Klaus-Peter Matschke, Münzstätten, Münzer Und Münzprägung Im Späten Byzanz

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Byzanz

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  • Revue numismatique

    Mnzsttten, Mnzer und Mnzprgung im spten ByzanzKlaus-Peter Matschke

    ZusammenfassungZusammenfassung. - Eine detaillierte Analyse der im Umfeld der byzantinischen Miinz- prgung verwendetenBegrifflichkeit fuhrt zu dem Ergebnis, dafi eine klare Unterschei- dung zwischen Munzsttten und Scheideanstalten insptbyzantinischer Zeit nicht erfolgt und ein griechischer terminus technicus fur die Munzsttte in den zur Verfu- gungstehenden Quellen nicht zu finden ist. Vermutet wird, dafi auch in Byzanz noch yor dem Reichsende ein bergang zurMiinzpacht erfolgt, als Zeitpunkt fur diesen Ubergang wird die Burgerkriegsperiode um die Mitte des 14. Jh. zur Diskussiongestellt.

    RsumRsum. - L'analyse du vocabulaire utilis amne conclure qu'il n'y a pas de distinction l'poque tardive entre ateliersmontaires (Munzsttten) et ateliers de purification (Scheideanstalten) et qu'il n'existe pas dans les sources grecquesconnues de terme technique pour dsigner l'atelier montaire. L'auteur met l'hypothse que la frappe montaire a tafferme Byzance aussi, vraisemblablement lors de la guerre civile au milieu du XIVe sicle.

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    Matschke Klaus-Peter. Mnzsttten, Mnzer und Mnzprgung im spten Byzanz. In: Revue numismatique, 6e srie -Tome 152, anne 1997 pp. 191-210.

    doi : 10.3406/numi.1997.2136

    http://www.persee.fr/doc/numi_0484-8942_1997_num_6_152_2136

    Document gnr le 16/10/2015

  • Klaus-Peter MATSCHKE*

    MNZSTTTEN, MUNZER UND MNZPRGUNG IM SPTEN BYZANZ

    (ATELIERS, MONNAYEURS ET FRAPPE MONTAIRE LA FIN DE L'EMPIRE BYZANTIN)

    Rsum. - L'analyse du vocabulaire utilis amne conclure qu'il n'y a pas de distinction l'poque tardive entre ateliers montaires (Munzsttten) et ateliers de purification (Scheideanstalten) et qu'il n'existe pas dans les sources grecques connues de terme technique pour dsigner l'atelier montaire. L'auteur met l'hypothse que la frappe montaire a t afferme Byzance aussi, vraisemblablement lors de la guerre civile au milieu du XIVe sicle.

    N.B. - Le lecteur trouvera une analyse dtaille de l'article, ci-dessous, p. 208-210. Zusammenfassung. - Eine detaillierte Analyse der im Umfeld der byzantinischen Miinz- prgung verwendeten Begrifflichkeit fuhrt zu dem Ergebnis, dafi eine klare Unterschei- dung zwischen Munzsttten und Scheideanstalten in sptbyzantinischer Zeit nicht erfolgt und ein griechischer terminus technicus fur die Munzsttte in den zur Verfu- gung stehenden Quellen nicht zu finden ist. Vermutet wird, dafi auch in Byzanz noch yor dem Reichsende ein bergang zur Miinzpacht erfolgt, als Zeitpunkt fur diesen Ubergang wird die Burgerkriegsperiode um die Mitte des 14. Jh. zur Diskussion gestellt.

    Wie in vielen vergleichbaren Fallen, so erwies sich nach F. Tinnefeld auch im spten Byzanz die Qualitt des Geldes als Seismograph wirt- schaftlicher Erschiitterungen . l Die noch immer grundlegende Studie uber den Zusammenhang zwischen konomischem Niedergang und crise montaire stammt von D. A. Zakythinos und wurde schon im Jahre 1948 verf- fentlicht. 2 Seitdem ist vor allem durch die numismatische Forschung viel getan worden, um die byzantinische Geldentwicklung der letzten 200 Jahre

    * Prof. Dr. Klaus-Peter Matschke, Historisches Seminar der Universitt Leipzig, Augu- stusplatz 9-11, D-04109 Leipzig.

    LE Tinnefeld, Zur Krise des Sptmittelalters in Byzanz. Europa 1400. Die Krise des Sptmittelalters, hrsg. von E Seibt und W. Eberhard, Stuttgart 1984, S. 287.

    2. D. Zakythinos, Crise montaire et crise conomique Byzance du au XVe sicle, L'Hellnisme contemporain 1/2, 194J, S. 162-192, II/2, 1948, S. 150-167. Neudruck : D. Zakythinos, Byzance : tat - Socit - conomie, Londres 1973, Nr. XI.

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    in ihren Grundziigen und in vielen wichtigen Einzelheiten zu erfassen. 3 Durch die systematische Aufbereitung neuer und alter Munzfunde konnte die Anzahl gesicherter Emissionen wesentlich erweitert und die Art und der Zeitpunkt des bergangs zur reinen Silberwhrung genauer bestimmt wer- den. 4 Mit Hilfe verbesserter methodischer Anstze wurde es mglich, intressante Vermutungen uber den Charakter und den Umfang einzelner Emissionen anzustellen. 5 Durch die Kombination schriftlicher mit numis- matischen Quellen zeichnen sich Verbreitungsrume und Verbreitungs- schwerpunkte fur die Miinzen der Palaiologenzeit immer deutlicher ab. 6 Mit M. Hendys Studies in the Byzantine monetary economy 300-1450 ist inzwischen ein sehr viel umfassenderer Briickenschlag von der Numismatik zur Wirtschaftsgeschichte gelungen, als das seinerzeit Zakythinos mglich war. 7 All diese Fortschritte knnen aber nicht dariiber hinwegtuschen, dafi uber die Organisation der sptbyzantinischen Miinzpragung, uber ihre regulren Organisatoren und uber ihre moglichen Nutzniefier bisher prak- tisch kaum etwas bekannt ist.

    Unsicher sind schon ganz elementare Dinge. Sptbyzantinische Miinzpr- gungen sind sowohl in griechischen als auch in lateinischen zeitgenssischen Texten eine durchaus gelufige Sache, sptbyzantinische Miinzsttten werden dagegen nur sehr selten und unkonkret genannt. Die bisher prziseste Information iiber eine solche Miinzsttte stammt aus den Akten des genuesischen Notars Lamberto di Sambuceto in Pera : Am 21.7.1281 verspricht ein gewisser Simone Malocello einem anderen Genuesen namens Lanfranco Roistropo die Ruckerstattung von 278 Hyperpern und 18 keratia ami de sagio, die er von ihm erhalten hat, falls Roistropo nicht die 282 Hyperpern/18 keratia auri de sagio bekommen solte, die ihm Malocello ad zecham Domini Imperatoris de

    3. Vgl. T. Bertel/C. Morrisson, Numismatique byzantine, Wetteren 1978. S. Bendall/ P. J. Donald, The Later Palaeologan Coinage, London 1979. D. M. Metcalf, Coinage in South-Eastern Europe 820-1396, London 1979. P. D. Whitting, Munzen von Byzanz, Miin- chen 1973.

    4. T. Bertel, Moneta veneziana e moneta bizantina, Venezia e il Levante fino al secolo XV, Florenz, 1973, S.l-144. P. WlRTH, Das Ende der byzantinischen Goldwhrung, JNG 25, 1975, S. 113-122. F. Lane/R. Mueller, Money and Banking in Medieval and

    Renaissance Venice I, Coins and Moneys of Account, Baltimore/London 1985, S. 416 ff. S. Bendall, A Copper Assarion of John V and Andronicus IV and the Introduction of the Silver Stavraton, NCirc 96, 1988, S. 311-312 ; P. Grierson, Les premiers stavrata : pices byzantines ou pices provenales, BSFN 1995, S. 1060-1063. Morrisson, Les noms de monnaie sous les Palologues, Geschichte und Kultur der Palaiologenzeit, hrsg. von W. Seibt Wien 1996, S. 155 f.

    5. L. Brunetti, Uber eine Formel zur Berechnung der ungefhren Stempelschlagzahl, JNG 15, 1965, S. 65-74. Morrisson/J. N. Barrandon/J. Poirier, La monnaie d'or byzantine de Constantinople: purification et modes d'altration (491-1354), Cahiers Ernest-Babe- lon 2, Paris 1985, S. 113-187, 201 ff.

    6. 0. Iliescu, L'hyperpre byzantin au Bas Danube du XIe au XVe sicle, RSEE VII, 1961, S. 109-119. V.V. Kropotkin, Klady vizantijskich monet na tenitorii SSSR, Moskau 1962, S. 14, 23f., 31.

    7. M. Hendy, Studies in the Byzantine Monetary Economy 300-1450, Cambridge 1985. Vgl. Rez. A. KAZHDAN, Vizantijskij Vremennik 33, 1972, S. 239-241.

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    Constantinopoli zugewiesen hat. 8 Uber die Verbindung der beiden genuesi- schen Kauf- und Geldleute zur byzantinischen Miinze sollen spter noch ver- schiedene Vermutungen angestellt und begriindet werden. Eine besondere Beziehung zwischen dem byzantinischen Bankier und Kaufmann Konstantin Kritopulos und der hauptstdtischen Prageanstalt deutet sich 150 Jahre spter im Kontenbuch des venezianischen Geschaftsmannes Giacomo Badoer an, der den Namen seines byzantinischen Geschftspartners sehr hufig mit dem Zusatz de la zecha versieht, ohne allerdings nher zu erlutern, was es damit konkrt auf sich hat. 9 Dafi es sich auch bei dieser zecca um die sptby- zantinische Mtinze handelt, ist allerdings kaum zu bezweifeln. Die klassische lateinische/fruhbyzantinische Bezeichnung moneta findet sich in westlichen Quellen des 13. bis 15. Jahrhunderts verschiedentlich zur Kennzeichnung von Munzsttten verschiedener Balkanlnder, in den sptbyzantinischen Texten gibt es m. W. dagegen keine entsprechenden Belege 10.

    Der deutlichste mir bekannte Hinweis auf die sptbyzantinische Mtinze in griechischen Quellen ist kein Urkunden- oder Aktenbeleg, sondern er findet sich in einem erzhlenden Text und hat schon deshalb einen sehr viel weni- ger technischen Charakter. Zu den knappen Informationen des Historikers Nikephoros Gregoras iiber die Wirtschaftspolitik der Regentschaft, die zwischen 1341 und 1346 in der Hauptstadt Konstantinopel und einem Teil des Reiches die Herrschaft ausubt, gehrt auch der Bericht, dafi die geldlie- bende und goldbesessene Kaiserin und Regentin Anna von Savoyen zur Be- streitung dringender und drngender Staatsausgaben sich am Schmuck der Heiligenbilder in den Kirchen vergreift, den sie zu einem Teil verkauft, wh- rend sie den anderen Teil der xwva zufuhrt n. Die Grundbedeutung dieses Wortes ist auch in sptbyzantinischer Zeit das Geschmolzene , die Schmelzung .12 Die davon abgeleiteten bzw. damit in Zusammenhang ste-

    8. G. I. Bratianu, Actes des notaires gnois de Pera et de Caffa de la fin du Xll sicle, Buka- rest 1927, Nr. LXI, S. 107 f.

    9. // Libro dei conti di Giacomo Badoer (Costantinopoli 1436-1440), hrsg. von U. DORINI und T. Bertel, Rom 1956, S. 584, 240 u.a.

    10. Allerdings erscheint dieser Begriff nicht mehr pur, sondern er bedarf augenscheinlich erklrender Zustze. Die Quellen sprechen von fabricatione monet, V. Promis, Statuti dlia colonia genovese di Pera, Miscellanea di Storia italiana 11, Turin 1871, S. 776, von camera mone- tarum (Minzkammer) in Ungarn, Dcrta Regni Hungariae. Gesetze und Verordnungen Ungarns 1301-1457, hrsg. von F. Dry, G. Bonis, V. Bcskai, Budapest 1976, S. 86 u.a., und spter vom monetnyi dvor (Mimzhof) in Rufiland, I.G. Spasski, Dos russische Miinzsystem. Ein historisch- numismatischer Abfi, Berlin 1983, S. 134f., 221. Verwendet wird der Begriff moneta in der Bedeutung Munzsttte auch in Verbindung mit dem Munzort, also ducati argenti monet Constantinopolis, F. BOLLATI Di Saint-Pierre, Illustrazioni dlia spedizione in Oriente di Ama- deo VI (II Conte Verde), Turin 1900, S. 277; ducatus argenti monet Mesembrie, ebd., S. 278 ; moneda de la Tana, Badoer, d. Dorino/Bertel, S. 616. Zu beobachten ist schliefilich eine Einengung des Begriffs speziell auf die Silbermunze, vgl. JlREEK/V. Jagk, Staat und Gesell- schaft im mittelalterlichen Serbien, Leipzig 21974, S. 62 ; Lane/Mueller, Money, S. 417.

    11. Nicephori Gregorae Byzantina Historia, d. L. SCHOPEN, Bd. I-II, Bonn 1829-1830 (im folg. Greg.) XV, 1 : II, S. 748.

    12. E. Mathiopulu-Tornaritu, Klassisches und Klassizistisches im Statuenfragment von Niketas Choniates, BZ 73, 1980, S. 31, Anm. 27 ; vgl. Critobuli Imbriotae Historiae, d. D. R. Reinsch, Berlin/New York 1983, S. 43 ff.

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    henden Begriffe %(ove\)Tfpiov = der Schmelzofen, und xoveuTTic bzw. %oa- veuTc = der Schmelzer finden sich im sog. Statuenfragment des Historikers Niketas Choniates, in dem er seiner Emprung iiber das barbarische Ein- schmelzen wertvoller Standbilder der byzantinischen Hauptstadt und die Nutzung der eingeschmolzenen Metalle zur Munzpragung und zur Herstel- lung von Instrumenten der Kriegsfiihrung zum Ausdruck bringt. 13 Den er- sten der beiden Begriffe verwendet er auch in seinem Geschichtswerk 14 und dieser Begriff mit dem Zusatz %p\)GOX), also Goldschmelzofen, findet sich auch in einer Rede des Johannes Argyropulos aus den letzten Tagen des byzantinischen Reiches und seiner Hauptstadt, 15 whrend mir fur die per- sonenbezogene Begriffsvariante aus der Palaiologenzeit jeder Beleg fehlt. Der Grundbegriff %\ macht dagegen in der Endphase von Byzanz gewisse Erweiterungen durch, die mit der Entwicklung der Produktiv- und Destruktivkrfte im ausgehenden Mittelalter im Zusammenhang stehen. Er wird zum Huttenwerk im Zusammenhang mit der Intensivierung des Berg- baus auf dem Balkan. 16 Er wird zur Kanonengiefierei im Zusammenhang mit dem Bau der neuen effektiven Belagerungswaffen, 17 und er bezeichnet auch die grofien Kanonen selbst, mit denen die Ttirken die Mauern von Konstantinopel sturmreif schiefien lassen 18 In der Verbindung (] ^coveia dient er der Historikerin Anna Komnene im 12. Jahrhundert wohl auch zur speziellen Bezeichnung der (kaiserlichen) Miinzprgeanstalt 19 Und dise Munze knnte auch Gregoras, der Historiker der friihen Palaiologenzeit, gemeint haben, als er iiber die Aktivitten der Regentin berichtete, denn die Alternative zum Verkauf der bezeichneten Wertsachen kann in dieser Situation wohl nur ihre Einschmelzung und anschliefiende Ausmunzung sein. Uber den Umfang der Munzemissionen aus der Zeit der Regentschaft fur den unmundigen Kaiser Johannes V. gibt es sehr kontroverse Auffassun- gen. Whrend T. Gerasimov erkennen zu knnen glaubte, dafi die Prgung von Goldhyperpern zwischen 1341 und 1347 nur unbedeutend gewesen ist, 20 errechnete L. Brunetti ein sehr hohes Emissionsvolumen zumindest fur die Silbermiinzen dieser Priode. 21 Die diesen Berechnungen zugrunde

    13. Nicetae Choniatae Historia, ed. I. Bekker, Bonn 1835, S. 857, 859 ; ed. J.L. van Dieten, Berlin 1975, S. 649f.

    14. Ebd., S. 632. 15. S. Lampros, 'Apyvponovteia, Athen 1910, S. 20, 59. Dafi dieser Zusatz notig ist, zeigt

    eine Briefpassage des Nikephoros Chumnos, in der von einem Tpfer () die Rede ist, eouevo xwv\)xr|pot) 1 , ed. J. F. Boissonade, Anecdota Nova, Paris 1844, Nr. 22, S. 27.

    16. L. Mohler, Aus Bessarions Gelehrtenkreis, Paderborn 1942, S. 448. 17. Critobuli Imbriotae Historiae, ed. Reinsch, S. 44 f. 18. Ducae Historia Tur coby zantina, ed. B. Grecu, Bukarest 1958, S. 309, 321 u.a. 19. Anne Comnne, Alexiade, ed. B. Leib, I-III, Paris 1937-1945 ; V, I, 5-II, 1, 2 : II, S. 10 f.

    D. R. Reinsch, Alexias/Anna Komnene, Kln 1996, S. 166, iibersetzt : Schmelzofen der kaiserlichen Miinze.

    20. T. Gerasimov, Les hyperpres d'Anne de Savoie et de Jean V Palologue, Byzantino- bulgarica 2, 1966, S. 335.

    21. L. Brunetti (mit T. Bertel), Sulla Quantit di Monet d'Argento Emesse Sotta Anna di Savoia, Impratrice di Bisancio (1341-47), RIN 11, 1963.

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    liegenden methodischen Anstze und ihre praktischen Ergebnisse sind jedoch von D. Metcalf und P. Grierson mit einer gewissen Skepsis aufge- nommen worden. 22 Dafi die Umwandlung von Gold- und Silbergeld in Luxusgegenstnde whrend des Friedens, ihre Riickwandlung in Barren und Miinze aber nur in sturmvollen Zustnden vorwiegt , ist allerdings auch schon eine ziemlich alte Erkenntnis. 23

    In der deutlichen Hinweisung auf die byzantinische Munzsttte erscheint der Begriff xcovea bzw. %G)V\)TTpiov fur die Palaiologenzeit, wie gesagt, nur noch einmal bei Johannes Argyropulos. Zugleich gibt es aber auch noch andere personen- und sachbezogene Begriffe, die mit der Munzprgung im Zusammenhang stehen knnten. Das betrifft das Pccoiikov xpuoopyiov in einer Rechenaufgabe des Nikolaos Rhabdas aus der Mitte des 14. Jahrhun- derts. 24 Das betrifft insbesondere das aus dem Scholion zu einer Briefpas- sage des Andronikos Zarides bekannte %p\)C\|/T|Tiov, in dem ein gewisser Theodoras Moschampar Dienst tut. 25 Die Herausgeber des Prosopographi- schen Lexikons der Palaiologenzeit bezeichnen ihn deshalb als %\|/|

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    wird, wenn die Lateiner Frieden haben wollten, dann miifiten sie umgekehrt die Halfte ihrer Einkiinfte aus dem kommerkion und den gleichen Teil ihrer Einkunfte aus ihrem Goldkocher bzw. ihrer Goldkuche (XP"uae\(/Tixiov) an die Byzantiner abliefern. 27 Und in den gleichen Zusam- menhang gehrt schliefilich wohl auch der hnlich plastische und drastische Begriff Goldwsche(rei) , der m. W. bisher aber noch nicht fur die Palaio- logenzeit, sondern nur fur friihere Perioden der byzantinischen Geschichte belegt werden kann : so ist bei Niketas die Rede von Geld, das tos %p\)Ci07oGois aufbewahrt wurde. 28

    Auch fur diese letzteren Begriffe, ihre personellen und sachlichen Trger ist ein Zusammenhang zur Munzpragung mehr oder weniger deutlich erkennbar, und die Forschung sieht in ihnen deshalb mehr oder weniger ein- deutige Synonyme fur byzantinische Munzstatten. Auffllig ist aber auch, dafi diese Begriffe nicht eigentlich den Vorgang der Munzpragung beschrei- ben, sondern eher die Prozesse, die der Vorbereitung auf die Munzpragung dienen und mit ihr in engem Zusammenhang stehen, aber doch von ihr unterschieden sind bzw. sein knnen, und zwar nicht nur sachlich, sondern auch raumlich, denn die Aufbereitung der Miinzmetalle und speziell die Goldluterung fand in der Regel in besonderen Scheideanstalten, ateliers de purification statt, die im italienischen Umfeld affinatura, im slavischen viel- leicht paringar und im turkischen qalkhane genannt wurden. 29 Dafi in den

    27. Georgii Acropolitae Opera, recensait A. HEISENBERG, 1. 1, Leipzig 1903, S. 163. W. BLUM, Georgios Akropolites, Die Chronik, Stuttgart 1989, S. 177, ubersetzt annhernd wortgetreu Goldschmelzerei , ohne sich der Frage zu stellen, ob es sich dabei um die Munzsttte der lateinischen Kaiser handelt. V. A. Smetanin, O nekotorych aspektach social'no-ekonomices- koj struktury pozdnevizantijskogo goroda, ADSV 8, 1972, S. 109, spricht unter Bezug auf Akropolites ohne weitere Erklrungen von Mtinzern. Morrisson, Barrandon und Poirier sehen dagegen in der Einrichtung ein atelier de fonte et de purification, Cahiers Ernest-Babe- Ion 2, S. 180, Anm. 61.

    28. Nicetae Choniatae Historia, d. van DlETEN, 1. Teil, S. 347; 2. Teil, S. 87: moneta. F. Grabler, Abenteurer auf dem Kaiserthron (Byzantinische Geschichtsschreiber VIII), Graz/Wien/Kln 1958, S. 147, bietet in seiner Choniates-Ubersetzung den Originalbegriff und ergnzt ihn in Klammern durch Munzsttte . MORRISSON und ihre Kollegen sind wieder vorsichtiger und sprechen von einem atelier de purification de l'or, Cahiers Ernest-Babelon 2, S. 180, Anm. 61.

    29. Jirecek, Geschichte der Serben, Bd. 2, Amsterdam 21967, S. 57. N. Jorga, Notes et extraits pour servir l'histoire des croisades au XVe sicle, Bd. II, Paris 1899, S. 167. Die Einrichtung eines solchen paringar in der serbischen Stadt Pristina durch die Briider Millinovi (aus Dubrovnik ?) und ihr Versuch durchzusetzen quod in aliquo alio loco non debeat affnari argentum, prter quant in dicto paringar, scheint einer der Griinde fur das Vorgehen des Des- poten Georg Brankovic gegen ragusanische Kaufleute im Jahre 1418 gewesen zu sein, denn der Serbenherrscher ordnet im Friihjahr dieses Jahres an, dafi kein lateinischer, griechischer, slavischer, turkischer oder anderer Intressent audeat affinare argentum in aliquo loco prter quam in dohana dicti domini Georgii in Pristina. Am 1 . Juni wenden sich die ragusanischen Behrden mit einem speziellen Schreiben super facto affinationis argenti an den Despoten, ebd., S. 168, Anm. 2. Zur Leitung des Familienunternehmens hatten die Briider einen auri- facem eingesetzt ; wer der staatlichen Zollstelle vorsteht, die augenscheinlich auch als atelier de purification fungiert, wird nicht gesagt. Zu qalkhane s. N. Beldiceanu, Actes de Mehmed II et de Bayezid II du ms. fonds turc ancien 39, Paris/Den Haag 1960, S. 167 und die entspre- chenden Dokumente mit wichtigen Aussagen uber das Verhltnis von Scheideanstalten und Munzsttten in der fruhen Turkenzeit.

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    griechischen Texten einmal von Kochen/Sieden, das andere Mai von Waschen die Rede ist, knnte vielleicht auf die unterschiedlichen mthodes d'affinage hinweisen, die in Byzanz bekannt waren und genutzt wurden. 30 Und erst das geluterte Metali, das als % bzw. bzw. als aurum coctum oder aurum recoctum und vermutlich auch noch anders bezeichnete Gold bzw. Munzmetall wurde dann der Munzsttte zugefuhrt und ausgemunzt. 31 Deshalb lfit sich auch nicht mit letzter Sicherheit sagen, ob der Goldkoch Moschampar als staatlicher Diener bzw. Verwal- ter einer Munzsttte oder einer Scheideanstalt oder auch beidem in einem vorsteht. 32 Eindeutig auf das Prgen von Miinzen bezogen ist wohl nur die Bezeichnung PaouiKov , die sich bei Johannes Zonaras findet, 33 whrend sie fur das spate Byzanz bisher noch nicht belegt ist. Ob aile dise Begriffe gleichberechtigt nebeneinander standen und fureinander benutzt werden konnten, oder ob einer von ihnen vorzugsweise die Munze bezeichnete, whrend die anderen auch fur Scheideanstalten benutzt werden konnten, mufi also weiterhin offen bleiben. 34

    Unklar fir die byzantinische Sptzeit ist besonders die Einordnung der Munzsttte in die staatliche Administration und ihre Zuordnung zu einem bestimmten Beamtenressort, und damit direkt verbunden ist auch das Problem, ob die byzantinische Munze bis an das Reichsende eine rein staatliche Institution gewesen ist oder ob sie auf dem Weg ihrer Verpachtung auch in den Bannkreis privater Wirtschaftsinteressen gelangte. T. Bertel geht von einem eindeutig staatlichen Charakter der byzantinischen Miinze bis zum Fall von Konstantinopel aus. Die im Badoer-Buch angedeutete Beziehung des

    30. Vgl. dazu R. Halleux, Mthodes d'essai et d'affinage des alliages aurifres dans l'Antiquit et au Moyen ge, Cahiers Ernest-Babelon 2, S. 39 ff.

    31. Vgl. D. MLLER, Handwerk und Sprache, Meisenheim am Glan 1974, S. 125 f. ; A. Fro- low, Les noms de monnaies dans le typicon du Pantocrator, Byzantinoslavica 10, 1949, S. 245. Vgl. den Zarides-Brief, Anm. 26 ; und auch schon Suidae Lexicon, ed. A. Adler, Stuttgart 1967, unter Chrysepseteion = atelier de fronte et de purification : v0a xwveoucn Kal eyouai tv xpwv. Vgl. Cahiers Ernest-Babelon 2, S. 180, Anm. 61.

    32. DaB Moschampar fur eine Syntrophia von Pfrandenempfngern bzw. Pfrundenpch- tern ttig ist, wie das im frhen 15. Jahrhundert bei dem ())1 ) ovoi) Dendrenos und dem .|()) ) (Munzwaage bzw. Miinzmetallwaage ? Zur Bedeutung der kukkia im sptbyzantinischen Miinzwesen s. Schreiner, Texte, S. 352 f.) Makar der Fall gewesen zu sein scheint, vgl. S. Kugeas, Notiz- buch eines Beamten der Metropolis in Thessalonike aus dem Anfang des XV. Jahrhunderts, BZ 23, 1914, S. 150, dafiir gibt es in dem Text aus dem friihen 14. Jahrhundert keine Hin- weise.

    33. Ioannis Zonarae epitomae historiarum libri XVIII, ed. M. Pinder (I-II), Th. BTTNER- Wobst (III), Bonn 1816-1897 ; XVI, 25 : III, S. 506 f. hnlich allerdings die Arbeiter ek tcov tcov Pocciaikcov die sich an der Wende zum 13. Jahrhundert an innenpoliti- schen Auseinandersetzungen beteiligen, A. Heisenberg, Die Palastrevolution des Johannes Komnenos, Wurzburg 1907, S. 25 f. Kommentar A. Kazhdan, W28, S. 63.

    34. Eindeutig ist die Sachlage wohl nur in der Denkschrift Bessarions fur Konstantinos Palaiologos, Mohler, Aus Bessarions Gelehrtenkreis, S. 448, wo Blaseblge () Erwhnung finden, die v %covdca 511 tcv \iaKk(uv die Edelmetalle von taubem Gestein und von schlechten Zustzen trennen, d. h. hier sind die Schmelzfen, die die alteration vornehmen, von den Scheideanstalten, in denen die purification erfolgt, klar getrennt.

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    Bankiers Konstantinos Kritopulos zur sptbyzantinischen zecca besteht fur ihn in einer Form der Beteiligung forse a titulo di consulenza. 35 M. Hendy spricht von einem official of the mint, bank or exchange , 36 ohne sich nher dazu zu ufiern, wie die verschiedenen Ttigkeiten zueinander stehen und zusammengehen. In den zeitnahen griechischen Quellen findet sich ein Mann gleichen Vor- und Familiennamens leider nicht. 37 Allerdings besteht eine nicht ganz unbegrundete Mglichkeit, ihn mit dem von Sylvestros Syro- pulos ohne Vornamen erwhnten Kritopulos zu identifizieren, der im Jahre 1437 an einer Zusammenkunft staatlicher und kirchlicher Wurdentrger teil- nimmt, die der byzantinischen Vorbereitung auf das Konzil von Ferrara dient. 38 Johannes von Ragusa, der sich als Leiter der Gesandtschaft des Bas- ler Konzils seit September 1435 in Konstantinopel aufhielt, teilte schon in einem Bericht vom 16.9.1436 mit, dafi der Kaiser tglich Dispositionen uber die ihn begleitenden byzantinischen Nobiles und uber die Verwaltung der byzantinischen Hauptstadt und der anderen Reichsteile fur die Zeit seiner Abwesenheit traf. 39 Wie es ausschaut, ging es also nicht nur um die Zusam- mensetzung der Reisedelegation in den Westen und um ihre Verhandlungs- konzeption mit der Westkirche, sondern auch um das Reich und seine zwi- schenzeitliche Verwaltung, und das knnte auch erklren, dafi an der von Syropulos erwhnten Zusammenkunft im folgenden Jahr nicht nur der Metropolit von Ephesos, Markos Eugenikos, und der kaiserliche Sekret Georgios Scholarios teilnahmen, die den Kaiser nach Italien begleiten sollten, sondern auch die Mesazontes Demetrios Palaiologos Kantakuzenos und Lukas Notaras, die zu Hause blieben. Und es ware auf diesem sachlichen und personellen Hintergrund gar nicht so unbegriindet und so undenkbar, dafi in diesen Gesprchsrunden auch Festlegungen uber die Miinzprgung whrend der Abwesenheit des Kaisers getroffen wurden und Personen zu ihnen hinzu- gezogen wurden, denen die Munzsttte unterstand.

    Der bei Syropulos erwhnte Kritopulos knnte unter diesen Umstnden also tatschlich der chir Chostantin Critopulo de la zecha sein, der nach Bertel unter Kaiser Johannes VIII. als Berater in Munzangelegenheiten fun- gierte. Allerdings ist damit noch immer keine Klarheit iiber seine konkrete Beziehung zur konstantinopolitanischen Mtinze gewonnen. Auffllig ist, dafi er keine staatliche Amtsfunktion gehabt zu haben scheint, jedenfalls wird er weder bei Badoer noch bei Syropulos mit einem Titel oder einer Funktion

    35. T. Bertel, Rez. T. Gerasimov, BZ 56, 1963, S. 133. 36. Hendy, Studies, S. 545. 37. Vgl. PLP 13805 ff. Die Kritopuloi der lateinischen Quellen finden im PLP konzeptions-

    gemfi keine Erwhnung, sie sind aber auch bei D. R. Reinsch, Critobuli Imbriotae Historiae, S. 72 ff., im Zusammenhang mit der Beleuchtung des mglichen familiren Hintergrundes des Halosis-Historikers nicht berucksichtigt.

    38. Les Mmoires de Sylvestre Syropoulos sur le concile de Florence (1438-1439), d. V. Laurent, Paris 1971, S. 168, vgl. PLP 13809.

    39. Consilium Basiliense, d. J. Haller, Basel 1896, Nr. 43, S. 376.

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  • MNZSTTTEN, MNZER UND MNZPRAGUNG IM SPTEN BYZANZ 1 99

    erwhnt. 40 Auffllig ist auch, dafi die zecha in keiner Eintragung Badoers als kaiserliche Miinze gekennzeichnet wird. Das kann mit dem Charakter des Textes zusammenhngen, 41 das knnte aber auch ein Hinweis darauf sein, dafi auch die byzantinische Miinze in der Endzeit des Reiches an private Unternehmer und Unternehmergesellschaften verpachtet wurde, an Interes- senten, die sich zwar an bestimmte staatliche Vorgaben und Vorschriften zu halten hatten, die aber aufierhalb der staatlichen mterhierarchie standen bzw. stehen konnten. Die Praxis der Miinzpacht hatte sich zu diesem Zeit- punkt bereits im gesamten Raum der Romania verbreitet und durchgesetzt. In den serbischen Munzsttten von Novo Brdo und Srebrnica konnten sich v. a. ragusanische Kaufleute und Unternehmer als Miinzpchter etablie- ren. 42 Als Pchter der osmanischen Munzsttten fungierten wahrscheinlich schon vor der Eroberung von Konstantinopel auch venezianische Geldleute und Fachleute. 43 Die Munzprgung in Pera und in Kaffa unterstand wahrscheinlich einem genuesischen Officium Monet, ob sie verpachtet wurde, lfit sich aber noch nicht genau sagen. 44 An der Spitze der Miinze des Kai- serreiches von Trapezunt stand schon Ende des 13. Jahrhunderts mit dem

    40. Verschiedene seiner byzantinischen Geschftspartner werden von Badoer durchaus mit ihren staatlichen Funktionen genannt, so der Staatsmann Lukas Notaras als Mesazon, und (sein Verwandter ?) Demetrios Notaras als Kommerkiarios , Erwhnung finden auch ein Kephale und andere byzantinische Funktionstrger. Bei Kritopulos deutet nur die ehrenvolle Anrede chir, kyr darauf hin, dafi es sich fur Badoer um eine Respektsperson handelt.

    41. Von einem Zanachius de la Cecha, civis et fidelis noster Canee auf Kreta ist in einem Brief venezianischer sapientes ordinum aus dem Jahre 1407 die Rede, N. Sathas, Documents indits relatifs l'histoire de la Grce au Moyen ge, Bd. I-II, Paris/Venedig 1880-1888, II, S. 170 f. Bei F. Thiriet, Rgestes des dlibrations du snat de Venise concernant la Roma- nie, Bd. II, Paris/Den Haag 1959, Nr. 1259 und 1298 wird jedoch eine modifizierte Lesung de la Cocca geboten, so dafi die Briefstelle als Parallelbeleg wahrscheinlich nicht in Frage kommt, obwohl eine Bezugnahme auf die Miinze durchaus mglich ware, denn auf Kreta wurden tatschlich venezianische Munzen geprgt.

    42. Vgl. B. Saria, Die Entwicklung des altserbischen Miinzwesens, Stidost-Forschungen 13, 1954, S. 22-61 ; s. besonders die Verpachtung der Munzsttte von Prizren an eine Gruppe von Zollpchtern, d. h. drei Ragusanern, im Jahre 1370 durch Knig Vukain, ebd., S. 41. Auch die drei ragusanischen Pchter des gabelles von Srebrnica im Jahre 1418 scheinen die rtliche Miinzverwaltung dabei mit ubernommen zu haben, denn kein im Ort lebender Untertan des serbischen Despoten Georg Brankovic audeat cambire exagium aliquot argenti ab aliqua persona prter quam an nobis, gabellotis, JORGA, Notes II, S. 167. Die drei Pchter arbeiten eng mit dem Beauftragten des Despoten, Radin(os), zusammen, der ein Jahr zuvor zur Regelung von Zoll- und Miinzfragen nach Srebrnica geschickt worden war, vgl. Jireek/Jagi, Staat IV, S. 43.

    43. Vgl. F. Babinger, Aufstze und Abhandlungen zur Geschichte Sudosteuropas und der Levante, Bd. 2, Munchen 1966, S. 113-126 ; 190-205 ; s. besonders die Aussage des Florenti- ners Benedetto Dei aus dem Jahre 1461, ebd., S. 202 f. Aber schon die fremde Hilfe und die verschiedenen Kniffe, auf die gestiitzt der Vezir Ali Pasa unter Sultan Bajezid I. Ende des 14. Jahrhunderts die erste systematische Miinzverschlechterung durch zwangsweisen Silbergeld- umtausch organisierte, knnte auf lateinisches Engagement in der osmanischen Munzprgung hinweisen, vgl. ebd., S. 117, Anm. 2 ; 201, Anm. 5.

    44. Vgl. M. Balard, La Romanie gnoise, Rom/Genua 1978, 1, S. 362, 388. 45. R. Cessi, La tregua fra Venezia e Genov nella seconda meta del sec. XIII, Archivio

    Veneto-tridentino 4, 1923, S. 55.

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  • 200 KLAUS-PETER MATSCHKE

    Genuesen Nicolosius de Auria, d. i. wahrscheinlich Nicolo Doria, ein Ausln- der, 45 unklar allerdings, ob als Pachter oder Beamter. Fur die erste Mglich- keit spricht jedoch, dafi er gleichzeitig als Geldwechsler und Alaunhndler ttig war. 46 Auch Kritopulos ist nicht nur Munzer, sondern zugleich Teilha- ber an einem familiren Bankgeschft, und ein Grund fiir diese Kombina- tion zweier einander nahestehender Ttigkeiten knnte auch darin bestehen, daft sich die Miinzpragung allein unternehmerisch nicht lohnte. Die Schrumpfung des staatlichen Apparates und der staatlichen Autoritt hatte in verschiedenen anderen Bereichen der sptbyzantinischen Wirtschaft zu ganz hnlichen Erscheinungen gefiihrt. Kaiserliche Prunkgewnder wurden seit dem 14. Jahrhundert nicht mehr in kaiserlichen Werksttten, sondern durch private Handwerker hergestellt, die sich dafur vielleicht mit dem Titel eines Hoflieferanten schmucken konnten. 47 Sogar die kaiserlichen Sekrete wurden in der byzantinischen Sptzeit zu Freiberaflern, die auch fur den Kaiser, aber eben nicht nur fiir ihn arbeiteten. 48 Warum solte es also nicht auch sptbyzantinische Bankiers gegeben haben, die daneben das zusam- mengeschrumpfte Geschft der Munzprgung betrieben ? Dafi die Gewinn- chancen dadurch nicht unbedingt stiegen und die Geschftsrisiken sich damit nicht verminderten, belegt schon der Umstand, dafi von den vier grie- chischen Banken, mit denen der venezianische Geschftsmann Badoer in der sptbyzantinischen Hauptstadt zwischen 1436 und 1440 kooperiert, ausgerechnet die Bank der Gebriider Kritopulos in Konkurs geht. 49

    Solte sich also auch im spten Byzanz die Praxis der Munzpacht durch- gesetzt haben, dann erhebt sich naturlich die Frage nach dem Zeitpunkt die- ser Umstellung von staatlicher auf private Handhabung des Miinzregals. Ein Indiz dafiir knnte u. U. die Bezeichnung der Munzsttte sein. Im Jahre 1281 ist jedenfalls noch von der zecha(m) Domini Imperatoris die Rede 50. Die xoveicc, in die die Kaiserin und Regentin Anna in den friihen 40er Jah- ren des 14. Jahrhunderts den Edelmetallschmuck kirchlicher Ikonen brin- gen lfit, wird dagegen nicht durch den Zusatz PaoiAncii eindeutig als kai-

    46. Dazu und zu seinen anderen politischen und kommerziellen Aktivitten im Kaiser- reich von Trapezunt und seinem Hausbesitz in der Reichshauptstadt vgl. Balard, La Roma- nie gnoise I, S. 134 ; II, S. 775 ; S. P. Karpov, Ital'janskie barony trapezuntskych impe- ratorov, W 56 (81), 1995, S. 145 und Anm. 13.

    47. Vgl. K.-P. Matschke, Tuchproduktion und Tuchproduzenten in Thessalonike und in anderen Stdten und Regionen des spten Byzanz, Byzantiaka 9, 1989, S. 81 ff.

    48. Vgl. N. OikonomidS, La chancellerie impriale de Byzance du XIIIe au XVe sicle, Rev. Et. Byz. 43, 1985, S. 173.

    49. Badoer, d. Dorini/Bertel, S. 584 f. ; vgl. M. M. itikov, Konstantinopol' i vene- cianskaja torgovlja v pervoj polovin XV v. po dannym knigietov Dzakomo Badoera, W 30, 1969, S. 55 f., der zeigt, daB die Kritopulos-Bank die kleinste der griechischen Banken im Badoer-Buch ist, uber die ausschliefilich Griechen mit Badoer abrechnen, auch wenn der venezianische Kaufmann selbst uber sie mit nichtgriechischen Geschftspartnern Geschfte abwickelt.

    50. Vgl. Anm. 9. Von einem (aoiA,iKv xpwovpyiov spricht auch noch Rhabdas in seiner Rechenaufgabe aus dem Jahre 1341, vgl. Anm. 24, aber das mufi nicht unbedingt eine aktuelle Situation beschreiben.

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  • MUNZSTATTEN, MLJNZER UND MUNZPRGUNG IM SPTEN BYZANZ 20 1

    serliche Miinzstatte gekennzeichnet, vorausgesetzt, daft es sich iiberhaupt um die Miinzstatte im engeren Sinne gehandelt hat. 51 Vielleicht kommt es aber in der Biirgerkriegszeit tatschlich zu den ersten Fallen von Mtinz- pacht. Leider lassen sich aus den Miinzbuchstaben der palaiologenzeitlichen Emissionen bisher noch keine sicheren Schliisse auf die Organisation der Munzprgung ziehen. T. Gerasimov hat schon vor langer Zeit in Zweifel gezogen, dafi es sich im 14. Jahrhundert noch um Miinzstattensiglen bzw. Offizinenziffern handelte, und dafiir die Auffassung vertreten, dafi sie Namensinitialen bzw. Kontrollmarken der sptbyzantinischen Magistrate darstellen, die die Arbeit der Munze zu iiberwachen hatten, und bisweilen auch Arbeitsmarken der Graveure, die die Miinzstempel herstellten. 52 T. Bertel hielt diese Interpretation fur mglich, allerdings nur bei einem Teil der bisher fur die Untersuchung zur Verfugung stehenden Munzen, nicht fur all.53 Demgegenuber ist es fur S. Bendall ganz und gar unwahrscheinlich, dafi diese Sigla irgendetwas mt den Namen der mint officials zu tun haben knnten, schon allein deshalb, weil viele dieser Sigla eher das Ausse- hen von Symbolen als von Buchstaben haben. 54 Die Sigla bleiben fur ihn ein fruchtbares Feld fur zukiinftige Forschungen, ob dabei auch etwas zur Klrung des Munzregimes abfllt, mufi aber erst einmal offenbleiben. 55

    Neben der Frage, ob die sptbyzantinische Miinze zeitweilig privt gefiihrt wurde, stellt sich auch das Problem, ob und in welchem Umfang sie auch privt genutzt werden konnte, ob also neben dem Staat auch Privatleute die Mglichkeit hatten, ungemunztes Edelmetall oder alte Munzen aus- bzw. ummimzen zu lassen, und ob und aus welchen Motiven sie von dieser Mglichkeit Gebrauch machten. Grundstzlich gab es so etwas schon in fruhbyzantinischer Zeit, aber es war nicht sonderlich attraktiv, da der staat-

    51. Auf jeden Fall steht dieser Begriff unter den eben analysierten Begriffen der Miinzstatte am nchsten, aber auch in der fruhosmanischen Miinzprgung scheint die Giefierei, in der die Zaine (lingots) hergestellt wurden, und die Prgestatte, in der die Her- stellung der Platten, das Prgen der Munzen und ihre Zeichnung durch Symbole der Miinz- hoheit erfolgten, an unterschiedlichen Orten angesiedelt zu sein, vgl. Beldiceanu, Actes, S. 80 f. u. a.

    52. T. GERASIMOV, Les hyperpres d'Andronic II et d'Andronic III et leur circulation en Bulgarie, Byzantinobulgarica I, 1962, S. 221.

    53. BERTEL, Rez. Gerasimov, S. 131 ff. 54. S. Bendall, Sigla on Palaeologan hyperpyra, RN 1984, S. 164 f. 55. Von der Existenz besonders stark herausgehobener Buchstaben auf einem Teil der

    gemeinsamen Hyperpera der Anna von Savoyen und ihres Sohnes Johannes V. hatte T. GERASIMOV, Les hyperpres d'Anne de Savoie, S. 334, seinerzeit auf die Mglichkeit einer Liturgie von wohlhabenden Personen oder von Kaufleuten geschlossen, die sich mit ihren privaten Vermgen an bestimmten Hyperperemissionen beteiligten und diese Beteiligung durch ihre Initialen auf dem Miinzrevers ausweisen konnten. Dieser Gedanke des bulgari- schen Gelehrten ist von der Forschung, soweit ich sehe, nicht aufgegriffen worden. Erklrt werden knnte das von ihm beobachtete Phnomen aber vielleicht mit einer Privatisierung der Miinzprgung, wenn auch zunchst wohl nur voriibergehend. Das gewachsene politische Gewicht und Selbstbewulksein der hauptstdtischen Bankiers und Geldkreise whrend des Biirgerkrieges ist jedenfalls eine nachweisbare Tatsache, vgl. K.-P. Matschke, Fortschritt und Reaktion in Byzanz im 14. Jahrhundert, Berlin 1971, S. 202, und dafur konnte auch ein grfierer Einflu auf die Miinzprgung eine Rolle gespielt haben.

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  • 202 KLAUS-PETER MATSCHKE

    lich Munzgewinn aufierordentlich hoch lag.56 Fur die sptbyzantinische Zeit finden sich auch zur Losung dieser Frage nur sehr wenige und sehr unscharfe Angaben. Zu ihnen gehrt die schon zitierte Vereinbarung zwi- schen den beiden Genuesen Malocello und Roistropo, derzufolge der erstge- nannte seinem Partner 278 Hyperpern und 18 Karati zu restituieren ver- spricht, falls dieser nicht die 282 Hyperpern und 18 Karati erhlt, die for ihn ad zecham Domini Imperatoris de Constantinopoli bereitgestellt worden sind. 57 Der erste auffllige Umstand ist der, dafi die von Malocello for Roistropo auf der Miinze deponierte Geldsumme nominell hher ist als die, die er von ihm erhalten hat. Diese Abmachung scheint also ein weiterer Beleg for die parallle Zirkulation von Goldhyperpern unterschiedlicher Wertigkeit in der frihen Palaiologenzeit zu sein. M. Balard, der verschiedene hnlich gelagerte Flle ausgewertet hat, konstatiert zwei grundstzliche Mglichkei- ten, die eine, dafi die Miinze der einen Geldsumme ein geringeres Gewicht als die andere hatte, die andere, dafi die Miinzen der beiden Geldsummen zwar das gleiche Gewicht, aber einen anderen Munzfofi hatten. 58 Die unter Kaiser Michael VIII. und seinem Nachfolger erfolgte Verschlechterung des Goldgehaltes des Hyperpers wird von dem Historiker Pachymeres genau beschrieben. 59 Im gleichen Jahr 1281, aus dem die Vereinbarung zwischen Malocello und Roistropo zustandekommt, setzt ein Commenda-Vertrag in Pera 100 alte Hyperpern einer Summe von 107 Hyperpern ad sagium constantinopolitanum gleich, 60 d. h. von Munzen, die mit dem offiziellen Eichgewicht der byzantinischen Hauptstadt gewogen wurden. Der Unter- schied zur Abmachung Malocello-Roistropo besteht einmal darin, dafi beide Mtinzsummen mit dem Zusatz de sagio verbunden sind, zum anderen darin, dafi die Wertdifferenz zwischen beiden Summen deutlich geringer ist. Der Grund for den zweiten Unterschied kann einmal darin bestehen, dafi die lteren Munzen der beiden Vereinbarungen nicht aus der gleichen Emission stammen. Dazu kommt aber wahrscheinlich noch eine weitere Ursache : Roistropo soil nmlich nach der ursprunglichen Abmachung sein Geld direkt aus der kaiserlichen Munze beziehen. Wenn nicht ailes tuscht, so sah diese Abmachung also so aus, dafi Malocello an die byzantinische Munze

    56. Vgl. W. , MIB I, Wien 1973, S. 20. 57. Ego Simon Malocellus promitto et convenio tibi Lanfranco Roistropo, ex pacto

    adhibito me a te quod si condicio adveniret quod non haberes et reciperes illos iperperos ducentos octuaginta duos et charatos decent et octo auri de sagio quos tibi delegavi ad zecham Domini Imperatoris de Constantinopoli pro iperperis ducentis septuaginta octo et charatis XVIII auri de sagio, quos a te habuisse et rcpiss confiteor et de quibus me bene quietum et solutum voco, renuncians exceptioni non habitorum et non receptorum iper- perorum et omni juri, quod ipsos tibi reddam et restituam aut solvam ad voluntatem tuam sub dupli et obligacione bonorum meorum et te de predictis iperperis indemp- nem conservabo sub dicta et obligatione bonorum meorum, Bratianu, Actes, S. 107 f. (Nr. LIX).

    58. Balard, La Romanie gnoise II, S. 647 f. 59. Georgii Pachymes de Michaele et Andronico Palaeologis Libri tredecim, ed. I. Bekker,

    Bd. I-II, Bonn 1835, Andr. Pal. VI, 8, II, S. 493 f. Vgl. auch Cahiers Ernest-Babelon 2, S. 253. 60. Balard, La Romanie gnoise II, S. 648.

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  • MUNZSTTTEN, MUNZER UND MUNZPRGUNG IM SPATEN BYZANZ 203

    ungemiinztes Edelmetall geliefert hatte und auf die Quittung fur die Metall- lieferung und die Berechtigung zum Erhalt einer bestimmten umme der neuesten Emission bei Roistropo einen Kredit in alten Hyperpern erhielt bzw. sich eine Geldsumme in alten Hyperpern auszahlen liefi. Damit will aber nicht so recht zusammenpassen, dafi die Summendifferenz fur ein gutes Geschft nicht sonderlich gut aussieht. Noch nicht bercksichtigt ist dabei aber der Mimzlohn bzw. Munzgewinn, fur die aus dem sptbyzantini- schen Raum bisher auch jeder konkrete Hinweis fehlt.61

    Sei dem also, wie ihm sei : Kaum zu bestreiten ist jedenfalls, dafi die Vereinbarung zwischen Malocello und Roistropo ein konkreter Beleg fur die Inanspruchnahme der byzantinischen Miinze durch westliche Kauf- und Geldleute ist.62 150 Jahre spter wickelt der Venezianer Giacomo Badoer einen nicht geringen Teil seiner Geschfte iiber die Bank des Konstantin Kri- topulos ab. Von seinem Konto bei dem griechischen Bankier werden beson- ders hufig stavrati grievi, also die schweren sptbyzantinischen Halbhyper- pern aus Silber, an einheimische Kunden ausgezahlt.63 Konkrete Hinweise auf die Herstellung dieser letzten byzantinischen Miinzen in der zecha, die Kritopulos unterstand oder die er gepachtet hatte, lassen sich aber im gan- zen Kontenbuch nicht finden. Ungemunzte Edelmetalle gehen nur selten durch die Hnde Badoers bzw. iiber seine Konten, ein Auftrag zur Ausmiin- zung wird, soweit ich sehen kann, von ihm nicht an den byzantinischen Bankier erteilt. Bekannt ist aus dieser Zeit dagegen die Inanspruchnahme der Miinze von Pera durch genuesische Kaufleute zum Ausmiinzen von pri- vatem Edelmetall. Ein Leonardo Spinola, vermutlich derselbe, der Ende der Jahre als Geschftspartner Badoers in dessen Kontenbuch erscheint 64

    61. In verschiedenen Vertrgen der Venezianer mit den Mamlukenherrschern wird festge- legt, daft die westlichen Nutzer der levantinischen Miinzsttte solvere debeant secundum consuetudinem consuetwn, G. M. THOMAS/G. Predelli, Diplomatarium Veneto-Levantinum, 2 Bde., Venedig 1880, 1899, II, S. 20 ; vgl. I, S. 6, 293, wie hoch dise iibliche Abgabe war, ist mir aber auch fur diesen Fall nicht bekannt ; vgl. aber auch die folgende Anmerkung.

    62. Malocello und Roistropo ttigen auch noch andere Geschfte miteinander, vgl. Bra- tianu, Actes, S. 309 f. DaB Simone Malocello mit dem gleichnamigen genuesischen Konsul von Akkon und Tyros aus den Jahren 1249/50, W. Heyd, Histoire du commerce du Levant au Moyen ge, 2 Bde., Leipzig 1936, 1, S. 153, Anm. 4, identisch ist, ist nicht sehr wahrschein- lich, aber auch nicht vllig unmglich, zumal Wirtschaftsverbindungen zwischen der Levante und der Romania in dieser Zeit neuerdings immer deutlicher in das Blickfeld der Forschung geraten. Erwhnt wird die byzantinische Miinze von Konstantinopel in einem von einem Venezianer verfafiten Handbuch fur Handler, der wahrscheinlich um 1270 in Akkon lebte, D. Jacoby, A Venetian Manual of Commercial Practice from Crusader Acre, Studies on the Crusader States and on Venetian Expansion, Variorum Reprints, Northampton 1989, VII, S. 403 ff., fur den seine Edition und Kommentierung planenden Entdecker des Textes ein Hinweis auf den Transfer von Kreuzfahrer-Miinzen in die Stadt am Goldenen Horn. Der Beleg bekommt zustzliche Bedeutung dadurch, daft auch die Prgekosten in der Munzsttte von Konstantinopel notiert werden.

    63. Tatschlich ist von diesem arzento de stravati fast ausschliefilich im Zusammenhang mit dem Bankhaus Kritopulos die Rede (Ausnahme, Badoer, d. Dorino/Bertel, S. 114, 501), und nach seinem Bankrott Anfang 1439 werden Stavrata von Badoer nicht mehr notiert.

    64. Badoer, d. Dorini/Bertel, S. 70, 544.

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  • 204 KLAUS-PETER MATSCHKE

    hndigt wahrscheinlich am Anfang dieses Jahrzehnts cerium auri pondus... cusoribus monetarum aus, ut ex eos ducatos cuderent. Die offenbar ganz alltgliche Geschichte wird nur deshalb bekannt und sogar zum Gegenstand diplomatischer Korrespondenzen, weil die Miinzer mit dem Munzmetall von Pera nach Konstantinopel verschwinden. Verschiedene Geschftspartner Spinolas setzen sich daraufhin beim Erzbischof von Genua fur ihn ein, der dem byzantinischen Kaiser am 23.2.1431 einen Brief schreibt mit der Bitte, Johannes VIII. mge veranlassen, ut hi fugitivi reiconiant aurum quod eis creditum fuerat, ac domino suo reddatur. 65 Dafi die byzantinischen Behrden etwas mit der Flucht der genuesischen (?) Miinzer zu tun hatten, ist nicht sehr wahrscheinlich, wenn auch nicht vllig ausgeschlossen. Die ducatos, die die perotischen Munzer fur den genuesischen Unternehmer prgen soil- ten, knnen eigentlich nur die genuesischen Nachprgungen des veneziani- schen Zecchino gewesen sein, deren Existenz seit langem gut bekannt ist. 66 Ob auch Nichtgenuesen und speziell byzantinische Reichsuntertanen diese Prgestatte benutzen konnten und benutzt haben, entzieht sich vllig unse- rer Kenntnis. Auch sonst gibt es fur die Ausmiinzung von Edelmetallbestn- den byzantinischer Privatleute keinen direkten, sondern allenfalls einen indirekten Hinweis. 67 Aus der Existenz von einem bzw. zwei besonders herausgehobenen Buchstaben auf einem Teil der Miinzen der Anna von Savoyen und ihres Sohnes Johannes V. zwischen 1341 und 1347 hat T. Gera- simov, wie schon erwahnt, geschlossen, dafi diese Mtinzen das Ergebnis einer Leiturgia waren, die Kaufleute und andere wohlhabende Personen zur Bereitstellung von Mitteln fur die Miinzpragung veranlalke und ihre Beteili- gung an der entsprechenden Emission besonders kennzeichnete. Zur Bekrftigung seiner Hypothse verwies er auf eine hnliche Praxis in helle- nistischer Zeit. 68 Beispiele aus der byzantinischen Geschichte scheint es dafiir bisher nicht zu geben. Vielleicht hat in diesem Zusammenhang aber eine gewisse Bedeutung, dafi Johannes Kantakuzenos aus der Sptphase der Regierung Kaiser Andronikos III. bzw. aus der Zeit kurz nach seinem Tode gleich von zwei privaten Initiativen zur Erfullung staatlicher Verpflichtun- gen berichtet, namlich einmal von der Aktion des Alexios Apokaukos zum Aufbau einer Flotte, zum anderen vom Angebot des Theodoros Patrikiotes zur Bereitstellung privater Mittel fur eine Exisosis des byzantinischen Heeres. 69 Das Vorgehen des Apokaukos wird von Kantakuzenos allerdings als Rolkuschertrick dargestellt, um eine kaiserliche Geldanweisung zu ergaunern. Auch das Angebot des Patrikiotes wird nicht oder nur zu einem

    65. S. Lampros, Ylzkonowr^xax, 4 Bde., Athn 1912-1930; II, S. 324. 66. Vgl. Babinger, Aufsatze II, S. 193; s. auch Balard, La Romanic gnoise II, S. 644, 658,

    Anm. 36. 67. Vgl. dazu die Uberlegungen von Morrisson, Barrandon und Poirier, Cahiers Ernest-

    Babelon 2, S. 186, Anm. 131. 68. Gerasimov, Les hyperpres d'Anne de Savoie, S 334. 69. Joannis Cantacuzeni eximperatoris Historiarum libri IV, d. L. Schopen, 3 Bde., Bonn

    1829-1830 ; II, 38. 1, S. 535 ; III, 8 : II, 59 ff.

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  • MUNZSTTTEN, MUNZER UND MUNZPRAGUNG IM SPTEN BYZANZ 205

    Teil realisiert, weil Kantakuzenos zuerst seine eigenen Mittel zur Bestreitung der Ausgaben fiir die Neuveranlagung des byzantinischen Heeres einsetzt. Immerhin ist nicht auszuschliefien, dafi der exkaiserliche Memoirenschrei- ber Kantakuzenos, bei dem ailes seine Bedeutung hat, dise beiden Ges- chichten und indirekt die Geschichte seiner eigenen Grotzugigkeit nur deshalb erzhlt, weil er ein verstarktes Engagement hauptstdtischer Geld- und Unternehmerkreise fur die Familie des verstorbenen Palaiologenkaisers auf dise Weise relativieren will. Sowohl Apokaukos als auch Patrikiotes gehrten zu diesen Kreisen, beide Angebote vverden nicht vollstndig realisiert. Vielleicht gab es aber in der Regentschaftszeit weitere Angebote, die vom Staat angenommen oder sogar von ihm veranlafit und erzwungen wur- den. Dafi sich die Bank- und Geldkreise der Hauptstadt im Burgerkrieg fur die Regentschaft engagiert haben, ist bekannt, daft sie das auch mit beson- deren Leiturgien getan haben, ist nicht bekannt, aber doch nicht vllig aus- geschlossen, zumal dann, wenn iiber sie auch private Vorteile zu erreichen gewesen sein sollten.

    Insgesamt mtissen die Mglichkeiten, im Bereich der spatbyzantinischen Munzprgung private Gewinne zu machen, aber als auterst gering angese- hen werden. Theodoras Moschampar gilt nach der bernahme seiner Auf- gabe im engeren oder weiteren Bereich der Munzprgung in seinem Bekanntenkreis als finanziell saniert, inwieweit er es wirklich war, ist aber nicht auszumachen. (Konstantin) Kritopulos war vielleicht eine wirtschaft- liche Autoi tt, aber er macht whrend seiner Verbindung zur spatbyzantinischen Munze als Bankier bankrott. Viel wichtiger und ntiger fur die Masse der kleinen Kaufleute und Geldwechsler war es, den Schdigungen und Verlusten durch die stndigen Munzverschlechterungen zu entgehen bzw. aus dem Jonglieren mit den sich stndig verndernden Wechselkursen bescheidene Gewinne zu ziehen. Notwendig dafir war v. a. eine genaue Kenntnis des Wertes der umlaufenden Munzen und der neuen Geprage durch die exakte Bestimmung von Schrot und Korn, von Rauhgewicht und Feingehalt jeder Munze, die auf ihren Tisch oder in ihre Brse kam. Zur berpmfung des Miinzgewichtes standen den byzantinischen Geldbesitzern und Geldbewegern seit altersher offiziell geeichte und beglaubigte Miinz- kontrollgewichte, sog. exagia zur Verfigung.70 In den lateinischen Quellen der Palaiologenzeit tauchen regelmfiig die Zustze ad sagium constantino- politanum bzw. ad sagium einer anderen Stadt hinter der angegebenen Geld- summe auf, und das bedeutet, dafi dise Geldsummen mit Hilfe der Eichge-

    70. K. PlNK, Rmische und byzantinische Gewichte in sterreichischen Sammlungen, Baden b. Wien 1938, S. 74 ff. H. R. JENEMANN, Uber Ausfuhrung und Genauigkeit von Munzw- gungen in sptrmischer und neuerer Zeit, Trierer Zeitschrift 48, 1985, S. 163 ff. D. Feissel, Le Prfet de Constantinople, les poids talons et l'estampillage de l'argenterie au VIe et au Vifs., RN 28, 1986, S. 119 ff. S. auch E. SCHILBACH, Bvzantinische Metrologie, Mimchen 1970, S. 183.

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    wichte der genannten Orte kontrolliert wurden 71 und dafi auch westliche Kaufleute sich dieser Eichgewichte fur ihre Transaktionen bedient haben. Wie das im Geschftsalltag gemacht wurde, geht aus dem Besitzinventar eines in Pera verstorbenen Genuesen vom 7.10.1281 hervor. In seiner Hinter- lassenschaft befmden sich auch 319 Hyperpern ad sagium Constantinopoli- tanum ponderatum ad banchum Percivalis Pasturelli 72. Die genannte Bank befand sich nicht in Konstantinopel, sondera in der genuesischen Kolonie Pera auf der der byzantinischen Hauptstadt gegenuber liegenden Seite des Goldenen Horns. Ihr Eigentumer bzw. Betreiber ist auch sonst als Handler mit Pretiosen bekannt 73. Die Quelleninformation von 1281 ist wohl nur so zu verstehen, dafi Pasturelli die byzantinischen Kontrollgewichte fur ein be- stimmtes Entgelt von den byzantinischen Behrden ubernommen hatte und fur ihre Nutzung durch genuesische Geschftsleute seinerseits eine be- stimmte Gebtihr einforderte. Seit dem friihen 14. Jahrhundert benutzen die genuesischen Kaufleute dann aber nicht mehr die Eichgewichte von Konstantinopel, sondern ihre eigenen, die etwas leichter waren und als saium Peyre erstmals 1 309 genannt werden 74. Das hatte Auswirkungen nicht nur auf die byzantinische Wirtschaft, es tangierte auch andere Geschftsleute aus dem lateinischen Westen und veranlafite speziell die venezianische Regierung zu verschiedenen MaJftnahmen und Beschliissen. Um 1325 fuit commissum baiulo et consiliariis Constantinopolis faciendi unam tabulam dandam cuidam veneto qui reducat pondus auri de Constantinopoli ad pondus de Pera, 75 und vermutlich gehrte zu den Obliegenheiten dieses Bank- halters auch die taxatio(nem) yperperorum. 76 Um 1360 scheint sogar die venezianische Gemeinde in Pera uber eigene Eichgewichte verfugt zu haben, die von Geschftsleuten venezianischer Herkunft bei Geschften, die uber die genuesische Kolonie liefen, benutzt werden konnten 77. Griechische Untertanen durften sich genuesischer ponderatores und bancherii zum Abwiegen ihrer Miinze nach einem Vertrag von 1341 dagegen nicht bedie- nen, 78 und auch die Nutzung der sagia Venetorum in Konstantinopel und Pera war ihnen vermutlich verboten. Vom Auswiegen von Munzen durch byzantinische Geldbesitzer ist in sptbyzantinischen Quellen hufig und von

    71. Vgl. T. Bertel, Lineamenti principali dlia numismatica bizantina, RIN 66, 1964, = Bertel-Morrisson, Numismatique byzantine, S. 98-99 mit zustzlichen Noten u. besonders vgl. ID. Moneta veneziana e moneta bizantina, S. 112-117. Beispiele fur Miinzwgung mit cjlxyia bei L. Mavromatis, Note sur la grande proprit en Macdoine 1337/38, Byzantion 57, 1987, S. 74 ff.

    72. BRATIANU, Actes, S. 167 (Nr. CXLVII). 73. Ebd., S. 245, 239. 74. Vgl. Balard, La Romanie gnoise II, S. 648 f. 75. G. GlOMO, Le rubriche di Libri Misti del Senato perduti, Archivio Veneto 18/1, 1879,

    S. 231. 76. Ebd., S. 324 ; vgl. auch S. 257. 77. Vgl. 0. Iliescu, Perperi auri ad sagium Venetorum, Studi s i materile de istorie medie

    8, 1975, S. 211 ff. 78*. G. Bertolotto, Nuova srie di documenti sulle relazioni di Genov coll' imperio

    bizantino, Atti dlia Societ Ligure di Storia Patria 28, 1898, S. 549.

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    den Waagen, die dazu benutzt wurden, wenigstens vereinzelt die Rede, 79 genauere Schliisse auf das spatbyzantinische Procedere lassen sich aus ihnen aber leider bisher noch nicht ableiten 80.

    Die Qualitt des byzantinischen Geldes wurde mit dem nahenden Reichs- ende immer schlechter. Der Besitz von Geld war trotz Geldwaagen und Eich- gewichten mit immer grfieren Imponderabilien verbunden. Der Macht des Geldes waren sich die Byzantiner aber starker bewufit als je zuvor. Beleg dafur ist die Person des Humanisten, Schriftstellers und Lehrers Johannes Argyropulos und die Position, die er in einer Trostrede an Kaiser Konstantin XI. aus Anlafi des Ablebens der Kaisermutter Helen im Jahre 1450 artiku- liert. Angesichts der prekren Lage, in der sich Hauptstadt und Restreich befinden, mahnt der Redner bzw. Schreiber den Herrscher, seinem Schmerz uber den persnlichen Verlust nicht zuviel Raum zu geben und die eigenen und die Krfte seiner Untertanen ganz auf die Abwehr der Tiirken zu kon- zentrieren. Gleichgiiltig ist aus seiner icht, ob der Ort des Kampfes die Mimzsttte bzw. der Schmelzofen, der Literaten- und Gelehrtenzirkel oder das Schiff(sdeck) ist : der eine ist angesehen, wenn er Geld hat, der andere, wenn ihm Lorbeer gewunden wird, und der dritte, wenn er iiber einen siche-

    79. Vgl. Schreiner, Texte, S. 358. In einer groRen capsia, die dem auf der Flucht aus der von den Tiirken eroberten Stadt Konstantinopel verstorbenen Pietro Sevolla gehort hatte, befanden sich It. notarieller Feststellung ein pondus ducatorum (mit Gewichten ?) und ein pondus aliud sine ponderibus, A. ROCCATAGLIATA, Da Bizanzio a Chio nel 1453, Miscellanea di storia italiana e mediterranea per Nino Lambroglia, Genua 1978, S. 392, dazu weitere Gegenstnde, die darauf hndeuten, dafi der Verstorbene kaufmannisch tatig gewesen war, ebd., S. 391. Zu gewogenen Hyperpern s. P. SCHREINER, Zwei Urkunden aus der Feder des Theodoros Meliteniotes (1387-88), Orientalia Christiana Analecta 204, 1977, S. 189 ff. Von einer Geldwaage ist nach der Auffassung Schreiners auch in einem von ihm publizierten Text aus der Mitte des 14. Jahrhunderts die Rede, Schreiner, Texte, S. 85, vgl. S. 358.

    80. Sicherlich findet sich dazu auch noch einiges Material in literarischen Texten, aber sie sind meist nur sehr schwer zu entschlusseln. So ist in Manuelis Philae carmina, 2 Bde., ed. E. MILLER, Paris 1855, 1, S. 343 f., in der dritten Person von einem anonymen Mann die Rede, der ffentlich mit den Fingern die Siebenzahl angezeigt, heimlich auf der Waage jedoch die Sechszahl ausgewogen hat, und damit der (davon betroffene) Anwesende nicht durch Worte verwirrt wird, hat er ihm (mit der Aufforderung : nimm! X.a(3) sogar eine schriftliche Quittung ( ) dafur gegeben. Das Nachzhlen der vorhande- nen Goldstucke fiihrt jedoch zur Siebenzahl. Der (uberfiihrte Betriiger) schmt sich, wird blafi wie eine Jungfrau und zittert vor den Prufern der Waage (to Paoavioxa T(ov uyv \moxp|j.cov), er wird ganz kleinlaut, zieht sich auf die Sechszahl zuriick, kann sich aber nicht mit Unerfahrenheit herausreden. Das Gedicht ist an den bekannten Steuerveranlager und Steuereintreiber Patrikiotes gerichtet. Auf welche Weise der Adresst bzw. einer seiner Leute mit dem Betreiber der Gold- bzw. Miinzwaage zu tun haben, ist nicht ganz klar zu ersehen. Vielleicht war er auch fur das exakte Auswgen der von Patrikiotes eingetriebenen Steuerbe- trge verantwortlich, und denkbar ist sogar, dafi er diese Gelder selbst in Empfang nahm, denn mit dem Wort XocuPvcu knnten auch die Guthaben in seiner Buchfuhrung notiert worden sein, vgl. Schreiner, Texte, S. 89 u.a. Intressant ist auch die Existenz von Beamten bzw. einer Behrde, der die Kontrolle der Waagen untersteht, vergleichbar vielleicht den Munzwardeinen, staziatori ceche, stimatores der italienischen Kontore in der Romania.

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    ren Hafen verfugt 81. Geld, Geist und industa mtissen also nach seiner berzeugung zusammenrucken und zusammenwirken, um der Gefahr wir- kungsvoll begegnen zu knnen. Nicht Landwirtschaft und Grundbesitz, aris- tokratisches Kriegertum und Beamtenloyalitat knnen einen Staat retten, der von seinem Hinterland schon vllig abgeschnitten ist und in dem es deshalb auch nichts mehr zu verwalten gibt, sondern wenn uberhaupt, dann allenfalls der Prgestempel des Miinzmeisters, der ailes verfigbare Edelme- tall zusammenkratzt, ausmunzt und fur den Krieg einsetzt, das Kommuni- kationsnetz des Seemannes und Kaufmannes, der die Verbindung zur Welt aufrecht erhlt und sich um die notwendigen Versorgungsguter bemiiht, und mit ihnen und nicht mehr mit den alien Macht- und Besitzeliten das Wort des Intellektuellen, der diese Partnerschaft besiegelt. So wird die sptbyzan- tinische Miinze Symbol fur ein neues Denken, wo neues Handeln schon nicht mehr mglich ist*.

    ANALYSE

    L'article commence par une analyse dtaille des termes utiliss pour dcrire le monnayage byzantin. On tudie les mots zecha, attest seulement dans les sources latines, %

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    constamment privilgi en ce domaine, dans le choix de leur vocabulaire, une imprcision typiquement byzantine ; mais en reprenant et en utilisant dans ce cas aussi des termes qui masquaient ou dformaient d'une faon ou d'une autre la ralit qu'ils dcrivaient, ils ne s'en rfraient pas moins pour l'essentiel la frappe montaire.

    Dans le paragraphe suivant ( 2), on pose la question de savoir si l'affermage de la monnaie n'a pas t en vigueur Byzance l'poque tardive, comme dans les territoires latins de la Romanie et dans les tats slaves du sud-est de l'Europe. Contrairement Bertel et Hendy, l'auteur voit dans le chir Chostantin Critopulo de la zecha du livre de comptes de Badoer non pas un fonctionnaire de la Monnaie mais plutt un banquier byzantin qui aurait pris ferme la frappe des monnaies. Il considre comme possible l'identit de ce manieur d'argent avec le Kritopoulos, au prnom inconnu, cit dans les Mmoires de Sylvestre Syropoulos, qui avait jou un rle dans les prparatifs et les mesures prises par Jean VIII l'occasion de son absence lors des ngociations du Concile de Florence-Ferrare. l'appui de cette hypothse de l'affermage on rappelle que ni Badoer, ni Syropoulos n'attribuent leur Kritopoulos un titre aulique ou une fonction administrative et que la zecha qui lui est associe dans le livre de comptes vnitien n'est jamais dcrite comme atelier imprial, ce qui se produit encore au dbut de l'poque des Palo- logues. La privatisation provisoire ou dfinitive de la frappe pourrait, pro- pose-t-on, dater du milieu du XIVe sicle ( 3) : en effet lors des prmices de la guerre civile, plusieurs manieurs d'argent se dclarent prts mettre leurs richesses la disposition de l'tat pour faire face des dpenses publiques ou militaires pressantes, la pratique se poursuit et s'tend pendant la guerre elle-mme du ct de la Rgence sous la forme de liturgies et enfin les banquiers de la capitale dveloppent ensuite particulirement pendant ce temps de crise une conscience de soi qui se maintient bien au-del de la guerre civile.

    Pour rpondre la question de savoir si oui ou non et quel point les installations montaires de l'Empire byzantin tardif pouvaient tre utilises aussi titre priv ( 4), on cite un document gnois de 1281 dont on peut dduire que des marchands occidentaux changeaient et faisaient frapper du mtal, monnay ou non, dans la zecha(m) Domini Imperatoris de Constanti- nopoli.. Mais on n'a pas trouv de mentions dans les annes trente du XVe sicle, dans le livre de comptes de Badoer, que l'homme d'affaires vnitien ou son associ aient fait refrapper des monnaies trangres de diverses origines. Quant au monnayage d'argenterie ou d'orfvrerie par des particuliers byzantins on ne peut qu'mettre nouveau l'hypothse de liturgies car on n'a pas trouv de tmoignages sur des remises concrtes aux ateliers ou leurs responsables publics ou privs (fonctionnaires ou fermiers). 'Dans l'ensemble toutefois, les possibilits de profit priv offertes aux

    hommes d'affaires byzantins dans le domaine du monnayage ont d tre trs limites (5). Pour la masse des petits commerants et des changeurs il tait beaucoup plus important de se prmunir contre les dommages et les pertes

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    dcoulant de manipulations et de dvaluations constantes, voire de faire de petits gains en jouant adroitement sur les variations des cours des diverses espces. ce propos il faut rappeler la fonction et l'usage des poids talons (exagia) mis par les autorits byzantines ou par les responsables des colonies latines, leur emploi rpandu pour la pese des monnaies dans les transactions, leur conservation soit dans des banques prives (o ils taient pris bail) soit chez des banquiers nomms par l'tat o leur usage tait soumis au paiement d'une taxe dtermine. Ici encore notre connaissance de ces pratiques repose essentiellement sur les sources latines tandis que la vie conomique byzantine au quotidien n'apparat qu'au travers de quelques informations imprcises et fragmentaires glanes dans les textes littraires, comme les pomes de Manuel Philes et les discours de Jean Argyropoulos. Il en ressort du moins que les derniers byzantins dans toute leur impuissance politique taient plus conscients que ne l'avaient jamais t leurs compatriotes au cours de toute l'histoire de Byzance de la puissance de l'argent.

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