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Schutz vor COPD-Exazerbation Spaziergänge als „Lungentraining“ COPD-Patienten können aktiv gegen eine akute Exazerbation „angehen“: mit regelmäßigen Spaziergängen, die gar nicht sehr lang ausfallen müs- sen. Drei Kilometer am Stück, und das dreimal wöchentlich, genügen. - Wer an einer chronischen Obstrukti- on der Atemwege ( COPD) leidet, neigt dazu, sich körperlich zu schonen: 64% seiner wachen Zeit verbringt der durch- schnittliche COPD-Patient auf dem Sofa oder im Bett. Längere Spaziergänge oder gar sportliche Aktivität sind die Aus- nahme. Dabei täten die Betroffenen gut daran, ihren Körper und damit auch ihre Lunge regelmäßig zu trainieren, wie eine neue Untersuchung belegt. An der Studie von Dr. Cristóbal Este- ban und Kollegen vom Hospital Galda- kao-Usansolo in Bizkaia nahmen 543 Patienten teil, die seit mindestens sechs Monaten wegen COPD in Behandlung waren. Ihre FEV 1 lag unter 80% des vor- hergesagten Werts, der FEV 1 V V /FVC-Quo- tient unter 70%. Wie die Forscher berichten, genügte schon sehr moderate, dafür aber regel- mäßige Aktivität wie dreimal wöchent- liche Spaziergänge über jeweils drei Ki- lometer, um die Rate der Klinikeinwei- sungen signifikant zu senken. Wer sich dagegen selten körperlich betätigte, war deutlich anfälliger für schwere Sympto- me: Diese Patienten mussten innerhalb von drei Jahren etwa doppelt so häufig wegen einer COPD-Exazerbation ins Krankenhaus wie Teilnehmer, die regel- mäßig Sport trieben (OR = 1,90). Offenbar rächte es sich auch, wenn Teilnehmer von einem hohen Aktivitäts- level auf ein niedrigeres abfielen: In die- sem Fall erhöhte sich die Wahrschein- lichkeit einer COPD-bedingten Hospi- talisation um den Faktor 2,13. Die zugrunde liegenden Mechanis- men erklären die Autoren so: In einem aktiven Organismus spielen sich weniger Entzündungen ab. Vermutet wird auch ein Einfluss auf die Lungenphysiologie: Wer sich regelmäßig bewegt, sorgt für vermehrten Gasaustausch. Auch der maximale exspiratorische Druck wird nach Esteban et al. wegen der Stärkung der Atemmuskulatur erhöht. Der positive Effekt des Trainings er- streckt sich über alle Schweregrade der COPD. Vor allem auch Patienten mit ausgeprägter Kurzatmigkeit rät Esteban zu regelmäßigen Spaziergängen. eo Esteban C et al. Respirology 2014; 19: 330–338; doi: 10.1111/resp.12239 AKTUELLE MEDIZIN KONGRESSBERICHTE Auch ohne Rauchen Kindern mit schwerem Asthma droht spätere COPD Schweres Asthma im Kindesalter erhöht offenbar das Risiko, später eine COPD zu entwickeln. - Die Ursprünge einer COPD reichen in vielen Fällen Jahrzehnte zurück – und sind oſt nicht mit Zigarettenkonsum ver- bunden. Australische Wissenschaſtler konnten jetzt einen seit Langem ver- dächtigten Risikofaktor für die Entwick- lung der chronischen Atemwegsob- struktion bestätigen: Asthma im Kin- desalter. Wie Andrew Tai und Kollegen vom Women’s and Children’s Hospital in Adelaide betonen, sind es allerdings nur die schweren Asthmafälle, bei denen die Wahrscheinlichkeit einer späteren COPD unabhängig vom Rauchen nach- weislich steigt. Zeigen konnten die For- scher dies an 479 Teilnehmern aus der Melbourne-Kohorte (Jahrgang 1957), die vom siebten bis zum 50. Lebensjahr beobachtet wurden. Zu Beginn hatten 105 der Kinder keinerlei Asthmasymp- tome, bei 178 berichteten die Eltern über chronische Bronchitis mit Wheezing. In- termittierendes oder persistierendes Asthma war bei 113 Kindern diagnosti- ziert worden; schweres Asthma schon vor dem dritten Lebensjahr bei 83. Im Alter von 50 Jahren konnte man bei 197 Teilnehmern die Lungenfunkti- on prüfen: Eine COPD wurde dabei bei 28 Probanden nachgewiesen, davon hat- te nur gut die Hälſte (57%) jemals ge- raucht. Von den ehemals schweren Asth- matikern waren 44% später an COPD er- krankt, von den übrigen Asthmatikern 16%. In den Gruppen mit Wheezing be- traf die spätere COPD nur 4–7%. eo Tai A et al. Thorax 2014; online 19. März; doi: 10.1136/thoraxjnl-2013-204815 © Charles Gullung / imagesource 24 MMW-Fortschr. Med. 2014; 156 (7)

Kindern mit schwerem Asthma droht spätere COPD

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Page 1: Kindern mit schwerem Asthma droht spätere COPD

Schutz vor COPD-Exazerbation

Spaziergänge als „Lungentraining“COPD-Patienten können aktiv gegen eine akute Exazerbation „angehen“: mit regelmäßigen Spaziergängen, die gar nicht sehr lang ausfallen müs-sen. Drei Kilometer am Stück, und das dreimal wöchentlich, genügen.

−Wer an einer chronischen Obstrukti-on der Atemwege (COPD) leidet, neigt dazu, sich körperlich zu schonen: 64% seiner wachen Zeit verbringt der durch-schnittliche COPD-Patient auf dem Sofa oder im Bett. Längere Spaziergänge oder gar sportliche Aktivität sind die Aus-nahme. Dabei täten die Betro� enen gut daran, ihren Körper und damit auch ihre Lunge regelmäßig zu trainieren, wie eine neue Untersuchung belegt.

An der Studie von Dr. Cristóbal Este-ban und Kollegen vom Hospital Galda-kao-Usansolo in Bizkaia nahmen 543

Patienten teil, die seit mindestens sechs Monaten wegen COPD in Behandlung waren. Ihre FEV1 lag unter 80% des vor-hergesagten Werts, der FEV1hergesagten Werts, der FEV1hergesagten Werts, der FEV /FVC-Quo-tient unter 70%.

Wie die Forscher berichten, genügte schon sehr moderate, dafür aber regel-mäßige Aktivität wie dreimal wöchent-liche Spaziergänge über jeweils drei Ki-lometer, um die Rate der Klinikeinwei-sungen signi� kant zu senken. Wer sich dagegen selten körperlich betätigte, war deutlich anfälliger für schwere Sympto-me: Diese Patienten mussten innerhalb von drei Jahren etwa doppelt so häu� g wegen einer COPD-Exazerbation ins Krankenhaus wie Teilnehmer, die regel-mäßig Sport trieben (OR = 1,90).

O� enbar rächte es sich auch, wenn Teilnehmer von einem hohen Aktivitäts-level auf ein niedrigeres ab� elen: In die-

sem Fall erhöhte sich die Wahrschein-lichkeit einer COPD-bedingten Hospi-talisation um den Faktor 2,13.

Die zugrunde liegenden Mechanis-men erklären die Autoren so: In einem aktiven Organismus spielen sich weniger Entzündungen ab. Vermutet wird auch ein Ein� uss auf die Lungenphysiologie: Wer sich regelmäßig bewegt, sorgt für vermehrten Gasaustausch. Auch der maximale exspiratorische Druck wird nach Esteban et al. wegen der Stärkung der Atemmuskulatur erhöht.

Der positive E� ekt des Trainings er-streckt sich über alle Schweregrade der COPD. Vor allem auch Patienten mit ausgeprägter Kurzatmigkeit rät Esteban zu regelmäßigen Spaziergängen. eo ■

■ Esteban C et al. Respirology 2014; 19: 330–338; doi: 10.1111/resp.12239

AKTUELLE MEDIZIN_KONGRESSBERICHTE

Auch ohne Rauchen

Kindern mit schwerem Asthma droht spätere COPDSchweres Asthma im Kindesalter erhöht o� enbar das Risiko, spätereine COPD zu entwickeln.

−Die Ursprünge einer COPD reichen in vielen Fällen Jahrzehnte zurück – und sind o� nicht mit Zigarettenkonsum ver-bunden. Australische Wissenscha� ler konnten jetzt einen seit Langem ver-dächtigten Risikofaktor für die Entwick-lung der chronischen Atemwegsob-struktion bestätigen: Asthma im Kin-desalter. Wie Andrew Tai und Kollegen vom Women’s and Children’s Hospital in Adelaide betonen, sind es allerdings nur die schweren Asthmafälle, bei denen die Wahrscheinlichkeit einer späteren COPD unabhängig vom Rauchen nach-weislich steigt. Zeigen konnten die For-scher dies an 479 Teilnehmern aus der Melbourne-Kohorte (Jahrgang 1957),

die vom siebten bis zum 50. Lebensjahr beobachtet wurden. Zu Beginn hatten 105 der Kinder keinerlei Asthmasymp-tome, bei 178 berichteten die Eltern über chronische Bronchitis mit Wheezing. In-termittierendes oder persistierendes Asthma war bei 113 Kindern diagnosti-ziert worden; schweres Asthma schon vor dem dritten Lebensjahr bei 83.

Im Alter von 50 Jahren konnte man bei 197 Teilnehmern die Lungenfunkti-on prüfen: Eine COPD wurde dabei bei 28 Probanden nachgewiesen, davon hat-te nur gut die Häl� e (57%) jemals ge-raucht. Von den ehemals schweren Asth-matikern waren 44% später an COPD er-krankt, von den übrigen Asthmatikern 16%. In den Gruppen mit Wheezing be-traf die spätere COPD nur 4–7%. eo ■

■ Tai A et al. Thorax 2014; online 19. März; doi: 10.1136/thoraxjnl-2013-204815©

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24 MMW-Fortschr. Med. 2014; 156 (7)