an den Entfernungen liegt, die heute keine mehr sind, als auch an den sich

angleichenden Regulierungsmaßnahmen. Letzteres unterstützt Luxemburg mit Nachdruck. Vergangenes Jahr

haben wir ein Fünf-Säulen-Prinzip erarbeitet, das uns weiterhin auf sicherem Pfad in die Zukunft leiten soll. Der

Finanzplatz wird zukünftig seine Aktivitäten in den Bereichen Wealth Management, Vermögensverwaltung und

Investmentfonds, internationale Kredite, Versicherungen und strukturierte Finanzprodukte ausbauen. Wenn wir

dieses Ziel mit Nachdruck verfolgen, sehe ich eine positive Zukunft für den Finanzplatz.

Welches sind die Herausforderungen für den finanzplatz luxemburg?

Es gilt vor allen Dingen, weiterhin Talente aus dem Ausland anzuziehen und zu fördern. Luxemburg ist ja mit

seinen niedrigen Lohnsteuern und Lohnnebenkosten ein attraktiver Arbeitsplatz sowohl für Arbeitnehmer als

auch für Arbeitgeber. Das lokale Luxemburger Arbeitsreservoir ist jedoch zu klein für die steigenden Bedürfnisse

der hiesigen Akteure, besonders wenn es um spezialisierte Tätigkeiten geht. Aber da bin ich ganz zuversicht-

lich, dass Luxemburg als Arbeitsplatz attraktiv bleibt, nicht zuletzt wegen der hohen Lebensqualität in unserem

Land. Eine größere Herausforderung sehe ich in der Bündelung von Tätigkeiten, die nicht strategisch sind, wie

Reporting oder Compliance. Hier ziehen wir noch nicht genügend an einem Strang, um die Kosten zu senken.

portfolio plattform: Alternatives aus Luxemburg August 2011 15

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Julien Zimmer, Generalbevollmächtigter Investmentfonds, DZ Privatbank S.A.

Die AIFM-Richtlinie (AIFMD) zielt durch die Regulierung der alternativen Investment-

fonds insbesondere darauf ab, systemische Risiken zu reduzieren und mehr Trans-

parenz zu schaffen, um damit den Investorenschutz zu erhöhen. Das Europäische

Parlament verabschiedete die Richtlinie im November 2010, der EU-Rat stimmte ihr

am 27. Mai zu 2011. Sie ist bis Sommer 2013 in nationales Recht umzusetzen. Der

Richtlinientext enthält rund 90 Hinweise auf weiterführende Regelungen, welche die

neue Wertpapier-Aufsichtsbehörde Esma im Rahmen sogenannter Durchführungsver-

ordnungen (Level-II-Maßnahmen) spezifizieren muss. Die Esma muss ihre Vorschläge bis zum 16. November 2011

der Europäischen Kommission vorlegen.

anwendungsbereich und zentrale regelungsaspekte

Die Richtlinie ist anwendbar auf alle Manager alternativer Investmentfonds (AIFM) in der Europäischen Union. Die

Regulierung erfasst alle Fondsmanager, die einen oder mehrere alternative Investmentfonds (AIF) verwalten und

alle Nicht-EU-Fondsmanager, die EU-AIF verwalten und/oder AIF in der EU vertreiben. Unter die Richtlinie fallen

alle Fonds, die keine Publikumsfonds entsprechend dem Ucits-Gesetz sind. Damit gilt für Luxemburg, dass die

Richtlinie grundsätzlich für Teil-II-Fonds, Spezialfonds und Sicars Anwendung findet. „Kleinere AIFM“ sind zwar

grundsätzlich ausgenommen, unterliegen aber mindestens einer Registrierung durch die zuständigen Behörden

des Herkunftsmitgliedsstaats und müssen gewisse Auskunftspflichten erfüllen. Es steht den Mitgliedsstaaten

frei, strengere Regeln in Bezug auf solche „kleineren AIFM“ zu erlassen. Unter „kleinere AIFM“ fallen solche,

die Aktiva (unter Einbezug des eingesetzten Fremdkapitals) von insgesamt nicht mehr als 100 Millionen Euro

verwalten. Wenn das Portfolio nur aus nicht fremdfinanzierten sowie mindestens fünf Jahre für Rückgaben ge-

schlossener AIF besteht, erhöht sich die Grenze auf 500 Millionen Euro.

Europäischer pass: Eine der zentralen Neuregelungen der Richtlinie ist der Europäische Pass. Dieser erlaubt

es Nicht-EU-AIFM, ihre EU- oder Nicht-EU-AIF in der EU zu vertreiben, sobald diese von der Behörde des Her-

kunftslandes genehmigt sind. Der Europäische Pass soll bis 2015 für alle AIFM gültig sein. Im Detail bedeutet dies:

- Autorisierte EU-AIFM erhalten einen Europäischen Pass, der es ihnen erlaubt, EU-AIF an professionelle Inves-

toren in der EU zu vertreiben. Das nationale Private-Placement-Regime wird abgeschafft.

- Für Nicht-EU-AIF, die durch EU-AIFM verwaltet werden, und Nicht-EU-AIFM, die EU-AIF und Nicht-EU-AIF

verwalten, wird zunächst das nationale Private-Placement-Regime erhalten bleiben (mindestens bis 2018) und

gegebenenfalls anschließend durch den Europäischen Pass ersetzt.

- Der Nicht-EU-AIFM muss für den Vertrieb seiner EU-AIF oder Nicht-EU-AIF vorab eine Genehmigung seiner

Heimataufsicht erhalten, die die Bedingungen der Richtlinie erfüllen muss.

Vergütung: Die Vergütungspolitik muss im Einklang mit dem Risikomanagementsystem stehen. Sie darf nicht

dazu verleiten, Risiken aufzunehmen, die dem Risikoprofil und der Anlagepolitik des Fonds widersprechen.

Depotbank: Alle AIFM müssen für ihre AIF eine Depotbank bestimmen. Für EU-AIF muss die Depotbank im

Domizilland des Fonds sein. Für Nicht-EU-AIF ist die Depotbank im Domizilland des Fonds oder des Managers

ansässig. Die Depotbank hat folgende Aufgaben:

aifm-richtlinie: Zentrale aspekte und auswirkungen auf den finanzplatz luxemburg

16 portfolio plattform: Alternatives aus Luxemburg August 2011

Page 17: Im Gespräch Cornelius Bechtel Alternatives aus Luxemburg · 2013. 7. 26. · den finanzplatz luxemburg zu fördern. Warum steht der finanzplatz heute da, wo er steht, und welche

- Zahlungsstromüberwachung

- Verwahrung der Vermögensgegenstände

- Eigentumsnachweis für Nicht-Finanzinstrumente anhand anerkannter Beweismittel

- Verkauf, Ausgabe und Einbeziehung von Anteilen/Aktien in Übereinstimmung mit geltendem Recht sowie den

Fondsbestimmungen

- Berechnung des Wertes der Anteile/Aktien des AIF in Übereinstimmung mit dem anwendbaren nationalen

Recht und den Bestimmungen des AIF

Die Depotbank haftet gegenüber dem AIFM und den Investoren des AIF für den Verlust der verwahrten Finanz-

instrumente durch die Verwahrstelle oder einem Dritten, dem die Aufgabe der Verwahrung übertragen wurde.

Verhaltensregeln und risikomanagement: Ein AIFM muss bestimmte Verhaltensregeln beachten (Grundsatz

der Sorgfalt, Gewissenhaftigkeit, etc.) sowie alle erforderlichen Maßnahmen ergreifen, um Interessenkonflikte

zu vermeiden. Der AIFM muss das Risikomanagement von den operativen Einheiten (insbesondere auch vom

Portfoliomanagement) funktional und hierarchisch trennen. Er muss angemessene Risikomanagementsysteme

einführen, die es erlauben, die Risiken und die Natur des AIF zu erkennen, zu messen und zu verwalten. Bei

jedem Investment ist ein Due-Diligence-Prozess durchzuführen. Zudem muss der AIFM ein Liquiditätsmanage-

mentsystem einführen, mit dem die Liquiditätsrisiken des Fonds überwacht und gesteuert werden können.

Bewertung: Die Bewertung des Vermögens des AIF muss mindestens einmal im Jahr und im Falle eines ge-

schlossenen AIF bei jedem Verkauf und jeder Akquisition erfolgen. Der AIFM hat außerdem sicherzustellen, dass

der Nettoinventarwert pro Fondsanteil beziehungsweise Aktie berechnet und den Investoren offengelegt wird.

Die Bewertung muss entweder durch einen unabhängigen externen Gutachter erfolgen oder durch den AIFM

selbst, wenn gewährleistet ist, dass die Bewertung funktional vom Portfoliomanagement getrennt ist und die

Vergütungspolitik und andere Maßnahmen sicherstellen, dass Interessenkonflikte abgeschwächt und unzuläs-

sige Einflussnahmen durch den AIFM vermieden werden. Der AIFM haftet für die angemessene Bewertung der

Vermögensgegenstände des Fonds.

transparenzanforderungen: Investoren müssen vor der Investition über folgende Aspekte informiert werden:

Anlagepolitik, Risikoprofil, Informationen über den AIFM, die Depotbank und weitere Dienstleister, Delegations-

vereinbarungen, Bewertungsprozess des AIF, Risikomanagementprozess, Vergütungspolitik sowie über Kauf-

und Verkaufsbedingungen der Fondsanteile. Spätestens sechs Monate nach Ende des Geschäftsjahres ist den

Investoren der Jahresbericht zur Verfügung zu stellen. Dieser muss unter anderem alle Änderungen oben ge-

nannter Aspekte beinhalten. Darüber hinaus enthält er das aktuelle Portfolio, eine Übersicht der ausgezahlten

Gebühren sowie das aktuelle Risikoprofil des Fonds.

Exkurs ucits V

Nachdem die Ucits-IV-Direktive im Jahr 2009 und die AIFM-Direktive 2010 finalisiert waren, hat sich gezeigt,

dass beide Richtlinien insbesondere zu den Regelungsaspekten „Depotbank“ und „Fondsmanagement-

gebühren“ weiteren Anpassungsbedarf aufwiesen. Es wurde entschieden, diese Themenkomplexe im Rahmen

einer weiteren Richtlinie (Ucits V) für Publikumsfonds nochmals detaillierter zu regeln. Aus diesem Grund hat

die EU-Kommission im Dezember 2010 eine Konsultation zu Ucits V mit den Schwerpunkten Depotbank und

Fondsmanagementvergütung durchgeführt. Es hat sich herausgestellt, dass die Marktteilnehmer eine genauere

portfolio plattform: Alternatives aus Luxemburg August 2011 17

Page 18: Im Gespräch Cornelius Bechtel Alternatives aus Luxemburg · 2013. 7. 26. · den finanzplatz luxemburg zu fördern. Warum steht der finanzplatz heute da, wo er steht, und welche

Definition der Depotbankverpflichtungen, deren Haftung, der Regelungen für Fondsmanagementvergütungen

sowie eine Anpassung der Regime für AIF und Publikumsfonds begrüßen würden. Die EU-Kommission hatte

zum Ziel, im Juli 2011 einen Richtlinienentwurf zu Ucits V in Umlauf zu geben. Dieser Zieltermin wurde im März

2011 verschoben, da die Kommission entschieden hat, zusätzliche Maßnahmen bezüglich des „Ucits sanctio-

ning regimes“, (das heißt eine EU-weite Vereinheitlichung der nationalen Sanktionsmaßnahmen bei Verletzung

von EU-Regulierungen) im Finanzsektor in den Richtlinienentwurf aufzunehmen.

auswirkungen der aifmD auf luxemburg

Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass die AIFMD erhöhte Kosten für alternative Investmentfonds mit

sich bringen wird. Für die Fondsmanager steigt insbesondere die Anforderung an das Risiko- und Liquiditäts-

management sowie an die Bewertung der Vermögensgegenstände. Die Administratoren werden dementspre-

chend erhöhte Berichtsanforderungen erfüllen müssen. Die verpflichtende Einführung von Depotbanken und

deren erweiterte Aufgaben erfordern eine Vielzahl von Anpassungen. Insbesondere aber auch für sonstige

Dienstleister, wie zum Beispiel Wirtschaftsprüfer, bringt die Richtlinie neue Herausforderungen. Eine Vielzahl

der Marktteilnehmer geht derzeit davon aus, dass die AIFMD eine Chance für die Luxemburger Fondsindustrie

bedeutet. Dies ist insbesondere durch folgende Aspekte begründet:

1. Domizilierung von aif: Es ist davon auszugehen, dass Fondsmanager, die bislang ihre AIF in einem Off-

shore-Staat domizilierten, verstärkt an Onshore-Märkte drängen werden, um über den Europäischen Pass eine

Vertriebszulassung zum Fundraising für den europäischen Markt zu bekommen. Diese Entwicklung ist bereits

an den Märkten zu erkennen.

2. Depotbanken: Luxemburg hat den großen Vorteil, dass bereits in der Vergangenheit ein verhältnismäßig

strenges Depotbankregime vorlag. Alle Investmentfonds sind dort gesetzlich verpflichtet, eine Depotbank mit

der Verwaltung der Vermögensgegenstände zu beauftragen. Die AIFMD verschärft die Anforderungen an die

Depotbanken. Um diese zu erfüllen, müssen die Depotbanken neue Standards für die Verwahrung der Vermö-

gensgegenstände sowie die damit verbundenen Prüfungen einführen. Dies könnte zu einer Konsolidierung des

Marktes führen, da voraussichtlich nur die großen Marktteilnehmer die Anforderungen umsetzen können.

3. fondsadministratoren: Aufgrund der zunehmenden Anforderungen und der Regulierung des Marktes für

alternative Fonds erwarten Administratoren eine erhöhte Anforderung an das Reporting. Um dieser gerecht zu

werden, benötigen sie IT-basierte Systeme, die ein standardisiertes Reporting auch für alternative Fonds ermög-

lichen. Es ist davon auszugehen, dass Administratoren verstärkt versuchen werden, zusätzliche Services als

Unterstützung der Fondsmanager anzubieten. Hierzu zählen vor allem Dienstleistungen im Front- und Middle-

office sowie das Risikomanagement-Reporting. Diese Entwicklungen werden voraussichtlich auch hier zu einer

Konsolidierung des Marktes führen.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Luxemburg seine Stellung als führender Fondsstandort Europas

trotz der neuen Regulierungen (Ucits IV, Ucits V, AIFMD, etc.) halten und sogar weiter ausbauen kann. Es wird

sicherlich auch in Luxemburg zu Konsolidierungen im Markt kommen. Aufgrund dieser Skaleneffekte sollten

Investoren mittelfristig durch niedrigere Gebührenstrukturen profitieren können.

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Wolfgang Sauer, Partner, SAI Structured Alternative Invest S.à r.l

Seit vielen Jahren reagiert die Asset-Management-Landschaft auf Kursrückgänge an

den Märkten, Spekulationsblasen und die fortschreitende globale Vernetzung der Ka-

pitalmärkte mit der Suche nach weiteren Renditequellen. Zusätzliche Asset-Klassen

bringen zusätzliches Diversifikationspotenzial und verringern die Abhängigkeit von

Investoren und Asset Managern von den traditionellen Asset-Klassen Aktien, Renten

und Cash.

Es entwickelten sich – und diese Entwicklung ist noch lange nicht zum Stillstand gekommen – alternative Asset-

Klassen. Teils sind diese geprägt durch alternative Asset-Management-Techniken in den traditionellen Asset-

Klassen. Hedgefonds sind dafür ein Beispiel. Oder sie investieren abseits der eingeführten, liquiden Eigen-

kapitalmärkte. Dafür steht zum Beispiel der gesamte Bereich der Private-Equity-Investitionen. Hedgefonds und

Private-Equity-Anlagen sind wiederum innerhalb ihres Segments hoch ausdifferenziert, und auch diese Entwick-

lung scheint noch viel Potenzial für neue Managementtechniken und Produktgruppen in sich zu bergen.

Ergänzt werden Hedgefonds und Private-Equity-Fonds durch Immobilienanlagen. Zusammen bilden sie eine Art

erste Generation an alternativen Investments. Bei Immobilienanlagen stellt sich sicherlich die Frage, ob dies spe-

ziell aus deutscher Sicht eine alternative Investmentklasse ist. So hat doch der deutsche Markt hierfür sogar für

den Privatanleger seit den 60er Jahren Fonds im Angebot. Offene Immobilienfonds waren schon immer neben

Aktien- und Rentenanlagen Teil der Fondspalette der Asset-Management-Industrie. Gerade aber die offenen

Immobilienfonds führen uns eine für alternative Investments wichtige Entwicklung sehr deutlich vor Augen.

fondslösung muss zu den Charakteristika der asset-Klasse passen

Der offene Fonds war und ist eine „Verpackung“ für die diversifizierte Anlage in die an etablierten Zweitmärkten

(Börsen) handelbaren Aktien und Rentenpapiere. Immobilien können dagegen weder täglich mehrfach gehan-

delt werden, noch verläuft die Bewertung ähnlich wie bei Aktien und Renten. Dennoch hat man Immobilien auch

in offenen Fonds angeboten, und das verursachte über Jahrzehnte kaum Probleme. Die Problematik wurde erst

offen ersichtlich, als offene Immobilienfonds im großen Umfang mit durch die jüngste Finanzmarktkrise beding-

ten Anteilsrückgaben konfrontiert wurden, ohne dass diesen neues Geld gegenüberstand. Die offenen Fonds

mussten die Rücknahme von Anteilen einstellen und wurden zu quasi geschlossenen Fonds.

Hier wird sehr deutlich, dass die Charakteristika der Assets die Verpackung bestimmen müssen und nicht

umgekehrt eine Asset-Klasse so lange verbogen werden kann, bis eine existierende Verpackung diese dann

aufnehmen muss. Immobilien gehören nicht in einen offenen Fonds mit täglicher Anteilsrückgabe-Möglichkeit!

Ähnliche Diskrepanzen zwischen originären Charakteristika einer Asset-Klasse und gegenüberstehenden ein-

geschränkten Möglichkeiten von vorgegebenen Fondslösungen können bei Hedgefonds beobachtet werden.

Zu alternativen Investments gehören demnach auch passende alternative Fondslösungen. Diese Erkenntnis ist

wichtig für den Umgang mit und den Erfolg von alternativen Investments.

Weitere alternative Investments drängen auf den Markt. Bereits vor der Finanzkrise waren Multi-Asset-Ansätze

stark im Trend, oftmals in Kombination mit einer Absolute-Return-Ausrichtung. Dies war ein Katalysator für die

Neue generationen von alternativen investments – innovationsschub durch luxemburger rechtsrahmen

20 portfolio plattform: Alternatives aus Luxemburg August 2011

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Suche nach weiteren Diversifikationsmöglichkeiten jenseits der klassischen Märkte und entwickelte einen Schub

in diese Richtung. Speziell im deutschen Markt verschaffte sich dieser Hunger nach zusätzlichen Anlageklassen

Raum auch im Bereich der geschlossenen Fonds. Hier ließ sich Geld in Schiffen, Infrastrukturprojekten, erneu-

erbaren Energien und exotisch anmutenden Regenwaldinvestments anlegen. Diese Entwicklung zeigt, dass

Nachfrage vorhanden ist und dass sich alternative Assets schnell ihren Weg suchen, wenn die entsprechenden

Vehikel dafür zur Verfügung stehen.

Nun hat diese Entwicklung natürlich auch ihre Schattenseiten. Im Vergleich zu den traditionellen Anlageklassen

fehlt eine breit ausgebildete Regulierung und Aufsicht. Dadurch ließen sich zwar auf der einen Seite neue The-

men erschließen. Aber auf der anderen Seite kamen auch halb professionelle Anbieter auf den Markt oder gar

Konzepte mit sehr einseitigen, zuungunsten der Anleger konstruierten Fonds.

luxemburg bietet mit sicar und sif regulierte strukturen für alternative investments

Eine passendere Voraussetzung finden wir in Luxemburg. Dort ist es bereits in der Vergangenheit immer wieder

gelungen, auf neue Anforderungen von Seiten der Asset-Klassen und des Asset Managements mit einem über-

legten Mix aus passenden Fondsmöglichkeiten und adäquater aufsichtsrechtlicher Begleitung zu reagieren. So

wurde frühzeitig speziell für Private-Equity-Anlagen eine entsprechende Fondskategorie entwickelt und diese

Struktur dem Markt zur Verfügung gestellt.

Die Sicar genannte Rechtsform verknüpft vorhandene und bewährte Fondselemente (Zulassungsverfahren,

Prospekt, Einbindung von Depotbank und Wirtschaftsprüfern, etc.) mit den notwendigen Spezifika für Private-

Equity-Anlagen in den Bereichen Anlagepolitik, Risikodiversifikation und Fremdkapitalaufnahme. Dabei steht das

gesamte Konstrukt unter der Kontrolle der Luxemburger Finanzaufsicht CSSF. Anders als in Deutschland wird

dem Markt damit eine passende und regulierte Möglichkeit zur Abbildung von Private-Equity-Anlagen angebo-

ten. Der Erfolg gibt der internationaleren Ausrichtung Luxemburgs recht. Ende 2010 waren bereits 244 Sicars

am Markt.

Eine vergleichbare, aber weitaus dynamischere Entwicklung zeigt der Luxemburger SIF (Specialised Investment

Fund, nicht zu verwechseln mit dem deutschen Spezialfonds). Diese 2007 geschaffene Fondsrechtsform richtet

sich an professionelle Investoren und Privatanleger, die entweder einen Mindestbetrag von 125.000 Euro inves-

tieren oder zur Kategorie der sogenannten gut informierten Anleger gehören und die Risiken ihrer Geldanlage

angemessen abschätzen können. SIFs unterliegen weniger strengen Publizitätsanforderungen, profitieren von

einer leichteren Regulierung ihres täglichen Geschäfts. Hinsichtlich der Anlagebeschränkungen wurde das Prin-

zip der Risikostreuung beibehalten, doch gibt es keine quantitativen Anlagebeschränkungen. SIFs dürfen in alle

Arten von Aktiva investieren. Sie eignen sich deshalb nicht nur für traditionelle Aktien-, Anleihe- oder Geldmarkt-

fonds, sondern auch für alternative Investments der jüngsten Ausprägung. Auch hier sprechen die Zahlen für

den Erfolg: Ende 2010 waren bereits 1.192 Fondsstrukturen mit Assets under Management in Höhe von

214 Milliarden Euro am Markt.

pflegeheime, schiffe, erneuerbare Energien, infrastruktur und vieles mehr

Mit dem SIF steht also eine weitere nach internationalen Maßstäben ausgestaltete, staatlich regulierte Fonds-

verpackung zur Verfügung, die auch für den Bereich der alternativen Investments bestens geeignet ist. Die

portfolio plattform: Alternatives aus Luxemburg August 2011 21

Page 22: Im Gespräch Cornelius Bechtel Alternatives aus Luxemburg · 2013. 7. 26. · den finanzplatz luxemburg zu fördern. Warum steht der finanzplatz heute da, wo er steht, und welche

Anfragen in diesem Bereich nehmen deutlich zu. Der Klassiker ist immer noch die Immobilienbeteiligung, aller-

dings entwickelt sich die Ausdifferenzierung immer weiter in spezielle Konzepte, wie zum Beispiel Pflegeheime,

Kindergärten oder Immobilien über deren gesamten Entwicklungszyklus (Projektierung, Entwicklung, Betrieb/

Vermietung). Auch die klassische Schiffsbeteiligung hat schon ihren Weg in die SIF-Struktur gefunden. Ebenso

ist der SIF interessant für Themen aus den Bereichen Öl und Gas, erneuerbare Energien und Infrastruktur.

Es war bereits 2007 klar, dass diese Entwicklung Spezialisten braucht, die sich den damals auch für die CSSF

neuen Herausforderungen gemeinsam mit den Asset Managern und Fondsinitiatoren stellen. 2007 wurde daher

auch die SAI Structured Alternative Invest gegründet, um Asset Manager, institutionelle Investoren oder Initiato-

ren im Bereich der alternativen Investments bei der Umsetzung ihrer Anlageideen in investierbare Konzepte zu

beraten und zu begleiten. Die Realisierung der Projekte, beginnend mit der Konzepterstellung über die Prospek-

tierung, des Zulassungsverfahrens und letztendlich auch die Beratung und konkreter Unterstützung im Bereich

Vertriebssegmente, Vertriebspartner und Vertrieb steht dabei im Mittelpunkt.

So verfügt die SAI über einen sehr guten Überblick über die aktuellen Markttrends und Möglichkeiten. Es lassen

sich auch Aussagen über die Realisierung von ungewöhnlicheren Anfragen aus der Welt der alternativen Invest-

ments machen. Der Trend geht eindeutig in Richtung der erneuerbaren Energien und Infrastrukturprojekte. Aber

auch Ideen aus den Bereichen des Intellectual Property (Patente) oder der Non-Performing Loans als Asset-

Klasse liegen auf dem Tisch mit guten Chancen auf Realisierung.

anlegernutzen darf nicht vernachlässigt werden

Sehr wichtig bei allen Projekten ist immer der Anlegernutzen. So ist eine Aufgabe, bei der Umsetzung und Aus-

gestaltung von alternativen Investments zu prüfen, wo der Nutzen für die Investoren hinsichtlich Rendite, Diversi-

fikationseffekten, stabilen Cashflows oder der Unabhängigkeit von anderen Kapitalmärkten liegt. Die Umsetzung

von alternativen Investments in investierbare Strukturen darf nie Selbstzweck werden, sondern muss klar die

Kundenziele ins Visier nehmen. Nur so lassen sich vertriebliche Aspekte in die Gestaltung integrieren, damit die

alternative Investmentidee den entsprechenden Anleger findet.

Werden diese Grundsätze beachtet, dann werden die alternativen Investments weiterhin einen deutlichen Schub

erfahren – speziell am Fondsstandort Luxemburg. Diese Entwicklung sollte für die gesamte Asset-Management-

Industrie ein Innovationstreiber bleiben.

22 portfolio plattform: Alternatives aus Luxemburg August 2011

Page 23: Im Gespräch Cornelius Bechtel Alternatives aus Luxemburg · 2013. 7. 26. · den finanzplatz luxemburg zu fördern. Warum steht der finanzplatz heute da, wo er steht, und welche

portfolio plattform: Rohstoffe Juni 2011 23

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Cornelius Bechtel, Executive Director, United International Management S.A.

In Krisenzeiten ist der Wunsch der Anleger nach Sicherheit und Transparenz beson-

ders hoch. Es bleibt zu diskutieren, wie Luxemburger Investmentfonds diesem Wunsch

entsprechen können und welche diesbezüglichen Maßnahmen zukünftig zu erwarten

sind. Zudem stellt sich die Frage, wie stabil das Luxemburger Fundament ist und wel-

che Auswirkungen die immer wiederkehrenden Diskussionen – beispielsweise über

das Bankgeheimnis – haben.

Das Rahmenwerk, welches durch die Investmentfonds-Gesetzgebung in Luxemburg bestimmt wird, ist ein klares

und verständliches Regelwerk, das im Laufe der vergangenen 20 Jahre regelmäßig aktualisiert und an gepasst

wurde. So wurde beispielsweise vor dem Hintergrund der Klarheit und Transparenz 2007 das aus laufende

Gesetz für institutionelle Investmentfonds durch ein neues Gesetz, das Spezialfondsgesetz (SIF), ersetzt. Der

Gesetzgeber, die Aufsichtsbehörde (CSSF) und die Industrie haben daran aktiv mitgewirkt. Schwachpunkte wur-

den auf diesem Wege ausgeräumt und Wünsche der Investoren, Manager und Dienstleister so weit wie möglich

berücksichtigt. Trotzdem bleibt die Gesetzgebung innerhalb des von der Europäischen Union vorgegebenen

Rahmens.

Die Aufgabenverteilung für die Dienstleister ist klar. In den vergangenen Jahren haben sich Akteure – Depot-

banken, Wirtschaftsprüfer, Administratoren und Juristen – von hoher Qualität und Spezialisierung etabliert. Wäh-

rend die einen von Anfang an der CSSF unterstellt waren, zum Beispiel Depotbanken und Fonds administratoren,

haben andere, etwa Wirtschaftsprüfer und Verwalter, sich mittlerweile dazu entschlossen, sich der Aufsicht

durch die CSSF zu unterwerfen. Sie tragen somit dazu bei, dass das Vertrauen in den Finanzplatz Luxemburg

und die darin agierenden Dienstleister erhalten bleibt und sogar gestärkt wird.

Das Luxemburger Fundament ist stabil, das hat sich während der Finanzkrise deutlich gezeigt. Zwar ist auch

bei den Investmentfonds das verwaltete Vermögen zurückgegangen, dies aber mehrheitlich aufgrund sinkender

Bewertungen und weniger aufgrund von Mittelrückflüssen. Das ist ein klares Signal, dass das Vertrauen der

Investoren in das Vehikel, durch das investiert wird, vorhanden ist.

aifm-Direktive sorgt für noch mehr transparenz und sicherheit

Die durch die G20 und die Institutionen der Europäischen Union initiierte Diskussion über weit- und weiter

reichende Kontroll- und Zulassungsmechanismen sowie die mittlerweile verabschiedete Alternative Investment

Fund Manager Direktive (AIFMD) tragen dazu bei, dass ein weiterer Bereich der Fondsindustrie einem hohen

Maß an Regulierung und somit an Sicherheit und Transparenz unterworfen wird. Auch wenn sich die Markt-

teilnehmer anfangs skeptisch über den Sinn und Zweck, aber auch über die Angemessenheit und Tragweite

dieser Maßnahme geäußert haben, kann man mittlerweile wohl sagen, dass die AIFMD als Herausforderung

ange nommen wurde. Die weitverbreitete Stimmung am Luxemburger Finanzplatz lässt sich wahrscheinlich am

besten mit der Aussage „If you can’t beat them, join them“ wiedergeben. Und – auch das typisch für den

Luxemburger Finanzplatz – es werden jetzt alle Anstrengungen unternommen, um als „Klassenbester“ die welt-

weite Führungsposition als Nummer 2 der Fondsindustrie und Nummer 1 beim länderübergreifenden Fonds-

vertrieb zu behaupten und auszubauen.

sicherheit und transparenz – Kann luxemburg dies in Krisenzeiten gewährleisten?

24 portfolio plattform: Alternatives aus Luxemburg August 2011

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Wird der Luxemburger Finanzplatz unter diesen Regulierungsbemühungen an Attraktivität verlieren? Diese von

einigen Fondsmanagern manchmal leiser, manchmal lauter vorgetragene Klage ist eher als Abneigung vor der

Veränderung zu verstehen, nicht als reelle Gefahr, und wird von den meisten Dienstleistern nicht geteilt. Sicher-

lich werden viele Manager außerhalb der EU, die vom Volumen des verwalteten Vermögens her gerade so in den

Geltungsbereich der AIFMD fallen, erst einmal eine detaillierte Kosten-Nutzen-Rechnung vornehmen und den

Schritt in die EU nach hinten verschieben. Aber sie werden sich nicht der AIFMD entziehen können. Denn sie

sind zum einen auf die Investitionskraft der EU-Investoren angewiesen. Zum anderen werden sie auch in der EU

mit Hilfe von Strukturen investieren müssen, die der AIFMD letztlich unterliegen werden.

Die entsprechenden Luxemburger Strukturen (Ucits, SIF, Sicar, Soparfi) bieten schon seit 20 Jahren eine hoch

attraktive Lösung. Zudem tragen sie einem Großteil der AIFMD-Anforderungen bereits heute Rechnung. An-

ders als in anderen Fondsdomizilen sind zum Beispiel spezialisierte Depotbanken in Luxemburg in der Lage,

Investments in alternative, nicht lieferbare Beteiligungen (Wagniskapital, Immobilien, etc.) zu überwachen und

abzuwickeln, und können mehrjährige Erfahrung in diesem Bereich vorweisen.

Die (zentrale) rolle der Zentralverwaltung

spezialisierte Dienstleister statt „alles aus einer Hand“

Ein weiterer Aspekt, der seit der Finanzkrise immer stärker in den Vordergrund tritt, ist die Aufgabenverteilung

und der Trend zu einer strikten Trennung der Anbieter der verschiedenen Dienstleistungen. Die lange proklamier-

te „Chinese Wall“ wird durch die undurchlässige „Concrete Wall“ ersetzt. Dem von Investoren und Aufsichts-

behörde verlangten Vier-Augen-Prinzip wird somit konkret Rechnung getragen. Wenn es vorher hieß, Größe

würde Skaleneffekte generieren und die Kosten senken, sprich: die Performance steigern, ist der Trend zum

„Alles aus einer Hand“ jetzt gebrochen.

Sowohl Investoren als auch Manager bevorzugen es, die verschiedenen Dienstleistungen in kleinere Pakete

zu schnüren und separat zu vergeben. Zum einen hat dies den Vorteil, dass der einzelne Dienstleister den

portfolio plattform: Alternatives aus Luxemburg August 2011 25

Beschlüsse/Empfehlungen

von-Fondsmanager-Fondsinitiator-Anlageberater

- Kapitalabruf/ Ausschüttung

- Investoren/Anleger Reporting

Investoren/Investmentseite/

Drittparteien

- Anfragen- Entscheidungsgesuche- Rechnungswesen

Investoren

Aufsichts-behörde

Fonds Initiator/ Berater

Depot - bank

- Investoren-Reporting - Kapitalabruf/Ausschüttungsnotizen - Einberufungsschreiben (z. B. zur

Hauptversammlung)

- Kopie der Zahlungsbelege- Investitionsanträge und

-dokumentation- Saldenabgleich

- Fondsbuchhaltung- Netto-Inventarwert-Berechnung- Ad hoc

- Berichterstattung über verschlüsselte Kanäle

- Kopie der geprüften Jahresberichte und der Management Letter

Zentral-verwaltung und Registerführung

Quelle: United Fund Services

Page 26: Im Gespräch Cornelius Bechtel Alternatives aus Luxemburg · 2013. 7. 26. · den finanzplatz luxemburg zu fördern. Warum steht der finanzplatz heute da, wo er steht, und welche

anderen zwangsläufig kontrolliert. Zum anderen kann der Fondsinitiator bei Bedarf relativ schnell und ohne großen

Aufwand den einzelnen Dienstleister ersetzen. Zu der in der Fondsindustrie seit jeher bestehenden Trennung

von Front- und Backoffice kommt jetzt die Trennung der einzelnen Backoffice-Aufgaben hinzu. Dabei kann dem

Administrator eine zentrale Rolle zukommen, indem er das Bindeglied zwischen den verschiedenen Akteuren

darstellt. Die Bezeichnung „Zentralverwaltung“ trägt dieser Verantwortung wohl am besten Rechnung.

Bankgeheimnis dient dem Vertrauensschutz, nicht der steuerhinterziehung

Ein weiterer zu diskutierender Aspekt ist das Bankgeheimnis. Bei vielen, die nicht am und durch den Luxem-

burger Bankplatz beschäftigt sind, herrscht die schlichtweg falsche Meinung vor, das Bankgeheimnis wäre eine

Erfindung zur Erleichterung einer irgendwie gearteten Steuerhinterziehung. Es ist jedoch von jeher als Instrument

des Datenschutzes konzipiert gewesen. Es soll davor schützen, dass persönliche und mitunter sensible Infor-

mationen über eine Person, die mit Hilfe von Kontobewegungen und -daten gewonnen werden können, nicht

ungestraft an Dritte weitergegeben werden. Dem Bankgeheimnis liegt Vertrauensschutz und nicht der Schutz

vor der Aufklärung und Verfolgung einer Straftat zugrunde. Leider hat sich Letzteres in den Köpfen vieler fälsch-

licherweise festgesetzt und somit am Fundament des Luxemburger Finanzplatzes gekratzt.

Um diesem schädlichen Aspekt entgegenzuwirken, hat sich der Luxemburger Gesetzgeber dazu entschlossen,

die allgemein anerkannte „Öffnungsklausel“, den Artikel 26 des OECD-Musterabkommens zur Vermeidung von

Doppelbesteuerung von Einkommen und Vermögen, sukzessive in neue und bestehende Doppelbesteuerungs-

abkommen einzubauen. Diese Maßnahme sollte den Druck auf das Fundament des Luxemburger Finanzplatzes

spürbar nehmen. Auch die am Finanzplatz tätigen Dienstleister begrüßen diesen Schritt als absolut notwendig

und richtig.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Luxemburger Fondsindustrie dem Wunsch der Anleger

nach erhöhter Sicherheit und Transparenz nachgekommen ist, indem sie sich der entbrannten Diskussion nicht

versperrt hat. Dienstleister, Aufsicht und Gesetzgeber haben gemeinsam nach Lösungen für den Weg in eine

gesicherte Zukunft gesucht. Corporate Governance, wie sie generell in den Unternehmen mit Hilfe allgemein

verbindlicher Standards verankert werden soll, macht auch vor Investmentfonds nicht Halt. Der Druck durch

die AIFMD, der Druck durch die Investoren und der Wettbewerb unter den Dienstleistern tragen dazu bei, dass

auch in den nächsten 20 Jahren der Finanzplatz Luxemburg als einer der sichersten und transparentesten in

der Finanzwelt gelten wird. Der Schritt vom Luxemburger Bankplatz über den Luxemburger Fondsplatz zum

Luxemburger Finanzplatz und somit zu einem zentralen Punkt der internationalen Finanzwelt ist gemacht, und

es spricht nichts dagegen, diesen Weg auch weiterhin konsequent zu verfolgen.

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portfolio plattform: Rohstoffe Juni 2011 27

Trust createsinnovative solutions

United International Management S.A.5, Avenue Gaston Diderich L-1420 LuxembourgT (+352) 27 44 81F (+352) 27 44 81 01www.united-itrust.com

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28 Mai 2010 portfolio plattform: etf

Frank Thery, Head of Alternative Investments, Carl Kliem S.A.

Assets werden traditionell mittels passender Fondskonzepte um eine Management-

komponente ergänzt und erhalten durch Investitionskriterien eine Ausrichtung. Beides

bringt dem Investor Mehrwertpotenziale gegenüber einer Direktanlage in einzelnen

(unstrukturierten) Assets. Illiquide Assets, die nicht kurzfristig handelbar sind, ergeben

dabei geschlossene Fonds, bei denen Investoren ihre Anteile eingeschränkt oder über-

haupt nicht zurückgeben können.

Seit jeher ist der Markt für solche geschlossenen Fonds hauptsächlich für seine Innovations- und Renditekraft

bekannt. Er ermöglicht Investoren die Partizipation am wirtschaftlichen Erfolg unterschiedlichster Projekte weit

über die Welt der liquiden Anlagen hinaus. Beteiligungen an Private-Equity-, Hedge- und Immobilienfonds – den

Asset-Klassen der sogenannten ersten Generation der alternativen Investments – sind seit vielen Jahren fester

Bestandteil ausgewogener Portefeuilles. Grundsätzlich basieren geschlossene Fonds auf der Annahme, dass

die Anteile über die gesamte Laufzeit gehalten werden. Aufgrund eines unvorhersehbaren Liquiditätsbedarfs

oder einer ungeplanten und daher kurzfristigen anderweitigen Mittelverwendung kann ein vorzeitiger Verkauf

aber notwendig und sinnvoll sein, obwohl er mit finanziellen Nachteilen verbunden sein kann.

Seit Inkrafttreten des Luxemburger Spezialfondsgesetzes vom Februar 2007 wurde die Zweitmarktfähigkeit

eines Produktes auch in Luxemburg ein wichtiges Thema bei der Fondskonzeption und für den Finanzplatz

schlechthin. Gerade für institutionelle und sogenannte aufgeklärte Investoren ist eine kurz- und mittelfristige

Liquidität oftmals eine absolute Notwendigkeit innerhalb ihrer Investmentkriterien und Anlageparameter, die in

aller Regel über eine Notierung an einer geregelten Börse hinausgehen muss.

angebot und Nachfrage

Angebot und Nachfrage sind die Hauptkriterien eines funktionierenden Zweitmarktes. Der Handel mit Anteilen

an geschlossenen Fonds richtet sich nach den Marktgesetzen und -gepflogenheiten, unterliegt jedoch keinerlei

staatlicher Regulierung. Leider herrscht an diesem Markt ein starkes Ungleichgewicht zwischen Angebot und

Nachfrage. Einer der Hauptgründe dafür sind die – aufgrund der oftmals nicht vorhandenen Liquidität und der

fehlenden Vergleichbarkeit der Fonds und deren Bewertung – nicht marktgerechten Preise.

Bei einer bisher wirtschaftlich erfolgreichen Investition sind die Kaufpreise in der Regel deutlich höher als bei

einer Beteiligung mit negativer wirtschaftlicher Entwicklung. Ein rational handelnder Käufer wird sein Kaufpreis-

angebot auf Basis der Ist-Situation der Beteiligungsgesellschaft (Vermögenswerte, Liquidität, Tilgungsstand,

etc.) und seiner Erwartungen (bezüglich Einnahmen, Kosten- und Wechselkursentwicklungen, Verkaufs erlöse

der Vermögenswerte, etc.) ermitteln. Ebenso können Kriterien wie Restlaufzeit, Ausschüttungshöhe und

-frequenz oder Beteiligungswährung eine erhebliche Rolle bei einer marktgerechten Preisstellung spielen.

So wie sich im deutschen Markt für das Segment der geschlossenen Fonds ein Zweitmarkt entwickelt hat,

würde eine entsprechende Entwicklung für Sicar- und SIF-Anteile den Finanzplatz Luxemburg bereichern. Ein

Angebot würde sicher auf Nachfrage stoßen, wenn ein organisierter Marktplatz dafür geschaffen und Mindest-

standards für Bewertung, Preisfindung und Abwicklung etabliert werden können.

Die Notwendigkeit eines funktionierenden sekundär-marktes für luxemburger fondsstrukturen!?

28 portfolio plattform: Alternatives aus Luxemburg August 2011

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Thomas Langer, Senior Sales Manager, Ethenea Independent Investors S.A.

Die Finanzmärkte haben sich verändert. Wahrscheinlich hat sich sehr vieles in der Welt

seit dem Platzen der Subprime-Blase geändert, jedoch sind die Auswirkungen auf

die Finanzmärkte eklatant. Konnte man noch bis zur Millenniumsgrenze mit der altbe-

währten Buy-and-Hold-Strategie im Renten- und Aktienbereich mittel- und langfristig

marktgerechte Renditen erzielen, so ist dies heute nicht mehr möglich. Das starre

beziehungsweise sture Abbilden von Märkten oder Marktsegmenten (Benchmarking),

einer der Megatrends des neuen Millenniums (explosionsartiger Anstieg von ETF-An-

bietern), spiegelt nicht mehr die Bedürfnisse der meisten Investoren von heute wider.

Wurden bisher Privatanleger eher belächelt, da sie in der Regel einen neuen Trend am Markt zuletzt erkannten

und zu spät auf den Zug aufsprangen, waren sie bei den Absolute-Return-Investments zumindest in Europa die

Vorreiter. Spätestens seit dem Platzen der Dotcom-Blase hatten es Bankberater schwer, Anleger von Bench-

mark-Fonds oder -Strategien zu überzeugen. Es war nicht leicht, mit einer zehnprozentigen Outperformance

des Fonds gegenüber der Benchmark zu argumentieren, wenn die Benchmark mehr als 20 Prozent im gleichen

Zeitraum verloren hatte.

Um den neuen Anlegerbedürfnissen gerecht zu werden, musste sich die Finanzindustrie etwas einfallen lassen.

Die Zeit der Hedgefonds war gekommen. Der virtuose Einsatz von Finanzderivaten, ob auf der Long- oder der

Short-Seite, x-facher Leverage und der Einsatz von synthetischen Produkten aller Art sollten die Lösung sein.

Begriffe wie „Total Return“ und „Absolute Return“ hörte man immer öfter. Aber nur die wenigsten Konzepte

konnten auch halten, was sie versprachen. Das wurde spätestens seit 2007 klar, als mit dem Auftauchen der

Subprime-Krise Rentenpapiere mit Investment-Grade platzten. Speziell die institutionellen Anleger blieben von

diesen Verwerfungen an den internationalen Finanzmärkten nicht unberührt. Lehman war wohl das bekannteste

Opfer unter ihnen.

Wo absolute return drauf steht, muss nicht absolute return drin sein

Was haben wir davon gelernt? Zumindest eines: Wo Absolute oder Total Return draufsteht, muss dies nicht

unbedingt drin sein. Das mag sich im ersten Moment ein wenig flapsig anhören, entspricht aber der Realität. Die

Vielfalt der Anlagestrategien, die unter diesem Label angeboten werden, ist heute so groß, dass eine Klärung

notwendig erscheint. Dies würde jedoch mindestens den Umfang einer Diplomarbeit annehmen. Insofern sollte

man sich bei der Auswahl des geeigneten Asset Managers auf einen wesentlichen Punkt konzentrieren. Der

Einsatz von geregelten Derivaten gehört heute zum Standardrepertoire eines zeitgemäßen Managements. Inwie-

weit möchte man aber den Einsatz von nicht regulierten, nicht an einer Börse gehandelten Derivaten inklusive

Leverage zulassen (Counterpart- beziehungsweise Ausfallrisiko analog zu Lehman)? Um dies zu erkennen, ist in

der Regel eine Due Diligence des Investment Managers notwendig.

Eines liegt jedoch auf der Hand: die Ergebnisse der vergangenen Jahre. Wenn die historische Performance

stimmt, wenn stetige Renditen mit niedriger Volatilität erzielt wurden und sich der Fonds auch in Krisenzeiten

mit seiner absoluten Performance behaupten konnte, dann ist Absolute Return drin. Und dies führt nicht nur bei

Privatanlegern, sondern auch bei Treasurern und Pensionsfondsmanagern zu einem ruhigen Schlaf.

Benchmark versus absolute return

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Herausgeber:

portfolio Verlagsgesellschaft mbH

Kleine Hochstraße 9 –11

60313 Frankfurt am Main

Diese Sonderpublikation ist eine Verlagsbeilage der portfolio Verlagsgesellschaft mbH

mit freundlicher Unterstützung von

DZ Privatbank S.A.

Structured Alternative Invest S.à r.l.

United International Management S.A.

ansprechpartner:

Maren Hofmann

Tel.: +49 (0)69 8570 8115

[email protected]

Julia Dingerling

Tel.: +49 (0)69 8570 8119

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Druck:

Druckhaus Main-Echo GmbH & Co. KG

Weichertstraße 20, 63741 Aschaffenburg

fotos:

Alex Habermehl

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autoren:

Cornelius Bechtel, Fernand Grulms, Thomas Langer, Wolfgang Sauer, Frank Thery, Julien Zimmer

ISSN 1613-6772

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Die nächste Ausgabe

Quantitat ive Strategien

erscheint mit portfol io inst i tut ionel l am 16. September 2011

Quantitative Strategien

leRnen Modelle in

QuAntenspRüngen?

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