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Deutsche Industrie treibt den Fortschritt
Investitionen in geistiges Eigentum steigen. Doch große Unterschiede zwischen den Branchen zeigen langfristige Verschiebungen auf
Auch wenn die Konjunktur in Deutschland aktuell
an Schwung verliert – vieles spricht dafür, dass
die Wirtschaft 2019 noch leicht wächst. Das wäre
dann das zehnte Jahr in Folge mit einem Plus und damit
der längste wirtschaftliche Aufschwung in Deutschland
seit den Fünfziger- und Sechzigerjahren. Eine neue Unter-
suchung von Deutsche Bank Research anhand der ver-
fügbaren Zahlen bis 2016 zeigt jetzt: Ein wichtiger Treiber
dieses Aufschwungs war die Industrie, die ihre realen
Bruttoanlageinvestitionen seit 2010 stärker steigerte als
die Gesamtwirtschaft. Dabei spielten vor allem Forschung
und Entwicklung und das damit verbundene geistige
Eigentum eine zentrale Rolle, dessen Wert als Software
oder Patent in der Bilanz verbucht wird und damit wie Ma-
schinen oder Gebäude den Kapitalstock erhöht. Der Anteil
der Industrie an den sonstigen Anlageinvestitionen, die vor
allem das geistige Eigentum umfassen, lag in Deutschland
2017 bei 51 Prozent. „Dieser Investitionsanteil verdeutlicht,
dass das verarbeitende Gewerbe der wichtigste Motor für
Forschung und Entwicklung und damit für technischen
Fortschritt ist“, schreibt der Autor der Untersuchung, Eric
Heymann, Analyst bei Deutsche Bank Research.
Inzwischen fließt fast die Hälfte aller Investitionen in
geistiges Eigentum. Investitionen in Maschinen, Ausrüs-
tung und Gebäude haben entsprechend an Bedeutung
verloren. Doch die Durchschnittszahlen verdecken die
Pharmaindustrie Pharmaunternehmen forschen
intensiv und schaffen damit Werte
in Form von Patenten und Wirk-
stoffen, die in der Bilanz aktiviert
werden und zu einem höheren
Anlagevermögen führen.
Baustoffindustrie Der Kapitalstock der Bauindustrie sinkt
kontinuierlich, zwischen 2000 und
2016 allein um 39 Prozent. Das betrifft
nicht nur Maschinen, Anlagen und Gebäude,
sondern auch geistiges Eigentum.
Chemieindustrie
Die Chemie zählt wie die
Baustoffindustrie und die
Metallerzeugung zu den
besonders energieintensiven
Branchen. Hier spielt –
neben vielen anderen Fak-
toren – das „Investment
Leakage“ eine Rolle, also
die Verlagerung von Inves-
titionen ins Ausland.
Industrie gesamt
Das reale Nettoanlage-
vermögen berücksichtigt
den Wertver lust von
An lagen (also die Abschrei-
bungen) und die Inflation
und zeigt daher am besten
die Veränderungen des
Kapitalstocks. Zu diesem
Kapitalstock gehört neben
Maschinen und Gebäuden
auch geistiges Eigentum
(zum Beispiel Software
oder Patente), das einen zu-
nehmenden Anteil gewinnt.
Legende: reales Nettoanlagevermögen deutscher Industriebranchen, 1995 = 100
r e s u l t s . db . c o m4
2006 20102007 2008 2009 2011 2012 2013 2014 20162015
Deutsche Bank Research: Deutsche Industrie:
Wenige Sektoren tragen Investitionswachstum.
Kostenloser Download unter
www.dbresearch.de/results_deutsche-industrie
DIE STUDIE
Exportstarke Automobilindustrie: Wissen wird wichtiger als Maschinen
großen Unterschiede zwischen den Branchen. Während
Sektoren wie die Automobil- und die Pharmaindustrie ihre
Investitionen dynamisch ausweiten, schrumpft der Kapi-
talstock besonders in den energieintensiven Industrie-
zweigen wie der Metallerzeugung oder Chemie. Heymann:
„Die deutsche Energiepolitik ist ein wesentlicher Grund für
diese negative Entwicklung.“
Dennoch sieht der Analyst die Zukunft grundsätzlich
positiv: „Trotz protektionistischer Tendenzen sind deut-
sche Produkte international gefragt. Die Unternehmen
investieren im Bereich Industrie 4.0 und machen ihre
Produkte fitter für das digitale Zeitalter.“ Gerade in der
Digitalisierung, so Heymann, liege ein Wertschöpfungs-
potenzial. Zwar werden einige Unternehmen dabei auf der
Strecke bleiben. „Doch diese schöpferische Zerstörung
dürfte insgesamt zu einer höheren Wettbewerbsfähigkeit
des industriellen Standorts führen.“
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2019
Automobilindustrie
Zwischen 1995 und 2016 verzeichnen Deutschlands
Autobauer ein Plus von 79 Prozent und rücken damit an
die Spitze. Zuletzt spielten dabei Investi tionen in
Forschung und Entwicklung zu alternativen Antriebs-
technologien eine wichtige Rolle – auch wenn der
Ansatzmarkt noch klein ist.
Maschinenbau Die Branche hat sich seit der Krise
2007 etwas besser entwickelt als
der Durchschnitt. Dazu trugen zu-
letzt auch steigende Investitionen
in Digitalisierungsthemen bei.
Metallerzeugung Der Kapitalstock der ener-
gieintensiven Industriezweige,
darunter die Metall erzeugung,
ist seit 1995 kontinuierlich
gesunken. Das bremst auch an-
dere Sektoren aus, die deren
Produkte nutzen.
Research_Investitionen
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