Jiyu-Ippon-Kumite

DJKBPrüfer- u. Ausbilderschulung

Frankfurt, Sept. 05Fotos: Mark Mühlhaus, Roland Dietrich

JKA-Karate

Unser Ziel:

Menschen an Karate heran zu führen!

Unser Weg:

Über das Erlernen der Grundtechniken unsere Karateka befähigen…

im Laufe der Jahre alle KATA unsere

Stilrichtung zu beherrschen!

die Techniken u. Taktiken des Karate

im freien Kampfeinzusetzen!

die Ethik des Karate zu

verstehen u. zu leben!

Die ÜbungsformenDistanz- u. Zielübungen am Partner

Gohon / Sanbon Kumite

Kihon Ippon Kumite

Kaeshi Ippon Kumite

Jiyu Ippon Kumite

Okuri Jiyu Ippon Kumite / Happo Kumite

Jiyu Kumite (Nidan-Prüfung, nach ca. 8-12 Jahren)

Zusätzlich bzw. parallel:

Übungen zur Entwicklung des Distanzgefühls und Timings

Kampfkombinationen, Kampfsituationen am Partner

Randori

Zur Shodan-Prüfung: Jiyu-Ippon-Kumite

Anlässlich seiner Shodan-Prüfung soll der Karateka zeigen, dass er die fundamentalen Angriffs-,Block- und Kontertechniken der Kampfkunst beherrscht und diese situationsbezogen am Partner zur Anwendung bringen kann.

Kizami Tsuki

Oi Tsuki Jodan

Oi Tsuki Chudan

Mae Geri

Yoko Geri

Mawashi Geri

Ushiro Geri

Block- und Kontertechniken nach Wahl

Zwei Definitionen„Beim Jiyu-Ippon-Kumite stehen sich beide Partner auf beliebiger Distanz in Kamae frei gegenüber. Der Angreifer sagt die beabsichtigte Angriffstufe/Technik an und führt seinen Angriff aus. Der Abwehrende wehrt den Angriff mit einer von ihm beherrschten und frei gewählten Technik ab und lässt unmittelbar einen Konter folgen.“(nach: M. Nakayama, „Best Karate“, 1978)

Diese Übung hat beim Kumite-Training im JKA-Karate eine herausragende Bedeutung, da dadurch korrekte Distanz, gutes Timing und blitzschnelle Entscheidungen, sowie die Überwindung eigener Unsicherheiten beim Angriff gemeistert werden können. Beide Seiten in Angriff und Abwehr stehen in freier Stellung, mit dem für sie jeweils günstigsten Abstand. Der Angreifer führt seine angesagte Technik mit größtem Einsatz aus, ohne Gedanken an die nächste, ihn erwartende Aktion des Verteidigers.(nach: DJKB-Prüfungsordnung)

Zielsetzungen im J-I-K„Jiyu-Ippon-Kumite ist eine Übungsmethode, um grundschulmäßige Angriffs-und Abwehrtechniken in die Praxis umzusetzen. Hierfür gibt es auch die Bezeichnung „Jissen“: tatsächliches Kampf-Kumite.

Beim Kampf-Kumite versucht der Angreifer durch • Abschätzen der Distanz (Maai), durch

• Atemkontrolle (Kokyu) und durch • Täuschungsmanöver

beim Gegner Öffnungen auszunutzen und seinen Angriff durch gutes Timing ins Ziel zu bringen.

Der Abwehrende geht zurück oder vor und führt über links oder rechts in beliebiger Richtung Abwehren und Konter aus (Tai-sabaki).“

(Best Karate, M. Nakayama)

1.u. 2. EntwicklungsstufeIn der Entwicklung und im methodischen Ausbau dieser komplexen Übungsform können wir zwei Stufen unterscheiden:

• Erste, elementare Stufe, auf der der Übende – bereits gut mit dem eher „statischen“ Kihon-Ippon-Kumite vertraut - lernt, seine Aktionen den sich ständig verändernden räumlich-zeitlichen Bedingungen anzupassen (3.-Kyu bis Dan).

(Entsprechend „anpassungsfähig“ müssen hier die gewählten Karate-Techniken in Angriff, Block und Konter bereits situationsbezogen eingesetzt werden können.)

• Auf einer zweiten, fortgeschrittenen Lernstufe wird später der freie, kampftypische Einsatz der Techniken geübt, taktisches Denken und Antizipation geschult (etwa ab Nidan). Auf dieser Stufe gelten viele Einschränkungen, wie sie z.B. die Wettkampf- oder Prüfungsordnung machen, für das Jiyu-Ippon-Training nicht mehr!

(siehe Folie Nr. 13 )

Prüfungs- und WettkampfordnungIm DJKB beschäftigen sich zwei Ordnungen mit dem Jiyu-Ippon-Kumite:

• die Prüfungsordnung(J-I-K ab 2.Kyu bis 1.Dan)

• die Wettkampfordnung(J-I-K für 12-14 jährige Braungurte (DJM) und ab 38m/30w jährige Braungurte (JKA-Cup))

Allerdings stimmen beide Ordnungen inhaltlich nicht völlig überein.(Ausgangslinie, Halten des Konters, Fintieren, Pflicht zum Fuß-Konter)

WARUM?

Für den Wettkampf sind Regulierungen zu finden, die für die Prüfung oder gar das fortgeschrittene J-I-K-Training so nicht unbedingt gelten müssen.

Unsere Wettkampfordnung orientiert sich vorrangig an den technischen und psychischen Möglichkeiten und Fähigkeiten unserer jüngeren Karateka und

versucht alle Komponenten, die zum Taktieren Anlass geben könnten, möglichst auszuschalten.

Ablauf gemäß DJKB-Wettkampfordnung1. Die aufgerufenen Kämpfer grüßen gemeinsam mit dem HKR am Flächenrand, begeben sich dann zu ihrer Startposition (Abstand 1 m) und verbeugen sich auf das Kommando "Otakei ni Rei" gegeneinander. 2. Auf des HKR's Kommando "Aka kara Hajime" gehen beide in Kamae zurück. 3. Der Angreifer kann für jede seiner Angriffstechniken seine Auslage (links/rechts Kamae) frei wählen. 4. Der Angreifer sagt seinen Angriff mit Technik und Stufe deutlich und unzweifelhaft an: "Oi Tsuki Jodan" z.B. und der Verteidiger kann jetzt seine Auslage noch einmal wechseln, er wiederholt dann unverzüglich die Ansage oder bestätigt mit "OSS". Aka sucht seine Angriffsdistanz und greift dann sofort an. 5. Nach jedem Angriff gehen beide Kämpfer wieder in die Ausgangsdistanz (in Shizentai) zurück und führen - nach der Vergabe der Wertung - auf das Kommando "Aka/Shiro tsuzukete" den Kampf weiter. 6. Erfolgt der Angriff mittels einer Fausttechnik, hält der Angreifer seine Tsuki-Technik solange gestreckt, bis der Verteidiger gekontert hat. Unvollständige und unkorrekt ausgeführte Angriffe müssen wiederholt werden, der Angreifer wird ermahnt u. ggf. bestraft. 7. Fußangriffe werden mit dem hinteren Bein ausgeführt und nach vorne in den Stand abgesetzt. 8. Unmittelbar nach der Durchführung der Technik zeigen die SKR ihre Wertungen für die Aktion an. Die Kämpfer gehen auf ihre Startposition zurück. Der HKR verkündet das Ergebnis der Wertungen und lässt den Kampf weiterlaufen. 9. Sind alle vorgeschriebenen Techniken von Aka und Shiro ausgeführt, entscheidet das Kampfgericht mit Hantei über den Sieg. Wertungen, Ermahnungen oder Strafen, Auftreten undKampfgeist finden bei der Bewertung Berücksichtigung. 10. Im Falle eines Unentschieden hat jeder Kämpfer eine Technik seiner Wahl auszuführen, danach ist Pflichtentscheid.

Laut Wettkampfordnung verboten:- Das Antäuschen oder Fintieren einer Technik. - Das gezielte Über- oder Unterschreiten der für die Technik passenden Angriffsdistanz, so dass dem Verteidiger ein korrektes Blocken und Kontern unmöglich gemacht wird, ist verboten. - Haltetechniken, Würfe, Fegetechniken sind für Angreifer u. Verteidiger verboten. - Angriffe u. Gegenangriffe sind vor Kopf und Körper zu stoppen (Sun dome)! - Direktes Eintauchen (Deai) in den Angriff ist verboten. - Der Angreifer darf die Kontertechnik weder blockieren noch vor ihr ausweichen oder abdrehen. Er muss dem Verteidiger stets die Möglichkeit zum Konter lassen. - Versucht der Verteidiger sich dem Angriff zu entziehen und verlässt die Kampffläche, wird Jogai angemahnt und bei erneutem Vorkommen bestraft. - Verboten sind weiterhin alle Regelwidrigkeiten, die in der Turnierordnung Kumite genannt sind. - Zeigt ein Verteidiger auf einen Angriff hin keine Reaktion und vernachlässigt den eigenen Schutz, kann auf Mubobi entschieden und ggf. gestraft werden. - Macht ein Kämpfer keine Fußtechnik als Gegenangriff, dann wird sein letzter Konter nicht gewertet und er wird mit Hansoku Chui bestraft.

Bitte nicht in der Prüfung!

• Deai, direktes Eintauchen

• Haltetechniken, Würfe und Fußfeger

• Kontakt mit dem Angriff und/oder Konter (!!!)

• Blockieren der Kontertechnik

• Einen Angriff nicht zulassen, Rückzug-Flucht

• Als Verteidiger die Distanz verkürzen

• Sich dem Gegenangriff entziehen

• Rentsuki, Rengeri

TrainingszieleAngreifer:

Sucht für eine vorgegebene Technik die passende Distanz zum Ziel.

Soll die Initiative (Sen) über seinen Angriff gewinnen u. nutzen

Verteidiger:

Wählt für eine gegebene Distanz die zum Zielpunkt passende Technik.

Soll über Block und Konter die Initiative gewinnen (Go no sen).

Für beide: Schaffung einer festen Verknüpfung von

Situation - Reaktion

Antizipation & IntuitionAntizipation (lat. anticipatio: Vorwegnahme) bezeichnet in der Sportwissenschaftdie mentale Vorwegnahme eines künftigen Bewegungsablaufes.Dies kann sowohl ein Bewegungsablauf des betreffenden Subjekts selbst sein (wie sich etwa ein Skifahrer auf das unmittelbar vor ihm liegende Gelände einrichtet) oder im Kampfsport eine Aktion des Gegners, die aus dessen aktueller Körperhaltung und vermuteter Intention gedanklich „abgeschätzt/hochgerechnet“ wird.In jedem dieser Fälle werden die gegenwärtigen Sinneseindrücke im Abgleich mit bestehenden Gedächtnisinhalten verwendet, um sich durch möglichst geeignete Aktionsmuster auf die unmittelbar bevorstehende Situation einzustellen. Dabei sind zu einem großen Teil unbewusste (Re-)Aktionsmuster beteiligt, der Übergang von kontrollierten Aktionen zu automatischen Reflexen ist fließend.

Durch verschiedene Trainingsmethoden (beispielsweise durch Wiederholungen) ist es möglich, die Vielzahl und Differenziertheit geeigneter Aktionsmuster zu erweitern, damit (bisher) unbewusste Abläufe als kontrollierbares Repertoire dem Sportler abrufbar bereitstehen. Auf diese Weise können die Reaktionszeit sowie Häufigkeit und Ausmaß der Fehlreaktionen und damit auch das Verletzungsrisiko wesentlich vermindert werden.

(Quelle: Wikipedia)

Kriterien für die Prüfungsbeurteilung

Gruß und Respekt

Distanzwahl

Angriffslänge und Druck (Körpereinsatz!!!)

Zielpunkt, Atemi-Punkt

KIME und Dynamik

Kampfgeist und KIAI

Timing für Angriff, Block und Konter

Sabaki (verschiedene Richtungen, Vielfalt)

Wahl der passenden Kontertechnik (Vielfalt)

Beweglichkeit, Stand und Balance

Kamae (Chudan), Chakugan und Zanshin

VORSICHT!Der vorbereitende Schritt zum Jiyu-Kumite/Freikampf (das Jiyu-Ippon-Kumite also) erfordert große Erfahrung und kann deshalb Anfängern nicht empfohlen werden, da deren Techniken dadurch negativ beeinflusst werden können und an Wirkung verlieren.Für erfahrene Kämpfer ist diese Methode jedoch ein gutes Mittel zur Steigerung der Wahrnehmung, dem sechsten Sinn bei Angriff und Verteidigung.

Gegenwärtig besteht eine gewisse Tendenz, schon zu früh zum Jiyu-Kumite über zu gehen.Das Ergebnis davon ist häufig genug zu sehen: Kime (= “Entscheidung“), ohne kraftvolle, explosive Technik, da es an ausreichendem Grundschul- und Kata-Training mangelt.Diese Tendenz ist bedauerlich, aber leider im Zunehmen begriffen.Um diesem Missstand abzuhelfen sollte man sich, anstatt Jiyu-Ippon-Kumite als Einstieg zum Jiyu-Kumite/Freikampf anzusehen, vorrangiger und intensiver um die schrittweise Beherrschung von starken, genauen Techniken, von Maai, Kokyu, Tai-sabaki usw. bemühen.Nach Erfüllung dieser Voraussetzungen kann dann Jiyu-Ippon-Kumite als Übergang zu Jiyu-Kumite dienen.“(aus: M. Nakayama, „Best Karate“, 1978)

Übungsbeispiele für J-I-K der 2. Stufe(etwa ab Nidan)

• Der Angreifer sagt nur die Angriffsstufe an, nicht die Technik!

• Der Angreifer sagt die Technik an, nicht die Angriffsstufe!

• Der Angreifer sagt weder Technik noch Angriffsstufe an!

• Der Angreifer kann beliebig die Auslage wechseln u. Bewegungen vorschalten!

• Der Angreifer kann Finten einsetzen!

• Der Angreifer versucht, unmittelbar nach seiner starken Attacke, sich dem Konter zu entziehen!

• Der Angreifer darf den Konter blocken und selbst wieder kontern!

• Dem Verteidiger wird die Kontertechnik vorgegeben!

• Der Verteidiger kann in den Angriff hineingehen (Deai) u./o. ihm zuvorkommen!

• Die Rolle von Angreifer u. Verteidiger sind frei, das Ergreifen der Initiative bleibt den beiden Kämpfern selbst überlassen!

Eine Präsentation des

Deutschen JKA-Karate Bundes e.V.Fotos: Mark Mühlhaus, Roland Dietrich

Inhalt, Text u. Gestaltung: Bernd Hinschberger, Rolf Hecking

Quellen: Best Karate, Nakayama; Wikipedia; DJKB Ordnungen

DJKB Instructor-Lehrgang I/05

11. September 2005, Frankfurt