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INSIDE . OUT DAS HESSENWASSERMAGAZIN 1/2014 Hessens Umweltministerin Priska Hinz im Interview Zusammenarbeit mit dem Frankfurter StadtForst Landwirtschaftliche Beratung: Feldtage im Hessischen Ried Partner Trinkwassser für die Opel-Stadt – ein Porträt der Wasserversorgung Rüsselsheims Investition in die Infrastruktur Weiterentwicklung der Wasserversorgung in der Rhein-Main-Region

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INSIDE.OUTD A S H E S S E N W A S S E R M A G A Z I N 1 / 2 0 1 4

Hessens UmweltministerinPriska Hinz im Interview

Zusammenarbeit mitdem Frankfurter StadtForst

Landwirtschaftliche Beratung:Feldtage im Hessischen Ried

Partner

Trinkwassser für dieOpel-Stadt – ein Porträtder WasserversorgungRüsselsheims

Investition in die Infrastruktur

Weiterentwicklungder Wasserversorgungin der Rhein-Main-Region

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2 01 . 2014INSIDE . OUT

WASSER . EDITORIAL

Herzlichst Ihr

Dr. Hubert SchreiberLeiter Unternehmenskommunikation

I M P R E S S U MHerausgeber:Hessenwasser GmbH & Co. KGTaunusstraße 10064521 Groß-Gerau/DornheimTel.: 069 25490-0www.hessenwasser.de

Redaktion:Dr. Hubert Schreiber (v.i.S.d.P);Dörte und Ralf Dunker, HeikeMillhoff, (Press’n’Relations II GmbH81241 München)

Beiträge:Dr. Hermann Mikat, Elisabeth Amrein

Gesamtherstellung:Henrich Druck + Medien GmbH,Frankfurt am Main

i

Der beklagenswerte Zustand der Infrastruktur inDeutschland ist schon seit Längerem Gegenstandmedialer Berichterstattung. In zahlreichen Fach-studien wird auf den dringenden Handlungsbe-darf hingewiesen. So hat das Institut der deut-schen Wirtschaft erst kürzlich einen Investitions-bedarf von 120 Milliarden Euro für die Sanierungder Verkehrsinfrastruktur sowie der IT- undStromnetze für die kommenden zehn Jahre er-rechnet. Unberücksichtigt ist dabei der Bedarfzur Sanierung und zum Ausbau der Infrastrukturvon Wasserversorgung und Abwasserentsor-gung. Das mag vielleicht auch daran liegen, dassdie öffentliche Trinkwasserversorgung (noch?)einwandfrei und zuverlässig funktioniert und man– anders als bei der Straßenoberfläche – den Zu-stand der unterirdischen Ver- und Entsorgungs-strukturen nicht ohne Weiteres erkennt.

Investitionen in die Infrastruktur, Titelthema die-ser Ausgabe, sind natürlich auch bei Hessenwas-ser von zentraler Bedeutung. Elisabeth Jreisat,die Leiterin des Unternehmensbereichs Technik,erläutert Hintergründe und Konzepte der wich-tigsten technischen Projekte zur Bestandssiche-rung und Weiterentwicklung der Versorgungsin-frastruktur. Inhaltlich flankiert wird die Titelge-schichte durch einen Bericht zum Start desWHR-Projekts „Infiltrationsanlage Lorscher

Wald“.Die Mittel für diese Investitionenwurden in den letzten Jahrenbesonders in Hessen durch dieAktivitäten der Kartellbehördezunehmend in Frage gestelltund speziell im Rhein-Main-Ge-biet durch Preissenkungsverfü-gungen faktisch eingeschränkt.Die jüngste Entwicklung beiHessens Kartellbehörde unddie deutliche Forderung des

Hessischen Innenministers nach kostendecken-den Wasserpreisen lassen die Hoffnung keimen,dass sich zukünftig wieder die notwendigenSpielräume für Investitionen in die Infrastrukturder Wasserversorgung bieten.Der Ausbau der Infrastruktur zur Sicherung derüberörtlichen Versorgung ist auch eines der The-men, deren Bedeutung Umweltministerin PriskaHinz im Interview mit Inside-Out anspricht. Dabeistellt auch Ministerin Hinz ganz unmissverständ-lich fest, dass sich die Investitionen im Wasser-preis widerspiegeln müssen.Wie stets wechselt die Perspektive der Berichteund Meldungen auch immer in die Region unddamit in den kommunalen Bereich. Wir waren zuBesuch bei Peter Scheerer, dem Geschäftsführerder Stadtwerke Rüsselsheim GmbH, die in die-sem Jahr ihr 75-jähriges Jubiläum feiern. Der Be-richt über die Wasserversorgung der Opel-Stadtverdeutlicht das große Engagement der Rüssels-heimer für ihr Trinkwasser.Ein kommunales Thema ist auch der Beitrag überden Frankfurter Stadtwald. Dr. Tina Baumann istseit Ende letzten Jahres Leiterin des StadtforstesFrankfurt und damit die oberste Försterin in ei-nem der größten kommunalen Wälder Deutsch-lands. Wir stellen sie und ihren Wirkungsbereichvor, mit dem wir durch unsere dortigen Gewin-nungsanlagen verbunden sind.Neben einem Artikel, der uns jenseits von Technikund Tagespolitik die zivilisatorische Bedeutungder Wasserversorgung in Gedächtnis ruft, rundenein Bericht über die Arbeit der landwirtschaftli-chen Beratung im Hessischen Ried und die Fort-schritte des Energiemanagements den Themen-mix dieses Hefts ab.Wir hoffen, die Auswahl der Themen findet Ihr In-teresse, und wünschen Ihnen eine unterhaltsameund informative Lektüre.

Investitionenin die Infrastruktur

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INSIDE . OUT01 . 2014

WASSER . AKTUELL

WASSER · EDITORIAL

Investitionen in die Zukunft 2

WASSER · AKTUELL

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Infiltrationsanlage Lorscher Wald

– ein langer Weg 5

WASSER · TECHNIK

Klimafreundliche Wasserversorgung 6

Investitionen in die Zukunft 7

Drei Fragen an Elisabeth Jreisat 10

Aus drei mach zwei 10

WASSER · ENTSCHEIDER

Wasser hat immer eine emotionale

Komponente 11

WASSER · KOOPERATION

Trinkwasser für die Opel-Stadt 14

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WASSER · RESSOURCEN

Wasserwirtschaft ist mehr Wasser

als Wirtschaft 18

Weniger Dünger, mehr Ertrag 20

WASSER · QUALITÄT

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WASSER · WELLNESS

Aber bitte mit Leitungswasser 23

I N H A L T

3

Mehrere Stunden musstendie Männer den Containervom Abladeplatz des Lastersam Marktplatz auf schmalenPfaden zur Schule tragen.

INSIDE . OUT01 . 2014

WASSER · EDITORIAL

Investitionen in die Infrastruktur 2

WASSER · AKTUELL

Neue Bank am Wasserwerk Allmendfeld 3

Schüler aus Tamugh freuen

sich über Hessenwasser-Spende 3

Innenminister zeichnet

Katastrophenschutz-Helfer aus 4

Zusammenarbeit mit

kommunalen Partnern 4

BDEW-Kongress im Zeichen

des Wandels 4

WASSER · RESSOURCEN

Infiltrationsanlage Lorscher Wald

– ein langer Weg 5

WASSER · TECHNIK

Klimafreundliche Wasserversorgung 6

Investitionen in die Zukunft 7

Drei Fragen an Elisabeth Jreisat 10

Aus drei mach zwei 10

WASSER · ENTSCHEIDER

Wasser hat immer

eine emotionale Komponente 11

WASSER · KOOPERATION

Trinkwasser für die Opel-Stadt 14

WASSER · WISSEN

Wald und Wasser im Einklang 16

WASSER · RESSOURCEN

Wasserwirtschaft ist mehr Wasser

als Wirtschaft 18

Weniger Dünger, mehr Ertrag 20

WASSER · QUALITÄT

Kooperation statt Konfrontation 22

WASSER · WISSEN

Aber bitte mit Leitungswasser 23

I N H A L T

3

Vergangenes Jahr haben Hessenwasser und ihreMitarbeiter für das Projekt „Sauberes Trinkwasserfür Tamugh“ gespendet. Tamugh ist ein Dorf imunterentwickelten Westen Kenias. Der Ingenieurund Projektgründer Ulrich Rein und sein keniani-scher Partner Martin Komongiro haben von derZuwendung einen 8.000 Liter fassenden Regen-wassertank und Regenrinnen finanziert. Über dasDach einer Schule wird nun Regenwasser in demContainer gesammelt, um so die 140 Schülerin-nen und Schüler sowie Lehrkräfte der Toyopo Pri-mary School mit keimarmem Trinkwasser zu ver-sorgen. Zuvor mussten die Schüler jeden Tag kilo-meterweit zu feuchten Bodensenken laufen, umdort die Erde nach trübem Sickerwasser aufzu-graben, das sie in Kanistern zur Schule schlepp-ten. Das Sickerwasser ist auch für Tiere die einzi-ge Wasserquelle und massiv mit Keimen belastet,Typhusinfektionen und Unterrichtsausfälle warenan der Tagesordnung.

S C H Ü L E R A U S T A M U G HF R E U E N S I C H Ü B E RH E S S E N W A S S E R - S P E N D E

WASSER . AKTUELLE I N S A T Z M E D A I L L E A U S L A N D F Ü RK A T A S T R O P H E N S C H U T Z - H E L F E R

Im Mai hat der hessische Innenminister PeterBeuth bei einer Dankesfeier in Neu-Isenburg 121Helfer aus Feuerwehren und dem TechnischenHilfswerk für ihren Einsatz bei der Schneekatast-rophe in Slowenien ausgezeichnet. Dort waren imFebruar wegen heftiger Schneefälle und Eisre-gens Zehntausende Haushalte ohne Strom. DieHelfer waren mit zehn Notstrom-Großaggregatenfast drei Wochen in der Region Logatec präsent.Beuth verlieh den Einsatzkräften, darunter auchFrank Baresch, landwirtschaftlicher Berater beiHessenwasser, die Einsatzmedaille „Ausland“des Hessischen Katastrophenschutzes.

Kinder einer Klasse derToyopo Primary Schoolim kenianischen Tamughbedanken sich für dengespendeten Wasser-behälter.

Frank Baresch (Mitte),landwirtschaftlicher Beraterbei Hessenwasser,erhält die Einsatzmedaille„Ausland“ von InnenministerPeter Beuth (rechts).

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01 . 2014INSIDE . OUT

Beim diesjährigen Kongress des BDEW Bundes-verband der Energie- und Wasserwirtschaft inBerlin standen vor allem die Themen EEG-Reformund Marktdesign im Vordergrund. Unter demMotto „Unternehmen Zukunft“ stellten sich EwaldWoste und Wulf Abke zur Einstimmung in diezweitägige Veranstaltung den Fragen von SAT1-

Moderator UlrichMeyer. Wulf Abkenutzte die Ge-legenheit undfokussierte vordem Hintergrunddes an Was-serthemen eherarmen Kongress-programms inknappen Beiträ-gen die wesent-lichen Botschaf-ten der Wasser-

branche. Deutliche Worte fand er bei der Fragenach der Finanzierung der Infrastruktur. „Die Effi-zienzpotenziale sind ausgereizt“, so Abke, derauch Preissteigerungen beim Trinkwasser in Zu-kunft nicht ausschloss, „um die notwendigen In-vestitionen für den Erhalt und den Ausbau der In-frastruktur zu stemmen.“Wie sein Kollege Ewald Woste für das Präsiden-tenamt, hat sich auch Abke nach zwei Amtszeitenals BDEW-Vizepräsident Wasser/Abwasser nichtmehr zur turnusgemäß anstehenden Wahl zurVerfügung gestellt. Als Abkes Nachfolger wurdeJörg Simon, Vorstand der Berliner Wasserbetrie-be, gewählt. Für eine Überraschung sorgte dieWahl des neuen Präsidenten: Johannes Kemp-mann (60), im Hauptberuf Technischer Geschäfts-führer der Städtischen Werke Magdeburg, ist be-kennender Grüner und gilt als eingefleischterAtomkraft-Gegner. Seine einstimmige Wahl giltals deutliches Signal für eine Neuorientierung desVerbandes.

B D E W - K O N G R E S S I M Z E I C H E N D E S W A N D E L S

WASSER . AKTUELL

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Gute Laune bei derEröffnungsrunde des

BDEW-Kongresses

G E L N H A U S E N W E I T E R H I N S T Ü T Z E D E R R E G I O N A L V E R S O R G U N G

Die Stadtwerke Gelnhausen GmbH undHessenwasser setzen ihre bewährte Lie-ferbeziehung fort. Die Stadtwerke Geln-hausen stellen seit über 30 Jahren Was-sermengen aus ihren Gewinnungsgebie-ten Gettenbach und Würgebach für dieVersorgung des Rhein-Main-Gebietesbereit. In den Anfangsjahren betrugendie Liefermengen bis zu 1,5 Mio. m³ proJahr. Aufgrund ökologischer Anforde-rungen in den Gewinnungsgebieten unddem veränderten Bedarf liegen sie jetztbei ca. 300.000 m³ im Jahr. Insbesonde-re in verbrauchsstarken Zeiträumen leis-ten diese Liefermengen einen Beitragzur Stützung der Regionalversorgungder Hessenwasser im Main-Kinzig-Kreisund in den nordöstlichen Bereichen derStadt Frankfurt am Main. Im Dezember2013 trafen sich Thomas Schlegel, derTechnische Leiter der Stadtwerke Geln-hausen, sowie deren GeschäftsführerSiegfried Rückriegel mit Hessenwasser-Geschäftsführer Wulf Abke, seinemStellvertreter Norbert Siegmund undWerner Herber, dem Geschäftsbereichs-leiter Markt von Hessenwasser (im Bildv.l.n.r.), zur Vertragsunterzeichnung.

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Repräsentanten der Stadtwerke Gelnhausen und der Hessenwasser bei der Vertragsunterzeichnung

Hessenwasser liefert der Stadt Maintal weiterhin bis zu 2 Mio. m³ Trinkwasser.Der seit 2005 bestehende Vertrag mit der Maintal-Werke GmbH wurde im Junifür weitere fünf Jahre fixiert. Gegenstand der turnusmäßigen Neuverhandlungwar in erster Linie eine Anpassung des Vertrages an die zwischenzeitlich einge-tretenen veränderten Rahmenbedingungen und die kommunale Bedarfsent-wicklung. Die nächste Anpassungsmöglichkeit besteht wieder im Jahr 2020.

V E R T R A G M I T M A I N T A L V E R L Ä N G E R T

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INSIDE . OUT01 . 2014

Die Infiltration von aufbereitetem Oberflächenwas-ser durch den Wasserverband Hessisches Ried(WHR) ist Bestandteil der nachhaltigen Grund-wasserbewirtschaftung im südlichen HessischenRied. Der Ansatz, auch die südliche Brunnengale-rie des Wasserwerks Jägersburg des Wasser-beschaffungsverbands (WBV) Riedgruppe-Ostin den Wirkungskreis des infiltrationsbasiertenGrundwassermanagements zu integrieren, wurdebereits 1979 im ersten Verbandsplan hinterlegt.Mit der Anpassung des Plans im Jahr 1999 erhieltdas Projekt neue Impulse. Im gleichen Jahr wurdebeim Regierungspräsidium Darmstadt beantragt,jährlich bis zu 4,5 Mio. m³ aufbereitetes Rheinwas-ser über die Infiltrationsanlage Lorscher Wald ein-leiten zu dürfen. Dazu gehört der Bau einer 5,1 kmlangen Fernleitung (DN 800) von der Infiltrations-anlage Jägersburger Wald nach Süden.

Im Spannungsfeld unterschiedlicher InteressenDer Wasserrechtsantrag für die Infiltration wurde1999 und der Wasserrechtsbescheid 2004 in denbetroffenen Kommunen ausgelegt. Im Rahmender Offenlegung des Wasserrechtsantrags wur-den 209 Einwände erhoben, auf den Wasser-rechtsbescheid gab es fast 40 Widersprüche.Kritiker befürchteten, durch die Anlage nähmedie Vernässung von landwirtschaftlichen Flächenund Siedlungsbereichen zu. Diese Widersprüchewies das Regierungspräsidium Darmstadt im Ok-tober 2005 zurück.Nach Auslegung des Wasserrechtsantrags bilde-te sich in Riedrode eine Bürgerinitiative: Die un-

mittelbar von dem Vorhaben betroffenen Land-wirte und Bürger sind gegen den Ausbau der Infil-tration. Auf der anderen Seite fordern Naturschüt-zer und Vertreter der Forstwirtschaft für den Er-halt des Waldes ein deutlich höheres Grundwas-serstandsniveau.Ungeachtet dieser Interessenkonflikte hat die öf-fentliche Wasserversorgung die Pflicht, einenachhaltige und zuverlässige Trinkwasserversor-gung zu sichern. Grundlage dafür sind auskömm-liche Wasserrechte. Dem WBV Riedgruppe-Ostwurde – rund zwanzig Jahre nach Antragstellung– im August 2013 ein neues Wasserrecht für dasWasserwerk im Jägersburger Wald erteilt. Vordem Verwaltungsgericht stellten der WBV Ried-gruppe-Ost als auch der BUND den Wasser-rechtsbescheid streitig. Der BUND bezeichnetedie genehmigten Mengen als „Todesstoß für denWald“; der WBV bemängelt, dass naturschutz-rechtliche Auflagen die erteilten Wasserrechteaushebeln.Die Infiltrationsanlage Lorscher Wald soll spätes-tens Ende Dezember 2016 in Betrieb genommenwerden. Sie ist die unabdingbare Voraussetzungfür die bereits genehmigte infiltrationsgestützteTeilentnahmemenge von 1,3 Mio. m³/a aus demLorscher Wald. Diese Entnahmemenge ist im Re-gionalen Wasserbedarfsnachweis der Hessen-wasser als notwendig für die Sicherung des Was-serbedarfs Ballungsraum Rhein-Main hinterlegt.Im Februar dieses Jahres wurden bereits dieBauaktivitäten mit der Rodung im JägersburgerWald begonnen.

InfiltrationsanlageLorscher Wald – ein langer Weg

WASSER . RESSOURCEN

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Grundwasseranreicherung:Infiltrationsorganim Gernsheimer Wald

Die Erweiterung der Infiltrationsanlagenim Hessischen Ried ist für Hessenwasserals Betriebsführer des WasserverbandsHessisches Ried aktuell eines der wichtigenInvestitionsprojekte zur Sicherung derökologischen Grundwassergewinnung imRied. Der Neubau der Anlage beimWasserwerk Jägersburg im Lorscher Waldnimmt langsam Gestalt an.

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WASSER . TECHNIK

Auf Wechselwirkungen zwischen Wasser undEnergie, auch im Zusammenhang mit der Steige-rung der Energieeffizienz in der Wasserversor-gung, hat das Bundesumweltministerium un-längst noch einmal anlässlich des Tags des Was-sers hingewiesen. Vor allem Strom spielt einewichtige Rolle bei der Wassergewinnung und-verteilung, so auch bei Hessenwasser. Mit Ein-führung eines TÜV-zertifizierten Energiemanage-mentsystems (EnMS) hat sich Hessenwasser be-reits im Jahr 2011 verbindliche Energieziele ge-setzt. Deren Einhaltung wird regelmäßig durchexterne Gutachter überprüft. Heiko Imber, Ener-giemanager bei Hessenwasser, erläutert dasPrinzip eines EnMS gemäß ISO50001: „DieseNorm macht Vorgaben, wie mit dem Thema Ener-giesparen effektiv, nachhaltig und nachvollzieh-bar umgegangen werden kann.“

Behälterfüllung mit hydrostatischem DruckEine äußerst wirkungsvolle Maßnahme zumStromsparen wurde kürzlich im Versorgungsbe-reich Frankfurt am Main realisiert. Im BereichBergen-Enkheim, im Nordosten von Frankfurt,betreibt Hessenwasser zwei Trinkwasserbehälter.Der Trinkwasserbehälter in Bergen-Enkheim wirdüber die sogenannte Kinzig-Leitung gespeist.

Diese Transportleitung führt Trinkwasser aus denGewinnungsgebieten im Vogelsberg und Spes-sart (rd. 220 m ü.NN) über 66 Kilometer im natür-lichen Gefälle in das Stadtgebiet Frankfurt.Der zweite Behälter liegt auf der Berger Warte, dermit rund 212 m über dem Meeresspiegel (NN)höchsten Erhebung auf Frankfurter Stadtgebiet.Die Befüllung des Trinkwasserbehälters BergerWarte (Behältersohle bei 202,23 m ü.NN, max.Füllstand 3,40 m) erfolgt von der BetriebsanlageBergen-Enkheim aus, die etwa 171,4 m über NNliegt. Bis vor Kurzem wurde der zur Überwindungdes Höhenunterschieds notwendige Druck vonrund 3 bar von einer Druckerhöhungsanlage er-zeugt. Durch den Einbau eines elektrisch betrie-benen Ringkolbenventils in die Füllleitung sowiedie Programmierung einer automatischen Steue-rung kann der Behälter heute allein mit dem inder Kinzig-Leitung anstehenden hydrostatischenDruck befüllt werden. Die Druckerhöhungsanlagewird als Redundanz weiter vorgehalten. Da sie aushygienischen Gründen zur Leitungsspülung regel-mäßig kurz betrieben werden muss, ergibt sichaus der Maßnahme eine Energieeinsparung von„nur“ rund 75%. Monatlich bedeutet dies eineStromersparnis von ca. 6.600 kWh (entsprichtdem Jahresverbrauch eines Sechs-Personen-Haushaltes oder ca. 3.400 kg CO2-Äquivalente).

Energiesparen mit hoher EffizienzSeit Einführung des Energieeffizienzprojektswurden bei Hessenwasser viele Maßnahmen er-griffen, die den Energiebedarf senken. Bislangwurden rund 1,9 Mio. Euro in die energetischeOptimierung der Anlagen investiert. Vor allemdurch die Optimierung und die Modernisierungvon Netz- und Brunnenpumpen ließ sich derStromverbrauch um über 1 Mio. kWh pro Jahrsenken.

Der Zusammenhang von Wasser und Energie war in diesem Jahrzentrales Thema des Weltwassertags der Vereinten Nationen.Mit Einführung eines Energiemanagementsystems hat sichHessenwasser schon im Jahr 2011 auf den Weg gemacht, dieWasserversorgung für die Rhein-Main-Region noch nachhaltigerund klimafreundlicher zu gestalten.

KlimafreundlicheWasserversorgung

Eingang (oben) und Befüllungdes Wasserbehälters

Berger Warte

E N E R G I E S P A R R E K O R D

Im Jahr 2013 hat Hessenwasser 7,7% weniger Energiebenötigt als im Jahr 2010. Alleine die im vergangenenJahr wirksam gewordenen Effizienzmaßnahmen habenzu einer Reduzierung des Energieverbrauchs von etwa5% geführt. Mit Hilfe des nebenstehend beschriebenenEnergiemanagementsystems und weiteren Investitio-nen in Effizienztechnologie soll der Verbrauch künftignoch weiter sinken.

INSIDE . OUT6 01 . 2014

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INSIDE . OUT01 . 2014

WASSER . TECHNIKInvestitionen in die Zukunft

Auf die Wasserversorgung imRhein-Main-Gebiet ist Verlass. Damitdies auch in Zukunft gilt, ist eine Weiter-entwicklung der Infrastruktur erforderlich.Elisabeth Jreisat, Leiterin des Unternehmens-bereichs Technik, erläutert Hintergründeund Konzepte.

Die zuverlässige Versorgung mit Trinkwasser istfür uns eine Selbstverständlichkeit. Zu verdankenist dies einer Infrastruktur, die – beginnend imspäten 19. Jahrhundert – sukzessive ausgebaut,modernisiert und immer wieder an die sich verän-dernden Bedürfnisse angepasst und weiterentwi-ckelt wurde. Einer der letzten großen Investitions-schübe in die Wasserversorgungsinfrastrukturdes Rhein-Main-Gebiets fand Mitte der 1960er-Jahre statt, mit der Errichtung der großen Grund-wasserwerke im Hessischen Ried und der Verbin-dung der dortigen Gewinnungsgebiete mit denVerbrauchsräumen im Ballungsraum über die„Riedleitung“.Diese Investitionen waren und sind heute mehrdenn je die Grundlage für die sichere Trinkwasser-versorgung der Rhein-Main-Region. Die Arbeitsge-meinschaft Wasserversorgung Rhein-Main (WRM)weist in ihrer aktuellen Situationsanalyse (siehe In-side-Out 2/2013) allerdings deutlich auf den Hand-lungsbedarf bei Sicherung und Fortentwicklungder bestehenden Infrastruktur hin. Auch wenn mitBlick auf die Versorgungssicherheit kein akuterHandlungsdruck erkennbar erscheint, spricht vie-les dafür, dass ein neuer Investitionsschub notwen-dig ist. Ein erheblicher Teil der Netze und Anlagenhat das Ende der Lebensdauer erreicht.

Demografischer Wandel ist auchin Rhein-Main ein Thema„Im Gegensatz zu vielen anderen RegionenDeutschlands wächst die Metropolregion Frank-furt/Rhein-Main“, beschreibt Elisabeth Jreisateinen der Gründe. „Der Ballungsraum beziehtschon seit jeher den größten Teil des Trinkwas-sers aus der Region. In einem zunehmend ver-dichteten urbanen Raum kann nur ein leistungs-fähiger regionaler Leitungsverbund den Bedarfder wachsenden Bevölkerung sichern“, erläutert

die Ingenieurin, dieden Unternehmens-bereich Technik beiHessenwasser leitet.

Es wird mehr Trockenjahre gebenZu dem Problem, dass Wasserdargebot und Be-darf räumlich getrennt sind, kommt ein globales:der Klimawandel. Schon jetzt gibt es im Frühlingoder Sommer längere regenarme Perioden, Ten-denz steigend. Trockenjahre – seit den 1970erneher die Ausnahme – sind in Zukunft häufiger zuerwarten. Mit ihnen gehen Einschränkungen ein-her. „Um die Natur nicht zu gefährden, steht ausdem Vogelsberg und dem Raum Kinzig in trocke-nen Jahren weniger Wasser zur Verfügung“, er-läutert Jreisat, „zugleich steigt jedoch in den re-genarmen Wochen der Wasserbedarf der Bal-lungszentren.“ Zudem wird die Differenz zwi-schen minimalem und maximalem Tagesbedarfimmer größer – und damit sind längst nicht alleHerausforderungen beschrieben.

Jetzt vorbeugen für die ZukunftDie Situationsanalyse der ArbeitsgemeinschaftWasserversorgung Rhein-Main (WRM) kommt zudem Schluss, dass kurz- bis mittelfristig erhebli-cher Handlungsbedarf besteht, um die Trinkwas-serversorgung in der Region sicherzustellen. Jrei-sat kommentiert: „Für die Verantwortlichen aufder technischen Ebene ist dies keine ganz neueBotschaft. In der Vergangenheit mussten jedochviele Maßnahmen aufgeschoben werden, weilauch das politische Umfeld keine Investitionssi-cherheit bot.“ In der jüngeren Vergangenheit hat-ten Bund und Land verstärkt die Wirtschaftlich-keit der Wasserversorgung im Blick. Dieser ei-gentlich richtige Ansatz führte jedoch zu einemWettlauf um den niedrigsten Wasserpreis.

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Elisabeth Jreisat,Leiterin des Unternehmens-bereichs Technik bei derHessenwasser

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WASSER . TECHNIK Auch die Gründung der Hessenwasser zielte nichtzuletzt auf eine Steigerung der Wirtschaftlichkeitder Wasserversorgung. Durch das Bündeln derAktivitäten mehrerer Wasserversorger in einerGesellschaft wurden Synergien erzielt. Die Was-serversorgung Südhessens, die anfangs in klei-nen Strukturen gewachsen ist und später nachund nach durch das Verbundnetz gestärkt wurde,wird seit Gründung der Hessenwasser mit Blickauf das gesamte System optimiert. Technisch ver-altete Anlagen wurden stillgelegt, Wasserwerkemodernisiert, Trinkwasserbehälter saniert undEffizienzsteigerungsmaßnahmen durchgeführt.Auch die Einrichtung der Leitzentrale Hessenwas-ser (siehe Inside-Out 1/2013), welche die ehemalsfünf Leitstellen ersetzt, ist ein Beispiel diesesMaßnahmenpakets. Nun ist es an der Zeit, diegroßen Infrastrukturprojekte anzugehen, um dieVersorgung in der Zukunft sicherzustellen. „Durchdie Situationsanalyse ist die Akzeptanz der Öf-fentlichkeit und vor allem der Politik gewachsen“,sagt Jreisat

Infrastrukturprojekte im großen StilDie Gesamtzahl der erforderlichen Projektescheint unendlich. Rund 100 sind derzeit in ver-schiedenen Planungsstadien auf der Agenda. Be-sonders wichtig sind diese fünf:■ eine Parallelleitung von der Druckerhöhungsan-

lage Haßloch zum Übergabebauwerk am Main■ Neubau des Wasserwerks Allmendfeld im Hes-

sischen Ried■ Ausbau des Leitungsverbunds Mainz-Wiesbaden■ Um- und Neubauten im Wasserwerk Schierstein■ sowie die Sanierung von TrinkwasserbehälternVon besonderer Bedeutung bei der Weiterent-wicklung des Leitungsverbunds ist neben der Ver-bindung Mainz-Wiesbaden der Anschluss desmittelhessischen Versorgungsraums an die Rhein-Main-Region. Die Oberhessische Versorgungs AG(OVAG) wird dazu in Abstimmung mit Hessen-wasser durch den Neubau einer Transportleitungdie Verbindung mit dem Netz des ZweckverbandsMittelhessische Wasserversorgung (ZMW) her-stellen.

Die Parallelleitung von Haßloch* nach Frankfurtsteht nicht ohne Grund an erster Stelle der Hes-senwasser-Projekte: Die Riedleitung ist essenziellfür die Trinkwasserversorgung der Metropolregi-on. Ein längerer Ausfall dieser Hauptschlagader inverbrauchstarken Zeiten würde unweigerlich zuVersorgungsengpässen führen. „Die Notwendig-keit einer redundanten Leitung wurde schon voretwa 20 Jahren erkannt, doch erst seit der Grün-dung der Hessenwasser wird das Projekt konkretverfolgt“, betont Jreisat. Mit einem neuen Teil-stück von der Druckerhöhungs- und Behälteranla-ge in Haßloch nach Frankfurt ließe sich die Versor-gungssicherheit bereits deutlich steigern, weswe-gen dieses Teilstück der zweiten Riedleitung alserstes umgesetzt wird.

Vorbereitung der Druckerhöhungsanlage HaßlochUm die Vorbereitungen für die Parallelleitung zutreffen, wurde die Druckerhöhungsanlage Haß-loch modernisiert. Die Anlage ging 1967 in Be-trieb. Sie ist der wichtigste Zwischenspeicher zwi-schen den Wasserwerken im Hessischen Riedund den Großräumen Frankfurt, Vordertaunus,Main-Taunus, Wiesbaden und Rheingau-Taunus.Täglich fließen im Durchschnitt 100.000 m³ Trink-wasser von hier zu den Verbrauchern. Die vier Be-hälter der Anlage haben ein Fassungsvermögenvon 40.000 m³ und sind über ein zentrales, liegen-des Verteilerbauwerk miteinander verbunden. Vonhier aus strömte das Wasser früher über eine ohne* Stadtteil von Rüsselsheim

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Redundanz ausgelegte stählerne Saugleitung(Nenndurchmesser DN 1000) zu den Netzpum-pen. Daher waren Schäden an dieser Saugleitungstets mit dem Risiko von Versorgungsengpässenverbunden.Dieser sensible „Flaschenhals“ ist seit März die-ses Jahres beseitigt: Die Behälteranlage wurdemit einer zweiten Saugleitung mit demselbenDurchmesser ausgestattet, um bei Ausfall einerLeitung die Funktion der Anlage sicherzustellen.Die alte und die neue Leitung können voneinanderunabhängig bedient werden, im Normalfall arbei-ten sie parallel.Mit dem Einbau einer zweiten Saugleitung in derDruckerhöhungsanlage Haßloch wurde bereitseine wichtige Verbesserung der Infrastruktur fürdie Versorgung des Ballungsraums erreicht. Einewichtige Voraussetzung auch für die Funktion desgeplanten Parallelabschnitts der Riedleitung. So-bald die Planungsphase abgeschlossen ist, sollendie Ausschreibung und der Bau des Leitungsab-schnitts von Haßloch nach Frankfurt starten. An-schließend ist die Sanierung des alten auf dieserStrecke verlegten Leitungsteilstücks geplant.

Neubau des Wasserwerks AllmendfeldParallel zur Ertüchtigung und zum Ausbau der Lei-tungsinfrastruktur muss die Trinkwassergewin-nung und -beschaffung im Ried gesichert werden.Die Infiltration von aufbereitetem Oberflächen-wasser ist die Voraussetzung, um die Grundwas-serressourcen unabhängig von der natürlichenGrundwasserneubildung nachhaltig zu bewirt-schaften und damit die notwendigen Entnahme-mengen zu sichern.Als Großprojekt auf der Seite der Gewinnungs-anlagen im Hessischen Ried steht der kompletteNeubau des Wasserwerks Allmendfeld auf derAgenda. Auch diese Anlage ist Teil des versor-gungstechnischen Infrastrukturbooms der 1960er-Jahre. Die technischen Planungen für den Neu-bau sind bereits relativ weit fortgeschritten.Die Umsetzung der Ertüchtigung und Modernisie-rung der Infrastruktur wird auf dem derzeitigenPlanungshorizont noch etliche Jahre in Anspruch

nehmen. „Heute betrachten wir einen Investitions-zeitraum bis zum Jahr 2025“, sagt HessenwassersTechnik-Chefin. Manche der genannten Projektewerden diesen Zeitrahmen beanspruchen, anderewerden vielleicht sogar darüber hinausgehen. Al-leine die Genehmigungsverfahren und Ausschrei-bungen dauern Jahre. „Auch die Wasserver-sorgung ist vor den Unwägbarkeiten bei der Um-setzung infrastruktureller Großprojekte im öffent-lichen Raum nicht gefeit“, betont Jreisat.Dies zeigt sich aktuell am Umbau des Wasser-werks Schierstein. Voraussetzung für den Neubaudes Wasserwerks ist der Ausbau des Leitungsver-bunds, um den Trinkwasserbezug aus Mainz alszusätzliches Standbein für die Versorgung Wies-badens zu sichern. Die Trassenplanung für dieneue Leitung von Mainz nach Wiesbaden konntejedoch erst nach einer langwierigen Prüfung allertechnischen, planerischen und wirtschaftlichenBelange abgeschlossen werden, sodass in Kürzeein erster Teilabschnitt der neuen Leitung umge-setzt werden kann. Bereits im letzten Jahr konn-ten dort zwei neue Horizontalbrunnen in Betriebgehen, die Teil des neuen Gewinnungskonzeptessind (siehe Inside-Out 1/2013).

Ein fortwährender Prozess„Die Infrastruktur eines derart großen Regionalver-bunds aktuell zu halten, ist ein fortwährender Pro-zess“, sagt Jreisat. „Dass unsere Versorgungs-struktur vergleichsweise komplex ist und eineVielzahl von Anlagen enthält, macht ihre Erle-digung nicht leichter. Das bisher gute Versor-gungsniveau konnte erreicht werden, da Pla-nungssicherheit für Investitionen in die Versor-gungsinfrastruktur herrschte. Der Erhalt der Ver-sorgungsanlagen und Leitungen erfordert eineVerstetigung der Investitionen vornehmlich in dieNetze und schwerpunktmäßig in einige Wasser-werksanlagen.“ Doch sie ist zuversichtlich, dassHessenwasser den Herausforderungen der Zu-kunft erfolgreich begegnen wird. „Auf der Grund-lage verlässlicher politischer Rahmenbedingungenkönnen wir auch weiterhin die zuverlässige Was-serversorgung der Metropolregion sichern.“

Interaktionder InfrastrukturenUm den Bau einer neuenUmgehungsstraße inLangendiebach zu ermög-lichen, muss ein Teil dersogenannten Kinzig-Leitungan einen anderen Ort verlegtwerden. Das Beispiel zeigt,dass Großbauwerke wieFlughafen oder Straße undSchiene große Auswirkungenauf die Strukturen desTrinkwassernetzes habenkönnen.

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INSIDE . OUT

WASSER . TECHNIK

I/O: Frau Jreisat, was betrachten Sie als Leiterindes Unternehmensbereichs Technik bei Hessen-wasser als die größte Herausforderung?Jreisat: Die größte Herausforderung sehe ich da-rin, die in den kommenden Jahren dringend not-wendigen Infrastrukturprojekte zur Sicherung derTrinkwasserversorgung in dem knappen gegebe-nen finanziellen Rahmen umzusetzen. Der starkeFokus auf einen wirtschaftlichen Betrieb der An-lagen hat zu einem Investitionsstau geführt. Nunmüssen wir große Aufgaben meistern, um für dieZukunft fit zu sein.

I/O: Was muss geschehen, um die Wasserver-sorgung Rhein-Main auf eine solide Basis zu stel-len?Jreisat: In erster Linie müssen die Wasserrechtelangfristig gesichert sein, um Dargebot und Be-darf auch künftig im Gleichgewicht zu halten. Au-

ßerdem müssen wir den Leitungsverbund und dieAnlagen anpassen, damit das Trinkwasser auchbei einer sich ändernden Bedarfsstruktur sicherzu den Bedarfszentren gelangt. Das verlangt un-ter anderem den Bau mehrerer großer Transport-leitungen.

I/O: Welches Infrastrukturprojekt verfolgen Siemit dem meisten Interesse?Jreisat: Die Fertigstellung einer zweiten, redun-danten Riedleitung. Sicherlich gibt es viele inter-essante und wichtige Projekte im Aktionsgebietder Hessenwasser, aber der zuverlässige Trans-port von Trinkwasser aus dem Hessischen Riedhat die größte Tragweite für die Versorgungs-sicherheit des Rhein-Main-Gebiets. Der bevor-stehende Bau der Parallelleitung von Haßlochnach Frankfurt ist hierfür ein ganz wichtigerSchritt.

10 01 . 2014

Drei Fragenan Elisabeth Jreisat

Aus drei mach zweiAnfang Mai dieses Jahres wurde die Grund-wasseraufbereitungsanlage des WasserwerksSchwanheim außer Betrieb genommen. Nunwird das Grundwasser aus den zehn Schwan-heimer Brunnen (rund 3,3 Mio. m³ Rohwasserpro Jahr) über zwei neu verlegte Leitungen in diebenachbarten Wasserwerke Hinkelstein undGoldstein geleitet und gemeinsam mit demGrundwasser der dortigen Brunnen aufbereitet.

Das WasserwerkSchwanheim wurde

im Jahre 1949 errichtet undvon 1955 bis 1957 zu derheute bestehenden Form

ausgebaut. Es erhielt damalseine Aufbereitungsanlage

zur Entfernung vonnatürlicher Kohlensäure und

von Eisen und Mangan.

Für die Maßnahme spricht die übergreifendeKostenbetrachtung. Die dringend notwendigetechnische Erneuerung des WasserwerksSchwanheim wäre einem Neubau gleichgekom-men. Das neue Betriebskonzept ist unter be-triebstechnischen und wirtschaftlichen Aspek-ten die optimale Lösung:Die Kosten für die neuen Verbindungsleitungenzwischen den Wasserwerken betrugen rund2,2 Mio. Euro. Für die Ertüchtigung des Wasser-werks Schwanheim wäre eine mehrfach höhereInvestition erforderlich gewesen. Zudem hätteder Betrieb einer Rohwasseraufbereitung inSchwanheim jährliche Kosten in Höhe von bei-nahe 400.000 Euro mit sich gebracht.Der Zusammenschluss der Brunnenanlagen vonSchwanheim mit den Wasserwerken Hinkelsteinund Goldstein ist eines von vielen Beispielen fürdie Optimierung der Infrastruktur für die Wasser-versorgung der Metropolregion seit der Grün-dung von Hessenwasser.

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INSIDE . OUT01 . 2014

WASSER . ENTSCHEIDER

Wasser hat immer eineemotionale Komponente

Als Hessische Ministerinfür Umwelt, Klimaschutz, Land-wirtschaft und Verbraucher-schutz ist Priska Hinz aufmehreren Ebenen für dasThema Wasser verantwortlich.Welche Pläne sie in Bezugauf das Lebensmittel Nummer 1hat, verriet sie Inside-Outim Interview.

I/O: Der Bundestag unterstützt die Forderung deröffentlichen Petition 37180, kostenlose Wasser-spender in Städten aufzustellen. Was halten Siedavon? Würden Sie dies den hessischen Kommu-nen empfehlen?Hinz: Als für den Verbraucherschutz zuständigeMinisterin liegt mir unsere Gesundheit und dasrichtige und ausreichende Trinken am Herzen. Siewissen sicherlich, dass Sie oft bereits ein Flüssig-keitsdefizit haben, wenn Sie auf das Durstgefühlwarten und erst dann etwas trinken. Als Durstlö-scher ist Trinkwasser bestens geeignet. Kosten-lose Wasserspender sind sicherlich ein guter An-satz, um den Menschen Gelegenheiten zu bieten,regelmäßig und unkompliziert ihren Flüssigkeits-bedarf zu decken. Dabei dürfen wir aber die hy-gienischen Aspekte nicht außer Acht lassen.Das für die Trinkwasserverordnung zuständigeHessische Ministerium für Soziales und Integra-tion hat mir hierzu Folgendes mitgeteilt: Die mög-lichen positiven Aspekte der Grundidee, kosten-lose öffentliche Wasserspender in Städten zuerrichten, werden aus gesundheitlicher Sicht be-stätigt. Als Voraussetzung wird jedoch der ein-wandfreie hygienische Betrieb der Geräte erach-tet. Insbesondere müssen die Geräte entspre-chend konstruiert sein und gewartet werden,

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Hessens Umwelt-ministerin Priska Hinz:„Wenn es um dasTrinkwasser geht,sind die Bürgerinnenund Bürgereinzubinden.“

sodass eine mikrobielle Kontamination des Was-sers nicht zu befürchten ist. Dies betrifft sowohltechnische Voraussetzungen als auch Standort-faktoren. Diese grundsätzlichen Erwägungenmüssen bei der prinzipiell guten Idee auch

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INSIDE . OUT

WASSER . ENTSCHEIDER

vor dem Hintergrund der Finanzierbarkeit abge-wogen werden.

I/O: Trinkwasser ist ein Thema, das bei den Men-schen einen hohen emotionalen Stellenwert hat.Dies hat zuletzt das Engagement der Bevölke-rung bei der Auseinandersetzung um die Pläneder EU-Kommission zu einer Wasserprivatisie-rung gezeigt. Welche Bedeutung hat für Sie die-ses Votum der Bürgerinnen und Bürger für dieöffentliche Wasserversorgung?Hinz: Ich freue mich, wenn sich die Bürgerinnenund Bürger für ihr Trinkwasser interessieren.Wenn sie wissen wollen, wo es herkommt, wer es

ihnen liefert und wie es ge-schützt werden kann. Wasserhat für uns Menschen immerauch eine emotionale Kompo-nente. Der Erwägungsgrund derWasserrahmenrichtlinie, dass„Wasser ein ererbtes Gut undkeine Handelsware ist“ be-

schreibt dies zutreffend. Die große Anzahl derje-nigen, die sich an der Diskussion zu den Plänender Kommission beteiligt haben, verdeutlicht dievielfältige Betroffenheit und dass die Entschei-dung, wie die Wasserversorgung organisiert wer-den soll, auf der lokalen Ebene getroffen werdenmuss. In diesen Entscheidungsprozess sind dieBürgerinnen und Bürger einzubinden und bei derEntscheidung mitzunehmen.

I/O: Seit der Übernahme des Umweltressorts hatder Klimaschutz in Ihrem Haus an Bedeutung ge-wonnen. Wie bewerten Sie die Folgen des Klima-wandels für die Wasserversorgung in Hessen?Hinz: Die Hessenwasser hat ja gemeinsam mitdem Hessischen Landesamt für Umwelt undGeologie und dem Ing.-Büro Brandt-Gerdes-Sitz-mann in einem durch das Bundesforschungsmi-nisterium geförderten Verbundprojekt die Auswir-kungen von Klimatrends und Extremwetter aufdas Grundwasser für das Hessische Ried undden angrenzenden Odenwald ermittelt und be-wertet. Ihre Ergebnisse leisten einen entscheiden-den Beitrag dazu, dass wir eine gute Grundlagedafür haben, mit welchen Veränderungen wir imHessischen Ried rechnen müssen und wie sichdies auf die Sicherstellung der Wasserversorgungim Ballungsraum Rhein-Main auswirken wird.Derzeit deuten die Ergebnisse der Klimaprojek-tionen darauf hin, dass wir wärmere und nieder-schlagsärmere Sommer haben werden und derSpitzenwasserbedarf ansteigen wird. Allerdingswird der mittlere Wasserbedarf stärker von derdemografischen Entwicklung als vom Klimawan-del beeinflusst werden. Ich gehe davon aus, dassdie Wasserversorgung in Hessen auch künftiggesichert sein wird. Allerdings kann beispielswei-se lokal die verringerte Ergiebigkeit von Quellenzu Einschränkungen bei der Versorgung führen.Außerdem werden wir nicht ganz ohne Anpas-sungen auskommen.

12 01 . 2014

„Investitionen müssen sichim Wasserpreiswiderspiegeln dürfen.“

Priska Hinz «

V I T A

Priska Hinz wurde 1959 in Diez an der Lahn gebo-ren. Sie ist verheiratet und hat zwei Söhne. Ihreberufliche Laufbahn begann sie als Erzieherin.1980 trat sie in die Partei DIE GRÜNEN ein. Sie hat-te ab 1985 diverse politische Ämter inne, unteranderem war sie in den Jahren 1998 und 1999Hessische Staatsministerin für Umwelt, Energie,Jugend, Familie und Gesundheit sowie 2011 bis2014 Mitglied des Deutschen Bundestages.Seit dem 18. Januar dieses Jahres ist sie HessischeMinisterin für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaftund Verbraucherschutz.

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INSIDE . OUT

Neben den No-Regret-Maßnahmen, d.h. Maßnah-men, die einen umweltpolitischen und wirtschaft-lichen Nutzen für die Gesellschaft ergeben, unab-hängig vom Ausmaß der Klimaänderung, kommenbeispielsweise der Ausbau von Speichern, Ver-teilnetzen oder auch Verbundlösungen in Frage.Übrigens wird auch der landwirtschaftliche Be-regnungsbedarf als Folge trockenerer Sommerund verlängerter Vegetationsperioden tendenziellansteigen. Auch dort werden Anpassungen erfor-derlich sein, die aber nicht nur von der Änderungdes Klimas bestimmt werden, sondern auch da-von, was dort zukünftig angebaut wird.

I/O: Der Gewässerschutz sowie die Grundwas-sersituation im Hessischen Ried haben im Koaliti-onsvertrag ausdrücklich Erwähnung gefunden.Im Hessischen Ried haben wir eine enge räumli-che Verzahnung von Land- und Forstwirtschaft,Siedlungsinfrastruktur und der Wassergewin-nung. Wie verstehen Sie Ihre Rolle bei den Nut-zungskonflikten, die sich daraus ergeben?Hinz: Ich freue mich, dass Sie den Koalitionsver-trag zitieren. Wir haben dort den umfassendenSchutz aller Gewässer und des Grundwassers alsein wichtiges Anliegen der Koalition verankert.Ein zentrales Instrument, das auch im Koalitions-vertrag zitiert wird, ist die Umsetzung der europä-ischen Wasserrahmenrichtlinie. Mit der in denzwischenzeitlich vier Kooperationsräumen Südli-ches Ried, Riedsande, Nördliches Ried undBergstraße angebotenen, umfassenden und frei-willigen Beratung für die Landwirte zur Verringe-rung von Nitrateinträgen in das Grundwasser leis-ten wir einen entscheidenden aktiven Beitrag fürden Gewässerschutz.Mit der Einrichtung des Runden Tischs wurdeeine Beteiligungsplattform geschaffen, die für ei-nen Teil des Hessischen Rieds die Erarbeitungvon Möglichkeiten zur Verbesserung der Grund-wassersituation im Hessischen Ried im Hinblickauf eine für alle Seiten tragfähige Lösung disku-tiert. Ein besonderer Fokus des Runden Tischesliegt auch darauf, die Belange des Naturschutzesin jede Lösung der Wasserproblematik einzube-ziehen. Wir begleiten und unterstützen diesenProzess und sehen es auch als unsere Pflicht an,an einer Umsetzung der Ergebnisse mitzuwirken.

I/O: Für einen ganzheitlichen Ressourcenschutzund eine ökologisch verträgliche und nachhaltigeWassergewinnung bedarf es ausgewogener undauskömmlicher Finanzierungsinstrumente. Wel-che Gestaltungsmöglichkeiten sehen Sie dazu?Hinz: Das Land Hessen hat in Zusammenarbeitmit der Arbeitsgemeinschaft Wasserversorgung

Rhein-Main (WRM) sowie den Wasserversorgernbereits umfangreiche Maßnahmen ergriffen, dieüberörtliche Wasserversorgung im BallungsraumRhein-Main umweltverträglich zu entwickeln, zubewerten und fortzuentwickeln.Die Wasserversorgung ist grund-sätzlich als gesichert anzusehen,allerdings kann insbesondere inTrockenjahren und beim Ausfallvon Transportleitungen nicht aus-geschlossen werden, dass derTrinkwasserbedarf in einzelnenTeilräumen des Leitungsverbundes vorüberge-hend nicht gedeckt werden kann. Um die Wahr-scheinlichkeit eines solchen Ausfalls weiter zureduzieren, sind notwendigerweise Optimierun-gen vorzusehen, die die Sicherstellung der über-örtlichen Wasserversorgung weiter verbessern.Für die Umsetzung und Finanzierung sind dieWasserversorgungsunternehmen als Träger dertechnischen Infrastrukturprojekte bzw. die Kom-munen als Verantwortliche für die Sicherstellungder öffentlichen Wasserversorgung zuständig.Selbstverständlich müssen sich diese Investitio-nen im Wasserpreis widerspiegeln.

1301 . 2014

Priska Hinz zum Thema Nitrat im Trinkwasser: „Mit derfreiwilligen Beratung für die Landwirte zur Verringerungvon Nitrateinträgen in das Grundwasser leisten wir einenentscheidenden Beitrag für den Gewässerschutz.“

„Die Wasserversorgungwird in Hessen auchkünftig gesichert sein.“

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INSIDE . OUT

WASSER .KOOPERATION

Trinkwasserfür die Opel-StadtRüsselsheim blickt auf eine lange Tradition in der öffentlichenWasserversorgung zurück. Heute ist es die WasserversorgungRüsselsheim GmbH, ein modernes, kundenorientiertes Versor-gungsunternehmen, die für die örtliche Wasserversorgung sorgt.

Rüsselsheim hat Industrietradition. Nicht um-sonst führt die „Route der Industriekultur Rhein-Main“ durch den Geburtsort des FirmengründersAdam Opel. Auch in Sachen Wasserversorgungverbindet die Stadt Rüsselsheim Tradition undtechnische Kompetenz, ohne je ein eigenes Was-serwerk betrieben zu haben.

Wasserversorgung auf zwei WegenBereits seit 1929 bezieht die Stadt Trinkwasservom „Hof Schönau“, einem Wasserwerk der StadtMainz. Erst zehn Jahre später wurden die Stadt-werke Rüsselsheim gegründet, deren 75-jährigesJubiläum das Unternehmen in diesem Jahr miteiner Festschrift würdigt. In den Zeiten des Wirt-schaftswunders wurden die Bezugsmengen ausdem Mainzer Wasserwerk langsam knapp. „DerPro-Kopf-Verbrauch und die Einwohnerzahlenstiegen, und die Bezugsmengen aus Mainz reich-ten in den 60er-Jahren nicht mehr aus“, erläutertHans-Peter Scheerer, Geschäftsführer der Stadt-werke Rüsselsheim GmbH sowie der 2001 ge-gründeten Wasserversorgung RüsselsheimGmbH. Waschmaschine und Badezimmer wur-

den zur Selbstverständlichkeit und der Pro-Kopf-Konsum an Trinkwasser stieg von 75 l/d im Jahr1960 binnen eines Jahrzehnts auf etwa 140 l/d.Mit Fertigstellung der Riedleitung im Jahr 1967wurden die Stadtwerke Rüsselsheim einer derersten Kunden der Riedwerke Kreis Groß-Gerau.Seitdem fließen jährlich etwa 1 bis 1,3 Mio. m³Trinkwasser aus dem Hessischen Ried in dieOpel-Stadt. Aber auch in Rüsselsheim hat derWasserbedarf entgegen den Prognosen der 70er-Jahre in den letzten Jahrzehnten erheblich abge-nommen. Heute hat die Stadt insgesamt einenJahresbedarf von rund 3 Mio. Kubikmeter. Knappdie Hälfte davon liefert Hessenwasser. Die Hälfteist hier übrigens nicht nur mengenmäßig, sondernauch räumlich zu verstehen, denn das Wasser-netz der Stadt ist geteilt. Daher fließt zum Beispielin den Häusern auf der Ostseite der Adam-Opel-Straße Hessenwasser aus dem Hahn, die Gebäu-de gegenüber werden mit Mainzer Wasser ver-sorgt. Schieber im Rohrnetz ermöglichen es, dieNetzbereiche bei Lieferengpässen oder bei Re-paraturen zu verbinden und eine Vollversorgungaus nur einer „Quelle“ sicherzustellen.

14 01 . 2014

Hans-Peter Scheerer,Chef der Stadtwerke und

der WasserversorgungRüsselsheim: „Mit unserem

Systempreis habenwir Kostentransparenz

geschaffen.“

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Die magische ZweiDie Zahl Zwei steht nicht nur für die Zahl der Lie-ferverträge, sie hat auch in anderer Hinsicht Be-deutung: für die Leckagerate. Gerade einmal 2 %des Trinkwassers gehen im Rüsselsheimer Netzverloren; im Bundesdurchschnitt ist es mehr alsdreimal so viel. Wer nun vermutet, dies liege anvielen neuen Leitungen im Verteilnetz, irrt. „GutePflege“, sagt Scheerer lakonisch, liefert die Erklä-rung aber gleich nach: „Wenn wir die Leckagerateniedrig halten, vermeiden wir Ressourcenver-schwendung und halten die Schäden und Folge-kosten durch Rohrbrüche niedrig.“ Das rechnesich, versichert der Chef der Stadtwerke. Er freutsich, dass die Wassersparte nicht privatisiertwurde und er die Kosten spartenübergreifend imBlick hat. „Das erleichtert Argumentationen undInvestitionen.“

D A S R Ü S S E L S H E I M E RW A S S E R N E T Z

Die Wasserversorgung Rüsselsheim GmbH betreut einNetz von 199 km an Haupt- und 121 km an Anschluss-leitungen. Sie versorgt über 10.700 HausanschlüsseIndustrie- und Gewerbekunden sowie die etwa 60.000Rüsselsheimer Einwohner mit Trinkwasser.Jährlich bezieht die Stadt rund 3 Mio. m³ Wasser. Lie-feranten sind je etwa zur Hälfte das Wasserwerk HofSchönau der Stadtwerke Mainz und die Wasserwerkeim Hessischen Ried der Hessenwasser. Das Verteilnetzist geteilt, als Trennungslinie kann die Adam-Opel-Straße gelten, die die Stadt von Nord nach Süd durch-zieht. Das Wasser hat eine Härte von etwa 14° bis21° dH in den von Hessenwasser versorgten, östlichenGebieten und über 24° dH im Westen der Stadt.

WasserbotschafterInnenund Stadtwerke-Chef imEinsatz. Auf verschiedeneArten vermitteln dieStadtwerke Rüsselsheim,wie gesund und gut ihrTrinkwasser ist, unteranderem durch Informa-tionskampagnen undVerköstigungen.

Gute Leitung zum EndkundenEine gute Leitung zu den Endverbrauchern pflegtRüsselsheim im doppelten Wortsinn. Zum einenstehen Hausanschlüsse im Rahmen der zustands-orientierten Instandhaltung ganz oben auf der To-do-Liste. Ebenso pflegen die Stadtwerke denKontakt zu den Endkunden und rücken Nachhal-tigkeit und Qualität des Trinkwassers in den Mit-telpunkt. Vier Wasserbotschafter erläutern denBürgern die Vorteile des Trinkwasser-Genusses.Falls beim Kunden Fragen zur Trinkwasserqualitätaufkommen, verweist das Serviceteam der Stadt-werke in schwierigen Fällen auch an das Labor derHessenwasser. „Wir pflegen seit Anfang an eineenge Partnerschaft mit der Hessenwasser undvertrauen auf die Kompetenz von Dr. Huschensund seinem Team vom Zentrallabor“, sagt Schee-rer.

Transparente Preispolitik kommt anDie Bürgernähe der Wasserversorgung Rüssels-heim spiegelt sich auch in einem anderen Sach-verhalt wider: Dank guter medialer Vorbereitunggelang die Einführung eines neues Preismodellsfür das Trinkwasser im vorigen Jahr problemlos.Der Wasserpreis setzt sich nun aus drei Kompo-nenten zusammen: dem Zählerpreis, dem ver-brauchsabhängigen Abgabepreis und dem neueingeführten Systempreis. Der Systempreis ist aufden Hausanschluss bezogen. In Summe über alle10.700 Anschlüsse führt er zu Mehreinnahmen vonca. 300.000 €/a. „Dieser Betrag wird ausschließ-lich für die Sanierung und Erneuerung des Was-sernetzes verwendet“, be-richtet Scheerer. Mit demSystempreis sollen derbisherige Investitionsstaunun beseitigt und das Netzmodernisiert werden.

15INSIDE . OUT01 . 2014

Weitere Informationen unter:http://www.stadtwerke-ruesselsheim.de/wasserbotschafteroder via QR-Code unter:

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INSIDE . OUT

WASSER .WISSEN

Wald und Wasser im EinklangWald und Wasser. Das klingt harmonisch – und ist es im Fall desFrankfurter Stadtwalds auch. Zu verdanken ist das unter anderemder bewährten Zusammenarbeit des StadtForsts mit Hessenwasser.

16 01 . 2014

V I T A

Dr. Tina Baumann (36) wurde in Heidenheim an der Brenzgeboren. Schon seit ihrer Kindheit ist sie eng mit der Naturverbunden.Durch das Studium der Forstwissenschaft an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg schuf sie die Basis, ihrePassion für den Wald zur Profession zu machen. Nach demReferendariat und der daran anschließenden Promotion imJahr 2008 am Freiburger Institut für Forstbenutzung undForstliche Arbeitswissenschaft zog sie nach Frankfurt amMain und trat beim StadtForst die Stelle als stellvertreten-de Abteilungsleiterin an.Seit November 2013 leitet sie die Abteilung StadtForst imGrünflächenamt. Zu ihrem Zuständigkeitsbereich gehörenunter anderem die Pflege und Bewirtschaftung des Stadt-waldes, der Holzeinschlag und Holzverkauf, Jagd und Na-turschutz sowie das Erschließen des Waldes zur Erholung.

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nWenn Dr. Tina Baumann durch den FrankfurterStadtwald streift, dient das der Erholung. Aller-dings nicht ihrer eigenen, sondern der von Millio-nen Menschen aus dem Ballungsraum, die sichhier entspannen. Für Baumann als Leiterin derAbteilung StadtForst des Grünflächenamtes istdie grüne Lunge Frankfurts ihr beruflicher Wir-kungsbereich. Etwa die Hälfte ihrer Arbeitszeitverbringt sie außerhalb des Büros, um den Baum-bestand zu begutachten, sich mit Forstwirten zubesprechen oder Aufklärungsarbeit zu betreiben.Frankfurts Förster sind nahbar. Gespräche mitden Bürgern – ob auf Veranstaltungen oder beizufälligen Begegnungen im Wald – gehören zumAlltag. Dabei gehe es auch um das Thema Was-ser, sagt Baumann. „Ich werde oft auf Messstel-len, Infiltrationsanlagen und Bauten von Hessen-wasser angesprochen und verblüffe so manchenFragesteller, wenn ich die Bedeutung der teilwei-se hübschen, alten Gebäude für die Wasserver-sorgung erkläre.“

Traditionsreiche ZusammenarbeitGemessen an dem Alter einer kräftigen Stieleiche– sie wird bis zu 1.000 Jahre alt – ist die Wasser-gewinnung im Frankfurter Stadtwald jung: SeitEnde des 19. Jahrhunderts arbeiten hier Brunnen-anlagen, um Wasser für das größte Ballungsge-biet Hessens bereitzustellen. Aus der Perspektiveder öffentlichen Wasserversorgung hingegen istes bereits eine lange Geschichte, an deren Anfangein Zufall stand: 1884 erkannte William HeerleinLindley bei den Ausbauarbeiten für die am Maingelegene Kläranlage, dass sich Grundwasserströ-

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INSIDE . OUT

me durch den Untergrund des Stadtwalds ziehen.Durch das im Folgejahr gebaute Pumpwerk„Forsthaus“ wurden die ersten Mengen für Frank-furt nutzbar. Kurz darauf gingen die Werke „Gold-stein“ und „Hinkelstein“ in Betrieb. Sie sind heutenoch Stützen der lokalen Wasserversorgung.Seit dem Bau der ersten Wassergewinnungsanla-gen hat sich viel getan, daher sind der StadtForstund Hessenwasser in einem intensiven Dialog.Erst jüngst fanden Leitungsverlegungen im Be-reich des Wasserwerks Schwanheim statt, umdas Rohwasser mit Hilfe neuer Leitungen zu denAufbereitungsanlagen der benachbarten WerkeHinkelstein und Goldstein zu führen. „Für dasProjekt mussten umfangreiche Arbeiten im Walddurchgeführt werden“, berichtet Baumann. Dafürist genauso die Genehmigung der Forstverwal-tung erforderlich wie für die alltäglichen Arbeitender Hessenwasser im Wald.

Grundwasseranreicherung schützt BaumbestandIn der Abteilung StadtForst wissen die Mitarbei-ter, dass Hessenwasser schonend mit dem Waldumgeht. Dafür sprechen nicht nur die möglichstgeringen Eingriffe in die Natur. Auch die Infiltrati-on von aufbereitetem Mainwasser ist ein Zeichenfür den verantwortungsvollen Umgang mit Res-sourcen. Seit über 50 Jahren ist die Mainwasser-aufbereitung in Betrieb, um den Grundwasser-stand im Stadtwald zu stützen. „Das kommt demBaumbestand zugute“, sagt Baumann, „denn sokann der Grundwasserspiegel auch in trockenenJahren höher gehalten werden.“Aufgrund der teils trockenen Sandböden imStadtwald und der hohen Jahresdurchschnitts-temperaturen im Rhein-Main-Gebiet ist die Was-serversorgung für die Bäume hier besonderswichtig. Umgekehrt ist der Forst dem Wassernützlich, sagt die Abteilungsleiterin: „Der Waldbo-den wirkt als Filter und sorgt für sehr sauberesGrundwasser.“ Überhaupt hätten Waldwirtschaftund Wasserwirtschaft viele gemeinsame Interes-sen – und das nicht nur in Bezug auf eine nach-haltige Grundwasserbewirtschaftung. Zum Bei-

spiel gehe das Thema Ressourcenschutz beideParteien an. „Wir treten beide für die Vermeidungvon Verunreinigungen ein.“ Sogar die Art der Öf-fentlichkeitsarbeit ähnelt sich: Hier wie dort istAufklärung erforderlich, um den Bürgern die Re-levanz von Wald und Wasser sowie die Maßnah-men zu deren Schutz zu verdeutlichen.

StadtForst nimmt viele Interessen wahrFür die Oberförsterin bedeutet Öffentlichkeitsar-beit auch, mit Vorurteilen aufzuräumen. „Viele ha-ben das romantische Bild eines in Loden gekleide-ten Försters auf der Jagd vor Augen, wenn sie anunseren Berufstand denken.“ Die Aufgaben des50-köpfigen StadtForst-Teams sind jedoch sehrvielschichtig. Die Bewirtschaftung des Waldesdurch Holzvermarktung und gezielte Pflanzungengehören zum Beispiel dazu. Eine Dienstleis-tung, die der StadtForst auch für den Hessenwas-ser-Wald in Hattersheim erbringt. Dabei wird – wieim Stadtwald – auf Strukturreichtum geachtet.Das schlägt sich in einer ausgewogenen Mischungvon Nadel- (40 %) und Laubbäumen (60 %) nieder.Die schnell wachsenden Nadelbäume ermög-lichen eine erfolgreiche Holzwirtschaft, die Laub-bäume wiederum lassen mehr Regenwasser insErdreich gelangen. Zudem bietet der Mischwaldseinen Besuchern ein abwechslungsreiches Bildund schafft Lebensraum für unzählige Pflanzen-und Tierarten. Den Lebewesen zuliebe wird außer-dem Totholz im Wald gelassen. Es ist für Waldkauzund Siebenschläfer, Specht und Marder sowieviele Pilze und Insekten unentbehrlich.„Wir betreiben eine integrierte Waldwirtschaft.Das bedeutet, dass alle Flächen gleichzeitig derErholung dienen, zur Holzgewinnung beitragenund Lebensraum für viele Arten darstellen.“ Die-ser Ansatz sei für Hessen typisch, sagt sie. Den-noch gibt es im Vergleich zu anderen Wäldern imdrittgrößten Stadtwald Deutschlands ein paarDinge, die sich unterscheiden: „Am Wochenendewird im Stadtwald nicht im Holzeinschlag gear-beitet. Dann sollen die Frankfurter sich hier unge-stört erholen dürfen.“

1701 . 2014

links: Eingang zu einemStollen, der zur historischenWassergewinnungsanlageHinkelstein gehört.Das benachbarte, moderneWasserwerk dient auchheute noch derWassergewinnung.

Mitte: Mehrere HundertJahre können dieseRotbuchen werden. Im„Oberwald“ ermöglichendie Wasser- und Boden-verhältnisse ein gutesWachstum der bis zu50 Meter hohen Riesen.

rechts: In dem unterWilliam Heerlein Lindley inden Jahren 1892 bis 1894errichteten Zentralbaudes Wasserwerks Hinkelsteinförderten Pumpenfrüher Grundwasser aus15 Meter Tiefe.

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INSIDE . OUT18 01 . 2014

Wasserwirtschaft ist mehrWasser als Wirtschaft

„Wasser ist Leben“ – Was bedeutet das für die Praxis?Elisabeth Amrein beleuchtet die verschiedenen Aspekteder Wasserversorgung und ihre essenzielle Bedeutung fürMensch und Natur.

WASSER .RESSOURCEN

„Wasser ist das Lebensmittel Nummer 1“ und„Wasser ist Leben“ – diese Feststellungen sindüberall zu lesen, diese Einsichten sind gesamtge-sellschaftlicher Konsens. Doch was heißt das inder Praxis? Was heißt das für politische Alltags-entscheidungen? „Wasser ist Zivilisation“ könnteman als Erkenntnis anfügen. Bis heute werden dieRömer für ihre zivilisatorische Kraft bewundertund ihre versorgungstechnischen Bauwerke, wieWasserleitungen und Aquädukte oder auch ihreimposanten Bäder, werden bestaunt.Im Mittelalter hingegen bröckelten die Bauwerkenur vor sich hin, denn die Bedeutung der öffent-lichen Wasserversorgung und das Wissen um dieTechnik waren verloren gegangen. Der mittel-alterliche Mensch kam mit ein bis zwei EimernWasser am Tag aus, eine Menge, die zu römi-schen Zeiten in wenigen Minuten bewegt und ge-

nutzt wurde. Die hinlänglich bekannten Seuchenund Krankheiten des Mittelalters hatten nicht sel-ten mit mangelhafter Wasserversorgung und Ab-wasserentsorgung zu tun.

Wasserversorgung ist in vielen Ländern ein ProblemDie Weltgeschichte zeigt, wie viele Völker wegenWassermangels ausgestorben sind, und unzäh-lige Dorfgemeinschaften mussten sich ein ande-res Lebensumfeld suchen. Leider gehört diesesPhänomen nicht der Vergangenheit an. In diesemMoment leiden Menschen in empörendem Aus-maß auf der Südhalbkugel dieser Erde unter Was-sermangel, nicht zuletzt tatkräftig unterstütztdurch global auftretende Privat- und Staatskon-zerne, die rücksichtslos Ausbeutung betreiben.Wasser ist Leben und Zivilisation und keinLebensmittel wie jedes andere. Wasser und Was-

Wasserwerk Schierstein:Wassergewinnung im

Einklang mit der Natur.

Elisabeth Amrein ist seitNovember 2013 im BereichUnternehmensentwicklung

bei Hessenwasser tätig.Die studierte Soziologinund Kulturanthropologinverfügt über langjährigeErfahrungen in Umwelt-

politik und Politikver-mittlung und ist bestens

im Rhein-Main-Gebietvernetzt.

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INSIDE . OUT 1901 . 2014

serversorgung ist überall ein Thema. Deutsch-landweit kann kaum eine Eisenbahntrasse, keineStraße, kein Baugebiet entstehen, ohne dassnicht die Wasserversorgung betroffen ist. Sei eswegen Leitungen, die gequert oder verlegt wer-den müssen, sei es wegen Schadstoffen, die indas Grundwasser gelangen könnten, oder wegenunzähliger weiterer Gründe.Nicht umsonst bestehen inzwischen Bürgerinitia-tiven wie „right2water“ darauf, das Wasser in deröffentlichen Hand zu belassen. Sie wehren sichentschieden gegen Privatisierung und dagegen,Wasser nur als Ressource für Profite zu verscher-beln. Denn bei der Wasserversorgung geht es umviel mehr als das.Im Wasserhaushaltsgesetz des Bundes heißt esin §1: „Zweck dieses Gesetzes ist es, durch einenachhaltige Gewässerbewirtschaftung die Ge-wässer als Bestandteil des Naturhaushaltes, alsLebensgrundlage des Menschen, als Lebens-raum für Tiere und Pflanzen sowie als nutzbaresGut zu schützen“ sowie in §6 (1) „Die Gewässersind nachhaltig zu bewirtschaften, insbesonderemit dem Ziel, … bestehende oder zukünftige Nut-zungsmöglichkeiten insbesondere für die öffentli-che Wasserversorgung zu erhalten oder zu schaf-fen“. Überlegungen und Anforderungen in Bezugauf Umwelt- und Naturschutz prägen auch denAlltag der Wasserversorgung und zeigen die engeVerzahnung von Wasserversorgung und Umwelt.Bund, Land, Kommune und die von ihr beauftrag-ten Wasserversorger haben die gemeinsame Auf-gabe, sowohl nachhaltig und ökologisch zu wirt-schaften als auch die Versorgung mit sauberemTrinkwasser sicherzustellen.Leider gibt es über diese existenzielle Aufgabeund ihre Durchführung dennoch viel zu wenig öf-fentliche Auseinandersetzung. Es wird darübergesprochen, welche Güte das Trinkwasser habenmuss, und es wird darüber polemisiert, wie teuerWasser sein darf. Aber die Flächenwirkung, dieBandbreite der mit Wasserversorgung zusam-menhängenden Sachverhalte fallen dabei allzuoft unter den Tisch.Die Trinkwasserversorgung hat nach HessischemWassergesetz ausdrücklich Vorrang vor allen an-deren Nutzungen des Grundwassers. Sie ist einelandesplanerische Aufgabe und gehört – vomGrundgesetz garantiert – als Leistung der Da-seinsvorsorge in die öffentliche Hand der Kom-mune.Die Erhaltung unserer Wasservorkommen und diesorgsame Bewirtschaftung des Naturraums imSpagat zwischen ökologischem Auftrag und Ver-sorgungssicherheit müssen wieder verstärkt auchüber das bürgerschaftliche Engagement hinaus

in das Blickfeld öffentlichen und politischen Han-delns gelangen und darüber hinaus uns allen et-was wert sein.Wasserversorgung ist und bleibt eine öffentlicheAufgabe, woraus folgt, dass sowohl die Entschei-dungsmacht über das Bewirtschaften von Was-ser als auch die Finanzierung öffentlich zu vertre-ten und zu bewerkstelligen sind.

Verschiedene Wege zur FinanzierungEs gibt drei Wege sicherzustellen, dass die staat-lichen Stellen und die im öffentlichen Auftrag han-delnden Wasserversorger ihrer gesetzlich veran-kerten Aufgabe verantwortungsvoll nachkommenkönnen. Die Kosten dafür, dass auch in Zukunftnoch sauberes und ökologisch nachhaltig erwirt-schaftetes Wasser aus der Leitung kommt, kön-nen über eine Wasserabgabe, über Steuern oderüber eine Einpreisung der ökologischen Aufga-ben zusätzlich zu den reinen Kosten der Versor-gung in den Wasserpreisen/Wassergebühren ge-deckt werden.Die Mehrheit aller Bundesländerhat eine Wasserabgabe, um dieKosten für eine nachhaltige Wasser-bewirtschaftung zu decken. Diesehat den großen Vorteil, dass nebeneiner öffentlichen Finanzierungauch eine Steuerungsfunktion ein-tritt, die das Bewusstsein für dieRessource Wasser schärft, daöffentlich nachvollziehbar ist, wofürGeld eingesetzt wurde.Bei einer steuerlichen Finanzierungfehlt die öffentliche Steuerungswir-kung und Bewusstseinsbildung undbei einer einfachen Einpreisung in den – nur dieaktuelle Versorgung umfassenden – Wasserpreisfehlt zu sehr die politisch steuernde und demo-kratische Einflussnahme und Kontrolle über dieeingesetzten Mittel.Für welchen Weg auch immer man sich entschei-det, es darf nicht vergessen werden, dass an derexistenziellsten Ressource, die wir haben, nichtgespart werden darf, das Wasser weit mehr alsein Handelsgut ist und in seiner allumfassendenBedeutung unbedingt zu schützen und nicht ausder Hand zu geben ist. Damit den nachfolgendenGenerationen nicht das Gleiche passiert wie un-seren mittelalterlichen Vorfahren und wir einesTages vor Wassertürmen, Leitungen und Wasser-werken stehen und uns fragen, wofür die wohl gutwaren, dürfen wir das erstens nicht vergessen undzweitens nicht aus Kurzsicht und mangelndemWissen die Tragweite dieser Ressource unter-schätzen und die Kontrolle darüber abgeben.

Infiltrationsgraben zurGrundwasseranreicherung.

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INSIDE . OUT

Weniger Dünger, mehr ErtragPrecision Farming erlaubt es, Pflanzen bedarfsgerecht zuernähren und den Nitrateintrag ins Grundwasser zu minimieren.Beim „Feldtag“ des Wasserverbands HessischesRied im Mai lernten Landwirte die Vorteile dersensorgestützten Düngung kennen.

Die Zeiten, alsder Landmannübers Feldschritt und denDünger nachAugenmaß vonHand verteilte,sind hierzulan-de passé. Wiein vielen Berei-

chen der Landwirtschaft hat sich auch dafür mo-derne Technik etabliert. Heutzutage ist es zumBeispiel gängig, die Düngermenge anhand vonBodenuntersuchungen oder mit handgeführtenChlorophyll-Messgeräten zu bestimmen und dieerrechnete Menge maschinell auszubringen. Al-lerdings stützt sich diese Methode auf Durch-schnittswerte der Fläche. „Die für das HessischeRied typischen kleinräumigen Variationen der Bo-denart, des lokalen Wasserhaltevermögens unddie resultierenden Entwicklungsstände der Pflan-zen bleiben so unberücksichtigt“, sagt Frank Ba-resch. „Hier kann Hightech helfen.“Baresch ist einer der landwirtschaftlichen Beraterder Hessenwasser und kennt die Probleme desAckerbaus nicht nur aus dem Studium der Land-wirtschaft, sondern auch aus eigener Praxis. Ge-

meinsam mit Dr. Meike Beier, Judith Grimm, Re-bekka Schaupmeier und Matthias Schwaigersetzt er sich im Beratungsteam der Hessenwas-ser dafür ein, die Interessen der Landwirtschaftund der Wasserwirtschaft „unter einen Hut“ zubringen: Hessenwasser führt für den Wasserver-band Hessisches Ried (WHR) im Auftrag des Re-gierungspräsidiums Darmstadt die landwirt-schaftliche Beratung zur Umsetzung der Wasser-rahmenrichtlinie im Hessischen Ried durch. Kon-kret heißt das, zusammen mit den LandwirtenLösungen für einen besseren Grundwasserschutzumzusetzen, und zwar möglichst ohne Einbußenbei Ernte oder Umsatz.

So viel wie nötig, so wenig wie möglichMeistens geht es bei der Beratung um die Dün-gung. Während die Bauern mit Hilfe des Düngersdie Erträge sicherstellen möchten, um Lieferver-pflichtungen nachzukommen, ist aus Sicht desGrundwasserschutzes ein Nitrateintrag in dasGrundwasser zu vermeiden. Dazu kommt es,wenn der ausgebrachte Stickstoff nicht von denPflanzen aufgenommen oder vom Boden in Re-aktionsprodukte umgewandelt werden kann. EineOptimierung der Düngung ist daher das gemein-same Ziel von Landwirten und Beratung.

20 01 . 2014

WASSER .RESSOURCEN

Die landwirt-schaftlichen Berater der

Hessenwasser (v.l.n.r.):Dr. Meike Beier,

Matthias Schwaiger,Rebekka Schaupmeier,

Judith Grimm undFrank Baresch

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WASSER .RESSOURCEN

Hohe Akzeptanz der InfotageDie Erfahrungen in Südhessen zeigen, dass ein„so viel wie nötig, so wenig wie möglich“ machbarist und zum Erfolg führt. Gemeinsam mit dem Be-ratungsteam erarbeitete, konkrete Düngeemp-fehlungen, erfolgreiche Versuche mit Zwischen-früchten, Zwischenreihenbegrünung auf Spargel-feldern oder Tipps zur Bodenbearbeitung habenbereits gefruchtet. Die Informationsveranstaltun-gen des WHR haben bei den Landwirten einenguten Ruf.Das Precision Farming eröffnet das Potenzial, diePflanzen noch gezielter zu düngen. „Der engli-sche Begriff steht für eine computerunterstützte,teilschlagbezogene Landwirtschaft, die kleinräu-mige Änderungen der Bodeneigenschaften oderdes Pflanzenbestandes berücksichtigt“, erläutertBaresch. Um den Ried-Landwirten die Methodein Theorie und Praxis zu erläutern, hatte der WHRim Mai zu einem „Feldtag“ zur sensorgestütztenDüngung eingeladen. Neben dem Beratungsteamwaren Vertreter der Firmen Claas und Agricon,der Raiffeisen Waren-Zentrale AgrartechnikLorsch und des Landmaschinen-Anbieters Ama-zone in Biblis auf dem Hof von Dirk Müller prä-sent. Müller beteiligt sich an der Umsetzung derWasserrahmenrichtlinie mit Dauerbeobachtungs-flächen sowie als Leitbetrieb. Über 40 Landwirtefolgten der Einladung zum Feldtag. „Woanderswürde eine solche Veranstaltung untergehen, hieraber sind die Landwirte sehr interessiert undkommen vorbei“, zitiert die Zeitung SüdhessenMorgen (Ausgabe vom 22. Mai 2014) HendrikBrügemann von der Claas Vertriebsgesellschaft.

Pflanzenzustand in Echtzeit erkennenIn Vorträgen erläuterten Jens Symannek vonAgricon und Claas-Mitarbeiter Brügemann dieFunktion und Wirkung der sensorgestützten Dün-gung, eines wichtigen Teilgebiets des PrecisionFarming: Auf dem Weg durch die Fahrgasse mes-sen die am Traktor montierten Sensoren das vonden Pflanzen reflektierte Licht und leiten daraus

Informationen zum Wachstum (der Biomasse) desPflanzenbestandes und den Chlorophyllgehaltab. In Echtzeit errechnen die Systeme dann denStickstoffbedarf und steuern die Wiegeeinheitdes Streuers an.Das Verfahren eignet sich unter anderem für Win-tergetreide, Raps, Mais und Kartoffeln. Es rech-net sich für Betriebe ab etwa 100 ha Fläche oderwenn sich mehrere Landwirte zusammentun.Laut Untersuchungen von YARA und Agricon istmit Hilfe des sensorgestützen Düngens eineleichte Ertragssteigerung bei deutlich reduzier-tem Stickstoffeinsatz möglich. Hierdurch kannsich das Betriebsergebnis des Landwirtes ver-bessern. „Eventuell ist es sogar möglich, bei Ein-satz des sensorgestützen Düngens Düngegabeneinzusparen“, ergänzt Baresch. Eine positive Ne-benwirkung der präziseren Düngung ist, dass diePflanzen sich gleichmäßig entwickeln, was zu ei-ner Leistungssteigerung bei der Ernte um bis zu20 % führt. Zudem sind geringfügig höhere Roh-Proteingehalte (ein Qualitätsparameter) möglich.

Demonstration auf dem WeizenfeldBeim Feldtag folgten den Worten Taten: Demons-trationsgelände war eine 8,4 ha große Fläche mitWinterweizen. Landwirt Müller erklärte, das Feldsei oben leichter als unten. Außerdem gebe esKiesnester und nasse Stellen. Wie stark sich dasauf den aktuellen Düngebedarf auswirkt, konntedas Publikum aus der Ferne erkennen. Der denDünger ausbringende Traktor hatte ein Groß-Dis-play montiert. Während der Fahrt auf dem „Demo-Schlag“ zeigte es den aktuell errechneten Bedarfin kg/ha an. Und der schwankte deutlich.„Viele Besucher werden überlegen müssen, obsich die Investition in eine sensorgestützte Dün-gung für sie lohnt“, meint Baresch. „Unabhängigdavon war der Feldtag ein Erfolg. Wir konnten ei-nen neuen Weg aufzeigen, aktiven Grundwasser-schutz ohne Ertragseinbußen zu betreiben. Undwir freuen uns über jeden Einzelnen, der diesenWeg mit uns geht.“

links: Hightech: Diegenormte Busverbindungder Steuerung mit demDüngerstreuer sowie Auto-matikfunktionen machendas Precision Farmingleicht beherrschbar.

rechts: Kurz vor derVorführung der sensor-gestützten Düngungdiskutierten die BesucherFachfragen.

Hat ein Auge für Pflanzen:Sensoren wie diesesClaas-System messen, wiegut die Pflanzen genährtsind. Die Regelung steuertanhand des Messwerts denDüngeraustrag.

INSIDE . OUT 2101 . 2014

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Kooperation statt KonfrontationDas Thema Nitrat im Wasser ist seit Jahrzehnten für eine Schlagzeile gut.Panikmache vor dem „Krebsgift“ auf der einen und Kritik wegen Diffamierung derLandwirte als Brunnenvergifter auf der anderen Seite prägen scheinbar das Bild.Doch in Südhessen setzen sich Wasserversorgung und Landwirtschaft gemeinsamfür den Grundwasserschutz ein, statt Ängste und Feindbilder zu strapazieren.

Aktuell ist das Thema Nitrat imGrundwasser wieder einmalrelativ weit oben auf der Agen-da der Medien. Die Europäi-sche Kommission moniert diemangelhafte Umsetzung derNitrat-Richtlinie aus dem Jahr1991 (!) und droht mit einerKlage vor dem EuGH. Dochdie auch aus Gewässerschutz-sicht erforderliche Überarbei-tung der Düngeverordnungaus dem Jahr 2006 steckt festim Forderungsdschungel derInteressengruppen.In der Tat ist DeutschlandsGrundwasser mancherorts mitNitrat belastet. Derzeit haltenrund 15 Prozent des Grund-wassers die Anforderungender Wasserrahmenrichtliniebzw. der Grundwasserverord-nung von 50 mg/l nicht ein, wiedas Umweltbundesamt (UBA)Ende Juni berichtete. Davonsind auch Trinkwassergewin-nungsgebiete betroffen. Nichtselten muss wegen überhöhterNitratgehalte das Grundwas-ser bei der Gewinnung durchMischung verdünnt oder dasNitrat muss aufwendig durchAufbereitung entfernt werden.Der „Reparaturbetrieb Was-serwerk“ sorgt mit erhöhtemAufwand und Kosten zwar da-für, dass das Trinkwasser denGrenzwert einhält, doch dieAnforderungen der Wasser-rahmenrichtlinie – der qualitativgute Zustand in allen Grund-wasserkörpern – werden aufdiese Weise nicht erfüllt.

Rebecca Foth (links) von „Schnittstelle Boden“ sowie Rebekka Schaup-meier und Frank Baresch vom Beratungsteam der Hessenwasser.

Jenseits der langwierigen abernotwendigen fachlichen undpolitischen Auseinanderset-zung zur Novellierung der Dün-geverordnung auf der Ebeneder Verbände und Interessen-gruppen gilt es aber für dieWasserversorgung auch, inder Praxis tätig zu werden.Denn das Grundwasser hatbekanntlich ein langes Ge-dächtnis und je früher man da-mit anfängt, den Nitrateintragzu minimieren, umso besser.Dass man mit kooperativenAnsätzen in der Praxis Erfolgebeim Gewässerschutz erzielenkann, zeigt das Beispiel derZusammenarbeit zwischenWasserversorgung und Land-wirtschaft im HessischenRied.

In Südhessen setzt man aufKooperationDie hessische Politik setzt aufKonsens statt auf Konfronta-tion, lädt zum Dialog ein undebnet den Weg zu Koopera-tionen. Seit 2012 wird ausLandesmitteln eine für Land-wirte kostenlose gewässer-schutzorientierte Beratungfinanziert. Hessenwasser en-gagiert sich in ausgewähltenTrinkwasserschutzgebietenbereits seit mehr als zehn Jah-ren durch die Düngeberatungund Anlage von Demonstra-tionsversuchen sowie einenintensiven Dialog mit derLandwirtschaft. „Nun ist dieBeratung in das landesweite

Programm zur Umsetzung derWasserrahmenrichtlinie einge-bettet und wird sukzessive aufdas gesamte Hessische Riedausgeweitet“, erläutert Dr.Meike Beier, Projektkoordina-torin im Beratungsteam derHessenwasser im BereichRessourcenschutz. Mit Erfolg:Das Interesse und die positi-ven Erfahrungen der Landwir-te beweisen, dass die Zusam-menarbeit von Landwirtschaftund Wasserversorgung geeig-net ist, die Ressourcen für dieTrinkwasserversorgung derRhein-Main-Region zu schüt-zen.

Dialog statt DiktatDer Erfolg ist sicherlich auchdarin begründet, dass dielandwirtschaftlichen Berate-rinnen und Berater mit Ver-ständnis auf die Landwirte zu-gehen. Einige von ihnen ken-nen den Alltag auf dem Hofaus eigener Erfahrung. Siewissen um die wirtschaftlichen

Zwänge und kennen die Sor-gen der Bauern genau. Ent-sprechend entspannt ist dieAtmosphäre bei Beratungsver-anstaltungen des Hessenwas-ser-Teams wie dem nebenste-hend beschriebenen Feldtag.

Keine Pauschalierung„Wir brauchen eine bedarfsge-rechte Düngung sowie einePalette an Wirkstoffen für denPflanzenschutz. Alles anderewäre kein nachhaltiger Acker-bau“, sagte Joachim Rukwied,Präsident des Deutschen Bau-ernverbandes (DBV) im Junibeim Deutschen Bauerntag inBad Dürkheim. PauschaleObergrenzen in der Düngever-ordnung würden die hohen Er-träge und die erreichte Qualitätbei Gemüse und Brotgetreidegefährden. Argumente, die füreine maßvolle Düngung spre-chen, wie die Landwirte imHessischen Ried sie gemein-sam mit Hessenwasser um-setzen.

INSIDE . OUT22 01 . 2014

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INSIDE . OUT 2301 . 2014

WASSER . WISSEN

Aber bitte mit LeitungswasserViele Deutsche wünschen sich, dass Restaurants und Cafés regulärLeitungswasser anbieten. Laut einer Umfrage sind 83 Prozentder deutschen Gastronomen bereit, dem Wunsch nachzukommen.

Kaffeehausbesitzer aufregen, die seit Neuestemeinen Obolus für Leitungswasser fordern.In England und Wales haben Pub-Betreiber bo-denständigere Gründe, kostenlos Leitungswas-ser anzubieten: Sie sind seit 2010 gesetzlich dazuverpflichtet. Die Regelung soll helfen, den über-mäßigen Alkoholkonsum mit der daraus häufigresultierenden Kriminalität einzudämmen.Wie sich Angebot und Nachfrage sowie derPreis von Leitungswasser hierzulande einpendelnwird, bleibt abzuwarten. Das Forum Trinkwassergeht davon aus, dass auch bei unsTrinkwasser als reguläres Getränkauf der Karte stehen könnte. Dr.Helmut Eiteneyer, Vorsitzenderdes Forums Trinkwasser, ermutigtdie Deutschen, ohne Scheu nachLeitungswasser zu fragen.

Leitungswasser im Restaurant bestellen? InDeutschland scheint der bescheidene Wunschnicht comme il faut. Laut einer von TNS Emniddurchgeführten Umfrage des Forums Trink-wasser e.V. im Jahr 2013 wünschen sich 76 Pro-zent der befragten Deutschen das Angebot vonTrinkwasser im Restaurant, trauen sich abernicht, danach zu fragen. Dabei besteht zu Hem-mungen keinerlei Anlass: Der Verein hat im Feb-ruar dieses Jahres gemeinsam mit TNS Emniduntersucht, ob Deutschlands Gastwirte bereitsind, Trinkwasser auszuschenken. Von den 200Befragten gaben 83 Prozent an, dass sie diesgerne kostenfrei oder gegen einen geringen Preistun würden. Die Mehrheit derer, die auf ausdrück-lichen Wunsch Trinkwasser gratis ausschenken(80 Prozent), gab aber auch an, dass seltener alseinmal in der Woche danach gefragt wird.

Ohne Scheu nach Leitungswasser fragenFür eine kostenlose Wasserverköstigung plädie-ren 52 der befragten Gäste, nur 39 Prozent sindbereit, 50 Cent bis einen Euro pro Liter für diesenService zu zahlen. Das Forum Trinkwasser hältdiese Preisspanne für durchaus angemessen,schließlich handelt es sich um eine Dienstleis-tung, die mit Reinigungs- und Serviceaufwandverbunden ist und in Rechnung gestellt werdendarf.Viele Deutsche kennen es aus Urlauben, dass ih-nen beispielsweise zum Essen in Frankreich eineKaraffe mit Wasser kredenzt wird. Auch in Öster-reich ist man es gewöhnt, dass neben dem gro-ßen Braunen ein Wasserglas steht, das nicht ver-rechnet wird. Für die Wiener gehört es zur Kaffee-hauskultur, die seit 2011 zum immateriellen Kul-turerbe zählt. Die Begründung: „Die Kaffeehäuserseien ein Ort, in dem Zeit und Raum konsumiertwerden, aber nur der Kaffee auf der Rechnungsteht.“ Wen wundert es, dass sich die Wiener miteiner für ihren melancholischen Typus ungewöhn-lichen Vehemenz über mehrere Restaurant- und

Viele Deutsche wünschensich auch zu einem gutenEssen Leitungswasser.

Weitere Informationen zu Trinkwasser alsGetränk unter: https://de-de.facebook.com/trinkwasser.geniessen bzw.via Smartphone über:

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Hessenwasser GmbH & Co. KG . Taunusstraße 100 . 64521 Groß-Gerau/Dornheim . Telefon: +49 69 25490-0 . www.hessenwasser.de

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Hessenwasser.