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konzentriert Informationsorgan der Umweltfreisinnigen St.Gallen Oktober 2012 Sichere Werte Inhalt SEITE 2 UFS-Positionspapier Verkehr SEITE 3 Finanzierung des Verkehrs in der Schweiz SEITE 4 Verkehrsforum See + Gaster Wir bauen ein Kraftwerk SEITE 5 Neue Wege in der Stromproduktion mit Wasserkraft Totalrevision kantonales Planungs- und Baugesetz SEITE 6 Schwerpunktthema Biodiversität: Biologische Landwirtschaft SEITE 7 Stau am Gotthard SEITE 8 Veranstaltungen Sämtliche bisherigen Stadt-, Gemeinde- und Schulräte sowie Gemeindeparlamentarier der UFS wurden am 23. September 2012 wiedergewählt. Neu in das Stadtparlament Wil gewählt wurde zudem Marc Flückiger (JFDP/UFS). Das ist ein grosser Erfolg herzliche Gratulation an alle Gewählten! Weniger erfreulich ist der Sitzverlust der FDP im Stadtparlament St.Gallen zwei Sitze weniger in der neuen Legislaturperiode sind eine deutliche Niederlage. Umso erfreuli- cher jedoch ist, dass die erst per 1. Januar 2012 ins Stadtparlament St.Gallen nachge- rückte Elisabeth Zwicky Mosimann, Vizepräsidentin der UFS, wiedergewählt wurde. Ein Dank gebührt an dieser Stelle aber auch allen Kandidatinnen und Kandidaten, die den Sprung in eine Exekutive oder ein Parlament (noch) nicht geschafft haben. Dass es nicht selbstverständlich ist, dass sich engagierte Persönlichkeiten als Kandidaten zur Verfügung stellen, zeigt sich alle vier Jahre erneut bei den Bemühungen, überhaupt Kandidatinnen und Kandidaten zu finden. Ein herzliches Dankeschön für die geleistete Arbeit geht zudem an alle nicht mehr zur Wahl angetretenen Umweltfreisinnigen, die sich in den vergangenen Jahren tatkräftig für eine nachhaltige Politik eingesetzt haben. Sie haben mit ihrem Wirken die Politik geprägt und umweltfreisinnige Zeichen gesetzt. Ein erfolgreicher Wahlkampf ist nur möglich mit der Unterstützung unermüdlicher Hel- ferinnen und Helfer, treuer Mitglieder und grosszügiger Spenderinnen und Spender - ihnen allen ein ganz grosses DANKE. Nicole Zürcher Fausch, Präsidentin UFS Herzliche Gratulation allen UFS-Mitgliedern, die in diverse Gemeindegremien gewählt wurden: Thomas Scheitlin, Stadtpräsident St.Gallen; Fredy Brunner, Stadtrat St.Gallen; Imelda Stadler, Gemeindepräsidentin Lütisburg; Stefan Frei, Gemeindepräsident Jonschwil; Hanspeter Haltner, Gemeinderat Uzwil; Elisabeth Zwicky Mosimann, Stadtparlament St.Gallen; Ronnie Ambauen, Stadtrat Rorschach; Roman Habrik, Stadtparlament Wil; Hermann Thoma, Gemeinderat Sennwald; Pius Good, Gemeinderat Mels; Norbert Hälg, Stadtparlament Gossau; Marc Flückiger, Stadtparlament Wil; Felix Koller, Stadtparlament Gossau; Peter Zingg, Gemeinderat Mörschwil; Beat Dietrich, Schulrat Gossau. Naturmuseum JAturmuseum! Am 25. November 2012 stimmen die Stimmberechtigten der Stadt St.Gallen über das neue Naturmuseum ab. Die Umweltfreisinnigen unterstützen diese einmalige Chance für St.Gallen aus zahlreichen Gründen und engagieren sich im Abstimmungskomitee nicht nur personell sondern auch mit einem namhaften monetären Beitrag. Stimmen auch Sie JA zum neuen Naturmuseum und setzen Sie sich ein für: spannende Wissensvermittlung Naturarchiv und Forschungszentrum eine zeitgemässe interaktive Ausstellung einen Begegnungsort für Familien, Schulen und Vereine einen Naturerlebnispark in der Stadt

konzentriert - umweltfreisinnige.ch · Die Funktion der S-Bahn ist zu gewährleisten und durch eine optimale Verknüpfung mit dem Feinverteiler Bus zu ergänzen. Die Bahnhöfe St.Gallen

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konzentriert Informationsorgan der Umweltfreisinnigen St.Gallen

Oktober 2012

Sichere Werte

Inhalt

SEITE 2 UFS-Positionspapier Verkehr

SEITE 3 Finanzierung des Verkehrs in der Schweiz

SEITE 4 Verkehrsforum See + Gaster Wir bauen ein Kraftwerk

SEITE 5 Neue Wege in der Stromproduktion mit Wasserkraft Totalrevision kantonales Planungs- und Baugesetz

SEITE 6 Schwerpunktthema Biodiversität: Biologische Landwirtschaft

SEITE 7 Stau am Gotthard

SEITE 8 Veranstaltungen

Sämtliche bisherigen Stadt-, Gemeinde- und Schulräte sowie Gemeindeparlamentarier der UFS wurden am 23. September 2012 wiedergewählt. Neu in das Stadtparlament Wil gewählt wurde zudem Marc Flückiger (JFDP/UFS). Das ist ein grosser Erfolg – herzliche Gratulation an alle Gewählten!

Weniger erfreulich ist der Sitzverlust der FDP im Stadtparlament St.Gallen – zwei Sitze weniger in der neuen Legislaturperiode sind eine deutliche Niederlage. Umso erfreuli-cher jedoch ist, dass die erst per 1. Januar 2012 ins Stadtparlament St.Gallen nachge-rückte Elisabeth Zwicky Mosimann, Vizepräsidentin der UFS, wiedergewählt wurde.

Ein Dank gebührt an dieser Stelle aber auch allen Kandidatinnen und Kandidaten, die den Sprung in eine Exekutive oder ein Parlament (noch) nicht geschafft haben. Dass es nicht selbstverständlich ist, dass sich engagierte Persönlichkeiten als Kandidaten zur Verfügung stellen, zeigt sich alle vier Jahre erneut bei den Bemühungen, überhaupt Kandidatinnen und Kandidaten zu finden.

Ein herzliches Dankeschön für die geleistete Arbeit geht zudem an alle nicht mehr zur Wahl angetretenen Umweltfreisinnigen, die sich in den vergangenen Jahren tatkräftig für eine nachhaltige Politik eingesetzt haben. Sie haben mit ihrem Wirken die Politik geprägt und umweltfreisinnige Zeichen gesetzt.

Ein erfolgreicher Wahlkampf ist nur möglich mit der Unterstützung unermüdlicher Hel-ferinnen und Helfer, treuer Mitglieder und grosszügiger Spenderinnen und Spender - ihnen allen ein ganz grosses DANKE. Nicole Zürcher Fausch, Präsidentin UFS

Herzliche Gratulation allen UFS-Mitgliedern,

die in diverse Gemeindegremien gewählt wurden: Thomas Scheitlin, Stadtpräsident St.Gallen; Fredy Brunner, Stadtrat St.Gallen; Imelda Stadler, Gemeindepräsidentin Lütisburg; Stefan Frei, Gemeindepräsident Jonschwil; Hanspeter Haltner, Gemeinderat Uzwil;

Elisabeth Zwicky Mosimann, Stadtparlament St.Gallen; Ronnie Ambauen, Stadtrat Rorschach; Roman Habrik, Stadtparlament Wil; Hermann Thoma, Gemeinderat Sennwald; Pius Good, Gemeinderat Mels; Norbert Hälg, Stadtparlament Gossau; Marc Flückiger, Stadtparlament Wil; Felix Koller, Stadtparlament Gossau; Peter Zingg, Gemeinderat Mörschwil; Beat Dietrich, Schulrat Gossau.

Naturmuseum – JAturmuseum! Am 25. November 2012 stimmen die Stimmberechtigten der Stadt St.Gallen über das neue Naturmuseum ab. Die Umweltfreisinnigen unterstützen diese einmalige Chance für St.Gallen aus zahlreichen Gründen und engagieren sich im Abstimmungskomitee nicht nur personell sondern auch mit einem namhaften monetären Beitrag.

Stimmen auch Sie JA zum neuen Naturmuseum und setzen Sie sich ein für:

spannende Wissensvermittlung

Naturarchiv und Forschungszentrum

eine zeitgemässe interaktive Ausstellung

einen Begegnungsort für Familien, Schulen und Vereine

einen Naturerlebnispark in der Stadt

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Wichtigste Forderungen

Grundsätze und Ziele

UFS-Positionspapier Verkehr

1. Um die Mobilitätszunahme zu bremsen wird Verkehr in erster Linie vermieden, in zweiter Linie wird die Mobilität auf effiziente und umweltschonende Träger gelenkt.

2. Die Finanzierung für alle Verkehrsträger ist transparent und langfristig. Jeder Verkehrsteilnehmer soll die von ihm verursachten Kosten selbst tragen. Bis bei allen Verkehrsträgern die externen Kosten internalisiert sind, wird der öf-fentliche Verkehr dem motorisierten Individualverkehr vorgezogen.

3. Der öffentliche Verkehr verlagert immer mehr Individualverkehr von der Strasse auf Bahn und Bus und bindet die Ost-schweiz mit schnellen Verbindungen an die schweizerischen und europäischen Zentren an.

4. Motorfahrzeuge, Fussgänger und Velo-fahrer sind gleichberechtigte Ver-kehrsteilnehmer. Für den Langsamver-kehr sind attraktive und sichere Ver-kehrsflächen vorhanden. Der motorisier-te Individualverkehr wird in die Pflicht genommen.

5. Der Güterverkehr wird vor allem im Transitbereich über die Bahn abgewi-ckelt.

6. Der Flugverkehr hält sich in engen Gren-zen und trägt seine externen Kosten.

Mobilität Mit einer nachhaltigen Raumentwicklung soll das Verkehrsaufkommen reduziert wer-den. Ein kantonales Gesamtverkehrskonzept muss zusammen mit der Raumplanung einen Massnahmenplan zur Eindämmung des Mobilitätswachstums aufstellen. Mittels Anreizsystemen, einer hohen Nutzungsmischung in den Siedlungen und neuartigen Wohn- und Arbeitsmodellen soll dieses Konzept das Mobilitätsverhalten steuern.

Mit einer geeigneten Preispolitik soll die Mobilität gesteuert werden. Dabei sollen auch innovative und unpopuläre Massnahmen geprüft und eingesetzt werden, z.B. Billett-preise nach Verkehrsaufkommen, Road Pricing, Priority Lanes, Parkplatzbewirtschaf-tung, Alpentransitbörse, elektronische Reservationssysteme, Plafonierung oder Strei-chung der steuerlichen Abzugsfähigkeit der Fahrkosten.

Es müssen Anreize gesetzt werden, damit energiesparende Fahrzeuge eingesetzt wer-den und auf unnötige Fahrten verzichtet wird, z.B. CO2-Abgabe auf Treibstoff, Fahrzeug-besteuerung nach Energieverbrauch.

Finanzierung Es ist ein neues Finanzierungsmodell zu suchen, das eine langfristig tragfähige Lösung für alle Verkehrsträger darstellt. Die externen Kosten müssen bei allen Verkehrsträgern internalisiert werden. Lenkungsabgaben sollen nicht wieder für den Ausbau der Ver-kehrsinfrastruktur verwendet werden, um die Mobilitätswachstumsspirale nicht weiter anzuheizen. Angemessene Tarife im öV sollen den Eigenfinanzierungsgrad erhöhen.

Öffentlicher Verkehr und Individualverkehr Die Funktion der S-Bahn ist zu gewährleisten und durch eine optimale Verknüpfung mit dem Feinverteiler Bus zu ergänzen. Die Bahnhöfe St.Gallen und Sargans müssen Voll-knoten sein. Die Anbindung an die Zentren Bregenz, Konstanz, Stuttgart und München ist voranzutreiben.

In den Zentren sind eine hohe Haltestellendichte, eigene Trasses für den öV, Schnellbus-se und Taktverdichtungen zu Hauptverkehrszeiten erforderlich. Abgelegene Gebiete sollen zurückhaltend bedient werden, um eine Neubesiedelung zu verhindern.

Eine Aufwertung der öffentlichen Strassenräume mit flächendeckenden Tieftempozo-nen und sicheren, attraktiven Verkehrswegen für Fussgänger und Velofahrer sollen die Wohnqualität in den Quartieren erhöhen, den Durchgangsverkehr lenken und den An-teil des Langsamverkehrs steigern.

Güter- und Flugverkehr Möglichst viel Gütertransitverkehr soll von der Strasse auf die Schiene verlagert wer-den. Die zügige Fertigstellung der NEAT ist unerlässlich und die Einführung einer Alpen-transitbörse für die Verlagerung des Gütertransitverkehrs ist voranzutreiben. Zur Entlas-tung der Autobahnen soll der Bahngüterverkehr wiederbelebt werden. Der Bau einer 2. Strassentunnelröhre am Gotthard ist abzulehnen.

Gekürzte Fassung des UFS-Positionspapiers Verkehr vom 26. April 2012

Das vollständige Papier mit Begründungen und einer Liste der im Kanton St.Gallen ge-planten Verkehrsinfrastrukturmassnahmen finden Sie auf www.umweltfreisinnige.ch.

Um die Mobilitätszunahme zu bremsen, muss Verkehr in erster Linie vermieden werden.

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Die Mobilität ist ein zentraler Aspekt im Leben vieler Einwohner der Schweiz. Mit einem Anteil von 40% an den Tagesdistanzen sind Freizeitaktivitäten der bedeutendste Verkehrszweck, das Pendeln zur Arbeit ist mit 24% an den Tagesdistanzen der zweitwichtigste Zweck, gefolgt vom Einkaufsverkehr mit 13% Anteil. Die durchschnittliche Tagesdistanz hat im Lauf der Jahre zugenommen. 1994 betrug diese Distanz 31,3 km, 2010 war sie auf 36,7 km angestiegen1.

Töpfe und Geldflüsse In den kommenden 20 Jahren bis 2030 erwartet das Bundesamt für Raumentwicklung sowohl im Personenverkehr Schiene als auch im motorisierten Individualverkehr (MIV) eine weitere Stei-gerung der zurückgelegten Strecken2. Damit die Verkehrsströme fliessen können, müssen Strassen und Schienenwege gebaut und unterhalten werden. Wie werden Bau und Unterhalt der Ver-kehrsinfrastruktur finanziert?

Für den Bahnbetrieb, Betrieb und Unterhalt des SBB-Bahnnetzes sowie Erneuerungen und kleinere Erweiterungen werden pro Jahr folgende Gelder verwendet:

die Einnahmen aus dem Verkauf von Billetts und Abonne-ments,

der in der Leistungsvereinbarung zwischen Bund und SBB ver-einbarte Beitrag des Bundes aus dem ordentlichen Bundes-budget,

die Trassenerträge der Nutzer des Schienennetzes

und die vom Bund festgelegte Ausgleichszahlung von SBB-Immobilien an SBB-Infrastruktur.

Die grossen Neubauprojekte wie der Gotthard-Basistunnel, wer-den durch den

FinöV-Fonds (1,6 Mrd. pro Jahr, insge-samt 31,5 Mrd. während 20 Jahren),

den Infrastrukturfonds (jährlich 150 Mio.)

und die Kantone (200 Mio. pro Jahr) finanziert.

Der FinöV-Fonds wird durch Beiträge aus der Mehrwertsteuer, der Mineralölsteuer und der LSVA gespeist, der Infrastruktur-fonds durch Beiträge aus der Minera-lölsteuer3.

Die für den Strassenbau verfügbaren zweckgebundenen Mittel beliefen sich 2011 auf 3802 Mio.4Franken. Diese Sum-me setzt sich zusammen aus

50% Reinertrag aus der Mineralölsteuer,

den Einnahmen aus dem Mineral-ölsteuerzuschlag

und der Nationalstrassenabgabe (Autobahnvignette).

Diese drei Quellen alimentieren die so genannte Spezialfinanzierung Strassen-verkehr. Die historisch gewachsene Ver-kehrsfinanzierung bildet ein kompliziertes Netz.

Finanzierung des Verkehrs in der Schweiz

Ein kritischer Blick auf die aktuelle Verkehrspolitik Die Komplexität und Unübersichtlichkeit der Finanzierung des Verkehrs in der Schweiz wird von den Autoren des in der Publikati-onsreihe von Avenir Suisse erschienenen Buchs „Verkehrt: Ein Plädoyer für eine nachhaltige Verkehrspolitik“ kritisiert. Heute gelte das Prinzip, dass Ausbau und Unterhalt der Verkehrsinfra-struktur hauptsächlich durch allgemeine Steuermittel und speziel-le Abgaben finanziert werden und deshalb nicht direkt in Zusam-menhang stehen mit der Benutzung dieser Infrastruktur und den daraus entstehenden Kosten. Die Kosten würden auf alle Steuer-

subjekte verteilt und nicht von jenen Verkehrsteilnehmern be-zahlt, die eine bestimmte Dienstleistung in Anspruch nehmen. Es werde so ein weiterer Ausbau der Verkehrsinfrastruktur gefördert, welcher seinerseits eine zusätzliche Steigerung der Anzahl Ver-kehrsteilnehmer nach sich ziehe. Weitere Mechanismen, welche die Autoren des „Weissbuchs“ als nachteilig einschätzen, sind die Quersubventionierung des öffentlichen Verkehrs durch den Stras-senverkehr über die oben erwähnten, miteinander verbundenen Fonds. Die Kostenwahrheit der einzelnen Verkehrsmittel sei so nicht garantiert. Bei der Verteilung der Gelder spielten ausserdem föderalistische Gesichtspunkte eine wichtige Rolle. Auch beim Nationalstrassen-Netz bestehe eine vergleichsweise teuer bereit gestellte Verkehrsinfrastruktur und eine relativ billige Mobilität. Die Autobahnvignette ist für alle Fahrzeuge gleich teuer. Die Zer-siedelung der Landschaft sei u.a. eine Folge eines Strassen- und Schienennetzes, das schnell und günstig von A nach B führe5. Die Autoren von „Verkehrt“ schlagen eine Reihe von Massnahmen für eine ökonomisch und ökologisch nachhaltige Verkehrspolitik vor. Diese Massnahmen beinhalten beispielsweise eine Differenzierung der Preise im öffentlichen Verkehr nach Kundenbedürfnissen und Zahlungsbereitschaft, Einführung von Road Pricing in den Spitzen-stunden auf gut ausgelasteten Strecken oder eine flächendecken-de Kilometerabgabe. Auch die UFS befürworten teilweise solche Massnahmen. (Siehe Artikel über Positionspapier Verkehr der UFS in dieser Ausgabe.) ck

1Bundesamt für Statistik, Bundesamt für Raumentwicklung (Hrsg.) Mobilität in der Schweiz: Wichtigste Ergebnisse des Mikrozensus Verkehr und Mobilität 2010, Neuchâtel 2012, S. 3-4, 7. 2LITRA, Informationsdienst für den öffentlichen Verkehr: Verkehrszahlen Aus-gabe 2011, S. 30-31. 3Magazin „Via bewegt dich“, 1/2012, S. 25. 4LITRA, Informationsdienst für den öffentlichen Verkehr, 2011, S.34-35. 5Maggi, Rico, Geninazzi, Angelo: Verkehrt: Ein Plädoyer für eine nachhaltige Verkehrspolitik. Weissbuch zur schweizerischen Verkehrspolitik, Zürich 2010, S. 29, 33-34 und 72-76, S. 133-138

Die Kosten werden auf alle verteilt und nicht von jenen Verkehrsteilnehmern

bezahlt, die eine bestimmte Dienstleistung in Anspruch nehmen.

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Isabella Hoegger, Berufsschullehrerin für Allgemeinbildung an der technischen Ab-teilung der GBS St.Gallen, ist Aktuarin der Solargenossenschaft St.Gallen

www.solar-sg.ch

Verkehrsforum See + Gaster

An zwei Veranstaltungen, am 8. Mai 2012 und am 17. September 2012, hat sich eine aus Delegierten der Gemeinde- und Ortsver-waltungen, der Ortsparteien und Gewerbevereine bestehende Spurgruppe mit dem Thema Verbindungsstrasse von Schmerikon über Uznach, Kaltbrunn nach Gommiswald auseinandergesetzt. Es ging dabei nicht darum über Sinn und Unsinn dieser Strasse zu diskutieren. Das fertige Projekt liegt noch nicht vor, jedoch eine favorisierte Linienführung, die durch Fachleute nach standardisier-ten Kriterien beurteilt wurde. Wir von der Spurgruppe erarbeite-ten, was und wie mit der breiten Bevölkerung am 1. Dezember 2012 am Verkehrsforum diskutiert wird und welche Themen ange-gangen werden sollen. Es geht in einem ersten Teil darum, zum Thema Verkehr eine Standortbestimmung, eine Auslegeordnung zu machen. Auch über mögliche Varianten soll diskutiert werden. Die Bevölkerung soll sich dazu äussern, welche Aspekte man be-rücksichtigen muss und soll, wo gibt es Spielraum, was könnte verbessert werden, welche dringenden flankierenden Massnah-men ebenfalls zu berücksichtigen sind.

Nicht alle Varianten können diskutiert und die Verbindungsstrasse darf nicht grundsätzlich in Frage gestellt werden. Es darf nicht sein, dass wir aus dem 16. Strassenbauprogramm des Kantons fallen. Dies würde eine Realisierung der Verbindungsstrasse um Jahre zurückwerfen.

Eine Linienführung ist noch kein Projekt, dieses wird dann ausge-arbeitet unter Berücksichtigung der verschiedenen Voten, Anre-gungen und Kriterien. Ganz bestimmt werden Anliegen von der Landwirtschaft, des Naturschutzes, sowie die der breiten Bevölke-rung einfliessen.

Ich würde mich sehr freuen, wenn sich am 1. Dezember viele Per-sonen die Zeit nehmen, um ihre Anliegen, Befürchtungen, Fragen einzubringen. Es geht um unsere schöne Region und nur zusam-men finden wir Lösungen, die von der breiten Bevölkerung mitge-tragen werden. Wir können so aktiv unseren Lebensraum mitges-talten, der im Einklang mit Mensch, Tier und Natur ein lebenswer-tes Zuhause für alle bietet. Elisabeth Brunner-Müller

Elisabeth Brunner-Müller, Präsidentin des Pfarreirates und Vorstandsmitglied von Ge-werbeverein und FDP Schmerikon, ist neu-gewählte Gemeinderätin von Schmerikon und tritt ihr Amt am 1. Januar 2013 an.

www.verkehrsforum-see-gaster.ch

Öffentliches Verkehrsforum See + Gaster Samstag, 1. Dezember 2012, 08.30 - 15.00 Uhr

Turnhalle Haslen, 8730 Uznach

Wir bauen ein Kraftwerk - machen Sie mit!

Was wird eines Tages aus unserer erdölabhängigen Gesellschaft, wenn keine fossilen Rohstoffe mehr zur Verfügung stehen oder sie einfach nicht mehr kostengünstig gefördert werden können? Es ist ja nicht nur das Heizöl oder Benzin, das knapp wird, sondern auch die vielen Dinge, die aus Neben-und Restprodukten herge-stellt werden. Kunststoffe aller Art oder sogar mein geliebter Lip-penstift. Nachdem ich das Buch von Jeremy Rifkin „Die 3. Revolu-tion“ gelesen hatte, war mir klar: es gibt nichts Gutes ausser man tut es.

Solargenossenschaft St.Gallen Im Januar 2012 fand die Gründung der „Solargenossenschaft St.Gallen“ statt. Umgesetzt wurde die Idee durch die neu gewähl-te grünliberale Stadtparlamentarierin Sonja Lüthi, welche als Prä-sidentin der Solargenossenschaft vorsteht, und durch Res Schnei-der, den Präsidenten der glp Stadt St.Gallen. Viele Leute würden gerne etwas zum Energie-Sparen beitragen, sind aber mit der Planung einer Photovoltaikanlage (PV) überfordert oder es fehlt ein passendes Hausdach. Genau da kommt die Solargenossen-schaft St.Gallen zum Zug: Wir suchen grosse Dächer auf die wir dann PVs installieren und auf diesem Weg viel Strom produzieren können. Das ist natürlich nicht gratis. Wer Genossenschafter oder Genossenschafterin werden will, zeichnet Anteilscheine und trägt dazu bei, grosse Anlagen zu finanzieren.

Unsere erste Anlage wurde nach nur drei Monaten Planungs- und Bauzeit am 27. September 2012 bereits in Betrieb genommen: In Rothenbrunnen (GR) auf dem Dach der Kraftwerkszentrale, die ihren Strom sowieso direkt an die Stadt St.Gallen liefert. Ein wei-teres Projekt ist die neue Hundesporthalle im Schiltacker bei St.Gallen, welche eine PV-Fläche von 850m2 haben wird. Diese Anlage verursacht Kosten von 350‘000 Franken und generiert Strom für 22 Vierpersonenhaushalte.

Je mehr Genossenschaftskapital wir dafür einsetzen können, des-to kleiner wird der Bankenkreditanteil. Die Stadt St.Gallen ist be-reit, uns den Solarstrom abzukaufen. Ziel ist es, den Mitgliedern der Genossenschaft auch einen Zins für ihr Kapital zu bezahlen. Glücklicherweise haben wir schon einige sehr interessante Kon-takte für Anlagen auf grossen Dächern knüpfen können.

Wir bauen ein Kraftwerk – Machen Sie mit! Isabella Hoegger

3. Informations-Abend: 15. November 2012, 19.00 - 21.30 Uhr, Historischer Saal, Bahnhof St.Gallen

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Revisionsentwurf kantonales Planungs- und Baugesetzes

Mit der Totalrevision des Baugesetzes nimmt die Regierung des Kantons St.Gallen die Herausforderungen der Siedlungsentwick-lung aktiv an die Hand. Die Ziele, Verfahren und Vorschriften zu vereinfachen, die Eigenverantwortung des Bauherrn zu stärken, die ungebremste Zersiedelung des Landes zu stoppen, die innere Verdichtung zu fördern und Verkehr und Siedlungsentwicklung besser zu koordinieren, sind sowohl aus liberaler wie aus Raum-planerischer Sicht richtig und wichtig.

Instrumente gegen die Zersiedelung Aufwertung und Vereinheitlichung des Sondernutzungsplanes, Erstellen von kommunalen Richtplänen mit der Pflicht zur regionalen Zusammenarbeit, Entwicklung von regionalen Raum-programmen für den ländlichen Raum analog den bewährten Agglomerationsprogrammen, Mehrwertabgabe und Entwick-lungszonen für die innere Verdichtung sind einige der neuen Instrumente. Sie helfen, die Hauptziele der Raumplanung - näm-lich den haushälterischen Umgang mit dem Boden und die zweckmässige Besiedelung - zu erreichen und regen die Gemein-den zu einer aktiven Raumpolitik an. Bedauerlich ist, dass der Entwurf keine wirkungsvollen Massnahmen gegen die Bauland-hortung vorsieht.

Mehrwertabgabe als Ausgleich Die Einführung einer Mehrwertabgabe, die den Bodenmehrwert bei Zonen- oder Nutzungsplanänderungen ausgleicht, ist ein ge-eignetes Mittel, um die unerwünschte Ausdehnung des Baugebietes an den Siedlungsrändern und in abgelegenen Gebieten zu stoppen. Da die Abgabe für Entschädigungs-zahlungen als Folge von Auszonungen verwendet wird, ist sie keine neue Steuer sondern ein fairer Ausgleich. Ob auch Auf- und Umzonungen einer Mehrwertabgabe unterstehen sollen, erscheint den Umweltfreisinnigen im Hinblick auf das Ziel der inneren Verdichtung allerdings als fraglich.

Die Umweltfreisinnigen erwarten, dass die kantonale Verord-nung zum neuen Gesetz so umfassend ist, dass sie für die meis-ten Gemeinden ohne oder nur mit wenigen eigenen Bauregeln anwendbar ist. Ob sich alle neuen Instrumente und ein allfälliger Systemwechsel von Regelbauvorschriften zur Festlegung eines Bau-Nutzkörpers positiv auf Gebäude- und Siedlungsgestaltung auswirken, kann sich erst in der Praxis erweisen und hängt stark von der entsprechenden Verordnung ab. Vorstand UFS

Die Vernehmlassungsantwort und die Medienmitteilung finden Sie auf www.umweltfreisinnige.ch

Neue Wege in der Stromproduktion durch Wasserkraft

Auf der Suche nach alternativen Energien ist die Palette der durch Wasserkraft betriebenen, Strom produzierenden Anlagen in den letzten Jahren erweitert worden.

Wasserwirbelkraftwerke für geeignete Standorte Zur Gewinnung von Energie mit Wasserwirbelkraftwerken sind in der Schweiz etwa 30 Projekte in Planung. Flusswasser wird dabei in ein Becken geleitet und fliesst durch eine Abflussöffnung ab-wärts. Es entsteht ein Wasserwirbel, der einen langsamen Rotor in Gang bringt. Dieser erzeugt über einen Generator Strom, der ins Netz eingespeist wird. Fallhöhen von 70 cm und Wassermengen von 1000 Litern pro Sekunde sind ausreichend für den Betrieb ei-nes Wasserwirbelkraftwerks. Solche Kraftwerke sollen nur dort gebaut werden, wo Flüsse und Bäche verbaut oder kanalisiert sind, z.B. bei stillgelegten Flusswasserkraftwerken. Eine Test- und Pilot-anlage steht seit September 2010 im aargauischen Schöftland. Sie produziert je nach Wassermenge 10 bis 15 kW Strom. Ihre Jahres-produktion deckt den Strombedarf von 20 bis 25 Haushalten. Die Anlage wurde von der Genossenschaft Wasserwirbelkraftwerke Schweiz (GWWK) gebaut. Neben dem Bau dieses Kraftwerks war auch die Renaturierung der Suhre ein Ziel der drei Genossenschaf-ter. 2011 hat die Genossenschaft die vom Bundesamt für Energie verliehene Auszeichnung Prix Watt d‘ Or in der Kategorie „Erneuerbare Energien“ erhalten. Umstritten ist die Durchgängig-keit von Wasserwirbelkraftwerken für Fische und andere Wasser-Lebewesen. Die Genossenschaft behauptet, die Kraftwerke seien kein Hindernis für Fische. Der WWF Schweiz weist darauf hin, dass noch nicht bewiesen sei, dass Fische die Kraftwerke passieren könnten und fordert den Bau eines Fischpasses. Die Anlagen seien ausserdem ein Hindernis für Revitalisierungen von Gewässern und sollten nur an geeigneten Standorten neu gebaut werden.

Strom-Bojen für jedes Fliessgewässer In Österreich entwickelt die 2005 gegründete Firma Aqua Libre Energieentwicklungs-GmbH so genannte Strom-Bojen. Zur Installa-tion dieser schwimmenden Kleinwasserkraftwerke braucht es laut Aussage der Hersteller keine baulichen Massnahmen. Sie sind mit einer Ankerkette befestigt und schwimmen knapp unter der Was-seroberfläche. Die Bojen nutzen die durch das Fliessen von Gewäs-sern entstehende kinetische Energie. 2006 und 2009 wurden in der Wachau zwei Prototypen der Strom-Bojen in die Donau gehängt und getestet. Bei einem Rotor von 2,5 Metern Durchmesser produ-ziert die Boje 70 KWh. Mehrere Module können zusammengehängt werden. 2010 hat die Aqua Libre den österreichischen Klimaschutz-preis in der Kategorie „Alltag und Ideen“ erhalten. ck

Siehe auch unter www.gwwk.ch und www.aqualibre.at

Eine Mehrwertabgabe ist ein geeignetes Mittel, um die unerwünschte Ausdehnung des

Baugebietes an den Siedlungsrändern und in abgelegenen Gebieten zu stoppen.

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Biologische Landwirtschaft

Positive Trendwende im Biolandbau In der am 22. Juni 2012 verabschiedeten Deklaration auf dem Rio+20 Gipfel wird eine nachhaltige Landwirtschaft als zentrales Element zur Befreiung der Welt vom Hunger gesehen. Die technologische Effizienz der industriell betriebenen Landwirtschaft soll sich mit den umweltverträglicheren Metho-den der Subsistenzlandwirtschaft verbinden.

Weltweit werden 37 Millionen Hektaren landwirtschaftliche Nutzfläche, insgesamt 80 Millionen Hektaren Land (Acker- und andere Flächen wie Wälder und Weiden) biologisch bewirtschaftet.

Die Gesamt-Bio-Landwirtschaftsfläche in Europa entspricht 27% der weltweiten Fläche dieser Art. 33% liegen in Australien und Neuseeland, 23 % in Lateinamerika.

Die nach biologischen Grundsätzen bear-beitete und mit Dauerkulturen (ins-besondere Kaffee, Oliven und Kakao) und Feldfrüchten (hauptsächlich Getreide, Ölsamen, Leguminosen und Gemüse) bepflanzte landwirtschaftliche Nutzfläche hat weltweit um etwa 6% zugenommen.

1,6 Millionen Produzenten wirtschaften weltweit nach biologischen Methoden.

Der weltweite Umsatz mit Bioprodukten betrug laut dem Marktforschungsunter-nehmen Organic Monitor im Jahr 2010 44,5 Milliarden Euro, er ist seit dem Jahr 2000 um das Dreifache gestiegen.

Und wie steht es in der Schweiz? 2011 gab es bei den Landwirtschaftsbetrie-ben, die auf Bioproduktion umgestellt ha-ben, erstmals seit 7 Jahren mehr Einsteiger als Aussteiger, Anfang 2012 entschie-den sich 220 Betriebe zur Umstellung.

5618 Betriebe arbeiteten 2011 nach den Bio Suisse-Richtlinien.

Rund 11% der Landwirtschaftsbe-triebe in der Schweiz wirtschaften nach biologischen Methoden.

Der Umsatz von Bioprodukten im Detailhandel stieg um 4,2% gegen-über 2010.

Die in der letzten Session des Parlaments diskutierte Agrarpolitik 2014-2017 des Bun-des sollte durch die vorgesehene gezielte Förderung der Biodiversität die Arbeit der Biobauern in der Schweiz erleichtern. Das wäre eine erfreuliche Entwicklung. ck

Schwerpunktthema Biodiversität

Werner Amman aus Ganterschwil, langjähriges UFS-Mitglied und Biobauer der ersten Stunde, im Gespräch mit Claudia Klinkmann:

Was versprechen Sie sich als Biobauer von der geplanten Agrarpolitik 2014-2017 des Bundes?

Eher einen finanziellen Vorteil. Die grössten Verlierer sind Betriebe, welche gemessen an ihrer eigenen Fläche viele Raufutterverzehrer halten und somit einen ansehnlichen Teil des Futters zukaufen. Biobauern sind beim Futterzukauf, insbesondere beim Kraftfutter-einsatz, limitiert. Also haben nebst mir die meisten Biobauern einen hohen Anteil eigenes Futter. Aus dem gleichen Grund werden die Biobauern von der Einführung der Beiträge für eine graslandbasierte Milch- und Fleischproduktion überdurchschnittlich profitieren.

Wie hat sich die Situation der Biobauern in der Schweiz in den letzten 20 Jahren verändert? Seit Coop Mitte der Neunzigerjahre Hunderte von Bioprodukten mit der Bio Suisse – Knos-pe ins Naturplan-Sortiment aufgenommen hat und das Angebot kontinuierlich steigert, ist eine Ausdehnung der biologischen Produktion möglich und nötig. Erfreulicherweise profi-liert sich seit mehreren Jahren auch Migros zunehmend mit einem recht breiten Bioange-bot. Der Biomarkt ist also aus der Nische herausgewachsen.

Spüren Sie die Konjunkturschwankungen beim Verkauf Ihrer Produkte? Der Verkauf von Bioprodukten steigert sich von Jahr zu Jahr kontinuierlich. Das Marketing von Bio Suisse und das Konsumentenvertrauen in die Bioprodukte dank einer verlässli-chen Kontrolle in Produktion, Verarbeitung und Vertrieb tragen dazu bestimmt wesentlich bei. Nebst der guten Arbeit durch die Biobauern und –bäuerinnen sind jedoch die Produkt-innovationen der Verarbeitungsbetriebe und das Engagement des Detailhandels im Bio-bereich die wesentlichsten Triebfedern zur Verkaufsförderung. Der Schweizermarkt ist recht verlässlich, da nebst konsequenten BiokonsumentInnen auch immer mehr Wechsel-käuferinnen ab und zu Bioprodukte in ihren Einkaufskorb legen. Exportorientierte Unter-nehmen, z.B. Biokäsereien, sind jedoch von der Stärke des Schweizerfrankens selbstver-ständlich genauso betroffen wie konventionelle Anbieter.

Welches sind die Abnahmekanäle für Ihre Produkte? Meine Milch aus silofreier Fütterung gelangt über die grösste reine Biomilchhandelsfirma der Schweiz, die Biomilchpool GmbH mit Sitz in Uzwil, in jene Kanäle, wo sie gebraucht wird und eine gute Wertschöpfung erzielt. Die Schlachttiere werden in der Regel über den Schlachtviehhandel in die Verarbeitungsbetriebe von Coop oder Migros verkauft. Nach 28 Jahren praktizierter Direktvermarktung von Kartoffeln und Fleisch haben wir diese auf-wändige Arbeit vor wenigen Jahren mit einem lachenden und einem weinenden Auge aufgegeben, um uns zu entlasten und zugleich Freiraum für Neues zu schaffen.

Wie hat sich die Biodiversität auf Ihrem Hof im Lauf der Jahre entwickelt? Seit Beginn der Einführung des neuen Direktzahlungssystems im Jahr 1993 nutzen wir die Möglichkeiten zur extensiven Bewirtschaftung von Teilflächen. Zur gleichen Zeit pflanzten wir eine Hecke von rund 150 Metern Länge und ergänzten diese ein paar Jahre später mit

zwei Teichen, welche sowohl überschüssiges Quellwasser als auch das anfallende Meteor-wasser aufnehmen und dem Grundwasser wieder langsam zuführen. Bei dieser Anlage hat sich seither von selbst eine vielfältige Flora und Fauna entwickelt.

Besonders stolz bin ich jedoch auf Biodiversitä-ten in weiterem Sinne. So haben unsere Kühe allesamt noch Hörner, obwohl sie in einem Freilaufstall gehalten werden. Sowohl bei den Milchkühen als auch bei den Zuchtschweinen

kann ich heute Dank selbst angeeignetem Wissen und äusserst fachkundiger komplemen-tärmedizinischer Unterstützung weitgehend auf antiobiotische Behandlungen verzichten. In 99 von 100 Behandlungen wende ich homöopathische oder pflanzliche Heilmittel an. In der heutigen Zeit, wo Resistenzen auch in Schweizer Spitälern immer mehr Sorge bereiten, rückt der Verzicht auf Antibiotika in der Tierproduktion als Beitrag zur Rückstandsfreiheit in Nahrungsmitteln immer mehr ins Zentrum des öffentlichen Interesses.

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Die Problematik der Sanierung des Gotthard-Strassentunnels liess die Diskussion um eine zweite Röhre wieder in Gang kom-men. Angesichts drohender Sperrzeiten von mehreren Mona-ten oder Jahren gehen besonders bürgerliche Politiker in den „Gotthard-Kantonen“ Uri und Tessin auf die Barrikaden.

Bevorstehende Sanierung: Fluch oder Segen? Zürcher, die der Hafenpromenade in Ascona entlang flanieren und Deutsche, die sich in Lugano um die letzten freien Parkplät-ze streiten – Szenen, die jedem Tessin-Urlauber bekannt sein dürften. Mit der Behauptung, dass diese Szenen während der Sanierung des Gotthard-Strassentunnels der Vergangenheit angehören werden und der Tessiner Wirtschaft riesige Verluste bevorstehen, versuchen Politiker die Notwendigkeit eines zweiten Tunnels neben dem Argument einer verbes-serten Sicherheit zu unterstreichen, obwohl das Milliardenprojekt NEAT bald betriebsbereit sein wird, die Idee einer Alpentransitbörse im Raum steht und der Alpenschutzartikel seit 1994 in der Bundesverfas-sung verankert ist. Wenige sehen, dass mit einer präzisen Pla-nung die bevorstehende Sanierung auch ohne 2. Röhre mit einer Minimierung negativer Folgen durchführbar ist und gleichzeitig eine Chance ist, endlich mit der Güterverkehrsverlagerung von der Strasse auf die Schiene vorwärts zu machen.

Die Verlagerung als Zünglein an der Waage Für den Personenwagenverkehr ist während der Sanierung ein Bahnverlad durch den Eisen-bahn-Scheiteltunnel zwischen Göschenen und Airolo vorge-sehen, wie es ihn bereits vor der Eröffnung des Strassen-tunnels 1980 gab. Die Maxi-Variante (21‘600 Fahrzeuge pro Tag) des Autoverlads würde zusammen mit der Passstrasse bis auf wenige Feier- und Samstage dem Verkehrsaufkommen Herr werden. Die bestehenden Verladeanlagen in Göschenen und Airolo müssten ausgebaut werden, und als Stauraum für wartende Fahrzeuge würde sich die Autobahn A2 geradezu anbieten. Das Alternativangebot für Lastwagen ist eng an die NEAT gebunden: Es soll eine kurze ROl-

lende LAndstrasse (ROLA) zwischen Erstfeld und Biasca durch die NEAT errichtet werden. Das Güterverkehrsverlagerungsge-setz (GVVG) schreibt ab 2019 eine Begrenzung des alpenqueren-den Schwerverkehrs auf 650‘000 LKW pro Jahr vor. Am Gotthard wären das gemäss Statistik rund 500‘000 (80 %), wobei die vie-len übrigen Gütertransporte über die Gotthard-Strecke gemäss Verlagerungsidee auf der Schiene zu erfolgen hätten. Als Mittel zum Zweck könnte hier die Alpentransitbörse fungieren. Für die ROLA stünden nach Umleitungen von Fernverkehrszügen über die Bergstrecke zwei Trassen pro Stunde zur Verfügung, und es würde eine Jahreskapazität von zusätzlich 374‘000 LKW geschaf-fen. Auch ein grösserer Bedarf könnte abgedeckt werden, para-

doxerweise gerade weil das Verlage-rungsziel noch nicht erreicht wäre.

Sanierung gut planen Ohne Investitionen in Bahnverlad, ROLA und Verkehrsmanagement wird die Sanierung im Hinblick auf die ande-ren Alpenübergänge kritisch, weil sie

mit dem Umwegverkehr belastet würden. Diese Investitionen sind aber sinnvoll – sinnvoller als der Bau einer zweiten Röhre. Während der Sanierung wären weiterhin gute Verbindungen ins Tessin gewährleistet und wirtschaftliche Verluste und Einbussen weitgehend vermeidbar. Näher ins Auge zu fassen ist jedoch die Sanierungsvariante 2 des Bundes, die eine Öffnung des Tunnels in den Sommermonaten vorsieht. So blieben insbesondere den Bewohnern entlang der San-Bernardino-Route lange Staus und

eine grosse Umweltbelastung erspart, und das Tessin wäre in der Hauptsaison wie ge-wohnt erreichbar.

Es ist einfach, für eine zweite Röhre als Lösung aller Proble-me zu werben. Schwieriger ist es, die Massnahmen für eine reibungslose Tunnelsa-nierung zu erarbeiten und umzusetzen. Stellen wir uns der Herausforderung und nutzen wir gleichzeitig die

Chance, die Verlagerungspolitik voranzutreiben und den Willen des Volkes zu wahren, denn es hat nein gesagt zur Erweiterung der Kapazitäten am Gotthard. Severin Marfurt

Fotos: Emanuel Amon / Alpen-Initiative

Severin Marfurt (Jahrgang 1993) hat im Sommer die Kantonsschule am Burggraben, St.Gallen, mit der Matu-ra abgeschlossen. Seine Maturaarbeit „Die Sanierung des Gotthard-Strassentunnels: Lösungsvorschläge und Auswirkungen auf die Region und den Verkehr“ brachte ihm Lob von Verkehrsministerin Doris Leuthard und einen Anerkennungspreis der geografisch-ethnografischen Gesellschaft der Universität Zürich (GEGZ) ein. Nach bestandener Aufnahmeprüfung und Absolvierung von Praktika am Kantonsspital und bei der Stadtver-waltung St.Gallen möchte Severin Marfurt 2013 das Medizinstudium in Angriff nehmen.

Es ist einfach, für eine zweite Röhre als Lösung aller Probleme zu werben.

Begünstigt die nötige Sanierung den Spatenstich für die 2. Gotthard-Röhre?

Stau am Gotthard

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Agenda

Mittwoch, 14. November 2012 18.30 - 20.00 Uhr, Katharinensaal St.Gallen

Feierabendveranstaltung mit Apéro „Wachstum - welche

Handlungsoptionen hat die Politik?“ Podiumsdiskussion unter

Leitung von Johannes Rutz Teilnehmende siehe nebenan

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Freitag, 16. November 2012 18.30 Uhr Restaurant Schlössli St.Gallen

Traditionelles Martini-Treffen Programm siehe nebenan

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Mittwoch, 17. April 2013 Ordentliche Mitgliederversammlung 2013

Bitte reservieren Sie sich dieses Datum.

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Details und weitere Veranstaltungen werden mit dem Newsletter

bekannt gegeben und auf unserer Website publiziert.

www.umweltfreisinnige.ch

Gönneranlass bei der Flumroc, Flums Bericht

Eine speziell interessante Firma durften wir am Gönneranlass kennenlernen: Mathias Gätzi hat uns durch die Produktionsanlagen der Flumroc geführt. Sie stehen auch am Samstag nicht still. Zu sehen, wie Stein geschmolzen und zu feinen Fäden verarbeitet wird, war eindrücklich. Steine und Koks werden in einer vollautomatischen Produkti-onsstrasse im Schmelzofen bei 1500 Grad verflüssigt, beim Abkühlen zu Fasern ver-sponnen und zu einem Teppich gepresst. Das Resultat sind quasi Steinplatten mit un-endlich vielen und feinen Luftlöchern, Platten mit der wärme- und schalldämmenden Eigenschaft von Wolle und der Haltbarkeit von Stein, eben Steinwolle - verblüffend. ak

20. Martini-Treffen 2012

Freitag, 16. November 2012, ab 18.30 Uhr, Restaurant Schlössli, St.Gallen

18.30 Apéro 19.00 Nachtessen 20.00 Gastredner Regierungsrat Martin Klöti spannt

den Bogen von kommunalen Bedürfnissen zu kantonalen Ansprüchen, die er besonders in den Bereichen Mobilität, Partizipationsprozes-se, Integration und kulturelle Angebote be-leuchten wird.

Kosten: 65.-/Person für Fleischmenü

55.-/Person für Vegi-Menü Getränke und Kaffee werden individuell be-stellt und bezahlt.

1993 - 2013

- Umweltliberale Bewegung des Kantons St.Gallen - - Umweltliberale Kanton St.Gallen -

- Umweltfreisinnige St.Gallen -

Nächstes Jahr feiert unser Verein sein

20-jähriges Bestehen.

Schreiben Sie uns ! Haben Sie einen Kommentar, einen Ein-wand oder eine Ergänzung zum Bulletin? Wir freuen uns, wenn Sie uns schreiben: Umweltfreisinnige St.Gallen Postfach 2111, 9001 St. Gallen oder [email protected]

Impressum Redaktion: Richard Höber, [email protected] Claudia Klinkmann, [email protected] Iris Studer, [email protected] Andrea Klinger, [email protected] Fotos: Emanuel Amon/Alpen-Initiative/Genossenschaft Solar/Genossenschaft WWK/Marcus Kurzen/Silvan Bernal/Werner Ammann/S. + A. Klinger Herausgeber: Umweltfreisinnige St.Gallen www.umweltfreisinnige.ch

Dieses Bulletin wurde auf Papier aus FSC-Recycling-Mix klimaneutral gedruckt von der Schmid-Fehr AG in Goldach.

„Wachstum - welche Handlungsoptionen hat die Politik?“

Mittwoch, 14. November 2012, 18.30 - 20.00 Uhr Katharinensaal, Katharinengasse 11, St.Gallen

Nach einer Einführung von Johannes Rutz zu verschiedenen Aspekten der Wachstums-problematik - Zersiedelung des Landes; Zuwanderung; wachsende Ansprüche; zu gros-ser ökologischer Fussabdruck; Notwendigkeit, Risiken und Chancen des Wirtschafts-wachstums, etc. - diskutieren wir die Handlungsmöglichkeiten der Politik mit den Podi-umsteilnehmern:

Ueli Strauss Leiter Amt für Raumentwicklung und Geoinformation des Kantons St.Gallen. Dr. Martin Kolmar Professor für Volkswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Angewandte Mikroökonomie an der Universität St.Gallen Basil Oberholzer Mitinitiant der Initiative „Für eine nachhaltige und ressourcen- effiziente Wirtschaft (Grüne Wirtschaft)“, Co-Präsident Junge Grüne Kanton St.Gallen und Mitglied Stadtparlament St.Gallen Christoph Graf Präsident Jungfreisinnige St.Gallen

Öffentliche, kostenlose Veranstaltung mit anschliessendem Apéro.