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Ein Projekt von Geschenke der Hoffnung Indien : Freiheit Gemeinsam für ein Leben in Freiheit und Würde

Indien : Freiheit - Geschenke der Hoffnung · ausgegrenzte Gruppen in Indien aus einem Leben der Armut und Unterdrückung zu befreien. Mit dem Projekt „Indien: Freiheit“ unterstützen

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1Ein Projekt von Geschenke der Hoffnung

Indien : FreiheitGemeinsam für ein Leben in Freiheit und Würde

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Gemeinsam aktiv für Indiens Dalits: Unterdrückung bekämpfen – Freiheit schenken – Stimme sein

3 Vorwort

4 Indien – ein faszinierendes Land der Gegensätze

5 Gedemütigt, geschlagen, getötet

6 Das Kastensystem in Indien

8 Was es bedeutet, ein Dalit zu sein

11 Eine weltweite Bewegung gegen die Unberührbarkeit

12 Freiheit beginnt mit einer Schule

14 Ganzheitliche Entwicklung fördern

18 Wie kann ich aktiv werden?

22 Über uns: Geschenke der Hoffnung e.V.

Liebe Leserin, lieber Leser, Indien schafft es mittlerweile immer öfter in die Schlagzeilen deutscher Medien: Sei es wegen des anhaltenden Wirtschafts-booms oder seiner erfolgreichen Marsmission, sei es wegen schrecklichen Vergewaltigungsfällen oder anhaltender Armut: Indien ist ein Land der Gegensätze, ein Land, das fasziniert und polarisiert. Es vereint zahlreiche Sprachen, Kulturen und Religi-onen in sich und ist damit so vielfältig und bunt wie kaum ein anderes Land. Doch es gibt auch eine weniger bekannte Seite von Indien, die nicht ganz ins Bild der aufsteigenden Wirtschafts-macht passt. Wussten Sie, dass die Praxis der Unberührbarkeit noch immer existiert? 300 Millionen Inder sind davon betroffen: Als „Unberührbare“, auch Dalits genannt, stehen sie außerhalb des Kastensystems und dadurch am untersten Rand der indi-schen Gesellschaft. Die meisten von ihnen leben in bitterer Ar-mut, werden ausgestoßen, unterdrückt und als wertlos erachtet. Als Opfer von Menschenhandel und Sklaverei werden viele Dalits ihrer elementaren Menschenrechte und ihrer Freiheit beraubt.

Geschenke der Hoffnung will im Einklang mit der Gesamtaus-richtung „Hoffnung und Perspektive für Kinder“ mithilfe von Informations- und Bildungsarbeit auf das Schicksal der Dalits hinweisen und sich als Sprachrohr für die Verbesserung ihrer Le-benssituation einsetzen. Damit sind wir Teil des internationalen Dalit Freedom Networks, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, für soziale Gerechtigkeit einzutreten und Dalits sowie andere ausgegrenzte Gruppen in Indien aus einem Leben der Armut und Unterdrückung zu befreien.

Mit dem Projekt „Indien: Freiheit“ unterstützen wir konkret eine Schule in Südindien, die ausgegrenzten Kindern eine gute Schul-bildung ermöglicht und ihnen Wert und Würde zuspricht. Die Schüler erfahren Wertschätzung, Liebe und Anerkennung und entwickeln durch die Vermittlung christlicher Werte ein völlig neues Selbstvertrauen. Sie werden vor Ausbeutung und Zwangs-arbeit bewahrt und zu einem eigenständigen Leben in Freiheit befähigt.

Mit dieser Broschüre wollen wir Ihr Interesse für das Projekt „In-dien: Freiheit“ wecken und über das Kastensystem, die Situation der Dalits und unsere Arbeit in Indien informieren. Vor allem aber wollen wir Sie einladen, mit uns zusammen aktiv zu wer-den. Jeder kann sich einbringen, jeder Beitrag zählt und schafft Veränderung. Wie Sie sich konkret engagieren können, lesen Sie ab Seite 18. Gemeinsam können wir den Dalits und anderen aus-gegrenzten Gruppen in Indien ein Leben in Freiheit, Würde und Hoffnung schenken!

HerzlichstIhr

Bernd GülkerGeschäftsführer Geschenke der Hoffnung

E11111[11111F2 3G44444{44444H»Ich träume von einem Indien, in dem jedes Kind zur Schule

gehen kann. Ein Indien, in dem kein Kind mehr hungern muss und in dem alle Kinder die Möglichkeit haben zu lernen, zu spielen,

gesund zu sein und ein Leben in Würde und Selbstachtung zu leben.«Dr. Manmohan Singh | Premierminister Indiens von 2004 bis 2014

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Indien – ein faszinierendes Land der GegensätzeIndien weckt viele Assoziationen und Bilder: Bunte Farben, bun-te Gewürze, bunte Saris, bunt geschmückte Elefanten. Scharfes Essen, Pilger, die im Ganges baden, heilige Kühe, die mitten auf der Straße stehen, völlig überfüllte Züge und große Menschen-massen. Viele denken sicherlich auch sofort an Gandhi, Mutter Teresa oder die tief in der indischen Gesellschaft verankerte Spi-ritualität. Doch auch Armut, moderne Sklaverei, das Kastensys-tem und Gewalt gegen Frauen gehören zu Indien. Damit ist die größte Demokratie der Welt in vielerlei Hinsicht ein Land der Faszination und Gegensätze. Häufig liegen Reichtum und Armut, Fortschritt und Rückständigkeit, Tradition und Moderne Seite an Seite. Trotz der starken wirtschaftlichen Entwicklung des Landes

und der damit einhergehenden Modernisierung gehört das Kas-tensystem bis heute zur alltäglichen Realität Indiens. Die Praxis der Unberührbarkeit wurde zwar mit der Verfassung von 1950 abgeschafft, laut Gesetz sind alle Inder gleich. Doch vor allem in ländlichen Gebieten, in denen 69 Prozent der Bevölkerung lebt, ist das Kastenwesen stark verankert. Es bestimmt dort den Alltag und Lebensverlauf von Millionen Menschen.

Auf den nächsten Seiten erfahren Sie mehr über das Kastensystem und die Situation der Dalits, die als „Unberührbare“ am untersten Rand der Gesellschaft oft ein Leben in Armut, Unterdrückung und Ausgrenzung führen.

Indien in Zahlen

Einwohner: 1,2 Milliarden

Fläche: 3.287.469 km² (9-mal so groß wie Deutschland)

Sprache: Hindi, Englisch sowie 21 anerkannte Regionalsprachen

Religionen: Hinduismus 80,5% / Islam 13,4% Christentum 2,3% / Andere 3,8%

Alphabetisierung: 74% (Männer 82%, Frauen 66%)

Armut: 33% haben weniger als 1,25 $ pro Tag

Im Dorf Harobele in Tamil Nadu wurden 100 Dalit-Familien von Bewohnern einer höheren Kaste angegriffen. Frauen und Männer wurden geschlagen, ihre Häuser beschädigt. Aus Angst vor den Angreifern und deren Drohungen verbrachten die Familien die folgende Nacht auf einem Feld in der Nähe des Dorfes. Ein Bewohner einer höheren Kaste hatte zuvor einen Dalit geschla-gen, dessen Söhne sich dies jedoch nicht gefallen lassen wollten. Als sie den Mann zur Rede stellten, geriet eine Gruppe von 20 Männern außer sich vor Wut und griff die Dalit-Familien an. Die Polizei wurde eingeschaltet, jedoch wurde der Fall erst nach einem Monat registriert. Quelle: The Hindu, 22. Februar 2015

»Unberührbar« – Gedemütigt, geschlagen, getötet

Ramesh, ein 16-jähriger Dalit-Junge aus einem Dorf in Tamil Nadu, wurde von seinen älteren Mitschülern angegriffen, weil er eine Uhr trug, als er zur Schule ging. Sie klauten seine Uhr und warfen sie weg, später fügten sie ihm schwere Verletzungen am Handgelenk zu. Ähnlich erging es Anand, 17 Jahre alt. Er wurde von drei Männern angegriffen, weil er auf dem Weg zur Schule seine Schuhe anhatte. Da vorwiegend Ange-hörige aus höheren Kasten in dem Dorf leben, müssen Dalits ihre Schuhe in der Hand tragen, wenn sie durch das Dorf laufen. Quelle: Times of India, September und Oktober 2014

Im Dorf Mohanpur in Bihar wurde Sai Ram, ein 15-jähriger Dalit-Junge, ermordet, weil sich eine seiner Ziegen auf das Feld eines Landbesitzers einer höheren Kaste verlaufen hatte und dort graste. Er wurde von mehreren Männern überwältigt und geschlagen, danach verbrannten sie ihn bei lebendigem Leibe. Die Behörden haben versprochen, den Fall so schnell wie möglich aufzuklären. Jedoch wurden von den insgesamt 17.000 offenen Gerichtsverfahren in Bihar, die sich mit Gewalttaten gegen Dalits beschäftigen, im letzten Jahr nur 10 Prozent bearbeitet. Quelle: The Guardian, 19. Oktober 2014

Oft werden Dalits auch dann diskriminiert und gedemütigt, wenn sie wirtschaftlich oder politisch aufgestiegen sind. Nachdem Jitan Ram Manhji, Regierungschef des Bundesstaates Bihar, einen Hindu-Tempel besuchte, wurde dieser anschließend gereinigt und Götterstatuen gesäubert. Da er gebürtiger Dalit ist, habe er den Tempel durch seinen Besuch verunreinigt und entweiht. Quelle: NDTV, 28. September 2014

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25 Prozent der indischen Bevölkerung gehören den»Unberührbaren« an! Das sind 300 Millionen Menschen.

Die Entstehung der KastenDas Kastenwesen teilt die Gesellschaft in hierarchische Gruppen auf und weist diesen je verschiedene Rechte und Pflichten zu. Laut hinduistischer Mythologie sind die vier Kasten (Varna) aus dem Ur-Menschen Purusha entstanden: Die Brahmanen (Pries-ter) aus dem Mund, die Kshatriya (Krieger) aus der Schulter, die Vaishya (Händler) aus einem Schenkel und aus der Fußsohle die Shudra (Bediensteten). Jede Kaste ist zudem in zahlreiche Sub-kasten (Jatis) unterteilt, die traditionell verschiedene Berufsgrup-pen darstellen. Brahmanen, Kshatriya und Vaishya bilden die oberen Kasten, machen jedoch insgesamt nur ca. 15 Prozent der Bevölkerung aus. Die Shudras stellen die unterste Kaste dar, ihr gehören ca. 60 Prozent der indischen Bevölkerung an. Außerhalb des Kastensystems im Sinne der vier großen Kasten stehen die Dalits und Adivasis (indigene Bevölkerung). Beide Gruppen kön-nen unter dem Oberbegriff Dalit zusammengefasst werden. Laut Mythologie haben sie keinen göttlichen Ursprung und gelten da-durch als unerwünscht, unrein und unwürdig. Sie werden daher oft als „Unberührbare“ oder „Kastenlose“ bezeichnet.

Wie funktioniert das Kastensystem?Das Kastensystem ist untrennbar mit dem Hinduismus verbun-den. In eine niedrige Kaste hineingeboren zu werden, bedeutet oft ein unveränderliches Schicksal hinnehmen zu müssen. Ein Wechsel der Kaste ist ausgeschlossen. Nur durch Wiedergeburt und Erdulden des gegenwärtigen Zustands ist es möglich, in eine höhere Kaste aufzusteigen. Nach dem Prinzip des Karmas, wo-nach jede Handlung unweigerlich eine Folge hat, ist es eine Strafe für ein schweres Verbrechen aus einem früheren Leben, wenn man als Dalit geboren wird. Die Unterdrückung der untersten Kasten und der „Kastenlosen“ wird damit religiös begründet und legitimiert. Darüber hinaus nimmt der Gedanke der Reinheit im

Hinduismus einen großen Stellenwert ein. Bestimmte Rechte und Tätigkeiten wie das Priestertum und spirituelle Handlungen sind nur höheren Kasten vorbehalten, während Handel und als unrein geltende Tätigkeiten wie Straßenreinigung oder Tierkadaverbe-seitigung meist von den niederen Kasten oder „Unberührbaren“ übernommen werden müssen. Diese Aufteilung reicht bis in die Ausübung der hinduistischen Religion, wo bestimmte Gottheiten nur für höhere Kasten zugänglich sind und Tempel von „Kasten-losen“ nicht betreten werden dürfen. Die Kastenzugehörigkeit hat auch großen Einfluss auf Eheschließungen:

Dies ist nur eines von zahlreichen Ereignissen, die verdeutlichen, wie stark die indische Gesellschaft vom Kastensystem geprägt ist. Aufgrund der zunehmenden Mobilität und wirtschaftlichen Ent-wicklung lassen sich aber auch vielseitige Veränderungsprozesse des Kastensystems beobachten, vor allem in den Großstädten. Gesetzliche Quoten stellen zudem sicher, dass Plätze in der öf-fentlichen Verwaltung und in Bildungseinrichtungen für Dalits reserviert sind. Die Diskriminierung bleibt jedoch oft bestehen.Viele Dalits können den Auswirkungen ihrer Kastenherkunft ihr Leben lang nicht entfliehen.

Bhawna Yadav, eine 21-jährige Studentin aus Delhi, möchte einen Mann aus einer anderen Kaste heiraten. Ihre Eltern sind dagegen und wollen sie mit einem Mann ihrer Kaste verloben. Doch das junge Paar heiratet trotzdem. Nach der Trauung schlagen die Brauteltern ihre Tochter, weil sie die Ehre der Familie beschmutzt habe und verlangen die Schei-dung. Als Bhawna sich weigert, erwürgen sie ihre eigene Tochter und verbrennen ihre Leiche.

Priester Brahmanen

Bedienstete – Shudra

Händler – Vaishya

Krieger – Kshatriya

Unberührbare – Dalit und Adivasi

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diesem Kreislauf ausbrechen zu können. So gibt es bis heute Dalit-Gemeinschaften, deren vorgeschriebene Tätigkeit es ist, menschliche Exkremente in Trockenlatrinen mit nur einfachen Hilfsmitteln oder den bloßen Händen zu entfernen – eine Praxis, die eigentlich gesetzlich verboten ist. Sie haben jedoch keine Al-ternativen und sehen es als unabänderliches Schicksal an. In öffentlichen Schulen werden Dalit-Kinder oft benachteiligt und diskriminiert, besonders auf dem Land. In manchen Schulen müssen sie auf dem Flur sitzen, oft dürfen sie nicht mit den an-deren Kindern zusammen essen oder aus dem gleichen Brunnen trinken. Es gibt sogar Lehrer, die sich weigern, Dalit-Schüler zu unterrichten. Die Kinder entwickeln so ein negatives Selbstbild, haben wenig Selbstvertrauen und keine Hoffnung auf eine bes-sere Zukunft. Viele Dalits brechen die Schule daher bereits nach wenigen Jahren ab. Zahlreiche Kinder kommen überhaupt nicht in den Genuss einer Schulbildung: Sie müssen gemeinsam mit ihren Geschwistern und Eltern für den Unterhalt der Familie sorgen oder geraten in die Fänge von Menschenhändlern. Ihnen wird dadurch ein Leben in Freiheit und Würde verwehrt.

Was es bedeutet, ein Dalit zu sein

Dalits – die „Gebrochenen“Der Begriff „Dalit“ geht auf das alt-indische Wort „dal“ zurück, was in etwa „gebrochen“ oder „zertreten“ bedeutet. Die „Unbe-rührbaren“ gaben sich selbst diesen Namen, um auf ihren ge-sellschaftlichen Zustand hinzuweisen. Von Geburt an stehen die Dalits außerhalb des Kastensystems und gelten damit als minder-wertig und unrein. In manchen Regionen Indiens ist sogar eine Kuh mehr wert als ein Dalit. Da viele Hindus daran glauben, dass sie sich durch den Kontakt mit ihnen verunreinigen würden, wer-den Dalits gemieden, ausgegrenzt und diskriminiert. Viel schlim-mer noch: Sie werden unterdrückt und ausgebeutet. Die verschiedenen Arten von Unterdrückung und sozialer Aus-grenzung gegenüber den Dalits sind sehr ungleich verteilt. Je nach Region ist die Praxis der Unberührbarkeit stärker oder schwächer ausgeprägt. Fakt ist jedoch, dass Dalits bis heute von über 140 verschiedenen Arten von Diskriminierung betroffen sind.

Die heutige Lebenssituation der DalitsDie Dalits sind die größte von moderner Sklaverei betroffene Gruppe weltweit. Von den geschätzten 35,8 Millionen Männern, Frauen und Kindern in moderner Sklaverei leben 14 Millionen in Indien. Die überwiegende Mehrheit davon, circa 80 Prozent, sind Dalits. 70 Prozent der 2,3 Millionen Mädchen, die als Opfer von Menschenhändlern zumeist in die Zwangsprostitution ver-schleppt werden, sind Dalits. Besonders schlimm trifft es Dalit-Frauen. Wegen des niedrigen Ansehens von Frauen in Indien und ihres Status als „Unberührbare“ werden sie doppelt unterdrückt und gelten als „Dalits unter den Dalits“. Aufgrund ihrer niedrigen sozialen Stellung und einem Mangel an Bildung leben viele Dalits in bitterer Armut. Viele von ihnen arbeiten als Tagelöhner in der Landwirtschaft, in Steinbrüchen oder auf Baustellen, meist unter menschenunwürdigen Bedin-gungen und zu niedrigsten Löhnen. Dieses Schicksal setzt sich oft von Generation zu Generation fort, ohne eine Chance, aus

Eine Untersuchung in 560 Dörfern in elf Bundesstaaten Indiens aus dem Jahr 2006 hat folgendes ergeben:

> 28 Prozent der Dalits dürfen keine Polizeistation betreten.

> 33 Prozent des staatlichen Gesundheitspersonals weigert sich, Dalits in ihren Häusern zu besuchen.

> 38 Prozent der staatlichen Schulen erlauben Dalit-Kindern nicht, mit den anderen Kindern zusammen zu essen.

> 48 Prozent der Dörfer verwehren Dalits den Zugang zu öffentlichen Wasserquellen.

> 73 Prozent der Dörfer verbieten Dalits, die Häuser von Nicht-Dalits zu betreten.

»Die einzige Parallele zur Praxis der Unberührbarkeit war die Apartheid. Unberührbarkeit ist nicht nur soziale Diskriminierung. Es ist ein Schandfleck der Menschlichkeit. « Dr. Manmohan Singh | Premierminister Indiens bis 2014

Alle 18 Minuten wird ein Verbrechen gegen Dalits verübt.

Jeden Tag werden 27 Gewalttaten an Dalits begangen (3 Vergewaltigungen, 11 Überfälle, 13 Morde).

Jede Woche werden fünf Dalit-Häuser in Brand gesteckt und sechs Dalit-Angehörige entführt.

Quelle: Report Caste based discrimination in India, NCDHR, 2012

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»Unberührbarkeit ist viel schlimmer als Sklaverei, da letztere durch das Gesetz abgeschafft werden kann. Es braucht jedoch mehr als ein Gesetz, um die Menschen in Indien vom Stigma der Unberührbarkeit zu befreien. Nichts weniger als die aufgebrachte Stimme der Welt kann dies tun.« Bhimrao Ramji Ambedkar | Freiheitskämpfer und Dalit

Mit unserem Projekt »Indien: Freiheit« sind wir Teil des Dalit Freedom Networks. Mit Hilfe von Informations- und Bildungsarbeit weisen wir auf das Schicksal der Dalits hin und setzen uns als Sprachrohr für die Verbesserung ihrer Lebenssituation ein.

Schon seit Jahrhunderten regt sich Widerstand gegen das Kasten-system und die Praxis der Unberührbarkeit. Unbestrittene Leitfi-gur der heutigen Dalit-Bewegung ist Bhimrao Ramji Ambedkar. Im Jahre 1891 geboren, war er der erste Dalit im Westen Indiens, der ein Studium absolvierte. Er wurde erster Justizminister der unabhängigen Republik Indien und war als solcher maßgeblich an der Ausarbeitung der Verfassung beteiligt. Als Dalit bekam er die Unberührbarkeit täglich zu spüren und setzte sich uner-müdlich für die Rechte und Gleichstellung der Dalits ein. So wur-de er zum Symbol für viele Dalits und genießt bis heute großes Ansehen unter ihnen. Kurz vor seinem Tod 1956 trat er in einer großen Zeremonie, zusammen mit mehr als 200.000 anderen Da-lits, zum Buddhismus über. Für ihn war eine echte Befreiung nur durch die Abkehr vom Hinduismus möglich. Im Jahr 2001 traten führende Leiter der Dalit-Bewegung mit der Frage an den Christlichen Rat Indiens heran, ob er sich im Kampf der Dalits für Freiheit und Gerechtigkeit an ihre Seite stellen wür-de. Als Antwort darauf wurde 2002 das Dalit Freedom Network (DFN) gegründet. Das DFN ist ein internationales Netzwerk von Nichtregierungsorganisationen in sieben Ländern, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, Dalits und andere ausgegrenzte Gruppen in ihren Bestrebungen nach Gerechtigkeit und Würde zu unterstüt-zen. Dies geschieht durch Programme der ganzheitlichen Ent-wicklung und Anwaltschaft für die Interessen der Dalits. Denn nur eine gemeinsame, weltweite Bewegung kann das Unrecht der Unberührbarkeit beenden.

Das Dalit Freedom NetworkEine weltweite Bewegung gegen die Unberührbarkeit

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Momentan gehen 325 Schüler vom Kindergarten bis zur siebten Klasse auf die Schule. Fast alle von ihnen kommen aus Dalit- Familien bzw. sind Angehörige der Lambadis. Die Menschen dieses Nomadenstammes leben oft sogar in größerer Armut als die Dalits. In den nächsten Jahren soll die Schule bis zur zehnten Klasse ausgebaut werden, um eine durchgehende Schulbildung anzubieten.Besonders herausfordernd ist, dass viele Eltern ihre Kinder, vor allem Mädchen, nicht zur Schule schicken, da ihnen der Wert von Bildung nicht bewusst ist. Durch den Aufbau persönlicher Beziehungen zu den Bewohnern der umliegenden Dörfer klären die Mitarbeiter über die Wichtigkeit von Bildung auf und leisten Überzeugungsarbeit, damit mehr Mädchen die Chance auf eine gute Schulbildung erhalten.

Freiheit beginnt mit einer Schule

Good Shepherd School – die Schule unseres ProjektsSanthu und Chander sind Brüder und gehen seit dem Kindergar-ten auf die englischsprachige Schule des Projekts „Indien: Frei-heit“ im südindischen Bundesstaat Telangana. Sie sind Dalits und leben in sehr armen Verhältnissen. In ihrem kleinen Haus in der Nähe der Schule gibt es keine Toilette, sie müssen stattdessen aufs Feld gehen. Da ihre Eltern auf dem Land keine Arbeit gefunden haben, leben sie in der 100 km entfernten Großstadt Hyderabad und arbeiten dort als Bauarbeiter. Sie kommen nur alle fünf Mo-nate nach Hause, um nach ihren Kindern zu sehen. Trotz dieser schwierigen Situation können die beiden Jungen auf eine bessere Zukunft hoffen. Durch den Besuch der Good Shepherd School des Projekts haben sie die Möglichkeit, dem Kreislauf aus Armut und Unterdrückung zu entkommen. Stolz erzählen sie, dass sie Polizisten werden wollen, der große Bruder Chander sogar Poli-zeichef. Dieser Traum kann für sie Wirklichkeit werden!

Bildung bedeutet Freiheit, Würde, Hoffnung.Mit unserem Projekt »Indien: Freiheit« geben wir Dalit-Kindern die Chance, dem Kreislauf aus Armut und Ausbeutung zu entkommen.

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Die Arbeit unseres Partners in Indien besteht aus den drei Säulen Bildung, medizinische Versorgung und Maß-nahmen der wirtschaftlichen Entwicklung. Zusammen schaffen diese Aktivitäten eine nachhaltige Grundlage für ein selbstbestimmtes und würdevolles Leben. Sie verän-dern das Leben eines Kindes, einer Familie, einer Dorfge-meinschaft und tragen somit zum Wandel einer ganzen Gesellschaft bei.

BildungDer dringende Hilferuf der Dalit-Leiter an den Christlichen Rat Indiens war: „Gebt unseren Kindern Bildung auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes!“ Auf diese Bitte hin entstand die Arbeit der Good Shepherd Schools. Mittlerweile gibt es 108 solcher Schulen in ganz Indien. Eine gute und vor allem englisch-sprachige Schulbildung ist der Schlüssel für den wirtschaftlichen und sozialen Aufstieg der Dalits. Englisch ist die Wirtschaftsspra-che in Indien und eröffnet den Schülern die Möglichkeit, ein Stu-dium zu beginnen oder einen qualifizierten Beruf zu ergreifen. Viele der Kinder sind die ersten Mitglieder in ihren Familien, die eine durchgehende Schulbildung erhalten – dies schafft einen grundlegenden Wandel in den Dalit-Gemeinschaften und bringt neue Hoffnung! Darüber hinaus wird den Schülern Wert und Würde zugespro-chen und sie erleben, dass sie geliebt und angenommen sind. Durch die Vermittlung des christlichen Menschenbildes und christlicher Werte entwickeln sie ein völlig neues Selbstvertrauen und können sich so mit ihren Gaben und Fähigkeiten entfalten. Den Kindern wird damit ermöglicht, aus dem Denken des Kas-tensystems auszubrechen und einen Ausweg aus dem durch Kas-tengrenzen vorherbestimmten Leben kennenzulernen.Nicht zuletzt leisten die Schulen einen wichtigen Beitrag zur Prä-vention von Menschenhandel. Unser Partner schätzt, dass ohne

sie 30 bis 40 Prozent der Schüler in Kinderarbeit, Sklaverei oder Zwangsprostitution geraten würden.

Medizinische Versorgung und AufklärungDie Diskriminierung von Dalits macht nicht vor medizinischen Einrichtungen halt – viele Dalits werden selbst in den einfachsten Krankenhäusern abgewiesen. Sie haben oft keinen Zugang zum Gesundheitssystem und leiden daher vor allem unter vermeid-baren und heilbaren Krankheiten. An rund 80 Good Shepherd Schools gibt es deswegen eine Krankenschwester, die sich um die gesundheitlichen Belange der Schüler, deren Familien und der Dorfbewohner kümmert. Sie kontrollieren das Wachstum und die Gesundheit der Kinder und klären sie über Hygiene, Ernäh-rung und Gesundheitsvorsorge auf. Darüber hinaus behandeln sie einfache Krankheiten und bringen Schüler oder Eltern zu Ärzten und setzen sich dafür ein, dass sie auch wirklich behandelt werden. An manchen Schulen gibt es zudem ein Ernährungspro-gramm, das die Schüler mit wichtigen Vitaminen und Mineral-stoffen versorgt. Dadurch werden die Gesundheit und kognitiven Fähigkeiten der Kinder merklich verbessert.

Wirtschaftliche EntwicklungViele Dalits besitzen kein eigenes Land oder ein Geschäft. Ohne eine Ausbildung bleibt ihnen somit nur die Möglichkeit, ausbeu-terische und menschenunwürdige Arbeiten anzunehmen. Viele Schulen dienen daher auch als Ausgangspunkt für Maßnahmen der wirtschaftlichen Entwicklung, um insbesondere Frauen zu ei-nem Leben in Selbstständigkeit zu befähigen. In Ausbildungszen-tren können sie z. B. das Schneiderhandwerk erlernen oder Com-puterkurse belegen. Durch die Gründung von Selbsthilfegruppen und Vergabe von Mikrokrediten lernen sie Möglichkeiten ken-nen, wie sie eigenständig Geld verdienen können. Denn schon ein kleines, selbst erwirtschaftetes Einkommen schafft Selbstver-trauen und ebnet den Ausweg aus Armut und Ausbeutung.

Ganzheitliche Entwicklung fördern

»Mein letzter Rat an euch ist: Bildet, engagiert und orga-nisiert euch, habt Selbstvertrauen. Mit der Gerechtigkeit auf unserer Seite sehe ich nicht, wie wir diesen Kampf verlieren können. Denn wir kämpfen nicht für Reichtum oder Macht. Wir kämpfen für die Freiheit. Es ist ein Kampf für die Wiederherstellung der Menschlichkeit.«Bhimrao Ramji Ambedkar | Freiheitskämpfer und Dalit

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Das Ernährungsprogramm versorgt die Schüler mit Vitaminen und Mineralstoffen und trägt zu einer gesunden Entwicklung der Kinder bei. Maßnahmen der wirtschaftlichen Entwicklung schaffen Selbstvertrauen und eröffnen einen Ausweg aus der Armut.

Wie kann ich aktiv werden? Gemeinsam für Freiheit, Würde und Hoffnung – Ihr Beitrag zählt!

Laden Sie uns einUnser Referent für Bildung und Information kommt gerne in Ihre Schule, Gemeinde oder Jugendgruppe und berichtet über die Situation der Dalits in Indien und über unser Projekt. Wir freuen uns auf Ihre Anfrage!

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Werden Sie Fürsprecher für die DalitsErzählen Sie anderen Menschen vom Schicksal der Dalits und treten Sie als Fürsprecher für sie ein. Dies können Sie überall tun: In der Familie, im Freundeskreis, auf der Arbeit oder in der Schu-le. Gerne senden wir Ihnen kostenlos weitere Broschüren oder Flyer zu. Bitte nutzen Sie dafür die beiliegende Bestellkarte oder bestellen Sie das Material über unsere Homepage: bit.ly/indienfreiheit. Dort steht es Ihnen auch als Download zur Verfügung.

Als Schule oder Schulklasse

Für Schulklassen gibt es die Möglichkeit, eine Klassenpatenschaft zu übernehmen und damit Schüler in Indien zu unterstützen. Durch direkten Kontakt mit den Schülern unseres Projekts kön-nen Schüler in Deutschland viele interessante Dinge über Indien kennenlernen und dadurch ihren Horizont erweitern. Wir bie-ten außerdem interaktive Unterrichtseinheiten zu Themen des Globalen Lernens am Beispiel Indiens und der Dalits an. Diese Unterrichtseinheiten sind an die jeweiligen Lehrpläne angebun-den und lassen sich damit in den bestehenden Unterricht inte -grieren. Sie sind Lehrer oder Lehrerin und haben Interesse? Dann nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf für weitere Informationen.

Als Gemeinde oder JugendgruppeAuch als Gemeinde, Jugend- oder Jungschargruppe gibt es viel-fältige Möglichkeiten, sich für Dalits in Indien einzusetzen. Ihr könnt eine kreative Spendenaktion starten, einen Indienabend gestalten, euch mit Themen wie Armut, Gerechtigkeit und globa-ler Verantwortung beschäftigen oder eine Patenschaft für Schüler in unserem Projekt übernehmen. Gerne stellen wir dazu weiteres Material und Ideen zur Verfügung. Bitte nutzt dafür die beiliegen-de Bestellkarte (S.10) oder schaut auf unserer Homepage vorbei: bit.ly/indienfreiheit

Hans-Christian DankerReferent Bildung und Information

Fon 030 - 76 88 34 12Mail [email protected] bit.ly/ indienfreiheit

Das Projekt »Indien: Freiheit« ist eine Mitmach-aktion: Jeder kann sich einbringen und aktiv werden. Denn nur gemeinsam können wir Verän-derung erreichen. Als Spender, Unterstützer oder Multiplikator werden Sie Teil einer großen Bewegung in Indien, die den entrechteten Dalits Freiheit, Würde und Hoffnung schenkt. Diese Bewegung wächst mit jedem einzelnen Beitrag und schafft einen nachhal-tigen Wandel unter den Dalits. Wir laden Sie ein, sich daran zu beteiligen: Mit Ihrem Engagement tragen Sie dazu bei, das Denken, Fühlen und Handeln einer ganzen Generation zu verändern!

Bitte nutzen Sie für Ihre Spende den beiliegenden Überweisungs-träger oder spenden Sie über unser sicheres Online-Spenden-portal unter bit.ly/indienfreiheit. Unten stehend finden Sie die Bankverbindung unseres Spendenkontos.

Wenn Sie unsere Arbeit regelmäßig unterstützen wollen, werden Sie Projektpate für „Indien: Freiheit“. Als Projektpate fördern Sie das gesamte Projekt und helfen damit langfristig und besonders wirkungsvoll. Zu Beginn Ihrer Patenschaft erhalten Sie von uns eine Patenschaftsmappe mit allen Informationen rund um Ihr Projekt. Darüber hinaus bekommen Sie zweimal im Jahr einen Patenschaftsbericht, der Sie über die Entwicklung des Projekts auf dem Laufenden hält. Nähere Informationen finden Sie auf unserer Homepage oder wenden Sie sich gerne an Antje Karsten.

Spenden Sie oder werden Sie Projektpate! Mit Ihrer Spende schenken Sie ausgegrenzten Kindern in Indien die Chance auf eine gute Schulbildung und ermöglichen ihnen ein selbstbestimmtes Leben in Würde und Freiheit.

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Antje Karsten Projektpatenschaft

Fon 030 - 76 88 37 20 Mail [email protected] bit.ly/Projektpate

Mit 25 Euro ermöglichen Sie den Schul-besuch eines Kindes für einen Monat.

Mit 70 Euro unterstützen Sie die gesunde Ernährung von zehn Kindern im Monat.

Mit 137 Euro decken Sie die wöchentlichen Kosten für die medizinische Versorgung von 325 Schülern und ihren Familien.

Spendenkonto

Kreditinstitut: Pax-Bank eG

IBAN : DE12 3706 0193 5544 3322 11

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Projektname: Indien: Freiheit

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Über unsGeschenke der Hoffnung e.V.

Geschenke der Hoffnung ist ein christliches Werk, das in rund 20 Ländern tätig ist. Unsere Vision ist es, mit Begeisterung gemein-sam daran zu arbeiten, dass benachteiligte Kinder und Familien Freude erleben sowie Hoffnung und Perspektiven erhalten. Dies geschieht durch die Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ so-wie Projekte der Entwicklungszusammenarbeit und Humanitä-ren Hilfe. Ganzheitlicher Bestandteil unserer Arbeit ist die Weitergabe von Gottes Liebe in Wort und Tat. Wir möchten Menschen eine Per-spektive geben, die über das Materielle hinausreicht. Auf interna-tionaler Ebene geschieht dies im Rahmen unserer Projektarbeit, auf nationaler Ebene durch die Herausgabe der Zeitschrift „Ent-scheidung“ sowie die Unterstützung von Initiativen zur Förde-rung des christlichen Glaubens. Selbstverständlich geschieht die praktische Unterstützung völlig ungeachtet des religiösen, sozia-len oder ethnischen Hintergrundes.

Geschenke der Hoffnung ist vom Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) als förderungswürdig anerkannt. Darüber hinaus tragen wir das Spendensiegel der Deutschen Evangeli-schen Allianz. Im Jahr 2010 haben wir uns zudem der Initiative Transparente Zivilgesellschaft angeschlossen.

Wir wollen Kindern und Familien Hoffnung und Perspektive geben.

© Geschenke der Hoffnung 2015 Gestaltung: Schiemann Grafik Design

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Verbunden bleiben – Fan werden:12

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