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Leben in Vorpommern Ihr Journal für Wirtschaft, Politik, Kultur und Unterhaltung Herbst an der Ostsee Im Interview Dr. Till Backhaus Kieshofer Moor: Nasse Enteignung GRATIS

Land und Leute Oktober 2010

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Herbst an der Ostsee, Landwirtschaftsminister Backhaus im Interview, Kieshofer Moor

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Leben in VorpommernIhr Journal für Wirtschaft, Politik, Kultur und Unterhaltung

Herbst an der Ostsee

Im InterviewDr. Till Backhaus

Kieshofer Moor:Nasse Enteignung

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Liebe Leserinnen & Leser,

„Die Wahrheit ist ein kostbares Gut, also lasst uns möglichst sparsam damit umgehen!“ spottete schon der amerikanische Schriftsteller und Journalist Mark Twain. In der Tat scheint Wahrheit heutzutage nicht mehr sonderlich gefragt zu sein. Vor allem dann nicht, wenn sie den eige-nen Interessen im Wege steht.

Das Mantra von Vorpommern als Ge-sundheits- und Tourismusland wird unablässig wiederholt. Noch mehr Gäste sollen ins Land geholt werden, Vor- und Nachsaison harren immer neuer Events zur besseren Vermark-tung. Allenthalben werden neue An-gebote und noch mehr Gästebetten geplant. Wahr ist, dass die Region nicht von einer Industrie leben kann, die vier, fünf Monate im Jahr boomt und ihre Arbeitnehmer den Rest der Zeit dem Sozialstaat überlässt. Zu-wachs in der Wertschöpfung ist nicht durch schlichte Vervielfachung des Angebots zu bewerkstelligen. Quali-tät ist gefragt, aber die erfordert erst einmal Investitionen in Personal und Infrastruktur und kostet Geld.

Dann ist da noch das Agrarland Vor-pommern. Mit Betrieben in einer Größenordnung, die andernorts kaum vorstellbar ist. Betriebe, von denen der eine oder andere schon einmal 100.000 oder 200.000 Euro als Gewinn ausweist. Zieht man da-von allerdings die gewährten Sub-ventionen in der Größenordnung von 400.000 Euro ab, wird plötzlich eine andere Wahrheit sichtbar, die gerne ausgeblendet wird.

Wie schön, dass Vorpommern Vor-reiter in Sachen erneuerbarer Ener-gien ist. Vielfach werden neue Wind-parks und Biogasanlagen geplant, oft zum Verdruss von Anrainern, die sich wehren. Natürlich sind sie für erneuerbare Energien, aber bitte keine Anlagen in ihrem Umfeld son-

dern besser beim Nachbarn. Auch rein nominell ist die Menge der er-zeugten Energie beeindruckend. Zu dumm nur, dass sie immer öfter nicht ins Netz eingespeist werden kann, weil Leitungskapazitäten feh-len. Natürlich möchte niemand eine Hochspannungsleitung in seinem Blickfeld haben. Wenn dann aber auf den Vorschlag, eine Leitungs-trasse in den Boden zu verlegen, argumentiert wird, dass auch „eine unterirdische Leitung die Landschaft verschandelt“, muss man fragen, wie

regionale Planung hierzulande über-haupt noch vonstatten gehen soll.

Das systematische Ausblenden von unangenehmen Wahrheiten und Fakten hat weitreichende Folgen. An die Stelle sachbezogener Diskussion und des Ringens um pragmatische Lösungen tritt zunehmend eine ideologisierte Schwarz-Weiss-Dar-stellung, die Kompromisse nahezu unmöglich macht. Im Kleinen wie im Großen sucht jeder nach seinem persönlichen Vorteil, das Prinzip ge-sellschaftlicher Solidarität tritt in den Hintergrund. All das ist wahrlich kein tragfähiges Fundament für die Ent-wicklung einer ohnehin wirtschaft-lich angeschlagenen Region.

Kein Wunder, dass das wichtigste Zu-kunftskapital der Region den Rücken kehrt: gut ausgebildete, engagierte junge Menschen. Sie gehen dorthin, wo sie Perspektiven sehen, die sie hier nicht finden. Schon jetzt zeigt sich, dass dies ein fataler Aderlass ist, dessen Folgen nicht absehbar sind. Wer der Versuchung erliegt, die

VORWEG!

Ursache für diese Entwicklung nur äußeren Faktoren zuzuschreiben, ig-noriert die Wirklichkeit.

Wir wünschen Ihnen einen angeneh-men Spätherbst mit möglichst we-nig Nebel, damit Ihnen die Sicht auf das Wesentliche nicht versperrt wird.

Claus E. Schwarz, HerausgeberMit dem Team von Land&Leute

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inhalt: 3 Vorweg 6 HaffNet-Gesundheitstag

8 Medizinische Prävention 12 AGnES hilft

16 Marke Hausarzt

19 Flächendeckende Versorgung

22 Renaturierung bizarr

25 Tourismusbarometer 26 Minister Backhaus im Interview

28 Rügen hat Zukunft

29 20 Jahre HAFF-Dichtungen

30 Andrang auf dem Riems

33 39. Regionalkonferenz

34 Klimaaktionstage

35 Spenden für Kita 36 Barocke Zeugen 38 Blick zurück in Parow

40 Extremsportler Joey Kelly

41 Haus der Wirtschaft

42 Advent in Vorpommern

42 Konzerttipp

43 Romantische Zwischenbilanz

44 Landpartie des Monats

46 Supersudoku

47 Leserbriefe

48 Veranstaltungen

50 Kommentar

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Zum vierten Mal führte das Ärzte-netz des Landkreises Uecker-Ran-dow seinen Gesundheitstag auf dem Marktplatz in Ueckermünde durch. Schon am frühen Morgen konnten die Veranstalter reges Interesse an den umfangreichen Angeboten rund um das Thema Gesundheit verzeichnen. „Wir schätzen, dass wir im Laufe des Tages mit etwa 3.500 Besuchern rechnen können!“ sagte Haffnet-Geschäftsführer Hans-Erich Rapraeger. Nicht nur Einwohner der Region fanden sich ein. Unter den zahlreichen Besuchern konnten auch Gäste aus Aachen, Berlin, Pase-walk und Zwickau begrüßt werden. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit standen die zahlreichen Angebote für Gesundheit-Checks. Eine Blutzu-ckeruntersuchung, Funktionsunter-suchungen der Schilddrüse wurden ebenso angeboten wie etwa Seh-tests, Hörtests oder ein komplettes Screening mit den Schwerpunkten Diabetes, Herzinfarktrisiko und chro-nische Bronchitis. Die Teilnehmer dieser Untersuchung durchliefen eine Behandlungsstrecke, an deren

Ende die ermittelten Werte in einer computergestützten Auswertung erfasst und besprochen wurden. Neben den Ständen renommierter Arzneimittelkonzerne, die für die technische Ausrüstung der Gesund-heitstage und auch umfangreiche Beratung sorgten, fanden sich eine ganze Reihe weiterer Aussteller, die ihre Angebote und Dienstleistun-gen vorstellten. So etwa die Arbei-terwohlfahrt und Seniorenresiden-zen wie Vitanas und Kursana. Nicht

Erfolgreicher Haffnet Gesundheitstag

minder vielfältig war das Angebot an Dienstleistungen rund um die Themen Pflege, Wellness und viele andere Themen rund um den Be-griff Gesundheit. Von Fragen rund um gesunde Ernährung bis hin zu Informationen über Serviceleis-tungen von Krankenkassen blieb kaum eine Frage unbeantwortet.

Text: ces; Fotos: jhe

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OMR Prof. Dr. sc. med. Diet-mar Enderlein im Gespräch mit Land&Leute.

Die Zukunft hält erhebliche Her-ausforderungen für die hausärzt-liche Versorgung bereit. In der vergangenen Ausgabe von L&L warfen wir bereits einen Blick darauf. Doch wie sieht die Praxis in der ambulanten und statio-nären Pflege aus? Wir sprachen mit Prof. Dr. Enderlein, dem Vor-standsvorsitzenden der Medi-greif Unternehmensgruppe. Der in Sachsen-Anhalt und Mecklen-burg-Vorpommern tätige Dienst-leister setzt seine Schwerpunkte im Bereich der Basisversorgung sowie Rehabilitation.

L&L: Welche besonderen neuen He-rausforderungen sehen Sie für die ambulante Pflege in der Zukunft?

Enderlein: Mit der Verschiebung der mittleren Lebenserwartung über 80 Jahre steigt auch der Anteil der Hochbetagten, die in ihrer Häuslich-

keit verbleiben möchten, aber für eine Vielzahl von Handlungen Unter-stützung benötigen. Damit wächst gezwungenermaßen auch der Anteil der Personen, die für diese Tätigkeit ausgebildet und eingesetzt werden müssen. Wichtig erscheint mir, dass die ambulante Pflege in hoher Quali-tät und individuell angepasst erfolgt.

Ärztliche

Betreuung

Damit kommen sowohl auf die Aus-bildungseinrichtungen als auch auf die Träger solcher Pflegedienste neue Anforderungen zu. Darüber hinaus erscheint es ebenso wich-tig, dass eine Versorgung durch die niedergelassenen Ärzte, aber auch durch die Kliniken stärker zum Tra-gen kommt, um die Pflege alter Menschen, aber auch von Behinder-ten und Kranken erfüllen zu können.

L&L: Erwarten Sie Engpässe bei qua-lifiziertem Personal, beispielsweise bei Ärzten?

Enderlein: Die Antwort lautet: „Ja“, aber nicht deshalb, weil es zu wenig Ärzte gibt, sondern weil anscheinend die Ärzte falsch „verteilt“ sind. Zum 31.12.2008 gab es in Deutschland 421.700 Ärztinnen und Ärzte. Davon waren im ambulanten 138.300 und im stationären Bereich 153.800 tätig. Circa 102.000 Ärzte waren ohne ärzt-liche Tätigkeit. Rein rechnerisch ge-messen an den Patientenzahlen ist das eine ausreichende Zahl, die zur Betreuung im Gesundheitswesen zur Verfügung steht.

Im Jahr 1980 wurde in der alten Bundesrepublik von einer Ärzte-schwemme gesprochen. Hier kamen 22,1 Ärzte auf 10.000 Einwohner, das heißt pro Arzt waren 452,5 Einwoh-

ner zu versorgen. Im Jahr 2008 ka-men 38,9 Ärzte auf 10.000 Einwoh-ner. Das entspricht 257 Einwohnern pro Arzt. Damit beantwortet sich ei-gentlich die Frage von selbst.

L&L: Leidet Ihrer Einschätzung nach die Tätigkeit als Allgemeinmedizi-ner unter einem schlechten Image? Wenn ja, was könnte dagegen getan werden?

Enderlein: Ich habe selbst als Allge-meinmediziner gearbeitet und ein Landambulatorium geleitet – eine spannende und abwechslungsrei-che, allerdings auch sehr anstren-gende Arbeit. Man ist 365 Tage im Jahr und 24 Stunden am Tag für den Patienten da. Wie sich das Berufsbild des Arztes überhaupt gewandelt hat, so hat sich natürlich auch die Einstellung der Ärzte zur Arbeit und Freizeit verändert.

Anreize schaffen

Die Ansprüche, die gestellt werden, sind in vielen Gegenden – insbeson-dere in Flächengebieten – bezüglich der Ausbildung für Kinder, der Kultur etc. nicht erfüllbar. Und traditionell kommt hinzu und das verstärkt, dass sich ein Chirurg oder ein Internist, ein Gynäkologe oder ein Pädiater auf dem Podest höher als ein Allgemein-mediziner glaubt und erwartet, dass man zu ihm aufblickt. Das macht vie-len jungen Ärzten die Entscheidung, als Allgemeinmediziner tätig zu sein, schwer.

L&L: Gibt es auch mit Blick auf den demografischen Wandel derzeit und zukünftig genügend Kapazitäten im ambulanten und stationären Be-reich?

Enderlein: Der demografische Wan-del hat mit den vorhandenen oder

Die Prävention kommt zu kurz

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erforderlichen Kapazitäten in der Gesundheitswirtschaft wenig zu tun. Es kommt schlicht und einfach dar-auf an, dass ausgehend vom Bedarf die Politik diesen Prozess der Ausbil-dung von medizinischem Personal richtig steuert. Es bleibt zu überle-gen, ob nicht durch Anreize dazu beigetragen werden kann, dass das medizinische Personal stärker als bisher bereit ist, in dünn besiedelten Regionen tätig zu werden.

L&L: Derzeit scheint es einen Trend zu geben, der verstärkt Medizinische Versorgungszentren (MVZ) entste-hen lässt. Wie bewerten Sie diese Entwicklung? Bewegen wir uns auf eine Monetarisierung der Medizin zu?

Enderlein: Medizinische Versor-gungszentren sind vom Charakter her nichts Neues. Sie wurden in der Weimarer Republik als Poliklinik ein-geführt und haben sich seitdem von ihrer Organisation her behauptet. Richtig angeleitet und gut vernetzt mit stationären Einrichtungen stel-len sie die optimale Form der Ver-sorgung von Patienten, aber auch kostenseitig dar. Als Mangel sehe ich es an, dass in Medizinischen Versor-gungszentren die Ärzte angestellt sind und sich damit nach und nach für den Arzt eine Mentalität breit macht, die an und für sich kontrapro-duktiv ist. Hier müssen sicher andere materielle Anreize geschaffen wer-den, um die Effektivität zu erhöhen.

Prävention stärken

L&L: Welcher politischer Weichen-stellungen bedarf es Ihrer Meinung nach, um auf die Herausforderungen in der Zukunft vorbereitet zu sein?

Enderlein: Wenn es stimmt, dass nach Kondratjew die Gesundheits-wirtschaft als 6. Welle unserer Epo-che charakterisiert wird, dann müs-sen darauf Gesellschaft und Politik anders reagieren, als es bisher der Fall war. Die permanente Steigerung

der Leistungen und der zunehmen-de finanzielle Bedarf und die Jagd von einer Gesundheitsreform zur anderen dominieren gegenwärtig vor einer vernünftigen Strategie und optimalen Gesundheitsvorsorge.Die Prävention kommt zu kurz und wir erkaufen uns eine hohe Lebens-erwartung und einen niedrigen Krankenstand mit immer neuen Arzneimitteln und medizinischen Geräten. Der Eigenanteil eines jeden

am Erhalt seiner Gesundheit ist un-zureichend. Inwieweit das unserem Sozialsystem geschuldet ist oder die Wohlfahrtsgesellschaft dafür verant-wortlich zeichnet, sollte mehr in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit ge-rückt werden.

L&L: Herr Prof. Dr. Enderlein, vielen Dank für das Gespräch!

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In den nächsten Jahren wird der An-teil an älteren Menschen in Meck-lenburg-Vorpommern deutlich zu-nehmen. Prognosen des Instituts für Community Medicine zeigen, dass damit auch die Anzahl der Patienten steigen wird. Gleichzeitig gibt es, ins-besondere in ländlichen Regionen, immer weniger Haus- und Fachärzte. Damit eine hochwertige medizini-sche Versorgung erhalten werden kann, brauchen wir innovative Ver-sorgungskonzepte, die an den regi-onalen Gegebenheiten angepasst werden können.

Basis des Konzeptes der Telemedizin ist, dass vielfältige Daten und Infor-mationen zwischen Leistungser-bringern – wie Krankenhäusern und Ärzten –, aber auch zwischen Patient und Arzt digital übertragen werden können. Auch eine direkte Kommu-nikation zwischen Ärzten ist z. B. mit Videokonferenzsystemen möglich. Ziel ist es, auch wenn der Arzt nicht persönlich vor Ort ist, ein hohes Ni-veau der medizinischen Versorgung zu ermöglichen. Derzeit gibt es ver-schiedene Formen der Telemedizin. Ein Beispiel ist die Übertragung von Röntgen- und Computertomogra-hie-Bildern zur Befundung in die Universitätsklinik Greifswald; hier findet die Telemedizin zwischen Kli-niken statt.

Eine weitere Form der Telemedizin ist die Übertragung von Daten aus der Häuslichkeit der Patienten in die Klinik oder Arztpraxis. Das Institut für Community Medicine entwickelt in diesem Bereich in Kooperation mit den entsprechenden Fachklini-ken innovative Versorgungskonzep-te für verschiedene Patientengrup-pen, beispielsweise für Patienten mit Herzinsuffizienz, mit psychiatri-schen Erkrankungen, Leberzirrhose, Mangelernährung und für Pallia-tivpatienten. Wichtig ist immer die Kombination aus einer persönlichen Betreuung und telemedizinischen Komponenten. 2008 wurde für die Durchführung solcher Konzepte der Integrierte Funktionsbereich Tele-

medizin (IFT) gegründet. Speziell qualifizierte Pflegekräfte schulen Patienten in der Häuslichkeit bei der Anwendung telemedizinischer Gerä-te und prüfen die übertragenen Da-ten auf Vollständigkeit und Plausibi-lität. Bei Unter- oder Überschreitung der patienten-individuell festgeleg-ten Grenzwerte leiten die Pflegekräf-te die notwendigen Schritte ein, z. B. einen Anruf beim Patienten, ob die Medikamente genommen werden, Rücksprache mit dem behandeln-den Haus- oder Facharzt bis hin zum Notarzt.

Die Vernetzung zwischen Ärzten und Krankenhäusern untereinander, aber auch zwischen Patienten und

Telemedizin Greifswald

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Ärzten hat für die zukünftige medi-zinische Versorgung eine große Be-deutung. Durch die demografischen Änderungen werden regionale Ver-sorgungskonzepte einen wichtigen Stellenwert bekommen. Die teleme-dizinische Vernetzung wird, zusam-men mit weiteren Komponenten, wie z. B. Delegation, aufsuchende Betreuung und regionale Patienten-akten, Bestandteil dieser regionalen Versorgungskonzepte sein. Ein Bei-spiel für ein regionales Konzept ist das Im Jahre 2005 gestartete AGnES-Projekt. AGnES steht für Arztentlas-tende, Gemeindenahe, E-Healthge-stützte, Systemische Intervention.

Das Konzept basiert auf der Delega-tion ärztlicher Hausbesuche an spe-ziell qualifizierte PraxismitarbeiterIn-nen. In Gebieten mit drohender oder bereits manifester hausärztlicher Un-terversorgung kann das AGnES-Kon-zept dazu beitragen, dem einzelnen Hausarzt die in diesen Regionen not-wendige Versorgung eines größeren Patientenstammes und/oder einer größeren Region zu ermöglichen.

Das Konzept wurde im Institut für Community Medicine der Univer-sität Greifswald in Kooperation mit dem Ministerium für Soziales und Gesundheit Mecklenburg-Vorpom-mern entwickelt und in Projekten in vier Bundesländern erfolgreich im-plementiert und evaluiert. Wichtiger Erfolg des AGnES-Projektes war eine Gesetzesänderung, die erstmals die Delegation von ärztlichen Tätigkei-ten in der Häuslichkeit der Patienten erlaubt. Innerhalb der AGnES-Pro-jekte wurden auch telemedizinische Funktionalitäten implementiert und evaluiert. Ein bedeutsames Ergebnis war, dass auch bei älteren, multimor-biden Patienten die Anwendung von Telemedizin gut möglich ist, aber immer in Kombination mit einer per-sönlichen Betreuung.

Anfangs wurde das Projekt sowohl von Pflege- als auch von Ärztever-bänden kritisch diskutiert. Kurzge-fasst ging es hier um Abgrenzung

und Verteilung von Kompetenzen. Tatsache ist: AGnES ist ein Delega-tionskonzept. Das bedeutet, dass der delegierende Arzt die Verant-wortung für die Patienten behält. AGnES-Fachkräfte führen also keine Tätigkeiten der häuslichen Pflege durch, sondern nur delegierte, haus-ärztliche Tätigkeiten. Andererseits sind die AGnES-Kräfte so qualifiziert, dass sie Pflegebedarf erkennen und die Hinzuziehung eines Pflegediens-tes anregen können. Die Stärkung und der Ausbau solcher Versor-gungskonzepte ist für die Zukunft von großer Bedeutung. Nur mit in-novativen, regional ausgerichteten Versorgungsmodellen kann in länd-lichen Regionen dauerhaft die am Patientenwohl orientierte und hoch-

wertige Versorgung gerade im am-bulanten Bereich gesichert werden.

Text: Dr. rer. med. Neeltje van den Berg, Institut für Community Medi-cine

Kontakt:

Abt. Versorgungsepidemiologie und Community HealthEllernholzstr. 1-217487 Greifswald

Tel.: +49 (0) 3834 86-7750Fax: (0) 3834 86-7752

www.medizin.uni-greifswald.de/icm

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In den kommenden Jahren steht neben der maximalen Heilung auch eine stärkere Betonung der Vermitt-lung von Lebensqualität im Vorder-grund der ambulanten und statio-nären Pflege. L&L sprach darüber mit Prof. Dr. Platz, dem Ärztlichen Direktor der BDH-Klinik Greifswald, und Sönke Thiesen, dem Kaufmän-nischen Geschäftsführer.

L&L: Herr Prof. Dr. Platz, welche spe-ziellen Entwicklungen erwarten Sie aus ärztlicher Sicht für den ambulan-ten Bereich in der näheren Zukunft?

Platz: Im gesamten Gesundheitssek-tor wird es parallel zu medizinischen Innovationen auch zu einer Teue-rung kommen. Ferner wird sich in den kommenden Jahren der Trend eines höheren Durchschnittsalters fortsetzen. Das wird nicht unbedingt mit einer besseren Ausstattung der Krankenkassen einhergehen. Daraus könnte sich eine Kluft ergeben zwi-schen dem, was medizinisch mög-lich ist und der Finanzierbarkeit von Gesundheitsleistungen.

Die Gruppe der chronisch Kranken wird wahrscheinlich wachsen. Ich denke, dass Patienten im stationären Rahmen wirklich sehr gut versorgt sind. Es gibt z. B. eine sehr gute Akut-versorgung in den erstversorgenden Krankenhäusern und eine sehr gute Frührehabilitation wie z. B. hier bei uns im Haus.

Teilweise problematischer ist die Situation im häuslichen Bereich, obwohl ich weiß, dass auch hier die Versorgung im internationalen Vergleich für Patienten mit neuro-logischen Beeinträchtigungen nach einem Schlaganfall, Schädelhirn-trauma oder bei einer Querschnitt-lähmung vergleichsweise gut ist.

Neben einer guten stationären Ver-sorgung ist wichtig, dass Therapien in der Häuslichkeit wie Ergothera-pie, Physiotherapie und Logopädie gestärkt und erhalten werden. Das kann die Lebensqualität der Betrof-fenen entscheidend beeinflussen. Ich habe am Wochenende mit ei-nem Kollegen, einem Nervenarzt aus Hessen gesprochen, der sagt: „Wir verschreiben gar keine ambulante Therapie mehr.” Er hat relevante Sor-gen wegen eventueller Regressfor-derungen. Vielleicht ist hier in M-V die Situation noch nicht so proble-matisch. Die hohe Verbindlichkeit auf Seiten der Sozialversicherungen ist wahrscheinlich eine Stärke der Region. Dennoch sind auch bei uns vernetzte stationäre und ambulante Versorgungsstrukturen mit Blick auf die Lebensqualität von Personen mit chronischen Erkrankungen und Be-hinderungen gezielt zu fördern.

L&L: Es geht also darum, dass Men-schen nicht nur ultimativ geheilt werden, sondern lernen, mit ihren Krankheiten umzugehen.

Platz: Ja. Wir können nicht nur die rein medizinische Sicht beachten. Wir müssen das System auch dar-an messen, welchen Effekt es auf die Lebensqualität der Bevölkerung im Land hat. Ein solches Verständ-nis von Medizin ist gleichermaßen hochprofessionell und stellt Medizin an der Basis bzw. mit Alltagsbezug ins Zentrum. Daraus ableitbar könn-ten auch Entwicklungen zur Verbes-serung von Nachhaltigkeit und Wirt-schaftlichkeit im Gesundheitswesen sein.

L&L: Herr Thiesen, dass die wirt-schaftlich-politische Lage schwierig ist, scheint überdeutlich. Wie re-agiert man darauf als Geschäftsfüh-rer einer Klinik?

Thiesen: Wir stehen vor folgendem Szenario: so wie die demografische Entwicklung ist und wie sich die Krankenkassenbeiträge verändern, werden wir bis 2060 bei einem Bei-trag von 50% angelangt sein, wenn wir nichts verändern. Ich versuche ständig zusammen mit Prof. Dr. Platz Einsparungen zu ermöglichen und neue Strukturen aufzubauen. Dabei geht es auch um die Möglichkeiten neuer Therapien und Veränderun-gen im Ablauf. Es ist allerdings nicht so sehr eine Frage des Geldes. Wir versuchen eher die Hilfe für Men-schen in unserem Hause zu etablie-ren, auch ambulant.

L&L: Prof. Dr. Hoffmann von der Community Medicine meint, dass man auch überlegen müsse, die Ge-winnspannen bei Medizin- und Phar-makonzernen zu deckeln. Pflichten Sie dem bei?

Platz: Es muss schon die Frage ge-stellt werden, wie das Gesundheits-system weiterentwickelt wird und wer die handelnden Personen in dem System sind. Da würde ich ger-ne eine Unterscheidung zwischen Konzernen einerseits und kleineren

MARKE hAUSARZT fÖRDERN

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und mittleren Unternehmen, dem Mittelstand andererseits treffen. Da-mit meine ich auch die öffentlichen und frei gemeinnützigen Unter-nehmen im Land. Ich glaube, dass es eine Chance für eine Region sein kann, die kleinen und mittleren Un-ternehmen zu kräftigen, da diese Unternehmen durch ihre primär in-haltliche Ausrichtung die Nachhal-tigkeit schon automatisch in ihrem Denken haben. Das ist eine Schlüs-selvariable.

Große Konzerne haben eine viel grö-ßere Motivation, auch kurzfristige wirtschaftliche Vorteile zu beachten – was ich grundsätzlich nicht für ver-kehrt halte. Aber ich glaube, gerade bei Gesundheitsthemen müssen die Mittel, die ja aus einer Solidarge-meinschaft kommen, vorrangig der Solidargemeinschaft wieder zugute kommen. Kapital und größere Un-ternehmensverbände können zwar Wirtschaftlichkeitspotentiale erzeu-gen. Aber wir müssen auch darauf achten, wie die Kultur der Versor-gungslandschaft dabei beeinflusst wird.

L&L: Das berührt den Punkt der sog. Medizinischen Versorgungszentren (MVZ). Gerade von niedergelassenen Ärzten werden die mitunter skep-tisch gesehen. Wie bewerten Sie die Situation?

Platz: Wahrscheinlich muss man die-se Frage immer spezifisch beantwor-ten. Es wird davon abhängen, wel-che Versorgungsstrukturen bereits existieren. In der Zukunft kann sich vielleicht auch das Problem stellen, wie die medizinische Versorgung überhaupt aufrecht erhalten werden kann. Dann wäre ein MVZ durchaus ein Aspekt, um gegenzusteuern. Ich glaube, solche Instrumente sind we-der positiv noch negativ, sondern von der jeweiligen Situation abhän-gig.

Thiesen: Das ist auch politisch zu se-hen. In der Großen Koalition wurde das Prinzip der MVZ aufgebaut. Das ist eigentlich nur eine Weiterent-wicklung bzw. Neustrukturierung der Polikliniken. Die wurden vor-schnell abgeschafft. Warum sollte in einer Region wie M-V ein Internist nicht auch ambulante Leistungen er-bringen? Dazu braucht er allerdings wiederum eine kassenärztliche Zu-lassung. Hier stehen sich die Versor-ger gegenseitig im Weg. Da kann der Gesetzgeber wenig machen. Diesen Spagat hinzubekommen ist eine der größten Schwierigkeiten.

L&L: Wieso kann der Gesetzgeber wenig machen?

Thiesen: Das liegt auch an den Ver-bänden, z. B. der Kassenärztlichen

Vereinigung oder den Rentenver-sicherungsträgern. Die wollen das Geschehen gerne mitbestimmen. Eigentlich müssten Sie die gesamte Landschaft neu ordnen. Das sollte jetzt geschehen, zumindest laut Re-gierungserklärung der derzeitigen Bundesregierung, aber die MVZ wer-den leider schon wieder zurückge-fahren, soweit ich das wahrgenom-men habe.

L&L: Sehen Sie den Grad der Ärzte-vernetzung – gerade in einem Flä-chenland wie M-V – denn als ent-scheidende Größe?

Platz: Ja, wichtig ist einerseits die Vernetzung, aber andererseits auch die Anzahl der Ärzte. Für den Nach-wuchs stellen sich die Fragen: Kann ich die mir gestellten Aufgaben alle gut bewältigen?, Allein mit Vernet-zung sind die drängenden Fragen nicht zu beantworten.

L&L: Was müsste denn Ihrer Ansicht nach geschehen, um jungen Ärzten die Niederlassung schmackhaft zu machen?

Platz: Es kommt auf die Bedingun-gen an wie etwa die wirtschaftlichen Risiken oder die Arbeitsbelastung. Von Seiten der Fachkollegen spürt man schon, dass die wirtschaftliche Situation einer Arztpraxis schwierig

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sein kann. In Deutschland verhält es sich so: da ist eine Wirtschaftsein-heit – die Praxis – die eine Leistung erbringt. Die wirtschaftliche Prüfung dieser Praxis bezieht sich aber nicht nur auf die eigene wirtschaftliche Leistung, sondern auch auf externe Bereiche, z. B. Medikamente, Heil-mittel, die wirtschaftlich völlig unab-hängig von der eigenen wirtschaftli-chen Einheit erbracht werden.

Der Arzt wird also in Regress ge-nommen für Größen, die außerhalb seiner Wirtschaftseinheit erbracht werden. Das heißt die Risiken, die an seine eigene Wirtschaftlichkeit gekoppelt sind, sind Drittrisiken, für die er aber eine finanzielle Haftung trägt. Ein niedergelassener Kolle-ge aus einem anderen Bundesland sagte mir kürzlich: „Wenn ich könn-te, würde ich sofort aufhören. Ich möchte diese Arbeit eigentlich so nicht mehr machen.” Er fühlt sich nicht mehr in der Lage, Fürsprecher der Patienten zu sein.

Wenn andere Aspekte dazukommen – beispielsweise wenn ich nicht in einer schönen Stadt wohne –, dann ist für eine Niederlassung die Attrak-tivität oftmals nicht groß genug. Ich glaube gleichwohl nicht, dass die Aufgabe an sich unattraktiv ist, ganz im Gegenteil. Nur die Rahmenbedin-

gungen scheinen nicht gerade ideal.Thiesen: Es gab früher mal eine Zeit – vor etwa zwanzig Jahren – in der man verglich, wie viel Wert eine Praxis hat. Ich kenne einen Arzt in Schleswig-Holstein, der wird seine Praxis nicht los. Die jungen Ärzte scheinen nicht bereit, diese Bürokra-tie auf sich nehmen zu wollen, auch wegen der Regressforderungen, die die KV an die eigenen Ärzte stellt.

L&L: Gibt es unter den Ärzten in der Wahrnehmung einen Unterschied in der Wertigkeit der Tätigkeit?

Platz: Ich glaube, dass das für die einzelnen Personen nicht immer das Ausschlaggebende ist. Aber Sie ha-ben Recht: Es wäre wichtig, die „Mar-ke” Hausarzt aufzuwerten. Inhaltlich gibt es dazu allen Grund, denn es ist eine sehr vornehme und anspruchs-volle Aufgabe. Anzustreben wäre vielleicht, dass in der Ausbildung der Hausarzt verstärkt als der „Experte“ für die Allgemeinmedizin wahrge-nommen wird.

Ein besonderes Problem ist, dass der junge Arzt nicht einfach eine ein-zige Station anläuft und da bleibt, um Allgemeinmediziner zu werden, sondern immer verschiedene Berei-che abdecken muss. Hier sollte es mehr strukturelle Hilfen geben, so

dass auch der Einzelne den Eindruck bekommt, der Experte für das Allge-meine mit Überblick zu werden.

L&L: Herr Platz: Was würden Sie sich von Seiten der Universität, von Sei-ten der Ausbildung wünschen? Herr Thiesen: Was würden Sie sich von Seiten der Politik wünschen?

Platz: Die Ausbildung an den Univer-sitäten des Landes ist sehr gut. Die Studienangebote sind weit über die Landesgrenzen beliebt. Mein Anlie-gen für die praktische medizinische Ausbildung wäre die Frage nach der Lebensqualität, Jungen Ärzten die Frage zu vermitteln: Womit kann ich die Lebensqualität des mir anver-trauten Patienten verbessern? Wenn das stärker in den Fokus gerückt würde, könnten unsere Patienten profitieren und auch die Nachhal-tigkeit und Wirtschaftlichkeit ini der Versorgung gefordert werden.

Thiesen: Mein Wunsch sind klare Rahmenbedingungen. Wir sind seit Anfang 2000 ja im Wettbewerb der Kliniken und da wünsche ich mir kla-re Rahmenbedingungen.

L&L: Herr Prof. Dr. Platz, Herr Thiesen, vielen Dank für das Gespräch!

Foto: ces

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Bereits in der vergangenen Ausgabe stellten wir den Regierungsparteien Fragen zur Zukunft der ärztlichen Versorgung. Mit terminbedingter Verzögerung erreichte uns Mitte die-ses Monats eine Stellungnahme des gesundheitspolitischen Sprechers der CDU-Landtagsfraktion, Günther Rühs, zu folgenden Fragen:

1. Wie bewertet Ihre Fraktion die Zu-kunft der ärztlichen Versorgung im ländlichen Raum?

2. Wie bewertet Ihre Fraktion die Ge-fahr, dass durch eine bisher offenbar unzureichende Behandlung der Pro-blematik die NPD die Gelegenheit nutzt, dieses Thema zu besetzen?

Dazu meint Rühs folgendes:

„Der doppelte demografische Wan-del und die allgemeine Alterung so-wohl in der Bevölkerung als auch der Ärzteschaft wird sich in den kom-menden Jahren auf die ambulante medizinische Versorgung, insbeson-dere auf die hausärztliche Versor-gung im ländlichen Raum, nachhal-tig auswirken. Den entsprechenden gesetzlichen Sicherstellungsauftrag für die vertragsärztliche Versorgung in unserem Land hat zwar weiter-hin die Kassenärztliche Vereinigung Mecklenburg-Vorpommern. Gleich-wohl wird die Politik die Ärzte mit dieser Aufgabe nicht allein lassen. Wir müssen vielmehr frühzeitig ge-meinsam Konzepte entwickeln, um die sehr gute medizinische Versor-gung auch in Zukunft auf hohem Niveau flächendeckend abzusi-chern. Aktionismus und Populismus helfen uns hierbei nicht weiter. Die CDU setzt vielmehr auf Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität der Aus- und Weiterbildung in der All-gemeinmedizin, die Unterstützung von Praxisneugründungen und -übernahmen im ländlichen Raum,

die Förderung von Kooperationen zwischen verschiedenen Leistungs-erbringern, die Unterstützung der hausärztlichen Versorgung durch medizinische Fachangestellte im Rahmen der Delegation sowie neue Wege zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Tätigkeit in der ärzt-lichen Praxis. Zudem muss geprüft werden, inwieweit durch die Selbst-verwaltung im Gesundheitswesen und die beteiligten Akteure der Ge-sundheitswirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern Stipendien für Stu-dierende, die das Physikum bereits bestanden haben, vergeben werden können, wenn sich diese verpflich-ten, nach Abschluss der Ausbildung in einem schlecht versorgten Gebiet als Hausarzt zu arbeiten.“

Sekundierend äußert sich der Bun-destagsabgeordnete Matthias Lietz (CDU) auf Anfrage:

"Die Bereitstellung einer flächende-ckenden Gesundheitsversorgung ist zentrales Anliegen der Union. Der Sicherstellungsauftrag dafür liegt zunächst grundsätzlich bei den Kas-senärztlichen Vereinigungen und den Kassenärztlichen Bundesverei-nigungen. Diese sichern im Rahmen der Selbstverwaltung im Gesund-heitswesen die vertragsärztliche Versorgung. Damit sie ihre Aufgabe - die Gesundheitsversorgung der Be-völkerung - erfüllen können, stehen ihnen mehrere Instrumente zur Ver-fügung. Als Stichworte seinen hier die Bedarfsplanaufstellung (vgl. §99 SGB V) oder die Sicherstellungszu-schläge (vgl. §105 SGB V) genannt. Angesichts der Altersstruktur der niedergelassenen Ärzte muss die Versorgungssituation in Mecklen-burg-Vorpommern aber genau be-obachtet werden.

Die Union wird auch künftig am Ziel einer flächendeckenden ärztlichen

Versorgung festhalten. Wir wol-len, dass weiterhin alle Menschen in Deutschland an einer qualitativ hochwertigen und wohnortnahen medizinischen Versorgung teilhaben können. Im Koalitionsvertrag haben sich Union und FDP daher neben Bü-rokratieabbau und einer leistungs-gerechteren Vergütung auf folgen-de Maßnahmen geeinigt, die einem drohendem Ärztemangel begegnen sollen:

- gezielte Nachwuchsgewinnung und Förderung von Medizinstudie-renden und Stärkung der Allgemein-medizin in der Ausbildung, - Ausbau der Anreize und Mobili-tätshilfen bei der Niederlassung von Ärztinnen und Ärzten in unterver-sorgten Gebieten und - Erweiterung der Delegationsmög-lichkeiten ärztlicher und anderer Tä-tigkeiten zur Entlastung von Ärztin-nen und Ärzten.

Um die Umsetzung dieser Maßnah-men zu beraten, hat sich die Arbeits-gruppe Gesundheit der CDU/CSU-Bundestagsfraktion bereits im März dieses Jahres mit der Zukunft der ärztlichen Versorgung in Deutsch-land beschäftigt. Da das Thema sehr komplex ist und es eine Vielzahl von Betroffenen gibt, befinden wir uns hier noch im Beratungs- und Ab-stimmungsprozess. Bei der Entschei-dungsfindung wird sich die Union aber nicht von Populismus oder Aktionismus leiten lassen. Stattdes-sen wollen wir mit allen Betroffenen sprechen und langfristig Lösungs-möglichkeiten suchen.“

Nachtrag zur Ärztlichen Versorgung

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Die Neue Kompetenz

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Energiesparen ist angesagt. Seit 2008 müssen Wohnungsvermieter und Hausverkäufer den Energiepass nachweisen. Er gibt Auskunft über den energetischen Zustand von Haus oder Woh-nung. Wer ihn erstellen lässt, schont nicht nur sei-nen Geldbeutel, sondern leistet auch einen wert-vollen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz.

Der Energieausweis kann in zwei Formen nachgewiesen werden: als Verbrauchs- oder als Bedarfsausweis. Ersterer ist in seiner Aus-sagekraft eingeschränkt, da er sich nur am Verbrauch der letzten drei Jahre orientiert. Der Bedarfsausweis hingegen zeigt Lücken bei den Gebäudeeigenschaften auf und gibt handfeste Hinweise für Verbesserungen. Des-wegen stellen die Energieberater von Jacob Cement auch nur den Bedarfsausweis aus.

Die zertifizierten Energieberater von Jacob Cement helfen dabei, die richtigen Entschei-dungen zu treffen. Aufnahmen mit einer Wär-mebildkamera geben sofort wertvolle Hinweise auf Wärmeverluste. Anhand der Farben des Wärmebildes wird sichtbar, wo Energie un-genutzt verloren geht. Bei älteren Bauwerken sind nicht selten Einsparungen bis zu 80 % möglich. Schon mit sinnvoll kombinierten Ein-zelmaßnahmen lassen sich beachtliche Ein-sparpotenziale erreichen. Grund genug, sich Gedanken um die Energiebilanz zu machen.

Die Energieberater von Jacob Cement erklären auch, welche Maßnahmen aufgrund gesetzlicher Vorschriften unbedingt durchgeführt werden müssen. Dazu gehört zum Beispiel die Däm-mung von Obergeschossdecken. Die erweiter-te Energiesparverordnung aus dem Jahr 2009 sieht vor, dass die ordnungsgemäße Durchfüh-rung der Maßnahmen verstärkt überprüft wer-den soll. Übrigens: Verstöße können schlimms-tenfalls mit Bußgeldern geahndet werden.

Eine durch den Energiepass nachgewiesene gute energetische Gesamtbilanz macht sich nicht nur direkt in der Geldbörse bemerkbar, sondern spielt auch bei der Bewertung einer Immobilie, zum Beispiel im Fall des Verkaufs, eine wichtige Rolle. Schon deswegen sollte man nicht zögern, die Hilfe der qualifizierten, freundlichen Energieb-rater von Jacob Cement in Anspruch zu nehmen.

Thermografie –Der schnelle Weg zum Sparen

Vor der Sanierung

Nach der Sanierung

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Moorschützer sehen es als Beispiel einer gelungenen Renaturierung. Anwohner dagegen sehen sich nass enteignet. Seit fünfzehn Jah-ren versuchen sie als zum Teil mas-siv Geschädigte zu ihrem Recht zu kommen. Das Kieshofer Moor bei Greifswald ist nicht nur ein Beispiel für Moorrenaturierung, sondern auch dafür, wie durch Behörden-schlamperei, Salamitaktik unter Ver-nachlässigung rechtsstaatlicher Vor-schriften bis hin zu filzverdächtigen Absprachen die Rechte von Anrai-nern ignoriert werden.

Schon in den Karten der schwedi-schen Landesaufnahme 1697 ist das Kieshofer Moor verzeichnet. In einer 1818 von Heinrich Quistorp gefer-tigten Karte wird es als Moorkop-pel bezeichnet und diente wohl als Viehweide. Zum Naturschutzgebiet erklärt wurde es 1922, weil es den Studenten der Greifswalder Univer-sität als Forschungsobjekt dienen könne. „Die große Bedeutung des Kieshofer Moors als Naturschutzge-biet liegt nicht so sehr in seinem flo-ristischen Reichtum; es ist auch nicht wie manches andere Gebiet wegen seiner landschaftlichen Schönheit unter Schutz gestellt worden. Trotz-dem ist es von hohem Wert für die Wissenschaft, weil es ermöglicht, sehr verschiedenartige Pflanzen auf kleinem Raum zu beobachten“, heißt es in einer Mitteilung des Naturwis-senschaftlichen Vereins für Vorpom-

mern aus dem Jahr 1925 über das damals mit einer Fläche von 19,3 ha beschriebene Areal. Im Landschafts-rahmenplan 2009 findet sich sinnge-mäß als Ziel: „Sicherung als Lehr- und Forschungsgebiet der Universität Greifswald“.

Anfang der neunziger Jahre beginnt die Wiedervernässung des Moores, nachdem es ab 1823 durch die Uni-versität zur Torfgewinnung teilwei-se trocken gelegt wurde. Ignoriert wurde dabei die Tatsache, dass sich das Land rund um das Moor in den vergangenen knapp zweihundert Jahren von einer Natur- zu einer Kulturlandschaft entwickelt hat. Menschen siedelten sich an, be-wirtschafteten das Land, gründeten Existenzen. Einer von ihnen ist Frank Heitmann, der sich mit viel Geld und noch mehr Herzblut einen Reiterhof aufgebaut hat. Seine Wanderreitsta-tion ist Teil des Fernreitwegs Stettin – Lübeck und dient neben vielen Wanderreitern auch Pferdefreunden aus der Region als beliebtes Aus-flugsziel. Sein Hof ist akut gefährdet, denn durch die stetige Ausbreitung des Moores vernässen seine Weide-flächen immer mehr. Eine Bewirt-schaftung ist praktisch unmöglich. Anstatt seine Pferde auf die Weide zu schicken, muss Heitmann heute Futter zukaufen. Er ist nicht der Einzi-ge. Landwirte und Waldbesitzer rund um das Moor sind ebenfalls betrof-fen und kämpfen um ihr Recht.

Dass Probleme drohen, stellt der für das Naturschutzgebiet beauf-tragte Berichterstatter Wilfried Star-ke bereits 1994 fest. Er schreibt am 31.1.1994 in seinem Bericht an das Umweltministerium in Schwerin: „Die durch den Grabenstau auftre-tenden hohen Wasserstände [...] führen bereits jetzt während der Winter- und Frühjahrszeit zu Be-einträchtigungen der Land- und Forstwirtschaftsflächen, die über die bisher geltenden Grenzen hin-aus reichen“. Naturschützer Starke schwebt eine Lösung nach Gutsher-renart vor. Er beantragt kurzerhand, das Naturschutzgebiet, das inzwi-schen mit einer Größe von 27,3 ha verzeichnet ist, einfach auf ca. 80 ha auszuweiten. Dass bei einer derar-tigen Ausweitung des Areals große Flächen betroffen wären, die sich in Privat- und Gemeindebesitz befin-den, scheint kein Hindernis zu sein. Wohl deswegen bleibt der Antrag ungenehmigt. Ende 1994 schreibt Starke in seinem Jahresbericht: „Die bereits beantragte Gebietserweite-rung wird im Zuge der weiteren Ver-nässung immer dringlicher, da durch die Überstauung bereits Wald- und Wiesenflächen beeinträchtigt wer-den, so dass von Seiten der Nutzer Widersprüche zu erwarten sind!“

Trotz der schon 1994 bekannten Probleme erteilt der Landkreis Ost-vorpommern als untere Wasserbe-hörde dem Staatl. Amt für Umwelt und Natur (StAUN) Ueckermünde am 18.10.1994 die Erlaubnis zur Er-richtung eines Staus im Graben 10 nördlich des Naturschutzgebietes. Dass es infolgedessen im Jahr 1995 zu Überflutungen kommt, die sogar das Moor zum Absterben bringen, ist offensichtlich kein Anlass zur Über-prüfung der Situation. Noch weniger scheinen sich die Behörden dafür zu interessieren, dass bei derartigen Eingriffen ein Planfeststellungsver-fahren erforderlich ist.

In den folgenden Jahren machen die Anlieger immer wieder auf die stär-

Nasse Enteignung

Grundstücksgrenze unter Wasser

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ker werdenden Folgen der Moorver-nässung aufmerksam, ohne dass sich von Seiten der Behörden wie dem zuständigen StAUN Ueckermünde, dem Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (LUNG) oder dem Landkreis etwas bewegt. Im Jahr 2002 fordert Universitätsforst-meister Wolfgang von Diest ein Be-weissicherungsverfahren, denn auch der Universitätsforst ist betroffen. Ebenso ruft der Besitzer eines Privat-waldes, dessen Flächen mittlerweile zu fast einem Drittel nicht mehr zu bewirtschaften sind, die Behörden zum Handeln auf.

Im Ergebnisprotokoll vom 24.4.2002 wird unter anderem festgehalten, dass das StAUN Ueckermünde ein hydrologisches Gutachten erarbei-ten lassen wird, das Wege zur Lö-sung des Problems zeigen soll. Es geschieht allerdings nichts. Erst auf ein Erinnerungsschreiben durch den Forstamtsleiter des forsthoheitlich zuständigen Forstamtes Poggendorf vom 20.2.2004, also zwei Jahre spä-ter, teilt das StAUN Ueckermünde mit, dass das hydrologische Gutach-ten aufgrund angespannter Haus-haltslage bislang leider nicht in Auf-trag gegeben werden konnte.

Auch in den folgenden Jahren re-agieren Landkreis und Behörden trotz vieler Beschwerden nicht. Das versprochene hydrologische Gut-achten wird nicht beigebracht. Dafür werden die Feuchtigkeitsprobleme bei einigen Hausbesitzern so stark, dass sie ihre Keller verfüllen müssen. Im September 2009 kommt es zu einer weiteren Begehung des Ge-bietes. Zum Ortstermin eingeladen, erklärt sich das StAUN Ueckermün-de zur Überraschung aller Beteilig-ten jetzt für nicht zuständig, da das monierte Stauwerk außerhalb des Naturschutzgebietes läge. Im Akten-vermerk zur Begehung werden nicht nur die weiter fortschreitenden Schä-den dokumentiert, sondern auch die Tatsache, dass die wasserrechtliche Genehmigung aus dem Jahr 1994 aufgrund eines Verfahrensfehlers

mangelhaft war, da die Anlieger nicht in das Genehmigungsverfah-ren einbezogen wurden. Immer noch zeigt sich das StAUN nicht sonderlich beeindruckt. Aus ei-nem Aktenvermerk vom 11.11.2009 wird allerdings deutlich, dass man dort nicht einmal über die Eigen-tumsverhältnisse in der betroffenen Region informiert ist. Statt dessen ergeht die Anweisung: „keine Reak-tion auf Protokoll!“. Man scheint die Probleme aussitzen zu wollen.

Jetzt aber wird der Landkreis Ostvor-pommern als untere Wasserbehörde tätig. Bei einer Überprüfung der Un-terlagen wird festgestellt, dass es sich beim Stauwerk im Graben 10 um ein illegal errichtetes Bauwerk handelt, denn die 1994 erteilte Baugenehmi-gung galt für einen völlig anderen Standort. Folgerichtig widerruft der Landkreis die erteilte Genehmigung am 19.1.2009 und fordert das StAUN zur unverzüglichen Beseitigung des Schwarzbaus bis zum 31.12.2009 auf.

Nun fühlt sich das StAUN doch wie-der verantwortlich, legt Widerspruch ein und begründet diesen unter an-derem damit, dass die Entscheidung des Landkreises Ostvorpommern nicht erkennen lasse, auf welchem Sachverhalt der Widerruf erfolgt. Starker Tobak angesichts der Tat-sache, dass es sich bei dem betrof-fenen Stauwerk eindeutig um ein

illegales Bauwerk handelt. Jetzt klin-geln im StAUN Ueckermünde wohl die Alarmglocken, denn schon am 10.12.2009 wird ein weiterer Akten-vermerk angefertigt. Aus diesem ist ersichtlich, dass das StAUN zu die-sem Zeitpunkt offensichtlich immer noch nicht weiß, auf wessen Grund und Boden es das Stauwerk hat er-richten lassen. Auch die mangelhaf-te Rechtsgrundlage ist für das StAUN kein Hindernis, wie aus dem Vermerk zu erkennen ist: „Vorrangig muss ver-sucht werden, den Stau zu erhalten, auch wenn ein späteres Planfeststel-lungsverfahren zu einem anderen Ergebnis kommen sollte“.

Frank Heitmann hat zwischenzeitlich das Verwaltungsgericht angerufen. Er muss nicht nur tatenlos zusehen, wie sich seine Weiden zu Moorland-schaften wandeln, sondern auch noch Entwässerungsgebühren an den Wasser- und Bodenverband zah-len. Während sein Verfahren anläuft, lehnt der Landkreis Ostvorpommern den Widerspruch des StAUN ab, er-teilt aber gleichzeitig eine Duldung bis zum 31.12.2012, die an diverse Auflagen gekoppelt ist.

Beim Wasser- und Bodenverband „Ryck-Ziese“ (WBV) ist man aller-dings wenig geneigt, den Vorgang zu dulden. Nicht zuletzt deswegen, weil der WBV eine Körperschaft des öffentlichen Rechts mit hoheitlichen

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Aufgaben ist, so Verbandsvorsteher Peter Berster. Eine der Aufgaben des WBV sei es, im Verbandsgebiet, das 1100 km Gräben, 22 Schöpfwerke und 37,5 Kilometer Deiche zweiter Ordnung beinhaltet, für schadlosen Wasserabfluss zu sorgen. Und dies zum Wohle aller zahlenden Ver-bandsmitglieder und unabhängig von Partikularinteressen.

Auf das Problem Kieshofer Moor sei man erst richtig durch die Teilnah-me an der Sitzung vom 10.3.2009 in Wackerow aufmerksam geworden. Seitdem sei klar, daß der Abschnitt des Graben 10 von der B105 bis zum Moor nach wie vor ein Verbands-gewässer und damit der im Graben rechtswidrig errichtete Stau jetzt auch zur Sache des WBV geworden sei. Selbstverständlich dulde der Verband grundsätzlich keine illega-len Bauwerke in seinen Gewässern. Folgerichtig hat auch der WBV in-zwischen einen Rechtsanwalt ein-geschaltet, um eine rechtlich fun-dierte Grundlage für sein weiteres

Vorgehen zu erhalten. Zudem sei es für die Erhaltung des Moores uner-heblich, ob der Stau im Graben 10 in Richtung Moor verlagert werde. Das Moor sei dadurch nicht in seinem Be-stand gefährdet, was auch der WBV nicht wolle. Allerdings könne es sich dann nicht mehr vergrößern, son-dern werde auf sein ursprüngliches Gebiet reduziert.

Ungeklärt dürfte zunächst die Frage bleiben, auf welche, oder vielleicht besser, wessen Veranlassung hin das StAUN mit einer neuen, juristisch womöglich fragwürdigen Variante versucht, den Status um jeden Preis aufrecht zu erhalten. Am 30.6.2010 unterzeichnen der Landkreis Ost-vorpommern, vertreten durch den Amtsleiter für Hoch-Tiefbau und Umwelt, und der Leiter des StAUN Ueckermünde eine Vereinbarung, in welcher der Landkreis seinen Wider-spruchsbescheid aufhebt und das Verfahren ruhend stellt. Nun soll im Rahmen des Moorschutzprogram-mes und eines Flurneuordnungs-

verfahrens, wohlgemerkt anstelle des geforderten Planfeststellungs-verfahrens, nach Lösungen gesucht werden. Auch hier werden die Be-troffenen nicht gehört, sondern vor vollendete Tatsachen gestellt.

Frank Heitmann ist mit Wiesen zehn Kilometer weiter aber nicht gedient. Seine Gäste wollen nach dem Früh-stück aufs Pferd steigen und nicht erst kilometerlang spazieren fahren. Abgesehen davon würden ihm bei einer derartigen Lösung zusätzliche Kosten entstehen. Universitätsforst-verwalter von Diest ist über die Art und Weise verärgert, wie das StAUN versucht, seine Interessen einsei-tig durchzusetzen. Aus seiner Sicht findet eine schleichende Waldum-wandlung statt, die gegen Forstge-setze verstößt. Abzuwarten bleibt die Entscheidung des Verwaltungs-gerichtes.

Angemerkt sei, dass L&L sämtliche zitierten Dokumente in Kopie vor-liegen. Selbstverständlich gaben wir auch den betroffenen Behörden Gelegenheit zur Stellungnahme. Das StALU Ueckermünde als Nachfolge-behörde der inzwischen zusammen gelegten Ämter StAUN und LUNG sagte uns eine Stellungnahme zu, die allerdings erst nach Redaktions-schluss dieser Ausgabe bei uns ein-treffen soll. L&L wird also weiter über dieses Thema berichten.

Als Fazit kann Anrainern von geplan-ten Naturschutzmaßnahmen nur geraten werden, sich von Anbeginn um die Wahrung ihrer Rechte und Interessen zu kümmern. Gemeinde-vertreter sollten zwingend auf den vorgeschriebenen Planfeststellungs-maßnahmen bestehen und auch die langfristige Entwicklung im Auge behalten, denn gerade bei Vernäs-sungsprojekten können sich die Fol-gen oft erst sehr viel später bemerk-bar machen. Keiner der Beteiligten will das Kieshofer Moor zerstören, aber eine schleichende Ausweitung des Gebiets, wie es den Naturschutz-aktivisten vorzuschweben scheint, auf ihre Kosten wollen und können sie ebenso wenig dulden.

Text/Fotos: ces

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In den ersten acht Monaten dieses Jahres sanken die Übernachtungs-zahlen in Mecklenburg-Vorpom-mern im Vergleich zu 2009. Dies ergaben eine Erhebung des Statis-tischen Amtes sowie das aktuelle Sparkassen-Tourismusbarometer des Ostdeutschen Sparkassenver-bandes (OSV), das Trends und Ent-wicklungen der Urlaubsbranche untersucht. Damit musste MV als einziges Bundesland Verluste ver-kraften. Als Hauptgründe für die geringeren Übernachtungszah-len gelten insbesondere der har-te Winter sowie die hoch gelegte Messlatte des Vorjahres durch die BUGA in Schwerin. Dabei war der Einbruch vor allem im Februar drastisch: Hier betrug das Minus satte zwölf Prozent.

Betroffen von den sinkenden Über-nachtungszahlen sind ausnahmslos alle Reisegebiete Mecklenburg-Vor-pommerns. Besonders stark waren die Rückgänge in Westmecklenburg (13,9%). In Vorpommern übernach-teten 2,6% weniger Gäste und auf Rügen/Hiddensee 1,5%. Die Hanse-stadt Greifswald beklagt einen Ein-bruch von 2,2%. Immerhin verbrach-ten zwischen Januar und Juli mehr ausländische Gäste eine Nacht in Mecklenburg-Vorpommern als noch im Vorjahr. Sie stammen vor allem aus den Niederlanden, Schweden, Dänemark und der Schweiz. Den-noch bleibt der Anteil ausländischer Urlauber an allen Übernachtungen mit lediglich 2,8% sehr gering. Hier regt das Tourismusbarometer ein stärkeres Engagement beim Marke-ting in Auslandsmärkten an.

Ein Vergleich der einzelnen Regio-nen in den letzten zehn Jahren zeigt eine Verschiebung der Marktanteile auf: Zu den Gewinnern zählen insbe-sondere die Mecklenburgische Ost-seeküste und Westmecklenburg. Die Mecklenburgische Schweiz und Vor-pommern weisen weitgehend kons-tante Anteile auf. Rügen/Hiddensee

verzeichnen dagegen ein bedenkli-ches Defizit. Insgesamt aber stieg die Zahl der Übernachtungen in Meck-lenburg-Vorpommern von 1993 bis 2009 von gut 10 Millionen auf über 25 Millionen pro Jahr. Damit hat das Land im Vergleich zu Niedersachsen und Schleswig-Holstein das stärkste Übernachtungsplus. Im Trend liegt der Landtourismus: Insbesondere Familien verbringen ihren Urlaub immer häufiger auf Reiter- und Bau-ernhöfen oder in Heuherbergen. Da die Nachfrage weiterhin steigt, loh-nen sich laut Tourismusbarometer weitere Investitionen, um das Ange-bot für einen Urlaub auf dem Lande auszubauen.

Alarmierend sind indes die Zah-len der Beschäftigtenentwicklung im Gastgewerbe. Zwar blieb die Gesamtzahl der Angestellten mit knapp 100.000 in den letzten zehn Jahren recht stabil, doch wurden immer mehr Vollzeit- durch Teilzeit-kräfte ersetzt (siehe Grafik). Von der allseits geforderten Qualitätsoffensi-ve ist hier wenig zu spüren. So wäre es kaum verwunderlich, wenn sich diese Entwicklung nachteilig auf die zukünftigen Übernachtungszahlen in Mecklenburg-Vorpommern aus-wirkt. Einen deutlichen Umsatzein-

bruch im ersten Halbjahr 2010 muss-te auch das Gastronomiegewerbe hinnehmen. Die Branche setzte in Mecklenburg-Vorpommern 7,6% weniger um als noch im Vorjahr und verzeichnete damit bundesweit den stärksten Rückgang.

Damit ist das Tourismusgewerbe wie alle anderen Branchen von der Wirtschafts- und Finanzkrise hart getroffen. Zwar reisen die Men-schen weiterhin, geben im Urlaub jedoch weniger bereitwillig ihr Geld aus und achten insgesamt mehr auf Preise. „Vor diesem Hintergrund gewinnt die Servicequalität im Tou-rismus noch stärker an Bedeutung“, zieht Claus Friedrich Holtmann, Ge-schäftsführender Präsident des OSV das Fazit aus dem Tourismusbaro-meter. Gefragt seien insbesondere ein umfangreiches Marketing sowie innovative Ideen. „Nur Anbieter, die kontinuierlich und konsequent auf Qualifizierung und Qualitätssiche-rung setzen, bestehen im intensiven Wettbewerb um die Gunst der Urlau-ber.“ Daraus folgt aber auch: Auf die Tourismusbranche alleine kann sich Mecklenburg-Vorpommern als Wirt-schaftsmotor nicht stützen.

Text: mo; Grafik: dwif, SPK-Verband

Sparkassen-Tourismus-barometer

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Die Land- und Ernährungswirt-schaft stehen im Angesicht der Erneuerbaren Energien vor teils erheblichen Veränderungen. Wie diese im Sinne möglichst aller Be-troffener gestaltet werden kön-nen, versucht L&L im Gespräch mit dem Landesminister für Umwelt, Landwirtschaft und Verbraucher-schutz (M-V), Dr. Till Backhaus, zu klären.

L&L: Herr Minister, die Nutzung Er-neuerbarer Energien wird allenthal-ben erheblich gefördert. Geht aber unter Umständen die Produktion von Biomasse zu Lasten der Ernäh-rungswirtschaft?

Backhaus: Für mich ist vollkommen klar, dass die Ernährungssicherung – und das bedeutet die Lebensmit-telproduktion – absolute Priorität hat. Historisch betrachtet wurde in Mecklenburg-Vorpommern aber auch in den vergangenen Jahrhun-derten stets ein nennenswerter Teil der landwirtschaftlichen Nutzflä-chen für die Energieproduktion ge-nutzt. Einerseits hat die Lebensmit-telsicherung allerhöchste Priorität. Andererseits wollen wir aber auch, dass die Menschen weiterhin mobil bleiben, dass sie die erzeugte Ener-gie nutzen und das auch ohne Reue tun können.

Es ist bekannt, dass wir noch für hundert, vielleicht auch für zweihun-dert Jahre Erdöl und Erdgas haben werden. Danach sind die Reserven erschöpft. Wir müssen für die nach-

folgenden Generationen auch Sorge tragen, dass sie den Lebensstandard, den unsere Vorfahren entwickelt ha-ben, halten können. Für unser Bun-desland sehe ich derzeit kein ernst-haftes Problem, dass wir um die 20, maximal 30% der landwirtschaftlich genutzten Fläche perspektivisch für die Energieproduktion einsetzen. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass etwa zwischen 70 und 80% der Flä-che für die Lebensmittelproduktion zur Verfügung stehen.

L&L: Jüngst hat die Bundesregie-rung der Verlängerung der Laufzei-ten deutscher Atomkraftwerke zu-gestimmt. Welchen Effekt hat Ihrer Meinung nach diese Entscheidung auf die Erneuerbaren Energien?

Backhaus: Zum einen bedauere ich natürlich, dass die Bundesregierung den Kompromiss, der ja aus der letz-ten Legislaturperiode stammt, auf-gebrochen hat und praktisch damit die Laufzeiten verlängert werden. Ich bedauere das zutiefst. Jeder nor-mal denkende Mensch weiß, dass wir es bisher nicht geschafft haben, eine Endlagerung zu entwickeln. Die Risiken, die durch Atomkraftwer-ke entstehen, die hat jeder vor Au-gen. Denken Sie nur an Tschernobyl oder andere Zwischenfälle auch in Deutschland.

Die Atomkraft hat meiner Meinung nach keine Zukunft. Jetzt so zu tun, als sei das eine Brückentechnologie, halte ich für falsch. Für mich ist diese Brücke nicht begehbar. Die Konse-

quenz daraus ist ja jetzt schon, dass die Investitionen im Bereich der Er-neuerbaren Energien zum Nachteil dieser Zukunftsbranche in Deutsch-land zurückgehen. Schauen Sie sich die Solarförderung an: die hat man zurück genommen. Man will jetzt seitens der Bundesregierung an das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) ran. Da wird es um die Biomasse ge-hen; die Einspeisevergütung wird man verändern wollen oder ver-schiedene andere Bedingungen.

Das gereicht insbesondere der Entwicklung neuer Technologien in Deutschland und auch Meck-lenburg-Vorpommern zum Nach-teil. Auf diese Weise geben wir den technologischen Vorsprung, den wir tatsächlich haben bzw. hatten, auf. Das Modell, das unter Rot-Grün ver-abschiedet wurde ist eine weltweite Erfolgsstory. Es handelt sich dabei um ein Gesetz, das andere Natio-nen übernommen haben. Es ist das Projekt für den Klimaschutz, für den Erhalt der Arten und um den Ent-wicklungsländern alternative Mög-lichkeiten zur Entwicklung zu geben. Das macht man jetzt kaputt. Erstaun-licherweise ist das ausgerechnet von einer ehemaligen Bundesumweltmi-nisterin zu verantworten.

L&L: Nun sind ja die Produktionskos-ten für Bioethanol beispielsweise in Brasilien schon seit Jahren nur etwa halb so hoch wie in Deutschland. Wie sinnvoll ist eine heimische Kon-zentration auf den Anbau alternati-ver Energieträger angesichts dessen überhaupt?

Backhaus: Ich glaube, dass wir uns schlicht eingestehen müssen, dass wir in bestimmten Produktionszwei-gen einfach nicht mithalten können. Sehr wohl müssen wir uns stattdes-sen in Forschung und Wissenschaft um andere Produktlinien kümmern. Die Zuckerrübe beispielsweise hat auch regional ein enormes Potential. Da sind wir durchaus konkurrenzfä-hig – auch auf dem Weltmarkt. Wir

biomasse für Die Zukunft

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müssen diesen Sektor sicher noch verstärken. Ich sehe natürlich auch, dass bei den Eiweißpflanzen von den vier großen Weltkonzernen im Bereich der Züchtung gentechnisch veränderter Pflanzen oder anderer Dinge ein erheblicher Druck aufge-baut wird, dem sich teils gebeugt wird. Das halte ich für einen Kardi-nalfehler, den Deutschland und auch Europa begehen.

Wir müssen uns, um es zu wieder-holen, dringend um Wissenschaft und Forschung bei Eiweißpflanzen auf dem europäischen Kontinent kümmern. Deswegen glaube ich fest daran, dass die Biomasse äußerst viel versprechend ist. Die Natur gibt uns doch so viele Lösungen an die Hand. Wir müssen sie bloß ergreifen. Und die Natur, da gibt es für mich keinen Zweifel, ist uns ein weites Stück vor-aus. Sie ist viel älter als der Mensch und hat sich über viele Jahrmillionen angepasst. Wir dagegen sind noch lange nicht angepasst.

L&L: Die Agrarsubventionen der Eu-ropäischen Union sind sehr stark an große Flächen gekoppelt. Sie wollen eigentlich kleine und mittelständi-sche Betriebe fördern. Wie geht Ihr Ministerium mit dieser offenkundi-gen Differenz um?

Backhaus: Die europäische Agrarpo-litik ist in der Tat die einzige Branche, die in ganz Europa als Wirtschafts-zweig begleitet wird. Da werden jährlich insgesamt immerhin 52 bis 54 Mrd. Euro bereit gestellt. Mein Grundproblem ist, dass wir auch in Zukunft den Landwirten einen finan-ziellen Ausgleich zukommen lassen müssen. Dafür, dass sie hochwertige Lebensmittel produzieren, die preis-wert sind – nicht billig – benötigen sie eine Kompensation. Ansonsten sind sie nicht wettbewerbsfähig.

Dazu kommen andere Punkte, von denen ich sage: wir müssen der Ge-sellschaft den geldwerten Vorteil der Landwirtschaft verdeutlichen. Was

die Landwirte für den Trinkwasser-schutz, für den Grundwasserschutz, für die Artenvielfalt, für den Klima-schutz, für die Tiergesundheit oder auch für eine vielfältig strukturierte Landschaft leisten. Dafür sollen die Landwirte in Anbetracht eines Leis-tungsgedankens das Geld bekom-men. Nicht – wie es derzeit ist – zum Jahresende 450 Mio. Euro pauschal als Ausgleichszahlung. Zwar gibt es immer ein bisschen Streit mit dem Bauernverband, weil die eher auf der Pauschalzahlung beharren. Aber ich glaube, dass die meisten Landwirte und vor allen Dingen auch die Öf-fentlichkeit einen Anspruch darauf hat, zu wissen, wofür das Geld aus-gegeben wird. Nämlich eine Leis-tung, die der Steuerzahler, der Staat erbringt.

L&L: Wie wird sich – auch bedingt durch den Klimawandel – aus Ihrer Sicht der Anbau in der Region verän-dern? Zugespitzt formuliert: Bauen wir hier bald Melonen an?

Backhaus: Im Rahmen des Klima-wandels wird es ganz klar Verän-derungen geben, die wir zum Teil schon zur Kenntnis nehmen. Be-denken wir etwa, dass wir im Som-mer zeitweise so gut wie keine Nie-derschläge und zum Teil spanische Temperaturen hatten. Wir werden, wenn man so will, das Spanien der Zukunft sein. Ob man das nun gut heißt oder nicht, sei dahingestellt. Natürlich ergeben sich dadurch auch große Chancen. Wir werden im Winter mehr Niederschlag haben und im Sommer weniger. Im Jahres-mittel wird sich das trotzdem nicht dramatisch auswirken. Wir werden allerdings mit mehr Wetterkapriolen zu tun haben.

Das heißt für die landwirtschaftliche Produktion, dass man sich selbst-verständlich mehr in Richtung Obst und Gemüse ausrichten sollte. Dass man auf der anderen Seite aber auch den Weinanbau im Blick behält. Wir haben schließlich eine 750-jährige

Tradition im Weinanbau. Auf meine Initiative hin ist im Übrigen das deut-sche Weingesetz geändert worden. Wir haben gegenwärtig circa 3,2 ha Wein im Anbau in unserem Bundes-land. Auch wird man sich noch stär-ker auf Produkte und Produktlinien konzentrieren müssen, die gut mit Stress zurechtkommen. Vor allem müssen sie Hitzestress vertragen und trockenresistent sein.

Dazu kann die Kartoffel gehören, dazu kann zum Beispiel ausdrücklich auch die Melone gehören, aber auch der Mais, der relativ stresstolerant ist. Es ist klar, dass wir gerade auch im Bereich des Waldes umbauen müs-sen. Die Eiche, die relativ stressresis-tent ist, auch die Kiefer, die verhält-nismäßig viel abkann, die Buche und andere Bäume sind da relevant. Da-raus muss man einen Mix machen, mit dem wir auch in der Zukunft wirtschaften können.

L&L: Herr Minister, vielen Dank für das Gespräch!

Foto: jhd

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Während es um den Autoverkehr auf Rügen nicht gerade rosig bestellt ist, gibt es im Bereich des Datenverkehrs schon bahnbrechend zu nennende Fortschritte zu vermelden. Am 15. Oktober wurde das erste deutsche Breitbandzentrum in Bergen auf Rü-gen eröffnet. Ein Termin, den sich neben viel lokalpolitischer Promi-nenz auch Bundeskanzlerin Angela Merkel nicht entgehen ließ.

In Ihrer Ansprache bezeichnete sie die Breitbandtechnik als „Magistra-le der Zukunft“, die flächendeckend ebenso selbstverständlich wie Was-ser und Strom verfügbar sein müs-se, um die künftige wirtschaftliche Entwicklung zu sichern. Ein moder-ner Gewerbebetrieb ohne optimale Internetanbindung sei nicht mehr denkbar. Auch als Bundestagsabge-ordnete freue sie sich deshalb ganz

besonders, dass in ihrem Wahlkreis mit der Installation modernster Da-tentechnik ein neues Zeitalter an-breche. Wer einmal unterwegs auf Rügens Alleen versucht habe, eine vernünftige Handyverbindung zu bekommen, der wisse, wie wichtig moderne Technik vor allem im länd-lichen Raum sei.

Die Geschäftsführer der Firma Kabel-Sat Bergen GmbH, Rolf Hoffmann und Hans-Peter Malze, auf deren Initiative hin das Breitbandzentrum geplant und gebaut wurde, verwie-sen in kurzen Worten auf die gute Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden. Nicht nur von Seiten des Landkreises habe man wertvolle Unterstützung erfahren, sondern zum Beispiel auch durch den Was-ser- und Bodenverband. Damit sei si-chergestellt, dass bei erforderlichen

Breitbandnetz für RügenBaumaßnahmen auch die für die Glasfaserverkabelung erforderliche Verrohrung in einem Zuge durch-geführt werden könne. Durch diese Kooperation sei eine moderne Kom-munikationsinfrastruktur weitaus schneller zu realisieren, sie diene da-mit vor allen den Bürgern und spare nicht zuletzt Kosten.

Staatssekretär Dr. Rudolph vom Schweriner Wirtschaftsministerium verwies darauf, dass die flächen-deckende Verfügbarkeit von Breit-bandtechnik in der Landesregie-rung zur Chefsache geworden sei. Im Rahmen der „Entwicklungshilfe“ würden bis Ende 2012 weit über eine Million Euro zum Ausbau der Netze bereitgestellt und investiert. Ebenso verwies er auf die intensive Zusammenarbeit mit dem Bundes-wirtschaftsministerium. Fehlende vernünftige Internetversorgung sei heute eines der größten Hindernisse bei der Gründung und Ansiedlung von Unternehmen vor allem im länd-lichen Raum.

Rügens Landrätin Kerstin Kassner beglückwünschte die Firmenchefs zu ihrer vorausschauenden Planung und wünschte viel Erfolg bei der Um-setzung der ehrgeizigen Pläne. Auch der Landkreis werde alles in seiner Macht stehende tun, um das Vor-haben zu unterstützen und damit einen Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung der Region zu leisten.

Text: ces Fotos: ces

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Seit 20 Jahren gilt die HAFF-Dichtun-gen GmbH deutschlandweit als eine der Topadressen im Bereich der Dich-tungsherstellung. Das Ueckermün-der Unternehmen stellt Dichtungen aller Art aus unterschiedlichsten Materialien her. Egal ob Weichstoffe, Graphit, Elastomere oder Kunststoff bis hin zu Metall – für jeden Werk-stoff bietet HAFF-Dichtungen etwas in seiner Produktpalette an. Die nati-onale (VdTÜV) undinternationale (DIN EN ISO) Zertifi-zierung sichert dabei Qualität auf höchstem Niveau.

Ergebnis der jahrelangen erfolgrei-chen Arbeit ist unter anderem die Verleihung des Großen Preises desMittelstandes im Jahr 2007. Gerne beraten die Mitarbeiter kompetent auch vor Ort. So hat sich das Un-ternehmen nach der Privatisierung 1990 in den zurückliegenden 20 Jahren kontinuierlich entwickelt, beschäftigt heute mehr als 30 Mit-arbeiter und liefert mit einer Ex-portquote von ca. 35% in nahezu alle Länder der Europäischen Union.

Anlässlich des zwanzigsten Jubilä-ums lud HAFF-Dichtungen am 1. Oktober Geschäftspartner, Freunde sowie Vertreter aus Politik und Wirt-schaft ein. Diese konnten an einem Rundgang durch die Geschäftsräume und Werkhallen der Firma teilneh-men. Einen vertieften Einblick bot auch die Demonstration der Funk-tionsweise so mancher Maschinen.

20 Jahre Haff-dichtungen

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Damit hatte man im Friedrich-Loeffler-Institut nicht gerechnet: schon lange vor der offiziellen Er-öffnung des Tages der Offenen Tür anlässlich des 100-jährigen Be-stehens des Forschungsinstitutes drängten sich die ersten Besucher vor den Toren. Bei bestem Wetter hatten gegen elf Uhr schon mehr als dreitausend Besucher das Tor zum FLI passiert. Zeitweise war der Andrang so stark, dass Besu-cher eine kurze Zeit auf Einlass warten mussten.

Am Ende des Tages hatten mehr als 8.500 Interessierte das FLI besucht! „Wir sind überwältigt vom großen Interesse an unserer Arbeit, damit hatten wir wirklich nicht gerechnet!“ sagt der Präsident des FLI, Prof. Dr. Dr. h.c. Thomas Mettenleiter. Mit in-

teressanten Themen und Projekten stellten sich auch die Tochterinstitu-te des FLI vor. Wer aufmerksam zu-hörte, konnte wahrnehmen, dass hin und wieder auch Gespräche unter Wissenschaftlern geführt wurden. Ganz besonderes Interesse fanden die Führungen durch die Sicherheits-labore der Stufen drei und vier. Hier musste man bis zu 90 Minuten war-ten, bevor man den Rundgang durch die neuen Labore antreten konnte. Wer diesen absolvierte und die da-vor gezeigte Präsentation verfolgt hatte, dem war unmissverständlich klar, dass es im Sicherheitskonzept keine Lücken gibt. Das Auftreten von Problemen wie gelegentlich zu Zei-ten vor der Wende ist definitiv nicht mehr möglich. Dafür sorgen die un-terschiedlichen Sicherheitsabstufun-gen, die von Stufe L2 bis L4 reichen.

Mit der Inbetriebnahme des Labors der Stufe L4 ist das FLI übrigens eine von nur drei weltweit existierenden Forschungseinrichtungen, die Versu-che an Großtieren durchführen kann. In einem Labor der Stufe L2 gelten einfache Sicherheitsvorschriften wie zum Beispiel das Tragen von Hand-schuhen. Hier werden Untersuchun-gen durchgeführt, von denen unter keinen Umständen Gefahr ausgehen kann. Schon deutlich anders sieht es in einem Labor der Sicherheitsstufe L3-plus aus. In diesen Laboren wird z. B. an Erregern der Schweineg-rippe, an Maul- und Klauenseuche oder am bekannten H1N1-Virus ge-forscht. Das gesamte Labor steht un-ter Unterdruck. Sollte also ein Leck auftreten, wird Luft von außen nach innen geführt, der umgekehrte Weg ist nicht möglich.

Auch die Mitarbeiter haben natürlich die strengen Sicherheitsvorschriften zu befolgen. So dürfen zum Beispiel im Labor verwendete Brillen oder Hörgeräte auf keinen Fall mit nach draußen genommen werden. Die Schutzkleidung aus den Laboren wird unter nicht minder strengen Hygienevorschriften gewechselt. Beim Betreten und Verlassen der Laborräume sind Sicherheitsschleu-sen zu passieren, zu denen auch Du-schen gehören. Für das Betreten und Verlassen der Räume gelten exakte Verhaltensregeln, die penibel doku-mentiert werden.

Noch strenger geht es in den Hoch-sicherheitslaboren der Stufe L4 zu. Auch wird jeder einzelne Mitarbei-ter sicherheitsüberprüft. Die Labore selbst sind als „Box in the Box“ ein-gerichtet. Das Labor steht sozusagen in einem Gebäude innerhalb des Gebäudes. Aufwendigste Technik wie hochspezialisierte Filter- und Belüftungssysteme sorgen für die Sicherheit. Die Wissenschaftler und ihre Mitarbeiter tragen so genannte Caphander, spezielle Sicherheits-anzüge, die mit einem eigenen Lüf-tungssystem verbunden sind. Diese Anzüge verbleiben trotz gründlichs-ter Reinigung prinzipiell innerhalb

Tausende Besichtigen fli

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der Labore, die aus Sicherheitsgrün-den immer zu Zweit betreten wer-den müssen; außerdem wird der gesamte Bereich von weiteren Per-sonen mit Videoüberwachungssys-temen von außen kontrolliert, um im Notfall sofort eingreifen zu können. Dass auch die gesamte Labortech-nik – angefangen von der Beschich-tung der Wände bis hin zu kleinsten Gerätschaften – den hohen Sicher-heitsanforderungen genügen muss und jeder einzelne Mitarbeiter ein wochenlanges Training durchläuft, bis er in einem solchen Labor arbei-ten darf, versteht sich da schon fast von selbst.

Wer allerdings glaubt, dieser Auf-wand sei zu viel des Guten, der konn-te sich in den Einzelausstellungen eines Besseren belehren lassen. „In der heutigen Zeit stehen wir neuen Herausforderungen gegenüber!“ sagt Prof. Martin Groschup, der für die Sicherheitslabore verantwortlich zeichnet. „Neue Erreger wie etwa das West-Nil-Virus, Hanta und andere ha-ben bereits den Sprung nach Europa

geschafft. Wir müssen also davon ausgehen, dass sie eines Tages auch bei uns Fuß fassen.“

Am Abend fand ein Festakt für ge-ladene Gäste in der Stadthalle in Greifswald statt. Moderiert wurde diese von Prof. Dr. Schäffer von der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Die Festrede hielt Ilse Aigner, Bun-desministerin für Ernährung, Land-wirtschaft und Verbraucherschutz. Für die musikalische Begleitung sorgte das Rostocker Streicherquar-tett. In ihrer Rede betonte Aigner, dass sich die Menschen auf die In-formationen des FLI verließen, wie an den Themen BSE und Blauzun-genkrankheit vor einigen Jahren zu sehen gewesen sei.

„Hier bewahren wir Bewährtes”, so ihr Fazit der Arbeit des Institutes. Sie er-innerte daran, dass besonders durch Friedrich Loefflers Wirken die Sicher-heit von Lebensmitteln verstärkt in den Blick geraten sei. Den Nachweis von Krankheitserregern bezeichnete Aigner als existentiell. Vor allem die

Landwirtschaft und der Lebensmit-telhandel seien darauf angewiesen. Mit Freude bescheinigte sie dem FLI als der europaweit fortschrittlichsten Einrichtung dieser Art eine herausra-gende wissenschaftliche Leistung. Die Publikationen des Institutes ge-hören in Fachkreisen schließlich zu den international am häufigsten zi-tierten Artikeln. Lediglich in Canada und Australien forsche man auf ver-gleichbarem Niveau an Tierseuchen. Die nationale und internationale Zu-sammenarbeit sei dabei ein Garant des Erfolges.

Prof. Dr. Schäffer wies darauf hin, dass 100 Jahre FLI auch 100 Jahre Dr. med. vet. bedeuten würden. Bis 1910 gab es in Deutschland diesen Titel gar nicht. Zu groß war die Skep-sis der Humanmediziner den Tier-heilkünstlern gegenüber. Exklusivi-tätswert hatte 1834 daher der erste und bis 1910 letzte dokumentierte Veterinärmediziner Mecklenburg-Vorpommerns. Der Landesminister für Umwelt, Landwirtschaft und Ver-braucherschutz, Dr. Till Backhaus,

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dankte dem Präsidenten des FLI per-sönlich für die langjährige erfolgrei-che Arbeit. Dass am Tag der Offenen Tür mehr als 8.500 Menschen auf den Riems strömten, interpretierte er auch als ein Zeichen der Wert-schätzung für das Institut. Mit Blick auf die Investitionskosten von 300 Mio. Euro gab er zu bedenken, dass dieser Betrag in Relation zu den möglichen Schäden und Folgekos-ten verursacht durch Tierseuchen gut angelegtes Geld sei.

Internationaler Besuch war in Per-son des Generaldirektors der Weltor-ganisation für Tiergesundheit (OIE), Dr. Bernard Vallat, angekündigt. Vallat verwies darauf, dass das FLI wissenschaftliche Standards setze, die von den Mitgliedern der OIE übernommen worden seien. Zu-dem sei es ein Schlüsselinstrument bei der Entwicklung diagnostischer Kapazitäten. Besonders für Entwick-lungsländer habe das FLI in den ver-

gangenen Jahren in den Bereichen Tiergesundheit und Lebensmittelsi-cherheit wichtige Programme auf-gelegt. Die zukünftige Einrichtung eines Think Tanks seitens der OIE sei daher nur die logische Folge, um die bisherigen Forschungsschnitt-stellen zwischen menschlichen und tierischen Systemen auszubauen. Vallat lobte ferner den tiefgehenden wissenschaftlichen Austausch und die internationale Kooperation des Friedrich-Loeffler-Institutes.

Letztlich sah Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hacker, der Präsident der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopol-dina, eine Bringschuld der Wissen-schaft darin, über das, was sie leiste, auch aufzuklären. Im Anschluss ver-las Prof. Dr. Schäffer das Grußwort des Enkels Friedrich Loefflers. Ge-sundheitliche Gründe verhinderten leider dessen Teilnahme. Nichtsdes-totrotz kamen die teils sehr persön-lichen Erinnerungen zu Wort.

Die Ehre des abschließenden Wor-tes wurde passenderweise dem Präsidenten des Friedrich-Loeffler-Instituts, Prof. Dr. Dr. h.c. Mettenlei-ter, zuteil. Er bedankte sich bei allen Beteiligten, die den Tag der Offenen Tür zu einem Erfolg gemacht hatten. Für die langjährig erfolgreiche Ar-beit lobte er seine Mitarbeiter und würdigte deren Einsatz für die For-schung. Zwar sei eine ausgezeichne-te Infrastruktur ohne Frage wichtig für den Fortbestand der Einrichtung. Doch seien engagierte Mitarbeiter als weitaus wichtiger einzuschätzen. Das 100-jährige Bestehen des Institu-tes wertete er denn auch als Ansporn und gleichsam Herausforderung für die Zukunft. Für die nächsten min-destens 25 Jahre schlossen sich die Pforten des FLI am 10. Oktober vor-erst wieder. Das nächste Jubiläum wird dann erst wieder z im Jahr 2035 begangen.

Text und Fotos: ces, hed

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39. Regionalkonferenz der ost-deutschen Ministerpräsidenten

Am 30. September tagten die Mi-nisterpräsidenten der ostdeut-schen Bundesländer in Warne-münde. Ergebnis dessen war die Warnemünder Erklärung. Darin konstatieren die Stellvertreter Mecklenburg-Vorpommerns, Ber-lins, Sachsens, Thüringens, Sach-sen-Anhalts und Brandenburgs, dass sich nach zwanzig Jahren deutscher Einheit vieles zum Gu-ten verändert habe. Grundlage der Warnemünder Erklärung ist Erwin Sellering – Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsiden-ten – zufolge, die Frage danach, wo die neuen Bundesländer der-zeit stünden und was perspekti-visch noch getan werden müsse.

Die in den vergangenen Jahren er-brachte Solidarleistung aller Deut-schen könne in diesem Kontext zu Recht stolz machen. Trotzdem wies er auf bestehende Defizite hin. Nach wie vor seien die Wirtschaftskraft, die Einkommen und die Renten in Ostdeutschland geringer. Deshalb müssten die Zusagen aus dem Soli-darpakt unbedingt eingehalten wer-den. Nur so sei es möglich, tatsäch-lich existente Infrastrukturlücken zu schließen. Zudem forderte Sellering mehr Respekt vor den individuellen Lebensleistungen und auch Biogra-phien ostdeutscher Bürger ein.

Bundeskanzlerin Merkel verwies auf ein hohes Maß an Übereinstimmung

bei den Gesprächen. Als einen wich-tigen Beitrag zur Integration betonte sie angesichts des drohenden Fach-kräftemangels auch in Ostdeutsch-land, dass die Zulassung ausländi-scher Berufsabschlüsse weiterhin gefördert werden müsse. Hierbei hätten ihr die Ministerpräsidenten ihre Unterstützung zugesagt. Des Weiteren unterstrich Merkel, dass trotz aller Dankbarkeit für die lang-jährige Wirtschaftsförderung – auch und vor allem durch den Solidar-pakt – alle ostdeutschen Bundeslän-der den ermöglichten Aufschwung eigenständig tragen wollten. Mit Nachdruck machte sie darauf auf-merksam, dass die Angleichung der Rentenberechnungsmethoden auf keinen Fall zu einer Schlechterstel-lung der ostdeutschen Rentner füh-ren dürfe.

Stanislaw Tillich, sächsischer Minis-terpräsident, gab zu bedenken, dass die Standorte in Ostdeutschland bestrebt seien, den vollständigen Bereich der Wertschöpfung abzude-cken. Dazu gehöre eine Vereinigung von Wirtschaft und Wissenschaft. Die Konzentration auf nur eine dieser beiden Säulen sei wenig nutzbrin-gend. Daher müssten auch weiterhin notwendige Anpassungsmaßnah-men unterstützt werden. Auch beim wichtigen Thema CCS (Speicherung und Abscheidung von CO2) sei man zu einvernehmlichen Plänen ge-langt.

Der Bundesminister des Inneren, Dr. Thomas de Maizière, unterstrich die

Relevanz der Fördermaßnahmen des Solidarpaktes. Allerdings sei auch kritisches Augenmaß bei den Zuschlagsbedingungen notwendig. Würden die damaligen Förderkrite-rien heute erneut angelegt, müsste der allergrößte Teil der Gelder ver-sagt werden. Dies sei auch ein Beleg für die erfolgreiche Arbeit vergange-ner Jahre. Mit Bezug auf die Situation am Arbeitsmarkt merkte de Maizière an, dass der Begriff Fachkräfteman-gel in seiner Negativität irreführend sei. Stattdessen müsse die gegen-wärtige Lage als Chance begriffen werden. Nie zuvor seit der Wieder-vereinigung hätten arbeitswillige Lehrlinge eine derartige Fülle an Möglichkeiten gehabt.

Das einhellige Fazit der Teilnehmer der Konferenz bestand darin, dass Ostdeutschland überwiegend von der Einheit profitiert habe. Gleich-wohl gelte es, derzeitige Missstände anzugehen. Dies könnte jedoch nur durch die enge Verbindung von Län-dern und Bund erreicht werden.

Eher am Rande behandelt wurde die Erinnerung an während der Zeit der DDR von staatlicher Seite begange-nes Unrecht. Zwar beinhaltet die Warnemünder Erklärung die grund-legende Bereitschaft dazu. Auch ein Bekenntnis zur Fortführung der bisherigen Arbeit wird darin abge-geben. Doch angesichts des zwan-zigsten Jahrestages der Deutschen Einheit wäre es wünschenswert ge-wesen, diesem wichtigen Thema et-was mehr Raum zu geben.

Der Originaltext der Warnemünder Erklärung sowie weiterführende In-formationen zu den Beschlüssen der 39. Regionalkonferenz der ostdeut-schen Ministerpräsidenten sind im Internet abrufbar unter www.regie-rung-mv.de.

Text und Fotos: hed

Erfolge und Nachholbedarf

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Der Klimawandel betrifft mehr noch als die Flora und Fauna zu-erst den Menschen. Zu diesem Ergebnis kam Frithjof Finkbeiner im Rahmen seines Vortrages am 5. Oktober d. J. Selbst Mitglied des Club of Rome und anderer um-weltpolitischer Organisationen informiert Finkbeiner über den von ihm mitbegründeten Global Marshall Plan und die Ursachen sowie Folgen des ungebremsten Wachstums. Vor allem die Initiati-ve Plant-for-the-Planet, die massiv Kinder beteiligt, nahm in diesem Kontext einigen Platz ein.

Plant-for-the-Planet entstand 2007 als Projekt von Finkbeiners Sohn Fe-lix. Ziel der Initiative ist es, in jedem Land der Erde eine Million Bäume zu pflanzen. Ergänzend werden so-genannte Kinderakademien veran-staltet. Hier werden die Kinder in die globalen ökologisch-biologischen Zusammenhänge eingeführt und in ihrem Wissen um die administrati-ven Voraussetzungen des Umwelt-schutzes geschult. Durch die Ar-beit in Schulgruppen werden diese Kenntnisse abseits der Akademien vertieft und der Austausch geför-dert. In einem einleitenden Vortrag veranschaulichten einige der Kinder, die am diesjährigen Klimaaktionstag in Greifswald teilgenommen hatten,

dass das eigentliche Problem der Erderwärmung nicht das Abschmel-zen des Nordpols sei. Stattdessen bereite die drohende Schmelze des Grönlandeises größere Sorgen, da es im Gegensatz zum Nordpoleis nicht schwimme, sondern sich ins Meer er-gieße und so den Meeresspiegel an-hebe. Problematisch ist zudem, dass das fast vollständig von Eis bedeckte Grönland eine weit größere Bedeu-tung für den Albedoeffekt.

Unter dem Titel „Leben im 21. Jahr-hundert – Welche Welt hinterlassen wir unseren Kindern?” referierte Frithjof Finkbeiner zu den drängen-den Fragen der Gegenwart. Eingangs wies er darauf hin, dass er sein Hono-rar in Gänze in die Ausbildung neuer Klimabotschafter der Plant-for-the-Planet-Initiative gebe.

Globale Balance

Eindringlich verdeutlichte er das krasse weltweite Einkommensgefäl-le. Immerhin würden rund 1,2 Mrd. Menschen von weniger als 1 US-$ am Tag leben. Darin zeige sich, dass „die Balance auf dem Globus ver-loren gegangen” sei, so Finkbeiner. Die Kommunikationsrevolution in-des habe bewirkt, dass für die Un-gleichverteilung ein Forum geboten würde. Auf diese Weise werde das

Gerechtigkeitsgefühl gestärkt, was in der Konsequenz sozialen Spreng-stoff erzeuge. Zu den bedeutendsten Problemen gehöre laut Finkbeiner die irrige Vorstellung eines linearen Wachstums. Die Realität zeichne jedoch ein anderes Bild: in den ver-gangenen hundert Jahren habe sich das vormals gemächliche Wachstum beschleunigt und einen exponenti-ellen Verlauf angenommen. Bis zur Mitte des aktuellen Jahrhunderts sei daher unter anderem mit einer weit höheren Bevölkerungszahl zu rech-nen. Verständlicherweise wird dies wohl mit einem ebenso erhöhten Bedarf an Verbrauchsgütern einher-gehen.

Pokerspiel auf der Titanic

Mittels anschaulicher Darstellun-gen gab er einen Eindruck vom anscheinend uneingeschränkten Prozess der Wohlstandsmehrung. Jedoch ginge dies einher mit einer ungleichmäßigen Verteilung sowie einem Raubbau an den natürlichen Ressourcen. Das kurzfristige Denken benannte er denn auch als wichti-gen Einflussfaktor. Die derzeitige Si-tuation der Weltwirtschaft verglich Finkbeiner mit einem gewonnenen Pokerspiel auf der Titanic. Zwar ge-wönnen wir dieses kurzfristig und könnten den Gewinn einstreichen (= Leben im Luxus). Doch langfristig sei der sinnbildliche Untergang voraus zu sehen (= Titanic). Finkbeiner zog sich jedoch nicht nur auf die Posi-tion des Mahners zurück, sondern bot auch Lösungsvorschläge an. Als unverzichtbar sieht er insofern ein Festhalten an der Marktwirtschaft. Nur hierin sieht er ein genügendes Instrument, um derzeitige Probleme in den Griff zu bekommen. Die not-wendigen Ausgaben seien relational zum Volumen der täglich weltweit durchgeführten Finanztransaktio-nen auf nur geringem Niveau.

Eine entscheidende Größe sei zudem im technologischen Fortschritt zu sehen. Trotz immer geringeren nöti-

Plant for the Planet

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gen materiellen Aufwandes nehme der tatsächliche Verbrauch von Roh-stoffen nämlich zu. Statt effizient zu sein, steigere man lediglich den Lu-xus. Das solle nicht heißen, dass der Wohlstand gar bis in vorindustrielle Zeiten „zurückgebaut” werden müs-se. Die dadurch provozierte fehlen-de Wirtschaftskraft sei im Gegenteil eher hinderlich als hilfreich. Die zu unternehmenden Anstrengungen würden schlicht Geld kosten – Geld das allerdings sehr wohl verfügbar ist. In diesem Zusammenhang be-tonte Finkbeiner, dass er nicht an eine one-man-theory glaube. Von der Vorstellung eines Klimamessias‘, der von irgendwoher komme und das Ganze schon richten werde, müsse man sich demnach endgültig verabschieden. Die Verantwortung liege klar bei jedem Einzelnen, so Finkbeiner. Vielmehr vertraue er in

die kollektive Intelligenz, die zu ei-nem globalen Bewusstsein verbun-den werden müsse. Eine gemeinsa-me Wertebasis sei dafür unerlässlich. Der ganzheitliche Ansatz biete je-doch keine einfache Patentlösung. Deshalb müsse im offenen Dialog über eine akzeptable Lösung nach-gedacht werden. Dazu bedürfe es vor allem der Beteiligung der direkt Betroffenen.

Text und Fotos: hed

Weitere Informationen unter:

www.globalmarshallplan.orggermany.plant-for-the-planet.orgwww.worldmapper.org

OB Dr. König in Sachen Klima unterwegs

Unverhoffter Geldsegen für die Kin-dertagesstätten „Makarenko“ und „Weg ins Leben“: Die Anwaltskanzlei „Hardtke • Svensson & Partner“ spen-dete beiden Kitas insgesamt 3.500 Euro. Die Summe ist beim jährlichen Sommerfest der Kanzlei zusammen gekommen. „Wir haben mehrere hundert Mandanten eingeladen, um Spenden gebeten und einen stolzen Betrag gesammelt“, erklärte Rechtsanwalt Prof. Dr. Frank Hardt-ke Kindern und Erziehern. „Da unser Standort in Greifswald ehemals ein Kindergarten war, unterstützen wir traditionell die Erziehung des Nach-wuchses.“

„Wir werden das Geld in die Betreu-ung unserer Kinder investieren“, versprach Erzieherin Doris Maeck-lenburg, die sich sichtlich freute und

bereits Pläne für zukünftige Anschaf-fungen hat. Sie und die Kinder drück-ten ihre Dankbarkeit aus, indem sie den Anwälten ein selbstgebasteltes Plakat übergaben. „Wir haben uns ausgerechnet für diese beiden Ein-richtungen entschieden, weil sie ganz besondere Angebote im Be-reich der Kinderbetreuung stellen“, so Hardtke. Die Kita „Makarenko“ hat flexible Öffnungszeiten von 5.45 Uhr bis 20.30 Uhr und bietet so vor allem jenen Eltern ein Angebot, die studie-ren oder wegen der Schichtarbeit zeitlich variabel sein müssen. Bei der Einrichtung „Weg ins Leben“ handelt es sich dagegen um eine integrative Kindertagesstätte. „Das heißt, dass hier Kinder mit und ohne Verhalten-sauffälligkeiten zusammen spielen und lernen“, führte Maecklenburg aus. Dabei würden insbesondere die

individuelle Förderung der Kinder und die Vermittlung von gegensei-tiger Achtung, Akzeptanz und To-leranz im Vordergrund stehen. Mit der Spende planen beide Kitas, ihr Angebot weiter zu verbessern und auszubauen.

Text und Foto: mo

Anwaltskanzlei spendet Geld an Greifswalder Kitas

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Zeugnisse der Geschichte gibt es viele in Greifswald und Wolgast. Doch wohl nur wenige sind derart eindrucksvoll wie die teils prächtig verzierten Zinnsarkophage heraus-ragender Personen Pommerns in St. Nikolai bzw. St. Petri. Allein es man-gelt an Möglichkeiten einer ange-messenen Bewahrung des kulturel-len Erbes. So bedroht nicht nur der Zahn der Zeit die historischen Güter, sondern auch die problematische Finanzierungslage, was Restaurie-rungsmaßnahmen betrifft.

Die Zinnsärge sind deshalb so be-deutende Objekte unter anderem der Greifswalder Stadtgeschichte, da in ihnen herausragende Persön-lichkeiten der Zeit der schwedischen Großmacht begraben liegen. Die

acht Prunksarkophage stammen aus den Begräbnissen der Familien von Owstin und Müller von der Lühne, die bis zu den Umgestaltungsmaß-nahmen des Domes 1987 von den Grüften der Kapellen V und VII be-herbergt wurden. „Bei der Familie von Owstin handelt es sich um eine uradlige pommersche Familie, die sich unter der schwedischen Herr-schaft in der zivilen Verwaltung zu höchsten Positionen emporgear-beitet hatte“, erklärt Ivo Asmus vom Förderverein Schwedisches Kultur-erbe und Spezialist für Sarkophage. In den vier Sarkophagen der Familie wurden Joachim Rüdiger von Ows-tin, seine Frau Ursula Margarethe von der Osten sowie sein Schwiegersohn Gustav Freiherr von Winterfeldt und seine Tochter Margarete bestattet.

Joachim Rüdiger von Owstin machte Karriere am Hofgericht und Tribunal in Wismar und erlag 1698 schließlich einer schweren Krankheit in Anklam.

„Die Vertreter der Familie Müller von der Lühne waren in Militärdiensten stehende Aufsteiger, auf deren Leis-tungen der Aufstieg Schwedens zur Großmacht in nicht unerheblichem Maße beruhte“, weiß Asmus. „Sie wurden in der ersten Generation für ihre Verdienste geadelt und bildeten in der zweiten Generation einen fes-ten Bestandteil der Führungselite.“ Vier Familienmitglieder beherbergte die Gruft der Kapelle VII: Das Ehe-paar Isabel Maria und Burchard Mül-ler von der Lühne sowie die Söhne Carl Leonhard und Jacob Heinrich. Burchard Müller nahm in schwe-dischen Diensten an zahlreichen Kämpfen des Dreißigjährigen Krie-ges (1618-1648) teil und erlangte als Greifswalder Stadtkommandant Bedeutung. Er verteidigte die Stadt erfolgreich gegen den „Großen Kur-fürsten“ Friedrich Wilhelm von Bran-denburg und starb 1670 in seinem Schloss Ludwigsburg. Sein Sohn Carl Leonhard stieg in noch höhe-re militärische Ränge auf: Er wurde Kommandant von Stettin und Ober-kommandant von Vorpommern und starb 1707 in Sachsen.

Dabei waren eigene Erbbegräbnis-se wohlhabender Familien keine Seltenheit. Vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert diente auch die St. Nikolaikirche als Begräbnisstätte. „Für Familienbegräbnisse wurden aufwändige Grabmäler hergestellt, auf denen die Frömmigkeit und Hoffnung auf die Auferstehung, aber auch Verdienste und Rang der Verstorbenen thematisiert wurden“, erläutert Asmus. Die Sarkophage der Familien von Owstin und Müller von der Lühne gehören zum Zeital-ter des Barock. „In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges gab es ein allgemein-menschliches Bemühen, trotz der alltäglich erfahrenen Ver-gänglichkeit über das Leben hinaus etwas Bleibendes zu hinterlassen“, so Asmus. In diesem Sinne ist der

Zinnsarkophage in Not

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von den Bestatteten beabsichtigte Fortbestand der Grabmäler in Ge-fahr, wenn sich der Zustand der Sar-kophage weiter verschlechtert. „Wir tragen heute die Verantwortung für dieses kulturelle Erbe“, meint Asmus.

Auch die Zinnsärge in Wolgast sind die letzten Ruhestätten vorpommer-scher Größen. Insgesamt sind sie-ben Mitglieder der Herzogsfamilie Pommern-Wolgast in der Gruft der Greifenkapelle von St. Petri beige-setzt worden. Der älteste ist aus dem Jahre 1560, der jüngste von 1632. Unglücklicherweise erlitten diese Sarkophage 1688 eine Plünderung, bei der unter anderem „drei köstliche goldene Ringe, die mit Edelsteinen verziert waren; eine Handvoll Perlen und eine Handvoll Goldstücke” ge-raubt wurden. Auch mit den Sarko-phagen selbst und ihrem Inhalt muss man einigermaßen sorglos umge-gangen sein. In den sieben Objekten finden sich immerhin Überreste von zwölf Personen. Wie und warum die-se dorthin gelangten, wird wohl ein Rätsel bleiben.

Ähnlich wie bei den Greifswalder Zinnsärgen stellte sich auch bei der Herzogsgrablege in Wolgast eine restaurierungsethische Frage. Bil-den nicht auch der Verfall und die Zerstörung Geschichte ab? Welchen Nutzen eine Restaurierung hat, muss demnach im Vorfeld geklärt werden. In jüngster Vergangenheit wird eher der Kunst- und Kulturwert des Ge-

samtobjektes in den Vordergrund gestellt. Eine möglichst dauerhafte Erhaltung bekommt daher in den meisten Fällen den Vorzug vor ei-ner unverfälschten Darstellung des Ist-Zustandes. Dieser jedoch ist al-les andere als erfreulich. Nicht nur die in vergangenen Jahrhunderten archäologisch unsachgemäße Be-handlung hat den Sarkophagen so-wohl in Greifswald als auch Wolgast zugesetzt. Vor allem die sogenannte Zinnpest, ein Korrosionsprozess bei Temperaturen unterhalb von 13°C, machte den Särgen arg zu schaffen.

Gegen die drohende Zerstörung der Kulturgüter engagiert sich in beiden Fällen eine umtriebige Gruppe von Fachleuten und Interessierten. Der Metallrestaurator Wolfgang Hof-mann zeichnet jeweils für die kompe-tente Aufarbeitung der Sarkophage verantwortlich. Die Wiederherstel-

lungen an den Särgen der Herzogs-grablege in Wolgast sind von ihm 2006 in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Bodendenkmalpfle-ge in einer Broschüre dokumentiert worden. Darin macht er deutlich, dass jedes von Menschenhand er-zeugte Produkt von vornherein nicht für die Ewigkeit gemacht sein kann. Es geht daher eher um die bestmög-liche Erhaltung von Kultur in dem Be-wusstsein, die endgültige Auflösung nicht verhindern zu können. Gerade angesichts der Tatsache, dass die Trä-ger – nämlich die Kirchengemeinden St. Nikolai und St. Petri – erheblich auf die Förderung durch Spenden angewiesen sind, ist die derzeitige Konservationssituation des Materials als prekär zu bezeichnen.

Text: mo, hed; Fotos: jhe

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Anlässlich des 20. Jahrestages der Deutschen Einheit luden der Landrat Nordvorpommerns, Ralf Drescher, die Stadt Stralsund sowie die Mari-netechnikschule (MTS) in Parow am 29. September d. J. zu einem Festakt in der Strelasundkaserne. Es war das erste Mal, dass der Landkreis und die Stadt Stralsund das Ereignis ge-meinsam begingen. Die Organisa-toren konnten mit Prof. Dr. Dr. h.c. Lothar de Mazière den letzten Minis-terpräsidenten der DDR als Redner gewinnen. Für die musikalische Un-termalung sorgte das Jugendblasor-chester Grimmen.

In seinem Grußwort betonte der Kommandeur der MTS, Kapitän zur See Rahner, den wichtigen Bei-trag der Marinetechnikschule zur deutsch-deutschen Einheit. Der Landrat des Kreises Nordvorpom-mern, Drescher, sprach vom Tag der Deutschen Einheit als einem Mo-

ment des gemeinsamen Einhaltens und Erinnerns.

Die Rede de Maizières bildete den Höhepunkt der Veranstaltung. Elo-quent, bisweilen auch selbstironisch berichtete der Ministerpräsident a. D. über persönliche Erlebnisse in den wechselhaften Jahren 1989/90. Darin eingebettet war ein struktu-riertes und fundiertes Resümee der politischen Vorgänge dieser Zeit.

De Maizière verteidigte das Datum des nationalen Feiertages. Im Zuge der Wende und auch noch Jahre danach hätten einige den 9. No-vember favorisiert. Jedoch wies er auf die historisch problematische Mehrfachbesetzung dieses Datums hin. 1918 die von Scheidemann bzw. Liebknecht ausgerufene Republik in Deutschland, 1923 der erste, glückli-cherweise vorerst gescheiterte Um-sturzversuch der Nationalsozialisten

sowie 1938 das bis dahin scheuß-lichste und umfangreichste Pogrom gegen Deutsche jüdischen Glaubens im 20. Jahrhundert.

Deshalb, so de Maizière, sei der 3. Oktober als Termin weit besser ge-eignet gewesen. Letztlich war dies der frühestmögliche nach dem Ab-schluss der für die Deutsche Einheit so wichtigen Zwei-plus-Vier-Konfe-renz. Durch persönliche Erfahrun-gen und Eindrücke rief de Maizière in Erinnerung, dass das Jahr 1990 auch mit den ersten freien Wahlen auf dem Gebiet der damaligen DDR seit 1933 verknüpft sei.

Lebhaft verdeutlichte er, wie schwie-rig, aber auch politisch und gesell-schaftlich interessant das Wendejahr war. Schließlich waren die kommu-nalen Vertreter nach den Wahlen vom 6. Mai 1990 bis zur Verabschie-dung einer Kommunalverfassung am 17. Mai fast zwei Wochen lang auf sich gestellt. Niemand wusste genau, wie er in diesem rechtsfreien Raum handeln sollte. Als unverzicht-bare Säulen einer wirklichen Einheit stellte de Maizière den Einigungsver-trag und die Währungsunion heraus.

Anekdotisch berichtete er über die Probleme der Vereidigung der Mi-nister des letzten Parlamentes der DDR. Es stellte sich nämlich das Pro-blem einer geeigneten Eidesformel. Auf die BRD konnte man sich noch nicht vereidigen lassen. Auf die DDR wollte man sich verständlicherweise nicht vereidigen lassen. In einiger Eile wurde daher eine Formel ge-funden, die zwar auf den Staat DDR Bezug nahm, jedoch keine Verpflich-tung zur Wahrung seiner Verfassung beinhaltete. Verbunden war das mit einem kuriosen Regierungsauftrag. „Macht Euch so schnell wie möglich überflüssig!” so die Forderung der Wähler. Der größtmögliche Erfolg

Festakt in der Marine-technikschule

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der neuen Staatsführung konnte da-her nur in der Auflösung ihre institu-tionellen Strukturen bestehen.

De Maizière meinte, dass die recht-lich mitunter ungeklärten Verhältnis-se auch eine ungeheure Chance für eine neue kommunale Verfassung bedeuteten. In diesem Zusammen-hang formulierte er eine unverrück-bare Prämisse vieler damaliger Ent-scheidungsträger: „Von unten muss die Demokratie wachsen.” Dass das nicht immer im Konsens ginge, lie-ge in der Natur der Sache. Doch die Deutsche Einheit sei eine Frage des praktizierten Gemeinsinns und des unbedingten Willens, eine gemein-same Zukunft haben zu wollen.

Kritikern der Einheit hielt de Maizi-ère entgegen, dass es bis 1990 kein theoretisches Modell für einen der-artigen Prozess gegeben habe. Die

Streitigkeiten über eventuelle Fehler seien deshalb müßig. Die Einheit als solches dürfe nicht hinterfragt wer-den, allenfalls einzelne durchaus vorhandene Missentwicklungen. 1990 hätte sich eine überwältigende Mehrheit des deutschen Volkes für ein gemeinsames Leben in völker-rechtlicher Selbstbestimmung ent-schieden. Kritisch-amüsant merkte de Maizière gleichwohl an, dass da-mals statt des über Jahre mit Milli-onenbeträgen finanzierte Bundes-ministeriums für gesamtdeutsche Fragen eines für gesamtdeutsche Antworten notwendiger gewesen wäre.

Text: hed; Fotos: ces

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Keine Frage, er ist Extremsportler und erfolgreich dazu. In einem Jahr hat er als erster Athlet der Welt an acht Ironman-Wettbewerben teil-genommen. Das bedeutet acht Mal 3,86 km weit schwimmen, acht Mal 180,2 km Rad fahren und acht Mal 195 km laufen. Im Jahr 2000 hat er am Iditasport-Race in Alaska teilge-nommen: 160 km laufen bei bis zu Minus 20 Grad, einen 35 kg schwe-ren Schlitten im Schlepptau. Zwei Mal hat er am „Race across America“ teilgenommen – einem Radwettbe-werb, der 4.800 km quer über den amerikanischen Kontinent führt.

Woher nimmt Joey Kelly die Motivati-on und Energie, sich solch extremen Herausforderungen zu stellen? „Du musst Dir ein Ziel setzen und einfach anfangen. Wenn es einen Rückschlag gibt, egal: Du machst einfach weiter“, erklärt er seine sportlichen Erfolge während eines von der Sparkasse Vorpommern organisierten Vortrags in Greifswald. „Glück kommt nur zu

dem, der es fordert“, meint er. Den eigenen Schweinehund zu besiegen, das sei die eigentliche Schwierigkeit. Und die fängt schon bei Kleinigkei-ten an: Vom morgendlichen unsanf-ten Weckerklingeln, das zum Aufste-hen auffordert, über den Gang zum Fitnessstudio bis hin zum Verzicht auf schmackhafte Kalorienbomben. Pausenlos muss sich jeder Mensch zu irgendetwas überwinden – und das geht nur mit Willenskraft und Disziplin.

Wenn sich Kelly nicht gerade selbst einer Herausforderung stellt, hilft er anderen Menschen als Motivati-onstrainer, sich den ihrigen zu stel-len. Sein bekanntestes Projekt ist wohl „Iron Calli“, in dem er den XXL-Manager Reiner Calmund trainier-te. Der vielleicht populärste Dicke in Deutschland nahm unter Kellys Fuchtel innerhalb eines Jahres im-merhin 30 kg ab und bewältige ei-nen Halbmarathon im Walking sowie ein 55km-Radrennen.

Kellys Karriere begann bekannter-weise nicht als Sportler, sondern als Musiker. Als sein Vater Dan Kelly 1976 mit der Familie Urlaub in Itali-en machte, wurde die „Kelly Family“ aus der Not heraus gegründet: Die-be raubten den Kleinbus der Iren bis auf die Instrumente und Reisepässe aus. Um sich über Wasser zu halten, schlug der Vater Musizieren vor. Das

Durchhalten! Ankommen!

fand immerhin so viel Anklang, dass die „Kelly Family“ jahrelang als Stra-ßenmusiker in einem alten Londoner Bus durch die Lande zog. Von vielen belächelt, von anderen gehasst und von noch mehr verehrt, erlangte die zwischenzeitlich auf einem Haus-boot lebende Musikerfamilie in den 90er-Jahren schließlich mit mehre-ren Nummer-1-Alben und großen Hits unbeschreibliche Erfolge.Stark geprägt hat Kelly die Le-benseinstellung seines Vaters. Als Kämpfernatur, alter Haudegen und Familienoberhaupt schlug sich die-ser mit seiner Familie durch etliche Widrigkeiten des Musikgeschäfts und gründete eine Plattenfirma, die Kelly später übernahm. Halt gab Kel-ly dabei der Sport: „Ohne ihn, diese Ausdauer, diesen Einsatz, hätte ich nicht zehn Jahre Geschäftsführer des Unternehmens der Kelly Family sein können“, sagt er.

Sich Ziele zu setzen schafft existen-ziellen Halt – diese Botschaft verbrei-tet Kelly auf seinen Vorträgen quer durch Deutschland. Wie im Sport führen absoluter Einsatz, Leiden-schaft und Motivation auch in be-ruflicher Hinsicht zu Erfolg. Dass dies jeder für sich selbst schaffen kann, davon ist Kelly fest überzeugt.

Text: mo; Foto: ces

SPK-Vorstand Seinwill mit Joey Kelly

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In Sonntagsreden klingt die wirt-schaftliche deutsch-polnische Ko-operation stets als unverzichtbar und erfolgreich an. Was das aller-dings konkret bedeutet, ist dabei nicht immer ganz klar. Um nicht nur wortgewaltig, sondern auch tatkräf-tig die Zusammenarbeit mit dem östlichen Nachbarn zu intensivieren, startete die IHK zu Neubrandenburg vor zehn Jahren das „Haus der Wirt-schaft”. Anfangs handelte es sich nur um einen Versuch, dessen Ausgang recht ungewiss war. Deshalb war er auch nur auf Einmaligkeit ausgelegt. Der Erfolg jedoch bestärkte die Or-ganisatoren, eine zweite Veranstal-tung durchzuführen. Mittlerweile geht das Projekt in das zehnte Jahr und hat nichts an Attraktivität verlo-ren.

Deutlich wird das unter anderem an bloßen Statistiken: zehn Jahre „Haus der Wirtschaft” sind synonym mit mehr als 4.000 Beratungsgesprächen und gut 10.000 Firmenvermittlun-gen durch die Online-Kooperations-börse der IHK. Ein wichtiger Bestand-teil dieser Wirtschaftsförderung sind die branchenspezifischen Koopera-tionsbörsen. Hieran nahmen mitt-lerweile fast 5.000 Unternehmen teil. Erklärtes Ziel diese Maßnahmen sei, „auch in Zukunft gute Geschäfte anzubahnen und so die Verflechtun-gen zwischen der deutschen und polnischen Wirtschaft noch engma-schiger zu gestalten”, meint Petra Hintze, die Hauptgeschäftsführerin der IHK zu Neubrandenburg.

Im Rahmen einer Festveranstaltung anlässlich des Jubiläums erfuhren Hintze und das „Haus der Wirtschaft” in der polnischen Hauptstadt Szcze-cin für ihr großes Engagement mit dem Orden „Goldener Greif West-pommern” die höchste Auszeich-nung der Wojewodschaft Westpom-mern.

Text: hed; Fotos: Bernd Lasdin

Ehrung in Szczecin

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Wenn die Schokoweihnachtsmän-ner, Dominosteine und Lebkuchen-herzen im Supermarkt parat stehen, lassen auch die Adventsmärkte nicht mehr lange auf sich warten. Abseits der dichtgedrängten Massen- und Kommerzweihnachtsmärkte gibt es in Vorpommern auch eine ganz Rei-he von klassischen Märkten, Festen und Basaren, die zum gemütlichen Schlendern und Schlemmen einla-den.

Am zweiten Adventswochenende wartet das Pommersche Landes-museum mit einer weihnachtlichen Veranstaltung auf. Beim „Advent im Grauen Kloster“ präsentieren Künst-ler und Kunsthandwerker aus der Re-gion ihre Erzeugnisse auf einem gro-ßen Markt. An Mitmach-Stationen können die Besucher selbst kreativ werden und Weihnachtsdekorati-onen oder –geschenke gestalten. Daneben finden Märchenstunden,

diverse Konzerte und Kindertheater statt.

Ebenfalls am ersten Adventswo-chenende findet ein Weihnachts-markt in Strasburg statt. Auf dem Marktplatz können sich die Besucher vor allem kulinarischen Delikates-sen hingeben. Gemütlich und ent-spannt wird es beim Adventsmarkt in Völschow am 27. November in der Festscheune zugehen. Neben einem Besuch des Weihnachtsmanns ste-hen Kinderveranstaltungen auf dem Programm.

Vom 2. bis 5. Dezember treten Zau-berer und Artisten in Grimmen auf. Außerdem besteht am 11. Dezem-ber die Möglichkeit, den histori-schen Wasserturm zu besteigen. In Anklam wird der Weihnachtsmarkt wie jedes Jahr am zweiten Advents-wochenende veranstaltet. Zwischen dem 3. und 5. Dezember können

die Besucher in der Innenstadt und der Nikolaikirche in das weihnacht-liche Geschehen einstimmen. Am 4. Dezember verwandelt sich die Burg Klempenow in einen großen Weih-nachtsmarkt mit Musik und Theater. Extra angeworfen wird der Burg-backofen, an dem frischer Kuchen gekauft werden kann. Zudem prä-sentieren zahlreiche Kunsthandwer-ker ihre Erzeugnisse um ein großes Feuer auf dem Vorplatz der Burg.

In den Räumen des Barockschlos-ses Griebenow werden am 11. und 12. Dezember Kunsthandwerk, Ge-schenkartikel aus Keramik, Schmuck, Kerzen oder Bücher angeboten. Bas-telaktionen binden auch Kinder und Jugendliche in das weihnachtliche Geschehen ein. Ein Krippenspiel so-wie ein Konzert in der Kapelle run-den das Programm ab.

Text: mo

Advent in Vorpommern

Am 23. November gastiert um 19:30 Uhr in der Alten Brauerei in Stralsund im Rahmen der Hundertkonzerte-Tour 2010/11 ein Gospelensemble von internationalem Ruf. Die Aus-wahl der besten Gospelsänger und -sängerinnen aus den USA wird in ei-nem etwa zweistündigen Programm weltbekannte Lieder, wie z. B. „Oh, happy day” oder „Down by the river-side”, zu Gehör bringen.

Zahlreiche Auftritte bei Fernsehpro-duktionen von ARD und ZDF bele-gen die Qualität des Chors. Die ein-zelnen SängerInnen machten sich allesamt durch die Zusammenarbeit mit den größten Musikern der US-amerikanischen Gospelszene einen Namen. Reverend Charles Lyles, Dor-rey Lyles oder Gregory M. Kelly mö-gen bisher zwar nur den Kennern ein

Begriff sein. Doch stehen sie für Gos-pel auf höchstem Niveau, was auch jeder, der sie noch nichterlebt hat, in dem bewegenden und emotionalen Konzert von The Very Best of Black Gospel miterleben kann.

Dabei ist die Zusammenführung der individuellen Virtuosen ein Garant für den weltweiten Erfolg des En-sembles. Unter anderem sang die Künstlergruppe bereits für den US-Präsidenten Barack Obama; einige ihrer Mitglieder arbeiteten mit Welt-stars wie Diana Ross, Stevie Wonder oder Whitney Houston zusammen. Interessierte können also sicher ge-hen, dass sich ein Besuch lohnt.

Karten für das Konzert können für 27 Euro bei den unten stehenden Ver-kaufsstellen erworben werden.

The Very Best of Black Gospelper Ticket-Hotline: 01802-381 367Tourismuszentrale Stralsund unter Tel.: 03831-24 69 27Braugasthaus „Zum Alten Fritz”

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Bereits über 14.000 Besucher haben die Ausstellung „Die Geburt der Ro-mantik“ im Pommerschen Landes-museum in Greifswald seit Ende August besichtigt. Im Mittelpunkt der Kunstausstellung stehen drei be-deutende Maler der Romantik: Cas-par David Friedrich aus Greifswald, Philipp Otto Runge aus Wolgast und Friedrich August von Klinkowström aus Ludwigsburg.

„Wir sind mit dem Zwischenergebnis zufrieden“, sagt Museumsspreche-rin Juliane Radike. Sie rechne in den Herbstferien mit einem weiteren Besucheransturm. Als Ziel werden 30.000 Besucher angepeilt. Das Be-sondere an der Ausstellung ist ihre Einmaligkeit: Die etwa 30 Gemälde und 80 Grafiken stammen unter an-derem aus Wien, Berlin, Dresden, Köln und insbesondere dem noch nie in Deutschland gezeigten Nach-lass Klinkowströms. Sogar Friedrichs Gemälde „Greifswald bei Mond-schein“ wurde extra aus der Natio-nalgalerie aus Oslo eingeflogen. Da die Kunstwerke äußerst empfindlich sind, ist eine solch hochkarätige Aus-stellung in den nächsten Jahrzehn-ten nicht wiederholbar. Aus diesem Grund haben mittlerweile nahezu alle großen deutschen Tageszeitun-gen über die Sammlung berichtet.

Um dem Geist der Romantik nachzu-spüren, reisen nicht nur Besucher aus ganz Deutschland in die Hansestadt Greifswald. „Viele Gruppen kommen auch aus dem Ausland, insbesonde-re aus Schweden und Polen“, berich-tet Radike. Sechs Wochen nach Aus-stellungsbeginn fanden bereits über 100 Führungen statt. Zudem bietet

das Museum besondere Angebote wie Eltern-Kind- oder Seniorenver-anstaltungen an. Großen Anklang finden die Programme für Schulklas-sen von Grundschulen über Gymna-sien bis hin zu Berufsschulen. Pro Tag gehen insgesamt rund 80 vier- bis achtzehnjährige Schüler unter Anlei-tung von Museumspädagogen auf Entdeckungsreise durch die Roman-tik.

Dabei stehen ausführliche Bildbe-trachtungen, aber auch ganz pra-xisorientierter Unterricht auf dem Programm. So leitete die Künstlerin Antje Ingber mehrere Jugendliche des Alexander-von-Humboldt-Gym-nasiums an, eigene Morgenbilder zu malen. „Die Schüler lernen, Farben zu mischen und mit Farben Stimmun-gen auszudrücken. Natürlich spielt auch die Frage, was denn überhaupt Romantik ist, eine Rolle“, erklärt Ing-ber. Indes nehmen die Schüler den Ausflug mit Freude wahr. „Es ist mal was ganz anderes, als den ganzen Tag in der Schule zu sitzen“, finden Lena und Emma (11), während sie ihr Morgenbild malen und fleißig den Pinsel schwingen.

Etwas gediegener geht es in der Ge-mäldegalerie zu. Hier sind Schüler des Hansa-Gymnasiums aus Stral-sund mit Bildbetrachtungen be-schäftigt. „Wir schauen uns die Bilder genau an und versuchen herauszu-finden, was die Künstler ausdrücken möchten“, sagte Josefine Kümpers (16). „Ich glaube, dass wir hier im Museum einen viel besseren Einblick in die Romantik erhalten als im Klas-senzimmer“, meint sie.

Die Ausstellung „Die Geburt der Ro-mantik“ kann noch bis zum 21. No-vember besucht werden. Einen Tag zuvor findet die allgemein zugäng-liche Abschlussveranstaltung unter dem Motto „Carpe Noctem – Nutze die Nacht“ statt. Hier wird der Mond im Mittelpunkt stehen, dem in der Romantik eine besondere Bedeu-tung zukam. Aber auch im kom-menden Jahr wird das Pommersche Landesmuseum mit einem Highlight aufwarten: Im Frühjahr 2011 findet eine Grafikausstellung mit Werken unter anderen von Albrecht Dürer und Rembrandt statt.

Text und Fotos: mo

Besucheransturm auf Pommersches Landes-

museum

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Der Herbst ist eine wunderbare Zeit, um wieder einmal im eigenen Land auf Entdeckungsreise zu ge-hen. Mecklenburg-Vorpommern ist für seine zahlreichen Schlösser und Gutshäuser bekannt. Viele wurden mit großem persönlichen Engage-ment wiederhergestellt und stehen für Gäste offen.

Unser erster Ausflug führt zum Gut Groß Behnkenhagen, das zwischen Stralsund und Greifswald liegt.

Auf dem Gutshof

In Ländlichkeit spürest du auchganz leicht noch den feudalen Hauch:Dein Auto ist ´ner Kutsche gleich.Die Störche grüßen dich so nett,und du versinkst im Himmelbett...Unter den Bäumen ruht der Teich.

(Chrisen Tünche de Loeten, Aus dem Familienbuch vom Gutshof Groß Behnkenhagen)

Weite, nebelverhangene Stoppel-felder säumen die Landstraße nach Behnkenhagen. Das ist der Herbst, wie ihn schon Generationen in die-ser pommerschen Landschaft erlebt haben. Seit 100 Jahren ist auch die Geschichte der Familie Ferber eng mit Behnkenhagen verbunden. Der Hausherr begrüßt uns allerdings in breitem Bairisch im Salon des Guts-hauses und sogleich wird klar, dass die Geschichte des Gutes in den ver-gangenen Jahrzehnten sehr wech-selvoll war.

Der Ursprung des Gutes reicht in das 14. Jahrhundert zurück. Nach einem Brand 1880 wurde das Gutshaus um 1885 durch seinen damaligen Besitzer Bruno Schmidt im Stil der Gründerzeit wieder aufgebaut. In den Zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts heiratete Klaus Ferber in die Familie Schmidt ein und wur-de nach dem frühen Tod seiner Frau Erbe des Gutes. Nach Enteignung und Vertreibung der Besitzer 1945 verfiel das Gut. Anfang der Neun-ziger Jahre erwarb Familie Ferber den alten Familienbesitz zurück. Mit viel Hingabe sanierten sie das Gut und machten es wieder zu einem Schmuckstück.

Auf dem Gutshof betreiben Ferbers heute ein stilvolles Hotel mit 23 liebevoll eingerichteten Apparte-ments. In der alten Gutsschänke „Zu den drei Schweinsköpfen“ wird länd-

lich rustikal gekocht. Auf den Teller kommt Traditionelles wie z. B. haus-gemachtes Sauerfleisch oder Span-ferkel. Es gibt aber auch Leichteres mit viel Fisch aus der Region. Reich-lich Appetit sollte man sonntags mitbringen. Denn dann wird zum Bluesbrunch geladen. Zum zweiten Advent am 5. Dezember wird es ei-nen "Advents-Brunch“ mit Musik und Geschichten zur Weihnachtszeit geben.

Die angenehme Atmosphäre auf dem Gut lädt dazu ein, hier beson-dere Feste zu feiern. Bei jungen Paa-ren gilt Gut Groß Behnkenhagen als Geheimtipp zum Heiraten, denn im Salon des Gutshauses befindet sich das Standesamt des Amtes Miltzow. Zur Weihnachtszeit kann man an lan-gen Tafeln gemütlich mit der Familie oder mit Kollegen zusammensitzen und genüsslich speisen. Anmeldun-gen sind unter der Tel. 038328/ 610 möglich.

gutshof mit charme

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Text und Foto: mia

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Seit Dezember 2009 ist in der Dompassage der MBT Stützpunkt Greifswald. Im Angebot finden Sie eine große Aus-wahl der Marken MBT, Joya und Joyssy. Auf 80 qm Verkaufsfläche wird jedes Modell gut sichtbar präsentiert. Mit in-dividueller, kompetenter Beratung in angenehmer Atmosphäre beantworten Sie sich selbst beim Testen der Schuh-modelle die Frage – „Wozu das denn?“

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Aktivschuhe – Wozu das denn?

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g1.11. ab 18.30 Uhr “HOMO PILICREPUS - DER BALL-SPIELENDE MENSCH”!!! StuTheIm roten Salon der Brasserie Her-mann, Greifswald

g3.11. ab 18.30 UhrDer Hausbau in Vorpommern im 17. bis 19. JahrhundertMuseum, Pasewalk

g3.11. ab 19.00 UhrDie Wurzeln des Antisemitismus mit Prof. Heinrich Fink/Berlin und “Wilde Schwermut - Erinnerun-gen eines Unpolitischen” von Jörg Schönbohm St. Spiritus, Greifswald

g5.11. ab 20.00 Uhr„Welt Macht Geld“Georg Zoche, im Rahmen der Ent-wicklungspolitischen TageKoeppenhaus, Greifswald

g5.11. ab 19.00 UhrTango Argentino - Workshop Rittergut Nustrow, Nustrow

g5.11. ab 19.00 UhrSpejbls musikalische TräumeTheater Putbus, Putbus

g6.11. ab 19.30 Uhr Die lange Nacht der Geldge-schichten. Kurzfilme, Lesungen & Markt der Möglichkeiten zu den Entwicklungspolitischen Tagen St. Spiritus, Greifswald

g6.11. ab 10.00 UhrWanderung duch die Endmorä-nenlandschaftTreff: Burgwall (10 km), Rothemühl

g6.11. ab 11.00 UhrStralsund: FishBanks (Planspiel)Bonhoefferhaus, Stralsund

g7.11. ab 19.30 UhrAndrea Timm und Band; Singerin/SongwriterinSt. Spiritus, Greifswald

g7.11. ab 15.00 UhrSalonorchester „Blauer Pavillon“Theater Putbus, Putbus

g7.11. ganztägigFlohmarktAm Bollwerk, Anklam

g8.11. ab 21.00 UhrTresenLesenKoeppenhaus, Greifswald

g9.11. ab 19.30 UhrJiddische Texte und Musik vonCorona EnsembleKreuzkirche, Ueckermünde

g11.11. ab 11.11 UhrKarnevalsumzugPenkun

g11.11. ab 19.30 Uhr3-D-Vortrag SchottlandHistorisches U, Pasewalk

g13.11. ab 10.00 Uhr6. Jatznicker WaldlaufJatznick

g13.11. ab 19.00 UhrRitteressen in der Burg LöcknitzRestaurant Roter Butt, Hotel Pom-mernYacht, UeckermündeAnmeldung: 039754/51930

g13.11. ab 10.00 Uhr Workshop: Aquatintamit Karin WurlitzerSt. Spiritus, Greifswald

g13.11. ab 20.00 Uhr„Stainless Steel“ mit After-Show-PartyStadthalle, Torgelow

Oktober

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g13.11. ab 20.00 UhrTim McMillan Band - großartiges Akustiktrio aus MelbourneGasthof „Zum Mühlengraben“, Bugewitz

g16.11. ab 19.30 Uhr Kassandra - Turmalin TheaterSt.Spiritus, Greifswald

g18.11. ab 19.00 Uhr Vortrag: Auf der Suche nach der Furt. China zwischen Mittelalter und Sozialismus mit Prof. Helmut Peters/BerlinSt. Spiritus, Greifswald

g19.11. ab 20.00 UhrKonzert mit Jörg Schneider und Franz Schwarznau Kulturspeicher, Ueckermünde

g19.11. ab 19.00 UhrVortrag: Aus der Not eine andere Welt, Alternative Wirtschaftsmo-delle in Argentinien Lutherhof, Greifswald

g24.11. ab 17.00 UhrThemenfilm: „Priscilla - Königin der Wüste“Kulturwerkstatt, Eggesin

g27.11. ab 20.00 UhrKonzert mit Beppe Gambetta. Einzigartiges Gitarrenspiel aus GenuaSt. Petri-Kirche, Mönkebude

g27.11. ab 20.00 UhrKonzert Alarma Man (SWE)IKuWo, Greifswald

g20.11. bis 27.11 PolenmARkT IKuWo, Greifswald

g27.11. ab 20.00 UhrVortrag: Ein Jahr als Freiwilliger in TogoSt. Spiritus, Greifswald

g29.11. ab 19.30 UhrCécile Verny Quartett mit zeitlo-sem Jazz zwischen Weltmusik und Pop. Leidenschaftlich, ehrlich, charmant, humorvoll.St. Spiritus, Greifswald

g30.11. ganztägigUsedomer Wellnesstage5. Usedomer Wellnesstage mit speziellen AngebotenHaus des Gastes, Seebad Bansin

Weihnachtsmärkte

g13.11. ab 11.00 UhrAlte Dampfbäckerei,Ribnitz-Damgarten

g26.11. ab 17.00 UhrWeihnachtsausstellungMuseumshof, Zingst

g26.11. bis 20.12.Alter Markt, Stralsund

g27.11. bis 21.12.Markt, Greifswald

g3.12. bis 5.12.Markt, Anklam

g2.12. bis 5.12.Marktplatz, Grimmen

g10.12. bis 12.12.Rathausplatz, Wolgast

g17.12. bis 19.12.Marktplatz, Barth

g25.11. bis 22.12.historische Innenstadt, Rostock

g18.11. bis 25.12.Markt, Ueckermünde

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impressumVerlag Land & LeuteInh.: Heike RadtkeBrandteichstrasse 2017489 GreifswaldTel.: 03834 - 550 610Fax.: 03834 - 550 222mail: [email protected] und V.i.S.d.P.:Claus E. Schwarz

Chefredaktion: Henri Dörre (hed)Redaktion: Manuel Opitz (mo), Claus E. Schwarz (ces), freie Mitarbeiter

Artwork und Layout:Claudia Berger (cld)

Anzeigenberatung:Petra Gehrmann (geh)Tel.: 0177-893 181 4

Jana Heidenreich (jhe)Tel.: 0179 - 610 356 0

Anja Mirasch (mia)Tel.: 0151 - 581 048 00

Mindestauflage: 17.500 ExemplareVerteilung: Lesezirkel, Hausverteilung in ausgewählten, wechselnden Gebieten, Tourist-Informationen, Kurverwaltungen, Hotels, Gastronomie, Firmen und GeschäftenErscheinungsweise: 12 mal jährlich

Anzeigenpreise: Preisliste 1, gültig ab 1.11.2009

Druck: ODR Rostock GmbH

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Ein Kommentar von Claus Schwarz

Die Klage der wahnhaft querulatorischen Umweltverbände BUND und NABU gegen die B96n dürfte niemanden wirklich überrascht haben. Es klagen ausgerechnet die Verbände, die an anderer Stelle ihren vermeint-lichen Auftrag zur Rettung der Welt nicht ganz so ernst zu nehmen schei-nen, wenn dafür pekuniäre Vorteile winken. Hervorragend dokumentiert zum Beispiel im Internetauftritt des ostfriesischen Wattenrats (www.wat-tenrat.de). Es geht nicht darum, Naturschutz grundsätzlich in Frage zu stellen. Fragen muss man sich allerdings, was überhaupt noch geht in Sa-chen wirtschaftlicher Entwicklung zum Wohle der Gesellschaft, wenn das Diktat einer kleinen Gruppe von Ökoaktivisten die Interessen einer breiten gesellschaftlichen Mehrheit torpediert. Immerhin sind inzwischen mehr als 90 Prozent der Fläche Rügens auf die eine oder andere Weise „natur-geschützt”.

Dieser Tage erreicht mich ein Bittbrief des NABU. Ich möge doch bitte 20, 30 oder vielleicht gar 50 Euro spenden, denn es gehe darum, möglichst schnell eine Stück schützenswerte Natur zu erwerben, in dem – wie könn-te es anders sein – jede Menge seltener Tiere vorkommen. Ich möge bitte schnell spenden, denn „einige Angler scharren schon mit den Hufen! Da-mit droht eine regellose Beunruhigung des Gebietes durch Angler...schon ein einziger angelnder Sportsfreund beunruhigt eine weite Küstenlinie so, dass diese nicht mehr von vorsichtigen Vögeln genutzt wird. Dies darf nicht geschehen!”

Ich bedauere, ablehnen zu müssen, obwohl ich kein Angler bin. Ich spen-de täglich: mit jeder Tankrechnung, mit jeder bezahlten Kilowattstunde und bei vielen anderen Gelegenheiten ohne überhaupt gefragt zu wer-den, ob ich das möchte. Letztlich bezahle ich über künftige Gasrechnun-gen die „Spende” der Firma Nordstream an die Naturschützer, damit diese ihre Klage gegen das Pipelineprojekt zurück zogen.

Freude an dieser Entwicklung hätte vermutlich Henry Morgenthau, der Er-denker des Morgenthau-Plans gehabt. Er plädierte kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges dafür, Deutschland zu einem Agrarland ohne Indust-rie zu machen. Was uns damals erspart blieb, scheint die Umweltlobby uns heute unter anderen Vorzeichen verordnen zu wollen.

Vorwärts in die Vergangenheit!

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