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Jimi Hendrix Special

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About his life, transcripted songs

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  • Jimi Hendrix Jimi Hendrix

    GB_Download_Jimi_Hendrix_Special_GB_Download_Jimi_Hendrix_Special 01.04.14 13:45 Seite 1

  • INHALT Story - Meilenstein 1968: Jimi Hendrix

    & Electric Ladyland

    Story - Hendrix & Eddie Kramer: JimisSound

    Transkription - The Jimi Hendrix Experi-ence: Hey Joe

    Testbericht - Dunlop-The Jimi HendrixWah-Wah

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  • Eine Zusammenstellung aus nachfolgenden Ausgaben:

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    lerweile 45 Jahre alt. Die am 25. Oktober 1968 verffentlichten Auf-nahmen entstanden allerdings schon frher in mehreren Produk-tionsphasen im Juli und Dezember 1967, weiter gings im Januar 68und von April bis August 1968 wurde dann fertiggestellt.Aufgenommen wurde ,Electric Ladyland in den Olympic Studios,London, auerdem im Record Plant, NYC und den Mayfair Studios,Manhattan. Und verantwortlich fr diese Produktion war erstmals derKnstler selbst: Jimi Hendrix hatte anscheinend in den wenigenMonaten seiner erfolgreichen Karriere extrem viel gelernt. Er konnteumsetzen was ihm im Kopf umherschwirrte, ganz sicher aber auch,weil er sich auf die Hilfe der Ton-Ingenieure Garry Kellgren und EddieKramer verlassen konnte.Ob die Auswahl der Singles ,Burning Of The Midnight Lamp, dasDylan-Cover ,All Along The Watchtower, das bereits erwhnte ,Cross-town Traffic und zuletzt ,Voodoo Child (Slight Return) Hendrix ersteWahl war, knnte man bezweifeln; dass er sich die Cover-Gestaltungkomplett anders vorgestellt hatte, ist belegt und wird u.a. im Bookletder empfehlenswerten ,40th Anniversary Collectors Edition diesesAlbums dokumentiert, das ursprnglich als Vinyl-Doppel-LP im

    Klapp-Cover erschien. Hendrix wollte dar-auf weder den nackten Damen-Fan-Clubder britischen Verffentlichung, noch diepseudopsychedelische Portrt-Alternativeaus dem brstefeindlichen Amerika, erhatte sich eine hippieske Idylle mit Musi-ker-Kollegen und spielenden Kinderngewnscht. In den USA landete ,ElectricLadyland auf Platz 1 der US-Billboard-Charts, in England immerhin auf Position6 der Verkaufslisten.Wo Experience draufstand, war mit die-sem Album nicht mehr nur Experiencedrin: Denn die Credits verraten nebenJimi Hendrix (lead vocals, guitar, piano,percussion, comb and tissue paper kazoo,electric harpsichord, bass on ,Have YouEver Been ..., ,Long Hot Summer Night,

    Es kracht und du hast Angst um deine Boxen. Jetzt blubbert dir eineverfremdete Alien-Stimme entgegen, spitze, scharfe Geruschfetzenfliegen dir rechts und links um die Ohren ... und dann: Have youever been to Electric Ladyland? fragt Jimi Hendrix. Nein, antworteich. Aber jetzt bin ich angekommen ... und hre diese cooleBegleitgitarre mit wunderbaren Curtis-Mayfield-Licks, dahinter einpaar singende Melodielinien, die sich langsam nach vorne schwin-gen. Und dann: ,Crosstown Traffic, die beste Rock/Rap/Funk-Cross-over-Nummer der 60er-Jahre. Das konnte Hendrix mindestens so gut wie ein verzerrtes WahWah-Solo mit Feedback- und Whammy-Traktierung, Stilmittel mit denen er oft ausschlielich belegt wird.Nach dem Applaus kommt der Blues aber der Hendrix-Blues: avant-gardistisch, virtuos, jazzig, formal absolut ungewhnlich, extrem imAusdruck ... was fr eine Musik! Heute wissen wir: ,Voodoo Chile hatdie Rock-Welt verndert und die Jazz-Welt ber den Hendrix-FanMiles Davis absolut revolutioniert.Wir sprechen ber The Jimi Hendrix Expe-rience, eine Band, die mit einer Cover-Nummer einen Single-Hit hatte, danachmit ,Are You Experienced (1967) einenmodernen, psychedelischen Blues-Rockergeschaffen hatte, um mit dem Nachfolger,Axis: Bold As Love noch im selben Jahrdie durch den Debt-Erfolg gewonneneknstlerische Bewegungsfreiheit fr wun-derbare Klangexperimente und Spiele-reien zu nutzen, die weit ber ,Hey Joehinausgingen und um dann mit ,ElectricLadyland (1968) komplett zu explodie-ren. Ja, diese Musik und dieses Album, mitdem noch heute jeder Knstler zum Genieerhoben werden wrde, egal ob Jazzer,Rocker, Progger oder Alternativer, ist mitt-

    MEILEN-MEILENSTEIN 1968ELECTRIC LADYLAND

    THE JIMI HENDRIX EXPERIENCE:

    MEILENSTEIN HENDRIX_MEILENSTEIN HENDRIX 04.10.13 09:18 Seite 32

  • g i t a r r e & b a s s 1 1 . 1 3

    ,Gypsy Eyes, ,1983, ,House Burning Down, and ,All AlongThe Watchtower) und seinen beiden Mitmusikern NoelRedding (backing vocals, bass, acoustic guitar and leadvocals on ,Little Miss Strange) und Mitch Mitchell (backingvocals, drums, percussion, lead vocals on ,Little MissStrange) noch Kollegennamen wie Jack Casady (er spieltden Bass auf ,Voodoo Chile), Brian Jones, Al Kooper, DaveMason, The Sweet Inspirations, Steve Winwood, Buddy Milesu.v.a. Das klingt nach erster Liga, und vor allem hatte der imbritischen Exil zum Star gewordene Amerikaner Hendrix hierauch mal wieder ein paar Kollegen aus der alten Heimat imStudio.Und was fr eine Musik ist da entstanden: Der frisierte Rock& Roller ,Come On, das hyperexotische ,Gypsy Eyes, dasklassisch inspirierte ,Burning Of The Midnight Lamp, unddann ,Hot Summer Night, eine extrem funky rockende Pop-Nummer, Hippie-kompatibel und fr Gitarristen ein einzigerVergngungspark dank der erstmals wirklich exzessiv genutz-ten Mehrspur-Aufnahmetechnik plus regelmig auftau-chender Stereo-Spielereien. Die Kinder hatten Spa!Noch einen Schritt weiter ging das jazzige Hrspiel ,RaineyDay, Dream Away, das im Grunde genommen manchenHipHop-Track der 80er-Jahre skizziert hat, nur in Hand- und

    Saitenarbeit. Gegen Ende wird das Album immer abgedreh-ter, trippiger, fantasievoller solche Sounds hatte manzumindest in der Popmusik noch nie gehrt. Und so virtuose,bluesige und trotzdem extrem moderne, soulful & funkygespielte Gitarren, die kannte zumindest der weie Mittel-europer berhaupt nicht.Beendet wird der Trip durchs Electric Ladyland dann mit demBob-Dylan-Song ,All Along The Watchtower, einem Meister-werk im Single-Format da stimmte einfach alles. Aber Hen-drix wre nicht Hendrix, wenn er nach der Pop-Single nichtnoch mal als Soundscaper & Improvisator auf die Bhnekme, als der Mann den wir, solange es noch laute Musikgibt, immer mit einer Wand aus Marshall-Stacks, einer Stra-tocaster und zwei, drei Effekt-Sounds in Verbindung bringen plus noch viel, viel mehr, wie dieses geniale Album belegt:,Voodoo Chile (Slight Return) ist nmlich nicht von StevieRay Vaughan, nein auch dieser Song stammt vom genialenSnger, Gitarristen, Songwriter, Produzenten, Performer Jimi Hendrix, der mit allem kreativ umgehen konnte, auermit Schlaftabletten und Alkohol. Hendrix erstickte am 18. September 1970 an seinem Erbrochenen. Er wurde nur27 Jahre alt. n

    MEILENSTEIN HENDRIX_MEILENSTEIN HENDRIX 04.10.13 09:18 Seite 33

  • Hello ...?Hello! Am I speaking with EddieKramer?hm ... Guten Morgen! (erklingt es in fastakzentfreiem Deutsch aus dem Telefonhrer)Oh, du sprichst deutsch? (Eddie spricht dann doch lieber in Englischweiter). Nur ein ganz bisschen. Mein Bruderist Deutsch-Professor und lebt in Hamburg.Aus Hamburg rufe ich an.Ja, ich wei. Deswegen wollte ich dich ber-raschen.Gelungen! Eddie, du bist jetzt schoneine ganze Zeit dabei: Wie kann ichmir deine Arbeit heutzutage vorstel-len? Sitzt du jetzt auch vor einem

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    Jimis Sound Man

    t e x t : m a r k u s s e t z e rf o t o s : u n i v e r s a l

    For me, hes the best sound man ever , sagt Bassist B i l ly Cox

    ber Eddie Kramer. Kramer is t se i t mehr a ls v ier Dekaden im

    Rock- n -Rol l -Business zu Hause und hat mit v ie len Gren

    zusammengearbeitet , darunter die Rol l ing Stones, Car los Santana,

    Led Zeppel in, The Beat les und natr l ich J imi Hendrix & Bi l ly Cox.

    Sein jngstes Projekt gestaltete s ich aber recht schwier ig.

    Er hat aus den Aufnahmen des , J imi Hendrix L ive

    At Woodstock-Gigs, aus s ieben Mono-Spuren einer a l ten

    One-Inch-Bandmaschine, e in 5.1 Surround-Sound-Er lebnis kreier t .

    Wir wol l ten mehr darber wissen und r iefen Mr. Kramer an.

    E D D I E K R A M E R

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    Computer und arbeitest mit Logicoder ProTools? Oder verlsst du dichauch noch auf lteres bzw. bewhrtesEquipment?Gezwungermaen arbeite ich mit ProTools.Es ist nicht gerade meine Lieblings-Softwareaber ich benutzte halt das, was angeboten

    wird und auf der ganzen Welt gebruchlichist. Aber ich persnlich bevorzuge das Arbei-ten mit einer Bandmaschine. Erst danachbenutze ich den Computer.Was hattest du im Fall des Woodstock-DVD-Projekts an Ausgangsmaterial,und wie hast du es gemischt? Du musst bedenken, dass es sich um Mate-rial handelt, was 1969 auf einer One-Inch-8-Track-Maschine aufgezeichnet wurde. Aberleider hatten wir davon nur sieben Audio-Spuren zur Verfgung, weil die achte alsPuls-Sync. fr die Kamera herhalten musste.Diese Spur war also nicht zu gebrauchen.Nun kommt noch erschwerend hinzu, dassseitdem 35 Jahre vergangen sind und wirirgendwie diese Informationen bertragenmussten. Ich hatte damals auch schon dasAlbum gemischt. Ebenfalls von diesen sie-ben Spuren. (lacht) Damals habe ich aber frden Endmix noch kein ProTools benutzt.Wie waren diese sieben Spuren aufge-teilt?Es waren die originalen sieben Spuren, ganzroh und unbehandelt und natrlich alles inMono. Eine Spur Schlagzeug, eine der Bass,die zweite Gitarre, Jimis Stimme, seine Gitarre,Percussion und eine das Publikum. Jetzt hatteich sieben einzelne Spuren und sollte darauseinen 5.1-Surround-Sound machen. Es warwirklich schwierig, aber es klingt einfachphantastisch. Ich habe es gestern zu Endegemastert und es klingt als wrst du mittenunter ihnen. So als wrst du direkt dabei. Ichhabe es bei Bernie Grundman gemischt ...Kennst du Bernie Grundman?Ich wei nur, dass er ein beliebtesMastering-Studio hat.Das Bernie Grundman Mastering House istwohl das beste in Kalifornien, wenn nichtsogar das beste weltweit.

    Und wie hast du es hinbekommen aussieben Spuren einen funktionierendenSurround-Sound zu basteln? Ja, zurck zum Mix, der hier das eigentlichSchwierige war. Zu versuchen, diese siebenSpuren so klingen zu lassen, als ob der Zuh-rer in der Mitte des Feldes so 10, 12 Meter

    vor der Bhne steht und zur Bhneschaut, das war mein Ziel. Alsooptimale Publikumsbedingungen,das war das, was ich kreierenwollte. So dass man das Publikumum einen herum wahrnehmenkann und den Sound einmal mitaller Power von vorne von derBhne hrt, ihn aber auch reflek-tiert von den Bergen hinter einemwahrnimmt. Es ist also ein einzigar-tiges Projekt was wir da umgesetzthaben. Und es ist einfach richtiggut geworden ... Es klingt so, alswenn du dabei wrst. Wir haben auch in lie-bevoller Kleinarbeit alle Kratzer des Filmsbearbeitet, das Rauschen entfernt usw. AlleFarben sind digital noch einmal nachbear-beitet worden. Also es klingt nicht nur gut,es sieht auch fantastisch aus. Das Groartigewar dann eine Entdeckung ...Eine verborgende Botschaft?Nein, viel besser: Als wir uns den Film ange-sehen haben, haben wir einen Mann ent-deckt, der die ganze Zeit an der Seite derBhne gestanden und gefilmt hat. Aber kei-ner kannte ihn. Er gehrte also nicht zurFilm-Crew. Wir rtselten wer das seinknnte. Er hatte so eine Kamera, die aussahwie die ganz frhen Sony-Video-Cams. Erstand also den ganzen Tag im Schatten, ander Seite der Bhne und filmte. Und wirhaben ihn tatschlich ausfindig gemacht 35 Jahre spter! Und er hatte noch dasgesamte Filmmaterial. Das haben wir eben-falls berarbeitet und es ist teil dieser DVDgeworden. Es gibt also zwei Teile: Der eineist in Farbe, der andere zeigt Jimis kom-plette Performance aus einer ganz anderenPerspektive. Also noch nie vorher gesehenesbzw. gezeigtes Material.

    Wie hast du das ganzes Material ver-arbeitet? Erst mal analog oder direktdigital?Du musst wissen, dass ich immer nur analogmixe. Ich mische die Spuren in einer ana-logen Konsole, mit allem, was man sobraucht, Kompressoren, Reverb, usw. Erst

    der allerletzte Outputgeht dann in ProTools.Erst wenn der kom-plette Mix abgeschlos-sen ist, benutze ichalso ProTools, um Filmund Musik zusammen-zubringen, also zumSchneiden usw. Das istdas einzige digitaleHilfmittel, was ichbenutze. Fr mich istdies die organischste

    Art beide Technologien miteinander zuverbinden. Bietet die digitale Technik beim Auf-nehmen nicht noch mehr Mglich-keiten? Nein, ich glaube fr mich nicht; weil derSound fr mich immer im Vordergrundsteht. Und frher, als Billy Cox, MitchMitchell und Jimi im Studio waren, haben siehalt so lange einen Track gespielt, bis Jimizufrieden war. Danach gab es dann ganzklassisch die Overdubs und Punch-Ins. Also habt ihr damals auch die Spurenbei Bedarf gendert oder berspieltbis ihr zufrieden wart?Ja klar. Fehler zu beseitigen und Overdubs zuspielen war ganz normal und blich.Lass uns doch bitte auch ber dieAnfnge sprechen. Wann und wie hastdu Jimi kennen gelernt?Im August 1966 kam Jimi nach London undstellte seine Band zusammen. Ich glaubeEnde September, es mag auch Oktobergewesen sein, da nahmen sie ihre ersteSingle auf. Das war ,Hey Joe (und die Auf-nahme fand am 23. Oktober 1966 statt. DieB-Seite ,Stone Free wurde am 2. November

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  • eingespielt; d. Red.). Sie waren aber mitihrem Studio unzufrieden und kamen zuuns. Ich arbeitete damals im Olympic Stu-dio. Der Studio-Chef sagte damals zu mir:OK, Kramer, we got that crazy americanguy with the big hair. Its your job, cause youdid the wild shit anyway. Zuerst dachte ich:Na gut, es ist halt mein Job. Aber als wiruns trafen, waren wir uns eigentlich gleichsympathisch. Ich fand die Musik gleichklasse und er war mit meinem Sound ein-verstanden. Der Rest ist Geschichte.Wie kann ich mir deine Zusammenar-beit mit Jimi vorstellen? Er hatte dieSound-Idee und du hast sie umgesetzt?Du darfst nicht vergessen, dass er ja schoneinen tollen Sound hatte. Er hrte in seinemKopf wie es klingen sollte. Er versuchte esmit seiner Gitarre und dem Amp umzuset-zen. Ich konnte dann mit dem, was er miranbot und mit Worten erklrte, arbeiten. Ichhabe also versucht, seine Vorstellungen aufdas Tape zu bringen. Er beschrieb seineSounds oft mit Farben: Lila, Grn oder Rot.Wir hatten ja auch nicht diese Tools, die manheute zur Verfgung hat. Wir hatten einenKompressor, EQ und Reverb. Das wars.Damit mussten wir kreativ sein.Wie oft haben euch verstimmte Gitar-ren eine Aufnahme versaut?Ja, das war wirklich ein Problem. Die altenFender-Gitarren haben sich stndig ver-stimmt. Aber Jimi ist da clever mit umge-gangen. Schau dir mal die neue DVD an, dasieht man, dass er Akkorde spielt und gleich-zeitig seine Gitarre stimmt. Im Studio war esso, dass er nach jedem Song seine Gitarrestimmen musste. Er entschuldigte sichimmer dafr (Eddie macht Jimis Stimmenach): Oh, sorry. Cowboys go out of Tune,you know?Vor ein paar Tagen habe ich mit BillyCox gesprochen.Oh, Billy is great! Er sagte mir, dass du fr ihn der besteTontechniker der Welt bist.Oh god, he is crazy of course! Was war Billys Rolle in Jimis Band?Er ist einfach ein wundervoller Mensch! DerGrund warum Jimi ihn dazu geholt hat, warerstens, weil er ein alter Freund war. Zwei-tens war er zuverlssig und drittens ein sehrguter Musiker. Jimi fhlte sich mit Billy in derBand einfach gut. Billy verstand es, sehrbodenstndig und rockend zu spielen, undgut zusammen mit der Bass-Drum zudrcken. Gerade mit Mitch Mitchell. Die bei-den waren einfach tight. Und wenn dieRhythmus-Gruppe stand, konnte Jimi wun-derbar darber spielen. Billy war nicht nurals Person, sondern auch als Bassist sehrzuverlssig.Billy sagte mir ihr httet den Bassdamals immer direkt aufgenommen?

    Nein das stimmt nicht ganz. Wir habeneigentlich immer zwei Signale gehabt: einsaus der D.I. Box. Also direkt vom Bass in dieD.I. und dann ins Pult. Das zweite Signalkam von einem Mikro, das wir vor denSpeaker der Bass-Box gestellt haben. Ichhabe den Bass nie nur direkt aufgenommen.Du brauchst immer den Amp-Sound dazu.Du kannst im Grunde auch den Bass so auf-nehmen, klar, aber ich finde das nicht so toll.Ich habe immer beide Spuren gemischt.Hast du beide Signale auf eine Spurgemischt? Nein, wir hatten damals schon 16 Spuren imStudio zur Verfgung. Deswegen hatten wireigentlich immer zwei Bass-Spuren.Ich dachte immer, dass ihr nur achtSpuren hattet. Nein, in der letzten Phase von Mai bisAugust 1970, als wir das ,Cry Of Love-

    Album aufgenommen haben, mit Billy undMitch, da hatten wir schon 16.Welche Rhythmusgruppe fandest dudenn am besten? Noel Redding/MitchMitchell, Billy Cox/Buddy Miles oderBilly Cox/Mitch Mitchell?Ganz eindeutig Billy und Mitch. Du musstaber wissen, dass Jimi bei der Band ofGypsys ... ... die doch eigentlich nur zwei Gigsgemacht hat, oder?Ja, stimmt: Einmal den Gig im Fillmore Eastfr die Live-LP und noch eine weitere Per-formance. Und Jimi hatte da eine ganzbestimmte Idee fr die Band of Gypsys: Essollte vor allem mehr funky sein. Und dafrwar Buddy Miles der Richtige. Er hatte einenstarken Backbeat und das war das Speziellefr diesen besonderen Moment. Aber Buddywollte sich stndig in den Vordergrund spie-len. Das mochte Jimi nicht.Wir haben vorhin ber die Mglichkeitder digitalen Aufnahme gesprochen.Was hltst du eigentlich von der neuenGeneration von digitalen Modellernund Gitarren-Verstrkern?Oh, die mag ich berhaupt nicht. Ich denke,das ist Unsinn, und ich kenne sie alle. Aber

    es geht nichts ber einen richtigen Amp.Schau mal: Ich glaube es gibt genau zweirichtig gute Amps. Der beste von allen istder Dumble, ein handgemachter Verstrker.Und der Typ baut nur dann ein Exemplar frdich, wenn er dich mag. Es dauert dann dreioder vier Monate bis er ihn gebaut hat.Carlos Santana z.B. hat ein paar davon. Diehaben einfach einen unglaublichen Klang!Die dem am nchsten kommen heienBudda, und auch sie klingen groartig. DerSound, der Punch, das alles steckt einfach inden Rhren. Und das ist digital einfach nichtzu machen. Diese echten Rhren-Amps sindunschlagbar.Und wie nimmst du heute einen Bassauf? Hat sich da etwas gendert?Nein, absolut nicht. Einmal direkt und eingut positioniertesMikrofon. Am besten

    vor einen Ampeg SVT mit einer 8x10-Box.Das ist fr mich die beste Bass-Anlage allerZeiten. Aber der alte Ampeg B-15, das istauch ein toller Verstrker. Da ist irgendwasmit den Vintage-Verstrkern ich weiss nichtwas es ist, aber das ist nur sehr schwer zuschlagen. Was ich in unserem Interview nichtvergessen mchte zu erwhnen, ist,dass du neben den Stones, Santanausw. auch ,All You Need is Love mitden Beatles aufgenommen hast.Mit den Beatles zu arbeiten war einfachwunderbar. Ich war so was von nervs!Unglaublich. Ich habe ja schon mit vielengroen Stars gearbeitet, aber: Hey, das sinddie Beatles, die sind fr mich vergleichbarmit Knigen. Die waren so cool im Studiound auch so effizient, einfach fantastisch.Was ist dein aktuelles Projekt an demdu arbeitest?Im Moment arbeite ich mit einer Band ausNorwegen zusammen. Sie heien Hangfaceund touren gerade durch Amerika. Sie sindeine wirklich sehr gute Rock-n-Roll Band.Die finde ich wirklich klasse!Vielen Dank fr das Gesprch!Besten Dank. Auf Wiedersehen! Cheers!

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    E D D I E K R A M E RJimis Sound Man

  • Es scheint mir noch gar nicht so lange her zusein, dass ich irgendwann abends und fastschon zu mde, um mein kleines Kofferradiozum Schweigen zu bringen es ist fest abon-niert auf das englischsprachige Radio Lu-xemburg, (Radio 208) Mittelwelle 1440 kHz pltzlich hochschrecke und wieder hell-wach bin: Dieses Intro, dieser Gesang, die-ses Solo, dieser Band-Sound! Hallo, das warfr mich damals wahrlich umwerfend, so et-was hatte ich bis dahin noch nicht gehrt.Und so kam ich Anfang 1967 ber den Song

    ,Hey Joe zum ersten Mal in Kontakt mit die-sem wilden, schwarzen Snger & Gitarri-sten, der dann in den blichen Pop-Gazet-ten, die sich bis heute in Bezug auf Image-Bildung von Knstlern interessanterweisenur unmageblich gendert haben, mit be-tont laszivem Unterton vorgestellt wurde. Ja-wohl, dieser Herr, genannt Jimi Hendrix, isteindeutig mehr als nur ein Gitarrist in einerBand, heit es da, nein, er steht als Sinnbildfr Drogen aller Art, jede Menge Groupiesund psychedelische Samt-Uniformen. Kurz

    und gut: Ich hatte mein Idol und meine vonnun ab erstrebte Lebensform gefunden.Das Entsetzen all meiner Erziehungsberech-tigten war entsprechend gro, doch mit zu-nehmender Reifung meinerseits wer hat dagesagt lter werden ...?! beginne ichdieses bewegende Erlebnis, dieses ersteHren von ,Hey Joe nchterner und sachli-cher zu betrachten, wenngleich ich bis heu-te immer wieder aufs Neue der Faszinationdieser speziellen Aufnahme erliege.Schauen wir uns also diesen mittlerweileber 35 Jahre alten und immer noch so vita-len Track mal etwas genauer an. Ich darfwohl davon ausgehen, dass jeder von unsSaitenarbeitern diesen Song schon einmalgehrt hat und die meisten vermutlich auchbereits gespielt haben. Bis heute ist er aufdem Album ,Jimi Hendrix Smash Hits zu ha-ben, auerdem ist der Song natrlich auf ei-ner Vielzahl von Best-Of-Oldies-Compilati-ons vertreten. Und wer sich schon einmalauf die Suche nach dem Titel ,Hey Joemacht, wird bald erstaunt feststellen kn-nen, dass dieses Stck mehr als nur einmalund nicht nur von Jimi Hendrix eingespieltworden ist: Abgesehen von ber 300 offizi-ell registrierten Cover-Versionen gibt es min-destens noch einmal doppelt so viele Live-Mitschnitte, die oft nur als Bootlegs kursie-ren oder als Bonus-Tracks auf irgendwelchenSingle-Auskopplungen zu finden sind. DieListe der Interpreten ist dementsprechendlang wie bunt und vielfltig: Deep Purple,Cher, The Byrds, Ralf Bendix (!) und Willy deVille finden sich da ebenso wie Axel RudiPell, Bad Company oder Led Zeppelin. Ganzabgesehen von den vielfltigen Party- oderunzhligen Jam-Sessions, in denen ,Hey Joevon hunderttausenden Amateuren undMchte-gern-wie-Jimi-spielen-Gitarristen(also Leuten wie du und ich) aufgefhrt wor-den ist.Auch wenn dieser besagte Song zunchstrecht simpel und berschaubar ist, beim ge-naueren Hinsehen offenbaren sich hier eineinteressante Historie und eine Menge ver-blffender spielerischer Details. Beginnen wir ganz vorne bei Adam und Evaund stellen die schlichte Frage: Wer hat ei-gentlich ,Hey Joe geschrieben? Damit sindwir schon mitten drin in einer Diskussion, dieDank Internet und entsprechenden Chat-Fo-ren schon die Dimensionen von anderen po-pulren Verschwrungstheorien anzuneh-men beginnt. Ob Paul McCartney irgend-

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    R O C K C L A S S I X X

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    JIMIHENDRIXHEY JOE

  • wann bereits in den 60ern gestorben istoder wer John F. Kennedy beziehungsweiseJohn Lennon wirklich umgebracht hat, wirddort etwa genau so emotional diskutiert, wiedie Frage nach den wahren Urhebern von,Hey Joe. Zu dieser Legenden- und Theorie-bildung hat brigens Jimi Hendrix hchst-persnlich auch seinen Anteil geleistet: Die-ser Song der angesprochene Joe ist bri-gens ein im Nachkriegsamerika hufiggebrauchtes Synonym fr US-Amerikaner wird nmlich auf dem Original-Polydor-Cover von ,Smash Hits in Bezug auf die Ur-heber als Traditional gefhrt, arrangiert vonJimi Hendrix. ,Hey Joe ist aber definitiv keintraditionelles Volkslied oder Folk-Ableger wiebeispielsweise ,Whiskey In The Jar (das sp-ter Thin Lizzy verrocken sollten) sondern of-fensichtlich ein geschriebener Song.Gleichzeitig taucht verwirrenderweise schonbald als Komponistenangabe ein gewisserBilly Roberts auf, sogar bei spter verffent-lichten Jimi-Hendrix-Tontrgern.Doch wer ist dieser Billy Roberts? Nun, mitt-lerweile ist nachgewiesen, dass wirklich einWilliam Moses Roberts Jr. 1962 einen Songnamens ,Hey Joe urheberrechtlich schtzenlie, und dann ein Leben lang darum kmpf-te, die ihm zugehrigen Tantiemen ausge-zahlt zu bekommen. Das gelang ihm wohlerst lange nach Hendrix Tod, und da verlorer das Geld denn auch gleich wieder an dieRechtsanwlte, die ihn bei dem Rechtsstreitvertreten hatten. So far so bad, knnte mansagen, wre da nicht der Umstand, dass kei-ner diesen Herrn Roberts wirklich kennt: Dieheutigen Internet-Detektive sind sich einig,dass dieser Mann, wenn berhaupt existent,nur als Strohmann vorgeschoben wurde undin Wirklichkeit jemand vllig anderes alsKomponist verantwortlich ist. Aber ob es derSnger der Westcoast-Psychedelic-RockerQuicksilver Messenger Service, ein Mann na-mens Dino Valenti, war oder Chet Powersoder ein gewisser Jesse Oris Farrow, wobeidiese Namen neuesten Theorien nach auchnoch alle fr dieselbe Person stehen, daswird im Moment noch heftig diskutiert.Unbestritten aber ist, dass es von ,Hey Joevor und nach der Hendrix-Aufnahme reich-lich Einspielungen gibt. Und es ist sehr be-merkenswert, wie sich diese Aufnahme-Gruppen, also vor und nach der Hendrix-In-terpretation, jeweils unterscheiden. In derPre-Hendrix-Phase entwickelt sich ber dieVersionen von den Byrds, Love, The Leavesoder The Music Machine ein sehr schneller,fast Rap-artig gesungener Song im typi-schen Beat-Gewand, der die Macho-Storynach dem Muster Ich sah meine Lady mitanderen Mnnern, schoss sie nieder undmuss mich jetzt verdrcken als Frage-Ant-wort-Stck mit jeweils verdoppelten Versenerzhlt. Die Wiederholungen und die dabei

    auftretenden Textvarianten sind brigens ty-pische Blues-Elemente, wobei die Akkordeso vorher nicht im weiten Feld des Blues zufinden sind und schon als eigenstndigeKomposition gelten drfen. Der Song ent-wickelt sich dann von Interpret zu Interpretmit immer wieder frei angepasstem und ver-ndertem Text, Tempo und Tonart, bis sichder besagte James Marshall Hendrix, von Ex-Animals-Bassist, Entdecker und ManagerChas Chandler von Jimmy Ja-mes in Jimi Hendrix umge-tauft, der Sache annimmt. Jimihat dabei wohl vor allem die ak-tuelle Tim-Rose-Version als Vor-bild. Doch die nderungen, dieim Vergleich zu allem Bisheri-gen von nun ab zu verzeichnensind, werden praktisch fest alsStruktur-Bestandteil von ,HeyJoe eingebrannt und bilden ty-pische Elemente aller Songs der

    Post-Hendrix-Phase. Der Song hat also jetzteine Reihe von nahezu verbindlich auftre-tenden Elementen: Allen voran ist da das Gitarren-Intro, das soeffektiv den Doppelklang leere Saite/gegrif-fener Ton nutzt (Beispiel 1). Die Idee dazustammt brigens zweifelsohne aus demSong ,Summertime von Ricky Nelson, wosich Hendrix das Intro, das dort noch in ei-ner ganztaktigen verlngerten Form auftritt

    g i t a r r e & b a s s 1 1 . 0 2 146145

  • (Beispiel 2), aus-geliehen hat. Das Tempo desSongs ist erheb-lich langsamerund getragenerals frher (um ca.85 bpm), wassich auch auf diejetzt viel mehrgesungenenVocals auswirkt. Die Tonart ist

    nicht mehr A- oder C-Dur, sondern nur nochE-Dur, die progressive Rock-Tonart der da-maligen Jahre. Es wird ein ausdrckliches Solo einge-bracht, das ber der stetig wiederholtensubdominantischen Kette mit der Chord-Progression C-G-D-A-E als Materialvorrat diezufllig gut passenden E-Blue-Skala-Tne e,g, a, b (h), d und wieder e verwendet. bri-gens ist es niemand anderes als Fab-Four-Bassist/Snger Paul McCartney, ein intimerBekannter von Hendrix seit dessen erstenLondoner Tagen, der exakt die ,Hey Joe- Ak-kord-Folge, wenn auch mit verdoppeltenNotenwerten, bereits Anfang 1967, wenigeTage nach der Verffentlichung der Hendrix-Single, als zweifaches Bindeglied in das ,Ser-geant Pepper-Zugabe-Stck ,Day In TheLife einbaut. Dass die Beatles kurz daraufauch alle in Phantasieuniformen antreten, isteine weitere interessante Parallele, die denimmensen Einfluss von Hendrix auf dasSwinging London Ende 1966 deutlich ma-chen drfte. Bei der Hendrix-Version tauchen typischeFill-Riffs ber E-Dur auf, die als markantesVirtuosen-Zeichen dienen und gleichzeitigeinen Blue-Note-Charakter (die Tne g undd ber E-Dur mit der groen Terz g#) ein-bringen. Auch diese Licks sind nicht neu,aber immer gerne gehrt: Das Stck ,TinSoldier der Small Faces prsentiert ebenfallsim Intro ein ,Hey Joe-Riff (2), whrend LedZeppelin ihrerseits spter das erste Riffgleich als Grundlage eines ganzen Songs,nmlich von ,Whole Lotta Love verwenden(alles zu sehen in Beispiel 3), whrend wie-derum bei dem Monkeys-Song Im A Belie-ver das dortige Zwischen-Lick bei Hendrixnahezu identisch unmittelbar nach dem In-tro auftaucht (Ende Beispiel 1) ,Hey Joe,ein Sammelplatz von Lick-Zitaten. Speziell die Hendrix-Version wird gesttztund getragen von einem flchigen, sich auf-bauenden Chor, der fast ein Phil-Spector-Wall-of-Sound- Feeling einbringt. Das war

    eine Idee von Chas Chandler, der neben dendrei Experience-Musikern noch extra an die-sem Tag das Damen-Gesangs-Trio TheBreakaways buchte, die sonst eher bei Luluoder Dusty Springfield zu finden sind.Prompt ist es auch genau dieses Arrange-ment-Attribut, das die Nummer zwar glatt,gefllig und nicht zuletzt kommerziellerfolgreich macht (im Februar 1967 steigt,Hey Joe auf Platz 4 der englischen Charts),aber von spteren Nachahmern kaum nochbeachtet wird. Nach dem Solo folgen nicht einfach diegeschlagenen Gitarrenakkorde, sondern ei-ne von Bass und Gitarre gemeinsam uniso-no gespielte zweitaktige Riff-Figur bildet denErsatz fr die Akkordgebilde. Diese kunst-volle Substitution mit einigen chromati-schen Tonfolgen findet gerade in Insider-Musiker-Kreisen groe Anerkennung und istdementsprechend als hufig eingesetztesElement bei den spteren Cover-Versionenzu hren (Beispiel 4).So viel zu den Elementen der Hendrix-Inter-pretation, kommen wir zur Entstehung. AlleBeteiligten finden sich am 23. Oktober 1966in den Olympic Studios im herbstlichen Lon-don ein. Hendrix, der bereits mit seinem Trioeine Frankreich-Tournee zum Anwrmenhinter sich gebracht hat, hlt eine FenderStratocaster in der Hand (Saiten: Fender

    Rock n Roll light gauge, in den Strken.010 bis .038), hinter ihm stehen ein nagel-neues 100-Watt-Marshall-Stack mit zwei Bo-xen. Neben ihm spielt Noel Redding ebenfallsber diesen einen Marshall-Turm, auerdembenutzt er einen fr seine Verhltnisse riesi-gen 1965er Fender Jazz Bass, der fr Red-ding noch recht ungewohnt ist. Immerhinwollte Noel sich ein paar Tage zuvor eigent-lich bei Eric Burdon und dessen New Ani-mals als Gitarrist bewerben und ist hchstberraschend bei diesem buntgekleidetenGitarristen als Bassist gelandet. Der wieder-um ist vllig fasziniert davon, dass ein Gitar-rist und nicht ein gestandener Bassist fr ihndie tiefen Saiten zupft und sich damit einvllig neues Spielgefhl auftut. Am Premier-Schlagzeug mit seiner 20"-Bassdrum sitztweiterhin John Mitch Mitchell, eigentlichein eher Jazz-orientierter Drummer aus WestLondon, der wie Hendrix (Jimmy JamesAnd The Blue Flames) zufllig zuvor einerBand mit einem sehr hnlichen Namen an-gehrt hatte: Georgie Fame And The BlueFlames. Das Playback auf einer Vierkanal-Maschinemit den Zoll-breiten Tonbndern bei 38cm/sAufnahmegeschwindigkeit ist schnell imKasten. Jimi selbst spielt einen flockigenRhythmus-Gitarren-Part ein, der berwie-

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    R O C K C L A S S I X X JIMIHENDRIXHEY JOE

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    gend in Folk-Manier mit ei-nigen Zusatz-S p i e l e r e i e nausgefhrt ist(typische For-mel siehe inBeispiel 5).Doch dannkommt nachder Stereo-berspielungauf eine zwei-te Vierkanal-

    Maschine der Gesang, bei dem Hendrix diebekannte Story wie blich frei variiert er-zhlt. Bei ihm endet die Story mit der Fluchtnach Mexiko (Goodbye everybody), eineTextversion, die allerdings von nun an fr al-le nachfolgenden Nachahmer als praktischvorgeschriebener Text gelten wird.Fehlt als letztes nur noch die bemerkens-werte Sologitarre, von der es nachweislichmehrere Versionen gibt, laut Studio-Log-Buch insgesamt vier. Genommen wird nachkritischen Diskussionen die erste: Vielleichtwar dies nicht die ausgereifteste Version,doch zweifelsohne wurde sie von Jimi Hen-drix so leicht und locker dahergespielt, dasssie sehr charmant und eben uerst unver-

    krampft wirkte und daher den Zuschlag frdie Platte erhielt.Im Prinzip handelt es sich um eine durch dengesamten Song gehende Gitarrenspur mitEinzel-Licks und gelegentlichen Chord-Schlgen auf den E-Dur-Harmonien (sieheauch Beispiel 5), auf der dann auch das So-lo aufgezeichnet ist. Dieses Solo ist nichtlang, nur zwei Durchgnge von zweimal 4Takten, die entsprechend den Harmoniefol-gen auch in zwei groe Einheiten aufgeteiltsind. Spielerischer Material-Kern des im typischenMarshall-(Leicht)Overdrive-Sound einge-spielten Solos (Beispiel 6) sind wie im Introverdoppelte Tne. Allerdings finden wir siein der XII. Lage, passend zu E-Dur, und ent-sprechend kommen keine leeren Saiten wiezu Beginn ins Spiel, sondern der hineinge-zogene Ton b (h) vom 14. Bund der G-Saitekommt in Einklang mit dem auf dem 12.Bund gegriffenen Ton b (Takt 2) der B(H)-Saite, ebenso wie entsprechend das hohe emit dem vom 15. Bund der B-Saite hochge-zogenenen Ton. (Takt 1).Eine gleitende, locker ausgefhrte Lick-For-mel, die daraufhin sofort und nicht zuletztvon den Gitarrenhelden wie Clapton, Beckund Page aufgegriffen und weiter perfektio-niert wird. Es gab dieses Klischee schon

    frher, doch ,Hey Joe fhrt sie allen Londo-ner Musikern vor Augen und die sind da-mals wahrlich beeindruckt, vllig berwl-tigt! Noch dazu, wo sich das Hendrix-Soloim zweiten Teil (Takte 5 8) mit nur wenigenFingerbewegungen, ohne die XII. Lage zuverlassen, noch einmal steigert und leichthinmal eben geradezu berschlgt (Takt 6).Pikanterweise endet das Solo (Takte 7 & 8)dann nicht wie zuvor auf dem Oktav-Grund-ton e oder der Blue-Note g, sondern auf derE-Dur-Akkord-eigenen Terz g# ein kleinerKunstgriff, aber ebenfalls etwas, was zu demMythos Mein Gott, kann dieser Mann Gi-tarre spielen! massiv beitrgt. Und das allesbegleitet von den so lssig-schnoddrig da-hingeworfenen Lyrics und den unablssigaufblitzenden Licks dieses Jimi H. aus denUSA. Es ist rckblickend schon fast Ironie desSchicksals, dass Hendrix mit diesem Song,den er selbst brigens nie besonders schtz-te (Zitat: ... ein echter kleiner Cowboy-Song, der hat nichts mit uns zu tun ...) undden er nur widerstrebend live auffhrte, sei-ne Weltkarriere startete. Wre diese Single(oder vielleicht alternativ eine Hendrix-Kom-position als Debt) damals gefloppt, dannwrde sich die Rock-Geschichte heute viel-leicht etwas anders lesen. Glck gehabt!

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