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Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben Schulartübergreifender Leitfaden

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben - Bayern...2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung 4 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben 2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

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Page 1: Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben - Bayern...2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung 4 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben 2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

KompetenzorientierteLeistungsaufgaben

Schulartuumlbergreifender Leitfaden

KOMPETENZORIENTIERTELEISTUNGSAUFGABEN

Schulartuumlbergreifender Leitfaden

Muumlnchen 2019

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Inhaltsverzeichnis

2 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

1 Einleitung 4

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung 5

21 Bestimmung des Begriffs bdquoKompetenzldquo 5

22 Bildungspolitische und paumldagogische Legitimation der Kompetenzorien- tierung 5

221 Bildungspolitische Legitimation 5

222 Paumldagogische Legitimation 5

23 Kompetenz und Leistung 6

24 Kompetenzerwartungen als Bezugspunkt fuumlr die Erstellung von Leistungsaufgaben 7

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben 13

31 Unterscheidung von Lernsituationen und Leistungssituationen 13

32 Begriffsklaumlrung bdquoLernaufgabenldquo und bdquoLeistungsaufgabenldquo 14

33 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben 14

4 Schritte der Entwicklung von Leistungsaufgaben 19

Literaturverzeichnis 20

1 Einleitung

3Kompetenzorientierte LeistungsaufgabenKompetenzorientierte Leistungsaufgaben

1 Einleitung

Gute Praxis gruumlndet stets auf einer schluumlssigen theoretischen Basis Die gute Praxis zum Thema bdquoLeistungserhebung und -bewertung im kompetenzorientierten Unter-richtldquo haben die sehr anschaulichen Handreichungen des ISB fuumlr die verschiedenen Schularten im Blick1 Umfassendere Erlaumluterungen zur theoretischen Basis liefert der vorliegende Leitfaden und stellt damit eine schulartuumlbergreifende Klammer dar die diese Handreichungen ergaumlnzt Er gibt zunaumlchst einen Einblick in das Konzept der Kompetenzorientierung Im Anschluss daran werden die bildungspolitische und die paumldagogische Legitimation der Kompetenzorientierung dargestellt Eroumlrtert wird auszligerdem die Bedeutung der Kompetenzerwartungen in den Fachlehrplaumlnen des LehrplanPLUS fuumlr schulische Leistungserhebungen Die Unterscheidung von Lern- und Leistungssituationen sowie Lern- und Leistungsaufgaben wird dargestellt und begruumlndet Schritte fuumlr die Erstellung von kompetenzorientierten Aufgaben werden skizziert

Der Leitfaden bietet keine Sammlung von Beispielaufgaben sondern stellt Grund-prinzipien dar Die angefuumlhrten Beispiele sollen an den jeweiligen Stellen das darge-stellte Grundprinzip veranschaulichen

Ansprechen moumlchte der Leitfaden Verantwortliche in der Schulaufsicht und der Se-minarausbildung Angehoumlrige der ISB-Lehrplankommissionen und Lehrplanmultipli-katoren die sich fuumlr grundlegende Aspekte der Kompetenzorientierung bei der Leis-tungserhebung interessieren Verwendungsmoumlglichkeiten ergeben sich im Rahmen der Umsetzung von Lehrplaumlnen des LehrplanPLUS und schulinterner Fortbildungen oder paumldagogischer Tage

1 beispielweise die Handreichungen bdquoLeistungserhebung Leistungsdokumentation und Leistungsbe-wertung im kompetenzorientierten Unterricht der Mittelschuleldquo und bdquoKompetenzorientierter Unter-richt Leistungen beobachten ndash erheben ndash bewerten (Grundschule)ldquo

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

4 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

Die Begriffe bdquoKompetenzldquo und bdquoKompetenzorientierungldquo spielen im schulischen Ler-nen eine zentrale Rolle In den folgenden Abschnitten werden diese Begriffe erlaumlu-tert Ihre Bedeutung fuumlr die Leistungserhebung wird dargestellt

21 Bestimmung des Begriffs bdquoKompetenzldquo

Der Begriff bdquoKompetenzldquo laumlsst sich in folgender Weise beschreiben (vgl ISB 2015 Weinert 2001)

bull Kompetenzen sind erwerbbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die benoumltigt werden um bestimmte Aufgaben und Problemstellungen zu loumlsen

bull Sie umfassen neben den fachlichen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten auch fachuumlbergreifende Faumlhigkeiten wie Argumentationsfaumlhigkeit Problemloumlsefaumlhigkeit Reflexionsfaumlhigkeit und Urteilsfaumlhigkeit sowie handlungsbezogene Faumlhigkeiten

bull Kompetenzen verbinden fachliches Wissen und die Faumlhigkeit dieses Wissen sinnvoll zu nutzen und verantwortlich einzusetzen

bull Im Unterricht sollen Schuumllerinnen und Schuumller fachliche fachuumlbergreifende und hand-lungsbezogene Kompetenzen erwerben die erforderlich sind lebensweltliche Aufgaben und Problemstellungen eigen- und sozialverantwortlich zu loumlsen

bull Obwohl primaumlr fachspezifisch sind Kompetenzen auch haumlufig zu einem bestimmten Grad generalisierbar

Kasten 1 Beispiel fuumlr eine fachspezifische und generalisierte Kompetenz

Fachspezifische Kompetenz Grammatische Faumlhigkeiten in einer bestimmten Sprache (z B Lernbereich 6 bdquoVerfuumlgen uumlber sprachliche Mittelldquo im Lehrplan fuumlr das Fach Englisch in der Realschule)

Die Schuumllerinnen und Schuumller

bull stellen zeitliche Bezuumlge her und berichten zunehmend differenziert uumlber Vorgaumlnge und Zusammenhaumlnge in der Gegenwart und Vergangenheit Sie verwenden grundlegende Strukturen um uumlber Zukuumlnftiges zu sprechen und variieren ihre Aussagen

ndash simple past (revision)

ndash past progressive

ndash contrast simple and progressive tenses (present and past)

ndash present perfect simple (a recent action a present result of a past action)

ndash more ways of expressing the future (no contrast) will future (prediction instant de-cision) going-to future (intention prediction based on the present situation)

Generalisierte Kompetenz Denken in grammatikalischen Strukturen

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

5Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

22 Bildungspolitische und paumldagogische Legitimation der Kompetenzorientierung

221 Bildungspolitische Legitimation

bdquoKenntnisse und Fertigkeiten zu vermitteln und Faumlhigkeiten zu entwickelnldquo ist eine der we-sentlichen Aufgaben der Schulen (Art 2 Abs 1 BayEUG) Aumlhnlich formuliert findet sich dieses zentrale Ziel auch im gemeinsamen Beschluss der Staumlndigen Konferenz der Kultusminister der Laumlnder in der Bundesrepublik Deutschland (KMK) aus dem Jahr 1973 Gleichzeitig haben Schulen daruumlber hinausgehende Bildungs- und Erziehungsaufgaben Diese richten sich auf die Bildung der Persoumlnlichkeit sowie die Vermittlung der Grundwerte unserer demokratischen Gesellschaft

Welche Kenntnisse Fertigkeiten und Faumlhigkeiten Schuumllerinnen und Schuumller in der Schule er-werben sollen ist nicht nur Gegenstand von Lehrplaumlnen sondern auch eines laumlnderuumlbergrei-fenden Abstimmungsprozesses Dieser Prozess fuumlhrte 2004 zur Formulierung von Bildungs-standards durch die Kultusministerkonferenz (KMK 2004) Die Bildungsstandards werden in den Lehrplaumlnen fuumlr bayerische Schulen (LehrplanPLUS) konkretisiert Die Lehrplaumlne des LehrplanPLUS beschreiben die fachlichen Anforderungen in Form von Kompetenzerwartun-gen und Inhalten

Die bildungspolitische Legitimation der Kompetenzorientierung leitet sich aus den o g Quel-len ab Kompetenzorientierung ist eine bildungspolitische Schwerpunktsetzung der bayeri-schen Staatsregierung die maszliggeblich war fuumlr den Auftrag entsprechende Lehrplaumlne zu erarbeiten (KMS III7-5S4410-651703 vom 27 Juli 2010) Die Kompetenzorientierung ist eine praumlgende Grundlage der Lehrplaumlne fuumlr bayerische Schulen

222 Paumldagogische Legitimation

Kompetenzorientierung im Unterricht hat zum Ziel dass Schuumllerinnen und Schuumller Kompe-tenzen erwerben Diese Feststellung ist nicht trivial denn der Erwerb von Kompetenzen im Unterricht geht uumlber den reinen Wissenserwerb hinaus Gleichzeitig bleibt fuumlr den Kompe-tenzerwerb und nachhaltiges Lernen ein dauerhaft verfuumlgbares und vernetztes Wissen un-verzichtbar Kompetenzorientierung stellt die Lernenden als handelnde Personen und den langfristigen Erwerb von Kompetenzen als Ziel in den Mittelpunkt Daruumlber hinaus traumlgt sie auch dazu bei dass Schuumllerinnen und Schuumller Kompetenzen selbststaumlndig erwerben und in die Lage versetzt werden ihr eigenes Vorgehen kritisch zu hinterfragen und zu bewerten Diese grundlegenden Aussagen stellen die paumldagogische Legitimation der Kompetenzorien-tierung dar

Kompetenzorientierter Unterricht umfasst auszligerdem den Aufbau von fachuumlbergreifenden und handlungsbezogenen Kompetenzen Kompetenzerwerb stellt somit auch die Grundlage fuumlr Bildung dar die darauf zielt Schuumllerinnen und Schuumller in die Lage zu versetzen in un-terschiedlichsten Lebenssituationen uumlberdauernd selbststaumlndig handeln zu koumlnnen aktiv an gesellschaftlichen Prozessen und an kulturellen Angeboten teilzuhaben sowie lebenslanges Lernen zu ermoumlglichen

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

6 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

23 Kompetenz und Leistung

Fuumlr den LehrplanPLUS wurden unter Beruumlcksichtigung der Bildungsstandards und des Bil-dungs- und Erziehungsauftrags von Schule fuumlr die jeweiligen Faumlcher Kompetenzstrukturmo-delle entwickelt Sie beschreiben prozessbezogene Kompetenzen bzw Kompetenzbereiche und den inhaltlich-fachlichen Rahmen des jeweiligen Faches Auf dieser Basis werden fuumlr die einzelnen Faumlcher im LehrplanPLUS jeweils schulart- und jahrgangsstufenbezogen Grundle-gende Kompetenzen und Kompetenzerwartungen beschrieben

bull Grundlegende Kompetenzen verdeutlichen die Gesamtidee eines Faches in einer bzw zwei Jahrgangsstufen und beschreiben zusammenfassend Kompetenzen die in diesem Fach in einem bestimmten Zeitraum uumlberdauernd und mit nachhaltiger Wirkung aufge-baut werden sollen Sie beschreiben situations- und anforderungsbezogen uumlber welches Wissen und Koumlnnen die Schuumllerinnen und Schuumller dauerhaft verfuumlgen sollen

bull Fachlehrplaumlne untergliedern sich in Lernbereiche In diesen werden Kompetenzerwar-tungen sowie dazugehoumlrige Inhalte benannt Kompetenzerwartungen der einzelnen Lernbereiche stellen die Konkretisierung der Grundlegenden Kompetenzen anhand der im Lehrplan bestimmten Inhalte dar

Kompetenzen sind nicht direkt beobachtbar Kompetenzerwartungen dagegen beschreiben Leistungen und Verhalten die systematisch beobachtbar sind und damit im Unterricht und in Leistungssituationen erhoben werden koumlnnen (vgl Klieme 2009 S9)

Kasten 2 Beispiel fuumlr beobachtbares Verhalten beobachtbare Leistungen

Kompetenz (nicht direkt beobachtbar)

Eine SchuumllerinEin Schuumller verfuumlgt uumlber eine klare Zahlvorstellung

Kompetenzerwartungen im Lehrplan (beobachtbares Verhaltenbeobachtbare Leis-tungen)

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

bull orientieren sich im Zahlenraum durch flexibles Zaumlhlen (vorwaumlrts ruumlckwaumlrts in Schrit-ten)

bull ordnen Zahlen auf dem Zahlenstrahl

bull vergleichen Zahlen mit den Zeichen bdquogtldquo bdquoltldquo und bdquo=ldquo

bull begruumlnden Beziehungen zwischen Zahlen (die Zahl 649 liegt zwischen 600 und 700 Sie liegt naumlher bei 500 als bei 1000hellip)

bull stellen Zahlen unterschiedlich dar (Stellenwertschreibweise Einerwuumlrfel und Zehner-stangen etc)

Lehrplaumlne treffen gleichermaszligen Festlegungen auf der Ebene des Koumlnnens und Wissens und der Ebene der beobachtbaren Leistungen und des beobachtbaren Verhaltens (vgl Abbil-dung 1) Sie beinhalten dadurch auch grundlegende Informationen daruumlber welche Leistun-gen Schuumllerinnen und Schuumller erbringen bzw welches Verhalten sie zeigen muumlssen damit daraus erschlossen werden kann inwieweit sie uumlber die angestrebte Kompetenz verfuumlgen

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

7Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Kompetenzebene

Performanzebene

beobachtbare Leistungen sowie beobachtbares Verhalten

Kompetenzen (fachliche fachuumlbergreifende und handlungsbezogeene Kompetenzen)

Testverfahren und Leistungserhebungen

Aufgaben

bdquoKoumlnnenldquo bdquoWissenldquo

Abbildung 1 Ebenen der Beschreibung und Erfassung von Kompetenzen (in Anlehnung an Seel amp Hanke 2015 S 21)

Testverfahren und Leistungserhebungen dienen dazu den Grad der Auspraumlgung von Kom-petenzen zu erfassen bdquoTestverfahrenldquo und bdquoLeistungserhebungenldquo sind nicht dasselbe Sie erfuumlllen unterschiedliche Zwecke

bull Zu den Testverfahren gehoumlren die Tests der internationalen und nationalen Vergleichs-studien (PISA IGLU Laumlndervergleich etc) sowie die Tests der Orientierungsarbeiten und Vergleichsarbeiten (VERA) Vergleichsstudien dienen dem Systemmonitoring Vergleichs-arbeiten der Unterrichts- und Schulentwicklung Sie erfuumlllen hohe messtheoretische und methodische Voraussetzungen Diese Testverfahren orientieren sich unmittelbar an den Bildungsstandards und nicht an den jeweiligen Lehrplaumlnen und sind daher in der Regel fuumlr die unterrichtsbezogene Leistungserhebung nicht nutzbar

bull Leistungserhebungen die von Lehrkraumlften entworfen werden dienen dazu festzustel-len inwieweit Schuumllerinnen und Schuumller bestimmte Kompetenzen im aktuellen Unter-richt erworben haben Sie orientieren sich an den Lehrplaumlnen insbesondere an den Kompetenzerwartungen in den einzelnen Lernbereichen der schulart- und jahrgangs-spezifischen Fachlehrplaumlne

24 Kompetenzerwartungen als Bezugspunkt fuumlr die Erstellung von Leistungsaufgaben

Kompetenzerwartungen beschreiben die zu erwerbenden Kompetenzen in sehr konkreter Weise Sie stehen mit den fachlichen Inhalten in direkter Beziehung und richten sich auf kon-krete Anforderungssituationen in denen Schuumllerinnen und Schuumller ihr Wissen und Koumlnnen anwenden Kompetenzerwartungen beinhalten eindeutige kompetenzbeschreibende Verben (Operatoren) Diese veranschaulichen die Taumltigkeiten beim Bearbeiten von Aufgaben Zusam-men mit den fachlichen Inhalten bilden die Kompetenzerwartungen die Grundlage fuumlr die Gestaltung von Lehr-Lernsituationen sowie von Leistungserhebungen

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

8 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Wie Leistungen und Verhalten auf der Basis des LehrplanPLUS beobachtbar gemacht werden koumlnnen wird in drei Schritten im Folgenden kurz skizziert und mit zwei Beispielen veran-schaulicht (siehe Tabelle 1 bis Tabelle 4) Kompetenzerwartungen und Inhalte fuumlr die Leis-tungsbeurteilung werden dabei in den Mittelpunkt geruumlckt Damit wird der LehrplanPLUS zum Bezugspunkt fuumlr die Leistungserhebung

1 Die Planung von Unterricht vollzieht sich auf der Grundlage des jeweiligen Fachlehrplans des bayerischen LehrplanPLUS In den einzelnen Lernbereichen ist dargestellt anhand wel-cher Inhalte Schuumllerinnen und Schuumller Kompetenzen erwerben sollen Dabei ergeben sich Variationsmoumlglichkeiten da Kompetenzen haumlufig anhand verschiedener im Lehrplan auf-gefuumlhrter Inhalte erworben werden koumlnnen Dies gilt sowohl fuumlr die getrennte Darstellung von Kompetenzerwartungen und Inhalten als auch fuumlr die integrierte Darstellung bei der Kompetenzerwartungen mit Inhalten verknuumlpft ausgewiesen werden

2 Die Kombination von Kompetenzerwartungen und Inhalten kann bei deren getrennter Darstellung als Matrix gedacht werden (Tabelle 1) Jede Zelle der Matrix gibt eine Kom-bination von Kompetenzerwartung und Inhalt wieder Ob die einzelnen Kombinationen fachlich und fachdidaktisch sinnvoll sind entscheidet die Lehrkraft Sie waumlhlt fuumlr die Pla-nung von Unterricht passende Kombinationen aus Diese bilden die Grundlage fuumlr die wei-tere Unterrichtsgestaltung Bei der integrierten Darstellung sind Kompetenzerwartungen und Inhalte bereits miteinander verbunden Inhalte benoumltigen ggf eine Konkretisierung bei der Aufgabenerstellung

3 Anhand der in den Kompetenzerwartungen genannten kompetenzbeschreibenden Ver-ben (Operatoren) und der gewaumlhlten Inhalte leiten Lehrkraumlfte Leistungsmerkmale ab die die Auspraumlgung einer Kompetenz beschreiben Diese stellen die Grundlage fuumlr die Erarbei-tung von Lern- und Leistungsaufgaben dar da anhand dieser Indikatoren festgestellt wer-den kann inwiefern Schuumllerinnen und Schuumller uumlber bestimmte Kompetenzen verfuumlgen

Beispiel fuumlr die Ableitung von Leistungsmerkmalen bei getrennter Ausweisung von Kompe-tenzerwartungen und Inhalten

Das Beispiel 1 stammt aus dem Fachlehrplan fuumlr das Fach Geographie der Jahrgangsstufe 10 des Gymnasiums Tabelle 1 stellt einen Ausschnitt aus dem Lernbereich 7 bdquoKlimawan-del als globale Herausforderungldquo dar Der Fachlehrplan wird als Matrix dargestellt Die im Fachlehrplan aufgelisteten Kompetenzerwartungen finden sich in der ersten Spalte In der zweiten Zeile sind exemplarisch einige Inhalte genannt Die Matrixdarstellung verdeutlicht dass Kompetenzerwartungen mit unterschiedlichen Inhalten kombiniert werden koumlnnen Im Beispiel wurde die grau hinterlegte Zelle als fachlich und fachdidaktisch sinnvolle Kombinati-on ausgewaumlhlt Fuumlr diese Zelle der Matrix wurden entsprechende Indikatoren abgeleitet (siehe Tabelle 2)

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

9Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Tabelle 1 Ausschnitt aus dem Lernbereich 7 bdquoKlimawandel als globale Herausforderungldquo des Fachlehr-plans Gymnasium im Fach Geographie Jahrgangsstufe 10 dargestellt als Matrix

Kompetenzerwartung Inhalt

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

Moumlgliche Antriebs-kraumlfte fuumlr den Klimawandel (extraterres-trische und terrestrische Ursachen)

Ursachen des natuumlrlichen und anthro-pogenen Treibhaus-effekts

Klima- szenarien und regionale Unterschiede

hellip

erschlieszligen die Ursachen fuumlr den zunehmenden anthropogenen Treib-hauseffekt unter Beruumlck-sichtigung wissenschaft-licher Erkenntnisse

beschreiben ausgewaumlhl-te Szenarien des IPCC-Reports und untersuchen die regional unterschied-liche Erwaumlrmung der Erde infolge des Klima-wandels

stellen unterschiedliche Positionen und Meinun-gen zum Klimawandel dar und hinterfragen diese kritisch

hellip

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

10 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Tabelle 2 Ableitung von Leistungsmerkmalen am Beispiel 7 bdquoKlimawandel als globale Herausforderungldquo des Fachlehrplans im Fach Geographie der Jahrgangsstufe 10 des Gymnasiums in Bayern (Ausschnitt aus Tabelle 1 hervorgehobene Zelle)

Kompetenzerwartung Inhalt

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

Ursachen des natuumlrlichen und anthropogenen Treibhaus-effekts

beschreiben ausgewaumlhl-te Szenarien des IPCC-Reports und untersuchen die regional unterschied-liche Erwaumlrmung der Erde infolge des Klima-wandels

Ableitung von Leistungsmerkmalen (Beispiele)

Operator und Inhalt beschreiben ausgewaumlhlte Szenarien des IPCC-Reports im Hinblick auf Ursachen des natuumlrli-chen und anthropogenen Treibhauseffekts

bull sachgerechte Sprache Form Darstellung

bull sachgerechte Wahl des Mediums

bull passender Grad an DetailliertheitDifferenzierung

bull realistische inhaltliche Ausarbeitung

Operator und Inhalt untersuchen die regional unter-schiedliche Erwaumlrmung der Erde infolge des Klimawandels unter Beruumlcksichtigung der Ursachen des natuumlrlichen und anthropogenen Treibhauseffekts

bull sachgerechte Darstellung der Fragestellung

bull sachgerechte Formulierung von Hypothesen

bull sachgerechte Ausarbeitung methodischer Aspekte

bull sachgerechte Entwicklung eines Untersuchungsdesigns

bull passende Einordnung moumlglicher Ergebnisse

Variation der Schwierigkeit durch

bull Variation der Komplexitaumlt der zu verarbeitenden Infor-mation z B ErhoumlhungVerringerung der Anzahl der Szenarien des IPCC-Reports oder Hinzunahme weiterer QuellenInhalte (Komplexitaumlt der zu verarbeitenden In-formation)

bull Variation der Komplexitaumlt der Aufgabe bzw der Loumlsung (Umfang und Tiefe der Untersuchung)

bull Umfang der Sprachproduktion bei der Loumlsung von Auf-gaben

bull hellip

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

11Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Beispiel fuumlr die Ableitung von Leistungsmerkmalen bei integrierter Ausweisung von Kompe-tenzerwartungen und Inhalten

Das zweite Beispiel bezieht sich auf den Fachlehrplan fuumlr das Fach Deutsch in der Grundschule (Jahrgangsstufen 3 und 4) In diesem sind die Kompetenzerwartungen bereits mit konkreten Inhalten verbunden Eine Darstellung als Matrix eruumlbrigt sich daher

Tabelle 3 Ausschnitt aus dem Lernbereich 3 bdquoSchreiben 32 Texte planen und schreibenldquo im Fach Deutsch der Jahrgangsstufe 3 und 4 der Grundschule

Kompetenzerwartungen

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

bull nutzen vor dem Schreiben Methoden zur Sammlung und Ordnung von Wortmaterial Informationen Begruumlndungen und Schreibideen (z B Stichwortzettel Mindmap)

bull ziehen auch im Austausch mit anderen typische Elemente aus erzaumlhlenden und infor-mierenden Texten heran (z B Wortmaterial typische Formulierungen oder Textbaustei-ne) und erstellen fuumlr eigene Texte Sammlungen (z B thematischen Wortschatz fuumlr Fan-tasiegeschichten oder Abenteuererzaumlhlungen Informationen aus Kindersachbuumlchern)

bull bauen ihre eigenen erzaumlhlenden Texte sinnvoll auf (z B Erzaumlhlsituation ndash Ereignis ndash Ausgang) und stellen ein erzaumlhlenswertes Ereignis ins Zentrum

bull gestalten erzaumlhlende Texte lebendig wirkungsvoll und anschaulich durch den gezielten Einsatz passender sprachlicher Mittel

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

12 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Tabelle 4 Ableitung von Leistungsmerkmalen (Lernbereich 3 bdquoSchreiben 32 Texte planen und schreibenldquo im Fach Deutsch der Jahrgangsstufe 3 und 4 der Grundschule)

Kompetenzerwartung konkretisierter Inhalt

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

Schreiben eines erzaumlhlenden Textes z B Fantasiegeschich-te oder Geschichte zu einem Impuls

bauen ihre eigenen er-zaumlhlenden Texte sinnvoll auf (z B Erzaumlhlsituation ndash Ereignis ndash Ausgang) und stellen ein erzaumlhlens-wertes Ereignis ins Zentrum

Ableitung von Leistungsmerkmalen (Beispiele)

Operator und Inhalt bauen bauen ihre eigenen erzaumlhlen-den Texte sinnvoll auf

bull passende Erzaumlhlidee

bull Situations- und Figureneinfuumlhrung

bull sachgerechter stringenter Aufbau

bull Darstellung der Wahrnehmungen Gefuumlhle und Absichten der handelnden Figuren

Operator stellen ein erzaumlhlenswertes Ereignis ins Zentrum

bull angemessener Stellenwert des Ereignisses im Gesamt-text

bull zielfuumlhrender Einsatz erzaumlhlerischer Elemente (z B Auftreten typischer Figuren zur Erzeugung von Span-nung Kontraste zur Erzeugung einer uumlberraschenden Wendung hellip)

bull anschauliche und schluumlssige inhaltliche Ausarbeitung

Variation der Schwierigkeit durch

bull Umfang der Sprachproduktion

bull Orientierung an Textmustern

bull gezielte Nutzung der Wirkung von Orten Zeiten und Motiven

bull hellip

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

13Kompetenzorientierte LeistungsaufgabenKompetenzorientierte Leistungsaufgaben

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

In den folgenden Abschnitten wird hergeleitet welche Funktionen kompetenzorientierte Leistungsaufgaben haben wie ihre Schwierigkeit variiert werden kann und welche Merkma-le kompetenzorientierte Leistungsaufgaben im Einzelnen besitzen Dazu wird zunaumlchst zwi-schen Lernsituationen und Leistungssituationen unterschieden Auf ausfuumlhrliche Erlaumluterun-gen zu kompetenzorientierten Lernaufgaben wird an dieser Stelle verzichtet Solche finden sich in den entsprechenden Handreichungen und Leitfaumlden der verschiedenen Schularten

31 Unterscheidung von Lernsituationen und Leistungssituationen

Lernsituationen und Leistungssituationen haben unterschiedlichen Charakter und besitzen unterschiedliche Funktionen Sie werden einander in Tabelle 5 gegenuumlbergestellt

Tabelle 5 Gegenuumlberstellung Lernsituationen ndash Leistungssituationen

In Lernsituationen hellip In Leistungssituationen hellip

bull steht der Kompetenzerwerb im Mittel-punkt

bull duumlrfen Fehler gemacht werden Fehler koumlnnen als Lerngelegenheiten dienen und produktiven Charakter besitzen sowie die Lernmotivation steigern

bull sollen Loumlsungswege und Herange-hensweisen ausprobiert und reflektiert werden Der Prozess des Problemloumlsens steht im Vordergrund

bull sollte ein Klima vorherrschen das Schuumllerinnen und Schuumllern erlaubt mit Neugierde und Interesse neue Sachverhalte zu erschlieszligen und neue Informationen in vorhandene Wissens-strukturen zu integrieren

bull sollten Aufgaben eingesetzt werden die einen hohen Aufforderungscharak-ter besitzen

bull koumlnnen individuell differenzierte Auf-gaben angeboten werden

bull steht das Ergebnis des Kompetenzer-werbs und eine bestmoumlgliche Leistung im Fokus

bull stellen Fehler eine Abweichung der er-brachten Leistung von der gewuumlnsch-ten angezielten Leistung dar In Leistungssituationen sind Fehler nicht produktiv sondern werden vermieden

bull steht das erzielte Resultat im Zent-rum Das Problemloumlsen soll zu einem adaumlquaten Ergebnis fuumlhren

bull spielen Leistungserwartungen und das subjektiv empfundene Erleben der eigenen Leistungsfaumlhigkeit eine Rolle

bull werden Leistungen in der Regel auf Grund aumluszligerer Anlaumlsse anhand von Aufgaben mit eindeutig festgelegten Zielsetzungen erbracht

bull werden keine individuell leistungsdiffe-renzierte Aufgaben gestellt

Die Vermischung von Lern- und Leistungssituationen kann negative Auswirkungen auf Lern-ergebnisse sowie emotionale und motivationale Aspekte des Lernens haben Eine Vielzahl von Studien zeigt dass langfristig guumlnstigere Lernergebnisse erreicht werden koumlnnen wenn

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

14 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Lernsituationen und Leistungssituationen voneinander getrennt und Lernsituationen gezielt als solche gestaltet werden (Hascher 2005 Meyer Seidel amp Prenzel 2006 Soderstrom amp Bjork 2015) Leistungssituationen muumlssen als solche ausgewiesen werden Schuumllerinnen und Schuumllern muss bewusst sein wann von ihnen welche Leistungen erwartet und wie diese bewertet werden

Lern- und Leistungssituationen stellen an das paumldagogische und didaktische Vorgehen un-terschiedliche Anforderungen Darunter faumlllt auch die Gestaltung entsprechender Aufgaben fuumlr Lern- und Leistungssituationen Die Unterscheidung von Lern- und Leistungsaufgaben ist somit fuumlr den Unterricht von groszliger Bedeutung (Lankes 2012 ISB 2009)

32 Begriffsklaumlrung bdquoLernaufgabenldquo und bdquoLeistungsaufgabenldquo

bull Lernaufgaben dienen dazu Lernprozesse anzustoszligen Welche Lernaufgaben fuumlr welche Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden muumlssen Lehrkraumlfte vor dem Hintergrund des individuellen Lernstands und des Lernverhaltens der jeweiligen Schuumllerinnen und Schuumller reflektieren Diese Reflexion dient der Gestaltung und Verbesserung des Lern-prozesses

bull Leistungsaufgaben werden in erster Linie in klar definierten Leistungs- und Pruumlfungssi-tuationen eingesetzt Ihre Funktion besteht darin die Ergebnisse von Lernprozessen in Bezug auf angestrebte Kompetenzerwartungen sichtbar zu machen

33 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben (z B im Rahmen von Schulaufgaben oder muumlnd-lichen Pruumlfungen) muumlssen und koumlnnen nicht dieselben messtheoretischen Anforderungen erfuumlllen wie Testaufgaben wie sie beispielsweise in Vergleichsarbeiten (VERA) eingesetzt wer-den Aus diesem Grund ist es nicht sinnvoll Aufgaben die der Leistungserhebung im kom-petenzorientierten Unterricht dienen als bdquoTestaufgabenldquo zu bezeichnen Die Bezeichnung bdquokompetenzorientierte Leistungsaufgabenldquo ist passender

Jedoch muumlssen sich kompetenzorientierte Leistungsaufgaben daran orientieren Kompeten-zen in angemessenem Maszlige inhaltlich richtig zuverlaumlssig und nachvollziehbar zu erfassen2 Gleichzeitig muss der Aufwand fuumlr die Vorbereitung Durchfuumlhrung und Korrektur in einem vertretbaren Rahmen liegen Leistungsaufgaben sind auf Kriterien bezogen Diese Kriterien sind die jeweiligen im LehrplanPLUS definierten bdquoKompetenzerwartungen und Inhalteldquo sowie die daraus abgeleiteten Leistungsmerkmale (vgl Abschnitt 24)

2 Unabhaumlngig davon sind bei der Erstellung von Leistungserhebungen die Vorgaben und Regelungen des Bayerischen Gesetzes uumlber das Erziehungs- und Unterrichtswesen (BayEUG) der Schulordnung fuumlr schulartuumlbergreifende Regelungen an Schulen in Bayern (Bayerische Schulordnung ndash BaySchO) sowie der Schulordnungen der jeweiligen Schulart in Bayern einzuhalten

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

15Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Funktionen von kompetenzorientierten Leistungsaufgaben

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

bull dienen der kriterienorientierten Leistungsbewertung (verbale Beschreibung undoder Zif-fernnote)

bull geben der Schuumllerin oder dem Schuumller ein Feedback uumlber den individuellen Stand im Lernprozess Sie zeigen uumlber welche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sieer bereits verfuumlgt und geben Hinweise fuumlr weitere individuelle Schritte im Kompetenzerwerb

bull geben dem Lehrenden ein Feedback uumlber die Lernergebnisse der Schuumllerinnen und Schuuml-ler und sind somit Grundlage fuumlr die Gestaltung individueller Foumlrderung im Unterricht

Kasten 3 Realisierung der Kompetenzorientierung in Leistungserhebungen

Eine Leistungserhebung ist dann kompetenzorientiert wenn sie eine kriterienorientierte Leistungseinschaumltzung und -bewertung im Hinblick auf die im jeweiligen Lehrplan be-schriebenen Kompetenzerwartungen und Inhalte erlaubt Die Frage ob bei kompetenzo-rientierten Leistungserhebungen saumlmtliche Einzelaufgaben Teilaufgaben und Leistungs-merkmale bdquokompetenzorientiertldquo sein muumlssen oder nicht ist von diesem Standpunkt aus zu beantworten Leistungserhebungen muumlssen als Ganzes kompetenzorientiert sein Das bedeutet dass kompetenzorientierte Leistungserhebungen auch Aufgaben enthal-ten koumlnnen die beispielsweise staumlrker das Wiedergeben von Wissen ins Zentrum ruumlcken Kompetenzorientierten Aufgaben sollte jedoch sofern die Wahlmoumlglichkeit besteht stets der Vorzug gegeben werden

Variation der Aufgabenschwierigkeit

Folgende generelle Merkmale bestimmen die Schwierigkeit von Aufgaben (vgl Lankes 2012)

bull Komplexitaumlt der Aufgabe bzw der Loumlsung

bull Komplexitaumlt der zu verarbeitenden Information und

bull Umfang der Sprachproduktion bei der Loumlsung von Aufgaben

Uumlber diese generellen schwierigkeitsbestimmenden Aufgabenmerkmale hinaus bieten die kompetenzorientierten Lehrplaumlne vielfaumlltige Moumlglichkeiten schwierigkeitsbestimmende Merkmale von kompetenzorientierten Aufgaben zu variieren Dies kann geschehen durch

bull die Auswahl von Kompetenzerwartungen und Inhalten sowie

bull unterschiedliches Kombinieren von Kompetenzerwartungen und Inhalten

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

16 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Merkmale kompetenzorientierter Leistungsaufgaben

Damit sich eine Leistungsaufgabe als bdquokompetenzorientierte Leistungsaufgabeldquo qualifiziert muss sie die im Folgenden genannten Merkmale aufweisen Kompetenzorientierte Leistungs-aufgaben

bull erfassen erworbene Kompetenzen anhand ausgewaumlhlter Inhalte

bull erfassen beobachtbare Leistungen und beobachtbares Verhalten

bull knuumlpfen an den Unterricht und die Kompetenzerwartungen des jeweiligen Lehrplans an

bull sind jeweils auf einen bestimmten Lernstand (im Verlauf des Schuljahres) ausgerichtet

bull koumlnnen in unterschiedlichsten Formen von Leistungserhebungen eingesetzt werden (schriftliche oder muumlndliche Aufgaben praktische Leistungsaufgaben oder Mischfor-men)

bull erlauben die Bewertung von Leistung anhand klarer nachvollziehbarer systematischer und fuumlr die Schuumllerinnen und Schuumller transparenter Kriterien und

bull erlauben die Einordnung von Lernergebnissen im Hinblick auf die Erreichung der Kom-petenzerwartungen des Lehrplans

Daruumlber hinaus sollten kompetenzorientierte Leistungsaufgaben folgende Eigenschaften ha-ben Sie sollten hellip

bull einen Lebenswelt- und Anwendungsbezug aufweisen

bull unterschiedliche Loumlsungswege und Herangehensweisen erlauben und

bull einen Transfer auf andere Problemstellungen ermoumlglichen

Unabhaumlngig davon ob Leistungserhebungen aus vielen einzelnen (Teil-)Aufgaben oder ledig-lich einer einzigen Aufgabe bestehen muumlssen sie im Sinne der Anforderungsbereiche I-III der Bildungsstandards das gesamte zu erwartende Leistungsspektrum abbilden

Kasten 4 Operatoren und Anforderungsbereiche

Die Bildungsstandards der KMK unterscheiden drei Anforderungsbereiche Die Bildungs-standards im Fach Mathematik fuumlr den Primarbereich benennen zum Beispiel folgende Anforderungsbereiche bdquoReproduzierenldquo (AB I) bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo (AB II) bdquoVerallgemeinern und Reflektierenldquo (AB III) Diese lassen sich nicht scharf voneinander abgrenzen Sie stellen einen auf praktischer Erfahrung beruhenden Orientierungsrahmen dar in dem sich Leistungen von Schuumllerinnen und Schuumllern bewegen Operatoren be-schreiben in Leistungsaufgaben Taumltigkeiten beim Bearbeiten dieser Aufgaben Sie lassen sich einem oder mehreren Anforderungsbereichen zuordnen In Leistungserhebungen sollten alle Anforderungsbereiche in einem ausgewogenen Verhaumlltnis beruumlcksichtigt wer-den

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

17Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Beispiel fuumlr eine kompetenzorientierte Leistungsaufgabe

Diese Aufgabe aus dem Fach Deutsch am Gymnasium stellt eine moumlgliche Form der kompe-tenzorientierten Leistungsaufgabe dar

Bundesjugendspiele

Am vergangenen Dienstag fanden an unserer Schule die alljaumlhrlichen Bundesjugendspie-le in Leichtathletik statt an denen alle Schuumllerinnen und Schuumller teilgenommen habenBearbeite zu diesem Rahmenthema eine der folgenden Aufgaben

a) Berichten

Zu besonderen schulischen Ereignissen erscheinen regelmaumlszligig Berichte auf der Schul-homepage unseres Gymnasiums um die gesamte Schulfamilie daruumlber zu informieren Der bdquoWebmasterldquo unserer Schule wuumlnscht sich eine Artikellaumlnge von ca 250 WoumlrternVerfasse einen solchen Bericht uumlber die Bundesjugendspiele der letzten Woche und er-laumlutere am Schluss knapp wieso du diese fuumlr eine aumluszligerst gelungene Sache haumlltst Gehe dabei grundsaumltzlich nur auf die drei Disziplinen Wurf Sprung und Sprint ein und lasse den 800-Meter-Lauf unberuumlcksichtigt Greife bei Bedarf auf das beigefuumlgte Material zu-ruumlck

b) Beschreiben

In einem eurer letzten Briefe an Ukesh das Patenkind eurer Klasse aus Nepal habt ihr eure Vorfreude auf die Bundesjugendspiele erwaumlhnt Nun fragt Ukesh nach und bittet darum ihm zu erklaumlren wie diese Spiele gehenVerfasse diesen Brief in dem du den Ablauf der Bundesjugendspiele genau beschreibst Gehe dabei grundsaumltzlich nur auf die drei Disziplinen Wurf Sprung und Sprint ein und lasse den 800-Meter-Lauf unberuumlcksichtigt Greife bei Bedarf auf das beigefuumlgte Material zuruumlck

c) Erzaumlhlen

Deine englischer Brieffreund-in hat dir in seinemihrem letzten Brief begeistert vom Sieg seinerihrer Klasse bei einem groszligen Schulturnier erzaumlhlt und in diesem Zusammen-hang nachgefragt ob an eurer Schule auch hin und wieder besondere Sportaktivitaumlten stattfindenSchreibe ihmihr nun einen Brief in dem du von den Bundesjugendspielen und wie du sie erlebt hast erzaumlhlst Hebe dabei zwei bis drei Elemente besonders hervor

d) Erzaumlhlen

Verfasse fuumlr das Geschichtenbuch unserer Klasse eine Houmlhepunkterzaumlhlung zu dem The-ma bdquoTrotz ungluumlcklichen Starts beim Sprint als Erste(r) ins Ziel gekommenldquo

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

18 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Material 1Bundesjugendspiele - Stadionplan mit Wettkampfstaumltten

18

Material 1

Bundesjugendspiele - Stadionplan mit Wettkampfstaumltten

Material 2

Bundesjugendspiele ndash Zeitplan fuumlr die Klasse 5a

Uhrzeit Maumldchen Jungen

820-835 Sprint 1

835-850 Weit 3

850-905 Weit 2

905-920 Ball 3

920-935 Ball 1

935-1025 Sprint 2

Link weiterfuumlhrende Hinweise zur Aufgabe bdquoBundesjugendspieleldquo fuumlr Lehrkraumlfteldquo

Material 2Bundesjugendspiele ndash Zeitplan fuumlr die Klasse 5a

Uhrzeit Maumldchen Jungen

820ndash835 Uhr Sprint 1

835ndash850 Uhr Weit 3

850ndash905 Uhr Weit 2

905ndash920 Uhr Ball 3

920ndash935 Uhr Ball 1

935ndash1025 Uhr Sprint 2

Weiterfuumlhrende Hinweise fuumlr Lehrkraumlfte zur Aufgabe bdquoBundesjugendspieleldquo finden Sie im Lehrplaninformationssystem (LehrplanPLUS Deutsch Gymnasium Jgst 5)

4 Schritte der Entwicklung von Leistungsaufgaben

19Kompetenzorientierte LeistungsaufgabenKompetenzorientierte Leistungsaufgaben

4 Schritte der Entwicklung von Leistungsaufgaben

Ergebnisse kompetenzorientierten Unterrichts muumlssen mit entsprechenden Aufgaben d h mit kompetenzorientierten Leistungsaufgaben erhoben werden Sie beruumlcksichtigen die im Lehrplan beschriebenen Kompetenzen und Inhalte Die Gestaltung von Aufgaben und Leis-tungserhebungen wird davon bestimmt welche Kompetenzen und Inhalte gepruumlft werden sollen

Wesentliche Schritte bei der Erstellung kompetenzorientierter Leistungsaufgaben sollten sein

bull Festlegen der Kompetenzerwartungen und Inhalte die bei einer Leistungserhebung ab-gedeckt werden sollen eine entsprechende Matrix die die Kompetenzerwartungen mit Inhalten kombiniert kann hier sehr hilfreich sein

bull Auswahl geeigneter Operatoren fuumlr Leistungsaufgaben die den Kompetenzerwartun-gen entsprechen

bull Ableitung und Festlegung von Leistungsmerkmalen anhand derer die Auspraumlgung einer Kompetenz beobachtet werden kann

bull Uumlberpruumlfen des Erreichens von Kompetenzerwartungen je nach Komplexitaumlt auch mit mehreren (Teil-)Aufgaben

bull Beruumlcksichtigung des zu erwartenden Leistungsstandes der gesamten Lerngruppe im Hinblick auf das Fortschreiten im LehrplanPLUS

bull Festlegen des Formats der Leistungserhebung schriftlich muumlndlich praktisch oder Mischform

bull Festlegen des Formats der Aufgaben (geschlossene oder offene Aufgaben Aufgaben mit einer Auswahl von Antworten Kurzantworten Texterstellung etc)

bull Erstellen von Bewertungskriterien fuumlr jede Aufgabe die ndash auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller ndash transparent und nachvollziehbar sind

Kasten 5 Funktionen von Bewertungskriterien

Bewertungskriterien helfen hellip

bull erwartete Leistungen auf der Basis von Leistungsmerkmalen zu beschreiben

bull Faumlhigkeitsniveaus und Abstufungen von Leistung darzustellen

bull Leistungen paumldagogisch-diagnostisch einzuordnen

bull transparente Ruumlckmeldungen an die Schuumllerinnen und Schuumller bereitzustellen und

bull Qualitaumltsstandards bei der Bewertung einzuhalten

Wesentlich bei der Erstellung von kompetenzorientierten Aufgaben ist die hier dargestellte Ableitung von Leistungsaufgaben aus den Kompetenzerwartungen und Inhalten des Lehr-planPLUS Kompetenzorientierte Aufgaben koumlnnen nicht unmittelbar aus den Lehrplaumlnen entnommen werden Ihre Erstellung erfordert das planvolle und zweckgerichtete Vorgehen der Lehrkraft mit engem Bezug zum vorhergehenden Unterricht

Literaturverzeichnis

20 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Literaturverzeichnis

Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst (2014) Lehr-planPLUS Grundschule Lehrplan fuumlr die bayerische Grundschule Bildungs- und Erzie-hungsauftrag der Grundschule Verfuumlgbar unter httpwwwlehrplanplusbayerndebildungs-und-erziehungsauftraggrundschule [23072019]

Hascher T (2005) Emotionen im Schulalltag Wirkungen und Regulationsformen Zeitschrift fuumlr Paumldagogik 51 (5) 610ndash625

ISB (2017) Leistungserhebung Leistungsdokumentation und Leistungsbewertung im kompe-tenzorientierten Unterricht der Mittelschule Muumlnchen ISB Verfuumlgbar unter httpwwwisbbayerndedownload19759hr_leistung__mittelschule_internetpdf [23072019]

ISB (2017) Kompetenzorientierter Unterricht Leistungen beobachten ndash erheben ndash bewerten (Grundschule) Muumlnchen ISB Verfuumlgbar unter httpswwwisbbayerndedownload 19518leistung_grundschule_internetpdf [23072019]

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KMK (2004) Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz Erlaumluterungen zur Konzepti-on und Entwicklung Verfuumlgbar unter httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20042004_12_16-Bildungsstandards-Konzeption-Entwicklungpdf [23072019]

KMK (1973) Beschluss der Kultusministerkonferenz Zur Stellung des Schuumllers in der Schule Verfuumlgbar unter httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse1973 1973_05_25_Stellung_Schuelerpdf [23072019]

Klieme E Avenarius H Blum W Doumlbrich P Gruber H Prenzel M Reiss K Riquarts K Rost J Tenorth H-E amp Vollmerck H (2009) Zur Entwicklung nationaler Bildungs-standards Eine Expertise Berlin Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung Ver-fuumlgbar unter httpedudocchrecord33468filesdevelop_standards_nat_form_dpdf [23072019]

Lankes E M (2012) Kompetent durch Aufgaben Die Rolle von Lernaufgaben bei der Ent-wicklung von Kompetenzen Schulverwaltung Bayern 7ndash8 22ndash24

Meyer L Seidel T amp Prenzel M (2006) Wenn Lernsituationen zu Leistungssituationen wer-den Untersuchung zur Fehlerkultur in einer Videostudie Schweizerische Zeitschrift fuumlr Bildungswissenschaften 28 (1) 21ndash41

Seel N M amp Hanke U (2015) Erziehungswissenschaft Lehrbuch fuumlr Bachelor Master- und Lehramtsstudierende Berlin Heidelberg Springer

Soderstrom N C amp Bjork R A (2015) Learning Versus Performance An Integrative Review Perspectives on Psychological Science Vol 10(2) 176ndash199

Weinert F E (2001) Vergleichende Leistungsmessung in Schulen ndash Eine umstrittene Selbst-verstaumlndlichkeit In F E Weinert (Hrsg) Leistungsmessungen in Schulen (S17ndash31) Weinheim Beltz

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

ensp wwwlehrplanplusbayernde

Weitere Informationen

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Hinweis Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bayerischen Staatsregierung herausgegeben Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerbern oder Wahl helfern im Zeitraum von fuumlnf Monaten vor einer Wahl zum Zwecke der Wahlwerbung verw endet werden Dies gilt fuumlr Landtags- Bundestags- Kommunal- und Europawahlen Missbraumluchlich ist waumlhrend dieser Zeit insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen an Informa tionsstaumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken

und Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Staatsr egierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte Den Parteien ist es gestattet die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden

BAYERN I DIREKT ist Ihr direkter Draht zur Bayerischen Staats re gierung Unter Telefon 0 89 12 22 20 oder per E-Mail unter direktbayernde erhalten Sie Informa tionsmaterial und Broschuumlren Auskunft zu aktuellen Themen und Inter net quellen sowie Hinweise zu Behoumlrden zustaumlndigen Stellen und Ansprech partnern bei der Bayerischen Staats regierung

HerausgeberBayerisches Staatsministerium fuumlr Unterricht und Kultus Ref Oumlffentlichkeitsarbeit Salvatorstraszlige 2 80333 Muumlnchen

Dieser Leitfaden wurde im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Unterricht und Kultus vom Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung erarbeitet

RedaktionAlexandra EberhardtDr Gabriele LoiblFranziska LugertMagnus OrtingerUlrike PykaDr Bernd Schaal (Leitung)Corina Sperr-BaumgaumlrtnerAndreas StreinzDr Ursula Weier(alle ISB)

AnschriftStaatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungGrundsatzabteilungSchellingstraszlige 15580797 MuumlnchenTel 089 2170-2238Fax 089 2170-2205E-Mail kontaktisbbayerndeInternet wwwisbbayernde

GestaltungPrePress-Salumaecom Kaisheim

DruckAppel amp Klinger Druck und Medien GmbH Schneckenlohe

StandOktober 2019

Page 2: Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben - Bayern...2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung 4 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben 2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

KOMPETENZORIENTIERTELEISTUNGSAUFGABEN

Schulartuumlbergreifender Leitfaden

Muumlnchen 2019

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Inhaltsverzeichnis

2 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

1 Einleitung 4

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung 5

21 Bestimmung des Begriffs bdquoKompetenzldquo 5

22 Bildungspolitische und paumldagogische Legitimation der Kompetenzorien- tierung 5

221 Bildungspolitische Legitimation 5

222 Paumldagogische Legitimation 5

23 Kompetenz und Leistung 6

24 Kompetenzerwartungen als Bezugspunkt fuumlr die Erstellung von Leistungsaufgaben 7

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben 13

31 Unterscheidung von Lernsituationen und Leistungssituationen 13

32 Begriffsklaumlrung bdquoLernaufgabenldquo und bdquoLeistungsaufgabenldquo 14

33 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben 14

4 Schritte der Entwicklung von Leistungsaufgaben 19

Literaturverzeichnis 20

1 Einleitung

3Kompetenzorientierte LeistungsaufgabenKompetenzorientierte Leistungsaufgaben

1 Einleitung

Gute Praxis gruumlndet stets auf einer schluumlssigen theoretischen Basis Die gute Praxis zum Thema bdquoLeistungserhebung und -bewertung im kompetenzorientierten Unter-richtldquo haben die sehr anschaulichen Handreichungen des ISB fuumlr die verschiedenen Schularten im Blick1 Umfassendere Erlaumluterungen zur theoretischen Basis liefert der vorliegende Leitfaden und stellt damit eine schulartuumlbergreifende Klammer dar die diese Handreichungen ergaumlnzt Er gibt zunaumlchst einen Einblick in das Konzept der Kompetenzorientierung Im Anschluss daran werden die bildungspolitische und die paumldagogische Legitimation der Kompetenzorientierung dargestellt Eroumlrtert wird auszligerdem die Bedeutung der Kompetenzerwartungen in den Fachlehrplaumlnen des LehrplanPLUS fuumlr schulische Leistungserhebungen Die Unterscheidung von Lern- und Leistungssituationen sowie Lern- und Leistungsaufgaben wird dargestellt und begruumlndet Schritte fuumlr die Erstellung von kompetenzorientierten Aufgaben werden skizziert

Der Leitfaden bietet keine Sammlung von Beispielaufgaben sondern stellt Grund-prinzipien dar Die angefuumlhrten Beispiele sollen an den jeweiligen Stellen das darge-stellte Grundprinzip veranschaulichen

Ansprechen moumlchte der Leitfaden Verantwortliche in der Schulaufsicht und der Se-minarausbildung Angehoumlrige der ISB-Lehrplankommissionen und Lehrplanmultipli-katoren die sich fuumlr grundlegende Aspekte der Kompetenzorientierung bei der Leis-tungserhebung interessieren Verwendungsmoumlglichkeiten ergeben sich im Rahmen der Umsetzung von Lehrplaumlnen des LehrplanPLUS und schulinterner Fortbildungen oder paumldagogischer Tage

1 beispielweise die Handreichungen bdquoLeistungserhebung Leistungsdokumentation und Leistungsbe-wertung im kompetenzorientierten Unterricht der Mittelschuleldquo und bdquoKompetenzorientierter Unter-richt Leistungen beobachten ndash erheben ndash bewerten (Grundschule)ldquo

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

4 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

Die Begriffe bdquoKompetenzldquo und bdquoKompetenzorientierungldquo spielen im schulischen Ler-nen eine zentrale Rolle In den folgenden Abschnitten werden diese Begriffe erlaumlu-tert Ihre Bedeutung fuumlr die Leistungserhebung wird dargestellt

21 Bestimmung des Begriffs bdquoKompetenzldquo

Der Begriff bdquoKompetenzldquo laumlsst sich in folgender Weise beschreiben (vgl ISB 2015 Weinert 2001)

bull Kompetenzen sind erwerbbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die benoumltigt werden um bestimmte Aufgaben und Problemstellungen zu loumlsen

bull Sie umfassen neben den fachlichen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten auch fachuumlbergreifende Faumlhigkeiten wie Argumentationsfaumlhigkeit Problemloumlsefaumlhigkeit Reflexionsfaumlhigkeit und Urteilsfaumlhigkeit sowie handlungsbezogene Faumlhigkeiten

bull Kompetenzen verbinden fachliches Wissen und die Faumlhigkeit dieses Wissen sinnvoll zu nutzen und verantwortlich einzusetzen

bull Im Unterricht sollen Schuumllerinnen und Schuumller fachliche fachuumlbergreifende und hand-lungsbezogene Kompetenzen erwerben die erforderlich sind lebensweltliche Aufgaben und Problemstellungen eigen- und sozialverantwortlich zu loumlsen

bull Obwohl primaumlr fachspezifisch sind Kompetenzen auch haumlufig zu einem bestimmten Grad generalisierbar

Kasten 1 Beispiel fuumlr eine fachspezifische und generalisierte Kompetenz

Fachspezifische Kompetenz Grammatische Faumlhigkeiten in einer bestimmten Sprache (z B Lernbereich 6 bdquoVerfuumlgen uumlber sprachliche Mittelldquo im Lehrplan fuumlr das Fach Englisch in der Realschule)

Die Schuumllerinnen und Schuumller

bull stellen zeitliche Bezuumlge her und berichten zunehmend differenziert uumlber Vorgaumlnge und Zusammenhaumlnge in der Gegenwart und Vergangenheit Sie verwenden grundlegende Strukturen um uumlber Zukuumlnftiges zu sprechen und variieren ihre Aussagen

ndash simple past (revision)

ndash past progressive

ndash contrast simple and progressive tenses (present and past)

ndash present perfect simple (a recent action a present result of a past action)

ndash more ways of expressing the future (no contrast) will future (prediction instant de-cision) going-to future (intention prediction based on the present situation)

Generalisierte Kompetenz Denken in grammatikalischen Strukturen

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

5Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

22 Bildungspolitische und paumldagogische Legitimation der Kompetenzorientierung

221 Bildungspolitische Legitimation

bdquoKenntnisse und Fertigkeiten zu vermitteln und Faumlhigkeiten zu entwickelnldquo ist eine der we-sentlichen Aufgaben der Schulen (Art 2 Abs 1 BayEUG) Aumlhnlich formuliert findet sich dieses zentrale Ziel auch im gemeinsamen Beschluss der Staumlndigen Konferenz der Kultusminister der Laumlnder in der Bundesrepublik Deutschland (KMK) aus dem Jahr 1973 Gleichzeitig haben Schulen daruumlber hinausgehende Bildungs- und Erziehungsaufgaben Diese richten sich auf die Bildung der Persoumlnlichkeit sowie die Vermittlung der Grundwerte unserer demokratischen Gesellschaft

Welche Kenntnisse Fertigkeiten und Faumlhigkeiten Schuumllerinnen und Schuumller in der Schule er-werben sollen ist nicht nur Gegenstand von Lehrplaumlnen sondern auch eines laumlnderuumlbergrei-fenden Abstimmungsprozesses Dieser Prozess fuumlhrte 2004 zur Formulierung von Bildungs-standards durch die Kultusministerkonferenz (KMK 2004) Die Bildungsstandards werden in den Lehrplaumlnen fuumlr bayerische Schulen (LehrplanPLUS) konkretisiert Die Lehrplaumlne des LehrplanPLUS beschreiben die fachlichen Anforderungen in Form von Kompetenzerwartun-gen und Inhalten

Die bildungspolitische Legitimation der Kompetenzorientierung leitet sich aus den o g Quel-len ab Kompetenzorientierung ist eine bildungspolitische Schwerpunktsetzung der bayeri-schen Staatsregierung die maszliggeblich war fuumlr den Auftrag entsprechende Lehrplaumlne zu erarbeiten (KMS III7-5S4410-651703 vom 27 Juli 2010) Die Kompetenzorientierung ist eine praumlgende Grundlage der Lehrplaumlne fuumlr bayerische Schulen

222 Paumldagogische Legitimation

Kompetenzorientierung im Unterricht hat zum Ziel dass Schuumllerinnen und Schuumller Kompe-tenzen erwerben Diese Feststellung ist nicht trivial denn der Erwerb von Kompetenzen im Unterricht geht uumlber den reinen Wissenserwerb hinaus Gleichzeitig bleibt fuumlr den Kompe-tenzerwerb und nachhaltiges Lernen ein dauerhaft verfuumlgbares und vernetztes Wissen un-verzichtbar Kompetenzorientierung stellt die Lernenden als handelnde Personen und den langfristigen Erwerb von Kompetenzen als Ziel in den Mittelpunkt Daruumlber hinaus traumlgt sie auch dazu bei dass Schuumllerinnen und Schuumller Kompetenzen selbststaumlndig erwerben und in die Lage versetzt werden ihr eigenes Vorgehen kritisch zu hinterfragen und zu bewerten Diese grundlegenden Aussagen stellen die paumldagogische Legitimation der Kompetenzorien-tierung dar

Kompetenzorientierter Unterricht umfasst auszligerdem den Aufbau von fachuumlbergreifenden und handlungsbezogenen Kompetenzen Kompetenzerwerb stellt somit auch die Grundlage fuumlr Bildung dar die darauf zielt Schuumllerinnen und Schuumller in die Lage zu versetzen in un-terschiedlichsten Lebenssituationen uumlberdauernd selbststaumlndig handeln zu koumlnnen aktiv an gesellschaftlichen Prozessen und an kulturellen Angeboten teilzuhaben sowie lebenslanges Lernen zu ermoumlglichen

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

6 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

23 Kompetenz und Leistung

Fuumlr den LehrplanPLUS wurden unter Beruumlcksichtigung der Bildungsstandards und des Bil-dungs- und Erziehungsauftrags von Schule fuumlr die jeweiligen Faumlcher Kompetenzstrukturmo-delle entwickelt Sie beschreiben prozessbezogene Kompetenzen bzw Kompetenzbereiche und den inhaltlich-fachlichen Rahmen des jeweiligen Faches Auf dieser Basis werden fuumlr die einzelnen Faumlcher im LehrplanPLUS jeweils schulart- und jahrgangsstufenbezogen Grundle-gende Kompetenzen und Kompetenzerwartungen beschrieben

bull Grundlegende Kompetenzen verdeutlichen die Gesamtidee eines Faches in einer bzw zwei Jahrgangsstufen und beschreiben zusammenfassend Kompetenzen die in diesem Fach in einem bestimmten Zeitraum uumlberdauernd und mit nachhaltiger Wirkung aufge-baut werden sollen Sie beschreiben situations- und anforderungsbezogen uumlber welches Wissen und Koumlnnen die Schuumllerinnen und Schuumller dauerhaft verfuumlgen sollen

bull Fachlehrplaumlne untergliedern sich in Lernbereiche In diesen werden Kompetenzerwar-tungen sowie dazugehoumlrige Inhalte benannt Kompetenzerwartungen der einzelnen Lernbereiche stellen die Konkretisierung der Grundlegenden Kompetenzen anhand der im Lehrplan bestimmten Inhalte dar

Kompetenzen sind nicht direkt beobachtbar Kompetenzerwartungen dagegen beschreiben Leistungen und Verhalten die systematisch beobachtbar sind und damit im Unterricht und in Leistungssituationen erhoben werden koumlnnen (vgl Klieme 2009 S9)

Kasten 2 Beispiel fuumlr beobachtbares Verhalten beobachtbare Leistungen

Kompetenz (nicht direkt beobachtbar)

Eine SchuumllerinEin Schuumller verfuumlgt uumlber eine klare Zahlvorstellung

Kompetenzerwartungen im Lehrplan (beobachtbares Verhaltenbeobachtbare Leis-tungen)

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

bull orientieren sich im Zahlenraum durch flexibles Zaumlhlen (vorwaumlrts ruumlckwaumlrts in Schrit-ten)

bull ordnen Zahlen auf dem Zahlenstrahl

bull vergleichen Zahlen mit den Zeichen bdquogtldquo bdquoltldquo und bdquo=ldquo

bull begruumlnden Beziehungen zwischen Zahlen (die Zahl 649 liegt zwischen 600 und 700 Sie liegt naumlher bei 500 als bei 1000hellip)

bull stellen Zahlen unterschiedlich dar (Stellenwertschreibweise Einerwuumlrfel und Zehner-stangen etc)

Lehrplaumlne treffen gleichermaszligen Festlegungen auf der Ebene des Koumlnnens und Wissens und der Ebene der beobachtbaren Leistungen und des beobachtbaren Verhaltens (vgl Abbil-dung 1) Sie beinhalten dadurch auch grundlegende Informationen daruumlber welche Leistun-gen Schuumllerinnen und Schuumller erbringen bzw welches Verhalten sie zeigen muumlssen damit daraus erschlossen werden kann inwieweit sie uumlber die angestrebte Kompetenz verfuumlgen

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

7Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Kompetenzebene

Performanzebene

beobachtbare Leistungen sowie beobachtbares Verhalten

Kompetenzen (fachliche fachuumlbergreifende und handlungsbezogeene Kompetenzen)

Testverfahren und Leistungserhebungen

Aufgaben

bdquoKoumlnnenldquo bdquoWissenldquo

Abbildung 1 Ebenen der Beschreibung und Erfassung von Kompetenzen (in Anlehnung an Seel amp Hanke 2015 S 21)

Testverfahren und Leistungserhebungen dienen dazu den Grad der Auspraumlgung von Kom-petenzen zu erfassen bdquoTestverfahrenldquo und bdquoLeistungserhebungenldquo sind nicht dasselbe Sie erfuumlllen unterschiedliche Zwecke

bull Zu den Testverfahren gehoumlren die Tests der internationalen und nationalen Vergleichs-studien (PISA IGLU Laumlndervergleich etc) sowie die Tests der Orientierungsarbeiten und Vergleichsarbeiten (VERA) Vergleichsstudien dienen dem Systemmonitoring Vergleichs-arbeiten der Unterrichts- und Schulentwicklung Sie erfuumlllen hohe messtheoretische und methodische Voraussetzungen Diese Testverfahren orientieren sich unmittelbar an den Bildungsstandards und nicht an den jeweiligen Lehrplaumlnen und sind daher in der Regel fuumlr die unterrichtsbezogene Leistungserhebung nicht nutzbar

bull Leistungserhebungen die von Lehrkraumlften entworfen werden dienen dazu festzustel-len inwieweit Schuumllerinnen und Schuumller bestimmte Kompetenzen im aktuellen Unter-richt erworben haben Sie orientieren sich an den Lehrplaumlnen insbesondere an den Kompetenzerwartungen in den einzelnen Lernbereichen der schulart- und jahrgangs-spezifischen Fachlehrplaumlne

24 Kompetenzerwartungen als Bezugspunkt fuumlr die Erstellung von Leistungsaufgaben

Kompetenzerwartungen beschreiben die zu erwerbenden Kompetenzen in sehr konkreter Weise Sie stehen mit den fachlichen Inhalten in direkter Beziehung und richten sich auf kon-krete Anforderungssituationen in denen Schuumllerinnen und Schuumller ihr Wissen und Koumlnnen anwenden Kompetenzerwartungen beinhalten eindeutige kompetenzbeschreibende Verben (Operatoren) Diese veranschaulichen die Taumltigkeiten beim Bearbeiten von Aufgaben Zusam-men mit den fachlichen Inhalten bilden die Kompetenzerwartungen die Grundlage fuumlr die Gestaltung von Lehr-Lernsituationen sowie von Leistungserhebungen

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

8 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Wie Leistungen und Verhalten auf der Basis des LehrplanPLUS beobachtbar gemacht werden koumlnnen wird in drei Schritten im Folgenden kurz skizziert und mit zwei Beispielen veran-schaulicht (siehe Tabelle 1 bis Tabelle 4) Kompetenzerwartungen und Inhalte fuumlr die Leis-tungsbeurteilung werden dabei in den Mittelpunkt geruumlckt Damit wird der LehrplanPLUS zum Bezugspunkt fuumlr die Leistungserhebung

1 Die Planung von Unterricht vollzieht sich auf der Grundlage des jeweiligen Fachlehrplans des bayerischen LehrplanPLUS In den einzelnen Lernbereichen ist dargestellt anhand wel-cher Inhalte Schuumllerinnen und Schuumller Kompetenzen erwerben sollen Dabei ergeben sich Variationsmoumlglichkeiten da Kompetenzen haumlufig anhand verschiedener im Lehrplan auf-gefuumlhrter Inhalte erworben werden koumlnnen Dies gilt sowohl fuumlr die getrennte Darstellung von Kompetenzerwartungen und Inhalten als auch fuumlr die integrierte Darstellung bei der Kompetenzerwartungen mit Inhalten verknuumlpft ausgewiesen werden

2 Die Kombination von Kompetenzerwartungen und Inhalten kann bei deren getrennter Darstellung als Matrix gedacht werden (Tabelle 1) Jede Zelle der Matrix gibt eine Kom-bination von Kompetenzerwartung und Inhalt wieder Ob die einzelnen Kombinationen fachlich und fachdidaktisch sinnvoll sind entscheidet die Lehrkraft Sie waumlhlt fuumlr die Pla-nung von Unterricht passende Kombinationen aus Diese bilden die Grundlage fuumlr die wei-tere Unterrichtsgestaltung Bei der integrierten Darstellung sind Kompetenzerwartungen und Inhalte bereits miteinander verbunden Inhalte benoumltigen ggf eine Konkretisierung bei der Aufgabenerstellung

3 Anhand der in den Kompetenzerwartungen genannten kompetenzbeschreibenden Ver-ben (Operatoren) und der gewaumlhlten Inhalte leiten Lehrkraumlfte Leistungsmerkmale ab die die Auspraumlgung einer Kompetenz beschreiben Diese stellen die Grundlage fuumlr die Erarbei-tung von Lern- und Leistungsaufgaben dar da anhand dieser Indikatoren festgestellt wer-den kann inwiefern Schuumllerinnen und Schuumller uumlber bestimmte Kompetenzen verfuumlgen

Beispiel fuumlr die Ableitung von Leistungsmerkmalen bei getrennter Ausweisung von Kompe-tenzerwartungen und Inhalten

Das Beispiel 1 stammt aus dem Fachlehrplan fuumlr das Fach Geographie der Jahrgangsstufe 10 des Gymnasiums Tabelle 1 stellt einen Ausschnitt aus dem Lernbereich 7 bdquoKlimawan-del als globale Herausforderungldquo dar Der Fachlehrplan wird als Matrix dargestellt Die im Fachlehrplan aufgelisteten Kompetenzerwartungen finden sich in der ersten Spalte In der zweiten Zeile sind exemplarisch einige Inhalte genannt Die Matrixdarstellung verdeutlicht dass Kompetenzerwartungen mit unterschiedlichen Inhalten kombiniert werden koumlnnen Im Beispiel wurde die grau hinterlegte Zelle als fachlich und fachdidaktisch sinnvolle Kombinati-on ausgewaumlhlt Fuumlr diese Zelle der Matrix wurden entsprechende Indikatoren abgeleitet (siehe Tabelle 2)

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

9Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Tabelle 1 Ausschnitt aus dem Lernbereich 7 bdquoKlimawandel als globale Herausforderungldquo des Fachlehr-plans Gymnasium im Fach Geographie Jahrgangsstufe 10 dargestellt als Matrix

Kompetenzerwartung Inhalt

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

Moumlgliche Antriebs-kraumlfte fuumlr den Klimawandel (extraterres-trische und terrestrische Ursachen)

Ursachen des natuumlrlichen und anthro-pogenen Treibhaus-effekts

Klima- szenarien und regionale Unterschiede

hellip

erschlieszligen die Ursachen fuumlr den zunehmenden anthropogenen Treib-hauseffekt unter Beruumlck-sichtigung wissenschaft-licher Erkenntnisse

beschreiben ausgewaumlhl-te Szenarien des IPCC-Reports und untersuchen die regional unterschied-liche Erwaumlrmung der Erde infolge des Klima-wandels

stellen unterschiedliche Positionen und Meinun-gen zum Klimawandel dar und hinterfragen diese kritisch

hellip

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

10 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Tabelle 2 Ableitung von Leistungsmerkmalen am Beispiel 7 bdquoKlimawandel als globale Herausforderungldquo des Fachlehrplans im Fach Geographie der Jahrgangsstufe 10 des Gymnasiums in Bayern (Ausschnitt aus Tabelle 1 hervorgehobene Zelle)

Kompetenzerwartung Inhalt

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

Ursachen des natuumlrlichen und anthropogenen Treibhaus-effekts

beschreiben ausgewaumlhl-te Szenarien des IPCC-Reports und untersuchen die regional unterschied-liche Erwaumlrmung der Erde infolge des Klima-wandels

Ableitung von Leistungsmerkmalen (Beispiele)

Operator und Inhalt beschreiben ausgewaumlhlte Szenarien des IPCC-Reports im Hinblick auf Ursachen des natuumlrli-chen und anthropogenen Treibhauseffekts

bull sachgerechte Sprache Form Darstellung

bull sachgerechte Wahl des Mediums

bull passender Grad an DetailliertheitDifferenzierung

bull realistische inhaltliche Ausarbeitung

Operator und Inhalt untersuchen die regional unter-schiedliche Erwaumlrmung der Erde infolge des Klimawandels unter Beruumlcksichtigung der Ursachen des natuumlrlichen und anthropogenen Treibhauseffekts

bull sachgerechte Darstellung der Fragestellung

bull sachgerechte Formulierung von Hypothesen

bull sachgerechte Ausarbeitung methodischer Aspekte

bull sachgerechte Entwicklung eines Untersuchungsdesigns

bull passende Einordnung moumlglicher Ergebnisse

Variation der Schwierigkeit durch

bull Variation der Komplexitaumlt der zu verarbeitenden Infor-mation z B ErhoumlhungVerringerung der Anzahl der Szenarien des IPCC-Reports oder Hinzunahme weiterer QuellenInhalte (Komplexitaumlt der zu verarbeitenden In-formation)

bull Variation der Komplexitaumlt der Aufgabe bzw der Loumlsung (Umfang und Tiefe der Untersuchung)

bull Umfang der Sprachproduktion bei der Loumlsung von Auf-gaben

bull hellip

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

11Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Beispiel fuumlr die Ableitung von Leistungsmerkmalen bei integrierter Ausweisung von Kompe-tenzerwartungen und Inhalten

Das zweite Beispiel bezieht sich auf den Fachlehrplan fuumlr das Fach Deutsch in der Grundschule (Jahrgangsstufen 3 und 4) In diesem sind die Kompetenzerwartungen bereits mit konkreten Inhalten verbunden Eine Darstellung als Matrix eruumlbrigt sich daher

Tabelle 3 Ausschnitt aus dem Lernbereich 3 bdquoSchreiben 32 Texte planen und schreibenldquo im Fach Deutsch der Jahrgangsstufe 3 und 4 der Grundschule

Kompetenzerwartungen

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

bull nutzen vor dem Schreiben Methoden zur Sammlung und Ordnung von Wortmaterial Informationen Begruumlndungen und Schreibideen (z B Stichwortzettel Mindmap)

bull ziehen auch im Austausch mit anderen typische Elemente aus erzaumlhlenden und infor-mierenden Texten heran (z B Wortmaterial typische Formulierungen oder Textbaustei-ne) und erstellen fuumlr eigene Texte Sammlungen (z B thematischen Wortschatz fuumlr Fan-tasiegeschichten oder Abenteuererzaumlhlungen Informationen aus Kindersachbuumlchern)

bull bauen ihre eigenen erzaumlhlenden Texte sinnvoll auf (z B Erzaumlhlsituation ndash Ereignis ndash Ausgang) und stellen ein erzaumlhlenswertes Ereignis ins Zentrum

bull gestalten erzaumlhlende Texte lebendig wirkungsvoll und anschaulich durch den gezielten Einsatz passender sprachlicher Mittel

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

12 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Tabelle 4 Ableitung von Leistungsmerkmalen (Lernbereich 3 bdquoSchreiben 32 Texte planen und schreibenldquo im Fach Deutsch der Jahrgangsstufe 3 und 4 der Grundschule)

Kompetenzerwartung konkretisierter Inhalt

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

Schreiben eines erzaumlhlenden Textes z B Fantasiegeschich-te oder Geschichte zu einem Impuls

bauen ihre eigenen er-zaumlhlenden Texte sinnvoll auf (z B Erzaumlhlsituation ndash Ereignis ndash Ausgang) und stellen ein erzaumlhlens-wertes Ereignis ins Zentrum

Ableitung von Leistungsmerkmalen (Beispiele)

Operator und Inhalt bauen bauen ihre eigenen erzaumlhlen-den Texte sinnvoll auf

bull passende Erzaumlhlidee

bull Situations- und Figureneinfuumlhrung

bull sachgerechter stringenter Aufbau

bull Darstellung der Wahrnehmungen Gefuumlhle und Absichten der handelnden Figuren

Operator stellen ein erzaumlhlenswertes Ereignis ins Zentrum

bull angemessener Stellenwert des Ereignisses im Gesamt-text

bull zielfuumlhrender Einsatz erzaumlhlerischer Elemente (z B Auftreten typischer Figuren zur Erzeugung von Span-nung Kontraste zur Erzeugung einer uumlberraschenden Wendung hellip)

bull anschauliche und schluumlssige inhaltliche Ausarbeitung

Variation der Schwierigkeit durch

bull Umfang der Sprachproduktion

bull Orientierung an Textmustern

bull gezielte Nutzung der Wirkung von Orten Zeiten und Motiven

bull hellip

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

13Kompetenzorientierte LeistungsaufgabenKompetenzorientierte Leistungsaufgaben

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

In den folgenden Abschnitten wird hergeleitet welche Funktionen kompetenzorientierte Leistungsaufgaben haben wie ihre Schwierigkeit variiert werden kann und welche Merkma-le kompetenzorientierte Leistungsaufgaben im Einzelnen besitzen Dazu wird zunaumlchst zwi-schen Lernsituationen und Leistungssituationen unterschieden Auf ausfuumlhrliche Erlaumluterun-gen zu kompetenzorientierten Lernaufgaben wird an dieser Stelle verzichtet Solche finden sich in den entsprechenden Handreichungen und Leitfaumlden der verschiedenen Schularten

31 Unterscheidung von Lernsituationen und Leistungssituationen

Lernsituationen und Leistungssituationen haben unterschiedlichen Charakter und besitzen unterschiedliche Funktionen Sie werden einander in Tabelle 5 gegenuumlbergestellt

Tabelle 5 Gegenuumlberstellung Lernsituationen ndash Leistungssituationen

In Lernsituationen hellip In Leistungssituationen hellip

bull steht der Kompetenzerwerb im Mittel-punkt

bull duumlrfen Fehler gemacht werden Fehler koumlnnen als Lerngelegenheiten dienen und produktiven Charakter besitzen sowie die Lernmotivation steigern

bull sollen Loumlsungswege und Herange-hensweisen ausprobiert und reflektiert werden Der Prozess des Problemloumlsens steht im Vordergrund

bull sollte ein Klima vorherrschen das Schuumllerinnen und Schuumllern erlaubt mit Neugierde und Interesse neue Sachverhalte zu erschlieszligen und neue Informationen in vorhandene Wissens-strukturen zu integrieren

bull sollten Aufgaben eingesetzt werden die einen hohen Aufforderungscharak-ter besitzen

bull koumlnnen individuell differenzierte Auf-gaben angeboten werden

bull steht das Ergebnis des Kompetenzer-werbs und eine bestmoumlgliche Leistung im Fokus

bull stellen Fehler eine Abweichung der er-brachten Leistung von der gewuumlnsch-ten angezielten Leistung dar In Leistungssituationen sind Fehler nicht produktiv sondern werden vermieden

bull steht das erzielte Resultat im Zent-rum Das Problemloumlsen soll zu einem adaumlquaten Ergebnis fuumlhren

bull spielen Leistungserwartungen und das subjektiv empfundene Erleben der eigenen Leistungsfaumlhigkeit eine Rolle

bull werden Leistungen in der Regel auf Grund aumluszligerer Anlaumlsse anhand von Aufgaben mit eindeutig festgelegten Zielsetzungen erbracht

bull werden keine individuell leistungsdiffe-renzierte Aufgaben gestellt

Die Vermischung von Lern- und Leistungssituationen kann negative Auswirkungen auf Lern-ergebnisse sowie emotionale und motivationale Aspekte des Lernens haben Eine Vielzahl von Studien zeigt dass langfristig guumlnstigere Lernergebnisse erreicht werden koumlnnen wenn

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

14 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Lernsituationen und Leistungssituationen voneinander getrennt und Lernsituationen gezielt als solche gestaltet werden (Hascher 2005 Meyer Seidel amp Prenzel 2006 Soderstrom amp Bjork 2015) Leistungssituationen muumlssen als solche ausgewiesen werden Schuumllerinnen und Schuumllern muss bewusst sein wann von ihnen welche Leistungen erwartet und wie diese bewertet werden

Lern- und Leistungssituationen stellen an das paumldagogische und didaktische Vorgehen un-terschiedliche Anforderungen Darunter faumlllt auch die Gestaltung entsprechender Aufgaben fuumlr Lern- und Leistungssituationen Die Unterscheidung von Lern- und Leistungsaufgaben ist somit fuumlr den Unterricht von groszliger Bedeutung (Lankes 2012 ISB 2009)

32 Begriffsklaumlrung bdquoLernaufgabenldquo und bdquoLeistungsaufgabenldquo

bull Lernaufgaben dienen dazu Lernprozesse anzustoszligen Welche Lernaufgaben fuumlr welche Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden muumlssen Lehrkraumlfte vor dem Hintergrund des individuellen Lernstands und des Lernverhaltens der jeweiligen Schuumllerinnen und Schuumller reflektieren Diese Reflexion dient der Gestaltung und Verbesserung des Lern-prozesses

bull Leistungsaufgaben werden in erster Linie in klar definierten Leistungs- und Pruumlfungssi-tuationen eingesetzt Ihre Funktion besteht darin die Ergebnisse von Lernprozessen in Bezug auf angestrebte Kompetenzerwartungen sichtbar zu machen

33 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben (z B im Rahmen von Schulaufgaben oder muumlnd-lichen Pruumlfungen) muumlssen und koumlnnen nicht dieselben messtheoretischen Anforderungen erfuumlllen wie Testaufgaben wie sie beispielsweise in Vergleichsarbeiten (VERA) eingesetzt wer-den Aus diesem Grund ist es nicht sinnvoll Aufgaben die der Leistungserhebung im kom-petenzorientierten Unterricht dienen als bdquoTestaufgabenldquo zu bezeichnen Die Bezeichnung bdquokompetenzorientierte Leistungsaufgabenldquo ist passender

Jedoch muumlssen sich kompetenzorientierte Leistungsaufgaben daran orientieren Kompeten-zen in angemessenem Maszlige inhaltlich richtig zuverlaumlssig und nachvollziehbar zu erfassen2 Gleichzeitig muss der Aufwand fuumlr die Vorbereitung Durchfuumlhrung und Korrektur in einem vertretbaren Rahmen liegen Leistungsaufgaben sind auf Kriterien bezogen Diese Kriterien sind die jeweiligen im LehrplanPLUS definierten bdquoKompetenzerwartungen und Inhalteldquo sowie die daraus abgeleiteten Leistungsmerkmale (vgl Abschnitt 24)

2 Unabhaumlngig davon sind bei der Erstellung von Leistungserhebungen die Vorgaben und Regelungen des Bayerischen Gesetzes uumlber das Erziehungs- und Unterrichtswesen (BayEUG) der Schulordnung fuumlr schulartuumlbergreifende Regelungen an Schulen in Bayern (Bayerische Schulordnung ndash BaySchO) sowie der Schulordnungen der jeweiligen Schulart in Bayern einzuhalten

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

15Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Funktionen von kompetenzorientierten Leistungsaufgaben

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

bull dienen der kriterienorientierten Leistungsbewertung (verbale Beschreibung undoder Zif-fernnote)

bull geben der Schuumllerin oder dem Schuumller ein Feedback uumlber den individuellen Stand im Lernprozess Sie zeigen uumlber welche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sieer bereits verfuumlgt und geben Hinweise fuumlr weitere individuelle Schritte im Kompetenzerwerb

bull geben dem Lehrenden ein Feedback uumlber die Lernergebnisse der Schuumllerinnen und Schuuml-ler und sind somit Grundlage fuumlr die Gestaltung individueller Foumlrderung im Unterricht

Kasten 3 Realisierung der Kompetenzorientierung in Leistungserhebungen

Eine Leistungserhebung ist dann kompetenzorientiert wenn sie eine kriterienorientierte Leistungseinschaumltzung und -bewertung im Hinblick auf die im jeweiligen Lehrplan be-schriebenen Kompetenzerwartungen und Inhalte erlaubt Die Frage ob bei kompetenzo-rientierten Leistungserhebungen saumlmtliche Einzelaufgaben Teilaufgaben und Leistungs-merkmale bdquokompetenzorientiertldquo sein muumlssen oder nicht ist von diesem Standpunkt aus zu beantworten Leistungserhebungen muumlssen als Ganzes kompetenzorientiert sein Das bedeutet dass kompetenzorientierte Leistungserhebungen auch Aufgaben enthal-ten koumlnnen die beispielsweise staumlrker das Wiedergeben von Wissen ins Zentrum ruumlcken Kompetenzorientierten Aufgaben sollte jedoch sofern die Wahlmoumlglichkeit besteht stets der Vorzug gegeben werden

Variation der Aufgabenschwierigkeit

Folgende generelle Merkmale bestimmen die Schwierigkeit von Aufgaben (vgl Lankes 2012)

bull Komplexitaumlt der Aufgabe bzw der Loumlsung

bull Komplexitaumlt der zu verarbeitenden Information und

bull Umfang der Sprachproduktion bei der Loumlsung von Aufgaben

Uumlber diese generellen schwierigkeitsbestimmenden Aufgabenmerkmale hinaus bieten die kompetenzorientierten Lehrplaumlne vielfaumlltige Moumlglichkeiten schwierigkeitsbestimmende Merkmale von kompetenzorientierten Aufgaben zu variieren Dies kann geschehen durch

bull die Auswahl von Kompetenzerwartungen und Inhalten sowie

bull unterschiedliches Kombinieren von Kompetenzerwartungen und Inhalten

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

16 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Merkmale kompetenzorientierter Leistungsaufgaben

Damit sich eine Leistungsaufgabe als bdquokompetenzorientierte Leistungsaufgabeldquo qualifiziert muss sie die im Folgenden genannten Merkmale aufweisen Kompetenzorientierte Leistungs-aufgaben

bull erfassen erworbene Kompetenzen anhand ausgewaumlhlter Inhalte

bull erfassen beobachtbare Leistungen und beobachtbares Verhalten

bull knuumlpfen an den Unterricht und die Kompetenzerwartungen des jeweiligen Lehrplans an

bull sind jeweils auf einen bestimmten Lernstand (im Verlauf des Schuljahres) ausgerichtet

bull koumlnnen in unterschiedlichsten Formen von Leistungserhebungen eingesetzt werden (schriftliche oder muumlndliche Aufgaben praktische Leistungsaufgaben oder Mischfor-men)

bull erlauben die Bewertung von Leistung anhand klarer nachvollziehbarer systematischer und fuumlr die Schuumllerinnen und Schuumller transparenter Kriterien und

bull erlauben die Einordnung von Lernergebnissen im Hinblick auf die Erreichung der Kom-petenzerwartungen des Lehrplans

Daruumlber hinaus sollten kompetenzorientierte Leistungsaufgaben folgende Eigenschaften ha-ben Sie sollten hellip

bull einen Lebenswelt- und Anwendungsbezug aufweisen

bull unterschiedliche Loumlsungswege und Herangehensweisen erlauben und

bull einen Transfer auf andere Problemstellungen ermoumlglichen

Unabhaumlngig davon ob Leistungserhebungen aus vielen einzelnen (Teil-)Aufgaben oder ledig-lich einer einzigen Aufgabe bestehen muumlssen sie im Sinne der Anforderungsbereiche I-III der Bildungsstandards das gesamte zu erwartende Leistungsspektrum abbilden

Kasten 4 Operatoren und Anforderungsbereiche

Die Bildungsstandards der KMK unterscheiden drei Anforderungsbereiche Die Bildungs-standards im Fach Mathematik fuumlr den Primarbereich benennen zum Beispiel folgende Anforderungsbereiche bdquoReproduzierenldquo (AB I) bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo (AB II) bdquoVerallgemeinern und Reflektierenldquo (AB III) Diese lassen sich nicht scharf voneinander abgrenzen Sie stellen einen auf praktischer Erfahrung beruhenden Orientierungsrahmen dar in dem sich Leistungen von Schuumllerinnen und Schuumllern bewegen Operatoren be-schreiben in Leistungsaufgaben Taumltigkeiten beim Bearbeiten dieser Aufgaben Sie lassen sich einem oder mehreren Anforderungsbereichen zuordnen In Leistungserhebungen sollten alle Anforderungsbereiche in einem ausgewogenen Verhaumlltnis beruumlcksichtigt wer-den

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

17Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Beispiel fuumlr eine kompetenzorientierte Leistungsaufgabe

Diese Aufgabe aus dem Fach Deutsch am Gymnasium stellt eine moumlgliche Form der kompe-tenzorientierten Leistungsaufgabe dar

Bundesjugendspiele

Am vergangenen Dienstag fanden an unserer Schule die alljaumlhrlichen Bundesjugendspie-le in Leichtathletik statt an denen alle Schuumllerinnen und Schuumller teilgenommen habenBearbeite zu diesem Rahmenthema eine der folgenden Aufgaben

a) Berichten

Zu besonderen schulischen Ereignissen erscheinen regelmaumlszligig Berichte auf der Schul-homepage unseres Gymnasiums um die gesamte Schulfamilie daruumlber zu informieren Der bdquoWebmasterldquo unserer Schule wuumlnscht sich eine Artikellaumlnge von ca 250 WoumlrternVerfasse einen solchen Bericht uumlber die Bundesjugendspiele der letzten Woche und er-laumlutere am Schluss knapp wieso du diese fuumlr eine aumluszligerst gelungene Sache haumlltst Gehe dabei grundsaumltzlich nur auf die drei Disziplinen Wurf Sprung und Sprint ein und lasse den 800-Meter-Lauf unberuumlcksichtigt Greife bei Bedarf auf das beigefuumlgte Material zu-ruumlck

b) Beschreiben

In einem eurer letzten Briefe an Ukesh das Patenkind eurer Klasse aus Nepal habt ihr eure Vorfreude auf die Bundesjugendspiele erwaumlhnt Nun fragt Ukesh nach und bittet darum ihm zu erklaumlren wie diese Spiele gehenVerfasse diesen Brief in dem du den Ablauf der Bundesjugendspiele genau beschreibst Gehe dabei grundsaumltzlich nur auf die drei Disziplinen Wurf Sprung und Sprint ein und lasse den 800-Meter-Lauf unberuumlcksichtigt Greife bei Bedarf auf das beigefuumlgte Material zuruumlck

c) Erzaumlhlen

Deine englischer Brieffreund-in hat dir in seinemihrem letzten Brief begeistert vom Sieg seinerihrer Klasse bei einem groszligen Schulturnier erzaumlhlt und in diesem Zusammen-hang nachgefragt ob an eurer Schule auch hin und wieder besondere Sportaktivitaumlten stattfindenSchreibe ihmihr nun einen Brief in dem du von den Bundesjugendspielen und wie du sie erlebt hast erzaumlhlst Hebe dabei zwei bis drei Elemente besonders hervor

d) Erzaumlhlen

Verfasse fuumlr das Geschichtenbuch unserer Klasse eine Houmlhepunkterzaumlhlung zu dem The-ma bdquoTrotz ungluumlcklichen Starts beim Sprint als Erste(r) ins Ziel gekommenldquo

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

18 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Material 1Bundesjugendspiele - Stadionplan mit Wettkampfstaumltten

18

Material 1

Bundesjugendspiele - Stadionplan mit Wettkampfstaumltten

Material 2

Bundesjugendspiele ndash Zeitplan fuumlr die Klasse 5a

Uhrzeit Maumldchen Jungen

820-835 Sprint 1

835-850 Weit 3

850-905 Weit 2

905-920 Ball 3

920-935 Ball 1

935-1025 Sprint 2

Link weiterfuumlhrende Hinweise zur Aufgabe bdquoBundesjugendspieleldquo fuumlr Lehrkraumlfteldquo

Material 2Bundesjugendspiele ndash Zeitplan fuumlr die Klasse 5a

Uhrzeit Maumldchen Jungen

820ndash835 Uhr Sprint 1

835ndash850 Uhr Weit 3

850ndash905 Uhr Weit 2

905ndash920 Uhr Ball 3

920ndash935 Uhr Ball 1

935ndash1025 Uhr Sprint 2

Weiterfuumlhrende Hinweise fuumlr Lehrkraumlfte zur Aufgabe bdquoBundesjugendspieleldquo finden Sie im Lehrplaninformationssystem (LehrplanPLUS Deutsch Gymnasium Jgst 5)

4 Schritte der Entwicklung von Leistungsaufgaben

19Kompetenzorientierte LeistungsaufgabenKompetenzorientierte Leistungsaufgaben

4 Schritte der Entwicklung von Leistungsaufgaben

Ergebnisse kompetenzorientierten Unterrichts muumlssen mit entsprechenden Aufgaben d h mit kompetenzorientierten Leistungsaufgaben erhoben werden Sie beruumlcksichtigen die im Lehrplan beschriebenen Kompetenzen und Inhalte Die Gestaltung von Aufgaben und Leis-tungserhebungen wird davon bestimmt welche Kompetenzen und Inhalte gepruumlft werden sollen

Wesentliche Schritte bei der Erstellung kompetenzorientierter Leistungsaufgaben sollten sein

bull Festlegen der Kompetenzerwartungen und Inhalte die bei einer Leistungserhebung ab-gedeckt werden sollen eine entsprechende Matrix die die Kompetenzerwartungen mit Inhalten kombiniert kann hier sehr hilfreich sein

bull Auswahl geeigneter Operatoren fuumlr Leistungsaufgaben die den Kompetenzerwartun-gen entsprechen

bull Ableitung und Festlegung von Leistungsmerkmalen anhand derer die Auspraumlgung einer Kompetenz beobachtet werden kann

bull Uumlberpruumlfen des Erreichens von Kompetenzerwartungen je nach Komplexitaumlt auch mit mehreren (Teil-)Aufgaben

bull Beruumlcksichtigung des zu erwartenden Leistungsstandes der gesamten Lerngruppe im Hinblick auf das Fortschreiten im LehrplanPLUS

bull Festlegen des Formats der Leistungserhebung schriftlich muumlndlich praktisch oder Mischform

bull Festlegen des Formats der Aufgaben (geschlossene oder offene Aufgaben Aufgaben mit einer Auswahl von Antworten Kurzantworten Texterstellung etc)

bull Erstellen von Bewertungskriterien fuumlr jede Aufgabe die ndash auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller ndash transparent und nachvollziehbar sind

Kasten 5 Funktionen von Bewertungskriterien

Bewertungskriterien helfen hellip

bull erwartete Leistungen auf der Basis von Leistungsmerkmalen zu beschreiben

bull Faumlhigkeitsniveaus und Abstufungen von Leistung darzustellen

bull Leistungen paumldagogisch-diagnostisch einzuordnen

bull transparente Ruumlckmeldungen an die Schuumllerinnen und Schuumller bereitzustellen und

bull Qualitaumltsstandards bei der Bewertung einzuhalten

Wesentlich bei der Erstellung von kompetenzorientierten Aufgaben ist die hier dargestellte Ableitung von Leistungsaufgaben aus den Kompetenzerwartungen und Inhalten des Lehr-planPLUS Kompetenzorientierte Aufgaben koumlnnen nicht unmittelbar aus den Lehrplaumlnen entnommen werden Ihre Erstellung erfordert das planvolle und zweckgerichtete Vorgehen der Lehrkraft mit engem Bezug zum vorhergehenden Unterricht

Literaturverzeichnis

20 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Literaturverzeichnis

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Hascher T (2005) Emotionen im Schulalltag Wirkungen und Regulationsformen Zeitschrift fuumlr Paumldagogik 51 (5) 610ndash625

ISB (2017) Leistungserhebung Leistungsdokumentation und Leistungsbewertung im kompe-tenzorientierten Unterricht der Mittelschule Muumlnchen ISB Verfuumlgbar unter httpwwwisbbayerndedownload19759hr_leistung__mittelschule_internetpdf [23072019]

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KMK (2004) Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz Erlaumluterungen zur Konzepti-on und Entwicklung Verfuumlgbar unter httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20042004_12_16-Bildungsstandards-Konzeption-Entwicklungpdf [23072019]

KMK (1973) Beschluss der Kultusministerkonferenz Zur Stellung des Schuumllers in der Schule Verfuumlgbar unter httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse1973 1973_05_25_Stellung_Schuelerpdf [23072019]

Klieme E Avenarius H Blum W Doumlbrich P Gruber H Prenzel M Reiss K Riquarts K Rost J Tenorth H-E amp Vollmerck H (2009) Zur Entwicklung nationaler Bildungs-standards Eine Expertise Berlin Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung Ver-fuumlgbar unter httpedudocchrecord33468filesdevelop_standards_nat_form_dpdf [23072019]

Lankes E M (2012) Kompetent durch Aufgaben Die Rolle von Lernaufgaben bei der Ent-wicklung von Kompetenzen Schulverwaltung Bayern 7ndash8 22ndash24

Meyer L Seidel T amp Prenzel M (2006) Wenn Lernsituationen zu Leistungssituationen wer-den Untersuchung zur Fehlerkultur in einer Videostudie Schweizerische Zeitschrift fuumlr Bildungswissenschaften 28 (1) 21ndash41

Seel N M amp Hanke U (2015) Erziehungswissenschaft Lehrbuch fuumlr Bachelor Master- und Lehramtsstudierende Berlin Heidelberg Springer

Soderstrom N C amp Bjork R A (2015) Learning Versus Performance An Integrative Review Perspectives on Psychological Science Vol 10(2) 176ndash199

Weinert F E (2001) Vergleichende Leistungsmessung in Schulen ndash Eine umstrittene Selbst-verstaumlndlichkeit In F E Weinert (Hrsg) Leistungsmessungen in Schulen (S17ndash31) Weinheim Beltz

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

ensp wwwlehrplanplusbayernde

Weitere Informationen

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-

Hinweis Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bayerischen Staatsregierung herausgegeben Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerbern oder Wahl helfern im Zeitraum von fuumlnf Monaten vor einer Wahl zum Zwecke der Wahlwerbung verw endet werden Dies gilt fuumlr Landtags- Bundestags- Kommunal- und Europawahlen Missbraumluchlich ist waumlhrend dieser Zeit insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen an Informa tionsstaumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken

und Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Staatsr egierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte Den Parteien ist es gestattet die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden

BAYERN I DIREKT ist Ihr direkter Draht zur Bayerischen Staats re gierung Unter Telefon 0 89 12 22 20 oder per E-Mail unter direktbayernde erhalten Sie Informa tionsmaterial und Broschuumlren Auskunft zu aktuellen Themen und Inter net quellen sowie Hinweise zu Behoumlrden zustaumlndigen Stellen und Ansprech partnern bei der Bayerischen Staats regierung

HerausgeberBayerisches Staatsministerium fuumlr Unterricht und Kultus Ref Oumlffentlichkeitsarbeit Salvatorstraszlige 2 80333 Muumlnchen

Dieser Leitfaden wurde im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Unterricht und Kultus vom Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung erarbeitet

RedaktionAlexandra EberhardtDr Gabriele LoiblFranziska LugertMagnus OrtingerUlrike PykaDr Bernd Schaal (Leitung)Corina Sperr-BaumgaumlrtnerAndreas StreinzDr Ursula Weier(alle ISB)

AnschriftStaatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungGrundsatzabteilungSchellingstraszlige 15580797 MuumlnchenTel 089 2170-2238Fax 089 2170-2205E-Mail kontaktisbbayerndeInternet wwwisbbayernde

GestaltungPrePress-Salumaecom Kaisheim

DruckAppel amp Klinger Druck und Medien GmbH Schneckenlohe

StandOktober 2019

Page 3: Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben - Bayern...2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung 4 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben 2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Inhaltsverzeichnis

2 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

1 Einleitung 4

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung 5

21 Bestimmung des Begriffs bdquoKompetenzldquo 5

22 Bildungspolitische und paumldagogische Legitimation der Kompetenzorien- tierung 5

221 Bildungspolitische Legitimation 5

222 Paumldagogische Legitimation 5

23 Kompetenz und Leistung 6

24 Kompetenzerwartungen als Bezugspunkt fuumlr die Erstellung von Leistungsaufgaben 7

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben 13

31 Unterscheidung von Lernsituationen und Leistungssituationen 13

32 Begriffsklaumlrung bdquoLernaufgabenldquo und bdquoLeistungsaufgabenldquo 14

33 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben 14

4 Schritte der Entwicklung von Leistungsaufgaben 19

Literaturverzeichnis 20

1 Einleitung

3Kompetenzorientierte LeistungsaufgabenKompetenzorientierte Leistungsaufgaben

1 Einleitung

Gute Praxis gruumlndet stets auf einer schluumlssigen theoretischen Basis Die gute Praxis zum Thema bdquoLeistungserhebung und -bewertung im kompetenzorientierten Unter-richtldquo haben die sehr anschaulichen Handreichungen des ISB fuumlr die verschiedenen Schularten im Blick1 Umfassendere Erlaumluterungen zur theoretischen Basis liefert der vorliegende Leitfaden und stellt damit eine schulartuumlbergreifende Klammer dar die diese Handreichungen ergaumlnzt Er gibt zunaumlchst einen Einblick in das Konzept der Kompetenzorientierung Im Anschluss daran werden die bildungspolitische und die paumldagogische Legitimation der Kompetenzorientierung dargestellt Eroumlrtert wird auszligerdem die Bedeutung der Kompetenzerwartungen in den Fachlehrplaumlnen des LehrplanPLUS fuumlr schulische Leistungserhebungen Die Unterscheidung von Lern- und Leistungssituationen sowie Lern- und Leistungsaufgaben wird dargestellt und begruumlndet Schritte fuumlr die Erstellung von kompetenzorientierten Aufgaben werden skizziert

Der Leitfaden bietet keine Sammlung von Beispielaufgaben sondern stellt Grund-prinzipien dar Die angefuumlhrten Beispiele sollen an den jeweiligen Stellen das darge-stellte Grundprinzip veranschaulichen

Ansprechen moumlchte der Leitfaden Verantwortliche in der Schulaufsicht und der Se-minarausbildung Angehoumlrige der ISB-Lehrplankommissionen und Lehrplanmultipli-katoren die sich fuumlr grundlegende Aspekte der Kompetenzorientierung bei der Leis-tungserhebung interessieren Verwendungsmoumlglichkeiten ergeben sich im Rahmen der Umsetzung von Lehrplaumlnen des LehrplanPLUS und schulinterner Fortbildungen oder paumldagogischer Tage

1 beispielweise die Handreichungen bdquoLeistungserhebung Leistungsdokumentation und Leistungsbe-wertung im kompetenzorientierten Unterricht der Mittelschuleldquo und bdquoKompetenzorientierter Unter-richt Leistungen beobachten ndash erheben ndash bewerten (Grundschule)ldquo

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

4 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

Die Begriffe bdquoKompetenzldquo und bdquoKompetenzorientierungldquo spielen im schulischen Ler-nen eine zentrale Rolle In den folgenden Abschnitten werden diese Begriffe erlaumlu-tert Ihre Bedeutung fuumlr die Leistungserhebung wird dargestellt

21 Bestimmung des Begriffs bdquoKompetenzldquo

Der Begriff bdquoKompetenzldquo laumlsst sich in folgender Weise beschreiben (vgl ISB 2015 Weinert 2001)

bull Kompetenzen sind erwerbbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die benoumltigt werden um bestimmte Aufgaben und Problemstellungen zu loumlsen

bull Sie umfassen neben den fachlichen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten auch fachuumlbergreifende Faumlhigkeiten wie Argumentationsfaumlhigkeit Problemloumlsefaumlhigkeit Reflexionsfaumlhigkeit und Urteilsfaumlhigkeit sowie handlungsbezogene Faumlhigkeiten

bull Kompetenzen verbinden fachliches Wissen und die Faumlhigkeit dieses Wissen sinnvoll zu nutzen und verantwortlich einzusetzen

bull Im Unterricht sollen Schuumllerinnen und Schuumller fachliche fachuumlbergreifende und hand-lungsbezogene Kompetenzen erwerben die erforderlich sind lebensweltliche Aufgaben und Problemstellungen eigen- und sozialverantwortlich zu loumlsen

bull Obwohl primaumlr fachspezifisch sind Kompetenzen auch haumlufig zu einem bestimmten Grad generalisierbar

Kasten 1 Beispiel fuumlr eine fachspezifische und generalisierte Kompetenz

Fachspezifische Kompetenz Grammatische Faumlhigkeiten in einer bestimmten Sprache (z B Lernbereich 6 bdquoVerfuumlgen uumlber sprachliche Mittelldquo im Lehrplan fuumlr das Fach Englisch in der Realschule)

Die Schuumllerinnen und Schuumller

bull stellen zeitliche Bezuumlge her und berichten zunehmend differenziert uumlber Vorgaumlnge und Zusammenhaumlnge in der Gegenwart und Vergangenheit Sie verwenden grundlegende Strukturen um uumlber Zukuumlnftiges zu sprechen und variieren ihre Aussagen

ndash simple past (revision)

ndash past progressive

ndash contrast simple and progressive tenses (present and past)

ndash present perfect simple (a recent action a present result of a past action)

ndash more ways of expressing the future (no contrast) will future (prediction instant de-cision) going-to future (intention prediction based on the present situation)

Generalisierte Kompetenz Denken in grammatikalischen Strukturen

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

5Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

22 Bildungspolitische und paumldagogische Legitimation der Kompetenzorientierung

221 Bildungspolitische Legitimation

bdquoKenntnisse und Fertigkeiten zu vermitteln und Faumlhigkeiten zu entwickelnldquo ist eine der we-sentlichen Aufgaben der Schulen (Art 2 Abs 1 BayEUG) Aumlhnlich formuliert findet sich dieses zentrale Ziel auch im gemeinsamen Beschluss der Staumlndigen Konferenz der Kultusminister der Laumlnder in der Bundesrepublik Deutschland (KMK) aus dem Jahr 1973 Gleichzeitig haben Schulen daruumlber hinausgehende Bildungs- und Erziehungsaufgaben Diese richten sich auf die Bildung der Persoumlnlichkeit sowie die Vermittlung der Grundwerte unserer demokratischen Gesellschaft

Welche Kenntnisse Fertigkeiten und Faumlhigkeiten Schuumllerinnen und Schuumller in der Schule er-werben sollen ist nicht nur Gegenstand von Lehrplaumlnen sondern auch eines laumlnderuumlbergrei-fenden Abstimmungsprozesses Dieser Prozess fuumlhrte 2004 zur Formulierung von Bildungs-standards durch die Kultusministerkonferenz (KMK 2004) Die Bildungsstandards werden in den Lehrplaumlnen fuumlr bayerische Schulen (LehrplanPLUS) konkretisiert Die Lehrplaumlne des LehrplanPLUS beschreiben die fachlichen Anforderungen in Form von Kompetenzerwartun-gen und Inhalten

Die bildungspolitische Legitimation der Kompetenzorientierung leitet sich aus den o g Quel-len ab Kompetenzorientierung ist eine bildungspolitische Schwerpunktsetzung der bayeri-schen Staatsregierung die maszliggeblich war fuumlr den Auftrag entsprechende Lehrplaumlne zu erarbeiten (KMS III7-5S4410-651703 vom 27 Juli 2010) Die Kompetenzorientierung ist eine praumlgende Grundlage der Lehrplaumlne fuumlr bayerische Schulen

222 Paumldagogische Legitimation

Kompetenzorientierung im Unterricht hat zum Ziel dass Schuumllerinnen und Schuumller Kompe-tenzen erwerben Diese Feststellung ist nicht trivial denn der Erwerb von Kompetenzen im Unterricht geht uumlber den reinen Wissenserwerb hinaus Gleichzeitig bleibt fuumlr den Kompe-tenzerwerb und nachhaltiges Lernen ein dauerhaft verfuumlgbares und vernetztes Wissen un-verzichtbar Kompetenzorientierung stellt die Lernenden als handelnde Personen und den langfristigen Erwerb von Kompetenzen als Ziel in den Mittelpunkt Daruumlber hinaus traumlgt sie auch dazu bei dass Schuumllerinnen und Schuumller Kompetenzen selbststaumlndig erwerben und in die Lage versetzt werden ihr eigenes Vorgehen kritisch zu hinterfragen und zu bewerten Diese grundlegenden Aussagen stellen die paumldagogische Legitimation der Kompetenzorien-tierung dar

Kompetenzorientierter Unterricht umfasst auszligerdem den Aufbau von fachuumlbergreifenden und handlungsbezogenen Kompetenzen Kompetenzerwerb stellt somit auch die Grundlage fuumlr Bildung dar die darauf zielt Schuumllerinnen und Schuumller in die Lage zu versetzen in un-terschiedlichsten Lebenssituationen uumlberdauernd selbststaumlndig handeln zu koumlnnen aktiv an gesellschaftlichen Prozessen und an kulturellen Angeboten teilzuhaben sowie lebenslanges Lernen zu ermoumlglichen

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

6 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

23 Kompetenz und Leistung

Fuumlr den LehrplanPLUS wurden unter Beruumlcksichtigung der Bildungsstandards und des Bil-dungs- und Erziehungsauftrags von Schule fuumlr die jeweiligen Faumlcher Kompetenzstrukturmo-delle entwickelt Sie beschreiben prozessbezogene Kompetenzen bzw Kompetenzbereiche und den inhaltlich-fachlichen Rahmen des jeweiligen Faches Auf dieser Basis werden fuumlr die einzelnen Faumlcher im LehrplanPLUS jeweils schulart- und jahrgangsstufenbezogen Grundle-gende Kompetenzen und Kompetenzerwartungen beschrieben

bull Grundlegende Kompetenzen verdeutlichen die Gesamtidee eines Faches in einer bzw zwei Jahrgangsstufen und beschreiben zusammenfassend Kompetenzen die in diesem Fach in einem bestimmten Zeitraum uumlberdauernd und mit nachhaltiger Wirkung aufge-baut werden sollen Sie beschreiben situations- und anforderungsbezogen uumlber welches Wissen und Koumlnnen die Schuumllerinnen und Schuumller dauerhaft verfuumlgen sollen

bull Fachlehrplaumlne untergliedern sich in Lernbereiche In diesen werden Kompetenzerwar-tungen sowie dazugehoumlrige Inhalte benannt Kompetenzerwartungen der einzelnen Lernbereiche stellen die Konkretisierung der Grundlegenden Kompetenzen anhand der im Lehrplan bestimmten Inhalte dar

Kompetenzen sind nicht direkt beobachtbar Kompetenzerwartungen dagegen beschreiben Leistungen und Verhalten die systematisch beobachtbar sind und damit im Unterricht und in Leistungssituationen erhoben werden koumlnnen (vgl Klieme 2009 S9)

Kasten 2 Beispiel fuumlr beobachtbares Verhalten beobachtbare Leistungen

Kompetenz (nicht direkt beobachtbar)

Eine SchuumllerinEin Schuumller verfuumlgt uumlber eine klare Zahlvorstellung

Kompetenzerwartungen im Lehrplan (beobachtbares Verhaltenbeobachtbare Leis-tungen)

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

bull orientieren sich im Zahlenraum durch flexibles Zaumlhlen (vorwaumlrts ruumlckwaumlrts in Schrit-ten)

bull ordnen Zahlen auf dem Zahlenstrahl

bull vergleichen Zahlen mit den Zeichen bdquogtldquo bdquoltldquo und bdquo=ldquo

bull begruumlnden Beziehungen zwischen Zahlen (die Zahl 649 liegt zwischen 600 und 700 Sie liegt naumlher bei 500 als bei 1000hellip)

bull stellen Zahlen unterschiedlich dar (Stellenwertschreibweise Einerwuumlrfel und Zehner-stangen etc)

Lehrplaumlne treffen gleichermaszligen Festlegungen auf der Ebene des Koumlnnens und Wissens und der Ebene der beobachtbaren Leistungen und des beobachtbaren Verhaltens (vgl Abbil-dung 1) Sie beinhalten dadurch auch grundlegende Informationen daruumlber welche Leistun-gen Schuumllerinnen und Schuumller erbringen bzw welches Verhalten sie zeigen muumlssen damit daraus erschlossen werden kann inwieweit sie uumlber die angestrebte Kompetenz verfuumlgen

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

7Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Kompetenzebene

Performanzebene

beobachtbare Leistungen sowie beobachtbares Verhalten

Kompetenzen (fachliche fachuumlbergreifende und handlungsbezogeene Kompetenzen)

Testverfahren und Leistungserhebungen

Aufgaben

bdquoKoumlnnenldquo bdquoWissenldquo

Abbildung 1 Ebenen der Beschreibung und Erfassung von Kompetenzen (in Anlehnung an Seel amp Hanke 2015 S 21)

Testverfahren und Leistungserhebungen dienen dazu den Grad der Auspraumlgung von Kom-petenzen zu erfassen bdquoTestverfahrenldquo und bdquoLeistungserhebungenldquo sind nicht dasselbe Sie erfuumlllen unterschiedliche Zwecke

bull Zu den Testverfahren gehoumlren die Tests der internationalen und nationalen Vergleichs-studien (PISA IGLU Laumlndervergleich etc) sowie die Tests der Orientierungsarbeiten und Vergleichsarbeiten (VERA) Vergleichsstudien dienen dem Systemmonitoring Vergleichs-arbeiten der Unterrichts- und Schulentwicklung Sie erfuumlllen hohe messtheoretische und methodische Voraussetzungen Diese Testverfahren orientieren sich unmittelbar an den Bildungsstandards und nicht an den jeweiligen Lehrplaumlnen und sind daher in der Regel fuumlr die unterrichtsbezogene Leistungserhebung nicht nutzbar

bull Leistungserhebungen die von Lehrkraumlften entworfen werden dienen dazu festzustel-len inwieweit Schuumllerinnen und Schuumller bestimmte Kompetenzen im aktuellen Unter-richt erworben haben Sie orientieren sich an den Lehrplaumlnen insbesondere an den Kompetenzerwartungen in den einzelnen Lernbereichen der schulart- und jahrgangs-spezifischen Fachlehrplaumlne

24 Kompetenzerwartungen als Bezugspunkt fuumlr die Erstellung von Leistungsaufgaben

Kompetenzerwartungen beschreiben die zu erwerbenden Kompetenzen in sehr konkreter Weise Sie stehen mit den fachlichen Inhalten in direkter Beziehung und richten sich auf kon-krete Anforderungssituationen in denen Schuumllerinnen und Schuumller ihr Wissen und Koumlnnen anwenden Kompetenzerwartungen beinhalten eindeutige kompetenzbeschreibende Verben (Operatoren) Diese veranschaulichen die Taumltigkeiten beim Bearbeiten von Aufgaben Zusam-men mit den fachlichen Inhalten bilden die Kompetenzerwartungen die Grundlage fuumlr die Gestaltung von Lehr-Lernsituationen sowie von Leistungserhebungen

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

8 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Wie Leistungen und Verhalten auf der Basis des LehrplanPLUS beobachtbar gemacht werden koumlnnen wird in drei Schritten im Folgenden kurz skizziert und mit zwei Beispielen veran-schaulicht (siehe Tabelle 1 bis Tabelle 4) Kompetenzerwartungen und Inhalte fuumlr die Leis-tungsbeurteilung werden dabei in den Mittelpunkt geruumlckt Damit wird der LehrplanPLUS zum Bezugspunkt fuumlr die Leistungserhebung

1 Die Planung von Unterricht vollzieht sich auf der Grundlage des jeweiligen Fachlehrplans des bayerischen LehrplanPLUS In den einzelnen Lernbereichen ist dargestellt anhand wel-cher Inhalte Schuumllerinnen und Schuumller Kompetenzen erwerben sollen Dabei ergeben sich Variationsmoumlglichkeiten da Kompetenzen haumlufig anhand verschiedener im Lehrplan auf-gefuumlhrter Inhalte erworben werden koumlnnen Dies gilt sowohl fuumlr die getrennte Darstellung von Kompetenzerwartungen und Inhalten als auch fuumlr die integrierte Darstellung bei der Kompetenzerwartungen mit Inhalten verknuumlpft ausgewiesen werden

2 Die Kombination von Kompetenzerwartungen und Inhalten kann bei deren getrennter Darstellung als Matrix gedacht werden (Tabelle 1) Jede Zelle der Matrix gibt eine Kom-bination von Kompetenzerwartung und Inhalt wieder Ob die einzelnen Kombinationen fachlich und fachdidaktisch sinnvoll sind entscheidet die Lehrkraft Sie waumlhlt fuumlr die Pla-nung von Unterricht passende Kombinationen aus Diese bilden die Grundlage fuumlr die wei-tere Unterrichtsgestaltung Bei der integrierten Darstellung sind Kompetenzerwartungen und Inhalte bereits miteinander verbunden Inhalte benoumltigen ggf eine Konkretisierung bei der Aufgabenerstellung

3 Anhand der in den Kompetenzerwartungen genannten kompetenzbeschreibenden Ver-ben (Operatoren) und der gewaumlhlten Inhalte leiten Lehrkraumlfte Leistungsmerkmale ab die die Auspraumlgung einer Kompetenz beschreiben Diese stellen die Grundlage fuumlr die Erarbei-tung von Lern- und Leistungsaufgaben dar da anhand dieser Indikatoren festgestellt wer-den kann inwiefern Schuumllerinnen und Schuumller uumlber bestimmte Kompetenzen verfuumlgen

Beispiel fuumlr die Ableitung von Leistungsmerkmalen bei getrennter Ausweisung von Kompe-tenzerwartungen und Inhalten

Das Beispiel 1 stammt aus dem Fachlehrplan fuumlr das Fach Geographie der Jahrgangsstufe 10 des Gymnasiums Tabelle 1 stellt einen Ausschnitt aus dem Lernbereich 7 bdquoKlimawan-del als globale Herausforderungldquo dar Der Fachlehrplan wird als Matrix dargestellt Die im Fachlehrplan aufgelisteten Kompetenzerwartungen finden sich in der ersten Spalte In der zweiten Zeile sind exemplarisch einige Inhalte genannt Die Matrixdarstellung verdeutlicht dass Kompetenzerwartungen mit unterschiedlichen Inhalten kombiniert werden koumlnnen Im Beispiel wurde die grau hinterlegte Zelle als fachlich und fachdidaktisch sinnvolle Kombinati-on ausgewaumlhlt Fuumlr diese Zelle der Matrix wurden entsprechende Indikatoren abgeleitet (siehe Tabelle 2)

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

9Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Tabelle 1 Ausschnitt aus dem Lernbereich 7 bdquoKlimawandel als globale Herausforderungldquo des Fachlehr-plans Gymnasium im Fach Geographie Jahrgangsstufe 10 dargestellt als Matrix

Kompetenzerwartung Inhalt

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

Moumlgliche Antriebs-kraumlfte fuumlr den Klimawandel (extraterres-trische und terrestrische Ursachen)

Ursachen des natuumlrlichen und anthro-pogenen Treibhaus-effekts

Klima- szenarien und regionale Unterschiede

hellip

erschlieszligen die Ursachen fuumlr den zunehmenden anthropogenen Treib-hauseffekt unter Beruumlck-sichtigung wissenschaft-licher Erkenntnisse

beschreiben ausgewaumlhl-te Szenarien des IPCC-Reports und untersuchen die regional unterschied-liche Erwaumlrmung der Erde infolge des Klima-wandels

stellen unterschiedliche Positionen und Meinun-gen zum Klimawandel dar und hinterfragen diese kritisch

hellip

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

10 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Tabelle 2 Ableitung von Leistungsmerkmalen am Beispiel 7 bdquoKlimawandel als globale Herausforderungldquo des Fachlehrplans im Fach Geographie der Jahrgangsstufe 10 des Gymnasiums in Bayern (Ausschnitt aus Tabelle 1 hervorgehobene Zelle)

Kompetenzerwartung Inhalt

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

Ursachen des natuumlrlichen und anthropogenen Treibhaus-effekts

beschreiben ausgewaumlhl-te Szenarien des IPCC-Reports und untersuchen die regional unterschied-liche Erwaumlrmung der Erde infolge des Klima-wandels

Ableitung von Leistungsmerkmalen (Beispiele)

Operator und Inhalt beschreiben ausgewaumlhlte Szenarien des IPCC-Reports im Hinblick auf Ursachen des natuumlrli-chen und anthropogenen Treibhauseffekts

bull sachgerechte Sprache Form Darstellung

bull sachgerechte Wahl des Mediums

bull passender Grad an DetailliertheitDifferenzierung

bull realistische inhaltliche Ausarbeitung

Operator und Inhalt untersuchen die regional unter-schiedliche Erwaumlrmung der Erde infolge des Klimawandels unter Beruumlcksichtigung der Ursachen des natuumlrlichen und anthropogenen Treibhauseffekts

bull sachgerechte Darstellung der Fragestellung

bull sachgerechte Formulierung von Hypothesen

bull sachgerechte Ausarbeitung methodischer Aspekte

bull sachgerechte Entwicklung eines Untersuchungsdesigns

bull passende Einordnung moumlglicher Ergebnisse

Variation der Schwierigkeit durch

bull Variation der Komplexitaumlt der zu verarbeitenden Infor-mation z B ErhoumlhungVerringerung der Anzahl der Szenarien des IPCC-Reports oder Hinzunahme weiterer QuellenInhalte (Komplexitaumlt der zu verarbeitenden In-formation)

bull Variation der Komplexitaumlt der Aufgabe bzw der Loumlsung (Umfang und Tiefe der Untersuchung)

bull Umfang der Sprachproduktion bei der Loumlsung von Auf-gaben

bull hellip

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

11Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Beispiel fuumlr die Ableitung von Leistungsmerkmalen bei integrierter Ausweisung von Kompe-tenzerwartungen und Inhalten

Das zweite Beispiel bezieht sich auf den Fachlehrplan fuumlr das Fach Deutsch in der Grundschule (Jahrgangsstufen 3 und 4) In diesem sind die Kompetenzerwartungen bereits mit konkreten Inhalten verbunden Eine Darstellung als Matrix eruumlbrigt sich daher

Tabelle 3 Ausschnitt aus dem Lernbereich 3 bdquoSchreiben 32 Texte planen und schreibenldquo im Fach Deutsch der Jahrgangsstufe 3 und 4 der Grundschule

Kompetenzerwartungen

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

bull nutzen vor dem Schreiben Methoden zur Sammlung und Ordnung von Wortmaterial Informationen Begruumlndungen und Schreibideen (z B Stichwortzettel Mindmap)

bull ziehen auch im Austausch mit anderen typische Elemente aus erzaumlhlenden und infor-mierenden Texten heran (z B Wortmaterial typische Formulierungen oder Textbaustei-ne) und erstellen fuumlr eigene Texte Sammlungen (z B thematischen Wortschatz fuumlr Fan-tasiegeschichten oder Abenteuererzaumlhlungen Informationen aus Kindersachbuumlchern)

bull bauen ihre eigenen erzaumlhlenden Texte sinnvoll auf (z B Erzaumlhlsituation ndash Ereignis ndash Ausgang) und stellen ein erzaumlhlenswertes Ereignis ins Zentrum

bull gestalten erzaumlhlende Texte lebendig wirkungsvoll und anschaulich durch den gezielten Einsatz passender sprachlicher Mittel

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

12 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Tabelle 4 Ableitung von Leistungsmerkmalen (Lernbereich 3 bdquoSchreiben 32 Texte planen und schreibenldquo im Fach Deutsch der Jahrgangsstufe 3 und 4 der Grundschule)

Kompetenzerwartung konkretisierter Inhalt

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

Schreiben eines erzaumlhlenden Textes z B Fantasiegeschich-te oder Geschichte zu einem Impuls

bauen ihre eigenen er-zaumlhlenden Texte sinnvoll auf (z B Erzaumlhlsituation ndash Ereignis ndash Ausgang) und stellen ein erzaumlhlens-wertes Ereignis ins Zentrum

Ableitung von Leistungsmerkmalen (Beispiele)

Operator und Inhalt bauen bauen ihre eigenen erzaumlhlen-den Texte sinnvoll auf

bull passende Erzaumlhlidee

bull Situations- und Figureneinfuumlhrung

bull sachgerechter stringenter Aufbau

bull Darstellung der Wahrnehmungen Gefuumlhle und Absichten der handelnden Figuren

Operator stellen ein erzaumlhlenswertes Ereignis ins Zentrum

bull angemessener Stellenwert des Ereignisses im Gesamt-text

bull zielfuumlhrender Einsatz erzaumlhlerischer Elemente (z B Auftreten typischer Figuren zur Erzeugung von Span-nung Kontraste zur Erzeugung einer uumlberraschenden Wendung hellip)

bull anschauliche und schluumlssige inhaltliche Ausarbeitung

Variation der Schwierigkeit durch

bull Umfang der Sprachproduktion

bull Orientierung an Textmustern

bull gezielte Nutzung der Wirkung von Orten Zeiten und Motiven

bull hellip

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

13Kompetenzorientierte LeistungsaufgabenKompetenzorientierte Leistungsaufgaben

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

In den folgenden Abschnitten wird hergeleitet welche Funktionen kompetenzorientierte Leistungsaufgaben haben wie ihre Schwierigkeit variiert werden kann und welche Merkma-le kompetenzorientierte Leistungsaufgaben im Einzelnen besitzen Dazu wird zunaumlchst zwi-schen Lernsituationen und Leistungssituationen unterschieden Auf ausfuumlhrliche Erlaumluterun-gen zu kompetenzorientierten Lernaufgaben wird an dieser Stelle verzichtet Solche finden sich in den entsprechenden Handreichungen und Leitfaumlden der verschiedenen Schularten

31 Unterscheidung von Lernsituationen und Leistungssituationen

Lernsituationen und Leistungssituationen haben unterschiedlichen Charakter und besitzen unterschiedliche Funktionen Sie werden einander in Tabelle 5 gegenuumlbergestellt

Tabelle 5 Gegenuumlberstellung Lernsituationen ndash Leistungssituationen

In Lernsituationen hellip In Leistungssituationen hellip

bull steht der Kompetenzerwerb im Mittel-punkt

bull duumlrfen Fehler gemacht werden Fehler koumlnnen als Lerngelegenheiten dienen und produktiven Charakter besitzen sowie die Lernmotivation steigern

bull sollen Loumlsungswege und Herange-hensweisen ausprobiert und reflektiert werden Der Prozess des Problemloumlsens steht im Vordergrund

bull sollte ein Klima vorherrschen das Schuumllerinnen und Schuumllern erlaubt mit Neugierde und Interesse neue Sachverhalte zu erschlieszligen und neue Informationen in vorhandene Wissens-strukturen zu integrieren

bull sollten Aufgaben eingesetzt werden die einen hohen Aufforderungscharak-ter besitzen

bull koumlnnen individuell differenzierte Auf-gaben angeboten werden

bull steht das Ergebnis des Kompetenzer-werbs und eine bestmoumlgliche Leistung im Fokus

bull stellen Fehler eine Abweichung der er-brachten Leistung von der gewuumlnsch-ten angezielten Leistung dar In Leistungssituationen sind Fehler nicht produktiv sondern werden vermieden

bull steht das erzielte Resultat im Zent-rum Das Problemloumlsen soll zu einem adaumlquaten Ergebnis fuumlhren

bull spielen Leistungserwartungen und das subjektiv empfundene Erleben der eigenen Leistungsfaumlhigkeit eine Rolle

bull werden Leistungen in der Regel auf Grund aumluszligerer Anlaumlsse anhand von Aufgaben mit eindeutig festgelegten Zielsetzungen erbracht

bull werden keine individuell leistungsdiffe-renzierte Aufgaben gestellt

Die Vermischung von Lern- und Leistungssituationen kann negative Auswirkungen auf Lern-ergebnisse sowie emotionale und motivationale Aspekte des Lernens haben Eine Vielzahl von Studien zeigt dass langfristig guumlnstigere Lernergebnisse erreicht werden koumlnnen wenn

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

14 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Lernsituationen und Leistungssituationen voneinander getrennt und Lernsituationen gezielt als solche gestaltet werden (Hascher 2005 Meyer Seidel amp Prenzel 2006 Soderstrom amp Bjork 2015) Leistungssituationen muumlssen als solche ausgewiesen werden Schuumllerinnen und Schuumllern muss bewusst sein wann von ihnen welche Leistungen erwartet und wie diese bewertet werden

Lern- und Leistungssituationen stellen an das paumldagogische und didaktische Vorgehen un-terschiedliche Anforderungen Darunter faumlllt auch die Gestaltung entsprechender Aufgaben fuumlr Lern- und Leistungssituationen Die Unterscheidung von Lern- und Leistungsaufgaben ist somit fuumlr den Unterricht von groszliger Bedeutung (Lankes 2012 ISB 2009)

32 Begriffsklaumlrung bdquoLernaufgabenldquo und bdquoLeistungsaufgabenldquo

bull Lernaufgaben dienen dazu Lernprozesse anzustoszligen Welche Lernaufgaben fuumlr welche Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden muumlssen Lehrkraumlfte vor dem Hintergrund des individuellen Lernstands und des Lernverhaltens der jeweiligen Schuumllerinnen und Schuumller reflektieren Diese Reflexion dient der Gestaltung und Verbesserung des Lern-prozesses

bull Leistungsaufgaben werden in erster Linie in klar definierten Leistungs- und Pruumlfungssi-tuationen eingesetzt Ihre Funktion besteht darin die Ergebnisse von Lernprozessen in Bezug auf angestrebte Kompetenzerwartungen sichtbar zu machen

33 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben (z B im Rahmen von Schulaufgaben oder muumlnd-lichen Pruumlfungen) muumlssen und koumlnnen nicht dieselben messtheoretischen Anforderungen erfuumlllen wie Testaufgaben wie sie beispielsweise in Vergleichsarbeiten (VERA) eingesetzt wer-den Aus diesem Grund ist es nicht sinnvoll Aufgaben die der Leistungserhebung im kom-petenzorientierten Unterricht dienen als bdquoTestaufgabenldquo zu bezeichnen Die Bezeichnung bdquokompetenzorientierte Leistungsaufgabenldquo ist passender

Jedoch muumlssen sich kompetenzorientierte Leistungsaufgaben daran orientieren Kompeten-zen in angemessenem Maszlige inhaltlich richtig zuverlaumlssig und nachvollziehbar zu erfassen2 Gleichzeitig muss der Aufwand fuumlr die Vorbereitung Durchfuumlhrung und Korrektur in einem vertretbaren Rahmen liegen Leistungsaufgaben sind auf Kriterien bezogen Diese Kriterien sind die jeweiligen im LehrplanPLUS definierten bdquoKompetenzerwartungen und Inhalteldquo sowie die daraus abgeleiteten Leistungsmerkmale (vgl Abschnitt 24)

2 Unabhaumlngig davon sind bei der Erstellung von Leistungserhebungen die Vorgaben und Regelungen des Bayerischen Gesetzes uumlber das Erziehungs- und Unterrichtswesen (BayEUG) der Schulordnung fuumlr schulartuumlbergreifende Regelungen an Schulen in Bayern (Bayerische Schulordnung ndash BaySchO) sowie der Schulordnungen der jeweiligen Schulart in Bayern einzuhalten

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

15Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Funktionen von kompetenzorientierten Leistungsaufgaben

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

bull dienen der kriterienorientierten Leistungsbewertung (verbale Beschreibung undoder Zif-fernnote)

bull geben der Schuumllerin oder dem Schuumller ein Feedback uumlber den individuellen Stand im Lernprozess Sie zeigen uumlber welche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sieer bereits verfuumlgt und geben Hinweise fuumlr weitere individuelle Schritte im Kompetenzerwerb

bull geben dem Lehrenden ein Feedback uumlber die Lernergebnisse der Schuumllerinnen und Schuuml-ler und sind somit Grundlage fuumlr die Gestaltung individueller Foumlrderung im Unterricht

Kasten 3 Realisierung der Kompetenzorientierung in Leistungserhebungen

Eine Leistungserhebung ist dann kompetenzorientiert wenn sie eine kriterienorientierte Leistungseinschaumltzung und -bewertung im Hinblick auf die im jeweiligen Lehrplan be-schriebenen Kompetenzerwartungen und Inhalte erlaubt Die Frage ob bei kompetenzo-rientierten Leistungserhebungen saumlmtliche Einzelaufgaben Teilaufgaben und Leistungs-merkmale bdquokompetenzorientiertldquo sein muumlssen oder nicht ist von diesem Standpunkt aus zu beantworten Leistungserhebungen muumlssen als Ganzes kompetenzorientiert sein Das bedeutet dass kompetenzorientierte Leistungserhebungen auch Aufgaben enthal-ten koumlnnen die beispielsweise staumlrker das Wiedergeben von Wissen ins Zentrum ruumlcken Kompetenzorientierten Aufgaben sollte jedoch sofern die Wahlmoumlglichkeit besteht stets der Vorzug gegeben werden

Variation der Aufgabenschwierigkeit

Folgende generelle Merkmale bestimmen die Schwierigkeit von Aufgaben (vgl Lankes 2012)

bull Komplexitaumlt der Aufgabe bzw der Loumlsung

bull Komplexitaumlt der zu verarbeitenden Information und

bull Umfang der Sprachproduktion bei der Loumlsung von Aufgaben

Uumlber diese generellen schwierigkeitsbestimmenden Aufgabenmerkmale hinaus bieten die kompetenzorientierten Lehrplaumlne vielfaumlltige Moumlglichkeiten schwierigkeitsbestimmende Merkmale von kompetenzorientierten Aufgaben zu variieren Dies kann geschehen durch

bull die Auswahl von Kompetenzerwartungen und Inhalten sowie

bull unterschiedliches Kombinieren von Kompetenzerwartungen und Inhalten

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

16 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Merkmale kompetenzorientierter Leistungsaufgaben

Damit sich eine Leistungsaufgabe als bdquokompetenzorientierte Leistungsaufgabeldquo qualifiziert muss sie die im Folgenden genannten Merkmale aufweisen Kompetenzorientierte Leistungs-aufgaben

bull erfassen erworbene Kompetenzen anhand ausgewaumlhlter Inhalte

bull erfassen beobachtbare Leistungen und beobachtbares Verhalten

bull knuumlpfen an den Unterricht und die Kompetenzerwartungen des jeweiligen Lehrplans an

bull sind jeweils auf einen bestimmten Lernstand (im Verlauf des Schuljahres) ausgerichtet

bull koumlnnen in unterschiedlichsten Formen von Leistungserhebungen eingesetzt werden (schriftliche oder muumlndliche Aufgaben praktische Leistungsaufgaben oder Mischfor-men)

bull erlauben die Bewertung von Leistung anhand klarer nachvollziehbarer systematischer und fuumlr die Schuumllerinnen und Schuumller transparenter Kriterien und

bull erlauben die Einordnung von Lernergebnissen im Hinblick auf die Erreichung der Kom-petenzerwartungen des Lehrplans

Daruumlber hinaus sollten kompetenzorientierte Leistungsaufgaben folgende Eigenschaften ha-ben Sie sollten hellip

bull einen Lebenswelt- und Anwendungsbezug aufweisen

bull unterschiedliche Loumlsungswege und Herangehensweisen erlauben und

bull einen Transfer auf andere Problemstellungen ermoumlglichen

Unabhaumlngig davon ob Leistungserhebungen aus vielen einzelnen (Teil-)Aufgaben oder ledig-lich einer einzigen Aufgabe bestehen muumlssen sie im Sinne der Anforderungsbereiche I-III der Bildungsstandards das gesamte zu erwartende Leistungsspektrum abbilden

Kasten 4 Operatoren und Anforderungsbereiche

Die Bildungsstandards der KMK unterscheiden drei Anforderungsbereiche Die Bildungs-standards im Fach Mathematik fuumlr den Primarbereich benennen zum Beispiel folgende Anforderungsbereiche bdquoReproduzierenldquo (AB I) bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo (AB II) bdquoVerallgemeinern und Reflektierenldquo (AB III) Diese lassen sich nicht scharf voneinander abgrenzen Sie stellen einen auf praktischer Erfahrung beruhenden Orientierungsrahmen dar in dem sich Leistungen von Schuumllerinnen und Schuumllern bewegen Operatoren be-schreiben in Leistungsaufgaben Taumltigkeiten beim Bearbeiten dieser Aufgaben Sie lassen sich einem oder mehreren Anforderungsbereichen zuordnen In Leistungserhebungen sollten alle Anforderungsbereiche in einem ausgewogenen Verhaumlltnis beruumlcksichtigt wer-den

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

17Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Beispiel fuumlr eine kompetenzorientierte Leistungsaufgabe

Diese Aufgabe aus dem Fach Deutsch am Gymnasium stellt eine moumlgliche Form der kompe-tenzorientierten Leistungsaufgabe dar

Bundesjugendspiele

Am vergangenen Dienstag fanden an unserer Schule die alljaumlhrlichen Bundesjugendspie-le in Leichtathletik statt an denen alle Schuumllerinnen und Schuumller teilgenommen habenBearbeite zu diesem Rahmenthema eine der folgenden Aufgaben

a) Berichten

Zu besonderen schulischen Ereignissen erscheinen regelmaumlszligig Berichte auf der Schul-homepage unseres Gymnasiums um die gesamte Schulfamilie daruumlber zu informieren Der bdquoWebmasterldquo unserer Schule wuumlnscht sich eine Artikellaumlnge von ca 250 WoumlrternVerfasse einen solchen Bericht uumlber die Bundesjugendspiele der letzten Woche und er-laumlutere am Schluss knapp wieso du diese fuumlr eine aumluszligerst gelungene Sache haumlltst Gehe dabei grundsaumltzlich nur auf die drei Disziplinen Wurf Sprung und Sprint ein und lasse den 800-Meter-Lauf unberuumlcksichtigt Greife bei Bedarf auf das beigefuumlgte Material zu-ruumlck

b) Beschreiben

In einem eurer letzten Briefe an Ukesh das Patenkind eurer Klasse aus Nepal habt ihr eure Vorfreude auf die Bundesjugendspiele erwaumlhnt Nun fragt Ukesh nach und bittet darum ihm zu erklaumlren wie diese Spiele gehenVerfasse diesen Brief in dem du den Ablauf der Bundesjugendspiele genau beschreibst Gehe dabei grundsaumltzlich nur auf die drei Disziplinen Wurf Sprung und Sprint ein und lasse den 800-Meter-Lauf unberuumlcksichtigt Greife bei Bedarf auf das beigefuumlgte Material zuruumlck

c) Erzaumlhlen

Deine englischer Brieffreund-in hat dir in seinemihrem letzten Brief begeistert vom Sieg seinerihrer Klasse bei einem groszligen Schulturnier erzaumlhlt und in diesem Zusammen-hang nachgefragt ob an eurer Schule auch hin und wieder besondere Sportaktivitaumlten stattfindenSchreibe ihmihr nun einen Brief in dem du von den Bundesjugendspielen und wie du sie erlebt hast erzaumlhlst Hebe dabei zwei bis drei Elemente besonders hervor

d) Erzaumlhlen

Verfasse fuumlr das Geschichtenbuch unserer Klasse eine Houmlhepunkterzaumlhlung zu dem The-ma bdquoTrotz ungluumlcklichen Starts beim Sprint als Erste(r) ins Ziel gekommenldquo

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

18 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Material 1Bundesjugendspiele - Stadionplan mit Wettkampfstaumltten

18

Material 1

Bundesjugendspiele - Stadionplan mit Wettkampfstaumltten

Material 2

Bundesjugendspiele ndash Zeitplan fuumlr die Klasse 5a

Uhrzeit Maumldchen Jungen

820-835 Sprint 1

835-850 Weit 3

850-905 Weit 2

905-920 Ball 3

920-935 Ball 1

935-1025 Sprint 2

Link weiterfuumlhrende Hinweise zur Aufgabe bdquoBundesjugendspieleldquo fuumlr Lehrkraumlfteldquo

Material 2Bundesjugendspiele ndash Zeitplan fuumlr die Klasse 5a

Uhrzeit Maumldchen Jungen

820ndash835 Uhr Sprint 1

835ndash850 Uhr Weit 3

850ndash905 Uhr Weit 2

905ndash920 Uhr Ball 3

920ndash935 Uhr Ball 1

935ndash1025 Uhr Sprint 2

Weiterfuumlhrende Hinweise fuumlr Lehrkraumlfte zur Aufgabe bdquoBundesjugendspieleldquo finden Sie im Lehrplaninformationssystem (LehrplanPLUS Deutsch Gymnasium Jgst 5)

4 Schritte der Entwicklung von Leistungsaufgaben

19Kompetenzorientierte LeistungsaufgabenKompetenzorientierte Leistungsaufgaben

4 Schritte der Entwicklung von Leistungsaufgaben

Ergebnisse kompetenzorientierten Unterrichts muumlssen mit entsprechenden Aufgaben d h mit kompetenzorientierten Leistungsaufgaben erhoben werden Sie beruumlcksichtigen die im Lehrplan beschriebenen Kompetenzen und Inhalte Die Gestaltung von Aufgaben und Leis-tungserhebungen wird davon bestimmt welche Kompetenzen und Inhalte gepruumlft werden sollen

Wesentliche Schritte bei der Erstellung kompetenzorientierter Leistungsaufgaben sollten sein

bull Festlegen der Kompetenzerwartungen und Inhalte die bei einer Leistungserhebung ab-gedeckt werden sollen eine entsprechende Matrix die die Kompetenzerwartungen mit Inhalten kombiniert kann hier sehr hilfreich sein

bull Auswahl geeigneter Operatoren fuumlr Leistungsaufgaben die den Kompetenzerwartun-gen entsprechen

bull Ableitung und Festlegung von Leistungsmerkmalen anhand derer die Auspraumlgung einer Kompetenz beobachtet werden kann

bull Uumlberpruumlfen des Erreichens von Kompetenzerwartungen je nach Komplexitaumlt auch mit mehreren (Teil-)Aufgaben

bull Beruumlcksichtigung des zu erwartenden Leistungsstandes der gesamten Lerngruppe im Hinblick auf das Fortschreiten im LehrplanPLUS

bull Festlegen des Formats der Leistungserhebung schriftlich muumlndlich praktisch oder Mischform

bull Festlegen des Formats der Aufgaben (geschlossene oder offene Aufgaben Aufgaben mit einer Auswahl von Antworten Kurzantworten Texterstellung etc)

bull Erstellen von Bewertungskriterien fuumlr jede Aufgabe die ndash auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller ndash transparent und nachvollziehbar sind

Kasten 5 Funktionen von Bewertungskriterien

Bewertungskriterien helfen hellip

bull erwartete Leistungen auf der Basis von Leistungsmerkmalen zu beschreiben

bull Faumlhigkeitsniveaus und Abstufungen von Leistung darzustellen

bull Leistungen paumldagogisch-diagnostisch einzuordnen

bull transparente Ruumlckmeldungen an die Schuumllerinnen und Schuumller bereitzustellen und

bull Qualitaumltsstandards bei der Bewertung einzuhalten

Wesentlich bei der Erstellung von kompetenzorientierten Aufgaben ist die hier dargestellte Ableitung von Leistungsaufgaben aus den Kompetenzerwartungen und Inhalten des Lehr-planPLUS Kompetenzorientierte Aufgaben koumlnnen nicht unmittelbar aus den Lehrplaumlnen entnommen werden Ihre Erstellung erfordert das planvolle und zweckgerichtete Vorgehen der Lehrkraft mit engem Bezug zum vorhergehenden Unterricht

Literaturverzeichnis

20 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

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Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

ensp wwwlehrplanplusbayernde

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HerausgeberBayerisches Staatsministerium fuumlr Unterricht und Kultus Ref Oumlffentlichkeitsarbeit Salvatorstraszlige 2 80333 Muumlnchen

Dieser Leitfaden wurde im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Unterricht und Kultus vom Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung erarbeitet

RedaktionAlexandra EberhardtDr Gabriele LoiblFranziska LugertMagnus OrtingerUlrike PykaDr Bernd Schaal (Leitung)Corina Sperr-BaumgaumlrtnerAndreas StreinzDr Ursula Weier(alle ISB)

AnschriftStaatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungGrundsatzabteilungSchellingstraszlige 15580797 MuumlnchenTel 089 2170-2238Fax 089 2170-2205E-Mail kontaktisbbayerndeInternet wwwisbbayernde

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StandOktober 2019

Page 4: Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben - Bayern...2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung 4 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben 2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

1 Einleitung

3Kompetenzorientierte LeistungsaufgabenKompetenzorientierte Leistungsaufgaben

1 Einleitung

Gute Praxis gruumlndet stets auf einer schluumlssigen theoretischen Basis Die gute Praxis zum Thema bdquoLeistungserhebung und -bewertung im kompetenzorientierten Unter-richtldquo haben die sehr anschaulichen Handreichungen des ISB fuumlr die verschiedenen Schularten im Blick1 Umfassendere Erlaumluterungen zur theoretischen Basis liefert der vorliegende Leitfaden und stellt damit eine schulartuumlbergreifende Klammer dar die diese Handreichungen ergaumlnzt Er gibt zunaumlchst einen Einblick in das Konzept der Kompetenzorientierung Im Anschluss daran werden die bildungspolitische und die paumldagogische Legitimation der Kompetenzorientierung dargestellt Eroumlrtert wird auszligerdem die Bedeutung der Kompetenzerwartungen in den Fachlehrplaumlnen des LehrplanPLUS fuumlr schulische Leistungserhebungen Die Unterscheidung von Lern- und Leistungssituationen sowie Lern- und Leistungsaufgaben wird dargestellt und begruumlndet Schritte fuumlr die Erstellung von kompetenzorientierten Aufgaben werden skizziert

Der Leitfaden bietet keine Sammlung von Beispielaufgaben sondern stellt Grund-prinzipien dar Die angefuumlhrten Beispiele sollen an den jeweiligen Stellen das darge-stellte Grundprinzip veranschaulichen

Ansprechen moumlchte der Leitfaden Verantwortliche in der Schulaufsicht und der Se-minarausbildung Angehoumlrige der ISB-Lehrplankommissionen und Lehrplanmultipli-katoren die sich fuumlr grundlegende Aspekte der Kompetenzorientierung bei der Leis-tungserhebung interessieren Verwendungsmoumlglichkeiten ergeben sich im Rahmen der Umsetzung von Lehrplaumlnen des LehrplanPLUS und schulinterner Fortbildungen oder paumldagogischer Tage

1 beispielweise die Handreichungen bdquoLeistungserhebung Leistungsdokumentation und Leistungsbe-wertung im kompetenzorientierten Unterricht der Mittelschuleldquo und bdquoKompetenzorientierter Unter-richt Leistungen beobachten ndash erheben ndash bewerten (Grundschule)ldquo

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

4 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

Die Begriffe bdquoKompetenzldquo und bdquoKompetenzorientierungldquo spielen im schulischen Ler-nen eine zentrale Rolle In den folgenden Abschnitten werden diese Begriffe erlaumlu-tert Ihre Bedeutung fuumlr die Leistungserhebung wird dargestellt

21 Bestimmung des Begriffs bdquoKompetenzldquo

Der Begriff bdquoKompetenzldquo laumlsst sich in folgender Weise beschreiben (vgl ISB 2015 Weinert 2001)

bull Kompetenzen sind erwerbbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die benoumltigt werden um bestimmte Aufgaben und Problemstellungen zu loumlsen

bull Sie umfassen neben den fachlichen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten auch fachuumlbergreifende Faumlhigkeiten wie Argumentationsfaumlhigkeit Problemloumlsefaumlhigkeit Reflexionsfaumlhigkeit und Urteilsfaumlhigkeit sowie handlungsbezogene Faumlhigkeiten

bull Kompetenzen verbinden fachliches Wissen und die Faumlhigkeit dieses Wissen sinnvoll zu nutzen und verantwortlich einzusetzen

bull Im Unterricht sollen Schuumllerinnen und Schuumller fachliche fachuumlbergreifende und hand-lungsbezogene Kompetenzen erwerben die erforderlich sind lebensweltliche Aufgaben und Problemstellungen eigen- und sozialverantwortlich zu loumlsen

bull Obwohl primaumlr fachspezifisch sind Kompetenzen auch haumlufig zu einem bestimmten Grad generalisierbar

Kasten 1 Beispiel fuumlr eine fachspezifische und generalisierte Kompetenz

Fachspezifische Kompetenz Grammatische Faumlhigkeiten in einer bestimmten Sprache (z B Lernbereich 6 bdquoVerfuumlgen uumlber sprachliche Mittelldquo im Lehrplan fuumlr das Fach Englisch in der Realschule)

Die Schuumllerinnen und Schuumller

bull stellen zeitliche Bezuumlge her und berichten zunehmend differenziert uumlber Vorgaumlnge und Zusammenhaumlnge in der Gegenwart und Vergangenheit Sie verwenden grundlegende Strukturen um uumlber Zukuumlnftiges zu sprechen und variieren ihre Aussagen

ndash simple past (revision)

ndash past progressive

ndash contrast simple and progressive tenses (present and past)

ndash present perfect simple (a recent action a present result of a past action)

ndash more ways of expressing the future (no contrast) will future (prediction instant de-cision) going-to future (intention prediction based on the present situation)

Generalisierte Kompetenz Denken in grammatikalischen Strukturen

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

5Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

22 Bildungspolitische und paumldagogische Legitimation der Kompetenzorientierung

221 Bildungspolitische Legitimation

bdquoKenntnisse und Fertigkeiten zu vermitteln und Faumlhigkeiten zu entwickelnldquo ist eine der we-sentlichen Aufgaben der Schulen (Art 2 Abs 1 BayEUG) Aumlhnlich formuliert findet sich dieses zentrale Ziel auch im gemeinsamen Beschluss der Staumlndigen Konferenz der Kultusminister der Laumlnder in der Bundesrepublik Deutschland (KMK) aus dem Jahr 1973 Gleichzeitig haben Schulen daruumlber hinausgehende Bildungs- und Erziehungsaufgaben Diese richten sich auf die Bildung der Persoumlnlichkeit sowie die Vermittlung der Grundwerte unserer demokratischen Gesellschaft

Welche Kenntnisse Fertigkeiten und Faumlhigkeiten Schuumllerinnen und Schuumller in der Schule er-werben sollen ist nicht nur Gegenstand von Lehrplaumlnen sondern auch eines laumlnderuumlbergrei-fenden Abstimmungsprozesses Dieser Prozess fuumlhrte 2004 zur Formulierung von Bildungs-standards durch die Kultusministerkonferenz (KMK 2004) Die Bildungsstandards werden in den Lehrplaumlnen fuumlr bayerische Schulen (LehrplanPLUS) konkretisiert Die Lehrplaumlne des LehrplanPLUS beschreiben die fachlichen Anforderungen in Form von Kompetenzerwartun-gen und Inhalten

Die bildungspolitische Legitimation der Kompetenzorientierung leitet sich aus den o g Quel-len ab Kompetenzorientierung ist eine bildungspolitische Schwerpunktsetzung der bayeri-schen Staatsregierung die maszliggeblich war fuumlr den Auftrag entsprechende Lehrplaumlne zu erarbeiten (KMS III7-5S4410-651703 vom 27 Juli 2010) Die Kompetenzorientierung ist eine praumlgende Grundlage der Lehrplaumlne fuumlr bayerische Schulen

222 Paumldagogische Legitimation

Kompetenzorientierung im Unterricht hat zum Ziel dass Schuumllerinnen und Schuumller Kompe-tenzen erwerben Diese Feststellung ist nicht trivial denn der Erwerb von Kompetenzen im Unterricht geht uumlber den reinen Wissenserwerb hinaus Gleichzeitig bleibt fuumlr den Kompe-tenzerwerb und nachhaltiges Lernen ein dauerhaft verfuumlgbares und vernetztes Wissen un-verzichtbar Kompetenzorientierung stellt die Lernenden als handelnde Personen und den langfristigen Erwerb von Kompetenzen als Ziel in den Mittelpunkt Daruumlber hinaus traumlgt sie auch dazu bei dass Schuumllerinnen und Schuumller Kompetenzen selbststaumlndig erwerben und in die Lage versetzt werden ihr eigenes Vorgehen kritisch zu hinterfragen und zu bewerten Diese grundlegenden Aussagen stellen die paumldagogische Legitimation der Kompetenzorien-tierung dar

Kompetenzorientierter Unterricht umfasst auszligerdem den Aufbau von fachuumlbergreifenden und handlungsbezogenen Kompetenzen Kompetenzerwerb stellt somit auch die Grundlage fuumlr Bildung dar die darauf zielt Schuumllerinnen und Schuumller in die Lage zu versetzen in un-terschiedlichsten Lebenssituationen uumlberdauernd selbststaumlndig handeln zu koumlnnen aktiv an gesellschaftlichen Prozessen und an kulturellen Angeboten teilzuhaben sowie lebenslanges Lernen zu ermoumlglichen

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

6 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

23 Kompetenz und Leistung

Fuumlr den LehrplanPLUS wurden unter Beruumlcksichtigung der Bildungsstandards und des Bil-dungs- und Erziehungsauftrags von Schule fuumlr die jeweiligen Faumlcher Kompetenzstrukturmo-delle entwickelt Sie beschreiben prozessbezogene Kompetenzen bzw Kompetenzbereiche und den inhaltlich-fachlichen Rahmen des jeweiligen Faches Auf dieser Basis werden fuumlr die einzelnen Faumlcher im LehrplanPLUS jeweils schulart- und jahrgangsstufenbezogen Grundle-gende Kompetenzen und Kompetenzerwartungen beschrieben

bull Grundlegende Kompetenzen verdeutlichen die Gesamtidee eines Faches in einer bzw zwei Jahrgangsstufen und beschreiben zusammenfassend Kompetenzen die in diesem Fach in einem bestimmten Zeitraum uumlberdauernd und mit nachhaltiger Wirkung aufge-baut werden sollen Sie beschreiben situations- und anforderungsbezogen uumlber welches Wissen und Koumlnnen die Schuumllerinnen und Schuumller dauerhaft verfuumlgen sollen

bull Fachlehrplaumlne untergliedern sich in Lernbereiche In diesen werden Kompetenzerwar-tungen sowie dazugehoumlrige Inhalte benannt Kompetenzerwartungen der einzelnen Lernbereiche stellen die Konkretisierung der Grundlegenden Kompetenzen anhand der im Lehrplan bestimmten Inhalte dar

Kompetenzen sind nicht direkt beobachtbar Kompetenzerwartungen dagegen beschreiben Leistungen und Verhalten die systematisch beobachtbar sind und damit im Unterricht und in Leistungssituationen erhoben werden koumlnnen (vgl Klieme 2009 S9)

Kasten 2 Beispiel fuumlr beobachtbares Verhalten beobachtbare Leistungen

Kompetenz (nicht direkt beobachtbar)

Eine SchuumllerinEin Schuumller verfuumlgt uumlber eine klare Zahlvorstellung

Kompetenzerwartungen im Lehrplan (beobachtbares Verhaltenbeobachtbare Leis-tungen)

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

bull orientieren sich im Zahlenraum durch flexibles Zaumlhlen (vorwaumlrts ruumlckwaumlrts in Schrit-ten)

bull ordnen Zahlen auf dem Zahlenstrahl

bull vergleichen Zahlen mit den Zeichen bdquogtldquo bdquoltldquo und bdquo=ldquo

bull begruumlnden Beziehungen zwischen Zahlen (die Zahl 649 liegt zwischen 600 und 700 Sie liegt naumlher bei 500 als bei 1000hellip)

bull stellen Zahlen unterschiedlich dar (Stellenwertschreibweise Einerwuumlrfel und Zehner-stangen etc)

Lehrplaumlne treffen gleichermaszligen Festlegungen auf der Ebene des Koumlnnens und Wissens und der Ebene der beobachtbaren Leistungen und des beobachtbaren Verhaltens (vgl Abbil-dung 1) Sie beinhalten dadurch auch grundlegende Informationen daruumlber welche Leistun-gen Schuumllerinnen und Schuumller erbringen bzw welches Verhalten sie zeigen muumlssen damit daraus erschlossen werden kann inwieweit sie uumlber die angestrebte Kompetenz verfuumlgen

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

7Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Kompetenzebene

Performanzebene

beobachtbare Leistungen sowie beobachtbares Verhalten

Kompetenzen (fachliche fachuumlbergreifende und handlungsbezogeene Kompetenzen)

Testverfahren und Leistungserhebungen

Aufgaben

bdquoKoumlnnenldquo bdquoWissenldquo

Abbildung 1 Ebenen der Beschreibung und Erfassung von Kompetenzen (in Anlehnung an Seel amp Hanke 2015 S 21)

Testverfahren und Leistungserhebungen dienen dazu den Grad der Auspraumlgung von Kom-petenzen zu erfassen bdquoTestverfahrenldquo und bdquoLeistungserhebungenldquo sind nicht dasselbe Sie erfuumlllen unterschiedliche Zwecke

bull Zu den Testverfahren gehoumlren die Tests der internationalen und nationalen Vergleichs-studien (PISA IGLU Laumlndervergleich etc) sowie die Tests der Orientierungsarbeiten und Vergleichsarbeiten (VERA) Vergleichsstudien dienen dem Systemmonitoring Vergleichs-arbeiten der Unterrichts- und Schulentwicklung Sie erfuumlllen hohe messtheoretische und methodische Voraussetzungen Diese Testverfahren orientieren sich unmittelbar an den Bildungsstandards und nicht an den jeweiligen Lehrplaumlnen und sind daher in der Regel fuumlr die unterrichtsbezogene Leistungserhebung nicht nutzbar

bull Leistungserhebungen die von Lehrkraumlften entworfen werden dienen dazu festzustel-len inwieweit Schuumllerinnen und Schuumller bestimmte Kompetenzen im aktuellen Unter-richt erworben haben Sie orientieren sich an den Lehrplaumlnen insbesondere an den Kompetenzerwartungen in den einzelnen Lernbereichen der schulart- und jahrgangs-spezifischen Fachlehrplaumlne

24 Kompetenzerwartungen als Bezugspunkt fuumlr die Erstellung von Leistungsaufgaben

Kompetenzerwartungen beschreiben die zu erwerbenden Kompetenzen in sehr konkreter Weise Sie stehen mit den fachlichen Inhalten in direkter Beziehung und richten sich auf kon-krete Anforderungssituationen in denen Schuumllerinnen und Schuumller ihr Wissen und Koumlnnen anwenden Kompetenzerwartungen beinhalten eindeutige kompetenzbeschreibende Verben (Operatoren) Diese veranschaulichen die Taumltigkeiten beim Bearbeiten von Aufgaben Zusam-men mit den fachlichen Inhalten bilden die Kompetenzerwartungen die Grundlage fuumlr die Gestaltung von Lehr-Lernsituationen sowie von Leistungserhebungen

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

8 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Wie Leistungen und Verhalten auf der Basis des LehrplanPLUS beobachtbar gemacht werden koumlnnen wird in drei Schritten im Folgenden kurz skizziert und mit zwei Beispielen veran-schaulicht (siehe Tabelle 1 bis Tabelle 4) Kompetenzerwartungen und Inhalte fuumlr die Leis-tungsbeurteilung werden dabei in den Mittelpunkt geruumlckt Damit wird der LehrplanPLUS zum Bezugspunkt fuumlr die Leistungserhebung

1 Die Planung von Unterricht vollzieht sich auf der Grundlage des jeweiligen Fachlehrplans des bayerischen LehrplanPLUS In den einzelnen Lernbereichen ist dargestellt anhand wel-cher Inhalte Schuumllerinnen und Schuumller Kompetenzen erwerben sollen Dabei ergeben sich Variationsmoumlglichkeiten da Kompetenzen haumlufig anhand verschiedener im Lehrplan auf-gefuumlhrter Inhalte erworben werden koumlnnen Dies gilt sowohl fuumlr die getrennte Darstellung von Kompetenzerwartungen und Inhalten als auch fuumlr die integrierte Darstellung bei der Kompetenzerwartungen mit Inhalten verknuumlpft ausgewiesen werden

2 Die Kombination von Kompetenzerwartungen und Inhalten kann bei deren getrennter Darstellung als Matrix gedacht werden (Tabelle 1) Jede Zelle der Matrix gibt eine Kom-bination von Kompetenzerwartung und Inhalt wieder Ob die einzelnen Kombinationen fachlich und fachdidaktisch sinnvoll sind entscheidet die Lehrkraft Sie waumlhlt fuumlr die Pla-nung von Unterricht passende Kombinationen aus Diese bilden die Grundlage fuumlr die wei-tere Unterrichtsgestaltung Bei der integrierten Darstellung sind Kompetenzerwartungen und Inhalte bereits miteinander verbunden Inhalte benoumltigen ggf eine Konkretisierung bei der Aufgabenerstellung

3 Anhand der in den Kompetenzerwartungen genannten kompetenzbeschreibenden Ver-ben (Operatoren) und der gewaumlhlten Inhalte leiten Lehrkraumlfte Leistungsmerkmale ab die die Auspraumlgung einer Kompetenz beschreiben Diese stellen die Grundlage fuumlr die Erarbei-tung von Lern- und Leistungsaufgaben dar da anhand dieser Indikatoren festgestellt wer-den kann inwiefern Schuumllerinnen und Schuumller uumlber bestimmte Kompetenzen verfuumlgen

Beispiel fuumlr die Ableitung von Leistungsmerkmalen bei getrennter Ausweisung von Kompe-tenzerwartungen und Inhalten

Das Beispiel 1 stammt aus dem Fachlehrplan fuumlr das Fach Geographie der Jahrgangsstufe 10 des Gymnasiums Tabelle 1 stellt einen Ausschnitt aus dem Lernbereich 7 bdquoKlimawan-del als globale Herausforderungldquo dar Der Fachlehrplan wird als Matrix dargestellt Die im Fachlehrplan aufgelisteten Kompetenzerwartungen finden sich in der ersten Spalte In der zweiten Zeile sind exemplarisch einige Inhalte genannt Die Matrixdarstellung verdeutlicht dass Kompetenzerwartungen mit unterschiedlichen Inhalten kombiniert werden koumlnnen Im Beispiel wurde die grau hinterlegte Zelle als fachlich und fachdidaktisch sinnvolle Kombinati-on ausgewaumlhlt Fuumlr diese Zelle der Matrix wurden entsprechende Indikatoren abgeleitet (siehe Tabelle 2)

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

9Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Tabelle 1 Ausschnitt aus dem Lernbereich 7 bdquoKlimawandel als globale Herausforderungldquo des Fachlehr-plans Gymnasium im Fach Geographie Jahrgangsstufe 10 dargestellt als Matrix

Kompetenzerwartung Inhalt

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

Moumlgliche Antriebs-kraumlfte fuumlr den Klimawandel (extraterres-trische und terrestrische Ursachen)

Ursachen des natuumlrlichen und anthro-pogenen Treibhaus-effekts

Klima- szenarien und regionale Unterschiede

hellip

erschlieszligen die Ursachen fuumlr den zunehmenden anthropogenen Treib-hauseffekt unter Beruumlck-sichtigung wissenschaft-licher Erkenntnisse

beschreiben ausgewaumlhl-te Szenarien des IPCC-Reports und untersuchen die regional unterschied-liche Erwaumlrmung der Erde infolge des Klima-wandels

stellen unterschiedliche Positionen und Meinun-gen zum Klimawandel dar und hinterfragen diese kritisch

hellip

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

10 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Tabelle 2 Ableitung von Leistungsmerkmalen am Beispiel 7 bdquoKlimawandel als globale Herausforderungldquo des Fachlehrplans im Fach Geographie der Jahrgangsstufe 10 des Gymnasiums in Bayern (Ausschnitt aus Tabelle 1 hervorgehobene Zelle)

Kompetenzerwartung Inhalt

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

Ursachen des natuumlrlichen und anthropogenen Treibhaus-effekts

beschreiben ausgewaumlhl-te Szenarien des IPCC-Reports und untersuchen die regional unterschied-liche Erwaumlrmung der Erde infolge des Klima-wandels

Ableitung von Leistungsmerkmalen (Beispiele)

Operator und Inhalt beschreiben ausgewaumlhlte Szenarien des IPCC-Reports im Hinblick auf Ursachen des natuumlrli-chen und anthropogenen Treibhauseffekts

bull sachgerechte Sprache Form Darstellung

bull sachgerechte Wahl des Mediums

bull passender Grad an DetailliertheitDifferenzierung

bull realistische inhaltliche Ausarbeitung

Operator und Inhalt untersuchen die regional unter-schiedliche Erwaumlrmung der Erde infolge des Klimawandels unter Beruumlcksichtigung der Ursachen des natuumlrlichen und anthropogenen Treibhauseffekts

bull sachgerechte Darstellung der Fragestellung

bull sachgerechte Formulierung von Hypothesen

bull sachgerechte Ausarbeitung methodischer Aspekte

bull sachgerechte Entwicklung eines Untersuchungsdesigns

bull passende Einordnung moumlglicher Ergebnisse

Variation der Schwierigkeit durch

bull Variation der Komplexitaumlt der zu verarbeitenden Infor-mation z B ErhoumlhungVerringerung der Anzahl der Szenarien des IPCC-Reports oder Hinzunahme weiterer QuellenInhalte (Komplexitaumlt der zu verarbeitenden In-formation)

bull Variation der Komplexitaumlt der Aufgabe bzw der Loumlsung (Umfang und Tiefe der Untersuchung)

bull Umfang der Sprachproduktion bei der Loumlsung von Auf-gaben

bull hellip

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

11Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Beispiel fuumlr die Ableitung von Leistungsmerkmalen bei integrierter Ausweisung von Kompe-tenzerwartungen und Inhalten

Das zweite Beispiel bezieht sich auf den Fachlehrplan fuumlr das Fach Deutsch in der Grundschule (Jahrgangsstufen 3 und 4) In diesem sind die Kompetenzerwartungen bereits mit konkreten Inhalten verbunden Eine Darstellung als Matrix eruumlbrigt sich daher

Tabelle 3 Ausschnitt aus dem Lernbereich 3 bdquoSchreiben 32 Texte planen und schreibenldquo im Fach Deutsch der Jahrgangsstufe 3 und 4 der Grundschule

Kompetenzerwartungen

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

bull nutzen vor dem Schreiben Methoden zur Sammlung und Ordnung von Wortmaterial Informationen Begruumlndungen und Schreibideen (z B Stichwortzettel Mindmap)

bull ziehen auch im Austausch mit anderen typische Elemente aus erzaumlhlenden und infor-mierenden Texten heran (z B Wortmaterial typische Formulierungen oder Textbaustei-ne) und erstellen fuumlr eigene Texte Sammlungen (z B thematischen Wortschatz fuumlr Fan-tasiegeschichten oder Abenteuererzaumlhlungen Informationen aus Kindersachbuumlchern)

bull bauen ihre eigenen erzaumlhlenden Texte sinnvoll auf (z B Erzaumlhlsituation ndash Ereignis ndash Ausgang) und stellen ein erzaumlhlenswertes Ereignis ins Zentrum

bull gestalten erzaumlhlende Texte lebendig wirkungsvoll und anschaulich durch den gezielten Einsatz passender sprachlicher Mittel

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

12 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Tabelle 4 Ableitung von Leistungsmerkmalen (Lernbereich 3 bdquoSchreiben 32 Texte planen und schreibenldquo im Fach Deutsch der Jahrgangsstufe 3 und 4 der Grundschule)

Kompetenzerwartung konkretisierter Inhalt

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

Schreiben eines erzaumlhlenden Textes z B Fantasiegeschich-te oder Geschichte zu einem Impuls

bauen ihre eigenen er-zaumlhlenden Texte sinnvoll auf (z B Erzaumlhlsituation ndash Ereignis ndash Ausgang) und stellen ein erzaumlhlens-wertes Ereignis ins Zentrum

Ableitung von Leistungsmerkmalen (Beispiele)

Operator und Inhalt bauen bauen ihre eigenen erzaumlhlen-den Texte sinnvoll auf

bull passende Erzaumlhlidee

bull Situations- und Figureneinfuumlhrung

bull sachgerechter stringenter Aufbau

bull Darstellung der Wahrnehmungen Gefuumlhle und Absichten der handelnden Figuren

Operator stellen ein erzaumlhlenswertes Ereignis ins Zentrum

bull angemessener Stellenwert des Ereignisses im Gesamt-text

bull zielfuumlhrender Einsatz erzaumlhlerischer Elemente (z B Auftreten typischer Figuren zur Erzeugung von Span-nung Kontraste zur Erzeugung einer uumlberraschenden Wendung hellip)

bull anschauliche und schluumlssige inhaltliche Ausarbeitung

Variation der Schwierigkeit durch

bull Umfang der Sprachproduktion

bull Orientierung an Textmustern

bull gezielte Nutzung der Wirkung von Orten Zeiten und Motiven

bull hellip

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

13Kompetenzorientierte LeistungsaufgabenKompetenzorientierte Leistungsaufgaben

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

In den folgenden Abschnitten wird hergeleitet welche Funktionen kompetenzorientierte Leistungsaufgaben haben wie ihre Schwierigkeit variiert werden kann und welche Merkma-le kompetenzorientierte Leistungsaufgaben im Einzelnen besitzen Dazu wird zunaumlchst zwi-schen Lernsituationen und Leistungssituationen unterschieden Auf ausfuumlhrliche Erlaumluterun-gen zu kompetenzorientierten Lernaufgaben wird an dieser Stelle verzichtet Solche finden sich in den entsprechenden Handreichungen und Leitfaumlden der verschiedenen Schularten

31 Unterscheidung von Lernsituationen und Leistungssituationen

Lernsituationen und Leistungssituationen haben unterschiedlichen Charakter und besitzen unterschiedliche Funktionen Sie werden einander in Tabelle 5 gegenuumlbergestellt

Tabelle 5 Gegenuumlberstellung Lernsituationen ndash Leistungssituationen

In Lernsituationen hellip In Leistungssituationen hellip

bull steht der Kompetenzerwerb im Mittel-punkt

bull duumlrfen Fehler gemacht werden Fehler koumlnnen als Lerngelegenheiten dienen und produktiven Charakter besitzen sowie die Lernmotivation steigern

bull sollen Loumlsungswege und Herange-hensweisen ausprobiert und reflektiert werden Der Prozess des Problemloumlsens steht im Vordergrund

bull sollte ein Klima vorherrschen das Schuumllerinnen und Schuumllern erlaubt mit Neugierde und Interesse neue Sachverhalte zu erschlieszligen und neue Informationen in vorhandene Wissens-strukturen zu integrieren

bull sollten Aufgaben eingesetzt werden die einen hohen Aufforderungscharak-ter besitzen

bull koumlnnen individuell differenzierte Auf-gaben angeboten werden

bull steht das Ergebnis des Kompetenzer-werbs und eine bestmoumlgliche Leistung im Fokus

bull stellen Fehler eine Abweichung der er-brachten Leistung von der gewuumlnsch-ten angezielten Leistung dar In Leistungssituationen sind Fehler nicht produktiv sondern werden vermieden

bull steht das erzielte Resultat im Zent-rum Das Problemloumlsen soll zu einem adaumlquaten Ergebnis fuumlhren

bull spielen Leistungserwartungen und das subjektiv empfundene Erleben der eigenen Leistungsfaumlhigkeit eine Rolle

bull werden Leistungen in der Regel auf Grund aumluszligerer Anlaumlsse anhand von Aufgaben mit eindeutig festgelegten Zielsetzungen erbracht

bull werden keine individuell leistungsdiffe-renzierte Aufgaben gestellt

Die Vermischung von Lern- und Leistungssituationen kann negative Auswirkungen auf Lern-ergebnisse sowie emotionale und motivationale Aspekte des Lernens haben Eine Vielzahl von Studien zeigt dass langfristig guumlnstigere Lernergebnisse erreicht werden koumlnnen wenn

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

14 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Lernsituationen und Leistungssituationen voneinander getrennt und Lernsituationen gezielt als solche gestaltet werden (Hascher 2005 Meyer Seidel amp Prenzel 2006 Soderstrom amp Bjork 2015) Leistungssituationen muumlssen als solche ausgewiesen werden Schuumllerinnen und Schuumllern muss bewusst sein wann von ihnen welche Leistungen erwartet und wie diese bewertet werden

Lern- und Leistungssituationen stellen an das paumldagogische und didaktische Vorgehen un-terschiedliche Anforderungen Darunter faumlllt auch die Gestaltung entsprechender Aufgaben fuumlr Lern- und Leistungssituationen Die Unterscheidung von Lern- und Leistungsaufgaben ist somit fuumlr den Unterricht von groszliger Bedeutung (Lankes 2012 ISB 2009)

32 Begriffsklaumlrung bdquoLernaufgabenldquo und bdquoLeistungsaufgabenldquo

bull Lernaufgaben dienen dazu Lernprozesse anzustoszligen Welche Lernaufgaben fuumlr welche Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden muumlssen Lehrkraumlfte vor dem Hintergrund des individuellen Lernstands und des Lernverhaltens der jeweiligen Schuumllerinnen und Schuumller reflektieren Diese Reflexion dient der Gestaltung und Verbesserung des Lern-prozesses

bull Leistungsaufgaben werden in erster Linie in klar definierten Leistungs- und Pruumlfungssi-tuationen eingesetzt Ihre Funktion besteht darin die Ergebnisse von Lernprozessen in Bezug auf angestrebte Kompetenzerwartungen sichtbar zu machen

33 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben (z B im Rahmen von Schulaufgaben oder muumlnd-lichen Pruumlfungen) muumlssen und koumlnnen nicht dieselben messtheoretischen Anforderungen erfuumlllen wie Testaufgaben wie sie beispielsweise in Vergleichsarbeiten (VERA) eingesetzt wer-den Aus diesem Grund ist es nicht sinnvoll Aufgaben die der Leistungserhebung im kom-petenzorientierten Unterricht dienen als bdquoTestaufgabenldquo zu bezeichnen Die Bezeichnung bdquokompetenzorientierte Leistungsaufgabenldquo ist passender

Jedoch muumlssen sich kompetenzorientierte Leistungsaufgaben daran orientieren Kompeten-zen in angemessenem Maszlige inhaltlich richtig zuverlaumlssig und nachvollziehbar zu erfassen2 Gleichzeitig muss der Aufwand fuumlr die Vorbereitung Durchfuumlhrung und Korrektur in einem vertretbaren Rahmen liegen Leistungsaufgaben sind auf Kriterien bezogen Diese Kriterien sind die jeweiligen im LehrplanPLUS definierten bdquoKompetenzerwartungen und Inhalteldquo sowie die daraus abgeleiteten Leistungsmerkmale (vgl Abschnitt 24)

2 Unabhaumlngig davon sind bei der Erstellung von Leistungserhebungen die Vorgaben und Regelungen des Bayerischen Gesetzes uumlber das Erziehungs- und Unterrichtswesen (BayEUG) der Schulordnung fuumlr schulartuumlbergreifende Regelungen an Schulen in Bayern (Bayerische Schulordnung ndash BaySchO) sowie der Schulordnungen der jeweiligen Schulart in Bayern einzuhalten

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

15Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Funktionen von kompetenzorientierten Leistungsaufgaben

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

bull dienen der kriterienorientierten Leistungsbewertung (verbale Beschreibung undoder Zif-fernnote)

bull geben der Schuumllerin oder dem Schuumller ein Feedback uumlber den individuellen Stand im Lernprozess Sie zeigen uumlber welche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sieer bereits verfuumlgt und geben Hinweise fuumlr weitere individuelle Schritte im Kompetenzerwerb

bull geben dem Lehrenden ein Feedback uumlber die Lernergebnisse der Schuumllerinnen und Schuuml-ler und sind somit Grundlage fuumlr die Gestaltung individueller Foumlrderung im Unterricht

Kasten 3 Realisierung der Kompetenzorientierung in Leistungserhebungen

Eine Leistungserhebung ist dann kompetenzorientiert wenn sie eine kriterienorientierte Leistungseinschaumltzung und -bewertung im Hinblick auf die im jeweiligen Lehrplan be-schriebenen Kompetenzerwartungen und Inhalte erlaubt Die Frage ob bei kompetenzo-rientierten Leistungserhebungen saumlmtliche Einzelaufgaben Teilaufgaben und Leistungs-merkmale bdquokompetenzorientiertldquo sein muumlssen oder nicht ist von diesem Standpunkt aus zu beantworten Leistungserhebungen muumlssen als Ganzes kompetenzorientiert sein Das bedeutet dass kompetenzorientierte Leistungserhebungen auch Aufgaben enthal-ten koumlnnen die beispielsweise staumlrker das Wiedergeben von Wissen ins Zentrum ruumlcken Kompetenzorientierten Aufgaben sollte jedoch sofern die Wahlmoumlglichkeit besteht stets der Vorzug gegeben werden

Variation der Aufgabenschwierigkeit

Folgende generelle Merkmale bestimmen die Schwierigkeit von Aufgaben (vgl Lankes 2012)

bull Komplexitaumlt der Aufgabe bzw der Loumlsung

bull Komplexitaumlt der zu verarbeitenden Information und

bull Umfang der Sprachproduktion bei der Loumlsung von Aufgaben

Uumlber diese generellen schwierigkeitsbestimmenden Aufgabenmerkmale hinaus bieten die kompetenzorientierten Lehrplaumlne vielfaumlltige Moumlglichkeiten schwierigkeitsbestimmende Merkmale von kompetenzorientierten Aufgaben zu variieren Dies kann geschehen durch

bull die Auswahl von Kompetenzerwartungen und Inhalten sowie

bull unterschiedliches Kombinieren von Kompetenzerwartungen und Inhalten

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

16 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Merkmale kompetenzorientierter Leistungsaufgaben

Damit sich eine Leistungsaufgabe als bdquokompetenzorientierte Leistungsaufgabeldquo qualifiziert muss sie die im Folgenden genannten Merkmale aufweisen Kompetenzorientierte Leistungs-aufgaben

bull erfassen erworbene Kompetenzen anhand ausgewaumlhlter Inhalte

bull erfassen beobachtbare Leistungen und beobachtbares Verhalten

bull knuumlpfen an den Unterricht und die Kompetenzerwartungen des jeweiligen Lehrplans an

bull sind jeweils auf einen bestimmten Lernstand (im Verlauf des Schuljahres) ausgerichtet

bull koumlnnen in unterschiedlichsten Formen von Leistungserhebungen eingesetzt werden (schriftliche oder muumlndliche Aufgaben praktische Leistungsaufgaben oder Mischfor-men)

bull erlauben die Bewertung von Leistung anhand klarer nachvollziehbarer systematischer und fuumlr die Schuumllerinnen und Schuumller transparenter Kriterien und

bull erlauben die Einordnung von Lernergebnissen im Hinblick auf die Erreichung der Kom-petenzerwartungen des Lehrplans

Daruumlber hinaus sollten kompetenzorientierte Leistungsaufgaben folgende Eigenschaften ha-ben Sie sollten hellip

bull einen Lebenswelt- und Anwendungsbezug aufweisen

bull unterschiedliche Loumlsungswege und Herangehensweisen erlauben und

bull einen Transfer auf andere Problemstellungen ermoumlglichen

Unabhaumlngig davon ob Leistungserhebungen aus vielen einzelnen (Teil-)Aufgaben oder ledig-lich einer einzigen Aufgabe bestehen muumlssen sie im Sinne der Anforderungsbereiche I-III der Bildungsstandards das gesamte zu erwartende Leistungsspektrum abbilden

Kasten 4 Operatoren und Anforderungsbereiche

Die Bildungsstandards der KMK unterscheiden drei Anforderungsbereiche Die Bildungs-standards im Fach Mathematik fuumlr den Primarbereich benennen zum Beispiel folgende Anforderungsbereiche bdquoReproduzierenldquo (AB I) bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo (AB II) bdquoVerallgemeinern und Reflektierenldquo (AB III) Diese lassen sich nicht scharf voneinander abgrenzen Sie stellen einen auf praktischer Erfahrung beruhenden Orientierungsrahmen dar in dem sich Leistungen von Schuumllerinnen und Schuumllern bewegen Operatoren be-schreiben in Leistungsaufgaben Taumltigkeiten beim Bearbeiten dieser Aufgaben Sie lassen sich einem oder mehreren Anforderungsbereichen zuordnen In Leistungserhebungen sollten alle Anforderungsbereiche in einem ausgewogenen Verhaumlltnis beruumlcksichtigt wer-den

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

17Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Beispiel fuumlr eine kompetenzorientierte Leistungsaufgabe

Diese Aufgabe aus dem Fach Deutsch am Gymnasium stellt eine moumlgliche Form der kompe-tenzorientierten Leistungsaufgabe dar

Bundesjugendspiele

Am vergangenen Dienstag fanden an unserer Schule die alljaumlhrlichen Bundesjugendspie-le in Leichtathletik statt an denen alle Schuumllerinnen und Schuumller teilgenommen habenBearbeite zu diesem Rahmenthema eine der folgenden Aufgaben

a) Berichten

Zu besonderen schulischen Ereignissen erscheinen regelmaumlszligig Berichte auf der Schul-homepage unseres Gymnasiums um die gesamte Schulfamilie daruumlber zu informieren Der bdquoWebmasterldquo unserer Schule wuumlnscht sich eine Artikellaumlnge von ca 250 WoumlrternVerfasse einen solchen Bericht uumlber die Bundesjugendspiele der letzten Woche und er-laumlutere am Schluss knapp wieso du diese fuumlr eine aumluszligerst gelungene Sache haumlltst Gehe dabei grundsaumltzlich nur auf die drei Disziplinen Wurf Sprung und Sprint ein und lasse den 800-Meter-Lauf unberuumlcksichtigt Greife bei Bedarf auf das beigefuumlgte Material zu-ruumlck

b) Beschreiben

In einem eurer letzten Briefe an Ukesh das Patenkind eurer Klasse aus Nepal habt ihr eure Vorfreude auf die Bundesjugendspiele erwaumlhnt Nun fragt Ukesh nach und bittet darum ihm zu erklaumlren wie diese Spiele gehenVerfasse diesen Brief in dem du den Ablauf der Bundesjugendspiele genau beschreibst Gehe dabei grundsaumltzlich nur auf die drei Disziplinen Wurf Sprung und Sprint ein und lasse den 800-Meter-Lauf unberuumlcksichtigt Greife bei Bedarf auf das beigefuumlgte Material zuruumlck

c) Erzaumlhlen

Deine englischer Brieffreund-in hat dir in seinemihrem letzten Brief begeistert vom Sieg seinerihrer Klasse bei einem groszligen Schulturnier erzaumlhlt und in diesem Zusammen-hang nachgefragt ob an eurer Schule auch hin und wieder besondere Sportaktivitaumlten stattfindenSchreibe ihmihr nun einen Brief in dem du von den Bundesjugendspielen und wie du sie erlebt hast erzaumlhlst Hebe dabei zwei bis drei Elemente besonders hervor

d) Erzaumlhlen

Verfasse fuumlr das Geschichtenbuch unserer Klasse eine Houmlhepunkterzaumlhlung zu dem The-ma bdquoTrotz ungluumlcklichen Starts beim Sprint als Erste(r) ins Ziel gekommenldquo

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

18 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Material 1Bundesjugendspiele - Stadionplan mit Wettkampfstaumltten

18

Material 1

Bundesjugendspiele - Stadionplan mit Wettkampfstaumltten

Material 2

Bundesjugendspiele ndash Zeitplan fuumlr die Klasse 5a

Uhrzeit Maumldchen Jungen

820-835 Sprint 1

835-850 Weit 3

850-905 Weit 2

905-920 Ball 3

920-935 Ball 1

935-1025 Sprint 2

Link weiterfuumlhrende Hinweise zur Aufgabe bdquoBundesjugendspieleldquo fuumlr Lehrkraumlfteldquo

Material 2Bundesjugendspiele ndash Zeitplan fuumlr die Klasse 5a

Uhrzeit Maumldchen Jungen

820ndash835 Uhr Sprint 1

835ndash850 Uhr Weit 3

850ndash905 Uhr Weit 2

905ndash920 Uhr Ball 3

920ndash935 Uhr Ball 1

935ndash1025 Uhr Sprint 2

Weiterfuumlhrende Hinweise fuumlr Lehrkraumlfte zur Aufgabe bdquoBundesjugendspieleldquo finden Sie im Lehrplaninformationssystem (LehrplanPLUS Deutsch Gymnasium Jgst 5)

4 Schritte der Entwicklung von Leistungsaufgaben

19Kompetenzorientierte LeistungsaufgabenKompetenzorientierte Leistungsaufgaben

4 Schritte der Entwicklung von Leistungsaufgaben

Ergebnisse kompetenzorientierten Unterrichts muumlssen mit entsprechenden Aufgaben d h mit kompetenzorientierten Leistungsaufgaben erhoben werden Sie beruumlcksichtigen die im Lehrplan beschriebenen Kompetenzen und Inhalte Die Gestaltung von Aufgaben und Leis-tungserhebungen wird davon bestimmt welche Kompetenzen und Inhalte gepruumlft werden sollen

Wesentliche Schritte bei der Erstellung kompetenzorientierter Leistungsaufgaben sollten sein

bull Festlegen der Kompetenzerwartungen und Inhalte die bei einer Leistungserhebung ab-gedeckt werden sollen eine entsprechende Matrix die die Kompetenzerwartungen mit Inhalten kombiniert kann hier sehr hilfreich sein

bull Auswahl geeigneter Operatoren fuumlr Leistungsaufgaben die den Kompetenzerwartun-gen entsprechen

bull Ableitung und Festlegung von Leistungsmerkmalen anhand derer die Auspraumlgung einer Kompetenz beobachtet werden kann

bull Uumlberpruumlfen des Erreichens von Kompetenzerwartungen je nach Komplexitaumlt auch mit mehreren (Teil-)Aufgaben

bull Beruumlcksichtigung des zu erwartenden Leistungsstandes der gesamten Lerngruppe im Hinblick auf das Fortschreiten im LehrplanPLUS

bull Festlegen des Formats der Leistungserhebung schriftlich muumlndlich praktisch oder Mischform

bull Festlegen des Formats der Aufgaben (geschlossene oder offene Aufgaben Aufgaben mit einer Auswahl von Antworten Kurzantworten Texterstellung etc)

bull Erstellen von Bewertungskriterien fuumlr jede Aufgabe die ndash auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller ndash transparent und nachvollziehbar sind

Kasten 5 Funktionen von Bewertungskriterien

Bewertungskriterien helfen hellip

bull erwartete Leistungen auf der Basis von Leistungsmerkmalen zu beschreiben

bull Faumlhigkeitsniveaus und Abstufungen von Leistung darzustellen

bull Leistungen paumldagogisch-diagnostisch einzuordnen

bull transparente Ruumlckmeldungen an die Schuumllerinnen und Schuumller bereitzustellen und

bull Qualitaumltsstandards bei der Bewertung einzuhalten

Wesentlich bei der Erstellung von kompetenzorientierten Aufgaben ist die hier dargestellte Ableitung von Leistungsaufgaben aus den Kompetenzerwartungen und Inhalten des Lehr-planPLUS Kompetenzorientierte Aufgaben koumlnnen nicht unmittelbar aus den Lehrplaumlnen entnommen werden Ihre Erstellung erfordert das planvolle und zweckgerichtete Vorgehen der Lehrkraft mit engem Bezug zum vorhergehenden Unterricht

Literaturverzeichnis

20 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Literaturverzeichnis

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Hascher T (2005) Emotionen im Schulalltag Wirkungen und Regulationsformen Zeitschrift fuumlr Paumldagogik 51 (5) 610ndash625

ISB (2017) Leistungserhebung Leistungsdokumentation und Leistungsbewertung im kompe-tenzorientierten Unterricht der Mittelschule Muumlnchen ISB Verfuumlgbar unter httpwwwisbbayerndedownload19759hr_leistung__mittelschule_internetpdf [23072019]

ISB (2017) Kompetenzorientierter Unterricht Leistungen beobachten ndash erheben ndash bewerten (Grundschule) Muumlnchen ISB Verfuumlgbar unter httpswwwisbbayerndedownload 19518leistung_grundschule_internetpdf [23072019]

ISB (2015) LehrplanPLUS ndash konkret Verfuumlgbar unter httpswwwisbbayerndedown-load15913isb_lehrplanplus_handreichungpdf [23072019]

KMK (2004) Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz Erlaumluterungen zur Konzepti-on und Entwicklung Verfuumlgbar unter httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20042004_12_16-Bildungsstandards-Konzeption-Entwicklungpdf [23072019]

KMK (1973) Beschluss der Kultusministerkonferenz Zur Stellung des Schuumllers in der Schule Verfuumlgbar unter httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse1973 1973_05_25_Stellung_Schuelerpdf [23072019]

Klieme E Avenarius H Blum W Doumlbrich P Gruber H Prenzel M Reiss K Riquarts K Rost J Tenorth H-E amp Vollmerck H (2009) Zur Entwicklung nationaler Bildungs-standards Eine Expertise Berlin Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung Ver-fuumlgbar unter httpedudocchrecord33468filesdevelop_standards_nat_form_dpdf [23072019]

Lankes E M (2012) Kompetent durch Aufgaben Die Rolle von Lernaufgaben bei der Ent-wicklung von Kompetenzen Schulverwaltung Bayern 7ndash8 22ndash24

Meyer L Seidel T amp Prenzel M (2006) Wenn Lernsituationen zu Leistungssituationen wer-den Untersuchung zur Fehlerkultur in einer Videostudie Schweizerische Zeitschrift fuumlr Bildungswissenschaften 28 (1) 21ndash41

Seel N M amp Hanke U (2015) Erziehungswissenschaft Lehrbuch fuumlr Bachelor Master- und Lehramtsstudierende Berlin Heidelberg Springer

Soderstrom N C amp Bjork R A (2015) Learning Versus Performance An Integrative Review Perspectives on Psychological Science Vol 10(2) 176ndash199

Weinert F E (2001) Vergleichende Leistungsmessung in Schulen ndash Eine umstrittene Selbst-verstaumlndlichkeit In F E Weinert (Hrsg) Leistungsmessungen in Schulen (S17ndash31) Weinheim Beltz

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

ensp wwwlehrplanplusbayernde

Weitere Informationen

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Hinweis Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bayerischen Staatsregierung herausgegeben Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerbern oder Wahl helfern im Zeitraum von fuumlnf Monaten vor einer Wahl zum Zwecke der Wahlwerbung verw endet werden Dies gilt fuumlr Landtags- Bundestags- Kommunal- und Europawahlen Missbraumluchlich ist waumlhrend dieser Zeit insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen an Informa tionsstaumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken

und Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Staatsr egierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte Den Parteien ist es gestattet die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden

BAYERN I DIREKT ist Ihr direkter Draht zur Bayerischen Staats re gierung Unter Telefon 0 89 12 22 20 oder per E-Mail unter direktbayernde erhalten Sie Informa tionsmaterial und Broschuumlren Auskunft zu aktuellen Themen und Inter net quellen sowie Hinweise zu Behoumlrden zustaumlndigen Stellen und Ansprech partnern bei der Bayerischen Staats regierung

HerausgeberBayerisches Staatsministerium fuumlr Unterricht und Kultus Ref Oumlffentlichkeitsarbeit Salvatorstraszlige 2 80333 Muumlnchen

Dieser Leitfaden wurde im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Unterricht und Kultus vom Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung erarbeitet

RedaktionAlexandra EberhardtDr Gabriele LoiblFranziska LugertMagnus OrtingerUlrike PykaDr Bernd Schaal (Leitung)Corina Sperr-BaumgaumlrtnerAndreas StreinzDr Ursula Weier(alle ISB)

AnschriftStaatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungGrundsatzabteilungSchellingstraszlige 15580797 MuumlnchenTel 089 2170-2238Fax 089 2170-2205E-Mail kontaktisbbayerndeInternet wwwisbbayernde

GestaltungPrePress-Salumaecom Kaisheim

DruckAppel amp Klinger Druck und Medien GmbH Schneckenlohe

StandOktober 2019

Page 5: Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben - Bayern...2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung 4 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben 2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

4 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

Die Begriffe bdquoKompetenzldquo und bdquoKompetenzorientierungldquo spielen im schulischen Ler-nen eine zentrale Rolle In den folgenden Abschnitten werden diese Begriffe erlaumlu-tert Ihre Bedeutung fuumlr die Leistungserhebung wird dargestellt

21 Bestimmung des Begriffs bdquoKompetenzldquo

Der Begriff bdquoKompetenzldquo laumlsst sich in folgender Weise beschreiben (vgl ISB 2015 Weinert 2001)

bull Kompetenzen sind erwerbbare Faumlhigkeiten und Fertigkeiten die benoumltigt werden um bestimmte Aufgaben und Problemstellungen zu loumlsen

bull Sie umfassen neben den fachlichen Faumlhigkeiten und Fertigkeiten auch fachuumlbergreifende Faumlhigkeiten wie Argumentationsfaumlhigkeit Problemloumlsefaumlhigkeit Reflexionsfaumlhigkeit und Urteilsfaumlhigkeit sowie handlungsbezogene Faumlhigkeiten

bull Kompetenzen verbinden fachliches Wissen und die Faumlhigkeit dieses Wissen sinnvoll zu nutzen und verantwortlich einzusetzen

bull Im Unterricht sollen Schuumllerinnen und Schuumller fachliche fachuumlbergreifende und hand-lungsbezogene Kompetenzen erwerben die erforderlich sind lebensweltliche Aufgaben und Problemstellungen eigen- und sozialverantwortlich zu loumlsen

bull Obwohl primaumlr fachspezifisch sind Kompetenzen auch haumlufig zu einem bestimmten Grad generalisierbar

Kasten 1 Beispiel fuumlr eine fachspezifische und generalisierte Kompetenz

Fachspezifische Kompetenz Grammatische Faumlhigkeiten in einer bestimmten Sprache (z B Lernbereich 6 bdquoVerfuumlgen uumlber sprachliche Mittelldquo im Lehrplan fuumlr das Fach Englisch in der Realschule)

Die Schuumllerinnen und Schuumller

bull stellen zeitliche Bezuumlge her und berichten zunehmend differenziert uumlber Vorgaumlnge und Zusammenhaumlnge in der Gegenwart und Vergangenheit Sie verwenden grundlegende Strukturen um uumlber Zukuumlnftiges zu sprechen und variieren ihre Aussagen

ndash simple past (revision)

ndash past progressive

ndash contrast simple and progressive tenses (present and past)

ndash present perfect simple (a recent action a present result of a past action)

ndash more ways of expressing the future (no contrast) will future (prediction instant de-cision) going-to future (intention prediction based on the present situation)

Generalisierte Kompetenz Denken in grammatikalischen Strukturen

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

5Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

22 Bildungspolitische und paumldagogische Legitimation der Kompetenzorientierung

221 Bildungspolitische Legitimation

bdquoKenntnisse und Fertigkeiten zu vermitteln und Faumlhigkeiten zu entwickelnldquo ist eine der we-sentlichen Aufgaben der Schulen (Art 2 Abs 1 BayEUG) Aumlhnlich formuliert findet sich dieses zentrale Ziel auch im gemeinsamen Beschluss der Staumlndigen Konferenz der Kultusminister der Laumlnder in der Bundesrepublik Deutschland (KMK) aus dem Jahr 1973 Gleichzeitig haben Schulen daruumlber hinausgehende Bildungs- und Erziehungsaufgaben Diese richten sich auf die Bildung der Persoumlnlichkeit sowie die Vermittlung der Grundwerte unserer demokratischen Gesellschaft

Welche Kenntnisse Fertigkeiten und Faumlhigkeiten Schuumllerinnen und Schuumller in der Schule er-werben sollen ist nicht nur Gegenstand von Lehrplaumlnen sondern auch eines laumlnderuumlbergrei-fenden Abstimmungsprozesses Dieser Prozess fuumlhrte 2004 zur Formulierung von Bildungs-standards durch die Kultusministerkonferenz (KMK 2004) Die Bildungsstandards werden in den Lehrplaumlnen fuumlr bayerische Schulen (LehrplanPLUS) konkretisiert Die Lehrplaumlne des LehrplanPLUS beschreiben die fachlichen Anforderungen in Form von Kompetenzerwartun-gen und Inhalten

Die bildungspolitische Legitimation der Kompetenzorientierung leitet sich aus den o g Quel-len ab Kompetenzorientierung ist eine bildungspolitische Schwerpunktsetzung der bayeri-schen Staatsregierung die maszliggeblich war fuumlr den Auftrag entsprechende Lehrplaumlne zu erarbeiten (KMS III7-5S4410-651703 vom 27 Juli 2010) Die Kompetenzorientierung ist eine praumlgende Grundlage der Lehrplaumlne fuumlr bayerische Schulen

222 Paumldagogische Legitimation

Kompetenzorientierung im Unterricht hat zum Ziel dass Schuumllerinnen und Schuumller Kompe-tenzen erwerben Diese Feststellung ist nicht trivial denn der Erwerb von Kompetenzen im Unterricht geht uumlber den reinen Wissenserwerb hinaus Gleichzeitig bleibt fuumlr den Kompe-tenzerwerb und nachhaltiges Lernen ein dauerhaft verfuumlgbares und vernetztes Wissen un-verzichtbar Kompetenzorientierung stellt die Lernenden als handelnde Personen und den langfristigen Erwerb von Kompetenzen als Ziel in den Mittelpunkt Daruumlber hinaus traumlgt sie auch dazu bei dass Schuumllerinnen und Schuumller Kompetenzen selbststaumlndig erwerben und in die Lage versetzt werden ihr eigenes Vorgehen kritisch zu hinterfragen und zu bewerten Diese grundlegenden Aussagen stellen die paumldagogische Legitimation der Kompetenzorien-tierung dar

Kompetenzorientierter Unterricht umfasst auszligerdem den Aufbau von fachuumlbergreifenden und handlungsbezogenen Kompetenzen Kompetenzerwerb stellt somit auch die Grundlage fuumlr Bildung dar die darauf zielt Schuumllerinnen und Schuumller in die Lage zu versetzen in un-terschiedlichsten Lebenssituationen uumlberdauernd selbststaumlndig handeln zu koumlnnen aktiv an gesellschaftlichen Prozessen und an kulturellen Angeboten teilzuhaben sowie lebenslanges Lernen zu ermoumlglichen

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

6 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

23 Kompetenz und Leistung

Fuumlr den LehrplanPLUS wurden unter Beruumlcksichtigung der Bildungsstandards und des Bil-dungs- und Erziehungsauftrags von Schule fuumlr die jeweiligen Faumlcher Kompetenzstrukturmo-delle entwickelt Sie beschreiben prozessbezogene Kompetenzen bzw Kompetenzbereiche und den inhaltlich-fachlichen Rahmen des jeweiligen Faches Auf dieser Basis werden fuumlr die einzelnen Faumlcher im LehrplanPLUS jeweils schulart- und jahrgangsstufenbezogen Grundle-gende Kompetenzen und Kompetenzerwartungen beschrieben

bull Grundlegende Kompetenzen verdeutlichen die Gesamtidee eines Faches in einer bzw zwei Jahrgangsstufen und beschreiben zusammenfassend Kompetenzen die in diesem Fach in einem bestimmten Zeitraum uumlberdauernd und mit nachhaltiger Wirkung aufge-baut werden sollen Sie beschreiben situations- und anforderungsbezogen uumlber welches Wissen und Koumlnnen die Schuumllerinnen und Schuumller dauerhaft verfuumlgen sollen

bull Fachlehrplaumlne untergliedern sich in Lernbereiche In diesen werden Kompetenzerwar-tungen sowie dazugehoumlrige Inhalte benannt Kompetenzerwartungen der einzelnen Lernbereiche stellen die Konkretisierung der Grundlegenden Kompetenzen anhand der im Lehrplan bestimmten Inhalte dar

Kompetenzen sind nicht direkt beobachtbar Kompetenzerwartungen dagegen beschreiben Leistungen und Verhalten die systematisch beobachtbar sind und damit im Unterricht und in Leistungssituationen erhoben werden koumlnnen (vgl Klieme 2009 S9)

Kasten 2 Beispiel fuumlr beobachtbares Verhalten beobachtbare Leistungen

Kompetenz (nicht direkt beobachtbar)

Eine SchuumllerinEin Schuumller verfuumlgt uumlber eine klare Zahlvorstellung

Kompetenzerwartungen im Lehrplan (beobachtbares Verhaltenbeobachtbare Leis-tungen)

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

bull orientieren sich im Zahlenraum durch flexibles Zaumlhlen (vorwaumlrts ruumlckwaumlrts in Schrit-ten)

bull ordnen Zahlen auf dem Zahlenstrahl

bull vergleichen Zahlen mit den Zeichen bdquogtldquo bdquoltldquo und bdquo=ldquo

bull begruumlnden Beziehungen zwischen Zahlen (die Zahl 649 liegt zwischen 600 und 700 Sie liegt naumlher bei 500 als bei 1000hellip)

bull stellen Zahlen unterschiedlich dar (Stellenwertschreibweise Einerwuumlrfel und Zehner-stangen etc)

Lehrplaumlne treffen gleichermaszligen Festlegungen auf der Ebene des Koumlnnens und Wissens und der Ebene der beobachtbaren Leistungen und des beobachtbaren Verhaltens (vgl Abbil-dung 1) Sie beinhalten dadurch auch grundlegende Informationen daruumlber welche Leistun-gen Schuumllerinnen und Schuumller erbringen bzw welches Verhalten sie zeigen muumlssen damit daraus erschlossen werden kann inwieweit sie uumlber die angestrebte Kompetenz verfuumlgen

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

7Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Kompetenzebene

Performanzebene

beobachtbare Leistungen sowie beobachtbares Verhalten

Kompetenzen (fachliche fachuumlbergreifende und handlungsbezogeene Kompetenzen)

Testverfahren und Leistungserhebungen

Aufgaben

bdquoKoumlnnenldquo bdquoWissenldquo

Abbildung 1 Ebenen der Beschreibung und Erfassung von Kompetenzen (in Anlehnung an Seel amp Hanke 2015 S 21)

Testverfahren und Leistungserhebungen dienen dazu den Grad der Auspraumlgung von Kom-petenzen zu erfassen bdquoTestverfahrenldquo und bdquoLeistungserhebungenldquo sind nicht dasselbe Sie erfuumlllen unterschiedliche Zwecke

bull Zu den Testverfahren gehoumlren die Tests der internationalen und nationalen Vergleichs-studien (PISA IGLU Laumlndervergleich etc) sowie die Tests der Orientierungsarbeiten und Vergleichsarbeiten (VERA) Vergleichsstudien dienen dem Systemmonitoring Vergleichs-arbeiten der Unterrichts- und Schulentwicklung Sie erfuumlllen hohe messtheoretische und methodische Voraussetzungen Diese Testverfahren orientieren sich unmittelbar an den Bildungsstandards und nicht an den jeweiligen Lehrplaumlnen und sind daher in der Regel fuumlr die unterrichtsbezogene Leistungserhebung nicht nutzbar

bull Leistungserhebungen die von Lehrkraumlften entworfen werden dienen dazu festzustel-len inwieweit Schuumllerinnen und Schuumller bestimmte Kompetenzen im aktuellen Unter-richt erworben haben Sie orientieren sich an den Lehrplaumlnen insbesondere an den Kompetenzerwartungen in den einzelnen Lernbereichen der schulart- und jahrgangs-spezifischen Fachlehrplaumlne

24 Kompetenzerwartungen als Bezugspunkt fuumlr die Erstellung von Leistungsaufgaben

Kompetenzerwartungen beschreiben die zu erwerbenden Kompetenzen in sehr konkreter Weise Sie stehen mit den fachlichen Inhalten in direkter Beziehung und richten sich auf kon-krete Anforderungssituationen in denen Schuumllerinnen und Schuumller ihr Wissen und Koumlnnen anwenden Kompetenzerwartungen beinhalten eindeutige kompetenzbeschreibende Verben (Operatoren) Diese veranschaulichen die Taumltigkeiten beim Bearbeiten von Aufgaben Zusam-men mit den fachlichen Inhalten bilden die Kompetenzerwartungen die Grundlage fuumlr die Gestaltung von Lehr-Lernsituationen sowie von Leistungserhebungen

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

8 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Wie Leistungen und Verhalten auf der Basis des LehrplanPLUS beobachtbar gemacht werden koumlnnen wird in drei Schritten im Folgenden kurz skizziert und mit zwei Beispielen veran-schaulicht (siehe Tabelle 1 bis Tabelle 4) Kompetenzerwartungen und Inhalte fuumlr die Leis-tungsbeurteilung werden dabei in den Mittelpunkt geruumlckt Damit wird der LehrplanPLUS zum Bezugspunkt fuumlr die Leistungserhebung

1 Die Planung von Unterricht vollzieht sich auf der Grundlage des jeweiligen Fachlehrplans des bayerischen LehrplanPLUS In den einzelnen Lernbereichen ist dargestellt anhand wel-cher Inhalte Schuumllerinnen und Schuumller Kompetenzen erwerben sollen Dabei ergeben sich Variationsmoumlglichkeiten da Kompetenzen haumlufig anhand verschiedener im Lehrplan auf-gefuumlhrter Inhalte erworben werden koumlnnen Dies gilt sowohl fuumlr die getrennte Darstellung von Kompetenzerwartungen und Inhalten als auch fuumlr die integrierte Darstellung bei der Kompetenzerwartungen mit Inhalten verknuumlpft ausgewiesen werden

2 Die Kombination von Kompetenzerwartungen und Inhalten kann bei deren getrennter Darstellung als Matrix gedacht werden (Tabelle 1) Jede Zelle der Matrix gibt eine Kom-bination von Kompetenzerwartung und Inhalt wieder Ob die einzelnen Kombinationen fachlich und fachdidaktisch sinnvoll sind entscheidet die Lehrkraft Sie waumlhlt fuumlr die Pla-nung von Unterricht passende Kombinationen aus Diese bilden die Grundlage fuumlr die wei-tere Unterrichtsgestaltung Bei der integrierten Darstellung sind Kompetenzerwartungen und Inhalte bereits miteinander verbunden Inhalte benoumltigen ggf eine Konkretisierung bei der Aufgabenerstellung

3 Anhand der in den Kompetenzerwartungen genannten kompetenzbeschreibenden Ver-ben (Operatoren) und der gewaumlhlten Inhalte leiten Lehrkraumlfte Leistungsmerkmale ab die die Auspraumlgung einer Kompetenz beschreiben Diese stellen die Grundlage fuumlr die Erarbei-tung von Lern- und Leistungsaufgaben dar da anhand dieser Indikatoren festgestellt wer-den kann inwiefern Schuumllerinnen und Schuumller uumlber bestimmte Kompetenzen verfuumlgen

Beispiel fuumlr die Ableitung von Leistungsmerkmalen bei getrennter Ausweisung von Kompe-tenzerwartungen und Inhalten

Das Beispiel 1 stammt aus dem Fachlehrplan fuumlr das Fach Geographie der Jahrgangsstufe 10 des Gymnasiums Tabelle 1 stellt einen Ausschnitt aus dem Lernbereich 7 bdquoKlimawan-del als globale Herausforderungldquo dar Der Fachlehrplan wird als Matrix dargestellt Die im Fachlehrplan aufgelisteten Kompetenzerwartungen finden sich in der ersten Spalte In der zweiten Zeile sind exemplarisch einige Inhalte genannt Die Matrixdarstellung verdeutlicht dass Kompetenzerwartungen mit unterschiedlichen Inhalten kombiniert werden koumlnnen Im Beispiel wurde die grau hinterlegte Zelle als fachlich und fachdidaktisch sinnvolle Kombinati-on ausgewaumlhlt Fuumlr diese Zelle der Matrix wurden entsprechende Indikatoren abgeleitet (siehe Tabelle 2)

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

9Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Tabelle 1 Ausschnitt aus dem Lernbereich 7 bdquoKlimawandel als globale Herausforderungldquo des Fachlehr-plans Gymnasium im Fach Geographie Jahrgangsstufe 10 dargestellt als Matrix

Kompetenzerwartung Inhalt

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

Moumlgliche Antriebs-kraumlfte fuumlr den Klimawandel (extraterres-trische und terrestrische Ursachen)

Ursachen des natuumlrlichen und anthro-pogenen Treibhaus-effekts

Klima- szenarien und regionale Unterschiede

hellip

erschlieszligen die Ursachen fuumlr den zunehmenden anthropogenen Treib-hauseffekt unter Beruumlck-sichtigung wissenschaft-licher Erkenntnisse

beschreiben ausgewaumlhl-te Szenarien des IPCC-Reports und untersuchen die regional unterschied-liche Erwaumlrmung der Erde infolge des Klima-wandels

stellen unterschiedliche Positionen und Meinun-gen zum Klimawandel dar und hinterfragen diese kritisch

hellip

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

10 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Tabelle 2 Ableitung von Leistungsmerkmalen am Beispiel 7 bdquoKlimawandel als globale Herausforderungldquo des Fachlehrplans im Fach Geographie der Jahrgangsstufe 10 des Gymnasiums in Bayern (Ausschnitt aus Tabelle 1 hervorgehobene Zelle)

Kompetenzerwartung Inhalt

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

Ursachen des natuumlrlichen und anthropogenen Treibhaus-effekts

beschreiben ausgewaumlhl-te Szenarien des IPCC-Reports und untersuchen die regional unterschied-liche Erwaumlrmung der Erde infolge des Klima-wandels

Ableitung von Leistungsmerkmalen (Beispiele)

Operator und Inhalt beschreiben ausgewaumlhlte Szenarien des IPCC-Reports im Hinblick auf Ursachen des natuumlrli-chen und anthropogenen Treibhauseffekts

bull sachgerechte Sprache Form Darstellung

bull sachgerechte Wahl des Mediums

bull passender Grad an DetailliertheitDifferenzierung

bull realistische inhaltliche Ausarbeitung

Operator und Inhalt untersuchen die regional unter-schiedliche Erwaumlrmung der Erde infolge des Klimawandels unter Beruumlcksichtigung der Ursachen des natuumlrlichen und anthropogenen Treibhauseffekts

bull sachgerechte Darstellung der Fragestellung

bull sachgerechte Formulierung von Hypothesen

bull sachgerechte Ausarbeitung methodischer Aspekte

bull sachgerechte Entwicklung eines Untersuchungsdesigns

bull passende Einordnung moumlglicher Ergebnisse

Variation der Schwierigkeit durch

bull Variation der Komplexitaumlt der zu verarbeitenden Infor-mation z B ErhoumlhungVerringerung der Anzahl der Szenarien des IPCC-Reports oder Hinzunahme weiterer QuellenInhalte (Komplexitaumlt der zu verarbeitenden In-formation)

bull Variation der Komplexitaumlt der Aufgabe bzw der Loumlsung (Umfang und Tiefe der Untersuchung)

bull Umfang der Sprachproduktion bei der Loumlsung von Auf-gaben

bull hellip

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

11Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Beispiel fuumlr die Ableitung von Leistungsmerkmalen bei integrierter Ausweisung von Kompe-tenzerwartungen und Inhalten

Das zweite Beispiel bezieht sich auf den Fachlehrplan fuumlr das Fach Deutsch in der Grundschule (Jahrgangsstufen 3 und 4) In diesem sind die Kompetenzerwartungen bereits mit konkreten Inhalten verbunden Eine Darstellung als Matrix eruumlbrigt sich daher

Tabelle 3 Ausschnitt aus dem Lernbereich 3 bdquoSchreiben 32 Texte planen und schreibenldquo im Fach Deutsch der Jahrgangsstufe 3 und 4 der Grundschule

Kompetenzerwartungen

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

bull nutzen vor dem Schreiben Methoden zur Sammlung und Ordnung von Wortmaterial Informationen Begruumlndungen und Schreibideen (z B Stichwortzettel Mindmap)

bull ziehen auch im Austausch mit anderen typische Elemente aus erzaumlhlenden und infor-mierenden Texten heran (z B Wortmaterial typische Formulierungen oder Textbaustei-ne) und erstellen fuumlr eigene Texte Sammlungen (z B thematischen Wortschatz fuumlr Fan-tasiegeschichten oder Abenteuererzaumlhlungen Informationen aus Kindersachbuumlchern)

bull bauen ihre eigenen erzaumlhlenden Texte sinnvoll auf (z B Erzaumlhlsituation ndash Ereignis ndash Ausgang) und stellen ein erzaumlhlenswertes Ereignis ins Zentrum

bull gestalten erzaumlhlende Texte lebendig wirkungsvoll und anschaulich durch den gezielten Einsatz passender sprachlicher Mittel

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

12 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Tabelle 4 Ableitung von Leistungsmerkmalen (Lernbereich 3 bdquoSchreiben 32 Texte planen und schreibenldquo im Fach Deutsch der Jahrgangsstufe 3 und 4 der Grundschule)

Kompetenzerwartung konkretisierter Inhalt

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

Schreiben eines erzaumlhlenden Textes z B Fantasiegeschich-te oder Geschichte zu einem Impuls

bauen ihre eigenen er-zaumlhlenden Texte sinnvoll auf (z B Erzaumlhlsituation ndash Ereignis ndash Ausgang) und stellen ein erzaumlhlens-wertes Ereignis ins Zentrum

Ableitung von Leistungsmerkmalen (Beispiele)

Operator und Inhalt bauen bauen ihre eigenen erzaumlhlen-den Texte sinnvoll auf

bull passende Erzaumlhlidee

bull Situations- und Figureneinfuumlhrung

bull sachgerechter stringenter Aufbau

bull Darstellung der Wahrnehmungen Gefuumlhle und Absichten der handelnden Figuren

Operator stellen ein erzaumlhlenswertes Ereignis ins Zentrum

bull angemessener Stellenwert des Ereignisses im Gesamt-text

bull zielfuumlhrender Einsatz erzaumlhlerischer Elemente (z B Auftreten typischer Figuren zur Erzeugung von Span-nung Kontraste zur Erzeugung einer uumlberraschenden Wendung hellip)

bull anschauliche und schluumlssige inhaltliche Ausarbeitung

Variation der Schwierigkeit durch

bull Umfang der Sprachproduktion

bull Orientierung an Textmustern

bull gezielte Nutzung der Wirkung von Orten Zeiten und Motiven

bull hellip

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

13Kompetenzorientierte LeistungsaufgabenKompetenzorientierte Leistungsaufgaben

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

In den folgenden Abschnitten wird hergeleitet welche Funktionen kompetenzorientierte Leistungsaufgaben haben wie ihre Schwierigkeit variiert werden kann und welche Merkma-le kompetenzorientierte Leistungsaufgaben im Einzelnen besitzen Dazu wird zunaumlchst zwi-schen Lernsituationen und Leistungssituationen unterschieden Auf ausfuumlhrliche Erlaumluterun-gen zu kompetenzorientierten Lernaufgaben wird an dieser Stelle verzichtet Solche finden sich in den entsprechenden Handreichungen und Leitfaumlden der verschiedenen Schularten

31 Unterscheidung von Lernsituationen und Leistungssituationen

Lernsituationen und Leistungssituationen haben unterschiedlichen Charakter und besitzen unterschiedliche Funktionen Sie werden einander in Tabelle 5 gegenuumlbergestellt

Tabelle 5 Gegenuumlberstellung Lernsituationen ndash Leistungssituationen

In Lernsituationen hellip In Leistungssituationen hellip

bull steht der Kompetenzerwerb im Mittel-punkt

bull duumlrfen Fehler gemacht werden Fehler koumlnnen als Lerngelegenheiten dienen und produktiven Charakter besitzen sowie die Lernmotivation steigern

bull sollen Loumlsungswege und Herange-hensweisen ausprobiert und reflektiert werden Der Prozess des Problemloumlsens steht im Vordergrund

bull sollte ein Klima vorherrschen das Schuumllerinnen und Schuumllern erlaubt mit Neugierde und Interesse neue Sachverhalte zu erschlieszligen und neue Informationen in vorhandene Wissens-strukturen zu integrieren

bull sollten Aufgaben eingesetzt werden die einen hohen Aufforderungscharak-ter besitzen

bull koumlnnen individuell differenzierte Auf-gaben angeboten werden

bull steht das Ergebnis des Kompetenzer-werbs und eine bestmoumlgliche Leistung im Fokus

bull stellen Fehler eine Abweichung der er-brachten Leistung von der gewuumlnsch-ten angezielten Leistung dar In Leistungssituationen sind Fehler nicht produktiv sondern werden vermieden

bull steht das erzielte Resultat im Zent-rum Das Problemloumlsen soll zu einem adaumlquaten Ergebnis fuumlhren

bull spielen Leistungserwartungen und das subjektiv empfundene Erleben der eigenen Leistungsfaumlhigkeit eine Rolle

bull werden Leistungen in der Regel auf Grund aumluszligerer Anlaumlsse anhand von Aufgaben mit eindeutig festgelegten Zielsetzungen erbracht

bull werden keine individuell leistungsdiffe-renzierte Aufgaben gestellt

Die Vermischung von Lern- und Leistungssituationen kann negative Auswirkungen auf Lern-ergebnisse sowie emotionale und motivationale Aspekte des Lernens haben Eine Vielzahl von Studien zeigt dass langfristig guumlnstigere Lernergebnisse erreicht werden koumlnnen wenn

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

14 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Lernsituationen und Leistungssituationen voneinander getrennt und Lernsituationen gezielt als solche gestaltet werden (Hascher 2005 Meyer Seidel amp Prenzel 2006 Soderstrom amp Bjork 2015) Leistungssituationen muumlssen als solche ausgewiesen werden Schuumllerinnen und Schuumllern muss bewusst sein wann von ihnen welche Leistungen erwartet und wie diese bewertet werden

Lern- und Leistungssituationen stellen an das paumldagogische und didaktische Vorgehen un-terschiedliche Anforderungen Darunter faumlllt auch die Gestaltung entsprechender Aufgaben fuumlr Lern- und Leistungssituationen Die Unterscheidung von Lern- und Leistungsaufgaben ist somit fuumlr den Unterricht von groszliger Bedeutung (Lankes 2012 ISB 2009)

32 Begriffsklaumlrung bdquoLernaufgabenldquo und bdquoLeistungsaufgabenldquo

bull Lernaufgaben dienen dazu Lernprozesse anzustoszligen Welche Lernaufgaben fuumlr welche Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden muumlssen Lehrkraumlfte vor dem Hintergrund des individuellen Lernstands und des Lernverhaltens der jeweiligen Schuumllerinnen und Schuumller reflektieren Diese Reflexion dient der Gestaltung und Verbesserung des Lern-prozesses

bull Leistungsaufgaben werden in erster Linie in klar definierten Leistungs- und Pruumlfungssi-tuationen eingesetzt Ihre Funktion besteht darin die Ergebnisse von Lernprozessen in Bezug auf angestrebte Kompetenzerwartungen sichtbar zu machen

33 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben (z B im Rahmen von Schulaufgaben oder muumlnd-lichen Pruumlfungen) muumlssen und koumlnnen nicht dieselben messtheoretischen Anforderungen erfuumlllen wie Testaufgaben wie sie beispielsweise in Vergleichsarbeiten (VERA) eingesetzt wer-den Aus diesem Grund ist es nicht sinnvoll Aufgaben die der Leistungserhebung im kom-petenzorientierten Unterricht dienen als bdquoTestaufgabenldquo zu bezeichnen Die Bezeichnung bdquokompetenzorientierte Leistungsaufgabenldquo ist passender

Jedoch muumlssen sich kompetenzorientierte Leistungsaufgaben daran orientieren Kompeten-zen in angemessenem Maszlige inhaltlich richtig zuverlaumlssig und nachvollziehbar zu erfassen2 Gleichzeitig muss der Aufwand fuumlr die Vorbereitung Durchfuumlhrung und Korrektur in einem vertretbaren Rahmen liegen Leistungsaufgaben sind auf Kriterien bezogen Diese Kriterien sind die jeweiligen im LehrplanPLUS definierten bdquoKompetenzerwartungen und Inhalteldquo sowie die daraus abgeleiteten Leistungsmerkmale (vgl Abschnitt 24)

2 Unabhaumlngig davon sind bei der Erstellung von Leistungserhebungen die Vorgaben und Regelungen des Bayerischen Gesetzes uumlber das Erziehungs- und Unterrichtswesen (BayEUG) der Schulordnung fuumlr schulartuumlbergreifende Regelungen an Schulen in Bayern (Bayerische Schulordnung ndash BaySchO) sowie der Schulordnungen der jeweiligen Schulart in Bayern einzuhalten

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

15Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Funktionen von kompetenzorientierten Leistungsaufgaben

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

bull dienen der kriterienorientierten Leistungsbewertung (verbale Beschreibung undoder Zif-fernnote)

bull geben der Schuumllerin oder dem Schuumller ein Feedback uumlber den individuellen Stand im Lernprozess Sie zeigen uumlber welche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sieer bereits verfuumlgt und geben Hinweise fuumlr weitere individuelle Schritte im Kompetenzerwerb

bull geben dem Lehrenden ein Feedback uumlber die Lernergebnisse der Schuumllerinnen und Schuuml-ler und sind somit Grundlage fuumlr die Gestaltung individueller Foumlrderung im Unterricht

Kasten 3 Realisierung der Kompetenzorientierung in Leistungserhebungen

Eine Leistungserhebung ist dann kompetenzorientiert wenn sie eine kriterienorientierte Leistungseinschaumltzung und -bewertung im Hinblick auf die im jeweiligen Lehrplan be-schriebenen Kompetenzerwartungen und Inhalte erlaubt Die Frage ob bei kompetenzo-rientierten Leistungserhebungen saumlmtliche Einzelaufgaben Teilaufgaben und Leistungs-merkmale bdquokompetenzorientiertldquo sein muumlssen oder nicht ist von diesem Standpunkt aus zu beantworten Leistungserhebungen muumlssen als Ganzes kompetenzorientiert sein Das bedeutet dass kompetenzorientierte Leistungserhebungen auch Aufgaben enthal-ten koumlnnen die beispielsweise staumlrker das Wiedergeben von Wissen ins Zentrum ruumlcken Kompetenzorientierten Aufgaben sollte jedoch sofern die Wahlmoumlglichkeit besteht stets der Vorzug gegeben werden

Variation der Aufgabenschwierigkeit

Folgende generelle Merkmale bestimmen die Schwierigkeit von Aufgaben (vgl Lankes 2012)

bull Komplexitaumlt der Aufgabe bzw der Loumlsung

bull Komplexitaumlt der zu verarbeitenden Information und

bull Umfang der Sprachproduktion bei der Loumlsung von Aufgaben

Uumlber diese generellen schwierigkeitsbestimmenden Aufgabenmerkmale hinaus bieten die kompetenzorientierten Lehrplaumlne vielfaumlltige Moumlglichkeiten schwierigkeitsbestimmende Merkmale von kompetenzorientierten Aufgaben zu variieren Dies kann geschehen durch

bull die Auswahl von Kompetenzerwartungen und Inhalten sowie

bull unterschiedliches Kombinieren von Kompetenzerwartungen und Inhalten

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

16 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Merkmale kompetenzorientierter Leistungsaufgaben

Damit sich eine Leistungsaufgabe als bdquokompetenzorientierte Leistungsaufgabeldquo qualifiziert muss sie die im Folgenden genannten Merkmale aufweisen Kompetenzorientierte Leistungs-aufgaben

bull erfassen erworbene Kompetenzen anhand ausgewaumlhlter Inhalte

bull erfassen beobachtbare Leistungen und beobachtbares Verhalten

bull knuumlpfen an den Unterricht und die Kompetenzerwartungen des jeweiligen Lehrplans an

bull sind jeweils auf einen bestimmten Lernstand (im Verlauf des Schuljahres) ausgerichtet

bull koumlnnen in unterschiedlichsten Formen von Leistungserhebungen eingesetzt werden (schriftliche oder muumlndliche Aufgaben praktische Leistungsaufgaben oder Mischfor-men)

bull erlauben die Bewertung von Leistung anhand klarer nachvollziehbarer systematischer und fuumlr die Schuumllerinnen und Schuumller transparenter Kriterien und

bull erlauben die Einordnung von Lernergebnissen im Hinblick auf die Erreichung der Kom-petenzerwartungen des Lehrplans

Daruumlber hinaus sollten kompetenzorientierte Leistungsaufgaben folgende Eigenschaften ha-ben Sie sollten hellip

bull einen Lebenswelt- und Anwendungsbezug aufweisen

bull unterschiedliche Loumlsungswege und Herangehensweisen erlauben und

bull einen Transfer auf andere Problemstellungen ermoumlglichen

Unabhaumlngig davon ob Leistungserhebungen aus vielen einzelnen (Teil-)Aufgaben oder ledig-lich einer einzigen Aufgabe bestehen muumlssen sie im Sinne der Anforderungsbereiche I-III der Bildungsstandards das gesamte zu erwartende Leistungsspektrum abbilden

Kasten 4 Operatoren und Anforderungsbereiche

Die Bildungsstandards der KMK unterscheiden drei Anforderungsbereiche Die Bildungs-standards im Fach Mathematik fuumlr den Primarbereich benennen zum Beispiel folgende Anforderungsbereiche bdquoReproduzierenldquo (AB I) bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo (AB II) bdquoVerallgemeinern und Reflektierenldquo (AB III) Diese lassen sich nicht scharf voneinander abgrenzen Sie stellen einen auf praktischer Erfahrung beruhenden Orientierungsrahmen dar in dem sich Leistungen von Schuumllerinnen und Schuumllern bewegen Operatoren be-schreiben in Leistungsaufgaben Taumltigkeiten beim Bearbeiten dieser Aufgaben Sie lassen sich einem oder mehreren Anforderungsbereichen zuordnen In Leistungserhebungen sollten alle Anforderungsbereiche in einem ausgewogenen Verhaumlltnis beruumlcksichtigt wer-den

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

17Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Beispiel fuumlr eine kompetenzorientierte Leistungsaufgabe

Diese Aufgabe aus dem Fach Deutsch am Gymnasium stellt eine moumlgliche Form der kompe-tenzorientierten Leistungsaufgabe dar

Bundesjugendspiele

Am vergangenen Dienstag fanden an unserer Schule die alljaumlhrlichen Bundesjugendspie-le in Leichtathletik statt an denen alle Schuumllerinnen und Schuumller teilgenommen habenBearbeite zu diesem Rahmenthema eine der folgenden Aufgaben

a) Berichten

Zu besonderen schulischen Ereignissen erscheinen regelmaumlszligig Berichte auf der Schul-homepage unseres Gymnasiums um die gesamte Schulfamilie daruumlber zu informieren Der bdquoWebmasterldquo unserer Schule wuumlnscht sich eine Artikellaumlnge von ca 250 WoumlrternVerfasse einen solchen Bericht uumlber die Bundesjugendspiele der letzten Woche und er-laumlutere am Schluss knapp wieso du diese fuumlr eine aumluszligerst gelungene Sache haumlltst Gehe dabei grundsaumltzlich nur auf die drei Disziplinen Wurf Sprung und Sprint ein und lasse den 800-Meter-Lauf unberuumlcksichtigt Greife bei Bedarf auf das beigefuumlgte Material zu-ruumlck

b) Beschreiben

In einem eurer letzten Briefe an Ukesh das Patenkind eurer Klasse aus Nepal habt ihr eure Vorfreude auf die Bundesjugendspiele erwaumlhnt Nun fragt Ukesh nach und bittet darum ihm zu erklaumlren wie diese Spiele gehenVerfasse diesen Brief in dem du den Ablauf der Bundesjugendspiele genau beschreibst Gehe dabei grundsaumltzlich nur auf die drei Disziplinen Wurf Sprung und Sprint ein und lasse den 800-Meter-Lauf unberuumlcksichtigt Greife bei Bedarf auf das beigefuumlgte Material zuruumlck

c) Erzaumlhlen

Deine englischer Brieffreund-in hat dir in seinemihrem letzten Brief begeistert vom Sieg seinerihrer Klasse bei einem groszligen Schulturnier erzaumlhlt und in diesem Zusammen-hang nachgefragt ob an eurer Schule auch hin und wieder besondere Sportaktivitaumlten stattfindenSchreibe ihmihr nun einen Brief in dem du von den Bundesjugendspielen und wie du sie erlebt hast erzaumlhlst Hebe dabei zwei bis drei Elemente besonders hervor

d) Erzaumlhlen

Verfasse fuumlr das Geschichtenbuch unserer Klasse eine Houmlhepunkterzaumlhlung zu dem The-ma bdquoTrotz ungluumlcklichen Starts beim Sprint als Erste(r) ins Ziel gekommenldquo

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

18 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Material 1Bundesjugendspiele - Stadionplan mit Wettkampfstaumltten

18

Material 1

Bundesjugendspiele - Stadionplan mit Wettkampfstaumltten

Material 2

Bundesjugendspiele ndash Zeitplan fuumlr die Klasse 5a

Uhrzeit Maumldchen Jungen

820-835 Sprint 1

835-850 Weit 3

850-905 Weit 2

905-920 Ball 3

920-935 Ball 1

935-1025 Sprint 2

Link weiterfuumlhrende Hinweise zur Aufgabe bdquoBundesjugendspieleldquo fuumlr Lehrkraumlfteldquo

Material 2Bundesjugendspiele ndash Zeitplan fuumlr die Klasse 5a

Uhrzeit Maumldchen Jungen

820ndash835 Uhr Sprint 1

835ndash850 Uhr Weit 3

850ndash905 Uhr Weit 2

905ndash920 Uhr Ball 3

920ndash935 Uhr Ball 1

935ndash1025 Uhr Sprint 2

Weiterfuumlhrende Hinweise fuumlr Lehrkraumlfte zur Aufgabe bdquoBundesjugendspieleldquo finden Sie im Lehrplaninformationssystem (LehrplanPLUS Deutsch Gymnasium Jgst 5)

4 Schritte der Entwicklung von Leistungsaufgaben

19Kompetenzorientierte LeistungsaufgabenKompetenzorientierte Leistungsaufgaben

4 Schritte der Entwicklung von Leistungsaufgaben

Ergebnisse kompetenzorientierten Unterrichts muumlssen mit entsprechenden Aufgaben d h mit kompetenzorientierten Leistungsaufgaben erhoben werden Sie beruumlcksichtigen die im Lehrplan beschriebenen Kompetenzen und Inhalte Die Gestaltung von Aufgaben und Leis-tungserhebungen wird davon bestimmt welche Kompetenzen und Inhalte gepruumlft werden sollen

Wesentliche Schritte bei der Erstellung kompetenzorientierter Leistungsaufgaben sollten sein

bull Festlegen der Kompetenzerwartungen und Inhalte die bei einer Leistungserhebung ab-gedeckt werden sollen eine entsprechende Matrix die die Kompetenzerwartungen mit Inhalten kombiniert kann hier sehr hilfreich sein

bull Auswahl geeigneter Operatoren fuumlr Leistungsaufgaben die den Kompetenzerwartun-gen entsprechen

bull Ableitung und Festlegung von Leistungsmerkmalen anhand derer die Auspraumlgung einer Kompetenz beobachtet werden kann

bull Uumlberpruumlfen des Erreichens von Kompetenzerwartungen je nach Komplexitaumlt auch mit mehreren (Teil-)Aufgaben

bull Beruumlcksichtigung des zu erwartenden Leistungsstandes der gesamten Lerngruppe im Hinblick auf das Fortschreiten im LehrplanPLUS

bull Festlegen des Formats der Leistungserhebung schriftlich muumlndlich praktisch oder Mischform

bull Festlegen des Formats der Aufgaben (geschlossene oder offene Aufgaben Aufgaben mit einer Auswahl von Antworten Kurzantworten Texterstellung etc)

bull Erstellen von Bewertungskriterien fuumlr jede Aufgabe die ndash auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller ndash transparent und nachvollziehbar sind

Kasten 5 Funktionen von Bewertungskriterien

Bewertungskriterien helfen hellip

bull erwartete Leistungen auf der Basis von Leistungsmerkmalen zu beschreiben

bull Faumlhigkeitsniveaus und Abstufungen von Leistung darzustellen

bull Leistungen paumldagogisch-diagnostisch einzuordnen

bull transparente Ruumlckmeldungen an die Schuumllerinnen und Schuumller bereitzustellen und

bull Qualitaumltsstandards bei der Bewertung einzuhalten

Wesentlich bei der Erstellung von kompetenzorientierten Aufgaben ist die hier dargestellte Ableitung von Leistungsaufgaben aus den Kompetenzerwartungen und Inhalten des Lehr-planPLUS Kompetenzorientierte Aufgaben koumlnnen nicht unmittelbar aus den Lehrplaumlnen entnommen werden Ihre Erstellung erfordert das planvolle und zweckgerichtete Vorgehen der Lehrkraft mit engem Bezug zum vorhergehenden Unterricht

Literaturverzeichnis

20 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Literaturverzeichnis

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ISB (2017) Leistungserhebung Leistungsdokumentation und Leistungsbewertung im kompe-tenzorientierten Unterricht der Mittelschule Muumlnchen ISB Verfuumlgbar unter httpwwwisbbayerndedownload19759hr_leistung__mittelschule_internetpdf [23072019]

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KMK (2004) Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz Erlaumluterungen zur Konzepti-on und Entwicklung Verfuumlgbar unter httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20042004_12_16-Bildungsstandards-Konzeption-Entwicklungpdf [23072019]

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Klieme E Avenarius H Blum W Doumlbrich P Gruber H Prenzel M Reiss K Riquarts K Rost J Tenorth H-E amp Vollmerck H (2009) Zur Entwicklung nationaler Bildungs-standards Eine Expertise Berlin Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung Ver-fuumlgbar unter httpedudocchrecord33468filesdevelop_standards_nat_form_dpdf [23072019]

Lankes E M (2012) Kompetent durch Aufgaben Die Rolle von Lernaufgaben bei der Ent-wicklung von Kompetenzen Schulverwaltung Bayern 7ndash8 22ndash24

Meyer L Seidel T amp Prenzel M (2006) Wenn Lernsituationen zu Leistungssituationen wer-den Untersuchung zur Fehlerkultur in einer Videostudie Schweizerische Zeitschrift fuumlr Bildungswissenschaften 28 (1) 21ndash41

Seel N M amp Hanke U (2015) Erziehungswissenschaft Lehrbuch fuumlr Bachelor Master- und Lehramtsstudierende Berlin Heidelberg Springer

Soderstrom N C amp Bjork R A (2015) Learning Versus Performance An Integrative Review Perspectives on Psychological Science Vol 10(2) 176ndash199

Weinert F E (2001) Vergleichende Leistungsmessung in Schulen ndash Eine umstrittene Selbst-verstaumlndlichkeit In F E Weinert (Hrsg) Leistungsmessungen in Schulen (S17ndash31) Weinheim Beltz

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

ensp wwwlehrplanplusbayernde

Weitere Informationen

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HerausgeberBayerisches Staatsministerium fuumlr Unterricht und Kultus Ref Oumlffentlichkeitsarbeit Salvatorstraszlige 2 80333 Muumlnchen

Dieser Leitfaden wurde im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Unterricht und Kultus vom Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung erarbeitet

RedaktionAlexandra EberhardtDr Gabriele LoiblFranziska LugertMagnus OrtingerUlrike PykaDr Bernd Schaal (Leitung)Corina Sperr-BaumgaumlrtnerAndreas StreinzDr Ursula Weier(alle ISB)

AnschriftStaatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungGrundsatzabteilungSchellingstraszlige 15580797 MuumlnchenTel 089 2170-2238Fax 089 2170-2205E-Mail kontaktisbbayerndeInternet wwwisbbayernde

GestaltungPrePress-Salumaecom Kaisheim

DruckAppel amp Klinger Druck und Medien GmbH Schneckenlohe

StandOktober 2019

Page 6: Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben - Bayern...2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung 4 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben 2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

5Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

22 Bildungspolitische und paumldagogische Legitimation der Kompetenzorientierung

221 Bildungspolitische Legitimation

bdquoKenntnisse und Fertigkeiten zu vermitteln und Faumlhigkeiten zu entwickelnldquo ist eine der we-sentlichen Aufgaben der Schulen (Art 2 Abs 1 BayEUG) Aumlhnlich formuliert findet sich dieses zentrale Ziel auch im gemeinsamen Beschluss der Staumlndigen Konferenz der Kultusminister der Laumlnder in der Bundesrepublik Deutschland (KMK) aus dem Jahr 1973 Gleichzeitig haben Schulen daruumlber hinausgehende Bildungs- und Erziehungsaufgaben Diese richten sich auf die Bildung der Persoumlnlichkeit sowie die Vermittlung der Grundwerte unserer demokratischen Gesellschaft

Welche Kenntnisse Fertigkeiten und Faumlhigkeiten Schuumllerinnen und Schuumller in der Schule er-werben sollen ist nicht nur Gegenstand von Lehrplaumlnen sondern auch eines laumlnderuumlbergrei-fenden Abstimmungsprozesses Dieser Prozess fuumlhrte 2004 zur Formulierung von Bildungs-standards durch die Kultusministerkonferenz (KMK 2004) Die Bildungsstandards werden in den Lehrplaumlnen fuumlr bayerische Schulen (LehrplanPLUS) konkretisiert Die Lehrplaumlne des LehrplanPLUS beschreiben die fachlichen Anforderungen in Form von Kompetenzerwartun-gen und Inhalten

Die bildungspolitische Legitimation der Kompetenzorientierung leitet sich aus den o g Quel-len ab Kompetenzorientierung ist eine bildungspolitische Schwerpunktsetzung der bayeri-schen Staatsregierung die maszliggeblich war fuumlr den Auftrag entsprechende Lehrplaumlne zu erarbeiten (KMS III7-5S4410-651703 vom 27 Juli 2010) Die Kompetenzorientierung ist eine praumlgende Grundlage der Lehrplaumlne fuumlr bayerische Schulen

222 Paumldagogische Legitimation

Kompetenzorientierung im Unterricht hat zum Ziel dass Schuumllerinnen und Schuumller Kompe-tenzen erwerben Diese Feststellung ist nicht trivial denn der Erwerb von Kompetenzen im Unterricht geht uumlber den reinen Wissenserwerb hinaus Gleichzeitig bleibt fuumlr den Kompe-tenzerwerb und nachhaltiges Lernen ein dauerhaft verfuumlgbares und vernetztes Wissen un-verzichtbar Kompetenzorientierung stellt die Lernenden als handelnde Personen und den langfristigen Erwerb von Kompetenzen als Ziel in den Mittelpunkt Daruumlber hinaus traumlgt sie auch dazu bei dass Schuumllerinnen und Schuumller Kompetenzen selbststaumlndig erwerben und in die Lage versetzt werden ihr eigenes Vorgehen kritisch zu hinterfragen und zu bewerten Diese grundlegenden Aussagen stellen die paumldagogische Legitimation der Kompetenzorien-tierung dar

Kompetenzorientierter Unterricht umfasst auszligerdem den Aufbau von fachuumlbergreifenden und handlungsbezogenen Kompetenzen Kompetenzerwerb stellt somit auch die Grundlage fuumlr Bildung dar die darauf zielt Schuumllerinnen und Schuumller in die Lage zu versetzen in un-terschiedlichsten Lebenssituationen uumlberdauernd selbststaumlndig handeln zu koumlnnen aktiv an gesellschaftlichen Prozessen und an kulturellen Angeboten teilzuhaben sowie lebenslanges Lernen zu ermoumlglichen

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

6 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

23 Kompetenz und Leistung

Fuumlr den LehrplanPLUS wurden unter Beruumlcksichtigung der Bildungsstandards und des Bil-dungs- und Erziehungsauftrags von Schule fuumlr die jeweiligen Faumlcher Kompetenzstrukturmo-delle entwickelt Sie beschreiben prozessbezogene Kompetenzen bzw Kompetenzbereiche und den inhaltlich-fachlichen Rahmen des jeweiligen Faches Auf dieser Basis werden fuumlr die einzelnen Faumlcher im LehrplanPLUS jeweils schulart- und jahrgangsstufenbezogen Grundle-gende Kompetenzen und Kompetenzerwartungen beschrieben

bull Grundlegende Kompetenzen verdeutlichen die Gesamtidee eines Faches in einer bzw zwei Jahrgangsstufen und beschreiben zusammenfassend Kompetenzen die in diesem Fach in einem bestimmten Zeitraum uumlberdauernd und mit nachhaltiger Wirkung aufge-baut werden sollen Sie beschreiben situations- und anforderungsbezogen uumlber welches Wissen und Koumlnnen die Schuumllerinnen und Schuumller dauerhaft verfuumlgen sollen

bull Fachlehrplaumlne untergliedern sich in Lernbereiche In diesen werden Kompetenzerwar-tungen sowie dazugehoumlrige Inhalte benannt Kompetenzerwartungen der einzelnen Lernbereiche stellen die Konkretisierung der Grundlegenden Kompetenzen anhand der im Lehrplan bestimmten Inhalte dar

Kompetenzen sind nicht direkt beobachtbar Kompetenzerwartungen dagegen beschreiben Leistungen und Verhalten die systematisch beobachtbar sind und damit im Unterricht und in Leistungssituationen erhoben werden koumlnnen (vgl Klieme 2009 S9)

Kasten 2 Beispiel fuumlr beobachtbares Verhalten beobachtbare Leistungen

Kompetenz (nicht direkt beobachtbar)

Eine SchuumllerinEin Schuumller verfuumlgt uumlber eine klare Zahlvorstellung

Kompetenzerwartungen im Lehrplan (beobachtbares Verhaltenbeobachtbare Leis-tungen)

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

bull orientieren sich im Zahlenraum durch flexibles Zaumlhlen (vorwaumlrts ruumlckwaumlrts in Schrit-ten)

bull ordnen Zahlen auf dem Zahlenstrahl

bull vergleichen Zahlen mit den Zeichen bdquogtldquo bdquoltldquo und bdquo=ldquo

bull begruumlnden Beziehungen zwischen Zahlen (die Zahl 649 liegt zwischen 600 und 700 Sie liegt naumlher bei 500 als bei 1000hellip)

bull stellen Zahlen unterschiedlich dar (Stellenwertschreibweise Einerwuumlrfel und Zehner-stangen etc)

Lehrplaumlne treffen gleichermaszligen Festlegungen auf der Ebene des Koumlnnens und Wissens und der Ebene der beobachtbaren Leistungen und des beobachtbaren Verhaltens (vgl Abbil-dung 1) Sie beinhalten dadurch auch grundlegende Informationen daruumlber welche Leistun-gen Schuumllerinnen und Schuumller erbringen bzw welches Verhalten sie zeigen muumlssen damit daraus erschlossen werden kann inwieweit sie uumlber die angestrebte Kompetenz verfuumlgen

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

7Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Kompetenzebene

Performanzebene

beobachtbare Leistungen sowie beobachtbares Verhalten

Kompetenzen (fachliche fachuumlbergreifende und handlungsbezogeene Kompetenzen)

Testverfahren und Leistungserhebungen

Aufgaben

bdquoKoumlnnenldquo bdquoWissenldquo

Abbildung 1 Ebenen der Beschreibung und Erfassung von Kompetenzen (in Anlehnung an Seel amp Hanke 2015 S 21)

Testverfahren und Leistungserhebungen dienen dazu den Grad der Auspraumlgung von Kom-petenzen zu erfassen bdquoTestverfahrenldquo und bdquoLeistungserhebungenldquo sind nicht dasselbe Sie erfuumlllen unterschiedliche Zwecke

bull Zu den Testverfahren gehoumlren die Tests der internationalen und nationalen Vergleichs-studien (PISA IGLU Laumlndervergleich etc) sowie die Tests der Orientierungsarbeiten und Vergleichsarbeiten (VERA) Vergleichsstudien dienen dem Systemmonitoring Vergleichs-arbeiten der Unterrichts- und Schulentwicklung Sie erfuumlllen hohe messtheoretische und methodische Voraussetzungen Diese Testverfahren orientieren sich unmittelbar an den Bildungsstandards und nicht an den jeweiligen Lehrplaumlnen und sind daher in der Regel fuumlr die unterrichtsbezogene Leistungserhebung nicht nutzbar

bull Leistungserhebungen die von Lehrkraumlften entworfen werden dienen dazu festzustel-len inwieweit Schuumllerinnen und Schuumller bestimmte Kompetenzen im aktuellen Unter-richt erworben haben Sie orientieren sich an den Lehrplaumlnen insbesondere an den Kompetenzerwartungen in den einzelnen Lernbereichen der schulart- und jahrgangs-spezifischen Fachlehrplaumlne

24 Kompetenzerwartungen als Bezugspunkt fuumlr die Erstellung von Leistungsaufgaben

Kompetenzerwartungen beschreiben die zu erwerbenden Kompetenzen in sehr konkreter Weise Sie stehen mit den fachlichen Inhalten in direkter Beziehung und richten sich auf kon-krete Anforderungssituationen in denen Schuumllerinnen und Schuumller ihr Wissen und Koumlnnen anwenden Kompetenzerwartungen beinhalten eindeutige kompetenzbeschreibende Verben (Operatoren) Diese veranschaulichen die Taumltigkeiten beim Bearbeiten von Aufgaben Zusam-men mit den fachlichen Inhalten bilden die Kompetenzerwartungen die Grundlage fuumlr die Gestaltung von Lehr-Lernsituationen sowie von Leistungserhebungen

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

8 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Wie Leistungen und Verhalten auf der Basis des LehrplanPLUS beobachtbar gemacht werden koumlnnen wird in drei Schritten im Folgenden kurz skizziert und mit zwei Beispielen veran-schaulicht (siehe Tabelle 1 bis Tabelle 4) Kompetenzerwartungen und Inhalte fuumlr die Leis-tungsbeurteilung werden dabei in den Mittelpunkt geruumlckt Damit wird der LehrplanPLUS zum Bezugspunkt fuumlr die Leistungserhebung

1 Die Planung von Unterricht vollzieht sich auf der Grundlage des jeweiligen Fachlehrplans des bayerischen LehrplanPLUS In den einzelnen Lernbereichen ist dargestellt anhand wel-cher Inhalte Schuumllerinnen und Schuumller Kompetenzen erwerben sollen Dabei ergeben sich Variationsmoumlglichkeiten da Kompetenzen haumlufig anhand verschiedener im Lehrplan auf-gefuumlhrter Inhalte erworben werden koumlnnen Dies gilt sowohl fuumlr die getrennte Darstellung von Kompetenzerwartungen und Inhalten als auch fuumlr die integrierte Darstellung bei der Kompetenzerwartungen mit Inhalten verknuumlpft ausgewiesen werden

2 Die Kombination von Kompetenzerwartungen und Inhalten kann bei deren getrennter Darstellung als Matrix gedacht werden (Tabelle 1) Jede Zelle der Matrix gibt eine Kom-bination von Kompetenzerwartung und Inhalt wieder Ob die einzelnen Kombinationen fachlich und fachdidaktisch sinnvoll sind entscheidet die Lehrkraft Sie waumlhlt fuumlr die Pla-nung von Unterricht passende Kombinationen aus Diese bilden die Grundlage fuumlr die wei-tere Unterrichtsgestaltung Bei der integrierten Darstellung sind Kompetenzerwartungen und Inhalte bereits miteinander verbunden Inhalte benoumltigen ggf eine Konkretisierung bei der Aufgabenerstellung

3 Anhand der in den Kompetenzerwartungen genannten kompetenzbeschreibenden Ver-ben (Operatoren) und der gewaumlhlten Inhalte leiten Lehrkraumlfte Leistungsmerkmale ab die die Auspraumlgung einer Kompetenz beschreiben Diese stellen die Grundlage fuumlr die Erarbei-tung von Lern- und Leistungsaufgaben dar da anhand dieser Indikatoren festgestellt wer-den kann inwiefern Schuumllerinnen und Schuumller uumlber bestimmte Kompetenzen verfuumlgen

Beispiel fuumlr die Ableitung von Leistungsmerkmalen bei getrennter Ausweisung von Kompe-tenzerwartungen und Inhalten

Das Beispiel 1 stammt aus dem Fachlehrplan fuumlr das Fach Geographie der Jahrgangsstufe 10 des Gymnasiums Tabelle 1 stellt einen Ausschnitt aus dem Lernbereich 7 bdquoKlimawan-del als globale Herausforderungldquo dar Der Fachlehrplan wird als Matrix dargestellt Die im Fachlehrplan aufgelisteten Kompetenzerwartungen finden sich in der ersten Spalte In der zweiten Zeile sind exemplarisch einige Inhalte genannt Die Matrixdarstellung verdeutlicht dass Kompetenzerwartungen mit unterschiedlichen Inhalten kombiniert werden koumlnnen Im Beispiel wurde die grau hinterlegte Zelle als fachlich und fachdidaktisch sinnvolle Kombinati-on ausgewaumlhlt Fuumlr diese Zelle der Matrix wurden entsprechende Indikatoren abgeleitet (siehe Tabelle 2)

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

9Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Tabelle 1 Ausschnitt aus dem Lernbereich 7 bdquoKlimawandel als globale Herausforderungldquo des Fachlehr-plans Gymnasium im Fach Geographie Jahrgangsstufe 10 dargestellt als Matrix

Kompetenzerwartung Inhalt

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

Moumlgliche Antriebs-kraumlfte fuumlr den Klimawandel (extraterres-trische und terrestrische Ursachen)

Ursachen des natuumlrlichen und anthro-pogenen Treibhaus-effekts

Klima- szenarien und regionale Unterschiede

hellip

erschlieszligen die Ursachen fuumlr den zunehmenden anthropogenen Treib-hauseffekt unter Beruumlck-sichtigung wissenschaft-licher Erkenntnisse

beschreiben ausgewaumlhl-te Szenarien des IPCC-Reports und untersuchen die regional unterschied-liche Erwaumlrmung der Erde infolge des Klima-wandels

stellen unterschiedliche Positionen und Meinun-gen zum Klimawandel dar und hinterfragen diese kritisch

hellip

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

10 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Tabelle 2 Ableitung von Leistungsmerkmalen am Beispiel 7 bdquoKlimawandel als globale Herausforderungldquo des Fachlehrplans im Fach Geographie der Jahrgangsstufe 10 des Gymnasiums in Bayern (Ausschnitt aus Tabelle 1 hervorgehobene Zelle)

Kompetenzerwartung Inhalt

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

Ursachen des natuumlrlichen und anthropogenen Treibhaus-effekts

beschreiben ausgewaumlhl-te Szenarien des IPCC-Reports und untersuchen die regional unterschied-liche Erwaumlrmung der Erde infolge des Klima-wandels

Ableitung von Leistungsmerkmalen (Beispiele)

Operator und Inhalt beschreiben ausgewaumlhlte Szenarien des IPCC-Reports im Hinblick auf Ursachen des natuumlrli-chen und anthropogenen Treibhauseffekts

bull sachgerechte Sprache Form Darstellung

bull sachgerechte Wahl des Mediums

bull passender Grad an DetailliertheitDifferenzierung

bull realistische inhaltliche Ausarbeitung

Operator und Inhalt untersuchen die regional unter-schiedliche Erwaumlrmung der Erde infolge des Klimawandels unter Beruumlcksichtigung der Ursachen des natuumlrlichen und anthropogenen Treibhauseffekts

bull sachgerechte Darstellung der Fragestellung

bull sachgerechte Formulierung von Hypothesen

bull sachgerechte Ausarbeitung methodischer Aspekte

bull sachgerechte Entwicklung eines Untersuchungsdesigns

bull passende Einordnung moumlglicher Ergebnisse

Variation der Schwierigkeit durch

bull Variation der Komplexitaumlt der zu verarbeitenden Infor-mation z B ErhoumlhungVerringerung der Anzahl der Szenarien des IPCC-Reports oder Hinzunahme weiterer QuellenInhalte (Komplexitaumlt der zu verarbeitenden In-formation)

bull Variation der Komplexitaumlt der Aufgabe bzw der Loumlsung (Umfang und Tiefe der Untersuchung)

bull Umfang der Sprachproduktion bei der Loumlsung von Auf-gaben

bull hellip

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

11Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Beispiel fuumlr die Ableitung von Leistungsmerkmalen bei integrierter Ausweisung von Kompe-tenzerwartungen und Inhalten

Das zweite Beispiel bezieht sich auf den Fachlehrplan fuumlr das Fach Deutsch in der Grundschule (Jahrgangsstufen 3 und 4) In diesem sind die Kompetenzerwartungen bereits mit konkreten Inhalten verbunden Eine Darstellung als Matrix eruumlbrigt sich daher

Tabelle 3 Ausschnitt aus dem Lernbereich 3 bdquoSchreiben 32 Texte planen und schreibenldquo im Fach Deutsch der Jahrgangsstufe 3 und 4 der Grundschule

Kompetenzerwartungen

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

bull nutzen vor dem Schreiben Methoden zur Sammlung und Ordnung von Wortmaterial Informationen Begruumlndungen und Schreibideen (z B Stichwortzettel Mindmap)

bull ziehen auch im Austausch mit anderen typische Elemente aus erzaumlhlenden und infor-mierenden Texten heran (z B Wortmaterial typische Formulierungen oder Textbaustei-ne) und erstellen fuumlr eigene Texte Sammlungen (z B thematischen Wortschatz fuumlr Fan-tasiegeschichten oder Abenteuererzaumlhlungen Informationen aus Kindersachbuumlchern)

bull bauen ihre eigenen erzaumlhlenden Texte sinnvoll auf (z B Erzaumlhlsituation ndash Ereignis ndash Ausgang) und stellen ein erzaumlhlenswertes Ereignis ins Zentrum

bull gestalten erzaumlhlende Texte lebendig wirkungsvoll und anschaulich durch den gezielten Einsatz passender sprachlicher Mittel

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

12 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Tabelle 4 Ableitung von Leistungsmerkmalen (Lernbereich 3 bdquoSchreiben 32 Texte planen und schreibenldquo im Fach Deutsch der Jahrgangsstufe 3 und 4 der Grundschule)

Kompetenzerwartung konkretisierter Inhalt

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

Schreiben eines erzaumlhlenden Textes z B Fantasiegeschich-te oder Geschichte zu einem Impuls

bauen ihre eigenen er-zaumlhlenden Texte sinnvoll auf (z B Erzaumlhlsituation ndash Ereignis ndash Ausgang) und stellen ein erzaumlhlens-wertes Ereignis ins Zentrum

Ableitung von Leistungsmerkmalen (Beispiele)

Operator und Inhalt bauen bauen ihre eigenen erzaumlhlen-den Texte sinnvoll auf

bull passende Erzaumlhlidee

bull Situations- und Figureneinfuumlhrung

bull sachgerechter stringenter Aufbau

bull Darstellung der Wahrnehmungen Gefuumlhle und Absichten der handelnden Figuren

Operator stellen ein erzaumlhlenswertes Ereignis ins Zentrum

bull angemessener Stellenwert des Ereignisses im Gesamt-text

bull zielfuumlhrender Einsatz erzaumlhlerischer Elemente (z B Auftreten typischer Figuren zur Erzeugung von Span-nung Kontraste zur Erzeugung einer uumlberraschenden Wendung hellip)

bull anschauliche und schluumlssige inhaltliche Ausarbeitung

Variation der Schwierigkeit durch

bull Umfang der Sprachproduktion

bull Orientierung an Textmustern

bull gezielte Nutzung der Wirkung von Orten Zeiten und Motiven

bull hellip

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

13Kompetenzorientierte LeistungsaufgabenKompetenzorientierte Leistungsaufgaben

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

In den folgenden Abschnitten wird hergeleitet welche Funktionen kompetenzorientierte Leistungsaufgaben haben wie ihre Schwierigkeit variiert werden kann und welche Merkma-le kompetenzorientierte Leistungsaufgaben im Einzelnen besitzen Dazu wird zunaumlchst zwi-schen Lernsituationen und Leistungssituationen unterschieden Auf ausfuumlhrliche Erlaumluterun-gen zu kompetenzorientierten Lernaufgaben wird an dieser Stelle verzichtet Solche finden sich in den entsprechenden Handreichungen und Leitfaumlden der verschiedenen Schularten

31 Unterscheidung von Lernsituationen und Leistungssituationen

Lernsituationen und Leistungssituationen haben unterschiedlichen Charakter und besitzen unterschiedliche Funktionen Sie werden einander in Tabelle 5 gegenuumlbergestellt

Tabelle 5 Gegenuumlberstellung Lernsituationen ndash Leistungssituationen

In Lernsituationen hellip In Leistungssituationen hellip

bull steht der Kompetenzerwerb im Mittel-punkt

bull duumlrfen Fehler gemacht werden Fehler koumlnnen als Lerngelegenheiten dienen und produktiven Charakter besitzen sowie die Lernmotivation steigern

bull sollen Loumlsungswege und Herange-hensweisen ausprobiert und reflektiert werden Der Prozess des Problemloumlsens steht im Vordergrund

bull sollte ein Klima vorherrschen das Schuumllerinnen und Schuumllern erlaubt mit Neugierde und Interesse neue Sachverhalte zu erschlieszligen und neue Informationen in vorhandene Wissens-strukturen zu integrieren

bull sollten Aufgaben eingesetzt werden die einen hohen Aufforderungscharak-ter besitzen

bull koumlnnen individuell differenzierte Auf-gaben angeboten werden

bull steht das Ergebnis des Kompetenzer-werbs und eine bestmoumlgliche Leistung im Fokus

bull stellen Fehler eine Abweichung der er-brachten Leistung von der gewuumlnsch-ten angezielten Leistung dar In Leistungssituationen sind Fehler nicht produktiv sondern werden vermieden

bull steht das erzielte Resultat im Zent-rum Das Problemloumlsen soll zu einem adaumlquaten Ergebnis fuumlhren

bull spielen Leistungserwartungen und das subjektiv empfundene Erleben der eigenen Leistungsfaumlhigkeit eine Rolle

bull werden Leistungen in der Regel auf Grund aumluszligerer Anlaumlsse anhand von Aufgaben mit eindeutig festgelegten Zielsetzungen erbracht

bull werden keine individuell leistungsdiffe-renzierte Aufgaben gestellt

Die Vermischung von Lern- und Leistungssituationen kann negative Auswirkungen auf Lern-ergebnisse sowie emotionale und motivationale Aspekte des Lernens haben Eine Vielzahl von Studien zeigt dass langfristig guumlnstigere Lernergebnisse erreicht werden koumlnnen wenn

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

14 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Lernsituationen und Leistungssituationen voneinander getrennt und Lernsituationen gezielt als solche gestaltet werden (Hascher 2005 Meyer Seidel amp Prenzel 2006 Soderstrom amp Bjork 2015) Leistungssituationen muumlssen als solche ausgewiesen werden Schuumllerinnen und Schuumllern muss bewusst sein wann von ihnen welche Leistungen erwartet und wie diese bewertet werden

Lern- und Leistungssituationen stellen an das paumldagogische und didaktische Vorgehen un-terschiedliche Anforderungen Darunter faumlllt auch die Gestaltung entsprechender Aufgaben fuumlr Lern- und Leistungssituationen Die Unterscheidung von Lern- und Leistungsaufgaben ist somit fuumlr den Unterricht von groszliger Bedeutung (Lankes 2012 ISB 2009)

32 Begriffsklaumlrung bdquoLernaufgabenldquo und bdquoLeistungsaufgabenldquo

bull Lernaufgaben dienen dazu Lernprozesse anzustoszligen Welche Lernaufgaben fuumlr welche Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden muumlssen Lehrkraumlfte vor dem Hintergrund des individuellen Lernstands und des Lernverhaltens der jeweiligen Schuumllerinnen und Schuumller reflektieren Diese Reflexion dient der Gestaltung und Verbesserung des Lern-prozesses

bull Leistungsaufgaben werden in erster Linie in klar definierten Leistungs- und Pruumlfungssi-tuationen eingesetzt Ihre Funktion besteht darin die Ergebnisse von Lernprozessen in Bezug auf angestrebte Kompetenzerwartungen sichtbar zu machen

33 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben (z B im Rahmen von Schulaufgaben oder muumlnd-lichen Pruumlfungen) muumlssen und koumlnnen nicht dieselben messtheoretischen Anforderungen erfuumlllen wie Testaufgaben wie sie beispielsweise in Vergleichsarbeiten (VERA) eingesetzt wer-den Aus diesem Grund ist es nicht sinnvoll Aufgaben die der Leistungserhebung im kom-petenzorientierten Unterricht dienen als bdquoTestaufgabenldquo zu bezeichnen Die Bezeichnung bdquokompetenzorientierte Leistungsaufgabenldquo ist passender

Jedoch muumlssen sich kompetenzorientierte Leistungsaufgaben daran orientieren Kompeten-zen in angemessenem Maszlige inhaltlich richtig zuverlaumlssig und nachvollziehbar zu erfassen2 Gleichzeitig muss der Aufwand fuumlr die Vorbereitung Durchfuumlhrung und Korrektur in einem vertretbaren Rahmen liegen Leistungsaufgaben sind auf Kriterien bezogen Diese Kriterien sind die jeweiligen im LehrplanPLUS definierten bdquoKompetenzerwartungen und Inhalteldquo sowie die daraus abgeleiteten Leistungsmerkmale (vgl Abschnitt 24)

2 Unabhaumlngig davon sind bei der Erstellung von Leistungserhebungen die Vorgaben und Regelungen des Bayerischen Gesetzes uumlber das Erziehungs- und Unterrichtswesen (BayEUG) der Schulordnung fuumlr schulartuumlbergreifende Regelungen an Schulen in Bayern (Bayerische Schulordnung ndash BaySchO) sowie der Schulordnungen der jeweiligen Schulart in Bayern einzuhalten

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

15Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Funktionen von kompetenzorientierten Leistungsaufgaben

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

bull dienen der kriterienorientierten Leistungsbewertung (verbale Beschreibung undoder Zif-fernnote)

bull geben der Schuumllerin oder dem Schuumller ein Feedback uumlber den individuellen Stand im Lernprozess Sie zeigen uumlber welche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sieer bereits verfuumlgt und geben Hinweise fuumlr weitere individuelle Schritte im Kompetenzerwerb

bull geben dem Lehrenden ein Feedback uumlber die Lernergebnisse der Schuumllerinnen und Schuuml-ler und sind somit Grundlage fuumlr die Gestaltung individueller Foumlrderung im Unterricht

Kasten 3 Realisierung der Kompetenzorientierung in Leistungserhebungen

Eine Leistungserhebung ist dann kompetenzorientiert wenn sie eine kriterienorientierte Leistungseinschaumltzung und -bewertung im Hinblick auf die im jeweiligen Lehrplan be-schriebenen Kompetenzerwartungen und Inhalte erlaubt Die Frage ob bei kompetenzo-rientierten Leistungserhebungen saumlmtliche Einzelaufgaben Teilaufgaben und Leistungs-merkmale bdquokompetenzorientiertldquo sein muumlssen oder nicht ist von diesem Standpunkt aus zu beantworten Leistungserhebungen muumlssen als Ganzes kompetenzorientiert sein Das bedeutet dass kompetenzorientierte Leistungserhebungen auch Aufgaben enthal-ten koumlnnen die beispielsweise staumlrker das Wiedergeben von Wissen ins Zentrum ruumlcken Kompetenzorientierten Aufgaben sollte jedoch sofern die Wahlmoumlglichkeit besteht stets der Vorzug gegeben werden

Variation der Aufgabenschwierigkeit

Folgende generelle Merkmale bestimmen die Schwierigkeit von Aufgaben (vgl Lankes 2012)

bull Komplexitaumlt der Aufgabe bzw der Loumlsung

bull Komplexitaumlt der zu verarbeitenden Information und

bull Umfang der Sprachproduktion bei der Loumlsung von Aufgaben

Uumlber diese generellen schwierigkeitsbestimmenden Aufgabenmerkmale hinaus bieten die kompetenzorientierten Lehrplaumlne vielfaumlltige Moumlglichkeiten schwierigkeitsbestimmende Merkmale von kompetenzorientierten Aufgaben zu variieren Dies kann geschehen durch

bull die Auswahl von Kompetenzerwartungen und Inhalten sowie

bull unterschiedliches Kombinieren von Kompetenzerwartungen und Inhalten

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

16 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Merkmale kompetenzorientierter Leistungsaufgaben

Damit sich eine Leistungsaufgabe als bdquokompetenzorientierte Leistungsaufgabeldquo qualifiziert muss sie die im Folgenden genannten Merkmale aufweisen Kompetenzorientierte Leistungs-aufgaben

bull erfassen erworbene Kompetenzen anhand ausgewaumlhlter Inhalte

bull erfassen beobachtbare Leistungen und beobachtbares Verhalten

bull knuumlpfen an den Unterricht und die Kompetenzerwartungen des jeweiligen Lehrplans an

bull sind jeweils auf einen bestimmten Lernstand (im Verlauf des Schuljahres) ausgerichtet

bull koumlnnen in unterschiedlichsten Formen von Leistungserhebungen eingesetzt werden (schriftliche oder muumlndliche Aufgaben praktische Leistungsaufgaben oder Mischfor-men)

bull erlauben die Bewertung von Leistung anhand klarer nachvollziehbarer systematischer und fuumlr die Schuumllerinnen und Schuumller transparenter Kriterien und

bull erlauben die Einordnung von Lernergebnissen im Hinblick auf die Erreichung der Kom-petenzerwartungen des Lehrplans

Daruumlber hinaus sollten kompetenzorientierte Leistungsaufgaben folgende Eigenschaften ha-ben Sie sollten hellip

bull einen Lebenswelt- und Anwendungsbezug aufweisen

bull unterschiedliche Loumlsungswege und Herangehensweisen erlauben und

bull einen Transfer auf andere Problemstellungen ermoumlglichen

Unabhaumlngig davon ob Leistungserhebungen aus vielen einzelnen (Teil-)Aufgaben oder ledig-lich einer einzigen Aufgabe bestehen muumlssen sie im Sinne der Anforderungsbereiche I-III der Bildungsstandards das gesamte zu erwartende Leistungsspektrum abbilden

Kasten 4 Operatoren und Anforderungsbereiche

Die Bildungsstandards der KMK unterscheiden drei Anforderungsbereiche Die Bildungs-standards im Fach Mathematik fuumlr den Primarbereich benennen zum Beispiel folgende Anforderungsbereiche bdquoReproduzierenldquo (AB I) bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo (AB II) bdquoVerallgemeinern und Reflektierenldquo (AB III) Diese lassen sich nicht scharf voneinander abgrenzen Sie stellen einen auf praktischer Erfahrung beruhenden Orientierungsrahmen dar in dem sich Leistungen von Schuumllerinnen und Schuumllern bewegen Operatoren be-schreiben in Leistungsaufgaben Taumltigkeiten beim Bearbeiten dieser Aufgaben Sie lassen sich einem oder mehreren Anforderungsbereichen zuordnen In Leistungserhebungen sollten alle Anforderungsbereiche in einem ausgewogenen Verhaumlltnis beruumlcksichtigt wer-den

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

17Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Beispiel fuumlr eine kompetenzorientierte Leistungsaufgabe

Diese Aufgabe aus dem Fach Deutsch am Gymnasium stellt eine moumlgliche Form der kompe-tenzorientierten Leistungsaufgabe dar

Bundesjugendspiele

Am vergangenen Dienstag fanden an unserer Schule die alljaumlhrlichen Bundesjugendspie-le in Leichtathletik statt an denen alle Schuumllerinnen und Schuumller teilgenommen habenBearbeite zu diesem Rahmenthema eine der folgenden Aufgaben

a) Berichten

Zu besonderen schulischen Ereignissen erscheinen regelmaumlszligig Berichte auf der Schul-homepage unseres Gymnasiums um die gesamte Schulfamilie daruumlber zu informieren Der bdquoWebmasterldquo unserer Schule wuumlnscht sich eine Artikellaumlnge von ca 250 WoumlrternVerfasse einen solchen Bericht uumlber die Bundesjugendspiele der letzten Woche und er-laumlutere am Schluss knapp wieso du diese fuumlr eine aumluszligerst gelungene Sache haumlltst Gehe dabei grundsaumltzlich nur auf die drei Disziplinen Wurf Sprung und Sprint ein und lasse den 800-Meter-Lauf unberuumlcksichtigt Greife bei Bedarf auf das beigefuumlgte Material zu-ruumlck

b) Beschreiben

In einem eurer letzten Briefe an Ukesh das Patenkind eurer Klasse aus Nepal habt ihr eure Vorfreude auf die Bundesjugendspiele erwaumlhnt Nun fragt Ukesh nach und bittet darum ihm zu erklaumlren wie diese Spiele gehenVerfasse diesen Brief in dem du den Ablauf der Bundesjugendspiele genau beschreibst Gehe dabei grundsaumltzlich nur auf die drei Disziplinen Wurf Sprung und Sprint ein und lasse den 800-Meter-Lauf unberuumlcksichtigt Greife bei Bedarf auf das beigefuumlgte Material zuruumlck

c) Erzaumlhlen

Deine englischer Brieffreund-in hat dir in seinemihrem letzten Brief begeistert vom Sieg seinerihrer Klasse bei einem groszligen Schulturnier erzaumlhlt und in diesem Zusammen-hang nachgefragt ob an eurer Schule auch hin und wieder besondere Sportaktivitaumlten stattfindenSchreibe ihmihr nun einen Brief in dem du von den Bundesjugendspielen und wie du sie erlebt hast erzaumlhlst Hebe dabei zwei bis drei Elemente besonders hervor

d) Erzaumlhlen

Verfasse fuumlr das Geschichtenbuch unserer Klasse eine Houmlhepunkterzaumlhlung zu dem The-ma bdquoTrotz ungluumlcklichen Starts beim Sprint als Erste(r) ins Ziel gekommenldquo

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

18 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Material 1Bundesjugendspiele - Stadionplan mit Wettkampfstaumltten

18

Material 1

Bundesjugendspiele - Stadionplan mit Wettkampfstaumltten

Material 2

Bundesjugendspiele ndash Zeitplan fuumlr die Klasse 5a

Uhrzeit Maumldchen Jungen

820-835 Sprint 1

835-850 Weit 3

850-905 Weit 2

905-920 Ball 3

920-935 Ball 1

935-1025 Sprint 2

Link weiterfuumlhrende Hinweise zur Aufgabe bdquoBundesjugendspieleldquo fuumlr Lehrkraumlfteldquo

Material 2Bundesjugendspiele ndash Zeitplan fuumlr die Klasse 5a

Uhrzeit Maumldchen Jungen

820ndash835 Uhr Sprint 1

835ndash850 Uhr Weit 3

850ndash905 Uhr Weit 2

905ndash920 Uhr Ball 3

920ndash935 Uhr Ball 1

935ndash1025 Uhr Sprint 2

Weiterfuumlhrende Hinweise fuumlr Lehrkraumlfte zur Aufgabe bdquoBundesjugendspieleldquo finden Sie im Lehrplaninformationssystem (LehrplanPLUS Deutsch Gymnasium Jgst 5)

4 Schritte der Entwicklung von Leistungsaufgaben

19Kompetenzorientierte LeistungsaufgabenKompetenzorientierte Leistungsaufgaben

4 Schritte der Entwicklung von Leistungsaufgaben

Ergebnisse kompetenzorientierten Unterrichts muumlssen mit entsprechenden Aufgaben d h mit kompetenzorientierten Leistungsaufgaben erhoben werden Sie beruumlcksichtigen die im Lehrplan beschriebenen Kompetenzen und Inhalte Die Gestaltung von Aufgaben und Leis-tungserhebungen wird davon bestimmt welche Kompetenzen und Inhalte gepruumlft werden sollen

Wesentliche Schritte bei der Erstellung kompetenzorientierter Leistungsaufgaben sollten sein

bull Festlegen der Kompetenzerwartungen und Inhalte die bei einer Leistungserhebung ab-gedeckt werden sollen eine entsprechende Matrix die die Kompetenzerwartungen mit Inhalten kombiniert kann hier sehr hilfreich sein

bull Auswahl geeigneter Operatoren fuumlr Leistungsaufgaben die den Kompetenzerwartun-gen entsprechen

bull Ableitung und Festlegung von Leistungsmerkmalen anhand derer die Auspraumlgung einer Kompetenz beobachtet werden kann

bull Uumlberpruumlfen des Erreichens von Kompetenzerwartungen je nach Komplexitaumlt auch mit mehreren (Teil-)Aufgaben

bull Beruumlcksichtigung des zu erwartenden Leistungsstandes der gesamten Lerngruppe im Hinblick auf das Fortschreiten im LehrplanPLUS

bull Festlegen des Formats der Leistungserhebung schriftlich muumlndlich praktisch oder Mischform

bull Festlegen des Formats der Aufgaben (geschlossene oder offene Aufgaben Aufgaben mit einer Auswahl von Antworten Kurzantworten Texterstellung etc)

bull Erstellen von Bewertungskriterien fuumlr jede Aufgabe die ndash auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller ndash transparent und nachvollziehbar sind

Kasten 5 Funktionen von Bewertungskriterien

Bewertungskriterien helfen hellip

bull erwartete Leistungen auf der Basis von Leistungsmerkmalen zu beschreiben

bull Faumlhigkeitsniveaus und Abstufungen von Leistung darzustellen

bull Leistungen paumldagogisch-diagnostisch einzuordnen

bull transparente Ruumlckmeldungen an die Schuumllerinnen und Schuumller bereitzustellen und

bull Qualitaumltsstandards bei der Bewertung einzuhalten

Wesentlich bei der Erstellung von kompetenzorientierten Aufgaben ist die hier dargestellte Ableitung von Leistungsaufgaben aus den Kompetenzerwartungen und Inhalten des Lehr-planPLUS Kompetenzorientierte Aufgaben koumlnnen nicht unmittelbar aus den Lehrplaumlnen entnommen werden Ihre Erstellung erfordert das planvolle und zweckgerichtete Vorgehen der Lehrkraft mit engem Bezug zum vorhergehenden Unterricht

Literaturverzeichnis

20 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

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Klieme E Avenarius H Blum W Doumlbrich P Gruber H Prenzel M Reiss K Riquarts K Rost J Tenorth H-E amp Vollmerck H (2009) Zur Entwicklung nationaler Bildungs-standards Eine Expertise Berlin Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung Ver-fuumlgbar unter httpedudocchrecord33468filesdevelop_standards_nat_form_dpdf [23072019]

Lankes E M (2012) Kompetent durch Aufgaben Die Rolle von Lernaufgaben bei der Ent-wicklung von Kompetenzen Schulverwaltung Bayern 7ndash8 22ndash24

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Seel N M amp Hanke U (2015) Erziehungswissenschaft Lehrbuch fuumlr Bachelor Master- und Lehramtsstudierende Berlin Heidelberg Springer

Soderstrom N C amp Bjork R A (2015) Learning Versus Performance An Integrative Review Perspectives on Psychological Science Vol 10(2) 176ndash199

Weinert F E (2001) Vergleichende Leistungsmessung in Schulen ndash Eine umstrittene Selbst-verstaumlndlichkeit In F E Weinert (Hrsg) Leistungsmessungen in Schulen (S17ndash31) Weinheim Beltz

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

ensp wwwlehrplanplusbayernde

Weitere Informationen

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Hinweis Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bayerischen Staatsregierung herausgegeben Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerbern oder Wahl helfern im Zeitraum von fuumlnf Monaten vor einer Wahl zum Zwecke der Wahlwerbung verw endet werden Dies gilt fuumlr Landtags- Bundestags- Kommunal- und Europawahlen Missbraumluchlich ist waumlhrend dieser Zeit insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen an Informa tionsstaumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken

und Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Staatsr egierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte Den Parteien ist es gestattet die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden

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HerausgeberBayerisches Staatsministerium fuumlr Unterricht und Kultus Ref Oumlffentlichkeitsarbeit Salvatorstraszlige 2 80333 Muumlnchen

Dieser Leitfaden wurde im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Unterricht und Kultus vom Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung erarbeitet

RedaktionAlexandra EberhardtDr Gabriele LoiblFranziska LugertMagnus OrtingerUlrike PykaDr Bernd Schaal (Leitung)Corina Sperr-BaumgaumlrtnerAndreas StreinzDr Ursula Weier(alle ISB)

AnschriftStaatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungGrundsatzabteilungSchellingstraszlige 15580797 MuumlnchenTel 089 2170-2238Fax 089 2170-2205E-Mail kontaktisbbayerndeInternet wwwisbbayernde

GestaltungPrePress-Salumaecom Kaisheim

DruckAppel amp Klinger Druck und Medien GmbH Schneckenlohe

StandOktober 2019

Page 7: Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben - Bayern...2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung 4 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben 2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

6 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

23 Kompetenz und Leistung

Fuumlr den LehrplanPLUS wurden unter Beruumlcksichtigung der Bildungsstandards und des Bil-dungs- und Erziehungsauftrags von Schule fuumlr die jeweiligen Faumlcher Kompetenzstrukturmo-delle entwickelt Sie beschreiben prozessbezogene Kompetenzen bzw Kompetenzbereiche und den inhaltlich-fachlichen Rahmen des jeweiligen Faches Auf dieser Basis werden fuumlr die einzelnen Faumlcher im LehrplanPLUS jeweils schulart- und jahrgangsstufenbezogen Grundle-gende Kompetenzen und Kompetenzerwartungen beschrieben

bull Grundlegende Kompetenzen verdeutlichen die Gesamtidee eines Faches in einer bzw zwei Jahrgangsstufen und beschreiben zusammenfassend Kompetenzen die in diesem Fach in einem bestimmten Zeitraum uumlberdauernd und mit nachhaltiger Wirkung aufge-baut werden sollen Sie beschreiben situations- und anforderungsbezogen uumlber welches Wissen und Koumlnnen die Schuumllerinnen und Schuumller dauerhaft verfuumlgen sollen

bull Fachlehrplaumlne untergliedern sich in Lernbereiche In diesen werden Kompetenzerwar-tungen sowie dazugehoumlrige Inhalte benannt Kompetenzerwartungen der einzelnen Lernbereiche stellen die Konkretisierung der Grundlegenden Kompetenzen anhand der im Lehrplan bestimmten Inhalte dar

Kompetenzen sind nicht direkt beobachtbar Kompetenzerwartungen dagegen beschreiben Leistungen und Verhalten die systematisch beobachtbar sind und damit im Unterricht und in Leistungssituationen erhoben werden koumlnnen (vgl Klieme 2009 S9)

Kasten 2 Beispiel fuumlr beobachtbares Verhalten beobachtbare Leistungen

Kompetenz (nicht direkt beobachtbar)

Eine SchuumllerinEin Schuumller verfuumlgt uumlber eine klare Zahlvorstellung

Kompetenzerwartungen im Lehrplan (beobachtbares Verhaltenbeobachtbare Leis-tungen)

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

bull orientieren sich im Zahlenraum durch flexibles Zaumlhlen (vorwaumlrts ruumlckwaumlrts in Schrit-ten)

bull ordnen Zahlen auf dem Zahlenstrahl

bull vergleichen Zahlen mit den Zeichen bdquogtldquo bdquoltldquo und bdquo=ldquo

bull begruumlnden Beziehungen zwischen Zahlen (die Zahl 649 liegt zwischen 600 und 700 Sie liegt naumlher bei 500 als bei 1000hellip)

bull stellen Zahlen unterschiedlich dar (Stellenwertschreibweise Einerwuumlrfel und Zehner-stangen etc)

Lehrplaumlne treffen gleichermaszligen Festlegungen auf der Ebene des Koumlnnens und Wissens und der Ebene der beobachtbaren Leistungen und des beobachtbaren Verhaltens (vgl Abbil-dung 1) Sie beinhalten dadurch auch grundlegende Informationen daruumlber welche Leistun-gen Schuumllerinnen und Schuumller erbringen bzw welches Verhalten sie zeigen muumlssen damit daraus erschlossen werden kann inwieweit sie uumlber die angestrebte Kompetenz verfuumlgen

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

7Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Kompetenzebene

Performanzebene

beobachtbare Leistungen sowie beobachtbares Verhalten

Kompetenzen (fachliche fachuumlbergreifende und handlungsbezogeene Kompetenzen)

Testverfahren und Leistungserhebungen

Aufgaben

bdquoKoumlnnenldquo bdquoWissenldquo

Abbildung 1 Ebenen der Beschreibung und Erfassung von Kompetenzen (in Anlehnung an Seel amp Hanke 2015 S 21)

Testverfahren und Leistungserhebungen dienen dazu den Grad der Auspraumlgung von Kom-petenzen zu erfassen bdquoTestverfahrenldquo und bdquoLeistungserhebungenldquo sind nicht dasselbe Sie erfuumlllen unterschiedliche Zwecke

bull Zu den Testverfahren gehoumlren die Tests der internationalen und nationalen Vergleichs-studien (PISA IGLU Laumlndervergleich etc) sowie die Tests der Orientierungsarbeiten und Vergleichsarbeiten (VERA) Vergleichsstudien dienen dem Systemmonitoring Vergleichs-arbeiten der Unterrichts- und Schulentwicklung Sie erfuumlllen hohe messtheoretische und methodische Voraussetzungen Diese Testverfahren orientieren sich unmittelbar an den Bildungsstandards und nicht an den jeweiligen Lehrplaumlnen und sind daher in der Regel fuumlr die unterrichtsbezogene Leistungserhebung nicht nutzbar

bull Leistungserhebungen die von Lehrkraumlften entworfen werden dienen dazu festzustel-len inwieweit Schuumllerinnen und Schuumller bestimmte Kompetenzen im aktuellen Unter-richt erworben haben Sie orientieren sich an den Lehrplaumlnen insbesondere an den Kompetenzerwartungen in den einzelnen Lernbereichen der schulart- und jahrgangs-spezifischen Fachlehrplaumlne

24 Kompetenzerwartungen als Bezugspunkt fuumlr die Erstellung von Leistungsaufgaben

Kompetenzerwartungen beschreiben die zu erwerbenden Kompetenzen in sehr konkreter Weise Sie stehen mit den fachlichen Inhalten in direkter Beziehung und richten sich auf kon-krete Anforderungssituationen in denen Schuumllerinnen und Schuumller ihr Wissen und Koumlnnen anwenden Kompetenzerwartungen beinhalten eindeutige kompetenzbeschreibende Verben (Operatoren) Diese veranschaulichen die Taumltigkeiten beim Bearbeiten von Aufgaben Zusam-men mit den fachlichen Inhalten bilden die Kompetenzerwartungen die Grundlage fuumlr die Gestaltung von Lehr-Lernsituationen sowie von Leistungserhebungen

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

8 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Wie Leistungen und Verhalten auf der Basis des LehrplanPLUS beobachtbar gemacht werden koumlnnen wird in drei Schritten im Folgenden kurz skizziert und mit zwei Beispielen veran-schaulicht (siehe Tabelle 1 bis Tabelle 4) Kompetenzerwartungen und Inhalte fuumlr die Leis-tungsbeurteilung werden dabei in den Mittelpunkt geruumlckt Damit wird der LehrplanPLUS zum Bezugspunkt fuumlr die Leistungserhebung

1 Die Planung von Unterricht vollzieht sich auf der Grundlage des jeweiligen Fachlehrplans des bayerischen LehrplanPLUS In den einzelnen Lernbereichen ist dargestellt anhand wel-cher Inhalte Schuumllerinnen und Schuumller Kompetenzen erwerben sollen Dabei ergeben sich Variationsmoumlglichkeiten da Kompetenzen haumlufig anhand verschiedener im Lehrplan auf-gefuumlhrter Inhalte erworben werden koumlnnen Dies gilt sowohl fuumlr die getrennte Darstellung von Kompetenzerwartungen und Inhalten als auch fuumlr die integrierte Darstellung bei der Kompetenzerwartungen mit Inhalten verknuumlpft ausgewiesen werden

2 Die Kombination von Kompetenzerwartungen und Inhalten kann bei deren getrennter Darstellung als Matrix gedacht werden (Tabelle 1) Jede Zelle der Matrix gibt eine Kom-bination von Kompetenzerwartung und Inhalt wieder Ob die einzelnen Kombinationen fachlich und fachdidaktisch sinnvoll sind entscheidet die Lehrkraft Sie waumlhlt fuumlr die Pla-nung von Unterricht passende Kombinationen aus Diese bilden die Grundlage fuumlr die wei-tere Unterrichtsgestaltung Bei der integrierten Darstellung sind Kompetenzerwartungen und Inhalte bereits miteinander verbunden Inhalte benoumltigen ggf eine Konkretisierung bei der Aufgabenerstellung

3 Anhand der in den Kompetenzerwartungen genannten kompetenzbeschreibenden Ver-ben (Operatoren) und der gewaumlhlten Inhalte leiten Lehrkraumlfte Leistungsmerkmale ab die die Auspraumlgung einer Kompetenz beschreiben Diese stellen die Grundlage fuumlr die Erarbei-tung von Lern- und Leistungsaufgaben dar da anhand dieser Indikatoren festgestellt wer-den kann inwiefern Schuumllerinnen und Schuumller uumlber bestimmte Kompetenzen verfuumlgen

Beispiel fuumlr die Ableitung von Leistungsmerkmalen bei getrennter Ausweisung von Kompe-tenzerwartungen und Inhalten

Das Beispiel 1 stammt aus dem Fachlehrplan fuumlr das Fach Geographie der Jahrgangsstufe 10 des Gymnasiums Tabelle 1 stellt einen Ausschnitt aus dem Lernbereich 7 bdquoKlimawan-del als globale Herausforderungldquo dar Der Fachlehrplan wird als Matrix dargestellt Die im Fachlehrplan aufgelisteten Kompetenzerwartungen finden sich in der ersten Spalte In der zweiten Zeile sind exemplarisch einige Inhalte genannt Die Matrixdarstellung verdeutlicht dass Kompetenzerwartungen mit unterschiedlichen Inhalten kombiniert werden koumlnnen Im Beispiel wurde die grau hinterlegte Zelle als fachlich und fachdidaktisch sinnvolle Kombinati-on ausgewaumlhlt Fuumlr diese Zelle der Matrix wurden entsprechende Indikatoren abgeleitet (siehe Tabelle 2)

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

9Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Tabelle 1 Ausschnitt aus dem Lernbereich 7 bdquoKlimawandel als globale Herausforderungldquo des Fachlehr-plans Gymnasium im Fach Geographie Jahrgangsstufe 10 dargestellt als Matrix

Kompetenzerwartung Inhalt

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

Moumlgliche Antriebs-kraumlfte fuumlr den Klimawandel (extraterres-trische und terrestrische Ursachen)

Ursachen des natuumlrlichen und anthro-pogenen Treibhaus-effekts

Klima- szenarien und regionale Unterschiede

hellip

erschlieszligen die Ursachen fuumlr den zunehmenden anthropogenen Treib-hauseffekt unter Beruumlck-sichtigung wissenschaft-licher Erkenntnisse

beschreiben ausgewaumlhl-te Szenarien des IPCC-Reports und untersuchen die regional unterschied-liche Erwaumlrmung der Erde infolge des Klima-wandels

stellen unterschiedliche Positionen und Meinun-gen zum Klimawandel dar und hinterfragen diese kritisch

hellip

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

10 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Tabelle 2 Ableitung von Leistungsmerkmalen am Beispiel 7 bdquoKlimawandel als globale Herausforderungldquo des Fachlehrplans im Fach Geographie der Jahrgangsstufe 10 des Gymnasiums in Bayern (Ausschnitt aus Tabelle 1 hervorgehobene Zelle)

Kompetenzerwartung Inhalt

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

Ursachen des natuumlrlichen und anthropogenen Treibhaus-effekts

beschreiben ausgewaumlhl-te Szenarien des IPCC-Reports und untersuchen die regional unterschied-liche Erwaumlrmung der Erde infolge des Klima-wandels

Ableitung von Leistungsmerkmalen (Beispiele)

Operator und Inhalt beschreiben ausgewaumlhlte Szenarien des IPCC-Reports im Hinblick auf Ursachen des natuumlrli-chen und anthropogenen Treibhauseffekts

bull sachgerechte Sprache Form Darstellung

bull sachgerechte Wahl des Mediums

bull passender Grad an DetailliertheitDifferenzierung

bull realistische inhaltliche Ausarbeitung

Operator und Inhalt untersuchen die regional unter-schiedliche Erwaumlrmung der Erde infolge des Klimawandels unter Beruumlcksichtigung der Ursachen des natuumlrlichen und anthropogenen Treibhauseffekts

bull sachgerechte Darstellung der Fragestellung

bull sachgerechte Formulierung von Hypothesen

bull sachgerechte Ausarbeitung methodischer Aspekte

bull sachgerechte Entwicklung eines Untersuchungsdesigns

bull passende Einordnung moumlglicher Ergebnisse

Variation der Schwierigkeit durch

bull Variation der Komplexitaumlt der zu verarbeitenden Infor-mation z B ErhoumlhungVerringerung der Anzahl der Szenarien des IPCC-Reports oder Hinzunahme weiterer QuellenInhalte (Komplexitaumlt der zu verarbeitenden In-formation)

bull Variation der Komplexitaumlt der Aufgabe bzw der Loumlsung (Umfang und Tiefe der Untersuchung)

bull Umfang der Sprachproduktion bei der Loumlsung von Auf-gaben

bull hellip

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

11Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Beispiel fuumlr die Ableitung von Leistungsmerkmalen bei integrierter Ausweisung von Kompe-tenzerwartungen und Inhalten

Das zweite Beispiel bezieht sich auf den Fachlehrplan fuumlr das Fach Deutsch in der Grundschule (Jahrgangsstufen 3 und 4) In diesem sind die Kompetenzerwartungen bereits mit konkreten Inhalten verbunden Eine Darstellung als Matrix eruumlbrigt sich daher

Tabelle 3 Ausschnitt aus dem Lernbereich 3 bdquoSchreiben 32 Texte planen und schreibenldquo im Fach Deutsch der Jahrgangsstufe 3 und 4 der Grundschule

Kompetenzerwartungen

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

bull nutzen vor dem Schreiben Methoden zur Sammlung und Ordnung von Wortmaterial Informationen Begruumlndungen und Schreibideen (z B Stichwortzettel Mindmap)

bull ziehen auch im Austausch mit anderen typische Elemente aus erzaumlhlenden und infor-mierenden Texten heran (z B Wortmaterial typische Formulierungen oder Textbaustei-ne) und erstellen fuumlr eigene Texte Sammlungen (z B thematischen Wortschatz fuumlr Fan-tasiegeschichten oder Abenteuererzaumlhlungen Informationen aus Kindersachbuumlchern)

bull bauen ihre eigenen erzaumlhlenden Texte sinnvoll auf (z B Erzaumlhlsituation ndash Ereignis ndash Ausgang) und stellen ein erzaumlhlenswertes Ereignis ins Zentrum

bull gestalten erzaumlhlende Texte lebendig wirkungsvoll und anschaulich durch den gezielten Einsatz passender sprachlicher Mittel

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

12 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Tabelle 4 Ableitung von Leistungsmerkmalen (Lernbereich 3 bdquoSchreiben 32 Texte planen und schreibenldquo im Fach Deutsch der Jahrgangsstufe 3 und 4 der Grundschule)

Kompetenzerwartung konkretisierter Inhalt

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

Schreiben eines erzaumlhlenden Textes z B Fantasiegeschich-te oder Geschichte zu einem Impuls

bauen ihre eigenen er-zaumlhlenden Texte sinnvoll auf (z B Erzaumlhlsituation ndash Ereignis ndash Ausgang) und stellen ein erzaumlhlens-wertes Ereignis ins Zentrum

Ableitung von Leistungsmerkmalen (Beispiele)

Operator und Inhalt bauen bauen ihre eigenen erzaumlhlen-den Texte sinnvoll auf

bull passende Erzaumlhlidee

bull Situations- und Figureneinfuumlhrung

bull sachgerechter stringenter Aufbau

bull Darstellung der Wahrnehmungen Gefuumlhle und Absichten der handelnden Figuren

Operator stellen ein erzaumlhlenswertes Ereignis ins Zentrum

bull angemessener Stellenwert des Ereignisses im Gesamt-text

bull zielfuumlhrender Einsatz erzaumlhlerischer Elemente (z B Auftreten typischer Figuren zur Erzeugung von Span-nung Kontraste zur Erzeugung einer uumlberraschenden Wendung hellip)

bull anschauliche und schluumlssige inhaltliche Ausarbeitung

Variation der Schwierigkeit durch

bull Umfang der Sprachproduktion

bull Orientierung an Textmustern

bull gezielte Nutzung der Wirkung von Orten Zeiten und Motiven

bull hellip

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

13Kompetenzorientierte LeistungsaufgabenKompetenzorientierte Leistungsaufgaben

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

In den folgenden Abschnitten wird hergeleitet welche Funktionen kompetenzorientierte Leistungsaufgaben haben wie ihre Schwierigkeit variiert werden kann und welche Merkma-le kompetenzorientierte Leistungsaufgaben im Einzelnen besitzen Dazu wird zunaumlchst zwi-schen Lernsituationen und Leistungssituationen unterschieden Auf ausfuumlhrliche Erlaumluterun-gen zu kompetenzorientierten Lernaufgaben wird an dieser Stelle verzichtet Solche finden sich in den entsprechenden Handreichungen und Leitfaumlden der verschiedenen Schularten

31 Unterscheidung von Lernsituationen und Leistungssituationen

Lernsituationen und Leistungssituationen haben unterschiedlichen Charakter und besitzen unterschiedliche Funktionen Sie werden einander in Tabelle 5 gegenuumlbergestellt

Tabelle 5 Gegenuumlberstellung Lernsituationen ndash Leistungssituationen

In Lernsituationen hellip In Leistungssituationen hellip

bull steht der Kompetenzerwerb im Mittel-punkt

bull duumlrfen Fehler gemacht werden Fehler koumlnnen als Lerngelegenheiten dienen und produktiven Charakter besitzen sowie die Lernmotivation steigern

bull sollen Loumlsungswege und Herange-hensweisen ausprobiert und reflektiert werden Der Prozess des Problemloumlsens steht im Vordergrund

bull sollte ein Klima vorherrschen das Schuumllerinnen und Schuumllern erlaubt mit Neugierde und Interesse neue Sachverhalte zu erschlieszligen und neue Informationen in vorhandene Wissens-strukturen zu integrieren

bull sollten Aufgaben eingesetzt werden die einen hohen Aufforderungscharak-ter besitzen

bull koumlnnen individuell differenzierte Auf-gaben angeboten werden

bull steht das Ergebnis des Kompetenzer-werbs und eine bestmoumlgliche Leistung im Fokus

bull stellen Fehler eine Abweichung der er-brachten Leistung von der gewuumlnsch-ten angezielten Leistung dar In Leistungssituationen sind Fehler nicht produktiv sondern werden vermieden

bull steht das erzielte Resultat im Zent-rum Das Problemloumlsen soll zu einem adaumlquaten Ergebnis fuumlhren

bull spielen Leistungserwartungen und das subjektiv empfundene Erleben der eigenen Leistungsfaumlhigkeit eine Rolle

bull werden Leistungen in der Regel auf Grund aumluszligerer Anlaumlsse anhand von Aufgaben mit eindeutig festgelegten Zielsetzungen erbracht

bull werden keine individuell leistungsdiffe-renzierte Aufgaben gestellt

Die Vermischung von Lern- und Leistungssituationen kann negative Auswirkungen auf Lern-ergebnisse sowie emotionale und motivationale Aspekte des Lernens haben Eine Vielzahl von Studien zeigt dass langfristig guumlnstigere Lernergebnisse erreicht werden koumlnnen wenn

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

14 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Lernsituationen und Leistungssituationen voneinander getrennt und Lernsituationen gezielt als solche gestaltet werden (Hascher 2005 Meyer Seidel amp Prenzel 2006 Soderstrom amp Bjork 2015) Leistungssituationen muumlssen als solche ausgewiesen werden Schuumllerinnen und Schuumllern muss bewusst sein wann von ihnen welche Leistungen erwartet und wie diese bewertet werden

Lern- und Leistungssituationen stellen an das paumldagogische und didaktische Vorgehen un-terschiedliche Anforderungen Darunter faumlllt auch die Gestaltung entsprechender Aufgaben fuumlr Lern- und Leistungssituationen Die Unterscheidung von Lern- und Leistungsaufgaben ist somit fuumlr den Unterricht von groszliger Bedeutung (Lankes 2012 ISB 2009)

32 Begriffsklaumlrung bdquoLernaufgabenldquo und bdquoLeistungsaufgabenldquo

bull Lernaufgaben dienen dazu Lernprozesse anzustoszligen Welche Lernaufgaben fuumlr welche Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden muumlssen Lehrkraumlfte vor dem Hintergrund des individuellen Lernstands und des Lernverhaltens der jeweiligen Schuumllerinnen und Schuumller reflektieren Diese Reflexion dient der Gestaltung und Verbesserung des Lern-prozesses

bull Leistungsaufgaben werden in erster Linie in klar definierten Leistungs- und Pruumlfungssi-tuationen eingesetzt Ihre Funktion besteht darin die Ergebnisse von Lernprozessen in Bezug auf angestrebte Kompetenzerwartungen sichtbar zu machen

33 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben (z B im Rahmen von Schulaufgaben oder muumlnd-lichen Pruumlfungen) muumlssen und koumlnnen nicht dieselben messtheoretischen Anforderungen erfuumlllen wie Testaufgaben wie sie beispielsweise in Vergleichsarbeiten (VERA) eingesetzt wer-den Aus diesem Grund ist es nicht sinnvoll Aufgaben die der Leistungserhebung im kom-petenzorientierten Unterricht dienen als bdquoTestaufgabenldquo zu bezeichnen Die Bezeichnung bdquokompetenzorientierte Leistungsaufgabenldquo ist passender

Jedoch muumlssen sich kompetenzorientierte Leistungsaufgaben daran orientieren Kompeten-zen in angemessenem Maszlige inhaltlich richtig zuverlaumlssig und nachvollziehbar zu erfassen2 Gleichzeitig muss der Aufwand fuumlr die Vorbereitung Durchfuumlhrung und Korrektur in einem vertretbaren Rahmen liegen Leistungsaufgaben sind auf Kriterien bezogen Diese Kriterien sind die jeweiligen im LehrplanPLUS definierten bdquoKompetenzerwartungen und Inhalteldquo sowie die daraus abgeleiteten Leistungsmerkmale (vgl Abschnitt 24)

2 Unabhaumlngig davon sind bei der Erstellung von Leistungserhebungen die Vorgaben und Regelungen des Bayerischen Gesetzes uumlber das Erziehungs- und Unterrichtswesen (BayEUG) der Schulordnung fuumlr schulartuumlbergreifende Regelungen an Schulen in Bayern (Bayerische Schulordnung ndash BaySchO) sowie der Schulordnungen der jeweiligen Schulart in Bayern einzuhalten

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

15Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Funktionen von kompetenzorientierten Leistungsaufgaben

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

bull dienen der kriterienorientierten Leistungsbewertung (verbale Beschreibung undoder Zif-fernnote)

bull geben der Schuumllerin oder dem Schuumller ein Feedback uumlber den individuellen Stand im Lernprozess Sie zeigen uumlber welche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sieer bereits verfuumlgt und geben Hinweise fuumlr weitere individuelle Schritte im Kompetenzerwerb

bull geben dem Lehrenden ein Feedback uumlber die Lernergebnisse der Schuumllerinnen und Schuuml-ler und sind somit Grundlage fuumlr die Gestaltung individueller Foumlrderung im Unterricht

Kasten 3 Realisierung der Kompetenzorientierung in Leistungserhebungen

Eine Leistungserhebung ist dann kompetenzorientiert wenn sie eine kriterienorientierte Leistungseinschaumltzung und -bewertung im Hinblick auf die im jeweiligen Lehrplan be-schriebenen Kompetenzerwartungen und Inhalte erlaubt Die Frage ob bei kompetenzo-rientierten Leistungserhebungen saumlmtliche Einzelaufgaben Teilaufgaben und Leistungs-merkmale bdquokompetenzorientiertldquo sein muumlssen oder nicht ist von diesem Standpunkt aus zu beantworten Leistungserhebungen muumlssen als Ganzes kompetenzorientiert sein Das bedeutet dass kompetenzorientierte Leistungserhebungen auch Aufgaben enthal-ten koumlnnen die beispielsweise staumlrker das Wiedergeben von Wissen ins Zentrum ruumlcken Kompetenzorientierten Aufgaben sollte jedoch sofern die Wahlmoumlglichkeit besteht stets der Vorzug gegeben werden

Variation der Aufgabenschwierigkeit

Folgende generelle Merkmale bestimmen die Schwierigkeit von Aufgaben (vgl Lankes 2012)

bull Komplexitaumlt der Aufgabe bzw der Loumlsung

bull Komplexitaumlt der zu verarbeitenden Information und

bull Umfang der Sprachproduktion bei der Loumlsung von Aufgaben

Uumlber diese generellen schwierigkeitsbestimmenden Aufgabenmerkmale hinaus bieten die kompetenzorientierten Lehrplaumlne vielfaumlltige Moumlglichkeiten schwierigkeitsbestimmende Merkmale von kompetenzorientierten Aufgaben zu variieren Dies kann geschehen durch

bull die Auswahl von Kompetenzerwartungen und Inhalten sowie

bull unterschiedliches Kombinieren von Kompetenzerwartungen und Inhalten

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

16 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Merkmale kompetenzorientierter Leistungsaufgaben

Damit sich eine Leistungsaufgabe als bdquokompetenzorientierte Leistungsaufgabeldquo qualifiziert muss sie die im Folgenden genannten Merkmale aufweisen Kompetenzorientierte Leistungs-aufgaben

bull erfassen erworbene Kompetenzen anhand ausgewaumlhlter Inhalte

bull erfassen beobachtbare Leistungen und beobachtbares Verhalten

bull knuumlpfen an den Unterricht und die Kompetenzerwartungen des jeweiligen Lehrplans an

bull sind jeweils auf einen bestimmten Lernstand (im Verlauf des Schuljahres) ausgerichtet

bull koumlnnen in unterschiedlichsten Formen von Leistungserhebungen eingesetzt werden (schriftliche oder muumlndliche Aufgaben praktische Leistungsaufgaben oder Mischfor-men)

bull erlauben die Bewertung von Leistung anhand klarer nachvollziehbarer systematischer und fuumlr die Schuumllerinnen und Schuumller transparenter Kriterien und

bull erlauben die Einordnung von Lernergebnissen im Hinblick auf die Erreichung der Kom-petenzerwartungen des Lehrplans

Daruumlber hinaus sollten kompetenzorientierte Leistungsaufgaben folgende Eigenschaften ha-ben Sie sollten hellip

bull einen Lebenswelt- und Anwendungsbezug aufweisen

bull unterschiedliche Loumlsungswege und Herangehensweisen erlauben und

bull einen Transfer auf andere Problemstellungen ermoumlglichen

Unabhaumlngig davon ob Leistungserhebungen aus vielen einzelnen (Teil-)Aufgaben oder ledig-lich einer einzigen Aufgabe bestehen muumlssen sie im Sinne der Anforderungsbereiche I-III der Bildungsstandards das gesamte zu erwartende Leistungsspektrum abbilden

Kasten 4 Operatoren und Anforderungsbereiche

Die Bildungsstandards der KMK unterscheiden drei Anforderungsbereiche Die Bildungs-standards im Fach Mathematik fuumlr den Primarbereich benennen zum Beispiel folgende Anforderungsbereiche bdquoReproduzierenldquo (AB I) bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo (AB II) bdquoVerallgemeinern und Reflektierenldquo (AB III) Diese lassen sich nicht scharf voneinander abgrenzen Sie stellen einen auf praktischer Erfahrung beruhenden Orientierungsrahmen dar in dem sich Leistungen von Schuumllerinnen und Schuumllern bewegen Operatoren be-schreiben in Leistungsaufgaben Taumltigkeiten beim Bearbeiten dieser Aufgaben Sie lassen sich einem oder mehreren Anforderungsbereichen zuordnen In Leistungserhebungen sollten alle Anforderungsbereiche in einem ausgewogenen Verhaumlltnis beruumlcksichtigt wer-den

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

17Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Beispiel fuumlr eine kompetenzorientierte Leistungsaufgabe

Diese Aufgabe aus dem Fach Deutsch am Gymnasium stellt eine moumlgliche Form der kompe-tenzorientierten Leistungsaufgabe dar

Bundesjugendspiele

Am vergangenen Dienstag fanden an unserer Schule die alljaumlhrlichen Bundesjugendspie-le in Leichtathletik statt an denen alle Schuumllerinnen und Schuumller teilgenommen habenBearbeite zu diesem Rahmenthema eine der folgenden Aufgaben

a) Berichten

Zu besonderen schulischen Ereignissen erscheinen regelmaumlszligig Berichte auf der Schul-homepage unseres Gymnasiums um die gesamte Schulfamilie daruumlber zu informieren Der bdquoWebmasterldquo unserer Schule wuumlnscht sich eine Artikellaumlnge von ca 250 WoumlrternVerfasse einen solchen Bericht uumlber die Bundesjugendspiele der letzten Woche und er-laumlutere am Schluss knapp wieso du diese fuumlr eine aumluszligerst gelungene Sache haumlltst Gehe dabei grundsaumltzlich nur auf die drei Disziplinen Wurf Sprung und Sprint ein und lasse den 800-Meter-Lauf unberuumlcksichtigt Greife bei Bedarf auf das beigefuumlgte Material zu-ruumlck

b) Beschreiben

In einem eurer letzten Briefe an Ukesh das Patenkind eurer Klasse aus Nepal habt ihr eure Vorfreude auf die Bundesjugendspiele erwaumlhnt Nun fragt Ukesh nach und bittet darum ihm zu erklaumlren wie diese Spiele gehenVerfasse diesen Brief in dem du den Ablauf der Bundesjugendspiele genau beschreibst Gehe dabei grundsaumltzlich nur auf die drei Disziplinen Wurf Sprung und Sprint ein und lasse den 800-Meter-Lauf unberuumlcksichtigt Greife bei Bedarf auf das beigefuumlgte Material zuruumlck

c) Erzaumlhlen

Deine englischer Brieffreund-in hat dir in seinemihrem letzten Brief begeistert vom Sieg seinerihrer Klasse bei einem groszligen Schulturnier erzaumlhlt und in diesem Zusammen-hang nachgefragt ob an eurer Schule auch hin und wieder besondere Sportaktivitaumlten stattfindenSchreibe ihmihr nun einen Brief in dem du von den Bundesjugendspielen und wie du sie erlebt hast erzaumlhlst Hebe dabei zwei bis drei Elemente besonders hervor

d) Erzaumlhlen

Verfasse fuumlr das Geschichtenbuch unserer Klasse eine Houmlhepunkterzaumlhlung zu dem The-ma bdquoTrotz ungluumlcklichen Starts beim Sprint als Erste(r) ins Ziel gekommenldquo

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

18 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Material 1Bundesjugendspiele - Stadionplan mit Wettkampfstaumltten

18

Material 1

Bundesjugendspiele - Stadionplan mit Wettkampfstaumltten

Material 2

Bundesjugendspiele ndash Zeitplan fuumlr die Klasse 5a

Uhrzeit Maumldchen Jungen

820-835 Sprint 1

835-850 Weit 3

850-905 Weit 2

905-920 Ball 3

920-935 Ball 1

935-1025 Sprint 2

Link weiterfuumlhrende Hinweise zur Aufgabe bdquoBundesjugendspieleldquo fuumlr Lehrkraumlfteldquo

Material 2Bundesjugendspiele ndash Zeitplan fuumlr die Klasse 5a

Uhrzeit Maumldchen Jungen

820ndash835 Uhr Sprint 1

835ndash850 Uhr Weit 3

850ndash905 Uhr Weit 2

905ndash920 Uhr Ball 3

920ndash935 Uhr Ball 1

935ndash1025 Uhr Sprint 2

Weiterfuumlhrende Hinweise fuumlr Lehrkraumlfte zur Aufgabe bdquoBundesjugendspieleldquo finden Sie im Lehrplaninformationssystem (LehrplanPLUS Deutsch Gymnasium Jgst 5)

4 Schritte der Entwicklung von Leistungsaufgaben

19Kompetenzorientierte LeistungsaufgabenKompetenzorientierte Leistungsaufgaben

4 Schritte der Entwicklung von Leistungsaufgaben

Ergebnisse kompetenzorientierten Unterrichts muumlssen mit entsprechenden Aufgaben d h mit kompetenzorientierten Leistungsaufgaben erhoben werden Sie beruumlcksichtigen die im Lehrplan beschriebenen Kompetenzen und Inhalte Die Gestaltung von Aufgaben und Leis-tungserhebungen wird davon bestimmt welche Kompetenzen und Inhalte gepruumlft werden sollen

Wesentliche Schritte bei der Erstellung kompetenzorientierter Leistungsaufgaben sollten sein

bull Festlegen der Kompetenzerwartungen und Inhalte die bei einer Leistungserhebung ab-gedeckt werden sollen eine entsprechende Matrix die die Kompetenzerwartungen mit Inhalten kombiniert kann hier sehr hilfreich sein

bull Auswahl geeigneter Operatoren fuumlr Leistungsaufgaben die den Kompetenzerwartun-gen entsprechen

bull Ableitung und Festlegung von Leistungsmerkmalen anhand derer die Auspraumlgung einer Kompetenz beobachtet werden kann

bull Uumlberpruumlfen des Erreichens von Kompetenzerwartungen je nach Komplexitaumlt auch mit mehreren (Teil-)Aufgaben

bull Beruumlcksichtigung des zu erwartenden Leistungsstandes der gesamten Lerngruppe im Hinblick auf das Fortschreiten im LehrplanPLUS

bull Festlegen des Formats der Leistungserhebung schriftlich muumlndlich praktisch oder Mischform

bull Festlegen des Formats der Aufgaben (geschlossene oder offene Aufgaben Aufgaben mit einer Auswahl von Antworten Kurzantworten Texterstellung etc)

bull Erstellen von Bewertungskriterien fuumlr jede Aufgabe die ndash auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller ndash transparent und nachvollziehbar sind

Kasten 5 Funktionen von Bewertungskriterien

Bewertungskriterien helfen hellip

bull erwartete Leistungen auf der Basis von Leistungsmerkmalen zu beschreiben

bull Faumlhigkeitsniveaus und Abstufungen von Leistung darzustellen

bull Leistungen paumldagogisch-diagnostisch einzuordnen

bull transparente Ruumlckmeldungen an die Schuumllerinnen und Schuumller bereitzustellen und

bull Qualitaumltsstandards bei der Bewertung einzuhalten

Wesentlich bei der Erstellung von kompetenzorientierten Aufgaben ist die hier dargestellte Ableitung von Leistungsaufgaben aus den Kompetenzerwartungen und Inhalten des Lehr-planPLUS Kompetenzorientierte Aufgaben koumlnnen nicht unmittelbar aus den Lehrplaumlnen entnommen werden Ihre Erstellung erfordert das planvolle und zweckgerichtete Vorgehen der Lehrkraft mit engem Bezug zum vorhergehenden Unterricht

Literaturverzeichnis

20 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Literaturverzeichnis

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Klieme E Avenarius H Blum W Doumlbrich P Gruber H Prenzel M Reiss K Riquarts K Rost J Tenorth H-E amp Vollmerck H (2009) Zur Entwicklung nationaler Bildungs-standards Eine Expertise Berlin Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung Ver-fuumlgbar unter httpedudocchrecord33468filesdevelop_standards_nat_form_dpdf [23072019]

Lankes E M (2012) Kompetent durch Aufgaben Die Rolle von Lernaufgaben bei der Ent-wicklung von Kompetenzen Schulverwaltung Bayern 7ndash8 22ndash24

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Seel N M amp Hanke U (2015) Erziehungswissenschaft Lehrbuch fuumlr Bachelor Master- und Lehramtsstudierende Berlin Heidelberg Springer

Soderstrom N C amp Bjork R A (2015) Learning Versus Performance An Integrative Review Perspectives on Psychological Science Vol 10(2) 176ndash199

Weinert F E (2001) Vergleichende Leistungsmessung in Schulen ndash Eine umstrittene Selbst-verstaumlndlichkeit In F E Weinert (Hrsg) Leistungsmessungen in Schulen (S17ndash31) Weinheim Beltz

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

ensp wwwlehrplanplusbayernde

Weitere Informationen

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Hinweis Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bayerischen Staatsregierung herausgegeben Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerbern oder Wahl helfern im Zeitraum von fuumlnf Monaten vor einer Wahl zum Zwecke der Wahlwerbung verw endet werden Dies gilt fuumlr Landtags- Bundestags- Kommunal- und Europawahlen Missbraumluchlich ist waumlhrend dieser Zeit insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen an Informa tionsstaumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken

und Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Staatsr egierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte Den Parteien ist es gestattet die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden

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HerausgeberBayerisches Staatsministerium fuumlr Unterricht und Kultus Ref Oumlffentlichkeitsarbeit Salvatorstraszlige 2 80333 Muumlnchen

Dieser Leitfaden wurde im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Unterricht und Kultus vom Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung erarbeitet

RedaktionAlexandra EberhardtDr Gabriele LoiblFranziska LugertMagnus OrtingerUlrike PykaDr Bernd Schaal (Leitung)Corina Sperr-BaumgaumlrtnerAndreas StreinzDr Ursula Weier(alle ISB)

AnschriftStaatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungGrundsatzabteilungSchellingstraszlige 15580797 MuumlnchenTel 089 2170-2238Fax 089 2170-2205E-Mail kontaktisbbayerndeInternet wwwisbbayernde

GestaltungPrePress-Salumaecom Kaisheim

DruckAppel amp Klinger Druck und Medien GmbH Schneckenlohe

StandOktober 2019

Page 8: Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben - Bayern...2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung 4 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben 2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

7Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Kompetenzebene

Performanzebene

beobachtbare Leistungen sowie beobachtbares Verhalten

Kompetenzen (fachliche fachuumlbergreifende und handlungsbezogeene Kompetenzen)

Testverfahren und Leistungserhebungen

Aufgaben

bdquoKoumlnnenldquo bdquoWissenldquo

Abbildung 1 Ebenen der Beschreibung und Erfassung von Kompetenzen (in Anlehnung an Seel amp Hanke 2015 S 21)

Testverfahren und Leistungserhebungen dienen dazu den Grad der Auspraumlgung von Kom-petenzen zu erfassen bdquoTestverfahrenldquo und bdquoLeistungserhebungenldquo sind nicht dasselbe Sie erfuumlllen unterschiedliche Zwecke

bull Zu den Testverfahren gehoumlren die Tests der internationalen und nationalen Vergleichs-studien (PISA IGLU Laumlndervergleich etc) sowie die Tests der Orientierungsarbeiten und Vergleichsarbeiten (VERA) Vergleichsstudien dienen dem Systemmonitoring Vergleichs-arbeiten der Unterrichts- und Schulentwicklung Sie erfuumlllen hohe messtheoretische und methodische Voraussetzungen Diese Testverfahren orientieren sich unmittelbar an den Bildungsstandards und nicht an den jeweiligen Lehrplaumlnen und sind daher in der Regel fuumlr die unterrichtsbezogene Leistungserhebung nicht nutzbar

bull Leistungserhebungen die von Lehrkraumlften entworfen werden dienen dazu festzustel-len inwieweit Schuumllerinnen und Schuumller bestimmte Kompetenzen im aktuellen Unter-richt erworben haben Sie orientieren sich an den Lehrplaumlnen insbesondere an den Kompetenzerwartungen in den einzelnen Lernbereichen der schulart- und jahrgangs-spezifischen Fachlehrplaumlne

24 Kompetenzerwartungen als Bezugspunkt fuumlr die Erstellung von Leistungsaufgaben

Kompetenzerwartungen beschreiben die zu erwerbenden Kompetenzen in sehr konkreter Weise Sie stehen mit den fachlichen Inhalten in direkter Beziehung und richten sich auf kon-krete Anforderungssituationen in denen Schuumllerinnen und Schuumller ihr Wissen und Koumlnnen anwenden Kompetenzerwartungen beinhalten eindeutige kompetenzbeschreibende Verben (Operatoren) Diese veranschaulichen die Taumltigkeiten beim Bearbeiten von Aufgaben Zusam-men mit den fachlichen Inhalten bilden die Kompetenzerwartungen die Grundlage fuumlr die Gestaltung von Lehr-Lernsituationen sowie von Leistungserhebungen

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

8 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Wie Leistungen und Verhalten auf der Basis des LehrplanPLUS beobachtbar gemacht werden koumlnnen wird in drei Schritten im Folgenden kurz skizziert und mit zwei Beispielen veran-schaulicht (siehe Tabelle 1 bis Tabelle 4) Kompetenzerwartungen und Inhalte fuumlr die Leis-tungsbeurteilung werden dabei in den Mittelpunkt geruumlckt Damit wird der LehrplanPLUS zum Bezugspunkt fuumlr die Leistungserhebung

1 Die Planung von Unterricht vollzieht sich auf der Grundlage des jeweiligen Fachlehrplans des bayerischen LehrplanPLUS In den einzelnen Lernbereichen ist dargestellt anhand wel-cher Inhalte Schuumllerinnen und Schuumller Kompetenzen erwerben sollen Dabei ergeben sich Variationsmoumlglichkeiten da Kompetenzen haumlufig anhand verschiedener im Lehrplan auf-gefuumlhrter Inhalte erworben werden koumlnnen Dies gilt sowohl fuumlr die getrennte Darstellung von Kompetenzerwartungen und Inhalten als auch fuumlr die integrierte Darstellung bei der Kompetenzerwartungen mit Inhalten verknuumlpft ausgewiesen werden

2 Die Kombination von Kompetenzerwartungen und Inhalten kann bei deren getrennter Darstellung als Matrix gedacht werden (Tabelle 1) Jede Zelle der Matrix gibt eine Kom-bination von Kompetenzerwartung und Inhalt wieder Ob die einzelnen Kombinationen fachlich und fachdidaktisch sinnvoll sind entscheidet die Lehrkraft Sie waumlhlt fuumlr die Pla-nung von Unterricht passende Kombinationen aus Diese bilden die Grundlage fuumlr die wei-tere Unterrichtsgestaltung Bei der integrierten Darstellung sind Kompetenzerwartungen und Inhalte bereits miteinander verbunden Inhalte benoumltigen ggf eine Konkretisierung bei der Aufgabenerstellung

3 Anhand der in den Kompetenzerwartungen genannten kompetenzbeschreibenden Ver-ben (Operatoren) und der gewaumlhlten Inhalte leiten Lehrkraumlfte Leistungsmerkmale ab die die Auspraumlgung einer Kompetenz beschreiben Diese stellen die Grundlage fuumlr die Erarbei-tung von Lern- und Leistungsaufgaben dar da anhand dieser Indikatoren festgestellt wer-den kann inwiefern Schuumllerinnen und Schuumller uumlber bestimmte Kompetenzen verfuumlgen

Beispiel fuumlr die Ableitung von Leistungsmerkmalen bei getrennter Ausweisung von Kompe-tenzerwartungen und Inhalten

Das Beispiel 1 stammt aus dem Fachlehrplan fuumlr das Fach Geographie der Jahrgangsstufe 10 des Gymnasiums Tabelle 1 stellt einen Ausschnitt aus dem Lernbereich 7 bdquoKlimawan-del als globale Herausforderungldquo dar Der Fachlehrplan wird als Matrix dargestellt Die im Fachlehrplan aufgelisteten Kompetenzerwartungen finden sich in der ersten Spalte In der zweiten Zeile sind exemplarisch einige Inhalte genannt Die Matrixdarstellung verdeutlicht dass Kompetenzerwartungen mit unterschiedlichen Inhalten kombiniert werden koumlnnen Im Beispiel wurde die grau hinterlegte Zelle als fachlich und fachdidaktisch sinnvolle Kombinati-on ausgewaumlhlt Fuumlr diese Zelle der Matrix wurden entsprechende Indikatoren abgeleitet (siehe Tabelle 2)

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

9Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Tabelle 1 Ausschnitt aus dem Lernbereich 7 bdquoKlimawandel als globale Herausforderungldquo des Fachlehr-plans Gymnasium im Fach Geographie Jahrgangsstufe 10 dargestellt als Matrix

Kompetenzerwartung Inhalt

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

Moumlgliche Antriebs-kraumlfte fuumlr den Klimawandel (extraterres-trische und terrestrische Ursachen)

Ursachen des natuumlrlichen und anthro-pogenen Treibhaus-effekts

Klima- szenarien und regionale Unterschiede

hellip

erschlieszligen die Ursachen fuumlr den zunehmenden anthropogenen Treib-hauseffekt unter Beruumlck-sichtigung wissenschaft-licher Erkenntnisse

beschreiben ausgewaumlhl-te Szenarien des IPCC-Reports und untersuchen die regional unterschied-liche Erwaumlrmung der Erde infolge des Klima-wandels

stellen unterschiedliche Positionen und Meinun-gen zum Klimawandel dar und hinterfragen diese kritisch

hellip

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

10 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Tabelle 2 Ableitung von Leistungsmerkmalen am Beispiel 7 bdquoKlimawandel als globale Herausforderungldquo des Fachlehrplans im Fach Geographie der Jahrgangsstufe 10 des Gymnasiums in Bayern (Ausschnitt aus Tabelle 1 hervorgehobene Zelle)

Kompetenzerwartung Inhalt

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

Ursachen des natuumlrlichen und anthropogenen Treibhaus-effekts

beschreiben ausgewaumlhl-te Szenarien des IPCC-Reports und untersuchen die regional unterschied-liche Erwaumlrmung der Erde infolge des Klima-wandels

Ableitung von Leistungsmerkmalen (Beispiele)

Operator und Inhalt beschreiben ausgewaumlhlte Szenarien des IPCC-Reports im Hinblick auf Ursachen des natuumlrli-chen und anthropogenen Treibhauseffekts

bull sachgerechte Sprache Form Darstellung

bull sachgerechte Wahl des Mediums

bull passender Grad an DetailliertheitDifferenzierung

bull realistische inhaltliche Ausarbeitung

Operator und Inhalt untersuchen die regional unter-schiedliche Erwaumlrmung der Erde infolge des Klimawandels unter Beruumlcksichtigung der Ursachen des natuumlrlichen und anthropogenen Treibhauseffekts

bull sachgerechte Darstellung der Fragestellung

bull sachgerechte Formulierung von Hypothesen

bull sachgerechte Ausarbeitung methodischer Aspekte

bull sachgerechte Entwicklung eines Untersuchungsdesigns

bull passende Einordnung moumlglicher Ergebnisse

Variation der Schwierigkeit durch

bull Variation der Komplexitaumlt der zu verarbeitenden Infor-mation z B ErhoumlhungVerringerung der Anzahl der Szenarien des IPCC-Reports oder Hinzunahme weiterer QuellenInhalte (Komplexitaumlt der zu verarbeitenden In-formation)

bull Variation der Komplexitaumlt der Aufgabe bzw der Loumlsung (Umfang und Tiefe der Untersuchung)

bull Umfang der Sprachproduktion bei der Loumlsung von Auf-gaben

bull hellip

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

11Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Beispiel fuumlr die Ableitung von Leistungsmerkmalen bei integrierter Ausweisung von Kompe-tenzerwartungen und Inhalten

Das zweite Beispiel bezieht sich auf den Fachlehrplan fuumlr das Fach Deutsch in der Grundschule (Jahrgangsstufen 3 und 4) In diesem sind die Kompetenzerwartungen bereits mit konkreten Inhalten verbunden Eine Darstellung als Matrix eruumlbrigt sich daher

Tabelle 3 Ausschnitt aus dem Lernbereich 3 bdquoSchreiben 32 Texte planen und schreibenldquo im Fach Deutsch der Jahrgangsstufe 3 und 4 der Grundschule

Kompetenzerwartungen

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

bull nutzen vor dem Schreiben Methoden zur Sammlung und Ordnung von Wortmaterial Informationen Begruumlndungen und Schreibideen (z B Stichwortzettel Mindmap)

bull ziehen auch im Austausch mit anderen typische Elemente aus erzaumlhlenden und infor-mierenden Texten heran (z B Wortmaterial typische Formulierungen oder Textbaustei-ne) und erstellen fuumlr eigene Texte Sammlungen (z B thematischen Wortschatz fuumlr Fan-tasiegeschichten oder Abenteuererzaumlhlungen Informationen aus Kindersachbuumlchern)

bull bauen ihre eigenen erzaumlhlenden Texte sinnvoll auf (z B Erzaumlhlsituation ndash Ereignis ndash Ausgang) und stellen ein erzaumlhlenswertes Ereignis ins Zentrum

bull gestalten erzaumlhlende Texte lebendig wirkungsvoll und anschaulich durch den gezielten Einsatz passender sprachlicher Mittel

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

12 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Tabelle 4 Ableitung von Leistungsmerkmalen (Lernbereich 3 bdquoSchreiben 32 Texte planen und schreibenldquo im Fach Deutsch der Jahrgangsstufe 3 und 4 der Grundschule)

Kompetenzerwartung konkretisierter Inhalt

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

Schreiben eines erzaumlhlenden Textes z B Fantasiegeschich-te oder Geschichte zu einem Impuls

bauen ihre eigenen er-zaumlhlenden Texte sinnvoll auf (z B Erzaumlhlsituation ndash Ereignis ndash Ausgang) und stellen ein erzaumlhlens-wertes Ereignis ins Zentrum

Ableitung von Leistungsmerkmalen (Beispiele)

Operator und Inhalt bauen bauen ihre eigenen erzaumlhlen-den Texte sinnvoll auf

bull passende Erzaumlhlidee

bull Situations- und Figureneinfuumlhrung

bull sachgerechter stringenter Aufbau

bull Darstellung der Wahrnehmungen Gefuumlhle und Absichten der handelnden Figuren

Operator stellen ein erzaumlhlenswertes Ereignis ins Zentrum

bull angemessener Stellenwert des Ereignisses im Gesamt-text

bull zielfuumlhrender Einsatz erzaumlhlerischer Elemente (z B Auftreten typischer Figuren zur Erzeugung von Span-nung Kontraste zur Erzeugung einer uumlberraschenden Wendung hellip)

bull anschauliche und schluumlssige inhaltliche Ausarbeitung

Variation der Schwierigkeit durch

bull Umfang der Sprachproduktion

bull Orientierung an Textmustern

bull gezielte Nutzung der Wirkung von Orten Zeiten und Motiven

bull hellip

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

13Kompetenzorientierte LeistungsaufgabenKompetenzorientierte Leistungsaufgaben

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

In den folgenden Abschnitten wird hergeleitet welche Funktionen kompetenzorientierte Leistungsaufgaben haben wie ihre Schwierigkeit variiert werden kann und welche Merkma-le kompetenzorientierte Leistungsaufgaben im Einzelnen besitzen Dazu wird zunaumlchst zwi-schen Lernsituationen und Leistungssituationen unterschieden Auf ausfuumlhrliche Erlaumluterun-gen zu kompetenzorientierten Lernaufgaben wird an dieser Stelle verzichtet Solche finden sich in den entsprechenden Handreichungen und Leitfaumlden der verschiedenen Schularten

31 Unterscheidung von Lernsituationen und Leistungssituationen

Lernsituationen und Leistungssituationen haben unterschiedlichen Charakter und besitzen unterschiedliche Funktionen Sie werden einander in Tabelle 5 gegenuumlbergestellt

Tabelle 5 Gegenuumlberstellung Lernsituationen ndash Leistungssituationen

In Lernsituationen hellip In Leistungssituationen hellip

bull steht der Kompetenzerwerb im Mittel-punkt

bull duumlrfen Fehler gemacht werden Fehler koumlnnen als Lerngelegenheiten dienen und produktiven Charakter besitzen sowie die Lernmotivation steigern

bull sollen Loumlsungswege und Herange-hensweisen ausprobiert und reflektiert werden Der Prozess des Problemloumlsens steht im Vordergrund

bull sollte ein Klima vorherrschen das Schuumllerinnen und Schuumllern erlaubt mit Neugierde und Interesse neue Sachverhalte zu erschlieszligen und neue Informationen in vorhandene Wissens-strukturen zu integrieren

bull sollten Aufgaben eingesetzt werden die einen hohen Aufforderungscharak-ter besitzen

bull koumlnnen individuell differenzierte Auf-gaben angeboten werden

bull steht das Ergebnis des Kompetenzer-werbs und eine bestmoumlgliche Leistung im Fokus

bull stellen Fehler eine Abweichung der er-brachten Leistung von der gewuumlnsch-ten angezielten Leistung dar In Leistungssituationen sind Fehler nicht produktiv sondern werden vermieden

bull steht das erzielte Resultat im Zent-rum Das Problemloumlsen soll zu einem adaumlquaten Ergebnis fuumlhren

bull spielen Leistungserwartungen und das subjektiv empfundene Erleben der eigenen Leistungsfaumlhigkeit eine Rolle

bull werden Leistungen in der Regel auf Grund aumluszligerer Anlaumlsse anhand von Aufgaben mit eindeutig festgelegten Zielsetzungen erbracht

bull werden keine individuell leistungsdiffe-renzierte Aufgaben gestellt

Die Vermischung von Lern- und Leistungssituationen kann negative Auswirkungen auf Lern-ergebnisse sowie emotionale und motivationale Aspekte des Lernens haben Eine Vielzahl von Studien zeigt dass langfristig guumlnstigere Lernergebnisse erreicht werden koumlnnen wenn

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

14 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Lernsituationen und Leistungssituationen voneinander getrennt und Lernsituationen gezielt als solche gestaltet werden (Hascher 2005 Meyer Seidel amp Prenzel 2006 Soderstrom amp Bjork 2015) Leistungssituationen muumlssen als solche ausgewiesen werden Schuumllerinnen und Schuumllern muss bewusst sein wann von ihnen welche Leistungen erwartet und wie diese bewertet werden

Lern- und Leistungssituationen stellen an das paumldagogische und didaktische Vorgehen un-terschiedliche Anforderungen Darunter faumlllt auch die Gestaltung entsprechender Aufgaben fuumlr Lern- und Leistungssituationen Die Unterscheidung von Lern- und Leistungsaufgaben ist somit fuumlr den Unterricht von groszliger Bedeutung (Lankes 2012 ISB 2009)

32 Begriffsklaumlrung bdquoLernaufgabenldquo und bdquoLeistungsaufgabenldquo

bull Lernaufgaben dienen dazu Lernprozesse anzustoszligen Welche Lernaufgaben fuumlr welche Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden muumlssen Lehrkraumlfte vor dem Hintergrund des individuellen Lernstands und des Lernverhaltens der jeweiligen Schuumllerinnen und Schuumller reflektieren Diese Reflexion dient der Gestaltung und Verbesserung des Lern-prozesses

bull Leistungsaufgaben werden in erster Linie in klar definierten Leistungs- und Pruumlfungssi-tuationen eingesetzt Ihre Funktion besteht darin die Ergebnisse von Lernprozessen in Bezug auf angestrebte Kompetenzerwartungen sichtbar zu machen

33 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben (z B im Rahmen von Schulaufgaben oder muumlnd-lichen Pruumlfungen) muumlssen und koumlnnen nicht dieselben messtheoretischen Anforderungen erfuumlllen wie Testaufgaben wie sie beispielsweise in Vergleichsarbeiten (VERA) eingesetzt wer-den Aus diesem Grund ist es nicht sinnvoll Aufgaben die der Leistungserhebung im kom-petenzorientierten Unterricht dienen als bdquoTestaufgabenldquo zu bezeichnen Die Bezeichnung bdquokompetenzorientierte Leistungsaufgabenldquo ist passender

Jedoch muumlssen sich kompetenzorientierte Leistungsaufgaben daran orientieren Kompeten-zen in angemessenem Maszlige inhaltlich richtig zuverlaumlssig und nachvollziehbar zu erfassen2 Gleichzeitig muss der Aufwand fuumlr die Vorbereitung Durchfuumlhrung und Korrektur in einem vertretbaren Rahmen liegen Leistungsaufgaben sind auf Kriterien bezogen Diese Kriterien sind die jeweiligen im LehrplanPLUS definierten bdquoKompetenzerwartungen und Inhalteldquo sowie die daraus abgeleiteten Leistungsmerkmale (vgl Abschnitt 24)

2 Unabhaumlngig davon sind bei der Erstellung von Leistungserhebungen die Vorgaben und Regelungen des Bayerischen Gesetzes uumlber das Erziehungs- und Unterrichtswesen (BayEUG) der Schulordnung fuumlr schulartuumlbergreifende Regelungen an Schulen in Bayern (Bayerische Schulordnung ndash BaySchO) sowie der Schulordnungen der jeweiligen Schulart in Bayern einzuhalten

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

15Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Funktionen von kompetenzorientierten Leistungsaufgaben

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

bull dienen der kriterienorientierten Leistungsbewertung (verbale Beschreibung undoder Zif-fernnote)

bull geben der Schuumllerin oder dem Schuumller ein Feedback uumlber den individuellen Stand im Lernprozess Sie zeigen uumlber welche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sieer bereits verfuumlgt und geben Hinweise fuumlr weitere individuelle Schritte im Kompetenzerwerb

bull geben dem Lehrenden ein Feedback uumlber die Lernergebnisse der Schuumllerinnen und Schuuml-ler und sind somit Grundlage fuumlr die Gestaltung individueller Foumlrderung im Unterricht

Kasten 3 Realisierung der Kompetenzorientierung in Leistungserhebungen

Eine Leistungserhebung ist dann kompetenzorientiert wenn sie eine kriterienorientierte Leistungseinschaumltzung und -bewertung im Hinblick auf die im jeweiligen Lehrplan be-schriebenen Kompetenzerwartungen und Inhalte erlaubt Die Frage ob bei kompetenzo-rientierten Leistungserhebungen saumlmtliche Einzelaufgaben Teilaufgaben und Leistungs-merkmale bdquokompetenzorientiertldquo sein muumlssen oder nicht ist von diesem Standpunkt aus zu beantworten Leistungserhebungen muumlssen als Ganzes kompetenzorientiert sein Das bedeutet dass kompetenzorientierte Leistungserhebungen auch Aufgaben enthal-ten koumlnnen die beispielsweise staumlrker das Wiedergeben von Wissen ins Zentrum ruumlcken Kompetenzorientierten Aufgaben sollte jedoch sofern die Wahlmoumlglichkeit besteht stets der Vorzug gegeben werden

Variation der Aufgabenschwierigkeit

Folgende generelle Merkmale bestimmen die Schwierigkeit von Aufgaben (vgl Lankes 2012)

bull Komplexitaumlt der Aufgabe bzw der Loumlsung

bull Komplexitaumlt der zu verarbeitenden Information und

bull Umfang der Sprachproduktion bei der Loumlsung von Aufgaben

Uumlber diese generellen schwierigkeitsbestimmenden Aufgabenmerkmale hinaus bieten die kompetenzorientierten Lehrplaumlne vielfaumlltige Moumlglichkeiten schwierigkeitsbestimmende Merkmale von kompetenzorientierten Aufgaben zu variieren Dies kann geschehen durch

bull die Auswahl von Kompetenzerwartungen und Inhalten sowie

bull unterschiedliches Kombinieren von Kompetenzerwartungen und Inhalten

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

16 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Merkmale kompetenzorientierter Leistungsaufgaben

Damit sich eine Leistungsaufgabe als bdquokompetenzorientierte Leistungsaufgabeldquo qualifiziert muss sie die im Folgenden genannten Merkmale aufweisen Kompetenzorientierte Leistungs-aufgaben

bull erfassen erworbene Kompetenzen anhand ausgewaumlhlter Inhalte

bull erfassen beobachtbare Leistungen und beobachtbares Verhalten

bull knuumlpfen an den Unterricht und die Kompetenzerwartungen des jeweiligen Lehrplans an

bull sind jeweils auf einen bestimmten Lernstand (im Verlauf des Schuljahres) ausgerichtet

bull koumlnnen in unterschiedlichsten Formen von Leistungserhebungen eingesetzt werden (schriftliche oder muumlndliche Aufgaben praktische Leistungsaufgaben oder Mischfor-men)

bull erlauben die Bewertung von Leistung anhand klarer nachvollziehbarer systematischer und fuumlr die Schuumllerinnen und Schuumller transparenter Kriterien und

bull erlauben die Einordnung von Lernergebnissen im Hinblick auf die Erreichung der Kom-petenzerwartungen des Lehrplans

Daruumlber hinaus sollten kompetenzorientierte Leistungsaufgaben folgende Eigenschaften ha-ben Sie sollten hellip

bull einen Lebenswelt- und Anwendungsbezug aufweisen

bull unterschiedliche Loumlsungswege und Herangehensweisen erlauben und

bull einen Transfer auf andere Problemstellungen ermoumlglichen

Unabhaumlngig davon ob Leistungserhebungen aus vielen einzelnen (Teil-)Aufgaben oder ledig-lich einer einzigen Aufgabe bestehen muumlssen sie im Sinne der Anforderungsbereiche I-III der Bildungsstandards das gesamte zu erwartende Leistungsspektrum abbilden

Kasten 4 Operatoren und Anforderungsbereiche

Die Bildungsstandards der KMK unterscheiden drei Anforderungsbereiche Die Bildungs-standards im Fach Mathematik fuumlr den Primarbereich benennen zum Beispiel folgende Anforderungsbereiche bdquoReproduzierenldquo (AB I) bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo (AB II) bdquoVerallgemeinern und Reflektierenldquo (AB III) Diese lassen sich nicht scharf voneinander abgrenzen Sie stellen einen auf praktischer Erfahrung beruhenden Orientierungsrahmen dar in dem sich Leistungen von Schuumllerinnen und Schuumllern bewegen Operatoren be-schreiben in Leistungsaufgaben Taumltigkeiten beim Bearbeiten dieser Aufgaben Sie lassen sich einem oder mehreren Anforderungsbereichen zuordnen In Leistungserhebungen sollten alle Anforderungsbereiche in einem ausgewogenen Verhaumlltnis beruumlcksichtigt wer-den

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

17Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Beispiel fuumlr eine kompetenzorientierte Leistungsaufgabe

Diese Aufgabe aus dem Fach Deutsch am Gymnasium stellt eine moumlgliche Form der kompe-tenzorientierten Leistungsaufgabe dar

Bundesjugendspiele

Am vergangenen Dienstag fanden an unserer Schule die alljaumlhrlichen Bundesjugendspie-le in Leichtathletik statt an denen alle Schuumllerinnen und Schuumller teilgenommen habenBearbeite zu diesem Rahmenthema eine der folgenden Aufgaben

a) Berichten

Zu besonderen schulischen Ereignissen erscheinen regelmaumlszligig Berichte auf der Schul-homepage unseres Gymnasiums um die gesamte Schulfamilie daruumlber zu informieren Der bdquoWebmasterldquo unserer Schule wuumlnscht sich eine Artikellaumlnge von ca 250 WoumlrternVerfasse einen solchen Bericht uumlber die Bundesjugendspiele der letzten Woche und er-laumlutere am Schluss knapp wieso du diese fuumlr eine aumluszligerst gelungene Sache haumlltst Gehe dabei grundsaumltzlich nur auf die drei Disziplinen Wurf Sprung und Sprint ein und lasse den 800-Meter-Lauf unberuumlcksichtigt Greife bei Bedarf auf das beigefuumlgte Material zu-ruumlck

b) Beschreiben

In einem eurer letzten Briefe an Ukesh das Patenkind eurer Klasse aus Nepal habt ihr eure Vorfreude auf die Bundesjugendspiele erwaumlhnt Nun fragt Ukesh nach und bittet darum ihm zu erklaumlren wie diese Spiele gehenVerfasse diesen Brief in dem du den Ablauf der Bundesjugendspiele genau beschreibst Gehe dabei grundsaumltzlich nur auf die drei Disziplinen Wurf Sprung und Sprint ein und lasse den 800-Meter-Lauf unberuumlcksichtigt Greife bei Bedarf auf das beigefuumlgte Material zuruumlck

c) Erzaumlhlen

Deine englischer Brieffreund-in hat dir in seinemihrem letzten Brief begeistert vom Sieg seinerihrer Klasse bei einem groszligen Schulturnier erzaumlhlt und in diesem Zusammen-hang nachgefragt ob an eurer Schule auch hin und wieder besondere Sportaktivitaumlten stattfindenSchreibe ihmihr nun einen Brief in dem du von den Bundesjugendspielen und wie du sie erlebt hast erzaumlhlst Hebe dabei zwei bis drei Elemente besonders hervor

d) Erzaumlhlen

Verfasse fuumlr das Geschichtenbuch unserer Klasse eine Houmlhepunkterzaumlhlung zu dem The-ma bdquoTrotz ungluumlcklichen Starts beim Sprint als Erste(r) ins Ziel gekommenldquo

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

18 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Material 1Bundesjugendspiele - Stadionplan mit Wettkampfstaumltten

18

Material 1

Bundesjugendspiele - Stadionplan mit Wettkampfstaumltten

Material 2

Bundesjugendspiele ndash Zeitplan fuumlr die Klasse 5a

Uhrzeit Maumldchen Jungen

820-835 Sprint 1

835-850 Weit 3

850-905 Weit 2

905-920 Ball 3

920-935 Ball 1

935-1025 Sprint 2

Link weiterfuumlhrende Hinweise zur Aufgabe bdquoBundesjugendspieleldquo fuumlr Lehrkraumlfteldquo

Material 2Bundesjugendspiele ndash Zeitplan fuumlr die Klasse 5a

Uhrzeit Maumldchen Jungen

820ndash835 Uhr Sprint 1

835ndash850 Uhr Weit 3

850ndash905 Uhr Weit 2

905ndash920 Uhr Ball 3

920ndash935 Uhr Ball 1

935ndash1025 Uhr Sprint 2

Weiterfuumlhrende Hinweise fuumlr Lehrkraumlfte zur Aufgabe bdquoBundesjugendspieleldquo finden Sie im Lehrplaninformationssystem (LehrplanPLUS Deutsch Gymnasium Jgst 5)

4 Schritte der Entwicklung von Leistungsaufgaben

19Kompetenzorientierte LeistungsaufgabenKompetenzorientierte Leistungsaufgaben

4 Schritte der Entwicklung von Leistungsaufgaben

Ergebnisse kompetenzorientierten Unterrichts muumlssen mit entsprechenden Aufgaben d h mit kompetenzorientierten Leistungsaufgaben erhoben werden Sie beruumlcksichtigen die im Lehrplan beschriebenen Kompetenzen und Inhalte Die Gestaltung von Aufgaben und Leis-tungserhebungen wird davon bestimmt welche Kompetenzen und Inhalte gepruumlft werden sollen

Wesentliche Schritte bei der Erstellung kompetenzorientierter Leistungsaufgaben sollten sein

bull Festlegen der Kompetenzerwartungen und Inhalte die bei einer Leistungserhebung ab-gedeckt werden sollen eine entsprechende Matrix die die Kompetenzerwartungen mit Inhalten kombiniert kann hier sehr hilfreich sein

bull Auswahl geeigneter Operatoren fuumlr Leistungsaufgaben die den Kompetenzerwartun-gen entsprechen

bull Ableitung und Festlegung von Leistungsmerkmalen anhand derer die Auspraumlgung einer Kompetenz beobachtet werden kann

bull Uumlberpruumlfen des Erreichens von Kompetenzerwartungen je nach Komplexitaumlt auch mit mehreren (Teil-)Aufgaben

bull Beruumlcksichtigung des zu erwartenden Leistungsstandes der gesamten Lerngruppe im Hinblick auf das Fortschreiten im LehrplanPLUS

bull Festlegen des Formats der Leistungserhebung schriftlich muumlndlich praktisch oder Mischform

bull Festlegen des Formats der Aufgaben (geschlossene oder offene Aufgaben Aufgaben mit einer Auswahl von Antworten Kurzantworten Texterstellung etc)

bull Erstellen von Bewertungskriterien fuumlr jede Aufgabe die ndash auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller ndash transparent und nachvollziehbar sind

Kasten 5 Funktionen von Bewertungskriterien

Bewertungskriterien helfen hellip

bull erwartete Leistungen auf der Basis von Leistungsmerkmalen zu beschreiben

bull Faumlhigkeitsniveaus und Abstufungen von Leistung darzustellen

bull Leistungen paumldagogisch-diagnostisch einzuordnen

bull transparente Ruumlckmeldungen an die Schuumllerinnen und Schuumller bereitzustellen und

bull Qualitaumltsstandards bei der Bewertung einzuhalten

Wesentlich bei der Erstellung von kompetenzorientierten Aufgaben ist die hier dargestellte Ableitung von Leistungsaufgaben aus den Kompetenzerwartungen und Inhalten des Lehr-planPLUS Kompetenzorientierte Aufgaben koumlnnen nicht unmittelbar aus den Lehrplaumlnen entnommen werden Ihre Erstellung erfordert das planvolle und zweckgerichtete Vorgehen der Lehrkraft mit engem Bezug zum vorhergehenden Unterricht

Literaturverzeichnis

20 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Literaturverzeichnis

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Hascher T (2005) Emotionen im Schulalltag Wirkungen und Regulationsformen Zeitschrift fuumlr Paumldagogik 51 (5) 610ndash625

ISB (2017) Leistungserhebung Leistungsdokumentation und Leistungsbewertung im kompe-tenzorientierten Unterricht der Mittelschule Muumlnchen ISB Verfuumlgbar unter httpwwwisbbayerndedownload19759hr_leistung__mittelschule_internetpdf [23072019]

ISB (2017) Kompetenzorientierter Unterricht Leistungen beobachten ndash erheben ndash bewerten (Grundschule) Muumlnchen ISB Verfuumlgbar unter httpswwwisbbayerndedownload 19518leistung_grundschule_internetpdf [23072019]

ISB (2015) LehrplanPLUS ndash konkret Verfuumlgbar unter httpswwwisbbayerndedown-load15913isb_lehrplanplus_handreichungpdf [23072019]

KMK (2004) Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz Erlaumluterungen zur Konzepti-on und Entwicklung Verfuumlgbar unter httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20042004_12_16-Bildungsstandards-Konzeption-Entwicklungpdf [23072019]

KMK (1973) Beschluss der Kultusministerkonferenz Zur Stellung des Schuumllers in der Schule Verfuumlgbar unter httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse1973 1973_05_25_Stellung_Schuelerpdf [23072019]

Klieme E Avenarius H Blum W Doumlbrich P Gruber H Prenzel M Reiss K Riquarts K Rost J Tenorth H-E amp Vollmerck H (2009) Zur Entwicklung nationaler Bildungs-standards Eine Expertise Berlin Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung Ver-fuumlgbar unter httpedudocchrecord33468filesdevelop_standards_nat_form_dpdf [23072019]

Lankes E M (2012) Kompetent durch Aufgaben Die Rolle von Lernaufgaben bei der Ent-wicklung von Kompetenzen Schulverwaltung Bayern 7ndash8 22ndash24

Meyer L Seidel T amp Prenzel M (2006) Wenn Lernsituationen zu Leistungssituationen wer-den Untersuchung zur Fehlerkultur in einer Videostudie Schweizerische Zeitschrift fuumlr Bildungswissenschaften 28 (1) 21ndash41

Seel N M amp Hanke U (2015) Erziehungswissenschaft Lehrbuch fuumlr Bachelor Master- und Lehramtsstudierende Berlin Heidelberg Springer

Soderstrom N C amp Bjork R A (2015) Learning Versus Performance An Integrative Review Perspectives on Psychological Science Vol 10(2) 176ndash199

Weinert F E (2001) Vergleichende Leistungsmessung in Schulen ndash Eine umstrittene Selbst-verstaumlndlichkeit In F E Weinert (Hrsg) Leistungsmessungen in Schulen (S17ndash31) Weinheim Beltz

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

ensp wwwlehrplanplusbayernde

Weitere Informationen

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und Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Staatsr egierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte Den Parteien ist es gestattet die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden

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HerausgeberBayerisches Staatsministerium fuumlr Unterricht und Kultus Ref Oumlffentlichkeitsarbeit Salvatorstraszlige 2 80333 Muumlnchen

Dieser Leitfaden wurde im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Unterricht und Kultus vom Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung erarbeitet

RedaktionAlexandra EberhardtDr Gabriele LoiblFranziska LugertMagnus OrtingerUlrike PykaDr Bernd Schaal (Leitung)Corina Sperr-BaumgaumlrtnerAndreas StreinzDr Ursula Weier(alle ISB)

AnschriftStaatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungGrundsatzabteilungSchellingstraszlige 15580797 MuumlnchenTel 089 2170-2238Fax 089 2170-2205E-Mail kontaktisbbayerndeInternet wwwisbbayernde

GestaltungPrePress-Salumaecom Kaisheim

DruckAppel amp Klinger Druck und Medien GmbH Schneckenlohe

StandOktober 2019

Page 9: Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben - Bayern...2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung 4 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben 2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

8 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Wie Leistungen und Verhalten auf der Basis des LehrplanPLUS beobachtbar gemacht werden koumlnnen wird in drei Schritten im Folgenden kurz skizziert und mit zwei Beispielen veran-schaulicht (siehe Tabelle 1 bis Tabelle 4) Kompetenzerwartungen und Inhalte fuumlr die Leis-tungsbeurteilung werden dabei in den Mittelpunkt geruumlckt Damit wird der LehrplanPLUS zum Bezugspunkt fuumlr die Leistungserhebung

1 Die Planung von Unterricht vollzieht sich auf der Grundlage des jeweiligen Fachlehrplans des bayerischen LehrplanPLUS In den einzelnen Lernbereichen ist dargestellt anhand wel-cher Inhalte Schuumllerinnen und Schuumller Kompetenzen erwerben sollen Dabei ergeben sich Variationsmoumlglichkeiten da Kompetenzen haumlufig anhand verschiedener im Lehrplan auf-gefuumlhrter Inhalte erworben werden koumlnnen Dies gilt sowohl fuumlr die getrennte Darstellung von Kompetenzerwartungen und Inhalten als auch fuumlr die integrierte Darstellung bei der Kompetenzerwartungen mit Inhalten verknuumlpft ausgewiesen werden

2 Die Kombination von Kompetenzerwartungen und Inhalten kann bei deren getrennter Darstellung als Matrix gedacht werden (Tabelle 1) Jede Zelle der Matrix gibt eine Kom-bination von Kompetenzerwartung und Inhalt wieder Ob die einzelnen Kombinationen fachlich und fachdidaktisch sinnvoll sind entscheidet die Lehrkraft Sie waumlhlt fuumlr die Pla-nung von Unterricht passende Kombinationen aus Diese bilden die Grundlage fuumlr die wei-tere Unterrichtsgestaltung Bei der integrierten Darstellung sind Kompetenzerwartungen und Inhalte bereits miteinander verbunden Inhalte benoumltigen ggf eine Konkretisierung bei der Aufgabenerstellung

3 Anhand der in den Kompetenzerwartungen genannten kompetenzbeschreibenden Ver-ben (Operatoren) und der gewaumlhlten Inhalte leiten Lehrkraumlfte Leistungsmerkmale ab die die Auspraumlgung einer Kompetenz beschreiben Diese stellen die Grundlage fuumlr die Erarbei-tung von Lern- und Leistungsaufgaben dar da anhand dieser Indikatoren festgestellt wer-den kann inwiefern Schuumllerinnen und Schuumller uumlber bestimmte Kompetenzen verfuumlgen

Beispiel fuumlr die Ableitung von Leistungsmerkmalen bei getrennter Ausweisung von Kompe-tenzerwartungen und Inhalten

Das Beispiel 1 stammt aus dem Fachlehrplan fuumlr das Fach Geographie der Jahrgangsstufe 10 des Gymnasiums Tabelle 1 stellt einen Ausschnitt aus dem Lernbereich 7 bdquoKlimawan-del als globale Herausforderungldquo dar Der Fachlehrplan wird als Matrix dargestellt Die im Fachlehrplan aufgelisteten Kompetenzerwartungen finden sich in der ersten Spalte In der zweiten Zeile sind exemplarisch einige Inhalte genannt Die Matrixdarstellung verdeutlicht dass Kompetenzerwartungen mit unterschiedlichen Inhalten kombiniert werden koumlnnen Im Beispiel wurde die grau hinterlegte Zelle als fachlich und fachdidaktisch sinnvolle Kombinati-on ausgewaumlhlt Fuumlr diese Zelle der Matrix wurden entsprechende Indikatoren abgeleitet (siehe Tabelle 2)

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

9Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Tabelle 1 Ausschnitt aus dem Lernbereich 7 bdquoKlimawandel als globale Herausforderungldquo des Fachlehr-plans Gymnasium im Fach Geographie Jahrgangsstufe 10 dargestellt als Matrix

Kompetenzerwartung Inhalt

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

Moumlgliche Antriebs-kraumlfte fuumlr den Klimawandel (extraterres-trische und terrestrische Ursachen)

Ursachen des natuumlrlichen und anthro-pogenen Treibhaus-effekts

Klima- szenarien und regionale Unterschiede

hellip

erschlieszligen die Ursachen fuumlr den zunehmenden anthropogenen Treib-hauseffekt unter Beruumlck-sichtigung wissenschaft-licher Erkenntnisse

beschreiben ausgewaumlhl-te Szenarien des IPCC-Reports und untersuchen die regional unterschied-liche Erwaumlrmung der Erde infolge des Klima-wandels

stellen unterschiedliche Positionen und Meinun-gen zum Klimawandel dar und hinterfragen diese kritisch

hellip

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

10 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Tabelle 2 Ableitung von Leistungsmerkmalen am Beispiel 7 bdquoKlimawandel als globale Herausforderungldquo des Fachlehrplans im Fach Geographie der Jahrgangsstufe 10 des Gymnasiums in Bayern (Ausschnitt aus Tabelle 1 hervorgehobene Zelle)

Kompetenzerwartung Inhalt

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

Ursachen des natuumlrlichen und anthropogenen Treibhaus-effekts

beschreiben ausgewaumlhl-te Szenarien des IPCC-Reports und untersuchen die regional unterschied-liche Erwaumlrmung der Erde infolge des Klima-wandels

Ableitung von Leistungsmerkmalen (Beispiele)

Operator und Inhalt beschreiben ausgewaumlhlte Szenarien des IPCC-Reports im Hinblick auf Ursachen des natuumlrli-chen und anthropogenen Treibhauseffekts

bull sachgerechte Sprache Form Darstellung

bull sachgerechte Wahl des Mediums

bull passender Grad an DetailliertheitDifferenzierung

bull realistische inhaltliche Ausarbeitung

Operator und Inhalt untersuchen die regional unter-schiedliche Erwaumlrmung der Erde infolge des Klimawandels unter Beruumlcksichtigung der Ursachen des natuumlrlichen und anthropogenen Treibhauseffekts

bull sachgerechte Darstellung der Fragestellung

bull sachgerechte Formulierung von Hypothesen

bull sachgerechte Ausarbeitung methodischer Aspekte

bull sachgerechte Entwicklung eines Untersuchungsdesigns

bull passende Einordnung moumlglicher Ergebnisse

Variation der Schwierigkeit durch

bull Variation der Komplexitaumlt der zu verarbeitenden Infor-mation z B ErhoumlhungVerringerung der Anzahl der Szenarien des IPCC-Reports oder Hinzunahme weiterer QuellenInhalte (Komplexitaumlt der zu verarbeitenden In-formation)

bull Variation der Komplexitaumlt der Aufgabe bzw der Loumlsung (Umfang und Tiefe der Untersuchung)

bull Umfang der Sprachproduktion bei der Loumlsung von Auf-gaben

bull hellip

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

11Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Beispiel fuumlr die Ableitung von Leistungsmerkmalen bei integrierter Ausweisung von Kompe-tenzerwartungen und Inhalten

Das zweite Beispiel bezieht sich auf den Fachlehrplan fuumlr das Fach Deutsch in der Grundschule (Jahrgangsstufen 3 und 4) In diesem sind die Kompetenzerwartungen bereits mit konkreten Inhalten verbunden Eine Darstellung als Matrix eruumlbrigt sich daher

Tabelle 3 Ausschnitt aus dem Lernbereich 3 bdquoSchreiben 32 Texte planen und schreibenldquo im Fach Deutsch der Jahrgangsstufe 3 und 4 der Grundschule

Kompetenzerwartungen

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

bull nutzen vor dem Schreiben Methoden zur Sammlung und Ordnung von Wortmaterial Informationen Begruumlndungen und Schreibideen (z B Stichwortzettel Mindmap)

bull ziehen auch im Austausch mit anderen typische Elemente aus erzaumlhlenden und infor-mierenden Texten heran (z B Wortmaterial typische Formulierungen oder Textbaustei-ne) und erstellen fuumlr eigene Texte Sammlungen (z B thematischen Wortschatz fuumlr Fan-tasiegeschichten oder Abenteuererzaumlhlungen Informationen aus Kindersachbuumlchern)

bull bauen ihre eigenen erzaumlhlenden Texte sinnvoll auf (z B Erzaumlhlsituation ndash Ereignis ndash Ausgang) und stellen ein erzaumlhlenswertes Ereignis ins Zentrum

bull gestalten erzaumlhlende Texte lebendig wirkungsvoll und anschaulich durch den gezielten Einsatz passender sprachlicher Mittel

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

12 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Tabelle 4 Ableitung von Leistungsmerkmalen (Lernbereich 3 bdquoSchreiben 32 Texte planen und schreibenldquo im Fach Deutsch der Jahrgangsstufe 3 und 4 der Grundschule)

Kompetenzerwartung konkretisierter Inhalt

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

Schreiben eines erzaumlhlenden Textes z B Fantasiegeschich-te oder Geschichte zu einem Impuls

bauen ihre eigenen er-zaumlhlenden Texte sinnvoll auf (z B Erzaumlhlsituation ndash Ereignis ndash Ausgang) und stellen ein erzaumlhlens-wertes Ereignis ins Zentrum

Ableitung von Leistungsmerkmalen (Beispiele)

Operator und Inhalt bauen bauen ihre eigenen erzaumlhlen-den Texte sinnvoll auf

bull passende Erzaumlhlidee

bull Situations- und Figureneinfuumlhrung

bull sachgerechter stringenter Aufbau

bull Darstellung der Wahrnehmungen Gefuumlhle und Absichten der handelnden Figuren

Operator stellen ein erzaumlhlenswertes Ereignis ins Zentrum

bull angemessener Stellenwert des Ereignisses im Gesamt-text

bull zielfuumlhrender Einsatz erzaumlhlerischer Elemente (z B Auftreten typischer Figuren zur Erzeugung von Span-nung Kontraste zur Erzeugung einer uumlberraschenden Wendung hellip)

bull anschauliche und schluumlssige inhaltliche Ausarbeitung

Variation der Schwierigkeit durch

bull Umfang der Sprachproduktion

bull Orientierung an Textmustern

bull gezielte Nutzung der Wirkung von Orten Zeiten und Motiven

bull hellip

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

13Kompetenzorientierte LeistungsaufgabenKompetenzorientierte Leistungsaufgaben

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

In den folgenden Abschnitten wird hergeleitet welche Funktionen kompetenzorientierte Leistungsaufgaben haben wie ihre Schwierigkeit variiert werden kann und welche Merkma-le kompetenzorientierte Leistungsaufgaben im Einzelnen besitzen Dazu wird zunaumlchst zwi-schen Lernsituationen und Leistungssituationen unterschieden Auf ausfuumlhrliche Erlaumluterun-gen zu kompetenzorientierten Lernaufgaben wird an dieser Stelle verzichtet Solche finden sich in den entsprechenden Handreichungen und Leitfaumlden der verschiedenen Schularten

31 Unterscheidung von Lernsituationen und Leistungssituationen

Lernsituationen und Leistungssituationen haben unterschiedlichen Charakter und besitzen unterschiedliche Funktionen Sie werden einander in Tabelle 5 gegenuumlbergestellt

Tabelle 5 Gegenuumlberstellung Lernsituationen ndash Leistungssituationen

In Lernsituationen hellip In Leistungssituationen hellip

bull steht der Kompetenzerwerb im Mittel-punkt

bull duumlrfen Fehler gemacht werden Fehler koumlnnen als Lerngelegenheiten dienen und produktiven Charakter besitzen sowie die Lernmotivation steigern

bull sollen Loumlsungswege und Herange-hensweisen ausprobiert und reflektiert werden Der Prozess des Problemloumlsens steht im Vordergrund

bull sollte ein Klima vorherrschen das Schuumllerinnen und Schuumllern erlaubt mit Neugierde und Interesse neue Sachverhalte zu erschlieszligen und neue Informationen in vorhandene Wissens-strukturen zu integrieren

bull sollten Aufgaben eingesetzt werden die einen hohen Aufforderungscharak-ter besitzen

bull koumlnnen individuell differenzierte Auf-gaben angeboten werden

bull steht das Ergebnis des Kompetenzer-werbs und eine bestmoumlgliche Leistung im Fokus

bull stellen Fehler eine Abweichung der er-brachten Leistung von der gewuumlnsch-ten angezielten Leistung dar In Leistungssituationen sind Fehler nicht produktiv sondern werden vermieden

bull steht das erzielte Resultat im Zent-rum Das Problemloumlsen soll zu einem adaumlquaten Ergebnis fuumlhren

bull spielen Leistungserwartungen und das subjektiv empfundene Erleben der eigenen Leistungsfaumlhigkeit eine Rolle

bull werden Leistungen in der Regel auf Grund aumluszligerer Anlaumlsse anhand von Aufgaben mit eindeutig festgelegten Zielsetzungen erbracht

bull werden keine individuell leistungsdiffe-renzierte Aufgaben gestellt

Die Vermischung von Lern- und Leistungssituationen kann negative Auswirkungen auf Lern-ergebnisse sowie emotionale und motivationale Aspekte des Lernens haben Eine Vielzahl von Studien zeigt dass langfristig guumlnstigere Lernergebnisse erreicht werden koumlnnen wenn

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

14 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Lernsituationen und Leistungssituationen voneinander getrennt und Lernsituationen gezielt als solche gestaltet werden (Hascher 2005 Meyer Seidel amp Prenzel 2006 Soderstrom amp Bjork 2015) Leistungssituationen muumlssen als solche ausgewiesen werden Schuumllerinnen und Schuumllern muss bewusst sein wann von ihnen welche Leistungen erwartet und wie diese bewertet werden

Lern- und Leistungssituationen stellen an das paumldagogische und didaktische Vorgehen un-terschiedliche Anforderungen Darunter faumlllt auch die Gestaltung entsprechender Aufgaben fuumlr Lern- und Leistungssituationen Die Unterscheidung von Lern- und Leistungsaufgaben ist somit fuumlr den Unterricht von groszliger Bedeutung (Lankes 2012 ISB 2009)

32 Begriffsklaumlrung bdquoLernaufgabenldquo und bdquoLeistungsaufgabenldquo

bull Lernaufgaben dienen dazu Lernprozesse anzustoszligen Welche Lernaufgaben fuumlr welche Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden muumlssen Lehrkraumlfte vor dem Hintergrund des individuellen Lernstands und des Lernverhaltens der jeweiligen Schuumllerinnen und Schuumller reflektieren Diese Reflexion dient der Gestaltung und Verbesserung des Lern-prozesses

bull Leistungsaufgaben werden in erster Linie in klar definierten Leistungs- und Pruumlfungssi-tuationen eingesetzt Ihre Funktion besteht darin die Ergebnisse von Lernprozessen in Bezug auf angestrebte Kompetenzerwartungen sichtbar zu machen

33 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben (z B im Rahmen von Schulaufgaben oder muumlnd-lichen Pruumlfungen) muumlssen und koumlnnen nicht dieselben messtheoretischen Anforderungen erfuumlllen wie Testaufgaben wie sie beispielsweise in Vergleichsarbeiten (VERA) eingesetzt wer-den Aus diesem Grund ist es nicht sinnvoll Aufgaben die der Leistungserhebung im kom-petenzorientierten Unterricht dienen als bdquoTestaufgabenldquo zu bezeichnen Die Bezeichnung bdquokompetenzorientierte Leistungsaufgabenldquo ist passender

Jedoch muumlssen sich kompetenzorientierte Leistungsaufgaben daran orientieren Kompeten-zen in angemessenem Maszlige inhaltlich richtig zuverlaumlssig und nachvollziehbar zu erfassen2 Gleichzeitig muss der Aufwand fuumlr die Vorbereitung Durchfuumlhrung und Korrektur in einem vertretbaren Rahmen liegen Leistungsaufgaben sind auf Kriterien bezogen Diese Kriterien sind die jeweiligen im LehrplanPLUS definierten bdquoKompetenzerwartungen und Inhalteldquo sowie die daraus abgeleiteten Leistungsmerkmale (vgl Abschnitt 24)

2 Unabhaumlngig davon sind bei der Erstellung von Leistungserhebungen die Vorgaben und Regelungen des Bayerischen Gesetzes uumlber das Erziehungs- und Unterrichtswesen (BayEUG) der Schulordnung fuumlr schulartuumlbergreifende Regelungen an Schulen in Bayern (Bayerische Schulordnung ndash BaySchO) sowie der Schulordnungen der jeweiligen Schulart in Bayern einzuhalten

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

15Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Funktionen von kompetenzorientierten Leistungsaufgaben

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

bull dienen der kriterienorientierten Leistungsbewertung (verbale Beschreibung undoder Zif-fernnote)

bull geben der Schuumllerin oder dem Schuumller ein Feedback uumlber den individuellen Stand im Lernprozess Sie zeigen uumlber welche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sieer bereits verfuumlgt und geben Hinweise fuumlr weitere individuelle Schritte im Kompetenzerwerb

bull geben dem Lehrenden ein Feedback uumlber die Lernergebnisse der Schuumllerinnen und Schuuml-ler und sind somit Grundlage fuumlr die Gestaltung individueller Foumlrderung im Unterricht

Kasten 3 Realisierung der Kompetenzorientierung in Leistungserhebungen

Eine Leistungserhebung ist dann kompetenzorientiert wenn sie eine kriterienorientierte Leistungseinschaumltzung und -bewertung im Hinblick auf die im jeweiligen Lehrplan be-schriebenen Kompetenzerwartungen und Inhalte erlaubt Die Frage ob bei kompetenzo-rientierten Leistungserhebungen saumlmtliche Einzelaufgaben Teilaufgaben und Leistungs-merkmale bdquokompetenzorientiertldquo sein muumlssen oder nicht ist von diesem Standpunkt aus zu beantworten Leistungserhebungen muumlssen als Ganzes kompetenzorientiert sein Das bedeutet dass kompetenzorientierte Leistungserhebungen auch Aufgaben enthal-ten koumlnnen die beispielsweise staumlrker das Wiedergeben von Wissen ins Zentrum ruumlcken Kompetenzorientierten Aufgaben sollte jedoch sofern die Wahlmoumlglichkeit besteht stets der Vorzug gegeben werden

Variation der Aufgabenschwierigkeit

Folgende generelle Merkmale bestimmen die Schwierigkeit von Aufgaben (vgl Lankes 2012)

bull Komplexitaumlt der Aufgabe bzw der Loumlsung

bull Komplexitaumlt der zu verarbeitenden Information und

bull Umfang der Sprachproduktion bei der Loumlsung von Aufgaben

Uumlber diese generellen schwierigkeitsbestimmenden Aufgabenmerkmale hinaus bieten die kompetenzorientierten Lehrplaumlne vielfaumlltige Moumlglichkeiten schwierigkeitsbestimmende Merkmale von kompetenzorientierten Aufgaben zu variieren Dies kann geschehen durch

bull die Auswahl von Kompetenzerwartungen und Inhalten sowie

bull unterschiedliches Kombinieren von Kompetenzerwartungen und Inhalten

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

16 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Merkmale kompetenzorientierter Leistungsaufgaben

Damit sich eine Leistungsaufgabe als bdquokompetenzorientierte Leistungsaufgabeldquo qualifiziert muss sie die im Folgenden genannten Merkmale aufweisen Kompetenzorientierte Leistungs-aufgaben

bull erfassen erworbene Kompetenzen anhand ausgewaumlhlter Inhalte

bull erfassen beobachtbare Leistungen und beobachtbares Verhalten

bull knuumlpfen an den Unterricht und die Kompetenzerwartungen des jeweiligen Lehrplans an

bull sind jeweils auf einen bestimmten Lernstand (im Verlauf des Schuljahres) ausgerichtet

bull koumlnnen in unterschiedlichsten Formen von Leistungserhebungen eingesetzt werden (schriftliche oder muumlndliche Aufgaben praktische Leistungsaufgaben oder Mischfor-men)

bull erlauben die Bewertung von Leistung anhand klarer nachvollziehbarer systematischer und fuumlr die Schuumllerinnen und Schuumller transparenter Kriterien und

bull erlauben die Einordnung von Lernergebnissen im Hinblick auf die Erreichung der Kom-petenzerwartungen des Lehrplans

Daruumlber hinaus sollten kompetenzorientierte Leistungsaufgaben folgende Eigenschaften ha-ben Sie sollten hellip

bull einen Lebenswelt- und Anwendungsbezug aufweisen

bull unterschiedliche Loumlsungswege und Herangehensweisen erlauben und

bull einen Transfer auf andere Problemstellungen ermoumlglichen

Unabhaumlngig davon ob Leistungserhebungen aus vielen einzelnen (Teil-)Aufgaben oder ledig-lich einer einzigen Aufgabe bestehen muumlssen sie im Sinne der Anforderungsbereiche I-III der Bildungsstandards das gesamte zu erwartende Leistungsspektrum abbilden

Kasten 4 Operatoren und Anforderungsbereiche

Die Bildungsstandards der KMK unterscheiden drei Anforderungsbereiche Die Bildungs-standards im Fach Mathematik fuumlr den Primarbereich benennen zum Beispiel folgende Anforderungsbereiche bdquoReproduzierenldquo (AB I) bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo (AB II) bdquoVerallgemeinern und Reflektierenldquo (AB III) Diese lassen sich nicht scharf voneinander abgrenzen Sie stellen einen auf praktischer Erfahrung beruhenden Orientierungsrahmen dar in dem sich Leistungen von Schuumllerinnen und Schuumllern bewegen Operatoren be-schreiben in Leistungsaufgaben Taumltigkeiten beim Bearbeiten dieser Aufgaben Sie lassen sich einem oder mehreren Anforderungsbereichen zuordnen In Leistungserhebungen sollten alle Anforderungsbereiche in einem ausgewogenen Verhaumlltnis beruumlcksichtigt wer-den

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

17Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Beispiel fuumlr eine kompetenzorientierte Leistungsaufgabe

Diese Aufgabe aus dem Fach Deutsch am Gymnasium stellt eine moumlgliche Form der kompe-tenzorientierten Leistungsaufgabe dar

Bundesjugendspiele

Am vergangenen Dienstag fanden an unserer Schule die alljaumlhrlichen Bundesjugendspie-le in Leichtathletik statt an denen alle Schuumllerinnen und Schuumller teilgenommen habenBearbeite zu diesem Rahmenthema eine der folgenden Aufgaben

a) Berichten

Zu besonderen schulischen Ereignissen erscheinen regelmaumlszligig Berichte auf der Schul-homepage unseres Gymnasiums um die gesamte Schulfamilie daruumlber zu informieren Der bdquoWebmasterldquo unserer Schule wuumlnscht sich eine Artikellaumlnge von ca 250 WoumlrternVerfasse einen solchen Bericht uumlber die Bundesjugendspiele der letzten Woche und er-laumlutere am Schluss knapp wieso du diese fuumlr eine aumluszligerst gelungene Sache haumlltst Gehe dabei grundsaumltzlich nur auf die drei Disziplinen Wurf Sprung und Sprint ein und lasse den 800-Meter-Lauf unberuumlcksichtigt Greife bei Bedarf auf das beigefuumlgte Material zu-ruumlck

b) Beschreiben

In einem eurer letzten Briefe an Ukesh das Patenkind eurer Klasse aus Nepal habt ihr eure Vorfreude auf die Bundesjugendspiele erwaumlhnt Nun fragt Ukesh nach und bittet darum ihm zu erklaumlren wie diese Spiele gehenVerfasse diesen Brief in dem du den Ablauf der Bundesjugendspiele genau beschreibst Gehe dabei grundsaumltzlich nur auf die drei Disziplinen Wurf Sprung und Sprint ein und lasse den 800-Meter-Lauf unberuumlcksichtigt Greife bei Bedarf auf das beigefuumlgte Material zuruumlck

c) Erzaumlhlen

Deine englischer Brieffreund-in hat dir in seinemihrem letzten Brief begeistert vom Sieg seinerihrer Klasse bei einem groszligen Schulturnier erzaumlhlt und in diesem Zusammen-hang nachgefragt ob an eurer Schule auch hin und wieder besondere Sportaktivitaumlten stattfindenSchreibe ihmihr nun einen Brief in dem du von den Bundesjugendspielen und wie du sie erlebt hast erzaumlhlst Hebe dabei zwei bis drei Elemente besonders hervor

d) Erzaumlhlen

Verfasse fuumlr das Geschichtenbuch unserer Klasse eine Houmlhepunkterzaumlhlung zu dem The-ma bdquoTrotz ungluumlcklichen Starts beim Sprint als Erste(r) ins Ziel gekommenldquo

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

18 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Material 1Bundesjugendspiele - Stadionplan mit Wettkampfstaumltten

18

Material 1

Bundesjugendspiele - Stadionplan mit Wettkampfstaumltten

Material 2

Bundesjugendspiele ndash Zeitplan fuumlr die Klasse 5a

Uhrzeit Maumldchen Jungen

820-835 Sprint 1

835-850 Weit 3

850-905 Weit 2

905-920 Ball 3

920-935 Ball 1

935-1025 Sprint 2

Link weiterfuumlhrende Hinweise zur Aufgabe bdquoBundesjugendspieleldquo fuumlr Lehrkraumlfteldquo

Material 2Bundesjugendspiele ndash Zeitplan fuumlr die Klasse 5a

Uhrzeit Maumldchen Jungen

820ndash835 Uhr Sprint 1

835ndash850 Uhr Weit 3

850ndash905 Uhr Weit 2

905ndash920 Uhr Ball 3

920ndash935 Uhr Ball 1

935ndash1025 Uhr Sprint 2

Weiterfuumlhrende Hinweise fuumlr Lehrkraumlfte zur Aufgabe bdquoBundesjugendspieleldquo finden Sie im Lehrplaninformationssystem (LehrplanPLUS Deutsch Gymnasium Jgst 5)

4 Schritte der Entwicklung von Leistungsaufgaben

19Kompetenzorientierte LeistungsaufgabenKompetenzorientierte Leistungsaufgaben

4 Schritte der Entwicklung von Leistungsaufgaben

Ergebnisse kompetenzorientierten Unterrichts muumlssen mit entsprechenden Aufgaben d h mit kompetenzorientierten Leistungsaufgaben erhoben werden Sie beruumlcksichtigen die im Lehrplan beschriebenen Kompetenzen und Inhalte Die Gestaltung von Aufgaben und Leis-tungserhebungen wird davon bestimmt welche Kompetenzen und Inhalte gepruumlft werden sollen

Wesentliche Schritte bei der Erstellung kompetenzorientierter Leistungsaufgaben sollten sein

bull Festlegen der Kompetenzerwartungen und Inhalte die bei einer Leistungserhebung ab-gedeckt werden sollen eine entsprechende Matrix die die Kompetenzerwartungen mit Inhalten kombiniert kann hier sehr hilfreich sein

bull Auswahl geeigneter Operatoren fuumlr Leistungsaufgaben die den Kompetenzerwartun-gen entsprechen

bull Ableitung und Festlegung von Leistungsmerkmalen anhand derer die Auspraumlgung einer Kompetenz beobachtet werden kann

bull Uumlberpruumlfen des Erreichens von Kompetenzerwartungen je nach Komplexitaumlt auch mit mehreren (Teil-)Aufgaben

bull Beruumlcksichtigung des zu erwartenden Leistungsstandes der gesamten Lerngruppe im Hinblick auf das Fortschreiten im LehrplanPLUS

bull Festlegen des Formats der Leistungserhebung schriftlich muumlndlich praktisch oder Mischform

bull Festlegen des Formats der Aufgaben (geschlossene oder offene Aufgaben Aufgaben mit einer Auswahl von Antworten Kurzantworten Texterstellung etc)

bull Erstellen von Bewertungskriterien fuumlr jede Aufgabe die ndash auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller ndash transparent und nachvollziehbar sind

Kasten 5 Funktionen von Bewertungskriterien

Bewertungskriterien helfen hellip

bull erwartete Leistungen auf der Basis von Leistungsmerkmalen zu beschreiben

bull Faumlhigkeitsniveaus und Abstufungen von Leistung darzustellen

bull Leistungen paumldagogisch-diagnostisch einzuordnen

bull transparente Ruumlckmeldungen an die Schuumllerinnen und Schuumller bereitzustellen und

bull Qualitaumltsstandards bei der Bewertung einzuhalten

Wesentlich bei der Erstellung von kompetenzorientierten Aufgaben ist die hier dargestellte Ableitung von Leistungsaufgaben aus den Kompetenzerwartungen und Inhalten des Lehr-planPLUS Kompetenzorientierte Aufgaben koumlnnen nicht unmittelbar aus den Lehrplaumlnen entnommen werden Ihre Erstellung erfordert das planvolle und zweckgerichtete Vorgehen der Lehrkraft mit engem Bezug zum vorhergehenden Unterricht

Literaturverzeichnis

20 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Literaturverzeichnis

Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst (2014) Lehr-planPLUS Grundschule Lehrplan fuumlr die bayerische Grundschule Bildungs- und Erzie-hungsauftrag der Grundschule Verfuumlgbar unter httpwwwlehrplanplusbayerndebildungs-und-erziehungsauftraggrundschule [23072019]

Hascher T (2005) Emotionen im Schulalltag Wirkungen und Regulationsformen Zeitschrift fuumlr Paumldagogik 51 (5) 610ndash625

ISB (2017) Leistungserhebung Leistungsdokumentation und Leistungsbewertung im kompe-tenzorientierten Unterricht der Mittelschule Muumlnchen ISB Verfuumlgbar unter httpwwwisbbayerndedownload19759hr_leistung__mittelschule_internetpdf [23072019]

ISB (2017) Kompetenzorientierter Unterricht Leistungen beobachten ndash erheben ndash bewerten (Grundschule) Muumlnchen ISB Verfuumlgbar unter httpswwwisbbayerndedownload 19518leistung_grundschule_internetpdf [23072019]

ISB (2015) LehrplanPLUS ndash konkret Verfuumlgbar unter httpswwwisbbayerndedown-load15913isb_lehrplanplus_handreichungpdf [23072019]

KMK (2004) Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz Erlaumluterungen zur Konzepti-on und Entwicklung Verfuumlgbar unter httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20042004_12_16-Bildungsstandards-Konzeption-Entwicklungpdf [23072019]

KMK (1973) Beschluss der Kultusministerkonferenz Zur Stellung des Schuumllers in der Schule Verfuumlgbar unter httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse1973 1973_05_25_Stellung_Schuelerpdf [23072019]

Klieme E Avenarius H Blum W Doumlbrich P Gruber H Prenzel M Reiss K Riquarts K Rost J Tenorth H-E amp Vollmerck H (2009) Zur Entwicklung nationaler Bildungs-standards Eine Expertise Berlin Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung Ver-fuumlgbar unter httpedudocchrecord33468filesdevelop_standards_nat_form_dpdf [23072019]

Lankes E M (2012) Kompetent durch Aufgaben Die Rolle von Lernaufgaben bei der Ent-wicklung von Kompetenzen Schulverwaltung Bayern 7ndash8 22ndash24

Meyer L Seidel T amp Prenzel M (2006) Wenn Lernsituationen zu Leistungssituationen wer-den Untersuchung zur Fehlerkultur in einer Videostudie Schweizerische Zeitschrift fuumlr Bildungswissenschaften 28 (1) 21ndash41

Seel N M amp Hanke U (2015) Erziehungswissenschaft Lehrbuch fuumlr Bachelor Master- und Lehramtsstudierende Berlin Heidelberg Springer

Soderstrom N C amp Bjork R A (2015) Learning Versus Performance An Integrative Review Perspectives on Psychological Science Vol 10(2) 176ndash199

Weinert F E (2001) Vergleichende Leistungsmessung in Schulen ndash Eine umstrittene Selbst-verstaumlndlichkeit In F E Weinert (Hrsg) Leistungsmessungen in Schulen (S17ndash31) Weinheim Beltz

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

ensp wwwlehrplanplusbayernde

Weitere Informationen

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-

Hinweis Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bayerischen Staatsregierung herausgegeben Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerbern oder Wahl helfern im Zeitraum von fuumlnf Monaten vor einer Wahl zum Zwecke der Wahlwerbung verw endet werden Dies gilt fuumlr Landtags- Bundestags- Kommunal- und Europawahlen Missbraumluchlich ist waumlhrend dieser Zeit insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen an Informa tionsstaumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken

und Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Staatsr egierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte Den Parteien ist es gestattet die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden

BAYERN I DIREKT ist Ihr direkter Draht zur Bayerischen Staats re gierung Unter Telefon 0 89 12 22 20 oder per E-Mail unter direktbayernde erhalten Sie Informa tionsmaterial und Broschuumlren Auskunft zu aktuellen Themen und Inter net quellen sowie Hinweise zu Behoumlrden zustaumlndigen Stellen und Ansprech partnern bei der Bayerischen Staats regierung

HerausgeberBayerisches Staatsministerium fuumlr Unterricht und Kultus Ref Oumlffentlichkeitsarbeit Salvatorstraszlige 2 80333 Muumlnchen

Dieser Leitfaden wurde im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Unterricht und Kultus vom Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung erarbeitet

RedaktionAlexandra EberhardtDr Gabriele LoiblFranziska LugertMagnus OrtingerUlrike PykaDr Bernd Schaal (Leitung)Corina Sperr-BaumgaumlrtnerAndreas StreinzDr Ursula Weier(alle ISB)

AnschriftStaatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungGrundsatzabteilungSchellingstraszlige 15580797 MuumlnchenTel 089 2170-2238Fax 089 2170-2205E-Mail kontaktisbbayerndeInternet wwwisbbayernde

GestaltungPrePress-Salumaecom Kaisheim

DruckAppel amp Klinger Druck und Medien GmbH Schneckenlohe

StandOktober 2019

Page 10: Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben - Bayern...2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung 4 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben 2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

9Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Tabelle 1 Ausschnitt aus dem Lernbereich 7 bdquoKlimawandel als globale Herausforderungldquo des Fachlehr-plans Gymnasium im Fach Geographie Jahrgangsstufe 10 dargestellt als Matrix

Kompetenzerwartung Inhalt

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

Moumlgliche Antriebs-kraumlfte fuumlr den Klimawandel (extraterres-trische und terrestrische Ursachen)

Ursachen des natuumlrlichen und anthro-pogenen Treibhaus-effekts

Klima- szenarien und regionale Unterschiede

hellip

erschlieszligen die Ursachen fuumlr den zunehmenden anthropogenen Treib-hauseffekt unter Beruumlck-sichtigung wissenschaft-licher Erkenntnisse

beschreiben ausgewaumlhl-te Szenarien des IPCC-Reports und untersuchen die regional unterschied-liche Erwaumlrmung der Erde infolge des Klima-wandels

stellen unterschiedliche Positionen und Meinun-gen zum Klimawandel dar und hinterfragen diese kritisch

hellip

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

10 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Tabelle 2 Ableitung von Leistungsmerkmalen am Beispiel 7 bdquoKlimawandel als globale Herausforderungldquo des Fachlehrplans im Fach Geographie der Jahrgangsstufe 10 des Gymnasiums in Bayern (Ausschnitt aus Tabelle 1 hervorgehobene Zelle)

Kompetenzerwartung Inhalt

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

Ursachen des natuumlrlichen und anthropogenen Treibhaus-effekts

beschreiben ausgewaumlhl-te Szenarien des IPCC-Reports und untersuchen die regional unterschied-liche Erwaumlrmung der Erde infolge des Klima-wandels

Ableitung von Leistungsmerkmalen (Beispiele)

Operator und Inhalt beschreiben ausgewaumlhlte Szenarien des IPCC-Reports im Hinblick auf Ursachen des natuumlrli-chen und anthropogenen Treibhauseffekts

bull sachgerechte Sprache Form Darstellung

bull sachgerechte Wahl des Mediums

bull passender Grad an DetailliertheitDifferenzierung

bull realistische inhaltliche Ausarbeitung

Operator und Inhalt untersuchen die regional unter-schiedliche Erwaumlrmung der Erde infolge des Klimawandels unter Beruumlcksichtigung der Ursachen des natuumlrlichen und anthropogenen Treibhauseffekts

bull sachgerechte Darstellung der Fragestellung

bull sachgerechte Formulierung von Hypothesen

bull sachgerechte Ausarbeitung methodischer Aspekte

bull sachgerechte Entwicklung eines Untersuchungsdesigns

bull passende Einordnung moumlglicher Ergebnisse

Variation der Schwierigkeit durch

bull Variation der Komplexitaumlt der zu verarbeitenden Infor-mation z B ErhoumlhungVerringerung der Anzahl der Szenarien des IPCC-Reports oder Hinzunahme weiterer QuellenInhalte (Komplexitaumlt der zu verarbeitenden In-formation)

bull Variation der Komplexitaumlt der Aufgabe bzw der Loumlsung (Umfang und Tiefe der Untersuchung)

bull Umfang der Sprachproduktion bei der Loumlsung von Auf-gaben

bull hellip

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

11Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Beispiel fuumlr die Ableitung von Leistungsmerkmalen bei integrierter Ausweisung von Kompe-tenzerwartungen und Inhalten

Das zweite Beispiel bezieht sich auf den Fachlehrplan fuumlr das Fach Deutsch in der Grundschule (Jahrgangsstufen 3 und 4) In diesem sind die Kompetenzerwartungen bereits mit konkreten Inhalten verbunden Eine Darstellung als Matrix eruumlbrigt sich daher

Tabelle 3 Ausschnitt aus dem Lernbereich 3 bdquoSchreiben 32 Texte planen und schreibenldquo im Fach Deutsch der Jahrgangsstufe 3 und 4 der Grundschule

Kompetenzerwartungen

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

bull nutzen vor dem Schreiben Methoden zur Sammlung und Ordnung von Wortmaterial Informationen Begruumlndungen und Schreibideen (z B Stichwortzettel Mindmap)

bull ziehen auch im Austausch mit anderen typische Elemente aus erzaumlhlenden und infor-mierenden Texten heran (z B Wortmaterial typische Formulierungen oder Textbaustei-ne) und erstellen fuumlr eigene Texte Sammlungen (z B thematischen Wortschatz fuumlr Fan-tasiegeschichten oder Abenteuererzaumlhlungen Informationen aus Kindersachbuumlchern)

bull bauen ihre eigenen erzaumlhlenden Texte sinnvoll auf (z B Erzaumlhlsituation ndash Ereignis ndash Ausgang) und stellen ein erzaumlhlenswertes Ereignis ins Zentrum

bull gestalten erzaumlhlende Texte lebendig wirkungsvoll und anschaulich durch den gezielten Einsatz passender sprachlicher Mittel

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

12 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Tabelle 4 Ableitung von Leistungsmerkmalen (Lernbereich 3 bdquoSchreiben 32 Texte planen und schreibenldquo im Fach Deutsch der Jahrgangsstufe 3 und 4 der Grundschule)

Kompetenzerwartung konkretisierter Inhalt

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

Schreiben eines erzaumlhlenden Textes z B Fantasiegeschich-te oder Geschichte zu einem Impuls

bauen ihre eigenen er-zaumlhlenden Texte sinnvoll auf (z B Erzaumlhlsituation ndash Ereignis ndash Ausgang) und stellen ein erzaumlhlens-wertes Ereignis ins Zentrum

Ableitung von Leistungsmerkmalen (Beispiele)

Operator und Inhalt bauen bauen ihre eigenen erzaumlhlen-den Texte sinnvoll auf

bull passende Erzaumlhlidee

bull Situations- und Figureneinfuumlhrung

bull sachgerechter stringenter Aufbau

bull Darstellung der Wahrnehmungen Gefuumlhle und Absichten der handelnden Figuren

Operator stellen ein erzaumlhlenswertes Ereignis ins Zentrum

bull angemessener Stellenwert des Ereignisses im Gesamt-text

bull zielfuumlhrender Einsatz erzaumlhlerischer Elemente (z B Auftreten typischer Figuren zur Erzeugung von Span-nung Kontraste zur Erzeugung einer uumlberraschenden Wendung hellip)

bull anschauliche und schluumlssige inhaltliche Ausarbeitung

Variation der Schwierigkeit durch

bull Umfang der Sprachproduktion

bull Orientierung an Textmustern

bull gezielte Nutzung der Wirkung von Orten Zeiten und Motiven

bull hellip

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

13Kompetenzorientierte LeistungsaufgabenKompetenzorientierte Leistungsaufgaben

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

In den folgenden Abschnitten wird hergeleitet welche Funktionen kompetenzorientierte Leistungsaufgaben haben wie ihre Schwierigkeit variiert werden kann und welche Merkma-le kompetenzorientierte Leistungsaufgaben im Einzelnen besitzen Dazu wird zunaumlchst zwi-schen Lernsituationen und Leistungssituationen unterschieden Auf ausfuumlhrliche Erlaumluterun-gen zu kompetenzorientierten Lernaufgaben wird an dieser Stelle verzichtet Solche finden sich in den entsprechenden Handreichungen und Leitfaumlden der verschiedenen Schularten

31 Unterscheidung von Lernsituationen und Leistungssituationen

Lernsituationen und Leistungssituationen haben unterschiedlichen Charakter und besitzen unterschiedliche Funktionen Sie werden einander in Tabelle 5 gegenuumlbergestellt

Tabelle 5 Gegenuumlberstellung Lernsituationen ndash Leistungssituationen

In Lernsituationen hellip In Leistungssituationen hellip

bull steht der Kompetenzerwerb im Mittel-punkt

bull duumlrfen Fehler gemacht werden Fehler koumlnnen als Lerngelegenheiten dienen und produktiven Charakter besitzen sowie die Lernmotivation steigern

bull sollen Loumlsungswege und Herange-hensweisen ausprobiert und reflektiert werden Der Prozess des Problemloumlsens steht im Vordergrund

bull sollte ein Klima vorherrschen das Schuumllerinnen und Schuumllern erlaubt mit Neugierde und Interesse neue Sachverhalte zu erschlieszligen und neue Informationen in vorhandene Wissens-strukturen zu integrieren

bull sollten Aufgaben eingesetzt werden die einen hohen Aufforderungscharak-ter besitzen

bull koumlnnen individuell differenzierte Auf-gaben angeboten werden

bull steht das Ergebnis des Kompetenzer-werbs und eine bestmoumlgliche Leistung im Fokus

bull stellen Fehler eine Abweichung der er-brachten Leistung von der gewuumlnsch-ten angezielten Leistung dar In Leistungssituationen sind Fehler nicht produktiv sondern werden vermieden

bull steht das erzielte Resultat im Zent-rum Das Problemloumlsen soll zu einem adaumlquaten Ergebnis fuumlhren

bull spielen Leistungserwartungen und das subjektiv empfundene Erleben der eigenen Leistungsfaumlhigkeit eine Rolle

bull werden Leistungen in der Regel auf Grund aumluszligerer Anlaumlsse anhand von Aufgaben mit eindeutig festgelegten Zielsetzungen erbracht

bull werden keine individuell leistungsdiffe-renzierte Aufgaben gestellt

Die Vermischung von Lern- und Leistungssituationen kann negative Auswirkungen auf Lern-ergebnisse sowie emotionale und motivationale Aspekte des Lernens haben Eine Vielzahl von Studien zeigt dass langfristig guumlnstigere Lernergebnisse erreicht werden koumlnnen wenn

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

14 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Lernsituationen und Leistungssituationen voneinander getrennt und Lernsituationen gezielt als solche gestaltet werden (Hascher 2005 Meyer Seidel amp Prenzel 2006 Soderstrom amp Bjork 2015) Leistungssituationen muumlssen als solche ausgewiesen werden Schuumllerinnen und Schuumllern muss bewusst sein wann von ihnen welche Leistungen erwartet und wie diese bewertet werden

Lern- und Leistungssituationen stellen an das paumldagogische und didaktische Vorgehen un-terschiedliche Anforderungen Darunter faumlllt auch die Gestaltung entsprechender Aufgaben fuumlr Lern- und Leistungssituationen Die Unterscheidung von Lern- und Leistungsaufgaben ist somit fuumlr den Unterricht von groszliger Bedeutung (Lankes 2012 ISB 2009)

32 Begriffsklaumlrung bdquoLernaufgabenldquo und bdquoLeistungsaufgabenldquo

bull Lernaufgaben dienen dazu Lernprozesse anzustoszligen Welche Lernaufgaben fuumlr welche Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden muumlssen Lehrkraumlfte vor dem Hintergrund des individuellen Lernstands und des Lernverhaltens der jeweiligen Schuumllerinnen und Schuumller reflektieren Diese Reflexion dient der Gestaltung und Verbesserung des Lern-prozesses

bull Leistungsaufgaben werden in erster Linie in klar definierten Leistungs- und Pruumlfungssi-tuationen eingesetzt Ihre Funktion besteht darin die Ergebnisse von Lernprozessen in Bezug auf angestrebte Kompetenzerwartungen sichtbar zu machen

33 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben (z B im Rahmen von Schulaufgaben oder muumlnd-lichen Pruumlfungen) muumlssen und koumlnnen nicht dieselben messtheoretischen Anforderungen erfuumlllen wie Testaufgaben wie sie beispielsweise in Vergleichsarbeiten (VERA) eingesetzt wer-den Aus diesem Grund ist es nicht sinnvoll Aufgaben die der Leistungserhebung im kom-petenzorientierten Unterricht dienen als bdquoTestaufgabenldquo zu bezeichnen Die Bezeichnung bdquokompetenzorientierte Leistungsaufgabenldquo ist passender

Jedoch muumlssen sich kompetenzorientierte Leistungsaufgaben daran orientieren Kompeten-zen in angemessenem Maszlige inhaltlich richtig zuverlaumlssig und nachvollziehbar zu erfassen2 Gleichzeitig muss der Aufwand fuumlr die Vorbereitung Durchfuumlhrung und Korrektur in einem vertretbaren Rahmen liegen Leistungsaufgaben sind auf Kriterien bezogen Diese Kriterien sind die jeweiligen im LehrplanPLUS definierten bdquoKompetenzerwartungen und Inhalteldquo sowie die daraus abgeleiteten Leistungsmerkmale (vgl Abschnitt 24)

2 Unabhaumlngig davon sind bei der Erstellung von Leistungserhebungen die Vorgaben und Regelungen des Bayerischen Gesetzes uumlber das Erziehungs- und Unterrichtswesen (BayEUG) der Schulordnung fuumlr schulartuumlbergreifende Regelungen an Schulen in Bayern (Bayerische Schulordnung ndash BaySchO) sowie der Schulordnungen der jeweiligen Schulart in Bayern einzuhalten

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

15Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Funktionen von kompetenzorientierten Leistungsaufgaben

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

bull dienen der kriterienorientierten Leistungsbewertung (verbale Beschreibung undoder Zif-fernnote)

bull geben der Schuumllerin oder dem Schuumller ein Feedback uumlber den individuellen Stand im Lernprozess Sie zeigen uumlber welche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sieer bereits verfuumlgt und geben Hinweise fuumlr weitere individuelle Schritte im Kompetenzerwerb

bull geben dem Lehrenden ein Feedback uumlber die Lernergebnisse der Schuumllerinnen und Schuuml-ler und sind somit Grundlage fuumlr die Gestaltung individueller Foumlrderung im Unterricht

Kasten 3 Realisierung der Kompetenzorientierung in Leistungserhebungen

Eine Leistungserhebung ist dann kompetenzorientiert wenn sie eine kriterienorientierte Leistungseinschaumltzung und -bewertung im Hinblick auf die im jeweiligen Lehrplan be-schriebenen Kompetenzerwartungen und Inhalte erlaubt Die Frage ob bei kompetenzo-rientierten Leistungserhebungen saumlmtliche Einzelaufgaben Teilaufgaben und Leistungs-merkmale bdquokompetenzorientiertldquo sein muumlssen oder nicht ist von diesem Standpunkt aus zu beantworten Leistungserhebungen muumlssen als Ganzes kompetenzorientiert sein Das bedeutet dass kompetenzorientierte Leistungserhebungen auch Aufgaben enthal-ten koumlnnen die beispielsweise staumlrker das Wiedergeben von Wissen ins Zentrum ruumlcken Kompetenzorientierten Aufgaben sollte jedoch sofern die Wahlmoumlglichkeit besteht stets der Vorzug gegeben werden

Variation der Aufgabenschwierigkeit

Folgende generelle Merkmale bestimmen die Schwierigkeit von Aufgaben (vgl Lankes 2012)

bull Komplexitaumlt der Aufgabe bzw der Loumlsung

bull Komplexitaumlt der zu verarbeitenden Information und

bull Umfang der Sprachproduktion bei der Loumlsung von Aufgaben

Uumlber diese generellen schwierigkeitsbestimmenden Aufgabenmerkmale hinaus bieten die kompetenzorientierten Lehrplaumlne vielfaumlltige Moumlglichkeiten schwierigkeitsbestimmende Merkmale von kompetenzorientierten Aufgaben zu variieren Dies kann geschehen durch

bull die Auswahl von Kompetenzerwartungen und Inhalten sowie

bull unterschiedliches Kombinieren von Kompetenzerwartungen und Inhalten

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

16 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Merkmale kompetenzorientierter Leistungsaufgaben

Damit sich eine Leistungsaufgabe als bdquokompetenzorientierte Leistungsaufgabeldquo qualifiziert muss sie die im Folgenden genannten Merkmale aufweisen Kompetenzorientierte Leistungs-aufgaben

bull erfassen erworbene Kompetenzen anhand ausgewaumlhlter Inhalte

bull erfassen beobachtbare Leistungen und beobachtbares Verhalten

bull knuumlpfen an den Unterricht und die Kompetenzerwartungen des jeweiligen Lehrplans an

bull sind jeweils auf einen bestimmten Lernstand (im Verlauf des Schuljahres) ausgerichtet

bull koumlnnen in unterschiedlichsten Formen von Leistungserhebungen eingesetzt werden (schriftliche oder muumlndliche Aufgaben praktische Leistungsaufgaben oder Mischfor-men)

bull erlauben die Bewertung von Leistung anhand klarer nachvollziehbarer systematischer und fuumlr die Schuumllerinnen und Schuumller transparenter Kriterien und

bull erlauben die Einordnung von Lernergebnissen im Hinblick auf die Erreichung der Kom-petenzerwartungen des Lehrplans

Daruumlber hinaus sollten kompetenzorientierte Leistungsaufgaben folgende Eigenschaften ha-ben Sie sollten hellip

bull einen Lebenswelt- und Anwendungsbezug aufweisen

bull unterschiedliche Loumlsungswege und Herangehensweisen erlauben und

bull einen Transfer auf andere Problemstellungen ermoumlglichen

Unabhaumlngig davon ob Leistungserhebungen aus vielen einzelnen (Teil-)Aufgaben oder ledig-lich einer einzigen Aufgabe bestehen muumlssen sie im Sinne der Anforderungsbereiche I-III der Bildungsstandards das gesamte zu erwartende Leistungsspektrum abbilden

Kasten 4 Operatoren und Anforderungsbereiche

Die Bildungsstandards der KMK unterscheiden drei Anforderungsbereiche Die Bildungs-standards im Fach Mathematik fuumlr den Primarbereich benennen zum Beispiel folgende Anforderungsbereiche bdquoReproduzierenldquo (AB I) bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo (AB II) bdquoVerallgemeinern und Reflektierenldquo (AB III) Diese lassen sich nicht scharf voneinander abgrenzen Sie stellen einen auf praktischer Erfahrung beruhenden Orientierungsrahmen dar in dem sich Leistungen von Schuumllerinnen und Schuumllern bewegen Operatoren be-schreiben in Leistungsaufgaben Taumltigkeiten beim Bearbeiten dieser Aufgaben Sie lassen sich einem oder mehreren Anforderungsbereichen zuordnen In Leistungserhebungen sollten alle Anforderungsbereiche in einem ausgewogenen Verhaumlltnis beruumlcksichtigt wer-den

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

17Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Beispiel fuumlr eine kompetenzorientierte Leistungsaufgabe

Diese Aufgabe aus dem Fach Deutsch am Gymnasium stellt eine moumlgliche Form der kompe-tenzorientierten Leistungsaufgabe dar

Bundesjugendspiele

Am vergangenen Dienstag fanden an unserer Schule die alljaumlhrlichen Bundesjugendspie-le in Leichtathletik statt an denen alle Schuumllerinnen und Schuumller teilgenommen habenBearbeite zu diesem Rahmenthema eine der folgenden Aufgaben

a) Berichten

Zu besonderen schulischen Ereignissen erscheinen regelmaumlszligig Berichte auf der Schul-homepage unseres Gymnasiums um die gesamte Schulfamilie daruumlber zu informieren Der bdquoWebmasterldquo unserer Schule wuumlnscht sich eine Artikellaumlnge von ca 250 WoumlrternVerfasse einen solchen Bericht uumlber die Bundesjugendspiele der letzten Woche und er-laumlutere am Schluss knapp wieso du diese fuumlr eine aumluszligerst gelungene Sache haumlltst Gehe dabei grundsaumltzlich nur auf die drei Disziplinen Wurf Sprung und Sprint ein und lasse den 800-Meter-Lauf unberuumlcksichtigt Greife bei Bedarf auf das beigefuumlgte Material zu-ruumlck

b) Beschreiben

In einem eurer letzten Briefe an Ukesh das Patenkind eurer Klasse aus Nepal habt ihr eure Vorfreude auf die Bundesjugendspiele erwaumlhnt Nun fragt Ukesh nach und bittet darum ihm zu erklaumlren wie diese Spiele gehenVerfasse diesen Brief in dem du den Ablauf der Bundesjugendspiele genau beschreibst Gehe dabei grundsaumltzlich nur auf die drei Disziplinen Wurf Sprung und Sprint ein und lasse den 800-Meter-Lauf unberuumlcksichtigt Greife bei Bedarf auf das beigefuumlgte Material zuruumlck

c) Erzaumlhlen

Deine englischer Brieffreund-in hat dir in seinemihrem letzten Brief begeistert vom Sieg seinerihrer Klasse bei einem groszligen Schulturnier erzaumlhlt und in diesem Zusammen-hang nachgefragt ob an eurer Schule auch hin und wieder besondere Sportaktivitaumlten stattfindenSchreibe ihmihr nun einen Brief in dem du von den Bundesjugendspielen und wie du sie erlebt hast erzaumlhlst Hebe dabei zwei bis drei Elemente besonders hervor

d) Erzaumlhlen

Verfasse fuumlr das Geschichtenbuch unserer Klasse eine Houmlhepunkterzaumlhlung zu dem The-ma bdquoTrotz ungluumlcklichen Starts beim Sprint als Erste(r) ins Ziel gekommenldquo

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

18 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Material 1Bundesjugendspiele - Stadionplan mit Wettkampfstaumltten

18

Material 1

Bundesjugendspiele - Stadionplan mit Wettkampfstaumltten

Material 2

Bundesjugendspiele ndash Zeitplan fuumlr die Klasse 5a

Uhrzeit Maumldchen Jungen

820-835 Sprint 1

835-850 Weit 3

850-905 Weit 2

905-920 Ball 3

920-935 Ball 1

935-1025 Sprint 2

Link weiterfuumlhrende Hinweise zur Aufgabe bdquoBundesjugendspieleldquo fuumlr Lehrkraumlfteldquo

Material 2Bundesjugendspiele ndash Zeitplan fuumlr die Klasse 5a

Uhrzeit Maumldchen Jungen

820ndash835 Uhr Sprint 1

835ndash850 Uhr Weit 3

850ndash905 Uhr Weit 2

905ndash920 Uhr Ball 3

920ndash935 Uhr Ball 1

935ndash1025 Uhr Sprint 2

Weiterfuumlhrende Hinweise fuumlr Lehrkraumlfte zur Aufgabe bdquoBundesjugendspieleldquo finden Sie im Lehrplaninformationssystem (LehrplanPLUS Deutsch Gymnasium Jgst 5)

4 Schritte der Entwicklung von Leistungsaufgaben

19Kompetenzorientierte LeistungsaufgabenKompetenzorientierte Leistungsaufgaben

4 Schritte der Entwicklung von Leistungsaufgaben

Ergebnisse kompetenzorientierten Unterrichts muumlssen mit entsprechenden Aufgaben d h mit kompetenzorientierten Leistungsaufgaben erhoben werden Sie beruumlcksichtigen die im Lehrplan beschriebenen Kompetenzen und Inhalte Die Gestaltung von Aufgaben und Leis-tungserhebungen wird davon bestimmt welche Kompetenzen und Inhalte gepruumlft werden sollen

Wesentliche Schritte bei der Erstellung kompetenzorientierter Leistungsaufgaben sollten sein

bull Festlegen der Kompetenzerwartungen und Inhalte die bei einer Leistungserhebung ab-gedeckt werden sollen eine entsprechende Matrix die die Kompetenzerwartungen mit Inhalten kombiniert kann hier sehr hilfreich sein

bull Auswahl geeigneter Operatoren fuumlr Leistungsaufgaben die den Kompetenzerwartun-gen entsprechen

bull Ableitung und Festlegung von Leistungsmerkmalen anhand derer die Auspraumlgung einer Kompetenz beobachtet werden kann

bull Uumlberpruumlfen des Erreichens von Kompetenzerwartungen je nach Komplexitaumlt auch mit mehreren (Teil-)Aufgaben

bull Beruumlcksichtigung des zu erwartenden Leistungsstandes der gesamten Lerngruppe im Hinblick auf das Fortschreiten im LehrplanPLUS

bull Festlegen des Formats der Leistungserhebung schriftlich muumlndlich praktisch oder Mischform

bull Festlegen des Formats der Aufgaben (geschlossene oder offene Aufgaben Aufgaben mit einer Auswahl von Antworten Kurzantworten Texterstellung etc)

bull Erstellen von Bewertungskriterien fuumlr jede Aufgabe die ndash auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller ndash transparent und nachvollziehbar sind

Kasten 5 Funktionen von Bewertungskriterien

Bewertungskriterien helfen hellip

bull erwartete Leistungen auf der Basis von Leistungsmerkmalen zu beschreiben

bull Faumlhigkeitsniveaus und Abstufungen von Leistung darzustellen

bull Leistungen paumldagogisch-diagnostisch einzuordnen

bull transparente Ruumlckmeldungen an die Schuumllerinnen und Schuumller bereitzustellen und

bull Qualitaumltsstandards bei der Bewertung einzuhalten

Wesentlich bei der Erstellung von kompetenzorientierten Aufgaben ist die hier dargestellte Ableitung von Leistungsaufgaben aus den Kompetenzerwartungen und Inhalten des Lehr-planPLUS Kompetenzorientierte Aufgaben koumlnnen nicht unmittelbar aus den Lehrplaumlnen entnommen werden Ihre Erstellung erfordert das planvolle und zweckgerichtete Vorgehen der Lehrkraft mit engem Bezug zum vorhergehenden Unterricht

Literaturverzeichnis

20 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Literaturverzeichnis

Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst (2014) Lehr-planPLUS Grundschule Lehrplan fuumlr die bayerische Grundschule Bildungs- und Erzie-hungsauftrag der Grundschule Verfuumlgbar unter httpwwwlehrplanplusbayerndebildungs-und-erziehungsauftraggrundschule [23072019]

Hascher T (2005) Emotionen im Schulalltag Wirkungen und Regulationsformen Zeitschrift fuumlr Paumldagogik 51 (5) 610ndash625

ISB (2017) Leistungserhebung Leistungsdokumentation und Leistungsbewertung im kompe-tenzorientierten Unterricht der Mittelschule Muumlnchen ISB Verfuumlgbar unter httpwwwisbbayerndedownload19759hr_leistung__mittelschule_internetpdf [23072019]

ISB (2017) Kompetenzorientierter Unterricht Leistungen beobachten ndash erheben ndash bewerten (Grundschule) Muumlnchen ISB Verfuumlgbar unter httpswwwisbbayerndedownload 19518leistung_grundschule_internetpdf [23072019]

ISB (2015) LehrplanPLUS ndash konkret Verfuumlgbar unter httpswwwisbbayerndedown-load15913isb_lehrplanplus_handreichungpdf [23072019]

KMK (2004) Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz Erlaumluterungen zur Konzepti-on und Entwicklung Verfuumlgbar unter httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20042004_12_16-Bildungsstandards-Konzeption-Entwicklungpdf [23072019]

KMK (1973) Beschluss der Kultusministerkonferenz Zur Stellung des Schuumllers in der Schule Verfuumlgbar unter httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse1973 1973_05_25_Stellung_Schuelerpdf [23072019]

Klieme E Avenarius H Blum W Doumlbrich P Gruber H Prenzel M Reiss K Riquarts K Rost J Tenorth H-E amp Vollmerck H (2009) Zur Entwicklung nationaler Bildungs-standards Eine Expertise Berlin Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung Ver-fuumlgbar unter httpedudocchrecord33468filesdevelop_standards_nat_form_dpdf [23072019]

Lankes E M (2012) Kompetent durch Aufgaben Die Rolle von Lernaufgaben bei der Ent-wicklung von Kompetenzen Schulverwaltung Bayern 7ndash8 22ndash24

Meyer L Seidel T amp Prenzel M (2006) Wenn Lernsituationen zu Leistungssituationen wer-den Untersuchung zur Fehlerkultur in einer Videostudie Schweizerische Zeitschrift fuumlr Bildungswissenschaften 28 (1) 21ndash41

Seel N M amp Hanke U (2015) Erziehungswissenschaft Lehrbuch fuumlr Bachelor Master- und Lehramtsstudierende Berlin Heidelberg Springer

Soderstrom N C amp Bjork R A (2015) Learning Versus Performance An Integrative Review Perspectives on Psychological Science Vol 10(2) 176ndash199

Weinert F E (2001) Vergleichende Leistungsmessung in Schulen ndash Eine umstrittene Selbst-verstaumlndlichkeit In F E Weinert (Hrsg) Leistungsmessungen in Schulen (S17ndash31) Weinheim Beltz

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

ensp wwwlehrplanplusbayernde

Weitere Informationen

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Hinweis Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bayerischen Staatsregierung herausgegeben Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerbern oder Wahl helfern im Zeitraum von fuumlnf Monaten vor einer Wahl zum Zwecke der Wahlwerbung verw endet werden Dies gilt fuumlr Landtags- Bundestags- Kommunal- und Europawahlen Missbraumluchlich ist waumlhrend dieser Zeit insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen an Informa tionsstaumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken

und Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Staatsr egierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte Den Parteien ist es gestattet die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden

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HerausgeberBayerisches Staatsministerium fuumlr Unterricht und Kultus Ref Oumlffentlichkeitsarbeit Salvatorstraszlige 2 80333 Muumlnchen

Dieser Leitfaden wurde im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Unterricht und Kultus vom Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung erarbeitet

RedaktionAlexandra EberhardtDr Gabriele LoiblFranziska LugertMagnus OrtingerUlrike PykaDr Bernd Schaal (Leitung)Corina Sperr-BaumgaumlrtnerAndreas StreinzDr Ursula Weier(alle ISB)

AnschriftStaatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungGrundsatzabteilungSchellingstraszlige 15580797 MuumlnchenTel 089 2170-2238Fax 089 2170-2205E-Mail kontaktisbbayerndeInternet wwwisbbayernde

GestaltungPrePress-Salumaecom Kaisheim

DruckAppel amp Klinger Druck und Medien GmbH Schneckenlohe

StandOktober 2019

Page 11: Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben - Bayern...2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung 4 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben 2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

10 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Tabelle 2 Ableitung von Leistungsmerkmalen am Beispiel 7 bdquoKlimawandel als globale Herausforderungldquo des Fachlehrplans im Fach Geographie der Jahrgangsstufe 10 des Gymnasiums in Bayern (Ausschnitt aus Tabelle 1 hervorgehobene Zelle)

Kompetenzerwartung Inhalt

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

Ursachen des natuumlrlichen und anthropogenen Treibhaus-effekts

beschreiben ausgewaumlhl-te Szenarien des IPCC-Reports und untersuchen die regional unterschied-liche Erwaumlrmung der Erde infolge des Klima-wandels

Ableitung von Leistungsmerkmalen (Beispiele)

Operator und Inhalt beschreiben ausgewaumlhlte Szenarien des IPCC-Reports im Hinblick auf Ursachen des natuumlrli-chen und anthropogenen Treibhauseffekts

bull sachgerechte Sprache Form Darstellung

bull sachgerechte Wahl des Mediums

bull passender Grad an DetailliertheitDifferenzierung

bull realistische inhaltliche Ausarbeitung

Operator und Inhalt untersuchen die regional unter-schiedliche Erwaumlrmung der Erde infolge des Klimawandels unter Beruumlcksichtigung der Ursachen des natuumlrlichen und anthropogenen Treibhauseffekts

bull sachgerechte Darstellung der Fragestellung

bull sachgerechte Formulierung von Hypothesen

bull sachgerechte Ausarbeitung methodischer Aspekte

bull sachgerechte Entwicklung eines Untersuchungsdesigns

bull passende Einordnung moumlglicher Ergebnisse

Variation der Schwierigkeit durch

bull Variation der Komplexitaumlt der zu verarbeitenden Infor-mation z B ErhoumlhungVerringerung der Anzahl der Szenarien des IPCC-Reports oder Hinzunahme weiterer QuellenInhalte (Komplexitaumlt der zu verarbeitenden In-formation)

bull Variation der Komplexitaumlt der Aufgabe bzw der Loumlsung (Umfang und Tiefe der Untersuchung)

bull Umfang der Sprachproduktion bei der Loumlsung von Auf-gaben

bull hellip

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

11Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Beispiel fuumlr die Ableitung von Leistungsmerkmalen bei integrierter Ausweisung von Kompe-tenzerwartungen und Inhalten

Das zweite Beispiel bezieht sich auf den Fachlehrplan fuumlr das Fach Deutsch in der Grundschule (Jahrgangsstufen 3 und 4) In diesem sind die Kompetenzerwartungen bereits mit konkreten Inhalten verbunden Eine Darstellung als Matrix eruumlbrigt sich daher

Tabelle 3 Ausschnitt aus dem Lernbereich 3 bdquoSchreiben 32 Texte planen und schreibenldquo im Fach Deutsch der Jahrgangsstufe 3 und 4 der Grundschule

Kompetenzerwartungen

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

bull nutzen vor dem Schreiben Methoden zur Sammlung und Ordnung von Wortmaterial Informationen Begruumlndungen und Schreibideen (z B Stichwortzettel Mindmap)

bull ziehen auch im Austausch mit anderen typische Elemente aus erzaumlhlenden und infor-mierenden Texten heran (z B Wortmaterial typische Formulierungen oder Textbaustei-ne) und erstellen fuumlr eigene Texte Sammlungen (z B thematischen Wortschatz fuumlr Fan-tasiegeschichten oder Abenteuererzaumlhlungen Informationen aus Kindersachbuumlchern)

bull bauen ihre eigenen erzaumlhlenden Texte sinnvoll auf (z B Erzaumlhlsituation ndash Ereignis ndash Ausgang) und stellen ein erzaumlhlenswertes Ereignis ins Zentrum

bull gestalten erzaumlhlende Texte lebendig wirkungsvoll und anschaulich durch den gezielten Einsatz passender sprachlicher Mittel

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

12 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Tabelle 4 Ableitung von Leistungsmerkmalen (Lernbereich 3 bdquoSchreiben 32 Texte planen und schreibenldquo im Fach Deutsch der Jahrgangsstufe 3 und 4 der Grundschule)

Kompetenzerwartung konkretisierter Inhalt

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

Schreiben eines erzaumlhlenden Textes z B Fantasiegeschich-te oder Geschichte zu einem Impuls

bauen ihre eigenen er-zaumlhlenden Texte sinnvoll auf (z B Erzaumlhlsituation ndash Ereignis ndash Ausgang) und stellen ein erzaumlhlens-wertes Ereignis ins Zentrum

Ableitung von Leistungsmerkmalen (Beispiele)

Operator und Inhalt bauen bauen ihre eigenen erzaumlhlen-den Texte sinnvoll auf

bull passende Erzaumlhlidee

bull Situations- und Figureneinfuumlhrung

bull sachgerechter stringenter Aufbau

bull Darstellung der Wahrnehmungen Gefuumlhle und Absichten der handelnden Figuren

Operator stellen ein erzaumlhlenswertes Ereignis ins Zentrum

bull angemessener Stellenwert des Ereignisses im Gesamt-text

bull zielfuumlhrender Einsatz erzaumlhlerischer Elemente (z B Auftreten typischer Figuren zur Erzeugung von Span-nung Kontraste zur Erzeugung einer uumlberraschenden Wendung hellip)

bull anschauliche und schluumlssige inhaltliche Ausarbeitung

Variation der Schwierigkeit durch

bull Umfang der Sprachproduktion

bull Orientierung an Textmustern

bull gezielte Nutzung der Wirkung von Orten Zeiten und Motiven

bull hellip

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

13Kompetenzorientierte LeistungsaufgabenKompetenzorientierte Leistungsaufgaben

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

In den folgenden Abschnitten wird hergeleitet welche Funktionen kompetenzorientierte Leistungsaufgaben haben wie ihre Schwierigkeit variiert werden kann und welche Merkma-le kompetenzorientierte Leistungsaufgaben im Einzelnen besitzen Dazu wird zunaumlchst zwi-schen Lernsituationen und Leistungssituationen unterschieden Auf ausfuumlhrliche Erlaumluterun-gen zu kompetenzorientierten Lernaufgaben wird an dieser Stelle verzichtet Solche finden sich in den entsprechenden Handreichungen und Leitfaumlden der verschiedenen Schularten

31 Unterscheidung von Lernsituationen und Leistungssituationen

Lernsituationen und Leistungssituationen haben unterschiedlichen Charakter und besitzen unterschiedliche Funktionen Sie werden einander in Tabelle 5 gegenuumlbergestellt

Tabelle 5 Gegenuumlberstellung Lernsituationen ndash Leistungssituationen

In Lernsituationen hellip In Leistungssituationen hellip

bull steht der Kompetenzerwerb im Mittel-punkt

bull duumlrfen Fehler gemacht werden Fehler koumlnnen als Lerngelegenheiten dienen und produktiven Charakter besitzen sowie die Lernmotivation steigern

bull sollen Loumlsungswege und Herange-hensweisen ausprobiert und reflektiert werden Der Prozess des Problemloumlsens steht im Vordergrund

bull sollte ein Klima vorherrschen das Schuumllerinnen und Schuumllern erlaubt mit Neugierde und Interesse neue Sachverhalte zu erschlieszligen und neue Informationen in vorhandene Wissens-strukturen zu integrieren

bull sollten Aufgaben eingesetzt werden die einen hohen Aufforderungscharak-ter besitzen

bull koumlnnen individuell differenzierte Auf-gaben angeboten werden

bull steht das Ergebnis des Kompetenzer-werbs und eine bestmoumlgliche Leistung im Fokus

bull stellen Fehler eine Abweichung der er-brachten Leistung von der gewuumlnsch-ten angezielten Leistung dar In Leistungssituationen sind Fehler nicht produktiv sondern werden vermieden

bull steht das erzielte Resultat im Zent-rum Das Problemloumlsen soll zu einem adaumlquaten Ergebnis fuumlhren

bull spielen Leistungserwartungen und das subjektiv empfundene Erleben der eigenen Leistungsfaumlhigkeit eine Rolle

bull werden Leistungen in der Regel auf Grund aumluszligerer Anlaumlsse anhand von Aufgaben mit eindeutig festgelegten Zielsetzungen erbracht

bull werden keine individuell leistungsdiffe-renzierte Aufgaben gestellt

Die Vermischung von Lern- und Leistungssituationen kann negative Auswirkungen auf Lern-ergebnisse sowie emotionale und motivationale Aspekte des Lernens haben Eine Vielzahl von Studien zeigt dass langfristig guumlnstigere Lernergebnisse erreicht werden koumlnnen wenn

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

14 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Lernsituationen und Leistungssituationen voneinander getrennt und Lernsituationen gezielt als solche gestaltet werden (Hascher 2005 Meyer Seidel amp Prenzel 2006 Soderstrom amp Bjork 2015) Leistungssituationen muumlssen als solche ausgewiesen werden Schuumllerinnen und Schuumllern muss bewusst sein wann von ihnen welche Leistungen erwartet und wie diese bewertet werden

Lern- und Leistungssituationen stellen an das paumldagogische und didaktische Vorgehen un-terschiedliche Anforderungen Darunter faumlllt auch die Gestaltung entsprechender Aufgaben fuumlr Lern- und Leistungssituationen Die Unterscheidung von Lern- und Leistungsaufgaben ist somit fuumlr den Unterricht von groszliger Bedeutung (Lankes 2012 ISB 2009)

32 Begriffsklaumlrung bdquoLernaufgabenldquo und bdquoLeistungsaufgabenldquo

bull Lernaufgaben dienen dazu Lernprozesse anzustoszligen Welche Lernaufgaben fuumlr welche Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden muumlssen Lehrkraumlfte vor dem Hintergrund des individuellen Lernstands und des Lernverhaltens der jeweiligen Schuumllerinnen und Schuumller reflektieren Diese Reflexion dient der Gestaltung und Verbesserung des Lern-prozesses

bull Leistungsaufgaben werden in erster Linie in klar definierten Leistungs- und Pruumlfungssi-tuationen eingesetzt Ihre Funktion besteht darin die Ergebnisse von Lernprozessen in Bezug auf angestrebte Kompetenzerwartungen sichtbar zu machen

33 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben (z B im Rahmen von Schulaufgaben oder muumlnd-lichen Pruumlfungen) muumlssen und koumlnnen nicht dieselben messtheoretischen Anforderungen erfuumlllen wie Testaufgaben wie sie beispielsweise in Vergleichsarbeiten (VERA) eingesetzt wer-den Aus diesem Grund ist es nicht sinnvoll Aufgaben die der Leistungserhebung im kom-petenzorientierten Unterricht dienen als bdquoTestaufgabenldquo zu bezeichnen Die Bezeichnung bdquokompetenzorientierte Leistungsaufgabenldquo ist passender

Jedoch muumlssen sich kompetenzorientierte Leistungsaufgaben daran orientieren Kompeten-zen in angemessenem Maszlige inhaltlich richtig zuverlaumlssig und nachvollziehbar zu erfassen2 Gleichzeitig muss der Aufwand fuumlr die Vorbereitung Durchfuumlhrung und Korrektur in einem vertretbaren Rahmen liegen Leistungsaufgaben sind auf Kriterien bezogen Diese Kriterien sind die jeweiligen im LehrplanPLUS definierten bdquoKompetenzerwartungen und Inhalteldquo sowie die daraus abgeleiteten Leistungsmerkmale (vgl Abschnitt 24)

2 Unabhaumlngig davon sind bei der Erstellung von Leistungserhebungen die Vorgaben und Regelungen des Bayerischen Gesetzes uumlber das Erziehungs- und Unterrichtswesen (BayEUG) der Schulordnung fuumlr schulartuumlbergreifende Regelungen an Schulen in Bayern (Bayerische Schulordnung ndash BaySchO) sowie der Schulordnungen der jeweiligen Schulart in Bayern einzuhalten

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

15Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Funktionen von kompetenzorientierten Leistungsaufgaben

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

bull dienen der kriterienorientierten Leistungsbewertung (verbale Beschreibung undoder Zif-fernnote)

bull geben der Schuumllerin oder dem Schuumller ein Feedback uumlber den individuellen Stand im Lernprozess Sie zeigen uumlber welche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sieer bereits verfuumlgt und geben Hinweise fuumlr weitere individuelle Schritte im Kompetenzerwerb

bull geben dem Lehrenden ein Feedback uumlber die Lernergebnisse der Schuumllerinnen und Schuuml-ler und sind somit Grundlage fuumlr die Gestaltung individueller Foumlrderung im Unterricht

Kasten 3 Realisierung der Kompetenzorientierung in Leistungserhebungen

Eine Leistungserhebung ist dann kompetenzorientiert wenn sie eine kriterienorientierte Leistungseinschaumltzung und -bewertung im Hinblick auf die im jeweiligen Lehrplan be-schriebenen Kompetenzerwartungen und Inhalte erlaubt Die Frage ob bei kompetenzo-rientierten Leistungserhebungen saumlmtliche Einzelaufgaben Teilaufgaben und Leistungs-merkmale bdquokompetenzorientiertldquo sein muumlssen oder nicht ist von diesem Standpunkt aus zu beantworten Leistungserhebungen muumlssen als Ganzes kompetenzorientiert sein Das bedeutet dass kompetenzorientierte Leistungserhebungen auch Aufgaben enthal-ten koumlnnen die beispielsweise staumlrker das Wiedergeben von Wissen ins Zentrum ruumlcken Kompetenzorientierten Aufgaben sollte jedoch sofern die Wahlmoumlglichkeit besteht stets der Vorzug gegeben werden

Variation der Aufgabenschwierigkeit

Folgende generelle Merkmale bestimmen die Schwierigkeit von Aufgaben (vgl Lankes 2012)

bull Komplexitaumlt der Aufgabe bzw der Loumlsung

bull Komplexitaumlt der zu verarbeitenden Information und

bull Umfang der Sprachproduktion bei der Loumlsung von Aufgaben

Uumlber diese generellen schwierigkeitsbestimmenden Aufgabenmerkmale hinaus bieten die kompetenzorientierten Lehrplaumlne vielfaumlltige Moumlglichkeiten schwierigkeitsbestimmende Merkmale von kompetenzorientierten Aufgaben zu variieren Dies kann geschehen durch

bull die Auswahl von Kompetenzerwartungen und Inhalten sowie

bull unterschiedliches Kombinieren von Kompetenzerwartungen und Inhalten

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

16 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Merkmale kompetenzorientierter Leistungsaufgaben

Damit sich eine Leistungsaufgabe als bdquokompetenzorientierte Leistungsaufgabeldquo qualifiziert muss sie die im Folgenden genannten Merkmale aufweisen Kompetenzorientierte Leistungs-aufgaben

bull erfassen erworbene Kompetenzen anhand ausgewaumlhlter Inhalte

bull erfassen beobachtbare Leistungen und beobachtbares Verhalten

bull knuumlpfen an den Unterricht und die Kompetenzerwartungen des jeweiligen Lehrplans an

bull sind jeweils auf einen bestimmten Lernstand (im Verlauf des Schuljahres) ausgerichtet

bull koumlnnen in unterschiedlichsten Formen von Leistungserhebungen eingesetzt werden (schriftliche oder muumlndliche Aufgaben praktische Leistungsaufgaben oder Mischfor-men)

bull erlauben die Bewertung von Leistung anhand klarer nachvollziehbarer systematischer und fuumlr die Schuumllerinnen und Schuumller transparenter Kriterien und

bull erlauben die Einordnung von Lernergebnissen im Hinblick auf die Erreichung der Kom-petenzerwartungen des Lehrplans

Daruumlber hinaus sollten kompetenzorientierte Leistungsaufgaben folgende Eigenschaften ha-ben Sie sollten hellip

bull einen Lebenswelt- und Anwendungsbezug aufweisen

bull unterschiedliche Loumlsungswege und Herangehensweisen erlauben und

bull einen Transfer auf andere Problemstellungen ermoumlglichen

Unabhaumlngig davon ob Leistungserhebungen aus vielen einzelnen (Teil-)Aufgaben oder ledig-lich einer einzigen Aufgabe bestehen muumlssen sie im Sinne der Anforderungsbereiche I-III der Bildungsstandards das gesamte zu erwartende Leistungsspektrum abbilden

Kasten 4 Operatoren und Anforderungsbereiche

Die Bildungsstandards der KMK unterscheiden drei Anforderungsbereiche Die Bildungs-standards im Fach Mathematik fuumlr den Primarbereich benennen zum Beispiel folgende Anforderungsbereiche bdquoReproduzierenldquo (AB I) bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo (AB II) bdquoVerallgemeinern und Reflektierenldquo (AB III) Diese lassen sich nicht scharf voneinander abgrenzen Sie stellen einen auf praktischer Erfahrung beruhenden Orientierungsrahmen dar in dem sich Leistungen von Schuumllerinnen und Schuumllern bewegen Operatoren be-schreiben in Leistungsaufgaben Taumltigkeiten beim Bearbeiten dieser Aufgaben Sie lassen sich einem oder mehreren Anforderungsbereichen zuordnen In Leistungserhebungen sollten alle Anforderungsbereiche in einem ausgewogenen Verhaumlltnis beruumlcksichtigt wer-den

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

17Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Beispiel fuumlr eine kompetenzorientierte Leistungsaufgabe

Diese Aufgabe aus dem Fach Deutsch am Gymnasium stellt eine moumlgliche Form der kompe-tenzorientierten Leistungsaufgabe dar

Bundesjugendspiele

Am vergangenen Dienstag fanden an unserer Schule die alljaumlhrlichen Bundesjugendspie-le in Leichtathletik statt an denen alle Schuumllerinnen und Schuumller teilgenommen habenBearbeite zu diesem Rahmenthema eine der folgenden Aufgaben

a) Berichten

Zu besonderen schulischen Ereignissen erscheinen regelmaumlszligig Berichte auf der Schul-homepage unseres Gymnasiums um die gesamte Schulfamilie daruumlber zu informieren Der bdquoWebmasterldquo unserer Schule wuumlnscht sich eine Artikellaumlnge von ca 250 WoumlrternVerfasse einen solchen Bericht uumlber die Bundesjugendspiele der letzten Woche und er-laumlutere am Schluss knapp wieso du diese fuumlr eine aumluszligerst gelungene Sache haumlltst Gehe dabei grundsaumltzlich nur auf die drei Disziplinen Wurf Sprung und Sprint ein und lasse den 800-Meter-Lauf unberuumlcksichtigt Greife bei Bedarf auf das beigefuumlgte Material zu-ruumlck

b) Beschreiben

In einem eurer letzten Briefe an Ukesh das Patenkind eurer Klasse aus Nepal habt ihr eure Vorfreude auf die Bundesjugendspiele erwaumlhnt Nun fragt Ukesh nach und bittet darum ihm zu erklaumlren wie diese Spiele gehenVerfasse diesen Brief in dem du den Ablauf der Bundesjugendspiele genau beschreibst Gehe dabei grundsaumltzlich nur auf die drei Disziplinen Wurf Sprung und Sprint ein und lasse den 800-Meter-Lauf unberuumlcksichtigt Greife bei Bedarf auf das beigefuumlgte Material zuruumlck

c) Erzaumlhlen

Deine englischer Brieffreund-in hat dir in seinemihrem letzten Brief begeistert vom Sieg seinerihrer Klasse bei einem groszligen Schulturnier erzaumlhlt und in diesem Zusammen-hang nachgefragt ob an eurer Schule auch hin und wieder besondere Sportaktivitaumlten stattfindenSchreibe ihmihr nun einen Brief in dem du von den Bundesjugendspielen und wie du sie erlebt hast erzaumlhlst Hebe dabei zwei bis drei Elemente besonders hervor

d) Erzaumlhlen

Verfasse fuumlr das Geschichtenbuch unserer Klasse eine Houmlhepunkterzaumlhlung zu dem The-ma bdquoTrotz ungluumlcklichen Starts beim Sprint als Erste(r) ins Ziel gekommenldquo

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

18 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Material 1Bundesjugendspiele - Stadionplan mit Wettkampfstaumltten

18

Material 1

Bundesjugendspiele - Stadionplan mit Wettkampfstaumltten

Material 2

Bundesjugendspiele ndash Zeitplan fuumlr die Klasse 5a

Uhrzeit Maumldchen Jungen

820-835 Sprint 1

835-850 Weit 3

850-905 Weit 2

905-920 Ball 3

920-935 Ball 1

935-1025 Sprint 2

Link weiterfuumlhrende Hinweise zur Aufgabe bdquoBundesjugendspieleldquo fuumlr Lehrkraumlfteldquo

Material 2Bundesjugendspiele ndash Zeitplan fuumlr die Klasse 5a

Uhrzeit Maumldchen Jungen

820ndash835 Uhr Sprint 1

835ndash850 Uhr Weit 3

850ndash905 Uhr Weit 2

905ndash920 Uhr Ball 3

920ndash935 Uhr Ball 1

935ndash1025 Uhr Sprint 2

Weiterfuumlhrende Hinweise fuumlr Lehrkraumlfte zur Aufgabe bdquoBundesjugendspieleldquo finden Sie im Lehrplaninformationssystem (LehrplanPLUS Deutsch Gymnasium Jgst 5)

4 Schritte der Entwicklung von Leistungsaufgaben

19Kompetenzorientierte LeistungsaufgabenKompetenzorientierte Leistungsaufgaben

4 Schritte der Entwicklung von Leistungsaufgaben

Ergebnisse kompetenzorientierten Unterrichts muumlssen mit entsprechenden Aufgaben d h mit kompetenzorientierten Leistungsaufgaben erhoben werden Sie beruumlcksichtigen die im Lehrplan beschriebenen Kompetenzen und Inhalte Die Gestaltung von Aufgaben und Leis-tungserhebungen wird davon bestimmt welche Kompetenzen und Inhalte gepruumlft werden sollen

Wesentliche Schritte bei der Erstellung kompetenzorientierter Leistungsaufgaben sollten sein

bull Festlegen der Kompetenzerwartungen und Inhalte die bei einer Leistungserhebung ab-gedeckt werden sollen eine entsprechende Matrix die die Kompetenzerwartungen mit Inhalten kombiniert kann hier sehr hilfreich sein

bull Auswahl geeigneter Operatoren fuumlr Leistungsaufgaben die den Kompetenzerwartun-gen entsprechen

bull Ableitung und Festlegung von Leistungsmerkmalen anhand derer die Auspraumlgung einer Kompetenz beobachtet werden kann

bull Uumlberpruumlfen des Erreichens von Kompetenzerwartungen je nach Komplexitaumlt auch mit mehreren (Teil-)Aufgaben

bull Beruumlcksichtigung des zu erwartenden Leistungsstandes der gesamten Lerngruppe im Hinblick auf das Fortschreiten im LehrplanPLUS

bull Festlegen des Formats der Leistungserhebung schriftlich muumlndlich praktisch oder Mischform

bull Festlegen des Formats der Aufgaben (geschlossene oder offene Aufgaben Aufgaben mit einer Auswahl von Antworten Kurzantworten Texterstellung etc)

bull Erstellen von Bewertungskriterien fuumlr jede Aufgabe die ndash auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller ndash transparent und nachvollziehbar sind

Kasten 5 Funktionen von Bewertungskriterien

Bewertungskriterien helfen hellip

bull erwartete Leistungen auf der Basis von Leistungsmerkmalen zu beschreiben

bull Faumlhigkeitsniveaus und Abstufungen von Leistung darzustellen

bull Leistungen paumldagogisch-diagnostisch einzuordnen

bull transparente Ruumlckmeldungen an die Schuumllerinnen und Schuumller bereitzustellen und

bull Qualitaumltsstandards bei der Bewertung einzuhalten

Wesentlich bei der Erstellung von kompetenzorientierten Aufgaben ist die hier dargestellte Ableitung von Leistungsaufgaben aus den Kompetenzerwartungen und Inhalten des Lehr-planPLUS Kompetenzorientierte Aufgaben koumlnnen nicht unmittelbar aus den Lehrplaumlnen entnommen werden Ihre Erstellung erfordert das planvolle und zweckgerichtete Vorgehen der Lehrkraft mit engem Bezug zum vorhergehenden Unterricht

Literaturverzeichnis

20 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Literaturverzeichnis

Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst (2014) Lehr-planPLUS Grundschule Lehrplan fuumlr die bayerische Grundschule Bildungs- und Erzie-hungsauftrag der Grundschule Verfuumlgbar unter httpwwwlehrplanplusbayerndebildungs-und-erziehungsauftraggrundschule [23072019]

Hascher T (2005) Emotionen im Schulalltag Wirkungen und Regulationsformen Zeitschrift fuumlr Paumldagogik 51 (5) 610ndash625

ISB (2017) Leistungserhebung Leistungsdokumentation und Leistungsbewertung im kompe-tenzorientierten Unterricht der Mittelschule Muumlnchen ISB Verfuumlgbar unter httpwwwisbbayerndedownload19759hr_leistung__mittelschule_internetpdf [23072019]

ISB (2017) Kompetenzorientierter Unterricht Leistungen beobachten ndash erheben ndash bewerten (Grundschule) Muumlnchen ISB Verfuumlgbar unter httpswwwisbbayerndedownload 19518leistung_grundschule_internetpdf [23072019]

ISB (2015) LehrplanPLUS ndash konkret Verfuumlgbar unter httpswwwisbbayerndedown-load15913isb_lehrplanplus_handreichungpdf [23072019]

KMK (2004) Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz Erlaumluterungen zur Konzepti-on und Entwicklung Verfuumlgbar unter httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20042004_12_16-Bildungsstandards-Konzeption-Entwicklungpdf [23072019]

KMK (1973) Beschluss der Kultusministerkonferenz Zur Stellung des Schuumllers in der Schule Verfuumlgbar unter httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse1973 1973_05_25_Stellung_Schuelerpdf [23072019]

Klieme E Avenarius H Blum W Doumlbrich P Gruber H Prenzel M Reiss K Riquarts K Rost J Tenorth H-E amp Vollmerck H (2009) Zur Entwicklung nationaler Bildungs-standards Eine Expertise Berlin Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung Ver-fuumlgbar unter httpedudocchrecord33468filesdevelop_standards_nat_form_dpdf [23072019]

Lankes E M (2012) Kompetent durch Aufgaben Die Rolle von Lernaufgaben bei der Ent-wicklung von Kompetenzen Schulverwaltung Bayern 7ndash8 22ndash24

Meyer L Seidel T amp Prenzel M (2006) Wenn Lernsituationen zu Leistungssituationen wer-den Untersuchung zur Fehlerkultur in einer Videostudie Schweizerische Zeitschrift fuumlr Bildungswissenschaften 28 (1) 21ndash41

Seel N M amp Hanke U (2015) Erziehungswissenschaft Lehrbuch fuumlr Bachelor Master- und Lehramtsstudierende Berlin Heidelberg Springer

Soderstrom N C amp Bjork R A (2015) Learning Versus Performance An Integrative Review Perspectives on Psychological Science Vol 10(2) 176ndash199

Weinert F E (2001) Vergleichende Leistungsmessung in Schulen ndash Eine umstrittene Selbst-verstaumlndlichkeit In F E Weinert (Hrsg) Leistungsmessungen in Schulen (S17ndash31) Weinheim Beltz

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

ensp wwwlehrplanplusbayernde

Weitere Informationen

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Hinweis Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bayerischen Staatsregierung herausgegeben Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerbern oder Wahl helfern im Zeitraum von fuumlnf Monaten vor einer Wahl zum Zwecke der Wahlwerbung verw endet werden Dies gilt fuumlr Landtags- Bundestags- Kommunal- und Europawahlen Missbraumluchlich ist waumlhrend dieser Zeit insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen an Informa tionsstaumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken

und Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Staatsr egierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte Den Parteien ist es gestattet die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden

BAYERN I DIREKT ist Ihr direkter Draht zur Bayerischen Staats re gierung Unter Telefon 0 89 12 22 20 oder per E-Mail unter direktbayernde erhalten Sie Informa tionsmaterial und Broschuumlren Auskunft zu aktuellen Themen und Inter net quellen sowie Hinweise zu Behoumlrden zustaumlndigen Stellen und Ansprech partnern bei der Bayerischen Staats regierung

HerausgeberBayerisches Staatsministerium fuumlr Unterricht und Kultus Ref Oumlffentlichkeitsarbeit Salvatorstraszlige 2 80333 Muumlnchen

Dieser Leitfaden wurde im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Unterricht und Kultus vom Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung erarbeitet

RedaktionAlexandra EberhardtDr Gabriele LoiblFranziska LugertMagnus OrtingerUlrike PykaDr Bernd Schaal (Leitung)Corina Sperr-BaumgaumlrtnerAndreas StreinzDr Ursula Weier(alle ISB)

AnschriftStaatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungGrundsatzabteilungSchellingstraszlige 15580797 MuumlnchenTel 089 2170-2238Fax 089 2170-2205E-Mail kontaktisbbayerndeInternet wwwisbbayernde

GestaltungPrePress-Salumaecom Kaisheim

DruckAppel amp Klinger Druck und Medien GmbH Schneckenlohe

StandOktober 2019

Page 12: Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben - Bayern...2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung 4 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben 2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

11Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Beispiel fuumlr die Ableitung von Leistungsmerkmalen bei integrierter Ausweisung von Kompe-tenzerwartungen und Inhalten

Das zweite Beispiel bezieht sich auf den Fachlehrplan fuumlr das Fach Deutsch in der Grundschule (Jahrgangsstufen 3 und 4) In diesem sind die Kompetenzerwartungen bereits mit konkreten Inhalten verbunden Eine Darstellung als Matrix eruumlbrigt sich daher

Tabelle 3 Ausschnitt aus dem Lernbereich 3 bdquoSchreiben 32 Texte planen und schreibenldquo im Fach Deutsch der Jahrgangsstufe 3 und 4 der Grundschule

Kompetenzerwartungen

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

bull nutzen vor dem Schreiben Methoden zur Sammlung und Ordnung von Wortmaterial Informationen Begruumlndungen und Schreibideen (z B Stichwortzettel Mindmap)

bull ziehen auch im Austausch mit anderen typische Elemente aus erzaumlhlenden und infor-mierenden Texten heran (z B Wortmaterial typische Formulierungen oder Textbaustei-ne) und erstellen fuumlr eigene Texte Sammlungen (z B thematischen Wortschatz fuumlr Fan-tasiegeschichten oder Abenteuererzaumlhlungen Informationen aus Kindersachbuumlchern)

bull bauen ihre eigenen erzaumlhlenden Texte sinnvoll auf (z B Erzaumlhlsituation ndash Ereignis ndash Ausgang) und stellen ein erzaumlhlenswertes Ereignis ins Zentrum

bull gestalten erzaumlhlende Texte lebendig wirkungsvoll und anschaulich durch den gezielten Einsatz passender sprachlicher Mittel

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

12 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Tabelle 4 Ableitung von Leistungsmerkmalen (Lernbereich 3 bdquoSchreiben 32 Texte planen und schreibenldquo im Fach Deutsch der Jahrgangsstufe 3 und 4 der Grundschule)

Kompetenzerwartung konkretisierter Inhalt

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

Schreiben eines erzaumlhlenden Textes z B Fantasiegeschich-te oder Geschichte zu einem Impuls

bauen ihre eigenen er-zaumlhlenden Texte sinnvoll auf (z B Erzaumlhlsituation ndash Ereignis ndash Ausgang) und stellen ein erzaumlhlens-wertes Ereignis ins Zentrum

Ableitung von Leistungsmerkmalen (Beispiele)

Operator und Inhalt bauen bauen ihre eigenen erzaumlhlen-den Texte sinnvoll auf

bull passende Erzaumlhlidee

bull Situations- und Figureneinfuumlhrung

bull sachgerechter stringenter Aufbau

bull Darstellung der Wahrnehmungen Gefuumlhle und Absichten der handelnden Figuren

Operator stellen ein erzaumlhlenswertes Ereignis ins Zentrum

bull angemessener Stellenwert des Ereignisses im Gesamt-text

bull zielfuumlhrender Einsatz erzaumlhlerischer Elemente (z B Auftreten typischer Figuren zur Erzeugung von Span-nung Kontraste zur Erzeugung einer uumlberraschenden Wendung hellip)

bull anschauliche und schluumlssige inhaltliche Ausarbeitung

Variation der Schwierigkeit durch

bull Umfang der Sprachproduktion

bull Orientierung an Textmustern

bull gezielte Nutzung der Wirkung von Orten Zeiten und Motiven

bull hellip

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

13Kompetenzorientierte LeistungsaufgabenKompetenzorientierte Leistungsaufgaben

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

In den folgenden Abschnitten wird hergeleitet welche Funktionen kompetenzorientierte Leistungsaufgaben haben wie ihre Schwierigkeit variiert werden kann und welche Merkma-le kompetenzorientierte Leistungsaufgaben im Einzelnen besitzen Dazu wird zunaumlchst zwi-schen Lernsituationen und Leistungssituationen unterschieden Auf ausfuumlhrliche Erlaumluterun-gen zu kompetenzorientierten Lernaufgaben wird an dieser Stelle verzichtet Solche finden sich in den entsprechenden Handreichungen und Leitfaumlden der verschiedenen Schularten

31 Unterscheidung von Lernsituationen und Leistungssituationen

Lernsituationen und Leistungssituationen haben unterschiedlichen Charakter und besitzen unterschiedliche Funktionen Sie werden einander in Tabelle 5 gegenuumlbergestellt

Tabelle 5 Gegenuumlberstellung Lernsituationen ndash Leistungssituationen

In Lernsituationen hellip In Leistungssituationen hellip

bull steht der Kompetenzerwerb im Mittel-punkt

bull duumlrfen Fehler gemacht werden Fehler koumlnnen als Lerngelegenheiten dienen und produktiven Charakter besitzen sowie die Lernmotivation steigern

bull sollen Loumlsungswege und Herange-hensweisen ausprobiert und reflektiert werden Der Prozess des Problemloumlsens steht im Vordergrund

bull sollte ein Klima vorherrschen das Schuumllerinnen und Schuumllern erlaubt mit Neugierde und Interesse neue Sachverhalte zu erschlieszligen und neue Informationen in vorhandene Wissens-strukturen zu integrieren

bull sollten Aufgaben eingesetzt werden die einen hohen Aufforderungscharak-ter besitzen

bull koumlnnen individuell differenzierte Auf-gaben angeboten werden

bull steht das Ergebnis des Kompetenzer-werbs und eine bestmoumlgliche Leistung im Fokus

bull stellen Fehler eine Abweichung der er-brachten Leistung von der gewuumlnsch-ten angezielten Leistung dar In Leistungssituationen sind Fehler nicht produktiv sondern werden vermieden

bull steht das erzielte Resultat im Zent-rum Das Problemloumlsen soll zu einem adaumlquaten Ergebnis fuumlhren

bull spielen Leistungserwartungen und das subjektiv empfundene Erleben der eigenen Leistungsfaumlhigkeit eine Rolle

bull werden Leistungen in der Regel auf Grund aumluszligerer Anlaumlsse anhand von Aufgaben mit eindeutig festgelegten Zielsetzungen erbracht

bull werden keine individuell leistungsdiffe-renzierte Aufgaben gestellt

Die Vermischung von Lern- und Leistungssituationen kann negative Auswirkungen auf Lern-ergebnisse sowie emotionale und motivationale Aspekte des Lernens haben Eine Vielzahl von Studien zeigt dass langfristig guumlnstigere Lernergebnisse erreicht werden koumlnnen wenn

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

14 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Lernsituationen und Leistungssituationen voneinander getrennt und Lernsituationen gezielt als solche gestaltet werden (Hascher 2005 Meyer Seidel amp Prenzel 2006 Soderstrom amp Bjork 2015) Leistungssituationen muumlssen als solche ausgewiesen werden Schuumllerinnen und Schuumllern muss bewusst sein wann von ihnen welche Leistungen erwartet und wie diese bewertet werden

Lern- und Leistungssituationen stellen an das paumldagogische und didaktische Vorgehen un-terschiedliche Anforderungen Darunter faumlllt auch die Gestaltung entsprechender Aufgaben fuumlr Lern- und Leistungssituationen Die Unterscheidung von Lern- und Leistungsaufgaben ist somit fuumlr den Unterricht von groszliger Bedeutung (Lankes 2012 ISB 2009)

32 Begriffsklaumlrung bdquoLernaufgabenldquo und bdquoLeistungsaufgabenldquo

bull Lernaufgaben dienen dazu Lernprozesse anzustoszligen Welche Lernaufgaben fuumlr welche Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden muumlssen Lehrkraumlfte vor dem Hintergrund des individuellen Lernstands und des Lernverhaltens der jeweiligen Schuumllerinnen und Schuumller reflektieren Diese Reflexion dient der Gestaltung und Verbesserung des Lern-prozesses

bull Leistungsaufgaben werden in erster Linie in klar definierten Leistungs- und Pruumlfungssi-tuationen eingesetzt Ihre Funktion besteht darin die Ergebnisse von Lernprozessen in Bezug auf angestrebte Kompetenzerwartungen sichtbar zu machen

33 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben (z B im Rahmen von Schulaufgaben oder muumlnd-lichen Pruumlfungen) muumlssen und koumlnnen nicht dieselben messtheoretischen Anforderungen erfuumlllen wie Testaufgaben wie sie beispielsweise in Vergleichsarbeiten (VERA) eingesetzt wer-den Aus diesem Grund ist es nicht sinnvoll Aufgaben die der Leistungserhebung im kom-petenzorientierten Unterricht dienen als bdquoTestaufgabenldquo zu bezeichnen Die Bezeichnung bdquokompetenzorientierte Leistungsaufgabenldquo ist passender

Jedoch muumlssen sich kompetenzorientierte Leistungsaufgaben daran orientieren Kompeten-zen in angemessenem Maszlige inhaltlich richtig zuverlaumlssig und nachvollziehbar zu erfassen2 Gleichzeitig muss der Aufwand fuumlr die Vorbereitung Durchfuumlhrung und Korrektur in einem vertretbaren Rahmen liegen Leistungsaufgaben sind auf Kriterien bezogen Diese Kriterien sind die jeweiligen im LehrplanPLUS definierten bdquoKompetenzerwartungen und Inhalteldquo sowie die daraus abgeleiteten Leistungsmerkmale (vgl Abschnitt 24)

2 Unabhaumlngig davon sind bei der Erstellung von Leistungserhebungen die Vorgaben und Regelungen des Bayerischen Gesetzes uumlber das Erziehungs- und Unterrichtswesen (BayEUG) der Schulordnung fuumlr schulartuumlbergreifende Regelungen an Schulen in Bayern (Bayerische Schulordnung ndash BaySchO) sowie der Schulordnungen der jeweiligen Schulart in Bayern einzuhalten

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

15Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Funktionen von kompetenzorientierten Leistungsaufgaben

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

bull dienen der kriterienorientierten Leistungsbewertung (verbale Beschreibung undoder Zif-fernnote)

bull geben der Schuumllerin oder dem Schuumller ein Feedback uumlber den individuellen Stand im Lernprozess Sie zeigen uumlber welche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sieer bereits verfuumlgt und geben Hinweise fuumlr weitere individuelle Schritte im Kompetenzerwerb

bull geben dem Lehrenden ein Feedback uumlber die Lernergebnisse der Schuumllerinnen und Schuuml-ler und sind somit Grundlage fuumlr die Gestaltung individueller Foumlrderung im Unterricht

Kasten 3 Realisierung der Kompetenzorientierung in Leistungserhebungen

Eine Leistungserhebung ist dann kompetenzorientiert wenn sie eine kriterienorientierte Leistungseinschaumltzung und -bewertung im Hinblick auf die im jeweiligen Lehrplan be-schriebenen Kompetenzerwartungen und Inhalte erlaubt Die Frage ob bei kompetenzo-rientierten Leistungserhebungen saumlmtliche Einzelaufgaben Teilaufgaben und Leistungs-merkmale bdquokompetenzorientiertldquo sein muumlssen oder nicht ist von diesem Standpunkt aus zu beantworten Leistungserhebungen muumlssen als Ganzes kompetenzorientiert sein Das bedeutet dass kompetenzorientierte Leistungserhebungen auch Aufgaben enthal-ten koumlnnen die beispielsweise staumlrker das Wiedergeben von Wissen ins Zentrum ruumlcken Kompetenzorientierten Aufgaben sollte jedoch sofern die Wahlmoumlglichkeit besteht stets der Vorzug gegeben werden

Variation der Aufgabenschwierigkeit

Folgende generelle Merkmale bestimmen die Schwierigkeit von Aufgaben (vgl Lankes 2012)

bull Komplexitaumlt der Aufgabe bzw der Loumlsung

bull Komplexitaumlt der zu verarbeitenden Information und

bull Umfang der Sprachproduktion bei der Loumlsung von Aufgaben

Uumlber diese generellen schwierigkeitsbestimmenden Aufgabenmerkmale hinaus bieten die kompetenzorientierten Lehrplaumlne vielfaumlltige Moumlglichkeiten schwierigkeitsbestimmende Merkmale von kompetenzorientierten Aufgaben zu variieren Dies kann geschehen durch

bull die Auswahl von Kompetenzerwartungen und Inhalten sowie

bull unterschiedliches Kombinieren von Kompetenzerwartungen und Inhalten

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

16 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Merkmale kompetenzorientierter Leistungsaufgaben

Damit sich eine Leistungsaufgabe als bdquokompetenzorientierte Leistungsaufgabeldquo qualifiziert muss sie die im Folgenden genannten Merkmale aufweisen Kompetenzorientierte Leistungs-aufgaben

bull erfassen erworbene Kompetenzen anhand ausgewaumlhlter Inhalte

bull erfassen beobachtbare Leistungen und beobachtbares Verhalten

bull knuumlpfen an den Unterricht und die Kompetenzerwartungen des jeweiligen Lehrplans an

bull sind jeweils auf einen bestimmten Lernstand (im Verlauf des Schuljahres) ausgerichtet

bull koumlnnen in unterschiedlichsten Formen von Leistungserhebungen eingesetzt werden (schriftliche oder muumlndliche Aufgaben praktische Leistungsaufgaben oder Mischfor-men)

bull erlauben die Bewertung von Leistung anhand klarer nachvollziehbarer systematischer und fuumlr die Schuumllerinnen und Schuumller transparenter Kriterien und

bull erlauben die Einordnung von Lernergebnissen im Hinblick auf die Erreichung der Kom-petenzerwartungen des Lehrplans

Daruumlber hinaus sollten kompetenzorientierte Leistungsaufgaben folgende Eigenschaften ha-ben Sie sollten hellip

bull einen Lebenswelt- und Anwendungsbezug aufweisen

bull unterschiedliche Loumlsungswege und Herangehensweisen erlauben und

bull einen Transfer auf andere Problemstellungen ermoumlglichen

Unabhaumlngig davon ob Leistungserhebungen aus vielen einzelnen (Teil-)Aufgaben oder ledig-lich einer einzigen Aufgabe bestehen muumlssen sie im Sinne der Anforderungsbereiche I-III der Bildungsstandards das gesamte zu erwartende Leistungsspektrum abbilden

Kasten 4 Operatoren und Anforderungsbereiche

Die Bildungsstandards der KMK unterscheiden drei Anforderungsbereiche Die Bildungs-standards im Fach Mathematik fuumlr den Primarbereich benennen zum Beispiel folgende Anforderungsbereiche bdquoReproduzierenldquo (AB I) bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo (AB II) bdquoVerallgemeinern und Reflektierenldquo (AB III) Diese lassen sich nicht scharf voneinander abgrenzen Sie stellen einen auf praktischer Erfahrung beruhenden Orientierungsrahmen dar in dem sich Leistungen von Schuumllerinnen und Schuumllern bewegen Operatoren be-schreiben in Leistungsaufgaben Taumltigkeiten beim Bearbeiten dieser Aufgaben Sie lassen sich einem oder mehreren Anforderungsbereichen zuordnen In Leistungserhebungen sollten alle Anforderungsbereiche in einem ausgewogenen Verhaumlltnis beruumlcksichtigt wer-den

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

17Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Beispiel fuumlr eine kompetenzorientierte Leistungsaufgabe

Diese Aufgabe aus dem Fach Deutsch am Gymnasium stellt eine moumlgliche Form der kompe-tenzorientierten Leistungsaufgabe dar

Bundesjugendspiele

Am vergangenen Dienstag fanden an unserer Schule die alljaumlhrlichen Bundesjugendspie-le in Leichtathletik statt an denen alle Schuumllerinnen und Schuumller teilgenommen habenBearbeite zu diesem Rahmenthema eine der folgenden Aufgaben

a) Berichten

Zu besonderen schulischen Ereignissen erscheinen regelmaumlszligig Berichte auf der Schul-homepage unseres Gymnasiums um die gesamte Schulfamilie daruumlber zu informieren Der bdquoWebmasterldquo unserer Schule wuumlnscht sich eine Artikellaumlnge von ca 250 WoumlrternVerfasse einen solchen Bericht uumlber die Bundesjugendspiele der letzten Woche und er-laumlutere am Schluss knapp wieso du diese fuumlr eine aumluszligerst gelungene Sache haumlltst Gehe dabei grundsaumltzlich nur auf die drei Disziplinen Wurf Sprung und Sprint ein und lasse den 800-Meter-Lauf unberuumlcksichtigt Greife bei Bedarf auf das beigefuumlgte Material zu-ruumlck

b) Beschreiben

In einem eurer letzten Briefe an Ukesh das Patenkind eurer Klasse aus Nepal habt ihr eure Vorfreude auf die Bundesjugendspiele erwaumlhnt Nun fragt Ukesh nach und bittet darum ihm zu erklaumlren wie diese Spiele gehenVerfasse diesen Brief in dem du den Ablauf der Bundesjugendspiele genau beschreibst Gehe dabei grundsaumltzlich nur auf die drei Disziplinen Wurf Sprung und Sprint ein und lasse den 800-Meter-Lauf unberuumlcksichtigt Greife bei Bedarf auf das beigefuumlgte Material zuruumlck

c) Erzaumlhlen

Deine englischer Brieffreund-in hat dir in seinemihrem letzten Brief begeistert vom Sieg seinerihrer Klasse bei einem groszligen Schulturnier erzaumlhlt und in diesem Zusammen-hang nachgefragt ob an eurer Schule auch hin und wieder besondere Sportaktivitaumlten stattfindenSchreibe ihmihr nun einen Brief in dem du von den Bundesjugendspielen und wie du sie erlebt hast erzaumlhlst Hebe dabei zwei bis drei Elemente besonders hervor

d) Erzaumlhlen

Verfasse fuumlr das Geschichtenbuch unserer Klasse eine Houmlhepunkterzaumlhlung zu dem The-ma bdquoTrotz ungluumlcklichen Starts beim Sprint als Erste(r) ins Ziel gekommenldquo

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

18 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Material 1Bundesjugendspiele - Stadionplan mit Wettkampfstaumltten

18

Material 1

Bundesjugendspiele - Stadionplan mit Wettkampfstaumltten

Material 2

Bundesjugendspiele ndash Zeitplan fuumlr die Klasse 5a

Uhrzeit Maumldchen Jungen

820-835 Sprint 1

835-850 Weit 3

850-905 Weit 2

905-920 Ball 3

920-935 Ball 1

935-1025 Sprint 2

Link weiterfuumlhrende Hinweise zur Aufgabe bdquoBundesjugendspieleldquo fuumlr Lehrkraumlfteldquo

Material 2Bundesjugendspiele ndash Zeitplan fuumlr die Klasse 5a

Uhrzeit Maumldchen Jungen

820ndash835 Uhr Sprint 1

835ndash850 Uhr Weit 3

850ndash905 Uhr Weit 2

905ndash920 Uhr Ball 3

920ndash935 Uhr Ball 1

935ndash1025 Uhr Sprint 2

Weiterfuumlhrende Hinweise fuumlr Lehrkraumlfte zur Aufgabe bdquoBundesjugendspieleldquo finden Sie im Lehrplaninformationssystem (LehrplanPLUS Deutsch Gymnasium Jgst 5)

4 Schritte der Entwicklung von Leistungsaufgaben

19Kompetenzorientierte LeistungsaufgabenKompetenzorientierte Leistungsaufgaben

4 Schritte der Entwicklung von Leistungsaufgaben

Ergebnisse kompetenzorientierten Unterrichts muumlssen mit entsprechenden Aufgaben d h mit kompetenzorientierten Leistungsaufgaben erhoben werden Sie beruumlcksichtigen die im Lehrplan beschriebenen Kompetenzen und Inhalte Die Gestaltung von Aufgaben und Leis-tungserhebungen wird davon bestimmt welche Kompetenzen und Inhalte gepruumlft werden sollen

Wesentliche Schritte bei der Erstellung kompetenzorientierter Leistungsaufgaben sollten sein

bull Festlegen der Kompetenzerwartungen und Inhalte die bei einer Leistungserhebung ab-gedeckt werden sollen eine entsprechende Matrix die die Kompetenzerwartungen mit Inhalten kombiniert kann hier sehr hilfreich sein

bull Auswahl geeigneter Operatoren fuumlr Leistungsaufgaben die den Kompetenzerwartun-gen entsprechen

bull Ableitung und Festlegung von Leistungsmerkmalen anhand derer die Auspraumlgung einer Kompetenz beobachtet werden kann

bull Uumlberpruumlfen des Erreichens von Kompetenzerwartungen je nach Komplexitaumlt auch mit mehreren (Teil-)Aufgaben

bull Beruumlcksichtigung des zu erwartenden Leistungsstandes der gesamten Lerngruppe im Hinblick auf das Fortschreiten im LehrplanPLUS

bull Festlegen des Formats der Leistungserhebung schriftlich muumlndlich praktisch oder Mischform

bull Festlegen des Formats der Aufgaben (geschlossene oder offene Aufgaben Aufgaben mit einer Auswahl von Antworten Kurzantworten Texterstellung etc)

bull Erstellen von Bewertungskriterien fuumlr jede Aufgabe die ndash auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller ndash transparent und nachvollziehbar sind

Kasten 5 Funktionen von Bewertungskriterien

Bewertungskriterien helfen hellip

bull erwartete Leistungen auf der Basis von Leistungsmerkmalen zu beschreiben

bull Faumlhigkeitsniveaus und Abstufungen von Leistung darzustellen

bull Leistungen paumldagogisch-diagnostisch einzuordnen

bull transparente Ruumlckmeldungen an die Schuumllerinnen und Schuumller bereitzustellen und

bull Qualitaumltsstandards bei der Bewertung einzuhalten

Wesentlich bei der Erstellung von kompetenzorientierten Aufgaben ist die hier dargestellte Ableitung von Leistungsaufgaben aus den Kompetenzerwartungen und Inhalten des Lehr-planPLUS Kompetenzorientierte Aufgaben koumlnnen nicht unmittelbar aus den Lehrplaumlnen entnommen werden Ihre Erstellung erfordert das planvolle und zweckgerichtete Vorgehen der Lehrkraft mit engem Bezug zum vorhergehenden Unterricht

Literaturverzeichnis

20 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Literaturverzeichnis

Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst (2014) Lehr-planPLUS Grundschule Lehrplan fuumlr die bayerische Grundschule Bildungs- und Erzie-hungsauftrag der Grundschule Verfuumlgbar unter httpwwwlehrplanplusbayerndebildungs-und-erziehungsauftraggrundschule [23072019]

Hascher T (2005) Emotionen im Schulalltag Wirkungen und Regulationsformen Zeitschrift fuumlr Paumldagogik 51 (5) 610ndash625

ISB (2017) Leistungserhebung Leistungsdokumentation und Leistungsbewertung im kompe-tenzorientierten Unterricht der Mittelschule Muumlnchen ISB Verfuumlgbar unter httpwwwisbbayerndedownload19759hr_leistung__mittelschule_internetpdf [23072019]

ISB (2017) Kompetenzorientierter Unterricht Leistungen beobachten ndash erheben ndash bewerten (Grundschule) Muumlnchen ISB Verfuumlgbar unter httpswwwisbbayerndedownload 19518leistung_grundschule_internetpdf [23072019]

ISB (2015) LehrplanPLUS ndash konkret Verfuumlgbar unter httpswwwisbbayerndedown-load15913isb_lehrplanplus_handreichungpdf [23072019]

KMK (2004) Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz Erlaumluterungen zur Konzepti-on und Entwicklung Verfuumlgbar unter httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20042004_12_16-Bildungsstandards-Konzeption-Entwicklungpdf [23072019]

KMK (1973) Beschluss der Kultusministerkonferenz Zur Stellung des Schuumllers in der Schule Verfuumlgbar unter httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse1973 1973_05_25_Stellung_Schuelerpdf [23072019]

Klieme E Avenarius H Blum W Doumlbrich P Gruber H Prenzel M Reiss K Riquarts K Rost J Tenorth H-E amp Vollmerck H (2009) Zur Entwicklung nationaler Bildungs-standards Eine Expertise Berlin Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung Ver-fuumlgbar unter httpedudocchrecord33468filesdevelop_standards_nat_form_dpdf [23072019]

Lankes E M (2012) Kompetent durch Aufgaben Die Rolle von Lernaufgaben bei der Ent-wicklung von Kompetenzen Schulverwaltung Bayern 7ndash8 22ndash24

Meyer L Seidel T amp Prenzel M (2006) Wenn Lernsituationen zu Leistungssituationen wer-den Untersuchung zur Fehlerkultur in einer Videostudie Schweizerische Zeitschrift fuumlr Bildungswissenschaften 28 (1) 21ndash41

Seel N M amp Hanke U (2015) Erziehungswissenschaft Lehrbuch fuumlr Bachelor Master- und Lehramtsstudierende Berlin Heidelberg Springer

Soderstrom N C amp Bjork R A (2015) Learning Versus Performance An Integrative Review Perspectives on Psychological Science Vol 10(2) 176ndash199

Weinert F E (2001) Vergleichende Leistungsmessung in Schulen ndash Eine umstrittene Selbst-verstaumlndlichkeit In F E Weinert (Hrsg) Leistungsmessungen in Schulen (S17ndash31) Weinheim Beltz

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

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Weitere Informationen

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Hinweis Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bayerischen Staatsregierung herausgegeben Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerbern oder Wahl helfern im Zeitraum von fuumlnf Monaten vor einer Wahl zum Zwecke der Wahlwerbung verw endet werden Dies gilt fuumlr Landtags- Bundestags- Kommunal- und Europawahlen Missbraumluchlich ist waumlhrend dieser Zeit insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen an Informa tionsstaumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken

und Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Staatsr egierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte Den Parteien ist es gestattet die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden

BAYERN I DIREKT ist Ihr direkter Draht zur Bayerischen Staats re gierung Unter Telefon 0 89 12 22 20 oder per E-Mail unter direktbayernde erhalten Sie Informa tionsmaterial und Broschuumlren Auskunft zu aktuellen Themen und Inter net quellen sowie Hinweise zu Behoumlrden zustaumlndigen Stellen und Ansprech partnern bei der Bayerischen Staats regierung

HerausgeberBayerisches Staatsministerium fuumlr Unterricht und Kultus Ref Oumlffentlichkeitsarbeit Salvatorstraszlige 2 80333 Muumlnchen

Dieser Leitfaden wurde im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Unterricht und Kultus vom Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung erarbeitet

RedaktionAlexandra EberhardtDr Gabriele LoiblFranziska LugertMagnus OrtingerUlrike PykaDr Bernd Schaal (Leitung)Corina Sperr-BaumgaumlrtnerAndreas StreinzDr Ursula Weier(alle ISB)

AnschriftStaatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungGrundsatzabteilungSchellingstraszlige 15580797 MuumlnchenTel 089 2170-2238Fax 089 2170-2205E-Mail kontaktisbbayerndeInternet wwwisbbayernde

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DruckAppel amp Klinger Druck und Medien GmbH Schneckenlohe

StandOktober 2019

Page 13: Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben - Bayern...2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung 4 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben 2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

12 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Tabelle 4 Ableitung von Leistungsmerkmalen (Lernbereich 3 bdquoSchreiben 32 Texte planen und schreibenldquo im Fach Deutsch der Jahrgangsstufe 3 und 4 der Grundschule)

Kompetenzerwartung konkretisierter Inhalt

Die Schuumllerinnen und Schuumller hellip

Schreiben eines erzaumlhlenden Textes z B Fantasiegeschich-te oder Geschichte zu einem Impuls

bauen ihre eigenen er-zaumlhlenden Texte sinnvoll auf (z B Erzaumlhlsituation ndash Ereignis ndash Ausgang) und stellen ein erzaumlhlens-wertes Ereignis ins Zentrum

Ableitung von Leistungsmerkmalen (Beispiele)

Operator und Inhalt bauen bauen ihre eigenen erzaumlhlen-den Texte sinnvoll auf

bull passende Erzaumlhlidee

bull Situations- und Figureneinfuumlhrung

bull sachgerechter stringenter Aufbau

bull Darstellung der Wahrnehmungen Gefuumlhle und Absichten der handelnden Figuren

Operator stellen ein erzaumlhlenswertes Ereignis ins Zentrum

bull angemessener Stellenwert des Ereignisses im Gesamt-text

bull zielfuumlhrender Einsatz erzaumlhlerischer Elemente (z B Auftreten typischer Figuren zur Erzeugung von Span-nung Kontraste zur Erzeugung einer uumlberraschenden Wendung hellip)

bull anschauliche und schluumlssige inhaltliche Ausarbeitung

Variation der Schwierigkeit durch

bull Umfang der Sprachproduktion

bull Orientierung an Textmustern

bull gezielte Nutzung der Wirkung von Orten Zeiten und Motiven

bull hellip

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

13Kompetenzorientierte LeistungsaufgabenKompetenzorientierte Leistungsaufgaben

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

In den folgenden Abschnitten wird hergeleitet welche Funktionen kompetenzorientierte Leistungsaufgaben haben wie ihre Schwierigkeit variiert werden kann und welche Merkma-le kompetenzorientierte Leistungsaufgaben im Einzelnen besitzen Dazu wird zunaumlchst zwi-schen Lernsituationen und Leistungssituationen unterschieden Auf ausfuumlhrliche Erlaumluterun-gen zu kompetenzorientierten Lernaufgaben wird an dieser Stelle verzichtet Solche finden sich in den entsprechenden Handreichungen und Leitfaumlden der verschiedenen Schularten

31 Unterscheidung von Lernsituationen und Leistungssituationen

Lernsituationen und Leistungssituationen haben unterschiedlichen Charakter und besitzen unterschiedliche Funktionen Sie werden einander in Tabelle 5 gegenuumlbergestellt

Tabelle 5 Gegenuumlberstellung Lernsituationen ndash Leistungssituationen

In Lernsituationen hellip In Leistungssituationen hellip

bull steht der Kompetenzerwerb im Mittel-punkt

bull duumlrfen Fehler gemacht werden Fehler koumlnnen als Lerngelegenheiten dienen und produktiven Charakter besitzen sowie die Lernmotivation steigern

bull sollen Loumlsungswege und Herange-hensweisen ausprobiert und reflektiert werden Der Prozess des Problemloumlsens steht im Vordergrund

bull sollte ein Klima vorherrschen das Schuumllerinnen und Schuumllern erlaubt mit Neugierde und Interesse neue Sachverhalte zu erschlieszligen und neue Informationen in vorhandene Wissens-strukturen zu integrieren

bull sollten Aufgaben eingesetzt werden die einen hohen Aufforderungscharak-ter besitzen

bull koumlnnen individuell differenzierte Auf-gaben angeboten werden

bull steht das Ergebnis des Kompetenzer-werbs und eine bestmoumlgliche Leistung im Fokus

bull stellen Fehler eine Abweichung der er-brachten Leistung von der gewuumlnsch-ten angezielten Leistung dar In Leistungssituationen sind Fehler nicht produktiv sondern werden vermieden

bull steht das erzielte Resultat im Zent-rum Das Problemloumlsen soll zu einem adaumlquaten Ergebnis fuumlhren

bull spielen Leistungserwartungen und das subjektiv empfundene Erleben der eigenen Leistungsfaumlhigkeit eine Rolle

bull werden Leistungen in der Regel auf Grund aumluszligerer Anlaumlsse anhand von Aufgaben mit eindeutig festgelegten Zielsetzungen erbracht

bull werden keine individuell leistungsdiffe-renzierte Aufgaben gestellt

Die Vermischung von Lern- und Leistungssituationen kann negative Auswirkungen auf Lern-ergebnisse sowie emotionale und motivationale Aspekte des Lernens haben Eine Vielzahl von Studien zeigt dass langfristig guumlnstigere Lernergebnisse erreicht werden koumlnnen wenn

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

14 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Lernsituationen und Leistungssituationen voneinander getrennt und Lernsituationen gezielt als solche gestaltet werden (Hascher 2005 Meyer Seidel amp Prenzel 2006 Soderstrom amp Bjork 2015) Leistungssituationen muumlssen als solche ausgewiesen werden Schuumllerinnen und Schuumllern muss bewusst sein wann von ihnen welche Leistungen erwartet und wie diese bewertet werden

Lern- und Leistungssituationen stellen an das paumldagogische und didaktische Vorgehen un-terschiedliche Anforderungen Darunter faumlllt auch die Gestaltung entsprechender Aufgaben fuumlr Lern- und Leistungssituationen Die Unterscheidung von Lern- und Leistungsaufgaben ist somit fuumlr den Unterricht von groszliger Bedeutung (Lankes 2012 ISB 2009)

32 Begriffsklaumlrung bdquoLernaufgabenldquo und bdquoLeistungsaufgabenldquo

bull Lernaufgaben dienen dazu Lernprozesse anzustoszligen Welche Lernaufgaben fuumlr welche Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden muumlssen Lehrkraumlfte vor dem Hintergrund des individuellen Lernstands und des Lernverhaltens der jeweiligen Schuumllerinnen und Schuumller reflektieren Diese Reflexion dient der Gestaltung und Verbesserung des Lern-prozesses

bull Leistungsaufgaben werden in erster Linie in klar definierten Leistungs- und Pruumlfungssi-tuationen eingesetzt Ihre Funktion besteht darin die Ergebnisse von Lernprozessen in Bezug auf angestrebte Kompetenzerwartungen sichtbar zu machen

33 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben (z B im Rahmen von Schulaufgaben oder muumlnd-lichen Pruumlfungen) muumlssen und koumlnnen nicht dieselben messtheoretischen Anforderungen erfuumlllen wie Testaufgaben wie sie beispielsweise in Vergleichsarbeiten (VERA) eingesetzt wer-den Aus diesem Grund ist es nicht sinnvoll Aufgaben die der Leistungserhebung im kom-petenzorientierten Unterricht dienen als bdquoTestaufgabenldquo zu bezeichnen Die Bezeichnung bdquokompetenzorientierte Leistungsaufgabenldquo ist passender

Jedoch muumlssen sich kompetenzorientierte Leistungsaufgaben daran orientieren Kompeten-zen in angemessenem Maszlige inhaltlich richtig zuverlaumlssig und nachvollziehbar zu erfassen2 Gleichzeitig muss der Aufwand fuumlr die Vorbereitung Durchfuumlhrung und Korrektur in einem vertretbaren Rahmen liegen Leistungsaufgaben sind auf Kriterien bezogen Diese Kriterien sind die jeweiligen im LehrplanPLUS definierten bdquoKompetenzerwartungen und Inhalteldquo sowie die daraus abgeleiteten Leistungsmerkmale (vgl Abschnitt 24)

2 Unabhaumlngig davon sind bei der Erstellung von Leistungserhebungen die Vorgaben und Regelungen des Bayerischen Gesetzes uumlber das Erziehungs- und Unterrichtswesen (BayEUG) der Schulordnung fuumlr schulartuumlbergreifende Regelungen an Schulen in Bayern (Bayerische Schulordnung ndash BaySchO) sowie der Schulordnungen der jeweiligen Schulart in Bayern einzuhalten

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

15Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Funktionen von kompetenzorientierten Leistungsaufgaben

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

bull dienen der kriterienorientierten Leistungsbewertung (verbale Beschreibung undoder Zif-fernnote)

bull geben der Schuumllerin oder dem Schuumller ein Feedback uumlber den individuellen Stand im Lernprozess Sie zeigen uumlber welche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sieer bereits verfuumlgt und geben Hinweise fuumlr weitere individuelle Schritte im Kompetenzerwerb

bull geben dem Lehrenden ein Feedback uumlber die Lernergebnisse der Schuumllerinnen und Schuuml-ler und sind somit Grundlage fuumlr die Gestaltung individueller Foumlrderung im Unterricht

Kasten 3 Realisierung der Kompetenzorientierung in Leistungserhebungen

Eine Leistungserhebung ist dann kompetenzorientiert wenn sie eine kriterienorientierte Leistungseinschaumltzung und -bewertung im Hinblick auf die im jeweiligen Lehrplan be-schriebenen Kompetenzerwartungen und Inhalte erlaubt Die Frage ob bei kompetenzo-rientierten Leistungserhebungen saumlmtliche Einzelaufgaben Teilaufgaben und Leistungs-merkmale bdquokompetenzorientiertldquo sein muumlssen oder nicht ist von diesem Standpunkt aus zu beantworten Leistungserhebungen muumlssen als Ganzes kompetenzorientiert sein Das bedeutet dass kompetenzorientierte Leistungserhebungen auch Aufgaben enthal-ten koumlnnen die beispielsweise staumlrker das Wiedergeben von Wissen ins Zentrum ruumlcken Kompetenzorientierten Aufgaben sollte jedoch sofern die Wahlmoumlglichkeit besteht stets der Vorzug gegeben werden

Variation der Aufgabenschwierigkeit

Folgende generelle Merkmale bestimmen die Schwierigkeit von Aufgaben (vgl Lankes 2012)

bull Komplexitaumlt der Aufgabe bzw der Loumlsung

bull Komplexitaumlt der zu verarbeitenden Information und

bull Umfang der Sprachproduktion bei der Loumlsung von Aufgaben

Uumlber diese generellen schwierigkeitsbestimmenden Aufgabenmerkmale hinaus bieten die kompetenzorientierten Lehrplaumlne vielfaumlltige Moumlglichkeiten schwierigkeitsbestimmende Merkmale von kompetenzorientierten Aufgaben zu variieren Dies kann geschehen durch

bull die Auswahl von Kompetenzerwartungen und Inhalten sowie

bull unterschiedliches Kombinieren von Kompetenzerwartungen und Inhalten

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

16 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Merkmale kompetenzorientierter Leistungsaufgaben

Damit sich eine Leistungsaufgabe als bdquokompetenzorientierte Leistungsaufgabeldquo qualifiziert muss sie die im Folgenden genannten Merkmale aufweisen Kompetenzorientierte Leistungs-aufgaben

bull erfassen erworbene Kompetenzen anhand ausgewaumlhlter Inhalte

bull erfassen beobachtbare Leistungen und beobachtbares Verhalten

bull knuumlpfen an den Unterricht und die Kompetenzerwartungen des jeweiligen Lehrplans an

bull sind jeweils auf einen bestimmten Lernstand (im Verlauf des Schuljahres) ausgerichtet

bull koumlnnen in unterschiedlichsten Formen von Leistungserhebungen eingesetzt werden (schriftliche oder muumlndliche Aufgaben praktische Leistungsaufgaben oder Mischfor-men)

bull erlauben die Bewertung von Leistung anhand klarer nachvollziehbarer systematischer und fuumlr die Schuumllerinnen und Schuumller transparenter Kriterien und

bull erlauben die Einordnung von Lernergebnissen im Hinblick auf die Erreichung der Kom-petenzerwartungen des Lehrplans

Daruumlber hinaus sollten kompetenzorientierte Leistungsaufgaben folgende Eigenschaften ha-ben Sie sollten hellip

bull einen Lebenswelt- und Anwendungsbezug aufweisen

bull unterschiedliche Loumlsungswege und Herangehensweisen erlauben und

bull einen Transfer auf andere Problemstellungen ermoumlglichen

Unabhaumlngig davon ob Leistungserhebungen aus vielen einzelnen (Teil-)Aufgaben oder ledig-lich einer einzigen Aufgabe bestehen muumlssen sie im Sinne der Anforderungsbereiche I-III der Bildungsstandards das gesamte zu erwartende Leistungsspektrum abbilden

Kasten 4 Operatoren und Anforderungsbereiche

Die Bildungsstandards der KMK unterscheiden drei Anforderungsbereiche Die Bildungs-standards im Fach Mathematik fuumlr den Primarbereich benennen zum Beispiel folgende Anforderungsbereiche bdquoReproduzierenldquo (AB I) bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo (AB II) bdquoVerallgemeinern und Reflektierenldquo (AB III) Diese lassen sich nicht scharf voneinander abgrenzen Sie stellen einen auf praktischer Erfahrung beruhenden Orientierungsrahmen dar in dem sich Leistungen von Schuumllerinnen und Schuumllern bewegen Operatoren be-schreiben in Leistungsaufgaben Taumltigkeiten beim Bearbeiten dieser Aufgaben Sie lassen sich einem oder mehreren Anforderungsbereichen zuordnen In Leistungserhebungen sollten alle Anforderungsbereiche in einem ausgewogenen Verhaumlltnis beruumlcksichtigt wer-den

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

17Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Beispiel fuumlr eine kompetenzorientierte Leistungsaufgabe

Diese Aufgabe aus dem Fach Deutsch am Gymnasium stellt eine moumlgliche Form der kompe-tenzorientierten Leistungsaufgabe dar

Bundesjugendspiele

Am vergangenen Dienstag fanden an unserer Schule die alljaumlhrlichen Bundesjugendspie-le in Leichtathletik statt an denen alle Schuumllerinnen und Schuumller teilgenommen habenBearbeite zu diesem Rahmenthema eine der folgenden Aufgaben

a) Berichten

Zu besonderen schulischen Ereignissen erscheinen regelmaumlszligig Berichte auf der Schul-homepage unseres Gymnasiums um die gesamte Schulfamilie daruumlber zu informieren Der bdquoWebmasterldquo unserer Schule wuumlnscht sich eine Artikellaumlnge von ca 250 WoumlrternVerfasse einen solchen Bericht uumlber die Bundesjugendspiele der letzten Woche und er-laumlutere am Schluss knapp wieso du diese fuumlr eine aumluszligerst gelungene Sache haumlltst Gehe dabei grundsaumltzlich nur auf die drei Disziplinen Wurf Sprung und Sprint ein und lasse den 800-Meter-Lauf unberuumlcksichtigt Greife bei Bedarf auf das beigefuumlgte Material zu-ruumlck

b) Beschreiben

In einem eurer letzten Briefe an Ukesh das Patenkind eurer Klasse aus Nepal habt ihr eure Vorfreude auf die Bundesjugendspiele erwaumlhnt Nun fragt Ukesh nach und bittet darum ihm zu erklaumlren wie diese Spiele gehenVerfasse diesen Brief in dem du den Ablauf der Bundesjugendspiele genau beschreibst Gehe dabei grundsaumltzlich nur auf die drei Disziplinen Wurf Sprung und Sprint ein und lasse den 800-Meter-Lauf unberuumlcksichtigt Greife bei Bedarf auf das beigefuumlgte Material zuruumlck

c) Erzaumlhlen

Deine englischer Brieffreund-in hat dir in seinemihrem letzten Brief begeistert vom Sieg seinerihrer Klasse bei einem groszligen Schulturnier erzaumlhlt und in diesem Zusammen-hang nachgefragt ob an eurer Schule auch hin und wieder besondere Sportaktivitaumlten stattfindenSchreibe ihmihr nun einen Brief in dem du von den Bundesjugendspielen und wie du sie erlebt hast erzaumlhlst Hebe dabei zwei bis drei Elemente besonders hervor

d) Erzaumlhlen

Verfasse fuumlr das Geschichtenbuch unserer Klasse eine Houmlhepunkterzaumlhlung zu dem The-ma bdquoTrotz ungluumlcklichen Starts beim Sprint als Erste(r) ins Ziel gekommenldquo

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

18 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Material 1Bundesjugendspiele - Stadionplan mit Wettkampfstaumltten

18

Material 1

Bundesjugendspiele - Stadionplan mit Wettkampfstaumltten

Material 2

Bundesjugendspiele ndash Zeitplan fuumlr die Klasse 5a

Uhrzeit Maumldchen Jungen

820-835 Sprint 1

835-850 Weit 3

850-905 Weit 2

905-920 Ball 3

920-935 Ball 1

935-1025 Sprint 2

Link weiterfuumlhrende Hinweise zur Aufgabe bdquoBundesjugendspieleldquo fuumlr Lehrkraumlfteldquo

Material 2Bundesjugendspiele ndash Zeitplan fuumlr die Klasse 5a

Uhrzeit Maumldchen Jungen

820ndash835 Uhr Sprint 1

835ndash850 Uhr Weit 3

850ndash905 Uhr Weit 2

905ndash920 Uhr Ball 3

920ndash935 Uhr Ball 1

935ndash1025 Uhr Sprint 2

Weiterfuumlhrende Hinweise fuumlr Lehrkraumlfte zur Aufgabe bdquoBundesjugendspieleldquo finden Sie im Lehrplaninformationssystem (LehrplanPLUS Deutsch Gymnasium Jgst 5)

4 Schritte der Entwicklung von Leistungsaufgaben

19Kompetenzorientierte LeistungsaufgabenKompetenzorientierte Leistungsaufgaben

4 Schritte der Entwicklung von Leistungsaufgaben

Ergebnisse kompetenzorientierten Unterrichts muumlssen mit entsprechenden Aufgaben d h mit kompetenzorientierten Leistungsaufgaben erhoben werden Sie beruumlcksichtigen die im Lehrplan beschriebenen Kompetenzen und Inhalte Die Gestaltung von Aufgaben und Leis-tungserhebungen wird davon bestimmt welche Kompetenzen und Inhalte gepruumlft werden sollen

Wesentliche Schritte bei der Erstellung kompetenzorientierter Leistungsaufgaben sollten sein

bull Festlegen der Kompetenzerwartungen und Inhalte die bei einer Leistungserhebung ab-gedeckt werden sollen eine entsprechende Matrix die die Kompetenzerwartungen mit Inhalten kombiniert kann hier sehr hilfreich sein

bull Auswahl geeigneter Operatoren fuumlr Leistungsaufgaben die den Kompetenzerwartun-gen entsprechen

bull Ableitung und Festlegung von Leistungsmerkmalen anhand derer die Auspraumlgung einer Kompetenz beobachtet werden kann

bull Uumlberpruumlfen des Erreichens von Kompetenzerwartungen je nach Komplexitaumlt auch mit mehreren (Teil-)Aufgaben

bull Beruumlcksichtigung des zu erwartenden Leistungsstandes der gesamten Lerngruppe im Hinblick auf das Fortschreiten im LehrplanPLUS

bull Festlegen des Formats der Leistungserhebung schriftlich muumlndlich praktisch oder Mischform

bull Festlegen des Formats der Aufgaben (geschlossene oder offene Aufgaben Aufgaben mit einer Auswahl von Antworten Kurzantworten Texterstellung etc)

bull Erstellen von Bewertungskriterien fuumlr jede Aufgabe die ndash auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller ndash transparent und nachvollziehbar sind

Kasten 5 Funktionen von Bewertungskriterien

Bewertungskriterien helfen hellip

bull erwartete Leistungen auf der Basis von Leistungsmerkmalen zu beschreiben

bull Faumlhigkeitsniveaus und Abstufungen von Leistung darzustellen

bull Leistungen paumldagogisch-diagnostisch einzuordnen

bull transparente Ruumlckmeldungen an die Schuumllerinnen und Schuumller bereitzustellen und

bull Qualitaumltsstandards bei der Bewertung einzuhalten

Wesentlich bei der Erstellung von kompetenzorientierten Aufgaben ist die hier dargestellte Ableitung von Leistungsaufgaben aus den Kompetenzerwartungen und Inhalten des Lehr-planPLUS Kompetenzorientierte Aufgaben koumlnnen nicht unmittelbar aus den Lehrplaumlnen entnommen werden Ihre Erstellung erfordert das planvolle und zweckgerichtete Vorgehen der Lehrkraft mit engem Bezug zum vorhergehenden Unterricht

Literaturverzeichnis

20 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Literaturverzeichnis

Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst (2014) Lehr-planPLUS Grundschule Lehrplan fuumlr die bayerische Grundschule Bildungs- und Erzie-hungsauftrag der Grundschule Verfuumlgbar unter httpwwwlehrplanplusbayerndebildungs-und-erziehungsauftraggrundschule [23072019]

Hascher T (2005) Emotionen im Schulalltag Wirkungen und Regulationsformen Zeitschrift fuumlr Paumldagogik 51 (5) 610ndash625

ISB (2017) Leistungserhebung Leistungsdokumentation und Leistungsbewertung im kompe-tenzorientierten Unterricht der Mittelschule Muumlnchen ISB Verfuumlgbar unter httpwwwisbbayerndedownload19759hr_leistung__mittelschule_internetpdf [23072019]

ISB (2017) Kompetenzorientierter Unterricht Leistungen beobachten ndash erheben ndash bewerten (Grundschule) Muumlnchen ISB Verfuumlgbar unter httpswwwisbbayerndedownload 19518leistung_grundschule_internetpdf [23072019]

ISB (2015) LehrplanPLUS ndash konkret Verfuumlgbar unter httpswwwisbbayerndedown-load15913isb_lehrplanplus_handreichungpdf [23072019]

KMK (2004) Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz Erlaumluterungen zur Konzepti-on und Entwicklung Verfuumlgbar unter httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20042004_12_16-Bildungsstandards-Konzeption-Entwicklungpdf [23072019]

KMK (1973) Beschluss der Kultusministerkonferenz Zur Stellung des Schuumllers in der Schule Verfuumlgbar unter httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse1973 1973_05_25_Stellung_Schuelerpdf [23072019]

Klieme E Avenarius H Blum W Doumlbrich P Gruber H Prenzel M Reiss K Riquarts K Rost J Tenorth H-E amp Vollmerck H (2009) Zur Entwicklung nationaler Bildungs-standards Eine Expertise Berlin Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung Ver-fuumlgbar unter httpedudocchrecord33468filesdevelop_standards_nat_form_dpdf [23072019]

Lankes E M (2012) Kompetent durch Aufgaben Die Rolle von Lernaufgaben bei der Ent-wicklung von Kompetenzen Schulverwaltung Bayern 7ndash8 22ndash24

Meyer L Seidel T amp Prenzel M (2006) Wenn Lernsituationen zu Leistungssituationen wer-den Untersuchung zur Fehlerkultur in einer Videostudie Schweizerische Zeitschrift fuumlr Bildungswissenschaften 28 (1) 21ndash41

Seel N M amp Hanke U (2015) Erziehungswissenschaft Lehrbuch fuumlr Bachelor Master- und Lehramtsstudierende Berlin Heidelberg Springer

Soderstrom N C amp Bjork R A (2015) Learning Versus Performance An Integrative Review Perspectives on Psychological Science Vol 10(2) 176ndash199

Weinert F E (2001) Vergleichende Leistungsmessung in Schulen ndash Eine umstrittene Selbst-verstaumlndlichkeit In F E Weinert (Hrsg) Leistungsmessungen in Schulen (S17ndash31) Weinheim Beltz

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Hinweis Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bayerischen Staatsregierung herausgegeben Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerbern oder Wahl helfern im Zeitraum von fuumlnf Monaten vor einer Wahl zum Zwecke der Wahlwerbung verw endet werden Dies gilt fuumlr Landtags- Bundestags- Kommunal- und Europawahlen Missbraumluchlich ist waumlhrend dieser Zeit insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen an Informa tionsstaumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken

und Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Staatsr egierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte Den Parteien ist es gestattet die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden

BAYERN I DIREKT ist Ihr direkter Draht zur Bayerischen Staats re gierung Unter Telefon 0 89 12 22 20 oder per E-Mail unter direktbayernde erhalten Sie Informa tionsmaterial und Broschuumlren Auskunft zu aktuellen Themen und Inter net quellen sowie Hinweise zu Behoumlrden zustaumlndigen Stellen und Ansprech partnern bei der Bayerischen Staats regierung

HerausgeberBayerisches Staatsministerium fuumlr Unterricht und Kultus Ref Oumlffentlichkeitsarbeit Salvatorstraszlige 2 80333 Muumlnchen

Dieser Leitfaden wurde im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Unterricht und Kultus vom Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung erarbeitet

RedaktionAlexandra EberhardtDr Gabriele LoiblFranziska LugertMagnus OrtingerUlrike PykaDr Bernd Schaal (Leitung)Corina Sperr-BaumgaumlrtnerAndreas StreinzDr Ursula Weier(alle ISB)

AnschriftStaatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungGrundsatzabteilungSchellingstraszlige 15580797 MuumlnchenTel 089 2170-2238Fax 089 2170-2205E-Mail kontaktisbbayerndeInternet wwwisbbayernde

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3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

13Kompetenzorientierte LeistungsaufgabenKompetenzorientierte Leistungsaufgaben

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

In den folgenden Abschnitten wird hergeleitet welche Funktionen kompetenzorientierte Leistungsaufgaben haben wie ihre Schwierigkeit variiert werden kann und welche Merkma-le kompetenzorientierte Leistungsaufgaben im Einzelnen besitzen Dazu wird zunaumlchst zwi-schen Lernsituationen und Leistungssituationen unterschieden Auf ausfuumlhrliche Erlaumluterun-gen zu kompetenzorientierten Lernaufgaben wird an dieser Stelle verzichtet Solche finden sich in den entsprechenden Handreichungen und Leitfaumlden der verschiedenen Schularten

31 Unterscheidung von Lernsituationen und Leistungssituationen

Lernsituationen und Leistungssituationen haben unterschiedlichen Charakter und besitzen unterschiedliche Funktionen Sie werden einander in Tabelle 5 gegenuumlbergestellt

Tabelle 5 Gegenuumlberstellung Lernsituationen ndash Leistungssituationen

In Lernsituationen hellip In Leistungssituationen hellip

bull steht der Kompetenzerwerb im Mittel-punkt

bull duumlrfen Fehler gemacht werden Fehler koumlnnen als Lerngelegenheiten dienen und produktiven Charakter besitzen sowie die Lernmotivation steigern

bull sollen Loumlsungswege und Herange-hensweisen ausprobiert und reflektiert werden Der Prozess des Problemloumlsens steht im Vordergrund

bull sollte ein Klima vorherrschen das Schuumllerinnen und Schuumllern erlaubt mit Neugierde und Interesse neue Sachverhalte zu erschlieszligen und neue Informationen in vorhandene Wissens-strukturen zu integrieren

bull sollten Aufgaben eingesetzt werden die einen hohen Aufforderungscharak-ter besitzen

bull koumlnnen individuell differenzierte Auf-gaben angeboten werden

bull steht das Ergebnis des Kompetenzer-werbs und eine bestmoumlgliche Leistung im Fokus

bull stellen Fehler eine Abweichung der er-brachten Leistung von der gewuumlnsch-ten angezielten Leistung dar In Leistungssituationen sind Fehler nicht produktiv sondern werden vermieden

bull steht das erzielte Resultat im Zent-rum Das Problemloumlsen soll zu einem adaumlquaten Ergebnis fuumlhren

bull spielen Leistungserwartungen und das subjektiv empfundene Erleben der eigenen Leistungsfaumlhigkeit eine Rolle

bull werden Leistungen in der Regel auf Grund aumluszligerer Anlaumlsse anhand von Aufgaben mit eindeutig festgelegten Zielsetzungen erbracht

bull werden keine individuell leistungsdiffe-renzierte Aufgaben gestellt

Die Vermischung von Lern- und Leistungssituationen kann negative Auswirkungen auf Lern-ergebnisse sowie emotionale und motivationale Aspekte des Lernens haben Eine Vielzahl von Studien zeigt dass langfristig guumlnstigere Lernergebnisse erreicht werden koumlnnen wenn

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

14 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Lernsituationen und Leistungssituationen voneinander getrennt und Lernsituationen gezielt als solche gestaltet werden (Hascher 2005 Meyer Seidel amp Prenzel 2006 Soderstrom amp Bjork 2015) Leistungssituationen muumlssen als solche ausgewiesen werden Schuumllerinnen und Schuumllern muss bewusst sein wann von ihnen welche Leistungen erwartet und wie diese bewertet werden

Lern- und Leistungssituationen stellen an das paumldagogische und didaktische Vorgehen un-terschiedliche Anforderungen Darunter faumlllt auch die Gestaltung entsprechender Aufgaben fuumlr Lern- und Leistungssituationen Die Unterscheidung von Lern- und Leistungsaufgaben ist somit fuumlr den Unterricht von groszliger Bedeutung (Lankes 2012 ISB 2009)

32 Begriffsklaumlrung bdquoLernaufgabenldquo und bdquoLeistungsaufgabenldquo

bull Lernaufgaben dienen dazu Lernprozesse anzustoszligen Welche Lernaufgaben fuumlr welche Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden muumlssen Lehrkraumlfte vor dem Hintergrund des individuellen Lernstands und des Lernverhaltens der jeweiligen Schuumllerinnen und Schuumller reflektieren Diese Reflexion dient der Gestaltung und Verbesserung des Lern-prozesses

bull Leistungsaufgaben werden in erster Linie in klar definierten Leistungs- und Pruumlfungssi-tuationen eingesetzt Ihre Funktion besteht darin die Ergebnisse von Lernprozessen in Bezug auf angestrebte Kompetenzerwartungen sichtbar zu machen

33 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben (z B im Rahmen von Schulaufgaben oder muumlnd-lichen Pruumlfungen) muumlssen und koumlnnen nicht dieselben messtheoretischen Anforderungen erfuumlllen wie Testaufgaben wie sie beispielsweise in Vergleichsarbeiten (VERA) eingesetzt wer-den Aus diesem Grund ist es nicht sinnvoll Aufgaben die der Leistungserhebung im kom-petenzorientierten Unterricht dienen als bdquoTestaufgabenldquo zu bezeichnen Die Bezeichnung bdquokompetenzorientierte Leistungsaufgabenldquo ist passender

Jedoch muumlssen sich kompetenzorientierte Leistungsaufgaben daran orientieren Kompeten-zen in angemessenem Maszlige inhaltlich richtig zuverlaumlssig und nachvollziehbar zu erfassen2 Gleichzeitig muss der Aufwand fuumlr die Vorbereitung Durchfuumlhrung und Korrektur in einem vertretbaren Rahmen liegen Leistungsaufgaben sind auf Kriterien bezogen Diese Kriterien sind die jeweiligen im LehrplanPLUS definierten bdquoKompetenzerwartungen und Inhalteldquo sowie die daraus abgeleiteten Leistungsmerkmale (vgl Abschnitt 24)

2 Unabhaumlngig davon sind bei der Erstellung von Leistungserhebungen die Vorgaben und Regelungen des Bayerischen Gesetzes uumlber das Erziehungs- und Unterrichtswesen (BayEUG) der Schulordnung fuumlr schulartuumlbergreifende Regelungen an Schulen in Bayern (Bayerische Schulordnung ndash BaySchO) sowie der Schulordnungen der jeweiligen Schulart in Bayern einzuhalten

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

15Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Funktionen von kompetenzorientierten Leistungsaufgaben

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

bull dienen der kriterienorientierten Leistungsbewertung (verbale Beschreibung undoder Zif-fernnote)

bull geben der Schuumllerin oder dem Schuumller ein Feedback uumlber den individuellen Stand im Lernprozess Sie zeigen uumlber welche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sieer bereits verfuumlgt und geben Hinweise fuumlr weitere individuelle Schritte im Kompetenzerwerb

bull geben dem Lehrenden ein Feedback uumlber die Lernergebnisse der Schuumllerinnen und Schuuml-ler und sind somit Grundlage fuumlr die Gestaltung individueller Foumlrderung im Unterricht

Kasten 3 Realisierung der Kompetenzorientierung in Leistungserhebungen

Eine Leistungserhebung ist dann kompetenzorientiert wenn sie eine kriterienorientierte Leistungseinschaumltzung und -bewertung im Hinblick auf die im jeweiligen Lehrplan be-schriebenen Kompetenzerwartungen und Inhalte erlaubt Die Frage ob bei kompetenzo-rientierten Leistungserhebungen saumlmtliche Einzelaufgaben Teilaufgaben und Leistungs-merkmale bdquokompetenzorientiertldquo sein muumlssen oder nicht ist von diesem Standpunkt aus zu beantworten Leistungserhebungen muumlssen als Ganzes kompetenzorientiert sein Das bedeutet dass kompetenzorientierte Leistungserhebungen auch Aufgaben enthal-ten koumlnnen die beispielsweise staumlrker das Wiedergeben von Wissen ins Zentrum ruumlcken Kompetenzorientierten Aufgaben sollte jedoch sofern die Wahlmoumlglichkeit besteht stets der Vorzug gegeben werden

Variation der Aufgabenschwierigkeit

Folgende generelle Merkmale bestimmen die Schwierigkeit von Aufgaben (vgl Lankes 2012)

bull Komplexitaumlt der Aufgabe bzw der Loumlsung

bull Komplexitaumlt der zu verarbeitenden Information und

bull Umfang der Sprachproduktion bei der Loumlsung von Aufgaben

Uumlber diese generellen schwierigkeitsbestimmenden Aufgabenmerkmale hinaus bieten die kompetenzorientierten Lehrplaumlne vielfaumlltige Moumlglichkeiten schwierigkeitsbestimmende Merkmale von kompetenzorientierten Aufgaben zu variieren Dies kann geschehen durch

bull die Auswahl von Kompetenzerwartungen und Inhalten sowie

bull unterschiedliches Kombinieren von Kompetenzerwartungen und Inhalten

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

16 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Merkmale kompetenzorientierter Leistungsaufgaben

Damit sich eine Leistungsaufgabe als bdquokompetenzorientierte Leistungsaufgabeldquo qualifiziert muss sie die im Folgenden genannten Merkmale aufweisen Kompetenzorientierte Leistungs-aufgaben

bull erfassen erworbene Kompetenzen anhand ausgewaumlhlter Inhalte

bull erfassen beobachtbare Leistungen und beobachtbares Verhalten

bull knuumlpfen an den Unterricht und die Kompetenzerwartungen des jeweiligen Lehrplans an

bull sind jeweils auf einen bestimmten Lernstand (im Verlauf des Schuljahres) ausgerichtet

bull koumlnnen in unterschiedlichsten Formen von Leistungserhebungen eingesetzt werden (schriftliche oder muumlndliche Aufgaben praktische Leistungsaufgaben oder Mischfor-men)

bull erlauben die Bewertung von Leistung anhand klarer nachvollziehbarer systematischer und fuumlr die Schuumllerinnen und Schuumller transparenter Kriterien und

bull erlauben die Einordnung von Lernergebnissen im Hinblick auf die Erreichung der Kom-petenzerwartungen des Lehrplans

Daruumlber hinaus sollten kompetenzorientierte Leistungsaufgaben folgende Eigenschaften ha-ben Sie sollten hellip

bull einen Lebenswelt- und Anwendungsbezug aufweisen

bull unterschiedliche Loumlsungswege und Herangehensweisen erlauben und

bull einen Transfer auf andere Problemstellungen ermoumlglichen

Unabhaumlngig davon ob Leistungserhebungen aus vielen einzelnen (Teil-)Aufgaben oder ledig-lich einer einzigen Aufgabe bestehen muumlssen sie im Sinne der Anforderungsbereiche I-III der Bildungsstandards das gesamte zu erwartende Leistungsspektrum abbilden

Kasten 4 Operatoren und Anforderungsbereiche

Die Bildungsstandards der KMK unterscheiden drei Anforderungsbereiche Die Bildungs-standards im Fach Mathematik fuumlr den Primarbereich benennen zum Beispiel folgende Anforderungsbereiche bdquoReproduzierenldquo (AB I) bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo (AB II) bdquoVerallgemeinern und Reflektierenldquo (AB III) Diese lassen sich nicht scharf voneinander abgrenzen Sie stellen einen auf praktischer Erfahrung beruhenden Orientierungsrahmen dar in dem sich Leistungen von Schuumllerinnen und Schuumllern bewegen Operatoren be-schreiben in Leistungsaufgaben Taumltigkeiten beim Bearbeiten dieser Aufgaben Sie lassen sich einem oder mehreren Anforderungsbereichen zuordnen In Leistungserhebungen sollten alle Anforderungsbereiche in einem ausgewogenen Verhaumlltnis beruumlcksichtigt wer-den

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

17Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Beispiel fuumlr eine kompetenzorientierte Leistungsaufgabe

Diese Aufgabe aus dem Fach Deutsch am Gymnasium stellt eine moumlgliche Form der kompe-tenzorientierten Leistungsaufgabe dar

Bundesjugendspiele

Am vergangenen Dienstag fanden an unserer Schule die alljaumlhrlichen Bundesjugendspie-le in Leichtathletik statt an denen alle Schuumllerinnen und Schuumller teilgenommen habenBearbeite zu diesem Rahmenthema eine der folgenden Aufgaben

a) Berichten

Zu besonderen schulischen Ereignissen erscheinen regelmaumlszligig Berichte auf der Schul-homepage unseres Gymnasiums um die gesamte Schulfamilie daruumlber zu informieren Der bdquoWebmasterldquo unserer Schule wuumlnscht sich eine Artikellaumlnge von ca 250 WoumlrternVerfasse einen solchen Bericht uumlber die Bundesjugendspiele der letzten Woche und er-laumlutere am Schluss knapp wieso du diese fuumlr eine aumluszligerst gelungene Sache haumlltst Gehe dabei grundsaumltzlich nur auf die drei Disziplinen Wurf Sprung und Sprint ein und lasse den 800-Meter-Lauf unberuumlcksichtigt Greife bei Bedarf auf das beigefuumlgte Material zu-ruumlck

b) Beschreiben

In einem eurer letzten Briefe an Ukesh das Patenkind eurer Klasse aus Nepal habt ihr eure Vorfreude auf die Bundesjugendspiele erwaumlhnt Nun fragt Ukesh nach und bittet darum ihm zu erklaumlren wie diese Spiele gehenVerfasse diesen Brief in dem du den Ablauf der Bundesjugendspiele genau beschreibst Gehe dabei grundsaumltzlich nur auf die drei Disziplinen Wurf Sprung und Sprint ein und lasse den 800-Meter-Lauf unberuumlcksichtigt Greife bei Bedarf auf das beigefuumlgte Material zuruumlck

c) Erzaumlhlen

Deine englischer Brieffreund-in hat dir in seinemihrem letzten Brief begeistert vom Sieg seinerihrer Klasse bei einem groszligen Schulturnier erzaumlhlt und in diesem Zusammen-hang nachgefragt ob an eurer Schule auch hin und wieder besondere Sportaktivitaumlten stattfindenSchreibe ihmihr nun einen Brief in dem du von den Bundesjugendspielen und wie du sie erlebt hast erzaumlhlst Hebe dabei zwei bis drei Elemente besonders hervor

d) Erzaumlhlen

Verfasse fuumlr das Geschichtenbuch unserer Klasse eine Houmlhepunkterzaumlhlung zu dem The-ma bdquoTrotz ungluumlcklichen Starts beim Sprint als Erste(r) ins Ziel gekommenldquo

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

18 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Material 1Bundesjugendspiele - Stadionplan mit Wettkampfstaumltten

18

Material 1

Bundesjugendspiele - Stadionplan mit Wettkampfstaumltten

Material 2

Bundesjugendspiele ndash Zeitplan fuumlr die Klasse 5a

Uhrzeit Maumldchen Jungen

820-835 Sprint 1

835-850 Weit 3

850-905 Weit 2

905-920 Ball 3

920-935 Ball 1

935-1025 Sprint 2

Link weiterfuumlhrende Hinweise zur Aufgabe bdquoBundesjugendspieleldquo fuumlr Lehrkraumlfteldquo

Material 2Bundesjugendspiele ndash Zeitplan fuumlr die Klasse 5a

Uhrzeit Maumldchen Jungen

820ndash835 Uhr Sprint 1

835ndash850 Uhr Weit 3

850ndash905 Uhr Weit 2

905ndash920 Uhr Ball 3

920ndash935 Uhr Ball 1

935ndash1025 Uhr Sprint 2

Weiterfuumlhrende Hinweise fuumlr Lehrkraumlfte zur Aufgabe bdquoBundesjugendspieleldquo finden Sie im Lehrplaninformationssystem (LehrplanPLUS Deutsch Gymnasium Jgst 5)

4 Schritte der Entwicklung von Leistungsaufgaben

19Kompetenzorientierte LeistungsaufgabenKompetenzorientierte Leistungsaufgaben

4 Schritte der Entwicklung von Leistungsaufgaben

Ergebnisse kompetenzorientierten Unterrichts muumlssen mit entsprechenden Aufgaben d h mit kompetenzorientierten Leistungsaufgaben erhoben werden Sie beruumlcksichtigen die im Lehrplan beschriebenen Kompetenzen und Inhalte Die Gestaltung von Aufgaben und Leis-tungserhebungen wird davon bestimmt welche Kompetenzen und Inhalte gepruumlft werden sollen

Wesentliche Schritte bei der Erstellung kompetenzorientierter Leistungsaufgaben sollten sein

bull Festlegen der Kompetenzerwartungen und Inhalte die bei einer Leistungserhebung ab-gedeckt werden sollen eine entsprechende Matrix die die Kompetenzerwartungen mit Inhalten kombiniert kann hier sehr hilfreich sein

bull Auswahl geeigneter Operatoren fuumlr Leistungsaufgaben die den Kompetenzerwartun-gen entsprechen

bull Ableitung und Festlegung von Leistungsmerkmalen anhand derer die Auspraumlgung einer Kompetenz beobachtet werden kann

bull Uumlberpruumlfen des Erreichens von Kompetenzerwartungen je nach Komplexitaumlt auch mit mehreren (Teil-)Aufgaben

bull Beruumlcksichtigung des zu erwartenden Leistungsstandes der gesamten Lerngruppe im Hinblick auf das Fortschreiten im LehrplanPLUS

bull Festlegen des Formats der Leistungserhebung schriftlich muumlndlich praktisch oder Mischform

bull Festlegen des Formats der Aufgaben (geschlossene oder offene Aufgaben Aufgaben mit einer Auswahl von Antworten Kurzantworten Texterstellung etc)

bull Erstellen von Bewertungskriterien fuumlr jede Aufgabe die ndash auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller ndash transparent und nachvollziehbar sind

Kasten 5 Funktionen von Bewertungskriterien

Bewertungskriterien helfen hellip

bull erwartete Leistungen auf der Basis von Leistungsmerkmalen zu beschreiben

bull Faumlhigkeitsniveaus und Abstufungen von Leistung darzustellen

bull Leistungen paumldagogisch-diagnostisch einzuordnen

bull transparente Ruumlckmeldungen an die Schuumllerinnen und Schuumller bereitzustellen und

bull Qualitaumltsstandards bei der Bewertung einzuhalten

Wesentlich bei der Erstellung von kompetenzorientierten Aufgaben ist die hier dargestellte Ableitung von Leistungsaufgaben aus den Kompetenzerwartungen und Inhalten des Lehr-planPLUS Kompetenzorientierte Aufgaben koumlnnen nicht unmittelbar aus den Lehrplaumlnen entnommen werden Ihre Erstellung erfordert das planvolle und zweckgerichtete Vorgehen der Lehrkraft mit engem Bezug zum vorhergehenden Unterricht

Literaturverzeichnis

20 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Literaturverzeichnis

Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst (2014) Lehr-planPLUS Grundschule Lehrplan fuumlr die bayerische Grundschule Bildungs- und Erzie-hungsauftrag der Grundschule Verfuumlgbar unter httpwwwlehrplanplusbayerndebildungs-und-erziehungsauftraggrundschule [23072019]

Hascher T (2005) Emotionen im Schulalltag Wirkungen und Regulationsformen Zeitschrift fuumlr Paumldagogik 51 (5) 610ndash625

ISB (2017) Leistungserhebung Leistungsdokumentation und Leistungsbewertung im kompe-tenzorientierten Unterricht der Mittelschule Muumlnchen ISB Verfuumlgbar unter httpwwwisbbayerndedownload19759hr_leistung__mittelschule_internetpdf [23072019]

ISB (2017) Kompetenzorientierter Unterricht Leistungen beobachten ndash erheben ndash bewerten (Grundschule) Muumlnchen ISB Verfuumlgbar unter httpswwwisbbayerndedownload 19518leistung_grundschule_internetpdf [23072019]

ISB (2015) LehrplanPLUS ndash konkret Verfuumlgbar unter httpswwwisbbayerndedown-load15913isb_lehrplanplus_handreichungpdf [23072019]

KMK (2004) Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz Erlaumluterungen zur Konzepti-on und Entwicklung Verfuumlgbar unter httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20042004_12_16-Bildungsstandards-Konzeption-Entwicklungpdf [23072019]

KMK (1973) Beschluss der Kultusministerkonferenz Zur Stellung des Schuumllers in der Schule Verfuumlgbar unter httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse1973 1973_05_25_Stellung_Schuelerpdf [23072019]

Klieme E Avenarius H Blum W Doumlbrich P Gruber H Prenzel M Reiss K Riquarts K Rost J Tenorth H-E amp Vollmerck H (2009) Zur Entwicklung nationaler Bildungs-standards Eine Expertise Berlin Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung Ver-fuumlgbar unter httpedudocchrecord33468filesdevelop_standards_nat_form_dpdf [23072019]

Lankes E M (2012) Kompetent durch Aufgaben Die Rolle von Lernaufgaben bei der Ent-wicklung von Kompetenzen Schulverwaltung Bayern 7ndash8 22ndash24

Meyer L Seidel T amp Prenzel M (2006) Wenn Lernsituationen zu Leistungssituationen wer-den Untersuchung zur Fehlerkultur in einer Videostudie Schweizerische Zeitschrift fuumlr Bildungswissenschaften 28 (1) 21ndash41

Seel N M amp Hanke U (2015) Erziehungswissenschaft Lehrbuch fuumlr Bachelor Master- und Lehramtsstudierende Berlin Heidelberg Springer

Soderstrom N C amp Bjork R A (2015) Learning Versus Performance An Integrative Review Perspectives on Psychological Science Vol 10(2) 176ndash199

Weinert F E (2001) Vergleichende Leistungsmessung in Schulen ndash Eine umstrittene Selbst-verstaumlndlichkeit In F E Weinert (Hrsg) Leistungsmessungen in Schulen (S17ndash31) Weinheim Beltz

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

ensp wwwlehrplanplusbayernde

Weitere Informationen

---

-

Hinweis Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bayerischen Staatsregierung herausgegeben Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerbern oder Wahl helfern im Zeitraum von fuumlnf Monaten vor einer Wahl zum Zwecke der Wahlwerbung verw endet werden Dies gilt fuumlr Landtags- Bundestags- Kommunal- und Europawahlen Missbraumluchlich ist waumlhrend dieser Zeit insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen an Informa tionsstaumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken

und Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Staatsr egierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte Den Parteien ist es gestattet die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden

BAYERN I DIREKT ist Ihr direkter Draht zur Bayerischen Staats re gierung Unter Telefon 0 89 12 22 20 oder per E-Mail unter direktbayernde erhalten Sie Informa tionsmaterial und Broschuumlren Auskunft zu aktuellen Themen und Inter net quellen sowie Hinweise zu Behoumlrden zustaumlndigen Stellen und Ansprech partnern bei der Bayerischen Staats regierung

HerausgeberBayerisches Staatsministerium fuumlr Unterricht und Kultus Ref Oumlffentlichkeitsarbeit Salvatorstraszlige 2 80333 Muumlnchen

Dieser Leitfaden wurde im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Unterricht und Kultus vom Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung erarbeitet

RedaktionAlexandra EberhardtDr Gabriele LoiblFranziska LugertMagnus OrtingerUlrike PykaDr Bernd Schaal (Leitung)Corina Sperr-BaumgaumlrtnerAndreas StreinzDr Ursula Weier(alle ISB)

AnschriftStaatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungGrundsatzabteilungSchellingstraszlige 15580797 MuumlnchenTel 089 2170-2238Fax 089 2170-2205E-Mail kontaktisbbayerndeInternet wwwisbbayernde

GestaltungPrePress-Salumaecom Kaisheim

DruckAppel amp Klinger Druck und Medien GmbH Schneckenlohe

StandOktober 2019

Page 15: Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben - Bayern...2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung 4 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben 2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

14 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Lernsituationen und Leistungssituationen voneinander getrennt und Lernsituationen gezielt als solche gestaltet werden (Hascher 2005 Meyer Seidel amp Prenzel 2006 Soderstrom amp Bjork 2015) Leistungssituationen muumlssen als solche ausgewiesen werden Schuumllerinnen und Schuumllern muss bewusst sein wann von ihnen welche Leistungen erwartet und wie diese bewertet werden

Lern- und Leistungssituationen stellen an das paumldagogische und didaktische Vorgehen un-terschiedliche Anforderungen Darunter faumlllt auch die Gestaltung entsprechender Aufgaben fuumlr Lern- und Leistungssituationen Die Unterscheidung von Lern- und Leistungsaufgaben ist somit fuumlr den Unterricht von groszliger Bedeutung (Lankes 2012 ISB 2009)

32 Begriffsklaumlrung bdquoLernaufgabenldquo und bdquoLeistungsaufgabenldquo

bull Lernaufgaben dienen dazu Lernprozesse anzustoszligen Welche Lernaufgaben fuumlr welche Schuumllerinnen und Schuumller eingesetzt werden muumlssen Lehrkraumlfte vor dem Hintergrund des individuellen Lernstands und des Lernverhaltens der jeweiligen Schuumllerinnen und Schuumller reflektieren Diese Reflexion dient der Gestaltung und Verbesserung des Lern-prozesses

bull Leistungsaufgaben werden in erster Linie in klar definierten Leistungs- und Pruumlfungssi-tuationen eingesetzt Ihre Funktion besteht darin die Ergebnisse von Lernprozessen in Bezug auf angestrebte Kompetenzerwartungen sichtbar zu machen

33 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben (z B im Rahmen von Schulaufgaben oder muumlnd-lichen Pruumlfungen) muumlssen und koumlnnen nicht dieselben messtheoretischen Anforderungen erfuumlllen wie Testaufgaben wie sie beispielsweise in Vergleichsarbeiten (VERA) eingesetzt wer-den Aus diesem Grund ist es nicht sinnvoll Aufgaben die der Leistungserhebung im kom-petenzorientierten Unterricht dienen als bdquoTestaufgabenldquo zu bezeichnen Die Bezeichnung bdquokompetenzorientierte Leistungsaufgabenldquo ist passender

Jedoch muumlssen sich kompetenzorientierte Leistungsaufgaben daran orientieren Kompeten-zen in angemessenem Maszlige inhaltlich richtig zuverlaumlssig und nachvollziehbar zu erfassen2 Gleichzeitig muss der Aufwand fuumlr die Vorbereitung Durchfuumlhrung und Korrektur in einem vertretbaren Rahmen liegen Leistungsaufgaben sind auf Kriterien bezogen Diese Kriterien sind die jeweiligen im LehrplanPLUS definierten bdquoKompetenzerwartungen und Inhalteldquo sowie die daraus abgeleiteten Leistungsmerkmale (vgl Abschnitt 24)

2 Unabhaumlngig davon sind bei der Erstellung von Leistungserhebungen die Vorgaben und Regelungen des Bayerischen Gesetzes uumlber das Erziehungs- und Unterrichtswesen (BayEUG) der Schulordnung fuumlr schulartuumlbergreifende Regelungen an Schulen in Bayern (Bayerische Schulordnung ndash BaySchO) sowie der Schulordnungen der jeweiligen Schulart in Bayern einzuhalten

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

15Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Funktionen von kompetenzorientierten Leistungsaufgaben

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

bull dienen der kriterienorientierten Leistungsbewertung (verbale Beschreibung undoder Zif-fernnote)

bull geben der Schuumllerin oder dem Schuumller ein Feedback uumlber den individuellen Stand im Lernprozess Sie zeigen uumlber welche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sieer bereits verfuumlgt und geben Hinweise fuumlr weitere individuelle Schritte im Kompetenzerwerb

bull geben dem Lehrenden ein Feedback uumlber die Lernergebnisse der Schuumllerinnen und Schuuml-ler und sind somit Grundlage fuumlr die Gestaltung individueller Foumlrderung im Unterricht

Kasten 3 Realisierung der Kompetenzorientierung in Leistungserhebungen

Eine Leistungserhebung ist dann kompetenzorientiert wenn sie eine kriterienorientierte Leistungseinschaumltzung und -bewertung im Hinblick auf die im jeweiligen Lehrplan be-schriebenen Kompetenzerwartungen und Inhalte erlaubt Die Frage ob bei kompetenzo-rientierten Leistungserhebungen saumlmtliche Einzelaufgaben Teilaufgaben und Leistungs-merkmale bdquokompetenzorientiertldquo sein muumlssen oder nicht ist von diesem Standpunkt aus zu beantworten Leistungserhebungen muumlssen als Ganzes kompetenzorientiert sein Das bedeutet dass kompetenzorientierte Leistungserhebungen auch Aufgaben enthal-ten koumlnnen die beispielsweise staumlrker das Wiedergeben von Wissen ins Zentrum ruumlcken Kompetenzorientierten Aufgaben sollte jedoch sofern die Wahlmoumlglichkeit besteht stets der Vorzug gegeben werden

Variation der Aufgabenschwierigkeit

Folgende generelle Merkmale bestimmen die Schwierigkeit von Aufgaben (vgl Lankes 2012)

bull Komplexitaumlt der Aufgabe bzw der Loumlsung

bull Komplexitaumlt der zu verarbeitenden Information und

bull Umfang der Sprachproduktion bei der Loumlsung von Aufgaben

Uumlber diese generellen schwierigkeitsbestimmenden Aufgabenmerkmale hinaus bieten die kompetenzorientierten Lehrplaumlne vielfaumlltige Moumlglichkeiten schwierigkeitsbestimmende Merkmale von kompetenzorientierten Aufgaben zu variieren Dies kann geschehen durch

bull die Auswahl von Kompetenzerwartungen und Inhalten sowie

bull unterschiedliches Kombinieren von Kompetenzerwartungen und Inhalten

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

16 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Merkmale kompetenzorientierter Leistungsaufgaben

Damit sich eine Leistungsaufgabe als bdquokompetenzorientierte Leistungsaufgabeldquo qualifiziert muss sie die im Folgenden genannten Merkmale aufweisen Kompetenzorientierte Leistungs-aufgaben

bull erfassen erworbene Kompetenzen anhand ausgewaumlhlter Inhalte

bull erfassen beobachtbare Leistungen und beobachtbares Verhalten

bull knuumlpfen an den Unterricht und die Kompetenzerwartungen des jeweiligen Lehrplans an

bull sind jeweils auf einen bestimmten Lernstand (im Verlauf des Schuljahres) ausgerichtet

bull koumlnnen in unterschiedlichsten Formen von Leistungserhebungen eingesetzt werden (schriftliche oder muumlndliche Aufgaben praktische Leistungsaufgaben oder Mischfor-men)

bull erlauben die Bewertung von Leistung anhand klarer nachvollziehbarer systematischer und fuumlr die Schuumllerinnen und Schuumller transparenter Kriterien und

bull erlauben die Einordnung von Lernergebnissen im Hinblick auf die Erreichung der Kom-petenzerwartungen des Lehrplans

Daruumlber hinaus sollten kompetenzorientierte Leistungsaufgaben folgende Eigenschaften ha-ben Sie sollten hellip

bull einen Lebenswelt- und Anwendungsbezug aufweisen

bull unterschiedliche Loumlsungswege und Herangehensweisen erlauben und

bull einen Transfer auf andere Problemstellungen ermoumlglichen

Unabhaumlngig davon ob Leistungserhebungen aus vielen einzelnen (Teil-)Aufgaben oder ledig-lich einer einzigen Aufgabe bestehen muumlssen sie im Sinne der Anforderungsbereiche I-III der Bildungsstandards das gesamte zu erwartende Leistungsspektrum abbilden

Kasten 4 Operatoren und Anforderungsbereiche

Die Bildungsstandards der KMK unterscheiden drei Anforderungsbereiche Die Bildungs-standards im Fach Mathematik fuumlr den Primarbereich benennen zum Beispiel folgende Anforderungsbereiche bdquoReproduzierenldquo (AB I) bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo (AB II) bdquoVerallgemeinern und Reflektierenldquo (AB III) Diese lassen sich nicht scharf voneinander abgrenzen Sie stellen einen auf praktischer Erfahrung beruhenden Orientierungsrahmen dar in dem sich Leistungen von Schuumllerinnen und Schuumllern bewegen Operatoren be-schreiben in Leistungsaufgaben Taumltigkeiten beim Bearbeiten dieser Aufgaben Sie lassen sich einem oder mehreren Anforderungsbereichen zuordnen In Leistungserhebungen sollten alle Anforderungsbereiche in einem ausgewogenen Verhaumlltnis beruumlcksichtigt wer-den

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

17Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Beispiel fuumlr eine kompetenzorientierte Leistungsaufgabe

Diese Aufgabe aus dem Fach Deutsch am Gymnasium stellt eine moumlgliche Form der kompe-tenzorientierten Leistungsaufgabe dar

Bundesjugendspiele

Am vergangenen Dienstag fanden an unserer Schule die alljaumlhrlichen Bundesjugendspie-le in Leichtathletik statt an denen alle Schuumllerinnen und Schuumller teilgenommen habenBearbeite zu diesem Rahmenthema eine der folgenden Aufgaben

a) Berichten

Zu besonderen schulischen Ereignissen erscheinen regelmaumlszligig Berichte auf der Schul-homepage unseres Gymnasiums um die gesamte Schulfamilie daruumlber zu informieren Der bdquoWebmasterldquo unserer Schule wuumlnscht sich eine Artikellaumlnge von ca 250 WoumlrternVerfasse einen solchen Bericht uumlber die Bundesjugendspiele der letzten Woche und er-laumlutere am Schluss knapp wieso du diese fuumlr eine aumluszligerst gelungene Sache haumlltst Gehe dabei grundsaumltzlich nur auf die drei Disziplinen Wurf Sprung und Sprint ein und lasse den 800-Meter-Lauf unberuumlcksichtigt Greife bei Bedarf auf das beigefuumlgte Material zu-ruumlck

b) Beschreiben

In einem eurer letzten Briefe an Ukesh das Patenkind eurer Klasse aus Nepal habt ihr eure Vorfreude auf die Bundesjugendspiele erwaumlhnt Nun fragt Ukesh nach und bittet darum ihm zu erklaumlren wie diese Spiele gehenVerfasse diesen Brief in dem du den Ablauf der Bundesjugendspiele genau beschreibst Gehe dabei grundsaumltzlich nur auf die drei Disziplinen Wurf Sprung und Sprint ein und lasse den 800-Meter-Lauf unberuumlcksichtigt Greife bei Bedarf auf das beigefuumlgte Material zuruumlck

c) Erzaumlhlen

Deine englischer Brieffreund-in hat dir in seinemihrem letzten Brief begeistert vom Sieg seinerihrer Klasse bei einem groszligen Schulturnier erzaumlhlt und in diesem Zusammen-hang nachgefragt ob an eurer Schule auch hin und wieder besondere Sportaktivitaumlten stattfindenSchreibe ihmihr nun einen Brief in dem du von den Bundesjugendspielen und wie du sie erlebt hast erzaumlhlst Hebe dabei zwei bis drei Elemente besonders hervor

d) Erzaumlhlen

Verfasse fuumlr das Geschichtenbuch unserer Klasse eine Houmlhepunkterzaumlhlung zu dem The-ma bdquoTrotz ungluumlcklichen Starts beim Sprint als Erste(r) ins Ziel gekommenldquo

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

18 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Material 1Bundesjugendspiele - Stadionplan mit Wettkampfstaumltten

18

Material 1

Bundesjugendspiele - Stadionplan mit Wettkampfstaumltten

Material 2

Bundesjugendspiele ndash Zeitplan fuumlr die Klasse 5a

Uhrzeit Maumldchen Jungen

820-835 Sprint 1

835-850 Weit 3

850-905 Weit 2

905-920 Ball 3

920-935 Ball 1

935-1025 Sprint 2

Link weiterfuumlhrende Hinweise zur Aufgabe bdquoBundesjugendspieleldquo fuumlr Lehrkraumlfteldquo

Material 2Bundesjugendspiele ndash Zeitplan fuumlr die Klasse 5a

Uhrzeit Maumldchen Jungen

820ndash835 Uhr Sprint 1

835ndash850 Uhr Weit 3

850ndash905 Uhr Weit 2

905ndash920 Uhr Ball 3

920ndash935 Uhr Ball 1

935ndash1025 Uhr Sprint 2

Weiterfuumlhrende Hinweise fuumlr Lehrkraumlfte zur Aufgabe bdquoBundesjugendspieleldquo finden Sie im Lehrplaninformationssystem (LehrplanPLUS Deutsch Gymnasium Jgst 5)

4 Schritte der Entwicklung von Leistungsaufgaben

19Kompetenzorientierte LeistungsaufgabenKompetenzorientierte Leistungsaufgaben

4 Schritte der Entwicklung von Leistungsaufgaben

Ergebnisse kompetenzorientierten Unterrichts muumlssen mit entsprechenden Aufgaben d h mit kompetenzorientierten Leistungsaufgaben erhoben werden Sie beruumlcksichtigen die im Lehrplan beschriebenen Kompetenzen und Inhalte Die Gestaltung von Aufgaben und Leis-tungserhebungen wird davon bestimmt welche Kompetenzen und Inhalte gepruumlft werden sollen

Wesentliche Schritte bei der Erstellung kompetenzorientierter Leistungsaufgaben sollten sein

bull Festlegen der Kompetenzerwartungen und Inhalte die bei einer Leistungserhebung ab-gedeckt werden sollen eine entsprechende Matrix die die Kompetenzerwartungen mit Inhalten kombiniert kann hier sehr hilfreich sein

bull Auswahl geeigneter Operatoren fuumlr Leistungsaufgaben die den Kompetenzerwartun-gen entsprechen

bull Ableitung und Festlegung von Leistungsmerkmalen anhand derer die Auspraumlgung einer Kompetenz beobachtet werden kann

bull Uumlberpruumlfen des Erreichens von Kompetenzerwartungen je nach Komplexitaumlt auch mit mehreren (Teil-)Aufgaben

bull Beruumlcksichtigung des zu erwartenden Leistungsstandes der gesamten Lerngruppe im Hinblick auf das Fortschreiten im LehrplanPLUS

bull Festlegen des Formats der Leistungserhebung schriftlich muumlndlich praktisch oder Mischform

bull Festlegen des Formats der Aufgaben (geschlossene oder offene Aufgaben Aufgaben mit einer Auswahl von Antworten Kurzantworten Texterstellung etc)

bull Erstellen von Bewertungskriterien fuumlr jede Aufgabe die ndash auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller ndash transparent und nachvollziehbar sind

Kasten 5 Funktionen von Bewertungskriterien

Bewertungskriterien helfen hellip

bull erwartete Leistungen auf der Basis von Leistungsmerkmalen zu beschreiben

bull Faumlhigkeitsniveaus und Abstufungen von Leistung darzustellen

bull Leistungen paumldagogisch-diagnostisch einzuordnen

bull transparente Ruumlckmeldungen an die Schuumllerinnen und Schuumller bereitzustellen und

bull Qualitaumltsstandards bei der Bewertung einzuhalten

Wesentlich bei der Erstellung von kompetenzorientierten Aufgaben ist die hier dargestellte Ableitung von Leistungsaufgaben aus den Kompetenzerwartungen und Inhalten des Lehr-planPLUS Kompetenzorientierte Aufgaben koumlnnen nicht unmittelbar aus den Lehrplaumlnen entnommen werden Ihre Erstellung erfordert das planvolle und zweckgerichtete Vorgehen der Lehrkraft mit engem Bezug zum vorhergehenden Unterricht

Literaturverzeichnis

20 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Literaturverzeichnis

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ISB (2017) Kompetenzorientierter Unterricht Leistungen beobachten ndash erheben ndash bewerten (Grundschule) Muumlnchen ISB Verfuumlgbar unter httpswwwisbbayerndedownload 19518leistung_grundschule_internetpdf [23072019]

ISB (2015) LehrplanPLUS ndash konkret Verfuumlgbar unter httpswwwisbbayerndedown-load15913isb_lehrplanplus_handreichungpdf [23072019]

KMK (2004) Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz Erlaumluterungen zur Konzepti-on und Entwicklung Verfuumlgbar unter httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20042004_12_16-Bildungsstandards-Konzeption-Entwicklungpdf [23072019]

KMK (1973) Beschluss der Kultusministerkonferenz Zur Stellung des Schuumllers in der Schule Verfuumlgbar unter httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse1973 1973_05_25_Stellung_Schuelerpdf [23072019]

Klieme E Avenarius H Blum W Doumlbrich P Gruber H Prenzel M Reiss K Riquarts K Rost J Tenorth H-E amp Vollmerck H (2009) Zur Entwicklung nationaler Bildungs-standards Eine Expertise Berlin Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung Ver-fuumlgbar unter httpedudocchrecord33468filesdevelop_standards_nat_form_dpdf [23072019]

Lankes E M (2012) Kompetent durch Aufgaben Die Rolle von Lernaufgaben bei der Ent-wicklung von Kompetenzen Schulverwaltung Bayern 7ndash8 22ndash24

Meyer L Seidel T amp Prenzel M (2006) Wenn Lernsituationen zu Leistungssituationen wer-den Untersuchung zur Fehlerkultur in einer Videostudie Schweizerische Zeitschrift fuumlr Bildungswissenschaften 28 (1) 21ndash41

Seel N M amp Hanke U (2015) Erziehungswissenschaft Lehrbuch fuumlr Bachelor Master- und Lehramtsstudierende Berlin Heidelberg Springer

Soderstrom N C amp Bjork R A (2015) Learning Versus Performance An Integrative Review Perspectives on Psychological Science Vol 10(2) 176ndash199

Weinert F E (2001) Vergleichende Leistungsmessung in Schulen ndash Eine umstrittene Selbst-verstaumlndlichkeit In F E Weinert (Hrsg) Leistungsmessungen in Schulen (S17ndash31) Weinheim Beltz

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

ensp wwwlehrplanplusbayernde

Weitere Informationen

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Hinweis Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bayerischen Staatsregierung herausgegeben Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerbern oder Wahl helfern im Zeitraum von fuumlnf Monaten vor einer Wahl zum Zwecke der Wahlwerbung verw endet werden Dies gilt fuumlr Landtags- Bundestags- Kommunal- und Europawahlen Missbraumluchlich ist waumlhrend dieser Zeit insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen an Informa tionsstaumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken

und Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Staatsr egierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte Den Parteien ist es gestattet die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden

BAYERN I DIREKT ist Ihr direkter Draht zur Bayerischen Staats re gierung Unter Telefon 0 89 12 22 20 oder per E-Mail unter direktbayernde erhalten Sie Informa tionsmaterial und Broschuumlren Auskunft zu aktuellen Themen und Inter net quellen sowie Hinweise zu Behoumlrden zustaumlndigen Stellen und Ansprech partnern bei der Bayerischen Staats regierung

HerausgeberBayerisches Staatsministerium fuumlr Unterricht und Kultus Ref Oumlffentlichkeitsarbeit Salvatorstraszlige 2 80333 Muumlnchen

Dieser Leitfaden wurde im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Unterricht und Kultus vom Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung erarbeitet

RedaktionAlexandra EberhardtDr Gabriele LoiblFranziska LugertMagnus OrtingerUlrike PykaDr Bernd Schaal (Leitung)Corina Sperr-BaumgaumlrtnerAndreas StreinzDr Ursula Weier(alle ISB)

AnschriftStaatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungGrundsatzabteilungSchellingstraszlige 15580797 MuumlnchenTel 089 2170-2238Fax 089 2170-2205E-Mail kontaktisbbayerndeInternet wwwisbbayernde

GestaltungPrePress-Salumaecom Kaisheim

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StandOktober 2019

Page 16: Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben - Bayern...2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung 4 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben 2 Kompetenzorientierung und Leistungserhebung

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

15Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Funktionen von kompetenzorientierten Leistungsaufgaben

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

bull dienen der kriterienorientierten Leistungsbewertung (verbale Beschreibung undoder Zif-fernnote)

bull geben der Schuumllerin oder dem Schuumller ein Feedback uumlber den individuellen Stand im Lernprozess Sie zeigen uumlber welche Faumlhigkeiten und Fertigkeiten sieer bereits verfuumlgt und geben Hinweise fuumlr weitere individuelle Schritte im Kompetenzerwerb

bull geben dem Lehrenden ein Feedback uumlber die Lernergebnisse der Schuumllerinnen und Schuuml-ler und sind somit Grundlage fuumlr die Gestaltung individueller Foumlrderung im Unterricht

Kasten 3 Realisierung der Kompetenzorientierung in Leistungserhebungen

Eine Leistungserhebung ist dann kompetenzorientiert wenn sie eine kriterienorientierte Leistungseinschaumltzung und -bewertung im Hinblick auf die im jeweiligen Lehrplan be-schriebenen Kompetenzerwartungen und Inhalte erlaubt Die Frage ob bei kompetenzo-rientierten Leistungserhebungen saumlmtliche Einzelaufgaben Teilaufgaben und Leistungs-merkmale bdquokompetenzorientiertldquo sein muumlssen oder nicht ist von diesem Standpunkt aus zu beantworten Leistungserhebungen muumlssen als Ganzes kompetenzorientiert sein Das bedeutet dass kompetenzorientierte Leistungserhebungen auch Aufgaben enthal-ten koumlnnen die beispielsweise staumlrker das Wiedergeben von Wissen ins Zentrum ruumlcken Kompetenzorientierten Aufgaben sollte jedoch sofern die Wahlmoumlglichkeit besteht stets der Vorzug gegeben werden

Variation der Aufgabenschwierigkeit

Folgende generelle Merkmale bestimmen die Schwierigkeit von Aufgaben (vgl Lankes 2012)

bull Komplexitaumlt der Aufgabe bzw der Loumlsung

bull Komplexitaumlt der zu verarbeitenden Information und

bull Umfang der Sprachproduktion bei der Loumlsung von Aufgaben

Uumlber diese generellen schwierigkeitsbestimmenden Aufgabenmerkmale hinaus bieten die kompetenzorientierten Lehrplaumlne vielfaumlltige Moumlglichkeiten schwierigkeitsbestimmende Merkmale von kompetenzorientierten Aufgaben zu variieren Dies kann geschehen durch

bull die Auswahl von Kompetenzerwartungen und Inhalten sowie

bull unterschiedliches Kombinieren von Kompetenzerwartungen und Inhalten

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

16 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Merkmale kompetenzorientierter Leistungsaufgaben

Damit sich eine Leistungsaufgabe als bdquokompetenzorientierte Leistungsaufgabeldquo qualifiziert muss sie die im Folgenden genannten Merkmale aufweisen Kompetenzorientierte Leistungs-aufgaben

bull erfassen erworbene Kompetenzen anhand ausgewaumlhlter Inhalte

bull erfassen beobachtbare Leistungen und beobachtbares Verhalten

bull knuumlpfen an den Unterricht und die Kompetenzerwartungen des jeweiligen Lehrplans an

bull sind jeweils auf einen bestimmten Lernstand (im Verlauf des Schuljahres) ausgerichtet

bull koumlnnen in unterschiedlichsten Formen von Leistungserhebungen eingesetzt werden (schriftliche oder muumlndliche Aufgaben praktische Leistungsaufgaben oder Mischfor-men)

bull erlauben die Bewertung von Leistung anhand klarer nachvollziehbarer systematischer und fuumlr die Schuumllerinnen und Schuumller transparenter Kriterien und

bull erlauben die Einordnung von Lernergebnissen im Hinblick auf die Erreichung der Kom-petenzerwartungen des Lehrplans

Daruumlber hinaus sollten kompetenzorientierte Leistungsaufgaben folgende Eigenschaften ha-ben Sie sollten hellip

bull einen Lebenswelt- und Anwendungsbezug aufweisen

bull unterschiedliche Loumlsungswege und Herangehensweisen erlauben und

bull einen Transfer auf andere Problemstellungen ermoumlglichen

Unabhaumlngig davon ob Leistungserhebungen aus vielen einzelnen (Teil-)Aufgaben oder ledig-lich einer einzigen Aufgabe bestehen muumlssen sie im Sinne der Anforderungsbereiche I-III der Bildungsstandards das gesamte zu erwartende Leistungsspektrum abbilden

Kasten 4 Operatoren und Anforderungsbereiche

Die Bildungsstandards der KMK unterscheiden drei Anforderungsbereiche Die Bildungs-standards im Fach Mathematik fuumlr den Primarbereich benennen zum Beispiel folgende Anforderungsbereiche bdquoReproduzierenldquo (AB I) bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo (AB II) bdquoVerallgemeinern und Reflektierenldquo (AB III) Diese lassen sich nicht scharf voneinander abgrenzen Sie stellen einen auf praktischer Erfahrung beruhenden Orientierungsrahmen dar in dem sich Leistungen von Schuumllerinnen und Schuumllern bewegen Operatoren be-schreiben in Leistungsaufgaben Taumltigkeiten beim Bearbeiten dieser Aufgaben Sie lassen sich einem oder mehreren Anforderungsbereichen zuordnen In Leistungserhebungen sollten alle Anforderungsbereiche in einem ausgewogenen Verhaumlltnis beruumlcksichtigt wer-den

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

17Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Beispiel fuumlr eine kompetenzorientierte Leistungsaufgabe

Diese Aufgabe aus dem Fach Deutsch am Gymnasium stellt eine moumlgliche Form der kompe-tenzorientierten Leistungsaufgabe dar

Bundesjugendspiele

Am vergangenen Dienstag fanden an unserer Schule die alljaumlhrlichen Bundesjugendspie-le in Leichtathletik statt an denen alle Schuumllerinnen und Schuumller teilgenommen habenBearbeite zu diesem Rahmenthema eine der folgenden Aufgaben

a) Berichten

Zu besonderen schulischen Ereignissen erscheinen regelmaumlszligig Berichte auf der Schul-homepage unseres Gymnasiums um die gesamte Schulfamilie daruumlber zu informieren Der bdquoWebmasterldquo unserer Schule wuumlnscht sich eine Artikellaumlnge von ca 250 WoumlrternVerfasse einen solchen Bericht uumlber die Bundesjugendspiele der letzten Woche und er-laumlutere am Schluss knapp wieso du diese fuumlr eine aumluszligerst gelungene Sache haumlltst Gehe dabei grundsaumltzlich nur auf die drei Disziplinen Wurf Sprung und Sprint ein und lasse den 800-Meter-Lauf unberuumlcksichtigt Greife bei Bedarf auf das beigefuumlgte Material zu-ruumlck

b) Beschreiben

In einem eurer letzten Briefe an Ukesh das Patenkind eurer Klasse aus Nepal habt ihr eure Vorfreude auf die Bundesjugendspiele erwaumlhnt Nun fragt Ukesh nach und bittet darum ihm zu erklaumlren wie diese Spiele gehenVerfasse diesen Brief in dem du den Ablauf der Bundesjugendspiele genau beschreibst Gehe dabei grundsaumltzlich nur auf die drei Disziplinen Wurf Sprung und Sprint ein und lasse den 800-Meter-Lauf unberuumlcksichtigt Greife bei Bedarf auf das beigefuumlgte Material zuruumlck

c) Erzaumlhlen

Deine englischer Brieffreund-in hat dir in seinemihrem letzten Brief begeistert vom Sieg seinerihrer Klasse bei einem groszligen Schulturnier erzaumlhlt und in diesem Zusammen-hang nachgefragt ob an eurer Schule auch hin und wieder besondere Sportaktivitaumlten stattfindenSchreibe ihmihr nun einen Brief in dem du von den Bundesjugendspielen und wie du sie erlebt hast erzaumlhlst Hebe dabei zwei bis drei Elemente besonders hervor

d) Erzaumlhlen

Verfasse fuumlr das Geschichtenbuch unserer Klasse eine Houmlhepunkterzaumlhlung zu dem The-ma bdquoTrotz ungluumlcklichen Starts beim Sprint als Erste(r) ins Ziel gekommenldquo

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

18 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Material 1Bundesjugendspiele - Stadionplan mit Wettkampfstaumltten

18

Material 1

Bundesjugendspiele - Stadionplan mit Wettkampfstaumltten

Material 2

Bundesjugendspiele ndash Zeitplan fuumlr die Klasse 5a

Uhrzeit Maumldchen Jungen

820-835 Sprint 1

835-850 Weit 3

850-905 Weit 2

905-920 Ball 3

920-935 Ball 1

935-1025 Sprint 2

Link weiterfuumlhrende Hinweise zur Aufgabe bdquoBundesjugendspieleldquo fuumlr Lehrkraumlfteldquo

Material 2Bundesjugendspiele ndash Zeitplan fuumlr die Klasse 5a

Uhrzeit Maumldchen Jungen

820ndash835 Uhr Sprint 1

835ndash850 Uhr Weit 3

850ndash905 Uhr Weit 2

905ndash920 Uhr Ball 3

920ndash935 Uhr Ball 1

935ndash1025 Uhr Sprint 2

Weiterfuumlhrende Hinweise fuumlr Lehrkraumlfte zur Aufgabe bdquoBundesjugendspieleldquo finden Sie im Lehrplaninformationssystem (LehrplanPLUS Deutsch Gymnasium Jgst 5)

4 Schritte der Entwicklung von Leistungsaufgaben

19Kompetenzorientierte LeistungsaufgabenKompetenzorientierte Leistungsaufgaben

4 Schritte der Entwicklung von Leistungsaufgaben

Ergebnisse kompetenzorientierten Unterrichts muumlssen mit entsprechenden Aufgaben d h mit kompetenzorientierten Leistungsaufgaben erhoben werden Sie beruumlcksichtigen die im Lehrplan beschriebenen Kompetenzen und Inhalte Die Gestaltung von Aufgaben und Leis-tungserhebungen wird davon bestimmt welche Kompetenzen und Inhalte gepruumlft werden sollen

Wesentliche Schritte bei der Erstellung kompetenzorientierter Leistungsaufgaben sollten sein

bull Festlegen der Kompetenzerwartungen und Inhalte die bei einer Leistungserhebung ab-gedeckt werden sollen eine entsprechende Matrix die die Kompetenzerwartungen mit Inhalten kombiniert kann hier sehr hilfreich sein

bull Auswahl geeigneter Operatoren fuumlr Leistungsaufgaben die den Kompetenzerwartun-gen entsprechen

bull Ableitung und Festlegung von Leistungsmerkmalen anhand derer die Auspraumlgung einer Kompetenz beobachtet werden kann

bull Uumlberpruumlfen des Erreichens von Kompetenzerwartungen je nach Komplexitaumlt auch mit mehreren (Teil-)Aufgaben

bull Beruumlcksichtigung des zu erwartenden Leistungsstandes der gesamten Lerngruppe im Hinblick auf das Fortschreiten im LehrplanPLUS

bull Festlegen des Formats der Leistungserhebung schriftlich muumlndlich praktisch oder Mischform

bull Festlegen des Formats der Aufgaben (geschlossene oder offene Aufgaben Aufgaben mit einer Auswahl von Antworten Kurzantworten Texterstellung etc)

bull Erstellen von Bewertungskriterien fuumlr jede Aufgabe die ndash auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller ndash transparent und nachvollziehbar sind

Kasten 5 Funktionen von Bewertungskriterien

Bewertungskriterien helfen hellip

bull erwartete Leistungen auf der Basis von Leistungsmerkmalen zu beschreiben

bull Faumlhigkeitsniveaus und Abstufungen von Leistung darzustellen

bull Leistungen paumldagogisch-diagnostisch einzuordnen

bull transparente Ruumlckmeldungen an die Schuumllerinnen und Schuumller bereitzustellen und

bull Qualitaumltsstandards bei der Bewertung einzuhalten

Wesentlich bei der Erstellung von kompetenzorientierten Aufgaben ist die hier dargestellte Ableitung von Leistungsaufgaben aus den Kompetenzerwartungen und Inhalten des Lehr-planPLUS Kompetenzorientierte Aufgaben koumlnnen nicht unmittelbar aus den Lehrplaumlnen entnommen werden Ihre Erstellung erfordert das planvolle und zweckgerichtete Vorgehen der Lehrkraft mit engem Bezug zum vorhergehenden Unterricht

Literaturverzeichnis

20 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Literaturverzeichnis

Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst (2014) Lehr-planPLUS Grundschule Lehrplan fuumlr die bayerische Grundschule Bildungs- und Erzie-hungsauftrag der Grundschule Verfuumlgbar unter httpwwwlehrplanplusbayerndebildungs-und-erziehungsauftraggrundschule [23072019]

Hascher T (2005) Emotionen im Schulalltag Wirkungen und Regulationsformen Zeitschrift fuumlr Paumldagogik 51 (5) 610ndash625

ISB (2017) Leistungserhebung Leistungsdokumentation und Leistungsbewertung im kompe-tenzorientierten Unterricht der Mittelschule Muumlnchen ISB Verfuumlgbar unter httpwwwisbbayerndedownload19759hr_leistung__mittelschule_internetpdf [23072019]

ISB (2017) Kompetenzorientierter Unterricht Leistungen beobachten ndash erheben ndash bewerten (Grundschule) Muumlnchen ISB Verfuumlgbar unter httpswwwisbbayerndedownload 19518leistung_grundschule_internetpdf [23072019]

ISB (2015) LehrplanPLUS ndash konkret Verfuumlgbar unter httpswwwisbbayerndedown-load15913isb_lehrplanplus_handreichungpdf [23072019]

KMK (2004) Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz Erlaumluterungen zur Konzepti-on und Entwicklung Verfuumlgbar unter httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20042004_12_16-Bildungsstandards-Konzeption-Entwicklungpdf [23072019]

KMK (1973) Beschluss der Kultusministerkonferenz Zur Stellung des Schuumllers in der Schule Verfuumlgbar unter httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse1973 1973_05_25_Stellung_Schuelerpdf [23072019]

Klieme E Avenarius H Blum W Doumlbrich P Gruber H Prenzel M Reiss K Riquarts K Rost J Tenorth H-E amp Vollmerck H (2009) Zur Entwicklung nationaler Bildungs-standards Eine Expertise Berlin Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung Ver-fuumlgbar unter httpedudocchrecord33468filesdevelop_standards_nat_form_dpdf [23072019]

Lankes E M (2012) Kompetent durch Aufgaben Die Rolle von Lernaufgaben bei der Ent-wicklung von Kompetenzen Schulverwaltung Bayern 7ndash8 22ndash24

Meyer L Seidel T amp Prenzel M (2006) Wenn Lernsituationen zu Leistungssituationen wer-den Untersuchung zur Fehlerkultur in einer Videostudie Schweizerische Zeitschrift fuumlr Bildungswissenschaften 28 (1) 21ndash41

Seel N M amp Hanke U (2015) Erziehungswissenschaft Lehrbuch fuumlr Bachelor Master- und Lehramtsstudierende Berlin Heidelberg Springer

Soderstrom N C amp Bjork R A (2015) Learning Versus Performance An Integrative Review Perspectives on Psychological Science Vol 10(2) 176ndash199

Weinert F E (2001) Vergleichende Leistungsmessung in Schulen ndash Eine umstrittene Selbst-verstaumlndlichkeit In F E Weinert (Hrsg) Leistungsmessungen in Schulen (S17ndash31) Weinheim Beltz

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

ensp wwwlehrplanplusbayernde

Weitere Informationen

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Hinweis Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bayerischen Staatsregierung herausgegeben Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerbern oder Wahl helfern im Zeitraum von fuumlnf Monaten vor einer Wahl zum Zwecke der Wahlwerbung verw endet werden Dies gilt fuumlr Landtags- Bundestags- Kommunal- und Europawahlen Missbraumluchlich ist waumlhrend dieser Zeit insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen an Informa tionsstaumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken

und Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Staatsr egierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte Den Parteien ist es gestattet die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden

BAYERN I DIREKT ist Ihr direkter Draht zur Bayerischen Staats re gierung Unter Telefon 0 89 12 22 20 oder per E-Mail unter direktbayernde erhalten Sie Informa tionsmaterial und Broschuumlren Auskunft zu aktuellen Themen und Inter net quellen sowie Hinweise zu Behoumlrden zustaumlndigen Stellen und Ansprech partnern bei der Bayerischen Staats regierung

HerausgeberBayerisches Staatsministerium fuumlr Unterricht und Kultus Ref Oumlffentlichkeitsarbeit Salvatorstraszlige 2 80333 Muumlnchen

Dieser Leitfaden wurde im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Unterricht und Kultus vom Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung erarbeitet

RedaktionAlexandra EberhardtDr Gabriele LoiblFranziska LugertMagnus OrtingerUlrike PykaDr Bernd Schaal (Leitung)Corina Sperr-BaumgaumlrtnerAndreas StreinzDr Ursula Weier(alle ISB)

AnschriftStaatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungGrundsatzabteilungSchellingstraszlige 15580797 MuumlnchenTel 089 2170-2238Fax 089 2170-2205E-Mail kontaktisbbayerndeInternet wwwisbbayernde

GestaltungPrePress-Salumaecom Kaisheim

DruckAppel amp Klinger Druck und Medien GmbH Schneckenlohe

StandOktober 2019

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3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

16 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Merkmale kompetenzorientierter Leistungsaufgaben

Damit sich eine Leistungsaufgabe als bdquokompetenzorientierte Leistungsaufgabeldquo qualifiziert muss sie die im Folgenden genannten Merkmale aufweisen Kompetenzorientierte Leistungs-aufgaben

bull erfassen erworbene Kompetenzen anhand ausgewaumlhlter Inhalte

bull erfassen beobachtbare Leistungen und beobachtbares Verhalten

bull knuumlpfen an den Unterricht und die Kompetenzerwartungen des jeweiligen Lehrplans an

bull sind jeweils auf einen bestimmten Lernstand (im Verlauf des Schuljahres) ausgerichtet

bull koumlnnen in unterschiedlichsten Formen von Leistungserhebungen eingesetzt werden (schriftliche oder muumlndliche Aufgaben praktische Leistungsaufgaben oder Mischfor-men)

bull erlauben die Bewertung von Leistung anhand klarer nachvollziehbarer systematischer und fuumlr die Schuumllerinnen und Schuumller transparenter Kriterien und

bull erlauben die Einordnung von Lernergebnissen im Hinblick auf die Erreichung der Kom-petenzerwartungen des Lehrplans

Daruumlber hinaus sollten kompetenzorientierte Leistungsaufgaben folgende Eigenschaften ha-ben Sie sollten hellip

bull einen Lebenswelt- und Anwendungsbezug aufweisen

bull unterschiedliche Loumlsungswege und Herangehensweisen erlauben und

bull einen Transfer auf andere Problemstellungen ermoumlglichen

Unabhaumlngig davon ob Leistungserhebungen aus vielen einzelnen (Teil-)Aufgaben oder ledig-lich einer einzigen Aufgabe bestehen muumlssen sie im Sinne der Anforderungsbereiche I-III der Bildungsstandards das gesamte zu erwartende Leistungsspektrum abbilden

Kasten 4 Operatoren und Anforderungsbereiche

Die Bildungsstandards der KMK unterscheiden drei Anforderungsbereiche Die Bildungs-standards im Fach Mathematik fuumlr den Primarbereich benennen zum Beispiel folgende Anforderungsbereiche bdquoReproduzierenldquo (AB I) bdquoZusammenhaumlnge herstellenldquo (AB II) bdquoVerallgemeinern und Reflektierenldquo (AB III) Diese lassen sich nicht scharf voneinander abgrenzen Sie stellen einen auf praktischer Erfahrung beruhenden Orientierungsrahmen dar in dem sich Leistungen von Schuumllerinnen und Schuumllern bewegen Operatoren be-schreiben in Leistungsaufgaben Taumltigkeiten beim Bearbeiten dieser Aufgaben Sie lassen sich einem oder mehreren Anforderungsbereichen zuordnen In Leistungserhebungen sollten alle Anforderungsbereiche in einem ausgewogenen Verhaumlltnis beruumlcksichtigt wer-den

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

17Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Beispiel fuumlr eine kompetenzorientierte Leistungsaufgabe

Diese Aufgabe aus dem Fach Deutsch am Gymnasium stellt eine moumlgliche Form der kompe-tenzorientierten Leistungsaufgabe dar

Bundesjugendspiele

Am vergangenen Dienstag fanden an unserer Schule die alljaumlhrlichen Bundesjugendspie-le in Leichtathletik statt an denen alle Schuumllerinnen und Schuumller teilgenommen habenBearbeite zu diesem Rahmenthema eine der folgenden Aufgaben

a) Berichten

Zu besonderen schulischen Ereignissen erscheinen regelmaumlszligig Berichte auf der Schul-homepage unseres Gymnasiums um die gesamte Schulfamilie daruumlber zu informieren Der bdquoWebmasterldquo unserer Schule wuumlnscht sich eine Artikellaumlnge von ca 250 WoumlrternVerfasse einen solchen Bericht uumlber die Bundesjugendspiele der letzten Woche und er-laumlutere am Schluss knapp wieso du diese fuumlr eine aumluszligerst gelungene Sache haumlltst Gehe dabei grundsaumltzlich nur auf die drei Disziplinen Wurf Sprung und Sprint ein und lasse den 800-Meter-Lauf unberuumlcksichtigt Greife bei Bedarf auf das beigefuumlgte Material zu-ruumlck

b) Beschreiben

In einem eurer letzten Briefe an Ukesh das Patenkind eurer Klasse aus Nepal habt ihr eure Vorfreude auf die Bundesjugendspiele erwaumlhnt Nun fragt Ukesh nach und bittet darum ihm zu erklaumlren wie diese Spiele gehenVerfasse diesen Brief in dem du den Ablauf der Bundesjugendspiele genau beschreibst Gehe dabei grundsaumltzlich nur auf die drei Disziplinen Wurf Sprung und Sprint ein und lasse den 800-Meter-Lauf unberuumlcksichtigt Greife bei Bedarf auf das beigefuumlgte Material zuruumlck

c) Erzaumlhlen

Deine englischer Brieffreund-in hat dir in seinemihrem letzten Brief begeistert vom Sieg seinerihrer Klasse bei einem groszligen Schulturnier erzaumlhlt und in diesem Zusammen-hang nachgefragt ob an eurer Schule auch hin und wieder besondere Sportaktivitaumlten stattfindenSchreibe ihmihr nun einen Brief in dem du von den Bundesjugendspielen und wie du sie erlebt hast erzaumlhlst Hebe dabei zwei bis drei Elemente besonders hervor

d) Erzaumlhlen

Verfasse fuumlr das Geschichtenbuch unserer Klasse eine Houmlhepunkterzaumlhlung zu dem The-ma bdquoTrotz ungluumlcklichen Starts beim Sprint als Erste(r) ins Ziel gekommenldquo

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

18 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Material 1Bundesjugendspiele - Stadionplan mit Wettkampfstaumltten

18

Material 1

Bundesjugendspiele - Stadionplan mit Wettkampfstaumltten

Material 2

Bundesjugendspiele ndash Zeitplan fuumlr die Klasse 5a

Uhrzeit Maumldchen Jungen

820-835 Sprint 1

835-850 Weit 3

850-905 Weit 2

905-920 Ball 3

920-935 Ball 1

935-1025 Sprint 2

Link weiterfuumlhrende Hinweise zur Aufgabe bdquoBundesjugendspieleldquo fuumlr Lehrkraumlfteldquo

Material 2Bundesjugendspiele ndash Zeitplan fuumlr die Klasse 5a

Uhrzeit Maumldchen Jungen

820ndash835 Uhr Sprint 1

835ndash850 Uhr Weit 3

850ndash905 Uhr Weit 2

905ndash920 Uhr Ball 3

920ndash935 Uhr Ball 1

935ndash1025 Uhr Sprint 2

Weiterfuumlhrende Hinweise fuumlr Lehrkraumlfte zur Aufgabe bdquoBundesjugendspieleldquo finden Sie im Lehrplaninformationssystem (LehrplanPLUS Deutsch Gymnasium Jgst 5)

4 Schritte der Entwicklung von Leistungsaufgaben

19Kompetenzorientierte LeistungsaufgabenKompetenzorientierte Leistungsaufgaben

4 Schritte der Entwicklung von Leistungsaufgaben

Ergebnisse kompetenzorientierten Unterrichts muumlssen mit entsprechenden Aufgaben d h mit kompetenzorientierten Leistungsaufgaben erhoben werden Sie beruumlcksichtigen die im Lehrplan beschriebenen Kompetenzen und Inhalte Die Gestaltung von Aufgaben und Leis-tungserhebungen wird davon bestimmt welche Kompetenzen und Inhalte gepruumlft werden sollen

Wesentliche Schritte bei der Erstellung kompetenzorientierter Leistungsaufgaben sollten sein

bull Festlegen der Kompetenzerwartungen und Inhalte die bei einer Leistungserhebung ab-gedeckt werden sollen eine entsprechende Matrix die die Kompetenzerwartungen mit Inhalten kombiniert kann hier sehr hilfreich sein

bull Auswahl geeigneter Operatoren fuumlr Leistungsaufgaben die den Kompetenzerwartun-gen entsprechen

bull Ableitung und Festlegung von Leistungsmerkmalen anhand derer die Auspraumlgung einer Kompetenz beobachtet werden kann

bull Uumlberpruumlfen des Erreichens von Kompetenzerwartungen je nach Komplexitaumlt auch mit mehreren (Teil-)Aufgaben

bull Beruumlcksichtigung des zu erwartenden Leistungsstandes der gesamten Lerngruppe im Hinblick auf das Fortschreiten im LehrplanPLUS

bull Festlegen des Formats der Leistungserhebung schriftlich muumlndlich praktisch oder Mischform

bull Festlegen des Formats der Aufgaben (geschlossene oder offene Aufgaben Aufgaben mit einer Auswahl von Antworten Kurzantworten Texterstellung etc)

bull Erstellen von Bewertungskriterien fuumlr jede Aufgabe die ndash auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller ndash transparent und nachvollziehbar sind

Kasten 5 Funktionen von Bewertungskriterien

Bewertungskriterien helfen hellip

bull erwartete Leistungen auf der Basis von Leistungsmerkmalen zu beschreiben

bull Faumlhigkeitsniveaus und Abstufungen von Leistung darzustellen

bull Leistungen paumldagogisch-diagnostisch einzuordnen

bull transparente Ruumlckmeldungen an die Schuumllerinnen und Schuumller bereitzustellen und

bull Qualitaumltsstandards bei der Bewertung einzuhalten

Wesentlich bei der Erstellung von kompetenzorientierten Aufgaben ist die hier dargestellte Ableitung von Leistungsaufgaben aus den Kompetenzerwartungen und Inhalten des Lehr-planPLUS Kompetenzorientierte Aufgaben koumlnnen nicht unmittelbar aus den Lehrplaumlnen entnommen werden Ihre Erstellung erfordert das planvolle und zweckgerichtete Vorgehen der Lehrkraft mit engem Bezug zum vorhergehenden Unterricht

Literaturverzeichnis

20 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Literaturverzeichnis

Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst (2014) Lehr-planPLUS Grundschule Lehrplan fuumlr die bayerische Grundschule Bildungs- und Erzie-hungsauftrag der Grundschule Verfuumlgbar unter httpwwwlehrplanplusbayerndebildungs-und-erziehungsauftraggrundschule [23072019]

Hascher T (2005) Emotionen im Schulalltag Wirkungen und Regulationsformen Zeitschrift fuumlr Paumldagogik 51 (5) 610ndash625

ISB (2017) Leistungserhebung Leistungsdokumentation und Leistungsbewertung im kompe-tenzorientierten Unterricht der Mittelschule Muumlnchen ISB Verfuumlgbar unter httpwwwisbbayerndedownload19759hr_leistung__mittelschule_internetpdf [23072019]

ISB (2017) Kompetenzorientierter Unterricht Leistungen beobachten ndash erheben ndash bewerten (Grundschule) Muumlnchen ISB Verfuumlgbar unter httpswwwisbbayerndedownload 19518leistung_grundschule_internetpdf [23072019]

ISB (2015) LehrplanPLUS ndash konkret Verfuumlgbar unter httpswwwisbbayerndedown-load15913isb_lehrplanplus_handreichungpdf [23072019]

KMK (2004) Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz Erlaumluterungen zur Konzepti-on und Entwicklung Verfuumlgbar unter httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20042004_12_16-Bildungsstandards-Konzeption-Entwicklungpdf [23072019]

KMK (1973) Beschluss der Kultusministerkonferenz Zur Stellung des Schuumllers in der Schule Verfuumlgbar unter httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse1973 1973_05_25_Stellung_Schuelerpdf [23072019]

Klieme E Avenarius H Blum W Doumlbrich P Gruber H Prenzel M Reiss K Riquarts K Rost J Tenorth H-E amp Vollmerck H (2009) Zur Entwicklung nationaler Bildungs-standards Eine Expertise Berlin Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung Ver-fuumlgbar unter httpedudocchrecord33468filesdevelop_standards_nat_form_dpdf [23072019]

Lankes E M (2012) Kompetent durch Aufgaben Die Rolle von Lernaufgaben bei der Ent-wicklung von Kompetenzen Schulverwaltung Bayern 7ndash8 22ndash24

Meyer L Seidel T amp Prenzel M (2006) Wenn Lernsituationen zu Leistungssituationen wer-den Untersuchung zur Fehlerkultur in einer Videostudie Schweizerische Zeitschrift fuumlr Bildungswissenschaften 28 (1) 21ndash41

Seel N M amp Hanke U (2015) Erziehungswissenschaft Lehrbuch fuumlr Bachelor Master- und Lehramtsstudierende Berlin Heidelberg Springer

Soderstrom N C amp Bjork R A (2015) Learning Versus Performance An Integrative Review Perspectives on Psychological Science Vol 10(2) 176ndash199

Weinert F E (2001) Vergleichende Leistungsmessung in Schulen ndash Eine umstrittene Selbst-verstaumlndlichkeit In F E Weinert (Hrsg) Leistungsmessungen in Schulen (S17ndash31) Weinheim Beltz

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

ensp wwwlehrplanplusbayernde

Weitere Informationen

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Hinweis Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bayerischen Staatsregierung herausgegeben Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerbern oder Wahl helfern im Zeitraum von fuumlnf Monaten vor einer Wahl zum Zwecke der Wahlwerbung verw endet werden Dies gilt fuumlr Landtags- Bundestags- Kommunal- und Europawahlen Missbraumluchlich ist waumlhrend dieser Zeit insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen an Informa tionsstaumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken

und Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Staatsr egierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte Den Parteien ist es gestattet die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden

BAYERN I DIREKT ist Ihr direkter Draht zur Bayerischen Staats re gierung Unter Telefon 0 89 12 22 20 oder per E-Mail unter direktbayernde erhalten Sie Informa tionsmaterial und Broschuumlren Auskunft zu aktuellen Themen und Inter net quellen sowie Hinweise zu Behoumlrden zustaumlndigen Stellen und Ansprech partnern bei der Bayerischen Staats regierung

HerausgeberBayerisches Staatsministerium fuumlr Unterricht und Kultus Ref Oumlffentlichkeitsarbeit Salvatorstraszlige 2 80333 Muumlnchen

Dieser Leitfaden wurde im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Unterricht und Kultus vom Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung erarbeitet

RedaktionAlexandra EberhardtDr Gabriele LoiblFranziska LugertMagnus OrtingerUlrike PykaDr Bernd Schaal (Leitung)Corina Sperr-BaumgaumlrtnerAndreas StreinzDr Ursula Weier(alle ISB)

AnschriftStaatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungGrundsatzabteilungSchellingstraszlige 15580797 MuumlnchenTel 089 2170-2238Fax 089 2170-2205E-Mail kontaktisbbayerndeInternet wwwisbbayernde

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3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

17Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Beispiel fuumlr eine kompetenzorientierte Leistungsaufgabe

Diese Aufgabe aus dem Fach Deutsch am Gymnasium stellt eine moumlgliche Form der kompe-tenzorientierten Leistungsaufgabe dar

Bundesjugendspiele

Am vergangenen Dienstag fanden an unserer Schule die alljaumlhrlichen Bundesjugendspie-le in Leichtathletik statt an denen alle Schuumllerinnen und Schuumller teilgenommen habenBearbeite zu diesem Rahmenthema eine der folgenden Aufgaben

a) Berichten

Zu besonderen schulischen Ereignissen erscheinen regelmaumlszligig Berichte auf der Schul-homepage unseres Gymnasiums um die gesamte Schulfamilie daruumlber zu informieren Der bdquoWebmasterldquo unserer Schule wuumlnscht sich eine Artikellaumlnge von ca 250 WoumlrternVerfasse einen solchen Bericht uumlber die Bundesjugendspiele der letzten Woche und er-laumlutere am Schluss knapp wieso du diese fuumlr eine aumluszligerst gelungene Sache haumlltst Gehe dabei grundsaumltzlich nur auf die drei Disziplinen Wurf Sprung und Sprint ein und lasse den 800-Meter-Lauf unberuumlcksichtigt Greife bei Bedarf auf das beigefuumlgte Material zu-ruumlck

b) Beschreiben

In einem eurer letzten Briefe an Ukesh das Patenkind eurer Klasse aus Nepal habt ihr eure Vorfreude auf die Bundesjugendspiele erwaumlhnt Nun fragt Ukesh nach und bittet darum ihm zu erklaumlren wie diese Spiele gehenVerfasse diesen Brief in dem du den Ablauf der Bundesjugendspiele genau beschreibst Gehe dabei grundsaumltzlich nur auf die drei Disziplinen Wurf Sprung und Sprint ein und lasse den 800-Meter-Lauf unberuumlcksichtigt Greife bei Bedarf auf das beigefuumlgte Material zuruumlck

c) Erzaumlhlen

Deine englischer Brieffreund-in hat dir in seinemihrem letzten Brief begeistert vom Sieg seinerihrer Klasse bei einem groszligen Schulturnier erzaumlhlt und in diesem Zusammen-hang nachgefragt ob an eurer Schule auch hin und wieder besondere Sportaktivitaumlten stattfindenSchreibe ihmihr nun einen Brief in dem du von den Bundesjugendspielen und wie du sie erlebt hast erzaumlhlst Hebe dabei zwei bis drei Elemente besonders hervor

d) Erzaumlhlen

Verfasse fuumlr das Geschichtenbuch unserer Klasse eine Houmlhepunkterzaumlhlung zu dem The-ma bdquoTrotz ungluumlcklichen Starts beim Sprint als Erste(r) ins Ziel gekommenldquo

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

18 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Material 1Bundesjugendspiele - Stadionplan mit Wettkampfstaumltten

18

Material 1

Bundesjugendspiele - Stadionplan mit Wettkampfstaumltten

Material 2

Bundesjugendspiele ndash Zeitplan fuumlr die Klasse 5a

Uhrzeit Maumldchen Jungen

820-835 Sprint 1

835-850 Weit 3

850-905 Weit 2

905-920 Ball 3

920-935 Ball 1

935-1025 Sprint 2

Link weiterfuumlhrende Hinweise zur Aufgabe bdquoBundesjugendspieleldquo fuumlr Lehrkraumlfteldquo

Material 2Bundesjugendspiele ndash Zeitplan fuumlr die Klasse 5a

Uhrzeit Maumldchen Jungen

820ndash835 Uhr Sprint 1

835ndash850 Uhr Weit 3

850ndash905 Uhr Weit 2

905ndash920 Uhr Ball 3

920ndash935 Uhr Ball 1

935ndash1025 Uhr Sprint 2

Weiterfuumlhrende Hinweise fuumlr Lehrkraumlfte zur Aufgabe bdquoBundesjugendspieleldquo finden Sie im Lehrplaninformationssystem (LehrplanPLUS Deutsch Gymnasium Jgst 5)

4 Schritte der Entwicklung von Leistungsaufgaben

19Kompetenzorientierte LeistungsaufgabenKompetenzorientierte Leistungsaufgaben

4 Schritte der Entwicklung von Leistungsaufgaben

Ergebnisse kompetenzorientierten Unterrichts muumlssen mit entsprechenden Aufgaben d h mit kompetenzorientierten Leistungsaufgaben erhoben werden Sie beruumlcksichtigen die im Lehrplan beschriebenen Kompetenzen und Inhalte Die Gestaltung von Aufgaben und Leis-tungserhebungen wird davon bestimmt welche Kompetenzen und Inhalte gepruumlft werden sollen

Wesentliche Schritte bei der Erstellung kompetenzorientierter Leistungsaufgaben sollten sein

bull Festlegen der Kompetenzerwartungen und Inhalte die bei einer Leistungserhebung ab-gedeckt werden sollen eine entsprechende Matrix die die Kompetenzerwartungen mit Inhalten kombiniert kann hier sehr hilfreich sein

bull Auswahl geeigneter Operatoren fuumlr Leistungsaufgaben die den Kompetenzerwartun-gen entsprechen

bull Ableitung und Festlegung von Leistungsmerkmalen anhand derer die Auspraumlgung einer Kompetenz beobachtet werden kann

bull Uumlberpruumlfen des Erreichens von Kompetenzerwartungen je nach Komplexitaumlt auch mit mehreren (Teil-)Aufgaben

bull Beruumlcksichtigung des zu erwartenden Leistungsstandes der gesamten Lerngruppe im Hinblick auf das Fortschreiten im LehrplanPLUS

bull Festlegen des Formats der Leistungserhebung schriftlich muumlndlich praktisch oder Mischform

bull Festlegen des Formats der Aufgaben (geschlossene oder offene Aufgaben Aufgaben mit einer Auswahl von Antworten Kurzantworten Texterstellung etc)

bull Erstellen von Bewertungskriterien fuumlr jede Aufgabe die ndash auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller ndash transparent und nachvollziehbar sind

Kasten 5 Funktionen von Bewertungskriterien

Bewertungskriterien helfen hellip

bull erwartete Leistungen auf der Basis von Leistungsmerkmalen zu beschreiben

bull Faumlhigkeitsniveaus und Abstufungen von Leistung darzustellen

bull Leistungen paumldagogisch-diagnostisch einzuordnen

bull transparente Ruumlckmeldungen an die Schuumllerinnen und Schuumller bereitzustellen und

bull Qualitaumltsstandards bei der Bewertung einzuhalten

Wesentlich bei der Erstellung von kompetenzorientierten Aufgaben ist die hier dargestellte Ableitung von Leistungsaufgaben aus den Kompetenzerwartungen und Inhalten des Lehr-planPLUS Kompetenzorientierte Aufgaben koumlnnen nicht unmittelbar aus den Lehrplaumlnen entnommen werden Ihre Erstellung erfordert das planvolle und zweckgerichtete Vorgehen der Lehrkraft mit engem Bezug zum vorhergehenden Unterricht

Literaturverzeichnis

20 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Literaturverzeichnis

Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst (2014) Lehr-planPLUS Grundschule Lehrplan fuumlr die bayerische Grundschule Bildungs- und Erzie-hungsauftrag der Grundschule Verfuumlgbar unter httpwwwlehrplanplusbayerndebildungs-und-erziehungsauftraggrundschule [23072019]

Hascher T (2005) Emotionen im Schulalltag Wirkungen und Regulationsformen Zeitschrift fuumlr Paumldagogik 51 (5) 610ndash625

ISB (2017) Leistungserhebung Leistungsdokumentation und Leistungsbewertung im kompe-tenzorientierten Unterricht der Mittelschule Muumlnchen ISB Verfuumlgbar unter httpwwwisbbayerndedownload19759hr_leistung__mittelschule_internetpdf [23072019]

ISB (2017) Kompetenzorientierter Unterricht Leistungen beobachten ndash erheben ndash bewerten (Grundschule) Muumlnchen ISB Verfuumlgbar unter httpswwwisbbayerndedownload 19518leistung_grundschule_internetpdf [23072019]

ISB (2015) LehrplanPLUS ndash konkret Verfuumlgbar unter httpswwwisbbayerndedown-load15913isb_lehrplanplus_handreichungpdf [23072019]

KMK (2004) Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz Erlaumluterungen zur Konzepti-on und Entwicklung Verfuumlgbar unter httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20042004_12_16-Bildungsstandards-Konzeption-Entwicklungpdf [23072019]

KMK (1973) Beschluss der Kultusministerkonferenz Zur Stellung des Schuumllers in der Schule Verfuumlgbar unter httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse1973 1973_05_25_Stellung_Schuelerpdf [23072019]

Klieme E Avenarius H Blum W Doumlbrich P Gruber H Prenzel M Reiss K Riquarts K Rost J Tenorth H-E amp Vollmerck H (2009) Zur Entwicklung nationaler Bildungs-standards Eine Expertise Berlin Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung Ver-fuumlgbar unter httpedudocchrecord33468filesdevelop_standards_nat_form_dpdf [23072019]

Lankes E M (2012) Kompetent durch Aufgaben Die Rolle von Lernaufgaben bei der Ent-wicklung von Kompetenzen Schulverwaltung Bayern 7ndash8 22ndash24

Meyer L Seidel T amp Prenzel M (2006) Wenn Lernsituationen zu Leistungssituationen wer-den Untersuchung zur Fehlerkultur in einer Videostudie Schweizerische Zeitschrift fuumlr Bildungswissenschaften 28 (1) 21ndash41

Seel N M amp Hanke U (2015) Erziehungswissenschaft Lehrbuch fuumlr Bachelor Master- und Lehramtsstudierende Berlin Heidelberg Springer

Soderstrom N C amp Bjork R A (2015) Learning Versus Performance An Integrative Review Perspectives on Psychological Science Vol 10(2) 176ndash199

Weinert F E (2001) Vergleichende Leistungsmessung in Schulen ndash Eine umstrittene Selbst-verstaumlndlichkeit In F E Weinert (Hrsg) Leistungsmessungen in Schulen (S17ndash31) Weinheim Beltz

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

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Weitere Informationen

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AnschriftStaatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungGrundsatzabteilungSchellingstraszlige 15580797 MuumlnchenTel 089 2170-2238Fax 089 2170-2205E-Mail kontaktisbbayerndeInternet wwwisbbayernde

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Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

3 Lernaufgaben und Leistungsaufgaben

18 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Material 1Bundesjugendspiele - Stadionplan mit Wettkampfstaumltten

18

Material 1

Bundesjugendspiele - Stadionplan mit Wettkampfstaumltten

Material 2

Bundesjugendspiele ndash Zeitplan fuumlr die Klasse 5a

Uhrzeit Maumldchen Jungen

820-835 Sprint 1

835-850 Weit 3

850-905 Weit 2

905-920 Ball 3

920-935 Ball 1

935-1025 Sprint 2

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Material 2Bundesjugendspiele ndash Zeitplan fuumlr die Klasse 5a

Uhrzeit Maumldchen Jungen

820ndash835 Uhr Sprint 1

835ndash850 Uhr Weit 3

850ndash905 Uhr Weit 2

905ndash920 Uhr Ball 3

920ndash935 Uhr Ball 1

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4 Schritte der Entwicklung von Leistungsaufgaben

19Kompetenzorientierte LeistungsaufgabenKompetenzorientierte Leistungsaufgaben

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Ergebnisse kompetenzorientierten Unterrichts muumlssen mit entsprechenden Aufgaben d h mit kompetenzorientierten Leistungsaufgaben erhoben werden Sie beruumlcksichtigen die im Lehrplan beschriebenen Kompetenzen und Inhalte Die Gestaltung von Aufgaben und Leis-tungserhebungen wird davon bestimmt welche Kompetenzen und Inhalte gepruumlft werden sollen

Wesentliche Schritte bei der Erstellung kompetenzorientierter Leistungsaufgaben sollten sein

bull Festlegen der Kompetenzerwartungen und Inhalte die bei einer Leistungserhebung ab-gedeckt werden sollen eine entsprechende Matrix die die Kompetenzerwartungen mit Inhalten kombiniert kann hier sehr hilfreich sein

bull Auswahl geeigneter Operatoren fuumlr Leistungsaufgaben die den Kompetenzerwartun-gen entsprechen

bull Ableitung und Festlegung von Leistungsmerkmalen anhand derer die Auspraumlgung einer Kompetenz beobachtet werden kann

bull Uumlberpruumlfen des Erreichens von Kompetenzerwartungen je nach Komplexitaumlt auch mit mehreren (Teil-)Aufgaben

bull Beruumlcksichtigung des zu erwartenden Leistungsstandes der gesamten Lerngruppe im Hinblick auf das Fortschreiten im LehrplanPLUS

bull Festlegen des Formats der Leistungserhebung schriftlich muumlndlich praktisch oder Mischform

bull Festlegen des Formats der Aufgaben (geschlossene oder offene Aufgaben Aufgaben mit einer Auswahl von Antworten Kurzantworten Texterstellung etc)

bull Erstellen von Bewertungskriterien fuumlr jede Aufgabe die ndash auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller ndash transparent und nachvollziehbar sind

Kasten 5 Funktionen von Bewertungskriterien

Bewertungskriterien helfen hellip

bull erwartete Leistungen auf der Basis von Leistungsmerkmalen zu beschreiben

bull Faumlhigkeitsniveaus und Abstufungen von Leistung darzustellen

bull Leistungen paumldagogisch-diagnostisch einzuordnen

bull transparente Ruumlckmeldungen an die Schuumllerinnen und Schuumller bereitzustellen und

bull Qualitaumltsstandards bei der Bewertung einzuhalten

Wesentlich bei der Erstellung von kompetenzorientierten Aufgaben ist die hier dargestellte Ableitung von Leistungsaufgaben aus den Kompetenzerwartungen und Inhalten des Lehr-planPLUS Kompetenzorientierte Aufgaben koumlnnen nicht unmittelbar aus den Lehrplaumlnen entnommen werden Ihre Erstellung erfordert das planvolle und zweckgerichtete Vorgehen der Lehrkraft mit engem Bezug zum vorhergehenden Unterricht

Literaturverzeichnis

20 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Literaturverzeichnis

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Hascher T (2005) Emotionen im Schulalltag Wirkungen und Regulationsformen Zeitschrift fuumlr Paumldagogik 51 (5) 610ndash625

ISB (2017) Leistungserhebung Leistungsdokumentation und Leistungsbewertung im kompe-tenzorientierten Unterricht der Mittelschule Muumlnchen ISB Verfuumlgbar unter httpwwwisbbayerndedownload19759hr_leistung__mittelschule_internetpdf [23072019]

ISB (2017) Kompetenzorientierter Unterricht Leistungen beobachten ndash erheben ndash bewerten (Grundschule) Muumlnchen ISB Verfuumlgbar unter httpswwwisbbayerndedownload 19518leistung_grundschule_internetpdf [23072019]

ISB (2015) LehrplanPLUS ndash konkret Verfuumlgbar unter httpswwwisbbayerndedown-load15913isb_lehrplanplus_handreichungpdf [23072019]

KMK (2004) Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz Erlaumluterungen zur Konzepti-on und Entwicklung Verfuumlgbar unter httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20042004_12_16-Bildungsstandards-Konzeption-Entwicklungpdf [23072019]

KMK (1973) Beschluss der Kultusministerkonferenz Zur Stellung des Schuumllers in der Schule Verfuumlgbar unter httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse1973 1973_05_25_Stellung_Schuelerpdf [23072019]

Klieme E Avenarius H Blum W Doumlbrich P Gruber H Prenzel M Reiss K Riquarts K Rost J Tenorth H-E amp Vollmerck H (2009) Zur Entwicklung nationaler Bildungs-standards Eine Expertise Berlin Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung Ver-fuumlgbar unter httpedudocchrecord33468filesdevelop_standards_nat_form_dpdf [23072019]

Lankes E M (2012) Kompetent durch Aufgaben Die Rolle von Lernaufgaben bei der Ent-wicklung von Kompetenzen Schulverwaltung Bayern 7ndash8 22ndash24

Meyer L Seidel T amp Prenzel M (2006) Wenn Lernsituationen zu Leistungssituationen wer-den Untersuchung zur Fehlerkultur in einer Videostudie Schweizerische Zeitschrift fuumlr Bildungswissenschaften 28 (1) 21ndash41

Seel N M amp Hanke U (2015) Erziehungswissenschaft Lehrbuch fuumlr Bachelor Master- und Lehramtsstudierende Berlin Heidelberg Springer

Soderstrom N C amp Bjork R A (2015) Learning Versus Performance An Integrative Review Perspectives on Psychological Science Vol 10(2) 176ndash199

Weinert F E (2001) Vergleichende Leistungsmessung in Schulen ndash Eine umstrittene Selbst-verstaumlndlichkeit In F E Weinert (Hrsg) Leistungsmessungen in Schulen (S17ndash31) Weinheim Beltz

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und Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Staatsr egierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte Den Parteien ist es gestattet die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden

BAYERN I DIREKT ist Ihr direkter Draht zur Bayerischen Staats re gierung Unter Telefon 0 89 12 22 20 oder per E-Mail unter direktbayernde erhalten Sie Informa tionsmaterial und Broschuumlren Auskunft zu aktuellen Themen und Inter net quellen sowie Hinweise zu Behoumlrden zustaumlndigen Stellen und Ansprech partnern bei der Bayerischen Staats regierung

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Wesentliche Schritte bei der Erstellung kompetenzorientierter Leistungsaufgaben sollten sein

bull Festlegen der Kompetenzerwartungen und Inhalte die bei einer Leistungserhebung ab-gedeckt werden sollen eine entsprechende Matrix die die Kompetenzerwartungen mit Inhalten kombiniert kann hier sehr hilfreich sein

bull Auswahl geeigneter Operatoren fuumlr Leistungsaufgaben die den Kompetenzerwartun-gen entsprechen

bull Ableitung und Festlegung von Leistungsmerkmalen anhand derer die Auspraumlgung einer Kompetenz beobachtet werden kann

bull Uumlberpruumlfen des Erreichens von Kompetenzerwartungen je nach Komplexitaumlt auch mit mehreren (Teil-)Aufgaben

bull Beruumlcksichtigung des zu erwartenden Leistungsstandes der gesamten Lerngruppe im Hinblick auf das Fortschreiten im LehrplanPLUS

bull Festlegen des Formats der Leistungserhebung schriftlich muumlndlich praktisch oder Mischform

bull Festlegen des Formats der Aufgaben (geschlossene oder offene Aufgaben Aufgaben mit einer Auswahl von Antworten Kurzantworten Texterstellung etc)

bull Erstellen von Bewertungskriterien fuumlr jede Aufgabe die ndash auch fuumlr Schuumllerinnen und Schuumller ndash transparent und nachvollziehbar sind

Kasten 5 Funktionen von Bewertungskriterien

Bewertungskriterien helfen hellip

bull erwartete Leistungen auf der Basis von Leistungsmerkmalen zu beschreiben

bull Faumlhigkeitsniveaus und Abstufungen von Leistung darzustellen

bull Leistungen paumldagogisch-diagnostisch einzuordnen

bull transparente Ruumlckmeldungen an die Schuumllerinnen und Schuumller bereitzustellen und

bull Qualitaumltsstandards bei der Bewertung einzuhalten

Wesentlich bei der Erstellung von kompetenzorientierten Aufgaben ist die hier dargestellte Ableitung von Leistungsaufgaben aus den Kompetenzerwartungen und Inhalten des Lehr-planPLUS Kompetenzorientierte Aufgaben koumlnnen nicht unmittelbar aus den Lehrplaumlnen entnommen werden Ihre Erstellung erfordert das planvolle und zweckgerichtete Vorgehen der Lehrkraft mit engem Bezug zum vorhergehenden Unterricht

Literaturverzeichnis

20 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Literaturverzeichnis

Bayerisches Staatsministerium fuumlr Bildung und Kultus Wissenschaft und Kunst (2014) Lehr-planPLUS Grundschule Lehrplan fuumlr die bayerische Grundschule Bildungs- und Erzie-hungsauftrag der Grundschule Verfuumlgbar unter httpwwwlehrplanplusbayerndebildungs-und-erziehungsauftraggrundschule [23072019]

Hascher T (2005) Emotionen im Schulalltag Wirkungen und Regulationsformen Zeitschrift fuumlr Paumldagogik 51 (5) 610ndash625

ISB (2017) Leistungserhebung Leistungsdokumentation und Leistungsbewertung im kompe-tenzorientierten Unterricht der Mittelschule Muumlnchen ISB Verfuumlgbar unter httpwwwisbbayerndedownload19759hr_leistung__mittelschule_internetpdf [23072019]

ISB (2017) Kompetenzorientierter Unterricht Leistungen beobachten ndash erheben ndash bewerten (Grundschule) Muumlnchen ISB Verfuumlgbar unter httpswwwisbbayerndedownload 19518leistung_grundschule_internetpdf [23072019]

ISB (2015) LehrplanPLUS ndash konkret Verfuumlgbar unter httpswwwisbbayerndedown-load15913isb_lehrplanplus_handreichungpdf [23072019]

KMK (2004) Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz Erlaumluterungen zur Konzepti-on und Entwicklung Verfuumlgbar unter httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichun-gen_beschluesse20042004_12_16-Bildungsstandards-Konzeption-Entwicklungpdf [23072019]

KMK (1973) Beschluss der Kultusministerkonferenz Zur Stellung des Schuumllers in der Schule Verfuumlgbar unter httpwwwkmkorgfileadminveroeffentlichungen_beschluesse1973 1973_05_25_Stellung_Schuelerpdf [23072019]

Klieme E Avenarius H Blum W Doumlbrich P Gruber H Prenzel M Reiss K Riquarts K Rost J Tenorth H-E amp Vollmerck H (2009) Zur Entwicklung nationaler Bildungs-standards Eine Expertise Berlin Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung Ver-fuumlgbar unter httpedudocchrecord33468filesdevelop_standards_nat_form_dpdf [23072019]

Lankes E M (2012) Kompetent durch Aufgaben Die Rolle von Lernaufgaben bei der Ent-wicklung von Kompetenzen Schulverwaltung Bayern 7ndash8 22ndash24

Meyer L Seidel T amp Prenzel M (2006) Wenn Lernsituationen zu Leistungssituationen wer-den Untersuchung zur Fehlerkultur in einer Videostudie Schweizerische Zeitschrift fuumlr Bildungswissenschaften 28 (1) 21ndash41

Seel N M amp Hanke U (2015) Erziehungswissenschaft Lehrbuch fuumlr Bachelor Master- und Lehramtsstudierende Berlin Heidelberg Springer

Soderstrom N C amp Bjork R A (2015) Learning Versus Performance An Integrative Review Perspectives on Psychological Science Vol 10(2) 176ndash199

Weinert F E (2001) Vergleichende Leistungsmessung in Schulen ndash Eine umstrittene Selbst-verstaumlndlichkeit In F E Weinert (Hrsg) Leistungsmessungen in Schulen (S17ndash31) Weinheim Beltz

Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

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Literaturverzeichnis

20 Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

Literaturverzeichnis

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Kompetenzorientierte Leistungsaufgaben

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Hinweis Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bayerischen Staatsregierung herausgegeben Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerbern oder Wahl helfern im Zeitraum von fuumlnf Monaten vor einer Wahl zum Zwecke der Wahlwerbung verw endet werden Dies gilt fuumlr Landtags- Bundestags- Kommunal- und Europawahlen Missbraumluchlich ist waumlhrend dieser Zeit insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen an Informa tionsstaumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken

und Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Staatsr egierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte Den Parteien ist es gestattet die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden

BAYERN I DIREKT ist Ihr direkter Draht zur Bayerischen Staats re gierung Unter Telefon 0 89 12 22 20 oder per E-Mail unter direktbayernde erhalten Sie Informa tionsmaterial und Broschuumlren Auskunft zu aktuellen Themen und Inter net quellen sowie Hinweise zu Behoumlrden zustaumlndigen Stellen und Ansprech partnern bei der Bayerischen Staats regierung

HerausgeberBayerisches Staatsministerium fuumlr Unterricht und Kultus Ref Oumlffentlichkeitsarbeit Salvatorstraszlige 2 80333 Muumlnchen

Dieser Leitfaden wurde im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums fuumlr Unterricht und Kultus vom Staatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und Bildungsforschung erarbeitet

RedaktionAlexandra EberhardtDr Gabriele LoiblFranziska LugertMagnus OrtingerUlrike PykaDr Bernd Schaal (Leitung)Corina Sperr-BaumgaumlrtnerAndreas StreinzDr Ursula Weier(alle ISB)

AnschriftStaatsinstitut fuumlr Schulqualitaumlt und BildungsforschungGrundsatzabteilungSchellingstraszlige 15580797 MuumlnchenTel 089 2170-2238Fax 089 2170-2205E-Mail kontaktisbbayerndeInternet wwwisbbayernde

GestaltungPrePress-Salumaecom Kaisheim

DruckAppel amp Klinger Druck und Medien GmbH Schneckenlohe

StandOktober 2019

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