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J. K. Rowling-Quidditch Im Wandel Der Zeiten GERMAN -Distribooks (2002)

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magia

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Eigentum der Schulbibliothek von Hogwarts

Verliehen an: Rückgabe bis:

Achtung: Wer dieses Buch zerreißt, zerfetzt, zerschnipselt,verbiegt, faltet, verunstaltet, entstellt, beschmiert, bekleckst,durch die Gegend wirft, fallen lässt oder auf andere Weisebeschädigt, misshandelt oder mit mangelndem Respekt be-handelt, dem jage ich die schlimmsten Strafen auf den Hals,derer ich fähig bin.

Irma Pince, Bibliothekarin

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Kennilworthy Whisp

QUIDDITCHim Wandel der Zeiten

Aus dem Englischen vonKlaus Fritz

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Alle deutschen Rechte bei Carlsen Verlag GmbH, 2001Text Copyright © J. K. Rowling 2001

ülustrations and original hand lettering Copyright © J. K. RowlingOriginalverlag: Bloomsbury Publishing, London 2001

Originaltitel: Quidditch Through the AgesThe author asserts the moral right to be identified

äs the author of this workAus dem Englischen von Klaus Fritz

Umschlagentwurf: Richard HörneUmschlagrypographie und deutsches Lettering: Doris K. Künster

Druck: Ebner UlmBindung: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 3-551-55307-6Printed in Gennany

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QUIDDITCH IM WANDEL DER ZEITEN

»Kennilworthy Whisp hat in überaus gründlicher Forschungsar-beit eine wahre Schatztruhe mit bislang unbekannten Informatio-nen über den Sport der Zauberer zutage gefördert. Eine faszinie-rende Lektüre.«

Bathilda Bagshot, Autorin der Geschichte der Magie

»Whisp ist ein überaus vergnügliches Buch gelungen; Quidditch-Fans werden es gewiss lehrreich und unterhaltsam finden.«

Die Herausgeber von Welcher Besen?

»Das maßgebliche Werk zu Ursprung und Geschichte des Quid-ditch. Höchst empfehlenswert.«

Brutus Scrimgeour, Autor von Die Treiberfibel

»Mr Whisp ist ein recht viel versprechendes Talent. Wenn er soweitermacht, könnte er sich eines nicht allzu fernen Tages beieinem Fototermin mit mir wieder finden!«

Gilderoy Lockhart, Autor von Magisches Ich

»Ich setze meinen letzten Sickel darauf, dass es ein Bestsellerwird. Wollen wir wetten?«

Ludovic Bagman, Treiber der englischen Nationalmannschaftund der Wimbourner Wespen

»Hab schon Schlechteres gelesen.«Rita Kimmkom, Der Tagesprophet

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ÜBER DEN AUTOR

Kennilworthy Whisp ist ein namhafter Quidditch-Fachmann (und nach eigenem Bekunden vollkom-men vernarrt in das Spiel). Er hat eine Vielzahlvon Büchern über Quidditch geschrieben, darunterDas Wunder der Wigtown Wanderers, Er flog wie einVerrückter (eine Biographie von »Dangerous« DaiLlewellyn) und Klatscher klatschen: Verteidigungsstra-tegien im Quidditch.

Kennilworthy Whisp lebt in Nottinghamshire,wenn er nicht gerade dort ist, »wo die WigtownWanderers spielen«. Zu seinen Hobbys zählen ne-ben Backgammon und vegetarischer Küche auchdas Sammeln von Oldtimer-Besen.

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INHALT

Über den Autor VIVorwort IX

1. Die Entwicklung des fliegenden Besens l2. Mittelalterliche Besenspiele 43. Das Spiel von Queerditch Marsh 84. Wie der Goldene Schnatz zum

Quidditch kam 125. Anti-Muggel-Vorkehrungen 186. Der Wandel des Quidditch seit dem

vierzehnten Jahrhundert 21Das Spielfeld 21Die Bälle 24Die Spieler 27Die Regeln 31Der Schiedsrichter 35

7. Quidditch-Mannschaften Britanniens undIrlands 37

8. Die weltweite Verbreitung des Quidditch 459. Die Entwicklung des Rennbesens 55

10. Quidditch heute 60

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VORWORT

Quidditch im Wandel der Zeiten ist eines der begehr-testen Bücher in der Bibliothek von Hogwarts. Wiemir unsere Bibliothekarin Madam Pince berichtet,wird es fast täglich »begrabscht, bekleckert und über-haupt misshandelt« - ein schönes Kompliment fürein Buch. Wer regelmäßig Quidditch spielt oderauch nur Zuschauer ist, wird Mr Whisps Buch gera-dezu verschlingen, ebenso wie jene von uns, die sichganz allgemein für die Geschichte der Zauberei in-teressieren. Während wir das Quidditch im Laufeder Zeit weiterentwickelt haben, hat das Spiel auchuns selbst weiterentwickelt; Quidditch vereintHexen und Zauberer verschiedenster Herkunft, ge-meinsam erleben wir Augenblicke voller Begeiste-rung und Überschwang, doch auch - dies gilt zu-mindest für die Anhänger der Chudley Cannons -Momente abgrundtiefer Verzweiflung.

Wie ich gestehen muss, war es nicht ganz einfach,Madam Pince zu überreden, eines ihrer Bücher ausder Hand zu geben, um es für ein breiteres Publi-kum nachzudrucken. Und als ich ihr überdies sagte,das Buch solle auch den Muggeln zugänglich ge-macht werden, verschlug es ihr tatsächlich vorüber-

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gehend die Sprache; einige Minuten lang war sie sostarr, dass ich nicht einmal ein Zucken ihrer Wim-pern wahrnahm. Kaum hatte sie sich wieder gefan-gen, fragte sie mich besorgt, ob ich den Verstandverloren hätte. In diesem Punkt konnte ich sie er-freulicherweise beruhigen und ihr dann erklären,warum ich diese beispiellose Entscheidung getrof-fen hatte.

Die lesende Muggelschaft wird keiner Erläute-rung der Arbeit von Comic Relief bedürfen, und sowiederhole ich meine Worte an Madam Pince nocheinmal zur Aufklärung aller Hexen und Zauberer,welche dieses Buch erworben haben. Comic Reliefkämpft mit Hilfe des Lachens gegen Armut, Un-gerechtigkeit und die Folgen von Katastrophen.Auf diese Weise verwandelt sich die Freude vielerMenschen in große Geldsummen (174 MillionenPfund seit der Gründung im Jahr 1985 - das sindüber vierunddreißig Millionen Galleonen). IndemSie dieses Buch kaufen - und ich möchte Ihnenraten, es zu kaufen, denn sollten Sie allzu langedarin lesen ohne das Geld herauszurücken, dannwerden Sie feststellen, dass Sie Opfer eines Klau-fluchs geworden sind -, wenn Sie also das Buch kau-fen, tragen Sie zu dieser magischen Mission bei.

Ich würde meine Leserinnen und Leser hintersLicht führen, wenn ich behauptete, diese Erklärunghätte genügt und Madam Pince hätte frohgemut

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einen Band aus ihrer Bibliothek den Muggeln zurVerfügung gestellt. Sie machte einige Gegenvor-schläge, beispielsweise den Leuten von Comic Reliefzu sagen, die Bibliothek sei abgebrannt, oder einfachvorzuschützen, ich sei ohne Anweisungen hinterlas-sen zu haben urplötzlich tot umgefallen. Auf meinBekunden hin, dass ich nach reiflicher Überlegungdoch meinen ursprünglichen Plan vorzöge, erklärtesie sich widerstrebend bereit, das Buch herauszu-rücken. Doch als sie es dann tatsächlich aus derHand geben sollte, versagten ihre Nerven, und ichwar gezwungen, ihre Finger einen nach dem ändernvom Buch zu lösen.

Zwar habe ich die üblichen Bibliotheksflüche vondiesem Buch entfernt, doch kann ich nicht verspre-chen, dass es völlig rückstandsfrei ist. Madam Pinceist bekannt dafür, dass sie die ihr anvertrauten Büchermit ungewöhnlichen Zaubern und Flüchen belegt.Ich selbst kritzelte einst in Gedanken versunken einwenig in den Theorien Transsubstantieller Transfigu-ration herum, und eh ich mich versah, hatte ich mirein paar schallende Ohrfeigen seitens des Bucheseingehandelt. Bitte behandeln Sie dieses Buch mitUmsicht. Reißen Sie keine Seiten heraus. Lassen Siees nicht in die Badewanne fallen. Wo immer Sie indiesem Moment auch sein mögen, ich kann nichtgarantieren, dass Madam Pince nicht auf Sie herab-sausen und eine saftige Strafgebühr verlangen wird.

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* Nun bleibt mir nur noch, Ihnen zu danken, dassSie Comic Relief unterstützen, und die Muggel in-ständig zu bitten, Quidditch nicht zu Hause auszu-probieren; natürlich ist Quidditch ein von A bis Zerfundener Sport, den in Wirklichkeit niemand be-treibt. Darüber hinaus möchte ich die Gelegenheitnutzen und Eintracht Pfützensee für die nächsteSaison viel Glück wünschen.

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—————————— I.Kapitel ———————————Die Entwicklung des

fliegenden Besens

Bis zum heutigen Tag wurde keine Zauberformelgefunden, die es Zauberern ermöglicht, in ihrermenschlichen Gestalt ohne Hilfsmittel zu fliegen.Jene wenigen Animagi, die sich in geflügelte Wesenverwandeln können, kommen zwar in den Genussdes Fliegens, bleiben jedoch seltene Ausnahmen.Hexen oder Zauberer, die sich in eine Fledermausverwandelt sehen, können sich zwar in die Lüfteerheben, da sie jedoch mit dem Gehirn einer Reder-maus ausgestattet sind, vergessen sie unweigerlichnoch im selben Augenblick, wo sie eigentlich hinwollen. Hingegen ist die Levitation etwas Alltäg-liches, doch unsere Vorfahren wollten sich nichtdamit begnügen, nur knapp zwei Meter über demErdboden zu schweben. Sie wollten mehr. Siewollten fliegen wie die Vögel, allerdings ohne dieUnannehmlichkeit, sich Federn wachsen lassen zumüssen.

Für uns ist es heute so selbstverständlich, dassjeder Zaubererhaushalt in Britannien mindestenseinen fliegenden Besen besitzt, dass wir nur selteneinmal aufmerken und uns fragen, wie es eigentlichdazu gekommen ist. Warum ist ausgerechnet derschlichte Besen zum einzigen Gegenstand gewor-

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den, der uns als Transportmittel gesetzlich erlaubtist? Warum haben wir im Westen eigentlich nichtden bei unseren Brüdern und Schwestern im Ostenso beliebten Teppich übernommen? Warum habenwir uns denn nicht entschieden, fliegende Fässer,fliegende Sessel oder fliegende Badewannen zu ent-wickeln - warum ausgerechnet Besen?

Die Hexen und Zauberer waren natürlich gewitztgenug, um einzusehen, dass die Muggel in ihrerUmgebung danach trachten würden, ihre magi-schen Kräfte auszubeuten, sobald ihnen einmal dieAugen darüber aufgegangen wären. Deshalb be-wahrten sie Stillschweigen und blieben unter sich,lange bevor das Internationale Abkommen zurGeheimhaltung der Zauberei in Kraft trat. Wenn esschon nötig war, ein Fluggerät im Hause zu haben,dann musste es unbedingt etwas Unscheinbaressein, das leicht zu verstecken war. Bestens geeignetdafür war der Besen; man musste, wenn ein Muggelihn fand, nichts entschuldigen und schon gar nichterklären, um was es sich handelte, zudem war erleicht zu transportieren und nicht teuer. Allerdingshatten die ersten für die Zwecke des Fliegens ver-zauberten Besen durchaus ihre Tücken.

Wie historische Dokumente zeigen, benutztenHexen und Zauberer in Europa schon im Jahr 962n. Chr. fliegende Besen. Eine deutsche illuminierteHandschrift aus dieser Epoche zeigt drei Zauberer,

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die mit dem Ausdruck heftigsten Unbehagensauf den Gesichtern von ihren Besen steigen. Derschottische Zauberer Guthrie Lochrin berichtet imJahr 1107 von seinem »mit Holzsplittern gespicktenHintern und aufgequollenen Hämorrhoiden« nacheinem kurzen Besenritt von Montrose nach Ar-broath.

Ein im Londoner Quidditch-Museum ausgestell-ter mittelalterlicher Besen vermittelt uns eine gewis-se Ahnung von Lochrins Qualen (siehe Abb. A).Ein dicker, knorriger Besenstiel aus unpoliertemEschenholz, an dessen einem Ende auf simpelsteWeise ein paar Haselstrauchzweige festgebundensind, ist weder bequem noch genügt er aerodynami-schen Erfordernissen. Auch die Zauber, mit denen erausgestattet ist, sind recht schlicht: Er fliegt nur miteiner einzigen Geschwindigkeit vorwärts; er steigt,sinkt und hält an.

Da die Zaubererfamilien jener Zeit ihre Besen nochselbst herstellten, gab es gewaltige Unterschiede,was Schnelligkeit, Komfort und Handhabung ihrer

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jeweiligen Reisemittel betraf. Im zwölften Jahr-hundert schließlich hatten die Zauberer gelernt,Tauschhandel zu betreiben, so dass ein geschickterBesenmacher seine Besen gegen Zaubertränke ein-tauschen konnte, die seinem Nachbarn vielleichtbesser gelangen. Kaum waren die Besen bequemergeworden, flog man nicht mehr einzig und allein,um von Punkt A nach Punkt B zu gelangen, sondernauch zum Vergnügen.

—————————— 2. Kapitel —————————————Mittelalterliche Besenspiele

Besensport entstand, sobald die Besen so weit aus-gereift waren, dass sie es den Fliegern ermöglichten,Kurven zu drehen und die Geschwindigkeit undHöhe selbst zu bestimmen. Zeitgenössische Schrif-ten und Gemälde von Zauberern vermitteln unseine ungefähre Vorstellung von den Spielen unsererVorfahren. Manche dieser Spiele sind inzwischenausgestorben, andere haben überlebt oder sich zuden Sportarten entwickelt, die wir heute kennen.

Das berühmte Jährliche Besenrennen in Schwedenhat seinen Ursprung im zehnten Jahrhundert. DieFlieger rasen über eine Entfernung von knapp fünf-hundert Kilometern von Kopparberg nach Arjeplog.Die Strecke verläuft geradewegs durch ein Drachen-

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reservat, weshalb die riesige silberne Trophäe dieGestalt eines Schwedischen Kurzschnäuzlers hat.Dieser Wettflug, heute eine Veranstaltung von inter-nationalem Rang, bringt Zauberer aus allen Ländernin Kopparberg zusammen, wo sie die Teilnehmeranfeuern, um anschließend nach Arjeplog zu appa-rieren, wo sie den Überlebenden gratulieren.

Das berühmte Gemälde Günther der Gewaltige istder Gewinner (1105) zeigt das alte deutsche SpielStichstock. Auf einer sieben Meter hohen Stangewurde eine aufgeblasene Drachenblase befestigt.Ein Spieler auf einem Besen hatte die Aufgabe, dieseBlase zu schützen. Der Blasenwächter, Mann oderFrau, hatte ein Seil um die Taille geschlungen, dasan der Stange befestigt war, und konnte sich dahernicht weiter als gut drei Meter von ihr entfernen. Dieanderen Spieler flogen dann abwechselnd auf dieBlase zu und versuchten, sie mit dem eigens dafürgeschärften Ende ihres Besens zu durchstechen. DerBlasenwächter durfte seinen Zauberstab benutzen,um die Angriffe abzuwehren. Das Spiel war zuEnde, sobald die Blase tatsächlich durchstochenwar oder es der Blasenwächter geschafft hatte, alleGegner aus dem Spiel zu hexen, sofern er zwi-schenzeitlich nicht vor Erschöpfung zusammenge-brochen war. Stichstock starb im vierzehnten Jahr-hundert aus.

In Irland erblühte das Spiel Aingingein und wurde

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in manch einer irischen Ballade besungen (der le-gendäre Zauberer Fingal der Furchtlose soll angeb-lich ein Aingingein-Champion gewesen sein). Hiernahmen die Spieler abwechselnd den »Dom« oderBall (übrigens die Gallenblase einer Ziege) und ras-ten durch brennende Fässer hindurch, die auf Stel-zen hintereinander hoch in der Luft angebrachtwaren. Der Dom musste durch das letzte Fass ge-worfen werden. Sieger war der Spieler, dem dies amschnellsten gelang, ohne unterwegs in Flammenaufzugehen.

Schottland war die Wiege des wohl gefährlichstenaller Besenspiele - Creaothceann. Das Spiel wird ineinem tragischen gälischen Gedicht aus dem elftenJahrhundert erwähnt, dessen erster Vers in der Über-setzung wie folgt lautet:

Die Spieler kamen zusamm',zwölf stattliche, mutige Männer,

Sie banden sich die Kessel um,zum Fliegen bereit,

Beim Klang des Hornsstiegen sie rasch in die Lüfte,

Doch zwölfe von ihnenwaren dem Tode geweiht.

Jeder Creaothceann-Spieler schnallte sich einenKessel auf den Kopf. Beim Klang eines Horns oder

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einer Trommel begannen bis zu hundert verzauber-te Steine und Felsbrocken, die zunächst gut dreißigMeter hoch in der Luft geschwebt hatten, zu Bodenzu fallen. Die Spieler flogen blitzschnell umher undversuchten möglichst viele Steine mit ihren Kesselnaufzufangen. Bei vielen schottischen Zauberern galtdies als äußerster Beweis von Männlichkeit undMut, und Creaothceann erfreute sich im Mittelalter,ungeachtet des von diesem Spiel verlangten hohenBlutzolls, beträchtlicher Beliebtheit. Im Jahr 1762schließlich wurde es verboten, und obwohl sichMagnus »Beulenkopf« Macdonald in den sechzigerJahren des zwanzigsten Jahrhunderts an die Spitzeeiner Bewegung zur Wiedereinführung des Spielssetzte, weigerte sich das Zaubereiministerium, dasVerbot aufzuheben.

Shuntbumps war ein beliebter Sport im englischenDevon. Es handelte sich um eine ruppige Variantedes Turnierkampfs, bei dem es einzig und allein da-rum ging, so viele gegnerische Spieler wie möglichvon ihren Besen zu hauen. Wer am Schluss nochübrig war, hatte gewonnen.

Szvivenhodge hatte seinen Ursprung in Hereford-shire. Wie beim Stichstock benutzte man auch hiereine luftgefüllte Blase, zumeist die eines Schweins.Die Spieler saßen rücklings auf ihren Besen undschlugen die Blase mit dem Reisigbündel über eineHecke. Wenn ein Spieler die Blase verfehlte, gewann

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der Gegner einen Punkt. Wer zuerst fünfzig Punkteerreichte, war Sieger.

In England wird Swivenhodge auch heute nochgespielt es hat jedoch nie größere Popularität er-langt; Shuntbumps hat lediglich als Kinderspielüberlebt. Auf Queerditch Marsh jedoch war einSpiel erfunden worden, das eines Tages zum belieb-testen in der Zaubererwelt werden sollte.

————————————— 3. Kapitel —————————————Das Spiel von Queerditch Marsh

Unser Wissen über die rauen Anfänge des Quid-ditch verdanken wir den Aufzeichnungen der HexeGertie Keddle, die im elften Jahrhundert am Randevon Queerditch Marsh lebte. Zum Glück für unsführte sie ein Tagebuch, das heute im LondonerQuidditch-Museum zu besichtigen ist. Die folgen-den Auszüge wurden aus dem stark fehlerhaftenAngelsächsisch des Originals übersetzt.

Dienstag. Heiß. Diese Meute von der anderenSeite der Marsch hat es schon wieder getrie-ben. Dieses dumme Spiel auf Besen. Ein gro-ßer Lederball flog mitten in mein Kohlbeet.Hab dem Mann, der ihn holen kam, einenFluch aufgehalst. Wollte sehen, wie er mit

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nach hinten verdrehten Knien wieder davon-flog, diese große haarige Wildsau.

Dienstag. Nass. War draußen auf der Marsch,um Nesseln zu pflücken. Die Besentrottel wa-ren schon wieder am Spielen. Versteckte michhinter einem Stein und sah ihnen eine Weilezu. Sie haben einen neuen Ball. Den werfensie sich gegenseitig zu und dann in die Bäumezu beiden Seiten der Marsch, wo er sich inden Ästen verfangen soll. Sinnloser Unfug.

Dienstag. Windig. Gwenog kam auf einen Nes-seltee vorbei, dann meinte sie, ob ich nichtmit nach draußen kommen wolle, da war wasganz Aufregendes zu sehen. Da stand ich nunund sah diesen Hohlköpfen zu, wie sie aufder Marsch spielten. Dieser große schottischeZauberer von oben auf dem Hügel war auchdabei. Jetzt lassen sie auch noch zwei schwereSteine durch die Gegend fliegen, die sie vonden Besen hauen sollen. Ist leider nicht pas-siert, während ich zusah. Gwenog meinte, siewürde selbst öfter spielen. Ging angewidertnach Hause.

Diese Tagebucheintragungen sagen uns viel mehr,als Gertie Keddle geahnt haben konnte, ganz abge-

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sehen von dem Umstand, dass sie nur den Namereines einzigen Wochentages kannte. Zunächst alscwar der Ball, der in ihrem Kohl landete, aus Ledei;wie der moderne Quaffel - die luftgefüllte Blase, diein anderen Besenspielen dieser Zeit benutzt wurde,war natürlich kaum mit Genauigkeit zu werfen,besonders bei windigem Wetter. Zweitens offenbartuns Gertie, dass die Männer den Quaffel »in dieBäume zu beiden Seiten der Marsch« warfen, wo ersich verfangen sollte - offenbar eine frühe Form desToreschießens. Drittens gewährt sie uns einen kur-zen Blick auf die Vorläufer der Klatscher. Höchstinteressant ist, dass ein »großer schottischer Zaube-rer« dabei war. War er vielleicht ein Creaothceann-Spieler? War es seine Idee, die schweren Steine zuverhexen, damit sie auf gefährliche Weise kreuz undquer über das Spielfeld schössen, wie die Felsbro-cken im Spiel aus seiner Heimat?

Erst ein Jahrhundert später finden wir erneuteinen Hinweis auf den Sport von Queerditch Marsh,als der Zauberer Goodwin Kneen die Feder zurHand nahm und an seinen norwegischen Vetter Olafschrieb. Kneen lebte in Yorkshire, ein Beleg dafür,wie schnell sich der von Gertie Keddle erstmalsbeschriebene Sport in ganz Britannien ausgebreitethatte. Kneens Brief wird im Archiv des norwegi-schen Zaubereiministerium verwahrt.

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Lieber Olaf,wie geht es dir? Mir selbst geht es gut, dochGunhilda hat einen Anflug von Drachen-blattern.Letzten Samstagabend genossen wir eineschwungvolle Partie Kwidditch, obwohl diearme Gunhilda als Fängerin ausfiel und wirstatt ihrer Radulf, den Schmied, nehmenmussten. Die Mannschaft aus Ilkley spieltegut, konnte uns aber nicht das Wasser reichen,hatten wir doch den ganzen Monat eifrig trai-niert und trafen zweiundvierzigmal. Radulfbekam einen Blooder an den Kopf, weil dergute Ugga nicht schnell genug mit dem Knüp-pel war. Mit den neuen Zielfässem machtenwir gute Erfahrungen. Drei Fässer auf Stelzenzu beiden Seiten, Oona, die Schankwirtin, hatsie uns geschenkt. Sie hat uns auch die ganzeNacht mit Met freigehalten, weil wir gewon-nen haben. Gunhilda war ein wenig verärgert,weil ich so spät nach Hause kam. Ich musstevor ein paar tückischen Flüchen Reißaus neh-men, doch inzwischen habe ich meine Fingerwieder.Diesen Brief schicke ich mit meiner bestenEule. Ich hoffe, sie schafft es.Dein VetterGoodwin

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Wir sehen, wie weit sich das Spiel im Lauf einesJahrhunderts entwickelt hatte. Goodwins Gattinsollte eigentlich »Fänger« spielen - vermutlich deralte Ausdruck für Jäger. Der »Blooder« (zweifellosder altenglische Begriff für Klatscher), der Radulf,den Schmied, traf, sollte von Ugga abgewehrtwerden, der offenbar den Treiber spielte, da er jaeinen Knüppel trug. Nicht mehr Bäume dienen jetztals Tore, sondern Fässer auf Stelzen. Noch fehltejedoch ein wichtiges Element des Spiels: der Gol-dene Schnatz. Erst Mitte des dreizehnten Jahrhun-derts kam der vierte Quidditch-Ball hinzu, und diesauf recht merkwürdige Art und Weise.

————————————— 4. Kapitel —————————————Wie der Goldene Schnatz

zum Quidditch kam

Ab dem frühen zwölften Jahrhundert war dieSchnatzerjagd bei vielen Hexen und Zauberern einbeliebter Zeitvertreib. Heute sind die GoldenenSchnatzer (siehe Abb. B) eine geschützte Art, dochzur damaligen Zeit waren sie in Nordeuropa weitverbreitet. Weil sie sich jedoch geschickt versteckenund sehr schnell fliegen konnten, waren die Muggelkaum in der Lage, sie aufzuspüren.

Der Schnatzer ist ein winziges Wesen, verblüf-

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fend flink in der Luft und sehr geschickt, wenn esdarum geht, seinen natürlichen Feinden auszuwei-chen. All dies mehrte nur noch das Ansehen derZauberer, die einen Schnatzer fingen. Das Quid-ditch-Museum bewahrt einen Gobelin aus demzwölften Jahrhundert, der eine Gruppe von Zaube-rern zeigt, die gerade aufbricht, um einen Schnatzerzu fangen. Auf dem ersten Abschnitt des Wand-teppichs sind einige Jäger mit Netzen zu sehen,andere tragen Zauberstäbe, und wiederum andereversuchen den Schnatzer mit bloßen Händen zufangen. Der Gobelin enthüllt zudem, dass derSchnatzer von seinem Fänger häufig zerdrücktwurde. Im letzten Teil der Darstellung ist zu sehen,wie der Zauberer, der den Schnatzer gefangen hat,als Auszeichnung einen Sack Gold erhält.

Die Schnatzerjagd war in vielerlei Hinsicht ver-werflich. Jeder Zauberer, der das Herz am rechtenFleck hat, wird die Vernichtung dieser friedlieben-

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den Vögel im Namen des Sports beklagen. Überdieshatte die meist am helllichten Tage betriebeneSchnatzerjagd zur Folge, dass mehr Muggel fliegen-de Besen zu Gesicht bekamen als bei allem anderen,was Zauberer trieben. Damals war der Magische Ratjedoch nicht in der Lage, die Beliebtheit diesesSports einzudämmen - im Gegenteil, wie wir nochsehen werden, erhob der Magische Rat selbst offen-bar keine Einwände.

Die Schnatzerjagd kreuzte schließlich im Jahr1269 den Weg des Quidditch, und zwar bei einemSpiel, dem das Oberhaupt des Magischen Rates,Barberus Bragge, persönlich beiwohnte. Wir wissendies dank des Augenzeugenberichts, den MadamModesty Rabnott aus Kent an ihre Schwester Pru-dence in Aberdeen schickte (auch dieser Brief ist imQuidditch-Museum ausgestellt). Madam Rabnott zu-folge brachte Bragge einen Schnatzer im Käfig zumWettkampf mit und verkündete den beiden Mann-schaften, er setze ein Preisgeld von einhundertfünf-zig Galleonen1 für denjenigen Spieler aus, der denSchnatzer während der Partie einfinge. Madam Rab-nott schildert, was daraufhin geschah:

Die Spieler erhoben sich alle sogleich in dieLüfte, achteten nicht auf den Quaffel und

1 Entspricht einem heutigen Wert von über einer Million Galleonen. ObRatsoberhaupt Bragge zu zahlen beabsichtigte, ist bis heute umstritten.

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wichen den Blooders aus. Beide Hüter ver-ließen ihre Torkörbe und schlossen sich derJagd an. Der arme kleine Schnalzer flatterteverzweifelt kreuz und quer über das Feld undsuchte zu entkommen. Doch die unten ver-sammelte Zaubererschar zwang ihn mitAbwehrzaubern auf das Feld zurück. Nun,Pru, du weißt, was ich von der Schnatzerjagdhalte und wie ich sein kann, wenn mir einmalder Kragen platzt. Ich rannte auf das Feld undschrie: »Ratsoberhaupt Bragge, das ist keinSport mehr! Lassen Sie den Schnatzer davon-fliegen und zeigen Sie uns das vornehmeSpiel Cuaditch, dessentwegen wir alle ge-kommen sind!« Du wirst es nicht glauben,Pru, aber dieser Rohling lachte nur undschleuderte mir den leeren Vogelkäfig entge-gen. Nun, da sah ich rot, Pru, und das meineich ernst. Als der arme kleine Schnatzer aufmich zuflog, führte ich einen Aufrufezauberaus. Du weißt, wie gut meine Aufrufezaubersind, Pru - natürlich war es recht leicht fürmich, richtig zu zielen, weil ich ja nicht aufeinem Besenstiel saß. Der kleine Vogel flatter-te schnurstracks in meine Hand. Ich steckteihn in den Ausschnitt und rannte wie von derTarantel gestochen davon.Gut und schön, sie haben mich geschnappt,

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doch erst, nachdem ich der Meute entkom-men war und den kleinen Schnatzer freigelas-sen hatte. Ratsoberhaupt Bragge war sehr zor-nig und einen Moment lang fürchtete ich, alsgehörnte Kröte zu enden, doch glücklicher-weise beruhigten ihn seine Berater, und sieverlangten nur zehn Galleonen Bußgeld vonmir, weil ich das Spiel gestört hatte. Natürlichhabe ich noch nie in meinem Leben zehn Galle-onen besessen, also ist das gute alte Haus ver-loren.Ich werde bald kommen und bei dir einzie-hen, zum Glück haben sie mir den Hippogreifgelassen. Und ich sage dir, Pru, RatsoberhauptBragge würde meine Stimme nie bekommen,wenn sie mich denn wählen ließen.Deine dich liebende SchwesterModesty

Madam Rabnott mochte mit ihrem kühnen Schritteinen Schnatzer gerettet haben, doch alle konnte sienicht retten. Ratsoberhaupt Bragge hatte mit seinerIdee das Wesen des Quidditch für immer verändert.Bald wurden bei allen Quidditch-Spielen GoldeneSchnatzer freigelassen, und ein Spieler jeder Mann-schaft (der Häscher) hatte einzig und allein die Auf-gabe, ihn zu fangen. War der Vogel dann getötet,war das Spiel zu Ende und die Mannschaft des

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Häschers erhielt zusätzlich einhundertfünfzig Punk-te, in Erinnerung an die einhundertfünfzig Galle-onen, die Oberhaupt Bragge einst versprochen hatte.Die Menge sorgte mit den von Madam Rabnott er-wähnten Abwehrzaubern dafür, dass der Schnatzerüber dem Spielfeld blieb.

Mitte des folgenden Jahrhunderts jedoch warendie Goldenen Schnatzer vom Aussterben bedroht, sodass der Magische Rat, den inzwischen die um eini-ges aufgeklärtere Elfrida Clagg leitete, den Golde-nen Schnatzer zur geschützten Art erklärte undsowohl die Jagd auf ihn als auch seinen Gebrauchbeim Quidditch verbot. In Somerset wurde dasModesty-Rabnott-Schnatzer-Reservat gegründet,und man suchte händeringend nach einem Ersatzfür den Vogel, um das Quidditch selbst nicht aus-sterben zu lassen.

Die Erfindung des Goldenen Schnatzes wird demZauberer Bowman Wright aus Godric's Hollowzugeschrieben. Während die Quidditch-Mann-schaften im ganzen Land sich mühten, anstelle desSchnalzers andere Vögel für das Spiel zu finden,machte sich der im Verzaubern von Metallenbewanderte Wright an die Aufgabe, einen Ball zuschaffen, der das Verhalten und die Flugeigen-schaften des Schnatzers nachahmte. Dass ihm diesglänzend gelang, geht aus den vielen (heute imBesitz eines Privatsammlers befindlichen) Perga-

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mentrollen aus seinem Nachlass hervor, auf deneier die aus dem ganzen Land eingegangenen BeStellungen notierte. Der Goldene Schnatz, w»Wright seine Erfindung nannte, war ein walnussgroßer Ball von genau demselben Gewicht wie eirSchnatzer. Seine silbrigen Flügel hingen wie die desSchnatzers an voll drehbaren Angeln, die es ihrrermöglichten, wie das Vorbild in Windeseile undmit größter Genauigkeit die Flugrichtung zu wech-seln. Im Gegensatz zum Schnatzer jedoch war deiSchnatz mit einem Zauber belegt, der ihn in derGrenzen des Spielfelds hielt. Mit der Einführung desGoldenen Schnatzes, so lässt sich sagen, endete dieEntwicklung, die dreihundert Jahre zuvor aufQueerditch Marsh begonnen hatte. Quidditch warnun endgültig geboren.

————————————— 5. Kapitel —————————————Anti-Muggel- Vorkehrungen

Im Jahr 1398 verfasste der Magier Zacharias Mumpsdie erste umfassende Beschreibung des Quidditch-Spiels. Zuallererst, so betonte er, müsse man sichwährend des Spiels unbedingt gegen Muggel absi-chern: »Wählt einsame Moorgebiete weitab vonMuggelbehausungen und sorgt dafür, dass manEuch nicht sehen kann, wenn Ihr Euch auf dem

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Besen in die Lüfte erhebt. Wenn Ihr ein dauerhaftesSpielfeld einrichten wollt, sind Muggelabwehr-zauber nützlich. Auch ist es ratsam, des Nachts zuspielen.«

Dass Mumps' exzellenter Ratschlag nicht immerbefolgt wurde, schließen wir aus der Geschichte.Der Magische Rat verbot schon 1362 jedes Quid-ditch-Spiel im Umkreis von achtzig Kilometern vonStädten. Quidditch gewann jedoch so rasch an Be-liebtheit, dass der Rat es 1368 für nötig befand, dasVerbot auf hundertsechzig Kilometer im Umkreisvon Städten auszuweiten. Im Jahre 1419 erließ erschließlich das Dekret mit der inzwischen allseitsbekannten Formulierung, Quidditch dürfe »nicht inder Nähe irgendeines Ortes gespielt werden, an demauch nur die geringste Chance besteht, dass einMuggel zusieht. Widrigenfalls werden wir uns an-schauen, wie gut Ihr spielt, wenn Ihr an eine Kerker-mauer gekettet seid«.

Wie jeder Zauberer bereits von Kindesbeinen anweiß, ist die Tatsache, dass wir auf Besen fliegen,unser wohl am schlechtesten gehütetes Geheimnis.Auf keinem Bild, das ein Muggel von einer Hexemalt oder zeichnet, darf ein Besen fehlen, und wielächerlich diese Darstellungen auch sein mögen(keiner der von den Muggeln abgebildeten Besenkönnte sich auch nur eine Sekunde in der Luft hal-ten), sie gemahnen uns doch daran, dass wir jahr-

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hundertelang allzu sorglos waren. So darf es urunicht überraschen, dass Besen und Magie im Kopdes Muggels unlöslich miteinander verbunden sind

Angemessene Sicherheitsvorkehrungen wurdeterst im Jahre 1692 mit dem Abkommen zur Geheimhaltung der Zauberei durchgesetzt, das jedesZaubereiministerium unmittelbar für die FolgerMagischer Spiele auf seinem jeweiligen Gebiet ver-antwortlich machte. In Britannien führte dies zuiBildung der Abteilung für Magische Spiele undSportarten. Quidditch-Mannschaften, die sich überdie Richtlinien des Ministeriums hinwegsetzten,wurden ab diesem Zeitpunkt gezwungen, sich auf-zulösen. Am bekanntesten ist der Fall der BanchoryBangers, einer schottischen Mannschaft, die nichtnur für ihr miserables Quidditch berüchtigt war,sondern auch für ihre Feste nach den Spielen. Nachihrem Spiel gegen die Appleby Arrows im Jahr 1914(siehe siebtes Kapitel) ließen es die Bangers nichtnur zu, dass ihre Klatscher in die Nacht hinein da-vonsausten, sondern machten sich auch noch auf,einen Schwarzen Hebriden zu fangen, der ihr Mann-schaftsmaskottchen werden sollte. Vertreter desZaubereiministeriums setzten sie fest, als sie überInverness hinwegflogen, und die Banchory Bangersspielten nie wieder Quidditch.

In unserer Zeit spielen die Quidditch-Mannschaf-ten nicht in ihren Heimatorten, sondern reisen zu

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eigens von der Abteilung für Magische Spiele undSportarten eingerichteten Spielfeldern, die mit ange-messenen Vorkehrungen zum Schutz vor Muggelnausgestattet sind. Wie Zacharias Mumps schon vorsechshundert Jahren durchaus zu Recht empfahl,sind Quidditch-Felder auf abgelegenen Mooren amsichersten.

————————————— 6. Kapitel —————————————Der Wandel des Quidditch seit dem

vierzehnten Jahrhundert

Das SpielfeldZacharias Mumps beschreibt das Spiel-feld des vierzehnten Jahrhunderts als einovales, gut hundertsechzig Meter langesund sechzig Meter breites Gelände miteinem kleinen Kreis (von knapp einemMeter Durchmesser) in der Mitte. Mumpsberichtet, dass der Schiedsrichter (oderQuijuror, wie er damals genannt wurde)die vier Bälle in diesen Mittelkreis trug,während sich die vierzehn Spieler umihn herum aufstellten. Im Moment derBallfreigabe (der Quaffel wurde vomSchiedsrichter geworfen; siehe unter»Der Quaffel«) schössen die Spieler in

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die Höhe. Zu Mumps' Zeiten bestanden die Torenoch aus großen, auf Stangen angebrachten Körben,wie sie Abb. C zeigt.

Im Jahr 1620 schrieb Quintius Umfraville einBuch mit dem Titel Der edle Sport der Zauberer, daseine Skizze des Spielfelds im siebzehnten Jahr-hundert enthält (siehe Abb. D). Wie wir sehen, sindhier inzwischen die »Torräume« hinzugekommen,wie wir sie kennen (siehe unter »Die Regeln«). DieKörbe an der Spitze der Torstangen waren um eini-ges kleiner und in größerer Höhe angebracht als zuMumps' Zeiten.

Im Jahr 1883 kamen die Körbe als Tore außerGebrauch und wurden, wie der Tagesprophet damalsberichtete, durch die uns heute bekannten Tore er-setzt (siehe dort). Das Quidditch-Feld selbst jedochhat sich seit damals nicht mehr verändert.

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Wir wollen unsereKörbe wiederhaben!Dieser Aufschrei war letzte Nacht von Quid-ditch-Spielern landauf, landab zu hören, als klarwurde, dass die Abteilung für Magische Spieleund Sportarten beschlossen hatte, die seit Jahr-hunderten als Tore verwendeten Körbe zu ver-brennen.

»Nun mal halblang, wir verbrennen sie nicht«,sagte ein verärgert wirkender Sprecher der Ab-teilung, den wir gestern Abend um eine Stellung-nahme baten. »Wie Sie sicher festgestellt haben,gibt es Körbe unterschiedlicher Größe. Es ist unsnicht gelungen, die Korbgröße zu vereinheit-lichen und die Tore in ganz Britannien einanderanzugleichen. Sie werden natürlich einsehen, dasses hier um eine Frage der Fairness geht. Bei-spielsweise gibt es in der Nähe von Barnton eineMannschaft, die auf den Stangen des gegneri-schen Teams winzig kleine Körbe anbringt, in dienicht mal eine Traube reinpasst. Und an ihreneigenen Stangen lassen sie diese großen Weiden-körbe baumeln. So geht es einfach nicht. Wir ha-ben eine bestimmte Ringgröße festgesetzt unddamit hat es sich. Alles peinlich genau und ge-recht.«

Bei diesen Worten musste der Sprecher einemHagel von Körben ausweichen, die ihm die imSaal versammelten aufgebrachten Demonstran-ten entgegenschleuderten. Zwar machte man spä-ter für den darauf folgenden Radau Aufpeitscherder Kobolde verantwortlich, doch kann keinZweifel daran bestehen, dass Quidditch-Fans inganz Britannien heute Nacht das Ende des Spielsbetrauern, wie wir es bisher kannten.

»Ohne Körbe isses einfach nich' mehr datsel-be«, meinte ein apfelwangiger alter Zauberertraurig. »Als ich noch jung war, ha'm wir siewährend dem Spiel immer angezündet, war 'nRiesenlacher. Das kannst du doch mit Torringennich' mehr machen. Der ganze Spaß is' futsch.«

Der Tagesprophet, 12. Februar 1883

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Die BälleDer Quaffel

Wie wir aus Gertie Keddles Tagebuch erfahrenhaben, war der Quaffel bereits in der Anfangszeitaus Leder gefertigt. Als einziger der vier Quidditch-Bälle war der Quaffel ursprünglich nicht verzaubert,sondern ein gewöhnlicher Ball aus Lederflicken,häufig mit einer Schlaufe versehen (siehe Abb. E), daer einhändig gefangen und geworfen werden muss-te. Einige alte Quaffel haben Fingerlöcher. Mit derEntdeckung der Greifzauber im Jahr 1875 wurdenSchlaufen und Fingerlöcher jedoch überflüssig, dader Jäger von nun an in der Lage war, das verzau-berte Leder ohne solche Hilfen mit einer Hand zuVialton

Der moderne Quaffel misst dreißig Zentimeter imDurchmesser und ist nahtlos. Er wurde erstmalsim Winter 1711 scharlachrot eingefärbt nach einem

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Spiel, bei dem er, einmal auf der Erde gelandet,wegen des heftigen Regens vom sumpfigen Bodennicht mehr zu unterscheiden gewesen war. Die Jägerärgerten sich auch zunehmend, da sie, wenn sie denQuaffel verfehlt hatten, immer nach unten fliegenmussten, um ihn zurückzuholen. Dies brachte dieHexe Daisy Pennifold, kurz nachdem die Farbe desQuaffels geändert worden war, auf die Idee, ihn sozu verhexen, dass er, wenn er schon zur Erde fiel,dies langsam tat, als würde er durch Wasser sinken,damit die Jäger ihn noch in der Luft abfangen konn-ten. Der »Pennifold-Quaffel« wird auch heute nochverwendet.

Die KlatscherDie ersten Klatscher, damals »Blooders« genannt,waren, wie wir gesehen haben, fliegende Steine, unddaran hatte sich auch zu Mumps' Zeiten nichtsgeändert, außer dass sie nun rund wie Bälle waren.Sie hatten jedoch den entscheidenden Nachteil, dasssie mit den magisch verstärkten Schlägern derTreiber im fünfzehnten Jahrhundert zerschmettertwerden konnten, und wenn es dazu kam, wurdensämtliche Spieler während der restlichen Spielzeitvon fliegenden Gesteinsbrocken verfolgt.

Aus diesem Grund vermutlich begannen einigeQuidditch-Mannschaften im frühen sechzehntenJahrhundert mit metallenen Klatschern zu experi-

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mentieren. Agatha Chubb, eine Expertin für alteZauberutensilien, hat immerhin zwölf bleierne Klat-scher aus dieser Periode identifiziert, die in irischenTorfgruben und englischen Mooren entdeckt wur-den. Wie sie schreibt, »handelt es sich eindeutig umKlatscher und nicht um Kanonenkugeln«.

Sichtbar sind die leichten Dellen, verursachtdurch die magisch verstärkten Schläger derTreiber, und es ist auch deutlich zu erkennen,dass die Kugeln von einem Zauberer (undnicht von einem Muggel) hergestellt wurden.Auffällig ist die gediegene Verarbeitung unddie vollkommen ebenmäßige Form. Ein letz-ter Beleg war die Tatsache, dass sie, als ich sieaus der Kiste geholt hatte, allesamt in meinemArbeitszimmer umherflogen und versuchten,mich zu Boden zu schlagen.

Bald jedoch stellte sich heraus, dass Blei zu weichwar für die Herstellung von Klatschern (jede Dellebeeinträchigte seine Fähigkeit, geradeaus zu fliegen).Heute sind alle Klatscher aus Eisen und haben einenDurchmesser von fünfundzwanzig Zentimetern.

Klatscher sind dergestalt verzaubert, dass sieunterschiedslos alle Spieler jagen. Lässt man sieungestört, greifen sie den Spieler an, der ihnen amnächsten ist, daher ist es die Aufgabe der Treiber, die

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Klatscher so weit wie möglich von ihrer eigenenMannschaft fortzuschlagen.

Der Goldene SchnalzDer Goldene Schnatz ist, wie der Goldene Schnalzer,von der Größe einer Walnuss. Auf dem Schnatz liegtu. a. ein Zauber, der bewirkt, dass er sich möglichstlange Zeit nicht fangen lässt. Einer Legende zufolgeentwischte der Goldene Schnatz im Jahr 1884 überBodmin Moor sechs Monate lang seinen Jägern, sodass beide Mannschaften am Ende empört über diemiserable Leistung ihrer Sucher aufgaben.Ortskundige Zauberer aus Cornwall beteuern, dassder Schnatz noch immer wild auf dem Moor lebt,einen Beweis dafür konnte ich allerdings nicht fin-den.

Die SpielerDer Hüter

Die Position des Hüters gibt es nachweislich schonseit dem dreizehnten Jahrhundert (siehe viertes Ka-pitel), doch hat sich seine Rolle seit damals gewan-delt. Zacharias Mumps zufolge sollte der Hüter

der Erste sein, der die Torkörbe erreicht, dennes ist seine Aufgabe, den Quaffel von denKörben fernzuhalten. Der Hüter sollte daraufAcht geben, nicht zu weit in Richtung der

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gegnerischen Seite abzudriften, denn wäh-rend er fort ist, könnten die eigenen Körbe inGefahr geraten. Allerdings kann ein Hüter einTor erzielen und dann zu seinen Körben zu-rückkehren, um die andere Mannschaft amAusgleich zu hindern. Diese Entscheidungliegt im Ermessen des jeweiligen Hüters.

Daraus geht klar hervor, dass die Hüter zu MumpsZeiten sich wie Jäger mit zusätzlichen Aufgaberverhielten. Sie durften sich über das ganze Spielfeldbewegen und auch Tore schießen.

Im Jahr 1620 jedoch, als Quintius Umfraville derEdlen Sport der Zauberer schrieb, hatte sich die Auf-gabe des Hüters bereits vereinfacht. Inzwischen wa-ren die Torräume zum Spielfeld hinzugekommen,und die Hüter waren gehalten, in deren Grenzen zubleiben und ihre Torkörbe zu bewachen. Sie durftendie Torräume jedoch dann verlassen, wenn sie diegegnerischen Jäger einschüchtern oder schon imVorfeld abwehren wollten.

Die TreiberDie Aufgaben der Treiber, die es wahrscheinlichschon seit Einführung der Klatscher gibt, haben sichseit Jahrhunderten kaum verändert. Zunächst undvor allem müssen sie ihre Mannschaftskameraden vorden Klatschern schützen, und dies mit Hilfe ihrer

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Schläger (früher Knüppel, siehe Goodwin KneensBrief im dritten Kapitel). Die Treiber waren nie Tor-jäger, und es gibt auch keinen Hinweis darauf, dasssie je mit dem Quaffel zu hin gehabt hätten.

Die Treiber benötigen ein gerüttelt Maß an kör-perlicher Kraft, um die Klatscher wegzuschlagen.Daher spielen seit jeher mehr Zauberer als Hexenauf dieser Position. Treiber brauchen auch einen her-vorragenden Gleichgewichtssinn, da sie manchmalbeide Hände vom Besen lösen müssen, um einenKlatscher doppelhändig abzuschmettern.

Die JägerDer Jäger ist die älteste Spielerposition im Quid-ditch, denn das Spiel bestand einst nur im Tore-schießen. Die Jäger werfen einander den Quaffel zuund erzielen jedes Mal zehn Punkte, wenn es ihnengelingt, ihn durch einen gegnerischen Torreifen zuwerfen.

Die einzig bedeutende Änderung beim Jagen trat1884 ein, ein Jahr nachdem die Torkörbe durch Tor-ringe ersetzt worden waren. Ein neue Regel wurdeeingeführt, wonach nur der im Besitz des Quaffelsbefindliche Jäger in den Torraum fliegen durfte.Drangen mehrere Jäger ein, wurde das Tor nichtgegeben. Mit dieser Regel sollte das »Stutschen«unterbunden werden (siehe »Fouls«), bei dem zweiJäger in den Torraum einflogen, den Hüter zur Seite

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rammten und den Torring für den dritten Jäger frei-machten. Über die Reaktion auf diese Regel berich-tete die damalige Ausgabe des Tagespropheten:

Unsere Jägermogeln nicht!Mit diesen Worten protestierten verblüffte Quid-ditch-Fans in ganz Britannien, als die Abteilungfür Magische Spiele und Sportarten gesternAbend die Einführung der so genannten »Stut-schen-Strafe« ankündigte.

»Das Stutschen hat sich in letzter Zeit ge-häuft«, erklärte gestern Abend ein zermürbt wir-kender Sprecher der Abteilung. »Wir glauben,dass mit dieser neuen Regel die schwerenVerletzungen von Torhütern künftig vermiedenwerden können, die wir allzu oft mit ansehenmussten. Von nun an wird nur noch ein Jäger ver-suchen, den Hüter zu schlagen, während es bis-her üblich war, dass drei Jäger den Hüter zusam-menschlugen. Alles wird sich viel sauberer undfairer abspielen.«

Bei diesen Worten war der Sprecher gezwun-gen, die Flucht zu ergreifen, da die wütende Men-ge ihn mit Quaffeln zu bombardieren begann.Zauberer der Abteilung für Magische Strafver-folgung griffen ein und zerstreuten die Menge, diedamit drohte, den Zaubereiminister persönlich zustutschen.

Ein sommersprossiger Sechsjähriger verließden Saal in Tränen aufgelöst.

»Ich hab Stutschen immer so gemocht«,schluchzte er gegenüber dem Berichterstatter desTagespmpheten. »Mein Dad und ich schauen sogern zu, wie sie die Hüter platt machen. Aberjetzt hab ich überhaupt keine Lust mehr aufQuidditch.«

Der Tagespwphet, 22. Juni 1884

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Der SucherZumeist die leichtesten und schnellsten Flieger,brauchen die Sucher sowohl scharfe Augen als auchdie Fähigkeit, einhändig oder freihändig zu fliegen.Aufgrund ihrer immensen Bedeutung für das Spiel-ergebnis - mit dem Fang des Schnatzes reißen sieja so oft noch den Sieg aus den Klauen der Nie-derlage - werden die Sucher wohl am häufigstenvon den Gegnern gefoult. Daher ist mit der Rolle desSuchers zwar beträchtlicher Ruhm verbunden, dennsie sind traditionell die besten Flieger auf dem Feld,andererseits tragen diese Spieler auch die übelstenVerletzungen davon. »Macht den Sucher platt« istdie erste Regel in Brutus Scrimgeours Treiberfibel.

Die RegelnDie folgenden Regeln wurden von der Abteilung fürMagische Spiele und Sportarten schon bei ihrerGründung im Jahr 1750 festgelegt:

1. Während für die Höhe, auf die ein Spieler wäh-rend des Spiels steigen darf, keine Obergrenzebestimmt wird, darf er oder sie nicht über dieSpielfeldbegrenzungen hinausfliegen. Fliegt einSpieler über die Auslinie, muss er oder sie denQuaffel an die gegnerische Mannschaft abtreten.

2. Der Mannschaftskapitän kann durch Zeichen anden Schiedsrichter eine »Auszeit« verlangen. Nur

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während dieser Auszeit dürfen die Füße derSpieler den Boden berühren. Die Auszeit kann biszu zwei Stunden dauern, wenn schon länger alszwölf Stunden gespielt wurde. Kommt eineMannschaft nach zwei Stunden nicht vollzähligaufs Spielfeld zurück, wird sie disqualifiziert.

3. Der Schiedsrichter kann gegen eine MannschaftFreiwürfe verhängen. Der Jäger, welcher den Frei-wurf ausführt, fliegt vom Mittelkreis zum Tor-raum. Alle Spieler außer dem gegnerischen Hütermüssen während des Freiwurfs deutlichen Ab-stand halten.

4. Der Quaffel darf dem Griff eines anderen Spielersentwunden werden, doch unter keinen Umstän-den darf ein Spieler irgendeinen Körperteil einesanderen Spielers umklammern.

5. Bei Verletzungen wird der betroffene Spieler nichtersetzt. Die Mannschaft spielt ohne den verletztenSpieler weiter.

6. Zauberstäbe können aufs Spielfeld mitgenommenwerden,2 dürfen jedoch unter keinerlei Umständengegen die Spieler der anderen Mannschaft, einenihrer Besen, den Schiedsrichter, irgendwelche Bäl-le oder einen Zuschauer eingesetzt werden.

2 Das Recht, einen Zauberstab zu tragen, wurde von der InternationalenZauberervereinigung im Jahre 1692 erlassen, zu einer Zeit, da die Verfol-gung durch die Muggel ihren Höhepunkt erreicht hatte und die Zaubererbereits ihren Rückzug ins Verborgene planten.

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7. Ein Quidditch-Spiel endet erst dann, wenn derGoldene Schnatz gefangen ist, oder aber im bei-derseitigen Einverständnis der Mannschaftskapi-täne.

FoulsRegeln sind natürlich dazu da, »um gebrochen zuwerden«. In den Unterlagen der Abteilung für Ma-gische Spiele und Sportarten sind siebenhundertverschiedene Quidditch-Fouls aufgezählt, und be-kanntlich wurde jedes einzelne davon im Endspielder ersten Weltmeisterschaft von 1473 begangen.Die vollständige Liste dieser Fouls wurde der Zau-bereröffentlichkeit jedoch nie zugänglich gemacht.Nach Ansicht der Abteilung könnten Hexen undZauberer, welche diese Liste einsehen, »auf krummeGedanken kommen.«

Ich hatte das Glück, diese Dokumente im Zugemeiner Recherchen einsehen zu dürfen, und kannbestätigen, dass von ihrer Veröffentlichung keinerleiNutzen für die Allgemeinheit zu erwarten ist.Ohnedies sind neunzig Prozent der dort aufgeführ-ten Fouls unmöglich, solange das (1538 erlassene)Verbot des Einsatzes von Zauberstäben aufrechter-halten wird. Von den verbleibenden zehn Prozentkann mit Fug und Recht gesagt werden, dass diemeisten nicht einmal dem heimtückischsten Spielerin den Sinn kommen würden. Nehmen wir nur ein-

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mal »Anzünden des Besenschweifs eines Gegners«,»Angriff auf den Besen des Gegners mit einemKnüppel« oder »Angriff auf einen Gegner mit derAxt«. Das soll nicht heißen, dass heutige Quidditch-Spieler nie die Regeln brechen. Zehn häufig began-gene Fouls seien hier aufgezählt. Der Fachbegriff fürjedes Foul ist in der ersten Spalte genannt.

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Bezeichnung

Flacken

Keilen

Kollern

Nachtarocken

Pfeffern

Gilt für

Nur Hüter

Alle Spieler

Alle Spieler

Nur Jäger

Nur Treiber

Beschreibung

Irgendeinen Teil des eigenenKörpers durch den Torreifenstecken, um den Quaffelherauszuschlagen. Der Tor-ring soll von vorn und nichtvon hinten bewacht werden.Fliegen in der Absicht, miteinem Gegner zusammen-zustoßen.Besenstiele blockieren, umden Gegner vom Kursabzubringen.Hand noch am Quaffel, wäh-rend er durch den Torringbefördert wird (der Quaffelmuss geworfen werden).Den Klatscher in dieZuschauermenge schlagen,um eine Spielunterbrechungzu erzwingen, da die Funk-tionäre eingreifen müssen,

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um die Zuschauer zu schüt-zen. Gelegentlich von skru-pellosen Spielern eingesetzt,um einen gegnerischen Jä-ger am Torwurf zu hindern.

Quaffelpicken

Rempeln

Schnatzeln

Stutschen

Zockeln

Nur Jäger

Alle Spieler

Alle Spieleraußer Suchern

Nur Jäger

Alle Spieler

Der Quaffel wird auf irgend-eine Art verändert, z. B.durchstochen, damit erschneller fällt oder im Zick-zack fliegt.Überzogener Einsatz derEllbogen gegen andereSpieler.Ein Spieler, der nicht Sucherist, berührt den GoldenenSchnalz.Mehr als ein Jäger fliegt inden Torraum.Den Besenschweif desGegners packen, um ihn zubremsen oder zu behindern.

Der SchiedsrichterSchiedsrichter bei einem Quidditch-Spiel zu seinwar früher eine nur den mutigsten Hexen undZauberern vorbehaltene Aufgabe. Zacharias Mumpsberichtet von einem Schiedsrichter aus Norfolknamens Cyprian Youdle, der 1357 bei einem Freund-schaftsspiel zwischen ortsansässigen Zauberern zuTode kam. Der Urheber des Fluchs wurde nie ge-

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fasst, doch nimmt man an, dass er sich in der Zu-schauermenge befand. Zwar gab es seither keinernachgewiesenen Schiedsrichtermord mehr, doch irrLauf der Jahrhunderte kam es zu mehreren Fällervon Besenbeeinflussung, deren gefährlichste Spiel-art die Verwandlung des Schiedsrichterbesens ineinen Portschlüssel ist. Dies hat zur Folge, dass deroder die Betreffende mitten im Spiel fortgerissenwird und Monate später in der Sahara wieder auf-taucht. Die Abteilung für Magische Spiele und Sport-arten hat strenge Sicherheitsrichtlinien für Spieler-und Schiedsrichterbesen erlassen, und zum Glücksind solche Vorfälle inzwischen selten geworden.

Der tüchtige Quidditch-Schiedsrichter muss mehrsein als ein erfahrener Flieger. Er oder sie muss diePossen und Streiche von vierzehn Spielern auf ein-mal beobachten, weshalb die häufigste Verletzungvon Schiedsrichtern eine Halsverrenkung ist. BeiProfispielen wird der Schiedsrichter von zwei Funk-tionären unterstützt, die an der Auslinie stehen unddafür sorgen, dass weder Spieler noch Bälle über dieBegrenzung fliegen.

In Britannien werden die Quidditch-Schieds-richter von der Abteilung für Magische Spiele undSportarten ausgewählt. Sie müssen strenge Flug-prüfungen und ein gründliches schriftliches Exa-men über die Regeln des Quidditch ablegen. Zudemmüssen sie bei einer Reihe von Probespielen, bei

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denen es hart auf hart zugeht, den Beweis dafür er-bringen, dass sie selbst unter starkem Druck keineoffensiven Spieler verhexen oder verfluchen.

———————————— 7. Kapitel —————————————Quidditch-Mannschaften Britanniens

und Irlands

Da es notwendig war, Quidditch vor den Muggelnzu verheimlichen, musste die Abteilung für Ma-gische Spiele und Sportarten auch die Zahl der jähr-lich ausgetragenen Partien begrenzen. WährendSpiele von Amateuren erlaubt sind, solange dieentsprechenden Richtlinien eingehalten werden,schränkte man bei der Gründung der Liga 1674 dieZahl der Profimannschaften im Quidditch ein. Da-mals wurden die dreizehn besten Quidditch-Mann-schaften in Britannien und Irland als Mitglieder derLiga ausgewählt, während alle anderen aufgefordertwurden, sich aufzulösen. Die dreizehn Mannschaf-ten spielen seither jährlich um den Ligapokal.

Appleby ArrowsDiese nordenglische Mannschaft wurde 1612 ge-gründet. Ihre blassblauen Umhänge sind mit einemsilbernen Pfeil geschmückt. Die Arrows-Fans wer-den der Auffassung sicher zustimmen, dass die

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größte Ruhmestat ihrer Mannschaft der Sieg von1932 über die damaligen Europameister VratsaVultures war, in einem Spiel, das bei dichtem Nebelund Regen sechzehn Tage dauerte. Der alte Brauchder Klubanhänger, jedes Mal, wenn ihre Jäger einenTreffer erzielten, Pfeile aus ihren Zauberstäben indie Luft zu schießen, wurde 1894 von der Abteilungfür Magische Spiele und Sportarten verboten, nach-dem eines dieser Geschosse dem SchiedsrichterNugent Potts die Nase glatt durchbohrt hatte. Tra-ditionell herrscht zwischen den Arrows und denWimbourner Wespen eine erbitterte Rivalität (siehedort).

Ballycastle BatsDie meistgefeierte Quidditch-Mannschaft Nord-irlands hat die Quidditch-Meisterschaft bislang sie-benundzwanzigmal gewonnen und ist damit diezweiterfolgreichste Mannschaft in der Geschichteder Liga. Die Bats tragen schwarze Umhänge miteiner scharlachroten Fledermaus quer über derBrust. Ihr berühmtes Maskottchen Barny der Fieder-hund ist zudem weithin aus der Butterbier-Werbungbekannt (Barny sagt: »Am liebsten bade ich in Butter-bier!«).

Caerphilly CatapultsDie walisischen Catapults, gegründet 1402, tragen

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längs gestreifte, hellgrün-scharlachrote Umhänge.Ihre beeindruckende Vereinsgeschichte weist nebenachtzehn Meisterschaften auch einen sagenhaftenTriumph bei der Europameisterschaft von 1956 auf,als sie die norwegischen Karasjok Kites schlugen.Das tragische Ableben ihres berühmtesten Spielers»Dangerous« Dai Llewellyn, der während eines Ur-laubs auf Mykonos von einer Chimära gefressenwurde, war der Anlass zur Einführung eines natio-nales Trauertages für die walisischen Hexen undZauberer. Die Dangerous-Dai-Gedenkmedaille wirdnun zum Ende jeder Spielzeit demjenigen Ligaspie-ler verliehen, der die aufregendsten und tollkühns-ten Flugmanöver während eines Ligaspiels ausge-führt hat.

Chudley CannonsDie großen Tage der Chudley Cannons gehören derVergangenheit an, werden viele denken, doch ihretreuen Fans leben in der Hoffnung auf neue glanz-volle Zeiten. Die Cannons haben die Meisterschafteinundzwanzigmal gewonnen, das letzte Mal aller-dings 1892, und ihre Leistungen im darauf folgen-den Jahrhundert waren eher bescheiden. Die Chud-ley Cannons tragen hell orangerote Umhänge miteiner fliegenden Kanonenkugel und einem doppel-ten C in Schwarz auf der Brust. Der Wahlspruch desKlubs wurde 1972 geändert und lautet nicht mehr

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»Wir werden siegen!«, sondern »Drücken wir madie Daumen und hoffen das Beste.«

Falmouth FalconsDie Falcons tragen dunkelgrau-weiße Umhänge mieinem Falkenkopfemblem auf der Brust. Bekannsind sie für ihre harte Spielweise, und diesen Ru:haben ihre weltberühmten Treiber Kevin und KarBroadmoor, die von 1958 bis 1969 für den Klub spiel-ten, weiter gefestigt. Ihre Auftritte trugen ihnen im-merhin vierzehn Sperren durch die Abteilung fü:Magische Spiele und Sportarten ein. Klubmotto»Lasst uns siegen, und wenn nicht, lasst uns Schadespalten.«

Holyhead HarpiesDie Holyhead Harpies sind ein sehr alter (1203gegründeter) walisischer Klub, in dem, einzigartigunter den Quidditch-Mannschaften der Welt, aus-schließlich Hexen spielen dürfen. Die Umhänge deiHarpies sind dunkelgrün mit einer goldenen Klaueüber der Brust. Der Sieg der Harpies über die Hei-delberg Harriers (Heidelberger Wandalen) im Jahi1953 gilt weithin als eines der besten Quidditch-Spiele, die je zu sehen waren. Sieben Tage langkämpften die beiden Mannschaften, bis die Sucherirder Harpies, Glynnis Griffiths, das Spiel mit einemspektakulären Schnatz-Fang beendete. Seither er-

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zählt man sich immer wieder, dass der Kapitän derWandalen, Rudolf Brand, anschließend von seinemBesen stieg und seiner Gegenspielerin GwendolynMorgan einen Heiratsantrag machte, die ihm jedochmit ihrem Sauberwisch Fünf eins über den Scheitelzog.

Kenmare KestrelsDiese irische Mannschaft wurde 1291 gegründetund ist weltweit beliebt für die schmissigen Auf-tritte ihrer Leprechan-Maskottchen und das voll-endete Harfenspiel ihrer Anhänger. Die Kestrels(Turmfalken) tragen smaragdgrüne Umhänge mitzwei Rücken an Rücken stehenden Ks auf der Brust.Darren O'Hare, der Torhüter der Kestrels von 1947bis 1960, war dreimal Kapitän der irischen National-mannschaft; ihm gebührt auch das Verdienst, dieFalkenkopf-Angriffsformation für Jäger erfunden zuhaben (siehe 10. Kapitel).

Montrose MagpiesDie Magpies (Elstern) sind mit dreiunddreißiggewonnenen Meisterschaften die erfolgreichsteMannschaft in der Geschichte der britisch-irischenLiga. Als zweimalige Europameister haben siezudem Fans rund um den Globus. Zu ihren vielenherausragenden Spielern zählen der Sucher EuniceMurray (gestorben 1942), der einst einen »schnelle-

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ren Schnatz« forderte, weil ihm das Ganze son»einfach zu leicht« sei, und Hamish MacFarlan (K,pitän 1957-1968), der seiner erfolgreichen Karrieials Quidditch-Spieler eine nicht minder glanzvollZeit als Chef der Abteilung für Magische Spiele unSportarten folgen ließ. Die Magpies tragen schwär/weiße Umhänge mit einer Elster auf der Brust unauf dem Rücken.

Pride of PortreeDiese Mannschaft (Stolz von Portree) stammt voider Isle of Skye, wo der Verein 1292 gegründewurde. Die »Prides«, wie ihre Fans sie nennen, tragen Umhänge in sattem Purpurrot mit einem goldenen Stern auf der Brust. Ihre berühmte JägeriiCatriona McCormack führte die Mannschaft in deisechziger Jahren als Kapitän zweimal zum Titelgewinn und spielte sechsunddreißigmal für Schottland. Ihre Tochter Meaghan spielt gegenwärtig alsHüterin in der Mannschaft. (Ihr Sohn Kirley isLeadgitarrist der beliebten Zaubererband Schwesterr,des Schicksals.)

Puddlemere UnitedGegründet im Jahr 1163 ist Puddlemere United (Ein-tracht Pfützensee) die älteste Mannschaft der Liga.Puddlemere kann stolz auf zweiundzwanzig Liga-meisterschaften und zwei Triumphe in der Europa-

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meisterschaft zurückblicken. Die Mannschaftshym-ne »Klatscht den Klatscher, Jungs, und kommt rübermit dem Quaffel« wurde vor kurzem von der sin-genden Zauberin Celestina Warbeck aufgenommen,um Spenden für das St.-Mungo-Hospital für Ma-gische Krankheiten und Verletzungen zu sammeln.Die Spieler von Puddlemere tragen marineblaueUmhänge mit zwei überkreuzten goldenen Binsenals Klubwappen.

Tutshill TornadosDie Tornados tragen himmelblaue Umhänge miteinem Doppel-T in Dunkelblau auf der Brust undauf dem Rücken. Im Jahr 1520 gegründet, erlebtendie Tornados ihre erfolgreichste Zeit Anfang deszwanzigsten Jahrhunderts, als sie mit ihrem Ka-pitän, dem Sucher Roderick Plumpton, fünfmal inFolge den Ligapokal gewannen und damit einen bri-tisch-irischen Rekord aufstellten. Roderick Plump-ton spielte zweiundzwanzigmal als Sucher fürEngland und hält den britischen Rekord für denschnellsten Fang eines Schnatzes während einesSpiels (in nur dreieinhalb Sekunden, gegen dieCaerphilly Catapults 1921).

Wigtown WanderersDieser Klub aus dem englisch-schottischen Grenz-land wurde 1422 von den sieben Kindern des Zau-

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•berers Walter Parkin, eines Metzgers, gegründet. Divier Brüder und drei Schwestern waren nach allemwas man weiß, ein stattliches Team, das kaum euSpiel verlor, angeblich auch deshalb, weil deAnblick von Walter, der mit einem Zauberstab in deeinen und einem Fleischerbeil in der anderen Hancam Spielfeldrand stand, die gegnerischen MannSchäften einschüchterte. Nachkommen der Parkin!tauchten im Lauf der Jahrhunderte immer wiedeibei den Wigtown Wanderers auf, und zum Gedenken an den Mannschaftsgründer tragen die Spieleiblutrote Umhänge mit einem silbernen Fleischerbeiauf der Brust.

Wimbourne WaspsDie Wimbourne Wasps (Wimbourner Wespen) tra-gen quer gestreifte gelb-schwarze Umhänge miteiner Wespe auf der Brust. Gegründet im Jahr 1312,waren die Wespen seither achtzehnmal Ligameisterund zweimal Halbfinalteilnehmer bei der Europa-meisterschaft. Der Legende nach verdanken sie ih-ren Namen einem hässlichen Zwischenfall, der sichwährend eines Spiels gegen die Appleby Arrows imsiebzehnten Jahrhundert zutrug. Ein Treiber flog aneinem Baum am Rand des Spielfelds vorbei, be-merkte ein Wespennest in den Ästen und schleuder-te es gegen den Sucher der Arrows, der so übel zer-stochen wurde, dass er nicht mehr weiterspielen

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konnte. Wimbourne gewann und entschied sich da-raufhin für die Wespe als Maskottchen. Die Fans derWespen (auch als »Stecher« bezeichnet) beginnentraditionsgemäß laut zu summen, wenn die gegneri-schen Jäger Freiwürfe ausführen.

————————————— 8. Kapitel —————————————Die weltweite Verbreitung des

Quidditch

EuropaQuidditch hatte sich im vierzehnten Jahrhundert inIrland recht gut durchgesetzt, wie aus ZachariasMumps' Schilderung eines Spiels von 1385 hevor-geht: »Eine Mannschaft von Zauberern aus Corkflog zu einem Spiel nach Lancashire hinüber undstieß das örtliche Publikum vor den Kopf, indem esdessen Helden klar und deutlich schlug. Die Irenbeherrschten Tricks mit dem Quaffel, die man inLancashire noch nie gesehen hatte, und mussten inTodesangst aus dem Dorf fliehen, als die Zuschauerihre Zauberstäbe zückten und die Jagd auf sie eröff-neten.«

Verschiedenen Quellen zufolge breitete sich dasSpiel Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts auch aufandere Teile Europas aus. Wir wissen, dass Nor-wegen schon früh dem Quidditch verfiel (hatte wo-

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möglich Goodwin Kneens Vetter Olaf das Spiel dorieingeführt?), da der Dichter Ingolfr der Jambischebereits um 1400 folgende Zeilen schrieb:

O Lust der Jagd, wenn ich durch die Lüftefahre,

Den Schnatz vor mir und den Wind imHaare,

Ich komm immer näher, die Menge schreitauf,

Doch dann kommt ein Klatscher und meinGeist geht drauf.

Ebenfalls um diese Zeit schrieb der französischeZauberer Malecrit die folgenden Zeilen in seinemStück Helas, j'ai transflgure mes pieds (Ach, ich habemeine Füße verwandelt!):

GRENOUILLE: Ich kann heute nicht mit dir zumMarkte gehen, Crapaud.

CRAPAUD: Aber Grenouille, ich kann die Kuhnicht alleine tragen.

GRENOUILLE: So wisse denn, Crapaud, dass ichheute Morgen der Hüter sein muss. Wer sollden Quaffel aufhalten, wenn nicht ich?

Im Jahr 1473 fand die erste Quidditch-Weltmeister-schaft statt, allerdings nahmen nur europäische

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Mannschaften an ihr teil. Dass außereuropäischeMannschaften nicht erschienen, liegt möglicherwei-se daran, dass die Eulen mit den Einladungsbriefenunterwegs zusammenbrachen, dass die Eingelade-nen zögerten, eine so lange und gefährliche Reiseanzutreten oder es einfach vorzogen, zu Hause zubleiben.

Das Finale zwischen Transsilvanien und Flandernist als das gewalttätigste Spiel aller Zeiten in dieGeschichte eingegangen, und viele der damals ver-zeichneten Fouls hatte man vorher und nachhernicht wieder gesehen - etwa die Verwandlung einesJägers in einen Iltis, die versuchte Enthauptungeines Hüters mit einem Breitschwert und die Frei-lassung von hundert unter dem Umhang des trans-silvanischen Kapitäns verborgenen blutsaugendenVampirfledermäusen.

Die Weltmeisterschaft findet seither alle vier Jahrestatt, doch erst im siebzehnten Jahrhundert erschie-nen auch nichteuropäische Mannschaften zum Wett-bewerb. Im Jahr 1652 wurde die Europameisterschaftfür Vereinsmannschaften eingeführt und findet seit-her alle drei Jahre statt.

Unter den vielen ausgezeichneten europäischenMannschaften sind die bulgarischen Vratsa Vulturesdie wohl berühmteste. Als siebenmalige Europa-meister gehören die Vratsa Vultures zweifellos zuden begeisterndsten Teams, die weltweit zu sehen

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. sind. Sie sind die Wegbereiter des »langen« Tors(Wurf von weit außerhalb des Torraums) und immerbereit, neuen Spielern die Chance zu geben, sicheinen Namen zu machen.

In Frankreich sind die oftmaligen LigameisterQuiberon Quafflepunchers berühmt für ihr extrava-gantes Spiel, und nicht weniger für ihre grellrosaUmhänge. In Deutschland finden wir die HeidelbergHarriers (Heidelberger Wandalen), jene Mannschaft,die der irische Kapitän Darren O'Hare einst mit deninzwischen berühmten Worten »wilder denn einDrache und doppelt so gerissen« charakterisierte.Luxemburg, schon immer eine starke Quidditch-Nation, verdanken wir die Bigonvüle Bombers, die fürihre offensive Strategie gefeiert werden und eine dertorgefährlichsten Mannschaften überhaupt sind.Das portugiesische Team Braga Bromfleet hat erstjüngst mit seinem bahnbrechenden Treiber-De-ckungssystem den Durchbruch in die Reihe derSpitzenmannschaften geschafft, und die polnischenGrodzisk Goblins haben uns den wohl ideenreichstenSucher der Welt, Josef Wronski, geschenkt.

Australien und NeuseelandQuidditch wurde während des siebzehnten Jahr-hunderts in Neuseeland eingeführt, angeblich voneiner Gruppe europäischer Kräuterkundler, die dorteine Expedition zur Erforschung magischer Pflan-

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zen und Pilze unternahmen. Wie es heißt, hättendiese Hexen und Zauberer nach einem langen, mitdem Sammeln von Proben verbrachten Tag, einfachDampf ablassen wollen und schließlich unter denamüsierten Blicken der ortsansässigen magischenGemeinschaft eine Partie Quidditch begonnen. Derneuseeländische Zaubereiminister hat gewiss mitviel Zeit und Geld zu verhindern gesucht, dassKunstgegenstände der Maori aus jener Zeit, die ein-deutig Zauberer beim Quidditch zeigen, in dieHände von Muggeln gelangten (diese Plastiken undMalereien sind heute im Zaubereiministerium inWellington ausgestellt).

Während des achtzehnten Jahrhunderts dann sollsich Quidditch auch in Australien verbreitet haben.Und Australien ließe sich angesichts der immensenWeiten des unbewohnten Outbacks, das viel Platzfür Quidditch-Felder bietet, als das ideale Land fürdieses Spiel bezeichnen.

Mannschaften von Downunder faszinieren dieeuropäischen Zuschauer immer wieder mit ihrerSchnelligkeit und ihrem Showtalent. Zu den bestenzählen die Moutohora Macaws (Neuseeland) mitihren berühmten rot-gelb-blauen Umhängen undihrem Phönix-Maskottchen Sparky. Die ThundelarraThunderers und die Woollongong Warriors beherr-schen die australische Liga schon seit fast einemJahrhundert. Ihre Rivalität ist in der magischen

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Gemeinschaft Australiens bereits derart legendär,dass eine beliebte Antwort auf eine an den Haarenherbeigezogene Behauptung oder eine Prahlerei lau-tet: »Klar, und ich melde mich dann freiwillig alsSchiedsrichter für das nächste Spiel Thunderers ge-gen Warriors.«

AfrikaVermutlich waren es europäische Zauberer undHexen, die den Besenstiel in Afrika einführten, wäh-rend sie den Kontinent auf der Suche nach alchemis-tischem und astronomischem Wissen durchstreiften.In diesen Künsten waren die afrikanischen Zaubererimmer schon besonders bewandert. Obwohl nochnicht ganz so weit verbreitet wie in Europa, gewinntQuidditch auf dem gesamten afrikanischen Konti-nent immer mehr Anhänger.

Namentlich Uganda tritt als ehrgeizige Quid-ditch-Nation hervor. Der bedeutendste ugandischeKlub, die Patonga Proudsticks, rang den MontroseMagpies 1986 zur Verblüffung fast der gesamtenQuidditch spielenden Welt ein Unentschieden ab.Sechs Spieler der Proudsticks vertraten Uganda beider letzten Quidditch-Weltmeisterschaft; noch niehatten so viele Flieger eines einzigen Klubs für eineNationalmannschaft gespielt. Andere afrikanischeMannschaften sind die Tchamba Charmers (Togo),Meister des Rückpasses, die Gimbi Giant-Slayers

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(Äthiopien), zweimalige Gewinner des Panafrika-Cups, und die Sumbaivanga Sunrays (Tansania), einäußerst populäres Team, dessen Loopingforma-tionen die Zuschauer auf der ganzen Welt in helleBegeisterung versetzen.

NordamerikaQuidditch gelangte im frühen siebzehnten Jahr-hundert auf den nordamerikanischen Kontinent,doch aufgrund der erbitterten Abneigung gegen dieZauberei, die leider gleichzeitig von Europa ausherüberschwappte, fasste das Spiel nur allmählichFuß. Die große Vorsicht der magischen Siedler, vondenen viele gehofft hatten, in der Neuen Welt aufweniger Vorurteile zu stoßen, wirkte sich in derAnfangszeit eher hemmend auf die Verbreitung desSpiels aus.

Später allerdings hat uns Kanada drei der stärks-ten Quidditch-Mannschaften der Welt geschenkt:die Moose Jaw Meteorites, die Haileybury Hammersund die Stonewall Stormers. Den Meteorites drohte inden siebziger Jahren die Auflösung des Klubs, da siees einfach nicht lassen konnten, nach den Spielennoch ein paar Ehrenrunden über benachbarte Städteund Dörfer zu fliegen und glitzernde Funkenspurenaus ihren Besenschweifen am Himmel zu hinterlas-sen. Inwischen beschränkt die Mannschaft diese Artvon Traditionspflege auf das Spielfeld und so sind

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die Spiele der Meteorites auch heute noch eine gran-diose Attraktion für magische Touristen.

Die Vereinigten Staaten haben nicht so viele Welt-klassemannschaften im Quidditch hervorgebrach)wie andere Länder, denn das Spiel musste mit demamerikanischen Besenspiel Quodpot konkurrieren.Quodpot, eine Variante des Quidditch, wurde imachtzehnten Jahrhundert von dem Zauberer Abra-ham Peasegood erfunden, der aus der Alten Welteinen Quaffel mitgebracht hatte und eigentlich eineQuidditch-Mannschaft zusammenstellen wollte.

Der Legende nach kam Peasegoods Quaffel imKoffer dann versehentlich mit der Spitze seines Zau-berstabs in Berührung, so dass er, als Peasegood ihnschließlich herausnahm und ganz lässig ein wenigumherwerfen wollte, explodierte und Peasegoodfast die Nase abgerissen hätte. Peasegood, offenbarmit einem unerschütterlichen Sinn für Humor aus-gestattet, machte sich prompt daran, das Gleichenoch einmal mit ein paar Lederbällen auszuprobie-ren, und bald war der Gedanke an Quidditch völligvergessen: Er und seine Freunde entwickelten einSpiel, das sich um die explosiven Eigenschaften desnun »Quod« getauften Balles drehte.

Im Quodpot gibt es elf Spieler in jeder Mann-schaft. Sie werfen sich den Quod, den abgewandel-ten Quaffel, gegenseitig zu und versuchen ihn, be-vor er explodiert, in den »Pott« am Ende des Spiel-

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felds zu befördern. Wer als Spieler gerade im Quod-besitz ist, wenn dieser explodiert, muss das Feldverlassen. Sobald der Quod sicher im »Pott« ist (einkleiner Kessel mit einer Lösung, die den Quod amExplodieren hindert), erhält die Mannschaft des er-folgreichen Schützen einen Punkt und ein neuerQuod wird ins Spiel gebracht. Quodpot hatte in Eu-ropa einen gewissen Liebhabererfolg, doch die gro-ße Mehrheit der Zauberer bleibt dem Quidditch treu.

Trotz der Reize des rivalisierenden Quodpot er-freut sich das Quidditch in den Vereinigten Staatenzunehmender Beliebtheit. In jüngerer Zeit schafftenzwei Mannschaften den Durchbruch auch auf inter-nationaler Ebene: die Sweetwater All-Stars aus Texas,die 1933 nach einem nervenaufreibenden Fünftage-Match den wohlverdienten Sieg über die QuiberonQuafflepunchers davontrugen; und die FüchburgFinches aus Massachusetts, die siebenmal den US-Ligapokal gewannen und deren Sucher MaximusBrankovitch III. bei den letzten beiden Weltmeister-schaften Kapitän der US-amerikanischen Mann-schaft war.

SüdamerikaQuidditch wird in ganz Südamerika gespielt, ob-wohl es wie im Norden mit dem beliebten Quodpotkonkurrieren muss. Argentinien wie auch Brasilienerreichten im vergangenen Jahrhundert das Vier-

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telfinale bei einer Weltmeisterschaft. Die zweifellosviel versprechenste Quidditch-Nation in Südamerika ist Peru; die Spatzen pfeifen es inzwischen vorden Dächern, dass die peruanische Mannschaft in-nerhalb der nächsten zehn Jahre erstmals den Welt-meistertitel nach Lateinamerika holen wird. Märvermutet, dass die peruanischen Zauberer mit demQuidditch in Berührung kamen, als die Internatio-nale Zauberervereinigung europäische Zauberer insLand schickte, um den dortigen Viperzahn-Bestand(in Peru heimische Drachen) zu kontrollieren. Seit-her ist die peruanische Zauberergemeinschaft insQuidditch geradezu vernarrt, und die berühmtesteMannschaft des Landes, die Tarapoto Tree-Skimmers,unternahm vor kurzem eine sehr erfolgreiche Euro-patournee.

AsienQuidditch hat im Orient nie größere Beliebtheit er-langt, da der fliegende Besen in den Ländern, indenen der Teppich immer noch das bevorzugteFlugmittel ist, nur selten zu finden ist. Die Zaube-reiministerien in Ländern wie Indien, Pakistan,Bangladesch, Iran und der Mongolei, die alle einenflorierenden Handel mit fliegenden Teppichenbetreiben, betrachten Quidditch mit einem gewissenArgwohn, und doch hat der Sport einige Anhängerunter den Hexen und Zauberern von der Straße.

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Ausnahme von dieser Regel ist Japan, wo dasQuidditch während des letzten Jahrhunderts stetigan Beliebtheit gewonnen hat. Die erfolgreichstejapanische Mannschaft, die Toyohashi Tengu, verfehl-te 1994 nur knapp den Sieg über die GorodokGargoyles aus Litauen. Der japanische Brauch, imFalle einer Niederlage die eigenen Besen feierlich inBrand zu setzen, wird jedoch vom Quidditch-Ausschuss der Internationalen Zauberervereinigungstirnrunzelnd als Verschwendung guten Holzesbetrachtet.

————————————— 9. Kapitel —————————————Die Entwicklung des Rennbesens

Bis zum frühen neunzehnten Jahrhundert wurdeQuidditch auf haushaltsüblichen Besen unterschied-licher Qualität gespielt. Diese Besen stellten bereitseinen gewaltigen Fortschritt gegenüber ihren mittel-alterlichen Vorläufern dar; die Erfindung des Polste-rungszaubers durch Elliot Smethwyck im Jahr 1820war ein bedeutender Schritt und machte das Besen-reiten so bequem wie nie zuvor (siehe Abb. F). Unddennoch, die Besen des neunzehnten Jahrhundertserreichten zumeist keine nennenswerten Geschwin-digkeiten und waren in großer Höhe oft schwer zubeherrschen. Die meisten Besen wurden von einzel-

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nen Besenmachern von Hand gefertigt und warersicherlich bewundernswert gestaltet und handwerk-lich gediegen, doch ihre Leistung entsprach nur sel-ten ihrem schönen Äußeren.

Ein Beispiel dafür ist der Eichschaft 79 (so genannt,weil das erste Exemplar 1879 hergestellt wurde).Aus der Hand des Besenmachers Elias Grimstoneaus Portsmouth, ist der Eichschaft ein hübscherBesen mit einem sehr dicken eichenen Stiel, der fürlängere Flüge auch bei starkem Wind ausgelegt ist.Der Eichschaft ist heute ein höchst begehrtesSammlerstück, doch Versuche, ihn beim Quidditcheinzusetzen, waren nie erfolgreich. Der Eichschaftwar zu schwerfällig, um bei hohen Geschwindig-keiten wenden zu können, und Spieler, für dieBeweglichkeit mehr zählte als Sicherheit, konntensich nie richtig mit ihm anfreunden. Doch wird erimmer als jener Besen in Erinnerung bleiben, denJocunda Sykes 1935 bei der ersten Atlantiküber-querung flog. (Zuvor hatte die Zaubererschaft ange-sichts solcher Entfernungen wenig Vertrauen in denBesen und nahm lieber das Schiff. Je länger die

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zurückzulegende Strecke ist, desto unzuverlässigerist das Apparieren, und nur den fähigsten Zaube-rern ist angeraten, es von Kontinent zu Kontinent zuversuchen.)

Der Mondputzer, den Gladys Boothby 1901 schuf,war ein Enrwicklungssprung im Besenbau, und eineZeit lang erfreuten sich diese schlanken Besen mitihren Eschenstielen großer Nachfrage für das Quid-ditch. Der entscheidende Vorteil des Mondputzersgegenüber anderen Besen war, dass mit ihm größereHöhen zu erreichen waren als je zuvor (wobei erüberdies jederzeit beherrschbar blieb). GladysBoothby war nicht in der Lage, seine Mondputzer inder von den Quidditch-Spielern lautstark verlang-ten Stückzahl zu fertigen. Daher begrüßte man dieEntwicklung eines neuen Besens, des Silberpfeils; erwar der eigentliche Vorläufer des Rennbesens, derviel höhere Geschwindigkeiten als der Mondputzeroder der Eichschaft erreichte (mit Rückenwind biszu hundertzehn Stundenkilometer), doch war dieserdas Werk eines einzigen Zauberers (Leonard Jewkes),weshalb die Nachfrage bei weitem das Angebotüberstieg.

Der Durchbruch gelang im Jahr 1926, als dieBrüder Bob, Bill und Barnaby Ollerton die Clean-sweep Broom Company gründeten. Ihr erstes Mo-dell, der Sauberwisch Eins, wurde in nie gekanntenStückzahlen produziert und als eigens für den Sport

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bestimmter Rennbesen vermarktet. Der Sauber-wisch war ein jäher und überwältigender Erfolg, einBesen, der den Markt wie kein anderer zuvor be-herrschte und innerhalb eines Jahres von jederQuidditch-Mannschaft im Land geflogen wurde.

Die Gebrüder Ollerton blieben jedoch nicht langedie einzigen Anbieter für Rennbesen. Im Jahr 1929gründeten Randolph Keitch und Basil Horton, diebeide für die Falmouth Falcons spielten, eine zweiteRennbesenfirma. Der erste Besen der Comet TradingCompany war der Komet 140, denn so viele Modellehatten Keitch und Horton getestet, bis sie denKomet auf den Markt brachten. Der patentierteHorton-Keitch-Bremszauber sorgte dafür, dass dieQuidditch-Spieler nun viel seltener über die Torehinausschössen oder ins Abseits flogen, und derKomet wurde daher zum bevorzugten Besen vielerbritischer und irischer Mannschaften.

Während die Konkurrenz zwischen dem Sauber-wisch und dem Komet immer schärfer wurde,besonders durch die Einführung der verbessertenSauberwischs Zwei und Drei in den Jahren 1934 und1937 und des Komet 180 im Jahr 1938, schössen auchandere Besenfirmen in ganz Europa aus dem Boden.

Der Zunderfauch kam 1940 auf den Markt. Her-gestellt von der im Schwarzwald ansässigen FirmaEUerby und Spudmore, ist der Zunderfauch einäußerst elastischer Besen, auch wenn er nie die

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Höchstgeschwindigkeiten der Kometen und Sau-berwischs erreicht hat. Im Jahr 1952 brachten Ellerbyund Spudmore ein neues Modell, den Swiftstick, he-raus. Schneller als der Zunderfauch, neigt der Swift-stick allerdings dazu, im Steigflug an Zugkraft zuverlieren, und wurde daher von Profimannschaftennie benutzt.

Im Jahr 1955 führte Universal Broom Ltd. denShooting Star ein, den bis dahin preiswertesten Renn-besen. Er wurde augenblicklich zum Publikums-liebling, doch nach einiger Zeit stellte sich heraus,dass er mit zunehmendem Alter an Schnelligkeitund Steigfähigkeit verlor, so dass die Produktion1978 eingestellt wurde.

Im Jahr 1967 blickte die Besenfliegerwelt wie elek-trisiert auf die Gründung der Firma Nimbus Renn-besen. Niemals hatte man etwas gesehen, was mitdem Nimbus 1000 vergleichbar gewesen wäre. Ererreichte Geschwindigkeiten von bis zu hundert-sechzig Stundenkilometern, konnte sich in der Luftstehend um 360 Grad drehen und vereinte die Zu-verlässigkeit des alten Eichschaft 79 mit der leichtenHandhabung der besten Sauberwischs. Der Nimbuswurde mit einem Schlag zum bevorzugten Quid-ditch-Besen der Profimannschaften ganz Europasund die Nachfolgemodelle (1001, 1500 und 1700)haben die Position der Firma Nimbus Rennbesen alsMarktführer gefestigt.

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Der Twigger 90, erstmals im Jahr 1990 hergestellt,sollte, wenn es nach seinen Entwicklern Flyte undBarker ging, den Nimbus als Marktführer ablösen.Nun ist der Twigger zwar hervorragend verarbeitetund enthält einige neue Spielereien wie die einge-baute Warnpfeife und den selbstglättenden Schweif,doch wie sich herausstellte, verbiegt er sich bei ho-hen Geschwindigkeiten. Seither steht er im Ruch, erwerde von Zauberern mit mehr Galleonen als grau-en Zellen geflogen.

—————————————10. Kapitel —————————————Quidditch heute

Das Quidditch-Spiel begeistert und fesselt auch heu-te noch seine vielen Anhänger rund um den Globus.Heute kann jeder, der sich eine Karte für ein Spielkauft, darauf vertrauen, in den Genuss eines mitallen Tricks und Finten ausgefochtenen Wettkampfshervorragender Spieler zu kommen (natürlich nur,wenn der Schnatz nicht innerhalb der ersten fünfMinuten gefangen wird, denn dann fühlen wir unsalle leicht übers Ohr gehauen). Diese Behauptunglässt sich am besten mit jenen schwierigen Spiel-manövern verdeutlichen, die Hexen und Zauberer,erpicht darauf, das Spiel und sich selbst als Spielerweiterzuentwickeln, während der langen Geschich-

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te des Quidditch erfunden haben. Einige davonseien hier beschrieben.

Doppelacht-LoopingVerteidigung durch den Hüter, meist gegen Frei-würfe. Der Hüter umkurvt mit hoher Geschwin-digkeit alle drei Torreifen, um den Quaffel abzu-blocken.

Falkenkopf-AngriffsformationDie Jäger bilden die Form einer Pfeilspitze und flie-gen auf die Torstangen zu. Wirkt mächtig einschüch-ternd auf die gegnerische Mannschaft und ist einegute Strategie, um gegnerische Spieler aus dem Wegzu zwingen.

FaultierrolleUm einem Klatscher auszuweichen, lässt sich derSpieler rücklings vom Besen hängen, den er fest mitHänden und Füßen umklammert.

Klatscher-RückschlagDer Treiber schlägt per Rückhand gegen den Klat-scher, der daher nicht nach vorn, sondern nach hin-ten wegfliegt. Nur schwer mit Genauigkeit auszu-führen, doch bestens geeignet, um den Gegner zuverwirren.

Parkins PinzetteBenannt nach den ersten Spielern der Wigtown

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Wanderers, die diesen Spielzug angeblich erfundenhaben. Zwei Jäger fliegen von beiden Seiten her aufeinen gegnerischen Jäger zu, während der dritte sichkopfüber auf ihn oder sie hinabstürzt.

Plumpton-PassTrick eines Suchers: Ein scheinbar achtloser Schlen-ker, schon fliegt der Schnatz den Ärmel hoch und istgefangen. Benannt nach Roderick Plumpton, demSucher der Tutshill Tornados, der dieses Kunststück1921 bei seinem berühmten Rekordfang eines Schnat-zes fertig brachte. Zwar behaupten einige Kritiker,das Ganze sei Zufall gewesen, doch Plumpton be-teuerte bis zu seinem Tod das Gegenteil.

Porskoff-TäuschungDer Jäger im Besitz des Quaffels steigt in die Höhe,um die gegnerischen Jäger glauben zu machen, erwolle ihnen entkommen und einen Treffer landen,wirft dann jedoch den Quaffel hinunter zu einemJäger seiner Mannschaft, der schon auf den Ball war-tet. Hier kommt es auf exaktes Timing an. Benanntnach der russischen Jägerin Petrowa Porskoff.

RückpassEin Jäger wirft den Quaffel über die eigene Schultereinem anderen Spieler seiner Mannschaft zu. Nurschwer mit Genauigkeit auszuführen.

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Seestern und StielAbwehrmanöver des Hüters; der Hüter hält denBesen waagrecht mit einer Hand und einem Fuß umden Stiel geschlungen, der Rest des Körpers hängtausgestreckt nach unten (siehe Abb. G). Mit demSeestern ohne Stiel sollte man es lieber nicht versu-chen.

Transsilvanischer TrickDieser angetäuschte Schlag gegen die Nase war erst-mals bei der Weltmeisterschaft von 1473 zu sehen.Solange der Körper des Gegners nicht berührt wird,ist dieses Manöver erlaubt, allerdings ist es schwie-rig, die Hand gerade noch rechtzeitig zurückzuzie-hen, wenn die beiden Gegner schnell auf ihrenBesen dahinfliegen.

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Treiber-Doppel-VerteidigungBeide Treiber schlagen gleichzeitig und daher mitgrößerer Kraft gegen den Klatscher, dessen Angriffnun um so gefährlicher wird.

Woollongong ShimmyVon den australischen Woollongong Warriors zurVollendung gebrachte, äußerst schnelle Zickzack-bewegung, mit der gegnerische Jäger abgeschütteltwerden sollen.

Wronski-BluffDer Sucher hat dem Anschein nach weit unten denSchnatz gesehen und stürzt in die Tiefe, reißt sichjedoch aus dem Sturzflug, kurz bevor er auf demFeld aufschlägt. Soll den gegnerischen Sucher dazuveranlassen, es ihm gleichzutun und sich danntatsächlich die Nase platt zu hauen. Benannt nachdem polnischen Sucher Josef Wronski.

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Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass sichQuidditch seit der Zeit, als Gertie Keddle zumersten Mal »diese Hohlköpfe« auf Queerditch Marshbeobachtete, durch und durch gewandelt hat. LebteGertie heute, dann hätten Anmut und Kraft diesesSpiels vielleicht auch ihr Herz für Quidditch ent-flammen lassen. Möge sich das Spiel noch lange Zeitfortentwickeln und diese herrlichste aller Sportartenviele künftige Generationen von Hexen und Zaube-rern erfreuen!

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Comic Relief (UK) ist eine der angesehensten und erfolgreichstenkaritativen Einrichtungen in Großbritannien. Seit der Gründung1985 erzielte Comic Relief mehr als 250 Millionen Dollar an Spenden-einnahmen, die Organisationen wie UNICEF, dem Roten Kreuz,Oxfam, Sight Savers, der Internationalen HIV/AIDS Allianz undAnti Slavery International zur Verfügung gestellt wurden.

Die Harry-Potter-Bücher stellen eine neue Möglichkeit dar, ComicRelief bei der Suche nach Wegen zu unterstützen, das Leben vie-ler Menschen zu verbessern. Ein besonderer Fonds ist dafür insLeben gerufen worden. In ihn fließen die weltweiten Einnahmenaus dem Verkauf von »Quidditch im Wandel der Zeiten« und»Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind«. Sie gehendirekt in die Arbeit des Fonds für die ärmsten Kinder in den ärms-ten Ländern der Welt ein. Der Fonds unterstützt diese Kinderdurch Erziehung und Bildung, im Kampf gegen Kindersklavereiund in der Zusammenführung von Eltern und Kindern, die durchKrieg und Vertreibung getrennt wurden. Der Fonds klärt außer-dem junge Leute über AIDS/HIV auf und hilft Kriegsopfern.

Das Besondere an Comic Reliefist, dass nichts von dem Geld, dasgespendet wurde, für die Fondsverwaltung verwendet wird.Deshalb gehen hundert Prozent der Einnahmen direkt in groß-artige Projekte, die mit Tausenden von Kindern auf der ganzenWelt realisiert werden.

Es war schon lange mein heimlicher Wunsch, »Quidditch imWandel der Zeiten« zu schreiben. Als ich dann einen Brief vonRichard Curtis von Comic Relief erhielt, erkannte ich die wunder-bare Möglichkeit, damit eine Arbeit zu fördern, die ich eigentlichimmer schon unterstützt habe.

Ich danke Ihnen für den Kauf dieses Buches!

J. K. Rowling

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Danksagung

Der Carlsen Verlag und Comic Relief danken all denen, die beider Entstehung und Verbreitung dieses Buches mitgewirkt undzugunsten von Comic Relief auf Einnahmen verzichtet haben:

Klaus Fritz für die ÜbersetzungRichard Hörne für die Umschlaggestaltungund Polly Napper für das Whizz Hard-Logo

Borregaard Hellefos Aktieselskabet für das PapierEbner Ulm für den Druck

Matthäus Salzer's Söhne Papierfabrik für das VorsatzpapierForest Alliance, Achilles Papierveredelung,

Fiebig & Schillings GmbHund GGP Media GmbH, Pößneck

für Deckenherstellung und BindungL+T, Oppurg für die Logistik

Koch, Neff & Oetinger, Stuttgart, für die AuslieferungMichael Behrent (Ahrens & Behrent, Mentner)

für die PR-Beratung

Dem Buchhandel in Deutschland, Österreich und der Schweiz

und natürlich J. K. Rowling, die dieses Buch geschrieben hatund großzügig ihr gesamtes Autorenhonorar dafür

an Comic Relief spendet.