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Seit Wochen träumt Stefan Mappus nur noch von einer Zahl: 4,99 Prozent. Mehr Stimmen dür- fe DIE LINKE auf keinen Fall erhalten, hofft der CDU- Mann. Sonst würde sein Albtraum Wirklichkeit: DIE LINKE erhält über fünf Prozent und zieht in den Land- tag ein. Grün-Rot hätte dann – laut Umfragen – zusammen mit uns eine Mehrheit. Wir stehen für einen echten Politik- wechsel. Wählen Sie unsere Kandida- tinnen und Kandidaten. Der Albtraum des Stefan Mappus Nur wenn DIE LINKE in den Landtag einzieht, verliert Schwarz-Gelb die Mehrheit im Landtag. Nur zusammen mit der LINKEN kann Grün-Rot Stefan Mappus auf die Oppositionsbank schi- cken. Nur wenn DIE LINKE die Fünf- prozenthürde überspringt, ist nach 57 Jahren ein Politik- wechsel möglich. Machtwechsel in Baden-Württemberg: Zum Greifen nah „Ich bin in die SPD eingetreten, weil sie für soziale Gerechtigkeit und mehr Demokratie stand“, sagt der Erste Be- vollmächtigte der IG Metall in Aalen und Schwäbisch Gmünd. Doch Schrö- ders SPD habe genau das Gegenteil ge- macht. „Die oberen Einkommens- schichten wurden immer reicher, die mittleren und die unteren immer är- mer.“ Und so sei es dann unter Angela Merkel weitergegangen. Hamm: „Der Aufschwung, den die Kanzlerin be- singt, ist doch bei den meisten Men- schen immer noch nicht angekommen.“ Rambo-Methoden „Und in den vergangenen zwölf Mo- naten mussten die Baden-Württem- berger noch die Rambo-Methoden von Ministerpräsident Stefan Mappus ertragen,“ ergänzt Marta Aparicio, die Frau im Spitzenduo der LINKEN. Die Arroganz der Macht müsse KURSWECHSEL Am 27. März schaut ganz Deutsch- land auf Baden-Württemberg. Die Wähler werden zum ersten Mal die Chance habe, die CDU in die Oppo- sition zu befördern. Ein Machtwech- sel in Stuttgart würde einem „politi- schen Erdbeben“ gleichkommen, schreibt die Stuttgarter Zeitung und folgert: „Kanzlerin Angela Merkel ge- riete in eine schwere Krise, und FDP- Chef Guido Westerwelle wäre end- gültig reif für den Rücktritt.“ „Das wäre eine große Niederlage für die Hartz-IV-Parteien“, sagt Roland Hamm, Spitzenkandidat der LINKEN bei der Landtagswahl. Und er meint damit neben der CDU, der FDP und den Grünen auch und vor allem die SPD, die Partei, die unter Bundes- kanzler Gerhard Schröder Hartz IV und die Agenda 2010 erfunden hat. Roland Hamm hat die SPD damals nach 27 Jahren aus Protest verlassen. DIE LINKE in den Landtag: Soziale Gerechtigkeit wählen Schwarz-Gelb abwählen – damit die Arroganz der Macht ein Ende findet endlich ein Ende haben. Der Polizei- einsatz im Stuttgarter Schlossgarten am 30. September 2010 passe nicht zu einem demokratischen Rechtsstaat, sagt die Stuttgarterin. Und mit dem milliardenschweren Kauf von EnBW-Aktien am Parlament März 2011 Zeitung zur Landtagswahl DIE LINKE 5% + SPD CDU FDP DIE GRÜNEN Bernd Riexinger Sprecher der LINKEN in Baden-Württemberg vorbei habe Ministerpräsident Map- pus bewiesen, „dass er nicht einmal auf dem Boden unserer Verfassung steht“. Auch das Auftrittsverbot von Land- tagskandidaten der LINKEN in unse- ren Schulen habe nichts mit Demo- kratie zu tun. Baden-Württemberg muss sozialer, demokratischer und ökologischer werden

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Seit Wochen träumtStefan Mappus nurnoch von einerZahl: 4,99 Prozent.Mehr Stimmen dür-fe DIE LINKE aufkeinen Fall erhalten,hofft der CDU-

Mann. Sonst würde sein AlbtraumWirklichkeit: DIE LIN KE erhält überfünf Prozent und zieht in den Land-tag ein. Grün-Rot hätte dann – lautUmfragen – zusammen mit uns eineMehrheit.Wir stehen für einen echten Politik-wechsel. Wählen Sie unsere Kandida-tinnen und Kandidaten.

Der Albtraumdes Stefan Mappus

Nur wenn DIE LINKE in denLandtag einzieht, verliertSchwarz-Gelb die Mehrheit im Landtag.

Nur zusammen mit der LINKENkann Grün-Rot Stefan Mappusauf die Oppositionsbank schi-cken.

Nur wenn DIE LINKE die Fünf-prozenthürde überspringt, istnach 57 Jahren ein Politik-wechsel möglich.

Machtwechsel in Baden-Württemberg:

Zum Greifen nah

„Ich bin in die SPD eingetreten, weilsie für soziale Gerechtigkeit und mehrDemokratie stand“, sagt der Erste Be-vollmächtigte der IG Metall in Aalenund Schwäbisch Gmünd. Doch Schrö-ders SPD habe genau das Gegenteil ge-macht. „Die oberen Einkommens-schichten wurden immer reicher, diemittleren und die unteren immer är-mer.“ Und so sei es dann unter AngelaMerkel weitergegangen. Hamm: „DerAufschwung, den die Kanzlerin be-singt, ist doch bei den meisten Men-schen immer noch nicht angekommen.“

Rambo-Methoden„Und in den vergangenen zwölf Mo-naten mussten die Baden-Württem-berger noch die Rambo-Methodenvon Ministerpräsident Stefan Mappusertragen,“ ergänzt Marta Aparicio, dieFrau im Spitzenduo der LINKEN. Die Arroganz der Macht müsse

KURSWECHSEL

Am 27. März schaut ganz Deutsch-land auf Baden-Württemberg. DieWähler werden zum ersten Mal dieChance habe, die CDU in die Oppo-sition zu befördern. Ein Machtwech-sel in Stuttgart würde einem „politi -schen Erdbeben“ gleichkommen,schreibt die Stuttgarter Zeitung undfolgert: „Kanzlerin Angela Merkel ge-riete in eine schwere Krise, und FDP-Chef Guido Westerwelle wäre end -gültig reif für den Rücktritt.“ „Das wäre eine große Niederlage fürdie Hartz-IV-Parteien“, sagt RolandHamm, Spitzenkandidat der LINKENbei der Landtagswahl. Und er meintdamit neben der CDU, der FDP undden Grünen auch und vor allem dieSPD, die Partei, die unter Bundes-kanzler Gerhard Schröder Hartz IVund die Agenda 2010 erfunden hat.Roland Hamm hat die SPD damalsnach 27 Jahren aus Protest verlassen.

DIE LINKE in den Landtag:Soziale Gerechtigkeit wählenSchwarz-Gelb abwählen – damit die Arroganz der Macht ein Ende findet

endlich ein Ende haben. Der Polizei-einsatz im Stuttgarter Schlossgartenam 30. September 2010 passe nicht zueinem demokratischen Rechtsstaat,sagt die Stuttgarterin. Und mit dem milliardenschwerenKauf von EnBW-Aktien am Parlament

März 2011 Zeitung zur Landtagswahl

DIE LINKE

5 % +

SPD

CDU

FDP

DIE GRÜNEN

Bernd RiexingerSprecher der LINKEN in Baden-Württemberg

vorbei habe Ministerpräsident Map-pus bewiesen, „dass er nicht einmal aufdem Boden unserer Verfassung steht“.Auch das Auftrittsverbot von Land-tagskandidaten der LINKEN in unse-ren Schulen habe nichts mit Demo-kratie zu tun.

Baden-Württemberg muss sozialer, demokratischer und ökologischer werden

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KURSWECHSEL2 Zeitung zur Landtagswahl · DIE LINKE

Wir wollen einenechten Politikwechsel

DIE LINKE tritt zum ersten Mal beiLandtagswahlen in Baden-Württem-berg an. Glauben Sie, dass die WählerVertrauen in eine so junge Partei haben?Marta Aparicio: Seit Jahren werdenwir von einer Maultaschen-Connec-tion regiert. Die Wähler haben längstdas Vertrauen in die etablierten Par-teien verloren. Ich höre immer wieder,dass viele einer jungen und unver-brauchten Kraft wie uns jetzt eineChance geben wollen. Wir können fri-schen Wind in den Landtag bringen.Unser Motto heißt: sozial, auch nachder Wahl. Wir wollen einen echtenPolitikwechsel. Und Bürgerbewegun-gen wie die gegen das Milliarden-GrabStuttgart 21 können sicher sein: Wirbleiben ein verlässlicher Partner.

Sie werfen Schwarz-Gelb Versagen in der Frauenpolitik vor. Marta Aparicio: Die Frauen haben ei-niges erreicht. Doch immer noch müs-sen wir für Gleichberechtigung kämp-fen. Gerade in Baden-Württembergwissen viele Frauen nicht, wie sie ihreKinder oder pflegebedürftige Angehö-rige betreuen lassen können. Denn wirhaben zu wenige Betreuungsplätze. Fa-milie und Beruf müssen aber endlichmiteinander vereinbar werden.

Viele Frauen sind trotz Arbeit arm.Marta Aparicio: Es gibt nach wie voreine große Lohnlücke. Frauen verdie-nen in Deutschland im Schnitt 23Prozent weniger als ihre männlichenKollegen. Damit sind wir in der Euro-päischen Union an siebtletzter Stelle.In Baden-Württemberg beträgt derEntgeltunterschied sogar 28,5 Pro-zent. Viele Frauen arbeiten in Teilzeit,haben nur einen sozialversicherungs-freien Minijob oder müssen als Leih-arbeiterinnen von einem Job zum an -deren wechseln. Ja sogar Arbeit auf Ab-ruf wird wieder Mode. Das betrifft üb-rigens auch Männer. Ich kenne junge

Interview mit Marta Aparicio, der Spitzenkandidatin der LINKEN für die Landtagswahl

Männer und Frauen, die noch nie län-ger als zwei Jahre an einem Arbeits-platz gearbeitet haben. Wie sollen jun -ge Leute bei so viel Unsicherheit eineFamilie gründen? Ich will, dass Allein-erziehende, Lohn-Aufstockerinnen,Frauen im Einzelhandel oder in derGastronomie von ihrem Einkommenein würdiges Leben führen können.

Oft fehlt ihnen die nötige Ausbildung.Marta Aparicio: Das ist großteils einErgebnis unseres maroden Schulsy-stems. Bildung muss endlich für allegebührenfrei sein. Meine Töchter stu-dieren noch. Deshalb muss ich fürbeide jeweils 1.200 Euro Studienge-bühren pro Jahr bezahlen. Ich kenneEltern, die das nicht können. DerenKinder dann nebenher so lange arbei-ten müssen, dass sie das Studium nichtmehr schaffen. Ist das gerecht? AuchMigrantinnen und Migranten müssengleiche Chancen bekommen, denn nurso erreichen sie eine gleichberechtigteIntegration. Ich habe an der Volkshochschule Pro-gramme für Jugendliche entwickelt,die den Hauptschulabschluss nachma-

„Auch Migranten müssen gleiche Chancen bekommen.“ Marta Aparicio

Marta AparicioGeboren am 5. Januar 1952 in Buenos Aires, Argentinien Deutsche und argentinische StaatsbürgerschaftVerheiratet, zwei erwachsene Töchter

Ab 1970 Studium der Politikwissenschaften, der Ethnologie und der romanischen Philologie in Köln1989 für kurze Zeit Mitglied der GrünenSeit 1994 Fachbereichsleiterin bei der Volkshochschule in Stuttgart1992 bis 1995 Mitglied der Frauenkommission Frauenhandel des SozialministeriumsBis 2009 fünf Jahre lang Mitglied des Internationalen Ausschussesdes Stuttgarter GemeinderatsBis 2009 Mitglied des Beirats für Chancengleichheit der Stadt Stuttgart Betriebsrätin

die Landtagswahlam 27. März 2011ist eine beson-dere Wahl. Erst-mals nach überfünf Jahrzehntenhaben Sie die re -ale Chance, die

verbrauchte CDU geführte Regierungabzuwählen. Und Sie werden damitauch bundesweit ein Signal setzen.Ein Sig nal gegen die Arroganz derMacht. Ein Signal gegen den Afgha-nistan-Krieg und die Hartz-IV-Partei -en. Ein Signal für mehr sozialeGerechtigkeit.Ein Jahr Stefan Mappus ist genug. Erbetreibt eine Politik der sozialen Käl -te, trägt die politische Verantwortungfür Polizeigewalt gegen friedliche De- monstranten und zeichnet sich durchein mangelhaftes Demokratiever-ständnis aus.

Ein Politikwechselist aber nur mög-lich, wenn dieCDU, die SPD,FDP und Grüneim StuttgarterLandtag nicht un -ter sich bleiben.

Das ist wichtig für die Wiederherstel-lung des Sozialstaates und die Steuer-gerechtigkeit. Und das ist wichtig fürunsere Demokratie, für einen Neu -anfang in Baden-Württemberg.DIE LINKE in Baden-Württemberg isteine junge und unverbrauchte Kraft.Sie wird frischen Wind in den Land-tag bringen. Und sie wird das Züng-lein an der Waage sein, wenn Sie alsWählerin oder Wähler dies wollen. Ge-hen Sie deshalb zur Wahl. StimmenSie für die Kandidatinnen und Kandi-daten der Linken.

Ihr Gregor Gysi Ihr Oskar Lafontaine

Liebe Leserinnen und Leser,

chen wollen. Ich erinnere mich an einejunge Frau ohne Schulabschluss. Sie hatnur von Mini-Jobs gelebt. Doch dannhat sie bei uns angefangen. Und ob-wohl sie schwanger wurden, schaffte sieschließlich den Abschluss. Meine Er-fahrung : Wenn man Jugendliche gutbegleitet, können sie meist ihre Zieleerreichen.

„Jetzt könnt ihr es schaffen“

Noch nie war dieHoffnung, die CDUin Stuttgart vonder Macht zudrängen, so groß.Jetzt könnt ihr esschaffen. UndSchwarz-Gelb in

Berlin wird nicht mehr so wei terre-gieren können wie bisher. Das würdeauch uns als linke Abgeordnete imBundestag bei der Opposition helfen.

Euer Ulrich Maurer

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Der Aufschwung geht an den meisten Menschen vorbei

KURSWECHSEL 3

DIE LINKE hat bei der Bundestags-wahl 2009 in Baden-Württemberg 7,2Prozent erhalten. Wird sie das Ergeb-nis am 27. März wieder erreichen?Roland Hamm: Ich traue uns ein Er-gebnis zu, mit dem wir in den Landtageinziehen können. Denn die Men-schen nehmen diese Wahl sehr ernst.Schließlich haben wir das erste Malseit Jahrzehnten eine reale Chance, dieinzwischen völlig verfilzte CDU ausder Regierungsverantwortung zu wäh-len, eine Partei, die vor allem von derWirtschaft und Lobbyisten gesteuertwird. Die Politik hat aber den Men-schen zu dienen. Sie muss die Chef-etagen zügeln und sinnvolle wirt- schaftliche Rahmenbedingungen fest-legen. So führt die reine Exportorien-tierung in Baden-Württemberg schnell

in die nächste Krise. DIE LINKE willeinen sozialökologischen Umbau. Da-zu gehört zum Beispiel der Ausbau re-generativer Energien. Kurz gesagt: Wirwollen, dass das Land sozialer, demo-kratischer und ökologischer wird.

Alle reden derzeit vom Aufschwung.Wird das nicht der CDU nutzen? Roland Hamm: Der Aufschwung gehtdoch an den meisten Menschen vor-bei, auch in einem vergleichsweise rei-chen Bundesland wie Baden-Würt-temberg. Die Armut hat auch bei unszugenommen. Etwa jedes zehnte Kindbenötigt Unterstützung nach denHartz-IV-Regeln.

Aber in der Industrie brummt das Geschäft wieder.Roland Hamm: Und die Leiharbeitboomt auch. Heute bekommt kaum

Interview mit Roland Hamm, dem Spitzenkandidaten der LINKEN für die Landtagswahl

mehr jemand einen unbefristeten Ar-beitsvertrag. Jeder vierte Beschäftigtein Baden-Württemberg hat atypischeVerträge. So nennen das die Wirt-schaftsforscher. Das sind mehr als eineMillion Erwerbstätige, die in großerUnsicherheit leben, weil sie nur ge-ringfügig, in Teilzeit, als Leiharbeiteroder befristet beschäftigt sind. Daswollen wir ändern. Dafür brauchenwir einen Regierungs- und einen Poli-tikwechsel.

Es heißt, die Linke hätte gar nicht dasPersonal, um sich an einer Regierungbeteiligen zu können. Roland Hamm: Über eine Regierungs-beteiligung will ich nicht spekulieren.Aber wir haben hervorragende Kandi-daten. Und auch sonst gibt es in unse-ren Reihen hoch qualifizierte Leute,Wirtschaftswissenschaftler, Professo-ren, Schulleiter, angesehene Juristenund so weiter. Denn ein Landesministermuss nicht unbedingt auch Abgeord-

Zeitung zur Landtagswahl · DIE LINKE

neter sein. Doch jetzt wollen wir ersteinmal unser Wahlziel erreichen.

Gäbe es genug Gemeinsamkeiten mit SPD und Grünen?Roland Hamm: Wer die drei Wahl-programme liest, bemerkt, dass esdurchaus eine Schnittmenge gibt. Dasbeginnt bei A wie Atomausstieg undendet bei V wie Volksbefragung. Abernur mit uns gibt es eine Garantie füreinen wirklichen Politikwechsel.

DIE LINKE in Baden-Württemberggilt als eine Art Gewerkschaftspartei.Kann sie damit genügend Wähler an-sprechen?Roland Hamm: Gewerkschafter ha-ben bewiesen, dass sie sich erfolgreichfür andere Menschen einsetzen kön-nen. Das ist eine Stärke, mit der wirpunkten können. Doch bei uns gibt esein breites Spektrum an Kandidatin-nen und Kandidaten. Wir haben ehe-malige SPD-Mitglieder, die häufig ei -ne reichhaltige politische Erfahrungmitbringen. Denken Sie an UlrichMaurer, der die SPD im Südwestenviele Jahre lang geführt hat und jetztfür DIE LINKE im Bundestag sitzt.

Wie sieht es in anderen Politikfeldern aus?Roland Hamm: Zu unseren Kandida-tinnen und Kandidaten gehören prak-tizierende Christen, Pädagogen undProfessoren. Und unsere Spitzenkan-didatin Marta Aparicio arbeitet alsFachbereichsleiterin bei der Volk-hochschule. Bildung und individuelleFörderung für alle, das hat in der LIN-KEN einen großen Stellenwert. Dasgleiche gilt für den Umweltschutz undfür den Verkehr. Einige unserer Kandi-daten stammen aus der Ökobewegungoder waren Mitglieder der grünen Par-tei. Außerdem kandidieren etlicheStadt- und Kreisräte, die sich sehr gutin der Kommunalpolitik auskennen.

„Bei uns gibt es ein breites Spektrum an Kandidaten.“ Roland Hamm

Roland HammGeboren 11. November 1956 in Westhausen, verheiratet, zwei Kinder

Ausbildung und Tätigkeit als Industriekaufmann Gewerkschaftsmitglied seit 1973, Jugendarbeit, dann Betriebsratsvorsitzender Seit 1981 Gewerkschaftssekretär bei der IG Metall AalenSeit 1989 Erster IG-Metall-Bevollmächtigter in Aalen Seit 2008 zusätzlich die gleiche Funktion bei der IG Metall Schwäbisch GmündMitglied des Verwaltungsrats der AOK Baden-Württemberg, alternierender Vorsitzender der AOK Ost-Württemberg 1976 bis 2003 SPD-Mitglied1994 bis 2005 Gemeinderat der Stadt Aalen 2004 Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit (WASG)Seit 2009 Gemeinderat in Aalen, Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE/Pro AalenAufsichtsrat der Carl Zeiss AG als Vertreter der Arbeitnehmer

Vermögenssteuer einführenDIE LINKE ist dieeinzige Partei inDeutschland, die fürVerteilungsgerech-tigkeit steht. Wirwollen, dass die Ver-ursacher der Kriseund ihre Profiteurezahlen, nicht dieMehrheit der Bevölkerung. Großkon-zerne und Vermögende sollen endlichwieder mehr Steuern abführen – bei-

spielsweise durch die Erhöhung derErbschaftssteuer und des Spitzensteuer-satzes. Allein die Wiedereinführung einer Ver- mögenssteuer von fünf Prozent – beieinem Freibetrag von einer MillionEuro – würde Baden-Württembergjährlich bis zu zehn Milliarden in dieöffentlichen Kassen spülen.

Sybille StammLandessprecherin der LINKEN

DIE LINKE will eine sozialere, demokratischereund ökologischere Politik.

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Ein grober Verstoß gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz

Mappus grenzt die Linken aus

Demokratie à la Stefan Mappus:CDU, SPD, FDP und Grüne – derRest muss bei Podiumsdiskussionenzur Landtagswahl an Schulen draußenbleiben. So verlangt es Marion Schick,die neue Kultusministerin von StefanMappus. Ob in Tübingen, Reutlingen,Göppingen, Markgröningen, Freuden-stadt, Lahr, Wangen oder Sinsheim,überall haben die Kandidaten derLINKEN Auftrittsverbot bekommen.Dabei ist die Partei 2009 in den Bun-destag mit zwölf Prozent der Stimmengewählt worden; in Baden-Württem-berg bekam sie sieben Prozent. Beispiel Tübingen: Die Schülermitver-antwortung (SMV) des Kepler-Gym-nasiums hatte zu ihrem Wahlpodiumauch Bernhard Strasdeit, den Kandi-daten der Linken und den Bewerberder Piratenpartei eingeladen. Einen Tagvor der Veranstaltung hat das Kultus-

ministerium die Teilnahme der Kandi-daten der Piratenpartei und der Lin-ken verboten. Bernhard Strasdeit pro-testierte gegen „den massiven Eingriffin die demokratischen Grundrechteund die Bevormundung der SMV“. Ähnliche Lage in Wangen im Allgäu,wo die Kaufmännische Schule Rein-hard Gumz ausladen musste. Dies seiein eklatanter Verstoß gegen denGleichbehandlungsgrundsatz, sagte derLandtagskandidat. Offenkundig habeMappus Angst, dass die LINKEN inden Landtag einziehen wird.Doch die Schüler des Kepler-Gymna-siums hatten Glück. Der TübingerOberbürgermeister Boris Palmer er-klärte die Kandidatenrunde im städti-schen Schulgebäude kurzerhand zurVeranstaltung der Stadt. Er ließ alleKandidaten zu, die die Schüler einge-laden hatten.

KURSWECHSEL

Keine öffentlichen Aufträge für Abzocker

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Leiharbeit, Minijobs, Dumping löh -ne: Das kommt fast immer dabei her-aus, wenn Kommunen ihre Müllab -fuhr abschaffen oder wenn Kranken-häuser die Küche schließen. Privatfir-men machen es billiger. „Aber meis -tens nur, weil sie Niedriglöhne zahlen“,kritisiert Bernhard Strasdeit. Er hat dieBilliglohn-Masche als Tübinger Kreis-rat bekämpft. Jetzt will er dagegen imLandtag vorgehen. Der Landesge-schäftsführer der LINKEN kandidiertim Wahlkreis Tübingen. „Die Eigentümer streichen meist ho -he Gewinne ein“, sagt Strasdeit. Vieleschickten ihre Leute trotzdem als „Auf-stocker“ zum Jobcenter, wenn der kargeVerdienst ihrer Arbeiter nicht zumÜberleben reicht. Sie bekommen dannso viel Arbeitslosengeld, dass sie finan-ziell Hartz-IV-Empfängern gleichge-stellt sind. „1,4 Millionen Aufsto ckergibt es mittlerweile in Deutschland“,empört sich Strasdeit, „so darf die Zu-kunft unserer Jugend nicht aussehen“,sagt der Vater von drei Kindern.

Es geht auch um die WürdePrivatisierungen seien teuer, jedenfallsdann, wenn man die sozialen Folgeko-sten mit einrechnet. So argumentierendie LINKEN in den Gemeinderätenund Kreistagen. Sie machen sich dafürstark, Arbeitsplätze im öffentlichenDienst zu erhalten. Strasdeit: „Dabeigeht es uns nicht nur ums Geld, son-

Zeitung zur Landtagswahl · DIE LINKE

dern auch um Würde. Oder gehörenMenschen, die Toiletten sauber ma-chen, Müll entsorgen oder im Wald ar-beiten, etwa nicht zu uns?“Auch der Tübinger Kreistag hatte dieWahl: Er konnte den Abfall weiter vonder kommunalen Müllabfuhr abholenlassen oder damit eine Privatfirma be-auftragen. Die Betroffenen und ihreGewerkschaft Verdi sprachen sichdeut lich gegen eine Privatisierung aus.Die LINKEN unterstützten sie vonAnfang an. Schließlich fand sich imKreistag eine Mehrheit für die kom mu-nale Lösung.Landauf, landab treten DIE LINKENin den Kommunalparlamenten für Re-kommunalisierung ein – also dafür,dass die öffentliche Hand Aufgabenwie die Wasser- oder Energieversor-gung wieder selbst übernimmt. „Undwenn die Kommunen oder das LandAufträge vergeben, dann müssen dieFirmen ordentliche Löhne zahlen“,findet Strasdeit. Neben einem gesetz-lichen Mindestlohn fordert DIELINKE ein Tariftreuegesetz: Öffent-liche Aufträge dürfen nur an Unter-nehmen vergeben werden, die dieTarifstandards einhalten. Abzockerfir-men erhalten keine mehr.Städte und Gemeinden brauchen aberauch Geld für Kindertagesstätten und-Schulsozialarbeit. Sie müssen Schlag-löcher stopfen oder Schülerfahrkartenbezahlen. Deshalb, so Strasdeit, müsse

Privatisierung verhindert: Bernhard Strasdeit im Gespräch mit dem Tübinger Müllwerker Jean Dieux

DIE LINKE lehnt Privatisierungen ab und fordert ein Tariftreuegesetz für die öffentliche Hand

sich Baden-Württemberg beim Bundfür eine Millionärssteuer starkmachen.„Nur Reiche können sich arme Kom-munen leisten“, sagt der Tübinger. AlsAbgeordneter würde er sich vor allemfür die Bekämpfung von Armut undfür die Kommunen einsetzen. Erwürde gegen die von der FDP gefor-derte Privatisierung der Uni kliniken an-gehen und versuchen, vereinfachteBürgerentscheide und direkt gewählteLandräte durchzusetzen.

Familienname, Vorname

Straße, Hausnummer

E-Mail und/oder Telefonnummer

Bitte senden an:DIE LINKE. Baden-WürttembergMarienstraße 3A70178 [email protected]

Ich möchte gerne mehr Informationen über DIE LINKE.Bitte schicken Sie mir das Wahlprogramm.Ich möchte DIE LINKE im Wahlkampf unterstützen.Ich will Mitglied werden.

DIE LINKE im InternetAuf unserer Internetseite finden SieAngaben zu den Kandidatinnen undKandidaten, das Wahlprogramm so wiedie Wahlpros pekte zum He runterla-den. Sie können aktuelle Mel dungenund Videos, das Pres seecho und Wahl-kampftermine abrufen.

www.dielinke-in-den-landtag.de

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In welchem Land leben wir“, fragtJutta Graf-Baier, „dass eine so erfolg-reiche Schule wie die Integrierte Ge-samtschule Mannheim-Herzogenriednicht als Regelschultyp zuge lassenwird“? Seit über 35 Jahren führt sieSchülerinnen und Schüler erfolgreichzu den unterschiedlichen Ab schlüssen.Auch viele Schüler ohne Gymnasial-empfehlung schaffen an der Gesamt-schule das Abitur. „Die Jugendlichen kommen häufig ausFamilien, die ihre Kinder schulischnicht genug unterstützen können“, sagtJutta Graf-Baier. Die Kandidatin dasWahlkreises Mannheim II, die vieleJahre stellvertretende Vorsitzende desBetriebsrats beim Mannheimer Zei-tungsverlag war, weiß, wovon sie spricht.Sie hat selbst einen Hauptschulab-

schluss. Und sie bedauert noch heute,dass sie ihre beiden Kinder nicht aufdie Mannheimer Gesamtschule schi-ck en konnte, weil die Familie früher inLadenburg wohnte.Drei Jahre besuchen die Schülerinnenund Schüler der Mannheimer Gesamt-schule die integrierte Orientierungs- In welchem Land leben wir? Jutta Graf-Baier und Roland Schuster

KURSWECHSEL 5

Landtagskandidat Roland Schuster: Arbeiterkinder werden in der Schule benachteiligt

Gute Bildung heißt fördern statt ausgrenzen

stufe. Erst nach der siebten Klasse ent-scheiden sie sich für eine bestimmteSchullaufbahn. Die Schule ist bei El-tern und Schülern äußerst beliebt. DieAnmeldequoten liegen um 100 Pro-zent über der Auf nahmekapazität. Des-wegen hat der Gemeinderat die Er-richtung einer zwei ten Gesamtschuleim Mannheimer Sü den beschlossen.Doch die Stuttgarter Landesregierung

blockiert das Projekt, wo sie nur kann. „Frühzeitige Selektierung der Kindernach Klasse vier ist für die CDU eineHeilige Kuh“, kritisiert Roland Schus -ter, der zweite Mannheimer Landtags-kandidat der Linken. „Quer durch alleStudien“, so der Bombardier-Betriebs-rat, „ist erwiesen: Arbeiterkinder wer-den benachteiligt“. „Die Mannheimer Gesamtschule zeigt,

Zeitung zur Landtagswahl · DIE LINKE

Der Freiburger Medizin-Professor Lothar Schuchmann fordert eine Bürgerversicherung

Die Gesundheitsreform führt zu weiterem Sozialabbau

Wenn Lothar Schuchmann über Ge-sundheitspolitik spricht, denkt er inerster Linie an seine früheren kleinenPatienten. Als langjähriger Kinderarztim Freiburger Stadtteil Landwasser,einem sozialen Brennpunkt, musste ersich häufig mit den gesundheitlichenund bildungsrelevanten Folgen vonArmut und sozialer Ausgrenzung be-fassen. „Kinderarmut in unserem rei-chen Land ist nicht naturwüchsig, siewar und ist politisch gewollt“, sagt deremeritierte Universitätsprofessor, derfür DIE LINKE im Wahlkreis Frei-burg ll kandidiert. „Wer Hartz IV wollte und will, demsind Zukunft und Lebensperspektivenvon Millionen armer Kinder und Ju-gendlicher gleichgültig.“ Die jüngsteGesundheitsreform von Gesundheits-minister Philipp Rösler führe dazu, dassder Sozialabbau weitergeht. Schuch-

mann: „Nutznießer sind derzeit diePharmaindustrie und private Kran-kenversicherungen.“ Das Einfrieren desArbeitgeberanteiles auf 7,2 Prozent seivollkommen inakzeptabel. Damit müss -ten die Versicherten jede Kostenstei-gerung künftig allein übernehmen. Der Freiburger Kinderarzt fordert dieEinführung einer solidarischen Bür-gerversicherung: Jeder müsse einzah-len, und zwar abhängig von seinem Ein -kommen. Dazu gehörten auch die Ka-pitaleinkünfte. So lasse sich der Bei-tragssatz senken und die unsozialenZu zahlungen und Zusatzbeiträge könn -ten abgeschafft werden. Jetzt hofft Lothar Schuchmann, dassdie Landtagswahlen in Baden-Würt-temberg eine Trendwende in ganzDeutschland einleiten, „damit wirdann auch in Berlin endlich eine an-dere Politik bekommen“.

Schulleiter Erhard Korn an der Kletterwand

Die Landesregierungblockiert das

Gesamtschulprojekt.

Kinderarzt Prof. Lothar Schuchmann

dass längeres gemeinsames Lernen derrichtige Weg ist“, bestätigt Erhard Korn,der Leiter der Blankensteinschu le inSteinheim an der Murr. Dabei sei dieMannheimer Gesamtschule nicht ein-mal das Schulmodell, das DIE LINKEfordert, er gänzt Korn, der Mitglied derLINKEN ist. Das Kapitel Bildungspo-litik im Wahlprogramm der LINKENstammt zum Großteil aus seiner Feder.Er ist Landesvorsitzender der Fach-gruppe Hauptschulen bei der Gewerk-schaft Erzieh ung und Wissenschaft. „Gute Bildung heißt fördern satt aus-grenzen“, sagt Jutta Graf-Baier. Und siehofft, dass ihr Enkelkind und alle an-deren Kinder Baden-Württembergsbald eine moderne Gemeinschafts-schu le besuchen können.

Investitionsprogrammund ZukunftsfondsIn der Krise hat sich gezeigt, wie anfäl-lig die exportorientierte baden-würt-tembergische Wirtschaft ist. Um Ar-beitsplätze, Lebensqualität und die Um-welt zu sichern, ist ein sozialökologi-scher Umbau erforderlich. Dazu willDIE LINKE ein Investitionsprogrammauflegen sowie einen Zukunftsfondseinrichten.

Umweltschützerloben DIE LINKEBaden-Württemberg hätte seit derÜbernahme von 45 Prozent der EnBW-Aktien die Möglichkeit, schnell aus derAtomkraft auszusteigen. Dies ist dieForderung der LINKEN. Die Parteisteht nach einer Auswertung der Wahl-programme aller Parteien den Zielendes Bundes für Umwelt- und Natur-schutz und des Naturschutzbundes zu-sammen mit den Grünen am nächsten.So die Vorsitzenden der beiden Orga-nisationen.

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KURSWECHSEL

DIE LINKE in Südwürttemberg

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DIE LINKE. Baden-Württemberg tritt in allen 11Wahlkreisen des Regierungsbezirks Tübingen(Südwürttemberg ) an. Im Gegensatz zu anderenParteien erhält sie keine Spenden aus den Kon-zernetagen. So hat Schraubenkönig Adolf Würthdie CDU mit 100 000 Euro bedacht. Der Arbeitge -

berverband Südwestmetall überwies der Mappus-Partei 200 000 Euro und der FDP 75 000 Euro.Dieter Zetsche, Daimler-Chef und bekennenderStuttgart-21-Befürworter, hat sich doppelt abgesi-chert. Er überwies der CDU und der SPD jeweils150 000 Euro.

Zeitung zur Landtagswahl · DIE LINKE

BiberachUli Widmann (71)Oberstudienrat a. D.,Kreisrat im Kreis Biberach

BodenseeRoberto Salerno (47)Betriebsrat bei ZF Friedrichshafen,Kreisrat im Kreis Bodensee

WangenReinhard Gumz (66)Schriftsetzer

RavensburgGotthilf Lorch (49)Diplom-Sozialarbeiter

SigmaringenAli Yalcin (55)Lehrer, selbstständig

ReutlingenPetra Braun-Seitz (56)Pädagogin, Wirtschaftsfachwirtin,Kreisrätin in Reutlingen

Hechingen-MünsingenEberhard Jaensch (44)Landwirtschaftsmeister,Kreisrat im Zollern-Alb-Kreis

TübingenBernhard Strasdeit (56)Industriekaufmann,Kreisrat im Kreis Tübingen

BalingenRalf Fenske (56)Elektronik-Mechaniker,heute Seminarleiter

UlmUwe Peiker (49)Betriebswirt, selbst-ständiger Handwerker im Innenausbau,Gemeinderat in Ulm

Ehingen Eva-MariaGlathe-Braun (52)Theaterangestellte

Das Rentenalter darf nicht erhöht werden

Er spielt Fußball in einer Alt-Herren-Mannschaft und war schon 1984 beimArbeitskampf in der Metallindustriedabei. Doch man sieht es Roberto Sa-lerno nicht an, dass er 47 Jahre alt ist.Der Betriebsrat der ZahnradfabrikFriedrichshafen (ZF) und Kreisrat imBodenseekreis kandidiert für die Land-tagswahl im Wahlkreis Bodensee.Roberto Salernos Eltern stammen ausItalien. In jungen Jahren war er Minis -trant. Der Familienverein der italieni-schen Einwanderer und der Fußballprägten sein Leben damals. Heute trai-niert Salerno – er ist Vater von zweisportbegeisterten Jungs – eine Jugend-mannschaft des TSV Eschach. „Damithabe ich begonnen, als mein Sohn ak-tiver Fußballer geworden ist.“ Klar,dass die Weltmeis terschaft 2006 auchfür die beiden Fußball-Fans ein Som-mermärchen war.In diesem WM-Sommer reifte bei Ro-berto Salerno der Beschluss, aus einem

ganz anderen Märchen auszusteigen,aus der SPD. Er war immerhin fünfJahre lang Ortsvereinsvorsitzender inMeckenbeuren. „Doch als die Genossendann auch noch das Renteneintrittsal-ter auf 67 Jahre erhöhen wollten, wares aus“, erinnert sich der Landtagskan-di dat.

Arbeitsplätze gerettetSchon mit knapp 20 Jahren hat sichSalerno an Aktionen der IG Metall be-teiligt, war viele Jahre lang Jugendver-treter bei ZF, wo er den Beruf desDrehers erlernt hatte. Als Betriebsratmusste Salerno dann immer wieder ge-gen Personalabbau oder Verlagerungenvon Arbeitsplätzen ankämpfen. „1993haben wir gegen die Entlassung vonüber 600 Kolleginnen und KollegenWiderspruch eingelegt: Schließlich ha-ben wir alle Arbeitsverhältnisse erfolg-reich eingeklagt und damit die Arbeits-plätze gerettet.“ Roberto Salerno (Mitte) im Betriebsratsbüro

Der Metaller und Kreisrat Roberto Salerno kandidiert für den Wahlkreis Bodensee

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KURSWECHSEL 7Zeitung zur Landtagswahl · DIE LINKE

Impressum

KURSWECHSELAusgabe Südwürttemberg (Regierungsbezirk Tübingen)

Nr. 3, März 2011Herausgeber: DIE LINKE. Baden-WürttembergMarienstraße 3A, 70178 Stuttgart

0711/24 10 [email protected]

Verantwortlich: Bernhard Strasdeit

Fotos: Rita Eggstein, Anne Faden, Frank Hoppe, Daniel Kopatsch (dapd), Marijan Murat(dpa), Friedrun Reinhold, Claudia Schäfer, Frank Schwarz, Martin Storz, privat, Dig/Trialon,Archiv DIE LINKE

Erstkommunion. Familie Peiker

Der Unternehmer Uwe Peiker fordert eine grundlegende Reform des Bildungswesens

Länger gemeinsam lernen

Uwe Peiker, 49, ist Kleinunterneh-mer und Landtagskandidat der LIN-KEN für den Wahlkreis Ulm. „So breitaufgestellt sind die Linken heu te“, sagtder Betriebswirt und selbstständigeHandwerker im Innenausbau. DemUl mer Stadtrat und Vater von zweiKindern ist die Bildungspolitik eingroßes Anliegen. Im vergangenen Jahr feierte Sohn Ju-lius die Erstkommunion. Doch schondamals dachte die ganze Familie an daskommende „Schicksalsjahr“, an die vier -te Grundschulklasse, die Klasse also, inder in Baden-Württemberg gesiebtwird. „Das ist bei unserem Sohn keinSelbstläufer wie bei der Tochter“, be-richtet Peiker. Die Forderung nachlängerem gemeinsamen Lernen ist fürihn und seine Frau deshalb eine Selbst-verständlichkeit. Wegen der Verkürzung der Gymna-sialzeit muss Peiker auch die Tochterin Französisch und Mathematik unter-

stützen. Und dies, obwohl sie erst diesechste Klasse besucht. Klar, dass sichdie Eltern deshalb für eine grundle-gende Reform unseres Bildungswesensstarkmachen.

Kein TurbogymnasiumSie unterstützen deshalb die Eltern-und Schülerinitiativen, die sich gegendas Turbogymnasium wehren und eineBeseitigung der Leistungverdichtungfordern. Dies müsse der erste Schritt ei-ner grundlegenden Reform unseresBildungswesens sein. Vor allem hofft dieFamilie jetzt, dass es bald keine CDU-Kultusminis terin mehr geben wird.Uwe Peikers Frau ist Katholikin. Er istProtestant. Dennoch oder gerade des-halb will der Ulmer, dass in allen Schul-arten neben dem ReligionsunterrichtEthik als Wahlfach angeboten wird.Peiker: „Wir wollen, dass unser Staatkulturelle Vielfalt und Religionsfreiheiternst nimmt.“

Petra Braun-Seitz über Hartz IV und die rot-grüne Arbeitsmarktreform

So kann man mit Menschen nicht umgehen

Mag Schwarz-Gelb noch so viel vonAufschwung reden, darüber, wie eswirk lich aussieht im Land, macht einerFrau wie Petra Braun-Seitz keiner wasvor. Selbst Pädagogin, begleitete siesechs Kinder durch den Dschungel desbaden-württembergischen Schulsys -tems. Als Elternbeirätin und Vorsitz -ende von Schulfördervereinen kämpf- te sie um Kernzeitbetreuung und Schul-sozialarbeit. Und sie weiß, was es fürdas Budget einer Familie bedeutet,wenn fünf Töchter gleichzeitig studie-ren. Sie will, dass die neuen Studien-gänge überarbeitet werden. Zumindestmüsse jeder nach seinem Bachelor-Ab-schluss auch einen Master-Studien-platz bekommen.

Kostenlose KindergärtenDurch die ehrenamtliche Mitarbeitbeim Reutlinger Verein Arbeiterbil-dung kennt Petra Braun-Seitz die Nöteder von Hartz IV Betroffenen sehr gut.Sie setzt sich dafür ein, dass die unab-hängige Beratungsstelle für Arbeits-lose weiter bestehen kann. Die rot-grüne Arbeitsmarktreform hatte ihrden Anstoß gegeben, politisch zu ar-beiten. „So kann man mit Menschennicht umgehen, das ist würdelos“, em-pört sie sich noch heute. Als Angestell -te der Stadt Reutlingen und Vor stands- mitglied des Verdi-Bezirks Neckar-Albsind ihr überdies die Sorgen der Be-schäftigten der öffentlichen Verwal-tung, der Altenheime und Kranken-

häuser vertraut. „Ich engagiere mich da,wo ich lebe und wo ich arbeite“, sagt sie.Die 56-jährige Kreisrätin könnte sichvorstellen, als Abgeordnete in den Fi-nanzausschuss des Landtags zu gehen.Oder sich im Ausschuss für Schule, Ju-gend und Sport für ein gerechteres Bil-dungssystem zu verkämpfen – mit kos -tenlosen Kindergärten und ohne die„unsäglichen Studiengebühren“. Braun-Seiz sieht Schulen nicht nur als Ortdes Lernens, sondern auch als sozialenMit telpunkt. So fordert sie eine zehn-

Petra Braun-Seitz in einer Reutlinger Beratungsstelle für Arbeitslose

jährige Gemeinschaftsschule, in deralle Buben und Mädchen ihren indivi-duellen Bedürfnissen entsprechend ge-fördert werden – auch Kinder mit Be -hin derungen oder aus Migrantenfami-lien. Gerade sie müssten schon im Vor-schulalter Sprachunterricht erhalten.Petra Braun-Seitz tritt im WahlkreisReutlingen an, zu dem auch ein Teildes Landkreises Tübingen gehört. Ge-rade im ländlichen Raum will sie sichdafür einsetzen, Schulstandorte zu er-halten und die ärztliche Versorgung

zu sichern. Den Land wirten auf derSchwäbischen Alb könn ten erneuer-bare Energien neue Chan cen eröffnen.Besonders wichtig findet Braun-Seitzdie Verkehrsanbindung. Wer wenigEinkommen und kein Auto hat, sitztheute oft in seinem Dorf fest. Deshalbtritt die Landtagskandidatin für diegeplante Regionalstadtbahn Neckar-Alb mit bezahlbaren Ticketpreisenein. Und dafür, Stuttgart 21 sofort zustoppen: „Wir brauchen das Geld fürvernünftige Projekte.“

Der Internetauftritt der LINKEN zu den Landtagswahlenwww.dielinke-in-den-Landtag.de

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KURSWECHSEL

Die Betreiber von Stuttgart 21tricksen und manipulieren

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Welchen Stellenwert hat die Wahl am 27. März für den Kampf gegenStuttgart 21?Matthias von Herrmann: Wenn dieBürger es schaffen, Schwarz-Gelb ab-zuwählen, ist dies ein wichtiger Mei-lenstein. Statt das Geld in ein un sin-niges Milliarden-Projekt zu stecken,muss es das Land für eigene Aufgabenausgeben, allem voran für mehr Lehrerund bessere Studienbedingungen.

Hannes Rockenbauch: Noch nie hat-ten wir vor einer Wahl eine so starkeund gut vernetzte Bürgerbewegung.Wir ha ben in fast allen WahlkreisenAktionsbündnisse. Und zum erstenMal seit 57 Jahren besteht die Mög-lichkeit, den schwarzen Filz abzuwäh-len. Aber wir haben noch verdammtviel Arbeit vor uns. Wir müssen auchdie Unentschlos senen und die Wech-selwähler erreichen. Denn die beidenParteien, die Stuttgart 21 ablehnen,sollten ein mög lichst hohes Ergebnisbekommen. Wich tig ist, die Linkemuss unbedingt die Fünfprozent-hürde überspringen.

Matthias von Herrmann: Ich habe denEindruck, dass auch immer mehr Men-schen auf dem Land bewusst wird, wel-che Nachteile Stuttgart 21 für siebrin gen würde: Der ohnehin ver nach-lässig te Regionalverkehr würde nichtverbessert – im Gegenteil.

Ist der Kampf gegen Stuttgart 21 auchein Kampf für mehr Demokratie?Hannes Rockenbauch: Die Demo-kratiefrage ist die Klammer aller unse-rer Bündnisse. Die Leute wollen ihreZukunft selbst gestalten.

Matthias von Herrmann: Die Men-schen haben gesehen, dass sie nichternst genommen werden, dass die Be-treiber von Stuttgart 21 tricksen, ma-nipulieren oder wichtige Unterlagenverheimlichen.

Ruft ihr zur Wahl bestimmte Kandidaten auf ?Hannes Rockenbauch: Nein. UnserMotto heißt: Tunnel-Parteien abwäh-len, also diejenigen, die den Bahnhofunter die Erde bringen wollen. Undunser Ziel ist, die schwarz-gelbe Prü-gel-Regierung loszuwerden.

Was macht ihr nach der Wahl?Matthias von Herrmann: Egal wermit wem koalieren wird, wir machen-weiter, bis das Milliarden-Projekt be-erdigt ist. Und wir werden Aktionenorganisieren, um auf die kommenden

Koalitionsverhandlungen Einfluss zunehmen. Denn manche befürchten,dass man die Grünen zum Jagen tragenmuss. Wir werden keine Kompromisseakzeptieren.

Hannes Rockenbauch: In die Falle vonAngela Merkel werden wir nicht lau-fen. Sie sieht in der Landtagswahl ei -nen Volksentscheid und hofft, dass wir

„Wir machen weiter.“ Parkschützer Matthias von Herrmann

Zeitung zur Landtagswahl

Vermittler Heiner Geißler und Hannes Roggenbauch vom Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21

Interview mit Stadtrat Hannes Rockenbauch vom Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 und dem Parkschützer Matthias von Herrmann

danach wieder zur Tagesordnung über-gehen. Wir verlangen eine echte Bür-gerbefragung der betroffenen Men -schen in der Region Stuttgart. Undwenn im Schlosspark trotzdem erneutBäume gefällt werden oder die Abriss-bagger zum Südflügel des Hauptbahn-hofs kommen, dann werden wirfriedlich und fantasievoll Widerstandleisten.

Sybille Stamm, die Sprecherin der LIN-KEN in Baden-Württemberg, und diekaufmännische Angestellte Liane Kru-sche sind die Vertreterinnen der LINKENim Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21.Dem Bündnis gehören der Bund für Um-welt und Naturschutz (BUND), die Park-schützer und sechs weitere StuttgarterBürgerinitiativen an sowie drei po litischeParteien: die Grünen, das parteifreieBündnis „Stuttgart Ökologisch Sozial(SÖS)“ und DIE LINKE. Sybille Stammwar lange Jahre Verdi-Chefin in Baden-Württemberg.

Hannes Rockenbauch ist eines der be-kanntesten Gesichter der Bewegunggegen Stuttgart 21. Er hat schon vor 15Jahren Unterschrif ten gegen das Milliar-den-Projekt ge sammelt. Ro ckenbauchgehörte bei der Geißler-Runde im Stutt-garter Rathaus zu den Sprechern derProjektgegner. Im Stutt garter Gemeinde-rat leitet er die Fraktion SÖS/DIE LINKE.

Matthias von Herrmann ist Sprecher derParkschützer. Früher hat der Politologefür Greenpeace Pressearbeit gemacht.

Die Internetseite der LINKEN zu Stuttgart 21: www.Stuttgart21-stoppen.de