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Kükenthal's Leitfaden für das Zoologische Praktikum. Von M. Renner. 19., neubearb. Aufl., 505 S., 229 Abb. Fischer, Stuttgart 1984. DM 54,–

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Page 1: Kükenthal's Leitfaden für das Zoologische Praktikum. Von M. Renner. 19., neubearb. Aufl., 505 S., 229 Abb. Fischer, Stuttgart 1984. DM 54,–

Die Stamme und Klassen des Tierreichs. Eine Ubersicht. Von E. Steitz und G. Stengel. 431 S., 3 Abb. Studium Biologie, Verlag Che- mie, Weinheim 1984. D M 72,-.

,,Wir haben seinerzeit auch keine Praktika ein- gerichtet, in denen alles und nichts gelehrt wird, sondern das klassische GroRpraktikum beibehalten, wenngleich inhaltlich gerafft und zeitlich gekiirzt." (Werner Nachtigall im Vor- wort des Herausgebers)

Zu einer Zeit, da das Archicoelomatenkonzept sich angeschickt hat, die seit Grobben (1908) iibliche Einteilung der Bilateria in Proto- und Deuterstomier zu verdrangen und Peter Ax gerade in einein kiihnen Aufrig die Plathel- minthen in konsequent Hennigscher Denk- und Sichtweise neu systematisiert hat und zu befurchten steht, daR alles wieder vie1 zu friih, weil noch nicht ab- und ausgewogen, in die Lehrbiicher der Zoologie gerat, kommt eine hiergegen schlechterdings anachronistisch er- scheinende Ubersicht ,,Die Stamme und Klas- sen des Tierreichs" von Erich Steitz und Ger- hard Stengel heraus.

Doch der Schein triigt. Die sorgfaltig zusam- mengetragene, meist als Stichworte, selten in Form ganzer Satze und bewuRt ohne jegliche Art von Abbildung dargebotene Faktensamrn- lung, die - so die Autoren - ,,das System der Tiere kompakt und ohne jede Gewichtung be- schreiben" will, bietet ein mehr oder minder krisenfestes Fundament zoologischen Wis- sens, das erst einmal erworben werden mug, bevor an der sog. Front der Wissenschaft die neuen Ideen und Uberlegungen zur Ordnung der Mannigfaltigkeit des Tierreichs erfolg- reich diskutiert werden konnen.

Alle systematischen Einheiten werden nach demselben Schema abgehandelt. Angaben iiber Artenzahl, Lebensweise, Vorkommen und Grogenverhaltnisse folgt die Bauplan- Beschreibung, indem alle Organsysteme ihrer Entstehung aus den Keimblattern entspre- chend vorgestellt werden. Den Schlui3 einer jeden Kategorie bilden Fortpflanzung, Em- bryonal- und Larvalentwicklung, sowie die wesentlichen Bemerkungen zur Stammesge- schichte.

Als Nachschlagewerk wie als Kompendium zur Uberprufung des eigenen Wissensstandes ist es nicht nur als Begleitbuch zum Grog- praktikum geeignet; es konnte auch all jenen, die in ihrem Studiengang nicht mehr die Gele- genheit haben, ein solches GroRpraktikum

Nachtigallscher Empfehlung zu absolvieren, als Hilfe zur Erarbeitung einer soliden Kennt- nis der Stamme des Tierreichs dienen. Aller- dings gibt es d a m ein beachtliches Hindernis: Der Preis von D M 72,-. [Bi-778] D. Zissler, Freiburg i. Br.

Kiikenthal's Leitfaden fur das Zoologische Praktikum. Von M. Renner. 19., neubearb. Aufl., 505 S., 229 Abb. Fischer, Stuttgart 1984. D M 54,-.

Der Kukenthal liegt in einer neubearbeiteten Auflage, nunmehr der neunzehnten, vor. Es ist fast mugig, einen ,,Renner", als welches sich dieses Buch seit Jahrzehnten bewahrt, zu be- sprechen, da es inzwischen der Zoologie- Klassiker schlechthin ist. Trotzdem sollte eini- ges gesagt werden.

Neben kleineren Umstellungen im Kapitel ,,Systematische Gliederung des Tierreichs" und taxonomischen Korrekturen wurden die Kurztexte zum Teil scharfer gefagt. Weitere Veranderungen betrafen die Objekte: Die Teichmuschel wuide gegen die Miesmuschel, Grasfrosch/Wasserfrosch gegen den amerika- nischen Leopardfrosch, die Zauneidechse ge- gen die afrikanische Siedleragame ausge- tauscht. Dies ist im Sinn des Naturschutzes zu begrugen, Miesniuscheln stehen reichlich zur Verfugung, aber Leopardfrosch bzw. Siedler- agame? Konserviertes Material ist sicherlich weit weniger geeignet als frischtote Tiere. (Vorschlag: Sepia durch Loligo ersetzen, diesen gibt es in jedem Fischgeschaft, und die Eig- nung ist meistens sehr gut.)

Die Bildausstattung wurde erweitert. Dabei handelt es sich um Zeichnungen zu den neuen Objekten und Erganzungen, z. B. um die Re- konstruktion einer Trypanosomenzelle nach elektronenmikroskopischen Befunden und um eine plastische Darstellung eines An- thozoenpolypen. Leider enthalten mehrere Zeichnungen seit vielen Auflagen Fehler, die sich beharrlich halten. Man kann daran zwar die Aufmerksamkeit der Praktikanten testen, trotzdem seien einige exemplarisch genannt. Es ware gut, die Hohlraume, welche bei der Herauslosung der Kalkplatten in den Armen des Seesterns entstehen, nicht ausgerechnet als Schizocoel zu bezeichnen. Es ist nicht richtig, beim Seestern dem oralen Ringsinus noch ei- nen Protocoelring zuzuordnen. Auf Seite 213 steht, daR Cladoceren einen Carapax besitzen, welcher den Kopf freilagt, in Abbildung 130 umgibt der Carapax Korper und Kopf. Die Darstellung der Syzygie bei Gregarzna ist

falsch; eine Syzygie ist ja lediglich eine Anein- anderlugerung der Gamonten. Dort, wo die In- dividuen Koptakt haben, darf also nicht das Plasma der beiden Individuen ineinander ubergehen. Irn speziellen Teil zu Brunchiosto- ma wird besonders darauf verwiesen, daR Praeoralhohle und Mund nicht dasselbe ist. I m weiteren Text wird diese Unterscheidung jedoch nicht durchgehalten, auch nicht auf der Abbildung 184.

Erfahrungsgeman tauchen stets Verstandnis- schwierigkeiten auf, wenn es um die Entste- hung der Haupt- und Nebenbogen bei Bran- chiostoma geht. Eine Abbildung konnte hier hilfreich sein. Entsprechendes gilt fur die Praparation des Nervensystems (Grenzstrang) des Frosches.

Die GroRenordnung, in der sich Kritik und Vorschlage zur Anderung bewegen, mag deut- lich machen, daR eigentlich an einem so aus- gereiften Lehrbuch nur noch Fehler im De- tail gefunden werden konnen, wahrend die ,,groRe Linie" eben einfach stimmt. [Bi-812]

C. Gack und A. Kyrieleis, Freiburg i.Br.

Lehrbuch der Okologie. R. Schubert (Hrsg.) unter Mitarbeit von 29 Fachwissenschaftlern. 595 S., 331 Abb., 56 Tab. VEB Fischer, Jena 1984. DM 78,-.

Das Lehr- und Forschungsgebaude der Oko- logie ist inzwischen so umfangreich gewor- den, daR es fast unmoglich erscheint, ein einbandiges, aber umfassendes Lehrbuch der Okologie zu schreiben. Genau diesen An- spruch aber erhebt das vorliegende Buch, was im Klappentext ausdriicklich hervorgehoben und bei erster Durchsicht auch bestatigt wird. Man mug dem Werk wirklich zugute halten, dai3 es, im Gegensatz zu vielen anderen Lehrbiichern der Okologie, den Anspruch sei- nes Titels auch einzulosen versucht, und man wird schwerlich ein groReres Teilproblem der Okologie finden, das nicht wenigstens ange- sprochen wird, wenn auch manchmal sehr knapp oder unter einem ganz anderen Stich- wort. So fehlt im Register das Stichwort ,,Ha- lophyten", doch findet sich im Abschnitt ,,Biogeocoenosen des Festlands" immerhin ein Abria der wichtigsten Salzbodengesell- schaften. Es fehlen die Stichworte Emission, Immission und Schwefeldioxid, Andeutungen zu dieser Problematik im Abschnitt ,,Anthro- pogene chemische Faktoren" und beim Stich- wort ,,Bioindikatoren".

Damit sind wir bei einer entscheidenden

Biologie in unserer Zeit / 15. Jahrg. 1985 / Nr. Ir 159