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J ournal Orchideenfreund Für den 140 Vorbemerkung der Redaktion: Anlässlich der diesjährigen Weltorchideen- konferenz wurde an das Journal für den Or- chideenfreund, offizielles Organ der VDOF, vertreten durch Roland SCHETTLER, von Yoshi- taka UEDA, Japan, einem Mitglied aus der APOR (Beratergruppe der Orchideenregist- rierung der RHS) die Bitte herangetragen, nachfolgenden Text in deutscher Überset- zung abzudrucken, um unter Orchideenlieb- habern, Züchtern und Wissenschaftlern die Diskussion über Namensänderungen bei Or- chideenarten und -hybriden als Folge von molekularen Untersuchungen zu eröffnen. Schon in Heft 4/2002 hatte Karlheinz SENG- HAS am Beispiel der Gattung Dendrobium darauf hingewiesen, dass molekularbiologi- sche Untersuchungen zu einem völligen Na- menswirrwarr führen könnten. Wir bitten die Leser uns ihre Meinung zu den geplanten oder schon vorgenommenen Namensände- rungen mitzuteilen. Wir werden diese Leser- meinungen an die Kommission weiterleiten. Da seit dem 18. Jahrhundert mehr und mehr Orchideen entdeckt und beschrieben worden sind, ist das Verfahren künstliche Bestim- mungsschlüssel für die Identifizierung ver- schiedener Gattungen und höhere Ordnungen herzustellen, komplexer geworden. Das Ergeb- nis ist, dass bestimmte Blütencharaktere, die der Bedeutung der heutigen Analysen nicht standhalten können, als Kennzeichen diverser Gattungen aufrechterhalten werden. So zum Beispiel ist Oncidium ehemals von Odonto- glossum durch den Winkel zwischen der Lippe und der Säule (GARAY 1963) unterschieden worden. Es gibt jedoch so viele inter- und intra- generische Überlappungen in der Spanne der Winkel zwischen den Arten dieser beiden Gat- tungen, dass die Unterscheidung zu unscharf ist, um verlässlich zu sein (CHASE, 1987). Histo- risch gesehen ist Laelia nicht durch gemeinsa- me, abgeleitete Merkmale, sondern durch Merkmale der Vorfahren definiert worden. Mit anderen Worten, beim Subtribus Laeliinae nicht dadurch was es ist, sondern dadurch was es nicht ist (VAN DEN BERG et al., 2000). Das Resultat ist, dass genetisch ungleiche Ar- ten mit einer deutlichen geographischen Tren- nung zwischen Zentralamerika und Brasilien involviert sind. Ein überzogener Verlass auf solche traditionel- len Merkmale hat zu polyphyletischen oder pa- raphyletischen Gattungen sowie einer totalen Konfusion der Verwandtschaft auf der unters- ten Ebene wie die der Arten und der obersten Ebene wie die der Subfamilie geführt. Die Ent- wicklung der Molekulartechnologie und die der polyphyletischen Techniken der wenigen letzten Dekaden hat in der ganzen Welt nichts weniger bewirkt als eine Revolution der biolo- gischen Klassifikation. Nicht nur, dass wir nun in der Lage sind, eine genetische und größere objektive Basis für generische Konzepte und die Verwandtschaft von der Subfamilie hinun- ter bis zur Basis der Populationsebene aller Lebensformen zu erstellen, sondern wir kön- nen auch die entwicklungsmäßige Historie der Hauptgruppen innerhalb der Familien rekon- struieren, ihre Entstehungen verfolgen und auch die entwicklungsmäßigen Wechsel ihrer morphologischen Eigenschaften verstehen. Obwohl solche Eigenschaften, die mit dem bloßen Auge, durch ein Vergrößerungsglas oder mit einem schwachen Mikroskop zu se- hen sind, für den Zweck der Identifizierung und die Erstellung eines Bestimmungsschlüs- sels angewändet werden und immer noch ei- ne Hauptrolle in der Orchideenklassifizierung spielen, haben die Daten der DNA-Sequenzen mehrfache Vorteile ihnen gegenüber. Erstens Die kommende Revolution bei den Namen der Orchideen-Hybriden: Probleme und mögliche Lösungen Alec PRIDGEON

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Für den

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Vorbemerkung der Redaktion:Anlässlich der diesjährigen Weltorchideen-konferenz wurde an das Journal für den Or-chideenfreund, offizielles Organ der VDOF,vertreten durch Roland SCHETTLER, von Yoshi-taka UEDA, Japan, einem Mitglied aus derAPOR (Beratergruppe der Orchideenregist-rierung der RHS) die Bitte herangetragen,nachfolgenden Text in deutscher Überset-zung abzudrucken, um unter Orchideenlieb-habern, Züchtern und Wissenschaftlern dieDiskussion über Namensänderungen bei Or-chideenarten und -hybriden als Folge vonmolekularen Untersuchungen zu eröffnen.Schon in Heft 4/2002 hatte Karlheinz SENG-HAS am Beispiel der Gattung Dendrobiumdarauf hingewiesen, dass molekularbiologi-sche Untersuchungen zu einem völligen Na-menswirrwarr führen könnten. Wir bitten dieLeser uns ihre Meinung zu den geplantenoder schon vorgenommenen Namensände-rungen mitzuteilen. Wir werden diese Leser-meinungen an die Kommission weiterleiten.

Da seit dem 18. Jahrhundert mehr und mehrOrchideen entdeckt und beschrieben wordensind, ist das Verfahren künstliche Bestim-mungsschlüssel für die Identifizierung ver-schiedener Gattungen und höhere Ordnungenherzustellen, komplexer geworden. Das Ergeb-nis ist, dass bestimmte Blütencharaktere, dieder Bedeutung der heutigen Analysen nichtstandhalten können, als Kennzeichen diverserGattungen aufrechterhalten werden. So zumBeispiel ist Oncidium ehemals von Odonto-glossum durch den Winkel zwischen der Lippeund der Säule (GARAY 1963) unterschiedenworden. Es gibt jedoch so viele inter- und intra-generische Überlappungen in der Spanne derWinkel zwischen den Arten dieser beiden Gat-tungen, dass die Unterscheidung zu unscharf

ist, um verlässlich zu sein (CHASE, 1987). Histo-risch gesehen ist Laelia nicht durch gemeinsa-me, abgeleitete Merkmale, sondern durchMerkmale der Vorfahren definiert worden. Mitanderen Worten, beim Subtribus Laeliinaenicht dadurch was es ist, sondern dadurchwas es nicht ist (VAN DEN BERG et al., 2000).Das Resultat ist, dass genetisch ungleiche Ar-ten mit einer deutlichen geographischen Tren-nung zwischen Zentralamerika und Brasilieninvolviert sind. Ein überzogener Verlass auf solche traditionel-len Merkmale hat zu polyphyletischen oder pa-raphyletischen Gattungen sowie einer totalenKonfusion der Verwandtschaft auf der unters-ten Ebene wie die der Arten und der oberstenEbene wie die der Subfamilie geführt. Die Ent-wicklung der Molekulartechnologie und dieder polyphyletischen Techniken der wenigenletzten Dekaden hat in der ganzen Welt nichtsweniger bewirkt als eine Revolution der biolo-gischen Klassifikation. Nicht nur, dass wir nunin der Lage sind, eine genetische und größereobjektive Basis für generische Konzepte unddie Verwandtschaft von der Subfamilie hinun-ter bis zur Basis der Populationsebene allerLebensformen zu erstellen, sondern wir kön-nen auch die entwicklungsmäßige Historie derHauptgruppen innerhalb der Familien rekon-struieren, ihre Entstehungen verfolgen undauch die entwicklungsmäßigen Wechsel ihrermorphologischen Eigenschaften verstehen.Obwohl solche Eigenschaften, die mit dembloßen Auge, durch ein Vergrößerungsglasoder mit einem schwachen Mikroskop zu se-hen sind, für den Zweck der Identifizierungund die Erstellung eines Bestimmungsschlüs-sels angewändet werden und immer noch ei-ne Hauptrolle in der Orchideenklassifizierungspielen, haben die Daten der DNA-Sequenzenmehrfache Vorteile ihnen gegenüber. Erstens

Die kommende Revolution bei den Namen der Orchideen-Hybriden:

Probleme und mögliche LösungenAlec PRIDGEON

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erlauben sie uns zu bestimmen, ob ähnlicheMerkmale in unterschiedlichen Organismendas Resultat von gemeinsamen (gleichwerti-gen) Vorfahren, oder unabhängigen Ursprün-gen sind. Mit anderen Worten, sie zeigen uns,welche morphologischen Merkmale gute Indi-katoren für eine Verwandtschaft sind und wel-che – als Resultat von ähnlichen Selektions-drücken (bei gleichen oder ähnlichen Bestäu-bern, das Teilen des epiphytischen Habitus,etc.) – lediglich Annäherungen sind. Das Er-gebnis ist eine brauchbarere, voraussagende-re und präzisere Klassifizierung. Zweitens kön-nen Sequenzen schnell und im Übermaß –Hunderte und sogar Tausende, jeweils herge-stellt werden. Genau so wesentlich ist, dasssie leicht elektronisch übermittelt, anderenweltweiten Datenbanken, wie z. B. der Gen

Bank zugefügt und mit Analysen von verwand-ten Arten rund um den Globus vereinigt wer-den können. Drittens haben die DNA-Daten ei-nen voraussagenden Wert. Wenn wir z. B. er-fahren, dass bestimmte Gruppen von Pflanzenbiochemische Verbindungen mit antibakteriel-ler oder antiviraler Aktivität aufweisen, könnenwir die genetische Verwandtschaft „nutzbarmachen“, um das mögliche Vorkommen vongleichen oder ähnlichen Verbindungen inGruppen von Pflanzen vorherzusagen, die auf-grund der Analyse der DNA-Sequenzen alsverwandt anzusehen sind. Vom gärtnerischen Standpunkt aus sind Or-chideenzüchter in der Lage diese Informationzu verwenden, um vorherzusehen, ob zwei Ar-ten erfolgreich gekreuzt werden können undwas als Kreuzung zu erwarten ist. Letztendlich

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Lc. Schilleriana = Laelia purpurata x C. intermedia ; neu Sc. Schilleriana

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haben wir auf der Ebene der Arten und der Po-pulation die Möglichkeit, DNA-fingerprinting-Techniken zu benutzen, um die genetische Va-riation zu quantifizieren und unter Verwendungder Information des Genotypus zu bestimmen,ob Populationen einer bestimmten Art gene-tisch verwandt sind und einen speziellenSchutz- und Sicherungsstatus rechtfertigen.Als Ergebnis können wir eine Schutzstrategiefür nicht nur geographisch sondern auch ge-netisch isolierte, gefährdete oder bedrohte Ar-ten entwickeln. Mit dieser Information könnenwir limitierte Managementkapazitäten kanali-sieren und sie dort einsetzen, wo sie am drin-gendsten benötigt werden. Wo es, wie z. B. bei den Frauenschuh-Orchide-en, eine Übereinstimmung zwischen der Mor-phologie und den Molekülen gibt, ist eine Än-derung der Gattungsnamen nicht nötig gewor-den. DNA-Sequenzdaten (COX et al., 1997, undnachfolgende größere Studien, die unter-schiedliche Gen-Regionen benutzten) habengezeigt, dass Paphiopedilum, Phragmipedium,Cypripedium und Selenipedium alle stark un-terstützte monophyletische Gruppen sind (Me-xipedium hat nur eine Art). Das Gleiche gilt fürdie Mehrheit von Orchideengattungen, dieleicht und erkennbar durch eindeutige mor-phologische Eigenschaften definiert werden

können, wie z. B. Vanilla, Ophrys, Restrepia,Catasetum, Gongora. Unterschiede zwischenden Molekülen und der Morphologie habensich in den Gattungen ergeben, die eindeutigpolyphyletisch sind. Dies ist oft als ein Resul-tat eines historischen „Alles in einen Topf wer-fen“, in dem Eigenschaften eines Vorfahren ei-ner Gruppe herangezogen wurden, oder vonsolchen, die aus anderen Gründen unzuverläs-sig sind (z. B. Laelia, Pleurothallis, Epiden-drum, Orchis, Oncidium). Die meisten Orchideengruppen sind – unterVerwendung von bis zu fünf oder sogar sechsGen-Regionen, die sich als informativ in zahllo-sen Studien von Samenpflanzen rund um dieWelt gezeigt haben – zumindest zum Teil se-quenziert worden. Wo es bei den Basenabfol-gen eine Übereinstimmung bei diesen Gen-Re-gionen gibt und eine stabile Unterstützungdurch die resampling-Technik, wie die derBootstrap-Technik erfolgt, sind einige Artender problematischen Gruppen umbenanntworden, um ihre Abstammung zu reflektieren.Die brasilianischen Arten und Naturhybridenvon Laelia und einigen anderen sind zu So-phronitis, ihren nächsten Verwandten, transfe-riert worden (VAN DEN BERG, 2000; VAN DEN BERG

et al., 2000; VAN DEN BERG & CHASE, 2000,2001). Auf der Basis derselben Studie trenn-

Lc. Mariechen = L. esalqueana x C. Thospol Spot;neu Sc. Mariechen

Pot. Little Toshie= Sc. Beaufort x Blc. Toshie Aoki ;neu Sbc. Little Toshie

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ten DRESSLER & HIGGINS (2003) Cattleya skinne-ri, C. aurantiaca, C. bowringiana und C. patiniials Gattung Guarianthe ab und machten da-durch Cattleya zu einer natürlicheren Gruppe. Unter Verwendung von vier Gen-Regionen ei-ner Molekularstudie der Oncidiinae folgend,wieder belebten und erweiterten WILLIAMS etal. (2001) die Gattung Cyrtochilum um zweiSubgattungen und eine weitere Sektion vonOdontoglossum, Neodryas, Rusbyella, Dasy-glossum und Trigonochilum (als auch Artenbei der Oncidium Subgattung Cyrtochilum).Neben anderen Veränderungen transferiertensie 1) die Eselsohr- und Rattenschwanz-Onci-dium Gruppen zu Trichocentrum, 2) Psygmor-chis und die Oncidium Sektionen Disticha undRostarta zu Erycina, 3) die Oncidium SektionSerpentina zu Odontoglossum und 4) Miltonio-ides, Mexicoa, Miltonia (zum Teil) und Odonto-glossum (zum Teil) zu Oncidium. Dies ist je-

doch nur ein Anteil der beträchtlichen nomen-klatorischen Verlagerungen, die nach einemfolgenden kontinuierlichen Sequenzieren inden nächsten Jahren in der Oncidium-Gruppezu machen sind. Odontoglossum selbst, das inmindestens vier Untergattungen zerfällt (WILLI-AMS et al., 2001) könnte sogar zu anderen Gat-tungen transferiert werden. Mit diesen Erläuterungen als Hintergrund kön-nen wir nun betrachten, welche Bedeutungsolche Namensänderungen wahrscheinlichauf das Internationale Orchideen Hybrid Re-gister der Royal Horticultural Society habenwerden. Zuerst werden wir uns kurz mit eini-gen verursachten Problemen (abgesehen da-von, dass wir die Etiketten unserer Töpfewechseln!) der Nomenklatur der Hybriden derVergangenheit und der Gegenwart beschäfti-gen und dann einige Lösungen vorschlagen,die z. Zt. beim Advisory Panel on Orchid Re-

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C. Auranti-Media = C. aurantiaca x C. intermedia; neu Gc. Guaranthe aurantiaca x C. intermedia

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gistration (APOR / zu Deutsch: Beratergruppeder Orchideenregistrierung) der RHS disku-tiert werden.

Der TunnelEine relativ einfache Genealogie, aber eine,die nach wie vor nach Aufmerksamkeit ver-langt, ist die von Sophrolaeliocattleya Vallezac(Lc. Golden Gate x Slc. Anzac). Vorausgesetzt,dass bei Laelia, wie es augenblicklich verstan-den wird, die brasilianischen Arten ausge-schlossen sind und Schomburgkia (ausge-nommen die Arten bei Myrmecophila wie z. B.M. tibicinis) eingeschlossen ist, ist jede LaeliaArt im Hintergrund beider Eltern der Kreuzung– L. tenebrosa, L. purpurata, L. cinnabarina –jetzt als Sophronitis Art publiziert worden (VAN

DEN BERG & CHASE, 2000). In diesem Fall wirdder korrekte nothogenerische Name zu So-phrocattleya anstatt Sophrolaeliocattleya. Eineder Kreuzungen im Hintergrund von Slc. An-zac, Sl. Psyche (L. cinnabarina x S. coccinea),ist in der Tat einfach nur Sophronitis Psyche,wenn der neuen Nomenklatur gefolgt wird.Wie nun aufgefasst, schließen viele der Klassi-ker und unvergesslichen Lc., Slc. und Blc.Kreuzungen Laelia (z. B. L. anceps, L. autum-

nalis, L. gouldiana, L. rubescens, L. superbi-ens, L. furfuracea) nicht ein. In diesen Fällenwürde der nothogenerische Name jeweils zuSc. oder Bsc. wechseln, wenn die Namen ge-ändert werden müssten. Es wird schlimmer. Die Brassavola Art, die oftbei Cattleya Kreuzungen verwendet wurde, istBrassavola digbyana. Mit Rhyncholaelia glauca(früher Brassavola glauca) gehört sie aber nunder Gattung Rhyncholaelia an. Mit einer Abbit-te im Voraus an Ernest und Pamela, falls derkorrekte Name, sagen wir mal, für Blc. PamelaHetherington angewendet würde, dann würdees Rhynchosophrocattleya Pamela Hethering-ton sein. Mit einem uneleganten Wort, dasaber alles sagt, eklig. Der Umkehrschluss mag eintreten, wenn eineintragenerische Kreuzung aktuell bigenerischoder größer ist. Betrachten wir Cattleya Portia(C. bowringiana x C.labiata). Mit dem Transfervon C. bowringiana zu Guarianthe würde derneue Kreuzungsgattungsname vielleicht wieGuaricattleya lauten. Nun denken Sie bei denCattleya Kreuzungen an all die Grexe, bei de-nen C. Portia verwendet wurde. Unmittelbarkönnen Sie auch hier den Umfang der nomen-klatorischen Probleme ermessen. Probleme für eine zukünftige Nomenklatursind möglicherweise sogar umfassender beider Odontoglossum Verwandtschaft. Betroffensind große Anteile, weil Arten von Odontoglos-sum, Cochlioda und Comparettia bald zu an-deren Gattungen transferiert werden mögen(pers. Mitteilung Mark CHASE) und einige neueKombinationen bereits – wie oben erwähnt –gemacht wurden. Berüchtigt veraltet bleibengroße Nothogenera wie Odontioda und Odon-tocidium. Aber am Ende dieses dunklen undanscheinend endlosen Tunnels da gibt es:

Das LichtVier Optionen die taxonomische Revolution zubewältigen, werden sich ergeben. Zunächstkönnten wir nichts tun und die Namen derHybriden als gärtnerische Äquivalente lassenwie sie sind. Kurzfristig mag die Verwaltung ei-nes dualen Klassifizierungssystems der leich-teste Ausweg sein, da eingewendet werden

Sl. Psyche = L. cinnabarina x S. coccinea ; neu S.Psyche

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könnte, wer wagt es zu sagen, dass die Na-men nach weiterem DNA-Sequenzieren nichtwieder gewechselt werden. Das würde uns so-gar noch tiefer in die nomenklatorische Pat-sche mit weiteren Synonymen für Bewerter,Züchter und Gärtner bringen, die zu lernenund dann wieder zu verwerfen wären? Dies isteine berechtigte Sorge, die die Wissenschaft-ler, die an dem weltweitem „Genera Orchida-cearum Projekt“ arbeiten, nicht leicht nehmen.Falls es unzureichende Daten für die Bestäti-gung oder die Aufstellung einer Gattung odereines anderen Taxons gibt, halten sie den Sta-tus Quo – abhängig weiterer Studien – auf-recht. Langfristig können wir jedoch nicht eine sichständig erweiternde Verschiedenheit zwischeneiner botanischen und einer gärtnerischen In-anspruchnahme gewähren. Wie CRIBB et al.(1999) ausführten, wird die kontinuierliche Zu-nahme der Namen – neue Arten, neue Kombi-nationen und neue Registrierung von Hybri-den – evtl. einen Punkt erreichen, wenn dieBereinigung der Zweiteilung für die späterenGenerationen viel aufwändiger und mühsamersein wird, als es jetzt der Fall ist. Eine der vie-len Vorteile der phylogenetischen DNA-Se-quenzen ist die nomenklatorische Stabilität,die zuvor bei den Orchideen niemals existierthat. Genetische Daten, wenn sie speziell vonübereinstimmenden mehreren Gen-Regionenstammen, ergeben die fundamentalsten mögli-chen Nachweise und sind schwierig umzusto-ßen (und dann nur durch einen überwältigen-den Molekularnachweis). Die Mitglieder derAPOR haben die Verwendung der Taxonomieder laufenden Serie der „Genera Orchidacea-rum“ als langfristigen Ansatz zur Wahl ange-nommen. Die Ausgaben 1–3 sind bereits beider Oxford University Press erschienen. DieAusgabe 4, die in 2005 erscheinen soll unddie nach letzter Zählung Beiträge von 34 Wis-senschaftlern aufweist, enthält den ersten Teilder Epidendroideae und schließt den TribusEpidendreae ein (Cattleya und ihre Verwand-ten, Pleurothallis, Coelogyne und Verwandte,etc.). Für den Fall, dass nothogenerische Namen ge-

wechselt werden müssen, gibt es mindestenszwei Optionen. Die erste bedingt einen rück-wirkenden Wechsel zu machen, sodass dieRegistrierungen der Vergangenheit in notho-generischer Übereinstimmung mit zukünftigenRegistrierungen sind. Entsprechend JulianSHAW (Orchid Registrar) könnte die Softwareder Registrierungsdatenbank gewechselt wer-den, um, wenn erforderlich, einen zusätzlichenZugang für die generischen und die spezifi-schen Synonyme jedes Grex-Elternteils zuschaffen, sodass beide Namen bei Prüfungengebraucht werden können. So z. B. Lc. TinyWorld = C. luteola x L. gardneri könnte auchals Sc. (Lc.) Tiny World = C. luteola x S. (L.)crispata (gardneri) gelistet werden. In demProtokoll des APOR-Treffens vom 6. Dezember2001 zitierte SHAW als Vorteil dieses Systemsdas leichte Erstellen der Liste der neuen Orchi-deenhybriden, die günstige Gelegenheit sichan die neuen Namen zu gewöhnen, die simul-tane Verwendung beider Systeme, die Freiheitdas eine oder andere System zu verwendenund lange Listen von konservierten Namen zuvermeiden. Die Möglichkeiten dessen sind je-doch entmutigend und häufig mit Problemenbei der Interpretation, insbesondere bei denfrühesten Registrierungen als die Identifikationoder die Elternschaft fehlerhaft oder manch-mal voreilig gewesen ist. Eine andere Variante würde ein Stichtag fürdie Registrierung von Hybriden unter der jetzi-gen Nomenklatur sein. Daran anschließendmüsste bei den Registrierungen der neue Na-me verwendet werden. Aber dies ist mit einemRisiko behaftet und lädt zu einer Doppelregist-rierung mit dem gleichen Grex ein. Dazukommt das Problem der Grex-Homonyme.Während eines Treffens der APOR im Dezem-ber 2001 in London bemerkte SHAW, dass es2466 Grex-Namen unter Odontoglossum und2129 Namen unter Oncidium geben würde.Dabei seien 55 die gleichen und weitere fünfNamen würden sich nur durch den letztenBuchstaben unterscheiden. Der gleiche Grex-Name könnte unter unterschiedlichen notho-genrischen Namen nebeneinander auf einemBewertungstisch liegen. Um Konfusionen in

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solchen Fällen zu verhindern hat der „Interna-tional Code of Nomenclature of CultivatedPlants“ empfohlen das Jahr der Registrierunganschließend an den Grex-Namen anzuführen,weil dies ein erfolgreicher Weg war Grex-Ho-monyme in anderen Pflanzenregistern zuhandhaben. Es gibt aber auch einen Kompromiss, der beivielen Seiten Gefallen gefunden hat. Die Ver-wendung einer Zuchtgruppe als Bezeich-nungsklasse anstelle des nothogenrischen Na-mens (CRIBB et al., 1999; SHAW, 2003) bringtdadurch sofortige Stabilität gegen jetzige undzukünftige Wechsel bei der generischen No-menklatur. Beispiele schließen die Oncidium,Cattleya, Cymbidium, Paphiopedilum und Van-da-Zuchtgruppen ein. Weitere Zuchtgruppensind auf den Seiten 50–52 der 4. Ausgabe des„The Handbook on Orchid Nomenclature andRegistration“ aufgeführt, das von der „Interna-tional Orchid Commission“ 1993 veröffentlichtwurde. Und viele weitere existieren bereits ge-mäß des „Orchid Registrar“. Das Problem derGrex-Homonyme (wie z. B. Brassidum Paradeund Odontoglossum Parade) würde noch im-mer in einer Zuchtgruppe verbleiben und der„Registrar“ würde diese Eintragungen in einereindeutigen und einfachen Maßnahme klärenmüssen, vielleicht wie bereits erwähnt, indemdas Registrierungsdatum dem Grex-Namennachgestellt wird. Der Hybridname könnte durch eine Nummerin der Zuchtgruppe gekennzeichnet werden (z.B. ist Cattleya z. Zt. in Gruppe 7), oder, (meinVorschlag) durch den Namen eines der Haupt-komponenten der Gattung, gefolgt von Nach-silbe -ana (bedeutend “a collection“ oder “as-sociated things“ wie bei Victoriana oder Ameri-cana). Hypothetisch könnten wir infolgedessenCattleyana Pamela Hetherington, OncidianaParade [(1964) z. Zt. Brassidum Parade], Onci-diana Parade [(1979) z. Zt. Odontoglossum Pa-rade] und Vandana John De Biase verwenden.Die -ana Endung würde den Namen von derMenge der -ara Namen der multigenerischenderzeitigen Hybriden unterscheiden, obgleichdie letzteren überflüssig und überholt in einemZuchtgruppen System werden würden. Sie

würden sich von vielen Arten Epithets die mit -ana (z. B. sanderiana) enden unterscheiden,weil sie Großschreibungen sind. Die -ana Na-men haben den Vorteil, dass sie leicht auszu-sprechen und zu buchstabieren sind, leichterzu merken sind als eine Gruppennummer undaußerdem nicht mit Endungen, die einen hö-heren Rang wie z. B. Tribus und Subtribus (-eae bzw. -inae) anzeigen, kollidieren. Dies istnur ein Vorschlag, der jedoch mit der APORdiskutiert und mit dem „International Code ofNomenclature of Cultivated Plants“ überein-stimmen muss. Die Mitglieder APOR erbitten Kommentare vonallen, und insbesondere von kommerziellenZüchtern, Bewertern und Gärtnern, die mitdieser Angelegenheit befasst sind. Jeder istbemüht ein System zu entwickeln, das allenGliederungen der Orchideengemeinschaftdient und eins, das mit wenigen Änderungenweit in die Zukunft bestehen kann. Interessier-te Beteiligte haben an einem Treffen der „Inter-national Orchid Commission“ am 13. März2005 während der 18. Weltorchideenkonferenzin Dijon, Frankreich, beigewohnt. Dort wurdendiese und andere nomenklatorischen Themenoffen diskutiert. Die Leser können ihre Kom-mentare auch per E-Mail an Julian SHAW abge-ben ([email protected])

LiteraturAusführliche Literaturangaben können von derRedaktion angefordert werden.

Über den Autor Alec PRIDGEON, PhD, ist ein Sainsbury OrchidFellow des Royal Botanic Gardens, Kew. Er istgegenwärtig Mitredakteur der Genera Orchi-dacearum, Mitglied des Advisory Panel on Or-chid Registration of the Royal Horticultural So-ciety und Vorsitzender der Taxonomy and No-menclature Committee of the International Or-chid Commission. In Orchideenfachkreisen ister wahrscheinlich bestens bekannt als frühererRedakteur des American Orchid Society Bulle-tin (heute: Orchids), Lindleyana, Proceedingsof the 14th World Orchid Conference und TheIllustrated Encyclopedia of Orchids.

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Glossar der Redaktion

Basenabfolge = Abfolge der Basen Thymin,Adenin, Guanin und Cytosin

bigenerisch = zwischen zwei GattungenBootstrap = Technik bei der DNA-AnalyseDNA = DesoxyriboNucleic Acid (deutsch: DNS

= Desoxy-Ribonuklein-Säure) = wesentl.Bestandteil der Chromosomen, in denendie genetischen Informationen verschlüs-selt sind

DNA-fingerprinting = DNA-FingerabdruckGenBank = Datenbasis genetischer Sequen-

zierungenGenealogie = Familien- und Geschlechterkun-

degenerisch = die Gattung betreffendgenetisch = erblich bedingtGenotypus = die Gesamtheit der Erbanlagen

(Gene)Grex = Gesamtheit aller Hybriden, die aus den

selben Elternarten durch künstliche Be-fruchtung hervorgegangen sind

Homonym = gleichlautender Name, der ein an-deres Taxon bezeichnet

intergenerisch = Zwischengattungenintragenerisch = innerhalb einer Gattung

monophyletisch = eindeutiger StammbaumastMorphologie = Untersuchung der Gestalt im

weitesten Sinnemultigenerisch = zusammengezogen aus

Teilen mehrerer Gattungennothogenerisch = ein nothogenerischer Name

ist eine zusammengezogene aus Teilenzweier Gattungsnamen

paraphyletisch = ist eine Gruppe, die zwar ih-ren gemeinsamen Vorfahren, nicht aber al-le dessen Nachkommen einschließt

phylogenetisch = abstammungsgeschichtlichpolyphyletisch = eine polyphyletische Gruppe

besteht aus zwei oder mehr phylogenetischnicht zusammenhängenden Teilen einesStammbaumastes

re-sampling = Technik bei der DNA-AnalyseSequenz = Basenabfolge

Fotos: © W. SCHRAUT

Alec PRIDGEON, PhDRoyal Botanic Gardens, KewRichmond, Surrey TW9 3ABGroßbritannien

Übersetzung: Karl Heinz VESTWEBER

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Cattleya aurantiaca var. alba; neu Guarianthe aurantiaca

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Der Kebun Raya in Bogor auf der Insel Java,Indonesien, wird als einer der schönsten Bota-nischen Gärten der ganzen Welt angesehen.Neben seinen vielen sonstigen Schätzen gibtes eine ausgezeichnete Orchideensammlungaus ganz Indonesien, welche von den Mitar-beitern zusammen getragen wurde. Viele sel-tene, niemals zuvor kultivierte Orchideen Artenhaben auf diese Weise den Garten bereichert.Ab und zu beinhaltet dieser auch Arten, diesich als unbekannt für die Wissenschaft he-rausstellen. Eine von diesen, ein ziemlich klein-blütiges aber recht hübsches Dendrobium sollhier beschrieben werden. Es wurde von FrauEntim PATIMAH auf der Insel Supiori, die nahean der Insel Biak liegt, entdeckt. Biak wieder-um liegt ganz in der Nähe von Neuguinea undgehört zur indonesischen Provinz Papua.

Beschreibung: Rhizom kurz, Wurzeln dick,ca. 0,3 cm im Durchmesser. Triebe gebüs-chelt, aufrecht, an der Basis stielrund, leichtseitlich zusammengedrückt im oberen Teil,50–60 cm lang, die unteren 18–28 cm sind von

The Kebun Raya in Bogor, on the island of Ja-va, Indonesia, is widely considered to be oneof the most beautiful botanical gardens in theworld. Among its many treasures is a fine coll-ection of orchids assembled from all over In-donesia by staff members of the garden. Manyrare, never before cultivated orchid species ha-ve enriched the garden in this way. Once in awhile these even include species that turn outto be unknown to science. One of these, a ra-ther small-flowered but quite pretty Dendrobi-um, is described here. It was discovered byMs. Entim PATIMAH on Supiori Island, which liesnear Biak Island, very close to New Guinea,and belongs to the Indonesian province of Pa-pua.

Description: Rhizome short; roots thick, c. 0.3cm diameter. Stems crowded, erect, at the ba-se terete, slightly laterally compressed in theupper part, 50–60 cm long, in the basal 18–28cm only covered with soon-decaying sheaths,in the upper 22–42 cm densely many-leaved;internodes 1.5–3 cm long, leaves 1–1.3 cm

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Dendrobium ianthinum Schuit. & Puspita. –Eine neue Art aus der Sektion Grastidium aus Neuguinea

A new species of section Grastidium from New Guinea

André SCHUITEMAN & Dwi Murti PUSPITANINGTYASZeichnung/Drawing: Mutsuko NAKAJIMA

Übersicht / SynopsisDendrobium ianthinum, eine neue Art aus In-donesien wird beschrieben und illustriert. Dendrobium ianthinum, a new species fromIndonesia, is described and illustrated.

Dendrobium ianthinum SCHUIT. & PUSPITA

spec. nov.

Diagnose / DiagnosisA Dendrobio exaltato Schltr. foliis fere dimidiobrevioribus latioribusque, labello callo magnocomplexo in utrinque latere ad carinae centra-li basin vice dentis simplicis differt.

TYPUS: KEBUN RAYA BOGOR CULT. B200009131 (leg. Entim Patimah 222), Indone-sien, Provinz Papua, Biak-Numfor Regierungs-bezirk, Insel Supiori, Nord Supiori Distrikt, Su-piori Naturschutzgebiet nahe dem Dorf Su-rendoderi, auf 100 m Höhe, blühend in KulturSeptember 2003 (Holotypus BO!, Isotypus L!)TYPUS: KEBUN RAYA BOGOR CULT. B200009131 (leg. Entim PATIMAH 222), Indone-sia, Papua Province, Biak-Numfor Regency,Supiori Island, North Supiori District, SupioriNature Reserve near Surendoderi Village, at100 m altitude, flowered in cultivation Septem-ber 2003 (holotypus BO!; isotypus L!).

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schnell zerfallenden Scheiden umhüllt, dieoberen 22–48 cm sind dicht vielblättrig, die In-ternodien sind 1,5–3 cm lang, die Blätter sind1–1,3 cm voneinander entfernt. Die Blattschei-den sind röhrenartig, seitlich zusammenge-drückt, 0,35–0,45 cm breit, an der Spitze gera-de. Die Blätter stehen immer rechtwinklig zumTrieb, zweizeilig, in der gleichen Ebene wie derTrieb ausgebreitet und die gleiche Seite zei-gend, fast elliptisch, 5,3–7,2 cm x 1–2 cmgroß, am Grund halb gedreht, im oberen 0,4–0,6 cm abrupt verschmälert, gefaltet und leichtgedreht, ungleich schmal zweilappig, die Lap-pen sind stumpf. Die Blütenstände erscheinenseitlich am Trieb, gewöhnlich in der Blattach-sel, aber auch 1 cm über der Blattachsel, sehrkurz, 2-blütig. Spatha seitlich zusammenge-drückt, 0,2–0,3 cm lang, 0,3–0,5 cm breit, breitabgerundet. Blütenstielchen mit Fruchtknoten1,5 cm lang, stielrund. Die Blüten sind ca. 1,5cm im Durchmesser, offenbar ohne Duft, dieSepalen und Petalen sind in der oberen Hälftezurück gebogen. Die mittlere Sepale ist eiför-mig, länglich, 1,1–1,5cm x 0,5–0,69 cm, 7-ner-vig, die Spitze ist spitzlich. Die seitlichen Sepa-len sind schief eiförmig dreieckig, 1,1–1,48 x0,85–0,95 cm groß, 7-nervig, an der Spitze

apart. Leaf sheaths tubular, laterally compres-sed, 0.35–0.45 cm wide, apex truncate. Lea-ves at almost right angles to the stem, disti-chous, spreading in the same plane as thestem and facing the same side, narrowly ellip-tic, 5.3–7.2 by 1–2 cm, base half-twisted, api-cal 0.4–0.6 cm rather abruptly narrowed, con-duplicate and somewhat twisted, unequallynarrowly bilobed, the lobes obtuse. Inflore-scences arising laterally from the stem, usuallyat or close to the leaf axil but also up to 1 cmabove the leaf axil, very short, 2-flowered.Spathe laterally compressed, 0.2–0.3 cm long,0.3–0.5 cm wide, broadly rounded. Pedicelwith ovary 1.5 cm long, terete. Flowers c. 1.5cm across, apparently not fragrant, sepals andpetals reflexed in apical half. Median sepalovate-oblong, 1.1–1.5 by 0.5–0.69 cm, 7-ner-ved, apex subacute. Lateral sepals obliquelyovate-triangular, 1.1–1.48 by 0.85–0.95 cm, 7-nerved, apex subacute; mentum 0.57 cm long,obtuse. Petals somewhat obliquely elliptic,1.1–1.42 by 0.45–0.6 cm, 5-nerved, apex sub-acute. Lip near the middle 3-lobed, when flat-tened 0.97 by 0.74 cm, with a thick, plate-like,longitudinal basal keel extending to just bey-ond the base of the midlobe, at the base on

Verbreitung von Dendrobium ianthinumDistribution of Dendrobium ianthinum

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Dendrobium ianthinum, Typus Exemplar/type specimen Zeichnung/Drawing: Mutsuko NAKAJIMA

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leicht gespitzt, das Mentum ist 0,57 cm lang,stumpf. Die Petalen sind irgendwie schief ellip-tisch, 1,1–1,42 x 0,45–0,6 cm groß, 5-nervig,an der Spitze spitzlich. Die Lippe ist in der Nä-he der Mitte 3-lappig, ausgebreitet ist sie 0,97x 0,74 cm groß, mit einem dicken, plattenarti-gen, längs verlaufenden Kiel an der Basis, dersich etwas über die Basis des Mittellappenshinweg ausbreitet, am Grund von jeder Seitedes Kiels mit einem ungleichmäßigen, ca. 0,18cm langen Kallus, entlang der Ränder der seit-lichen Lappen und am basalen Teil des Mit-tellappen mit ungleichmäßigen, quer verlau-fenden Verdickungen; die Seitenlappen sindaufrecht, meist rechteckig mit fein gekerbtenRändern, an der Spitze gerundet-gerade, derMittellappen ist viel größer, breit keilförmig-rechteckig, 0,52 x 0,5–0,63 cm groß, mit unre-gelmäßig fein gekerbten Rändern, im oberenTeil zurückgebogen, ausgebreitet mit einerhervorstehenden, dreieckigen, scharfen Spit-

either side of the keel with an irregular, c. 0.18cm long callus, along the margins of the laterallobes and on the basal part of the mid-lobewith irregular, transverse thickenings; lateral lo-bes erect, almost rectangular, with irregularlycrenulate margins, apex rounded-truncate;midlobe much larger, broadly cuneate-rectan-gular, 0.52 by 0.5–0.63 cm, with irregularlycrenulate margins, apical part recurved, whenflattened with a projecting, triangular, acuteapex. Column broad, 0.45 cm long, apex trun-cate except for the short, rounded mid-lobe ofthe clinandrium; stigma large; rostellum short,swollen; column-foot at an acute angle to theovary, 0.57 cm long, broadly linear, slightly in-curved. Anther helmet-shaped, 0.2 cm wide,front margin truncate, few-dentate; pollinia nar-rowly oblongoid, 0.17 cm long. Fruit not seen.Colours: Roots white, tips green. Leavesgreen. Sepals and petals creamy yellow, insidein apical two thirds with numerous fine red-brown spots arranged in four longitudinalbands. Lip whitish, lateral lobes with a darkbluish violet blotch on the front margin andwith numerous fine irregular bluish violet spotsand streaks inside, midlobe with dark bluishviolet margins, in the basal half with a triangu-lar patch of fine irregular bluish violet spots,central keel whitish with two violet edges, ba-sal callosities yellow with red-brown markings.Column creamy yellow, dorsally tinged red-brown, column-foot inside with dark bluish vio-let markings; anther creamy white.Habitat: Epiphyte in lowland rainforest consis-ting of Barringtonia, Pometia pinnata, Calo-phyllum, Canarium, Palaquium, etc. Altitude100 m above sea level. In cultivation at Bogorflowering in September.Distribution: Indonesia, Papua Province, Su-piori Island.Notes: Dendrobium ianthinum belongs to thesection Grastidium, a very large and diversegroup of about 180 species. The great majori-ty, about 125 species, are endemic to New Gui-nea. Within the section, several groups of al-lied species can be delimited. One of thesewas informally designated by SCHLECHTER

(1911–1914) as the subgroup Tridentifera, con-

Blühender Trieb von Dendrobium ianthinum, TypusExemplar Flowering stem of Dendrobium ianthinum, type spe-cimen Foto: ©D. M. PUSPITANINGTYAS

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ze. Die Säule ist breit, 0,45 cm lang, die Spitzeist gerade ausgenommen den kurzen, gerun-deten Mittellappen des Klinandriums; die Nar-be ist groß; das Rostellum kurz, geschwollen;der Säulenfuß steht im scharfen Winkel zumOvarium und ist 0,57 cm lang, breit lineal,leicht einwärts gebogen. Die Anthere ist helm-förmig, 0,2 cm breit, der Vorderrand ist gera-de, ein wenig gezahnt; die Pollinien sindschmal länglich, 0,17 cm lang. Früchte warennicht vorhanden.Farben: Die Wurzeln sind weiß, an den Spit-zen grün. Die Blätter sind grün. Die Sepalenund Petalen sind cremefarben gelb, innen inden oberen 2/3 mit unzähligen kleinen rotbraunen Punkten, die in vier längsverlaufen-den Streifen angeordnet sind. Die Lippe istweißlich, die Seitenlappen mit einem grossendunkel blau violettem Fleck am vorderen Randund innen mit zahlreichen kleinen unregelmä-

sisting of species allied to D. tridentiferumLINDL.. The members of this subgroup have anumber of things in common, including leavesthat are patent and spread in the same planeas the stem, facing the same side; stems witha long leafless basal part; inflorescences thatoften arise close to the leaf axils; and flowerswith a relatively simple lip without hairs. Manyspecies in this subgroup have attractive flo-wers, often with bright colours, including oran-ge and violet, e.g. D. igneum J.J.SM. and D. ful-gescens J.J.SM. (see SCHUITEMAN & DE VOGEL,2002). Unfortunately, as in almost all speciesof sect. Grastidium, they last only a single day.The nearest relative of D. ianthinum appears tobe D. exaltatum SCHLTR. This is a much largerplant, with leaves twice as long and wide asthose of D. ianthinum, with larger flowers, anda lip that differs especially in that it lacks thecomplicated basal callus on either side of the

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Blüten von Dendrobium ianthinum, Typus ExemplarFlowers of Dendrobium ianthinum, type specimen Foto: © D. M. PUSPITANINGTYAS

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ßigen bläulich violetten Punkten und Streifen,der Mittellappen hat einen dunkel bläulich vio-letten Rand, in der unteren Hälfte ist er mit ei-nem dreieckigem Fleck von feinen, unregelmä-ßigen bläulich violetten Punkten versehen, dermittlere Kiel ist weißlich mit zwei violetten Rän-dern, die unteren Schwielen sind gelb mit rot-brauner Zeichnung. Die Säule ist cremefarbengelb, am Rücken rotbraun getönt, der Säulen-fuß ist innen dunkelblau-violett gezeichnet. DieAnthere ist cremefarben weiß. Vorkommen: Epiphyt im Tieflandregenwald,der aus Barringtonia, Pometia pinata, Calo-phyllum, Canarium, Palaquium etc. gebildetwird. 100 m über NN. In Bogor blüht die Art imSeptember.Verbreitung: Indonesien, Provinz Papua, InselSupioriAnmerkungen: Dendrobium ianthinum gehörtder Sektion Grastidium an, einer sehr großenund vielfältigen Gruppe von etwa 180 Arten.Die überwiegende Mehrheit davon, ca. 125 Ar-ten, sind für Neuguinea endemisch. Innerhalbder Sektion können verschiedene Gruppenvon verwandten Arten abgegrenzt werden. Ei-ne von ihnen, deren Arten mit D. tridentiferumLINDL. verwandt sind, wurde von SCHLECHTER

(1911–1914) als Untergruppe Tridentifera be-zeichnet, aber ohne sie formell zu beschrei-ben. Die Mitglieder dieser Untergruppe habeneiniges gemeinsam. Dazu gehört, dass dieBlätter ausgebreitet und gespreizt in der glei-chen Ebene wie der Trieb sind und sich zurgleichen Seite wenden. Triebe mit langem,blattlosen unterem Teil; Infloreszenzen, die oftnahe den Blattachsen entstehen und Blütenmit einer relativ einfachen, haarlosen Lippe.Viele Arten dieser Untergruppe haben attrakti-ve Blüten, oft mit leuchtenden Farben, ein-schließlich orange und violett, wie z. B. D. ig-neum J. J. SM. und D. fulgescens J. J. SM. (sie-he SCHUITEMAN & DE VOGEL, 2002). Wie beinahebei allen Arten der Sektion Grastidium haltendie Blüten leider nur einen Tag. Die nächsteVerwandte von D. ianthinum ist offensichtlichD. exaltatum SCHLTR. Es ist eine viel größerePflanze, deren Blätter doppelt so lang undbreit sind als die von D. ianthinum. Sie hat grö-

central keel. Instead, D. exaltatum only has twosmall teeth at the base of the central keel. Theflowers of D. exaltatum are described as creamcoloured with dark violet lateral lobes to the lip.CLEMENTS and JONES (1997: 81) provided a co-lour photograph of what they consider to be D.exaltatum. However, the habit of their plant,which they describe as Vanda-like, does notagree with D. exaltatum, while the flowers alsoappear to be quite fleshy, a fact not noted bySCHLECHTER. We believe therefore that their pic-ture is misidentified; it may rather represent D.horstii J.J.SM. or at least a close relative of thatspecies. Possibly the same species was calledDendrobium aff. ochranthum SCHLTR. byO’BYRNE (1994: 356), this also shows a plantwith a Vanda-like habit, in contrast to the typi-cal habit in the Tridentifera alliance. Dendrobi-um ochranthum is another member of this alli-ance and while discussing this speciesSCHLECHTER remarked that the members of theTridentifera group possess leaves spreading inone plane (of course all facing the same side).Not at all like a Vanda! These remarks also im-ply that the real D. exaltatum is still only knownfrom the type specimen, which was destroyedin Berlin during World War II. The little-known D. steinii J.J.SM. is probably al-so a close relative of D. ianthinum. It differsfrom the latter in the much shorter lateral lo-bes of the lip, in the absence of lateral calli atthe base of the lip, in the longer leaves, and inthe presence of a small tooth on the margin ofthe leaf-sheaths. Dendrobium steinii was di-scovered in 1931 by the German highschoolteacher and amateur naturalist Georg STEIN onWaigeo island. Unfortunately, the colours ofthis species are unknown, and all the type ma-terial was also destroyed in Berlin.We know from an old colour slide in the slidecollection of the Hortus Botanicus, Leiden,that D. ianthinum was once in cultivation in Lei-den, probably around 1960. Regrettably, theplant has died long ago. No material was pre-served, and since the slide was not annotatedwe have no idea where the photographed spe-cimen was collected. This was almost certainlysomewhere in West New Guinea, because ma-

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ßere Blüten und ihre Lippe unterscheidet sichbesonders dadurch, dass ihr auf beiden Sei-ten des zentralen Kiels der komplizierte Kallusan der Basis fehlt. Stattdessen hat D. exalta-tum nur zwei kleine Zähne an der Basis deszentralen Kiels. Die Blüten von D. exaltatumsind als cremefarben mit dunklen violettenseitlichen Lappen der Lippe beschrieben. CLE-MENTS und JONES (1997: 81) veröffentlichten einFarbfoto dessen, was sie für D. exaltatum hiel-ten. Doch stimmt der Habitus ihrer Pflanze, diesie Vanda-ähnlich beschrieben haben, nichtmit D. exaltatum überein, zumal die Blütenziemlich fleischig erscheinen, eine Tatsache,die von SCHLECHTER nicht erwähnt worden war.Wir glauben deshalb, dass hier eine Fehlbe-stimmung vorliegt. Sie mag D. horstii J. J. SM.oder zumindest eine enge Verwandte dieserArt repräsentieren. Möglicherweise ist die glei-che Art von O’BYRNE (1994: 356) Dendrobiumaff. ochranthum genannt worden, diese zeigtauch einen Vanda-ähnlichen Habitus, im Ge-gensatz zu dem typischen Habitus der Triden-

ny plants from New Guinea were presented tothe Hortus Botanicus at that time. A close stu-dy of this slide reveals some minor differencesin coloration as compared with the type of D.ianthinum, especially in the central keel, butwe are convinced that it is the same species. In the collection of the Nationaal HerbariumNederland at Leiden there is a dried specimencollected by Zippelius (Zippelius 13), which isindistinguishable from D. ianthinum. Unfortu-nately, it has no flowers, so without DNA stu-dies we can not be sure of its identity. It wasgathered somewhere on the southwest coastof New Guinea in 1828. Alexander ZIPPELIUS (al-so spelt ZIPELIUS), who was born in Würzburgin 1797, was assistant curator at the Buitenz-org Botanical Garden, now known as the Ke-bun Raya at Bogor (STEENIS-KRUSEMAN, 1950).He died on Timor in the same year in which hemade his pioneering orchid collections in NewGuinea, including the type specimen of Paphi-opedilum glanduliferum BLUME and, perhaps,Dendrobium ianthinum.

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Blütenstand von Dendrobium ianthinumFlowering stem of Dendrobium ianthinum Foto: © Hortus Botanicus, Leiden

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gangen. Es wurde kein Material aufbewahrtund da das Dia nicht annotiert ist haben wirkein Ahnung davon, wo die fotografierte Pflan-ze gesammelt worden ist. Fast sicher war dasirgendwo in Westneuguinea, denn zu dieserZeit wurden viele Pflanzen von Neuguineadem Hortus Botanicus übergeben. Eine ge-nauere Betrachtung dieses Dias im Vergleichmit dem Typus von D. ianthinum macht deut-lich, dass es kleine Unterschiede – speziellbeim zentralen Kiel – in der Färbung gibt, aberwir sind sicher, dass es die gleiche Art ist. In der Sammlung des Nationaal HerbariumNederland in Leiden ist ein von ZIPPELIUS (ZIP-PELIUS 13) gesammeltes und getrocknetesExemplar, welches von D. ianthinum nicht zuunterscheiden ist. Leider hat es keine Blüten,sodass wir ohne DNA-Studien seiner Identitätnicht sicher sein können. Es wurde 1828 ir-gendwo an der Südwestküste von Neuguineagesammelt. Alexander ZIPPELIUS (auch ZIPELIUS

geschrieben) war 1797 in Würzburg geborenworden und war Assistenzkurator im botani-schen Garten zu Buitenzorg, heute bekanntals die Kebun Raya in Bogor (STEENIS-KRUSE-MAN, 1950). Er starb auf Timor in dem Jahr, indem er seine bahnbrechende Orchideen-sammlung in Neuguinea gemacht hatte, ein-schließlich der Typusaufsammlung von Paphi-opedilum glanduliferum BLUME und, möglicher-weise, D. ianthinum.

Literatur / References

CLEMENTS, M. A. & D. L. JONES. (1997). A preli-minary taxonomic review of Grastidium Blu-me and Eriopexis (Schltr.) Brieger (Orchidace-ae). Lasianthera 1: 52–128.

O’BYRNE, P. (1994). Lowland orchids of PapuaNew Guinea. National Parks Board, Singapo-re Botanic Gardens, Singapore.

SCHLECHTER, R. (1911–1914). Die Orchidaceenvon Deutsch-Neu-Guinea. Repert. Sp. Nov.Regni Veg., Beih. 1: 604.

SCHUITEMAN, A. & E. F. de VOGEL. (2002). FloraMalesiana: Orchids of New Guinea, Vol. II;Dendrobium and allied genera. CD-ROM. ETI,Amsterdam, and Nationaal Herbarium Neder-land, Leiden.

STEENIS-KRUSEMAN, M. J. van. (1950). Malaysi-an plant collectors and collections, being acyclopaedia of botanical exploration in Malay-sia and a guide to the concerned literature upto the year 1950. Flora Malesiana series 1,Vol. 1. Noordhoff-Kolff N.V., Djakarta.

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tifera-Verwandtschaft. Dendrobium ochran-thum ist ein anderes Mitglied dieser Verwandt-schaft und zu dieser Art hatte SCHLECHTER be-merkt, dass die Mitglieder der Tridentifera-Gruppe Blätter aufweisen, die sich in einerEbene abspreizen (natürlich alle zur gleichenSeite zeigend). Überhaupt nicht zu vergleichenmit einer Vanda! Diese Anmerkungen beinhal-ten auch, dass die eigentliche D. exaltatum im-mer noch nur durch das Typusexemplar be-kannt ist, das während des 2. Weltkriegs inBerlin vernichtet wurde.

Nahe verwandt zu D. ianthinum ist wohl auchdas wenig bekannte D. steinii J.J.SM. Es unter-scheidet sich von D. ianthinum durch den vielkürzeren Seitenlappen der Lippe, das Fehlender seitlichen Schwielen am Grunde der Lip-pe, die längeren Blätter, und das Vorhanden-sein von einem kleinen Zahn am Rande derBlattscheide. Dendrobium steinii wurde imJahre 1931 vom deutschen Schullehrer undAmateurforscher Georg STEIN auf der InselWaigeo entdeckt. Leider ist von dieser Art dieFärbung unbekannt und das einzige Typuse-xemplar wurde ebenfalls in Berlin vernichtet.

Wir wissen von einem alten Dia aus der Dia-Sammlung des Hortus Botanicus in Leiden,dass D. ianthinum ehemals in Leiden kultiviertworden ist, wahrscheinlich um1960. Bedauerli-cherweise ist die Pflanze vor langer Zeit einge-

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ZusammenfassungDie Gattung Bulbophyllum mag sehr wohl diegrößte und die umstrittenste Gattung der Fa-milie der Orchideen sein. Die Arten variierenbeträchtlich in ihrem Habitus und ihrem Blü-tenaufbau. Sie zeigen auch eine große Ver-schiedenartigkeit in der Gestalt ihrer Rhachis(der Blüten tragende Teil der Infloreszenz) undwie sie ihre Blüten öffnen – nacheinander,oder gleichzeitig. Sie variieren ebenso bei derGröße ihrer Blüten. So z. B. von der ziemlichwinzigen 3 mm langen Blüte der australischenB. globuliforme NICHOLLS bis zu der viel größerblühenden thailändischen Art, B. longissimum(RIDL.) RIDL., deren Blüte 300 mm erreicht. DiePflanzen können klein bleiben, aber auchziemlich groß werden und dabei dicht zusam-menstehende Klumpen mit sehr kurzen Rhizo-men bilden wie z. B. B. patella, oder sie entwi-ckeln sehr lange Internodien mit weit ausei-nander stehenden Bulben die ihren Wirt über-wuchern, wie bei B. blepharistes. Die Gattung ist auch sehr weit verbreitet. Mög-licherweise ist sie die am weitesten verbreitetealler Orchideengattungen. Mit der Ausnahmevon Europa und der Antarktis kommt sie aufallen anderen Kontinenten vor. Ihre Habitatereichen vom dichten Regenwald bis zum hochgelegenen Nebelwald. Vom offenen Tiefland,wo sie auf Ästen und Felsen wächst, steigt sievon Meereshöhe bis auf 2.500 m in die Bergre-

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Danksagung: Dr. J. F. VELDKAMP übersetztefreundlicherweise die Diagnose ins Lateini-sche.

Acknowledgement: Dr. J. F. VELDKAMP verykindly translated the diagnosis into Latin.

gion empor. Viele Arten wachsen auf über1.000 m. Etwa 80% der Gattung hat ihr Vorkommen inAsien und Australasien mit der höchsten Kon-zentration in Neuguinea, wo etwa 600 Arten zufinden sind. Weitere 600 Arten, oder sogarnoch mehr, kommen in Südostasien von Indi-en und dem südlichen China bis zu den Philip-pinen und Japan, Indochina, Thailand, Malay-sia, Borneo, Indonesien, den pazifischen In-seln, Australien, den Fidschi Inseln, Neukale-donien und Neuseeland vor. Obwohl die Gattung in einer Anzahl von asiati-schen Ländern gut vertreten ist, zeigt sichnicht der gleiche Grad von Endemismus wie erin Neuguinea gefunden wird. Mit anderen Wor-ten: Arten, die in Thailand vorkommen, kön-nen z. B. auch in einem oder mehreren Län-dern wie den Philippinen, China, Vietnam,Myanmar, Borneo, etc. gefunden werden.Australien andererseits hat nur 28 Arten – vondenen 24 endemisch sind – und in Neusee-land gibt es nur 2 Arten. Mit über 200 Arten befindet sich die zweitgröß-te Ansammlung von Bulbophyllum auf Borneo.Dann folgen einige andere asiatische Länder,in denen ebenso eine größere Anzahl von Ar-ten vorkommt wie Malaysia mit etwa 130 Ar-ten, Thailand schätzungsweise 137, die Philip-pinen ca. 120, Sumatra 136 und Java etwa 81Arten. Afrika hat 100–120 oder mehr (von de-

André SCHUITEMANNationaal Herbarium Nederland, Leiden,The Netherlands

Dwi Murti PUSPITANINGTYASKebun Raya, Bogor, Indonesia

Übersetzung/Translation: Roland SCHETTLER

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Die erstaunliche OrchideengattungBulbophyllum THOU.

Rod RICE

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Stand innerhalb der Florissimo

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Impressionen von der 18. Weltorchideenkonferenz in Dijon, Frankreich

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Paphiopedilum haynaldianum var. album

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Paphiopedilum emersonii x concolor

Bulbophyllum morphologorum

Paphiopedilum micranthum

Calanthe sieboldii Grand Champion

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Pararenanthera Dhanabalan

Vanda spec.

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Paphiopedilum Hybriden Bifrinaria silvana

Poroglossum spec. Paphiopedilum delenatii var. album

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Paphiopedilum hirsutissimum var. esquirolei Reserve Champion