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1 „Gesundheitsförderung in Lebenswelten – Entwicklung und Sicherheit von Qualität“ BZgA-Regionalkonferenz für Bayern am 14.01.2015 Kleine Kinder – großer Anspruch! Gesundheitliche Chancengleichheit in der Kinderkrippe Dr. Monika Wertfein Ansprüche an Kinderkrippen?! Ausbau der Kindertagesbetreuung für Kinder in den ersten drei Lebensjahren (Quantität!) seit August 2013 Rechtsanspruch auf Betreuungsplatz für Kinder ab dem vollend. 1. Lebensjahr (Einjährige!) Personal im Umbruch: Fachkräftemangel, knappe Personalressourcen, Quereinsteiger, neue Studiengänge, hohe Fluktuation… steigende Ansprüche an Kindertagesbetreuung, die Qualifizierung der Fachkräfte und die pädagogische Qualität (!) 14.01.2015 Dr. Monika Wertfein 2

Kleine Kinder großer Anspruch! - Disco-Fieber · sozioökonomische Situation) ist und bleibt wichtigster Prädiktor für die kindliche Entwicklung und Bildung. =>Einfluss der familiären

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„Gesundheitsförderung in Lebenswelten – Entwicklung und Sicherheit von Qualität“

BZgA-Regionalkonferenz für Bayern am 14.01.2015

Kleine Kinder – großer Anspruch!

Gesundheitliche Chancengleichheit

in der Kinderkrippe

Dr. Monika Wertfein

Ansprüche an Kinderkrippen?!

Ausbau der Kindertagesbetreuung für Kinder in den

ersten drei Lebensjahren (Quantität!)

seit August 2013 Rechtsanspruch auf Betreuungsplatz

für Kinder ab dem vollend. 1. Lebensjahr (Einjährige!)

Personal im Umbruch: Fachkräftemangel, knappe

Personalressourcen, Quereinsteiger, neue Studiengänge,

hohe Fluktuation…

steigende Ansprüche an Kindertagesbetreuung, die

Qualifizierung der Fachkräfte und die pädagogische

Qualität (!)

14.01.2015 Dr. Monika Wertfein 2

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Gliederung

Was brauchen Kinder in den ersten drei

Lebensjahren für eine gesunde

Entwicklung?

Welche Tagesbetreuung brauchen sie?

Welche Bedeutung haben

Alltagssituationen in der Kinderkrippe?

Dr. Monika Wertfein 3 14.01.2015

1. WAS BRAUCHEN KINDER

IN DEN ERSTEN DREI LEBENSJAHREN

FÜR EINE GESUNDE ENTWICKLUNG?

Dr. Monika Wertfein 4 14.01.2015

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Junge Kinder sind zufrieden, wenn…

…ihre körperlichen und psychischen

Grundbedürfnisse verlässlich erfüllt

werden,

…sie vertraute Personen und Abläufe

erleben,

…sie in ihren Kompetenzen gestärkt

werden.

14.01.2015 Dr. Monika Wertfein 5

Psychische Grundbedürfnisse

Dr. Monika Wertfein 6 14.01.2015

Bindung soziale Beziehungen

Kompetenz Selbstwirksamkeit

Autonomie Exploration

(vgl. Ryan & Deci, 2000)

Sicherheit,

Orientierung,

Feinfühligkeit Unterstützung

Begleitung

Gewähren lassen -

Zutrauen

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Starke Kinder…

…haben die Fähigkeit, ihre eigenen Kompetenzen

und sozialen Ressourcen zu nutzen, um

Veränderungen und Belastungen in positiver Weise

bewältigen zu können. (BayBEP-Handreichung, 2010)

=>Resilienz ist die psychische Widerstandsfähigkeit

gegenüber biologischen, psychologischen und

psychosozialen Entwicklungsrisiken. (Wustmann, 2004)

„Resilienz ist das Immunsystem der Seele.“

Dr. Monika Wertfein 7 14.01.2015

Dr. Monika Wertfein 8 14.01.2015

Merkmale des Resilienzansatzes „aktive“ Mitgestaltung (Anpassung) des Kindes

(R. ist lernbar und variabel - kein stabiles Persönlichkeitsmerkmal –

situationsspezifisch/ multidimensional)

komplexes Zusammenspiel von Kind und

Lebensumwelt (systemische Sicht)

Orientierung an Ressourcen und Stärken des

einzelnen Kindes (statt Defizitorientierung)

Fokus auf Bewältigung von Risikobedingungen (frühzeitige Prävention)

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Kinder stärken: Kompetenzen im Mittelpunkt

Verlässliche Beziehungen sind wichtigster

Schutzfaktor und Voraussetzung für

Bildung

Frühe Bindungserfahrungen prägen die

emotionalen und sozialen Kompetenzen

und das Selbstkonzept

Dr. Monika Wertfein 9 14.01.2015

Dr. Monika Wertfein 10 14.01.2015

Bindung, Emotionsregulation, Resilienz (nach Zimmermann, 2000)

Bindungs-erfahrungen

Internale Arbeitsmodelle

Resilienz

Emotions-regulation

Selbstwert/ Identität

Gestaltung enger

Beziehungen

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Dr. Monika Wertfein 11 14.01.2015

Kinder mit einer sicheren Bindungsrepräsentation…

haben ein realistischeres Selbstbild,

zeigen mehr konstruktive und weniger

vermeidende Bewältigungsstrategien,

können ihre Emotionen flexibel und angemessen

regulieren,

sind auch im Jugendalter in schwierigen

Situationen emotional weniger belastet und

ausgeglichener. (vgl. Zimmermann, 1999; 2000; Zimmermann & Becker-Stoll, 2002)

Fazit 1: Kinder lernen in Beziehungen

Kinder brauchen verlässliche

Bezugspersonen, die ihnen Dialogpartner

sowie lebendige Vorbilder sind und ihnen

Zutrauen schenken.

Denn: Kinder erkennen sich selbst und

ihre Entwicklungspotentiale in den

Spiegelungen der Erwachsenen.

14.01.2015 Dr. Monika Wertfein 12

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2. WELCHE TAGESBETREUUNG

BRAUCHEN KINDER IN DEN ERSTEN DREI

LEBENSJAHREN?

Dr. Monika Wertfein 13 14.01.2015

„Bildungseinrichtungen stehen in der

Verantwortung, sozialer Ausgrenzung

angemessen zu begegnen und allen

Kindern faire, gleiche und gemeinsame

Lern- und Entwicklungschancen

zu bieten.“

(BayBEP 2007, S. 33)

Dr. Monika Wertfein 14 14.01.2015

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Kinder in den ersten drei Lebensjahren sind…

Säuglinge bis 12 Monaten, die ganz besonders auf die

kontinuierliche, liebevolle körperliche Zuwendung einer

vertrauten Bezugsperson angewiesen sind.

Kleinstkinder von 13 bis 24 Monaten, die aktiv und

neugierig, aber motorisch noch nicht ganz sicher sind, oft

an ihre Grenzen stoßen und viel Trost und Halt brauchen.

Kleinkinder zwischen 24 und 36 Monaten, die motorisch

selbstständig sind, sich sprachlich verständigen können und

selbst viele Interaktionen mit Gleichaltrigen gestalten. Bei

Überforderung oder Kummer brauchen sie einen „sicheren

Hafen“, von dem aus sie ihre Welt erkunden.

Dr. Monika Wertfein 15 14.01.2015

Effekte früher außerfamiliärer

Betreuung: Krippe ja oder nein?

Sehr frühe institutionelle Betreuung (im ersten Lebensjahr) ist nicht zu empfehlen, da Kinder enge Zweier-Beziehungen sowie intensive Unterstützung brauchen und sich die primären Bindungen erst aufbauen.

Außerfamiliäre Betreuung unter 1 Jahr kann zum Risiko für die (sichere) Mutter-Kind-Bindung werden bei

über 10 Stunden pro Woche Betreuungsdauer und

mehr als einer zusätzlichen Betreuungsperson,

v.a. dann, wenn die Feinfühligkeit der Mutter gering ist. (NICHD 2001)

Dr. Monika Wertfein 16 14.01.2015

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Risiko Kinderkrippe – Stressbelastung?!

Stressbelastung von Krippenkindern ist abhängig von Alter des Kindes

kindl. Temperament

bisherigen Betreuungserfahrungen

Voraussetzung: Rahmen der Betreuung Familie: angemessener Betreuungsumfang und

Betreuungsrhythmus (statt flexible, unregelmäßige Betreuungszeiten/ Betreuungstage)

Kita: Personalstabilität (statt Personalwechsel)

Stressreduktion durch allmählichen Aufbau einer sicheren Erz.-Kind-Beziehung

(Eingewöhnung!)

durch andere Kinder

Ruhephasen/ Ruhezonen in der Kita

Dr. Monika Wertfein 17 14.01.2015

Kinderkrippe im zweiten Lebensjahr?

Hängt vom Temperament des Kindes ab

Eingewöhnung erst ab 18 Monaten (ggf. nach

„Fremdelphase“)

Bis zum Alter von etwa 18 Monaten profitieren Kinder

sprachlich und mental vor allem von einer familiennahen

Betreuungsform (Familie, Tagespflege).

Für die kognitive Entwicklung scheint der Eintritt in die

Kinderkrippe ab dem 2. Lebensjahr besonders

förderlich zu sein. (vgl. Ahnert, 2005; NICHD, 2000)

Dr. Monika Wertfein 18 14.01.2015

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„Die Zweijährigen“ (24-36 Monate)

Soziale Entwicklung: Vom „Nebeneinander“ zum

„Miteinander“

=>gleichaltrige Spielpartner, Spielmaterial und Raum

(Parallelspiel, Als-ob-Spiel)

Emotionale Entwicklung (soziale Emotionen)

Identitätsentwicklung (Vergleich, Kategorien)

Autonomiephase (18 bis 30 Monate): Von der

Abhängigkeit zur Selbstständigkeit („Selber machen“)

14.01.2015 Dr. Monika Wertfein 19

Entwicklungsförderliche Erzieherin-Kind-Beziehung

Zuwendung (liebevolle, warme Interaktion)

Sicherheit (Verfügbarkeit)

Stressreduktion (Trost, Unterstützung)

Explorationsunterstützung (Ermutigung)

Assistenz (Hilfe zur Selbsthilfe)

(vgl. Becker-Stoll & Textor, 2007)

Alter

Geschlecht

Eltern/ Erzieherin

Dr. Monika Wertfein 20 14.01.2015

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Entwicklungseffekte früher Kindertagesbetreuung (1) (Ahnert, 2005; Roßbach, 2005; NICHD, 2006)

Kinder in Tagesbetreuung entwickeln sich im Allgemeinen nicht anders als Kinder, die zu Hause betreut werden.

Tagesbetreute Kinder wachsen weiterhin auch zu Hause auf. =>geteiltes Betreuungsfeld mit gegenseitigen Wechselwirkungen =>zusätzliche Erfahrungen der Kinder außerhalb und innerhalb der Familie (Interaktionen)

Die Familie (Beziehungen/ Feinfühligkeit, elterliche Bildung,

sozioökonomische Situation) ist und bleibt wichtigster

Prädiktor für die kindliche Entwicklung und Bildung. =>Einfluss der familiären Betreuung ist ca. zwei- bis viermal

größer als der außerfamiliären Betreuung

14.01.2015 Dr. Monika Wertfein 21

Entwicklungseffekte früher Kindertagesbetreuung (2) (Ahnert 2005; Roßbach 2005; NICHD 2006; 2001; NUBBEK 2013; Laewen 2013; Beckh et al., 2014)

Qualitativ gute Einrichtungen fördern v. a. die

sprachliche und kognitive Entwicklung

=>entscheidend: Qualität der Erz.-Kind-Interaktionen

Kinder mit Migrationshintergrund sind in ihrer

Entwicklung stärker von der Qualität außerfamiliärer

Betreuung beeinflusst als andere Kinder – dies gilt

insbesondere für die sprachliche und sozial-emotionale

Entwicklung.

=> entscheidend: gute Qualität aus Kindperspektive

Dr. Monika Wertfein 22 14.01.2015

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Fazit 2: Kinder in den ersten drei Lebensjahren

brauchen eine Tagesbetreuung durch Pädagoginnen,

die …

…die jeweiligen Entwicklungsbedürfnisse jedes

Kindes angemessen berücksichtigen,

…den Eltern und Familien mit Wertschätzung

begegnen und

…eine vertrauensvolle Erziehungs- und

Bildungspartnerschaft mit den Eltern aufbauen.

14.01.2015 Dr. Monika Wertfein 23

3. WELCHE BEDEUTUNG HABEN

ALLTAGSSITUATIONEN IN DER

KINDERKRIPPE?

Dr. Monika Wertfein 24 14.01.2015

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IFP-Krippenstudie „Kleine Kinder – großer Anspruch! 2010“

Hintergrund und Fragestellung

Projektinitiative der Stadt München (Sozialreferat, Abteilung Kindertagesbetreuung)

Fortsetzungsstudie (erste IFP-Krippenstudie 2007, schriftliche Befragung in 36 Kinderkrippen in München)

Ziel: Erfassung pädagogischer Qualität in Kinderkrippen(gruppen) (subjektiv und objektiv)

Bestandsaufnahme

Prädiktoren der Prozessqualität: Bedeutung unterschiedlicher Qualitätsaspekte

Dr. Monika Wertfein 25 14.01.2015

IFP-Krippenstudie „Kleine Kinder – großer Anspruch! 2010“

Stichprobe und Design

Repräsentative Querschnitt-Studie in 81 Einrichtungen

(davon 54 Kinderkrippen und 27 altersgemischte Einrichtungen mit

Krippengruppen in München-Stadt, keine integrativen und offenen

Einrichtungen)

Feldphase: Oktober 2009 bis Februar 2010

Methodische Umsetzung:

Fragebogen-Befragung der pädagogischen

Fachkräfte (n=107) und Leitungen (n=77)

(davon n=19 Fachkräfte mit Leitungsfunktion)

Nicht-teilnehmende Beobachtung des Kita-Alltags

(Krippenskala – KRIPS-R, Tietze et al., 2007)

(n=113 Krippengruppen)

Individuelle Rückmeldungen an 90 pädagogische Fachkräfte (bis

Juni 2011)

14.01.2015 Dr. Monika Wertfein 26

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Beobachtungsinstrument: Krippen-Skala (KRIPS-R) (Tietze, Bolz, Grenner, Schlecht & Wellner, 2007)

• Instrument zur Einschätzung und Unterstützung der pädagogischen Qualität in Einrichtungen für Kinder unter drei Jahren für den deutschen Sprachraum (41 Merkmale, 7-stufige Skala, 3 Qualitätszonen)

breite Anwendung im nationalen und internationalen Forschungsbereich

• Deutsche Adaption der ITERS-R (Harms, Cryer & Clifford, 2003)

Dr. Monika Wertfein 27 14.01.2015

KRIPS-R: Kriterien für pädagogische Qualität

Zusammenspiel verschiedener Qualitätsaspekte

Ausstattung und Angebote (z.B. Materialien, Räume,

Mahlzeiten)

Praktischer Umgang mit Ausstattung und

Rahmenbedingungen

(z.B. Beaufsichtigung, Tagesstruktur, Hygiene, Sicherheit)

„Miteinander“ zwischen Kindern, Eltern und Fachkräften

=>Maßstab für päd. Qualität ist „die Sichtweise und das

stellvertretend wahrgenommene Interesse des Kindes an

guter Bildung, Betreuung und Erziehung“ (Tietze et al., 2007, S. 6)

Dr. Monika Wertfein 28 14.01.2015

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Pädagogische Qualität in Kinderkrippen im europäischen Vergleich

Dr. Monika Wertfein

Wo? Studie Skala N M SD

D-München 2009/10 (Wertfein, Müller & Kofler, 2012) KRIPS-R 81 3,83 .71

D-München 2005/ 2006 (Heimlich & Behr, 2008) Integrative Kinderkrippen

KRIPS-R 4 5,4 .1

D-Augsburg 2009/2010 (Wertfein, 2012), Integrative Kinderkrippe

KRIPS-R 2 4,74 .23

D (8 Bundesl.) 2010/11 (Tietze, Becker-Stoll, Bensel et al., 2013) (=NUBBEK-Studie)

KRIPS-R 245 3,76 .69

D-Brandenburg 2009 (Gralla-Hoffmann, Antunes, Stoewer, 2010) KRIPS-R 2 3,99 --

D-Münster 2010 (Gralla-Hoffmann & Antunes, 2010) KRIPS-R 2 3,94 .37

Niederlande

Ländervergleich

1995-2001 (Gevers Deynoot-Schaub & Riksen-Walraven, 2005)

ITERS 43

51

4,8

4,3

.61

.74

Griechenland (Petrogiannis & Melhuish, 1996) ITERS 25 3,5 .7

England (Leach et al., 2008) ITERS 103

129

3,65

3,91

1.01

.81

Portugal/ Porto

(Pessanha et al., 2007)

2004/2005 (Barros & Aguir, 2010)

ITERS ITERS-R

30 160

2,60 2,84

.45

.48

29 14.01.2015

Pädagogische Qualitätskriterien (KRIPS-R)

7 Subskalen:

(1) Platz und Ausstattung

(2) Betreuung und Pflege der Kinder

(3) Zuhören und Sprechen

(4) Aktivitäten

(5) Interaktionen

(6) Strukturierung der pädagogischen Arbeit

(7) Eltern und Erzieherinnen

(8) Eingewöhnung und Einbezug der familialen Lebenswelt

Dr. Monika Wertfein 30 14.01.2015

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Besondere Stärken in den Bereichen

Zusammenarbeit mit den Eltern

Kooperation und Unterstützung der

Erzieherinnen

Interaktionen (Erz-Kind, Kind-Kind)

Eingewöhnung und Einbezug der familialen

Lebenswelt

=> diese Bereiche erhalten viel Aufmerksamkeit

und haben in den Teams einen hohen Stellenwert

Dr. Monika Wertfein 31 14.01.2015

Schwächen im Bereich Betreuung und Pflege

Dr. Monika Wertfein 32 14.01.2015

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Prozessqualität: Betreuung und Pflege der Kinder

Einzelmerkmale: Begrüßung/ Verabschiedung

Mahlzeiten/ Zwischenmahlzeiten

Ruhe-/ Schlafzeiten

Wickeln/ Toilette

Maßnahmen zur

Gesundheitsvorsorge

Sicherheit

14.01.2015 Dr. Monika Wertfein 33

In 93,83% der 81

untersuchten

Einrichtungen ist der

Mindeststandard

nicht gegeben

Betreuung und Pflege der Kinder

Einzelmerkmale

1. Begrüßung/ Verabschiedung

2. Mahlzeiten

3. Ruhe-/ Schlafzeiten

4. Wickeln/ Toilette

5. Gesundheitsprävention

6. Sicherheit

Dr. Monika Wertfein 34 14.01.2015

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KRIPS-Subskala 7: Mahlzeiten/ Zwischenmahlzeiten

Folgende Kriterien gehen als „Mindeststandards“ in die Bewertung ein:

Essenszeiten (alle 3 Stunden, Säuglinge häufiger) und aktives Anbieten von

Getränken

Ernährungswert der Mahlzeiten nach Vorgaben der Deutschen Gesellschaft

für Ernährung (Speiseplan, Warmhalten <1 Stunde)

grundlegende hygienische Bedingungen

(z.B. Händewaschen von Kindern und Fachkraft mit warmem Wasser und

Seife vor dem Essen, eigenes Handtuch oder Papierhandtuch)

Füttermethoden (z.B. Ausschluss von Essenszwang, Lätzchenfixierung)

aktive Rücksichtnahme auf Unverträglichkeiten (Information,

Alternativangebot)

Altersangemessene und kindgerechte Beaufsichtigung beim Essen

=>Da Mahlzeiten oft Stresssituationen (wenig Zeit, wenig Personal, wenig

Aufmerksamkeit) im Kinderkrippenalltag sind, können Mindeststandards in 83

Gruppen (79,8%) nicht eingehalten werden

Dr. Monika Wertfein 35 14.01.2015

Gute bis sehr gute Qualität bei den

Mahlzeiten/ Zwischenmahlzeiten

(nach KRIPS-R)

Garantie der Mindeststandards und:

Kinder werden individuell gefüttert oder essen in kleinen

Gruppen.

Die Atmosphäre während der Mahlzeiten ist entspannt.

Erzieherin redet mit den Kindern und sorgt für eine

angenehme soziale Situation.

Erzieherin nutzt die Essenssituation als Lernsituation.

Erzieherin arbeitet eng mit den Eltern zusammen.

Dr. Monika Wertfein 36 14.01.2015

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Fazit 3:

Pädagogische Qualität ist Alltagsqualität!

Essenssituationen haben eine große Bedeutung für das

Wohlbefinden von Kindern (Roberts, 2011)

=>entscheidend: entspannte Atmosphäre!

Essenssituationen sind wichtig für das Erleben sozialer

Zugehörigkeit =>entscheidend: gute Interaktionen

zwischen den Kindern und mit der Erzieherin!

Essenssituationen sind Lerngelegenheiten und damit

Bildungssituationen (u.a. Gesundheitsbildung!)

=>entscheidend: Partizipation aller Kinder!

=>Alltagssituationen (z.B. Mahlzeiten) sind Gelegenheiten

für soziale Teilhabe und gemeinsame Bildung aller Kinder

Dr. Monika Wertfein 37 14.01.2015

Literatur

Becker-Stoll, F., Niesel, R. & Wertfein, M. (2014). Handbuch Kinderkrippe. So

gelingt Qualität in der Kindertagesbetreuung. Freiburg im Breisgau: Herder.

Wertfein, M. & Müller, K. (2012). Gestaltung der Mahlzeiten in Kinderkrippen.

IFP-Infodienst, 17, 5-9.

Wertfein, M. (2013). Inklusive Qualität in Kinderkrippen. Sonderpädagogische

Förderung heute, 58 (4), 345-357.

Wertfein, M., Müller, K. & Kofler, A. (2012). Kleine Kinder - großer Anspruch!

2010. Zweite IFP-Krippenstudie in Tageseinrichtungen für Kinder unter drei

Jahren (IFP-Projektbericht 18/2012, verfügbar unter:

http://www.ifp.bayern.de/projekte/laufende/krippenstudien.html).

Becker-Stoll, F. & Wertfein, M. (2013). Qualitätsmessung und

Qualitätsentwicklung in Kindertageseinrichtungen. In M. Stamm & D.

Edelmann (Hrsg.), Handbuch frühkindliche Bildungsforschung (S. 845–856).

Wiesbaden: Springer.

Dr. Monika Wertfein 38 14.01.2015