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Allgemeine Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen und Wahl zur Verbandsversammlung des Regionalverbands Ruhr am 13.09.2020 Hinweise zur Vorbereitung und Durchführung Runderlass des Ministeriums des Innern vom23 März 2020 -11-35.12.00 Inhaltsverzeichnis Nr. Seite 1 Einführung 2 II Rechtliche Grundlagen 2 III Wichtige Rechtsänderungen im Vorfeld der Wahl 3 1 Kommunalwahlgesetz 3 2 Kommunalwahlordnung 7 IV Vorbereitung und Durchführung der Kommunalwahl 9 1 Wahlorgane und Wahlbehörden 9 2 Wahlberechtigung, Wählbarkeit 1.0 3 Wählerverzeichnis 11 . 4 Wahlbenachrichtigung 12 5 Erteilung von Wahlscheinen und Ausgabe von Briefwahl¬ unterlagen 13 6 Aufstellung der Bewerber 14 7 Wahlvorschläge von Parteien und Wählergruppen 15 8 Unterstützungsunterschriften und Wählbarkeitsbescheini¬ gungen 16 9 Stimmzettel 16 10 Beschwerde gegen die Zurückweisung oder Zulassung von Wahlvorschlägen 17 11 Briefwahl 17 12 Wahlraum 18 13 Stimmabgabe 19 14 Unzulässige Wahlpropaganda und Unterschriftensamm¬ lung 20 15 Verwendung von Wahlgeräten 22 16 Ermittlung und Feststellung der Wahlergebnisse 22 17 Ungültige Stimmen, Auslegungsregelungen 22 18 Schnellmeldungen 22 19 Wahlstatistik 22 20 Fristen und Termine 23 V Durchführung der Wahl der Verbandsversammlung des Regionalverbands Ruhr 23 VI Wahl der Integrationsräte (Integrationsausschüsse) 23 ANLAGEN: 1 Beispiele gültiger und ungültiger Stimmen 2 Terminkalender für die Kommunalwahl Seite 1 von 25

Kommunalwahlen 2020 - Durchführungserlass...I. Einführung Nach der Wahlausschreibung des Ministeriums des Innern vom 4. September 2019, veröffentlicht am 24. September 2019 (MBI

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Allgemeine Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalenund Wahl zur Verbandsversammlung des Regionalverbands Ruhr am

13.09.2020

Hinweise zur Vorbereitung und Durchführung

Runderlass des Ministeriums des Innern vom23 März 2020-11-35.12.00

Inhaltsverzeichnis

Nr. Seite1 Einführung 2II Rechtliche Grundlagen 2III Wichtige Rechtsänderungen im Vorfeld der Wahl 31 Kommunalwahlgesetz 32 Kommunalwahlordnung 7IV Vorbereitung und Durchführung der Kommunalwahl 91 Wahlorgane und Wahlbehörden 92 Wahlberechtigung, Wählbarkeit 1.03 Wählerverzeichnis 11 .4 Wahlbenachrichtigung 125 Erteilung von Wahlscheinen und Ausgabe von Briefwahl¬

unterlagen13

6 Aufstellung der Bewerber 147 Wahlvorschläge von Parteien und Wählergruppen 158 Unterstützungsunterschriften und Wählbarkeitsbescheini¬

gungen16

9 Stimmzettel 1610 Beschwerde gegen die Zurückweisung oder Zulassung

von Wahlvorschlägen17

11 Briefwahl 1712 Wahlraum 1813 Stimmabgabe 1914 Unzulässige Wahlpropaganda und Unterschriftensamm¬

lung20

15 Verwendung von Wahlgeräten 2216 Ermittlung und Feststellung der Wahlergebnisse 2217 Ungültige Stimmen, Auslegungsregelungen 2218 Schnellmeldungen 2219 Wahlstatistik 2220 Fristen und Termine 23V Durchführung der Wahl der Verbandsversammlung

des Regionalverbands Ruhr23

VI Wahl der Integrationsräte (Integrationsausschüsse) 23ANLAGEN:

1 Beispiele gültiger und ungültiger Stimmen2 Terminkalender für die Kommunalwahl

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I. Einführung

Nach der Wahlausschreibung des Ministeriums des Innern vom 4. September 2019,veröffentlicht am 24. September 2019 (MBI. NRW. 2019 S. 494) finden am 13. Septem¬ber 2020 die allgemeinen Kommunalwahlen für die Räte, Kreistage und die Bezirks¬vertretungen in kreisfreien Städten sow e die Wahlen der (Ober-) Bürgermeister undder Landräte statt.

Im Gebiet des Regionalverbands Ruhr findet an diesem Tag auch die Direktwahl zurVerbandsversammlung statt (§ 10 des Gesetzes über den Regionalverband Ruhr -RVRG).

Die Kommunalwahlen finden im Rahmen der kommunalen Selbstverwaltung statt. DieOrganisation und die Durchführung der Kommunalwahlen liegen in der Verantwortungder kommunalen Wahlorgane und der Gemeinden und Kreise als zuständige Wahlbe¬hörden. Das Ministerium des Innern gibt dazu die nachfolgenden Hinweise:

II. Rechtliche Grundlagen

Die wesentlichen Rechtsgrundlagen für die allgemeinen Kommunalwahlen und dieWahl der Verbandsversammlung des Regionalverbands Ruhr sind:

1. das Kommunaiwahlgesetz - KWahIG - in der Fassung der Bekanntmachungvom 30. Juni 1998 (GV. NRW. S. 454, bereinigt S. 509 und 1999 S. 70), zuletztgeändert durch Gesetz vom 11. April 2019 (GV. NRW. S. 202) - SGV. NRW.1112-;1

2. das Gesetz zur Stärkung der kommunalen Demokratie vom 9. April 2013(GV. NRW. S. 194), geändert durch Gesetz vom 1. Oktober 2013 (GV. NRW.S. 564);

3. das Gesetz zur Änderung des Kommunalwahlgesetzes und zur Änderungkommunalverfassungsrechtlicher Vorschriften vom 1. Oktober 2013 (GV.NRW. S. 564);

4. die Kommunalwahlordnung - KWahlO - vom 31. August 1993 (GV. NRW. S.592, bereinigt S. 967), zuletzt geändert durch Verordnung vom 9. Oktober 2019(GV. NRW. S. 602)-SGV. NRW. 1112-;2

Außerdem finden die allgemeinen Vorschriften des Kommunalverfassungsrechts - Ge¬meindeordnung und Kreisordnung - in ihren jeweils aktuellen Fassungen Anwendung.Diese enthalten insbesondere die maßgeblichen Wahlrechtsgrundsätze sowie dieWählbarkeitsvoraussetzungen zur Wahl der (Ober-) Bürgermeister und Landräte.

1 Eine weitere Änderung befindet sich in der parlamentarischen Beratung2 Eine weitere Änderungs erordnung er Kommunalwahiordnung befindet sich in Vorbereitung

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III. Wichtige Rechtsänderungen im Vorfeld der Kommunalwahl 2020

1. Kommunalwahlgesetz (Gesetz zur Änderung des Kommunalwahlgesetzesund weiterer wahlrechtlicher Vorschriften vom 11. April 2019 (GV. NRW.S. 202))

• Erweiterung des Geltungsbereiches, § 1 Absatz 1 KWahIG

Der Geltungsbereich des KWahIG wurde im Jahr 2019 auf die Wahl der Ver¬bandsversammlung des Regionalverbands Ruhr erweitert (§ 10 Absatz 2 Satz4 RVRG)

• Erweiterung des zulässigen Datenumfangs für sog. Wahlhelferdateien,§ 2 Absatz 6 KWahIG

Die Verarbeitungsbefugnis (erheben, speichern, auslesen) wurde im Hinblickauf E-Mail-Adressen erweitert.

• Verhüllungs erbot für Mitglieder von Wahlorganen, § 2 Absatz 8 KWahIG

Mit dem 2019 neu eingefügten Absatz 8 ist eine Gesichtsverhüllung, die dieoffene und vertrauensvolle Kommunikation behindert oder die unparteiischeAmtsausübung in Frage stellen kann, nicht zulässig (in Anlehnung an § 10 Ab¬satz 2 Satz 2 Bundeswahlgesetz).

Ersatz von Sachschäden für Mitglieder von Wahlorganep, § 2 Absatz 9KWahIG

Die Ergänzung des früheren Absatz 8 sieht wie § 12 Satz 2 Landeswahlgesetzin Anlehnung an beamtenrechtliche Regelungen vor, dass Mitglieder von Wahl¬organen auch für Sachschäden, die ihnen in Ausübung ihrer ehrenamtlichenTätigkeit entstehen, Ersatz erhalten. Wie bislang ist der Ersatz für Körperschä¬den gegenüber der gemeindlichen Unfallversicherung geltend zu machen.

• Erweiterung der Option zur Verkleinerung der Räte und Kreistage und Ver¬längerung der Frist, § 3 Absatz 2 Satz 2 KWahIG

Die seinerzeitige Verkleinerungsoption um 2, 4 oder 6 Vertreter wurde Ende2016 auf 8 oder 10 Vertreter ausgedehnt. Durch eine Übergangsregelung inArtikel 2 § 1 des Gesetzes zur Änderung des Kommunalwahlgesetzes und wei¬terer wahlrechtlicher Vorschriften vom 11. April 2019 (GV. NRW. S. 202) wurdedie am 28. Februar 2018 abgelaufene Optionsfrist bis zum 31. Juli 2019 verlän¬gert.

Klarstellung der Bezugsgröße für die Wahlbezirkseinteilung, § 4 Absatz 2Satz 4 KWahIG

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In Anlehnung an § 3 Absatz 1 Satz 2 Bundeswahlgesetz wurde 2019 für dieBezugsgröße für die Wahlbezirkseinteilung in Gemeinden und Kreisen klarge¬stellt, dass bei der Ermittlung der Einwohnerzahl unberücksichtigt bleibt, wernicht Deutscher ist oder nicht Staatsangehöriger, eines anderen EU- Mitglied¬staates ist. Diese Klarstellung kann Gemeinden und Kreise betreffen, in denensog. Drittstaatler in nennenswerter Zahl ansässig und ungleich verteilt sind. Eingegen die Klarstellung der Bezugsgröße gerichtetes Normenkontrollverfahren,das von Landtagsabgeordneten der SPD und GRÜNEN angestrengt wordenwar, ist erfolglos geblieben (Urteil vom 21.12.2019, VerfGH 35/19). Das Urteilenthält allerdings Vorgaben für die Anwendung des Einteilungskriteriums, wo¬nach maßgeblich auf die Wahlberechtigtenzahlen abzustellen ist.

Streichung des Wahlrechtsausschlussgrundes „Bestellung eines Betreu¬ers in allen Angelegenheiten nicht nur durch einstweilige Anordnung , §8 KWahIG

Der Landesgesetzgeber hat den Wahlrechtsausschlussgrund der sog. Vollbe¬treuung ersatzlos aus dem Kommunalwahlgesetz (und auch aus dem Landes¬wahlgesetz) gestrichen, so dass auch vollbetreute Personen uneingeschränktwahlberechtigt und wählbar wurden. Die Grenzen zulässiger Assistenz bei derStimmrechtsausübung wurden seinerzeit nicht definiert.

• Vorverlegung der Stichtage für die Eintragung in das Wählerverzeichnisvon Amts wegen, § 10 Absatz 1 Satz 2 KWahIG, für die Einreichung vonWahlvorschlägen, § 15 Absatz 1 Satz 1 KWahIG und für die Entscheidungüber die Zulassung von Wahlvorschlägen, § 18 Absatz 3 Satz 1 KWahIG

2019 wurde der Stichtag um eine Woche vom 35. auf den 42. Tag vor der Wahlvorverlegt (vgl. § 16 Absatz 1 Bundeswahlordnung). Damit wird eine frühereVersendung von Wahlbenachrichtigungen und eine frühere Beantragung vonWahlscheinen eröffnet. In Folge der ebenfalls vorgezogenen Stichtage für dieEinreichung und Zulassung von Wahlvorschlägen können die Stimmzettel nun¬mehr früher gedruckt und als Teil der Briefwahlunterlagen versandt werden.

Absehen von der Annahmeerklärung im Rahmen der Unvereinbarkeitsre¬gelungen, § 13 Absatz 3 Satz 1 und 2 KWahIG

Auf die Annahmeerklärung von Bewerbern soll künftig analog zum Landeswahl¬gesetz und dem Bundeswahlgesetz verzichtet und vielmehr auf die Man¬datsausübung abgestellt werden (s. Ausführungen zum ebenfalls geänderten §36 KWahIG). Dies gilt nicht für sogenannte Nachrücker.

• Möglichkeit zur Ansetzung der Kommunalwahlen auch im vorletzten Mo¬nat der laufenden Wahlperiode, § 14 Abs. 2 KWahIG

Nach alter Regelung hätte nur im letzten Monat der Wahlperiode - aktuell imOktober 2020 - gewählt werden können. Insbesondere wegen der Herbstferienwurde die Möglichkeit geschaffen, die Kommunalwahlen künftig auch im vor¬letzten Monat der Wahlperiode durchzuführen. Der verfassungsgerichtlichenRechtsprechung, wonach zwischen Wahl und Konstituierung neu gewählterVertretungen maximal drei Mpnate liegen dürfen (vgl. VerfGH 24/08), kann auchmit einem Wahltermin Mitte September entsprochen werden.

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• Früherer Stichtag für die Beschwerdeentscheidungen des Landeswahl¬ausschusses bzw. der Wahlausschüsse der Kreise, § 18 Absatz 4 Satz 7KWahIG und früherer Stichtag für die Bekanntmachung der 2ugelassenenWahlvorschläge, § 19 Absatz 1 KWahIG

Neuer Stichtag für den Landeswahlausschuss ist der 38. Tag (Donnerstag; vor¬mals 31. Tag), für die Kreiswahlausschüsse der 37. Tag (Freitag; vormals 30.Tag) vor der Wahl. Spätestens nach den Beschwerdeentscheidungen kann der.Stimmzetteldruck erfolgen und die Briefwahlunterlagen können versandt wer¬den. In Folge der Änderung zu § 18 KWahIG wurde auch der Stichtag für dieBekanntmachung der zugelassenen Wahlvorschläge vom 20. auf den 27. Tagvor der Wahl (Montag) vorgezogen.

• Amtliche Herstellung von Stimmzettelschablonen und Informationen zurWahl in Leichter Sprache, § 23 Absatz 1 Satz 1 KWahIG

Die Pflicht zur amtlichen Herstellung wurde Mitte 2016 auch auf die erforderli¬chen Stimmzettelschablonen für blinde und sehbeeinträchtigte Menschen sowieInformationen zur Wahl in Leichter Sprache erstreckt.

• Reihenfolge der Wahlvorschläge auf dem Stimmzettel, § 23 Absatz 1 Satz3 und 4 KWahIG

Die Neuregelung gibt mit der alphabetischen Reihung neuer (sonstiger) Wahl¬vorschläge auf dem Stimmzettel ein neutrales Kriterium vor (vgl. § 24 Absatz 2Satz 2-4 LWahIG) und stellt nicht mehr auf deren Eingang ab. Maßgeblich fürdie Reihung sind die Namen der Wahlvorschlagsträger, nicht deren Kurzbe¬zeichnungen.

• Wiedereinführung und teilweise Aufhebung der Sperrklausel, §§ 33, 46 aAbsatz 6 und 46 j Absatz 2 KWahIG (siehe auch Artikel 78 Absatz 1 Satz 3Landesverfassung)

Durch Urteile vom 21. November 2017 (VerfGH 21/16 etc.) stellte der VerfGHNRW mit entsprechender Bindungswirkung (vgl. § 26 VGHG) für alle Verfas¬sungsorgane, Gerichte und Behörden fest, dass eine 2,5 %-Sperrklausel beider Wahl von Räten und Kreistagen gegen den Grundsatz der Wahlrechts¬gleichheit verstößt und damit verfassungswidrig ist. Die Sperrklausel für die Be¬zirksvertretungswahl und die Wahl der Verbandsversammlung des Regional¬verbands Ruhr wurde hingegen für verfassungskonform erachtet. Dementspre¬chend hat der Landesgesetzgeber diese Rechtslage 2019 im Kommunalwahl¬gesetz festgeschrieben. Eine dahingehende Anpassung des Art. 78 Absatz 1Satz 3 Landesverfassung ist durch den Verfassungsgeber bislang nicht erfolgt.

• Wegfall der Annahmeerklä ung abgesehen vom Fall des Nachrückens,§ 36 KWahIGWahlbezirks- und Reservelistenbewerber müssen künftig nicht mehr die An¬nahme des Mandats gegenüber dem Wahlleiter erklären. Nunmehr ist wie imLandtags- und Bundestagswahlrecht die Feststellung des Wahlausschussesmaßgeblich. Für gewählte Bürgermeister und Landräte gelten nach § 65 Absatz4 GO und § 44 Absatz 3 Satz 2 KrO die beamtenrechtlichen Vorschriften (§118Absatz 3 Satz 1 Landesbeamtengesetz).

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Nachfolge aus der Reserveliste, § 45 KWahIG

Der Inhalt des früheren Absatzes 1 wurde, um die Verständlichkeit des Normin¬halts zu erhöhen, auf die neuen Absätze 1 bis 5 verteilt und dabei neu geordnet.Der frühere Absatz 2 wurde in der Folge als Absatz 6 neu gefasst und lehnt sichan § 39 Absatz 3 Satz 2 bis 5 Landeswahlgesetz an.

• Sitzverteilung in der Bezirksvertretung mit 2,5 %-Sperrklausel, Zusatz¬mandat, § 46 a Absatz 6 KWahIG

Die Wiedereinführung einer 2,5 % Sperrklausel ist vom VerfGH NRW nicht be¬anstandet worden (s.o.).

• Gemeinsame Wahlvorschläge für die Wahl des Bürgermeisters oder Land¬rats, § 46 d Absatz 4 und Absatz 5 KWahIG

Gemeinsame Wahlvorschläge mehrerer Parteien oder Wählergruppen für dieWahl des Bürgermeisters oder Landrats haben an Bedeutung gewonnen. Diemaßgeblichen Bestimmungen sind deshalb durch einen neuen Absatz4 ergänztworden (Unterzeichnung, Einreichung des gemeinsamen Wahlvorschlags, Ver¬trauenspersonen, Rücknahme, Änderung des Wählvorschlags). Der frühere Ab¬satz 4 (Reihung der gemeinsamen Wahlvorschläge auf dem Stimmzettel) wurdeAbsatz 5 und analog § 23 Absatz 1 KWahIG neu gefasst.

Wahl der Verbandsversammiung des Regionalverbands Ruhr, §§ 46 f bis46 k KWahIG

Die 2020 erstmals am Tag der allgemeinen Kommunalwahlen stattfindende Di¬rektwahl der stimmberechtigten Mitglieder der Verbandsversammlung des Re¬gionalverbands Ruhr erfordert einen neuen Abschnitt im KWahIG, der nebeneiner Verweisung auf die allgemeinen Vorschriften des KWahIG (§ 46 f) die in¬soweit erforderlichen Spezialregelungen enthält.

• Wahlstatistik, § 50 KWahIG

Durch die Erhöhung der maximal zulässigen Anzahl der Geburtsjahresgruppenvon 5 auf 6 bei der repräsentativen Statistik zur Stimmabgabe nach Absatz 2Buchstabe b) wird sichergestellt, dass die jüngste Altersgruppe „16 bis etwa 25Jahre bei den ommunalwahlen der bei anderen Wahlen üblichen Alters¬gruppe „18 bis 25 Jahre möglichst ähnlich ist, wo das Mindestalter für die Wahl¬teilnahme bei 18 Jahren liegt (vgl. auch § 4 Absatz 4 Wahlstatistikgesetz fürBundestags- und Europawahlen).

Anhängige Änderungen des KWahIG

Mit Beschluss vom 29. Januar 2019 (2 BvC 62/14) erklärte das Bundesverfas¬sungsgericht den seinerzeit im Bundeswahlrecht noch enthaltenen Wahlrechts¬ausschluss unter Vollbetreuung gestellter Personen für unvereinbar mit demGrundgesetz. Der Bundesgesetzgeber hob daraufhin durch das Gesetz zur Än¬derung des Bundeswahlgesetzes und anderer Gesetze vom 18. Juni 2019(BGBl. I. S. 834) den Wahlrechtsausschlussgrund der Vollbetreuung im Bun¬deswahlgesetz und im Europawahlgesetz auf. Zugleich bestimmte der Bundes¬

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gesetzgeber die Grenzen zulässiger Assistenz bei der Ausübung des Wahl¬rechts. Unabdingbar für die Ausübung des Wahlrechts als höchstpersönlichesRecht ist demnach die Fähigkeit zur selbstbestimmten Willensbildung und zurÄußerung einer so getroffenen Wahlentscheidung. Beides ist die Basis eineranschließend zulässigen sog. technischen Hilfe bei der Kundgabe dieser Ent¬scheidung.

Dementsprechend soll das Kommunalwahlrecht in Nordrhein-Westfalen eben¬falls um Assistenz-Regelungen ergänzt werden. Der Landesgesetzgeber hattebereits durch das Erste allgemeine Gesetz zur Stärkung der Sozialen Inklusionin NordrheimWestfalen vom 14. Juni 2016 (GV. NRW. S. 442) den Wahlrechts¬ausschluss wegen Vollbetreuung aus dem Kommunalwahlgesetz und aus demLandeswahlgesetz gestrichen. Voraussetzungen und Grenzen zulässiger As¬sistenz bei der Wahlrechtsausübung wurden damals jedoch nicht gesetzlich de¬finiert. Modifiziert werden sollen diesbezüglich insbesondere der die Stimmab¬gabe regelnde § 25 Kommunalwahlgesetz und die Vorschriften der Kommunal¬wahlordnung über die Wahlbekanntmachung (§ 33) und über die Stimmabgabevon Wählern mit Behinderungen (§ 41).

Zudem ist eine Änderung zu § 2 Absatz 6 KWahIG geplant. Eine Neufassungdes Absatzes 6 soll künftig - wegen der inzwischen üblichen unbaren Erstattungdes Erfrischungsgeldes - unter Nummer 6 nunmehr die Bankverbindung ein¬schließen. Im Übrigen soll klargestellt werden, dass sich das Widerspruchsrechtgegen die Datenverarbeitung nicht bereits auf die erste Berufung als Wahlvor¬standsmitglied bezieht. Anderenfalls würden Informationsübermittlung, Einsatz¬planung, Einberufung und Schulung von Wahlvorstandsmitgliedern bei der an¬stehenden Wahl ggf. in Frage gestellt, da diese Maßnahmen gespeicherte per¬sönliche Daten im beschriebenen Umfang erfordern. Auch auf Bundesebene istim vergleichbaren § 9 Absatz 4 Satz 2 BWG das Widerspruchsrecht mit derDatenverarbeitung für künftige Wahlen verknüpft.

Ein entsprechender Gesetzentwurf der Landesregierung wird derzeit im Land¬tag beraten (LT- Drs. 17/8296). Es ist zu erwarten, dass die Regelungen nochvor den Kommunalwahlen in Kraft treten.

2. Kommunalwahlordnung (Zwölfte Verordnung zur Änderung der Kommu¬nalwahlordnung vom 9. Oktober 2019 (GV. NRW. 2019 S. 602))

• Zur Umsetzung der EU-Datenschutzgrundverordnung sind datenschutzrecht¬liche Regelungen in die § 11 Absatz 4 bis 6, § 12 Absatz 8 (Wählerverzeichnis),§ 20 (Wahlschein) und § 26 Absatz 7 (Wahlvorschläge) KWahlO aufgenommenworden.

• In § 30 Satz 1, § 31 Absatz 4, § 72 Absatz 7 Satz 1, § 75 b Absatz 7 Satz 1 und§ 75 j Absatz 8 KWahlO wurde die Bekanntmachung von Wahlvorschlägen aufWohnort und E-Mail-Adresse oder Postfach eines Bewerbers anstelle dervollständigen Anschrift beschränkt.

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• § 32 Absatz 2 und in § 73 Absatz 2 KWahlO: Klarstellung der Reihenfolge aufdem Stimmzettel.

• § 40 Absatz 3 Satz 2 und Absatz 5 Satz 1 Nummer 7 KWahlO: Aufnahme einesFotografier-und Filmverbots in der Wahlkabine.

• § 40 Absatz 5 Satz 1 Nummer 2 KWahlO: Aufnahme des neuen Zurück¬weisungsgrunds der nicht möglichen Identitätsfeststellung (Verweigerung vonMitwirkungshandlungen)

• § 53 Absatz 4 KWahlO: Aufnahme der Verpflichtung zur Sicherung von Mel¬dewegen und informationstechnischen Systemen.

• Neuer Abschnitt Xlb / §§ 75 f bis 75 o KWahlO: Verankerung der Direktwahl derVerbandsversammlung des Regionalverbands Ruhr (VV RVR) mitentsprechenden Regelungen.

• § 94 KWahlO: Anpassung der Datenbasis für die Bestimmung der Mandatszahl(Bevölkerung) und die Wahlbezirkseinteilung (Einwohner ohne Drittstaatler) in§ 78 als Folgeänderung zu § 4 Absatz 2 KWahlO einschließlich zusätzlicherÜbergangsregelung für die Kommunalwahlen 2020.

• Die Anlagen zur Kommunalwahlordnung wurden im Rahmen der Zwölften Än¬derungsverordnung vielfach überarbeitet und ergänzt. Für die Direktwahl derVerbandsversammlung des Regionalverbands Ruhr sind die neuen Anlagen 9d,10d, 11e, 12d, 13c, 14d, 17g, 25b, 25c, 26d und 26e hinzugekommen. AlleAnlagen wurden neu veröffentlicht.

Anhängige Änderungen der KWahlO (13. Änderungsverordnung)

Die Streichung der Vorschriften über die Stichwahl in §§ 3,5, 75 c, 75 d und inder Anlage 17d (Stimmzettel für die Stichwahl) ist nach dem Urteil des Verfas¬sungsgerichtshofs vom 20.12.2019 (VerfGFI 35/19) obsolet. Die entsprechen¬den Vorschriften werden folglich im Rahmen einer 13. Änderungsverordnungder Kommunalwahlordnung, die zeitnah veröffentlicht wird, wieder eingefügt.

Darüber hinaus ist beabsichtigt, die Entschädigungsregelung für Wahlaus¬schussmitglieder im Flinblick auf Verdienstausfall, Vertretung- und Fahrkostenin § 6 Absatz 4 Kommunalwahlordnung mit § 3 Absatz 4 Landeswahlordnungzu harmonisieren. Künftig soll nicht mehr auf das Ausschussmitglieder-Ent-schädigungsgesetz abgestellt werden, sondern die für Ausschüsse der jewei¬ligen kommunalen Vertretung des Wahlgebietes geltenden Vorschriften sollenentsprechende Anwendung finden.

Zudem werden noch marginale redaktionelle Korrekturen im Text der Kommu¬nalwahlordnung und in einigen Anlagen vorgenommen.

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IV. Vorbereitung und Durchführung der allgemeinen Kommunalwahl

1. Wahlorgane und Wahlbehörden(§ 2 KWahIG § 2 Absatz 2 K ahIG; § 3 KWahlO)

Niemand darf in mehr als einem Wahlorgan Mitglied sein (§ 2 Absatz 7 Satz 1KWahIG). Hauptverwaltungsbeamte, die bei einer eigenen Bewerbung nach§ 2 Absatz 2 Satz 2 KWahIG nicht Wahlleiter sein können, behalten ihre in den§§ 4 und 5 KWahlO aufgelisteten Aufgaben als Leiter ihrer Behörden auch inWahlangelegenheiten.

1.1 Wahlleiter (§ 2 Absatz 2 KWahIG; § 3 KWahlO)

In § 2 Absatz 2 Satz 2 KWahIG ist geregelt, dass (Ober-) Bürgermeister, Land¬räte und ihre Vertreter ab ihrer Aufstellung als Bewerber nicht Wahlleiter oderstellvertretender Wahlleiter in dem Wahlgebiet sein können, in dem sie sichbewerben.

Bei gleichzeitigen Wahlen des Bürgermeisters einer kreisangehörigen Ge¬meinde und des Landrats desselben Kreises kann ein Bürgermeister, der sichfür das Amt des Landrats bewirbt, nicht Wahlleiter für das Wahlgebiet der Ge¬meinde sein. Auch kann für diesen Fall ein Landrat, der sich für das Amt desBürgermeisters in einer kreisangehörigen Gemeinde bewirbt, nicht Wahlleiterfür das Wahlgebiet des Kreises sein, § 2 Absatz 2 Satz 3 KWahIG. Zudemkönnen Wahlleiter/innen und ihre Vertreter/innen auf dieses Amt verzichten.Der Verzicht ist schriftlich der Aufsichtsbehörde anzuzeigen (§ 3 Nummer 2KWahlO).

1.2 Wahlvorstände und Brief ahlvorstände(§ 2 Absatz 1 und Absatz 4, § 46 g Absatz 3 KWahIG; §§ 7, 8 KWahlO) ¦

1.2.1 AllgemeinesEs empfiehlt sich, die Zahl der zu berufenden Beisitzer in den Wahlvorständenso hoch wie möglich zu bemessen (Höchstzahl: 6). Dadurch kann Schwierig¬keiten vorgebeugt werden, die sich bei der Durchführung der Wahl im Hinblickauf die arbeitsfähige Besetzung und Beschlussfähigkeit des Wahlvorstandesergeben könnten. Der Wahlvorsteher und der stellvertretende Wahlvorstehersowie die Beisitzer müssen nicht zwingend Wahlberechtigte der Gemeindesein (§ 7 Absatz 3 KWahlO). Es ist auch möglich, Beschäftigte der Gemeinde¬verwaltung, die außerhalb der Gemeinde wohnen, als Mitglieder des Wahlvor¬standes zu berufen.

Nach § 2 Absatz 7 KWahIG können Bewerber für das Amt des (Ober-) Bürger¬meisters oder des Landrats nicht Mitglied eines Wahlvorstandes sein. AndereWahlbewerber dürfen nicht Mitglied eines Wahlvorstandes in dem Wahlbezirksein, in dem sie aufgestellt sind (Wahlbezirksbewerber) bzw. in dem sie ihreWohnung haben (Bewerber auf Reservelisten). Durch diese Regelung soll dasVertrauen in die Neutralität der Wahlorgane gestärkt und zugleich die Gewin¬nung von Wahlhelfern nicht unvertretbar erschwert werden. Hinsichtlich deranderen Wahlbewerber ist eine Berufung in den Wahlvorstand eines anderenWahlbezirks möglich.

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1.2.2 Besonderheiten für den BriefwahlvorstandDie allgemeinen Vorschriften des § 7 KWahlO gelten für den Briefwahlvor¬stand entsprechend (§ 8 Absatz 1 KWahlO). Der Bürgermeister bestimmt, wieviele Briefwahlvorstände zu bilden sind, um das Ergebnis der Briefwahl nocham ahltag feststellen zu können (§ 8 Absatz 2 KWahlO).§ 27 Absatz 3 Satz 1 KWahlO geht noch grundsätzlich davon aus, dass dasBriefwahlergebnis im Wahlbezirk in einem vom Bürgermeister bestimmtenStimmbezirk durch den dortigen Wahlvorstand ermittelt wird.

Da insoweit für die Briefwahlurnen bis zum Ende der Wahlzeit in die dazu be¬stimmten Stimmbezirke gebracht werden müssen, ist für die Kommunalwahlenein früherer "Annahmeschluss" für Wahlbriefe festgesetzt worden (16.00 Uhr- § 26 Absatz 1 KWahIG).

Der Bürgermeister kann - das ist inzwischen der Regelfall - gemäß § 27 Absatz3 Satz 2 KWahIG und § 57 Absatz 3 Satz 2 KWahlO anordnen, dass für Wahl¬bezirke, für die 50 oder mehr Wahlbriefe erwartet werden, der Briefwahlvor¬stand das Ergebnis der Briefwahl ermittelt.

1.2.3 Bewegliche Wahlvorstände, Sonderstimmbezirke(§§ 9, 10, 45 bis 48 KWahlO)

Nach § 9 KWahlO sollen in den dort aufgeführten Einrichtungen - bei entspre¬chendem Bedürfnis und soweit möglich - bewegliche Wahlvorstände gebildetwerden. ,

Für die in § 10 KWahlO genannten Einrichtungen sollen bei entsprechendemBedürfnis Sonderstimmbezirke gebildet werden. Ein derartiges Bedürfnis istbei einer größeren Anzahl von Wahlberechtigten anzuerkennen, die keinenWahlraum außerhalb der Einrichtung aufsuchen können und nicht durch Brief¬wahl wählen.

Soweit sich der Wahlvorstand in ein elne Zimmer der Einrichtung und an dieBetten der aufgenommenen Personen begibt (§ 45 Absatz 6 Satz 1 KWahlO),ist stets daraufzu achten, dass die Freiwilligkeit der Wahlbeteiligung, die per¬sönliche Stimmabgabe (ggf. Bestimmung einer Hilfsperson durch den Wählergemäß § 45 Absatz 6 KWahlO) und das Wahlgeheimnis gewährleistet sind.Keinesfalls dürfen Wahlberechtigte von den Mitgliedern des Wahlvorstandesoder dem Personal der Einrichtung gedrängt werden, von ihrem WahlrechtGebrauch zu machen oder bestimmte Wahlvorschläge anzukreuzen oder an¬kreuzen zu lassen.

2. Wahlberechtigung, Wählbarkeit(§§ 7, 8, 12, 46 a, 46 b und 46 f KWahIG)

2.1 Wahlberechtigung

Wahlberechtigt ist, wer am Wahltag Deutscher oder EU-Staatsangehöriger ist,as 16. Lebensjahr vollendet hat und mindestens seit dem 16. Tag vor der

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Wahl (= 28.08.2020) im Wahlgebiet seine Wohnung, bei mehreren Wohnun¬gen seine Hauptwohnung hat oder sich sonst gewöhnlich aufhält und keineWohnung außerhalb des Wahlgebietes (im Bundesgebiet) hat (§ 7 KWahIG).Hat jemand keine Wohnung in diesem Sinne, so hält er sich an einem Ort"sonst gewöhnlich" auf, wenn er dort unter solchen Umständen lebt, die erken¬nen lassen, dass er an dem Ort nicht nur vorübergehend verweilt. Eine stän¬dige Niederlassung oder der Wille, den Ort zum Mittelpunkt der Lebensbezie¬hungen zu machen, ist nicht erforderlich. Voraussetzung für die Wahlberech¬tigung ist zudem, dass kein Wahlausschlussgrund nach § 8 KWahIG (Aus¬schluss durch Richterspruch) vorliegt.

Britische Staatsangehörige (sofern keine weitere deutsche oder EU- Staats¬angehörigkeit vorliegt) haben mit dem Austritt des Vereinigten Königsreichsaus der EU das aktive und passive Kommunalwahlrecht verloren, auch wennbis Ende 2020 für viele Lebensbereiche eine Übergangsfrist gilt. Von derGleichstellung des Vereinigten Königreiches mit den EU-Mitgliedsländern undder damit verbundenen Weitergeltung europarechtlicher Regelungen bis zumAblauf der Übergangsfrist wurde die Teilnahme an Wahlen in den entspre¬chenden vertraglichen Vereinbarungen ausdrücklich ausgenommen.

2.2 Wählbarkeit

Für die Wählbarkeit zu den Vertretungen ist neben der Vollendung des18. Lebensjahres erforderlich, dass die Bewerber seit mindestens 3 Monatenim Wahlgebiet ihre (Haupt-)Wohnung haben oder sich sonst dort gewöhnlichaufhalten und keine Wohnung außerhalb des Wohngebietes haben (§ 12 Ab¬satz 1 KWahIG). Für die Wahl zu den Bezirksvertretungen gilt § 46 a Absatz 4KWahIG, für die Wahlen der Hauptverwaltungsbeamten gelten § 65 Absatz 2GO beziehungsweise § 44 Absatz 2 KrO.

3. Wählerverzeichnis(§§ 10,11 KWahIG; §§ 11 bis 18 KWahlO)

3.1 Von Amts wegen

sind auch diejenigen Wahlberechtigten in das Wählerverzeichnis einzutragen,die nach dem Stichtag, dem 42. Tag vor der Wahl (02.08.2020), bis zum 16.Tag vor der Wahl (28.08.2020) zugezogen und bei der Meldebehörde gemel¬det sind (§ 10 Absatz 1 Satz 3 KWahIG).

3.2 Auf Antrag,

der bis zum 16. Tag vor der Wahl (28.08.2020) zu stellen ist, sind die von derMeldepflicht befreiten Unionsbürger in das Wählerverzeichnis einzutragen(§ 12 Absatz 7 und Absatz 8 KWahlO). Die hiervon betroffenen Unionsbürgersind spätestens am 42.Tag (02.08.2020) vor der Wahl in geeigneter Form zuunterrichten.

Außerdem kann nur auf Antrag in das Wählerverzeichnis aufgenommen wer¬den, wer im Wahlgebiet keine Wohnung hat, sich aber dort „sonst gewöhnlich

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aufhält (§ 12 Absatz 2 KWahlO). Zuständig für die Eintragung ist die Ge¬meinde, in der der Betreffende sich am Stichtag aufhält oder aufgehalten hat.Der Antrag kann nur bis zum Beginn der Einsichtsfrist in das Wählerverzeich¬nis (20. Tag vor der Wahl, 24.08.2020) gestellt werden.

3.3 Wohnungswechsel hach dem Stichtag

Mit den Regelungen in § 12 Absatz 3 bis 6 KWahlO soll eine Doppelwahl beiUmzügen innerhalb des Wahlgebietes verhindert werden, indem der Fortzie¬hende aus dem Wählerverzeichnis der Fortzugsgemeinde zu streichen ist undnur noch in der Zuzugsgemeinde wählen kann, sofern er dort wahlberechtigtist und in das Wählerverzeichnis (von Amts wegen) eingetragen ist. Der Be¬troffene ist bei der Anmeldung am Zuzugsort entsprechend zu unterrichten undinsbesondere auf die Ungültigkeit ggf. bereits abgegebener Briefwahlstimmen,auch für die Kreiswahl, hinzuweisen (§ 27 Absatz 4 Satz 2 KWahIG).

3.4 Einsichtnahme

Nach § 10 Absatz 4 KWahIG ist das Wählerverzeichnis an den Werktagen vom20. bis zum 16. Tag vor der Wahl, also vom 24. bis 28.08.2020, während derallgemeinen Öffnungszeiten zur Einsichtnahme bereitzuhalten. Dies ist gemäߧ 14 KWahlO spätestens am 24. Tag vor der Wahl (20.08.2020)öffentlich bekannt zu machen. Die Einsichtnahme zur eigenen Person ist ohneweiteres zuzulassen, zu Daten anderer Personen dagegen nur unter eng be¬grenzten Voraussetzungen (Glaubhaftmachung von Tatsachen, aus denensich eine Unrichtigkeit oder Unvollständigkeit des Wählerverzeichnisses erge¬ben kann), und in keinem Fall hinsichtlich solcher Personen, für die im Melde¬register eine Auskunftssperre nach den melderechtlichen Vorschriften einge¬tragen ist (§ 10 Absatz 4 Satz 3 KWahIG).

3.5 Berichtigungen des Wählerverzeichnisses

Diese sind nach Maßgabe des § 10 KWahIG zulässig: Berichtigungen wegenoffenbarer Unrichtigkeiten nach § 10 Absatz 5 KWahIG, § 17 Absatz 1 Satz 1Buchstabe b und Absatz 2 KWahlO können beispielsweise erforderlich werdendurch Veränderungen in der Person des Wahlberechtigten oder durch techni¬sche Fehler bei der Herstellung des Wählerverzeichnisses. Veränderungen inder Person des Wahlberechtigten sind vor allem Tod, Verlust der Rechtsstel¬lung als Deutscher oder als Unionsbürger und Eintritt eines Ausschlussgrun¬des. Technische Fehler können vor allem durch Prog ammierungs- und Be-dienungsmängej auftreten. Zu den offenbaren Unrichtigkeiten gehört auch,dass Wahlberechtigte aus dem Wahlgebiet fortziehen oder die Wohnung zurNebenwohnung wird (§12 Absatz 3 KWahlO).

Zu beachten ist, dass gemäß § 17 Absatz 1 Satz 1 Buchstabe a KWahlO abBeginn der Einsichtsfrist ab dem 20. Tag vor der Wahl (24.08.2020) Änderun¬gen im Wählerverzeichnis nur noch aufgrund eines rechtzeitigen Einspruchszulässig sind. Abgesehen davon sind Änderungen zulässig, die im Falle nach¬träglich ausgestellter Wahlscheine mit der Eintragung des Wahlscheinver¬merks notwendig werden (§ 17 Absatz 1 Satz 1 Buchstabe c KWahlO). Unbe¬rührt bleibt die Pflicht zur Amtseintragung gemäß § 10 Absatz 1 Satz 3 und 4

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KWahlG.

4. Wahlbenachrichtigung(§§ 13, 74, 75 d, 75 g Absatz 3 KWahlO)

Die Benachrichtigung der in das Wählerverzeichnis eingetragenen Wahlbe¬rechtigten nach Anlage 2 KWahlO ist zwingend vorgeschrieben und hat spä¬testens entsprechend der Regelungen des § 13 Absatz 2 KWahlO am Tag vorder Einsichtnahme in das Wählerverzeichnis, also spätestens am 23.08.2020zu erfolgen (§13 Absatz 1 KWahlO).

Mit Blick auf die erstmals pflichtige Bereitstellung von Stimmzettelschablonennebst Audio-Unterstützung empfiehlt es sich,

• eine Rufnummer der Blinden- und Sehbehindertenverbände anzuge¬ben, unter der von Blinden und sehbehinderten Menschen ein Wahlhil¬fepaket angefordert werden kann:

> Für den Bereich der Bezirksregierungen Düsseldorf und Köln:Blinden- und Sehbehindertenverband NordrheinTelefon: 02159/9655-0

Für den Bereich der Bezirksregierungen Arnsberg, Detmold undMünster:Blinden- und Sehbehindertenverband WestfalenTelefon: 0231 / 557590-0

• eine Rufnummer anzugeben, unter der der Inhalt der Stimmzettel an¬gesagt wird. Diese Rufnummer erhalten Sie über den Blinden- und Seh-behindertenverband Westfalen, soweit Sie auf das dortige Untefstüt-zungsangebot zurückgreifen.

5. Erteilung von Wahlscheinen und Ausgabe von Briefwahlunterlagen(§§ 9, 10 Absatz 3 KWahlG; §§ 19 bis 23, 70, 75 Absatz 4, 75 a, 75 hKWahlO)

Der Antragsteller muss im Wahlscheinantrag Familienname, Vornamen, Ge¬burtsdatum und seine Wohnanschrift angeben (§19 Absatz 2 KWahlO).

Die Angabe der Wählerverzeichnis- und Wahlbezirksnummern bei der Antrag¬stellung eines Wahlscheins ist mangels entsprechender ausdrücklicher Anord¬nung rechtlich nicht verpflichtend. Diese Zusatzinformationen erleichtern in¬dessen eine zweifelsfreie Identifikation der Antragsteller und sind geeignet,missbräuchliche Antragstellungen zu verhindern. Zu diesem Zweck wird denGemeindebehörden empfohlen, in ihrem Internetangebot eine Eingabemaskebereitzustellen, in der neben den verpflichtenden Angaben und, soweit der be¬ziehungsweise dem Wahlberechtigten bekannt, die Wählerverzeichnis- undWahlbezirksnummer abgefragt werden kann.

Bei Versand des Wahlscheins an eine andere Anschrift als die der Hauptwoh¬nung kann an die Anschrift der Hauptwohnung eine Bestätigung über den Ver¬sand erfolgen. Eine Verpflichtung dazu gibt es im Kommunalwahlrecht nicht.Wenn nach den Umständen des Einzelfalles die zweifelsfreie Identifikation der

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Antragstellenden gewährleistet ist, kann die Gemeindebehörde auf die Erhe¬bung der Zusatzinformationen verzichten. Ist die zweifelsfreie Identifikation derAntragstellenden nicht gewährleistet, sind entsprechende Ermittlungen anzu¬stellen.

6. Aufstellung der Bewerber(§§ 17, 46 a Absatz 5, 46 b, 46 h KWahIG)

Von Parteien oder Wählergruppen benannte Wahlbezirks- oder Reservelisten¬bewerber müssen von einer Mitglieder- oder Vertreterversammlung im Wahl¬gebiet gewählt worden sein. Die Bewerberaufstellung für die Wahlbezirke istauf einer gemeinsamen Versammlung im Wahlgebiet einer Gemeinde odereines Kreises und damit wahlbezirksübergreifend zugelassen.

Die Aufstellung der Bezirksvertretungslisten richtet sich nach § 46 a Absatz 5. Satz 3 KWahIG. Ausgehend vom Wortlaut dieser Bestimmung dürfte im Falle

einer stadtweiten Aufstellungsversammlung allen wahlberechtigten Mitglie¬dern einer Partei- bzw. Wählergruppe aus dieser Stadt ein Stimmrecht bei derAufstellung aller Bezirksvertretungslisten zukommen. § 46 a Absatz 5 Satz 3KWahIG ist als spezielle Regelung im Verhältnis zur Verweisung des § 46 aAbsatz 1 auf die allgemeinen Vorschriften (§ 17 Absatz 1 KWahIG) vorrangig.

Abgesehen davon ragt das Stimmrecht bei den Bezirksvertretungslisten imVergleich zum Stimmrecht bei allen Wahlbezirksvorschlägen und der Reser¬veliste für den Rat nicht in einem Maße heraus, dass es ausnahmslos auf dieim jeweiligen Stadtbezirk wohnhaften wahlberechtigten Partei- bzw. Wähler¬gruppenmitglieder beschränkt werden müsste. Zudem werden die Grenzendes Wahlgebiets kreisfreie Stadt durch die Stadtbezirke nicht durchschnitten.Ähnlich wie in § 18 Absatz 4 LWahIG wird daher im Falle der Bezirksvertre¬tungsliste eine wahlgebietsübergreifende Bewerberaufstellung in einer stadt¬weiten Nominationsversammlung zuzulassen sein (vgl. zu dieser Frage auchBätge, Wahlen und Abstimmungen in NRW, KWahIG, § 17 Anm. 3 und § 46 aAnm. 6).

Entscheidet sich eine Partei oder Wählergruppe' hingegen, auf Stadtbezirks¬ebene - einzeln oder auch durch bloße organisatorische Zusammenfassungseparater Aufstellungen im Mantel einer stadtweiten Versammlung - die Lis¬tenaufstellung für die Bezirksvertretung durchzuführen, sind dabei nur diejeni¬gen wahlberechtigten Mitglieder stimmberechtigt, die im jeweiligen Stadtbezirkwohnhaft sind.

Es sind demnach nunmehr folgende Aufstellungsvarianten möglich:

• Die Bezirksvertretungsliste wird in einer Nominationsversammlung imStadtbezirk aufgestellt: Stimmberechtigt sind nur die wahlberechtigtenPartei- oder Wählergruppenmitglieder aus dem Stadtbezirk.

• Eine Partei oder Wählergruppe beschließt, die Bezirksvertretungslistenbezirksbezogen aufzustellen, dies aber in einer stadtweiten Nominati¬onsversammlung rein organisatorisch zusammenzufassen (organisato¬rische Erleichterung, „im Mantel einer stadtweiten Nominationsver-

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Sammlung ): Stimmberechtigt sind bei den einzelnen Bezirksvertre¬tungslisten jeweils nur die wahlberechtigten Partei- oder Wählergrup¬penmitglieder aus dem betroffenen Stadtbezirk.

• Eine Partei oder Wählergruppe entscheidet sich, die Bezirksvertre¬tungslisten in einer stadtweiten Nominationsversammlung aufzustellen,bei der alle wahlberechtigten Partei- oder Wählergruppenmitglieder ausder Stadt wahlgebietsübergreifend, also unabhängig vom Wohnort ineinem bestimmten Stadtbezirk, stimmberecht gt sein sollen.

Für Wahlbezirksbewerber und gleichermaßen für Listenbewerber kann in derReserveliste ein Ersatzbewerber nominiert werden (§ 16 Absatz 2 KWahIG).Wie aus der Formulierung des § 16 Absatz 2 KWahIG "Ersatzbewerber füreinen im Wahlbezirk oder für einen auf der Reserveliste aufgestellten Bewer¬ber" zu schließen ist, kann ein Bewerber stets nur für einen anderen Bewerber- mithin nicht für mehrere andere Bewerber - Ersatzbewerber sein. Wenn je¬doch dieser andere Bewerber zugleich Wahlbezirks- und Reservelistenbewer¬ber ist, kann ihm derselbe Ersatzbewerber zugeordnet werden.

Andererseits kann für die Wahlbezirks- und Reservelistenkandidatur eines Be¬werbers auch jeweils eine andere Person als Ersatzbewerber vorgesehen wer¬den. Scheidet in einem solchen Fall ein gewählter Vertreter aus, so ist sorgfäl¬tig zu prüfen, ob der Ausgeschiedene als Wahlbezirksbewerber oder von derReserveliste gewählt worden ist. Die Nachfolge tritt dann der für die jeweiligeKandidatur benannte Ersatzbewerber an (§ 45 Absatz 2 KWahIG).

Ist eine Nachwahl erforderlich, weil ein zugelassener Wahlbezirksbewerbervor dem Wahltag gestorben ist, so genügen für den Ersatzvorschlag die Un¬terschriften der Vertrauensperson und der stellvertretenden Vertrauensper¬son. Das Aufstellungsverfahren nach § 17 KWahIG braucht nicht durchgeführtzu werden; ebenfalls bedarf es keiner Unterstützungsunterschriften (§ 64 Ab¬satz 2 KWahIG). Damit soll ermöglicht werden, die Nachwahl noch am Tageder Hauptwahl durchzuführen.

7. (Gemeinsame) Wahlvorschläge von Parteien und Wählergruppen(§§ 15 bis 17, 46 a, 46 d KWahIG; §§ 24 bis 31, 71 und 72, 75.b KWahIG)

Für die Wahl der (Ober-)Bürgermeister und Landräte sind auch gemeinsameWahlvorschläge mehrerer Parteien und/oder Wählergruppen zulässig. Par¬teien und/oder Wählergruppen können also gemeinsam einen Kandidaten no¬minieren (§ 46 d Absatz 3 bis 5 KWahIG). Die an dem gemeinsamen Wahlvor¬schlag beteiligten Wahlvorschlagsträger dürfen keinen weiteren (eigenen) Be¬werber wählen und zur Wahl des (Ober-) Bürgermeisters oder Landratsvorschlagen (§ 46 d Absatz 3 Satz 3 KWahIG).

Nach § 75 b Absatz 5 KWahlO sind bei der Einreichung gemeinsamer Wahl¬vorschläge alle Wahlvorschlagsträger zu benennen. Ein gemeinsamer Wahl¬vorschlag nach dem Muster der Anlage 11 d mit der Benennung eines gemein¬samen Bewerbers muss von der jeweiligen für das Wahlgebiet zuständigenLeitung aller Wahlvorschlagsträger unterzeichnet sein.

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Hinsichtlich der Einreichung der Wahlvorschläge, der Beibringung erforderli¬cher Nachweise, Ausnahmen hiervon sowie Erleichterungen für diejenigenParteien und Wählergruppen, die mehrere Wahlvorschläge im Wahlgebiet (beiBezirksvertretungswahlen im Gebiet der kreisfreien Stadt) einreichen, wird aufdie Bekanntmachung „Allgemeine Kommunalwahlen 2020 - Nachweis vonVorstand, Satzung und Programm von Parteien und Wählergruppen vom27.11.2019 (MBL NRW. 2019. S. 764) verwiesen.

Bei Bewerbungen von Beamten oder Arbeitnehmern ist im Falle des § 13 Ab¬satz 1 Satz 1 Buchstabe b oder d KWahIG dem Wahlvorschlag auch eine Be¬scheinigung über die ausgeübte Tätigkeit beizufügen, falls der Wahlleiter dieszur Behebung von Zweifeln für erforderlich hält (§ 26 Absatz 4 Nummer 5KWahlO). .

8. Unterstützungsunterschriften und Wählbarkeitsbescheinigungen(Unterstützungsunterschriften: §§15 Absatz 2 Satz 3, 16 Absatz 1 Satz 3, 46d Absatz 1 KWahIG; §§ 26 Absatz 3, 31 Absatz 3, 75 b Absatz 3, 78 Absatz 1,81 KWahlO; Wählbarkeitsbescheinigungen: §§ 26 Absatz 4 Nummer 2, 31 Ab¬satz 3 Satz 3, 72 Absatz 4 Nummer 2, 75 b Absatz 4 Satz 2 KWahlO)

Parteien und Wählergruppen, die nicht ununterbrochen im Sinne des § 15 Ab¬satz 2 Satz 2 KWahIG vertreten sind, müssen die nach § 15 Absatz 2 Satz 3KWahIG erforderlichen Unterstützungsunterschriften beibringen.

Der Unterzeichnungswillige soll in den Unterstützungsformblättern seine Da¬ten (Name, Geburtsdatum, Anschrift) persönlich und handschriftlich eintragen(§ 26 Absatz 3 Nummer 2 Satz 2 KWahlO). Dadurch soll Missbrauch erschwertwerden.

Es bestehen keine Bedenken, in den Formblättern für Unterstützungsunter¬schriften einzelne personenbezogene Daten von Unterstützern, die fehlen(z.B. zweiter Vorname) oder offensichtlich versehentlich falsch angegebenwurden (z.B. als Geburtsdatum der Tag der Unterzeichnung), von Amts wegenzu korrigieren bzw. zu ergänzen und dies entsprechend zu kennzeichnen (z.B.durch Paraphe des Bearbeiters).

Im Interesse beschleunigter Einreichung von Wahlvorschlägen sind Beschei¬nigungen des Wahlrechts der Unterzeichner von Formblättern unverzüglich zuerteilen, ebenso Wählbarkeitsbescheinigungen für Bewerber/innen auf Wahl¬vorschlägen.

9. Stimmzettel(§§ 23, 46 a Absatz 1,46 b, 46 d Absatz 4 KWahIG; §§ 32, 73, 75 c KWahlO)

Die Reihenfolge auf den Stimmzetteln für die Ratswahl richtet sich jeweils nachden bei vergangenen Wahlen erreichten Stimmenzahlen; sonstige Wahlvor¬schläge schließen sich ohne Rücksicht darauf, ob es sich um Wahlvorschlägevon Parteien, Wählergruppen oder Einzelbewerber handelt, in alphabetischerReihenfolge an (§ 23 Absatz 1 Satz 3 und 4 KWahIG).

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Die Reihenfolge auf dem Stimmzettel für die Wahl der (Ober-) Bürgermeisteroder der Landräte richtet sich gemäß § 75 c Satz 5 KWahlO nach der Num-mernfolge der Wahlvorschläge für die letzte Wahl der Vertretung. Reichen beider Vertretung berücksichtigte Wahlvorschla sträger keinen Wahlvorschlagfür die Wahl der (Ober-) Bürgermeister oder der Landräte ein, entfällt - wie beiWahlvorschlägen für die Vertretung in Wahlbezirken, in denen eine Partei oderWählergruppe nicht mit einem Wahlvorschlag vertreten ist - auf dem Stimm¬zettel die entsprechende Nummer, ohne dass ein Leerraum bleibt (§ 32 Absatz2 Satz 3 KWahlO).

In § 6 d Absatz 5 KWahlO und § 75 c Satz 6 KWahlO ist festgelegt, an wel¬cher Stelle und in welcher Form gemeinsame Wahlvorschläge auf dem Stimm¬zettel aufzuführen sind. Demnach ist ein gemeinsamer Wahlvorschlag an derStelle einzureihen, die der daran beteiligten Partei oder Wählergruppe mit derhöchsten bei der letzten Vertretungswahl erreichten Stimmenzahl zustehenwürde, wenn sie für sich alleine einen eigenständigen Wahlvorschlageingereicht hätte.

Gemeinsame Wahlvorschläge von Parteien und Wählergrüppen ohne Stim¬men bei der letzten Vertretungswahl („andere gemeinsame Wahlvorschläge )werden gemäß § 46 d Absatz 5 Satz 4 bis 6 KWahIG nach alphabetischenKriterien berücksichtigt.

10. Beschwerde gegen die Zurückweisung oder die Zulassung von Wahlvor¬schlägen

. (§§ 18 Absatz 4, 46 a, 46 b KWahIG; § 29 Absatz 1 bis 3 KWahlO)

Gegen die spätestens am 47. Tag vor der Wahl (28.07.2020) durch die jeweilszuständigen Wahlausschüsse zu treffenden Zulassungsentscheidungen überWahlvorschläge kann binnen 3 Tagen nach Verkündung der Zulassungs nt¬scheidung in der Sitzung bis spätestens zum 44. Tag vor der Wahl(31.07.2020) Beschwerde erhoben werden.

Über Beschwerden gegen Zulassungsentscheidungen von Wahlausschüssender Kreise und der kreisfreien Städte hat der Landeswahlausschuss spätes¬tens am 38. Tag vor der Wahl (06.08.2020) zu entscheiden. Im Übrigen ent¬scheiden die Wahlausschüsse der Kreise über Beschwerden gegen die Zulas¬sungsentscheidungen der Wahlausschüsse der kreisangehörigen Kommunenspätestens am 37. Tag vor der Wahl (07.08.2020).

11. Briefwahl(§§ 2 Absatz 1,10 Absatz 3, 26, 27 KWahIG; §§ 8, 56 bis 60 KWahlO)

Die Zurückweisungsgründe für Wahlbriefe sind in § 27 Absatz 2 KWahIG ab¬schließend geregelt. Sonstige formelle Mängel können danach grundsätzlichnicht zur Zurückweisung führen. Die Einsender zurückgewiesener Wahlbriefewerden nicht als Wähler gezählt; ihre Stimmen gelten als nicht abgegeben(nicht etwa als ungültig, § 58 Absatz 2 Satz 3 KWahlO).

Die Stimme eines Wählers, der an der Briefwahl teilgenommen hat, wird nichtdadurch ungültig, dass er vor dem oder am Wahltag stirbt oder das Wahlrecht

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verliert. Im Wahlscheinverzeichnis ist ein entsprechender Vermerk anzubrin¬gen (§ 27 Absatz 4 Satz 1 KWahIG).

Nach § 27 Absatz 4 Satz 2 KWahIG werden die in der Fortzugsgemeinde ab¬gegebenen Briefwahlstimmen auch bei Wohnortwechseln innerhalb dessel¬ben Kreises ungültig, obwohl die materielle Wahlberechtigung für die Kreis¬wahl fortbesteht. Anderenfalls würde das Wahlgeheimnis verletzt, wenn ausdem Stimmzettelumschlag der Stimmzettel für die Kreistagswahl (gegebenen¬falls auch der für die Landratswahl) ausgesondert werden müsste. Bei einemWohnungswechsel innerhalb desselben Kreises besteht nur in der neuen Ge¬meinde (bei Umzug noch vor dem 16. Tag vor der Wahl) das Wahlrecht, dasper Urnen- oder Briefwahl ausgeübt werden kann.

Nach § 56 Absatz 5 KWahIG sorgt die Gemeinde dafür, dass den Wahlberech¬tigten bei der Übersendung des amtlichen Wahlbriefumschlages ohne beson¬dere Versendungsform innerhalb des Bundesgebietes keine Portokosten ent¬stehen. Der (Ober-)Bürgermeister hat öffentlich bekannt zu geben, bei wel¬chem oder welchen Post- oder Zustellunternehmen amtliche Wahlbriefum¬schläge ohne besondere Versendungsform innerhalb des Bundesgebietes un¬entgeltlich eingeliefert werden können.

Die Hilfsperson, derer sich der Wähler bei der Briefwahl bedienen kann, mussdas 16. Lebensjahr vollendet haben (§ 56 Absatz 2 Satz 4 KWahiO).

12. Wahlraum(§ 34 a KWahiO)

Es ist Aufgabe der Gemeinde, geeignete Wahlräume zu bestimmen und fürdie Wahl einzurichten. Damit ist die Gemeinde zugleich auch dafür verantwort¬lich, dass sich die für die Wahl zur Verfügung gestellten Räume in einem ver¬kehrssicheren Zustand befinden. Bei der Auswahl der Gebäude, in denenWahlräume eingerichtet werden sollen, ist auf strikte Neutralität zu achten. DieWahlräume sind vorrangig in gemeindeeigenen Gebäuden einzurichten. AufGastwirtschaften sollte nur zurückgegriffen werden, wenn öffentliche Gebäudenicht zur Verfügung stehen oder ungeeignet sind.

Ebenfalls sollte von einer Einrichtung von Wahlräumen, die wie zum BeispielGeldinstitute Video- bzw. kameraüberwacht sind, möglichst Abstand genom¬men werden. Ansonsten sollten Kameras, soweit sie in ihrem Schwenkbereichden Wahlraum oder Teile desselben erfassen könnten, abgeschaltet und miteinem Tuch oder ähnlichem verhängt oder so ausgerichtet werden, dass siedas Wahlgeschehen und insbesondere die Wahlkabinen nicht erfassen. Durchderartige Maßnahmen wird das Vertrauen der Wähler, die nicht wissen kön¬nen, ob eine Kamera eingeschaltet ist oder nicht beziehungsweise welchenSichtbereich sie abdeckt, in die Integrität und Geheimhaltung des Wahlvor¬gangs gestärkt und ihre Persönlichkeitsrechte gewährleistet.

Zu beachten ist, dass die Wahlräume nach den örtlichen Verhältnissen so aus¬gewählt und eingerichtet werden sollen, dass allen Wahlberechtigten, insbe¬sondere Menschen mit Behinderungen (Mobilitätsbeeinträchtigungen), dieTeilnahme an der Wahl möglichst erleichtert wird. Die Gemeinde hat frühzeitig

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und in geeigneter Weise mitzuteilen, welche Wahlräume barrierefrei sind (§ 4Behindertengleichstellungsgesetz BGG NRW).

13. Stimmabgabe(§ 25 KWahIG; §§ 40 bis 43, 46 bis 48 KWahlO)

Der Ablauf der Wahlhandlung richtet sich nach § 25 KWahIG. Die Gründe fürdie Zurückweisung eines Wählers sind in § 40 Absatz 5 KWahlO aufgeführt.

Nach § 40 Absatz 1 Satz 2 KWahlO söllte außer in dem dort genannten Bei¬spielsfall die Vorlage eines Ausweises auch dann verlangt werden, wenn Zwei¬fel an der Wahlberechtigung oder der Identität der betreffenden Person beste¬hen. Legen Wähler ihren Ausweis von sich aus vor, um damit ihre Identitätprüfen zu lassen, sollte der Wahlvorstand auch in diesen Fällen einen Abgleichmit dem Ausweis vornehmen. Wer sich auf Verlangen des Wahlvorstandesnicht ausweisen kann oder die zur Feststellung der Identität erforderlichen Mit¬wirkungshandlungen verweigert, muss vom Wahlvorstand zurückgewiesenwerden (§ 40 Absatz 5 Nummer 2 KWahlO).

Zudem muss der Wähler auch dann zurückgewiesen werden, wenn er für denWahlvorstand erkennbar gegen das Verbot, in der Wahlkabine zu fotografierenoder zu filmen, verstoßen hat (§ 40 Absatz 5 Nummer 7 KWahlO). In diesemFall ist dem Wähler auf Verlangen ein neuer Stimmzettel auszuhändigen. DerWähler hat den alten Stimmzettel im Beisein eines Mitgliedes des Wahlvor¬standes vorab zu vernichten (§ 40 Absatz 7 KWahlO).

In den wohl seltenen Fällen, dass jemand zwar eine Wahlbenachrichtigungerhalten hat, nicht aber im Wählerverzeichnis eingetragen ist und auch keinenWahlschein besitzt, kann am Wahltag bis 15.00 Uhr ein Wahlschein beantragtwerden (§ 40 Absatz 5 Satz 2 KWahlO).

Ist ein Wähler entweder des Lesens unkundig oder aufgrund einer Behinde¬rung gehindert, den Stimmzettel zu kennzeichnen, zu falten oder selbst in dieWahlurne zu werfen, kann er die Hilfe einer anderen Person zur Hilfe bei derStimmabgabe in Anspruch nehmen (§ 25 Absatz 4 KWahIG). In diesem Fallbestimmt der Wähler die Hilfsperson und teilt dies dem Wahlvorstand mit (§41 Absatz 1 Satz 1 KWahlO).

Hilfsperson kann auch ein vom Wähler bestimmtes Mitglied des Wahlvorstan¬des sein. Die Hilfeleistung hat sich auf die Erfüllung der Wünsche des Wählerszu beschränken. Soweit zur Hilfestellung erforderlich, darf die Hilfsperson ge¬meinsam mit dem Wähler die Wahlkabine aufsuchen (§ 41 Absatz 1 Satz 2KWahlO). Die Hilfsperson ist zur Geheimhaltung der Kenntnisse, die sie beider Hilfeleistung erlangt, verpflichtet (§ 41 Absatz 2 und 3 KWahlO). Bei Zwei¬feln an der Verschwiegenheit der Hilfsperson kann der Wahlvorstand diesezum Beispiel nachdrücklich auf ihre Verschwiegenheitspflicht hinweisen undden Wähler über die Möglichkeit der Inanspruchnahme eines Mitglieds desWahlvorstandes zur Hilfeleistung informieren.

Diese kommunalwahlrechtlichen Assistenz-Regelungen - insbesondere derdie Stimmabgabe regelnde § 25 Kommunalwahlgesetz und die Vorschriften

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der Kommunalwahlordnung über die Wahlbekanntmachung (§ 33) und überdie Stimmabgabe von Wählern mit Behinderungen (§ 41) - sollen im Sinneeiner technischen Hilfeleistung bei der Kundgabe einer vom Wähler selbst ge¬troffenen und geäußerten Wahlentscheidung ergänzt werden. Ein Gesetzent¬wurf der Landesregierung wird derzeit im Landtag beraten (LT- Drs. 17/8296).

Blinde oder sehbeeinträchtigte Menschen können sich für die Stimmabgabeim Übrigen einer Stimmzettelschablone bedienen, die vom Wahlleiter zu be¬schaffen ist (§ 23 Absatz 1 Satz 1 KWahIG in Verbindung mit § 32 Absatz 7KWahlO). Zudem sind - in Kombination mit der Nutzung der Stimmzettelschab¬lone - alle Wahlvorschläge auch akustisch wiederzugeben. Die Beschaffungder Stimmzettelschablonen erfolgt in Zusammenarbeit mit den Blinden- undSehbehindertenverbänden. Es ist zudem geplant, dass über die Blinden- undSehbehindertenverbände die akustische Wiedergabe der Wahlvorschläge be¬reitgestellt werden kann.

Die Bereitlegung bestimmter Schreibstifte in den Wahlkabinen ist nicht vorge¬schrieben. Es sollten aber nicht radierfähige Stifte angeboten werden. Beifrüheren Wahlen hat die Bereitlegung von Bleistiften immer wieder zu kriti¬schen Nachfragen geführt.

Bei den Mitgliedern der Wahlvorstände sollte darauf hingewirkt werden, dassin Zweifelsfäilen großzügig von der Möglichkeit der telefonischen Rücksprachemit den Beschäftigten des Wahlamtes Gebrauch gemacht wird, um Beanstan¬dungen und Beschwerden zu vermeiden.

14. Unzulässige Wahlpropaganda, Wahlbeobachtung(§ 24 Absatz 1 bis 3 KWahIG, § 39 KWahlO)

In und an dem Gebäude, in deni sich derWahiraum befindet, sowie unmittel¬bar vor dem Zugang zu dem Gebäude ist jede Beeinflussung des Wählersdurch Wort, Ton, Schrift oder Bild sowie auch jede Unterschriftensammlungverboten. Danach sind neben jeder Agitation oder Diskussion insbesonderedie Verteilung von Flugblättern, das Anbringen von Wahlplakaten und dassichtbare Mitführen von Werbematerial unzulässig.

Eine Abgrenzung des Bereichs „unmittelbar vor dem Zugang zu dem Ge¬bäude lässt sich nicht generell vornehmen; es wird stets auf die örtlichen Ge¬gebenheiten ankommen. Entscheidend ist, dass alle Wahlberechtigten ihr po¬litisches Grundrecht zu wählen ungehindert ausüben können. Es gibt keinegenerelle „Bannmeile“ um das Wahllokal. Für den Zugangsbereich kann abergrundsätzlich von einer befriedeten Zone von etwa 10 bis 20 Metern ausge¬gangen werden, wobei jedoch die Beurteilung im Einzelfall maßgebend bleibt.Befindet sich der Wahlraum zum Beispiel in einem Schulgebäude, so kannschon der Zugang zum Schulgrundstück (Schulhof) unter die Verbotsregelun¬gen fallen. Gleiches gilt, wenn aufgrund der örtlichen Verhältnisse nur einebestimmte Wegstrecke zum Wahlgebäude führt, die von den Wählerinnen undWählern benutzt werden muss, um in den Wahlraum zu gelangen.

Bei der Erteilung von Sondernutzungserlaubnissen ist gegebenenfalls durchAuflagen sicherzustellen, dass stets ein ungehinderter Zugang zum Wahlraum

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gewährleistet ist. In erster Linie hat der Wahlvorstand daraufzu achten, dassdie Verbote eingehalten werden. Das gilt insbesondere bei am Wahlgebäudeoder unmittelbar vor dessen Zugang geklebten oder aufgestellten Wahlplaka¬ten. Kann der Wahlvorstand von sich aus eine Störung nicht beseitigen, sowird er die örtliche Ordnungsbehörde bzw. die Polizei heranziehen. Zur zwei¬felsfreien Gewährleistung strikter Neutralität und einer ungestörten Wahlhand¬lung ist im und vor dem Wahlraum von einer Auslegung oder Verteilung mitder Wahlhandlung nicht zusammenhängender Werbe- oder Informations¬schriften und - materialien gänzlich abzusehen. Entsprechende Unterlagensind aus dem Wahlraum zu entfernen.

Auf § 10 Absatz 3 des Landesimmissionsschutzgesetzes (LlmschG), wonachLautsprecherwerbung am Wahltag verboten ist, und im Zusammenhang damitauf den Ge . RdErl. d. Ministeriums für Verkehr, Energie und Landesplanungu. d. Innenministeriums v. 8.8.2003 (MBI. NRW. 2003 S. 1010, geändert durchRdErl. v. 4.3.2005 ( BI. NRW. 2005 S. 431), über Lautsprecher- und Plakat¬werbung von Parteien und Wählergruppen aus Anlass von Wahlen, Volksbe¬gehren und Volksentscheiden wird hingewiesen.

Während Mitglieder des Wahlvorstandes bei ihrer Tätigkeit kein auf eine poli¬tische Überzeugung hinweisendes Zeichen sichtbar tragen dürfen, wird mananderen Personen, insbesondere den Wählern, das Tragen von Parteiabzei¬chen und ähnlichen Sympathiekennzeichen im Wahlgebäude aus praktischenGründen schwer untersagen können. Hier wird der Wahlvorstand im Einzelfallzu entscheiden haben, ob und inwieweit der Versuch einer Wählerbeeinflus¬sung vorliegt, und gegebenenfalls, vor allem auf Beschwerden hin, geeigneteMaßnahmen zu ihrer Verhinderung ergreifen.

Eine Verweisung aus dem Wahlraum kommt allerdings nur in schwerwiegen¬den Fällen in Betracht; sie darf nicht dazu führen, dass Wahlberechtigten dieAusübung des Wahlrechts unmöglich gemacht wird.

Unzulässig wäre es, wenn nicht dem Wahlvorstand angehörende Parteibeauf¬tragte im Wahlvorstand mitwirken würden. Angebote von Parteibeauftragten,sich etwa an der Stimmenauszählung zwecks rascherer Ergebnisfeststellungbeteiligen zu wollen, sind stets zurückzu eisen.

Aus dem Grundsatz der Öffentlichkeit der Wahl folgt, dass insbesondere auchBeauftragte von Parteien und Wählergruppen sich im Wahlraum aufhalten dür¬fen, um die Wahl zu beobachten (Wahlbeobachtung).

Dabei dürfen Schnellmeldungen, Wahlniederschriften, Stimmzettel und Wahl¬scheine unbefugten Dritten nicht zugänglich gemacht werden, um Verände¬rungen und Verluste auszuschließen und eine etwaige spätere Wahlprüfunganhand der Originale sicherzustellen. Der Wahlvorstand muss unter der ange¬messenen Kontrolle der Öffentlichkeit unter wahlorganisatorischen Aspektenseine Aufgaben zügig und ungestört erledigen können.

Die Mitglieder des Wahlvorstandes, wenn nicht die Feststellung der Wahlbe¬rechtigung es erfordert, sind nicht befugt, Angaben zur Person des Wählers

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so zu verlautbaren, dass sie von sonstigen im Wahlraum Anwesenden zurKenntnis genommen werden können.

15. Verwendung von Wahlgeräten(§ 25 Absatz 5 KWahIG)

Das Bundesverfassungsgericht hat mit Urteil vom 3. März 2009 (2 BvC 3/07und 4/07) entschieden, dass die Bundeswahlgeräteverordnung wegen Versto¬ßes gegen den Grundsatz der Öffentlichkeit der Wahl verfassungswidrig ist,weil sie bei der Verwendung von rechnergesteuerten Wahlgeräten weder einewirksame Kontrolle der Wahlhandlung noch eine zuverlässige Nachprüfbarkeitdes Wahlergebnisses gewährleistet. Die bisher verwendeten Wahlgeräte er¬füllten diese Anforderungen nicht. Die Verwendung von Wahlgeräten kommtdeshalb auch für die Kommunalwahlen 2020 nicht in Betracht.

16. Ermittlung und Feststellung der Wahlergebnisse(§§ 49 ff. KWahlO)

Falls auch nach wiederholter Zählung der Stimmzettel keine Übereinstimmungmit der zuvor ermittelten Zahl der Briefwähler erzielt wird, bestimmt § 59 Ab¬satz 2 KWahlO in Anlehnung an die Regelung für die Urnenwahl (§ 50 Satz 4und 5 KWahlO), dass die Anzahl der Stimmzettel als Zahl der Briefwähler gilt.

17. Ungültige Stimmen, Auslegungsregeln(§ 30 KWahIG, § 52 KWahlO)

Eine Zusammenstellung der in der Praxis am häufigsten vorkommenden Fällegültiger und ungültiger Stimmenabgabe ist als Anlage 1 abgedruckt. Die Zu¬sammenstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit; sie soll denWahlvorständen jedoch eine Hilfe bei den von ihnen zu treffenden Entschei¬dungen sein. Deshalb sollte sie allen Wahlvorständen vorliegen.

19. Schnellmeldungen(§§ 53 und 75 d KWahlO)

Wegen der Einzelheiten ergeht ein besonderer Erlass, mit dem den Wahllei¬tern der kreisfreien Städte und der Kreise auch die Vordrucke nach dem Mus¬ter der Anlagen 24 a und 24 b KWahlO übersandt werden. Zur Mel ung derWahlergebnisse aus den kreisangehörigen Gemeinden ergeht ebenfalls eingesonderter Erlass. Die Ergebnisse der Bezirksvertretungswahlen sind demMinisterium des Innern nicht mitzuteilen. Im Übrigen wird auf den auch hierzubeachtenden Grundsatz „Sicherheit und Genauigkeit vor Schnelligkeit verwie¬sen.

19. Wahlstatistik(§ 50 KWahIG; §§ 57 Absatz 3 Satz 1, 80 KWahlO)

Die statistische Bearbeitung des Ergebnisses der Kommunalwahlen liegt imWesentlichen beim Landesbetrieb IT.NRW. Über Einzelheiten wird rechtzeitigvor der Wahl durch Runderlass informiert.

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20. Fristen und Termine

Zur Erleichterung der Vorbereitung und Durchführung der Wahl ist diesemRunderlass als Anlage 2 eine Übersicht beigefügt, aus dem die gesetzlich be¬stimmten Fristen und Termine ersichtlich sind.

V. Durchführung der Wahl der Verbandsversammiung des Regionalver¬bands Ruhr

Erstmalig werden am Tag der allgemeinen Kommunalwahlen auch die Mitglieder derVerbandsversammlung des Regionalverbands Ruhr von den Bürgerinnen und Bürgernder Mitgliedskörperschaften in allgemeiner, unmittelbarer, freier, gleicher und gehei¬mer Wahl für die Dauer von fünf Jahren gewählt (§ 10 Absatz 1 des Gesetzes überden Regionalverband Ruhr (RVRG) in der Fassung der Bekanntmachung vom 3. Feb¬ruar 2004, zuletzt geändert durch Artikel 4 des Gesetzes vom 11. April 2019 (GV.NRW. S. 202), in Kraft getreten am 24, April 2019).

Die wahlrechtlichen Grundlagen für die erstmalige Direktwahl der Verbandsversamm¬lung des Regionalverbands Ruhr wurden mit dem Gesetz zur Änderung desKommunalwahlgesetzes und weiterer wahlrechtlicher Vorschriften vom 11. April 2019(GV. NRW. 2019 S. 202) und mit der 12. Verordnung zur Änderung derKommunalwahlordnung (GV. NRW. 2019 S. 602) geschaffen.

Die Wahl der Verbandsversammlung des Regionalverbands Ruhr erfolgt nach denGrundsätzen der Verhältniswahl nach Listenwahlvorschlägen. Die Listenwahlvor¬schläge können von Parteien und Wählergruppen eingereicht werden. Einzelbewerberhingegen können bei der Wahl der Verbandsversammlung nicht kandidieren.

Bei der Sitzverteiiung gilt eine 2,5 Prozent Sperrklausel (§ 46 j Absatz 2 KWahIG).Nach den diesbezüglichen Urteilen des Verfassungsgerichtshofes NRW vom 21. No¬vember 2017 hat die auch in Art. 78 Abs. 2 S. 3 der Landesverfassung enthaltene 2,5Prozent Sperrklausel für die Wahlen der Bezirksvertretungen und der Wahl derVerbandsversammlung des Regionalverbands Ruhr weiterhin Bestand. Demnachbleiben Listenwahlvorschläge, die weniger als 2,5 Prozent der Gesamtstimmenzahlerhalten haben, bei der Sitzverteilung für die Verbandsversammlung desRegionalverbands Ruhr unberücksichtigt.

Der Wahlausschuss des Regionalverbands Ruhr (Bekanntmachung der Regionaldi¬rektorin vom 15.11.2019 zur Bildung des Wahlausschusses des RegionalverbandesRuhr für die Wahl der Verbandsversammlung des Regionalverbandes Ruhr am 13.September 2020) stellt das endgültige Wahlergebnis und die gewählten Bewerber derListenvorschläge fest (§ 75 n Absatz 3 Nummer 8 KWahlO).

VI. Wahl der Integrationsräte (Integrationsausschüsse)

In einer Vielzahl an Gemeinden findet am Tag der allgemeinen Kommunalwahlengleichzeitig eine Wahl der Mitglieder des Integrationsrates (Integrationsausschusses)nach § 27 Absatz 2 GO statt. Für Auslegungsfragen zum Wahlverfahren der Mitgliederder Integrationsräte (Integrationsausschüsse) ist das Ministerium für Heimat, Kommu¬nales, Bauen und Gleichstellung (MHKBG) zuständig.. Eine besondere Rechts¬verordnung zur Durchführung der Integrationsratswahlen (§ 27 Absatz 11 Satz 3 GO)

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liegt nicht vor und ist mit Blick auf die Wahlen der Integrationsräte(Integrationsausschüsse) im Jahr 2020 nicht beabsichtigt.

Aus kommunalwahlrechtlicher Sicht sind ungeachtet dessen bei einer gleichzeitigstattfindenden ahl folgende Hinweise zu beachten:

• Bei der allgemeinen Kommunalwahl und der Wahl der Mitglieder des Integrati¬onsrates (Integrationsausschusses) handelt es sich um eigenständige, vonei¬nander zu trennende Wahlverfahren, die - im Grundsatz - nicht miteinander ver¬bünden werden dürfen.

• Wahlleiter für die Wahl der Mitglieder des Integrationsrates (Integrations¬ausschusses) ist nach § 27 Absatz 11 GO in Verbindung mit § 2 Absatz 2KWahIG der (Ober-) Bürgermeister.

• Für die Wahl der Mitglieder des Integrationsrates (Integrationsausschusses) istein eigenes Wählerverzeichnis aufzustellen (§ 27 Absatz 3 Satz 3 GO). Dem¬entsprechend sind für diese Wahl gesonderte Wahlbenachrichtigungen zu ver¬senden und es ist ein getrenntes Verfahren zur Erteilung von Wahlscheinen fürdie Briefwahl und die wahlscheinbezogene Urnenwahl vorzusehen.

• Aus kommunalwahlrechtlicher Sicht bestehen keine Bedenken, dass die Wahlder Mitglieder des Integrationsrates (Integrationsausschusses) bei Bedarf imgleichen Wahlraum der allgemeinen Kommunalwahl stattfindet. Für die Wahlder Integrationsräte sind in diesen Fällen getrennte Wahlurnen aufzustellen.

• Die für die allgemeinen Kommunalwahlen gebildeten Wahlvorstände könnenauch mit der Durchführung der Wahl der Mitglieder des Integrationsrates(Integrationsausschusses) beauftragt werden. In diesen Fällen ist eine

, besondere Beratung von Wählern, die für beide Wahlen wahlberechtigt seinkönnten, mit dem Ziel einer höheren Wahlbeteiligung bei der Wahl derMitglieder des Integrationsrates (Integrationsausschusses) durch denWahlvorstand zu unterlassen.

• Sofern jedoch für die Wahl der Mitglieder des Integrationsrates (Integrations¬ausschusses) auch Wahlhelfer mit ausschließlicher Drittstaatsangehörigkeit ineinen Wahlvorstand berufen werden sollen, so ist verpflichtend ein eigener(zusätzlicher) Wahlvorstand für die Wahl der Mitglieder des Integrationsrates(Integrationsausschusses) zu bilden.

• Sofern Wahlvorstände für die allgemeine Kommunalwahl auch zur Durchfüh¬rung der Wahl der Mitglieder des Integrationsrates (Integrationsausschusses)beauftragt sind, ist die Auszählung der allgemeinen Kommunalwahl vorrangig.Davon unabhängig erscheint eine zentrale - stimmbezirksübergreifende -Auszählung der Wahl der Mitglieder des Integrationsrates(integrationsausschusses) durch einen gesonderten Wahlvorstand unterBeachtung des Öffentlichkeitsgrundsatzes möglich.

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• Der vorrangig für die allgemeine Kommunalwahl zuständige Wahlausschusshat im Nachgang auch das Ergebnis der Wahl der Mitglieder des Integrations¬rates (Integrationsausschusses) zu ermitteln und festzustellen (§ 27 Absatz 11Satz 1 GO in Verbindung mit § 2 Absatz 3, § 33 und § 34 KWahIG).

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