20

 · Im Musterbau hatte gerade der Meister nach langwierigen Versu chen die Karosserieform für den Porsche 1975 entwickelt. Die Ähn lichkeit mit der Karosserie des Modells 1905 war

  • Upload
    others

  • View
    3

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1:  · Im Musterbau hatte gerade der Meister nach langwierigen Versu chen die Karosserieform für den Porsche 1975 entwickelt. Die Ähn lichkeit mit der Karosserie des Modells 1905 war
Page 2:  · Im Musterbau hatte gerade der Meister nach langwierigen Versu chen die Karosserieform für den Porsche 1975 entwickelt. Die Ähn lichkeit mit der Karosserie des Modells 1905 war
Page 3:  · Im Musterbau hatte gerade der Meister nach langwierigen Versu chen die Karosserieform für den Porsche 1975 entwickelt. Die Ähn lichkeit mit der Karosserie des Modells 1905 war
Page 4:  · Im Musterbau hatte gerade der Meister nach langwierigen Versu chen die Karosserieform für den Porsche 1975 entwickelt. Die Ähn lichkeit mit der Karosserie des Modells 1905 war

Frank Jung

Delius Klasing Verlag

unter Mitarbeit von Uta & Helmut Jung

made by

61037-BU-REUTER-Porsche-S3.indd 1 15.03.11 13:09

Page 5:  · Im Musterbau hatte gerade der Meister nach langwierigen Versu chen die Karosserieform für den Porsche 1975 entwickelt. Die Ähn lichkeit mit der Karosserie des Modells 1905 war

BibliografischeInformationderDeutschenNationalbibliothek DieDeutscheNationalbibliothekverzeichnetdiesePublikation inderDeutschenNationalbibliografie;detailliertebibliografische DatensindimInternetüberhttp://dnb.d-nb.deabrufbar.

1.Auflage ISBN978-3-7688-3270-0 ©byDelius,Klasing&Co.KG,Bielefeld

SchutzumschlaggestaltungundLayout:GabrieleEngel Reproduktionen:digitalIdataImedien,BadOeynhausen DruckundBucheinband:aprintaDruck,Wemding PrintedinGermany2011

AlleRechtevorbehalten!OhneausdrücklicheErlaubnis desVerlagesdarfdasWerkwederkomplettnochteilweise reproduziert,übertragenoderkopiertwerden,wiez.B. manuellodermithilfeelektronischerundmechanischer SystemeinklusiveFotokopieren,Bandaufzeichnungund Datenspeicherung.

DeliusKlasingVerlag,Siekerwall21,D-33602Bielefeld Tel.:0521/559-0,Fax:0521/559-115 E-Mail:[email protected] www.delius-klasing.de

Page 6:  · Im Musterbau hatte gerade der Meister nach langwierigen Versu chen die Karosserieform für den Porsche 1975 entwickelt. Die Ähn lichkeit mit der Karosserie des Modells 1905 war

Inhalt

Lehrwerkstatt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202

Produktion 356 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 206Grob-undFeinblechlager. . . . . . . . . . . . . . 208Presserei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209Werkzeugbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 214Teilefertigung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 215Rahmenbau. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217AbteilungAußenhaut . . . . . . . . . . . . . . . . 224Hauptbauvorrichtung(Coupé). . . . . . . . . . 236Rohbau(Coupé). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 240Hauptbauvorrichtung(CabrioletundSpeedster) . . . . . . . . . . . . . 245Rohbau(CabrioletundSpeedster). . . . . . . . 248Lackiervorbereitung(AbteilungRohbau) . . . 250Lackiererei. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 258EndmontageI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 261NähereiundSattlerei . . . . . . . . . . . . . . . . 267SpezialbereichVerdeckundDach . . . . . . . . 270EndmontageII . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 274AuslieferungKarosserie . . . . . . . . . . . . . . . 279KücheundKantine . . . . . . . . . . . . . . . . . . 281Endkontrolle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 282Musterbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 286

Reutter / Porsche Werbung . . . . . . . . . . . . . 287

Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 291Literatur/Quellenverzeichnis(Auswahl) . . . 292Bildverzeichnis/Bildquellen . . . . . . . . . . . . 295

Vorwort. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7Einleitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

Karosseriebau im Stuttgarter Karosseriewerk ReutterDieJahre1906–1918.................. 11DieJahre1918–1930 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15DieJahre1930–1940 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22DieJahre1940–1949 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27

Die Anfänge der ZusammenarbeitPORSCHETYP7(1931) . . . . . . . . . . . . . . . . 35PORSCHETYP8(1932). . . . . . . . . . . . . . . . 39PORSCHETYP12(1932). . . . . . . . . . . . . . . 45PORSCHETYP32(1934) . . . . . . . . . . . . . . . 50PORSCHETYP60(1938). . . . . . . . . . . . . . . 53

Reutter & Porsche1949:RückkehrnachStuttgart . . . . . . . . . . . 641950:StartderProduktion.............. 681951:DertausendstePorsche . . . . . . . . . . . . 771952:DasJahrderSonderaufbauten . . . . . . . 871953:UmzugderProduktion . . . . . . . . . . . . 961954:DerSpeedsterkommt . . . . . . . . . . . . 1051955:DerPorsche356A. . . . . . . . . . . . . . . 1171956:50JahreReutter. . . . . . . . . . . . . . . . 1281957:ProduktionanderKapazitätsgrenze . . 1421958:VomSpeedsterzumConvertibleD . . . 1511959:DasneueModell:356B(T5). . . . . . . . 1571960:PorschedehntdieProduktionaus . . . 1651961:356BT6undGeheimauftragT8 . . . . . 1731962:KonstruktiveZusammenarbeit . . . . . . 1821963:DasEndeeinerÄra . . . . . . . . . . . . . . 1881964:DieAnfängevonRecaro . . . . . . . . . . 196

Page 7:  · Im Musterbau hatte gerade der Meister nach langwierigen Versu chen die Karosserieform für den Porsche 1975 entwickelt. Die Ähn lichkeit mit der Karosserie des Modells 1905 war

WilhelmReutter*20.5.1874†5.8.1939

AlbertReutter*3.8.1880†10.12.1944

Page 8:  · Im Musterbau hatte gerade der Meister nach langwierigen Versu chen die Karosserieform für den Porsche 1975 entwickelt. Die Ähn lichkeit mit der Karosserie des Modells 1905 war

7

DieGeschichteverleihteinerMarkewiePorscheeineunverwechselbareIdentität.DennGeschichteist das Ureigenste, Individuellste und Wahrhaf-tigste,waseinUnternehmenzubietenhat.Aberauch firmenintern ist die Historie eine wichtigeQuelleanErfahrungenundWissen.Einegewach-sene Unternehmenskultur ist ohne die Kenntnisder eigenen Herkunft nicht denkbar. Erst durchdie Tradition entstehen ein unverwechselbaresProfilundeinenachhaltigeIdentität,daGeschich-tesichnichtkreierenoderaufeinneuesProduktprojizierenlässt.Alsauthentischwahrgenommenwirdnur,wassichauchinderVergangenheitübereinenlangenZeitraumalswertigunderfolgreicherwiesenhat–dieSportwagenmitdemPorsche-WappenaufderFronthaubesindhierfürdasbesteBeispiel.Über kaum einen anderen Automobilherstellerdürfte so viel publiziert worden sein wie überPorsche.JährlichkommtstetseingutesDutzendneuerWerkehinzu,undderBeobachteristgeneigtzu fragen,obdenn inzwischennichtschonallesüber die Firmengeschichte gesagt – Verzeihung:

Vorwort

geschrieben–sei.IstdasvoreinigenJahreninderWissenschaft diskutierte „Ende der Geschichte“auf dem Gebiet der Automobilhistorie vielleichtschonerreicht?EineAntwortaufdieseFrage liefertdiesesBuch.FrankJung,UrenkelvonAlbertReutter,zeigtaufden folgenden rund 300 Seiten sehr eindrucks-voll, welche spannenden Schlüsse ein leiden-schaftlich engagierter Autor nach ausgiebigenArchiv-Recherchen und unzähligen Gesprächenmit Zeitzeugen ziehen kann. In einer beeindru-ckenden Tiefe zeichnet Frank Jung die gemein-sameGeschichtederUnternehmenPorscheundReutternachundermöglichtdemLesereinenum-fassendenEinblick indieArbeitsweltder1950er-Jahre. Hierfür gebührt ihm große Anerkennung,denn„Porsche356–madebyReutter“nimmtun-terdenvielenPorsche-BücherneinenbesonderenPlatzein.

Dieter LandenbergerLeiterHistorischesArchivDr.Ing.h.c.F.PorscheAG

Page 9:  · Im Musterbau hatte gerade der Meister nach langwierigen Versu chen die Karosserieform für den Porsche 1975 entwickelt. Die Ähn lichkeit mit der Karosserie des Modells 1905 war

8

Eine lange, bewegte Geschichte kurz und präg-nantdarzustellenistnichteinfach,kurzeEpochenauszuwählenwäreStückwerk.Um dem Leser daher einen Einblick in die ge-samteGeschichtederStuttgarterKarosseriewerkReutter&Co.GmbHzuermöglichen,wirdauchdieZeitvordererstenZusammenarbeitmitdemKonstruktionsbüro Porsche zusammengefasstdargestellt(Kapitel1).ImzweitenKapitelwerdendieab1931gegenseitigbestehendenGeschäftsbe-ziehungen anhand der einzelnen, gemeinschaft-lich hergestellten Porsche-Typen geschildert.Diese können als Vorläufer der Volkswagen unddamit auchdesPorsche356angesehenwerden.AusdenErfahrungenderVorkriegszeitresultiertedieerneuteKooperationnachPorschesRückkehraus Gmünd. Kapitel 3 beschreibt chronologischgeordnet(1949bis1964)diese„VernunfteheausSympathie“.HieristdiefrüheProduktionderPor-sche 356 eingefügt, die in den Jahren 1950 bis1953 imReutter-Werk I inderStuttgarterAugus-tenstraße erfolgte. Auch viele seltene Porsche-Prototypen, bis hin zum 356er-Nachfolger 901–beiReutterkonstruiertundgebaut–finden indiesemAbschnittErwähnung.Bindegliedzuran-schließenden Darstellung der Produktionsabläu-fe isteinekurzeBeschreibungderLehrwerkstattvonReutter–dieeigeneKaderschmiedefürhochqualifizierteMitarbeiter(Kapitel4).DasfünfteKa-pitelzeigteinmaligausführlichdieKarosseriepro-duktionvomrohenBlechbiszurAuslieferungderfertigenAufbauten.DieBeschreibungbeschränktsich dabei auf die Herstellung der Porsche 356

von1953bis1964imReutter-WerkIIinStuttgart-Zuffenhausen. Die in Kapitel 6 zeitlich geordne-tenAnzeigenundWerbungenvonReuttermitBe-zugzuPorschefassendieKooperationderbeidenStuttgarterUnternehmenzusammen.„Porsche 356 – made by Reutter“: Der Gedankezur Darstellung der Porsche 356 Karosseriepro-duktiongreift eine Ideeausdem Jahre 1953auf:IneinemkleinenAlbumwurdeanhandvon24Fo-tosdieEntstehungeinerPorsche356KarosserieimdamalsgeradeerweitertenReutter-Werk II inStuttgart-Zuffenhausen geschildert. Erste schrift-lich festgehaltene Berichte über Betriebsabläu-fe finden sich – wenn auch sehr humoristisch –in der Mitarbeiter-Zeitung „Reutter Spiegel“ ausdemJahre1955.HiereineKostprobe:

17. Dezember 1955 – Besuch Werk IIEs war ein Sonnabend, und in der Verwaltungsbara­cke gerade die obligatorische Meisterbesprechung fäl­lig. Entsprechend den bundesdemokratischen Gepflo­genheiten nahmen die dort versammelten Ingenieure und Meister die Anweisungen und Vorwürfe entgegen und gingen sichtlich beeindruckt an ihre Arbeit.Wir machten uns an den Leiter der AVO heran und wollten etwas über die Produktionsziffern wissen. Er war allerdings sehr vorsichtig und meinte, die Zahlen seien so geheim, dass er sie schon selbst nicht mehr wisse. Wir erfuhren sie dann aber doch durch einen zufällig anwesenden Reisevertreter. (…) Noch wäh­rend wir interessiert den Darstellungen lauschten, er­tönte ein eruptionsartiges Geräusch von einer Werk­halle her. Wie wir erfuhren war es das Blechlager.

Einleitung

Page 10:  · Im Musterbau hatte gerade der Meister nach langwierigen Versu chen die Karosserieform für den Porsche 1975 entwickelt. Die Ähn lichkeit mit der Karosserie des Modells 1905 war

Einleitung 99

Wir eilten hin und hörten, dass die Fundamente im Blechlager unter der Last des Materials eingebrochen seien. Der zuständige Meister war gerade mithilfe eines Kranes daran, die Bleche aus dem beacht li­chen Einbruchstrichter zu zerren. Er meinte so etwas müsste gerade passieren, wo das Blech knapp sei. Wir kamen ins Lager. Zwei liebenswürdige Damen empfingen uns ganz in weiß mit einer Tasse Kaffee. (…) Der Lagerverwalter verhandelte gerade am Tele­fon wegen dringend benötigten Personals. Zwischen­durch meinte er, bei ihm stimme alles, und falls et­was nicht stimme, sei nur der Einkauf schuldig.Zufällig machten wir auch gleich die Bekanntschaft des Chefkontrolleurs, der gerade die Eingänge vom Jahre 53 einer genauen Durchsicht unterzog.Wir kamen in die Sattlerei und beteiligten uns an dem beliebten Spiel der Farbeinteilung für Leder und Kunstleder. Nach längerem Hinsehen wussten wir auch nicht mehr, ob es sich um graues, grünes oder rötliches Leder handelt.Um gleich bei den Farben zu bleiben – in der Lackie­rerei empfing uns der Lackiermeister. Seine liebens­würdige Führung wurde unterbrochen durch einen Telefonanruf – „die Stimme meines Herrn“, meinte er lächelnd und nahm sein Hörgerät aus dem Ohr.Ein sehr geschäftiger und flinker Meister brauste auf und vorüber, wie wir hörten, war er für den Rohbau zuständig, während der Meister der Endmontage die ständig fehlenden 50% Zubehörteile suchte. (…) Ein sehr aufgeschlossener Herr der AVO zählte gera­de noch die Schrauben der Karosserie und meinte, wenn er eine Schreibkraft kriege, würde noch in die­sem Jahr mit einer Stückliste zu rechnen sein. (…)

Im Musterbau hatte gerade der Meister nach langwierigen Versu­chen die Karosserieform für den Porsche 1975 entwickelt. Die Ähn­lichkeit mit der Karosserie des Modells 1905 war verblüffend. (…)Auf dem Hof begegnete uns der Technische Leiter – er war sehr erstaunt, nichts von un­serem Besuch erfahren zu haben. Er mein­te, dass wir nochmals in sein Büro kommen sollten, denn wir würden sicherlich ein ganz falsches Bild erhalten haben. Unser Hin­weis, dass wir gern unsere eigenen Eindrü­cke schildern wollten, wurden mit dem Ausruf abgetan: „Ach was, wenn Sie kei­ne Techniker sind, können Sie das alles gar nicht verstehen!“Zusatz: Unsere Reporter sind im Augen­blick noch angestrengt dabei, ihre Ein­drücke zu sortieren. Wir haben daher die leitenden Herren der Firma Reutter um ihre Meinung gefragt. Die war klar illus­triert: „Wir lassen uns trotzdem den Ap­petit nicht verderben!“

DieseAuszügeausderMitarbeiter-Zeitung,alsoim Spiegelbild gesehene Betriebserlebnisse, ma-chendeutlich,dass trotzallerSorgenundProb-

Mitarbeiterzeitschrift „Reutter Spiegel“

(Ende 1955).

Page 11:  · Im Musterbau hatte gerade der Meister nach langwierigen Versu chen die Karosserieform für den Porsche 1975 entwickelt. Die Ähn lichkeit mit der Karosserie des Modells 1905 war

Einleitung10

leme der schwierigen Nachkriegszeit und demraschansteigendenäußerenDruckdasBetriebs-klimaeinBesondereswar.Auch wenn der Autor kein ausgewiesener Tech-niker istundsomit–nachderMeinungderda-maligen Betriebsleitung – „das alles gar nichtverstehenkann“,wagterdenVersucheinerum-fassenden Berichterstattung. Nicht alles kannheutenochbisinskleinsteDetailgeklärtwerden,nichtalleskannrückblickendvölligkorrektberich-tetwerden.InsofernbitteterdenLeser,sichdenAppetitnichtverderbenzulassen.Trotz zeitlicher Sprünge über verschiedene Bau-jahre und Modellvarianten erscheint die sach-orientierteAnordnungderProduktionsabläufe inKapitel5alsdiegeeigneteForm,Lückenweitge-hend zu schließen. Wo Beweise fehlen, müssenIndizienundVermutungenherangezogenwerden–derAutorhatversucht,dieseUnsicherheitensogutwiemöglichauszuschließen.AuchbaulicheVeränderungenerschwertendieRe-cherche:ImReutter-WerkIinderAugustenstraßewurdendieZerstörungendesKriegesraschbesei-tigtunddieäußerenundinnerenStrukturenstän-dig den betrieblichen Anforderungen angepasst.ImJahre1993wurdederBaujedochimZugederSanierungsmaßnahmen im Stuttgarter WestenvonderStadtalsnichtdenkmalschutzwürdigein-gestuftunddemErdbodengleichgemacht.HeuteerinnertnurnocheineTafelamWohnhausAugus-tenstraße82aandasReutter-Stammhaus.ImWerk IIwurdennachBeseitigungderKriegs-schädenbereitszuProduktionszeitenderPorsche356 Gebäude, Anlagen und Arbeitsprozesse lau-fend erweitert und verändert. Nach ÜbernahmedurchPorsche erinnertheutedortnurnochwe-nigandieAnfängeunddasStuttgarterKarosserie-werk.ImGegensatzdazulebtdieGeschichteinderEr-innerungehemaligerMitarbeiterweiter.Diemeis-ten denken gerne an ihre Zeit „beim Reutter“zurück,waresdochfürvielederAnfangeinerlan-

gen,erfolgreichenKarriere.NochJahrzehntenachder Lehrzeit in der Augustenstraße oder der ge-meinsamen Arbeitszeit in Zuffenhausen pflegenvieledenKontaktzueinander.EhemaligeMitarbeiter,LehrlingeundAngehörigehaben dankenswerterweise ihr Wissen und ihreErinnerunginWortundBild–teilweisesehrper-sönlich– indiesesBucheingebrachtunddamitdielangeundintensiveZusammenarbeitderFir-menReutterundPorschewiederlebendigwerdenlassen.Ohne die erzählte Geschichte ehemaliger Mitar-beiterwärealsoeineRekonstruktionderBetriebs-vorgänge nicht möglich gewesen. Zumal es Zei-tengab,indenendielaufendeDokumentationderFirmengeschichteausvielerleinachvollziehbarenGründeneineeheruntergeordneteRollegespielthat, sodass viele Informationen durch Unacht-samkeit,Vernichtung,WeggabeundVernachlässi-gungverlorengegangensind.DarüberhinauskonntennichtalleerhaltenenDo-kumente und Informationen zur RekonstruktionderFirmengeschichtegenutztwerden.Merkanti-le InteressenstehenoftüberderNotwendigkeit,GeschichteimGanzenzubewahren.Einemorali-scheVerpflichtungzurUnterstützungbestehtna-türlich nicht, auch wenn sie manches Mal wün-schenswertwäre.Die ausführliche Dokumentation der automobi-lenGeschichtevonReutterundPorscheerfolgtedaheranhandeigenenArchivmaterials(Familien-archivReutter)und inkonstruktiverZusammen-arbeit mit Vertretern einer Vielzahl privater undinstitutioneller Archive. Insbesondere die Mög-lichkeit,dienahezukompletterhaltenegeschäft-licheKorrespondenzzwischendenbeidenStutt-garter Unternehmen im historischen Archiv derDr.Ing.h.c. F.Porsche AG erstmalig einsehenundnutzenzukönnen,bedeuteteeinewertvolleErgänzung.DarausgewonneneneueInformatio-nenwerdenhoffentlichnichtnurPorsche-Enthu-siastenbegeistern.

Page 12:  · Im Musterbau hatte gerade der Meister nach langwierigen Versu chen die Karosserieform für den Porsche 1975 entwickelt. Die Ähn lichkeit mit der Karosserie des Modells 1905 war

11

DieVeränderungentechnischer,ökologischerundsozialerArt,diedasEndedes19.unddenBeginndes 20. Jahrhunderts kennzeichneten, spiegelnsich auch im Werdegang eines jungen Manneswieder,dersichdenwagemutigenTraumeinerei-genenKarosseriefabrikerfüllte.WilhelmReutter,1874inMittelschöntalbeiBack-nang geboren, hatte den Beruf des Sattlers er-lerntundarbeitetealsMeisterinderWagenfabrikFriedrichReutterinStuttgart.DerenInhaber,Her-mann Reutter, gestattete ihm, im Oktober 1906innerhalbderFirmenräumedieSattlerei in eige-nerRegiezuübernehmen,woersichhauptsäch-lich mit Motorwagen beschäftigte, wie WilhelmReutter in einem Brief vom 3. September 1907schreibt. IndiesemBrief istauchzu lesen,dasser sich entschlossen hat, eine eigene Fabrik un-terdemNamen„StuttgarterCarosserieundRad-fabrik“zugründen,diezunächstin500qmgro-ßenGeschäftsräumeninderReuchlinstraßeNr.9ihrenSitzhatte.InderHerstellungvonPferdewagenallerArt,wiesie inseineraltenFirmaproduziertwurden,sahWilhelmReutterkeinedauerhafteZukunft,nach-demGottliebDaimlerseinenerstenMotorwagenvorgestellt hatte und die zunehmende Begeis-terung fürdasAutomobilsich inderZahlneuerHersteller zeigte. Er sah für sein Unternehmeneine gute Chance durch den in nächster Nach-

barschaft angesiedelten Automobilbauer, dieDaimler-Motoren-Gesellschaft in Cannstatt. HiererhoffteersichAufträge,dadortnurFahrgestelleundMotorenderAutomobilehergestelltwurden.Die Kunden konnten dann unter einigen Karos-serieherstellernwählen,umsichnachindividuel-lenWünscheneineKarosserieaufdasFahrgestellbauenzulassen.DerEintragimAdressbuch:

Reutter, Wilhelm SattlerSpezialität: Luxus- und Motorwagen, englische Geschirre

unterwelchemdieam1. Oktober 1906gegründe-teFirma„WilhelmReutter,AutomobilCarosserienjeder Art, Teilarbeiten und Reparaturen“ zu fin-denwar,schienindenAnfängeneinwenighochgegriffen. Dennoch war der Betrieb wohl bereitsimerstenJahrerfolgreich,waseinInserat inder„FrankfurterZeitung“belegt,inwelchemWilhelmReutter einen Wagnermeister suchte. ChristianKlein,damalsnochalsKastenmacherbeiderFir-maGebrüderHoffmanninOffenbachtätig,nahmnach einigen Gesprächen die Stelle als LeiterderWagnereian.ZumgleichenZeitpunktwurdeHerr Hoffmann, Meister bei der Firma Auer, alsSchmiedemeister eingestellt. Die vorläufige Füh-rungsmannschaftder„StuttgarterCarosserieund

Karosseriebau im Stuttgarter Karosseriewerk Reutter: Die Jahre 1906–1918

Familienwappen.

Page 13:  · Im Musterbau hatte gerade der Meister nach langwierigen Versu chen die Karosserieform für den Porsche 1975 entwickelt. Die Ähn lichkeit mit der Karosserie des Modells 1905 war

Karosseriebau im Stuttgarter Karosseriewerk Reutter12

Radfabrik“wurdeschließlichimJahre1909durchAlbertReutter,denjüngerenBruderWilhelmReut-ters,als„KaufmannfürKontorundReise“vervoll-ständigt.DiedynamischeUnternehmensentwicklungzeig-te sich an der rasch wachsenden Mitarbeiter-zahl,dieimJahre1908bereitsauf20angestiegenwar. Alle waren Spezialisten: Wagner, Schmiede,Schlosser,Flaschner,SattlerundLackierer.MitdemEintritt vonAlbertReutter indieFirmaalsTeilhaberundKaufmännischerLeiterveränder-te sich ihr gesellschaftsrechtlicher Status. Nun-mehrfirmiertesieunterdemNamen:

Stuttgarter Karosseriewerk Reutter & Co.Inhaber W. & A. ReutterStuttgartReuchlinstr. 9, Augustenstr. 82

Auch der Platz in der Reuchlinstraße wurde zuklein und man zog mit der Wagnerei in die Au-gustenstraße82ein,demlangjährigenStammsitzdesKarosseriewerks.EswurdenindenAnfangszeitennurEinzelkaros-serienausHolznachKundenwünschengefertigt,wobeispäterzudemCabriolets,LimousinenundSportwagen für verschiedene in- und ausländi-scheFirmenhergestelltwurden.DieswarfürdieFirmatechnischinteressant,abersehraufwändigundesstellte sichdieFragederKostenreduzierung durch die zusätzliche Anfer-tigung von Kleinserien, bei denen allerdings diehandwerkliche Qualitätsarbeit immer im Vorder-grundstehenmusste.Mit einem Auftrag der Wiener HofwagenfabrikArmbruster zur Fertigung gleichartiger Phaeton-und Limousinen-Rohkarosserien betrat das Un-ternehmen Neuland, da die nach Wien geliefer-ten Karosserien mit 1- mm Aluminiumblechbeschlagenwurden.DieseersteExkursion indieblechbeplankteKarosseriewurdejedochaufgrunddes Mangels an technischem Know-how schnellwiederbeendetundmankehrtezurAnfertigungder qualitativ hochwertigen, individuellen Auto-mobilkarosserieausHolzzurück.AlbertReutterwurdenachseinemEintritt indieFirma 1909 zum eigentlichen Motor des Betrie-bes.VonAnfanganwarjedochdieProduktphilo-sophiebeiderBrüderReutterentscheidendfürdenErfolg:höchsteQualitätundzufriedeneKunden–neben stark motivierten Mitarbeitern. Grundvo-raussetzungenhierfürwarenOrdnung,DisziplinundfachlichesKönnen.Anforderungen,diemanansichselbststellte,erwartetemanauchvonMa-teriallieferanten. Rechnungen wurden pünktlichbezahlt,Lieferzusagengenaueingehalten.

Werkstattbild der Fir-ma „Wilhelm Reutter Automobil Carosserien jeder Art“ (1908).

Kopf eines Rechnungs-

formulars der Firma Wilhelm Reutter (1906).

Page 14:  · Im Musterbau hatte gerade der Meister nach langwierigen Versu chen die Karosserieform für den Porsche 1975 entwickelt. Die Ähn lichkeit mit der Karosserie des Modells 1905 war

Die Jahre 1906–1918 13

Reutter-Erzeugnisse hatten ihren Preis, aber Ge-schäftspartner und Kunden konnten sich auf ei-nesolide,qualitativhochwertigeArbeitderFirmaReutterverlassen.Einen gewaltigen Schritt nach vorne tat das Un-ternehmen durch das am 24. Juli 1909 erteil-te Deutsche Reichspatent eines „KlappverdecksmitVordach, insbesondere fürMotorfahrzeuge“.Die unter der Bezeichnung „Reform-Karosserie“beworbene Neuerung war eine Kombination derVorteiledesPhaetons(Sommerfahrzeug)undderLimousine (Winterfahrzeug), unter AusschlussdernegativenEigenschaften(imWinterzukalt/imSommerzuwarm).DiesenAufbaukannmanheutemitdemeinesCabrioletsvergleichen.DerSchrittvonder„Einzweck-Karosserie“zuruniver-sell einsetzbaren war vollzogen und hiermit er-reichtedasUnternehmeneinenBekanntheitsgradbisnach„Hamburg,KasselundZürich“,waseineAusweitungdesKundenkreisesundneueAufträ-gebedeutete.Dieneue„Reform-Karosserie“wur-de zu einem wesentlichen Bestandteil der Ferti-gung.

Werbung für die patentierte „Reform-Karosserie“ (Mai 1913).

1914 erschien erstmals in der Werbung der Rei-ter als Symbol für die Reutter-Karosserien.

Funktionszeichnung zu Patent Nr. 225555 vom 24. Juli 1909 über ein „Klappverdeck mit Vordach, insbe-sondere für Motor-fahrzeuge“ (links).

Page 15:  · Im Musterbau hatte gerade der Meister nach langwierigen Versu chen die Karosserieform für den Porsche 1975 entwickelt. Die Ähn lichkeit mit der Karosserie des Modells 1905 war

Karosseriebau im Stuttgarter Karosseriewerk Reutter14

WährenddesKriegeswurdenzwareinigeFahrzeu-gefürPrivatkundenfertiggestellt,dieProduktionmusste jedoch im Wesentlichen auf militärischwichtigeDingeumgestelltwerden.VielederMit-arbeiterwarenzumaktivenKriegsdiensteingezo-genworden,wieauchAlbertReutterselbst.Erstnachdem sich der Gesundheitszustand seinesBruders Wilhelm – er war wegen seiner Erkran-kungnichteingezogenworden–sehrverschlech-terte,wurdeAlbertReutter1915vomMilitärdienstfreigestellt.Viele Mitarbeiter kehrten nicht mehr aus demKriegzurückundqualifiziertesPersonalzufindengestaltetesichschwierig.

Werbung in der Zeitschrift „Motor“

(Januar 1914).

Eines der letzten Bilder von Wilhelm Reutter mit den Kindern sei-

nes Bruders, Charlotte und Otto (1915).

IneinerAnzeigeausdemJahre1912wurdenbe-reitsfolgendeKarosserievariantenangeboten:

Sportlimousine,hochmodernerStadtwagenSport-Phaeton, allerleichteste Bauart als Som-merkarosserieSportlimousine,hocheleganteSpezialkarosserieLandaulet-Karosserie (neueste Form der regu-lären Landaulet-Karosserie-Type), und endlichReutter’s-Reform-Karosserie.D.R.P., indreiver-schiedenenTypen.

Das Firmenlogo des „Stuttgarter KarosseriewerkReutter & Co.“ fand sich in der kurzen Zeit seitBestehendesUnternehmensaufrepräsentativenFahrzeugenvonDaimlerundBenzsowieWande-rer, BMW, Stoewer, Opel, Adler und Horch undvereinzeltauchaufausländischenFahrzeugenwieBuick,Nash,HupmobileoderCadillac.Der Erste Weltkrieg brachte für die im Aufstiegbegriffene Firma einen erheblichen Rückschlag.

Page 16:  · Im Musterbau hatte gerade der Meister nach langwierigen Versu chen die Karosserieform für den Porsche 1975 entwickelt. Die Ähn lichkeit mit der Karosserie des Modells 1905 war

15

DiepolitischenWirrenderNachkriegsjahrebrach-teneinewirtschaftlichschwierigeZeit fürUnter-nehmer und Mitarbeiter. Die steigende InflationverschärftedieSituationzusätzlich.1923kameszueinemStreikbeim„StuttgarterKa-rosseriewerkReutter&Co.“,denauchdieKundenzuspürenbekamen,dieseitherinBezugaufLie-fertreueverwöhntwaren.NachanfänglicherProduktionvonZimmer-undKüchenschränken–umHolzarbeiternundLackie-rerneineArbeitzugeben–konntemandurchdenEingangvonReparaturaufträgenlangsamzumur-sprünglichenUnternehmenszweck,demKarosse-riebau,zurückkehren.Eine über mehrere Jahre sichere Einnahmequel-le brachten die Aufträge der belgischen Firma„Doyen&Fis“,dieLimousinenundPhaetonaufFahrgestellen der Daimler-Motorengesellschaftbauenließen.DastragendeElementderKarosserienbliebnochfürlängereZeitHolz,dieHolz-Grundgerippewur-den jedoch immer häufiger mit Blech beplankt.Alsbesonders fortschrittlichgaltdie„Weymann-Karosserie“ – von Charles Torrés Weymann inParis entwickelt – deren Holzgerippe mit einervon einem Drahtgeflecht gehaltenen Wattierunggepolstert und mit Kunstleder bespannt wurde.Auch das „Stuttgarter Karosseriewerk Reutter&Co.“hatte 1924eineLizenzvonWeymanner-

worbenundbegabsichmitderHerstellungdie-serKarosserienaufdasGebietderpreiswerterenSerienfertigung.DieseKarosseriebauarthieltsichrelativlange;grundsätzlichsetztesichaberdieinderHerstellunggünstigereBlechverkleidung im-mermehrdurch,dasiewesentlichbessereEigen-schaftenbot.DieseEntwicklungverändertenichtnurdieKaros-serienderAutos,sondernauchdiepersonelleundmaschinelle Zusammensetzung in den Karosse-riewerken. So war die Firma Reutter gezwungendiesenWandelmitzugehen.„Auch im technischen Büro waren früher im Wesentlichen ,Holzwürmer‘ tätig gewesen, meist gelernte Stellmacher. (...) Sie dachten in Holz, und sie konstruierten in Holz, sie kannten diesen Werkstoff mit all seinen guten und schlechten Eigenschaften. (...) Nun kam der neue, für sie tote Werkstoff Stahl, von dem sie nichts ver­

Die Jahre 1918–1930

Hauptkunden der 1920er-Jahre waren die Daimler-Motoren-Ge-sellschaft, Benz & Cie. und nach Fusion ab 1926 die neue Daimler-Benz AG. Zeichnung Nr. 2416: Mercedes Sport-Phaeton.

Page 17:  · Im Musterbau hatte gerade der Meister nach langwierigen Versu chen die Karosserieform für den Porsche 1975 entwickelt. Die Ähn lichkeit mit der Karosserie des Modells 1905 war

Karosseriebau im Stuttgarter Karosseriewerk Reutter16

standen. Sie mussten lernen, dass auch er verschie­dene Eigenschaften haben konnte. (...) Es bedurfte einer völlig anderen Ausbildung, um dieses Materi­al berechnen und verarbeiten zu können. Und nicht nur das Material für die Karosserieteile selbst, son­dern auch für die Konstruktion von Werkzeugen und Vorrichtungen, die erst die Voraussetzungen für eine gleichmäßigere, bessere, schnellere und letzten En­des billigere Fertigung brachten“ (Zitat FriedrichGreger).1921 präsentierte Reutter auf der Automobilaus-stellunginBerlinalsBesonderheiteinenPhaetonmit einer ziselierten Karosserie aus Aluminiumund wollte so die Leistungsfähigkeit des Unter-nehmensdarstellen.1924erschieneineWerbungmitdemHinweisaufdenBauvon„Aluminiumka-rosserien,nachpatentiertemVerfahrenmattiert“.Die Jahre nach dem Krieg waren somit unterSchwierigkeiten, aber durch viele eingegangeneAufträge ohne Krise überstanden. Mit dem Ge-winndesUnternehmenssahesaufgrundderstei-gendenInflation,dergutenArbeitslagezumTrotz,allerdingsschlechtaus.DaherwarenAufträgeausdem Ausland willkommen, die in Devisen abge-rechnet wurden. Hierzu gehörten Bestellungen

aus Belgien, der Schweiz, südamerikanischenLändernundsogarChina.Am 15. September 1923 wurde die Inflation vonAmts wegen beendet und neues Geld ausgege-ben.DerRentenmarkfolgtedieReichsmark(RM).Es wurde in Deutschland wieder ein geordnetesWirtschaftenmöglich,wassichaufdenAutomo-bilmarktunddamitnatürlichauchaufdenKaros-seriebauauswirkte.IndieserZeitwaresdasgroßeVerdienstvonAl-bertReutterundseinerMannschaft,dieUmstel-lungvonderEinzel-aufdieSerienfertigungvoran-zutreiben.AlleLastlagnunaufseinenSchultern,daseinBruderWilhelmab1918biszuseinemTodam 5. August 1939 die Firma nie mehr betretensollte.DennochverweigerteWilhelmdieZustim-mungzumVerkaufseinerAnteileanseinenBru-derAlbert.Stattdessenwurde1925ErnstKörner,dem„Privatsekretär“vonWilhelmReutter, „einelebenslänglicheAnstellung“inderFirmaStuttgar-terKarosseriewerkReutter&Co.zugestanden.Erhatte in dieser Funktion Wilhelm Reutters Inte-ressenzuvertretenundmitAlbertReutterzusam-menzuarbeiten.Am23.November1927wurdenneueStrukturen

Auf der Automobil-ausstellung 1921 in Berlin präsentierte Reutter eine ziselierte Aluminium-Karosse-rie. Der handgearbei-tete Aufbau war ein Publikumsmagnet und demonstrierte die vielfältige Leistungs-fähigkeit des Stuttgar-ter Karosseriewerks.

Ganzseitige Werbung in Zeitschrift „Motor“ (Juli / August 1921).

Page 18:  · Im Musterbau hatte gerade der Meister nach langwierigen Versu chen die Karosserieform für den Porsche 1975 entwickelt. Die Ähn lichkeit mit der Karosserie des Modells 1905 war

Die Jahre 1918–1930 17

geschaffen und die Firma in eine GmbH umge-wandelt.AbdiesemZeitpunktfirmiertedasUnter-nehmenals„StuttgarterKarosseriewerkReutter&Co.GmbH“.Durch den wirtschaftlichen Aufschwung inDeutschlandändertesichallmählichdasStraßen-bild. Etliche Kleinwagenhersteller erkannten dieChance,denDeutschenihrenTraumvomeigenenAutomobilzuerfüllen.ImJahre1924waren420000Fahrzeugezugelassen,imJahre1928warenesbe-reits1,2MillionenFahrzeuge.DasAutobeganninDeutschlandzueinemallgemeinenGebrauchsgutzuwerden.AndemErfolgderKleinwagenherstel-lunghatteReutterzwarkeinenAnteil,aberauchhiergingenzahlreicheneueBestellungenein.Die-sekamenmeistdirektvonAutomobilherstellern,die Kleinserien in Auftrag gaben. Die Tagespro-duktionstiegvoneinemüberdrei,sechsaufzwölfWagen,damanArbeitsgängerationalisierenundKarosseriendergleichenBauartherstellenkonn-te. Auf diese Weise fertigte man parallel bis zuvierverschiedeneKarosserietypenfürAutomobil-firmenwieAdler,Austro-Daimler,Ansaldo,Benz,BMW, Bugatti, Buick, Daimler, Dixi, Fiat, Horch,Mauser, Maybach, Minerva, NSU, Opel, SteigerundWandererundab1926Daimler-Benz.DieKa-pazitäten des Werkes waren so stets voll ausge-lastet,dieBelegschaftszahlenlagenzwischen200und 400 Mitarbeitern. Aufträge zu Einzelanferti-gungenwarenbeiUnternehmensleitungundMit-arbeiterngernegesehen,konntemansodochseinhohes fachliches Können unter Beweis stellen.FürdasDesignderReutter-Karosserienzeichne-

ten ab 1927 bzw.1930 die beiden Kons-trukteure und Techniker August Riedeund Rudolf Lüders verantwortlich, dieihreZeichnungenmit„AR“und„L“sig-nierten.NichtseltenfindetmandieAn-merkung „Sonderanfertigung“ in den Kommis-sionsbüchern als Zeichen für den Auftrag einesPrototyps,alsoeinererstenAusführung.Wardie-serAuftragzufriedenstellend,folgtenichtseltenderAuftragfürdieSerie.Neben Einzel- und Sonderaufbauten für nahe-zualleFahrzeugherstellerderZeitwarenAufträ-ge zuAufbautenaufFahrgestellederStuttgarterFirma Daimler-Benz noch die Haupteinnahme-quelle für das Karosseriewerk. Aus der Fusion

Eigenentwicklun-gen wie dieses Türschloss zur

Steigerung des Fahr-komforts wurden im

Lizenzvertrieb ver-marktet – eine nicht zu unterschätzende

Einnahmequelle (1924).

Auch als Lizenzneh-mer war Reutter aktiv: Seit 1924 baute man in Lizenz der franzö-sischen Firma Wey-mann Karosserien in Holz-Leichtbauweise.

Nachweis jedes Reutter-Aufbaus ist ein Schild des Her-stellers. Hier eine frühe Karosse rie-Plakette (ca. 1923).

Page 19:  · Im Musterbau hatte gerade der Meister nach langwierigen Versu chen die Karosserieform für den Porsche 1975 entwickelt. Die Ähn lichkeit mit der Karosserie des Modells 1905 war

Karosseriebau im Stuttgarter Karosseriewerk Reutter18

1926entstanden,warenbereitszuvorsowohldieDaimler-Motoren-Gesellschaft (Stuttgart), sowiedieFirmaBenz&Cie. (Mannheim)KundenvonReutter. Seit Anfang der 1920er-Jahre stand derDaimler-Motoren-GesellschafteineigenesKaros-seriewerk in Sindelfingen zu Verfügung, sodassnach und nach die Aufträge für Reutter auf Ein-zelfahrzeuge reduziert wurden. Nach GründungderneuenFirmaDaimler-BenzAGgingendieBe-stellungenbisAnfangder1930er-Jahresodeutlichzurück,dasssichdieGeschäftsleitungbeiReutterverstärktumneueKundenundAufträgebemühenmusste.Ungefähr auf die Mitte der 1920er-Jahre ist derBeginn einer jahrelangen GeschäftsbeziehungmitdenWanderer-Werken inChemnitzzudatie-ren. Die Chancen für Reutter standen gut, mitihnen einen neuen Hauptkunden gewinnen zukönnen, denn aus Kapazitätsmangel im eigenenKarosseriebauvergabendieWanderer-WerkeAuf-trägeanFremdfirmen.ImKarosseriewerkReutter

Nach der Lehre im vä-terlichen Betrieb lernte Gottlob Auwärter drei Jahre den Beruf des Karosseriebauers bei Reutter. Nach erfolg-reicher Meisterprüfung (1927) gründete er –

auch auf Basis seiner bei Reutter erlernten Fähigkeiten – eine ei-gene Karosseriefirma für Omnibusse. Diese erlangte unter dem Namen NEOPLAN (ab 1953) Weltruf.

Neben Grundaufbau und Karosserie-Außen-

haut war Reutter auch für die Innen-ausstattung verant-

wortlich. Die Möglich-keiten waren für die

damalige Zeit nahezu

unbegrenzt: Elektri-sche Deckenbeleuch-

tung, Leselampe, Telefon-Sprechappa-rat zum Fahrer und

eine Vase sind Merk-male dieser luxuriösen

Innenausstattung.

Page 20:  · Im Musterbau hatte gerade der Meister nach langwierigen Versu chen die Karosserieform für den Porsche 1975 entwickelt. Die Ähn lichkeit mit der Karosserie des Modells 1905 war

291291

Danksagung

Für die Unterstützung bei den Vorbereitungen zum Buch „Porsche 356 – made by Reutter“ kann ich an die-ser Stelle leider nicht allen namentlich danken, die es verdient hätten. Es waren zu viele!Aus der Gruppe ehemaliger „Reutterianer“ möchte ich mich besonders bei dem Meister der Lehrwerkstatt, Herrn Eugen Böpple, für seine Unterlagen und Informa-tionen bedanken, die das „Aufspüren“ alter Mitarbeiter erst ermöglichten. Daneben haben mir ehemalige Chefkonstrukteure wie Herr Theodor Bauer oder deren Nachkommen wie Herr Dr. Dr. Ewald Riede und Herr Rüdeger Lüders immer geholfen, das Dunkel der Firmengeschichte zu beleuch-ten. Stellvertretend für die ehemaligen Lehrlinge sei Herrn Jörg Beierbach und Herrn Siegfried Leibbrand gedankt. Mit vielen historischen Bildern, Zeichnungen und teil-weise sehr genauen Erinnerungen zu Personen und Werksabläufen waren sie wichtige Zeitzeugen.Ebenso sei allen, die mit ihrer Zeit, mit kurzen oder längeren Geschichten aus der Vergangenheit geholfen und/oder ihr privates Fotoalbum für dieses Buch geöff-net haben, herzlich gedankt. Die Bereitschaft, an das Karosseriewerk und seine Mitarbeiter zu erinnern, war überwältigend. Bitte beachten Sie die Quellenangabe zu den verwendeten Bildern; die Vielzahl der Bildquellen zeigt die enorme Unterstützung. Unser Buch „Stuttgarter Karosseriewerk Reutter – von der Reformkarosserie zum Porsche 356“ diente als Grundlage für den Überblick der Zeit von 1906 bis 1949. Herrn Dr. Bernd Wiersch danke ich nochmals für die seinerzeitige große Hilfe bei der textlichen Buchgestal-tung.

An dieser Stelle möchte ich ausdrücklich Personen und Institutionen erwähnen, die eine tragende Stütze zu diesem Buch waren: Herzlichen Dank an Herrn Dieter Landenberger, Herrn Dieter Gross und Herrn Dr. Heinz Rabe (Historisches Archiv Porsche). Historische Akten, Bilder und Zeitschriften erstmals im Archiv einsehen und verwenden zu dürfen, bedeutete Arbeit und beson-dere Freude zugleich. Herrn Jens Torner (ebenfalls His-torisches Archiv Porsche) bin ich zu besonderem Dank für seinen „Dienst deutlich über die Vorschrift hinaus“ verpflichtet. Ich danke den Verantwortlichen des Museums „PROTO - TYP“ / Hamburg (Thomas König) und der Stiftung Domnick / Nürtingen (Dr. Werner Esser) für ihre Unter-stützung.Herrn Dr. E.h. Konrad Auwärter und seinen Mitarbeitern danke ich für die unermüdliche Hilfe und Zusammen-arbeit bei der Oldtimerveranstaltung „Retro Classics®“ in Stuttgart, ebenso wie vielen weiteren Personen, die mir mit Rat und Tat zur Seite standen.Herrn Uwe Biegner sei herzlich gedankt für die fach- und sachkundige Hilfe bei der Bildzusammenstellung, Fragen der Datierung und Klärung vieler kleiner Details.

Dem Delius Klasing Verlag (Bielefeld) danke ich für die erneut gute Zusammenarbeit.

Nicht zuletzt gilt mein besonderer Dank meinen Eltern für ihre Unterstützung in allen Bereichen und damit die Möglichkeit, die Recherchen und Arbeiten zu diesem Buch durchführen zu können. Ohne sie hätte das Buch nicht entstehen können.

Koblenz, im Frühjahr 2011 Frank Jung

Zu Fragen, Anregungen, Kritik und Hinweisen kontak-tieren Sie mich gerne unter: www.reutter-karosserie.de