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Messestadt Riem Ökologische Bausteine Teil II Gebäude und Freiraum Landeshauptstadt München

Ökologische Bausteine Teil II Gebäude und Freiraum57cb61c4-eae9-48d3-be8… · Architektur 14 4.1 Hohe Durchschnittsqualität 14 4.2 Qualitative Verdichtung im Wohngebiet 15 4.3

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Messestadt Riem

Ökologische BausteineTeil II Gebäude und Freiraum

Landeshauptstadt München

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InhaltVorwort 4

1. Grundsätze ökologischer Planung 51.1 Bewußt ökologisch planen 51.2 Ökologisches Bauen lohnt sich 61.3 Verpflichtung zur Berücksichtigung ökologischer Kriterien 61.4 Energiebedarf senken und möglichst durch natürliche Ressourcen decken 71.5 Freiraumgestaltung als Teil einer umfassenden Planung 8

2. Teamorientierte Planung 102.1 Teamorientierte Planung als Gesamtleistung 102.2 Projekt-Pflichtenheft als zentrales Führungsinstrument 112.3 Keine Einschränkung der architektonischen Gestaltung 11

3. Vom Bauabschnitt zur Parzelle 123.1 Ökologische Bausteine I als Basis 123.2 Planausschnitte als Grundlage für die Betrachtung 12

4. Architektur 144.1 Hohe Durchschnittsqualität 144.2 Qualitative Verdichtung im Wohngebiet 154.3 Ausgeglichene Siedlungsqualität in den Wohn- und

Gewerbegebieten 164.4 Begrünung als Siedlungsqualität 184.5 Prinzipien zur Gebäudegeometrie 204.6 Arbeiten nach einem Ordnungsprinzip 224.7 Allgemeine Anregungen für den Siedlungs- und Wohnungsbau 244.8 Optimierung der Materialmenge und der Materialwahl 254.9 Bau und Betrieb 26

5. Energie und Gebäudetechnik 275.1 Heizwärmebedarf senken 275.2 Elektriziätsbedarf senken 285.3 Solarenergie nutzen 305.4 Einfache und angepaßte Gebäudetechnik realisieren 30

6. Boden und Untergrund 336.1 Unberührte Bodenflächen belassen 336.2 Material verwenden 346.3 Umweltgerechte Baustellenorganisation 35

7. Freiraum 367.1 Vorgaben und Planungen berücksichtigen 367.2 Pflanzen als kleinklimatischer Faktor 377.3 Natürliche Ressourcen optimal nutzen 397.4 Mit Pflanzen Räume schaffen 417.5 Freizeit und Erholung als Kernaufgabe 447.6 Frühzeitig mit Planung und Pflanzung beginnen 457.7 Fachgerechte Pflege zur Wertvermehrung 46

8. Wassernutzung 478.1 Wasser sparen 478.2 Trinkwasser durch Regenwasser ersetzen 488.3 Zusätzliche Maßnahmen bei Gewerbebauten 498.4 Nicht benötigtes Regenwasser der Versickerung zuführen 49

9. Abfall und Reinigung 509.1 Abfall und Entsorgung 509.2 Ökologische Gebäudereinigung 529.3 Ökologische Freiraumpflege 53

10. Checkliste und Hinweise für Planerinnen und Planer 5510.1 Checkliste ökologischer Fragestellungen 5510.2 Weitere Vorgaben, Richtlinien und Empfehlungen 5510.3 Positionierung von „Ökologische Bausteine II“ 55

Glossar 56

Literatur- und Abbildungsverzeichnis 59

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VorwortLiebe Bürgerinnen und Bürger, geschätzte Fachleute der Bauplanung und -ausführung,

gemeinsam mit der „Beratergruppe für Stadtgestaltung und Ökologie“lädt Sie die Landeshauptstadt München ein, sich mit den Grundsätzeneiner ökologischen, kostengünstigen und attraktiven Bauweise für dieMessestadt Riem vertraut zu machen.

Ökologische Planung bedeutet kein utopisches „Zurück-zur-Natur“, son-dern vielmehr ein umfassendes Planen mit der Natur als Lieferantin vonBaugrund und Freiflächen, sowie von Licht, Luft und Wärme. Umfassendmeint in diesem Zusammenhang, daß bereits in der ersten Planungs-phase alle umwelt- und kostenwirksamen Auswirkungen vom Bau überBetrieb, Erneuerung bis zu Abbruch und Entsorgung berücksichtigt wer-den. Entsprechend war das Autorenteam von „Ökologische Bausteine II“fachübergreifend aus Vertretern/-innen der Architektur, der Landschafts-architektur sowie der Ökologie- und Energieberatung zusammengesetzt.Dieser integrale Planungsansatz bedingt zu Beginn einen merklich höhe-ren Aufwand, von dem jedoch das Projekt in jeder Beziehung profitiert:

– Für die Architekten/-innen und Landschaftsarchitekten/-innen bedeu-ten sorgsam definierte Rahmenbedingungen keine Einschränkung,sondern vielmehr erhöhte Planungssicherheit und damit mehr Spiel-raum für kreative Lösungsansätze.

– Die Arbeit der beteiligten Fachplaner/-innen wird zugleich anspruchs-voller und attraktiver, indem von allen Ideen und Optimierungsan-sätze verlangt werden.

– Die Bauherren/-innen und Investoren/-innen verfügen schon früh überdetaillierte Entscheidungsgrundlagen, ohne daß damit Entscheidun-gen vorweggenommen werden, zudem sind sie wesentlich an derErarbeitung dieser Grundlagen beteiligt.

– Die Nutzer/-innen der Gebäude und Freiflächen finden ein attraktivesund gesundes Wohn- und Arbeitsumfeld vor. Die Nebenkosten (fürEnergie, Wasser, Instandhaltung und Reinigung) sind besondersgünstig.

Der Ökologische Baustein I - Stadtplanung enthielt Aussagen für diePlanung der gesamten Messestadt Riem. Der Ökologische Baustein II -

Gebäude und Freiraum gibt Empfehlungen zur Bauausführung einzelnerBauvorhaben im Zusammenhang mit ihren Freiflächen. Im Ökologischen

Baustein III wird gezeigt werden, wie diese Voraussetzungen von denBewohnern/-innen und Beschäftigten in der Messestadt Riem genutztwerden können.

Ich möchte allen an der Planung Interessierten mit dieser Broschüreeinen Einblick in den ökologischen „Baukasten“ des neuen Stadtteils ge-ben und wünsche mir im Sinne der Agenda 21 eine rege und fruchtbareDiskussion mit den zukünftigen Bauherren/-innen über ihre Häuser undGärten und unsere ökologischen Bausteine der Messestadt Riem.

Christiane ThalgottStadtbaurätin

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Grundsätze ökologischer Planung 1.

Das ökologische Bauen gehört als einwesentliches Element zur angestrebten,hohen Gesamtqualität der MessestadtRiem. Damit dieses Postulat in der heuti-gen wirtschaftlichen Realität erfüllt wird,müssen die ökologischen Konzepte nichtnur die Forderungen des Umweltschut-zes erfüllen, sondern auch wirtschaftlichkonkurrenzfähig sein. In „ÖkologischeBausteine Teil II“ wird deshalb gezeigt,daß die intelligente ökologische Planungsich sowohl für die Umwelt wie für dieInvestoren lohnt.

1.1 Bewußt ökologisch planen

Im heutigen wirtschaftlichen Umfeld wird bei ökolo-gischen Maßnahmen ein besonderes Augenmerk aufdie wirtschaftliche Konkurrenzfähigkeit im Vergleichmit herkömmlichen Konzepten gelegt. Dies ist sicherrichtig, da der Kostenfaktor eine Voraussetzung fürdie Umsetzung von ökologischen Lösungen ist. Trotz-dem: Wer ökologisch plant und handelt, leistet in er-ster Linie bewußt einen Beitrag zu einem schonungs-volleren Umgang mit den beschränkten Ressourcen.

Umweltprobleme erlauben keinen Aufschub

Daß im Umweltbereich ein dringender Handlungsbe-darf besteht, gehört heute zum Allgemeinwissen undwird durch verschiedene Erklärungen unterstrichen.In der Nachfolge zur UN-Konferenz für Umwelt undEntwicklung in Rio 1992 haben über 150 Länder dieKonventionen zum Klimaschutz und zum Erhalt derBiodiversität unterzeichnet. Parallel dazu steht dieAgenda 21 als Verpflichtung für eine nachhaltige Ent-wicklung im 21. Jahrhundert.

Auch auf der Ebene der Städte ist der Handlungsbe-darf erkannt. So hat sich die Landeshauptstadt Mün-chen in der Charta von Aalborg zu einer nachhaltigenStadtentwicklung bekannt und sich im Klimabündniswesteuropäischer Städte zur Reduktion des CO2-Aus-stoßes verpflichtet. Die Messestadt Riem ist eine rea-le Möglichkeit, diesen Worten auf lokaler Ebene kon-krete und richtungsweisende Taten folgen zu lassen.

0

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Entwicklungsländer

Industrieländer

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2005"Szenario

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2005Zielsetzung

Rio

Ressourcenverbrauch Entwicklungs-/Industrieländer mit Szenarien-

berechnungen

Der Handlungsbedarf zur Reduktion der Umweltwirkungen ist groß.Gemäß den UNO-Klimakonferenzen muß die Umweltbelastung zu-erst stabilisiert und dann um mindestens 50 bis 80 Prozent reduziertwerden, damit der Temperaturanstieg in der Atmosphäre wenigstensbeschränkt werden kann. Bezogen auf die Bevölkerungszahlen be-deutet dies, daß die Industrieländer ihren Ressourcenverbrauch umeinen Faktor 16 auf rund sechs Prozent des bisherigen Verbrauchs zusenken haben.

UN-Konventionen

Die UN-Konventionen zum Klimaschutz und zum Erhalt der Biodiver-sität beziehen sich auf den weiter steigenden Verbrauch an nicht-er-neuerbaren Ressourcen: Der fossile Energieverbrauch mit den Wir-kungen auf Klima und Ozonschicht sowie der Flächenverbrauch miteiner rasanten Artenverarmung als Folge muß vermindert werden.

Ressourcen

Nach-wachsendeRohstoffe

Wind,Tidenhub,

FließwasserMetallische

MineraleFossileEnergie

Nichtmetallische

Minerale

Bedingt erneuerbareRessourcen

FrischeLuft

FrischesWasser

FruchtbareBöden

Pflanzen- undTierarten

(Biodiversität)

Nicht erneuerbare RessourcenErneuerbare Ressourcen

Klima-Konvention

Konventionüber

Biodiversität

Flächenund

Räume

Sonnen-Energie

Verbrennungs-vorgänge

Flächen-verbrauch /

Flächen-veränderung

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Grundsätze ökologischer PlanungDie Stadt als Mitwelt von Pflanzen und Tieren

Es mag auf den ersten Blick erstaunen, doch Groß-städte und ihre engere Umgebung zählen zu den ar-tenreichsten Räumen in Deutschland. Im Unterschiedzu den die Artenvielfalt reduzierenden Monokulturenin vielen großflächigen Landwirtschaftsgebieten bie-ten die abwechslungsreichen städtischen Strukturenvielen Pflanzen und Lebewesen die benötigtenSchlupfwinkel und Lebensräume.

1.2 Ökologisches Bauen lohnt sich

Die ökologische Bauweise ist nicht eindimensionalauf die Reduktion der Umweltbelastungen ausgerich-tet, sondern vereinigt als umfassende Lösung die ver-schiedensten Aspekte zu einem überzeugenden Gan-zen. So sind Gebäude mit geringem Energieverbrauchfür den Investor in mehrfacher Hinsicht interessant:

– geringe Investitionskosten aufgrund einer kompak-ten Bauweise und einfacher Grundrisse

– wesentlich reduzierte Betriebskosten infolge desverminderten Energie- und Wasserbedarfs

– einfachere, reparaturfreundlichere und günstigereHaustechnikinstallationen.

Schwieriger zu quantifizieren sind die sozialen Vor-teile, die durch die besonderen Qualitäten von ökolo-gischen Konzepten erzielt werden. Dazu zählen dasEinbeziehen des Freiraumes, die individuellen Gestal-tungsmöglichkeiten sowie allgemein die sorgfältigeKonzeption der Wohn- und Arbeitsbereiche. Für dieGesundheit kommt hinzu, daß Wohngifte durch dieWahl der richtigen Materialien und Verarbeitungsme-thoden vermieden werden.

1.3 Verpflichtung zur Berück-

sichtigung ökologischer Kriterien

In der Honorarordnung der Architekten und Bauinge-nieure HOAI wurde bereits 1991 festgeschrieben, daßdie „energiewirtschaftlichen Zusammenhänge“ sowiedie „Belastung und Empfindlichkeit der betroffenenÖkosysteme“ bei der Planung beachtet werden müs-sen. Dies wurde mit der HOAI in der Fassung von1996 bekräftigt. Heute stehen einige für die Einlösungdieser Verpflichtung notwendige Instrumente undGrundlagen zur Verfügung. Diese werden in „Ökolo-gische Bausteine Teil II“ angewendet und vorgestellt.

Die drei Kernelemente ökologischen Bauens

In ökologischen Konzepten wird das Gebäude konse-quent nicht als isolierte Größe begriffen, sondern gilterst zusammen mit seiner Umgebung als ein Ganzes.Das Zusammenspiel zwischen drinnen und draußenund das Nutzen der witterungs- und klimarelevantenBedingungen ist ein Merkmal ökologischer Planungund erlaubt einen energetisch sparsamen Betrieb,welcher deutlich unter den gesetzlich gefordertenKennzahlen bleibt.

Ein zweites Merkmal ist der Umgang mit dem Bau-material. Erste Priorität hat hier die Reduktion derMaterialmenge auf das notwendige Minimum. Inzweiter Linie ist die Art der verarbeiteten Materialienund der mit ihnen bereits gebundenen Energien zubeachten.

Die Materialwahl ist eng mit dem dritten Hauptele-ment der ökologischen Planung verbunden: derBerücksichtigung des gesamten Lebenszyklus einesGebäudes mit seinem Freiraum vom Aufbau bis zumRückbau und zur Entsorgung. Erste Priorität hat hierdie Wahl intelligenter Konstruktionssysteme und -prinzipien zur Reduktion des Rohstoffverbrauchesund des Abfalles.

Artenanzahl von Farn- und Blütenpflanzen

So finden sich beispielsweise in München-Riem zwischen 500 und600 verschiedene Arten von Farn- und Blütenpflanzen. Die verant-wortungsbewußte Bebauung der Messestadt Riem erlaubt, die vor-handene Artenvielfalt dauerhaft zu sichern und weiterzuentwickeln.

< 400

400–500

500–600

600–700

>700Fürstenfeldbruck

Starnberg

Wolfratshausen

Freising

Dachau

MarktSchwaben

Erding

Ebersberg

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Grundsätze ökologischer Planung

Stoffflußdiagramm Erstellung/Rückbau

Die Grafik zeigt den Stofffluß der in einem Bauwerk eingesetzten Ma-terialien von seiner Erstellung bis zum Rückbau. Es wird auf den er-sten Blick erkennbar, daß der Teil des Rückbaus und der Entsorgungwesentlich komplexer und aufwendiger ist als der vergleichsweiseeinfache, lineare Stofffluß, der für die Erstellung und Versorgungeines Gebäudes notwendig ist. Aus ökologischer Sicht muß deshalbdas Gebäude „von hinten nach vorne“ konzipiert werden, d.h. dieAuswirkungen der Materialwahl auf den Ersatz während des Betriebssowie schließlich beim Rückbau sind von Beginn an in die Planungaufzunehmen. Eine in diesem Sinne vorausschauende Planung nachdem Vorsorgeprinzip lohnt sich nicht zuletzt auch wirtschaftlich.

1.4 Energiebedarf senken und möglichst

durch natürliche Ressourcen decken

Während einer Nutzungsdauer von 80 Jahren (aner-kannte Meßgröße) gehen vom Betrieb eines GebäudesUmweltbelastungen aus, welche den Ressourcenver-brauch für die Erstellung um ein Vielfaches überstei-gen. In einem effektiven ökologischen Konzept hatdeshalb die Reduktion der für Heizung, Warmwasserund Elektrizität benötigten Energie einen großen Stel-lenwert. So können die Aufwendungen für den Wär-mehaushalt beispielsweise durch die aktive und pas-sive Nutzung der Sonnen- und Umweltenergie sowieder inneren Abwärme drastisch gesenkt werden. Dasgleiche gilt für den Elektrizitätsverbrauch, wenn kon-sequent sparsame Geräte eingesetzt werden und einTeil der Energie photovoltaisch produziert wird. DasRezept ist in beiden Fällen dasselbe: Erstens ist derBetrieb sparsam zu gestalten und zweitens kommenerneuerbare Ressourcen sowie effiziente Energieer-zeugungssysteme (z. B. Kraft-Wärme-Koppelungs-Anlagen) zum Einsatz.

Auf niedrige Wärmegradienten achten

Um die Sonnenenergie effektiv zu nutzen, müssen dieAnlagen auf die Qualitäten dieser natürlichsten allerEnergiequellen ausgerichtet werden. So ist es ebensounsinnig wie unmöglich, ein herkömmliches Heiz-system mit hohen Vorlauftemperaturen mit Sonnen-energie betreiben zu wollen. Dies wird den natürli-chen Eigenschaften der Sonnenenergie nicht gerecht.Besser ist es, die Sonnenstrahlung direkt in denRaum zu bringen und die Wärme in der Gebäude-masse zu speichern.

Erstellung Rückbau

ProzessProdukt

TrennenTrennen

Trennen Trennen

Trennen

BauwerkBauwerk

Bauteile

Baustoffe

Rohstoff

Ressourcen Deponie

Rückbauteile Bauabfälle Sonderabfälle

Verwertbar Unverwertbar Organisch Anorganisch

Brennbares

Unverwertbar

Vergleich

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Verbrennen

Rückbau

Revision

Herstellung

Aufbereitung

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Herstellung

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1'800'000

2'000'000

Kollektoren/WWPhotovoltaik

Rohbau

Ausbau

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Raumwärme +Warmwasser

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80

Jah

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Betriebeffektiv

BetriebNiedrig-

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Konstruktion/Gebäude

Ressourcenverbrauch für Betrieb und Konstruktion/Gebäude

Am Beispiel eines 1991 erstellten Wohngebäudes in der Nähe vonBasel wurde der Ressourcenverbrauch für Rohbau, Innenausbauund Haustechnik dem Energieverbrauch für Heizung, Warmwasserund Elektrizität für eine Nutzungsdauer von 80 Jahren gegenüberge-stellt. Diese (vorläufige) Berechnung auf der Grundlage der Methodedes Schweizerischen Ingenieur- und Architekten-Vereins SIA ergabein Verhältnis der Umweltwirkungen aus Bau und Betrieb in derGrößenordnung von 1:8. Würde das Gebäude in Niedrigenergiebau-weise erstellt und die Sonnenenergie aktiv genutzt, so halbiert sichdas Verhältnis auf eine Größenordnung von 1:4.

Wasser, Boden und Luft als knappe Güter

In der klassischen Wirtschaftslehre berechnet sich der Preis aus denGestehungskosten sowie dem Verhältnis zwischen Angebot undNachfrage. Bisher wurden die Kosten allerdings auf die reine Gewin-nung und Verarbeitung der Rohstoffe reduziert, während die Natur„gratis“ arbeitet. Nun ist erkannt, daß auch die bisher freien GüterWasser, Boden und Luft nicht unbeschränkt verfügbar sind und sich -wenn überhaupt - nur mit hohem Kosten- und Energieaufwand rezy-klieren lassen. Dieser hohe Aufwand wird nur dann reduziert, wenndiese Umweltgüter wie alle übrigen Wirtschaftsgüter nach dem Prin-zip von Angebot und Nachfrage behandelt werden. Dies bedeutetzielbewußte Änderungen der bisherigen Produktions-, Konsum- undSiedlungsmuster durch maximale Einsparungen an synthetisch her-gestellten Rohstoffen und Energieträgern sowie deren Ersatz durchintelligente Herstellungs- und Organisationsformen.

Entropie als mögliche Meßgröße für Umweltwirkungen

Der auf den deutschen Physiker Clausius zurückgehende Begriff En-tropie bezeichnet denjenigen Teil der Wärmeenergie, der in thermi-schen Prozessen nicht in mechanische Energie umgewandelt werdenkann und als Abwärme verloren geht, respektive als UmweltabfallWasser, Boden, Luft und Atmosphäre belastet. Das Ziel eines konse-quenten ökologischen Denkens ist es somit, das Entstehen von En-tropie möglichst zu verhindern oder zumindest hinauszuzögern.Durch Wärmerückgewinnung und Abwärmenutzung wird heute ver-sucht, diese unmittelbaren Energieverluste zu reduzieren und die ein-gesetzten Ressourcen mit einem möglichst hohen Wirkungsgrad zunutzen. Dies ist ein Schritt in die richtige Richtung, weil darin derWert des „Abfalles“ erkannt wird. Ebenso ist das in bezug auf einigeBauteile nicht zuletzt wirtschaftlich erfolgreiche Recycling richtig, in-dem damit bereits verbrauchte Wertstoffe ein zweites oder drittesMal genutzt und erst später zu Entropie werden.

Tatsächliche Lebensdauer der Bauteile in die

Wirtschaftlichkeitsberechnungen einbeziehen

Aus ökologischer Sicht ist die Dauerhaftigkeit der Baukonstruktionenentscheidend. Es ist deshalb zu postulieren, daß für die Wirtschaft-lichkeitsberechnungen die tatsächliche Lebensdauer der gewähltenBauteile eingesetzt wird und nicht ein aufgrund von Steuerabschrei-bungen und hypothekarischen Entlastungen ermittelter theoretischerWert. Die Erfahrungen zeigen, daß ökologische Gebäude nach dieserBerechnungsweise mindestens ebenso wirtschaftlich sind wie her-kömmliche Gebäude.

1.

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Grundsätze ökologischer Planung

Verfügbarkeit der Sonnenenergie

Unsere Lebensgewohnheiten und Komfortansprüche sind auf allge-genwärtige Energiequellen ausgerichtet: Energie muß zu jeder Zeit,an jedem Ort, in jeder Temperatur und in jeder Menge zur Verfügungstehen. Da kann die Sonnenenergie nicht mithalten. Sie steht latentan jedem Ort und in einer unbeschränkten Menge zur Verfügung, esgibt jedoch natürliche Limiten hinsichtlich der Zeit und der erzielba-ren Temperatur. Durch den Einsatz von Speicherelementen sowie zu-sätzlicher Energiesysteme können diese natürlichen Defizite der Son-nenenergie behoben werden.

1.5 Freiraumgestaltung als Teil

einer umfassenden Planung

Die Gestaltung des Freiraumes ist entscheidend fürdie Frischluftzufuhr und die Durchlüftung der über-bauten Flächen. So ist bei der Anlage der MessestadtRiem darauf zu achten, daß der Durchzug der östli-chen Schwachwinde zum Stadtkern nicht abgeblocktwird. Dazu bilden die Freiflächen eine Voraussetzungfür die Erholungs- und damit die Wohnqualität desneuen Stadtteils. Aus ökologischer Sicht sind nebendieser in Quantität und Qualität guten Versorgung mitFreiflächen eine sparsame Versiegelung der Flächenund eine angemessene Dichte der Baustruktur erfor-derlich. Diese Gesichtspunkte wurden konzeptionell in„Ökologische Bausteine Teil I“ aufgearbeitet und sindein Bestandteil der Bebauungspläne mit Grünord-nung.

Schnittstelle Gebäude und Freiraum

Die Gestaltung des Freiraumes erfüllt nicht nur Funktionen in dentraditionellen Bereichen wie Naturschutz oder Erholung und Freizeit.Als Element einer umfassenden Gebäudeplanung tragen die Mittelder Freiraumgestaltung darüber hinaus wesentlich zum Funktionierenvon natürlichen Belüftungskonzepten und zur Nutzung natürlicherRessourcen bei.

Beeinflussung des Wohnklimas

In „Ökologische Bausteine Teil II“ sollen nun dieMöglichkeiten der auf die konkreten Bauprojekte be-zogenen Freiraumgestaltung aufgezeigt werden. DerFreiraum ist dabei nicht nur als der Raum außerhalbder Gebäude zu verstehen, sondern bildet mit diesenzusammen eine Einheit. Durch eine entsprechendeBepflanzung wird beispielsweise die Überwärmungeines Gebäudes im Sommer gedämpft. Die Bepflan-zung kann weiter das Raumklima durch die Bindungvon Staubpartikeln und die Erhöhung der Luftfeuch-tigkeit positiv beeinflussen.

Bäume sorgen für ein gutes Wohnumfeld

Ein wichtiges Element der Freiraumgestaltung in derStadt sind die Bäume. Durch die gezielte Anordnungkann auch bei hoher Nutzungsdichte ein angenehmesKlima in der Stadt erhalten werden.

Gärten

Wege(Dach-)Terrasse

Balkon/Loggia

WintergartenKüche

Schlafzimmer

Bad/WC

Gemeinschaftsgrün

Wohnzimmer

SpielflächenGlashaus

Stellplätze

Straßengrün

WOHNEN FREIRAUMDas Sonnen-Zeit-Maß als Leitidee

ökologischen Handelns

Auf eine hypothetische Energiebilanz der ganzen Erde bezogen istder Leistungsanteil der fossilen Energieträger im Verhältnis zuden natürlichen Energievorgängen marginal. Bereits diese, so ge-sehen, geringen Eingriffe in die natürlichen Abläufe haben jedochgenügt, die Umwelt in erschreckendem Maße zu destabilisieren.Die Folgerung aus dieser Beobachtung muß sein, unsere Tätigkei-ten und Systeme wieder vermehrt auf die von der Natur vorgege-benen Grundgeschwindigkeiten abzustimmen und das „Sonnen-Zeit-Maß“ in die Planungen aufzunehmen. Nur mit solchen, aufdie Sonne ausgerichteten Systemen läßt sich eine Umweltverträg-lichkeit erzielen. So ist beispielsweise durch einen entsprechen-den Sonnenschutz im Sommer dafür zu sorgen, daß sich einBürogebäude während des Tages nicht zu stark erwärmt, währenddie in der Gebäudemasse gespeicherte Wärme über Nacht wiederausgekühlt werden kann: Als Resultat kann auf die energieintensi-ve Klimatisierung verzichtet werden. Mittels dynamischer Raumsi-mulationen ist es heute möglich, diese Vorgänge zu berechnenund somit ein Gebäude schon in einer frühen Planungsphase zuoptimieren.

Simulation Nachtauskühlung

Die Grafik zeigt die Simulation für einen Büroraum in einemDienstleistungsgebäude. Es zeigt sich, daß ohne Nachtauskühlungdie Raumtemperatur während den Sommermonaten selbst beisinkenden Außentemperaturen hoch bleibt. Dieses konstante„Aufschaukeln“ der Temperaturen kann über die Nachtausküh-lung wirksam verhindert werden.

Menge

Wertigkeit

OrtZeit

Wertigkeit

Menge

Wertigkeit

OrtZeit

Menge

OrtZeit

Anspruch AngebotSolarenergie

DefizitSolarenergie

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30Ohne Nachtlüftung

Mit NachtlüftungAußentemperatur

Tem

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°C

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Grundsätze ökologischer Planung

Überwärmung im Zusammenhang mit der Bebauungsdichte und

Freiraumbegrünung

In der Grafik aus der Strukturtypenkartierung der Stadt München er-gibt sich die gemessene mittägliche Oberflächentemperatur als Re-sultante aus dem Bebauungsgrad und der Geschoßflächenzahl. ImWA 6 kann die Überwärmung bei gleicher GFZ durch einen entspre-chenden Bebauungsgrad (GRZ) und die Überschirmung der Gebäudemit Bäumen minimiert werden. Ergänzend verstärken grasbewachse-ne Flächen die nächtliche Abkühlung.

Sorgsamer Umgang mit den Ressourcen

Die Beziehungen zwischen Gebäude und Freiraumkönnen in mehrfacher Hinsicht für die wirksame Scho-nung der Ressourcen eingesetzt werden. So kann dasRegenwasser für die Bewässerung sowie in gereinig-ter Form für das Waschen oder die Toilettenspülungverwendet werden. Der im Bauprozeß ausgehobeneBoden und Untergrund eignet sich nach fachgerech-ter Sortierung für die Verwendung in Grünflächen,Baumgräben oder als Straßenunterbau und zur Haus-dränage. Bei sorgfältiger Planung und Ausführungträgt die Dach- und Fassadenbegrünung zur Verlänge-rung der Lebensdauer der Dächer und Fassaden bei.

0,250,

751,251,

75

Geschoß-flächenzahl

(GFZ)

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Tem

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atu

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°C

Minimierung der Überwärmung durch:- geringere GRZ- hohen Grünanteil/ Überstellung mit Bäumen- Dachbegrünung

Höhere Überwärmung durch:- höhere GRZ- geringeren Grünanteil

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Grundflächenzahl (GRZ)

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Teamorientierte PlanungIn einem ökologisch ausgerichteten Ge-bäude braucht es das Zusammenspielzwischen den architektonischen Formen,der Materialwahl, der Gebäudetechniksowie dem Benutzerverhalten. Ökologieist daher eine Teamaufgabe und steht inengem Zusammenhang mit der Lebens-zyklus-Betrachtung eines Gebäudes.

2.1 Teamorientierte Planung

als Gesamtleistung

Das Planen ist nicht die lineare Addition verschiede-ner Einzelleistungen, sondern die integrierte Gesamt-leistung der unterschiedlichen Fachrichtungen sowieder Auftraggeber und Benutzer. Dabei kommt demAuftraggeber eine Schlüsselrolle zu, da er die Zielset-zungen im Bereich Ökologie und Energie vorgibt.

In der HOAI sind die für die Ökologie relevanten Lei-stungen für die einzelnen Planungsphasen aufgeführt.Die Bauherrschaft bzw. die Projektleitung muß dieseLeistungen für das Planungsteam definieren, zuwei-sen und honorieren.

Einbezug des gesamten Lebenszyklus in die Planung

Mehr als bisher müssen künftig Gebäude über ihren gesamten Le-benszyklus betrachtet werden. Ökologische Gesichtspunkte fließen injeder Phase (von der Planung bis zum Rückbau/Entsorgung) in dieEntscheidungsfindung ein. Es empfiehlt sich deshalb, in Bauprojek-ten das Planungsteam von Bauherr und Planer mit einem Ökologie-Controlling zu ergänzen.

Erhöhter Planungsaufwand zu Beginn

Im teamorientierten oder integralen Planungsansatzwerden die Schwerpunkte neu gesetzt. Der Planungs-aufwand in den ersten Phasen wird deutlich verstärkt,denn es gilt den gesamten Lebenszyklus des Gebäu-des in die Entscheidungen miteinzubeziehen. In die-ser Planungsphase werden die Weichen für das Ge-bäude gestellt.

Vergleich teamorientierte/konventionelle Planung

In den ersten Phasen der Planung werden nicht nur der Preis und dieQualität festgelegt, sondern in entscheidendem Maße auch die Be-wirtschaftungskosten einer Immobilie für die nächsten 50 bis 100Jahre. Es lohnt sich deshalb, den Planungsaufwand in der Anfangs-phase zu erhöhen, da die planerische Freiheit, d.h. die Wahl- und Op-timierungsfreiheit, im Gegensatz zu den Kosten sehr hoch ist.

Lösungskonzepte anstelle von Einzellösungen

Im Team werden die unterschiedlichsten fachlichenLösungsansätze verfolgt und auf ihre wechselseitigenAuswirkungen untersucht. Eine Entscheidung fällterst gegen Schluß, und zwar im Sinne einer Kombi-nation von Lösungsansätzen. Demgegenüber werdenim konventionellen Ablauf schon sehr früh Lösungs-varianten ausgeschieden, ohne daß eine Kombinationvon Teillösungen gesucht wird.

Ökologisches Gesamtkonzept als Ziel

Die Phase Vorentwurf/Entwurf ist besonders für das Gesamtkonzepteines Gebäudes wichtig. Eine feine Abstimmung von Architektur,Freiraum, Gebäudeerschließung, Gebäudenutzung und Gebäude-technik wird durch den vernetzten Entscheidungsprozeß gefördert.Nicht konventionelle Lösungen in Einzelkonzepten (oben) sondernein fachübergreifendes Gesamtkonzept (unten) im Team wird erar-beitet. Hier zeigt sich besonders gut, daß die Teamleistung mehr istals die Summe von Einzelleistungen.

Planung

Erstellung

Nutzung/Umnutzung

RückbauTechnologie/Ökologie-Controlling

Planer/Bauunter-nehmer

Bauherr/Investor

Entsorgung

Inbetrieb-setzung

Betriebs-optimierung

Pla

nu

ng

s-, I

nve

stiti

on

s-u

nd

Bet

rieb

sko

sten

Planung Erstellung NutzungZeit in Jahren

konventionelle Planung

teamorientierte Planung

Freiraum Wasser-technik

Lösungen in Einzelkonzepten

Architektur

ÖkologischesGesamt-konzept

FachübergreifendesGesamtkonzept

Gebäude-technik

Architektur

Gebäude-technik

Freiraum

Wasser-technik

2.

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11

Teamorientierte Planung2.2 Projekt-Pflichtenheft als zentrales

Führungsinstrument

Das zentrale Instrument des teamorientierten Pla-nungsansatzes ist das Projekt-Pflichtenheft. In diesemwerden in den ersten Planungsphasen Zielsetzungenund Anforderungen an das Bauprojekt formuliert. Derklar strukturierte Aufbau vermittelt allen Beteiligteneine projektumfassende Übersicht. Projektziele unddie zu erfüllenden Anforderungen werden durch klarformulierte Vorgaben für alle Beteiligten konkretisiert.Das Pflichtenheft hat dynamischen Charakter undwird entsprechend den Projektphasen laufend nach-geführt. Je nach Bauprojekt wird es ca. alle 6 Monateauf den neuesten Stand gebracht und mit den aktuel-len Projektdaten verglichen. Das Projekt-Pflichtenhefthat in der Regel folgenden Aufbau und Inhalt:

In der teamorientierten Planung sind von Beginn anviele Fachleute beteiligt. Damit die Planung für denBauherrn und das Planungsteam überschaubar bleibtund Entscheidungsgrundlagen geschaffen werdenkönnen, werden diese im Projekt-Pflichtenheft in kon-zentrierter Form dargestellt. Im Verlaufe der Planung

werden alle wichtigen Entscheidungen aus den ver-schiedensten Konzepten in das Projekt-Pflichtenheftintegriert und im Sinne eines ökologischen Gesamt-konzeptes laufend aufeinander abgestimmt. Das Pro-jekt-Pflichtenheft ist also auch ein wichtiges Doku-ment im Rahmen des Qualitätsmanagements einesBauprojektes.

2.3 Keine Einschränkung der

architektonischen Gestaltung

Die Erfahrung zeigt, daß die bindenden Vorgaben desProjekt-Pflichtenheftes keineswegs ein Präjudiz fürbestimmte architektonische Konzepte schaffen. ImGegenteil werden bei Wettbewerbsaufgaben mitstrengen Pflichtenheften bezüglich der Kreativität derarchitektonischen Lösungen keine Unterschiede zuherkömmlichen Ausschreibungen festgestellt. Undauch bei der Wahl der Materialien bleibt genügendGestaltungsspielraum. Wird beispielsweise bei einemProjekt aus ästhetischen Gründen ein ökologisch pro-blematisches Sichtmauerwerk aus Klinkersteinen (ho-her Primärenergieaufwand) gewählt, so kann dieserNachteil durch die sparsame Verwendung des Mate-rials, intelligente Konstruktionsprinzipien, optimaleSpannweiten, direkte Lastabtragungen oder einfacheMaterialübergänge weitgehend aufgefangen werden.

Verwaltungsgebäude Suglio

Das Verwaltungsgebäude „Suglio“ der Union Bank of SwitzerlandUBS in Lugano wurde als Energiemusterhaus geplant und realisiert.Entsprechend mußten die für den Wettbewerb eingeladenen Archi-tekten neben dem Raumprogramm auch die ehrgeizigen Energievor-gaben des Projekt-Pflichtenheftes erfüllen. Dies wurde von den ein-gereichten Projekten mit sehr unterschiedlichen architektonischenKonzepten erreicht. Das Siegerprojekt arbeitete mit einer Grundstruk-tur (Kammform), welche die Raumtiefen beschränkt und damit dieTageslichtnutzung sowie die natürliche Belüftung begünstigt.

Präambel

Übergeordnete Zielsetzungen des Bauherrn (z.B.aus Unternehmensleitbild, Umweltleitbild)

Absicht der Bauherrschaft

Allgemeine Zielsetzungen betreffend Funktion,Energie, Ökologie und Wirtschaftlichkeit

Qualitätsmanagement

Definition und Festlegung der wichtigsten Pla-nungsinstrumente

Energie

Definition und Festlegung der energetischen Ziel-größen Wärme, Elektrizität und Wasser

Materialökologie

Definition der Kriterien für die Wahl der Materialienund Baukonstruktionen

Architektur

Flächenbilanz, winterlicher und sommerlicher Wär-meschutz, Tageslichtnutzung, Raumklima, formaleund organisatorische Qualität

Gebäudetechnik

Anforderungen und Vorgaben bezüglich Heizungs-anlagen, RLT-Anlagen, Kälteanlagen, Sanitäranla-gen, elektrotechnische Anlagen, Gebäudeleittechnik

Freiraum

Anforderungen zu Bauplatz, Eingriff in den Boden,Grundwasser, Versickerung, Altlasten, Bepflanzung,Begrünung

Betrieb

Anforderungen und Vorgaben an das Gebäudema-nagement (z.B. Energiemanagement, Gebäuderei-nigung, Ver- und Entsorgung)

Projekt-Pflichtenheft als zentrales Planungsinstrument

Neben dem Projekt-Pflichtenheft existieren für die ökologische Pla-nung weitere wichtige Planungsinstrumente. Diese sind geordnet nachHOAI-Phasen und Gewerken in der Tabelle in Kapitel 10 aufgeführt.

Phasen

Grundlagen-ermittlung

Vorplanung/Entwurfsplanung

Ausführungs-planung

Objektbetreuung Lau

fen

de

Verä

nd

eru

ng

un

d A

np

assu

ng

Projekt-Pflichtenheft

z.B. Nutzungskonzept, Flächen

z.B. Energie-Konzeptz.B. Freiraum-Konzept

z.B. Entsorgungs-/Reinigungs-Konzept

z.B. Energie-Controlling

Konzepte

2.

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12

Vom Bauabschnitt zur Parzelle3.

12

In den folgenden Kapiteln wird exem-plarisch aufgezeigt, wie die Grundsätze,Zielsetzungen und Überlegungen aus„Ökologische Bausteine Teil I“ in dieweitere Planung der Messestadt Riemaufgenommen werden können. Es wirddabei auf die dort erarbeiteten KonzepteBezug genommen, die relevanten Vor-gaben und Richtlinien werden berück-sichtigt. Vom Bauabschnitt bis zur Par-zelle werden vorhandene Spielräumeaufgezeigt und bestmöglich für die Be-lange ökologischer Qualität eingesetzt.

Die einzelnen Bauvorhaben sind unterökologischen Gesichtspunkten• in den gesamten Bauabschnitt zu

integrieren• untereinander abzustimmen• auf der Parzelle umzusetzen

3.1 Ökologische Bausteine I als Basis

Die Umsetzung der sechs Konzepte aus „ÖkologischeBausteine Teil I“ für Gebäude und Freiraum führt zurvertieften Behandlung der folgenden Themen:

Ökologische ÖkologischeBausteine Teil I Bausteine Teil II

Vom ÖB I zum ÖB II

3.2 Planausschnitte als Grundlage

für die Betrachtung

Für Bauvorhaben des 1. Bauabschnitts Wohnen unddes Gewerbegebietes Nordwest werden ausgehendvon stadtökologischen Leitlinien Empfehlungen zurBauausführung gemacht. Vorgabe sind der 1. Bebau-ungsplan Wohnen sowie der Bebauungsplan „Gewer-begebiet Nordwest“.

Allgemeines Wohngebiet WA6

Das WA6 ist Teil des ersten Wohngebiets der Messe-stadt Riem und liegt südöstlich des zentralen Platzeszwischen Kern- und Mischgebiet und südlich angren-zenden Wohnquartieren.

Wohngebiet WA6

Bei der Realisierung der Bauvorhaben im WA6 werden die in „Ökolo-gische Bausteine Teil I“ dargestellten Zielsetzungen zu den ThemenFreiraum, Wasser, Verkehr, Energie, Freimachung und Abfall konkreti-siert. Je nach Planungsausschnitt werden die Maßnahmen bestimmtund in ihrer gegenseitigen Verknüpfung berücksichtigt.

Freiraumkonzept

• Frischluftzufuhr und Durchlüftung• Flächeneinsparung und Baustruktur• Naturschutz und Erholung

Freiraum

Architektur

Wasserkonzept

• Trinkwassereinsparung• Regenwassernutzung• Reinigung und Versickerung

Wasser

Freiraum

Architektur

Verkehrskonzept

• Verkehrsverlagerung• Verkehrsvermeidung• Minimierung der Verkehrs- emissionen

Freiraum

Boden und Untergrund

Energiekonzept

• Minimierung des Energiebedarfs• Optimierung der Energieerzeugung

Energie / Gebäudetechnik

Freimachungskonzept

• Schutz von Boden und Flächen• Wiederverwendung von Abbruch und Aushub• Sanierung von Altlasten

Boden und Untergrund

Abfallwirtschaftskonzept

• Abfallvermeidung• Abfallverwertung

Abfall und Reinigung

1. Bebauungsplan Wohnen

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131313

Das WA6 zeigt eine für die Messestadt Riem typischeGebäude- und Freiflächenanordnung des Wohnge-biets:

• Raumbildende vier- bis fünf-geschoßige Bebauungentlang den Stichstraßen

• Lockere, offene drei-geschoßige Bauweise zu denGrünzügen hin

• Strenge Zuordnung der Bewohnergärten zu denGebäuden und hohe Durchlässigkeit der Gemein-schaftsgrünflächen zu den öffentlichen sowie denprivaten Grünflächen

• Sammeltiefgaragen mit Zufahrt von Norden

Im WA 6 sind 290 Wohneinheiten und eine Sozialstati-on vorgesehen. Im Süden und im Westen liegt je-weils eine Kindertagesstätte. Die Geschoßflächenzahlliegt zwischen 1.0 und 1.5, die Grundflächenzahl beidurchschnittlich 0.6. Da in der Gemeinschaftstiefgara-ge auch die Stellplätze für den südlich anschließen-den WA 7 sowie für die Kindertagesstätte und dieGrund- und Hauptschule untergebracht werden sol-len, beträgt die Anzahl der Stellplätze ca. 400.

Gewerbegebiet GE 7 und Mischgebiet MI

Das GE 7 und das Mischgebiet sind Teile des Gewer-begebietes Nordwest. Hier soll ein moderner Gewer-bepark mit hohen gestalterischen Ansprüchen entste-hen, der in den gesamten Stadtteil Messestadt Riemeingebunden und durch eine städtebaulich wirksameRandeinfassung begrenzt werden soll. Das Gebiet sollinsbesondere Betrieben aus dem Medien- und High-Tech-Umfeld sowie aus dem Bereich der Umwelttech-nik einen Standort bieten. Im Mischgebiet wird nicht-störende gewerbliche Nutzung mit Wohnnutzungverknüpft.

Während das GE 7 stärker durchgrünt bebaut ist (GFZ1.0; GRZ 0.7), bildet das Mischgebiet mit seiner zen-tralen Lage an der Willy-Brandt-Allee eine deutlichestädtebauliche Kante (GFZ 1.6 - 1.8; GRZ 0.8).

Gewerbegebiet GE7 und Mischgebiet MI

Vom Bauabschnitt zur Parzelle 3.

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14

4. ArchitekturDas Wohlbefinden der Wohnbevölke-rung und Berufstätigen in einem Sied-lungsgebiet ist entscheidend für die Be-reitschaft zur Pflege der Gebäude unddes Freiraumes und somit für die ausökologischer Sicht wichtige Werterhal-tung. Die planerischen und architekto-nischen Konzepte müssen deshalb aufeine ausgewogen hohe Raum-, Gebäu-de- und Freiraumqualität ausgerichtetwerden. Zu beachten sind dabei Krite-rien wie:– Besonnung und Orientierung der Ge-

bäude– Bezug der Gebäude zum Freiraum

und zu durchgängigen Grünflächen– Nutzungsmischung für Wohnen-

Arbeit-Freizeit– verkehrsfreies Wohnen– großzügiges Fuß- und Radwegnetz– Gebäudeerstellung und Betrieb nach

ökologischen Gesichtspunkten.

4.1 Hohe Durchschnittsqualität

In der Messestadt Riem ist eine ausgeglichene sozialeEntwicklung anzustreben und auch auf der Ebene dereinzelnen Überbauungen zu befördern. Deshalb istauf möglichst gleiche Qualität der Wohnungen undArbeitsplätze zu achten. Im Planungsstadium lassensich die Gründe für Minderbewertungen durch Lärm,Verkehr, Beschattung, Einblick, mangelnde Aussicht,ungünstiger Grundriß, schlechte Verbindung zumAußenraum etc. durch systematische Vergleiche fest-stellen. Durch Verbesserungen, wie beispielsweisemehr Flächen oder Raum im oder am Haus sowie be-sondere Grundrisse, lassen sich diese Nachteile aus-gleichen. Im Hinblick auf die dafür notwendigen Inve-stitionen ist zu beachten, daß qualitativ schlechteObjekte bei entsprechender Marktlage eventuell garnicht vermietet werden können.

Das Bebauungsprinzip der Messestadt Riem mit geschlossenen

Straßenfronten

Im vorteilhaften Wechselspiel von geschlossenen Straßenräumenmit freier gestalteten Grünräumen entstehen bei Ecksituationen aberauch Nachteile wie gegenseitige Einblicke, mangelnde Aussicht,schlechte Verbindungen zum Außenraum, etc. Dafür müssen in derPlanung besondere Lösungen gefunden werden, damit auf der Par-zelle keine zu großen Qualitätsunterschiede der Wohnungen undArbeitsplätze entstehen.

Ecksituation Wohnen

Siedlungskonzepte mit Winkelbauten weisen immer Ecken undFlächen auf, welche für die Nutzung problematisch sind. Durch be-sondere Grundrisse, Erschließungssysteme, Außenraumgestaltungund Bepflanzungen sind solche Nachteile auszugleichen.

Eingang zu einem Gewerbehaus

Grundsätzlich gelten auch für Gewerbezonen die gleichen Ansprüchean die Gestaltungsqualität von Außenräumen wie in den Wohnzo-nen. Eingangsbereiche bieten z.B. die Gelegenheit, durch besondereSorgfalt der Umgebungsplanung „Adressen“ zu schaffen und damitdie Identität von Gewerbebauten zu erhöhen.

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15

Architektur4.2 Qualitative Verdichtung im

Wohngebiet

Das heute populäre Schlagwort des verdichtetenBauens wird häufig auf die Erhöhung der nutzbarenWohn- oder Arbeitsflächen auf dem verfügbarenGrundstück bezogen. Mit diesem Zuwachs an nutz-barem Raum ist jedoch keineswegs garantiert, daßgleichzeitig auch die Dichte, d.h. die Zahl der Wohn-und Arbeitsplätze pro Hektare erhöht wird. Im Gegen-teil kann beispielsweise in einem Quartier mit einemhohen Anteil an Ein- oder Zweipersonenhaushalten(heute in den Städten bis zu 50 Prozent der Haushalte)die Dichte abnehmen. Umgekehrt führen Siedlungs-einheiten mit zeitgemäßen Lösungen für Grundrisse,Gebäude und Freiräume zu höherer Einwohnerdichte,weil sie flexibel den demografischen und sozialenVeränderungen (z.B. Altersstruktur der Bevölkerung)angepaßt werden können. Für die Messestadt Riembedeutet dies, daß zwar von den in den Bebauungs-plänen vorgegebenen Geschoßflächen mit Bezug aufdie Grundstücksflächen (GFZ) auszugehen ist, diequalitativen Gesichtspunkte aber bei der Gestaltungvon Gebäuden und deren Umfeld Vorrang haben sol-len.

Zusammenhang zwischen Geschoßflächenzahl und Gebäudehöhe

Für eine ganzjährige ausreichende Besonnung ist mindestens derdoppelte Gebäudeabstand zur Gebäudehöhe des südlichen Nachbarsnotwendig. Bei einer drei-geschoßigen Bebauung und einer Gebäu-delänge von 40 m erhält man eine Geschoßflächenzahl von etwa 0.9.Bei gleichen Bedingungen erhält man bei sechs Geschoßen eine GFZvon etwa 1.1. Dieser Flächengewinn wird aber durch verschiedeneNachteile wieder abgewertet: Höherer spezifischer Materialaufwandund deshalb höhere spezifische Gebäudekosten (Aufzug). HöhererAnteil von Wohnungen ohne Kontakt zum Garten oder Dachgarten.Die Chancen zu individueller Außenraumgestaltung sinken. Die Ge-bäudezwischenräume sind für die private Bewirtschaftung zu groß.Damit entsteht ein höherer öffentlicher Pflegeaufwand und erfah-rungsgemäß eine dünnere Bepflanzung. Mehr als dreigeschoßigeGebäude sind nur dann zu empfehlen, wenn die Gebäude in städ-tisch geprägter Umgebung stehen und sowohl für Wohn- wie Ar-beitszwecke genutzt werden.

Zusammenhang zwischen Geschoßflächenzahl und Gebäudetiefe

Nord-Süd orientierte Gebäude weisen in der Regel eine kleinere Ge-bäudetiefe auf als durchgängig belichtete und belüftete Ost-WestGrundrisse. Bei einer drei-geschoßigen Bebauung mit Nord - SüdTypen erhält man bei einer Gebäudelänge von 40 m und ausreichen-der Besonnung eine Geschoßflächenzahl von etwa 0.9. Bei gleichenBedingungen erhält man bei Ost-West Typen eine GFZ von etwa 1.1.Die Vor- und Nachteile dieser beiden Typen gleichen sich aus; beidelassen gute Grundrisse zu. Für den Außenraum entstehen keineNachteile.

Durchmischung Arbeiten und Wohnen

Im Geschoßwohnungsbau bietet sich die Möglichkeit,auf den einzelnen Geschoßen unterschiedliche Nut-zungen unterzubringen. Neben den Vorteilen für dieStadtentwicklung (belebtere Straßenzüge durch ge-werbliche Nutzung im Erdgeschoß, keine nachBüroschluß ausgestorbene Dienstleistungsquartiere)erlaubt die Durchmischung der Funktionen Wohnenund Arbeiten auch eine höhere Dichte. Währendnämlich für die Funktion Wohnen die direkte Sonnen-bestrahlung der Räume unerläßlich ist und für diepassive Wärmegewinnung genutzt wird, ist dies imArbeitsbereich mit der zum Teil bedeutenden Wärme-produktion von Maschinen und Gerätschaften geradenicht erwünscht. Wenn somit die unteren Geschoßefür das Arbeiten vorgesehen werden, können die Ge-bäude in entsprechend geringerem Abstand gebautwerden, ohne daß Teile des Wohnbereichs auf dieSonne verzichten müssen.

20.00 m 14.40 m14.40 m

10.00 m

20.00 m

40.00 m14.40 m 14.40 m

GFZ = ca. 1.1

GFZ = ca. 0.9

Nord - Süd Typen

20.00 m 14.40 m14.40 m

10.00 m

GFZ = 0.9

Ost - West Typen

20.00 m 15.60 m15.60 m

10.00 m

GFZ = 1.1

4.

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4. Architektur

Gegengleiche Anordnung der Räume für Wohnen und Arbeiten

In den Wohngeschoßen besteht in den Wohnräumen der Wunschnach viel Sonnenlicht und Sonnenwärme. Die Wärmedämmung istan der von der Sonne abgewandten Seite vorzusehen. Im Arbeitsbe-reich ist dies gerade umgekehrt: Hier ist aufgrund der internen Wär-melasten (Abwärme von Bürogeräten, Maschinen) und anderenLichtbedürfnissen (Bildschirmarbeitsplätze) die direkte Sonnenstrah-lung nicht unbedingt erwünscht.

Prinzipschema für die Kombination Wohnen und Arbeiten im glei-

chen Gebäude.

In der geschoßweisen Bebauung lassen sich Wohnungen sowieBüros und Läden kombinieren. Für den in der Grafik aufgezeigtenGebäudetyp mit 2 Büro-/Gewerbegeschoßen sowie 3 darüberliegen-den Wohngeschoßen genügt ein Gebäudeabstand von 20 Metern,damit der gesamte Wohnbereich die für die passive Nutzung derSonnenenergie erforderliche direkte Einstrahlung erhält. Die Ge-schoßflächenzahl erhöht sich entsprechend.

4.3 Ausgeglichene Siedlungsqualität

in den Wohn- und Gewerbegebieten

In Gewerbegebieten sind die maximalen Werte fürdie Grundflächenzahl (GRZ) sowie für die Geschoßflä-chenzahl (GFZ) definiert. In ökologischer Hinsicht istdie GRZ aussagekräftiger als die GFZ, weil sich ausdieser Zahl nicht nur das kubische Erscheinungsbild,sondern auch der Versiegelungsgrad des Grund-stückes ergibt.

In den Wohngebieten werden die Grundstücke in derRegel maximal ausgenützt; im Gewerbegebiet ist diesnicht immer der Fall.

Räumliche Anordnung im Bebauungsplan

Für die Betrachtung der Aspekte zur Bebauung des reinen Gewerbe-gebietes beziehen wir uns auf einen Ausschnitt aus dem Gewerbege-biet GE7. Für die Mischnutzung wird ein Ausschnitt des Gewerbege-bietes MI behandelt.

Hier bestimmt die Nutzung der Gebäude - ob gesta-pelte Büroflächen, Werk- oder Lagerhallen - das Er-scheinungsbild mindestens so stark wie die gesetzli-chen Limiten der Ausnützung. Die Gegenüberstellungder beiden Nutzungsarten in den untenstehenden Iso-metrien zeigt, daß in den Wohn- und Gewerbegebie-ten auf jeden Fall mit unterschiedlichen Gebäude-maßen zu rechnen ist.

Baumassenverteilung im GE NW

Isometrie des Gewerbegebietes mit nahezu maximaler Nutzung nachGFZ (durchschnittlich etwa 1.3) unter Einhaltung einer GRZ von 0.75.Die grobkörnige Gebäudestruktur ist gut ersichtlich. Die Freiraumge-staltung ist auf diese Großräume auszurichten.

Baumassenverteilung im 1. Bebauungsplan Wohnen

Isometrie des Wohngebietes bei einer zulässigen GRZ zwischen 0.45und 0.65. Das feinkörnige Gemenge von Gebäuden und Freiraumbietet mannigfaltige Chancen für die Freiraumgestaltung.

Nebenräume kleine Räume

ArbeitWohnen

Wärmedämmung

Nebenräume, kleine Räume

Wohnen

Arbeitsräume

Wärmedämmung

Wärme

ohne innere Abwärme

mit innerer Abwärme

Licht und Sonne

Licht

Licht und Sonne

Licht Licht

N

Wärme

Licht

GFZ Wohnen ca. 1.0

GFZ Arbeit ca. 1.0

GFZ Total ca. 2.0

Wärme

Wohnen

Arbeit

N

N

GE7

MI

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Architektur 4.Gegenüber den feingliederigen Wohngebäuden er-scheinen die Gewerbebauten wesentlich massiger.Mit einer angemessenen Freiraumplanung lassensich die qualitativen Unterschiede in den „Räumenzwischen den Gebäuden“ jedoch weitgehend ausglei-chen. In den Gewerbegebieten kommt deshalb derFreiraumplanung mindestens so große Bedeutung zuwie im übrigen Siedlungsgebiet.

Das gleiche gilt auch für Gebiete mit produzierendemGewerbe, also etwa das Gewerbegebiet Nord-Ost.Auch hier ist das wesentliche städtebauliche Ziel einedurchgehende intensive Begrünung mit sorgfältigerGestaltung des öffentlichen Straßenraumes und derstraßenseitigen Vor- und Eingangszonen der Gebäu-de. Eine Besonderheit bilden in diesem Gebiet diegroßen Dachflächen und Fassaden der Produktions-und Lagerhallen. Es ist darauf zu achten, daß dieDach- und Oberlichter für die Hallenbelichtung gegenNorden orientiert sind, damit die Überhitzung derHallen durch die direkte Sonneneinstahlung vermie-den werden kann. Dazu ist die Begrünung der Dach-flächen wichtig, um das Aufheizen der Dachflächendurch die Sonne zu mildern und die Retentionsflä-chen für das Regenwasser zu vergrößern. Die Gestal-tung der Oberlichter erhält aufgrund des konkurrie-renden Flächenbedarfes für die grünen Dachflächenund die Oberlichter besondere Bedeutung. Zur ther-mischen Optimierung der Fassaden beziehungsweisezur Minimierung der Kühl- oder Heizleistungen eig-nen sich verschiedene Systeme wie beispielsweiseKonstruktionen mit transparenter Wärmedämmung.Je nach Orientierung und Bedarf nach natürlichemLicht lassen sich diese transparent, mit oder ohne da-hinterliegende Speicherwände ausgestalten.

Reserven für künftige Nutzungen einplanen

Um eine langfristige Nutzung der Gebäude zu ermög-lichen, sind Reserven für künftige Erweiterungen undUmnutzungen einzuplanen. Im abgebildeten Beispielwurden die Reserveflächen in zwei Varianten inte-griert: in der Vertikale über alle Geschoße respektivein der Horizontalen über den bereits genutzten Ge-schoßen.

Ausbaureserve/Aufbaureserve

Isometrie und Grundriß zeigen in Varianten, wie Reserveflächen fürspätere Nutzungserweiterungen in den Baukörper integriert werdenkönnen. Links wird die Reserve in einer Vertikale von drei Geschos-sen aufgenommen. Das Postulat der Dachbegrünung ist schon beider ersten Erstellung des Gebäudes zu erfüllen. Rechts wurde die Re-serve als Aufstockung über den bereits genutzten Geschoßen einge-plant.

Baustruktur auf Tageslichtnutzung ausrichten

Um eine gute Tageslichtnutzung sowie die Vorausset-zungen für eine natürliche Belüftung zu erreichen,müssen die Gebäudetiefen beschränkt werden. DieSchnittzeichnung zeigt die Situation eines gegen dieStraße orientierten Bürobaus sowie eine dahinter an-gesiedelte, in bezug auf die Nutzung neutrale Halle(Produktion, Gewerbe, Veranstaltungen etc.). Durchdie Freistellung der Halle ist die Tageslichtnutzung imBürotrakt durchgängig gut, was bei einem direktenAnschluß nicht der Fall wäre.

Tageslichtnutzung

Für die natürliche Belichtung der Halle stehen im Prinzip die Varian-ten eines Shed-Daches sowie eines begrünten Flachdaches mit Ober-lichtern zur Wahl. Diese beiden Varianten sind in der Isometrie alsKombination dargestellt.

Schnitt

Grundriß

Ausbaureserve

Aufbaureserve

Grundriß

Bürobau

"Nutzungsneutrale" Halle

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4. Architektur4.4 Begrünung als Siedlungsqualität

In der Messestadt Riem wird großer Wert auf die Viel-falt der angebotenen Wohnungen und Arbeitsplätzegelegt. Dies zeigt sich im Bereich der Freiflächen bei-spielsweise im Leitbaumkonzept, das die einzelnenQuartiere durch unterschiedliche Baumarten charak-terisiert. Die Bewohnerinnen und Bewohner sollenaußerdem auf möglichst großen Flächen individuelleGestaltungsmöglichkeiten bekommen. Es entsteht einabwechslungsreiches Bild, das die Orientierung unddie Identifikation erleichtert. Dies ist so weit als mög-lich auch bei der Gestaltung der Wohnungen und Ar-beitsplätze aufzunehmen.

Dachterrassen, Wintergärten, Gartensitzplätze

In einer optimalen Lösung haben alle Wohnungenund Büroeinheiten ihre Charakteristika, die sie vonden darüber- und darunterliegenden Nachbarn unter-scheiden. So gehört zu einer Dachwohnung eineDachterrasse, während bei den bodennahen Ge-schoßen der direkte Zugang zu einem Gartensitzplatzoder einer Terrasse zusätzliche Wohnqualität bringt.Je mehr und vielfältigere private Räume angebotenwerden, desto attraktiver wird auch das Wohngebietwerden. Im Gewerbegebiet können Dachterrassen gutals Pausengrün genutzt werden.

Die Übergangszonen zwischen Gebäude und Frei-raum sind nach energetischen und ökologischen Ge-sichtspunkten zu gestalten. Dazu gehören beispiels-weise Balkone mit Winterverglasungen. In einerangemessenen Breite und Tiefe dienen sie als Erwei-terung des Wohn- und Eßbereiches in den warmenJahreszeiten sowie zum Winteraufenthalt von Pflan-zen. Auch Außentreppen und Laubengänge könneneine solche Pufferfunktion übernehmen. Durchgängezwischen Gebäuden sind besonders sorgfältig auchals nutzbare Räume auszugestalten (z.B. Abstell-flächen).

Begrünung von Dächern

Die qualitätsbewußte Gebäudeplanung hört nicht ander Fassade auf. Im Gegenteil kann durch die Begrü-nung der Dächer und Fassaden den Wohnungen undArbeitsräumen ein eigener Charakter verliehen undso die Attraktivität gesteigert werden. In der Messe-stadt Riem sind in den Bebauungplänen Flachdächerbzw. flachgeneigte Dächer vorgesehen. Die Dächerbis zu einer Traufhöhe von 16 m sind zu begrünen.

Für den Aufbau und die Pflege von Dachbegrünun-gen gelten die folgenden Empfehlungen:

– Keine Bewässerung der Dachbegrünung. Kombina-tion eines Mineralbodens mit genügender Wasser-kapazität und trockenheitsresistenten Pflanzenmacht eine Bewässerung unnötig.

– Verwendung von örtlich vorhandenem Material fürdie Vegetations- und die Dränageschicht. Damitmüssen im Vergleich zu Pflanzungen mit Bodenan-schluß lediglich der Durchwurzelungsschutz unddas Trennvlies zusätzlich investiert werden.

– Bei Fertigsubstraten auf Mischungen mit hohemMineralanteil achten. Humusanteile zersetzen sichim Lauf der Zeit und gehen verloren.

Bei einer Dachbegrünung sind folgende Gesichts-punkte zu klären:

– Die Flachdachkonstruktion: Grundsätzlich unter-scheidet man zwischen belüfteten und unbelüfte-ten Flachdachkonstruktionen. Belüftete Dächerwerden auch Kaltdächer genannt. Einschalige,nicht belüftete Flachdachkonstruktionen sindWarm- oder Umkehrdächer. Sie stellen die billigsteund am meisten verwendete Konstruktion dar.

– Die statische Belastung des Daches: Als Faustregelfür das Gewicht von Extensivbegrünungen(Schichtaufbau ca. 10 cm) gilt: 100 l/m2 entspricht170 kg/m2. Der Pflegeaufwand ist gering.

– Der Aufbau einschließlich Wurzelschutz, Schutz-,Dränage-, Filter- und Vegetationsschicht

– Die Bepflanzung (vgl. Kapitel 7 Freiraum)

Warmdach

Beim Warmdach (unbelüftet) entspricht die Tragkonstruktion derDachdecke. Eine Dampfsperre ist notwendig, damit der Wasser-dampf nicht in die Wärmedämmung eindringen kann.

Umkehrdach

Beim Umkehrdach (unbelüftet) liegt die Wärmedämmung über derDichtungsbahn auf der „nassen Seite“. Die Dämmstoffe müssen tritt-fest und verrottungsfrei sein. Eine Isolierschutzschicht für die Dach-haut ist nicht erforderlich, da die darüberliegende Wärmedämmungmechanischen und thermischen Schutz bietet. Auch Dampfsperreund Schutzanstrich entfallen. Dachreparaturen und Selbstbau sindunkompliziert, da die Dichtungschicht nicht durchbrochen werdenmuß. Bei intensiver Dachbegrünung mit Umkehrdach ist darauf zuachten, daß Wasser aus der Wärmedämmung diffundieren kann.

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Architektur 4.

Kaltdach

Beim Kaltdach (belüftet) liegt zwischen Tragkonstruktion und Dach-decke (zweischalig) eine Luftschicht , in der Wasserdampf nachaußen geleitet wird. Wegen der Hinterlüftung ist keine Dampfsperrenotwendig. Diese Konstruktion schließt den Kontakt der Pflanzenwur-zeln mit der Dachdecke aus.

Begrünung von Fassaden

Die in der Messestadt Riem vorgesehenen Wohn- undBürogebäude eignen sich grundsätzlich für eine Be-grünung ihrer Fassaden. Die Begrünung ist insbeson-dere in den Eingangsbereichen und an geschlossenenFassaden von hohem Wert, da Kletterpflanzen geradebei beengten Platzverhältnissen eine wirkungsvolleBegrünung bieten.

Kletterpflanzen als wirkungsvolle Begrünung

Zu beachten sind die Wurzelräume, die nicht von Bal-konen oder Dachterrassen überstanden werden dür-fen und dabei austrocknen. Im Falle gut kultivierterBöden genügt eine Pflanzgrubengröße von 40x40x40cm, Wandabstand mindestens 20 cm. Auf öffentlichenGehwegen dürfen Pflanzinseln direkt an der Haus-wand bis zu 40 cm Breite vorgesehen werden.

Die Verwendung verschiedener Kletterpflanzen ist mitder jeweiligen Gebäudestruktur (Fassadenaufbau, zurVerfügung stehende Fläche, Art des Spaliers, Ästhetikdes Gebäudes usw.) und den pflanzenspezifischenAnsprüchen abzustimmen. Für die Messestadt Riemeignen sich z.B. Rankhilfen aus verzinkten Drahtsei-len oder kunststoffummantelter Draht mit Kokosseilumwickelt. Drähte und Seile werden mit Hilfe vonSpannschlössern gespannt.

Die unterschiedlichen Klettertechniken der Pflanzen(Pflanzenauswahl vgl. Kapitel 7 Freiraum) erfordernverschiedene Konstruktionen.– Schlinger: Hilfen mit vorwiegend senkrechten Ele-

menten, gegenseitiger Abstand der Elementemind. 30 cm, Abstand zu Wand oder flächigenBauteilen mind. 20 cm

– Ranker: Geflechte und Gitter, gegenseitiger Ab-stand max. 40 cm, von der Wand mind. 15 cm

– Spreizklimmer: Vorwiegend waagrechte Bauteile – Selbstklimmer: geeignete Fassadenoberfläche

Oberflächen und Bausubstanzen, die aus Sicherheits-gründen nicht mit Selbstklimmern begrünt werdensollten, sind beispielsweise

– Holzoberflächen (Konservierungsprobleme)– Vorgehängte Wände, Wandplatten (begrenzte Trag-

fähigkeit)– Wände mit kunststoffhaltigen Anstrichen, Kunst-

harzputzen, Wärmedämm-Verbundsystemen, luft-porenhaltige Wärmedämmverputze (Erneuerungs-bedürftigkeit, begrenzte Tragfähigkeit)

Übergang vom Gebäude zum Freiraum

Eine intensive Sonnenenergienutzung durch Verglasung auf der Süd-Ost- und Süd-Westseite hängt in unserem wechselhaften Klima voneinem leicht bedienbaren, beweglichen Sonnen- bzw. Wärmeschutzab. Diese dem Gebäude vorgelagerte Zone muß sich dem Wechselvon Sommer und Winter sowie von Tag und Nacht anpassen lassen.Sie schützt die Fassaden vor Witterungseinflüssen, sorgt für einenschrittweisen Temperaturübergang von innen nach außen und bildetzusammen mit der Bepflanzung ein Mikroklima um das Gebäude,das sich energetisch positiv auswirkt. Zusätzlich zum energetischenGewinn regelt eine solche Übergangszone die vielfältigen Beziehun-gen des Bauwerkes zu seiner Umgebung, etwa Licht, Geräusche,Gerüche, Ein- und Ausblicke. In räumlicher Verbindung können ein-geschoßige Gartenhallen und Nebenbauten liegen, welche die priva-ten Bereiche von öffentlich zugänglichen Flächen abgrenzen.

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20

4. Architektur4.5 Prinzipien zur Gebäudegeometrie

Der Aufbau und die Grundkonzeption eines Gebäudesist entscheidend für die passive Solarenergienutzung.Dank heutigem Wärmedämmstandard liegt die spezi-fische Heizleistung unter 40 W/m2. Wird der Wärme-dämmstandard weiter verbessert und die Luftdichtig-keit der Gebäudehülle weiter erhöht, werden aber imEmpfinden vieler die Grenzen des Komforts undeines gesunden Wohngefühles erreicht oder über-schritten. Um den Verbrauch von Fremdenergie wei-ter zu senken, ist deshalb die Umweltenergie passivzu nutzen. Bei entsprechend konsequenter Planungverbleibt lediglich ein kleiner Restbedarf für die Ener-giezufuhr von außen.

Wärmeverluste weiter reduzieren oder Wärmegewinne optimieren?

In den letzten rund 20 Jahren hat der Bedarf für Wärmeenergie proQuadratmeter markant abgenommen. Durch die Nutzung von Um-weltenergie kann dieser Bedarf bis auf eine geringe Restmenge ab-gedeckt werden.

Auf die Bedürfnisse ausgerichtete Anordnung der

Räume

Für die passive Nutzung der Sonnenenergie als Wär-mequelle ist es entscheidend, daß die Räume nachden unterschiedlichen Bedürfnissen nach Sonne,Wärme und Luft ausgerichtet werden. Die Unterschie-de zwischen Wohn- und Aufenthaltsräumen mit klei-nen Temperaturschwankungen gegenüber Schlafräu-men mit nächtlichen Temperaturabsenkungen imWinter bestimmen die Grundrißorganisation und dieMaterialwahl der Innenräume. Balkone sind so zu pla-zieren, daß sie die passive Nutzung der Sonnenener-gie nicht behindern. Aber auch der unterschiedlicheLuftbedarf ist je nach Nutzung und Besetzung derRäume durch Lenkung des Luftvolumens innerhalbder Wohnung, möglichst ohne mechanische Hilfe, zusichern. Luftschleusen, Pufferräume, Wintervergla-sungen von Balkonen und Terrassen sind geeignet,um zu verhindern, daß Wärmeenergie unbeabsichtigtvon warmen über kühlere Räume ins Freie gelangenkann. Mit Simulationsmodellen lassen sich heute alleBetriebszustände eines Gebäudes in Tages-, Wochen-oder Jahreszyklen sowohl statisch wie dynamisch ab-schätzen.

Zonengrundriß

Im natürlichen Zusammenspiel zwischen innen und außen passenGebäude mit mechanischen Lüftungsanlagen schlecht ins Grundkon-zept der Messestadt Riem. Es ist deshalb im Sinne einer Leitidee zuempfehlen, mit den dynamischen Eigenschaften der Umweltenergienein lebensnahes, natürliches und sinnlich wahrnehmbares Wohn-und Arbeitsumfeld zu schaffen und den Energiebedarf beispielsweiseüber die direkte oder indirekte Nutzung der Sonnenstrahlung zu sen-ken. Die Voraussetzung für die Umsetzung dieses Prinzips der gerin-gen Energieflüsse ist eine konsequent auf den Bedarf in den einzel-nen Räumen ausgerichtete Gebäudegeometrie.

ohne Sonne mit Sonne

Entwicklung von 1975 bis heute

Bis 1975übliche Praxis

1997

Warmwasser undHeizung mitUmweltenergie

Warmwassermit Umweltenergie

1997

Verbesserung durchWärmedämmung

1975 bis 1997

80

60

40

20

tiefste Außentemperatur365 Tage

W/m2

Heizgrenze

Warmwasser

80

60

40

20

tiefste Außentemperatur365 Tage

W/m2

Heizgrenze

Warmwasser

80

60

40

20

tiefste Außentemperatur365 Tage

W/m2

Heizgrenze

80

60

40

20

tiefste Außentemperatur365 Tage

W/m2

Heizgrenze

Bedarf an Fremdenergie

Abdeckung mit Umweltenergie

Jahr Sommer Winter+30°C

Zone in Mitteleuropa

+10°C +10°C -10°C

+20°C

+10°C

0°C

-10°C

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21

Architektur 4.

Nutzung von Umweltenergien

Der durchschnittliche Luftbedarf pro Person beträgt pro Stunde etwa25 m3. Durch Zonierung der Grundrisse, Warmwassererzeugungdurch Umweltenergien und Anpassung des Luftvolumens an dieNutzung der Räume während der kalten Tage, läßt sich der Luftaus-tausch auf etwa 0.3 pro Stunde senken. Damit reduziert sich auch derWärmeverlust nach außen.

Ausrichtung auf die Lebensdauer der Baustrukturen

Jeder Bauteil weist eine spezifische Lebensdauer auf.Massive, unbewegliche Rohbauteile überdauern 100und mehr Jahre. Mechanisch beanspruchte oder ho-her Nutzung ausgesetzte Teile müssen schon frühererneuert werden. Weder das „Wegwerf-Prinzip“, nachwelchem sich die Lebensdauer von Bauteilen nachdem schwächsten Glied richten, noch das „Rolls-Roy-ce-Prinzip“, nach welchem das stärkste Glied die Le-bensdauer aller Teile bestimmt, ist für das Bauenzweckmäßig. Vorzuziehen ist ein Prinzip, nach wel-chem sich die Lebensdauer der Teile direkt auf dienachhaltigsten Eigenschaften der Baustruktur bezieht.

Dies bedeutet, daß keine dauerhaften Materialien zer-stört werden dürfen, nur um weniger dauerhafte aus-wechseln zu können, was dem Prinzip des haushälte-rischen Umgangs mit Ressourcen widerspricht.

Um dies zu gewährleisten, müssen bereits in der Pla-nung die Rohbaustrukturen und die Ausbauteile klarvoneinander getrennt werden. Unter anderem emp-fiehlt sich das Arbeiten nach dem im folgenden er-läuterten Ordnungsprinzip.

Alterung

Jedes Bauteil weist eine spezifische Dauerhaftigkeit auf. Hier sind sienach ähnlicher Lebensdauer gruppiert. Die Gebäudeentwertungweist anfangs einen steilen, später einen flacheren Verlauf gegen-über dem Neuwert auf.

Erneuerung

Um den Wert des Gebäudes auf dem Restwert des Rohbaus zu hal-ten, sind laufend nach den spezifischen Erneuerungszyklen Instand-haltungs- und Instandsetzungsarbeiten vorzunehmen.

Aufwand kumuliert

Nach hundert und mehr Jahren stellt sich heraus, daß die anfänglichgeringeren Anteile am Gesamtgebäude den Hauptanteil mit Trag-struktur und Dach weit übersteigen. Dieser kumulierte Aufwand istnicht nur Hinweis auf die Kosten, sondern auch auf die Umweltbela-stungen.

Jahre30 60 90 120 150

100%

50%

Maler, Tapeziererelektr. Apparate

SpenglerBodenbelägeSanitär

FensterVerputzMetallDachInstallationen

RohbauDachstuhl

Bauteilgruppen% der Bauleistung

% der Bauleistung

100%

50%

Jahre30 60 90 120 150

Jahre30 60 90 120 150

100%

50%

100%

190%

% der Bauleistung

T K

WWG

Reduktion Wärme-Energie-Verbrauch

durch Nutzung von Umweltenergien

Transmission Konvektionn = Luftwechsel/Std

Warmwasser

Wirkungsgrad

NutzbareEnergie-gewinne

Energiekennzahl

T

WW

0.6 0.3

K

G

TG

T G

K

K

Rest

ca. 27 k

Wh

/m2 a

0.3

Was

serk

olle

kto

ren

Red

ukt

ion

Lu

ftau

stau

sch

100

kWh

/m2

a

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22

Architektur4.4.6 Arbeiten nach einem Ordnungs-

prinzip

Ein auf die Ökologie ausgerichtetes Architekturkon-zept muß den folgenden Ansprüchen genügen:

– Materialwahl nach ökologischen Gesichtspunkten– Auf die passive Nutzung der Sonnenenergie aus-

gerichtete Zonierung– Flexibilität in der Nutzung– Erweiterbarkeit / Möglichkeit zur bedürfnisgerech-

ten Etappierung eines Bauvorhabens

Um diese anspruchsvollen Forderungen in eine komp-lexe Gesamtplanung wie die Projekte der MessestadtRiem aufnehmen zu können, empfiehlt sich dasArbeiten nach einem klaren Ordnungsprinzip. Damitkönnen insbesondere die Vorgaben der Bebauungs-pläne auf die subsidiären Planungsebenen auf der Par-zelle und schließlich im Gebäude übertragen werden.

Harmonische Übergänge zwischen den Planungs-

ebenen

Die Empfehlungen im „Ökologischen Baustein II“ ge-hen von einer Modulordnung mit einem Grundmodulvon 10 cm x 10 cm aus. Aus der Addition diesesGrundmoduls ergeben sich bewährte Maßeinheitenfür Grundrisse, Ausbauteile und schließlich für denKonstruktionsraster, aus dessen Vielfachem sich opti-male Raumtiefen, Erschließungs- und Pufferzonen so-wie Abmessungen für Lichthöfe etc. entwickeln las-sen. Die Wahl des Konstruktionsrasters bestimmtaber auch materialgerechte Spannweiten für Stahl-,Beton- und Holzbauweisen. Wesentlich ist dabei, daßdie geometrischen und praktischen Erfordernisse je-der Planungsstufe erfüllt und damit aus den vielenTeilen ein Ganzes wird.

Zonierung Nord - Süd Typ

Die Zonierung des Nord - Süd Typs deutet an, wie die Modulordnungindividuell ausgestaltet werden kann. Auf der Südseite (Aufenthalts-,Wohn- und Schlafräume) wird die Sonnenstrahlung in abgestuftenVarianten genutzt, während die Nordseite (z.B. kleine Räume, Kücheund Naßräume) eine geschlossene Fassade mit kleinen Fenstern vor-sieht. Grundsätzlich sind alle Räume direkt belichtet und belüftet(Ausnahme: innenliegende WC mit Entlüftung). Bei einer solchenAuslegung stimmt die Gebäudegeometrie in bezug auf die passiveNutzung der Sonnenstrahlung. Wesentlich sind eine zentrale „unver-baubare“ Erschließungszone für Erweiterungen und Umnutzungen,für die Tageslichtnutzung optimale Raumtiefen sowie auf der Nord-und der Südseite je eine Pufferzone. Die nördliche Pufferzone ist fürAbstellräume, Speisekammern, Küchenbalkone und äußere Treppen,die südliche für Balkone und Terrassen mit Winterverglasung be-stimmt. Die Fassadenbegrünung zieht sich mit Distanz an den Ge-bäudeteilen zwischen der Gebäudeflucht und der Baugrenze amGebäude hoch. Damit sind die Grundvoraussetzungen für ein ökolo-gisch günstiges Gebäude erfüllt. Wichtig ist der Spielraum zwischender Baugrenze (im Bebauungsplan) und der eigentlichen Gebäude-flucht.

Zonierung Ost - West Typ

Bei diesem Typ gelten für die Zonierung die gleichen Spielregeln wiebeim Nord - Süd Typ. Jedoch können alle Räume der durchgehendenWohnungen sowohl auf der Ost- wie auf der Westseite liegen. Auchbei diesen Typen sind alle Räume direkt belichtet und belüftet (Aus-nahme: innenliegende WC mit Entlüftung).

Offene Fassade

Luft, Licht und Sonne

Wohn- undSchlafräume

Küchen,Naßräume

Durchgehende Zoneohne unveränderbareInstallationen undWände

PufferbereichBalkone, Terrassenmit Winterverglasungund Bepflanzung

PufferbereichKüchenbalkonAbstellräumeTreppen

4.80m

N

Luft und Licht

kleine Räume

4.80m

ca. 13 m

Baugrenze

Baugrenze

Geb

äud

eflu

cht

Geb

äud

eflu

cht

Offene Fassade

Luft, Licht und Sonne

Baugrenze

Luft, Licht und Sonne

Baugrenze

GebäudefluchtGebäudeflucht

Wohn- undSchlafräume

Küchen,Naßräume

Vertikal-Verbindungen

Durchgehende Zoneohne unveränderbareInstallationen undWände

PufferbereichBalkone, Terrassenmit Winterverglasungund Bepflanzung

PufferbereichKüchenbalkonAbstellräume

4.80m6.00m

ca. 15 m

Schlafräume

N

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Flexibilität für spätere Nutzungen

Das Arbeiten nach einem klaren Ordnungsprinzip bie-tet den wesentlichen Vorteil der grösstmöglichen Fle-xibilität. Die folgenden, nach diesem Prinzip ent-wickelten Grundrißkonzepte sollen aufzeigen, wieBauten ohne große Eingriffe in die Tragstruktur aufunterschiedliche Nutzungsansprüche reagieren kön-nen. Damit wird der Forderung nach langer Funk-tionsfähigkeit mit geringem Aufwand entsprochen.

Typus „Punkthaus“

Flexibilität für das Wohnungsgemenge

Ohne größere bauliche Eingriffe können mehrere Standardwohnun-gen zu einer Großwohnung mit in diesem Beispiel dreizehn Zimmernzusammengelegt werden. Damit werden durch die Konzeption derGrundrisse die Voraussetzungen für vielfältige Wohnformen (hierbeispielsweise für Wohngemeinschaften) geschaffen oder zumindestnicht von vornherein ausgeschlossen.

Flexibilität für Wohnen und Arbeiten

Die auf flexible Nutzungen ausgerichtete Tragstruktur des Ost - WestTyps erlaubt die spätere Umnutzung beispielsweise von Wohn- zuBüroräumen.

Überlagerung von Wohnen und Arbeiten

Bei der Nutzmischung Wohnen/Arbeiten ist speziell auf die Anord-nung der Erschließung zu achten. In der aufgezeigten Lösung erfolgtdie Erschließung für die Wohnnutzung in den oberen drei Geschoßensowie für das Gewerbe in den unteren zwei Geschoßen über separateTreppenhäuser. Durch die Hinzunahme der ehemaligen Wohnungs-korridore entstehen im aufgezeigten Grundriß Büroräume mitRaumtiefen von 6 m.

23

4.Architektur

Primärerschließung

Innere Erschließung

SanitärbereichVeranden, Balkone

3 Zi-WHG

Büronutzung

2 Zi-WHG

Büronutzung

Grundriß 1. OG Grundriß 2. OG

Wohnen

Arbeiten

UG

EG

1. OG

2. OG

3. OG

Ordnungsprinzip Tragstruktur

Grundriß-Zonen Grundriß-Variante

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4.7 Allgemeine Anregungen für den

Siedlungs- und Wohnungsbau

Appell an den Gesetzgeber

Das Instrument „Geschoßflächenzahl“ (GFZ) ist alsRegelwerk zur Bestimmung der zulässigen Gebäude-volumen beziehungsweise zur Festlegung der kom-merziellen Nutzung eines Grundstückes aus ökologi-scher und energetischer Sicht revisionsbedürftig. Einpositives Beispiel findet sich in §255 des neuen Bau-und Planungsgesetzes des Kantons Zürich mit folgen-der Formulierung: „Für die Ausnützungsziffer (GFZ)anrechenbar sind alle dem Wohnen, Arbeiten odersonst dem dauernden Aufenthalt dienenden oderhierfür verwendbaren Räume in Vollgeschoßen unterEinschluß der dazugehörigen Erschließungsflächenund Sanitärräume samt inneren Trennwänden. Ent-sprechende Flächen in Dach- oder Untergeschoßensind anrechenbar, soweit sie je Geschoß die Flächeüberschreiten, die sich bei gleichmäßiger Aufteilungder gesamten zulässigen Ausnützung auf die zulässi-ge Vollgeschoßzahl ergäbe“. In § 254 : „Die Baumas-senziffer bestimmt, wieviele Kubikmeter anrechenba-ren Raumes auf den Quadratmeter Grundflächeentfallen dürfen“; und in § 256: „Die für die Überbau-ungsziffer anrechenbare Fläche ergibt sich aus dersenkrechten Projektion der größten oberirdischen Ge-bäudeumfassung auf den Erdboden.“

GFZ heute-morgen

Zwischen den äußeren und inneren Raumbegrenzungen der Gebäu-de ist ein Zwischen- oder Spielraum zuzulassen, damit energetische,ökologische und allgemein qualitätssteigernde Maßnahmen wie ver-glaste Balkone, Pufferräume mit Abstellräumen anstelle von Kellern,Außentreppen, Speichermassen für aktive und passive Sonnennut-zung, dickere Wände, etc. angemessen unterzubringen sind. Darausfolgt, daß für das städtebauliche Erscheinungsbild das Gebäudevolu-men mit der Überbauungsziffer <Von außen> und für die Rechtssi-cherheit und wirtschaftliche Verwertbarkeit aus Geschoßflächen, Ver-kehrsflächen etc. <Von innen> festzulegen sind.

Gebäudetyp für Doppelnutzung von Wohnungen und

Dienstleistungen

Zonen- und Nutzungsvorschriften orientieren sich inder Regel an der Trennung der beiden Funktionen„Wohnen“ und „Arbeit“. Über Jahrzehnte haben sichfür diese beiden Funktionen entsprechende Gebäude-typen entwickelt. Während sich jedoch in Wohnungenjederzeit Büros einrichten lassen, ist die Umwandlungvon Büroflächen in Wohnungen – insbesondere beigroßen Gebäudetiefen mit vollklimatisierten Räumen– kaum möglich. Mittlerweile wird jedoch erkannt,daß sich aus vielfältigen Gründen diese Funktions-trennung nachteilig auswirkt. Wegen eines Mangelsan Flexibilität in den Zonenvorschriften sowie bei Ge-bäudetypen, die keine Funktionsüberlagerungen zu-lassen, besteht heute in vielen Ballungsgebieten einÜberhang an Dienstleistungs- und Gewerbeflächenbei gleichzeitigem Unterangebot an Wohnungen.

Im Bürobau besinnt man sich seit einiger Zeit auf diealten Grundrisse mit direkt belichteten und belüftetenEiner- oder Zweierbüros. Anstelle von vollklimatisier-ten Großraumbüros werden heute wieder Einzelbürosin Kombination mit gemeinsam benützbaren Bespre-chungszonen, sogenannte Kombibüros, vorgesehen.Auf diese Weise ist eine Klimatisierung der Räumemit natürlichen Mitteln wieder möglich, was zu we-sentlich geringeren Erstellungs- und Betriebskostenführt. Voraussetzung für die direkte Belichtung undBelüftung ist allerdings eine maximale Raumtiefe vonetwa sechs Metern. Eine Weiterentwicklung des Ost-West-Typs nach dem Prinzip des Zonengrundrissesbietet für beide Nutzungen optimale Voraussetzungen.

Zonierung Ost - West Typ

Beim breiten Ost-West-Typ liegen die Naßräume am Lichthof, der beidrei Geschoßen 3.60m und bei vier Geschoßen 4.80m breit sein soll.Alle Wohnungen sind durchgehende Geschoßwohnungen. Die „un-verbaubaren“ Erschließungszonen sind für Erweiterungen und Um-nutzungen, z.B. in Büros freizuhalten, beziehungsweise nur mit leichtdemontierbaren Installationen oder Wänden zu besetzen. Dieser Ge-bäudetyp eignet sich besonders für die Doppelnutzung von Wohnun-gen und Dienstleistungen im gleichen Gebäude. In den Lichthöfenlassen sich getrennte Erschließungsflächen für die unterschiedlichenNutzungen unterbringen. Die Schemazeichnung illustriert weiter, daßdieser Grundriß zu Spannweiten von mehr als 4.80 m führt. Damitscheidet z. B. Holz als Material für die Grundkonstruktion aus (Aus-nahme: Schichtholzkonstruktionen).

24

Architektur4.

Offene Fassade

Luft, Licht undSonne

Baugrenze

Luft, Licht undSonne

Baugrenze

GebäudefluchtGebäudeflucht

Wohn- undSchlafräume

Vertikal-Verbindungen

Durchgehende Zonenohne unveränderbareInstallationen undWände

PufferbereichBalkone, Terrassenmit Winterverglasungund Bepflanzung

PufferbereichKüchenbalkonAbstellräume

6.00m2.40m 2.40m

Schlafräume

6.00m3.60m

Licht undLuft

bis dreiGeschosse

3.60m

20.40m

N

Küchen,Naßräume

Geschoß-flächen-Zahl

Morgen

Baugesetze unddie Wahl vonBaumaterialien

Ausnützungsziffer heute

Geschoß-flächen-Zahl

Heute

Bemessung derGeschoßflächenzahl

von außen

Bemessung derGeschoßflächenzahl

von innen

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4.8 Optimierung der Materialmenge

und der Materialwahl

In der Präambel der Honorarordnung für Architektenund Ingenieure (HOAI) ist das verantwortungsbewuß-te Handeln gegenüber der Umwelt festgeschrieben,indem die „energiewirtschaftlichen, biologischen undökologischen Anforderungen und Zusammenhängezu berücksichtigen“ sind. Der Wille zum umweltge-rechten Bauen ist somit breit abgestützt vorhanden;was bisher weitgehend fehlte, waren jedoch die Mit-tel, um diesen Worten auch Taten folgen zu lassen. Mit der SIA-Dokumentation des Schweiz. Ingenieur-und Architekten-Vereins (SIA) D 0123 „Hochbaukon-struktionen nach ökologischen Gesichtspunkten“, sinddie Voraussetzungen nun geschaffen, um den ökolo-gischen Aspekten in der Planung den Platz zu geben,den sie aufgrund der Dringlichkeit der Schadstoffreduk-tion schon längst verdienen. Die gewählte Methodebetrachtet nicht nur die ökologischen Eigenschaftenund Anforderungen an einzelne Baustoffe, sonderndas Gebäude als System, in welchem verschiedeneBaukonstruktionen mit ähnlichen Funktionen und Lei-stungen verglichen werden. Auch wenn sich die Öko-bilanz von Bauwerken nicht auf eine einfache Zahl re-duzieren lässt, weisen die Resultate der über 60 in derDokumentation dargestellten Konstruktionen doch aufgewisse Faustregeln hin. Entscheidend für eine ökolo-gische Bauweise ist in erster Linie der sparsame Um-gang mit Baumaterialien beziehungsweise die Reduk-tion der Materialmenge auf das notwendige Minimumund in zweiter Linie die Materialwahl.

Treibhauseffekt und Versäuerung als Leitgrößen

Für die Umweltwirkungen bei der Herstellung der Konstruktionenwurden die zwei Kriterien Treibhauseffekt und Versäuerung als Leit-größen ausgewählt. Diese sind dafür geeignet, weil sie gemäß demheutigen Stand von Forschung und Gesetzgebung objektive, quanti-fizierbare Vergleiche erlauben. Dazu steht besonders der Treibhaus-effekt global im Brennpunkt der Umweltdiskussion. Methodisch wer-den die verschiedenen Gase, die zu den beiden Effekten beitragen,mittels Gewichtungsfaktoren in Kohlendioxyd (kg CO2 eq.) respektiveSchwefeldioxyd (kg SO2 eq) umgerechnet. Zusätzlich wird der Primär-energieinhalt der Baustoffe aufgenommen. Diese Größe, also derEnergieinhalt der zur Herstellung benötigten Baustoffe, dient zur An-knüpfung an die bisher verwendeten Kennwerte für die sogenannte„Graue Energie“ und setzt das Neue mit dem Bekannten in Relation.Die vom Institut für Energietechnik der ETH Zürich erarbeiteten „Öko-inventare für Energiesysteme“ wurden mit Daten von Herstellern,Verbänden, der Eidg. Materialprüfungsanstalt (EMPA) sowie aus derLiteratur zusammengeführt. Die Umweltwirkungen aus der Herstel-lung von Baumaterialien wurden auf der Grundlage einer Bewertungs-methode für Ökoinventare der Universität Leiden, Holland, berechnet.

Index und Profil

Unter dem Begriff „Index“ werden auf einer ersten wissenschaftlichenBeurteilungsebene die mehrheitlich quantitativ erfaßten Umweltwir-kungen aus der Herstellung von etwa 60 Baustoffen zusammenge-faßt. Der Begriff „Profil“ wird für eine zweite, eher baupraktisch aus-gerichtete Beurteilungsebene eingeführt. Er umfaßt hauptsächlichdie qualitativen Gesichtspunkte von Baukonstruktionen von der Her-stellung bis zur Entsorgung. Die ökologische Bewertung von Baukon-struktionen erfolgt schließlich aus einer Gesamtbeurteilung von „In-dex“ und „Profil“ und zwar stets im Vergleich gleichwertiger Bauteilemit gleichen Funktionen (z.B. Außenwände mit Außenwänden).

Wandvergleich

Der Vergleich der Treibhauswirkung verschiedener Außenwände ver-anschaulicht die ökologischen Optimierungsmöglichkeiten durch dieWahl von Konstruktionen. Die angegebenen Werte zeigen die Treib-hauswirkung von der Rohstoffgewinnung bis zur Herstellung einereinzelnen Konstruktion und sind auf eine Nutzungszeit von 80 Jahrenbezogen. Die höchsten Emissionen verzeichnet das monolithischeBacksteinmauerwerk. Dies ist eine direkte Folge der großen Massesowie des relativ hohen Energieverbrauches bei der Herstellung. DieCO2-Belastung läßt sich erheblich reduzieren, wenn die Wärmedäm-mung separat gelöst wird. Weitere Schritte zur ökologischen Verbes-serung sind das Austauschen des gesamten Materials oder auch nurvon einer Schale. Die Bewertung der Wärmedämmung hängt vomgewählten Material und auch von deren witterungsgeschützten Lageab.

25

4.Architektur

1 Monolithisches Backsteinmauerwerk beidseitig verputzt2 Backstein mit Außendämmung verputzt3 Porenbetonstein beidseitig verputzt4 Kalksandstein zweischalig mit Steinwolle, ohne Putz5 Holzständer mit Lehmblockausfachung, Außendämmung, Holzverkleidung6 Holzständer mit Wärmedämmung, Holzverkleidung

250

500

750

1'000

1'250

1'500

1'750

0

Holzwerkstoffe

Verkleidungen Verputz

Wärmedämmstoffe

Massivbaustoffe, Lehmsteine

2 3 4 5 6

0.37 0.27 0.30 0.25 0.3 0.27 W/m2K

CO2 equ. (g/m2 a)

1

0.881.601.880.70

Energie- und Stoffflußdaten vonBaustoffen: Ökoinventare fürEnergiesysteme der ETH Zürich.

Wirkungsbezogene Kriterien fürKlassifizierung: CML, Leiden Holland

CH4 MethanH 1301 HalonN2O LachgasR11 FCKWR12 FCKWR113 FCKWR134 a FCKWR22 FCKW

355600 26045007100460031004200

"Treibhauseffekt"

CO2 Equivalente

"Saurer Regen"

SO2 Equivalente

HCI SalzsäureHF FluorwasserstoffNH3 AmmoniakNO" Stickoxyd

CO2 1= SO2 1.00=

Elemente einer Öko-Bilanz nach der SIA DokumentationD 0123 "Hochbaukonstruktionen nach ökologischen Gesichtspunkten"

Umweltbelastung CO2 equ., SO2 equ., Primärenergie

Gebrauchswert Von der Verarbeitung bis zur Entsorgung

Gewinnung

Herstellung

TransportEntsorgung

Lebensdauer

Ausführung

Funktion

Unterhalt

Qualität

Komfort

Daten

Erfahrungs-werte

quantitativ

qualitativ

Index

Profil

Vergleichswert

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26

Anteil von Bauteilflächen und CO2 equ. Belastungen

Ein typisches Wohngebäude wurde nach der neuen Dokumentationdes Schweiz. Ingenieur- und Architekten-Vereins, SIA D 0123 „Hoch-baukonstruktionen nach ökologischen Gesichtspunkten“ berechnet.In der Horizontalen sind die prozentualen Anteile der Bauteile amganzen Gebäude und in der Vertikalen die Umweltbelastungen derBauteile von der ökologisch besten bis zur schlechtesten aufgeführt(g CO2/m2 a). Diese Grafik zeigt das Optimierungspotential in bezugauf den Treibhauseffekt. Wenn die Wahl der Bauteile dazu führt, daßsich die CO2-Werte am unteren Rand der einzelnen Bauteilflächenbefinden, wird das Gebäude als Ganzes ein günstiges ökologischesResultat aufweisen. Aus dieser Grafik wird aber auch ersichtlich, daßdie Wahl von Bauteilen stets im Verhältnis zu allen Bauteilen zu tref-fen ist. Kritische Materialien fallen nur dann ökologisch ungünstig insGewicht, wenn ihr Anteil am Ganzen erheblich ist.

4.9 Bau und Betrieb

Erst in Ansätzen wurde das Verhältnis zwischen demRessourcenverbrauch für die Erstellung eines Gebäu-des und während dem Betrieb untersucht. Anhand ei-nes 1990/1991 erstellten Wohngebäudes wurden alsTestfall die Rohbaudaten aus der neuen SIA-Doku-mentation D 0123 „Hochbaukonstruktionen nach öko-logischen Gesichtspunkten“ sowie provisorischeDaten für den Bauprozeß, den Innenausbau und dieHaustechnik sowie für den Ersatz von Teilen währendeiner theoretischen Nutzungsphase von 80 Jahrenzusammengefaßt. Diese Gesamtbelastung für dieErstellung und Instandhaltung wurde dann der Bela-stung durch den Energieverbrauch im gleichen Zeit-raum für Heizung, Warmwasser und Strom gegen-übergestellt. Das provisorische Resultat zeigt, daß in80 Jahren die CO2 equivalent Belastungen aus demBetrieb nahezu das Vierfache der Umweltwirkungenfür die Erstellung des Gebäudes ausmachen.

Umweltwirkungen für Bau und Betrieb

Die grafische Darstellung der Daten zeigt, daß in 80 Jahren die CO2equ.-Belastungen aus dem Betrieb nahezu das Vierfache der Umwelt-wirkungen aus der Erstellung des Gebäudes ausmachen. IntelligenteGebäudegeometrie und kluge Materialwahl erlauben die aktive oderpassive Nutzung der Sonne und inneren Abwärme. Damit kann derHeizwärmebedarf um mindestens einen Drittel gesenkt werden. Auchdie CO2 equ. Belastung durch die Warmwassererzeugung kanndurch den Einsatz regenerierbarer Energieträger ersetzt werden. DerStromverbrauch läßt sich ebenfalls durch sparsame Geräte und Foto-voltaik um mindestens die Hälfte senken. Der zusätzliche Materialauf-wand für solche Einrichtungen erhöht zwar die Umweltwirkungen beider Gebäuderstellung, lohnt sich aber unter dem Gesamtaspekt allerUmweltwirkungen für Bau und Betrieb.

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ßen

wän

de

üb

er T

erra

in

Anteil Bauteilflächen und CO2 equ. Belastungen100%50%0%

500

1000

1500

2000

2500

3000

3500

g CO2/m2a

200'000

400'000

600'000

800'000

1'000'000

1'200'000

1'400'000

1'600'000

1'800'000

2'000'000

Pilotprojekt im Betrieb:

Energiebezugsfläche 465 m2

Beheiztes Raumvolumen 1'200 m3

Energiekennzahl Gas 100 kWh/m2 a

Energiekennzahl Strom 30 kWh/m2 a

kg CO2 equ. in 80 Jahren

1'830'000

264'000

Rohbau

Ausbau 133'000

131'000

Betrieb

Strom um 50%reduziert durchbessereNutzung undFotovoltaik

BauprozeßLineare ElementeReparaturen

Bau

ohne Funktions-änderungenund Umbauten

Heizung

Warmwasser-KollektorFotovoltaik etc.

Reduktion desHeizwärme-bedarfs durchbessere Gebäude-geometrie

Strom

Strom

Warm-wasser

30'000

560'000HeizungMaterialauf-

wand zurReduktionvon Kraft

und Wärme

Warm-wasserdurchUmwelt-energien

Architektur4.

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27

Energie und Gebäudetechnik 5.Die energetische Optimierung einesProjektes ist aus zwei Gründen entschei-dend für die Reduktion der Umweltbela-stung. Einmal beträgt über die gesamteNutzungsdauer gesehen die Belastungaus dem Betrieb eines Gebäudes dasMehrfache des Herstellungs- und Bau-prozesses. Zum zweiten (und für diePlanung relevant) ist der Energiebedarfein zuverlässiger Indikator für qualitäts-bewußtes und ökologisches Bauen.

5.1 Heizwärmebedarf senken

Der spezifische Heizwärmebedarf gibt Auskunft überdie thermische Qualität eines Gebäudes. Künftig wer-den die Anforderungen der Wärmeschutzverordnung95 nochmals um rund 30% verschärft (der Niedrig-energie-Standard ist als Wärmeschutzverordnung1999/Energiesparverordnung 2000 in Diskussion).Eine für fortschrittliche Wohn- und Gewerbebautenrealistische Zielgröße für den Heizwärmebedarf liegtbei 40 kWh/m2a.

Heizwärmebedarf in Abhängigkeit des A/V-Verhältnisses

Die Wärmeschutzverordnung 95 gibt den zulässigen Heizwärmebedarfin Abhängigkeit des A/V-Verhältnisses vor. Die Graphik zeigt zudemden Grenzwert und den anzustrebenden Zielwert von 42 kWh/m2a fürGebäude in der Messestadt Riem.

Kompakte Bauweise mit kleinem A/V-Verhältnis

Eine Voraussetzung für einen geringen Wärmebedarfist eine kompakte Bauweise, d.h. ein kleines Verhält-nis von Gebäudeumfassungsfläche zu Bauwerksvolu-men (A/V-Verhältnis).

Definierte Lüftungswärmeverluste

Die Minimierung der Lüftungswärmeverluste wird er-reicht durch eine dichte Gebäudehülle und klar defi-nierte Öffnungen mit kontrollierbarem Luftwechsel.

Lüftungswärmeverluste, Transmissionsverluste

In nach der Wärmeschutzverordnung 95 ausgeführten Gebäudenmachen die Lüftungswärmeverluste ca. ein Drittel aus. Bei sehr gutwärmegedämmten Gebäuden (Niedrigenergiehaus-Standard) ma-chen die Lüftungsverluste bis zu 50% aus. Mit einer mechanischenLufterneuerung und Wärmerückgewinnung können die Lüftungsver-luste halbiert werden.

Hoher Wärmedämmstandard

Ein hoher Wärmedämmstandard reduziert die Ener-giekosten sowie die Investitionskosten für die wärme-technischen Anlagen, da diese kleiner ausgeführtwerden können.

Wärmedämmstandard

Ein hoher Wärmedämmstandard ist gesamtökonomisch interessant.Die Mehrkosten durch wärmetechnisch bessere Bauteile sind heutegering. Ein Fenster mit Wärmeschutzglas (k-Wert Fenster 1.5 W/m2K)weist gegenüber einem Fenster mit normalem Glas (k-Wert Fenster2.8 W/m2K) praktisch keine Mehrkosten mehr auf. Wird die Wärme-dämmung einer Fassade von 14 cm auf 20 cm erhöht (StandardNiedrigenergiehaus), so ergeben sich pro m2 Fassade Mehrkosten inder Größenordnung von 10 bis 20%.

Hei

zwär

meb

edar

f in

kWh/

m2 a

100.0

90.0

80.0

70.0

60.0

50.0

40.0

30.0

20.0

10.0

0.0

A/V-Verhältnis0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1.0

MehrfamilienhausBürogebäude

Reihenwohnhaus EinfamilienhausGewerbegebäude

Zielwert Landeshauptstadt München

WSchVo 95

Grenzwert Landeshauptstadt München

200%

142%100%

Jah

resh

eizw

ärm

ebed

arf

in k

Wh

/m2 a 100

50

0

LüftungswärmeverlusteTransmissionswärmeverluste

Anforderungnach

WschVo 95

100%

Niedrigenergie-haus-Standard mit

Fensterlüftung

Niedrigenergie-haus-Standard mitmechanischer Luft-

erneuerung und WRG

50%

37.5%

Varianten A/V-Verhältnis

Bei gleichem Bauwerksvolumen variieren die Gebäudehüllfläche undsomit auch die Wärmeverluste über Außenflächen um einen Faktor 2.

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Fassade mit Wärmedämmung:

Dicke10 cm14 cm20 cm

k-Wert0.4 W/m2K0.3 W/m2K0.2 W/m2K

Fenster mit:

Wärmeschutzglas (2-IV-IR)

kF-Wert 1.5 W/m2K

Ed

elg

as

Normalglas (2-IV)

kF-Wert 2.8 W/m2K

Luft

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.........................................................................................................................................................

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28

5.5.2 Elektrizitätsbedarf senken

Für die Gebäudeplanung sind in der Messestadt Riemauch Kennzahlen für den Elektrizitätsbedarf zu be-rücksichtigen. Dabei weisen die unterschiedlichenGebäudekategorien verschiedene Kennzahlen auf. DieGrenzwerte in nachfolgender Tabelle sind mit Kom-ponenten und Systemen, die dem heutigen Stand derTechnik entsprechen, erreichbar und wirtschaftlichvertretbar. Die Zielwerte können darüber hinaus durchdie optimale Kombination von Architektur und ener-getisch guten Komponenten und Systemen erreichtwerden.

Ziel- und Grenzwerte Elektrizitätsverbrauch nach Gebäudekategorien

Kennzahlen Elektrizität für unterschiedliche Gebäudekategorien mitGrenz- und Zielwerten in kWh/m2a nach der Empfehlung des Schwei-zer Architekten- und Ingenieur-Vereins SIA 380/4 «Elektrische Energieim Hochbau» und des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Energieim «Leitfaden Elektrische Energie».

Raumtiefen < 6 m

Grundvoraussetzung für eine gute Tageslichtnutzungund die natürliche Belüftung, speziell auch in Büro-und Gewerbebauten, sind Raumtiefen von 5 - 6 moder Gebäudetiefen von 12 - 15 m. Dabei ist ein Kom-promiß zwischen kompakter Bauweise und der Raum-bzw. Gebäudetiefe anzustreben.

Lufterneuerung durch natürliche Lüftung

Die Lufterneuerung ist wo immer möglich durchnatürliche Lüftung zu gewährleisten. Es gilt zu beach-ten, daß mit schmalen, hohen Fenstern die Lufter-neuerung wesentlich effizienter ist als bei niedrigen,breiten Fenstern. Fenster sind deshalb so zu gestal-ten, daß der Benutzer in kurzer Zeit eine hohe Lüf-tungseffizienz erreicht.

Tageslicht optimal nutzen

Die intensive Tageslichtnutzung ist eine weitere effizi-ente Energiesparmaßnahme. Der Tageslichtfaktor istein Maß zur Beurteilung des Tageslichtnutzung. Erstellt das Verhältnis zwischen der Beleuchtungsstärkeaußen und innen dar. Günstig auf die Tageslichtnut-zung wirken sich aus:

– Verzicht auf einen Sturzbereich an der Fassade(Fenster bis an die Decke)

– Einsatz von beweglichen Sonnenschutzeinrich-tungen

– Minimierung der äußeren Verschattung

In Bürogebäuden gilt als Zielgröße ein Tageslichtfak-tor von 3% an fensternahen Arbeitsplätzen. (Bei einerAußenbeleuchtungsstärke von 10.000 Lux wird miteinem Tageslichtfaktor von 3% somit eine Beleuch-tungsstärke am Arbeitsplatz von 300 Lux erreicht.) Beider Planung und Bauausführung von Innenräumen istzudem auf helle Farben und gute Reflexionsgrade zuachten.

Anordnung der Fenster und Tageslichtfaktor

Die Anordnung der Fenster beeinflußt die Tageslichtnutzung enorm.Beispiel a) führt bereits in einem Abstand von 2-3 m vom Fenster zuungenügendem Tageslicht (Tageslichtfaktor <3%). Beispiel b) zeigt,daß vor allem durch den Verzicht auf einen Sturzbereich eine sehrgleichmäßige Verteilung des Tageslichtes erzielt werden kann. Bei-spiel c) stellt eine optimale Fenstergröße ohne Sturzbereich dar.

Energie und Gebäudetechnik

64 Raumtiefe [m]2

18

16

14

12

10

8

6

4

2

0

Tageslichtfaktor [%]

a)

b)

c)Anordnung der Fenster

a) b) c)

1 3

Gebäudekategorie Grenz Ziel-wert -wert

kWh/m2a kWh/m2a

1 Bürogebäude mit vorwiegend Einzel- und 31 15Gruppenbüros mit keinem oder geringem Anteil von Klimatisierung

2 Bürogebäude mit vorwiegend Gruppen- 50 25und Großraumbüros, höhere Gerätedichteund höherem Anteil Klimatisierung

3 Bürogebäude wie unter 2 beschrieben 89 61jedoch mit Rechenzentrum

4 Einfacher Laden mit wenig Lüftung 206 142

5 Mittlerer Laden mit höherer Beleuchtungs- 78 47dichte

6 Warenhaus mit Food-Abteilung und 122 78klimatisierten Ladenflächen

7 Grundschule mit guter Tageslichtnutzung 11 7und wenig Lüftung

8 Gymnasium mit technisierten Räumen (Aula, 28 18Cafeteria) mit teilweiser Klimatisierung

9 Wohngebäude 28 17(Wassererwärmung mit Fernwärme)

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29

Bewegliche Sonnenschutzeinrichtungen

Ein Sonnenschutz vor Fenstern ist einerseits im Som-mer zur Vermeidung der Überhitzung und anderer-seits zur Verhinderung der Blendung bei direkterSonneneinstrahlung notwendig. Starre Sonnenschutz-systeme sind ungünstig, da diese nur bei direkterSonneneinstrahlung ihre Wirkung haben. Währendrund 70% der Jahresstunden ist der Himmel überMünchen jedoch bedeckt oder es herrscht diffuseStrahlung vor (z.B. Nebel). In dieser Zeit führt ein festinstallierter Sonnenschutz zu unerwünschter Verdun-kelung. Bewegliche Sonnenschutzsysteme (z.B. La-mellen, Markisen, Jalousien) lassen sich optimal andie wechselnden Außenbedingungen anpassen.

Konsequent sparsame Geräte einsetzen

Haushaltgeräte bestimmen ganz wesentlich denStromverbrauch. Es lohnt sich deshalb, vor der Be-schaffung eines neuen Gerätes die Energieeffizienz zuprüfen. Energetisch gute Geräte sind in der Regel inder Anschaffung nicht teurer als energieintensive.Ebenso entscheidend sind die Größe und die Be-triebszeit eines Gerätes.

Elektrizitätsverbrauch Haushaltgeräte

Die Abbildung zeigt die Bandbreite des Stromverbrauches bei Neu-geräten für zwei typische Beispiele. Der Stromverbrauch variiertdabei um den Faktor 3 zwischen dem höchsten und gerinsten Ver-brauch. Als Orientierungshilfe bei der Auswahl von Haushaltgerätendienen das Umweltzeichen „Blauer Engel“ und das EURO-Label.

In der Planung und Realisierung von Gewerbe- undDienstleistungsgebäuden wird der Stromverbrauchvon Bürogeräten (z.B. PC/Bildschirme, Drucker, Foto-kopierer) meist nur ungenügend hinterfragt. Der Ein-satz sparsamer Geräte weist jedoch zwei wichtigeVorteile auf. Einerseits reduziert sich der Elektrizitäts-bedarf des Gebäudes und andererseits wird die In-stallation von Klima- und Kälteanlagen aufgrund zugroßer Abwärme in den Büros verhindert.

Personal Computer sparsame Geräte 26 WattPersonal Computer übliche Geräte 74 Watt

Bildschirm farbig 14 Zoll 65 WattBildschirm farbig 19 Zoll 140 Watt

Tintenstrahldrucker 9 WattLaserdrucker 105 Watt

Fotokopierer Stand-by-Leistung 200 WattFotokopierer ausgeschaltet 3.5 Watt

Thermofax 12 WattLaserfax 62 Watt

Elektrizitätsbedarf Bürogeräte

Die Tabelle zeigt die Bandbreite der mittleren Leistung von typischenBürogeräten auf. Als Orientierungshilfe bei der Auswahl von Büro-geräten dienen die Bezeichnungen „Blauer Engel“, „E 2000“ und„Energy Star“.

5.Energie und Gebäudetechnik

Diffuse StrahlungDirekte Sonneneinstrahlung

BeweglicherSonnenschutz

starreLichtumlenkung

Ble

nd

frei

erB

erei

ch

BeweglicherSonnenschutz

mit Lichtlenkung

Ble

nd

frei

erB

erei

ch

starreLichtumlenkung

Tageslichtsimulation

Tageslichtsimulationen erlauben auf einfache Weise die Optimierungeiner Fassade und ihrer Fensteranordnungen. Sie geben einen gutenEindruck von den zu erwartenden Tageslichtverhältnissen. Im Bildoben mit kleinen Fenstern und einem ausgeprägten Sturzbereich istder Eindruck eher düster im Vergleich zum Bild unten mit einer nahe-zu optimalen Anordnung der Fenster.

0

0.2

0.4

0.6

0.8

1

1.2

1.4

1.6

1.8

mittlerer Verbrauch geringer Verbrauch

Str

om

verb

rau

ch in

kW

h/T

ag

Kühlschrank 140 l

Gefrierschrank 190 l

hoher Verbrauch

Sonnenschutzvarianten

Bewegliche Sonnenschutzsysteme sind bedeutend günstiger als star-re. Besonders im Bereich der Büroarbeitsplätze ist Blendfreiheit einewichtige Forderung, auf welche mit beweglichen Sonnenschutzyste-men besser reagiert werden kann. Zudem führen starre Installationenbei bedecktem Himmel zu zusätzlicher Verschattung, was das Ein-schalten der künstlichen Beleuchtung am Arbeitsplatz zur Folge hat.

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5.3 Solarenergie nutzen

In Gebäuden mit einem hohen Wärmedämmstandardkönnen die solaren Energiegewinne einen wesent-lichen Teil der Jahres-Heizwärmebedarfes abdecken(vgl. Kap. 4 Architektur). Solare Wärmegewinne tre-ten jedoch nicht nur im Winter auf, sondern auch inder Übergangszeit und im Sommer. Um Überhitzungzu vermeiden (insbesondere in Büro- und Gewerbe-bauten), sind die Fensterflächen und der Sonnen-schutz in bezug auf die Anforderungen an den win-terlichen Wärmegewinn sowie die sommerlicheÜberhitzung zu optimieren (vgl. Kap. 5.2 und 5.4).

Das solare Strahlungsangebot in Deutschland

Die Karte für Deutschland zeigt, daß in München in der Heizperiode(Oktober bis April) ein überdurchschnittliches solares Strahlungsan-gebot vorliegt.

5.4 Einfache und angepaßte

Gebäudetechnik realisieren

Die Wärmeversorgung der Messestadt Riem erfolgtüber ein zentrales Nahwärmenetz (vgl. ÖkologischeBausteine Teil I, Abschnitt Energiekonzept). Jedes Ge-bäude, außer im GE-NO (Gasversorgung), wird andieses Nahwärmenetz angeschlossen. Das Nahwär-menetz wird über eine ökologisch wertvolle Verknüp-fung aus Biogas (BHKW), Tiefenwärme und Erdgas(Brennwertkessel/BHKW) gespiesen. Zusätzlich ist dieProduktion von Wärme aus erneuerbarer Energieerlaubt. In Gebäuden soll nur soviel Technik wie ab-solut notwendig eingesetzt werden. Entscheidend füreinen effizienten Energieeinsatz ist zudem die be-darfsgerechte Steuerung und Regelung der gebäude-technischen Anlagen.

Kleinere Heizungsanlagen

Dank gutem Wärmeschutz (siehe Abschnitt 5.1)genügt bereits eine spezifische Heizleistung (ohneLüftungsanlagen) von weniger als 40 W/m2. In Nie-drigenergie-Häusern liegt die spezifische Heizleistung

bei rund 20 W/m2. Die Temperaturdifferenz zwischenVor- und Rücklauf soll mindestens auf 20 K ausgelegtsein, wobei die Rücklauftemperatur maximal 40°C be-tragen darf. Eine tiefe Vorlauftemperatur ermöglichtdie künftige Nutzung von Abwärme, Solarenergieoder Tiefenwärme. Umwälzpumpen in Heizungsan-lagen sind bedarfsgerecht zu dimensionieren. AlsKenngröße gilt: Die elektrische Leistungsaufnahmesoll kleiner als 1‰ der Heizleistung sein.

Schematische Darstellungen Heizanlage mit Anschluß an das

Nahwärmenetz

Schematische Darstellung einer Heizungsanlage für ein Wohngebäu-de mit Anschluß an das Nahwährmenetz. Zu beachten sind:- Druckverlust im gebäudeinternen Leitungsnetz < 20 kPa- kleine Umwälzpumpe (Elektrische Leistung/Heizleistung 1‰)- Rücklauftemperatur 40°C- gute Dämmung der Leitungen- Meßeinrichtungen für den hydraulischen Abgleich.

Energiesparsame Wasserererwärmung

Die Erzeugung des Warmwassers erfolgt über daszentrale Nahwärmenetz der Messestadt Riem. Weilder Energieverbrauch für die Bereitstellung von Warm-wasser einen bedeutenden Anteil an der Energiebilanzeines (Niedrigenergie-) Wohngebäudes einnimmt,sind einige wichtige Punkte bei der Planung zu be-rücksichtigen. Als Zielgröße ist ein Energiebedarf von<15 kWh/m2a für die Wassererwärmung anzustreben.

Die nachfolgenden Grundsätze gelten auch für Ge-werbe- und Dienstleistungsbauten, allerdings ist hierder Energieanteil für die Wassererwärmung im Ver-hältnis weniger bedeutend.

– Mit wassersparenden Armaturen und Geräten wirdprimär der Warmwasserverbrauch minimiert.

– Die Bedarfszahlen sind möglichst genau zu ermit-teln. Im Wohnbereich werden üblicherweise zwi-schen 20 und 30 Liter Warmwasser pro Person undTag verbraucht.

– Die Warmwassertemperatur ist im Bereich von45°C zu halten.

– Es sind kurze Wege für die Verteilung des Warm-wassers zu wählen.

5. Energie und Gebäudetechnik

10° Ost

50° Nord

München

400 kWh/m2

300 kWh/m2

200 kWh/m2

Thermostat-ventil

Wärme-messung

Umwälz-pumpe

Übergabestation

Nahwärme-verbund

Heizkörper

Regel-ventil

Richtwerte für die Rohrnetzberechnung:- Rohrnetz: größte Länge x 0.05 kPa/m, z.B. mit 50m (Vor- und Rücklauf) 2.5 kPa- Thermostatventil z.B. 2.0 kPa- Regelventil z.B. 3.0 kPa- Wärmemeßung, Übergabestation z.B. 5.0 kPa

Total 12.5 kPa

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– Das Leitungsnetz und der Warmwasserbehältermüssen ausreichend gedämmt sein.

– Für die Zirkulationsleitung ist eine energiesparsameUmwälzpumpe einzusetzen, die über ein Zeitpro-gramm ein- und ausgeschaltet wird.

Da in Warmwasserbehältern mit einer Warmwasser-temperatur von 45°C die Gefahr der Legionellenbil-dung besteht, muß sichergestellt sein, daß der Warm-wasserbehälter sporadisch auf 60°C aufgewärmt undsterilisiert werden kann.

Bedarf von raumlufttechnischen Anlagen

genau abklären

Die mechanische Lüftungsanlage hat gegenüber derFensterlüftung vor allem zwei Vorteile: die Luftzufuhrläßt sich zur Erreichung einer bestimmten Luftqualitätgenau dosieren und mittels einer Wärmerückgewin-nung kann der überwiegende Teil der Wärmeverlustezurückgewonnen werden.

In sehr gut wärmegedämmten Gebäuden können dieLüftungswärmeverluste die Transmissionsverlusteübersteigen. Aus energetischer Sicht kann durch einekontrollierte Lüftung mit Wärmerückgewinnung biszu 70% der Wärme aus der Abluft zurückgewonnenund die Wärmebilanz eines solchen Gebäudes damitverbessert werden. Auch kann in luftdichten Gebäu-den durch eine systematische Lufterneuerung dieWohnbehaglichkeit gesteigert werden.

Eine genaue Abklärung der Benutzerbedürfnisse, eineumfassende Wirtschaftlichkeitsbetrachtung und gege-benenfalls eine sorgfältige Planung und Ausführungder Lüftungsanlage sind jedoch zwingende Voraus-setzung für einen befriedigenden Betrieb.

Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung

Schematische Darstellung einer Lüftungsanlage mit Wärmerückge-winnung für Wohngebäude mit Luftvorwärmung über ein Erdregi-ster. Im Winter kann das Erdreich unter dem Gebäude als Wärmetau-scher genutzt werden. Der Außenluftvolumenstrom soll nach DIN1946-6 mit 30 m3/h und Person angesetzt werden. Lüftungsanlagenim Wohnungsbau dürfen nicht überdimensioniert werden.

In Gewerbe- und Dienstleistungsgebäuden ist in Räu-men mit einem ausgewiesenen Bedarf für eine raum-lufttechnische Anlage (z.B. Großraum-Büros, EDV-Schulungsräume, Restaurants, gewerbliche Küchen)eine klare Funktionstrennung zwischen der Außen-luftzufuhr (Einhaltung einer geforderten Raumluftqua-lität) und der Luftkühlung (Einhaltung einer geforder-ten Raumlufttemperatur) vorzunehmen. Dazu ist aufmöglichst kurze Wege zwischen Technikraum unddem zu belüftenden Raum bzw. der Zone zu achten,damit der Energieverbrauch für die Luftförderung(Ventilator) tief gehalten werden kann. Zielgrößensind:

– Luftgeschwindigkeit in Lüftungsgeräten < 2.5 m/sbezogen auf den freien Querschnitt

– Luftgeschwindigkeit in Kanälen für kleine Anlagen< 4 m/s und für große Anlagen < 6 m/s

– Wirkungsgrad von Ventilatoren > 60%

Eine einfache Größe zur Beurteilung der energeti-schen Güte ist die spezifische Leistungsaufnahme.Diese liegt für gute Anlagen < 0.42 W/(m3/h).

Quellüftungssystem mit Kühldecken

Die Abbildung zeigt schematisch einen Raum mit einem Quellüf-tungssystem in Kombination mit einer Kühldecke. Über das Quellüf-tungssystem wird die Außenluft in den Raum eingebracht. Pro Per-son wird mit einem Außenluftvolumenstrom von 30 - 50 m3/h eineausreichende Luftqualität erreicht. Über die Kühldecke können zu-sätzliche Wärmelasten (z.B. Computer, Drucker) durch Strahlungs-kühlung abgeführt werden. Diese Kombination von Quellüftung undKühldecke erlaubt einen energieeffizienten Betrieb und eine hohe Be-haglichkeit.

Kälteanlagen kritisch hinterfragen

Bevor Kälteanlagen geplant werden, sollten die fol-genden Fragen zur Bedarfsermittlung beantwortetwerden:– Werden besondere Anforderungen an das Raum-

klima gestellt?– Sind hohe interne Wärmelasten vorhanden?– Werden die sommerlichen Raumtemperaturen oh-

ne mechanische Kühlung zu hoch?

5.Energie und Gebäudetechnik

T

AusEin

AußenluftFortluft

Quellluftauslaß

Thermostatventil

Raumtemperaturfühlermit Regler

Taster Lüftung

Kühldecke

Kühlventil

Umwälzpumpe

Fortluft

Außen-luft Erdregister

Ventilator

Filter

Abluft wirdabgekühlt

Außenluftwird

erwärmt

Wärmerück-gewinnung

Ventilator

FilterAbluft

Zuluft

aus Naß-zellen /Küche

zu Wohn-und Schlaf-räumen

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32

Wird eine oder mehrere dieser Fragen mit Ja beant-wortet, sind in 1. Priorität passive Kältequellen zu er-schließen. Diese können sein:– Nachtauskühlung durch Fensterlüftung oder eine

mechanische Lüftungsanlage– Erdreichkühlung durch Nutzung der Speicher-

masse des Erdreiches– Adiabatische Kühlung mittels Wasserkühlung in

der Abluft einer Lüftungsanlage

Luft-Erdregister

In Luft-Erdregistern wird die Außenluft über ein erdverlegtes Rohr-system angesaugt. Dadurch wird die Außenluft im Winter erwärmtund im Sommer gekühlt. In Gebäuden ist der Einsatz eines Erdregi-sters dann wirtschaftlich, wenn in Kombination mit einer Nachtlüf-tung auf eine mechanische Kälteanlage verzichtet werden kann. DerEinsatz eignet sich in Büro- und Gewerbebauten, in Schulen sowie inWohngebäuden mit mechanischer Lüftung.

Da die Gebäude der Messestadt Riem an das Nah-wärmenetz angeschlossen sind und die Wärme-versorgung ganzjährig zur Verfügung steht, ist beiausgewiesenem Bedarf für eine mechanische Kälte-anlage der Variantenvergleich zwischen Absorberkäl-teanlage und elektrischer Kompressorkälteanlage vor-zunehmen.

Künstliche Beleuchtung als Tageslichtergänzung

Eine gute Beleuchtung mit niedrigem Elektrizitätsver-brauch und Energiekosten zu betreiben, hat viel mitTageslichtnutzung sowie der Regelung der Lampenzu tun. Es ist deshalb auf eine sinnvolle Zonierungder beleuchteten Räume zu achten. Zudem sind dieBeschaffenheit der Innenwände und Decken sowiedie Eigenschaften von Leuchten und Lampen wichti-ge, energetisch relevante Kriterien. Dies vor allem imGewerbe- und Bürobereich, wo der Beleuchtungsan-teil am Elektrizitätsverbrauch bis zu 50% des Gesamt-elektroverbrauches ausmachen kann.

Energetisch gute Anschlußleistungen der Beleuch-tung für Büros liegen im Bereich von 2.7 W/m2 pro100 Lux für kleine Büros und 2.3 W/m2 pro 100 Lux inGroßraumbüros.

Beleuchtungssimulation

Die Beleuchtungssimulationen zeigen oben eine Indirekt/direkt Be-leuchtung mit einer Beleuchtungsstärke von 500 Lux und einer instal-lierten Leistung von rund 15 W/m2. Im Raum unten liegt die Beleuch-tungsstärke bei 300 Lux und die installierte Leistung bei rund 8 W/m2.Die Unterschiede in Bezug auf die Ausleuchtung sind deutlich er-kennbar. Die unterschiedliche Tageslichtnutzung (vgl. Größe der Fen-ster oben und unten) beeinflußt die Einschaltdauer zudem markant.

Die Einschaltdauer und somit die jährlichen Betriebs-stunden der künstlichen Beleuchtung sind starkabhängig von der Tageslichtnutzung. Ist die Beleuch-tung bei Arbeitsplätzen mit sehr guter Tageslichtnut-zung jährlich etwa 500 bis 800 Stunden in Betrieb, sosind es bei Arbeitsplätzen mit schlechter Tageslicht-nutzung bis zu 1600 Stunden.

Gute Energieverbrauchswerte setzen deshalb eine op-timale Bedienung oder eine tageslicht- und/oder prä-senzabhängige Regelung oder Ausschaltung voraus.Auch bei Räumen ohne Tageslicht kann mit einerzonenbezogenen, präsenzabhängigen Schaltung einemarkante Reduktion der Einschaltdauer erreicht wer-den.

5. Energie und Gebäudetechnik

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33

Boden und Untergrund 6.Der Boden ist ein in geologischen Zeit-räumen entstandenes Umwandlungs-produkt von mineralischen und organi-schen Substanzen. Als empfindlichesNaturgut bildet er die wesentliche Le-bensgrundlage für Menschen, Tiere undPflanzen und bedarf unserer besonderenWertschätzung und des Schutzes.

Bei allen Planungen und Maßnahmen muß uns be-wußt sein, daß der Boden leicht zerstörbar, jedochnicht beliebig ersetzbar ist. Nur der gewachsene Bo-den kann die Gesamtheit wichtiger Aufgaben, wieseine Filter-, Puffer-, Wasserhalte- und Speicher- so-wie Transportfunktion für Pflanzen und Tiere effektiverfüllen. Es muß daher vermieden werden, daß nichtnotwendigerweise ins Baugeschehen einbezogeneFlächen abgetragen und nach dem Abschluß der Bau-phase lediglich äußerlich wiederhergestellt werden.

Die Messestadt Riem liegt in der Naturraumeinheit051 „Münchner Schotterebene“. Der Profilaufbau imGebiet zeigt einen flachgründigen, lehmigen Schot-terboden mit einem humusarmen Oberboden von et-wa 20 bis 35 cm.

Bodenprofil Münchner Schotterebene

Das Profil zeigt die Bodenstruktur des Niederterrassenschotters imBereich der Messestadt Riem. Das Ausgangsmaterial besteht auskalkhaltigem Schotter mit bis zu 80 Prozent Fraktionen von der Korn-größe ≥ 2 mm. Der Boden ist ein anlehmiger Sand.

Das Bodenprofil in der Messestadt Riem ist - tech-nisch gesehen - dank seiner Strapazierfähigkeit undden günstigen Eigenschaften wie Wasserdurchlässig-keit und Luftkapazität als Baugrund sehr gut geeignet.(Vorrangig zu berücksichtigen ist, daß der Boden einwichtiger Teil des Naturhaushaltes mit entsprechen-der Schutzbedürftigkeit ist.)

6.1 Unberührte Bodenflächen

belassen

Der Flächennutzungsplan mit Landschaftsplan siehtvor, daß der neue Stadtteil überwiegend auf Flächengebaut wird, die bereits auf dem ehemaligen Flugha-fengelände versiegelt waren. Außerdem wird durchdie dichte und kompakte Bauweise sowie die Anlagevon Sammel-Parkgaragen gewährleistet, daß wenigeFlächen zusätzlich überbaut werden müssen. Auchauf dem Maßstab der einzelnen Parzelle muß bei je-dem einzelnen Bauprojekt die Beanspruchung vonBoden und Untergrund möglichst gering gehaltenwerden.

Baustelleneinrichtung:

Die Baustelleneinrichtung ist vorzugsweise auf Flä-chen mit bereits gestörtem Bodenprofil vorzunehmen(z.B. Versiegelung, Altlasten, Abbau). Darüber hinaussind kurze Wege und möglichst große zusammen-hängende ungestörte Bereiche sowie geeignete Lager-flächen für Oberboden zu berücksichtigen. Da die Er-stellung der Freiräume schrittweise erfolgt, ist beifortschreitender Fertigstellung der Kronentraufbereichbereits gepflanzter Bäume im Wurzelraum gegen Be-fahren und Ablagern von Baustoffen zu sichern.

Baustelleneinrichtung WA 6

Im WA 6 kann die Baustelleneinrichtung auf Flächen der ehemaligenLandebahn erfolgen. Bei einer rückschreitenden Baufertigstellungvon Nord nach Süd können die benutzten Bereiche auf den Flächender zukünftigen Bebauung liegen.

Ehemalige Landebahn

Baufertigstellung

Flächen mit unge-

Weg

Infrastrukturkanal

Durchgang / -fahrt

störtem Bodenprofil

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6.Planung des Freiraumes

Die Einrichtungen im Freiraum wie Erschließung,Gärten und Gemeinschaftsgrün sollten auf die Flä-chen mit bisher ungestörtem Bodenprofil abgestimmtwerden (Freiflächenrahmenplan). Gerätespielhäuseroder Fahrradschuppen können beispielsweise aufbereits überbauten Flächen vorgesehen werden, wäh-rend unberührte Flächen als naturnahe Vegetations-flächen (z.B. Magerwiesen im Bereich des 1. Bebau-ungsplanes Wohnen) der Erholung dienen können.Vor der Situierung versiegelnder Einrichtungen sollteder Planer den notwendigen Umfang sowie möglicheAlternativen dazu prüfen.

Versiegelung und Eingriffe in den Untergrund

Durch die entsprechende Wahl der Bodenbeläge wiez.B. Schotterrasen oder Rasensteine sowie die Stape-lung von Funktionen für die Ver- und Entsorgung (In-frastrukturkanal) und die weitestgehende Reduzie-rung baulicher Anlagen wird die Versiegelung desGrundstückes reduziert. Vorgefertigte Tunnelelementekönnen als Infrastrukturkanal für die leitungsgebun-dene Versorgung unter versiegelten Flächen wie Ge-bäuden und Fahrbahnen verlegt werden. So werdenbei einer späteren Nachrüstung keine weiteren Gra-bungsarbeiten erforderlich.

Richtwert für die Eingriffe in Boden und Untergrundist die Grundflächenzahl (GRZ): Im WA 6 ist laut 1. Be-bauungsplan Wohnen eine GRZ von maximal 0,6 zu-lässig:

Grünflächen und bauliche Anlagen im WA 6

Die GRZ bestimmt die Grundfläche der baulichen Anlagen bezogenauf das Grundstück. Gemäß §19 Abs. 2 BauNVO in Verbindung mitArt. 2 Abs. 1 BayBO sind auch befestigte Bereiche außerhalb von Ge-bäuden bauliche Anlagen, die in die GRZ einberechnet werden müs-sen, da sie einen verdichteten Unterbau aufweisen; dazu gehörenauch wasserdurchlässige Beläge. Ebenso einberechnet werden müs-sen unterirdische bauliche Anlagen wie z.B. Tiefgaragen. Durch dieGRZ wird somit das Grundstück in zwei Flächenkategorien eingeteilt:Bauliche Anlagen und Grünflächen im engeren Sinn. Die Flächen-bilanz für den WA 6 weist Grünflächen von mind. 40 Prozent aus.Durch geeignete Maßnahmen wie wasserdurchlässige Beläge sowiedurch die Stapelung von Funktionen kann die Versiegelung reduziertwerden.

Die Eingriffe in den Untergrund sowie insbesonderedie Gründungstiefe sind gering zu halten, so daß dasausgehobene Material auf dem eigenen Grundstückverwendet werden kann. Im Freimachungskonzeptvon „Ökologische Bausteine I“ ist für den Bereich des„1. Bebauungsplanes Wohnen“ im Norden für diesenZweck eine Anhebung des Niveaus der Privatgärtenbis zu 1,5 m vorgesehen.

Dies scheint der Forderung nach der Erhaltung unge-störter Bodenprofile zu widersprechen, führt aber zueiner umwelt- und ressourcenschonenden Verwen-dung der Aushubmaterialien auf dem Gelände. Zudemsieht der 1. Bebauungsplan Wohnen die Anhebunginsbesondere auf die - dann gestörten - Tiefgaragen-flächen vor.

6.2 Material verwenden

Im Freimachungskonzept von „Ökologische BausteineI“ ist eine Minimierung der Stoffströme vorgesehen.Das heißt, daß der Anfall von Abbruch- und Aushub-materialien zu minimieren und anfallendes Materialnach Möglichkeit vor Ort wiederzuverwenden ist. AlleMaterialien aus dem 1. Bauabschnitt sind entspre-chend den im Freimachungskonzept für das gesamteGelände gemachten Empfehlungen für die Wieder-verwendung geeignet. Die Empfehlungen sind auchauf die einzelne Parzelle übertragbar.

Baustelle Messestadt Riem

Boden und Untergrund

Grünflächen40%

Bauliche Anlagen60%

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Sicherung und Wiederverwendung des Oberbodens

Wo der Oberboden abgetragen werden muß, soll erfür die spätere Wiederverwendung im Bereich vonDachgärten, Haus-, Mieter- und Vorgärten sowie fürdie Baumgräben genutzt werden. Für den fachgerech-ten Abtrag und die Lagerung des Oberbodens geltendie Empfehlungen gemäß DIN 18915 und BauGB §202, die unter anderem den Schutz des Mutterbodenssowie des Wurzelbereichs von Bäumen vorschreiben.Bei der Planung sollte eine Massenbilanz des Ober-bodens erstellt und die Wiederverwendung des Mate-rials bei der Begrünung von Freiflächen und Dachgär-ten vorgesehen werden.

Verwertung des mineralischen Untergrunds

Bei der vorliegenden Bodenstruktur werden mit demAushub beträchtliche Mengen Kies gefördert. Zu Be-ginn der Planung sollten die anfallenden Mengen ab-geschätzt und ihre weitere Verwendung geplant wer-den. Kies kann beispielsweise eingesetzt werden imBereich des Unterbaus, für die (Haus-)Drainage undDränschicht der Dachbegrünung sowie in Versicke-rungsmulden und -gräben.

Im WA 6 fallen folgende Mengen Oberboden undKies an:

Massenbilanz Messestadt Riem

Das frühzeitige Erstellen einer Massenbilanz bildet eine wesentlicheVoraussetzung für die angestrebte Verwertung des anfallenden Mate-rials. Die Resultate dieser Bilanz können beispielsweise auf die Pla-nung der Freiraumgestaltung abgestimmt und so zu überzeugendenGesamtlösungen zusammengeführt werden.

6.3 Umweltgerechte

Baustellenorganisation

Die Baustellenorganisation sieht vor dem Beginn derBauarbeiten den getrennten Abbau und die fachge-rechte Lagerung der anfallenden Materialien vor. Aufder Baustelle wird durch Abdichtungen und Auffang-becken dafür gesorgt, daß keine Schadstoffe in denBoden gelangen. Auch die Bauabfälle müssen ent-sprechend dem Abfallwirtschaftskonzept der Landes-hauptstadt München getrennt und der Wiederverwer-tung respektive der sachgerechten Entsorgungzugeführt werden.

6.Boden und Untergrundm

3

0

5000

10000

15000

20000

25000 Abtrag Oberboden Abtrag Kies

Grünflächen Bauliche Anlagen

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Freiraum7.Der gestaltete Freiraum ist die mit über-wiegend lebenden Materialien gebauteArchitektur. Durch die konsequente Be-rücksichtigung des Außenraumes lassensich Gewinne erzielen, die sich in einemverbesserten Kleinklima sowie einemmerklich verringerten Ressourcenver-brauch (z.B. Energie, Wasser) währenddes Betriebs unmittelbar bezahlt machen.Schließlich sorgt eine sinnvolle Frei-raumplanung dafür, daß im gebautenStadtteil die neuen Bewohnerinnen undBewohner attraktive und vielfältig nutz-bare Freiräume bekommen und auchnatürliche Lebensgemeinschaften vonPflanzen und Tieren ihren Platz haben.

7.1 Vorgaben und Planungen

berücksichtigen

Innerhalb bestehender Vorgaben und Planungen be-steht für die Phase der Bauplanung ein großer Spiel-raum, der genutzt werden kann, um einen qualitativhochstehenden, lebenswerten und ökologisch wert-vollen Stadtteil zu schaffen. Es sind vor allem dieKreativität und der Willen der Planer notwendig, umaus den komplementären Teilen Gebäude und Frei-raum ein harmonisches Ganzes zu schaffen.

Für die Messestadt Riem wurden bereits in Bebau-ungsplänen für die Wohn-, Misch- und Gewerbege-biete die Leitlinien für die Freiraumgestaltung gesetzt.Der 1. Bebauungsplan Wohnen enthält folgendewichtige Festsetzungen:

– Pro 200 m2 nicht überbauter Grundstücksflächemind. ein standortgerechter, großer oder mittel-großer Baum

– Pro 5 oberirdische Parkplätze ein großer Baum– Überdeckung der Tiefgaragen mit mind. 0,6 m fach-

gerechtem Bodenaufbau, bei Großbäumen >1,2 m– Pflanzung von Obstbäumen an den im Plan vorge-

schlagenen Standorten– Keine Koniferen in Vorgartenbereichen– Baumreihen in N-S-Erschließungsstraßen, z.B.

Gleditschie– Flachdachbegrünung bis 10° Neigung ab einer

Fläche von 100 m2 bei Gebäuden ≤ 3 Geschoße,Durchwurzelbare Mindestschichtdicke: 10 cm.Ausnahme: Nutzbare Freibereiche auf denDächern, Solaranlagen

– Begrünung der Wertstoffsammelbehälter, die nichtin die Gebäude integriert sind

– Wasserdurchlässige Beläge auf Wege- und Platz-flächen

– Oberflächige, breitflächige Versickerung von über-schüssigem Regenwasser

– Offene Baumscheiben von mind. 9 m2 Größe in Be-lagsflächen, Überdeckung in gestalterisch beding-ten Ausnahmefällen

– Baumgräben mit einer Mindestbreite von 3 m– Keine Geländemodellierungen außer Anhebung

der Freiflächen auf den Tiefgaragenflächen– Einfriedungen nur in Ausnahmefällen: z.B. Be-

wohnergärten, Kindergärten– Darstellung der vorgesehenen Begrünung und Be-

pflanzung in einem Freiflächengestaltungsplan

Als Bindeglied zwischen dem Bebauungsplan mitGrünordnung und den Freiflächengestaltungsplänen,die Bestandteil der Bauanträge werden, wurde in derMessestadt Riem der sogenannte Freiflächenrahmen-plan entwickelt.

Freiflächenrahmenplan, Ausschnitt WA 6

Der Freiflächenrahmenplan sieht in Nord- Süd- und Ost-West-Rich-tung Bäume und in Ost-West-Richtung Heckenstrukturen vor. Da-durch schaffen die Baumreihen die Verbindung zwischen der Stadtund dem Landschaftspark, während die Hecken die Gliederung inner-halb des Quartiers übernehmen.

Gebäudestellungnach B-Plan

Gebäude mitDachbegrünungSpielgerätehaus

Staßenbäume nachLeitbaumkonzept

Silber-LindeGleditsie

Gefüllte Roßkastanie

Laubbäume nachLeitbaumkonzept

Mirabelle

Chin. Wildbirne

GeschnitteneBuchenheckeRasenVersickerungsfläche

Bewohnergarten

StraßeBefestigte WegePartizipationsfläche

KinderspielSitzelement

Baufenster nach B-Plan

Spielband nachSpielraumkonzept

Flächige Festsetzungen

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7.Der Freiflächenrahmenplan entwickelt die Vorgabendes 1. Bebauungsplanes Wohnen weiter:– Es wird eine Abfolge von Freiräumen geschaffen,

von privat genutzten Gärten an den Gebäudenüber halbprivate grüne Innenhöfe und blockinterneGrünzüge bis hin zum südlich gelegenen Land-schaftspark.

– Die Wege- und Grünverbindungen der einzelnenWohnblocks sind durchgängig.

– Die wichtigsten Freiraumelemente als Unterschei-dungsmerkmal zwischen den Quartieren, Identifi-kationsmerkmal für die Straße und für den Blocksind dargestellt.

Schließlich regelt die Freiflächengestaltungssatzungder Landeshauptstadt München wesentliche Vorgabenfür die Freiflächengestaltungspläne. Im folgendemwerden aufgrund der bereits fortgeschrittenen Pla-nung des Wohngebiets vorrangig Aussagen am Bei-spiel WA 6 erläutert. Auf Abweichungen für das Misch-gebiet und das Gewerbegebiet NordWest wird imeinzelnen hingewiesen.

7.2 Pflanzen als kleinklimatischer

Faktor

Mit Unterstützung der Freiraumplanung kann ohnegroßen technischen Aufwand ein angenehmes Wohn-und Arbeitsklima geschaffen werden. Nur eine guteDurchgrünung der Quartiere wird das Kleinklimamerklich verbessern. Durch entsprechend angeordne-te Pflanzungen können schwache Winde in den Stadt-teil gelenkt und zu starke Turbulenzen gemildert wer-den. Begrünte Flächen, Gehölze sowie die Begrünungvon Dächern und Fassaden dämpfen Temperaturspit-zen bei hoher Baudichte vor allem im Sommer.

Anordnung von Bäumen

Die Grundstruktur des neuen Stadtteils zeichnet sichdadurch aus, daß der Frischluftzufuhr und der Durch-lüftung ein großer Stellenwert zugemessen wird. Sokönnen auch die vor allem im Sommer und Herbstauftretenden südlichen, schwachen Luftströmungen(<1m/sec) von Süden über die Freiflächen in dasQuartier eindringen. Angepaßte Bauweisen, also ins-besondere die offenen Baustrukturen und die windlei-tende Bepflanzung versorgen den Stadtteil mit Frisch-luft. Im Quartier selber und damit auch auf dereinzelnen Parzelle ist die Belüftung maßgeblich vonder Dimensionierung der Straßen und der Bauinnen-räume abhängig (vgl. Kapitel 4 Architektur).

Bei Anordnung der Bäume auf der Süd-Ost und Süd-Westseite muß auf einen genügenden Abstand zuden Gebäuden und auf eine lichte Belaubung geach-tet werden, damit die passive Nutzung der Sonnen-strahlung nicht behindert wird. Auf der Nordfassadeist eine dichtere Baumüberstellung erwünscht.

Im WA 6 ist bei den V- geschoßigen Gebäuden aufder Süd-Ost- und Süd-West-Seite ein Abstand derBäume (Mirabelle, Wildbirne) zur Fassade von mind.6m notwendig. Zwischen begrünter Fläche und er-wärmter Fassade entstehen so Temperaturunterschie-de, die eine Luftzirkulation im Hof fördern.

Belüftung der Innenhöfe

Im Hof des WA 6 sind die Bäume einzeln oder in Gruppen angeord-net. Die Begrünung verhindert die Auskühlung der Innenhöfe imWinter und fördert durch bewußt provozierte Temperaturunterschie-de eine selbständige Belüftung in den warmen Monaten.

Begrünung von Parkplätzen

Baumüberstandene Parkplätze bieten den parkendenAutos Sonnenschutz und verbergen die Fahrzeugedezent unter Grün. Zudem dienen Bäume der Staub-bindung und verzögern den Wasserabfluß auf denbefestigten Flächen.

Baumüberstandene Parkplätze

Die Bäume sind entweder rasterförmig oder in Reihen angeordnet.Bei der Neuanlage von baumüberstandenen Parkplätzen ist unbe-dingt eine ausreichende Dimensionierung und eine sorgfältige Aus-führung der Baumscheiben (16 m2 Baumscheiben, 3 m breite Baum-gräben, 1 Baum pro 5 Stellplätze) notwendig. Außerdem müssen dieBäume vor Abschürfungen und Anfahren geschützt werden. Der Ab-stand der Bäume sollte je nach Art zwischen 8 und 12 Metern gewähltwerden, so daß mit den ausgewachsenen Bäumen der Kronenschlußerreicht wird.

Freiraum

N

Frischluftzufuhr

S

IV-V

III

Unterstützung derquartiersinternenLuftzirkulation

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Durch Begrünung der Parkplätze in Form von Schot-terrasen, Rasengittersteinen oder Pflaster mit Rasen-fuge kann ein Großteil des Niederschlagswassersversickern. Die Fahrbahnen sind in Richtung der Stell-plätze und der Bäume zu entwässern. Voraussetzungist, daß im Winter kein Streusalz aufgebracht wird.Baumscheiben sind am besten mit Kies oder anderenMaterialien abzudecken, so daß der MinimumfaktorWasser nicht mit anderen Pflanzen geteilt werden muß.

Baumscheiben mit Kies

Eine Abdeckung der Baumscheiben mit Kies stellt dem Baum diemaximale Niederschlagsmenge zur Verfügung. Die Ausbildung vonParkplätzen mit Rasenpflaster begünstigt die Wasserrückhaltung undVerdunstung.

Baumart und Belaubung

Bäume tragen je nach Jahreszeit in verschiedenerWeise zur Behaglichkeit der Nutzer bei.

Lockere, lichte Laubbäume wie z.B. Robinie oder Gle-ditsie senken im Sommer durch die strahlungsab-schirmende Wirkung der Belaubung die Temperaturam und im Gebäude ab, ohne die Belüftung zu behin-dern. Ein später Austrieb der Bäume wie z.B. derEichen läßt Frühlingssonne und Wärme in das Ge-bäude dringen. Großlaubige Bäume wie z.B. Roß-kastanie verringern die nächtliche Abstrahlung undAuskühlung.

Gleditsie als lichter Laubbaum

Während die Gleditsie eine lockere und lichte Belaubung zeigt, weistdie Roßkastanie bereits im Frühjahr große Blattmasse auf.

Bäume verbessern die lufthygienische Situation, in-dem sie Grobstäube filtern. Sie sind abhängig vonder einzelnen Art hitzerestistent und gegen Luftschad-stoffe unempfindlich (z.B. Robinie). Die richtige Sor-tenauswahl spielt gerade in stark versiegelten undverkehrsreichen Gebieten eine große Rolle. Im Be-bauungsplan Gewerbegebiet Nord-West GE7 sind z.B.Silberlinden als Straßenbäume festgesetzt. Sie stam-men aus sommerwarmen, trockenen Niederungenund Hügelländern SO-Europas und West-Asiens undsind natürlicherweise an städtische Extremsituationenwie Trockenheit und Hitze gut angepaßt. Die standort-gerechte Auswahl der Gehölze hat im städtischenRaum aufgrund der standortbedingten Extremsitua-tion Vorrang (siehe Seite 43).

Begrünung von Dächern

Begrünte Dächer besitzen bereits bei geringen Sub-stratschichten bis zu 10 cm eine temperaturausglei-chende Wirkung. Die Pflanzendecke hält den Strah-lungsumsatz von Substrat und Gebäude ab. DerBoden erhält einen wesentlich geringeren Wärmeein-trag, der zudem nur langsam und gedämpft an dasGebäude weitergegeben wird. Die Vorteile begrünterDachflächen sind sehr vielfältig:

– nutzbare (Dach-)Gärten auf Dächern– optische Bereicherung– Dämpfung des Reflexionslichtes– Verbesserung der lufthygienischen Situation– Wasserretention– Staubbindung– Zusätzliche Wärmedämmung– Vermeidung von Oberflächenüberhitzung

Extensive Dachbegrünung

Eine extensive Dachbegrünung z.B. auf den III-geschoßigen Gebäu-den des WA 6 kann das Kleinklima im Hof verbessern und den Be-wohnern und Bewohnerrinnen der höhergeschoßigen Gebäudeneinen Blick ins Grüne bieten. Eine großflächige Begrünung von Ge-werbehallendächern wirkt sich positiv auf das Stadtklima aus. (vgl.ÖB I)

7. Freiraum

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7.FreiraumFür die Messestadt Riem ist im 1. BebauungsplanWohnen und im Bebauungsplan Gewerbegebiet Nord-West die Dachbegrünung auf Flachdächern festge-setzt. So sind im WA 6 Flachdächer (bzw. flachgeneig-te Dächer) der III-geschoßigen Gebäude zu begrünenund für das Gewerbe Dächer bis zu 16 m Traufhöhe.

Intensive Dachbegrünung

Je nach Gebäudenutzung und der Funktionszuweisung für die Dach-flächen können Dächer intensiv oder extensiv begrünt werden, ge-nutzt oder nicht genutzt werden. Intensivbegrünungen beinhalten dienahezu uneingeschränkte Pflanzen- und Gestaltungsvielfalt, Extensiv-begrünungen beschränken sich aufgrund einer geringen Substrat-stärke (bis 10 cm) auf Sedum-, Gras- und Kraut-Bepflanzung sowieZwerggehölze je nach Substratzusammensetzung.

Begrünung von Fassaden

Kletterpflanzen leisten gerade dort, wo der Platz nichtausreicht, einen wichtigen Beitrag für ein angeneh-mes Kleinklima. Auch sie übernehmen klimatischeund lufthygienische Funktionen (vgl. 7.3 PassiveSolarenergienutzung). Kletter- und Schlingpflanzenermöglichen es, mit geringem Aufwand an den Ge-bäuden, in den Gärten und Straßen eine angenehmeAtmosphäre zu schaffen. Man kann mit ihnen Mauernund Zäune beranken, Fassaden begrünen oder sieauch an Bäumen emporklettern lassen.

Kletterpflanzen und ihre Wuchseigenschaften

Man unterscheidet echte Kletterpflanzen, die mit Hilfe besondererHaftorgane klettern und Gerüstkletterpflanzen, die sich mit ihrenSeitentrieben, Stacheln oder Dornen an der Kletterhilfe festhalten.

Als Selbstklimmer gelten die sogenannten Wurzelklet-terer wie z.B. Efeu und die Haftscheibenranker, z.B.Formen des Wilden Weins. Gerüstkletterpflanzen sindauf Kletterhilfen angewiesen, z.B. senkrecht geführteDrahtseile für Glyzinie (vgl. Kapitel 4 Architektur).

Bei der Verwendung der Kletter- und Schlingpflanzensind ihr Aussehen, ihre Wuchseigenschaften sowieihre Ansprüche an Standort, an die Licht- und Boden-verhältnisse zu berücksichtigen. Als Faustregel für dieLichtansprüche gilt, daß stets mit abnehmender Be-sonnung Blüten- und Fruchtbildung zurückgehen. InNordlagen verringert sich die Herbstfärbung oderbleibt ganz aus. Kletterpflanzen-Arten, die an Nord-wänden noch zufriedenstellend blühen, sind z.B. Klet-ter-Hortensie, einige Geißblatt-Arten und Arten mitimmergrünem Laub. Was die Bodenansprüche be-trifft, so stellen durchlässige, ausreichend feuchteBöden mit guter Nährstoffversorgung in aller Regeldas Ideal dar.

Glyzinie als Fassadenbegrünung

Wisteria sinensis, volkstümlich bekannt als Blauregen oder Glyzinieist eine hervorragende, sehr schöne Kletterpflanze mit auffälligenblauen Blüten. Sie ist starkwüchsig und robust. Extreme Kälte, Feuch-te und Schatten verträgt sie schlecht.

7.3 Natürliche Ressourcen optimal

nutzen

Neben den Kernaufgaben Erholung und Naturschutzwird die Freiraumgestaltung heute als Werkzeugeiner integralen Gebäudeplanung anerkannt. Die Er-fahrungen dieses interdisziplinären Planungsansatzesdeuten das große Potential an, welches sich aus demZusammenspiel zwischen Gebäude und Umgebunggewinnen läßt. Voraussetzung ist, daß die Gebäude-und die Freiraumplanung zusammen entwickelt wer-den.

Schlinger/Winder

Ranker

Spreizklimmer

Wurzelkletterer

Haftscheibenkletterer

BlattrankerBlattstielranker

Sproßranker

Kletterpflanzen

Gerüstkletter-pflanzen

Selbst-klimmer

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7. FreiraumPassive Solarenergienutzung

Ökologische Energie- und Lüftungskonzepte mit z.B.aktiver und passiver Solarnutzung können wirkungs-voll durch eine geeignete Bepflanzung der unmittel-baren Umgebung eines Gebäudes unterstützt wer-den. Voraussetzung ist die Auswahl der geeignetenBaumart und des richtigen Abstands zur Fassade. Fürdie Auswahl und Anordnung von Pflanzen zur Begrü-nung von Fassaden sind sinngemäß dieselben Über-legungen anzustellen.

Temperaturausgleich durch Bäume

Mit Bäumen kann die Beschattung oder Besonnung eines Gebäudesgezielt den Jahreszeiten angepaßt werden. Der belaubte Baum derAbbildung schirmt im Sommer die Strahlung ab und senkt so dieTemperatur am und im Gebäude. Im Winter werden die Strahlen dertief stehenden Sonne durchgelassen. Die windberuhigte Situationverhindert die Abführung der Wärme.

Rankhilfen mit blühenden Kletterpflanzen (vgl. 7.2Pflanzen als kleinklimatischer Faktor) bieten einenplatzsparenden, attraktiven Sonnenschutz. Auch eineBegrünung unmittelbar an der Fassade wirkt als Puffergegen Wärme und Kälte sowie Schutz gegen Wind.Wirkungsvoll über die gesamte Jahreszeit sind im-mergrüne Pflanzen wie z.B. Efeu.

Sonnenschutz durch Kletterpflanzen

Durch die Begrünung quergespannter Drahtseile an Terrassen, Balko-nen, Loggien und Zugängen wird ein wirkungsvoller und zudemattraktiver Sonnenschutz geschaffen.

Substrate richtig verwenden

Bereits beim Aushub für die Baumaßnahmen ist dar-auf zu achten, daß das Material nach Art und Korn-größen getrennt und entsprechend der geplantenNutzung wiederverwendet wird:

– Kies kann verdichtet als Unterbau für Straßen undWege verwendet werden, aber auch zur Ab-deckung der Baumscheiben dienen.

– Der grobkörnige Anteil des Rohbodenaushubskann z.B. für die Anlage einer Versickerungsflächeeingesetzt werden.

– Oberboden wird im Bereich der Pflanzflächen bzw.in Baumgruben wiedereingebaut.

Alle Pflanzen benötigen einen lebendigen und mitden nötigen Nährstoffen versorgten Boden. Voraus-setzung ist eine sachgerechte Lagerung (vgl. Kapitel6 Boden). Durch eine Bodenverbesserung bei Neuan-lagen kann das Pflanzenwachstum begünstigt wer-den: z.B.

– Lockerung des Bodens– Verwendung von Kompost – Belassen des Bestandsabfalls und Schnittholzes in

der Pflanzung (natürliche Nährstoffverbesserung);Mineralischer Volldünger zusätzlich nur für Sonder-kulturen (Rosenbeete).

– Abdeckung der Pflanzflächen mit einer Mulch-schicht

– Ausreichende Wasserversorgung– Verwendung strukturreicher Substrate mit gutem

Wasserbindungsvermögen für Baumpflanzungen

Regenwasser nutzen

Trinkwasser ist zu kostbar, als daß es für die Garten-bewässerung, die Wäsche oder die Toilettenspülung,eingesetzt werden sollte. In der Messestadt Riemwird deshalb besonderes Gewicht auf den sparsamenUmgang mit Wasser gelegt (vgl. Kapitel 8 Wassernut-zung). Im Freiraum müssen daher genügend Flächenausgewiesen werden, auf denen Regenwasser ge-speichert, versickert und Grauwasser gereinigt wer-den kann. Wo es räumlich und technisch möglich ist,sollten Pflanzenklärbeete in die Konzeption aufgenom-men werden. Diese Systeme nutzen die Filterwirkungbeispielsweise von Schilf oder anderen Röhrichtarten.In der Messestadt Riem stehen nur im Bereich derArrondierung von Trudering ausreichend Flächen zurGrauwassernutzung zur Verfügung. Im WA 6 empfiehltsich, Regenwasser vor allem für die Gartenbewässe-rung und die Wäsche zu nutzen.

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7.FreiraumSauberes Wasser versickern

Das überschüssige Regenwasser von Dach- sowievon sonstigen versiegelten Flächen wird zur Grund-wasseranreicherung und zur Entlastung der Kanalisa-tion in Versickerungsflächen geleitet. Dies kann überSickergräben, -mulden oder -schächte erfolgen. Bäu-me entlang des Sickergrabens erhalten auf diese Wei-se ausreichend Wasser.

Naturnahe Sickermulde

Ein naturnah gestalteter Sickergraben kann sowohl einen ästhetischenals auch ökologischen Wert haben. Sie führt das Niederschlagswas-ser den Versickerungsflächen zu. Versickerungsmulden dienen Groß-bäumen als „automatische“ Bewässerungsanlage. Bei bepflanztenMulden wird das Wasser durch den belebten Boden gereinigt, beiKiesrinnen durch den Kieskörper.

Für den WA 6 sind im Bebauungsplan bereits im Be-reich der III-geschoßigen Gebäude Versickerungsein-richtungen vorgesehen. Die Dimensionierung undAusgestaltung ist abhängig vom Umfang der Regen-wassernutzung.

7.4 Mit Pflanzen Räume schaffen

Eine Leitidee der Messestadt Riem war von Beginnan, ein vollständig vernetztes, barrierefreies Freiraum-system zu schaffen. Dieses Freiraumsystem ermög-licht den Bewohnerinnen und Bewohnern den direk-ten Zugang zum Landschaftspark. Die Ausrichtungder Wohnungen und Gärten zu den Grünverbindun-gen sowie die „offene“ Gestaltung der Übergängevom privaten zum gemeinschaftlichen und öffentlichenFreiraum unterstützt dies. In der Messestadt Riemwerden mit Freiflächen von unterschiedlicher Dimen-sion charakteristische Raumqualitäten geschaffen.

Private und gemeinschaftliche Flächen

Um eine möglichst umfassende Barrierefreiheit zuerreichen, soll auf Zäune weitmöglichst verzichtetwerden. Die Abgrenzung zwischen privaten und ge-meinschaftlichen Räumen wird statt dessen mit „na-türlichen“ Mitteln erreicht. Die vor allem im Südenund Westen der Gebäude liegenden Privatgärten desWA 6 lassen sich beispielsweise durch eine Höhen-abstufung, eine Wasserrinne oder eine Hecke ab-schirmen. Private Räume zwischen Straße und Hauswerden zum Teil mit 1,80 m hohen Mauern wirksamabgeschirmt und dadurch nutzbar.

Private Freiräume am Gebäude

Privat genutzte Freiräume sollen vielfältig und wo immer möglichrealisiert werden. Solche private Freiräume sind z.B. Dachgärten, Bal-kone, Terrassen, Bewohner- und Mietergärten .

Öffentliche Räume sollen sich in der Gestaltung vonprivaten deutlich unterscheiden. Der Charakter einesöffentlichen Ortes kann zum Beispiel durch einenBaumplatz unterstützt werden. Bei den gemeinschaft-lich nutzbaren Flächen ist die Gestaltung auf die Be-nutzergruppen auszurichten. Insbesondere muß aufdie Lage wie z.B. der Spielplätze im Sichtfeld derWohnungen und in der Sonne geachtet werden.

Gestaltete Wasserrinne

Der Oberflächenabfluß im direkten Wohnumfeld kann z.B. in gestal-teten Wasserrinnen, im Bereich der Grünverbindungen in offenenGräben oder durch Rigolen zu dezentral gelegenen Versickerungs-flächen geleitet werden.

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7. Freiraum

Raumbildung durch Bäume

Mit Pflanzen können im Freiraum nutzungsbezogene, vielfältige Be-reiche geschaffen werden. Pflanzen schirmen private Räume ab (z.B.Hecken) oder inszenieren Öffentlichkeit (z.B. Baumplatz).

Identifikation und Orientierung

Als wichtigstes natürliches Gestaltungsmittel werdenBäume als Kompositionselement und Raumbildnereingesetzt. Die Wahl der Baumarten und ihre Anord-nung ist von entscheidender Bedeutung für die Ge-samterscheinung eines Freiraumes. Einzeln und frei-stehend setzt ein Baum mit seinem typischen Wuchseinen markanten Akzent, während Bäume in Grup-pen, Rastern oder Reihen eigene Räume bilden. Fürdie Messestadt Riem wurde ein Leitbaumkonzept ent-wickelt, welches für die verschiedenen Straßenräumeund Grünflächen unterschiedliche Baumarten vor-sieht. Dadurch erhalten die Straßenzüge eine eigeneCharakteristik und Identität.

Die Eiszeiten haben Europa zum Kontinent mit derweitaus ärmsten Baumflora der Welt werden lassen.So sind alle baumförmigen Schmetterlingsblütler, dieim Früh- und Hochsommer mit ihren Blüten einewesentliche Ergänzung zur heimischen Baumflora bie-ten, durch die Eiszeiten ausgestorben (Robinia, So-phora, Gleditsia, Gymnocladus, Maackia). Nicht nurdie mögliche Bienennahrung, sondern auch die ge-samte Baumarchitektur und das Schattenspiel, das esbei heimischen Bäumen in dieser Form nicht gibt, fälltdamit aus. In der Messestadt Riem muß daher auchzur Erzeugung einer urbanen Baumkultur auf vielenicht heimische Bäume zurückgegriffen werden, wo-bei die Standortgerechtigkeit oberstes Prinzip bleibt.

Im Stadtteil:

Kiefer Robinie(Zentraler Grünzug) (Promenade)

Im Quartier:

Linde Gleditsie(Straßenbaum) (Straßenbaum)

Im Wohngebiet (WA 6)

Mirabelle Chin. Wildbirne

Im Misch- und Gewerbegebiet (GE 7)

Esche Baumhasel(Straßenbaum) (Straßenbaum)

Baumarten in der Messestadt Riem

20 m

10 m

20 m

10 m

20 m

10 m

20 m

10 m

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43

7.FreiraumDurch die unterschiedlichen Attribute der Baumartenerhalten die Straßenzüge einen erkennbaren Eigen-charakter. Es ist erwünscht, das Leitbaumkonzept aufden gemeinschaftlichen und privaten Freiflächen auf-zunehmen. So verleihen z.B. Obstbäume mit Blüteund Frucht den Wohngebieten unverwechselbarenCharakter.

Naturnahe Lebensräume

Städtischen Freiflächen fällt auch eine wichtige Auf-gabe im Naturschutz zu. Ein Mindestmaß an naturna-hen Lebensräumen für Pflanzen und Tiere, zumindestaber für natürliche Prozesse und Entwicklungen istsicherzustellen. Auf unterschiedlichen Standorten(Nährstoffgehalt, Gründigkeit, Bodenfeuchte etc.) sol-len durch entsprechende Artenauswahl vielfältige,standortgerechte Lebensgemeinschaften entstehen.Vorrang hat Standortgerechtigkeit für die Artenwahlin der Stadt. Sie gedeihen gut und vermitteln Bezugzu unserer heimischen Flora und Fauna. NaturnahePflanzenbilder in der Messestadt Riem können bei-spielsweise von Wiesen, Gebüschen, wechselfeuch-ten Versickerungsflächen und Obstgehölzen ausge-hen. Allein die Blüte und Ernte der Obstbäume läßtNatur in der Stadt erleben.

Hecken bieten vielen Tierarten Lebensraum. HoheHecken bieten Sicht- und Lärmschutz, geschnitteneHecken, wie Buchs und Eibe oder mit Kletterpflanzenbegrünte Mauern machen Gärten größer, hüfthoheHecken legen Grenzen fest, ohne die freie Sicht zu be-hindern. Blütenhecken steigern die Attraktivität derQuartiere.

Wechselfeuchte Stauden, wie Goldfelberich und eini-ge Seggenarten verleihen Sickermulden und Sicker-gräben ein natürliches Aussehen.

Naturnahe Bepflanzung z.B. von Sickermulden

Durch naturnahe Bepflanzung bzw. Ausgestaltung von Sickermuldenkönnen unterschiedliche Räume definiert werden.

Extensiv gepflegte Wiesen, wie z.B. Magerwiesenzeichnen sich durch Blütenreichtum aus und vermittelnNaturnähe. Sie bieten im Gegensatz zum Zier- oderGebrauchsrasen eine Vielfalt an Farben und Formen.

Extensive Wiesen in Randbereichen und Grünverbindungen

Für das WA 6 sollen die Grün- und Freiflächen ganzjährig für Spiel,Sport und Erholung nutzbar sein. Naturnahe Wiesen sind daher inden Randbereichen bzw. Grünverbindungen auszubilden.

wertvoll schattenHohe Bäume als verträgl.Spitzahorn* Acer platanoides BBergahorn Acer pseudoplatanus BSandbirke Betula pendulaGemeine Esche Fraxinus excelsiorTraubeneiche Quercus petraea B, VnStieleiche Quercus robur B, VnRobinie* Ribinia pseudoaccacia VnWinterlinde Tilia cordata B jaSommerlinde Tilia platyphyllos B ja

Mittelgroße BäumeFeldahorn Acer campestre In, Vn jaHainbuche Carpinus betulus Vn jaVogelkirsche* Prunus avium B, Vn, Nn, FrsWalnuß* Juglans regia B, FrsWeiße Maulbeere* Morus alba Nn, FrsGew. Traubenkirsche Prunus padus B, Vn, Nn, Frs jaWildbirne* Pyrus pyraster B, Vn, FrsMehlbeere* Sorbus aria B, Vn, Nn, FrsElsbeere Sorbus torminalis B, Vn, Nn, Frs

SträucherHaselnuß Corylus avellana B, Vn, Nn, Frs jaLiguster Ligustrum vulgare In, Vn, Im, Frs jaHartriegel Cornus sanguinea B, Frs jaHeckenkirsche Lonicera xylosteum In, Vgs, Frs jaHundsrose Rosa canina In, Vgs, Vn, FrsBerberitze Berberis vulgaris In, Vgs, Vn

Im, FrsSchlehe Prunus spinosa In, Vgs, FrsZweigriffliger Weißdorn Crataegus oxycantha In, Vgs, FrsGewöhnlicher Schneeball Viburnum opulus In, Vn, Frs jaPfaffenhütchen Euonymus europea In, Frs jaKreuzdorn Rhamnus carthartica In, Frs jaFaulbaum Frangula alnus In, Frs ja

* Messestadt Riem (s.a. Freiflächenrahmenplan)In = Insektennahrung, Vn = Vogelnahrung, Im = Immergrün,Nn = Nagetiernahrung, B = Bienenweide, Vgs = Vogelschutzgehölz, Frs = Fruchtschmuck

Nahrungs- und Schutzgehölze für Tiere

Jeder Baum, jeder Busch und jeder Strauch hat einen Bauplan mitunterschiedlichen Attributen (Höhe, Wuchs, Farbigkeit der Blüten/desLaubes etc.). Zusammen mit den Eigenschaften bezüglich Wuchsbe-dingungen oder der Schatten- bzw. Hitzeverträglichkeit kann eineBaumart standortgerecht ausgewählt werden und als Nährgehölz fürdie heimische Fauna, wie z.B. für Insekten und Vögel dienen.

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44

7.5 Freizeit und Erholung als

Kernaufgabe

Eine besondere Bedeutung hat der Freiraum im Zu-sammenhang mit der wohnungsnahen Freizeitgestal-tung. Ein auf die Bedürfnisse ausgerichtetes Angebotsoll hier entscheidend zu einem intakten sozialen Kli-ma und zur raschen Identifikation der Bewohnerinnenund Bewohner mit ihrem Quartier beitragen. ImMisch- und Gewerbegebiet sind vor allem die schnel-le Erreichbarkeit auf ‚Grünen Wegen’ und eine ausrei-chende Versorgung mit Pausengrün gefordert. Damitder Freiraum gut genutzt wird, ist er auszurichten auf:

– Alters- und Interessengruppen– Verschiedene Nutzungen (aktiv, kommunizierend,

kontemplativ)– Nutzungsansprüche (Begehbarkeit, Bespielbarkeit,

Nutzungsfreundlichkeit)– Dauer der Nutzung und der Belastung.

Freizeitangebot nach Bedarf

Die nachfolgende Übersicht zeigt verschiedene Frei-raumnutzungen und die Benutzergruppen auf den un-terschiedlichen räumlichen Ebenen. Sie zeigt außer-dem die Nutzungszeiten sowie die Erfordernisse inbezug auf die Besonnung. Die Freiflächengestaltungs-pläne sollten anhand dieses Rasters vor der Geneh-migung kritisch überprüft werden, da falsch plazierteAngebote in der Folge kaum genutzt werden. DerFreiflächenrahmenplan enthält bereits Aussagen zurLage und Nutzung der Freiräume.

Die größeren Freizeitangebote des Stadtteiles werden vor allem anNachmittagen von Jugendlichen und Familien genutzt. Bei der Pla-zierung dieser öffentlichen Angebote wurde darauf geachtet, daßmöglichst keine Nachbarn durch den Lärm tangiert werden.

In den wohnungsbezogenen Freiräumen sind neben den Berufstäti-gen die Familien sowie Schulkinder und Jugendliche die hauptsäch-lichen Benutzergruppen.

Auf den einzelnen Parzellen befinden sich Freizeitangebote für Ju-gendliche, Kleinkinder und Mütter sowie Senioren. Diese Angebotewerden zu allen Tageszeiten genutzt.

Freiraumansprüche auf ver-

schiedenen Versorgungsebenen

Freiraum

✩ Sonne✫ kühler Halbschatten� kühler Schatten� Ganztägig❏ Vorwiegend nachmittag+ günstig(+) beschränkt

Stadtteilbezogen/

öffentlich

Angebot So WiBaden ✩ + ❏

Eislauf � + ❏

Rodelhügel � + �

Kleingarten ✩✫ + �

Minigolf ✩✫ + ❏

Bauspielplatz ✩✫ + (+) ❏

Badebecken ✩ + ❏

Ben

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Fläc

hen

grö

ße

Wohngebiets-

bezogen/

öffentlich

Angebot So WiLiegewiese ✩ + ❏

Ballspielplatz ✩✫ + + ❏

Spielrasen ✩✫ + �

Boccia ✩✫ + �

Half-Pipe ✩✫ + ❏

Planschbecken ✩ + ❏

Ben

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Tag

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Fläc

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grö

ße

Wohnungs-

bezogen/

privat

Angebot So WiFreies Spielen ✩✫ + ❏

Brunnen, Planschbecken ✩ + �

MatscheckeGerätespiel bis max.12 J. ✩✫ + (+) �

RollschuhlaufGrillplatz (Sitzplatz) ✩✫ + (+) ❏

Mietergarten ✩✫ + �

Sandspielplatz ✩ + �

Tischtennis ✩✫ + ❏

Tisch-/Bodenspiele ✩✫ + ❏

Hausgarten ✩✫ + �

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FreiraumMöglichst vielseitige Nutzungsmöglichkeiten

Je weniger ein Freiraum mit nur einseitig nutzbarenElementen ausgestattet ist, desto einfacher ist es fürdie Bewohnerinnen und Bewohner, sich den Raumihren Ansprüchen entsprechend einzurichten undihren Neigungen nachzugehen.

Wiese mit Bäumen als multifunktionale Freifläche

Eine große Wiese mit Bäumen kann für verschiedenste Freizeitbe-schäftigungen wie Spazieren gehen, Fußball oder Sonnenbaden ge-nutzt werden, während ein Tischtennisplatz weitgehend auf dasTischtennisspielen ausgerichtet ist.

Für den Bereich 1. Bebauungsplan Wohnen sind be-reits im Freiflächenrahmenplan die Freiräume so di-mensioniert und angeordnet, daß sie multifunktionalund flexibel genutzt werden können. Im WA 6 sinddie Beziehungen zu benachbarten Gebieten (z.B. We-ge- und Grünbeziehungen, Spielbänder/Spielplätze)und der Raumbedarf der einzelnen Freiraumnutzun-gen (z.B. gemeinschaftlich nutzbare Grünflächen,Kleinkinderspielplatz, etc.) dringend zu beachten.

Baumüberstellte Höfe als multifunktionale Freifläche

Baumüberstellte Grünflächen in Wohn- und Gewerbegebieten bietenauf der einzelnen Parzelle die angestrebte Multifunktionalität, z.B. inForm eines Hoffestes.

Bei der Planung der Freiraumgestaltung sollte somitdie Devise nicht heißen, möglichst viel vorbestimmteAngebote zu bieten, sondern im Gegenteil Freiräumezur Verfügung zu stellen, die von den Nutzern selberausgefüllt werden können.

7.6 Frühzeitig mit Planung und

Pflanzung beginnen

Durch ihre Natürlichkeit verleihen die großzügigenGrünflächen dem neuen Stadtquartier einen besonde-ren Wert. Allerdings wird es Jahre und Jahrzehntedauern, bis der heute konzipierte Freiraum seine volleWirkung entfalten und die vielfachen Funktionen voll-umfänglich erfüllen wird.

Nach Fertigstellung

…1 Jahr späterÖkologische Freiraumentwicklung

Der Freiraum entfaltet nicht von heute auf morgen seine volle Wir-kung. Im Gegenteil sind Jahre und Jahrzehnte notwendig, bis ausden Grünflächen ein gewachsenes Ganzes geworden ist.

Dieser Zeitfaktor ist aber keineswegs negativ zu wer-ten, sondern wird im Gegenteil ein Sinnbild dafürsein, daß Zeit und Sorgfalt benötigt werden, bis aneinem Ort gewachsene und dem Menschen vertrauteStrukturen entstehen. Gerade deswegen muß mit derPlanung und Bepflanzung des Freiraumes überall dortrasch begonnen werden, wo Hoch- und Tiefbaumaß-nahmen auszuschließen sind.

7.

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Freiraum7.7 Fachgerechte Pflege zur

Wertvermehrung

Der Erfolg und die Handhabbarkeit der Pflege begin-nen bei der Konzeption des Freiraumes. Diese mußauf die Bedürfnisse und Rahmenbedingungen derNutzer sowie auf einen leistbaren und vertretbarenPflegeaufwand ausgerichtet sein. Insofern ist zu emp-fehlen, einen detaillierten Pflegeplan zum integralenBestandteil der Planungsaufgabe zu machen. Nur soist für intensiv wie naturnah gestaltete Flächen eineangemessene Pflege und gezielte Entwicklungsförde-rung der Grünanlagen von vornherein gewährleistet.Das ist unter anderem auch deshalb geboten, weil dieErfahrung zeigt, daß sorgsam gestaltete Grünflächenvon den Benutzern sorgfältiger behandelt werdenund zur Akzeptanz des gesamten Wohnumfeldes bei-tragen.

Für eine ökologisch orientierte Stadtentwicklung istvor allem die naturnahe, extensive Pflege innerstädti-scher Grünflächen von besonderer Wichtigkeit, wie z.B. bei Rasenflächen:

– Verzicht auf künstliche Bewässerung und Herbizid-einsatz

– Reduzierung der Schnitthäufigkeit (8-10 x / Jahr),z.B. in Randbereichen und Abwarten der Blüh-aspekte

– u.U. Liegenlassen des Schnittgutes– Gelegentliches Vertikutieren des Rasenfilzes

Die naturnahe Pflege ist insgesamt kaum kosten-günstiger als die konventionelle Pflege, da zumSchutz ökologisch wertvoller Bestände mehr Fachper-sonal benötigt wird.

Freiräume gewinnen mit zunehmendem Alter anWert, insbesondere im Bereich der Vegetations-flächen. Bedingt gilt dies auch für bauliche Elemente,wie z.B. Pflasterbeläge aus Naturstein. Der bei denübrigen Einrichtungselementen im Freiraum üblicheWerteverfall läßt sich durch Pflege allenfalls ver-langsamen.

Verlauf der Wertentwicklung von Freiflächen mit Instandsetzung

Grundsätzlich benötigt jeder Freiraum eine kontinu-ierliche Pflege, d.h. es sind laufende Kosten für diePflege von Pflanzen und baulichen Anlagen vorzuse-hen. Die Pflege der baulichen Anlagen wie z.B. vonWegedecken, Sandkasten, etc. folgt den gleichenPrinzipien wie jedes Hoch-Bauwerk mit unterschiedli-chen Zeiten für Restitutionsbedarf. Pflanzungen wer-den dagegen mit zunehmenden Alter immer wertvol-ler, das gilt vor allem für Bäume mit entsprechenderLebenserwartung. Bei Stauden und Sträuchern istnach 15 bzw. 30 Jahren eine grundlegende Erneue-rung zu erwarten.

Neben diesen allgemeinen Grundsätzen zur Pflege istselbstverständlich die fachgerechte Planung und Aus-führung der Anlage vorab eine wesentliche Voraus-setzung für eine wertmehrende Investition. Insbeson-dere sind zu nennen:

– Fachgerechte Planung, Ausführung und Pflege, z.B. angepaßter Materialeinsatz (Frostempfindlich-keit)

– Einsatz unempfindlicher und pflegeextensiverPflanzenarten vor allem für Gemeinschaftsflächen

– Einhaltung von landschaftsbautechnischen Stan-dards (z.B. fachgerechter Rückschnitt bei der Pflan-zung, Oberbodenbehandlung)

– Pflegeplan (Bereich, Struktur, Pflegemaßnahme,Zeitpunkt, Ausführung).

Spielplätze

Wege

Sträucher

Rasen

Bäume

Substrat

75 Jahre0%

20%

40%

60%

80%

100%

120%

140%

0 15 30 45 60

160%

7.

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Freiraum7.7 Fachgerechte Pflege zur

Wertvermehrung

Der Erfolg und die Handhabbarkeit der Pflege begin-nen bei der Konzeption des Freiraumes. Diese mußauf die Bedürfnisse und Rahmenbedingungen derNutzer sowie auf einen leistbaren und vertretbarenPflegeaufwand ausgerichtet sein. Insofern ist zu emp-fehlen, einen detaillierten Pflegeplan zum integralenBestandteil der Planungsaufgabe zu machen. Nur soist für intensiv wie naturnah gestaltete Flächen eineangemessene Pflege und gezielte Entwicklungsförde-rung der Grünanlagen von vornherein gewährleistet.Das ist unter anderem auch deshalb geboten, weil dieErfahrung zeigt, daß sorgsam gestaltete Grünflächenvon den Benutzern sorgfältiger behandelt werdenund zur Akzeptanz des gesamten Wohnumfeldes bei-tragen.

Für eine ökologisch orientierte Stadtentwicklung istvor allem die naturnahe, extensive Pflege innerstädti-scher Grünflächen von besonderer Wichtigkeit, wie z.B. bei Rasenflächen:

– Verzicht auf künstliche Bewässerung und Herbizid-einsatz

– Reduzierung der Schnitthäufigkeit (8-10 x / Jahr),z.B. in Randbereichen und Abwarten der Blüh-aspekte

– u.U. Liegenlassen des Schnittgutes– Gelegentliches Vertikutieren des Rasenfilzes

Die naturnahe Pflege ist insgesamt kaum kosten-günstiger als die konventionelle Pflege, da zumSchutz ökologisch wertvoller Bestände mehr Fachper-sonal benötigt wird.

Freiräume gewinnen mit zunehmendem Alter anWert, insbesondere im Bereich der Vegetations-flächen. Bedingt gilt dies auch für bauliche Elemente,wie z.B. Pflasterbeläge aus Naturstein. Der bei denübrigen Einrichtungselementen im Freiraum üblicheWerteverfall läßt sich durch Pflege allenfalls ver-langsamen.

Verlauf der Wertentwicklung von Freiflächen mit Instandsetzung

Grundsätzlich benötigt jeder Freiraum eine kontinu-ierliche Pflege, d.h. es sind laufende Kosten für diePflege von Pflanzen und baulichen Anlagen vorzuse-hen. Die Pflege der baulichen Anlagen wie z.B. vonWegedecken, Sandkasten, etc. folgt den gleichenPrinzipien wie jedes Hoch-Bauwerk mit unterschiedli-chen Zeiten für Restitutionsbedarf. Pflanzungen wer-den dagegen mit zunehmenden Alter immer wertvol-ler, das gilt vor allem für Bäume mit entsprechenderLebenserwartung. Bei Stauden und Sträuchern istnach 15 bzw. 30 Jahren eine grundlegende Erneue-rung zu erwarten.

Neben diesen allgemeinen Grundsätzen zur Pflege istselbstverständlich die fachgerechte Planung und Aus-führung der Anlage vorab eine wesentliche Voraus-setzung für eine wertmehrende Investition. Insbeson-dere sind zu nennen:

– Fachgerechte Planung, Ausführung und Pflege, z.B. angepaßter Materialeinsatz (Frostempfindlich-keit)

– Einsatz unempfindlicher und pflegeextensiverPflanzenarten vor allem für Gemeinschaftsflächen

– Einhaltung von landschaftsbautechnischen Stan-dards (z.B. fachgerechter Rückschnitt bei der Pflan-zung, Oberbodenbehandlung)

– Pflegeplan (Bereich, Struktur, Pflegemaßnahme,Zeitpunkt, Ausführung).

Spielplätze

Wege

Sträucher

Rasen

Bäume

Substrat

75 Jahre0%

20%

40%

60%

80%

100%

120%

140%

0 15 30 45 60

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Wassernutzung 8.Der natürliche Wasserkreislauf ist zu-nehmend durch anthropogene Einflüssegestört. Noch sorgt die Wasserversor-gung Münchens aus dem Voralpenlandfür eine ausgezeichnete Wasserqualität.Wasser von Trinkwasserqualität ist so-mit ein preziöses, nur bedingt erneuer-bares Gut und muß als wichtigsteGrundlage allen Lebens konsequentgeschützt werden.

8.1 Wasser sparen

Der schonungsvolle Umgang mit Wasser ist nicht nuraus Umweltgründen ein Muß, sondern lohnt sichauch finanziell. In der Nebenkostenrechnung eines4-Personen-Haushalts hat der Faktor «Wasser» bereitsheute den größten Anteil. Der Hauptgrund für die lau-fenden Kostensteigerungen der Wasserversorgungliegt beim nach wie vor wachsenden Konsum. Wegender zunehmenden Abwassermengen müssen die Ab-wasserreinigungsanlagen ausgebaut werden oderaufgrund von zu „sauberem“ Abwasser mit einemschlechten Wirkungsgrad arbeiten. Dies treibt die In-vestitions- und Betriebskosten in die Höhe.

Kostenvergleich Heizung/Warmwasser/Elektrizität

Im Vergleich zu den jährlichen Kosten für Heizung/Warmwasser undElektrizität hat das Wasser auf der Grundlage der heutigen Energie-und Wasserpreise den weitaus größten Kostenanteil (Vergleich füreinen 4-Personen-Haushalt mit einer Wohnfläche von 120 m2, spezifi-scher Heizenergieverbrauch inkl. Warmwasser 60 kWh/m2a, Elektrizi-tätsverbrauch 3’200 kWh/a, Wasserverbrauch ø 140 l pro Person undTag)

Durch Information zu bewußtem Verhalten

motivieren

An erster Stelle der Sparmöglichkeiten im Woh-nungsbau steht die Information der Mieterinnen undMieter. Beispielsweise braucht es für ein Vollbad rund150 Liter Warmwasser im Vergleich zu etwa 35 Liternfür eine Dusche. Oder ein undichter Wasserhahn ver-geudet Tropf um Tropf in 24 Stunden gegen 20 Liter,während sich ein fast unmerkliches Rinnsal aus demWC-Kasten in derselben Zeit zu einer Menge von 200bis 500 Litern summiert. Neben diesen individuellenSparmöglichkeiten können über eine sparsame tech-nische Ausstattung der Wasserversorgung die Vor-aussetzungen für ein zusätzliches Sparen geschaffenwerden.

Sparsame Geräte einsetzen

Pro Person und Tag werden im Haushalt rund 140Liter verbraucht. Dieser Verbrauch kann durch Ver-braucherbewußtsein und den Einsatz wassersparen-der Geräte und Wasserspararmaturen deutlich redu-ziert werden.

Um dies zu erreichen, sollten wo möglich im privatenMietwohnungsbau die Kücheneinrichtungen nichtvon den Mietern gekauft, sondern von der Bauherr-schaft zur Verfügung gestellt werden. Dies erlaubtden Einkauf von wassersparenden Gerätetypen beiWaschmaschinen und Geschirrspülern.

Zielgrößen Wasserverbrauch Haushaltgeräte

Die Graphik zeigt die heutige Bandbreite im Wasserverbrauch fürWaschmaschine und Geschirrspülmaschine zwischen den marktbe-sten und -schlechtesten Geräten. Bei WC-Spülung, Lavabo und Du-sche kann der Verbrauch durch Wasserspararmaturen auf rund dieHälfte reduziert werden. Die Angaben beziehen sich bei der WC-Spü-lung auf Liter pro Spülgang, bei der Waschmaschine auf Liter pro kgWäsche, bei der Spülmaschine auf Liter pro Maßgedeck und bei La-vabo und Dusche auf Liter pro Minute.

ElektrizitätDM 640.-

Heizung/WarmwasserDM 304.-

WasserDM 1083.-

WC-Spülung

[l/Spülgang]

0246

81012141618

202224

Wasch-maschine

[l/kg]

Spül-maschine

[l/IMG]

Lavabo[l/min]

Dusche[l/min]

Was

serv

erb

rau

ch in

Lit

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8.8.2 Trinkwasser durch Regenwasser

ersetzen

Für die Gartenbewässerung, das Wäschewaschenoder die Toilettenspülung reicht die Wasserqualitätvon Regenwasser aus. Das wertvolle Trinkwasserkann deshalb in diesen Bereichen durch Dachwasserersetzt werden. Dies funktioniert in einer Vielzahl vonAnlagen ausgezeichnet und sollte deshalb zu einemStandard des Bauens werden. Bei der Konzeption derAnlagen ist insbesondere auf die folgenden Punkte zuachten:

– Kurze Leitungssysteme – Waschkeller nahe bei der Zisterne– Dimensionierung Regenwasserzisterne mit 0,6 m3/E

Die Möglichkeit der Regenwassernutzung sollte ineiner möglichst frühen Planungsphase abgeklärt wer-den (vgl. Kapitel Wasserkonzept in „Ökologische Bau-steine Teil I“).

Schematische Darstellung einer Regenwasseranlage

Die schematische Darstellung zeigt eine einfache Regenwasseranlage.Das Dachwasser wird in einem Wassertank gesammelt und von daüber eine Pumpe zu den Verbrauchern Waschmaschine, WC-Spülungund Gartenbewässerung gepumpt. Solche Anlagen werden heute aufdem Markt als fertige «Systeme» angeboten.

Möglichkeiten der Regenwassernutzung am Beispiel WA 6

Am Beispiel WA 6 werden Möglichkeiten der Regenwassernutzungaufgezeigt: Für zwei- bis fünfgeschoßige Gebäude ohne Dachbegrü-nung und für ein- bis dreigeschoßige Gebäude mit Dachbegrünungist eine Regenwassernutzung für Garten und Wäsche möglich. Fürdie Dimensionierung der Regenwasserzisterne ist ein Richtwert vonca. 0,6 m3/E anzunehmen.

Eckdaten zu Grundwasser und Niederschlag in

München Riem

– Grundwasser (Blasy & Mader):Das Grundwasser fließt in dem gut durchlässigen Kies beieinem Gefälle von ca. 0.25% in nördlicher Richtung. DerGrundwasserstand beträgt im WA 6:Mittelwert: Höchstwert:ca. 5-6 m unter Gelände ca. 3-4 m unter Straßenniveau

– Niederschlag:Die mittlere jährliche Niederschlagsmenge beträgt im Stadtge-biet München 948 mm. Die durchschnittliche Niederschlags-höhe bei einem 10-minütigen Starkregen beträgt 12mm/m2. DieHäufigkeit der Wiederkehr beträgt 2.0 pro Jahr

Gartenbewässerung

Die Gartenbewässerung ist die häufigste und geeignet-ste Art der Regenwassernutzung, da in den regenin-tensivsten Sommermonaten auch der größte Was-serbedarf ansteht. Je nach Bepflanzung variiert diebenötigte Wassermenge stark. (vgl. dazu auch Kapitel7.3)

Waschen

Wasserspargeräte, die den Waschmaschinen vorge-schaltet sind, mischen vollautomatisch für jedenWaschvorgang das geeignete Wasser; Regenwasserzum Vorwaschen, Regenwasser mit Boilerwarmwas-ser für den Hauptwaschgang, Regen- oder Trinkwas-ser für das Zwischenspülen und Trinkwasser für dieSchlußspülung.

Toilettenspülung

Die Toilettenspülung ist ebenfalls sehr geeignet fürdie Regenwassernutzung. Das Regenwasser mußallerdings gefiltert sein, damit sich im Spülkasten undder Schüssel keine Schmutzteilchen ablagern. Dergleichmäßige Bedarf an Spülwasser während desJahres erleichtert die Dimensionierung der Anlage.

Wassernutzung

Filter-sammler

Umwälzpumpe

Gartenbewässerung

WC-SpülungWaschmaschine

Wassertank

Überlauf

Trinkwasser-Nachspeisung

V IV V

IV

V

II

III

III

III

III

V IV V

IV

V

II

III

III

III

III

Garten,Wäsche, WC

Garten,Wäsche

Garten,WC

Wäsche

Garten

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Regenwassernutzung mit Zisterne im Freiraum

Vorteile– Kellerräume sind für die Bewohner zugänglich und nutzbar– Kein Verbrauch von GebäudevolumenNachteile– Zusätzliche Versiegelung des Freiraums

(wenn möglich unter versiegelte Flächen anordnen)– Langes Leitungssystem im Freiraum

Regenwassernutzung mit Zisterne im Gebäude

Vorteile– Freiraum wird nicht zusätzlich versiegelt– Kurzes Leitungssystem im GebäudeNachteile– Kellerräume sind nicht nutzbar– Eher hohe Investitionskosten

8.3 Zusätzliche Maßnahmen bei

Gewerbebauten

Auch im Gewerbe- und Dienstleistungsbau kommtdem Wasserverbrauch wegen den steigenden Kosteneine immer größere Bedeutung zu. Besonders inter-essant sind hier die Einsatzmöglichkeiten von Regen-wasser für die Kühlung von Apparaten.

Apparatekühlung

Kälteanlagen von Kühl- und Tiefkühlräumen, Druck-luftkompressoren oder wissenschaftlichen Gerätenwerden oft mit Wasser gekühlt. Dies eröffnet in ge-werblichen und technischen Betrieben interessanteAnwendungsbereiche der Regenwassernutzung.

Rückkühlwerke

Nasse Rückkühlwerke zur Abführung der Abwärmevon Kälteanlagen werden heute immer noch oft mitTrinkwasser betrieben, obwohl sie für die Anwendungvon Regenwasser geeignet sind. Der größte Kühlbe-darf fällt in den Monaten mit dem höchsten Regen-wasserangebot zusammen. Da das Regenwasser«weich» ist, ergibt sich kaum eine Verkalkung derWärmetauscher. Auf eine Filtrierung des Regenwas-sers kann verzichtet werden, da die Lamellenabstän-de genügend groß sind und allfällige Schmutzpartikelnicht haften bleiben.

Sparpotentiale beim Wasserverbrauch nach Bereichen

Am Beispiel eines Bürogebäudes sind die Sparpotentiale in den ein-zelnen Bereichen ersichtlich. Wird der Trinkwasserverbrauch für dieWC-Spülung durch Regenwasser ersetzt, so ist ein Sparpotential von50% realisierbar.

8.4 Nicht benötigtes Regenwasser

der Versickerung zuführen

Das nicht für die Regenwassernutzung verwendeteNiederschlagswasser ist über Versickerungsanlagendem Grundwasser zuzuführen (Beschluß des Aus-schusses für Stadtplanung und Bauordnung der LHMvom 27.03.1996: Versickerung von Niederschlagswas-ser). Zu diesem Zweck wurde ein Versickerungskon-zept erstellt, das die hydrogeologischen Verhältnissefür Versickerungsanlagen als prinzipiell gut bezeichnet(Blasy & Mader). Im WA 6 sind Versickerungsmuldenund -schächte vorgesehen (vgl. zur Versickerung auchKapitel 7.3.)

Versickerungsmulden und -schächte im WA 6

8.Wassernutzung

WC

Reinigung

Lüftungstechnik

Restaurant

Teeküchen/Lavabo

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Substitutionmit Regenwasser

Normal-verbrauch

Spar-verbrauch

Sparverbrauchmit Regen-

wassernutzung

Baufenster

Versickerungs-mulde

Versickerungs-schacht

DachbegrünungVersickerungsstreifen

Versickerungs-schacht

I

I

II

I

II

III

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50

Abfall und Reinigung9.Der Umgang mit Abfällen und dieGebäudereinigung sind wesentlicheBestandteile einer ökologischen Ge-samtbetrachtung. Dabei gilt hier ganzbesonders, daß das ökologisch richtigeVerhalten sich auch wirtschaftlich be-zahlt macht. Durch die frühzeitige Pla-nung können sowohl im Wohnungs-, vorallem aber im Bereich der Büro- und Ge-werbebauten Einsparungen erzielt wer-den, die in der Größenordnung von eini-gen Prozent der Betriebskosten liegen.

9.1 Abfall und Entsorgung

Für die Messestadt Riem wurde ein Abfallwirtschafts-konzept erarbeitet mit dem Ziel, das Abfallaufkom-men zu minimieren. Als Grundregel gilt, daß mög-lichst nur wiederverwendbare oder -verwertbareVerpackungen und Artikel eingesetzt werden sollen:– Wiederverwendbar sind z.B. Euro-Paletten, ver-

schiedene Verpackungen und Pfandflaschen– Wiederverwertbar sind z.B. Papier, Glas, Metalle,

Kunststoffe, Verbundstoffe aus Papier und Kunst-stoff (Grüner Punkt)

Das Konzept gliedert sich in die Bereiche Bauvor-haben, Haushaltabfälle und Gewerbeabfälle.

Vermeidung von problematischen Abfällen auf der

Baustelle

In einen ökologischen Planungsansatz werden vonBeginn an die künftigen Renovationen, Umbautenund Rückbauten von Gebäuden miteinbezogen. Durchdie Berücksichtigung der folgenden Grundsätze be-schränkt sich die Menge an Baustoffen, die ersetzt undentsorgt werden müssen, auf das notwendige Maß:– Keine Konstruktionen einsetzen aus nicht lösbaren

Verbundmaterialien– Keine Bauteile oder Baukonstruktionen einsetzen,

die bei der Trennung und Entsorgung umwelt-oder gesundheitsgefährdende Stoffe abgeben

– Den Einsatz von Recyclingstoffen prüfen.

Ebenfalls der Vermeidung von problematischen Bau-stoffen dienen die folgenden Beschlüsse des Stadtrats:– Vermeidung von umweltbelastenden Baustoffen

bei Bauauschreibungen– Verwendung von umweltfreundlichen Dämmstoffen– Verzicht auf FCKW-/HFCKW-haltige Dämmstoffe– Verwendung von Baustoffen aus Altpapier und Alt-

glas– Keine Verwendung von Lösungsmitteln in städti-

schen Gebäuden

– Verzicht auf PVC-haltige Baustoffe und Kabel– PVC-Verzicht auch bei Eigenbetrieben und Beteili-

gungsgesellschaften der Landeshauptstadt MünchenDiese sind gemäß den Grundstückskaufverträgen zuberücksichtigen.

Abfälle trennen auf der Baustelle

Die Trennung der Abfälle gehört heute aus Kosten-wie aus Umweltgründen zum Standard einer zeit-gemäßen Baustelle. Bei Verpackungen sind die Liefe-ranten bzw. Hersteller gesetzlich zur Rücknahme undEntsorgung verpflichtet. Aufgeteilt werden die Bauab-fälle in die folgenden Fraktionen:

Fraktion Beispiele

Papier/ VerpackungenKartonagen Altglas FlachglasKunststoffe Kabel, Rohre, VerpackungenMetalle Kabel, Rohre, Kanäle, Bleche,

ArmaturenHolz Verpackungen, Kisten, Bauhölzer

(unbehandelt)Organik Baum-, Strauchschnitt, WurzelnVerwertbarer Ziegel und Gesteinsschutt,Bauschutt Keramik, Porzellan, VerbundglasBausperrmüll Bauhölzer (behandelt),

BodenbelägeSondermüll Farben, Lacke, Öle,

Lösungsmittel, LaugenRestmüll Verbundmaterialien, Dachpappe

Abfallfraktionen getrennt sammeln

Typische Beispiele von Produkten oder Materialien, die auf der Bau-stelle gesondert gesammelt und entsorgt werden müssen

Infrastruktur für Abfalltrennung im Haushalt schaffen

Die Stadt München verfügt mit dem Drei-Tonnen-System über ein fortschrittliches Abfuhrkonzept, wel-ches das getrennte Sammeln von Biomüll, Papiermüllund Restmüll umfaßt. In den Abfuhrgebieten werdendiese Fraktionen eingesammelt, wobei z.B. an dreiTagen pro Woche Restmüll gefahren wird und alter-nierend alle 14 Tage jeweils an zwei Tagen Bio- oderPapiermüll.

Konkret bedeutet dies, daß bei Wohnbauten zur Ein-sammlung der Wertstoffe auf den Baugrundstückenstraßennahe Standplätze bereitzustellen sind. Hinsicht-lich der Behälteranzahl und der Behältervolumen kön-nen die folgenden Richtwerte herangezogen werden.

Abfallfraktionen getrennt sammeln

Für 40 - 45 Bewohner und Bewohnerinnen sind die in der Abbildungdargestellten Behältervolumina und Anzahl Behälter bereitzustellen.

Restmüll1 x 1'100 Liter

Papier/Pappe1 x 1'100 Liter

Biomüll1 x 240 Liter

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51

9.Zusätzlich sind Containerinseln für die folgendenFraktionen einzurichten:

Fraktion Beispiele

Glas Flaschen, Konservengläser(in 3 Farben getrennt

Metalle Konserven- und Getränkedosen, Alufolie

Kunststoffe/ Joghurtbecher, Folien, Milch-, Saft-Verbunde kartons

Abfallfraktionen getrennt sammeln

Typische Beispiele von Produkten oder Materialien die in Container-inseln abgegeben werden können.

Die Containerinseln werden durch Kaufvertragsrege-lung auf den Privatgrundstücken gefordert und vomAmt für Abfallwirtschaft üblicherweise durch Erteilungvon Sondernutzungserlaubnissen mit erheblichenAuflagen gegenüber den beauftragten Entsorgungs-firmen genehmigt. An diese Standplätze werden diefolgenden Anforderungen gestellt:– öffentlich zugänglich– in den Wohnanlagen bzw. bei städtischen Einrich-

tungen (z.B. Schulen) integriert– außerhalb von Gebäuden ansprechend und orts-

bildgerecht, ggf. eingegrünt, entsprechend derFreiflächengestaltung zu integrieren.

Damit diese Anforderungen erfüllt werden können,sind die zuständigen privaten Entsorger möglichstfrüh in die Freiraum- und Gebäudeplanung miteinzu-beziehen. Für die Bewohner und Bewohnerinnen so-wie das Kleingewerbe der Messestadt Riem wirdzudem im Stadtteil oder nahen Einzugsbereich einWertstoffhof zur Verfügung stehen, in welchem weite-re Abfallarten abgegeben werden können:

Fraktion Beispiele

Glas Flaschen, KonservengläserPapier/ Zeitungen, Illustrierte, Kartonagen Prospekte, TütenKunststoffe/ Joghurtbecher, Folien, Behälter,Verbunde GetränkekartonsMetalle Gegenstände aus Eisen, Blech,

Messing, KupferMetallver- Alufolien, Konserven-, packungen Getränke-, GebäckdosenTextilien Kleider, SchuheKork KorkrestenSperrmüll Möbel, Teppiche, Matrazen, GeräteProblemmüll Pflanzenschutzmittel, Farben,

Lösungsmittel, BatterienGartenabfälle Baum- und StrauchschnittBauschutt Steine, Ziegel, Sand, Mörtel,

Fliesen, PorzellanHolzabfälle Holzmöbel, Bretter

Abfallfraktionen getrennt sammeln

Typische Beispiele von Produkten oder Materialien, die im Wertstoff-hof abgegeben werden können.

Konsequente Trennsysteme in Gewerbe- und Büro-

betrieben

In Gewerbe- und Bürobetrieben fallen eine Vielzahlvon Wertstoffen an. Eine konsequente Trennung zahltsich für jede Firma aus, da die Verwertung der Wert-stoffe kostengünstiger ist als die Müllverbrennung.Gemäß der Gewerbe- und Baustellenabfallentsor-gungssatzung der LHM müssen Gewerbebetriebe vorOrt die folgenden Fraktionen getrennt erfassen undentsorgen.

Fraktion Beispiele

Papier/ Schreibpapier, Zeitungen, ProspekteKartonagenTransport- Holzpaletten, Transportkartons,verpackungen KistenHolz Holzmöbel, BretterAltglas Flaschen, KonservengläserKunststoffe Folien, Kleinverpackungen, BehälterMetalle Alufolien, Gegenstände aus MetallProblemstoffe Farben, Lacke, Säuren, BatterienOrganik Strauch- und Baumschnitt,

KaffeesatzRestmüll verschmutzte Wertstoffe

Abfallfraktionen getrennt sammeln

Typische Beispiele von Produkten und Materialien, die gemäß Ge-werbe- und Baustellenabfallentsorgungssatzung der LHM getrennterfaßt und entsorgt werden müssen

Für den Erfolg einer umweltgerechten und kosten-günstigen Abfallentsorgung müssen in der Entwurfs-planung von Gebäuden die Voraussetzungen ge-schaffen werden. Dazu gehört insbesondere diezweckmäßige und auf die Benutzer ausgerichtete An-ordnung der Sammelbehälter, für welche die entspre-chenden Flächen bereitgehalten werden müssen. Soist sichergestellt, daß im Betrieb die Entsorgung effi-zient durchgeführt werden kann. Konkret empfiehltsich die Einrichtung von Entsorgungs- bzw. Sammel-stellen am Arbeitsplatz, in der Teeküche und im Ko-pierraum, auf der Etage sowie eines zentralen Ton-nenraumes im Gebäude.

Für die Planung der Sammelstellen (Flächenbedarfund Behältergröße) können beispielhaft die folgendenwöchentlichen Abfallmengen herangezogen werden:

Fraktion Menge Proz. Anteil[l/P w] [%]

Papier/Kartonagen 15 60Grüner Punkt 5 20Restmüll 2.5 10Organik 1.2 5Div. Wertstoffe 1.2 5

Total 25 100

Abfallfraktionen getrennt sammeln

Typische Abfall- und Wertstoffmengen pro MitarbeiterIn in einemVerwaltungsbetrieb in Litern pro Person und Woche. Die Werte kön-nen je nach Branche nach oben oder unten abweichen.

Abfall und Reinigung

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52

Abfallfraktionen getrennt sammeln

Beispiel einer Ablauforganisation in einem Büro- oder Gewerbege-bäude für die getrennte Erfassung von Abfällen und Wertstoffen ander Quelle und einer fachgerechten Entsorgung. In die Ablauforgani-sation sind neben den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen meist auchdas Reinigungspersonal, der Hausdienst sowie die Entsorgungsfir-men involviert. Daher ist dieser Ablauf eng mit den anderen Abläufenfür die Reinigung und den Gebäudeunterhalt abzustimmen.

Abstimmung der Entsorgungslogistik auf die

Reinigung und den Hausdienst

Die Abläufe zur Entsorgung von Abfällen müssen inenger Übereinstimmung mit den Abläufen der Ge-bäudereinigung geplant werden. Die optimale Arbeits-trennung zwischen Reinigungsfirma, Entsorgungs-firma und Hausdienst führt zu gesteigerter Effizienzund Einsparungen bei den Personalkosten.

9.2 Ökologische Gebäudereinigung

Es ist kaum jemandem bewußt, aber oft Realität: Ingrößeren Gebäuden mit Büro- oder Gewerbenutzungbilden die Kosten für die Gebäudereinigung einengroßen Budgetposten und können denjenigen für En-ergie übersteigen. Zudem beeinflußt die Gebäude-reinigung das Wohlbefinden der darin wohnendenoder arbeitenden Menschen bis hin zur Vermeidungdes sogenannten «Sick-Building-Syndroms». Wiegroß der Anteil an den Betriebskosten für die Gebäu-dereinigung sein kann, zeigt die nachfolgende Abbil-dung am Beispiel eines Bürogebäudes.

Aufteilung der Betriebskostenanteile in einem Bürogebäude

Prozentuale Aufteilung der Betriebskostenanteile für ein Bürogebäude

Die genauere Aufschlüsselung der Reinigungskostenmacht die Bedeutung der laufenden Unterhaltsarbei-ten deutlich. Eine durch geschickte Planung erzielteEffizienzsteigerung ist deshalb in diesem Bereich be-sonders wirksam.

Aufschlüsselung des Kostenfaktors Gebäudereinigung

Der Großteil der Kosten für die Gebäudereinigung entfällt auf dietäglich wiederkehrenden Arbeiten. Durch die Planung ermöglichteEffizienzsteigerungen zahlen sich hier deshalb besonders aus.

Zwischen Kosten und ökologischen Anforderungenbesteht ein enger Zusammenhang. Wenn alle Mittelorganisatorischer, baulicher und betrieblicher Naturausgeschöpft werden, können die Reinigungskostennahezu halbiert werden. Parallel dazu verläuft einewesentliche Reduktion des Wasser- und Reinigungs-mittelverbrauchs, was entscheidend zur „Ökologisie-rung“ der Gebäudereinigung beiträgt.

Der Kostenspielraum von bis zu 100% kommt da-durch zustande, daß eine effektive Kostenreduktionnicht nur mit „Sparmaßnahmen“ gleichzusetzen ist,sondern daß bereits in der Entwurfsphase ein Kon-zept ausgearbeitet wurde. Ein großer Teil der Einfluß-faktoren für die Reinigungskosten wird durch Planungs-entscheide bestimmt. Die nachfolgende Abbildungillustriert das Einflußpotential der einzelnen Faktorenauf die Gebäudereinigung.

9. Abfall und ReinigungFraktion Papier Glas Kunststoffe,

VerbundeMetalle Organische

AbfälleRestmüll Sonstiges

Ort

Teeküche,Kopierraum,etc.

Tonnenraum

Entsorger DSD AfAW"Biotonne"

AfAW"Papiertonne"

Arbeitsplatz

DSD DSD AfAW AfAW

AfAW = Amt für Abfallwirtschaft DSD = Duales System Deutschland

Mitarbeiter Reinigungspersonal Hausdienst Entsorger

Energie29%

Gebäude-reinigung 25%

Betrieb, Wartung,Technik 20%

Bauunterhalt26%

Fenster- und Fassaden-reinigung 11%Periodische

Unterhalts-reinigung 14%

Tagesdienst,Personal

8%Laufende Unterhalts-

reinigung 67%

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53

Reinigungsvarianten Zielgröße/heute üblich/ungünstig

Insbesondere die Lage der Putzräume und die Art der Bodenbelägebeeinflussen maßgeblich die Reinigungskosten.

Auf die Arbeitsabläufe ausgerichtete Planung der

Putzräume

Die Putzräume sind so anzuordnen, daß die Arbeiteneffizient und zeitsparend durchgeführt werden können.Im speziellen zu beachten sind kurze Erschließungs-wege, genügend Fläche für die Putzräume sowie diefür zweckmäßige Arbeitsabläufe konzipierte Einrich-tung der Putzräume.

Reinigungsfreundliche Bodenbeläge wählen

Ein Bodenbelag ist dann mit minimalem Aufwand zureinigen, wenn er entsprechend der zu erwartendenVerschmutzungsart und Benutzerfrequenz und unterBerücksichtigung folgender Faktoren ausgewählt wird:– Farbwahl und Dessinierung: Besser dunkel und ge-

mustert als hell und einfarbig– Porenfreiheit (nicht saugend)– Wasserbeständigkeit ist zu gewährleisten, damit

alle Reinigungssysteme ohne Einschränkungen an-gewendet werden können

Einfluß von Bodenbelägen auf Reinigungskosten

Die Graphik zeigt die jährlichen Gesamtkosten (für Unterhalt und In-vestition) pro m2 für verschiedene Bodenbeläge am Beispiel Doppel-boden im langfristigen Vergleich (40 Jahre) inklusive eventuell not-wendige Belagserneuerungen bzw. Neuversiegelungen. Tendenziellliegen textile Bodenbeläge unter Betrachtung der Gesamtkostenhöher als harte Bodenbeläge.

Bauliche Details beachten

Die nachfolgende Tabelle zeigt die wichtigsten bauli-chen Details, die für die Optimierung des Reinigungs-aufwandes im Rahmen eines Bauprojekt-Checks be-achtet werden sollen.

Grundrißgestaltung:

– Die Zonen für Nichtraucher und Raucher trennen– Ecken, tote Winkel minimieren und Niveauunterschiede ver-

meiden– Zugänglichkeit mit Putzwagen und Maschinen gewährleisten– In Sanitärbereichen unzugängliche Stellen und Hohlräume ver-

meiden– Zwischen Möbeln und Fenstern Platz lassen

Details:

– Sockelleisten vorstehend und aus schrammfestem und reini-gungsfreundlichem Material

– Plattenfugen oberflächenbündig abziehen– Möglichst alle Sanitärapparate etc. an Wand montieren– Möbelfüße minimieren, Schlag- und Schrammfestigkeit– Bei Treppen an Wänden Sockelplatten vorsehen, Geländerpfo-

sten an der Wange und nicht auf dem Tritt befestigen, an derKante zum Treppenauge Wasserabweiser vorsehen

Materialien:

– Farbgebung der Oberflächen schmutzunempfindlich– Geschlossenzellige Oberflächen wählen– WC-Trennwände aus reinigungsfreundlichen Materialien– Reinigungsmittelfeste Fugenmörtel verwenden

Checkliste für bauliche Maßnahmen zur Optimierung der Reinigung

Planmäßige Evaluation der Reinigungsmittel

Das Resultat einer Reinigung ist abhängig von vierFaktoren: Chemie, Mechanik, Zeiteinwirkung undTemperatur. Bei der Beurteilung der Reinigungsmittelmüssen zwei Aspekte beachtet werden:– Menge (durch Systemänderung wesentlich beein-

flußbar)– Ökologisches Profil (Toxikologie, Umweltschädlichkeit)Aufgrund von Raumblättern und Kenntnissen überBodenbeläge, Ausbaustandard und Organisations-strukturen kann mittels EDV-Programmen eine detail-lierte Kalkulation über die Menge der notwendigenReinigungsmittel durchgeführt werden.

9.3 Ökologische Freiraumpflege

Grünanlagen von langfristig wachsender Qualitätbrauchen eine konsequente Pflege und Kontrolle. DieKontinuität in der Pflege sowie die bedürfnisgerechtePlanung des Freiraumes garantieren am besten ver-gleichsweise geringe Unterhaltskosten ohne teureFehlentwicklungen. Die Erfahrung zeigt, daß aufmerk-sam gestaltete und entwickelte Grün- und Freiflächenauch eine Gewähr sind für eine pflegliche Benutzung.Ein ansprechendes Wohnumfeld trägt wesentlich zursozialen Akzeptanz und Zufriedenheit bei.

Wahl der Freiraumtypen und Befolgen der Pflegephasen

Generell sind folgende Freiraumtypen in bezug aufihren Pflegeaufwand zu unterscheiden:extensiv: – Wiesen

– Naturnahe Gehölzpflanzungenintensiv: – Rasenflächen

– Schmuckstaudenpflanzungen– Schmuckgehölzpflanzungen

(z.B. Rosen, Rhododendren)

9.Abfall und Reinigung

0

50

100

150

200

250

Zielgröße heute üblich ungünstig

Reinigungsvarianten

Ko

ste

n in

pro

zen

tuale

n A

nte

ilen

Möblierung

Bodenbelag

Architektur

Benutzer-verhalten

LagePutzraum

0 5 10 15 20

Linoleum

Travertin

Keramikplatten

Mosaikparkett

Granit

Nadelfilz lose

Nadelfilz geklebt

Teppich

DM/m2a

Unterhalt

Investition

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54

Fachgerechte Fertigstellungspflege als Voraussetzung

für die weitere Entwicklung

Für alle Freiraumtypen gilt gleichermaßen, daß diefachgerechte Fertigstellungspflege für die weitereEntwicklung besonders wichtig ist. Diese intensivePflegephase beginnt mit dem Abschluß der Pflanzungund erstreckt sich über einen Zeitraum von bis zu dreiJahren. Im wesentlichen gehören dazu die folgendenArbeiten:– Pflanzflächen lockern, mulchen sowie unter Um-

ständen wässern– Pflanzschnitt– Rasen mähen– Unkraut und Unrat entfernenNach Abschluß der Fertigstellungspflege ist die Pflan-zung weitgehend geschlossen.

Förderung der autonomen Entwicklung der Gehölze

durch die Entwicklungspflege

Ziel der darauffolgenden Entwicklungspflege ist es,die Gehölzflächen weiter zu schließen, so daß sichbeispielsweise im Innern des Gehölzbestandes eineStreuauflage aus dem Laub entwickeln kann. Damitwird die natürliche Selbstversorgung der Gehölze ge-fördert, was den späteren Einsatz von zusätzlichemDünger überflüssig macht und den Aufwand für diePflege reduziert. Die wesentlichen Maßnahmen derEntwicklungspflege beschränken sich auf den Pflege-und Erziehungsschnitt, das Aufasten, das Unterbin-den von Zwieseln sowie die Bewässerung der Vege-tationsflächen bei extremer Trockenheit.

Regelmäßige Erhaltungs- und Unterhaltspflege mit

wenig Aufwand

In der Erhaltungs- und Unterhaltspflege nimmt derAufwand noch einmal deutlich ab. Hier sind bei denPflanzungen lediglich noch das zielorientierte Zurück-nehmen von unerwünschten Vorwüchsen einzelnerGehölze sowie die punktuelle Ergänzung und Ersatz-pflanzung nötig. Dazu kommen Reinigungsmaßnah-men wie das Kehren von Wegen und Entfernen vonUnkraut.

Unterhalt der Wege ohne chemische Hilfsmittel

Entscheidend für die künftige Pflege der befestigtenFlächen ist die Wahl der Beläge. Auf Kunstbeläge(wie zum Beispiel Tartan) ist aufgrund der problemati-schen Entsorgung zu verzichten. Wo der Einsatz vonKehrmaschinen und Schneeräumgeräten vorgesehenist, muß darauf geachtet werden, daß der Belagdurch die Schneeräumgeräte nicht gelockert oder auf-gerissen wird. Pflastersteine oder wassergebundeneWegedecken sind deshalb in diesen Bereichen nichtzu empfehlen.

– ungünstig / geringo möglich, im Einzelfall / mittelmäßig+ günstig / hoch

Befestigungsarten für Verkehrsflächen

In einem ökologisch orientierten Pflegekonzept ist derEinsatz von chemischen Hilfsmitteln überflüssig. Sowird die Rutschgefahr im Winter allenfalls mittelsSplittstreuung beseitigt und auf den Einsatz von Auf-tausalzen verzichtet. Auch die Unkrautbeseitigungerfolgt von Hand oder mit unschädlichen Mitteln wieetwa dem Abbrennen; chemische Unkrautvertilgerhaben dagegen keinen Platz.

Bei den wassergebundenen Wegedecken gehört dieInstandhaltung durch Aufsanden, Aufkalken oder Wal-zen zu den regelmäßig wiederkehrenden Aufgabendes Pflegeplanes. Dies ist notwendig für den Erhaltder Wegeentwässerung und damit den Wert des Wege-systemes. Dazu gehört die periodische Reinigung derGullys, Versickerungsschächte oder Mulden. Ebenfallsim Hinblick auf den Pflegeaufwand ausgerichtet istdie Verteilung und Art der Ausstattung zu wählen. Be-hälter für Abfälle, Streugut oder auch Bänke, Beleuch-tungen und Abgrenzungselemente sind so aufzustellen,daß sie gut zu warten sind. Dasselbe gilt beispiels-weise für Sandspielplätze, die für einen regelmäßigenAustausch des Sandes angefahren werden müssen.

Wasserdurchlässigkeit und Pflegeaufwand von Belägen

Gartenabfälle als natürlichen Dünger verwenden

In der Messestadt Riem soll auf die Verwendung vonHandelsdünger verzichtet werden. Durch den entspre-chenden Umgang mit den Gartenabfällen (Häckselndes Gehölzschnittgutes, Laubstreu etc.) gibt es genü-gend Material, um die Düngung ohne den Zukauf vonFremdmaterial zu gewährleisten. Ein Teil der Garten-abfälle (z.B. das von den Magerwiesen entfernte Mäh-gut) kann als Mulchgut oder kompostiert als wertvol-le Erde wiederverwendet werden. Dafür sind in denGärten die entsprechenden Kompostbehälter oderBiotonnen vorzusehen.

9. Abfall und ReinigungBefestigungsarten

hoch frequentierte Straßen – – – – – o – +gering frequentierte Straßen – – o – o o + +Stellplätze LKW – – o o o + o +Stellplätze PKW – o o + + + + +Radwege – – + – + + o +Fußwege o o + – + + o +Feuerwehrzufahrten o + + + + + + +

Gra

snar

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Befestigungsarten

Wasserdurchlässigkeit + + + o o o –/o -Pflegeaufwand o o + o – – – –Maschinelle Reinigung + – – o o o + +

Gra

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Checkliste und Hinweise für Planerinnen und Planer 10.

Zum Schluß von „Ökologische Baustei-ne Teil II“ wird durch konkrete Frage-stellungen aus dem Planungsprozeß dieVerbindung zur praktischen Planungs-arbeit und damit zur Realisierung derMessestadt Riem hergestellt. Dazu kom-men Hinweise auf weitere Richtlinienoder Empfehlungen, die in der Planungeingesetzt werden können.

10.1 Checkliste ökologischer

Fragestellungen

In der ausklappbaren Übersichtstabelle am Schlußvon Ökologische Bausteine II sind im Sinne einerCheckliste die für eine ökologische Gesamtkonzeptionrelevanten Fragestellungen aufgeführt. Aufgeteiltnach Planungsphasen der HOAI sowie Planungsthe-ma dient die Tabelle als Arbeitsinstrument, um dieanstehenden Entscheidungen in der Projektentwick-lung kontinuierlich nach ökologischen Gesichtspunk-ten zu hinterfragen. Dazu sind je Planungsphase diemaßgeblichen Instrumente sowie der Entscheidungs-bedarf aufgelistet.

10.2. Weitere Vorgaben, Richtlinien

und Empfehlungen

Untenstehend sind einige relevante Vorgaben, Richtli-nien oder Empfehlungen aufgeführt, die in der Pla-nung gewinnbringend eingesetzt werden können.Diese Dokumente sind jeweils zielgerichtet im Hin-blick auf einzelne Planungsaufgaben zu konsultieren.

Stadtökologie - Leitfaden• Ökologisches Bauen auf städtischen Grundstücken (Planungs-

referat + Kommunalreferat)• Technischer Standardkatalog für kommunale Gebäude der LH

München. Kap. „Ökologie und energiesparende Bauweisen“(Baureferat)

• Leitfaden zum ökologisch orientierten Bauen (Umweltbundes-amt Berlin, C.F. Müller Verlag)

• Baustoffe, Umwelt, Gesundheit (Broschüre der BayerischenArchitektenkammer, 1995)

• BDA 1994: Umweltleitfaden für Architekten, 209 S. + Beilage• Ökologisches Rahmenkonzept Messestadt-Riem, 1994• Merkblatt zum umweltschonenden Bauen und gesunden Woh-

nen im staatlich geförderten Wohnungsbau (Oberste Bau-behörde)

10.3. Positionierung von

„Ökologische Bausteine II“

In „Ökologische Bausteine II“ sind im Sinne einesWeißbuches die Kriterien für die ökologische Planungder Messestadt Riem auf der Ebene der einzelnen Ge-bäude und ihrer Umgebung aufgeführt. Es handeltsich dabei wie gesehen keineswegs um Vorgaben,wie die Architektur und Freiraumgestaltung im Detailauszusehen hat. Vielmehr wurde der für ökologischsinnvolle Gesamtkonzepte erforderliche Rahmen ge-zeichnet und die Denkhaltung aufgezeigt, die es fürdiesen modernen Planungsansatz braucht. Wer sichdaran hält, wird Projekte entwickeln, die in das an-spruchsvolle und auf hohe Lebensqualität ausge-richtete Bild der Messestadt Riem passen.

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GlossarAgenda 21

Richtlinie für ein Umwelt- und Entwicklungsprogramm zur „Nachhal-tigen Entwicklung“ im 21. Jahrhundert, UNCED Rio de Janeiro, 1992.

Amortisationszeit

Für Wirtschaftlichkeitsüberlegungen wird die wirtschaftliche Lebens-dauer (Amortisation) berechnet, in welcher die Anlage abgeschrie-ben wird. Die technische Lebensdauer von Investitionsgütern wieHeizungen, Wärmedämmungen usw. ist meist größer.

Anthropogene Einflüsse

Einflüsse durch den Menschen, also z.B. die Siedlungs- und Wirt-schaftsaktivitäten in den urban-industriellen Räumen.

Arrondierung

Zusammenlegung von Grundstücken zu einer Bau- oder Bewirtschaf-tungsfläche.

A/V-Verhältnis

Verhältnis zwischen den Umfassungsflächen eines Gebäudes unddessen Volumen. Grundsätzlich ist eine möglichst kompakte Bau-weise anzustreben, damit die Wärmeverluste über die Außenflächengering bleiben.

Bebauungsplan

Der Bebauungsplan enthält die rechtsverbindlichen Festsetzungenfür die städtebauliche Ordnung.

Betriebskosten

Betriebskosten sind Teil der Baunutzungskosten (DIN 18960). Sie um-fassen die Gebäudereinigung, Energie- und Wasserkosten, techni-sche Wartung, Unterhalt von haustechnischen Anlagen sowie derVerkehrs- und Grünflächen.

Biodiversität

Genetische Vielfalt bezogen auf eine räumliche Grundgröße; wird inVerbindung mit Fragen des Naturschutzes als Indikation für Arten-und Lebensraumvielfalt genutzt.

Charta von Aalborg

Charta der europäischen Städte und Gemeinden zur nachhaltigenStadtentwicklung.

Duales System Deutschland DSD

Entsorgungsunternehmen mit dem Ziel einer möglichst hohen Rück-führrate von Restwertstoffen (Verpackungen) in den Wirtschaftskreis-lauf.

Energie

Summe aus Arbeitsvermögen und Abwärme (in kWh, MWh gemes-sen).

Energiebezugsfläche

Die Energiebezugsfläche EBF ist die Summe aller ober- und unterir-dischen Bruttogeschoßflächen, für deren Nutzung ein Beheizen oderKlimatisieren notwendig ist.

Energiebilanz

Bilanzierung der Energieverbräuche in einem Gebäude oder einerAnlage.

Energiecontrolling

Systematische Bilanzierung, Kontrolle und Analyse der Energiever-bräuche in einem Betrieb. Dadurch werden Abweichungen durchStörungen etc. sofort sichtbar und können korrigiert werden. Häufigwird ein Energie-Controlling im Zusammenhang mit der Umsetzungvon Leitbildern zur Optimierung des Energiehaushaltes eingesetzt.

Energiekennzahlen

Mit Energiekennzahlen wird der Elektrizitäts- respektive Wärmever-brauch pro Jahr und Quadratmeter (in kWh/m2a) ausgedrückt. Da-durch sind Vergleiche für Gebäude derselben Kategorie möglich.Gültige Richtlinien liefert die Dokumentation SIA 380/4 „ElektrischeEnergie im Hochbau“ des Schweizerischen Ingenieur- und Architek-ten-Vereins sowie die Wärmeschutzverordnung WSVO 95 für den Be-reich der Wärme.

Entropie

Wärmeenergie, welche in thermischen Prozessen nicht in mechani-sche Energie umgewandelt wird und als Abwärme verloren geht.

FCKW/HFCKW (Dämmmaterialien)

Die Treibgase Fluorchlorkohlenwasserstoff und teilhalogenierterFluorchlorkohlenwasserstoff sind in besonderem Maße für die Zer-störung der oberen Ozonschichten der Erdatmosphäre verantwort-lich. In öffentlichen und öffentlich geförderten Projekten ist die Ver-wendung von FCKW und HFCKW-haltigen Dämmstoffen in derBundesrepublik verboten. Es bestehen eine Vielzahl von alternativhergestellten Wärmedämmstoffen (Hanf, mit anderen Treibmittelnhergestellte Dämmstoffe etc.).

Freie Wärme / Interne Wärmelast

Wärme, die ohne gezielte Energieerzeugung im Raum anfällt (Wärmevon Personen, Beleuchtung, Geräte und Sonneneinstrahlung usw.),wird auch als interne Wärmelasten bezeichnet.

Freiflächengestaltungsplan

Er ist Bestandteil des Bauantrages und wird auf Übereinstimmungmit den Festsetzungen des Bebauungsplanes geprüft, in der Messe-stadt Riem für den 1. Bebauungsplan Wohnen auch auf Übereinstim-mung mit den wesentlichen Aussagen des Freiflächenrahmenplanes.

Freiflächengestaltungssatzung

Satzung der Landeshauptstadt München vom 08.05.1996 zur Sicher-stellung und Förderung einer angemessenen Durchgrünung der Bau-grundstücke; sie gilt im gesamten Stadtgebiet für die unbebautenFlächen der bebauten Grundstücke und für die äußere Gestaltungbaulicher Anlagen.

Freiflächenrahmenplan

Konzeptionelle Rahmenplanung der öffentlichen und privaten Frei-flächen für den Bereich des 1. Bebauungsplanes Wohnen in der Mes-sestadt Riem. Er stellt die wesentlichen Wegeverbindungen und Frei-raumelemente von den Wohnungsgärten bis in den Landschaftsparkdar.

Freimachungskonzept

Konzept zur Aufbereitung eines bereits baulich genutzten Grund-stücks für die Nachnutzung.

GE (Gewerbegebiet)

Gewerbegebiete dienen vorwiegend der Unterbringung von nicht er-heblich belästigenden Gewerbebetrieben.

Gebäudeautomation

Die Mittel der Gebäudeautomation (Sensoren, Bewegungsmelder,Elektronik) können eingesetzt werden, um den Sonnenschutz oderdie natürliche Belüftung (Nachtauskühlung) in Gebäuden zu steuern.Interessante Anwendungsmöglichkeiten bestehen zudem im Bereichdes Gebäude Management und des Energie-Controlling, indem sy-stematisch Zustandsdaten erhoben und ausgewertet werden können.

Gebäudegeometrie

Aufbau und Grundkonzeption eines Gebäudes, umfassend die Lageund Ausrichtung des Gebäudes sowie die Zonierung und Anordnungder Räume.

Geschoßflächenzahl (GFZ)

Die Geschoßflächenzahl (GFZ) gibt an, wieviel Quadratmeter Ge-schoßfläche je Quadratmeter Grundstücksfläche im Sinne der Bau-NVO § 19 Abs. 3 zulässig sind.

Grundflächenzahl (GRZ)

Die Grundflächenzahl (GRZ) gibt an, wieviel Quadratmeter Grund-fläche je Quadratmeter Grundstücksfläche im Sinne der BauNVO §19 Abs. 3 zulässig sind.

Gründungstiefe

Tiefe der baulichen Fundamentierung unter der Oberkante desGeländes.

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GlossarHeizgradtage HGT

Anzahl Heizgradtage über ein Jahr, als Mittelwert einer jahrzehnte-langen Periode. Diese sind bezogen auf eine Heizgrenze von 12°Cund + 20°C Raumlufttemperatur. Die Heizgradtagzahl HGT ist dieüber alle Heiztage eines Jahres gebildete Summe der täglich ermit-telten Differenz zwischen Raumlufttemperatur Ti und mittlerer Tages-außentemperatur Ta.

Heizwärmebedarf

Die Wärmeschutzverordnung gibt den zulässigen Heizwärmebedarfvor.

HOAI

Honorarordnung für Architekten und Ingenieure. In dieser letztmals1996 überarbeiteten Standesordnung sind die Rechte und Pflichtenfür Ingenieurleistungen sowie die dafür zu entrichtenden Honorarefestgelegt

Immissionen

Einwirkungen von luftverunreinigenden Stoffen, Gerüchen. Lärm,Erschütterungen, Strahlen und ähnlichen Erscheinungen auf Men-schen, Tiere, Pflanzen und Sachen.

Isometrie

Maß- und längengetreue Abbildung.

Kernelemente ökologischen Bauens

1. Gebäude und natürliche Umgebung als Ganzes betrachten 2. Ener-gieverbrauch reduzieren 3. Materialmenge und Materialwahl 4. Ge-samten Lebenszyklus (Aufbau, Betrieb, Unterhalt, Erneuerung, Rück-bau) miteinplanen.

Kronentraufbereich

Horizontal projizierte Grundfläche der Baumkrone.

Kühldecken

In Räumen mit hohen Wärmelasten führen die mit Wasser gekühltenDeckenelemente die überschüssige Wärme ab.

k-Wert

Mit dem k-Wert [W/m2K] wird die Wärmedurchlässigkeit einer Kon-struktion berechnet. Die Wärmedurchgangszahl k (Einheit: W/m K)gibt an, welche Wärmemenge pro Stunde (in Watt) durch einen m2

eines Bauteiles von der Dicke d (in m) im stationären Zustand fließt,wenn der Temperaturunterschied zwischen der Luft der beiderseitsanschliessenden Räume 1K (=1°C) beträgt. Durch gute, d.h. tiefe k-Werte können die Transmissionsverluste minimiert werden.

Leistung

Energiemenge pro Zeiteinheit (in Watt [W] gemessen).

Leitbaumkonzept

Bestandteil des Freiflächenrahmenplanes - Vegetationskonzept.

Luftwechselzahl

Gibt an, wie oft das gesamte Luftvolumen eines Raumes bzw. Ge-bäudes pro Stunde ausgetauscht wird.

Mineralboden

Wenig organisch beeinflußter Bodenhorizont (Unterboden).

MI (Mischgebiet)

Mischgebiete dienen dem Wohnen und der Unterbringung von Ge-werbebetrieben, die das Wohnen nicht wesentlich stören.

Mitwelt

Üblicherweise sprechen wir von Umwelt oder Umweltschutz. Dies istnicht ganz korrekt, da von einer Optik „hier Mensch, dort Umwelt“ausgegangen wird. Die vermeintliche Umwelt ist unsere Mitwelt; mitdem vermeintlichen Umweltschutz schützen wir uns selbst.

MSR-Anlagen

Meß- und Steuerungsanlagen dienen dazu, den Betrieb von komple-xen Gebäuden kontinuierlich den klimatischen Außenbedingungenanzupassen sowie den Energieverbrauch zu überprüfen.

Nachtauskühlung

Die während des Tages von einer Speichermasse (Wände undDecken) aufgenommene Wärme wird in den Nachtstunden durchkontrollierte Durchlüftung wieder abgeführt. Diese Vorgänge könnenheute im voraus simuliert und berechnet werden.

Naturraumeinheit

Physisch-geographische Raumeinheit mit charakteristischem Lebens-raumgefüge.

Niedrigenergie-Standard

Heizwärmebedarf < 40 kWh/m2a.

Nutzung der Solarenergie (aktiv und passiv)

Die passive Nutzung umfaßt das von der Sonne eingestrahlte Lichtsowie die Wärme. Aktiv wird die Solarenergie in Wärme (Sonnenkol-lektoren für Warmwasser und Lufterwärmung) sowie Elektrizität(Fotovoltaik) umgewandelt. Durch die konsequente Nutzung dieserMöglichkeiten läßt sich die benötigte Fremdenergie in einem Gebäu-de bis auf einen kleinen Rest reduzieren.

Ökobilanz

Alle durch ein Produkt oder einen Vorgang ausgelösten Umweltbela-stungen von der Herstellung bis zur nachmaligen Entsorgung. EineÖkobilanz wird neben quantitativen immer auch qualitative Kriterienbeinhalten.

Pausengrün

Freifläche zur Kurzzeiterholung für Beschäftigte.

PCB (Polychlorierte Biphenyle)

Gehören zu der Gruppe der chlorierten Kohlenwasserstoffe, die inder Natur nur sehr schwer bzw. fast überhaupt nicht abgebaut wer-den können. PCB, die über die natürliche Nahrungskette und auchdirekt aus Luft und Wasser von lebenden Organismen aufgenommenwerden, sind u. a. in den Weichmachern für Lacke und Harze in Im-prägnierungsmitteln, Schmiermitteln wie z. B. Getriebeöl und in Zu-sätzen zu Insektiziden enthalten.

Pflanzenkläranlage

Pflanzenkläranlagen machen sich die Filterwirkung von Schilf oderanderen Röhrichtarten zunutze. Das Regenwasser wird durch Schich-ten von Pflanzen und Böden geleitet und so für die weitere Nutzungbeispielsweise für die Toilettenspülung gereinigt.

Pflegephasen

Für die Pflege des Freiraums werden in einem Konzept die Arbeitenwährend den Phasen der Fertigstellungs-, Entwicklungs- und Unter-haltspflege festgelegt.

Pflegeplan

Der Pflegeplan dient im Freiraum der Werterhaltung und fristgerech-ten Erneuerung. Zudem erleichtert er die Vergabe der pflegerischenArbeiten an Dritte.

Photovoltaik

Direkte Umwandlung von solarer Strahlungsenergie in elektrischeEnergie (z. B. in Solarzellen).

Projekt-Pflichtenheft

Das Projekt-Pflichtenheft ist ein wichtiges Führungsinstrument derteamorientierten oder integralen Planung. Darin sind die Aufgabenund Ziele aller Planungsbeteiligten genau protokolliert. Das Pflichten-heft wird laufend nachgeführt und aktualisiert.

PVC

Polyvinylchloride sind in zahlreichen gängigen Baustoffen sowieKabelumhüllungen enthalten. Bei der Verbrennung von PVC entstehtdas Umweltgift Dioxin, weshalb auf diesen Kunststoff verzichtet wer-den sollte. Gemäß Stadtratsbeschluß ist in der LandeshaupstadtMünchen in öffentlichen oder öffentlich geförderten Bauten auf PVCzu verzichten.

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Recycling

Zurückführung von Neben-, Zwischen- und Endprodukten, die bei derErzeugung oder nach dem Nutzungsende von Konsumgütern und In-dustrieerzeugnissen anfallen, in einen Produktions- und Verbrauchs-kreislauf.

Regenwassernutzung

Die Nutzung von Regenwasser für Gartenbewässerung, Wäsche undToilettenspülung ist technisch gelöst. Auf dem Markt werden Stan-dardlösungen angeboten.

Restmüll

Abfälle bzw. Reststoffe, die für keine weitere Verwendung geeignetsind.

Restitutionsbedarf

Erneuerungsbedarf von baulichen Elementen aufgrund von Ver-schleiß und Abnutzung

„Saurer“ Regen

Aus den Luftschadstoffen Schwefeldioxid und Stickstoffoxiden ent-steht eine Übersäuerung des Regens durch Schwefel- und Salpeter-säure. Dies schädigt nicht nur Pflanzen und Bäume, sondern auchGebäude, indem die Kalkbestandteile in weichen Gips umgewandeltwerden. Die Versäuerung ist eine der Leitgrößen der Dokumentation„Hochbaukonstruktionen nach ökologischen Gesichtspunkten“.

Soziale Kosten

Kosten, die in Marktpreisen von Produkten nicht enthalten sind unddeshalb vom Verursacher nicht in seine Kalkulation einbezogen oderin seinem Verhalten berücksichtigt werden. Schadenskosten infolgeUmweltbelastungen wie Lärm, Luftverschmutzung, Gewässerbela-stungen sind Beispiele für soziale Kosten.

Schotterrasen

Befahrbare Rasenfläche auf hohlraumarmem Gemisch von Schotterund Oberboden.

Sick-Building-Syndrom

Die Belastung mit Wohngiften sowie ungenügende Licht- und Luft-verhältnisse können bei den Benutzerinnen und Benutzern zu ge-sundheitlichen Problemen wie Kopfschmerzen, Abgespanntheit so-wie allgemeinem Unwohlsein führen.

Sonnen-Zeit-Maß

Die Sonne ist die mit Abstand wichtigste Energiequelle. Um diesesunerschöpfliche Potential zu nutzen und den Verbrauch der fossilenEnergien zu reduzieren, müssen wir lernen, mit den besonderenEigenschaften und Qualitäten der Solarenergie umzugehen.

Spezifische Heizleistung

Wenn die spezifische Heizleistung [in W/m2] angegeben wird, so istdamit die für die Raumwärme benötigte Heizleistung gemeint (alsoohne Warmwasser oder Lüftungsanlagen).

StU

Stammumfang von Bäumen gemessen in 1 m Höhe.

Tageslichtfaktor

Verhältnis in Prozenten der Beleuchtungsstärke im Raum zur Außen-beleuchtungsstärke.

Tageslichtnutzung

Die Tageslichtnutzung ist die effizienteste Energiesparmaßnahme.Grundregeln für den Bürobereich sind Raumtiefen von < 6 m sowieFenster, die bis zur Decke reichen.

Teamorientierte Planung

In der teamorientierten Planung werden die Bereiche Architektur, Ge-bäudetechnik, Freiraum und Wassertechnik gemeinsam konzipiert.Am Anfang steht deshalb kein auf einem Raumprogramm basieren-des architektonisches Konzept, sondern ein Pflichtenheft, in welchemdie Zielsetzungen aller Bereiche aufeinander abgestimmt werden.

Transmissions-/Lüftungsverluste

Transmissionsverluste sind die Wärmeverluste, welche über die Fas-saden, das Dach und die Böden eines Gebäudes verloren gehen. Mitdem heutigen Stand der Wärmedämmung sind die Transmissions-verluste gut zu begrenzen. Im Verhältnis bedeutender sind die Lüf-tungsverluste, d.h. die Wärme, die durch undichte Stellen und Fü-gungen am Gebäude sowie durch falsches Lüften verursacht werden.

Treibhausgase

Treibhausgase sind Kohlendioxid (CO2), Wasserdampf, Methan (CH4),Distickstoffoxid (N2O), Fluorkohlenwasserstoffe (FCKW) und Ozon(O3). Diese kommen in der Atmosphäre natürlich vor und sorgendafür, daß die kurzwellige Sonnenstrahlung nahezu ungehindert zurErde passieren kann, ein Großteil der langwelligen Wärmerückstrah-lung der Erdoberfläche jedoch zurückgehalten wird. Durch die hohe,anthropogene Produktion insbesondere von CO2 wird dieser Effekt je-doch verstärkt, so daß eine weltweite Erwärmung des Erdklimas zuerwarten ist.

Umweltenergien

Solarenergie, Geothermie.

Versiegelungsgrad

Anteil an überbautem Grund (Gebäude, Straßen), auf dem keine Ver-sickerung des Wassers möglich ist.

Verursacher-/Vorsorgeprinzip

Beim Verursacherprinzip wird der Verursacher einer Störung oderBelastung verpflichtet, die Kosten dafür zu tragen. Ein zu postulieren-des Vorsorgeprinzip sorgt dafür, daß die Belastung von vornhereinvermieden wird.

Vor-/Rücklauftemperatur

Die Temperaturdifferenz zwischen dem Vor- und dem Rücklauf einesHeiz- oder Kühlsystems ist die genutzte Energie. Es ist daher dasZiel, diese Temperaturdifferenz möglichst groß und gleichzeitig dieVorlauftemperatur möglichst niedrig zu halten.

WA (Allgemeines Wohngebiet)

Allgemeine Wohngebiete dienen vorwiegend dem Wohnen.

Wärmebrücken

Unter Warmebrücken werden Stellen der Gebäudehülle verstanden,die einen wesentlich kleineren Wärmedurchlaßwiderstand aufweisenals die benachbarten Wand- und Deckenteile. Sie besitzen demnachauch tiefere raumseitige Oberflächentemperaturen und bewirkeneinen größeren lokalen Wärmefluß. Sie sind kritische Stellen fürKondensationsschäden.

Wärmelasten

Wärmelast ist die Wärme in einem Raum, die ohne weiteres Zutunentsteht. Es wird zwischen externer (Sonneneinstrahlung) und inter-ner Wärmelast (Abwärme von Computern, Kopierern, Menschen)unterschieden. Die Minimierung der entstehenden Wärmelasten istwichtig für die Konzeption der natürlichen Belüftung.

Wärmerückgewinnung WRG

Technik, um Abwärme zu nutzen. Die WRG beispielsweise aus Lüf-tungsanlagen ist heute ein technischer Standard.

Wertstoffe

Stoffe, die sich für das Recycling eignen und somit einen Wert auf-weisen.

Wirkungsgrad

Verhältnis zwischen der aus einer Anlage (zur Energieumwandlung)abgegebenen und der an sie zugeführten Energie. Einheit: [%].

WKK-Anlagen

In Wärme-Kraft-Koppelungs-Anlagen wird Strom und Wärme produ-ziert, wobei die Abwärme aus der Stromproduktion zum Wärmege-winn beiträgt. WKK-Anlagen weisen einen hohen Wirkungsgrad auf.

Zwiesel

V-förmige Aufgabelung des Hauptstammes eines Baumes.

Glossar

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Kapitel 1: Grundsätze ökologischer Planung

Literatur:• I. Burkhardt et al: Ökologisches Rahmenkonzept Messestadt Riem.

Landeshauptstadt München 1994• I. Burkhardt et al : Ökologische Bausteine Messestadt Riem Teil I

Stadtplanung. Landeshauptstadt München 1995• Strukturtypenkartierung, Landeshauptstadt München 1994• G.T. Miller: Living in the enviroment. USA 1996• F. Schmidt-Bleek: Wieviel Umwelt braucht der Mensch? mips - das

Maß für ökologisches Wirtschaften. Birkhäuser 1993• Prof. P. Steiger: Bauen mit dem Sonnen-Zeit-Maß, zum nachden-

ken, umdenken, weiterdenken. Verlag C.F. Müller, Karlsruhe, 2. Auf-lage 1988

• Prof. P. Steiger: Recycling ein falscher Trost? in der Zeitschrift „DerArchitekt“ Heft 3/1989. Verlag Ernst & Sohn, Berlin 1989 (BirkhäuserVerlag, 1993; ISBN 3-7643-2959-9)

• Prof. P. Steiger: <Sonnen-Zeit-Maß>, zur Ökologie der Zeit am Bei-spiel des Bauens, in „Von Rhythmen und Eigenzeiten; Perspektiveneiner Ökologie der Zeit“, Hg. Martin Held/Karlheinz A. Geissler, Edi-tion Universitas 1995 (S. Hirzel, Wissenschaftliche VerlagsgesellschaftmbH, Birkenwaldstrasse 44, 70191 Stuttgart ISBN 3-8047-1414-5)

• Prof. P. Steiger: Kann ökologisches Bauen wirtschaftlich und spar-sam sein? Beitrag an der Innobau 1996 <Bauen für Morgen>, Öko-Zentrum NRW und Architektenkammer NRW, Düsseldorf

• Prof. P. Steiger: Mehrwert ohne Wachstum, Konsequenzen der Kli-makonferenzen für Architekten, in der Zeitschrift <baumeister>,Themenmagazin „Ökologisch bauen“. Callwey Verlag Oktober 1996

Nachweis Abbildungen:UN-Konventionen (S. 5)

Burkhardt, 1997 (verändert nach G.T. Miller: Living in the enviroment,USA 1996)

Ressourcenverbrauch Entwicklungs-/Industrieländer mit Szenarien-

berechnungen (S. 5)

Steiger, 1997 (Grundlage: F. Schmidt-Bleek: Wieviel Umwelt brauchtder Mensch? mips - das Maß für ökologisches Wirtschaften)

Artenanzahl von Farn- und Blütenpflanzen (S. 6)

Burkhardt, 1997 (Grundlage: Schönfelder P., Bressinsky:Verbreitungs-atlas von Farn- und Blütenpflanzen Bayerns, Stuttgart 1990)

Stoffflußdiagramm Aufbau/Rückbau (S. 7), Steiger/Meier, 1997

Ressourcenverbrauch für Betrieb und Konstruktion/Gebäude (S. 7)

Steiger/Meier, 1997 (Grundlage: Ökologische Bilanzierung der Wohn-überbauung Stallenmatt)

Verfügbarkeit der Sonnenenergie (S. 8), Steiger, 1996

Simulation Nachtauskühlung (S. 8)

Intep, 1996 (Raumtemperatursimulation für einen Büroraum)

Schnittstelle Gebäude und Freiraum (S. 8), Burkhardt, 1997

Überwärmung im Zusammenhang mit der Bebauungsdichte und

Freiraumbegrünung (S. 9)

Burkhardt, 1997 (Grundlagen: Strukturtypenkartierung LHM, 1994 /Fallstudie LÖK Duhme & Pauleit, 1997 / Bebauungsplan mit Grünord-nung Nr. 1728 b, Teil 1, LHM 1997)

Kapitel 2: Teamorientierte Planung

Literatur:• SIA - Schweizer Ingenieur- und Architektenverein, Bundesamt für

Konjunkturfragen: Teamorientiertes Planen. Zürich 1996• Amt für Bundesbauten, UBS Schweizerische Bankgesellschaft: Um-

weltmanagement von Hochbauprojekten. 1996

Nachweis Abbildungen:Einbezug des gesamten Lebensyklus in die Planung (S. 10), Intep, 1997

Vergleich teamorientierte/konventionelle Planung (S. 10), Intep, 1997

Ökologisches Gesamtkonzept als Ziel (S. 10), Intep, 1997

Projekt-Pflichtenheft als zentrales Planungsinstrument (S. 11)

Intep, 1997

Verwaltungsgebäude Suglio (S. 11)

Intep, 1996 (mit Genehmigung der UBS Union Bank of Switzerland)

Kapitel 3: Vom Bauabschnitt zur Parzelle

Literatur:• I. Burkhardt et al : Ökologische Bausteine Messestadt- Riem Teil I

Stadtplanung. Landeshauptstadt München 1995

Nachweis Abbildungen:Vom ÖB I zum ÖB II (S. 12)

Burkhardt, 1997

Wohngebiet WA 6 (S. 12)

Burkhardt, 1997 (Grundlagen: Bebauungsplan mit Grünordnung Nr.1728 b, Teil 1, LHM 1997)

Gewerbegebiet GE 7 und Mischgebiet MI (S. 13)

Burkhardt, 1997 (Grundlagen: Bebauungsplan mit Grünordnung Nr.1728 d, Teil 1, LHM 1997)

Kapitel 4: Architektur

Literatur:• Marmé/Seeberger: Der Primärenergieinhalt von Baustoffen. Bau-

physik Heft 5 u.6 1982• Center of Environmental Science: Environmental Life Cycle Asses-

sement of Products Guide. Leiden Niederlande 1992• SETAC Foundation: A conceptional Framework for Life-Cycle Im-

pact Assessement. Pensacola USA 1993• ETH Zürich/PSI Laboratorium für Energiesysteme: Ökoinventare für

Energiesysteme (OIE). Dezember 1993• ETH-Zürich/ESU, Gruppe Energie-Stoffe-Umwelt, Weibel und Stritz:

Ökoinventare und Wirkungsbilanzen von Bauteilen. Reihe Nr. 1/95• Prof. Dr. M. Kenndey et al: Zukunftsweisender ökologischer Sied-

lungsbau in Europa - ein Erfahrungsbericht. Dezember 1993• EPFL-LESO/ifib Universität Karlsruhe (TH), Koordinationsgruppe

des Bundes (Eidgenossenschaft) für Energie- und Ökobilanzen: En-ergie- und Stoffflussbilanzen von Gebäuden während ihrer Lebens-dauer, Schlußbericht. Juni 1994

• Prof. P. Steiger, Intep: Hochbaukonstruktionen nach ökologischenGesichtspunkten, Dokumentation D 0123. SIA - Schweizerischer In-genieur- und Architektenverein, September 1995

• SIA - Schweizerischer Ingenieur- und Architektenverein: SIA- Dekla-rationsraster D 093

• Prof. P. Steiger: Bauen und Ökologie im Dialog, SIA-DokumentationD 046, 1990

• Prof. P. Steiger: Zur „Öko-Bilanz“ im Bauwesen, Energiehaushaltvon Bauten. In der Zeitschrift „arcus“ Heft 14/1991 Rudolf MüllerVerlag, Köln 1991

• Prof. P. Steiger: Bauen mit dem <Sonnen-Zeit-Maß>, in „Bauplatz Zu-kunft“ Hg. Rolf Kreibich, Arno S. Schmid, Walter Siebel, Thomas Sie-verts, Peter Slonicky, Klartext Verlag, Essen 1994, ISBN 3-88474-213-2

• Prof. P. Steiger, HR. Meier: Gebäude von Morgen, Forschungsbe-richt der Philipp Holzmann AG, Kapitel 6.6 Ökologische Bewertungvon Baustoffen. Philipp Holzmann AG 1996

• Prof. P. Steiger: Ökologisch Konstruieren, in Ökologischer Sied-lungs(um)bau. Herausgegeben von der Europäischen Akademie fürstädtische Umwelt (EA. UE ), Berlin 1996.

Nachweis Abbildungen:Das Bebauungsgebiet der Messestadt Riem mit geschlossenen

Straßenfronten (S. 14)

Steiger/Meier, 1997 (Grundlage: Bebauungsplan mit GrünordnungNr. 1728 b, Teil 1, LHM 1997)

Ecksituation Wohnen (S. 14), Steiger/Meier, 1996

Eingang zu einem Gewerbehaus (S. 14), Steiger/Meier, 1996

Zusammenhang zwischen Geschoßflächenzahl und Gebäudehöhe (S. 15)

Steiger/Meier, 1997 (Grundlage: Bebauungsplan)

Zusammenhang zwischen Geschoßflächenzahl und Gebäudetiefe (S. 15)

Steiger/Meier, 1997 (Grundlage: Bebauungsplan)

Gegengleiche Anordnung der Räume für Wohnen und Arbeiten (S. 16)

Steiger/Meier, 1997 (Grundlage: Bebauungsplan)

Prinzipschema für die Kombination Wohnen und Arbeiten im glei-

chen Gebäude (S. 16)

Steiger/Meier, 1997 (Grundlage: Bebauungsplan)

Literatur- und Abbildungsverzeichnis

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Literatur- und AbbildungsverzeichnisRäumliche Anordnung im Bebauungsplan für den Gewerbeab-

schnitt 3 (S. 16)

Meier, 1997 (Grundlage: Bebauungsplan)

Baumassenverteilung im GE NW (S. 16), Meier, 1997

Baumassenverteilung im 1. Bebauungsplan Wohnen (S. 16)

Meier, 1997

Ausbaureserve / Aufbaureserve (S. 17)

Meier, 1997 (Grundlage: Bebauungsplan)

Tageslichtnutzung (S. 17), Meier, 1997

Warmdach (S. 18), Umkehrdach (S. 18), Kaltdach (S. 19)

Burkhardt, 1997 (Grundlage: E. Neufert: Bauentwurfslehre. Wiesba-den 1996)

Kletterpflanzen als wirkungsvolle Begrünung (S. 19), Burkhardt, 1997

Übergang vom Gebäude zum Freiraum (S. 19), Burkhardt, 1996

Wärmeverluste weiter reduzieren oder Wärmegewinne optimieren?

(S. 20), Steiger, 1996

Zonengrundriß (S. 20), Steiger, 1996

Nutzung von Umweltenergien (S. 21), Steiger, 1996

Alterung/Erneuerung/Aufwand kumuliert (S. 21), Steiger, 1995

Zonierung Nord-Süd Typ (S. 22), Steiger 1997

Zonierung Ost-West Typ (S. 22), Steiger 1997

Typus „Punkthaus“ (S. 23), Steiger 1997

Flexibilität für das Wohnungsgemenge (S. 23), Steiger 1997

Flexibilität für Wohnen und Arbeiten (S. 23), Steiger 1997

Überlagerung von Wohnen und Arbeiten (S. 23), Steiger 1997

GFZ heute-morgen (S. 24), Steiger, 1997

Zonierung Ost-West Typ (S. 24), Steiger, 1997

Treibhauseffekt und Versäuerung als Leitgrößen (S. 25), Steiger, 1997

Index und Profil (S. 25), Steiger, 1997

Wandvergleich (S. 25), Steiger, 1997

Anteil von Bauteilflächen und CO2 equ. Umweltbelastungen (S. 26)

Intep/Steiger, 1996

Umweltwirkungen für Bau und Betrieb (S. 26), Steiger, 1996

Kapitel 5: Energie und Gebäudetechnik

Literatur:• H. Ehm: Wärmeschutzverordnung ‘95 - Der Weg zu Niedrigener-

giehäusern. Wiesbaden Berlin 1995• O. Humm: Niedrigenergiehäuser Praxisbeispiele. Zürich München,

1996• Wuppertal Institut für Klima • Umwelt • Energie, Planungsbüro

Schmitz Aachen, Bundesarchitektenkammer: Energiegerechtes Bau-en und Sanieren. Birkhäuser 1996

• SIA - Schweizerischer Ingenieur- und Architektenverein: ElektrischeEnergie im Hochbau SIA 380/4. Zürich 1995

• Schweizerisches Bundesamt für Konjunkturfragen: Strom rationellnutzen. Bern 1992

• Schweizerisches Bundesamt für Energiewirtschaft: Leitfaden für dieDimensionierung und Auswahl von Umwälzpumpen. Bern 1997

• Schweizerisches Bundesamt für Energiewirtschaft: Luftförderungmit kleinem Energiebedarf. Bern 1997

• Schweizerisches Bundesamt für Energiewirtschaft: INFEL - Haus-haltgerätedatenbank. Zürich 1997

Nachweis Abbildungen:Heizwärmebedarf in Abhängigkeit des A/V-Verhältnisses (S. 27)

Intep 1997

Varianten A/V-Verhältnis (S. 27), Intep, 1997

Lüftungswärmeverluste, Transmissionsverluste (S. 27), Intep, 1997

Wärmedämmstandard (S. 27)

Intep, 1997 (Grundlage: Energiegerechtes Bauen und Sanieren)

Ziel- und Grenzwerte Elektrizitätsverbrauch nach Gebäudekatego-

rien (S. 28)

Intep, 1997 (Grundlage: SIA-Empfehlung 380/4 Elektrische Energie imHochbau)

Anordnung der Fenster und Tageslichtfaktor (S. 28)

Intep, 1997 (Grundlage: Energiegerechtes Bauen und Sanieren)

Tageslichtsimulation (S. 29), Intep, 1997

Sonnenschutzvarianten (S. 29), Intep, 1997

Elektrizitätsverbrauch Haushaltgeräte (S. 29), Intep, 1997

Elektrizitätsbedarf Bürogeräte (S. 29)

Intep, 1997 (Grundlage: „Blauer Engel“ und „Energie 2000“)

Das solare Strahlungsangebot in Deutschland (S. 30)

(Grundlage: Energiegerechtes Bauen und Sanieren)

Schematische Darstellungen Heizanlage mit Anschluß an das

Nahwärmenetz (S. 30), Intep, 1997

Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung (S. 31), Intep, 1997

Quellüftungssystem mit Kühldecken (S. 31), Intep, 1997

Luft-Erdregister (S. 32), Intep, 1997

Beleuchtungssimulation (S. 32), Intep, 1997

Kapitel 6: Boden und Untergrund

Literatur:• BAYSTMLU: Bodenschutzprogramm. München, 1991

Nachweis Abbildungen:Bodenprofil Münchner Schotterebene (S. 33)

Bay. Landesanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau: Merkblätter fürBodenkultur (23). München-Freising

Baustelleneinrichtung WA 6 (S. 33)

Burkhardt, 1997 (Grundlage: Bebauungsplan mit Grünordnung Nr.1728 b, Teil 1, LHM 1997)

Grünflächen und bauliche Anlagen im WA 6 (S. 34)

Burkhardt, 1997 (Grundlage: Bebauungsplan mit Grünordnung Nr.1728 b, Teil 1, LHM 1997)

Baustelle Messestadt Riem (S. 34), MRG, 1997

Massenbilanz WA 6 (S. 35)

Burkhardt, 1997 (Grundlage: Bebauungsplan mit Grünordnung Nr.1728 b, Teil 1, LHM 1997)

Kapitel 7: Freiraum

Literatur:• Dr. Blasy + Mader: Versickerung des Niederschlagswassers, Messe-

stadt Riem. LHM 1995 • Bund Deutscher Architekten BDA: Umwelt-Leitfaden für Architek-

ten. Berlin 1994• FLL-Richtlinien z.B. für die Planung, Ausführung und Pflege von

Fassadenbegrünung mit Kletterpflanzen. Troisdorf 1995 • Freiflächenrahmenplan und textliche Erläuterungen. LHM 1997• Freiflächengestaltungssatzung. LHM 1996• P. und L. Neubert-Mader: Bäume. Stuttgart 1996• Dr. W. Nohl, S. Zekorn-Löffler: Erfassung und Bewertung der öffent-

lichen Grün- und Freiflächen in München unter den Aspekten einererholungsrelevanten Freiraumversorgung.

• LHM Umweltschutzreferat: Umweltatlas München, 1990, 2 Bde., 54 Karten

• Aßmann & Banse, Haase & Söhmisch: LandschaftsökologischesRahmenkonzept Landeshauptstadt München, LHM Umweltschutz-referat 1994

• Baccini P., Daxbeck H., Glenck E., Henseler G.: Güterumsatz und Stoff-wechselprozesse der Privathaushalte einer Stadt. Metapolis, 1993

• Berlekamp L.-R., Pranzas N., 1986. Methode zur Erfassung der Bo-denversiegelung von städtischen Wohngebieten. Natur und Land-schaft, 61 (3), 92-95

• BMU (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktor-sicherheit), o.J. Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt undEntwicklung im Juli 1992 in Rio de Janeiro. Dokumente – Agenda21, Bonn, 289 S.

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Literatur- und Abbildungsverzeichnis• Bründl W., Mayer H., Noack E.-M. 1987 Untersuchung des Einflus-

ses von Bebauung und Bewuchs auf das Klima und die lufthygieni-schen Verhältnisse in bayerischen Großstädten. Abschlußberichtzum Teilprogramm „Klimamessungen München“. Bay. Staatsminis-terium für Landesentwicklung und Umweltfragen, Materialien, 43,München, 1974

• DST (Deutscher Städtetag): Städte für eine umweltgerechte Ent-wicklung. Materialien für eine „lokale Agenda 21“. DST-Beiträge zurStadtentwicklung und zum Umweltschutz, Reihe E, H. 24, Köln, 1974

• Duhme F., 1992: Landschaftsökologie als Mittel zur Enztwicklungvon Zielvorstellungen für die Stadt- und Landesplanung, in: F. Duh-me et al (Hrsg.): 25 Jahre Lehrstuhl für Landschaftsökologie in Wei-henstephan mit Prof. Dr. Dr. h. c. Haber (Festschrift), S. 101-123,Landschaftsökologie Weihenstephan Bd. 6, Freunde der Land-schaftökologie (Hrsg.), Weihenstephan, Freising.

• Stadt Leipzig: Umweltqualitätsziele und -standards für die StadtLeipzig, Leipzig 1996

• Duhme F., Pauleit S., 1997. Naturschutzplanung in urbanen Räu-men. In: Erdmann K.-H., Spandau L. (Hrsg.). Naturschutz inDeutschland. Verlag E. Ulmer, Stuttgart, 183-200.

• Haughton G., 1997. Developing sustainable urban developmentmodels. Cities, 14 (4), 189-195

• Heisler G. M., 1986. Energy savings with trees. Jounal of Arboricul-ture, 12, 113-125.

• LfU (Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg), Roth L.,1994. Grenzwerte. Kennzahlen zur Umweltbelastung in der Bundes-republik Deutschland und der EG. Loseblatt-Sammlung, EcoMedVerlag, Landsberg a. Lech

• LÖK (Lehrstuhl für Landschaftsökologie, TU München), Büro Aß-mann & Banse, Büro Haase & Söhmisch, 1990. Landschaftökologi-sches Rahmenkonzept Landeshauptstadt München. Studie i.A. desUmweltschutzreferats, LH München, 2 Bde., 142 + 402 S. u. ein Kar-tenband, Freising, unveröff.

• McPherson E.G., Nowak D., Heisler G., Grimmond S., Grant R.,Rowntree R., 1997. Quantifying urban forest structure, function,and value: the Chicago Urban Forest Climate Project. Urban Eco-systems, 1, 49-61.

Nachweis Abbildungen:Freiflächenrahmenplan Ausschnitt WA 6 (S. 36)

Burkhardt, 1997 (Grundlage: Freiflächenrahmenplan, LHM 1997)

Belüftung der Innenhöfe (S. 37), Burkhardt, 1997

Baumüberstandene Parkplätze (S. 37)

Mader, P. und L. Neubert-Mader: Bäume, Stuttgart 1996

Baumscheiben mit Kies (S. 38), Burkhardt, 1997

Gleditsie als lichter Laubbaum (S. 38), Burkhardt, 1997

Extensive Dachbegrünung (S. 38)

BAYSTMI, Oberste Baubehörde: Rahmenplanung für das Gewerbe-gebiet Landshut-Münchnerau, Materialien Nr. 2, München 1994

Intensive Dachbegrünung (S. 39)

Bäume auf Tiefgaragendecke in Bern, Duhme, 1984

Kletterpflanzen und ihre Wuchseigenschaften (S. 39)

Burkhardt, 1997 (Grundlagen: FLL-Richtlinie für die Planung, Aus-führung und Pflege von Fassadenbegrünung mit Kletterpflanzen,Troisdorf 1995)

Glyzinie als Fassadenbegrünung (S. 39), Burkhardt, 1997

Temperaturausgleich durch Bäume (S. 40)

BAYSTMI, Oberste Baubehörde: Arbeitsblätter für die Bauleitpla-nung, Nr. 10 Wohnumfeld, München 1990

Sonnenschutz durch Kletterpflanzen (S. 40)

BAYSTMI, Oberste Baubehörde: Wohnmodelle Bayern 1984- 90

Naturnahe Sickermulde (S. 41), LHM, HA II 561, Horst Burger,1997

Gestaltete Wasserrinne (S. 41), LHM, HA II 561, Horst Burger,1997

Private Freiräume am Gebäude (S. 41)

BAYSTMI, Oberste Baubehörde: Arbeitsblätter für die Bauleitpla-nung, Nr. 10 Wohnumfeld, München 1990

Raumbildung durch Bäume (S. 42)

Mader, P. und L. Neubert-Mader: Bäume, Stuttgart 1996

Baumarten in der Messestadt Riem (S. 42)

Grundlagen: Freiflächenrahmenplan, LHM 1997 Wörlein, Baumschul-katalog, 1996-97

Nahrungs- und Schutzgehölze für Tiere (S. 43) , Burkhardt, 1997

Naturnahe Bepflanzung z.B. von Sickermulden (S. 43)

LHM, HA II 561, Horst Burger, 1997

Extensive Wiesen in Randbereichen und Grünverbindungen (S. 43)

Burkhardt, 1997

Freiraumansprüche auf verschiedenen Versorgungsebenen (S. 44)

Grundlage: Richter, G.: Handbuch Stadtgrün, München 1981

Wiese mit Bäumen als multifunktionale Freifläche (S. 45)

Burkhardt, 1997

Baumüberstellte Höfe als multifunktionale Freifläche (S. 45)

BAYSTMI, Oberste Baubehörde: Arbeitsblätter für die Bauleitpla-nung, Nr. 10 Wohnumfeld, München 1990

Ökologische Freiraumentwicklung (S. 45), Burkhardt, 1997

Verlauf der Wertentwicklung von Freiflächen mit Instandsetzung (S. 46)

Burkhardt, 1997

Kapitel 8: Wassernutzung

Literatur:• LHM Umweltschutzreferat: Regenwassernutzung im Haus. 1994• T. Koenigs: Minus 50% Wasser möglich. Taunusstein 1995• Bundesamt für Energiewirtschaft: INFEL - Haushaltgerätedaten-

bank. Zürich 1997

Nachweis Abbildungen:Kostenvergleich Heizung/Warmwasser/Elektrizität (S. 47), Intep, 1997

Zielgrößen Wasserverbrauch Haushaltgeräte (S. 47), Intep 1996

Schematische Darstellung einer Regenwasseranlage (S. 48)

Intep, 1997

Möglichkeiten der Regenwassernutzung am Beispiel WA 6 (S. 48)

Burkhardt, 1997

Regenwassernutzung mit Zisterne im Freiraum/Gebäude (S. 49)

Burkhardt, 1997

Sparpotentiale beim Wasserverbrauch nach Bereichen (S. 49)

Intep, 1997

Versickerungsmulden und -schächte im WA 6 (S. 49), Burkhardt, 1997

Kapitel 9: Abfall und Reinigung

Literatur:• LHM Komunalreferat: Abfallwirtschaftskonzept München Riem. 1996• Dr. H. Gugerli, D. Gilgen, H. Berti: Gebäudereinigung richtig ge-

plant. Zürich 1997

Nachweis Abbildungen:Abfallfraktionen getrennt sammeln (S. 50/51/52)

Intep, 1997 (Grundlagen: Abfallwirtschaftskonzept München Riem)

Aufteilung der Betriebskostenanteile in einem Bürogebäude (S. 52)

Intep, 1996

Aufschlüsselung des Kostenfaktors Gebäudereinigung (S. 52)

Intep, 1996

Reinigungsvarianten Zielgröße/heute üblich/ungünstig (S. 53)

Intep, 1996

Einfluß von Bodenbelägen auf Reinigungskosten (S. 53), Intep, 1996

Checkliste für bauliche Maßnahmen zur Optimierung der Reinigung

(S. 53), Intep, 1996

Befestigungsarten für Verkehrsflächen (S. 54)

Burkhardt, 1997 (Grundlage: Bund Deutscher Architekten BDA: Um-weltleitfaden für Architekten. Berlin 1994)

Wasserdurchlässigkeit und Pflegeaufwand von Belägen (S. 54)

Burkhardt, 1997 (Grundlage: Bund Deutscher Architekten BDA: Um-weltleitfaden für Architekten. Berlin 1994)

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· Festlegung derenergetischenZielsetzungen imProjekt-Pflichten-heft:

- Niedriger Energie-verbrauch

- KompakterBaukörper

- Wenig Gebäude-technik

- Passive Sonnen-energienutzung

· Projekt-Pflich-tenheft

· Wärmeschutz-verordnung 95

· EmpfehlungSIA 380/4 Elek-trizität im Hoch-bau

· Soll das Gebäude einen Heizwärme-bedarf für Niedrigenergiebauweiseaufweisen?

· Soll das Gebäude einen Elektrizitäts-bedarf im Bereich der Zielgrößenach der Empfehlung SIA 380/4 auf-weisen?

· Welche Methode der Wirtschaftlich-keitsbetrachtung ist für Variantenver-gleiche vorgesehen?

· Welcher Einsatz von erneuerbarenEnergien (passive Maßnahmen) istvorgesehen?

Festlegen des Pro-jektes mit Raum-programm /Woh-nungsgemengeunter Berücksichti-gung von:

· Empfehlungen derBeratergruppe„Stadtgestaltungund Ökologie“

· Besonnung, Be-schattung

· Gebäude und Frei-raum

· Vorgaben derStadt Münchenfür das ge-wünschte Woh-nungsgemenge

· ÖB I + ÖB II

· Sonstige plane-rische und ge-stalterischeKonzepte

· Wurde bei der Überbauung auf einemöglichst geringe Versiegelung ge-achtet?

· Sind die Lage der Gebäude sowieGebäudehöhen/-abstände auf diepassive Nutzung der Solarenergieausgerichtet?

· Lassen die geplanten Wohn- und Ar-beitsflächen flexible Umnutzungenzu?

· Wurde die Bebauung auf kritischeStellen hin untersucht (Einblicke, Be-schattung, Lärm etc.)?

· Wie sind die Übergänge zwischenGebäude und Freiraum gelöst?

· Erarbeitung dergebäudetechni-schen Konzepteauf der Grundlageder energetischenZielsetzungen imProjekt-Pflichten-heft

· Erstellen von Vari-antenvergleichenaufgrund vonSimulations- undEnergiebilanzie-rungsrechnungen

· Darstellen des Zu-sammenspielsvon Gebäudetech-nik und Gebäudeim Energiekonzept

· Projekt-Pflich-tenheft

· Energiekon-zept

· Simulationen(Tageslicht,Raumtempera-tur)

· Energiebilan-zen (Wärme,Elektrizität)

· Wurde eine Energiebilanz (Wärme,Elektrizität) erstellt und die vorgege-benen Energiekennwerte überprüft?

· Sind die Raumtiefen der Hauptnut-zung (z.B. Wohnräume, Büros, Werk-stätten) < 6m?

· Wurden bei der Fassade der som-merliche Wärmeschutz und die in-tensive Tageslichtnutzung berück-sichtigt?

· Wurden passive Solarsysteme (z.B.transparente Wärmedämmung) indie Gebäudearchitektur integriert?

· Sind die Technikräume dezentralangeordnet?

· Wurden kurze technische Versor-gungswege (z.B. Warmwasser-Lei-stungen) geschaffen?

· Ist der Bedarf für die eingeplantenraumluft- und kältetechnischen An-lagen gegeben?

· Prüfung der Anla-genkonzepte (z.B.Heizung, Raum-lufttechnik,Sanitär) auf Energie- undKosteneinspar-möglichkeiten

· Definieren der en-ergierelevantenVorgaben für dieAusschreibung

· Vorbereitung desEnergiemeßkon-zeptes und derenergetischen Be-triebsoptimierung

· Projekt-Pflich-tenheft

· Energiekonzept

· Energiemeß-und Zählkon-zept

· Betriebsopti-mierungskon-zept

· Wurde eine Energiebilanz (Wärme,Elektrizität) erstellt und die vorgege-benen Energiekennwerte überprüft?

· Wurden helle Farben in den Räumenverwendet?

· Liegt die Warmwassertemperaturunter 60°C?

· Sind mechanische Lüftungsanlagenmit einer Wärmerückgewinnungausgerüstet und wurden die Luftlei-stungen optimiert?

· Ist ein nutzungsgerechtes Beleuch-tungskonzept mit tiefen spezifischenAnschlußleistungen realisiert wor-den?

· Wurden Geräte mit tiefem Energie-verbrauch evaluiert?

· GeometrischeUmsetzung derOrdnungsprinzipi-en auf die Woh-nungstypen und -größen

· Festlegen desGebäudetypus fürGewerbe undDienstleistung

· Integration derGebäudetechnik

· Freiraumplanungam Gebäude

· Materialwahl

· Virtuelle räumli-che Darstellungder Gebäude in3D mit Beson-nung, Beschat-tung, Lichtnut-zung

· Simulationsmo-delle für denRaumkomfort

· Materialliste SIA D0123„Hochbaukon-struktionennach ökologi-schen Gesichts-punkten“

· Ist eine hohe Qualität der Wohnun-gen gewährleistet (individueller Cha-rakter der Wohnungen durch Garten-anteil, Dachterrasse etc.)?

· Wurde die Zonierung der Räumeentsprechend den Nutzungen (Wär-me-, Lichtbedürfnisse) vorgenom-men?

· Welches Ordnungsprinzip und wel-che Konstruktions- und Ausbaura-ster wurden angewendet (Material-übergänge, Spannweiten, Anschlußan spätere Bauetappen)?

· Wie wurden die wichtigsten Materia-lien und Konstruktionen bestimmt?

· Funktioniert in den Gewerbe- undDienstleistungsbauten die Klimatisie-rung mit natürlichen Mitteln?

· Planung sämtli-cher Details nachökologischen Prin-zipien (Übergän-ge, Abdichtungenetc.)

· Planung des Bau-prozesses

· Produktewahl

· ÖkologischesBauen auf städ-tischen Grund-stücken

· SIA D0123„Hochbaukon-struktionennach ökologi-schen Gesichts-punkten“

· Kontakte mitFirmen

· Wird die Verarbeitung der Materia-lien auf der Baustelle überprüft?

· Sind alle Beteiligten über die qualita-tiven Zielsetzungen informiert?

· Entsprechen die gewählten Produkteden ökologischen Kriterien über dengesamten Lebenszyklus von der Her-stellung, über Verarbeitung und Er-neuerung bis zur Entsorgung?

· Vorbereiten unddurchführen derInbetriebnahme,der Abnahmenund der integrier-ten Tests

· Einführung desEnergiemanage-ments

· Unterstützung desNutzers im Hin-blick auf einenenergiegerechtenBetrieb

· Terminplan fürdie Inbetrieb-nahme

· Abnahmeproto-kolle

· Komplette Be-triebs- undWartungsanlei-tung

· Benutzerhand-buch auf derGrundlage desProjekt-Pflich-tenheftes

· EDV-unterstütz-tes Energie-Controlling

· Sind die Inbetriebnahme und die Ab-nahme sowie die integrierten Testsvorbereitet?

· Ist die Einführung des Energie-Con-trolling auf der Gebäudeleittechnikvorbereitet?

· Werden bei großen Elektrizitätsver-brauchern (z.B. Geräte, Ventilatoren)Abnahmemessungen durchgeführt?

· Wurde eine benutzerfreundliche Be-dienungs- und Wartungsanleitungerstellt?

· Information überenergetisch undökologisch opti-male Nutzung derGebäude

· Detaillierte Plan-dokumentation

· Checklisten undAbnahmeproto-kolle

· „Geplante In-standhaltung“,Hrsg. Landesin-stitut für Bau-wesen undangewandteBauschadens-forschung(LBB), Aachen

· Welche Informationsmittel werdeneingesetzt zu den Themen Lüftung,Sommer-/Winterbetrieb, Warmwas-ser, Wintergarten, Materialpflege,Gartenpflege?

· Wie wird die systematische Instand-haltung (Abnutzung, periodischerErneuerungsbedarf) gewährleistet?

ArchitekturPlanungsablauf Entscheidungsfindung Instrumente

GebäudetechnikPlanungsablauf Entscheidungsfindung Instrumente

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· Erarbeitung des Kon-zeptes für den Frei-raum

· Abstimmung derökologischen Aspek-te mit dem Bauherrn

· Gestalterische undinhaltliche Abstim-mung mit den ande-ren Gewerken

· Abstimmung mit denFachplanern undBehörden

· Variantenvergleichmittels Ökolobilanzen

· Darstellung der öko-logischen Maßnah-men im Genehmi-gungsplan

· Freiflächen-konzept undÖkobilanz

· Erdmassen-konzept undMassenbilan-zierungen

· Aktualisierungder Gelände-simulationen

· Freiflächenge-staltungsplan

· Sind ausreichende Schutzmaß-nahmen für den Bestand vorgese-hen?

· Welche Elemente enthält der Frei-raum?

· Sind Festsetzungen der Grünord-nung und des Freiflächenrahmen-plans berücksichtigt?

· Nach welchen Kriterien sollen dieMaterialien im Freiraum ausge-sucht werden?

· Wo sind die Schnittstellen Gebäu-de und Freiraum?

· Wie sieht das Höhen- und Mas-senkonzept aus?

· Wieviel Geld wird für die Frei-flächengestaltung bereitgestellt?

· Festlegung der Ziel-setzungen zu Bodenund Untergrund:

- Unberührte Boden-flächen belassen

- Material wiederver-wenden

- UmweltgerechteBaustellenorganisa-tion

· Bauzeitenplan

· Baugrundgut-achten

· Bestandsplan:Geländehöhen,GrundwasserLeitungstras-sen, Vegetation

· Welche Flächen bleiben unbe-rührt, welche können geschütztwerden?

· Wo können Lagerflächen sein(z.B. auf Wegen bzw. über Tief-garage)?

· Gibt es Geländemodellierungen,Tiefgaragen, Keller, etc.?

· Wie kann der Versiegelungsgradminimiert werden?

· Wo liegen die Leitungstrassen?

· Wie sieht der Baugrund aus,welche Materialien können wie-derverwendet werden?

· Wie ist die Baustelle erschlos-sen?

· Festlegung der Ziel-setzungen zu Frei-raum:

- Pflanzen als kleinkli-matischer Faktor

- Natürliche Ressour-cen optimieren

- Mit Pflanzen Räumeschaffen

- Freizeit und Erholung

- Frühzeitige Planungund Pflanzung

- Fachgerechte Pflege

· Bestandsplan

· Gutachten zurökologischenund natur-schutzfachli-chen Wertig-keit

· Sind die natürlichen Ressourcenoptimal genutzt?

· Ist das Freiraumsystem vollständigvernetzt und barrierefrei?

· Sind die Freizeitbedürfnisse derNutzer ausreichend berücksichtigt?

· Welche Grün- und Freiflächengrenzen an das Baugebiet an?

· Ist mit der Planung und Pflanzungfrühzeitig begonnen worden?

· Ist eine fachgerechte Pflege ge-währleistet?

· Detaillierung desKonzeptes zu Bo-den und Unter-grund

· Prüfung von Auf-und Abtrag anhandeiner genauen Mas-senberechnung

· Beschreibung derumweltgerechtenBaustellenorganisa-tion im Leistungs-verzeichnis

· Mengen- undMassenberech-nung, Bilanzie-rung

· Baustellenplan-und konzept

· Ist Flächenschutz ausgeschrie-ben?

· Sind die Massen nach Qualitä-ten getrennt gelagert und wie-derverwendet? Sind die Mas-sen ausgeglichen?

· Sind Materialien entsprechendder Nutzung eingesetzt?

· Ist der Baustellenablauf um-weltgerecht organisiert?

· Erarbeitung desKonzeptes für Bodenund Untergrund

· Gestalterische undinhaltliche Abstim-mung mit dem Frei-raum-, Energie- unddem Wasserkonzept

· Variantenvergleichmittels Simulationund Massenbilanzie-rung

· Plan zur Bau-stelleneinrich-tung

· Erdmassenkon-zept

· Konzept zurSubstratver-wendung

· Geländesimula-tion

· Versickerungs-konzept

· Ist Flächenschutz vorgesehenund wie sieht dieser aus?

· Sind genügend Versickerungs-und Grünflächen vorgesehen?

· Sind die Modellierungen mini-miert? Wie wird das Geländeni-veau geplant?

· Welche Gründungstiefen liegenvor?

· Können Funktionen gebündeltwerden?

· Wie wird Material wiederver-wendet?

· Liegt die Baustelleneinrichtungzentral und auf bereits versiegel-ten bzw. zu versiegelndenFlächen?

· Kontrolle der Siche-rungsmaßnahmenund Baustellenein-richtung

· Steuerung des Bau-ablaufes

· Überprüfung derMassen

· Information für denNutzer in Hinblickauf den richtigenUmgang mit demBoden

· Kontrolle derBilanzierunganhand der Ab-nahmeproto-kolle

· Baustellenbuch

· Benutzerhand-buch

· DIN 18 915 „Ve-getationstech-nik im Land-schaftsbau;Bodenarbeiten“

· Sind die Sicherungsmaßnah-men ausreichend?

· Ist die Bilanzierung ausgegli-chen?

· Sind die Baustoffe richtig ge-lagert und wiederverwendet?

· Sind Lagerflächen ausreichendgesichert?

· Ist die Vermeidung der Baustoff-einträge bei Bau und Betriebgesichert?

· Sind die Bewohner ausreichendinformiert?

· Detaillierung desKonzeptes zu Frei-raum

· Prüfung der Massenund des Einsatzesvon Materialien

· Beschreibung derLeistungen mit Lie-fernachweisen

· Mengen- undMassenbe-rechnung

· Geländesimu-lationen

· Ausführungs-plan, Details

· Bauzeitenplan

· Pflege- undEnwicklungs-konzept

· Sind die Vorgaben berücksichtigt?

· Sind die Zielsetzungen und Vorga-ben für Freiraum umgesetzt undmit den anderen Gewerken abge-stimmt?

· Sind Materialien entsprechend derNutzung wiederverwendet?

· Sind die Grün- und Freiflächen fürdie Ansprüche von Naturschutzund Erholung ausreichend dimen-sioniert?

· Ist der Baustellenablauf umweltge-recht organisiert?

· Kontrolle der Siche-rungsmaßnahmenund Baustellenein-richtung

· Steuerung des Bau-ablaufes

· Überprüfung derMassen und derMaterialien, desSaat- und Pflanzgutes

· Nachweis der fachge-rechten Ausführung,Liefernachweise, Pro-tokolle

· Information für denNutzer in Hinblick aufden richtigen Um-gang mit dem Frei-raum

· Kontrolle derBilanzierunganhand derAbnahmepro-tokolle

· Baustellen-buch

· Benutzerhand-buch

· Sind die Sicherungsmaßnahmenund die Baustelleneinrichtungentsprechend durchgeführt wor-den?

· Sind die Materialien fachgerechtgeliefert, gelagert und eingebautwrden?

· Sind die Bewohner ausreichendinformiert?

Boden-UntergrundPlanungsablauf Entscheidungsfindung Instrumente

FreiraumPlanungsablauf Entscheidungsfindung Instrumente

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Page 64: Ökologische Bausteine Teil II Gebäude und Freiraum57cb61c4-eae9-48d3-be8… · Architektur 14 4.1 Hohe Durchschnittsqualität 14 4.2 Qualitative Verdichtung im Wohngebiet 15 4.3

· Erstellung eines de-taillierten Entsor-gungs- und Reini-gungskonzeptes

· Projekt-Pflich-tenheft

· Entsorgungs-und Reini-gungskonzept

· Abfallwirt-schaftskonzeptder MessestadtRiem

· Konzept für dieFreiraumpflege

· Ist der Layout der einzelnenEntsorgungsräume und Sam-melstellen festgelegt?

· Sind die logistischen Syner-gien zwischen Abfallentsor-gung und Reinigung geprüftworden?

· Ist die Grundausrüstung derPutzräume (Geschoß- undHauptputzräume) definiert?

· Wurden die wichtigsten bau-lichen Details bezüglich Ge-bäudereinigung festgelegt?

· Wurden die überwiegendeNutzung und deren Pflege-aufwand im Freiraum festge-legt?

· Festlegung der Ziel-setzungen im Pro-jekt-Pflichtenheft:

- Trennung der Ab-fälle

- Ausreichend Entsor-gungs- und Putzräu-me bereitstellen

- ökologische Reini-gung einführen

· Projekt-Pflich-tenheft

· Reinigungs-und Entsor-gungskonzept

· Abfallwirt-schaftskonzeptMessestadtRiem

· Sind die Größe und Lage derEntsorgungsräume und Ab-fallsammelstellen festgelegt?

· Sind Größe und Lage derPutzräume festgelegt?

· Sind die Zielsetzungen undAnforderungen an die Gebäu-de- und Freiraumreinigungdefiniert?

· Prüfung des Entsor-gungs- und Reini-gungskonzeptes aufKosteneinsparmög-lichkeiten

· Prüfung des Frei-raumpflegekonzep-tes auf Kosteneins-parungen

· Definieren der rele-vanten Vorgaben fürdie Ausschreibung

· Erstellen eines Kon-zeptes für die Bau-stellenentsorgung

· Projekt-Pflich-tenheft

· Baustellenent-sorgungskon-zept

· Konzept für dieFreiraumpflege

· Ist die Baustellenentsorgungorganisiert?

· Wurden Überlegungen zurReduktion der Baustellen-transporte gemacht?

· Sind Vorgaben definiert fürdie Bauschlußreinigung?

· Wurde die Bepflanzung unddie Wegebeläge mit Nut-zungsart und dem leistbarenPflegeaufwand abgestimmt?

· Wurden die notwendigenDüngungs-, Pflege- und Er-haltungsmaßnahmen und -methoden ausgewählt?

· Überprüfung der be-trieblichen Kenn-daten für die Gebäu-dereinigung und dieFreiraumpflege

· Einführung des Ab-fallmanagements

· Unterstützung desNutzers im Hinblickauf einen ökologi-schen und kosten-günstigen Betrieb

· Reinigungsplan

· Entsorgungs-/Abfallstatistik

· Vorgehensplanfür die Erfolgs-kontrolle

· Pflegeplan Frei-raum

· Sind die Entsorgungssyste-me, Behälter, Kosten undLeerungsintervalle festlegt?

· Sind die Reinigungsinter-valle/-systeme, Zeitbedarf,Reinigungsmittel, Kosten undGeräte im Reinigungsplanfestlegt?

· Sind die Benutzer instruiert?

· Ist der Durchführungszeit-punkt der Pflegemaßnahmenim aktuellen Jahresablauffestgelegt?

· Festlegung der Ziel-setzungen im Be-reich Wassernut-zung:

- Sparsamer Wasser-verbrauch

- Trinkwasser substi-tuieren

· Projekt-Pflich-tenheft

· Freiflächenge-staltungsplan

· Wurden die Zielsetzungenfür den Wasserbedarf defi-niert?

· Wurde der Einsatz von Re-genwasser geprüft?

· Wurde der Anteil der versie-gelten Flächen minimiert?

· Ist der Grünflächenanteilfestgelegt?

· Erarbeitung desWasserkonzeptesauf der Grundlageder Zielsetzungenim Projekt-Pflichten-heft

· Erstellen von Vari-antenvergleichenaufgrund von Simu-lations- und Was-serbilanzierungs-rechnungen

· Projekt-Pflich-tenheft

· Wasserkonzept

· Simulationen(Regenwasser)

· Wurde für den Einsatz desWassers nach Wasserqualitä-ten unterschieden?

· Wurde Warmwasser nur wonötig vorgesehen?

· Sind getrennte Leitungs-systeme für Trink- und Re-genwasser eingeplant?

· Wurden Sanitärräume undAbwasserleitungen so ge-plant, daß Wasserspar-WCeingesetzt werden können?

· Sind Wassermeßstellen ein-geplant?

· Sind Hartbeläge wasser-durchlässig konzipiert?

· Prüfung des Was-serkonzeptes aufWasser- undKostenein-sparmöglichkeiten

· Definieren der rele-vanten Vorgaben fürdie Ausschreibung

· Vorbereitung desMeßkonzeptes undder Betriebsoptimie-rung

· Projekt-Pflich-tenheft

· Wasserkonzept

· Meß- und Zähl-konzept

· Betriebsopti-mierungskon-zept

· Wurden Apparate mit tiefemWasserverbrauch evaluiert?

· Wurde die Waschmaschinemit Kalt- und Warmwasseran-schluß ausgewählt?

· Wurde das Wasserverteilnetzoptimal gedämmt (Kalt- undWarmwasser)?

· Wurde die Umgebung miteinheimischen Pflanzen ge-staltet, die Trockenheit ohnekünstliche Bewässerung er-tragen?

· Sind die betrieblichen Kenn-daten festgelegt?

· Vorbereiten unddurchführen der In-betriebnahme undder Abnahmen.

· Überprüfung derbetrieblichen Kenn-daten

· Unterstützung desNutzers im Hinblickauf einen was-sersparsamen Be-trieb

· Komplette Be-triebs- undWartungsanlei-tung

· Benutzerhand-buch auf derGrundlage desProjekt-Pflich-tenheftes

· EDV-unterstütz-tes Controlling

· Sind die Inbetriebnahme unddie Abnahme vorbereitet?

· Werden die Wasserver-brauchszahlen im Rahmendes Controlling überprüftund optimiert?

· Wurde eine benutzerfreund-liche Bedienungs- und War-tungsanleitung erstellt?

WasserPlanungsablauf Entscheidungsfindung Instrumente

Abfall, ReinigungPlanungsablauf Entscheidungsfindung Instrumente

Phas

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Page 65: Ökologische Bausteine Teil II Gebäude und Freiraum57cb61c4-eae9-48d3-be8… · Architektur 14 4.1 Hohe Durchschnittsqualität 14 4.2 Qualitative Verdichtung im Wohngebiet 15 4.3

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Auflage: 2. unveränderte AuflageJuli 20035.000-6.000

Stand: Februar 1998