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PRESSESPIEGEL Landesbank Berlin Ausgabe vom 14.02.2013 LBB/Berliner Sparkasse 1. Profite über Top-Trader Viele Profitrader wollen unabhängig vom Markt Rendite erzielen. Vier ihrer Strategien hat die Landesbank Berlin nun in Zertifikate verpackt. Börse Online 14.02.13/S 30-31 S 1-2 Banken/Finanzmarkt 2. Brandenburgs Sparkasse macht Rekordgewinn Institut weitet Kreditvergabe um zwölf Prozent aus - Die angeschlagene Landesbank Berlin, an der das Institut über den Ostdeutschen Sparkassenverband beteiligt ist, wird immer mehr zur Belastung. Der Tagesspiegel 14.02.13/S 15 S 3 3. Zinsaffäre bringt Anshu Jain in Not Der Deutschen Bank droht im Zinsskandal ein Milliardenschaden. Einem darin verwickelten Händler soll für 2008 ein Bonus von 80 Mio Euro zugesagt worden sein. Frankfurter Allgemeine Zeitung 14.02.13/S 15 S 4 4. Zähmung der Widerspenstigen Die Deutsche Bank redet von Kulturwandel, will aber eine globale Investmentbank bleiben. Wie soll das gehen? Die Zeit 14.02.13/S 25 S 5-7 5. "Wie ein Bungee-Springer" Interview mit Asoka Wöhrmann, Chef der DWS Handelsblatt 14.02.13/S 34-35 S 8-9 6. Aufstieg einer Staatsbank Die KfW verdient mehr als Deutsche Bank und Commerzbank zusammen. Ihre eigene Förderbank ist der Regierung inzwischen unheimlich. Nun wird die KfW ein Fall für die Bafin. Handelsblatt 14.02.13/S 1,4-7 S 10-16 7. Fünf Sterne für den Kredit Was Online-Plattformen taugen, die Finanzprodukte und Berater bewerten Der Tagesspiegel 14.02.13/S 18 S 17 8. Privatanleger entdecken auch Rohstoffinvestments Amerikanische Investoren ziehen sich dagegen zurück Frankfurter Allgemeine Zeitung 14.02.13/S 18 S 18 9. Wer berät mich zu Hause? ANLEGERfrage an Malte Diesselhorst, Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz S 19 Abstracts 1 / 2

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Serkan Demirezen,Alphatier Capital

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PRESSESPIEGEL

Landesbank Berlin Ausgabe vom 14.02.2013

LBB/Berliner Sparkasse 1. Profite über Top-Trader

Viele Profitrader wollen unabhängig vom Markt Rendite erzielen. Vier ihrer Strategien hat die Landesbank Berlin nun in Zertifikate verpackt. Börse Online 14.02.13/S 30-31

S 1-2

Banken/Finanzmarkt 2. Brandenburgs Sparkasse macht Rekordgewinn

Institut weitet Kreditvergabe um zwölf Prozent aus - Die angeschlagene Landesbank Berlin, an der das Institut über den Ostdeutschen Sparkassenverband beteiligt ist, wird immer mehr zur Belastung. Der Tagesspiegel 14.02.13/S 15

S 3

3. Zinsaffäre bringt Anshu Jain in Not

Der Deutschen Bank droht im Zinsskandal ein Milliardenschaden. Einem darin verwickelten Händler soll für 2008 ein Bonus von 80 Mio Euro zugesagt worden sein. Frankfurter Allgemeine Zeitung 14.02.13/S 15

S 4

4. Zähmung der Widerspenstigen

Die Deutsche Bank redet von Kulturwandel, will aber eine globale Investmentbank bleiben. Wie soll das gehen? Die Zeit 14.02.13/S 25

S 5-7

5. "Wie ein Bungee-Springer"

Interview mit Asoka Wöhrmann, Chef der DWS Handelsblatt 14.02.13/S 34-35

S 8-9

6. Aufstieg einer Staatsbank

Die KfW verdient mehr als Deutsche Bank und Commerzbank zusammen. Ihre eigene Förderbank ist der Regierung inzwischen unheimlich. Nun wird die KfW ein Fall für die Bafin. Handelsblatt 14.02.13/S 1,4-7

S 10-16

7. Fünf Sterne für den Kredit

Was Online-Plattformen taugen, die Finanzprodukte und Berater bewerten Der Tagesspiegel 14.02.13/S 18

S 17

8. Privatanleger entdecken auch Rohstoffinvestments

Amerikanische Investoren ziehen sich dagegen zurück Frankfurter Allgemeine Zeitung 14.02.13/S 18

S 18

9. Wer berät mich zu Hause?

ANLEGERfrage an Malte Diesselhorst, Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz S 19

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© Meta Communication International GmbH, D-60486 Frankfurt, Solmsstraße 4, Tel.: 069/7430390, Fax: 069/233276

Der Tagesspiegel 14.02.13/S 18 10. Die Ahnungslosen

An deutschen Gymnasien lernen Schüler kaum etwas über Wirtschaft und Finanzen. Warum eigentlich nicht? Die Zeit 14.02.13/S 29

S 20-22

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Profite über Top-Trader

DERIVATE Viele Profit rader wollen unabhängig vom Markt

Rendite erzielen. Vier ihrer Strategien hat die Landesbank Berlin nun in Zertifikate verpackt

Schwere Zeiten für Anleger: Erstklas-sige Staatsanleihen bringen im Zins-tal negative Realrenditen - und Ak-

tien im Umfeld politischer Börsen alles andere als Stabilität. Schnelle Trendwech-sel sind die Regel. Auf der Suche nach Ren-dite versucht mancher, die Schwankungen durch schnelle Trades in Rendite zu ver-

wandeln. Kurzfristig mag das gelingen. Langfristig fällt die Bilanz jedoch meist negativ aus. "Nur die wenigsten Privat-anleger verfügen über die notwendige Dis-ziplin, das Know-how und die Zeit, um eine Tradingstrategie auch konsequent umzu-

setzen", weiß Harald Weygand, Chefhänd-ler von Godmode-trader.de.

Wie gewonnen, so zerronnen? Von wegen! Erfolg ist bei jedem Börsenwetter möglich. "Einige

Top-Trader zeigen seit Jahren, dass sie mit ihren Strategien über

alle Marktphasen hinweg eine überdurchschnittliche Rendite erzielen." Das hat Weygand be-obachtet. Und er hat sich mit Markus Strauch, Mario Volpe, Serkan Demirezen und Mike Rückert gleich vier dieser Profis in seine neu gegründete Alpha-

tier Capital GmbH geholt. Das Ziel: deren Tradingerfolg auch für

diebreite Masse nutzbar zu machen. In Kooperation mit der Landesbank

Berlin wurden die Strategien der vier

Alphatiere in Zertifikate gegossen. Die sind einzeln oder als Dachzertifikat zu haben.

Tradingerfolg ist kein Zufall, sondern das Ergebnis einer Kombination aus Know-

how, Disziplin und der richtigen Strategie. Die Alphatier-Trader haben ihr Können auch in turbulenten Marktphasen unter Beweis gestellt und für Vermögensverwal-ter, Privatbanken und Hedgefonds je nach Risikoprofil Renditen zwischen 20 und 60 Prozent im Jahr erzielt. Ob Optionen, Futures, Aktien, Indizes, Gold oder Devi-sen: Die Profis handeln an allen Börsen

weltweit und nutzen dabei Marktdivergen-zen und kleinste Marktbewegungen aus.

Markus Strauch, dessen Strategie im

Zertifikat Alphatier Capital Global Momen-

tum umgesetzt wird, begann seine Karriere als Anleihehändler beim Bankhaus Merck Finck & Co, wechselte dann in den Aktien-handel zu Lang & Schwarz, bevor er sich vor neun Jahren als Eigenhändler selbst-ständig machte. Der Top-Trader handelt an den internationalen Aktien- und Futur e-

märkten nach einem Ab solute-Return-Ansatz. "Dem Anleger ist nicht geholfen, wenn ich etwas weniger Minus einfahre als der Markt. Er will in jedem Börsenumfeld Rendite sehen", so der Profi. Als Momen-tum-Trader investiert er in Positionen, die im Vergleich zum Gesamtmarkt eine abso-lute Stärke oder Schwäche zeigen. Short-und Long-Positionen mit einem Hebel von maximal zwei sind erlaubt, Positionen werden maximal einige Tage gehalten. Ri-siken werden über Positions-, Tages verlust-und Zeitlimits gesteuert.

Ohne Strategie sind Trader dem Markt

ausgeliefert. Das hat Mike Rückert, lang-jähriger Asset-Manager und später Leiter Portfoliomanagement und Vermögensver-waltung bei der Berenberg Bank, zu Beginn seiner Karriere erlebt. "Durch unzurei-chende Informationen, mangelndes Risiko-management und Gier haben sich stattliche Gewinne pulverisiert." Einschläge wie die Asien- oder Russland-Krise weckten sein

Interesse an Markttechnik. Im Laufe der Jahre hat er eine Strategie entwickelt, die nun im Zertifikat Alphatier Capital Börsen-ein kommen umgesetzt wird. Sein Ziel: Zu-wächse, die deutlich über den Renditen klassischer Aktien- und Rentenportfolios liegen - bei geringer Volatilität.

"Als Trader sollte man sich auf be-stimmte Märkte, Strategien und Zeitdimen-sionen fokussieren", sagt Rückert. Er setzt auf Optionsstrategien, mit denen sich Pro-gnoserisiken reduzieren lassen und die in jeder Marktphase Rendite bringen können. Ob Aktien, Indizes, Währungen oder Zin-sen - Rückert tritt meist als Verkäufer von Optionen auf. Gehandelt wird nach Chart-technik. Ein wesentliches Erfolgskriterium: Selbstdisziplin. Kapitalerhalt steht für ihn an erster Stelle. "Für jede Position ist ein Risikobudget definiert, abhängig von Ba-siswert und Volatilität." Bei seiner Strategie "Börseneinkommen" liegt die Haltedauer im Schnitt bei 20 bis 40 Tagen.

"Wer beim Risiko- und Moneymanage-ment versagt, der hat verloren." Davon ist auch Mario Volpe überzeugt, der den De-visenhandel einer Schweizer Vermögens-

verwaltung verantwortete, bevor er sich 2008 als Eigenhändler selbstständig ge-macht hat. Volpe handelt Devisen-Futures und Gold, eine Strategie, die im Zertifikat

Alph a tie r Cap i ta l Con sta nee umges etzt wird

Dabei hat er vor allem Devisenpaare im Blick- in Seitwärtsbewegungen und auch bei Ausbrüchen. Ob ge- oder verkauft wird, entscheidet sich nach Korrelationsanaly-sen. Zudem nutzt Volpe Sonder Situationen wie Sell-offs oder Marktirrationalitäten. Positionen werden zwischen ein paar Se-kunden und mehreren Stunden gehalten, der Hebel liegt bei maximal zehn.

Kapitalerhalt steht bei den Zertifikaten Global MOmentum, Börseneinkommen

und Constance im Vordergrund. "Pro Po-sition gehen die Trader nur mit 0,3 bis ein Prozent ins Risiko", so Harald Weygand.

Etwas offensiver ist das von Serkan Demirezen beratene Zertifikat Alphatier Capil " \ ausgerichtet. Der Informatiker und langjährige Systemtrader legt den Fokus auf Rendite - entsprechend höher sind die Rückschlagrisiken. Im Un-terschied zu Strauch, Rückert und Volpe handelt Demirezen kurzfristige Trends am Devisenmarkt streng nach System. Sein Ansatz: das Ausnutzen kleinster Marktbe-wegungen - eine der aggressiveren Tra-dingstrategien. Positionen werden bereits kurz nach Überwinden der Spreads wieder geschlossen. Unterm Strich kommt Demi-rezen damit auf bis zu 200 Trades pro Tag.

Die vier Strategien gibt es auch gebün-delt: Alphatier Capital Portfolio bietet breite Streuung, die vier Strategien werden je nach Marktlage unterschiedlich gewichtet. "Durch charttechnische Auswertung der Equity Curves versuche ich, mögliche Schwächephasen eines Traders zu erken-nen, sodass die Gewichtung im Dachzerti-fikat gesenkt werden kann", sagt Advisor Harald Weygand.

Die Landesbank Berlin (LBB) als Emit-

tentin bildet die Strategien der Trading-profis als Indexsponsor nach. Kein leichter Job. Denn trotz vieler Trades, hoher Preis-schwankungen und der Zu- oder Abflüsse von Anlegergeld muss die LBB kontinuier-lich Preise stellen. Um diese Anforderun-gen zu meistern, wurde eine neue Trading-plattform geschaffen - mit direktem Zugang zu allen Börsen weltweit. Zudem sind die Händler an keinen Handelspartner gebunden, was die Preisqualität erhöht.

"Privatanleger profitieren mit diesen Zertifikaten von Konditionen, die sonst nur Profis vorbehalten sind", sagt Weygand. Doch wer in die Zertifikate investiert, sollte deren Anlageinstrumente und auch ihre

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Börse Online

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Strategien kennen. Über abgeschlossene Trades und Performanceentwicklung wer-

den Zertifikatebesitzer per Report täglich informiert. Ein wenig Blackbox müssen sie jedoch akzeptieren: Offene Positionen bleiben verborgen, damit andere Händler kein Front-Running betreiben können. "Ein professioneller Pokerspieler legt seine Karten ja auch nicht offen", sagt Markus Strauch. Birgit wetjen

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Berlin - Mit einem solchen Ergebnis hatte Johannes Werner nicht gerechnet. "Wir schwimmen im Geld", sagte der Chef der Mittelbrandenburgischen Sparkasse bei der Bilanzpressekonferenz am Mittwoch. Sein Institut hat im vergangenen Jahr ei-nen Gewinn nach Steuern von 127 Millio-nen Euro gemacht, deutlich mehr als er-wartet. "Es gibt keine andere Sparkasse in Deutschland, die einen solch hohen Wert erwirtschaftet", lobte sich Werner selbst. Dabei konnte die zweitgrößte Sparkasse Ostdeutschlands, die den Norden, Wes-ten und Süden Brandenburgs abdeckt, auch von der Nähe zu Berlin profitieren. Das Institut vergab Immobilienkredite in Höhe von 100 Millionen Euro in der Hauptstadt. Sie würden dort zwar nicht ak-tiv um Kunden werben, aber auch nieman-den abweisen, nur weil er aus Berlin kommt, sagte Werner.

Auch abseits der Immobilienfinanzie-rung hat das Institut die Kreditvergabe ausgeweitet. Erstmals stieg die Summe der ausgereichten Kredite um zwölf Pro-

Brandenburgs Sparkasse macht Rekordgewinn

Institut weitet Kreditvergabe um zwölf Prozent aus zent auf über drei Milliarden Euro. Bei den Firmenkrediten lag das Plus sogar bei 14 Prozent. "Das ist ein klares Bekennt-

nis zur Region", sagte Werner. Sein Insti-tut ist in der komfortablen Situation, dass die Kunden deutlich mehr Geld bei der Bank anlegen, als sie sich leihen: 2012 stieg die Summe der Einlagen auf über acht Milliarden Euro. Deshalb hat die Sparkasse immer noch Luft nach oben. "Wir können alle Kredi(wünsche befriedi-gen", sagte Werner.

Weil die Zinsen derzeit extrem niedrig sind, ist der Institutschef mit seiner Prog-nose aber zurückhaltend. Werner sagte, er glaube nicht, dass die Sparkasse den Re-kordgewinn von 2012 in diesem Jahr noch einmal übertreffen könne. Auch wird die angeschlagene Landesbank Berlin, an der das Institut über den Ostdeutschen Spar-kassenverband beteiligt ist, immer mehr zur Belastung. Die Mittelbrandenburgi-sche Sparkasse musste 2012 der Landes-bank über eine Sonderumlage 9,5 Millio-nen Euro bereitstellen. Carla Neuhaus

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Der Tagesspiegel

14/02/201315

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Zinsaffäre bringt Anshu Jain in Not Der Deutschen Bank droht im Zinsskandal ein Milliardenschaden. Einem darin verwickel-ten Händler soll für das Jahr 2008 ein Bonus von 80 Millionen Euro zugesagt worden sein.

Von Markus Frühauf FRANKFURT, 13. Februar

Die Deutsche Bank erwägt derzeit nicht, schon ausgezahlte Prämien ihrer wegen der Zinsaffäre entlas-

senen Händler wieder einzuklagen. Die Doppelspitze von Anshu Jain und Jürgen Fitschen könnte damit aber ein Zeichen in ihrem Kulturwandel setzen, dass mit den Sünden der Vergangenheit aufge-räumt wird. Am Mittwoch meldete der "Stern", dass dem Ende 2011 wegen der Zinsaffäre entlassenen Händler Christian Bittar für das Geschäftsjahr 2008 ein Bo-nus von 80 Millionen Euro zugesagt wor-den sei. Damit sollte er an seinem Han-delsgewinn aus Zinsgeschäften von 500 Millionen Euro beteiligt werden.

Ein Sprecher der Deutschen Bank kom-mentierte dies nicht. Der Bonus über-rascht, weil die Bank im Jahr des Leh-man-Zusammenbruchs einen Verlust von 3,9 Milliarden Euro ausgewiesen hatte. Über Bittars Handelsgewinn von 500 Mil-lionen Euro berichten in- und ausländi-sche Medien seit Wochen. Mitte Januar wurde zudem bekannt, dass dem inzwi-schen für den britischen Hedgefonds Blue Crest tätigen Händler schon zugesagte Boni von 40 Millionen Euro nicht mehr ausgezahlt werden. Ob Bittar die Hälfte der Erfolgsvergütung schon vollständig er-halten hat oder weniger, ändert in der Au-ßenwahr nehmung nichts. Der Bonus hat-te ein Niveau erreicht, das die Exzesse im damals von Jain geleiteten Investment-banking verdeutlicht. Der frühere Vor-standsvorsitzende Josef Ackermann er-hielt im erfolgreichen Geschäftsjahr 2007 seine höchste Gesamtvergütung von 14 Millionen Euro.

Jain muss von Bittars Bonus und dessen Ursachen gewusst haben. Das kann ihn in Erklärungsnot bringen. Denn Ende 2011 musste Bittar zusammen mit dem Händler Guillaume Adolph gehen. Grund waren die Manipulationen von Geldmarktzinsen wie dem für Dollar-Geschäfte maßgebli-chen Libor oder dessen Euro-Pendant Eu-

ribor. In der vergangenen Woche beurlaub-te die Bank fünf weitere Händler aus dem Frankfurter Geldmarkthandel, darunter auch zwei Bereichsleiter. Noch immer läuft die Sonderprüfung der Finanzauf-sicht Bafin. Parallel wird auch hausintern untersucht. Es gibt nach Angaben der Bank noch keine Anhaltspunkte dafür, dass die Gewinne aus den 2008 durchge-führten Handelsgeschäften und das "unan-gemessene Verhalten einer begrenzten Zahl von Mitarbeitern" miteinander ver-bunden sind. Die Handelsstrategie, mit der Bittar seinen Superbonus verdiente, würdigt die Bank auch heute noch: Sie habe auf einer legitimen Markteinschät-zung basiert, die auf dem Höhepunkt der Finanzkrise das Portfoliorisiko diversifi-zierte und verringerte. Nach einem vor Monaten vom Auf sich tsrats Vorsitz enden Paul Achleitner vorgelegten Bericht war in die Zinsaffäre kein Vorstandsmitglied beteiligt. Da aber die Bereiche dem Invest-mentbanking zuzuordnen sind, wird frü-her oder später die Frage nach der überge-ordneten Verantwortung laut. Dann kann es für Jain eng werden.

Denn die Deutsche Bank muss in der Zinsaffäre nicht nur mit hohen Geldstra-fen der Aufsichtsbehörden, sondern auch

mit vielen Schadensersatzklagen von Kun-den rechnen, die mit Zinsderivaten hohe Summen verloren haben. Dazu zählen Kommunen und mittelständische Unter-nehmen. In den Vereinigten Staaten wur-de schon eine Sammelklage eingereicht, an der sich auch eine Tochtergesellschaft des Bankhauses Metzler beteiligt hat.

Mittelfristig droht der Bank aus dem Zinsskandal ein Schaden von mehr als ei-ner Milliarde Euro. Dass nicht versucht wird, die dafür verantwortlichen Mitarbei-ter auch nachträglich zu belangen und schon ausgezahlte Prämien zurückzufor-dern, werden Jain und Fitschen vor den Aktionären kaum rechtfertigen können. Zumal die Commerzbank die Auszahlung schon zugesagter Boni an frühere Invest-mentbanker der Dresdner Bank noch im-mer verweigert, weil die Erfolgsgrundla-ge weggefallen ist.

"Die Zinsmanipulationen machen mich am meisten krank", räumte Jain Mit-te Januar ein. Im Zentrum stand eine Gruppe meist französisch sprechender Händler aus verschiedenen Banken, die in der britischen Presse "French Connec-tion" getauft wurde. Die Absprachen sol-len von Philippe Moryoussef dirigiert wor-den sein. Der Marokkaner hatte von Mai 2005 bis August 2007 für die britische Bank Barclays und danach bis Juni 2009 für die Royal Bank of Scotland (RBS) gear-beitet. Beide Banken zahlten wegen der Zinsabsprachen Strafen von knapp 450 Millionen beziehungsweise 600 Millio-

nen Dollar. Der frühere Barclays-Chef Bob Diamond musste danach gehen, auch bei RBS "rollen Köpfe". Die höchste Strafe wurde gegen die Schweizer UBS mit 1,4 Milliarden Franken verhängt.

Die "French Connection" stimmte sich auf Französisch unter anderem in Chat-räumen der Bloomberg-Handelssysteme ab. Die Händler wetteten mit Derivaten auf den künftigen Libor oder Euribor. Gleichzeitig teilten die Kollegen aus dem Geldmarkthandel die Refinanzierungssät-ze, zu denen ihre Bank von Wettbewer-bern Kredit erhielt, den zuständigen Stel-len mit. Für den Libor ist dies der briti-sche Bankenverband BBA und für den Eu-ribor der europäische Bankenverband EBF. Der Libor beruhte auf 18 Banken und der Euribor auf mehr als 40. Über Ab-sprachen konnten die Banken das Verfah-ren manipulieren und die Zinsen in die von ihren Kollegen aus dem Zinshandel gewünschte Richtung treiben.

Die Manipulationen haben Aufsichts-behörden und Politik aufgeschreckt, weil alleine vom Libor Finanzprodukte im Vo-lumen von mehr als 500 Billionen Dollar abhängen. Betroffen können auch einfa-che Häuslebauer sein, die ihre Immobilie mit variabel verzinslichen Krediten finan-ziert haben.

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Frankfurter Allgemeine Zeitung

14/02/201315

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Zähmung der Widerspensti Erst Skandale, dann ein Versprechen: Die Deutsche Bank redet von Kulturwandel, will aber eine globale Investmentbank bleiben. Wie soll das gehen? von marc brost und mark schieritz

Wir sind nicht mehr die,

die wir einmal waren das ist die Botschaft, die Anshu Jain und Jürgen Fitschen, die beiden Vorstandschefs der Deutschen Bank,

seit Wochen verbreiten. Einen "Kulturwandel" haben die Bosse der Bank verordnet, und Mit-arbeiter, die die neuen Werte nicht respektieren, sollen, so Fitschen, "besser gehen". Selbst der alte Werbespruch "Leistung aus Leidenschaft" wird eingemottet, weil er nicht mehr zum neuen, be-scheidenen Auftreten passt.

Doch die Schatten der Vergangenheit wird man so schnell nicht los. Schon in den kommenden Wochen könnte die Finanzaufsicht BaFin einen Untersuchungsbericht vorlegen, der die Bank bis ins Mark trifft. Es geht um den sogenannten Libor-Skandal und die Beteiligung der Deutschen Bank an den weltweiten Zinsmanipulationen. Vor allem aber geht es darum, wie viel Anshu Jain über diese Manipulationen wusste. Die Ermittlungen betref-fen die Zeit, in der Jain zuerst als Co-Chef und später als alleiniger Verantwortlicher das Invest-mentbanking der Deutschen Bank leitete.

Die Bank hat den Fall mit Unterstützung ex-

terner Anwälte selbst untersucht. Als im Herbst die ersten Zwischenergebnisse vorlagen, hat Paul Achleitner, der Aufsichtsrats-vorsitzende, die eigene Füh-rungsetage von allen Vorwür-fen freigesprochen. Von den jetzigen und früheren Vor-standsmitgliedern sei keiner "in das Thema verwickelt". Die Aufsichtsbehörde gab sich da-mit nicht zufrieden. Sie hat ihre eigenen Prüfer geschickt, um der Sache auf den Grund zu gehen.

Man kann diesen Unter-suchungsbericht natürlich als eine Art historisches Doku-ment sehen, als Zeugnis einer längst vergangenen Epoche. Aber wie glaubwürdig ist der jetzt von Jain propagierte Kurs-wechsel, wenn derjenige den Wandel umsetzen soll, in des-sen Verantwortungsbereich die

Skandale fielen? Es geht ja nicht nur um die Zinsabspra-chen, bei denen eine Gruppe geldgieriger Händler einen der weltweit wichtigsten Zinssätze manipulierte, um sich selbst zu bereichern.

Da sind die riskanten Zinswetten, die Mitarbeiter der Bank an Kommunen und mittelständische Unterneh-men verkauft haben, die dann hohe Verluste einfuh-ren. Sie waren nach einem Urteil des Bundesgerichts-hofs zumindest in einem Fall so konstruiert, dass die Kun-den übervorteilt wurden.

Da sind die Ermittlungen wegen des Verdachts auf Steu-erhinterziehung und Geld-wäsche im Zusammenhang mit dem Handel mit Luft-verschmutzungsrechten, die Ende Dezember zu einer spek-takulären Großrazzia führten.

Da ist der Prozess gegen die Erben des Filmhändlers Leo Kirch, der damit endete, dass die Bank zur Zahlung von Schadensersatz verurteilt wur-

de, weil sie Mitschuld am Bankrott des Medienunterneh-mens trage.

Da sind die zahlreichen in den USA anhängigen Klagen wegen der umstrittenen Hypothekengeschäfte während des Immobilienbooms.

Da sind die Anschuldigungen aus Südkorea, eine Tochtergesellschaft habe durch unzulässige Han-delspraktiken einen Kurssturz an der dortigen Börse verursacht.

Und da ist der Vorwurf, die Deutsche Bank trage zum Hunger in der Welt bei, weil sie ent-schieden habe, weiter mit Nahrungsmitteln zu spekulieren. Ob das stimmt, ist unter Experten um-

stritten, doch die Deutsche Bank hat bislang noch nicht einmal die umfassende Analyse des Sach-verhalts vorgelegt, die sie versprochen hatte.

Ohne Rücksicht auf Verluste eroberten die Händler der Bank vor der Krise die von markt-

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Die Zeit

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gläubigen Politikern deregulierten Finanzmärkte - doch was damals die Grundlage des Erfolgs war, wird heute in Zeiten neuer Regeln, wachsamer Auf-sichtsbehörden und einer kritischen Öffentlichkeit zum Ballast. Die Vorsorge für Kosten aus den lau-fenden Prozessen verhagelte der Bank das letzte Jahresergebnis.

Ein Ende der Belastungen ist noch nicht in Sicht: Es gibt wohl bald eine Steuer auf Finanztrans-aktionen. Zockende Bankmanager will die Bundes-regierung sogar strafrechtlich zur Rechenschaft ziehen. Und es ist inzwischen nicht mehr nur die SPD, die eine organisatorische Abspaltung des In-vestmentbankings vom klassischen Kreditgeschäft fordert: Auch CDU-Finanzminister Wolfgang Schäuble hat einen entsprechenden Gesetzentwurf vorgelegt. Betroffen wären mehrere Geldhäuser, am härtesten träfe es die Deutsche Bank.

Deshalb will die neue Führung nun mit einem ganzen Bündel von Maßnahmen demonstrieren, dass sie die Zeichen der Zeit erkannt hat. Bereits unter Anshu Jains Vorgänger Josef Ackermann wurde der Handel mit Wertpapieren auf eigene Rechnung eingestellt. Seither werden die Händler der Bank nur noch im Auftrag von Kunden aktiv.

Überdies hat die Bank ein neues Vergütungs-system eingeführt, das den Gehaltsexzessen der Ver-

gangenheit ein Ende bereiten soll. Die Höhe der Bonuszah-lungen wurde gemessen am Umsatz- um die Hälfte redu-ziert. Im vergangenen Jahr wurde nur die Hälfte der Boni in bar ausgezahlt, den Rest gibt es erst mit einer Verzögerung von mehreren Jahren, sofern sich das Geschäft für die Bank wirklich ausgezahlt hat. Das soll verhindern, dass die Ban-ker nur auf den kurzfristigen Gewinn achten und die lang-fristigen Risiken aus den Au-gen verlieren.

Jedes neue Finanzprodukt muss heute zudem in einem besonderen Verfahren geneh-migt werden - die Zinswetten für die Kommunen dürften in der Form nicht mehr verkauft werden. Es gibt eine ganze Reihe von internen Überwa-chungsverfahren wie zum Bei-spiel das System der "roten Fahne" - eine Art informeller Abmahnung bei Verstößen gegen die Verhaltensrichtlinie, die zu Abschlägen bei der Ver-gütung führt.

All das klingt ambitioniert. Aber ist es Jain wirklich ernst? Bankinterne Kritiker weisen darauf hin, dass der Gewinn

2012 um 85 Prozent einbrach, die Boni aber nur um elf Pro-zent schrumpften. Jain hat zudem viele Spitzenpositionen mit Investmentbankern besetzt (siehe Grafik), und noch immer verdienen sie viel Geld im Geschäft mit Hedgefonds und anderen Finanzinvestoren. Während die Politik die Ban-ken aufspalten will, legt die Deutsche Bank bislang ge-trennte Bereiche zusammen -als ob nichts gewesen wäre.

Und während die ebenfalls von Skandalen geplagte Schwei-zer UBS das Investmentban-king eindampft und sich auf die Vermögensverwaltung kon-zentriert, will die Deutsche Bank am Ende zu den fünf weltweit fuhrenden Invest-mentbanken gehören.

Vielleicht handelt sie so, weil ihr keine andere Wahl bleibt. Die Reichen parken ihr Geld gerne in der Schweiz, und als eine Art Supersparkasse, wie sie die Commerzbank inzwischen ist, hat die Deut-sche Bank keine Chance. Die großen Export-unternehmen wollen eine Bank, die in allen Län-dern und auf allen Märkten präsent ist - und im Kreditgeschäft auf dem Heimatmarkt drängen sich schon heute viel zu viele Anbieter. Die Deutsche Bank wird auf die Investmentbanker nicht ver-zichten können - sie wird sie zähmen müssen.

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Page 9: Landesbank Berlin, (Active Algotrading) Zertifikat

Der Ziehsohn

Für Anshu Jain ist Edson Mitchell ein großes Vorbild. Jain machte im

Investmentbanking Karriere, heute führt er die Deutsche Bank gemeinsam mit Jürgen Fitschen.

Jain wird umdenken müssen: Der Ruf der Bank litt in der

jüngsten Vergangenheit stark, unter anderem wegen des Vorwurfs, sie

habe globale Zinssätze manipuliert

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"Wie ein Bungee-Springer" ASOKAWOHRMANN Der Chef der Fondsgesellschaft DWS über den Euro-Kurs, lukrative Aktien und die neue Börsenwelt. Das Interview führte Anke Rezmer.

Herr Wöhrmann, wie teuer sind Aktien heute? Gemessen am Kurs-Gewinn-Ver-hältnis (KGV) sind Aktien günstig. Für den Dax liegt das KGV bei rund 13; das ist unter dem historischen Durchschnitt von gut 14. Auch das Kurs-Buchwert-Verhältnis liegt ge-rade bei etwas über eins, das histo-rische Mittel ist fast doppelt so hoch. Allein mit Blick auf den Stand von 5000 Punkten im Herbst 2011 könnte das Gefühl ent-stehen, die Titel seien teuer.

Das Gefühl trügt also? Wenn die erwarteten Gewinne für den Dax in diesem Jahr eintreten und das KGV 13 beträgt, kann der Index auf rund 9000 Punkte klet-tern. Für dieses Jahr werden Ge-winne der Dax-Aktien bezogen auf ihr Indexgewicht von insgesamt 700 Punkten erwartet. Und ein KGV von 13 ist für Firmen, die Ge winne machen, nicht zu viel.

Und die Schuldenkrise? Die systemischen Risiken sind raus aus Europa. Die Zuversicht, Aktien rational zu bewerten, kehrt zu-

rück. Wenn Sie den Wert der Fir-men sehen, müssen Sie jetzt zu-greifen. Wenn erst alles geklärt ist, steht der Dax bei 10 000 Punkten - dann ist es zu spät.

Aber die Schuldenkrise ist doch noch nicht gelöst. Nein. Die Krise zu überwinden wird zehn Jahre dauern. Aber der Anpassungsprozess in Europa kommt voran. Es hat doch keiner wahrgenommen, dass die Bilanz der Exporte und Importe von Wa-ren und Dienstleistungen der hochverschuldeten Länder Euro-pas nahezu ausgeglichen ist. Und abgesehen von Zinslasten haben mehrere Länder Haushaltsüber-schüsse, selbst Griechenland. Das heißt, deren Refinanzierungsbe-darf sinkt. Das sind klare Signale dafür, dass wir die Risiken aus 2011 - den Zusammenbruch der Euro-Zone - überwunden haben. Und jetzt? Das größte Problem ist die Unruhe in südlichen Ländern. Jetzt muss Europa die nächste Rakete zün-den, die Wachstumspolitik: Es geht vor allem darum, Arbeitsmigration zu fördern, Humankapital zu mo-

bilisieren, um Arbeitslosigkeit zu bekämpfen.

Das kostet Geld. Dafür müssen die starken Länder Geld ausgeben, vor allem für Zu-kunftsindustrien.

Ist der gesamte europäische Ak-tienmarkt günstig? Ja. Europa ist noch immer attraktiv bewertet trotz gesehener Rallys in einigen Ländern. Wir erwarten, dass der breite europäische Aktien-index Stoxx 600 2013 noch rund fünf Prozent zulegt. Beim Euro Stoxx 50 könnte es wegen der ent-haltenen Finanzwerte etwas mehr sein. Der europäische Markt als Ganzes hat sich aber schon deut-lich erholt. Jetzt gilt es, Perlen he-rauszusuchen.

Was ist mit Wertschwankungen? Aktuell ist die Volatilität extrem niedrig. Es wird Schwankungen ge-ben, ausgelöst durch die Wahlen in Italien und Deutschland, die Dis-kussionen um die US-Haushalts-probleme sowie Spaniens Schul-denrefinanzierung. Es ist wahr-scheinlich, dass das Land unter den Euro-Rettungsschirm schlüpft. Aber das ist kein echtes Problem mehr: Das System steht und kann Spanien auffangen.

Sollten Anleger nicht abwarten? Man kann einen Moment warten auf die nächste Korrektur und dann in Aktien einsteigen. Wer heute drin ist, kann einen Teil absi-chern. Absicherung kostet heute wenig. Wir sind mittel- bis langfris-tig positiv für Aktien und würden daher sukzessive einsteigen.

Was kommt auf Anleger zu? Wir müssen unser Depot auf eine neue Welt abstimmen: auf schwan-kend steigende Aktienmärkte, Wirtschaftswachstum unterhalb des Potenzials, künstlich von Zen-tralbanken niedrig gehaltene Zin-sen und ein vorerst im Hintergrund schwelendes Inflationsrisiko. Da bleibt nur, Risiken einzugehen über Aktien, Immobilien, Infra-strukturanlagen.

Wie groß ist die Inflationsgefahr? Für die nächsten drei Jahre bleiben die Zinsen niedrig. Die große Frage ist, wie unabhängig die Zentralban-ken sind. Der Ausstieg aus der Po-

litik des billigen Geldes wird sehr schwierig. Der Druck auf die Zen-tralbanken, nicht zu früh auszustei-gen, wird groß sein. Das kreiert langfristig Inflationspotenzial. An der Ausstiegsstrategie der Noten-banken kann man erkennen, ob sie wirklich unabhängig sind. Das wird bei allen Notenbanken schwierig.

Warum? Weil die Krise länger dauert und die Fiskalpolitik wegen der hohen Schuldenniveaus massiv unter die Lupe genommen wird. Die Fiskal-

politik fällt als echtes Instrument der Politik aus.

Wie kommt Europa da durch? Die kerneuropäischen Länder ha-ben ein gemeinsames Format für die Fiskalpolitik gefunden. Das muss funktionieren, sonst schwin-det das Vertrauen wieder.

Konkret: Wo liegen die Perlen? Bei den weltweiten Markt- und Produktführern, Firmen mit Wachstumsaussichten - bestes Beispiel dafür sind deutsche Auto-werte wie zum Beispiel VW. Wachstumsaktien sind weltweit unglaublich niedrig bewertet. Im Jahr 2000 haben wir hier eine Bla-se gesehen. Seitdem ist das KGV konstant gesunken. Heute sind wir am unteren Ende der Bewertungs-spanne. Das macht Wachstumsak-tien interessant. So gibt es auch im Technologiesektor aussichtsreiche Titel.

Wo fischen Sie jetzt am liebsten? In Europa mögen wir Unterneh-men in der Peripherie, die global positioniert sind. Auch außerhalb

Deutschlands lassen sich viele Fir men mit tollen Marken finden.

Zum Beispiel? In Italien gibt es spannende Marken der Luxusgüter- oder der Kapital-güterindustrie. Wir schauen Unter-nehmen an, die stark sind in ihrem Land, unabhängig von der kon-junkturellen Lage - denn diese wird in den nächsten beiden Jahren in Spanien und Italien nicht gut sein. Solche Firmen können ihre Erträge und Margen halten. Oder Firmen sind global positioniert und agieren wieder freier am Markt, weil ande-

re wieder mit ihnen Geschäft ma-

chenwollen: Sie kommen nun raus aus der Sippenhaft der Schulden-

krise. Aber man darfauch nicht ein fach nur kaufen, weil Titel aus Peri-pherieländern stammen.

Gibt es in jedem Land Perlen? Solche Toptitel gibt es außer in Ita-lien in Spanien und selbst in Frank-reich. Das Land steht vor einem schweren Anpassungsprozess. Aus Investorperspektive hat es bislang enttäuscht, die Herabstufung der Länder-Bonität ist sehr wahr-scheinlich. In Frankreich gibt je-doch trotz des strukturellen Pro-blems gut aufgestellte, global agie-rende Firmen - etwa im Luxusgütersektor. Portugal und Griechenland verfolgen wir, inves-tieren aber sehr selektiv.

Wo gibt es trotz vielfach negativer Realrenditen spannende Bonds? In manchen Ländern wie Portugal haben die Staatsanleihen eine Ren-diteuntergrenze erreicht. Anleger werden nicht zu jedem Preis Peri-pherieanleihen kaufen. Wenn Spa-nien unter den Rettungsschirm ge-hen muss, wird es Kursschwankun-gen geben. Dann würde ich kaufen. In Spanien und Italien können die Renditen generell noch sinken, wenn die Länder den soliden Weg gehen.

Und fernab von Staatsbonds? Spannend sind Covered Bonds: Deren zugrundeliegende Hypothe-ken decken deutlich mehr als das Nominalkapital der Bonds ab. Und dafür gibt es bis zu 3,5 Prozent mehr Rendite als bei deutschen Staatsanleihen. Auch Firmen-bonds guter Qualität bieten rund 1,4 Prozent mehr Rendite.

Wie entwickelt sich der Euro? Trotz Stabilisierung: Der Euro-Dol-lar-Kurs bewegt sich wie ein Bun-gee-Springer und wird in diesem Jahr zwischen 1,25 und 1,38 Dollar schwanken. Die Staatengemein-schaft G7 wird aber einen Wäh-rungskrieg verhindern.

Herr Wöhrmann, vielen Dank für das Interview.

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Auch außerhalb Deutschlands lassen sich viele Firmen mit tollen Marken finden.

WORAUF DIE DWS IN EUROPA SETZT Die Fondsmanager der DWS halten unter Chef Wöhrmann derzeit beson-ders Wachstumsaktien und finden solche Titel häufig in Südeuropa. Favoriten in Spanien sind etwa der Be-kleidungskonzern Inditex, das Bauunternehmen Fer-rovial oder die Bank San-tander. In Italien setzen sie auf den Energiekonzern Eni oder die Bank Intesa Paolo, in Frankreich auf den Lu-xuswarenanbieter LVMH, den Energieriesen Total oder den Versicherer Axa.

VITA ASOKAWOHRMANN Der Manager Der in Sri Lan-ka geborene Asoka Wöhr-mann wuchs in einer Adop-tiv-Familie in Deutschland auf, während in seiner Hei-mat ein Bürgerkrieg tobte. Wöhrmann ging nach dem Studium der Volkswirt-schaftslehre, Promotion und Lehrtätigkeit 1998 als Fondsmanager zur DWS. Heute leitet der 47-Jährige das Fondsgeschäft der DWS und ist gleichzeitig Chefan-lagestratege.

Das Unternehmen Die Deutsche-Bank-Fondstoch-ter DWS verwaltet als zweit-größter Anbieter für Privat-kunden in Deutschland 112 Milliarden Euro Vermögen.

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Aufstieg einer Staatsbank Kein deutsches Geldhaus ist profitabler: Die KfW verdient mehr als Deutsche Bank und Commerzbank zusammen. Ihre eigene Förderbank ist der Regierung inzwischen unheimlich. Nun wird die KfW ein Fall für die Finanzaufsicht Bafin. S. Afhüppe, R. Landgraf, L. de la Motte, Y. Osman Düsseldorf, Frankfurt

Normalerweise freuen sich

Bankchefs in diesen Tagen, wenn sie Milliardengewinne präsentieren können. Für Ul-rich Schröder, den Chef der

staatlichen Förderbank KfW, gilt das nicht. Wenn der Manager Mitte April die Zahlen für 2012 vorlegt, muss er eine neue Debatte über Sinn und Zweck der Förderbank fürchten. Erst kürzlich machten Überle-gungen aus der Bundesregierung die Run-de, die KfW-Bilanzsumme zu begrenzen.

Tatsächlich hat sich das Institut in den vergangenen Jahren in aller Stille zu einer der wichtigsten und profitabelsten Banken Deutschlands entwickelt. Mit einer Bilanz-summe von mehr als 500 Milliarden Euro liegt sie im Ranking der größten Banken heute auf Platz drei - hinter der Deutschen Bank und der Commerzbank. Beim Ge-winnvergleich hängt die Staatsbank die pri-vate Konkurrenz sogar ab: Nach Handels-blatt-Informationen hat die KfW 2012 mit rund zwei Milliarden Euro weit mehr ver-dient als Deutsche Bank und Commerz-bank, die vor Steuern zusammen nur auf 1,4 Milliarden Euro kommen.

Der Politik ist der Geschäfts- und Macht-zuwachs der Staatsbank zunehmend su-spekt. Vom Ursprungsauftrag der im No-vember 1948 gegründeten Kreditanstalt für Wiederaufbau ist nicht mehr viel geblieben. Die Mittelstandsförderung macht heute nur noch gut 30 Prozent des KfW-Geschäfts aus, mehr als 40 Prozent der Fördermittel werden für den Umwelt- und Klimaschutz verwendet. Ein Gutteil des Geschäfts ent-fällt mittlerweile auch auf komplizierte Fi-nanzprodukte, etwa solche zur Absiche-rung von Währungsrisiken.

Angesichts dieser Entwicklung bereitet die Bundesregierung nun einen histori-schen Schritt vor: Künftig soll die mächtige Staatsbank nicht länger nur vom Finanzmi-nisterium überwacht werden, sondern - so wie private Geschäftsbanken, Sparkassen und Völksbanken auch - durch die Finanz-aufsicht Bafin. Wie das Handelsblatt aus Verhandlungskreisen erfuhr, soll das Kabi-nett Mitte März einen Gesetzentwurf verab-schieden. "Die KfW hat mittlerweile eine Größe und Komplexität erreicht, die eine professionelle Aufsicht erforderlich macht", sagt ein Regierungsvertreter.

Mit der Aufsicht durch die Bafin soll die Staatsbank dann auch teilweise dem Kre-ditwesengesetz unterstellt werden. Wie ei-ne normale Bank muss sie künftig regelmä-ßigüber die Eigenmittel und Liquidität an die Finanzaufsicht berichten. Die KfW rechnet mit Zusatzkosten in zweistelliger Millionenhöhe.

Im Gegenzug setzte die Förderbank durch, dass sie keinen festen Teil ihres Ge-winns an den Bund ab-führen muss. Stattdes-sen soll sie aus den Ge-winnen Rücklagen in einem Fonds bilden, die dann für besondere Projekte wie die Finan-zierung der Energie-wende bereitstehen. Für KfW-Chef Schröder hat der Kompromiss somit dennoch einen faden Beigeschmack. Der Bund greift künftig

indirekt auf die Schatzkammer seines ge-winnstarken Instituts zu - und verschleiert so die wahren Kosten der Energiewende.

Um die wichtigen Themen küm-mert sich Ulrich Schröder, Chef der staatlichen Förder-bank KfW, ausnahmslos selbst. Der Plan der schwarz-

gelben Regierung, einen Teil des KfW-Ge-winns an den Bundeshaushalt abzuführen, gehört zu den Themen, die der Banker jüngst zur Chefsache erklärte. Am vergan-genen Freitag reiste Schröder in ebenjener Mission nach Berlin, um dem zuständigen Staatssekretär von Finanzminister Wolf-gang Schäuble klarzumachen, was er vom geplanten Angriff auf das Geldvermögen seiner Bank hält: nämlich nichts.

Der selbstbewusste Schröder versteht es, sich und seine KfW zu verteidigen. Schon im vergangenen Oktober warnte er davor, die öffentliche Bank anzuzapfen: "Wenn der Staat in guten Zeiten Geld raus-

holt, dann müsste er das in schlechten Zei-ten auch wieder reingeben." Seit Jahren sprudeln die Gewinne der KfW so konstant wie in kaum einem anderen Geldhaus des Landes. Seit 2010 erwirtschaftete sie Jahr für Jahr einen Überschuss von mehr als zwei Milliarden Euro - auch für 2012 soll das Ergebnis, das Mitte April präsentiert wird, in dieser Größenordnung liegen.

An den hohen Gewinnen entzündet sich

selbst innerhalb der KfW Kritik. "Wenn KfW-Chef Schröder Geld für neue Stiftun-gen, ein neues Logo oder auch mehr Inter-netwerbung ausgibt, dann darf er sich nicht wundern, wenn er damit Begehrlich-

keiten weckt", hieß es im Umfeld des Ver-waltungsrats. Tatsächlich hatte die Förder-bank zuletzt immer wieder kleinere Pro-jekte initiiert, die bei einigen Verwaltungsräten offenen oder verdeck-ten Unmut ausgelöst hatten.

Der geschäftliche Erfolg der Bankgründet sich vor allem auf die günstigen Refinan-zierungsbedingungen, die der Staat als Bürge mit sich bringt. Bei der privaten Konkurrenz weckt der Vorteil auch Neid: "Wegen ihrer staatlichen Träger und der expliziten Garantie des Bundes für ihre Verbindlichkeiten kann sich die KfW im Gegensatz zu anderen Banken ohne Pro-bleme refinanzieren", sagt etwa Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Bun-desverbandes deutscher Banken. Im Durchschnitt zahlt die KfW nur rund 0,3 Prozentpunkte mehr für ihre Anleihen als der Bund für Staatspapiere.

Und Geld braucht die KfW zumindest aus Sicht ihres Chefs reichlich: "Wir För-derbankenwerden als Folge der Finanzkri-se eine wichtigere Rolle spielen, ob wir das wollen oder nicht", sagt Schröder. Im ver-gangenen Jahr stieg das gesamte Fördervo-lumen der KfW-Gruppe um drei auf 73,4 Milliarden Euro. Der KfW-Chef bekräftigte erst Ende Januar wieder, dass sein Institut in die Bresche springe, wenn Geschäfts-banken nur zurückhaltend Kredite verge-ben würden. Dass das mit hohen Risiken verbunden ist, macht Bankprofessor Dirk Schiereck von der Technischen Universität Darmstadt deutlich. Er beobachtet, dass

die KfW verstärkt zweifelhafte Finanzie-rungen eingeht. So hat sich die Staatsbank bei Windparks in der Ostsee engagiert, de-ren Rentabilität keineswegs gesichert ist.

Die Bundesregierung will nun mit einer verschärften Aufsicht auf die wachsende Bedeutung der eigenen Staatsbank reagie-ren. Künftig soll auch die Finanzaufsicht Bafin die Geschäfte der Förderbank über-wachen. Bis Mitte März soll ein entspre-chender Gesetzentwurf ins Kabinett gehen und noch in diesem Jahr wirksam werden. "Das wird höchste Zeit", sagte ein Kabi-nettsmitglied dem Handelsblatt. Es sei bes-ser, wenn die Profis der Bafin die Staats-bank kontrollieren. Auch FDP-Finanzex-

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perte Frank Schäffler und Gerhard Schick, der finanzpolitische Sprecher der Grünen, lobten die Pläne als richtigen und überfäl-ligen Schritt: "Die KfW darf kein Systemri-siko für den Staat werden", sagte Schäffler dem Handelsblatt. Die geplante Aufsicht durch die Bafin habe

aber auch mit dem Wunsch der Politiker zu tun, als Eigentümer nicht selbst zur Re-chenschaft gezogen zu werden, wenn bei der Förderbank etwas schiefläuft, sagt ein Kenner. Schließlich wird im Herbst ein neuer Bundestag gewählt. Bisher gibt es nur eine Selbstverpflichtung, dass sich die KfW an bestimmte Normen des Kreditwe-sengesetzeshält, dem alle "normalen" Ge-schäftsbanken in Deutschland unterlie-gen.

"Es ist wichtig, dass die KfW die gleichen Vorschriften für Organisation und Risiko-management einhält wie andere Banken. Die KfW hat ein gigantisches operationel-les Risiko, da sie groß und weit verzweigt ist", sagt einer, der sich in der Bank bes-tens auskennt. Die KfW fahre außerdem ei-nes der größten Derivatebücher, was an der Absicherung der von ihr begebenen Anleihen in verschiedenen Währungen liegt. Weil sie nur mit ausgewählten Ge-schäftspartnern zusammenarbeite, sei das Konzentrationsrisiko natürlich sehr hoch, so der Insider: "Das hat man bei der Pleite von Lehman Brothers gesehen."

Ein Trost bleibt Schröder und seiner KfW allerdings. Von der Aufsicht durch die Europäische Zentralbank (EZB), die im Frühjahr 2014 ihre Arbeit aufnehmen soll, ist die Förderbank auch weiter ausgenom-men.

S. Afhüppe, F. Drost, R. Landgraf, L. de la Motte, Y. Osman, K. Stratmann

Die KfW darf kein Systemrisiko für den Staat werden Es ist

bedenklich, dass in einem normalen wirtschaftlichen Umfeld eine

Förderbank diese große Bedeutung

hat Frank Schäffler, FDP-Finanzexperte

GESCHÄFTSMODELL

Ein langer Arm Die KfW fördert Firmen und den Umweltschutz.

Für die Vergabe der KfW-Kredite gilt das Hausbankprinzip. Der Kunde muss den Kredit über eine Geschäfts-

bank beantragen. Diese prüft die Bonität und stellt fest, ob die Förderbedingungen erfüllt sind. Kommt ein KfW-Kredit zustan-de, wird das Darlehen von der KfW über die Hausbank an den Kunden ausgezahlt. Einen Teil der Zinsen streicht die Bank für die Durchleitung ein; den Rest bekommt die KfW. Weil die Bank in der Regel das Ausfallrisiko für den Kunden übernimmt, ist es für das Förderinstitut ein relativ si-cheres Geschäft, solange die Bank nicht pleitegeht. Die KfW finanziert einen Teil der Kredite durch die Ausgabe von Anlei-hen am Kapitalmarkt. Für viele Program-me gibt es auch Gelder aus dem Bundes-haushalt, etwa für den Ausbau der Klein-kindbetreuung oder die energetische Sa-nierung von Häusern. 2012 waren das drei Milliarden Euro. MitteistandsbankDeutsche Unternehmen wurden 2012 mit insgesamt 24,1 Milliar-den Euro gefördert, das entspricht gut 30 Prozent des gesamten Fördervolumens. Mittelständler und Existenzgründer er-halten unter anderem verbilligte Kredite. Einer der wichtigsten Förder schwerpunk-te ist es, die Energiewende zu beschleuni-gen. Dafür werden Unternehmen unter-stützt, die im Bereich erneuerbare Ener-gien tätig sind. So wurden bereits Offshore-Windparks mit KfW-Mitteln ge-baut. Privatkundenbank In der Privatkunden-bank werden die Angebote für Privatper-sonen und Wohnungsunternehmen ge-bündelt. 17,4 Milliarden Euro wurden hier 2012 in Form von Krediten vergeben. Schwerpunkt ist dabei die Förderung des Baus und Ausbaus von energieeffizienten Wohnungen. Nach eigener Darstellung ist die KfW der größte Baufinanzier er Deutschlands. Ein zweiter Topf wird für

Darlehen zur Finanzierung von Studium und Ausbildung bereitgehalten.

Kommunalbank Die Kredit vergäbe an Kommunen, kommunale Unternehmen und soziale Organisationen sank im ver-gangenen Jahr auf 9,1 Milliarden Euro. Ge-fördert werden vor allem Infrastrukturin-vestitionen sowie Umwelt- und Klima-schutzmaßnahmen. Export- und Projektfinanzierung Die KfW-Tochter Ipex vergibt mittel- und langfristi-ge Finanzierungen zur Unterstützung der Export Wirtschaft. Weil sie damit im Wett-bewerb zu regulären Banken steht, muss sie sich selbst am Kapitalmarkt refinanzie-ren. 2012 lag das Fördervolumen bei 13,4 Milliarden Euro. KfW-Chef Schröder er-wartet in diesem Bereich einen Anstieg, weil sich die Banken aus der langfristigen Projektfinanzierung weiter zurückziehen.

Entwicklungshilfe Die KfW Entwicklungs-bank finanziert und fördert im Auftrag der Bundesregierung Entwicklungsvor-habenweltweit. Sie organisiert die finan-zielle Zusammenarbeit mit den staatli-chen Institutionen. Neben Bundesmitteln werden auch KfW-Mittel verwendet. Die Deutsche Investitions- und Entwicklungs-gesellschaft (DEG) ist als KfW-Tochter für den Aufbau privatwirtschaftlicher Struk-turen zuständig und refinanziert sich selbst am Kapitalmarkt. 2012 wurden 6,2 Milliarden Euro Entwicklungskredite ver-geben.

Sonderaufgaben Die KfW hat im Zuge der Privatisierung der Telekom, der Deut-schen Post und EADS Aktien vom Bund übernommen, die nach und nach ver-kauft werden sollen. Aus diesem Grund ist die KfW auch in den Aufsichtsräten von Post und Telekom vertreten.

Laura de la Motte

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73,4 Mrd. Euro an Krediten und Verbriefungen hat die KfW 2012 neu zugesagt.

Quelle: KfW

GEWINNE

Profitabler als andere Banken Ulrich Schröder, der Chef,weist ger-

ne daraufhin, dass sein Haus mitt-lerweile zu den profitabelsten In-

stituten Deutschlands gehört. So hat die Staatsbank 2012 trotz aller Anstrengun-gen, den Gewinn kleinzurechnen, nach Schätzungen rund 2,1 Milliarden Euro verdient. Bei der Deutschen Bank waren es netto nur 700 Millionen Euro, bei der Commerzbank nur sechs Millionen Euro.

Eine Gewinnmaschine ist die KfW al-lerdings nicht nur aus eigenem Ver-dienst. Sie profitiert vor allem von zwei Faktoren: Günstige Refinanzierung: Die Förder-

bank kann sich im Vergleich zu anderen Banken unschlagbar günstig refinanzie-ren. Ihre Zinskosten für langfristige An-leihen liegen im Durchschnitt 0,7 Pro-zentpunkte unter denen der Deutschen Bank und 0,9 Prozentpunkte unter An-leihen der Commerzbank. Das liegt da-ran, dass die Bundesrepublik für sie haf-tet, von deren Zahlungsfähigkeit Investo-ren überzeugt sind.

Niedrige Kosten: Die Förderbank kommt ohne Filialnetz aus, weil Kunden die Kre-dite nicht direkt von der KfW bekom-men. Sie müssen sie vielmehr über ihre Hausbank beantragen. "Ein Filialnetz ist teuer und muss auch erst einmal ver-

dientwerden", sagt Bankprofessor Dirk Schier eck von der TU Darm Stadt. "Die KfW dagegen hat keinen aktiven Vertrieb und kann das Geschäft quasi auf sich zu-kommen lassen."

Schier eck fragt sich allerdings, ob die Gewinne der KfW nachhaltig sind. Dabei denkt er nicht nur an ihre günstigen Re-finanzierungsbedingungen, die ja letzt-lich auch der Finanzkrise geschuldet sind. "Die KfW ist zuletzt zunehmend ins Risiko gegangen und geht weiter ins Risi-ko. Das gilt zum Beispiel für das Feld der Energie wende, wo sich die KfW auch in Windparks in der Ostsee engagiert hat", erläutert der Bankenexperte.

Yasmin Osman, Laura de la Motte

Mit Kunst, Gott und der CDU

Ulrich Schröder ist zu einem der einflussreichsten Banker in Deutschland aufgestiegen. Die Zahl seiner Kritikerwächst. Einige Politiker beanstanden die "mangelnde Bodenhaftung" Rückhalt findet er vor allem bei den Christdemokraten. Sven Afhüppe, Peter Köhler Düsseldorf, Frankfurt

Wenn Ulrich Schröder auf Projektreise geht, könn-ten die Gegensätze kaum größer sein. Morgens be-sichtigt er in Jeans und of-

fenem Hemd ein Bewässerungsprojekt in den Slums von Lima, geht dort über stau-bige Lehm Straßen in die Hütten. Kaum zwei Stunden später erörtert er mit Perus Wirtschaftsminister Luis Miquel Castillo Rubio im dunkelbraun getäfelten Sitzungs-saal die Investitionschancen in Südameri-ka. Morgens Entwicklungspolitik, mittags kommerzielles Bankgeschäft - das ist die ei-ne Gratwanderung, die der promovierte Jurist vollführt. Und es gibt eine zweite Gratwanderung

des Ulrich Schröder - einerseits Diener des Staates zu sein, andererseits im Bankge-schäft einen Milliardengewinn abzuliefern. Im vergangenen Jahr geriet Schröder hier etwas aus der Balance - zu sehr betonte er den unbestrittenen Erfolg seines Hauses. Sein Geschäftsmodell sei "unkaputtbar", die KfW sei wie der zur "sichersten Bank" erkoren worden, man sei "privilegiert, weil garantiert vom Bund". Damit, so heißt es in Bankkreisen, habe der 60-Jähri-ge "die Begehrlichkeiten in der Politik na-türlich geweckt."

Kein Zweifel: Mit dem gestiegenen Ein-fluss der Staatsbank ist auch das Ego von Schröder gewachsen. Mit einem Gehalt von zuletzt 670 000 Euro und einem Bo-nus von 240 000 Euro verdient er dreimal mehr als Bundeskanzlerin Angela Merkel und mehr als doppelt so viel wie Bundes-

bank-Präsidentjens Weidmann. Und nur der KfW-VorStandschef be-kommt im Topmanagement über-haupt eine variable Erfolgsvergü-tung - die übrigen Vorstände gin-gen laut Geschäftsbericht für 2011 leer aus. Ende vergangenen Jahres hatte der oberste Förderban-ker noch einen Aufschlag für die nächste Amtszeit her aushandeln wollen -

doch die Anteilseigner lehnten die Wünsche ab. Im Verwaltungsrat ist mittlerweile von "mangelnder Boden-haftung" und " S elbst-Überschätzung" die Rede, wenn es um die Person Schröder geht.

Und auch in der Bank wird sein selbstbe-wusstes Auftreten nicht nur wohlwollend begleitet. Zwar ist man stolz auf die welt-weite Anerkennung, denn Schröder ist so etwas wie der Finanzbotschafter der Bun-desrepublik. Schließlich ist die KfW an über 70 Standorten weltweit vertreten - im afghanischen Kabul ebenso wie an der New Yorker Fifth Avenue. Aber es gibt auch kritische Stimmen. "Schröder ist zwar ein guter Banker, aber wahnsinnig selbstverliebt", heißt es in der Frankfurter Zentrale am Palmengarten. Die KfW sei zu einer "One-Man-Show" geworden, die fünf Vorstände neben Schröder würden kaum in der Öffentlichkeit auftreten. Schröder - dessen frühere Karriere Statio-nen über die Düsseldorfer WestLB und das Förderinstitut NRW Bank führten - hat sich über die Jahre ein Netz aus Vertrauten in der Berliner Politik aufgebaut, vor allem in der CDU. Er ist Parteimitglied und war zu Studienzeiten Vorsitzender des CDU-Studentenbunds RCDS. Seit dem Jura-Stu-dium in Münster ist Schröder unter ande-rem mit Verteidigungsminister Thomas de Maiziere eng befreundet, der zeitgleich

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mit Schröder in den Hörsälen saß und der das Vertrauen der Bundeskanzlerin

genießt. Als Treuhänder der Bundesan-

teile von Telekom und Post sitzt Schröder in den Aufsichtsräten der

ehemaligen Staatsmonopole - das gibt ihm viel Einfluss und auch

Selbstbewusstsein. Schröder hat ein Faible

für internationale zeitge-nössische Kunst und Ar-chitektur, sein geistiger Wertekanon sei auch da-von geprägt, dass er streng katholisch ist, sagt er einmal in kleiner Runde. Dazu zähle auch Bescheidenheit, wes-halb er schon mal die Erster-Klasse-Flüge für Bereichsleiter streichen ließ. Bescheidenheit -

es könnte auch sein eigenes Motto für 2013 werden.

33 Wir haben ein absolut simples, unkaputtbares Geschäftsmodell. Es bedarf vom Grundsatz her keiner Anpassung. KfW-Chef Ulrich Schröder, 2012 auf der Handelsblatt-Jahrestagung "Banken im Umbruch"

GESCHICHTE

Einst Krisenbank, jetzt Krisengewinner Der Wiederaufbau nach dem Krieg, das war der Anfang der KfW. In der Folge kamen weitere Aufträge hinzu. Yasmin Osman, Thomas Liegl

Frankfurt

Ihre Entstehung verdankt die KfW den Verwüstungen des Zweiten Weltkriegs. Deutschland lag 1945 in Trümmern. Die

Alliierten wollten das Land wieder aufbau-en und brauchten eine Institution, die die Finanzierung dieses Aufbaus zentral orga-nisiert. Den deutschen Großbanken ver-trauten sie diese Aufgabe nicht an - und gründeten deshalb die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW).

Am 18. November 1948 trat das KfW-Ge-setz in Kraft, Anfang 1949 nahm die Bank ihre Geschäfte auf, zunächst als "Durchlei-tungsbehörde" für Hilfsgelder, ausgestattet

mit einem Eigenkapital von umgerechnet 511000 Euro. In den Anfangsjahren verteil-te sie in erster Linie Hilfsgelder aus dem Marshallplan, mit denen die deutsche Wirt-schaft wieder aufgebaut werden sollte.

Das erste Mittelstandsprogramm der Bank aus dem Jahr 1952 hatte einen Um-fang von 12,3 Millionen Euro. Heute för-

dert die Bank den Mittelstand mit 24,1 Mil-liarden Euro. Zu Beginn konzentrierte sich die Bank darauf, neue Wohnungen und den Aufbau der Energieversorgung zu för-dern. Doch bereits 1953 übernahm die KfW auch Exportfinanzierungen.

Die Politik spannte die KfW in der Folge stärker und stärker ein. 1961 erhielt das In-

stitut den Auftrag, in der Entwicklungshil-fe aktiver zu werden. Mittlerweile organi-siert die KfW den finanziellen Teil der Ent-wicklungshilfe im Auftrag der Regierung. Außerdem beauftragte der Bund die KfW 1961 mit der kommerziellen Projektfinan-zierung, was die Staatsbank 40 Jahre spä-ter in Konflikt mit Privatbanken und der EU-Kommission bringen wird. 2002 ver-pflichtete sich die Bank, diese Geschäfte in eine eigenständige Tochter auszulagern.

Da die Bank die Gewinne nicht ausschüt-ten musste, wuchsen im Lauf der Zeit Mit-tel und Möglichkeiten: So legte die KfW 1971 ein eigenes Programm für Inlandsin-vestitionen auf, später folgten Programme für das Ausland, Risikofinanzierungen,

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Umweltförderungen und mehr. Mit 13 an-deren Banken gründete die KfW 2003 die True Säle Initiative, mit der das Bündeln von Krediten in Deutschland möglich wird. Diese Finanztechnik löste wenige Jahre später in den USA die Finanzkrise aus und brachte auch den Verbriefungs-markt in Deutschland fast zum Erliegen.

Auch auf anderen Feldern setzte die Fi-nanzkrise der Bank zu: Die Mittelstands-bank IKB, an der sich die KfW 2001 betei-ligte, fiel 2007 als erste deutsche Bank der

Krise zum Opfer. Die 1KB war bei verbrief-ten US-Krediten zu große Risiken einge-gangen. Das kostete die KfW fast zehn Mil-liarden Euro und ihrer damaligen Chefin, Ingrid Matthäus-Maier, 2008 den Job.

Ihr Nachfolger Ulrich Schröder schlitter-te nach nur zwei Wochen in eine Krise: Die KfW überwies der US-Investmentbank Lehman Brothers 320 Millionen Euro, we-nige Stunden, nachdem deren Pleite pu-blik wurde. Das brachte der Bank den Titel "Deutschlands dümmste Bank" ein und kostete zwei KfW-Vorständen das Amt. Der frisch gekürte Schröder konnte sich aber auf seiner Position halten.

Danach die Wende: Da die meisten deut-schen Banken ihre eigenen Krisen bewäl-tigen müssen, beauftragte die Regierung die KfW mit Hilfsprogrammen, um eine Rezession zu verhindern: Mittelstand und Kommunen werden mit Milliarden an Staatsgeldern gefördert. Auch in der Ener-giewende soll die KfW eine wichtige Rolle spielen. Aus der Krisenbank wird nach und nach eine Krisengewinnerbank.

511 000 Euro betrug umgerechnet das Eigenkapital, mit dem die KfW im Jahr 1948 gegründet wurde. Quelle: KfW

AUSLAND

Ein Vorbild für viele Staaten Portugal und Griechenland planen Förderbanken.

Die Erfahrungen der KfW sind auch im Ausland gefragt. Im Brüssler Bü-ro der deutschen Förderbank gehen

immer wieder Anfragen von Ländern ein, die ein eigenes nationales Förderinstitut aufbauen wollen. Geht es anschließend um Details, wie ein Programm zur Förderung erneuerbarer Energien oder für Studen-tenkredite konzipiert werden kann, wird aus KfW-Mitarbeitern der Fachabteilungen eine Arbeitsgruppe gebildet.

In den Schuldenstaaten Griechenland und Portugal hilft die deutsche Staatsbank derzeit beim Aufbau von nationalen För-derbanken. Nach Informationen des Han-delsblatts sollen sich diese Förderbanken gezielt um den Mittelstand kümmern, der auf zinsgünstige Kredite angewiesen ist, die die schwachen heimischen Banken je-doch nicht bereitstellen können. Das not-wendige Eigenkapital für die staatlichen Förderbanken soll dabei nicht allein aus dem öffentlichen Haushalt kommen, son-dern auch aus Nachrangdarlehen der Eu-ropäischen Investitionsbank und aus dem Kapital internationaler Banken.

Doch nicht nur die unter Rezession lei-denden Staaten Südeuropas interessieren sich für das Modell KfW. Anfang des Jahres hat in Frankreich die Banque Publique d'Investissement (BPI) ihre Arbeit aufge-nommen, die sich ebenfalls an der deut-schen Variante orientiert. Mit bis zu 70 Mil-liarden Euro soll die BPI kleine und mittle-re Betriebe fördern, indem sie Zugang zu Eigen- und Fremdkapital gewährt.

In Großbritannien hat sich der liberalde-mokratische Wirtschaftsminister Vincent Cäble als KfW-Fan geoutet. Das vom Selbst-verständnis her wirtschaftsliberale Land will eine mit Staatsgeldern finanzierte Bank aufbauen, die sich vor allem um die Kredit vergäbe an kleine und mittlere Un-ternehmen kümmert.

Schon vor der Finanzkrise galt die KfW als nachahmenswertes Vorbild. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs hat sie in vielen osteuropäischen Ländern bei der Grün-dung von Förderbanken geholfen. Selbst Russland hat sich bei der staatseigenen Vnesheconombank etwas beim deutschen Pendant abgeschaut.

Umgekehrt sucht die KfW auch den Aus-tausch mit etablierten Förderbanken und ist Mitglied im Netzwerk europäischer För-derinstitute (Nefi) und dem internationa-len Zusammenschluss Long-Term Inves-tors Club (LTIC). In dieser Woche hat die KfW eine Kooperation mit der spanischen Förderbank ICO wiederbelebt. Das Institut besteht seit 40 Jahren und hat sich auf die Finanzierung mittelständischer Betriebe und großer Infrastrukturprojekte speziali-siert: Im Rahmen eines Personalaus-tauschprogramms sollen KfW- und ICO-Mitarbeiter bis zu sechs Monate lang bei dem Partnerinstitut arbeiten. Ziel soll es sein, dass die Banker angesichts der aktu-ellen wirtschaftlichen Lage Fördermög-lichkeiten ausloten und dieses Wissen aus-tauschen. Laura de la Motte, Sven Afhüppe

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BANKEN-KONKURRENZ

Finanzkrise macht die Kritiker kleinlaut Viele Banken sehen die KfW heute als Nothelfer.

Spannungsfrei war das Verhältnis zwi-schen der KfW und den übrigen Ban-ken nie. Höchst eifersüchtig achten

Sparkassen, Volksbanken und private Geld-institute darauf, dass die staatliche Förder-bank ihnen kein Geschäft wegnimmt. Schließlich kann niemand so günstige Fi-nanzprodukte anbieten wie eine Bank, die den Staat als Bürgen im Hintergrund hat. Deshalb kochen die Emotionen immer dann hoch, wenn die KfW den übrigen Banken Konkurrenz macht.

In der Export- und Projektfinanzierung war das beispielsweise lange der Fall. Die Privatbanken beschwerten sich daraufhin bei der EU-Kommission. Die zwang die KfW dann 2001, dieses "Wettbewerbsge-schäft" vom eigentlichen Fördergeschäft abzutrennen und in eine privatwirtschaft-lich organisierte Tochter, die Ip ex-Bank, einzubringen.

Der Einstieg in das Geschäft mit Studen-tenkrediten sorgte 2005 dann ebenfalls für erhebliche Unruhe. Im Gegensatz zur bis-herigen Praxis vertrieb die KfW diese Dar-lehen nicht einzig über Banken, sondern auch über das Studentenwerk.

Doch seit Ausbruch der Finanzkrise ist die Kritik weitgehend verstummt. Die Kre-ditinstitute sehen die KfW heute eher als nützlichen Helfer denn als lästigen Kon-kurrenten. Denn wenn die Banken KfW-Kredite vergeben, dann organisiert die Förderbank für sie die oft langfristige Refi-nanzierung. Das ist hilfreich, weil die Ge-

schäftsbanken in der Finanzkrise Schwie-rigkeiten haben, sich am Kapitalmarkt langfristig Geld zu vertretbaren Konditio-nen zu borgen.

Für die KfW mit dem Staat als Bürgen ist das jedoch kein Problem. Deshalb vertrei-ben die Banken die KfW-Produkte heute bereitwilliger als früher.

Das gilt sogar für die einst so umkämpfte Exportfinanzierung. Als die Ipex-Bank vor zwei Jahren ankündigte, sich stärker in Schwellenländern zu engagieren, gab es keinen Protest im Bankenlager.

"Auf dem Markt gibt es weniger Finan-zierungspartner, weil sich zum Beispiel die Landesbanken aus vielen Feldern zurück-ziehen", erklärt Dirk Schiereck, Bankpro-fessor der TU Darmstadt. "Da ist die KfW für viele ein beliebter Partner, weil sie als starke Bank gilt und auch bereit ist, größe-re Summen auf ihre Bilanz zu nehmen", sagt der Wissenschaftler.

Natürlich hat die KfW noch immer Kriti-ker. Die Internetwerbung der Bank stört zum Beispiel einige Banken. Sie sehen sie als Vorboten für eine direkte Kredit vergä-be der KfW - an den Hausbanken vorbei. Das wäre die rote Linie für die Banken, und die KfW beteuert, dass sie diese nicht überschreiten will. Laut wird Kritik heute nur noch selten geäußert: "Die meisten Banken sind froh, wenn sie auf die KfW zu-rückgreifen können", heißt es in Finanz-kreisen.

Yasmin Osman, Laura de la Motte

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Fünf Sterne für den Kredit Was Online-Plattformen taugen, die Finanzprodukte und Berater bewerten Von Veronika Csizi Für Kunden ist das Angebot an Finanzpro-dukten kaum zu überblicken. Und auch das Vertrauen in die Berater wurde von der Finanzkrise massiv erschüttert. So su-chen viele nach Entscheidungshilfen: Welchen Fonds, welche Versicherung oder welches Zinspapier soll ich kaufen? Welcher Berater kümmert sich tatsäch-lich um meine Bedürfnisse? Bei Elektroge-räten, Büchern, Reisen oder Bekleidung vertrauen Verbraucher vor der Kaufent-scheidung immer öfter auf die Urteile an-derer Verbraucher in Bewertungsporta-len im Netz. Denn es flößt Vertrauen ein, wenn ein Flachbildschirm oder ein Hotel fünf goldene Sterne von anderen Kunden erhalten hat. Umgekehrt neigen Käufer bei negativen Bewertungen zur Vorsicht.

Inzwischen gibt es solche Portale auch für die Finanzbranche: Das Berliner Un-ternehmen Bankingcheck etwa lässt Kun-den Baufinanzierungen, Girokonten, Fest-gelder oder Autokredite in gut und schlecht sortieren. Whofinance oder Cen-sum wiederum sammeln Bewertungen über Bank- und Finanzberater. Die Bewer-tungssysteme sind dabei höchst unter-schiedlich. So lässt Censum in die Ran-kings nicht nur Bewertungen der Kun-den, sondern auch ein eigenes Scoring einfließen, das Ausbildung, Qualifizie-rung und Kundenservice des Beraters be-wertet. Die Urteile der Kunden sind erst nach erfolgter Beratung über einen zuge-sandten Link möglich. Für Berlin und Um-gebung vermerkt Censum 32 Berater, die pro vermitteltem Kontakt 79 Euro an Cen-trum zahlen und damit das Portal finan-zieren.

Mit Ranglisten arbeitet auch das im April 2011 gestartete Portal Banking-check, das nicht Berater, sondern Finanz-produkte auf den Prüfstand der Kunden stellen lässt. Neben reinen Produkt-Ran-kings, die sich an den Konditionen orien-tieren, findet sich auch eine Rangliste, die die Produkte nach den besten aller 6000 Bewertungen von 500 Produkten bei 150 Banken auflistet, dabei jedoch die Produktkategorien mischt: Derzeit thront auf Platz 1 ein Kredit, auf Platz 2 ein Tagesgeld-Konto. Das Portal finan-ziere sich mithilfe der Anbieter, die güns-tige Bewertungen in ihre Homepages inte-grieren können, so das Unternehmen. Problematisch ist jedoch: Bei Banking-

check kann jeder anonym Noten verge-ben. Nötig ist weder ein zusätzlicher Kommentar noch eine Registrierung. "Mir wurde unrechtmäßig ein hoher Be-trag abgebucht", jammert etwa ein anony-

mer Kunde und vergibt 3 von 6 Punkten. "Heute noch 2 Prozent gesichert, super", jubelt ein anderer - anonymer - Bank-kunde am 9. Januar über das Tagesgeld-konto von Cortal Consors, vergibt die volle Punktzahl. Allerdings: Aktuell zahlt die Bank nur noch 1,85 Prozent. Da Fi-nanzprodukte nicht statisch sind, son-dern ihre Konditionen rasch verändern, sind Urteile für den Kunden damit rasch nutzlos. Bei Noten zu Kreditprodukten wiederum bleibt die Bonität unberück-sichtigt, die aber für den Zinssatz und den Kunden entscheidend ist.

Bei Whofinance kann der Kunde zwar anonym bewerten, muss dem Portal aber seinen vollständigen Namen mitteilen. Man prüfe jede Be-wertung, bei Zwei-fein an der Echtheit auch die Identität des Absenders, sagt Geschäftsführer Mustafa Behan. Be-zahlt wird Whofi-nancevondenregis-trierten Beratern, die neben einer mo-natlichen Grundge-bühr von 19,99 Euro zusätzlich eine an den Klickzahlen orientierte Summe über-weisen müssen, maximal 99 Euro im Mo-nat. Der Kunde wiederum kann jeden Be-rater selbst bewerten und sich ein Ran-king mit den bestbenoteten Kandidaten filtern lassen. Für Berlin etwa spuckt die Suchmaschine "2568 geprüfte Bewertun-gen" aus, die je zur Hälfte angestellte Bankberater und freie Berater benoten.

Allerdings: Eine Baufinanzierung ist keine Waschmaschine. Christian Pauli, Bankexperte bei der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), rät bei den Bewer-tungsportalen grundsätzlich "zu höchs-ter Vorsicht". Gerade bei Finanzproduk-ten und Beratungs-Dienstleistungen komme es besonders auf die individuelle Situation eines Kunden an. Ein Produkt, das von Kunde A für sinnvoll befunden worden sei, könne aus der Sicht von Kunde B durchaus schlechte Noten erhal-ten.

Zudem warnen Online-Experten und Verbraucher Schützer davor, Bewertungs-portalen unbedingtes Vertrauen zu schen-ken. Denn inzwischen haben sich Heer-scharen von Agenturen formiert, die Her-stellern oder Dienstleistern hochprofes-sionell manipulierte Bewertungen anbie-ten. Dass es hier letztlich um bare Münze geht, zeigen etwa Studien der Cor-

nell-Universität, die klar belegt haben, dass alleine ein um einen Punkt höherer Bewertungsdurchschnitt eines Produkts auf viel besuchten Portalen zu erheblich höheren Umsätzen führt bzw. Preiserhö-hungen von gut elf Prozent ermöglicht. Je nach Umfrage und Produkt lassen sich Studien zufolge zwischen 33 und 85 Pro-zent der Kunden von Bewertungen beim Kauf leiten.

Die Bewertungsportale haben daher alle Hände voll zu tun, gefälschte Kom-mentare auszusortieren, zum Teil hat sich zwischen ihnen und den Fälschern ein regelrechter Rüstungswettlauf entwi-ckelt. Holidaycheck etwa, eine Grande Dame der Bewertungsportale mit drei Millionen Bewertungen und bis zu 4000 neuen Bewertungen pro Tag, belegt dies: Das Unternehmen hat Prüf-Filter verfei-nert, beschäftigt 60 Mitarbeiter im Be-wertungscheck, verklagt Fälscher und vergibt notfalls auch den Stempel "Ach-tung Manipulation".

Whofinance etwa habe bisher rund 40000 Kommentare zu rund 3000 Bera-tern erhalten, doch nur 32000 seien on-line erschienen, berichtet Geschäftsfüh-rer Mustafa Behan. Man prüfe die Bewer-tungen nach vielen Parametern, sagt auch Anika Böttcher, Marketing-Managerin von Bankingcheck. Das Gros der Bewer-tungen sei positiv, Fälschungen seien aber nie auszuschließen.

Verbraucher Schützer Pauli sieht den Vorteil der Portale daher auch weniger in Lobeshymnen, denn in ihrer Wächter-funktion. Wer etwa Zweifel an einem Be-rater oder einem Produkt hege, könne nach Hinweisen anderer Nutzer suchen und damit herausfinden, ob Warnungen oder Ängste plausibel seien oder ob ein Kunde schon einmal Negatives erlebt habe. Wer sich auf die Urteile von ande-ren verlasse, müsse wissen: Sie können eine Hilfe sein, so Pauli, manchmal aber auch Ausdruck einer Strategie, einer Wut oder gar eines Freundschaftsdiensts.

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Der Tagesspiegel

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Privatanleger entdecken auch Rohstoffinvestments Amerikanische Investoren ziehen sich dagegen zurück hlr. FRANKFURT, 13. Februar. Private Anleger wollen stärker in Rohstoffe, er-neuerbare Energien und Infrastruktur-projekte investieren. Dies geht aus einer Online-Umfrage des Münchener Emis-sionshauses Dima24 unter 676 Teilneh-mern hervor. Zwar ist die Umfrage nicht repräsentativ für alle deutschen Privat-anleger. Doch sie gibt eine Indikation für die aktuellen Präferenzen unter Anle-gern, die an geschlossenen Beteiligun-gen interessiert sind.

80 Prozent der Teilnehmer gaben an, dass sie in Zukunft mehr Projekte aus dem Rohstoffbereich zeichnen wollen. Diese finanzieren beispielsweise die Ex-ploration und Förderung von Erdgas, Öl oder Edelmetallen. 70 Prozent wollen ihr Engagement in erneuerbare Ener-gien ausweiten, wobei die Emissionshäu-ser neben den schon klassisch geworde-nen Anlagen zur Erzeugung von Solar-oder Windstrom zunehmend Fonds an-

bieten, die in den Transport oder die Speicherung von Strom investieren.

Investments in Rohstoffe werden in jüngster Zeit in Finanz marktkreisen kon-trovers diskutiert. So wird zum einen stärker auf Aspekte wie Nachhaltigkeit oder Spekulation abgestellt. Zum ande-ren rücken manche Investoren von Roh-stoffen ab, weil sie ein Ende des Booms, der in den vergangenen Jahren die Prei-se stark getrieben hat, befürchten. So zie-hen sich in den Vereinigten Staaten Pen-sionsfonds und andere institutionelle In-vestoren aus Investments in Rohstoff-indizes zurück (F.A.Z. vom 9. Februar).

Gleichzeitig meldete ETF Securities, ein Anbieter von börsengehandelten Rohstoffen (Exchange Traded Commo-dities oder ETC) in London, am Mitt-woch, dass institutionelle Investoren in Europa den Anteil von Rohstoffen in ih-ren Portfolios erhöhen wollten. "Mehr als 40 Prozent der europäischen Investo-ren wollen im kommenden Jahr acht bis zehn Prozent ihres Portfolios in Rohstof-fe investieren", heißt es in einer Studie, die ETF Securities in Auftrag gegeben hat. Befragt wurden 350 Investmentent-scheidungsträger auf Investorenkonfe-renzen in Frankfurt, London, Mailand und Zürich. Auch diese Umfrage gibt so-mit kein repräsentatives Meinungsbild.

Eine Indikation über die Beliebtheit von Rohstoff Investments gibt der aktuel-le Emissionsführer der Ratingagentur Scope. Demnach sind derzeit einige ge-schlossene Beteiligungen im Rohstoffbe-reich zur Zeichnung aufgelegt. So befin-det sich noch der Canada Gold Trust 2 in der Zeichnungsphase oder seit schon

2011 auch der L'Or - GSP Edelmetalle 2. Neu hinzugekommen sind im Herbst vergangenen Jahres der POC Growth 4 und im Dezember der Swiss Investors -

Equity Diamonds Fund 1. In der Konzep-tion befindet sich ein Mineralölfonds.

Das Hauptgeschäft der geschlossenen Fonds bleiben jedoch nach wie vor Betei-ligungen an Immobilien in Deutschland und im Ausland. So wurde im dritten Quartal vergangenen Jahres laut Ver-band Geschlossene Fonds (VGF) Beteili-gungen an deutschen Immobilien mit ei-nem Eigenkapital von 196 Millionen Euro plaziert. Für Immobilien Ausland lag das plazierte Eigenkapital im dritten Quartal bei 191 Millionen Euro. Damit machten diese beiden Segmente im drit-ten Quartal fast drei Viertel des Eigenka-pitals von 529 Millionen Euro aus, das in geschlossenen Fonds plaziert wurde.

Beteiligungen an Rohstoffprojekten fallen in der VGF-Statistik nicht ins Ge-wicht. Sie werden in der Rubrik "Spezia-litäten" erfasst, die auf 15,5 Millionen Euro kam. Somit ist eines sicher: Wenn deutsche Privatanleger stärker in Roh-stoffprojekte investieren, dann kommen sie von einem niedrigen Niveau.

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Frankfurter Allgemeine Zeitung

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Wer berät mich zu Hause?

ANLEGER Frage An Malte Diesselhorst

Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz

Ich bin 82 Jahre alt, verwitwet, lebe allein und besitze ein Girokonto. Ich habe Angst, bald nicht mehr in meine Bankfiliale zu kommen. Meiner Großnichte möchte ich aber keine Vollmacht für mein Girokonto erteilen. Gibt es andere Möglichkeiten? Eine begrenzte Vollmacht? Oder ein Spar-buch?

Eine Bankvollmacht ist Vertrauenssache. Rechtlich ist es für den Vollmachtgeber möglich, sie zu beschränken, etwa auf be-stimmte Zahlungen oder einen Höchstbe-trag. In der Praxis lassen Banken meist aber nur Vollmachten zu, die auf ihren eigenen Formularen erteilt werden, und diese Formulare sehen keine Beschrän-kungsmöglichkeit vor.

Ein Sparbuch ist keine sehr praktikable Lösung für das Problem. Vom Sparbuch können Überweisungen nicht gemacht werden, das Geld müsste dazu also erst abgehoben und auf ein Girokonto einge-zahlt werden. Von Ihrem Sparbuch könnte Ihre Großnichte also zwar Bar-geld für Sie abheben. Für laufende Zah-lungen, Daueraufträge oder Zahlungen per Einzugsermächtigung ist es aber nicht geeignet.

Möglich ist es, auf dem Girokonto im-mer nur so viel Geld zu belassen, wie für die laufenden Ausga-ben nötig ist, und da-neben ein Tagesgeld-konto oder ein Spar-buch einzurichten, auf das ihre Groß-nichte nicht zugrei-fen kann. Sie könn-ten dann ihrer Groß-nichte Vollmacht für das Girokonto ertei-len, der verfügbare Betrag wäre auf das Guthaben be-schränkt. Das Konto sollte als reines Gut-habenkonto geführt werden und keine Üb er Ziehungsmöglichkeit bieten.

Leider sind andere Möglichkeiten, Bankgeschäfte selbst vorzunehmen, oft gerade für ältere Menschen nicht gut nutzbar. Das gilt für das Internetbanking, aber auch für die telefonische Auftragser-teilung. Bei den meisten Banken spricht man dabei nur noch mit einer Computer-stimme, eine persönliche Unterstützung fehlt. Vielleicht können Sie bei Ihrer Bank nachfragen, ob es in der Filiale Mit-arbeiter gibt, die Sie persönlich kennen,

Sie telefonisch beraten und so auch Über-weisungen entgegennehmen können.

Für eine umfassende Vollmacht an eine nahestehende Person gibt es allerdings im Alter gute Gründe: gerade bei Krank-heiten kann es wichtig sein, dass eine Ver-trauensperson über die Vermögensver-hältnisse Bescheid weiß und beispiels-weise Krankenhausrechnungen oder lau-fende Kosten der Wohnung bezahlen kann. Das lässt sich sehr gut auch in einer notariellen Vorsorgevollmacht regeln, die umfassend für den Fall der Krankheit erteilt wird. Eine notarielle Vollmacht wird auch von Banken akzeptiert, so dass jedenfalls für diesen Fall eine Bankvoll-macht nicht gesondert erforderlich ist.

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Der Tagesspiegel

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Die Ahnungslosen An deutschen Gymnasien lernen Schüler kaum etwas über Wirtschaft und Finanzen Warum eigentlich nicht? von caterina lobenstein

Wenn Philipp aus der 10b des Leipziger Max-Klin-ger-Gymnasiums in zwei Jahren sein Abitur ablegt, wird er viel gelernt ha-ben. Wann der Deutsch-Dänische Krieg begann.

Wer das Nibelungenlied schrieb. Was die Bundes-versammlung ist, und was man bei der Polyno-mendivision beachten muss. Wie sich eine Zelle teilt. Wie ein Vulkan entsteht.

So zumindest will es der Lehrplan für Gymna-sien, der vom sächsischen Kultusministerium er-lassen wird. Was Philipp laut Lehrplan nicht ge-lernt haben wird: was eine Staatsanleihe ist. Wie ein Hedgefonds funktioniert. Warum es Rating-Agenturen gibt.

"Wirtschaft ist, was ich in der Tagesschau nicht verstehe", sagt Philipp, und den meisten jungen Deutschen geht es ähnlich. 2009 gaben die Indus-trie- und Handelskammern eine Umfrage in Auf-trag, um herauszufinden, ob sich Menschen zwi-schen 16 und 29 Jahren für Wirtschaftsthemen interessieren. Fast alle Befragten gaben dieselbe Antwort: Sie halten das, was in der Wirtschafts-welt passiert, für wichtig, aber sie verstehen es nicht. 2010 fragte das Verbraucherschutzministe-rium Zehntklässler nach ihren Wirtschaftskennt-nissen. Gut die Hälfte der Schüler wusste nicht, was ein Girokonto ist. Bankenverbände klagen seit Jahrzehnten über ökonomische Wissens-lücken in der Bevölkerung, und selbst Politiker, die wirtschaftspolitische Richtungsentscheidungen treffen, wissen nicht immer, was sie tun. Als der Deutsche Bundestag im Herbst 2011 über die Ausweitung des Euro-Rettungsfonds abstimmte, schickte die ARD ein Reporterteam in den Berli-ner Reichstag. Kurz bevor die Abgeordneten zur Abstimmung in den Plenarsaal verschwanden, stellten die Reporter ein paar Fragen: Wie hoch ist der deutsche Anteil an den Kreditbürgschaften? Welche Länder haben bereits vom Rettungs-schirm profitiert? Viele Abgeordnete wussten kei-ne Antwort, manche konnten nicht einmal grob schätzen, über welche Summe sie wenig später ab-stimmen würden (es waren mehr als 200 Milliar-den Euro). Vermutlich haben sie sich gefühlt wie Philipp aus der 10b - ahnungslos.

Ist es für einen Durchschnittsbürger ohne Volks-wirtschaftsdiplom unmöglich, zu verstehen, was in der Finanzwelt vor sich geht? Ist es normal, dass

Philipp zur großen Mehrheit der Ahnungslosen ge-hört und nur eine kleine Minderheit in der Lage ist, die wirtschaftlichen Dynamiken zu verstehen, die unsere Gesellschaft prägen?

Ökonomische Bildung ist ein "unverzichtbarer Bestandteil der Allgemeinbildung", so sieht es die Kultusministerkonferenz (KMK), deren Mitglieder die Lehrpläne der einzelnen Bundesländer erlassen. Doch wer ein deutsches Gymnasium besucht, verlässt es in der Regel als ökonomischer Analphabet. An den

allerwenigsten Schulen, die zum Abitur führen, wird Wirtschaft als Pflichtfach gelehrt. Es gibt Unterricht in Chemie und Biologie, in Philosophie und Geo-grafie, aber - mit Ausnahme einiger spezialisierter Fachgymnasien - nicht in Ökonomie. Stattdessen werden Mischfacher angeboten, in denen Inhalte aus Politik, Recht und Ökonomie verflochten werden. In Sachsen, wo Philipp zur Schule geht, heißt dieses Mischfach "Gemeinschaftskunde", in anderen Bun-desländern zum Beispiel "Sozialkunde" oder "Politik und Wirtschaft". Die KMK will damit erreichen, dass ökonomisches Wissen nicht aus seinem gesellschaft-lichen Zusammenhang gerissen wird. Wer das Prin-zip Profit behandelt, soll das Prinzip Gerechtigkeit mitdenken. Wer die Marktwirtschaft erklärt, soll nicht nur zeigen, wie dieser Markt funktioniert, sondern auch, was er mit den Menschen macht.

Das Konzept des integrierten Wirtschaftsunter-richts ist gut gemeint, birgt aber mindestens drei Pro-bleme: Erstens wird die Ökonomie im Unterricht oft zugunsten anderer Lehreinheiten vernachlässigt. Zweitens ist die Lehrerausbildung für viele Misch-fächer mangelhaft. Und drittens öffnet gerade dieses Modell unzähligen Wirtschaftslobbyisten die Tür zu Deutschlands Klassenzimmern.

Banken und Berater verteilen Unterrichtsmaterial in Schulen

Das erste Problem lässt sich an Philipps Stundenplan ablesen: Für Gemeinschaftskunde als Pflichtfach sind im sächsischen Lehrplan für Gymnasien zwei Schul-jahre mit je einer Doppelstunde pro Woche vorgese-hen. Nur ein Viertel dieser ohnehin spärlichen Unter-richtszeit ist für Wirtschaftsthemen reserviert, das sind etwa zwölf Doppelstunden. Wenn Philipp Ge-meinschaftskunde in der Oberstufe abwählt, dann bleiben diese zwölf Doppelstunden der einzige Wirt-schaftsunterricht, den er während seiner gesamten Schullaufbahn bekommt. "Das reicht gerade mal, um ein paar Grundbegriffe zu erklären", sagt Annelie

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Die Zeit

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Helbing, Philipps Gemeinschaftskundelehrerin. Ökonomische Bildung hat an deutschen Gym-

nasien nicht nur wenig Platz, auch die Qualität des Unterrichts ist oft schlecht. Das ist das zweite Pro-blem: Das Mischfachmodell führt dazu, dass nicht jeder, der Wirtschaft unterrichtet, auch dafür aus-gebildet ist. Wer Mathelehrer werden will, studiert Mathematik. Chemielehrer studieren Chemie. Aber wer später einmal Wirtschaft unterrichtet, studiert oft alles Mögliche, nur nicht Ökonomie.

Annelie Helbing hat Russisch und Geografie studiert. Geografie unterrichtet sie bis heute, Russisch wollte nach der Wende kaum mehr jemand lernen. Deshalb hat Helbing eine Weiterbildung zur Ge-meinschaftskundelehrerin gemacht. Wirtschafts-wissenschaften seien darin "äußerst kurz gekommen", sagt sie. Helbing ist ein gutes Beispiel, warum so viele Lehrer, die Wirtschaftswissen vermitteln, sich dabei nicht auf eine ähnlich solide Ausbildung stüt-zen können wie Mathe- oder Englischlehrer.

Das Problem betrifft nicht nur Lehrer wie Anne-lie Helbing, sondern auch solche, die von vornherein Gemeinschaftskunde unterrichten wollen. Weil es kein eigenes Fach für Ökonomie gibt, gibt es auch keine eigene Lehramtsausbildung dafür. "Man kann das Examen bestehen, ohne jemals in einer Ökono-mievorlesung gesessen zu haben", sagt Hans-Georg Krüger, 30. Er hat in Leipzig Geschichte und Ge-meinschaftskunde auf Lehramt studiert und unter-richtet heute in Baden-Württemberg.

Wenn Krüger aus der Schule kommt, macht er eine Stunde Sport, dann holt er nach, was er an der Uni nicht gelernt hat. Er liest Fachbücher, bestellt sich Ökonomie für Pädagogen von der Bundeszentrale für politische Bildung, holt sich Rat bei seiner Frau, die BWL studiert hat, fährt nach Stuttgart, um Vor-träge von Wirtschaftswissenschaftlern zu hören. Hätte er keine Fernbeziehung und abends nicht so viel Zeit, wüsste er nicht, wie er sich auf den Unter-richt vorbereiten sollte, sagt Krüger. An einem nor-malen Arbeitstag bleibt er bis zehn am Schreibtisch.

Während Krüger in seinem Arbeitszimmer in der süddeutschen Provinz sitzt, steigen und fallen drau-ßen in der Welt die Aktienkurse. Unternehmen werden gegründet, Unternehmen gehen pleite, Volks-wirtschaften wachsen, Volkswirtschaften schrumpfen, und manchmal gehen sie bankrott. Börsenhändler tippen Befehle in ihre Rechner, und vielleicht sitzt irgendwo ein Ökonom und feilt an einer neuen Theorie. Die Wirtschaftswelt verändert sich, manch-mal mit rasender Geschwindigkeit. Ein Mathe- oder Englischlehrer hat es vergleichsweise leicht, auf dem Laufenden zu bleiben. Der Satz des Pythagoras be-steht spätestens seit der Antike. Die englische Gram-matik hat sich seit einem halben Jahrtausend nicht groß verändert. Die Grundfesten der Wirtschafts-wissenschaft aber sind nicht mal 300 Jahre alt - und scheinen trotzdem in vielen Bereichen überholt. Was noch vor 20 Jahren als unerschütterliche Wahrheit galt, steht heute schon wieder zur Debatte.

Annelie Helbing, Philipps Gemeinschaftskunde-

lehrerin, ist 52 Jahre alt. Mehr als die Hälfte aller Lehrer, die in der Sekundarstufe unterrichten, sind in ihrem Alter oder älter. Als sie ihr Examen ablegten, war Deutschland noch geteilt, im Gebiet des Euro-Raums gab es 17 verschiedene Währungen, und bis Griechenland Mitglied der Europäischen Wirt-schaftsgemeinschaft wurde, der heutigen EU, sollte es noch Jahre dauern. Sie sind in der DDR geboren oder in der BRD der Wirtschaftswunderzeit, sie haben in den Siebzigern und Achtzigern studiert, als Volkswirtschaftslehre an manchen Instituten noch "Nationalökonomie" hieß. Vieles, was sie dort gelernt haben, wird heute angezweifelt: Der Homo oecono-micus? Ein überholtes Konstrukt. Das Streben nach unbegrenztem Wachstum? Womöglich nicht der klügste Weg.

Heute sollen diese Lehrer ihren Schülern erklären, was die Euro-Krise ist. "Es ist verdammt viel Arbeit, eigentlich kommt man nie hinterher", sagt Helbing. "Und für Weiterbildung bleibt wenig Zeit."

Es gibt eine Menge Leute, die nichts lieber tä-ten, als Helbing einen Teil dieser Arbeit abzuneh-men. Schon seit Jahren beliefern Unternehmens-beratungen, Banken und arbeitgebernahe Think-tanks wie die Initiative Neue Soziale Marktwirt-schaft (INSM) Schulen mit Arbeitsblättern zu Wirtschaftsthemen. Allein auf dem Bildungs-verteiler des Bundesverbands deutscher Banken stehen mehr als 60 000 Lehrer. Auch Annelie Hel-bing aus Leipzig.

"Die Lehrer werden von Wirtschaftslobbyisten zugeschüttet", sagt Marianne Demmer von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Sie befürchtet, dass ökonomische Bildung viel zu oft aus der Perspektive der Wirtschaftsverbände vermittelt wird. Die Sicht von Arbeitnehmer-vertretern, Umwelt- oder Sozialverbänden würde ausgeblendet, obwohl auch sie wirtschaftliche Ak-teure sind.

Im Mai 2012 fragte die GEW in einer Studie, mit welchen Partnern Schulen vorrangig zusam-menarbeiteten. 45 Prozent aller Schulen nannten die private Wirtschaft als wichtigsten Koopera-tionspartner. Nicht nur für Praktika, auch für Börsenplanspiele und Sonderlehreinheiten mit Namen wie "Entrepreneurship Education". In manchen Schulen steht an Projekttagen der ört-liche Sparkassenvertreter vor der Klasse, um den Schülern zu erklären, wie die Wirtschaft funktio-niert. Gewerkschaften spielen dagegen laut der GEW-Umfrage nur für zwei Prozent der befragten Schulen eine wichtige Rolle.

Hans-Georg Krüger sagt, das Unterrichtsmate-rial der Wirtschaftsverbände sei "richtig gut auf-bereitet". Verwenden würde er es trotzdem nicht. Die Arbeitsblätter der INSM nennt er "Propagan-damaterial". In deren "Schnupperkurs in Sachen Ökonomie" stehen Merksätze wie dieser: "In der Realität hat der Mindestlohn nur eine Folge: Dass noch mehr Menschen arbeitslos werden." Wenn die Schüler Glück haben, dann haben sie einen

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guten Lehrer, der diesen Merksatz mit ihnen dis-kutiert. Wenn sie Pech haben, dann bleibt der Satz unkommentiert im Raum stehen, so, als wäre er ein Gesetz. Dass manche Wirtschaftsforscher zum Mindestlohn eine andere Meinung haben, bliebe diesen Schülern verborgen. Annelie Helbing sagt, man müsse eben aufpassen, was man in die Finger bekomme. "Die Arbeitsblätter sind eine reine Er-gänzung zu den Lehrbüchern, die oft veraltet sind. Man muss uns Lehrern schon zutrauen, dass wir erkennen, wenn sie zu einseitig sind."

Mit ihren Arbeitsblättern (und mit ihren Inte-ressen) stopfen die Wirtschaftsverbände eine Lü-cke, die der Staat in der ökonomischen Allgemein-bildung hat wachsen lassen. Sie verschenken dabei nicht nur Unterrichtsmaterial an Wirtschaftsleh-rer, sie mischen sich auch in die Bildungspolitik der Länder ein, sie sind eng verflochten mit For-schungsinstituten, die wiederum die Landesregie-rungen beraten. Seit mehr als 20 Jahren fordert etwa der Bundesverband deutscher Banken ein ei-genständiges Unterrichtsfach für Wirtschaft. Fast genauso lang schon streiten Ökonomiedidaktiker darüber, ob ein eigenständiges Fach die ökonomi-sche Bildung tatsächlich verbessern könnte oder ob das Mischfachmodell beibehalten und lediglich mehr Platz für Wirtschaftsthemen eingeräumt werden sollte. Das Problem des ökonomischen Analphabetismus ist also nicht neu.

Es gibt kein bundesweit einheitliches Konzept für ökonomische Bildung

Neu ist, dass dieser Analphabetismus heute stärker zutage tritt. Spätestens seit im September 2008 die Pleite einer New Yorker Investmentbank die Welt-wirtschaft ins Schlingern brachte, seit beinahe täg-lich über marode Volkswirtschaften berichtet wird, die es zu retten gilt, seit der Präsident der Europäi-schen Zentralbank öfter in den Nachrichten er-scheint als der Präsident des Deutschen Bundes-tags, scheint es, als verstünde, wer von Wirtschaft nichts versteht, die Welt nicht mehr.

In manchen Bundesländern wird versucht, die ökonomische Bildungslücke zu schließen. In Län-dern wie Baden-Württemberg oder Mecklenburg-Vorpommern können Schüler in der Abiturstufe ein eigenes Fach Wirtschaft wählen - wenn sie es wollen. In Niedersachsen wird im Mischfach "Po-litik/Wirtschaft" beiden Themengebieten gleich viel Zeit eingeräumt. Und ganz gewiss gibt es an vielen Schulen engagierte Lehrer, die trotz schlech-ter Rahmenbedingungen hervorragenden Wirt-schaftsunterricht geben. Aber weil das deutsche Bildungssystem ein föderaler Flickenteppich ist, wird nur an einigen Ecken und Enden gestopft. Ein flächendeckendes staatliches Konzept zur Auf-wertung der ökonomischen Bildung fehlt.

Problematisch ist das auch deshalb, weil sich viele Lücken nach der Schule nur noch schwer schlie-ßen lassen. Wer das Einmaleins nicht kennt, wird es

schwer haben, in die Integralrechnung einzusteigen. Wer die englische Grundgrammatik nicht beherrscht, kann nicht Shakespeare lesen. Und wer nie gelernt hat, was eine Staatsanleihe ist, wird auch die Geld-politik der Europäischen Zentralbank nie verstehen.

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