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Die Erbengemeinschaft In 9 Schritten zur Auseinandersetzung
© jackfrog – stock.adobe.com
Über mich und dieses eBook
Vor wenigen Jahren war ich selbst Teil einer Erbengemeinschaft und
habe so das gesamte Spektrum der Herausforderungen kennengelernt.
Von Gesprächen mit den Miterben über die juristischen Fallstricke bis hin
zur Auflösung der Erbengemeinschaft habe ich alle Facetten in der Praxis
erlebt.
Im Lauf der letzten Jahre habe ich über meine Webseite www.ratgeber-
erbengemeinschaft.de mehr und mehr Erbengemeinschaften kennen-
gelernt. Hierbei ist mir bewusst geworden, dass die Situation viele Miter-
ben belastet. Keiner will Streit innerhalb der Erben-gemeinschaft, keiner
will etwas anstoßen und dann der Buhmann sein.
Mit diesem eBook will ich ihnen einen Leitfaden an die Hand geben, wie
Sie einen Weg aus der Erbengemeinschaft finden können: einfach, klar
und in 9 Schritten.
Dr. Stephan Seitz
Haftungsbestimmungen/Disclaimer
Der Inhalt dieses eBooks dient ausschließlich zur allgemeinen Information
und Bildung über das jeweilige Rechtsgebiet sowie zur Unterhaltung. Die
Inhalte stellen keine Rechtsberatung dar und können die rechtliche Bera-
tung durch einen Rechtsanwalt o.ä. nicht ersetzen. Zwar habe ich den In-
halt auf Plausibilität und Korrektheit geprüft, er kann aber trotzdem feh-
lerhaft oder auch falsch sein. In keinem Fall stellt dieses eBook eine
Rechtsberatung dar. Alle Angaben sind ohne Gewähr.
Haftungsansprüche gegen mich, welche sich auf Schäden materieller oder
ideeller Art beziehen, die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der dar-
gebotenen Informationen bzw. durch die Nutzung fehlerhafter und unvoll-
ständiger Informationen verursacht wurden, sind ausgeschlossen, sofern
kein nachweislich vorsätzliches oder grob fahrlässiges Verschulden vor-
liegt. Dieser Haftungsausschluss gilt nicht für Schäden an der Gesundheit,
dem Körper oder dem Leben.
* Affiliate-Link: Klicken Sie auf einen meiner Empfehlungslinks und kaufen
im Anschluss ein Produkt, dann erhalte ich dafür eine kleine Provision.
Diese hilft mir, meine Webseite zu betreiben. Wichtig: ihr Kauf wird
dadurch um keinen Cent teurer. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!
Die rechtlichen Grundlagen verstehen Schritt 1 von 9
Erbrecht ist eine komplizierte Materie. Vordergründig geht es um Erbfol-
gen, Pflichtteilsansprüche, Haftungsfragen und die Verwaltung des Nach-
lasses. Geht man tiefer rein, so kommen Aspekte wie die Anrechnung von
Pflegeleistungen, Vor- und Nacherbschaft oder auch doppelstöckige Er-
bengemeinschaften zu Tage.
Sie müssen nicht alle Details verstehen, aber es ist sinnvoll und m.E. auch
sehr wichtig, dass Sie ein Grundverständnis für zentrale Fragen des Erb-
rechts und v.a. der Erbengemeinschaft bekommen. Bedeutend sind auch
die Aspekte rund um Auflage, Vermächtnis und Pflichtteilsanspruch. Nur
so verstehen Sie ihre Situation und können sich über ihr weiteres Vorge-
hen Gedanken machen.
Lesen Sie die Grundlagen der Erbengemeinschaft und wichtige rechtliche
Begriffe unter www.ratgeber-erbengemeinschaft.de/erbengemeinschaft/
Inhalt und Wert des Nachlasses ermitteln Schritt 2 von 9
Die Wertermittlung ihres Erbteils
ist in vielerlei Hinsicht wichtig.
Zum einen wollen Sie direkt nach
Anfall der Erbschaft wissen, was im
Nachlass steckt. Nur so können Sie
entscheiden ob Sie die Erbschaft
annehmen oder wegen Überschul-
dung oder besonderen Risiken aus-
schlagen sollten oder eine Nach-
lassverwaltung in die Wege leiten.
Auf der anderen Seite bestimmt
der Wert ihres Erbteils, wieviel
Aufwand - sowohl zeitlich wie auch
finanziell - Sie investieren wollen.
Denn eines kann man jetzt schon
sagen: der Aufwand wird nicht
unerheblich sein.
Gehen Sie für die Bewertung struk-
turiert vor und ermitteln Sie zunächst alle Aktiva und Passiva des Nach-
lasses. Gespräche mit den Miterben und Bekannten des Erblassers sowie
Einsichten in behördliche Unterlagen sind der erste Schritt. Besondere
Herausforderungen entstehen bei der Ermittlung des Risiko-Chancen-
Faktors. Mit ihm wird bewertet, ob unbekannte Werte oder versteckte
Risiken im Nachlass stecken.
Wie die Bewertung konkret abläuft, lesen Sie unter www.ratgeber-
erbengemeinschaft.de/erbteil-bewerten/. Dort können Sie auch mein
kostenloses Excel-Sheet zur Berechnung downloaden. Tips zur Ermitt-
lung des Nachlassinhalts gebe ich auf www.ratgeber-
erbengemeinschaft.de/erbengemeinschaft/auskunftsrecht-miterben-
erbengemeinschaft/.
Interessen und Konfliktpunkte innerhalb der Erbengemeinschaft aufdecken Schritt 3 von 9
Zunächst einmal stehen alle Miter-
ben an der gleichen Stelle: Sie ha-
ben einen Vermögenszuwachs be-
kommen, über den sie allerdings
nur gemeinsam verfügen können.
Juristisch spricht man von einer
Gesamthandsgemeinschaft. Keiner
kann alleine einfach einzelne Ge-
genstände in seinen Alleinbesitz
nehmen oder sogar verkaufen.
Nun wird es Miterben geben, die rein am finanziellen Wert interessiert
sind. Andere möchten bestimmte Nachlassgegenstände gerne überneh-
men, weil Sie emotional verbunden sind oder hierin einen besonderen
Wert sehen. Auch wird es Miterben geben, die konstruktiv mitarbeiten,
andere wiederrum wollen möglichst ihre Ruhe haben. Und meist ist auch
jemand dabei, der den Konfliktkurs einschlägt – vielleicht die letzte
Chance für ihn „noch offene Rechnung zu begleichen“.
Machen Sie sich über jeden ihrer Miterben ein Bild. Welche Interessen
verfolgt er? Welche Möglichkeiten, primär finanzieller und zeitlicher Art,
hat er?
© Kzenon – stock.adobe.com
Was ist ihr Interesse? Sind Sie am Nach-lass interessiert oder nicht? Schritt 4 von 9
Nun ist es an der Zeit, dass Sie sich
Gedanken über ihre Position ma-
chen. Nehmen Sie die gleiche Ein-
schätzung, die Sie in Schritt 3 für
die einzelnen Mitglieder der Erben-
gemeinschaft gemacht haben, nun
für sich selbst vor. Was möchten
Sie mit dem Nachlass anfangen?
Gibt es Gegenstände, die eine be-
sondere Bedeutung für Sie haben
und die Sie gerne zum Alleineigentum übernehmen möchten? Sind Sie
bereit und in der Lage beispielsweise für Immobilien eine Finanzierung
aufzustellen?
Oder das andere Extrem: wollen Sie die Auseinandersetzung mit den üb-
rigen Miterben vermeiden? Dann könnten Sie versucht sein, so schnell wie
möglich gegen eine „Abfindung“ aus der Erbengemeinschaft auszuschei-
den.
Wichtig und richtig ist nicht was Sie wollen, sondern dass Sie etwas wol-
len! Gehen Sie diesen Schritt zunächst einmal losgelöst von juristischen
Aspekten an – es zählt nur was Sie wollen!
Wo „steht“ die Nachlassabwicklung Schritt 5 von 9
Im Rahmen der Nachlassabwicklung
sind drei Phasen zu unterscheiden:
Zunächst der Anfall der Erbschaft
mit dem Tod des Erblassers und die
unmittelbar darauf folgenden Wo-
chen. Hier geht es um Fragen der
Annahme oder Ausschlagung der
Erbschaft, Sicherung des Nachlasses
sowie Einleitung der Nachlassver-
waltung.
In der folgenden Phase zwei wird sich die Erbengemeinschaft „ordnen“.
Es wird Schritt für Schritt klar, was in der Erbschaft steckt und der Nach-
lass wird „aufgeräumt“. Laufende Verträge des Erblassers werden gekün-
digt, Verbindlichkeiten werden beglichen, ggf. werden auch bereits ein-
zelne Nachlassgegenstände zwischen den Miterben verteilt. Ziel dieser
Phase ist die Herbeiführung der Teilungsreife des Nachlasses.
Die folgende dritte Phase handelt primär von der Auseinandersetzung.
Die Erbengemeinschaft ist nicht auf Dauer angelegt und soll aufgelöst
werden. Hier kann die Erbengemeinschaft insbesondere den klassischen
Weg der Auseinandersetzung gehen, d.h. alle Miterben schließen einen
Vertrag in dem genau geregelt wird, wer was aus der Erbschaft bekommt.
Am Schluss ist alles verteilt. Neben diesem Weg können einzelne Miter-
ben ihren Erbteil auch gegen eine Geldzahlung „aufgeben“. Dies wird als
Abschichtung und Anwachsung bezeichnet. Zuletzt gibt es noch die Mög-
lichkeit, dass ein Miterbe seinen Erbteil an einen anderen Erben oder
einen Dritten verkauft. Mehr Details zu den verschiedenen Möglichkeiten
die Erbengemeinschaft aufzulösen, lesen Sie auf www.ratgeber-
erbengemeinschaft.de/erbengemeinschaft/erbengemeinschaft-
aufloesen/.
Geben Sie sich und den Miterben ausrei-chend Zeit Schritt 6 von 9
Sofern sich der Nachlass nicht deut-
lich in Phase drei befindet, also der
Auflösung der Erbengemeinschaft,
sollte man Ruhe bewahren und nicht
zu sehr drängen.
Einzelne Miterben brauchen einfach
mehr Zeit um sich emotional vom
Nachlass zu trennen oder zu erken-
nen, was sie überhaupt wollen. An-
dere Miterben sind anderweitig be-
schäftigt und können nur ein geringes Zeitbudget für die Zusatzaufgaben
aufbringen. Wieder andere sind mit der Situation schlicht überfordert und
müssen in kleinen Schritten vorangehen.
Daher sollten Sie zwar die Auseinandersetzung der Erbengemeinschaft
stets im Blick haben, in keinem Fall aber überstürzt oder drängend agie-
ren. Dies kann sogar zum gegenteiligen Effekt führen, einzelne Miterben
mögen nun denken „Jetzt lass ich ihn erst recht warten!“. Denn wie be-
reits geschrieben: alle müssen gemeinsam aktiv werden, ein Einzelner
hat in der Praxis eine Möglichkeit die Auseinandersetzung zu erzwingen
(lesen Sie hierzu auch auf www.ratgeber-
erbengemeinschaft.de/erbengemeinschaft/auseinandersetzung-
erbengemeinschaft-erzwingen/). Gerade mit Zeitablauf erledigen sich
Themen, die zunächst nach einem Problemfall aussehen, von selbst.
Ihre Entscheidung: drin bleiben oder Er-bengemeinschaft verlassen Schritt 7 von 9
Irgendwann kommt für Sie der Zeit-
punkt, an dem Sie Farbe bekennen
müssen. Wollen Sie einzelne Nach-
lassgegenstände zum Alleineigentum
übernehmen oder wollen Sie eher
den finanziellen Wert ihres Erbteils
realisieren und aus der Erbenge-
meinschaft ausscheiden?
Für ihre Entscheidung können viel-
fältige Motive maßgebend sein. Vor-
dergründig denkt man zunächst einmal daran, an welchen Gegenständen
man Interesse hat. Auf den zweiten Blick aber kommt der Aufwand für
die Auseinandersetzung deutlich zum Tragen. Es bedarf vieler Abstim-
mungsrunden mit den übrigen Erben, teilweise sind juristische Fragen zu
klären. Einen Teil können Sie wahrscheinlich durch Eigenrecherche in
Internet lösen, dann investieren Sie „lediglich“ ihre Zeit. Einen anderen
Teil aber werden Sie nur unter zuhilfenahme eines Anwalts in den Griff
bekommen. Und hier sprechen wir schnell über vierstellige Kosten und
mehr.
Die Frage ist also: was wollen Sie mit ihrem Erbteil erreichen und was
sind Sie bereit dafür an Zeit und Geld zu investieren? Halten Sie es für
realistisch, dass Sie mit ihrem gewünschten Investment erfolgreich sind,
dann gehen Sie es an. Andernfalls sollten Sie darüber nachdenken, die
Erbengemeinschaft zeitnah zu verlassen.
Drin bleiben: Auseinandersetzung an-streben oder Erbteile aufkaufen Schritt 8 von 9
Ist es ihr Ziel, einzelne
Nachlassgegenstände zu
übernehmen? Dann gehen Sie mit
den Miterben in die Verhandlung
des Erbauseinandersetzungs-
vertrages. Das bedeutet, dass Sie
sich mit allen Miterben auf einen
Teilungsplan verständigen müssen.
Verständigen heißt ganz konkret:
jeder muss zustimmen. Die
wertmäßige Verteilung des
Nachlasses muss sich an der Größe der Erbteile orientieren, andernfalls
kann es zur Schenkungssteuer kommen. Insbesondere wenn Immobilien
im Nachlass enthalten sind und diese nicht jeweils komplett an einen
Miterben gehen können oder sollen, müssen Sie sich über die „Teilung“
der Immobilie verständigen. In der Regel wird man diese verkaufen und
dann den Erlös aufteilen.
Desweiteren kann es sinnvoll sein, Erbteile anderer Miterben
aufzukaufen. Insbesondere wenn Sie diese billiger als den von ihnen
ermittelten Nachlasswert kaufen können, kann sich das bezahlt machen.
Und wenn Sie später mit einem der Miterben über einen
Nachlassgegenstand partout keine Einigkeit finden können und dieser
teilungsversteigert wird, können Sie aufgrund ihres gestiegenen Anteils
an der Erbschaft deutlich höhere Preise in der Versteigerung aufrufen.
Sie zahlen diesen ja nur für die fehlenden Anteile. Für Dritte kann es
damit fast unmöglich werden, den Nachlassgegenstand zu einem
akzeptablen Wert zu ersteigern – ein natürlich unschlagbarer Vorteil.
Raus gehen: Erbteil verkaufen Schritt 9 von 9
Haben Sie sich stattdessen ent-
schieden, aus der Erbengemein-
schaft ausscheiden zu wollen und
sind Sie statt an den Nachlassgegen-
ständen nur am finanziellen Wert
interessiert, dann sollten Sie sich
mit den Möglichkeiten zum Verkauf
des Erbteils vertraut machen.
Im ersten Schritt bietet es sich an
zu prüfen, ob ihr Erbteil wirtschaft-
lich für einen Käufer überhaupt interessant ist. Primär wird das dann der
Fall sein, wenn Grundstücke, Immobilien und insbesondere auch Altbau-
ten im Nachlass enthalten sind. Denn über die Beteiligung an der Erben-
gemeinschaft verschafft der Käufer sich Vorteile. Beispielsweise kann der
Erbteilskäufer die Teilungsversteigerung in die Wege leiten und dann im
Versteigerungstermin selbst mitbieten. So bringt er Immobilien auf den
Markt, die sonst vielleicht nie in den Verkauf gelangt wären.
Wichtig ist hierbei, dass der Nachlass bereits aufgearbeitet wurde. Denn
ein Erwerber will verlässlich wissen, welche Vermögens- und Schuldposi-
tionen in der Erbschaft stecken. Auch will er ein Gefühl für Risiken be-
kommen, die er mit dem Kauf übernimmt.
Im Anschluss beginnt die Suche nach einem Käufer. Hier sind Immobili-
enmakler, spezialisierte Anwälte und Internetportale eine gute Anlauf-
stelle. Diese finden Sie problemlos über Google.
Umfassende Praxis-Tipps finden Sie auf meiner Webseite unter
www.ratgeber-erbengemeinschaft.de/erbteil-verkaufen/.
Sie haben ihr Ziel erreicht
Haben Sie alle 9 Schritte erfolg-
reich hinter sich gebracht? Dann
haben Sie es geschafft, Sie haben
die Erbengemeinschaft verlassen.
Entweder konnten Sie sich mit den
Miterben einigen und haben die
Auseinandersetzung durchgeführt.
Oder Sie haben ihren Erbteil an
einen Miterben oder einen Dritten
verkauft. In beiden Fällen ist es
m.E. von besonderer Wichtigkeit, dass man schrittweise und besonnen
vorgeht. Zeitlicher Druck sollte vermieden werden und Sie als Miterbe
sollten eine genaue Vorstellung von ihren Interessen und den Interessen
ihrer Miterben haben. Geht es darum, welches persönliche Investment Sie
in die Erbengemeinschaft leisten wollen, so benötigen Sie ein Gefühl für
den Wert ihres Anteils.
Liegt die Auflösung der Erbengemeinschaft noch vor Ihnen? Dann geht es
jetzt ran. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und gutes Gelingen!
Ich freue mich über ihr Feedback. Schicken Sie mir einfach eine E-Mail an
Herzliche Grüße
Dr. Stephan Seitz
Vielen Dank für Ihr Interesse
HEREDITAS » Ratgeber Erbengemeinschaft
www.ratgeber-erbengemeinschaft.de