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Landtag Mecklenburg-Vorpommern Protokoll Nr. 44 6. Wahlperiode Enquete-Kommission „Älter werden in Mecklenburg-Vorpommern“ K U R Z P R O T O K O L L der 44. Sitzung der Enquete-Kommission „Älter werden in Mecklenburg-Vorpommern“ am Freitag, dem 15. Januar 2016, 10:00 Uhr, in Schwerin, Schloss, Plenarsaal Vorsitz: Abg. Jörg Heydorn T A G E S O R D N U N G 1. Anhörung zum Themenfeld „Infrastruktur und Daseinsvorsorge“ hierzu: Anlagen 1 bis 4 2. Allgemeine Kommissionsangelegenheiten

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Landtag Mecklenburg-Vorpommern Protokoll Nr. 44 6. Wahlperiode Enquete-Kommission „Älter werden in Mecklenburg-Vorpommern“

K U R Z P R O T O K O L L

der 44. Sitzung der Enquete-Kommission „Älter werden in Mecklenburg-Vorpommern“

am Freitag, dem 15. Januar 2016, 10:00 Uhr, in Schwerin, Schloss, Plenarsaal

Vorsitz: Abg. Jörg Heydorn T A G E S O R D N U N G 1. Anhörung zum Themenfeld

„Infrastruktur und Daseinsvorsorge“ hierzu: Anlagen 1 bis 4 2. Allgemeine Kommissionsangelegenheiten

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PUNKT 1 DER TAGESORDNUNG

Anhörung zum Themenfeld „Infrastruktur und Daseinsvorsorge“ hierzu: Anlagen 1 bis 4

Dr. Sebastian Elbe (SPRINT Consult, Darmstadt) führt aus, seit fast 15 Jahren in

der Regionalförderung für öffentliche Programme tätig zu sein. SPRINT Consult

arbeite für die Fördermittelgeberseite, also für Bundes- und Landesministerien, setze

dort Modellprogramme um, wie zum Beispiel das Projekt „LandZukunft“/

„Land(auf)Schwung“ vom Bundeslandwirtschaftsministerium, Modellvorhaben der

Raumordnung und Projekte aus dem Städtebauministerium. Im Moment liefen die

Auswertungen für den Wettbewerb „Lebendige Regionen“. SPRINT Consult evaluiere

zudem Förderprogramme. Gegliedert sei sein Vortrag in allgemeine Hinweise zum

Gutachten, Anmerkungen zum Zentrale-Orte-System als Handlungsansatz, gute

Beispiele sowie regionale Ausgangsbedingungen. Zudem wolle er drei Tendenzen

zur Diskussion stellen und zwar die Bevölkerungsbeteiligung als möglichen

Schlüssel, viel Planung, wenig Umsetzung und die Frage nach Förderung oder

Finanzierung. Abschließend komme er zu Empfehlungen. Die Grundlagenexpertise

(KDrs. 6/55) sei eine gute Analyse mit umfangreichen Handlungsempfehlungen auf

dem aktuellen Stand. Diese Empfehlungen zeigten, dass es ausreichend praktikable

Ansätze gebe. Das Kapitel 5 der Grundlagenexpertise sei zum Beispiel auch in

anderen Bundesländern wie Rheinland-Pfalz anwendbar. Jedoch fehle in der

Vielzahl der Empfehlungen der Grundlagenexpertise eine Priorisierung bzw. die

Schwerpunktsetzung. Der nächste Schritt wäre nun, die Frage zu beantworten, was

jetzt wozu gemacht werden soll. Die Grundlagenexpertise sei fokussiert auf

Planungen und Strukturen zum Beispiel in Bezug auf die Konzeptebene mit dem

Zentrale-Orte-System (ZOS) und der Sozialplanung. Das sei stark verknüpft mit den

Forderungen nach einem seniorenpolitischen Handlungskonzept und einem

Koordinierungsausschuss. Erfasst werde auch der derzeitige Dezentralisierungstrend

mit Grundzentren als stationäre Punkte der Versorgung und Dienstleistungen und

der Peripherie mit flexiblen Bedienformen. Zu beachten seien die großen

Entfernungen in einem richtigen Flächenland, durch die sich noch einmal andere

Handlungsnotwendigkeiten ergäben. Erreichbarkeiten und Festlegung von

Grundzentren dürften grundsätzlich nicht an dem vorbeilaufen, was notwendig wäre.

Diese Gefahr bestehe in Mecklenburg-Vorpommern jedoch zunächst nicht. Das ZOS

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habe zwei große Schwächen. Es sei nicht auf Schrumpfungsprozesse ausgerichtet,

sondern auf Verteilung von Wachstum. Im Bereich der Flächensteuerung und

Ansiedlung funktioniere das ZOS nur mittelmäßig. Die Hauptreaktion auf

Schrumpfungsprozesse bestehe darin, die Schwellenwerte für die Strukturen im

Bereich der Erreichbarkeit herauf- und die für die Tragfähigkeit herabzusetzen. Das

ZOS sei zudem passiv, wodurch nur festgelegt werden könne, wo etwas hin soll. Die

Mitbestimmungsmöglichkeiten zum Beispiel bei ärztlicher und Nahversorgung sei

sehr eingeschränkt. Wenn es um die neue Gebietskategorien der Gestaltungsräume

gehe, zählten die konkreten Umsetzungselemente, quasi als „Fleisch“ daran. Es

fehle in der Expertise eine Begründung der sehr positiven Einschätzung der neuen

Kategorie der „Ländlichen Gestaltungsräume“. Wichtig sei, externe Expertisen

einzubeziehen, sich aber nicht von Dritten abhängig zu machen. Die Ergebnisse

müssten vor Ort bleiben und umgesetzt werden. Die Abgrenzung zwischen

Konzepten, Maßnahmen und Empfehlungen, die Staffelung von kurz-, mittel- und

langfristig sowie die Frage, wer hat wo etwas zu sagen, müsse unter

Berücksichtigung des lokalen bzw. regionalen Leistungsvermögens stärker

einbezogen werden. Nächste Aufgabe der Enquete-Kommission sei eine

Schwerpunktsetzung bei den nun folgenden und notwendigen Maßnahmen. Dafür

sei die Grundlagenexpertise eine solide und fundierte Grundlage. Positive Beispiele

könnten dabei den Blick auf das, was prioritär gemacht werden soll, verstellen und

ablenken. Gute Beispiele (siehe Anlage 1, Seiten 11 bis 16) suggerierten, dass es

keinerlei Prioritätensetzung geben müsse. Letztendlich liefe es immer wieder auf den

Kern zurück, dass etwas funktioniere, wenn Menschen da seien, die sich kümmerten

– jedoch nach dem Motto „Jeder kann es schaffen, aber nicht alle“. Dazu würden drei

Eigenschaften gebraucht: engagiertes Ideengeben, durchsetzungsstarkes

„Strippenziehen“ und Finanzgeschick. Fänden sich drei Eigenschaften in einer

Person sei es Glück, oft seien dazu jedoch drei Personen notwendig. Unter

Berücksichtigung regional unterschiedlicher Ausgangsbedingungen und Potenziale

ergebe sich ein gestuftes System. Sei noch ein gewisses Basispotential da und auch

eine sogenannte kritische Masse, also Menschen, die sich engagieren wollten und

dazu die Kompetenzen mit sich brächten, könne die vorhandene Qualität gehalten

und eventuell sogar ausgebaut werden. Ginge das Basispotenzial verloren, folge ein

sogenannter „geordneter Rückzug“ und Dörfer verlören alle Einwohner. Der

demografische Wandel an sich sei unstrittig. Jetzt müsse jedoch konstruktiv geklärt

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werden, wie der demografische Wandel gesteuert und begleitet werde. Zurzeit gebe

es sehr viele Planungs- und Entwicklungsinitiativen, die fast alle Infrastrukturen und

Daseinsvorsorgeleistungen berücksichtigten. Diese würden von unterschiedlichen

Ministerien und Behörden auf EU-, Bundes- und Landesebene ausgelöst. Eine

Beteiligung der Bevölkerung sei oft Grundvoraussetzung zur Teilnahme an diesen

Initiativen wie z. B. LEADER/ILE, MORO „Regionalstrategie Daseinsvorsorge“ oder

„LandZukunft“/„Land(auf)Schwung“. Inhaltlich komme es zwischen den Initiativen

jedoch zu Überlappungen, die durch eine bessere Abstimmung zwischen den

Fachministerien vermieden werden könnten. Aufgrund der Vielzahl der ähnlichen

Initiativen gebe es eine gewisse Beteiligungsmüdigkeit und immer wieder dieselben

Akteure. Neben dieser Tendenz der Beteiligung gebe es die Tendenz des Planens

statt des Umsetzens, wobei bei der Planung auch die Finanzierung berücksichtigt

werden müsse. Das Erstellen von Konzepten und eventuell auch noch

Modellprojekte würden gefördert. Hingegen fehlten ausreichende Mittel zur

Finanzierung von konkreten Umsetzungsprojekten. Diese seien nun einmal sehr

kostspielig. Es stelle sich dabei die Frage, was nach dem Leerstandskataster

komme. Trotz der fehlenden Umsetzungsfinanzierung gebe es den Anspruch auf

bessere Koordination zwischen Politik und Verwaltung, insbesondere auf der Ebene

der Landkreise. Hier werde die oben beschriebene „kritische Masse“ der engagierten

Bürgerinnen und Bürger vermutet. Die Beispiele, die sich auf den Bereich des

bürgerschaftlichen Engagements bezögen, fänden jedoch kleinräumiger zum

Beispiel auf der Dorfebene statt. Es gebe weniger Koordinierungsbedarf zwischen

Verwaltung und Politik, sondern eher die Notwendigkeit, Freiräume zu schaffen bzw.

Unterstützung zu ermöglichen, eventuell durch die Ehrenamtsstiftung. Die zeitliche

Befristung von Förderungen sei oft ein Problem. Eigentlich seien keine Fördermittel,

sondern Mittel aus den Regelhaushalten für die Steuerung des demografischen

Wandels dauerhaft zur Verfügung zu stellen. Fördermittel dürften nur bei der

Konzeptionierung und Initiierung eingesetzt werden. Danach müssten die

Haushaltsmittel greifen. Vorschläge wie Regionalbudgets, von denen er ein großer

Freund sei, helfen hier auch nur bedingt weiter. Sie seien kein Allheilmittel und nicht

für jeden Bereich geeignet. Die Grundlagenexpertise lasse eine Aufgabenkritik

vermissen. Für den Bereich Infrastruktur und Daseinsvorsorge müssten Leistungen

definiert, garantiert und finanziert werden – am besten im Gegenstromprinzip, also

mit Beteiligung vor Ort. Das sei politischer Sprengstoff, weil Schwerpunktsetzungen

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in Abhängigkeit der Bedarfe und Leistungsfähigkeit sowie der Zeitschiene (FP

2020+) erfolgen müssten. Es könnten noch so viele Gutachter eingeladen werden,

am Ende sei es eine politische Entscheidung, wo etwas hinkomme und wo etwas

bleiben soll. Im Ergebnis seien nicht nur Fördermittel, sondern vor allem auch

Haushaltsmittel in Betracht zu ziehen, Umsetzungsinstrumente inklusive

Ausgestaltung der Ländlichen GestaltungsRäume zu diskutieren;

Experimentierklauseln zu nutzen (Gemeinschaftsaufgaben, regionale

Wirtschaftsstruktur) oder einzuführen und Modellvorhaben als Regelmodell zu

etablieren. Falls es keine Experimentierklauseln gebe, müssten sie eingeführt

werden.

Dr. Patrick Küpper (Johann Heinrich von Thünen-Institut, Braunschweig) stellt das

Thünen-Institut für ländliche Räume als Ressorts-Forschungsinstitut des

Bundeslandwirtschaftsministeriums vor, das sich mit der Entwicklung ländlicher

Räume beschäftige sowie mit Evaluation und Begleitforschung auch zur

Daseinsvorsorge und Lebensverhältnissen in ländlichen Räumen (vgl. zum Vortrag

insgesamt Präsentation, Anlage 2). Er selbst bearbeite die Schwerpunkte Mobilität,

Nahversorgung und ärztliche Versorgung. Vorstellen wolle er hier ein Projekt zur

Erstellung einer Broschüre zur Daseinsvorsorge für Ältere als Handlungsfeld bei der

Gestaltung regionaler Schrumpfungsprozesse, die vor ein oder zwei Jahren mit

Akteuren aus Wissenschaft, Ministerien und mit Akteuren vor Ort erarbeitet worden

sei. Hierbei seien Handlungsempfehlungen zum Umgang mit

Schrumpfungsprozessen auf regionaler Ebene entstanden. Die für die

Daseinsvorsorge einer älter werdenden Bevölkerung interessanten Punkte werde er

mit den Bezügen zur vorliegenden Grundlagenexpertise darstellen. Er selbst arbeite

jetzt seit rund zehn Jahren zum Thema demografischer Wandel, Alterung und

Schrumpfung. Viele Empfehlungen dazu seien allseits bekannt, vor allem die

Schlagworte wie innovative und regional angepasste Lösungen, Ressortabstimmung,

Bürgerbeteiligung, Bürgerschaftliches Engagement sowie interkommunale und

regionale Kooperationen. Erfolgreiche Umsetzung hänge von bestimmten

Rahmenbedingungen, viel Förderung und bestimmten Einzelpersonen ab. In der

oben genannten Erarbeitung des Thünen-Instituts solle über die allgemeingültigen

Empfehlungen hinausgegangen werden. Die erste Handlungsempfehlung ziele auf

konzeptbasierte/n Siedlungsentwicklung bzw. -umbau. Im Gegensatz zur

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Grundlagenexpertise stand hier kein seniorenpolitisches Konzept im Mittelpunkt,

sondern ein auch Senioren integrierendes Konzept, das sich u. a. mit

Wohnungsmarkt- und Demografiefragen für alle Altersgruppen beschäftigte. Dieses

Regionale Integrierte Siedlungsentwicklungskonzept (RINSEK) sollte

ortsübergreifend und mittelfristig sein. Es werde gesehen als Bestandsaufnahme

(demografische und infrastrukturelle Entwicklung sowie Wohnungsmarkt) mit

regionalen Schwerpunktsetzungen, welche Räume gestärkt und welche unbeachtet

werden sollen und einer Prioritätenliste sowie dem Ziel des (Teil-)Rückbaus, Umbaus

auch im Hinblick auf Barriereabbau, der Renaturierung, Um- und Zwischennutzung,

Rücknahme von Baugebieten und des Verzichtes auf Neuausweisung. Monitoring

und Kommunikation mit Beteiligungsforen auf lokaler und regionaler Ebene seien

ebenfalls Bestandteile des Konzeptes. Programme in Hessen sähen vor, dass

Kommunen keine bauleitplanerischen Maßnahmen unternehmen dürfen, die einem

Konzept zur Innenentwicklung widersprächen. Die Notwendigkeit einer

Doppelstruktur bestehe beim Monitoring, der Kommunikation und der Beteiligung.

Einerseits stünden hier die Akteure auf der regionalen Ebene bzw. Landkreisebene,

die sich professionell mit diesen Themen beschäftigten, andererseits seien die

Akteure auf der lokalen, dörflichen Ebene mit einzubeziehen, um dort zu

sensibilisieren und gegebenenfalls Engagement zu initiieren. Gerade in ländlichen

Räumen sei viel Engagement vorhanden. Der gesamte Kultur-, Freizeit- und

Sportbereich beruhe auf Engagement bzw. auf wenigen Engagierten. Wenn diese

nicht mehr da seien, geschehe nicht mehr viel. Insgesamt gehe aufgrund

zurückgehender Bevölkerungszahlen und einer älter werdenden Bevölkerung das

Potenzial für Engagement zurück. Es gebe nur eingeschränkte Möglichkeiten,

Aufgaben an Bürgerinnen und Bürger zu übertragen, vor allem in der Pflege.

Dorfmanager könnten mit Zuständigkeit für mehrere Orte zur Beteiligung anstoßen,

Projekte initiieren und Informationen bereitstellen. Beispiel seien die

Wegebotschafter in der Verbandsgemeinde Daun. Für die Finanzierung solcher

Projekte könnten lokale Quellen genutzt werden etwa durch Verkauf lokaler

Produkte, Veranstaltungen, Crowdfunding, Stiftungen oder Genossenschaften.

Letztendlich basiere starkes Engagement auf langfristig stabilen freundschaftlichen

Beziehungen und der Arbeitsteilung weniger Aktiver mit sich ergänzenden

Kompetenzen ähnlich wie es Dr. Sebastian Elbe bereits angesprochen habe.

Demnach werden Personen gebraucht, die andere einbänden, die Brücken zwischen

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den Gruppen einer Gemeinde schlügen und Beziehungen auch in den politischen,

administrativen Raum hätten. Eine weitere Idee sei es, einen Zukunfts-Check

einzurichten für öffentliche Investitionen unter Berücksichtigung der Folgekosten und

der negativen Auswirkungen auf die Nachbarorte und andere Einrichtungen. Der

positive Effekt ergebe sich für die Personen, die die Einrichtungen nutzten, aber auch

aus den Stabilisierungswirkungen für die Region durch eine Funktionsbündelung.

Bedacht werden sollten zudem alternative Nutzungsmöglichkeiten, falls sich im Laufe

der Jahre Änderungen ergäben, wobei gewisse Unsicherheiten bei Um-Nutzungs-

und Rückbauoptionen immer bestünden. Der in der Erarbeitung vorgeschlagene

Second-Best-Vorschlag eines Regionaletats beinhalte eine Kombination aus „echten“

Regionalbudgets und revolvierenden Fonds. Das bedeute große Freiheiten für die

Lokalakteure. Eigentlich gehe es darum, die regulären öffentlichen Haushalte vor Ort

zu stärken. Diskussionen über Finanzausgleich und -ausstattung der Kommunen

zum Beispiel durch einen Alterungszuschlag, wie in Bayern, seien üblicherweise sehr

schwierig. Dieser Regionaletat könne − nach dem Multifonds-Ansatz − von mehreren

Fonds gefüllt werden, um die sektorale Integration der verschiedenen Ressorts, die

Förderung betreiben, zu gewährleisten. Das führe zu einem gewissen

Abstimmungsaufwand. Die Mittel dafür sollten jedoch nicht ohne mit den Gemeinden

abgestimmten Zielvereinbarungen und Rahmenbedingungen zur Verfügung gestellt

werden. Kommunen befassten sich meist nicht so gern mit Schrumpfungsprozessen,

sondern setzten vielmehr auf Zuwachs. Räume, die mit einem besonderen

Handlungsbedarf ausgewiesen werden sollten, stünden immer mehr im Mittelpunkt

der Debatte. Effekte dieser Ausweisung wären eine Mittelkonzentration zur Erzielung

signifikanter Auswirkungen, die Sicherung der Daseinsvorsorge von besonderer

Bedeutung bei geringen und rückläufigen öffentlichen und privaten Ressourcen

sowie, statt mehr Geld zur Verfügung zu stellen, bessere Förderkonditionen, zum

Beispiel in Form einer Ko-Finanzierung durch Bund und Länder, oder dass

ehrenamtlich eingebrachte Leistungen auch angerechnet werden können. In Bezug

auf angepasste Standards der Daseinsvorsorge plädiere er ähnlich wie in der

Grundlagenexpertise dargestellt für eine Flexibilisierung, bevor ein Angebot nicht

mehr gewährleistet werden könne. Hier gebe es immer Ermessungsspielräume.

Diese Ermessungsspielräume würden zurzeit je nach Antragsort und Hartnäckigkeit

der Antragstellenden nicht ausgeschöpft. Ob dies explizit zum Beispiel über das

Standardöffnungsgesetz oder eine Experimentierklausel gemacht werden sollte,

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stelle er zur Diskussion, da auf diesem Gebiet schon viel informell laufe und keine

eventuell „schlafenden Hunde“ geweckt werden sollten. Grundsätzlich gebe es das

Problem des Gleichbehandlungsgrundsatzes, auch im Hinblick auf

Versicherungsfragen und Mehrkosten.

Abg. Silke Gajek fragt nach Empfehlungen zur Ansiedlung junger Menschen, um

den sinkenden Einwohnerzahlen entgegenzuwirken.

Dr. Patrick Küpper empfiehlt, diese Schrumpfungsprozesse zu akzeptieren und sich

zu überlegen, ob Förderungen für neue Ansiedlungen nicht verlorenes Geld seien.

Es sei sehr schwierig, Menschen dazu zu bewegen, in bestimmte Räume zu ziehen.

Besondere Anreize für die Ansiedlung von Ärzten in bestimmten Regionen führen

lediglich zu einer regionalen Umverteilung und schaffen keine zusätzlichen Ärzte. Er

empfehle, sich mit den Menschen zu beschäftigen, die in der Region lebten und sich

zu überlegen, wie für sie die Daseinsvorsorge gesichert werden könne.

Dr. Kim Pollermann (Johann Heinrich von Thünen-Institut, Braunschweig) berichtet,

er arbeite im Projekt 7-Länder-Evaluierung der Förderung des Ländlichen Raums

zum EU-Fonds ELER (vgl. zum Vortrag insgesamt Präsentation, Anlage 3). Die

Laufzeit gehe von 2007 bis 2016. Für die meisten Bundesländer werde das Thünen-

Institut bis 2024 weiter aktiv sein. Mecklenburg-Vorpommern habe sich anders

organisiert. Sein Schwerpunkt seien die LEADER-Regionen, bei denen Mecklenburg-

Vorpommern flächendeckend dabei sei. Die fundierte Grundlagenexpertise enthalte

die bekannten multifunktionalen Konzepte, das Zusammendenken von Versorgung,

Kommunikation bzw. Teilhabe und die Notwendigkeit des Zusammenwirkens

einerseits öffentlicher und privater Akteure und andererseits von Kommunen, Land

und Bund. Zudem werde in der Grundlagenexpertise ehrenamtliches Engagement

als wichtiger Faktor benannt genauso wie die Tatsache, dass die Entlastung

pflegender Angehörige mehr Engagement fördere und dadurch höhere Pflegekosten

vermieden werden könnten. Erwähnt werde auch die Relevanz kommunikativer

Bedürfnisse und Kopplungspotenziale verschiedener Sektoren und

Handlungsansätze. In den Empfehlungen werde das Mehrebenen-Bewusstsein von

Kommunen, Land und Bund angedeutet. Zu wenig würden jedoch EU-Mittel

betrachtet. Wichtig sei es Erfolgsfaktoren zu definieren. So sei es positiv zu werten,

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wenn zum Beispiel das Projekt Bürgerbus fünf Jahre gelaufen sei. Hier müssten

insgesamt eher Erfolgsfaktoren und Projekte begleitet bzw. empirisch hinterfragt

werden, um schließlich Prioritäten setzen zu können. Nicht vergessen werden sollten

internationale Erfahrungen, Genderaspekte gerade im Bereich der Pflege und eine

differenzierte Betrachtung von Konzepten zur Nahversorgung. Die Punkte

Zuwanderung und Integration stünden ebenfalls im Zusammenhang mit dem

demografischen Wandel. Die Potenziale durch Zuwanderung und Integration

müssten realistisch eingeschätzt und genutzt werden. Prioritär sei es, die Förderung

auf multifunktionale Angebote auszurichten. Wichtiger Erfolgsfaktor sei die

engagierte Einzelpersönlichkeit. Bei der Gewinnung von ausländischen Fachkräften

sei ein integrativer Ansatz erforderlich. Bundesweit gebe es bei der

Bevölkerungsentwicklung durchaus positive Tendenzen. Auch wenn insgesamt

Wanderungs- und Bleibeentscheidungen schwer prognostizierbar seien, könne durch

Zuwanderung kaum eine Schule gerettet werden. Integration bedeute auch: jetzt

Kosten, später Nutzen. Bei den Empfehlungen müsse zwischen den verschiedenen

Koordinierungs- und Planungsebenen abgewogen werden. Die Kreise seien

Schlüsselakteure, die LEADER-Regionen könnten eine wichtige Rolle spielen. Vieles

finde auf der lokalen Ebene und dort bei den Ämtern statt. Zu der Empfehlung aus

der Grundlagenexpertise, einen Koordinierungsausschuss unter Vorsitz des Kreises

mit Akteuren aus Gemeinden/Ämtern, den Bürgerinnen und Bürgern sowie der

Wirtschaft/Fachgremien zu bilden, rate er, auf eine kleinere, lokale Ebenen

zuzugreifen. Das empfohlene seniorenpolitische Handlungskonzept auf Kreisebene

als Ergänzung zum Demografie- und Entwicklungsplan sehe er eher kritisch und

frage, ob es wirklich eines eigenen Konzeptes bedürfe oder ob Senioren betreffende

Aspekte nicht eher in bestehende Gesamtkonzepte zu integrieren seien. Wesentlich

seien die Abstimmung und der Transfer in andere Konzepte. In Bezug auf den

„verwirrenden“ Begriff des „Ländlichen GestaltungsRaumes“ sei eine bessere

Ausdifferenzierung notwendig, in welchen Regionen welcher Bedarf bestehe.

Schließlich sei hier der größte Unterstützungsbedarf, was jedoch politisch schlecht zu

vermitteln sei. Der ELER unterstütze mit viel Geld verschiedene Projekte, wie

Dorferneuerung oder LEADER. Hier seien zahlreiche Anknüpfungspunkte möglich,

wobei Prioritäten zu setzen seien. Beim Ausbau der Internetanbindung könne ein

integriertes Konzept die Sicht auf Minimumfaktoren in der jeweiligen Region

ermöglichen. Eine derzeitige Schwachstelle sei die Evaluierung, die in den

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Förderbedingungen stärker Berücksichtigung finden solle. Die Ergebnisse müssten

dann zum Beispiel auch in der Politikberatung eine Rolle spielen, um zu sehen, was

nützlich sei. Ein ressortübergreifender Online-Leitfaden könne die derzeitige

Unübersichtlichkeit beheben. Zudem sollte die Umsetzbarkeit und eine

Fortschreibungs-Qualifizierung bei den Förderbedingungen beachtet werden. Eine

Sanktionierung bei Nicht-Umsetzung sei zu kritisieren. Die Steuerungsfunktion einer

prozessintegrierten Evaluierung sei wegen eines möglichen Lernprozesses für die

Weiterentwicklung von Prozessen eher von Nutzen. Eine wichtige Aufgabe von

Modellvorhaben, Forschungsprojekten und Förderpolitik sei die Übertragbarkeit, da

gebe es Optimierungsbedarf. Als positive Beispiele seien hier die „Neue Dorfmitte“

(Modellprojekt zu ILE-Förderung des ELER) zu nennen sowie „Multiple Häuser“, das

erst als Modellprojekt, dann über LEADER ermöglicht worden sei. Durch den

LEADER-Wettbewerb konnten in der Öffentlichkeit zudem gute Ideen vermittelt

werden. Als Anforderung an eine effektive Evaluierung (zum Beispiel ELER 2014 bis

2020) sei zur Verbesserung der Nachhaltigkeit ein Blick zwei bis drei Jahre nach

Ablauf wichtig. Notwendig sei zudem ein Empfehlungsmanagement, um eine

„Schubladisierung“ zu vermeiden. In der Evaluierungs-Praxis habe sich bewährt, die

Adressaten und Empfehlungen in Tabellenform nach Ergebnis, Hinderungsgründen,

Prioritäten und Änderungen zu sortieren. Dies sei entsprechend auch auf andere

Förderprogramme anwendbar.

Olaf Pommeranz (Regionalmanager LEADER-Region Ostsee-DBR, Bad Doberan,

und Güstrower Landkreis) stellt sich neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit auch als

ehrenamtlicher Sprecher der LEADER-Aktionsgruppen in Mecklenburg-Vorpommern

und ein Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft LEADER-Aktionsgruppen

Deutschland vor (vgl. zum Vortrag insgesamt Präsentation, Anlage 4). Von zu Hause

aus sei er Soziologe und Philosoph. Im LEADER arbeite er seit zwölf Jahren.

LEADER sei einerseits ein Förderprogramm, gespeist aus dem Europäischen

Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER), andererseits

sei es ein Förderansatz. Das bedeute, ein ehrenamtliches Gremium vor Ort

entscheide auf Grundlage einer lokalen Entwicklungsstrategie, welche Projekte vor

Ort gefördert werden sollen. In Mecklenburg-Vorpommern gebe es flächendeckend

mit Ausnahme der großen Städte zurzeit 14 lokale Aktionsgruppen (LAGn) und damit

14 Strategien. In diesen Strategien sei meistens die Daseinsvorsorge ein wichtiger

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Handlungsschwerpunkt. Das bedeute, dass der LAGn vor Ort viel Geld zur

Verfügung stehe, um auch vor Ort zu fördern. Insgesamt können die LAGn in

Mecklenburg-Vorpommern im Förderzeitraum 2015 bis 2020 auf rund 79 Millionen

Euro für die Unterstützung innovativer Projekte zurückgreifen. Im Bundesgebiet gebe

es 321 LEADER-Regionen und in Europa in der vergangenen Förderperiode über

2.000 LEADER-Regionen. Damit soll versucht werden, kleinräumig das zu fördern,

was Sinn habe und vor Ort wirklich gebraucht werde. Der demografische Wandel sei

vor allem im ländlichen Raum spürbar, verlaufe aber regional sehr unterschiedlich

(Anlage 4, S. 5f). So werde für den Raum Gnoien bis 2020 ein Bevölkerungsverlust

von plus/minus 20 Prozent prognostiziert, während es zum Beispiel im Speckgürtel

von Rostock Gemeinden mit einem Bevölkerungsgewinn gebe. Das bedeute, dass

genau geschaut werden müsse, was vor Ort gebraucht werde. Bei der Betrachtung

sozialversicherungspflichtiger Beschäftigungen und der Pendlerströme zeigten sich

ebenfalls im Land sehr unterschiedliche Verhältnisse. Dies müsse bei der Bewertung

und Förderung von Infrastrukturen berücksichtigt werden. Es müsse auch zum Teil

überlegt werden, aus Kostengründen einige Gemeinden herunterzustufen. Dies sei

jedoch eine politische Entscheidung. Es gebe bestimmte Infrastruktureinrichtungen,

deren Fehlen oder Abbau zu einem verstärkten Bevölkerungsverlust durch

Abwanderung oder sinkender Fertilitätsrate in einem Gebiet führten. Dazu zählten

insbesondere Schulen, Kindergärten und Kinderkrippen. Ärzte und Einkaufsstellen

gehörten nicht in diese Aufzählung, da diese Einrichtungen für jüngere Menschen

nicht täglich erreichbar sein müssten, im Gegensatz zu Schulen oder Kindergärten.

Bestes Beispiel seien die Freien Schulen. In seinem Landkreis gebe es Gemeinden,

die sich eine Freie Schule leisten würden. Hier sei ein überdurchschnittlicher

Bevölkerungszuwachs zu verzeichnen. Aus Grundzentren mit allen

Infrastruktureinrichtungen außer Schule und Kindertagesstätte wandere die

Bevölkerung überproportional ab. Gegen die Abwanderung helfe nicht der Aufbau

weiterer Infrastruktureinrichtungen im Bereich der Daseinsvorsorge, sondern die

Entwicklung einer widerstandsfähigen Infrastruktur (Resilienz). Bei der derzeitigen

finanziellen Ausstattung der Gemeinden habe es keinen Sinn, neue

Infrastruktureinrichtungen zu schaffen. Jedoch müssten zukunftsweisende Strukturen

geschaffen werden, die überleben könnten und bei denen die Interessen sowohl der

älteren Bevölkerung als auch der vor Ort lebenden Jugendlichen mit einflössen.

Parallelstrukturen – zum Beispiel ein Jugend- und Seniorenclub – würden sich auf

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Dauer gerade im ländlichen Raum nicht halten. Ziel müsse es daher sein, integrative

Lösungen für die Bedürfnisse der älteren Bevölkerung zu finden, statt einer

separaten Politik „nur“ für Senioren. Nach seiner Erfahrung wollten ältere Menschen

zudem nicht immer unter sich sein, sondern seien gern mit Jugendlichen zusammen

aktiv. Weiteres Ziel sei die Unterstützung des bürgerschaftlichen Engagements in

den Kommunen vor Ort. Aus seiner Erfahrung habe es keinen Zweck, in die

Regionen Geld zu stecken, wo niemand mehr sei, der etwas anschieben bzw. die

Verantwortung übernehmen wolle oder könne. Drittes Ziel sei die Förderung

zukunftsfester, resilienter Maßnahmen und Strukturen. Es werde nicht mehr Geld

geben. Daher müsse die jetzige Förderperiode genutzt werden, um die notwendigen

Strukturen aufzubauen, was zurzeit auch geschehe, wie die neuesten Anträge

zeigten. Zum Schluss gehe er auf zwei Beispiele für Projekte ein, die noch am

Anfang stünden. So sei in der LEADER-Region Ostsee-DBR ein medizinisch-

therapeutisches Zentrum in Roggentin (Gemeinde Roggentin, Amt Carbäk) mit Haus-

und Fachärzten sowie eine Bürgerbuslinie (Gemeinde Poppendorf, Amt Carbäk)

eingerichtet worden. Hier sei er zunächst skeptisch gewesen, da schon viele

Bürgerbuslinien wegen der laufenden Kosten eingegangen seien. Die Gemeinde

Poppendorf sei jedoch keine arme Gemeinde, sodass dort versichert werden konnte,

die Kosten auch in den kommenden Jahren zu übernehmen. Das Beispiel eines

Senioren-, Behinderten- und Kindergerechten Wegenetzes mit Ruhezonen

(Haustierpark Lelkendorf GmbH) in der Region Güstrower Landkreis zeige, dass

Maßnahmen auch mit dem Bereich Tourismus verbunden werden könnten. Bei der

Wiederbelebung der Dorfmitte Bernitt (Gemeinde Bernitt, Amt Bützow-Land) solle ein

Dorfgemeinschaftshaus mit Dorfladen und Kinderbetreuung als Dorfzentrum

entstehen. Zum Abschluss weise er darauf hin, dass der Begriff LEADER sich auf die

französische Abkürzung von „Liaison entre Actions de Développement de l´Economie

Rurale“ beziehe, es gehe also um die Verbindung von Aktionen zur Entwicklung der

ländlichen Wirtschaft.

Abg. Maika Friemann-Jennert fragt Dr. Kim Pollermann, durch wen die von ihm

angesprochene notwendige Koordinierung auf Planungsebene erfolgen solle. Bei

Forderungen nach Vernetzung und Koordination stehe am Ende die Frage, wer das

finanzieren soll. An alle sei die Frage nach einer Finanzierungsforschung und nach

bereits vorhandenen Studien zu Finanzierungsmöglichkeiten gerichtet.

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Abg. Silke Gajek weist darauf hin, dass im Land immer wieder viele Gemeinden

unter vorläufiger Haushaltsführung stünden und freiwillige Leistungen gestrichen

würden. Hier stelle sich die Frage, welche Überlegungen es seitens der

Anzuhörenden für eine Wiederherstellung der Handlungsfähigkeit der Kommunen

gebe. Zudem bitte sie um Ausführungen zur Qualifikation von Kümmerern, also den

Dorfmanagern o. ä. vor Ort sowie nach den Definitionen der verschiedenen

Kümmererstrukturen. In diesem Bereich sei Kontinuität nötig. Ergänzend bitte sie um

Beispiele aus dem Bereich solidarische und soziale Ökonomie im Land, etwa zu

Genossenschaften und hier speziell im ärztlichen Sektor.

Abg. Karin Stramm bittet um weitere Ausführungen zu den angesprochenen

Regionalbudgets sowie zur „Neue Dorfmitte“. Hier sei ihr persönlich kein einziges

erfolgreiches Projekt bekannt.

Dr. Kim Pollermann sieht keinen Bedarf für neue Raumzuschnitte oder neue

Planungsebenen, sondern sieht hier den Kreis im Zentrum. Von dort müsse auf die

weiteren zuständigen Ebenen vermittelt werden. Zur Finanzierungsforschung gebe

es bereits Leitfäden. Es gebe eine Vielfalt von verschiedenen Finanz- und

Förderquellen, die einbezogen werden sollten. Bei der kommunalen

Handlungsfähigkeit bestehe das Problem, das die Gemeinden mit dem größten

Bedarf an Förderungen gerade bezüglich der Eigenmittel auf externe Hilfe

angewiesen seien. Hier sei das Land in der Verantwortung. Der Vorteil für das Land

sei der dadurch entstehende größere Einfluss auf den Fördermitteleinsatz.

Nach Dr. Patrick Küpper könnten der demografische Wandel bzw. die

Handlungsfähigkeit der Kommunen im Finanzausgleich berücksichtigt werden durch

eine flexible bzw. altersangepasste Zuweisung, bei der nicht die aktuelle

Bevölkerungszahl, sondern ein längerfristiger Durchschnitt berücksichtigt werde.

Grundsätzlich seien neue Überlegungen zur Zuständigkeit der verschiedenen

Ebenen sowie zur Einordnung der Aufgaben als freiwillig bzw. pflichtig möglich. Dorf-

und Regionalmanager dürften nicht in einen Topf geworfen werden. So arbeiteten die

ausgebildeten bzw. studierten Regionalmanager professionell und seien für einen

größeren Bereich zuständig. Nach Vorstellungen des Thünen-Instituts sind

Dorfmanager ehrenamtlich, aber mit Aufwandsentschädigung tätig. Sie sollten in

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ihrem Dorf gut vernetzt sein und bei Konflikten vermitteln können. Sie hätten quasi

eine Scharnierwirkung zwischen Akteuren vor Ort und dem Regionalmanagement

bzw. der Verwaltung und Politik. Gute Beispiele zu Genossenschaften im ärztlichen

Bereich kennt er nicht. Genossenschaften funktionierten gut in den Bereichen

Energie und Dorfläden. Die Erfahrungen zeigten hier, dass eine kleine Beteiligung

von 100 bis 200 Euro als Anreiz nicht ausreiche, um dort seinen kompletten Einkauf

zu erledigen. Dorfläden trügen sich jedoch nicht selbst, wenn sie nur zum Kauf von

einzelnen vergessenen Artikeln genutzt würden.

Nach Dr. Sebastian Elbe müssen den Kommunen auch die Mittel zur Verfügung

gestellt werden, die sie für die ihnen zugewiesenen Aufgaben bräuchten. Dadurch

sei jedoch noch nicht geklärt, woher das Geld komme. Fördermittel seien oft die

einzige sogenannte freie politische Spitze, also die Verfügungsmasse. Damit könne

gestaltet werden, ohne anderen richtig wehzutun. Daher gehe in diesen Bereich sehr

viel Engagement. Wer jedoch an die großen Finanzströme wolle, müsse zu den

Finanzministerien. Es sei auffällig, dass bei Projektanträgen die Kämmerer bzw. die

Seite der „normalen“ Haushalte nicht beteiligt seien. Mehr Forschung oder weitere

Evaluierungen seien nicht notwendig, denn das Wissen sei da, nur die Umsetzung

fehle. Die Qualifikation der Kümmerer richte sich nach der jeweiligen Aufgabe. Gehe

es um das Vergaberecht, werde anderes Wissen gebraucht als für Moderationen.

Insgesamt stelle sich bei Kümmererstrukturen die Frage nach einem

Kapazitätsaufbau oder nach der temporären Verfügbarkeit. Jedoch seien

Dorfmanager o. ä. nicht dafür da die Arbeit allein zu machen, sondern um zu helfen.

Beim Regionalbudget hänge der Verwendungszweck davon ab, woher das Geld

komme und ob es nur temporär verfügbare Fördermittel oder dauerhafte

Haushaltsmittel seien. Probleme gebe es bei zu viel Hoffnung auf Sponsoring,

Fundraising oder Genossenschaften. Auch Genossenschaften seien gewinnorientiert

und könnten nicht als reines Zuschussgeschäft betrieben werden. Daher

funktionierten sie im Bereich erneuerbarer Energien und nicht bei Dorfläden. Bei

unterschiedlichen Leistungen müssten unterschiedliche Geschäftsmodelle gedacht

werden.

Bei den Anträgen an die LEADER-Regionen zeigt sich nach Olaf Pommeranz

zurzeit ein Wandel. So wurde in der vergangenen Förderperiode eine gute Idee von

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Privaten oder Vereinen durch die Kommunen realisiert. Jetzt sei es so, dass die

Privaten – zumindest bei kleineren Projekten – diesen Part der Kommunen

übernähmen und als Träger in Erscheinung treten. Kommunen könnten freiwillige

Leistungen nicht mehr übernehmen und seitens des Landes gebe es für laufende

Kosten keine Förderung. Eine Lösung für dieses Problem sehe er nicht. Bei den

Dorfmanagern etc. werde viel vermischt. Regionalmanager seien in der jeweiligen

Region für Anträge und Kontakte zu den Gemeinden zuständig. Dorfkümmerer, die

vor Ort wirklich sinnvoll seien, seien etwas ganz anderes. Auch er kenne kein gutes

Beispiel für ein gelungenes Projekt zur „Neuen Dorfmitte“. Es seien meistens

Zuschussgeschäfte. Insgesamt stehe und falle so ein Projekt immer mit einem

Kümmerer, der etwas voranbringe. Dabei müsse auch vor dem Hintergrund des

demografischen Wandels die weitere Entwicklung in der Gemeinde im Blick bleiben.

Vors. Jörg Heydorn merkt an, dass in der Vergangenheit in der Kommission kein

Problem gesehen wurde, wenn Geld zum Beispiel für den Betrieb eines Dorfladens

verwendet wurde, wenn nach dessen Schließung nach einigen Jahren dann relativ

schnell Anpassungen vorgenommen werden konnten. Dieser Laden habe dann zehn

Jahre einen wichtigen Beitrag geleistet. Bei größeren Investitionen zum Beispiel bei

der Verlegung von Kabeln dort, wo in fünf oder sechs Jahren niemand mehr sei,

sehe es anders aus. Dieses Geld könne woanders besser eingesetzt werden.

Investitionen sollten also dahin gehen, wo nachhaltige Effekte erzielt werden

könnten.

Roland Blank (Leiter Geschäftsstelle Schwerin, Verband norddeutscher

Wohnungsunternehmen e. V.) fragt nach, ob das Zentrale-Orte-System aufgelöst

werden sollte und wenn ja, wie dies aussehen könne und welche

Unterstützungselemente hinsichtlich der ländlichen GestaltungsRäume es geben

könne. Zudem bittet er Dr. Sebastian Elbe um Beispiele für in der

Grundlagenexpertise fehlende Umsetzungsinstrumente sowie Dr. Kim Pollermann

um Beispiele für die Erfolgsfaktoren.

Abg. Dr. Hikmat Al-Sabty bittet Dr. Kim Pollermann um eine Ergänzung zum Thema

Zuwanderung und Förderung der Integration von Migrantinnen und Migranten und ob

es auf Mecklenburg-Vorpommern übertragbare Erfahrungen gebe.

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_______________________________ 15. Januar 2016 - Enquete-Kommission „Älter werden in Mecklenburg-Vorpommern“

Abg. Maika Friemann-Jennert sieht eine Gefahr des Zukunfts-Checks bei der

Abstimmung zwischen den Gemeinden, da dem Eigeninteressen entgegenstehen

könnten und bittet um weitere Ausführungen dazu.

Dr. Sebastian Elbe weist darauf hin, dass er im Detail nichts zur Umsetzung des

Zentrale-Orte-Systems in Mecklenburg-Vorpommern ausführen könne. Jedoch zeige

schon der Aufstellungszeitraum des Landesentwicklungsplanes (LEP), wie träge

dieses Planungsinstrument sei. Wenn zehn Jahre gebraucht würden, um dieses

neue System zu fixieren, stelle sich die Frage, was denn während dieser zehn Jahre

geschehe. Daher seien schneller reagierende Pläne notwendig. Auch bei der neuen

Gebietskategorie der Ländlichen GestaltungsRäume müsse geklärt werden, was

genau dahinterstecke bzw. was damit jetzt gemacht werden solle. Insgesamt gebe es

genug Nachweise, dass das Zentrale-Orte-System allein nicht ausreiche. Er habe

sich bei der in der vorliegenden Grundlagenexpertise dargestellten Auflistung der

Umsetzungsinstrumente zum Beispiel beim Öffentlichen Personennahverkehr

(ÖPNV) gefragt, ob all diese Instrumente nun für ganz Mecklenburg-Vorpommern

empfohlen wären oder ob nicht noch eine Abstufung nötig sei. Es fehle im Detail, was

wo und wie gemacht werden könne.

Dr. Patrick Küpper sieht das Zentrale-Orte-System als ein wichtiges Instrument, um

verbleibende Infrastrukturen zu bündeln und zu sichern. Problematisch sei, wer

daran gebunden sei, die Infrastrukturplanung wirklich an das Konzept auszurichten.

Zudem sei es in der Aufstellung sehr stark abhängig von politischen Aushandlungs-

Prozessen. So könnten auch Zentren entstehen, die eigentlich von ihrer Aufstellung

her gar kein Zentrum seien. Seiner Meinung nach gebe es zentrale Orte, die in der

Raumordnung als zentrale Orte fixiert seien, und es gebe Orte, die von den

Bürgerinnen und Bürgern als zentrale Orte genutzt würden. In Bezug auf den

Zukunfts-Check nennt er als Beispiel die Abstimmung über die Standorte von

Kindertagesstätten in Sachsen-Anhalt, wo sich Fach- und Finanzressorts mit den

Einrichtungsträgern und den kommunalen Landesverbänden auf einen

Kriterienkatalog und eine Gewichtung geeinigt hätten. Auf dieser Grundlage

getroffene Entscheidungen hätten eine hohe Akzeptanz.

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_______________________________ 15. Januar 2016 - Enquete-Kommission „Älter werden in Mecklenburg-Vorpommern“

Dr. Kim Pollermann nennt für die Erfolgsfaktoren als Beispiel die Nahversorgung,

wo darauf geachtet werden müsse, ob ein gemeinsamer Warenbezug mit anderen

Dorfläden möglich sei. Parkplätze und Zusatzleistungen könnten ebenfalls eine Rolle

spielen. Beim Bürgerbus müssten auch Alternativen berücksichtigt und Erfahrungen

anderer eingezogen werden. Prioritätensetzung in den Gebietskulissen bedeute,

dass Förderungen nur dort genehmigt würden, wo es auch vorher festgelegt worden

sei. Dadurch werde vermieden, dass reichere Gemeinden diese Förderung

sozusagen einfach „mitnähmen“, ohne förderwürdig zu sein. In der jetzt anlaufenden

Förderperiode gebe es sehr viele Projekte zur Integration, die aber noch nicht

ausgewertet seien. Im Bereich der Nahversorgung in den Städten entstehe im

Zusammenhang mit Migration zurzeit eine Dichte an Versorgungspunkten, die jedoch

weit unter der Grenze liege, die ansonsten für Dörfer als nicht tragfähig genannt

würden.

Abg. Silke Gajek weist auf zukünftig steigende Geburtenraten, Zuzüge und den

deshalb und wegen der zahlreichen Eintritte in das Rentenalter bald wachsenden

Personalbedarf in Schulen, der Verwaltung und Kindertagesstätten im Land hin.

Daraus ergebe sich die Frage, ob künftig mehr junge Menschen in ländlichen

Räumen Mecklenburg-Vorpommerns leben werden und ob die Experimentierklausel

bzw. das Standarderprobungsgesetz zum Beispiel in Bezug auf Öffnung von

Kindertagesstätten für Senioren und Verwaltung etwa im Hinblick auf die

Essensversorgung ein Instrument sei, dieser möglichen Entwicklung Rechnung zu

tragen. Darüber hinaus bittet sie um weitere Ausführung zur Gewinnung von

Engagierten und zur Daseinsvorsorge gerade in den ländlichen GestaltungsRäumen.

Abg. Bernd Schubert fragt nach einer eventuell notwendigen finanziellen

Unterstützung für ehemalige ländliche Zentralorte, die aufgrund der

Ämterstrukturreform durch die Grundzentren ersetzt worden seien. Manche von

ihnen würden weiterhin für die Bevölkerung als Zentralorte wahrgenommen, erhielten

aber keine Landeszuwendungen.

Vors. Jörg Heydorn merkt an, dass es bis heute nicht abschließend gelungen sei,

die neue Kategorie der Ländlichen GestaltungsRäume mit Inhalt zu füllen. Dadurch

gebe es sowohl Widerstände derjenigen, die den Ländlichen GestaltungsRäumen

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zugeordnet worden seien, als auch derjenigen, die ihnen nicht zugeordnet seien.

Daher bittet er um positive Beispiele bzw. um Anregungen für gelungene

Entwicklungsprozesse sowie um Handlungsempfehlungen für die künftige ELER-

Förderung, die sich aus der ELER-Evaluation ableiten ließen.

Nach Olaf Pommeranz sei bei dem Bestreben der Kommunen, junge Menschen in

ihre Gemeinde zu holen das Problem, woher diese jungen Menschen kommen

sollten. Bei einem Blick auf einige Grundzentren der Landkreise mit gestiegener

Geburtenrate zeige sich ein Zusammenhang mit der höheren Anzahl an Hartz IV-

Empfängern. Den Verbleib und Zuzug von sogenannten „Raumpionieren“ in

Gemeinden, die eine Schule oder Kindertagesstätte vorhielten, habe er bereits

erwähnt. Jedoch glaubt er nicht, dass es in Mecklenburg-Vorpommern so viele

„Raumpioniere“ gebe, dass es für das gesamte Land ausreiche. Daher stelle sich für

die Politik die Grundsatzfrage, was gewollt sei: die Stärkung starker Kommunen

quasi als Leuchttürme oder die Unterstützung schwacher Kommunen zur

Bestandssicherung. Wichtig sei, insgesamt ein positives Umfeld zu schaffen für

diejenigen, die da seien. Die Grundzentren seien wichtige Eckpfeiler für den

ländlichen Raum, die gefördert werden müssten. Wenn ein Grundzentrum

wegbreche, wäre die Entfernung zu den verbleibenden Zentren oft sehr groß, was zu

einer enormen Abwanderung führe. Wenige Chancen sehe er für den Erhalt aller

Ländlichen GestaltungsRäume.

Dr. Sebastian Elbe betont, dass nach dem Konnexitätsprinzip zentrale Orte

finanziert werden müssten, wenn sie bestimmte Aufgaben zu erfüllen hätten. Das

Zentrale-Orte-System müsse aktiver genutzt werden, da Grundzentren sehr wichtig

seien. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung in Mecklenburg-Vorpommern werde

weiter steigen und damit werde das Thema Pflege noch stärker dominieren. Für das

Vorhalten von Infrastruktureinrichtungen oder der Daseinsvorsorge seien

Zwischennutzungslösungen wichtig. Wenn keine Jugend mehr vorhanden sei, werde

auch kein Jugendclub gebraucht. Dieser könnte dann als Seniorenclub genutzt

werden. Bei der Daseinsvorsorge sei jedoch das Vorhandensein von Arbeitskräften

der bestimmende Faktor, da die Menschen dort hingingen, wo sie arbeiten, sprich

Geld verdienen könnten.

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Nach Dr. Patrick Küpper haben steigende Geburtenraten und Zuzüge nur einen

geringen Einfluss auf die demografische Entwicklung insgesamt, auch wenn das

kleinräumig betrachtet anders aussehen könne. Wichtig sei, dass sich die

Gemeinden nicht gegenseitig die Leute abjagten. Während interregionale

Wanderungen maßgeblich durch die Erwerbs- und Ausbildungsmöglichkeiten

geprägt seien, hingen kleinräumige Veränderungen von Standardbedingungen ab. In

Bezug auf Anreize, den Arbeitsmarkt und Fachkräftebedarf betreffend, fielen ihm als

erstes höhere Löhne ein, aber auch Qualifizierungen, um zum Beispiel eine

Pflegeausbildung abschließen zu können. Hier seien sicherlich sehr langfristige

soziale Aufgaben anzugehen. Wenn das Ziel der Straffung des Zentrale-Orte-

Systems war, weniger zentrale Orte zu haben, damit diese dauerhaft bestehen

könnten, sei es die logische Konsequenz, nur noch diese wenigen zentralen Orte zu

fördern. Dies sei dann aber eine politische Entscheidung. Ländliche

GestaltungsRäume könnten nicht am grünen Tisch ausgestaltet werden. Die

Bürgerinnen und Bürger vor Ort müssten entscheiden, was zu tun sei. Daher habe es

den Vorschlag gegeben, dass die Ländlichen GestaltungsRäume in Verantwortung

der Regionen gehen, mit der Einschränkung, notwendiger Vorhaltungen, zum

Beispiel im medizinischen Bereich.

Dr. Kim Pollermann wies darauf hin, dass die ELER-Evaluierung jetzt gerade

abgeschlossen sei, aber noch auf EU-Ebene abgestimmt werden müsse. Insgesamt

gehe es dabei um das Einfordern von Vereinfachungen und Neustrukturierungen von

Verwaltungsabläufen sowie um bessere Fördermöglichkeiten und die Überprüfung,

ob bei den LEADER-Projekten wirklich mehr Engagement entstanden sei.

Gemeindeübergreifende Projekte und Vernetzung seien ebenfalls Themen der

Evaluierung. Den genauen Termin, ab wann die Ergebnisse abrufbar seien, werde er

nachreichen.

Abg. Silke Gajek fragt nach, inwieweit die Experimentierklausel Einfluss darauf

nehmen könne, Mitbestimmung, Selbstbestimmung und Innovationskraft zu steigern.

Abg. Udo Pastörs erklärt, nichts Neues gehört zu haben. Man könne zwar

idealtypische Ziele formulieren, letztendlich sei das alles jedoch nur in der Praxis

umzusetzen, wenn das Ganze ein solides Finanzpolster habe. Ohne eine rentable,

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ökonomische Grundlage sei vieles, was gesagt worden sei, nicht umsetzbar.

Insgesamt kämen Menschen nur dann nach Mecklenburg-Vorpommern, wenn

Arbeitsplätze vorhanden seien, mit deren Verdienst eine Familie gegründet werden

könne. Er neige zu der Ansicht, dass Infrastrukturen den Investitionen parallel zur

Seite gestellt werden müssten. An Dr. Patrick Küpper gerichtet frage er, ob es

betriebswirtschaftliche Gründe und Strukturfehler bei nichtfunktionierenden Dorfläden

gebe, aus denen Empfehlungen für zukünftige Engagierte herzuleiten seien.

Dr. Sebastian Elbe will bei der Daseinsvorsorge zwischen rentabel und nicht

rentabel unterscheiden. Öffentliche Infrastrukturen oder zum Beispiel auch

Kümmerer seien in der Regel nicht rentabel, wodurch sich die Frage ergebe, wie viel

dafür ausgegeben werden solle. Die Experimentierklausel habe er als Beispiel

genannt, weil sie als Bestandteil für die Gemeinschaftsaufgabe der

Wirtschaftsstruktur festgeschrieben sei. In Bezug auf Pflegekräfte sei sie nicht

anwendbar. Vorstellbar sei jedoch, sie bei Ideen zu Investitionen in den

GestaltungsRäumen zu nutzen. Auch bei dem Standarderprobungsgesetz könne

gefragt werden, ob es im Land zurzeit wirklich genutzt bzw. wirklich ausreichend

genutzt werde. In Mecklenburg-Vorpommern seien schon einige Dinge angelegt, an

denen angeknüpft werden könne.

Der ursprüngliche LEADER-Ansatz sei, so Olaf Pommeranz, innovative Vorhaben

zu fördern, so auch im medizinischen Bereich. Hier gebe es jedoch Grenzen, auch

hinsichtlich der Übertragbarkeit. Es fehle nicht am Geld, sondern am

Durchhaltevermögen.

Die Organisationsform hat nach Dr. Patrick Küpper keinen Einfluss auf den Erfolg

der Dorfläden. Zentraler Grund für nicht erfolgreiche Dorfläden seien mangelnde

Einnahmen und zu optimistische Annahmen bezüglich der Kaufkraft.

Einkaufsroutinen seien stark verankert. Zum Standardöffnungsgesetz falle ihm der

Widerspruch zwischen dem Ruf nach Standardöffnungen von kommunalen Akteuren

und der tatsächlichen Anzahl an Anträgen diesbezüglich auf. Die Ursachen dafür

seien einerseits rechtliche Regelungen, die nicht auf Landesebene entschieden

würden. Es spielten aber auch andererseits Ängste wegen möglicher Versicherungs-

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und Haftungsfragen eine Rolle. Zudem gebe es einen Ermessensspielraum, der

dann genutzt werde, wenn Akteure hartnäckig seien.

Unterbrechung der Sitzung von 12:50 Uhr bis 12:53 Uhr

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1 Dr. Sebastian Elbe [[email protected]]

Dr. Sebastian Elbe

Impulsbeitrag zur 44. Sitzung der Enquete-Kommission des Landtags

„Älter werden in Mecklenburg-Vorpommern“

Schwerin, 15. Januar 2016

Infrastruktur und Daseinsvorsorge. Umsetzung zählt.

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2 Dr. Sebastian Elbe [[email protected]]

SPRINT – wissenschaftliche Politikberatung

Regionalförderung ist unser Schwerpunkt

R uralF utureNetworks

RUFUSForschung Evaluation Implementation

Ex Post EFRE 00-06

Synthese Ex Ante ELER 07-13

Synthese HZB ELER 2010

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3 Dr. Sebastian Elbe [[email protected]]

Allgemeine Hinweise zum Gutachten

Anmerkungen

zum Zentrale-Orte-System

zu guten Beispielen

Zu regionalen Ausgangsbedingungen

Diskussion von drei Tendenzen

Beteiligung als Schlüssel!?

Viel Planung, wenig Umsetzung

Förderung oder Finanzierung!?

Empfehlungen und nächste Schritte

Infrastruktur und Daseinsvorsorge

Ein selektiver Implusbeitrag

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4 Dr. Sebastian Elbe [[email protected]]

Solide Analyse

Umfangreiche Handlungsempfehlungen auf dem „Stand der Technik“

die (nach Aussage der Autoren) auch die Ergebnisse aus den

anderen Gutachten mit aufnehmen

Empfehlungen zeigen, dass es ausreichend Ansätze gibt, die

übertragbar sind (Kap. 5 auch ST/RP o.ä.)

Infrastruktur und Daseinsvorsorge

Allgemeine Hinweise zum Gutachten

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5 Dr. Sebastian Elbe [[email protected]]

Inhalt

E

regionale Wirtschaft

• Wirtschaftsförderung

• Nahversorgung

• Tourismus

Bildung

• Zentralisierung

• Verkleinern

• Weiterbildungschancen

Gesundheit

• Ärztemangel

• Pflege

• Umbau v. Strukturen

Zivilgesellschaft

• Bürger aktivieren

• Ehrenamt fördern

• Beteiligen & Vernetzen

Mobilität

• ÖPNV

• Mobilitäts-Mix

• Straßen

soziale Inklusion

• Jung & Alt

• Frauen, Familien

• Migration

• Flüchtlinge

Förderung

• (Neu)-Ausrichtung

• Evaluation

• integr. Förderkonzepte

Selbstverwaltung / interkommunale Kooperation

Zentrale-Orte-System

Mindeststandards

Flächenentwicklung

• Bauen im Bestand

• Baulandrücknahme

• Abriss/Rückbau

them

ati

sch

e S

en

sib

ilis

ieru

ng

1910 1950 2013 2060

Elbe 2015

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6 Dr. Sebastian Elbe [[email protected]]

Fokussierung auf Konzeptebene (ZOS, Seniorensozialplanung,

SenPolHandlungskonzept, Koordinierungsausschuss)

Aktuelle Zentralisierungsströmung erfasst. Überspitzt:

(Grund-)Zentrum Peripherie

Stationär Ambulant

Regelbetrieb Flexibel

Infrastruktur und Daseinsvorsorge

Allgemeine Hinweise zum Gutachten

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7 Dr. Sebastian Elbe [[email protected]]

http://www.demografie-

mv.de/cms2/Demografie_prod/Demografie/de/Handlungsfelder/Das

einsvorsorge_und_Infrastruktur/_Landesraumentwicklungsprogram

m/index.jsp

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8 Dr. Sebastian Elbe [[email protected]]

1. Fokussierung auf Wachstum:

Das ZOS ist nicht auf Schrumpfungsprozesse ausgerichtet. Dies

zeigt sich sehr gut daran, dass die Hauptreaktion auf

Schrumpfungsprozesse darin besteht, die Schwellenwerte für die

Strukturen im Bereich der Erreichbarkeit herauf- und die für

Tragfähigkeit herabzusetzen.

2. Passiver Charakter:

Das ZOS legt lediglich fest, wo zentrale Einrichtungen entstehen

oder sein sollten bzw. wo sie nicht sein dürfen. Zur Umsetzung

dieser Festlegung in die Realität fehlen der institutionalisierten

Planung entsprechende Instrumente.

Infrastruktur und Daseinsvorsorge

Das Zentrale Orte System hat zwei zentrale Schwächen

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9 Dr. Sebastian Elbe [[email protected]]

Schwierige Beispiele/Einschätzungen vermeiden (Breitband und

automatische Bestellung durch den Kühlschrank oder keine

Begründung für positive Einschätzung neues landesplanerisches

Instrument – haben die bisherigen denn gewirkt (z.B. ZOS?)

Kritischer Umgang mit externer Expertise und der Frage des

lokalen/regionalen Kapazitätsaufbaus

Infrastruktur und Daseinsvorsorge

Allgemeine Hinweise zum Gutachten

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10 Dr. Sebastian Elbe [[email protected]]

Stärkere Abgrenzung zwischen Konzepten, Strategien, Maßnahmen

und Empfehlungen wünschenswert – das hat nicht nur redaktionelle

Gründe: Empfehlungen (was zu tun wäre), Maßnahmen (wie es zu

tun wäre) und Strategien (in welches Gesamtvorgehen es

einzubetten wäre – auch unter Berücksichtigung des lokalen bzw.

regionalen Leistungsvermögens).

Staffelung der Vorschläge in kurz-, mittel-, langfristig

Infrastruktur und Daseinsvorsorge

Allgemeine Hinweise zum Gutachten

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11 Dr. Sebastian Elbe [[email protected]]

Es gibt eine fast unüberschaubare

Menge an Projektdatenbanken,

Veröffentlichungen, Wettbewerben,

Modellvorhaben und Projekte.

Sie zeigen, dass trotz der aktuellen

Rahmenbedingungen einiges möglich

ist.

ABER: Gute Beispiele können schnell

den Blick verstellen und ablenken, weil

sie suggerieren

dass es keinerlei

Prioritätensetzung gegen muss

dass es alle schaffen können,

wenn nur der Wille da ist.

So einfach ist es aber leider nicht.

Infrastruktur und Daseinsvorsorge

Es gibt für alles ein gutes Beispiel – und was hilfts?

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12 Dr. Sebastian Elbe [[email protected]]

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13 Dr. Sebastian Elbe [[email protected]]

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14 Dr. Sebastian Elbe [[email protected]]

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15 Dr. Sebastian Elbe [[email protected]]

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16 Dr. Sebastian Elbe [[email protected]]

Jeder kann es schaffen . . .

Volker Pispers

. . . aber nicht alle!

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17 Dr. Sebastian Elbe [[email protected]]

Regionen haben unterschiedliche Ausgangsbedingungen und

Potenziale, die angepasste Strategien benötigen:

kritische Masse vorhanden

Wachstumsoption

überwiegend private Mittel

Basispotenzial vorhanden

Ausgleichsoption

überwiegend öffentliche Förderung

Basispotenzial nicht vorhanden

Rückzugsoption („Restregion“)

(fast) ausschließlich auf öffentliche Mittel angewiesen

Die Übergänge sind fließend bzw. das kann sich je nach Themenfeld

ändern/überlappen!

Regionale Ausgangsleistungen

Der Versuch eines gestuften Systems

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18 Dr. Sebastian Elbe [[email protected]]

Es gibt aktuell eine Vielzahl informeller Planungs- und

Entwicklungsinitiativen, die Infrastruktur und vor allem

Daseinsvorsorge adressieren. Diese werden von unterschiedlichen

Ministerien und Behörden auf EU-, Bundes- und Landesebene

ausgelöst und eine Beteiligung der Bevölkerung ist oftmals eine

Grundvoraussetzung zur Teilnahme an diesen Initiativen wie z.B.

Leader / ILE

MORO „Regionalstrategie Daseinsvorsorge“ und „Lebendige

Regionen“

„LandZukunft“ / „Land(auf)Schwung“

. . .

Inhaltlich kommt es zwischen den Initiativen mehr und mehr zu

Überlappungen, sodass man durchaus feststellen kann, dass die

Abstimmung zwischen den Fachministerien ausbaufähig ist.

Beteiligungsmüdigkeit und „übliche Verdächtige“ (wenige Akteure)

Infrastruktur und Daseinsvorsorge

Tendenz 1: Beteiligung als Schlüssel!?

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19 Dr. Sebastian Elbe [[email protected]]

Die Erstellung von Konzepten wird großzügig gefördert oder über

Wettbewerbe Mittel zur Sammlung von Projektbeispielen zur

Verfügung gestellt.

Die Finanzierung von konkreten Projekten zur Umsetzung der

Konzepte findet dann zum Teil nicht oder finanziell nicht ausreichend

ausgestattet (nur einzelne Modellprojekte) statt.

Denn: Letzteres kostet richtig Geld und bedarf neben einer

Anschubfinanzierung auch eines Geschäftsmodells in der

Nutzungsphase, d. h. eines Finanzierungmodells für den

eigentlichen Betrieb.

Problem: Die übergeordneten konzeptionellen Arbeiten sind im

Grunde aber schon sehr weit fortgeschritten. Dies sieht man deutlich

daran, dass sich die Empfehlungen aus Studien wiederholen. Es

besteht weniger ein Wissensproblem als vielmehr ein

Umsetzungsproblem.

„Was kommt nach dem Leerstandskataster?“

Infrastruktur und Daseinsvorsorge

Tendenz 2: Viel Planung, wenig Umsetzung

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20 Dr. Sebastian Elbe [[email protected]]

Auffällig ist, dass seitens der Politik und Verwaltung trotz

eingeschränkter Finanzierung gleichzeitig der Anspruch erhoben

wird, sehr viel stärker als bisher vorhandene und neue Aktivitäten zu

koordinieren.

Die Modellvorhaben des Bundes adressieren hier normalerweise die

regionale Ebene (Planungsregionen, Landkreise etc.).

Auch im Gutachten werden die Kompetenzen zur

Strategieumsetzung diskutiert.

Infrastruktur und Daseinsvorsorge

Förderung oder Finanzierung!?

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21 Dr. Sebastian Elbe [[email protected]]

Viele der über bürgerschaftliches Engagement initiierten und

getragenen Projekte (siehe den Wettbewerb „Land und Leute“ der

Wüstenrot-Stiftung oder die Projekte im Wettbewerb „Menschen und

Erfolge“) sind jedoch sehr kleinräumig z. B. auf Dorfebene.

Diese müssen nicht wirklich koordiniert, sondern unterstützt werden

(Ehrenamtsstiftung?), damit es solche Lösungen gibt. Hierzu bedarf

es Freiräume und nicht Koordination.

Infrastruktur und Daseinsvorsorge

Förderung oder Finanzierung!?

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22 Dr. Sebastian Elbe [[email protected]]

In den Zielsetzungen der Förderprogramme, die systematisch

zeitlich befristet sind, finden sich demografischer Wandel und

kommunale Daseinsvorsorge fast flächendeckend wieder – alles

unter Beteiligung der Bevölkerung für vergleichsweise wenig Geld.

Eigentlich sind jedoch keine Fördermittel, sondern Mittel aus den

Regelhaushalten dauerhaft zur Verfügung zu stellen, weil

Fördermittel genau nur die ersten beiden Schritte finanzieren dürfen

(Konzept und Initiierung). Dann müssten die Haushaltsmittel greifen.

Vorschläge wie Regionalbudgets helfen hier auch nur bedingt weiter.

Selbst wenn man Regionalbudgets grundsätzlich befürwortet sind sie

kein Allheilmittel.

Infrastruktur und Daseinsvorsorge

Tendenz 3: Förderung oder Finanzierung!?

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23 Dr. Sebastian Elbe [[email protected]]

Aufgabenkritik: Bei Infrastruktur und Daseinsvorsorge müssen

Leistungen definiert werden (bestenfalls im Gegenstromprinzip) die

dann auch garantiert und finanziert werden.

Das ist politischer Sprengstoff (z.B. Diskussion neue

Raumordnungskategorien – nicht nur in MV), weil

Schwerpunktsetzungen in Abhängigkeit der Bedarfe und

Leistungsfähigkeit sowie der Zeitschiene (FP 2020+) erfolgen

müssen.

Infrastruktur und Daseinsvorsorge

Empfehlungen und nächste Schritte

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24 Dr. Sebastian Elbe [[email protected]]

Nicht nur Fördermittel sondern vor allem auch Haushaltsmittel

(vergleichbar externe Expertise und Kapazitätsaufbau)

Diskussion der Umsetzungsinstrumente inkl. Ausgestaltung der

GestaltungsRäume

Experimentierklauseln nutzen (z.B. GA 4.7) oder einführen und

nutzen! Modellvorhaben als Regelmodell etablieren

Infrastruktur und Daseinsvorsorge. Umsetzung zählt.

Infrastruktur und Daseinsvorsorge

Empfehlungen und nächste Schritte

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25 Dr. Sebastian Elbe [[email protected]]

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

SPRINT - wissenschaftliche Politikberatung PartG Dr. Elbe, Dr. Bäumer, Dr. Elbe, Langguth & Dr. Middelmann

Partnerschaft von beratenden Ingenieuren, Raumplanern und Wirtschafts- und

Sozialwissenschaftler

Dr. Sebastian Elbe An der Meierei 15

64287 Darmstadt

Tel.: 06151 66 77 801

E-Mail: [email protected]

Weitere Informationen: www.sprintconsult.de

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26 Dr. Sebastian Elbe [[email protected]]

• Produktive Umsetzung

• Nutzbarmachung

• Inwertsetzung über

Projekte und Produkte

Erkennen, Aufnahme

und Verarbeitung eines

Impulses,

Decodierung und

Lernen in der Region

Förderimpulse

bei Modellvorhaben oder LEADER:

• Finanzen und

• Förderphilosophie

Stabile harte Effekte

Basispotenzial muss in

der Region vorhanden

sein

Aneignung des

Prozesses durch die

Akteure in der Region

Aufbau einer kritischen

Masse in der Region

Prozesse und Wirkungsketten in den Regionen

Notwendige und steigende Voraussetzungen in den Regionen

Darstellung: Elbe 2006

Stabile Weiche

Wirkungen: gefestigtes

Regionalbewusstsein,

Identifikation, Image der

Region, Motivation,

Selbstbewusstsein,

stabile Kooperationen

Projekte und (neue)

Qualitätsprodukte

Komplexität und regionale Ausgangsleistungen

Der Versuch eines gestuften Systems

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15.01.2016 Seite 0 Dr. Patrick Küpper

Enquete-Kommission „Älter werden in Mecklenburg-Vorpommern“

Daseinsvorsorge für Ältere als Handlungsfeld bei der Gestaltung regionaler Schrumpfungsprozesse

Dr. Patrick Küpper

Thünen-Institut für Ländliche Räume, Braunschweig

Enquete-Kommission „Älter werden in Mecklenburg-Vorpommern“

Schwerin, 15.01.2016

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15.01.2016 Seite 1 Dr. Patrick Küpper

Enquete-Kommission „Älter werden in Mecklenburg-Vorpommern“

Allgemeine Empfehlungen allseits bekannt

innovative und regional angepasste Lösungen suchen

Ressortabstimmung verbessern

Bürger informieren und einbinden

Zivilgesellschaft und bürgerschaftliches Engagement stärken

interkommunale und regionale Kooperationen fördern

Unzählige Best-Practice-Sammlungen

Aber…

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15.01.2016 Seite 2 Dr. Patrick Küpper

Enquete-Kommission „Älter werden in Mecklenburg-Vorpommern“

Regionaler Siedlungsumbau – konzept- und monitoring-basiert

Regionale Integrierte Siedlungsentwicklungskonzepte (RINSEK)

• Ortsübergreifend und mittelfristig

• Bestandsaufnahme (demographische und infrastrukturelle Entwicklung sowie Wohnungsmarkt), regionale Schwerpunktsetzungen, Prioritätenliste

• (Teil-)Rückbau, Renaturierung, Umbau (inkl. Barrierefreiheit), Um- und Zwischennutzung, Rücknahme von Baugebieten und Verzicht auf Neuausweisung

• Monitoring und Kommunikation (Beteiligungsforen auf lokaler und regionaler Ebene)

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15.01.2016 Seite 3 Dr. Patrick Küpper

Enquete-Kommission „Älter werden in Mecklenburg-Vorpommern“

Lokales Engagement und Selbstbestimmung durch Dorfmanager und lokale Einnahmequellen

• Bereits Kultur-, Freizeit- und Sportangebote durch Vereine und bürgerschaftliches Engagement

• Teilweise sinkendes Potential und abhängig von wenigen Engagierten

• Übertragung öffentlicher Aufgaben auf die Bürger nur eingeschränkt möglich (v.a. Pflege)

• Dorf-Manager: Beteiligung anstoßen, Projekte initiieren, Informationen bereitstellen

• Einnahmequellen: Verkaufserlöse, Teilnahmegebühren, Crowdfunding, Stiftungen, Beteiligungen an Genossenschaften

• => Starkes Engagement basiert auf langfristig stabilen freundschaftlichen Beziehungen und der Arbeitsteilung weniger Aktiver mit sich ergänzenden Fähigkeiten

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15.01.2016 Seite 4 Dr. Patrick Küpper

Enquete-Kommission „Älter werden in Mecklenburg-Vorpommern“

Zukunfts-Check für öffentliche Investitionen

• Kosten: Folgekosten und negative Auswirkungen auf Nachbarorte

• Nutzen: profitierende Anzahl Personen und Stabilisierung durch Funktionsbündelung

• Verhältnismäßigkeit des Antrags- und Prüfaufwandes

• Unsicherheiten bleiben => Um-nutzungs- und Rückbauoptionen

• Verbindlichkeit?

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15.01.2016 Seite 5 Dr. Patrick Küpper

Enquete-Kommission „Älter werden in Mecklenburg-Vorpommern“

Regionaletats

• Kombination von „echten“ Regionalbudgets und revolvierenden Fonds

• Multifonds-Ansatz

• Sektorale Integration, aber Abstimmungsaufwand zu Beginn (Koordinierungsrahmen zu Zielen, Maßnahmen und Förderkonditionen)

• Bedingungen: Zielvereinbarung, Entscheidungsstruktur und Evaluation

• Verhandlungsprozess zwischen Land und Region => Lernprozesse

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15.01.2016 Seite 6 Dr. Patrick Küpper

Enquete-Kommission „Älter werden in Mecklenburg-Vorpommern“

Abgrenzung von Räumen für besondere staatliche Aufmerksamkeit

• Mittelkonzentration zur Erzielung signifikanter Effekte

• Sicherung der Daseinsvorsorge von besonderer Bedeutung bei geringen und rückläufigen öffentlichen und privaten Ressourcen

• Nicht unbedingt mehr Geld, sondern bessere Förderkonditionen (Fördersätze, nationale Kofinanzierung, unbare Eigenmittel)

• Angepasste Standards der Daseinsvorsroge

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15.01.2016 Seite 7 Dr. Patrick Küpper

Enquete-Kommission „Älter werden in Mecklenburg-Vorpommern“

Standardflexibilisierung

• Ziel: Anpassung der Standards vor Wegfall des Angebotes

• Ermessensspielräume nutzen

• Sonderregeln für bestimmte Räume

• Experimentierklausen

• Standardöffnungsgesetz

• Aber: Gleichbehandlungsgrundsatz, Versicherungsprobleme, Mehrkosten

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15.01.2016 Seite 8 Dr. Patrick Küpper

Enquete-Kommission „Älter werden in Mecklenburg-Vorpommern“

Anhang: Handlungsempfehlungen für ausgewählte Bereiche der Daseinsvorsorge

Dr. Patrick

Thünen-Institut für Ländliche Räume, Braunschweig

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Enquete-Kommission „Älter werden in Mecklenburg-Vorpommern“

Schwerin, 15.01.2016

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15.01.2016 Seite 9 Dr. Patrick Küpper

Enquete-Kommission „Älter werden in Mecklenburg-Vorpommern“ Seite 9

• Erarbeitung von NV-Konzepten und interkommunale Abstimmung

• Berücksichtigung der wirtschaftl. Erfolgsaussichten und des lokalen Bedarfs bei Förderung

• Erhaltung bestehender NV-Strukturen vor Schaffung neuer Standorte

• Unterstützung im Vorfeld durch Beratung & Standortanalyse

• Geringe Anschubfinanzierungen (auch für „rollende Supermärkte“)

• Alternative Versorgungsformen berücksichtigen:

Handlungsfeld Nahversorgung

Foto: Winfried Eberhardt 2012.

- rollende Supermärkte und Lieferdienste

- Einkaufstaxis und Bürgerbus

- Mitnahme durch Familie und Nachbarn ggf. organisieren

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15.01.2016 Seite 10 Dr. Patrick Küpper

Enquete-Kommission „Älter werden in Mecklenburg-Vorpommern“

• Selbstverwaltung schränkt Handlungsspielraum ein

• durch aktuelle Reformen im Gesundheitswesen neue Instrumente zur Sicherung der medizinischen Versorgung

• geringe Wirkung von Anreizen für Arztansiedlungen zu vermuten (Mitnahme und intraregionale Umverteilung zu befürchten)

• zentrale Hebel: Umverteilung zwischen Regionen und Arztgruppen sowie Förderung von Nachwuchskräften aus ländlichen Räumen und Verlagerung von Ausbildungsteilen in ländliche Räume

Handlungsfeld medizinische Versorgung

http://www.derwesten.de/nachrichten/aerztemangel-auf-dem-land-liegt-nicht-am-geld-id4482472.html

http://www.bo.de/lokales/ortenau/aerztemangel-die-ortenau-positioniert-sich

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15.01.2016 Seite 11 Dr. Patrick Küpper

Enquete-Kommission „Älter werden in Mecklenburg-Vorpommern“

Handlungsfeld Mobilität

• Dominanz des MIV in ländlichen Räumen

• Geringe Attraktivität und Finanzierungsschwierigkeiten im ÖPNV

• Bedarfsorientierte Bedienformen erfordern Mindestnachfrage und hohe Zuschüsse

• Alternativen jeweils Vor- und Nachteile: organisierte Mitnahme im privaten Pkw, Bürgerbus, Car-Sharing, Kombi-Bus, Pedelecs als Zubringer, PKW-Assistenzsystem

• Effizienzreserven im ÖV-Nutzen

• Betrachtung des Gesamtsystems wichtig

Quelle: Leuphana Universität 2015: 3.

Quelle: Move on green.

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15.01.2016 Seite 0 Dr. Kim Pollermann

44. Sitzung der Enquete-Kommission „Älter werden in Mecklenburg-Vorpommern“

44. Sitzung der Enquete-Kommission „Älter werden in Mecklenburg-Vorpommern“

Themenfeld „Infrastruktur und Daseinsvorsorge“

Beitrag als Sachverständiger

Dr. Kim Pollermann

Thünen Institut für Ländliche Räume

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Schwerin 15.1.2016

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15.01.2016 Seite 1 Dr. Kim Pollermann

44. Sitzung der Enquete-Kommission „Älter werden in Mecklenburg-Vorpommern“

Vorstellung:

Thünen-Institut für Ländliche Räume

Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei -- kurz: Thünen-Institut –

Projekt: 7-Länder Evaluierung der Förderung des Ländlichen Raums (EU-Landwirtschaftsfond: ELER)

Laufzeit: 2007 bis 2016 (bzw. 2024)

LEADER-Regionen (partizipativ, integriert, innovativ, vernetzt)

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15.01.2016 Seite 2 Dr. Kim Pollermann

44. Sitzung der Enquete-Kommission „Älter werden in Mecklenburg-Vorpommern“

Gutachten: Positiv hervorzuheben ist:

• Multifunktionale Konzepte (Neue Dorfmitte), Zusammendenken: Versorgung, Kommunikation/Teilhabe

• Ehrenamtliches Engagement (Förderung erforderlich: Freiwilligenagenturen, Mitmachzentralen)

• Zusammenwirken öffentlicher/privater Akteure

• Entlastung Pflege für Angehörige, Vermeidet noch höhere Pflegekosten

• Relevanz kommunikativer Bedürfnisse, Kopplungspotenziale

• Warnung vor Abwärtsspiralen

• Mehrebenen-Bewusstsein: Kommunen, Land, Bund

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15.01.2016 Seite 3 Dr. Kim Pollermann

44. Sitzung der Enquete-Kommission „Älter werden in Mecklenburg-Vorpommern“

Gutachten: offene Fragen/ Wirkung in der Praxis

„Mitmachzentralen, die zu mehr ehrenamtlichen Engagement animieren sollen“ (S. 11)

„beide Landkreise versuchen, über Werbung für das Ehrenamt eine Anerkennungskultur zu entwickeln, die zu einer Zunahme des bürgerschaftlichen Engagements führen soll“ (S. 11)

„wenn z.B. nach fünf […] Jahren der Fahrdienst eines Bürgerbusses aufgegeben wird, sollte das nicht als Katastrophe gesehen werden“ (S. 47)

„scheinbar am erfolgreichsten“ (S. 106)

Erfolgsfaktoren identifizieren

Mehr/begleitend empirische Hinterfragung notwendig, um Prioritäten setzen zu können

Mehr: Internationale Erfahrungen(Skandinavien)? Genderaspekte? Abgestufte Konzepte zur Nahversorgung? Fonds: z.B. ESF ?

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15.01.2016 Seite 4 Dr. Kim Pollermann

44. Sitzung der Enquete-Kommission „Älter werden in Mecklenburg-Vorpommern“

Exkurs: Zuwanderung und Integration

Potenziale durch Zuwanderung und Integration realistisch einschätzen und nutzen:

- Nahversorgung (inkl. kommunikative Treffpunkte)/ Gastronomie: dazu Priorität: Barrieren für Förderungen abbauen statt eigener Förderung, Förderung auf multifunktionale Angebote ausrichten

- Fachkräfte: Qualifizierungen/ integrativer Ansatz erforderlich (S. 102)

- Bevölkerungsentwicklung (sehr begrenzt): Verbesserung der Altersstruktur, Tendenzen der Wanderungs- und Bleibeentscheidungen beachten (kaum prognostizierbar)

- Win-win-Situationen nutzen: Vereine, Freiwillige Feuerwehr, …

- Kommunale Haushalte als Restriktion beachten (Integration bedeutet auch: jetzt Kosten, später Nutzen), Akquise EU-, Bundes- und Landesmittel

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15.01.2016 Seite 5 Dr. Kim Pollermann

44. Sitzung der Enquete-Kommission „Älter werden in Mecklenburg-Vorpommern“

Empfehlungen

Abwägen der Koordinierung- und Planungsebenen

• Kreise

• LEADER-Regionen

• Lokale Ebene (Ämter/ Gemeinden)

Instrumente/Gremien:

• => Koordinierungsausschuss „unter Vorsitz des Kreises die Gemeinden/Ämter, Bürger und Wirtschaftsvertreter sowie der Cluster“ (S. 12) (S. 119) eingebunden sind, initiiert Arbeitsgruppen (räumlich vs. thematisch)

• Bürger: Kreisebene? => kleines Koordinierungsorgan auf Kreisebene ggf. Beirat

• Arbeitsgruppen zu Themen, dazu: Lokale Aktivierung & Vernetzung

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15.01.2016 Seite 6 Dr. Kim Pollermann

44. Sitzung der Enquete-Kommission „Älter werden in Mecklenburg-Vorpommern“

Empfehlungen

Planerische Konzepte:

• Kreisebene „Seniorenpolitisches Handlungskonzept“ als Ergänzung zum demografieorientierten „Sozialen Entwicklungsplan“

• Eigenes Konzept vs. in Neuauflage bestehender Konzepte integrieren? (=> Erfahrungen auswerten!)

• Abstimmung & Transfer in andere Konzepte sicherstellen !!!

• Exkurs: Begrifflichkeit in LEP überdenken: „Ländliche GestaltungsRäume“ => ausdifferenzieren

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15.01.2016 Seite 7 Dr. Kim Pollermann

44. Sitzung der Enquete-Kommission „Älter werden in Mecklenburg-Vorpommern“

Förderpolitik

• Förderbedingungen: Verknüpfungen/Multifunktionalität suchen: Essen auf Rädern, Postauto, Briefträger

• Priorität auf Schlüsselbereiche: Ausbau der Internetanbindung, integrierte Konzepte ermöglichen Sicht auf Minimumfaktor

• Ideen generieren => Praxis evaluieren => Weiterverbreiten, in Leitfäden bündeln (Internetbasiert und nicht nur Broschüren)

• Konzepte fördern: mit Beachtung der Fortschreibungs-Qualifizierung der lokalen Stellen/Kreise (S. 119)

• Evaluierungen und bei Nicht-Umsetzung sanktionieren?

• Eher: Steuerungsfunktion einer prozessintegrierten Evaluierung nutzen, Erfolgskriterien, Lernprozesse

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15.01.2016 Seite 8 Dr. Kim Pollermann

44. Sitzung der Enquete-Kommission „Älter werden in Mecklenburg-Vorpommern“

Forschungs- und Praxisvernetzung / Förderpolitik

Modellvorhaben, Forschungsprojekte und Förderpolitiken: Mainstreaming guter Ideen (Gemeinde-Gesundheits-Zentren S. 132)

Begleitforschungen und Evaluierungen nicht ausreichend (z.B. Ministeriumsgrenzen) vernetzt?

Positivbeispiel „Neue Dorfmitte“ (Modellprojekt zu ILE-Förderung des ELER)

Multiple Häuser erst Modellprojekt, dann über LEADER ermöglicht, Auszeichnung über LEADER-Wettbewerb erreichte Öffentlichkeit

Forderung an Bundesebene: Sichtung und Verbreitung bestehender Empfehlungen sicherstellen, Forschungslücken schließen

Anforderungen an Evaluierung (z.B. ELER 2014-2020) => Frist vor Neuauflage

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15.01.2016 Seite 9 Dr. Kim Pollermann

44. Sitzung der Enquete-Kommission „Älter werden in Mecklenburg-Vorpommern“

Empfehlungsmanagement

Gute Basis: präzisieren, Validierungsbedarfe kommunizieren

Was wird aus den Empfehlungen?

• Adressaten-sortiert in Tabellenform: mit Ergebnis, Hinderungsgründen, Änderungen

• Evaluieren, Aktualisieren = „Schubladisierung“ vermeiden

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15.01.2016 Seite 10 Dr. Kim Pollermann

44. Sitzung der Enquete-Kommission „Älter werden in Mecklenburg-Vorpommern“

Danke für Ihre Aufmerksamkeit !

www.eler-evaluierung.de

www.ti.bund.de

Kontaktadresse: [email protected] Thünen Institut für Ländliche Räume

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44. Sitzung Enquete-Kommission „Älter werden in Mecklenburg-Vorpommern“

Themenfeld

„Infrastruktur und Daseinsvorsorge“

Schwerin, 15. Januar 2016 1

Olaf Pommeranz, M.A.

Regionalmanager der LEADER-Regionen Ostsee-DBR und Güstrower Landkreis (Landkreis Rostock)

Sprecher LEADER-Aktionsgruppen M-V

Sprecher Bundesarbeitsgemeinschaft LEADER-Aktionsgruppen Deutschland (BAG LAG)

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LEADER

LEADER = Förderprogramm aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER)

Bottom-Up-Ansatz ermöglicht es Menschen vor Ort, regionale Prozesse mit zu gestalten

Lokale Aktionsgruppen (LAGn) Entwicklung lokaler Entwicklungsstrategien (SLE)

Schwerin, 15. Januar 2016 2

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LEADER in M-V

Schwerin, 15. Januar 2016 3

Insgesamt stehen den LAGn in M-V im Förderzeitraum 2015-2020 ca. 79 Mio. EUR für die Unterstützung innovativer Projekte zur Verfügung.

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LEADER im Bundesgebiet

Schwerin, 15. Januar 2016 4

Quelle: Deutsche Vernetzungsstelle Ländliche Räume (DVS)

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Schwerin, 15. Januar 2016 5

Ausgangslage und Prognosen Demografischer Wandel ist vor allem im ländlichen Raum M-V spürbar - verläuft aber regional sehr unterschiedlich. (Einwohnerentwicklung 2012-2020 im Landkreis Rostock)

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Schwerin, 15. Januar 2016 6

Ausgangslage und Prognosen Unterschiedliche ländliche Räume verlangen unterschiedliche Maßnahmen.

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Thesen Es gibt bestimmte Infrastruktureinrichtungen, deren Fehlen oder

deren Abbau zu einem verstärkten Bevölkerungsverlust durch Abwanderung oder sinkender Fertilitätsrate in einem Gebiet führen.

dazu zählen insbesondere: Schulen, Kindergärten und Kinderkrippen

Nicht der Aufbau weiterer Infrastruktureinrichtungen im Bereich der Daseinsvorsorge sondern die Entwicklung einer widerstandsfähigen Infrastruktur muss unterstützt werden (Resilienz).

Schaffung zukunftsweisender Strukturen – das bedeutet aber nicht „gesundschrumpfen“

Schwerin, 15. Januar 2016 7

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Fazit

Ziel muss es sein, integrative Lösungen für die Bedürfnisse der älteren Bevölkerung zu finden, keine separate Politik „nur“ für Senioren

Unterstützung des bürgerschaftlichen Engagements in den Kommunen vor Ort

Förderung zukunftsfester, resilienter Maßnahmen und Strukturen

Schwerin, 15. Januar 2016 8

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LEADER im Landkreis Rostock Projektbeispiele 2015/16

Lokale Aktionsgruppe Region Ostsee-DBR medizinisch-therapeutisches Zentrum in Roggentin (Gemeinde Roggentin,

Amt Carbäk)

Errichtung einer Bürgerbuslinie (Gemeinde Poppendorf, Amt Carbäk)

Lokale Aktionsgruppe Region Güstrower Landkreis Senioren-, Behinderten- und Kindergerechtes Wegenetz mit Ruhezonen

(Haustierpark Lelkendorf GmbH)

Wiederbelebung der Dorfmitte Bernitt (Gemeinde Bernitt, Amt Bützow-Land)

Schwerin, 15. Januar 2016 9

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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Schwerin, 15. Januar 2016 10

LEADER

„Liaison entre Actions de Développement de l´Economie Rurale“

Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft