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Verwaltungsmanagement 1/2013 www.refa.de2424
Kooperative Aufgabenerledigung: Handlungsansätze für die öffentliche Verwaltung
�� Von�Petra�Pfisterer
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Shared Services oder Dienstleistungszentren als gebündelte Wahrnehmung öffentlicher Aufgaben mit Querschnittsbezug sowie Konzepte interkommunaler Zusammenarbeit sind wahrlich nicht neu. Spannend wird es, diese Wege kooperativer Aufgabenwahrnehmung vor dem Hintergrund der aktuellen Reformerfordernisse neu zu betrachten, zu interpretieren und im Rahmen einer breiten Fachöffentlichkeit Möglichkeiten zu finden und zu diskutieren, wie Modelle strategisch fortentwickelt, gebündelt und eingesetzt werden können. Der Blick auf Aufgabenerledigungszusammenhänge, wie man sie aus der Aufgabenkritik im Sinne der Vollzugskritik und der Geschäftsprozessanalyse kennt, erfahren durch die derzeitige Stärkung des EGovernments und die Renaissance der Prozessorientierung wichtige Impulse, die es zu nutzen gilt.
Zum Erfolg gibt es keinen Lift. Man muss die Treppe benutzen.
(Emil Ösch, Schriftsteller)
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Handlungsbedarf der öffentlichen Hand
Die öffentliche Verwaltung befindet sich derzeit in einem umfassenden Veränderungsprozess. Der demografische Wandel stellt sie vor die Herausforderung, die Aufgabenerledigung gemeinwohl orientiert und wirtschaftlich bei sinkender Mitarbeiterzahl bzw. zunehmend älteren Mitarbeitern sicherzustellen. Die öffentliche Aufgaben erledigung ist gleichzeitig vielfältigen An forderungen ausgesetzt, wie steigenden Qualitätsansprüchen und Finanzbedarfen.
Nicht nur betriebswirtschaftliche Elemente der Binnenmodernisierung in Form der Kosten und Leistungsrechnung, neue Formen der Steuerung und unterschiedliche Impuls ebenen des staatlichen Mehrebenensystems, sondern auch die Veränderung von Ver antwortungssphären bis hin zu territorialen Reformen lassen Spannungsfelder entstehen, die zu Fortentwicklungen drängen.
Die Mobilität der Bevölke rung und die Entwicklung von der „Gemarkungskom mune zur Auf ga ben er le di gungskom mu ne“ (Grömig, 2012) verdeutlichen die Notwendigkeit, bisherige Strukturen der Aufgabenerledigung zu überdenken.
Von außen betrachtet entsteht der Eindruck, dass die Unterfinanzierung der öffentlichen Haushalte zunächst zu innerorganisatorischen Lösungen und Einsparbemühungen in den Behörden geführt hat (Deckert, 2012) und Effizienzpotenziale von Kooperationen nach derzeitigem Stand nur unzureichend genutzt werden. Damit hebt sich die Entwicklung in Deutschland auch von anderen Staaten ab, in denen Bündelungs oder Industrialisierungsansätze stärker verbreitet sind. (ISPRAT, 2012).
Wenig förderlich ist darüber hinaus, dass der Begriff der Shared Services unterschiedlich belegt ist. So ist der kommunale Begriff der Shared Services weiter gefasst und schließt damit auch Inhalte interkommunaler Kooperation mit ein, also auch die kooperative Erledigung von Fachaufgaben.
Einsparpotenziale der öffentlichen Hand bestehen jedoch unabhängig von der begrifflichen Differenzierung; insofern erscheint es zielführender, die konkreten Aufgabenerledigungszusammenhänge zu prüfen. Dies beinhaltet, die Leistungsfähigkeit und die Integrationsfunktion der Verwaltung und die Bedeutung des Raumbezuges (Schimanke, 2012; Schuppan, 2010) zu betrachten. Es gilt ebenso für Kompetenz und Vollzugsstrukturen sowie den Beitrag, den EGovernment als Reformansatz bzw. die Informations und Kommunikationstechnologien in diesem
Zusammenhang zu leisten im Stande sind.
Anwendungsszenarien im öffentlichen Sektor
Denkbar ist dabei eine Reihe von Anwendungsszenarien ko operativer Modelle, die strukturiert werden nach unterschiedlichen Kriterien wie funktionaler Bezug, Organisationsform oder Art der Finanzierung. Daraus leitet sich eine große Fülle an Handlungsoptionen ab, die in der Praxis möglich sind und sich wie in Bild 1 dargestellt strukturieren lassen.
Differenziert werden kann darüber hinaus zwischen
y der Aufgabenerfüllung im engeren Sinne,
y Tätigkeiten, die vorgelagert, parallel oder nachgelagert diese Aufgabenerfüllung operativ fördern und unterstützen (Schulz 2012) und
y einer Abbildung in unterschiedlichen Modulen, welche
die „Tiefe“ und den Umfang der Erledigung und Delegation oder die Verbindlichkeit der Kooperation verdeutlichen.
Paradigmenwechsel in der öffentlichen Verwaltung: Handlungsansätze im föderalen System
EGovernment wirkt im Verhältnis der Verwaltung zu Bürgern und Wirtschaft, ist an dieser Stelle jedoch auch verstärkt im Hinblick auf die Kommunikation zwischen Verwaltungen zu betrachten, um Schnittstellen und Prozesse zu thematisieren. Mit Art. 91c des Grundgesetzes sowie
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Bild 1: Kriterien und Anwendungsszenarien von Kooperationsmodellen in der öffentlichen Verwaltung. (Quelle: auf Grundlage Schütz/Pfisterer, 2012, S. 13.)
1) Frick/Hokkeler, 2008, S. 45. Zur Differenzierung nach unterschiedlichen Tätigkeiten siehe Hanken/Wind, 2006, S. 184188.
2) Frick/Hokkeler, 2008, S. 45. Eine umfangreiche und umfassende Darstellung rechtlichorganisatorischer Kooperationstypen bieten Hesse/Götz, 2006.
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dem seit 01.04.2010 gültigen ITStaatsvertrag (Bundesministerium des Innern, 2012) ist die Basis für eine ebenenübergreifende BundLänderKooperation im Bereich der IT geschaffen worden. Zentrales Gremium für die Zusammenarbeit ist der ITPlanungsrat. Seine Aufgabe ist es, im Rahmen von Projekten neue Technologien und Themen aufzugreifen und umzusetzen sowie EGovernmentLösungen im föderalen und politischen Kontext zu konzipieren und zu initiieren (ITPlanungsrat, 2012). Dem ITPlanungsrat könnte hier eine wesentliche Rolle als Initiator und Impulsgeber weitergehender Projekte zu Shared Services zukommen.
Zudem wird es künftig im Rahmen der Nationalen Prozessbibliothek möglich sein, Bausteine für häufig wiederkehrende Prozesse bzw. Prozessschritte und Dienste zu identifizieren und Lösungsansätze übertragbar zu machen. Prozesswissen kann auf diese Weise zur Grundlage für den Auf und Ausbau von Shared Service Centern für die öffentliche Leistungserstellung werden (Ahrend, 2012).
Da über eine kooperative Aufgabenerledigung auch Ein sparungen im Bereich des Verwaltungsvollzugs zu erwarten sind, besteht eine enge Verknüpfung mit dem Thema Bürokratieabbau. Länder, Kommunen und Träger von Selbstverwaltungsaufgaben sind derzeit eingeladen, die Zusammenarbeit mit dem Bund im Bereich der besseren Rechtsetzung zu vertiefen. Damit sollen Zusammenhänge zwischen dem Recht der EU, des Bundes und der Länder künftig deutlicher werden (Bundesregierung, 2012), was auch Kenntnisse über Vollzugsstrukturen und Prozesse einschließen dürfte und die im Rahmen der „Einfacher zu . . .“Projekte (Dietze, 2010)
gewonnenen Erfahrungen mit ebenenübergreifenden Analysen zu vertiefen hilft. Die vom ITPlanungsrat in der Sitzung am 25.10.2012 beschlossene Maßnahme, zur Umsetzung der Nationalen EGovernmentStrategie in den nächsten Monaten die Zusammenarbeit mit dem Nationalen Normenkontrollrat (Normenkontrollrat, 2012) zu intensivieren, ist ein weiterer notwendiger und wichtiger Schritt (Planungsrat, 2012).
Handlungsansätze insbesondere der Länder bestehen zu nächst einmal im Bereich ihrer Gesetz gebung. So sind „Ex perimentierklauseln“ in Landesgesetzen denkbar bzw. Regelungen zur Standarderprobung. Diese sollten es ermöglichen, abweichend von Regelungen der sachlichen bzw. örtlichen Zuständigkeit Aufgaben in Kooperationen zu erfüllen und auf diese Weise Einsparungen im Verwaltungsvollzug zu rea lisieren (Schwarting/Pfisterer, 2012).
Daneben bestehen beispielsweise in Hessen bereits rechtlich normierte Förderungs und finanzielle Anreizstrukturen für Dienstleistungszentren (IKZ Hessen, 2012; Spandau, 2012). Gerade im Bereich der Kommunen zeigt sich, dass die interkommunale Zusammenarbeit in der klassischen Daseinsvorsorge traditionell stark ausgeprägt ist. Dies wird zunehmend ergänzt um die strategische, zukunftsorientierte Entwicklungszusammenarbeit in den Regionen (Osner, 2012). Dass Shared Services innerhalb einer Region auch länderübergreifend wirksam werden können, wird am Beispiel der Initiativen der Metropolregion RheinNeckar deutlich: In deren Rahmen bauen die Länder Hessen, RheinlandPfalz und BadenWürttemberg ein regionales Shared Service Center für die einheitliche Behördenrufnummer D 115 auf bzw.
kooperieren bei der öffentlichen Auftragsvergabe (Brockmann/Köstler, 2012).
Aufgrund dieser Entwicklung wäre die Einrichtung eines ebenenübergreifenden Kompetenzzentrums „Verwaltungskooperation/Shared Services“ positiv zu bewerten. Denn nach derzeitigem Stand sind weitergehende Informationen zum Themenbereich Shared Services bzw. interkommunale Kooperation aus empirischer Sicht nur spärlich zu erhalten.3 Ein Kompetenzzentrum könnte unterstützend wirken, bestehende Ansätze zu verknüpfen und zu erarbeiten, wie rechtliche Rahmenbedingungen, die bisher einer kooperativen Aufgabenerledigung entgegenstehen, adäquat ausgestaltet werden können. Eine organisatorische Anbindung wäre auf allen Verwaltungsebenen denkbar und würde Knowhow bündeln (Schwarting/Pfisterer, 2012). Ansprechpartner könnten im Bereich der Länder neben den Innenressorts auch die Normprüfstellen sein, die im Zusammenhang mit der Revision und der Anwendungsoptimierung bereits über einschlägige Erfahrungen aus dem Bereich Folgenabschätzung von Gesetzen verfügen.
Fazit und Ausblick
Die vorangegangenen Ausführungen sollten Aufgabenerledigungszusammenhänge in den Fokus rücken, damit eigene Potenziale der Verwaltungen ausgeschöpft und Handlungsspielräume gewonnen werden können. Dies erfordert von Akteuren aller Verwaltungsebenen, sich bewusst auf die Neustrukturierung von Abläufen einzulassen. Weder ein alleiniger TopdownAnsatz noch ein alleiniger BottomupAnsatz scheinen zielführend zu sein, sondern eine inkrementale Weiterentwicklung. Für die
Akteure stehen selbst gestaltbare Handlungsansätze im Mittelpunkt, die gemeinsam erarbeitet werden können und mit denen Neues gewagt werden kann.
Literatur
Ahrend (2012): Die Nationale Prozess bibliothek – eine Initiative für eine vernetzte öffentliche Verwaltung, in: AWV – Informationen 3/2012, www.awvnet.de/cms/upload/awvinfo/pdf/Seiten_aus_Info312Prozessbibliothek.pdf (03.12.2012) bzw. www.prozessbibliothek.de/projektnutzen/ (06.12.2012).
Brockmann/Köstler (2012): Shared Services in der Metropolregion RheinNeckar, in: Schütz (Hrsg.), S. 119 ff., www.verwaltungsdurchklick.de (06.12.2012).
Bundesministerium des Innern (2012): Vertrag über die Errichtung des ITPlanungsrats und über die Grundlagen der Zusammenarbeit beim Einsatz der Informationstechnologie in den Verwaltungen von Bund und Ländern – Vertrag zur Ausführung von Artikel 91c GG http://www.bmi.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/Themen/OED_Verwaltung/Informationsgesellschaft/it_planungsrat_1.pdf;jsessionid=C4DB0BF7D4BD6518D6AE7D4DA38B77BA.2_cid287?__blob=publicationFile (11.12.2012).
Bundesregierung (2012): Kabinettbeschluss vom 28. März 2012 Arbeitsprogramm bessere Rechtsetzung, Gliederungspunkt 8: www.bundesregierung.de/Content/DE/_Anlagen/2012/03/20120328buerokratieabbau.pdf?__blob=publicationFile (06.12.2012).
Deckert (2012): Praxisbeispiele für Shared Services in Kommunen, in: Schütz (Hrsg.), S. 80 ff.
Dietze (2010), Die „Einfacher zu …“Projekte: Ansätze für eine bürokratieärmere Ausgestaltung von Leistungsverfahren und für die Durchführung von Leistungsvergleichen nach Art. 91 d GG, in: AWVInformationen 5/2010, S. 1214.
Frick/Hokkeler (2008): Interkommunale Zusammenarbeit. Handreichung für die Kommunalpolitik, FES, Kommunalakademie, S. 45.
Grömig (2012): Shared Services in übergreifender Perspektive, in: Schütz (Hrsg.) S. 65 ff.
Hanken/Wind (2006): Interkommunale Kooperation und EGovernment, in: Verwaltung und Management, Juli/August 2006, S. 184188.
Hesse/Götz (2006); Förderung interkommunaler Zusammenarbeit in Niedersachsen, Berlin.
IKZ Hesssen (2012): www.ikzhessen.de/ikz/index.php/F%C3%B6rderprogramm (06.12.2012)
ISPRAT (2012): Die Neuordnung öffentlicher Verwaltung durch eine Industrialisierung von Verwaltungsprozessen – Bündelungs, Industriealisierungs und Shared
3) Positiv im kommunalen Bereich vgl. Plattform http://www.verwaltungskooperation.at (06.12.2012). Ziel ist es, konkrete Ansatzpunkte für einen Dialog zwischen Kommunalverwaltungen zu eröffnen.
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ServiceAnsätze bei der öffentlichen Leistungserbringung, Berlin, S. 56 ff.
Normenkontrollrat (2012): http://www.normenkontrollrat.bund.de/ (03.12.2012).
Osner (2012): Haushaltskonsolidierung durch interkommunale Zusammenarbeit. Wie man mit „Shared Services“ Geld und Personal sparen kann, www.wegweiserkommune.de/themenkonzepte/finanzen/download/pdf/Haushaltskonsolidierung.pdf (06.12.2012).
Planungsrat (2012): www.itplanungsrat.de/ SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2012/PM_9.%20Sitzung%20ITPLR%202012.html?nn=1299634 (06.12.2012).
Schimanke (Hrsg.)(2010): Verwaltung und Raum. Zur Diskussion um Leistungsfähigkeit und Integrationsfunktion von Verwaltungseinheiten, BadenBaden.
Schliesky (2012): Raumbindung der Verwaltung in Zeiten des EGovernments, in Schimanke (Hrsg.), S. 50 ff.
Schulz (2012), Stadt neu denken – Unterstützungsleistungen der öffentlichen Verwaltung im Wandel, www.government2020.de/blog/?p=383 (30.11.2012).
Schuppan (2010), Territorialität der Verwaltung im Jahr 2020: Können ausgetretene Pfade verlassen werden? 17.05.2010 www.government2020.de/blog/?p=108 (30.11.2012).
Schütz (Hrsg.)(2012): Shared Services. Kooperative kommunale Aufgabenerfüllung, Wiesbaden: Kommunal und Schulverlag.
Schütz/Pfisterer (2012): Rahmenbedingungen und Anwendungsfelder des Shared Services Modells, in: Schütz (Hrsg.): S. 13.
Schwarting/Pfisterer (2012): Shared Services – Weitergehende Entwicklungsperspektiven und Ausblick, in: Schütz (Hrsg.) S. 119 ff.
Spandau (2012): Förderung und Anreizstrukturen für Shared Services in Kommunen durch das Land Hessen, in: Schütz (Hrsg.) S. 38.
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Dr.�Petra�Pfisterer�AWV-Fachreferentin�Betreuung�des�AWV-Arbeits-kreises�„Shared�Services�in�Wirtschaft�und�Verwaltung“,�in�dessen�Rahmen�wir�unter�Leitung�von�Giso�Schütz,�Vize-präsident�Bundesverwaltungs-amt�a.�D.,�den�Beitrag�„Shared�Services.�Kooperative�kommu-nale�Aufgabenerfüllung“�beim�Kommunal-�und�Schulverlag�veröffentlicht�haben.��Kontakt:�[email protected]
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Es war einmal ein Rationalisierungsfachmann, der besuchte ein Symphoniekonzert. Hier ein Auszug aus seinem Prüfungsbericht:
„Bedauerlicherweise muss fest gestellt werden, dass die vier eingesetzten Oboenbläser über weite Strecken des Konzerts unbeschäftigt herumsaßen. Die Zahl der Bediensteten sollte daher im Interesse der Personalkosteneinsparung erheblich reduziert werden. Dies könnte – ohne Outputminderung – leicht dadurch erreicht werden, dass ihre Tätigkeit gleichmäßig über das ganze Konzert so verteilt wird, dass Beschäftigungsspitzen und Leer zeiten ausgeglichen werden, wie dies doch in jedem Unternehmen längst üblich ist.
Weiter ist zu beanstanden, dass sämtliche zwölf Violinen gleichzeitig identische Tonfolgen spielten. Das bedeutet eine unnötige Vervielfachung. Wenn wirklich eine größere Lautstärke für erforderlich gehalten wird, so wäre dies ebenso gut und ökonomischer durch Einsatz elektronischer Verstärkung zu erreichen. Die Personalausstattung dieses Orchesterteils könnte dadurch drastisch gekürzt werden.
Wie sich zeigte, wurde ein besonders hohes Maß an Arbeitseinsatz durch das Spielen von Sechzentel und Zwei und dreißigstelNoten vertan. Dies ist offensichtlich eine unnötige Verfeinerung. Es wird empfohlen, sämtliche Noten der Partitur auf die jeweils nächste Achtelnote auf bzw. abzurunden, was auch zu ausge gli chenerer und dadurch
sparsamerer Materialbeanspruchung bei den Ins trumen ten führt. Dank der damit gegebenen einheitlicheren Tätigkeit wäre es zudem möglich, Bedienstete niedriger Tarif ein stufung einzusetzen, ja sogar Trainees zu verwenden, was erhebliche Einsparerfolge erbringen würde.
Ferner wirken sich die zahlreichen Wiederholungen bestimmter, teilweise sogar längerer Musikpassagen negativ auf die Arbeitsproduktivität aus. Sie sollten in Zukunft ersatzlos gestrichen werden. Dasselbe gilt für die unproduktive und deshalb abzulehnende Usance, etwa die Hörner ein Motiv wiederholen zu lassen, das zuvor schon von den Streichern gespielt wurde, mithin der Zuhörerschaft längst bekannt ist. Eine überschlägige Schätzung hat ergeben, dass die Bereinigung eines Konzerts von allen derartigen überflüssigen und unnötigen Passagen die Gesamtdauer von zwei Stunden auf rund 23 Minuten reduzieren würde.
Das wiederum hätte Auswirkungen auf die Nutzungsintensität der Konzertsäle, die nämlich dadurch für mehrere Konzerte an demselben Abend verwendbar würden. Auch würde die so erreichte Verkürzung der Veranstaltungsdauer die bisher üblichen Pausen überflüssig machen, wodurch unnützes Herumstehen während in der Regel 15 Minuten entfiele, was bei einer Zuhörerschaft von (angenommen) 600 Personen pro Konzert einen Gewinn von 150 Mannstunden bedeuten würde.
Weiter fiel auf, dass die meisten Künstler jeweils eine Hand dafür verwenden mussten, ihr Instrument in der richtigen Position zu halten. Es ließen sich erhebliche Rationalisierungsgewinne dadurch erzielen, dass stattdessen eine mechanische Halterung eingeführt wird, wodurch die bislang dafür verwendete Hand für andere Tätigkeiten frei würde.
Ebenso war bemerkenswert, wie viel Kraft die Bläser für die Luftzufuhr ihrer Instrumente und wie viel Aufmerksamkeit sie zugleich für deren genau richtige Dosierung aufzuwenden hatten. Der Einsatz eines Kompressors mit elektronischer Feinsteuerung könnte hier nicht nur Erleichterung und größere Genauigkeit erbringen, sondern auch so starke Freisetzungseffekte bewirken, dass – was organisatorisch durchaus denkbar wäre – nach derartigen Änderungen möglicherweise ein Bläser mehrere Instrumente zugleich blasen könnte.
Schließlich bietet die oft starke Überalterung der Musikinstrumente Anlass zur Sorge; sie sollte Gegenstand baldiger intensiver Untersuchungen sein. So war die Violine des Primgeigers in dem zur Diskussion stehenden Konzert mehrere 100 Jahre alt. Demnach besitzt ein solches Ins trument unter Anwendung der üblichen Abschreibungssätze lediglich noch einen sehr geringen Restwert und sollte baldigst durch ein modernes, effizienteres und mithin rentableres Instrument ersetzt werden.“
(Quelle: unbekannt)
Ein Märchen – wirklich nur ein Märchen?