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Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz Krankenhausplan des Freistaates Sachsen Stand: 1. Januar 2014 (11. Fortschreibung) vom 17. Dezember 2013 __________________________________________________________________________

Krankenhausplan des Freistaates Sachsen · 2.5 Belegarztsystem 16 2.6 Tagesklinische Versorgung im Krankenhaus 17 2.7 Notfallversorgung 17 2.8 Beteiligung an der notärztlichen Versorgung

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Sächsisches Staatsministerium

für Soziales und Verbraucherschutz

Krankenhausplan des Freistaates Sachsen

Stand: 1. Januar 2014 (11. Fortschreibung)

vom 17. Dezember 2013

__________________________________________________________________________

Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz

Bekanntmachung des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Verbraucherschutz

zum Krankenhausplan des Freistaates Sachsen

Stand: 1. Januar 2014 (11. Fortschreibung)

vom 17. Dezember 2013

Gemäß § 4 Absatz 4 des Gesetzes zur Neuordnung des Krankenhauswesens (Sächsisches Krankenhausgesetz-SächsKHG) vom 19. August 1993 (SächsGVBl. S. 675), zuletzt geändert durch Artikel 50 des Gesetzes zur Neuordnung von Standorten der Verwaltung und der Justiz des Freistaates Sachsen (Sächsisches Standortegesetz – SächsStOG) vom 27. Januar 2012 (SächsGVBl. S. 130, 147), gibt das Sächsische Staatsministerium für Soziales und Verbrau-cherschutz (SMS) den Krankenhausplan des Freistaates Sachsen, Stand: 1. Januar 2014 (11. Fortschreibung) vom 17. Dezember 2013 bekannt:

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Krankenhausplan des Freistaates Sachsen 2014/2015 Inhaltsübersicht

Inhaltsübersicht

Teil I - Allgemeine Grundsätze Seite

1 Ausgangssituation ...................................................................................................... 5

1.1 Bevölkerungsentwicklung 5

1.2 Entwicklung der stationären Krankenhausversorgung 7

1.2.1 Bettenentwicklung ............................................................................................... 7

1.2.2 Leistungsentwicklung .......................................................................................... 8

1.2.3 Verweildauer ......................................................................................................10

1.2.4 Einzugsgebiet der Krankenhäuser ......................................................................11

1.3 Ambulante Versorgung im Krankenhaus 11

2 Krankenhausplan des Freistaates Sachsen .............................................................. 13

2.1 Rechtsgrundlagen 13

2.2 Funktion des Krankenhausplanes 14

2.3 Inhalt des Krankenhausplanes 14

2.4 Krankenhausstrukturen und Fachgebiete 15

2.4.1 Allgemein- und Fachkrankenhäuser ...................................................................15

2.4.2 Versorgungsstufen .............................................................................................16

2.4.3 Zentren...............................................................................................................16

2.4.4 Fachgebiete .......................................................................................................16

2.5 Belegarztsystem 16

2.6 Tagesklinische Versorgung im Krankenhaus 17

2.7 Notfallversorgung 17

2.8 Beteiligung an der notärztlichen Versorgung im Rettungsdienst 17

3 Rahmenbedingungen der Krankenhausplanung ....................................................... 18

3.1 Demografische Entwicklung 18

3.2 Demografiebedingte Entwicklung der Krankenhausleistungen 19

3.3 Medizinischer Fortschritt, Verhaltensänderungen 21

3.4 Finanz- und Personalressourcen 22

3.5 Transsektorale Vernetzung und Substitution 22

3.6 Versorgungsqualität und Wettbewerb 23

4 Verfahren zur Ermittlung des Bettenbedarfes ........................................................... 24

Seite 2

Krankenhausplan des Freistaates Sachsen 2014/2015 Inhaltsübersicht

4.1 Einflussfaktoren auf die Krankenhausplanung 24

4.2 Methode zur Bedarfsberechnung 24

4.3 Einwohnerzahl (EW) 25

4.4 Krankenhaushäufigkeit (KHH) und Fallzahl (FZ) 25

4.5 Verweildauer (VD) 26

4.5.1 Tatsächliche Verweildauer des Krankenhauses (VDKH Ist ) ..................................26

4.5.2 Sollverweildauer 2014 (VDSoll 2014) ......................................................................26

4.6 Bettennutzungsgrad (BN) 27

5 Besondere Aufgaben und Fachprogramme .............................................................. 28

5.1 Fachbereich Innere und Allgemeinmedizin 28

5.1.1 Versorgung geriatrischer Patienten ....................................................................28

5.1.2 Palliativstationen ................................................................................................28

5.1.3 Spezialisierte kardiologische Leistungen ............................................................29

5.1.4 Versorgung hochkontagiöser Infektionskranker ..................................................29

5.1.5 Spezialisierte Adipositasbehandlungen ..............................................................29

5.2 Chirurgie 30

5.2.1 Versorgung Schwerbrandverletzter ....................................................................30

5.2.2 Spezialisierte septische Chirurgie .......................................................................30

5.2.3 Traumazentren und Traumanetzwerke ...............................................................30

5.3 Versorgung neurologisch Erkrankter 31

5.3.1 Versorgung von Schlaganfallpatienten ...............................................................31

5.3.2 Neurologische Frührehabilitation Phase B ..........................................................31

5.4 Kinder- und Jugendmedizin 31

5.5 Transplantation 32

5.5.1 Transplantationszentren nach Transplantationsgesetz .......................................32

5.5.2 Stammzell-/Knochenmarktransplantation ...........................................................32

5.6 Tumorzentren/Klinisches Krebsregister 33

5.7 Hals-Nasen-Ohrenheilkunde/Cochlear-Implantation 33

6 Ausbildungsstätten ................................................................................................... 34

Seite 3

Krankenhausplan des Freistaates Sachsen 2014/2015 Inhaltsübersicht

Teil II - Einzelangaben

Seite

Abschnitt A Krankenhäuser im Freistaat Sachsen nach kreisfreien Städten und Landkreisen

35

Abschnitt B Ausbildungsstätten mit Ausbildungsplätzen in Gesundheitsfachberufen an sächsischen Krankenhäusern

59

Abschnitt C Übersichten

Ü1 Übersichtskarte – Krankenhäuser im Freistaat Sachsen 60

Ü2 Krankenhäuser und Krankenhausbetten in den Regionen, aufge-schlüsselt nach Versorgungsstufen und Trägerschaften

61

Ü3 Krankenhäuser nach Versorgungsstufen und Fachgebieten in den Kreisfreien Städten und Landkreisen

62

Ü4 Tagesklinische Plätze in den Fachgebieten Kinder- u. Jugendpsychiat-rie und -psychotherapie, Psychiatrie und Psychotherapie und Psycho-somatische Medizin und Psychotherapie

70

Legende der Abkürzungen 72

Seite 4

Krankenhausplan des Freistaates Sachsen 2014/2015 - Teil I Allgemeine Grundsätze

1 Ausgangssituation

1.1 Bevölkerungsentwicklung

Die Bevölkerung im Freistaat Sachsen hat sich seit dem Jahr 2001 um 6,5 % auf 4.137.051 Einwohner (Stand 31.12.2011) reduziert. Im gleichen Zeitraum ist jedoch das Durchschnittsal-ter von 43,3 Jahre um 7,2 % auf 46,4 Jahre gestiegen.

Der Anteil der über 65-jährigen Einwohner an der Gesamtbevölkerung stieg in diesem Zeit-raum von 19,1 % auf 24,5 %. Gleichzeitig reduzierte sich der Anteil der 15- bis 65-Jährigen von 68,2 % auf 63,8 %. Beim Anteil der Bevölkerungsgruppe unter 15 Jahre hat es einen leichten Rückgang von 12,4 % auf 11,7% gegeben, jedoch wurde hier die Talsohle im Jahr 2005 mit 10,2 % bereits durchschritten.

Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen

Absolut betrachtet gab es im Zeitraum von 2001 bis 2011 in Sachsen einen Zuwachs der Al-tersgruppe ab 65 Jahre von 20,0 %, einen Rückgang bei den 15- bis 65–Jährigen von 12,5 % und einen Rückgang der Altersgruppe unter 15 Jahre von 12,1 %.

Bis auf die kreisfreien Städte Dresden und Leipzig mit einem Bevölkerungszuwachs insgesamt von 10,9 % bzw. 7,8 % hat sich im Zeitraum 2001 bis 2011 in allen anderen Regionen der Bevölkerungsrückgang mit unterschiedlicher Intensität vollzogen – von 6,2 % in der Stadt Chemnitz bis 12,8 % im Erzgebirgskreis und 15,3 % im Landkreis Görlitz.

Dabei hat die Altersgruppe ab 65 Jahre in allen Kreisfreien Städten und Landkreisen zahlen-mäßig zugenommen, am stärksten in der Stadt Dresden mit 31,1 %. Den geringsten Anstieg mit 9,2 % gab es hier im Erzgebirgskreis. Bei den 15 bis 65-Jährigen gab es in den kreisfreien Städten Dresden und Leipzig ein geringes Wachstum von 3,7 % bzw. 1,7 %, während in allen anderen Regionen bei dieser Bevölkerungsgruppe ein Rückgang zu verzeichnen war – von 14,1 % in der Stadt Chemnitz bis 20,9 % im Landkreis Görlitz. Bei den unter 15-Jährigen gab es einen signifikanten Zuwachs in den kreisfreien Städten Dresden und Leipzig von 17,0 %

522 484

3 016 2 639

845 1 014

-

500

1 000

1 500

2 000

2 500

3 000

3 500

4 000

4 500

2001 2006 2011

Taus

ende

Bevölkerungsentwicklung in Sachsen

ab 65

15 - 65

unter 15

Seite 5

Krankenhausplan des Freistaates Sachsen 2014/2015 - Teil I Allgemeine Grundsätze

bzw. 12,2 %, wo hingegen sich in allen anderen Regionen ein Rückgang zwischen 7,0 % in der Stadt Chemnitz bis 26,2 % im Landkreis Görlitz zeigte.

Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen

Absolut betrachtet hatten die Krankenhäuser in den kreisfreien Städten Dresden und Leipzig im Jahr 2011 die meisten über 65-Jährigen zu versorgen. Der relative Anteil dieser Alters-gruppe an der Gesamtbevölkerung war jedoch in der Stadt Chemnitz sowie in den Landkrei-sen Vogtlandkreis, Zwickau und Görlitz mit jeweils über 26 % am höchsten.

Der Anteil der unter 15-Jährigen lag im Jahr 2011 zwischen 11,3 % im Landkreis Görlitz und 12,7 % in der Stadt Dresden.

26

42

37

26

37

67

38

31

30

31

62

31

24

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151

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201

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79

73

63

63

117

64

48

0 100 200 300 400 500 600

Chemnitz, Stadt

Erzgebirgskreis

Mittelsachsen

Vogtlandkreis

Zwickau

Dresden, Stadt

Bautzen

Görlitz

Meißen

Sächsische Schweiz-Osterzgebirge

Leipzig, Stadt

Leipzig

Nordsachsen

Bevölkerung in Tausend

Bevölkerungsstruktur 2011 nach Altersgruppen in den Landkreisen

unter 15 Jahre 15 - 65 Jahre 65 Jahre und mehr

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Krankenhausplan des Freistaates Sachsen 2014/2015 - Teil I Allgemeine Grundsätze

1.2 Entwicklung der stationären Krankenhausversorgung

1.2.1 Bettenentwicklung

Die Anzahl der Krankenhäuser und Krankenhausbetten war in Sachsen – entsprechend dem Bundestrend – auch in den letzten zehn Jahren rückläufig. Die Anzahl der im sächsischen Krankenhausplan aufgenommenen Krankenhäuser reduzierte sich von 92 (fünfte Fortschrei-bung) auf aktuell 80. Gleichzeitig hat sich im Zeitraum 2001 bis 2011 die Zahl der aufgestellten Krankenhausbetten1 je 10.000 Einwohner (Bettenziffer) in den somatischen Fachgebieten in Sachsen um 8,4 % und bundesweit um 11,0 % reduziert.

Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen

Dagegen stieg im gleichen Zeitraum die Bettenziffer in den psychischen Fachgebieten in Sachsen um 15,7 % und im Bundesdurchschnitt um 10,6 % an. Absolut betrachtet wurden in Sachsen 2011 280 Betten mehr als 2001 aufgestellt.

1 Grunddaten der Krankenhausstatistik für den Zeitraum 2001-2011, veröffentlicht vom Statistischen Bundesamt bzw. Statistischen Landesamt Sachsen

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Krankenhausplan des Freistaates Sachsen 2014/2015 - Teil I Allgemeine Grundsätze

Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen

1.2.2 Leistungsentwicklung

Dem Rückgang der Krankenhaus- und Bettendichte steht seit 2001 weiterhin ein Fallzahlan-stieg gegenüber. So sind die somatischen Krankenhausfälle je 1.000 Einwohner in Sachsen um 10,6 % gestiegen, im Bundesdurchschnitt betrug der Anstieg 9,7 %.

Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen

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Krankenhausplan des Freistaates Sachsen 2014/2015 - Teil I Allgemeine Grundsätze

Noch weit dynamischer ist der Anstieg bei den psychischen Fachgebieten. Hier ist die Kran-kenhaushäufigkeit in Sachsen um 39,8 % gestiegen, bundesweit um 31,4 %.

Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen

Der Anstieg der Krankenhaushäufigkeit lässt sich allein mit der demografiebedingt gestiege-nen Morbidität nicht erklären. So ist seit 2002 auch innerhalb der Alterskohorten die Kranken-haushäufigkeit gestiegen, wobei insbesondere die Altersgruppen 15 bis 20, 65 bis 70 mit einer Steigerung von jeweils 11% und die ab 75-Jährigen mit einer Steigerung von 15% hervorzu-heben sind.

Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen

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Krankenhausplan des Freistaates Sachsen 2014/2015 - Teil I Allgemeine Grundsätze

Weit stärker ist die Krankenhaushäufigkeit in den psychischen Fachgebieten gestiegen, in den Altersgruppen 5 bis 30 Jahre beträgt die Steigerungsrate 40 bis 83 %, in den Altersgruppen 55 bis 70 Jahre 30 bis 46 %. Die Krankenhaushäufigkeit der unter 5-Jährigen hat sich fast ver-vierfacht.

Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen

1.2.3 Verweildauer

Die durchschnittliche Verweildauer in den somatischen Fachgebieten hat sich in Sachsen im Zeitraum 2001 bis 2011 um 26,3 % und im Bundesdurchschnitt um 24,1 % reduziert.

Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen

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Krankenhausplan des Freistaates Sachsen 2014/2015 - Teil I Allgemeine Grundsätze

Die Verweildauer in den psychischen Fachgebieten ging in Sachsen um 25,9 % und im Bun-desdurchschnitt um 23,2 % zurück.

Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen

1.2.4 Einzugsgebiet der Krankenhäuser

Die Krankenhäuser dienen überwiegend der stationären Versorgung von Patienten aus Sach-sen. In den Krankenhäusern des Freistaates Sachsen wurden im Jahr 2011 986 Tausend stationäre Fälle behandelt, davon 3,7 % aus anderen Bundesländern und 0,2 % ausländische Patienten.

1.3 Ambulante Versorgung im Krankenhaus

Die allgemeinen Krankenhausleistungen sind insbesondere gekennzeichnet durch stationäre ärztliche Behandlungen und Versorgung mit Unterkunft und Verpflegung. Darüber hinaus bie-ten Krankenhäuser eine große Anzahl ambulanter Leistungen, die mengenmäßig das stationä-re Kerngeschäft deutlich übersteigen. Krankenhäuser leisten damit einen kooperativen und ergänzenden Beitrag zur ambulanten flächendeckenden Versorgung rund um die Uhr und an 365 Tagen im Jahr.

Insbesondere in ländlichen Regionen des Freistaates Sachsen werden die ambulanten Ver-sorgungsstrukturen der Krankenhäuser zunehmend in Anspruch genommen. Diese Entwick-lung wird getrieben durch eine Verknappung der ärztlichen Ressourcen einerseits sowie der demografie- und morbiditätsbedingten Inanspruchnahme der Krankenhäuser andererseits.

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Krankenhausplan des Freistaates Sachsen 2014/2015 - Teil I Allgemeine Grundsätze

Folgende ambulante Leistungen können bei Erfüllung der gesetzlichen Vorgaben im Kranken-haus erbracht werden:

Ambulante Leistung Gesetzliche Grundlage

Ermächtigungen § 116 SGB V

Ambulantes Operieren im Krankenhaus § 115 b SGB V

Vor- und nachstationäre Behandlung § 115a SGB V

Sozialpädiatrische Zentren § 119 SGB V

Hochschulambulanzen § 117 SGB V

Ambulante spezialfachärztliche Versorgung § 116 b SGB V

Psychiatrische Institutsambulanzen § 118 Abs. 1 und 2 SGB V

Strukturierte Behandlungsprogramme bei chroni-schen Krankheiten

§ 137 f SGB V

Ambulante Behandlung bei Unterversorgung § 116 a SGB V

Spezialambulanzen an Kinderkliniken § 120 Abs. 1a SGB V

Notfallambulanzen § 76 Abs. 1 SGB V

Psychosomatische Institutsambulanzen § 118 Abs. 3 SGB V

Geriatrische Institutsambulanzen § 118a SGB V

Nichtärztliche sozialpädiatrische Leistungen § 43a SGB V

Hinzu kommt eine Reihe von ambulanten Leistungen, die Krankenhäuser in Kooperation mit den niedergelassenen Vertragsärzten erbringen können (z. B: Integrierte Versorgung gemäß §§ 140 a ff. SGB V, Medizinische Versorgungszentren gemäß § 95 SGB V, BGB-Kooperationen gemäß VÄndG).

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Krankenhausplan des Freistaates Sachsen 2014/2015 - Teil I Allgemeine Grundsätze

2 Krankenhausplan des Freistaates Sachsen

2.1 Rechtsgrundlagen

Ausgehend von dem im Grundgesetz verbrieften Sozialstaatsprinzip ist der Staat verpflichtet, im Rahmen der Daseinsvorsorge auch die medizinische Versorgung durch Krankenhäuser sicherzustellen. Der Bundesgesetzgeber hat von der in Art. 74 Abs. 1 Nr. 19a GG ihm für die Krankenhausfinanzierung zugewiesenen konkurrierenden Gesetzgebungskompetenz mit dem Gesetz zur Wirtschaftlichen Sicherung der Krankenhäuser und zur Regelung der Kranken-hauspflegesätze (Krankenhausfinanzierungsgesetz - KHG) nur eingeschränkt Gebrauch ge-macht und die Verantwortung für eine bedarfsgerechte Versorgung mit Krankenhausleistun-gen weitgehend den Ländern überlassen. Den dadurch den Ländern eröffneten Gestaltungs-spielraum füllt im Freistaat Sachsen das Gesetz zur Neuordnung des Krankenhauswesens (Sächsisches Krankenhausgesetz - SächsKHG) aus.

Ziel dieses Gesetzes ist es, im Freistaat Sachsen eine bedarfsgerechte und humane Versor-gung der Bevölkerung in leistungsfähigen sowie sparsam und eigenverantwortlich wirtschaf-tenden Krankenhäusern sicherzustellen, die in struktureller, funktioneller, bautechnischer und hygienischer Hinsicht modernen Anforderungen entsprechen. Dabei sind folgende Planungs-grundsätze zu berücksichtigen:

1. Die bedarfsgerechte Patientenversorgung soll unter Berücksichtigung der Bevölke-rungsdichte durch ein funktional abgestuftes Netz möglichst gleichmäßig über das Gebiet des Freistaates verteilter, einander ergänzender Krankenhäuser sicherge-stellt werden.

2. Die Strukturen, die Leistungsfähigkeit und die Wirtschaftlichkeit der Krankenhäuser sind unter Berücksichtigung des medizinischen, medizinisch-technischen und des pflegerischen Fortschritts sowie der demografischen Entwicklung kontinuierlich wei-terzuentwickeln.

3. Die Erfordernisse der Raumordnung sowie regionale Versorgungsbelange und -interessen sind zu berücksichtigen.

4. Bei Universitätsklinika und akademischen Lehrkrankenhäusern sind die Belange der Forschung und Lehre angemessen zu berücksichtigen.

5. Das Zusammenwirken der Träger der gesundheitlichen Versorgung ist zu fördern. Die stationäre Krankenversorgung soll durch das Angebot häuslicher Krankenpfle-ge, teilstationärer Versorgung, Institutsambulanzen, vor- und nachstationärer Be-handlung und ambulantes Operieren in vertretbarem Umfang entlastet werden.

6. Die Vielfalt der Krankenhausträger ist zu fördern; freigemeinnützigen und privaten Trägern ist ausreichend Raum zur Mitwirkung an der Krankenhausversorgung zu geben.

§ 3 SächsKHG verpflichtet das zuständige Staatsministerium für Soziales und Verbraucher-schutz, einen Krankenhausplan für das Gebiet des Freistaates Sachsen gemäß § 6 KHG auf-zustellen und ihn in der Regel im Drei-Jahresrhythmus fortzuschreiben. Der Krankenhausplan weist gemäß § 4 Abs. 1 SächsKHG den Stand und die vorgesehene Entwicklung der für eine bedarfsgerechte, leistungsfähige und wirtschaftliche Versorgung der Bevölkerung erforderli-chen Krankenhäuser, insbesondere nach Standort, Träger, Bettenzahl und Fachrichtung so-

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Krankenhausplan des Freistaates Sachsen 2014/2015 - Teil I Allgemeine Grundsätze

wie die Ausbildungsstätten und dazugehörige Ausbildungskapazitäten der Ausbildungsstätten nach § 2 Abs. 1a KHG aus.

2.2 Funktion des Krankenhausplanes

Der Krankenhausplan hat eine Doppelfunktion. Er ist das Instrument, mit dem der Freistaat Sachsen

1. den konkreten Bedarf an stationären Krankenhauskapazitäten feststellt und 2. bestimmt, welche Krankenhäuser zur bedarfsgerechten Versorgung der Bevölke-

rung notwendig sind und damit nach Maßgabe des KHG und des SächsKHG ge-fördert werden.

Die elfte Fortschreibung des Krankenhausplanes legt ein koordiniertes System bedarfsgerecht gegliederter Krankenhäuser fest, die in ihrem diagnostischen und therapeutischen Leistungs-angebot aufeinander abgestimmt sind. Diese Fortschreibung des Krankenhausplanes enthält für den Freistaat Sachsen Aussagen, an welchem Standort, für welche Zweckbestimmung, in welcher Zahl und Größe Krankenhäuser vorhanden sein müssen, um eine leistungsfähige Versorgung der Bevölkerung im Sinne der gesetzlichen Zielstellungen zu sichern. Jede Pla-nung ist ein kontinuierlicher Vorgang. Die Mitglieder des Sächsischen Krankenhausplanungs-ausschusses haben eine Fortschreibung für die Jahre 2014 und 2015 bestimmt. Mit der Vorla-ge der elften Fortschreibung des Krankenhausplanes erfolgt nach wie vor keine Festschrei-bung im Bereich der Krankenhausversorgung in Sachsen. Dies bedeutet insbesondere, dass die im Teil II aufgeführten Krankenhäuser stets unter dem Vorbehalt der gesetzlich vorge-schriebenen Anpassung an den tatsächlichen Bedarf aufgenommen sind. Daraus folgt, dass Krankenhäuser, soweit nicht medizinisch leistungsfähig oder bedarfsnotwendig, aus dem Krankenhausplan herausgenommen und/oder die aufgenommenen Fachgebiete bzw. die Ge-samtbettenzahl dem Bedarf entsprechend angepasst werden können.

Um einen notwendigen strukturellen Umbau der Krankenhausversorgung zu ermöglichen und zu unterstützen, erfordert die Krankenhausplanung eine enge Abstimmung mit der Investiti-onsplanung sowie die bedarfsgerechte Investitionsfinanzierung gemäß §§ 10,11 SächsKHG.

2.3 Inhalt des Krankenhausplanes

Teil I enthält allgemeine Grundsätze und Bestimmungen der Krankenhausplanung im Freistaat Sachsen, die auf dem SächsKHG beruhen. Diese Grundsätze berücksichtigen auch die Erfor-dernisse der Raumordnung und Landesplanung sowie die maßgeblich unter 3. benannten Einflussfaktoren.

Teil II, Abschnitt A, enthält alle Plankrankenhäuser im Freistaat Sachsen sowie deren Be-triebsstätten (sofern außerhalb des Hauptortes) mit Angaben zum Krankenhausträger, zu den Fachgebieten und besonderen Aufgaben und der Anzahl der Gesamtbetten, die für die Akut-versorgung der Bevölkerung bedarfsnotwendig sind, der tagesklinischen Plätze (TP) sowie die Zuordnung als Allgemeinkrankenhaus der Regel-, Schwerpunkt- oder Maximalversorgung bzw. als Fachkrankenhaus.

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Krankenhausplan des Freistaates Sachsen 2014/2015 - Teil I Allgemeine Grundsätze

Die Betten der Fachgebiete Psychiatrie und Psychotherapie, Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie sowie Psychosomatische Medizin und Psychotherapie sind separat aus-gewiesen.

Das Versorgungsgebiet umfasst den Gesamtraum des Freistaates Sachsen. Die Gliederung in der Übersicht in Teil II Abschnitt A erfolgt in Anlehnung an die bisherigen Direktionsbezirke nach drei Regionen (Südwestsachsen, Ostsachsen und Nordwestsachsen) mit den kreisfreien Städten und Landkreisen gemäß dem Gesetz zur Neugliederung des Ge-bietes der Landkreise des Freistaates Sachsen (Sächsischen Kreisgebietsneuordnungsgesetz – SächsKrGebNG) vom 29. Januar 2008 (SächsGVBl. S.102) und in Anlehnung an das Ge-setz zur Raumordnung und Landesplanung des Freistaates Sachsen (Landesplanungsgesetz – SächsLPlG) vom 1. März 2012 (SächsGVBl. S. 130).

Teil II, Abschnitt B, enthält die mit den Krankenhäusern notwendigerweise verbundenen Aus-bildungsstätten (vgl. § 2 Nr. 1a, § 8 Abs. 3, § 17 a KHG, § 2 Abs. 4 SächsKHG), gegliedert nach den einzelnen Gesundheitsfachberufen unter Angabe der Anzahl der Ausbildungsplätze.

Teil II, Abschnitt C, enthält eine Übersichtskarte der Krankenhäuser im Freistaat Sachsen (Ü1) und Übersichten der geförderten Krankenhäuser und Krankenhausbetten nach Versorgungs-stufen und Trägerschaften (Ü2), Zusammenstellung der Krankenhäuser nach Versorgungsstu-fen, Fachgebieten und Gesamtbettenzahl (Ü3) sowie tagesklinische Plätze in den Fachgebie-ten Psychiatrie und Psychotherapie, Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie so-wie Psychosomatische Medizin und Psychotherapie (Ü4).

2.4 Krankenhausstrukturen und Fachgebiete

2.4.1 Allgemein- und Fachkrankenhäuser

Allgemeinkrankenhäuser sind Einrichtungen, die die Voraussetzungen nach § 2 Nr. 1 KHG und § 107 Abs. 1 SGB V erfüllen, ohne dass in der Regel ein bestimmtes Fachgebiet im Vor-dergrund steht.

Fachkrankenhäuser sind Krankenhäuser, die nur Kranke bestimmter Krankheitsarten oder bestimmter Altersstufen aufnehmen. Sie sind nach der Art der Krankheit abgegrenzte Einrich-tungen, in denen überwiegend einem bestimmten Fachgebiet zugehörige Krankheiten, Leiden oder Körperschäden festgestellt, geheilt oder gelindert werden sollen.

In Fachkrankenhäusern werden in der Regel Fachgebiete wie Psychiatrie und Psychotherapie und Neurologie vorgehalten. Darüber hinaus werden Schwerpunkte wie Herzchirurgie, Geriatrie, Pneumologie, Thoraxchirurgie sowie Orthopädie und Unfallchirurgie in Fachkran-kenhäusern vorgehalten. Sie werden nicht durch Versorgungsstufen spezifiziert.

Zu den Fachkrankenhäusern gehören auch die Krankenhäuser, die sich in Trägerschaft des Freistaates Sachsen befinden (Sächsische Krankenhäuser). Sie sind in die Förderung nach dem KHG und dem SächsKHG einbezogen, soweit die Voraussetzungen nach § 2 Nr. 1 KHG vorliegen.

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Krankenhausplan des Freistaates Sachsen 2014/2015 - Teil I Allgemeine Grundsätze

2.4.2 Versorgungsstufen

Die Krankenhausplanung hat die Aufgabe, eine ausreichende Zahl bedarfsgerechter Kranken-häuser mit entsprechenden Fachgebieten vorzusehen, damit grundsätzlich erforderliche Kran-kenhausleistungen unter Beachtung des Wirtschaftlichkeitsgebotes erbracht werden können.

Dabei werden Allgemeinkrankenhäuser der Regel-, Schwerpunkt- und Maximalversorgung sowie Fachkrankenhäuser nach § 4 Abs. 2 SächsKHG unterschieden.

2.4.3 Zentren

Zentren im Sinne des § 17b Abs. 1 Satz 4 KHG sind die im Teil I unter Ziffer 5 oder in Teil II Abschnitt A explizit als solche ausgewiesenen Zentren.

2.4.4 Fachgebiete

Bei den im Krankenhausplan, Teil II, angeführten Krankenhäusern werden - in Anlehnung an die Weiterbildungsordnung der Sächsischen Landesärztekammer vom 26.11.2005 in der Fas-sung der Änderungssatzung vom 23.11.20011 - die Gebiete ausgewiesen, in denen Betten oder Plätze zur stationären oder teilstationären Aufnahme von Patienten geplant werden. Eine differenziertere Zuordnung zu Schwerpunkten in den jeweiligen Gebieten erfolgt - mit Aus-nahme bei Fachprogrammen - in der Regel nicht. Lediglich im Gebiet Chirurgie werden die Teilgebiete Herzchirurgie und Kinderchirurgie gesondert ausgewiesen.

Gebiete, Teilgebiete und Schwerpunkte mit besonderen Aufgaben werden als Versorgungs-auftrag gesondert in Teil II, Abschnitt A krankenhausindividuell ausgewiesen, sofern sie im Rahmen von Ziffer 5 – Besondere Aufgaben und Fachprogramme - gesondert geplant werden.

2.5 Belegarztsystem

Das Belegarztsystem in den sächsischen Krankenhäusern richtet sich nach den gesetzlichen Grundlagen (§§ 115 und 121 SGB V sowie § 26 Abs. 2 SächsKHG).

Insbesondere in Fachgebieten mit geringerer Leistungsmenge kann die wohnortnahe stationä-re Patientenversorgung durch die Etablierung einer belegärztlich geführten Struktureinheit sichergestellt werden.

Ein leistungsfähiges Belegarztsystem setzt voraus, dass in der Regel mehrere qualifizierte Vertragsärzte zur Verfügung stehen und ärztliche Präsenz über 24 Stunden täglich sicherge-stellt ist. Die Bereitschaft zur intensiven Information und Kooperation sowohl im Krankenhaus als auch in der Praxis wird vorausgesetzt.

Bei der Einrichtung bzw. Schließung von Belegbetten gilt folgende Regelung:

1. die Neueinrichtung oder Schließung von Belegbetten außerhalb eines vorhandenen Fach-gebietes bedarf der Beratung im Krankenhausplanungsausschuss und der Letztentschei-dung der Planungsbehörde,

2. die Neueinrichtung, Änderung oder Schließung von Belegbetten innerhalb eines vorhan-denen Fachgebietes ist bei der Planungsbehörde anzeigepflichtig.

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Krankenhausplan des Freistaates Sachsen 2014/2015 - Teil I Allgemeine Grundsätze

2.6 Tagesklinische Versorgung im Krankenhaus

Tageskliniken an Krankenhäusern ermöglichen ein patientengerechtes und zugleich wirt-schaftliches Behandlungsangebot in Vervollkommnung der vollstationären Krankenhausleis-tung. Grundsätzlich werden in der psychiatrischen, psychotherapeutischen und kinder- und jugendpsychiatrischen Versorgung (Klassifizierung der Fachgebiete nach der ärztlichen Weiterbildungsordnung) bei der Bettenziffer die stationären und die teilstationären Kapazitäten getrennt ausgewiesen.

Ergänzend können in ausgewählten somatischen Fachgebieten teilstationäre Kapazitäten ausgewiesen werden; dies betrifft vorwiegend die Geriatrie, Dermatologie, Hämatologie und Onkologie.

2.7 Notfallversorgung

Die Krankenhäuser sind grundsätzlich zur ambulanten und stationären Notfallbehandlung ver-pflichtet. Neben einer der Aufgabenstellung entsprechenden Aufnahmebereitschaft Tag und Nacht sowie an den Wochenenden ist die Möglichkeit einer Intensivüberwachung sowie der Intensivbeatmung zu gewährleisten.

2.8 Beteiligung an der notärztlichen Versorgung im Rettungsdienst

Die Krankenhäuser stellen im Rahmen des § 28 Abs. 3 des Sächsischen Gesetzes über den Brandschutz, Rettungsdienst und Katastrophenschutz (SächsBRKG) vom 24. Juni 2004 (SächsGBl. S 647), zuletzt geändert am 15. September 2012, Ärzte für den Rettungsdienst zur Verfügung.

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Krankenhausplan des Freistaates Sachsen 2014/2015 - Teil I Allgemeine Grundsätze

3 Rahmenbedingungen der Krankenhausplanung

Die zukünftige Entwicklung der Krankenhäuser in Sachsen wird im Wesentlichen durch fol-gende vier Faktoren geprägt werden:

1. wachsender Bedarf an Gesundheitsleistungen aufgrund der demografischen Entwick-lung und des medizinischen Fortschritts,

2. limitierte finanzielle und personelle Ressourcen der Krankenhäuser,

3. Ausweitung transsektoraler, integrierter Versorgungsmodelle und

4. Verschärfung des Wettbewerbs aufgrund zunehmender Angebotstransparenz und Mündigkeit der Patienten.

Die für die Krankenhausplanung landesweit geltenden Ziele und Grundsätze der Raumord-nung als überörtliche und fachübergreifende Rahmensetzungen für die räumliche Ordnung und Entwicklung des Freistaates Sachsen ergeben sich aus dem durch Verordnung der Säch-sischen Staatsregierung vom 14. August 2013 (SächsGVBl. S. 582) erlassenen Landesent-wicklungsplan 2013 (LEP 2013), sowie aus den auf Grund des § 4 des Gesetzes zur Raum-ordnung und Landesplanung des Freistaates Sachsen (Landesplanungsgesetz – SächsLPlG) vom 11. Juni 2010 (SächsGVBl. S. 174), zuletzt geändert durch Artikel 4 des Gesetzes vom 6. Juni 2013 (SächsGVBl. S. 451, 468) aufgestellten und gem. § 7 SächsLPlG als Satzung be-schlossenen und genehmigten Regionalplänen in ihrer jeweils geltenden Fassung.

3.1 Demografische Entwicklung

Die Bevölkerungsentwicklung im Freistaat Sachsen und insbesondere die Veränderungen in der Altersstruktur der Bevölkerung haben wesentlichen Einfluss auf die Nachfrage nach Kran-kenhausleistungen.

Nach den Vorausberechnungen der 5. Regionalisierten Bevölkerungsprognose (Variante 1) wird sich bis zum Jahr 2025 die Bevölkerungszahl in Sachsen auf 3,78 Mio. Einwohner verrin-gern, wobei sich die einzelnen Altersgruppen sehr unterschiedlich entwickeln werden. Der Anteil der Altersgruppe ab 65 Jahre wird sich im Zeitraum 2011-2025 von 24,5 auf 30,5 % erhöhen, während der Anteil der 15 bis unter 65-Jährigen von 63,8 auf 57,9 % sinken wird. Der Anteil der unter 15-Jährigen wird zunächst bis zum Jahr 2018 von 11,7 % auf 12 % stei-gen und im Jahr 2025 mit 11,6 % etwa das Niveau von 2011 haben.

Bevölkerung (in Tausend) im Alter von ...

2011 2014 2025 Veränderung in % 2011-2025

Insgesamt 4.137,1 4.047,4 3.777,5 - 8,7

darunter:

unter 15 Jahre 484,0 481,3 440,0 - 9,1

15 bis unter 45 Jahre 1.395,9 1.289,4 1.128,7 -19,1

45 bis unter 65 Jahre 1.242,9 1.252,4 1.057,4 -14,9

65 bis unter 80 Jahre 748,1 736,1 755,0 0,9

80 Jahre und darüber 266,1 288,1 396,4 48,9

Lebendgeborene 34,4 32,0 25,1 -27,1

BV- Anteil ab 65 Jahre 24,5% 25,4% 30,5%

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Krankenhausplan des Freistaates Sachsen 2014/2015 - Teil I Allgemeine Grundsätze

Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen

Ebenfalls sehr differenziert wird sich die Bevölkerungsentwicklung in den kreisfreien Städten und Landkreisen vollziehen. In den kreisfreien Städten Dresden und Leipzig wird noch bis zum Jahr 2025 bzw. 2024 mit einem anhaltenden Bevölkerungswachstum gerechnet, welches 4,6 % in der Stadt Dresden bzw. bis 2025 1,3 % in der Stadt Leipzig beträgt. Dagegen wird für die Stadt Chemnitz und alle sächsischen Landkreise ein kontinuierlicher Rückgang zwi-schen 7,5 % und 15,5 % prognostiziert.

Bevölkerung (in Tausend) in den Kreisfreien Städten und

Landkreisen 2011 2014 2025

Veränderung in % 2011-2025

Insgesamt 4137,1 4047,4 3777,5 - 8,7

Stadt Chemnitz 243,2 237,0 221,1 - 9,1

Stadt Dresden 529,8 536,0 554,0 + 4,6

Stadt Leipzig 531,8 530,7 538,6 + 1,3

Erzgebirgskreis 363,7 350,8 307,3 - 15,5

Mittelsachsen 324,9 313,3 277,5 - 14,6

Vogtlandkreis 241,6 233,0 205,0 - 15,2

Zwickau 338,3 326,3 288,5 - 14,7

Bautzen 318,6 307,4 273,5 - 14,2

Görlitz 273,5 263,5 232,1 - 15,1

Meißen 251,3 243,7 223,9 - 10,9

Sächs. Schweiz-Osterzgeb. 250,9 246,0 232,2 - 7,5

Leipzig 265,3 260,0 241,8 - 8,8

Nordsachsen 204,2 199,7 182,0 - 10,8

Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen

3.2 Demografiebedingte Entwicklung der Krankenhausleistungen

Unter der Annahme, dass die alterskohortenspezifische Krankenhaushäufigkeit konstant bleibt (vgl. dazu 1.2.2) ist auf Grund der Alterung - trotz des zu erwartenden Rückganges der Bevöl-kerung in Sachsen um voraussichtlich 2,2 % - im Zeitraum 2011 bis 2014 mit einer Steigerung der stationären Fälle um 1,2 % zu rechnen. Die größte Zunahme der Fälle nach Patienten-wohnort wird dabei in den kreisfreien Städten Dresden und Leipzig erwartet, während die für alle anderen Regionen erwartete demografiebedingte Fallzahlveränderung zwischen -0,4% und +1,5 % schwankt.

In der mittelfristigen Perspektive ist zu erwarten, dass die Fallzahlen demografiebedingt zu-nächst bis zum Jahr 2020 weiter ansteigen werden, um anschließend zu sinken. Bis 2025 wird im Saldo ein Anstieg um 1,9 % erwartet. Hierbei wird es deutliche Unterschiede im wohnort-bezogenen Patientenaufkommen geben. Für die kreisfreien Städte Dresden und Leipzig wird

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Krankenhausplan des Freistaates Sachsen 2014/2015 - Teil I Allgemeine Grundsätze

ein Fallzahlzuwachs von 13,5 bzw. 10,9 % vorausberechnet, für die Landkreise Erzgebirgs-kreis und Mittelsachsen jedoch ein Fallzahlrückgang von über 3,5 %2.

Demografiebedingte Entwicklung der

Fallzahlen nach Patientenwohnort

Veränderung 2011-2014

Veränderung 2011-2025

Insgesamt + 1,2% + 1,9%

Stadt Chemnitz + 1,4% + 0,9%

Stadt Dresden + 4,3% + 13,5%

Stadt Leipzig + 3,6% + 10,9%

Erzgebirgskreis - 0,4% - 3,9%

Mittelsachsen - 0,2% - 3,7%

Vogtlandkreis - 0,0% - 2,9%

Zwickau + 0,1% - 3,1%

Bautzen + 0,3% - 1,7%

Görlitz + 0,1% - 2,4%

Meißen + 1,0% + 1,5%

Sächsische Schweiz-Osterzgebirge + 1,4% + 3,9%

Leipzig + 1,5% + 4,2%

Nordsachsen + 1,0% + 1,6%

Quellen: Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus, Statistisches Landesamt Sachsen und eigene Berechnungen

Die Konzentration der medizinischen Leistungen wird sich künftig weiter verstärken.

Bei den Diagnosen wird es die höchsten Zuwachsraten voraussichtlich bei den Krankheiten des Herz-Kreislaufsystems mit mehr als 13 % bis zum Jahr 2025 (4 % bis 2014) geben. Hier-von sind alle Regionen in Sachsen betroffen – von 7 % in Mittelsachsen bis fast 20 % bzw. 24,5 % in den Städten Leipzig und Dresden.

Ebenfalls deutliche Fallzahlsteigerungen bis 2025 sind bei den Augenkrankheiten, den Stoff-wechselkrankheiten sowie Krankheiten des Blutes und der blutbildenden Organe mit jeweils über 10 % und bei den Neubildungen mit etwa 4 % zu erwarten.

Mit einem deutlichen Rückgang ist hingegen in der Geburtshilfe mit etwa 27 %, bei angebore-nen Fehlbildungen und Zuständen, die ihren Ursprung in der Perinatalperiode haben, mit ca. 15 % bzw. 19 % zu rechnen.

2 Bei dieser regionalisierten Vorausberechnung wird vorausgesetzt, dass sowohl die altersgruppenspezifische Krankenhaushäufigkeit und die Landkreisstruktur als auch die Patientenströme bezogen auf das Basisjahr 2011 konstant bleiben.

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Krankenhausplan des Freistaates Sachsen 2014/2015 - Teil I Allgemeine Grundsätze

Demografiebedingte Fallzahlentwicklung

nach Diagnoseklassen

Veränderung 2011-2014

Veränderung 2011-2025

A00-B99 Bestimmte infektiöse und parasitäre Krankheiten + 0,9% + 1,2%

C00-D48 Neubildungen + 1,8% + 4,2%

D50-D90 Krankheiten des Blutes und der blutbildenden Organe sowie bestimmte Störungen mit Beteiligung des Immun-systems

+ 3,1% + 10,7%

E00-E90 Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten + 3,2% + 10,4%

F00-F99 Psychische und Verhaltensstörungen - 2,1% - 10,6%

G00-G99 Krankheiten des Nervensystems + 1,5% + 2,7%

H00-H59 Krankheiten des Auges und der Augenanhangsgebilde + 3,4% + 10,2%

H60-H95 Krankheiten des Ohres und des Warzenfortsatzes - 0,6% - 5,7%

I00-I99 Krankheiten des Kreislaufsystems + 4,0% + 13,3%

J00-J99 Krankheiten des Atmungssystems + 1,4% + 2,9%

K00-K93 Krankheiten des Verdauungssystems + 1,2% + 2,6%

L00-L99 Krankheiten der Haut und der Unterhaut - 1,0% - 3,4%

M00-M99 Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bin-degewebes

+ 0,3% - 2,8%

N00-N99 Krankheiten des Urogenitalsystems + 1,2% + 2,7%

O00-O99 Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett - 4,4% - 27,3%

P00-P96 Bestimmte Zustände, die ihren Ursprung in der Perinatalperiode haben

- 2,7% - 18,8%

Q00-Q99 Angeborene Fehlbildungen, Deformitäten und Chromo-somenanomalien

- 2,4% - 15,0%

R00-R99 Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde, die anderenorts nicht klassifiziert sind

+ 1,1% + 2,0%

S00-T98 Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen

+ 0,9% + 2,6%

Z00-Z99 Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen und zur Inanspruchnahme des Gesundheitswesens führen

+ 0,6% - 0,2%

Quellen: Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus, Statistisches Landesamt Sachsen und eigene Berechnungen

3.3 Medizinischer Fortschritt, Verhaltensänderungen

Neben der demografischen Entwicklung wird der Bedarf an Krankenhausleistungen von weite-ren Einflussfaktoren bestimmt. Dies sind z. B. der medizinisch-technische Fortschritt, individu-elle Verhaltensänderungen (Ernährung, Bewegung), exogene Umwelteinflüsse, neue Erkran-kungsbilder sowie ein sich ökonomischen Rahmenbedingungen anpassendes Anspruchsver-halten der Bevölkerung. Diese Faktoren sind mit eine Erklärung, warum die Fallzahlen der somatischen Fachgebiete demografiebereinigt innerhalb der einzelnen Alterskohorten in den Jahren 2008 bis 2011 um durchschnittlich 0,861 % pro Jahr angestiegen sind (vgl. hierzu Zif-fer 4.4).

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Krankenhausplan des Freistaates Sachsen 2014/2015 - Teil I Allgemeine Grundsätze

3.4 Finanz- und Personalressourcen

In sächsischen Krankenhäusern sind ca. 47.500 Mitarbeiter beschäftigt. Angesichts des de-mografischen Wandels und damit verbundener steigender Inanspruchnahme von Kranken-hausleistungen kommt dem Gewinnen qualifizierter Fachkräfte eine zentrale Bedeutung zu. Bereits heute fehlen Ärzte nicht nur im niedergelassenen Bereich, sondern auch im Kranken-haus. Nach Erhebungen des Deutschen Krankenhausinstitutes DKI hatten zum Jahresbeginn 2010 rund drei Viertel der Krankenhäuser in Deutschland Probleme, offene Stellen im ärztli-chen Dienst zu besetzen. Bezogen auf die Gesamtzahl der Arztstellen in deutschen Kranken-häusern blieben bundesweit 4,1% der Stellen im Ärztlichen Dienst unbesetzt. Trotz steigender Zuwanderung von ausländischen Ärzten, in Sachsen insbesondere aus Polen, Slowakei, Tschechien und Russland, ist der Saldo durch Abwanderung sächsischer Ärzte ins Ausland negativ. Der jährliche Verlust wird auch nicht durch Absolventen des Medizinstudiums kom-pensiert werden können. Zwar gibt es in Deutschland aktuell über 10.000 Studienplätze für die Humanmedizin und immer noch deutlich mehr Bewerber als Studienplätze. Aber nur ca. jeder zweite Medizinstudent kommt tatsächlich im Arztberuf an. Die anderen brechen ihr Studium ab oder entscheiden sich für einen nichtärztlichen Beruf.

Angesichts knapper Personalressourcen und gleichzeitig steigender Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen durch die Patienten bleibt die Konsolidierung und das Bemühen um eine stabile Personalwirtschaft eine anspruchsvolle Aufgabe.

Von dem sich verschärfenden Ärztemangel – das zeigt bereits heute die regionale Verteilung der offenen Stellen – werden insbesondere Krankenhausstandorte im ländlichen Raum betrof-fen sein. Größere Krankenhäuser in Ballungszentren mit guter Infrastruktur oder auch Kran-kenhäuser, die aufgrund der Einbindung in einen Verbund gute berufliche Perspektiven anbie-ten können, werden im Wettbewerb um qualifizierte Ärzte deutliche Vorteile haben.

Gleiches gilt auch bei der Herausforderung, dem wachsenden Konsolidierungsdruck der Ge-setzlichen Krankenversicherung zu begegnen. Aufgrund des sich ungünstig entwickelnden Verhältnisses von Erwerbstätigen und Nichterwerbsfähigen, aber auch unter der Prämisse, die Wettbewerbsfähigkeit der sächsischen Wirtschaft zu erhalten, besteht eine ständige Aufgabe darin, zusätzliche Finanzressourcen wie Steuern, Beiträge sowie Eigenanteile der Versicher-ten zu generieren und diese gezielt und nachhaltig einzusetzen. Deshalb sind auch weiterhin Anstrengungen zu unternehmen, um Personal im ländlichen Raum zu sichern.

3.5 Transsektorale Vernetzung und Substitution

In welchem Umfang sich die Marktanteile zwischen ambulanten und stationären Leistungen sowie im ambulanten Bereich zwischen niedergelassenen Ärzten und den Krankenhäusern verschieben werden, lässt sich aktuell nur schwer prognostizieren.

Auf Basis der aktuellen Rechtslage und den Erfahrungen der letzten Jahre lassen sich zumin-dest folgende Entwicklungen abgrenzen:

1. Aufgrund der sich in ländlichen Regionen abzeichnenden Verschlechterung der Ver-sorgung durch niedergelassene Haus- und Fachärzte werden die Krankenhäuser bzw. deren Träger zunehmend Aufgaben aus diesem Bereich übernehmen (z. B. durch Er-richtung eines MVZ).

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Krankenhausplan des Freistaates Sachsen 2014/2015 - Teil I Allgemeine Grundsätze

2. Aufgrund des medizinischen Fortschritts werden teilweise bisher stationäre Leistungen durch ambulante Leistungen ersetzt werden. So besteht insbesondere in der Augen-heilkunde in den nächsten Jahren ein hohes Substitutionspotential3. Da dieses in der Regel innerhalb der Krankenhausstruktur realisiert wird, sind diese Substitutionseffekte eher abrechnungstechnisch relevant. Die Vernetzung ambulanter und stationärer Leis-tungen gelingt vor allem dort, wo niedergelassene Ärzte in das Krankenhaus einge-bunden werden.

3. Entsprechend der im Landespsychiatrieplan definierten Grundprinzipien und Zielstel-lungen der psychiatrischen Versorgung ist es ein erklärtes Ziel des Freistaates, dass die zur Behandlung psychischer Störungen notwendigen Hilfen möglichst ambulant erbracht werden sollen. Der Grundsatz ambulant vor stationär ist weiterhin ein wesent-liches Element der Weiterentwicklung der psychiatrischen Versorgung. Dabei geht es nicht prinzipiell um die Vermeidung stationärer Behandlung, sondern darum, den von psychischer Erkrankung betroffenen Personen die Behandlung zukommen zu lassen, die bei gleicher Wirksamkeit am geeignetsten ist. Der Freistaat Sachsen unterstützt im Rahmen der Krankenhausplanung die Etablie-rung von Modellvorhaben zur Versorgung psychisch kranker Menschen im Sinne des § 64b SGB V. Gegenstand dieser Modelle ist die Weiterentwicklung der Versorgung psychisch kranker Menschen, ausgerichtet auf die Verbesserung der Patientenversor-gung unter anderem durch sektorenübergreifende Leistungserbringung. Krankenhäu-ser, die sich an einem solchen Modell beteiligen, sollen durch die Erprobung innovati-ver Behandlungsansätze und dadurch eventuell entstehender Strukturveränderungen keine Nachteile erleiden. Für die Modellaufzeit und eine Nachlauffrist von zwei Jahren bleiben modellbedingte Strukturveränderungen von der Krankenhausplanung unbe-rührt. Maßgeblich hierfür sind die Feststellungen des Bescheides zur Durchführung des Krankenhausplans vor Beginn der Modellaufzeit. Ein Anspruch auf Investitionsför-derung gemäß KHG besteht für modellbedingte Strukturveränderungen nicht.

3.6 Versorgungsqualität und Wettbewerb

Die traditionell vom Einweisungsverhalten des Hausarztes und dem Wunsch einer wohnortna-hen Versorgung bestimmte Patientensteuerung wird zunehmend einer qualitätsorientierten Allokation weichen. Katalysatoren dieser Entwicklung sind das steigende Gesundheitsbe-wusstsein der Patienten sowie internetbasierte Gesundheitsnavigationssysteme, die auch di-agnosebezogene Recherchen von Qualitätsparametern zulassen. Betroffen werden insbeson-dere elektive Leistungen bei schweren oder komplexen Erkrankungen sein.

3 Vgl. Gutachten „Einfluss integrierter Versorgungsstrukturen in der Gesundheitsregion Carus Consilium Sachsen auf die Landesbettenplanung des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Verbraucherschutz im Sinne der Substitution des stationären Bereichs“, Kap. 5

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Krankenhausplan des Freistaates Sachsen 2014/2015 - Teil I Allgemeine Grundsätze

4 Verfahren zur Ermittlung des Bettenbedarfes

4.1 Einflussfaktoren auf die Krankenhausplanung

In die Ermittlung des stationären Bedarfes des einzelnen Krankenhauses fließen folgende Kriterien ein:

• die vom Krankenhaus übermittelten Leistungsdaten der Jahre 2011 und 2012, • die Betten- und Tagesplatzkapazitäten des Krankenhausplanes Stand 2013, • die Anträge der Krankenhausträger für den Planungszeitraum 2014/2015 und ih-

re Vorstellungen zur künftigen Entwicklung, • die DRG-Daten der Krankenhäuser nach § 21 KHEntgG für das Jahr 2011, • die nach § 3 Nr. 14 der Krankenhausstatistikverordnung (KHStatV) vom Statisti-

schen Landesamt Sachsen erhobenen Grund- und Diagnosedaten der Kranken-häuser für das Jahr 2011,

• Entwicklungstendenzen wichtiger Krankenhausparameter im Freistaat Sachsen, insbesondere Verweildauer, Krankenhaushäufigkeit und Bettenziffer auf Basis der Grunddaten der Krankenhausstatistik (auch im bundesweiten Vergleich),

• die Einwohnerzahl in den kreisfreien Städten und Landkreisen zum 31.12.2011 sowie die Entwicklung der zukünftigen Bevölkerungsstruktur in den kreisfreien Städten und Landkreisen auf Basis der 5. regionalisierten Bevölkerungsprogno-se des Statistischen Landesamtes des Freistaates Sachsen (Variante 1).

4.2 Methode zur Bedarfsberechnung

Die Bedarfsanalyse, die dem Krankenhausplan für die Jahre 2014/15 zugrunde liegt, folgt der anerkannten „Hill – Burton – Methode“. Danach errechnet sich der Bettenbedarf im Wesentli-chen aus den Determinanten Einwohnerzahl (EW), Krankenhaushäufigkeit (KHH), Verweil-dauer (VD) und Bettennutzungsgrad (BN):

Bedarf = EW x KHH x VD 365 x BN .

Die Festlegung des einrichtungsspezifischen Bettenbedarfes orientiert sich an einem Betten-Bedarfskorridor, dessen obere und untere Begrenzung einerseits durch die tatsächliche Ver-weildauer des Krankenhauses (VDKH Ist) und andererseits durch die Sollverweildauer (VDSoll

2014) bestimmt wird, die für die somatischen Fachgebiete als gewichtete Durchschnitts-Verweildauer (VDØ KH 2011) ermittelt wird, unter Berücksichtigung der prognostischen Verände-rung im Zeitraum 2011 bis 2014 (VRKH VD) (vgl. hierzu Ziffer 4.5.2):

EW x KHH x VD KH Ist 365 x BNKH Soll 2014 < (>)

Konkreter Bettenbedarf < (>)

EW x KHH x VDSoll 2014 365 x BNKH Soll 2014

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4.3 Einwohnerzahl (EW)

Für den Bettenbedarf wird die für das Einzugsgebiet des Krankenhauses im Jahr 2014 vom Statistischen Landesamt des Freistaates Sachsen prognostizierte Einwohnerzahl zugrunde gelegt. Dabei werden die Einwohnerzahlen der im Einzugsbereich liegenden Landkreise und kreisfreien Städte entsprechend ihres Anteils an den Fallzahlen im Jahr 2011 gewichtet.

4.4 Krankenhaushäufigkeit (KHH) und Fallzahl (FZ)

Basis für die Krankenhaushäufigkeit ist die Relation der im Laufe eines Jahres stationär be-handelten Fallzahl zu der Gesamtzahl der Einwohner des betreffenden Gebiets:

KHH = FZ EW .

Getrennt für die somatischen und psychischen Fachgebiete werden zunächst für jedes Kran-kenhaus auf Basis der DRG-Daten 2011 die vollstationären Fälle4 nach Wohnort der Patien-ten, Alterskohorten in Fünferschritten und Geschlecht kategorisiert und mit den jeweiligen für den Zeitraum 2011-2014 ermittelten Veränderungsraten (VRBV) aus der 5. Regionalisierten Bevölkerungsprognose multipliziert.

Die Fälle, die keinem Wohnort in Sachsen zuzuordnen sind, werden mit der durchschnittlichen Veränderungsrate der sächsischen Fälle (VRØ Fallzahl) multipliziert.

Die Summe dieser Produkte ergibt die demografiebedingte Prognose der vollstationären Fälle für 2014 nach DRG-Daten:

Die auf diese Weise für 2014 berechnete Fallzahl wird anschließend für die somatischen Fachgebiete um 2,605 % erhöht. Dabei liegt die Annahme zugrunde, dass sich der demografiebereinigte Fallzahlanstieg - dieser betrug innerhalb der Alterskohorten in den Jah-

4 Es werden dabei ausschließlich vollstationäre somatische Fälle sächsischer Patienten berücksichtigt, d.h. Neuge-borene sowie psychische, teil- und vorstationäre Fälle werden in die Berechnung nicht mit einbezogen.

∑FZ2011l

Kreis 1

0-5 m

w

5-10 m

......... ........

........

75+

Kreis 2 0-5

5-10 Kreis n

∑FZ2014l

Kreis 1

0-5 m

w

5-10 m

......... ........

........

75+

Kreis 2 0-5

5-10 Kreis n

x VRBV = x VRBV =

x VRBV =

..........

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Krankenhausplan des Freistaates Sachsen 2014/2015 - Teil I Allgemeine Grundsätze

ren 2008 bis 2011 jeweils jährlich 0,861 % - in dem Zeitraum 2011 bis 2014 fortsetzt. Für die psychischen Fachgebiete beträgt dieser Wert 3,966%, der sich aus einem jährlichen Fallzahl-anstieg von durchschnittlich 1,305% im Zeitraum 2009 bis 2011 errechnet. Für das Jahr 2008 lagen hier dem InEK-Institut noch keine Daten vor.

4.5 Verweildauer (VD)

4.5.1 Tatsächliche Verweildauer des Krankenhauses (VDKH Ist )

Die tatsächliche Verweildauer des Krankenhauses wird wie folgt ermittelt:

VDKH Ist = BelegungstageKH FallzahlKH .

Auf Basis der DRG-Daten 2011 wird für die Prognoseberechnung der Belegungstage 2014 der kategorisierten Fälle die Verweildauer um 3,56 % gekürzt. Dies folgt der Annahme, dass sich die Verweildauer in dem Zeitraum von 2011 bis 2014 um jährlich 1,2 % in jeder einzelnen Al-terskohorte reduziert.

Die Summe der Produkte aus Fallzahl2014 x Verweildauer2014 ergibt für jedes Krankenhaus die Belegungstage der sächsischen Patientenfälle getrennt für die somatischen und psychischen Fachgebiete.

Die Belegungstage der nichtsächsischen Fälle werden für jedes Krankenhaus analog entspre-chend ihres prozentualen Anteiles gegenüber den Belegungstagen sächsischer Fälle 2011 zur Prognose der Belegungstage 2014 hinzugerechnet.

Die einrichtungsspezifische Prognose der Verweildauer wird für 2014 berechnet und ergibt im Verhältnis zur tatsächlichen Verweildauer 2011 die einrichtungsspezifische Veränderungsrate (VRKH VD).

4.5.2 Sollverweildauer 2014 (VDSoll 2014)

Fachgebietsbezogen wird im somatischen Bereich im Krankenhausplan keine Sollverweildau-er festgelegt. Zunächst wird auf Basis der DRG-Daten 2011 eine krankenhausindividuelle Durchschnitts-Verweildauer (VDØ KH 2011) ermittelt, indem die Fallzahlen je Krankenhaus und Fachgebiet mit der gewichteten Durchschnittsverweildauer aller sächsischen Krankenhäuser je Fachgebiet multipliziert werden und die Summe anschließend durch die Gesamtfallzahl des Krankenhauses dividiert wird:

VDØ KH 2011 = ∑ FälleKH 2011 Fachgeb n x VDØ SN 2011 Fachgeb n ∑ FälleKH 2011 Fachgeb n .

Die jeweils so errechnete krankenhausindividuelle Durchschnitts-Verweildauer wird um die

einrichtungsspezifische Veränderungsrate (VRKH VD) gekürzt. Dies folgt analog der Annahme, dass sich die Verweildauer in dem Zeitraum von 2011 bis 2014 um jährlich 1,2 % in jeder ein-zelnen Alterskohorte reduziert. (vgl. hierzu Ziffer 4.2)

VDKH Soll = VDØ KH 2011 x VRKH VD

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Krankenhausplan des Freistaates Sachsen 2014/2015 - Teil I Allgemeine Grundsätze

Für die psychischen Fachgebiete werden folgende Verweildauerrichtwerte zugrundegelegt:

Psychiatrie und Psychotherapie 23,0 Tage, Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie 44,0 Tage, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 38,0 Tage.

4.6 Bettennutzungsgrad (BN)

Der Bettennutzungsgrad weist den prozentualen Anteil aus, um den die Bettenkapazität in einem Krankenhaus im Jahresdurchschnitt genutzt werden soll, um den Erfordernissen einer medizinisch leistungsfähigen und zugleich wirtschaftlichen stationären Akutversorgung zu ent-sprechen. Er wird für jedes Fachgebiet normativ festgelegt (BNSoll 2014 Fachgeb n):

Fachgebiet bzw. Teilgebiet oder besondere Aufgaben Bettennutzungsgrad (BNSoll 2014 Fachgeb n) in %

Somatische Fachgebiete Haupt-

abteilung Beleg-

abteilung

Augenheilkunde Chirurgie darunter Herzchirurgie darunter Kinderchirurgie Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Hals-Nasen-Ohrenheilkunde Haut- und Geschlechtskrankheiten Innere Medizin und Allgemeinmedizin Kinder- und Jugendmedizin

Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie Neurochirurgie Neurologie darunter Neurologische Frührehabilitation Phase B Nuklearmedizin Strahlentherapie Urologie

80 85 85 75 85 85 85 85 75 85 85 85 90 85 85 85

Alle Fach-gebiete

60

Psychische Fachgebiete

Psychiatrie und Psychotherapie Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

95* 95* 95*

* Bezogen auf die Belegungstage inklusive Beurlaubungstage

Während der Bettennutzungsgrad für die psychischen Fachgebiete unmittelbar in die Bedarfs-berechnung einfließt, wird für die somatischen Fachgebiete ähnlich wie bei der Verweildauer auf Basis der DRG-Daten 2011 ein krankenhausindividueller Durchschnittswert unter Berück-sichtigung der Fachgebietsstruktur jedes Krankenhauses ermittelt.

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Krankenhausplan des Freistaates Sachsen 2014/2015 - Teil I Allgemeine Grundsätze

Für jedes Krankenhaus wird dazu aus den Belegungstagen je Fachgebiet (BTFachgeb n) und den korrespondierenden Bettennutzungsgraden (BNSoll 2014 Fachgeb n) ein krankenhausspezifischer Sollbettennutzungsgrad (BNKH Soll 2014) berechnet.

Dieser ergibt sich aus der Division der Gesamtbelegungstage (Gesamt-BTKH 2011) des Hauses und der Summe aller je Fachgebiet durch den Bettennutzungsgrad (BNSoll 2014 Fachgeb n) dividier-ten Belegungstage (BT2011 Fachgeb n):

BNKH Sol 2014l = Gesamt-BTKH 2011 ∑

BTKH 2011 Fachgeb n

BNSoll 2014 Fachgeb n

5 Besondere Aufgaben und Fachprogramme

5.1 Fachbereich Innere und Allgemeinmedizin

5.1.1 Versorgung geriatrischer Patienten

Dem Ziel einer zugleich qualifizierten sowie möglichst wohnort- und familiennahen geriatri-schen Versorgung im Krankenhausbereich wird in Sachsen mit einem zweistufigen Versor-gungsangebot Rechnung getragen:

1. der Grundversorgung an allen Akutkrankenhäusern und 2. der geriatrischen Versorgung in geriatrischen Abteilungen.

Die spezialisierte geriatrische Versorgung wird in geriatrischen Abteilungen durch multiprofes-sionelle Behandlungsteams sichergestellt. Dort stehen entsprechend geriatrisch qualifizierte Ärzte und Pflegekräfte sowie die notwendigen therapeutischen, psychosozialen sowie ergän-zenden Dienste zur Verfügung (vgl. Kapitel 4.1 des Geriatriekonzeptes des Freistaat Sachsen, 2010). Die geriatrischen Abteilungen erfüllen jeweils die Voraussetzungen für das Qualitäts-siegel Geriatrie.

Die Einrichtungen mit spezialisiertem geriatrischem Versorgungsauftrag werden in Teil II Ab-schnitt A des Krankenhausplanes ausgewiesen.

In drei ausgewählten Regionen (Geriatrienetzwerk Chemnitz, Versorgungsnetzwerk Gerinet Leipzig-Süd und Netzwerk Geriatrie Ostsachsen) mit insgesamt vier Standorten werden Mo-delle zur Etablierung geriatrischer Zentren erprobt.

5.1.2 Palliativstationen

Um die Lebensqualität von Patienten, welche an einer nicht heilbaren, fortgeschrittenen und schweren Erkrankung leiden, und ihren Familien zu verbessern, erfolgt im Rahmen der Krisen-intervention die stationäre Behandlung, Betreuung und Begleitung dieser Patienten und ihren Angehörigen in spezialisierten Palliativstationen. Palliativstationen sollen zudem als Teil eines Netzwerks zur Versorgung Schwerkranker und Sterbender fungieren.

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Krankenhausplan des Freistaates Sachsen 2014/2015 - Teil I Allgemeine Grundsätze

Um die erforderliche Behandlungsqualität zu gewährleisten, müssen die Einrichtungen die international anerkannten „Qualitätskriterien für Palliativstationen“ erfüllen, von denen auch die Enquete-Kommission “Ethik und Recht der modernen Medizin“ des Deutschen Bundestages (BT-Drs. 15/5858, S.27f.) ausgeht. Die Palliativstationen sollen in der Regel zwischen 6 und 12 Betten umfassen. Sie werden nach Maßgabe des Bedarfs im Teil II Abschnitt A des Kran-kenhausplanes explizit ausgewiesen.

Für Kinder und Jugendliche werden im Fachgebiet Kinder- und Jugendmedizin eigene onkolo-gische Palliativeinheiten ausgewiesen.

5.1.3 Spezialisierte kardiologische Leistungen

Spezialisierte Leistungen innerhalb der Kardiologie, insbesondere die invasive Diagnostik und interventionelle Therapie an Koronararterien, Herzkammern, -klappen und herznahen Gefä-ßen sowie den elektrischen Leitungsbahnen des Herzens mittels Linksherzkatheter gehören regelmäßig nicht zum Versorgungsauftrag eines Krankenhauses der Regelversorgung, son-dern werden in Krankenhäusern der Schwerpunkt- bzw. Maximalversorgung sowie in Herz-zentren mit überregionalem Versorgungsauftrag erbracht.

Darüber hinausgehende Angebote bedürfen der Genehmigung durch das Sächsische Staats-ministerium für Soziales und Verbraucherschutz; der Krankenhausplanungsausschuss ist zu beteiligen. Eine Genehmigung kann nur erteilt werden, sofern damit den Erfordernissen einer bedarfsgerechten, leistungsfähigen und wirtschaftlichen Krankenhausbehandlung entsprochen wird. Bei dieser Entscheidung sind die Leitlinien der deutschen Gesellschaft für Kardiologie-, Herz- und Kreislaufforschung zu berücksichtigen.

Sektorenübergreifende Analysen und verstärkte Kooperationen sollen unter Beachtung von Qualitätsanforderungen der Verbesserung der Patientenversorgung dienen.

5.1.4 Versorgung hochkontagiöser Infektionskranker

Zur Behandlung von Patienten mit hochkontagiösen Infektionserkrankungen steht im Klinikum St. Georg Leipzig als überregionale Schwerpunktklinik und Kompetenzzentrum eine gesonder-te Isolierstation mit fünf Betten zur strikten Isolierung und eine weitere mit fünf Betten zur Standardisolierung zur Verfügung. Auf Basis eines Staatsvertrags beteiligen sich Sachsen-Anhalt und Thüringen an der Finanzierung der Einrichtung.

5.1.5 Spezialisierte Adipositasbehandlungen

Immer mehr Menschen leiden an Fettleibigkeit und damit verbundenen Erkrankungen. Beson-ders die Zahl der betroffenen Kinder und Jugendlichen steigt alarmierend an. Um die Versor-gung von morbid adipösen Patienten (BMI >= 35 mit schwerwiegenden Begleiterkrankungen, BMI >= 40) zu verbessern, wird die Behandlung an folgenden multiprofessionell strukturierten Einrichtungen konzentriert:

- Städtisches Krankenhaus Dresden-Neustadt, - Weißeritztalkliniken, - Klinikum St. Georg Leipzig (Erwachsene), - Universitätsklinikum Leipzig.

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Ziel ist es, auf Grundlage einer individuellen Behandlungsstrategie eine nachhaltige Gewichts-reduktion mit Verringerung bestehender Komorbiditäten zu erreichen. Dabei sind vorrangig konservative, aber auch chirurgische Maßnahmen anzuwenden. Dem häufig vorkommenden besonderen Bedarf nach psychologischer und seelischer Betreuung ist Rechnung zu tragen.

5.2 Chirurgie

5.2.1 Versorgung Schwerbrandverletzter

Zur Versorgung schwerbrandverletzter Erwachsener stehen sechs Betten im Schwerbrand-verletztenzentrum im Klinikum St. Georg Leipzig und zur Versorgung schwerbrandverletzter Kinder und Jugendlicher je zwei Betten in den Universitätskliniken Dresden und Leipzig zur Verfügung.

5.2.2 Spezialisierte septische Chirurgie

Vor dem Hintergrund des deutlichen Anstieges von Knochen-, Gelenk- und periprothetischen Infektionen wurde zur Optimierung der Versorgung am Krankenhaus Sankt Georg Leipzig ein überregionales Kompetenz- und Behandlungszentrum etabliert, das eine qualitativ hochwerti-ge Versorgung von Patienten mit schweren und schwersten muskuloskeletalen Infektionen sicherstellen soll. Diagnostik und Therapie einschließlich rekonstruktiver Maßnahmen können interdisziplinär unter besonderen betrieblich-organisatorischen Voraussetzungen im Klinikum St. Georg Leipzig erbracht werden.

Optimale strukturelle Voraussetzungen wurden insbesondere für Patienten geschaffen, deren Infektionen des Bewegungsapparates durch multiresistente Erreger verursacht werden. Pati-enten mit Infektionen an Gelenken, Knochen, Wirbelsäule oder Weichteilgewebe durch multi-resistente Erreger sollen zur Behandlung frühzeitig in das Klinikum St. Georg verlegt werden.

Auf Grund der Komplexität der Problematik und der erforderlichen Interdisziplinarität ist eine wissenschaftliche Begleitung zu gewährleisten.

5.2.3 Traumazentren und Traumanetzwerke

Ziel von Traumazentren und Traumanetzwerken ist die Verbesserung der flächendeckenden Versorgungsqualität von Schwerverletzten rund um die Uhr.

Als Leiteinrichtungen nehmen das Universitätsklinikum Leipzig für das Traumanetzwerk West-sachsen und das Universitätsklinikum Dresden für das Traumanetzwerk Ostsachsen besonde-re Aufgaben wahr.

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5.3 Versorgung neurologisch Erkrankter

5.3.1 Versorgung von Schlaganfallpatienten

Zur nachhaltigen und flächendeckenden Qualitätsverbesserung der Schlaganfallbehandlung im Freistaat Sachsen wurden in den vergangenen Jahren drei telemedizinische Schlaganfallnetzwerke aufgebaut:

1. „Schlaganfallversorgung Ostsachsen Netzwerk SOS-NET“, 2. „Teleneuromedizinisches Schlaganfallnetzwerk Südwestsachsen TNS-NET“, 3. „Telemedizinisches Schlaganfall-Netzwerk Nordwestsachsen TESSA“.

Die Rahmenvereinbarung „Schlaganfallnetzwerk Freistaat Sachsen“ definiert die Strukturan-forderungen der teilnehmenden Krankenhäuser und regelt die Vergütung sowie das Verfahren zur Abrechnung der Leistungen zwischen den Krankenhäusern und Kostenträgern.

5.3.2 Neurologische Frührehabilitation Phase B (NeuFR)

In Anlehnung an die Empfehlungen der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation zur Neu-rologischen Rehabilitation von Patienten mit schweren und schwersten Hirnschädigungen er-folgt die akutstationäre Behandlung von Patienten der Phase B (einschließlich Beatmungs-entwöhnung) im Interesse eines nahtlosen Reha-Verfahrens (Früh- und Intensivrehabilitation, postprimäre Rehabilitation und Mobilisation) im Freistaat Sachsen an dafür spezialisierten Einrichtungen:

1. Heinrich-Braun-Klinikum Zwickau, Standort Kirchberg, 2. Klinik am Tharandter Wald (Niederschöna), 3. MediClin Klinik am Brunnenberg, Bad Elster, 4. Klinik Bavaria Kreischa, 5. ELBLAND Reha- und Präventionsklinik Großenhain, 6. Neurologisches Reha-Zentrum für Kinder und Jugendliche Klinik Bavaria Zscheckwitz, 7. HELIOS-Klinik Schloß Pulsnitz, 8. Neurologisches Rehabilitationszentrum Leipzig.

5.4 Kinder- und Jugendmedizin

Die Situation in der stationären Kinder- und Jugendmedizin ist seit Jahren durch sinkende Fallzahlen und eine deutliche Verweildauerreduzierung gekennzeichnet. Um eine qualitativ hochwertige altersgerechte stationäre Versorgung auch weiterhin für alle Kinder und Jugendli-chen zu gewährleisten, wird trotz des sich perspektivisch fortsetzenden Rückgangs des Bet-tenbedarfs an dem Grundsatz festgehalten, Kinder und Jugendliche weiterhin in dafür ausge-wiesenen pädiatrischen Abteilungen zu behandeln. Die Einrichtungen haben den Belangen kranker Kinder mit ihrem Bedürfnis nach besonderer Zuwendung in Abstimmung mit den Sor-geberechtigten soweit wie möglich zu entsprechen. Ziel ist es, dass alle Einrichtungen die Qualitätskriterien, die in dem von der Gesellschaft der Kinderkrankenhäuser und Kinderabtei-lungen in Deutschland e.V. (GKind) mit der Bundesarbeitsgemeinschaft Kind und Kranken-haus (BaKuK) und der Deutschen Akademie für Kinder und Jugendmedizin (DAKJ) entwickel-

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ten Strukturpapier „Maßnahmen zur Qualitätssicherung für die stationäre Versorgung von Kin-dern und Jugendlichen“ definiert sind, erfüllen.

Anfahrtswege von 40 km zu Einrichtungen mit allgemeiner Kinder- und Jugendmedizin sollen auch künftig nicht überschritten werden.

Spezialisierte Leistungen, insbesondere in der Neonatologie und pädiatrischen Intensivmedi-zin, in der Hämatologie und Onkologie und bei schweren Erkrankungen des Herzkreislaufsys-tems sollen dagegen grundsätzlich an den Universitätskliniken Dresden und Leipzig sowie am Klinikum Chemnitz konzentriert werden. Die kinderherzchirurgische Versorgung wird im Herz-zentrum Leipzig sichergestellt.

Eine optimale Versorgung kranker Kinder bis hin zur pädagogischen Betreuung wird durch § 23 Abs. 7 SächsKHG gesichert und umfasst gegebenenfalls auch die psychosomatische Behandlung.

5.5 Transplantation

5.5.1 Transplantationszentren nach Transplantationsgesetz

Die nachfolgend genannten Kliniken sind im Freistaat Sachsen gemäß § 10 des Gesetzes über die Spende, Entnahme und Übertragung von Organen und Geweben (Transplantations-gesetz – TPG BGBl. I Seite 2192 vom 19.10.2012) als Transplantationszentren bestätigt:

1. Universitätsklinikum Leipzig: Niere, Leber, Bauchspeicheldrüse, Darm, Lunge5, 2. Herzzentrum Leipzig: Herz, Lunge5, 3. Universitätsklinikum Dresden: Niere, Lunge6, Bauchspeicheldrüse, 4. Herzzentrum Dresden: Herz, Lunge6.

5.5.2 Stammzell-/Knochenmarktransplantation

Darüber hinaus wird die stationäre Behandlung von malignen hämatologischen Systemerkran-kungen durch die nachfolgend genannten Kompetenzzentren für die Stammzell- und/oder Knochenmarktransplantation sichergestellt:

1. Universitätsklinikum Leipzig, 2. Universitätsklinikum Dresden, 3. Klinikum Chemnitz .

5 Die Lungentransplantationen erfolgen in Kooperation des Universitätsklinikums Leipzig (nur Vor- und Nachbetreuung) mit dem Herzzentrum Leipzig.

6 Die Lungentransplantationen erfolgen in Kooperation des Universitätsklinikums Dresden mit dem Herzzentrum Dresden.

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5.6 Tumorzentren/Klinisches Krebsregister

Im Freistaat Sachsen haben sich fünf regionale, nicht kurative Tumorzentren etabliert:

1. Tumorzentrum Leipzig (Leiteinrichtung Universitätsklinikum Leipzig), 2. Tumorzentrum Dresden (Leiteinrichtung Universitätsklinikum Dresden), 3. Tumorzentrum Chemnitz (Leiteinrichtung Klinikum Chemnitz), 4. Tumorzentrum Ostsachsen (Leiteinrichtung Städtisches Klinikum Görlitz), 5. Südwestsächsisches Tumor- (Leiteinrichtung: Heinrich-Braun-Klinikum,

zentrum Zwickau Zwickau).

Die Tumorzentren leisten als regionale Netzwerke von Leiteinrichtungen, Mitgliedskranken-häusern und onkologisch tätigen Ärztinnen und Ärzten einen wichtigen Beitrag zur Qualitätssi-cherung in der onkologischen Versorgung. Sie haben die Aufgabe, flächendeckende Koopera-tions- und Kommunikationsstrukturen zu schaffen, interdisziplinäre Arbeitsgruppen und onko-logische Arbeitskreise zu initiieren und die Etablierung interdisziplinärer Tumorboards zu un-terstützen. Darüber hinaus obliegt den Tumorzentren oder deren Leiteinrichtungen, die für das klinische Krebsregister relevanten Daten zu Diagnose, Therapie und Nachsorge zu erfassen.

Die sächsischen Tumorzentren haben eine Arbeitsgemeinschaft (AST) gegründet, in der ge-meinsame Projekte entwickelt werden.

Am Universitätsklinikum Dresden wurde im Jahr 2012 im Einklang mit dem Nationalen Krebs-plan ein zentrales sächsisches Krebsregister eingerichtet. Dieses soll die bei den regionalen klinischen Krebsregistern erfassten Daten zusammenführen und sie in Form entitätsbezoge-ner Berichte auswerten. Dabei sollen nicht nur Aussagen zur Prozess- und Ergebnisqualität (tumorfreie Zeit, Rezidivrate, Metastasen, Gesamtüberleben, Mortalität), zur Wirksamkeit von Therapien oder zur regionalen Versorgungsqualität getroffen werden, sondern auch die Wirt-schaftlichkeit ausgewählter Therapieformen analysiert werden.

Die Etablierung einer klinischen Krebsregistrierung entsprechend den Vorgaben des Krebsfrü-herkennungs- und registergesetzes – KFRG vom 3. April 2013 (Bundesgesetzblatt Teil I Nr. 16 vom 08.04.2013, Seite 617) und der vom Spitzenverband Bund der Krankenkassen noch festzulegenden Fördervoraussetzungen kann Veränderungen der bestehenden Strukturen bzw. eine Anpassung erfordern. Vor diesem Hintergrund stehen die o.g. Strukturen unter Vorbehalt. Insbesondere bei bisher einrichtungsbezogen arbeitenden klinischen Krebsregis-tern sind Veränderungen zu erwarten. Aufgrund der angestrebten Unabhängigkeit/ Eigenstän-digkeit der klinischen Krebsregister gegenüber Leistungserbringern und Standesorganisatio-nen, dürfen klinische Krebsregister zukünftig keiner Institution verbunden sein, die die Unab-hängigkeit in Frage stellt.

5.7 Hals-Nasen-Ohrenheilkunde/Cochlear-Implantation

Gehörlosen Kindern, die den Hör-Spracherwerb bisher nicht oder kaum durchlaufen haben, sowie ertaubten oder resthörigen Erwachsenen bzw. Personen, die nach dem Hör-Spracherwerb ertaubt sind, kann mit der Versorgung eines Cochlear-Implantates ein Höremp-finden und Sprachverstehen ermöglicht werden.

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Eine hochwertige qualitative Versorgung setzt eine multidisziplinäre Behandlung mit intensiver präoperativer Diagnostik und eine umfassende postoperative klinische Basis- und Folgethera-pie voraus, welche interdisziplinär in Zentren mit entsprechender Fachkompetenz durchzufüh-ren ist. Zur Sicherstellung des Behandlungserfolges erfolgt die Cochlear-Implantation in Ver-sorgungsstrukturen, die die klinische Basistherapie und auch die Folgetherapie interdisziplinär an einem Standort in enger Zusammenarbeit mit Rehabilitationskliniken sicherstellt.

Im Freistaat Sachsen sind die Universitätskliniken Dresden und Leipzig zur Versorgung mit Cochlear-Implantaten zugelassen.

6 Ausbildungsstätten

Ausbildungsstätten, die notwendigerweise mit einem Krankenhaus verbunden sind und deren Träger bzw. Mitträger ein Krankenhaus ist, können nur gefördert werden, soweit und solange sie in den Krankenhausplan und in das Investitionsprogramm aufgenommen sind (§§ 2, 8 Abs. 3 KHG, §§ 7, 9 und 11 Abs. 6 SächsKHG).

Gemäß § 2 Abs. 1 a KHG handelt es sich um staatlich anerkannte Einrichtungen an Kranken-häusern zur Ausbildung für die Berufe

1. Ergotherapeut, Ergotherapeutin, 2. Diätassistent, Diätassistentin, 3. Hebamme, Entbindungspfleger, 4. Krankengymnast, Krankengymnastin, Physiotherapeut, Physiotherapeutin, 5. Gesundheits- und Krankenpflegerin, Gesundheits- und Krankenpfleger, 6. Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin, Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger, 7. Krankenpflegehelferin, Krankenpflegehelfer, 8. medizinisch-technischer Laboratoriumsassistent, medizinisch-technische

Laboratoriumsassistentin, 9. medizinisch-technischer Radiologieassistent, medizinisch-technische

Radiologieassistentin, 10. Logopäde, Logopädin, 11. Orthoptist, Orthoptistin, 12. medizinisch-technischer Assistent für Funktionsdiagnostik, medizinisch-technische

Assistentin für Funktionsdiagnostik.

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