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www.eesc.europa.eu 1 LEITARTIKEL Nachhaltigkeit in der Wirtschaftskrise – ein Widerspruch? Liebe Leserinnen und Leser, im Oktober 2010 haben mich die Mitglieder des EWSA mit der Leitung des Ausschusses betraut. Nach der Hälſte meiner Amtszeit möchte ich kurz innehal- ten und bilanzieren, was bisher geschehen ist und wo wir heute stehen – und den Blick entschieden in die Zukunſt richten. Es ist kein Geheimnis, dass sich die Situation der EU verschlechtert hat. Das Wort „Krise“ ist in aller Munde und wird unablässig wiederholt. Doch die Krise hat sich auch verändert und ständig neue Formen angenommen. Es sind neue Krisen entstanden – soziale Krisen, Vertrauenskrisen. Um sie zu überwinden, müssen wir uns stärker darauf konzentrieren, wie wir vorankommen können. Bei allen vor uns liegenden Herausfor- derungen sind diese Zeiten der Krise auch eine Chance für den Wandel, damit die EU sich erneuern und voranschreiten kann. Ich möchte Sie an zwei Prioritäten meines Arbeitsprogramms erinnern, die sich beide auf die globale und die europäische Krise beziehen. Am 7. und 8. Februar nahmen mehr als 300 Menschen an der großen Konferenz „Nachhaltigkeit fördern, Verantwor- tung zeigen“ teil. Wir wollten die vielfältigen Akteure der Zivilgesellschaſt, ohne die die nachhaltige Entwicklung nicht zur Realität werden kann, zusammenbringen und eine gemeinsame Botschaſt für unsere EU-Unterhändler formulieren. Unser Weg in Richtung Rio+20 geht jetzt weiter. Wir intensivieren den Dialog mit unseren Partnern aus Drittländern, darunter den Wirtschaſts- und Sozialräten Brasiliens und Chinas, der Gesellschaſtskammer der Russischen Föderation und nicht zuletzt mit den AKP-Staaten. Der Weg ist steinig, es geht auf und ab, und die Stimme der Zivilgesellschaſt muss Gehör finden. Einige von Ihnen zweifeln vielleicht an der Rolle der Zivilgesellschaſt, doch lassen Sie mich aus einem Blog auf der Website des Guardian zitieren: „Globale Gipfeltreffen enden nur dann mit großen Versprechen, wenn die Zivilgesellschaſt sie verlangt“. Mit der Europa-2020-Strategie haben wir ein volles Programm. Wie Sie wissen, sind wir dabei, die Prioritäten meines Vorgängers Mario Sepi mit dem Schwerpunkt auf der Lissabon-Strategie weiterzuverfolgen. Derzeit überwachen wir vor allem die Europa- 2020-Strategie durch unsere Arbeit im Lenkungsausschuss und in Zusammenarbeit mit den nationalen Wirtschaſts- und Sozialräten. In den Schlussfolgerungen des Rates vom 24./25. März 2011 wurde der Ausschuss um einen Beitrag zum Europäischen Semester ersucht. Wie wir erfuhren, hat der Ratsvorsitz selbst darauf gedrängt, dass wir in den Schlussfolgerungen erwähnt werden. Deshalb müssen wir jetzt auch Ergebnisse vorweisen. Der 25. September wird ganz im Zeichen der Europa-2020-Strategie stehen, wenn wir verschiedene Workshops zu den Leitinitiativen organisieren, um engagierte Aktionen der Zivilgesellschaſt vorzustellen, die diese Strategie mit Leben füllen. Doch dies sind nur Schlaglichter. Ich will alle Bereiche, die für Europa und somit auch für den EWSA Priorität haben, zügig, entschlossen und ausgewogen voranbringen und dabei mit all unseren Mitgliedern und den europäischen Netzen zusammenarbeiten. Es gibt noch viel zu tun, wenn wir gemeinsam ein nachhaltiges Europa schaffen wollen. Staffan Nilsson Präsident 8. Mai 2012 EWSA, Brüssel: Tag der Zivilgesellschaft 2012 12. Mai 2012 EWSA, Brüssel: Tag der offenen Tür 14. Mai 2012 EWSA, Brüssel: Konferenz zum Thema „Netzkosten und Energiepreise“ IN DIESER AUSGABE 2 Steuerparadiese: Die EU muss energisch handeln! 2 Erster EWSA-Videowettbewerb 2012 war ein Erfolg! 3 EWSA-Plenartagung 28./29. März 2012 4 Deine Meinung für Europa! – 2012 BITTE VORMERKEN Der Verbrauch von Produkten und Dienst- leistungen wirkt sich ganz unterschiedlich auf unsere Umwelt aus. So tragen bei- spielsweise die Dinge, die wir kaufen, auf direkte oder indirekte Weise durch den Produktlebenszyklus zum Klimawandel, zur Umweltverschmutzung, zum Rückgang der biologischen Vielfalt und zur Ressourcen- verknappung in Europa und anderen Teilen der Welt bei. Unser Konsumverhalten lässt sich aller- dings sehr wohl ändern, und eben dieses ema stand im Mittelpunkt der gemein- sam vom Europäischen Wirtschaſts- und Sozialausschuss (EWSA) und dem Däni- schen Verbraucherrat ausgerichteten Kon- ferenz Nachhaltiger Konsum in Krisenzeiten am 15. März. Auf der Konferenz in der Europäischen Umweltagentur in Kopenhagen wurden Möglichkeiten diskutiert, wie die Wirtschaſt angepasst werden kann, um nachhaltige Verbrauchsmuster zu fördern. Weiterhin wurde untersucht, wie sich sowohl Chan- cen als auch Probleme, die durch die Rezes- sion in Europa entstehen, auf politische Entscheidungsträger auswirken, die sich für die „grüne Wirtschaſt“ stark machen. Somit fand die Konferenz zu einem äußerst günstigen Zeitpunkt statt, handelt es sich bei der „grünen Wirtschaſt“ doch um einen der zentralen Diskussionspunkte auf der großen Konferenz zur nachhaltigen Entwicklung, die im Juni dieses Jahres in Rio de Janeiro stattfindet. Bei der Eröffnungssitzung der Konfe- renz sagte EWSA-Präsident Staffan Nils- son: „Ich bin sicher, dass in dieser Krise eine Chance zur Förderung eines nachhal- tigen Verbrauchs liegt. Die grundlegende Umgestaltung unserer Wirtschaft ist der entscheidende Schritt hin zu einer nach- haltigen Zukunſt, in der den Verbrauchern eine aktive Rolle zukommt. Wir müssen sie in die Lage versetzen, dass sie intelligente, wohlüberlegte und sachkundigere Entschei- dungen treffen können! Wir müssen dafür sorgen, dass es eine echte Auswahl an nach- haltigen Produkten gibt!“ Wussten Sie, dass … der Ressourcenverbrauch in Europa höher ist als in den meisten ande- ren Regionen? Der Verbrauch eines Durchschnittseuropäers liegt etwa um ein Vierfaches über dem einer Person in Afrika und um ein Dreifaches über dem Pro-Kopf-Verbrauch in Asien. Hingegen verbraucht ein Europäer im Schnitt nur halb so viele Ressourcen wie jemand in den USA, Kanada oder Australien. der Ressourcenverbrauch in Europa steigt? Zwischen 2000 und 2007 nahm der Verbrauch in der EU-27 pro Kopf um 9,1 % zu, was einem Anstieg des Verbrauchs auf ca. 17 Tonnen jährlich entspricht. von den im Jahr 2007 in der EU ver- brauchten 8,2 Milliarden Tonnen Roh- stoff über die Hälſte auf Mineralstoffe und Metalle entfiel, während fossile Brennstoffe und Biomasse jeweils ungefähr ein Viertel ausmachten? in Europa Ressourcen effizienter genutzt werden können? 87 % der EU-Bürger stimmten zu, dass dies im Bereich der natürlichen Ressourcen möglich sei. 41 % von ihnen glaubten, dass sie im Haushalt zu viel Müll pro- duzieren. die Europäer immer mehr Wohnraum beanspruchen? Die durchschnittliche Grundwohnfläche hat sich seit 1990 von 81 auf 87 m² vergrößert, während die Zahl der Personen pro Haushalt von 2,8 auf 2,4 zurückgegangen ist. die Europäer mehr mit dem Auto fah- ren? Obwohl Autos im Allgemeinen immer sparsamer im Benzinkonsum werden, sinkt der Gesamttreibstoffver- brauch von privaten Kraſtfahrzeugen nur geringfügig, was vor allem daran liegt, dass längere Strecken mit dem Auto zurückgelegt werden. in der EU schätzungsweise 89 Millio- nen Tonnen Essen pro Jahr im Müll landen? Das entspricht ca. 180 kg Lebensmittelabfällen pro Einwohner, die in Haushalten, in der Produktion, in Geschäſten und in der Gastrono- mie anfallen. In Deutschland werden schätzungsweise 25 % der Lebensmit- teleinkäufe entsorgt, wobei knapp zwei Drittel davon noch essbar wären. unser Konsum indirekt mit Wasserver- brauch einhergeht? Für die Herstellung eines Cheeseburgers, inklusive Brot, Rindfleisch und Käse, werden zum Beispiel 2 400 Liter Wasser benötigt. Indirekt führt unser Konsum außer- dem zu Treibhausgasemissionen: Allein bei der Fleischproduktion für diesen Burger wird mehr Kohlenstoff emittiert als mit einem großen Auto auf einer Strecke von 15 km. unser derzeitiger Verbrauch zu Abfall- mengen führt, die nicht nachhaltig sind? Im Jahr 2008 erzeugte jeder Bür- ger im Schnitt 444 kg Haushaltsabfälle und produzierte indirekt 5,2 Ton- nen Müll in der europäischen Wirt- schaſt. (ail) April 2012/4 DE ISSN 1725-1907 EWSA info Der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss Eine Brücke zwischen Europa und der organisierten Zivilgesellschaft

ISSN 1725-1907 April 2012/4 DE EWSA info Der Europäische … · 2012-04-24 · im Oktober 2010 haben mich die Mitglieder des EWSA mit der Leitung des Ausschusses betraut. Nach

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Page 1: ISSN 1725-1907 April 2012/4 DE EWSA info Der Europäische … · 2012-04-24 · im Oktober 2010 haben mich die Mitglieder des EWSA mit der Leitung des Ausschusses betraut. Nach

www.eesc.europa.eu1

LEITARTIKEL

Nachhaltigkeit in der Wirtschaftskrise – ein Widerspruch?

Liebe Leserinnen und Leser,im Oktober 2010 haben mich die Mitglieder des

EWSA mit der Leitung des Ausschusses betraut. Nach

der Hälft e meiner Amtszeit möchte ich kurz innehal-

ten und bilanzieren, was bisher geschehen ist und wo

wir heute stehen – und den Blick entschieden in die

Zukunft richten.

Es ist kein Geheimnis, dass sich die Situation der EU verschlechtert hat. Das Wort

„Krise“ ist in aller Munde und wird unablässig wiederholt. Doch die Krise hat sich auch

verändert und ständig neue Formen angenommen. Es sind neue Krisen entstanden –

soziale Krisen, Vertrauenskrisen. Um sie zu überwinden, müssen wir uns stärker darauf

konzentrieren, wie wir vorankommen können. Bei allen vor uns liegenden Herausfor-

derungen sind diese Zeiten der Krise auch eine Chance für den Wandel, damit die EU

sich erneuern und voranschreiten kann.

Ich möchte Sie an zwei Prioritäten meines Arbeitsprogramms erinnern, die sich

beide auf die globale und die europäische Krise beziehen. Am 7. und 8. Februar nahmen

mehr als 300 Menschen an der großen Konferenz „Nachhaltigkeit fördern, Verantwor-

tung zeigen“ teil. Wir wollten die vielfältigen Akteure der Zivilgesellschaft , ohne die

die nachhaltige Entwicklung nicht zur Realität werden kann, zusammenbringen und

eine gemeinsame Botschaft für unsere EU-Unterhändler formulieren. Unser Weg in

Richtung Rio+20 geht jetzt weiter. Wir intensivieren den Dialog mit unseren Partnern

aus Drittländern, darunter den Wirtschaft s- und Sozialräten Brasiliens und Chinas, der

Gesellschaft skammer der Russischen Föderation und nicht zuletzt mit den AKP-Staaten.

Der Weg ist steinig, es geht auf und ab, und die Stimme der Zivilgesellschaft muss Gehör

fi nden. Einige von Ihnen zweifeln vielleicht an der Rolle der Zivilgesellschaft , doch lassen

Sie mich aus einem Blog auf der Website des Guardian zitieren: „Globale Gipfeltreff en

enden nur dann mit großen Versprechen, wenn die Zivilgesellschaft sie verlangt“.

Mit der Europa-2020-Strategie haben wir ein volles Programm. Wie Sie wissen, sind

wir dabei, die Prioritäten meines Vorgängers Mario Sepi mit dem Schwerpunkt auf der

Lissabon-Strategie weiterzuverfolgen. Derzeit überwachen wir vor allem die Europa-

2020-Strategie durch unsere Arbeit im Lenkungsausschuss und in Zusammenarbeit mit

den nationalen Wirtschaft s- und Sozialräten.

In den Schlussfolgerungen des Rates vom 24./25. März 2011 wurde der Ausschuss um

einen Beitrag zum Europäischen Semester ersucht. Wie wir erfuhren, hat der Ratsvorsitz

selbst darauf gedrängt, dass wir in den Schlussfolgerungen erwähnt werden. Deshalb

müssen wir jetzt auch Ergebnisse vorweisen.

Der 25. September wird ganz im Zeichen der Europa-2020-Strategie stehen, wenn wir

verschiedene Workshops zu den Leitinitiativen organisieren, um engagierte Aktionen

der Zivilgesellschaft vorzustellen, die diese Strategie mit Leben füllen.

Doch dies sind nur Schlaglichter. Ich will alle Bereiche, die für Europa und somit

auch für den EWSA Priorität haben, zügig, entschlossen und ausgewogen voranbringen

und dabei mit all unseren Mitgliedern und den europäischen Netzen zusammenarbeiten.

Es gibt noch viel zu tun, wenn wir gemeinsam ein nachhaltiges Europa schaff en wollen.

Staff an Nilsson

Präsident

8. Mai 2012EWSA, Brüssel: Tag der Zivilgesellschaft 2012

12. Mai 2012EWSA, Brüssel: Tag der off enen Tür

14. Mai 2012EWSA, Brüssel: Konferenz zum Thema „Netzkosten und Energiepreise“

IN DIESER AUSGABE

2 Steuerparadiese: Die EU muss energisch handeln!

2 Erster EWSA-Videowettbewerb 2012 war ein Erfolg!

3 EWSA-Plenartagung 28./29. März 2012

4 Deine Meinung für Europa! – 2012

BITTE VORMERKEN

Der Verbrauch von Produkten und Dienst-leistungen wirkt sich ganz unterschiedlich auf unsere Umwelt aus. So tragen bei-spielsweise die Dinge, die wir kaufen, auf direkte oder indirekte Weise durch den Produktlebenszyklus zum Klimawandel, zur Umweltverschmutzung, zum Rückgang der biologischen Vielfalt und zur Ressourcen-verknappung in Europa und anderen Teilen der Welt bei.

Unser Konsumverhalten lässt sich aller-dings sehr wohl ändern, und eben dieses Th ema stand im Mittelpunkt der gemein-

sam vom Europäischen Wirtschaft s- und Sozialausschuss (EWSA) und dem Däni-schen Verbraucherrat ausgerichteten Kon-ferenz Nachhaltiger Konsum in Krisenzeiten am 15. März.

Auf der Konferenz in der Europäischen Umweltagentur in Kopenhagen wurden Möglichkeiten diskutiert, wie die Wirtschaft angepasst werden kann, um nachhaltige Verbrauchsmuster zu fördern. Weiterhin wurde untersucht, wie sich sowohl Chan-cen als auch Probleme, die durch die Rezes-sion in Europa entstehen, auf politische Entscheidungsträger auswirken, die sich für die „grüne Wirtschaft “ stark machen. Somit fand die Konferenz zu einem äußerst günstigen Zeitpunkt statt, handelt es sich bei der „grünen Wirtschaft “ doch um einen der zentralen Diskussionspunkte auf der großen Konferenz zur nachhaltigen Entwicklung, die im Juni dieses Jahres in Rio de Janeiro stattfi ndet.

Bei der Eröff nungssitzung der Konfe-renz sagte EWSA-Präsident Staff an Nils-son: „Ich bin sicher, dass in dieser Krise eine Chance zur Förderung eines nachhal-tigen Verbrauchs liegt. Die grundlegende Umgestaltung unserer Wirtschaft ist der entscheidende Schritt hin zu einer nach-haltigen Zukunft , in der den Verbrauchern eine aktive Rolle zukommt. Wir müssen sie in die Lage versetzen, dass sie intelligente, wohlüberlegte und sachkundigere Entschei-dungen treff en können! Wir müssen dafür sorgen, dass es eine echte Auswahl an nach-haltigen Produkten gibt!“

Wussten Sie, dass …

■ der Ressourcenverbrauch in Europa höher ist als in den meisten ande-ren Regionen? Der Verbrauch eines Durchschnittseuropäers liegt etwa um ein Vierfaches über dem einer Person in Afrika und um ein Dreifaches über dem Pro-Kopf-Verbrauch in Asien. Hingegen verbraucht ein Europäer im Schnitt nur halb so viele Ressourcen wie jemand in den USA, Kanada oder Australien.

■ der Ressourcenverbrauch in Europa steigt? Zwischen 2000 und 2007 nahm der Verbrauch in der EU-27 pro Kopf um 9,1 % zu, was einem Anstieg des Verbrauchs auf ca. 17 Tonnen jährlich entspricht.

■ von den im Jahr 2007 in der EU ver-brauchten 8,2 Milliarden Tonnen Roh-

stoff über die Hälft e auf Mineralstoff e und Metalle entfiel, während fossile Brennstoffe und Biomasse jeweils ungefähr ein Viertel ausmachten?

■ in Europa Ressourcen effizienter genutzt werden können? 87  % der EU-Bürger stimmten zu, dass dies im Bereich der natürlichen Ressourcen möglich sei. 41 % von ihnen glaubten, dass sie im Haushalt zu viel Müll pro-duzieren.

■ die Europäer immer mehr Wohnraum beanspruchen? Die durchschnittliche Grundwohnfl äche hat sich seit 1990 von 81 auf 87 m² vergrößert, während die Zahl der Personen pro Haushalt von 2,8 auf 2,4 zurückgegangen ist.

■ die Europäer mehr mit dem Auto fah-ren? Obwohl Autos im Allgemeinen immer sparsamer im Benzinkonsum werden, sinkt der Gesamttreibstoff ver-brauch von privaten Kraft fahrzeugen nur geringfügig, was vor allem daran liegt, dass längere Strecken mit dem Auto zurückgelegt werden.

■ in der EU schätzungsweise 89 Millio-nen Tonnen Essen pro Jahr im Müll landen? Das entspricht ca. 180  kg Lebensmittelabfällen pro Einwohner, die in Haushalten, in der Produktion, in Geschäft en und in der Gastrono-mie anfallen. In Deutschland werden schätzungsweise 25 % der Lebensmit-teleinkäufe entsorgt, wobei knapp zwei Drittel davon noch essbar wären.

■ unser Konsum indirekt mit Wasserver-brauch einhergeht? Für die Herstellung eines Cheeseburgers, inklusive Brot, Rindfleisch und Käse, werden zum Beispiel 2 400 Liter Wasser benötigt. Indirekt führt unser Konsum außer-dem zu Treibhausgasemissionen: Allein bei der Fleischproduktion für diesen Burger wird mehr Kohlenstoff emittiert als mit einem großen Auto auf einer Strecke von 15 km.

■ unser derzeitiger Verbrauch zu Abfall-mengen führt, die nicht nachhaltig sind? Im Jahr 2008 erzeugte jeder Bür-ger im Schnitt 444 kg Haushaltsabfälle und produzierte indirekt 5,2  Ton-nen Müll in der europäischen Wirt-schaft . (ail) ●

April 2012/4 DE

ISSN 1725-1907

EWSA infoDer Europäische Wirtschafts-und SozialausschussEine Brücke zwischen Europa und

der organisierten Zivilgesellschaft

Page 2: ISSN 1725-1907 April 2012/4 DE EWSA info Der Europäische … · 2012-04-24 · im Oktober 2010 haben mich die Mitglieder des EWSA mit der Leitung des Ausschusses betraut. Nach

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Die EU wird sich mit einer Frage beschäf-tigen, die dem Sänger Phil Collins, dem Formel-1-Fahrer Lewis Hamilton wie auch der Erbin von L’Oreal, Liliane Bettencourt, sehr am Herzen liegen wird: mit den Steu-erparadiesen.

Diesen drei reichen EU-Bürgern ist gemeinsam, dass sie beträchtliche Vermö-gen auf Schweizer Bankkonten besitzen und dieses Land wegen seiner Steuersätze gewählt haben, die niedriger sind als in ihren Heimat-ländern, sowie wegen des diskreten Umgangs mit den Kunden dort.

Doch Steuerparadiese wie die Schweiz „haben sehr negative Auswirkungen, unter anderem auf das Steueraufk ommen und die Beschäft igung“ – so Berichterstatter Edgardo Maria Iozia (Gruppe Arbeitnehmer) während der gut besuchten öff entlichen Anhörung der Fachgruppe INT am 21. März.

„Steuerparadiese mit ihrem Bankgeheim-nis dienen auch der Geldwäsche und der Finanzierung terroristischer Aktivitäten“, fügte er hinzu.

Daher hat der EWSA, der sich bereits vor zehn Jahren mit diesem Th ema befasste, beschlossen, sich diesen Fragen mit einer Initiativstellungnahme erneut zuzuwenden, die auf der Mai-Plenartagung verabschiedet werden soll.

„Wir wollen, dass die EU-Institutionen handeln. Uns ist klar, dass es keine Erfolge von heute auf morgen geben wird, aber wir wollen ein energischeres Vorgehen gegen diese undurchsichtigen Rechtsräume, die das Funktionieren des Binnenmarktes bedro-hen“, führte Iozia weiter aus.

Mit niedrigen Steuersätzen und diskreter Behandlung für Eigentümer von Anlagever-mögen, die vor höheren Steuersätzen oder strafrechtlicher Verfolgung oder beidem fl iehen, ist die Schweiz ein klassisches Beispiel für ein Steuerparadies.

„Aber Alpenländer oder Karibik-Inseln sind nicht die einzigen Beispiele“, merkte John Christensen vom Netzwerk Steuer-gerechtigkeit während der Anhörung an. Seine Organisation, die weltweit mit vielen Forschern zusammenarbeitet, um aufzuzei-gen, welche Schäden durch Steuerhinterzie-hung, Steuerumgehung, Steuerwettbewerb und Steuerparadiese entstehen, führt auch

Großbritannien, die USA, Österreich und Luxemburg unter den Ländern mit den meisten Verstößen auf.

Der Europäischen Kommission sind teilweise die Hände gebunden, denn die Steuerpolitik liegt in der Zuständigkeit der Mitgliedstaaten und entzieht sich somit ihrem Tätigwerden. Allerdings hat Th omas Neale von der Generaldirektion TAXUD auf der Anhörung dargelegt, dass die Mit-gliedstaaten mit nicht zwingendem Recht, Empfehlungen und Verhaltenskodizes dazu gebracht werden können, nicht mehr Steu-erzahler aus anderen Mitgliedstaaten zu sich zu locken.

„Im Bereich der Rechtsetzung geht es langsam, aber sicher voran.“ fügte Neale unter Hinweis auf die Richtlinie über die Besteuerung von Zinserträgen hinzu, in der sich die Mitgliedstaaten darauf geeinigt haben, Informationen über Verbraucher aus-zutauschen, die Zinserträge auf Spareinlagen in einem EU-Mitgliedstaat erzielen, jedoch in einem anderen Mitgliedstaat ansässig sind.

Christensen, für den Steuerparadiese „im Widerspruch zur Integrität der EU stehen“, forderte mit Nachdruck Transparenz im Wege einer Stärkung der Richtlinie und der Sanktionierung von Ländern und Gebieten, die sie nicht gewährleisten – der EWSA wird diese Linie in seiner Stellungnahme unter-stützen. (eb) ●

Gute Arbeit für die Jugend: Ist das zu viel verlangt?

Steuerparadiese: Die EU muss energisch handeln!

Die Arbeitsmarktbeobachtungsstelle (ABS) des EWSA und das Europäische Jugendfo-rum (EJF) organisierten am Freitag, dem 20. April, eine gemeinsame Konferenz zum Th ema „Gute Arbeit für die Jugend: Ist das zu viel verlangt?“. Unter den rund 200 Besu-

chern befanden sich Mitglieder der ABS sowie Vertreter der mehr als 90 nationalen Jugendräte und internationaler nichtstaatli-cher Jugendorganisationen, die zusammen das Europäische Jugendforum bilden. Zwi-schen den Mitgliedern der ABS und des EJF entwickelte sich eine lebhaft e Diskussion, in der es darum ging, wie Übergänge auf dem Arbeitsmarkt jungen Leuten den Eintritt ins

Erwerbsleben erleichtern können. Die Frage wurde im Wesentlichen unter zwei Gesichts-punkten betrachtet: zum einen wurde über verschiedene berufsvorbereitende Maßnah-men – einschließlich Praktika – gesprochen, zum anderen über neue Vertragsformen und

die damit einhergehenden Chancen und Risiken für junge Menschen. Am Nachmittag veranstaltete das Europäische Jugendforum in den Sitzungsräumen des EWSA seinen satzungsgemäßen Mitgliederrat. (mp) ●

Erster EWSA-Videowettbewerb 2012 war ein Erfolg!Im vergangenen Jahr beschloss die für Kommunikation zuständige EWSA-Vizepräsidentin Anna-Maria Darmanin ein neues Projekt, mit dem junge Menschen in Europa angesprochen werden sollen. Die daraus entstandene Initiative, der „EWSA-Videowettbewerb – Europe past forward“, wurde zu Beginn dieses Jahres gestartet und fand nicht einmal drei Monate später bei einer sehr bewegenden Verleihung am 15. März 2012 im EWSA ihren erfolg-reichen Abschluss.

Im Rahmen des Wettbewerbs waren junge Menschen zwischen 18 und 30 Jahren aufgerufen, in einem kurzen Amateurvideo zu zeigen, was Europa für sie bedeutet. Die Jugendlichen wurden gebeten, in ihrem Video einen Bezug zum Europäischen Jahr des aktiven Alterns und der Solidarität zwischen den Generationen 2012 herzustellen und Angehörige der älteren Generation nach Möglichkeit in ihr Produktionsteam einzubinden.

43 der 67 eingesandten Videos wurden zur öff entlichen Abstimmung im Internet gestellt, an der sich fast 7 800 Personen beteiligten. In der letzten Phase wählte eine Jury, bestehend aus zwei Mitgliedern des EWSA (Marie Zvolská und Jane Morrice) und zwei Fachleuten aus dem audiovisuellen Bereich, die drei Gewinner aus.

Bei dem Videowettbewerb „Europe Past Forward“ wurden die sozialen Medien aktiv genutzt, um in Kontakt zur europäischen Öff entlichkeit zu treten, d. h. einerseits in Form der Videobeiträge zu jungen Menschen und andererseits zur breiteren Öff entlichkeit, die die Videos anschauen und sich an der Abstimmung beteiligen konnte. Anna Maria Darmanin war mit den

Ergebnissen außerordentlich zufrieden. In ihrer Rede auf der Preisverleihung betonte sie: „Ich freue mich sehr, dass junge Menschen wie Sie an dem Video-wettbewerb teilgenommen haben. Ihre Videos waren von hervorragender Qualität und stimmen uns hoff nungsvoll, was die Zukunft Europas angeht. Dieser Wettbewerb wird sicherlich erneut stattfi nden, und wir machen uns bereits Gedanken über die nächste Ausgabe!“

Die Gewinner

1. In dem Video „Zinnekes“ (Belgien) werden die verschiedenen Werte und Überzeugungen in Form von Schlüsselbegriff en kreativ dargestellt. Es enthält kurze Aufnahmen von (jungen und alten) Menschen auf der Straße, die europäische Werte, Ideen und wichtige Errungenschaft en benennen. Das Video vermittelt in hohem Maße ein Gefühl der gegenseitigen Verbunden-heit und Gemeinschaft und damit insgesamt eine Botschaft der Hoff nung für Europa. Das Video wurde mit dem ersten Preis in Höhe von 5 000 EUR ausgezeichnet.

2. Das Video „Barre Barreras“ (Spanien) zeigt auf kreative und symbo-lische Weise die Grenzen und Unterschiede innerhalb der europäischen Gesellschaft . Mit einfachen Bewegungen und Gesten werden viele der Th e-men, mit denen Europa konfrontiert war und ist, dargestellt und auf einen weiteren symbolischen Zusammenhang bezogen. Mit dem Bild der Grenzen, die einfach weggefegt werden, vermittelt das Video die Hoff nung auf positive Veränderungen. Das Video erhielt den mit 3 000 EUR dotierten zweiten Preis, den das Filmteam einer Hilfsorganisation in Nikaragua spendet.

3. Das Video „It’s Our European Life“ (Ungarn) erhielt den mit 2 000 EUR dotierten dritten Preis. In dem Video werden vertraute und spielerische Ele-mente eingesetzt, aus denen ein optimistischer und dynamischer Clip entsteht. Das Video illustriert die wichtigsten europäischen Werte und zeigt sehr deut-lich, was Europa für die Jugendlichen, die es produziert haben, bedeutet. (cc) ●

Weitere Informationen: http://www.eesc.europa.eu/video-challenge

Preis: Zinnekes (if Europe was a word...) – Anke Harthoorn – http://vimeo.com/sinnekens/zinnekes

Preis: Barre Barreras – Ana Zamorano Ruiz – http://vimeo.com/36721633

Preis: It’s Our European Life – Gergő Kalamár – http://www.youtube.com/watch?v=92FCelNC9Ks

a.eu

EWSA info — April 2012/4

Page 3: ISSN 1725-1907 April 2012/4 DE EWSA info Der Europäische … · 2012-04-24 · im Oktober 2010 haben mich die Mitglieder des EWSA mit der Leitung des Ausschusses betraut. Nach

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EWSA erörtert Reform der Fischereipolitik

Der EWSA verabschiedete eine wichtige Stellungnahme zur Zukunft der Gemeinsamen Fischereipolitik (GFP). Berichterstatter Gabriel Sarró Iparraguirre (Verschiedene Interessen, Spanien) erklärte, dass „der Ausschuss dem Vorschlag und seinen Zielen alles in allem zustimmt“. Allerdings gebe es „durchaus verbesserungswürdige Aspekte“.

Der Ausschuss unterstützt den Vorschlag für Mehrjahrespläne mit dem Ziel, alle Fischbestände bis 2015 in einem Umfang wiederaufzufüllen und zu erhalten, der den höchstmöglichen Dauerertrag ermöglicht. Kritischer äußerte er sich jedoch zur Problematik der Rückwürfe und zur Schaff ung eines Marktes, auf dem Privatunternehmen mit Fangrechten handeln können.

Der Ausschuss bedauert, dass die soziale Dimension zu wenig berücksichtigt wird und konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Fischer fehlen. Er dringt auf die volle Rückverfolgbarkeit vom Erzeuger bis zum Verbraucher für alle Erzeugnisse, seien es EU-Produkte oder Importware. Die Kommission fordert er auf, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, auch zum Schutz von EU-Erzeugnissen vor unlauterem Wettbewerb. (rdr) ●

Erasmus für alle

Der EWSA hat eine Stellungnahme zum Vorschlag der Kommission zur Einrichtung eines einheitlichen Programms für allgemeine und berufl iche Bildung, Jugend und Sport für den Zeitraum 2014-2020 unter der Bezeichnung „Erasmus für alle“ verabschiedet. Der EWSA betont, dass das Programm ein zentrales Instrument sein sollte, um die Fähigkeiten der Bürger zu fördern, gegen die hohe Jugendarbeitslosigkeit vorzugehen und den Bedarf an qualifi zierten Arbeitskräft en zu decken. Die Berichterstatterin Indrė Vareikytė (Gruppe Verschiedene Interessen, Litauen) würdigte zwar die beträchtliche Aufstockung der Mittel für dieses Programm, zeigte sich jedoch besorgt darüber, dass einige der derzeit gut funktionierenden Maßnahmen im Programm „Jugend in Aktion“ wegfallen sollen und dass dies zu einem erheblichen Rückgang der europäischen Zusammenarbeit im Jugendbereich führen kann. Unter anderen Kritikpunkten wird in der Stellungnahme des EWSA betont, dass es zur Umsetzung der wesentlichen strategischen Ziele der EU notwendig ist, die Kohärenz von formaler Bildung und nicht formalem bzw. informellem Lernen in dem Programm weiterzuführen. Schließlich wird darauf hingewiesen, dass wichtige Ziele, die durch den Ausbau von Fähigkeiten und Wissen erreicht werden können, wie die Entwicklung der aktiven Bürgerschaft und des sozialen Zusammenhalts, in dem Vorschlag nicht genügend berücksichtigt werden. (rdr) ●

Einbindung der Zivilgesellschaft in die Entwicklungspolitik der EU

Durch seine internationalen Tätigkeiten hat der EWSA gemäß seinem im Rahmen des Abkommens von Cotonou erteilten Mandat dazu beigetragen, dass das institutionelle Gewicht der Organisationen der Zivilgesellschaft auf dem Gebiet der Entwicklungspolitik anerkannt wird. In der Stellungnahme REX/349 (Berichterstatter: José María Zufi aur Narvaiza, Gruppe Arbeitnehmer, Spanien) fordert der EWSA eine strategischere Zusammenarbeit zwi-schen den EU-Institutionen und den Zivilgesellschaft en durch mehr Dialog auf politischer Ebene, die Einrichtung von Rahmenabkommen und durch wirksamere Mechanismen zur Zuteilung von Mitteln. Im Rahmen dieser Dezentralisierung der Zusammenarbeit sieht sich der EWSA als wirksamer Partner für die Zusammenarbeit mit dem Europäischen Auswärtigen Dienst im Dialog zwischen den EU-Delegationen und lokalen Organisationen der Zivilgesellschaft . (asp) ●

Besondere Probleme der Inselgebiete

In Artikel 174 AEUV wird anerkannt, dass Inselregionen besondere Aufmerksamkeit erfordern. Auf der Basis dieser Rechtsgrundlage fordert der EWSA in seiner Stellungnahme ECO/300 (Berichterstatter: José María Espuny

Moyano, Gruppe Arbeitgeber, Spanien) weitere Anstrengungen bei der Ausarbeitung einer angemessenen Stra-tegie, die den besonderen Erfordernissen dieser Gebiete Rechnung trägt. Neben der Defi nition des Inselbegriff es, die überarbeitet werden sollte, um den neuen Gegebenheiten einer erweiterten EU gerecht zu werden, beziehen sich die Empfehlungen ebenfalls auf Th emenbereiche wie die Verkehrskosten, den Rückgang der Bevölkerung, die wirksame Umsetzung der Strategie Europa 2020 und nachhaltiges wirtschaft liches Wachstum. (asp) ●

Der EWSA – Ein starker Partner beim Schutz der Unionsbürger im grenzübergreifenden Handel

Der wachsende Erfolg des Binnenmarkts macht grenzübergreifende Transaktionen (darunter auch Online-Käufe) bei europäischen Bürgern immer beliebter. Aus diesem Grund will sich der EWSA für den Schutz der Verbraucher bei Käufen im Ausland einsetzen und ein solides System für einen fairen Handel schaff en.

Auf der EWSA-Plenartagung im März nahmen die Mitglieder daher ein Verbraucherpaket mit drei Stellungnah-men an: das „Verbraucherprogramm 2014-2020“ (Berichterstatterin: Reine-Claude Mader, Gruppe Verschiedene Interessen, Frankreich), die „Alternative Beilegung verbraucherrechtlicher Streitigkeiten“ und die „Online-Beilegung verbraucherrechtlicher Streitigkeiten“ (Berichterstatter: Jorge Pegado Liz, Gruppe Verschiedene Interessen, Portugal).

In allen drei Stellungnahmen fordert der EWSA „Vorfahrt für Verbraucher“, da der Binnenmarkt nur durch starke Verbraucher ein echter Erfolg werden kann. (ail) ●

KMU und der freie Warenverkehr – Für einen stärkeren Binnenmarkt

In diesen Krisenzeiten ist der Schutz kleiner und mittlerer Unternehmen als Hauptträger der europäischen Wirtschaft von größter Bedeutung. Mit seiner Stellungnahme zum „Programm für die Wettbewerbsfähigkeit“ (Berichterstatter: Ronny Lannoo, Gruppe Verschiedene Interessen, Belgien) will der EWSA dafür sorgen, dass KMU bei der Suche nach neuen Märkten und bei der Anpassung an neue Anforderungen und Normen der EU einen angemessenen Zugang zu Finanzierung, Unterstützung und Beratung haben.

Darüber hinaus wird auch das neue „Binnenmarktpaket für Waren“ die vollständige Marktüberwachung stär-ken und einen einheitlichen Rechtsrahmen für die Vermarktung von Produkten schaff en. In der Stellungnahme des EWSA zu diesem Th ema (Berichterstatter: Bernardo Hernández Bataller, Gruppe Verschiedene Interessen, Spanien) wird auf die Notwendigkeit hingewiesen, die Koordinierung zu verbessern und die Marktüberwachung auszuweiten sowie die Art der Sanktionen (und die Schwelle für diese Sanktionen) festzulegen und in die nationalen Rechtsvorschrift en aufzunehmen. Hinsichtlich des Rechtsschutzes der CE-Kennzeichnung sollte im Interesse einer besseren Verbraucherinformation ein neues System für die Herkunft sbestimmung und die Rückverfolgbarkeit von Erzeugnissen entwickelt werden. (ail) ●

„Horizont 2020“ – über Forschung und Innovation hinaus

„Horizont 2020“ ist das Finanzinstrument zur Verwirklichung der „Innovationsunion“, einer der Leitinitiativen der Europa-2020-Strategie zur Sicherstellung der globalen Wettbewerbsfähigkeit Europas. Mit einer Laufzeit von 2014 bis 2020 und einem Gesamthaushalt von rund 80 Mrd. EUR reiht sich das neue EU-Programm für Forschung und Innovation in die Bemühungen ein, neue Impulse für Wachstum und Beschäft igung in Europa zu setzen. Im Rahmen dieses Programms werden alle bestehenden Finanzierungsquellen für Forschung und Innovation gebündelt.

Laut der EWSA-Stellungnahme zu „Horizont 2020“ (Berichterstatter: Gerd Wolf, Gruppe Verschiedene Interes-sen, Deutschland) sollte dieses Finanzinstrument dazu beitragen, eine Brücke zwischen Forschung und Umsetzung im Markt zu schlagen. Forschung sollte eng mit Wachstum und Beschäft igung verknüpft sein und Synergien zwischen Hochschulen, öff entlichen Behörden und privaten Investoren fördern. Der Ausschuss betont außerdem, dass die möglichen Widersprüche in den Zielsetzungen einer wissenschaft sorientierten Forschungspolitik und einer innovationsfreundlichen Industrie- und Wettbewerbspolitik identifi ziert werden sollen, um jeweils sachgerechte Lösungen zu fi nden. (ail) ●

Energieerziehung

Die Energieeffi zienz, die ein zentrales Element der Europa-2020-Strategie bildet, wird der heutigen Wirtschaft wertvolle Impulse geben. Der Kombinationseff ekt der lückenlosen Durchführung bestehender und neuer Maß-nahmen könnte den Privathaushalten alljährlich erhebliche Einsparungen bescheren, die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie erhöhen, die Schaff ung neuer Arbeitsplätze bewirken und zur Senkung der Treibh-ausgasemissionen führen.

Wie der EWSA in seiner Stellungnahme zur „Energieeffi zienz“ (Berichterstatter: Edgardo Iozia, Gruppe Arbeitnehmer, Italien) betont, ist er der festen Überzeugung, dass hierbei der Erziehung eine Schlüsselrolle zukommt. Er weist darauf hin, dass die „beste Energie […] die gesparte“ ist, was sich entscheidend auf die Ener-gieeinsparungen auswirken kann. Gemeinsame europäische Bemühungen zur Festlegung einer nachhaltigen Energiepolitik erfordern einen soliden, stark durchstrukturierten Rahmen, eine präzise Umsetzung und vor allem die volle Mitwirkung, ein umfassendes Verständnis und eine breite Akzeptanz aller Bürger in den Mitgliedstaaten. (ail) ●

KURZÜBERBLICK ÜBER DIE PLENARTAGUNG

EWSA Plenartagung März 2012 mit Martin Schulz, Präsident des Europäischen Parlaments

Indrė Vareikytė, EWSA-Mitglied

Bernardo Hernández Bataller, EWSA-Mitglied

EWSA info — April 2012/4

Nähere Informationen fi nden Sie unter: http://www.eesc.europa.eu/?i=portal.en.documents

Page 4: ISSN 1725-1907 April 2012/4 DE EWSA info Der Europäische … · 2012-04-24 · im Oktober 2010 haben mich die Mitglieder des EWSA mit der Leitung des Ausschusses betraut. Nach

Redaktion:Karin FüsslTomasz Jasiński – EWSA-Mitglied und Vertreter im Redaktionsausschuss (Gruppe Arbeitnehmer, Polen)

Beiträge zu dieser Ausgabe von:Alejandro Izquierdo López (ail) Antonio Santamaria Pargada (asp) Catherine Cieczko (cc) Coralia Catana (cca) Eszter Balázs (eb) Makeda Peter (mp) Raff aele De Rose (rdr)

Gesamtkoordinierung:Nadja Kačičnik

Anschrift:Europäischer Wirtschafts- und SozialausschussJacques-Delors-Gebäude, Rue Belliard/Belliardstraat 99, 1040 Bruxelles/Brussel, BELGIQUE/BELGIETel. +32 25469396 oder 5469586Fax +32 25469764E-Mail [email protected]: http://www.eesc.europa.eu

EWSA info erscheint neunmal im Jahr anlässlich der Plenartagungen des Ausschusses.

Die Druckausgaben von EWSA info in Deutsch, Englisch und Französisch sind beim Pressedienst des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses kostenlos erhältlich.

EWSA info kann auch in 22 Sprachen im pdf-Format vom Internetportal des Ausschusses abgerufen werden:URL: http://www.eesc.europa.eu/?i=portal.en.eesc-info

EWSA info ist keine offi zielle Berichterstattung über die Arbeit des Ausschusses; diese erfolgt im Amtsblatt der Europäischen Union und in anderen Publikationen des EWSA.

Nachdruck mit Quellenangabe (bei Einsendung eines Belegexemplars an die Redaktion) gestattet.

Aufl age: 15 500 Exemplare

Nächste Ausgabe: Mai 2012

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Deine Meinung für Europa – 2012

In wenigen Tagen, vom 26. bis 28. April, wird EWSA-Vizepräsidentin Anna Maria Darmanin Schüler im Ausschuss willkommen heißen, die an der zum dritten Mal stattfi ndenden Veranstaltung „Deine Meinung für Europa“ teilnehmen werden. Von den 933 Schulen, die sich beworben haben, wurden 27 – eine aus jedem Mitgliedstaat – ausgewählt. Drei Schüler und ein Lehrer aus jeder Schule werden als Vertreter ihres Landes an einer nachgestellten Plenartagung teilnehmen. Th ema der Stellungnahme ist in diesem Jahr Rio+20. Die Veranstaltung bietet den Teilnehmern Gelegenheit, im Her-zen Europas ihren Standpunkt zu äußern und in einem multikulturellen Umfeld andere Kulturen kennenzulernen und zu entdecken.

Karen Th omsen, Lehrerin des letzt-jährigen deutschen Teams aus Kiel, stellte fest, wie wichtig es ist, Schüler in die internationale Arbeit einzubeziehen. Die vor den Schülern stehende Aufgabe sei durchaus nicht einfach. Mit Blick auf die kommende Ausgabe bekannte sie, dass sie „auch dieses Jahr gern wieder dabeigewesen“ wäre.

EWSA-Mitglied und Botschafterin des Projekts Judy McKnight erklärte, „Deine Meinung für Europa“ wende sich erfolgreich an die Vorstellungskraft jun-ger Menschen und lasse sie erkennen, wie spannend, aber auch wie schwierig eine solche Zusammenarbeit sei, gewähre

In kürze im EWSATag der Zivilgesellschaft

Demokratie in Europa: eine Bestandsaufnahme aus Sicht der Zivilgesellschaft

Der EWSA und die EWSA-Kontakt-gruppe mit den europäischen Organisa-tionen und Netzen der Zivilgesellschaft veranstalten am Dienstag, den 8. Mai 2012, von 9.30 bis 17.30 Uhr im EWSA in Brüssel den diesjährigen Tag der Zivilge-sellschaft unter dem Motto „Demokra-tie in Europa: eine Bestandsaufnahme aus Sicht der Zivilgesellschaft “.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen die großen Herausforderungen für die Demokratie in Europa vor dem Hintergrund der Finanz-, Wirtschaft s- und Sozialkrise. Konkret beleuch-tet werden die Themen partizipative Demokratie und ziviler Dialog. Schwer-punkte werden die demokratische und partizipative Praxis sowie die Rolle der organisierten Zivilgesellschaft für die Förderung des öff entlichen Interesses und Engagements und des öff entlichen Wohls sein. Durch die intensive Aus-einandersetzung mit der Einbeziehung der Zivilgesellschaft in die Politikgestal-tung und Beschlussfassung auf Ebene der EU und der Mitgliedstaaten soll mit dieser Konferenz die durch die aktuelle Krise entstandene politische Chance genutzt werden, die demokratischen Grundsätze zu überdenken, auf denen die europäische Integration beruht, um diese besser mit den Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger in Einklang zu bringen. (mp) ●

Ein ausführliches Programm fi nden Sie hier: http://www.eesc.europa.eu/civilsocietyday2012

Für nähere Informationen wenden Sie sich bitte an: [email protected]

www.eesc.europa.e

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2012Civil Society Day

2012

Democracy in Europe:Where do we stand? A civil society perspective

einen Einblick in die Realitäten der Unionsbürgerschaft und biete eine ein-zigartige Erfahrung, wie sich die Politik der EU beeinfl ussen und gestalten lasse. McKnight ist sich des hohen Stellenwerts eines sozialen Europas bewusst; wichtig sei es, Jugendliche zur Übernahme von Verantwortung zu bewegen und zu befä-higen. Ein weiteres EWSA-Mitglied, die Initiatorin des Projekts, Irini Pari, erklärt, unsere Zukunft seien die jungen Men-schen. „Wir vertreten die wirtschaft lichen und sozialen Kräft e der 27 Mitgliedstaa-ten. Wir stehen zwar für unterschiedliche Interessen, aber es gelingt uns doch, mit einer Stimme zu sprechen – das ist die wichtigste Botschaft , die wir diesen jun-gen Menschen vermitteln wollen!“

Im Gespräch mit den Schülern, die an der diesjährigen Veranstaltung teil-nehmen, wird deutlich, dass viele von ihnen ähnliche Auff assungen vertreten. Sie freuen sich darauf, in einen Meinungs-austausch zu treten, andere Kulturen kennenzulernen und die Arbeit der EU, insbesondere des EWSA, zu entdecken und an ihr teilzunehmen. Die Schüler freuen sich nicht nur darauf, andere Schüler kennenzulernen und Ideen aus-zutauschen. Boancă Tudor aus Rumänien beispielweise hofft auf einen interessan-ten Aufenthalt in Brüssel, zumal sie zum ersten Mal ins Ausland reist. So geht es sicherlich auch anderen. Dimitar Stoy-nev aus Bulgarien meint: „Ich möchte gern den europäischen Politikbetrieb

erleben und wichtige Anregungen mit nach Hause nehmen.“ Aussagen wie diese machen deutlich, warum Projekte wie „Deine Meinung für Europa“ so wich-tig sind.

Dafni Prodromou aus Zypern ist der Auff assung, dass Jugendliche die Mög-lichkeit haben sollten, über die Th emen,

die ihre Zukunft bestimmen werden, mitzudiskutieren. Dafni Prodromou ist optimistisch, was die Zukunft Europas angeht. Sie träumt von einem vereinten Europa, in dem die Menschen zusam-menarbeiten und die Unterschiede zwi-schen den Völkern respektieren. Marie Claire Dalli aus Malta wünscht sich ein einigeres Europa, ohne Krisen, Konfl ikte

und Rassenhass. Sie hofft außerdem, dass Europa seine Werte noch stärker über seine Grenzen hinaustragen und die internationalen Beziehungen und den Frieden fördern kann. Shaun Duncan aus Finnland fügt hinzu, er hoff e, dass Europa engere Beziehungen zu wichtigen Natio-nen wie China pfl egen werde. Mit Blick auf den EWSA wollen Shaun Duncan und

Lumi Nurmi aus Finnland unter anderem herausfi nden, welche Rolle der Ausschuss im Rahmen der EU eigentlich spielt und ob er wirklich dafür sorgt, dass die Ent-scheidungen der EU den Bedürfnissen der Zivilgesellschaft stärker Rechnung tragen. Tommi Salminen aus Finnland meint dazu: „Ich hoff e und denke, dass mir der Besuch beim EWSA zeigen wird, dass die Zukunft in guten und kompeten-ten Händen liegt.“

Bei dem Projekt „Deine Meinung für Europa“ geht es nicht nur um Arbeit. Wichtig ist, dass die jungen Menschen umfassende Erfahrungen machen. Einige haben sogar darüber nachgedacht, wie diese Veranstaltung ihr Leben prägen wird. Almudena Pascual Viñuales aus Spanien denkt, dass die Begegnung mit dem EWSA Türen für die Zukunft öff -nen wird. Patricia, Matevž und Anja aus Slowenien wollen, wie viele junge Men-schen, zeigen, dass ihnen am Herzen liegt, was in Europa geschieht. Für die Zukunft wünscht sich Patrycja Sobka aus Polen eine engere Zusammenarbeit zwischen den Ländern in Politik, Wirtschaft und Kultur. „Ich hoff e, dass die Jugendlichen bessere Chancen haben werden, am euro-päischen Geschehen teilzunehmen.“

„Wir im EWSA glauben an Europa, und wir arbeiten jeden Tag daran, Europa den Menschen, ihren Bedürfnissen und Erwartungen, näherzubringen“, sagt Irini Pari. Das Projekt „Deine Meinung für Europa“ ist eine gute Gelegenheit, die Kluft zwischen der EU und ihren Bürgern zu überbrücken. (mp) ●

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EWSA info in 22 Sprachen: http://www.eesc.europa.eu/?i=portal.en.eesc-info

EWSA info April 2012/4

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