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Das angemessen monumentale Porträt eines unitären Filmmachers und Kulturphilosophen: Martina Kudláceks „Fragments of Kubelka“. CHRISTIAN HöLLER Inhalt Trash? Liebe! Houchang Allahyaris neuer Dokumentarfilm „Robert Tarantino“. 4 Konsequente Cinephilie Amir Naderi geht mit „Cut“ an die Grenzen. 5 Demnächst im (Stadt-)Kino Unser Verleihprogramm der nächsten Monate. 6/7 Zulassungsnummer GZ 02Z031555 Verlagspostamt 1150 Wien / P.b.b. Kubelka und wie er die Welt (und das Kino) sieht Fortsetzung auf Seite 2 » Das Kommunale Kino Wiens, Schwarzenbergplatz 7-8, 1030 Wien September 13 | #514 Martina Kudlácek, „Fragments of Kubelka“, ab 6. September 2013 im Gartenbau Kino Houchang Allahyari, „Robert Tarantino“, ab 6. September 2013 im Filmhaus Kino Amir Naderi, „Cut“, ab 6. September 2013 im Filmhaus Kino B ruchstücke und wie sie sich zu einem mosaikhaften Mo- nument formen. Fragments of Kubelka setzt dem Film- macher und Großkünstler Peter Kubelka ein filmisches Denkmal zu Lebzeiten. Darüber hinaus schafft das fast vierstün- dige Porträt aber auch, in exkursiven wie diskursiven Schleifen, ein veritables Monument für die schwindende Ära des analogen Kinos. Eine Ära und ein Medium, dessen ureigenste Spezifik und Materialität hochzuhalten Peter Kubelka niemals müde gewor- den ist; ein Medium, von dessen Sinnlichkeit und Welthaltigkeit sich der 1934 in Wien geborene Künstler auch heute noch nicht zu verabschieden bereit ist. Und so verzahnen sich, kunstvoll und kompositorisch hochwertig, Kubelkas Worte und Bilder, seine Sinnes- und Denkmaterie, zu einem „vertrauensvollen Mosaik“, das den Künstler und sein Ansinnen in reichen Facetten erstrah- len lässt. Fragments of Kubelka begleitet den Filmmacher, wie er sein Werk, sein Leben, ja das Sensorium seiner durch und durch körperlichen Welterfassung erläutert, die auf nicht weniger als eine Weltumarmung aus ist. Wie er in einem nahtlos erschei- nenden Monolog einen weiten, sinnlichen Bogen spannt von seinen künstlerischen Anfängen in den 1950er-Jahren über Exkurse in seine Familiengeschichte bis hin zu den wieder- kehrenden Lieblingsthemen des Kochens, der Metrik und der Zeit, der Sprache und Metaphorik der Dingwelt. Wie er in stillen Momenten des Einhaltens das Essenzielle seiner Rede zum Nachhallen bringt. Und wie er seine Filme, deren Trans- fer ins digitale Medium er sich strikt verbittet, über Umwege und sekundäre Hilfsmittel zur Anschauung bringt. „I would like that there is no fake, and no acting if it’s possible“, schickt Kubelka gleich zu Beginn vorweg. Die mottohafte Direktive zielt darauf ab, dass Martina Kudláčeks Agieren mit der Kame- ra selbst nicht unsichtbar bleiben soll, sich nicht der Schaffung

Kubelka und wie er die Welt (und das Kino) sieht · Fragments of Kubelka begleitet den Filmmacher, wie er sein Werk, sein Leben, ja das Sensorium seiner durch und durch körperlichen

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  • Das angemessen monumentale Porträt eines unitären Filmmachers und Kulturphilosophen: Martina Kudláceks „Fragments of Kubelka“. Christian höller

    InhaltTrash? Liebe!Houchang Allahyaris neuer Dokumentarfilm„Robert Tarantino“. 4

    Konsequente CinephilieAmir Naderi geht mit „Cut“an die Grenzen. 5

    Demnächst im (Stadt-)KinoUnser Verleihprogrammder nächsten Monate. 6/7

    Zulassungsnummer GZ 02Z031555Verlagspostamt 1150 Wien / P.b.b.

    Kubelka und wie erdie Welt (und das Kino) sieht

    Fortsetzung auf Seite 2 »

    Das Kommunale Kino Wiens, schwarzenbergplatz 7-8, 1030 Wien september 13 | #514

    Martina Kudlácek, „Fragments of Kubelka“, ab 6. September 2013 im Gartenbau KinoHouchang Allahyari, „Robert Tarantino“, ab 6. September 2013 im Filmhaus Kino

    Amir Naderi, „Cut“, ab 6. September 2013 im Filmhaus Kino

    Bruchstücke und wie sie sich zu einem mosaikhaften Mo-nument formen. Fragments of Kubelka setzt dem Film-macher und Großkünstler Peter Kubelka ein filmisches Denkmal zu Lebzeiten. Darüber hinaus schafft das fast vierstün-dige Porträt aber auch, in exkursiven wie diskursiven Schleifen, ein veritables Monument für die schwindende Ära des analogen Kinos. Eine Ära und ein Medium, dessen ureigenste Spezifik und Materialität hochzuhalten Peter Kubelka niemals müde gewor-den ist; ein Medium, von dessen Sinnlichkeit und Welthaltigkeit sich der 1934 in Wien geborene Künstler auch heute noch nicht zu verabschieden bereit ist. Und so verzahnen sich, kunstvoll und kompositorisch hochwertig, Kubelkas Worte und Bilder, seine Sinnes- und Denkmaterie, zu einem „vertrauensvollen Mosaik“, das den Künstler und sein Ansinnen in reichen Facetten erstrah-len lässt.

    Fragments of Kubelka begleitet den Filmmacher, wie er sein Werk, sein Leben, ja das Sensorium seiner durch und durch

    körperlichen Welterfassung erläutert, die auf nicht weniger als eine Weltumarmung aus ist. Wie er in einem nahtlos erschei-nenden Monolog einen weiten, sinnlichen Bogen spannt von seinen künstlerischen Anfängen in den 1950er-Jahren über Exkurse in seine Familiengeschichte bis hin zu den wieder-kehrenden Lieblingsthemen des Kochens, der Metrik und der Zeit, der Sprache und Metaphorik der Dingwelt. Wie er in stillen Momenten des Einhaltens das Essenzielle seiner Rede zum Nachhallen bringt. Und wie er seine Filme, deren Trans-fer ins digitale Medium er sich strikt verbittet, über Umwege und sekundäre Hilfsmittel zur Anschauung bringt. „I would like that there is no fake, and no acting if it’s possible“, schickt Kubelka gleich zu Beginn vorweg. Die mottohafte Direktive zielt darauf ab, dass Martina Kudláčeks Agieren mit der Kame-ra selbst nicht unsichtbar bleiben soll, sich nicht der Schaffung

  • StadtkinoZeitung02 Martina Kudlácek, „Fragments of Kubelka“

    » Fortsetzung von Seite 1

    eines fiktiven Konstrukts verschreiben soll – als sei die Regisseurin gar nicht da und das Gezeigte mithin reiner Repräsentationsraum. Vielmehr sollen „Filmende“ und „Gefilmter“ – und Fragments setzt dies gekonnt in Szene – auf geradezu partnerschaftliche Weise mitei-nander agieren. In Wechselwirkungen, wobei die Filmmacherin auf die unvorhersehbare, ausladende Gestik Kubelkas ebenso sensi-bel einzugehen versucht wie umgekehrt der Porträtierte sich kaum einen Moment lang vor der Kamera kalkulierend oder befangen

    Berühren, berühren lassen, das Kino weiterdenken: Der Filmemacher und Kulturphilosoph Peter Kubelka in Aktion.

    Martina KudlácekFragments of Kubelka(Österreich 2012)

    Regie und Drehbuch Martina KudlácekKamera Martina Kudlácek Schnitt Henry HillsProduktion Martina Kudlácek Verleih StadtkinoFilmverleihFormat HDCam / 16:9 (4:3 pillarbox) / FarbeLänge 232 Min.

    Ab 6. September 2013 eine Woche lang täglich im Gartenbau Kino.Es folgen Sondervorführungenin ganz Österreich.

    geriert. Aufeinander eingehen und sich im daraus entstehenden Bild auf positive Weise miteinander verhaken – so lässt sich die Inter-aktion von Kudláček und Kubelka verknappt umreißen. Dass Fragments of Kubelka nicht aus schnellen, statischen Interviewsitzungen hervorgegangen ist, liegt auf der Hand. Das Ausholende und Umfassende von Kubelkas Selbst- und Weltdarstellung lässt sich zwangs-läufig nur in einem weiten filmischen Bogen einfangen. Und so hat Martina Kudláček den Grandseigneur des österreichischen wie auch internationalen Avantgardefilms über einen langen Zeitraum beim Philosophieren beo-

    bachtet – mit aktiver Handkamera, was den Bildern eine geradezu körperliche Signatur verleiht.

    Kubelka, wie er mit seiner umfassenden Objektsammlung hantiert und sie erläutert, in seiner Küche sitzend, kochend und essend, oder bei Vorträgen, die sich eins zu eins in den einnehmenden, musikalisch angelegten und oft in Refrains mündenden Sermon fü-gen. Wobei der Porträtierte mit seinem re-gen, mit einer Ausnahme selbst nie vor die Kamera tretenden Gegenüber all das zu tei-len versucht, was Kunst und Welt für ihn im Innersten zusammenhält. Dass manche seiner Ausführungen, etwa zur ästhetischen Per-fektion einer afrikanischen Frauenskulptur, durchaus auch vor den Kopf stoßen können, nimmt der ungeschönte Porträtansatz wohl-wollend in Kauf.

    Als Ankerpunkte oder besser: als substanzhäl-tigste Strophen dieser epischen Bruchstück-montage fungieren Kubelkas filmische Werke. Ausgehend von seiner ersten metrischen Ar-beit Adebar (1957) über Schwechater (1958), Arnulf Rainer (1960) und Unsere Afrikareise (1966) bis hin zu Pause! (1977) führt Frag-ments in die haptisch verfasste Denkwelt des Künstlers ein. Dabei werden Themen, Variati-onen und Improvisationen sowohl in Kubel-kas Rede als auch in Kudláčeks Montage mit geradezu musikalischer Bravour ausgebreitet. Indirekt und subtil wird dabei der Charak-ter der einzelnen Filme veranschaulicht, etwa wenn der Filmmacher sich mit der Schere den Kadern des Zelluloidstreifens nähert und so ihre elementare, auf kleinste metrische Ein-heiten zurückgehende Struktur verdeutlicht. Oder wenn man den harten, staccato-artigen Schwarz-Weiß-Wechsel von Arnulf Rainer als flackernden Lichtschein auf Kubelkas Ge-sicht sieht. Oder wenn der Künstler schließ-lich den dieser Projektion zugrundeliegenden Filmstreifen zu einem in einer Ausstellung gezeigten Wandbild arrangiert. All dies zeugt von einer erfinderischen Annäherung an ein Werk, dessen raison d’être in der metapho-rischen Verdichtung von Zeit, Rhythmik, Be-wegung und Licht liegt und das, so konzen-triert es in den „Originalen“ festgehalten ist, in keinem anderen Medium wiedergegeben werden kann. An mehreren Stellen zelebriert Fragments das Öffnen archivarischer Behält-

    nisse und Kubelkas Eingehen auf deren pre-ziöse Inhalte. Einmal ist es eine Schachtel mit Familienfotos, anhand derer er seine Genea-logie von einer brasilianischen Ururgroßmut-ter und einem Großvater väterlicherseits, der k. u. k. Offizier war, bis hin zum Aufwachsen bei der Mutter im oberösterreichischen Tauf-kirchen nachzeichnet. Ein andermal breitet er die Inhalte einer Filmdose aus, worin mit Schreibmaschine „getippte“ Vorstudien zur Partitur von Arnulf Rainer aufbewahrt sind. Annäherung und Umgang mit derlei proto-filmischen Essenzen zeugen von einem hohen Grad an sinnlicher und taktiler Ehrerbietung. Vier Mal kommt während der 233 Minuten jemand anderer als der Meister selbst zu Wort, stets unterstützend und dessen Ansatz bekräf-tigend – als seien nur minimale Echos möglich zu Kubelkas weltumspannendem Akkord, der die größtmögliche Resonanz bereits in sich trägt. So erzählt der Filmmacher Jonas Mekas von der Errichtung des ersten „Unsichtbaren Kinos“ 1970 in New York, und der Filmvor-führer Paul Shepherd demonstriert stolz, dass er sich eine Kaderfolge aus Arnulf Rainerauf seinen Oberarm tätowieren hat lassen. Gemäß dieser Logik der verknappten Bruchstückhaf-tigkeit dürfen vereinzelt auch Archivalien für kurze, funkelnde Momente das Mosaik anrei-chern: ein früher Auftritt Kubelkas in einer US-Talkshow, eine 1972 in den USA produ-zierte Kochshow (Eating the Universe), oder filmische Tagebuchskizzen, die Jonas Mekas bei Besuchen in Österreich zu Beginn der 1970er-Jahre gedreht hat. All dies unterfüt-tert und potenziert Kubelkas maßvoll wo-genden Denkfluss, der von derlei Strandgut zusätzlich angereichert wird. Und so strömen, verzweigen und bündeln sich Wort und Werk des Künstlers – „zeitelnd“, wie er diese Art der Strukturierung einmal genannt hat, und zugleich metaphorisierend, den Kern seines Schaffens noch weiter verdichtend. So wie es das Werk Kubelkas exemplarisch vorgeführt hat und auch angesichts stundenlanger Aus-führungen nicht in einer abgeschlossenen To-talität aufgehen will, sondern offen bleibt. •

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  • Kino und Leidenschaft…

    Impressum Telefonische Reservierungen Kino 712 62 76 (Während der Kas-saöffnungszeiten) Büro 522 48 14 (Mo. bis Do. 8.30–17.00 Uhr Fr. 8.30–14.00 Uhr) 1070 Wien, spittelberggasse 3 www.stadtkinowien.at / [email protected] Stadtkino 1030 Wien, schwarzenbergplatz 7–8, tel. 712 62 76 Herausgeber, Medieninhaber stadt-kino Filmverleih und Kinobetriebsgesellschaft m.b.h., 1070 Wien, spittelberggasse 3 Graphisches Konzept Markus raffetseder Redaktion Claus Philipp Druck Druck styria Gmbh & Co KG, styriastraße 20, 8042 Graz Offenlegung gemäß Mediengesetz 1. Jänner 1982 Nach § 25 (2) stadtkino Filmverleih und Kinobetriebs-gesellschaft m.b.h. Unternehmungsgegenstand Kino, Verleih, Videothek Nach § 25 (4) Ver-mittlung von informationen auf dem sektor Film und Kino-Kultur. ankündigung von Veranstal-tungen des stadtkinos. Preis pro Nummer 7 Cent / Zulassungsnummer GZ 02Z031555 Verlagspostamt 1150 Wien / P.b.b.

    Der Herr über Killer und VampireKino, Arbeit, Liebe muss man nicht immer mit Godard verbinden:Houchang Allahyari tut es rund um den Wiener Trashfilmer „Robert Tarantino“.

    Eigentlich ist diese Doku ein hochdra-matisches Kammerstück. Houchang Allahyari hat dem Wiener Trash-Re-gisseur Robert Tarantino ein filmisches Denk-mal gesetzt, indem er ihn einen Monat lang beim Dreh eines Horrorthrillers begleitete. Was sich hinter der Kamera abspielte, war bei dem B-Movie-Dreh mindestens so spannend wie das Schlachten davor.

    Laut einer zweifelhaften Biografie in der In-ternet Movie Database (IMDb) ist Tarantino 34 Jahre alt. Die Info könnte stimmen, Taranti-no wäre beim Dreh des Porträts dann 32 Jahre alt gewesen. Mit dem Filmen hat er 2007 be-gonnen. Inspiriert von seinen Helden Robert Rodriguez und Quentin Tarantino wählte er seinen Nom de guerre und begann, nach dem Vorbild internationaler No-Budget-Trash-Filmer als Autodidakt mit der Produktion von Vampir, Zombie- und sonstigen Horrorfilmen.

    Tarantino ist theoretisch beschlagen - er kennt sein Metier. Sich selbst bezeichnet er, einem Zitat folgend, als „Rebel without a Crew“. Er überlegt sich die Geschichten, kauft eine Packung DV-Kassetten und sucht dann über diverse Internetforen nach Schau-spielern. Natürlich nimmt er selbst immer eine der Hauptrollen ein. Diesmal soll Blood City Massacre gedreht werden. Gemeldet ha-ben sich unter anderem die Salzburger Off-Theater-Schauspielerin Marie-Therese Lind und ein über und über tätowierter Star der Wrestling School Austria (WSA), der sich Humungus nennt.

    „Heast Dracula, du Oaschkretzn“Die Kämpfer der WSA kennen Tarantino be-reits von einem früheren Projekt. Dank Al-lahyaris Doku weiß man jetzt, dass hinter den schrägen Vögeln starke Charaktere und Per-sönlichkeiten mit viel Humor stecken. Die Momente mit den Wrestlern zählen zu den stärksten des Films. Bemerkenswert aber auch jener Gothic-Typ, dem kein Text beizubringen war und der schließlich improvisierte: „Heast Dracula, du Oaschkretzn, du g’schissene - wos is - du bist mei’ Todfeind.“

    Wer sich einen ganzen Monat für ein Pro-jekt Zeit nimmt, das mit Sicherheit kein Geld einbringen wird, gehört schon einmal einer nicht näher definierten, aber sehr spe-ziellen Zielgruppe an. Vor allem wenn dabei Untote herumwandeln und Serienkiller ihr Unwesen treiben. Es geht dabei um Spaß und darum, innerhalb der rührigen internati-onalen Trash-Movie-Szene wahrgenommen zu werden. Entweder jemand hat Sinn für diese Art von selbstironischem Dadaismus, oder eben nicht.

    StadtkinoZeitung04 Houchang Allahyari, „Robert Tarantino“

    Mutiger als seine FilmheldenDer Wiener Tarantino kennt die Regeln des Genres. Allzu professionell darf das alles nicht wirken. Seiner ob der nicht nachvollziehbaren Handlung verzweifelnden Hauptdarstellerin Marie erklärt er sinngemäß: Logiklöcher ge-hören zwingend dazu. Und dass übertrieben gespielt wird, auch das ist ein Teil des Spiels. Gegenüber Allahyari erklärt er, dass er absicht-lich schlecht spielt. Nach Ansicht der Szenen, die man in der Doku sieht: Tarantino spielt manchmal gut schlecht und manchmal auch einfach nur gut. Man merkt jedenfalls, dass er sich vor der Kamera wohlfühlt.

    Dass das nicht selbstverständlich ist, daraus leitet sich der andere Spannungsbogen ne-ben dem hochkomischen und chaotischen Filmdreh ab. Denn Tarantino hat ein Kreuz zu schleppen. Er ist schüchtern, der Kontakt zu Menschen scheint ihn nervös zu machen - sehr nervös. Bei alldem ist Tarantino mutiger als sämtliche seiner Filmhelden. Denn er gibt seinen Ängsten nicht nach, im Gegenteil.

    Sogar auf die Bühne traut er sich - unter dem Namen Wolf Morrison spielt er selbst kompo-nierte Songs, außerdem gibt er Kabarettnum-mern zum Besten. Schriftsteller ist er dazu. Sein Metier, zumindest vermittelt Allahyaris Doku diesen Eindruck, ist trotzdem der Film. Hier verliert er zusehends die Scheu, man ar-beitet ja eng zusammen. Wie eine Familie wer-de das Team für ihn bei einem Filmdreh, sagt Tarantino. Für das Liebesleben sorgen Kusssze-nen. Nur seine angehimmelte Marie hat sich verweigert.

    Allahyari hatte wohl kein leichtes Leben als Regisseur einer Doku über Tarantino. Er hat große Hochachtung vor dem Filmema-cher und seinem Team. Mit Tarantino hält er nun schon seit Jahren Kontakt, und Marie-Therese Lind wird in einem seiner nächsten Filme mitspielen. Aber dennoch war es nicht möglich, über so einen Filmdreh zu berichten und sämtliche Sonderbarkeiten und Probleme auszublenden.

    Respekt einerseits, wahrhaftig bleiben an-dererseits - eine Gratwanderung, die man als Zuschauer der Doku mit einigem Bangen ver-folgt. Man will nicht, dass hier jemand vorge-führt wird. Aber wird es zu verhindern sein? Im Großen und Ganzen ist Allahyari die Grat-wanderung gelungen. Die Frage von ORF.at, ob es nicht schwer war, als Regisseur den Amateuren beim Horrorfilmdreh keine Tipps zu geben, bejaht Allahyari. Er habe sich zu-rückhalten müssen, sehr sogar, aber es sei ihm gelungen. •

    Simon Hadler, ORF.at

    Eine Filmpremiere. No-Budget-Filmer Robert Tarantino begrüßt schüchtern das Publikum. Nach dem Upload des Trailers habe er bereits eine Einladung zu einem Underground-Filmfestival erhalten, verkündet er stolz. Die Premierengäste – Crew, Freund/innen, Trash-Aficionados – sind begeistert.

    Von hier aus geht Houchang Allahyari einen Schritt zurück: ins Privatleben Tarantinos, der im bürgerlichen Leben eigentlich Wolfgang heißt. Vor Jahren hat dieser seinen Brotjob ge-kündigt, um sich ausschließlich der Kunst zu widmen. Unter dem Pseudonym Wolfgang Morrison tingelt er seither als Liedermacher durch kleine Lokale. Seine Eltern haben die-sen Traum ignoriert, eine Enttäuschung, die Wolfgang heute unter anderem in seinen Trashfilmen aufarbeitet: Filmemachen als Lei-denschaft, Filmemachen als Therapie.

    Als Robert Tarantino hat der Wiener bereits ein Dutzend B-Movies gedreht, darunter klin-gende Titel wie Wild Rebel oder Vampires in Vienna. Der Name ist Programm: Vampire und Psychopath/innen treffen auf toughe Agent/innen und blutrünstige Zombies. Inspirie-ren lässt sich Wolfgang von Genrekinogrößen

    wie Robert Rodriguez, als „Rebel Without a Crew“ zeichnet er bei sämtlichen Filmpro-jekten persönlich für Drehbuch, Regie, Kame-ra, Schauspiel und Schnitt verantwortlich.

    In seinem neuesten Streifen macht Wolfgang Jagd auf einen Serienkiller, gespielt vom ös-terreichischen Wrestling-Original Humungus. Als Budget wurden hundert Euro veranschlagt, hauptsächlich für Kunstblut und Mini-DV-Kassetten. Allein das Förderansuchen hätte ein Vielfaches gekostet.

    Allahyari begleitet die intensiven Dreharbei-ten zu Blood City Massacre und skizziert mit Ausschnitten aus früheren Tarantino-Werken eine Filmografie, die sich in keinerlei Konven-tionen fügt. Bis zum Drehschluss wird aus dem (Laien-)Ensemble eine eingeschworene Familie, die für Wolfgang zum absoluten Lebensmittel-punkt avanciert. Speziell Hauptdarstellerin Ma-rie hat es ihm angetan. Nur kommt es auch im richtigen Leben – ganz so wie in seinen Filmen – oft anders als zunächst erhofft. Ein Genrefilm im wahrsten Sinne des Wortes. Das humorige Porträt eines leidenschaftlich Getriebenen. •

    diagonale red.

    Budget: 100 Euro!„RobeRt taRantIno“ - Das PoRtRät eInes GetRIebenen.

    Houchang AllahyariRobert Tarantino(Österreich 2013)

    Regie und Drehbuch Houchang AllahyariDarsteller David Baumgartner, Franciscus Bea-con-Schandl, Hans Jörg Cerny, Nicolas Dinkel, Isabella Enzenhofer, Anna Grünwald, Gertrude Hell, Rudolf Hell, Wolfgang Hell, Gerhard Hradil (Humungus), Albert Kessler, Ines Körner, Anna-Katherina Lind

    Kamera und Schnitt Daniel KundiTon OFFLINE-Hudecek & Partner KG,Christofer FrankProduktion Houchang AllahyariFilmproduktionVerleih Stadtkino FilmverleihFormat 16:9 / FarbeLänge 77 Min.

    Ab 6. September 2013im Filmhaus Kino am Spittelberg.

    Österreichisches Kino im Keller…

  • StadtkinoZeitung 05Amir Naderi, „Cut“

    Rettet das Kino!Der iranischstämmige Regisseur Amir Naderi lässt keinen Zweifel daran:Das Ende des Kinos ist nah! Weshalb er mit seinem leidenschaftlichen „Cut“beinahe schon eine Brandrede für dessen Fortbestand gedreht hat. Matthias GreUlinG

    Mit jedem Schlag ins Gesicht voller Einsatz für die Filmkunst: Hidetoschi Nishijima in Amir Naderis „Cut“.

    Mit Vegas: Based on a True Story (2008) hat der gebürtige Iraner Amir Naderi, der seit 25 Jahren in den USA lebt, seine Sicht auf dieses Land festge-halten; der Film erzählte die Geschichte eines von Gier getriebenen Paares, das Opfer einer „Real Life“-Wette wird und sich den ameri-kanischen Traum durch das Umgraben des ei-genen Grundstücks zerstört.

    Dort soll ein Geldkoffer vergraben sein, doch am Ende bleibt Verwüstung. Ein glänzendes Kinostück über die USA und ihr profitorien-tiertes Gehabe, das international leider nie die Beachtung gefunden hat, die es verdient hätte. In Cut, Naderis neuem Film, verbeugt sich der Regisseur vor dem japanischen Kino.

    Protagonist ist Shuji, ein junger Regisseur und Filmclubbetreiber (Hidetoshi Nishijima). Er ist ein Getriebener, der vor dem Ende des Kinos warnt, der gegen Multiplexe wettert und durch seinen unablässigen Einsatz für die Cinephilie sogar von der Polizei gejagt wird. „Das Kino ist nicht nur Unterhaltung“, schreit er durchs Megafon, „erinnert euch an die Zeiten, als es Kunst und Unterhaltung war!“ Dazwischen die Namen großer japanischer Regisseure wie Kenji Mizoguchi, Akira Ku-rosawa oder Nagisa Oshima; Immer wieder besucht Shuji deren Grabstätten, die Kamera zeigt den Grabdeckel von Yasujiro Ozu, auf dem „Nichts“ eingraviert ist.

    Weil eine Yakuza-Gang von Shuji fordert, die Schulden seines toten Bruders zu zahlen, beschließt er, sich gegen Geld verprügeln zu lassen; 100 Schläge, schafft er das? Shuji asso-ziiert jeden der 100 Schläge mit einem seiner 100 Lieblingsfilme; sein Blut und seine unstill-bare Liebe zum Kino sind es, die ihn in dieser Phase am Leben halten. Naderis flammendes Pamphlet für das Kino hat er auch in unserem Gespräch fortgesetzt.

    Mit ihrem Film „Vegas“ haben Sie ein verstö-rendes Bild der US-Gesellschaft gezeichnet, Welche Meinung haben Sie heute von Ihrer Wahlheimat?Ich habe versucht, mich in den USA einzule-ben und mir dafür New York ausgesucht, weil es die multikulturellste Stadt ist. Trotzdem ist das nicht leicht, denn die USA sind ein sehr kompliziertes Land. Es wird einem dort alsAusländer sehr schwer gemacht, einen Job zu finden und Geld zu verdienen. Es ist eine sehr leistungsorientierte Gesellschaft, in der jeder die Nummer eins sein will. Nach fünf oder sechs Filmen musste ich in eine andere Stadt. Ich drehte Vegas: Based on a True Story und lebte deshalb auch insgesamt drei Jahre in Las Vegas. Das sollte jeder machen, ein-mal im Leben dort zu leben. Nicht wegen des Gambelns, sondern weil man dort sieht, wie sehr sich Leute über ihr eigenes Limit hinaus pushen. Niemand in Vegas fragt dich, wer du bist. Alle sind dort unbeschriebene Blätter, obwohl sie eine Vergangenheit haben. Das gibt dir ein Freiheitsgefühl. Vegas ist für mich ein eigenes Land innerhalb der USA, nicht bloß eine Stadt. Vegas ist ein Film über Amerika geworden. Und danach sagte ich mir: Cut. Nun kommt Japan an die Reihe. Ich überlegte mir eine Geschichte über das Kino an sich, und um ehrlich zu sein, hätte ich die-se Story auch in New York drehen können.

    Wieso sind Sie dann nach Japan gegangen?Ich fand schnell heraus, dass meine emoti-onale Seite nicht mit jener der Amerikaner harmonisierte. Hingegen hatte mein ira-nisches Seelenleben viel mehr gemein mit jenem der Japaner. Japan ist ein sehr stilles, minimalistisches Land. In Japan geht es nur um Details. Man kann dort nicht sagen: Let’s go. Man muss sagen: Wenn wir dort hin gehen, dann nur um diese oder diese Uhr-zeit. Die japanische Gesellschaft ist schwer zu

    Amir NaderiCut (Japan 2011)

    Regie und Drehbuch Amir NaderiDarsteller Hidetoschi Nishijima,Takako Tokiwa, Takashi SasanoKamera Keiji HashimotoSchnitt Amir NaderiTon Takeshi OgawaProduktion Tokyo Story, Bitter EndsVerleih Stadtkino FilmverleihFormat DCP / 1:1.85 / FarbeLänge 132 Min.Fassung OF mit englischen Untertiteln

    Ab 6. September 2013im Filmhaus Kino am Spittelberg.

    knacken. Denn sie ist wie eine eiserne Wand. Aber ich passe mich gerne an die jeweilige Situation an. Nur in Japan ist das besonders schwer, denn dort läuft das alles sehr organi-siert ab. Japan ist Disziplin. Dort kann man nicht improvisieren. Dort wird gearbeitet von 8 Uhr morgens bis 17 Uhr nachmittags. Und jeder, vom Schauspieler bis zum Fahrer, weiß Bescheid, was gemacht wird.

    In „Cut“ lassen Sie Ihren Protagonisten leiden-schaftlich für das Kino kämpfen. Ist das Kino Ihrer Meinung nach in Gefahr?Ich mache mir Sorgen um die Zukunft des Kinos. Denn bald wird es keine Orte mehr geben, an denen man Filme zeigen kann. Ich mache mir keine Sorgen um die Filme, denn talentierte Filmemacher gibt es genug. Aber wie viele Filme von den 5000 pro Jahr werden tatsächlich gezeigt? Wie viele laufen auf Festivals? Was passiert mit den vielen Filmkünstlern, deren Filme nicht gezeigt werden können? Sie werden drogensüchtig oder Alkoholiker. Und sie versuchen immer wieder, einen neuen Film zu machen. Aber was nützt das, wenn es keinen Ort mehr gibt, an dem man sie zeigt? Wissen Sie, die großen Multiplex-Kinos, die nur mehr Blockbuster zeigen, die töten das Kino insgesamt. Sie fressen das Kunstkino auf. Oder besser gesagt, das pure Kino, so will ich das nennen. Die Blockbuster-Kinobetreiber glauben, dass wir gegen Unterhaltung sind. Aber das stimmt nicht. Unterhaltung ist etwas Großartiges. In meinem Film Cut gibt es viele Referenzen an das Unterhaltungskino. Von einem Poster von Singin’ in the Rain bis zu Hitchcock-Filmen.

    Das Mainstream-Kino pocht doch aber darauf, unterhalten zu wollen.Heutige Blockbuster sind keine Unterhaltung mehr, sondern sie benutzen die Unterhaltung dazu, die heutige Kinogänger-Generation ei-ner Gehirnwäsche zu unterziehen, indem sie ihr beschissene Filme zeigen. Diese Leute sind

    dann verloren für die wirklich guten Filme. Das pure Kino ist damit am Ende, davon bin ich überzeugt. Das Kino macht sich selbst kaputt. Das pure Kino kann nirgends mehr gezeigt werden. Talent existiert, aber keine Kinos mehr. In New York, wo ich seit 25 Jahren lebe, gibt es nur mehr drei Kinos, die Arthaus-Filme zeigen. Früher waren es 50. In

    Werk und Biografie des aus dem Iran stämmigen Filmemachers Amir Naderi bilden einen faszinierenden Knoten. Zunächst als einer der frühen Reprä-sentanten des neuen iranischen Kinos gefeiert - The Runner (1985) und Water, Wind, Dust (1989) gelten inzwischen als Klassiker -, emigrierte Naderi in die USA, als er den Gegenwind des Systems zu spüren bekam. In New York fand er eine neue Heimat und kehrte zum Filmschaf-fen zurück - mit klein budgetierten Arbeiten, die einen besessenen Regisseur zeigten, der im neorealistischen Stil veränderte Gegenwarten überprüfte. Mit seinem jüngsten Film Cut geht Naderi nun noch einen Schritt weiter und er-findet sich als Weltkino-Autor neu, handelt es sich doch um ein zur Gänze in Japan realisiertes Projekt, das ausdrücklich auch seine Bewunde-rung des Kinos zum Thema hat. Shuji (Hideto-shi Nishijima), der cinephile Protagonist, ist ein Filmemacher ohne Geld (und mit zu hehren Ambitionen), der regelmäßig die Gräber von Größen wie Kurosawa, Mizoguchi oder Ozu besucht. Außerdem betreibt er am Dach eines Wohnhauses seine eigene Cinemathéque, für die er auf den Straßen Tokios lautstark Werbung macht. Die Passion für Film und Kino ist schon auf dieser Ebene eine Absetzbewegung zum kommerziellen Ausverkauf des Mediums, die mit hohem persönlichen Einsatz verbunden ist.

    Doch dies ist noch gar nichts im Vergleich zu der Leidensbereitschaft, die Shuji im weiteren Verlauf des Films demonstriert. Denn Naderi lässt die Geschichte seines tapferen Kino-freunds in eine Gangsterstory münden.

    Ein Yakuza-Boss fordert von Shuji eine Geld-summe ein, die dessen verstorbener Bruder schuldig geblieben ist. Shuji entscheidet sich, in Ermangelung von Alternativen, für einen sonder-

    baren Opferweg: Er lässt sich auf der Toilette einer Bar gegen Geld verprügeln. Dies tut er freilich mehr im Sinne einer großen Geste, die gegen all die Verkommenheit gerichtet ist: die Gängelung der Kunst durch den Markt, das Ausdünnen der Autoren, die Armut des Künstlers, seine Einsam-keit etc. Ein Ein-Mann-Fight-Club, der seine Kraft aus unauslöschlichen Bildern schöpft.

    Bemerkenswert daran ist nicht zuletzt, wie es Naderi gelingt, eine Balance zwischen Pathos und Pulp zu halten, sodass man seinem Helden mit einer Mischung aus Abstoßung und Ergrif-fenheit folgt. Shujis Rechnung geht indes nur um den Preis der Selbstzerstörung auf. Wenn er am Höhepunkt hundert Schläge mit einem Kanon aus hundert Filmklassikern pariert, zeigt der Kampf für das Wahre und Schöne hier ein ganz schön blessiertes Gesicht. •

    Dominik Kamalzadeh, DER STANDARD

    Ein cinephiles GangsterstückamIR naDeRI Hat mIt „Cut“ seInen

    eRsten FIlm In JaPan RealIsIeRt

    Tokio gibt es zwei. In Wien gibt es drei, und niemand geht hin. Ich war dort, ich habe das gesehen. Wir brauchen eine neue Generation an Kinogänger, die nicht einer Gehirnwäsche unterzogen wurden. Mein Film heißt Cut, und ein solcher Film hätte in Zukunft keine Chance mehr. Man sollte diese Blockbuster-Scheiße killen. Cut!

    Japan ist Disziplin. Dort kann man nicht improvisieren.

  • „unD äKtsCHn!“Ein Ausblick auf die Filme des Stadtkino Filmverleihs für Herbst/Winter 2013/2014.

    StadtkinoZeitung06 Vorschau Stadtkino Filmverleih

    Das persIscHe KrOKODIlRegie: Houchang Allahyari,Maziyar Moshtagh Gohary,Österreich 2010

    Zwei iranische Wildhüter im abgelegenen Ba-lutschestan schlagen eine titanische Schlacht gegen ein riesiges Krokodil. Der spannende, oft auch komische Kampf wird zur Rettung der Echse geführt, die sich in eine Zisterne verirrt hat. Mithilfe einer dünnen Schnur und einer Decke ringen die Männer darum, das Tier zu fangen und zu fesseln. Das Krokodil faucht und kämpft - um zu überleben, muss es verlieren. allahyari filmproduktion

    FaHrtwInD -auFzeIcHnungeneIner reIsenDenRegie: Bernadette WeigelÖsterreich 2013

    Die beiden Füße, die zu Beginn im Badewas-ser spielen, sind das Leitmotiv dieser Fahrt ins

    Blaue. Sie haben Lust auf Fahrtwind und Meer! Also macht die Reisende sich auf. Die Donau bringt sie auf einem Frachtschiff zunächst nach Bulgarien, dann fährt sie mit den verschie-densten Transportmitteln durch Rumänien, in die Ukraine, nach Georgien, Aserbaidschan und schließlich nach Kasachstan. Am Ende der Reise kommt sie mit einem eingegipsten Fuß aber ungebrochen nach Wien zurück als ob die Füße erst ruhig gestellt werden müssten, bevor die Reise enden kann.

    Ein Reisefilm, bei dem die Augen (die Ka-mera) nicht genug bekommen vom Unter-wegssein, von in ihrer Mannigfaltigkeit flir-renden Impressionen, von fast ehrfurchtsvollen Eindrücken atemberaubender Landschaften, von dem Hin und Her des Straßenlebens und vor allem von der Vielfalt der Bewegungen, der Emotionen und des Minenspiels in den Gesichtern der Menschen... Birgit Flos

    FragMents OF KubelKaRegie: Martina KudláčekÖsterreich 2012

    Der epische Dokumentarfilm reflektiert sub-til die vielschichtige Weltsicht des legendären Avantgardefilmers und Kulturtheoretikers Pe-ter Kubelka (geboren 1934 in Wien). Die radi-kalen Filme Kubelkas zählen zu der Essenz des Kinos. Martina Kudláček komponierte detail-reich ein offenes Portrait, welches über das Bi-ographische hinausgeht und frische Einsichten in das Phänomen Film gibt. (sixpackfilm)

    HarMOny lessOns -urOKI garMOnIIRegie: Emir BaigazinKasachstan/Deutschland/Frankreich 2013

    Während einer ärztlichen Untersuchung wird der 13-jährige Aslan vor den Augen vieler Mit-schüler gedemütigt, was seine latente Persön-lichkeitsstörung zum Ausbruch kommen lässt. Ständig befallen ihn Zweifel an sich selbst, zu-gleich strebt er verbissen nach Sauberkeit und Perfektion. Alles, was ihn umgibt, muss er unter seine Kontrolle bringen. Wegen dieses Zwangs gerät Aslan, der bei seiner Großmutter in einem kasachischen Dorf lebt, in immer ernstere Kon-flikte. Mit tiefer Abscheu beobachtet er, dass die meisten Mitschüler in einem System krimi-neller Machenschaften gefangen sind, darun-ter auch Bolat, von dem sich Aslan besonders erniedrigt fühlt. Bolat erpresst Schutzgeld von kleineren Kindern. Für den Außenseiter Aslan hat er nur Verachtung übrig.In seinem ersten abendfüllenden Spielfilm zeigt Emir Baigazin die Konfrontation des Individuums mit Mechanismen der Ausgren-zung und Gewalt. Die wachsende Brutalisie-rung des öffentlichen Lebens bildet dabei den Hintergrund. In streng kalkulierten op-tischen Tableaus, die der Film durch symboli-stische Szenen aus der Tierwelt ergänzt, ent-faltet sich das Schicksal eines Jungen, der sich wehrt und dabei selbst zu zerstören droht. Berlinale Katalog 2013

    IM Keller Regie: Ulrich SeidlÖsterreich 2013

    Im Keller will die Beziehung der Österreicher zu ihren Kellern skizzieren; will versuchen, Antworten zu finden auf die Fragen, was das Eigentümliche an österreichischen Kellern

    ist bzw. ob es das Eigentümliche überhaupt gibt. Dieser filmische Streifzug durch den Alltag österreichischer Keller könnte Ant-worten finden und auch neue Fragen auf-werfen und damit ein wenig Licht in die un-terirdische Verborgenheit bringen. Ulrich Seidl Produktion

    I useD tO be DarKerRegie: Matt PorterfieldUSA 2013

    Taryn hat es von Nordirland in die USA verschlagen – der Liebe wegen, die jedoch nach kurzer Zeit beendet ist. Zuflucht sucht sie bei ihren Verwandten in Baltimore. Doch Tante Kim und Onkel Bill besiegeln gera-de das Ende ihrer Ehe. Würdevoll soll die Trennung verlaufen, denn ihre Tochter Abby hat sich für die Semesterferien zu Hause an-gekündigt. Ein Zuhause, das es aber nicht mehr gibt. Jedem Anfang wohnt ein Ende inne – und umgekehrt. Das gilt auch für Be-ziehungen. „I used to be darker, then I got lighter …“ Liedzeilen, die über der Hand-lung schweben. Wie Melodien lässt Regis-seur Porterfield tiefgründige Themen aufle-ben: ein Spaziergang durch Musikgenres und das Innenleben der Figuren, mit einer be-hutsamen Kamera, eindringlich, aber nicht aufdringlich. Dramatische Wendepunkte er-folgen fast beiläufig und entfalten sich umso intensiver. Ablösung und Erlösung, Verlust und Veränderung, Aufbau und Zerfall – alles ist im Fluss. Auch das Wasser im hauseigenen Swimmingpool, der ähnlich eindrucksvoll inszeniert ist wie bereits in Hamilton, Por-terfields Erstlingswerk. I Used to Be Darker ist ein Film über das Loslassenkönnen. „And then I got lighter …“ Berlinale Katalog 2013

    la MaIsOn De la raDIORegie: Nicolas PhilibertFrankreich/Japan 2012

    Nicolas Philibert, bekannt für seine präzise beobachtenden Dokumentationen, hat die Sendestation von Radio France besucht und mit seiner Kamera festgehalten, was wir sonst nur zu hören bekommen. Wir blicken in enge Studios, wo Talkrundenteilnehmer hinter den Mikrofonen verschwinden, erleben, wie der

    Menschen und Mikrophone: „La maison de la radio“ von Nicolas Philibert, einer der unterhaltsamstenDokumentarfilme der letzten Jahre, eröffnet das neue Stadtkino im Künstlerhaus am 26. September 2013.

    Eröffnungsfilm 2: „Fahrtwind“ von Bernadette Weigel.

  • DVDEdition

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    中文

    The beginning and the end of all things

    Der Anfang und das Ende aller Dinge

    9 0 0 6 4 7 2 0 2 1 9 6 4filmdelights

    filmdelights

    JETZT IM HANDEL UND AN UNSEREN KINOKASSEN • 14,99

    AUN der ANfANg UNd dAs eNde Aller diNgeein film von edgAr HoNetscHläger

    le HAvreein film von Aki kAUrismäki

    DVDEdition

    StadtkinoZeitung 07Vorschau Stadtkino Filmverleih

    Philosoph Umberto Eco seine Stirn run-zelt, während er nachdenkt, und entdecken die abenteuerlichen Instrumente von Klang-künstler Pierre Bastien. Bei Philibert wird das „Radio-Haus“ zum Bienenstock, aus dem aus hundert Waben Stimmen, Töne und Ge-räusche erklingen. Eine faszinierende Reise in die unsichtbare Welt der akustischen Illusi-onen. Dunja Bialas

    l’InncOnu Du lac Regie: Alain GuiraudieFrankreich 2013

    Einziger Schauplatz in L’inconnu du lac ist ein Strand mit Wäldchen an einem See, der von schwulen Männern als Cruisingzone genutzt wird. Mit großer Selbstverständlichkeit setzt Guiraudie die nackt in der Sonne Badenden ins Bild und begleitet sie auf ihren Streifzü-gen durchs Gestrüpp, wo sie Sex im Freien haben.

    L‘inconnu du lac ist ein Film, in dem zu-nächst alles direkt und unverstellt erscheint: die taxierenden Blicke, die aufrichtigen Kon-versationen, die körperliche Lust, die auch in expliziten Szenen manifest wird. Aus den Be-obachtungen, die sich mit kleinen Verschie-bungen wiederholen, tritt jedoch allmählich auch eine komplizierte Ökonomie der Ge-fühle hervor - ein Erotizismus, der manche einschließt, andere wieder nicht.

    Lust und Liebe, Vertrauen und Abwehr wer-den hier auf denkbar engem Terrain verhan-delt und formen die widerstreitenden Pole des Films. Ein gut aussehender, aber potenziell gefährlicher Besucher weckt schließlich das größte Interesse von Franck (Pierre Deladon-champs), der Hauptfigur - und damit gelangen auch noch unberechenbare Gefahren in diesen reichen Film. Dominik Kamalzadeh

    MIcHael KOHlHaasRegie: Arnaud des PallièresDarsteller: Mads Mikkelsen, Bruno GanzFrankreich/Deutschland 2012

    Michael Kohlhaas basiert auf der gleichnamigen Novelle von Heinrich Kleist und erzählt die wahre Geschichte über den Pferdehändler Mi-chael Kohlhaas, der in der Mitte des 16. Jahr-hunderts zu einem Synonym für Selbstjustiz wird. Von einem Adeligen ungerecht behan-delt, wird aus dem aufrichtigen Familienvater ein unerbittlicher Kämpfer, dessen Credo „Es soll Gerechtigkeit geschehen, und gehe auch die Welt daran zugrunde!“ die Radikalität sei-ner Handlungen erahnen lässt.

    OMscHRegie: Edgar HonetschlägerÖsterreich 2013

    „Das hohe Alter ist das Schönste in meinem Leben.“ „Wenn du diesen Saft trinkst wirst du 100 Jahre alt“ sagt der junge Mann zu

    seiner alten Nachbarin. „Ich bin auch ohne Saft 100 Jahre alt geworden“ entgegnet die alte Dame. Humor und Witz bilden die Ba-sis einer Freundschaft, die mehr als ein halbes Jahrhundert Altersunterschied überbrückt und die 102-Jährige sagen lässt: „Für mich ist das Schönste das Alter.“

    Regisseur, Drehbuchautor und Künstler Ed-gar Honetschläger hat für seine Doku über eine betagte aber lebensbejahende Wienerin den „Prix Buyens-Chagoll 2013“ im Rahmen des Filmfestivals „Visions du Réel“ erhalten, der jedes Jahr an „ein Werk mit humanistischer Dimension, welches Werte vermittelt, die der Zukunft der Menschen einen Sinn geben“, geht.

    rObert tarantInORegie: Houchang AllahyariÖsterreich 2013

    Eine humorvolle Dokumentation über Le-ben und Arbeit eines jungen Filmemachers, der sich Robert Tarantino nennt. Sein Name ist Programm: Als „Rebel without a Crew“ und gegen alle Widerstände, dreht der Wiener einen No-Budget-Trash-Horrorfilm ange-lehnt an die Arbeiten seiner Vorbilder Robert Rodriguez und Quentin Tarantino. Regisseur Houchang Allahyari (Die verrückte Welt der Ute Bock) begleitet den leidenschaftlichen Filmemacher bei den Dreharbeiten zu Blood City Massacre, in dem neben Tarantino, Thea-ter-Schauspielerin Marie-Therese Lind und ein Wrestler namens Humungus mitwirken.

    sHIrley -VIsIOns OF realItyRegie: Gustav DeutschÖsterreich 2013

    Shirley ist eine Frau im Amerika der 30er, 40er, 50er und frühen 60er Jahre. Eine Frau, die in ihrem beruflichen und gesellschafts-politischen Engagement den Lauf der Ge-schichte mitbestimmen möchte. Eine Frau, die die Wirklichkeit der Depressionsjahre, des Weltkriegs, der McCarthy Ära, der Rassen-konflikte und Bürgerrechtsbewegungen nie als Gegebenheit ansieht, sondern als gemacht und veränderbar. Eine Frau, die als Schau-spielerin mit der Inszenierung von Realität vertraut ist, sie hinterfragen und selbst gestal-ten kann, eine Schauspielerin, die nicht in der Einzelkarriere und als Star ihre Zukunft und Bestimmung sieht, sondern als Mitglied eines Kollektivs gesellschaftliche Wirksam-keit des Theaters anstrebt. Eine Frau, die sich mit dem herrschenden Rollenbild einer Ehegattin nicht identifiziert und trotzdem einen Lebenspartner haben möchte. Eine Frau, die sich im Moment der beruflichen Krise nicht arrangiert, keine Kompromisse eingeht und sich trotzdem nicht scheut, Jobs anzunehmen, die ihr das Überleben sichern. Eine Frau, die sich im Moment der privaten

    Krise für den Partner entscheidet und ihre beruflichen Interessen zurückstellt. Eine Frau, die auf politische Repression mit Wut aber nicht mit Verzweiflung reagiert und die für Verrat nur Verachtung über hat. Shirley, das ist die Geschichte einer attraktiven, cha-rismatischen, engagierten, emanzipierten Frau.

    In 13 durch den Film zum Leben er-weckten Gemälden von Edward Hopper wird die Geschichte einer Frau erzählt, die uns durch ihre Gedanken, Gefühle und Re-flexionen eine Epoche der Amerikanischen Geschichte betrachten lässt.

    sOlDate JeannetteRegie: Daniel HoeslÖsterreich 2012

    Fanni hat genug vom Geld, sie kauft sich ein Zelt. Anna hat genug vom Schwein und lässt den Bauern Bauer sein. Fanni mischt die Kar-ten neu. Wer holt nun das Heu? Anna trifft ins Schwarze und die Kegel fallen. So singen sie den Augustin und reichen sich die Hand. Unterschiede ziehen sich an, heiter ziehen sie weiter. Gemeinsam auf getrennten Wegen, wo ihre Träume spielen. Einem neuen Blau entge-gen. European Film Conspiracy

    unD ÄKtscHn!Regie: Frederick Baker und Gerhard PoltDeutschland/Österreich 2013

    Hans A. Pospiech (Gerhard Polt), leiden-schaftlicher Amateurfilmer und letzter Kino-

    saurier, hält sich nur über Wasser, indem er Weltkriegs-Memorabilien aus dem Nachlass seines Vaters verscherbelt. Sein größter Kon-kurrent um den Rang des Filmexperten im örtlichen Amateurfilmclub ist dessen Direk-tor Nagy (Nikolaus Paryla), erfolgloser Im-mobilienmakler mit missgünstigem Charak-ter. Dieser baut seinen Expertenruf darauf auf, die Großen des Films gekannt zu haben – in Wahrheit ist er ihnen aber nur als Brat-wurst-Verkäufer auf dem Bavaria-Studioge-lände begegnet.

    Treffpunkt des täglichen Provinz-Hahnen-kampfs ist die Schwankwirtschaft von Grete Neuriedl (Gisela Schneeberger), die mit lau-ter klammen Kunden auch keinen Blumen-topf gewinnen kann. Das mitspielende Pu-blikum besteht aus ebensolchen Pleitegeiern: Pospiechs Neffe Alfons (Maximilian Brück-ner), der Musikgeschäfts-Besitzer Fleisch-bauer (Robert Meyer) und Hobbyhistoriker Brunnhuber (Olaf Krätke). Die Posse begin-nt, als Bankdirektor Faltermeier (Michael Ostrowski) ein äußerst kreatives Finanzma-növer ersinnt, das seine Bilanzen wieder auf Vordermann bringen soll: Kulturförderung heißt der Trick. Er schreibt einen Filmwett-bewerb aus, wobei der Sieger für ihn schon feststeht … der mit dem größten Schulden-berg. Doch das weiß keiner. Pospiech sieht seine Chance, Filmgeschichte zu schreiben und denkt groß: ein Kassenschlager soll sein Film werden! Und während allein das The-ma seines Vorhabens im Ort für Furore sorgt, entwickeln sich die Dreharbeiten zu einem Desaster, das alle ins Verderben zieht...

    Eröffnungsfilm 3: „Harmony Lessons“ von Emir Baigazin.

  • AB 7. NOVEMBER 2013 IN GANZ ÖSTERREICH