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Landtag Ausschussprotokoll Nordrhein-Westfalen APr 16/555 16. Wahlperiode 09.05.2014 Ausschuss für Europa und Eine Welt 22. Sitzung (öffentlich) 9. Mai 2014 Düsseldorf Haus des Landtags 10:30 Uhr bis 12:35 Uhr Vorsitz: Nicolaus Kern (PIRATEN) Protokoll: Gertrud Schröder-Djug Verhandlungspunkte und Ergebnisse: Vor Eintritt in die Tagesordnung 5 1 Tätigkeitsbericht der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH 6 Gast: Bruno Wenn, Sprecher der Geschäftsführung Bruno Wenn, Sprecher der Geschäftsführung, erstattet einen Bericht und beantwortet Fragen der Abgeordneten. 2 Sicheren Aufenthalt für Edward Snowden in Deutschland! 24 Antrag der Fraktion der PIRATEN Drucksache 16/4439

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Landtag Ausschussprotokoll Nordrhein-Westfalen APr 16/555 16. Wahlperiode 09.05.2014

Ausschuss für Europa und Eine Welt 22. Sitzung (öffentlich)

9. Mai 2014

Düsseldorf – Haus des Landtags

10:30 Uhr bis 12:35 Uhr

Vorsitz: Nicolaus Kern (PIRATEN)

Protokoll: Gertrud Schröder-Djug

Verhandlungspunkte und Ergebnisse:

Vor Eintritt in die Tagesordnung 5

1 Tätigkeitsbericht der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH 6

Gast: Bruno Wenn, Sprecher der Geschäftsführung

Bruno Wenn, Sprecher der Geschäftsführung, erstattet einen Bericht und beantwortet Fragen der Abgeordneten.

2 Sicheren Aufenthalt für Edward Snowden in Deutschland! 24

Antrag

der Fraktion der PIRATEN

Drucksache 16/4439

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Landtag Nordrhein-Westfalen - 2 - APr 16/555

Ausschuss für Europa und Eine Welt 09.05.2014 22. Sitzung (öffentlich) sd-ro

Der Ausschuss für Europa und Eine Welt lehnt den Antrag der Fraktion der Piraten Drucksache 16/4439 mit den Stimmen der Fraktionen von SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen gegen die Stimmen der Fraktion der Piraten bei Enthaltung der FDP-Fraktion ab.

3 Vorschläge zu Fahrzeugstopp per Fernbedienung und automatisiertem Kennzeichenscan sind inakzeptabel – Auswüchse einer um sich greifenden technischen Überwachungsdoktrin verhindern! 29

Antrag

der Fraktion der FDP

Drucksache 16/5036

Entschließungsantrag

der Fraktion der PIRATEN

Drucksache 16/5098

Die Beratung über die Anträge wird verschoben.

4 NRW unterstützt Europäisches Jahr der Entwicklung 2015 30

Antrag

der Fraktion der SPD und

der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Drucksache 16/5481

Die Beratung über den Antrag wird verschoben.

5 Breitbandausbau beschleunigen – Landesregierung muss Operationelles Programm EFRE für flächendeckenden Breitbandausbau öffnen! 31

Antrag

der Fraktion der CDU und

der Fraktion der FDP

Drucksache 16/5470

Entschließungsantrag

der Fraktion der PIRATEN

Drucksache 16/5534

Der Ausschuss für Europa und Eine Welt lehnt den Antrag der CDU-Fraktion und der FDP-Fraktion Drucksache

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Ausschuss für Europa und Eine Welt 09.05.2014 22. Sitzung (öffentlich) sd-ro

16/5470 mit den Stimmen der Fraktionen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen gegen die Stimmen der Fraktionen von CDU, FDP und Piraten ab.

Der Ausschuss lehnt den Entschließungsantrag der Fraktion der Piraten Drucksache 16/5534 mit den Stimmen der Fraktionen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen gegen die Stimmen der Fraktionen von FDP und Piraten bei Enthaltung der CDU-Fraktion ab.

6 Achtung! YES, WE SCAN. – Bürger in NRW vor PRISM und anderen Überwachungsprogrammen schützen! 36

Antrag

der Fraktion der PIRATEN

Drucksache 16/3249

Dieser Tagesordnungspunkt wird abgesetzt.

7 Verschiedenes 37

– Siehe Diskussionsteil.

* * *

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Landtag Nordrhein-Westfalen - 5 - APr 16/555

Ausschuss für Europa und Eine Welt 09.05.2014 22. Sitzung (öffentlich) sd-ro

Aus der Diskussion

Vor Eintritt in die Tagesordnung

macht Vorsitzender Nicolaus Kern darauf aufmerksam, dass sich Tagesordnungs-punkt 6 „Achtung! YES, WE SCAN. Bürger in NRW vor PRISM und anderen Über-wachungsprogrammen schützen! – Antrag der PIRATEN Drucksache 16/3249 erle-digt habe, da er vom Innenausschuss abschließend beraten worden sei. Von daher werde der Tagesordnungspunkt abgesetzt.

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Ausschuss für Europa und Eine Welt 09.05.2014 22. Sitzung (öffentlich) sd-ro 1 Tätigkeitsbericht der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesell-

schaft mbH

Gast: Bruno Wenn, Sprecher der Geschäftsführung

Vorsitzender Nicolaus Kern führt aus, inzwischen sei es gute Tradition, dass der Ausschuss für Europa und Eine Welt im Rahmen seiner Eine-Welt-Politik Vertreter verschiedener Organisationen und Verbände in seine Sitzungen einlade, um sich über entwicklungspolitische Sachverhalte zu informieren. Heute seien Herr Wenn und Herr Kortmann als Vertreter der Deutschen Investitions- und Entwicklungsge-sellschaft im Ausschuss zu Gast.

Die DEG finanziere Investitionen privater Unternehmen in Entwicklungsländern und Schwellenländern. Sie sei im September 1962 nach Kai-Uwe von-Hassel-Vorstellungen als bundeseigene Gesellschaft gegründet worden. Seit Juni 2011 sei sie eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der KfW mit Sitz in Köln. Er freue sich, dass Herr Wenn und Herr Kortmann der Einladung so kurzfristig gefolgt seien. Er heiße beide herzlich willkommen und freue sich auf den Tätigkeitsbericht.

Bruno Wenn, Sprecher der Geschäftsführung, trägt vor:

Meine Damen und Herren! Wir sind gerne gekommen und danken herzlich für die Einladung. Vor allem sind wir auch gerne am Europa-Tag gekommen. Ich bin gleichzeitig Vorsitzender des Dachverbandes der DEGs Europas. Ich kann auch erzählen, was wir im europäischen Kontext tun, um auf europäischer Ebene im Rahmen der europäischen Entwicklungszusammenarbeit die Förderung privater Unternehmen in den Entwicklungsländern voranzubringen.

Herr Kern hat schon freundlicherweise darauf hingewiesen: Wir bestehen seit 52 Jahren. Seit 52 Jahren finanzieren wir aus Köln heraus private Unternehmen in Entwicklungsländern. Die Idee ist damals von Kai-Uwe von Hassel geboren wor-den, als er noch Ministerpräsident in Schleswig Holstein war. Er hatte 1962 die Idee, dass es gut wäre, wenn man die sich gerade herausbildenden Entwicklungs-länder dabei unterstützt, kleine und mittlere Unternehmen und privates Unterneh-mertun aufzubauen. Ich empfinde das nach wie vor als visionär.

Walter Scheel hat dies 1962, als er der erste Entwicklungshilfeminister der Bun-desrepublik Deutschland wurde, umgesetzt. Er ist nach wie vor unser Ehren-Aufsichtsratsvorsitzender. Wir gucken auf eine wechselhafte Geschichte zurück, weil wir natürlich über viele Jahrzehnte hinweg gesehen haben, dass das, was ei-gentlich ursächlich für die Gründung der DEG war, in der internationalen und in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit nicht immer so gewürdigt wurde, dass nämlich private Unternehmer eine wichtige Rolle spielen als Agent und als Motor für Entwicklung.

Wir haben über viele Jahre hinweg gesehen, dass man eher auf staatlichen Inter-ventionismus gesetzt hat, was auch zu sehr vielen Negativeffekten europäischer, deutscher und internationaler Entwicklungszusammenarbeit geführt hat. Insofern

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freuen wir uns über alle Maßen, dass sich in den letzten Jahren ein Paradigmen-wechsel gezeigt hat und man heutzutage viel stärker darüber nachdenkt: Was können private Unternehmen in Entwicklungsländern tun? Warum ist das so? Das hat in vielen Fällen damit zu tun, dass man sieht, dass rein staatliches Handeln in vielen Entwicklungsländern auch nicht die großen Fortschritte bringt, die man sich wünschen würde und die man vor allen Dingen auch braucht.

Ich erinnere nur an die Situation, die wir in Nordafrika sehen, exemplarisch für vie-le Entwicklungsländer. Der Mangel an Beschäftigung bei einer gleichzeitig größe-ren Zahl von gut ausgebildeten Absolventen von Universitäten zeigt letztendlich: Man braucht Arbeitsplätze. Arbeitsplätze werden nicht im staatlichen Bereich auf Dauer geschaffen. Auch in der Bundesrepublik Deutschland sind 90 % der Ar-beitsplätze im privaten Bereich, davon fast 90 % bei den kleinen und mittleren Un-ternehmen. Das macht noch einmal sehr deutlich, warum man kleine und mittlere Unternehmen auch braucht.

Wir als DEG sind gerade in diesem Bereich sehr erfolgreich. Seit 2001 sehen wir als Mitglied der KfW in erheblichem Umfang den Vorteil der kleinen und mittleren Unternehmen. Das ist in Deutschland so. Deswegen ist es uns ein wichtiges An-liegen, kleine und mittlere Unternehmen weltweit zu unterstützen. Das tun wir sehr erfolgreich. Im letzten Jahr haben wir über die Neuzusagen, die wir in einer Grö-ßenordnung von 1,5 Milliarden € erteilt haben, fast 1 Million Arbeitsplätze geschaf-fen bzw. Arbeitsplätze gesichert. Und wir wollen mehr tun. Das haben wir uns vor-genommen.

Wir machen das nicht alleine, sondern wir haben uns mit einer Reihe von ähnli-chen Institutionen und Organisationen auf europäischer und internationaler Ebene zusammengeschlossen. Wir haben eine Initiative gestartet, die heißt „Let’s work“. Dabei versuchen wir, exemplarisch in einzelnen Ländern herauszuarbeiten, was getan werden muss, um noch mehr Arbeitsplätze zu schaffen. Da geht es vor allen Dingen um die Qualität der Arbeitsplätze. Es geht nicht nur um die Quantität von neu geschaffenen bzw. alten Arbeitsplätzen, sondern es geht auch darum, welche Qualität wir vorfinden. Sind die Jobs so, dass auch Gehälter gezahlt werden, die den Familien ein Überleben ermöglichen? Das sind zentrale Fragestellungen, de-nen wir uns stellen.

Wir sind als DEG weltweit in allen Entwicklungsländern tätig, die auf der Liste des Entwicklungshilfeausschusses der OECD stehen. Unser Schwergewicht ist, wenn man das vom Portfolio her sieht, nach wie vor Asien, gefolgt von Lateinamerika und dann Afrika. Afrika holt massiv auf, holt vor allen Dingen auch deswegen auf, weil wir als DEG ganz massiv auf Afrika schauen. Wir sehen Afrika als den Chan-cenkontinent an. Wir sehen auf der Grundlage unserer Arbeit, dass es sich lohnt, sich in Afrika auch wirtschaftlich zu engagieren. Wir können mit einer Reihe von Beispielen nachweisen, dass es auch unter schwierigen Bedingungen in afrikani-schen Ländern möglich ist, privatwirtschaftliches Handeln finanziell zu ermögli-chen. In den Unterlagen, die wir Ihnen gegeben haben, finden Sie das eine oder andere Beispiel.

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Afrika holt deswegen auch auf, weil wir als DEG eine klare Zielstrategie in Rich-tung auf Afrika und die Zukunftsmärkte entwickelt haben. Wir setzen uns intensiv mit der Frage auseinander: Welche Rolle haben wir als DEG, als Entwicklungsfi-nanzierungsinstitution auf Dauer in großen Ländern wie Brasilien, Indien, Mexiko, China usw. zu spielen? Heutzutage ist es ein wichtiges Betätigungsfeld für uns, weil wir auch, zwar nicht in der Satzung, aber politisch gesehen, den Auftrag ha-ben, deutsche Unternehmen zu begleiten. Wir begleiten auch viele deutsche Un-ternehmen aus Nordrhein-Westfalen heraus.

Die deutschen Unternehmen, die sich im Ausland unternehmerisch engagieren und investieren, engagieren sind nicht in Ländern wie Sierra Leone oder Liberia, sondern sie engagieren sich da, wo sie auch ihre Hauptabsatzmärkte haben. Das sind Länder wie China, Indien, Brasilien und Mexiko. Vor diesem Hintergrund set-zen wir uns als langfristiger Financier – wir schauen langfristig in die Zukunft – damit auseinander, wo es die nächste Generation von Ländern gibt, die mittelfris-tig das Potenzial haben, in eine Riege aufzusteigen, die wir heute Schwellenländer nennen.

Deswegen engagieren wir uns ziemlich stark in Ländern wie Äthiopien oder Nige-ria, um Beispiele aus Afrika zu nennen, oder in Lateinamerika, Kolumbien. Wir schauen sehr intensiv auf die Entwicklung in Kuba. Wir schauen auch sehr inten-siv auf die Entwicklungen wie in Simbabwe im Hinblick darauf, was das letztlich für interessante Potenziale für privatwirtschaftliche Entwicklungen eröffnen könnte. Wir schauen in Asien zum Beispiel sehr intensiv auf ein Land wie Myanmar.

Wie arbeiten wir eigentlich? Als entwicklungspolitische Institution, die mit dem Pri-vatsektor zusammenarbeitet, ist es sehr wichtig, von vornherein deutlicher zu ma-chen: Wir sind keiner billiger Jakob der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Bei uns gibt es kein billiges Geld. Damit unterstreiche ich unsere Grundüberzeu-gung, dass Unternehmen auch dafür da sein müssen, unternehmerisch tätig zu sein, unternehmerische Risiken zu übernehmen. Wir helfen ihnen nicht mit billi-gem Geld, aber wir helfen ihnen mit unserem Wissen. 52 Jahre Erfahrungen in Entwicklungsländern bedeuten 52 Jahre auch Erfahrung darüber, was geht, was nicht geht, wie man Risiken erkennen und strukturieren kann, wie man Risiken ausschließen kann. Das ist das, was wir tun.

Darüber hinaus setzen wir aber auch Mittel des Bundesministeriums für wirtschaft-liche Zusammenarbeit und Entwicklung, BMZ, und Mittel des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit um. Das sind kleine Programme, die dazu dienen, deutsche Unternehmen zu ertüchtigen, in Entwicklungsländern ein Stück weit mehr zu tun, als sie üblicherweise im Rahmen ihres Kerngeschäftes tun würden. Das sind aus den Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, das berühmte develoPPP-Programm, das ein Volumen von knapp 60 Millionen hat, das von drei Institutionen, der DEG, der GIZ und der sequa in Bonn umgesetzt wird. Wir machen etwa 86 % davon.

Wir haben eine Arbeitsteilung. Wir konzentrieren uns sehr stark auf den Bereich der erneuerbaren Energien. Die Kollegen von der GEZ, die Kollegen von der DEG und die Kollegen von der sequa in Bonn konzentrieren sich sehr stark auf die be-

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rufliche Bildung. Ich werbe immer sehr stark für dieses Programm, weil es auch ein Türöffner für deutsche Unternehmen ist, in Entwicklungsländern tätig zu wer-den.

Was wir mit Unterstützung des deutschen Steuerzahlers tun – es geht bis maximal 200.000 €, der Unternehmer muss immer 50 % der Investitionskosten überneh-men –, betrifft Bereiche wie die berufliche Bildung. Statt nur ein paar Leute auszu-bilden, die ein Unternehmer für seine eigenen Erfordernisse benötigt, baut er ein berufliches Bildungszentrum auf, das deutlich mehr tut, auch für andere Unter-nehmen, wobei ich der Überzeugung bin: Das ist gut angelegtes Geld des deut-schen Steuerzahlers. Wir nutzen auch dieses Geld, um deutsche Unternehmen, vor allen Dingen Startups zu ermutigen, neue Technologien in Entwicklungslän-dern auszuprobieren.

Ich mache das an einem Beispiel fest: Ein Unternehmer, Mobisol, ein Startup aus Berlin, hat eine Technologie entwickelt, mit der man traditionelle Photovoltaik-Anlagen mit dem Mobilfunksystem verknüpft, das es flächendeckend heutzutage in Afrika gibt. Diese Verknüpfung ermöglicht Folgendes: Der Computer in Berlin registriert regelmäßig, was mit diesen Anlagen gemacht wird. Das tut er, um die Lebensdauer der Batterie zu verlängern.

Der Computer checkt auch ständig, ob irgendwelche Fehler im System sind. Wenn ein Fehler da ist, informiert er den nächstgelegenen Wartungs- und Servicedienst. Das Dritte – das ist der entscheidende technologische Fortschritt –: Der Computer registriert auch, ob die Leute gezahlt haben. Die Leute zahlen über das Handy. Das ist in Ostafrika, wo das im großen Stil gemacht wird, eines der etabliertesten Systeme. Die Leute können selber zahlen oder ihre Verwandten in den USA oder in Europa zahlen. Sie können stündlich, täglich, wöchentlich und monatlich zahlen, wie es passt. Der Computer registriert es. Daraufhin schaltet er das Gerät ein oder gegebenenfalls auch ab. Das ist mittlerweile so erfolgreich, dass die Firma schon 6.000 von diesen Geräten installiert hat, entsprechende Erfahrungen mit Unter-stützung des deutschen Steuerzahlers gesammelt hat. Ich denke, das ist eine gute Geschichte.

Als Institution der Entwicklungszusammenarbeit in der Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft ist es auch ein wichtiges Anliegen sicherzustellen, dass das, was die privaten Unternehmen tun, in Übereinstimmung ist mit etablierten internationa-len Normen. Wir bedienen uns damit eines Standards, den wir gemeinsam inner-halb der Industrie entwickelt haben. Er heißt nach wie vor IFC-Performance Stan-dard. IFC ist die Weltbanktochter International Finance Corporation. Wir sind – faktisch gesehen – die DEG der KfW. Die IFC ist die IFC der Weltbank, die Ähnli-ches tut wie wir. Wir haben dann gemeinsam im internationalen Kontext einen Standard entwickelt, der die ökologischen und sozialen Fragen und seit 2012 auch die Menschenrechtsfragen beinhaltet. Darauf verpflichten wir die Unternehmen.

Wir stellen häufig fest, gerade wenn wir mit lokalen Unternehmen zusammenarbei-ten – überwiegend arbeiten wir mit lokalen Unternehmen zusammen –, dass die nicht immer die Bedingungen erfüllen. Das ist kein hartes Ausschlusskriterium, sondern es geht darum: Ist die Bereitschaft da, dieses zu tun? Dann unterstützen

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wir sie durch Beratereinsätze, durch Begleitmaßnahmen, dieses zu implementie-ren und das entsprechende Management und Informationssystem aufzubauen. Und das funktioniert relativ gut. Es kann auch sein, dass die Dinge ab und zu nicht so laufen, wie wir uns das entwicklungspolitisch vorstellen. Dann befinden wir uns in intensiven Diskussionen darüber, auch mit Nicht-Regierungsorganisationen.

Ich möchte die Gelegenheit nutzen, Sie darüber zu informieren, dass wir kürzlich im März einen Beschwerdemechanismus etabliert haben, der seit Montag zum ersten Mal aktiv genutzt wird, wenn eine Beschwerde vorliegt. Dieser Beschwer-demechanismus führt letztendlich dazu, dass in einem systematisch geordneten Verfahren mit Unterstützung eines Independent Panels von drei Experten die Be-schwerde bearbeitet wird. Über die Tatsache, dass eine Beschwerde vorliegt, und über den weiteren Verlauf der Beschwerde bis hin zum endgültigen Ergebnis durch das Panel wird alles auf unserer Website veröffentlicht. Dieses tun wir ge-meinsam mit unserer niederländischen Partnerorganisation der FMO.

Zum Abschluss möchte ich kurz erklären: Was machen wir auf europäischer Ebe-ne? Auf der europäischen Ebene gibt es insgesamt 15 Organisationen, die ähnlich arbeiten wie die DEG. Das heißt, wir decken nicht die 28 Mitgliedsländer der Eu-ropäischen Union ab, noch nicht – wir arbeiten daran –, aber wir sind ein Bündnis, das ein gemeinsames Portfolio von 30 Milliarden € hat. Davon ist knapp ein Drittel in Afrika investiert – mit hohen Risiken, die wir auch eingehen. Dafür sind wir letzt-endlich auch da.

Dieses Bündnis hat in den letzten Jahren sehr viel geschafft, was im entwick-lungspolitischen Kontext in der Paris-Erklärung, Accra-Erklärung, Busan gemündet ist, wobei es darum geht zu standardisieren, zu harmonisieren. Das ist alles in un-serem Interesse. Harmonisierung und Standardisierung bedeuten letztendlich auch geringere Kosten für uns und vor allen Dingen aber, was uns viel wichtiger ist, geringere Kosten für unsere Unternehmen.

Wenn ein Unternehmen mit völlig unterschiedlichen DEGs dieser Welt zusam-menarbeitet und unterschiedliche Reporting-Verpflichtungen, unterschiedliche Auszahlungserfordernisse hat, dann ist das für manche Unternehmen eine extre-me Erschwernis. Dies haben wir erkannt. Insofern haben wir eine weitgehende Standardisierung im Rahmen der European Development Finding Instituts er-reicht. Wir setzen auch Mittel der Europäischen Kommission ein. Die Europäische Kommission hat im Rahmen des European Development Fonds für die AKP-Staaten Mittel für den Privatsektor zur Verfügung gestellt, die über die Europäi-sche Investitionsbank in zwei Tochtergesellschaften einfließen, die wir gemeinsam etabliert haben. Die eine nennt sich European Finance Partners, das andere ist ICCF – Interact Climate Change Facility, der sich mit Klimafinanzierung beschäf-tigt, wo es uns in erheblichem Umfang gelingt, deutlich kleinere Unternehmen mit diesen Mitteln zu erreichen. Das sind keine subventionierten Mittel, sondern die Mittel werden wie alle anderen Mittel im Rahmen der Marktmittel weitergeleitet, al-so zu Marktkonditionen.

Wir haben gerade mit der Kommission nach knapp zweieinhalb Jahren Verhand-lungen erfolgreich ein Programm auf die Schiene gesetzt. In zwei Wochen werden

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wir den entsprechenden Vertrag unterzeichnen. Das ist die Unterstützung einer weiteren Initiative der Europäischen Kommission und der Vereinten Nationen, nämlich im Bereich sustainable energy for all, bei dem gezielt Mittel der Europäi-schen Kommission wiederum über die Europäische Investitionsbank von den Eu-ropean Development Finance Instituts eingesetzt werden, um Energievorhaben zu unterstützen in Ländern mit deutlich höheren Risiken, also wir dies gemeinhin auf der Basis unserer beschränkten Bilanzen auch machen können.

Das sind Länder wie Liberia, wie der Sudan, wo privatwirtschaftliches Handeln an-gesichts der vorgefundenen Situation schon erheblich erschwert wird. Wir finden, dass es insgesamt ein guter Einsatz europäischer Steuermittel ist, weil er dazu führen, dass unternehmerisches Handeln schlichtweg dadurch ermöglicht wird, dass Risiken übernommen werden, die die Unternehmen so nicht übernehmen können. Damit wird letztendlich Handeln in diesen Ländern ermöglicht. Handeln ermöglicht so, dass wir am Ende vermehrt Zugänge zu Energiedienstleistungen für die breite Masse der Bevölkerung erreichen können.

Ilka von Boeselager (CDU) führt aus, es sei beachtlich, was der Ausschuss heute gehört habe. Das Beste, was man in der Eine-Welt-Politik oder Entwicklungspolitik auf den Weg geben könne, sei die Hilfe zur Selbsthilfe. Es werde ständig darüber diskutiert, wenn man sich auf Afrika besinne, wie man den Menschen helfen könne, die vermehrt nach Europa strömen würden und sich großen Gefahren aussetzen würden, natürlich auch, weil die Situation vor Ort unsicher sei, weshalb sie sich auf der Flucht befänden. Es könne nicht Ziel sein, dass alle nach Europa strömten. Man müsse verstärkt das Augenmerk darauf setzen, wie man vor Ort den Menschen hel-fen könne.

Herr Wenn habe gerade gesagt, wie groß die Summe sei, die jährlich eingesetzt werden könne. Sie wüsste gerne, wie das mit dem Rückfluss sei, wie groß das Risiko sei. Die DEG müsse sich selbst immer wieder refinanzieren, sie könne nicht auf staatliche Mittel setzen. Das sei ihrer Meinung nach ein wichtiges Kriterium. Sie fra-ge, wie man an die kleinen Unternehmer vor Ort komme, wie sich das Zusammen-spiel gestalte, um sich das besser vorstellen zu können.

Bruno Wenn legt dar, 16 km trennten Europa von dem Nachbarkontinent Afrika. Die Leute strömten dorthin, um von dort aus nach Europa zu kommen. Nun könne man zwei Dinge tun, die Fluchtursachen bekämpfen – das werde im Rahmen der Entwick-lungszusammenarbeit gemacht –, man könne den Leuten vor Ort auch eine Perspek-tive ermöglichen. Aus seiner Sicht müsse man versuchen, über Arbeitsplätze gesi-cherte Einkommen zu ermöglichen, damit die Menschen vor Ort bleiben könnten. Deswegen setze die DEG auf kleine und mittlere Unternehmen. Weltweit habe die DEG 13 Büros, in Afrika drei. Sie seien als Regionalbüros ausgestattet.

Überwiegend – das sehe man an den Zahlen – werde mit anderen Banken zusam-mengearbeitet. Gezielt würden Banken ausgesucht, die kleine und mittlere Unter-nehmen bedienen könnten. Sie bekämen von der DEG Kreditlinien. Die setzten sie dann für kleinere und mittlere Unternehmen ein. Aus Köln heraus könnte man das

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Ausschuss für Europa und Eine Welt 09.05.2014 22. Sitzung (öffentlich) sd-ro nicht kostengünstiger machen. Das reiche alleine nicht aus. Es sei deutlich, dass man eine ähnliche Situation habe wie in Deutschland. Viele Banken würden sich scheuen, mit kleinen und mittleren Unternehmen zusammenzuarbeiten, weil die Vor-stellung herrsche, kleine und mittlere Unternehmen verursachten ungeheuer viele Kosten und am Ende hohe Risiken. Deswegen arbeite man lieber mit größeren Un-ternehmen zusammen als mit kleineren. Da argumentierten die Banken in Entwick-lungsländern ähnlich wie in Deutschland.

Vor zwei Jahren haben die DEG angefangen, ein völlig neues Programm aufzulegen, das mittlerweile erfolgreich laufe. Man gehe zu den Banken hin und analysiere zu-nächst einmal die Banken. Das beginne beim Chef, beim Management. Es werde ge-fragt, wie sie zu kleinen und mittleren Unternehmen stehen würden. Die Übung diene dazu herauszubekommen, welches Verständnis die Banken für kleine und mittlere Unternehmen aufbrächten und ob sie auch bereit seien, mit kleinen und mittleren Un-ternehmen zusammenzuarbeiten, und zwar auf Dauer, nicht nur weil sie von der DEG eine Finanzierungslinie bekämen. Dann schaue man sich an, wie die Banken arbeiteten.

Da stoße man immer wieder auf das Problem, das von kleinen und mittleren Unter-nehmen, dem Mittelstand, immer wieder beklagt werde, dass Banken zum Beispiel zum Teil eine Kredittechnologie verwenden würden, die für die kleinen und mittleren Unternehmen nicht adäquat sei. Also helfe man ihnen dabei, eine Kredittechnologie zu implementieren, die für kleine und mittlere Unternehmen adäquat sei.

Zuletzt schaue man sich das Risikomanagement an. Häufig werde festgestellt, dass das Risikomanagement die Risiken der kleinen und mittleren Unternehmen nicht adäquat abbilde. Die Vorstellung sei die der hohen Risiken.

Als in Deutschland Basel II eingeführt worden sei, habe es damals auch bei der Ban-kenregulierung, bei der Bundesbank die Vorstellung gegeben, dass man die Banken dazu anhalten sollte, für die Auslagen an kleinen und mittleren Unternehmen dem Mittelstand ein deutlich höheres Risikogewicht zu unterstellen, was am Ende zum Glück nicht gemacht worden sei. Dahinter habe auch die Vorstellung gesteckt, kleine und mittlere Unternehmen gingen immer mit höheren Risiken einher.

Zu der Frage, wie die Risiken gemanagt würden: Das sei eine spannende Frage. Die DEG sei in Ländern tätig, in denen andere aus guten Gründen nicht tätig seien. Eine Sparkasse sei nicht in Wagadugu tätig. Sie wüsste auch gar nicht, wo Wagadugu sei, die Hauptstadt von Bukina Faso. Im Durchschnitt des Portfolios bewege sich die DEG, wenn er das in die traditionellen Ratingverfahren von Standard & Poor’s, Moody’s oder Fitch übersetze, auf Junk-Bond-Niveau, also auf Ramschniveau. Das sei Non-Investment-Grade, wie es der Banker sage. Das sei aber die entwicklungs-politische Aufgabe. Die DEG sei in 80 Ländern tätig, die auf diesem Niveau seien. Durch die Arbeit werde gezeigt, dass es möglich sei. In den letzten Jahren habe man in erheblichem Umfang Überschüsse gemacht, Gewinne erzielt, die die DEG als ge-meinnützige Organisation nicht ausschütten dürfe, was wiederum erfreue, weil diese Gewinne wieder für den Förderzweck eingesetzt werden könnten.

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Ausschuss für Europa und Eine Welt 09.05.2014 22. Sitzung (öffentlich) sd-ro Das erhöhe das Eigenkapital und ermögliche damit die Ausweitung der Fördertätig-keit und gleichzeitig auch die Übernahme höherer Risiken. Im letzten Jahr sei die DEG deutlich in Mitleidenschaft gezogen worden durch die Schwellenländer, die Schwellenländerkrise. Das habe sich dadurch geäußert, dass die Währungen dieser Länder deutlich abgewertet worden seien. Man sei davon betroffen, weil man in die-sen Ländern in erheblichem Umfang eine Beteiligung unterhalte. Es würden nicht nur langfristig Kredite vergeben, sondern man gehe in erheblichem Umfang Beteiligun-gen ein. Die Beteiligungen hätten nicht vom Titel her, aber von den Währungen her etwas heruntergezogen.

Alle gingen davon aus, dass sich das auf die Dauer wieder erhöhe, wieder verbes-sern werde, dass die Schwellenländerkrise letztendlich dazu führe, dass die Länder, die Reformen, die notwendig seien, ergreifen würden, sodass er davon ausgehe, dass die DEG auf die Dauer mit den Beteiligungen sauber herauskomme und die Wertberichtigung, die vorgenommen werde, wieder aufgelöst werde. Es sei nicht ein-fach, die Risiken immer zu managen. Bisher habe man es aber gut hinbekommen. Er gehe davon aus, dass man es auch in Zukunft hinbekommen werde.

Renate Hendricks (SPD) bedankt sich für die Ausführungen vonseiten der SPD. Herr Wenn habe darauf hingewiesen, dass es Unternehmen gebe, die sich in Afrika oder woanders engagieren könnten. Afrika sei nun ein riesiger Kontinent mit unheim-lichen Entwicklungspotenzialen. Sie wüsste gerne, wie viel deutsche Unternehmen in Relation zu anderen Kontinenten dort tätig seien. Auch bitte sie um eine Einschät-zung, was möglicherweise das Engagement von deutschen Unternehmen in Afrika erschwere.

In der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg habe sie einen Vortrag gehört, in dem festge-stellt worden sei, dass es offensichtlich schwierig sei, dass deutsche Unternehmen nach Afrika gingen, weil dort eine andere Kultur, ein anderes Verständnis herrsche. Das Implementieren einer Firma brauche sehr lange. Im asiatischen Raum benötige man viel weniger Zeit. Dann frage sie, wer konkret auf die DEG zukomme, ob die Ini-tiative aus Afrika oder aus Deutschland heraus komme, ob es afrikanische, asiati-sche Partner gebe. Sie frage, wie eine Startup-Situation zustande komme.

Im kommenden Jahr findet das Europäische Jahr der Entwicklungspolitik statt. Sie wüsste gerne, ob das den Fokus auf die Frage des wirtschaftlichen Engagements in der Welt verändern werde, ob das mit angedacht sei und was in diesem Bereich in diesem Jahr geplant sei.

Bruno Wenn legt dar, auf der Ebene der European Development Finance Instituts sei man im engen Gespräch mit der Kommission und berate auch die Kommission dabei, wie man wirtschaftliches Engagement in Entwicklungsländern als Teil der arti-kulierten europäische Entwicklungspolitik verstärke. Das habe sehr viel mit Folgen-dem zu tun – er zitiere den Entwicklungskommissar Piebalgs: „Meine Mitarbeiter ha-ben keine Erkenntnis darüber, was der Privatsektor ist, wie der Privatsektor arbeitet, was der Privatsektor kann und was er nicht kann. Die DEG versuche, das der Kom-mission zu vermitteln. Die Kommission arbeite an einem White Paper in diese Rich-

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Ausschuss für Europa und Eine Welt 09.05.2014 22. Sitzung (öffentlich) sd-ro tung. Das sei auch der richtige Schritt, denn die Kommission sei der größte Zu-schussgeber weltweit. Als Zuschussgeber müsse man für einen sinnvollen Einsatz von öffentlichen Mitteln für den privaten Sektor eine klar artikulierte Politik haben, um nicht Gefahr zu laufen, dass man durch den Einsatz von öffentlichen Mitteln unter Umständen privatwirtschaftliches Handeln erschwere, unterminiere und vor allem auch Märkte kaputtmache. Darin liege eine große Gefahr. Das sehe er immer wieder. Im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit gehe es häufig um eine Politik des bil-ligen Geldes. Aus 32 Jahren Erfahrungen in der Entwicklungszusammenarbeit sage er ganz offen: Billiges Geld sei nicht unbedingt ein Motor für eigenständige Entwick-lungen und trage nicht immer zur Selbsthilfe bei. Es gebe eine Reihe afrikanischer Kritiker, die genau dieses monierten.

Als stellvertretender Vorsitzender des Afrika-Vereins der Deutschen Wirtschaft sage er: Die Zusammenarbeit zwischen Afrika und den deutschen Unternehmen entwickle sich Schritt für Schritt, etwas langsam. Es gebe erfreulicherweise immer mehr deut-sche Unternehmen, die sich zumindest konzeptionell mit Afrika auseinandersetzen. Das sei auch ein wichtiger Schritt. Er sei kürzlich von einem Kreis der Chefvolkswirte der deutschen Banken und der Chefstrategen der großen deutschen Unternehmen eingeladen gewesen. Man habe intensiv über Afrika geredet. Er sehe, dass immer mehr Unternehmen in Deutschland Afrika strategisch berücksichtigten. Es gebe Un-ternehmen wie Bosch, die sogar einen Afrika-Beauftragten unmittelbar unter dem Vorstand eingerichtet hätten. Der Kollege werde demnächst in Johannisburg seine Tätigkeit aufnehmen.

Er werde nicht müde, den deutschen Unternehmen immer zu sagen: Afrika biete Chancen, nicht alle 54 Länder in Afrika – das müsse man auch fairerweise sagen – böten diese Chancen. Es gebe aber eine Reihe von Ländern, die dies machten. Da habe auch der Afrika-Verein der Deutschen Wirtschaft eine Reihe von Studien initi-iert. Wenn man über Afrika rede, sollte man auch unter wirtschaftlichen Gesichts-punkten stärker zur Kenntnis nehmen, dass sich in Afrika jede Menge Binnenmärkte herausbilde. Man neige immer dazu zu fragen, ob es sich lohne, sich in Ghana mit 14,5 Millionen Einwohnern zu engagieren. In Ghana seien alleine schon sechs Mobil-funkprovider tätig. Die Leute profitierten massiv von günstigen und hervorragenden Dienstleistungen.

Frau Hendricks habe von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg gesprochen. Im Falle Ghanas werde mit der Hochschule kooperiert. Die Entwicklung in Afrika verbessere sich. Wenn man den Standardbericht, den Doing-Business-Report der Kollegen der IFC, der International Finance Corporation sehe, dann hätten die afrikanischen Län-der in den letzten Jahren immer zu den Top-Reformern gezählt. Es gebe Länder, in denen man innerhalb eines Tages die notwendige Lizenz bekomme. Die koste dann auch nicht mehr Tausende von US-$, sondern nur noch 100 US-$. Das gebe es mitt-lerweile auch im Kontext Afrika.

Wenn man sich auf die üblichen Indikatoren wie gute Regierungsführung, Korrupti-onsindex usw. konzentriere, dann sage er: Im Durchschnitt schneide Afrika deutlich besser ab als die berühmten BRICS. Russland sei grottenschlecht, wenn er diesen Vergleich nehme, China auch. Interventionen staatlichen Handelns in privatwirt-

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Ausschuss für Europa und Eine Welt 09.05.2014 22. Sitzung (öffentlich) sd-ro schaftliche Tätigkeiten: Jeder Unternehmer in Russland oder in China, in Indien, Bra-silien könne davon Storys erzählen. Das gebe es in Afrika in diesem Maße nicht mehr. Aber – es werde seitens des Afrika-Vereins der Deutschen Wirtschaft ver-sucht, das Thema stärker voranzubringen – es werde nicht so richtig bekannt. Die Perzeption sei eine andere. Die DEG habe sich intensiv mit den Industrie- und Han-delskammern in Deutschland, mit den Außenhandelskammern zusammengetan mit der Zielsetzung, dass die Potenziale, die ein Kontinent wie Afrika biete, deutlicher herübergebracht würden.

Zur Frage, wie die Kunden zur DEG kämen: Die DEG sei an den Märkten bekannt. In Deutschland sei man nicht so bekannt, aber in den Ländern sei man sehr bekannt. Die Leute wüssten das. Sie kämen. Sie würde auch über andere Institutionen heran-geführt. Man arbeite auch mit Banken zusammen. Es gebe über 150 Beteiligungen an Banken in Entwicklungsländern, die auf die DEG verweisen würden. Auch mache man sehr viele Veranstaltungen in den jeweiligen Ländern. Die Büros seien vor Ort, damit sie vor Ort die Unternehmer fänden bzw. die Unternehmen die Gelegenheit hätten, dort direkt vorzusprechen.

Marc Olejak (PIRATEN) bedankt sich für die Ausführungen. Ihm fehle noch der NRW-Bezug. Er habe ein paar kritische Fragen in diesem Bereich. Die Landesregie-rung habe vor kurzem die Millennium Development Goals als Zielrichtung erklärt. Die NRW-Entwicklungszusammenarbeit solle in Anerkennung des Millenniumsziels Nummer 1, der Bekämpfung von extremer Armut und Hunger, sowie 7, der ökologi-schen Nachhaltigkeit, die Lebenssituation von Kleinbauern verbessern, anstatt zu helfen, die Profite von Agrarkonzernen zu erhöhen. Eine Beteiligung an der Kom-modifizierung weitläufiger Landflächen in den Ländern des globalen Südens, wo oh-nehin starke Landkonflikte herrschten, wie auch in Afrika, laufe diesen Zielen entge-gen.

Er frage, wie diese Ziele und dieser Anspruch mit der Förderpraxis der DEG zusam-menpassten, die unter anderem zulasse, dass öffentliche Mittel in Firmen investiert würden, die sich für die Öffentlichkeit völlig intransparent verhielten, die bestehende Ungleichverteilung, Landkonflikte und Armut mit den geförderten Investitionstätigkei-ten verstärkten. Ein aktuelles Beispiel hierzu sei neben Simbabwe die Förderpraxis für den sambischen Agrarriesen Zambeef.

Bekannt sei, dass es im Augenblick mit der NRW-Partnerschaft mit der Region Mpumalanga nicht gut laufe. Die ausgelaufene Partnerschaftsvereinbarung sei bisher nicht erneuert worden. Nach den südafrikanischen Wahlen vor zwei Tagen könnte der Prozess neu belebt werden. Die Partnerschaft in ihrer Ausrichtung sei wieder einmal Thema im Ausschuss. Er frage, ob sich die Mpumalanga-Partnerschaft nach Ansicht von Herrn Wenn in den Jahren des Bestehens in den Investitionstätigkeiten dort unter anderem auch von deutschen bzw. nordrhein-westfälischen Unterneh-mensorganisationen niedergeschlagen habe. Er frage, an welchen Projekten die DEG beteiligt sei und in welche Bereiche investiert worden sei. Wenn das nicht sofort beantwortet werden könnte, würde auch ein Bericht im Nachhinein reichen.

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Ausschuss für Europa und Eine Welt 09.05.2014 22. Sitzung (öffentlich) sd-ro Einige Entwicklungs-NGOs deuteten an, dass im Rahmen der NRW-Mpumalanga-Partnerschaft Wirtschaftsaktivitäten gefördert worden seien, die immense Umwelt-schäden verursacht hätten. Er frage, wie die DEG zu der Kritik von NGOs stehe, ob sie mit ihnen gesprochen habe.

Die großen Bergbauschäden, insbesondere in Mpumalanga, seien offensichtlich. Immer mehr Bergbaulizenzen würden vergeben. Das Trinkwasser – so berichte eine NGO – sei zunehmend verseucht. Er frage, ob bei einer neuen Partnerschaft mit NRW diesen Umständen nicht Rechnung getragen werden sollte. Zum Beispiel soll-ten Schutzklauseln für unverhältnismäßige Schäden enthalten sein. Er frage, wie die Grundhaltung dazu sei und ob eine Partnerschaftsvereinbarung nicht Einfluss auf die Ausrichtung zukünftiger Investitionen in Richtung Nachhaltigkeit ausüben sollte.

Bruno Wenn betont, beim Letzteren gebe er gerne das Wort an die Landesregierung weiter. In diesem Kontext sei die DEG nicht tätig.

Was die Millennium Development Goals angehe: 85 % dessen, was die DEG mache, sei den Millennium Development Goals unmittelbar zuzuordnen. Man arbeite intensiv im deutschen, europäischen und internationalen Kontext an der Weiterentwicklung der MDGs. Altbundespräsident Köhler sei intensiv unterstützt worden. Gemeinsam mit ihm habe man im letzten Jahr in Ghana einen dreitägigen Workshop mit europäi-schen und afrikanischen Unternehmern durchgeführt, um darüber zu reden, was man tun könne, um die Entwicklungsorientierung privatwirtschaftlichen Handelns zu ver-stärken. Das sei sehr wichtig.

Zambeef: Die DEG habe Zambeef unterstützt, als noch keiner Zambeef habe unter-stützen wollen. Zambeef sei ein kleiner Laden mit drei Leuten gewesen. Die Idee sei es gewesen, einen Schlachtbetrieb aufzubauen. Der Schlachtbetrieb sei dadurch aufgebaut worden, dass man ein paar Schlachthöfe gemietet habe. Dann habe man geschlachtet. Man habe dem Management vertraut. Aber die Art und Weise, wie ge-arbeitet worden sei, sei nicht akzeptabel gewesen. In einem längeren Prozess habe man die Leute dazu gebracht, internationale Hygienevorschriften einzuführen. Mitt-lerweile seien sie auch zertifiziert.

Was Zambeef gemacht habe, sei entwicklungspolitisch wahnsinnig toll: Zambeef ha-be sich entwickelt über die Jahre hinweg, indem das Unternehmen Wertschöpfungs-ketten entwickelt habe. Von der Schlachterei seien sie in den vorgelagerten Bereich über die Viehproduktion, über die Viehfutterproduktion in die Nahrungsmittelprodukti-on gegangen. Dann hätten sie sich Gedanken darüber gemacht, wenn sie Weizen hätten, könnten sie auch Brot backen. Es sei eine Bäckerei eingerichtet worden. Dann habe man gesehen, dass man Soja habe, man könne Sojaöl verkaufen.

Mittlerweile hätten sie einen integrierten Betrieb aufgebaut, den die DEG als sehr vorbildlich ansehe, auch im afrikanischen Kontext. Wenn man in Sambia in einem Shoprite sei – das seien die REWEs Südafrikas, die auch in den Nachbarländern tä-tig seien –, dann werde man in jedem Shoprite-Laden eine große 30 m lange Fens-terfront sehen. Dahinter sei der Fleischereibetrieb. Als Kunde könne man sehen, wie die arbeiteten. Durch den Schlachtbetrieb sei unheimlich viel Leder angefallen. Sie

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Ausschuss für Europa und Eine Welt 09.05.2014 22. Sitzung (öffentlich) sd-ro hätten angefangen, das Leder zu Schuhen usw. zu verarbeiten. Das sei extrem vor-bildlich. Sie hätten ein Umweltmanagement, ein Sozialmanagement, das internatio-nalen Standards genüge, zum Teil gehe es darüber hinaus. Toll sei auch, dass sie hervorragend mit den Mitarbeitern umgingen. Sie hätten mittlerweile über 2.700 Mit-arbeiter. Das sei eine afrikanische Erfolgsstory.

Aus einem kleinen Laden heraus sei etwas entwickelt worden, was in erheblichem Umfang dazu beitrage, dass sich die Ernährungssituation in Sambia deutlich verbes-sert habe. Gleichzeitig habe sich auch die Situation der Bauern in erheblichem Um-fang verbessert. Die Bauern hätten einen einigermaßen sicheren Absatzmarkt ge-funden. Bekannt sei, dass es eine Kritik der Nichtregierungsorganisationen dazu ge-be. Man sei mit ihnen im Gespräch, um sich auszutauschen. Man sei nicht Banker im üblichen Sinne, sondern Entwicklungsbanker und sei für den Dialog immer offen. Er predige immer das „Magische Dreieck“.

Man brauche in der Entwicklungsfinanzierung, wenn es um den Privatsektor gehe, einen starken Staat, der die Richtlinien, das Regelwerk setze und auch in der Lage sei, das Regelwerk einzuhalten. Man brauche die Unternehmer, die in der Lage sei-en, auch auf Dauer finanziell erfolgreich zu sein. Nur so könnten sie auf Dauer die Arbeitsplätze schaffen und ausreichende Gehälter zahlen. Dann brauche man auch die Zivilgesellschaft, die eine „Woodstock-Rolle“ gegenüber dem Staat habe, damit er seiner Aufgabe nachkomme. Permanent sei man im Dialog mit Nichtregierungsor-ganisationen, weil das auch dabei helfe, die Arbeit zu verbessern.

Andrea Asch (GRÜNE) bedankt sich für den Vortrag und die Möglichkeit, miteinan-der ins Gespräch zu kommen. Sie interessiere das Thema, wie das Verhältnis der DEG zu anderen Akteuren der deutschen Entwicklungspolitik sei, wie sich die Ab-stimmungsprozesse gestalteten. Es sei wichtig, dass es eine Entwicklungspolitik – die DEG sei Teil davon – aus einem Guss, aus einer Hand gebe.

Herr Wenn habe vorbildlich einen Schwerpunkt in Afrika betont. Sie gehe davon aus, dass es sich um die Subsahara handele. Sie wüsste gerne, ob es auch im nördlichen Teil von Afrika Investitionen gebe.

Auch fände sie es spannend zu wissen, wie das Verhältnis des Engagements der DEG in Schwellenländern im Vergleich zu wirklich armen Ländern, Entwicklungslän-dern aussehe. Sie wüsste gerne, ob es da ein Ranking gebe. Das liege sicher vor.

Eben sei die Frage aufgeworfen worden, wie es mit Konflikten aussehe, die sich er-geben könnten, wo man vielleicht im Nachhinein feststelle, dass Unternehmen, de-nen man Investitionshilfe gegeben habe, Kredite gewährt habe, nicht den gemein-samen Ansprüchen an Nachhaltigkeit, an Menschenrechte, genügen würden. Herr Wenn habe auf die Unternehmensrichtlinien hingewiesen. In Paraguay habe es ei-nen großen Konflikt gegeben. Es habe Vorwürfe gegenüber Unternehmen gegeben, an denen die DEG beteiligt sei, was Menschenrechtsverletzungen angehe. Jetzt ge-be es Vorwürfe in Bezug auf Sambia.

Zu den entwicklungspolitischen Grundsätzen gehöre es auch – das sei in den MDGs abgeleitet –, bäuerliche Landwirtschaft zu fördern. Gerade bei diesen großen Agrar-

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Ausschuss für Europa und Eine Welt 09.05.2014 22. Sitzung (öffentlich) sd-ro unternehmen habe man einen Konflikt mit Blick auf den Landverbrauch – Zambeef habe 100.000 ha Land in Sambia. Das bedeute auch einen Verdrängungswettbe-werb von kleinbäuerlichen Strukturen und einen Interessenkonflikt. Viele NGOs be-trachteten das sehr kritisch. Das habe Herr Wenn eben erläutert.

Sie wüsste gerne, inwieweit die Nachhaltigkeitskriterien in der Vorprüfung eine Rolle spielten, ob es so etwas wie ein Frühwarnsystem gebe, bevor die DEG ein Invest-ment eingehe, prüfe, ob das den Kriterien, den Zielen der deutschen Entwicklungs-politik entspreche. Sie frage, ob es einen Beraterstab gebe, der in diesen Frage be-rate, wobei kritisch mit einer Außenperspektive die Investments beurteilt würden.

Frau Asch kommt auf eine aktuelle Konfliktlage zu sprechen. Alle großen NGOs in der Bundesrepublik bemängelten, dass die Verträge, die etwa in Paraguay abge-schlossen würden – es werde geprüft, es gebe eine vertragliche Grundlage, was die Sozialstandards, die ökologischen Standards angehe –, nicht offengelegt würden. Das würde auch ein Stück weit die Kritik entkräften, wenn das transparent gemacht würde. Sie frage, warum die DEG da etwas zögerlich sei.

Die Transparenz sei in der Tat eine wichtige Fragestellung, erwidert Bruno Wenn. Man sei auch transparent, wenn es um öffentliche Mittel gehe. Alles, was im Bereich develoPPP.de passiere und aus den Bundesmitteln bezahlt werde, werde veröffent-licht. Das sei klar.

Wenn es um die Eigenmittel gehe, sei die DEG in einem Spagat. Nach bankenauf-sichtsrechtlichen Regelungen sei das Bankengeheimnis strikt einzuhalten, ansonsten mache man sich strafbar. Er verweise auf den Datenschutz. Man könne nicht so weit gehen, die Verträge offenzulegen. Dem würde der Kunde auch nicht zustimmen.

Es werde daran gearbeitet – insofern sei das Beschwerdemanagement der Einstieg in das weitere Verfahren –, dass sukzessive weitere Details veröffentlicht würden, aber nicht so weit, wie die 27 Nichtregierungsorganisationen, deren Transparenz-Petition im Deutschen Bundestag vorliege, gehen wollten – es sei denn, der Bundes-rat würde die Bankenaufsicht ermächtigen, Ausnahmen zu machen. Auf die Dauer habe man dann auch kein Business mehr, weil keiner mehr kommen werde. Für die größeren Unternehmen, mit denen die DEG zusammenarbeite, sei das überhaupt kein Problem. Sie hätten alle ihre Krisenstäbe, und sie seien darauf angelegt.

Aber die kleinen und mittleren Unternehmen – man rede hier größtenteils über inha-bergeführte Familienunternehmen – hätten diese Möglichkeiten nicht. Er habe kürz-lich kleine und mittlere Unternehmer getroffen und habe dem Inhaber gesagt, im Nachhinein betrachtet wäre es gut gewesen, man hätte auf die Finanzierung verzich-tet. Die Finanzierung sei gut, aber der Aufwand, der für den Unternehmer dabei ent-standen sei, sei exorbitant. Darüber müsse man sich im Klaren sein. Das sei auch ein Spagat. Man könne nicht erwarten, dass sich die Unternehmen nach Afrika be-wegten, wenn man gleichzeitig die Kosten immer weiter hochtreibe.

Agrarbusiness: Der Debatte stelle er sich gerne. Er sei da zum Teil völlig anderer Auffassung. Klar sei die bäuerliche Landwirtschaft eine wichtige Grundlage. Aber wenn man eine steigende Weltbevölkerung auf Dauer ernähren wolle, müsse man

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Ausschuss für Europa und Eine Welt 09.05.2014 22. Sitzung (öffentlich) sd-ro auch andere Wege gehen. Gerade im Kontext Afrikas werde es nicht funktionieren, den Subsistenzbauern als Idealbild aufrechtzuerhalten. Auch der Subsistenzbauer sei ein Unternehmer. Wenn er sehe, dass die Preise, die er realisiere, ihm in keiner Weise ein Überleben ermögliche und ihn nicht in die Lage versetze, in eine Verbes-serung der Produktivität zu investieren, dann werde man nach wie vor diese geringe Produktivität in der Landwirtschaft in Afrika sehen. Sie sei deutlich niedriger als in den anderen Regionen.

Die DEG habe eine eigene Nachhaltigkeitsabteilung, in der Spezialisten beschäftigt seien, einschließlich auch zwei Mitarbeiterinnen, die sich fast ausschließlich nur mit der Menschenrechtsfrage und den Konflikten beschäftigten. Immer gebe es Konflikte. In Honduras – das stehe auch in der Petition – sei nicht ausgezahlt worden, genau aus den Gründen, weil man am Ende festgestellt habe, dass der Unternehmer, mit dem die DEG zusammengearbeitet habe, weder in der Lage noch willig gewesen sei, die Vereinbarung, die man mit ihm abgeschlossen habe, einzuhalten. Die Finanzie-rung habe nicht stattgefunden. Es sei nichts ausgezahlt worden.

In Indonesien habe es eine andere Situation gegeben, was auch von einigen Nicht-regierungsorganisationen seiner Meinung nach zu Recht kritisiert worden sei. Der Unternehmer habe zugegeben, dass er im Rahmen seiner landesweiten Politik ge-gen lokale Gesetze im Umweltbereich verstoßen habe. Es sei um Palmöl gegangen. Man habe versucht zu helfen, indem man ein Umweltmanagementsystem landesweit mit der Ausbildung von Experten aufbaue. Am Ende sei es dem Unternehmer zu viel gewesen. Er habe von sich aus die Finanzierung eingestellt und vollständig zurück-gezahlt. Dieses Beispiel benenne er nur deswegen, weil das auch die Grenzen auf-zeige und aufzeige, dass die DEG – das sei der Job – es mit Leuten zu tun habe, die noch nicht da seien, wo man sie gerne sehen würde. Es sei die entwicklungspoliti-sche Aufgabe, sie dahin zu bringen, dass sie als verantwortungsvolle Unternehmer agieren würden.

Nun habe das Unternehmen keine Abnehmer mehr, weil auch Nestle, Unilever und andere ihre Lieferverträge abgeschlossen hätten. Das Unternehmen gedeihe ohne Ende. 90 % der Produktion werde von den Chinesen abgenommen. An der grundle-genden Situation habe man leider nichts ändern können. Das sei bedauerlich.

Zum Verhältnis zu den Schwellenländern: Die DEG versuche, in der Strategie, die sehr erfolgreich sei, auf Afrika und die nächsten Zukunftsmärkte zu setzen. Im letzten Jahr seien über 700 Millionen € eingesetzt worden, um das Verhältnis von den Schwellenländern zu den ärmeren Ländern sukzessive zu verändern – immer unter dem Vorbehalt, dass gerade die deutschen Unternehmen lieber in die Schwellenlän-der gehen würden als in die ärmeren Länder. Die Frage der Klimafinanzierung sei auch eher für die Schwellenländer interessant – Thema Energieeffizienz, erneuerba-re Energien.

Die DEG sei auch in Nordafrika tätig, ein konkretes Beispiel: Die Spezialisten von der Nachhaltigkeitsabteilung hätten ein Projekt in Ägypten betreut. Seit etwa zwei Jahren gebe es einen Mitarbeiter, der sich speziell mit Fragen der Sicherheit auseinander-setze. Er habe gefragt, welche Leute für die Sicherheit der im Bau befindlichen Anla-ge zuständig seien. Er habe festgestellt, dass das überwiegend ehemalige Militärs,

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Ausschuss für Europa und Eine Welt 09.05.2014 22. Sitzung (öffentlich) sd-ro ehemalige Polizisten seien. Er habe vor Ort ein neues Programm aufgesetzt, in dem die Sicherheitsleute ausgebildet, trainiert würden, nämlich in der Konfliktvermeidung – statt einfach zu schießen oder zu prügeln. Das sei ein schönes Beispiel, wie sensi-bel man damit umgehe.

Zum Verhältnis zu den anderen Akteuren der EZ: Die Unterlagen enthielten zwei Übersichten dazu, wie das Verhältnis innerhalb der KfW-Bankengruppen aussehe. Die DEG sei Teil der internationalen Aktivitäten. Die Kollegen von der KfW-Entwicklungsbank seien für den öffentlichen Bereich zuständig, die DEG für den pri-vaten Bereich. Damit ergänze man sich, weil die öffentliche Entwicklungsfinanzierung in erheblichem Umfang in den letzten Jahren daran gearbeitet habe, die Bedingun-gen für die Privatwirtschaft zu verbessern.

Eines der Hauptkooperationsfelder der Deutschen Entwicklungszusammenarbeit mit Afrika sei eine gute Regierungsführung. Eine gute Regierungsführung führe auch da-zu, dass sich die Investitionsbedingungen für die Unternehmen, für die lokalen und internationalen verbesserten. Das ergänze sich wunderbar. Mit den Kollegen der GIZ sei man in engem Austausch. Man finde in den Unterlagen ein sehr schönes Beispiel „Kevian“ in Kenia. Einerseits habe die DEG eng mit den Kollegen der GIZ zusam-mengearbeitet. Der Unternehmer sei über den Kontakt der GIZ auf die DEG zuge-gangen. Das sei ein Unternehmer, der für den anderen Bereich des Agrarengage-ments stehe. Er arbeite mit 38.000 Kleinbauern zusammen. Die Kleinbauern lieferten ihm die Früchte, die er dann zu Fruchtsaft verarbeite.

Die DEG habe ihm geholfen, auch mit Unterstützung deutscher Unternehmen, dass der Fruchtsaft für den regionalen und europäischen Markt in einer Art und Weise hergestellt werde, dass auch den jeweiligen Hygienebestimmungen entsprochen werde. Intensiv werde mit den Kollegen der GIZ in Bangladesch zusammengearbei-tet. Da gehe es um die viel gescholtene Textilindustrie. Auch da gebe es Leuchttür-me. Es sei gemeinsam gelungen, Unternehmen in der Unternehmenspolitik so zu verändern, dass sie mehrfach für eine vorbildliche Unternehmenskultur, für ein vor-bildliches Arbeitsklima ausgezeichnet worden seien. Dort sei die Feuersicherheit, Ar-beitssicherheit auch gegeben. Es gebe nur eine Lohnbuchhaltung, die auch stimme. Das zeige, dass es in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit gelinge, die un-terschiedlichen Stärken zusammenzuführen, in diesem Fall für das Nutzen der jewei-ligen Unternehmen.

Dietmar Bell (SPD) merkt an, er sei in Nordtunesien engagiert, um da Entwicklun-gen voranzutreiben. Eines der größten Probleme seien fehlende Privatunternehmen, die unmittelbar in der Region selber entstünden. Nach seinem Kenntnisstand sei das Problem nicht das Fehlen unternehmerischer Ideen – es gebe viele junge Leute mit sehr viel guten Ideen –, aber die Frage der Kapitalisierung und der Professionalisie-rung im Bereich der Unternehmensentwicklung. Er würde gerne wissen, mit wem er konkret zu der Bank Kontakt aufnehmen könne. Die Broschüre enthalte keine Kon-taktadressen.

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Ausschuss für Europa und Eine Welt 09.05.2014 22. Sitzung (öffentlich) sd-ro Holger Ellerbrock (FDP) bezeichnet die Leitlinie als „Mut zur Zukunft“, indem die Lebensbedingungen vor Ort Schritt für Schritt verbessert würden, indem man KMU statt Großstrukturen nehme, um Multiplikatoren zu gewinnen, um zu zeigen, dass es vor Ort gehe, dass etwas nicht nur theoretisch verwirklicht werden könne.

Die DEG gehe in andere Kulturen hinein und versuche, Compliance Schritt für Schritt im Bereich Menschenrechte, Umweltschutz, Arbeitsschutz zu verwirklichen und zu kontrollieren. Jetzt gebe es Projekte, die erfolgreich seien. In vielen Fällen gebe es immer noch etwas, was man im Nachhinein verbessern könne.

Er wüsste gerne, ob die DEG die Projekte, die wirklich gut liefen, die Selbstläufer seien, weiter verfolge, sodass das eine langfristige Sache sei. Ziel müsse es sein, dass sich die DEG mit Kapital, Know-how irgendwann zurückziehe, wenn das Unter-nehmen etwas aufgebaut habe und von alleine laufe. Er frage, mit welchem Erfolg das so ablaufe.

Stefan Engstfeld (GRÜNE) bedankt sich für den Besuch und die engagierte Debat-te. Nun sei hier der Landtag Nordrhein-Westfalen. Die DEG sitze in Köln und mache dort ihre Arbeit. Er frage, wieso die DEG nach Köln gekommen sei, ob sie sich wohl-fühle und ob sie keinerlei Tendenz habe, nach Berlin, Eschborn oder woanders hin-zugehen.

Ihn interessiere, ob Herr Wenn einen Wunsch an das Land oder das Parlament rich-ten wolle, um das Umfeld, die Arbeitsmöglichkeiten zu steigern.

Der Ausschuss plane im Übrigen, einmal nach Ghana zu fahren. Ghana sei schon des Öfteren Thema gewesen. Er fände es spannend, ein Projekt in Bezug mit der DEG zu besuchen. Er frage, ob der Ausschuss auf die DEG zukommen könnte, um im Vorfeld der Reiseplanung einen Know-how-Transfer zu machen, um sich vor Ort etwas angucken zu können.

Vorsitzender Nicolaus Kern bedankt sich für das subtile Werben für Köln. Das nehme er als gebürtiger Kölner wohlwollend zur Kenntnis.

Bruno Wenn führt aus, die DEG sei eine Institution in Nordrhein-Westfalen. Insofern freue er sich, heute die Gelegenheit zu haben, mit dem Ausschuss zu reden. Er hof-fe, dass das keine Einbahnstraße, auch keine Einmal-Aktion sei. Er lade den Aus-schuss auch herzlich in das Gebäude nach Köln ein. Einige seien schon da gewe-sen, wo man den Dialog themenspezifisch, branchenspezifisch, länderspezifisch, re-gionalspezifisch intensivieren könne.

Wie die DEG nun nach Köln gekommen sei: Kai-Uwe von Hassel habe in seinem Konzept 1961 Hamburg vorgeschlagen. Adenauer habe Hamburg durch Köln ersetzt. Auch im Namen der KfW könne er versichern: Man habe überhaupt kein Interesse daran, dies zu ändern. Er gehöre zu denjenigen, die die DEG damals vom Bund 2001 gekauft hätten. Damals habe man dem Bund gegenüber schriftlich zugesichert, dass Köln der Standort bleiben werde. Damals sei auch manifestiert worden, dass die DEG in 2008 ein neues Gebäude in der Innenstadt gebaut habe. Gerade sei man

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Ausschuss für Europa und Eine Welt 09.05.2014 22. Sitzung (öffentlich) sd-ro dabei, sich an diesem Standort zu erweitern. Mittlerweile sei die DEG gewachsen. Die DEG bekenne sich zu Köln, aber auch zu dem Land Nordrhein-Westfalen. Er wolle die Abgeordneten jederzeit unterstützen. Das gelte nicht für Ghana. Immer wenn der Ausschuss reisen möchte, könne er die DEG ansprechen. Die DEG könne die Politiker auch mit Unternehmern zusammenbringen, denn man habe ein großes Interesse daran, wenn man einmal vor Ort sehe, wie Unternehmer eigentlich agier-ten. In machen Ländern sei es spannend, die Sichtweise der lokalen Unternehmer zu sehen.

In der Tat sei es so, dass die DEG auf langjährige Beziehungen zurückschaue. Er habe eben Zambeef erwähnt. Es gebe große Kunden, die aus einer kleinen Klitsche weltweit agierende Unternehmen gemacht hätten, die auch in Deutschland ihre Pro-duktionsbetriebe eröffnet hätten. Immer wieder kämen sie auf die DEG zu, auch wenn es um große Investitionen gehe. Manche sagten, man habe 10 Millionen € für die DEG reserviert, man sei überaus dankbar. Wenn man mit denen rede – er tue das ständig – und frage, warum man mit der DEG zusammengearbeitet habe, dann heiße es immer wieder, nicht der Kapitalzugang als solcher sei ausschlaggebend gewesen, sondern die Erfahrung, die man damit habe gewinnen können.

Ein CIO, eine der langjährigen namhaften Kunden, habe ihm gesagt, damals habe man geflucht über die DEG, die mit den IFC Performance Standards gekommen sei. Es sei sehr schwer gefallen, die zu implementieren, vor allem die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Managements dafür zu gewinnen, das ernst zu nehmen. Über die Zeitachse habe man erkannt, dass es nicht nur Kosten seien, es seien letztend-lich Investitionen, die sich heutzutage am Markt auszahlten, weil über die Verbesse-rung der Standards, über ISO-Zertifizierungen und andere Zertifikate das Unterneh-men in die Lage versetzt worden sei, mit anderen Konzernen, Unternehmen weltweit zusammenzuarbeiten. Der Unternehmer habe auch noch beiläufig gesagt, er habe von der DEG sehr viel gelernt, auch was Corporate Governance und Compliance angehe. Mittlerweile sei er der Berater des Präsidenten. Was Besseres könne nicht passieren.

Ein letztes Beispiel: Im Jahre 2002 sei ein Mensch namens Moba Ibrahim gekom-men. Er habe eine kleine Klitsche in Den Haag namens Celtel gehabt. Er habe die Idee gehabt, er wolle in Afrika Mobilfunk für den ländlichen Raum einführen. Alle hät-ten ihn für verrückt erklärt. 2002 seien alle mit absurd hohen Kosten für Mobilfunk-systemtarif konfrontiert gewesen. Es sei gefragt worden, wie sich ein Afrikaner, der im Schnitt von 2 US-$ am Tag lebe, ein Handy leisten solle. Die wirtschaftlichen Pro-jektionen seien für die ersten fünf, sechs, sieben, acht Jahre tiefrot gewesen.

Wenn man zurückschaue: 800 Millionen Mobilfunkgeräte gebe es in Afrika. Er habe eben das Beispiel genannt, von dem Europa lernen könne: Die Afrikaner nutzten das Mobilfunksystem, um Geld zu überweisen. Man könne von der Hauptstadt Nairobi aus jeden Ort in Ostafrika erreichen und Verwandten Geld überweisen. Das Beispiel Kevian finde man in den Unterlagen. Er bezahle seine 38.000 Kleinbauern über das Handy. Heutzutage sähe man überall in Afrika in der nächsten Generation Service-betriebe, die sich herausbildeten, die die Möglichkeit von Mobilfunk nutzten, um neue Dienstleistungen anzubieten und damit Beschäftigung zu schaffen. Afrika profitiere

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Ausschuss für Europa und Eine Welt 09.05.2014 22. Sitzung (öffentlich) sd-ro von dieser technologischen Entwicklung. Selbst die Kleinbauern nutzten mittlerweile das Handy, um sich Marktinformationen zu beschaffen und damit der Frage nachzu-gehen, ob es Sinn mache, jetzt zu verkaufen oder ob man noch ein Stück weit einla-gere. Damit sei die Abhängigkeit von Großunternehmern, die unter Ausnutzung von mangelnden Marktinformationen Nahrungsmittel, landwirtschaftliche Produkte ge-kauft hätten, unterbunden worden. Das seien Vorteile. Er sei stolz darauf, dass nach kontroversen Diskussionen gesagt worden sei, dass man es mache. Die DEG be-trachte sich auch als Teil der Erfolgsstory der Telekommunikation in Afrika.

Vorsitzender Nicolaus Kern bedankt sich für die Ausführungen und die Antworten, die Herr Wenn gegeben habe. Das könne man zukünftig gerne fortsetzen. Niemand sei gehindert, den Weg nach Köln auf sich zu nehmen. Dort habe die DEG ein sehr schönes Dienstgebäude.

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Ausschuss für Europa und Eine Welt 09.05.2014 22. Sitzung (öffentlich) sd-ro 2 Sicheren Aufenthalt für Edward Snowden in Deutschland!

Antrag der Fraktion der PIRATEN Drucksache 16/4439

Vorsitzender Nicolaus Kern merkt an, der Antrag Drucksache 16/4439 sei am 28. November 2013 vom Plenum an den Ausschuss für Europa und Eine Welt überwie-sen worden. Die abschließende Beratung und Abstimmung solle nach Vorlage einer Beschlussempfehlung des Ausschusses im Plenum erfolgen.

Marc Olejak (PIRATEN) führt aus, der Ausschuss beschäftige sich schon länger mit dem Antrag. Der Antrag sei immer wieder geschoben worden. Er sei aber aktueller denn je. Das Thema Edward Snowden spiele auch auf der bundespolitischen Ebene eine Rolle. Die Zielrichtung des Antrages sei es, Edward Snowden, dem man so viel zu verdanken habe, in Deutschland aufzunehmen.

Vor dem Hintergrund der beschämenden Geschehnisse rund um den NSA-Untersuchungsausschuss sei klar, dass die schwarz-rote Bundesregierung weder an einer echten Aufklärung der NSA-Affäre noch am Schicksal des Whistleblowers Edward Snowden interessiert sei. Zu den Geschehnissen im Rahmen des NSA-Untersuchungsausschusses: Er verweise auf den Minderheitenschutz der Opposition aus Grünen und Linken. Die Arbeit des Untersuchungsausschusses werde durch die Regierungsfraktionen momentan nicht direkt gefördert. Er bitte die anderen Fraktio-nen, für diesen Antrag zu votieren.

Ilka von Boeselager (CDU) betont, Edward Snowden sei eine außergewöhnliche Persönlichkeit. Er habe für sich einschätzen können, was er als Mensch auf sich nehme, wenn er diese Lawine lostrete. Er habe ein Übermaß an Zivilcourage ge-zeigt, was heutzutage sehr selten sei.

Der Untersuchungsausschuss habe beschlossen, Edward Snowden in jedem Fall anzuhören. Es sei aber ein Risiko, ihn nach Deutschland einzuladen. Sie könnte die Verantwortung nicht übernehmen, ob er tatsächlich die Sicherheit bekomme, die er brauche. Insofern werde ihre Fraktion nicht für den Antrag stimmen.

Nach Meinung von Matthi Bolte (GRÜNE) gibt es eine breite Übereinstimmung dar-über, wie notwendig und richtig es ist, die Verdienste Edward Snowdens anzuerken-nen. Er habe einen Spionageskandal unbekannten Ausmaßes öffentlich gemacht und habe dadurch auch der Demokratie einen Dienst erwiesen. Er habe viel dafür auf sich genommen. Er habe sein Heimatland verlassen müssen, weil ihm Strafver-folgung drohe. Er zolle Herrn Snowden ausdrücklich Respekt für die Entscheidung, dass er auf die Missstände bei den Geheimdiensten sowohl bei der NSA als auch beim Britischen Geheimdienst GCHQ und bei weiteren Diensten aufmerksam ge-macht habe. Er habe die anlasslose flächendeckende Überwachung persönlicher

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Ausschuss für Europa und Eine Welt 09.05.2014 22. Sitzung (öffentlich) sd-ro Daten der Bürgerinnen und Bürger bekannt gemacht und in eine breite Öffentlichkeit getragen. Edward Snowden verdiene Anerkennung, aber auch Schutz.

Nach grüner Rechtsauffassung – es gebe unterschiedliche Rechtsauffassungen da-zu, das wisse man aus den einschlägigen Berichten über die Geschehnisse rund um den Untersuchungsausschuss in Berlin – wäre es durchaus möglich, Herrn Snowden auch eine Aufenthaltsperspektive in Deutschland zu verschaffen. Das ermögliche sowohl das deutsche Aufenthaltsrecht als auch die Regelung zum Auslieferungsab-kommen. Tatsächlich liege ein Ersuchen der Vereinigten Staaten von Amerika vor, um die Strafverfolgung durchzusetzen. Sowohl über das Aufenthaltsgesetz als auch über die Regelung zu dem Auslieferungsabkommen gäbe es die Möglichkeit, sofern der politische Wille seitens der Bundesregierung bestehen würde, eine Aufenthalts-perspektive zu schaffen und Herrn Snowden nicht ausliefern zu müssen, wenn er nach Deutschland komme und beispielsweise vor dem Parlamentarischen Untersu-chungsausschuss des Deutschen Bundestages aussage.

Er glaube, dass der Bundesregierung der dafür notwendige politische Wille fehle. Das sei vor der Bundestagswahl so gewesen. Das sei auch in Berlin mit der neuen Bundesregierung so, jedenfalls wenn man sich anschaue, wie die Entwicklungen im Untersuchungsausschuss derzeit aussähen.

Aus seiner Sicht sei die Frage, die die Piratenfraktion aufmache, eng verknüpft mit den Aufklärungsmodalitäten im Untersuchungsausschuss. Man müsse anerkennen, dass insbesondere durch Christian Ströbeles Einsatz sehr viel schon passiert sei. Er würde sich wünschen, dass es weitergehe und dass es möglich sei, Herrn Snowden in Berlin anzuhören.

Der Antrag sei im November eingebracht worden. Es sei zu fragen, ob der Antrag, so wie er gestrickt sei, Edward Snowden helfe. Es habe ein längeres Verfahren gege-ben. Es sei darüber gesprochen worden, wie man mit der Situation umgehe. Die Pi-ratenfraktion habe den Antrag eingebracht. Es sei nicht möglich gewesen, diesbe-züglich einen Konsens zwischen den Koalitionsfraktionen herzustellen. Verschiedene Möglichkeiten seien diskutiert worden, insbesondere sei über Formulierungen ge-sprochen worden, die den Einsatz Edward Snowdens würdigten, die es ermöglicht hätten, eine breite Zustimmung herzustellen.

In einer Koalition gebe es bestimmte Spielregeln, die dazu führten, dass die Koaliti-onsfraktionen dem Antrag so nicht zustimmen könnten. Nun sei man aber nicht am Ende des Verfahrens. Der Antrag komme noch einmal ins Plenum. Die Piratenfrakti-on sollte sich noch einmal überlegen, ob es sinnvoll sei, den Antrag bis zum Ende durchzuziehen oder ob es nicht andere Möglichkeiten gebe, die Edward Snowden deutlich mehr helfen würden und seine Leistungen stärker anerkennen würden.

Markus Töns (SPD) plädiert dafür, die Dinge differenzierter zu betrachten. Das eine sei die Leistung von Herrn Snowden, die alle Redner und alle Fraktionen hoch an-rechneten. Er verweise auf den Mut, den Herr Snowden aufgebracht habe, um das öffentlich zu machen und sich aus seinem Heimatland wegbewegen zu müssen. Das

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Landtag Nordrhein-Westfalen - 26 - APr 16/555

Ausschuss für Europa und Eine Welt 09.05.2014 22. Sitzung (öffentlich) sd-ro erkenne die breite Mehrheit der Bevölkerung, der Gesellschaft an. Das helfe jetzt Edward Snowden in diesem Falle überhaupt nicht. Das sei gängige Meinung.

Er sei froh darüber, dass der Untersuchungsausschuss in Berlin jetzt entschieden habe, Edward Snowden vernehmen zu wollen. Die Form werde der Untersuchungs-ausschuss sicherlich im Benehmen aller Fraktionen miteinander klären müssen. Da gehe es auch um die Rechtslage.

Er habe komplett eine andere Auffassung, was die Rechtslage betreffe. Er glaube nicht, dass die Rechtslage in Deutschland es hergebe, Edward Snowden sicher zu befragen, ihm einen sicheren Aufenthalt zu gewähren, weil Deutschland ein Rechts-staat sei. In diesem Rechtsstaat gelte grundsätzlich das, was Richter entschieden – nicht das, was die Politik entscheide. Das sei eines der Probleme. Von ihm aus kön-ne Herr Snowden ja hierbleiben. Der Rechtsstaat gebe das aber nicht her. Er frage, ob irgendjemand Herrn Snowden gefragt habe, ob er das überhaupt wolle. Das sei nicht geschehen. Auch die Kolleginnen und Kollegen aus dem Bundestag, die ihn besucht hätten, hätten ihn auch nicht gefragt, ob er das überhaupt wolle.

(Ilka von Boeselager [CDU]: Herr Stroebele hat gefragt!)

– Er habe ihn gefragt, ob er aussagen wolle, nicht, ob er in Deutschland verweilen wolle. Die Rechtslage gebe das nach seiner Überzeugung nicht her. Dem Antrag könne man deshalb nicht zustimmen. Im Bundestag werde es bezüglich der Rechts-auffassung sicherlich unterschiedliche Positionierungen geben.

Der Landtag sei im Übrigen überhaupt nicht zuständig. Er könne verstehen, dass die Piraten einen Antrag in einem Parlament stellen würden, in dem sie vertreten seien. Er könne aber nichts dafür, dass die Piraten im Bundestag nicht vertreten seien. Das hätten die Wählerinnen und Wähler entschieden. Dass es schwerfalle, ein solches Thema bundesweit aufzugreifen, könne er verstehen, auch dass man es im größten Landesparlament in Deutschland versuche. Politisch gesehen sei der Landtag nicht zuständig. Deshalb müsse man den Antrag auch ablehnen. Er halte es auch nicht für politisch schlau, sich auf den Weg zu machen, in Landesparlamenten solche The-men zu diskutieren. Damit tue man sich keinen Gefallen.

Marc Olejak (PIRATEN) unterstreicht, dass Entscheidungen von unten nach oben vom Land in die Bundespolitik hineinspielen könnten, kenne man auch aus anderen Bundesländern – Thema Subsidiarität. Das funktioniere in der Regel sehr gut. Es sei auch absolut zulässig, wenn das Land Nordrhein-Westfalen hier eindeutig Position beziehen würde.

Er sei froh, dass es in Deutschland die richterliche Unabhängigkeit gebe. Ob und wie in diesem Fall die zuständigen Richterinnen und Richter in Zusammenhang mit Edward Snowden entscheiden würden, liege in dem Fall nicht in den Händen der Po-litik, wobei die Politik sich in diesem Falle verpflichtet fühlen sollte, explizit nach au-ßen hin konstruktiv Stellung zu beziehen.

Nach den Aussagen von Herrn Oppermann auf der Bundesebene finde er die Aus-sage der SPD auf der Landesebene sehr schade.

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Ausschuss für Europa und Eine Welt 09.05.2014 22. Sitzung (öffentlich) sd-ro An Herrn Bolte gewandt, fährt der Redner fort, er finde es sehr schön, dass es jetzt noch einmal Gesprächsangebote gebe, vor allen Dingen aufgrund der Tatsache, dass er in direktem Gespräch mit Herrn Engstfeld gesagt bekommen habe, dass es überhaupt keinen Grund gebe, vonseiten der Grünen in diesem Zusammenhang auf den Antrag einzugehen.

Holger Ellerbrock (FDP) merkt an, in der Diskussion sei deutlich geworden, dass es einer rechtlichen Klärung bedürfe, wobei man nicht wisse, wie sich das Blatt wenden werde. Die Bundesrepublik sei konstruktiv dabei. Snowden solle im Juli vernommen werden, vielleicht über das Fernsehen. Er empfehle, dass sich der Ausschuss der Stimme enthalte, zumal noch einmal im Plenum über den Antrag geredet werde. Vielleicht gebe es bis dahin eine Klärung, sodass man das Ganze in einem neuen Licht sehe.

Auch wenn in der Diskussion nach England und nach Russland geschaut werde, was die Geheimdienste machten, sei die Frage zu stellen, was die eigenen Geheimdiens-te machten. Das tue man nicht aus bestimmten Gründen. Man müsse schauen, ob man da nicht Anspruch und Wirklichkeit miteinander verknüpfe. Vielleicht gebe es ja bis zum Plenum eine Klärung. Heute werde sich seine Fraktion der Stimme enthal-ten.

Serdar Yüksel (SPD) kommt auf die rechtswidrige Praxis der Überwachungen zu sprechen, für die es keine Rechtsgrundlage gegeben habe. Nach wie vor sei das ein skandalöser Vorgang. Es gehe um Grundrechtseingriffe. Gegen deutsche nationale Gesetze sei in einem erheblichen Maße verstoßen worden, sodass die Bundesan-waltschaft auch Ermittlungen aufgenommen habe.

Ihn habe es auch erbost, sodass sich die Bundesregierung ein Rechtsgutachten zu Eigen gemacht habe. Dieses Rechtsgutachten unterstelle den Mitgliedern des Unter-suchungsausschusses für den Fall einer Vernehmung ein strafbares Handeln. Für den Fall der Einreise in die Vereinigten Staaten von Amerika werde die Verhaftung angedroht. Neben der rechtswidrigen Praxis, die man beklage, sei es nicht hinzu-nehmen, wenn Mitgliedern eines Parlaments mit einer Verhaftung gedroht werde.

Nichtsdestotrotz bleibe richtig, was Herr Töns gerade gesagt habe. Der Landtag von Nordrhein-Westfalen entscheide nicht darüber. Er sei auch nicht zuständig. Der Landtag könne beschließen, was er wolle, bei aller Wertschätzung dem Ausschuss und dem Parlament gegenüber. Man müsse aber die Grenze des Parlamentes und des Ausschusses sehen.

Stefan Engstfeld (GRÜNE) erklärt, er habe die Äußerung so nicht getan und sei falsch wiedergegeben worden.

Marc Olejak (PIRATEN) bittet Herrn Engstfeld, den Wortlaut des Gespräches in Zu-sammenhang mit diesem Antrag korrigiert zu Protokoll zu geben, sollte er ihn falsch zitiert oder missverstanden haben.

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Ausschuss für Europa und Eine Welt 09.05.2014 22. Sitzung (öffentlich) sd-ro Stefan Engstfeld (GRÜNE) erwidert, es habe eine Äußerung gegeben, die er rich-tiggestellt habe. Damit habe sich die Sache erledigt.

Der Ausschuss für Europa und Eine Welt lehnt den An-trag der Fraktion der Piraten Drucksache 16/4439 mit den Stimmen der Fraktionen von SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen gegen die Stimmen der Fraktion der Piraten bei Ent-haltung der FDP-Fraktion ab.

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Landtag Nordrhein-Westfalen - 29 - APr 16/555

Ausschuss für Europa und Eine Welt 09.05.2014 22. Sitzung (öffentlich) sd-ro 3 Vorschläge zu Fahrzeugstopp per Fernbedienung und automatisiertem

Kennzeichenscan sind inakzeptabel – Auswüchse einer um sich greifen-den technischen Überwachungsdoktrin verhindern!

Antrag der Fraktion der FDP Drucksache 16/5036

Entschließungsantrag der Fraktion der PIRATEN Drucksache 16/5098

Vorsitzender Nicolaus Kern merkt an, der Antrag der FDP-Fraktion Drucksache 16/5036 sei nach Beratung im Plenum am 19. Februar 2014 an den Ausschuss für Europa und Eine Welt – federführend – sowie an den Innenausschuss überwiesen worden. Die abschließende Abstimmung solle in dem Europa-Ausschuss erfolgen. Der mitberatende Innenausschuss habe noch nicht votiert, sodass heute noch keine Abstimmung vorgenommen werden könne.

Holger Ellerbrock (FDP) bittet, die Beratung über den Antrag zu schieben und die Stellungnahme des Innenausschusses abzuwarten. – Der Ausschuss ist einver-standen.

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Ausschuss für Europa und Eine Welt 09.05.2014 22. Sitzung (öffentlich) sd-ro 4 NRW unterstützt Europäisches Jahr der Entwicklung 2015

Antrag der Fraktion der SPD und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Drucksache 16/5481

Ilka von Boeselager (CDU) merkt an, der Ausschuss müsse heute nicht unbedingt über den Antrag abstimmen. Sie bitte, den Antrag zu schieben, weil ihre Fraktion gerne mit den Fraktionen von SPD und Grünen über einen gemeinsamen Antrag dis-kutieren wolle.

Renate Hendricks (SPD) kommt darauf zu sprechen, dass die CDU-Fraktion ange-fragt habe, ob man nicht einen gemeinsamen Antrag formulieren sollte. Die Koaliti-onsfraktionen seien bereit, das zu tun. Die Frage des Europäischen Entwicklungsjah-res sei für alle in Nordrhein-Westfalen von Bedeutung. Man erhoffe sich Impulse für den weiteren Post-MDG-Prozess, aber auch mit Blick auf die Zusammenarbeit in Eu-ropa insgesamt.

Der Vortrag eben habe deutlich gemacht, dass es wesentliche Perspektiven gebe. Ihre Fraktion stimme einer Vertagung zu, bitte aber darum, dass die Vorschläge der CDU zeitnah kämen, damit man das Plenum im Juni auch erreichen könne. Sie bitte, das mit den Referenten abzusprechen.

Andrea Asch (GRÜNE) erklärt, ihre Fraktion sei offen für Vorschläge und für die Be-reitschaft der CDU, gemeinsam den Antrag zu stellen. Das wäre auch folgerichtig. Es gebe eine Bundesratsentscheidung, die mit dem Antrag aufgegriffen und bestätigt werde, nämlich das Europäische Jahr der Entwicklung der EU zu unterstützen und mit eigenen Aktivitäten in Richtung Öffentlichkeitsarbeit zu unterlegen. Die Vorschlä-ge müssten allerdings zeitnah in diesem Monat erfolgen. Man sei an die Abläufe ge-bunden. Der Antrag gehe ins Plenum zurück. Die Fraktionen könnten in einen ge-meinsamen Prozess gehen.

Die Beratung über den Antrag wird verschoben.

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Ausschuss für Europa und Eine Welt 09.05.2014 22. Sitzung (öffentlich) sd-ro 5 Breitbandausbau beschleunigen – Landesregierung muss Operationelles

Programm EFRE für flächendeckenden Breitbandausbau öffnen!

Antrag der Fraktion der CDU und der Fraktion der FDP Drucksache 16/5470

Entschließungsantrag der Fraktion der PIRATEN Drucksache 16/5534

Vorsitzender Nicolaus Kern merkt an, der Antrag Drucksache 16/5470 sowie der Entschließungsantrag Drucksache 16/5534 seien nach Beratung im Plenum am 9. April 2014 an den Ausschuss für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk – federführend – sowie an den Ausschuss für Kultur und Medien und an den Europaausschuss zur Mitberatung überwiesen worden. Die abschließende Bera-tung solle im federführenden Ausschuss erfolgen.

Ilka von Boeselager (CDU) gibt an, beim Thema Breitbandausbau liege Nordrhein-Westfalen im europäischen Vergleich hinter Bulgarien und Rumänien dramatisch zu-rück. Dort sei man bis ins letzte Dorf versorgt. In Nordrhein-Westfalen sei es im länd-lichen Raum sehr schwierig. Sie habe am Morgen im „General-Anzeiger“ gelesen, dass in vielen Ortschaften, auch bei ihr im Wahlkreis erhebliche Defizite festzustellen seien. Der Kreis wolle sich zusammenschließen und versuchen, die Lücken zu schließen. Es sei aber eine Landesaufgabe, dass man hier mehr Geld zur Verfügung stelle. Obwohl es die europäischen Fördermittel zuließen, sei es bedauerlich, dass die Landesregierung gebetsmühlenhaft behaupte, das wäre nicht möglich. Das helfe nicht. In anderen Ländern werde es auch gemacht.

Ihre Fraktion habe sich auch in Brüssel sachkundig gemacht. Es sei möglich. Man müsse es nur wollen. Es gehe um einen großen Schaden für die Wirtschaft, gerade im mittelständischen Bereich. Es sei dramatisch, wenn man heutzutage mit Ge-schäftskunden nicht so kommunizieren könne, wie es notwendig sei. Das müsse oberste Priorität haben. Momentan sei die Arbeitslosigkeit recht niedrig. Es sei aber nicht gottgegeben, dass das auf Dauer so bleibe. Man stehe im Wettbewerb. Das Land müsse sich für die Zukunft ausrichten. Sie bitte SPD und Grüne, die Regierung zu ermutigen, auf diesem Feld mehr zu tun. Sie bitte, den Antrag entsprechend zu berücksichtigen.

Markus Töns (SPD) legt dar, wieder würden Schreckgespenster aufgebaut. Das sei schon erstaunlich.

Richtig sei, man könne Breitbandausbau auch aus dem EFRE finanzieren. Falsch sei flächendeckend. Flächendeckend sei nicht vorgesehen. Bei einem Land der Größe wie der Bundesrepublik Deutschland und auch angesichts der Wirtschaftskraft der Bundesrepublik gehe Brüssel davon aus, dass man das auch in großen Teilen selbst

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Ausschuss für Europa und Eine Welt 09.05.2014 22. Sitzung (öffentlich) sd-ro organisieren könne. Wer in Brüssel gewesen sei und sich sachkundig gemacht habe, dem werde man das auch gesagt haben. Sie hätten keinen Zweifel daran, dass Deutschland das könne. Da gebe es einen zuständigen Bundesminister, Herrn Dobrindt. Er könne nicht erkennen, dass der in den letzten Monaten aktiv geworden sei. Das sage er kritisch Richtung Große Koalition. Auf der Bundesebene müsse et-was passieren. Das alles beim Land abzuliefern, halte er nicht für richtig. Dobrindt sei zuständig. An der Stelle sei nicht viel passiert.

Natürlich sei es schlimm für Unternehmen, wenn sie sich nicht weiterentwickeln könnten, weil der Breitbandausbau stocke. Zu einem großen Teil stehe die Frage im Raum, inwieweit die Region und die regional Beteiligten sich vor Jahren schon auf-gemacht hätten oder ob dieses Thema erst in den letzten zwei, drei Jahren diskutiert worden wäre. Der Antrag gehe komplett in die falsche Richtung. Flächendeckender Breitbandausbau sei so nicht vorgesehen in Europa. Das gelte zumindest nicht für die Bundesrepublik. Das müsse man differenzierter betrachten. Dass der Breitband stärker in den Regionen ausgebaut werden müsse, wo er kaum vorhanden sei, sei richtig. Das habe die Landesregierung auch erkannt. Das sei nicht das Problem. Da brauche man die Landesregierung nicht zu treiben, weil sie schon selbst Handelnder sei.

Marc Olejak (PIRATEN) berichtet, auch er sei in Brüssel gewesen, auch bei einer Veranstaltung der EU-Kommission. Es gehe um eine Frage des politischen Willens des Landes und der Landesregierung, auch des Parlamentes, das entsprechend zu transportieren. Wenn es irische Regionalparlamente schaffen würden, das positiv zu bewerten, die Unterlagen EFRE-technisch einzureichen, dann wisse er nicht, inwie-weit hier die Befähigung lokal vorhanden sein müsste. Die Landesregierung habe be-reits zurückrudern müssen.

Im Dezember habe Rot-Grün einen ähnlichen Antrag abgelehnt. Im Frühjahr sei noch schnell auf EFRE ergänzt worden, damit man zumindest in einigen Fällen von der Breitbandförderung über EFRE profitieren könne. Das werde derzeit von der Kom-mission geprüft. Er verstehe nicht, wie man gegen diesen Antrag sein könne.

Matthi Bolte (GRÜNE) führt ein Zitat von Herbert Wehner an. Er habe gesagt: Das war schon Quatsch und ist jetzt noch viel „Quätscher“. Je häufiger das Thema wie-derholt werde, desto schlimmer werde es. Er frage, wo CDU, FDP und Piraten gewe-sen seien, als mehr als ein halbes Jahr das Thema diskutiert worden sei.

Die Kommission habe sich klar positioniert. Sie habe gesagt, es sei kein flächende-ckender Breitbandausbau aus dem EFRE in höher entwickelten Regionen möglich. Die Regionen, die flächendeckend aus dem EFRE gefördert werden könnten, seien diejenigen, die Gelder aus dem Kohäsionsfonds erhalten würden. Die Kriterien lägen so in Nordrhein-Westfalen nicht vor. Von den westdeutschen Bundesländern gebe es einen Landkreis in Niedersachsen, in dem diese Kriterien möglicherweise erreicht werden könnten. In Nordrhein-Westfalen gebe es keinen Kreis, keine Gebiete.

Das entbinde das Land selbstverständlich nicht von der Aufgabe, für eine flächende-ckende Breitbandinfrastruktur in NRW zu sorgen. Das sei völlig klar. Man müsse

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Ausschuss für Europa und Eine Welt 09.05.2014 22. Sitzung (öffentlich) sd-ro schon einmal fragen, warum sich die Opposition ausgerechnet dieses Themenfeld als Spielfeld aussuche – in dem fälschlichen Glauben, man könne die Koalitionsfrak-tionen vor sich hertreiben. Das sei nicht möglich. Es gebe eine eindeutige Position der Europäischen Kommission, die die Bedingungen, wenn das Geld aus ihrem Fonds komme, definiere.

Es stimme auch nicht, dass irgendwann gesagt worden sei, es gehe überhaupt nicht aus dem EFRE, Geld für Breitbandförderung zu erhalten. Im Dezember sei klarge-stellt worden, für einzelne Maßnahmen, die der Förderung von kleinen und mittel-ständischen Unternehmen unter bestimmten Kriterien dienten, sei es möglich, aus dem EFRE Breitbandausbau zu finanzieren. Das sei die Position der Kommission. Zuerst habe er den Eindruck, die Opposition habe nicht zugehört. Inzwischen habe er den Eindruck, man wolle einfach nicht zuhören. Er verstehe es so, dass das eine Ablenkungsstrategie von dem Versagen, insbesondere der Bundesregierung, sei. Herr Dobrindt habe etwas getan. Er habe sein Türschild ausgetauscht, mehr auch nicht. Es sei an vielen Stellen kritisiert worden, dass der Bund ein Ziel definiere, näm-lich 50 Mbit bis 2018 für alle, ohne dafür Geld zu hinterlegen. Seine Fraktion lehne die Anträge ab.

Dr. Marcus Optendrenk (CDU) betont, dass die Grünen einen Antrag ablehnten, der nicht von ihnen komme, sei nichts Neues. Der Ausschuss sollte sich intensiver mit der Frage beschäftigen, was da gerade gemacht werde. Dinge würden nach Berlin geschoben, weil man selbst die Voraussetzungen aus Programmen, die man intelli-gent nutzen könnte, nicht nutze, weil andere Schwerpunkte gesetzt würden.

Bei EFRE sei es so, dass es eine Reihe von Auswahlmöglichkeiten der Schwer-punktsetzung durch die Kommission gebe. Der Staatssekretär habe im Ausschuss vorgetragen, welche das seien. Das seien andere. Wenn Rot-Grün eine politische Entscheidung treffe, dann könne man nicht sagen, andere seien zuständig, das solle Herr Dobrindt mal machen. Er frage, wieso die FDP als Mitantragsteller jetzt angeb-lich Herrn Dobrindt und die Große Koalition in Berlin verteidigen solle. Diese Logik habe er noch nicht verstanden. Es gehe offensichtlich eher um die Frage, ob Herr Bolte als „ausredenpolitischer“ Sprecher hier auftreten wolle.

In der Sache gehe es darum, dass die Breitbandinfrastruktur die wesentliche Vo-raussetzung der Infrastruktur überhaupt für kleine und mittlere Unternehmen in Nord-rhein-Westfalen in Zukunft sei. Es werde nicht der Eindruck erzeugt – das habe auch der Staatssekretär bei der Vorstellung der Förderprogrammkulisse nicht getan –, als sei das bewusst. Es werde auch nicht der Eindruck erzeugt, als würde das in Hand-lung umgesetzt – weder in der Koalition noch in der Landesregierung. Es erstaune ihn nicht, dass die Koalitionsfraktionen keinen Änderungsantrag oder einen eigenen Antrag vorlegten, wie man es besser machen könne, sondern dass sie einfach die Anträge von CDU, FDP und Piraten ablehnten. Das sage mehr über die Ernsthaf-tigkeit als die Rhetorik.

Nach Aussage von Holger Ellerbrock (FDP) besteht Einigkeit in der Zielrichtung, dass es eine flächendeckende Breitbandversorgung geben muss. Nun gebe es eine

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Landtag Nordrhein-Westfalen - 34 - APr 16/555

Ausschuss für Europa und Eine Welt 09.05.2014 22. Sitzung (öffentlich) sd-ro unterschiedliche Wahrnehmung der Realität, wie man eine flexible Auslegung gel-tender Förderrichtlinien der EU vornehme. Wenn Nordrhein-Westfalen etwas bewe-gen wolle, lege man das so aus, wie man es für möglich erachte. Damit hätte man eine gemeinsame Position. Selbst wenn man sich auf die punktuellen Möglichkeiten aus dem EFRE-Programm beschränken würde, sei das immer noch eine Verbesse-rung gegenüber dem jetzigen Zustand. Das sollte getan werden.

Selbstverständlich werde er dem Antrag von CDU und FDP zustimmen. Die Piraten zielten letztendlich in die gleiche Richtung. Sie wollten noch andere Programme mit einbeziehen. Ob das möglich sei, stelle er zumindest infrage. Das werde probiert. Er stimme dem Antrag zu. Da die Kollegen von CDU und Grünen auch sagten, vom Grundsatz her sei das eine sehr wichtige Sache, gebe es doch eine breite Mehrheit über alle Fraktionen hinweg.

Markus Töns (SPD) meint, es werde auch nicht besser dadurch, dass man das noch länger diskutiere. Rhetorik helfe da auch nicht weiter.

Er versuche jetzt, das Problem noch einmal zu erklären, das offensichtlich nicht ver-standen worden sei. Im Operationellen Programm könne der Breitbandausbau be-rücksichtigt werden, punktuell. Das werde übrigens gemacht. Das könne man aber nicht flächendeckend tun. Wenn man nach Brüssel fahre und mit den entsprechen-den Leuten rede, dann werde mitgeteilt, dass flächendeckender Breitbandausbau für entwickelte Regionen – dazu zähle Nordrhein-Westfalen – nicht möglich sei. Deshalb lehne seine Fraktion die Anträge ab.

Im Übrigen gebe es klare Vorstellungen darüber, wie man den Breitbandausbau wei-terhin vorantreiben wolle. Dazu gehöre auch, dass das zum Teil aus dem ELER ge-fördert werde, der dafür auch zuständig sei.

CDU und FDP seien in den vergangenen Jahren bei der Förderung über EFRE, die in den Operationellen Programmen verantwortlich unter der Regierung Rüttgers auf den Weg gebracht worden sei, mit der Gießkanne über das Land gezogen. In kata-strophaler Art und Weise habe man ein Programm durchgezogen, das zum Teil überhaupt nicht handelbar gewesen sei. Die Industrie- und Handelskammern, die Verbände hätten alle gesagt, das sei viel zu kompliziert.

Das hätten SPD und Grüne geändert, im Übrigen in einem offenen Verfahren, an dem sich CDU und FDP habe beteiligen können. Jetzt sei die Entscheidung getroffen worden. Natürlich seien Zielsetzungen initiiert worden, die man für richtig halte. Das sei 2005 anders gemacht worden. Seit 2010 habe der Wähler einen Auftrag erteilt. Flächendeckender Breitbandausbau sei nicht gedeckt durch die Verordnung der Eu-ropäischen Kommission, zumindest nicht in Regionen, die derart stark aufgestellt seien wie Nordrhein-Westfalen und die Bundesrepublik Deutschland als Ganzes. Auch wenn man noch so viel daran herumdoktere, werde das nicht anders.

Seine Fraktion werde die Anträge ablehnen. Man sollte sich anschauen, was in an-deren Bereichen noch gemacht werde. Vielleicht werde dann deutlich, dass es mit dem Breitbandausbau vorangehe.

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Landtag Nordrhein-Westfalen - 35 - APr 16/555

Ausschuss für Europa und Eine Welt 09.05.2014 22. Sitzung (öffentlich) sd-ro

Der Ausschuss für Europa und Eine Welt lehnt den An-trag der CDU-Fraktion und der FDP-Fraktion Drucksache 16/5470 mit den Stimmen der Fraktionen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen gegen die Stimmen der Fraktionen von CDU, FDP und Piraten ab.

Der Ausschuss lehnt den Entschließungsantrag der Frakti-on der Piraten Drucksache 16/5534 mit den Stimmen der Fraktionen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen gegen die Stimmen der Fraktionen von FDP und Piraten bei Enthaltung der CDU-Fraktion ab.

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Landtag Nordrhein-Westfalen - 36 - APr 16/555

Ausschuss für Europa und Eine Welt 09.05.2014 22. Sitzung (öffentlich) sd-ro 6 Achtung! YES, WE SCAN. – Bürger in NRW vor PRISM und anderen Über-

wachungsprogrammen schützen!

Antrag der Fraktion der PIRATEN Drucksache 16/3249

Dieser Tagesordnungspunkt wird abgesetzt.

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Ausschuss für Europa und Eine Welt 09.05.2014 22. Sitzung (öffentlich) sd-ro 7 Verschiedenes

Vorsitzender Nicolaus Kern verweist auf die Veranstaltung für Erstwählerinnen und Erstwähler „Wir sind Europa – Wir haben die Wahl“, die am Nachmittag von 14:00 Uhr bis 18:00 Uhr in der Wandelhalle und im Plenarsaal stattfinde.

Die nächste Sitzung finde am 27. Juni 2014, 10:30 Uhr, statt.

Als Gäste für die Sitzung hätten der französische Generalkonsul und der Leiter des Instituts Français ihre Teilnahme zur Vorbereitung der Ausschussreise nach Nord- Pas de Calais zugesagt.

Die Antwort der italienischen Botschaft zum Besuch seiner Exzellenz Elio Menzione zu TOP 1 „Arbeitsschwerpunkte der italienischen EU-Ratspräsidentschaft“ stehe noch aus.

Markus Töns (SPD) verweist auf die Tagung der Europaausschussvorsitzenden im Frühjahr, über die das Protokoll vorliege. Zumindest die Sprecher hätten es bekom-men. Herr Kern habe daran nicht teilgenommen. Wahrscheinlich habe er Termin-probleme gehabt. Er frage, ob der stellvertretende Ausschussvorsitzende über den Termin informiert worden sei.

Vorsitzender Nicolaus Kern erklärt, dem wolle er noch einmal nachgehen. Wenn das nicht erfolgt sein sollte, bitte er um Entschuldigung.

Markus Töns (SPD) bittet den Vorsitzenden, wenn er einen Termin nicht wahrneh-men könne, unverzüglich den Stellvertreter zu informieren. Der Vorsitzende und der Stellvertreter seien ja nicht Vertreter einer Fraktion oder einer Mehrheit, sondern sie seien Vertreter der Landtagspräsidentin. In dem Sinne verträten sie den gesamten Landtag und alle Fraktionen. Der nordrhein-westfälische Landtag mit einem eigen-ständigen Europaausschuss sollte dort richtigerweise vertreten sein.

Vorsitzender Nicolaus Kern gibt Herrn Töns Recht.

gez. Nicolaus Kern Vorsitzender

23.05.2014/03.06.2014

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