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Integrative Validation

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Integrative Validation. ….ist die Bereitschaft, die Wirklichkeitssicht eines Menschen mit Demenz anzunehmen, zu verstehen und zu bestätigen. Verständigung zwischen zwei Welten, die nicht kompatibel ist?. - PowerPoint PPT Presentation

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Page 1: Integrative Validation

….ist die Bereitschaft, die Wirklichkeitssicht

eines Menschen mit Demenz anzunehmen, zu verstehen

und zu bestätigen

Page 2: Integrative Validation

Verständigung zwischen zwei Welten, die nicht kompatibel ist?

„Wenn mein Vater nicht mehr über die Brücke zu mir gehen

kann, muss ich bereit sein, zu ihm zu kommen.“

(Arno Geiger in seinem Buch: „Der alte König in seinem Exil“)

Page 3: Integrative Validation

Demenz ist ein Herausfallen aus der Zeit

Schon früh in der Demenz wird das Zeitgitter gestört, das uns Auskunft über zeitgebundene Erinnerungen gibt.

Die Zeitbindung wird aufgehoben und so kann jeder erinnerte Augenblick zur Gegenwart werden.

Ebenso verkürzt sich permanent der Lebensfaden in umgekehrter Reihenfolge, wie er entstanden ist.

Das führt zu einem Leben in der Vergan-genheit, die erneut mit ihren Rollen und Gefühlen wieder aufgeführt wird.

Page 4: Integrative Validation

Gefühle werden nicht vergessenMmD vergessen ihre Geschichten. Ihre Gefühle

bleiben aber trotz der Demenz vollständig erhalten.

Je mehr die Kognition abbaut, umso verschärfter nehmen MmD die Umwelt über ihre Sinne und Emotionen wahr.

Stimmungen, Atmosphäre und Kontaktmomente werden bis zuletzt gespürt und entscheiden mit über Stress oder Geborgenheit.

Page 5: Integrative Validation

Menschen mit Demenz entfallen die Spielregeln unserer Kultur

MmD leben jenseits unserer moralischen und sozialen ÜbereinkünfteSie haben schlicht vergessen:

was Mein oder Dein ist,was sich gehört und was nichtwas richtig oder falsch istwas unschicklich, kränkend oder beschämend istwelche Folgen ihr Handeln haben könnte

MmD haben ein gestörtes Urteilsvermögen und können für ihr Verhalten nicht verantwortlich gemacht werden.

Page 6: Integrative Validation

Menschen mit Demenz sind sehr „verletzlich“

Ein Ratschlag für „schutzbedürftige“ Menschen:

Je heikler und emotionaler ein Thema ist, umso empfindlicher wird ein Mensch.

Er braucht nicht nur das Gefühl, dass der andere zuhört, sondern auch die Gewissheit, dass er nicht beurteilt oder gar verurteilt wird.

Sobald ein Partner über etwas spricht, für dass er sich schämen könnte, sollten Sie mehr tun, als sich neutral und still zu verhalten.

Machen Sie mit und auch ohne Worte klar: Was immer du sagst, ich bin bei dir; was immer dich bewegt, es trennt mich nicht von dir!

Page 7: Integrative Validation

Kommunikation mit der „inneren Welt“

Menschen mit Demenz müssen Vertrauen spüren, um sich überhaupt auf eine für sie nicht mehr logische (pflegerische) Maßnahme einzulassen.

Das Gefühl des Wohlbefindens ist Voraussetzung für die Bereitschaft, einer Aufforderung nachzukommen und nicht erst das Ergebnis dieser Interaktion.

Page 8: Integrative Validation

Integrative Validation

•Eine wichtige Grundhal-tung des Verstehens von Menschen mit Demenz:

• Die Fähigkeit zum Perspektivenwechsel

• Die „Brille des anderen“ aufsetzen

Page 9: Integrative Validation

Integrative Validation

• In den „Schuhen

des anderen“ gehen bedeutet:

• sich einfühlen (Empathie)

• echt sein (Kongruenz)

• wertschätzend bleiben

Page 10: Integrative Validation

Nach Nicole Richard

Page 11: Integrative Validation

Integrative Validation

Dieses Bestätigen der „inneren Bühne“ geschieht stets

• zustimmend•wertschätzend•nicht verurteilend•akzeptierend

Wortbedeutung:Valide = gültigValidation = Gültigkeit

Kurzfassung:Das innere Erleben von

Menschen mit Demenz als für sie wahr, bedeutsam und gültig erklären

Page 12: Integrative Validation

Integrative Validation

Punkt I:

Punkt II:

Punkt III:

Erspüren Sie die Gefühle und Antriebe der Person.Antriebe sind die guten Eigenschaf-ten und Werte einer Person.

Bestätigen Sie diese mit kurzen, prägnanten Aussagesätzen.Umschreiben Sie also die Gefühle und bestätigen die zur Szene passenden guten Eigenschaften einer Person

Unterstreichen Sie das Ganze mit passenden Sprichworten, Redewendungen oder Floskeln.

Page 13: Integrative Validation

Beispiele zu Gefühlen und Antrieben(Gefühl: Ärger)

Sie ärgern sich richtig über dieses Durcheinander

(Antrieb: Ordnungsliebe)Dabei lieben Sie Ordnung um sich herumBei Ihnen hat alles seinen Platz

(Sprichwort:)Wie heißt es noch: „Ordnung ist das halbe

Leben!“

Page 14: Integrative Validation

Integrative Validation

Gefühle und Antriebe sind bei Menschen mit Demenz immer echt

Wenn Gefühle nicht ernstgenommen werden, bauen sie sich stärker auf!

Wenn Gefühle anerkannt, benannt und

gewürdigt werden, können sie „gehen“.

Paradoxer Effekt: Gefühle muss man ein- laden, spüren und anhören, damit man sie loswerden kann.

Page 15: Integrative Validation

Gefühle als Ressource bei Demenz

Gefühle bei Menschen mit Demenz sind:

der direkte Ausdruck der momentanen Befindlichkeit

Reaktion auf Personen und UmwelterfahrungenEmpfindungen aus der inneren Erlebensweltdirekt, pur und echt geäußertohne Kontrolle, Anstandsregeln und Normender einzig verlässliche Kompass für sie

Page 16: Integrative Validation

Antriebe als Ressource bei DemenzAntriebe bei Menschen mit Demenz:

sind aus der Erziehung angelegte Wertestammen aus den Normen einer

Epoche/Generationsind oft lang ausgeübte „Tugenden“ der Personsind auch in der Demenz Triebfedern des

Handelnsfunktionieren fast automatisch und unbewusstentwickeln bei Behinderung ein hohe Energie

Page 17: Integrative Validation

Integrative Validation

Mit Antrieben sind die „Tugenden“ einer Person gemeint.Heute hochaltrige Menschen haben z.B. folgende Antríebe:

FleißPflichtbewusstseinSorgfaltZuverlässigkeitarbeitsamZucht und OrdnungSauberkeitSparsamkeitFrömmigkeit

GehorsamDurchhaltenGründlichkeitGenauigkeitMütterlichkeitPünktlichkeitEhre und AnstandStrengeAnpassungsfähigkeit

Page 18: Integrative Validation

Integrative Validation

Frau Weber wehrt sich

Frau Weber läuft gegen 14.30 Uhr auf dem Flur des Altenheimes St. Hedwig mit Nachthemd, Hut und Handtasche umher und ruft aufgeregt:

„Komm Sie schnell, wir müssen los. Ich muss zum Bahnhof. Meine Mutter wartet nicht gern.“ (mit erhobenem Zeigefinger)

Hektisch strebt sie den Ausgang an und wird immer erregter. Auf Ihre Beruhigungs-versuche stößt Sie sie weg und ruft energisch: „Zu-spät-kommen gibt´s bei mir nicht“. Und dann: „Oh Gott, oh Gott, wo muss ich denn hin?“

Von vorn versuchen Sie nun, Frau Weber an die Schultern zu fassen, um sie zu besänftigen, worauf die alte Dame energisch mit dem Stock droht.

Page 19: Integrative Validation

Frau Weber wehrt sichGefühle von Frau Weber Antriebe von Frau

Weber

EileNervositätAufregungHilflosigkeitWut/Ärger

VerlässlichkeitPünktlichkeitWünsche der Mutter

erfüllenRespekt vor den Eltern

Page 20: Integrative Validation

Frau Weber will zum BahnhofGefühle

EileNervositätAufregungRatlosigkeit Wut/Ärger

Oh, dann haben Sie´s jetzt aber richtig eilig.

Sie haben gar keine Zeit mehr.

„Die Uhr im Nacken!“ Da kann man schon nervös werden.

Sie kennen sich gar nicht mehr aus hier!

Da kann man schon mal zuviel kriegen

Richtig ärgerlich sind Sie.Es ist nicht schön, aufgehalten

zu werden

Page 21: Integrative Validation

Frau Weber will zum BahnhofAntriebe:VerlässlichkeitPünktlichkeitFolgsamkeit der

Mutter gegenüber

Respekt vor den Eltern

Sie lassen Ihre Mutter nicht gern warten.

Wenn Sie etwas versprochen haben, dann gilt das.

Sie sind eine, die ihr Wort hält.

Jeder weiß, dass Sie ein pünktlicher Mensch sind.

Sie wollen Ihre Mutter nicht enttäuschen.

Sie haben noch Respekt vor den Eltern.

Page 22: Integrative Validation

Frau Weber will zum Bahnhof

Sprichworte – Redewendungen – Floskeln( Punkt III)

Versprochen ist versprochenFünf Minuten vor der Zeit, ist des Soldaten

PünktlichkeitMan muss sein Wort haltenAuf Menschen wie Sie ist Verlass

Page 23: Integrative Validation

Frau Weber will zum Bahnhof

Ausstieg:

Sie waren ja die Älteste zu Hause.

Sie haben immer auf die Kleinen aufgepasst.

Da waren Sie ganz zuverlässig.Überhaupt haben Sie viel

gearbeitet im Leben.Sie haben sich jetzt mal einen

ruhigen Abend verdient.Soll ich Ihnen einen schönen

warmen Kakao bringen? Da träumt sich doch gleich besser!

Page 24: Integrative Validation

Bedeutung der Sprichworte Sprichworte beinhalten die gesammelte

Auffassung des ganzen Volkes.Alte Menschen haben diese als

Erziehungsbotschaft und als Ratschläge für das Leben erhalten.

Sie kennen sich mit den Aussagen sofort aus, weil diese zu den Lebensregeln aller gehörten.

Wenn wir die innere Erlebenswelt nicht so genau verstehen, können wir mit Sprichworten das Allgemeine sehr gut treffen.

Page 25: Integrative Validation

Leben in der Gefühlszeit

Menschen mit Demenz leben eher in einer „Gefühlszeit“ und weniger in der

„Realzeit“.

Deshalb ist der logische Inhalt einer Szene eher nachrangig,

das Verstandenwerden dagegen immens wichtig.

Page 26: Integrative Validation

Opa Willi will zur Arbeit(Enkel Tobias trifft Opa Willi, der mitten in der Nacht in die Werkstatt will)

Jetzt wird es aber Zeit für Dich, Opa!Du willst nicht zu spät kommen.Schließlich bist du ein ganz pünktlicher Mensch.Du magst Deine Arbeit, stimmts?Für deine Werkstatt setzt du dich richtig ein.Da gibt es so viel zu tun.Und einer muss ja auch die Arbeit einteilen.Erzähl doch mal Opa, was da alles so gemacht werden

muss… (Ausstieg: Tobias setzt sich mit Opa an den Tisch und bietet ihm ein Glas Milch an)

Page 27: Integrative Validation

Tipp zum validierenden Gespräch

Man sollte immer nur das sagen, was wahr ist.

Man muss aber nicht alles sagen, was wahr ist

Page 28: Integrative Validation

Validieren geschieht:

Verbaldurch Sprache, Schlüssel- und

Zeitgeistwortschatz

NonverbalDurch Gestik, Mimik, Körperausdruck

ParaverbalDurch Tonfall, Sprachrhythmus, Betonung

Page 29: Integrative Validation

Wann ist Validieren angezeigt?

• In entspannten Situationen und im Vorbeigehen

• auf der „inneren Lich- tung“ und beim Aus- üben früherer Rollen

• in Krise und Konflikt, und bei allen starken Emotionen

können wir validieren

sollen wir validieren

müssen wir validieren

Page 30: Integrative Validation

Methaphern als Ausdruck für Gefühle

Methaphern sind Bildworte, die die Aussage eines Gefühls alltagssprachlich ausdrücken

So könnte man für „Erleichterung“ auch sagen:„Da fällt Ihnen ein Stein vom Herzen“

Metaphern nimmt man lieber an, als wenn der andere mir direkt sagt, was ich fühlen könnte

Page 31: Integrative Validation

Achtung!Einstieg in die Validation:

Frau Weber nicht den Weg versperren!

Sich an ihre Seite begeben und mitgehen!

Sie nicht an die Schultern fassen, da sie dann festgehal-ten wird!

Die Regie hat in der Valida-tion der Mensch mit Demenz!

Immer ergebnisoffen bleiben!

Page 32: Integrative Validation

Regeln der Integrativen Validation

Verzichten Sie beim Einstieg auf Fragen

Validieren Sie denjenigen, der am meisten leidet

Beginnen Sie immer mit dem stärksten Gefühl

Bearbeiten Sie zunächst die „emotionale Spitze“

Bauen Sie dann die Person mit den kraftgebenden Antrieben wieder auf

Page 33: Integrative Validation

Regeln der Integrativen Validation

Lassen Sie das Gespräch in ein Lebensthema einmünden.

Steigen Sie hier aus oder binden Sie die Person in eine biografische Handlung ein

Arbeiten Sie nicht mit negativen Gefühlen

Formulieren Sie diese so um, dass sie zu „Erlaubnissen“ werden

Page 34: Integrative Validation

Regeln der Integrativen Validation Emo-

tionaleSpitze

KraftgebendeAntriebe

EinbindenIn ein

Lebensthema

In biografische Handlung einbinden

Evt. anderen Zugangwählen

w

Mmmmm

Weg

von

der

Kri

se –

hin

zum

Allg

emei

nen

Krise

Page 35: Integrative Validation

„Kontakt vor Funktion“Auf Augenhöhe gehen und Blickkontakt aufnehmen

Warten, bis der Blick erwidert wird

Namentliche Ansprache: „Guten Morgen Hr. Weber“

Gleichzeitig eine taktile Berührung machen (z.B. die Hand nehmen)

Eine vertrauenserweckende Bemerkung machen:„ Sie haben ja wunderbar warme Hände. Die haben sicher schon viel gearbeitet im Leben, nicht wahr?“

„Ich habe mir etwas Zeit für Sie genommen……Darf ich Ihnen mit Ihrer Lieblingsseife den Rücken einseifen?“

Page 36: Integrative Validation

Validieren geschieht:

Verbaldurch Sprache, Schlüssel- und

Zeitgeistwortschatz

NonverbalDurch Gestik, Mimik, Körperausdruck

ParaverbalDurch Tonfall, Sprachrhythmus, Betonung

Page 37: Integrative Validation

Wann ist Validieren angezeigt?

• In entspannten Situationen und im Vorbeigehen

• auf der „inneren Lich- tung“ und beim Aus- üben früherer Rollen

• in Krise und Konflikt, und bei allen starken Emotionen

können wir validieren

sollen wir validieren

müssen wir validieren

Page 38: Integrative Validation

Validation stößt an Grenzen bei:

frontotemporalen Demenzformen (Morbus Pick)

suchtbedingten Demenzformen (Korsakowsyndrom)

biografischer Prägung in Richtung „Hardliner“

destruktiven Bindungsmustern (Persönlichkeits- störungen, schwierige Charaktere)

Page 39: Integrative Validation

Validieren ist die Bereitschaft:

die Wirklichkeitssicht und Erlebniswelt von Menschen mit Demenz

anzunehmen, zu akzeptieren, wertzuschätzen,

gelten zu lassen und zu bestätigen(Nic0le Richard)

Page 40: Integrative Validation

„Überraschend anders“handeln

Eine beliebte Musik im Zimmer auflegen und schunkeln

Eine Tänzchen anbieten und ins Bad tanzenMit einer Lieblingssüßigkeit kommenDen Besuchshund mitnehmenEinen beliebten Duft im Bad verbreitenSich verschwören: „Das mache ich heute nur für

Sie!“Einige Luftballons mitnehmen und damit „boxen“

Page 41: Integrative Validation

Demenz ist ein Sterben in RatenMenschen in ihrem „Rückwärtsgang“ zu begleiten,

sie nicht verändern und beurteilen zu wollen, kann eine sehr beglückende Erfahrung sein.

Für Menschen mit Demenz, aber auch für ihre Begleiter geht es nicht um Siegen oder Erfolge.

Hier ein wichtiger Grundsatz für beide:

„In der Ruhe liegt die Kraft!“

Vielen Dank fürIhre Aufmerksamkeit!