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Hildesheim Northeim Osterode am Harz Göttingen Holzminden Jahresbericht 2011/2012

Jahresbericht 2011 2012 - Dienstleister des Handwerks! › downloads › jahresbericht-2011-2012-2… · Ehrung der Besten 2011 / Meisterausbildung / Akademie des Handwerks / Fortbildung

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  • Hildesheim

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    Jahresbericht 2011/2012

  • Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen Jahresbericht 2011/2012Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen Jahresbericht 2011/2012

  • Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen Jahresbericht 2011/2012

    01 Was für ein gutes Jahr! / Seite 2 Jutta Schwarzer, Ina-Maria Heidmann und Jürgen Herbst im Gespräch

    02 Konjunktur und Wirtschaft / Seite 6 Die wirtschaftliche Entwicklung im Kammerbezirk / Der Kammerbezirk als Teil der Metropolregion / Betriebsentwicklung im Kammerbezirk / Handwerkszählung nach neuer Methodik

    03 Die Stimme des Handwerks / Seite 12 Interessenvertretung / Zu Gast im Kammerbezirk / Wertgrenzenerlass / DENA – Expertenliste / Gemeinsam gegen Schwarzarbeit

    04 Demografie Nachwuchs / Seite 16 Berufsausbildung in außerbetrieblichen Einrichtungen / Ausbildungsplatz-Akquisiteur / Ausbildungsplatzmatching / Jobstarter-Projekt / Perspektive Beruf / Pilotprojekt in Duderstadt

    05 Demografie Betriebe / Seite 24 Wirtschaftsförderungsausschuss / Nachfolgemoderatoren im Einsatz / Kammer erhöht Service-Angebot / IWIN – Individuelle Weiterbildung in Niedersachsen

    06 Demografie Öffentlichkeit / Seite 28 Sieger der Herzen / Göttinger Berufsinformationstag / IdeenExpo 2011 / Nacht der Bewerber / Hildesheimer Lernfest / Hildesheimer Ausbildungslinie / Tag des Handwerks / Handwerk im Dialog 2012

    07 Innovationen und Energiewende / Seite 36 Vernetzung von Handwerk und Hochschule / Offene Hochschule / Innovationspreis Göttingen / Schaufenster Elektromobilität / China zu Gast bei Freunden / Hybridfahrzeuge / Umweltsiegel ÖKOPROFIT

    08 Lehre im Handwerk / Seite 42 Lehrlingsrolle: Zahlen, Daten, Fakten / Ausbildungsberatung / Überbetriebliche Lehrlingsunterweisung / Prüfungswesen / EU-Zertifizierung der Fleischerwerkstatt / Lehrling des Monats 2011/2012

    09 Karriere im Handwerk / Seite 48 Ehrung der Besten 2011 / Meisterausbildung / Akademie des Handwerks / Fortbildung

    10 Ehre im Handwerk / Seite 52 Das Ehrenamt / Die Sachverständigen / Berufsbildungsausschuss / Jahresrechnung 2011 / Verwaltung und Haushalt

    Inhalt

  • „Das südniedersächsische Handwerk ist viel-fältig und nah: Das macht es zu einer stabilen Säule der regionalen Wirtschaft.“ Ina-Maria Heidmann, Jürgen Herbst und Jutta Schwarzer

  • 5

    Was für ein gutes Jahr!Jutta Schwarzer, Ina-Maria Heidmann und Jürgen Herbst im Gespräch

    Herr Herbst, wenn Sie das Jahr 2011 Revue passieren lassen: Was bleibt Ihnen in Bezug auf das Handwerk in Erinnerung?

    Grundsätzlich neigen wir Handwerker ja nicht zu überschwänglichem Optimismus und sind vorsichtig, wenn es um Prognosen geht. Doch aus Sicht des südniedersächsischen Handwerks muss ich sagen, dass es ein rundum gelungenes Jahr war. Alle Branchen profitierten von einer stabilen Auftragslage. Das hat die Konjunkturumfrage, für die wir zum Jahresende die Einschätzung von weit mehr als 200 Be-trieben eingeholt haben, ergeben. Die Menschen in unserem Kammerbezirk setzen auf handwerkliches Know-how und investieren beispielsweise stark in die energetische Sanierung. Insgesamt bietet das Handwerk im Kammerbezirk 44.000 Menschen Arbeit, die Betriebe setzen fast vier Milliarden Euro um. Die Wirtschaftskrise, das geht aus der Umfrage ebenfalls deutlich hervor, gehört der Vergangenheit an.

    In Erinnerung bleibt sicherlich auch der Wechsel an der Geschäftsführungsspitze. Herr Herbst, Sie werden hier umrahmt von ihren beiden Hauptgeschäftsführerinnen. Wie haben Sie den Füh-rungswechsel 2011 erlebt?

    Mit der Hauptgeschäftsführerin Jutta Schwarzer haben wir jahrelang vertrauensvoll und kooperativ zu-sammengearbeitet. Sie hatte zudem eine besondere Leitfunktion. Man darf nicht vergessen, dass es 1991 schon nahezu revolutionär war, eine Frau von der Vollversammlung zur Hauptgeschäftsführerin zu berufen. Erstmals stand mit der damaligen Hauptgeschäftsführerin Jutta Schwarzer deutschlandweit die erste Frau an der Spitze der Verwaltung. Das war etwas ganz Außergewöhnliches. Jutta Schwarzer hat sehr viel für unser Handwerk geleistet – die Liste ist lang. Am 26. Mai 2011 würdigte die Kammer ihre Verdienste deshalb mit der Wahl zur Ehrenhauptgeschäftsführerin. Mit der Wahl von Ina-Maria Heid-mann hat die Vollversammlung schließlich bewiesen, dass die sogenannte „Frauenquote“ kein Thema für das südniedersächsische Handwerk ist. Mit Ina-Maria Heidmann haben wir die ideale Nachfolgerin gefunden. Auch mit dieser Entscheidung geht die Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen ihren eigenen besonderen Weg.

    Frau Schwarzer, der Präsident spricht von Ihren außergewöhnlichen Leistungen für das südnieder sächsische Handwerk. Hatten Sie bei Ihrem Amtsantritt das Gefühl, von Ihnen erwarte man mehr, als von einem männlichen Kollegen?

    Es war sicher schon etwas Besonderes im Handwerk, als erste Frau zur Hauptgeschäftsführerin gewählt zu werden. Diese Tatsache spielte für mich allerdings keine Rolle. Für mich galt es, die Handwerkskam-mer, gemeinsam mit dem Vorstand, als Flaggschiff des südniedersächsischen Handwerks zu positio-nieren und mit klarem Kurs zu steuern. Dabei wollte ich Innovationen auf den Weg bringen, Partner für die Durchsetzung unserer Interessen finden und dem Handwerk und der Handwerkskammer einen entsprechenden Stellenwert in Öffentlichkeit, Gesellschaft und Politik geben. Ich denke, dass mir das in den letzten 20 Jahren auch gelungen ist.

    Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen Was für ein gutes Jahr!

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    Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen Jahresbericht 2011/2012

    Bekanntermaßen lag Ihnen vor allem die Berufliche Bildung am Herzen. Was waren weitere inhaltliche Ziele, Frau Schwarzer?

    Das war zum Beispiel die Aktion „Handwerk: Fit für die Zukunft“, bei der wir gemeinsam mit der Wirt-schaftsförderungsgesellschaft Hi-Reg und der Kreishandwerkerschaft Hildesheim-Alfeld den Betrieben durch Vorträge und Seminare Tipps und Anregungen zur Stärkung ihrer Wettbewerbsfähigkeit gegeben haben. Ein weiteres wichtiges Anliegen war die Beratung der Betriebe zum Thema Umweltschutz. Ich war Mitglied in der Regierungskommission Umweltschutz und so konnte ich unsere Umweltberaterin in einzelne Arbeitskreise bringen, um dort die Belange der Handwerksbetriebe im Gesetzgebungsver-fahren Berücksichtigung finden zu lassen. Dabei hatte unsere Handwerkskammer die Federführung für alle niedersächsischen Handwerkskammern. Gemeinsam mit meinem Stellvertreter Jürgen Garms, entwickelten wir die Idee für eine Juniorprofessur an der Stiftungsuniversität Hildesheim im Bereich Wirtschaftspädagogik. Hier sollten angehende Pädagogen bereits frühzeitig im Studium auf das The-ma Berufsorientierung vorbereitet werden. Dabei ist es mir gelungen, dass Land Niedersachsen in die Förderung der Juniorprofessur mit einzubeziehen. Während der Laufzeit von sechs Jahren hat die Hand-werkskammer neben der Unterrichtung der Lehramtsstudenten eine Reihe von Projekten in Hildeshei-mer Schulen zur Gewinnung von Nachwuchs für das Handwerk vorangebracht.

    Herr Herbst, da sind die Fußstapfen für die Nachfolge doch sicherlich groß?

    Das Ehrenamt hat das persönliche Engagement Jutta Schwarzers schnell zu schätzen gewusst. Sie vertrat das südniedersächsische Handwerk nicht nur regional, sondern in vielen Gremien – auch deutschlandweit. Sie hat die Stimme für unser Handwerk nachhaltig und deutlich erhoben. Bekannt ist, dass Jutta Schwarzer sich auf das Einwerben von Fördermitteln zum Wohle des Handwerks ver-stand. Ihrer Hartnäckigkeit verdanken wir es, dass zahlreiche Projekte umgesetzt werden konnten. Unser Dank gilt ihr hierfür ebenso wie für die Vorbereitungen zu einer reibungslosen Übergabe der Geschäfte an Ina-Maria Heidmann.

    Frau Heidmann, Sie sind als neue Hauptgeschäftsführerin am 1. Juli 2011 angetreten. Zuvor waren Sie 16 Jahre für die Kammer Dresden tätig. Was war Ihr erster Eindruck von der Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen?

    Die Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen genießt bundesweit den Ruf, gut aufgestellt zu sein. Das ist zum Einen beruhigend, personell und finanziell ein geordnetes Feld vorzufinden, zum Anderen ist es eine Herausforderung, den Standard zu halten und zu verbessern. Die Leistungen und das Ansehen der Mitarbeiter – exemplarisch seien die Gebiete Umwelt, Technologietransfer, Konjunk-tur und Berufliche Bildung sowie die Leistungskraft der Bildungszentren genannt – sprechen eben-falls für sich. Mein Dank gilt Jutta Schwarzer, die den Übergang optimal vorbereitet und sich viel Zeit für mich genommen hat. Fast nahezu geräuschlos konnte ich ihre Arbeit fortsetzen und ihre Positio-nen in Gremien übernehmen.

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    Herr Herbst, wie sehen die Forderungen an die neue Hauptgeschäftsführerin konkret aus?Uns war bewusst, dass die Arbeit der Handwerkskammer in den ersten Monaten zunächst durch den Wechsel in der Geschäftsführung sehr geprägt sein würde. 20 Jahre sind kein Pappenstiel. Jutta Schwar-zer hat mit ihrer Arbeit große und tiefe Spuren hinterlassen. Dennoch wissen wir um die Kompetenzen von Ina-Maria Heidmann. Wir schätzen uns glücklich und hören häufig, dass uns andere Kammern um diese Frau beneiden. Am 20. September 2011 hat der Vorstand in seiner Sitzung ausführlich über die Zu-kunft der Handwerkskammer diskutiert und die neue Hauptgeschäftsführerin mit den Aufgaben und den daraus resultierenden Herausforderungen betraut. Unser primäres Anliegen ist es, die Handwerks-kammer Hildesheim-Südniedersachsen weiter zu einer modernen Mitgliederorganisation zu formieren. Wir möchten mit dem Hauptamt den Modernisierungsprozess auf allen internen und externen Ebenen vorantreiben. Dazu haben bereits erste Umstellungen in der Organisation und Aufgabenverlagerun-gen in den Abteilungen stattgefunden. Hinzu kommt, dass wir in unserer Region mit einer Stimme des Handwerks sprechen werden – vor allem zu handwerkspolitischen Themen wollen wir uns vermehrt äußern. Dazu müssen wir die Zusammenarbeit mit den Kreishandwerkerschaften weiter festigen und den Organisationsgrad der Innungen stärken.

    Frau Heidmann, welche Weichen haben Sie bereits zur Erfüllung dieser Aufgaben stellen können?

    Die größte Herausforderung vor der die Handwerksbetriebe und damit auch die Kammer zukünftig ste-hen werden, ist die Fachkräftesicherung als Antwort auf den demografischen Wandel. Hauptaufgabe der Kammer ist es, die Betriebe bei der Fachkräftesuche zu unterstützen und geeignete Konzepte zu ent-wickeln, die das Leistungsspektrum der Kammer sinnvoll aneinanderreihen. Dabei nehmen wir unsere Verantwortung im Hinblick auf eine „lebenslange“ Begleitung der Betriebe sehr ernst. Wer einmal im Handwerk angekommen ist, wird von der Kammer kontinuierlich unterstützt: Von der Berufsorientie-rung und Ausbildungsberatung, über die Betriebsgründung bis hin zur Suche eines geeigneten Nachfol-gers. So haben wir beispielsweise mit dem Projekt „Das Haus der kleinen Forscher“ das Augenmerk auf unseren jüngsten Nachwuchs gerichtet. Kinder im Alter von 3-5 Jahren werden auf spielerische Art und Weise an das Handwerk herangeführt. Die bundesweite Imagekampagne, die mit ihren markigen Sprü-chen und frischen Ideen die Jugendlichen und Schulabgänger erreichen soll, unterstützt ebenfalls un-sere Arbeit in hohem Maße. Für Betriebsinhaber erweitern wir unser Beratungsangebot dahingehend, dass sie künftig verstärkt im Bereich der Personalführung beraten und bei der Existenzgründung wie bei der Betriebsübergabe, begleitet werden können. Eine konsequent umgesetzte Kundenorientierung ist bereits seit 2006 mit der Zertifizierung der Kammer und der Berufsbildungszentren dokumentiert. Dabei sind es die Mitarbeiter, die direkt mit den Betrieben in Kontakt stehen und der Kammer damit das nötige Tiefenprofil geben. Auch hier werden wir anknüpfen und den direkten Dialog intensivieren. Dem südniedersächsischen Raum wird in allerhand Gutachten, Prognosen und Hochrechnungen eine düstere Zukunft prophezeit, aber, und ich denke das ist nicht einfach wegzuwischen: Bei uns ist Hand-werk nah! Und diese Nähe findet sich überall wieder. Das Handwerk hier vor Ort ist traditionell fest mit seiner Region verbunden; es ist mit seinen Produkten und Dienstleistungen nah am Kunden und damit verantwortlich für die politische, kulturelle und gesellschaftliche Mitgestaltung dieser Region. Für das Hauptamt ist das eine klare Vorgabe. Wir werden weiterhin auf allen Ebenen um ideale Arbeits- und Rahmenbedingungen für das südniedersächsische Handwerk kämpfen.

    Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen Was für ein gutes Jahr!

  • „Man muss bei seiner Arbeit mit ganzem Herzen dabei sein!“ Peter Freitag, Modellbauer

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    Konjunktur und WirtschaftModellbauer Peter Freitag, 51 Jahre, gründete 1999 mit seiner Frau Christiane, Modellbauermeisterin, das Unternehmen Prototypen Freitag. Für die beiden Handwerker geht der wirtschaftliche Erfolg aus Tugendhaftigkeit, Redlichkeit und einer großen Leidenschaft hervor.

    Die wirtschaftliche Entwicklung im Kammerbezirk

    Im 4. Quartal 2011 feierte der Konjunkturbericht sein 20-jähriges Jubiläum. Jede noch so kleine konjunk-turelle Veränderung wurde in über 80 Berichten, auf insgesamt 2000 Seiten, mittels 60.000 versandter und 24.000 ausgewerteter Fragebögen zusammengefasst. Dabei unterliegt die Auswertung der Zahlen strengen Kriterien. Die im Hintergrund errechneten Ergebnisse werden stets auf ihre Plausibilität hin überprüft. Dies geschieht unter anderem mittels Sichtung externer Berichte über Konjunkturen und Strukturen von Fachverbänden, über Berichte der Wirtschaftspresse und der statistischen Ämter. Eine besondere Bedeutung kommt dabei den Analyseergebnissen handwerklicher Forschungseinrichtungen zu. Aber auch die Erfahrungswerte der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kammer, der regelmä-ßige Austausch mit den Kollegen aus den unterschiedlichen Handwerksorganisationen sind von un-schätzbarem Wert und schärfen den Blick für die strukturellen und konjunkturellen Veränderungen im Kammerbezirk. Für die Mitglieder und die Öffentlichkeit bilden die regelmäßig erscheinenden Konjunk-turberichte eine solide und vertrauenswürdige Basis, die eine nahezu lückenlose Dokumentation über Handwerkskonjunktur und Strukturwandel im Kammerbezirk gewährleisten.

    Das südniedersächsische Handwerk kann auf ein erfolgreiches Jahr 2011 zurückblicken. Insbesondere die Entwicklung im 4. Quartal war außergewöhnlich gut. Die Geschäftslage erreichte das beste 4.-Quar-tals-Ergebnis seit 20 Jahren. Andere wichtige Indikatoren verpassten die Bestwerte nur minimal. Das Handwerk befindet sich auf einem soliden Wachstumspfad. Alle Branchen konnten von der guten Kon-junktur profitieren und zeigten sich homogen wie selten. Per Saldo stellten die Betriebe weiter Perso-nal ein. Insbesondere die Investitionsgüterhandwerke nahmen deutliche Personalaufstockungen vor. Gleichwohl nimmt die Auslastung tendenziell weiter zu. Dies trägt wesentlich zur guten Stimmung im Handwerk bei. Der übliche Abbau von Arbeitsplätzen entfiel, was nicht zuletzt auf witterungsbe-dingte Einflüsse zurückzuführen war. Seit gut 10 Jahren befindet sich das Handwerk auf Erholungskurs. Selbst die Schrumpfung der Wirtschaftsleistung um 5 % in 2009 führte im Handwerk nur zu einer Delle der Stimmungsindikatoren – Ausnahme: der Investitionsgütersektor. Ursache für die gute Entwicklung sind der ungebrochene Trend der energetischen Sanierung, der Investitionen in Energieeffizienz und die merklich angezogene Binnennachfrage. Hinzu kommt, dass die Betriebe besser mit Produktions- und Umsatzschwankungen umgehen können. Die Beschäftigung lag 2011 bei rund 44.000 Personen (1,5 % Zunahme gegenüber 2010). Die Umsätze stiegen auf rund 3,94 Milliarden Euro (plus 4,0 %).

    Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen Konjunktur und Wirtschaft

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    Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen Jahresbericht 2011/2012

    Das Bauhauptgewerbe hatte im Jahr 2011 alle Hände voll zu tun. Laut statistischem Bundesamt stieg der baugewerbliche Umsatz um 10,3 %. Im Kammerbezirk war die Konjuntur ebenfalls deutlich im Plus.

    Das Ausbauhandwerk ist nach wie vor eine der Konjunkturlokomotiven des Handwerks. Trotz gelegentli-cher Dellen geht es seit zehn Jahren kontinuierlich bergauf. Der Megatrend der energetischen Sanierung führt zu anhaltend vollen Auftragsbüchern in diesem Bereich.

    Auch die Investitionsgüterhandwerke konnten nach dem Fall in 2009 wieder zu alter Stärke finden, Pro-duktion und Beschäftigung stiegen überdurchschnittlich. Mehr als jeder dritte Betrieb stockte seine Be-legschaft auf, dennoch lag die Auslastung im Jahresdurchschnitt bei nahezu 100 %.

    Die Konjunktur im Kraftfahrzeug-Handwerk verläuft in ruhigen Bahnen auf gutem Niveau. Im langfris-tigen Vergleich verzeichnete das Kraftfahrzeug-Handwerk ein gutes Jahr. 2011 stieg die Zahl der Neuzu-lassungen auf 3,17 Millionen Autos – und erreichte damit wieder das Niveau von 2007. Das Kraftfahr-zeug-Handwerk konnte von der Erholung des Automobilmarktes profitieren.

    Die Konsumgüter- und Dienstleistungshandwerke profitierten von der stärker werdenden Binnenkon-junktur. Das insgesamt gute Konsumklima begünstigte diese Branche. Insbesondere der stabile Arbeits-markt, der Rückgang der Arbeitslosigkeit und die gestiegenen Haushaltseinkommen stabilisierten die Nachfrage. 2012 rechnet die Branche mit keinen merklichen Veränderungen.

    Von der guten privaten Nachfrage profitierte auch das Nahrungsmittelhandwerk. Die Betriebe verzeich-neten ein gutes Jahr 2011 und wiesen eine ähnlich gute Konjunktur wie im Jahr 2006 auf.

    Auch die Gesundheitshandwerke, die in der Vergangenheit immer wieder von gesundheitspolitischen Eingriffen negativ betroffen waren, legten bei allen wichtigen Indikatoren zu und zeigten tendenziell eine klare Verbesserung.

    Pressekonferenz: Jürgen Herbst und Ina-Maria Heidmann präsentieren der Presse den Konjunkturbericht.

  • 11

    Alle Branchen verbesserten sich im Jahresdurchschnitt, wobei die Investitionsgüter und die Gesund-heitshandwerke die stärkste Dynamik aufwiesen. Alle Branchen wiesen bei den wichtigsten Indikatoren überdurchschnittliche Werte auf. Die regionale Entwicklungsstruktur hat sich im Jahr 2011 gegenüber dem Vorjahr nicht wesentlich verändert. Im Vergleich der Landkreise des Kammerbezirks schnitt Göt-tingen mit seiner weiterhin dynamischen Konjunktur am besten ab, Northeim, Hildesheim und Holz-minden bewegten sich im Mittelfeld, während Osterode nach wie vor Schlusslicht blieb. Eine homogene regionale Entwicklung wird auch zukünftig nicht erwartet. Langfristig wirken sich demografische Ent-wicklung und der damit einhergehende Strukturwandel aus. Vor allem strukturschwachen Gebieten kehren junge Menschen den Rücken.

    Der Kammerbezirk als Teil der Metropolregion

    Noch eine Organisation die versucht zusammenzufügen, was nicht zusammen passt? Doch weit ge-fehlt. 2009 gründete sich die Metropolregion GmbH mit dem Ziel, Regionen, um die Städte Hannover, Braunschweig, Göttingen und Wolfsburg, voran zu bringen. Durch die Vernetzung von Wirtschaft, Wis-senschaft, Staat und Kommunen soll die Metropolregion ihre Wettbewerbsfähigkeit im nationalen und internationalen Kontext verbessern.

    Die Aktivitäten der Gesellschaft sollen dabei die Herausbildung einer gemeinsamen regionalen Iden-tität forcieren. Dazu gehört unter anderem, dass die Metropolregion GmbH enge Kooperationen mit Kommunen, Unternehmen, Hochschulen, Forschungseinrichtungen und weiteren wichtigen Akteuren im Gebiet der Metropolregion sowie mit dem Land Niedersachsen unterhält. Die beteiligten Einrichtun-gen (Wirtschaft, Wissenschaft, Kommunen) zeigen, dass es sich lohnt, an einem Strang zu ziehen. Die inzwischen dreijährige Zusammenarbeit beweist, dass es immer wichtiger wird, kleinregionale Struk-turen zu überwinden. Die Zentren brauchen das Umland und das Umland braucht die Zentren. Globali-sierung und internationaler Wettbewerb zwingen Politik und Wirtschaft dahingehend, die Attraktivität von Wirtschaftsräumen durch harte (Produktionskosten, Infrastruktur) und weiche Standortfaktoren (Bildung, Kultur) für Investoren und für qualifiziertes Personal stetig zu optimieren.

    Doch welche Rolle kommt dem Handwerk in einem solchen Prozess zu? Das Handwerk ist unverzichtbar in der Wertschöpfungskette und in der Sicherstellung wohnort- und standortnaher Dienstleistungen. Durch diese Positionierung ist das Handwerk unter anderem ein wichtiger Partner bei der Elektromo-bilität. Durch die Mitarbeit der Handwerkskammern in der Metropolregion war es möglich, sich an der Ausschreibung „Schaufenster Elektromobilität“ zu beteiligen.

    Ebenfalls ein Ergebnis der Mitarbeit in der Metropolregion ist die Einbindung in den „Automotive Clus-ter“. Das Land Niedersachsen fördert die Bündelung des Know-hows zum Thema „Automobil in der Me-tropolregion“. Handwerkliche Zulieferer können so durch aktive Mitarbeit in diesem Cluster ihre Wett-bewerbsposition verbessern. Das Netzwerk befindet sich derzeit im Aufbau.

    Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen Konjunktur und Wirtschaft

  • Entwicklung der Betriebe im Kammerbezirk

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    Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen Jahresbericht 2011/2012

    Betriebsentwicklung im KammerbezirkAuch im Jahr 2011 blieben die Zahlen stabil

    Mit Blick auf die Zahlen konnte im Kammerbezirk ein erfreuliches Ergebnis erzielt werden. Am 31. Dezem-ber 2011 wurden in der Gruppe der zulassungspflichtigen Gewerke (Anlage A) insgesamt 5.754 Betriebe, in der Gruppe der zulassungsfreien Gewerke (Anlage B1) 1.272 und in der Gruppe der handwerksähnli-chen Gewerbe (Anlage B2) 1.061 Betriebe erfasst. Das ergibt einen Gesamtbestand von 8.087 Betrieben (2009: 8.062; 2010: 8.072); 15 Betriebe mehr bedeuten einen Zuwachs von 0,2 %.

    Mit 71 % ist die Mehrzahl der Betriebe dem zulassungspflichtigen Handwerk zuzurechnen, also jenen Gewerken, in denen ein Befähigungsnachweis wie der Meistertitel oder eine gleichwertige Qualifikation vorausgesetzt wird. Die Zahl dieser Betriebe blieb fast unverändert und das beweist: Fachliche Qualität ist nach wie vor gefragt! Der Meistertitel ist und bleibt Gütesiegel für handwerkliches Know-how.

    Verglichen mit den Betriebszahlen von 2010 konnten die Kraftfahrzeug- und die Friseur-Branche am deutlichsten zulegen. Das Kraftfahrzeug-Handwerk verzeichnete ein Plus von 17, die Friseure von 13 Be-trieben. Das Elektrotechnikerhandwerk, das 2009 mit 9 Betrieben die meisten Zugänge zu verzeichnen hatte, kämpfte mit dem Verlust von 15 Betrieben.

    Rund 29 % der Mitgliedsbetriebe gehören in die Gruppe der zulassungsfreien Handwerke und der hand-werksähnlichen Gewerbe. Bei den zulassungsfreien Handwerken waren, wie im Vorjahr, zum Jahresende acht Fotografen mehr eingetragen. Auch die Gewerke Kosmetik und Einbau von genormten Baufertig-teilen verzeichneten einen Zuwachs an Betrieben.

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    7.482

    2002

    7.544

    2004

    7.695

    2005

    7.880

    2006

    7.893

    2007

    8.015

    2008

    7.983

    2009

    8.062

    2010

    8.072

    2011

    8.087

  • 13

    Handwerkszählung nach neuer Methodik

    Die letzte Vollerhebung im Handwerk fand 1995 statt. Die Fortschreibung dieser Daten erfolgte bis-lang durch vierteljährliche Stichproben, wobei seitens des Handwerks immer wieder die Forderung im Raum stand, die Vollerhebung zu erneuern. Die fortgeschriebenen Daten passten nicht mehr zu den Ergebnissen der Konjunkturumfrage. Erstmalig wurde somit von der Fragebogenerhebung abgewichen und stattdessen auf vorliegende Verwaltungsdaten, die bei den Finanzämtern und Arbeitsagenturen hinterlegt sind, zurückgegriffen. Im Sommer 2011 wurden die Umsatz- und die Beschäftigtenzahlen im Handwerk für das Jahr 2008 veröffentlicht. Es zeigte sich, dass die Fortschreibung zu einer merklichen Unterzeichnung der Umsätze und Beschäftigten führte. Das Handwerk ist stärker und bedeutsamer, als bisher angenommen. Zukünftig soll im Jahresrhythmus eine Vollerhebung durchgeführt werden. Hinzu kommt, dass Veränderungsraten von Umsatz und Beschäftigten vierteljährlich durch das Statistische Bundesamt mitgeteilt werden.

    Handwerkszählungen sind notwendig und ein wichtiges Instrument, um den Strukturwandel im Hand-werk und dessen Bedeutung abzubilden. Im Vergleich zur Handwerkszählung 1995 hat vor allem das Baugewerbe verloren. Die gewerblichen Dienstleister und Zulieferer haben entsprechend gewonnen. Der Anteil der Betriebe mit weniger als fünf Beschäftigten ist gegenüber 1995 deutlich gestiegen, in allen anderen Beschäftigungsgrößenklassen ging der Betriebsanteil zurück.

    Betriebsbestand 2011 nach den Anlagen der Handwerksordnung

    13 %

    1.061 Handwerksähnliche Gewerbe (Anlage B2)

    16 %

    1.272 Zulassungsfreie Gewerke (Anlage B1)

    71 %

    5.754 Zulassungspflichtige Gewerke (Anlage A)

    100 %

    8.087 Betriebe Gesamt

    Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen Konjunktur und Wirtschaft

  • „Unsere Wurzeln liegen im Handwerk und für dessen Zukunft sind wir selbst verantwortlich.“

    Jürgen Mozar, Edelstahl Nord GmbH

  • 15

    Die Stimme des HandwerksJürgen Mozar, 44 Jahre, Geschäftsführer Edelstahl Nord GmbH, hat als Landmaschinenmechaniker angefangen. Seine Leidenschaft: Oldtimer-Trecker. Heute ist er Metallbauermeister, Betriebswirt und sein eigener Chef.

    Interessenvertretung

    Die Interessenvertretung für das südniedersächsische Handwerk gehört zu den wichtigsten Aufgaben der Handwerkskammer. Sie setzt sich an vielen Stellen dafür ein, dass die Betriebe verlässliche Rahmen-bedingungen vorfinden, unter denen sie zukunftsorientiert planen und agieren können. Bis es soweit ist, dass sich dabei konkrete Erfolge benennen lassen, haben meist viele Gespräche auf unterschiedlichen Arbeitsebenen stattgefunden. Der enge und stete Austausch mit den politischen Vertreterinnen und Vertretern vor Ort, in der nicht weit entfernten Landeshauptstadt Hannover und in Berlin hat, dabei oberste Priorität. Über diesen Weg hat die Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen rückbli-ckend wiederholt viele Fürsprecher gewonnen. Aber auch vorausschauend muss sie sich als Stimme des südniedersächsischen Handwerks positionieren. Die Landtagswahl im Januar 2013 und die Bundestags-wahl im September 2013 werfen bereits ihre Schatten voraus. Die Wahlen, in deren Vorfeld die Politiker gern und oft mit dem Handwerk reden wollen, wird die Kammer für die Forderungen und Anregungen des Handwerks nutzen.

    Zu Gast im KammerbezirkStaatssekretär Dr. Oliver Liersch besuchte die Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen

    Beim Besuch des Staatssekretärs Oliver Liersch am 7. September 2011 stand die Betriebsbesichtigung der Edelstahl NORD GmbH ganz oben auf der Tagesordnung: Ein prosperierendes Unternehmen für die Edel-stahlverarbeitung. Gegründet wurde das Unternehmen 2004 aus der Insolvenz der Firma Romie heraus, die 1996 aus dem Traditionsunternehmen Senking ausgegliedert wurde. Unter der neuen Geschäfts-führung des studierten Betriebswirtes, Metallbauermeisters und Landmaschinenmechanikers Jürgen Mozar erfolgte die Umstrukturierung des Betriebes. Investitionen in hochtechnologische Bearbeitungs-maschinen sowie ein neues Geschäftskonzept sorgten für eine reibungslose Fortführung der Produk-tion. Heute präsentiert sich der Betrieb mit 50 Mitarbeitern als wachstums- und ausbildungsstark. Im Gespräch mit Liersch stellte sich heraus, dass der Fachkräftemangel für Mozar kein Problem darstellt. Er fand seine Lehrlinge alle über das Programm „Ausbildungsplatzmatching“ der Handwerkskammer. Liersch zeigte sich positiv überrascht über die Wertschöpfungstiefe des Unternehmens. Viele Kunden binden die Edelstahl NORD GmbH bereits bei der Entwicklung mit ein und bauen auf handwerkliches Know-how aus einem Guss. „Technologien, wie beispielsweise das Laserschweißen sind zukunftswei-send, ersetzen aber bis heute nicht das handwerkliche Können“, so der in der Kammer für Innovation und Technologie zuständige Diplom-Volkswirt Reiner Strunk-Lissowski. Das entspricht auch Mozars Selbst-verständnis: „Flexibilität und Individualität für kleine Aufträge – das ist das, was Handwerk auszeichnet.“

    Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen Die Stimme des Handwerks

  • 16

    Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen Jahresbericht 2011/2012

    Wertgrenzenerlass

    Im Rahmen des Konjunkturpaketes II wurden in allen Bundesländern die Wertgrenzen für beschränkte Ausschreibungen und freihändige Vergaben per Erlass angehoben. Der Wertgrenzenerlass des Nieder-sächsischen Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr lief zum 31. Dezember 2011 aus. Darauf re-agierte die Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen im Vorfeld und ermittelte anhand einer Blitzumfrage bei den eingetragenen Baubetrieben drei positive Tendenzen durch die zeitweise Anhe-bung der Wertgrenzen:

    1. Bürokratische Entlastung für Auftraggeber und Auftragnehmer2. Rege Beteiligung kleinerer Betriebe an öffentlichen Ausschreibungen3. Stärkung der regionalen Wirtschaft

    Bei Auftraggebern wie Auftragnehmern hat die Anhebung der Wertgrenzen zu erheblichen bürokrati-schen Entlastungen geführt. Dadurch konnten die Planungen in einem engen Zeitfenster umgesetzt werden. Die befürchteten Probleme des „Hoflieferantentums“ und der „Wettbewerbseinschränkung“ wurden nicht festgestellt und auch Mitbewerber fühlten sich nicht hintergangen. „Der Wertgrenzener-lass stärkt die regionalen und mittelständischen Anbieter und auch kleinere Betriebe haben wieder eine Chance auf öffentliche Aufträge“, freut sich Kammerpräsident Jürgen Herbst. 33 % der befragten Be-triebe haben in den letzten zwei Jahren verstärkt an öffentlichen Ausschreibungen teilgenommen und 88 % der Betriebe plädieren für eine Verstetigung der erhöhten Wertgrenzen. Aus Sicht des Handwerks wäre eine bundeseinheitliche Regelung der Wertgrenzen notwendig, die durch die Ländererlasse derzeit nicht gegeben ist. Die Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB) sollte in vollem Umfang

    Mozars Erfolgsrezept: Investitionen und ein neues Geschäftkonzept sichern bis heute mehr als 50 Arbeitsplätze.

  • 17

    die Grundlage für alle öffentlichen Auftragsvergaben bilden. Bis eine Einigung auf Bundesebene über die Höhe der Wertgrenzen und die entsprechende Anpassung der VOB jedoch erreicht ist, kämpft die Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen erfolgreich für eine Laufzeitverlängerung des nie-dersächsischen Wertgrenzenerlasses. Auch die Intervention der Handwerkskammer veranlasste den Minister zu einer weiteren Interimslösung bis zum 31.12.2012. Da die Stärkung der regionalen Betriebe gerade in einem Flächenland wie Niedersachsen, mit Hinblick auf Themen wie Ausbildung, Beschäfti-gung und demografische Entwicklung für das Handwerk von großer Bedeutung ist, hat sich die Kammer bei Politikern auf Landes-, Bundes- und Europaebene für diese Zwischenlösung stark gemacht.

    DENA-Expertenliste

    Anliegen der DENA-Expertenliste ist es, die derzeit noch in verschiedenen Listen geführten Gebäude-energieberater in einem Pool zusammen zu führen. Nur die dort gelisteten Anbieter sollen dann bei KfW 40 oder 55 Häusern die Sachverständigentätigkeiten ausüben dürfen. Allerdings waren die Gebäu-deenergieberater und -beraterinnen des Handwerks nicht für die Aufnahme in diese Liste vorgesehen. Auch hier hat die Kammer ihr Veto eingelegt. Unter anderem durch die sofortige Kontaktaufnahme mit Mitgliedern des Bundestages und den zuständigen Ministerien. Durch die intensive Zusammenarbeit der Handwerkskammer mit dem Land Niedersachsen und dem ZDH soll die Gleichbehandlung aller Energieberater, die nach § 21 EnEV ausstellungsberechtigt sind, erreicht werden. Die Neutralität der Energieberater darf nicht an deren steuerlicher Einstufung als Freiberufler oder Gewerbebetrieb festge-macht werden. Ebenso soll der Zugang zur Expertenliste gebührenfrei bleiben. Die bisher erstellten und von der Handwerkskammer gepflegten Listen der Gebäudeenergieberater sind für die Betriebe kosten-los. Zukünftig wird eine bessere Abstimmung mit den Interessenverbänden bezüglich der inhaltlichen Eintragungsvoraussetzungen erwartet.

    Gemeinsam gegen Schwarzarbeit

    Die Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen bietet seit 2011 ein Forum für die engere Zu-sammenarbeit zwischen Zollamt, den Ordnungsbehörden und den Kreishandwerkerschaften im Hand-werkskammerbezirk. Am Montag, dem 12. Dezember 2011 trafen sich Mitarbeiter des Zollamtes, der Ordnungsbehörden der Städte und Landkreise im Kammerbezirk mit den Geschäftsführern der Kreis-handwerkerschaften in der Handwerkskammer zu einem ersten Erfahrungs- und Informationsaustausch. Zu Gast war Klaus Schmitz, Justiziar des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) aus Berlin, der über die aktuelle Rechtssprechung des Bundesverwaltungsgerichtes zu Fragen der Handwerksausübung ohne Meisterbrief und insbesondere deren Auswirkungen auf die Ordnungsbehörden, informierte. Alle Beteiligten waren sich einig darüber, dass die Koordination und Abstimmung verbesserungswürdig sei. Dies vor allem, weil da durch die neuen Rechtssprechung mehr Arbeit auf die Verfolgungsbehörden zu-kommen werde. Die Vertreter der Ordnungsbehörden wiesen dabei auf die ohnehin schon dünne Perso-naldecke hin. Vor allem wünsche man sich ein tieferes gegenseitiges Verständnis und Kenntnis über die Verfahrensabläufe der jeweils anderen Organisationen. Das neu gegründete Forum tagt einmal im Mal.

    Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen Die Stimme des Handwerks

  • „Handwerkliche Fairness hat uns zum Erfolg geführt.“

    Günay Erygit, Murat Cokalp, Ali Albayrak, BOYA Lack- und Karosseriezentrum GmbH

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    Demografie Nachwuchs: Projekte, Kooperationen, FördermaßnahmenDie beiden 39-jährigen Maler- und Lackierermeister Günay Erygit und Murat Cokalp sowie der Geselle Ali Albayrak, 40 Jahre, machten sich mit der BOYA Lack- und Karosseriezentrum GmbH selbstständig. Unterstützt durch die Betriebsberatung der Handwerkskammer expandierte der Betrieb und zählt heute über 60 Mitarbeiter.

    Berufsausbildung in außer betrieblichen Einrichtungen

    Die Berufsausbildung in außerbetrieblichen Einrichtungen (BaE) wurde auch im Jahr 2011 für die Bun-desagentur für Arbeit durchgeführt. Seit Anfang der 1980er Jahre führt das Berufsbildungszentrum durch eine sozialpädagogisch gestützte Ausbildung junge Menschen an einen Berufsabschluss her-an. Meist handelt es sich um Jugendliche, die auf Grund ihrer unzureichenden schulischen Vorleistung und/oder eines problematischen sozialen Umfelds keine Chance hätten, auf dem dualen Ausbildungs-markt zum Erfolg zu kommen.

    In sieben Ausbildungsberufen ist das Berufsbildungszentrum der starke Partner und trägt dazu bei, die Jugendlichen auf das Berufsleben vorzubereiten. Mit einem erfolgreichen Berufsabschluss wird ein solides Fundament für Selbstständigkeit und berufliche Perspektive gelegt.

    Insgesamt befanden sich 2011 durchschnittlich 95 Auszubildende in BaE-Programmen. Ein Bauten- und Objektbeschichter konnte nach erfolgreich bestandender Prüfung im Januar 2011 in eine betriebliche Ausbildung zum Maler und Lackierer (drittes Lehrjahr) vermittelt werden. Auch eine Friseurin wurde von einem Betrieb in das dritte Lehrjahr übernommen. Was die BaE-Friseurgruppe von den anderen BaE-Gruppen unterscheidet, ist die spezielle Ausrichtung auf junge Mütter mit kleinen Kindern.

    Insgesamt konnten 2011 18 Auszubildende, davon 10 Mütter mit 11 kleinen Kindern, ihre Ausbildung beenden. Der vertrauensvolle Umgang und das besondere Verhältnis, das die Mütter und Meisterinnen pflegen, kann das ein oder andere Mal Ausbildungsabbrüche verhindern. So konnte eine Auszubilden-de, die sich im zweiten Lehrjahr befand, motiviert werden, ihre Ausbildung in Teilzeit mit 30 Stunden pro Woche fortzusetzen.

    Ein weiterer Erfolg konnte im Metallbereich verzeichnet werden. Ein Metallbearbeiter, der die prakti-sche, aber nicht die theoretische Prüfung bestanden hatte, konnte in einen Betrieb vermittelt werden, in dem er während seiner Ausbildung die betriebliche Ausbildungsphase absolvierte. 2011 gab es erst-malig in den Ausbildungsberufen Friseurhandwerk und Kraftfahrzeug-Servicemechaniker keine Neu-zugänge durch das Jobcenter.

    Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen Demografie Nachwuchs

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    Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen Jahresbericht 2011/2012

    Ausbildungsplatz-Akquisiteur Ein Mann, ein Weg, ein Ziel: Walter Macke auf seiner Reise durch den Kammerbezirk

    Fünf Jahre und 5000 Betriebsbesuche später hat es Walter Macke geschafft! Einmal hat er alle Betriebe, die als Ausbildungsbetriebe bei der Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen verzeichnet sind, besucht. Walter Macke ist 53 Jahre alt und inzwischen seit fünf Jahren mit dem Projekt „Ausbildungs-platzakquisiteur“ (gefördert durch den EU-Sozialfonds und das Landes Niedersachsen) für die Hand-werkskammer tätig. Als Fleischermeister, vor vielen Jahren noch selbstständig gewesen, hat er einen guten Draht zu Betriebsinhabern, kennt deren Probleme, die Herausforderungen des Handwerks und weiß, wo der Schuh drückt. Meist steht er unangemeldet vor der Tür und hofft, jemanden anzutreffen. „Manchmal bleibe ich zwei Stunden, manchmal fünf Minuten. Das hängt ganz davon ab, wie viel Zeit sich die Betriebsinhaber nehmen“, erklärt er. Sein oberstes Ziel: Die Akquise von Ausbildungsplätzen oder sogenannten EQ-Plätzen (Einstiegsqualifizierung Jugendlicher).

    Bei seinen Reisen durch den Kammerbezirk ist er immer auch als Vermittler für das Leistungsangebot der Kammer unterwegs. Dabei geht das Engagement oft über die eigentliche Beratung hinaus. „Wenn ich merke, es gibt ein Problem, dann höre ich zu. Vielleicht kann ich nicht direkt helfen, aber manchmal genügt es schon, für die Sorgen der Handwerker offen zu sein. Und wer weiß: Vielleicht gibt es ja doch eine Lösung und ein Kollege in der Kammer kann helfen.“ Als „Kummerkasten“, so weiß Macke, ist er an den Handwerkern dran. Er kennt sie alle und das macht ihn auch auf eine gewisse Art stolz. Mackes Dienste sind für die Betriebe kostenfrei. Er ist für die Datenbankpflege zuständig, informiert Betriebe über das Ausbildungsverfahren und liefert ein sogenanntes Starterpaket rund um das Thema Erstaus-bildung. Er betreut den gesamten Ablauf: Vom ersten Kontakt bis zum fertigen Ausbildungsvertrag ist er an der Seite der Betriebe und gibt ihnen das nötige Rüstzeug. Sich im Rahmen des demografischen Wandels um seinen Nachwuchs zu kümmern, das kann Macke den Inhabern leider nicht abnehmen. „Ausbildung ist und bleibt Chefsache“, betont er.

    Die Reise beginnt von vorn: Bald könnte Walter Macke auch vor Ihrer Tür stehen.

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    AusbildungsplatzmatchingErfolgreiche Vermittlung von Auszubildenden durch Bianca Haupt und Claudia Müller

    Über 827 Betriebskontakte und 1.670 Beratungs- oder Vermittlungsgespräche mit Jugendlichen zeigen das hohe Interesse für dieses besondere, individuelle Unterstützungsangebot im Jahr 2011. Insgesamt konnten 128 Ausbildungsstellen nach den Wünschen der Betriebe besetzt werden. Die Vermittlungsvor-schläge für die Betriebe beruhen dabei immer auf einer intensiven Vorauswahl, die sich aus verschie-denen Kriterien zusammensetzt. So achten die beiden Matcherinnen beispielsweise genau auf den ersten Eindruck, den der oder die mögliche Auszubildende hinterlassen. Auch die Rückmeldung durch die Eltern und Lehrkräfte geben Auskunft über Arbeits- und Sozialverhalten und fließen in die Gesamt-empfehlung mit ein. Dadurch erhält der Betrieb zusätzliche Informationen, die er bei einem normalen Bewerbungsverfahren überhaupt nicht hätte. Das Gute an dieser Art der Ausbildungsplatzvermittlung ist, dass auch Bewerberinnen und Bewerber eine Chance haben, die den Betrieben auf den ersten Blick nicht so interessant erscheinen.

    Einen besonderen Erfolg verzeichnete Bianca Haupt im vergangenen Jahr. Bedauerlicherweise meldete ein großes Automobilhaus Insolvenz an und Bianca Haupt konnte sechs der betroffenen Auszubilden-den in neue Betriebe vermitteln. „Besonders stolz bin ich auf die Vermittlung eines Zwillingspaares, die unbedingt zusammen bleiben wollten. Ich habe es geschafft, die beiden, die auch noch aus un-terschiedlichen Lehrjahren stammen, in einem Folgebetrieb unterzubringen.“ Die beiden Matcherin-nen sind inzwischen bekannt und für ihre exzellente Auswahl und ihre Bewerbervorschläge bei den Betrieben sehr geschätzt. Durch die intensive Arbeit wurde das Projekt schnell vorangebracht und genießt den Ruf, dass nur wenige Ausbildungsverhältnisse wieder gelöst werden. Auch Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern sind begeistert und fragen schon frühzeitig wegen einer Beratung an. „Wir haben von den Beratungserfolgen gehört und wünschen uns für unser Kind auch, dass es seinen Traumberuf findet“, so eine Mutter.

    Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen Demografie Nachwuchs

    Bianca Haupt vermittelte Sebastian Moritz an die Sandtvos Glaser Fachbetrieb GmbH in Hildesheim.

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    Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen Jahresbericht 2011/2012

    Jobstarter-Projekt„Hildesheimer Handwerk macht Schule“ geht in die Endrunde

    Das JOBSTARTER-Projekt „Hildesheimer Handwerk macht Schule“ gibt es seit Dezember 2009. Ziel war es, im Landkreis Hildesheim Kooperationen zwischen Ausbildungsbetrieben und Schulen zu stiften. Durch direkte Betriebskontakte sollte die Berufsorientierung von Jugendlichen verbessert und Betrie-ben der direkte Zugriff auf potentielle Auszubildende ermöglicht werden. Erfolgreich wie nie, endet die JOBSTARTER-Förderung und auch das Projekt im November 2012.

    Im Jahr 2011 konnten, wie im Vorjahr, weitere Netzwerkpartner und Schulen gewonnen werden. Die Vernetzungen der Renataschule, Oberschule Söhlde oder der BBS Alfeld mit Betrieben in der Region, halfen dabei, den Fachkräftebedarf im Kammerbezirk zu sichern. 100 Praktikumsvermittlungen, über 50 abgeschlossene Lehrverträge und mehr als 300 Betriebskontakte – dies ist vor allem der Verdienst der beiden Projektmitarbeiter Mareike Lindner und Helmut Schiewe, die ihre Kontakte und die Bedürfnisse der Betriebe genau kennen. Sie haben ein Gefühl dafür, welcher Auszubildende zu welchem Betrieb passen könnte. Die Innung Sanitär- und Heizungstechnik Hildesheim hat sich dabei als ein ganz beson-derer Projektpartner herauskristallisiert. Diese Innung hat längst die Zeichen der Zeit erkannt und wirbt nun mit einer eigens entwickelten Imagekampagne um den Nachwuchs. Mit „Pimp deine Zukunft“ ver-schafften sie sich Gehör und gewannen gleich vier junge Frauen der Geschwister-Scholl-Schule für ein Praktikum zur Anlagenmechanikerin. „Best Practice“-Beispiele für den großen Erfolg des Projektes sind beispielsweise die 26-jährige Katharina, die nach 7 Semestern BWL-Studium und zwei Jahren Auslands-aufenthalt nun ihren ursprünglichen Wunschberuf – Konditorin – erlernt. Die 24-jährige Isabell, die sich als zweifache Mutter über ihre Ausbildung zur Werkzeugmacherin freut oder die 18-jährige Chantal, die sich für eine Ausbildung zur Anlagenmechanikerin entschieden hat – sie alle haben im Handwerk ihre Erfüllung gefunden. Auch der 22-jährige Kamuran ist in seinen Traumjob angekommen. Als einziger Mann im Betrieb erlernt er den Beruf Fachverkäufer mit Schwerpunkt Fleischerei.

    Mareike Lindner und Helmut Schiewe präsentieren ihren kreativen Ideen Evelyn Borsdorf (INBAS GmbH).

    Gefördert als Jobstarter-Projekt aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und dem Europäischen Sozialfonds der Europäischen Union.

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    Perspektive BerufKompetenzfeststellungsverfahren endete im März 2012

    Noch immer durchlaufen viele Jugendliche fruchtlose Warteschleifen in Berufsfachschulen oder bleiben in anderen schulischen Angeboten hängen. Dabei könnte der Eintritt in die Ausbildung schon wesent-lich früher erfolgen. Die Handwerkskammer geht aktiv dagegen vor, Jugendliche auf dem „Abstellgleis“ zu parken. Mit Projekten wie JumbO und PeB gelingt es, die Jungen und Mädchen bereits zu einem frü-hen Zeitpunkt für handwerkliche Berufe zu interessieren.

    Die Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen ist seit mehr als fünf Jahren mit der Kompetenz-feststellung von Jugendlichen ab der 8. Klasse betraut. Das Konzept „Perspektive Beruf“ (kurz: PeB), wird als eines der wenigen Projekte aus lokalen Fördermitteln finanziert. Am 23. März 2012 endete das Projekt, Alternativen gibt es bislang keine. PeB zeichnete sich im Besonderen dadurch aus, dass es sich stets an den regionalen schulischen und förderpolitischen Gegebenheiten orientierte und an diese anpassen ließ. „Deshalb war es für die Stadt Hildesheim auch so wertvoll. Es ist schon außergewöhnlich, dass ein Projekt in Stadt und Arbeitsagentur mehr als fünf Jahre einen lokalen Förderer gefunden hatte. In der Re-gel kümmern sich die kommunalen Institutionen nicht so häufig um nachhaltige Projekte“, konstatiert Maria Wimmer, Mitarbeiterin der Handwerkskammer.

    Grundlage von PeB bildete das von IMBSE Moers e.V. entwickelte Verfahren START, das als eingekauftes Verfahren von der Handwerkskammer auf die Bedarfe im eigenen Bezirk angepasst wurde. Einzigartig an diesem Projekt war, dass die Kompetenzfeststellung außerhalb der Schulen stattfand. Die Jugendli-chen kamen in den Werkstätten erstmalig mit handwerklichen Tätigkeiten in Berührung. „Hier verfolg-ten wir einen praxis- und handlungsorientierten Ansatz.

    Perspektive Beruf: Jugendliche erproben ihre handwerklichen Fähigkeiten.

    Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen Demografie Nachwuchs

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    Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen Jahresbericht 2011/2012

    Umso realistischer der Arbeitsort, umso nachhaltiger der gewonnene Eindruck für die Jugendlichen“, so Maria Wimmer. „Dabei standen die Jugendlichen mit ihren Stärken und Potentialen immer im Mit-telpunkt des Geschehens.“ Ziel war es, die Jugendlichen gezielt beim Übergang von der Schule in den Beruf zu begleiten. Das angebotene Verfahren richtete sich bislang nur an die im Rahmen von PeB ein-gebundenen Schulen. Dabei beschäftigte man sich überwiegend mit Schülern und Schülerinnen, die einen speziellen Förderbedarf hatten. Immer wenn die Schülergruppen ausgewählt waren, erfolgte die Kompetenzfeststellung binnen einer Woche.

    In den Jahren 2011 und 2012 wurden insgesamt 422 Schüler, im Alter von 14 bis 17 Jahren, gezielt durch die Werkstätten gelotst. In den Bereichen Malerei, Metall, Holz, Verkauf und Friseurhandwerk konnten sie ihre praktischen Fähigkeiten erproben. Die Übungen wurden unter Anleitung der jeweiligen Lehrwerk-meisterinnen und -meister im Berufsbildungszentrum der Handwerkskammer durchgeführt.

    Überdies wurden die Schüler von speziell dafür geschultem Personal beobachtet. Die interdisziplinären „Beobachterteams“ setzten sich aus ganz unterschiedlichen Menschen- und Berufsgruppen zusam-men. „Zu unseren Teams gehörten Lehrer, Studenten, Ausbilder oder Hausfrauen. In den letzten Jahren haben diese Teams wirklich erstklassige Arbeit geleistet“, erklärt Maria Wimmer. Wer in der Rolle des „Be-obachters“ fungierte, musste an einer Schulung teilnehmen und sich in die Techniken des Beobachtens einweisen lassen. Durch die schriftlich festgehaltenen Beobachtungen und die daraus resultierende Ein-schätzung, wurde den Jugendlichen der derzeitige Stand ihrer praktischen Fähigkeiten aufgezeigt. Nach einer Woche erhielten sie ein Zertifikat, das ihrer späteren Bewerbung beifügt werden konnte. Trotz des großen Erfolges des Projektes wird es in Zukunft nicht fortgesetzt.

    Perspektive Beruf: Jugendliche wissen häufig nicht wie begabt sie sind.

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    Pilotprojekt in DuderstadtAusbildung zum Hochbaufacharbeiter im Berufsbildungszentrum Duderstadt

    Im Auftrag der Arbeitsagentur Göttingen startete am 1. September 2011 das Ausbildungsprojekt „Hoch-baufacharbeiter/in für Jugendliche mit Reha-Status“ im Berufsbildungszentrum Duderstadt. Ziel des Projektes ist die Ausbildung von Jugendlichen, die auf besondere Weise förderungsbedürftig sind, in ei-nem anerkannten Ausbildungsberuf der Bauwirtschaft. Sie sollen damit eine Chance erhalten, in den ersten Arbeitsmarkt integriert zu werden.

    Insgesamt nehmen zehn Jugendliche, davon neun Jungen und ein Mädchen, im Alter von 16 bis 24 Jah-ren, an dem Ausbildungsprojekt teil. „Wir wollen zeigen, dass bei entsprechender Förderung auch jun-ge Menschen mit Leistungsschwächen in der Lage sind, den Anforderungen des Arbeitsmarktes und der Ausbildungsordnung gerecht zu werden“, so Geschäftsführer des Berufsbildungszentrums, Jürgen Garms. Maurer- und Betonbauermeister Thomas Grobecker und Pädagogin Vera Razat teilen sich prakti-sche Ausbildung, Förderunterricht und die Betreuung der Gruppen.

    Auch betriebliche Ausbildungsphasen bei Handwerksbetrieben aus der Region sind Bestandteil der Aus-bildung. Die Jugendlichen müssen am Ende ihrer Lehre die gleichen Prüfungen absolvieren wie die be-trieblichen Lehrlinge. Das erfordert eine enge Abstimmung mit der Berufsschule vor Ort. Es gilt, die beson-deren Fördermaßnahmen und die sensible Anpassung des Unterrichts an die Zielgruppe sicherzustellen.

    Das auf Bauberufe spezialisierte Berufsbildungszentrum Duderstadt bietet ideale Rahmenbedingun-gen. Wer nicht aus der Umgebung kommt, kann im Internat untergebracht werden. Sechs der zehn Aus-zubildenden nehmen dieses Angebot derzeit wahr. Auch die kurzen Wege zur Schule sowie die individu-elle Betreuung durch die Pädagogin schaffen weitere Standortvorteile.

    Geschäftsführer Jürgen Garms freut sich über die vielen Teilnehmer.

    Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen Demografie Nachwuchs

  • „Den Unternehmergeist von 1929 führen wir innovativ und begeistert fort.“

    Marcell Stahl, Thomas Bremer, Liedtke GmbH

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    Demografie Betriebe: WirtschaftsförderungGenerationenwechsel gemeistert: Thomas Bremer, 44 Jahre, Diplom-Ingenieur für Versorgungstechnik und Betriebswirt des Handwerks hat zusammen mit Marcell Stahl, 36 Jahre, gelernter Gas-/Wasserinstallateur und Installateur und Heizungs-bauermeister das Traditionsunternehmen Liedtke GmbH übernommen.

    Der Wirtschaftsförderungsausschuss

    Der Wirtschaftsförderungsausschuss der Vollversammlung der Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen tagte im Jahr 2011 zwei Mal. In der konstituierenden Sitzung vom 23. Februar 2011 wurden der Northeimer Kreishandwerksmeister Hermann-Josef Hupe zum Vorsitzenden und Lothar Lindemann zum stellvertretenden Ausschussvorsitzenden gewählt. Themen wie der „Demografische Wandel“, die „Energiewende“, die „CO2-Reduktion“ sowie die „Fördermittelberatung“, sorgten für einen konstruktiven Austausch. In der zweiten Sitzung vom 31.10.2011 befasste sich der Ausschuss unter ande-rem intensiv mit den Ergebnissen der Handwerkszählung von 2008. Vorgestellt hat sich im Ausschuss Friederike Martens, die als Nachfolgemoderatorin der Handwerkskammern in der Metropolregion Han-nover-Braunschweig-Göttingen-Wolfsburg tätig ist. Über die Neupositionierung des Handwerks in der Mehrwertsteuerdebatte wurde kontrovers diskutiert. Trotz erkennbarer Sympathie für eine generelle Abschaffung des ermäßigten Umsatzsteuersatzes, sprach sich der Ausschuss dafür aus, zumindest für Lebensmittel den reduzierten Steuersatz beizubehalten und die Liste der ermäßigten Gegenstände und Leistungen rigoros zu durchforsten.

    Nachfolgemoderatoren im EinsatzFriederike Martens berät Handwerker bei der Betriebsübergabe/-übernahme

    Wer sein Unternehmen abgeben möchte, bekommt seit Oktober 2011 weitere Unterstützung durch das Land Niedersachsen. Das Wirtschaftsministerium fördert sogenannte Nachfolgemoderatoren, die für alle Handwerkskammern in Niedersachsen im Einsatz sind. Kooperationsvereinbarungen regeln, welcher Nachfolgemoderator für welchen Kammerbezirk zuständig ist. Die Kammern der Metropolregion, dazu gehören Hannover, Braunschweig-Lüneburg-Stade und Hildesheim-Südniedersachsen sind gemeinsame Träger der Moderatorenstelle, besetzt durch Friederike Martens (Dienstsitz Braunschweig). Eine interes-sante Zielgruppe für mögliche Betriebsübernahmen sehen die Handwerkskammern in Hochschulabsol-venten. So ist die zweite Besonderheit, neben der gemeinsamen Trägerschaft, die Kooperation mit der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften in Wolfenbüttel. Ziel ist es, die bereits bestehenden, intensiven Kontakte zu den Hochschulen zu erweitern.

    Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen Demografie Betriebe

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    Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen Jahresbericht 2011/2012

    Kammer erhöht Service-Angebot Regionale Kompetenz-Teams beraten das südniedersächsische Handwerk

    Seit dem 1. September 2011 arbeitet die Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen mit regio-nal zugeordneten Kompetenz-Teams. Die Mitarbeiter der Handwerksrolle, Andrea Gentz und Christian Averdick, deren Beratung bislang themen- und sachorientiert ausgerichtet war, werden Betriebe und Handwerker fortan in allen, ihr Fachgebiet betreffenden Fragen beraten. Eine Zuordnung erfolgt le-diglich über die Landkreise. Vorbild für dieses Modell ist die bisherige Aufteilung der Mitarbeiter Ernst Steinbrecher und Udo Nierhoff in der Abteilung Berufliche Bildung.

    Beraten künftig noch effizienter: Christian Averdick, Ernst Steinbrecher, Andrea Gentz und Udo Nierhoff.

    Ihre Beratung erfolgt schon seit einigen Jahren landkreisbezogen. Zukünftig beraten Christian Averdick und Ernst Steinbrecher das Handwerk in den Landkreisen Northeim, Osterode und Göttingen. Andrea Gentz und Udo Nierhoff sind für die Landkreise Hildesheim und Holzminden zuständig. Der Vorteil dieser Zusammenarbeit liegt in der vereinfachten Struktur. Jeweils ein Berater ist für alle Fragen zum Ausbildungsverhältnis und zu Ausbildungsvoraussetzungen zuständig, der andere steht für Fragen zur Bearbeitung von Eintragungen in die Handwerksrolle, Ausnahmebewilligungen/Ausübungsberechti-gungen für zulassungspflichtige Handwerke, die Bearbeitung von Schwarzarbeitsanzeigen und Stel-lungnahmen für Handelsregisteranfragen zur Verfügung.

    Das fortan kreisbezogene Beratungsangebot von Handwerksrolle und Berufliche Bildung wird die Bera-tungskompetenz der Handwerkskammer erhöhen. „Wir können zielorientiert und allumfassender be-raten, weil wir die Betriebe, ihre Mitarbeiter und die jeweilige Situation besser kennen und einschätzen können. Außerdem vermeiden wir auf diesem Wege, dass Arbeit doppelt gemacht wird“, so Udo Nierhoff.

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    IWIN – Individuelle Weiterbildung in NiedersachsenEin betriebliches Förderprogramm auf Erfolgskurs

    Wer sich und seine Mitarbeiter für den Wettbewerb fit halten will, investiert in die Entwicklung des betrieblichen Know-hows. Um gerade den kleinen und mittleren Betrieben eine finanzielle Entlastung zu bieten, wurde das betriebliche Förderprogramm IWIN eingerichtet. IWIN bezuschusst bereits seit 2004 Fortbildungen aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Landes Niedersachsen. Und der Ansturm auf die Beantragung von Fördermitteln lässt nicht nach. Seit dem 1. Juli 2010 sind zwei Wei-terbildungsberaterinnen für das Programm im Einsatz. In der Handwerkskammer Hildesheim-Südnie-dersachsen wurde eine regionale Anlaufstelle eingerichtet, so dass ihre Beratungsleistungen durch Be-triebsbesuche und Kontakte zu entscheidenden Institutionen intensiviert werden konnten. Seit dem 1. April 2011 besteht das Beratungsteam aus Jana Heeg und Daniela Riedel. Die stetig wachsende Zahl der Förderanträge zeigt, dass sich die Vergrößerung des Teams bereits bezahlt gemacht hat. Vergleicht man die zweite mit der dritten Förderperiode, so ist festzustellen, dass die Anzahl der bewilligten Anträge innerhalb der zweiten Förderperiode insgesamt 933 Anträge umfasst. Am 31. Dezember 2011 konnten in-nerhalb nur einer halben Förderperiode bereits 1150 Förderanträge bewilligt werden. Auch der Vergleich der Kalenderjahre 2010 und 2011 beweist, dass bei der Summe der bewilligten IWIN-Fördermittel eine Steigerung von 66,59 %, also von 190.597,35 Euro im Jahr 2010 auf 286.220,15 Euro im Jahr 2011, zu ver-zeichnen ist. Derzeit liegt die Höchstfördersumme bei 4.000 Euro pro Betrieb per anno. Tendenziell re-gistriert die Kammer eine steigende Anzahl weiblicher Kursteilnehmer. 2011 lag die Quote bei 51 %, 2010 noch bei 45 %. Viele dieser Anträge stammen aus dem Gesundheits- und Dienstleistungssektor, in dem der Anteil der weiblichen Beschäftigten traditionell hoch ist. Die Anzahl der geförderten Anträge von Handwerksbetrieben lag 2011 bei 244 Anträgen von insgesamt 552, was einen Anteil von 44,2 % im Kam-merbezirk ausmacht und somit weit über dem niedersächsichen Durchschnitt von 32 % liegt. 2011 ha-ben immer mehr Handwerksbetriebe Förderanträge für ihre Mitarbeiter zu Meisterlehrgängen gestellt. Der drohende Fachkräftemangel könnte hier ein Indiz sein. Auch die Sicherung der Betriebsnachfolge oder andere personelle Engpässe können durch die Qualifizierung der Mitarbeiter aufgefangen werden. Das Programm IWIN wird im Jahr 2012 fortgesetzt. Betriebe und Selbstständige werden weiterhin bei der Planung und Finanzierung ihrer Weiterbildungen beraten. Ausführliche Vorträge, beispielsweise auf Innungsversammlungen, werden auf Wunsch gern organisiert.

    Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen Demografie Betriebe

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    100

    2010

    311

    Männer

    Frauen

    2010

    311

    bis 44 Jahre

    über 44 Jahreunter 25 Jahre

    2011

    552

    Männer

    Frauen

    2011

    552

    unter 25 Jahreüber 54 Jahre

    bis 44 Jahre

    über 44 Jahre

    Betriebsbestand 2011 nach den Anlagen der Handwerksordnung

  • „Ich verstehe mich als Botschafterin des Handwerks.“

    Jana Salland, Martin und Joachim Salland GbR

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    Demografie Öffentlichkeit: Kampagne und VeranstaltungenJana Salland, 21 Jahre, aus Burgstemmen ist Auszubildende Tischlerin im 3. Lehrjahr und war Finalistin bei der bundesweiten Wahl zur Miss Handwerk 2012. Die sportliche, ehrgeizige Abiturientin gab der Kampagne „Handwerk ist sexy!“ ihr Gesicht.

    Sieger der HerzenJana Salland und Sebastian Zapfe engagieren sich für das Handwerk

    Im Februar 2012 startete die Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen mit der ersten eigenen Kampagne zum Thema Nachwuchssicherung und warb mit den Junghandwerkern Jana Salland, Sebas-tian Zapfe und Benedikt Jung für das Handwerk als „attraktiven“ Arbeitgeber. Im wahrsten Sinne des Wortes! Denn: „Handwerk ist sexy!“. Die Idee zur Kampagne „Handwerk ist sexy!“ basierte auf der PR-Aktion „Germanys Power People 2012“. Noch im Jahr 2011 hatte die Handwerkskammer Hildesheim-Süd-niedersachsen zu einer Mitmachaktion in ihrem Kammerbezirk aufgerufen. Attraktive Handwerkerin-nen und Handwerker aller Gewerke sollten sich an der Aktion „Kalenderwettbewerb“, initiiert durch das Deutsche Handwerksblatt und gesponsert von der Signal Iduna, beteiligen. Das südniedersächsische Handwerk präsentierte sich nicht nur äußerst ansehnlich, sondern hat in der Auszubildenden Tischlerin Jana Salland (21 Jahre alt, aus Burgstemmen), in Malermeister Benedikt Jung (24 Jahre alt, Seulingen) und in Fleischermeister Sebastian Zapfe (24 Jahre alt, Seulingen) drei „Ausbildungsbotschafter“, die auch zukünftig aktiv für ihr Handwerk klappern wollen und sich über den angestrebten Imagewechsel des Handwerks freuen.

    Leider konnten sich die Hildesheimerin Jana Salland und der Seulinger Sebastian Zapfe bei der Wahl am 16. März 2012 auf der Internationalen Handwerksmesse in München nicht gegen die Konkurrenz aus dem Rheinland und Ruhrgebiet durchsetzen und verpassten um einige Stimmen den Titel. Die Hand-werkskammer Hildesheim-Südniedersachsen ist dennoch stolz auf ihre beiden Kandidaten, die sie um den Titel Miss und Mister Handwerk 2012 ins Rennen schickte. Den besonderen Einsatz der Junghand-werker honorierte die Kammer deshalb mit einem Empfang im Gobelin-Saal der Handwerkskammer. Der 2. Bürgermeister der Stadt Hildesheim, Ekkehard Palandt war ebenfalls zu Gast und würdigte das große Engagement der Junghandwerker mit einem Präsent. Feierlich war die Stimmung, als sich die Präsiden-ten der Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen, der Vorstand, die Hauptgeschäftsführerin, Familien, Freunde und Kammermitarbeiter um die heimlichen Sieger versammelten. Präsident Herbst betonte in seiner Ansprache, dass es zwar für den Titel Miss und Mister Handwerk nicht gereicht hätte, aber der Publikumsapplaus vor Ort doch eine andere Sprache gesprochen hätte. „Unsere Finalisten Jana Salland und Sebastian Zapfe haben in München alles gegeben und sich souverän und humorvoll präsen-tiert. Eben mit jener Qualität, wie wir es in Niedersachsen gewohnt sind“, erklärte Herbst sichtlich stolz.

    Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen Demografie Öffentlichkeit

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    Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen Jahresbericht 2011/2012

    Benedikt Jung: Handwerk ist sexy!

    Göttinger BerufsinformationstagMehr als 5.000 interessierte Jugendliche informierten sich über Ihre beruflichen Möglichkeiten

    Publikumsmagnet war der Stand der Handwerkskammer. Die Handwerker-Stars Jana, Sebastian und Be-nedikt gaben in gerade mal zwei Stunden 380 Autogramme und verteilten weitere 300 Ansteckbuttons. Über 200 Jugendliche und Eltern nahmen außerdem an dem Gewinnspiel „Gewinne deinen Handwer-ker“ teil. Verlost wurde ein „Meet and Greet“ zum Bowlen und Pizzaessen mit den drei Junghandwerkern. Auch Anna Dörries hat gewonnen. Sie freut sich über ein Überraschungspaket der Kammer mit Mouse-pad, Frühstückstasse und Gummibärchen. Kammerpräsident Herbst zog inmitten vieler Jugendlicher die Gewinner. „Wir müssen die Jugendlichen da abholen, wo sie stehen!“ erlärt der Präsident sichtlich stolz auf die jungen Kollegen. Am Stand berieten die Kammermitarbeiter Claudia Müller und Ernst Steinbre-cher fünf Stunden rund um das Thema Karriere mit Lehre.

    „Wenn man etwas erreichen will, muss man mehr tun als nötig. Außerdem muss man bereit sein, neue Wege zu gehen“, unterstreicht Zapfe sein Mitwirken an der Kampagne. „Die Idee zur Kampagne hat mich überzeugt. Letztendlich sind wir die Betriebsinhaber von morgen. Kammer und andere Organisa-tionen müssen sich auf das neue Selbstverständnis und Bewusstsein unserer Generation einstellen“, so der junge Fleischermeister Sebastian Zapfe weiter. Die angehende Tischlerin Jana Salland, die schon bald ihre Gesellenprüfung ablegen wird, rührte mit ihrer Dankesrede zu Tränen. „Eigentlich bin ich ziem-lich ehrgeizig und eine schlechte Verliererin. In München war ich sehr enttäuscht. Aber die letzten Tage konnte ich reflektieren und ich musste feststellen, dass wir die eigentlichen Sieger sind.“

    Das Plakat zur Kampagne: Maler- und Lackierermeister Benedikt Jung warb erfolgreich für das Handwerk.

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    Die IdeenExpo 2011

    Bei der IdeenExpo, die alle zwei Jahre auf dem Messegelände Hannover durchgeführt wird, präsentieren sich die niedersächsischen Handwerkskammern gemeinsam. Die Workshops waren auch diesmal bis auf den letzten Platz ausgebucht. Jeder wollte mit den Leuchtfäden der Werkakademie selbst etwas ausprobieren. Mit Dioden, Leuchtfasern und anderen Materialien zu experimentieren machte den Ju-gendlichen und Kindern sichtlichen Spaß. Insgesamt besuchten 310.000 Menschen die IdeenExpo 2011. Auch Modisten, Fliesenleger, Zimmerer, Kosmetiker, Augenoptiker, Friseure, Schornsteinfeger, Kraftfahr-zeugtechniker und Steinbildhauer ließen sich vom 27. August bis zum 4. September bei der Arbeit über die Schulter schauen. Um neben anderen Ausstellern und Großunternehmen wie Volkswagen, Siemens, Bosch oder der Meyerwerft bestehen zu können, muss und soll die Präsentation des Handwerks im Jahr 2013 wieder ein großer Erfolg werden.

    Die Nacht der Bewerber

    Konfetti-Regen und goldene Toiletten: Mit dieser originellen Idee unter dem Motto „Pimp deine Zukunft“ sorgte die Innung Sanitär- und Heizungstechnik Hildesheim bei der Nacht der Bewerber am 7. Oktober 2011 in der Volksbank für großes Aufsehen. Die 17-jährige Sabine gewann am Stand des Handwerks den Profi-Akkuschrauber und Obermeister Manfred Blume zeigte sich begeistert von all den interessierten Frauen. „Wir freuen uns über jedes Mädchen, dass wir zur Anlagenmechanikerin ausbilden können“, so Blume. Insgesamt präsentierten die Kreishandwerkerschaft Hildesheim-Alfeld und die Handwerks-kammer Hildesheim-Südniedersachsen mit den Innungen viele Berufe und Karrierewege im Handwerk. Bis 23.00 Uhr liefen die Beratungsgespräche mit den Jugendlichen und deren Eltern. „Ein voller Erfolg“, bilanziert Bianca Haupt, die als Ausbildungsplatzmatcherin schon lange für die Kammer tätig ist.

    Bricht mit Vorurteilen: Die Werbebotschaft „Pimp deine Zukunft“ trifft das Lebensgefühl der Jugendlichen.

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    Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen Jahresbericht 2011/2012

    Hildesheimer Lernfest

    Bei blauem Himmel und Sonnenschein lockte das 2. Hildesheimer Lernfest am 10. September 2011 rund 3.000 Besucher auf den Rathausplatz an der Lilie. Mittendrin: Die Lehrwerkmeisterinnen und Lehrwerk-meister der Berufsbildungszentren in Hildesheim und Duderstadt. Unter dem Motto des Stadtmarke-tings: „Leben lernen, Lernen leben“ gab es viele vielseitige Mitmachaktionen für Jung und Alt.

    Besonders beliebt war die Idee der Lebensmittelexpertin Susanne Sielemann. Die gelernte Fachverkäu-ferin im Lebensmittelhandwerk und langjährige Ausbilderin zeigte dem Hildesheimer Nachwuchs wie aus Radieschen, Gurken und Paprika wahre Kunstwerke für Catering-Platten entstehen. Gar nicht so einfach mit Küchenmesser und Gurkenschäler eine Maus zu formen. Das finden nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern: Eben echte Handwerkskunst.

    Außerdem schauten die Besucher den Friseurinnen bei der Arbeit zu oder ließen sich selbst originelle Zöpfe flechten. „Eine tolle Art, um vielleicht zukünftige Azubis kennen zu lernen“, findet Friseurmeis-terin Elke Scherer (BBZ Hildesheim). Malermeister Stefan Peters (BBZ Hildesheim) und seine Lehrlinge brachten so manche Familie an der Farbtrommel zum Staunen. Und was eine Säge noch so alles kann, demonstrierte Zimmerin Alke Freya Hofmann, Auszubildende im 2. Lehrjahr aus Duderstadt. Auch 2012 soll das Lernfest wieder stattfinden.

    Zimmerin Alke Freya Hofmann zeigt Bianca Haupt wie die Profis sägen.

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    Erste Hildesheimer Ausbildungslinie

    Die „Bewerbungs-Workshops“ der IKK classic waren ein voller Erfolg. Rund 300 Schüler der Klassen 9 und 10 erhielten am 7. Oktober 2011 im BBZ der Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen wertvolle Tipps zum Thema Bewerbung. Per Shuttleservice konnten die Schüler ein Unternehmen nach dem an-deren anfahren und kennenlernen.

    Die teilnehmenden Unternehmen und Bildungseinrichtungen boten individuelle, ihren Ausbildungs-inhalten entsprechende Informationsprogramme, wie Führungen, Präsentationen oder ein Probear-beiten. Ein Team aus geschulten, angehenden Lehrerinnen unterstützte die Schülerinnen und Schü-ler. In 90-minütigen interaktiven Workshops gaben die Schulbotschafterinnen Alexandra Brödlau und Magda Grund von der IKK classic Tipps zur Bewerbungsmappe sowie zu Ausdruck, Sprache, Ges-tik, Mimik und Outfit.

    Das Besondere an der Sache: Die Jugendlichen konnten selbst aktiv werden. Vor allem das Nachspielen von Bewerbungssituationen und die humorvollen Videoclips, in denen Bewerber gezeigt wurden, die in zahlreiche Fettnäpfchen treten, machten allen großen Spaß. „Unser Ziel war es, dass sich zukünftige Auszubildende ihrer Stärken und Schwächen bewusst werden und ihre Erwartungshaltung an den zu-künftigen Beruf reflektieren“, so der Vertreter der Landesdirektion IKK classic, Thomas Wiechert.

    IKK classic und Handwerkskammer engagieren sich für den Nachwuchs.

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    Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen Jahresbericht 2011/2012

    Erster bundesweiter „Tag des Handwerks“Handwerker starteten Aktionen im Kammerbezirk

    Am 3. September 2011 fand der erste bundesweite Tag des Handwerks im Rahmen der Imagekampag-ne statt und auch im Kammerbezirk Hildesheim-Südniedersachsen beteiligten sich viele Betriebe und Handwerksorganisationen. Allen voran feierte das Holzmindener Handwerk kräftig mit. Ein von der Kreishandwerkerschaft organisierter Fahrzeug-Konvoi, mit fast 70 fahnengeschmückten Fahrzeugen rollte unter Polizeibegleitung ab 10.00 Uhr durch Holzmindens Innenstadt. Lautsprecherdurchsagen verkündeten die Bedeutung des heimischen Handwerks mit seinen rund 800 Betrieben, 4000 Beschäf-tigten und mehr als 400 Lehrlingen. „Die Leistungsfähigkeit und das breite Angebot der Mitgliedsbetrie-be aus insgesamt 12 Innungen im Landkreis Holzminden sollten mit dieser Aktion gewürdigt werden“, erklärte Kreishandwerksmeister Uwe Hinz.

    Besonders engagiert zeigte sich die Maler- und Lackierer-Innung Osterode. Im Rahmen der Sonderaus-stellung „125 Jahre Maler- und Lackierer-Innung Osterode“ wurden historische Handwerkstechniken wie das Vergolden, Marmorieren und die Bierlasur vorgeführt. In Hildesheim feierten unter anderem die Sandtvos GmbH (Glasereifachbetrieb) und die Firma Steinwolf (Steinmetzbetrieb) den Tag des Handwerks. Bei Sandtvos waren interessierte Kunden dazu eingeladen, sich die neue Ausstellung anzu-sehen und sich über Neuheiten aus der Glaswelt zu informieren. Die Firma Steinwolf organisierte ein Hof-Fest für die ganze Familie. Mit Werkschau, Hüpfburg und Live-Graffiti lockte sie zahlreiche Besucher auf ihr Gelände. Der Betrieb Köster Hörgeräte meldete sich aus Duderstadt mit einem Tag der offenen Werkstatt. Die Mitarbeiter präsentierten alles rund um das Thema Hörgeräteakustik. Auch über den Umgang der Krankenkassen mit Patienten wurde informiert.

    „Generell möchten wir, dass Menschen wieder aktiv am Leben teilnehmen können. Eine solche Aktion soll vor allem Schwellenängste abbauen“, erklärt Betriebsinhaber Michael Köster.

    Erster Tag des Handwerks: Ein voller Erfolg im gesamten Kammerbezirk.

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    Handwerk im Dialog 2012Ein neues Forum zu aktuellen Themen im Handwerk

    Mit viel Schwung startete die Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen ins Jahr 2012. Im Gepäck: Die neue Veranstaltungsreihe „Handwerk im Dialog 2012“. Damit hat die Handwerkskammer eine Dachmarke für ihre Veranstaltungen eingeführt. Diese soll vor allem das neue Service-Angebot ergänzen und abrunden. Mitgliedern sollen handwerksrelevante Themen und Inhalte in einer monatlich stattfindenden Informationsveranstaltung angeboten werden.

    „Handwerk im Dialog 2012“ ist dabei ein Gütesiegel. Jede Veranstaltung ist qualitativ hochwertig, an-spruchsvoll und wird mit guten Referenten besetzt. „Ein derartiges Diskussionsforum, eine solche Platt-form des Gedankenaustausches hat es bislang nicht gegeben“, erklärt Hauptgeschäftsführerin Ina-Ma-ria Heidmann. Die Veranstaltungen richten sich an die Mitglieder und Handwerker, die auf der Suche nach neuen Perspektiven für ihren Betrieb oder ihr Gewerk sind.

    Besonderen Wert legt die Kammer auf eine homogene Gestaltung des Veranstaltungsplanes. Grund-sätzlich sollen Themen aus allen Bereichen für die nötige Vielfalt sorgen und gleichzeitig auf Strömun-gen und Trends im Handwerk reagieren. „Es kann passieren, dass uns tagesaktuelle politische oder wirtschaftliche Themen veranlassen, eine Planänderung vorzunehmen oder eine Zusatzveranstaltung anzuberaumen“, ergänzt die Hauptgeschäftsführerin das Konzept. „Wir wollen trotz eines aufbereiteten Veranstaltungsplanes und einer sinnvoll abgestimmten Reihung der Themen ein hohes Maß an Flexi-bilität bewahren.“

    Am 15. Februar 2012 fand die erste Veranstaltung zum Thema „Begabtenförderung“ statt. An diesem Abend begrüßte die Handwerkskammer ebenfalls die neuen Stipendiatinnen und Stipendiaten des Wei-terbildungsstipendiums – einem Förderprogramm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. „Handwerk im Dialog“ findet immer an jedem dritten Mittwoch im Monat statt.

    Stipendiaten bei der Aufnahme in die Begabetenförderung. Informationsveranstaltung für Sachverständige im Handwerk.

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  • „Innovation ist die Triebfeder unseres Handelns.“Dr. Thorsten Hickmann, Eisenhuth GmbH & Co. KG

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    Innovationen und Energiewende: Der Blick in die ZukunftDr. Thorsten Hickmann, 45 Jahre, Geschäftsführer der Eisenhuth GmbH & Co. KG, will persönlich einen Beitrag zur Energiewende leisten. Der Diplom-Kaufmann fertigt in seinem Betrieb für Maschinen- und Werkzeugbau seit 2006 Kompo-nenten für Brennstoffzellen und Batterien.

    Vernetzung von Handwerk und Hochschule

    Wissensfortschritt, Integration von Wissen, systemisches Wissen – das sind die entscheidenden Schlag-worte. Zweifellos schreitet das Wissen stark voran. Doch kann das Handwerk bei diesem Tempo mithal-ten? Die Wettbewerbsfähigkeit des Handwerks hängt im starken Maße davon ab, am Wissensfortschritt teilzuhaben. Die Handwerkskammer wollte es genauer wissen und hat (gemeinsam mit den Hand-werkskammern Hannover und Braunschweig-Lüneburg-Stade) einen Forschungsauftrag vergeben. Es galt herauszufinden, welche Technologien für das Handwerk in den nächsten Jahren bedeutsam wer-den und wie sich die Betriebe auf diese Herausforderungen vorbereiten können. Dazu gehören unter an-derem die Schulung der Mitarbeiter, die Einstellung entsprechend qualifizierter Kräfte (auch mit Hoch-schulabschluss) und Überlegungen, neue Technologien, Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln. Nur eine effiziente Vernetzung beider Wissensgebiete bringt langfristig Wettbewerbsvorteile.

    Um angehenden Meistern noch vor ihrem Abschluss die Möglichkeiten des Wissenstransfers aufzu-zeigen, organisierte die Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen für acht Meisterschüler aus dem Bereich Feinwerktechnik und Metall den Besuch der Fakultät für Physik der Georg-August-Universi-tät Göttingen, speziell des Instituts für Materialphysik. Ein rund einstündiger Vortrag des akademischen Direktors Dr. Peter-J. Wilbrandt und ein Rundgang durch die Labore gewährten einen tiefen Einblick in die Arbeitweise. Die Materialphysik beschäftigt sich mit den physikalischen Grundlagen für die beson-deren Eigenschaften von Materialien und Werkstoffen. „Deshalb sind wir sehr offen für das empirische Wissen des Handwerks. Es fließt unmittelbar in die Arbeiten zur Optimierung vorhandener und in die Entwicklung neuer Materialien und Werkstoffe ein“, sagt Wilbrandt. So sind Laborgeräte, neben ihrem sensiblen elektronischen Innenleben, oft feinmechanische Meisterwerke, die idealerweise in Hand-werksbetrieben gefertigt werden. Handwerksbetriebe sind häufig Zulieferer für die Hersteller großer wissenschaftlicher Geräte. Doch viele kleine und mittelständische Unternehmen behaupten sich noch immer als Einzelkämpfer. Hierin erkennt Projektmanagerin Julia Altmann Potential für eine Zusammen-arbeit. „Wer ein Problem oder eine Idee hat, sollte Beratungsangebote und Hilfestellungen von wissen-schaftlicher Seite unbedingt wahrnehmen.“ Denn das Wissen über Werkstoffe, deren Verarbeitung und Verhalten bestimmen die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe. Um die Zusammenarbeit zwischen Hand-werk und Hochschule künftig zu intensivieren, wollen die Technologietransferstellen an den Universitä-ten mit den Handwerkskammern und deren Beratern enger zusammenarbeiten.

    Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen Innovationen und Energiewende

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    Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen Jahresbericht 2011/2012

    Offene HochschuleKooperation zwischen Handwerk und Wissenschaft

    Im August 2011 wurden zwei weitere Kooperationsvereinbarungen zwischen der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/ Holzminden/ Göttingen und der Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen unter Federführung der Handwerkskammer Hildesheim-Süd-niedersachsen unterzeichnet. Im direkten Abgleich der Inhalte und den Einschätzungen der Dozenten der Hochschule und den Ausbildern der Meisterkurse konnten Doppelungen festgestellt werden, die nun für die Studierenden vermieden werden können:

    Absolventen und Absolventinnen eines an einer niedersächsischen Handwerkskammer besuchten Meistervorbereitungslehrgangs und erfolgreich bestandener Meisterprüfung im Tischler-Handwerk erhalten Anrechnung in einem Umfang von bis zu einem Semester auf ein Studium im Holzingenieur-wesen, Möbel und Ausbau und konstruktiver Holzbau.

    Absolventen und Absolventinnen eines an einer niedersächsischen Handwerkskammer besuchten Meistervorbereitungslehrgangs und erfolgreich bestandener Meisterprüfung im Maurer- und Beton-bauer-Handwerk erhalten Anrechnung in einem Umfang von bis zu einem Semester auf ein Studium der Architektur und Bauingenieurwesen. Bereits in den Jahren 2007 und 2009 konnten ähnliche Ver-einbarungen in anderen Gewerken zwischen den Institutionen geschlossen werden. Damit wird eine bundesweite Vorreiterrolle in Fragen der Anrechung beruflicher Bildung auf akademische Bildung ein-genommen und die „offene Hochschule“ mit Leben gefüllt.

    Vorreiter: Die Handwerkskammer setzt sich für nachhaltige Kooperationen mit den Hochschulen ein.

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    Innovationspreis GöttingenDie Geschwister Neubauer und der „N-Effekt“

    Das Handwerk ist innovativ! Dies wurde eindrucksvoll durch die Geschwister Neubauer aus Hildesheim belegt, die den ersten Platz in der Kategorie „Gründung“ beim Göttinger Innovationspreis 2011 erreich-ten. „N-Effekt. Schlicht und ergreifend.“ oder „N-Effekt. Echt schneidig.“ lauten die markigen Werbeslo-gans der Geschwister Neubauer, die im Jahre 2008 ihre eigene GbR gründeten. Bereits im Jahr 2010 konnten die Neubauers mit ihrer patentierten Entwicklung, einer Doppelkopfzange überzeugen und belegten den 3. Platz beim „Innovationspreis des Niedersächsischen Handwerks“.

    Seither war man nicht untätig, sondern entwickelte das Produkt der Doppelkopfzange, hinter dem sich ein ausgefeiltes innovatives Greifprinzip verbirgt, weiter. Die Jury zeigte sich begeistert von der frischen und unkonventionellen Gründungsidee und vergab den 1. Platz in der Kategorie „Gründung“ des Innova-tionspreises des Landkreises Göttingen an Hannes und Fenna B. Neubauer. Neben der Doppelkopfzange findet sich das Greifprinzip inzwischen auch in weiteren Anwendungen wieder. Reiner Strunk-Lissowski, Beauftragter für Innovation und Technologie bei der Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen, erkannte das kreative Potential dieser Erfindung. „Hannes Neubauer hat sich viele Jahre mit den Unzu-länglichkeiten herkömmlicher Greifer beschäftigt. Seine kreative Lösung für das Problem steht einem großen Markt gegenüber. Sie lässt sich in nahezu allen manuellen, halb- und vollautomatischen Produk-tionsprozessen universell einsetzen.“

    Die Bedeutung des Innovationspreises liegt in der regionalen Integrationswirkung. Unternehmen zei-gen, was sie neu entwickeln, profitieren so vom Marketing der Wirtschaftsfördergesellschaft und po-sitionieren sich als Auftragnehmer. Der Innovationspreis des Landkreises Göttingen ist ein attraktives Instrument der regionalen Entwicklung und trägt wesentlich zum positiven Image der Region bei.

    Kammermitarbeiter Reiner Strunk-Lissowski gratuliert Hannes und Fenner B. Neubauer zum 1. Platz.

    Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen Innovationen und Energiewende

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    Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen Jahresbericht 2011/2012

    Schaufenster Elektromobilität

    Die Metropolregion Hannover, Braunschweig, Göttingen, Wolfsburg hatte sich Anfang 2012 bei der Bun-desregierung als „Schaufenster Elektromobilität“ beworben. Ein Ziel des „Schaufensters“ war unter an-derem, die Elektromobilität auf der Straße schneller sichtbar zu machen, um Interesse und auch Neugier an der Technik zu wecken. Rund 200 Partner und 35 Einzelprojekte sind in der Initiative zusammenge-schlossen. Das Projektvolumen beträgt rund 120 Millionen Euro. Die drei Handwerkskammern Hanno-ver, Braunschweig-Lüneburg-Stade und Hildesheim-Südniedersachsen sind Partner des „Schaufenster-Antrages“. Sie vertreten gemeinsam das Teilprojekt „Qualifizierung Elektromobilität - Handwerk, Service und Vertrieb“. Im Rahmen dieses Teilprojektes sollen in den drei Bildungseinrichtungen der Handwerks-kammern Schulungswerkstätten für Elektrofahrzeuge aufgebaut und jeweils ein Elektrofahrzeug als Schulungsträger und ein Fahrzeug mit Straßenzulassung angeschafft werden. Ergänzend dazu reichte die Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen in Kooperation mit der IG Metall einen weiteren geförderten Projektantrag zur Qualifizierung von Fachkräften ein. Das für die Schulungen im Bereich der Hochvolttechnik nötige Hybridfahrzeug, ein Toyota Prius, wurde schon 2011 für das Berufsbildungszen-trum Hildesheim angeschafft. Das Projekt dient der Qualifizierung von Kraftfahrzeugbetrieben, um die neuen Anforderungen besser bewältigen zu können.

    China zu Gast bei Freunden

    Im Jahr 2011 besuchten so viele chinesische Berufsschullehrer wie noch nie die sechswöchigen Didaktik-fortbildungen im Berufsbildungszentrum (78 TN). Die besondere Herausforderung bestand diesmal darin, dass zeitweise drei Gruppen parallel in den Fachrichtungen Mechatronik, CNC-Technik und Kraftfahrzeug-Elektronik in Hildesheim zu Gast waren. Das forderte das Organisationsteam um Marion Kammritz im Herbst 2011 heraus. Insgesamt lieferte man ein Programm der Extraklasse, so dass auch 2012 die Zusam-menarbeit mit der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) fortgesetzt wird. Mit drei guten Dolmetschern, vielen Lehrwerksmeistern und externen Dozenten gelang es, alle Programme erfolgreich abzuschließen. Dies bestätigten auch die rundherum positiven Evaluationsergebnisse der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, die den Auftrag seit nunmehr sechs Jahren erteilt, das Programm ständig weiter entwickelt und gemeinsam mit dem Berufsbildungszentrum Hildesheim durchführt.

    Chinesische Berufsschullehrer zu Gast im Berufsbildungszentrum in Hildesheim.

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    Hybridfahrzeuge

    Am 21. September 2011 übergab die Geschäftsführung der Firma Dost Automobile GmbH aus Hildes-heim dem Geschäftsführer der Handwerkskammer Jürgen Garms einen modernen Diagnosetester, gemeinsam gesponsert von der VW AG und der Firma Dost. Das Gerät ergänzt perfekt die bereits im Frühjahr durch die Firma Dost erhaltenen modernen Fahrzeuge. Die gestiegenen Ansprüche der Kunden in Punkto Komfort und Sicherheit haben die Anzahl der elektronischen Bauteile in den letzten Jahren explodieren lassen. 2005 entfielen laut einer Studie des VDA durchschnittlich 25 bis 30 Prozent der Her-stellungskosten eines Fahrzeugs auf die Elektronik. Inzwischen liegt dieser Anteil bei rund 40 Prozent – und die Zahl der Elektronikbauteile im Fahrzeug steigt in allen Segmenten. Das bedeutet, dass sie jeden Tag ein bisschen mehr auf die Unterstützung der Diagnosetechnik angewiesen sind. Diese Entwicklung zieht wachsende Anforderungen an die Aus- und Weiterbildung nach sich. Deshalb hat sich das Be-rufsbildungszentrum Hildesheim im Frühjahr mit sechs neu erworbenen Fahrzeugen für die Zukunft gewappnet. Dank des kostenlos übergebenen Diagnosetesters ist der analysierende Blick auch bis in die letzten Tiefen der Elektronik der gesamten Fahrzeugflotte möglich.

    Umweltsiegel „ÖKOPROFIT“

    Seit dem Jahr 2007 begleitet die Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen als Kooperations-partner der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Hildesheim Region (Hi-Reg) das Projekt ÖKOPROFIT und ist im Jahr 2012 selbst Teilnehmer. Bei ÖKOPROFIT arbeiten Mitarbeiter von ca. 15 sehr unterschiedlichen Betrieben der Region ein Jahr lang an der Verbesserung des Umweltschutzes in ihrem eigenen Unter-nehmen und entdecken gleichzeitig die Möglichkeiten der Kosteneinsparung. Im Projektzeitraum wird die Gruppe von Experten der Arqum GmbH betreut. Anhand von Arbeitsblättern erheben die Mitarbei-ter die Umweltdaten des Betriebes zu den Themen Energie, Abfall, Wasser, Recht und Gefahrenstoffe. Diese Inventur zeigt die Handlungsfelder auf, in denen besonders viel Gewinn auf der ökologischen und/oder der ökonomischen Seite zu generieren ist. Das Projekt schließt mit dem öffentlichkeitswirksamen Label „ÖKOPROFIT-Betrieb“ ab. Kosten und Nutzen stehen durch die Kombination von externer Beratung, interner Analyse und dem Austausch mit anderen Betrieben in einem überzeugenden Verhältnis. Davon möchte auch die Handwerkskammer profitieren und gleichzeitig ihrer Vorbildfunktion nachkommen.

    Handwerkskammer organisierte Auftaktveranstaltung im Gobelin-Saal.

    Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen Innovationen und Energiewende

  • „Ein chinesisches Sprichwort sagt: Die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt.“

    Alessia Gerke-Sulo, Schilder- und Lichtreklameherstellerin, Jessica Harnischfeger, Bestattungsfachkraft

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    02006

    1.583

    2008

    1.652

    2009

    1.502

    2010

    1.581

    2011

    1.575

    1.000

    1.500

    2007

    1.649

    Holzminden

    Northeim

    Göttingen

    Hildesheim

    Osterode

    45

    Lehre im HandwerkDie werdenden Mutter: Jessica Harnischfeger, 24 Jahre, Bestattungsfachkraft im Bestattungshaus Gebrüder Wechler, Hildesheim möchte ihren Handwerks-beruf nicht missen. Alessia Gerke-Sulo, 26 Jahre aus Osterode, Schilder- und Lichtreklameherstellerin und Italien-Fan. Sie verkürzte durch ihr Fachabitur die Lehre und lernt jetzt für die Ausbildereignungsprüfung.

    Lehrlingsrolle: Zahlen, Daten, Fakten

    In der Lehrlingsrolle der Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen waren am Jahresende 2011 insgesamt 4.073 Lehrverträge eingetragen (2010: 4.100). Die Anzahl der neuen Ausbildungsverhältnisse kann dem Vergleich zum Vorjahr standhalten: 1.575 junge Menschen haben im Jahr 2011 im Bezirk eine handwerkliche Berufsausbildung begonnen, im Jahr 2010 waren es nur sechs mehr. Bei den männlichen Auszubildenden fiel die Berufswahl, wie schon im Vorjahr, am häufigsten auf die Ausbildungsberufe Kraftfahrzeugmechatroniker, Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik und Elekt-roniker. Auch bei den weiblichen Auszubildenden lagen, wie im Vorjahr, die Berufe Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk, Friseurin und Bürokauffrau ganz vorn. Erstmalig hat es