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Themen zur Tierernährung Fachtagung 2005/2006 © COPYRIGHT DEUTSCHE VILOMIX TIERERNÄHRUNG GMBH SEITE 1 VON 16 www.Vilomix.com Telefon: 0 54 93 / 98 7 00 Telefax: 0 54 93 / 98 7 90 Email: [email protected] Kälberaufzucht mit Erfolg -Besonderheiten, Probleme und Lösungen- Dr. O. Eckhardt - Deutsche Vilomix Tierernährung GmbH, Neuenkirchen-Vörden - 1. Einleitung Mit der Kälberaufzucht wird der Grundstein für erfolgreiche Milchkuh- und Bullenmast- betriebe gelegt. Auf vielen Betrieben, die Kälber aufziehen, ist das Bewusstsein der wirtschaftlichen Auswirkungen von Fehlern in der Kälberaufzucht nur wenig ausgeprägt. Die nachfolgenden Ausführungen sollen verdeutlichen, auf was es in diesem wichtigen Betriebszweig ankommt. In einem Gesamtüberblick werden Besonderheiten und Probleme aufgezeigt und Lösungsansätze genannt. 2. Überblick zu Kälberverlusten und deren Ursachen Seit Jahrzehnten bewegen sich die Kälberverluste in Deutschland im Durchschnitt auf einem sehr hohen Niveau von über 15 %. Für einen 100-Kuh-Betrieb bedeutet das mehrere tausend Euro Verlust jährlich. Die Abb. 1 spiegelt das Verlustgeschehen in Betrieben von Mecklenburg-Vorpommern der letzten 8 Jahre wieder. Hier ist deutlich zu erkennen, dass etwa je die Hälfte der Verluste durch Totgeburten bzw. Aufzuchtsverluste verursacht wird. Die Ursachen für Totgeburten sind mehrfaktorell. Kälberaufzucht mit Erfolg ... www.Vilomix.com Folie 3 22.02.2006 Dr. Eckhardt Abb. 1 Entwicklung der Kälberverluste in M-V 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 gesamt dav. Aufzucht dav. Totgeburten %

Kälberaufzucht mit Erfolg -Besonderheiten, Probleme … · Acidose etc.) größer geworden ist. Letztlich sind in diesem Zusammenhang auch noch die ... die nicht zu dicht, d.h. möglichst

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Kälberaufzucht mit Erfolg -Besonderheiten, Probleme und Lösungen- Dr. O. Eckhardt - Deutsche Vilomix Tierernährung GmbH, Neuenkirchen-Vörden -

1. Einleitung Mit der Kälberaufzucht wird der Grundstein für erfolgreiche Milchkuh- und Bullenmast-betriebe gelegt. Auf vielen Betrieben, die Kälber aufziehen, ist das Bewusstsein der wirtschaftlichen Auswirkungen von Fehlern in der Kälberaufzucht nur wenig ausgeprägt. Die nachfolgenden Ausführungen sollen verdeutlichen, auf was es in diesem wichtigen Betriebszweig ankommt. In einem Gesamtüberblick werden Besonderheiten und Probleme aufgezeigt und Lösungsansätze genannt. 2. Überblick zu Kälberverlusten und deren Ursachen Seit Jahrzehnten bewegen sich die Kälberverluste in Deutschland im Durchschnitt auf einem sehr hohen Niveau von über 15 %. Für einen 100-Kuh-Betrieb bedeutet das mehrere tausend Euro Verlust jährlich. Die Abb. 1 spiegelt das Verlustgeschehen in Betrieben von Mecklenburg-Vorpommern der letzten 8 Jahre wieder. Hier ist deutlich zu erkennen, dass etwa je die Hälfte der Verluste durch Totgeburten bzw. Aufzuchtsverluste verursacht wird. Die Ursachen für Totgeburten sind mehrfaktorell.

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Abb. 1 Entwicklung der Kälberverluste in M-V

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1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004

gesamt dav. Aufzucht dav. Totgeburten%

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Insbesondere in Ostdeutschland hat die Veränderung der Genetik durch Verschiebung von SMR zu Holstein-Frisian die Geburtsgewichte der Kälber von Färsen um 4 kg und die der mehrlaktierenden Kühe um 2 – 3 kg erhöht. Darüber hinaus lässt vor allem in „Nicht-Familienbetrieben“, deren Anteil gewachsen ist, die Geburtsüberwachung zu wünschen übrig. Weiter ist festzustellen, dass mit zunehmendem erheblichen Leistungsanstieg der Tiere auch das Problem der Stoffwechselstörungen (Ketose, Acidose etc.) größer geworden ist. Letztlich sind in diesem Zusammenhang auch noch die Fütterungsfehler in der Transitphase zu nennen. Nicht nur in Ostdeutschland sondern auch in anderen Teilen des Landes sind die Verlustraten in der gleichen Größenordnung. Erhebungen in NRW haben zudem ergeben, dass 80 % der Aufzuchtsverluste in den ersten 2 Wochen zu verzeichnen sind. Die Abb. 2 zeigt deutlich, dass in den ersten zwei Wochen hauptsächlich Durchfälle das Krankheitsgeschehen bestimmen und zu den Verlusten führt. Erst später dominieren andere Erkrankungen –vornehmlich Atemwegserkrankungen.

Bei den Atemwegserkrankungen handelt es sich einerseits um eigenständige Infektionen aufgrund im Bestand vorhandener oder eingeschleppter pathogener Erreger. Anderseits um Infektionen von geschwächten Kälbern oder Kälbern mit unzureichendem Immunitätsschutz mit der Folge von weiteren Sekundärinfektionen (Abb.3). Bei den Ursachen spielen darüber hinaus vor allem die Haltungsbedingungen eine ausschlaggebende Rolle. Hier ist Stress jeglicher Art, Belegdichte und Stallklima zu nennen.

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Abb. 2 Altersabhängige Verteilung der Erkrankungen bei Kälbern

Quelle: modifiziert nach Sommer et al. 2005

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

1. Woche 2. Woche > 2. Woche

Durchfall

Atemwegserkrankungen

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Bei den Ursachen für Durchfälle (Abb. 4) wird deutlich, dass vor allem Rotaviren und Cryptosporidien neben Kokzidien, Coronaviren, E-Coli und Salmonellen als Hauptver-ursacher ausgemacht werden können. Es wird aber auch deutlich, dass in ca. 25 % der Fälle

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Abb. 3 Atemwegserkrankungen bei Kälbern

Eigenständige Infektion• BRSV

- BovinesrespiratorischesSyncytialvirus

• BHV-1- Bovines Herpesvirus

• Pasteurellen

Infektion bei geschwächten Kälbern• PI-3

- Parainfluenza-3-Virus• BVD

- Bovine Virusdiarrhoe• Reoviren• Rhinoviren• Enteroviren• Adenoviren• CoronavirenBakterielle Sekundärinfektionen

• Pasteurella multocida• Mannheimia haemolytica• Haemophilus somnus• Mycoplasma bovis

StressBelegdichte

Schadgase

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Abb. 4 Erregerbefund bei Durchfallkälbern

0

5

10

15

20

25

30

Erreger

Prozent

Dr. Andrews, GB, 2004

KeineErregerRotavirus

Crypto-sporidien Kokzidien

Corona-virus E.coli Salm. spp.

Kalb mit wässrigem Durchfall. Der Kot wird im Strahl abgesetzt

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keine Erregernachweise erbracht werden können. In diesen Fällen sind neben den Haltungsfehlern vor allem die Fütterungsfehler zu nennen. Das Vertränken zu kalter Milch führt zu einer Verlängerung der Gerinnungszeit des Kaseins von bis zu 10 Minuten. Dies kann leicht dazu führen, dass ungeronnene Milch in den Dünndarm abfließt und dort zu Störungen der enzymatischen Verdauung führt. Ebenso wirkt sich die Überhitzung der Tränkmilch negativ aus. Temperaturen über 60 °C sollten auch bei nachträglicher Abkühlung der Tränke auf 38 °C vermieden werden, da hier bereits eine Hitzeschädigung der Immunglobuline und Vitamine beginnt. Außerdem wird die Labfähigkeit negativ beeinflusst. Zu große Tränkemengen und unregelmäßige Tränkabstände führen durch gieriges Saufen zu einer Überfüllung des Labmagens. Dadurch gelangt Milch in den Pansen und kann dort Fehlgärung und Blähungen verursachen. Abgenutzte Gummisauger ermöglichen ein zu leichtes Saufen und eine ungenügende Reizung des Schlundrinnenreflexes. Die Milch fließt dann in den Pansen und führt dort zu den genannten Problemen. Hastiges Saufen aus Eimern hat eine ungenügende Abgabe von Speichel und Verdauungsenzymen zur Folge und es kommt leicht zu einer Störung der enzymatischen Verdauung im Darm. Hygienemängel wie z.B. „ansaure“ Milch führen zur Vermehrung ungewünschter Keime (Coli etc.) und erhöhen den Keimdruck. Die Futterumstellung von Vollmilch auf Milchaustauscher (vor allem Nullaustauscher mit milchfremden Eiweißträgern) kann zu Anpassungsproblemen der Darmflora führen. Dextrosezusätze von über 5 %, die zur Prophylaxe von Urinsäugern eingesetzt werden, führen zu Störungen der Darmflora. 3. Physiologische und anatomische Besonderheiten von Kälbern Kälber sind unmittelbar nach der Geburt noch keine Wiederkäuer d.h. das Vormagensystem ist kaum vorhanden. Es entwickelt sich erst mit beginnender Aufnahme fester Nahrung und ist erst mit ca. drei Monaten bis einem Jahr vollständig ausgebildet (Abb.5). Flüssige Nahrung gelangt über den sogenannten Schlundrinnenreflex, der beim Saugen eine Vormagenfalte zu einer Röhre schließt, direkt in den Labmagen. Körpereigene Amylaseproduktion ist zunächst bis zur 10. Woche kaum vorhanden und wird erst mit Zufuhr von Stärke allmählich in Gang gesetzt. Der pH-Wert im Labmagen sinkt nur langsam von 5,5 bis 6 auf 3 bis 2 durch Salzsäure-Produktion in 30-60 Minuten nach der Nahrungsaufnahme herab.

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Eine weitere wichtige Besonderheit stellt die Ausbildung der Atmungsorgane von Kälbern zum Zeitpunkt der Geburt dar. Die Lungenausbildung ist noch nicht abgeschlossen. Dies bedeutet eine besondere Anfälligkeit gegen Lungenerkrankungen.

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Abb. 5 Entwicklung des Vormagensystems beim Kalb

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Dr. Eckhardt

Abb. 6 Entwicklung des Immunstatus beim Kalb

• Kalb wird ohne eigene Abwehrstoffe geboren• Nach der Geburt

• Aufnahme von Abwehrstoffen über die Biestmilch (passive Immunität) bietet für ca. 3 - 5 Wochen Schutz

• Aufbau eigener Abwehrkräfte (aktive Immunität) erst nach ca. 8 Wochen

• => Abwehr im Minimum um 4. Lebenswoche

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Darüber hinaus werden Kälber ohne eigene Abwehrstoffe geboren und müssen diese über die Biestmilch aufnehmen. Diese sogenannte passive Immunisierung bietet Schutz für 3–5 Wochen und wird allmählich durch den Aufbau einer aktiven Immunität, die erst mit ca. 8 Wochen abgeschlossen ist ersetzt. Es entsteht also zwischen der 4. und 7. Woche eine Immunitätslücke (Abb. 6). 4. Ziele der Kälberaufzucht Im Vordergrund steht die Bereitstellung von gesunden, vitalen Kälbern mit einer Lebendmasse von 130-150 kg nach 16 Lebenswochen für Zucht und Mast. Dies wird erreicht bei ca. 800 g Tageszunahme. Kälber von fleischbetonten Rassen liegen etwas darüber. Ziel muss es auch sein, die Vormagenentwicklung möglichst schnell im Gang zu bringen und am Ende der Aufzuchtsphase einen voll entwickelten Pansen zu haben. Das Wachstum sollte nicht durch unzureichende Versorgung und Entwicklungsstörungen unterbrochen werden. Ein Wachstumsknick, der manchmal nach dem Absetzen der Milchtränke beobachtet wird, sollte unterbleiben. Niedrige Futterkosten und geringe Verlustraten sind ebenso anzustrebende Ziele. Diese Ziele können nur erreicht werden, wenn die Rahmenbedingungen erfüllt sind. Dazu gehören vor allem optimale Haltungsbedingungen, gesundgeborene Kälber, eine ausreichende Immunität der Mutterkühe und Kälber, die Förderung der Pansenentwicklung und letztlich eine bedarfsgerechte Nähr- und Wirkstoffversorgung. 5. Kritische Produktionsabschnitte Zur Optimierung der Kälberaufzucht und Vermeidung von Fehlern ist es wichtig, die kritischen Einflussfaktoren einer besonderen Betrachtung zu unterziehen. Die Kälberaufzucht beginnt mit der Trockenstehphase und Geburtsvorbereitung der Kühe. Weitere wichtige Maßnahmen erstrecken sich auf die Versorgung der Kälber direkt nach der Geburt. Hier sind die ersten Stunden entscheidend. Eine besonders kritische Phase stellen die ersten 2 Wochen mit dem gehäuften Auftreten von Durchfällen dar. Daran anschließend erfolgt die Phase der Umstallung und Aufstallung in Gruppen, verbunden mit dem gehäuften Auftreten von Atemwegserkrankungen. In diese Phase fällt auch der Zukauf von Kälbern und deren Eingliederung in den Bestand. Eine weitere besondere Phase stellen die 2 – 3 Wochen nach Absetzen der Milchtränke dar. 6. Grundregeln für die Kälberaufzucht 6.1 Vorbereitung der Kühe vor dem Kalben Grundsätzlich sind Kühe 6-7 Wochen vor dem Kalben trocken zu stellen und getrennt gezielt zu füttern. Die bedarfsgerechte Fütterung wird erreicht, wenn in der Phase 1 (bis zwei Wochen vor dem Kalben) die Nährstoffversorgung auf 5-6 l Milchleistung ausgerichtet wird. In der Phase 2 (zwei Wochen vor dem Kalben) sollte die tägliche Versorgung für 8-10 l Milch reichen. Der Mineralstoffversorgung ist besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Bei „normaler Rationsgestaltung“ ist die Calciumversorgung knapp zu gestalten, bei sogenannter

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anionischer Fütterung dagegen ist mit Calcium bedarfsgerecht zu versorgen, um Mangel- und Stoffwechsel-Problemen der Kühe vorzubeugen. Zur Unterstützung der körpereigenen Abwehrkräfte und Ausbildung eines guten Kolostrums ist die Gabe eines gut vitaminierten Mineralfutters (z.B. Vilomin® 11430 oder 17025) über die gesamte Trockenstehphase empfehlenswert. Neben diesen Faustzahlen sind individuelle Unterschiede zwischen Einzeltieren anhand des Body Conditon Score`s (BCS) zu berücksichtigen (Abb. 7). Dabei ist BCS 3 anzustreben. Die Kalbinnen sollten nicht zu fett und nicht zu mager sein. Die Darstellungen 1 und 5 zeigen Tiere, von denen keine vitalen Kälber erwartet werden können, bzw. Geburtsprobleme vorprogrammiert sind.

6.2 Allgemeine Hygiene Maßnahmen Zu den routinemäßigen Hygienemaßnahmen gehört neben der regelmäßigen Klauenpflege, die nicht zu dicht, d.h. möglichst mindestens 4 Wochen vor der Geburt durchgeführt werden sollte, auch eine wiederholte Euterkontrolle in der Trockenstehzeit. Darüber hinaus sind eventuelle Herdenimpfungen gegen einschlägige Bestandskrankheiten rechtzeitig durchzu-führen, um die Antikörperproduktion für das Kollostrum zu nutzen. Außerdem muss unbedingt eine Abkalbebox vorbereitet werden. Die Einstreu bzw. Bodenbeschaffenheit hat trittsicher und sauber zu sein. Die Größe sollte 10 m2/Kuh nicht unterschreiten. Sie darf nicht als Krankenstall genutzt werden. Bei Vorliegen eines besonderen Keimdruckes ist vor dem Belegen zu entmisten und zu desinfizieren. Die Kalbinnen sind vor der Geburt zu reinigen bzw. zu waschen. Bei der Geburtshilfe müssen allgemeine Hygieneregeln beachte werden. Dazu gehört vor allem die Verwendung von gereinigten und desinfizierten Geburtshelfern.

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Abb. 7 BCS - Kondition von Milchkühen

1

Hochgradigabgemagert

5

Hochgradigverfettet

3

Knochenvorsprüngegut abgedeckt

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6.3 Maßnahmen zur Steigerung der Abwehrkräfte unmittelbar nach der Geburt Da Kälber praktisch ohne eigene Abwehrkräfte geboren werden, ist die passive Immunisierung über die Biestmilch oberstes Gebot. Diese sollte unbedingt bis zu 3 Stunden nach der Geburt verabreicht werden, da die Absorbierbarkeit der Immunglobine durch die Darmwand des Kalbes nur in den ersten Stunden besonders groß ist und nach einem Tag praktisch nicht mehr gegeben ist. Die Biestmilch ist in Abhängigkeit von der Stimulierung und Versorgung sowie Alter der Kühe besonders reich an Immunglobulinen. Wie aus Abb. 8 zu entnehmen ist, nimmt der Gehalt der Immunglobuline jedoch von Gemelk zu Gemelk rapide ab.

Zur Immunisierung der Kälber sind daher nur die ersten 2 – 3 Gemelke nach dem Kalben brauchbar. Für Notfälle ist zu empfehlen, Biestmilch aus Erstgemelkten einzufrieren und im Bedarfsfall wieder aufzutauen. Zu diesem Zweck ist vorzugsweise Biestmilch älterer Kühe (ab 2ter Laktation) und nach ausreichend langer Trockenstehzeit (8 Wochen) zu verwenden. Biestmilch aus kranken Eutern ist nicht brauchbar. Zusätzlich zur Biestmilch sollte die Immunisierung vor allem bei Problembetrieben durch den Einsatz immunstimulierender Präparate (z.B. RoCoSal plus Kälberpaste), die dem Kalb direkt nach der Geburt ggf. bis zum 5. Tag über das Maul verabreicht wird, unterstützt werden. Das Produkt RoCoSal enthält Antikörper gegen Rota-, Cornavieren, Coli-Keime, Clostridium perfringens und Crypto-sporidien etc. Durch seinen hohen Gehalt an Vitaminen stimuliert es zusätzlich die Entwicklung des Abwehrmechanismus. Außerdem kann die Biestmilch durch den Zusatz von Gerinnungshilfen, Spurenelementen und Vitaminen z.B. Vilosan Elektrolyt aufgewertet und angereichert werden. Dadurch wird die Verdauung erleichtert und zusätzlich die aktive Immunisierung gefördert.

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26.01.2006

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Immunoglobulin G concn, mg/ml

Abb. 8: Konzentrationsabfall der Immunglobuline in der Biestmilch

(60 HF Kühe,nach Levieux and Ollier 1999)

Gemelk

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6.4 Maßnahmen zur Förderung der frühen Pansenentwicklung und bedarfsgerechten Versorgung Nach neustem Kenntnisstand und Untersuchungen aus den USA, die von der BAMN (Bovine Alliance on Management and Nutrition) veröffentlicht wurden, sollten den Kälbern neben der Milchtränke so früh wie möglich, also bereits ab der ersten Woche stärkereiches Kraftfutter angeboten werden. Dem liegt zugrunde, dass in dem genannten Versuch (Abb. 9) Pansenzotten und Pansenwandstärke wesentlich besser und früher durch die Kombination aus Milch und Kraftfutter als durch Milch und Heu ausgebildet waren. Die Erklärung dieses Ergebnisses wird in der Produktion von mehr Butter- und Propionsäure durch Stärke und deren Stimulierung auf das Mikrobenwachstum gesehen. Die reine Heu- bzw. Phosphor-versorgung fördert dagegen ausschließlich das Volumen des Vormagens.

Die Empfehlung der BAMN, Heu erst nach dem Ende der Milchtränkephase anzubieten kann nicht uneingeschränkt übernommen werden, da die Kälber dann aus Strukturmangel verschmutzte Einstreu aufnehmen und die Gefahr einer Clostridieninfektion vergrößert wird. Wir schließen uns daher den Empfehlungen von Herrn N. Heiting (Haus Riswick) an: „Man kann das eine tun, braucht das andere aber nicht zu lassen.“ Unsere Empfehlung lautet: Verabreichung eines stärkereichen Frühstarters bereits ab 2. Lebenstag und ausreichende Versorgung mit hygienisch einwandfreiem Rauhfutter (gutes Heu oder TMR) ab 2. Lebenswoche. Der verwendete Frühstarter sollte einen hohen Energiegehalt (mind. 10,8 MJ ME ) aufweisen, mindestens 18-20 % Rohprotein und einen hohen Gehalt an leicht verdaulichen Kohlenhydraten (aufgeschlossene Stärke) enthalten. Außerdem sollte er bedarfsgerecht mineralisiert sein (1,2 % Ca, 0,7 % P, 0,2 % Na, 0,15 % Mg) und hoch

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26.01.2006

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Abb. 9: Entwicklung der Pansenwand inAbhängigkeit von der Fütterung

4 Wochen alt . . . . . 12 Wochen alt

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ausgestattet sein mit allen Vitaminen (insbes. B-Vitamine) und Spurenelementen. Zusätzlich sollte zur Abpufferung des Pansenmilieus ca. 1,5 % Natriumbicarbonat zugesetzt werden. Der Einsatz eines Probiotikums oder Prebiotikums ist ebenfalls empfehlenswert. Als Komponenten kommen vor allem Getreide (Weizen, Triticale, Roggen, Mais) und aufgeschlossener Mais und Weizen infrage. Diese Komponenten sollten den überwiegenden Teil des Frühstarters ausmachen. Als Eiweißträger sind insbesondere Sojaextraktionsschrot und/oder getoastete Sojabohnen empfehlenswert. Weitere erwünschte Komponenten sind Lein- extraktionsschrot (-kuchen) und kleine Anteile an Pflanzenfett. Ganze Leinsamen sollten nur nach Einweichen und Aufkochen Verwendung finden. So aufbereitet ist mit der gewünschten Diät-Wirkung zu rechnen. Mögliche Komponenten sind auch Palm (-schrot/-kuchen), Maiskleberfutter und Raps (-extraktionsschrot). Eine Besonderheit stellt die Fütterung heiler Maiskörner dar. Diese wird mit Erfolg seit einigen Jahren in der Praxis angewendet. Wissenschaftliche Untersuchungen über die Verdauungsabläufe liegen bis heute nicht vor. Es wird vermutet, dass bei jungen Kälbern (bis 3 Monate alt) der sehr kleine Übergang vom Labmagen zum Dünndarm ein Ausscheiden ganzer Maiskörner verhindert. Dies scheint aus unserer Sicht jedoch sehr unwahrscheinlich, da es nicht erklärt, wie der Zerkleinerungsprozess abläuft. Die positiven Wirkungen dieser Fütterung auf den Gesundheitsstatus und die Kotkonsistenz der Kälber werden durch Rückmeldungen aus der Praxis jedoch immer wieder bestätigt. Bei älteren Kälbern werden die Maiskörner nicht mehr verdaut. Spätestens, wenn die ersten heilen Maiskörner im Kot erscheinen, ist mit dieser Art der Fütterung aufzuhören. Neben dem Kraft- und Rauhfutter hat auch die Milchtränke und die Art und Weise Ihrer Verabreichung einen Einfluss auf den Verlauf der Pansenentwicklung. Viele kleine Portionen Tränke, verteilt über den Tag, regen die vermehrte Aufnahme von festem Futter an und fördern so den Verlauf der Entwicklung. Hier ist der Einsatz von Tränkesystemen mit Transponder vorteilhaft im Vergleich zur konventionellen Eimer-Nuckeltränke. Als Tränkearten kommen verschiedene Varianten (warme Vollmilchtränke, warme süße MAT-Tränke, angesäuerte Warmtränke und saure Kalttränke) infrage. Die „warme Vollmilchtränke“ sollte mit einer Temperatur von 38°C verabreicht werden. Eine Ansäuerung auf einen pH-Wert von 4,8 mit 10-30 ml 10%iger Ameisen- oder Zitronensäure je Liter ist hier empfehlenswert. Ebenso können Vollmilchergänzer oder andere Gerinnungshilfen (z.B. Vilosan Elektrolyt) verwendet werden. Die „warme, süße MAT-Tränke“ ist ebenfalls mit 38°C zu vertränken. Hier steht eine große Bandbreite von Nullaustauschern und magermilchhaltigen Produkten zur Verfügung. Besonders zu empfehlen sind „angesäuerte Warmtränken“, die handhabungstechnisch sehr einfach anzurühren sind und keiner weiteren Zusätze bedürfen. Neben den höherwertigen magermilchhaltigen Produkten haben sich auch hochwertige Nullaustauscher, die ohne milchfremde Eiweißträger nur mit Molkeneiweiß hergestellt sind, bewährt. Der Einsatz milchfremder Eiweißträger wie z.B. Sojaproteinkonzentrat, Weizen-eiweißhydrolysat und Kartoffeleiweiß ist unter Einschränkung möglich, jedoch besonders in Bezug auf die Immunisierung der Kälber negativ zu sehen.

Letztlich ist auch der Einsatz von „sauren Kalttränken“, die vorzugsweise als Nullaustauscher angeboten werden, möglich. Technisch sind hierbei sehr einfache Lösungen als Vorratstränke möglich.

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Besonderen Einfluss auf die Pansenentwicklung hat auch die Versorgung mit einwandfreiem Tränkwasser. Während bei freiem Zugang zum Wasser anfänglich nur wenig Wasser zusätzlich aufgenommen wird, steigt der Wasserkonsum mit zunehmender Kraft- und Rauhfutteraufnahme deutlich an und erreicht am Ende der Milchtränkephase ca. 10 l täglich. Die Festfutteraufnahme ist eng mit zusätzlicher Wasseraufnahme verbunden und wird ggf. dadurch limitiert. Somit hat die Wasserversorgung einen großen Einfluss auf die Pansenentwicklung und ist sehr wichtig. Da kranke Kälber zunächst die Wasseraufnahme einschränken, kann dies auch zur Früherkennung genutzt werden. Wann welche Futtermittel in welchen Mengen zu verabreichen sind, geht aus dem Tränkeplan (Abb. 10) hervor. Hierbei ist ein verkürztes Tränkeverfahren von ca. 8 Wochen, bei dem etwa insgesamt 30 kg eines hochwertigen MAT verbraucht werden, zu empfehlen. Die Begrenzung der Milchtränkephase auf 8 Wochen ist anzustreben, um die Kraft- und Rauhfutteraufnahme zu fördern und damit die Pansenentwicklung voranzutreiben.

6.5 Verhinderung eines Wachstumsknicks nach dem Absetzen Dieses Phänomen wird beobachtet, wenn Kälber von der Milch abgesetzt werden, die noch keinen vollfunktionsfähigen Pansen besitzen und nicht genügend Kraftfutter aufnehmen. Es ist wichtig, dass die Kälber beim Absetzen mindestens 1,5 kg Kraftfutter/Tag aufnehmen. Außerdem ist in diesem Zusammenhang die Ausstattung des Kraftfutters mit Vitaminen insbesondere auch B-Vitaminen von entscheidender Bedeutung. In diese Phase fällt auch die Umstellung der Fütterung auf Komponenten der späteren Nutzungsrichtung Zucht oder Mast.

Kälberaufzucht mit Erfolg

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Folie 42

26.01.2006

Dr. Eckhardt

Tränke Frühstarter Kälberauf-zuchtfutter

Grundfutter*

WasserLebens-woche

1Biestmilch+ VILOSANElektrolyt

- -Selbst-tränke

reduzierteMAT-Fütterung(max. 6l)

zur freienAufnahme -

zur freienAufnahme

Selbst-tränke

Absetz-phase

zur freienAufnahmebis ca. 1,5 kg

-Selbst-tränke

-bis ca. 1,5 kg zur freien

AufnahmeSelbst-tränke

- -

zur freienAufnahmebis ca. 2 kg

Selbst-tränke

2-6

7-8

9-10

11-16

zur freienAufnahme

zur freienAufnahme

zur freienAufnahme

zur freienAufnahme

Abb. 10 Fütterungsplan (Angaben für die tägliche Versorgung) Verkürzte Tränkeperiode

* Besonders gute Qualität (zunächst Heu oder TMR)

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Die Umstellung sollte in jedem Fall schrittweise und nicht abrupt erfolgen. Kälberstarterfutter sind noch 1-2 Wochen über den Absetzzeitpunkt hinaus beizubehalten. Erst dann kann in der Zucht auf Kälberaufzuchtsfutter und in der Mast auf Fresserfutter umgestellt werden. Während in der Zucht normalerweise die Versorgung mit strukturierter Rohfaser über Grassilage oder TMR abgedeckt ist, sind in der Fresserfütterung oft Defizite zu verzeichnen. Die Gabe von etwas Stroh, Grassilage oder Heu zur Maissilage und einem energiereichen Fresserfutter ist hier angezeigt. Die Fresserfütterung mit ihrem Anspruch, bereits hohe Tageszunahmen zu realisieren, erfordert ein speziell konzipiertes Kraftfutter. Der Energie-gehalt sollte bei etwa 12 MJ ME/kg liegen. Der Rohproteingehalt muss Defizite von Mais ausgleichen und darf 20-22 % nicht unterschreiten. Die Verwendung von hochverdaulichen Nährstoff- und Energieträgern ist selbstverständlich. Der Stärkegehalt muss der Qualität der eingesetzten Maissilage angepasst werden. Der Gefahr einer Acidose ist zusätzlich durch den Einsatz von Natriumbicarbonat zu begegnen. Der hohe Energiegehalt kann durch geschütztes Fett realisiert werden. Die Mineralisierung richtet sich nach den Bedarfszahlen der Bullenmast und muss auf die Gesamtration ausgerichtet sein. Auch hier ist der Zusatz von B-Vitaminen zu empfehlen. Pro- und Prebiotica können leistungsfördernde Effekte bringen und sind ebenfalls empfehlenswert. 6.6 Optimierung der Haltungsbedingungen Insbesondere in Hinblick auf die Atemwegs- und Durchfallerkrankungen, deren Ursache unter anderem auch in den Haltungsbedingungen liegen, sind deutliche Fortschritte durch Schaffung optimaler Bedingungen zu erreichen. Wo es möglich ist, sollten die Kälber räumlich getrennt von der Kuhherde einzeln aufgestallt werden (nicht im gleichen Luftraum). Ideal ist die Aufstallung in Iglus mit sauberer trockener Einstreu und einem Mikroklima ohne Zugluft aber mit hohem Luftaustausch für mind. 2 Wochen. Im Liegebereich gilt als optimal: Lufttemperatur max. 25 °C min. 10 °C bis 10. Lebenstag min. 5 °C ab 10. Lebenstag relative Luftfeuchte 60 –80 % max. Schadgaskonzentration Ammoniak (NH3) 20 ppm Kohlendioxid (CO2) 300 ppm Schwefelwasserstoff (H2S) 5 ppm Die Gruppenaufstallung ist im Rein-Raus-Verfahren zu gestalten. Dabei dürfen keine kranken Kälber aufgestallt werden. Zukaufkälber müssen zunächst in Quarantäne gehalten werden. Eine Aufstallprophylaxe ist empfehlenswert. Die Boxengrößen sollten ein Wohlbefinden der Kälber und genügend Bewegungsraum gewährleisten (Beachten der Kälberhaltungsver-ordnung). Nach augenblicklicher Lehrmeinung und Erfahrungsberichten sind Kaltställe gegenüber Warmställen vorzuziehen.

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6.7 Prophylaktische Impfungen Bestandsprobleme können auch auftreten durch infektiöse pathogene Erreger. Hier sind neben den haltungs- und fütterungsoptimierenden Maßnahmen durchaus Bestandsimmunisierungen durch Impfungen angezeigt. Zur Zeit sind Impfstoffe gegen IBR (infektiöse bovine Rhinotrachitis), Rota-Corona-Viren, Coli-Bakterien, BVD (Bovine Virus Diarose, Salmo-nellen und Rindergrippe vorhanden. Der effektivste Impfzeitpunkt sollte in Zusammenarbeit mit dem Tierarzt festgelegt werden. Dazu ist ein Impfplan aufzustellen und einzuhalten. 7. Ausblick auf erfolgversprechende Futterzusätze und Produkte Mit dem Verbot der antibiotischen Leistungsförderer steht auch in der Kälberaufzucht eine Zusatzstoffgruppe, die durchaus effektiv war, nicht mehr zur Verfügung. Dennoch verfügen wir über ein umfangreiches Angebot von Zusatzstoffen und Produkten, die ebenfalls sinnvoll und effektiv in der Fütterung der Kälber und anderer Tiere eingesetzt werden können (Übersicht 1). Elektrolytmischungen sind aus der Praxis kaum wegzudenken und erfüllen eine wichtige Aufgabe in der Aufstallprophylaxe von Zukaufkälbern, bei der Behandlung von Durchfällen und zur Stabilisierung des Säuren-Basenhaushaltes. Neben den Elektrolyten (Na, Cl, K) spielt hier die Dextrose und Natriumbicarbonat eine wichtige Rolle. Immunglobulinpräparate können durchaus sinnvoll sein, um den Kälbern einen guten Lebensstart zu ermöglichen und um die passive Immunität gegen bestimmte infektiöse Erreger zu gewährleisten. Mineralstoff- und Vitaminpräparate sind einerseits notwendig zur Bedarfsdeckung für normale Stoffwechselvorgänge und Wachstum. Sie haben aber auch Sondereffekte bei der Ausbildung der Immunabwehr (aktive Immunisierung). Große Bedeutung haben sie für den Säure-Basenhaushalt von Trockenstehern. Ein besonderes Diskussionsthema stellen die zahlreichen Mischungen aus Kräutern und Kräuterextrakten dar. Sie können teilweise durchaus antibiotische Wirkungen aufweisen, wobei der Wirkungsmechanismus oft auf einem Gleichgewicht zwischen anti- und pronutritiver Vorgängen beruht. Die Effekte beziehen sich sowohl auf die Mikroflora als auch auf den intermediären Stoffwechsel der Tiere. Das Spektrum der Wirkungen reicht von sekretionsfördernd bzw. -hemmend, schleimbildend, appetitanregend, reizmildernd, astringierend bis harntreibend. Insgesamt sind bei vielen Produkten durchaus positive Effekte oder zumindest stabilisierende Effekte auf Verdauung und Organismus zu erwarten, auch wenn dies nicht immer durch Versuchsergebnisse bestätigt wird. Rechtlich sind diese Stoffe mit Ausnahme heiler Kräutermischungen nur als Appetitanreger z.Zt. zugelassen. Als Probiotica stehen z.Zt. drei Gruppen von Produkten zur Verfügung (versporte Bakterien, Milchsäurebakterien und Hefen). Die Wirkung wird ausschließlich auf den Verdauungstrakt beschränkt und liegt in der positiven Beeinflussung der Verdauungsflora. Es liegen auch hier Versuchsergebnisse, die die Wirksamkeit belegen, vor. Insbesondere in Problembetrieben kann der Einsatz empfohlen werden. Aufgrund des Wirkungsprinzips und der Stabilität der Produkte ist in gepressten Futtermitteln den versporten Produkten der Vorzug zu geben. Im MAT sprechen die Löslichkeitspräferenzen und das Wirkungsprinzip evtl. für Milchsäurebakterien. Versuchsergebnisse lassen aber auch Hefen als gleichwertige Alternative zu.

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Auch Prebiotika kommen verstärkt in die Diskussion. Hier handelt es sich im wesentlichen um verdauliche Oligo- und Polysaccharide die einerseits die Bakterienflora im Verdauungstrakt positiv beeinflussen können (Förderung der Bifidobakterien und Milchsäurebildung) und die andererseits immunstimulierende Wirkungen aufweisen. Auch diese Produkte bieten sich als verdauungsstabilisierende und immunstimulierende Zusätze im Kraftfutter und/oder Milchaustauscher an. Jedoch auch hier ist im Einzelfall die rechtliche Zulassung kritisch zu hinterfragen. Teilweise sind auch diese Produkte nur als Appetitanreger zugelassen. Darüber hinaus sollten bei der Konzeption von Spezialprodukten (MAT, Frühstarter, Elektrolytmischungen etc.) Emulgatoren und Geliermittel berücksichtigt werden. Hier ist besonders an den Zusatz von Lecithin, Pektin und Johannisbrotkernmehl zu denken. Weiter sind noch die Konservierungsstoffe und Säureregulatoren zu nennen. Insbesondere die organischen Säuren (z.B. Ameisen-, Propion-, Essig- und Zitronensäure) sind effektive Zusätze für die Milchtränke, um Verdauungsproblemen vorzubeugen. Sie wirken verdauungsfördernd und reduzieren die unerwünschte Keimflora. Der Einsatz von Natriumbicarbonat ist vor allem in Kraftfutter zur Abpufferung des pH-Wertes von Bedeutung. Unter bestimmten Voraussetzungen kann dies aber auch im MAT sinnvoll sein. Literaturangaben sind beim Autor erhältlich. Auszug aus der anschließenden Diskussion mit dem Autor: Frage 1: Warum sollte die TMR für die laktierenden Kühe nicht an die Kälber gefüttert

werden? Antwort: Es fehlen in der Kälberfütterung erwünschte Komponenten. Des weiteren wird

nicht genug Stärke und Rohfaser über die TMR für laktierende Kühe bereitgestellt. Frage 2: Gibt es Leistungsunterschiede zwischen dem Einsatz von Süss- oder

Sauertränken? Antwort: Es gibt keine Unterschiede, wenn die Tränkeverfahren gut eingesetzt werden.

Unterschiede in der Nährstoffverwertung liegen nicht vor. Die Sauertränke hat sich durchgesetzt.

Frage 3: In der von Ihnen zitierten amerikanischen Studie wurde die Darmzottenausbildung

untersucht. Ist die Darmflora ebenfalls untersucht worden ? Antwort: Es wurde die anatomische Veränderung beschrieben. In der Untersuchung fehlt

leider eine Aussage zu einem kombinierten Einsatz von Heu und stärkereichen Futtermitteln.

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Übersicht 1 Erfolgsversprechende Futterzusätze und Produkte Kategorie Produktempfehlung Wirksame Bestandteile Wirkungsprinzip Einsatzempfehlung Beurteilung der Not-

wendigkeit in der Praxis I. Elektrolyt-mischungen

Vilosan-Elektrolyt Elektrolyte (Na, K, Cl); Dextrose, Natriumbicarbonat

Ausgleich von Elektrolytverlusten bei Durchfall. Regulierung des Säure-Basenhaushaltes

- Aufstallprophylaxe bei Zukaufkälbern - Verabreichung in Kombination mit MAT bei Durchfallsymptomen - Sicherheitszusatz zu Vollmilch

sollte auf jedem Betrieb zur Verfügung stehen

II. Immunglobulin-präparat

z.B. RoCoSal Plus Kälberpaste

Immunglobuline (speziell wirksam gegen Rota-Coronaviren, Coli-Keime, Clostridiumperfringens, Salmonellen, Kryptosporidien)

Antikörperreaktion vom 1. bis 5. Tag jedem Kalb einzeln verabreichen

insbesondere bei Betrieben mit erhöhten Kälberaufzucht-Problemen zu empfehlen

III. Mineralstoff- und Vitaminpräparate

11430 Viloprem 4000 17025 Prelac Rind 17022 Prelac Spezial Rind 15050 Vilomin Eisen-Top

- Mineralstoffe incl. Spurenelemente - Vitamine

- Bedarfsdeckung für Ansatz und Stoffwechselfunktionen - Co-Enzymfunktionen - Wirkung auf Säure-Basenhaushalt - Unterstützung der Immunabwehr

- Trockensteher gezielt versorgen - Ergänzung zu Vollmilch

In Abhängigkeit von der Ration zur Schließung von Bedarfs-lücken unumgänglich

IV. Mischungen aus Kräutern und Kräuterextrakten

Digestarom, Sangrovit, Crinarom, Pulmovit, Oregano, Vilo-Kräuter

ätherische Öle, Gewürze, Tanin, Alline etc.

sekretionsfördernd bzw. -hemmend, antibiotisch, schleimbildend, appetit-anregend, reizmildernd, betäubend, harntreibend => postive Wirkung auf Verdauung und Atemwege

als Zusatz im MAT und/oder KAF

z.Z. nur als Appetitanreger erlaubt. In Abhängigkeit von der Produktkonzeption durchaus sinnvoll und effektiv.

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Kategorie Produktempfehlung Wirksame Bestandteile Wirkungsprinzip Einsatzempfehlung Beurteilung der Not- wendigkeit in der Praxis

V. Probioticapräparate Bio-Plus 2B, Milchsäurebakterien, Lebendhefe, Toyocerin

Lebende Mikroorganismen - Beeinflussung der Mikrobenzusammensetzung im Verdauungstrakt - Förderung positiver Keimflora - Hemmung negativer Keimflora

als Zusatz im MAT und/oder KAF

Als Stabilisator insbesondere für Problembetriebe empfehlenswert - im gepressten KAF vorzugsweise Toyocerin oder BioPlus 2B - im MAT evtl. Löslichkeitspräferenzen für Milchsäurebakterien

VI. Prebiotica-Präparate Bio-MOS, Techno-MOS, Macroguard, Anta-sweet, Igalac, Inulin etc.)

- Oligosaccharide - Lactulose

- Nährsubstrat für Mikroorganismen - Immunstimulierend ?

als Zusatz im MAT und/oder KAF

Teilweise nur als Appetitanreger zugelassen. Ansonsten als Verdauungsstabi-lisator und evtl. zur Immun-stimulierung geeignet.

VII. Emulgatoren und Geliermittel

- Lecithin - Pektin - Johannisbrotkernmehl

Emulgierend, gelierend, aufsaugend

Zusatz in Elektrolytmischungen und speziellen MAT

für Problembetriebe durchaus sinnvoll

VIII. Konservierungs-stoffe und Säureregulatoren

- organische Säuren - Na-bicarbonat

- Keimtötende Wirkung - PH-regulierend - Wirkung auf Säure-Basenhaushalt

Zusatz in MAT bzw. Vollmilch und KAF

Einsatz organischer Säuren sehr sinnvoll in MAT und Vollmilch Na-bicarbonat vor allem in KAF von Bedeutung.