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JOBSTARTER REGIONAL 2/2007 Im Verbund ausbilden – Kompetenzen ergänzen INHALT JOBSTARTER INTERVIEW mit Kultusminister Busemann/Niedersachsen Seite 3 JOBSTARTER THEMA Ausbilden im Verbund Seite 4 JOBSTARTER pROJEkTE Projekte zum Thema Verbundausbildung Seite 9 Verbundausbildung – Ausbildung de luxe? Seite 14 JOBSTARTER LITERATUR Seite 15 JOBSTARTER SERVICE Seite 16 Bundesministerium für Bildung und Forschung EUROPÄISCHE UNION Europäischer Sozialfonds

Im Verbund ausbilden – Kompetenzen ergänzen · Land Niedersachsen? Busemann: Die niedersächsische Landesregierung hat den Ausbildungspakt verlängert und wird die Einwerbung und

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Page 1: Im Verbund ausbilden – Kompetenzen ergänzen · Land Niedersachsen? Busemann: Die niedersächsische Landesregierung hat den Ausbildungspakt verlängert und wird die Einwerbung und

JOBSTARTER

REG IONAL 2/2007

Im Verbund ausbilden – Kompetenzen ergänzen

INHALT

JOBSTARTER INTERVIEW mitKultusministerBusemann/NiedersachsenSeite3

JOBSTARTER THEMAAusbildenimVerbundSeite4

JOBSTARTER pROJEkTE ProjektezumThemaVerbundausbildung Seite9

Verbundausbildung–Ausbildungdeluxe?Seite14

JOBSTARTER LITERATUR Seite15

JOBSTARTER SERVICE Seite16

Bundesministeriumfür Bildung und Forschung

EUROPÄISCHE UNIONEuropäischer Sozialfonds

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EdITORIAL2

Liebe Leserinnen und Leser,

viele Betriebe sehen sich aufgrund zunehmender Spezialisierung außerstande, die von der Ausbildungs-ordnung geforderten Inhalte vollständig zu vermit-teln. Obwohl sie bereit und in der Lage sind, Teile der Berufsausbildung kompetent durchzuführen, verzich-ten sie ganz auf eigene Ausbildungsaktivitäten. Durch verstärkte Kooperation untereinander können diese Betriebe in die duale Ausbildung einbezogen werden.

Das neue Berufsbildungsgesetz (BBiG) von 2005 hebt die Bedeutung kooperativer Ausbildung für die berufliche Ausbildung hervor. Förderprogramme wie STARegio oder JOBSTARTER tragen mit dem bewährten Instrument der Verbundausbildung dazu bei, die bei den Unternehmen vorhandenen Kompetenzen und Potenziale für die duale Ausbildung in höherem Maße als bisher auszuschöpfen.

Folgende Themen haben wir in dieser Ausgabe der JOBSTARTER Regional für Sie aufbereitet:

Im Interview gibt Bernd Busemann, Kultusminister des Landes Niedersachsen, Einblick in die Förderstra-tegien des Landes und zeigt auf, wie sich diese Initiati-ven aus seiner Sicht mit den JOBSTARTER-Aktivitäten verzahnen lassen.

In unserem Schwerpunktartikel beschreiben wir die unterschiedlichen Modelle der Verbundausbil-dung und ihre Umsetzung in der Praxis.

Vier durch JOBSTARTER und STARegio geförderte Projekte berichten über die Implementierung von Ver-bundausbildungen in den Regionen. Dabei verfolgen sie unterschiedliche Schwerpunkte: • Das „Regio-Service-Center Ausbildung“ in Rostock

sucht Partnerbetriebe und übernimmt Ausbildungs-abschnitte im Rahmen von Auftragsausbildung;

• „MBA RheinBerg – Migrantenbetriebe bilden im Rheinisch-Bergischen Kreis aus“ fördert Koopera-tionen von Unternehmen mit Inhaberinnen und Inhabern ausländischer Herkunft und Unterneh-men mit deutschen Inhabern in der betrieblichen Ausbildung;

• „AZU – Ausbildung ist Zukunft“ in Papenburg initi-iert grenzüberschreitende Verbünde mit Betrieben aus den Niederlanden;

• der Ausbildungsverbund Lüchow-Dannenberg e.V. wurde bereits im Rahmen der STARegio-Förderung gegründet. Kleine Handwerksbetriebe nutzen ihn für die gemeinsame Ausbildung.

Wir freuen uns, wenn Ihnen diese Ausgabe der REGIONAL bei der Einrichtung oder Organisation von Ausbildungsverbünden Hilfestellungen geben kann. Gute Beispiele, von denen man lernen kann, gibt es genug.

Möchten Sie mehr über JOBSTARTER erfahren? Dann nutzen Sie unsere Internetseite www.jobstarter.de oder lernen Sie uns direkt kennen, auf dem BIBB-Fachkongress vom 12. bis zum 14. September in Düssel-dorf (weitere Informationen auf Seite 16).

Für die Unterstützung bei der inhaltlichen Gestaltung gilt unser besonderer Dank dem Team des JOBSTARTER-Regionalbüros Nord.

Nun wünscht Ihnen viel Lese- vergnügen

Ihr Christoph Acker

REG

ION

AL

ImpressumHerausgeber: Programmstelle beim Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) für das Programm JOBSTARTER des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF)Robert-Schuman-Platz 353175 BonnTel.: (02 28) 1 07-29 09 Fax: (02 28) 1 07-28 87E-Mail: [email protected]: www.jobstarter.de

Bestellungen: Tel.: 0 18 05 / 26 23 02, Fax: 0 18 05 / 26 23 03 (14 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz) oder per E-Mail: [email protected]

ISSN 1863-8384

Ausgabe 2/20072. Jahrgang, Heft 4Bonn, Juli 2007

Leiterin der Programmstelle JOBSTARTER beim BIBB: Kornelia Raskopp

Redaktion: Christoph Acker (verantw.), Evelyn Borsdorf, Volker Grüne-wald, Ruth Heinke, Sigrid Meiborg

Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe (Seitenzahlen in Klammern): Christoph Acker (4–8, 15), JOBSTARTER Regionalbüro Nord (3), Evelyn Borsdorf (4–8, 10–11, 14), Franziska Hähnlein (13), Sigrid Meiborg (16), Funda Öztürk (12), Team Regio-Service-Center Ausbildung (9).Die Inhalte der Beiträge verantworten die Autorinnen und Autoren.

Gestaltung: Hauke Sturm Design, Berlin

Herstellung: W. Bertelsmann Verlag, Bielefeld

Bildnachweis (Seitenzahlen in Klammern): AFZ Rostock (9), ASM e.V. (8), Ausbildungsverbund Lüchow Dannenberg e.V. (10, 11), BIBB (16), Caritasverband für den Rhein.-Berg. Kreis e. V. (12), JOBSTARTER (2), JOBSTARTER-Regionalbüro Nord (14), Keystone (1, 4, 5, 6, 7), Pressedienst Niedersächsisches Kultusministerium (3), VHS Papenburg gGmbH (13)

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INTERVIEW 3

Interview: „Neue Modelle sind notwendig“

Interview mit dem niedersächsischen kultus-minister Bernd Busemann

REGIONAL: Herr Busemann, gemeinsam mit dem Landwirtschaftsministerium sind Sie als Kultusmi-nister für die berufliche Bildung im dualen System verantwortlich. Prognosen zufolge ist für dieses Jahr wieder zu erwarten, dass viele Bewerberinnen und Bewerber keinen Ausbildungsplatz finden werden. Welche Unterstützung erhalten Betriebe, die neue oder zusätzliche Ausbildungsplätze einrichten wollen, vom Land Niedersachsen?

Busemann: Die niedersächsische Landesregierung hat den Ausbildungspakt verlängert und wird die Einwerbung und Schaffung neuer Ausbildungsplätze unverändert unterstützen, beispielsweise durch Ver-bundausbildung. Auch Auszubildende aus Insolvenz-betrieben lassen wir nicht im Stich. Deshalb erhalten Betriebe einen Zuschuss, die solche Auszubildende übernehmen. Altbewerbern und Jugendlichen ohne Schulabschluss helfen wir mit unserem neuen Pro-gramm „2000 x 2500“. Die Ausbildungsakquisiteure bei den Kammern leisten gute Arbeit. Auch ihre Arbeit unterstützen wir.

REGIONAL: Zusätzlich wollen Sie Innovationen in der beruflichen Bildung unterstützen. Mit welcher Zielset-zung und auf welchem Wege?

Busemann: Neue Modelle sind notwendig. Das Be-rufsbildungsgesetz gibt dafür den Rahmen und ist andererseits auch Anlass. In Niedersachsen werden wir die berufliche Grundbildung umstrukturieren, denn sie soll auch künftig als erstes Jahr der Berufs-ausbildung angerechnet werden. Das ist zugleich ein wesentlicher Beitrag zur Entlastung des Ausbildungs-marktes.

REGIONAL: Verbundausbildung – das Schwerpunkt- thema dieser Ausgabe – bietet die Möglichkeit, Be-triebe an die Ausbildung heranzuführen, die nicht alle Ausbildungsinhalte abdecken können. Auch hierfür haben Sie ein Förderprogramm aufgelegt?

Busemann: Ja, das ist richtig. Das Land fördert seit 1998 die Schaffung zusätzlicher Ausbildungsplätze in der Verbundausbildung. Große Ausbildungsverbün-de, die für ihre Partnerunternehmen die Ausbildung organisieren, unterstützen wir seit 2004. Beide Pro-gramme ergänzen sich gut, und wir werden sie in der bewährten Form fortführen.

REGIONAL: Wie wurde das Programm von den Betrie-ben angenommen?

Busemann: Mithilfe unserer Förderung konnten bisher rund 2.700 zusätzliche Aus-bildungsplätze geschaffen werden. Dieses Ergebnis ist ein Beleg dafür, dass die Verbundausbildung einen wichtigen Beitrag zur Ent-spannung auf dem Ausbil-dungsstellenmarkt darstellt und die niedersächsischen Programme von der ausbildenden Wirtschaft ange-nommen werden.

REGIONAL: JOBSTARTER fördert bisher zehn Projekte in Niedersachsen. Wie lassen sich aus Ihrer Sicht diese Ini-tiativen mit denen des Landes verzahnen?

Busemann: JOBSTARTER fördert eine Vielzahl von Innovationen zur strukturellen Entwicklung der beruf-lichen Bildung. Gemeinsam mit den von Niedersach-sen geförderten Projekten wird eine bessere regionale Verankerung erreicht. JOBSTARTER setzt Akzente und lebt von der Vielfalt der Förderbausteine. Die in diesen Projekten gesammelten Erfahrungen und Erkennt-nisse bieten eine fundierte Grundlage auch für die Planung künftiger Förderprogramme des Landes.

REGIONAL: Herr Minister, wie plant Niedersachsen, auf den Mangel an betrieblichen Ausbildungsstellen einerseits und auf den Fachkräftemangel andererseits zu reagieren?

Busemann: Wenn in bestimmten Regionen oder Berufsbereichen Angebot und Nachfrage nach Ausbil-dungsplätzen deutlich auseinanderlaufen, müssen wir aus Verantwortung gegenüber der jungen Generation etwas tun und befristet zusätzliche schulische Ange-bote zur Berufsausbildung anbieten, die aber mit einer Prüfung vor der entsprechenden Kammer abschließen. Sektoral und regional flexibel sowie bedarfsorientiert ausgerichtet sollen diese Angebote sein, damit nur dort Substitution zur klassischen Berufsausbildung an-geboten wird, wo dies erforderlich und notwendig ist.

REGIONAL: Wir bedanken uns für das Gespräch.

Das Gespräch wurde geführt vom JOBSTARTER Regio-nalbüro Nord.

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THEMA4

Ausbilden im Verbund

Ein Ziel des Ausbildungsstrukturprogramms JOBSTARTER ist die Initiierung und Organisa-tion von betrieblichen Ausbildungsverbünden. Von den bisher durch die projekte neu ge-schaffenen Ausbildungsplätzen sind 17 prozent Verbundplätze. In der praxis wird diese Orga-nisationsform flexibel auf die Belange der Betriebe zugeschnitten. Christoph Acker, Leiter des programmbereichs Netzwerke & Verbünde, und Evelyn Borsdorf vom JOBSTARTER Regional- büro Nord haben die wichtigsten Informatio-nen zur Verbundausbildung zusammenge- stellt.

In der alten Handwerkstradition, auf der Walz, lernten die Junggesellen von unterschiedlichen Meistern. Das Wandern von einer Arbeitsstätte zur anderen vermit-telte die nötigen Kenntnisse und Fertigkeiten. Die Er-fahrungen aus verschiedenen Betrieben bereicherten die Berufsausbildung. Noch immer kann man Zimmer-leute auf diesen Wanderschaften erleben.

Kooperationsbeziehungen in der Ausbildung gibt es folglich schon lange, auch wenn statt des Begriffs „Verbund“ andere Bezeichnungen dafür verwendet wurden (wie Fremdausbildung, Drittausbildung, Ausbildungsring). Im Sprachgebrauch der Ausbil-dungspraxis wird der Verbund-Begriff in der Regel dann verwendet, „wenn es sich um eine formale Organisation auf vertraglicher Basis handelt“ (Berufs-bildungsbericht 2006, S. 369).

In vielen Branchen ist es üblich, dass Ausbildungs-inhalte, die der Ausbildungsbetrieb aufgrund seiner Geschäftsprozesse oder eines hohen Spezialisierungs-grades nicht oder nicht ausreichend vermitteln kann, in einem Partnerbetrieb oder in einer Bildungseinrich-

tung angeboten werden. Die Betriebe unterstützen sich gegenseitig, indem sie sich bei der praktischen Berufsausbildung ergänzen. So trägt Verbundausbil-dung dazu bei, die bei den Unternehmen vorhandenen Kompetenzen und Potenziale für die duale Ausbil-dung in höherem Maße als bisher auszuschöpfen. Das Kennenlernen unterschiedlicher Betriebe erweitert so-wohl die fachlichen als auch die sozialen Kompetenzen der Auszubildenden.

Verbundausbildung ist grundsätzlich in allen aner-kannten Ausbildungsberufen möglich. Sie ist Bestand-teil der dualen Berufsausbildung.

Gesetzliche Bestimmungen

Im neuen Berufsbildungsgesetz (BBiG) von 2005 wurde explizit die Gründung von Ausbildungspart-nerschaften (= Verbünden) aufgenommen. Durch die gesetzliche Fixierung soll der besondere Stellenwert unterstrichen werden:

„Zur Erfüllung der vertraglichen Verpflichtungen der Ausbildenden können mehrere natürliche und juristische Personen in einem Ausbildungsverbund zusammen-wirken, soweit die Verantwortlichkeit für die einzelnen Ausbildungsabschnitte sowie für die Ausbildungszeit insgesamt sichergestellt ist (Verbundausbildung)“ (BBiG, § 10 Abs. 5).

Im folgenden Textauszug aus dem BBiG wird festgelegt, dass Inhalte auch von weiteren Partnern (Betriebe oder Bildungseinrichtung) vermittelt werden können:

„Eine Ausbildungsstätte, in der erforderliche beruf-liche Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten nicht im vollen Umfang vermittelt werden können, gilt als geeig-net, wenn diese durch Ausbildungsmaßnahmen außer-halb der Ausbildungsstätte vermittelt werden“ (BBiG, § 27 Abs. 2).

Der deutsche Gewerkschaftsbund sieht in der Auf-nahme der Verbundausbildung in das BBiG einen qua-litativen Entwicklungsschritt: „Die Voraussetzungen für die Berufsausbildung vor allem in KMU [kleine und mittlere Unternehmen, d. Red.] sind damit erleichtert worden. Die Stärkung der Verbundausbildung, um die Qualität der Ausbildung zu steigern, ist ein wichtiges Anliegen der Gewerkschaften“ (Berufsbildungsre-formgesetz – Bewertung des DGB vom 4. März 2005, S. 8).

Die Verbundausbildung bietet auch Chancen für grenzüberschreitende Regional- und Struktur-entwicklung, die mit einem wachsenden Bedarf an

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„europäischen“ Kompetenzen und Qualifikationen einhergeht. Mit dem Inkrafttreten des neuen BBiG sind für das Einbeziehen von Ausbildungsabschnitten im europäischen Ausland (§ 2 Abs. 2) gesetzliche Grundla-gen geschaffen worden. Auslandsaufenthalte werden damit erstmals rechtlich als integrale Bestandteile der Ausbildung behandelt, wenn sie dem Ausbildungs-ziel dienen. Der „EUROPASS Mobilität“ vereinfacht die Dokumentation der im Ausland erworbenen Quali-fikationen (www.europass-info.de). Eine verbesserte Mobilität der Auszubildenden kann einen wichtigen Beitrag für die Entwicklung der nötigen Kompetenzen und Qualifikationen leisten.

Grundmodelle der Verbundausbildung

Das Grundprinzip der Verbundausbildung ist einfach beschrieben: Betriebe wirken zusammen, um über arbeitsteilige Ausbildung an verschiedenen Lernorten den jeweiligen Ausbildungsordnungen umfassend gerecht zu werden. Dabei kommen als Verbundpart-ner sowohl andere Betriebe (betriebliche Ausbildungs-kooperation) als auch (überbetriebliche) Bildungs- einrichtungen und Bildungsdienstleister infrage. Idealtypisch wird unterschieden zwischen

• Auftragsausbildung: Der Ausbildende vergibt Teile der Ausbildung als Auftrag an andere Betriebe bzw.

Ausbildungsstätten. Diese Verbundform eignet sich besonders für Betriebe, die freie Ausbildungs-kapazitäten haben, und diejenigen, die diese freien Kapazitäten gegen Bezahlung nutzen wollen.

• Ausbildungskonsortium: Mehrere am Verbund be-teiligte Betriebe bzw. ausbildende Stellen schließen die Verträge mit den Jugendlichen ab und bilden die Auszubildenden wechselseitig aus.

• Leitbetrieb mit Partnerbetrieben: Nur der Leit-betrieb schließt Ausbildungsverträge ab. Dieses Verbundmodell eignet sich besonders für Betriebe,

die bisher noch nicht ausgebildet haben und von den Erfahrungen des Leitbetriebes lernen wol-len, oder für Betriebe, die einen oder mehrere Ausbildungsinhalte aufgrund ihrer Speziali-sierung nicht abdecken können.

• Ausbildungsverein: Die Ausbildungsverträge können sowohl mit dem Verein abgeschlossen werden wie auch mit einzelnen Verbundpart-nern. Eine Variante der Ausbildungsvereine sind – vor allem in den neuen Ländern – die Ausbil-dungsringe. Sie haben zumeist eine sehr große Mitgliederzahl, sodass die Geschäftsführung

von den Vereinsbeiträgen bezahlt werden kann (einen Überblick über die Formen von Ausbildungs-verbünden und über wichtige Rechtsfragen geben die im Rahmen des Programms STARegio vom BIBB herausgegebenen Broschüren, siehe auch Literatur auf Seite 15).

Die BMBF-Broschüre „Infoservice-Paket zur Ausbil-dungssituation“ nennt zwei typische Anlässe für eine betriebliche Ausbildungspartnerschaft:

• Ein Werttransportunternehmen hat erfahren, dass es einen neuen Ausbildungsberuf gibt – die Fach-kraft für Schutz und Sicherheit. Da man an einem

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festen Mitarbeiterstamm mit guter Qualifikation interessiert ist, entschließt man sich zur Ausbildung. Die vorgeschriebenen Ausbildungsinhalte für diesen Beruf erfordern jedoch eine Reihe von prak-tischen Einsatzfeldern, die dieses Spezialunterneh-men nicht betreibt. So werden andere Unterneh-men gesucht, die vor dem gleichen Problem stehen und deren Ausrichtung die eigenen Schwerpunkte ergänzen können.

• Ein Systemhaus kann zwar im Prinzip die Ausbil-dung in einigen der informationstechnischen Ausbildungsberufe selbst komplett durchführen, legt aber Wert darauf, dass seine zukünftigen Fachkräfte gute Erfahrungen im Praxiseinsatz der Vertriebsprodukte haben. Das Unternehmen vereinbart daher mit ausgesuchten Kunden, dass die Auszubildenden einige Ausbildungsphasen im dortigen Geschäftsprozess verbringen. Beide Seiten profitieren von dieser Kooperation.

Erfahrungen aus STARegio

Die Initiierung und Organisation von betrieblichen Ausbildungsverbünden ist auch ein Ziel des Ausbil-dungsstrukturprogramms STARegio. Ein Blick auf die Ergebnisse einer Umfrage unter den STARegio-Projekten aus dem Jahr 2006 zeigt die Verteilung der Verbundmodelle im Rahmen der Projektförderung:

Befragung von 79 STARegio-Projekten

BIBB, 2006

Leitbetrieb mit Partnerbetrieben

Ausbildungsverein

Auftragsbildung

Ausbildungs- konsortium

Sonstiges

Art der Verbundausbildung

Häufigste Form der Verbundausbildung (n = 878)

Gegen eine Ausbildung im Verbund sprechen aus Sicht der Betriebe insbesondere Ängste vor Konkur-renz, fehlende Informationen sowie ein erhöhter organisatorischer Aufwand. Mehr Informationen zu den Erfahrungen aus STARegio finden Sie in der Doku-mentation der Transferveranstaltungen „Kooperative Ausbildungsformen“ (s. Literaturverzeichnis).

Betriebliche Ausbildungskooperation für ein breitgefächertes Qualifizierungsangebot

Die idealtypischen Modelle werden in der Praxis krea-tiv und flexibel auf die Belange der Betriebe und die re-gionalen Anforderungen zugeschnitten. Im Folgenden stellen wir Ihnen einige Konzepte beispielhaft vor:

1. Ausbildungsvereine entlasten Betriebe

Ein branchenbezogenes Konzept setzt der Ausbil-dungsverein LEA! um. Er entstand auf Initiative des Verbandes Spedition und Logistik Nordrhein-West- falen im Rahmen des STARegio-Projektes LEA! – Logis- tik erweitert Ausbildung! Viele Unternehmen der Logistikbranche können in ihrem Dienstleistungsan-gebot nicht alle erforderlichen Ausbildungsbereiche abdecken und benötigen, um trotzdem ausbilden zu können, Partnerbetriebe. Der Ausbildungsverein LEA! übernimmt daher die Organisation von Verbundaus-bildungen und das externe Ausbildungsmanagement, z.B. unterstützt er Betriebe bei der Beantragung von Fördergeldern, hilft bei der Auswahl geeigneter Auszu-bildender und bietet bei Bedarf ergänzende Schulun-

Befragung von 79 STARegio-Projekten, BIBB, 2006

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gen und Exkursionen an. Die Auszubildenden erhalten so einen tieferen Einblick in das weite Spektrum der logistischen Dienstleistungen, wie Lkw-Transporte, See- und Luftfracht oder Zollabwicklungen.

Ähnlich arbeiten auch andere Ausbildungsvereine, die oft branchenübergreifend tätig sind. Das Angebot dieser Vereine kann in der Regel nicht ausschließlich durch die Betriebe getragen werden. Für die Organisa-tion der Verbünde, die Begleitung der Auszubildenden und die überbetrieblichen Ausbildungsabschnitte gibt es eine Finanzierung aus den Förderprogram- men der Länder und der Europäischen Union (eine Auflistung der Förderprogramme finden Sie unter: www.foerderdatenbank.de). Durch eine Verzahnung der Programme mit den Ausbildungsstrukturprogram-men des Bundes lassen sich Synergieeffekte erzielen.

2. Ein weiteres Modell: Lehrgänge für Betriebe als Verbundangebot

Nach einer Anschubfinanzierung durch die regionale Arbeitsagentur kommt der Ausbildungsverbund Lüneburg e.V. (ALÜ) ganz ohne öffentliche Förderung aus. Er bietet seinen Mitgliedsbetrieben, die in den Bereichen Mechatronik, Maschinen- und Anlageführer und IT ausbilden, einen umfassenden Service – von der passgenauen Vermittlung bis hin zu verbundinternen Schulungen und Prüfungsvorbereitungen. Im Ange-bot sind – je nach Ausbildungsberuf – Präsentations-techniken, die Konfiguration komplexer Netzwerke oder autodidaktisches Lernen am Computer sowie ein sieben Monate dauernder Grundlehrgang Metall für Mechatroniker.

Dafür zahlen die regionalen Betriebe zwischen 733,– und 1.010,– Euro im Monat. Der Verein deckt aus diesen Mitteln die Ausbildungsvergütung (je nach Be-ruf zwischen 400,– und 675,– Euro) und die Kosten für die Ausbildung, Betreuung und Verwaltung ab. „Ins-gesamt brauche ich 15 – 18 Betriebe pro Ausbildungs-jahr, um die Kosten zu decken“, erklärt Frank Gehrke, Geschäftsführer des ALÜ. Er selbst besitzt die Ausbil-dungsberechtigung für alle im Verbund ausgebildeten Berufe und berät die Betriebe in allen Belangen der Ausbildung.

3. Verbundausbildung für Jugendliche mit besonderem Förderbedarf

Eine Sonderform der Verbundausbildung führen die Vereine durch, die sich zum Ziel gesetzt haben, Ju-gendlichen mit besonderem Förderbedarf eine Chance

zu geben. Hier übernimmt ein Verein die Ausbildung und schließt einen Kooperationsvertrag. Die Ausbil-dung findet üblicherweise allerdings nur in einem Betrieb statt.

Wichtige Bausteine dieses Konzeptes sind die sozi-alpädagogische Begleitung der Jugendlichen und die Hilfestellungen, die den Betrieben bei der Ausbildung

der Zielgruppe gegeben werden. Bei großen Proble-men sucht der Verein einen neuen Betrieb für den Azubi. In Absprache mit den Sozialpartnern können bei dieser Form Ausbildungskosten abgesenkt werden. Der Verein „Verbundausbildung Ostfriesland e.V.“ in Leer zahlt beispielsweise den Auszubildenden eine mo-natliche Beihilfe von 330,– Euro. In Einzelfällen stockt die Agentur für Arbeit den Betrag noch über Berufsaus-bildungsbeihilfen (BAB) auf.

Diese Ausbildungsform trägt dazu bei, dass Jugend-liche mit besonderem Förderbedarf eine betriebliche Ausbildung erhalten. Sie ist kostengünstiger als eine außerbetriebliche Ausbildung bei einem Bildungs-träger und verspricht aufgrund der betrieblichen Erfahrungen, die die Jugendlichen sammeln, eine erheblich bessere Integration an der zweiten Schwelle. „Sie erfordert aber eine genaue Überprüfung, ob der Jugendliche einen individuellen Förderbedarf hat. Kri-terien wie ‚Personenkreis SGB II‘ reichen nicht immer aus“, erklärt Andreas Epple vom Zentrum für Arbeit in Leer, der auch im Vorstand des Ausbildungsvereins mitarbeitet. „Wir orientieren uns an den Merkmalen für die außerbetriebliche Ausbildung nach SGB III. Ansonsten besteht die Gefahr, dass diese Form der Ausbildung eher zu einem Rückgang der Ausbildungs-bereitschaft führt, wenn sich bei den Betrieben in der Region herumsprechen sollte, dass über dieses Modell Ausbildungskosten gesenkt werden können.“

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Ein ähnliches Konzept wird im Kreis Warendorf in Nordrhein-Westfalen umgesetzt, hier über eine Aus-bildungs-GmbH und mit dem Fokus auf die Einrich-tung zusätzlicher Ausbildungsverhältnisse. Die Wirt-schaftsförderung im Kreis Warendorf (gfw) hat im Jahr 2005 – im Rahmen eines STARegio-Projektes – gemein-sam mit der IHK Nord Westfalen, der HWK Münster, der Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf und dem Kreis Warendorf eine gGmbH gegründet, die als ausbildende Organisation den Vertrag mit den Auszu-bildenden abschließt. „Vorteil einer GmbH gegenüber dem Verein ist die beschränkte Haftung, wenn die Aus-bildungskosten durch Konkurse oder andere Probleme durch die Betriebe nicht getragen werden. Der Nach-teil sind die für die Bilanzerstellung der Gesellschaft entstehenden hohen Kosten“, so Wolfgang Stange von der Wirtschaftsförderung Kreis Warendorf.

JOBSTARTER fördert Verbünde

Betriebe, die im Verbund ausbilden wollen, werden von den Ausbildungsberatern der Kammern unter-stützt. Darüber hinaus erhalten sie finanzielle Hilfen von den Förderprogrammen des Bundes, der Länder und der EU. JOBSTARTER fördert – anknüpfend an STARegio – Verbundkonzepte zur quantitativen und qualitativen Erhöhung des betrieblichen Ausbildungs-platzangebots. Mit der Initiierung und Organisation von Verbundausbildung (Förderbaustein 5) wird ge-zielt der Aufbau bzw. die Ausweitung von Ausbildungs-verbünden unterstützt. Im Vordergrund stehen dabei Konzepte, die kleine und mittelständische Betriebe bei der Einrichtung neuer oder zusätzlicher Plätze unterstützen. Ergänzend können über JOBSTARTER die passgenaue Vermittlung von Auszubildenden und die Begleitung von Betrieben und Jugendlichen während der Verbundausbildung übernommen werden. Das

Instrumentarium von JOBSTARTER umfasst auch die Vermittlung von Auslandsaufenthalten und die Initiie-rung und Festigung grenzüberschreitender Verbund-ausbildung. Beispielhaft berichtet in dieser Broschüre das JOBSTARTER-Projekt der VHS Papenburg über seine Aktivitäten (siehe S. 13).

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der JOBSTAR-TER-Projekte rennen nicht unbedingt immer offene Türen ein, wenn sie für die Ausbildung im Verbund werben. Bei Betrieben bestehen viele Vorbehalte und Ängste gegenüber einer gemeinsamen Ausbildung mit einem Partnerbetrieb. Insbesondere die Stammbetriebe fürchten den Verlust von Geschäftsgeheimnissen oder des Abwerben der Auszubildenden. „Wir versuchen durch intensive Begleitung und Moderation bestehende Vorbehalte und Ängste abzubauen“, berichtet Gun-tram Dubke vom Projekt AZU – Ausbildung ist Zukunft in Papenburg. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Verbundausbildung in der Form Betrieb – Betrieb bei kleinen und mittleren Betrieben in der ländlichen Region gut funktioniert, wenn es sich um Tochterfirmen oder schon langjährige Kooperationspartner handelt.“

Andererseits zeigt sich: Wenn sich Betriebe auf einen Verbund einlassen, so sind die Erfahrungen überwiegend positiv. Dies bestätigt auch Thorsten Koopmann, Inhaber der gleichnamigen Tischlerei in Rätzlingen (Landkreis Uelzen), der mit drei Partnern über einen Ausbildungsverein ausbildet: „Wir haben uns auf Kunststofffensterbau spezialisiert und machen nur noch wenig Holzarbeiten. Deswegen habe ich im-mer Abstand von der Ausbildung genommen. Durch die Verbundausbildung habe ich den Lehrling jetzt nicht über drei Jahre, sondern immer bloß abschnittsweise. In den anderen Tischlereien bekommt er die Holzarbeiten mit. Damals habe ich gesagt: Wenn das so läuft, dann mach’ ich mit. Und nach fast zwei Jahren Ausbildung im Verbund kann ich sagen: Das ist eine gute Sache!“

Kontakt:Christoph Acker, JOBSTARTER-Programmbereich Netzwerke & VerbündeTel. (02 28) 1 07-20 03, E-Mail: [email protected] Borsdorf, JOBSTARTER-Regionalbüro Nord,Tel. (0 58 44) 9 71 11 72, E-Mail: [email protected]

Literaturverzeichnis• Infoservice-Paket zur Ausbildungssituation. Die Broschüre des

BMBF kann im Internet unter www.bmbf.de kostenlos herunterge-laden werden.

• Transferveranstaltungen „Kooperative Ausbildungsformen“, 2006 (herunterladbar unter www.staregio.de).

• Dokumentation STARegio-Werkstattgespräch Ausbildungsvereine, 2006. Das Protokoll finden Sie unter www.staregio.de.

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Rostock: Mit vollen Segeln auf Kurs

das JOBSTARTER-projekt „Regio-Service-Center Ausbildung“ leistet durch die Einführung neuer Ausbildungsberufe im Verbund einen Beitrag zur Stärkung der Wirtschaftsregion Rostock.

Angesiedelt ist das JOBSTARTER-Projekt beim Aus- und Fortbildungszentrum Schiffahrt und Hafen GmbH (AFZ) in Rostock. Das AFZ garantiert mit seinem Know-how in den Branchen Metall/Elektro, Gastronomie/Ho-tellerie und im kaufmännischen Bereich als Partner in der Verbundausbildung eine qualifizierte Ausbildung des Fachkräftenachwuchses. Das Zentrum arbeitet in Form der Auftragsausbildung zurzeit für 19 Verbünde mit 376 Auszubildenden aus 212 Unternehmen. Das JOBSTARTER-Projektteam unterstützt die Aus-weitung bestehender und die Entwicklung neuer Verbünde. Um Ausbildungspotenziale zu fördern, wird gemeinsam mit den Betrieben nach geeigneten Wegen gesucht.

„Ringtausch“ für die Fachkraft für Möbel-, küchen- und Umzugsservice

Auf Initiative des JOBSTARTER-Pro-jektes haben sich vier Umzugsunter-nehmen und drei Möbelhäuser zu einem Verbund zusammengeschlos-sen. Sie wollen die „Fachkraft für Möbel-, Küchen- und Umzugsservice“ erstmalig und gemeinsam ausbilden. Der Ausbildungsrahmenplan ist so speziell, dass ein Betrieb allein die Inhalte nicht abdecken kann. Jeder Betrieb stellt Auszubildende ein, gemeinsam stimmen die Betriebe ab, wer wann die verschiedenen Ausbildungsabschnitte übernimmt

(„Ringtausch“). Im September ist Startschuss für diese Form der Verbundausbildung. „Unser Team vom Regio-Service-Center Ausbildung hilft zurzeit bei der passgenauen Vermittlung der Azubis. Außerdem übernehmen wir auf Wunsch der Unternehmen die Ausbildungsbegleitung als neues Feld in der Verbund-arbeit und organisieren den geplanten Austausch der Auzubildenden“, berichtet Projektleiterin Bärbel Höfer.

Angebot von Zusatzqualifikationen im Verbund

Das Rostocker Holiday City Center (HCC) bildet mit anderen Hotels und Fitnesscentern den/die Sport- und

Fitnesskaufmann/frau erfolgreich im Verbund aus. Die am Verbund beteiligten Unterneh-men äußerten den Bedarf nach einer noch qualifizierteren Aus-bildung. Sie schlugen vor, den Auszubilden-den perspektivisch die Möglichkeit zu eröff-nen, die „Trainer-Lizenz“ zu erwerben. Umfangreich qualifizierte Sport- und Fitnesskaufleute sind aus Sicht der Firmen eine wesentliche Voraussetzung für hoch-wertige Wellness- und Erholungsangebote – eines der Standbeine der Urlaubs- und Tourismusregion Meck-lenburg-Vorpommern.

Gemeinsam mit den Unternehmen entwickelte das AFZ den Lehrgang, von dem sowohl die Unternehmen als auch die Jugendlichen in der Ausbildung profitie-ren. Die „Trainer-Lizenz“ wird engagierten Azubis im Verbund angeboten. Je nach Kompetenz übernimmt ein Betrieb ein Modul des Lehrgangs. Gesa Bengelstorff vom JOBSTARTER-Projektteam ist froh, dass das AFZ auf die Bedürfnisse der Unternehmen eingegangen ist und die Zusatzqualifikation entwickelt hat. „Mit diesem zusätzlichen Angebot und den guten Erfahrungen des Verbundes konnten wir weitere sechs Betriebe moti-vieren, einen neuen Ausbildungsplatz einzurichten“, freut sich Bengelstorff.

Fazit

Die Initiierung und Organisation von Verbundaus-bildung trägt aus der Sicht des Regio-Service-Centers Ausbildung Früchte: Für 2006 konnten 18 und für 2007 weitere 21 zusätzliche Ausbildungsplätze im Verbund akquiriert und besetzt werden. Die Verbundausbil-dung erweist sich dabei als ein Mittel zur Bewältigung des Strukturwandels in der Wirtschaftsregion Rostock.

Kontakt:Aus- und Fortbildungszentrum Schiffahrt und Hafen GmbHRegio-Service-Center AusbildungProjektleitung: Bärbel HöferAlter Hafen Süd 334 18069 RostockTel.: (03 81) 80 17-0 Fax: (03 81) 8 01 71 30Internet: www.afz-rostock.deE-Mail: [email protected]

Laufzeit: 15.04.2006 – 31.12.2006Zuwendungssumme: 231.559 Euro

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Lüchow-Dannenberg: Betriebe und Auszubildende berichten aus dem Alltag der Verbundausbildung

die erste Hürde ist genommen. der Ausbil-dungsvertrag im Verbund ist unter dach und Fach. Welche Herausforderungen stellen sich jedoch in der praxis? In einem Erfahrungsaus-tausch schildern Ausbilder und Auszubildende des Ausbildungsverbundes Lüchow-dannen-berg e. V. ihre Erkenntnisse.

Nicole Köhler lebt im Landkreis Lüchow-Dannenberg, einer strukturschwachen, ländlichen Region in Nieder-sachsen. Sie ist eine von 14 Azubis, die über den Aus- bildungsverbund Lüchow-Dannenberg e.V. ausgebil-det werden. Durch die Verbundausbildung bekam die junge Frau eine Chance in ihrem Wunschberuf Tischlerin.

„Das Schwierigste war, mich an die vielen Leute zu gewöhnen, denn jeder arbeitet anders. Aber jetzt versteh’ ich mich mit allen richtig gut!“, erzählt Nicole, die in vier kooperierenden Betrieben zur Tischlerin ausgebildet wird. Zudem waren die verschiedenen, weit auseinanderliegenden Ausbildungsorte für sie ein Problem: „Anfänglich haben mich mein Onkel oder meine Mutter gefahren, bis ich meinen eigenen Füh-rerschein hatte. Ich hab’ dann ein Auto bekommen, denn es geht eigentlich gar nicht ohne.“

Initiator des Ausbildungsverbundes Lüchow- Dannenberg e. V. ist das Projekt Ausbildungsnetz Clenze der Samtgemeinde Lüchow (Wendland), das im Rahmen des Ausbildungsstrukturprogramms STARegio aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und der Europäischen Union – Europäischer Sozialfonds gefördert wird. Überwie-gend kleine Handwerksbetriebe nutzen das Angebot, gemeinsam mit dem Verein neue Ausbildungsplätze zu schaffen.

die Anforderungen des Rahmenplans erfüllen

Annika Brandes ist von der Abwechslung durch die Ausbildung in zwei Betrieben begeistert: „Bei der Fir-ma Hei-Wa-Tec (Heizung-, Wasser- und Solartechnik) mache ich hauptsächlich Buchführung, ab und zu schreibe ich dann mal Rechnungen. Bei der Firma Hartenberger ist mein Schwerpunkt das Telefonieren und mit Kunden reden!“ Kornelia Ganßauge, Annikas Ausbilderin bei Hei-Wa-Tec, ergänzt: „Bei uns lernt Annika den kaufmännischen Teil der Ausbildung zur Bürokauffrau, bei dem Partnerbetrieb Hartenberger die Bürokommunikation. Montag ist Berufsschultag.“

Manchmal kommt es auch zu Überschneidungen: Nicole berichtet, dass sie das „Glück“ hatte, in drei Betrieben hinter-einander Fußböden zu verlegen. Trotzdem ist sie mit ihrer Ausbil-dung mehr als zufrieden, denn sie hat alles gelernt, was der Rah-menplan vorsieht. „Das hat sich in den zwei Jahren immer wieder ausgeglichen“, stellt sie fest.

Verschiedene Vorausset-zungen berücksichtigen

Jeder Verbund, den der Verein organisiert, geht auf andere Voraussetzungen bei den Betrie-ben ein. „Unser Betrieb hat nicht genügend Verwaltung, um eine Auszubildende die ganze Woche im Büro beschäftigen zu können. Aber ein oder zwei Tage geht es sehr gut“, erklärt Frau Ganßauge. Der zweite Ausbildungsbetrieb, die Firma Hartenberger, handelt mit Holzmaschinen und ist eine Neugrün-dung. „Wir haben uns die Ausbildung eigentlich gar nicht zugetraut“, erzählt Anja Manowic, Ausbilderin bei der Firma Hartenberger. „Doch Frau Ganßauge von unserem Partnerbetrieb hat bereits viele Erfahrungen bei der Ausbildung gesammelt, deshalb arbeiten wir eng mit ihr zusammen.“

Für die Firma Packmohr (Elektro, Sanitär, Solar, Heizung) bietet die fachliche Ergänzung in der Aus-bildung durch einen zweiten Betrieb besondere Vor-teile: „Zur Prüfung müssen unsere Lehrlinge sehr gut ‚klempnern‘ können, sie müssen kanten und walzen

und Dachrinnen montieren können“, berichtet Betriebsin-haber Jörn Packmohr. „In unserem Unter-nehmen machen wir diese Tätigkeiten sehr selten. Bei dem vorherigen Auszu-bildenden haben wir das Thema nicht ernst genug genom-men. Das hat sich in der Prüfung negativ

Nicole Köhler in der Ausbildung zur Tischlerin

Von links: Anja Manowic (Ausbilderin Firma Hartenberger), Auszubildende Annika Brandes, Kornelia Ganßauge (Ausbilderin Firma Hei-Wa-Tec)

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ausgewirkt.“ Die Firma Packmohr wollte schon aus der Ausbildung aussteigen. „Doch dann hat das Ausbil-dungsnetz Clenze einen passenden Partner für mich gefunden“, fährt Herr Packmohr fort. „Unser jetziger Auszubildender, Cedrik Hilmer, ging für einen Monat zur Dachdeckerei Eggers. Das hat ihn auf diesem Ge-biet sehr weitergebracht.“

kommunikation ist wichtig

Eine Verbundausbildung muss sorgfältig organisiert werden. Auftragslage und Ausbildungsinhalte sind ab-zustimmen, Lehrgangs- und Berufsschulzeiten zu be-rücksichtigen. Bei der Klärung solcher Probleme hilft der Verein. Eine Mitarbeiterin unterstützt die Betriebe in allen organisatorischen Fragen. Jens Tzscheutschler, Tischlermeister in einem der vier Ausbildungsbetriebe von Nicole, weist darauf hin, dass trotz der Hilfe des Vereins auch die direkte Kommunikation unter den Betrieben unbedingt notwendig ist. „Dann ist auch mal ein kurzfristiger Wechsel machbar, wenn es für einen Partner aufgrund der Auftragslage gerade nicht möglich ist auszubilden“, erklärt Tzscheutschler. Die Meister sind sich einig, dass bei ihnen ein Wechsel alle drei Monate kein Problem ist.

Innovative Ansätze brauchen Zeit

Wenn etwas Neues ausprobiert werden soll, gibt es meistens erst einmal viele Skeptiker.

Bei der Ausbildung im Verbund sind die beteilig-ten Betriebe und ihre Auszubildenden des Ausbil-dungsverbundes Lüchow-Dannenberg Vorreiter in ihrer Region. „Zu Anfang hatten wir mit der Verbund-ausbildung Startschwierigkeiten“, berichtet Jens Tzscheutschler. „Ich bin ganz optimistisch an die Sache herangegangen: ‚Wir rufen ein paar Kollegen an, und dann kriegen wir das schon hin.‘ Es gab aber viel

Ablehnung. Ich war dann froh, dass sich die Kollegen aus dem Nachbarkreis Uelzen engagiert haben. Als wir dann mit der Ausbildung angefangen hatten, kamen viele Kollegen und fragten nach‚ wie das jetzt so läuft. Nur sehr langsam wird die Zurückhaltung aufgege-ben, aber letztes Jahr konnten wir mit zusätzlichen Betrieben drei weitere Ausbildungsplätze zum Tischler im Verbund einrichten“, freut sich Tzscheutschler.

Der Tischlermeister ist auch im Vorstand des Ver-eins aktiv. Er findet es wichtig, dass dort jemand mitar-beitet, der die Betriebsrealität kennt: „Es finden andere Gespräche unter Handwerkskollegen statt.“ Gemein-sam mit den Betrieben im Verein wirbt Tzscheutschler auf Innungsversammlungen und im Bekanntenkreis für diese neue Ausbildungsform: „Ich finde die Idee der Verbundaus-bildung einfach toll, weil wir den jungen Menschen hier ein Angebot machen müssen, sonst gehen sie aus dem Landkreis weg!“ Azubi Cedrik Hilmer fasst die Meinung der Auszubildenden zusammen: „Verbund-ausbildung ist was Besonderes und was Neues – also etwas, das nicht jeder macht!“

Das Gespräch führte Evelyn Borsdorf.

Die ausführliche Dokumentation des Erfahrungsaustauschs unter Ausbildern und Auszubildenden des Ausbildungsverbundes Lüchow-Dannenberg e. V. finden Sie unter www.staregio.de.

Kontakt:STARegio-Projekt Ausbildungsnetz ClenzeSamtgemeinde Lüchow (Wendland)Theodor-Körner-Straße 1429439 Lüchow Ansprechpartnerin: Petra Bauer Tel.: (0 58 41) 12 61 01Fax: (0 58 41) 12 66 101E-Mail: [email protected]. ausbildungsnetz-clenze.deLaufzeit: 01.08.2004–31.07.2007Zuwendungssumme: 372.559 Euro

Ausbildungsverbund Lüchow Dannenberg e.V. Burgstraße 129439 Lüchow Ansprechpartnerin: Kornelia GanßaugeTel.: (0 58 41) 12 61 40

Die Begleitung der Verbünde wird vom 15.08.05 bis 31.08.07 gefördert durch das niedersächsische Landesprogramm „Gemeinsam II“ und die Europäische Union.

Cedrik Hilmer, Auszubildender bei der Firma Packmohr

Die Autorin Evelyn Borsdorf mit Tischlermeister Jens Tzscheutschler

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Bergisch Gladbach: MBA RheinBerg berät Migranten-betriebe zu Verbundausbildung

das JOBSTARTER-projekt „MBA RheinBerg – Migrantenbetriebe bilden im Rheinisch-Bergi-schen kreis aus“ unterstützt Unternehmen bei der Einrichtung von Ausbildungsplätzen. dazu gehört auch die Ausbildung im Verbund.

„Einerseits werden in kleinen und mittelständischen Betrieben durch Verbundausbildung neue Ausbil-dungsplätze gewonnen, andererseits finden die Be-triebsinhaberinnen und -inhaber durch die Koopera-tion eine Bereicherung für ihr eigenes Unternehmen“, berichtet die Projektleiterin Funda Öztürk.

Das Projektteam motiviert Betriebe in vielfältiger Form, den Schritt in die Ausbildung zu wagen. Gleich bei der Akquise wird festgestellt, ob eine Verbundaus-bildung infrage kommt. Es besteht jedoch hoher Infor-mationsbedarf zur Ausbildung im dualen System. „Wir informieren in vielen persönlichen Gesprächen vom Ausbildungsvertrag über die Jugendschutzbestim-mungen bis hin zu den täglichen Anforderungen des Ausbilders, wie z. B. die Kontrolle des Berichtsheftes“, beschreibt Projektmitarbeiterin Tatjana Markus ihre Arbeit.

Ein kroatisch-deutscher Verbund in der Gastronomie

Frano Markanovic ist Inhaber des Restaurants „Vogel“ und kroatischer Herkunft. Er bildet seit 2006 gemein-sam mit dem deutschen Unternehmer Roland Gleis, Inhaber des Restaurants „Altenbrücker Mühle“, eine Re-staurantfachfrau aus. „Ich habe bereits eine junge Frau zur Fachkraft im Gastgewerbe ausgebildet und wollte nun den anspruchsvolleren dreijährigen Beruf anbie-ten. Ich kann aber in meinem Betrieb nicht alle Inhalte abdecken“, erklärt Markanovic. Mit Unterstützung des JOBSTARTER-Projektes fand er den Partnerbetrieb.

Beide Unternehmen und auch die Auszubildende sind überzeugt von den Vorteilen der Verbundausbildung: „Die jungen Leute lernen verschiedene Betriebsstrukturen und Arbeitsprozesse kennen und können dadurch einen reichhaltigen Erfahrungsschatz aufbau-en“, stellt Restaurantinhaber Gleis fest.

Eine russisch-deutsche partner-schaft in der Medienbranche

Artur Schreiber, Inhaber des Unterneh-mens „ASGD-Team“ Werbe- und Handels-agentur, ist russischer Herkunft. Er bildet zum ersten Mal einen Mediendesigner aus. Auch hier gibt es einen Partnerbetrieb – die MSH AND MORE Werbeagentur in Köln –, ohne den der Ausbildungsplatz nicht zustande gekommen wäre. „Wir bilden schon länger aus, und ich unterstütze das ASGD-Team gerne, indem ich die Ausbildungsinhalte ergänze“, sagt Martin Klein, In-haber der Kölner Werbeagentur. Beide Unternehmer empfehlen, basierend auf den eigenen Erfahrungen, eine Verbundausbildung all jenen Unternehmen, die nicht die kompletten Ausbildungsinhalte abdecken können.

Noch mehr Sicherheit für Neuausbilder

Zur Unterstützung der Ausbilderinnen und Ausbilder wurde im April 2007 mithilfe der IHK und der HWK Köln ein vierstündiges Seminar zur dualen Ausbildung durchgeführt. Dabei erhielten die Ausbilder wertvolle fachliche Informationen. „Unsere Erfahrungen zeigen, dass gerade Betriebsinhaber mit Migrationshinter-grund von zeitlich überschaubaren Seminaren, die gut zu erreichen sind, profitieren. Sie können sich in diesen auf ihre Belange zugeschnitten Runden austauschen und bauen Ängste und Vorbehalte gegenüber einer Ausbildung im deutschen Berufsbildungssystem ab“, erklärt Projektleiterin Öztürk.

Kontakt:Caritasverband für den Rhein.-Berg. Kreis e. V. MBA RheinBergFunda ÖztürkLerbacher Weg 4, 51469 Bergisch GladbachTel.: (0 22 02) 10 08 602Fax: (0 22 02) 10 08 688E-Mail: [email protected]

Laufzeit des Projektes: 15.05.06 – 31.12.2007Zuwendungssumme: 237.052 Euro

Daniela Gehrke, Ausbildung zur Restaurantfachfrau im Restaurant „Vogel“

Cickinas Vieceslaves, Ausbildung zum Mediendesigner bei Fa. ASGD-Team

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Papenburg: In der Tradition der Kiepenkerle

kennen Sie die Geschichte der kiepenkerle? Nein? Mit Tragekorb, pfeife, knotenstock und Leinenkittel zogen sie früher von Haus zu Haus, um ihre Waren zu verkaufen. die wandernden Händler gingen vom Münsterland und Bremen bis weit über die Grenze in die Niederlande.

Was diese Geschichte mit einem JOBSTARTER-Projekt zu tun hat? Viel, denn das Projekt „AZU – Ausbildung ist Zukunft“ bringt junge Auszubildende über die Grenzen – ganz in der Tradition der Kiepenkerle. Ziel des Projektes AZU ist, neue und zusätzliche Ausbil-dungsplätze in der Region Papenburg zu schaffen. 48 hat das Projekt bereits akquiriert. Die Verbundaus-bildung ist ein Weg, den ganz besonderen Herausfor-derungen einer grenzüberschreitenden Ausbildung zu begegnen.

Immer mehr Betriebe in Handwerk und Dienst-leistung kooperieren grenzüberschreitend. Warum sollten sie dann nicht auch gemeinsam ausbilden? „Für deutsche Unternehmen ist es attraktiv, einen Azu-bi zu haben, der niederländische Kunden ansprechen kann. Umgekehrt profitieren die niederländischen Un-ternehmen von den Deutschkenntnissen der Jugend-lichen“, weiß Franziska Hähnlein, Projektmitarbeiterin bei AZU.

Das AZU-Team informiert Betriebe auf deutscher und niederlän-discher Seite über die Möglichkeiten der Verbundausbildung. Hierbei müssen sie die unterschiedlichen Ausbildungssysteme berücksichtigen. In den Niederlanden ist die Ausbildung über-wiegend schulisch orientiert. Dennoch gibt es Lehrbetriebe, die sich vorstellen können, einen deut-schen Jugendlichen auszubilden. Sie sind auch bereit, sich an

den Kosten der Ausbildung zu beteiligen.AZU nutzt deutsch-niederländische Unternehmer-

foren, gemeinsame Unternehmertreffen und die „Pro-motiedagen“, die größte Messe für Handel, Industrie und Dienstleistung der Nordniederlande, um mit viel Energie die grenzüberschreitende Verbundausbildung voranzutreiben.

Unterstützung bei der Öffentlich-keitsarbeit erhielt das AZU-Team von Schülerinnen und Schülern der Fach-oberschule Wirt-schaft in Papen-burg: Im Rahmen einer Projektarbeit mit dem Titel „Inter-Trainee“ entwarfen sie einen Flyer und ein Plakat, um das Konzept der grenz-überschreitenden Verbundausbildung vorzustellen.

Deutsche Betriebe „teilen“ sich dabei einen Auszu-bildenden mit einem niederländischen Betrieb. „Der Azubi absolviert bis zu neun Monate seiner Ausbil-dung bei dem ausländischen Partnerbetrieb. Diese Zeit kann vollständig auf die Ausbildung in Deutschland anerkannt werden“, erklärt Jennifer Sextro ihren Mit-schülern und Mitschülerinnen bei der Präsentation des Projektes in der Schule.

Ausbildung im Ausland erfordert eine hohe Mo-bilität der Auszubildenden. Auch hierbei bietet AZU Unterstützung. Kommt eine gemeinsame Ausbildung zustande, vermittelt AZU zusätzlich Sprachkurse, sucht eine Unterkunft, organisiert Heimfahrten und steht auch den Partnerbetrieben bei Fragen und Problemen hilfreich zur Seite.

Der bisherige Projektverlauf zeigt: Die niederlän-dischen Firmen begegnen der gemeinsamen Aus-bildung mit Offenheit: Sie suchen Fachkräfte. Auf deut-scher Seite ist die Resonanz ebenfalls positiv. Der erste grenzüberschreitende Verbund kann voraussichtlich für das Ausbildungsjahr 2008 in der Baubranche ini-tiiert werden. „Und weitere werden folgen“, ist sich AZU-Projektleiter Guntram Dubke sicher. Die Kiepen-frauen und Kiepenkerle von AZU werden unermüdlich weiterwandern – wenn nötig von Betrieb zu Betrieb!

Kontakt: VHS Papenburg gGmbH Projektleiter: Guntram DubkeBahnhofstraße 15, 26871 PapenburgTel.: (0 49 61) 92 23 55E-Mail: [email protected]: www.buko-pbg.de

Laufzeit: 01.05.2006–31.12.2007Zuwendungssumme: 250.786 Euro

AZU berät Ausbildungsplatzsuchende

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Verbundausbildung – Ausbildung de luxe?

Am 10. Mai 2007 trafen sich in der Handwerks-kammer Hamburg Vertreterinnen und Vertre-ter von kammern, Ländern, Betrieben, JOB-STARTER-projekten und der programmstelle beim BIBB. Eingeladen zu dieser Expertenrunde hatte das JOBSTARTER-Regionalbüro Nord. „Wir wollen mit Ihnen das pro und Contra der Verbundausbildung diskutieren, Möglichkeiten und Grenzen definieren“, beschrieb Joachim Winter vom Regionalbüro Nord das Ziel des Werkstattgespräches.

Die Diskussion um Pro und Contra entfachte sich an den Kosten der Ausbildung.

Bernd Hilker vom niedersächsischen Kultusmini-sterium berichtete über die Förderprogramme des Landes. Aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds werden im Rahmen des 2005 gestarteten Programms „Gemeinsam II“ acht größere Verbünde für rund zwei Jahre gefördert. Insgesamt entstanden mit einem För-dervolumen von ca. 1,5 Mio. Euro bisher 284 Ausbil-dungsplätze bei 200 Betrieben, die in den unterschied-lichsten Berufen ausbilden.

„Spontan gerechnet ist Verbundausbildung Luxus-ausbildung“, stellte Wilfried Kominek von der Behörde für Bildung und Sport in Hamburg fest und formuliert die Frage: „Lohnt sich der finanzielle und organisato-rische Aufwand der Verbundausbildung im Vergleich zu den Ergebnissen, insbesondere wenn man die deut-lich geringeren Kosten einer Ausbildungsplatzakquisi-tion nach dem JOBSTARTER-Programm einbezieht?“

Klaus Markmann von der IHK Flensburg schilderte einen Versuch der Kammer, durch einen Ausbildungs-verein junge Unternehmen zusammenzubringen. Es sollten zusätzliche Ausbildungsplätze im Bereich IT geschaffen werden. Unvorhersehbare Probleme bei der Organisation der Ausbildung und Konkurrenz der Unternehmen untereinander ließen das Projekt fast

scheitern. Letztend-lich blieb ein finan-zielles Defizit beim Ausbildungsverein hängen. Sein Fazit: „Wird Verbundausbil-dung aus Unterneh-mersicht gewünscht, beraten wir als IHK gern und suchen Part-nerbetriebe. Ausbil-dungsverbünde sind dann sinnvoll, wenn sich Betriebe spezialisiert haben und nicht alle Inhalte allein vermitteln können. Das Vereinsmodell ist aus unserer Sicht allerdings zu aufwändig.“

Eine andere Position nahmen die Vertreterinnen und Vertreter der Projekte ein: Sie schilderten ihre Erfahrungen mit der Verbundausbildung und stellten verschiedene Modelle und die damit verbundenen Möglichkeiten vor. Andreas Epple vom Zentrum für Arbeit in Leer, das seit vielen Jahren einen Verbund un-terstützt, wies darauf hin, wie wichtig es sei, volkswirtschaftlich zu denken: „Jeder geför-derte Platz ist immer noch wesentlich billi-ger, als wenn der junge Mensch ohne eine Ausbildung und damit zukünftig arbeitslos bleibt“, so Epple.

Die Teilnehmerin-nen und Teilnehmer kamen am Ende der lebhaften Diskussion zu folgendem Ergebnis: Trotz des organisatorischen Aufwandes und der damit verbundenen Kosten ist Verbundausbildung ein wichtiges Instrument zur Förderung der betrieb-lichen Ausbildungsstruktur in den Regionen. Verbund-ausbildung ist insbesondere ein guter Einstieg für viele Betriebe, die erstmalig ausbilden.

Besonders die beiden Betriebsvertreter plädierten aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen für eine inten-sive Beratung und Begleitung vor und während der Ausbildung. Sie wiesen auch darauf hin, dass sich für viele Betriebe die Ausbildung nur durch die anteilige Aufteilung der Ausbildungskosten rechnet.

Außerdem – so waren sich die Anwesenden einig – kann ein Verbund eine qualitativ hochwertige Ausbil-dung für die jungen Menschen bieten. In diesem Sinne sei dies allemal eine „Ausbildung de luxe“!

Andreas Epple, Friedrich Leopold und Frank Gehrke beim Werkstatt-gespräch

Joachim Winter und Evelyn Borsdorf vom Regionalbüro Nord

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Literatur-Tipps

Ausbilden im Verbund : 12 Verbundausbildungsbetriebe im Portrait Eine Broschüre der gfw – Gesellschaft für Wirtschafts-förderung im Kreis Warendorf mbH, 2005

Das STARegio-Projekt der gfw im Kreis Warendorf (Infos unter www.ausbilden-waf.de) hat von April 2004 bis März 2007 von den 150 geschaffenen Ausbil-dungsstellen 48 als betriebliche Verbundausbildungen initiiert und begleitet. Die Broschüre stellt im Sinne einer Best-Practice-Sammlung zwölf Betriebe vor und beschreibt die jeweiligen Kooperationsmodelle. Die Beispiele zeigen die Vorzüge dieser Ausbildungsform und dienen als An-reiz und Anregung für Betriebe, durch Verbundausbil-dung zusätzliche Ausbildungsstel-len zur Verfügung zu stellen.

Die Broschüre kann kostenlos unter folgendem Link heruntergeladen werden: http://creativ-host.de/ausbilden-waf_06/1_Strukturverbesse-rung_der_Ausbildung/PDFs/BroschuereVerbundWEB.pdf

Gestaltung von Ausbildungsverbünden & Rechtsratgeber für die VerbundausbildungHrsg.: Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), 2003

Die Broschüre Gestaltung von Ausbildungsverbün-den gibt Anregungen und praxisbezogene Hilfen für die Ausbildung im Verbund, beginnend bei der Aus-wahl des richtigen Verbundpartners bis hin zur Orga-nisation und Koordination des laufenden Verbundes. Zusätzlich werden erfolgreiche Beispiele aus der Ver-bundpraxis beschrieben. Der Rechtsratgeber enthält eine Gegenüberstellung der Vor- und Nachteile der einzelnen Verbundmodel-le, Musterverträge sowie Checklisten zu Organisa-tion und Gestaltung der Ausbildung.

Die Broschüren können kostenlos unter folgendem Link herunter- geladen werden:http://www.staregio.de/publica-tions/312.php?c=314

Gemeinsam ausbilden in Europa Editionsreihe „impuls“, Ausgabe 13. Hrsg.: Nationale Agentur Bildung für Europa beim Bundesinstitut für Berufsbildung (NA beim BIBB), 2004

Die Broschüre erläutert das Modell der grenzüberschrei-tenden Verbundausbildung und erörtert eine Vielzahl inhaltlicher, konzeptio-neller, organisatorischer und rechtlicher Fragen. Real praktizierte Verbundausbil-dung in Grenzregionen wird an den Beispielen deutsch-polnischer bzw. deutsch-tschechischer Zusammenar-beit dargestellt.

Die Broschüre kann über die Homepage der NA beim BIBB (www.na-bibb.de) kostenlos heruntergeladen werden.Am 31.12.2006 endete die laufende Generation des Programms LEONARDO DA VINCI. Es wird vom neuen EU-Bildungsprogramm für lebenslanges Lernen (2007–2013) fortgeführt. Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage der NA beim BIBB.

„Zukunft berufliche Bildung“ BWP – Berufsbil-dung in Wissenschaft und Praxis, Ausgabe 4/2007

Das Motto des 5. BIBB-Fach-kongresses „Zukunft beruf-liche Bildung“ wurde zum Anlass genommen, um aktu-elle nationale und internatio-nale Entwicklungen in der Berufsbildung vorzustellen. Der Bogen reicht von Untersu-chungen zu den Chancen von Hauptschülern auf einen Ausbildungsplatz, der Unterstützung der beruflichen Bildung durch Wissensmanagement bis zur Kompetenz-entwicklung in europäischen Unternehmen und ersten Vorstellungen, wie ECVET umgesetzt werden soll. Profes-sor Reinhold Weiß, Forschungsdirektor des BIBB, fragt: „Bachelor Professional – ein Beitrag zur Aufwertung der beruflichen Bildung?“ Ergänzt wird die Ausgabe mit einem 20-seitigen Sonderteil mit Thesen und Fragestel-lungen zu den acht Foren des BIBB-Fachkongresses 2007.

Das Heft „Zukunft berufliche Bildung“ mit Sonderteil und der Beilage BWPplus ist für 7,90 Euro erhältlich beim W. Bertelsmann Verlag GmbH & Co. KG. E-Mail: [email protected] zur BWP finden Sie unter www.bibb.de/de/360.htm.

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JOBSTARTER wird gefördert aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und der Europäischen Union – Europäischer Sozialfonds. Durchgeführt wird das Programm vom Bundesinstitut für Berufsbildung.

BIBB-Fachkongress „Zukunft berufliche Bildung: Potenziale mobilisieren – Veränderungen gestalten“

Vom 12. bis 14. September 2007 findet im Congress Cen-ter Düsseldorf (CCD) der 5. Fachkongress des Bundes-instituts für Berufsbildung (BIBB) statt. Dieser größte berufsbildungspolitische Kongress im deutschspra-chigen Raum beschäftigt sich mit den aktuellen, aber auch künftigen Herausforderungen und Perspektiven der beruflichen Bildung.

In acht Foren und rund 30 Arbeitskreisen werden alle aktuellen Fragen der beruflichen Bildung disku-tiert: Dabei kom-men Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wissen-schaft und Praxis, Verantwortliche in Bildungsstätten, Ausbildungsper-sonal und Lehr-kräfte zu Wort. Sie diskutieren Entwicklungen in der beruflichen Bildung, identifizieren Reformerfordernisse und erarbeiten praktische Umsetzungsmöglichkeiten.

Das JOBSTARTER-Team bestreitet am 13. September den Arbeitskreis 1.1 „Förderung betrieblicher Aus- bildungsbereitschaft“ (s. rechte Spalte). Parallel wird das Ausbildungsstrukturprogramm JOBSTARTER im Forum 5 „Öffentliche Förderung der Qualifizierung in kleinen und mittleren Unternehmen“ vorgestellt.

Besuchen Sie JOBSTARTER auch am Infostand in der veranstaltungsbegleitenden Ausstellung!

Aktuelle Informationen zum Fachkongress und zur Online-Anmeldung unter: www.bibb.de/fachkongress

Das Programm des Arbeitskreises 1.1 „Förderung betrieb-licher Ausbildungs- bereitschaft“ am 13. September (9:00 bis 17:00 Uhr):

JOBSTARTER: Einblick, Durchblick, RückblickMagnus Milde, BMBF

Perspektive 1: Betriebe unterstützenDiskussionsrunde mit:– Friedemann Christ, Ramböll Management GmbH– Dr. Günter Lambertz, Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK)– Roland Matzdorf, Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW – Roland Nagl, Berufsförderungsinstitut Peters GmbH – Beate Zeller, JOBSTARTER-Regionalbüro SüdModeration: Kornelia Raskopp, JOBSTARTER beim BIBB

Perspektive 2: Auszubildende finden Diskussionsrunde mit:– Andreas Andresen, Norddeutsche Ausbildungsagentur GmbH – Stefan Eckert, Gesellschaft für Innovationsforschung und

Beratung mbH – Frank Schott, Berufsförderungswerk Arbeit und Leben – Volker Seifert, Landes-Gewerbeförderungsanstalt DüsseldorfModeration: Katharina Kanschat, JOBSTARTER beim BIBB

Perspektive 3: Netzwerke nutzen Diskussionsrunde mit:– Peter Albrecht, JOBSTARTER-Regionalbüro Ost – Dr. Regina Gellrich, Internationales Begegnungszentrum St. Marien-

thal – Peter Wölffling, IHK Projektgesellschaft Frankfurt/Oder – Michael Zaske, Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und

Frauen des Landes Brandenburg Moderation: Christoph Acker, JOBSTARTER beim BIBB

Gemeinsames FazitDiskussionsrunde mit:– Volker Grünewald, JOBSTARTER beim BIBB – Magnus Milde, BMBF – Wolfgang Müller-Tamke, JOBSTARTER beim BIBB – Tanja Weigel, JOBSTARTER beim BIBB Moderation: Kornelia Raskopp, JOBSTARTER beim BIBB