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Sonderdruck aus DV-Dialog | Ausgabe 5 | 2010 FOTO: PATRIC SPAHNI D er Massenexodus von 180 (und damit fast allen) Mitar- beitern zur neu gegründeten Bison IT Services AG hat die Compa- rex Schweiz AG zu einer Strafanzeige gegen die Bison Gruppe veranlasst. Immerhin hält der auch in Deutsch- land aktive Schweizer ERP-Hersteller Bison (45 Mio. Euro Umsatz, 340 Mit- arbeiter) an der Comparex Schweiz AG 30 Prozent der Anteile; die restli- chen 70 Prozent gehören der Leipzi- ger PC-Ware AG (890 Mio. Euro Um- satz, 1.700 Mitarbeiter), die wie- derum 2009 an die Raiffeisen Infor- matik aus Wien verkauft worden war. Das Pikante daran: An Bison selbst ist der mit Abstand größte Kunde von Comparex Schweiz AG, der Landwirtschaftskonzern Fenaco, beteiligt. Der fürchtete offenbar wegen der laufenden Entlassungs- welle bei PC-Ware um die Qualität des Service. Bison-Chef Rudolf Fehlmann machte jedenfalls die Leipziger Kon- zernleitung um den im vergangenen Jahr angetretenen Vorstand Klaus Elsbacher für die Kündigungswelle in der Schweiz verantwortlich; er habe die Bison IT Services AG nur gegründet, um die wechselwilligen Comparex-Mitarbeiter zu überneh- men. Um die Bison und fenaco als Kunden, welche auf die Dienstleis- tungen und das Knowhow der Mit- arbeitenden angewiesen sind, zu schützen, habe er handeln müssen. „Wenn bei Comparex ein Exodus eintritt, haben die Kunden und da- mit auch wir als Bison ein Problem“, begründete er das gegenüber DV- Dialog. Elsbacher dagegen spricht von Diebstahl und erstattete Strafan- zeige. Vor diesem Hintergrund erläu- tert Bison-Chef Fehlmann im Inter- view die Hintergründe, Ziele und Motive – sowie die Auswirkungen auf die übrigen Partnerschaften und auf die Aktivitäten in Deutschland. Comparex Schweiz verklagt Bison Im Gespräch mit Rudolf Fehlmann, dem CEO des ERP-Herstellers Bison

Interview mit Rudolf Fehlmann im Sonderdruck aus DV-Dialog

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Der Massenexodus von 180 (und damit fast allen) Mitarbeitern zur neu gegründeten Bison IT Services AG hat die Comparex Schweiz AG zu einer Strafanzeige gegen die Bison Gruppe veranlasst.

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Page 1: Interview mit Rudolf Fehlmann im Sonderdruck aus DV-Dialog

Sonderdruck aus DV-Dialog | Ausgabe 5 | 2010

FOTO: PATRIC SPAHNI

Der Massenexodus von 180(und damit fast allen) Mitar-beitern zur neu gegründeten

Bison IT Services AG hat die Compa-rex Schweiz AG zu einer Strafanzeigegegen die Bison Gruppe veranlasst.Immerhin hält der auch in Deutsch-land aktive Schweizer ERP-HerstellerBison (45 Mio. Euro Umsatz, 340 Mit-arbeiter) an der Comparex SchweizAG 30 Prozent der Anteile; die restli-chen 70 Prozent gehören der Leipzi-ger PC-Ware AG (890 Mio. Euro Um-satz, 1.700 Mitarbeiter), die wie-derum 2009 an die Raiffeisen Infor-matik aus Wien verkauft worden war.

Das Pikante daran: An Bison selbstist der mit Abstand größte Kundevon Comparex Schweiz AG, derLandwirtschaftskonzern Fenaco, beteiligt. Der fürchtete offenbar wegen der laufenden Entlassungs-welle bei PC-Ware um die Qualitätdes Service. Bison-Chef Rudolf Fehlmannmachte jedenfalls die Leipziger Kon-zernleitung um den im vergangenenJahr angetretenen Vorstand KlausElsbacher für die Kündigungswellein der Schweiz verantwortlich; erhabe die Bison IT Services AG nurgegründet, um die wechselwilligenComparex-Mitarbeiter zu überneh-

men. Um die Bison und fenaco alsKunden, welche auf die Dienstleis-tungen und das Knowhow der Mit-arbeitenden angewiesen sind, zuschützen, habe er handeln müssen. „Wenn bei Comparex ein Exoduseintritt, haben die Kunden und da-mit auch wir als Bison ein Problem“, begründete er das gegenüber DV- Dialog. Elsbacher dagegen sprichtvon Diebstahl und erstattete Straf an-zeige. Vor diesem Hintergrund er läu-tert Bison-Chef Fehlmann im Inter-view die Hintergründe, Ziele und Motive – sowie die Auswirkungenauf die übrigen Partnerschaften undauf die Aktivitäten in Deutschland.

Comparex Schweizverklagt Bison

Im Gespräch mit Rudolf Fehlmann, dem CEO des ERP-Herstellers Bison

Page 2: Interview mit Rudolf Fehlmann im Sonderdruck aus DV-Dialog

Dr. Klaus Elsbacher, der Vor-standsvorsitzende der Com-p a r e x - M u t t e r PC-Ware,spricht klipp und klar vonDiebstahl und einer krimi-

nellen Aktion (siehe Seite 1). Der werde man„mit allen Mitteln begegnen“, auch mitStrafanzeigen und zivilrechtlichen Schrit-ten. Oliver Schalch, der frühere Chef vonComparex Schweiz, sei wegen rückläufigerPerformance unter Druck geraten und daherbei dieser Aktion „federführend“ gewesen. Die Angestellten der Comparex Schweizsind laut Elsbacher unter Druck gesetzt undgetäuscht worden. Man habe ihnen vorge-fertigte Kündigungsschreiben und einenneuen Arbeitsvertrag bei Bison vorgelegt.Dabei habe es bis Anfang April „keinerlei“Anzeichen für eine generelle Unzufrieden-heit der Schweizer Belegschaft gegeben; eineUmstrukturierung sei ebenso wenig geplantgewesen wie eine Entlassungswelle. All dasseien gezielt gestreute Unwahrheiten. Inakzeptabel ist es für Elsbacher, dass Bisonsich „Comparex mit illegalen Methodenwieder einverleiben will“. Er werde amSchweizer Geschäftsmodell festhalten, aberauch in das Geschäft mit Rechenzentren hi-neinwachsen. Deshalb will PC-Ware denComparex-Betrieb sogar nach der Kündi-gungswelle weiter führen, notfalls mit Hilfevon Lieferanten. Das sei auch im Sinne derKunden.Andererseits nahm am 10. Mai die neu ge-gründete Bison IT Services AG in Sursee ihreTätigkeit auf. Sie soll sich mit demnächstüber 200 Beschäftigten auf IT-Dienstleistun-gen spezialisieren. „Um dieses Angebot er-bringen zu können, haben wir mit allenfreiwillig aus der Comparex Schweiz AGausscheidenden Personen per Ablauf derKündigungsfrist Arbeitsverträge abgeschlos-sen“, erklärt Rudolf Fehlmann, CEO der Bi-son Group, im Interview mit DV-Dialog.

Herr Fehlmann, gestern Morgen haben Sie mich versetzt...Rudolf Fehlmann: Ja, ich konnte unseren In-terviewtermin leider nicht einhalten, weilum kurz nach acht Uhr die Polizei vor derTür stand. Im Zuge einer Hausdurchsu-chung wollte sie nach der Strafanzeige vonComparex Unterlagen in meinem Büro inSursee und zuhause sicherstellen, um mireventuell das bösartige Verhalten nachwei-sen zu können, das mir unterstellt wird.Weil die Polizei sich natürlich nicht ange-meldet hatte, blieb mir keine Zeit für ein In-terview.

Da sind wir ja genau bei dem Beweggrundfür dieses Interview. Wir kennen ja nur dieSchlagzeilen und wollen genauer wissen,warum am 10. Mai die neue Firma BisonITS ihre Arbeit aufgenommen hat. Könn-ten Sie uns Ihre Sicht der Dinge schildern?Fehlmann: Dazu muss ich etwas ausholen.Wir haben im Jahr 2002 gemeinsam mit Dr.Löschke und PC-Ware ein Joint Venture ge-gründet, um im Systembereich und im Lizenzgeschäft zusammenzuarbeiten. Ander Bison Systems AG war PC-Ware mit 70

DV-Dialog 5/2010 | 31. Mai 2010

Im Gespräch mit Rudolf Fehlmann,

dem CEO des ERP-Herstellers Bison

Prozent und Bison mit 30 Prozent beteiligt. Um diese Eigentumsverhältnisse deutlicherzu machen, wurde das Unternehmen imApril 2007 in PC-Ware Systems (Schweiz)AG umgetauft. Seit März heißt das JointVenture Comparex Schweiz AG, nachdemPC-Ware im Laufe der Jahre große Teile derim Großrechnergeschäft etablierten Com-parex-Gruppe erworben hatte, im vergange-nen Herbst auch in Deutschland.

Warum haben Sie 30 Prozent behalten? Fehlmann: Weil wir zwar unsere Software lö-sungen an die Kunden verkaufen, diese je-doch auf Hardware laufen und mit anderenKomponenten der IT-Infrastruktur verzahntwerden müssen. Das wollten wir nicht mehr selbst machen,sondern einem guten Partner als verlänger-ter Werkbank übertragen. Wenn wir bei die-sem Partner Minderheitsaktionär sind undeinen Platz im Verwaltungsrat haben, ist dasnatürlich optimal, weil wir dann sowohl dieStrategie als auch das operative Geschäft di-rekt beeinflussen können. Das war bei derGründung des Joint-Ventures so geplantund hat auch sieben Jahre gut funktioniert.Bison ist zudem stark auf das Know-how derMitarbeitenden der Comparex Schweiz AGangewiesen. Diese haben über Jahre einekomplexe Infrastruktur für Bison, welche alsGeneralunternehmerin für eine große An-zahl Kunden eben genau auf dieses Know-how angewiesen ist, aufgebaut und aufrechterhalten.

Was ist dann passiert?Fehlmann: Anfang 2009 wurde PC-Warevon der Raiffeisen Informatik aus Wienübernommen. Konsequenzen für unserJoint Venture hatte das aber erst später,nachdem im Juni das Management von PC-Ware ausgewechselt worden war. Die neuen Manager kamen im letztenHerbst in die Schweiz und haben uns er-klärt, dass sie eine einheitliche Comparex-Strategie für ganz Europa durchsetzen wol-len.

Gegen diese Strategie hatten Sie Bedenken?Fehlmann: Ja, weil sie in der Schweiz nichtfunktionieren wird. Die Strategie sieht eineFokussierung auf Großkunden vor, von de-nen es in der Schweiz nicht sehr viele gibt.

Die Fenaco zum Beispiel, ihre Mutter - gesellschaft...Fehlmann: Natürlich gibt es auch große Un-ternehmen in der Schweiz – Banken, Versi-cherungen oder Industriekonzerne. Abernicht so viele wie in Deutschland. Außer-dem ist der hiesige Mittelstand typischer-weise kleiner. Wenn ein Mittelständler inDeutschland zwischen 500 und 1.000 Mitar-beiter beschäftigt, sind es in der Schweiz100 bis 500. Das sind einfach andere Di-mensionen.Wir waren in der Vergangenheit erfolgreich,weil unsere Mitarbeiter zum Kunden gegan-gen sind und ihn in IT-Fragen unterstützt

TITELINTERVIEW2

„Ich habe alles dafür

getan, dass dieComparex-Belegschaft zusammen-

bleibt!“

TEXT: BERTHOLD WESSELER | FOTOS: PATRIC SPAHNI

Page 3: Interview mit Rudolf Fehlmann im Sonderdruck aus DV-Dialog

haben. Unsere Kunden stammen ja über-wiegend aus dem Mittelstand, dem Compa-rex künftig solche „Field Services“ nichtmehr anbieten will. Vor diesem Hinter-grund haben wir gemeinsam mit unsererMutter Fenaco als größter Comparex-Kundeangekündigt, dass wir uns dann einen ande-ren Lieferanten suchen müssten.

Warum?Fehlmann: Wir benötigen genau das Dienst-leistungsportfolio, mit dem das Joint Ven-ture in der Schweiz erfolgreich war. Außer-dem sollte gemäß den neuen PCWare/Comparex-Verantwortlichen eineUmsatzmarge von zehn Prozent angestrebtwerden, die in der Schweiz absolut unrea lis-tisch ist. Letztlich haben wir dann im De-zember im Verwaltungsrat den SpezialfallSchweiz definiert und beschlossen, dass dasJoint Venture weiter arbeitet wie gewohnt.

Da hätten Sie ja beruhigt sein können...Fehlmann: Das war ich zunächst auch.Dann erfuhr ich aber auf inoffiziellen Kanä-len von geplanten Strategieänderungen undVeränderungen im Management. Das alles,ohne mich als Verwaltungsrat zu informie-ren. Anders als in Deutschland trage ich inder Schweiz als Verwaltungsrat aber Ge-schäftsführungsverantwortung. Daraufhin habe ich mich bei Dr. Elsbacherbeschwert und mit ihm verhandelt. Ichmusste nicht nur lernen, dass wir hinsicht-lich der strategischen Ausrichtung weiterauseinander waren als jemals zuvor, son-dern dass auch Intercompany-Geschäftestattgefunden haben, ohne mich darüber zuinformieren. Damit war das Maß voll, sodass ich aus diesen drei Gründen am Abenddes 12. April als Verwaltungsrat zurückgetre-ten bin: Wegen der Vorgänge hinter mei-nem Rücken, wegen der merkwürdigen In-tercompany-Verrechnungen und wegen derUneinigkeit über die strategische Zukunft.Ich konnte die Verantwortung nicht mehrtragen.Am 13. April kam morgens ComparexSchweiz-Geschäftsführer Schalch zu mirund bat um ein Gespräch mit dem Compa-rex Management, um meinen Schritt per-sönlich zu erläutern. Bei dem Gespräch ver-spürte ich eine Verunsicherung der Mana-ger. Deren Befürchtung war, dass alles geän-dert würde, sobald ich nicht mehr für die

bewährte Strategie kämpfen würde. Sieselbst hatten offenbar nicht mehr die Kraftdafür.

Und dann?Fehlmann: Ich habe sie beruhigt und ver-sprochen, mir Gedanken über das weitereVorgehen zu machen. Zumal die ganze Be-legschaft große Sorgen hatte, nicht nur we-gen des Personalabbaus in Leipzig und denbekannt gewordenen Problemfällen in an-deren europäischen Ländern. Es stand alsodie Frage im Raum: Wann sind wir dran?Ich habe daraufhin mit dem Bison-Verwal-tungsrat gesprochen, in dem natürlich auchFenaco vertreten ist. Dort habe ich auf dieGefahr einer Kündigungswelle bei Compa-rex Schweiz hingewiesen – wenn auch viel-leicht nicht sofort, so doch in den nächstenMonaten. Erste Kündigungen gab es bereits.

Daraufhin war auch Fenaco beunruhigt?Fehlmann: Für Fenaco arbeiten ständig rund90 Comparex-Mitarbeiter. Wenn die gehen,kann das für Fenaco sogar existenzgefähr-dend sein, falls die IT nicht mehr reibungs-los funktioniert. Deshalb hat mich meinVerwaltungsrat beauftragt, alles dafür zutun, dass diese Mannschaft zusammen-bleibt.

Das haben Sie dann auf der Mitarbeiter-versammlung noch am 13. April getan?Fehlmann: Herr Schalch hatte diese Ver-sammlung einberufen, auf der ich nicht vonBeginn an anwesend war. Nachdem er dieMitarbeiter über die Situation informierthatte, bin ich dazu gekommen und habe derBelegschaft erklärt, dass ich sie als Teamschätze und dass sie erfolgreich, also profita-bel, arbeiten. Vor allem aber habe ich ihnengesagt, dass ich als Kunde sie brauche.

Was haben Sie ihnen versprochen?Fehlmann: Wer aufgrund der Entwicklungkündigen wolle, soll doch nach der Kündi-gung bitte nicht irgendwo eine Stelle an-nehmen. Ich bot ihnen für diesen Fall an,bei uns zu arbeiten. Weil ich auf diese Situa-tion nicht vorbereitet war, konnte ich hiernicht konkreter werden. Ich hatte damit gerechnet, dass dann eventuell zwanzigoder dreißig Unzufriedene zu uns wechselnwürden.

Das kam bekanntlich anders...Fehlmann: Das war schon ein spezielles Ge-fühl. Nach einigen Wortmeldungen ver-schiedener Comparex-Mitarbeitenden allerStufen standen schließlich die 100 Men-schen im Raum auf und bedankten sich fürdas Angebot. Alle nahmen es an. Das zeigteinerseits die Verbundenheit der Belegschaftmit dem Management, andererseits aberauch die Verängstigung der Leute, die zudiesem Zeitpunkt doch schon sehr groß ge-wesen sein muss. Die Vorwürfe sind also völlig aus der Luftgegriffen, dass wir die Mitarbeiter verunsi-chert oder verängstigt oder zur Kündigunggezwungen hätten. Im Gegenteil: Sie müs-sen sich vorstellen, dass Familienväter auf-grund meines vagen Versprechens ihre lau-fenden Arbeitsverhältnisse aufgelöst haben.Das braucht schon eine länger andauerndeUnzufriedenheit und Unsicherheit. Ichwollte nur das Team zusammenhalten.

Sind nicht 180 Mitarbeiter gewechselt?Fehlmann: Ja. Bis 18 Uhr hatten mich 60weitere Mitarbeiter aus den Niederlassun-gen, die gar nicht an der Veranstaltung teil-genommen hatten, angerufen und ange-fragt, ob mein Versprechen auch für siegelte. Ich hatte also am Abend des 13. Aprilsfast 200 neue Mitarbeiter mit einer Lohn-summe von ungefähr 15 Mio. SchweizerFranken, aber keine Aufträge. Es ist lächer-lich zu behaupten, das würde jemand mut-willig tun; jeder, der betriebswirtschaftlichesWissen hat, weiß was das heißt. Ich wurdevon den Vorgängen überrascht, stand aberzu meinem Wort. Es brach eine regelrechteEuphorie unter den Mitarbeitenden aus.

Bis auf den Auftrag von Fenaco...Fehlmann: Natürlich, aber Fenaco ging es jaim Wesentlichen um die Betreuung der eige-nen IT und das Team dafür. Ich hätte amMorgen nicht im Traum daran gedacht, dassalle Comparex-Mitarbeiter zu uns wechselnmöchten, sondern bin davon ausgegangen,dass ich mit Teilen der Belegschaft den Kerneines neuen Betreuungsteams bildenkönnte.Am Abend habe ich dann mit unserem Ver-waltungsrat gesprochen, der in den Ereig-nissen einen Wink des Schicksals sah. Des-halb war er sofort bereit, den Wechsel zu fi-nanzieren. Der Grund liegt auf der Hand:

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»Mit Bison ITS werden wir ungeplanterweise plötzlich zum größten unabhängigen IT-Service-Provider in der Schweiz.«

Rudolf Fehlmann

DV-Dialog 5/2010 | 31. Mai 2010 RUDOLF FEHLMANN | TITELINTERVIEW

Page 4: Interview mit Rudolf Fehlmann im Sonderdruck aus DV-Dialog

DV-Dialog 5/2010 | 31. Mai 20104 TITELINTERVIEW

Wenn Fenaco als größter Kunde von demWechsel der Mitarbeiter profitiert, könnenwir deren Leistung auch anderen Unterneh-men anbieten.

Haben Sie nicht Gespräche mit PC-Waregeführt, um eine gütliche Einigung zu er-zielen?Fehlmann: Sicher, doch die Gespräche sindallesamt gescheitert. Im Gegenteil: Wirwurden überhäuft mit Schreiben vonRechtsanwälten und Strafanzeigen. DieseStrafanzeigen führten am 11. Mai zu derHausdurchsuchung, da sich der Untersu-chungsrichter ein besseres Bild von derLage machen wollte.

Was genau wird Ihnen vorgeworfen? DerDiebstahl der Firma?Fehlmann: Wenn ich das wüßte! Ich habe janichts gestohlen, sondern die Mitarbeiterhaben freiwillig gekündigt und ich habe siedanach eingestellt. Ich habe das auch nichtvon langer Hand vorbereitet, als ich nochVerwaltungsrat bei Comparex Schweiz war.So etwas kann man gar nicht vorbereiten.Vorbereitet habe ich diese Aktion sichernicht; wäre ich bösartig, wäre ich sicher an-ders vorgegangen. Weitere Vorwürfe gegenmich sind die Verwendung von Geschäfts-geheimnissen und der Diebstahl von Da-ten, z.B. der Adressen von Kunden oderMitarbeitern. All das stimmt nicht. Dazu muss man nurwissen: Von Anfang an waren Bison undComparex Schweiz eng verbunden, z.B.

über eine gemeinsame Cafeteria, den Bezugvon diversen Dienstleistungen der Compa-rex bei Bison (Hausdienst, etc.), die gemein-same Informatik und das gemeinsame Tele-fonbuch. Die Mitarbeiter kennen wir alsoalle bestens.

Und die Kunden?Fehlmann: Habe ich auch nicht gestohlen.Ich bin niemals aktiv auf einen einzigenComparex-Kunden zugegangen; das wärevor dem Hintergrund des Wettbewerbsge-setzes sehr heikel gewesen. Aber ich sprechenatürlich mit jedem Comparex-Kunden,der mich anruft – und das sind sehr viele,weil sie sich ebenfalls um ihren IT-Servicesorgen. Jetzt erst recht.Ich darf mit diesen Unternehmen Ge-schäfte machen. Ich darf sie nur nicht ab-werben. Die Diebstahlsvorwürfe sind mei-ner Meinung nach an den Haaren herbeige-zogen.Weil es schlussendlich um die Kundengeht, haben wir Comparex sogar angebo-ten, die Mitarbeiter der Bison ITS zur Verfü-gung zu stellen, damit der Service nicht lei-det. Auch diese Angebote haben die Com-parex-Verantwortlichen allesamt abge-lehnt; dabei wurden wir schriftlich als Cha-rakterzwerge tituliert. Das ist kein Stil undkeine Basis für eine wie auch immer gear-tete Zusammenarbeit.

Welche Konsequenzen ziehen Sie?Fehlmann: Wir haben noch im April ent-schieden, die neue Firma Bison IT Services

AG aufzubauen, die seit dem 10. Mai suk-zessive ihre Betriebstätigkeit aufnimmt. Ge-schäftsführer ist seit dem 11. Mai OliverSchalch, der die Branche bestens kennt.Desweiteren sind wir dabei, ein Rechenzen-trum zu bauen. Das kostet viel Geld undZeit, aber nur so können wir alle 200 Mitar-beiter auch tatsächlich beschäftigen.

Wie geht Bison ITS in den Markt?Fehlmann: Mit der Strategie, die Kunden,wovon ein Großteil der Mittelstand ist, mitjenen Dienstleistungen optimal zu bedie-nen, die sie für eine optimale Informatikbenötigen. Sei dies beim Kunden vor Ortoder im professionellen Outsourcing-Be-trieb. Wir sehen darin einen Wink des Schicksals.Wir hatten uns 2002 mit der Auslagerungan PC-Ware strategisch vom Systemge-schäft getrennt. Mit Bison ITS werden wirungeplanterweise plötzlich wieder Gesamt-anbieter von Software und Systemtechnik–und zwar mit über 500 Mitarbeitern dergrößte unabhängige IT-Service-Provider inder Schweiz.

Hat das Relevanz für Deutschland?Fehlmann: Im Moment beschränken wiruns bewusst auf die Schweiz. Natürlich blei-ben wir mit unserer Software in Deutsch-land tätig. Ich möchte auch nicht aus-schließen, dass wir als Service Provider überdie Schweizer Grenzen expandieren. Mo-mentan gibt es aber genügend anderes zutun. <

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