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LANDTAG Mecklenburg-Vorpommern LANDTAGS NACHRICHTEN +++ Milliardenhilfe beschlossen +++ Corona-Virus sorgt für Einschränkungen +++ Klar gegen Rechtsextremismus +++ Mehr Befugnisse für Polizei +++ Enquete-Kommission kommt +++ Eckwerte für Hochschulen +++ Petitionsaus- schuss zu freier Schulwahl +++ 30 Jahre Schloss – Mecklenburgische Volkszeitung +++ 16. April 3 / 2020 www.landtag-mv.de

LANDTAGS NACHRICHTEN - Landtag MV - Aktuelles

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LANDTAGMecklenburg-Vorpommern

LANDTAGSNACHRICHTEN

+++ Milliardenhilfe beschlossen +++ Corona-Virus sorgt fuumlr Einschraumlnkungen +++ Klar gegen Rechtsextremismus +++ Mehr Befugnisse fuumlr Polizei +++ Enquete-Kommission kommt +++ Eckwerte fuumlr Hochschulen +++ Petitionsaus-schuss zu freier Schulwahl +++ 30 Jahre Schloss ndash Mecklenburgische Volkszeitung +++

16 April3 2020

wwwlandtag-mvde

I n h a l t

Layout Uwe Sinnecker

Druck produktionsbuumlro TINUSGedruckt auf Recyclingpapier

Zugunsten des Leseflusses und aus Platz-gruumlnden haben wir bei der Bezeichnung von Menschengruppen manchmal nur die maumlnnliche Form verwendet In solchen Faumlllen ist die weibliche Form mitgedacht

Namentlich gekennzeichnete Beitraumlge geben nicht in jedem Fall die Meinung des Herausgebers wieder Alle Abbildungen sind urheberrechtlich geschuumltzt Nachdruck nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers

Die LANDTAGSNACHRICHTEN koumlnnen kostenlos bezogen werden Bestellungen sind an den Herausgeber zu richtenRedaktionsschluss 200320

AUS DEM PLENUM

Auszuumlge aus der Original-Debatte

Berichte

Meldungen

Gesetzgebung

AUS DEN AUSSCHUumlSSEN

Das Schloss vor 30 Jahren

Chronik

Miliardenhilfe beschlossenCorona-Pandemie Landtag verabschiedet NachtragshaushaltMinisterpraumlsidentin Manuela Schwesig Nikolaus Kramer (AfD)Torsten Renz (CDU) Simone Oldenburg (DIE LINKE) Thomas Kruumlger (SPD)

Klar gegen RechtsextremismusCDU SPD und DIE LINKEN stellen gemeinsamen AntragJulian Barlen (SPD) Innenminister Lorenz Caffier Ann Christin von Allwoumlrden (CDU) Nikolaus Kramer (AfD) Simone Oldenburg (DIE LINKE)

Corona-Virus sorgt fuumlr EinschraumlnkungenPolizei erhaumllt mehr BefugnisseEnquete-Kommission kommtKeine Dauer-Flaggen am Schweriner Schloss

Naumlchste Volkszaumlhlung 2021Fluumlchtlingskinder aus GriechenlandEckwerte weisen Hochschulen den WegElternzeit heiszligt TeilzeitplatzKeine gezielte Jagd auf KolkrabenDebatte um JurastudiumNeue Mitglieder fuumlr drei GremienAusschuss bestimmt VertrauensleuteKooperatives EhrenamtKritik am Abrechnungssystem

Laufende und abgeschlossene Gesetzgebung

Wirtschaftsausschuss bei HAB WusterhusenZeugenvernehmung zu WohlfahrtsverbaumlndenExpertenanhoumlrung Parlamentsforum Suumldliche OstseePetitionsausschuss zum Thema Schule

bdquoFrecher als die Etabliertenldquo

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ImpressumHerausgeber Landtag mecklenburg-Vorpommern- Oumlffentlichkeitsarbeit - Schloss Lenneacutestraszlige 1 19053 SchwerinFon 0385 525-2183 Fax 525-2151E-Mail oeffentlichkeitsarbeitlandtag-mvdeInternet wwwlandtag-mvde

redaktion Referat Oumlffentlichkeitsarbeit Gerhard Reichert Anna-Maria Leistner

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

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A u s d e m P l e n u m

MilliardenhilfebeschlossenCorona-Pandemie Landtag ver-abschiedet Nachtragshaushalt

Wie viel Geld nimmt das Land in den kommenden beiden Jahren ein Wie viel gibt es aus Und wofuumlr Keine vier Monate ist es her dass die Abge-ordneten im Landtag den Haushalt fuumlr 2020 und 2021 verabschiedeten Und doch mussten sie schon jetzt im Eil-tempo uumlber neue Ausgaben beraten 11 Milliarden Euro standen zur Debat-te Geld das der Wirtschaft im Land durch die Corona-Krise helfen soll Der Nachtragshaushalt war nicht der ein-zige Punkt der die Aprilsitzung des Landtags zu einer der ungewoumlhnlichs-ten seiner Geschichte machte

Mittwoch 1 April kurz vor 10 Wer zum Plenarsaal moumlchte muss Zeit mitbrin-gen Oder die Treppe nehmen Im Fahr-stuhl wo sich sonst schon mal bis zu fuumlnf Leute draumlngen gilt heute Nicht mehr als zwei Personen pro Fahrt Abstandsregel ist Abstandsregel Auch im Lift10 Uhr Wie gewohnt ruft der Gong die Abgeordneten in den Plenarsaal Weil 15 Meter Mindestabstaumlnde und 71 Ab-geordnete hier nicht zusammenpassen kommt jede Fraktion mit weniger Mit-gliedern zur Sitzung Gut die Haumllfte der

Abgeordneten sind da Einige tragen Mundschutz und Einweghandschuhe Im Saal sind zusaumltzliche Stuumlhle verteilt Wer wo sitzt ist mit Zetteln markiertDie Aktuelle Stunde entfaumlllt Die Gesetze zum Finanzausgleich sowie zur Beseiti-gung tierischer Nebenprodukte werden ohne Debatte beschlossen die Regie-rungsplaumlne Grundschullehrern mehr Geld zu zahlen zur weiteren Beratung in die Ausschuumlsse uumlberwiesenEine halbe Stunde nach Sitzungsbeginn ruft Landtagspraumlsidentin Birgit Hesse be-reits Tagesordnungspunkt 4 auf die erste Lesung zum Nachtragshaushalt fuumlr 2020 Der Stillstand des oumlffentlichen Lebens bringt viele Unternehmen Selbststaumln-dige und Vereine in Not und Arbeitsplaumlt-ze in Gefahr Deshalb hat die Landesre-gierung zusaumltzlich zu den Hilfen vom Bund einen Schutzfonds errichtet Geld das so im Haushalt nicht eingeplant ist und dem der Landtag zustimmen mussDer Ernst der Lage spiegelt sich auch in der Debatte wider Fuumlhren Haushaltsbe-ratungen sonst zu einem kontroversen Schlagabtausch zwischen Regierungs-fraktionen und Opposition gibt es heute nicht einmal Zwischenrufe Die Redezeit ist kurz zehn Minuten fuumlr jede Fraktion Das Limit gilt auch fuumlr die Landesregie-rung Es sind die einzigen Redebeitraumlge an diesem Tag Nach jedem Redner wer-den Pult und Mikrofone desinfiziert Un-ter allen Fraktionen herrscht Einigkeit Die Hilfen sind richtig und wichtig und muumls-sen nun alle Betroffenen zuumlgig erreichenTrotzdem muss auch der Nachtragshaus-halt das regulaumlre Gesetzgebungsverfah-

Stichwort Nachtragshaushalt

Der Nachtragshaushalt hat ein Volumen von 11 Milliarden Euro Damit sollen un-ter anderem Soforthilfen fuumlr Unterneh-men und Selbststaumlndige finanziert so-wie Krankenhaumluser bei der Beschaffung von Intensivbetten und Beatmungsge-raumlten unterstuumltzt werden Erstmals seit 2006 macht das Land dafuumlr neue Schul-den Der Landtag hat die Landesregie-rung auszligerdem aufgefordert einen Sozialfonds fuumlr ehrenamtlich Engagier-te gemeinnuumltzige Organisationen und soziale Einrichtungen zu errichten und sich beim Bund fuumlr eine Erhoumlhung des Kurzarbeitergeldes einzusetzen

ren einhalten Um beiden Anspruumlchen gerecht zu werden treffen sich Finanz- und Wirtschaftsausschuss sofort nach der ersten Lesung zu einer gemein-samen Beratung Gut eine Stunde spaumlter empfehlen sie dem Landtag dem Nach-tragshaushalt zuzustimmen Wie im Aumllte-stenrat verabredet beginnt der Landtag anschlieszligend gleich mit der Zweiten Lesung Wortmeldungen sind nicht ge-plant Landtagspraumlsidentin Birgit Hesse eroumlffnet die Abstimmung Fuumlnf Minuten spaumlter ist der Nachtragshaushalt einstim-mig beschlossen 1252 Uhr eine auszliger-gewoumlhnliche Sitzungswoche beendetGesetzentwurf Landesregierung 74821Beschlussempf Finanzausschuss 74854Gesetzentwurf Landesregierung 74822Unterrichtung Landesregierung 74836Beschlussempf Finanzausschuss 74855

Um einen Mindestabstand von 15 m zwischen den Abgeordneten zu gewaumlhrleisten musste die Sitzordnung geaumlndert werden Manche Abgeordnete saszligen auf separaten Stuumlhlen Foto Uwe Sinnecker

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Landtagspraumlsidentin Birgit Hesse

bdquoDie Corona-Krise hat unser aller Leben nachhaltig beeinflusstldquo

Meine sehr geehrten Damen und Herren gestatten Sie mir an dieser Stelle ein paar Worte Die Corona-Krise hat uns unser aller Leben nachhaltig beeinflusst Viele Menschen muumlssen mit Einschraumlnkungen leben beziehungsweise ste-hen taumlglich vor besonderen Herausforderungen Vieles ist in den vergangenen Tagen zu dem besonderen Engagement des medizinischen und des Pflegepersonals gesagt worden

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zu den Leistungen der Mitarbeiter in den Supermaumlrkten der Rettungskraumlfte und der vielen Menschen die fuumlr uns alle im Kampf gegen das Virus an vorderster Front stehen

Ich moumlchte heute ndash und sehen Sie es mir nach dass ich das an dieser Stelle auch deutlich mache ndash mich diesem Dank anschlieszligen und eine weitere Berufsgruppe die in diesen Tagen vor besonderen Herausforderungen steht nennen und das sind unsere Reinigungskraumlfte Sie sorgen jeden Tag und insbesondere in Vorbereitung auf diese Landtagssit-zung dafuumlr dass alles dafuumlr getan wird fuumlr den Schutz der Abgeordneten und natuumlrlich auch der Mitarbeiter und aller im Schloss und den Liegenschaften des Landtages Taumltigen Alles womit wir heute in Beruumlhrung kommen ist desinfiziert auch zum Beispiel das Rednerpult wird nach jedem Redner gereinigt Und gestatten Sie mir an dieser Stelle einfach mal Danke zu sagen an unser Reinigungspersonal

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD DIE LINKE und auf der Regierungsbank)

Das Pult wurde nach jedem Redner desinfiziert Auf Wasserglaumlser wurde aus hygienischen Gruumlnden verzichtet Foto Uwe Sinnecker

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Ministerpraumlsidentin Manuela Schwesig

bdquoMein besonderer Dank gilt denen die fuumlr unsere alltaumlgliche Versorgung sorgenldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete Liebe Buumlrgerinnen und Buumlrger vor allem im Livestream Die Lage ist ernst sie ist sehr ernst Unser Land steht mitten in einer groszligen Herausforderung in einer Herausforderung die noch nie so groszlig war seit Gruumlndung unseres Landes Mecklenburg-Vorpommern Das Corona-Virus bedroht unsere Gesundheit und bedroht die wirtschaftliche Entwicklung des Landes und auch Teile un-seres sozialen Zusammenhaltes Das Corona-Virus hat sich weltweit ausgebreitet Die WHO spricht von einer Pande-mie und das heiszligt dass dieses Corona-Virus nicht nur unser Land nicht nur Deutschland sondern mittlerweile fast alle Staaten der Weltgemeinschaft in Atem haumllt

Was ist so gefaumlhrlich an diesem Corona-Virus Das Corona-Virus breitet sich schnell aus ganz einfach es ist unsichtbar es ist ein unsichtbarer Feind gegen den wir kaumlmpfen und es gibt noch kein Medikament und keinen Impfstoff Und all das macht das Corona-Virus so gefaumlhrlich

Deshalb sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete ha-ben wir in den letzten Tagen Maszlignahmen getroffen die wir uns alle so zu Beginn des Jahres nie haumltten vorstellen koumln-nen Wir haben in einem Eiltempo von Tag zu Tag Entschei-dungen treffen muumlssen und haben diese Entscheidungen nach bestem Wissen und Gewissen getroffen in Abstim-mung mit Experten nach vielen Beratungsrunden und vor allem mit einer absoluten Prioritaumlt die Gesundheit der Be-voumllkerung zu schuumltzen die Gesundheit der Bevoumllkerung zu sichern Das steht vor allem

Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete dazu sind in den letzten Tagen viele Maszlignahmen getroffen worden von der Schlieszligung von Kitas und Schulen uumlber Schlieszligung von

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vielen Laumlden bis hin zur Schlieszligung des Tourismus Nur die notwendigsten Dinge sind noch offen und wir alle halten und muumlssen uns an ein Kontaktverbot halten

Und ich moumlchte an allererster Stelle mich ganz herzlich bei den Buumlrgerinnen und Buumlrgern des Landes bedanken die in ganz ganz groszliger Mehrheit diese Maszlignahmen nicht nur unterstuumltzen sondern sie tragen und umsetzen Das ist Vor-aussetzung im Kampf gegen das Corona-Virus Kein Gesetz keine medizinische Versorgung kann alleine diesen Kampf fuumlhren Die Buumlrgerinnen und Buumlrger muumlssen mitziehen muumlssen sich an diese Regeln halten und muumlssen sie beach-ten und deshalb meinen Dank an unsere Buumlrgerinnen und Buumlrger die genau das tun

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Ziel ist es mit diesen Maszlignahmen Kontakte so viel wie moumlg-lich zu vermeiden und Zeit zu gewinnen Zeit zu gewinnen unser Gesundheitssystem zu ruumlsten fuumlr diese Pandemie um sicherzustellen dass jede und jeder der am Corona-Virus er-krankt und vielleicht sogar schwer erkrankt die beste medi-zinische Versorgung hat Das Gesundheitssystem bei aller Diskussion das Gesundheitssystem in Deutschland ist ein gutes System Wir haben 28000 Intensivbetten fuumlr das Co-rona-Virus die meisten Betten zum Beispiel in Europa aber wir muumlssen aufruumlsten Das haben wir in den letzten Tagen getan die Kliniken die Aumlrzte haben sich darauf eingestellt und deshalb moumlchte ich an dieser Stelle dem gesamten me-dizinischen Personal den Schwestern den AumlrztInnen aber auch allen die hinter den Kulissen arbeiten bis hin zur Rei-nigungskraft ganz herzlich danken dass sie bereitstehen fuumlr die medizinische Versorgung des Corona-Virus

Aber wir duumlrfen nicht vergessen das Corona-Virus setzt nicht andere Erkrankungen aus Trotzdem muss der Blind-darm der entzuumlndete Blinddarm operiert werden trotzdem muumlssen Krebspatienten behandelt werden trotzdem wollen wir dass Kinder geboren werden All das was das Gesund-heitssystem Tag und Nacht leistet muss weitergehen und trotzdem muss es geruumlstet sein fuumlr den Kampf gegen das Corona-Virus Und das leisten Frauen und Maumlnner in unzaumlh-liger Weise in unserem Land und dafuumlr meinen ganz herz-lichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Dass der Alltag trotz dieses Runterfahrens funktioniert hat auch damit zu tun dass wir viele Menschen haben in der Verwaltung die mit Hochdruck daran arbeiten alle Maszlignah-men alle Soforthilfen umzusetzen dass wir die Polizistin-nen und Polizisten haben die diese strengen Maszlignahmen kontrollieren Ja es wird daruumlber diskutiert ob es richtig ist dass Mecklenburg-Vorpommern ein strenges Einreiseverbot kontrolliert Und ich sage ganz klar Ja Wenn wir uns fuumlr sol-che Regeln entscheiden dann muumlssen die Regeln auch ein-gehalten werden und dann muumlssen wir sie auch umsetzen

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und deshalb auch herzlichen Dank an unsere Polizistinnen und Polizisten die da im wahrsten Sinne des Wortes an der Front stehen und das fuumlr uns umsetzen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Mein besonderer Dank gilt denen die fuumlr unsere alltaumlgliche Versorgung sorgen und das sind die Verkaumluferinnen und Verkaumlufer im Supermarkt die am meisten ungeschuumltzt sind Und ich will hier ganz deutlich sagen warme Worte reichen dann nicht Ich erwarte insbesondere von den groszligen Le-bensmittelhandelsketten dass jetzt diese Leute auch gut bezahlt werden dass sie nach Tarif bezahlt werden und dass sie geschuumltzt werden Und ich bitte die Buumlrgerinnen und Buumlrger mitzumachen freundlich zu sein Abstand zu halten Die Verkaumluferinnen und Verkaumlufer leisten in diesen Tagen Groszligartiges

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete das Corona-Virus breitet sich in Mecklenburg-Vorpommern moderat aus Trotzdem haben wir die ersten Toten zu verzeichnen Die Zahlen der Infektionen und der schwer Erkrankten sind immer noch moderat gegenuumlber anderen Teilen von Deutschland und wir lassen uns hier sehr eng beraten von Professor Reisinger von Frau Dr Littmann und ich denke dass es richtig ist dass wir diese strengen Maszlignahmen ge-troffen haben

Und ich sage hier ganz klar wer zum jetzigen Zeitpunkt uumlber Lockerung von Maszlignahmen redet streut den Men-schen Sand ins Auge Wir haben diese Maszlignahmen schwe-ren Herzens beschlossen wir halten uns daran und wir muumls-sen durchhalten mindestens bis zum 1904 Daran appelliere ich Jede Lockerung davor waumlre gefaumlhrlich Wir muumlssen jetzt gemeinsam durchhalten dann koumlnnen wir es auch schaffen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete jede Ent-scheidung fuumlr die Gesundheit ist oftmals eine Entscheidung gegen Unternehmen und gegen Arbeitsplaumltze gewesen und deshalb sind diese Entscheidungen auch verdammt schwer ndash weil unser Herz blutet wenn das Tourismusland Nummer eins nicht nur keine neuen Gaumlste aufnehmen darf sondern Gaumlste nach Hause schickt und weil es schwer ist dass der Einzelhandel runtergefahren wird Und deshalb ist es uns wichtig Maszlignahmen fuumlr die Gesundheit der Bevoumll-kerung zu treffen aber auch Maszlignahmen fuumlr die Gesund-heit der Unternehmen und der Arbeitsplaumltze Der Dreiklang unseres Schutzfonds Mecklenburg-Vorpommern und des Nachtragshaushalts hat den Gedanken Gesundheit der Be-voumllkerung zu schuumltzen Unternehmen zu schuumltzen und Ar-beitsplaumltze zu schuumltzen Und deshalb bin ich sehr froh dass Sie heute zusammengekommen sind und diesen Fonds

und diesen Nachtragshaushalt beraten und ich bitte auch um Unterstuumltzung

(Beifall vonseiten der Fraktion der SPD und Franz-Robert Liskow CDU)

Der Bund hat in einem einmaligen Rettungspaket viele Maszlignahmen auf den Weg gebracht viel Unterstuumltzung fuumlr die gesundheitliche Versorgung aber vor allem auch fuumlr die Kleinst- und Kleinunternehmen Das ist gut und wichtig denn 70 Prozent unserer Unternehmen sind diese Kleinst- und Kleinunternehmen mit bis zu zehn Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern

Aber wir als Land wollen mehr tun wir wollen mit Liquidi-taumltshilfen allen Unternehmen helfen Wir haben den Buumlrg-schaftsrahmen erhoumlht von 12 auf 16 Milliarden Euro und wir haben anders als viele andere Bundeslaumlnder uns ent-schieden auch Zuschuumlsse fuumlr Mittelunternehmen zu zah-len also fuumlr Unternehmen die mehr als zehn Arbeitnehmer haben fuumlr die kleinen Unternehmen bis 49 Arbeitnehmer aber auch fuumlr die mittleren bis 100 Arbeitnehmer daruumlber hinaus auch Unterstuumltzung mit Expresshilfen Es ist uns wichtig dass wir in diesem Paket ndash Soforthilfen fuumlr die Un-ternehmen aber auch Kurzarbeitergeld fuumlr die Arbeitneh-merinnen und Arbeitnehmer und weitere Unterstuumltzungen wie zum Beispiel Liquiditaumltshilfen ndash dafuumlr sorgen dass moumlg-lichst jeder Arbeitsplatz und jedes Unternehmen durch die-se Krise kommt und dass wir nach dieser Krise an die gute wirtschaftliche Entwicklung des Landes wieder anknuumlpfen koumlnnen Dazu dient dieses Hilfspaket dieser Schutzfonds Mecklenburg-Vorpommern

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Und ich will mich ausdruumlcklich bedanken fuumlr die guten und konstruktiven Beratungen mit den Regierungsfraktionen aber auch ausdruumlcklich mit den Fraktionen der Opposition Ich begruumlszlige es dass es Vorschlaumlge gibt fuumlr einen Sozial-fonds fuumlr weitere wirtschaftliche Unterstuumltzung Wir sollten jetzt in dieser Krise das was typisch ist in der Demokratie dass Regierung und Opposition sich reiben und diskutieren einmal uumlberwinden und zusammenstehen um unserem Land zu helfen Und diese Gespraumlche habe ich so wahrge-nommen und deshalb moumlchte ich mich bei allen Fraktionen ausdruumlcklich dafuumlr bedanken

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Mein Dank gilt auch der Regierungsmannschaft Im Alltag kann man viel daruumlber diskutieren was gelingt und was nicht gelingt und alle sind nur Menschen Aber ich kann Ihnen versichern dass wir in dieser Krise alles dafuumlr geben ndash und dafuumlr stehe ich ganz persoumlnlich ndash dass unser Land gut durch diese Krise kommt dass wir die Gesundheit der Men-schen schuumltzen und auch die wirtschaftliche Entwicklung des Landes Dafuumlr steht diese Landesregierung und dafuumlr

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stehe ich als Ministerpraumlsidentin ganz persoumlnlich Und ich moumlchte mich bei allen Ministerinnen und Ministern Staats-sekretaumlren und den Mitarbeitern der Verwaltung bedanken Mein ganz besonderer Dank gilt meinem Stellvertreter Lo-renz Caffier Vielen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete mit dem Nachtragshaushalt schlagen wir Ihnen vor dass wir den Schutzfonds von 11 Milliarden Euro finanzieren durch 700 Millionen Euro einmaligen Kredit weil wir unsere Ruumlcklagen dafuumlr nutzen wollen die Steuerausfaumllle die wir im naumlchsten Jahr haben werden von 1 Milliarde Euro zu kompensieren Wir wollen drei Dinge tun Wir wollen als Land unsere Ver-sprechen fuumlr Investitionen halten wollen den groumlszligten Inve-stitionshaushalt der hier im Dezember beschlossen wurde auch durchhalten und nicht kuumlrzen Wir wollen gleichzeitig dafuumlr sorgen dass wir den Schutzfonds (11 Milliarden Euro) uumlber unser Land legen um vor allem Arbeitsplaumltze Unter-nehmen und auch den sozialen Zusammenhalt zu schuumltzen Und wir wollen dafuumlr sorgen dass wir mit Ruumlcklagen uns ge-gen Steuermindereinnahmen stemmen um eben nicht in Kuumlrzungen zu kommen In diesem Sinne hoffe ich auf gute Beratung und auf Unterstuumltzung

Ich weiszlig dass viele Buumlrgerinnen und Buumlrger sich sorgen ma-chen ndash um ihre Gesundheit um ihre Familie um ihre eigene Existenz Und es ist unsere Verantwortung den Menschen nicht was Falsches zu sagen sondern ehrlich zu sein Nie-mand hat eine Blaupause fuumlr diese Situation Sie ist einma-lig fuumlr die ganze Welt Aber ich bin sehr zuversichtlich und das ist ganz besonders meine Erfahrung der letzten sechs Monate dass wenn sich eine Lage bedrohlich anfuumlhlt und sie auch bedrohlich ist wir auf das Gesundheitssystem im Land vertrauen koumlnnen dass wir uns an die Maszlignahmen halten muumlssen dass wir durchhalten muumlssen und dass wir zusammenhalten muumlssen und dass wir daraus die Kraft neh-men koumlnnen durch diese Krise zu kommen Wir haben diese Kraft unser Land hat diese Kraft und deshalb habe ich nicht nur Sorge sondern auch Zuversicht dass wir gut durch diese Krise kommen Die Maszlignahmen dafuumlr haben wir getroffen die Maszlignahmen liegen Ihnen vor und dafuumlr bitte ich um Un-terstuumltzung Passen Sie auf sich auf und bleiben Sie gesund

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Damit der Mindestabstand von 15 m zwischen den Abgeordneten und Ministern gewaumlhrleistet werden konnte musste die Sitzordnung geaumlndert werdenFoto Uwe Sinnecker

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fluumlchteten und Menschen mit Schutztiteln eine Arbeitsauf-nahme ermoumlglicht werden kann

Meine Fraktion wird die Landesregierung auch weiterhin dort unterstuumltzen wo sie das Richtige tut und wir werden kon-struktive Kritik uumlben wo das Richtige und Notwendige moumlg-licherweise bisher noch nicht erkannt wurde Daher muss ich an dieser Stelle auch etwas Kritik anbringen Zur Aufstockung des Kurzarbeitergeldes heiszligt es in der Entschlieszligung lediglich die Landesregierung moumlge sich auf der Bundesebene dafuumlr einsetzen Meine Fraktion war und ist hier fuumlr eine souveraumlne Loumlsung auf Landesebene statt auf den Bund zu warten Ge-rade wegen der vergleichsweise niedrigen Loumlhne und Gehaumll-ter hier in Mecklenburg-Vorpommern besteht groszliger Hand-lungsbedarf

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Wer ohnehin schon wenig verdient den trifft jeder Euro im Verdienstausfall besonders hart Wenn infolge der Corona-Krise ein Teil unserer Buumlrger um seine wirtschaftliche Exis-tenz ringt muumlssen wir als Politiker auch unsere Prioritaumlten uumlberpruuml-fen Dazu gehoumlrt fuumlr uns dem unseligen Strategiefonds ein Ende zu machen

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

und die Mittel sinnvoller einzusetzen

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Das galt vor der Krise das gilt jetzt erst recht

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Die Forderung nach Umlenkung des Strategiefonds in Coro-na-Hilfsmaszlignahmen hatten wir fuumlr den Entschlieszligungsantrag angemeldet Leider findet sie sich in der Entschlieszligung nicht wieder Meine Fraktion wird deshalb weiter auf die Beendi-gung des Strategiefonds draumlngen Weder Opposition noch Landesrechnungshof und Landesverfassungsgericht haben bisher ein Umdenken der Regierungskoalition bewirken koumln-nen Sie haumllt nach wie vor an dem Strategiefonds fest Ich ap-pelliere daher heute nochmals an die Abgeordneten von SPD und CDU Wenn Sie schon nicht auf fachlich fundierte Kritik houmlren wollen dann nehmen Sie die Corona-Krise zum Anlass die Mittel im Strategiefonds fuumlr Hilfsmaszlignahmen umzuwid-men

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Sie wuumlrden damit ein Zeichen setzen dass nicht nur die Buumlr-ger ihre Planung anpassen muumlssen sondern dass auch die Politik ihre Lieblingsprojekte zuruumlckstellt um unseren Buumlrgern in akuter Not den Ruumlcken zu staumlrken

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Nikolaus Kramer AfD

bdquoLassen Sie uns diese Krise gemeinsam durchstehenldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete Sehr geehrte Frau Ministerpraumlsidentin Die Corona-Pandemie bedeutet fuumlr uns in Mecklenburg-Vorpommern erhebliche Belastungen Das Leid der schwer Erkrankten die Sorge um erkrankte oder gefaumlhrdete Ange-houmlrige und Freunde sowie die schweren zusaumltzlichen Belas-tungen fuumlr medizinisches und pflegerisches Personal seien hier zuvorderst genannt

Aber die Eindaumlmmungsmaszlignahmen bringen auch andere Belastungen mit sich Betriebe muumlssen schlieszligen Arbeits-plaumltze sind gefaumlhrdet finanzielle und berufliche Lebensplaumlne werden erschuumlttert Das ist eine neue Zeit uumlber deren Aus-wirkungen bisher nur ungenuumlgend Fakten auf dem Tisch lie-gen Die Landesregierung hat ein Programm zur Bekaumlmpfung der Pandemie und zur Bewaumlltigung ihrer sozialen und wirt-schaftlichen Folgen vorgelegt Sie hat auch uns als Opposi-tion Gelegenheit gegeben Vorschlaumlge einzubringen Meine Fraktion hat sich dementsprechend konstruktiv eingebracht Ausdruumlcklich begruumlszligen wir dieses Vorgehen

Im Ergebnis liegt nun ein gemeinsamer Entschlieszligungsantrag aller Fraktionen vor in dem jede Fraktion sich wiederfinden kann Es ist gut dass wir in Zeiten der Krise zu einem gemein-samen Handeln finden So finden wir in der Entschlieszligung auch die Forderung meiner Fraktion eine bessere Unterstuumlt-zung fuumlr Corona-geschaumldigte Unternehmen mit mehr als 49 Mitarbeitern zu pruumlfen Offensichtlich konnte die Landesre-gierung die Pruumlfung unserer Forderung bereits erfolgreich abschlieszligen und hat die Umsetzung am gestrigen Tage be-schlossen Das ist sehr erfreulich

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Ebenso in die Entschlieszligung aufgenommen ist unser Anlie-gen die Moumlglichkeit zu pruumlfen wie zur Kompensation feh-lender Arbeitskraumlfte aus dem europaumlischen Ausland infolge von Corona-Maszlignahmen Menschen aus Drittstaaten Ge-

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8 A u s d e m P l e n u m O r i g i n a l - D e b a t t e

Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie werden uns spaumltestens mit der naumlchsten Mai-Steuerschaumltzung neue Haushaltsentscheidungen abverlangen Wir duumlrfen bereits jetzt von erheblichen Einnahmeruumlckgaumlngen ausgehen Vor diesem Hintergrund sind wir alle gefordert daruumlber nach-zudenken Wahlwerbegeschenke der Regierungskoalition zuruumlckzustellen um das Notwendige und Unverzichtbare sicherzustellen

Das bedeutet uumlbrigens keineswegs tatsaumlchlich notwendige Investitionen kuumlrzen zu wollen wie es in der Presse faumllschlich uumlber meine Fraktion hieszlig An Investitionen sind im Haus-haltsjahr 2020 bisher 17 Milliarden Euro eingeplant Die be-reinigten Gesamtausgaben liegen bei 92 Milliarden Euro Es gibt also auch andere Ausgaben als Investitionsausgaben die man uumlberpruumlfen kann und muss

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Die Landesregierung selber hat ja schon im Nachtragshaus-halt erklaumlrt dass sie mal eben 50 Millionen Euro im Wege des Haushaltsvollzugs heben kann Grundsaumltzliches Ziel der Maszlig-nahmen sollte es sein dass deren Finanzierung zuerst durch Einsparung und moumlglichst geringe Schuldenaufnahme er-folgt Um eine Verstetigung der Maszlignahmen zu vermeiden muss fortwaumlhrend gepruumlft werden inwieweit diese Maszlignah-men aufrechterhalten werden muumlssen Dabei darf nicht auszliger Acht gelassen werden dass eben unter diesen Maszlignahmen nicht nur die Wirtschaft leidet sondern auch gerade die Men-schen Sorgen um den Arbeitsplatz Existenz-aumlngste koumlnnen Depressionen und andere psychosomatische Krankheiten ausloumlsen was sich dann auch wiederum auf die Arbeitskraft und dementsprechend auf die Wirtschaftskraft negativ auswirken wird

In jeder Krise steckt aber auch eine Chance So ruumlcken derzeit die Familien wieder enger zusammen man besinnt sich auf die wichtigen Dinge im Leben Wir betrachten nichts mehr als selbstverstaumlndlich Man achtet auf sein Umfeld seine Freunde die Nachbarn In solchen Zeiten stellen wir fest dass

eben nicht nur Polizisten Aumlrzte und Lehrer systemrelevante Berufe sind sondern auch das Krankenhaus- und Pflegeper-sonal sowie die Einzelhandelskaufleute Diese Aufzaumlhlung ist nicht abschlieszligend Es sollte nach unserem Dafuumlrhalten keine Klassifizierung zwischen Berufen ersten Grades und zweiten Grades geben

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Dennoch kann aus diesem Grunde unser Dank nicht oft und laut genug allen Beteiligten ausgesprochen werden Von un-serem Dank aber allein kann man sich auch in unserem Land nichts kaufen

Nun erweist es sich auch als Fehler dass in der Bundesrepublik eine Vielzahl von Krankenhaumlusern geschlossen worden sind Auch hier in unserem Land wurde uumlber die Schlieszligung ein-zelner Stationen und Krankenhaumluser noch vor zwei Monaten gesprochen so zum Beispiel Wolgast und Crivitz

Ploumltzlich koumlnnen nun doch Grenzkontrollen durchgefuumlhrt werden Die Bundesrepublik besinnt sich ihrer Souveraumlnitaumlt und verlaumlsst sich nicht allein auf Bruumlssel Gleichwohl zeigt das dass nationalstaatliches Handeln auch solidarisch mit Italien moumlglich ist Als mahnende Beispiele seien hier Russland und China genommen

Dieser gemeinsame Antrag aller Fraktionen beweist dass es moumlglich ist jenseits der politischen Lager gemeinsam fuumlr die Interessen unseres Landes und unserer Landsleute einzuste-hen

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Lassen Sie uns diese Krise gemeinsam durchstehen Zu dieser Gemeinsamkeit gehoumlrt auch die konstruktive Debatte uumlber die richtigen Loumlsungen ndash Vielen Dank und bleiben Sie alle gesund

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Wie bei allen Fraktionen nahm auch bei der SPD-Fraktion nur ein Teil der Abgeordneten an der Sitzung teil

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Aumlltere chronisch Kranke Verwandte Bekannte und Freunde es geht um Menschenleben Klar ist fuumlr mich auch wir duumlr-fen uns nicht daran gewoumlhnen denn es koumlnnen nur Maszlig-nahmen auf Zeit sein da es tiefe Eingriffe in die Grundrechte unserer Gesellschaft sind

Meine sehr geehrten Damen und Herren ich bin der Oppo-sition dankbar dass der heutige Landtag in dieser verklei-nerten Form stattfindet Die parlamentarische Demokratie lebt im Normalfall vom konstruktiven Streit Dass dieser in Krisenzeiten etwas zuruumlcktritt begruumlszlige ich ausdruumlcklich Dass alle an einem Strang ziehen ist in dieser Situation rich-tig und die parteiuumlbergreifende gemeinsame Entschlieszligung ist in der Krise ein starkes Signal an die Buumlrger unseres Landes

Meine sehr geehrten Damen und Herren die zweite Vorbe-merkung die ich machen moumlchte betrifft diejenigen die momentan den Karren ziehen und den Laden buchstaumlblich am Laufen halten So wichtig ich die Bleibe-zu-Haus-Aufrufe finde es ist mindestens ebenso erwaumlhnenswert dass die Arbeitsleistung fuumlr einen Groszligteil der Arbeitnehmer nicht etwa gesunken sondern gestiegen ist Das sind all diejeni-gen die in den Krankenhaumlusern und in den Arztpraxen fuumlr unsere Gesundheit sorgen es sind aber auch die Menschen die im Einzelhandel und in den Apotheken arbeiten in der Landwirtschaft in der Logistik im Transportwesen oder als Post- und Paketzusteller in Tankstellen und als Reinigungs-kraumlfte die Landes- und die Bundespolizei die Bundeswehr und viele weitere mehr Sie alle sorgen dafuumlr dass unser Le-ben einigermaszligen weitergeht Ihnen allen einen herzlichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Deshalb begruumlszlige ich auszligerordentlich dass der Bundesfi-nanzminister am Montag die Moumlglichkeit geschaffen hat dass die sogenannten Corona-Praumlmien bis 1500 Euro steu-erfrei bleiben Warme Worte sind genug gewechselt Ar-beitgeber sollen mit gutem Beispiel vorangehen und die Leistungen der eigentlichen Helden der Krise auch mit einer entsprechenden Praumlmie wuumlrdigen Das gilt selbstverstaumlnd-lich auch fuumlr den Bereich der Landesregierung

Ich will es auch nicht versaumlumen mich an dieser Stelle bei den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Landesfoumlrder-institutes zu bedanken Ich habe mich selbst davon uumlber-zeugt dass mit groszligem Elan und mit einer Selbstverstaumlnd-lichkeit auch am Wochenende gearbeitet wird damit das Geld fuumlr die Antraumlge auf Soforthilfe schnellstmoumlglich aus-gezahlt werden kann damit unsere heimische Wirtschaft durch die Krise kommt und die Menschen nicht arbeitslos werden Herzlichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Beim Stichwort bdquoSoforthilfenldquo bin ich im wahrsten Sinne des Wortes mittendrin im Nachtragshaushalt Kern des Nach-

Torsten Renz CDU

bdquoUnser MV-Schutzfonds dient zu Recht vordergruumlndig dazu die Wirtschaft durch die Krise zu begleitenldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren Heute vor vier Wochen am 2 Maumlrz war auf der Titelseite der bdquoSchweriner Volkszeitungldquo ein Bericht uumlber Lea Sophie Friedrich aus Dassow Sie war Weltmeisterin im Bahn-radfahren geworden Auf der Titelseite des bdquoNordkuriersldquo war ein Artikel uumlber Eilantraumlge gegen die Masernimpfpflicht Und im bdquoNordmagazinldquo lief einen Tag spaumlter ein Bericht in dem es um steigende Uumlbernachtungszahlen in Jugend-herbergen ging Ich weiszlig nicht wie es Ihnen geht fuumlr mich klingen solche Berichte wie aus einem anderen Land wie aus einer anderen Zeit ndash und sie sind keine vier Wochen her

Ab dem 1603 ging es dann Schlag auf Schlag Kitas Schu-len Geschaumlfte Gaststaumltten wurden geschlossen Kontaktein-schraumlnkungen angeordnet ndash harte Maszlignahmen Heute hat jeder von uns Verwandte Nachbarn oder Bekannte die sich in Quarantaumlne befinden moumlglicherweise positiv getestet wurden oder von der Kurzarbeit betroffen sind Die Sorge um die Gesundheit der Liebsten und Existenzaumlngste stehen auf der Tagesordnung

In dieser Situation bin ich besonders froh dass wir in Deutschland ein funktionierendes Gesundheitssystem und einen handlungsfaumlhigen Staat vorfinden So wichtig dieser Nachtragshaushalt auch ist moumlchte ich als Erstes feststellen die Maszlignahmen der Bundesregierung und der Landesre-gierung zur Eindaumlmmung der Pandemie sind richtig und uneingeschraumlnkt notwendig Insbesondere die Kontaktbe-schraumlnkungen bis zum 1904 sind unumgaumlnglich um Situ-ationen wie in Italien Spanien oder in den USA unserer Be-voumllkerung zu ersparen Deshalb auch mein Appell an dieser Stelle Seien Sie solidarisch denn es geht insbesondere um

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

10 A u s d e m P l e n u m O r i g i n a l - D e b a t t e

tragshaushaltes ist der MV-Schutzfonds mit einem Volumen von insgesamt 11 Milliarden Euro Davon werden 700 Millio-nen durch eine Nettokreditaufnahme gedeckt zudem wird der Buumlrgschaftsrahmen zusaumltzlich um 400 Millionen erwei-tert Ein erwarteter Einnahmeruumlckgang von 1 Milliarde Euro muss ebenfalls gestemmt werden eine gigantische Aufga-be die unser Land meistern will und meistern muss Dazu nutzen wir unter anderem Ruumlcklagen die wir durch solide Haushaltspolitik aufgebaut haben

Die Maszlignahmen im Einzelnen liegen Ihnen vor und sind in-soweit bekannt Deshalb moumlchte ich nur auf die verlorenen Zuschuumlsse also die Zuschuumlsse die nicht zuruumlckgezahlt wer-den muumlssen fuumlr Firmen bis 100 Mitarbeiter in Houmlhe von uumlber 160 Millionen Euro verweisen Was wir in diesem Bereich leis-ten kann sich deutschlandweit sehen lassen Ausdruumlcklich moumlchte ich betonen dass fuumlr Firmen bis zehn Arbeitnehmer das Geld durch den Bund bereitgestellt wird und somit eine hervorragende Verzahnung mit Landesgeldern stattfindet

Meine sehr geehrten Damen und Herren der MV-Schutz-fonds ist inhaltlich sehr breit aufgestellt und versucht moumlglichst viele Lebensbereiche abzudecken Fuumlr unser an Einwohnern kleines Bundesland ist das eine riesige Kraft-anstrengung und trotzdem bin ich uumlberzeugt dass dieser wichtige Schritt notwendig und machbar ist um uns uumlber diese schwere Zeit zu tragen Trotzdem gilt wenn es nicht reicht es Schwachstellen gibt muumlssen wir nachsteuern

Meine sehr geehrten Damen und Herren unser MV-Schutz-fonds dient zu Recht vordergruumlndig dazu die Wirtschaft durch die Krise zu begleiten aber wir muumlssen auch zeitnah gemeinsam mit der kommunalen Ebene uumlber Unterstuumlt-zungsmaszlignahmen sprechen damit das Leben vor Ort nicht zum Stillstand kommt Dabei gilt es rechtliche und finanzi-elle Fragen im Sinne der Handlungsfaumlhigkeit der Kommunen zu diskutieren und Loumlsungen zu finden

(Beifall vonseiten der Fraktion der CDU)

Und damit moumlchte ich zum letzten Aspekt kommen Das Virus hat uns schmerzlich vor Augen gefuumlhrt dass unsere arbeitsteilige globalisierte Wirtschaft zwar fuumlr Wachstum und Wohlstand sorgt zugleich ist sie aber auch anfaumlllig ndash an-faumlllig fuumlr Viren denen Staatsgrenzen egal sind und anfaumlllig fuumlr wirtschaftliche Stoumlrungen Ich bin fest davon uumlberzeugt dass die Corona-Krise kurz- und mittelfristig Auswirkungen fuumlr unser gesellschaftliches Zusammenleben fuumlr die Wirt-schaft und das Bankensystem haben wird die keiner zurzeit serioumls einschaumltzen kann Neben den Herausforderungen der Digitalisierung der Demografie oder des Klimawandels wer-den wir uns in Deutschland nach der Krise mit unbequemen Wahrheiten auseinandersetzen muumlssen

Erstens Guumlter wie Arzneimittel Schutzausruumlstung und me-dizinische Geraumltschaften in nennenswerten Groumlszligenord-nungen muumlssen wir wieder selbst herstellen im Zweifel auch subventioniert

Zweitens Industriebetriebe sollen kuumlnftig in kuumlrzester Zeit in der Lage sein auf die Herstellung benoumltigter Guumlter umzu-schalten Ich kann es nicht akzeptieren dass wir in Deutsch-land die besten Autos der Welt herstellen es aber nicht kurz-fristig hinbekommen medizinisch benoumltigte Schutzmasken zu fertigen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Und drittens Wir brauchen zentral eingelagerte Reserven organisiert vom Bund und damit meine ich nicht Toiletten-papier oder Nudeln sondern medizinisches Geraumlt und ent-sprechende Ausruumlstung

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Meine sehr geehrten Damen und Herren Maybrit Illner fragte am Wochenende ob in der jetzigen Zeit ein Nach-denken ohne zu sprechen geht Klar ist fuumlr mich dass bis zum 1904 eine strikte Kontaktbeschraumlnkung bestehen muss Bis dahin muss auch nicht jeder Politiker sich taumlglich mit Vorschlaumlgen uumlberbieten und dadurch die Bevoumllkerung verunsichern Klar ist fuumlr mich aber auch dass flaumlchende-ckende Tests dazu beitragen muumlssen das Wirtschaftsleben wieder strukturiert hochzufahren

Unseren Buumlrgerinnen und Buumlrgern unseres Landes moumlch-te ich fuumlr die CDU-Fraktion versichern wir sind uns unserer groszligen Verantwortung bezogen auf Gesundheits- und Exis-tenzfragen bewusst wir brauchen aber auch Ihr Verstaumlndnis Ihre Unterstuumltzung damit wir gemeinsam die Krise meis-tern Deshalb werden wir weiterhin Expertenrat einholen analysieren abwaumlgen und fortlaufend unsere Maszlignahmen auf den Pruumlfstand stellen aber am Ende muumlssen und wer-den wir entscheiden Mit diesem Ausblick hoffe ich dass wir uns in diesem Parlament sehr bald in gewohnter Zusam-mensetzung wiedersehen ndash Herzlichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

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11 A u s d e m P l e n u m O r i g i n a l - D e b a t t e

Gesundheit darf keine Ware sein Und das Ringen um ein gutes Gesundheitssystem um gute Arbeit um ein besseres Leben fuumlr alle Menschen darf niemals leichtfertig vom Tisch gewischt werden denn genau jetzt sehen wir ja wie wich-tig wie uumlberlebenswichtig diese Menschen fuumlr unser Land sind Jetzt spuumlren wir dass es in dieser Krise nicht auf die Groszligkonzerne nicht auf die Banken und nicht auf die Versi-cherungen ankommt In dieser Krise kommt es auf die Mit-arbeitenden der Stadtreinigung auf die Krankenschwester und auf die Verkaumluferin an Wir brauchen die Landwirte die Kassiererin die Kurier- und die Lkw-Fahrer auf den Straszligen unseres Landes

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Und wir brauchen die Eltern die derzeit neben ihrer Arbeit im Betrieb oder im Homeoffice einen Zweitjob brillant er-ledigen denn ihr Zuhause ist gleichzeitig noch die Schule Ihnen allen danken wir stellvertretend fuumlr alle Frauen und Maumlnner die fuumlr uns da sind und die dafuumlr sorgen dass unser Zusammenleben eben nicht auseinanderbricht

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren eigentlich sind Haushalts-beratungen Zuumlndstoff zwischen den Fraktionen Sie sind ein Schlagabtausch im Streit um die besten Vorschlaumlge die un-terschiedlichsten Schwerpunktsetzungen und die kluumlgsten Ideen aber oft auch um das Rechthaben der Mehrheit und das Unrechthaben der Minderheit

(Heiterkeit und Zuruf von Jochen Schulte SPD)

Und auch das ist heute anders denn diese 11 Milliarden Euro uumlber die wir heute entscheiden das sind Hilfen sogar Uumlberlebenshilfen fuumlr Kuumlnstlerinnen und Kuumlnstler fuumlr Selbst-staumlndige und Arbeitnehmer fuumlr Kleinst- Klein- und mittel-staumlndische Unternehmen aber auch fuumlr groszlige Firmen fuumlr Vereine und Verbaumlnde fuumlr Krankenhaumluser fuumlr unsere Wirt-schaft fuumlr den Tourismus fuumlr unsere Familien Und heute ist es eben klein Schlagabtausch heute ist es kein Wettbewerb heute ist sich meine Fraktion mit der Koalition einig Heute handeln wir gemeinsam denn wir bringen gemeinsam die-sen Nachtragshaushalt auf den Weg fuumlr uns alle fuumlr unser Land fuumlr unser Leben

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

denn der Friseurladen um die Ecke oder die kleine Kneipe auch der Malerbetrieb und und und ndash ganz ganz viele Betriebe ringen gerade um ihre Existenz Ihnen steht das Wasser bis zum Hals Und es gibt mehr als tausend Gruumlnde warum dieser Schutzschirm unumgaumlnglich ist Jetzt kann es naumlmlich nur darum gehen sofort zu handeln damit das Geld sofort bei der Frisoumlrin dem Maler oder bei der Kellnerin ankommt Es darf kein Zoumlgern kein Aber und auch kein Viel-leicht geben es kann nur ein Ja ein Sofort sein um Massen-

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Simone Oldenburg DIE LINKE

bdquoHeute handeln wir gemeinsam denn wir bringen gemeinsam diesen Nachtragshaushalt auf den Wegldquo

Frau Praumlsidentin Sehr geehrte Damen und Herren Ver-schwunden sind der Alltag und die Selbstverstaumlndlichkeit Vorbei sind das gewohnte Zusammenleben und die Norma-litaumlt in der Familie oder auf der Arbeit Erledigt hat sich auch die Vorfreude auf den Osterurlaub Ungewiss der morgige Tag die kommende Woche die naumlchsten Monate Die Welt unser Leben ist aus den Fugen geraten

In Mecklenburg-Vorpommern ist es das Leben von 16 Millio-nen Menschen das uumlber Nacht ein anderes wurde das jetzt komplett auf dem Kopf steht So mutig und optimistisch die Frauen Maumlnner Kinder und Jugendlichen in unserem Land bis vor drei Wochen waren so aumlngstlich und sorgenvoll sind sie heute Und es ist unsere Pflicht uns darum zu kuumlmmern dass ihre Aumlngste kleiner werden ihre Sorgen ernst genom-men werden und sie sich darauf verlassen koumlnnen dass wir an ihrer Seite stehen und sie nicht alleinelassen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren wie oft haben wir hier uumlber gleiche Loumlhne fuumlr gleichwertige Arbeit gestritten oder fuumlr gleiche Lebensverhaumlltnisse oder fuumlr mehr Pflegeperso-nal Wie oft haben wir daruumlber diskutiert dass Stationen in Krankenhaumlusern nicht geschlossen werden duumlrfen weil sich Gesundheit eben nicht rechnen darf sondern jeder gesund werden muss egal was er verdient und egal was seine Be-handlung kostet

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

12 A u s d e m P l e n u m O r i g i n a l - D e b a t t e

entlassungen Pleiten und Existenzverluste zu verhindern

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Und gerade diese kleinen Vereine die der soziale Kitt fuumlr un-ser Zusammenleben sind oder die Schullandheime die der-zeit keine Gaumlste aber Ausgaben haben die Bildungstraumlger die keine Maszlignahmen bekommen aber die Miete und die Gehaumllter zahlen muumlssen die aufsuchende Familienhilfe die Tafeln die Kleiderkammern und Moumlbelboumlrsen die ambu-lante Tagespflege der Verbraucherschutz die Fluumlchtlingshil-fe sie alle brauchen wir nach der Krise mehr als je zuvor und sie alle duumlrfen nicht in Gefahr geraten Fuumlr sie brauchen wir auch einen Schutzschirm

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Und genau fuumlr sie und fuumlr viele viele andere mehr beantragt meine Fraktion einen Sozialfonds in Houmlhe von 20 Millionen Euro

Und auch die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die in den kommenden Monaten vom Kurzarbeitergeld leben muumlssen duumlrfen wir nicht im Regen stehen lassen 60 Prozent von einem Durchschnittslohn das sind in Mecklenburg-Vorpommern netto circa 1100 Euro Die reichen hinten und vorne nicht um die laufenden Kosten zu decken und die naumlchsten Monate ein gutes oder sogar ein sicheres Leben zu fuumlhren Deshalb moumlchten wir gemeinsam eine Entschlie-

Auf ein Speisenangebot wurde verzichtet Foto Uwe Sinnecker

szligung verabschieden die die Landesregierung auffordert sich bei der Bundesregierung dafuumlr starkzumachen dass das Kurzarbeitergeld auf mindestens 80 Prozent angehoben wird

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren allein mit Applaus und mit dem taumlglichen Dank werden wir nicht aus der Krise kommen Um unser Leben wieder halbwegs normal werden zu lassen sofern es uumlberhaupt moumlglich ist um wieder lieb gewon-nene alltaumlgliche Momente zu genieszligen um Gewissheit fuumlr den morgigen Tag die kommende Woche und die naumlchsten Monate zu haben um unser Leben also wieder in die Fugen zu bringen deshalb braucht es diesen Schutzschirm und deshalb braucht es unser Zusammengehen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD DIE LINKE und Sebastian Ehlers CDU)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

13 A u s d e m P l e n u m O r i g i n a l - D e b a t t e

Einen dritten Dank moumlchte ich aussprechen und der Dank geht an die Fraktionen hier im Haus Wir haben gemeinsam eine Entschlieszligung auf den Weg gebracht wir haben ge-meinsam die Positionen zusammengefuumlhrt wir haben ge-meinsam gezeigt dass es in dieser Situation um das Land geht und nicht darum wer ist Opposition und wer ist Re-gierung Ich glaube das ist ein wichtiges das ist ein starkes Signal was wir von hier vom Landtag Mecklenburg-Vor-pommern raus ins Land senden und es ist ein notwendiges Signal Insofern auch an Sie alle ein herzliches Dankeschoumln

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Meine Damen und Herren niemand von uns haumltte sich vor einigen Monaten vorstellen koumlnnen ndash das haben meine Vor-redner ja auch gesagt ndash in welcher Situation wir hier heute sind Diese Situation hat ganz viele Facetten Da gibt es den Bereich der Gesundheit die Versorgung der Bevoumllkerung ndash die das will ich ausdruumlcklich sagen gesichert ist ndash die Betreuung und auch die Unterrichtung unserer Kinder die zum Teil zu Hause stattfindet mit all den Schwierigkeiten die Aufrechterhaltung der Infrastruktur und nicht zuletzt die schwierige Situation unserer Wirtschaft

Vor diesem Hintergrund sichere ich zu dass wir alles tun werden dass sich das Leben in unserem Land nach der Corona-Pandemie moumlglichst schnell wieder normalisieren kann Dazu gehoumlrt natuumlrlich selbstverstaumlndlich auch dass all die Einschraumlnkungen die wir an Grundrechten momentan haben ndash und das sind mir wichtige Dinge ndash dass all diese Einschraumlnkungen nach dieser Pandemie am Ende auch auf-gehoben werden dass die Grundrechte auch wieder voll-umfaumlnglich in unserem Land gelten werden

(Beifall Dr Ralph Weber AfD)

Jetzt allerdings meine Damen und Herren gilt es den Ge-sundheitsschutz ganz obenan zu stellen Jetzt ist die Zeit Abstand zu halten und es ist die Zeit in der wir hier im Par-lament Handlungsfaumlhigkeit zeigen muumlssen

Meine Damen und Herren wir schnuumlren mit dem Nach-tragshaushalt das groumlszligte Hilfspaket in der Geschichte un-seres Landes Wir schnuumlren das weil das notwendig ist Und ich sage ausdruumlcklich wir tun das was notwendig ist Meine Fraktion ist stolz darauf dass wir es als eines der wenigen Laumlnder geschafft haben in den letzten 13 Jahren keine neu-en Schulden zu machen Mehr noch meine Damen und Herren wir haben durch solides Wirtschaften geschafft in den vergangenen 13 Jahren 15 Milliarden Euro an Schulden zu tilgen und Ruumlcklagen zu bilden Und meine Damen und Herren das war kein Selbstzweck was wir da gemacht ha-ben Das war das was man keynesianistische oder antizy-klische Haushaltspolitik nennt in guten Zeiten Schulden zu reduzieren in wirtschaftlich schwierigen Zeiten in schwie-rigen Zeiten eben zu investieren Und meine Damen und Herren diese schwierigen Zeiten sind jetzt und wir investie-ren jetzt und das ist auch richtig so

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Thomas Kruumlger SPD

bdquoDiese schwierigen Zeiten sind jetzt und wir investieren jetzt und das ist auch richtig soldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren Auch ich moumlchte mich bei all den Menschen bedanken die da drauszligen momentan unsere Gesellschaft am Laufen halten Ich habe in den Nachrichten gehoumlrt sie waumlren die Helden des Alltags Ich wuumlrde das unterstreichen wollen All die die auf ihrem Posten momentan sitzen und taumlglich ihren Job erledigen und dafuumlr sorgen dass unsere Gesellschaft weiter rundlaumluft sind die Helden des Alltags und ich moumlchte mich ganz herzlich auch namens meiner Fraktion bei ihnen bedanken

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Meine Damen und Herren einen zweiten Dank moumlchte ich richten an die Ministerpraumlsidentin an die Ministerinnen und Minister an die Staatssekretaumlre den Parlamentarischen Staatssekretaumlr und die Teams die da im Hintergrund arbei-ten Herr Renz und ich erleben das gewohnte Regierungs-geschaumlft am Dienstag in den Kabinettssitzungen Dieses gewohnte Regierungsgeschaumlft gibt es momentan nicht die Regierung hat umgeschaltet auf Krisenmodus Es gibt fast taumlglich telefonische Zusammenkuumlnfte und es wird in stun-denlangen Sitzungen telefonisch beraten wie die Dinge fuumlr Mecklenburg-Vorpommern geregelt werden koumlnnen wie geregelt werden kann dass das was wir an Krise momen-tan erleben auch in vernuumlnftige Bahnen gelenkt wird und da leistet jede Einzelne und jeder Einzelne einen ganz tol-len Job Und vor dem Hintergrund auch hier ein herzliches Dankeschoumln Frau Ministerpraumlsidentin und an das Team das dahintersteht

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

14 A u s d e m P l e n u m O r i g i n a l - D e b a t t e

(Beifall vonseiten der Fraktion der SPD)

Wir haben bereits mit dem Haushalt 20202021 einen Inves-titionshaushalt vorgelegt denn die konjunkturellen dunklen Wolken waren am Himmel seinerzeit ja auch schon zu erken-nen Dieser Haushalt 20202021 hat ein Investitionsvolumen in Houmlhe von 17 Milliarden Euro Damals wusste noch niemand was mit der Corona-Krise auf uns zukommt Nun da Schaumlden fuumlr die Gesellschaft und Wirtschaft drohen steuern wir ge-gen Wir steuern gegen mit einem Schutzfonds in Houmlhe von 11 Milliarden Euro

Um diese Summe stemmen zu koumlnnen ist es notwendig die Schuldenbremse auszusetzen und das ist angesichts der Auf-gaben die vor uns liegen auch richtig Wir werden am Kapi-talmarkt 700 Millionen Euro aufnehmen Mir ist wichtig zu be-tonen meine Damen und Herren wir nehmen das Geld auf um eine Krisensituation zu bewaumlltigen heiszligt wir nehmen das Geld nicht auf weil wir uumlber unsere Verhaumlltnisse wirtschaften in Mecklenburg-Vorpommern Das ist ein Unterschied und mir ist wichtig diesen Unterschied auch zu betonen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU)

Wir organisieren damit dass Wirtschaft und Gesellschaft wei-ter vorankommen koumlnnen und durch die Krise kommen koumln-nen

Meine Damen und Herren was uns jetzt auch zugutekommt ist dass wir in der Vergangenheit Ruumlcklagen gebildet haben Haumltten wir das nicht getan haumltten wir aus dem Vollen ge-schoumlpft ndash wie uns hin und wieder auch geraten worden ist auch hier im Haus ndash waumlre die Situation deutlich schwieriger

Meine Damen und Herren mir sind in den vergangenen Ta-gen Menschen begegnet die groszlige Angst hatten die nicht nur groszlige Angst hatten vor dem was das Virus fuumlr sie per-soumlnlich bedeutet gesundheitlich sondern die wirtschaftlich auch groszlige Angst hatten Und mir sind dabei Menschen begegnet die Angst davor hatten dass wir in eine Situation wie in den 90er-Jahren rutschen mit einer groszligen Massenar-beitslosigkeit Deswegen will ich ganz klar sagen es gibt hier Unterschiede Dieses Land ist heute besser aufgestellt wir ha-ben heute eine solide finanzielle Grundlage und dieses Land hat vor allem eine wirtschaftlich solide Basis gefunden All das war in der Hochphase der Massenarbeitslosigkeit eben nicht vorhanden Das ist heute aber vorhanden

Niemand kann heute versprechen dass jedes Unternehmen und dass jeder Arbeitsplatz erhalten bleibt aber anders als den 90er-Jahren sind wir heute in der Lage mit geeigneten Instrumenten zu helfen und anders als in den 90er-Jahren brauchen die Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern nach den derzeitigen Einschraumlnkungen dann auch wieder jede Arbeitskraft Deshalb bin ich mir sicher dass wir auch diese Krise gemanagt bekommen

Meine Damen und Herren ich vermute mal ich bin hier der letzte Redner und ich moumlchte als letzter Redner an die Buumlr-gerinnen und Buumlrger unseres Landes appellieren Meine Da-men und Herren bitte halten Sie die notwendigen Einschraumln-kungen ein Nehmen Sie bitte die aufgestellten Regeln ernst vermeiden Sie persoumlnliche Kontakte zu Mitmenschen wo immer es geht Schuumltzen Sie sich schuumltzen Sie Ihre Lieben schuumltzen Sie Ihre Nachbarn und Freunde Uns als politischen Verantwortungstraumlgern ist klar dass fuumlr jede und jeden diese Wochen die wir erleben sehr schwierige Wochen sind aber je disziplinierter wir alle handeln umso weniger Menschen werden infiziert umso weniger Menschen werden im Kran-kenhaus sein umso weniger Menschen werden am Ende die-ser Erkrankung erliegen Deshalb lassen Sie uns gemeinsam Verantwortung tragen ndash Besten Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Die vollstaumlndigen Redebeitraumlge finden Sie im Plenarprotokoll unter wwwlandtag-mvdeparlamentsdokumentehtmlAuf dem YouTube-Kanal des Landtages gibt es die Plenar-sitzungen auch als Video unter wwwlandtag-mvde

Auch auf den Besuchertribuumlnen wurden aufgrund der Abstandsregelungen viele Plaumltze gesperrt Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

15 A u s d e m P l e n u m

Klar gegen RechtsextremismusSPD CDU und LINKE stellen gemeinsamen Antrag

Kurzinterventionen Ordnungsrufe und persoumlnliche Erklaumlrungen ndash in der De-batte zu Tagesordnungspunkt 15 ging es 90 Minuten lang hoch her Drei Wo-chen nach dem rassistischen Anschlag in Hanau bei dem ein deutscher Mann am 19 Februar neun Menschen mit Migrationshintergrund seine Mutter und sich selbst getoumltet hatte haben SPD CDU und Linke mit einem gemeinsamen Antrag erneut Stellung gegen Rechtsextremismus und Rassismus bezogen Der AfD warfen sie vor eine Mitverantwortung an Taten wie diesen zu tragen Das wiesen deren Redner entschieden zuruumlck Per Aumlnderungsantrag wollten sie in das Bekenntnis explizit auch andere Formen von Extremismus einbezogen wis-sen Kurz vor der Debatte war bekannt geworden dass der Verfassungsschutz die von AfD-Mitgliedern gegruumlndete Gruppierung bdquoDer Fluumlgelldquo als rechtsextre-mistisch eingestuft hat

bdquoJede Verbreitung von Hass und Unwahr-heiten die Gift fuumlr unser Zusammenle-ben sind lehnen wir strikt abldquo unterstrich Julian Barlen (SPD) Entschlossen gegen jede Form von Menschenfeindlichkeit einzutreten bedeute auch jene beim Namen zu nennen die Menschenfeind-lichkeit gezielt schuumlrten Die AfD setze auf Spaltung attackiere Moral und Werte und mache ganze Bevoumllkerungsgrup-pen veraumlchtlich bdquoEine Kooperation mit der AfD ist fuumlr uns daher undenkbarldquo

bdquoWorte sind Waffen und koumlnnen das gesellschaftliche Leben vergiftenldquo sag-te Innenminister Lorenz Caffier Wer rechtsextremistisches und rassistisches Gequatsche als alternative Meinung ab-tue trage eine Mitverantwortung dafuumlr bdquowenn dieses Gequatsche Gehoumlr findet

und anschlieszligend Taten folgenldquo bdquoWir muumlssen zum Wohle unseres Landes auf-houmlren mit diesem Mist Erst dann meine Herren von der AfD duumlrfen Sie im Um-kehrschluss von uns erwarten dass wir aufhoumlren uns von Ihnen zu distanzierenldquo

bdquoHanau ist nicht die AfDldquo widersprach deren Fraktionsvorsitzender Nikolaus Kramer bdquoMeine Partei lehnt Gewalt und jede Form extremistischen Handelns abldquo Fuumlr eine tiefgruumlndigere Debatte uumlber Ursachen extremistischer Gewalt forderte er erneut ein Expertengespraumlch uumlber Radikalisierung und Terrorismus bdquoNehmen Sie unsere ausgestreckte Hand zur Staumlrkung unserer Demokratie Dann werden wir wirksam den Hass in diesem Land bekaumlmpfen koumlnnenldquo

bdquoWir erleben in den letzten Jahren eine zusehends entgrenzende politische Debatte Eine Debatte die mit dem la-pidaren Das wird man ja wohl noch sagen duumlrfenrsquo beginnt und mit hand-festen Morddrohungen endetldquo fuumlhrte Ann Christin von Allwoumlrden (CDU) an Die Verbrechen in Kassel Halle und Ha-nau machten einmal mehr deutlich bdquoErst kommt der Gedanke dann kommt der Vorsatz dann kommt die Tatldquo

bdquoNoch nie war unser aufrichtiges Auf-treten gegen Antisemitismus Rassismus und Rechtsextremismus so wichtig wie heuteldquo hob Simone Oldenburg (Frak-tionsvorsitzende DIE LINKE) hervor bdquoWir werden nicht zulassen dass sich im Jahr 2020 ein 33 einschleichtldquo Sie warf der AfD vor mit vielen Aumluszligerungen geistige Brandstiftung zu betreiben bdquoMit einer Partei die Faschisten in ihren Reihen hat werden wir niemals zusammenarbeitenldquo

Holger Arppe (fraktionslos) bezeichnete den Antrag als bdquoFarceldquo Er warf SPD CDU und Linken vor das Thema zu instrumen-talisieren um gegen die AfD zu polemi-sieren

Der interfraktionelle Antrag wurde von den Stimmen von SPD CDU und DIE LINKE angenommen Die AfD stimmte in Teilen dagegen Einige AfD-Mitglieder entschieden sich nicht mit abzustim-men Der Aumlnderungsantrag der AfD wur-de abgelehntAntrag SPD CDU und DIE LINKE Drs 74748Aumlnderungsantrag AfD Drs 74786

Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

16 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Julian Barlen SPD

bdquoUnsere Demokratie braucht eine starke Basisldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren wir gedenken der Toten und der Verletzten des rassistischen Mordanschlages von Hanau Hass toumltet ndash daran kann kein Zweifel bestehen

Allen [hellip] die durch rassistische Gewalt die durch politische Gewalt getoumltet und verletzt wurden allen die Angehoumlrige und ihnen nahestehende Menschen verloren haben ih-nen gilt unser ehrendes Andenken und unsere aufrichtige Anteilnahme Wir sind auch als Landtag Mecklenburg-Vor-pommern geeint in Trauer und wir sind gewillt gemeinsam gegenzuhalten

Wir werden gegenhalten durch eine entschlossene Verteidi-gung unserer freiheitlich-demokratischen und solidarischen Grundwerte ndash Werte [hellip] die ein friedliches Miteinander in unserer Gesellschaft uumlberhaupt erst moumlglich machen Ge-meinsam stehen wir mit all unseren Verbuumlndeten in der Zi-vilgesellschaft Seite an Seite gegen Terror gegen Rassismus gegen Antisemitismus gegen Menschenfeindlichkeit und Gewalt Alle Menschen [hellip] die von Rassismus von Hass und von Hetze bedroht sind die koumlnnen sich auf die Solidaritaumlt des Landtages Mecklenburg-Vorpommern von der SPD von der CDU und von den LINKEN verlassen [hellip]

Opferschutz und auch die Opferberatungen muumlssen neben den bereits bestehenden hervorragenden zivilgesellschaft-lichen Angeboten auch staatlicherseits gestaumlrkt werden Eingeschuumlchterte und bedrohte Frauen und Maumlnner die sich fuumlr unser friedliches Zusammenleben engagieren muumls-sen das gute Gefuumlhl haben von einer ganz groszligen Mehrheit ihrer Mitmenschen und auch vom Staat geschuumltzt gestuumltzt und getragen zu werden

[hellip] Jede Verbreitung von Hass von Unwahrheiten die Gift fuumlr unser Zusammenleben sind lehnen wir strikt ab Wir ver-urteilen sie als das was sie sind ndash sie sind Quelle und Kata-

Foto Uwe Sinnecker

lysator fuumlr Rassismus und fuumlr Gewalttaten gegen friedliche Mitmenschen von uns Kassel Hanau Halle ndash wir alle ver-binden mit diesen drei Staumldtenamen heute hier im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern gezielte Angriffe auf unser friedliches Zusammenleben Entschlossen und uumlberall ge-gen jede Form von gruppenbezogener Menschenfeindlich-keit einzutreten meine Damen und Herren heiszligt definitiv auch jene beim Namen zu nennen die Menschenfeindlich-keit gezielt schuumlren um daraus eigenes politisches Kapital zu schlagen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

[hellip] die AfD setzt auf Spaltung die AfD attackiert Moral und Werte die AfD macht ganze Bevoumllkerungsgruppen veraumlcht-lich die AfD argumentiert rassistisch die AfD verbreitet Ver-schwoumlrungstheorien Das alles verstoumlszligt gegen ganz grund-legende Spielregeln eines demokratischen Miteinanders

(Beifall vonseiten der Fraktionender SPD CDU und DIE LINKE)

Das alles dient einzig und allein dazu den gesellschaftlichen Frieden Stuumlck fuumlr Stuumlck zu zersetzen und aufzuloumlsen Die Entgrenzung unseres gesellschaftlichen Diskurses ist das ei-gentliche Ziel das verfolgt wird und dagegen [hellip] muumlssen wir uns wehren und das tun wir auch Das tun wir heute und alle Tage

Und dazu [hellip] passt auch die Eilmeldung des heutigen Morgens [hellip] Demnach solle der von AfD-Mitgliedern ge-gruumlndete bdquoFluumlgelldquo fuumlr den Verfassungsschutz nun offiziell zu einem Beobachtungsfall werden [hellip]

Wenn wir meine Damen und Herren diesem rechtsextre-men bdquoFluumlgelldquo der AfD selbigen stutzen wollen dann haben wir alle Haumlnde voll zu tun Alleine beim letzten Treffen des bdquoFluumlgelsldquo in Binz

(Zuruf von Dr Ralph Weber AfD)

zu dem unter anderem auch MdL Professor Weber einge-laden hat ndash zumindest hat er auf Facebook eine entspre-chende Kachel gepostet ndash wurden neben vielen anderen auch zahlreiche hier anwesende Abgeordnete gesehen an-gefangen beim Ex-Abgeordneten der AfD Arppe bei den beiden MdL Jess und Grimm uumlber den stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Obereiner daruumlber hinaus Komning von der AfD im Bundestag bis hin zum Fraktionschef der AfD houmlchstselbst Nikolaus Kramer

[hellip] Wir haben es hier [hellip] mit einer AfD-Fraktion zu tun in der die Sympathien fuumlr diese rechtsextremen Bestrebungen tatsaumlchlich nicht nur in der Mitte sondern direkt an der Spit-ze angesiedelt sind

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

17 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Foto Uwe Sinnecker

Was geschehen kann [hellip] wenn die Demokratinnen und Demokraten einfach zu schwach sind sich stabil und un-nachgiebig gegen derlei Tendenzen zu wehren das hat das Ende der Weimarer Republik gezeigt Eine Kooperation mit der AfD ist fuumlr uns daher undenkbar ausgeschlossen Glei-ches erwarten wir von unseren Kooperationspartnern inner- und auszligerhalb des Parlamentes Wir duumlrfen diese Art der demokratiefeindlichen Politik nicht akzeptieren

(Zuruf von Jens-Holger Schneider AfD)

[hellip] was ich zur AfD gesagt habe ist wichtig aber laumlngst nicht alles was nach Kassel Halle und Hanau gegen Rassis-mus gegen Antisemitismus gegen Menschenfeindlichkeit und Gewalt passieren muss Seitens des Staates muss ent-schlossen und noch entschlossener gegen die Feinde un-serer freiheitlich-demokratischen Grundordnung vorgegan-gen werden durch einen allerhoumlchsten Verfolgungsdruck zur Kontrolle zur Zuruumlckdraumlngung zur Zerschlagung aller Neonazistrukturen hier im Land durch die komplette und unmittelbare Entwaffnung aller Gefaumlhrder durch einen rigo-rosen Umgang mit Verschwoumlrungen wie bdquoNordkreuzldquo und die schonungslose Aufklaumlrung aller Beteiligten Das ist eine repressive Seite auf die eine wehrhafte Demokratie sich im-mer berufen koumlnnen muss

[hellip] auf der anderen Seite gilt es selbstverstaumlndlich den Antirassismus zu befoumlrdern Menschen starkzumachen die Demokratie aktiv zu leben und unsere Strukturen nachhaltig zu staumlrken die unser friedliches Zusammenleben moumlglich machen

(Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

Das geht in Mecklenburg-Vorpommern beispielsweise durch die Fortsetzung unseres erfolgreichen Landespro-grammes bdquoDemokratie und Toleranz gemeinsam staumlrkenldquo Rassismus gilt es systemisch und systematisch zu bekaumlmp-fen ndash im Sport auf der Arbeit in den Schulen und Universi-taumlten in der Wirtschaft ebenso wie im Parlament Und hier-zu ist unser Landesprogramm und hierzu sind die Akteure die dieses Landesprogramm in Mecklenburg-Vorpommern leben breit und bestens aufgestellt [hellip]Fuumlr ganz Deutschland fordern wir die Verstetigung der Prauml-vention Die Foumlrderung und die Verteidigung unserer De-mokratie ist keine Projektaufgabe sie ist eine Daueraufgabe und deshalb braucht es auf der Bundesebene endlich ndash und die Gelegenheit ist nun wirklich gekommen ndash ein Demokra-tiefoumlrdergesetz

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

[hellip] unsere Demokratie braucht eine starke Basis unsere De-mokratie braucht eine klare Haltung und unsere Demokratie braucht eine feste Verankerung

(Zuruf von Dr Ralph Weber AfD)

Dafuumlr stehen wir seit uumlber 150 Jahren und dafuumlr stehen wir als demokratische Fraktionen von CDU SPD und LINKEN ge-meinsam [hellip]

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

18 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Innenminister Lorenz Caffier

bdquoSprache ist eine starke Waffeldquo

Frau Praumlsidentin Meine Damen und Herren Abgeordnete

[hellip] im Abstand von jeweils vier Monaten haben uns seit dem Sommer letzten Jahres grauenhafte und bis tief ins Mark erschuumltternde Nachrichten aus unserem Alltag [hellip] geholt [hellip] die Betrachtungsweise es handele sich um ge-stoumlrte Persoumlnlichkeiten ist an und fuumlr sich richtig [hellip] Aber das [hellip] ist eben nur ein Teil der Wahrheit und er blendet komplett den gesellschaftlichen Zustand aus in dem wir uns leider seit einiger Zeit auch in diesem Land befinden

Der Attentaumlter von Hanau mag irgendeinen wirren Quatsch uumlber eine Fernsteuerung durch Geheimdienste den de-struktiven Islam und die Nichtleistungsfaumlhigkeit ganzer Volksgruppen [hellip] fabuliert haben aber diese Gedanken und Haltungen sind eben nicht allein in seinem Kopf ent-standen sondern sie sind Ausdruck der ewigen Debatten ums Anderssein des pauschalen Herabwuumlrdigens ganzer Bevoumllkerungsgruppen [hellip] des Redens vom bdquoAsyltourismusldquo und bdquoanderen Kulturkreisenldquo der bdquoUmvolkungldquo und von ei-ner bdquoInvasionldquo

Foto Uwe Sinnecker

[hellip] Kommen Ihnen meine Herren von der AfD-Fraktion diese Muster bekannt vor

[hellip] Sprache [hellip] ist eine starke Waffe und vielleicht ist es auch kein Zufall dass das Wort bdquoAusloumlserldquo auch den Abzug einer Waffe beschreibt [hellip] Die Sprache hat dazu gefuumlhrt dass aus Spinnern Taumlter wurden die davon uumlberzeugt sind dass es Zeit ist sich zu wehren Wir muumlssen zum Wohle unseres Landes aufhoumlren mit diesem Mist und erst dann meine Herren von der AfD duumlrfen Sie im Umkehrschluss von uns erwarten dass wir aufhoumlren uns von Ihnen zu distanzieren

[hellip] Ja auch Linksextremisten sind keine Kinder von Traurig-keit Es gibt sie und wir bekaumlmpfen sie auch aber ich werde niemals den einen Extremismus mit dem anderen Extremis-mus vergleichen [hellip]

Natuumlrlich ist es jedoch mit einem Antrag und einigen ma-gischen Worten nicht getan Vielmehr hoffe ich [hellip] dass Worte wie bdquoRespektldquo bdquoWertschaumltzungldquo und bdquoMiteinanderldquo eben keine Einbahnstraszlige sind

[hellip] Der liberale Rechtsstaat die gesamte Idee der Demo-kratie mit allen ihren unterschiedlichen Interessen und mit ihrem Schutz fuumlr Minderheiten steht so offen wie nie im modernen Deutschland unter Beschuss Wir brauchen keine Rhetorik die suggeriert dass nur die eigenen Ideen die ein-zig richtigen sind [hellip]

Ich sage das ganz klar in Richtung der AfD aber auch in Richtung aller Abgeordneten Regierungsvertreter und Zu-schauer im Saal Es ist Zeit dass wir uns an die eigene Nase fassen und wieder mehr miteinander ins Gespraumlch kommen [hellip] Sorgen darf jeder Mensch haben und es ist niemandem von uns geholfen wenn wir diese totschweigen [hellip] Aber Sorgen liebe Kolleginnen und Kollegen duumlrfen nie Ausre-de dafuumlr sein den Boden des Grundgesetzes zu verlassen Das ist gerade in einem demokratischen Rechtsstaat nicht verhandelbar ndash Ich bedanke mich fuumlr die Aufmerksamkeit

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDUund Simone Oldenburg DIE LINKE)

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

19 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Ann Christin von Allwoumlrden CDU

bdquoSpurlos gehen Hass und Hetze nicht an Menschen vorbeildquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren bdquoAchte auf deine Gedanken denn sie werden Worte Achte auf deine Worte denn sie werden Handlun-genldquo Mit der Quellenlage dieser Weisheit ist es schwierig Manche vermuten sie im Talmud Ich habe auch schon gele-sen dass es eine chinesische Weisheit sein koumlnnte Am Ende ist es aber auch egal denn der Gedanke dahinter stimmt in jedem Fall Erst kommt der Gedanke dann kommt der Vor-satz dann kommt die Tat

Wir haben in wenigen Monaten drei Taten erlebt die unsere Gesellschaft tief erschuumlttert haben Es waren Taten von Maumln-nern uumlber deren Geisteszustand ich hier nicht abschlieszligend urteilen will Entscheidend ist alle drei haben beziehungs-weise hatten ein Weltbild das von Verschwoumlrungstheorien durchdrungen war die unter Rechtsextremisten houmlchst po-pulaumlr sind Es ist das Weltbild von Menschen die fuumlr alles Un-heil auf dieser Welt einen Suumlndenbock haben Fluumlchtlinge Moslems

(Dr Gunter Jess AfD Oder die AfD)

die Juden oder eben Angela Merkel Wir erleben in den letzten Jahren eine zusehends entgrenzende politische De-batte eine Debatte die mit dem lapidaren bdquoDas wird man ja wohl noch sagen duumlrfenldquo beginnt und die mit handfesten Morddrohungen endet Zumindest drei Menschen in den letzten Monaten haben es nicht bei Drohungen belassen Sie wurden zu Moumlrdern

Ich bin keine Kriminalpsychologin Menschen werden nicht automatisch zu Moumlrdern weil sie in den Medien hier ins-besondere in den sozialen Medien oder auch asozialen Medien damit dauerbeschallt werden dass das Abendland

unterzugehen droht Aber machen wir uns nichts vor spur-los gehen Hass und Hetze nicht an Menschen vorbei Hier gibt es eine relativ klare Ursache-Wirkung-Beziehung und auf die gehe ich am Ende meiner Rede auch noch mal kom-poniert ein

Meine Damen und Herren der grassierende Rechtspopu-lismus uumlberwoumllbt und vergiftet nicht nur die mediale De-batte er zeigt auch parlamentarisch Wirkung naumlmlich in der offenkundigen Verhoumlhnung und Geringschaumltzung all dessen was den Parlamentarismus ausmacht das Ringen um Mehrheiten der Kompromiss das Verfolgen guter Ab-sichten das Anstreben internationaler Zusammenarbeit das Bemuumlhen um Sachlichkeit um Maszlig und Mitte All das ist dem Rechtspopulismus suspekt Seine Kategorien sind Do-minanz und Staumlrke alles andere haumllt er fuumlr Verrat Eben weil das so ist eben weil Rechtspopulisten danach streben den Parlamentarismus laumlcherlich zu machen auszuhoumlhlen und zu uumlberwinden eben deswegen herrscht in diesem Land-tag groszlige Einigkeit Wer mit Hunden ins Bett geht wacht mit Floumlhen auf

Meine Damen und Herren in den Zeitungen war in den vergangenen Wochen und Monaten immer mal wieder von der Weimarer Republik die Rede und davon dass durch die Bonner beziehungsweise jetzt Berliner Republik wieder ein Hauch von Weimar weht mit Blick auf die schwierige Mehrheitsfindung in Thuumlringen Die Weimarer Republik das wissen wir heute war eine Demokratie in der es zu weni-ge Demokraten gab in der mancher noch dem Kaiserreich nachtrauerte und viele eine Diktatur nach sowjetischem Vorbild wuumlnschten Der Untergang der Demokratie wurde beguumlnstigt durch eine Mischung aus purer Ablehnung aus Desinteresse und aus dem fatalem Irrglauben Rechtsextre-misten koumlnnten stubenrein werden wenn man sie streichelt ndash ein fataler Irrtum der Eliten in der Weimarer Republik

(Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

Wir meine Damen und Herren wir hier in diesem Land wer-den diesen Fehler kein zweites Mal machen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Und das ist auch unser historischer Auftrag als wachsame Demokraten Zugleich sind wir in der Pflicht gegenuumlber den Millionen von Toten des Zweiten Weltkrieges aber auch ge-genuumlber den Ermordeten der vergangenen Monate Keine Zusammenarbeit mit Rechtsextremisten keine Zusammen-arbeit mit denjenigen die die politische Debatte vergiften Sie Herr Professor Dr Weber und Sie Herr Kramer haben mitgeschossen ndash Herzlichen Dank fuumlr Ihre Aufmerksamkeit

Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

20 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Nikolaus Kramer AfD

bdquoMeine Fraktion will diese Demokratie auch zur Bekaumlmpfung des Rechts-extremismus belebenldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin [hellip] Liebe Landsleute Es ist ein sehr ernstes Thema uumlber das wir heute debattieren

(Zuruf von Martina Tegtmeier SPD)

Foto Uwe Sinnecker

Die erschuumltternden Morde von Hanau Halle und Kassel ha-ben Spuren hinterlassen Wir erleben eine neue Form der Radikalisierung die die Sicherheit der Menschen auch in Mecklenburg-Vorpommern angreifen kann Deshalb kann es nur folgerichtig sein genau dieses Thema im Landtag zu behandeln [hellip] Wir muumlssen genau hinsehen um zu verste-hen was passiert Das geht nur mit einer klaren Analyse die uns voranbringt

(Torsten Renz CDU Dann mal los)

[hellip] Meine Damen und Herren die Expertenanalyse von Frau Saimeh beschreibt einen psychotischen Taumlter Wir wis-sen dass er in seinem Wahn rassistische Gedanken als Folie genutzt hat Ein so krankhaftes Hasspotenzial meine Da-men und Herren hat auf kaum vorstellbare Art und Weise elf Menschen das Leben genommen und schreckliches Leid verursacht

Ein solcher Fall ist fuumlr unsere Behoumlrden nicht einfach zu ver-hindern da der Taumlter aufgrund seiner buumlrgerlichen Sozialisa-tion lange Zeit unter dem Radar laumluft Es ist auch die Aufgabe der Gesellschaft die Gefaumlhrlichkeit rechtzeitig zu identifizie-ren und praumlventive Maszlignahmen zu ergreifen Daher besteht die Frage auch darin wie wir so furchtbar kranken Menschen rechtzeitig helfen koumlnnen

Meine Damen und Herren nach Ansicht des Psychologen Nils Boumlckler

Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

21 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

[hellip] Stimmen Sie unserem Aumlnderungsantrag zu Zeigen Sie wie echter demokratischer Konsens

(Heiterkeit bei Wolfgang Waldmuumlller CDU)

gegen Extremismus und Rassismus in diesem Hause aus-sieht

(Wolfgang Waldmuumlller CDU Mein lieber Mann)

Liebe Buumlrger dieses Landes ich darf am Ende meiner Rede einen klugen Sozialdemokraten zitieren

(Dr Ralph Weber AfD Falls es so was gibt)

bdquoHeute steuern wir unverdrossen auf eine weitere Stufe der menschlichen Entwicklung zu den Bestmenschen gegen rechts Er beansprucht die alleinige Deutungsmacht uumlber das Gute Am Ende wird die politische und kulturelle Spaltung unseres Landes weiter forciertldquo Herzlichen Dank fuumlr diese Worte an Herrn Mathias Brodkorb

Das ist eine Warnung vor dem Abbruch des demokratischen Gespraumlchs aufgrund eines auf die Spitze getriebenen Mora-lismus Durch die Instrumentalisierung von Hanau ist dies aktueller denn je [hellip] Die Christdemokratie erkennt hoffent-lich bald dass nichts zu gewinnen ist wenn man sich von den LINKEN die Agenda diktieren laumlsst

(Heiterkeit vonseiten der Fraktion der SPD ndash Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Meine Damen und Herren Hanau ist nicht die AfD Meine Partei lehnt Gewalt und jede Form extremistischen Han-delns ab

(Heiterkeit vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE ndash

Beifall vonseiten der Fraktion der AfD ndash Tilo Gundlack SPD Jaaa ndash

Zurufe von Andreas Butzki SPD und Thomas Kruumlger SPD)

[hellip] Herzlichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD und Holger Arppe fraktionslos ndash

Julian Barlen SPD Merken Sie selber oder)

(Zuruf von Christian Brade SPD)

der zu Radikalisierung und Extremismus forscht gehoumlrt zu einer ehrlichen Analyse dass voreilige Schuldzuweisungen voumlllig deplatziert sind Die Einzeltaumlter von Hanau oder Hal-le haben kein geschlossenes Weltbild Sie flicken sich ihre Weltanschauung zusammen um ihre Persoumlnlichkeit zu ins-zenieren Das unterscheidet sie vom politischen Terror der Roten Armee Fraktion oder Organisationen anderer extre-mistischer Schattierungen

Meine Damen und Herren in Hanau und Halle haben wir es mit einer besonders schwierigen Form moumlrderischer Ge-walt zu tun Eine Konsequenz aus diesen Vorfaumlllen kann nur sein dass eine Sensibilisierung von Politik und Gesellschaft stattfindet und bei dieser Aufgabe werte Abgeordnete der Koalition und der LINKEN stehen wir fest an Ihrer Seite

(Heiterkeit vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE ndash

Beifall vonseiten der Fraktion der AfD ndashZuruf von Julian Barlen SPD)

[hellip] Es haumlngt insbesondere davon ab Herr Kruumlger wie wir miteinander ins Gespraumlch kommen und wo wir unsere De-mokratie ernst nehmen

(Thomas Kruumlger SPD Ich moumlchte mit Ihnen nicht ins Gespraumlch gehen ndash

Simone Oldenburg DIE LINKE Wir kommen nicht miteinander ins Gespraumlch)

Meine Fraktion will diese Demokratie auch zur Bekaumlmpfung des Rechtsextremismus beleben

(Beifall Jens-Holger Schneider AfD Genau ndash Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

Die vollstaumlndigen Redebeitraumlge finden Sie im Plenarprotokoll unter wwwlandtag-mvdeparlamentsdokumentehtmlAuf dem YouTube-Kanal des Landtages gibt es die Plenar-sitzungen auch als Video unter wwwlandtag-mvde

Schuumllerinnen des Gymnasialen Schulzentrums Wittenburg auf der Besuchertribuumlne Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

22 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Simone Oldenburg DIE LINKE

bdquoWir werden es nicht zulassen dass sich im Jahr 2020 ein bdquo33ldquo einschleichtldquo

Frau Praumlsidentin Sehr geehrte Damen und Herren Rassis-mus Antisemitismus rechtsextremistisch motivierte An-schlaumlge und Morde sowie die gewaltbereite und verrohte Sprache greifen unser Leben unsere Demokratie seit Jahren an Es gibt Tage nach Anschlaumlgen oder gewaltbereiten Aumlu-szligerungen an denen Trauer uumlberwiegt und sich Fassungslo-sigkeit breitmacht Und in dieser Zeit bringt der gemeinsame Antrag von SPD CDU und meiner Fraktion ein bisschen mehr Hoffnung und mehr Entschlossenheit [hellip]

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

[hellip] Wir zeigen dass Demokratinnen und Demokraten trotz unterschiedlicher politischer Ansichten zum Schutz der Volksherrschaft zum Schutz der Rechtsstaatlichkeit und zum Schutz der Menschen zusammenarbeiten

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

[hellip] Sehr geehrte Damen und Herren

(Dr Ralph Weber AfD Aber die darf man ja nicht ansprechen)

wie konnten die Faschisten 1933 die Macht ergreifen

(Zuruf von Ralf Borschke AfD)

Sie kamen mit ganz legalen Mitteln an die Macht

(Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

[hellip] Sie installierten das Fuumlhrungsprinzip mit Gleichschal-tung Notstandsgesetzgebung Parteienverboten mit der Verfolgung Andersdenkender Andershandelnder

Foto Uwe Sinnecker

(Peter Ritter DIE LINKE Sie waren da oder was)

Andersaussehender

(Peter Ritter DIE LINKE Waren Sie da)

Anderssprechender

(Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes AfD)

Andersliebender

(Peter Ritter DIE LINKE Waren Sie da ndash Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes AfD)

Andersglaumlubiger

(Peter Ritter DIE LINKE Haben Sie Goebbels da getroffen)

und Anderslebender

(Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes AfD)

[hellip] Und das sehr geehrte Damen und Herren das sind nicht nur Taten der Geschichte nein Geschichte droht sich zu wiederholen denn auch in den letzten Jahren schafften es Rechtsextreme in die Parlamente ob in Thuumlringen oder in Mecklenburg-Vorpommern

(Zuruf von Christoph Grimm AfD)

So aumltzte der Vorsitzende der AfD-Fraktion im Thuumlringer Landtag Houmlcke ich zitiere man werde bdquoso fuumlrchte ich nicht um eine Politik der sbquowohltemperierten Grausamkeitlsquo herum-kommen Existenzbedrohende Krisen erfordern auszligerge-woumlhnliches Handeln Die Verantwortung dafuumlr tragen dann diejenigen die die Notwendigkeit dieser Maszlignahmenldquo

(Zuruf von Juumlrgen Strohschein AfD)

bdquomit ihrer unsaumlglichen Politik herbeigefuumlhrt habenldquo

(Zuruf von Christoph Grimm AfD)

Ende des Zitats

[hellip] Wir werden es nicht zulassen dass sich im Jahr 2020 ein bdquo33ldquo einschleicht denn wer einen Fuumlhrer installieren will Mi-granten von der Teilhabe am Leben ausschlieszligen moumlchte wer die Zeit des Hitler-Faschismus relativieren will und nicht als das anerkennt was sie ist die grausamste Zeit deutscher Geschichte europaumlischer Geschichte und der Weltgeschich-te der sehr geehrte Damen und Herren der ist ein Faschist Mit einer Partei die Faschisten in ihren Reihen hat werden wir niemals zusammenarbeiten

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

23 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Corona-Virus sorgt fuumlr EinschraumlnkungenAbgeordnete appellieren an Sachlichkeit Vernunft und Solidaritaumlt

Kinder duumlrfen nicht zur Kita und Schule Geschaumlfte Restaurants Hotels The-ater ndash geschlossen Groszligeltern und Freunde treffen ndash verboten Veranstaltungen aller Art ndash auf unbestimmte Zeit abgesagt Das oumlffentliche Leben steht auch in MV nahezu still Noch niemals zuvor mussten Bund und Laumlnder zu derart drasti-schen Maszlignahmen fuumlr die Buumlrgerinnen und Buumlrger greifen Doch sie entschei-den dies aus gutem Grund ndash um die Ausbreitung der hoch ansteckenden Coro-na-Viren einzuschraumlnken Auch der Landtag hat sich mit dem Thema Corona befasst Als die Abgeordneten am 11 Maumlrz auf Antrag der CDU-Fraktion in der Aktuellen Stunde uumlber die Situation in MV debattierten war das Land noch weit von diesen Einschraumlnkungen entfernt Eine der draumlngendsten Fragen zu diesem Zeitpunkt war noch inwiefern Groszligveranstaltungen abgesagt werden In den folgenden Wochen haben sich die Ereignisse nahezu taumlglich uumlberschlagen Weltweit Bundesweit Landesweit Und zu groszligen Einschraumlnkungen fuumlr nahezu jede und jeden im Land gefuumlhrt

bdquoWahrscheinlich gab es in den letzten Jahren keine aktuellere Aktuelle Stun-de hier im Landtag als die heutigeldquo sagte Sebastian Ehlers (CDU) bdquoQuasi im Stundentakt uumlberschlagen sich die Mel-dungen und Ereignisseldquo Dass das Virus auch in MV ankomme sei nur eine Fra-ge der Zeit gewesen bdquoEs geht jetzt da-rum die Ausbreitung zu unterbrechen bzw zu verlangsamenldquo Hier sei jeder Einzelne gefragt Hygieneregeln einzu-halten unnoumltige Reisen zu meiden und auf Freizeitaktivitaumlten zu verzichten bei denen sich viele Menschen zusammen-finden Ihm sei bewusst dass sich jede

Einschraumlnkung auch auf die Wirtschaft auswirken werde Er begruumlszligte dass der Bund bereits Kurzarbeitergeld Liqui-ditaumltshilfen Buumlrgschaften und Steuer-stundungen fuumlr betroffene Unterneh-men zugesagt habe bdquoAuch wir im Land werden wenn es notwendig ist die Unternehmen bei uns nicht im Stich lassenldquo Er zeigte sich uumlberzeugt dass das Gesundheitssystem gut auf die Aus-breitung des Virus vorbereitet sei bdquoAber es wird an Grenzen gefuumlhrt werdenldquo Umso wichtiger sei es jetzt besonnen und vernuumlnftig zu handeln um die In-fektionsketten zu unterbrechen

bdquoWir sind gut auf die Krankheit vorbe-reitetldquo pflichtete Gesundheitsminister Harry Glawe bei Alle zustaumlndigen Be-houmlrden bei Bund Land und Kommunen stuumlnden in engem Austausch miteinan-der MV sei seit gut 14 Tagen von dem Virus betroffen Grund zur Panik gebe es aber nicht Um die Arztpraxen zu ent-lasten werde sein Ministerium landes-weit neun Abstrich-Zentren einrichten Zudem erhalte die Kassenaumlrztliche Ver-einigung Geld um Schutzausruumlstung fuumlr niedergelassene Aumlrzte zu beschaf-fen Daruumlber hinaus habe das Land eine Hotline fuumlr Buumlrger (0385588-5888) und Unternehmer (0385588-5588) ein-gerichtet Erleichtert zeigte er sich da-ruumlber dass der Bund die Schwelle fuumlr Kurzarbeit gesenkt habe Der Minister appellierte an alle die befuumlrchten am Coronavirus erkrankt zu sein zunaumlchst beim Hausarzt anzurufen Dieser werde dann alle weiteren Schritte einleiten Er kuumlndigte an jede Entwicklung mit Au-genmaszlig zu analysieren und daraus ta-gesaktuell Entscheidungen abzuleiten Sein besonderer Dank galt allen die sich intensiv fuumlr das Zuruumlckdraumlngen des Vi-rus einsetzten

bdquoFakt ist dass wir die Pandemie nicht auf-halten koumlnnenldquo verdeutlichte Nikolaus Kramer (Fraktionschef AfD) bdquoWir koumlnnen lediglich ihren massenhaften Ausbruch verhindern Und da ist jeder Einzelne von uns in der Pflichtldquo Fuumlr jeden sollte es inzwischen selbstverstaumlndlich sein sich regelmaumlszligig die Haumlnde zu waschen weil im Supermarkt im oumlffentlichen

Mit Markierungen im Abstand von 15m auf dem Boden sollen die Kunden im Supermarkt ermahnt werden einen Sicherheitsabstand zueinander einzuhalten

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

24 A u s d e m P l e n u m A k t u e l l e S t u n d e

Personennahverkehr kurzum uumlberall wo man sich drauszligen bewegt konta-minierte Flaumlchen lauern koumlnnen bdquoJeder Tag den wir gewinnen ist ein guter Tagldquo Er appellierte daran parteiuumlber-greifend zusammenzuhalten bdquodenn es wird ein nationaler Kraftakt werden moumlglicherweise auch ein europaumlischer Kraftaktldquo Sich mit Grundnahrungsmit-teln und Wasser einzudecken sei rich-tig Es muumlsse jedoch niemand in Panik verfallen und beim Einkaufen hamstern

bdquoWir sprechen uumlber eine Situation die wir in ihrem Ausmaszlig vor einigen Wochen so noch nicht ahnen konntenldquo aumluszligerte Julian Barlen (SPD) Bei aller nachvoll-ziehbaren Sorge uumlber die Entwicklung und ihre Folgen komme es jetzt darauf an besonnen und gelassen zu bleiben ndash auch dann wenn die Schutzmaszlignah-men ausgeweitet werden sollten Er warb darum in Zeiten von Fake News nicht jeder Horrormeldung einfach so Glauben zu schenken und Vertrauen ins Gesundheitssystem zu haben bdquoDeutsch-land und Mecklenburg-Vorpommern sind im internationalen Vergleich wirklich gut vorbereitet Wir haben gute Kliniken wir haben fitte Aumlrzte wir haben aus-gewiesene Experten ein ausgebautes Krankheitswarn- und Meldesystem und wir haben Notfallplaumlneldquo Das Virus werde unbestritten auch die Wirtschaft treffen In welchem Ausmaszlig sei ungewiss bdquoEines ist aber klar und auch klares Signal hier aus dem Landtag Kein Unternehmen darf in ernste Schieflage oder gar Insol-venz geraten kein Arbeitsplatz darf ge-faumlhrdet werdenldquo

bdquoWir sollten die Coronakrise auch nutzen um die Globalisierung kritisch zu hinter-fragenldquo fuumlhrte Holger Arppe (fraktions-los) an Produktionen ins Ausland zu ver-lagern erweise sich nun als Achillesferse fuumlr Deutschland und MV bdquoDie meisten unserer Arzneimittel kommen aus China oder Indien Das ist mit ein Grund wes-halb wir jetzt Lieferengpaumlsse in dem Be-reich habenldquo Die Landesregierung sollte sich deshalb auf Bundesebene dafuumlr einsetzen Schluumlsselindustrien wieder in Deutschland anzusiedeln

Fuumlr DIE LINKE offenbare die Pandemie wie fragil unsere Lebensgrundlagen sind bdquoWir werden auf uns selbst zuruumlck-geworfen und muumlssen uns fragen Koumln-

Stichwort Corona

Wie wird das Virus uumlbertragen

Von Mensch zu Mensch Hauptsaumlchlich uumlber Troumlpfcheninfektion insbesondere durch Niesen und Husten oder wenn beim Sprechen winzige Troumlpfchen wei-tergegeben werden Das Robert-Koch-Institut schlieszligt nicht aus dass man sich auch uumlber verunreinigte Oberflaumlchen (Schmierinfektion) anstecken kann Die haumlufigsten Infektionsketten gehen den Wissenschaftlern zufolge aber auf eine direkte Uumlbertragung zuruumlck Die Ge-fahr sich anzustecken wird in Deutsch-land derzeit als hoch eingeschaumltzt Wie kann man sich vor einer Ansteckung schuumltzen

Waschen Sie sich regelmaumlszligig und gruumlnd-lich die Haumlnde Unter flieszligendem Was-ser und mit reichlich Seife Mindestens 20 Sekunden lang Niesen Sie in ein Ein-wegtaschentuch oder in die Armbeuge Halten Sie beim Husten oder Niesen min-destens einen Meter Abstand zu ande-ren und drehen Sie sich weg Halten Sie generell zu anderen Menschen einen Abstand von mindestens 15 Metern Vermeiden Sie soziale Kontakte Fassen Sie sich nicht mit den Haumlnden ins Ge-sicht Geben Sie niemandem die Hand

Welche Krankheitszeichen koumlnnen auftreten

Symptome die am haumlufigsten beo-bachtet werden sind Husten Unwohl-sein und Fieber Manche Betroffene klagen auch uumlber Durchfall In schweren Faumlllen kann die Erkrankung zu Atem-problemen fuumlhren und toumldlich enden Infektionen koumlnnen aber auch ohne Krankheitszeichen ablaufen Die Inku-bationszeit also der Zeitraum zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krank-heit betraumlgt bis zu 14 Tage

Fuumlr wen ist eine Infektion besonders gefaumlhrlich

In den meisten Faumlllen verlaumluft die Krank-heit mild Manche Menschen sind aber eher gefaumlhrdet fuumlr einen schweren Ver-lauf als andere Zu den Risikogruppen gehoumlren unter anderem aumlltere Men-schen Raucher oder Menschen mit be-stimmten Vorerkrankungen Das Robert-Koch-Institut zaumlhlt dazu zum Beispiel Herzkreislauferkrankungen Diabetes Erkrankungen des Atmungssystems der Leber und der Niere sowie Krebserkran-kungen

Quellen wwwbzgade (Bundeszentrale fuumlr gesundheitliche Aufklaumlrung) wwwrkide (Robert-Koch-Institut) und wwwbundesregierungde

Abschied

Mecklenburg-Vorpommerns erster Mi-nisterpraumlsident Alfred Gomolka ist am 24Maumlrz im Alter von 77 Jahren gestor-ben Anlaumlsslich der Nachricht erklaumlr-te Landtagspraumlsidentin Birgit Hesse

bdquoDer Landtag trauert um Prof Dr Alfred Gomolka

Als Abgeordneter der ersten Wahlperi-ode des Landtages MV und erster frei gewaumlhlter Ministerpraumlsident unseres Bundeslandes hat er sich mit seinem Wirken um den Aufbau der parlamen-tarischen Demokratie in MV in beson-derer Weise verdient gemacht Als Politikerin wie Repraumlsentantin unseres Landesparlamentes trauere ich um einen uumlber die Parteigrenzen hinweg geschaumltzten Politiker dessen Stimme auch nach seiner aktiven Zeit Gewicht hatte Meine Gedanken sind in diesen Stunden bei der Familie des Verstor-benenldquo

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

25 A u s d e m P l e n u m A k t u e l l e S t u n d e

Polizei erhaumllt mehr BefugnisseSicherheits- und Ordnungsgesetz soll digitale Ermittlungen erleichtern

Unerlaumlsslich und genau richtig Nicht weitreichend genug Zu weit gehend Auf diesen Nenner lassen sich die Positi-onen der Landtagsfraktionen zum neu-en Sicherheits- und Ordnungsgesetz bringen Die neuen Regelungen sollen der Polizei in MV mehr Befugnisse ge-ben insbesondere fuumlr Ermittlungen im Internet Sie erlauben den Beamten zum Beispiel heimlich auf Computer Tablets und Smartphones zuzugreifen

oder Telefonate zu uumlberwachen Das Anliegen dahinter Terrorismus Online-Kriminalitaumlt und Kinderpornografie wir-kungsvoller zu bekaumlmpfen Die Aumlnde-rungen wurden monatelang kontrovers diskutiert In der Oumlffentlichkeit In den Fraktionen Im Innenausschuss und in Anhoumlrungen mit Sachverstaumlndigen Und im Maumlrz nach zweiter Lesung im Landtag mit den Stimmen von SPD CDU und AfD beschlossen

Besonders fuumlr Ermittlungen im Internet erhaumllt die Polizei mehr Moumlglichkeiten

nen wir weiter so produzieren das Pro-duzierte verteilen und konsumieren wie bisher Was ist eigentlich wirklich wich-tig in unserem Leben Und wie gehen wir miteinander umldquo meinte Torsten Koplin bdquoKlingt pathetisch ist es aber nichtldquo Das Virus werfe auch ein Licht auf die Schwaumlchen des Gesundheits-systems An vielen Stellen mangele es an Desinfektionsmittel und Schutzbe-kleidung bdquoWir fordern daher den unver-zuumlglichen Aufbau einer landeseigenen Notfallreserve fuumlr Desinfektionsmittel und Schutzbekleidungldquo Daruumlber hinaus verlangte er die Ausbil-dungskapazitaumlten in der Pflege und die Zahl der Medizinstudienplaumltze zu erhouml-hen bdquoWir muumlssen vorausschauend dafuumlr sorgen dass wir endlich genug Pflege-

rinnen und Pfleger sowie Aumlrztinnen und Aumlrzte habenldquo Sein dringlicher Appell an die Bevoumllkerung den Empfehlungen der Behoumlrden Folge zu leisten bdquoBeson-nenheit Ruumlcksichtnahme und Solidari-taumlt sind das Gebot der Stundeldquo

Ein Dreiklang auf den auch Ministerprauml-sidentin Manuela Schwesig setzt Sie bat um Verstaumlndnis wenn es in naumlchs-ter Zeit zu weiteren Einschraumlnkungen kommen sollte Die Lage sei ernst Manch einer moumlge die Maszlignahmen vielleicht fuumlr uumlbertrieben halten Hier gehe es aber um den Schutz von Men-schenleben Auch wer sich selbst nicht fuumlr gefaumlhrdet halte habe eine Verant-wortung gegenuumlber Risikopatienten bdquoUm diese Solidaritaumlt bitte ich unsere

Bevoumllkerungldquo Sie verstehe die Sorgen der Wirtschaft Das Land sei jedoch gut vorbereitet Sie befuumlrwortete die Re-gelungen des Bundes zur Kurzarbeit bdquoMit Kurzarbeit sind wir sehr sehr gut durch die Finanz- und Wirtschaftskrise gekommen Es ist eine Maszlignahme mit der wir gute Erfahrungen habenldquo Auch mit dem kuumlrzlich beschlossenen Lan-deshaushalt fuumlr 20202021 sei MV gut fuumlr schwierige Situationen aufgestellt In den naumlchsten Wochen werde man auf viele Dinge flexibel reagieren muumlssen bdquoIch bin sehr sehr zuversichtlich dass wir genau mit diesem Dreiklang ndash die Kraft aufbringen sich der Pandemie zu stellen besonnen zu reagieren und soli-darisch zu handeln ndash in der Bevoumllkerung auch das meistern koumlnnenldquo

bdquoDas neue Gesetz ist eine Antwort auf das digitale Zeitalterldquo verdeutlichte Manfred Dachner (SPD) Waumlhrend sich Taumlter bildlich gesehen in duumlsengetrie-benen Fahrzeugen auf der Datenau-tobahn bewegten seien die Ermittler noch im Wartburg unterwegs bdquoMit dem Gesetz geben wir der Polizei die Befugnis effektiver die Allgemeinheit und den Einzelnen zu schuumltzenldquo Die Erweiterungen moumlgen bdquowie ein Grusel-kabinett von Maszlignahmenldquo klingen ndash aber nur wenn man nicht deutlich dazu sage dass ihre Anwendung auf Tatsa-chen beruhen muss die eine Gefahr fuumlr Leib und Leben bedeuten Bloszlige Ver-dachtsmomente reichten nicht aus Das gelte auch fuumlr Menschen im direkten Umfeld einer Zielperson Selbst die

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26 A u s d e m P l e n u m | B e r i c h t e

Groszligmutter von Al Capone haumltte nach diesem Gesetz keine Polizeimaszlignahme zu befuumlrchten sofern keine Tatsachen vorliegen dass von ihr selbst Gefahren ausgingen so Dachner Zudem stuumlnden alle freiheitseinschraumlnkenden Maszlignah-men unter Richtervorbehalt Er betonte bdquoDie Polizei war und ist immer ein zu-verlaumlssiger Huumlter des Gesetzes Das wird auch im neuen SOG so bleibenldquo

Nikolaus Kramer (Fraktionsvorsitzen-der AfD) begruumlszligte die Aumlnderungen bdquoEs ergibt schlichtweg keinen Sinn die Landespolizei zur Abwehr schwerwie-gender Gefahren personell aufzusto-cken ihr aber dann die notwendigen Moumlglichkeiten der Erkenntnisgewin-nung vorzuenthaltenldquo An einigen Stel-len sehe er jedoch Nachbesserungs-bedarf So sollten Ermittler zur Abwehr terroristischer Straftaten Menschen auch praumlventiv in Gewahrsam nehmen duumlrfen bdquoUnd wir wollen Journalisten als Berufsgeheimnistraumlger explizit schuumlt-zenldquo Die Sorge vor einem Uumlberwa-chungsstaat hielt er fuumlr unbegruumlndet bdquoDas neue Sicherheits- und Ordnungs-gesetz ist mit Sicherheit keine neue Stasi 20ldquo Alles andere sei bdquoPolemik eines linken Milieusldquo und verkenne die unab-haumlngigen Kontrollinstanzen des Rechts-staats Kritik uumlbte er an der neuen Om-budsstelle fuumlr Polizisten Sie schuumlre nur Misstrauen innerhalb der Landespolizei bdquoBei uns im Land gibt es viele Stellen an die sich Polizisten in Not wenden koumln-nenldquo ndash denen nun das Vertrauen abge-sprochen werde

bdquoDas einzig Schlechte an dem Gesetz ist dass es nicht schon letztes Jahr in Kraft getreten istldquo sagte Ann Christin von Allwoumlrden (CDU) bdquoGerade die er-weiterten Online-Befugnisse sind in Zeiten der allgemeinen Digitalisierung ein zwingend notwendiges polizei-liches Mittel zur Gefahrenabwehrldquo Viele der gezeichneten Horrorszenarien seien bdquokompletter Stussldquo Sie offenbarten le-diglich welches Misstrauen die politi-schen Raumlnder gegenuumlber der Polizei hegten bdquoDie Gefahr dass der Staat die Daten missbraucht geht gegen nullldquo Von ihrer Kritik am Umgang mit dem Gesetzentwurf nahm sie auch die Me-dien nicht aus Dem Land einerseits den Weg in einen Uumlberwachungsstaat zu unterstellen anderseits aber damit

zu werben fuumlr ein neues Zeitungsabo bdquoAlexaldquo obendrauf zu legen sei blan-ker Hohn Sie betonte dass das Gesetz Medienvertreter gegenuumlber dem bis-herigen Recht nicht schlechter stelle bdquoMoumlglich dass Medienvertreter sich was das angeht schon immer schlecht behandelt gefuumlhlt haben Aber neu sind die beklagten Regelungen ganz und gar nichtldquo

Fuumlr DIE LINKE greift der Gesetzentwurf zu weit in die Grundrechte der Buumlrger ein bdquoOnline-Durchsuchungen und Quellen-TKUuml [Telekommunikationsuuml-berwachung] unter dem Vorwand der Gefahrenabwehr stellen einen Paradig-menwechsel dar dessen Flurschaden noch gar nicht absehbar istldquo sagte Peter Ritter bdquoAus der Polizei als allgemeinem Inbegriff von Sicherheit und Gefahren-abwehr wird eine Institution deren Ar-beit auf Unsicherheit und Sicherheits-luumlcken von IT-Systemen basiertldquo Das werde das Vertrauen der Buumlrger in die Polizei nicht staumlrken Er forderte dem Zuwachs an Befugnissen eine unabhaumln-gige Beschwerdestelle gegenuumlberzu-stellen an die sich nicht nur Polizisten sondern auch Buumlrger wenden koumlnnen

Da sich der Vorsitzende des Innenaus-schusses in der Debatte weder zu den Beratungen noch zur Anhoumlrung im Ausschuss geaumluszligert habe empfahl er allen Interessierten einen Blick in die Beschlussempfehlung bdquoDenn die Anhouml-rung hat ein ganz anderes Bild ergeben als hier in einzelnen Reden dargestellt wurdeldquo Saumlmtliche Hinweise Kritiken oder Anregungen seien jedoch in den Wind geschlagen worden

Auf Antrag der Fraktion DIE LINKE wur-de uumlber den Gesetzentwurf nament-lich abgestimmt Daran nahmen 68 Abgeordnete teil 56 stimmten fuumlr den Gesetzentwurf 12 dagegen Die Aumlnde-rungsantraumlge der Opposition wurden abgelehnt

Gesetzentwurf Landesregierung Drucksache 73694Beschlussempfehlung Innenausschuss Drucksache 74766Aumlnderungsantraumlge DIE LINKE Drucksachen 74776 und 74777Aumlnderungsantraumlge AfD Drucksachen 74778 und 74779

Info

bull InbegruumlndetenFaumlllendarfdiePolizeiPCs Smartphones und Tablets von Zielpersonen durchsuchen und uumlber-wachen Bei Bedarf auch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Voraussetzung dafuumlr ist in jedem Fall eine richterliche Genehmigung

bull Neben Festnetz undMobilfunk duumlr-fen Ermittler nun auch Telefonge-spraumlche uumlbers Internet uumlberwachen und mithilfe einer Software auf ver-schluumlsselte Inhalte zugreifen Auch fuumlr diese Quellen-Telekommunikati-onsuumlberwachung (Quellen-TKUuml) ist eine richterliche Genehmigung not-wendig

bull Laumlsst sich die Identitaumlt einer Per-son nicht anders feststellen duumlrfen Ordnungsbehoumlrden die betroffene Person bis zum Eintreffen der Polizei festhalten

bull Der finale Rettungsschuss wird alsklarstellende Regelung in das SOG aufgenommen

Er ist bisher auch schon moumlglich aber nicht explizit gesetzlich festge-halten

bull InpolizeilichenRaumlumendie fuumlrdieGewahrsamnahme genutzt werden wird Videouumlberwachung erlaubt

bull Um Straftaten zu verhindern oderVermisste zu suchen darf die Lan-despolizei auch Drohnen einsetzen

bull Vollzugsbediensteten der Zollver-waltung wird eine Eilzustaumlndigkeit eingeraumlumt Damit koumlnnen auch sie gefahrenabwehrend taumltig werden

bull Security-PersonalbeiGroszligveranstal-tungen soll regelmaumlszligig einer Zuver-laumlssigkeitspruumlfung unterzogen wer-den

bull Der Katalog der Straftaten von er-heblicher Bedeutung wird unter an-derem um Terrorismusfinanzierung die Verbreitung von Kinderporno-grafie Geldwaumlsche und das Ein-schleusen von Auslaumlndern erweitert

Quelle Innenministerium

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

27 A u s d e m P l e n u m | B e r i c h t e

Enquete-KommissionkommtGremium soll uumlber die Zukunft der medizinischen Versorgung in MV beraten

Um die stationaumlre Versorgung kran-ker oder verletzter Menschen kuumlm-mern sich in MV 37 Krankenhaumluser Je-den einzelnen dieser Standorte auch in Zukunft zu erhalten ist ein Ziel das alle Fraktionen im Landtag eint Uumlber den Weg dahin gehen die Meinungen allerdings auseinander DIE LINKE haumllt es unter anderem fuumlr geboten private Krankenhaumluser gegebenenfalls in oumlf-fentliche Traumlgerschaft zuruumlckzufuumlh-ren und forderte bis Herbst entspre-chende Moumlglichkeiten auszuloten Die Koalitionsfraktionen legten einen Dringlichkeitsantrag vor Ein zen-traler Punkt darin Schnellstmoumlglich eine Enquete-Kommission ins Leben zu rufen die die Zukunft der medizi-nischen Versorgung in MV als groszliges Ganzes beleuchtet

Ein vorbildliches Gesundheitsnetz auf der einen Seite marode Kliniken und veraltete Technik auf der anderen ndash in diesem Konfliktfeld habe sich das Ge-sundheitswesen nach der Wende be-funden skizzierte Torsten Koplin (DIE LINKE) bdquoDas Heil aus dieser Situation wurde im Umbruch der Eigentumsver-haumlltnisse gesehenldquo In keinem anderen ostdeutschen Bundesland seien so viele Krankenhaumluser privatisiert worden wie in MV ndash die meisten zwischen 1991 und 1996 Unter der SPDPDS-Regierung in den Jahren 1998 bis 2006 seien es sechs gewesen bdquoSeither zieht eine Beutegemeinschaft privater Klinikkon-zerne durch das Landldquo die ndash getrieben von Effizienzrenditen ndash unprofitable Krankenhausbereiche wie Kinder- und Jugendmedizin Gynaumlkologie und Ge-burtshilfe auslese Hier muumlsse die Politik Verantwortung uumlbernehmen und ge-gebenenfalls private Krankenhaumluser in oumlffentliche Traumlgerschaft zuruumlckfuumlhren bdquoEs geht nicht um eine Situation die von

heute auf morgen ansteht Aber wir ha-ben politisch Vorsorge zu leisten fuumlr den Fall der Faumllleldquo Als Finanzierungsquelle brachte er den Strategiefonds ins Spiel

Die stationaumlre Versorgung langfristig flauml-chendeckend aufrechtzuerhalten stehe fuumlr die Koalitionsfraktionen auszliger Frage Sich in jeder Landtagssitzung einzelnen Standorten oder Herausforderungen zu widmen werde die Probleme aber nicht loumlsen begruumlndete Sebastian Ehlers(CDU) den auf Initiative seiner Frakti-on eingereichten Dringlichkeitsantrag Er halte es fuumlr sinnvoller die Dinge zu buumlndeln bdquoWir wollen deshalb heute die Weichen stellen fuumlr eine Enquete-Kom-mission Zukunft der medizinischen Versorgung in Mecklenburg-Vorpom-mernlsquoldquo Mit dem Ziel konkrete Details fuumlr eine zukunftsfaumlhige medizinische Versorgung im Land auszuarbeiten Er warb darum alle Gedankenspiele zuzu-lassen und innovative Wege zu gehen bdquoDa darf es keine Denkverbote gebenldquo Er appellierte daran die Enquete-Kom-mission schnell ins Leben zu rufen und noch bis zum Ende der Wahlperiode zu Ergebnissen zu kommen

Gesundheitsminister Harry Glawe un-terstrich dass das Gesundheitssystem von einer Vielfalt an Anbietern lebe Dazu gehoumlrten private und kommunale Traumlgerschaften genauso wie die freie Wohlfahrt bdquoGrundsaumltzlich ist das immer ein Dreiklangldquo Das was DIE LINKE hier einfordere stehe vor einer hohen Huumlrde im Grundsatz und im Grundgesetz Trauml-gerschaften unter Zwang zu veraumlndern sei ausgeschlossen bdquoEs muss immer einen Verkaumlufer geben und einen der kaufen willldquo Er zeigte sich uumlberzeugt dass die gegenwaumlrtige Gesundheits-struktur im Land auch in den naumlchsten Jahren Bestand haben werde Eine En-quete-Kommission sei aber ein guter Weg um fraktionsuumlbergreifend und mit Fachleuten uumlber die Krankenhausland-schaft und deren Strukturen nachzu-denken und Empfehlungen zur Sicher-stellung der medizinischen Versorgung zu erarbeiten

bdquoWir wissen dass linke Politik gern von einer Ausweitung der Staatsquote traumlumtldquo sagte Dr Gunter Jess (AfD) bdquoWir meinen dagegen dass wir alle auch private Ressourcen fuumlr eine

gute Gesundheitsversorgung nutzen solltenldquo Krankenhaumluser in Gaumlnze oder Teilbereichen zu rekommunalisieren sei daher eine Handlungsoption aber kein Koumlnigsweg Einer Enquete-Kommission die bis zu Sommerpause 2021 Ergeb-nisse praumlsentieren soll stand er skep-tisch gegenuumlber bdquoIch denke da wird nichts Vernuumlnftiges bei rauskommenldquo Er habe vielmehr den Eindruck dass die Koalitionsfraktionen mit den selbst ver-ursachten Problemen nicht mehr fertig werden und sich mit der Kommission und mit Blick auf die Landtagswahl 2021 bdquogeschickt aus der Affaumlre ziehen wollenldquo Er nehme den Koalitionsfraktionen die Rolle des Gestalters jedenfalls nicht ab sondern frage sich warum die Antrag-steller nach 30 Jahren direkter oder in-direkter Regierungsverantwortung in Bund und Land nicht schon laumlngst ge-handelt haben

bdquoMosaiksteine bringen nicht vielldquo warb Julian Barlen (SPD) fuumlr die Enquete-Kommission bdquoWir brauchen einen lang-fristig tragfaumlhigen Masterplanldquo Im Kern gehe es um ein sektoruumlbergreifendes multiprofessionelles Versorgungskon-zept bdquoDie Menschen erwarten zu Recht dass sich der Staat um die wesentlichen Belange der Daseinsvorsorge kuumlmmert und wenn noumltig dem Markt auch die Stirn bietetldquo Das Land duumlrfe nicht weiter dabei zuschauen wenn private Traumlger wichtige aber weniger oder nicht pro-fitable Bereiche wie Geburtshilfe oder Paumldiatrie abstoszligen bdquoDie Politik muss es sein die die Regeln dieses Spiels be-stimmt und gemeinsam mit den Betei-ligten aktiv und mit klaren Anforderun-gen ausgestaltet Das ist die Motivation fuumlr den heutigen Antragldquo Der Landtag muumlsse in diesen Fragen eng an der Seite der Menschen stehen die diese Versor-gung dringend brauchten Aufgabe der Enquete-Kommission sei es deshalb den Status quo zu analysieren Perspek-tiven in den Blick zu nehmen und Emp-fehlungen fuumlr eine flaumlchendeckend und zukunftsfaumlhige Gesundheitsversorgung auszusprechen

Sebastian Ehlers (CDU) warnte davor den Eindruck zu erwecken Re-Kom-munalisierungen wuumlrden alle Probleme loumlsen bdquoDas ist zu kurz gedachtldquo Auch kommunale Krankenhaumluser seien nicht vor Personalmangel gefeit Als Finanzie-

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28 A u s d e m P l e n u m | B e r i c h t e

rungsquelle den Strategiefonds anzu-fuumlhren helfe nicht weiter bdquoDa koumlnnen Sie ein halbes Krankenhaus zuruumlck-kaufenldquo Pauschal von einer bdquoBeutege-meinschaft privater Klinikkonzerneldquo zu sprechen hielt er nicht fuumlr angebracht bdquoMan muss immer aufpassen dass man nicht verallgemeinertldquo Den Vorwurf der AfD wieszlig er zuruumlck Niemand wol-le sich hinter eine Enquete-Kommission verstecken Im Gegenteil bdquoWir werden hier sehr offen und kontrovers die Din-ge diskutieren auch mit Experten Was am Ende dabei rauskommt das weiszlig ich heute ehrlicherweise auch noch nichtldquo

Die Traumlgervielfalt der Krankenhaumluser stelle seine Fraktion nicht infrage be-tonte Torsten Koplin (DIE LINKE) bdquoWir muumlssen uns nur mit dem Punkt aus-einandersetzen was passiert wenn ein Krankenhaustraumlger nicht in der Lage oder gewillt ist seinen Versorgungs-auftrag zu erfuumlllenldquo Selbst die Minister-praumlsidentin habe in der Aufregung um Parchim und Crivitz Re-Kommunalisie-rungen ins Feld gefuumlhrt bdquoWir wollen mit unserem Antrag nichts anderes als sich damit auseinanderzusetzenldquo Eine En-quete-Kommission ins Leben zu rufen sei begruumlszligenswert Sie werde jedoch nicht in einem Jahr mit ihrer Arbeit fertig sein Er draumlngte daher mit einem Aumlnde-rungsantrag darauf sie in der naumlchsten Legislaturperiode fortzufuumlhren und im Sommer zunaumlchst einen Zwischenbe-richt vorzulegen

Uumlber den Antrag der Linken wurde na-mentlich abgestimmt Dabei wurden 63 Stimmen abgegeben 12 Abgeordnete votierten mit Ja 51 mit Nein Damit ist der Antrag abgelehnt Der Koalitions-antrag fand mit den Stimmen von SPD CDU einigen Abgeordneten der AfD und dem fraktionslosen Abgeordneten Holger Arppe eine Mehrheit Der Aumlnde-

Stichwort Dringlichkeitsantrag

Ein Dringlichkeitsantrag ist ein Antrag der erst zu Beginn der Landtagssit-zung auf die Tagesordnung gesetzt wird Normalerweise muumlssen die Frak-tionen ihre Beratungsgegenstaumlnde laut Geschaumlftsordnung spaumltestens zwei Wochen vor der Sitzung bei der Landtagspraumlsidentin einreichen Manchmal ergeben sich aufgrund aktueller Entwicklungen Anlaumlsse fuumlr Antraumlge erst nach dieser Frist Ob ein Antrag fuumlr dringlich befunden wird entscheiden die Abgeordneten Stimmt mindestens eine Zweidrit-telmehrheit der Landtagsmitglieder dafuumlr wird er nachtraumlglich bzw zu-saumltzlich auf die Tagesordnung gesetzt Vor der Abstimmung hat die Fraktion die den Antrag stellt die Moumlglichkeit die Dringlichkeit in einem kurzen Re-debeitrag zu begruumlnden Alle anderen Fraktionen koumlnnen darauf erwidern Wird die Dringlichkeit abgelehnt kann der Antrag zur naumlchsten Sitzungswo-che im regulaumlren Verfahren eingereicht werden

Stichwort Enquete-Kommission

Eine Enquete-Kommission ist eine Arbeitsgruppe in der umfangreiche Sachverhalte uumlber einen langen Zeit-raum eroumlrtert werden Sie besteht aus Abgeordneten aller Fraktionen sowie externen Sachverstaumlndigen Im konkreten Fall koumlnnen das unter anderem Klinikbetreiber und Vertre-ter des Gesundheitsministeriums der Kommunen Krankenkassen und Aumlrz-teschaft sein Sie eroumlrtern das Thema gemeinsam und unter verschiedenen Aspekten Ziel ist es Loumlsungen bzw Handlungsempfehlungen fuumlr Pro-bleme zu finden aus denen dann gegebenenfalls politische Entschei-dungen abgeleitet werden Bislang gab es in MV vier Enquete-Kommissi-onen Leben in der DDR Leben nach 1989 ndash Aufarbeitung und Versoumlhnung (1995ndash1997) Zukunftsfaumlhige Gemein-den und Gemeindestrukturen in Meck-lenburg-Vorpommern (2000ndash2002) Staumlrkung der kommunalen Selbstver-waltung (2007ndash2011) und Aumllter werden in Mecklenburg-Vorpommern (2012ndash2016)

rungsantrag der Linken wurde mit den Stimmen von SPD und CDU abgelehnt

Antrag DIE LINKE Drucksache 74742Dringlichkeitsantrag CDUSPD Drucksache 74781Aumlnderungsantrag DIE LINKE Drucksache 74787

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Eine Enquete-Kommission soll sich mit der Zukunft der 37 Krankenhaumluser in MV befassen

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KeineDauer-Flaggenam SchlossSitz des Parlaments wird nur zur Landtagssitzung beflaggt

Europa-Flagge Deutschland-Flag-ge und MV-Flagge Sie werden weiter-hin nicht taumlglich vor dem Schloss we-hen Nach geltender Verordnung werden Flaggen nur an den Sitzungs-tagen der Abgeordneten gehisst Und dabei bleibt es auch Das Plenum hat mehrheitlich gegen den Vorschlag der AfD gestimmt den Sitz des Landtages dauerhaft zu beflaggen Ihr Ansinnen auch den Plenarsaal mit diesen drei Flaggen auszustatten fand ebenfalls keine Mehrheit Beide Antraumlge wurden in einer gemeinsamen Debatte bera-ten in der sich neben der AfD nur DIE LINKE und die fraktionslose Abgeord-nete Christel Weiszligig zu Wort meldeten

bdquoSchwarz-Rot-Gold ist das Symbol fuumlr das demokratische Deutschland Dazu sollte sich ein deutsches Landespar-lament auch taumlglich bekennenldquo argu-mentierte Christoph Grimm (AfD) der beide Antraumlge ins Plenum einbrachte Die Deutschlandflagge stehe fuumlr Freiheit Wohlergehen Zugehoumlrigkeit und eine verfassungsgemaumlszlige Ordnung Fuumlr einen selbstbewussten aufgeklaumlrten Patriotis-mus muumlsse sich niemand schaumlmen Auch dem Plenarsaal wuumlrden die Flaggen von Land Bund und EU ndash zum Beispiel in Form von Standarten ndash mehr Farbe und eine ganz andere Note verleihen Mit bei-den Ansinnen befaumlnde sich MV in guter Gesellschaft zu Laumlndern wie Bayern Hes-sen Berlin und Thuumlringen

Das Ansinnen sei ehrenhaft offenbare jedoch eine Bildungsluumlcke meinte Pe-ter Ritter (DIE LINKE) bdquoDas Instrument das Sie vorschlagen ist falschldquo Nicht die Landesregierung muumlsse aufgefordert werden die Rechtsverordnung zu aumln-dern sondern der Innenminister bdquoOder Sie aumlndern das Hoheitszeichengesetzldquo Als die Baukommission sich mit der Aus-gestaltung des neuen Plenarsaals befasst habe haumltte sich auch die AfD mit Ideen einbringen koumlnnen bdquoIch habe von Ihrer Fraktion keinen Vorschlag gehoumlrtldquo weder zum Aussehen des Saals noch zur Beflag-gung bdquoWir lehnen diese Antraumlge abldquo

Den Plenarsaal zu beflaggen ndash fuumlr Christel Weiszligig (fraktionslos) eine laumlngst uumlber-faumlllige Forderung Flaggen zu zeigen bedeute in der Wirkung nach auszligen auch bdquoWir stehen zu unserem Land Wir sind stolz Diener des Volkes zu seinldquo Sie warb darum bdquoohne viel Gezetereldquo zu jeder Sitzung bdquodrei Standarten mit wun-derschoumlnen Fahnenldquo aufzustellen ndash und damit bdquozuversichtliche Aussagekraft und das Gefuumlhl hier sind wir zu Hauseldquo zu vermitteln

Christoph Grimm (AfD) warf den Ko-alitionsfraktionen vor bdquoden Schwanz einzuziehenldquo bdquoSie wissen nicht was Sie zu diesem Thema sagen sollen deshalb halten Sie lieber den Mundldquo Auch DIE LINKE habe in ihrem Redebeitrag eine Pirouette nach der anderen gedreht bdquoWenn wir die Landesregierung zu etwas auffordern dann ist natuumlrlich auch der Innenminister gefragt und gemeintldquo Die angefuumlhrten Ablehnungsgruumlnde hielt er fuumlr vorgeschoben bdquoGeben Sie das doch zu und sagen Sie dass Sie ideologisch einfach ein Problem mit Schwarz-Rot-Gold habenldquo

Horst Foumlrster (AfD) unterstrich dass es darum gehe den Sitz des Landtags bei der Beflaggung auf eine Stufe mit der Staatskanzlei zu stellen bdquoSymbole ha-ben eine groszlige Wirkungldquo Er gehe nicht davon aus dass es Streit in der Sache gebe Knackpunkt sei vielmehr dass die AfD den Antrag stelle bdquoSeien Sie an der Stelle einfach mal sachlichldquo Er erinnerte daran dass auch Bundespraumlsident Stein-meier vor einiger Zeit davor gewarnt habe Symbole den politischen Raumlndern zu uumlberlassen Sein Vorschlag bdquoWenn Sie nicht mit uns stimmen moumlgen stellen Sie demnaumlchst selbst einen Antragldquo

Beide Antraumlge wurden mit den Stimmen von SPD CDU und DIE LINKE abgelehntAntrag AfD Drucksache 74737Antrag AfD Drucksache 74749

Stichwort Beflaggung

Ob und wie oumlffentliche Gebaumlude be-flaggt werden kann nicht einfach nach Gutduumlnken entschieden werden Grundlage dafuumlr sind die bdquoBeflaggungs-verordnungldquo und die bdquoVerordnung zur Bestimmung der regelmaumlszligigen Be-flaggungstageldquo des Landes Die Staats-kanzlei zeigt taumlglich Flagge die Euro-paflagge die Bundesflagge und die Dienstflagge des Landes Der Landtag ist laut Verordnung an jedem Sitzungs-tag mit der Landesflagge und den Flag-gen der Landesteile Mecklenburg und Vorpommern beflaggt Vor anderen Dienststellen und Behoumlrden des Lan-des oder die der Aufsicht des Landes unterstehen werden Flaggen dagegen nur an ausgewaumlhlten Tagen gehisst Dazu gehoumlren zum Beispiel der 1 Mai (Tag der Arbeit) der Tag der Deut-schen Einheit der Volkstrauertag (auf halbmast) oder der Tag an dem eine Wahl stattfindet Uumlber den offiziellen Beflaggungskalender hinaus kann der Landesinnenminister aufgrund beson-derer Anlaumlsse weitere Beflaggungen anordnen

Landesflagge versus Dienstflagge Blau Weiszlig Gelb Weiszlig Rot quer gestreift ndash so sieht die Landesflagge aus Daneben verwenden die Landesbehoumlrden auch eine Dienstflagge Auf ihr sind zusaumltzlich noch die beiden Wappentiere der mecklenburgische Stier und der pommersche Greif abgebildet

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An Sitzungstagen wehen vor dem Schweriner Schloss die Europa-Flagge die Deutschland-Flagge und die MV-Flagge

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wie Planungen fuumlr einen Hochschulstand-ort Schwerin gewuumlnscht Sie enthielt sich in der AbstimmungAntrag SPDCDU Drucksache 74739

Elternzeit heiszligt Teilzeitplatz

Kinder deren Eltern mit einem Geschwis-terkind in Elternzeit sind haben auch weiterhin keinen Anspruch auf einen Ganztagsplatz in der Kita SPD CDU und DIE LINKE sprachen sich gegen den Vorschlag der AfD aus das Kindertages-foumlrderungsgesetz (KifoumlG) entsprechend zu aumlndern Nach den derzeitigen Rege-lungen steht diesen Familien maximal ein Teilzeitplatz zu Fuumlr die SPD liegen die Konflikte nicht in der Teilzeitloumlsung an sich sondern in den damit verbun-denen unflexiblen Bring- und Abhol-zeiten Diese gelte es zu aumlndern Die CDU beklagte dass der Gesetzentwurf nichts daruumlber aussage wie der Vorstoszlig per-sonell und finanziell gestemmt werden solle DIE LINKE wandte sich dagegen Betreuungszeiten an Voraussetzungen zu knuumlpfen und sprach sich fuumlr einen grundsaumltzlichen Ganztagsanspruch fuumlr alle Kinder aus Der Gesetzentwurf wur-de nach dieser ersten Lesung nicht zu weiteren Beratungen in den Fachaus-schuss verwiesenGesetzentwurf AfD Drucksache 74738

Keine gezielte Jagd auf Kolkraben

Die AfD-Fraktion verlangt von der Lan-desregierung mehr Schutz fuumlr Weide-tiere In den Mittelpunkt ihres Antrages stellte sie dabei den Kolkraben der im-mer wieder neugeborene Weidetiere angreife um dann das Aas zu fressen Nach Ansicht der AfD sollte der Vogel deshalb in die EU-Vogelschutzrichtlinie aufgenommen werden ndash um eine ge-zielte Bejagung zu ermoumlglichen Dass schwache Tiere das Interesse von Aas-fressern erregten liege in der Natur der Tiere entgegnete die SPD Es sei aber mitnichten so dass auf jeder Weide Kolk-

CDU sprachen sich fuumlr eine europaumlische Loumlsung und gegen einen Alleingang von MV aus Die AfD verlangte die unbeglei-teten Kinder zu ihren Eltern zuruumlckzu-schicken Anstatt dem Steuerzahler neue Kosten aufzuerlegen solle das Geld ihrer Meinung nach lieber vor Ort in aumlrztliche Hilfe investiert werden Der Antrag wur-de abgelehntDringlichkeitsantrag DIE LINKE Drs 74780

Eckwerte weisen Hochschulen den Weg

Mehr unbefristete Stellen mehr Geld ein Studiengang fuumlr Grundschullehrer in Greifswald ndash das sind drei Beispiele aus den Eckwerten die der Landtag mit den Stimmen von SPD und CDU fuumlr die Hochschulentwicklung der kommenden Jahre beschlossen hat Die Eckwerte sind der Wegweiser in welche Richtung sich die Hochschulen in den Jahren 2021 bis 2025 entwickeln sollen Auf ihrer Grund-lage erarbeiten sie Zielvereinbarungen und Entwicklungsplaumlne zum Beispiel zu Stellen Studiengaumlngen Faumlchern und For-schungsschwerpunkten Das Eckpunkte-papier ermoumlglicht es den Hochschulen erstmals die Anzahl unbefristeter Stellen zu erhoumlhen und ndash unter Einhaltung des Stellenplans ndash flexibler mit Stellen umzu-gehen Damit koumlnnen sie bei Bedarf auch im laufenden Jahr Stellen schaffen oder streichen Bislang war dies nur in engen Grenzen moumlglich Bei den Bauvorhaben liegt der Fokus unter anderem auf dem ULMICUM und BIOMEDICUM in Rostock und der Bibliothek in Neubrandenburg Mit Blick auf den Fachkraumlftebedarf legt das Land sein Hauptaugenmerk auf die fachliche Entwicklung der Studiengaumln-ge fuumlr Mediziner Juristen Bauingenieure und Lehrer Durch die Verstetigung des Hochschulpaktes stehen den Hochschu-len zudem von 2021 bis 2023 jaumlhrlich rund vier Millionen Euro ab 2024 rund acht Millionen Euro mehr zur Verfuumlgung SPD und CDU lobten die erfreulichen Entwick-lungen die sich aus den Eckpunkten erge-ben Fuumlr die AfD ging das Papier an vielen Stellen in die falsche Richtung ndash allem voran in Bezug auf Inklusion Gender Frauenquoten und dem geplanten Ori-entierungsstudium Sie stimmte ebenso wie der fraktionslose Abgeordnete Holger Arppe gegen den Antrag DIE LINKE haumltte sich unter anderem mehr Verbesserungen fuumlr die Juristenausbildung in Rostock so-

Weitere MeldungenNaumlchste Volkszaumlhlung kommt 2021

Wie viele Menschen leben in MV Wie viele Wohnungen gibt es im Land Da-ten wie diese werden im kommenden Jahr mit einer Volkszaumlhlung auf den neu-esten Stand gebracht Der sogenannte Zensus wird am 16 Mai 2021 stattfinden Deutschland ist laut EU-Recht dazu ver-pflichtet alle zehn Jahre eine Volkszaumlh-lung durchzufuumlhren Fuumlr die Erhebung werden sowohl bestehende Daten aus-gewertet als auch Buumlrger befragt Die Er-gebnisse sind wichtige Planungsgrund-lagen fuumlr Bund Land und Gemeinden Die Houmlhe der Einwohnerzahlen hat zum Beispiel Einfluss darauf wie viel Geld der Bund uumlber den Finanzausgleich ans Land und das Land an die Kommunen zahlt oder wie Wahlkreise eingeteilt werden Aber auch fuumlr die Planung von Schulen Kindergaumlrten Altenheimen oder Kran-kenhaumlusern spielen die erfassten Daten eine Rolle Die Bestimmungen zum Ab-lauf der Erhebung muumlssen in einem Ge-setz geregelt werden das im Maumlrz mit den Stimmen von SPD CDU und DIE LIN-KE beschlossen wurdeGesetzentwurf Landesregierung Drucksache 74445Beschlussempfehlung Innenausschuss Drucksache 74762

Fluumlchtlingskinder aus Griechenland

DIE LINKE hat erneut darauf gedraumlngt Fluumlchtlingskinder aus uumlberfuumlllten grie-chischen Lagern nach MV zu holen Mit einem Dringlichkeitsantrag forderte sie die Landesregierung auf uumlber die vom Bund geaumluszligerten Absichten hinaus zu gehen und weitere Kinder aufzu-nehmen Der Koalitionsausschuss des Bundes hatte sich Anfang Maumlrz bereit erklaumlrt in Zusammenarbeit mit anderen europaumlischen Laumlndern bis zu 1500 kranke sowie unbegleitete Kinder und Jugendli-che nach Deutschland zu holen DIE LIN-KE forderte dem Bund ein eigenes An-gebot zur Aufnahme weiterer Maumldchen und Jungen in MV zu machen SPD und

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

31 A u s d e m P l e n u m | M e l d u n g e n

und Fernmeldegeheimnis) neu besetzt werden Zur Wahl stand auf Vorschlag der Christdemokraten Ann Christin von Allwoumlrden In geheimen Wahlen wur-de die CDU-Abgeordnete mit groszliger Mehrheit in alle drei Gremien gewaumlhlt An der Abstimmung hatten sich jeweils 60 Abgeordnete beteiligt Neues stellver-tretendes Mitglied der G 10-Kommission wurde Franz-Robert LiskowWahlvorschlaumlge CDU Drucksachen 74768 bis 74770

Ausschuss bestimmt Vertrauensleute

In diesem Jahr werden an den Verwal-tungsgerichten Schwerin und Greifswald sowie am Oberverwaltungsgericht neue ehrenamtliche Richterinnen und Richter gewaumlhlt Die Wahl uumlbernimmt ein beim jeweiligen Gericht bestehender Wahl-ausschuss Diesen Wahlausschuumlssen gehoumlren die Praumlsidenten der Verwal-tungsgerichte ein von der Landesregie-rung bestimmter Verwaltungsbeamter sowie sieben Vertrauensleute an Diese Vertrauensleute wiederum werden von den Landtagsabgeordneten bestimmt SPD CDU und DIE LINKE haben sich in einem gemeinsamen Dringlichkeitsan-trag darauf verstaumlndigt diese Aufgabe dem Rechtsausschuss zu uumlbertragen In der Debatte dazu meldete sich nur die AfD zu Wort Sie wandte sich dage-gen die Entscheidungskompetenz vom Landtag in den Ausschuss zu verlagern bdquoUnserer Meinung nach ist das eine Fra-ge die das Plenum zu entscheiden hatldquo Die ehrenamtlichen Richterinnen und Richter werden fuumlr die Dauer von fuumlnf Jahren gewaumlhlt Ihre Aufgabe ist es mit Erfahrungen und Kenntnissen aus dem taumlglichen beruflichen und sozialen Um-feld die juristisch gepraumlgte Sichtweise der Berufsrichter sinnvoll zu ergaumlnzenDringlichkeitsantrag SPD CDU DIE LINKE Drucksache 74775

Kooperatives Ehrenamt

Die Bundesregierung hat die Deutsche Stiftung fuumlr Engagement und Ehrenamt mit Sitz in Neustrelitz ins Leben gerufen Vor diesem Hintergrund hat der Landtag auf Initiative der CDU die Landesregie-rung beauftragt die Arbeit der Stiftung zu unterstuumltzen und eine Kooperation mit der Ehrenamtsstiftung des Landes

rabenschwaumlrme nur darauf warteten uumlber ein neugeborenes Tier herzufallen Die CDU verwies darauf dass die Voumlgel unter bestimmten Bedingungen auch jetzt schon bejagt werden duumlrften DIE LINKE meinte ursaumlchlich fuumlr die Pro-bleme von Weidetierhaltern seien we-der Wolf noch Kolkrabe sondern eine verfehlte EU-Agrarfoumlrderpolitik Daran wuumlrde auch eine Bejagung des Kolkra-ben nichts aumlndern Alle drei Fraktionen SPD CDU und DIE LINKE sowie die frak-tionslose Abgeordnete Christel Weiszligig lehnten den Antrag abAntrag AfD Drucksache 74735

Debatte um Jura-Studium

Auf den Arbeitsmarkt fuumlr Juristen kom-men groszlige Herausforderungen zu Bis 2031 werden 320 Richter und Staatsan-waumllte in Ruhestand gehen Demgegen-uumlber stehen ein hohe Abbrecher- und Durchfallquote bei Jura-Studenten Un-ter Verweis auf diese Entwicklung warb DIE LINKE darum die Juristenausbildung in MV staumlrker in den Blick zu nehmen Konkret draumlngte sie darauf die Qualitaumlt der Ausbildung zu verbessern sowie ne-ben Greifswald auch in Rostock wieder bdquoRechtswissenschaftenldquo als Studiengang anzubieten Die AfD pflichtete der Pro-blematik bei und unterstuumltzte die Vor-schlaumlge Sie warb darum mehr Personal einzustellen um Studierende gut aufs Examen vorzubereiten Nach Ansicht der CDU seien weder im Haushalt noch strukturell die Voraussetzungen fuumlr einen Studiengang der Rechtswissenschaften in Rostock gegeben Die SPD ging in der Analyse der Probleme mit den Linken mit betonte aber dass Verbesserungen bereits umgesetzt wuumlrden oder in Pla-nung seien Neue Doppelstrukturen in Greifswald und Rostock lehnte sie abAntrag DIE LINKE Drucksache 74747

Neue Mitglieder fuumlr drei Gremien

Der bisherige Fraktionsvorsitzende der CDU Vincent Kokert hat mit Wirkung zum Maumlrz den Landtag verlassen Aus diesem Grund mussten die Sitze der Fraktion in der Parlamentarischen Kon-trollkommission (Angelegenheiten des Verfassungsschutzes) im SOG-Gremium (Sicherheits- und Ordnungsgesetz) und in der G 10-Kommission (zu Brief- Post-

angeregt Die Koalitionsfraktionen erhof-fen sich davon auch Synergieeffekte und eine Staumlrkung fuumlr das Ehrenamt in MV Die Opposition hielt den Antrag fuumlr unnoumltig bdquoDas ist ungefaumlhr so als wuumlrden wir die Einrichtung des Plenarsaals begruumlszligen und dafuumlr plaumldieren dass hier regelmauml-szligig Sitzungen durchgefuumlhrt werdenldquo meinte DIE LINKE Sie stimmte dem An-trag trotzdem zu in der Hoffnung dass er die Bedingungen fuumlr das ehrenamt-liche Engagement weiter verbessere Die AfD warnte vor einer bdquostaatlich organi-sierten Uumlbersteuerung von Ehrenamtldquo In der Abstimmung zeigten sich ihre Frak-tionsmitglieder uneins Einige stimmten dem Antrag zu andere enthielten sichAntrag CDUSPD Drucksache 74740

Kritik am Abrechnungssystem

Wolgast Parchim Demmin Krankenhaumlu-ser im Land stehen immer wieder im oumlf-fentlichen Fokus weil sie Schwierigkeiten haben ihre Abteilungen Geburtshilfe Gynaumlkologie sowie in der Kinder- und Jugendmedizin aufrechtzuerhalten Es fehlt an Geld und Personal DIE LINKE sieht eine Ursache dafuumlr im pauschalen Abrechnungssystem uumlber das Kliniken ihre Leistungen bezahlt bekommen Dieses System werde den besonderen Anforderungen an diese stationaumlren Be-reiche nicht gerecht Im Vergleich zu an-deren Abteilungen habe die Geburtshilfe viel houmlhere Vorhaltekosten die Kinder- und Jugendmedizin viel weniger plan-bare Leistungen dafuumlr aber hohe Notfall-quoten und Zeitbedarfe Sie forderte des-halb die Kosten fuumlr diese medizinische Versorgung nach den tatsaumlchlichen Kosten abzurechnen SPD und CDU plauml-dierten dafuumlr das Thema nicht isoliert zu betrachten sondern in einen groumlszligeren Zusammenhang zu ruumlcken ndash und ver-wiesen auf ihren Antrag zur Errichtung einer entsprechenden Enquete-Kom-mission Nicht zuletzt koumlnne die Abrech-nungsfrage nur auf Bundesebene ent-schieden werden Die AfD stellte einen Aumlnderungsantrag Dieser sah vor alle drei Bereiche im bestehenden Abrechnungs-system zu belassen dort aber besser auszufinanzieren In der Debatte ergriff sie nicht das Wort Beide Antraumlge wurden abgelehntAntrag DIE LINKE Drucksache 74741Aumlnderungsantrag AfD Drucksache 74782

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

32 G e s e t z g e b u n g i n d e r 7 W a h l p e r i o d e

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Laufende Gesetzgebung

Drs-Nr Initiator Gesetz Federfuumlhrender Ausschuss

Beratungsverlauf

72573 SPD CDU Entwurf eines Vierten Gesetzes zur Aumlnderung des Landesverfassungsgerichtsgesetzes

Rechtsausschuss 1 Lesung 12092018in Beratung

72574 SPD CDU Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Aumlnderung des Volksabstimmungsgesetzes

Rechtsausschuss 1 Lesung 12092018in Beratung

72575 SPD CDU Entwurf eines xx-ten Gesetzes zur Aumlnderung der Verfassung des Landes Mecklenburg-Vorpommern

Rechtsausschuss 1 Lesung 12092018in Beratung

74017 DIE LINKE Entwurf eines Gesetzes uumlber die Errichtung einer Beteiligtentransparenz-dokumentation beim Landtag (Beteiligtentransparenzdokumentationsgesetz Mecklenburg-Vorpommern - BeteildokG M-V)

Rechtsausschuss 1 Lesung 04092019in Beratung

74301 LReg Entwurf eines Gesetzes zur Neufassung des Finanzausgleichsgesetzes Mecklenburg-Vorpommern und zur Aumlnderung weiterer Gesetze

Innen- und Europaausschuss

1 Lesung 13112019in Beratung

74443 LReg Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes uumlber den oumlffentlichen Personennahverkehr in Mecklenburg-Vorpommern

Energieausschuss 1 Lesung 12122019in Beratung

74607 LReg Entwurf eines Gesetzes zum Staatsvertrag zwischen der Freien und Hansestadt Hamburg und dem Land Mecklenburg-Vorpommern uumlber die Durchfuumlhrung von Zuverlaumlssigkeitsuumlberpruumlfungen nach dem Luftsicherheitsgesetz

Energieausschuss 1 Lesung 29012020in Beratung

74613 LReg Entwurf eines Gesetzes zum Dreiundzwanzigsten Staatsvertrag zur Aumlnderung rundfunkrechtlicher Staatsvertraumlge (Dreiundzwanzigster Rundfunkaumlnderungsstaatsvertrag)

Innen- undEuropaausschuss

1 Lesung 29012020in Beratung

74614 LReg Entwurf eines Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes zur Ausfuumlhrung des Tierische Nebenprodukte-Beseitigungsgesetzes und zur Aumlnderung weiterer Vorschriften

Agrarausschuss 1 Lesung 29012020in Beratung

74615 SPD CDU Entwurf eines Ersten Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes zur Errichtung eines Sondervermoumlgens bdquoStrategiefonds des Landes Mecklenburg-Vorpommernldquo

Finanzausschuss 1 Lesung 29012020in Beratung

74618 AfD Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Aumlnderung des Finanzausgleichsgesetzes Mecklenburg-Vorpommern

- 1 Lesung 29012020Ablehnung der Uumlberweisung

74738 AfD Entwurf eines Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes zur Einfuumlhrung der Elternbeitragsfreiheit zur Staumlrkung der Elternrechte und zur Novellierung des Kindertagesfoumlrderungsgesetzes Mecklenburg-Vorpommern (Kindertagesfoumlrderungsgesetz -KifoumlG M-V)

- 1 Lesung 11032020Ablehnung der Uumlberweisung

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Abgeschlossene Gesetzgebung im Plenum am 29 Januar 2020 entschieden

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0 Drs-Nr Gesetz Initiator Abstimmung im Plenum

Beschluss

73694 Entwurf eines Gesetzes uumlber die oumlffentliche Sicherheit und Ordnung in Mecklenburg-Vorpommern und zur Aumlnderung anderer Gesetze

LReg 1 Lesung 190620192 Lesung 11032020 Annahme

74445 Entwurf eines Gesetzes zur Ausfuumlhrung des Zensusgesetzes 2021 in Mecklenburg-Vorpommern (Zensusausfuumlhrungsgesetz 2021 - ZensAG 2021 M-V)

LReg 1 Lesung 111220192 Lesung 11032020 Annahme

74444 Entwurf eines Gesetzes uumlber die Regulierungskammer Mecklenburg-Vorpommern (RegKG M-V) und zur Aumlnderung der Energiewirtschaftszustaumlndigkeitslandesverordnung

LReg 1 Lesung 111220192 Lesung 11032020 Annahme

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

33 G e s e t z g e b u n g i n d e r 7 W a h l p e r i o d e T e r m i n e

Vor-Ort-TerminWirtschaftsausschuss besucht HAB in Wusterhusen und MV WERFTEN in Stralsund

Am 27 Februar hat der Wirtschafts-ausschuss die HAB (Hallen- und Anla-genbau GmbH) in Wusterhusen als Mitgliedsunternehmen des Kooperati-onsverbundes RIC MAZA MV eV und im Anschluss die MV WERFTEN Stral-sund GmbH besucht um sich uumlber den aktuellen Stand zu informieren

Die HAB (Hallen- und Anlagenbau GmbH) gehoumlrt zu den modernsten Stahlbaubetrieben in Norddeutschland Das familiengefuumlhrte Unternehmen in dem heute mehr als 70 Mitarbeiter beschaumlftigt sind entwickelt plant und errichtet Gewerbe- Industrie- und Ge-sellschaftsbauten touristische Anlagen Komponenten fuumlr den Fahrzeugbau sowie Anlagen fuumlr den Kernkraftwerks-ruumlckbau Die HAB hat im Jahr 2006 die weltweit erste Tauchgondel fuumlr Zinno-witz auf der Insel Usedom gebaut 2011 wurden die Entwicklung und der Bau des ersten deutschen Meereswellen-

schwimmergenerators gestartet Mit ei-ner eigenen Forschungs- und Entwick-lungsabteilung werden jaumlhrlich uumlber 2 Prozent des Gesamtumsatzes zielge-richtet in die Entwicklung neuer Pro-dukte und Prozesse investiert Im Bereich des Anlagenbaus hat das Unternehmen eine Achterbahn fuumlr das Oktoberfest in Muumlnchen eine Wildwasserbahn fuumlr den Safaripark in Daumlnemark sowie Kabinen fuumlr die VIETZ GmbH Hannover gebaut Zudem werden Kranrahmen fuumlr Lieb-herr in Rostock Ersatzteile fuumlr STILL in Hamburg LNG-Traumlger fuumlr die NEPTUN WERFT in Rostock sowie eine Wasser-stoffanlage fuumlr Russland gefertigt Auszligerdem ist das Projekt Energieboje auf den Weg gebracht worden Eine Boje mit der die Bewegung der Wellen in Energie umgewandelt werden soll

RIC MAZA MV eV ist aus dem Koopera-tionsverband MAZA MV eV hervorge-gangen und seit dem 1 Januar 2018 mit einem Regionalen Innovationscluster Maritime Zulieferer Allianz Schiffbau (RIC MAZA Schiffbau) taumltig Dem Ver-bund gehoumlren derzeit 43 Mitgliedsun-ternehmen (davon 29 Kleine und mitt-lere Unternehmen) mit insgesamt ca 2400 Beschaumlftigten an Das groumlszligte Mit-gliedsunternehmen ist die Ostseestaal GmbH amp Co KG mit etwa 200 Beschaumlf-

tigten Daneben zaumlhlen u a regionale Schiffbauzuliefer- Ausruumlstungs- und Industriedienstleistungsunternehmen schiffbaurelevante Ingenieur- und Pro-jektierungsunternehmen sowie Einrich-tungen der industrienahen Forschung Wissenschaft und Bildung zum Ver-bund Fuumlr das Jahr 2020 wird ein Jah-resumsatz der Mitgliedsunternehmen

Mitglieder des Wirtschaftsausschusses zu Besuch bei der Hallen- und Anlagenbau GmbH MV Fotos Landtag

Die MV WERFTEN produzieren an den Standorten Wismar Rostock und Stralsund Kreuzfahrtschiffe und Yachten

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

34 A u s d e n A u s s c h uuml s s e n

in Houmlhe von ca 340 Mio Euro erwartet Seit 2017 hat der Kooperationsverbund mehr als 20 Forschungs- und Entwick-lungsprojekte mit Unterstuumltzung des Wirtschaftsministeriums initiiert Es wurden vier fachspezifische Projekt-gruppen ins Leben gerufen (innovative Schiffbauerzeugnisse Umsetzung der Industriestrategie 40 und Digitalisie-rung unternehmensrelevanter Prozesse effektive Schiffbaukooperation sowie Staumlrkung und zukunftsrelevante Aus- und Weiterbildung der Fachkraumlfte) Ziel ist es insbesondere die schiffbauliche Wertschoumlpfungsrelevanz der Erzeug-nisse und Leistungen sowie den Anteil kooperativer Schiffbauleistungen von Mitgliedsunternehmen und -einrich-tungen am Schiffbau zu erhoumlhen und die internationale Wettbewerbsfaumlhig-keit zu verbessern

Genting Hong Kong hat im Maumlrz 2016 die drei Nordic-Yards-Werften in Wismar Rostock und Stralsund uumlbernommen und diese im Juli 2016 in MV WERFTEN umbenannt Die MV WERFTEN bauen Schiffe fuumlr die Kreuzfahrtreedereien Crystal Cruises Dream Cruises und Cruise Global Bei den MV WERFTEN in Wismar Rostock und Stralsund die zu den modernsten und effizientesten Schiffbaustandorten in Europa gehouml-ren arbeiten derzeit 3100 Beschaumlftigte (davon 679 Mitarbeiter in Stralsund) Im April 2017 lag die Mitarbeiterzahl bei den MV WERFTEN noch bei 1400 Beschaumlftigten (davon 223 Mitarbeiter in Stralsund) Die Zahl der Auszubil-denden und Dualstudierenden bei den MV WERFTEN ist von 102 im Jahr 2017 auf 300 im Jahr 2020 angestiegen Bislang haben die MV WERFTEN vier Flusskreuzfahrtschiffe der RHINE Class fertiggestellt und bauen derzeit zwei Kreuzfahrtschiffe der Global Class die in den Jahren 2021 und 2022 abgelie-fert werden Am Standort Stralsund wird die Expeditions-Megayacht bdquoEN-DEAVORldquo gebaut die noch im Sommer 2020 uumlbergeben werden soll Bis zu 200 Passagiere koumlnnen auf dieser weltgroumlszlig-ten Megayacht die mit modernsten innovativen Technologien und luxurioumls ausgestattet wird in die Tropen und in Polarregionen reisen Daruumlber hinaus ist der Bau von vier Kreuzfahrtschiffen der Universal Class geplant wobei das erste Schiff 2022 fertiggestellt werden soll

Zeugen-vernehmungLandesverwaltung sagte zur Foumlrderung der Wohlfahrtsverbaumlnde aus

Auch die Ausschusssitzung am 16 Maumlrz befasste sich mit dem vom Landtagsplenum im Jahr 2017 fest-gelegten Untersuchungsgegenstand der Landesfoumlrderung der Wohlfahrts-verbaumlnde in den Jahren 2010 bis 2016

Jedoch wurde diese Ausschusssitzung durch die weit aktuellere Problematik der zunehmenden Verbreitung des Corona-Virus gepraumlgt So kam der Vor-sitzende Jochen Schulte mit Verspauml-tung weil er zuvor an einer Beratung der Fraktionen mit der Landtagspraumlsi-dentin teilgenommen hatte Dort ging es um die weitere parlamentarische Ar-beit Die dazu getroffene Verstaumlndigung zum grundsaumltzlichen Verzicht auf Aus-schusssitzungen bis zum 20 April 2020 war schlieszliglich auch die Grundlage fuumlr den Ausschuss sich gegen die Durch-fuumlhrung der naumlchsten fuumlr den 23 Maumlrz geplanten Sitzung auszusprechen So wurden die bereits geladenen Zeugen fuumlr diesen Termin ausgeladen Auch fuumlr die Sitzung am 16 Maumlrz selbst galten besondere Vorkehrungen So wurde bei den Besuchern auf der Tribuumlne wie im Plenum bei den Abgeordneten auf ei-nen Mindestabstand zueinander geach-tet es wurden keine Kugelschreiber ge-teilt und vielfach Handschuhe genutzt

Befragt wurden in dieser Sitzung drei Zeugen aus der Landesverwaltung Sei-tens des Landesamtes fuumlr Gesundheit und Soziales (LAGuS) schilderten des-sen Direktor Dr Heiko Will und der lang-jaumlhrige Leiter der Foumlrderabteilung Tho-mas Leder die Praxis der Ausreichung und Kontrolle der Landesmittel Beide stellten heraus dass die Grundsatzent-scheidungen vom LAGuS letztlich nur umgesetzt wurden Dabei seien auch im Rahmen des vielfach kritisierten bdquoein-fachen Verwendungsnachweises wie bei einem bdquonormalen Verwendungs-nachweis durchaus Belege gepruumlft wor-

den Das LAGuS sei bei der Bewilligung der Foumlrdermittel auch nicht an bdquoLIGA-Schluumlssel gebunden gewesen sondern habe alle Antraumlge einzeln entsprechend der Regularien gepruumlft und beschieden In den Ausfuumlhrungen wurde auch noch einmal auf die Einrichtung des LAGuS im Jahre 2006 Bezug genommen und auf die Uumlbertragung umfangreicher Aufga-ben im Jahr 2010 Heute werde die Foumlr-derabteilung fuumlr fuumlnf verschiedene Mi-nisterien taumltig und fuumlhre Foumlrderungen aus die in den Ministerien von rund drei Dutzend Fachreferaten betreut wuumlrden Insgesamt gehe es dabei jaumlhrlich um uumlber 400 Millionen Euro Zum Unter-suchungsgegenstand gehoumlrten allein rund 700 Projektfoumlrderungen

Nach den Zeugen aus dem LAGuS er-laumluterte der ehemalige Referatsleiter im Sozialministerium Claus Wergin die Grundsaumltze der Freien Wohlfahrtspflege und die Steuerung durch das Sozialmi-nisterium Er betonte Steuerung erfolge weniger durch Geld als durch inhalt-liche Eroumlrterungen und Absprachen Foumlrderungen fuumlr die Wohlfahrtspflege seien notwendig weil auf dem Markt nicht alle sozialen Angebote finanziert wuumlrden Viele Beratungs- und Hilfeleis-tungen seien ohne die Freie Wohlfahrts-pflege nicht denkbar Dabei sei das Land nicht an einen bdquoLIGA-Schluumlssel gebunden gewesen Vielmehr handele es sich dabei um einen LIGA-internen Antragsschluumlssel Damit haumltten sich die Verbaumlnde lediglich untereinander abge-stimmt uumlber ihre Aufgabenverteilung Das Land habe dann von den Verbaumln-den die entsprechenden Antraumlge erhal-ten und diese im ganz normalen Verfah-ren bearbeitet

Quelle wwwlagusmv-regierungde

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

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Experten-anhoumlrung Parlamentsforum Suumldliche Ostsee in Elblag

Am 2 Maumlrz hat in Elblag (Polen) die internationale Expertenanhoumlrung zur Vorbereitung der Jahreskonferenz des 18 Parlamentsforums Suumldliche Ost-see in Danzig stattgefunden Sie dient der Erarbeitung einer gemeinsamen Resolution aller Partnerparlamente Der Landtag MV arbeitet gemeinsam mit dem Landtag Schleswig-Holstein der Buumlrgerschaft der Freien und Han-sestadt Hamburg den Sejmiks der Woiwodschaften Westpommern Pommern und Ermland-Masuren so-wie der Kaliningrader Gebietsduma im Parlamentsforum Suumld-liche Ostsee zusammen Die Dele-gation des Landes MV war durch die Vizepraumlsidentin Beate Schlupp sowie die Abgeordneten Dirk Friedriszik und Dietmar Eifler vertreten Thema der diesjaumlhrigen Konferenz ist bdquoDer Eu-ropean Green Deal ndash Wasser und Kli-mawandelldquo Die Experten der Partner-parlamente haben uumlber die mit dem Klimawandel verbundenen Herausfor-derungen referiert

Waumlhrend der Eroumlffnung des Experten-treffens durch die Vorsitzenden der Regionalparlamente der Woiwodschaft Ermland-Masuren und Pommern sowie des Stadtpraumlsidenten von Elbląg hat der Vizepraumlsident des Sejmik Pommern Grzegorz Grzelak betont dass es einer Aumlnderung der Gewohnheiten sowie der Nutzung von Innovationen beduumlr-fe Im Anschluss daran hat Dr Andreas Lehmann von GEOMAR (Helmholtz-Zentrum fuumlr Ozeanforschung in Kiel) zum Thema bdquoKlimawandel im Ostsee-raum ndash eine Bestandsaufnahme der letzten 40 Jahreldquo berichtet Er hat darauf hingewiesen dass in den vergangenen 40 Jahren die Lufttemperatur uumlber der Ostsee um ca 2degC angestiegen sei Dies wiederum habe Auswirkungen auch auf die Wassertemperatur Die erhoumlhte Wassertemperatur wuumlrde die Loumlslich-keit des Sauerstoffs beeinflussen und

zusammen mit der Eutrophierung zu staumlrkerer Sauerstoffzehrung und einer Ausdehnung von Sauerstoffmangel-gebieten fuumlhren Auszligerdem habe der Salzgehalt in der Ostsee an der Ober-flaumlche leicht abgenommen waumlhrend er in groumlszligeren Tiefen zugenommen habe Dies habe eine staumlrkere Schichtung zur Folge und erschwere den Austausch zwischen den Schichten Im Bereich der Ostsee komme es zu einer Hebung und Senkung von Landmassen dadurch fal-le beispielsweise im Bereich der noumlrd-lichen Ostsee der Meeresspiegel waumlh-rend er in der Region Deutschland und Daumlnemark ansteige

Der Experte Mecklenburg-Vorpom-merns Prof Dr Bernd Lennartz von der Universitaumlt Rostock hat uumlber die Ni-tratbelastung der Wasserressourcen in landwirtschaftlich genutzten Gebieten gesprochen Er hat sich besorgt daruumlber geaumluszligert dass die Nitratbelastung die Wasserqualitaumlt aufgrund von intensiver Duumlngung in der Landwirtschaft verrin-gere Trotz strengerer Regelungen zur Duumlngung sei die Qualitaumlt des Grund-wassers oftmals unzureichend und habe sich uumlber die letzten Jahrzehnte eigentlich nicht verbessert Infolge der Nitratbelastung muumlssten Trinkwasser-brunnen in 20 bis 30 m Tiefe abgestellt werden So sei die flaumlchendeckende kuumlnstliche Entwaumlsserung uumlber Drai-nagen verantwortlich fuumlr groszlige Stick-stoffeintraumlge Durch den Regenabfluss wuumlrde auch die Nitratkonzentration

ansteigen da durch das Wasser Nitrat ausgewaschen werde Es gebe mehre-re Moumlglichkeiten die Konzentration zu reduzieren beispielsweise durch Redu-zierung der Duumlngung da es groszlige Vor-kommen an Stickstoff im Boden gebe oder durch die Reduktion der Wasser-fluumlsse damit wuumlrde Wasser laumlnger im Boden gehalten werden um Stickstoff binden zu koumlnnen Die Nitratbelastung betreffe neben dem Grundwasser auch Fluumlsse Seen und Meere Die durch na-tuumlrliche Prozesse bedingte Algenbluumlte werde durch die erhoumlhten Naumlhrstoff-eintraumlge noch verstaumlrkt Dies koumlnne dazu fuumlhren dass Gewaumlsser veralgen und im schlimmsten Fall drohe Fisch-sterben und ein Umkippen von Seen Die Helsinki Kommission habe dazu klare Ziele formuliert Prof Lennartz hat betont dass selbst eine schnelle Reduzierung der Duumlngung und damit einhergehenden Nitratbelastung erst in Jahrzehnten spuumlrbar sei

Prof Dr Stanisław Czachorowski von der Universitaumlt Olsztyn hat ausgefuumlhrt dass sich die Klimaraumlume wie beispielsweise Wuumlsten verschieben wuumlrden und mit einem um 2 m erhoumlhten Wasserspie-gel Ende des Jahrhunderts zu rechnen sei Er hat betont dass die Menschen in Anbetracht des Klimawandels ihr Ver-halten zwingend aumlndern muumlssten Die bisherige Denkweise Wassermengen schnellstmoumlglich abzufuumlhren muumlsse geaumlndert werden Durch die steigenden Temperaturen wuumlrden sich Vegetati-

Vlnr D Eifler 1 Vize-Praumlsidentin des Landtages MV Beate Schlupp D Friedriszik und Experte Prof B Lennartz

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36 A u s d e n A u s s c h uuml s s e n

onszeiten verlaumlngern demgegenuumlber stehe aber der zukuumlnftig zunehmende Wassermangel Es seien verstaumlrkt Was-serspeicher einzusetzen sowie der Was-serkreislauf auszudehnen So muumlsse die groszligflaumlchige Bodenversiegelung z B durch Rasenparkplaumltze Anpflanzung von Baumlumen oder Blumenwiesen redu-ziert sowie kreative Ideen genutzt wer-den um beispielsweise Regenruumlckhal-tebecken in die staumldtische Entwicklung zu integrieren

Ryszard Gajewski (Vorstandsvorsitzen-der von Wody Gdańskie Sp zoo) hat ausgefuumlhrt dass in und um Danzig Messstationen zur Messung des Nie-derschlags eingerichtet worden seien Diese wuumlrden sehr unterschiedliche Niederschlagsmengen trotz geogra-fischer Naumlhe zueinander aufweisen In den letzten Jahren haumltten die Nieder-schlaumlge mit uumlber 100 mm Niederschlag zugenommen Allein im Jahr 2018 sei drei Mal ein solcher Regen verzeichnet worden Das Niederschlagswasser muumls-se verstaumlrkt auf Gruumlnflaumlchen gehalten oder Wasserspeicher fuumlr Trockenzeiten eingesetzt werden

Grażyna Skrzypek (Department fuumlr Umweltschutz am Marschallamt der Woiwodschaft Westpommern) hat den Teilnehmern-innen einen Uumlberblick uumlber die verschiedenen Landesdoku-mente und strategischen Werkzeuge in Bezug auf Wasser und den Klimawandel gegeben Es seien viele verschiedene Maszlignahmen fuumlr Hochwasserschutz aber auch fuumlr Trockenzeiten geplant So habe man die Einrichtung von Retentions-becken zum Schutz gegen die Gefahren die von der Ostsee ausgingen sowie Maszlignahmen in den Staumldten und der Gruumlninfrastruktur zur Wassernutzung im urbanen Raum geplant Es gebe un-ter anderem ein Landesprogramm zur Renaturierung von Oberflaumlchengewaumls-sern

Die Ergebnisse werden in die Resolution einflieszligen die im Rahmen der Jahres-konferenz im Mai beschlossen werden soll

Thema SchuleEinschulung an einer oumlrtlich nicht zustaumlndigen Schule im Petitionsausschuss beraten

Waumlhrend fuumlr die weiterfuumlhrenden Schulen ab Klasse 5 in MV die freie Schulwahl moumlglich ist schreibt das Schulgesetz Mecklenburg-Vorpom-mern (SchulG M-V) vor dass die Ein-schulung der Grundschuumller grundsaumltz-lich an der oumlrtlich zustaumlndigen Schule zu erfolgen hat Aus wichtigem Grund kann jedoch der Schultraumlger der oumlrtlich zustaumlndigen Grundschule die Ge-meinde eine Ausnahme gestatten Eine solche begehrte Ausnahmege-nehmigung fuumlr den Besuch der oumlrtlich nicht zustaumlndigen Grundschule war Gegenstand der am 27 Februar durch-gefuumlhrten Beratung des Petitionsaus-schusses

Die Eltern eines Grundschuumllers hatten sich im Juli 2019 an den Petitionsaus-schuss gewandt und die Einschulung ihres Sohnes an einer oumlrtlich nicht zu-staumlndigen Schule gefordert die von der Gemeinde abgelehnt worden war Den hiergegen eingelegten Widerspruch hat-te das Ministerium fuumlr Bildung Wissen-schaft und Kultur (Bildungsministerium) zuruumlckgewiesen Die Petenten fuumlhrten an dass bereits die aumlltere Schwester des Grundschuumllers den begehrten Schul-standort besucht und jeden Morgen zur Schule gebracht wird Es wuumlrde da-her den Familienalltag erleichtern wenn auch der Sohn diesen Schulstandort be-suchen wuumlrde der uumlbrigens naumlher am Wohnort der Petenten sei als der Ort der oumlrtlich zustaumlndigen Schule Die Busfahrt zur oumlrtlich zustaumlndigen Schule waumlre auf-grund ihrer langen Dauer fuumlr den Sohn unzumutbar Zudem wuumlrde der Sohn an dem begehrten Schulstandort zusam-men mit seinen Freunden eingeschult werden da er dort bereits den Kinder-garten besucht hatte

In der Ausschussberatung begruumlndeten der Buumlrgermeister des Schulstandortes und eine Vertreterin des Bildungsmini-steriums zunaumlchst die Gruumlnde fuumlr die Ablehnung So seien die Eltern erst nach

der Einschulung des aumllteren Geschwister-kindes das bereits die Regionalschule besucht umgezogen Zwar koumlnne eine Ausnahmegenehmigung erteilt werden wenn die Betreuung des Schulkindes vor oder nach dem Schulunterricht nicht ge-sichert sei vorliegend gebe es aber eine Hortbetreuung Auch haumltten die Eltern nicht nachgewiesen dass eine Berufs-taumltigkeit am Wunschstandort bestehe Vielmehr koumlnne das Kind den Schulbus zur oumlrtlich zustaumlndigen Schule nutzen wobei die Fahrtdauer von 15 min zumut-bar sei Da sich die zustaumlndige Schule im Landkreis Nordwestmecklenburg und die Wunschschule im Landkreis Rostock befindet waren auch Vertreter der bei-den betroffenen Landkreise eingeladen worden Diese verwiesen auf die Pflicht der Landkreise eine Schuumllerbefoumlrderung zu den oumlrtlich zustaumlndigen Schulen si-cherzustellen Die Organisation dieser Schuumllerbefoumlrderung erfordere aber eine tragfaumlhige Schulentwicklungsplanung die die Festlegung von Einzugsbereichen voraussetze

Die Ausschussmitglieder gelangten zu der Auffassung dass die in dem kon-kreten Fall erfolgte Ablehnung den Grundschuumller an einer anderen als der oumlrtlich zustaumlndigen Schule einzuschulen rechtmaumlszligig war In lebhafter Diskussion wurden jedoch auch das Fuumlr und Wider der verpflichtenden Einschulung an der oumlrtlich zustaumlndigen Grundschule abge-wogen So kritisierten die Ausschuss-mitglieder dass der Elternwille oft voumlllig unberuumlcksichtigt bleibe obwohl neben familienorganisatorischen Gruumlnden mit-unter auch die mangelnde Attraktivitaumlt einzelner Grundschulen dazu fuumlhre dass ein anderer Schulstandort vorgezogen werde In diesem Zusammenhang wurde auch betont dass es dem Gesetzgeber ob-liege die Regelungen zur Schulwahl zu treffen waumlhrend die Verwaltung bei der Umsetzung an das geltende Recht ge-bunden ist Vor dem Hintergrund dass in einem verhaumlltnismaumlszligig duumlnn besiedel-ten Flaumlchenland eine belastbare Schul-bedarfsplanung fuumlr die Einteilung in Ein-zugsbereiche im Primarbereich foumlrderlich ist und im konkreten Fall von einer recht-maumlszligigen Entscheidung auszugehen ist hat der Ausschuss einstimmig beschlos-sen dem Landtag zu empfehlen das Pe-titionsverfahren abzuschlieszligen

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

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Frecher als die EtabliertenEine neue Zeitung hatte 1990Platz fuumlr neue politische Akteure

Im Oktober 2020 jaumlhrt sich zum 30 Mal der Tag an dem der Landtag des neu gegruumlndeten Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern ins Schwe-riner Schloss einzog Das Jahr vor dem Einzug war eines der spannendsten und abwechslungsreichsten der juumln-geren deutschen Geschichte Am 9 November 1989 war nach 28 Jahren die innerdeutsche Grenze geoumlffnet worden Bis zur Wiedervereinigung am 3 Oktober 1990 uumlberschlugen sich in der DDR die Ereignisse Man-che Details drohen in Vergessenheit zu geratenDeshalb wollen wir Zeitzeugen zu Wort kommen lassen die diese so ereignisreiche Phase in Bezug zum Schweriner Schloss miterlebt haben und diese Details erinnern Diesmal Die Macher der Mecklenburgischen Volkszeitung (MVZ)

Unabhaumlngig von der Debatte uumlber eine Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten wurden im Win-ter 198990 in der DDR die Weichen gestellt dass das Schweriner Schloss Landtagssitz werden konnte Eine Ver-waltungsreform sollte die 1952 abge-schafften Laumlnder auferstehen lassen Schwerin war als Hauptstadt fuumlr Me-cklenburg-Vorpommern im Gespraumlch bdquoEin altes Land das neu entsteht ndash Gu-ten Tag Mecklenburg-Vorpommernldquo lautete am 15 Februar 1990 die Schlag-zeile der Mecklenburgischen Volkszei-tung (MVZ) Es war die erste Ausgabe einer wiederbelebten Zeitung die in der Weimarer Republik bdquoeinen renom-mierten demokratischen Ruf hatte und von den Nazis verboten wurdeldquo wie Karsten Schroumlder berichtet Er gehoumlrte zu den sechs Gesellschaftern der MVZ die das Experiment wagten der neuen Demokratie im Norden der DDR die immanent wichtige ausgewogene Oumlf-fentlichkeit zu verschaffen

Die Idee fuumlr die neue MVZ entstand laut Schroumlder am Runden Tisch in Rostock Die zur PDS (Partei des De-mokratischen Sozialismus) gewan-delte SED (Sozialistische Einheitspar-tei Deutschlands) sowie die uumlbrigen DDR-Parteien hatten allesamt ihre Parteizeitungen Den neuen demo-kratischen Parteien Gruppierungen und Basisgruppen aber fehlte eine publizistische Buumlhne bdquoEs ging darum politischen Stroumlmungen einen Platz zu geben die in der dominierenden Ostsee-Zeitung der PDS unterbelich-tet warenldquo

Schroumlder arbeitete damals wie heute im Rostocker Stadtarchiv Der Zeitgeschicht-ler interessierte sich schon fuumlr den Jour-nalismus Als er die Chance bekam bei der MVZ mitzuwirken griff er zu und lieszlig sich fuumlr zwei Monate freistellen Schroumlder war es der den Namen der fruumlheren SPD-Parteizeitung bdquoMecklenburgische Volks-zeitungldquo vorschlug Postwendend wollte sich die SPD mit drei Gesellschaftern beteiligen Harald Ringstorff von 1998 bis 2008 Ministerpraumlsident Mecklenburg-Vorpommerns war einer von ihnen Die SPD-Beteiligung verhalf der Zeitung zu den 1933 enteigneten MVZ-Raumlumen in der Doberaner Straszlige in Rostock West-

Die erste Ausgabe der MVZ erschien am 15 Februar 1990

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

38 D a s S c h l o s s v o r 3 0 J a h r e n

deutsche Aufbauhelfer der in der DDR neugegruumlndeten SPD unterstuumltzten die Gesellschafter als es galt eine GmbH und ein Gewerbe anzumelden sowie die Lizenz zu bekommen eine Zeitung mit 100000 taumlglicher Auflage verkaufen zu duumlrfenDrei der MVZ-Gesellschafter - der Jour-nalist Wolfgang Grahl der von den bdquoNorddeutschen Neuesten Nachrich-tenldquo kam der Werbekaufmann Horst Kirschneck und Karsten Schroumlder - brachten eine bunte enthusiastische Gruppe zusammen die so erinnert sich Martina Plothe anfangs bdquoziemlich unstrukturiertldquo acht Seiten MVZ fuumlllten Die damalige Betriebszeitungsvolontauml-rin und heutige Journalistin hatte am Rande einer oumlffentlichen Veranstaltung von der MVZ-Gruumlndung erfahren bdquoDie Bedingungen fuumlr die Produktion der ersten Ausgabe waren abenteuerlichldquo erinnert sie sich Mehrere Redakteure teilten sich eine Schreibmaschine die ersten sogenannten Spiegel fuumlr das Set-zen der Seiten entstanden auf dem Fuszlig-boden Es fehlten Stuumlhle Tische und Te-lefone bdquoWas heute so einfach erscheintldquo so Karsten Schroumlder bdquowar damals kom-pliziert Aber es hat funktioniertldquo

Recherchiert und geschrieben haben sie oft bis spaumlt in die Nacht Martina Plo-the bdquoDie Themen lagen zuhauf auf der Straszlige damals oder sie wurden von Le-sern in die Redaktion getragen Bearbei-tet haben wir sie auf Zuruf Es gab kein Redaktionsstatut und keine Verlagsrauml-son Den Posten des Chefredakteurs vergaben wir anfangs im Rotationsprin-zip Erst spaumlter wurden Wolfgang Grahl und dann Frauke Kaberka auf den Chef-posten gewaumlhltldquo

bdquoWir waren frecher haben uns mehr ge-traut als die etablierten Zeitungenldquo sagt Martina Plothe Das zeigte sich auch in Uumlberschriften wie bdquoEs stinkt im Inter-hotelldquo oder bdquoDer Ostsee-Wuumlrger heiszligt Guumllleldquo in den witzigen Wettervorhersa-gen oder den Fotos spaumlrlich bekleideter Strandschoumlnheiten Die MVZ schrieb fruumlher als die einheimische Konkurrenz uumlber Homosexualitaumlt und uumlber die groszlig-herzogliche Vergangenheit des Landes Vor allem aber wollten die MVZ-Macher hartnaumlckig nachfragen und Missstaumlnde aufdecken bdquoWir haben uumlber ein in der Naumlhe von Rostock entdecktes Waffen-

lager der DDR ausfuumlhrlich berichtet waumlhrend andere Rostocker Zeitungen das Thema eher sparsam abhandeltenldquo so Plothe Wenn Arbeiter der MVZ von Missstaumlnden in ihren Betrieben erzaumlhl-ten fand die Geschichte Platz im Blatt ohne dass die Gegenseite befragt wur-den wie Martina Plothe selbstkritisch zuruumlckblickt Viel Raum bekamen in der MVZ die neuen demokratischen Bewegungen Parteien und Gruppen das Neue Forum genauso wie die kon-servative Deutsche Soziale Union (DSU) bdquoWir sollten eine demokratische Zeitung machen kein Partei-Blattldquo erinnert sich Karsten Schroumlder Im Nachhinein findet Martina Plothe hingegen die SPD habe der MVZ doch manches Thema bdquohinein-zudruumlcken versuchtldquo

Die Ausstattung der MVZ-Redaktion verbesserte sich nach und nach mit materieller Hilfe und personeller Un-terstuumltzung zweier westdeutscher Zeitungen Dennoch kam die MVZ nie auf einen gruumlnen Zweig Sie lebte von einem 100000-Mark-Kredit den die Ge-sellschafter zu Beginn aufgenommen hatten bdquound mit Verkaufs- und Anzei-generloumlsen quasi von der Hand in den Mundldquo wie Martina Plothe es ausdruumlckt

Im Zeitungs-Alltag blieben viele Huumlrden zu nehmen Papier- und Druck-Kapa-zitaumlten wurden nur frei weil die ersten Betriebszeitungen im Bezirk Rostock die Segel strichen Beim vormals SED-eige-nen Ostsee-Druck in Rostock wurde die MVZ jeden Tag vor allen anderen Zei-tungen angedruckt bdquoDrei Seiten muss-ten als Stehsatz zum Teil Tage vorher in der Druckerei vorliegen Die letzte Seite mussten wir um 17 Uhr liefern Fuszligball- oder Wahlergebnisse bekamen wir nie

aktuell ins Blattldquo sagt Plothe Auszligerdem musste die MVZ mit altmodischem Blei-satz vorlieb nehmen wodurch sie ein ebenso altmodisches Aussehen bekam Die Ostsee-Zeitung wurde laumlngst im modernen Offset-Verfahren hergestellt Der Zeitungsvertrieb der DDR weiger-te sich anfangs die MVZ an ihre Abon-nenten auszuliefern Viele Kioske legten die neue Zeitung unter die altherge-brachte Konkurrenz

Laut Martina Plothe waren es viele Um-staumlnde an denen das Projekt bdquoMVZldquo scheiterte Anfangs fehlte ein Lokalteil und spaumltestens im Sommer 1990 ein Al-leinstellungsmerkmal bdquoDie anderen Zei-tungen hatten sich inzwischen geoumlffnet fuumlr eine pluralistische Berichterstattung Die neuen demokratischen Kraumlfte wa-ren nicht mehr auf die MVZ angewie-senldquo Auszligerdem draumlngten all die bunten schrillen Zeitungen aus dem Westen auf den ostdeutschen Markt bdquoWir haumltten Zeit und einen Investor gebrauchtldquo so Karsten Schroumlder bdquoUnd wir hatten fest damit gerechnet dass die SED-Bezirks-zeitungen wie die Ostsee-Zeitung ver-schwinden wuumlrdenldquo

Die Zahl der Kaumlufer und Abonnenten der MVZ sank staumlndig Am 5 September 1990 erschien die letzte Ausgabe bdquoDie Moumlglichkeit einen wirklich freien unab-haumlngigen Journalismus zu machen gab es nur in dieser zeitlichen Luumlcke zwi-schen dem Alten und dem Neuen das noch kommen sollteldquo sagt Martina Plot-he bdquoWir hatten die Aufgabe den neuen politischen Akteuren eine Stimme zu gebenldquo sagt Karsten Schroumlder bdquound die haben wir gut erfuumllltldquo

Andreas Frost

Martina Plothe war bei der MVZ vor allem fuumlr den Kulturteil zustaumlndig

Rostocks Stadtarchivar Karsten Schroumlder war einer der Gesellschafter der MVZ

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

39 D a s S c h l o s s v o r 3 0 J a h r e n

Die Buumlrgerinitiative bdquoRettet die Jarmener Muumlhleldquo hat mehr als 10000 Unterschrif-ten fuumlr den Erhalt der letzten industriellen Getreidemuumlhle Mecklenburg-Vorpom-merns und des Muumlhlenstandortes Jarmen gesammelt Die Unterschriftenlisten wurden am 11 Maumlrz Landtagspraumlsidentin Birgit Hesse (2vl) uumlbergeben Auch die 2 Vizepraumlsidentin des Landtages Dr Mignon Schwenke (li) und Landwirt-schaftsminister Till Backhaus (re) waren zugegen Am 12 Maumlrz beschaumlftigte sich der Landtag im Rahmen einer Aussprache mit dem Schicksal der mehr als 100-jaumlhrigen Muumlhlentradition in Jarmen

Die Sondersitzung des Kabinetts am 14 Maumlrz im Schweriner Schloss war der Auftakt zu einer Vielzahl von Beratungen und Abstimmungen im Rahmen der Corona-Pandemie Zu der Sondersitzung im Plenarsaal kamen Regierungsver-treter Vertreter der kommunalen Ebene sowie der Praumlsident des Robert-Koch-Instituts Lothar Wieler zusammen um das weitere Vorgehen zu beraten We-sentliche Entscheidung der Sondersitzung war die sofortige Schlieszligung von Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen bis 20 April 2020

Mit einem oumlffentlichen Ruumlckkehrerappell auf dem Alten Garten in Schwerin sind am 6 Maumlrz rund 400 Soldatinnen und Soldaten nach mehrmonatigen Auslandseinsaumltzen wieder in der Heimat begruumlszligt worden Auch Landtagspraumlsi-dentin Birgit Hesse und weitere Abgeordnete des Landtages nahmen an dem Appell teil ndash sie druumlckten somit ihren Dank und ihre Anerkennung gegenuumlber den Soldatinnen und Soldaten aus

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Layout Uwe Sinnecker

Druck produktionsbuumlro TINUSGedruckt auf Recyclingpapier

Zugunsten des Leseflusses und aus Platz-gruumlnden haben wir bei der Bezeichnung von Menschengruppen manchmal nur die maumlnnliche Form verwendet In solchen Faumlllen ist die weibliche Form mitgedacht

Namentlich gekennzeichnete Beitraumlge geben nicht in jedem Fall die Meinung des Herausgebers wieder Alle Abbildungen sind urheberrechtlich geschuumltzt Nachdruck nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers

Die LANDTAGSNACHRICHTEN koumlnnen kostenlos bezogen werden Bestellungen sind an den Herausgeber zu richtenRedaktionsschluss 200320

AUS DEM PLENUM

Auszuumlge aus der Original-Debatte

Berichte

Meldungen

Gesetzgebung

AUS DEN AUSSCHUumlSSEN

Das Schloss vor 30 Jahren

Chronik

Miliardenhilfe beschlossenCorona-Pandemie Landtag verabschiedet NachtragshaushaltMinisterpraumlsidentin Manuela Schwesig Nikolaus Kramer (AfD)Torsten Renz (CDU) Simone Oldenburg (DIE LINKE) Thomas Kruumlger (SPD)

Klar gegen RechtsextremismusCDU SPD und DIE LINKEN stellen gemeinsamen AntragJulian Barlen (SPD) Innenminister Lorenz Caffier Ann Christin von Allwoumlrden (CDU) Nikolaus Kramer (AfD) Simone Oldenburg (DIE LINKE)

Corona-Virus sorgt fuumlr EinschraumlnkungenPolizei erhaumllt mehr BefugnisseEnquete-Kommission kommtKeine Dauer-Flaggen am Schweriner Schloss

Naumlchste Volkszaumlhlung 2021Fluumlchtlingskinder aus GriechenlandEckwerte weisen Hochschulen den WegElternzeit heiszligt TeilzeitplatzKeine gezielte Jagd auf KolkrabenDebatte um JurastudiumNeue Mitglieder fuumlr drei GremienAusschuss bestimmt VertrauensleuteKooperatives EhrenamtKritik am Abrechnungssystem

Laufende und abgeschlossene Gesetzgebung

Wirtschaftsausschuss bei HAB WusterhusenZeugenvernehmung zu WohlfahrtsverbaumlndenExpertenanhoumlrung Parlamentsforum Suumldliche OstseePetitionsausschuss zum Thema Schule

bdquoFrecher als die Etabliertenldquo

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ImpressumHerausgeber Landtag mecklenburg-Vorpommern- Oumlffentlichkeitsarbeit - Schloss Lenneacutestraszlige 1 19053 SchwerinFon 0385 525-2183 Fax 525-2151E-Mail oeffentlichkeitsarbeitlandtag-mvdeInternet wwwlandtag-mvde

redaktion Referat Oumlffentlichkeitsarbeit Gerhard Reichert Anna-Maria Leistner

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

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A u s d e m P l e n u m

MilliardenhilfebeschlossenCorona-Pandemie Landtag ver-abschiedet Nachtragshaushalt

Wie viel Geld nimmt das Land in den kommenden beiden Jahren ein Wie viel gibt es aus Und wofuumlr Keine vier Monate ist es her dass die Abge-ordneten im Landtag den Haushalt fuumlr 2020 und 2021 verabschiedeten Und doch mussten sie schon jetzt im Eil-tempo uumlber neue Ausgaben beraten 11 Milliarden Euro standen zur Debat-te Geld das der Wirtschaft im Land durch die Corona-Krise helfen soll Der Nachtragshaushalt war nicht der ein-zige Punkt der die Aprilsitzung des Landtags zu einer der ungewoumlhnlichs-ten seiner Geschichte machte

Mittwoch 1 April kurz vor 10 Wer zum Plenarsaal moumlchte muss Zeit mitbrin-gen Oder die Treppe nehmen Im Fahr-stuhl wo sich sonst schon mal bis zu fuumlnf Leute draumlngen gilt heute Nicht mehr als zwei Personen pro Fahrt Abstandsregel ist Abstandsregel Auch im Lift10 Uhr Wie gewohnt ruft der Gong die Abgeordneten in den Plenarsaal Weil 15 Meter Mindestabstaumlnde und 71 Ab-geordnete hier nicht zusammenpassen kommt jede Fraktion mit weniger Mit-gliedern zur Sitzung Gut die Haumllfte der

Abgeordneten sind da Einige tragen Mundschutz und Einweghandschuhe Im Saal sind zusaumltzliche Stuumlhle verteilt Wer wo sitzt ist mit Zetteln markiertDie Aktuelle Stunde entfaumlllt Die Gesetze zum Finanzausgleich sowie zur Beseiti-gung tierischer Nebenprodukte werden ohne Debatte beschlossen die Regie-rungsplaumlne Grundschullehrern mehr Geld zu zahlen zur weiteren Beratung in die Ausschuumlsse uumlberwiesenEine halbe Stunde nach Sitzungsbeginn ruft Landtagspraumlsidentin Birgit Hesse be-reits Tagesordnungspunkt 4 auf die erste Lesung zum Nachtragshaushalt fuumlr 2020 Der Stillstand des oumlffentlichen Lebens bringt viele Unternehmen Selbststaumln-dige und Vereine in Not und Arbeitsplaumlt-ze in Gefahr Deshalb hat die Landesre-gierung zusaumltzlich zu den Hilfen vom Bund einen Schutzfonds errichtet Geld das so im Haushalt nicht eingeplant ist und dem der Landtag zustimmen mussDer Ernst der Lage spiegelt sich auch in der Debatte wider Fuumlhren Haushaltsbe-ratungen sonst zu einem kontroversen Schlagabtausch zwischen Regierungs-fraktionen und Opposition gibt es heute nicht einmal Zwischenrufe Die Redezeit ist kurz zehn Minuten fuumlr jede Fraktion Das Limit gilt auch fuumlr die Landesregie-rung Es sind die einzigen Redebeitraumlge an diesem Tag Nach jedem Redner wer-den Pult und Mikrofone desinfiziert Un-ter allen Fraktionen herrscht Einigkeit Die Hilfen sind richtig und wichtig und muumls-sen nun alle Betroffenen zuumlgig erreichenTrotzdem muss auch der Nachtragshaus-halt das regulaumlre Gesetzgebungsverfah-

Stichwort Nachtragshaushalt

Der Nachtragshaushalt hat ein Volumen von 11 Milliarden Euro Damit sollen un-ter anderem Soforthilfen fuumlr Unterneh-men und Selbststaumlndige finanziert so-wie Krankenhaumluser bei der Beschaffung von Intensivbetten und Beatmungsge-raumlten unterstuumltzt werden Erstmals seit 2006 macht das Land dafuumlr neue Schul-den Der Landtag hat die Landesregie-rung auszligerdem aufgefordert einen Sozialfonds fuumlr ehrenamtlich Engagier-te gemeinnuumltzige Organisationen und soziale Einrichtungen zu errichten und sich beim Bund fuumlr eine Erhoumlhung des Kurzarbeitergeldes einzusetzen

ren einhalten Um beiden Anspruumlchen gerecht zu werden treffen sich Finanz- und Wirtschaftsausschuss sofort nach der ersten Lesung zu einer gemein-samen Beratung Gut eine Stunde spaumlter empfehlen sie dem Landtag dem Nach-tragshaushalt zuzustimmen Wie im Aumllte-stenrat verabredet beginnt der Landtag anschlieszligend gleich mit der Zweiten Lesung Wortmeldungen sind nicht ge-plant Landtagspraumlsidentin Birgit Hesse eroumlffnet die Abstimmung Fuumlnf Minuten spaumlter ist der Nachtragshaushalt einstim-mig beschlossen 1252 Uhr eine auszliger-gewoumlhnliche Sitzungswoche beendetGesetzentwurf Landesregierung 74821Beschlussempf Finanzausschuss 74854Gesetzentwurf Landesregierung 74822Unterrichtung Landesregierung 74836Beschlussempf Finanzausschuss 74855

Um einen Mindestabstand von 15 m zwischen den Abgeordneten zu gewaumlhrleisten musste die Sitzordnung geaumlndert werden Manche Abgeordnete saszligen auf separaten Stuumlhlen Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

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Landtagspraumlsidentin Birgit Hesse

bdquoDie Corona-Krise hat unser aller Leben nachhaltig beeinflusstldquo

Meine sehr geehrten Damen und Herren gestatten Sie mir an dieser Stelle ein paar Worte Die Corona-Krise hat uns unser aller Leben nachhaltig beeinflusst Viele Menschen muumlssen mit Einschraumlnkungen leben beziehungsweise ste-hen taumlglich vor besonderen Herausforderungen Vieles ist in den vergangenen Tagen zu dem besonderen Engagement des medizinischen und des Pflegepersonals gesagt worden

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zu den Leistungen der Mitarbeiter in den Supermaumlrkten der Rettungskraumlfte und der vielen Menschen die fuumlr uns alle im Kampf gegen das Virus an vorderster Front stehen

Ich moumlchte heute ndash und sehen Sie es mir nach dass ich das an dieser Stelle auch deutlich mache ndash mich diesem Dank anschlieszligen und eine weitere Berufsgruppe die in diesen Tagen vor besonderen Herausforderungen steht nennen und das sind unsere Reinigungskraumlfte Sie sorgen jeden Tag und insbesondere in Vorbereitung auf diese Landtagssit-zung dafuumlr dass alles dafuumlr getan wird fuumlr den Schutz der Abgeordneten und natuumlrlich auch der Mitarbeiter und aller im Schloss und den Liegenschaften des Landtages Taumltigen Alles womit wir heute in Beruumlhrung kommen ist desinfiziert auch zum Beispiel das Rednerpult wird nach jedem Redner gereinigt Und gestatten Sie mir an dieser Stelle einfach mal Danke zu sagen an unser Reinigungspersonal

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD DIE LINKE und auf der Regierungsbank)

Das Pult wurde nach jedem Redner desinfiziert Auf Wasserglaumlser wurde aus hygienischen Gruumlnden verzichtet Foto Uwe Sinnecker

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Ministerpraumlsidentin Manuela Schwesig

bdquoMein besonderer Dank gilt denen die fuumlr unsere alltaumlgliche Versorgung sorgenldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete Liebe Buumlrgerinnen und Buumlrger vor allem im Livestream Die Lage ist ernst sie ist sehr ernst Unser Land steht mitten in einer groszligen Herausforderung in einer Herausforderung die noch nie so groszlig war seit Gruumlndung unseres Landes Mecklenburg-Vorpommern Das Corona-Virus bedroht unsere Gesundheit und bedroht die wirtschaftliche Entwicklung des Landes und auch Teile un-seres sozialen Zusammenhaltes Das Corona-Virus hat sich weltweit ausgebreitet Die WHO spricht von einer Pande-mie und das heiszligt dass dieses Corona-Virus nicht nur unser Land nicht nur Deutschland sondern mittlerweile fast alle Staaten der Weltgemeinschaft in Atem haumllt

Was ist so gefaumlhrlich an diesem Corona-Virus Das Corona-Virus breitet sich schnell aus ganz einfach es ist unsichtbar es ist ein unsichtbarer Feind gegen den wir kaumlmpfen und es gibt noch kein Medikament und keinen Impfstoff Und all das macht das Corona-Virus so gefaumlhrlich

Deshalb sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete ha-ben wir in den letzten Tagen Maszlignahmen getroffen die wir uns alle so zu Beginn des Jahres nie haumltten vorstellen koumln-nen Wir haben in einem Eiltempo von Tag zu Tag Entschei-dungen treffen muumlssen und haben diese Entscheidungen nach bestem Wissen und Gewissen getroffen in Abstim-mung mit Experten nach vielen Beratungsrunden und vor allem mit einer absoluten Prioritaumlt die Gesundheit der Be-voumllkerung zu schuumltzen die Gesundheit der Bevoumllkerung zu sichern Das steht vor allem

Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete dazu sind in den letzten Tagen viele Maszlignahmen getroffen worden von der Schlieszligung von Kitas und Schulen uumlber Schlieszligung von

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vielen Laumlden bis hin zur Schlieszligung des Tourismus Nur die notwendigsten Dinge sind noch offen und wir alle halten und muumlssen uns an ein Kontaktverbot halten

Und ich moumlchte an allererster Stelle mich ganz herzlich bei den Buumlrgerinnen und Buumlrgern des Landes bedanken die in ganz ganz groszliger Mehrheit diese Maszlignahmen nicht nur unterstuumltzen sondern sie tragen und umsetzen Das ist Vor-aussetzung im Kampf gegen das Corona-Virus Kein Gesetz keine medizinische Versorgung kann alleine diesen Kampf fuumlhren Die Buumlrgerinnen und Buumlrger muumlssen mitziehen muumlssen sich an diese Regeln halten und muumlssen sie beach-ten und deshalb meinen Dank an unsere Buumlrgerinnen und Buumlrger die genau das tun

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Ziel ist es mit diesen Maszlignahmen Kontakte so viel wie moumlg-lich zu vermeiden und Zeit zu gewinnen Zeit zu gewinnen unser Gesundheitssystem zu ruumlsten fuumlr diese Pandemie um sicherzustellen dass jede und jeder der am Corona-Virus er-krankt und vielleicht sogar schwer erkrankt die beste medi-zinische Versorgung hat Das Gesundheitssystem bei aller Diskussion das Gesundheitssystem in Deutschland ist ein gutes System Wir haben 28000 Intensivbetten fuumlr das Co-rona-Virus die meisten Betten zum Beispiel in Europa aber wir muumlssen aufruumlsten Das haben wir in den letzten Tagen getan die Kliniken die Aumlrzte haben sich darauf eingestellt und deshalb moumlchte ich an dieser Stelle dem gesamten me-dizinischen Personal den Schwestern den AumlrztInnen aber auch allen die hinter den Kulissen arbeiten bis hin zur Rei-nigungskraft ganz herzlich danken dass sie bereitstehen fuumlr die medizinische Versorgung des Corona-Virus

Aber wir duumlrfen nicht vergessen das Corona-Virus setzt nicht andere Erkrankungen aus Trotzdem muss der Blind-darm der entzuumlndete Blinddarm operiert werden trotzdem muumlssen Krebspatienten behandelt werden trotzdem wollen wir dass Kinder geboren werden All das was das Gesund-heitssystem Tag und Nacht leistet muss weitergehen und trotzdem muss es geruumlstet sein fuumlr den Kampf gegen das Corona-Virus Und das leisten Frauen und Maumlnner in unzaumlh-liger Weise in unserem Land und dafuumlr meinen ganz herz-lichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Dass der Alltag trotz dieses Runterfahrens funktioniert hat auch damit zu tun dass wir viele Menschen haben in der Verwaltung die mit Hochdruck daran arbeiten alle Maszlignah-men alle Soforthilfen umzusetzen dass wir die Polizistin-nen und Polizisten haben die diese strengen Maszlignahmen kontrollieren Ja es wird daruumlber diskutiert ob es richtig ist dass Mecklenburg-Vorpommern ein strenges Einreiseverbot kontrolliert Und ich sage ganz klar Ja Wenn wir uns fuumlr sol-che Regeln entscheiden dann muumlssen die Regeln auch ein-gehalten werden und dann muumlssen wir sie auch umsetzen

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

5 A u s d e m P l e n u m O r i g i n a l - D e b a t t e

und deshalb auch herzlichen Dank an unsere Polizistinnen und Polizisten die da im wahrsten Sinne des Wortes an der Front stehen und das fuumlr uns umsetzen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Mein besonderer Dank gilt denen die fuumlr unsere alltaumlgliche Versorgung sorgen und das sind die Verkaumluferinnen und Verkaumlufer im Supermarkt die am meisten ungeschuumltzt sind Und ich will hier ganz deutlich sagen warme Worte reichen dann nicht Ich erwarte insbesondere von den groszligen Le-bensmittelhandelsketten dass jetzt diese Leute auch gut bezahlt werden dass sie nach Tarif bezahlt werden und dass sie geschuumltzt werden Und ich bitte die Buumlrgerinnen und Buumlrger mitzumachen freundlich zu sein Abstand zu halten Die Verkaumluferinnen und Verkaumlufer leisten in diesen Tagen Groszligartiges

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete das Corona-Virus breitet sich in Mecklenburg-Vorpommern moderat aus Trotzdem haben wir die ersten Toten zu verzeichnen Die Zahlen der Infektionen und der schwer Erkrankten sind immer noch moderat gegenuumlber anderen Teilen von Deutschland und wir lassen uns hier sehr eng beraten von Professor Reisinger von Frau Dr Littmann und ich denke dass es richtig ist dass wir diese strengen Maszlignahmen ge-troffen haben

Und ich sage hier ganz klar wer zum jetzigen Zeitpunkt uumlber Lockerung von Maszlignahmen redet streut den Men-schen Sand ins Auge Wir haben diese Maszlignahmen schwe-ren Herzens beschlossen wir halten uns daran und wir muumls-sen durchhalten mindestens bis zum 1904 Daran appelliere ich Jede Lockerung davor waumlre gefaumlhrlich Wir muumlssen jetzt gemeinsam durchhalten dann koumlnnen wir es auch schaffen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete jede Ent-scheidung fuumlr die Gesundheit ist oftmals eine Entscheidung gegen Unternehmen und gegen Arbeitsplaumltze gewesen und deshalb sind diese Entscheidungen auch verdammt schwer ndash weil unser Herz blutet wenn das Tourismusland Nummer eins nicht nur keine neuen Gaumlste aufnehmen darf sondern Gaumlste nach Hause schickt und weil es schwer ist dass der Einzelhandel runtergefahren wird Und deshalb ist es uns wichtig Maszlignahmen fuumlr die Gesundheit der Bevoumll-kerung zu treffen aber auch Maszlignahmen fuumlr die Gesund-heit der Unternehmen und der Arbeitsplaumltze Der Dreiklang unseres Schutzfonds Mecklenburg-Vorpommern und des Nachtragshaushalts hat den Gedanken Gesundheit der Be-voumllkerung zu schuumltzen Unternehmen zu schuumltzen und Ar-beitsplaumltze zu schuumltzen Und deshalb bin ich sehr froh dass Sie heute zusammengekommen sind und diesen Fonds

und diesen Nachtragshaushalt beraten und ich bitte auch um Unterstuumltzung

(Beifall vonseiten der Fraktion der SPD und Franz-Robert Liskow CDU)

Der Bund hat in einem einmaligen Rettungspaket viele Maszlignahmen auf den Weg gebracht viel Unterstuumltzung fuumlr die gesundheitliche Versorgung aber vor allem auch fuumlr die Kleinst- und Kleinunternehmen Das ist gut und wichtig denn 70 Prozent unserer Unternehmen sind diese Kleinst- und Kleinunternehmen mit bis zu zehn Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern

Aber wir als Land wollen mehr tun wir wollen mit Liquidi-taumltshilfen allen Unternehmen helfen Wir haben den Buumlrg-schaftsrahmen erhoumlht von 12 auf 16 Milliarden Euro und wir haben anders als viele andere Bundeslaumlnder uns ent-schieden auch Zuschuumlsse fuumlr Mittelunternehmen zu zah-len also fuumlr Unternehmen die mehr als zehn Arbeitnehmer haben fuumlr die kleinen Unternehmen bis 49 Arbeitnehmer aber auch fuumlr die mittleren bis 100 Arbeitnehmer daruumlber hinaus auch Unterstuumltzung mit Expresshilfen Es ist uns wichtig dass wir in diesem Paket ndash Soforthilfen fuumlr die Un-ternehmen aber auch Kurzarbeitergeld fuumlr die Arbeitneh-merinnen und Arbeitnehmer und weitere Unterstuumltzungen wie zum Beispiel Liquiditaumltshilfen ndash dafuumlr sorgen dass moumlg-lichst jeder Arbeitsplatz und jedes Unternehmen durch die-se Krise kommt und dass wir nach dieser Krise an die gute wirtschaftliche Entwicklung des Landes wieder anknuumlpfen koumlnnen Dazu dient dieses Hilfspaket dieser Schutzfonds Mecklenburg-Vorpommern

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Und ich will mich ausdruumlcklich bedanken fuumlr die guten und konstruktiven Beratungen mit den Regierungsfraktionen aber auch ausdruumlcklich mit den Fraktionen der Opposition Ich begruumlszlige es dass es Vorschlaumlge gibt fuumlr einen Sozial-fonds fuumlr weitere wirtschaftliche Unterstuumltzung Wir sollten jetzt in dieser Krise das was typisch ist in der Demokratie dass Regierung und Opposition sich reiben und diskutieren einmal uumlberwinden und zusammenstehen um unserem Land zu helfen Und diese Gespraumlche habe ich so wahrge-nommen und deshalb moumlchte ich mich bei allen Fraktionen ausdruumlcklich dafuumlr bedanken

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Mein Dank gilt auch der Regierungsmannschaft Im Alltag kann man viel daruumlber diskutieren was gelingt und was nicht gelingt und alle sind nur Menschen Aber ich kann Ihnen versichern dass wir in dieser Krise alles dafuumlr geben ndash und dafuumlr stehe ich ganz persoumlnlich ndash dass unser Land gut durch diese Krise kommt dass wir die Gesundheit der Men-schen schuumltzen und auch die wirtschaftliche Entwicklung des Landes Dafuumlr steht diese Landesregierung und dafuumlr

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stehe ich als Ministerpraumlsidentin ganz persoumlnlich Und ich moumlchte mich bei allen Ministerinnen und Ministern Staats-sekretaumlren und den Mitarbeitern der Verwaltung bedanken Mein ganz besonderer Dank gilt meinem Stellvertreter Lo-renz Caffier Vielen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete mit dem Nachtragshaushalt schlagen wir Ihnen vor dass wir den Schutzfonds von 11 Milliarden Euro finanzieren durch 700 Millionen Euro einmaligen Kredit weil wir unsere Ruumlcklagen dafuumlr nutzen wollen die Steuerausfaumllle die wir im naumlchsten Jahr haben werden von 1 Milliarde Euro zu kompensieren Wir wollen drei Dinge tun Wir wollen als Land unsere Ver-sprechen fuumlr Investitionen halten wollen den groumlszligten Inve-stitionshaushalt der hier im Dezember beschlossen wurde auch durchhalten und nicht kuumlrzen Wir wollen gleichzeitig dafuumlr sorgen dass wir den Schutzfonds (11 Milliarden Euro) uumlber unser Land legen um vor allem Arbeitsplaumltze Unter-nehmen und auch den sozialen Zusammenhalt zu schuumltzen Und wir wollen dafuumlr sorgen dass wir mit Ruumlcklagen uns ge-gen Steuermindereinnahmen stemmen um eben nicht in Kuumlrzungen zu kommen In diesem Sinne hoffe ich auf gute Beratung und auf Unterstuumltzung

Ich weiszlig dass viele Buumlrgerinnen und Buumlrger sich sorgen ma-chen ndash um ihre Gesundheit um ihre Familie um ihre eigene Existenz Und es ist unsere Verantwortung den Menschen nicht was Falsches zu sagen sondern ehrlich zu sein Nie-mand hat eine Blaupause fuumlr diese Situation Sie ist einma-lig fuumlr die ganze Welt Aber ich bin sehr zuversichtlich und das ist ganz besonders meine Erfahrung der letzten sechs Monate dass wenn sich eine Lage bedrohlich anfuumlhlt und sie auch bedrohlich ist wir auf das Gesundheitssystem im Land vertrauen koumlnnen dass wir uns an die Maszlignahmen halten muumlssen dass wir durchhalten muumlssen und dass wir zusammenhalten muumlssen und dass wir daraus die Kraft neh-men koumlnnen durch diese Krise zu kommen Wir haben diese Kraft unser Land hat diese Kraft und deshalb habe ich nicht nur Sorge sondern auch Zuversicht dass wir gut durch diese Krise kommen Die Maszlignahmen dafuumlr haben wir getroffen die Maszlignahmen liegen Ihnen vor und dafuumlr bitte ich um Un-terstuumltzung Passen Sie auf sich auf und bleiben Sie gesund

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Damit der Mindestabstand von 15 m zwischen den Abgeordneten und Ministern gewaumlhrleistet werden konnte musste die Sitzordnung geaumlndert werdenFoto Uwe Sinnecker

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fluumlchteten und Menschen mit Schutztiteln eine Arbeitsauf-nahme ermoumlglicht werden kann

Meine Fraktion wird die Landesregierung auch weiterhin dort unterstuumltzen wo sie das Richtige tut und wir werden kon-struktive Kritik uumlben wo das Richtige und Notwendige moumlg-licherweise bisher noch nicht erkannt wurde Daher muss ich an dieser Stelle auch etwas Kritik anbringen Zur Aufstockung des Kurzarbeitergeldes heiszligt es in der Entschlieszligung lediglich die Landesregierung moumlge sich auf der Bundesebene dafuumlr einsetzen Meine Fraktion war und ist hier fuumlr eine souveraumlne Loumlsung auf Landesebene statt auf den Bund zu warten Ge-rade wegen der vergleichsweise niedrigen Loumlhne und Gehaumll-ter hier in Mecklenburg-Vorpommern besteht groszliger Hand-lungsbedarf

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Wer ohnehin schon wenig verdient den trifft jeder Euro im Verdienstausfall besonders hart Wenn infolge der Corona-Krise ein Teil unserer Buumlrger um seine wirtschaftliche Exis-tenz ringt muumlssen wir als Politiker auch unsere Prioritaumlten uumlberpruuml-fen Dazu gehoumlrt fuumlr uns dem unseligen Strategiefonds ein Ende zu machen

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

und die Mittel sinnvoller einzusetzen

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Das galt vor der Krise das gilt jetzt erst recht

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Die Forderung nach Umlenkung des Strategiefonds in Coro-na-Hilfsmaszlignahmen hatten wir fuumlr den Entschlieszligungsantrag angemeldet Leider findet sie sich in der Entschlieszligung nicht wieder Meine Fraktion wird deshalb weiter auf die Beendi-gung des Strategiefonds draumlngen Weder Opposition noch Landesrechnungshof und Landesverfassungsgericht haben bisher ein Umdenken der Regierungskoalition bewirken koumln-nen Sie haumllt nach wie vor an dem Strategiefonds fest Ich ap-pelliere daher heute nochmals an die Abgeordneten von SPD und CDU Wenn Sie schon nicht auf fachlich fundierte Kritik houmlren wollen dann nehmen Sie die Corona-Krise zum Anlass die Mittel im Strategiefonds fuumlr Hilfsmaszlignahmen umzuwid-men

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Sie wuumlrden damit ein Zeichen setzen dass nicht nur die Buumlr-ger ihre Planung anpassen muumlssen sondern dass auch die Politik ihre Lieblingsprojekte zuruumlckstellt um unseren Buumlrgern in akuter Not den Ruumlcken zu staumlrken

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Nikolaus Kramer AfD

bdquoLassen Sie uns diese Krise gemeinsam durchstehenldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete Sehr geehrte Frau Ministerpraumlsidentin Die Corona-Pandemie bedeutet fuumlr uns in Mecklenburg-Vorpommern erhebliche Belastungen Das Leid der schwer Erkrankten die Sorge um erkrankte oder gefaumlhrdete Ange-houmlrige und Freunde sowie die schweren zusaumltzlichen Belas-tungen fuumlr medizinisches und pflegerisches Personal seien hier zuvorderst genannt

Aber die Eindaumlmmungsmaszlignahmen bringen auch andere Belastungen mit sich Betriebe muumlssen schlieszligen Arbeits-plaumltze sind gefaumlhrdet finanzielle und berufliche Lebensplaumlne werden erschuumlttert Das ist eine neue Zeit uumlber deren Aus-wirkungen bisher nur ungenuumlgend Fakten auf dem Tisch lie-gen Die Landesregierung hat ein Programm zur Bekaumlmpfung der Pandemie und zur Bewaumlltigung ihrer sozialen und wirt-schaftlichen Folgen vorgelegt Sie hat auch uns als Opposi-tion Gelegenheit gegeben Vorschlaumlge einzubringen Meine Fraktion hat sich dementsprechend konstruktiv eingebracht Ausdruumlcklich begruumlszligen wir dieses Vorgehen

Im Ergebnis liegt nun ein gemeinsamer Entschlieszligungsantrag aller Fraktionen vor in dem jede Fraktion sich wiederfinden kann Es ist gut dass wir in Zeiten der Krise zu einem gemein-samen Handeln finden So finden wir in der Entschlieszligung auch die Forderung meiner Fraktion eine bessere Unterstuumlt-zung fuumlr Corona-geschaumldigte Unternehmen mit mehr als 49 Mitarbeitern zu pruumlfen Offensichtlich konnte die Landesre-gierung die Pruumlfung unserer Forderung bereits erfolgreich abschlieszligen und hat die Umsetzung am gestrigen Tage be-schlossen Das ist sehr erfreulich

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Ebenso in die Entschlieszligung aufgenommen ist unser Anlie-gen die Moumlglichkeit zu pruumlfen wie zur Kompensation feh-lender Arbeitskraumlfte aus dem europaumlischen Ausland infolge von Corona-Maszlignahmen Menschen aus Drittstaaten Ge-

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Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie werden uns spaumltestens mit der naumlchsten Mai-Steuerschaumltzung neue Haushaltsentscheidungen abverlangen Wir duumlrfen bereits jetzt von erheblichen Einnahmeruumlckgaumlngen ausgehen Vor diesem Hintergrund sind wir alle gefordert daruumlber nach-zudenken Wahlwerbegeschenke der Regierungskoalition zuruumlckzustellen um das Notwendige und Unverzichtbare sicherzustellen

Das bedeutet uumlbrigens keineswegs tatsaumlchlich notwendige Investitionen kuumlrzen zu wollen wie es in der Presse faumllschlich uumlber meine Fraktion hieszlig An Investitionen sind im Haus-haltsjahr 2020 bisher 17 Milliarden Euro eingeplant Die be-reinigten Gesamtausgaben liegen bei 92 Milliarden Euro Es gibt also auch andere Ausgaben als Investitionsausgaben die man uumlberpruumlfen kann und muss

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Die Landesregierung selber hat ja schon im Nachtragshaus-halt erklaumlrt dass sie mal eben 50 Millionen Euro im Wege des Haushaltsvollzugs heben kann Grundsaumltzliches Ziel der Maszlig-nahmen sollte es sein dass deren Finanzierung zuerst durch Einsparung und moumlglichst geringe Schuldenaufnahme er-folgt Um eine Verstetigung der Maszlignahmen zu vermeiden muss fortwaumlhrend gepruumlft werden inwieweit diese Maszlignah-men aufrechterhalten werden muumlssen Dabei darf nicht auszliger Acht gelassen werden dass eben unter diesen Maszlignahmen nicht nur die Wirtschaft leidet sondern auch gerade die Men-schen Sorgen um den Arbeitsplatz Existenz-aumlngste koumlnnen Depressionen und andere psychosomatische Krankheiten ausloumlsen was sich dann auch wiederum auf die Arbeitskraft und dementsprechend auf die Wirtschaftskraft negativ auswirken wird

In jeder Krise steckt aber auch eine Chance So ruumlcken derzeit die Familien wieder enger zusammen man besinnt sich auf die wichtigen Dinge im Leben Wir betrachten nichts mehr als selbstverstaumlndlich Man achtet auf sein Umfeld seine Freunde die Nachbarn In solchen Zeiten stellen wir fest dass

eben nicht nur Polizisten Aumlrzte und Lehrer systemrelevante Berufe sind sondern auch das Krankenhaus- und Pflegeper-sonal sowie die Einzelhandelskaufleute Diese Aufzaumlhlung ist nicht abschlieszligend Es sollte nach unserem Dafuumlrhalten keine Klassifizierung zwischen Berufen ersten Grades und zweiten Grades geben

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Dennoch kann aus diesem Grunde unser Dank nicht oft und laut genug allen Beteiligten ausgesprochen werden Von un-serem Dank aber allein kann man sich auch in unserem Land nichts kaufen

Nun erweist es sich auch als Fehler dass in der Bundesrepublik eine Vielzahl von Krankenhaumlusern geschlossen worden sind Auch hier in unserem Land wurde uumlber die Schlieszligung ein-zelner Stationen und Krankenhaumluser noch vor zwei Monaten gesprochen so zum Beispiel Wolgast und Crivitz

Ploumltzlich koumlnnen nun doch Grenzkontrollen durchgefuumlhrt werden Die Bundesrepublik besinnt sich ihrer Souveraumlnitaumlt und verlaumlsst sich nicht allein auf Bruumlssel Gleichwohl zeigt das dass nationalstaatliches Handeln auch solidarisch mit Italien moumlglich ist Als mahnende Beispiele seien hier Russland und China genommen

Dieser gemeinsame Antrag aller Fraktionen beweist dass es moumlglich ist jenseits der politischen Lager gemeinsam fuumlr die Interessen unseres Landes und unserer Landsleute einzuste-hen

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Lassen Sie uns diese Krise gemeinsam durchstehen Zu dieser Gemeinsamkeit gehoumlrt auch die konstruktive Debatte uumlber die richtigen Loumlsungen ndash Vielen Dank und bleiben Sie alle gesund

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Wie bei allen Fraktionen nahm auch bei der SPD-Fraktion nur ein Teil der Abgeordneten an der Sitzung teil

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Aumlltere chronisch Kranke Verwandte Bekannte und Freunde es geht um Menschenleben Klar ist fuumlr mich auch wir duumlr-fen uns nicht daran gewoumlhnen denn es koumlnnen nur Maszlig-nahmen auf Zeit sein da es tiefe Eingriffe in die Grundrechte unserer Gesellschaft sind

Meine sehr geehrten Damen und Herren ich bin der Oppo-sition dankbar dass der heutige Landtag in dieser verklei-nerten Form stattfindet Die parlamentarische Demokratie lebt im Normalfall vom konstruktiven Streit Dass dieser in Krisenzeiten etwas zuruumlcktritt begruumlszlige ich ausdruumlcklich Dass alle an einem Strang ziehen ist in dieser Situation rich-tig und die parteiuumlbergreifende gemeinsame Entschlieszligung ist in der Krise ein starkes Signal an die Buumlrger unseres Landes

Meine sehr geehrten Damen und Herren die zweite Vorbe-merkung die ich machen moumlchte betrifft diejenigen die momentan den Karren ziehen und den Laden buchstaumlblich am Laufen halten So wichtig ich die Bleibe-zu-Haus-Aufrufe finde es ist mindestens ebenso erwaumlhnenswert dass die Arbeitsleistung fuumlr einen Groszligteil der Arbeitnehmer nicht etwa gesunken sondern gestiegen ist Das sind all diejeni-gen die in den Krankenhaumlusern und in den Arztpraxen fuumlr unsere Gesundheit sorgen es sind aber auch die Menschen die im Einzelhandel und in den Apotheken arbeiten in der Landwirtschaft in der Logistik im Transportwesen oder als Post- und Paketzusteller in Tankstellen und als Reinigungs-kraumlfte die Landes- und die Bundespolizei die Bundeswehr und viele weitere mehr Sie alle sorgen dafuumlr dass unser Le-ben einigermaszligen weitergeht Ihnen allen einen herzlichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Deshalb begruumlszlige ich auszligerordentlich dass der Bundesfi-nanzminister am Montag die Moumlglichkeit geschaffen hat dass die sogenannten Corona-Praumlmien bis 1500 Euro steu-erfrei bleiben Warme Worte sind genug gewechselt Ar-beitgeber sollen mit gutem Beispiel vorangehen und die Leistungen der eigentlichen Helden der Krise auch mit einer entsprechenden Praumlmie wuumlrdigen Das gilt selbstverstaumlnd-lich auch fuumlr den Bereich der Landesregierung

Ich will es auch nicht versaumlumen mich an dieser Stelle bei den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Landesfoumlrder-institutes zu bedanken Ich habe mich selbst davon uumlber-zeugt dass mit groszligem Elan und mit einer Selbstverstaumlnd-lichkeit auch am Wochenende gearbeitet wird damit das Geld fuumlr die Antraumlge auf Soforthilfe schnellstmoumlglich aus-gezahlt werden kann damit unsere heimische Wirtschaft durch die Krise kommt und die Menschen nicht arbeitslos werden Herzlichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Beim Stichwort bdquoSoforthilfenldquo bin ich im wahrsten Sinne des Wortes mittendrin im Nachtragshaushalt Kern des Nach-

Torsten Renz CDU

bdquoUnser MV-Schutzfonds dient zu Recht vordergruumlndig dazu die Wirtschaft durch die Krise zu begleitenldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren Heute vor vier Wochen am 2 Maumlrz war auf der Titelseite der bdquoSchweriner Volkszeitungldquo ein Bericht uumlber Lea Sophie Friedrich aus Dassow Sie war Weltmeisterin im Bahn-radfahren geworden Auf der Titelseite des bdquoNordkuriersldquo war ein Artikel uumlber Eilantraumlge gegen die Masernimpfpflicht Und im bdquoNordmagazinldquo lief einen Tag spaumlter ein Bericht in dem es um steigende Uumlbernachtungszahlen in Jugend-herbergen ging Ich weiszlig nicht wie es Ihnen geht fuumlr mich klingen solche Berichte wie aus einem anderen Land wie aus einer anderen Zeit ndash und sie sind keine vier Wochen her

Ab dem 1603 ging es dann Schlag auf Schlag Kitas Schu-len Geschaumlfte Gaststaumltten wurden geschlossen Kontaktein-schraumlnkungen angeordnet ndash harte Maszlignahmen Heute hat jeder von uns Verwandte Nachbarn oder Bekannte die sich in Quarantaumlne befinden moumlglicherweise positiv getestet wurden oder von der Kurzarbeit betroffen sind Die Sorge um die Gesundheit der Liebsten und Existenzaumlngste stehen auf der Tagesordnung

In dieser Situation bin ich besonders froh dass wir in Deutschland ein funktionierendes Gesundheitssystem und einen handlungsfaumlhigen Staat vorfinden So wichtig dieser Nachtragshaushalt auch ist moumlchte ich als Erstes feststellen die Maszlignahmen der Bundesregierung und der Landesre-gierung zur Eindaumlmmung der Pandemie sind richtig und uneingeschraumlnkt notwendig Insbesondere die Kontaktbe-schraumlnkungen bis zum 1904 sind unumgaumlnglich um Situ-ationen wie in Italien Spanien oder in den USA unserer Be-voumllkerung zu ersparen Deshalb auch mein Appell an dieser Stelle Seien Sie solidarisch denn es geht insbesondere um

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tragshaushaltes ist der MV-Schutzfonds mit einem Volumen von insgesamt 11 Milliarden Euro Davon werden 700 Millio-nen durch eine Nettokreditaufnahme gedeckt zudem wird der Buumlrgschaftsrahmen zusaumltzlich um 400 Millionen erwei-tert Ein erwarteter Einnahmeruumlckgang von 1 Milliarde Euro muss ebenfalls gestemmt werden eine gigantische Aufga-be die unser Land meistern will und meistern muss Dazu nutzen wir unter anderem Ruumlcklagen die wir durch solide Haushaltspolitik aufgebaut haben

Die Maszlignahmen im Einzelnen liegen Ihnen vor und sind in-soweit bekannt Deshalb moumlchte ich nur auf die verlorenen Zuschuumlsse also die Zuschuumlsse die nicht zuruumlckgezahlt wer-den muumlssen fuumlr Firmen bis 100 Mitarbeiter in Houmlhe von uumlber 160 Millionen Euro verweisen Was wir in diesem Bereich leis-ten kann sich deutschlandweit sehen lassen Ausdruumlcklich moumlchte ich betonen dass fuumlr Firmen bis zehn Arbeitnehmer das Geld durch den Bund bereitgestellt wird und somit eine hervorragende Verzahnung mit Landesgeldern stattfindet

Meine sehr geehrten Damen und Herren der MV-Schutz-fonds ist inhaltlich sehr breit aufgestellt und versucht moumlglichst viele Lebensbereiche abzudecken Fuumlr unser an Einwohnern kleines Bundesland ist das eine riesige Kraft-anstrengung und trotzdem bin ich uumlberzeugt dass dieser wichtige Schritt notwendig und machbar ist um uns uumlber diese schwere Zeit zu tragen Trotzdem gilt wenn es nicht reicht es Schwachstellen gibt muumlssen wir nachsteuern

Meine sehr geehrten Damen und Herren unser MV-Schutz-fonds dient zu Recht vordergruumlndig dazu die Wirtschaft durch die Krise zu begleiten aber wir muumlssen auch zeitnah gemeinsam mit der kommunalen Ebene uumlber Unterstuumlt-zungsmaszlignahmen sprechen damit das Leben vor Ort nicht zum Stillstand kommt Dabei gilt es rechtliche und finanzi-elle Fragen im Sinne der Handlungsfaumlhigkeit der Kommunen zu diskutieren und Loumlsungen zu finden

(Beifall vonseiten der Fraktion der CDU)

Und damit moumlchte ich zum letzten Aspekt kommen Das Virus hat uns schmerzlich vor Augen gefuumlhrt dass unsere arbeitsteilige globalisierte Wirtschaft zwar fuumlr Wachstum und Wohlstand sorgt zugleich ist sie aber auch anfaumlllig ndash an-faumlllig fuumlr Viren denen Staatsgrenzen egal sind und anfaumlllig fuumlr wirtschaftliche Stoumlrungen Ich bin fest davon uumlberzeugt dass die Corona-Krise kurz- und mittelfristig Auswirkungen fuumlr unser gesellschaftliches Zusammenleben fuumlr die Wirt-schaft und das Bankensystem haben wird die keiner zurzeit serioumls einschaumltzen kann Neben den Herausforderungen der Digitalisierung der Demografie oder des Klimawandels wer-den wir uns in Deutschland nach der Krise mit unbequemen Wahrheiten auseinandersetzen muumlssen

Erstens Guumlter wie Arzneimittel Schutzausruumlstung und me-dizinische Geraumltschaften in nennenswerten Groumlszligenord-nungen muumlssen wir wieder selbst herstellen im Zweifel auch subventioniert

Zweitens Industriebetriebe sollen kuumlnftig in kuumlrzester Zeit in der Lage sein auf die Herstellung benoumltigter Guumlter umzu-schalten Ich kann es nicht akzeptieren dass wir in Deutsch-land die besten Autos der Welt herstellen es aber nicht kurz-fristig hinbekommen medizinisch benoumltigte Schutzmasken zu fertigen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Und drittens Wir brauchen zentral eingelagerte Reserven organisiert vom Bund und damit meine ich nicht Toiletten-papier oder Nudeln sondern medizinisches Geraumlt und ent-sprechende Ausruumlstung

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Meine sehr geehrten Damen und Herren Maybrit Illner fragte am Wochenende ob in der jetzigen Zeit ein Nach-denken ohne zu sprechen geht Klar ist fuumlr mich dass bis zum 1904 eine strikte Kontaktbeschraumlnkung bestehen muss Bis dahin muss auch nicht jeder Politiker sich taumlglich mit Vorschlaumlgen uumlberbieten und dadurch die Bevoumllkerung verunsichern Klar ist fuumlr mich aber auch dass flaumlchende-ckende Tests dazu beitragen muumlssen das Wirtschaftsleben wieder strukturiert hochzufahren

Unseren Buumlrgerinnen und Buumlrgern unseres Landes moumlch-te ich fuumlr die CDU-Fraktion versichern wir sind uns unserer groszligen Verantwortung bezogen auf Gesundheits- und Exis-tenzfragen bewusst wir brauchen aber auch Ihr Verstaumlndnis Ihre Unterstuumltzung damit wir gemeinsam die Krise meis-tern Deshalb werden wir weiterhin Expertenrat einholen analysieren abwaumlgen und fortlaufend unsere Maszlignahmen auf den Pruumlfstand stellen aber am Ende muumlssen und wer-den wir entscheiden Mit diesem Ausblick hoffe ich dass wir uns in diesem Parlament sehr bald in gewohnter Zusam-mensetzung wiedersehen ndash Herzlichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

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Gesundheit darf keine Ware sein Und das Ringen um ein gutes Gesundheitssystem um gute Arbeit um ein besseres Leben fuumlr alle Menschen darf niemals leichtfertig vom Tisch gewischt werden denn genau jetzt sehen wir ja wie wich-tig wie uumlberlebenswichtig diese Menschen fuumlr unser Land sind Jetzt spuumlren wir dass es in dieser Krise nicht auf die Groszligkonzerne nicht auf die Banken und nicht auf die Versi-cherungen ankommt In dieser Krise kommt es auf die Mit-arbeitenden der Stadtreinigung auf die Krankenschwester und auf die Verkaumluferin an Wir brauchen die Landwirte die Kassiererin die Kurier- und die Lkw-Fahrer auf den Straszligen unseres Landes

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Und wir brauchen die Eltern die derzeit neben ihrer Arbeit im Betrieb oder im Homeoffice einen Zweitjob brillant er-ledigen denn ihr Zuhause ist gleichzeitig noch die Schule Ihnen allen danken wir stellvertretend fuumlr alle Frauen und Maumlnner die fuumlr uns da sind und die dafuumlr sorgen dass unser Zusammenleben eben nicht auseinanderbricht

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren eigentlich sind Haushalts-beratungen Zuumlndstoff zwischen den Fraktionen Sie sind ein Schlagabtausch im Streit um die besten Vorschlaumlge die un-terschiedlichsten Schwerpunktsetzungen und die kluumlgsten Ideen aber oft auch um das Rechthaben der Mehrheit und das Unrechthaben der Minderheit

(Heiterkeit und Zuruf von Jochen Schulte SPD)

Und auch das ist heute anders denn diese 11 Milliarden Euro uumlber die wir heute entscheiden das sind Hilfen sogar Uumlberlebenshilfen fuumlr Kuumlnstlerinnen und Kuumlnstler fuumlr Selbst-staumlndige und Arbeitnehmer fuumlr Kleinst- Klein- und mittel-staumlndische Unternehmen aber auch fuumlr groszlige Firmen fuumlr Vereine und Verbaumlnde fuumlr Krankenhaumluser fuumlr unsere Wirt-schaft fuumlr den Tourismus fuumlr unsere Familien Und heute ist es eben klein Schlagabtausch heute ist es kein Wettbewerb heute ist sich meine Fraktion mit der Koalition einig Heute handeln wir gemeinsam denn wir bringen gemeinsam die-sen Nachtragshaushalt auf den Weg fuumlr uns alle fuumlr unser Land fuumlr unser Leben

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

denn der Friseurladen um die Ecke oder die kleine Kneipe auch der Malerbetrieb und und und ndash ganz ganz viele Betriebe ringen gerade um ihre Existenz Ihnen steht das Wasser bis zum Hals Und es gibt mehr als tausend Gruumlnde warum dieser Schutzschirm unumgaumlnglich ist Jetzt kann es naumlmlich nur darum gehen sofort zu handeln damit das Geld sofort bei der Frisoumlrin dem Maler oder bei der Kellnerin ankommt Es darf kein Zoumlgern kein Aber und auch kein Viel-leicht geben es kann nur ein Ja ein Sofort sein um Massen-

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Simone Oldenburg DIE LINKE

bdquoHeute handeln wir gemeinsam denn wir bringen gemeinsam diesen Nachtragshaushalt auf den Wegldquo

Frau Praumlsidentin Sehr geehrte Damen und Herren Ver-schwunden sind der Alltag und die Selbstverstaumlndlichkeit Vorbei sind das gewohnte Zusammenleben und die Norma-litaumlt in der Familie oder auf der Arbeit Erledigt hat sich auch die Vorfreude auf den Osterurlaub Ungewiss der morgige Tag die kommende Woche die naumlchsten Monate Die Welt unser Leben ist aus den Fugen geraten

In Mecklenburg-Vorpommern ist es das Leben von 16 Millio-nen Menschen das uumlber Nacht ein anderes wurde das jetzt komplett auf dem Kopf steht So mutig und optimistisch die Frauen Maumlnner Kinder und Jugendlichen in unserem Land bis vor drei Wochen waren so aumlngstlich und sorgenvoll sind sie heute Und es ist unsere Pflicht uns darum zu kuumlmmern dass ihre Aumlngste kleiner werden ihre Sorgen ernst genom-men werden und sie sich darauf verlassen koumlnnen dass wir an ihrer Seite stehen und sie nicht alleinelassen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren wie oft haben wir hier uumlber gleiche Loumlhne fuumlr gleichwertige Arbeit gestritten oder fuumlr gleiche Lebensverhaumlltnisse oder fuumlr mehr Pflegeperso-nal Wie oft haben wir daruumlber diskutiert dass Stationen in Krankenhaumlusern nicht geschlossen werden duumlrfen weil sich Gesundheit eben nicht rechnen darf sondern jeder gesund werden muss egal was er verdient und egal was seine Be-handlung kostet

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

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entlassungen Pleiten und Existenzverluste zu verhindern

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Und gerade diese kleinen Vereine die der soziale Kitt fuumlr un-ser Zusammenleben sind oder die Schullandheime die der-zeit keine Gaumlste aber Ausgaben haben die Bildungstraumlger die keine Maszlignahmen bekommen aber die Miete und die Gehaumllter zahlen muumlssen die aufsuchende Familienhilfe die Tafeln die Kleiderkammern und Moumlbelboumlrsen die ambu-lante Tagespflege der Verbraucherschutz die Fluumlchtlingshil-fe sie alle brauchen wir nach der Krise mehr als je zuvor und sie alle duumlrfen nicht in Gefahr geraten Fuumlr sie brauchen wir auch einen Schutzschirm

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Und genau fuumlr sie und fuumlr viele viele andere mehr beantragt meine Fraktion einen Sozialfonds in Houmlhe von 20 Millionen Euro

Und auch die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die in den kommenden Monaten vom Kurzarbeitergeld leben muumlssen duumlrfen wir nicht im Regen stehen lassen 60 Prozent von einem Durchschnittslohn das sind in Mecklenburg-Vorpommern netto circa 1100 Euro Die reichen hinten und vorne nicht um die laufenden Kosten zu decken und die naumlchsten Monate ein gutes oder sogar ein sicheres Leben zu fuumlhren Deshalb moumlchten wir gemeinsam eine Entschlie-

Auf ein Speisenangebot wurde verzichtet Foto Uwe Sinnecker

szligung verabschieden die die Landesregierung auffordert sich bei der Bundesregierung dafuumlr starkzumachen dass das Kurzarbeitergeld auf mindestens 80 Prozent angehoben wird

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren allein mit Applaus und mit dem taumlglichen Dank werden wir nicht aus der Krise kommen Um unser Leben wieder halbwegs normal werden zu lassen sofern es uumlberhaupt moumlglich ist um wieder lieb gewon-nene alltaumlgliche Momente zu genieszligen um Gewissheit fuumlr den morgigen Tag die kommende Woche und die naumlchsten Monate zu haben um unser Leben also wieder in die Fugen zu bringen deshalb braucht es diesen Schutzschirm und deshalb braucht es unser Zusammengehen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD DIE LINKE und Sebastian Ehlers CDU)

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Einen dritten Dank moumlchte ich aussprechen und der Dank geht an die Fraktionen hier im Haus Wir haben gemeinsam eine Entschlieszligung auf den Weg gebracht wir haben ge-meinsam die Positionen zusammengefuumlhrt wir haben ge-meinsam gezeigt dass es in dieser Situation um das Land geht und nicht darum wer ist Opposition und wer ist Re-gierung Ich glaube das ist ein wichtiges das ist ein starkes Signal was wir von hier vom Landtag Mecklenburg-Vor-pommern raus ins Land senden und es ist ein notwendiges Signal Insofern auch an Sie alle ein herzliches Dankeschoumln

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Meine Damen und Herren niemand von uns haumltte sich vor einigen Monaten vorstellen koumlnnen ndash das haben meine Vor-redner ja auch gesagt ndash in welcher Situation wir hier heute sind Diese Situation hat ganz viele Facetten Da gibt es den Bereich der Gesundheit die Versorgung der Bevoumllkerung ndash die das will ich ausdruumlcklich sagen gesichert ist ndash die Betreuung und auch die Unterrichtung unserer Kinder die zum Teil zu Hause stattfindet mit all den Schwierigkeiten die Aufrechterhaltung der Infrastruktur und nicht zuletzt die schwierige Situation unserer Wirtschaft

Vor diesem Hintergrund sichere ich zu dass wir alles tun werden dass sich das Leben in unserem Land nach der Corona-Pandemie moumlglichst schnell wieder normalisieren kann Dazu gehoumlrt natuumlrlich selbstverstaumlndlich auch dass all die Einschraumlnkungen die wir an Grundrechten momentan haben ndash und das sind mir wichtige Dinge ndash dass all diese Einschraumlnkungen nach dieser Pandemie am Ende auch auf-gehoben werden dass die Grundrechte auch wieder voll-umfaumlnglich in unserem Land gelten werden

(Beifall Dr Ralph Weber AfD)

Jetzt allerdings meine Damen und Herren gilt es den Ge-sundheitsschutz ganz obenan zu stellen Jetzt ist die Zeit Abstand zu halten und es ist die Zeit in der wir hier im Par-lament Handlungsfaumlhigkeit zeigen muumlssen

Meine Damen und Herren wir schnuumlren mit dem Nach-tragshaushalt das groumlszligte Hilfspaket in der Geschichte un-seres Landes Wir schnuumlren das weil das notwendig ist Und ich sage ausdruumlcklich wir tun das was notwendig ist Meine Fraktion ist stolz darauf dass wir es als eines der wenigen Laumlnder geschafft haben in den letzten 13 Jahren keine neu-en Schulden zu machen Mehr noch meine Damen und Herren wir haben durch solides Wirtschaften geschafft in den vergangenen 13 Jahren 15 Milliarden Euro an Schulden zu tilgen und Ruumlcklagen zu bilden Und meine Damen und Herren das war kein Selbstzweck was wir da gemacht ha-ben Das war das was man keynesianistische oder antizy-klische Haushaltspolitik nennt in guten Zeiten Schulden zu reduzieren in wirtschaftlich schwierigen Zeiten in schwie-rigen Zeiten eben zu investieren Und meine Damen und Herren diese schwierigen Zeiten sind jetzt und wir investie-ren jetzt und das ist auch richtig so

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Thomas Kruumlger SPD

bdquoDiese schwierigen Zeiten sind jetzt und wir investieren jetzt und das ist auch richtig soldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren Auch ich moumlchte mich bei all den Menschen bedanken die da drauszligen momentan unsere Gesellschaft am Laufen halten Ich habe in den Nachrichten gehoumlrt sie waumlren die Helden des Alltags Ich wuumlrde das unterstreichen wollen All die die auf ihrem Posten momentan sitzen und taumlglich ihren Job erledigen und dafuumlr sorgen dass unsere Gesellschaft weiter rundlaumluft sind die Helden des Alltags und ich moumlchte mich ganz herzlich auch namens meiner Fraktion bei ihnen bedanken

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Meine Damen und Herren einen zweiten Dank moumlchte ich richten an die Ministerpraumlsidentin an die Ministerinnen und Minister an die Staatssekretaumlre den Parlamentarischen Staatssekretaumlr und die Teams die da im Hintergrund arbei-ten Herr Renz und ich erleben das gewohnte Regierungs-geschaumlft am Dienstag in den Kabinettssitzungen Dieses gewohnte Regierungsgeschaumlft gibt es momentan nicht die Regierung hat umgeschaltet auf Krisenmodus Es gibt fast taumlglich telefonische Zusammenkuumlnfte und es wird in stun-denlangen Sitzungen telefonisch beraten wie die Dinge fuumlr Mecklenburg-Vorpommern geregelt werden koumlnnen wie geregelt werden kann dass das was wir an Krise momen-tan erleben auch in vernuumlnftige Bahnen gelenkt wird und da leistet jede Einzelne und jeder Einzelne einen ganz tol-len Job Und vor dem Hintergrund auch hier ein herzliches Dankeschoumln Frau Ministerpraumlsidentin und an das Team das dahintersteht

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

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(Beifall vonseiten der Fraktion der SPD)

Wir haben bereits mit dem Haushalt 20202021 einen Inves-titionshaushalt vorgelegt denn die konjunkturellen dunklen Wolken waren am Himmel seinerzeit ja auch schon zu erken-nen Dieser Haushalt 20202021 hat ein Investitionsvolumen in Houmlhe von 17 Milliarden Euro Damals wusste noch niemand was mit der Corona-Krise auf uns zukommt Nun da Schaumlden fuumlr die Gesellschaft und Wirtschaft drohen steuern wir ge-gen Wir steuern gegen mit einem Schutzfonds in Houmlhe von 11 Milliarden Euro

Um diese Summe stemmen zu koumlnnen ist es notwendig die Schuldenbremse auszusetzen und das ist angesichts der Auf-gaben die vor uns liegen auch richtig Wir werden am Kapi-talmarkt 700 Millionen Euro aufnehmen Mir ist wichtig zu be-tonen meine Damen und Herren wir nehmen das Geld auf um eine Krisensituation zu bewaumlltigen heiszligt wir nehmen das Geld nicht auf weil wir uumlber unsere Verhaumlltnisse wirtschaften in Mecklenburg-Vorpommern Das ist ein Unterschied und mir ist wichtig diesen Unterschied auch zu betonen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU)

Wir organisieren damit dass Wirtschaft und Gesellschaft wei-ter vorankommen koumlnnen und durch die Krise kommen koumln-nen

Meine Damen und Herren was uns jetzt auch zugutekommt ist dass wir in der Vergangenheit Ruumlcklagen gebildet haben Haumltten wir das nicht getan haumltten wir aus dem Vollen ge-schoumlpft ndash wie uns hin und wieder auch geraten worden ist auch hier im Haus ndash waumlre die Situation deutlich schwieriger

Meine Damen und Herren mir sind in den vergangenen Ta-gen Menschen begegnet die groszlige Angst hatten die nicht nur groszlige Angst hatten vor dem was das Virus fuumlr sie per-soumlnlich bedeutet gesundheitlich sondern die wirtschaftlich auch groszlige Angst hatten Und mir sind dabei Menschen begegnet die Angst davor hatten dass wir in eine Situation wie in den 90er-Jahren rutschen mit einer groszligen Massenar-beitslosigkeit Deswegen will ich ganz klar sagen es gibt hier Unterschiede Dieses Land ist heute besser aufgestellt wir ha-ben heute eine solide finanzielle Grundlage und dieses Land hat vor allem eine wirtschaftlich solide Basis gefunden All das war in der Hochphase der Massenarbeitslosigkeit eben nicht vorhanden Das ist heute aber vorhanden

Niemand kann heute versprechen dass jedes Unternehmen und dass jeder Arbeitsplatz erhalten bleibt aber anders als den 90er-Jahren sind wir heute in der Lage mit geeigneten Instrumenten zu helfen und anders als in den 90er-Jahren brauchen die Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern nach den derzeitigen Einschraumlnkungen dann auch wieder jede Arbeitskraft Deshalb bin ich mir sicher dass wir auch diese Krise gemanagt bekommen

Meine Damen und Herren ich vermute mal ich bin hier der letzte Redner und ich moumlchte als letzter Redner an die Buumlr-gerinnen und Buumlrger unseres Landes appellieren Meine Da-men und Herren bitte halten Sie die notwendigen Einschraumln-kungen ein Nehmen Sie bitte die aufgestellten Regeln ernst vermeiden Sie persoumlnliche Kontakte zu Mitmenschen wo immer es geht Schuumltzen Sie sich schuumltzen Sie Ihre Lieben schuumltzen Sie Ihre Nachbarn und Freunde Uns als politischen Verantwortungstraumlgern ist klar dass fuumlr jede und jeden diese Wochen die wir erleben sehr schwierige Wochen sind aber je disziplinierter wir alle handeln umso weniger Menschen werden infiziert umso weniger Menschen werden im Kran-kenhaus sein umso weniger Menschen werden am Ende die-ser Erkrankung erliegen Deshalb lassen Sie uns gemeinsam Verantwortung tragen ndash Besten Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Die vollstaumlndigen Redebeitraumlge finden Sie im Plenarprotokoll unter wwwlandtag-mvdeparlamentsdokumentehtmlAuf dem YouTube-Kanal des Landtages gibt es die Plenar-sitzungen auch als Video unter wwwlandtag-mvde

Auch auf den Besuchertribuumlnen wurden aufgrund der Abstandsregelungen viele Plaumltze gesperrt Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

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Klar gegen RechtsextremismusSPD CDU und LINKE stellen gemeinsamen Antrag

Kurzinterventionen Ordnungsrufe und persoumlnliche Erklaumlrungen ndash in der De-batte zu Tagesordnungspunkt 15 ging es 90 Minuten lang hoch her Drei Wo-chen nach dem rassistischen Anschlag in Hanau bei dem ein deutscher Mann am 19 Februar neun Menschen mit Migrationshintergrund seine Mutter und sich selbst getoumltet hatte haben SPD CDU und Linke mit einem gemeinsamen Antrag erneut Stellung gegen Rechtsextremismus und Rassismus bezogen Der AfD warfen sie vor eine Mitverantwortung an Taten wie diesen zu tragen Das wiesen deren Redner entschieden zuruumlck Per Aumlnderungsantrag wollten sie in das Bekenntnis explizit auch andere Formen von Extremismus einbezogen wis-sen Kurz vor der Debatte war bekannt geworden dass der Verfassungsschutz die von AfD-Mitgliedern gegruumlndete Gruppierung bdquoDer Fluumlgelldquo als rechtsextre-mistisch eingestuft hat

bdquoJede Verbreitung von Hass und Unwahr-heiten die Gift fuumlr unser Zusammenle-ben sind lehnen wir strikt abldquo unterstrich Julian Barlen (SPD) Entschlossen gegen jede Form von Menschenfeindlichkeit einzutreten bedeute auch jene beim Namen zu nennen die Menschenfeind-lichkeit gezielt schuumlrten Die AfD setze auf Spaltung attackiere Moral und Werte und mache ganze Bevoumllkerungsgrup-pen veraumlchtlich bdquoEine Kooperation mit der AfD ist fuumlr uns daher undenkbarldquo

bdquoWorte sind Waffen und koumlnnen das gesellschaftliche Leben vergiftenldquo sag-te Innenminister Lorenz Caffier Wer rechtsextremistisches und rassistisches Gequatsche als alternative Meinung ab-tue trage eine Mitverantwortung dafuumlr bdquowenn dieses Gequatsche Gehoumlr findet

und anschlieszligend Taten folgenldquo bdquoWir muumlssen zum Wohle unseres Landes auf-houmlren mit diesem Mist Erst dann meine Herren von der AfD duumlrfen Sie im Um-kehrschluss von uns erwarten dass wir aufhoumlren uns von Ihnen zu distanzierenldquo

bdquoHanau ist nicht die AfDldquo widersprach deren Fraktionsvorsitzender Nikolaus Kramer bdquoMeine Partei lehnt Gewalt und jede Form extremistischen Handelns abldquo Fuumlr eine tiefgruumlndigere Debatte uumlber Ursachen extremistischer Gewalt forderte er erneut ein Expertengespraumlch uumlber Radikalisierung und Terrorismus bdquoNehmen Sie unsere ausgestreckte Hand zur Staumlrkung unserer Demokratie Dann werden wir wirksam den Hass in diesem Land bekaumlmpfen koumlnnenldquo

bdquoWir erleben in den letzten Jahren eine zusehends entgrenzende politische Debatte Eine Debatte die mit dem la-pidaren Das wird man ja wohl noch sagen duumlrfenrsquo beginnt und mit hand-festen Morddrohungen endetldquo fuumlhrte Ann Christin von Allwoumlrden (CDU) an Die Verbrechen in Kassel Halle und Ha-nau machten einmal mehr deutlich bdquoErst kommt der Gedanke dann kommt der Vorsatz dann kommt die Tatldquo

bdquoNoch nie war unser aufrichtiges Auf-treten gegen Antisemitismus Rassismus und Rechtsextremismus so wichtig wie heuteldquo hob Simone Oldenburg (Frak-tionsvorsitzende DIE LINKE) hervor bdquoWir werden nicht zulassen dass sich im Jahr 2020 ein 33 einschleichtldquo Sie warf der AfD vor mit vielen Aumluszligerungen geistige Brandstiftung zu betreiben bdquoMit einer Partei die Faschisten in ihren Reihen hat werden wir niemals zusammenarbeitenldquo

Holger Arppe (fraktionslos) bezeichnete den Antrag als bdquoFarceldquo Er warf SPD CDU und Linken vor das Thema zu instrumen-talisieren um gegen die AfD zu polemi-sieren

Der interfraktionelle Antrag wurde von den Stimmen von SPD CDU und DIE LINKE angenommen Die AfD stimmte in Teilen dagegen Einige AfD-Mitglieder entschieden sich nicht mit abzustim-men Der Aumlnderungsantrag der AfD wur-de abgelehntAntrag SPD CDU und DIE LINKE Drs 74748Aumlnderungsantrag AfD Drs 74786

Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

16 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Julian Barlen SPD

bdquoUnsere Demokratie braucht eine starke Basisldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren wir gedenken der Toten und der Verletzten des rassistischen Mordanschlages von Hanau Hass toumltet ndash daran kann kein Zweifel bestehen

Allen [hellip] die durch rassistische Gewalt die durch politische Gewalt getoumltet und verletzt wurden allen die Angehoumlrige und ihnen nahestehende Menschen verloren haben ih-nen gilt unser ehrendes Andenken und unsere aufrichtige Anteilnahme Wir sind auch als Landtag Mecklenburg-Vor-pommern geeint in Trauer und wir sind gewillt gemeinsam gegenzuhalten

Wir werden gegenhalten durch eine entschlossene Verteidi-gung unserer freiheitlich-demokratischen und solidarischen Grundwerte ndash Werte [hellip] die ein friedliches Miteinander in unserer Gesellschaft uumlberhaupt erst moumlglich machen Ge-meinsam stehen wir mit all unseren Verbuumlndeten in der Zi-vilgesellschaft Seite an Seite gegen Terror gegen Rassismus gegen Antisemitismus gegen Menschenfeindlichkeit und Gewalt Alle Menschen [hellip] die von Rassismus von Hass und von Hetze bedroht sind die koumlnnen sich auf die Solidaritaumlt des Landtages Mecklenburg-Vorpommern von der SPD von der CDU und von den LINKEN verlassen [hellip]

Opferschutz und auch die Opferberatungen muumlssen neben den bereits bestehenden hervorragenden zivilgesellschaft-lichen Angeboten auch staatlicherseits gestaumlrkt werden Eingeschuumlchterte und bedrohte Frauen und Maumlnner die sich fuumlr unser friedliches Zusammenleben engagieren muumls-sen das gute Gefuumlhl haben von einer ganz groszligen Mehrheit ihrer Mitmenschen und auch vom Staat geschuumltzt gestuumltzt und getragen zu werden

[hellip] Jede Verbreitung von Hass von Unwahrheiten die Gift fuumlr unser Zusammenleben sind lehnen wir strikt ab Wir ver-urteilen sie als das was sie sind ndash sie sind Quelle und Kata-

Foto Uwe Sinnecker

lysator fuumlr Rassismus und fuumlr Gewalttaten gegen friedliche Mitmenschen von uns Kassel Hanau Halle ndash wir alle ver-binden mit diesen drei Staumldtenamen heute hier im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern gezielte Angriffe auf unser friedliches Zusammenleben Entschlossen und uumlberall ge-gen jede Form von gruppenbezogener Menschenfeindlich-keit einzutreten meine Damen und Herren heiszligt definitiv auch jene beim Namen zu nennen die Menschenfeindlich-keit gezielt schuumlren um daraus eigenes politisches Kapital zu schlagen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

[hellip] die AfD setzt auf Spaltung die AfD attackiert Moral und Werte die AfD macht ganze Bevoumllkerungsgruppen veraumlcht-lich die AfD argumentiert rassistisch die AfD verbreitet Ver-schwoumlrungstheorien Das alles verstoumlszligt gegen ganz grund-legende Spielregeln eines demokratischen Miteinanders

(Beifall vonseiten der Fraktionender SPD CDU und DIE LINKE)

Das alles dient einzig und allein dazu den gesellschaftlichen Frieden Stuumlck fuumlr Stuumlck zu zersetzen und aufzuloumlsen Die Entgrenzung unseres gesellschaftlichen Diskurses ist das ei-gentliche Ziel das verfolgt wird und dagegen [hellip] muumlssen wir uns wehren und das tun wir auch Das tun wir heute und alle Tage

Und dazu [hellip] passt auch die Eilmeldung des heutigen Morgens [hellip] Demnach solle der von AfD-Mitgliedern ge-gruumlndete bdquoFluumlgelldquo fuumlr den Verfassungsschutz nun offiziell zu einem Beobachtungsfall werden [hellip]

Wenn wir meine Damen und Herren diesem rechtsextre-men bdquoFluumlgelldquo der AfD selbigen stutzen wollen dann haben wir alle Haumlnde voll zu tun Alleine beim letzten Treffen des bdquoFluumlgelsldquo in Binz

(Zuruf von Dr Ralph Weber AfD)

zu dem unter anderem auch MdL Professor Weber einge-laden hat ndash zumindest hat er auf Facebook eine entspre-chende Kachel gepostet ndash wurden neben vielen anderen auch zahlreiche hier anwesende Abgeordnete gesehen an-gefangen beim Ex-Abgeordneten der AfD Arppe bei den beiden MdL Jess und Grimm uumlber den stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Obereiner daruumlber hinaus Komning von der AfD im Bundestag bis hin zum Fraktionschef der AfD houmlchstselbst Nikolaus Kramer

[hellip] Wir haben es hier [hellip] mit einer AfD-Fraktion zu tun in der die Sympathien fuumlr diese rechtsextremen Bestrebungen tatsaumlchlich nicht nur in der Mitte sondern direkt an der Spit-ze angesiedelt sind

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

17 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Foto Uwe Sinnecker

Was geschehen kann [hellip] wenn die Demokratinnen und Demokraten einfach zu schwach sind sich stabil und un-nachgiebig gegen derlei Tendenzen zu wehren das hat das Ende der Weimarer Republik gezeigt Eine Kooperation mit der AfD ist fuumlr uns daher undenkbar ausgeschlossen Glei-ches erwarten wir von unseren Kooperationspartnern inner- und auszligerhalb des Parlamentes Wir duumlrfen diese Art der demokratiefeindlichen Politik nicht akzeptieren

(Zuruf von Jens-Holger Schneider AfD)

[hellip] was ich zur AfD gesagt habe ist wichtig aber laumlngst nicht alles was nach Kassel Halle und Hanau gegen Rassis-mus gegen Antisemitismus gegen Menschenfeindlichkeit und Gewalt passieren muss Seitens des Staates muss ent-schlossen und noch entschlossener gegen die Feinde un-serer freiheitlich-demokratischen Grundordnung vorgegan-gen werden durch einen allerhoumlchsten Verfolgungsdruck zur Kontrolle zur Zuruumlckdraumlngung zur Zerschlagung aller Neonazistrukturen hier im Land durch die komplette und unmittelbare Entwaffnung aller Gefaumlhrder durch einen rigo-rosen Umgang mit Verschwoumlrungen wie bdquoNordkreuzldquo und die schonungslose Aufklaumlrung aller Beteiligten Das ist eine repressive Seite auf die eine wehrhafte Demokratie sich im-mer berufen koumlnnen muss

[hellip] auf der anderen Seite gilt es selbstverstaumlndlich den Antirassismus zu befoumlrdern Menschen starkzumachen die Demokratie aktiv zu leben und unsere Strukturen nachhaltig zu staumlrken die unser friedliches Zusammenleben moumlglich machen

(Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

Das geht in Mecklenburg-Vorpommern beispielsweise durch die Fortsetzung unseres erfolgreichen Landespro-grammes bdquoDemokratie und Toleranz gemeinsam staumlrkenldquo Rassismus gilt es systemisch und systematisch zu bekaumlmp-fen ndash im Sport auf der Arbeit in den Schulen und Universi-taumlten in der Wirtschaft ebenso wie im Parlament Und hier-zu ist unser Landesprogramm und hierzu sind die Akteure die dieses Landesprogramm in Mecklenburg-Vorpommern leben breit und bestens aufgestellt [hellip]Fuumlr ganz Deutschland fordern wir die Verstetigung der Prauml-vention Die Foumlrderung und die Verteidigung unserer De-mokratie ist keine Projektaufgabe sie ist eine Daueraufgabe und deshalb braucht es auf der Bundesebene endlich ndash und die Gelegenheit ist nun wirklich gekommen ndash ein Demokra-tiefoumlrdergesetz

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

[hellip] unsere Demokratie braucht eine starke Basis unsere De-mokratie braucht eine klare Haltung und unsere Demokratie braucht eine feste Verankerung

(Zuruf von Dr Ralph Weber AfD)

Dafuumlr stehen wir seit uumlber 150 Jahren und dafuumlr stehen wir als demokratische Fraktionen von CDU SPD und LINKEN ge-meinsam [hellip]

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

18 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Innenminister Lorenz Caffier

bdquoSprache ist eine starke Waffeldquo

Frau Praumlsidentin Meine Damen und Herren Abgeordnete

[hellip] im Abstand von jeweils vier Monaten haben uns seit dem Sommer letzten Jahres grauenhafte und bis tief ins Mark erschuumltternde Nachrichten aus unserem Alltag [hellip] geholt [hellip] die Betrachtungsweise es handele sich um ge-stoumlrte Persoumlnlichkeiten ist an und fuumlr sich richtig [hellip] Aber das [hellip] ist eben nur ein Teil der Wahrheit und er blendet komplett den gesellschaftlichen Zustand aus in dem wir uns leider seit einiger Zeit auch in diesem Land befinden

Der Attentaumlter von Hanau mag irgendeinen wirren Quatsch uumlber eine Fernsteuerung durch Geheimdienste den de-struktiven Islam und die Nichtleistungsfaumlhigkeit ganzer Volksgruppen [hellip] fabuliert haben aber diese Gedanken und Haltungen sind eben nicht allein in seinem Kopf ent-standen sondern sie sind Ausdruck der ewigen Debatten ums Anderssein des pauschalen Herabwuumlrdigens ganzer Bevoumllkerungsgruppen [hellip] des Redens vom bdquoAsyltourismusldquo und bdquoanderen Kulturkreisenldquo der bdquoUmvolkungldquo und von ei-ner bdquoInvasionldquo

Foto Uwe Sinnecker

[hellip] Kommen Ihnen meine Herren von der AfD-Fraktion diese Muster bekannt vor

[hellip] Sprache [hellip] ist eine starke Waffe und vielleicht ist es auch kein Zufall dass das Wort bdquoAusloumlserldquo auch den Abzug einer Waffe beschreibt [hellip] Die Sprache hat dazu gefuumlhrt dass aus Spinnern Taumlter wurden die davon uumlberzeugt sind dass es Zeit ist sich zu wehren Wir muumlssen zum Wohle unseres Landes aufhoumlren mit diesem Mist und erst dann meine Herren von der AfD duumlrfen Sie im Umkehrschluss von uns erwarten dass wir aufhoumlren uns von Ihnen zu distanzieren

[hellip] Ja auch Linksextremisten sind keine Kinder von Traurig-keit Es gibt sie und wir bekaumlmpfen sie auch aber ich werde niemals den einen Extremismus mit dem anderen Extremis-mus vergleichen [hellip]

Natuumlrlich ist es jedoch mit einem Antrag und einigen ma-gischen Worten nicht getan Vielmehr hoffe ich [hellip] dass Worte wie bdquoRespektldquo bdquoWertschaumltzungldquo und bdquoMiteinanderldquo eben keine Einbahnstraszlige sind

[hellip] Der liberale Rechtsstaat die gesamte Idee der Demo-kratie mit allen ihren unterschiedlichen Interessen und mit ihrem Schutz fuumlr Minderheiten steht so offen wie nie im modernen Deutschland unter Beschuss Wir brauchen keine Rhetorik die suggeriert dass nur die eigenen Ideen die ein-zig richtigen sind [hellip]

Ich sage das ganz klar in Richtung der AfD aber auch in Richtung aller Abgeordneten Regierungsvertreter und Zu-schauer im Saal Es ist Zeit dass wir uns an die eigene Nase fassen und wieder mehr miteinander ins Gespraumlch kommen [hellip] Sorgen darf jeder Mensch haben und es ist niemandem von uns geholfen wenn wir diese totschweigen [hellip] Aber Sorgen liebe Kolleginnen und Kollegen duumlrfen nie Ausre-de dafuumlr sein den Boden des Grundgesetzes zu verlassen Das ist gerade in einem demokratischen Rechtsstaat nicht verhandelbar ndash Ich bedanke mich fuumlr die Aufmerksamkeit

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDUund Simone Oldenburg DIE LINKE)

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

19 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Ann Christin von Allwoumlrden CDU

bdquoSpurlos gehen Hass und Hetze nicht an Menschen vorbeildquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren bdquoAchte auf deine Gedanken denn sie werden Worte Achte auf deine Worte denn sie werden Handlun-genldquo Mit der Quellenlage dieser Weisheit ist es schwierig Manche vermuten sie im Talmud Ich habe auch schon gele-sen dass es eine chinesische Weisheit sein koumlnnte Am Ende ist es aber auch egal denn der Gedanke dahinter stimmt in jedem Fall Erst kommt der Gedanke dann kommt der Vor-satz dann kommt die Tat

Wir haben in wenigen Monaten drei Taten erlebt die unsere Gesellschaft tief erschuumlttert haben Es waren Taten von Maumln-nern uumlber deren Geisteszustand ich hier nicht abschlieszligend urteilen will Entscheidend ist alle drei haben beziehungs-weise hatten ein Weltbild das von Verschwoumlrungstheorien durchdrungen war die unter Rechtsextremisten houmlchst po-pulaumlr sind Es ist das Weltbild von Menschen die fuumlr alles Un-heil auf dieser Welt einen Suumlndenbock haben Fluumlchtlinge Moslems

(Dr Gunter Jess AfD Oder die AfD)

die Juden oder eben Angela Merkel Wir erleben in den letzten Jahren eine zusehends entgrenzende politische De-batte eine Debatte die mit dem lapidaren bdquoDas wird man ja wohl noch sagen duumlrfenldquo beginnt und die mit handfesten Morddrohungen endet Zumindest drei Menschen in den letzten Monaten haben es nicht bei Drohungen belassen Sie wurden zu Moumlrdern

Ich bin keine Kriminalpsychologin Menschen werden nicht automatisch zu Moumlrdern weil sie in den Medien hier ins-besondere in den sozialen Medien oder auch asozialen Medien damit dauerbeschallt werden dass das Abendland

unterzugehen droht Aber machen wir uns nichts vor spur-los gehen Hass und Hetze nicht an Menschen vorbei Hier gibt es eine relativ klare Ursache-Wirkung-Beziehung und auf die gehe ich am Ende meiner Rede auch noch mal kom-poniert ein

Meine Damen und Herren der grassierende Rechtspopu-lismus uumlberwoumllbt und vergiftet nicht nur die mediale De-batte er zeigt auch parlamentarisch Wirkung naumlmlich in der offenkundigen Verhoumlhnung und Geringschaumltzung all dessen was den Parlamentarismus ausmacht das Ringen um Mehrheiten der Kompromiss das Verfolgen guter Ab-sichten das Anstreben internationaler Zusammenarbeit das Bemuumlhen um Sachlichkeit um Maszlig und Mitte All das ist dem Rechtspopulismus suspekt Seine Kategorien sind Do-minanz und Staumlrke alles andere haumllt er fuumlr Verrat Eben weil das so ist eben weil Rechtspopulisten danach streben den Parlamentarismus laumlcherlich zu machen auszuhoumlhlen und zu uumlberwinden eben deswegen herrscht in diesem Land-tag groszlige Einigkeit Wer mit Hunden ins Bett geht wacht mit Floumlhen auf

Meine Damen und Herren in den Zeitungen war in den vergangenen Wochen und Monaten immer mal wieder von der Weimarer Republik die Rede und davon dass durch die Bonner beziehungsweise jetzt Berliner Republik wieder ein Hauch von Weimar weht mit Blick auf die schwierige Mehrheitsfindung in Thuumlringen Die Weimarer Republik das wissen wir heute war eine Demokratie in der es zu weni-ge Demokraten gab in der mancher noch dem Kaiserreich nachtrauerte und viele eine Diktatur nach sowjetischem Vorbild wuumlnschten Der Untergang der Demokratie wurde beguumlnstigt durch eine Mischung aus purer Ablehnung aus Desinteresse und aus dem fatalem Irrglauben Rechtsextre-misten koumlnnten stubenrein werden wenn man sie streichelt ndash ein fataler Irrtum der Eliten in der Weimarer Republik

(Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

Wir meine Damen und Herren wir hier in diesem Land wer-den diesen Fehler kein zweites Mal machen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Und das ist auch unser historischer Auftrag als wachsame Demokraten Zugleich sind wir in der Pflicht gegenuumlber den Millionen von Toten des Zweiten Weltkrieges aber auch ge-genuumlber den Ermordeten der vergangenen Monate Keine Zusammenarbeit mit Rechtsextremisten keine Zusammen-arbeit mit denjenigen die die politische Debatte vergiften Sie Herr Professor Dr Weber und Sie Herr Kramer haben mitgeschossen ndash Herzlichen Dank fuumlr Ihre Aufmerksamkeit

Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

20 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Nikolaus Kramer AfD

bdquoMeine Fraktion will diese Demokratie auch zur Bekaumlmpfung des Rechts-extremismus belebenldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin [hellip] Liebe Landsleute Es ist ein sehr ernstes Thema uumlber das wir heute debattieren

(Zuruf von Martina Tegtmeier SPD)

Foto Uwe Sinnecker

Die erschuumltternden Morde von Hanau Halle und Kassel ha-ben Spuren hinterlassen Wir erleben eine neue Form der Radikalisierung die die Sicherheit der Menschen auch in Mecklenburg-Vorpommern angreifen kann Deshalb kann es nur folgerichtig sein genau dieses Thema im Landtag zu behandeln [hellip] Wir muumlssen genau hinsehen um zu verste-hen was passiert Das geht nur mit einer klaren Analyse die uns voranbringt

(Torsten Renz CDU Dann mal los)

[hellip] Meine Damen und Herren die Expertenanalyse von Frau Saimeh beschreibt einen psychotischen Taumlter Wir wis-sen dass er in seinem Wahn rassistische Gedanken als Folie genutzt hat Ein so krankhaftes Hasspotenzial meine Da-men und Herren hat auf kaum vorstellbare Art und Weise elf Menschen das Leben genommen und schreckliches Leid verursacht

Ein solcher Fall ist fuumlr unsere Behoumlrden nicht einfach zu ver-hindern da der Taumlter aufgrund seiner buumlrgerlichen Sozialisa-tion lange Zeit unter dem Radar laumluft Es ist auch die Aufgabe der Gesellschaft die Gefaumlhrlichkeit rechtzeitig zu identifizie-ren und praumlventive Maszlignahmen zu ergreifen Daher besteht die Frage auch darin wie wir so furchtbar kranken Menschen rechtzeitig helfen koumlnnen

Meine Damen und Herren nach Ansicht des Psychologen Nils Boumlckler

Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

21 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

[hellip] Stimmen Sie unserem Aumlnderungsantrag zu Zeigen Sie wie echter demokratischer Konsens

(Heiterkeit bei Wolfgang Waldmuumlller CDU)

gegen Extremismus und Rassismus in diesem Hause aus-sieht

(Wolfgang Waldmuumlller CDU Mein lieber Mann)

Liebe Buumlrger dieses Landes ich darf am Ende meiner Rede einen klugen Sozialdemokraten zitieren

(Dr Ralph Weber AfD Falls es so was gibt)

bdquoHeute steuern wir unverdrossen auf eine weitere Stufe der menschlichen Entwicklung zu den Bestmenschen gegen rechts Er beansprucht die alleinige Deutungsmacht uumlber das Gute Am Ende wird die politische und kulturelle Spaltung unseres Landes weiter forciertldquo Herzlichen Dank fuumlr diese Worte an Herrn Mathias Brodkorb

Das ist eine Warnung vor dem Abbruch des demokratischen Gespraumlchs aufgrund eines auf die Spitze getriebenen Mora-lismus Durch die Instrumentalisierung von Hanau ist dies aktueller denn je [hellip] Die Christdemokratie erkennt hoffent-lich bald dass nichts zu gewinnen ist wenn man sich von den LINKEN die Agenda diktieren laumlsst

(Heiterkeit vonseiten der Fraktion der SPD ndash Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Meine Damen und Herren Hanau ist nicht die AfD Meine Partei lehnt Gewalt und jede Form extremistischen Han-delns ab

(Heiterkeit vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE ndash

Beifall vonseiten der Fraktion der AfD ndash Tilo Gundlack SPD Jaaa ndash

Zurufe von Andreas Butzki SPD und Thomas Kruumlger SPD)

[hellip] Herzlichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD und Holger Arppe fraktionslos ndash

Julian Barlen SPD Merken Sie selber oder)

(Zuruf von Christian Brade SPD)

der zu Radikalisierung und Extremismus forscht gehoumlrt zu einer ehrlichen Analyse dass voreilige Schuldzuweisungen voumlllig deplatziert sind Die Einzeltaumlter von Hanau oder Hal-le haben kein geschlossenes Weltbild Sie flicken sich ihre Weltanschauung zusammen um ihre Persoumlnlichkeit zu ins-zenieren Das unterscheidet sie vom politischen Terror der Roten Armee Fraktion oder Organisationen anderer extre-mistischer Schattierungen

Meine Damen und Herren in Hanau und Halle haben wir es mit einer besonders schwierigen Form moumlrderischer Ge-walt zu tun Eine Konsequenz aus diesen Vorfaumlllen kann nur sein dass eine Sensibilisierung von Politik und Gesellschaft stattfindet und bei dieser Aufgabe werte Abgeordnete der Koalition und der LINKEN stehen wir fest an Ihrer Seite

(Heiterkeit vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE ndash

Beifall vonseiten der Fraktion der AfD ndashZuruf von Julian Barlen SPD)

[hellip] Es haumlngt insbesondere davon ab Herr Kruumlger wie wir miteinander ins Gespraumlch kommen und wo wir unsere De-mokratie ernst nehmen

(Thomas Kruumlger SPD Ich moumlchte mit Ihnen nicht ins Gespraumlch gehen ndash

Simone Oldenburg DIE LINKE Wir kommen nicht miteinander ins Gespraumlch)

Meine Fraktion will diese Demokratie auch zur Bekaumlmpfung des Rechtsextremismus beleben

(Beifall Jens-Holger Schneider AfD Genau ndash Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

Die vollstaumlndigen Redebeitraumlge finden Sie im Plenarprotokoll unter wwwlandtag-mvdeparlamentsdokumentehtmlAuf dem YouTube-Kanal des Landtages gibt es die Plenar-sitzungen auch als Video unter wwwlandtag-mvde

Schuumllerinnen des Gymnasialen Schulzentrums Wittenburg auf der Besuchertribuumlne Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

22 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Simone Oldenburg DIE LINKE

bdquoWir werden es nicht zulassen dass sich im Jahr 2020 ein bdquo33ldquo einschleichtldquo

Frau Praumlsidentin Sehr geehrte Damen und Herren Rassis-mus Antisemitismus rechtsextremistisch motivierte An-schlaumlge und Morde sowie die gewaltbereite und verrohte Sprache greifen unser Leben unsere Demokratie seit Jahren an Es gibt Tage nach Anschlaumlgen oder gewaltbereiten Aumlu-szligerungen an denen Trauer uumlberwiegt und sich Fassungslo-sigkeit breitmacht Und in dieser Zeit bringt der gemeinsame Antrag von SPD CDU und meiner Fraktion ein bisschen mehr Hoffnung und mehr Entschlossenheit [hellip]

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

[hellip] Wir zeigen dass Demokratinnen und Demokraten trotz unterschiedlicher politischer Ansichten zum Schutz der Volksherrschaft zum Schutz der Rechtsstaatlichkeit und zum Schutz der Menschen zusammenarbeiten

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

[hellip] Sehr geehrte Damen und Herren

(Dr Ralph Weber AfD Aber die darf man ja nicht ansprechen)

wie konnten die Faschisten 1933 die Macht ergreifen

(Zuruf von Ralf Borschke AfD)

Sie kamen mit ganz legalen Mitteln an die Macht

(Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

[hellip] Sie installierten das Fuumlhrungsprinzip mit Gleichschal-tung Notstandsgesetzgebung Parteienverboten mit der Verfolgung Andersdenkender Andershandelnder

Foto Uwe Sinnecker

(Peter Ritter DIE LINKE Sie waren da oder was)

Andersaussehender

(Peter Ritter DIE LINKE Waren Sie da)

Anderssprechender

(Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes AfD)

Andersliebender

(Peter Ritter DIE LINKE Waren Sie da ndash Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes AfD)

Andersglaumlubiger

(Peter Ritter DIE LINKE Haben Sie Goebbels da getroffen)

und Anderslebender

(Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes AfD)

[hellip] Und das sehr geehrte Damen und Herren das sind nicht nur Taten der Geschichte nein Geschichte droht sich zu wiederholen denn auch in den letzten Jahren schafften es Rechtsextreme in die Parlamente ob in Thuumlringen oder in Mecklenburg-Vorpommern

(Zuruf von Christoph Grimm AfD)

So aumltzte der Vorsitzende der AfD-Fraktion im Thuumlringer Landtag Houmlcke ich zitiere man werde bdquoso fuumlrchte ich nicht um eine Politik der sbquowohltemperierten Grausamkeitlsquo herum-kommen Existenzbedrohende Krisen erfordern auszligerge-woumlhnliches Handeln Die Verantwortung dafuumlr tragen dann diejenigen die die Notwendigkeit dieser Maszlignahmenldquo

(Zuruf von Juumlrgen Strohschein AfD)

bdquomit ihrer unsaumlglichen Politik herbeigefuumlhrt habenldquo

(Zuruf von Christoph Grimm AfD)

Ende des Zitats

[hellip] Wir werden es nicht zulassen dass sich im Jahr 2020 ein bdquo33ldquo einschleicht denn wer einen Fuumlhrer installieren will Mi-granten von der Teilhabe am Leben ausschlieszligen moumlchte wer die Zeit des Hitler-Faschismus relativieren will und nicht als das anerkennt was sie ist die grausamste Zeit deutscher Geschichte europaumlischer Geschichte und der Weltgeschich-te der sehr geehrte Damen und Herren der ist ein Faschist Mit einer Partei die Faschisten in ihren Reihen hat werden wir niemals zusammenarbeiten

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

23 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Corona-Virus sorgt fuumlr EinschraumlnkungenAbgeordnete appellieren an Sachlichkeit Vernunft und Solidaritaumlt

Kinder duumlrfen nicht zur Kita und Schule Geschaumlfte Restaurants Hotels The-ater ndash geschlossen Groszligeltern und Freunde treffen ndash verboten Veranstaltungen aller Art ndash auf unbestimmte Zeit abgesagt Das oumlffentliche Leben steht auch in MV nahezu still Noch niemals zuvor mussten Bund und Laumlnder zu derart drasti-schen Maszlignahmen fuumlr die Buumlrgerinnen und Buumlrger greifen Doch sie entschei-den dies aus gutem Grund ndash um die Ausbreitung der hoch ansteckenden Coro-na-Viren einzuschraumlnken Auch der Landtag hat sich mit dem Thema Corona befasst Als die Abgeordneten am 11 Maumlrz auf Antrag der CDU-Fraktion in der Aktuellen Stunde uumlber die Situation in MV debattierten war das Land noch weit von diesen Einschraumlnkungen entfernt Eine der draumlngendsten Fragen zu diesem Zeitpunkt war noch inwiefern Groszligveranstaltungen abgesagt werden In den folgenden Wochen haben sich die Ereignisse nahezu taumlglich uumlberschlagen Weltweit Bundesweit Landesweit Und zu groszligen Einschraumlnkungen fuumlr nahezu jede und jeden im Land gefuumlhrt

bdquoWahrscheinlich gab es in den letzten Jahren keine aktuellere Aktuelle Stun-de hier im Landtag als die heutigeldquo sagte Sebastian Ehlers (CDU) bdquoQuasi im Stundentakt uumlberschlagen sich die Mel-dungen und Ereignisseldquo Dass das Virus auch in MV ankomme sei nur eine Fra-ge der Zeit gewesen bdquoEs geht jetzt da-rum die Ausbreitung zu unterbrechen bzw zu verlangsamenldquo Hier sei jeder Einzelne gefragt Hygieneregeln einzu-halten unnoumltige Reisen zu meiden und auf Freizeitaktivitaumlten zu verzichten bei denen sich viele Menschen zusammen-finden Ihm sei bewusst dass sich jede

Einschraumlnkung auch auf die Wirtschaft auswirken werde Er begruumlszligte dass der Bund bereits Kurzarbeitergeld Liqui-ditaumltshilfen Buumlrgschaften und Steuer-stundungen fuumlr betroffene Unterneh-men zugesagt habe bdquoAuch wir im Land werden wenn es notwendig ist die Unternehmen bei uns nicht im Stich lassenldquo Er zeigte sich uumlberzeugt dass das Gesundheitssystem gut auf die Aus-breitung des Virus vorbereitet sei bdquoAber es wird an Grenzen gefuumlhrt werdenldquo Umso wichtiger sei es jetzt besonnen und vernuumlnftig zu handeln um die In-fektionsketten zu unterbrechen

bdquoWir sind gut auf die Krankheit vorbe-reitetldquo pflichtete Gesundheitsminister Harry Glawe bei Alle zustaumlndigen Be-houmlrden bei Bund Land und Kommunen stuumlnden in engem Austausch miteinan-der MV sei seit gut 14 Tagen von dem Virus betroffen Grund zur Panik gebe es aber nicht Um die Arztpraxen zu ent-lasten werde sein Ministerium landes-weit neun Abstrich-Zentren einrichten Zudem erhalte die Kassenaumlrztliche Ver-einigung Geld um Schutzausruumlstung fuumlr niedergelassene Aumlrzte zu beschaf-fen Daruumlber hinaus habe das Land eine Hotline fuumlr Buumlrger (0385588-5888) und Unternehmer (0385588-5588) ein-gerichtet Erleichtert zeigte er sich da-ruumlber dass der Bund die Schwelle fuumlr Kurzarbeit gesenkt habe Der Minister appellierte an alle die befuumlrchten am Coronavirus erkrankt zu sein zunaumlchst beim Hausarzt anzurufen Dieser werde dann alle weiteren Schritte einleiten Er kuumlndigte an jede Entwicklung mit Au-genmaszlig zu analysieren und daraus ta-gesaktuell Entscheidungen abzuleiten Sein besonderer Dank galt allen die sich intensiv fuumlr das Zuruumlckdraumlngen des Vi-rus einsetzten

bdquoFakt ist dass wir die Pandemie nicht auf-halten koumlnnenldquo verdeutlichte Nikolaus Kramer (Fraktionschef AfD) bdquoWir koumlnnen lediglich ihren massenhaften Ausbruch verhindern Und da ist jeder Einzelne von uns in der Pflichtldquo Fuumlr jeden sollte es inzwischen selbstverstaumlndlich sein sich regelmaumlszligig die Haumlnde zu waschen weil im Supermarkt im oumlffentlichen

Mit Markierungen im Abstand von 15m auf dem Boden sollen die Kunden im Supermarkt ermahnt werden einen Sicherheitsabstand zueinander einzuhalten

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

24 A u s d e m P l e n u m A k t u e l l e S t u n d e

Personennahverkehr kurzum uumlberall wo man sich drauszligen bewegt konta-minierte Flaumlchen lauern koumlnnen bdquoJeder Tag den wir gewinnen ist ein guter Tagldquo Er appellierte daran parteiuumlber-greifend zusammenzuhalten bdquodenn es wird ein nationaler Kraftakt werden moumlglicherweise auch ein europaumlischer Kraftaktldquo Sich mit Grundnahrungsmit-teln und Wasser einzudecken sei rich-tig Es muumlsse jedoch niemand in Panik verfallen und beim Einkaufen hamstern

bdquoWir sprechen uumlber eine Situation die wir in ihrem Ausmaszlig vor einigen Wochen so noch nicht ahnen konntenldquo aumluszligerte Julian Barlen (SPD) Bei aller nachvoll-ziehbaren Sorge uumlber die Entwicklung und ihre Folgen komme es jetzt darauf an besonnen und gelassen zu bleiben ndash auch dann wenn die Schutzmaszlignah-men ausgeweitet werden sollten Er warb darum in Zeiten von Fake News nicht jeder Horrormeldung einfach so Glauben zu schenken und Vertrauen ins Gesundheitssystem zu haben bdquoDeutsch-land und Mecklenburg-Vorpommern sind im internationalen Vergleich wirklich gut vorbereitet Wir haben gute Kliniken wir haben fitte Aumlrzte wir haben aus-gewiesene Experten ein ausgebautes Krankheitswarn- und Meldesystem und wir haben Notfallplaumlneldquo Das Virus werde unbestritten auch die Wirtschaft treffen In welchem Ausmaszlig sei ungewiss bdquoEines ist aber klar und auch klares Signal hier aus dem Landtag Kein Unternehmen darf in ernste Schieflage oder gar Insol-venz geraten kein Arbeitsplatz darf ge-faumlhrdet werdenldquo

bdquoWir sollten die Coronakrise auch nutzen um die Globalisierung kritisch zu hinter-fragenldquo fuumlhrte Holger Arppe (fraktions-los) an Produktionen ins Ausland zu ver-lagern erweise sich nun als Achillesferse fuumlr Deutschland und MV bdquoDie meisten unserer Arzneimittel kommen aus China oder Indien Das ist mit ein Grund wes-halb wir jetzt Lieferengpaumlsse in dem Be-reich habenldquo Die Landesregierung sollte sich deshalb auf Bundesebene dafuumlr einsetzen Schluumlsselindustrien wieder in Deutschland anzusiedeln

Fuumlr DIE LINKE offenbare die Pandemie wie fragil unsere Lebensgrundlagen sind bdquoWir werden auf uns selbst zuruumlck-geworfen und muumlssen uns fragen Koumln-

Stichwort Corona

Wie wird das Virus uumlbertragen

Von Mensch zu Mensch Hauptsaumlchlich uumlber Troumlpfcheninfektion insbesondere durch Niesen und Husten oder wenn beim Sprechen winzige Troumlpfchen wei-tergegeben werden Das Robert-Koch-Institut schlieszligt nicht aus dass man sich auch uumlber verunreinigte Oberflaumlchen (Schmierinfektion) anstecken kann Die haumlufigsten Infektionsketten gehen den Wissenschaftlern zufolge aber auf eine direkte Uumlbertragung zuruumlck Die Ge-fahr sich anzustecken wird in Deutsch-land derzeit als hoch eingeschaumltzt Wie kann man sich vor einer Ansteckung schuumltzen

Waschen Sie sich regelmaumlszligig und gruumlnd-lich die Haumlnde Unter flieszligendem Was-ser und mit reichlich Seife Mindestens 20 Sekunden lang Niesen Sie in ein Ein-wegtaschentuch oder in die Armbeuge Halten Sie beim Husten oder Niesen min-destens einen Meter Abstand zu ande-ren und drehen Sie sich weg Halten Sie generell zu anderen Menschen einen Abstand von mindestens 15 Metern Vermeiden Sie soziale Kontakte Fassen Sie sich nicht mit den Haumlnden ins Ge-sicht Geben Sie niemandem die Hand

Welche Krankheitszeichen koumlnnen auftreten

Symptome die am haumlufigsten beo-bachtet werden sind Husten Unwohl-sein und Fieber Manche Betroffene klagen auch uumlber Durchfall In schweren Faumlllen kann die Erkrankung zu Atem-problemen fuumlhren und toumldlich enden Infektionen koumlnnen aber auch ohne Krankheitszeichen ablaufen Die Inku-bationszeit also der Zeitraum zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krank-heit betraumlgt bis zu 14 Tage

Fuumlr wen ist eine Infektion besonders gefaumlhrlich

In den meisten Faumlllen verlaumluft die Krank-heit mild Manche Menschen sind aber eher gefaumlhrdet fuumlr einen schweren Ver-lauf als andere Zu den Risikogruppen gehoumlren unter anderem aumlltere Men-schen Raucher oder Menschen mit be-stimmten Vorerkrankungen Das Robert-Koch-Institut zaumlhlt dazu zum Beispiel Herzkreislauferkrankungen Diabetes Erkrankungen des Atmungssystems der Leber und der Niere sowie Krebserkran-kungen

Quellen wwwbzgade (Bundeszentrale fuumlr gesundheitliche Aufklaumlrung) wwwrkide (Robert-Koch-Institut) und wwwbundesregierungde

Abschied

Mecklenburg-Vorpommerns erster Mi-nisterpraumlsident Alfred Gomolka ist am 24Maumlrz im Alter von 77 Jahren gestor-ben Anlaumlsslich der Nachricht erklaumlr-te Landtagspraumlsidentin Birgit Hesse

bdquoDer Landtag trauert um Prof Dr Alfred Gomolka

Als Abgeordneter der ersten Wahlperi-ode des Landtages MV und erster frei gewaumlhlter Ministerpraumlsident unseres Bundeslandes hat er sich mit seinem Wirken um den Aufbau der parlamen-tarischen Demokratie in MV in beson-derer Weise verdient gemacht Als Politikerin wie Repraumlsentantin unseres Landesparlamentes trauere ich um einen uumlber die Parteigrenzen hinweg geschaumltzten Politiker dessen Stimme auch nach seiner aktiven Zeit Gewicht hatte Meine Gedanken sind in diesen Stunden bei der Familie des Verstor-benenldquo

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25 A u s d e m P l e n u m A k t u e l l e S t u n d e

Polizei erhaumllt mehr BefugnisseSicherheits- und Ordnungsgesetz soll digitale Ermittlungen erleichtern

Unerlaumlsslich und genau richtig Nicht weitreichend genug Zu weit gehend Auf diesen Nenner lassen sich die Positi-onen der Landtagsfraktionen zum neu-en Sicherheits- und Ordnungsgesetz bringen Die neuen Regelungen sollen der Polizei in MV mehr Befugnisse ge-ben insbesondere fuumlr Ermittlungen im Internet Sie erlauben den Beamten zum Beispiel heimlich auf Computer Tablets und Smartphones zuzugreifen

oder Telefonate zu uumlberwachen Das Anliegen dahinter Terrorismus Online-Kriminalitaumlt und Kinderpornografie wir-kungsvoller zu bekaumlmpfen Die Aumlnde-rungen wurden monatelang kontrovers diskutiert In der Oumlffentlichkeit In den Fraktionen Im Innenausschuss und in Anhoumlrungen mit Sachverstaumlndigen Und im Maumlrz nach zweiter Lesung im Landtag mit den Stimmen von SPD CDU und AfD beschlossen

Besonders fuumlr Ermittlungen im Internet erhaumllt die Polizei mehr Moumlglichkeiten

nen wir weiter so produzieren das Pro-duzierte verteilen und konsumieren wie bisher Was ist eigentlich wirklich wich-tig in unserem Leben Und wie gehen wir miteinander umldquo meinte Torsten Koplin bdquoKlingt pathetisch ist es aber nichtldquo Das Virus werfe auch ein Licht auf die Schwaumlchen des Gesundheits-systems An vielen Stellen mangele es an Desinfektionsmittel und Schutzbe-kleidung bdquoWir fordern daher den unver-zuumlglichen Aufbau einer landeseigenen Notfallreserve fuumlr Desinfektionsmittel und Schutzbekleidungldquo Daruumlber hinaus verlangte er die Ausbil-dungskapazitaumlten in der Pflege und die Zahl der Medizinstudienplaumltze zu erhouml-hen bdquoWir muumlssen vorausschauend dafuumlr sorgen dass wir endlich genug Pflege-

rinnen und Pfleger sowie Aumlrztinnen und Aumlrzte habenldquo Sein dringlicher Appell an die Bevoumllkerung den Empfehlungen der Behoumlrden Folge zu leisten bdquoBeson-nenheit Ruumlcksichtnahme und Solidari-taumlt sind das Gebot der Stundeldquo

Ein Dreiklang auf den auch Ministerprauml-sidentin Manuela Schwesig setzt Sie bat um Verstaumlndnis wenn es in naumlchs-ter Zeit zu weiteren Einschraumlnkungen kommen sollte Die Lage sei ernst Manch einer moumlge die Maszlignahmen vielleicht fuumlr uumlbertrieben halten Hier gehe es aber um den Schutz von Men-schenleben Auch wer sich selbst nicht fuumlr gefaumlhrdet halte habe eine Verant-wortung gegenuumlber Risikopatienten bdquoUm diese Solidaritaumlt bitte ich unsere

Bevoumllkerungldquo Sie verstehe die Sorgen der Wirtschaft Das Land sei jedoch gut vorbereitet Sie befuumlrwortete die Re-gelungen des Bundes zur Kurzarbeit bdquoMit Kurzarbeit sind wir sehr sehr gut durch die Finanz- und Wirtschaftskrise gekommen Es ist eine Maszlignahme mit der wir gute Erfahrungen habenldquo Auch mit dem kuumlrzlich beschlossenen Lan-deshaushalt fuumlr 20202021 sei MV gut fuumlr schwierige Situationen aufgestellt In den naumlchsten Wochen werde man auf viele Dinge flexibel reagieren muumlssen bdquoIch bin sehr sehr zuversichtlich dass wir genau mit diesem Dreiklang ndash die Kraft aufbringen sich der Pandemie zu stellen besonnen zu reagieren und soli-darisch zu handeln ndash in der Bevoumllkerung auch das meistern koumlnnenldquo

bdquoDas neue Gesetz ist eine Antwort auf das digitale Zeitalterldquo verdeutlichte Manfred Dachner (SPD) Waumlhrend sich Taumlter bildlich gesehen in duumlsengetrie-benen Fahrzeugen auf der Datenau-tobahn bewegten seien die Ermittler noch im Wartburg unterwegs bdquoMit dem Gesetz geben wir der Polizei die Befugnis effektiver die Allgemeinheit und den Einzelnen zu schuumltzenldquo Die Erweiterungen moumlgen bdquowie ein Grusel-kabinett von Maszlignahmenldquo klingen ndash aber nur wenn man nicht deutlich dazu sage dass ihre Anwendung auf Tatsa-chen beruhen muss die eine Gefahr fuumlr Leib und Leben bedeuten Bloszlige Ver-dachtsmomente reichten nicht aus Das gelte auch fuumlr Menschen im direkten Umfeld einer Zielperson Selbst die

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

26 A u s d e m P l e n u m | B e r i c h t e

Groszligmutter von Al Capone haumltte nach diesem Gesetz keine Polizeimaszlignahme zu befuumlrchten sofern keine Tatsachen vorliegen dass von ihr selbst Gefahren ausgingen so Dachner Zudem stuumlnden alle freiheitseinschraumlnkenden Maszlignah-men unter Richtervorbehalt Er betonte bdquoDie Polizei war und ist immer ein zu-verlaumlssiger Huumlter des Gesetzes Das wird auch im neuen SOG so bleibenldquo

Nikolaus Kramer (Fraktionsvorsitzen-der AfD) begruumlszligte die Aumlnderungen bdquoEs ergibt schlichtweg keinen Sinn die Landespolizei zur Abwehr schwerwie-gender Gefahren personell aufzusto-cken ihr aber dann die notwendigen Moumlglichkeiten der Erkenntnisgewin-nung vorzuenthaltenldquo An einigen Stel-len sehe er jedoch Nachbesserungs-bedarf So sollten Ermittler zur Abwehr terroristischer Straftaten Menschen auch praumlventiv in Gewahrsam nehmen duumlrfen bdquoUnd wir wollen Journalisten als Berufsgeheimnistraumlger explizit schuumlt-zenldquo Die Sorge vor einem Uumlberwa-chungsstaat hielt er fuumlr unbegruumlndet bdquoDas neue Sicherheits- und Ordnungs-gesetz ist mit Sicherheit keine neue Stasi 20ldquo Alles andere sei bdquoPolemik eines linken Milieusldquo und verkenne die unab-haumlngigen Kontrollinstanzen des Rechts-staats Kritik uumlbte er an der neuen Om-budsstelle fuumlr Polizisten Sie schuumlre nur Misstrauen innerhalb der Landespolizei bdquoBei uns im Land gibt es viele Stellen an die sich Polizisten in Not wenden koumln-nenldquo ndash denen nun das Vertrauen abge-sprochen werde

bdquoDas einzig Schlechte an dem Gesetz ist dass es nicht schon letztes Jahr in Kraft getreten istldquo sagte Ann Christin von Allwoumlrden (CDU) bdquoGerade die er-weiterten Online-Befugnisse sind in Zeiten der allgemeinen Digitalisierung ein zwingend notwendiges polizei-liches Mittel zur Gefahrenabwehrldquo Viele der gezeichneten Horrorszenarien seien bdquokompletter Stussldquo Sie offenbarten le-diglich welches Misstrauen die politi-schen Raumlnder gegenuumlber der Polizei hegten bdquoDie Gefahr dass der Staat die Daten missbraucht geht gegen nullldquo Von ihrer Kritik am Umgang mit dem Gesetzentwurf nahm sie auch die Me-dien nicht aus Dem Land einerseits den Weg in einen Uumlberwachungsstaat zu unterstellen anderseits aber damit

zu werben fuumlr ein neues Zeitungsabo bdquoAlexaldquo obendrauf zu legen sei blan-ker Hohn Sie betonte dass das Gesetz Medienvertreter gegenuumlber dem bis-herigen Recht nicht schlechter stelle bdquoMoumlglich dass Medienvertreter sich was das angeht schon immer schlecht behandelt gefuumlhlt haben Aber neu sind die beklagten Regelungen ganz und gar nichtldquo

Fuumlr DIE LINKE greift der Gesetzentwurf zu weit in die Grundrechte der Buumlrger ein bdquoOnline-Durchsuchungen und Quellen-TKUuml [Telekommunikationsuuml-berwachung] unter dem Vorwand der Gefahrenabwehr stellen einen Paradig-menwechsel dar dessen Flurschaden noch gar nicht absehbar istldquo sagte Peter Ritter bdquoAus der Polizei als allgemeinem Inbegriff von Sicherheit und Gefahren-abwehr wird eine Institution deren Ar-beit auf Unsicherheit und Sicherheits-luumlcken von IT-Systemen basiertldquo Das werde das Vertrauen der Buumlrger in die Polizei nicht staumlrken Er forderte dem Zuwachs an Befugnissen eine unabhaumln-gige Beschwerdestelle gegenuumlberzu-stellen an die sich nicht nur Polizisten sondern auch Buumlrger wenden koumlnnen

Da sich der Vorsitzende des Innenaus-schusses in der Debatte weder zu den Beratungen noch zur Anhoumlrung im Ausschuss geaumluszligert habe empfahl er allen Interessierten einen Blick in die Beschlussempfehlung bdquoDenn die Anhouml-rung hat ein ganz anderes Bild ergeben als hier in einzelnen Reden dargestellt wurdeldquo Saumlmtliche Hinweise Kritiken oder Anregungen seien jedoch in den Wind geschlagen worden

Auf Antrag der Fraktion DIE LINKE wur-de uumlber den Gesetzentwurf nament-lich abgestimmt Daran nahmen 68 Abgeordnete teil 56 stimmten fuumlr den Gesetzentwurf 12 dagegen Die Aumlnde-rungsantraumlge der Opposition wurden abgelehnt

Gesetzentwurf Landesregierung Drucksache 73694Beschlussempfehlung Innenausschuss Drucksache 74766Aumlnderungsantraumlge DIE LINKE Drucksachen 74776 und 74777Aumlnderungsantraumlge AfD Drucksachen 74778 und 74779

Info

bull InbegruumlndetenFaumlllendarfdiePolizeiPCs Smartphones und Tablets von Zielpersonen durchsuchen und uumlber-wachen Bei Bedarf auch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Voraussetzung dafuumlr ist in jedem Fall eine richterliche Genehmigung

bull Neben Festnetz undMobilfunk duumlr-fen Ermittler nun auch Telefonge-spraumlche uumlbers Internet uumlberwachen und mithilfe einer Software auf ver-schluumlsselte Inhalte zugreifen Auch fuumlr diese Quellen-Telekommunikati-onsuumlberwachung (Quellen-TKUuml) ist eine richterliche Genehmigung not-wendig

bull Laumlsst sich die Identitaumlt einer Per-son nicht anders feststellen duumlrfen Ordnungsbehoumlrden die betroffene Person bis zum Eintreffen der Polizei festhalten

bull Der finale Rettungsschuss wird alsklarstellende Regelung in das SOG aufgenommen

Er ist bisher auch schon moumlglich aber nicht explizit gesetzlich festge-halten

bull InpolizeilichenRaumlumendie fuumlrdieGewahrsamnahme genutzt werden wird Videouumlberwachung erlaubt

bull Um Straftaten zu verhindern oderVermisste zu suchen darf die Lan-despolizei auch Drohnen einsetzen

bull Vollzugsbediensteten der Zollver-waltung wird eine Eilzustaumlndigkeit eingeraumlumt Damit koumlnnen auch sie gefahrenabwehrend taumltig werden

bull Security-PersonalbeiGroszligveranstal-tungen soll regelmaumlszligig einer Zuver-laumlssigkeitspruumlfung unterzogen wer-den

bull Der Katalog der Straftaten von er-heblicher Bedeutung wird unter an-derem um Terrorismusfinanzierung die Verbreitung von Kinderporno-grafie Geldwaumlsche und das Ein-schleusen von Auslaumlndern erweitert

Quelle Innenministerium

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

27 A u s d e m P l e n u m | B e r i c h t e

Enquete-KommissionkommtGremium soll uumlber die Zukunft der medizinischen Versorgung in MV beraten

Um die stationaumlre Versorgung kran-ker oder verletzter Menschen kuumlm-mern sich in MV 37 Krankenhaumluser Je-den einzelnen dieser Standorte auch in Zukunft zu erhalten ist ein Ziel das alle Fraktionen im Landtag eint Uumlber den Weg dahin gehen die Meinungen allerdings auseinander DIE LINKE haumllt es unter anderem fuumlr geboten private Krankenhaumluser gegebenenfalls in oumlf-fentliche Traumlgerschaft zuruumlckzufuumlh-ren und forderte bis Herbst entspre-chende Moumlglichkeiten auszuloten Die Koalitionsfraktionen legten einen Dringlichkeitsantrag vor Ein zen-traler Punkt darin Schnellstmoumlglich eine Enquete-Kommission ins Leben zu rufen die die Zukunft der medizi-nischen Versorgung in MV als groszliges Ganzes beleuchtet

Ein vorbildliches Gesundheitsnetz auf der einen Seite marode Kliniken und veraltete Technik auf der anderen ndash in diesem Konfliktfeld habe sich das Ge-sundheitswesen nach der Wende be-funden skizzierte Torsten Koplin (DIE LINKE) bdquoDas Heil aus dieser Situation wurde im Umbruch der Eigentumsver-haumlltnisse gesehenldquo In keinem anderen ostdeutschen Bundesland seien so viele Krankenhaumluser privatisiert worden wie in MV ndash die meisten zwischen 1991 und 1996 Unter der SPDPDS-Regierung in den Jahren 1998 bis 2006 seien es sechs gewesen bdquoSeither zieht eine Beutegemeinschaft privater Klinikkon-zerne durch das Landldquo die ndash getrieben von Effizienzrenditen ndash unprofitable Krankenhausbereiche wie Kinder- und Jugendmedizin Gynaumlkologie und Ge-burtshilfe auslese Hier muumlsse die Politik Verantwortung uumlbernehmen und ge-gebenenfalls private Krankenhaumluser in oumlffentliche Traumlgerschaft zuruumlckfuumlhren bdquoEs geht nicht um eine Situation die von

heute auf morgen ansteht Aber wir ha-ben politisch Vorsorge zu leisten fuumlr den Fall der Faumllleldquo Als Finanzierungsquelle brachte er den Strategiefonds ins Spiel

Die stationaumlre Versorgung langfristig flauml-chendeckend aufrechtzuerhalten stehe fuumlr die Koalitionsfraktionen auszliger Frage Sich in jeder Landtagssitzung einzelnen Standorten oder Herausforderungen zu widmen werde die Probleme aber nicht loumlsen begruumlndete Sebastian Ehlers(CDU) den auf Initiative seiner Frakti-on eingereichten Dringlichkeitsantrag Er halte es fuumlr sinnvoller die Dinge zu buumlndeln bdquoWir wollen deshalb heute die Weichen stellen fuumlr eine Enquete-Kom-mission Zukunft der medizinischen Versorgung in Mecklenburg-Vorpom-mernlsquoldquo Mit dem Ziel konkrete Details fuumlr eine zukunftsfaumlhige medizinische Versorgung im Land auszuarbeiten Er warb darum alle Gedankenspiele zuzu-lassen und innovative Wege zu gehen bdquoDa darf es keine Denkverbote gebenldquo Er appellierte daran die Enquete-Kom-mission schnell ins Leben zu rufen und noch bis zum Ende der Wahlperiode zu Ergebnissen zu kommen

Gesundheitsminister Harry Glawe un-terstrich dass das Gesundheitssystem von einer Vielfalt an Anbietern lebe Dazu gehoumlrten private und kommunale Traumlgerschaften genauso wie die freie Wohlfahrt bdquoGrundsaumltzlich ist das immer ein Dreiklangldquo Das was DIE LINKE hier einfordere stehe vor einer hohen Huumlrde im Grundsatz und im Grundgesetz Trauml-gerschaften unter Zwang zu veraumlndern sei ausgeschlossen bdquoEs muss immer einen Verkaumlufer geben und einen der kaufen willldquo Er zeigte sich uumlberzeugt dass die gegenwaumlrtige Gesundheits-struktur im Land auch in den naumlchsten Jahren Bestand haben werde Eine En-quete-Kommission sei aber ein guter Weg um fraktionsuumlbergreifend und mit Fachleuten uumlber die Krankenhausland-schaft und deren Strukturen nachzu-denken und Empfehlungen zur Sicher-stellung der medizinischen Versorgung zu erarbeiten

bdquoWir wissen dass linke Politik gern von einer Ausweitung der Staatsquote traumlumtldquo sagte Dr Gunter Jess (AfD) bdquoWir meinen dagegen dass wir alle auch private Ressourcen fuumlr eine

gute Gesundheitsversorgung nutzen solltenldquo Krankenhaumluser in Gaumlnze oder Teilbereichen zu rekommunalisieren sei daher eine Handlungsoption aber kein Koumlnigsweg Einer Enquete-Kommission die bis zu Sommerpause 2021 Ergeb-nisse praumlsentieren soll stand er skep-tisch gegenuumlber bdquoIch denke da wird nichts Vernuumlnftiges bei rauskommenldquo Er habe vielmehr den Eindruck dass die Koalitionsfraktionen mit den selbst ver-ursachten Problemen nicht mehr fertig werden und sich mit der Kommission und mit Blick auf die Landtagswahl 2021 bdquogeschickt aus der Affaumlre ziehen wollenldquo Er nehme den Koalitionsfraktionen die Rolle des Gestalters jedenfalls nicht ab sondern frage sich warum die Antrag-steller nach 30 Jahren direkter oder in-direkter Regierungsverantwortung in Bund und Land nicht schon laumlngst ge-handelt haben

bdquoMosaiksteine bringen nicht vielldquo warb Julian Barlen (SPD) fuumlr die Enquete-Kommission bdquoWir brauchen einen lang-fristig tragfaumlhigen Masterplanldquo Im Kern gehe es um ein sektoruumlbergreifendes multiprofessionelles Versorgungskon-zept bdquoDie Menschen erwarten zu Recht dass sich der Staat um die wesentlichen Belange der Daseinsvorsorge kuumlmmert und wenn noumltig dem Markt auch die Stirn bietetldquo Das Land duumlrfe nicht weiter dabei zuschauen wenn private Traumlger wichtige aber weniger oder nicht pro-fitable Bereiche wie Geburtshilfe oder Paumldiatrie abstoszligen bdquoDie Politik muss es sein die die Regeln dieses Spiels be-stimmt und gemeinsam mit den Betei-ligten aktiv und mit klaren Anforderun-gen ausgestaltet Das ist die Motivation fuumlr den heutigen Antragldquo Der Landtag muumlsse in diesen Fragen eng an der Seite der Menschen stehen die diese Versor-gung dringend brauchten Aufgabe der Enquete-Kommission sei es deshalb den Status quo zu analysieren Perspek-tiven in den Blick zu nehmen und Emp-fehlungen fuumlr eine flaumlchendeckend und zukunftsfaumlhige Gesundheitsversorgung auszusprechen

Sebastian Ehlers (CDU) warnte davor den Eindruck zu erwecken Re-Kom-munalisierungen wuumlrden alle Probleme loumlsen bdquoDas ist zu kurz gedachtldquo Auch kommunale Krankenhaumluser seien nicht vor Personalmangel gefeit Als Finanzie-

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28 A u s d e m P l e n u m | B e r i c h t e

rungsquelle den Strategiefonds anzu-fuumlhren helfe nicht weiter bdquoDa koumlnnen Sie ein halbes Krankenhaus zuruumlck-kaufenldquo Pauschal von einer bdquoBeutege-meinschaft privater Klinikkonzerneldquo zu sprechen hielt er nicht fuumlr angebracht bdquoMan muss immer aufpassen dass man nicht verallgemeinertldquo Den Vorwurf der AfD wieszlig er zuruumlck Niemand wol-le sich hinter eine Enquete-Kommission verstecken Im Gegenteil bdquoWir werden hier sehr offen und kontrovers die Din-ge diskutieren auch mit Experten Was am Ende dabei rauskommt das weiszlig ich heute ehrlicherweise auch noch nichtldquo

Die Traumlgervielfalt der Krankenhaumluser stelle seine Fraktion nicht infrage be-tonte Torsten Koplin (DIE LINKE) bdquoWir muumlssen uns nur mit dem Punkt aus-einandersetzen was passiert wenn ein Krankenhaustraumlger nicht in der Lage oder gewillt ist seinen Versorgungs-auftrag zu erfuumlllenldquo Selbst die Minister-praumlsidentin habe in der Aufregung um Parchim und Crivitz Re-Kommunalisie-rungen ins Feld gefuumlhrt bdquoWir wollen mit unserem Antrag nichts anderes als sich damit auseinanderzusetzenldquo Eine En-quete-Kommission ins Leben zu rufen sei begruumlszligenswert Sie werde jedoch nicht in einem Jahr mit ihrer Arbeit fertig sein Er draumlngte daher mit einem Aumlnde-rungsantrag darauf sie in der naumlchsten Legislaturperiode fortzufuumlhren und im Sommer zunaumlchst einen Zwischenbe-richt vorzulegen

Uumlber den Antrag der Linken wurde na-mentlich abgestimmt Dabei wurden 63 Stimmen abgegeben 12 Abgeordnete votierten mit Ja 51 mit Nein Damit ist der Antrag abgelehnt Der Koalitions-antrag fand mit den Stimmen von SPD CDU einigen Abgeordneten der AfD und dem fraktionslosen Abgeordneten Holger Arppe eine Mehrheit Der Aumlnde-

Stichwort Dringlichkeitsantrag

Ein Dringlichkeitsantrag ist ein Antrag der erst zu Beginn der Landtagssit-zung auf die Tagesordnung gesetzt wird Normalerweise muumlssen die Frak-tionen ihre Beratungsgegenstaumlnde laut Geschaumlftsordnung spaumltestens zwei Wochen vor der Sitzung bei der Landtagspraumlsidentin einreichen Manchmal ergeben sich aufgrund aktueller Entwicklungen Anlaumlsse fuumlr Antraumlge erst nach dieser Frist Ob ein Antrag fuumlr dringlich befunden wird entscheiden die Abgeordneten Stimmt mindestens eine Zweidrit-telmehrheit der Landtagsmitglieder dafuumlr wird er nachtraumlglich bzw zu-saumltzlich auf die Tagesordnung gesetzt Vor der Abstimmung hat die Fraktion die den Antrag stellt die Moumlglichkeit die Dringlichkeit in einem kurzen Re-debeitrag zu begruumlnden Alle anderen Fraktionen koumlnnen darauf erwidern Wird die Dringlichkeit abgelehnt kann der Antrag zur naumlchsten Sitzungswo-che im regulaumlren Verfahren eingereicht werden

Stichwort Enquete-Kommission

Eine Enquete-Kommission ist eine Arbeitsgruppe in der umfangreiche Sachverhalte uumlber einen langen Zeit-raum eroumlrtert werden Sie besteht aus Abgeordneten aller Fraktionen sowie externen Sachverstaumlndigen Im konkreten Fall koumlnnen das unter anderem Klinikbetreiber und Vertre-ter des Gesundheitsministeriums der Kommunen Krankenkassen und Aumlrz-teschaft sein Sie eroumlrtern das Thema gemeinsam und unter verschiedenen Aspekten Ziel ist es Loumlsungen bzw Handlungsempfehlungen fuumlr Pro-bleme zu finden aus denen dann gegebenenfalls politische Entschei-dungen abgeleitet werden Bislang gab es in MV vier Enquete-Kommissi-onen Leben in der DDR Leben nach 1989 ndash Aufarbeitung und Versoumlhnung (1995ndash1997) Zukunftsfaumlhige Gemein-den und Gemeindestrukturen in Meck-lenburg-Vorpommern (2000ndash2002) Staumlrkung der kommunalen Selbstver-waltung (2007ndash2011) und Aumllter werden in Mecklenburg-Vorpommern (2012ndash2016)

rungsantrag der Linken wurde mit den Stimmen von SPD und CDU abgelehnt

Antrag DIE LINKE Drucksache 74742Dringlichkeitsantrag CDUSPD Drucksache 74781Aumlnderungsantrag DIE LINKE Drucksache 74787

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Eine Enquete-Kommission soll sich mit der Zukunft der 37 Krankenhaumluser in MV befassen

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29 A u s d e m P l e n u m | B e r i c h t e

KeineDauer-Flaggenam SchlossSitz des Parlaments wird nur zur Landtagssitzung beflaggt

Europa-Flagge Deutschland-Flag-ge und MV-Flagge Sie werden weiter-hin nicht taumlglich vor dem Schloss we-hen Nach geltender Verordnung werden Flaggen nur an den Sitzungs-tagen der Abgeordneten gehisst Und dabei bleibt es auch Das Plenum hat mehrheitlich gegen den Vorschlag der AfD gestimmt den Sitz des Landtages dauerhaft zu beflaggen Ihr Ansinnen auch den Plenarsaal mit diesen drei Flaggen auszustatten fand ebenfalls keine Mehrheit Beide Antraumlge wurden in einer gemeinsamen Debatte bera-ten in der sich neben der AfD nur DIE LINKE und die fraktionslose Abgeord-nete Christel Weiszligig zu Wort meldeten

bdquoSchwarz-Rot-Gold ist das Symbol fuumlr das demokratische Deutschland Dazu sollte sich ein deutsches Landespar-lament auch taumlglich bekennenldquo argu-mentierte Christoph Grimm (AfD) der beide Antraumlge ins Plenum einbrachte Die Deutschlandflagge stehe fuumlr Freiheit Wohlergehen Zugehoumlrigkeit und eine verfassungsgemaumlszlige Ordnung Fuumlr einen selbstbewussten aufgeklaumlrten Patriotis-mus muumlsse sich niemand schaumlmen Auch dem Plenarsaal wuumlrden die Flaggen von Land Bund und EU ndash zum Beispiel in Form von Standarten ndash mehr Farbe und eine ganz andere Note verleihen Mit bei-den Ansinnen befaumlnde sich MV in guter Gesellschaft zu Laumlndern wie Bayern Hes-sen Berlin und Thuumlringen

Das Ansinnen sei ehrenhaft offenbare jedoch eine Bildungsluumlcke meinte Pe-ter Ritter (DIE LINKE) bdquoDas Instrument das Sie vorschlagen ist falschldquo Nicht die Landesregierung muumlsse aufgefordert werden die Rechtsverordnung zu aumln-dern sondern der Innenminister bdquoOder Sie aumlndern das Hoheitszeichengesetzldquo Als die Baukommission sich mit der Aus-gestaltung des neuen Plenarsaals befasst habe haumltte sich auch die AfD mit Ideen einbringen koumlnnen bdquoIch habe von Ihrer Fraktion keinen Vorschlag gehoumlrtldquo weder zum Aussehen des Saals noch zur Beflag-gung bdquoWir lehnen diese Antraumlge abldquo

Den Plenarsaal zu beflaggen ndash fuumlr Christel Weiszligig (fraktionslos) eine laumlngst uumlber-faumlllige Forderung Flaggen zu zeigen bedeute in der Wirkung nach auszligen auch bdquoWir stehen zu unserem Land Wir sind stolz Diener des Volkes zu seinldquo Sie warb darum bdquoohne viel Gezetereldquo zu jeder Sitzung bdquodrei Standarten mit wun-derschoumlnen Fahnenldquo aufzustellen ndash und damit bdquozuversichtliche Aussagekraft und das Gefuumlhl hier sind wir zu Hauseldquo zu vermitteln

Christoph Grimm (AfD) warf den Ko-alitionsfraktionen vor bdquoden Schwanz einzuziehenldquo bdquoSie wissen nicht was Sie zu diesem Thema sagen sollen deshalb halten Sie lieber den Mundldquo Auch DIE LINKE habe in ihrem Redebeitrag eine Pirouette nach der anderen gedreht bdquoWenn wir die Landesregierung zu etwas auffordern dann ist natuumlrlich auch der Innenminister gefragt und gemeintldquo Die angefuumlhrten Ablehnungsgruumlnde hielt er fuumlr vorgeschoben bdquoGeben Sie das doch zu und sagen Sie dass Sie ideologisch einfach ein Problem mit Schwarz-Rot-Gold habenldquo

Horst Foumlrster (AfD) unterstrich dass es darum gehe den Sitz des Landtags bei der Beflaggung auf eine Stufe mit der Staatskanzlei zu stellen bdquoSymbole ha-ben eine groszlige Wirkungldquo Er gehe nicht davon aus dass es Streit in der Sache gebe Knackpunkt sei vielmehr dass die AfD den Antrag stelle bdquoSeien Sie an der Stelle einfach mal sachlichldquo Er erinnerte daran dass auch Bundespraumlsident Stein-meier vor einiger Zeit davor gewarnt habe Symbole den politischen Raumlndern zu uumlberlassen Sein Vorschlag bdquoWenn Sie nicht mit uns stimmen moumlgen stellen Sie demnaumlchst selbst einen Antragldquo

Beide Antraumlge wurden mit den Stimmen von SPD CDU und DIE LINKE abgelehntAntrag AfD Drucksache 74737Antrag AfD Drucksache 74749

Stichwort Beflaggung

Ob und wie oumlffentliche Gebaumlude be-flaggt werden kann nicht einfach nach Gutduumlnken entschieden werden Grundlage dafuumlr sind die bdquoBeflaggungs-verordnungldquo und die bdquoVerordnung zur Bestimmung der regelmaumlszligigen Be-flaggungstageldquo des Landes Die Staats-kanzlei zeigt taumlglich Flagge die Euro-paflagge die Bundesflagge und die Dienstflagge des Landes Der Landtag ist laut Verordnung an jedem Sitzungs-tag mit der Landesflagge und den Flag-gen der Landesteile Mecklenburg und Vorpommern beflaggt Vor anderen Dienststellen und Behoumlrden des Lan-des oder die der Aufsicht des Landes unterstehen werden Flaggen dagegen nur an ausgewaumlhlten Tagen gehisst Dazu gehoumlren zum Beispiel der 1 Mai (Tag der Arbeit) der Tag der Deut-schen Einheit der Volkstrauertag (auf halbmast) oder der Tag an dem eine Wahl stattfindet Uumlber den offiziellen Beflaggungskalender hinaus kann der Landesinnenminister aufgrund beson-derer Anlaumlsse weitere Beflaggungen anordnen

Landesflagge versus Dienstflagge Blau Weiszlig Gelb Weiszlig Rot quer gestreift ndash so sieht die Landesflagge aus Daneben verwenden die Landesbehoumlrden auch eine Dienstflagge Auf ihr sind zusaumltzlich noch die beiden Wappentiere der mecklenburgische Stier und der pommersche Greif abgebildet

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An Sitzungstagen wehen vor dem Schweriner Schloss die Europa-Flagge die Deutschland-Flagge und die MV-Flagge

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30 A u s d e m P l e n u m | B e r i c h t e

wie Planungen fuumlr einen Hochschulstand-ort Schwerin gewuumlnscht Sie enthielt sich in der AbstimmungAntrag SPDCDU Drucksache 74739

Elternzeit heiszligt Teilzeitplatz

Kinder deren Eltern mit einem Geschwis-terkind in Elternzeit sind haben auch weiterhin keinen Anspruch auf einen Ganztagsplatz in der Kita SPD CDU und DIE LINKE sprachen sich gegen den Vorschlag der AfD aus das Kindertages-foumlrderungsgesetz (KifoumlG) entsprechend zu aumlndern Nach den derzeitigen Rege-lungen steht diesen Familien maximal ein Teilzeitplatz zu Fuumlr die SPD liegen die Konflikte nicht in der Teilzeitloumlsung an sich sondern in den damit verbun-denen unflexiblen Bring- und Abhol-zeiten Diese gelte es zu aumlndern Die CDU beklagte dass der Gesetzentwurf nichts daruumlber aussage wie der Vorstoszlig per-sonell und finanziell gestemmt werden solle DIE LINKE wandte sich dagegen Betreuungszeiten an Voraussetzungen zu knuumlpfen und sprach sich fuumlr einen grundsaumltzlichen Ganztagsanspruch fuumlr alle Kinder aus Der Gesetzentwurf wur-de nach dieser ersten Lesung nicht zu weiteren Beratungen in den Fachaus-schuss verwiesenGesetzentwurf AfD Drucksache 74738

Keine gezielte Jagd auf Kolkraben

Die AfD-Fraktion verlangt von der Lan-desregierung mehr Schutz fuumlr Weide-tiere In den Mittelpunkt ihres Antrages stellte sie dabei den Kolkraben der im-mer wieder neugeborene Weidetiere angreife um dann das Aas zu fressen Nach Ansicht der AfD sollte der Vogel deshalb in die EU-Vogelschutzrichtlinie aufgenommen werden ndash um eine ge-zielte Bejagung zu ermoumlglichen Dass schwache Tiere das Interesse von Aas-fressern erregten liege in der Natur der Tiere entgegnete die SPD Es sei aber mitnichten so dass auf jeder Weide Kolk-

CDU sprachen sich fuumlr eine europaumlische Loumlsung und gegen einen Alleingang von MV aus Die AfD verlangte die unbeglei-teten Kinder zu ihren Eltern zuruumlckzu-schicken Anstatt dem Steuerzahler neue Kosten aufzuerlegen solle das Geld ihrer Meinung nach lieber vor Ort in aumlrztliche Hilfe investiert werden Der Antrag wur-de abgelehntDringlichkeitsantrag DIE LINKE Drs 74780

Eckwerte weisen Hochschulen den Weg

Mehr unbefristete Stellen mehr Geld ein Studiengang fuumlr Grundschullehrer in Greifswald ndash das sind drei Beispiele aus den Eckwerten die der Landtag mit den Stimmen von SPD und CDU fuumlr die Hochschulentwicklung der kommenden Jahre beschlossen hat Die Eckwerte sind der Wegweiser in welche Richtung sich die Hochschulen in den Jahren 2021 bis 2025 entwickeln sollen Auf ihrer Grund-lage erarbeiten sie Zielvereinbarungen und Entwicklungsplaumlne zum Beispiel zu Stellen Studiengaumlngen Faumlchern und For-schungsschwerpunkten Das Eckpunkte-papier ermoumlglicht es den Hochschulen erstmals die Anzahl unbefristeter Stellen zu erhoumlhen und ndash unter Einhaltung des Stellenplans ndash flexibler mit Stellen umzu-gehen Damit koumlnnen sie bei Bedarf auch im laufenden Jahr Stellen schaffen oder streichen Bislang war dies nur in engen Grenzen moumlglich Bei den Bauvorhaben liegt der Fokus unter anderem auf dem ULMICUM und BIOMEDICUM in Rostock und der Bibliothek in Neubrandenburg Mit Blick auf den Fachkraumlftebedarf legt das Land sein Hauptaugenmerk auf die fachliche Entwicklung der Studiengaumln-ge fuumlr Mediziner Juristen Bauingenieure und Lehrer Durch die Verstetigung des Hochschulpaktes stehen den Hochschu-len zudem von 2021 bis 2023 jaumlhrlich rund vier Millionen Euro ab 2024 rund acht Millionen Euro mehr zur Verfuumlgung SPD und CDU lobten die erfreulichen Entwick-lungen die sich aus den Eckpunkten erge-ben Fuumlr die AfD ging das Papier an vielen Stellen in die falsche Richtung ndash allem voran in Bezug auf Inklusion Gender Frauenquoten und dem geplanten Ori-entierungsstudium Sie stimmte ebenso wie der fraktionslose Abgeordnete Holger Arppe gegen den Antrag DIE LINKE haumltte sich unter anderem mehr Verbesserungen fuumlr die Juristenausbildung in Rostock so-

Weitere MeldungenNaumlchste Volkszaumlhlung kommt 2021

Wie viele Menschen leben in MV Wie viele Wohnungen gibt es im Land Da-ten wie diese werden im kommenden Jahr mit einer Volkszaumlhlung auf den neu-esten Stand gebracht Der sogenannte Zensus wird am 16 Mai 2021 stattfinden Deutschland ist laut EU-Recht dazu ver-pflichtet alle zehn Jahre eine Volkszaumlh-lung durchzufuumlhren Fuumlr die Erhebung werden sowohl bestehende Daten aus-gewertet als auch Buumlrger befragt Die Er-gebnisse sind wichtige Planungsgrund-lagen fuumlr Bund Land und Gemeinden Die Houmlhe der Einwohnerzahlen hat zum Beispiel Einfluss darauf wie viel Geld der Bund uumlber den Finanzausgleich ans Land und das Land an die Kommunen zahlt oder wie Wahlkreise eingeteilt werden Aber auch fuumlr die Planung von Schulen Kindergaumlrten Altenheimen oder Kran-kenhaumlusern spielen die erfassten Daten eine Rolle Die Bestimmungen zum Ab-lauf der Erhebung muumlssen in einem Ge-setz geregelt werden das im Maumlrz mit den Stimmen von SPD CDU und DIE LIN-KE beschlossen wurdeGesetzentwurf Landesregierung Drucksache 74445Beschlussempfehlung Innenausschuss Drucksache 74762

Fluumlchtlingskinder aus Griechenland

DIE LINKE hat erneut darauf gedraumlngt Fluumlchtlingskinder aus uumlberfuumlllten grie-chischen Lagern nach MV zu holen Mit einem Dringlichkeitsantrag forderte sie die Landesregierung auf uumlber die vom Bund geaumluszligerten Absichten hinaus zu gehen und weitere Kinder aufzu-nehmen Der Koalitionsausschuss des Bundes hatte sich Anfang Maumlrz bereit erklaumlrt in Zusammenarbeit mit anderen europaumlischen Laumlndern bis zu 1500 kranke sowie unbegleitete Kinder und Jugendli-che nach Deutschland zu holen DIE LIN-KE forderte dem Bund ein eigenes An-gebot zur Aufnahme weiterer Maumldchen und Jungen in MV zu machen SPD und

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31 A u s d e m P l e n u m | M e l d u n g e n

und Fernmeldegeheimnis) neu besetzt werden Zur Wahl stand auf Vorschlag der Christdemokraten Ann Christin von Allwoumlrden In geheimen Wahlen wur-de die CDU-Abgeordnete mit groszliger Mehrheit in alle drei Gremien gewaumlhlt An der Abstimmung hatten sich jeweils 60 Abgeordnete beteiligt Neues stellver-tretendes Mitglied der G 10-Kommission wurde Franz-Robert LiskowWahlvorschlaumlge CDU Drucksachen 74768 bis 74770

Ausschuss bestimmt Vertrauensleute

In diesem Jahr werden an den Verwal-tungsgerichten Schwerin und Greifswald sowie am Oberverwaltungsgericht neue ehrenamtliche Richterinnen und Richter gewaumlhlt Die Wahl uumlbernimmt ein beim jeweiligen Gericht bestehender Wahl-ausschuss Diesen Wahlausschuumlssen gehoumlren die Praumlsidenten der Verwal-tungsgerichte ein von der Landesregie-rung bestimmter Verwaltungsbeamter sowie sieben Vertrauensleute an Diese Vertrauensleute wiederum werden von den Landtagsabgeordneten bestimmt SPD CDU und DIE LINKE haben sich in einem gemeinsamen Dringlichkeitsan-trag darauf verstaumlndigt diese Aufgabe dem Rechtsausschuss zu uumlbertragen In der Debatte dazu meldete sich nur die AfD zu Wort Sie wandte sich dage-gen die Entscheidungskompetenz vom Landtag in den Ausschuss zu verlagern bdquoUnserer Meinung nach ist das eine Fra-ge die das Plenum zu entscheiden hatldquo Die ehrenamtlichen Richterinnen und Richter werden fuumlr die Dauer von fuumlnf Jahren gewaumlhlt Ihre Aufgabe ist es mit Erfahrungen und Kenntnissen aus dem taumlglichen beruflichen und sozialen Um-feld die juristisch gepraumlgte Sichtweise der Berufsrichter sinnvoll zu ergaumlnzenDringlichkeitsantrag SPD CDU DIE LINKE Drucksache 74775

Kooperatives Ehrenamt

Die Bundesregierung hat die Deutsche Stiftung fuumlr Engagement und Ehrenamt mit Sitz in Neustrelitz ins Leben gerufen Vor diesem Hintergrund hat der Landtag auf Initiative der CDU die Landesregie-rung beauftragt die Arbeit der Stiftung zu unterstuumltzen und eine Kooperation mit der Ehrenamtsstiftung des Landes

rabenschwaumlrme nur darauf warteten uumlber ein neugeborenes Tier herzufallen Die CDU verwies darauf dass die Voumlgel unter bestimmten Bedingungen auch jetzt schon bejagt werden duumlrften DIE LINKE meinte ursaumlchlich fuumlr die Pro-bleme von Weidetierhaltern seien we-der Wolf noch Kolkrabe sondern eine verfehlte EU-Agrarfoumlrderpolitik Daran wuumlrde auch eine Bejagung des Kolkra-ben nichts aumlndern Alle drei Fraktionen SPD CDU und DIE LINKE sowie die frak-tionslose Abgeordnete Christel Weiszligig lehnten den Antrag abAntrag AfD Drucksache 74735

Debatte um Jura-Studium

Auf den Arbeitsmarkt fuumlr Juristen kom-men groszlige Herausforderungen zu Bis 2031 werden 320 Richter und Staatsan-waumllte in Ruhestand gehen Demgegen-uumlber stehen ein hohe Abbrecher- und Durchfallquote bei Jura-Studenten Un-ter Verweis auf diese Entwicklung warb DIE LINKE darum die Juristenausbildung in MV staumlrker in den Blick zu nehmen Konkret draumlngte sie darauf die Qualitaumlt der Ausbildung zu verbessern sowie ne-ben Greifswald auch in Rostock wieder bdquoRechtswissenschaftenldquo als Studiengang anzubieten Die AfD pflichtete der Pro-blematik bei und unterstuumltzte die Vor-schlaumlge Sie warb darum mehr Personal einzustellen um Studierende gut aufs Examen vorzubereiten Nach Ansicht der CDU seien weder im Haushalt noch strukturell die Voraussetzungen fuumlr einen Studiengang der Rechtswissenschaften in Rostock gegeben Die SPD ging in der Analyse der Probleme mit den Linken mit betonte aber dass Verbesserungen bereits umgesetzt wuumlrden oder in Pla-nung seien Neue Doppelstrukturen in Greifswald und Rostock lehnte sie abAntrag DIE LINKE Drucksache 74747

Neue Mitglieder fuumlr drei Gremien

Der bisherige Fraktionsvorsitzende der CDU Vincent Kokert hat mit Wirkung zum Maumlrz den Landtag verlassen Aus diesem Grund mussten die Sitze der Fraktion in der Parlamentarischen Kon-trollkommission (Angelegenheiten des Verfassungsschutzes) im SOG-Gremium (Sicherheits- und Ordnungsgesetz) und in der G 10-Kommission (zu Brief- Post-

angeregt Die Koalitionsfraktionen erhof-fen sich davon auch Synergieeffekte und eine Staumlrkung fuumlr das Ehrenamt in MV Die Opposition hielt den Antrag fuumlr unnoumltig bdquoDas ist ungefaumlhr so als wuumlrden wir die Einrichtung des Plenarsaals begruumlszligen und dafuumlr plaumldieren dass hier regelmauml-szligig Sitzungen durchgefuumlhrt werdenldquo meinte DIE LINKE Sie stimmte dem An-trag trotzdem zu in der Hoffnung dass er die Bedingungen fuumlr das ehrenamt-liche Engagement weiter verbessere Die AfD warnte vor einer bdquostaatlich organi-sierten Uumlbersteuerung von Ehrenamtldquo In der Abstimmung zeigten sich ihre Frak-tionsmitglieder uneins Einige stimmten dem Antrag zu andere enthielten sichAntrag CDUSPD Drucksache 74740

Kritik am Abrechnungssystem

Wolgast Parchim Demmin Krankenhaumlu-ser im Land stehen immer wieder im oumlf-fentlichen Fokus weil sie Schwierigkeiten haben ihre Abteilungen Geburtshilfe Gynaumlkologie sowie in der Kinder- und Jugendmedizin aufrechtzuerhalten Es fehlt an Geld und Personal DIE LINKE sieht eine Ursache dafuumlr im pauschalen Abrechnungssystem uumlber das Kliniken ihre Leistungen bezahlt bekommen Dieses System werde den besonderen Anforderungen an diese stationaumlren Be-reiche nicht gerecht Im Vergleich zu an-deren Abteilungen habe die Geburtshilfe viel houmlhere Vorhaltekosten die Kinder- und Jugendmedizin viel weniger plan-bare Leistungen dafuumlr aber hohe Notfall-quoten und Zeitbedarfe Sie forderte des-halb die Kosten fuumlr diese medizinische Versorgung nach den tatsaumlchlichen Kosten abzurechnen SPD und CDU plauml-dierten dafuumlr das Thema nicht isoliert zu betrachten sondern in einen groumlszligeren Zusammenhang zu ruumlcken ndash und ver-wiesen auf ihren Antrag zur Errichtung einer entsprechenden Enquete-Kom-mission Nicht zuletzt koumlnne die Abrech-nungsfrage nur auf Bundesebene ent-schieden werden Die AfD stellte einen Aumlnderungsantrag Dieser sah vor alle drei Bereiche im bestehenden Abrechnungs-system zu belassen dort aber besser auszufinanzieren In der Debatte ergriff sie nicht das Wort Beide Antraumlge wurden abgelehntAntrag DIE LINKE Drucksache 74741Aumlnderungsantrag AfD Drucksache 74782

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Laufende Gesetzgebung

Drs-Nr Initiator Gesetz Federfuumlhrender Ausschuss

Beratungsverlauf

72573 SPD CDU Entwurf eines Vierten Gesetzes zur Aumlnderung des Landesverfassungsgerichtsgesetzes

Rechtsausschuss 1 Lesung 12092018in Beratung

72574 SPD CDU Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Aumlnderung des Volksabstimmungsgesetzes

Rechtsausschuss 1 Lesung 12092018in Beratung

72575 SPD CDU Entwurf eines xx-ten Gesetzes zur Aumlnderung der Verfassung des Landes Mecklenburg-Vorpommern

Rechtsausschuss 1 Lesung 12092018in Beratung

74017 DIE LINKE Entwurf eines Gesetzes uumlber die Errichtung einer Beteiligtentransparenz-dokumentation beim Landtag (Beteiligtentransparenzdokumentationsgesetz Mecklenburg-Vorpommern - BeteildokG M-V)

Rechtsausschuss 1 Lesung 04092019in Beratung

74301 LReg Entwurf eines Gesetzes zur Neufassung des Finanzausgleichsgesetzes Mecklenburg-Vorpommern und zur Aumlnderung weiterer Gesetze

Innen- und Europaausschuss

1 Lesung 13112019in Beratung

74443 LReg Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes uumlber den oumlffentlichen Personennahverkehr in Mecklenburg-Vorpommern

Energieausschuss 1 Lesung 12122019in Beratung

74607 LReg Entwurf eines Gesetzes zum Staatsvertrag zwischen der Freien und Hansestadt Hamburg und dem Land Mecklenburg-Vorpommern uumlber die Durchfuumlhrung von Zuverlaumlssigkeitsuumlberpruumlfungen nach dem Luftsicherheitsgesetz

Energieausschuss 1 Lesung 29012020in Beratung

74613 LReg Entwurf eines Gesetzes zum Dreiundzwanzigsten Staatsvertrag zur Aumlnderung rundfunkrechtlicher Staatsvertraumlge (Dreiundzwanzigster Rundfunkaumlnderungsstaatsvertrag)

Innen- undEuropaausschuss

1 Lesung 29012020in Beratung

74614 LReg Entwurf eines Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes zur Ausfuumlhrung des Tierische Nebenprodukte-Beseitigungsgesetzes und zur Aumlnderung weiterer Vorschriften

Agrarausschuss 1 Lesung 29012020in Beratung

74615 SPD CDU Entwurf eines Ersten Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes zur Errichtung eines Sondervermoumlgens bdquoStrategiefonds des Landes Mecklenburg-Vorpommernldquo

Finanzausschuss 1 Lesung 29012020in Beratung

74618 AfD Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Aumlnderung des Finanzausgleichsgesetzes Mecklenburg-Vorpommern

- 1 Lesung 29012020Ablehnung der Uumlberweisung

74738 AfD Entwurf eines Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes zur Einfuumlhrung der Elternbeitragsfreiheit zur Staumlrkung der Elternrechte und zur Novellierung des Kindertagesfoumlrderungsgesetzes Mecklenburg-Vorpommern (Kindertagesfoumlrderungsgesetz -KifoumlG M-V)

- 1 Lesung 11032020Ablehnung der Uumlberweisung

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Abgeschlossene Gesetzgebung im Plenum am 29 Januar 2020 entschieden

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0 Drs-Nr Gesetz Initiator Abstimmung im Plenum

Beschluss

73694 Entwurf eines Gesetzes uumlber die oumlffentliche Sicherheit und Ordnung in Mecklenburg-Vorpommern und zur Aumlnderung anderer Gesetze

LReg 1 Lesung 190620192 Lesung 11032020 Annahme

74445 Entwurf eines Gesetzes zur Ausfuumlhrung des Zensusgesetzes 2021 in Mecklenburg-Vorpommern (Zensusausfuumlhrungsgesetz 2021 - ZensAG 2021 M-V)

LReg 1 Lesung 111220192 Lesung 11032020 Annahme

74444 Entwurf eines Gesetzes uumlber die Regulierungskammer Mecklenburg-Vorpommern (RegKG M-V) und zur Aumlnderung der Energiewirtschaftszustaumlndigkeitslandesverordnung

LReg 1 Lesung 111220192 Lesung 11032020 Annahme

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

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Vor-Ort-TerminWirtschaftsausschuss besucht HAB in Wusterhusen und MV WERFTEN in Stralsund

Am 27 Februar hat der Wirtschafts-ausschuss die HAB (Hallen- und Anla-genbau GmbH) in Wusterhusen als Mitgliedsunternehmen des Kooperati-onsverbundes RIC MAZA MV eV und im Anschluss die MV WERFTEN Stral-sund GmbH besucht um sich uumlber den aktuellen Stand zu informieren

Die HAB (Hallen- und Anlagenbau GmbH) gehoumlrt zu den modernsten Stahlbaubetrieben in Norddeutschland Das familiengefuumlhrte Unternehmen in dem heute mehr als 70 Mitarbeiter beschaumlftigt sind entwickelt plant und errichtet Gewerbe- Industrie- und Ge-sellschaftsbauten touristische Anlagen Komponenten fuumlr den Fahrzeugbau sowie Anlagen fuumlr den Kernkraftwerks-ruumlckbau Die HAB hat im Jahr 2006 die weltweit erste Tauchgondel fuumlr Zinno-witz auf der Insel Usedom gebaut 2011 wurden die Entwicklung und der Bau des ersten deutschen Meereswellen-

schwimmergenerators gestartet Mit ei-ner eigenen Forschungs- und Entwick-lungsabteilung werden jaumlhrlich uumlber 2 Prozent des Gesamtumsatzes zielge-richtet in die Entwicklung neuer Pro-dukte und Prozesse investiert Im Bereich des Anlagenbaus hat das Unternehmen eine Achterbahn fuumlr das Oktoberfest in Muumlnchen eine Wildwasserbahn fuumlr den Safaripark in Daumlnemark sowie Kabinen fuumlr die VIETZ GmbH Hannover gebaut Zudem werden Kranrahmen fuumlr Lieb-herr in Rostock Ersatzteile fuumlr STILL in Hamburg LNG-Traumlger fuumlr die NEPTUN WERFT in Rostock sowie eine Wasser-stoffanlage fuumlr Russland gefertigt Auszligerdem ist das Projekt Energieboje auf den Weg gebracht worden Eine Boje mit der die Bewegung der Wellen in Energie umgewandelt werden soll

RIC MAZA MV eV ist aus dem Koopera-tionsverband MAZA MV eV hervorge-gangen und seit dem 1 Januar 2018 mit einem Regionalen Innovationscluster Maritime Zulieferer Allianz Schiffbau (RIC MAZA Schiffbau) taumltig Dem Ver-bund gehoumlren derzeit 43 Mitgliedsun-ternehmen (davon 29 Kleine und mitt-lere Unternehmen) mit insgesamt ca 2400 Beschaumlftigten an Das groumlszligte Mit-gliedsunternehmen ist die Ostseestaal GmbH amp Co KG mit etwa 200 Beschaumlf-

tigten Daneben zaumlhlen u a regionale Schiffbauzuliefer- Ausruumlstungs- und Industriedienstleistungsunternehmen schiffbaurelevante Ingenieur- und Pro-jektierungsunternehmen sowie Einrich-tungen der industrienahen Forschung Wissenschaft und Bildung zum Ver-bund Fuumlr das Jahr 2020 wird ein Jah-resumsatz der Mitgliedsunternehmen

Mitglieder des Wirtschaftsausschusses zu Besuch bei der Hallen- und Anlagenbau GmbH MV Fotos Landtag

Die MV WERFTEN produzieren an den Standorten Wismar Rostock und Stralsund Kreuzfahrtschiffe und Yachten

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

34 A u s d e n A u s s c h uuml s s e n

in Houmlhe von ca 340 Mio Euro erwartet Seit 2017 hat der Kooperationsverbund mehr als 20 Forschungs- und Entwick-lungsprojekte mit Unterstuumltzung des Wirtschaftsministeriums initiiert Es wurden vier fachspezifische Projekt-gruppen ins Leben gerufen (innovative Schiffbauerzeugnisse Umsetzung der Industriestrategie 40 und Digitalisie-rung unternehmensrelevanter Prozesse effektive Schiffbaukooperation sowie Staumlrkung und zukunftsrelevante Aus- und Weiterbildung der Fachkraumlfte) Ziel ist es insbesondere die schiffbauliche Wertschoumlpfungsrelevanz der Erzeug-nisse und Leistungen sowie den Anteil kooperativer Schiffbauleistungen von Mitgliedsunternehmen und -einrich-tungen am Schiffbau zu erhoumlhen und die internationale Wettbewerbsfaumlhig-keit zu verbessern

Genting Hong Kong hat im Maumlrz 2016 die drei Nordic-Yards-Werften in Wismar Rostock und Stralsund uumlbernommen und diese im Juli 2016 in MV WERFTEN umbenannt Die MV WERFTEN bauen Schiffe fuumlr die Kreuzfahrtreedereien Crystal Cruises Dream Cruises und Cruise Global Bei den MV WERFTEN in Wismar Rostock und Stralsund die zu den modernsten und effizientesten Schiffbaustandorten in Europa gehouml-ren arbeiten derzeit 3100 Beschaumlftigte (davon 679 Mitarbeiter in Stralsund) Im April 2017 lag die Mitarbeiterzahl bei den MV WERFTEN noch bei 1400 Beschaumlftigten (davon 223 Mitarbeiter in Stralsund) Die Zahl der Auszubil-denden und Dualstudierenden bei den MV WERFTEN ist von 102 im Jahr 2017 auf 300 im Jahr 2020 angestiegen Bislang haben die MV WERFTEN vier Flusskreuzfahrtschiffe der RHINE Class fertiggestellt und bauen derzeit zwei Kreuzfahrtschiffe der Global Class die in den Jahren 2021 und 2022 abgelie-fert werden Am Standort Stralsund wird die Expeditions-Megayacht bdquoEN-DEAVORldquo gebaut die noch im Sommer 2020 uumlbergeben werden soll Bis zu 200 Passagiere koumlnnen auf dieser weltgroumlszlig-ten Megayacht die mit modernsten innovativen Technologien und luxurioumls ausgestattet wird in die Tropen und in Polarregionen reisen Daruumlber hinaus ist der Bau von vier Kreuzfahrtschiffen der Universal Class geplant wobei das erste Schiff 2022 fertiggestellt werden soll

Zeugen-vernehmungLandesverwaltung sagte zur Foumlrderung der Wohlfahrtsverbaumlnde aus

Auch die Ausschusssitzung am 16 Maumlrz befasste sich mit dem vom Landtagsplenum im Jahr 2017 fest-gelegten Untersuchungsgegenstand der Landesfoumlrderung der Wohlfahrts-verbaumlnde in den Jahren 2010 bis 2016

Jedoch wurde diese Ausschusssitzung durch die weit aktuellere Problematik der zunehmenden Verbreitung des Corona-Virus gepraumlgt So kam der Vor-sitzende Jochen Schulte mit Verspauml-tung weil er zuvor an einer Beratung der Fraktionen mit der Landtagspraumlsi-dentin teilgenommen hatte Dort ging es um die weitere parlamentarische Ar-beit Die dazu getroffene Verstaumlndigung zum grundsaumltzlichen Verzicht auf Aus-schusssitzungen bis zum 20 April 2020 war schlieszliglich auch die Grundlage fuumlr den Ausschuss sich gegen die Durch-fuumlhrung der naumlchsten fuumlr den 23 Maumlrz geplanten Sitzung auszusprechen So wurden die bereits geladenen Zeugen fuumlr diesen Termin ausgeladen Auch fuumlr die Sitzung am 16 Maumlrz selbst galten besondere Vorkehrungen So wurde bei den Besuchern auf der Tribuumlne wie im Plenum bei den Abgeordneten auf ei-nen Mindestabstand zueinander geach-tet es wurden keine Kugelschreiber ge-teilt und vielfach Handschuhe genutzt

Befragt wurden in dieser Sitzung drei Zeugen aus der Landesverwaltung Sei-tens des Landesamtes fuumlr Gesundheit und Soziales (LAGuS) schilderten des-sen Direktor Dr Heiko Will und der lang-jaumlhrige Leiter der Foumlrderabteilung Tho-mas Leder die Praxis der Ausreichung und Kontrolle der Landesmittel Beide stellten heraus dass die Grundsatzent-scheidungen vom LAGuS letztlich nur umgesetzt wurden Dabei seien auch im Rahmen des vielfach kritisierten bdquoein-fachen Verwendungsnachweises wie bei einem bdquonormalen Verwendungs-nachweis durchaus Belege gepruumlft wor-

den Das LAGuS sei bei der Bewilligung der Foumlrdermittel auch nicht an bdquoLIGA-Schluumlssel gebunden gewesen sondern habe alle Antraumlge einzeln entsprechend der Regularien gepruumlft und beschieden In den Ausfuumlhrungen wurde auch noch einmal auf die Einrichtung des LAGuS im Jahre 2006 Bezug genommen und auf die Uumlbertragung umfangreicher Aufga-ben im Jahr 2010 Heute werde die Foumlr-derabteilung fuumlr fuumlnf verschiedene Mi-nisterien taumltig und fuumlhre Foumlrderungen aus die in den Ministerien von rund drei Dutzend Fachreferaten betreut wuumlrden Insgesamt gehe es dabei jaumlhrlich um uumlber 400 Millionen Euro Zum Unter-suchungsgegenstand gehoumlrten allein rund 700 Projektfoumlrderungen

Nach den Zeugen aus dem LAGuS er-laumluterte der ehemalige Referatsleiter im Sozialministerium Claus Wergin die Grundsaumltze der Freien Wohlfahrtspflege und die Steuerung durch das Sozialmi-nisterium Er betonte Steuerung erfolge weniger durch Geld als durch inhalt-liche Eroumlrterungen und Absprachen Foumlrderungen fuumlr die Wohlfahrtspflege seien notwendig weil auf dem Markt nicht alle sozialen Angebote finanziert wuumlrden Viele Beratungs- und Hilfeleis-tungen seien ohne die Freie Wohlfahrts-pflege nicht denkbar Dabei sei das Land nicht an einen bdquoLIGA-Schluumlssel gebunden gewesen Vielmehr handele es sich dabei um einen LIGA-internen Antragsschluumlssel Damit haumltten sich die Verbaumlnde lediglich untereinander abge-stimmt uumlber ihre Aufgabenverteilung Das Land habe dann von den Verbaumln-den die entsprechenden Antraumlge erhal-ten und diese im ganz normalen Verfah-ren bearbeitet

Quelle wwwlagusmv-regierungde

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

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Experten-anhoumlrung Parlamentsforum Suumldliche Ostsee in Elblag

Am 2 Maumlrz hat in Elblag (Polen) die internationale Expertenanhoumlrung zur Vorbereitung der Jahreskonferenz des 18 Parlamentsforums Suumldliche Ost-see in Danzig stattgefunden Sie dient der Erarbeitung einer gemeinsamen Resolution aller Partnerparlamente Der Landtag MV arbeitet gemeinsam mit dem Landtag Schleswig-Holstein der Buumlrgerschaft der Freien und Han-sestadt Hamburg den Sejmiks der Woiwodschaften Westpommern Pommern und Ermland-Masuren so-wie der Kaliningrader Gebietsduma im Parlamentsforum Suumld-liche Ostsee zusammen Die Dele-gation des Landes MV war durch die Vizepraumlsidentin Beate Schlupp sowie die Abgeordneten Dirk Friedriszik und Dietmar Eifler vertreten Thema der diesjaumlhrigen Konferenz ist bdquoDer Eu-ropean Green Deal ndash Wasser und Kli-mawandelldquo Die Experten der Partner-parlamente haben uumlber die mit dem Klimawandel verbundenen Herausfor-derungen referiert

Waumlhrend der Eroumlffnung des Experten-treffens durch die Vorsitzenden der Regionalparlamente der Woiwodschaft Ermland-Masuren und Pommern sowie des Stadtpraumlsidenten von Elbląg hat der Vizepraumlsident des Sejmik Pommern Grzegorz Grzelak betont dass es einer Aumlnderung der Gewohnheiten sowie der Nutzung von Innovationen beduumlr-fe Im Anschluss daran hat Dr Andreas Lehmann von GEOMAR (Helmholtz-Zentrum fuumlr Ozeanforschung in Kiel) zum Thema bdquoKlimawandel im Ostsee-raum ndash eine Bestandsaufnahme der letzten 40 Jahreldquo berichtet Er hat darauf hingewiesen dass in den vergangenen 40 Jahren die Lufttemperatur uumlber der Ostsee um ca 2degC angestiegen sei Dies wiederum habe Auswirkungen auch auf die Wassertemperatur Die erhoumlhte Wassertemperatur wuumlrde die Loumlslich-keit des Sauerstoffs beeinflussen und

zusammen mit der Eutrophierung zu staumlrkerer Sauerstoffzehrung und einer Ausdehnung von Sauerstoffmangel-gebieten fuumlhren Auszligerdem habe der Salzgehalt in der Ostsee an der Ober-flaumlche leicht abgenommen waumlhrend er in groumlszligeren Tiefen zugenommen habe Dies habe eine staumlrkere Schichtung zur Folge und erschwere den Austausch zwischen den Schichten Im Bereich der Ostsee komme es zu einer Hebung und Senkung von Landmassen dadurch fal-le beispielsweise im Bereich der noumlrd-lichen Ostsee der Meeresspiegel waumlh-rend er in der Region Deutschland und Daumlnemark ansteige

Der Experte Mecklenburg-Vorpom-merns Prof Dr Bernd Lennartz von der Universitaumlt Rostock hat uumlber die Ni-tratbelastung der Wasserressourcen in landwirtschaftlich genutzten Gebieten gesprochen Er hat sich besorgt daruumlber geaumluszligert dass die Nitratbelastung die Wasserqualitaumlt aufgrund von intensiver Duumlngung in der Landwirtschaft verrin-gere Trotz strengerer Regelungen zur Duumlngung sei die Qualitaumlt des Grund-wassers oftmals unzureichend und habe sich uumlber die letzten Jahrzehnte eigentlich nicht verbessert Infolge der Nitratbelastung muumlssten Trinkwasser-brunnen in 20 bis 30 m Tiefe abgestellt werden So sei die flaumlchendeckende kuumlnstliche Entwaumlsserung uumlber Drai-nagen verantwortlich fuumlr groszlige Stick-stoffeintraumlge Durch den Regenabfluss wuumlrde auch die Nitratkonzentration

ansteigen da durch das Wasser Nitrat ausgewaschen werde Es gebe mehre-re Moumlglichkeiten die Konzentration zu reduzieren beispielsweise durch Redu-zierung der Duumlngung da es groszlige Vor-kommen an Stickstoff im Boden gebe oder durch die Reduktion der Wasser-fluumlsse damit wuumlrde Wasser laumlnger im Boden gehalten werden um Stickstoff binden zu koumlnnen Die Nitratbelastung betreffe neben dem Grundwasser auch Fluumlsse Seen und Meere Die durch na-tuumlrliche Prozesse bedingte Algenbluumlte werde durch die erhoumlhten Naumlhrstoff-eintraumlge noch verstaumlrkt Dies koumlnne dazu fuumlhren dass Gewaumlsser veralgen und im schlimmsten Fall drohe Fisch-sterben und ein Umkippen von Seen Die Helsinki Kommission habe dazu klare Ziele formuliert Prof Lennartz hat betont dass selbst eine schnelle Reduzierung der Duumlngung und damit einhergehenden Nitratbelastung erst in Jahrzehnten spuumlrbar sei

Prof Dr Stanisław Czachorowski von der Universitaumlt Olsztyn hat ausgefuumlhrt dass sich die Klimaraumlume wie beispielsweise Wuumlsten verschieben wuumlrden und mit einem um 2 m erhoumlhten Wasserspie-gel Ende des Jahrhunderts zu rechnen sei Er hat betont dass die Menschen in Anbetracht des Klimawandels ihr Ver-halten zwingend aumlndern muumlssten Die bisherige Denkweise Wassermengen schnellstmoumlglich abzufuumlhren muumlsse geaumlndert werden Durch die steigenden Temperaturen wuumlrden sich Vegetati-

Vlnr D Eifler 1 Vize-Praumlsidentin des Landtages MV Beate Schlupp D Friedriszik und Experte Prof B Lennartz

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

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onszeiten verlaumlngern demgegenuumlber stehe aber der zukuumlnftig zunehmende Wassermangel Es seien verstaumlrkt Was-serspeicher einzusetzen sowie der Was-serkreislauf auszudehnen So muumlsse die groszligflaumlchige Bodenversiegelung z B durch Rasenparkplaumltze Anpflanzung von Baumlumen oder Blumenwiesen redu-ziert sowie kreative Ideen genutzt wer-den um beispielsweise Regenruumlckhal-tebecken in die staumldtische Entwicklung zu integrieren

Ryszard Gajewski (Vorstandsvorsitzen-der von Wody Gdańskie Sp zoo) hat ausgefuumlhrt dass in und um Danzig Messstationen zur Messung des Nie-derschlags eingerichtet worden seien Diese wuumlrden sehr unterschiedliche Niederschlagsmengen trotz geogra-fischer Naumlhe zueinander aufweisen In den letzten Jahren haumltten die Nieder-schlaumlge mit uumlber 100 mm Niederschlag zugenommen Allein im Jahr 2018 sei drei Mal ein solcher Regen verzeichnet worden Das Niederschlagswasser muumls-se verstaumlrkt auf Gruumlnflaumlchen gehalten oder Wasserspeicher fuumlr Trockenzeiten eingesetzt werden

Grażyna Skrzypek (Department fuumlr Umweltschutz am Marschallamt der Woiwodschaft Westpommern) hat den Teilnehmern-innen einen Uumlberblick uumlber die verschiedenen Landesdoku-mente und strategischen Werkzeuge in Bezug auf Wasser und den Klimawandel gegeben Es seien viele verschiedene Maszlignahmen fuumlr Hochwasserschutz aber auch fuumlr Trockenzeiten geplant So habe man die Einrichtung von Retentions-becken zum Schutz gegen die Gefahren die von der Ostsee ausgingen sowie Maszlignahmen in den Staumldten und der Gruumlninfrastruktur zur Wassernutzung im urbanen Raum geplant Es gebe un-ter anderem ein Landesprogramm zur Renaturierung von Oberflaumlchengewaumls-sern

Die Ergebnisse werden in die Resolution einflieszligen die im Rahmen der Jahres-konferenz im Mai beschlossen werden soll

Thema SchuleEinschulung an einer oumlrtlich nicht zustaumlndigen Schule im Petitionsausschuss beraten

Waumlhrend fuumlr die weiterfuumlhrenden Schulen ab Klasse 5 in MV die freie Schulwahl moumlglich ist schreibt das Schulgesetz Mecklenburg-Vorpom-mern (SchulG M-V) vor dass die Ein-schulung der Grundschuumller grundsaumltz-lich an der oumlrtlich zustaumlndigen Schule zu erfolgen hat Aus wichtigem Grund kann jedoch der Schultraumlger der oumlrtlich zustaumlndigen Grundschule die Ge-meinde eine Ausnahme gestatten Eine solche begehrte Ausnahmege-nehmigung fuumlr den Besuch der oumlrtlich nicht zustaumlndigen Grundschule war Gegenstand der am 27 Februar durch-gefuumlhrten Beratung des Petitionsaus-schusses

Die Eltern eines Grundschuumllers hatten sich im Juli 2019 an den Petitionsaus-schuss gewandt und die Einschulung ihres Sohnes an einer oumlrtlich nicht zu-staumlndigen Schule gefordert die von der Gemeinde abgelehnt worden war Den hiergegen eingelegten Widerspruch hat-te das Ministerium fuumlr Bildung Wissen-schaft und Kultur (Bildungsministerium) zuruumlckgewiesen Die Petenten fuumlhrten an dass bereits die aumlltere Schwester des Grundschuumllers den begehrten Schul-standort besucht und jeden Morgen zur Schule gebracht wird Es wuumlrde da-her den Familienalltag erleichtern wenn auch der Sohn diesen Schulstandort be-suchen wuumlrde der uumlbrigens naumlher am Wohnort der Petenten sei als der Ort der oumlrtlich zustaumlndigen Schule Die Busfahrt zur oumlrtlich zustaumlndigen Schule waumlre auf-grund ihrer langen Dauer fuumlr den Sohn unzumutbar Zudem wuumlrde der Sohn an dem begehrten Schulstandort zusam-men mit seinen Freunden eingeschult werden da er dort bereits den Kinder-garten besucht hatte

In der Ausschussberatung begruumlndeten der Buumlrgermeister des Schulstandortes und eine Vertreterin des Bildungsmini-steriums zunaumlchst die Gruumlnde fuumlr die Ablehnung So seien die Eltern erst nach

der Einschulung des aumllteren Geschwister-kindes das bereits die Regionalschule besucht umgezogen Zwar koumlnne eine Ausnahmegenehmigung erteilt werden wenn die Betreuung des Schulkindes vor oder nach dem Schulunterricht nicht ge-sichert sei vorliegend gebe es aber eine Hortbetreuung Auch haumltten die Eltern nicht nachgewiesen dass eine Berufs-taumltigkeit am Wunschstandort bestehe Vielmehr koumlnne das Kind den Schulbus zur oumlrtlich zustaumlndigen Schule nutzen wobei die Fahrtdauer von 15 min zumut-bar sei Da sich die zustaumlndige Schule im Landkreis Nordwestmecklenburg und die Wunschschule im Landkreis Rostock befindet waren auch Vertreter der bei-den betroffenen Landkreise eingeladen worden Diese verwiesen auf die Pflicht der Landkreise eine Schuumllerbefoumlrderung zu den oumlrtlich zustaumlndigen Schulen si-cherzustellen Die Organisation dieser Schuumllerbefoumlrderung erfordere aber eine tragfaumlhige Schulentwicklungsplanung die die Festlegung von Einzugsbereichen voraussetze

Die Ausschussmitglieder gelangten zu der Auffassung dass die in dem kon-kreten Fall erfolgte Ablehnung den Grundschuumller an einer anderen als der oumlrtlich zustaumlndigen Schule einzuschulen rechtmaumlszligig war In lebhafter Diskussion wurden jedoch auch das Fuumlr und Wider der verpflichtenden Einschulung an der oumlrtlich zustaumlndigen Grundschule abge-wogen So kritisierten die Ausschuss-mitglieder dass der Elternwille oft voumlllig unberuumlcksichtigt bleibe obwohl neben familienorganisatorischen Gruumlnden mit-unter auch die mangelnde Attraktivitaumlt einzelner Grundschulen dazu fuumlhre dass ein anderer Schulstandort vorgezogen werde In diesem Zusammenhang wurde auch betont dass es dem Gesetzgeber ob-liege die Regelungen zur Schulwahl zu treffen waumlhrend die Verwaltung bei der Umsetzung an das geltende Recht ge-bunden ist Vor dem Hintergrund dass in einem verhaumlltnismaumlszligig duumlnn besiedel-ten Flaumlchenland eine belastbare Schul-bedarfsplanung fuumlr die Einteilung in Ein-zugsbereiche im Primarbereich foumlrderlich ist und im konkreten Fall von einer recht-maumlszligigen Entscheidung auszugehen ist hat der Ausschuss einstimmig beschlos-sen dem Landtag zu empfehlen das Pe-titionsverfahren abzuschlieszligen

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

37 A u s d e n A u s s c h uuml s s e n

Frecher als die EtabliertenEine neue Zeitung hatte 1990Platz fuumlr neue politische Akteure

Im Oktober 2020 jaumlhrt sich zum 30 Mal der Tag an dem der Landtag des neu gegruumlndeten Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern ins Schwe-riner Schloss einzog Das Jahr vor dem Einzug war eines der spannendsten und abwechslungsreichsten der juumln-geren deutschen Geschichte Am 9 November 1989 war nach 28 Jahren die innerdeutsche Grenze geoumlffnet worden Bis zur Wiedervereinigung am 3 Oktober 1990 uumlberschlugen sich in der DDR die Ereignisse Man-che Details drohen in Vergessenheit zu geratenDeshalb wollen wir Zeitzeugen zu Wort kommen lassen die diese so ereignisreiche Phase in Bezug zum Schweriner Schloss miterlebt haben und diese Details erinnern Diesmal Die Macher der Mecklenburgischen Volkszeitung (MVZ)

Unabhaumlngig von der Debatte uumlber eine Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten wurden im Win-ter 198990 in der DDR die Weichen gestellt dass das Schweriner Schloss Landtagssitz werden konnte Eine Ver-waltungsreform sollte die 1952 abge-schafften Laumlnder auferstehen lassen Schwerin war als Hauptstadt fuumlr Me-cklenburg-Vorpommern im Gespraumlch bdquoEin altes Land das neu entsteht ndash Gu-ten Tag Mecklenburg-Vorpommernldquo lautete am 15 Februar 1990 die Schlag-zeile der Mecklenburgischen Volkszei-tung (MVZ) Es war die erste Ausgabe einer wiederbelebten Zeitung die in der Weimarer Republik bdquoeinen renom-mierten demokratischen Ruf hatte und von den Nazis verboten wurdeldquo wie Karsten Schroumlder berichtet Er gehoumlrte zu den sechs Gesellschaftern der MVZ die das Experiment wagten der neuen Demokratie im Norden der DDR die immanent wichtige ausgewogene Oumlf-fentlichkeit zu verschaffen

Die Idee fuumlr die neue MVZ entstand laut Schroumlder am Runden Tisch in Rostock Die zur PDS (Partei des De-mokratischen Sozialismus) gewan-delte SED (Sozialistische Einheitspar-tei Deutschlands) sowie die uumlbrigen DDR-Parteien hatten allesamt ihre Parteizeitungen Den neuen demo-kratischen Parteien Gruppierungen und Basisgruppen aber fehlte eine publizistische Buumlhne bdquoEs ging darum politischen Stroumlmungen einen Platz zu geben die in der dominierenden Ostsee-Zeitung der PDS unterbelich-tet warenldquo

Schroumlder arbeitete damals wie heute im Rostocker Stadtarchiv Der Zeitgeschicht-ler interessierte sich schon fuumlr den Jour-nalismus Als er die Chance bekam bei der MVZ mitzuwirken griff er zu und lieszlig sich fuumlr zwei Monate freistellen Schroumlder war es der den Namen der fruumlheren SPD-Parteizeitung bdquoMecklenburgische Volks-zeitungldquo vorschlug Postwendend wollte sich die SPD mit drei Gesellschaftern beteiligen Harald Ringstorff von 1998 bis 2008 Ministerpraumlsident Mecklenburg-Vorpommerns war einer von ihnen Die SPD-Beteiligung verhalf der Zeitung zu den 1933 enteigneten MVZ-Raumlumen in der Doberaner Straszlige in Rostock West-

Die erste Ausgabe der MVZ erschien am 15 Februar 1990

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38 D a s S c h l o s s v o r 3 0 J a h r e n

deutsche Aufbauhelfer der in der DDR neugegruumlndeten SPD unterstuumltzten die Gesellschafter als es galt eine GmbH und ein Gewerbe anzumelden sowie die Lizenz zu bekommen eine Zeitung mit 100000 taumlglicher Auflage verkaufen zu duumlrfenDrei der MVZ-Gesellschafter - der Jour-nalist Wolfgang Grahl der von den bdquoNorddeutschen Neuesten Nachrich-tenldquo kam der Werbekaufmann Horst Kirschneck und Karsten Schroumlder - brachten eine bunte enthusiastische Gruppe zusammen die so erinnert sich Martina Plothe anfangs bdquoziemlich unstrukturiertldquo acht Seiten MVZ fuumlllten Die damalige Betriebszeitungsvolontauml-rin und heutige Journalistin hatte am Rande einer oumlffentlichen Veranstaltung von der MVZ-Gruumlndung erfahren bdquoDie Bedingungen fuumlr die Produktion der ersten Ausgabe waren abenteuerlichldquo erinnert sie sich Mehrere Redakteure teilten sich eine Schreibmaschine die ersten sogenannten Spiegel fuumlr das Set-zen der Seiten entstanden auf dem Fuszlig-boden Es fehlten Stuumlhle Tische und Te-lefone bdquoWas heute so einfach erscheintldquo so Karsten Schroumlder bdquowar damals kom-pliziert Aber es hat funktioniertldquo

Recherchiert und geschrieben haben sie oft bis spaumlt in die Nacht Martina Plo-the bdquoDie Themen lagen zuhauf auf der Straszlige damals oder sie wurden von Le-sern in die Redaktion getragen Bearbei-tet haben wir sie auf Zuruf Es gab kein Redaktionsstatut und keine Verlagsrauml-son Den Posten des Chefredakteurs vergaben wir anfangs im Rotationsprin-zip Erst spaumlter wurden Wolfgang Grahl und dann Frauke Kaberka auf den Chef-posten gewaumlhltldquo

bdquoWir waren frecher haben uns mehr ge-traut als die etablierten Zeitungenldquo sagt Martina Plothe Das zeigte sich auch in Uumlberschriften wie bdquoEs stinkt im Inter-hotelldquo oder bdquoDer Ostsee-Wuumlrger heiszligt Guumllleldquo in den witzigen Wettervorhersa-gen oder den Fotos spaumlrlich bekleideter Strandschoumlnheiten Die MVZ schrieb fruumlher als die einheimische Konkurrenz uumlber Homosexualitaumlt und uumlber die groszlig-herzogliche Vergangenheit des Landes Vor allem aber wollten die MVZ-Macher hartnaumlckig nachfragen und Missstaumlnde aufdecken bdquoWir haben uumlber ein in der Naumlhe von Rostock entdecktes Waffen-

lager der DDR ausfuumlhrlich berichtet waumlhrend andere Rostocker Zeitungen das Thema eher sparsam abhandeltenldquo so Plothe Wenn Arbeiter der MVZ von Missstaumlnden in ihren Betrieben erzaumlhl-ten fand die Geschichte Platz im Blatt ohne dass die Gegenseite befragt wur-den wie Martina Plothe selbstkritisch zuruumlckblickt Viel Raum bekamen in der MVZ die neuen demokratischen Bewegungen Parteien und Gruppen das Neue Forum genauso wie die kon-servative Deutsche Soziale Union (DSU) bdquoWir sollten eine demokratische Zeitung machen kein Partei-Blattldquo erinnert sich Karsten Schroumlder Im Nachhinein findet Martina Plothe hingegen die SPD habe der MVZ doch manches Thema bdquohinein-zudruumlcken versuchtldquo

Die Ausstattung der MVZ-Redaktion verbesserte sich nach und nach mit materieller Hilfe und personeller Un-terstuumltzung zweier westdeutscher Zeitungen Dennoch kam die MVZ nie auf einen gruumlnen Zweig Sie lebte von einem 100000-Mark-Kredit den die Ge-sellschafter zu Beginn aufgenommen hatten bdquound mit Verkaufs- und Anzei-generloumlsen quasi von der Hand in den Mundldquo wie Martina Plothe es ausdruumlckt

Im Zeitungs-Alltag blieben viele Huumlrden zu nehmen Papier- und Druck-Kapa-zitaumlten wurden nur frei weil die ersten Betriebszeitungen im Bezirk Rostock die Segel strichen Beim vormals SED-eige-nen Ostsee-Druck in Rostock wurde die MVZ jeden Tag vor allen anderen Zei-tungen angedruckt bdquoDrei Seiten muss-ten als Stehsatz zum Teil Tage vorher in der Druckerei vorliegen Die letzte Seite mussten wir um 17 Uhr liefern Fuszligball- oder Wahlergebnisse bekamen wir nie

aktuell ins Blattldquo sagt Plothe Auszligerdem musste die MVZ mit altmodischem Blei-satz vorlieb nehmen wodurch sie ein ebenso altmodisches Aussehen bekam Die Ostsee-Zeitung wurde laumlngst im modernen Offset-Verfahren hergestellt Der Zeitungsvertrieb der DDR weiger-te sich anfangs die MVZ an ihre Abon-nenten auszuliefern Viele Kioske legten die neue Zeitung unter die altherge-brachte Konkurrenz

Laut Martina Plothe waren es viele Um-staumlnde an denen das Projekt bdquoMVZldquo scheiterte Anfangs fehlte ein Lokalteil und spaumltestens im Sommer 1990 ein Al-leinstellungsmerkmal bdquoDie anderen Zei-tungen hatten sich inzwischen geoumlffnet fuumlr eine pluralistische Berichterstattung Die neuen demokratischen Kraumlfte wa-ren nicht mehr auf die MVZ angewie-senldquo Auszligerdem draumlngten all die bunten schrillen Zeitungen aus dem Westen auf den ostdeutschen Markt bdquoWir haumltten Zeit und einen Investor gebrauchtldquo so Karsten Schroumlder bdquoUnd wir hatten fest damit gerechnet dass die SED-Bezirks-zeitungen wie die Ostsee-Zeitung ver-schwinden wuumlrdenldquo

Die Zahl der Kaumlufer und Abonnenten der MVZ sank staumlndig Am 5 September 1990 erschien die letzte Ausgabe bdquoDie Moumlglichkeit einen wirklich freien unab-haumlngigen Journalismus zu machen gab es nur in dieser zeitlichen Luumlcke zwi-schen dem Alten und dem Neuen das noch kommen sollteldquo sagt Martina Plot-he bdquoWir hatten die Aufgabe den neuen politischen Akteuren eine Stimme zu gebenldquo sagt Karsten Schroumlder bdquound die haben wir gut erfuumllltldquo

Andreas Frost

Martina Plothe war bei der MVZ vor allem fuumlr den Kulturteil zustaumlndig

Rostocks Stadtarchivar Karsten Schroumlder war einer der Gesellschafter der MVZ

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Die Buumlrgerinitiative bdquoRettet die Jarmener Muumlhleldquo hat mehr als 10000 Unterschrif-ten fuumlr den Erhalt der letzten industriellen Getreidemuumlhle Mecklenburg-Vorpom-merns und des Muumlhlenstandortes Jarmen gesammelt Die Unterschriftenlisten wurden am 11 Maumlrz Landtagspraumlsidentin Birgit Hesse (2vl) uumlbergeben Auch die 2 Vizepraumlsidentin des Landtages Dr Mignon Schwenke (li) und Landwirt-schaftsminister Till Backhaus (re) waren zugegen Am 12 Maumlrz beschaumlftigte sich der Landtag im Rahmen einer Aussprache mit dem Schicksal der mehr als 100-jaumlhrigen Muumlhlentradition in Jarmen

Die Sondersitzung des Kabinetts am 14 Maumlrz im Schweriner Schloss war der Auftakt zu einer Vielzahl von Beratungen und Abstimmungen im Rahmen der Corona-Pandemie Zu der Sondersitzung im Plenarsaal kamen Regierungsver-treter Vertreter der kommunalen Ebene sowie der Praumlsident des Robert-Koch-Instituts Lothar Wieler zusammen um das weitere Vorgehen zu beraten We-sentliche Entscheidung der Sondersitzung war die sofortige Schlieszligung von Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen bis 20 April 2020

Mit einem oumlffentlichen Ruumlckkehrerappell auf dem Alten Garten in Schwerin sind am 6 Maumlrz rund 400 Soldatinnen und Soldaten nach mehrmonatigen Auslandseinsaumltzen wieder in der Heimat begruumlszligt worden Auch Landtagspraumlsi-dentin Birgit Hesse und weitere Abgeordnete des Landtages nahmen an dem Appell teil ndash sie druumlckten somit ihren Dank und ihre Anerkennung gegenuumlber den Soldatinnen und Soldaten aus

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MilliardenhilfebeschlossenCorona-Pandemie Landtag ver-abschiedet Nachtragshaushalt

Wie viel Geld nimmt das Land in den kommenden beiden Jahren ein Wie viel gibt es aus Und wofuumlr Keine vier Monate ist es her dass die Abge-ordneten im Landtag den Haushalt fuumlr 2020 und 2021 verabschiedeten Und doch mussten sie schon jetzt im Eil-tempo uumlber neue Ausgaben beraten 11 Milliarden Euro standen zur Debat-te Geld das der Wirtschaft im Land durch die Corona-Krise helfen soll Der Nachtragshaushalt war nicht der ein-zige Punkt der die Aprilsitzung des Landtags zu einer der ungewoumlhnlichs-ten seiner Geschichte machte

Mittwoch 1 April kurz vor 10 Wer zum Plenarsaal moumlchte muss Zeit mitbrin-gen Oder die Treppe nehmen Im Fahr-stuhl wo sich sonst schon mal bis zu fuumlnf Leute draumlngen gilt heute Nicht mehr als zwei Personen pro Fahrt Abstandsregel ist Abstandsregel Auch im Lift10 Uhr Wie gewohnt ruft der Gong die Abgeordneten in den Plenarsaal Weil 15 Meter Mindestabstaumlnde und 71 Ab-geordnete hier nicht zusammenpassen kommt jede Fraktion mit weniger Mit-gliedern zur Sitzung Gut die Haumllfte der

Abgeordneten sind da Einige tragen Mundschutz und Einweghandschuhe Im Saal sind zusaumltzliche Stuumlhle verteilt Wer wo sitzt ist mit Zetteln markiertDie Aktuelle Stunde entfaumlllt Die Gesetze zum Finanzausgleich sowie zur Beseiti-gung tierischer Nebenprodukte werden ohne Debatte beschlossen die Regie-rungsplaumlne Grundschullehrern mehr Geld zu zahlen zur weiteren Beratung in die Ausschuumlsse uumlberwiesenEine halbe Stunde nach Sitzungsbeginn ruft Landtagspraumlsidentin Birgit Hesse be-reits Tagesordnungspunkt 4 auf die erste Lesung zum Nachtragshaushalt fuumlr 2020 Der Stillstand des oumlffentlichen Lebens bringt viele Unternehmen Selbststaumln-dige und Vereine in Not und Arbeitsplaumlt-ze in Gefahr Deshalb hat die Landesre-gierung zusaumltzlich zu den Hilfen vom Bund einen Schutzfonds errichtet Geld das so im Haushalt nicht eingeplant ist und dem der Landtag zustimmen mussDer Ernst der Lage spiegelt sich auch in der Debatte wider Fuumlhren Haushaltsbe-ratungen sonst zu einem kontroversen Schlagabtausch zwischen Regierungs-fraktionen und Opposition gibt es heute nicht einmal Zwischenrufe Die Redezeit ist kurz zehn Minuten fuumlr jede Fraktion Das Limit gilt auch fuumlr die Landesregie-rung Es sind die einzigen Redebeitraumlge an diesem Tag Nach jedem Redner wer-den Pult und Mikrofone desinfiziert Un-ter allen Fraktionen herrscht Einigkeit Die Hilfen sind richtig und wichtig und muumls-sen nun alle Betroffenen zuumlgig erreichenTrotzdem muss auch der Nachtragshaus-halt das regulaumlre Gesetzgebungsverfah-

Stichwort Nachtragshaushalt

Der Nachtragshaushalt hat ein Volumen von 11 Milliarden Euro Damit sollen un-ter anderem Soforthilfen fuumlr Unterneh-men und Selbststaumlndige finanziert so-wie Krankenhaumluser bei der Beschaffung von Intensivbetten und Beatmungsge-raumlten unterstuumltzt werden Erstmals seit 2006 macht das Land dafuumlr neue Schul-den Der Landtag hat die Landesregie-rung auszligerdem aufgefordert einen Sozialfonds fuumlr ehrenamtlich Engagier-te gemeinnuumltzige Organisationen und soziale Einrichtungen zu errichten und sich beim Bund fuumlr eine Erhoumlhung des Kurzarbeitergeldes einzusetzen

ren einhalten Um beiden Anspruumlchen gerecht zu werden treffen sich Finanz- und Wirtschaftsausschuss sofort nach der ersten Lesung zu einer gemein-samen Beratung Gut eine Stunde spaumlter empfehlen sie dem Landtag dem Nach-tragshaushalt zuzustimmen Wie im Aumllte-stenrat verabredet beginnt der Landtag anschlieszligend gleich mit der Zweiten Lesung Wortmeldungen sind nicht ge-plant Landtagspraumlsidentin Birgit Hesse eroumlffnet die Abstimmung Fuumlnf Minuten spaumlter ist der Nachtragshaushalt einstim-mig beschlossen 1252 Uhr eine auszliger-gewoumlhnliche Sitzungswoche beendetGesetzentwurf Landesregierung 74821Beschlussempf Finanzausschuss 74854Gesetzentwurf Landesregierung 74822Unterrichtung Landesregierung 74836Beschlussempf Finanzausschuss 74855

Um einen Mindestabstand von 15 m zwischen den Abgeordneten zu gewaumlhrleisten musste die Sitzordnung geaumlndert werden Manche Abgeordnete saszligen auf separaten Stuumlhlen Foto Uwe Sinnecker

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Landtagspraumlsidentin Birgit Hesse

bdquoDie Corona-Krise hat unser aller Leben nachhaltig beeinflusstldquo

Meine sehr geehrten Damen und Herren gestatten Sie mir an dieser Stelle ein paar Worte Die Corona-Krise hat uns unser aller Leben nachhaltig beeinflusst Viele Menschen muumlssen mit Einschraumlnkungen leben beziehungsweise ste-hen taumlglich vor besonderen Herausforderungen Vieles ist in den vergangenen Tagen zu dem besonderen Engagement des medizinischen und des Pflegepersonals gesagt worden

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zu den Leistungen der Mitarbeiter in den Supermaumlrkten der Rettungskraumlfte und der vielen Menschen die fuumlr uns alle im Kampf gegen das Virus an vorderster Front stehen

Ich moumlchte heute ndash und sehen Sie es mir nach dass ich das an dieser Stelle auch deutlich mache ndash mich diesem Dank anschlieszligen und eine weitere Berufsgruppe die in diesen Tagen vor besonderen Herausforderungen steht nennen und das sind unsere Reinigungskraumlfte Sie sorgen jeden Tag und insbesondere in Vorbereitung auf diese Landtagssit-zung dafuumlr dass alles dafuumlr getan wird fuumlr den Schutz der Abgeordneten und natuumlrlich auch der Mitarbeiter und aller im Schloss und den Liegenschaften des Landtages Taumltigen Alles womit wir heute in Beruumlhrung kommen ist desinfiziert auch zum Beispiel das Rednerpult wird nach jedem Redner gereinigt Und gestatten Sie mir an dieser Stelle einfach mal Danke zu sagen an unser Reinigungspersonal

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD DIE LINKE und auf der Regierungsbank)

Das Pult wurde nach jedem Redner desinfiziert Auf Wasserglaumlser wurde aus hygienischen Gruumlnden verzichtet Foto Uwe Sinnecker

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4 A u s d e m P l e n u m O r i g i n a l - D e b a t t e

Ministerpraumlsidentin Manuela Schwesig

bdquoMein besonderer Dank gilt denen die fuumlr unsere alltaumlgliche Versorgung sorgenldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete Liebe Buumlrgerinnen und Buumlrger vor allem im Livestream Die Lage ist ernst sie ist sehr ernst Unser Land steht mitten in einer groszligen Herausforderung in einer Herausforderung die noch nie so groszlig war seit Gruumlndung unseres Landes Mecklenburg-Vorpommern Das Corona-Virus bedroht unsere Gesundheit und bedroht die wirtschaftliche Entwicklung des Landes und auch Teile un-seres sozialen Zusammenhaltes Das Corona-Virus hat sich weltweit ausgebreitet Die WHO spricht von einer Pande-mie und das heiszligt dass dieses Corona-Virus nicht nur unser Land nicht nur Deutschland sondern mittlerweile fast alle Staaten der Weltgemeinschaft in Atem haumllt

Was ist so gefaumlhrlich an diesem Corona-Virus Das Corona-Virus breitet sich schnell aus ganz einfach es ist unsichtbar es ist ein unsichtbarer Feind gegen den wir kaumlmpfen und es gibt noch kein Medikament und keinen Impfstoff Und all das macht das Corona-Virus so gefaumlhrlich

Deshalb sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete ha-ben wir in den letzten Tagen Maszlignahmen getroffen die wir uns alle so zu Beginn des Jahres nie haumltten vorstellen koumln-nen Wir haben in einem Eiltempo von Tag zu Tag Entschei-dungen treffen muumlssen und haben diese Entscheidungen nach bestem Wissen und Gewissen getroffen in Abstim-mung mit Experten nach vielen Beratungsrunden und vor allem mit einer absoluten Prioritaumlt die Gesundheit der Be-voumllkerung zu schuumltzen die Gesundheit der Bevoumllkerung zu sichern Das steht vor allem

Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete dazu sind in den letzten Tagen viele Maszlignahmen getroffen worden von der Schlieszligung von Kitas und Schulen uumlber Schlieszligung von

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vielen Laumlden bis hin zur Schlieszligung des Tourismus Nur die notwendigsten Dinge sind noch offen und wir alle halten und muumlssen uns an ein Kontaktverbot halten

Und ich moumlchte an allererster Stelle mich ganz herzlich bei den Buumlrgerinnen und Buumlrgern des Landes bedanken die in ganz ganz groszliger Mehrheit diese Maszlignahmen nicht nur unterstuumltzen sondern sie tragen und umsetzen Das ist Vor-aussetzung im Kampf gegen das Corona-Virus Kein Gesetz keine medizinische Versorgung kann alleine diesen Kampf fuumlhren Die Buumlrgerinnen und Buumlrger muumlssen mitziehen muumlssen sich an diese Regeln halten und muumlssen sie beach-ten und deshalb meinen Dank an unsere Buumlrgerinnen und Buumlrger die genau das tun

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Ziel ist es mit diesen Maszlignahmen Kontakte so viel wie moumlg-lich zu vermeiden und Zeit zu gewinnen Zeit zu gewinnen unser Gesundheitssystem zu ruumlsten fuumlr diese Pandemie um sicherzustellen dass jede und jeder der am Corona-Virus er-krankt und vielleicht sogar schwer erkrankt die beste medi-zinische Versorgung hat Das Gesundheitssystem bei aller Diskussion das Gesundheitssystem in Deutschland ist ein gutes System Wir haben 28000 Intensivbetten fuumlr das Co-rona-Virus die meisten Betten zum Beispiel in Europa aber wir muumlssen aufruumlsten Das haben wir in den letzten Tagen getan die Kliniken die Aumlrzte haben sich darauf eingestellt und deshalb moumlchte ich an dieser Stelle dem gesamten me-dizinischen Personal den Schwestern den AumlrztInnen aber auch allen die hinter den Kulissen arbeiten bis hin zur Rei-nigungskraft ganz herzlich danken dass sie bereitstehen fuumlr die medizinische Versorgung des Corona-Virus

Aber wir duumlrfen nicht vergessen das Corona-Virus setzt nicht andere Erkrankungen aus Trotzdem muss der Blind-darm der entzuumlndete Blinddarm operiert werden trotzdem muumlssen Krebspatienten behandelt werden trotzdem wollen wir dass Kinder geboren werden All das was das Gesund-heitssystem Tag und Nacht leistet muss weitergehen und trotzdem muss es geruumlstet sein fuumlr den Kampf gegen das Corona-Virus Und das leisten Frauen und Maumlnner in unzaumlh-liger Weise in unserem Land und dafuumlr meinen ganz herz-lichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Dass der Alltag trotz dieses Runterfahrens funktioniert hat auch damit zu tun dass wir viele Menschen haben in der Verwaltung die mit Hochdruck daran arbeiten alle Maszlignah-men alle Soforthilfen umzusetzen dass wir die Polizistin-nen und Polizisten haben die diese strengen Maszlignahmen kontrollieren Ja es wird daruumlber diskutiert ob es richtig ist dass Mecklenburg-Vorpommern ein strenges Einreiseverbot kontrolliert Und ich sage ganz klar Ja Wenn wir uns fuumlr sol-che Regeln entscheiden dann muumlssen die Regeln auch ein-gehalten werden und dann muumlssen wir sie auch umsetzen

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

5 A u s d e m P l e n u m O r i g i n a l - D e b a t t e

und deshalb auch herzlichen Dank an unsere Polizistinnen und Polizisten die da im wahrsten Sinne des Wortes an der Front stehen und das fuumlr uns umsetzen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Mein besonderer Dank gilt denen die fuumlr unsere alltaumlgliche Versorgung sorgen und das sind die Verkaumluferinnen und Verkaumlufer im Supermarkt die am meisten ungeschuumltzt sind Und ich will hier ganz deutlich sagen warme Worte reichen dann nicht Ich erwarte insbesondere von den groszligen Le-bensmittelhandelsketten dass jetzt diese Leute auch gut bezahlt werden dass sie nach Tarif bezahlt werden und dass sie geschuumltzt werden Und ich bitte die Buumlrgerinnen und Buumlrger mitzumachen freundlich zu sein Abstand zu halten Die Verkaumluferinnen und Verkaumlufer leisten in diesen Tagen Groszligartiges

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete das Corona-Virus breitet sich in Mecklenburg-Vorpommern moderat aus Trotzdem haben wir die ersten Toten zu verzeichnen Die Zahlen der Infektionen und der schwer Erkrankten sind immer noch moderat gegenuumlber anderen Teilen von Deutschland und wir lassen uns hier sehr eng beraten von Professor Reisinger von Frau Dr Littmann und ich denke dass es richtig ist dass wir diese strengen Maszlignahmen ge-troffen haben

Und ich sage hier ganz klar wer zum jetzigen Zeitpunkt uumlber Lockerung von Maszlignahmen redet streut den Men-schen Sand ins Auge Wir haben diese Maszlignahmen schwe-ren Herzens beschlossen wir halten uns daran und wir muumls-sen durchhalten mindestens bis zum 1904 Daran appelliere ich Jede Lockerung davor waumlre gefaumlhrlich Wir muumlssen jetzt gemeinsam durchhalten dann koumlnnen wir es auch schaffen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete jede Ent-scheidung fuumlr die Gesundheit ist oftmals eine Entscheidung gegen Unternehmen und gegen Arbeitsplaumltze gewesen und deshalb sind diese Entscheidungen auch verdammt schwer ndash weil unser Herz blutet wenn das Tourismusland Nummer eins nicht nur keine neuen Gaumlste aufnehmen darf sondern Gaumlste nach Hause schickt und weil es schwer ist dass der Einzelhandel runtergefahren wird Und deshalb ist es uns wichtig Maszlignahmen fuumlr die Gesundheit der Bevoumll-kerung zu treffen aber auch Maszlignahmen fuumlr die Gesund-heit der Unternehmen und der Arbeitsplaumltze Der Dreiklang unseres Schutzfonds Mecklenburg-Vorpommern und des Nachtragshaushalts hat den Gedanken Gesundheit der Be-voumllkerung zu schuumltzen Unternehmen zu schuumltzen und Ar-beitsplaumltze zu schuumltzen Und deshalb bin ich sehr froh dass Sie heute zusammengekommen sind und diesen Fonds

und diesen Nachtragshaushalt beraten und ich bitte auch um Unterstuumltzung

(Beifall vonseiten der Fraktion der SPD und Franz-Robert Liskow CDU)

Der Bund hat in einem einmaligen Rettungspaket viele Maszlignahmen auf den Weg gebracht viel Unterstuumltzung fuumlr die gesundheitliche Versorgung aber vor allem auch fuumlr die Kleinst- und Kleinunternehmen Das ist gut und wichtig denn 70 Prozent unserer Unternehmen sind diese Kleinst- und Kleinunternehmen mit bis zu zehn Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern

Aber wir als Land wollen mehr tun wir wollen mit Liquidi-taumltshilfen allen Unternehmen helfen Wir haben den Buumlrg-schaftsrahmen erhoumlht von 12 auf 16 Milliarden Euro und wir haben anders als viele andere Bundeslaumlnder uns ent-schieden auch Zuschuumlsse fuumlr Mittelunternehmen zu zah-len also fuumlr Unternehmen die mehr als zehn Arbeitnehmer haben fuumlr die kleinen Unternehmen bis 49 Arbeitnehmer aber auch fuumlr die mittleren bis 100 Arbeitnehmer daruumlber hinaus auch Unterstuumltzung mit Expresshilfen Es ist uns wichtig dass wir in diesem Paket ndash Soforthilfen fuumlr die Un-ternehmen aber auch Kurzarbeitergeld fuumlr die Arbeitneh-merinnen und Arbeitnehmer und weitere Unterstuumltzungen wie zum Beispiel Liquiditaumltshilfen ndash dafuumlr sorgen dass moumlg-lichst jeder Arbeitsplatz und jedes Unternehmen durch die-se Krise kommt und dass wir nach dieser Krise an die gute wirtschaftliche Entwicklung des Landes wieder anknuumlpfen koumlnnen Dazu dient dieses Hilfspaket dieser Schutzfonds Mecklenburg-Vorpommern

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Und ich will mich ausdruumlcklich bedanken fuumlr die guten und konstruktiven Beratungen mit den Regierungsfraktionen aber auch ausdruumlcklich mit den Fraktionen der Opposition Ich begruumlszlige es dass es Vorschlaumlge gibt fuumlr einen Sozial-fonds fuumlr weitere wirtschaftliche Unterstuumltzung Wir sollten jetzt in dieser Krise das was typisch ist in der Demokratie dass Regierung und Opposition sich reiben und diskutieren einmal uumlberwinden und zusammenstehen um unserem Land zu helfen Und diese Gespraumlche habe ich so wahrge-nommen und deshalb moumlchte ich mich bei allen Fraktionen ausdruumlcklich dafuumlr bedanken

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Mein Dank gilt auch der Regierungsmannschaft Im Alltag kann man viel daruumlber diskutieren was gelingt und was nicht gelingt und alle sind nur Menschen Aber ich kann Ihnen versichern dass wir in dieser Krise alles dafuumlr geben ndash und dafuumlr stehe ich ganz persoumlnlich ndash dass unser Land gut durch diese Krise kommt dass wir die Gesundheit der Men-schen schuumltzen und auch die wirtschaftliche Entwicklung des Landes Dafuumlr steht diese Landesregierung und dafuumlr

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

6 A u s d e m P l e n u m O r i g i n a l - D e b a t t e

stehe ich als Ministerpraumlsidentin ganz persoumlnlich Und ich moumlchte mich bei allen Ministerinnen und Ministern Staats-sekretaumlren und den Mitarbeitern der Verwaltung bedanken Mein ganz besonderer Dank gilt meinem Stellvertreter Lo-renz Caffier Vielen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete mit dem Nachtragshaushalt schlagen wir Ihnen vor dass wir den Schutzfonds von 11 Milliarden Euro finanzieren durch 700 Millionen Euro einmaligen Kredit weil wir unsere Ruumlcklagen dafuumlr nutzen wollen die Steuerausfaumllle die wir im naumlchsten Jahr haben werden von 1 Milliarde Euro zu kompensieren Wir wollen drei Dinge tun Wir wollen als Land unsere Ver-sprechen fuumlr Investitionen halten wollen den groumlszligten Inve-stitionshaushalt der hier im Dezember beschlossen wurde auch durchhalten und nicht kuumlrzen Wir wollen gleichzeitig dafuumlr sorgen dass wir den Schutzfonds (11 Milliarden Euro) uumlber unser Land legen um vor allem Arbeitsplaumltze Unter-nehmen und auch den sozialen Zusammenhalt zu schuumltzen Und wir wollen dafuumlr sorgen dass wir mit Ruumlcklagen uns ge-gen Steuermindereinnahmen stemmen um eben nicht in Kuumlrzungen zu kommen In diesem Sinne hoffe ich auf gute Beratung und auf Unterstuumltzung

Ich weiszlig dass viele Buumlrgerinnen und Buumlrger sich sorgen ma-chen ndash um ihre Gesundheit um ihre Familie um ihre eigene Existenz Und es ist unsere Verantwortung den Menschen nicht was Falsches zu sagen sondern ehrlich zu sein Nie-mand hat eine Blaupause fuumlr diese Situation Sie ist einma-lig fuumlr die ganze Welt Aber ich bin sehr zuversichtlich und das ist ganz besonders meine Erfahrung der letzten sechs Monate dass wenn sich eine Lage bedrohlich anfuumlhlt und sie auch bedrohlich ist wir auf das Gesundheitssystem im Land vertrauen koumlnnen dass wir uns an die Maszlignahmen halten muumlssen dass wir durchhalten muumlssen und dass wir zusammenhalten muumlssen und dass wir daraus die Kraft neh-men koumlnnen durch diese Krise zu kommen Wir haben diese Kraft unser Land hat diese Kraft und deshalb habe ich nicht nur Sorge sondern auch Zuversicht dass wir gut durch diese Krise kommen Die Maszlignahmen dafuumlr haben wir getroffen die Maszlignahmen liegen Ihnen vor und dafuumlr bitte ich um Un-terstuumltzung Passen Sie auf sich auf und bleiben Sie gesund

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Damit der Mindestabstand von 15 m zwischen den Abgeordneten und Ministern gewaumlhrleistet werden konnte musste die Sitzordnung geaumlndert werdenFoto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

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fluumlchteten und Menschen mit Schutztiteln eine Arbeitsauf-nahme ermoumlglicht werden kann

Meine Fraktion wird die Landesregierung auch weiterhin dort unterstuumltzen wo sie das Richtige tut und wir werden kon-struktive Kritik uumlben wo das Richtige und Notwendige moumlg-licherweise bisher noch nicht erkannt wurde Daher muss ich an dieser Stelle auch etwas Kritik anbringen Zur Aufstockung des Kurzarbeitergeldes heiszligt es in der Entschlieszligung lediglich die Landesregierung moumlge sich auf der Bundesebene dafuumlr einsetzen Meine Fraktion war und ist hier fuumlr eine souveraumlne Loumlsung auf Landesebene statt auf den Bund zu warten Ge-rade wegen der vergleichsweise niedrigen Loumlhne und Gehaumll-ter hier in Mecklenburg-Vorpommern besteht groszliger Hand-lungsbedarf

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Wer ohnehin schon wenig verdient den trifft jeder Euro im Verdienstausfall besonders hart Wenn infolge der Corona-Krise ein Teil unserer Buumlrger um seine wirtschaftliche Exis-tenz ringt muumlssen wir als Politiker auch unsere Prioritaumlten uumlberpruuml-fen Dazu gehoumlrt fuumlr uns dem unseligen Strategiefonds ein Ende zu machen

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

und die Mittel sinnvoller einzusetzen

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Das galt vor der Krise das gilt jetzt erst recht

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Die Forderung nach Umlenkung des Strategiefonds in Coro-na-Hilfsmaszlignahmen hatten wir fuumlr den Entschlieszligungsantrag angemeldet Leider findet sie sich in der Entschlieszligung nicht wieder Meine Fraktion wird deshalb weiter auf die Beendi-gung des Strategiefonds draumlngen Weder Opposition noch Landesrechnungshof und Landesverfassungsgericht haben bisher ein Umdenken der Regierungskoalition bewirken koumln-nen Sie haumllt nach wie vor an dem Strategiefonds fest Ich ap-pelliere daher heute nochmals an die Abgeordneten von SPD und CDU Wenn Sie schon nicht auf fachlich fundierte Kritik houmlren wollen dann nehmen Sie die Corona-Krise zum Anlass die Mittel im Strategiefonds fuumlr Hilfsmaszlignahmen umzuwid-men

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Sie wuumlrden damit ein Zeichen setzen dass nicht nur die Buumlr-ger ihre Planung anpassen muumlssen sondern dass auch die Politik ihre Lieblingsprojekte zuruumlckstellt um unseren Buumlrgern in akuter Not den Ruumlcken zu staumlrken

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Nikolaus Kramer AfD

bdquoLassen Sie uns diese Krise gemeinsam durchstehenldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete Sehr geehrte Frau Ministerpraumlsidentin Die Corona-Pandemie bedeutet fuumlr uns in Mecklenburg-Vorpommern erhebliche Belastungen Das Leid der schwer Erkrankten die Sorge um erkrankte oder gefaumlhrdete Ange-houmlrige und Freunde sowie die schweren zusaumltzlichen Belas-tungen fuumlr medizinisches und pflegerisches Personal seien hier zuvorderst genannt

Aber die Eindaumlmmungsmaszlignahmen bringen auch andere Belastungen mit sich Betriebe muumlssen schlieszligen Arbeits-plaumltze sind gefaumlhrdet finanzielle und berufliche Lebensplaumlne werden erschuumlttert Das ist eine neue Zeit uumlber deren Aus-wirkungen bisher nur ungenuumlgend Fakten auf dem Tisch lie-gen Die Landesregierung hat ein Programm zur Bekaumlmpfung der Pandemie und zur Bewaumlltigung ihrer sozialen und wirt-schaftlichen Folgen vorgelegt Sie hat auch uns als Opposi-tion Gelegenheit gegeben Vorschlaumlge einzubringen Meine Fraktion hat sich dementsprechend konstruktiv eingebracht Ausdruumlcklich begruumlszligen wir dieses Vorgehen

Im Ergebnis liegt nun ein gemeinsamer Entschlieszligungsantrag aller Fraktionen vor in dem jede Fraktion sich wiederfinden kann Es ist gut dass wir in Zeiten der Krise zu einem gemein-samen Handeln finden So finden wir in der Entschlieszligung auch die Forderung meiner Fraktion eine bessere Unterstuumlt-zung fuumlr Corona-geschaumldigte Unternehmen mit mehr als 49 Mitarbeitern zu pruumlfen Offensichtlich konnte die Landesre-gierung die Pruumlfung unserer Forderung bereits erfolgreich abschlieszligen und hat die Umsetzung am gestrigen Tage be-schlossen Das ist sehr erfreulich

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Ebenso in die Entschlieszligung aufgenommen ist unser Anlie-gen die Moumlglichkeit zu pruumlfen wie zur Kompensation feh-lender Arbeitskraumlfte aus dem europaumlischen Ausland infolge von Corona-Maszlignahmen Menschen aus Drittstaaten Ge-

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Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie werden uns spaumltestens mit der naumlchsten Mai-Steuerschaumltzung neue Haushaltsentscheidungen abverlangen Wir duumlrfen bereits jetzt von erheblichen Einnahmeruumlckgaumlngen ausgehen Vor diesem Hintergrund sind wir alle gefordert daruumlber nach-zudenken Wahlwerbegeschenke der Regierungskoalition zuruumlckzustellen um das Notwendige und Unverzichtbare sicherzustellen

Das bedeutet uumlbrigens keineswegs tatsaumlchlich notwendige Investitionen kuumlrzen zu wollen wie es in der Presse faumllschlich uumlber meine Fraktion hieszlig An Investitionen sind im Haus-haltsjahr 2020 bisher 17 Milliarden Euro eingeplant Die be-reinigten Gesamtausgaben liegen bei 92 Milliarden Euro Es gibt also auch andere Ausgaben als Investitionsausgaben die man uumlberpruumlfen kann und muss

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Die Landesregierung selber hat ja schon im Nachtragshaus-halt erklaumlrt dass sie mal eben 50 Millionen Euro im Wege des Haushaltsvollzugs heben kann Grundsaumltzliches Ziel der Maszlig-nahmen sollte es sein dass deren Finanzierung zuerst durch Einsparung und moumlglichst geringe Schuldenaufnahme er-folgt Um eine Verstetigung der Maszlignahmen zu vermeiden muss fortwaumlhrend gepruumlft werden inwieweit diese Maszlignah-men aufrechterhalten werden muumlssen Dabei darf nicht auszliger Acht gelassen werden dass eben unter diesen Maszlignahmen nicht nur die Wirtschaft leidet sondern auch gerade die Men-schen Sorgen um den Arbeitsplatz Existenz-aumlngste koumlnnen Depressionen und andere psychosomatische Krankheiten ausloumlsen was sich dann auch wiederum auf die Arbeitskraft und dementsprechend auf die Wirtschaftskraft negativ auswirken wird

In jeder Krise steckt aber auch eine Chance So ruumlcken derzeit die Familien wieder enger zusammen man besinnt sich auf die wichtigen Dinge im Leben Wir betrachten nichts mehr als selbstverstaumlndlich Man achtet auf sein Umfeld seine Freunde die Nachbarn In solchen Zeiten stellen wir fest dass

eben nicht nur Polizisten Aumlrzte und Lehrer systemrelevante Berufe sind sondern auch das Krankenhaus- und Pflegeper-sonal sowie die Einzelhandelskaufleute Diese Aufzaumlhlung ist nicht abschlieszligend Es sollte nach unserem Dafuumlrhalten keine Klassifizierung zwischen Berufen ersten Grades und zweiten Grades geben

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Dennoch kann aus diesem Grunde unser Dank nicht oft und laut genug allen Beteiligten ausgesprochen werden Von un-serem Dank aber allein kann man sich auch in unserem Land nichts kaufen

Nun erweist es sich auch als Fehler dass in der Bundesrepublik eine Vielzahl von Krankenhaumlusern geschlossen worden sind Auch hier in unserem Land wurde uumlber die Schlieszligung ein-zelner Stationen und Krankenhaumluser noch vor zwei Monaten gesprochen so zum Beispiel Wolgast und Crivitz

Ploumltzlich koumlnnen nun doch Grenzkontrollen durchgefuumlhrt werden Die Bundesrepublik besinnt sich ihrer Souveraumlnitaumlt und verlaumlsst sich nicht allein auf Bruumlssel Gleichwohl zeigt das dass nationalstaatliches Handeln auch solidarisch mit Italien moumlglich ist Als mahnende Beispiele seien hier Russland und China genommen

Dieser gemeinsame Antrag aller Fraktionen beweist dass es moumlglich ist jenseits der politischen Lager gemeinsam fuumlr die Interessen unseres Landes und unserer Landsleute einzuste-hen

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Lassen Sie uns diese Krise gemeinsam durchstehen Zu dieser Gemeinsamkeit gehoumlrt auch die konstruktive Debatte uumlber die richtigen Loumlsungen ndash Vielen Dank und bleiben Sie alle gesund

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Wie bei allen Fraktionen nahm auch bei der SPD-Fraktion nur ein Teil der Abgeordneten an der Sitzung teil

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Aumlltere chronisch Kranke Verwandte Bekannte und Freunde es geht um Menschenleben Klar ist fuumlr mich auch wir duumlr-fen uns nicht daran gewoumlhnen denn es koumlnnen nur Maszlig-nahmen auf Zeit sein da es tiefe Eingriffe in die Grundrechte unserer Gesellschaft sind

Meine sehr geehrten Damen und Herren ich bin der Oppo-sition dankbar dass der heutige Landtag in dieser verklei-nerten Form stattfindet Die parlamentarische Demokratie lebt im Normalfall vom konstruktiven Streit Dass dieser in Krisenzeiten etwas zuruumlcktritt begruumlszlige ich ausdruumlcklich Dass alle an einem Strang ziehen ist in dieser Situation rich-tig und die parteiuumlbergreifende gemeinsame Entschlieszligung ist in der Krise ein starkes Signal an die Buumlrger unseres Landes

Meine sehr geehrten Damen und Herren die zweite Vorbe-merkung die ich machen moumlchte betrifft diejenigen die momentan den Karren ziehen und den Laden buchstaumlblich am Laufen halten So wichtig ich die Bleibe-zu-Haus-Aufrufe finde es ist mindestens ebenso erwaumlhnenswert dass die Arbeitsleistung fuumlr einen Groszligteil der Arbeitnehmer nicht etwa gesunken sondern gestiegen ist Das sind all diejeni-gen die in den Krankenhaumlusern und in den Arztpraxen fuumlr unsere Gesundheit sorgen es sind aber auch die Menschen die im Einzelhandel und in den Apotheken arbeiten in der Landwirtschaft in der Logistik im Transportwesen oder als Post- und Paketzusteller in Tankstellen und als Reinigungs-kraumlfte die Landes- und die Bundespolizei die Bundeswehr und viele weitere mehr Sie alle sorgen dafuumlr dass unser Le-ben einigermaszligen weitergeht Ihnen allen einen herzlichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Deshalb begruumlszlige ich auszligerordentlich dass der Bundesfi-nanzminister am Montag die Moumlglichkeit geschaffen hat dass die sogenannten Corona-Praumlmien bis 1500 Euro steu-erfrei bleiben Warme Worte sind genug gewechselt Ar-beitgeber sollen mit gutem Beispiel vorangehen und die Leistungen der eigentlichen Helden der Krise auch mit einer entsprechenden Praumlmie wuumlrdigen Das gilt selbstverstaumlnd-lich auch fuumlr den Bereich der Landesregierung

Ich will es auch nicht versaumlumen mich an dieser Stelle bei den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Landesfoumlrder-institutes zu bedanken Ich habe mich selbst davon uumlber-zeugt dass mit groszligem Elan und mit einer Selbstverstaumlnd-lichkeit auch am Wochenende gearbeitet wird damit das Geld fuumlr die Antraumlge auf Soforthilfe schnellstmoumlglich aus-gezahlt werden kann damit unsere heimische Wirtschaft durch die Krise kommt und die Menschen nicht arbeitslos werden Herzlichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Beim Stichwort bdquoSoforthilfenldquo bin ich im wahrsten Sinne des Wortes mittendrin im Nachtragshaushalt Kern des Nach-

Torsten Renz CDU

bdquoUnser MV-Schutzfonds dient zu Recht vordergruumlndig dazu die Wirtschaft durch die Krise zu begleitenldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren Heute vor vier Wochen am 2 Maumlrz war auf der Titelseite der bdquoSchweriner Volkszeitungldquo ein Bericht uumlber Lea Sophie Friedrich aus Dassow Sie war Weltmeisterin im Bahn-radfahren geworden Auf der Titelseite des bdquoNordkuriersldquo war ein Artikel uumlber Eilantraumlge gegen die Masernimpfpflicht Und im bdquoNordmagazinldquo lief einen Tag spaumlter ein Bericht in dem es um steigende Uumlbernachtungszahlen in Jugend-herbergen ging Ich weiszlig nicht wie es Ihnen geht fuumlr mich klingen solche Berichte wie aus einem anderen Land wie aus einer anderen Zeit ndash und sie sind keine vier Wochen her

Ab dem 1603 ging es dann Schlag auf Schlag Kitas Schu-len Geschaumlfte Gaststaumltten wurden geschlossen Kontaktein-schraumlnkungen angeordnet ndash harte Maszlignahmen Heute hat jeder von uns Verwandte Nachbarn oder Bekannte die sich in Quarantaumlne befinden moumlglicherweise positiv getestet wurden oder von der Kurzarbeit betroffen sind Die Sorge um die Gesundheit der Liebsten und Existenzaumlngste stehen auf der Tagesordnung

In dieser Situation bin ich besonders froh dass wir in Deutschland ein funktionierendes Gesundheitssystem und einen handlungsfaumlhigen Staat vorfinden So wichtig dieser Nachtragshaushalt auch ist moumlchte ich als Erstes feststellen die Maszlignahmen der Bundesregierung und der Landesre-gierung zur Eindaumlmmung der Pandemie sind richtig und uneingeschraumlnkt notwendig Insbesondere die Kontaktbe-schraumlnkungen bis zum 1904 sind unumgaumlnglich um Situ-ationen wie in Italien Spanien oder in den USA unserer Be-voumllkerung zu ersparen Deshalb auch mein Appell an dieser Stelle Seien Sie solidarisch denn es geht insbesondere um

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tragshaushaltes ist der MV-Schutzfonds mit einem Volumen von insgesamt 11 Milliarden Euro Davon werden 700 Millio-nen durch eine Nettokreditaufnahme gedeckt zudem wird der Buumlrgschaftsrahmen zusaumltzlich um 400 Millionen erwei-tert Ein erwarteter Einnahmeruumlckgang von 1 Milliarde Euro muss ebenfalls gestemmt werden eine gigantische Aufga-be die unser Land meistern will und meistern muss Dazu nutzen wir unter anderem Ruumlcklagen die wir durch solide Haushaltspolitik aufgebaut haben

Die Maszlignahmen im Einzelnen liegen Ihnen vor und sind in-soweit bekannt Deshalb moumlchte ich nur auf die verlorenen Zuschuumlsse also die Zuschuumlsse die nicht zuruumlckgezahlt wer-den muumlssen fuumlr Firmen bis 100 Mitarbeiter in Houmlhe von uumlber 160 Millionen Euro verweisen Was wir in diesem Bereich leis-ten kann sich deutschlandweit sehen lassen Ausdruumlcklich moumlchte ich betonen dass fuumlr Firmen bis zehn Arbeitnehmer das Geld durch den Bund bereitgestellt wird und somit eine hervorragende Verzahnung mit Landesgeldern stattfindet

Meine sehr geehrten Damen und Herren der MV-Schutz-fonds ist inhaltlich sehr breit aufgestellt und versucht moumlglichst viele Lebensbereiche abzudecken Fuumlr unser an Einwohnern kleines Bundesland ist das eine riesige Kraft-anstrengung und trotzdem bin ich uumlberzeugt dass dieser wichtige Schritt notwendig und machbar ist um uns uumlber diese schwere Zeit zu tragen Trotzdem gilt wenn es nicht reicht es Schwachstellen gibt muumlssen wir nachsteuern

Meine sehr geehrten Damen und Herren unser MV-Schutz-fonds dient zu Recht vordergruumlndig dazu die Wirtschaft durch die Krise zu begleiten aber wir muumlssen auch zeitnah gemeinsam mit der kommunalen Ebene uumlber Unterstuumlt-zungsmaszlignahmen sprechen damit das Leben vor Ort nicht zum Stillstand kommt Dabei gilt es rechtliche und finanzi-elle Fragen im Sinne der Handlungsfaumlhigkeit der Kommunen zu diskutieren und Loumlsungen zu finden

(Beifall vonseiten der Fraktion der CDU)

Und damit moumlchte ich zum letzten Aspekt kommen Das Virus hat uns schmerzlich vor Augen gefuumlhrt dass unsere arbeitsteilige globalisierte Wirtschaft zwar fuumlr Wachstum und Wohlstand sorgt zugleich ist sie aber auch anfaumlllig ndash an-faumlllig fuumlr Viren denen Staatsgrenzen egal sind und anfaumlllig fuumlr wirtschaftliche Stoumlrungen Ich bin fest davon uumlberzeugt dass die Corona-Krise kurz- und mittelfristig Auswirkungen fuumlr unser gesellschaftliches Zusammenleben fuumlr die Wirt-schaft und das Bankensystem haben wird die keiner zurzeit serioumls einschaumltzen kann Neben den Herausforderungen der Digitalisierung der Demografie oder des Klimawandels wer-den wir uns in Deutschland nach der Krise mit unbequemen Wahrheiten auseinandersetzen muumlssen

Erstens Guumlter wie Arzneimittel Schutzausruumlstung und me-dizinische Geraumltschaften in nennenswerten Groumlszligenord-nungen muumlssen wir wieder selbst herstellen im Zweifel auch subventioniert

Zweitens Industriebetriebe sollen kuumlnftig in kuumlrzester Zeit in der Lage sein auf die Herstellung benoumltigter Guumlter umzu-schalten Ich kann es nicht akzeptieren dass wir in Deutsch-land die besten Autos der Welt herstellen es aber nicht kurz-fristig hinbekommen medizinisch benoumltigte Schutzmasken zu fertigen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Und drittens Wir brauchen zentral eingelagerte Reserven organisiert vom Bund und damit meine ich nicht Toiletten-papier oder Nudeln sondern medizinisches Geraumlt und ent-sprechende Ausruumlstung

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Meine sehr geehrten Damen und Herren Maybrit Illner fragte am Wochenende ob in der jetzigen Zeit ein Nach-denken ohne zu sprechen geht Klar ist fuumlr mich dass bis zum 1904 eine strikte Kontaktbeschraumlnkung bestehen muss Bis dahin muss auch nicht jeder Politiker sich taumlglich mit Vorschlaumlgen uumlberbieten und dadurch die Bevoumllkerung verunsichern Klar ist fuumlr mich aber auch dass flaumlchende-ckende Tests dazu beitragen muumlssen das Wirtschaftsleben wieder strukturiert hochzufahren

Unseren Buumlrgerinnen und Buumlrgern unseres Landes moumlch-te ich fuumlr die CDU-Fraktion versichern wir sind uns unserer groszligen Verantwortung bezogen auf Gesundheits- und Exis-tenzfragen bewusst wir brauchen aber auch Ihr Verstaumlndnis Ihre Unterstuumltzung damit wir gemeinsam die Krise meis-tern Deshalb werden wir weiterhin Expertenrat einholen analysieren abwaumlgen und fortlaufend unsere Maszlignahmen auf den Pruumlfstand stellen aber am Ende muumlssen und wer-den wir entscheiden Mit diesem Ausblick hoffe ich dass wir uns in diesem Parlament sehr bald in gewohnter Zusam-mensetzung wiedersehen ndash Herzlichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

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Gesundheit darf keine Ware sein Und das Ringen um ein gutes Gesundheitssystem um gute Arbeit um ein besseres Leben fuumlr alle Menschen darf niemals leichtfertig vom Tisch gewischt werden denn genau jetzt sehen wir ja wie wich-tig wie uumlberlebenswichtig diese Menschen fuumlr unser Land sind Jetzt spuumlren wir dass es in dieser Krise nicht auf die Groszligkonzerne nicht auf die Banken und nicht auf die Versi-cherungen ankommt In dieser Krise kommt es auf die Mit-arbeitenden der Stadtreinigung auf die Krankenschwester und auf die Verkaumluferin an Wir brauchen die Landwirte die Kassiererin die Kurier- und die Lkw-Fahrer auf den Straszligen unseres Landes

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Und wir brauchen die Eltern die derzeit neben ihrer Arbeit im Betrieb oder im Homeoffice einen Zweitjob brillant er-ledigen denn ihr Zuhause ist gleichzeitig noch die Schule Ihnen allen danken wir stellvertretend fuumlr alle Frauen und Maumlnner die fuumlr uns da sind und die dafuumlr sorgen dass unser Zusammenleben eben nicht auseinanderbricht

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren eigentlich sind Haushalts-beratungen Zuumlndstoff zwischen den Fraktionen Sie sind ein Schlagabtausch im Streit um die besten Vorschlaumlge die un-terschiedlichsten Schwerpunktsetzungen und die kluumlgsten Ideen aber oft auch um das Rechthaben der Mehrheit und das Unrechthaben der Minderheit

(Heiterkeit und Zuruf von Jochen Schulte SPD)

Und auch das ist heute anders denn diese 11 Milliarden Euro uumlber die wir heute entscheiden das sind Hilfen sogar Uumlberlebenshilfen fuumlr Kuumlnstlerinnen und Kuumlnstler fuumlr Selbst-staumlndige und Arbeitnehmer fuumlr Kleinst- Klein- und mittel-staumlndische Unternehmen aber auch fuumlr groszlige Firmen fuumlr Vereine und Verbaumlnde fuumlr Krankenhaumluser fuumlr unsere Wirt-schaft fuumlr den Tourismus fuumlr unsere Familien Und heute ist es eben klein Schlagabtausch heute ist es kein Wettbewerb heute ist sich meine Fraktion mit der Koalition einig Heute handeln wir gemeinsam denn wir bringen gemeinsam die-sen Nachtragshaushalt auf den Weg fuumlr uns alle fuumlr unser Land fuumlr unser Leben

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

denn der Friseurladen um die Ecke oder die kleine Kneipe auch der Malerbetrieb und und und ndash ganz ganz viele Betriebe ringen gerade um ihre Existenz Ihnen steht das Wasser bis zum Hals Und es gibt mehr als tausend Gruumlnde warum dieser Schutzschirm unumgaumlnglich ist Jetzt kann es naumlmlich nur darum gehen sofort zu handeln damit das Geld sofort bei der Frisoumlrin dem Maler oder bei der Kellnerin ankommt Es darf kein Zoumlgern kein Aber und auch kein Viel-leicht geben es kann nur ein Ja ein Sofort sein um Massen-

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Simone Oldenburg DIE LINKE

bdquoHeute handeln wir gemeinsam denn wir bringen gemeinsam diesen Nachtragshaushalt auf den Wegldquo

Frau Praumlsidentin Sehr geehrte Damen und Herren Ver-schwunden sind der Alltag und die Selbstverstaumlndlichkeit Vorbei sind das gewohnte Zusammenleben und die Norma-litaumlt in der Familie oder auf der Arbeit Erledigt hat sich auch die Vorfreude auf den Osterurlaub Ungewiss der morgige Tag die kommende Woche die naumlchsten Monate Die Welt unser Leben ist aus den Fugen geraten

In Mecklenburg-Vorpommern ist es das Leben von 16 Millio-nen Menschen das uumlber Nacht ein anderes wurde das jetzt komplett auf dem Kopf steht So mutig und optimistisch die Frauen Maumlnner Kinder und Jugendlichen in unserem Land bis vor drei Wochen waren so aumlngstlich und sorgenvoll sind sie heute Und es ist unsere Pflicht uns darum zu kuumlmmern dass ihre Aumlngste kleiner werden ihre Sorgen ernst genom-men werden und sie sich darauf verlassen koumlnnen dass wir an ihrer Seite stehen und sie nicht alleinelassen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren wie oft haben wir hier uumlber gleiche Loumlhne fuumlr gleichwertige Arbeit gestritten oder fuumlr gleiche Lebensverhaumlltnisse oder fuumlr mehr Pflegeperso-nal Wie oft haben wir daruumlber diskutiert dass Stationen in Krankenhaumlusern nicht geschlossen werden duumlrfen weil sich Gesundheit eben nicht rechnen darf sondern jeder gesund werden muss egal was er verdient und egal was seine Be-handlung kostet

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

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entlassungen Pleiten und Existenzverluste zu verhindern

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Und gerade diese kleinen Vereine die der soziale Kitt fuumlr un-ser Zusammenleben sind oder die Schullandheime die der-zeit keine Gaumlste aber Ausgaben haben die Bildungstraumlger die keine Maszlignahmen bekommen aber die Miete und die Gehaumllter zahlen muumlssen die aufsuchende Familienhilfe die Tafeln die Kleiderkammern und Moumlbelboumlrsen die ambu-lante Tagespflege der Verbraucherschutz die Fluumlchtlingshil-fe sie alle brauchen wir nach der Krise mehr als je zuvor und sie alle duumlrfen nicht in Gefahr geraten Fuumlr sie brauchen wir auch einen Schutzschirm

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Und genau fuumlr sie und fuumlr viele viele andere mehr beantragt meine Fraktion einen Sozialfonds in Houmlhe von 20 Millionen Euro

Und auch die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die in den kommenden Monaten vom Kurzarbeitergeld leben muumlssen duumlrfen wir nicht im Regen stehen lassen 60 Prozent von einem Durchschnittslohn das sind in Mecklenburg-Vorpommern netto circa 1100 Euro Die reichen hinten und vorne nicht um die laufenden Kosten zu decken und die naumlchsten Monate ein gutes oder sogar ein sicheres Leben zu fuumlhren Deshalb moumlchten wir gemeinsam eine Entschlie-

Auf ein Speisenangebot wurde verzichtet Foto Uwe Sinnecker

szligung verabschieden die die Landesregierung auffordert sich bei der Bundesregierung dafuumlr starkzumachen dass das Kurzarbeitergeld auf mindestens 80 Prozent angehoben wird

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren allein mit Applaus und mit dem taumlglichen Dank werden wir nicht aus der Krise kommen Um unser Leben wieder halbwegs normal werden zu lassen sofern es uumlberhaupt moumlglich ist um wieder lieb gewon-nene alltaumlgliche Momente zu genieszligen um Gewissheit fuumlr den morgigen Tag die kommende Woche und die naumlchsten Monate zu haben um unser Leben also wieder in die Fugen zu bringen deshalb braucht es diesen Schutzschirm und deshalb braucht es unser Zusammengehen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD DIE LINKE und Sebastian Ehlers CDU)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

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Einen dritten Dank moumlchte ich aussprechen und der Dank geht an die Fraktionen hier im Haus Wir haben gemeinsam eine Entschlieszligung auf den Weg gebracht wir haben ge-meinsam die Positionen zusammengefuumlhrt wir haben ge-meinsam gezeigt dass es in dieser Situation um das Land geht und nicht darum wer ist Opposition und wer ist Re-gierung Ich glaube das ist ein wichtiges das ist ein starkes Signal was wir von hier vom Landtag Mecklenburg-Vor-pommern raus ins Land senden und es ist ein notwendiges Signal Insofern auch an Sie alle ein herzliches Dankeschoumln

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Meine Damen und Herren niemand von uns haumltte sich vor einigen Monaten vorstellen koumlnnen ndash das haben meine Vor-redner ja auch gesagt ndash in welcher Situation wir hier heute sind Diese Situation hat ganz viele Facetten Da gibt es den Bereich der Gesundheit die Versorgung der Bevoumllkerung ndash die das will ich ausdruumlcklich sagen gesichert ist ndash die Betreuung und auch die Unterrichtung unserer Kinder die zum Teil zu Hause stattfindet mit all den Schwierigkeiten die Aufrechterhaltung der Infrastruktur und nicht zuletzt die schwierige Situation unserer Wirtschaft

Vor diesem Hintergrund sichere ich zu dass wir alles tun werden dass sich das Leben in unserem Land nach der Corona-Pandemie moumlglichst schnell wieder normalisieren kann Dazu gehoumlrt natuumlrlich selbstverstaumlndlich auch dass all die Einschraumlnkungen die wir an Grundrechten momentan haben ndash und das sind mir wichtige Dinge ndash dass all diese Einschraumlnkungen nach dieser Pandemie am Ende auch auf-gehoben werden dass die Grundrechte auch wieder voll-umfaumlnglich in unserem Land gelten werden

(Beifall Dr Ralph Weber AfD)

Jetzt allerdings meine Damen und Herren gilt es den Ge-sundheitsschutz ganz obenan zu stellen Jetzt ist die Zeit Abstand zu halten und es ist die Zeit in der wir hier im Par-lament Handlungsfaumlhigkeit zeigen muumlssen

Meine Damen und Herren wir schnuumlren mit dem Nach-tragshaushalt das groumlszligte Hilfspaket in der Geschichte un-seres Landes Wir schnuumlren das weil das notwendig ist Und ich sage ausdruumlcklich wir tun das was notwendig ist Meine Fraktion ist stolz darauf dass wir es als eines der wenigen Laumlnder geschafft haben in den letzten 13 Jahren keine neu-en Schulden zu machen Mehr noch meine Damen und Herren wir haben durch solides Wirtschaften geschafft in den vergangenen 13 Jahren 15 Milliarden Euro an Schulden zu tilgen und Ruumlcklagen zu bilden Und meine Damen und Herren das war kein Selbstzweck was wir da gemacht ha-ben Das war das was man keynesianistische oder antizy-klische Haushaltspolitik nennt in guten Zeiten Schulden zu reduzieren in wirtschaftlich schwierigen Zeiten in schwie-rigen Zeiten eben zu investieren Und meine Damen und Herren diese schwierigen Zeiten sind jetzt und wir investie-ren jetzt und das ist auch richtig so

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Thomas Kruumlger SPD

bdquoDiese schwierigen Zeiten sind jetzt und wir investieren jetzt und das ist auch richtig soldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren Auch ich moumlchte mich bei all den Menschen bedanken die da drauszligen momentan unsere Gesellschaft am Laufen halten Ich habe in den Nachrichten gehoumlrt sie waumlren die Helden des Alltags Ich wuumlrde das unterstreichen wollen All die die auf ihrem Posten momentan sitzen und taumlglich ihren Job erledigen und dafuumlr sorgen dass unsere Gesellschaft weiter rundlaumluft sind die Helden des Alltags und ich moumlchte mich ganz herzlich auch namens meiner Fraktion bei ihnen bedanken

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Meine Damen und Herren einen zweiten Dank moumlchte ich richten an die Ministerpraumlsidentin an die Ministerinnen und Minister an die Staatssekretaumlre den Parlamentarischen Staatssekretaumlr und die Teams die da im Hintergrund arbei-ten Herr Renz und ich erleben das gewohnte Regierungs-geschaumlft am Dienstag in den Kabinettssitzungen Dieses gewohnte Regierungsgeschaumlft gibt es momentan nicht die Regierung hat umgeschaltet auf Krisenmodus Es gibt fast taumlglich telefonische Zusammenkuumlnfte und es wird in stun-denlangen Sitzungen telefonisch beraten wie die Dinge fuumlr Mecklenburg-Vorpommern geregelt werden koumlnnen wie geregelt werden kann dass das was wir an Krise momen-tan erleben auch in vernuumlnftige Bahnen gelenkt wird und da leistet jede Einzelne und jeder Einzelne einen ganz tol-len Job Und vor dem Hintergrund auch hier ein herzliches Dankeschoumln Frau Ministerpraumlsidentin und an das Team das dahintersteht

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

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(Beifall vonseiten der Fraktion der SPD)

Wir haben bereits mit dem Haushalt 20202021 einen Inves-titionshaushalt vorgelegt denn die konjunkturellen dunklen Wolken waren am Himmel seinerzeit ja auch schon zu erken-nen Dieser Haushalt 20202021 hat ein Investitionsvolumen in Houmlhe von 17 Milliarden Euro Damals wusste noch niemand was mit der Corona-Krise auf uns zukommt Nun da Schaumlden fuumlr die Gesellschaft und Wirtschaft drohen steuern wir ge-gen Wir steuern gegen mit einem Schutzfonds in Houmlhe von 11 Milliarden Euro

Um diese Summe stemmen zu koumlnnen ist es notwendig die Schuldenbremse auszusetzen und das ist angesichts der Auf-gaben die vor uns liegen auch richtig Wir werden am Kapi-talmarkt 700 Millionen Euro aufnehmen Mir ist wichtig zu be-tonen meine Damen und Herren wir nehmen das Geld auf um eine Krisensituation zu bewaumlltigen heiszligt wir nehmen das Geld nicht auf weil wir uumlber unsere Verhaumlltnisse wirtschaften in Mecklenburg-Vorpommern Das ist ein Unterschied und mir ist wichtig diesen Unterschied auch zu betonen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU)

Wir organisieren damit dass Wirtschaft und Gesellschaft wei-ter vorankommen koumlnnen und durch die Krise kommen koumln-nen

Meine Damen und Herren was uns jetzt auch zugutekommt ist dass wir in der Vergangenheit Ruumlcklagen gebildet haben Haumltten wir das nicht getan haumltten wir aus dem Vollen ge-schoumlpft ndash wie uns hin und wieder auch geraten worden ist auch hier im Haus ndash waumlre die Situation deutlich schwieriger

Meine Damen und Herren mir sind in den vergangenen Ta-gen Menschen begegnet die groszlige Angst hatten die nicht nur groszlige Angst hatten vor dem was das Virus fuumlr sie per-soumlnlich bedeutet gesundheitlich sondern die wirtschaftlich auch groszlige Angst hatten Und mir sind dabei Menschen begegnet die Angst davor hatten dass wir in eine Situation wie in den 90er-Jahren rutschen mit einer groszligen Massenar-beitslosigkeit Deswegen will ich ganz klar sagen es gibt hier Unterschiede Dieses Land ist heute besser aufgestellt wir ha-ben heute eine solide finanzielle Grundlage und dieses Land hat vor allem eine wirtschaftlich solide Basis gefunden All das war in der Hochphase der Massenarbeitslosigkeit eben nicht vorhanden Das ist heute aber vorhanden

Niemand kann heute versprechen dass jedes Unternehmen und dass jeder Arbeitsplatz erhalten bleibt aber anders als den 90er-Jahren sind wir heute in der Lage mit geeigneten Instrumenten zu helfen und anders als in den 90er-Jahren brauchen die Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern nach den derzeitigen Einschraumlnkungen dann auch wieder jede Arbeitskraft Deshalb bin ich mir sicher dass wir auch diese Krise gemanagt bekommen

Meine Damen und Herren ich vermute mal ich bin hier der letzte Redner und ich moumlchte als letzter Redner an die Buumlr-gerinnen und Buumlrger unseres Landes appellieren Meine Da-men und Herren bitte halten Sie die notwendigen Einschraumln-kungen ein Nehmen Sie bitte die aufgestellten Regeln ernst vermeiden Sie persoumlnliche Kontakte zu Mitmenschen wo immer es geht Schuumltzen Sie sich schuumltzen Sie Ihre Lieben schuumltzen Sie Ihre Nachbarn und Freunde Uns als politischen Verantwortungstraumlgern ist klar dass fuumlr jede und jeden diese Wochen die wir erleben sehr schwierige Wochen sind aber je disziplinierter wir alle handeln umso weniger Menschen werden infiziert umso weniger Menschen werden im Kran-kenhaus sein umso weniger Menschen werden am Ende die-ser Erkrankung erliegen Deshalb lassen Sie uns gemeinsam Verantwortung tragen ndash Besten Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Die vollstaumlndigen Redebeitraumlge finden Sie im Plenarprotokoll unter wwwlandtag-mvdeparlamentsdokumentehtmlAuf dem YouTube-Kanal des Landtages gibt es die Plenar-sitzungen auch als Video unter wwwlandtag-mvde

Auch auf den Besuchertribuumlnen wurden aufgrund der Abstandsregelungen viele Plaumltze gesperrt Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

15 A u s d e m P l e n u m

Klar gegen RechtsextremismusSPD CDU und LINKE stellen gemeinsamen Antrag

Kurzinterventionen Ordnungsrufe und persoumlnliche Erklaumlrungen ndash in der De-batte zu Tagesordnungspunkt 15 ging es 90 Minuten lang hoch her Drei Wo-chen nach dem rassistischen Anschlag in Hanau bei dem ein deutscher Mann am 19 Februar neun Menschen mit Migrationshintergrund seine Mutter und sich selbst getoumltet hatte haben SPD CDU und Linke mit einem gemeinsamen Antrag erneut Stellung gegen Rechtsextremismus und Rassismus bezogen Der AfD warfen sie vor eine Mitverantwortung an Taten wie diesen zu tragen Das wiesen deren Redner entschieden zuruumlck Per Aumlnderungsantrag wollten sie in das Bekenntnis explizit auch andere Formen von Extremismus einbezogen wis-sen Kurz vor der Debatte war bekannt geworden dass der Verfassungsschutz die von AfD-Mitgliedern gegruumlndete Gruppierung bdquoDer Fluumlgelldquo als rechtsextre-mistisch eingestuft hat

bdquoJede Verbreitung von Hass und Unwahr-heiten die Gift fuumlr unser Zusammenle-ben sind lehnen wir strikt abldquo unterstrich Julian Barlen (SPD) Entschlossen gegen jede Form von Menschenfeindlichkeit einzutreten bedeute auch jene beim Namen zu nennen die Menschenfeind-lichkeit gezielt schuumlrten Die AfD setze auf Spaltung attackiere Moral und Werte und mache ganze Bevoumllkerungsgrup-pen veraumlchtlich bdquoEine Kooperation mit der AfD ist fuumlr uns daher undenkbarldquo

bdquoWorte sind Waffen und koumlnnen das gesellschaftliche Leben vergiftenldquo sag-te Innenminister Lorenz Caffier Wer rechtsextremistisches und rassistisches Gequatsche als alternative Meinung ab-tue trage eine Mitverantwortung dafuumlr bdquowenn dieses Gequatsche Gehoumlr findet

und anschlieszligend Taten folgenldquo bdquoWir muumlssen zum Wohle unseres Landes auf-houmlren mit diesem Mist Erst dann meine Herren von der AfD duumlrfen Sie im Um-kehrschluss von uns erwarten dass wir aufhoumlren uns von Ihnen zu distanzierenldquo

bdquoHanau ist nicht die AfDldquo widersprach deren Fraktionsvorsitzender Nikolaus Kramer bdquoMeine Partei lehnt Gewalt und jede Form extremistischen Handelns abldquo Fuumlr eine tiefgruumlndigere Debatte uumlber Ursachen extremistischer Gewalt forderte er erneut ein Expertengespraumlch uumlber Radikalisierung und Terrorismus bdquoNehmen Sie unsere ausgestreckte Hand zur Staumlrkung unserer Demokratie Dann werden wir wirksam den Hass in diesem Land bekaumlmpfen koumlnnenldquo

bdquoWir erleben in den letzten Jahren eine zusehends entgrenzende politische Debatte Eine Debatte die mit dem la-pidaren Das wird man ja wohl noch sagen duumlrfenrsquo beginnt und mit hand-festen Morddrohungen endetldquo fuumlhrte Ann Christin von Allwoumlrden (CDU) an Die Verbrechen in Kassel Halle und Ha-nau machten einmal mehr deutlich bdquoErst kommt der Gedanke dann kommt der Vorsatz dann kommt die Tatldquo

bdquoNoch nie war unser aufrichtiges Auf-treten gegen Antisemitismus Rassismus und Rechtsextremismus so wichtig wie heuteldquo hob Simone Oldenburg (Frak-tionsvorsitzende DIE LINKE) hervor bdquoWir werden nicht zulassen dass sich im Jahr 2020 ein 33 einschleichtldquo Sie warf der AfD vor mit vielen Aumluszligerungen geistige Brandstiftung zu betreiben bdquoMit einer Partei die Faschisten in ihren Reihen hat werden wir niemals zusammenarbeitenldquo

Holger Arppe (fraktionslos) bezeichnete den Antrag als bdquoFarceldquo Er warf SPD CDU und Linken vor das Thema zu instrumen-talisieren um gegen die AfD zu polemi-sieren

Der interfraktionelle Antrag wurde von den Stimmen von SPD CDU und DIE LINKE angenommen Die AfD stimmte in Teilen dagegen Einige AfD-Mitglieder entschieden sich nicht mit abzustim-men Der Aumlnderungsantrag der AfD wur-de abgelehntAntrag SPD CDU und DIE LINKE Drs 74748Aumlnderungsantrag AfD Drs 74786

Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

16 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Julian Barlen SPD

bdquoUnsere Demokratie braucht eine starke Basisldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren wir gedenken der Toten und der Verletzten des rassistischen Mordanschlages von Hanau Hass toumltet ndash daran kann kein Zweifel bestehen

Allen [hellip] die durch rassistische Gewalt die durch politische Gewalt getoumltet und verletzt wurden allen die Angehoumlrige und ihnen nahestehende Menschen verloren haben ih-nen gilt unser ehrendes Andenken und unsere aufrichtige Anteilnahme Wir sind auch als Landtag Mecklenburg-Vor-pommern geeint in Trauer und wir sind gewillt gemeinsam gegenzuhalten

Wir werden gegenhalten durch eine entschlossene Verteidi-gung unserer freiheitlich-demokratischen und solidarischen Grundwerte ndash Werte [hellip] die ein friedliches Miteinander in unserer Gesellschaft uumlberhaupt erst moumlglich machen Ge-meinsam stehen wir mit all unseren Verbuumlndeten in der Zi-vilgesellschaft Seite an Seite gegen Terror gegen Rassismus gegen Antisemitismus gegen Menschenfeindlichkeit und Gewalt Alle Menschen [hellip] die von Rassismus von Hass und von Hetze bedroht sind die koumlnnen sich auf die Solidaritaumlt des Landtages Mecklenburg-Vorpommern von der SPD von der CDU und von den LINKEN verlassen [hellip]

Opferschutz und auch die Opferberatungen muumlssen neben den bereits bestehenden hervorragenden zivilgesellschaft-lichen Angeboten auch staatlicherseits gestaumlrkt werden Eingeschuumlchterte und bedrohte Frauen und Maumlnner die sich fuumlr unser friedliches Zusammenleben engagieren muumls-sen das gute Gefuumlhl haben von einer ganz groszligen Mehrheit ihrer Mitmenschen und auch vom Staat geschuumltzt gestuumltzt und getragen zu werden

[hellip] Jede Verbreitung von Hass von Unwahrheiten die Gift fuumlr unser Zusammenleben sind lehnen wir strikt ab Wir ver-urteilen sie als das was sie sind ndash sie sind Quelle und Kata-

Foto Uwe Sinnecker

lysator fuumlr Rassismus und fuumlr Gewalttaten gegen friedliche Mitmenschen von uns Kassel Hanau Halle ndash wir alle ver-binden mit diesen drei Staumldtenamen heute hier im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern gezielte Angriffe auf unser friedliches Zusammenleben Entschlossen und uumlberall ge-gen jede Form von gruppenbezogener Menschenfeindlich-keit einzutreten meine Damen und Herren heiszligt definitiv auch jene beim Namen zu nennen die Menschenfeindlich-keit gezielt schuumlren um daraus eigenes politisches Kapital zu schlagen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

[hellip] die AfD setzt auf Spaltung die AfD attackiert Moral und Werte die AfD macht ganze Bevoumllkerungsgruppen veraumlcht-lich die AfD argumentiert rassistisch die AfD verbreitet Ver-schwoumlrungstheorien Das alles verstoumlszligt gegen ganz grund-legende Spielregeln eines demokratischen Miteinanders

(Beifall vonseiten der Fraktionender SPD CDU und DIE LINKE)

Das alles dient einzig und allein dazu den gesellschaftlichen Frieden Stuumlck fuumlr Stuumlck zu zersetzen und aufzuloumlsen Die Entgrenzung unseres gesellschaftlichen Diskurses ist das ei-gentliche Ziel das verfolgt wird und dagegen [hellip] muumlssen wir uns wehren und das tun wir auch Das tun wir heute und alle Tage

Und dazu [hellip] passt auch die Eilmeldung des heutigen Morgens [hellip] Demnach solle der von AfD-Mitgliedern ge-gruumlndete bdquoFluumlgelldquo fuumlr den Verfassungsschutz nun offiziell zu einem Beobachtungsfall werden [hellip]

Wenn wir meine Damen und Herren diesem rechtsextre-men bdquoFluumlgelldquo der AfD selbigen stutzen wollen dann haben wir alle Haumlnde voll zu tun Alleine beim letzten Treffen des bdquoFluumlgelsldquo in Binz

(Zuruf von Dr Ralph Weber AfD)

zu dem unter anderem auch MdL Professor Weber einge-laden hat ndash zumindest hat er auf Facebook eine entspre-chende Kachel gepostet ndash wurden neben vielen anderen auch zahlreiche hier anwesende Abgeordnete gesehen an-gefangen beim Ex-Abgeordneten der AfD Arppe bei den beiden MdL Jess und Grimm uumlber den stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Obereiner daruumlber hinaus Komning von der AfD im Bundestag bis hin zum Fraktionschef der AfD houmlchstselbst Nikolaus Kramer

[hellip] Wir haben es hier [hellip] mit einer AfD-Fraktion zu tun in der die Sympathien fuumlr diese rechtsextremen Bestrebungen tatsaumlchlich nicht nur in der Mitte sondern direkt an der Spit-ze angesiedelt sind

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

17 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Foto Uwe Sinnecker

Was geschehen kann [hellip] wenn die Demokratinnen und Demokraten einfach zu schwach sind sich stabil und un-nachgiebig gegen derlei Tendenzen zu wehren das hat das Ende der Weimarer Republik gezeigt Eine Kooperation mit der AfD ist fuumlr uns daher undenkbar ausgeschlossen Glei-ches erwarten wir von unseren Kooperationspartnern inner- und auszligerhalb des Parlamentes Wir duumlrfen diese Art der demokratiefeindlichen Politik nicht akzeptieren

(Zuruf von Jens-Holger Schneider AfD)

[hellip] was ich zur AfD gesagt habe ist wichtig aber laumlngst nicht alles was nach Kassel Halle und Hanau gegen Rassis-mus gegen Antisemitismus gegen Menschenfeindlichkeit und Gewalt passieren muss Seitens des Staates muss ent-schlossen und noch entschlossener gegen die Feinde un-serer freiheitlich-demokratischen Grundordnung vorgegan-gen werden durch einen allerhoumlchsten Verfolgungsdruck zur Kontrolle zur Zuruumlckdraumlngung zur Zerschlagung aller Neonazistrukturen hier im Land durch die komplette und unmittelbare Entwaffnung aller Gefaumlhrder durch einen rigo-rosen Umgang mit Verschwoumlrungen wie bdquoNordkreuzldquo und die schonungslose Aufklaumlrung aller Beteiligten Das ist eine repressive Seite auf die eine wehrhafte Demokratie sich im-mer berufen koumlnnen muss

[hellip] auf der anderen Seite gilt es selbstverstaumlndlich den Antirassismus zu befoumlrdern Menschen starkzumachen die Demokratie aktiv zu leben und unsere Strukturen nachhaltig zu staumlrken die unser friedliches Zusammenleben moumlglich machen

(Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

Das geht in Mecklenburg-Vorpommern beispielsweise durch die Fortsetzung unseres erfolgreichen Landespro-grammes bdquoDemokratie und Toleranz gemeinsam staumlrkenldquo Rassismus gilt es systemisch und systematisch zu bekaumlmp-fen ndash im Sport auf der Arbeit in den Schulen und Universi-taumlten in der Wirtschaft ebenso wie im Parlament Und hier-zu ist unser Landesprogramm und hierzu sind die Akteure die dieses Landesprogramm in Mecklenburg-Vorpommern leben breit und bestens aufgestellt [hellip]Fuumlr ganz Deutschland fordern wir die Verstetigung der Prauml-vention Die Foumlrderung und die Verteidigung unserer De-mokratie ist keine Projektaufgabe sie ist eine Daueraufgabe und deshalb braucht es auf der Bundesebene endlich ndash und die Gelegenheit ist nun wirklich gekommen ndash ein Demokra-tiefoumlrdergesetz

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

[hellip] unsere Demokratie braucht eine starke Basis unsere De-mokratie braucht eine klare Haltung und unsere Demokratie braucht eine feste Verankerung

(Zuruf von Dr Ralph Weber AfD)

Dafuumlr stehen wir seit uumlber 150 Jahren und dafuumlr stehen wir als demokratische Fraktionen von CDU SPD und LINKEN ge-meinsam [hellip]

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

18 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Innenminister Lorenz Caffier

bdquoSprache ist eine starke Waffeldquo

Frau Praumlsidentin Meine Damen und Herren Abgeordnete

[hellip] im Abstand von jeweils vier Monaten haben uns seit dem Sommer letzten Jahres grauenhafte und bis tief ins Mark erschuumltternde Nachrichten aus unserem Alltag [hellip] geholt [hellip] die Betrachtungsweise es handele sich um ge-stoumlrte Persoumlnlichkeiten ist an und fuumlr sich richtig [hellip] Aber das [hellip] ist eben nur ein Teil der Wahrheit und er blendet komplett den gesellschaftlichen Zustand aus in dem wir uns leider seit einiger Zeit auch in diesem Land befinden

Der Attentaumlter von Hanau mag irgendeinen wirren Quatsch uumlber eine Fernsteuerung durch Geheimdienste den de-struktiven Islam und die Nichtleistungsfaumlhigkeit ganzer Volksgruppen [hellip] fabuliert haben aber diese Gedanken und Haltungen sind eben nicht allein in seinem Kopf ent-standen sondern sie sind Ausdruck der ewigen Debatten ums Anderssein des pauschalen Herabwuumlrdigens ganzer Bevoumllkerungsgruppen [hellip] des Redens vom bdquoAsyltourismusldquo und bdquoanderen Kulturkreisenldquo der bdquoUmvolkungldquo und von ei-ner bdquoInvasionldquo

Foto Uwe Sinnecker

[hellip] Kommen Ihnen meine Herren von der AfD-Fraktion diese Muster bekannt vor

[hellip] Sprache [hellip] ist eine starke Waffe und vielleicht ist es auch kein Zufall dass das Wort bdquoAusloumlserldquo auch den Abzug einer Waffe beschreibt [hellip] Die Sprache hat dazu gefuumlhrt dass aus Spinnern Taumlter wurden die davon uumlberzeugt sind dass es Zeit ist sich zu wehren Wir muumlssen zum Wohle unseres Landes aufhoumlren mit diesem Mist und erst dann meine Herren von der AfD duumlrfen Sie im Umkehrschluss von uns erwarten dass wir aufhoumlren uns von Ihnen zu distanzieren

[hellip] Ja auch Linksextremisten sind keine Kinder von Traurig-keit Es gibt sie und wir bekaumlmpfen sie auch aber ich werde niemals den einen Extremismus mit dem anderen Extremis-mus vergleichen [hellip]

Natuumlrlich ist es jedoch mit einem Antrag und einigen ma-gischen Worten nicht getan Vielmehr hoffe ich [hellip] dass Worte wie bdquoRespektldquo bdquoWertschaumltzungldquo und bdquoMiteinanderldquo eben keine Einbahnstraszlige sind

[hellip] Der liberale Rechtsstaat die gesamte Idee der Demo-kratie mit allen ihren unterschiedlichen Interessen und mit ihrem Schutz fuumlr Minderheiten steht so offen wie nie im modernen Deutschland unter Beschuss Wir brauchen keine Rhetorik die suggeriert dass nur die eigenen Ideen die ein-zig richtigen sind [hellip]

Ich sage das ganz klar in Richtung der AfD aber auch in Richtung aller Abgeordneten Regierungsvertreter und Zu-schauer im Saal Es ist Zeit dass wir uns an die eigene Nase fassen und wieder mehr miteinander ins Gespraumlch kommen [hellip] Sorgen darf jeder Mensch haben und es ist niemandem von uns geholfen wenn wir diese totschweigen [hellip] Aber Sorgen liebe Kolleginnen und Kollegen duumlrfen nie Ausre-de dafuumlr sein den Boden des Grundgesetzes zu verlassen Das ist gerade in einem demokratischen Rechtsstaat nicht verhandelbar ndash Ich bedanke mich fuumlr die Aufmerksamkeit

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDUund Simone Oldenburg DIE LINKE)

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

19 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Ann Christin von Allwoumlrden CDU

bdquoSpurlos gehen Hass und Hetze nicht an Menschen vorbeildquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren bdquoAchte auf deine Gedanken denn sie werden Worte Achte auf deine Worte denn sie werden Handlun-genldquo Mit der Quellenlage dieser Weisheit ist es schwierig Manche vermuten sie im Talmud Ich habe auch schon gele-sen dass es eine chinesische Weisheit sein koumlnnte Am Ende ist es aber auch egal denn der Gedanke dahinter stimmt in jedem Fall Erst kommt der Gedanke dann kommt der Vor-satz dann kommt die Tat

Wir haben in wenigen Monaten drei Taten erlebt die unsere Gesellschaft tief erschuumlttert haben Es waren Taten von Maumln-nern uumlber deren Geisteszustand ich hier nicht abschlieszligend urteilen will Entscheidend ist alle drei haben beziehungs-weise hatten ein Weltbild das von Verschwoumlrungstheorien durchdrungen war die unter Rechtsextremisten houmlchst po-pulaumlr sind Es ist das Weltbild von Menschen die fuumlr alles Un-heil auf dieser Welt einen Suumlndenbock haben Fluumlchtlinge Moslems

(Dr Gunter Jess AfD Oder die AfD)

die Juden oder eben Angela Merkel Wir erleben in den letzten Jahren eine zusehends entgrenzende politische De-batte eine Debatte die mit dem lapidaren bdquoDas wird man ja wohl noch sagen duumlrfenldquo beginnt und die mit handfesten Morddrohungen endet Zumindest drei Menschen in den letzten Monaten haben es nicht bei Drohungen belassen Sie wurden zu Moumlrdern

Ich bin keine Kriminalpsychologin Menschen werden nicht automatisch zu Moumlrdern weil sie in den Medien hier ins-besondere in den sozialen Medien oder auch asozialen Medien damit dauerbeschallt werden dass das Abendland

unterzugehen droht Aber machen wir uns nichts vor spur-los gehen Hass und Hetze nicht an Menschen vorbei Hier gibt es eine relativ klare Ursache-Wirkung-Beziehung und auf die gehe ich am Ende meiner Rede auch noch mal kom-poniert ein

Meine Damen und Herren der grassierende Rechtspopu-lismus uumlberwoumllbt und vergiftet nicht nur die mediale De-batte er zeigt auch parlamentarisch Wirkung naumlmlich in der offenkundigen Verhoumlhnung und Geringschaumltzung all dessen was den Parlamentarismus ausmacht das Ringen um Mehrheiten der Kompromiss das Verfolgen guter Ab-sichten das Anstreben internationaler Zusammenarbeit das Bemuumlhen um Sachlichkeit um Maszlig und Mitte All das ist dem Rechtspopulismus suspekt Seine Kategorien sind Do-minanz und Staumlrke alles andere haumllt er fuumlr Verrat Eben weil das so ist eben weil Rechtspopulisten danach streben den Parlamentarismus laumlcherlich zu machen auszuhoumlhlen und zu uumlberwinden eben deswegen herrscht in diesem Land-tag groszlige Einigkeit Wer mit Hunden ins Bett geht wacht mit Floumlhen auf

Meine Damen und Herren in den Zeitungen war in den vergangenen Wochen und Monaten immer mal wieder von der Weimarer Republik die Rede und davon dass durch die Bonner beziehungsweise jetzt Berliner Republik wieder ein Hauch von Weimar weht mit Blick auf die schwierige Mehrheitsfindung in Thuumlringen Die Weimarer Republik das wissen wir heute war eine Demokratie in der es zu weni-ge Demokraten gab in der mancher noch dem Kaiserreich nachtrauerte und viele eine Diktatur nach sowjetischem Vorbild wuumlnschten Der Untergang der Demokratie wurde beguumlnstigt durch eine Mischung aus purer Ablehnung aus Desinteresse und aus dem fatalem Irrglauben Rechtsextre-misten koumlnnten stubenrein werden wenn man sie streichelt ndash ein fataler Irrtum der Eliten in der Weimarer Republik

(Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

Wir meine Damen und Herren wir hier in diesem Land wer-den diesen Fehler kein zweites Mal machen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Und das ist auch unser historischer Auftrag als wachsame Demokraten Zugleich sind wir in der Pflicht gegenuumlber den Millionen von Toten des Zweiten Weltkrieges aber auch ge-genuumlber den Ermordeten der vergangenen Monate Keine Zusammenarbeit mit Rechtsextremisten keine Zusammen-arbeit mit denjenigen die die politische Debatte vergiften Sie Herr Professor Dr Weber und Sie Herr Kramer haben mitgeschossen ndash Herzlichen Dank fuumlr Ihre Aufmerksamkeit

Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

20 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Nikolaus Kramer AfD

bdquoMeine Fraktion will diese Demokratie auch zur Bekaumlmpfung des Rechts-extremismus belebenldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin [hellip] Liebe Landsleute Es ist ein sehr ernstes Thema uumlber das wir heute debattieren

(Zuruf von Martina Tegtmeier SPD)

Foto Uwe Sinnecker

Die erschuumltternden Morde von Hanau Halle und Kassel ha-ben Spuren hinterlassen Wir erleben eine neue Form der Radikalisierung die die Sicherheit der Menschen auch in Mecklenburg-Vorpommern angreifen kann Deshalb kann es nur folgerichtig sein genau dieses Thema im Landtag zu behandeln [hellip] Wir muumlssen genau hinsehen um zu verste-hen was passiert Das geht nur mit einer klaren Analyse die uns voranbringt

(Torsten Renz CDU Dann mal los)

[hellip] Meine Damen und Herren die Expertenanalyse von Frau Saimeh beschreibt einen psychotischen Taumlter Wir wis-sen dass er in seinem Wahn rassistische Gedanken als Folie genutzt hat Ein so krankhaftes Hasspotenzial meine Da-men und Herren hat auf kaum vorstellbare Art und Weise elf Menschen das Leben genommen und schreckliches Leid verursacht

Ein solcher Fall ist fuumlr unsere Behoumlrden nicht einfach zu ver-hindern da der Taumlter aufgrund seiner buumlrgerlichen Sozialisa-tion lange Zeit unter dem Radar laumluft Es ist auch die Aufgabe der Gesellschaft die Gefaumlhrlichkeit rechtzeitig zu identifizie-ren und praumlventive Maszlignahmen zu ergreifen Daher besteht die Frage auch darin wie wir so furchtbar kranken Menschen rechtzeitig helfen koumlnnen

Meine Damen und Herren nach Ansicht des Psychologen Nils Boumlckler

Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

21 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

[hellip] Stimmen Sie unserem Aumlnderungsantrag zu Zeigen Sie wie echter demokratischer Konsens

(Heiterkeit bei Wolfgang Waldmuumlller CDU)

gegen Extremismus und Rassismus in diesem Hause aus-sieht

(Wolfgang Waldmuumlller CDU Mein lieber Mann)

Liebe Buumlrger dieses Landes ich darf am Ende meiner Rede einen klugen Sozialdemokraten zitieren

(Dr Ralph Weber AfD Falls es so was gibt)

bdquoHeute steuern wir unverdrossen auf eine weitere Stufe der menschlichen Entwicklung zu den Bestmenschen gegen rechts Er beansprucht die alleinige Deutungsmacht uumlber das Gute Am Ende wird die politische und kulturelle Spaltung unseres Landes weiter forciertldquo Herzlichen Dank fuumlr diese Worte an Herrn Mathias Brodkorb

Das ist eine Warnung vor dem Abbruch des demokratischen Gespraumlchs aufgrund eines auf die Spitze getriebenen Mora-lismus Durch die Instrumentalisierung von Hanau ist dies aktueller denn je [hellip] Die Christdemokratie erkennt hoffent-lich bald dass nichts zu gewinnen ist wenn man sich von den LINKEN die Agenda diktieren laumlsst

(Heiterkeit vonseiten der Fraktion der SPD ndash Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Meine Damen und Herren Hanau ist nicht die AfD Meine Partei lehnt Gewalt und jede Form extremistischen Han-delns ab

(Heiterkeit vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE ndash

Beifall vonseiten der Fraktion der AfD ndash Tilo Gundlack SPD Jaaa ndash

Zurufe von Andreas Butzki SPD und Thomas Kruumlger SPD)

[hellip] Herzlichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD und Holger Arppe fraktionslos ndash

Julian Barlen SPD Merken Sie selber oder)

(Zuruf von Christian Brade SPD)

der zu Radikalisierung und Extremismus forscht gehoumlrt zu einer ehrlichen Analyse dass voreilige Schuldzuweisungen voumlllig deplatziert sind Die Einzeltaumlter von Hanau oder Hal-le haben kein geschlossenes Weltbild Sie flicken sich ihre Weltanschauung zusammen um ihre Persoumlnlichkeit zu ins-zenieren Das unterscheidet sie vom politischen Terror der Roten Armee Fraktion oder Organisationen anderer extre-mistischer Schattierungen

Meine Damen und Herren in Hanau und Halle haben wir es mit einer besonders schwierigen Form moumlrderischer Ge-walt zu tun Eine Konsequenz aus diesen Vorfaumlllen kann nur sein dass eine Sensibilisierung von Politik und Gesellschaft stattfindet und bei dieser Aufgabe werte Abgeordnete der Koalition und der LINKEN stehen wir fest an Ihrer Seite

(Heiterkeit vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE ndash

Beifall vonseiten der Fraktion der AfD ndashZuruf von Julian Barlen SPD)

[hellip] Es haumlngt insbesondere davon ab Herr Kruumlger wie wir miteinander ins Gespraumlch kommen und wo wir unsere De-mokratie ernst nehmen

(Thomas Kruumlger SPD Ich moumlchte mit Ihnen nicht ins Gespraumlch gehen ndash

Simone Oldenburg DIE LINKE Wir kommen nicht miteinander ins Gespraumlch)

Meine Fraktion will diese Demokratie auch zur Bekaumlmpfung des Rechtsextremismus beleben

(Beifall Jens-Holger Schneider AfD Genau ndash Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

Die vollstaumlndigen Redebeitraumlge finden Sie im Plenarprotokoll unter wwwlandtag-mvdeparlamentsdokumentehtmlAuf dem YouTube-Kanal des Landtages gibt es die Plenar-sitzungen auch als Video unter wwwlandtag-mvde

Schuumllerinnen des Gymnasialen Schulzentrums Wittenburg auf der Besuchertribuumlne Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

22 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Simone Oldenburg DIE LINKE

bdquoWir werden es nicht zulassen dass sich im Jahr 2020 ein bdquo33ldquo einschleichtldquo

Frau Praumlsidentin Sehr geehrte Damen und Herren Rassis-mus Antisemitismus rechtsextremistisch motivierte An-schlaumlge und Morde sowie die gewaltbereite und verrohte Sprache greifen unser Leben unsere Demokratie seit Jahren an Es gibt Tage nach Anschlaumlgen oder gewaltbereiten Aumlu-szligerungen an denen Trauer uumlberwiegt und sich Fassungslo-sigkeit breitmacht Und in dieser Zeit bringt der gemeinsame Antrag von SPD CDU und meiner Fraktion ein bisschen mehr Hoffnung und mehr Entschlossenheit [hellip]

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

[hellip] Wir zeigen dass Demokratinnen und Demokraten trotz unterschiedlicher politischer Ansichten zum Schutz der Volksherrschaft zum Schutz der Rechtsstaatlichkeit und zum Schutz der Menschen zusammenarbeiten

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

[hellip] Sehr geehrte Damen und Herren

(Dr Ralph Weber AfD Aber die darf man ja nicht ansprechen)

wie konnten die Faschisten 1933 die Macht ergreifen

(Zuruf von Ralf Borschke AfD)

Sie kamen mit ganz legalen Mitteln an die Macht

(Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

[hellip] Sie installierten das Fuumlhrungsprinzip mit Gleichschal-tung Notstandsgesetzgebung Parteienverboten mit der Verfolgung Andersdenkender Andershandelnder

Foto Uwe Sinnecker

(Peter Ritter DIE LINKE Sie waren da oder was)

Andersaussehender

(Peter Ritter DIE LINKE Waren Sie da)

Anderssprechender

(Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes AfD)

Andersliebender

(Peter Ritter DIE LINKE Waren Sie da ndash Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes AfD)

Andersglaumlubiger

(Peter Ritter DIE LINKE Haben Sie Goebbels da getroffen)

und Anderslebender

(Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes AfD)

[hellip] Und das sehr geehrte Damen und Herren das sind nicht nur Taten der Geschichte nein Geschichte droht sich zu wiederholen denn auch in den letzten Jahren schafften es Rechtsextreme in die Parlamente ob in Thuumlringen oder in Mecklenburg-Vorpommern

(Zuruf von Christoph Grimm AfD)

So aumltzte der Vorsitzende der AfD-Fraktion im Thuumlringer Landtag Houmlcke ich zitiere man werde bdquoso fuumlrchte ich nicht um eine Politik der sbquowohltemperierten Grausamkeitlsquo herum-kommen Existenzbedrohende Krisen erfordern auszligerge-woumlhnliches Handeln Die Verantwortung dafuumlr tragen dann diejenigen die die Notwendigkeit dieser Maszlignahmenldquo

(Zuruf von Juumlrgen Strohschein AfD)

bdquomit ihrer unsaumlglichen Politik herbeigefuumlhrt habenldquo

(Zuruf von Christoph Grimm AfD)

Ende des Zitats

[hellip] Wir werden es nicht zulassen dass sich im Jahr 2020 ein bdquo33ldquo einschleicht denn wer einen Fuumlhrer installieren will Mi-granten von der Teilhabe am Leben ausschlieszligen moumlchte wer die Zeit des Hitler-Faschismus relativieren will und nicht als das anerkennt was sie ist die grausamste Zeit deutscher Geschichte europaumlischer Geschichte und der Weltgeschich-te der sehr geehrte Damen und Herren der ist ein Faschist Mit einer Partei die Faschisten in ihren Reihen hat werden wir niemals zusammenarbeiten

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

23 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Corona-Virus sorgt fuumlr EinschraumlnkungenAbgeordnete appellieren an Sachlichkeit Vernunft und Solidaritaumlt

Kinder duumlrfen nicht zur Kita und Schule Geschaumlfte Restaurants Hotels The-ater ndash geschlossen Groszligeltern und Freunde treffen ndash verboten Veranstaltungen aller Art ndash auf unbestimmte Zeit abgesagt Das oumlffentliche Leben steht auch in MV nahezu still Noch niemals zuvor mussten Bund und Laumlnder zu derart drasti-schen Maszlignahmen fuumlr die Buumlrgerinnen und Buumlrger greifen Doch sie entschei-den dies aus gutem Grund ndash um die Ausbreitung der hoch ansteckenden Coro-na-Viren einzuschraumlnken Auch der Landtag hat sich mit dem Thema Corona befasst Als die Abgeordneten am 11 Maumlrz auf Antrag der CDU-Fraktion in der Aktuellen Stunde uumlber die Situation in MV debattierten war das Land noch weit von diesen Einschraumlnkungen entfernt Eine der draumlngendsten Fragen zu diesem Zeitpunkt war noch inwiefern Groszligveranstaltungen abgesagt werden In den folgenden Wochen haben sich die Ereignisse nahezu taumlglich uumlberschlagen Weltweit Bundesweit Landesweit Und zu groszligen Einschraumlnkungen fuumlr nahezu jede und jeden im Land gefuumlhrt

bdquoWahrscheinlich gab es in den letzten Jahren keine aktuellere Aktuelle Stun-de hier im Landtag als die heutigeldquo sagte Sebastian Ehlers (CDU) bdquoQuasi im Stundentakt uumlberschlagen sich die Mel-dungen und Ereignisseldquo Dass das Virus auch in MV ankomme sei nur eine Fra-ge der Zeit gewesen bdquoEs geht jetzt da-rum die Ausbreitung zu unterbrechen bzw zu verlangsamenldquo Hier sei jeder Einzelne gefragt Hygieneregeln einzu-halten unnoumltige Reisen zu meiden und auf Freizeitaktivitaumlten zu verzichten bei denen sich viele Menschen zusammen-finden Ihm sei bewusst dass sich jede

Einschraumlnkung auch auf die Wirtschaft auswirken werde Er begruumlszligte dass der Bund bereits Kurzarbeitergeld Liqui-ditaumltshilfen Buumlrgschaften und Steuer-stundungen fuumlr betroffene Unterneh-men zugesagt habe bdquoAuch wir im Land werden wenn es notwendig ist die Unternehmen bei uns nicht im Stich lassenldquo Er zeigte sich uumlberzeugt dass das Gesundheitssystem gut auf die Aus-breitung des Virus vorbereitet sei bdquoAber es wird an Grenzen gefuumlhrt werdenldquo Umso wichtiger sei es jetzt besonnen und vernuumlnftig zu handeln um die In-fektionsketten zu unterbrechen

bdquoWir sind gut auf die Krankheit vorbe-reitetldquo pflichtete Gesundheitsminister Harry Glawe bei Alle zustaumlndigen Be-houmlrden bei Bund Land und Kommunen stuumlnden in engem Austausch miteinan-der MV sei seit gut 14 Tagen von dem Virus betroffen Grund zur Panik gebe es aber nicht Um die Arztpraxen zu ent-lasten werde sein Ministerium landes-weit neun Abstrich-Zentren einrichten Zudem erhalte die Kassenaumlrztliche Ver-einigung Geld um Schutzausruumlstung fuumlr niedergelassene Aumlrzte zu beschaf-fen Daruumlber hinaus habe das Land eine Hotline fuumlr Buumlrger (0385588-5888) und Unternehmer (0385588-5588) ein-gerichtet Erleichtert zeigte er sich da-ruumlber dass der Bund die Schwelle fuumlr Kurzarbeit gesenkt habe Der Minister appellierte an alle die befuumlrchten am Coronavirus erkrankt zu sein zunaumlchst beim Hausarzt anzurufen Dieser werde dann alle weiteren Schritte einleiten Er kuumlndigte an jede Entwicklung mit Au-genmaszlig zu analysieren und daraus ta-gesaktuell Entscheidungen abzuleiten Sein besonderer Dank galt allen die sich intensiv fuumlr das Zuruumlckdraumlngen des Vi-rus einsetzten

bdquoFakt ist dass wir die Pandemie nicht auf-halten koumlnnenldquo verdeutlichte Nikolaus Kramer (Fraktionschef AfD) bdquoWir koumlnnen lediglich ihren massenhaften Ausbruch verhindern Und da ist jeder Einzelne von uns in der Pflichtldquo Fuumlr jeden sollte es inzwischen selbstverstaumlndlich sein sich regelmaumlszligig die Haumlnde zu waschen weil im Supermarkt im oumlffentlichen

Mit Markierungen im Abstand von 15m auf dem Boden sollen die Kunden im Supermarkt ermahnt werden einen Sicherheitsabstand zueinander einzuhalten

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24 A u s d e m P l e n u m A k t u e l l e S t u n d e

Personennahverkehr kurzum uumlberall wo man sich drauszligen bewegt konta-minierte Flaumlchen lauern koumlnnen bdquoJeder Tag den wir gewinnen ist ein guter Tagldquo Er appellierte daran parteiuumlber-greifend zusammenzuhalten bdquodenn es wird ein nationaler Kraftakt werden moumlglicherweise auch ein europaumlischer Kraftaktldquo Sich mit Grundnahrungsmit-teln und Wasser einzudecken sei rich-tig Es muumlsse jedoch niemand in Panik verfallen und beim Einkaufen hamstern

bdquoWir sprechen uumlber eine Situation die wir in ihrem Ausmaszlig vor einigen Wochen so noch nicht ahnen konntenldquo aumluszligerte Julian Barlen (SPD) Bei aller nachvoll-ziehbaren Sorge uumlber die Entwicklung und ihre Folgen komme es jetzt darauf an besonnen und gelassen zu bleiben ndash auch dann wenn die Schutzmaszlignah-men ausgeweitet werden sollten Er warb darum in Zeiten von Fake News nicht jeder Horrormeldung einfach so Glauben zu schenken und Vertrauen ins Gesundheitssystem zu haben bdquoDeutsch-land und Mecklenburg-Vorpommern sind im internationalen Vergleich wirklich gut vorbereitet Wir haben gute Kliniken wir haben fitte Aumlrzte wir haben aus-gewiesene Experten ein ausgebautes Krankheitswarn- und Meldesystem und wir haben Notfallplaumlneldquo Das Virus werde unbestritten auch die Wirtschaft treffen In welchem Ausmaszlig sei ungewiss bdquoEines ist aber klar und auch klares Signal hier aus dem Landtag Kein Unternehmen darf in ernste Schieflage oder gar Insol-venz geraten kein Arbeitsplatz darf ge-faumlhrdet werdenldquo

bdquoWir sollten die Coronakrise auch nutzen um die Globalisierung kritisch zu hinter-fragenldquo fuumlhrte Holger Arppe (fraktions-los) an Produktionen ins Ausland zu ver-lagern erweise sich nun als Achillesferse fuumlr Deutschland und MV bdquoDie meisten unserer Arzneimittel kommen aus China oder Indien Das ist mit ein Grund wes-halb wir jetzt Lieferengpaumlsse in dem Be-reich habenldquo Die Landesregierung sollte sich deshalb auf Bundesebene dafuumlr einsetzen Schluumlsselindustrien wieder in Deutschland anzusiedeln

Fuumlr DIE LINKE offenbare die Pandemie wie fragil unsere Lebensgrundlagen sind bdquoWir werden auf uns selbst zuruumlck-geworfen und muumlssen uns fragen Koumln-

Stichwort Corona

Wie wird das Virus uumlbertragen

Von Mensch zu Mensch Hauptsaumlchlich uumlber Troumlpfcheninfektion insbesondere durch Niesen und Husten oder wenn beim Sprechen winzige Troumlpfchen wei-tergegeben werden Das Robert-Koch-Institut schlieszligt nicht aus dass man sich auch uumlber verunreinigte Oberflaumlchen (Schmierinfektion) anstecken kann Die haumlufigsten Infektionsketten gehen den Wissenschaftlern zufolge aber auf eine direkte Uumlbertragung zuruumlck Die Ge-fahr sich anzustecken wird in Deutsch-land derzeit als hoch eingeschaumltzt Wie kann man sich vor einer Ansteckung schuumltzen

Waschen Sie sich regelmaumlszligig und gruumlnd-lich die Haumlnde Unter flieszligendem Was-ser und mit reichlich Seife Mindestens 20 Sekunden lang Niesen Sie in ein Ein-wegtaschentuch oder in die Armbeuge Halten Sie beim Husten oder Niesen min-destens einen Meter Abstand zu ande-ren und drehen Sie sich weg Halten Sie generell zu anderen Menschen einen Abstand von mindestens 15 Metern Vermeiden Sie soziale Kontakte Fassen Sie sich nicht mit den Haumlnden ins Ge-sicht Geben Sie niemandem die Hand

Welche Krankheitszeichen koumlnnen auftreten

Symptome die am haumlufigsten beo-bachtet werden sind Husten Unwohl-sein und Fieber Manche Betroffene klagen auch uumlber Durchfall In schweren Faumlllen kann die Erkrankung zu Atem-problemen fuumlhren und toumldlich enden Infektionen koumlnnen aber auch ohne Krankheitszeichen ablaufen Die Inku-bationszeit also der Zeitraum zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krank-heit betraumlgt bis zu 14 Tage

Fuumlr wen ist eine Infektion besonders gefaumlhrlich

In den meisten Faumlllen verlaumluft die Krank-heit mild Manche Menschen sind aber eher gefaumlhrdet fuumlr einen schweren Ver-lauf als andere Zu den Risikogruppen gehoumlren unter anderem aumlltere Men-schen Raucher oder Menschen mit be-stimmten Vorerkrankungen Das Robert-Koch-Institut zaumlhlt dazu zum Beispiel Herzkreislauferkrankungen Diabetes Erkrankungen des Atmungssystems der Leber und der Niere sowie Krebserkran-kungen

Quellen wwwbzgade (Bundeszentrale fuumlr gesundheitliche Aufklaumlrung) wwwrkide (Robert-Koch-Institut) und wwwbundesregierungde

Abschied

Mecklenburg-Vorpommerns erster Mi-nisterpraumlsident Alfred Gomolka ist am 24Maumlrz im Alter von 77 Jahren gestor-ben Anlaumlsslich der Nachricht erklaumlr-te Landtagspraumlsidentin Birgit Hesse

bdquoDer Landtag trauert um Prof Dr Alfred Gomolka

Als Abgeordneter der ersten Wahlperi-ode des Landtages MV und erster frei gewaumlhlter Ministerpraumlsident unseres Bundeslandes hat er sich mit seinem Wirken um den Aufbau der parlamen-tarischen Demokratie in MV in beson-derer Weise verdient gemacht Als Politikerin wie Repraumlsentantin unseres Landesparlamentes trauere ich um einen uumlber die Parteigrenzen hinweg geschaumltzten Politiker dessen Stimme auch nach seiner aktiven Zeit Gewicht hatte Meine Gedanken sind in diesen Stunden bei der Familie des Verstor-benenldquo

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25 A u s d e m P l e n u m A k t u e l l e S t u n d e

Polizei erhaumllt mehr BefugnisseSicherheits- und Ordnungsgesetz soll digitale Ermittlungen erleichtern

Unerlaumlsslich und genau richtig Nicht weitreichend genug Zu weit gehend Auf diesen Nenner lassen sich die Positi-onen der Landtagsfraktionen zum neu-en Sicherheits- und Ordnungsgesetz bringen Die neuen Regelungen sollen der Polizei in MV mehr Befugnisse ge-ben insbesondere fuumlr Ermittlungen im Internet Sie erlauben den Beamten zum Beispiel heimlich auf Computer Tablets und Smartphones zuzugreifen

oder Telefonate zu uumlberwachen Das Anliegen dahinter Terrorismus Online-Kriminalitaumlt und Kinderpornografie wir-kungsvoller zu bekaumlmpfen Die Aumlnde-rungen wurden monatelang kontrovers diskutiert In der Oumlffentlichkeit In den Fraktionen Im Innenausschuss und in Anhoumlrungen mit Sachverstaumlndigen Und im Maumlrz nach zweiter Lesung im Landtag mit den Stimmen von SPD CDU und AfD beschlossen

Besonders fuumlr Ermittlungen im Internet erhaumllt die Polizei mehr Moumlglichkeiten

nen wir weiter so produzieren das Pro-duzierte verteilen und konsumieren wie bisher Was ist eigentlich wirklich wich-tig in unserem Leben Und wie gehen wir miteinander umldquo meinte Torsten Koplin bdquoKlingt pathetisch ist es aber nichtldquo Das Virus werfe auch ein Licht auf die Schwaumlchen des Gesundheits-systems An vielen Stellen mangele es an Desinfektionsmittel und Schutzbe-kleidung bdquoWir fordern daher den unver-zuumlglichen Aufbau einer landeseigenen Notfallreserve fuumlr Desinfektionsmittel und Schutzbekleidungldquo Daruumlber hinaus verlangte er die Ausbil-dungskapazitaumlten in der Pflege und die Zahl der Medizinstudienplaumltze zu erhouml-hen bdquoWir muumlssen vorausschauend dafuumlr sorgen dass wir endlich genug Pflege-

rinnen und Pfleger sowie Aumlrztinnen und Aumlrzte habenldquo Sein dringlicher Appell an die Bevoumllkerung den Empfehlungen der Behoumlrden Folge zu leisten bdquoBeson-nenheit Ruumlcksichtnahme und Solidari-taumlt sind das Gebot der Stundeldquo

Ein Dreiklang auf den auch Ministerprauml-sidentin Manuela Schwesig setzt Sie bat um Verstaumlndnis wenn es in naumlchs-ter Zeit zu weiteren Einschraumlnkungen kommen sollte Die Lage sei ernst Manch einer moumlge die Maszlignahmen vielleicht fuumlr uumlbertrieben halten Hier gehe es aber um den Schutz von Men-schenleben Auch wer sich selbst nicht fuumlr gefaumlhrdet halte habe eine Verant-wortung gegenuumlber Risikopatienten bdquoUm diese Solidaritaumlt bitte ich unsere

Bevoumllkerungldquo Sie verstehe die Sorgen der Wirtschaft Das Land sei jedoch gut vorbereitet Sie befuumlrwortete die Re-gelungen des Bundes zur Kurzarbeit bdquoMit Kurzarbeit sind wir sehr sehr gut durch die Finanz- und Wirtschaftskrise gekommen Es ist eine Maszlignahme mit der wir gute Erfahrungen habenldquo Auch mit dem kuumlrzlich beschlossenen Lan-deshaushalt fuumlr 20202021 sei MV gut fuumlr schwierige Situationen aufgestellt In den naumlchsten Wochen werde man auf viele Dinge flexibel reagieren muumlssen bdquoIch bin sehr sehr zuversichtlich dass wir genau mit diesem Dreiklang ndash die Kraft aufbringen sich der Pandemie zu stellen besonnen zu reagieren und soli-darisch zu handeln ndash in der Bevoumllkerung auch das meistern koumlnnenldquo

bdquoDas neue Gesetz ist eine Antwort auf das digitale Zeitalterldquo verdeutlichte Manfred Dachner (SPD) Waumlhrend sich Taumlter bildlich gesehen in duumlsengetrie-benen Fahrzeugen auf der Datenau-tobahn bewegten seien die Ermittler noch im Wartburg unterwegs bdquoMit dem Gesetz geben wir der Polizei die Befugnis effektiver die Allgemeinheit und den Einzelnen zu schuumltzenldquo Die Erweiterungen moumlgen bdquowie ein Grusel-kabinett von Maszlignahmenldquo klingen ndash aber nur wenn man nicht deutlich dazu sage dass ihre Anwendung auf Tatsa-chen beruhen muss die eine Gefahr fuumlr Leib und Leben bedeuten Bloszlige Ver-dachtsmomente reichten nicht aus Das gelte auch fuumlr Menschen im direkten Umfeld einer Zielperson Selbst die

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

26 A u s d e m P l e n u m | B e r i c h t e

Groszligmutter von Al Capone haumltte nach diesem Gesetz keine Polizeimaszlignahme zu befuumlrchten sofern keine Tatsachen vorliegen dass von ihr selbst Gefahren ausgingen so Dachner Zudem stuumlnden alle freiheitseinschraumlnkenden Maszlignah-men unter Richtervorbehalt Er betonte bdquoDie Polizei war und ist immer ein zu-verlaumlssiger Huumlter des Gesetzes Das wird auch im neuen SOG so bleibenldquo

Nikolaus Kramer (Fraktionsvorsitzen-der AfD) begruumlszligte die Aumlnderungen bdquoEs ergibt schlichtweg keinen Sinn die Landespolizei zur Abwehr schwerwie-gender Gefahren personell aufzusto-cken ihr aber dann die notwendigen Moumlglichkeiten der Erkenntnisgewin-nung vorzuenthaltenldquo An einigen Stel-len sehe er jedoch Nachbesserungs-bedarf So sollten Ermittler zur Abwehr terroristischer Straftaten Menschen auch praumlventiv in Gewahrsam nehmen duumlrfen bdquoUnd wir wollen Journalisten als Berufsgeheimnistraumlger explizit schuumlt-zenldquo Die Sorge vor einem Uumlberwa-chungsstaat hielt er fuumlr unbegruumlndet bdquoDas neue Sicherheits- und Ordnungs-gesetz ist mit Sicherheit keine neue Stasi 20ldquo Alles andere sei bdquoPolemik eines linken Milieusldquo und verkenne die unab-haumlngigen Kontrollinstanzen des Rechts-staats Kritik uumlbte er an der neuen Om-budsstelle fuumlr Polizisten Sie schuumlre nur Misstrauen innerhalb der Landespolizei bdquoBei uns im Land gibt es viele Stellen an die sich Polizisten in Not wenden koumln-nenldquo ndash denen nun das Vertrauen abge-sprochen werde

bdquoDas einzig Schlechte an dem Gesetz ist dass es nicht schon letztes Jahr in Kraft getreten istldquo sagte Ann Christin von Allwoumlrden (CDU) bdquoGerade die er-weiterten Online-Befugnisse sind in Zeiten der allgemeinen Digitalisierung ein zwingend notwendiges polizei-liches Mittel zur Gefahrenabwehrldquo Viele der gezeichneten Horrorszenarien seien bdquokompletter Stussldquo Sie offenbarten le-diglich welches Misstrauen die politi-schen Raumlnder gegenuumlber der Polizei hegten bdquoDie Gefahr dass der Staat die Daten missbraucht geht gegen nullldquo Von ihrer Kritik am Umgang mit dem Gesetzentwurf nahm sie auch die Me-dien nicht aus Dem Land einerseits den Weg in einen Uumlberwachungsstaat zu unterstellen anderseits aber damit

zu werben fuumlr ein neues Zeitungsabo bdquoAlexaldquo obendrauf zu legen sei blan-ker Hohn Sie betonte dass das Gesetz Medienvertreter gegenuumlber dem bis-herigen Recht nicht schlechter stelle bdquoMoumlglich dass Medienvertreter sich was das angeht schon immer schlecht behandelt gefuumlhlt haben Aber neu sind die beklagten Regelungen ganz und gar nichtldquo

Fuumlr DIE LINKE greift der Gesetzentwurf zu weit in die Grundrechte der Buumlrger ein bdquoOnline-Durchsuchungen und Quellen-TKUuml [Telekommunikationsuuml-berwachung] unter dem Vorwand der Gefahrenabwehr stellen einen Paradig-menwechsel dar dessen Flurschaden noch gar nicht absehbar istldquo sagte Peter Ritter bdquoAus der Polizei als allgemeinem Inbegriff von Sicherheit und Gefahren-abwehr wird eine Institution deren Ar-beit auf Unsicherheit und Sicherheits-luumlcken von IT-Systemen basiertldquo Das werde das Vertrauen der Buumlrger in die Polizei nicht staumlrken Er forderte dem Zuwachs an Befugnissen eine unabhaumln-gige Beschwerdestelle gegenuumlberzu-stellen an die sich nicht nur Polizisten sondern auch Buumlrger wenden koumlnnen

Da sich der Vorsitzende des Innenaus-schusses in der Debatte weder zu den Beratungen noch zur Anhoumlrung im Ausschuss geaumluszligert habe empfahl er allen Interessierten einen Blick in die Beschlussempfehlung bdquoDenn die Anhouml-rung hat ein ganz anderes Bild ergeben als hier in einzelnen Reden dargestellt wurdeldquo Saumlmtliche Hinweise Kritiken oder Anregungen seien jedoch in den Wind geschlagen worden

Auf Antrag der Fraktion DIE LINKE wur-de uumlber den Gesetzentwurf nament-lich abgestimmt Daran nahmen 68 Abgeordnete teil 56 stimmten fuumlr den Gesetzentwurf 12 dagegen Die Aumlnde-rungsantraumlge der Opposition wurden abgelehnt

Gesetzentwurf Landesregierung Drucksache 73694Beschlussempfehlung Innenausschuss Drucksache 74766Aumlnderungsantraumlge DIE LINKE Drucksachen 74776 und 74777Aumlnderungsantraumlge AfD Drucksachen 74778 und 74779

Info

bull InbegruumlndetenFaumlllendarfdiePolizeiPCs Smartphones und Tablets von Zielpersonen durchsuchen und uumlber-wachen Bei Bedarf auch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Voraussetzung dafuumlr ist in jedem Fall eine richterliche Genehmigung

bull Neben Festnetz undMobilfunk duumlr-fen Ermittler nun auch Telefonge-spraumlche uumlbers Internet uumlberwachen und mithilfe einer Software auf ver-schluumlsselte Inhalte zugreifen Auch fuumlr diese Quellen-Telekommunikati-onsuumlberwachung (Quellen-TKUuml) ist eine richterliche Genehmigung not-wendig

bull Laumlsst sich die Identitaumlt einer Per-son nicht anders feststellen duumlrfen Ordnungsbehoumlrden die betroffene Person bis zum Eintreffen der Polizei festhalten

bull Der finale Rettungsschuss wird alsklarstellende Regelung in das SOG aufgenommen

Er ist bisher auch schon moumlglich aber nicht explizit gesetzlich festge-halten

bull InpolizeilichenRaumlumendie fuumlrdieGewahrsamnahme genutzt werden wird Videouumlberwachung erlaubt

bull Um Straftaten zu verhindern oderVermisste zu suchen darf die Lan-despolizei auch Drohnen einsetzen

bull Vollzugsbediensteten der Zollver-waltung wird eine Eilzustaumlndigkeit eingeraumlumt Damit koumlnnen auch sie gefahrenabwehrend taumltig werden

bull Security-PersonalbeiGroszligveranstal-tungen soll regelmaumlszligig einer Zuver-laumlssigkeitspruumlfung unterzogen wer-den

bull Der Katalog der Straftaten von er-heblicher Bedeutung wird unter an-derem um Terrorismusfinanzierung die Verbreitung von Kinderporno-grafie Geldwaumlsche und das Ein-schleusen von Auslaumlndern erweitert

Quelle Innenministerium

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

27 A u s d e m P l e n u m | B e r i c h t e

Enquete-KommissionkommtGremium soll uumlber die Zukunft der medizinischen Versorgung in MV beraten

Um die stationaumlre Versorgung kran-ker oder verletzter Menschen kuumlm-mern sich in MV 37 Krankenhaumluser Je-den einzelnen dieser Standorte auch in Zukunft zu erhalten ist ein Ziel das alle Fraktionen im Landtag eint Uumlber den Weg dahin gehen die Meinungen allerdings auseinander DIE LINKE haumllt es unter anderem fuumlr geboten private Krankenhaumluser gegebenenfalls in oumlf-fentliche Traumlgerschaft zuruumlckzufuumlh-ren und forderte bis Herbst entspre-chende Moumlglichkeiten auszuloten Die Koalitionsfraktionen legten einen Dringlichkeitsantrag vor Ein zen-traler Punkt darin Schnellstmoumlglich eine Enquete-Kommission ins Leben zu rufen die die Zukunft der medizi-nischen Versorgung in MV als groszliges Ganzes beleuchtet

Ein vorbildliches Gesundheitsnetz auf der einen Seite marode Kliniken und veraltete Technik auf der anderen ndash in diesem Konfliktfeld habe sich das Ge-sundheitswesen nach der Wende be-funden skizzierte Torsten Koplin (DIE LINKE) bdquoDas Heil aus dieser Situation wurde im Umbruch der Eigentumsver-haumlltnisse gesehenldquo In keinem anderen ostdeutschen Bundesland seien so viele Krankenhaumluser privatisiert worden wie in MV ndash die meisten zwischen 1991 und 1996 Unter der SPDPDS-Regierung in den Jahren 1998 bis 2006 seien es sechs gewesen bdquoSeither zieht eine Beutegemeinschaft privater Klinikkon-zerne durch das Landldquo die ndash getrieben von Effizienzrenditen ndash unprofitable Krankenhausbereiche wie Kinder- und Jugendmedizin Gynaumlkologie und Ge-burtshilfe auslese Hier muumlsse die Politik Verantwortung uumlbernehmen und ge-gebenenfalls private Krankenhaumluser in oumlffentliche Traumlgerschaft zuruumlckfuumlhren bdquoEs geht nicht um eine Situation die von

heute auf morgen ansteht Aber wir ha-ben politisch Vorsorge zu leisten fuumlr den Fall der Faumllleldquo Als Finanzierungsquelle brachte er den Strategiefonds ins Spiel

Die stationaumlre Versorgung langfristig flauml-chendeckend aufrechtzuerhalten stehe fuumlr die Koalitionsfraktionen auszliger Frage Sich in jeder Landtagssitzung einzelnen Standorten oder Herausforderungen zu widmen werde die Probleme aber nicht loumlsen begruumlndete Sebastian Ehlers(CDU) den auf Initiative seiner Frakti-on eingereichten Dringlichkeitsantrag Er halte es fuumlr sinnvoller die Dinge zu buumlndeln bdquoWir wollen deshalb heute die Weichen stellen fuumlr eine Enquete-Kom-mission Zukunft der medizinischen Versorgung in Mecklenburg-Vorpom-mernlsquoldquo Mit dem Ziel konkrete Details fuumlr eine zukunftsfaumlhige medizinische Versorgung im Land auszuarbeiten Er warb darum alle Gedankenspiele zuzu-lassen und innovative Wege zu gehen bdquoDa darf es keine Denkverbote gebenldquo Er appellierte daran die Enquete-Kom-mission schnell ins Leben zu rufen und noch bis zum Ende der Wahlperiode zu Ergebnissen zu kommen

Gesundheitsminister Harry Glawe un-terstrich dass das Gesundheitssystem von einer Vielfalt an Anbietern lebe Dazu gehoumlrten private und kommunale Traumlgerschaften genauso wie die freie Wohlfahrt bdquoGrundsaumltzlich ist das immer ein Dreiklangldquo Das was DIE LINKE hier einfordere stehe vor einer hohen Huumlrde im Grundsatz und im Grundgesetz Trauml-gerschaften unter Zwang zu veraumlndern sei ausgeschlossen bdquoEs muss immer einen Verkaumlufer geben und einen der kaufen willldquo Er zeigte sich uumlberzeugt dass die gegenwaumlrtige Gesundheits-struktur im Land auch in den naumlchsten Jahren Bestand haben werde Eine En-quete-Kommission sei aber ein guter Weg um fraktionsuumlbergreifend und mit Fachleuten uumlber die Krankenhausland-schaft und deren Strukturen nachzu-denken und Empfehlungen zur Sicher-stellung der medizinischen Versorgung zu erarbeiten

bdquoWir wissen dass linke Politik gern von einer Ausweitung der Staatsquote traumlumtldquo sagte Dr Gunter Jess (AfD) bdquoWir meinen dagegen dass wir alle auch private Ressourcen fuumlr eine

gute Gesundheitsversorgung nutzen solltenldquo Krankenhaumluser in Gaumlnze oder Teilbereichen zu rekommunalisieren sei daher eine Handlungsoption aber kein Koumlnigsweg Einer Enquete-Kommission die bis zu Sommerpause 2021 Ergeb-nisse praumlsentieren soll stand er skep-tisch gegenuumlber bdquoIch denke da wird nichts Vernuumlnftiges bei rauskommenldquo Er habe vielmehr den Eindruck dass die Koalitionsfraktionen mit den selbst ver-ursachten Problemen nicht mehr fertig werden und sich mit der Kommission und mit Blick auf die Landtagswahl 2021 bdquogeschickt aus der Affaumlre ziehen wollenldquo Er nehme den Koalitionsfraktionen die Rolle des Gestalters jedenfalls nicht ab sondern frage sich warum die Antrag-steller nach 30 Jahren direkter oder in-direkter Regierungsverantwortung in Bund und Land nicht schon laumlngst ge-handelt haben

bdquoMosaiksteine bringen nicht vielldquo warb Julian Barlen (SPD) fuumlr die Enquete-Kommission bdquoWir brauchen einen lang-fristig tragfaumlhigen Masterplanldquo Im Kern gehe es um ein sektoruumlbergreifendes multiprofessionelles Versorgungskon-zept bdquoDie Menschen erwarten zu Recht dass sich der Staat um die wesentlichen Belange der Daseinsvorsorge kuumlmmert und wenn noumltig dem Markt auch die Stirn bietetldquo Das Land duumlrfe nicht weiter dabei zuschauen wenn private Traumlger wichtige aber weniger oder nicht pro-fitable Bereiche wie Geburtshilfe oder Paumldiatrie abstoszligen bdquoDie Politik muss es sein die die Regeln dieses Spiels be-stimmt und gemeinsam mit den Betei-ligten aktiv und mit klaren Anforderun-gen ausgestaltet Das ist die Motivation fuumlr den heutigen Antragldquo Der Landtag muumlsse in diesen Fragen eng an der Seite der Menschen stehen die diese Versor-gung dringend brauchten Aufgabe der Enquete-Kommission sei es deshalb den Status quo zu analysieren Perspek-tiven in den Blick zu nehmen und Emp-fehlungen fuumlr eine flaumlchendeckend und zukunftsfaumlhige Gesundheitsversorgung auszusprechen

Sebastian Ehlers (CDU) warnte davor den Eindruck zu erwecken Re-Kom-munalisierungen wuumlrden alle Probleme loumlsen bdquoDas ist zu kurz gedachtldquo Auch kommunale Krankenhaumluser seien nicht vor Personalmangel gefeit Als Finanzie-

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

28 A u s d e m P l e n u m | B e r i c h t e

rungsquelle den Strategiefonds anzu-fuumlhren helfe nicht weiter bdquoDa koumlnnen Sie ein halbes Krankenhaus zuruumlck-kaufenldquo Pauschal von einer bdquoBeutege-meinschaft privater Klinikkonzerneldquo zu sprechen hielt er nicht fuumlr angebracht bdquoMan muss immer aufpassen dass man nicht verallgemeinertldquo Den Vorwurf der AfD wieszlig er zuruumlck Niemand wol-le sich hinter eine Enquete-Kommission verstecken Im Gegenteil bdquoWir werden hier sehr offen und kontrovers die Din-ge diskutieren auch mit Experten Was am Ende dabei rauskommt das weiszlig ich heute ehrlicherweise auch noch nichtldquo

Die Traumlgervielfalt der Krankenhaumluser stelle seine Fraktion nicht infrage be-tonte Torsten Koplin (DIE LINKE) bdquoWir muumlssen uns nur mit dem Punkt aus-einandersetzen was passiert wenn ein Krankenhaustraumlger nicht in der Lage oder gewillt ist seinen Versorgungs-auftrag zu erfuumlllenldquo Selbst die Minister-praumlsidentin habe in der Aufregung um Parchim und Crivitz Re-Kommunalisie-rungen ins Feld gefuumlhrt bdquoWir wollen mit unserem Antrag nichts anderes als sich damit auseinanderzusetzenldquo Eine En-quete-Kommission ins Leben zu rufen sei begruumlszligenswert Sie werde jedoch nicht in einem Jahr mit ihrer Arbeit fertig sein Er draumlngte daher mit einem Aumlnde-rungsantrag darauf sie in der naumlchsten Legislaturperiode fortzufuumlhren und im Sommer zunaumlchst einen Zwischenbe-richt vorzulegen

Uumlber den Antrag der Linken wurde na-mentlich abgestimmt Dabei wurden 63 Stimmen abgegeben 12 Abgeordnete votierten mit Ja 51 mit Nein Damit ist der Antrag abgelehnt Der Koalitions-antrag fand mit den Stimmen von SPD CDU einigen Abgeordneten der AfD und dem fraktionslosen Abgeordneten Holger Arppe eine Mehrheit Der Aumlnde-

Stichwort Dringlichkeitsantrag

Ein Dringlichkeitsantrag ist ein Antrag der erst zu Beginn der Landtagssit-zung auf die Tagesordnung gesetzt wird Normalerweise muumlssen die Frak-tionen ihre Beratungsgegenstaumlnde laut Geschaumlftsordnung spaumltestens zwei Wochen vor der Sitzung bei der Landtagspraumlsidentin einreichen Manchmal ergeben sich aufgrund aktueller Entwicklungen Anlaumlsse fuumlr Antraumlge erst nach dieser Frist Ob ein Antrag fuumlr dringlich befunden wird entscheiden die Abgeordneten Stimmt mindestens eine Zweidrit-telmehrheit der Landtagsmitglieder dafuumlr wird er nachtraumlglich bzw zu-saumltzlich auf die Tagesordnung gesetzt Vor der Abstimmung hat die Fraktion die den Antrag stellt die Moumlglichkeit die Dringlichkeit in einem kurzen Re-debeitrag zu begruumlnden Alle anderen Fraktionen koumlnnen darauf erwidern Wird die Dringlichkeit abgelehnt kann der Antrag zur naumlchsten Sitzungswo-che im regulaumlren Verfahren eingereicht werden

Stichwort Enquete-Kommission

Eine Enquete-Kommission ist eine Arbeitsgruppe in der umfangreiche Sachverhalte uumlber einen langen Zeit-raum eroumlrtert werden Sie besteht aus Abgeordneten aller Fraktionen sowie externen Sachverstaumlndigen Im konkreten Fall koumlnnen das unter anderem Klinikbetreiber und Vertre-ter des Gesundheitsministeriums der Kommunen Krankenkassen und Aumlrz-teschaft sein Sie eroumlrtern das Thema gemeinsam und unter verschiedenen Aspekten Ziel ist es Loumlsungen bzw Handlungsempfehlungen fuumlr Pro-bleme zu finden aus denen dann gegebenenfalls politische Entschei-dungen abgeleitet werden Bislang gab es in MV vier Enquete-Kommissi-onen Leben in der DDR Leben nach 1989 ndash Aufarbeitung und Versoumlhnung (1995ndash1997) Zukunftsfaumlhige Gemein-den und Gemeindestrukturen in Meck-lenburg-Vorpommern (2000ndash2002) Staumlrkung der kommunalen Selbstver-waltung (2007ndash2011) und Aumllter werden in Mecklenburg-Vorpommern (2012ndash2016)

rungsantrag der Linken wurde mit den Stimmen von SPD und CDU abgelehnt

Antrag DIE LINKE Drucksache 74742Dringlichkeitsantrag CDUSPD Drucksache 74781Aumlnderungsantrag DIE LINKE Drucksache 74787

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Eine Enquete-Kommission soll sich mit der Zukunft der 37 Krankenhaumluser in MV befassen

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

29 A u s d e m P l e n u m | B e r i c h t e

KeineDauer-Flaggenam SchlossSitz des Parlaments wird nur zur Landtagssitzung beflaggt

Europa-Flagge Deutschland-Flag-ge und MV-Flagge Sie werden weiter-hin nicht taumlglich vor dem Schloss we-hen Nach geltender Verordnung werden Flaggen nur an den Sitzungs-tagen der Abgeordneten gehisst Und dabei bleibt es auch Das Plenum hat mehrheitlich gegen den Vorschlag der AfD gestimmt den Sitz des Landtages dauerhaft zu beflaggen Ihr Ansinnen auch den Plenarsaal mit diesen drei Flaggen auszustatten fand ebenfalls keine Mehrheit Beide Antraumlge wurden in einer gemeinsamen Debatte bera-ten in der sich neben der AfD nur DIE LINKE und die fraktionslose Abgeord-nete Christel Weiszligig zu Wort meldeten

bdquoSchwarz-Rot-Gold ist das Symbol fuumlr das demokratische Deutschland Dazu sollte sich ein deutsches Landespar-lament auch taumlglich bekennenldquo argu-mentierte Christoph Grimm (AfD) der beide Antraumlge ins Plenum einbrachte Die Deutschlandflagge stehe fuumlr Freiheit Wohlergehen Zugehoumlrigkeit und eine verfassungsgemaumlszlige Ordnung Fuumlr einen selbstbewussten aufgeklaumlrten Patriotis-mus muumlsse sich niemand schaumlmen Auch dem Plenarsaal wuumlrden die Flaggen von Land Bund und EU ndash zum Beispiel in Form von Standarten ndash mehr Farbe und eine ganz andere Note verleihen Mit bei-den Ansinnen befaumlnde sich MV in guter Gesellschaft zu Laumlndern wie Bayern Hes-sen Berlin und Thuumlringen

Das Ansinnen sei ehrenhaft offenbare jedoch eine Bildungsluumlcke meinte Pe-ter Ritter (DIE LINKE) bdquoDas Instrument das Sie vorschlagen ist falschldquo Nicht die Landesregierung muumlsse aufgefordert werden die Rechtsverordnung zu aumln-dern sondern der Innenminister bdquoOder Sie aumlndern das Hoheitszeichengesetzldquo Als die Baukommission sich mit der Aus-gestaltung des neuen Plenarsaals befasst habe haumltte sich auch die AfD mit Ideen einbringen koumlnnen bdquoIch habe von Ihrer Fraktion keinen Vorschlag gehoumlrtldquo weder zum Aussehen des Saals noch zur Beflag-gung bdquoWir lehnen diese Antraumlge abldquo

Den Plenarsaal zu beflaggen ndash fuumlr Christel Weiszligig (fraktionslos) eine laumlngst uumlber-faumlllige Forderung Flaggen zu zeigen bedeute in der Wirkung nach auszligen auch bdquoWir stehen zu unserem Land Wir sind stolz Diener des Volkes zu seinldquo Sie warb darum bdquoohne viel Gezetereldquo zu jeder Sitzung bdquodrei Standarten mit wun-derschoumlnen Fahnenldquo aufzustellen ndash und damit bdquozuversichtliche Aussagekraft und das Gefuumlhl hier sind wir zu Hauseldquo zu vermitteln

Christoph Grimm (AfD) warf den Ko-alitionsfraktionen vor bdquoden Schwanz einzuziehenldquo bdquoSie wissen nicht was Sie zu diesem Thema sagen sollen deshalb halten Sie lieber den Mundldquo Auch DIE LINKE habe in ihrem Redebeitrag eine Pirouette nach der anderen gedreht bdquoWenn wir die Landesregierung zu etwas auffordern dann ist natuumlrlich auch der Innenminister gefragt und gemeintldquo Die angefuumlhrten Ablehnungsgruumlnde hielt er fuumlr vorgeschoben bdquoGeben Sie das doch zu und sagen Sie dass Sie ideologisch einfach ein Problem mit Schwarz-Rot-Gold habenldquo

Horst Foumlrster (AfD) unterstrich dass es darum gehe den Sitz des Landtags bei der Beflaggung auf eine Stufe mit der Staatskanzlei zu stellen bdquoSymbole ha-ben eine groszlige Wirkungldquo Er gehe nicht davon aus dass es Streit in der Sache gebe Knackpunkt sei vielmehr dass die AfD den Antrag stelle bdquoSeien Sie an der Stelle einfach mal sachlichldquo Er erinnerte daran dass auch Bundespraumlsident Stein-meier vor einiger Zeit davor gewarnt habe Symbole den politischen Raumlndern zu uumlberlassen Sein Vorschlag bdquoWenn Sie nicht mit uns stimmen moumlgen stellen Sie demnaumlchst selbst einen Antragldquo

Beide Antraumlge wurden mit den Stimmen von SPD CDU und DIE LINKE abgelehntAntrag AfD Drucksache 74737Antrag AfD Drucksache 74749

Stichwort Beflaggung

Ob und wie oumlffentliche Gebaumlude be-flaggt werden kann nicht einfach nach Gutduumlnken entschieden werden Grundlage dafuumlr sind die bdquoBeflaggungs-verordnungldquo und die bdquoVerordnung zur Bestimmung der regelmaumlszligigen Be-flaggungstageldquo des Landes Die Staats-kanzlei zeigt taumlglich Flagge die Euro-paflagge die Bundesflagge und die Dienstflagge des Landes Der Landtag ist laut Verordnung an jedem Sitzungs-tag mit der Landesflagge und den Flag-gen der Landesteile Mecklenburg und Vorpommern beflaggt Vor anderen Dienststellen und Behoumlrden des Lan-des oder die der Aufsicht des Landes unterstehen werden Flaggen dagegen nur an ausgewaumlhlten Tagen gehisst Dazu gehoumlren zum Beispiel der 1 Mai (Tag der Arbeit) der Tag der Deut-schen Einheit der Volkstrauertag (auf halbmast) oder der Tag an dem eine Wahl stattfindet Uumlber den offiziellen Beflaggungskalender hinaus kann der Landesinnenminister aufgrund beson-derer Anlaumlsse weitere Beflaggungen anordnen

Landesflagge versus Dienstflagge Blau Weiszlig Gelb Weiszlig Rot quer gestreift ndash so sieht die Landesflagge aus Daneben verwenden die Landesbehoumlrden auch eine Dienstflagge Auf ihr sind zusaumltzlich noch die beiden Wappentiere der mecklenburgische Stier und der pommersche Greif abgebildet

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An Sitzungstagen wehen vor dem Schweriner Schloss die Europa-Flagge die Deutschland-Flagge und die MV-Flagge

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wie Planungen fuumlr einen Hochschulstand-ort Schwerin gewuumlnscht Sie enthielt sich in der AbstimmungAntrag SPDCDU Drucksache 74739

Elternzeit heiszligt Teilzeitplatz

Kinder deren Eltern mit einem Geschwis-terkind in Elternzeit sind haben auch weiterhin keinen Anspruch auf einen Ganztagsplatz in der Kita SPD CDU und DIE LINKE sprachen sich gegen den Vorschlag der AfD aus das Kindertages-foumlrderungsgesetz (KifoumlG) entsprechend zu aumlndern Nach den derzeitigen Rege-lungen steht diesen Familien maximal ein Teilzeitplatz zu Fuumlr die SPD liegen die Konflikte nicht in der Teilzeitloumlsung an sich sondern in den damit verbun-denen unflexiblen Bring- und Abhol-zeiten Diese gelte es zu aumlndern Die CDU beklagte dass der Gesetzentwurf nichts daruumlber aussage wie der Vorstoszlig per-sonell und finanziell gestemmt werden solle DIE LINKE wandte sich dagegen Betreuungszeiten an Voraussetzungen zu knuumlpfen und sprach sich fuumlr einen grundsaumltzlichen Ganztagsanspruch fuumlr alle Kinder aus Der Gesetzentwurf wur-de nach dieser ersten Lesung nicht zu weiteren Beratungen in den Fachaus-schuss verwiesenGesetzentwurf AfD Drucksache 74738

Keine gezielte Jagd auf Kolkraben

Die AfD-Fraktion verlangt von der Lan-desregierung mehr Schutz fuumlr Weide-tiere In den Mittelpunkt ihres Antrages stellte sie dabei den Kolkraben der im-mer wieder neugeborene Weidetiere angreife um dann das Aas zu fressen Nach Ansicht der AfD sollte der Vogel deshalb in die EU-Vogelschutzrichtlinie aufgenommen werden ndash um eine ge-zielte Bejagung zu ermoumlglichen Dass schwache Tiere das Interesse von Aas-fressern erregten liege in der Natur der Tiere entgegnete die SPD Es sei aber mitnichten so dass auf jeder Weide Kolk-

CDU sprachen sich fuumlr eine europaumlische Loumlsung und gegen einen Alleingang von MV aus Die AfD verlangte die unbeglei-teten Kinder zu ihren Eltern zuruumlckzu-schicken Anstatt dem Steuerzahler neue Kosten aufzuerlegen solle das Geld ihrer Meinung nach lieber vor Ort in aumlrztliche Hilfe investiert werden Der Antrag wur-de abgelehntDringlichkeitsantrag DIE LINKE Drs 74780

Eckwerte weisen Hochschulen den Weg

Mehr unbefristete Stellen mehr Geld ein Studiengang fuumlr Grundschullehrer in Greifswald ndash das sind drei Beispiele aus den Eckwerten die der Landtag mit den Stimmen von SPD und CDU fuumlr die Hochschulentwicklung der kommenden Jahre beschlossen hat Die Eckwerte sind der Wegweiser in welche Richtung sich die Hochschulen in den Jahren 2021 bis 2025 entwickeln sollen Auf ihrer Grund-lage erarbeiten sie Zielvereinbarungen und Entwicklungsplaumlne zum Beispiel zu Stellen Studiengaumlngen Faumlchern und For-schungsschwerpunkten Das Eckpunkte-papier ermoumlglicht es den Hochschulen erstmals die Anzahl unbefristeter Stellen zu erhoumlhen und ndash unter Einhaltung des Stellenplans ndash flexibler mit Stellen umzu-gehen Damit koumlnnen sie bei Bedarf auch im laufenden Jahr Stellen schaffen oder streichen Bislang war dies nur in engen Grenzen moumlglich Bei den Bauvorhaben liegt der Fokus unter anderem auf dem ULMICUM und BIOMEDICUM in Rostock und der Bibliothek in Neubrandenburg Mit Blick auf den Fachkraumlftebedarf legt das Land sein Hauptaugenmerk auf die fachliche Entwicklung der Studiengaumln-ge fuumlr Mediziner Juristen Bauingenieure und Lehrer Durch die Verstetigung des Hochschulpaktes stehen den Hochschu-len zudem von 2021 bis 2023 jaumlhrlich rund vier Millionen Euro ab 2024 rund acht Millionen Euro mehr zur Verfuumlgung SPD und CDU lobten die erfreulichen Entwick-lungen die sich aus den Eckpunkten erge-ben Fuumlr die AfD ging das Papier an vielen Stellen in die falsche Richtung ndash allem voran in Bezug auf Inklusion Gender Frauenquoten und dem geplanten Ori-entierungsstudium Sie stimmte ebenso wie der fraktionslose Abgeordnete Holger Arppe gegen den Antrag DIE LINKE haumltte sich unter anderem mehr Verbesserungen fuumlr die Juristenausbildung in Rostock so-

Weitere MeldungenNaumlchste Volkszaumlhlung kommt 2021

Wie viele Menschen leben in MV Wie viele Wohnungen gibt es im Land Da-ten wie diese werden im kommenden Jahr mit einer Volkszaumlhlung auf den neu-esten Stand gebracht Der sogenannte Zensus wird am 16 Mai 2021 stattfinden Deutschland ist laut EU-Recht dazu ver-pflichtet alle zehn Jahre eine Volkszaumlh-lung durchzufuumlhren Fuumlr die Erhebung werden sowohl bestehende Daten aus-gewertet als auch Buumlrger befragt Die Er-gebnisse sind wichtige Planungsgrund-lagen fuumlr Bund Land und Gemeinden Die Houmlhe der Einwohnerzahlen hat zum Beispiel Einfluss darauf wie viel Geld der Bund uumlber den Finanzausgleich ans Land und das Land an die Kommunen zahlt oder wie Wahlkreise eingeteilt werden Aber auch fuumlr die Planung von Schulen Kindergaumlrten Altenheimen oder Kran-kenhaumlusern spielen die erfassten Daten eine Rolle Die Bestimmungen zum Ab-lauf der Erhebung muumlssen in einem Ge-setz geregelt werden das im Maumlrz mit den Stimmen von SPD CDU und DIE LIN-KE beschlossen wurdeGesetzentwurf Landesregierung Drucksache 74445Beschlussempfehlung Innenausschuss Drucksache 74762

Fluumlchtlingskinder aus Griechenland

DIE LINKE hat erneut darauf gedraumlngt Fluumlchtlingskinder aus uumlberfuumlllten grie-chischen Lagern nach MV zu holen Mit einem Dringlichkeitsantrag forderte sie die Landesregierung auf uumlber die vom Bund geaumluszligerten Absichten hinaus zu gehen und weitere Kinder aufzu-nehmen Der Koalitionsausschuss des Bundes hatte sich Anfang Maumlrz bereit erklaumlrt in Zusammenarbeit mit anderen europaumlischen Laumlndern bis zu 1500 kranke sowie unbegleitete Kinder und Jugendli-che nach Deutschland zu holen DIE LIN-KE forderte dem Bund ein eigenes An-gebot zur Aufnahme weiterer Maumldchen und Jungen in MV zu machen SPD und

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und Fernmeldegeheimnis) neu besetzt werden Zur Wahl stand auf Vorschlag der Christdemokraten Ann Christin von Allwoumlrden In geheimen Wahlen wur-de die CDU-Abgeordnete mit groszliger Mehrheit in alle drei Gremien gewaumlhlt An der Abstimmung hatten sich jeweils 60 Abgeordnete beteiligt Neues stellver-tretendes Mitglied der G 10-Kommission wurde Franz-Robert LiskowWahlvorschlaumlge CDU Drucksachen 74768 bis 74770

Ausschuss bestimmt Vertrauensleute

In diesem Jahr werden an den Verwal-tungsgerichten Schwerin und Greifswald sowie am Oberverwaltungsgericht neue ehrenamtliche Richterinnen und Richter gewaumlhlt Die Wahl uumlbernimmt ein beim jeweiligen Gericht bestehender Wahl-ausschuss Diesen Wahlausschuumlssen gehoumlren die Praumlsidenten der Verwal-tungsgerichte ein von der Landesregie-rung bestimmter Verwaltungsbeamter sowie sieben Vertrauensleute an Diese Vertrauensleute wiederum werden von den Landtagsabgeordneten bestimmt SPD CDU und DIE LINKE haben sich in einem gemeinsamen Dringlichkeitsan-trag darauf verstaumlndigt diese Aufgabe dem Rechtsausschuss zu uumlbertragen In der Debatte dazu meldete sich nur die AfD zu Wort Sie wandte sich dage-gen die Entscheidungskompetenz vom Landtag in den Ausschuss zu verlagern bdquoUnserer Meinung nach ist das eine Fra-ge die das Plenum zu entscheiden hatldquo Die ehrenamtlichen Richterinnen und Richter werden fuumlr die Dauer von fuumlnf Jahren gewaumlhlt Ihre Aufgabe ist es mit Erfahrungen und Kenntnissen aus dem taumlglichen beruflichen und sozialen Um-feld die juristisch gepraumlgte Sichtweise der Berufsrichter sinnvoll zu ergaumlnzenDringlichkeitsantrag SPD CDU DIE LINKE Drucksache 74775

Kooperatives Ehrenamt

Die Bundesregierung hat die Deutsche Stiftung fuumlr Engagement und Ehrenamt mit Sitz in Neustrelitz ins Leben gerufen Vor diesem Hintergrund hat der Landtag auf Initiative der CDU die Landesregie-rung beauftragt die Arbeit der Stiftung zu unterstuumltzen und eine Kooperation mit der Ehrenamtsstiftung des Landes

rabenschwaumlrme nur darauf warteten uumlber ein neugeborenes Tier herzufallen Die CDU verwies darauf dass die Voumlgel unter bestimmten Bedingungen auch jetzt schon bejagt werden duumlrften DIE LINKE meinte ursaumlchlich fuumlr die Pro-bleme von Weidetierhaltern seien we-der Wolf noch Kolkrabe sondern eine verfehlte EU-Agrarfoumlrderpolitik Daran wuumlrde auch eine Bejagung des Kolkra-ben nichts aumlndern Alle drei Fraktionen SPD CDU und DIE LINKE sowie die frak-tionslose Abgeordnete Christel Weiszligig lehnten den Antrag abAntrag AfD Drucksache 74735

Debatte um Jura-Studium

Auf den Arbeitsmarkt fuumlr Juristen kom-men groszlige Herausforderungen zu Bis 2031 werden 320 Richter und Staatsan-waumllte in Ruhestand gehen Demgegen-uumlber stehen ein hohe Abbrecher- und Durchfallquote bei Jura-Studenten Un-ter Verweis auf diese Entwicklung warb DIE LINKE darum die Juristenausbildung in MV staumlrker in den Blick zu nehmen Konkret draumlngte sie darauf die Qualitaumlt der Ausbildung zu verbessern sowie ne-ben Greifswald auch in Rostock wieder bdquoRechtswissenschaftenldquo als Studiengang anzubieten Die AfD pflichtete der Pro-blematik bei und unterstuumltzte die Vor-schlaumlge Sie warb darum mehr Personal einzustellen um Studierende gut aufs Examen vorzubereiten Nach Ansicht der CDU seien weder im Haushalt noch strukturell die Voraussetzungen fuumlr einen Studiengang der Rechtswissenschaften in Rostock gegeben Die SPD ging in der Analyse der Probleme mit den Linken mit betonte aber dass Verbesserungen bereits umgesetzt wuumlrden oder in Pla-nung seien Neue Doppelstrukturen in Greifswald und Rostock lehnte sie abAntrag DIE LINKE Drucksache 74747

Neue Mitglieder fuumlr drei Gremien

Der bisherige Fraktionsvorsitzende der CDU Vincent Kokert hat mit Wirkung zum Maumlrz den Landtag verlassen Aus diesem Grund mussten die Sitze der Fraktion in der Parlamentarischen Kon-trollkommission (Angelegenheiten des Verfassungsschutzes) im SOG-Gremium (Sicherheits- und Ordnungsgesetz) und in der G 10-Kommission (zu Brief- Post-

angeregt Die Koalitionsfraktionen erhof-fen sich davon auch Synergieeffekte und eine Staumlrkung fuumlr das Ehrenamt in MV Die Opposition hielt den Antrag fuumlr unnoumltig bdquoDas ist ungefaumlhr so als wuumlrden wir die Einrichtung des Plenarsaals begruumlszligen und dafuumlr plaumldieren dass hier regelmauml-szligig Sitzungen durchgefuumlhrt werdenldquo meinte DIE LINKE Sie stimmte dem An-trag trotzdem zu in der Hoffnung dass er die Bedingungen fuumlr das ehrenamt-liche Engagement weiter verbessere Die AfD warnte vor einer bdquostaatlich organi-sierten Uumlbersteuerung von Ehrenamtldquo In der Abstimmung zeigten sich ihre Frak-tionsmitglieder uneins Einige stimmten dem Antrag zu andere enthielten sichAntrag CDUSPD Drucksache 74740

Kritik am Abrechnungssystem

Wolgast Parchim Demmin Krankenhaumlu-ser im Land stehen immer wieder im oumlf-fentlichen Fokus weil sie Schwierigkeiten haben ihre Abteilungen Geburtshilfe Gynaumlkologie sowie in der Kinder- und Jugendmedizin aufrechtzuerhalten Es fehlt an Geld und Personal DIE LINKE sieht eine Ursache dafuumlr im pauschalen Abrechnungssystem uumlber das Kliniken ihre Leistungen bezahlt bekommen Dieses System werde den besonderen Anforderungen an diese stationaumlren Be-reiche nicht gerecht Im Vergleich zu an-deren Abteilungen habe die Geburtshilfe viel houmlhere Vorhaltekosten die Kinder- und Jugendmedizin viel weniger plan-bare Leistungen dafuumlr aber hohe Notfall-quoten und Zeitbedarfe Sie forderte des-halb die Kosten fuumlr diese medizinische Versorgung nach den tatsaumlchlichen Kosten abzurechnen SPD und CDU plauml-dierten dafuumlr das Thema nicht isoliert zu betrachten sondern in einen groumlszligeren Zusammenhang zu ruumlcken ndash und ver-wiesen auf ihren Antrag zur Errichtung einer entsprechenden Enquete-Kom-mission Nicht zuletzt koumlnne die Abrech-nungsfrage nur auf Bundesebene ent-schieden werden Die AfD stellte einen Aumlnderungsantrag Dieser sah vor alle drei Bereiche im bestehenden Abrechnungs-system zu belassen dort aber besser auszufinanzieren In der Debatte ergriff sie nicht das Wort Beide Antraumlge wurden abgelehntAntrag DIE LINKE Drucksache 74741Aumlnderungsantrag AfD Drucksache 74782

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

32 G e s e t z g e b u n g i n d e r 7 W a h l p e r i o d e

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Laufende Gesetzgebung

Drs-Nr Initiator Gesetz Federfuumlhrender Ausschuss

Beratungsverlauf

72573 SPD CDU Entwurf eines Vierten Gesetzes zur Aumlnderung des Landesverfassungsgerichtsgesetzes

Rechtsausschuss 1 Lesung 12092018in Beratung

72574 SPD CDU Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Aumlnderung des Volksabstimmungsgesetzes

Rechtsausschuss 1 Lesung 12092018in Beratung

72575 SPD CDU Entwurf eines xx-ten Gesetzes zur Aumlnderung der Verfassung des Landes Mecklenburg-Vorpommern

Rechtsausschuss 1 Lesung 12092018in Beratung

74017 DIE LINKE Entwurf eines Gesetzes uumlber die Errichtung einer Beteiligtentransparenz-dokumentation beim Landtag (Beteiligtentransparenzdokumentationsgesetz Mecklenburg-Vorpommern - BeteildokG M-V)

Rechtsausschuss 1 Lesung 04092019in Beratung

74301 LReg Entwurf eines Gesetzes zur Neufassung des Finanzausgleichsgesetzes Mecklenburg-Vorpommern und zur Aumlnderung weiterer Gesetze

Innen- und Europaausschuss

1 Lesung 13112019in Beratung

74443 LReg Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes uumlber den oumlffentlichen Personennahverkehr in Mecklenburg-Vorpommern

Energieausschuss 1 Lesung 12122019in Beratung

74607 LReg Entwurf eines Gesetzes zum Staatsvertrag zwischen der Freien und Hansestadt Hamburg und dem Land Mecklenburg-Vorpommern uumlber die Durchfuumlhrung von Zuverlaumlssigkeitsuumlberpruumlfungen nach dem Luftsicherheitsgesetz

Energieausschuss 1 Lesung 29012020in Beratung

74613 LReg Entwurf eines Gesetzes zum Dreiundzwanzigsten Staatsvertrag zur Aumlnderung rundfunkrechtlicher Staatsvertraumlge (Dreiundzwanzigster Rundfunkaumlnderungsstaatsvertrag)

Innen- undEuropaausschuss

1 Lesung 29012020in Beratung

74614 LReg Entwurf eines Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes zur Ausfuumlhrung des Tierische Nebenprodukte-Beseitigungsgesetzes und zur Aumlnderung weiterer Vorschriften

Agrarausschuss 1 Lesung 29012020in Beratung

74615 SPD CDU Entwurf eines Ersten Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes zur Errichtung eines Sondervermoumlgens bdquoStrategiefonds des Landes Mecklenburg-Vorpommernldquo

Finanzausschuss 1 Lesung 29012020in Beratung

74618 AfD Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Aumlnderung des Finanzausgleichsgesetzes Mecklenburg-Vorpommern

- 1 Lesung 29012020Ablehnung der Uumlberweisung

74738 AfD Entwurf eines Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes zur Einfuumlhrung der Elternbeitragsfreiheit zur Staumlrkung der Elternrechte und zur Novellierung des Kindertagesfoumlrderungsgesetzes Mecklenburg-Vorpommern (Kindertagesfoumlrderungsgesetz -KifoumlG M-V)

- 1 Lesung 11032020Ablehnung der Uumlberweisung

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Abgeschlossene Gesetzgebung im Plenum am 29 Januar 2020 entschieden

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0 Drs-Nr Gesetz Initiator Abstimmung im Plenum

Beschluss

73694 Entwurf eines Gesetzes uumlber die oumlffentliche Sicherheit und Ordnung in Mecklenburg-Vorpommern und zur Aumlnderung anderer Gesetze

LReg 1 Lesung 190620192 Lesung 11032020 Annahme

74445 Entwurf eines Gesetzes zur Ausfuumlhrung des Zensusgesetzes 2021 in Mecklenburg-Vorpommern (Zensusausfuumlhrungsgesetz 2021 - ZensAG 2021 M-V)

LReg 1 Lesung 111220192 Lesung 11032020 Annahme

74444 Entwurf eines Gesetzes uumlber die Regulierungskammer Mecklenburg-Vorpommern (RegKG M-V) und zur Aumlnderung der Energiewirtschaftszustaumlndigkeitslandesverordnung

LReg 1 Lesung 111220192 Lesung 11032020 Annahme

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

33 G e s e t z g e b u n g i n d e r 7 W a h l p e r i o d e T e r m i n e

Vor-Ort-TerminWirtschaftsausschuss besucht HAB in Wusterhusen und MV WERFTEN in Stralsund

Am 27 Februar hat der Wirtschafts-ausschuss die HAB (Hallen- und Anla-genbau GmbH) in Wusterhusen als Mitgliedsunternehmen des Kooperati-onsverbundes RIC MAZA MV eV und im Anschluss die MV WERFTEN Stral-sund GmbH besucht um sich uumlber den aktuellen Stand zu informieren

Die HAB (Hallen- und Anlagenbau GmbH) gehoumlrt zu den modernsten Stahlbaubetrieben in Norddeutschland Das familiengefuumlhrte Unternehmen in dem heute mehr als 70 Mitarbeiter beschaumlftigt sind entwickelt plant und errichtet Gewerbe- Industrie- und Ge-sellschaftsbauten touristische Anlagen Komponenten fuumlr den Fahrzeugbau sowie Anlagen fuumlr den Kernkraftwerks-ruumlckbau Die HAB hat im Jahr 2006 die weltweit erste Tauchgondel fuumlr Zinno-witz auf der Insel Usedom gebaut 2011 wurden die Entwicklung und der Bau des ersten deutschen Meereswellen-

schwimmergenerators gestartet Mit ei-ner eigenen Forschungs- und Entwick-lungsabteilung werden jaumlhrlich uumlber 2 Prozent des Gesamtumsatzes zielge-richtet in die Entwicklung neuer Pro-dukte und Prozesse investiert Im Bereich des Anlagenbaus hat das Unternehmen eine Achterbahn fuumlr das Oktoberfest in Muumlnchen eine Wildwasserbahn fuumlr den Safaripark in Daumlnemark sowie Kabinen fuumlr die VIETZ GmbH Hannover gebaut Zudem werden Kranrahmen fuumlr Lieb-herr in Rostock Ersatzteile fuumlr STILL in Hamburg LNG-Traumlger fuumlr die NEPTUN WERFT in Rostock sowie eine Wasser-stoffanlage fuumlr Russland gefertigt Auszligerdem ist das Projekt Energieboje auf den Weg gebracht worden Eine Boje mit der die Bewegung der Wellen in Energie umgewandelt werden soll

RIC MAZA MV eV ist aus dem Koopera-tionsverband MAZA MV eV hervorge-gangen und seit dem 1 Januar 2018 mit einem Regionalen Innovationscluster Maritime Zulieferer Allianz Schiffbau (RIC MAZA Schiffbau) taumltig Dem Ver-bund gehoumlren derzeit 43 Mitgliedsun-ternehmen (davon 29 Kleine und mitt-lere Unternehmen) mit insgesamt ca 2400 Beschaumlftigten an Das groumlszligte Mit-gliedsunternehmen ist die Ostseestaal GmbH amp Co KG mit etwa 200 Beschaumlf-

tigten Daneben zaumlhlen u a regionale Schiffbauzuliefer- Ausruumlstungs- und Industriedienstleistungsunternehmen schiffbaurelevante Ingenieur- und Pro-jektierungsunternehmen sowie Einrich-tungen der industrienahen Forschung Wissenschaft und Bildung zum Ver-bund Fuumlr das Jahr 2020 wird ein Jah-resumsatz der Mitgliedsunternehmen

Mitglieder des Wirtschaftsausschusses zu Besuch bei der Hallen- und Anlagenbau GmbH MV Fotos Landtag

Die MV WERFTEN produzieren an den Standorten Wismar Rostock und Stralsund Kreuzfahrtschiffe und Yachten

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

34 A u s d e n A u s s c h uuml s s e n

in Houmlhe von ca 340 Mio Euro erwartet Seit 2017 hat der Kooperationsverbund mehr als 20 Forschungs- und Entwick-lungsprojekte mit Unterstuumltzung des Wirtschaftsministeriums initiiert Es wurden vier fachspezifische Projekt-gruppen ins Leben gerufen (innovative Schiffbauerzeugnisse Umsetzung der Industriestrategie 40 und Digitalisie-rung unternehmensrelevanter Prozesse effektive Schiffbaukooperation sowie Staumlrkung und zukunftsrelevante Aus- und Weiterbildung der Fachkraumlfte) Ziel ist es insbesondere die schiffbauliche Wertschoumlpfungsrelevanz der Erzeug-nisse und Leistungen sowie den Anteil kooperativer Schiffbauleistungen von Mitgliedsunternehmen und -einrich-tungen am Schiffbau zu erhoumlhen und die internationale Wettbewerbsfaumlhig-keit zu verbessern

Genting Hong Kong hat im Maumlrz 2016 die drei Nordic-Yards-Werften in Wismar Rostock und Stralsund uumlbernommen und diese im Juli 2016 in MV WERFTEN umbenannt Die MV WERFTEN bauen Schiffe fuumlr die Kreuzfahrtreedereien Crystal Cruises Dream Cruises und Cruise Global Bei den MV WERFTEN in Wismar Rostock und Stralsund die zu den modernsten und effizientesten Schiffbaustandorten in Europa gehouml-ren arbeiten derzeit 3100 Beschaumlftigte (davon 679 Mitarbeiter in Stralsund) Im April 2017 lag die Mitarbeiterzahl bei den MV WERFTEN noch bei 1400 Beschaumlftigten (davon 223 Mitarbeiter in Stralsund) Die Zahl der Auszubil-denden und Dualstudierenden bei den MV WERFTEN ist von 102 im Jahr 2017 auf 300 im Jahr 2020 angestiegen Bislang haben die MV WERFTEN vier Flusskreuzfahrtschiffe der RHINE Class fertiggestellt und bauen derzeit zwei Kreuzfahrtschiffe der Global Class die in den Jahren 2021 und 2022 abgelie-fert werden Am Standort Stralsund wird die Expeditions-Megayacht bdquoEN-DEAVORldquo gebaut die noch im Sommer 2020 uumlbergeben werden soll Bis zu 200 Passagiere koumlnnen auf dieser weltgroumlszlig-ten Megayacht die mit modernsten innovativen Technologien und luxurioumls ausgestattet wird in die Tropen und in Polarregionen reisen Daruumlber hinaus ist der Bau von vier Kreuzfahrtschiffen der Universal Class geplant wobei das erste Schiff 2022 fertiggestellt werden soll

Zeugen-vernehmungLandesverwaltung sagte zur Foumlrderung der Wohlfahrtsverbaumlnde aus

Auch die Ausschusssitzung am 16 Maumlrz befasste sich mit dem vom Landtagsplenum im Jahr 2017 fest-gelegten Untersuchungsgegenstand der Landesfoumlrderung der Wohlfahrts-verbaumlnde in den Jahren 2010 bis 2016

Jedoch wurde diese Ausschusssitzung durch die weit aktuellere Problematik der zunehmenden Verbreitung des Corona-Virus gepraumlgt So kam der Vor-sitzende Jochen Schulte mit Verspauml-tung weil er zuvor an einer Beratung der Fraktionen mit der Landtagspraumlsi-dentin teilgenommen hatte Dort ging es um die weitere parlamentarische Ar-beit Die dazu getroffene Verstaumlndigung zum grundsaumltzlichen Verzicht auf Aus-schusssitzungen bis zum 20 April 2020 war schlieszliglich auch die Grundlage fuumlr den Ausschuss sich gegen die Durch-fuumlhrung der naumlchsten fuumlr den 23 Maumlrz geplanten Sitzung auszusprechen So wurden die bereits geladenen Zeugen fuumlr diesen Termin ausgeladen Auch fuumlr die Sitzung am 16 Maumlrz selbst galten besondere Vorkehrungen So wurde bei den Besuchern auf der Tribuumlne wie im Plenum bei den Abgeordneten auf ei-nen Mindestabstand zueinander geach-tet es wurden keine Kugelschreiber ge-teilt und vielfach Handschuhe genutzt

Befragt wurden in dieser Sitzung drei Zeugen aus der Landesverwaltung Sei-tens des Landesamtes fuumlr Gesundheit und Soziales (LAGuS) schilderten des-sen Direktor Dr Heiko Will und der lang-jaumlhrige Leiter der Foumlrderabteilung Tho-mas Leder die Praxis der Ausreichung und Kontrolle der Landesmittel Beide stellten heraus dass die Grundsatzent-scheidungen vom LAGuS letztlich nur umgesetzt wurden Dabei seien auch im Rahmen des vielfach kritisierten bdquoein-fachen Verwendungsnachweises wie bei einem bdquonormalen Verwendungs-nachweis durchaus Belege gepruumlft wor-

den Das LAGuS sei bei der Bewilligung der Foumlrdermittel auch nicht an bdquoLIGA-Schluumlssel gebunden gewesen sondern habe alle Antraumlge einzeln entsprechend der Regularien gepruumlft und beschieden In den Ausfuumlhrungen wurde auch noch einmal auf die Einrichtung des LAGuS im Jahre 2006 Bezug genommen und auf die Uumlbertragung umfangreicher Aufga-ben im Jahr 2010 Heute werde die Foumlr-derabteilung fuumlr fuumlnf verschiedene Mi-nisterien taumltig und fuumlhre Foumlrderungen aus die in den Ministerien von rund drei Dutzend Fachreferaten betreut wuumlrden Insgesamt gehe es dabei jaumlhrlich um uumlber 400 Millionen Euro Zum Unter-suchungsgegenstand gehoumlrten allein rund 700 Projektfoumlrderungen

Nach den Zeugen aus dem LAGuS er-laumluterte der ehemalige Referatsleiter im Sozialministerium Claus Wergin die Grundsaumltze der Freien Wohlfahrtspflege und die Steuerung durch das Sozialmi-nisterium Er betonte Steuerung erfolge weniger durch Geld als durch inhalt-liche Eroumlrterungen und Absprachen Foumlrderungen fuumlr die Wohlfahrtspflege seien notwendig weil auf dem Markt nicht alle sozialen Angebote finanziert wuumlrden Viele Beratungs- und Hilfeleis-tungen seien ohne die Freie Wohlfahrts-pflege nicht denkbar Dabei sei das Land nicht an einen bdquoLIGA-Schluumlssel gebunden gewesen Vielmehr handele es sich dabei um einen LIGA-internen Antragsschluumlssel Damit haumltten sich die Verbaumlnde lediglich untereinander abge-stimmt uumlber ihre Aufgabenverteilung Das Land habe dann von den Verbaumln-den die entsprechenden Antraumlge erhal-ten und diese im ganz normalen Verfah-ren bearbeitet

Quelle wwwlagusmv-regierungde

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

35 A u s d e n A u s s c h uuml s s e n

Experten-anhoumlrung Parlamentsforum Suumldliche Ostsee in Elblag

Am 2 Maumlrz hat in Elblag (Polen) die internationale Expertenanhoumlrung zur Vorbereitung der Jahreskonferenz des 18 Parlamentsforums Suumldliche Ost-see in Danzig stattgefunden Sie dient der Erarbeitung einer gemeinsamen Resolution aller Partnerparlamente Der Landtag MV arbeitet gemeinsam mit dem Landtag Schleswig-Holstein der Buumlrgerschaft der Freien und Han-sestadt Hamburg den Sejmiks der Woiwodschaften Westpommern Pommern und Ermland-Masuren so-wie der Kaliningrader Gebietsduma im Parlamentsforum Suumld-liche Ostsee zusammen Die Dele-gation des Landes MV war durch die Vizepraumlsidentin Beate Schlupp sowie die Abgeordneten Dirk Friedriszik und Dietmar Eifler vertreten Thema der diesjaumlhrigen Konferenz ist bdquoDer Eu-ropean Green Deal ndash Wasser und Kli-mawandelldquo Die Experten der Partner-parlamente haben uumlber die mit dem Klimawandel verbundenen Herausfor-derungen referiert

Waumlhrend der Eroumlffnung des Experten-treffens durch die Vorsitzenden der Regionalparlamente der Woiwodschaft Ermland-Masuren und Pommern sowie des Stadtpraumlsidenten von Elbląg hat der Vizepraumlsident des Sejmik Pommern Grzegorz Grzelak betont dass es einer Aumlnderung der Gewohnheiten sowie der Nutzung von Innovationen beduumlr-fe Im Anschluss daran hat Dr Andreas Lehmann von GEOMAR (Helmholtz-Zentrum fuumlr Ozeanforschung in Kiel) zum Thema bdquoKlimawandel im Ostsee-raum ndash eine Bestandsaufnahme der letzten 40 Jahreldquo berichtet Er hat darauf hingewiesen dass in den vergangenen 40 Jahren die Lufttemperatur uumlber der Ostsee um ca 2degC angestiegen sei Dies wiederum habe Auswirkungen auch auf die Wassertemperatur Die erhoumlhte Wassertemperatur wuumlrde die Loumlslich-keit des Sauerstoffs beeinflussen und

zusammen mit der Eutrophierung zu staumlrkerer Sauerstoffzehrung und einer Ausdehnung von Sauerstoffmangel-gebieten fuumlhren Auszligerdem habe der Salzgehalt in der Ostsee an der Ober-flaumlche leicht abgenommen waumlhrend er in groumlszligeren Tiefen zugenommen habe Dies habe eine staumlrkere Schichtung zur Folge und erschwere den Austausch zwischen den Schichten Im Bereich der Ostsee komme es zu einer Hebung und Senkung von Landmassen dadurch fal-le beispielsweise im Bereich der noumlrd-lichen Ostsee der Meeresspiegel waumlh-rend er in der Region Deutschland und Daumlnemark ansteige

Der Experte Mecklenburg-Vorpom-merns Prof Dr Bernd Lennartz von der Universitaumlt Rostock hat uumlber die Ni-tratbelastung der Wasserressourcen in landwirtschaftlich genutzten Gebieten gesprochen Er hat sich besorgt daruumlber geaumluszligert dass die Nitratbelastung die Wasserqualitaumlt aufgrund von intensiver Duumlngung in der Landwirtschaft verrin-gere Trotz strengerer Regelungen zur Duumlngung sei die Qualitaumlt des Grund-wassers oftmals unzureichend und habe sich uumlber die letzten Jahrzehnte eigentlich nicht verbessert Infolge der Nitratbelastung muumlssten Trinkwasser-brunnen in 20 bis 30 m Tiefe abgestellt werden So sei die flaumlchendeckende kuumlnstliche Entwaumlsserung uumlber Drai-nagen verantwortlich fuumlr groszlige Stick-stoffeintraumlge Durch den Regenabfluss wuumlrde auch die Nitratkonzentration

ansteigen da durch das Wasser Nitrat ausgewaschen werde Es gebe mehre-re Moumlglichkeiten die Konzentration zu reduzieren beispielsweise durch Redu-zierung der Duumlngung da es groszlige Vor-kommen an Stickstoff im Boden gebe oder durch die Reduktion der Wasser-fluumlsse damit wuumlrde Wasser laumlnger im Boden gehalten werden um Stickstoff binden zu koumlnnen Die Nitratbelastung betreffe neben dem Grundwasser auch Fluumlsse Seen und Meere Die durch na-tuumlrliche Prozesse bedingte Algenbluumlte werde durch die erhoumlhten Naumlhrstoff-eintraumlge noch verstaumlrkt Dies koumlnne dazu fuumlhren dass Gewaumlsser veralgen und im schlimmsten Fall drohe Fisch-sterben und ein Umkippen von Seen Die Helsinki Kommission habe dazu klare Ziele formuliert Prof Lennartz hat betont dass selbst eine schnelle Reduzierung der Duumlngung und damit einhergehenden Nitratbelastung erst in Jahrzehnten spuumlrbar sei

Prof Dr Stanisław Czachorowski von der Universitaumlt Olsztyn hat ausgefuumlhrt dass sich die Klimaraumlume wie beispielsweise Wuumlsten verschieben wuumlrden und mit einem um 2 m erhoumlhten Wasserspie-gel Ende des Jahrhunderts zu rechnen sei Er hat betont dass die Menschen in Anbetracht des Klimawandels ihr Ver-halten zwingend aumlndern muumlssten Die bisherige Denkweise Wassermengen schnellstmoumlglich abzufuumlhren muumlsse geaumlndert werden Durch die steigenden Temperaturen wuumlrden sich Vegetati-

Vlnr D Eifler 1 Vize-Praumlsidentin des Landtages MV Beate Schlupp D Friedriszik und Experte Prof B Lennartz

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onszeiten verlaumlngern demgegenuumlber stehe aber der zukuumlnftig zunehmende Wassermangel Es seien verstaumlrkt Was-serspeicher einzusetzen sowie der Was-serkreislauf auszudehnen So muumlsse die groszligflaumlchige Bodenversiegelung z B durch Rasenparkplaumltze Anpflanzung von Baumlumen oder Blumenwiesen redu-ziert sowie kreative Ideen genutzt wer-den um beispielsweise Regenruumlckhal-tebecken in die staumldtische Entwicklung zu integrieren

Ryszard Gajewski (Vorstandsvorsitzen-der von Wody Gdańskie Sp zoo) hat ausgefuumlhrt dass in und um Danzig Messstationen zur Messung des Nie-derschlags eingerichtet worden seien Diese wuumlrden sehr unterschiedliche Niederschlagsmengen trotz geogra-fischer Naumlhe zueinander aufweisen In den letzten Jahren haumltten die Nieder-schlaumlge mit uumlber 100 mm Niederschlag zugenommen Allein im Jahr 2018 sei drei Mal ein solcher Regen verzeichnet worden Das Niederschlagswasser muumls-se verstaumlrkt auf Gruumlnflaumlchen gehalten oder Wasserspeicher fuumlr Trockenzeiten eingesetzt werden

Grażyna Skrzypek (Department fuumlr Umweltschutz am Marschallamt der Woiwodschaft Westpommern) hat den Teilnehmern-innen einen Uumlberblick uumlber die verschiedenen Landesdoku-mente und strategischen Werkzeuge in Bezug auf Wasser und den Klimawandel gegeben Es seien viele verschiedene Maszlignahmen fuumlr Hochwasserschutz aber auch fuumlr Trockenzeiten geplant So habe man die Einrichtung von Retentions-becken zum Schutz gegen die Gefahren die von der Ostsee ausgingen sowie Maszlignahmen in den Staumldten und der Gruumlninfrastruktur zur Wassernutzung im urbanen Raum geplant Es gebe un-ter anderem ein Landesprogramm zur Renaturierung von Oberflaumlchengewaumls-sern

Die Ergebnisse werden in die Resolution einflieszligen die im Rahmen der Jahres-konferenz im Mai beschlossen werden soll

Thema SchuleEinschulung an einer oumlrtlich nicht zustaumlndigen Schule im Petitionsausschuss beraten

Waumlhrend fuumlr die weiterfuumlhrenden Schulen ab Klasse 5 in MV die freie Schulwahl moumlglich ist schreibt das Schulgesetz Mecklenburg-Vorpom-mern (SchulG M-V) vor dass die Ein-schulung der Grundschuumller grundsaumltz-lich an der oumlrtlich zustaumlndigen Schule zu erfolgen hat Aus wichtigem Grund kann jedoch der Schultraumlger der oumlrtlich zustaumlndigen Grundschule die Ge-meinde eine Ausnahme gestatten Eine solche begehrte Ausnahmege-nehmigung fuumlr den Besuch der oumlrtlich nicht zustaumlndigen Grundschule war Gegenstand der am 27 Februar durch-gefuumlhrten Beratung des Petitionsaus-schusses

Die Eltern eines Grundschuumllers hatten sich im Juli 2019 an den Petitionsaus-schuss gewandt und die Einschulung ihres Sohnes an einer oumlrtlich nicht zu-staumlndigen Schule gefordert die von der Gemeinde abgelehnt worden war Den hiergegen eingelegten Widerspruch hat-te das Ministerium fuumlr Bildung Wissen-schaft und Kultur (Bildungsministerium) zuruumlckgewiesen Die Petenten fuumlhrten an dass bereits die aumlltere Schwester des Grundschuumllers den begehrten Schul-standort besucht und jeden Morgen zur Schule gebracht wird Es wuumlrde da-her den Familienalltag erleichtern wenn auch der Sohn diesen Schulstandort be-suchen wuumlrde der uumlbrigens naumlher am Wohnort der Petenten sei als der Ort der oumlrtlich zustaumlndigen Schule Die Busfahrt zur oumlrtlich zustaumlndigen Schule waumlre auf-grund ihrer langen Dauer fuumlr den Sohn unzumutbar Zudem wuumlrde der Sohn an dem begehrten Schulstandort zusam-men mit seinen Freunden eingeschult werden da er dort bereits den Kinder-garten besucht hatte

In der Ausschussberatung begruumlndeten der Buumlrgermeister des Schulstandortes und eine Vertreterin des Bildungsmini-steriums zunaumlchst die Gruumlnde fuumlr die Ablehnung So seien die Eltern erst nach

der Einschulung des aumllteren Geschwister-kindes das bereits die Regionalschule besucht umgezogen Zwar koumlnne eine Ausnahmegenehmigung erteilt werden wenn die Betreuung des Schulkindes vor oder nach dem Schulunterricht nicht ge-sichert sei vorliegend gebe es aber eine Hortbetreuung Auch haumltten die Eltern nicht nachgewiesen dass eine Berufs-taumltigkeit am Wunschstandort bestehe Vielmehr koumlnne das Kind den Schulbus zur oumlrtlich zustaumlndigen Schule nutzen wobei die Fahrtdauer von 15 min zumut-bar sei Da sich die zustaumlndige Schule im Landkreis Nordwestmecklenburg und die Wunschschule im Landkreis Rostock befindet waren auch Vertreter der bei-den betroffenen Landkreise eingeladen worden Diese verwiesen auf die Pflicht der Landkreise eine Schuumllerbefoumlrderung zu den oumlrtlich zustaumlndigen Schulen si-cherzustellen Die Organisation dieser Schuumllerbefoumlrderung erfordere aber eine tragfaumlhige Schulentwicklungsplanung die die Festlegung von Einzugsbereichen voraussetze

Die Ausschussmitglieder gelangten zu der Auffassung dass die in dem kon-kreten Fall erfolgte Ablehnung den Grundschuumller an einer anderen als der oumlrtlich zustaumlndigen Schule einzuschulen rechtmaumlszligig war In lebhafter Diskussion wurden jedoch auch das Fuumlr und Wider der verpflichtenden Einschulung an der oumlrtlich zustaumlndigen Grundschule abge-wogen So kritisierten die Ausschuss-mitglieder dass der Elternwille oft voumlllig unberuumlcksichtigt bleibe obwohl neben familienorganisatorischen Gruumlnden mit-unter auch die mangelnde Attraktivitaumlt einzelner Grundschulen dazu fuumlhre dass ein anderer Schulstandort vorgezogen werde In diesem Zusammenhang wurde auch betont dass es dem Gesetzgeber ob-liege die Regelungen zur Schulwahl zu treffen waumlhrend die Verwaltung bei der Umsetzung an das geltende Recht ge-bunden ist Vor dem Hintergrund dass in einem verhaumlltnismaumlszligig duumlnn besiedel-ten Flaumlchenland eine belastbare Schul-bedarfsplanung fuumlr die Einteilung in Ein-zugsbereiche im Primarbereich foumlrderlich ist und im konkreten Fall von einer recht-maumlszligigen Entscheidung auszugehen ist hat der Ausschuss einstimmig beschlos-sen dem Landtag zu empfehlen das Pe-titionsverfahren abzuschlieszligen

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Frecher als die EtabliertenEine neue Zeitung hatte 1990Platz fuumlr neue politische Akteure

Im Oktober 2020 jaumlhrt sich zum 30 Mal der Tag an dem der Landtag des neu gegruumlndeten Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern ins Schwe-riner Schloss einzog Das Jahr vor dem Einzug war eines der spannendsten und abwechslungsreichsten der juumln-geren deutschen Geschichte Am 9 November 1989 war nach 28 Jahren die innerdeutsche Grenze geoumlffnet worden Bis zur Wiedervereinigung am 3 Oktober 1990 uumlberschlugen sich in der DDR die Ereignisse Man-che Details drohen in Vergessenheit zu geratenDeshalb wollen wir Zeitzeugen zu Wort kommen lassen die diese so ereignisreiche Phase in Bezug zum Schweriner Schloss miterlebt haben und diese Details erinnern Diesmal Die Macher der Mecklenburgischen Volkszeitung (MVZ)

Unabhaumlngig von der Debatte uumlber eine Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten wurden im Win-ter 198990 in der DDR die Weichen gestellt dass das Schweriner Schloss Landtagssitz werden konnte Eine Ver-waltungsreform sollte die 1952 abge-schafften Laumlnder auferstehen lassen Schwerin war als Hauptstadt fuumlr Me-cklenburg-Vorpommern im Gespraumlch bdquoEin altes Land das neu entsteht ndash Gu-ten Tag Mecklenburg-Vorpommernldquo lautete am 15 Februar 1990 die Schlag-zeile der Mecklenburgischen Volkszei-tung (MVZ) Es war die erste Ausgabe einer wiederbelebten Zeitung die in der Weimarer Republik bdquoeinen renom-mierten demokratischen Ruf hatte und von den Nazis verboten wurdeldquo wie Karsten Schroumlder berichtet Er gehoumlrte zu den sechs Gesellschaftern der MVZ die das Experiment wagten der neuen Demokratie im Norden der DDR die immanent wichtige ausgewogene Oumlf-fentlichkeit zu verschaffen

Die Idee fuumlr die neue MVZ entstand laut Schroumlder am Runden Tisch in Rostock Die zur PDS (Partei des De-mokratischen Sozialismus) gewan-delte SED (Sozialistische Einheitspar-tei Deutschlands) sowie die uumlbrigen DDR-Parteien hatten allesamt ihre Parteizeitungen Den neuen demo-kratischen Parteien Gruppierungen und Basisgruppen aber fehlte eine publizistische Buumlhne bdquoEs ging darum politischen Stroumlmungen einen Platz zu geben die in der dominierenden Ostsee-Zeitung der PDS unterbelich-tet warenldquo

Schroumlder arbeitete damals wie heute im Rostocker Stadtarchiv Der Zeitgeschicht-ler interessierte sich schon fuumlr den Jour-nalismus Als er die Chance bekam bei der MVZ mitzuwirken griff er zu und lieszlig sich fuumlr zwei Monate freistellen Schroumlder war es der den Namen der fruumlheren SPD-Parteizeitung bdquoMecklenburgische Volks-zeitungldquo vorschlug Postwendend wollte sich die SPD mit drei Gesellschaftern beteiligen Harald Ringstorff von 1998 bis 2008 Ministerpraumlsident Mecklenburg-Vorpommerns war einer von ihnen Die SPD-Beteiligung verhalf der Zeitung zu den 1933 enteigneten MVZ-Raumlumen in der Doberaner Straszlige in Rostock West-

Die erste Ausgabe der MVZ erschien am 15 Februar 1990

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deutsche Aufbauhelfer der in der DDR neugegruumlndeten SPD unterstuumltzten die Gesellschafter als es galt eine GmbH und ein Gewerbe anzumelden sowie die Lizenz zu bekommen eine Zeitung mit 100000 taumlglicher Auflage verkaufen zu duumlrfenDrei der MVZ-Gesellschafter - der Jour-nalist Wolfgang Grahl der von den bdquoNorddeutschen Neuesten Nachrich-tenldquo kam der Werbekaufmann Horst Kirschneck und Karsten Schroumlder - brachten eine bunte enthusiastische Gruppe zusammen die so erinnert sich Martina Plothe anfangs bdquoziemlich unstrukturiertldquo acht Seiten MVZ fuumlllten Die damalige Betriebszeitungsvolontauml-rin und heutige Journalistin hatte am Rande einer oumlffentlichen Veranstaltung von der MVZ-Gruumlndung erfahren bdquoDie Bedingungen fuumlr die Produktion der ersten Ausgabe waren abenteuerlichldquo erinnert sie sich Mehrere Redakteure teilten sich eine Schreibmaschine die ersten sogenannten Spiegel fuumlr das Set-zen der Seiten entstanden auf dem Fuszlig-boden Es fehlten Stuumlhle Tische und Te-lefone bdquoWas heute so einfach erscheintldquo so Karsten Schroumlder bdquowar damals kom-pliziert Aber es hat funktioniertldquo

Recherchiert und geschrieben haben sie oft bis spaumlt in die Nacht Martina Plo-the bdquoDie Themen lagen zuhauf auf der Straszlige damals oder sie wurden von Le-sern in die Redaktion getragen Bearbei-tet haben wir sie auf Zuruf Es gab kein Redaktionsstatut und keine Verlagsrauml-son Den Posten des Chefredakteurs vergaben wir anfangs im Rotationsprin-zip Erst spaumlter wurden Wolfgang Grahl und dann Frauke Kaberka auf den Chef-posten gewaumlhltldquo

bdquoWir waren frecher haben uns mehr ge-traut als die etablierten Zeitungenldquo sagt Martina Plothe Das zeigte sich auch in Uumlberschriften wie bdquoEs stinkt im Inter-hotelldquo oder bdquoDer Ostsee-Wuumlrger heiszligt Guumllleldquo in den witzigen Wettervorhersa-gen oder den Fotos spaumlrlich bekleideter Strandschoumlnheiten Die MVZ schrieb fruumlher als die einheimische Konkurrenz uumlber Homosexualitaumlt und uumlber die groszlig-herzogliche Vergangenheit des Landes Vor allem aber wollten die MVZ-Macher hartnaumlckig nachfragen und Missstaumlnde aufdecken bdquoWir haben uumlber ein in der Naumlhe von Rostock entdecktes Waffen-

lager der DDR ausfuumlhrlich berichtet waumlhrend andere Rostocker Zeitungen das Thema eher sparsam abhandeltenldquo so Plothe Wenn Arbeiter der MVZ von Missstaumlnden in ihren Betrieben erzaumlhl-ten fand die Geschichte Platz im Blatt ohne dass die Gegenseite befragt wur-den wie Martina Plothe selbstkritisch zuruumlckblickt Viel Raum bekamen in der MVZ die neuen demokratischen Bewegungen Parteien und Gruppen das Neue Forum genauso wie die kon-servative Deutsche Soziale Union (DSU) bdquoWir sollten eine demokratische Zeitung machen kein Partei-Blattldquo erinnert sich Karsten Schroumlder Im Nachhinein findet Martina Plothe hingegen die SPD habe der MVZ doch manches Thema bdquohinein-zudruumlcken versuchtldquo

Die Ausstattung der MVZ-Redaktion verbesserte sich nach und nach mit materieller Hilfe und personeller Un-terstuumltzung zweier westdeutscher Zeitungen Dennoch kam die MVZ nie auf einen gruumlnen Zweig Sie lebte von einem 100000-Mark-Kredit den die Ge-sellschafter zu Beginn aufgenommen hatten bdquound mit Verkaufs- und Anzei-generloumlsen quasi von der Hand in den Mundldquo wie Martina Plothe es ausdruumlckt

Im Zeitungs-Alltag blieben viele Huumlrden zu nehmen Papier- und Druck-Kapa-zitaumlten wurden nur frei weil die ersten Betriebszeitungen im Bezirk Rostock die Segel strichen Beim vormals SED-eige-nen Ostsee-Druck in Rostock wurde die MVZ jeden Tag vor allen anderen Zei-tungen angedruckt bdquoDrei Seiten muss-ten als Stehsatz zum Teil Tage vorher in der Druckerei vorliegen Die letzte Seite mussten wir um 17 Uhr liefern Fuszligball- oder Wahlergebnisse bekamen wir nie

aktuell ins Blattldquo sagt Plothe Auszligerdem musste die MVZ mit altmodischem Blei-satz vorlieb nehmen wodurch sie ein ebenso altmodisches Aussehen bekam Die Ostsee-Zeitung wurde laumlngst im modernen Offset-Verfahren hergestellt Der Zeitungsvertrieb der DDR weiger-te sich anfangs die MVZ an ihre Abon-nenten auszuliefern Viele Kioske legten die neue Zeitung unter die altherge-brachte Konkurrenz

Laut Martina Plothe waren es viele Um-staumlnde an denen das Projekt bdquoMVZldquo scheiterte Anfangs fehlte ein Lokalteil und spaumltestens im Sommer 1990 ein Al-leinstellungsmerkmal bdquoDie anderen Zei-tungen hatten sich inzwischen geoumlffnet fuumlr eine pluralistische Berichterstattung Die neuen demokratischen Kraumlfte wa-ren nicht mehr auf die MVZ angewie-senldquo Auszligerdem draumlngten all die bunten schrillen Zeitungen aus dem Westen auf den ostdeutschen Markt bdquoWir haumltten Zeit und einen Investor gebrauchtldquo so Karsten Schroumlder bdquoUnd wir hatten fest damit gerechnet dass die SED-Bezirks-zeitungen wie die Ostsee-Zeitung ver-schwinden wuumlrdenldquo

Die Zahl der Kaumlufer und Abonnenten der MVZ sank staumlndig Am 5 September 1990 erschien die letzte Ausgabe bdquoDie Moumlglichkeit einen wirklich freien unab-haumlngigen Journalismus zu machen gab es nur in dieser zeitlichen Luumlcke zwi-schen dem Alten und dem Neuen das noch kommen sollteldquo sagt Martina Plot-he bdquoWir hatten die Aufgabe den neuen politischen Akteuren eine Stimme zu gebenldquo sagt Karsten Schroumlder bdquound die haben wir gut erfuumllltldquo

Andreas Frost

Martina Plothe war bei der MVZ vor allem fuumlr den Kulturteil zustaumlndig

Rostocks Stadtarchivar Karsten Schroumlder war einer der Gesellschafter der MVZ

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Die Buumlrgerinitiative bdquoRettet die Jarmener Muumlhleldquo hat mehr als 10000 Unterschrif-ten fuumlr den Erhalt der letzten industriellen Getreidemuumlhle Mecklenburg-Vorpom-merns und des Muumlhlenstandortes Jarmen gesammelt Die Unterschriftenlisten wurden am 11 Maumlrz Landtagspraumlsidentin Birgit Hesse (2vl) uumlbergeben Auch die 2 Vizepraumlsidentin des Landtages Dr Mignon Schwenke (li) und Landwirt-schaftsminister Till Backhaus (re) waren zugegen Am 12 Maumlrz beschaumlftigte sich der Landtag im Rahmen einer Aussprache mit dem Schicksal der mehr als 100-jaumlhrigen Muumlhlentradition in Jarmen

Die Sondersitzung des Kabinetts am 14 Maumlrz im Schweriner Schloss war der Auftakt zu einer Vielzahl von Beratungen und Abstimmungen im Rahmen der Corona-Pandemie Zu der Sondersitzung im Plenarsaal kamen Regierungsver-treter Vertreter der kommunalen Ebene sowie der Praumlsident des Robert-Koch-Instituts Lothar Wieler zusammen um das weitere Vorgehen zu beraten We-sentliche Entscheidung der Sondersitzung war die sofortige Schlieszligung von Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen bis 20 April 2020

Mit einem oumlffentlichen Ruumlckkehrerappell auf dem Alten Garten in Schwerin sind am 6 Maumlrz rund 400 Soldatinnen und Soldaten nach mehrmonatigen Auslandseinsaumltzen wieder in der Heimat begruumlszligt worden Auch Landtagspraumlsi-dentin Birgit Hesse und weitere Abgeordnete des Landtages nahmen an dem Appell teil ndash sie druumlckten somit ihren Dank und ihre Anerkennung gegenuumlber den Soldatinnen und Soldaten aus

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Landtagspraumlsidentin Birgit Hesse

bdquoDie Corona-Krise hat unser aller Leben nachhaltig beeinflusstldquo

Meine sehr geehrten Damen und Herren gestatten Sie mir an dieser Stelle ein paar Worte Die Corona-Krise hat uns unser aller Leben nachhaltig beeinflusst Viele Menschen muumlssen mit Einschraumlnkungen leben beziehungsweise ste-hen taumlglich vor besonderen Herausforderungen Vieles ist in den vergangenen Tagen zu dem besonderen Engagement des medizinischen und des Pflegepersonals gesagt worden

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zu den Leistungen der Mitarbeiter in den Supermaumlrkten der Rettungskraumlfte und der vielen Menschen die fuumlr uns alle im Kampf gegen das Virus an vorderster Front stehen

Ich moumlchte heute ndash und sehen Sie es mir nach dass ich das an dieser Stelle auch deutlich mache ndash mich diesem Dank anschlieszligen und eine weitere Berufsgruppe die in diesen Tagen vor besonderen Herausforderungen steht nennen und das sind unsere Reinigungskraumlfte Sie sorgen jeden Tag und insbesondere in Vorbereitung auf diese Landtagssit-zung dafuumlr dass alles dafuumlr getan wird fuumlr den Schutz der Abgeordneten und natuumlrlich auch der Mitarbeiter und aller im Schloss und den Liegenschaften des Landtages Taumltigen Alles womit wir heute in Beruumlhrung kommen ist desinfiziert auch zum Beispiel das Rednerpult wird nach jedem Redner gereinigt Und gestatten Sie mir an dieser Stelle einfach mal Danke zu sagen an unser Reinigungspersonal

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD DIE LINKE und auf der Regierungsbank)

Das Pult wurde nach jedem Redner desinfiziert Auf Wasserglaumlser wurde aus hygienischen Gruumlnden verzichtet Foto Uwe Sinnecker

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Ministerpraumlsidentin Manuela Schwesig

bdquoMein besonderer Dank gilt denen die fuumlr unsere alltaumlgliche Versorgung sorgenldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete Liebe Buumlrgerinnen und Buumlrger vor allem im Livestream Die Lage ist ernst sie ist sehr ernst Unser Land steht mitten in einer groszligen Herausforderung in einer Herausforderung die noch nie so groszlig war seit Gruumlndung unseres Landes Mecklenburg-Vorpommern Das Corona-Virus bedroht unsere Gesundheit und bedroht die wirtschaftliche Entwicklung des Landes und auch Teile un-seres sozialen Zusammenhaltes Das Corona-Virus hat sich weltweit ausgebreitet Die WHO spricht von einer Pande-mie und das heiszligt dass dieses Corona-Virus nicht nur unser Land nicht nur Deutschland sondern mittlerweile fast alle Staaten der Weltgemeinschaft in Atem haumllt

Was ist so gefaumlhrlich an diesem Corona-Virus Das Corona-Virus breitet sich schnell aus ganz einfach es ist unsichtbar es ist ein unsichtbarer Feind gegen den wir kaumlmpfen und es gibt noch kein Medikament und keinen Impfstoff Und all das macht das Corona-Virus so gefaumlhrlich

Deshalb sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete ha-ben wir in den letzten Tagen Maszlignahmen getroffen die wir uns alle so zu Beginn des Jahres nie haumltten vorstellen koumln-nen Wir haben in einem Eiltempo von Tag zu Tag Entschei-dungen treffen muumlssen und haben diese Entscheidungen nach bestem Wissen und Gewissen getroffen in Abstim-mung mit Experten nach vielen Beratungsrunden und vor allem mit einer absoluten Prioritaumlt die Gesundheit der Be-voumllkerung zu schuumltzen die Gesundheit der Bevoumllkerung zu sichern Das steht vor allem

Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete dazu sind in den letzten Tagen viele Maszlignahmen getroffen worden von der Schlieszligung von Kitas und Schulen uumlber Schlieszligung von

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vielen Laumlden bis hin zur Schlieszligung des Tourismus Nur die notwendigsten Dinge sind noch offen und wir alle halten und muumlssen uns an ein Kontaktverbot halten

Und ich moumlchte an allererster Stelle mich ganz herzlich bei den Buumlrgerinnen und Buumlrgern des Landes bedanken die in ganz ganz groszliger Mehrheit diese Maszlignahmen nicht nur unterstuumltzen sondern sie tragen und umsetzen Das ist Vor-aussetzung im Kampf gegen das Corona-Virus Kein Gesetz keine medizinische Versorgung kann alleine diesen Kampf fuumlhren Die Buumlrgerinnen und Buumlrger muumlssen mitziehen muumlssen sich an diese Regeln halten und muumlssen sie beach-ten und deshalb meinen Dank an unsere Buumlrgerinnen und Buumlrger die genau das tun

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Ziel ist es mit diesen Maszlignahmen Kontakte so viel wie moumlg-lich zu vermeiden und Zeit zu gewinnen Zeit zu gewinnen unser Gesundheitssystem zu ruumlsten fuumlr diese Pandemie um sicherzustellen dass jede und jeder der am Corona-Virus er-krankt und vielleicht sogar schwer erkrankt die beste medi-zinische Versorgung hat Das Gesundheitssystem bei aller Diskussion das Gesundheitssystem in Deutschland ist ein gutes System Wir haben 28000 Intensivbetten fuumlr das Co-rona-Virus die meisten Betten zum Beispiel in Europa aber wir muumlssen aufruumlsten Das haben wir in den letzten Tagen getan die Kliniken die Aumlrzte haben sich darauf eingestellt und deshalb moumlchte ich an dieser Stelle dem gesamten me-dizinischen Personal den Schwestern den AumlrztInnen aber auch allen die hinter den Kulissen arbeiten bis hin zur Rei-nigungskraft ganz herzlich danken dass sie bereitstehen fuumlr die medizinische Versorgung des Corona-Virus

Aber wir duumlrfen nicht vergessen das Corona-Virus setzt nicht andere Erkrankungen aus Trotzdem muss der Blind-darm der entzuumlndete Blinddarm operiert werden trotzdem muumlssen Krebspatienten behandelt werden trotzdem wollen wir dass Kinder geboren werden All das was das Gesund-heitssystem Tag und Nacht leistet muss weitergehen und trotzdem muss es geruumlstet sein fuumlr den Kampf gegen das Corona-Virus Und das leisten Frauen und Maumlnner in unzaumlh-liger Weise in unserem Land und dafuumlr meinen ganz herz-lichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Dass der Alltag trotz dieses Runterfahrens funktioniert hat auch damit zu tun dass wir viele Menschen haben in der Verwaltung die mit Hochdruck daran arbeiten alle Maszlignah-men alle Soforthilfen umzusetzen dass wir die Polizistin-nen und Polizisten haben die diese strengen Maszlignahmen kontrollieren Ja es wird daruumlber diskutiert ob es richtig ist dass Mecklenburg-Vorpommern ein strenges Einreiseverbot kontrolliert Und ich sage ganz klar Ja Wenn wir uns fuumlr sol-che Regeln entscheiden dann muumlssen die Regeln auch ein-gehalten werden und dann muumlssen wir sie auch umsetzen

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

5 A u s d e m P l e n u m O r i g i n a l - D e b a t t e

und deshalb auch herzlichen Dank an unsere Polizistinnen und Polizisten die da im wahrsten Sinne des Wortes an der Front stehen und das fuumlr uns umsetzen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Mein besonderer Dank gilt denen die fuumlr unsere alltaumlgliche Versorgung sorgen und das sind die Verkaumluferinnen und Verkaumlufer im Supermarkt die am meisten ungeschuumltzt sind Und ich will hier ganz deutlich sagen warme Worte reichen dann nicht Ich erwarte insbesondere von den groszligen Le-bensmittelhandelsketten dass jetzt diese Leute auch gut bezahlt werden dass sie nach Tarif bezahlt werden und dass sie geschuumltzt werden Und ich bitte die Buumlrgerinnen und Buumlrger mitzumachen freundlich zu sein Abstand zu halten Die Verkaumluferinnen und Verkaumlufer leisten in diesen Tagen Groszligartiges

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete das Corona-Virus breitet sich in Mecklenburg-Vorpommern moderat aus Trotzdem haben wir die ersten Toten zu verzeichnen Die Zahlen der Infektionen und der schwer Erkrankten sind immer noch moderat gegenuumlber anderen Teilen von Deutschland und wir lassen uns hier sehr eng beraten von Professor Reisinger von Frau Dr Littmann und ich denke dass es richtig ist dass wir diese strengen Maszlignahmen ge-troffen haben

Und ich sage hier ganz klar wer zum jetzigen Zeitpunkt uumlber Lockerung von Maszlignahmen redet streut den Men-schen Sand ins Auge Wir haben diese Maszlignahmen schwe-ren Herzens beschlossen wir halten uns daran und wir muumls-sen durchhalten mindestens bis zum 1904 Daran appelliere ich Jede Lockerung davor waumlre gefaumlhrlich Wir muumlssen jetzt gemeinsam durchhalten dann koumlnnen wir es auch schaffen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete jede Ent-scheidung fuumlr die Gesundheit ist oftmals eine Entscheidung gegen Unternehmen und gegen Arbeitsplaumltze gewesen und deshalb sind diese Entscheidungen auch verdammt schwer ndash weil unser Herz blutet wenn das Tourismusland Nummer eins nicht nur keine neuen Gaumlste aufnehmen darf sondern Gaumlste nach Hause schickt und weil es schwer ist dass der Einzelhandel runtergefahren wird Und deshalb ist es uns wichtig Maszlignahmen fuumlr die Gesundheit der Bevoumll-kerung zu treffen aber auch Maszlignahmen fuumlr die Gesund-heit der Unternehmen und der Arbeitsplaumltze Der Dreiklang unseres Schutzfonds Mecklenburg-Vorpommern und des Nachtragshaushalts hat den Gedanken Gesundheit der Be-voumllkerung zu schuumltzen Unternehmen zu schuumltzen und Ar-beitsplaumltze zu schuumltzen Und deshalb bin ich sehr froh dass Sie heute zusammengekommen sind und diesen Fonds

und diesen Nachtragshaushalt beraten und ich bitte auch um Unterstuumltzung

(Beifall vonseiten der Fraktion der SPD und Franz-Robert Liskow CDU)

Der Bund hat in einem einmaligen Rettungspaket viele Maszlignahmen auf den Weg gebracht viel Unterstuumltzung fuumlr die gesundheitliche Versorgung aber vor allem auch fuumlr die Kleinst- und Kleinunternehmen Das ist gut und wichtig denn 70 Prozent unserer Unternehmen sind diese Kleinst- und Kleinunternehmen mit bis zu zehn Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern

Aber wir als Land wollen mehr tun wir wollen mit Liquidi-taumltshilfen allen Unternehmen helfen Wir haben den Buumlrg-schaftsrahmen erhoumlht von 12 auf 16 Milliarden Euro und wir haben anders als viele andere Bundeslaumlnder uns ent-schieden auch Zuschuumlsse fuumlr Mittelunternehmen zu zah-len also fuumlr Unternehmen die mehr als zehn Arbeitnehmer haben fuumlr die kleinen Unternehmen bis 49 Arbeitnehmer aber auch fuumlr die mittleren bis 100 Arbeitnehmer daruumlber hinaus auch Unterstuumltzung mit Expresshilfen Es ist uns wichtig dass wir in diesem Paket ndash Soforthilfen fuumlr die Un-ternehmen aber auch Kurzarbeitergeld fuumlr die Arbeitneh-merinnen und Arbeitnehmer und weitere Unterstuumltzungen wie zum Beispiel Liquiditaumltshilfen ndash dafuumlr sorgen dass moumlg-lichst jeder Arbeitsplatz und jedes Unternehmen durch die-se Krise kommt und dass wir nach dieser Krise an die gute wirtschaftliche Entwicklung des Landes wieder anknuumlpfen koumlnnen Dazu dient dieses Hilfspaket dieser Schutzfonds Mecklenburg-Vorpommern

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Und ich will mich ausdruumlcklich bedanken fuumlr die guten und konstruktiven Beratungen mit den Regierungsfraktionen aber auch ausdruumlcklich mit den Fraktionen der Opposition Ich begruumlszlige es dass es Vorschlaumlge gibt fuumlr einen Sozial-fonds fuumlr weitere wirtschaftliche Unterstuumltzung Wir sollten jetzt in dieser Krise das was typisch ist in der Demokratie dass Regierung und Opposition sich reiben und diskutieren einmal uumlberwinden und zusammenstehen um unserem Land zu helfen Und diese Gespraumlche habe ich so wahrge-nommen und deshalb moumlchte ich mich bei allen Fraktionen ausdruumlcklich dafuumlr bedanken

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Mein Dank gilt auch der Regierungsmannschaft Im Alltag kann man viel daruumlber diskutieren was gelingt und was nicht gelingt und alle sind nur Menschen Aber ich kann Ihnen versichern dass wir in dieser Krise alles dafuumlr geben ndash und dafuumlr stehe ich ganz persoumlnlich ndash dass unser Land gut durch diese Krise kommt dass wir die Gesundheit der Men-schen schuumltzen und auch die wirtschaftliche Entwicklung des Landes Dafuumlr steht diese Landesregierung und dafuumlr

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

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stehe ich als Ministerpraumlsidentin ganz persoumlnlich Und ich moumlchte mich bei allen Ministerinnen und Ministern Staats-sekretaumlren und den Mitarbeitern der Verwaltung bedanken Mein ganz besonderer Dank gilt meinem Stellvertreter Lo-renz Caffier Vielen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete mit dem Nachtragshaushalt schlagen wir Ihnen vor dass wir den Schutzfonds von 11 Milliarden Euro finanzieren durch 700 Millionen Euro einmaligen Kredit weil wir unsere Ruumlcklagen dafuumlr nutzen wollen die Steuerausfaumllle die wir im naumlchsten Jahr haben werden von 1 Milliarde Euro zu kompensieren Wir wollen drei Dinge tun Wir wollen als Land unsere Ver-sprechen fuumlr Investitionen halten wollen den groumlszligten Inve-stitionshaushalt der hier im Dezember beschlossen wurde auch durchhalten und nicht kuumlrzen Wir wollen gleichzeitig dafuumlr sorgen dass wir den Schutzfonds (11 Milliarden Euro) uumlber unser Land legen um vor allem Arbeitsplaumltze Unter-nehmen und auch den sozialen Zusammenhalt zu schuumltzen Und wir wollen dafuumlr sorgen dass wir mit Ruumlcklagen uns ge-gen Steuermindereinnahmen stemmen um eben nicht in Kuumlrzungen zu kommen In diesem Sinne hoffe ich auf gute Beratung und auf Unterstuumltzung

Ich weiszlig dass viele Buumlrgerinnen und Buumlrger sich sorgen ma-chen ndash um ihre Gesundheit um ihre Familie um ihre eigene Existenz Und es ist unsere Verantwortung den Menschen nicht was Falsches zu sagen sondern ehrlich zu sein Nie-mand hat eine Blaupause fuumlr diese Situation Sie ist einma-lig fuumlr die ganze Welt Aber ich bin sehr zuversichtlich und das ist ganz besonders meine Erfahrung der letzten sechs Monate dass wenn sich eine Lage bedrohlich anfuumlhlt und sie auch bedrohlich ist wir auf das Gesundheitssystem im Land vertrauen koumlnnen dass wir uns an die Maszlignahmen halten muumlssen dass wir durchhalten muumlssen und dass wir zusammenhalten muumlssen und dass wir daraus die Kraft neh-men koumlnnen durch diese Krise zu kommen Wir haben diese Kraft unser Land hat diese Kraft und deshalb habe ich nicht nur Sorge sondern auch Zuversicht dass wir gut durch diese Krise kommen Die Maszlignahmen dafuumlr haben wir getroffen die Maszlignahmen liegen Ihnen vor und dafuumlr bitte ich um Un-terstuumltzung Passen Sie auf sich auf und bleiben Sie gesund

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Damit der Mindestabstand von 15 m zwischen den Abgeordneten und Ministern gewaumlhrleistet werden konnte musste die Sitzordnung geaumlndert werdenFoto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

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fluumlchteten und Menschen mit Schutztiteln eine Arbeitsauf-nahme ermoumlglicht werden kann

Meine Fraktion wird die Landesregierung auch weiterhin dort unterstuumltzen wo sie das Richtige tut und wir werden kon-struktive Kritik uumlben wo das Richtige und Notwendige moumlg-licherweise bisher noch nicht erkannt wurde Daher muss ich an dieser Stelle auch etwas Kritik anbringen Zur Aufstockung des Kurzarbeitergeldes heiszligt es in der Entschlieszligung lediglich die Landesregierung moumlge sich auf der Bundesebene dafuumlr einsetzen Meine Fraktion war und ist hier fuumlr eine souveraumlne Loumlsung auf Landesebene statt auf den Bund zu warten Ge-rade wegen der vergleichsweise niedrigen Loumlhne und Gehaumll-ter hier in Mecklenburg-Vorpommern besteht groszliger Hand-lungsbedarf

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Wer ohnehin schon wenig verdient den trifft jeder Euro im Verdienstausfall besonders hart Wenn infolge der Corona-Krise ein Teil unserer Buumlrger um seine wirtschaftliche Exis-tenz ringt muumlssen wir als Politiker auch unsere Prioritaumlten uumlberpruuml-fen Dazu gehoumlrt fuumlr uns dem unseligen Strategiefonds ein Ende zu machen

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

und die Mittel sinnvoller einzusetzen

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Das galt vor der Krise das gilt jetzt erst recht

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Die Forderung nach Umlenkung des Strategiefonds in Coro-na-Hilfsmaszlignahmen hatten wir fuumlr den Entschlieszligungsantrag angemeldet Leider findet sie sich in der Entschlieszligung nicht wieder Meine Fraktion wird deshalb weiter auf die Beendi-gung des Strategiefonds draumlngen Weder Opposition noch Landesrechnungshof und Landesverfassungsgericht haben bisher ein Umdenken der Regierungskoalition bewirken koumln-nen Sie haumllt nach wie vor an dem Strategiefonds fest Ich ap-pelliere daher heute nochmals an die Abgeordneten von SPD und CDU Wenn Sie schon nicht auf fachlich fundierte Kritik houmlren wollen dann nehmen Sie die Corona-Krise zum Anlass die Mittel im Strategiefonds fuumlr Hilfsmaszlignahmen umzuwid-men

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Sie wuumlrden damit ein Zeichen setzen dass nicht nur die Buumlr-ger ihre Planung anpassen muumlssen sondern dass auch die Politik ihre Lieblingsprojekte zuruumlckstellt um unseren Buumlrgern in akuter Not den Ruumlcken zu staumlrken

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Nikolaus Kramer AfD

bdquoLassen Sie uns diese Krise gemeinsam durchstehenldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete Sehr geehrte Frau Ministerpraumlsidentin Die Corona-Pandemie bedeutet fuumlr uns in Mecklenburg-Vorpommern erhebliche Belastungen Das Leid der schwer Erkrankten die Sorge um erkrankte oder gefaumlhrdete Ange-houmlrige und Freunde sowie die schweren zusaumltzlichen Belas-tungen fuumlr medizinisches und pflegerisches Personal seien hier zuvorderst genannt

Aber die Eindaumlmmungsmaszlignahmen bringen auch andere Belastungen mit sich Betriebe muumlssen schlieszligen Arbeits-plaumltze sind gefaumlhrdet finanzielle und berufliche Lebensplaumlne werden erschuumlttert Das ist eine neue Zeit uumlber deren Aus-wirkungen bisher nur ungenuumlgend Fakten auf dem Tisch lie-gen Die Landesregierung hat ein Programm zur Bekaumlmpfung der Pandemie und zur Bewaumlltigung ihrer sozialen und wirt-schaftlichen Folgen vorgelegt Sie hat auch uns als Opposi-tion Gelegenheit gegeben Vorschlaumlge einzubringen Meine Fraktion hat sich dementsprechend konstruktiv eingebracht Ausdruumlcklich begruumlszligen wir dieses Vorgehen

Im Ergebnis liegt nun ein gemeinsamer Entschlieszligungsantrag aller Fraktionen vor in dem jede Fraktion sich wiederfinden kann Es ist gut dass wir in Zeiten der Krise zu einem gemein-samen Handeln finden So finden wir in der Entschlieszligung auch die Forderung meiner Fraktion eine bessere Unterstuumlt-zung fuumlr Corona-geschaumldigte Unternehmen mit mehr als 49 Mitarbeitern zu pruumlfen Offensichtlich konnte die Landesre-gierung die Pruumlfung unserer Forderung bereits erfolgreich abschlieszligen und hat die Umsetzung am gestrigen Tage be-schlossen Das ist sehr erfreulich

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Ebenso in die Entschlieszligung aufgenommen ist unser Anlie-gen die Moumlglichkeit zu pruumlfen wie zur Kompensation feh-lender Arbeitskraumlfte aus dem europaumlischen Ausland infolge von Corona-Maszlignahmen Menschen aus Drittstaaten Ge-

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Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie werden uns spaumltestens mit der naumlchsten Mai-Steuerschaumltzung neue Haushaltsentscheidungen abverlangen Wir duumlrfen bereits jetzt von erheblichen Einnahmeruumlckgaumlngen ausgehen Vor diesem Hintergrund sind wir alle gefordert daruumlber nach-zudenken Wahlwerbegeschenke der Regierungskoalition zuruumlckzustellen um das Notwendige und Unverzichtbare sicherzustellen

Das bedeutet uumlbrigens keineswegs tatsaumlchlich notwendige Investitionen kuumlrzen zu wollen wie es in der Presse faumllschlich uumlber meine Fraktion hieszlig An Investitionen sind im Haus-haltsjahr 2020 bisher 17 Milliarden Euro eingeplant Die be-reinigten Gesamtausgaben liegen bei 92 Milliarden Euro Es gibt also auch andere Ausgaben als Investitionsausgaben die man uumlberpruumlfen kann und muss

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Die Landesregierung selber hat ja schon im Nachtragshaus-halt erklaumlrt dass sie mal eben 50 Millionen Euro im Wege des Haushaltsvollzugs heben kann Grundsaumltzliches Ziel der Maszlig-nahmen sollte es sein dass deren Finanzierung zuerst durch Einsparung und moumlglichst geringe Schuldenaufnahme er-folgt Um eine Verstetigung der Maszlignahmen zu vermeiden muss fortwaumlhrend gepruumlft werden inwieweit diese Maszlignah-men aufrechterhalten werden muumlssen Dabei darf nicht auszliger Acht gelassen werden dass eben unter diesen Maszlignahmen nicht nur die Wirtschaft leidet sondern auch gerade die Men-schen Sorgen um den Arbeitsplatz Existenz-aumlngste koumlnnen Depressionen und andere psychosomatische Krankheiten ausloumlsen was sich dann auch wiederum auf die Arbeitskraft und dementsprechend auf die Wirtschaftskraft negativ auswirken wird

In jeder Krise steckt aber auch eine Chance So ruumlcken derzeit die Familien wieder enger zusammen man besinnt sich auf die wichtigen Dinge im Leben Wir betrachten nichts mehr als selbstverstaumlndlich Man achtet auf sein Umfeld seine Freunde die Nachbarn In solchen Zeiten stellen wir fest dass

eben nicht nur Polizisten Aumlrzte und Lehrer systemrelevante Berufe sind sondern auch das Krankenhaus- und Pflegeper-sonal sowie die Einzelhandelskaufleute Diese Aufzaumlhlung ist nicht abschlieszligend Es sollte nach unserem Dafuumlrhalten keine Klassifizierung zwischen Berufen ersten Grades und zweiten Grades geben

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Dennoch kann aus diesem Grunde unser Dank nicht oft und laut genug allen Beteiligten ausgesprochen werden Von un-serem Dank aber allein kann man sich auch in unserem Land nichts kaufen

Nun erweist es sich auch als Fehler dass in der Bundesrepublik eine Vielzahl von Krankenhaumlusern geschlossen worden sind Auch hier in unserem Land wurde uumlber die Schlieszligung ein-zelner Stationen und Krankenhaumluser noch vor zwei Monaten gesprochen so zum Beispiel Wolgast und Crivitz

Ploumltzlich koumlnnen nun doch Grenzkontrollen durchgefuumlhrt werden Die Bundesrepublik besinnt sich ihrer Souveraumlnitaumlt und verlaumlsst sich nicht allein auf Bruumlssel Gleichwohl zeigt das dass nationalstaatliches Handeln auch solidarisch mit Italien moumlglich ist Als mahnende Beispiele seien hier Russland und China genommen

Dieser gemeinsame Antrag aller Fraktionen beweist dass es moumlglich ist jenseits der politischen Lager gemeinsam fuumlr die Interessen unseres Landes und unserer Landsleute einzuste-hen

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Lassen Sie uns diese Krise gemeinsam durchstehen Zu dieser Gemeinsamkeit gehoumlrt auch die konstruktive Debatte uumlber die richtigen Loumlsungen ndash Vielen Dank und bleiben Sie alle gesund

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Wie bei allen Fraktionen nahm auch bei der SPD-Fraktion nur ein Teil der Abgeordneten an der Sitzung teil

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Aumlltere chronisch Kranke Verwandte Bekannte und Freunde es geht um Menschenleben Klar ist fuumlr mich auch wir duumlr-fen uns nicht daran gewoumlhnen denn es koumlnnen nur Maszlig-nahmen auf Zeit sein da es tiefe Eingriffe in die Grundrechte unserer Gesellschaft sind

Meine sehr geehrten Damen und Herren ich bin der Oppo-sition dankbar dass der heutige Landtag in dieser verklei-nerten Form stattfindet Die parlamentarische Demokratie lebt im Normalfall vom konstruktiven Streit Dass dieser in Krisenzeiten etwas zuruumlcktritt begruumlszlige ich ausdruumlcklich Dass alle an einem Strang ziehen ist in dieser Situation rich-tig und die parteiuumlbergreifende gemeinsame Entschlieszligung ist in der Krise ein starkes Signal an die Buumlrger unseres Landes

Meine sehr geehrten Damen und Herren die zweite Vorbe-merkung die ich machen moumlchte betrifft diejenigen die momentan den Karren ziehen und den Laden buchstaumlblich am Laufen halten So wichtig ich die Bleibe-zu-Haus-Aufrufe finde es ist mindestens ebenso erwaumlhnenswert dass die Arbeitsleistung fuumlr einen Groszligteil der Arbeitnehmer nicht etwa gesunken sondern gestiegen ist Das sind all diejeni-gen die in den Krankenhaumlusern und in den Arztpraxen fuumlr unsere Gesundheit sorgen es sind aber auch die Menschen die im Einzelhandel und in den Apotheken arbeiten in der Landwirtschaft in der Logistik im Transportwesen oder als Post- und Paketzusteller in Tankstellen und als Reinigungs-kraumlfte die Landes- und die Bundespolizei die Bundeswehr und viele weitere mehr Sie alle sorgen dafuumlr dass unser Le-ben einigermaszligen weitergeht Ihnen allen einen herzlichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Deshalb begruumlszlige ich auszligerordentlich dass der Bundesfi-nanzminister am Montag die Moumlglichkeit geschaffen hat dass die sogenannten Corona-Praumlmien bis 1500 Euro steu-erfrei bleiben Warme Worte sind genug gewechselt Ar-beitgeber sollen mit gutem Beispiel vorangehen und die Leistungen der eigentlichen Helden der Krise auch mit einer entsprechenden Praumlmie wuumlrdigen Das gilt selbstverstaumlnd-lich auch fuumlr den Bereich der Landesregierung

Ich will es auch nicht versaumlumen mich an dieser Stelle bei den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Landesfoumlrder-institutes zu bedanken Ich habe mich selbst davon uumlber-zeugt dass mit groszligem Elan und mit einer Selbstverstaumlnd-lichkeit auch am Wochenende gearbeitet wird damit das Geld fuumlr die Antraumlge auf Soforthilfe schnellstmoumlglich aus-gezahlt werden kann damit unsere heimische Wirtschaft durch die Krise kommt und die Menschen nicht arbeitslos werden Herzlichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Beim Stichwort bdquoSoforthilfenldquo bin ich im wahrsten Sinne des Wortes mittendrin im Nachtragshaushalt Kern des Nach-

Torsten Renz CDU

bdquoUnser MV-Schutzfonds dient zu Recht vordergruumlndig dazu die Wirtschaft durch die Krise zu begleitenldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren Heute vor vier Wochen am 2 Maumlrz war auf der Titelseite der bdquoSchweriner Volkszeitungldquo ein Bericht uumlber Lea Sophie Friedrich aus Dassow Sie war Weltmeisterin im Bahn-radfahren geworden Auf der Titelseite des bdquoNordkuriersldquo war ein Artikel uumlber Eilantraumlge gegen die Masernimpfpflicht Und im bdquoNordmagazinldquo lief einen Tag spaumlter ein Bericht in dem es um steigende Uumlbernachtungszahlen in Jugend-herbergen ging Ich weiszlig nicht wie es Ihnen geht fuumlr mich klingen solche Berichte wie aus einem anderen Land wie aus einer anderen Zeit ndash und sie sind keine vier Wochen her

Ab dem 1603 ging es dann Schlag auf Schlag Kitas Schu-len Geschaumlfte Gaststaumltten wurden geschlossen Kontaktein-schraumlnkungen angeordnet ndash harte Maszlignahmen Heute hat jeder von uns Verwandte Nachbarn oder Bekannte die sich in Quarantaumlne befinden moumlglicherweise positiv getestet wurden oder von der Kurzarbeit betroffen sind Die Sorge um die Gesundheit der Liebsten und Existenzaumlngste stehen auf der Tagesordnung

In dieser Situation bin ich besonders froh dass wir in Deutschland ein funktionierendes Gesundheitssystem und einen handlungsfaumlhigen Staat vorfinden So wichtig dieser Nachtragshaushalt auch ist moumlchte ich als Erstes feststellen die Maszlignahmen der Bundesregierung und der Landesre-gierung zur Eindaumlmmung der Pandemie sind richtig und uneingeschraumlnkt notwendig Insbesondere die Kontaktbe-schraumlnkungen bis zum 1904 sind unumgaumlnglich um Situ-ationen wie in Italien Spanien oder in den USA unserer Be-voumllkerung zu ersparen Deshalb auch mein Appell an dieser Stelle Seien Sie solidarisch denn es geht insbesondere um

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tragshaushaltes ist der MV-Schutzfonds mit einem Volumen von insgesamt 11 Milliarden Euro Davon werden 700 Millio-nen durch eine Nettokreditaufnahme gedeckt zudem wird der Buumlrgschaftsrahmen zusaumltzlich um 400 Millionen erwei-tert Ein erwarteter Einnahmeruumlckgang von 1 Milliarde Euro muss ebenfalls gestemmt werden eine gigantische Aufga-be die unser Land meistern will und meistern muss Dazu nutzen wir unter anderem Ruumlcklagen die wir durch solide Haushaltspolitik aufgebaut haben

Die Maszlignahmen im Einzelnen liegen Ihnen vor und sind in-soweit bekannt Deshalb moumlchte ich nur auf die verlorenen Zuschuumlsse also die Zuschuumlsse die nicht zuruumlckgezahlt wer-den muumlssen fuumlr Firmen bis 100 Mitarbeiter in Houmlhe von uumlber 160 Millionen Euro verweisen Was wir in diesem Bereich leis-ten kann sich deutschlandweit sehen lassen Ausdruumlcklich moumlchte ich betonen dass fuumlr Firmen bis zehn Arbeitnehmer das Geld durch den Bund bereitgestellt wird und somit eine hervorragende Verzahnung mit Landesgeldern stattfindet

Meine sehr geehrten Damen und Herren der MV-Schutz-fonds ist inhaltlich sehr breit aufgestellt und versucht moumlglichst viele Lebensbereiche abzudecken Fuumlr unser an Einwohnern kleines Bundesland ist das eine riesige Kraft-anstrengung und trotzdem bin ich uumlberzeugt dass dieser wichtige Schritt notwendig und machbar ist um uns uumlber diese schwere Zeit zu tragen Trotzdem gilt wenn es nicht reicht es Schwachstellen gibt muumlssen wir nachsteuern

Meine sehr geehrten Damen und Herren unser MV-Schutz-fonds dient zu Recht vordergruumlndig dazu die Wirtschaft durch die Krise zu begleiten aber wir muumlssen auch zeitnah gemeinsam mit der kommunalen Ebene uumlber Unterstuumlt-zungsmaszlignahmen sprechen damit das Leben vor Ort nicht zum Stillstand kommt Dabei gilt es rechtliche und finanzi-elle Fragen im Sinne der Handlungsfaumlhigkeit der Kommunen zu diskutieren und Loumlsungen zu finden

(Beifall vonseiten der Fraktion der CDU)

Und damit moumlchte ich zum letzten Aspekt kommen Das Virus hat uns schmerzlich vor Augen gefuumlhrt dass unsere arbeitsteilige globalisierte Wirtschaft zwar fuumlr Wachstum und Wohlstand sorgt zugleich ist sie aber auch anfaumlllig ndash an-faumlllig fuumlr Viren denen Staatsgrenzen egal sind und anfaumlllig fuumlr wirtschaftliche Stoumlrungen Ich bin fest davon uumlberzeugt dass die Corona-Krise kurz- und mittelfristig Auswirkungen fuumlr unser gesellschaftliches Zusammenleben fuumlr die Wirt-schaft und das Bankensystem haben wird die keiner zurzeit serioumls einschaumltzen kann Neben den Herausforderungen der Digitalisierung der Demografie oder des Klimawandels wer-den wir uns in Deutschland nach der Krise mit unbequemen Wahrheiten auseinandersetzen muumlssen

Erstens Guumlter wie Arzneimittel Schutzausruumlstung und me-dizinische Geraumltschaften in nennenswerten Groumlszligenord-nungen muumlssen wir wieder selbst herstellen im Zweifel auch subventioniert

Zweitens Industriebetriebe sollen kuumlnftig in kuumlrzester Zeit in der Lage sein auf die Herstellung benoumltigter Guumlter umzu-schalten Ich kann es nicht akzeptieren dass wir in Deutsch-land die besten Autos der Welt herstellen es aber nicht kurz-fristig hinbekommen medizinisch benoumltigte Schutzmasken zu fertigen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Und drittens Wir brauchen zentral eingelagerte Reserven organisiert vom Bund und damit meine ich nicht Toiletten-papier oder Nudeln sondern medizinisches Geraumlt und ent-sprechende Ausruumlstung

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Meine sehr geehrten Damen und Herren Maybrit Illner fragte am Wochenende ob in der jetzigen Zeit ein Nach-denken ohne zu sprechen geht Klar ist fuumlr mich dass bis zum 1904 eine strikte Kontaktbeschraumlnkung bestehen muss Bis dahin muss auch nicht jeder Politiker sich taumlglich mit Vorschlaumlgen uumlberbieten und dadurch die Bevoumllkerung verunsichern Klar ist fuumlr mich aber auch dass flaumlchende-ckende Tests dazu beitragen muumlssen das Wirtschaftsleben wieder strukturiert hochzufahren

Unseren Buumlrgerinnen und Buumlrgern unseres Landes moumlch-te ich fuumlr die CDU-Fraktion versichern wir sind uns unserer groszligen Verantwortung bezogen auf Gesundheits- und Exis-tenzfragen bewusst wir brauchen aber auch Ihr Verstaumlndnis Ihre Unterstuumltzung damit wir gemeinsam die Krise meis-tern Deshalb werden wir weiterhin Expertenrat einholen analysieren abwaumlgen und fortlaufend unsere Maszlignahmen auf den Pruumlfstand stellen aber am Ende muumlssen und wer-den wir entscheiden Mit diesem Ausblick hoffe ich dass wir uns in diesem Parlament sehr bald in gewohnter Zusam-mensetzung wiedersehen ndash Herzlichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

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Gesundheit darf keine Ware sein Und das Ringen um ein gutes Gesundheitssystem um gute Arbeit um ein besseres Leben fuumlr alle Menschen darf niemals leichtfertig vom Tisch gewischt werden denn genau jetzt sehen wir ja wie wich-tig wie uumlberlebenswichtig diese Menschen fuumlr unser Land sind Jetzt spuumlren wir dass es in dieser Krise nicht auf die Groszligkonzerne nicht auf die Banken und nicht auf die Versi-cherungen ankommt In dieser Krise kommt es auf die Mit-arbeitenden der Stadtreinigung auf die Krankenschwester und auf die Verkaumluferin an Wir brauchen die Landwirte die Kassiererin die Kurier- und die Lkw-Fahrer auf den Straszligen unseres Landes

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Und wir brauchen die Eltern die derzeit neben ihrer Arbeit im Betrieb oder im Homeoffice einen Zweitjob brillant er-ledigen denn ihr Zuhause ist gleichzeitig noch die Schule Ihnen allen danken wir stellvertretend fuumlr alle Frauen und Maumlnner die fuumlr uns da sind und die dafuumlr sorgen dass unser Zusammenleben eben nicht auseinanderbricht

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren eigentlich sind Haushalts-beratungen Zuumlndstoff zwischen den Fraktionen Sie sind ein Schlagabtausch im Streit um die besten Vorschlaumlge die un-terschiedlichsten Schwerpunktsetzungen und die kluumlgsten Ideen aber oft auch um das Rechthaben der Mehrheit und das Unrechthaben der Minderheit

(Heiterkeit und Zuruf von Jochen Schulte SPD)

Und auch das ist heute anders denn diese 11 Milliarden Euro uumlber die wir heute entscheiden das sind Hilfen sogar Uumlberlebenshilfen fuumlr Kuumlnstlerinnen und Kuumlnstler fuumlr Selbst-staumlndige und Arbeitnehmer fuumlr Kleinst- Klein- und mittel-staumlndische Unternehmen aber auch fuumlr groszlige Firmen fuumlr Vereine und Verbaumlnde fuumlr Krankenhaumluser fuumlr unsere Wirt-schaft fuumlr den Tourismus fuumlr unsere Familien Und heute ist es eben klein Schlagabtausch heute ist es kein Wettbewerb heute ist sich meine Fraktion mit der Koalition einig Heute handeln wir gemeinsam denn wir bringen gemeinsam die-sen Nachtragshaushalt auf den Weg fuumlr uns alle fuumlr unser Land fuumlr unser Leben

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

denn der Friseurladen um die Ecke oder die kleine Kneipe auch der Malerbetrieb und und und ndash ganz ganz viele Betriebe ringen gerade um ihre Existenz Ihnen steht das Wasser bis zum Hals Und es gibt mehr als tausend Gruumlnde warum dieser Schutzschirm unumgaumlnglich ist Jetzt kann es naumlmlich nur darum gehen sofort zu handeln damit das Geld sofort bei der Frisoumlrin dem Maler oder bei der Kellnerin ankommt Es darf kein Zoumlgern kein Aber und auch kein Viel-leicht geben es kann nur ein Ja ein Sofort sein um Massen-

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Simone Oldenburg DIE LINKE

bdquoHeute handeln wir gemeinsam denn wir bringen gemeinsam diesen Nachtragshaushalt auf den Wegldquo

Frau Praumlsidentin Sehr geehrte Damen und Herren Ver-schwunden sind der Alltag und die Selbstverstaumlndlichkeit Vorbei sind das gewohnte Zusammenleben und die Norma-litaumlt in der Familie oder auf der Arbeit Erledigt hat sich auch die Vorfreude auf den Osterurlaub Ungewiss der morgige Tag die kommende Woche die naumlchsten Monate Die Welt unser Leben ist aus den Fugen geraten

In Mecklenburg-Vorpommern ist es das Leben von 16 Millio-nen Menschen das uumlber Nacht ein anderes wurde das jetzt komplett auf dem Kopf steht So mutig und optimistisch die Frauen Maumlnner Kinder und Jugendlichen in unserem Land bis vor drei Wochen waren so aumlngstlich und sorgenvoll sind sie heute Und es ist unsere Pflicht uns darum zu kuumlmmern dass ihre Aumlngste kleiner werden ihre Sorgen ernst genom-men werden und sie sich darauf verlassen koumlnnen dass wir an ihrer Seite stehen und sie nicht alleinelassen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren wie oft haben wir hier uumlber gleiche Loumlhne fuumlr gleichwertige Arbeit gestritten oder fuumlr gleiche Lebensverhaumlltnisse oder fuumlr mehr Pflegeperso-nal Wie oft haben wir daruumlber diskutiert dass Stationen in Krankenhaumlusern nicht geschlossen werden duumlrfen weil sich Gesundheit eben nicht rechnen darf sondern jeder gesund werden muss egal was er verdient und egal was seine Be-handlung kostet

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

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entlassungen Pleiten und Existenzverluste zu verhindern

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Und gerade diese kleinen Vereine die der soziale Kitt fuumlr un-ser Zusammenleben sind oder die Schullandheime die der-zeit keine Gaumlste aber Ausgaben haben die Bildungstraumlger die keine Maszlignahmen bekommen aber die Miete und die Gehaumllter zahlen muumlssen die aufsuchende Familienhilfe die Tafeln die Kleiderkammern und Moumlbelboumlrsen die ambu-lante Tagespflege der Verbraucherschutz die Fluumlchtlingshil-fe sie alle brauchen wir nach der Krise mehr als je zuvor und sie alle duumlrfen nicht in Gefahr geraten Fuumlr sie brauchen wir auch einen Schutzschirm

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Und genau fuumlr sie und fuumlr viele viele andere mehr beantragt meine Fraktion einen Sozialfonds in Houmlhe von 20 Millionen Euro

Und auch die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die in den kommenden Monaten vom Kurzarbeitergeld leben muumlssen duumlrfen wir nicht im Regen stehen lassen 60 Prozent von einem Durchschnittslohn das sind in Mecklenburg-Vorpommern netto circa 1100 Euro Die reichen hinten und vorne nicht um die laufenden Kosten zu decken und die naumlchsten Monate ein gutes oder sogar ein sicheres Leben zu fuumlhren Deshalb moumlchten wir gemeinsam eine Entschlie-

Auf ein Speisenangebot wurde verzichtet Foto Uwe Sinnecker

szligung verabschieden die die Landesregierung auffordert sich bei der Bundesregierung dafuumlr starkzumachen dass das Kurzarbeitergeld auf mindestens 80 Prozent angehoben wird

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren allein mit Applaus und mit dem taumlglichen Dank werden wir nicht aus der Krise kommen Um unser Leben wieder halbwegs normal werden zu lassen sofern es uumlberhaupt moumlglich ist um wieder lieb gewon-nene alltaumlgliche Momente zu genieszligen um Gewissheit fuumlr den morgigen Tag die kommende Woche und die naumlchsten Monate zu haben um unser Leben also wieder in die Fugen zu bringen deshalb braucht es diesen Schutzschirm und deshalb braucht es unser Zusammengehen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD DIE LINKE und Sebastian Ehlers CDU)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

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Einen dritten Dank moumlchte ich aussprechen und der Dank geht an die Fraktionen hier im Haus Wir haben gemeinsam eine Entschlieszligung auf den Weg gebracht wir haben ge-meinsam die Positionen zusammengefuumlhrt wir haben ge-meinsam gezeigt dass es in dieser Situation um das Land geht und nicht darum wer ist Opposition und wer ist Re-gierung Ich glaube das ist ein wichtiges das ist ein starkes Signal was wir von hier vom Landtag Mecklenburg-Vor-pommern raus ins Land senden und es ist ein notwendiges Signal Insofern auch an Sie alle ein herzliches Dankeschoumln

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Meine Damen und Herren niemand von uns haumltte sich vor einigen Monaten vorstellen koumlnnen ndash das haben meine Vor-redner ja auch gesagt ndash in welcher Situation wir hier heute sind Diese Situation hat ganz viele Facetten Da gibt es den Bereich der Gesundheit die Versorgung der Bevoumllkerung ndash die das will ich ausdruumlcklich sagen gesichert ist ndash die Betreuung und auch die Unterrichtung unserer Kinder die zum Teil zu Hause stattfindet mit all den Schwierigkeiten die Aufrechterhaltung der Infrastruktur und nicht zuletzt die schwierige Situation unserer Wirtschaft

Vor diesem Hintergrund sichere ich zu dass wir alles tun werden dass sich das Leben in unserem Land nach der Corona-Pandemie moumlglichst schnell wieder normalisieren kann Dazu gehoumlrt natuumlrlich selbstverstaumlndlich auch dass all die Einschraumlnkungen die wir an Grundrechten momentan haben ndash und das sind mir wichtige Dinge ndash dass all diese Einschraumlnkungen nach dieser Pandemie am Ende auch auf-gehoben werden dass die Grundrechte auch wieder voll-umfaumlnglich in unserem Land gelten werden

(Beifall Dr Ralph Weber AfD)

Jetzt allerdings meine Damen und Herren gilt es den Ge-sundheitsschutz ganz obenan zu stellen Jetzt ist die Zeit Abstand zu halten und es ist die Zeit in der wir hier im Par-lament Handlungsfaumlhigkeit zeigen muumlssen

Meine Damen und Herren wir schnuumlren mit dem Nach-tragshaushalt das groumlszligte Hilfspaket in der Geschichte un-seres Landes Wir schnuumlren das weil das notwendig ist Und ich sage ausdruumlcklich wir tun das was notwendig ist Meine Fraktion ist stolz darauf dass wir es als eines der wenigen Laumlnder geschafft haben in den letzten 13 Jahren keine neu-en Schulden zu machen Mehr noch meine Damen und Herren wir haben durch solides Wirtschaften geschafft in den vergangenen 13 Jahren 15 Milliarden Euro an Schulden zu tilgen und Ruumlcklagen zu bilden Und meine Damen und Herren das war kein Selbstzweck was wir da gemacht ha-ben Das war das was man keynesianistische oder antizy-klische Haushaltspolitik nennt in guten Zeiten Schulden zu reduzieren in wirtschaftlich schwierigen Zeiten in schwie-rigen Zeiten eben zu investieren Und meine Damen und Herren diese schwierigen Zeiten sind jetzt und wir investie-ren jetzt und das ist auch richtig so

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Thomas Kruumlger SPD

bdquoDiese schwierigen Zeiten sind jetzt und wir investieren jetzt und das ist auch richtig soldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren Auch ich moumlchte mich bei all den Menschen bedanken die da drauszligen momentan unsere Gesellschaft am Laufen halten Ich habe in den Nachrichten gehoumlrt sie waumlren die Helden des Alltags Ich wuumlrde das unterstreichen wollen All die die auf ihrem Posten momentan sitzen und taumlglich ihren Job erledigen und dafuumlr sorgen dass unsere Gesellschaft weiter rundlaumluft sind die Helden des Alltags und ich moumlchte mich ganz herzlich auch namens meiner Fraktion bei ihnen bedanken

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Meine Damen und Herren einen zweiten Dank moumlchte ich richten an die Ministerpraumlsidentin an die Ministerinnen und Minister an die Staatssekretaumlre den Parlamentarischen Staatssekretaumlr und die Teams die da im Hintergrund arbei-ten Herr Renz und ich erleben das gewohnte Regierungs-geschaumlft am Dienstag in den Kabinettssitzungen Dieses gewohnte Regierungsgeschaumlft gibt es momentan nicht die Regierung hat umgeschaltet auf Krisenmodus Es gibt fast taumlglich telefonische Zusammenkuumlnfte und es wird in stun-denlangen Sitzungen telefonisch beraten wie die Dinge fuumlr Mecklenburg-Vorpommern geregelt werden koumlnnen wie geregelt werden kann dass das was wir an Krise momen-tan erleben auch in vernuumlnftige Bahnen gelenkt wird und da leistet jede Einzelne und jeder Einzelne einen ganz tol-len Job Und vor dem Hintergrund auch hier ein herzliches Dankeschoumln Frau Ministerpraumlsidentin und an das Team das dahintersteht

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

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(Beifall vonseiten der Fraktion der SPD)

Wir haben bereits mit dem Haushalt 20202021 einen Inves-titionshaushalt vorgelegt denn die konjunkturellen dunklen Wolken waren am Himmel seinerzeit ja auch schon zu erken-nen Dieser Haushalt 20202021 hat ein Investitionsvolumen in Houmlhe von 17 Milliarden Euro Damals wusste noch niemand was mit der Corona-Krise auf uns zukommt Nun da Schaumlden fuumlr die Gesellschaft und Wirtschaft drohen steuern wir ge-gen Wir steuern gegen mit einem Schutzfonds in Houmlhe von 11 Milliarden Euro

Um diese Summe stemmen zu koumlnnen ist es notwendig die Schuldenbremse auszusetzen und das ist angesichts der Auf-gaben die vor uns liegen auch richtig Wir werden am Kapi-talmarkt 700 Millionen Euro aufnehmen Mir ist wichtig zu be-tonen meine Damen und Herren wir nehmen das Geld auf um eine Krisensituation zu bewaumlltigen heiszligt wir nehmen das Geld nicht auf weil wir uumlber unsere Verhaumlltnisse wirtschaften in Mecklenburg-Vorpommern Das ist ein Unterschied und mir ist wichtig diesen Unterschied auch zu betonen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU)

Wir organisieren damit dass Wirtschaft und Gesellschaft wei-ter vorankommen koumlnnen und durch die Krise kommen koumln-nen

Meine Damen und Herren was uns jetzt auch zugutekommt ist dass wir in der Vergangenheit Ruumlcklagen gebildet haben Haumltten wir das nicht getan haumltten wir aus dem Vollen ge-schoumlpft ndash wie uns hin und wieder auch geraten worden ist auch hier im Haus ndash waumlre die Situation deutlich schwieriger

Meine Damen und Herren mir sind in den vergangenen Ta-gen Menschen begegnet die groszlige Angst hatten die nicht nur groszlige Angst hatten vor dem was das Virus fuumlr sie per-soumlnlich bedeutet gesundheitlich sondern die wirtschaftlich auch groszlige Angst hatten Und mir sind dabei Menschen begegnet die Angst davor hatten dass wir in eine Situation wie in den 90er-Jahren rutschen mit einer groszligen Massenar-beitslosigkeit Deswegen will ich ganz klar sagen es gibt hier Unterschiede Dieses Land ist heute besser aufgestellt wir ha-ben heute eine solide finanzielle Grundlage und dieses Land hat vor allem eine wirtschaftlich solide Basis gefunden All das war in der Hochphase der Massenarbeitslosigkeit eben nicht vorhanden Das ist heute aber vorhanden

Niemand kann heute versprechen dass jedes Unternehmen und dass jeder Arbeitsplatz erhalten bleibt aber anders als den 90er-Jahren sind wir heute in der Lage mit geeigneten Instrumenten zu helfen und anders als in den 90er-Jahren brauchen die Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern nach den derzeitigen Einschraumlnkungen dann auch wieder jede Arbeitskraft Deshalb bin ich mir sicher dass wir auch diese Krise gemanagt bekommen

Meine Damen und Herren ich vermute mal ich bin hier der letzte Redner und ich moumlchte als letzter Redner an die Buumlr-gerinnen und Buumlrger unseres Landes appellieren Meine Da-men und Herren bitte halten Sie die notwendigen Einschraumln-kungen ein Nehmen Sie bitte die aufgestellten Regeln ernst vermeiden Sie persoumlnliche Kontakte zu Mitmenschen wo immer es geht Schuumltzen Sie sich schuumltzen Sie Ihre Lieben schuumltzen Sie Ihre Nachbarn und Freunde Uns als politischen Verantwortungstraumlgern ist klar dass fuumlr jede und jeden diese Wochen die wir erleben sehr schwierige Wochen sind aber je disziplinierter wir alle handeln umso weniger Menschen werden infiziert umso weniger Menschen werden im Kran-kenhaus sein umso weniger Menschen werden am Ende die-ser Erkrankung erliegen Deshalb lassen Sie uns gemeinsam Verantwortung tragen ndash Besten Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Die vollstaumlndigen Redebeitraumlge finden Sie im Plenarprotokoll unter wwwlandtag-mvdeparlamentsdokumentehtmlAuf dem YouTube-Kanal des Landtages gibt es die Plenar-sitzungen auch als Video unter wwwlandtag-mvde

Auch auf den Besuchertribuumlnen wurden aufgrund der Abstandsregelungen viele Plaumltze gesperrt Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

15 A u s d e m P l e n u m

Klar gegen RechtsextremismusSPD CDU und LINKE stellen gemeinsamen Antrag

Kurzinterventionen Ordnungsrufe und persoumlnliche Erklaumlrungen ndash in der De-batte zu Tagesordnungspunkt 15 ging es 90 Minuten lang hoch her Drei Wo-chen nach dem rassistischen Anschlag in Hanau bei dem ein deutscher Mann am 19 Februar neun Menschen mit Migrationshintergrund seine Mutter und sich selbst getoumltet hatte haben SPD CDU und Linke mit einem gemeinsamen Antrag erneut Stellung gegen Rechtsextremismus und Rassismus bezogen Der AfD warfen sie vor eine Mitverantwortung an Taten wie diesen zu tragen Das wiesen deren Redner entschieden zuruumlck Per Aumlnderungsantrag wollten sie in das Bekenntnis explizit auch andere Formen von Extremismus einbezogen wis-sen Kurz vor der Debatte war bekannt geworden dass der Verfassungsschutz die von AfD-Mitgliedern gegruumlndete Gruppierung bdquoDer Fluumlgelldquo als rechtsextre-mistisch eingestuft hat

bdquoJede Verbreitung von Hass und Unwahr-heiten die Gift fuumlr unser Zusammenle-ben sind lehnen wir strikt abldquo unterstrich Julian Barlen (SPD) Entschlossen gegen jede Form von Menschenfeindlichkeit einzutreten bedeute auch jene beim Namen zu nennen die Menschenfeind-lichkeit gezielt schuumlrten Die AfD setze auf Spaltung attackiere Moral und Werte und mache ganze Bevoumllkerungsgrup-pen veraumlchtlich bdquoEine Kooperation mit der AfD ist fuumlr uns daher undenkbarldquo

bdquoWorte sind Waffen und koumlnnen das gesellschaftliche Leben vergiftenldquo sag-te Innenminister Lorenz Caffier Wer rechtsextremistisches und rassistisches Gequatsche als alternative Meinung ab-tue trage eine Mitverantwortung dafuumlr bdquowenn dieses Gequatsche Gehoumlr findet

und anschlieszligend Taten folgenldquo bdquoWir muumlssen zum Wohle unseres Landes auf-houmlren mit diesem Mist Erst dann meine Herren von der AfD duumlrfen Sie im Um-kehrschluss von uns erwarten dass wir aufhoumlren uns von Ihnen zu distanzierenldquo

bdquoHanau ist nicht die AfDldquo widersprach deren Fraktionsvorsitzender Nikolaus Kramer bdquoMeine Partei lehnt Gewalt und jede Form extremistischen Handelns abldquo Fuumlr eine tiefgruumlndigere Debatte uumlber Ursachen extremistischer Gewalt forderte er erneut ein Expertengespraumlch uumlber Radikalisierung und Terrorismus bdquoNehmen Sie unsere ausgestreckte Hand zur Staumlrkung unserer Demokratie Dann werden wir wirksam den Hass in diesem Land bekaumlmpfen koumlnnenldquo

bdquoWir erleben in den letzten Jahren eine zusehends entgrenzende politische Debatte Eine Debatte die mit dem la-pidaren Das wird man ja wohl noch sagen duumlrfenrsquo beginnt und mit hand-festen Morddrohungen endetldquo fuumlhrte Ann Christin von Allwoumlrden (CDU) an Die Verbrechen in Kassel Halle und Ha-nau machten einmal mehr deutlich bdquoErst kommt der Gedanke dann kommt der Vorsatz dann kommt die Tatldquo

bdquoNoch nie war unser aufrichtiges Auf-treten gegen Antisemitismus Rassismus und Rechtsextremismus so wichtig wie heuteldquo hob Simone Oldenburg (Frak-tionsvorsitzende DIE LINKE) hervor bdquoWir werden nicht zulassen dass sich im Jahr 2020 ein 33 einschleichtldquo Sie warf der AfD vor mit vielen Aumluszligerungen geistige Brandstiftung zu betreiben bdquoMit einer Partei die Faschisten in ihren Reihen hat werden wir niemals zusammenarbeitenldquo

Holger Arppe (fraktionslos) bezeichnete den Antrag als bdquoFarceldquo Er warf SPD CDU und Linken vor das Thema zu instrumen-talisieren um gegen die AfD zu polemi-sieren

Der interfraktionelle Antrag wurde von den Stimmen von SPD CDU und DIE LINKE angenommen Die AfD stimmte in Teilen dagegen Einige AfD-Mitglieder entschieden sich nicht mit abzustim-men Der Aumlnderungsantrag der AfD wur-de abgelehntAntrag SPD CDU und DIE LINKE Drs 74748Aumlnderungsantrag AfD Drs 74786

Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

16 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Julian Barlen SPD

bdquoUnsere Demokratie braucht eine starke Basisldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren wir gedenken der Toten und der Verletzten des rassistischen Mordanschlages von Hanau Hass toumltet ndash daran kann kein Zweifel bestehen

Allen [hellip] die durch rassistische Gewalt die durch politische Gewalt getoumltet und verletzt wurden allen die Angehoumlrige und ihnen nahestehende Menschen verloren haben ih-nen gilt unser ehrendes Andenken und unsere aufrichtige Anteilnahme Wir sind auch als Landtag Mecklenburg-Vor-pommern geeint in Trauer und wir sind gewillt gemeinsam gegenzuhalten

Wir werden gegenhalten durch eine entschlossene Verteidi-gung unserer freiheitlich-demokratischen und solidarischen Grundwerte ndash Werte [hellip] die ein friedliches Miteinander in unserer Gesellschaft uumlberhaupt erst moumlglich machen Ge-meinsam stehen wir mit all unseren Verbuumlndeten in der Zi-vilgesellschaft Seite an Seite gegen Terror gegen Rassismus gegen Antisemitismus gegen Menschenfeindlichkeit und Gewalt Alle Menschen [hellip] die von Rassismus von Hass und von Hetze bedroht sind die koumlnnen sich auf die Solidaritaumlt des Landtages Mecklenburg-Vorpommern von der SPD von der CDU und von den LINKEN verlassen [hellip]

Opferschutz und auch die Opferberatungen muumlssen neben den bereits bestehenden hervorragenden zivilgesellschaft-lichen Angeboten auch staatlicherseits gestaumlrkt werden Eingeschuumlchterte und bedrohte Frauen und Maumlnner die sich fuumlr unser friedliches Zusammenleben engagieren muumls-sen das gute Gefuumlhl haben von einer ganz groszligen Mehrheit ihrer Mitmenschen und auch vom Staat geschuumltzt gestuumltzt und getragen zu werden

[hellip] Jede Verbreitung von Hass von Unwahrheiten die Gift fuumlr unser Zusammenleben sind lehnen wir strikt ab Wir ver-urteilen sie als das was sie sind ndash sie sind Quelle und Kata-

Foto Uwe Sinnecker

lysator fuumlr Rassismus und fuumlr Gewalttaten gegen friedliche Mitmenschen von uns Kassel Hanau Halle ndash wir alle ver-binden mit diesen drei Staumldtenamen heute hier im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern gezielte Angriffe auf unser friedliches Zusammenleben Entschlossen und uumlberall ge-gen jede Form von gruppenbezogener Menschenfeindlich-keit einzutreten meine Damen und Herren heiszligt definitiv auch jene beim Namen zu nennen die Menschenfeindlich-keit gezielt schuumlren um daraus eigenes politisches Kapital zu schlagen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

[hellip] die AfD setzt auf Spaltung die AfD attackiert Moral und Werte die AfD macht ganze Bevoumllkerungsgruppen veraumlcht-lich die AfD argumentiert rassistisch die AfD verbreitet Ver-schwoumlrungstheorien Das alles verstoumlszligt gegen ganz grund-legende Spielregeln eines demokratischen Miteinanders

(Beifall vonseiten der Fraktionender SPD CDU und DIE LINKE)

Das alles dient einzig und allein dazu den gesellschaftlichen Frieden Stuumlck fuumlr Stuumlck zu zersetzen und aufzuloumlsen Die Entgrenzung unseres gesellschaftlichen Diskurses ist das ei-gentliche Ziel das verfolgt wird und dagegen [hellip] muumlssen wir uns wehren und das tun wir auch Das tun wir heute und alle Tage

Und dazu [hellip] passt auch die Eilmeldung des heutigen Morgens [hellip] Demnach solle der von AfD-Mitgliedern ge-gruumlndete bdquoFluumlgelldquo fuumlr den Verfassungsschutz nun offiziell zu einem Beobachtungsfall werden [hellip]

Wenn wir meine Damen und Herren diesem rechtsextre-men bdquoFluumlgelldquo der AfD selbigen stutzen wollen dann haben wir alle Haumlnde voll zu tun Alleine beim letzten Treffen des bdquoFluumlgelsldquo in Binz

(Zuruf von Dr Ralph Weber AfD)

zu dem unter anderem auch MdL Professor Weber einge-laden hat ndash zumindest hat er auf Facebook eine entspre-chende Kachel gepostet ndash wurden neben vielen anderen auch zahlreiche hier anwesende Abgeordnete gesehen an-gefangen beim Ex-Abgeordneten der AfD Arppe bei den beiden MdL Jess und Grimm uumlber den stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Obereiner daruumlber hinaus Komning von der AfD im Bundestag bis hin zum Fraktionschef der AfD houmlchstselbst Nikolaus Kramer

[hellip] Wir haben es hier [hellip] mit einer AfD-Fraktion zu tun in der die Sympathien fuumlr diese rechtsextremen Bestrebungen tatsaumlchlich nicht nur in der Mitte sondern direkt an der Spit-ze angesiedelt sind

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

17 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Foto Uwe Sinnecker

Was geschehen kann [hellip] wenn die Demokratinnen und Demokraten einfach zu schwach sind sich stabil und un-nachgiebig gegen derlei Tendenzen zu wehren das hat das Ende der Weimarer Republik gezeigt Eine Kooperation mit der AfD ist fuumlr uns daher undenkbar ausgeschlossen Glei-ches erwarten wir von unseren Kooperationspartnern inner- und auszligerhalb des Parlamentes Wir duumlrfen diese Art der demokratiefeindlichen Politik nicht akzeptieren

(Zuruf von Jens-Holger Schneider AfD)

[hellip] was ich zur AfD gesagt habe ist wichtig aber laumlngst nicht alles was nach Kassel Halle und Hanau gegen Rassis-mus gegen Antisemitismus gegen Menschenfeindlichkeit und Gewalt passieren muss Seitens des Staates muss ent-schlossen und noch entschlossener gegen die Feinde un-serer freiheitlich-demokratischen Grundordnung vorgegan-gen werden durch einen allerhoumlchsten Verfolgungsdruck zur Kontrolle zur Zuruumlckdraumlngung zur Zerschlagung aller Neonazistrukturen hier im Land durch die komplette und unmittelbare Entwaffnung aller Gefaumlhrder durch einen rigo-rosen Umgang mit Verschwoumlrungen wie bdquoNordkreuzldquo und die schonungslose Aufklaumlrung aller Beteiligten Das ist eine repressive Seite auf die eine wehrhafte Demokratie sich im-mer berufen koumlnnen muss

[hellip] auf der anderen Seite gilt es selbstverstaumlndlich den Antirassismus zu befoumlrdern Menschen starkzumachen die Demokratie aktiv zu leben und unsere Strukturen nachhaltig zu staumlrken die unser friedliches Zusammenleben moumlglich machen

(Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

Das geht in Mecklenburg-Vorpommern beispielsweise durch die Fortsetzung unseres erfolgreichen Landespro-grammes bdquoDemokratie und Toleranz gemeinsam staumlrkenldquo Rassismus gilt es systemisch und systematisch zu bekaumlmp-fen ndash im Sport auf der Arbeit in den Schulen und Universi-taumlten in der Wirtschaft ebenso wie im Parlament Und hier-zu ist unser Landesprogramm und hierzu sind die Akteure die dieses Landesprogramm in Mecklenburg-Vorpommern leben breit und bestens aufgestellt [hellip]Fuumlr ganz Deutschland fordern wir die Verstetigung der Prauml-vention Die Foumlrderung und die Verteidigung unserer De-mokratie ist keine Projektaufgabe sie ist eine Daueraufgabe und deshalb braucht es auf der Bundesebene endlich ndash und die Gelegenheit ist nun wirklich gekommen ndash ein Demokra-tiefoumlrdergesetz

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

[hellip] unsere Demokratie braucht eine starke Basis unsere De-mokratie braucht eine klare Haltung und unsere Demokratie braucht eine feste Verankerung

(Zuruf von Dr Ralph Weber AfD)

Dafuumlr stehen wir seit uumlber 150 Jahren und dafuumlr stehen wir als demokratische Fraktionen von CDU SPD und LINKEN ge-meinsam [hellip]

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

18 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Innenminister Lorenz Caffier

bdquoSprache ist eine starke Waffeldquo

Frau Praumlsidentin Meine Damen und Herren Abgeordnete

[hellip] im Abstand von jeweils vier Monaten haben uns seit dem Sommer letzten Jahres grauenhafte und bis tief ins Mark erschuumltternde Nachrichten aus unserem Alltag [hellip] geholt [hellip] die Betrachtungsweise es handele sich um ge-stoumlrte Persoumlnlichkeiten ist an und fuumlr sich richtig [hellip] Aber das [hellip] ist eben nur ein Teil der Wahrheit und er blendet komplett den gesellschaftlichen Zustand aus in dem wir uns leider seit einiger Zeit auch in diesem Land befinden

Der Attentaumlter von Hanau mag irgendeinen wirren Quatsch uumlber eine Fernsteuerung durch Geheimdienste den de-struktiven Islam und die Nichtleistungsfaumlhigkeit ganzer Volksgruppen [hellip] fabuliert haben aber diese Gedanken und Haltungen sind eben nicht allein in seinem Kopf ent-standen sondern sie sind Ausdruck der ewigen Debatten ums Anderssein des pauschalen Herabwuumlrdigens ganzer Bevoumllkerungsgruppen [hellip] des Redens vom bdquoAsyltourismusldquo und bdquoanderen Kulturkreisenldquo der bdquoUmvolkungldquo und von ei-ner bdquoInvasionldquo

Foto Uwe Sinnecker

[hellip] Kommen Ihnen meine Herren von der AfD-Fraktion diese Muster bekannt vor

[hellip] Sprache [hellip] ist eine starke Waffe und vielleicht ist es auch kein Zufall dass das Wort bdquoAusloumlserldquo auch den Abzug einer Waffe beschreibt [hellip] Die Sprache hat dazu gefuumlhrt dass aus Spinnern Taumlter wurden die davon uumlberzeugt sind dass es Zeit ist sich zu wehren Wir muumlssen zum Wohle unseres Landes aufhoumlren mit diesem Mist und erst dann meine Herren von der AfD duumlrfen Sie im Umkehrschluss von uns erwarten dass wir aufhoumlren uns von Ihnen zu distanzieren

[hellip] Ja auch Linksextremisten sind keine Kinder von Traurig-keit Es gibt sie und wir bekaumlmpfen sie auch aber ich werde niemals den einen Extremismus mit dem anderen Extremis-mus vergleichen [hellip]

Natuumlrlich ist es jedoch mit einem Antrag und einigen ma-gischen Worten nicht getan Vielmehr hoffe ich [hellip] dass Worte wie bdquoRespektldquo bdquoWertschaumltzungldquo und bdquoMiteinanderldquo eben keine Einbahnstraszlige sind

[hellip] Der liberale Rechtsstaat die gesamte Idee der Demo-kratie mit allen ihren unterschiedlichen Interessen und mit ihrem Schutz fuumlr Minderheiten steht so offen wie nie im modernen Deutschland unter Beschuss Wir brauchen keine Rhetorik die suggeriert dass nur die eigenen Ideen die ein-zig richtigen sind [hellip]

Ich sage das ganz klar in Richtung der AfD aber auch in Richtung aller Abgeordneten Regierungsvertreter und Zu-schauer im Saal Es ist Zeit dass wir uns an die eigene Nase fassen und wieder mehr miteinander ins Gespraumlch kommen [hellip] Sorgen darf jeder Mensch haben und es ist niemandem von uns geholfen wenn wir diese totschweigen [hellip] Aber Sorgen liebe Kolleginnen und Kollegen duumlrfen nie Ausre-de dafuumlr sein den Boden des Grundgesetzes zu verlassen Das ist gerade in einem demokratischen Rechtsstaat nicht verhandelbar ndash Ich bedanke mich fuumlr die Aufmerksamkeit

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDUund Simone Oldenburg DIE LINKE)

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

19 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Ann Christin von Allwoumlrden CDU

bdquoSpurlos gehen Hass und Hetze nicht an Menschen vorbeildquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren bdquoAchte auf deine Gedanken denn sie werden Worte Achte auf deine Worte denn sie werden Handlun-genldquo Mit der Quellenlage dieser Weisheit ist es schwierig Manche vermuten sie im Talmud Ich habe auch schon gele-sen dass es eine chinesische Weisheit sein koumlnnte Am Ende ist es aber auch egal denn der Gedanke dahinter stimmt in jedem Fall Erst kommt der Gedanke dann kommt der Vor-satz dann kommt die Tat

Wir haben in wenigen Monaten drei Taten erlebt die unsere Gesellschaft tief erschuumlttert haben Es waren Taten von Maumln-nern uumlber deren Geisteszustand ich hier nicht abschlieszligend urteilen will Entscheidend ist alle drei haben beziehungs-weise hatten ein Weltbild das von Verschwoumlrungstheorien durchdrungen war die unter Rechtsextremisten houmlchst po-pulaumlr sind Es ist das Weltbild von Menschen die fuumlr alles Un-heil auf dieser Welt einen Suumlndenbock haben Fluumlchtlinge Moslems

(Dr Gunter Jess AfD Oder die AfD)

die Juden oder eben Angela Merkel Wir erleben in den letzten Jahren eine zusehends entgrenzende politische De-batte eine Debatte die mit dem lapidaren bdquoDas wird man ja wohl noch sagen duumlrfenldquo beginnt und die mit handfesten Morddrohungen endet Zumindest drei Menschen in den letzten Monaten haben es nicht bei Drohungen belassen Sie wurden zu Moumlrdern

Ich bin keine Kriminalpsychologin Menschen werden nicht automatisch zu Moumlrdern weil sie in den Medien hier ins-besondere in den sozialen Medien oder auch asozialen Medien damit dauerbeschallt werden dass das Abendland

unterzugehen droht Aber machen wir uns nichts vor spur-los gehen Hass und Hetze nicht an Menschen vorbei Hier gibt es eine relativ klare Ursache-Wirkung-Beziehung und auf die gehe ich am Ende meiner Rede auch noch mal kom-poniert ein

Meine Damen und Herren der grassierende Rechtspopu-lismus uumlberwoumllbt und vergiftet nicht nur die mediale De-batte er zeigt auch parlamentarisch Wirkung naumlmlich in der offenkundigen Verhoumlhnung und Geringschaumltzung all dessen was den Parlamentarismus ausmacht das Ringen um Mehrheiten der Kompromiss das Verfolgen guter Ab-sichten das Anstreben internationaler Zusammenarbeit das Bemuumlhen um Sachlichkeit um Maszlig und Mitte All das ist dem Rechtspopulismus suspekt Seine Kategorien sind Do-minanz und Staumlrke alles andere haumllt er fuumlr Verrat Eben weil das so ist eben weil Rechtspopulisten danach streben den Parlamentarismus laumlcherlich zu machen auszuhoumlhlen und zu uumlberwinden eben deswegen herrscht in diesem Land-tag groszlige Einigkeit Wer mit Hunden ins Bett geht wacht mit Floumlhen auf

Meine Damen und Herren in den Zeitungen war in den vergangenen Wochen und Monaten immer mal wieder von der Weimarer Republik die Rede und davon dass durch die Bonner beziehungsweise jetzt Berliner Republik wieder ein Hauch von Weimar weht mit Blick auf die schwierige Mehrheitsfindung in Thuumlringen Die Weimarer Republik das wissen wir heute war eine Demokratie in der es zu weni-ge Demokraten gab in der mancher noch dem Kaiserreich nachtrauerte und viele eine Diktatur nach sowjetischem Vorbild wuumlnschten Der Untergang der Demokratie wurde beguumlnstigt durch eine Mischung aus purer Ablehnung aus Desinteresse und aus dem fatalem Irrglauben Rechtsextre-misten koumlnnten stubenrein werden wenn man sie streichelt ndash ein fataler Irrtum der Eliten in der Weimarer Republik

(Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

Wir meine Damen und Herren wir hier in diesem Land wer-den diesen Fehler kein zweites Mal machen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Und das ist auch unser historischer Auftrag als wachsame Demokraten Zugleich sind wir in der Pflicht gegenuumlber den Millionen von Toten des Zweiten Weltkrieges aber auch ge-genuumlber den Ermordeten der vergangenen Monate Keine Zusammenarbeit mit Rechtsextremisten keine Zusammen-arbeit mit denjenigen die die politische Debatte vergiften Sie Herr Professor Dr Weber und Sie Herr Kramer haben mitgeschossen ndash Herzlichen Dank fuumlr Ihre Aufmerksamkeit

Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

20 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Nikolaus Kramer AfD

bdquoMeine Fraktion will diese Demokratie auch zur Bekaumlmpfung des Rechts-extremismus belebenldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin [hellip] Liebe Landsleute Es ist ein sehr ernstes Thema uumlber das wir heute debattieren

(Zuruf von Martina Tegtmeier SPD)

Foto Uwe Sinnecker

Die erschuumltternden Morde von Hanau Halle und Kassel ha-ben Spuren hinterlassen Wir erleben eine neue Form der Radikalisierung die die Sicherheit der Menschen auch in Mecklenburg-Vorpommern angreifen kann Deshalb kann es nur folgerichtig sein genau dieses Thema im Landtag zu behandeln [hellip] Wir muumlssen genau hinsehen um zu verste-hen was passiert Das geht nur mit einer klaren Analyse die uns voranbringt

(Torsten Renz CDU Dann mal los)

[hellip] Meine Damen und Herren die Expertenanalyse von Frau Saimeh beschreibt einen psychotischen Taumlter Wir wis-sen dass er in seinem Wahn rassistische Gedanken als Folie genutzt hat Ein so krankhaftes Hasspotenzial meine Da-men und Herren hat auf kaum vorstellbare Art und Weise elf Menschen das Leben genommen und schreckliches Leid verursacht

Ein solcher Fall ist fuumlr unsere Behoumlrden nicht einfach zu ver-hindern da der Taumlter aufgrund seiner buumlrgerlichen Sozialisa-tion lange Zeit unter dem Radar laumluft Es ist auch die Aufgabe der Gesellschaft die Gefaumlhrlichkeit rechtzeitig zu identifizie-ren und praumlventive Maszlignahmen zu ergreifen Daher besteht die Frage auch darin wie wir so furchtbar kranken Menschen rechtzeitig helfen koumlnnen

Meine Damen und Herren nach Ansicht des Psychologen Nils Boumlckler

Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

21 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

[hellip] Stimmen Sie unserem Aumlnderungsantrag zu Zeigen Sie wie echter demokratischer Konsens

(Heiterkeit bei Wolfgang Waldmuumlller CDU)

gegen Extremismus und Rassismus in diesem Hause aus-sieht

(Wolfgang Waldmuumlller CDU Mein lieber Mann)

Liebe Buumlrger dieses Landes ich darf am Ende meiner Rede einen klugen Sozialdemokraten zitieren

(Dr Ralph Weber AfD Falls es so was gibt)

bdquoHeute steuern wir unverdrossen auf eine weitere Stufe der menschlichen Entwicklung zu den Bestmenschen gegen rechts Er beansprucht die alleinige Deutungsmacht uumlber das Gute Am Ende wird die politische und kulturelle Spaltung unseres Landes weiter forciertldquo Herzlichen Dank fuumlr diese Worte an Herrn Mathias Brodkorb

Das ist eine Warnung vor dem Abbruch des demokratischen Gespraumlchs aufgrund eines auf die Spitze getriebenen Mora-lismus Durch die Instrumentalisierung von Hanau ist dies aktueller denn je [hellip] Die Christdemokratie erkennt hoffent-lich bald dass nichts zu gewinnen ist wenn man sich von den LINKEN die Agenda diktieren laumlsst

(Heiterkeit vonseiten der Fraktion der SPD ndash Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Meine Damen und Herren Hanau ist nicht die AfD Meine Partei lehnt Gewalt und jede Form extremistischen Han-delns ab

(Heiterkeit vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE ndash

Beifall vonseiten der Fraktion der AfD ndash Tilo Gundlack SPD Jaaa ndash

Zurufe von Andreas Butzki SPD und Thomas Kruumlger SPD)

[hellip] Herzlichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD und Holger Arppe fraktionslos ndash

Julian Barlen SPD Merken Sie selber oder)

(Zuruf von Christian Brade SPD)

der zu Radikalisierung und Extremismus forscht gehoumlrt zu einer ehrlichen Analyse dass voreilige Schuldzuweisungen voumlllig deplatziert sind Die Einzeltaumlter von Hanau oder Hal-le haben kein geschlossenes Weltbild Sie flicken sich ihre Weltanschauung zusammen um ihre Persoumlnlichkeit zu ins-zenieren Das unterscheidet sie vom politischen Terror der Roten Armee Fraktion oder Organisationen anderer extre-mistischer Schattierungen

Meine Damen und Herren in Hanau und Halle haben wir es mit einer besonders schwierigen Form moumlrderischer Ge-walt zu tun Eine Konsequenz aus diesen Vorfaumlllen kann nur sein dass eine Sensibilisierung von Politik und Gesellschaft stattfindet und bei dieser Aufgabe werte Abgeordnete der Koalition und der LINKEN stehen wir fest an Ihrer Seite

(Heiterkeit vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE ndash

Beifall vonseiten der Fraktion der AfD ndashZuruf von Julian Barlen SPD)

[hellip] Es haumlngt insbesondere davon ab Herr Kruumlger wie wir miteinander ins Gespraumlch kommen und wo wir unsere De-mokratie ernst nehmen

(Thomas Kruumlger SPD Ich moumlchte mit Ihnen nicht ins Gespraumlch gehen ndash

Simone Oldenburg DIE LINKE Wir kommen nicht miteinander ins Gespraumlch)

Meine Fraktion will diese Demokratie auch zur Bekaumlmpfung des Rechtsextremismus beleben

(Beifall Jens-Holger Schneider AfD Genau ndash Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

Die vollstaumlndigen Redebeitraumlge finden Sie im Plenarprotokoll unter wwwlandtag-mvdeparlamentsdokumentehtmlAuf dem YouTube-Kanal des Landtages gibt es die Plenar-sitzungen auch als Video unter wwwlandtag-mvde

Schuumllerinnen des Gymnasialen Schulzentrums Wittenburg auf der Besuchertribuumlne Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

22 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Simone Oldenburg DIE LINKE

bdquoWir werden es nicht zulassen dass sich im Jahr 2020 ein bdquo33ldquo einschleichtldquo

Frau Praumlsidentin Sehr geehrte Damen und Herren Rassis-mus Antisemitismus rechtsextremistisch motivierte An-schlaumlge und Morde sowie die gewaltbereite und verrohte Sprache greifen unser Leben unsere Demokratie seit Jahren an Es gibt Tage nach Anschlaumlgen oder gewaltbereiten Aumlu-szligerungen an denen Trauer uumlberwiegt und sich Fassungslo-sigkeit breitmacht Und in dieser Zeit bringt der gemeinsame Antrag von SPD CDU und meiner Fraktion ein bisschen mehr Hoffnung und mehr Entschlossenheit [hellip]

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

[hellip] Wir zeigen dass Demokratinnen und Demokraten trotz unterschiedlicher politischer Ansichten zum Schutz der Volksherrschaft zum Schutz der Rechtsstaatlichkeit und zum Schutz der Menschen zusammenarbeiten

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

[hellip] Sehr geehrte Damen und Herren

(Dr Ralph Weber AfD Aber die darf man ja nicht ansprechen)

wie konnten die Faschisten 1933 die Macht ergreifen

(Zuruf von Ralf Borschke AfD)

Sie kamen mit ganz legalen Mitteln an die Macht

(Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

[hellip] Sie installierten das Fuumlhrungsprinzip mit Gleichschal-tung Notstandsgesetzgebung Parteienverboten mit der Verfolgung Andersdenkender Andershandelnder

Foto Uwe Sinnecker

(Peter Ritter DIE LINKE Sie waren da oder was)

Andersaussehender

(Peter Ritter DIE LINKE Waren Sie da)

Anderssprechender

(Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes AfD)

Andersliebender

(Peter Ritter DIE LINKE Waren Sie da ndash Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes AfD)

Andersglaumlubiger

(Peter Ritter DIE LINKE Haben Sie Goebbels da getroffen)

und Anderslebender

(Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes AfD)

[hellip] Und das sehr geehrte Damen und Herren das sind nicht nur Taten der Geschichte nein Geschichte droht sich zu wiederholen denn auch in den letzten Jahren schafften es Rechtsextreme in die Parlamente ob in Thuumlringen oder in Mecklenburg-Vorpommern

(Zuruf von Christoph Grimm AfD)

So aumltzte der Vorsitzende der AfD-Fraktion im Thuumlringer Landtag Houmlcke ich zitiere man werde bdquoso fuumlrchte ich nicht um eine Politik der sbquowohltemperierten Grausamkeitlsquo herum-kommen Existenzbedrohende Krisen erfordern auszligerge-woumlhnliches Handeln Die Verantwortung dafuumlr tragen dann diejenigen die die Notwendigkeit dieser Maszlignahmenldquo

(Zuruf von Juumlrgen Strohschein AfD)

bdquomit ihrer unsaumlglichen Politik herbeigefuumlhrt habenldquo

(Zuruf von Christoph Grimm AfD)

Ende des Zitats

[hellip] Wir werden es nicht zulassen dass sich im Jahr 2020 ein bdquo33ldquo einschleicht denn wer einen Fuumlhrer installieren will Mi-granten von der Teilhabe am Leben ausschlieszligen moumlchte wer die Zeit des Hitler-Faschismus relativieren will und nicht als das anerkennt was sie ist die grausamste Zeit deutscher Geschichte europaumlischer Geschichte und der Weltgeschich-te der sehr geehrte Damen und Herren der ist ein Faschist Mit einer Partei die Faschisten in ihren Reihen hat werden wir niemals zusammenarbeiten

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

23 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Corona-Virus sorgt fuumlr EinschraumlnkungenAbgeordnete appellieren an Sachlichkeit Vernunft und Solidaritaumlt

Kinder duumlrfen nicht zur Kita und Schule Geschaumlfte Restaurants Hotels The-ater ndash geschlossen Groszligeltern und Freunde treffen ndash verboten Veranstaltungen aller Art ndash auf unbestimmte Zeit abgesagt Das oumlffentliche Leben steht auch in MV nahezu still Noch niemals zuvor mussten Bund und Laumlnder zu derart drasti-schen Maszlignahmen fuumlr die Buumlrgerinnen und Buumlrger greifen Doch sie entschei-den dies aus gutem Grund ndash um die Ausbreitung der hoch ansteckenden Coro-na-Viren einzuschraumlnken Auch der Landtag hat sich mit dem Thema Corona befasst Als die Abgeordneten am 11 Maumlrz auf Antrag der CDU-Fraktion in der Aktuellen Stunde uumlber die Situation in MV debattierten war das Land noch weit von diesen Einschraumlnkungen entfernt Eine der draumlngendsten Fragen zu diesem Zeitpunkt war noch inwiefern Groszligveranstaltungen abgesagt werden In den folgenden Wochen haben sich die Ereignisse nahezu taumlglich uumlberschlagen Weltweit Bundesweit Landesweit Und zu groszligen Einschraumlnkungen fuumlr nahezu jede und jeden im Land gefuumlhrt

bdquoWahrscheinlich gab es in den letzten Jahren keine aktuellere Aktuelle Stun-de hier im Landtag als die heutigeldquo sagte Sebastian Ehlers (CDU) bdquoQuasi im Stundentakt uumlberschlagen sich die Mel-dungen und Ereignisseldquo Dass das Virus auch in MV ankomme sei nur eine Fra-ge der Zeit gewesen bdquoEs geht jetzt da-rum die Ausbreitung zu unterbrechen bzw zu verlangsamenldquo Hier sei jeder Einzelne gefragt Hygieneregeln einzu-halten unnoumltige Reisen zu meiden und auf Freizeitaktivitaumlten zu verzichten bei denen sich viele Menschen zusammen-finden Ihm sei bewusst dass sich jede

Einschraumlnkung auch auf die Wirtschaft auswirken werde Er begruumlszligte dass der Bund bereits Kurzarbeitergeld Liqui-ditaumltshilfen Buumlrgschaften und Steuer-stundungen fuumlr betroffene Unterneh-men zugesagt habe bdquoAuch wir im Land werden wenn es notwendig ist die Unternehmen bei uns nicht im Stich lassenldquo Er zeigte sich uumlberzeugt dass das Gesundheitssystem gut auf die Aus-breitung des Virus vorbereitet sei bdquoAber es wird an Grenzen gefuumlhrt werdenldquo Umso wichtiger sei es jetzt besonnen und vernuumlnftig zu handeln um die In-fektionsketten zu unterbrechen

bdquoWir sind gut auf die Krankheit vorbe-reitetldquo pflichtete Gesundheitsminister Harry Glawe bei Alle zustaumlndigen Be-houmlrden bei Bund Land und Kommunen stuumlnden in engem Austausch miteinan-der MV sei seit gut 14 Tagen von dem Virus betroffen Grund zur Panik gebe es aber nicht Um die Arztpraxen zu ent-lasten werde sein Ministerium landes-weit neun Abstrich-Zentren einrichten Zudem erhalte die Kassenaumlrztliche Ver-einigung Geld um Schutzausruumlstung fuumlr niedergelassene Aumlrzte zu beschaf-fen Daruumlber hinaus habe das Land eine Hotline fuumlr Buumlrger (0385588-5888) und Unternehmer (0385588-5588) ein-gerichtet Erleichtert zeigte er sich da-ruumlber dass der Bund die Schwelle fuumlr Kurzarbeit gesenkt habe Der Minister appellierte an alle die befuumlrchten am Coronavirus erkrankt zu sein zunaumlchst beim Hausarzt anzurufen Dieser werde dann alle weiteren Schritte einleiten Er kuumlndigte an jede Entwicklung mit Au-genmaszlig zu analysieren und daraus ta-gesaktuell Entscheidungen abzuleiten Sein besonderer Dank galt allen die sich intensiv fuumlr das Zuruumlckdraumlngen des Vi-rus einsetzten

bdquoFakt ist dass wir die Pandemie nicht auf-halten koumlnnenldquo verdeutlichte Nikolaus Kramer (Fraktionschef AfD) bdquoWir koumlnnen lediglich ihren massenhaften Ausbruch verhindern Und da ist jeder Einzelne von uns in der Pflichtldquo Fuumlr jeden sollte es inzwischen selbstverstaumlndlich sein sich regelmaumlszligig die Haumlnde zu waschen weil im Supermarkt im oumlffentlichen

Mit Markierungen im Abstand von 15m auf dem Boden sollen die Kunden im Supermarkt ermahnt werden einen Sicherheitsabstand zueinander einzuhalten

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24 A u s d e m P l e n u m A k t u e l l e S t u n d e

Personennahverkehr kurzum uumlberall wo man sich drauszligen bewegt konta-minierte Flaumlchen lauern koumlnnen bdquoJeder Tag den wir gewinnen ist ein guter Tagldquo Er appellierte daran parteiuumlber-greifend zusammenzuhalten bdquodenn es wird ein nationaler Kraftakt werden moumlglicherweise auch ein europaumlischer Kraftaktldquo Sich mit Grundnahrungsmit-teln und Wasser einzudecken sei rich-tig Es muumlsse jedoch niemand in Panik verfallen und beim Einkaufen hamstern

bdquoWir sprechen uumlber eine Situation die wir in ihrem Ausmaszlig vor einigen Wochen so noch nicht ahnen konntenldquo aumluszligerte Julian Barlen (SPD) Bei aller nachvoll-ziehbaren Sorge uumlber die Entwicklung und ihre Folgen komme es jetzt darauf an besonnen und gelassen zu bleiben ndash auch dann wenn die Schutzmaszlignah-men ausgeweitet werden sollten Er warb darum in Zeiten von Fake News nicht jeder Horrormeldung einfach so Glauben zu schenken und Vertrauen ins Gesundheitssystem zu haben bdquoDeutsch-land und Mecklenburg-Vorpommern sind im internationalen Vergleich wirklich gut vorbereitet Wir haben gute Kliniken wir haben fitte Aumlrzte wir haben aus-gewiesene Experten ein ausgebautes Krankheitswarn- und Meldesystem und wir haben Notfallplaumlneldquo Das Virus werde unbestritten auch die Wirtschaft treffen In welchem Ausmaszlig sei ungewiss bdquoEines ist aber klar und auch klares Signal hier aus dem Landtag Kein Unternehmen darf in ernste Schieflage oder gar Insol-venz geraten kein Arbeitsplatz darf ge-faumlhrdet werdenldquo

bdquoWir sollten die Coronakrise auch nutzen um die Globalisierung kritisch zu hinter-fragenldquo fuumlhrte Holger Arppe (fraktions-los) an Produktionen ins Ausland zu ver-lagern erweise sich nun als Achillesferse fuumlr Deutschland und MV bdquoDie meisten unserer Arzneimittel kommen aus China oder Indien Das ist mit ein Grund wes-halb wir jetzt Lieferengpaumlsse in dem Be-reich habenldquo Die Landesregierung sollte sich deshalb auf Bundesebene dafuumlr einsetzen Schluumlsselindustrien wieder in Deutschland anzusiedeln

Fuumlr DIE LINKE offenbare die Pandemie wie fragil unsere Lebensgrundlagen sind bdquoWir werden auf uns selbst zuruumlck-geworfen und muumlssen uns fragen Koumln-

Stichwort Corona

Wie wird das Virus uumlbertragen

Von Mensch zu Mensch Hauptsaumlchlich uumlber Troumlpfcheninfektion insbesondere durch Niesen und Husten oder wenn beim Sprechen winzige Troumlpfchen wei-tergegeben werden Das Robert-Koch-Institut schlieszligt nicht aus dass man sich auch uumlber verunreinigte Oberflaumlchen (Schmierinfektion) anstecken kann Die haumlufigsten Infektionsketten gehen den Wissenschaftlern zufolge aber auf eine direkte Uumlbertragung zuruumlck Die Ge-fahr sich anzustecken wird in Deutsch-land derzeit als hoch eingeschaumltzt Wie kann man sich vor einer Ansteckung schuumltzen

Waschen Sie sich regelmaumlszligig und gruumlnd-lich die Haumlnde Unter flieszligendem Was-ser und mit reichlich Seife Mindestens 20 Sekunden lang Niesen Sie in ein Ein-wegtaschentuch oder in die Armbeuge Halten Sie beim Husten oder Niesen min-destens einen Meter Abstand zu ande-ren und drehen Sie sich weg Halten Sie generell zu anderen Menschen einen Abstand von mindestens 15 Metern Vermeiden Sie soziale Kontakte Fassen Sie sich nicht mit den Haumlnden ins Ge-sicht Geben Sie niemandem die Hand

Welche Krankheitszeichen koumlnnen auftreten

Symptome die am haumlufigsten beo-bachtet werden sind Husten Unwohl-sein und Fieber Manche Betroffene klagen auch uumlber Durchfall In schweren Faumlllen kann die Erkrankung zu Atem-problemen fuumlhren und toumldlich enden Infektionen koumlnnen aber auch ohne Krankheitszeichen ablaufen Die Inku-bationszeit also der Zeitraum zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krank-heit betraumlgt bis zu 14 Tage

Fuumlr wen ist eine Infektion besonders gefaumlhrlich

In den meisten Faumlllen verlaumluft die Krank-heit mild Manche Menschen sind aber eher gefaumlhrdet fuumlr einen schweren Ver-lauf als andere Zu den Risikogruppen gehoumlren unter anderem aumlltere Men-schen Raucher oder Menschen mit be-stimmten Vorerkrankungen Das Robert-Koch-Institut zaumlhlt dazu zum Beispiel Herzkreislauferkrankungen Diabetes Erkrankungen des Atmungssystems der Leber und der Niere sowie Krebserkran-kungen

Quellen wwwbzgade (Bundeszentrale fuumlr gesundheitliche Aufklaumlrung) wwwrkide (Robert-Koch-Institut) und wwwbundesregierungde

Abschied

Mecklenburg-Vorpommerns erster Mi-nisterpraumlsident Alfred Gomolka ist am 24Maumlrz im Alter von 77 Jahren gestor-ben Anlaumlsslich der Nachricht erklaumlr-te Landtagspraumlsidentin Birgit Hesse

bdquoDer Landtag trauert um Prof Dr Alfred Gomolka

Als Abgeordneter der ersten Wahlperi-ode des Landtages MV und erster frei gewaumlhlter Ministerpraumlsident unseres Bundeslandes hat er sich mit seinem Wirken um den Aufbau der parlamen-tarischen Demokratie in MV in beson-derer Weise verdient gemacht Als Politikerin wie Repraumlsentantin unseres Landesparlamentes trauere ich um einen uumlber die Parteigrenzen hinweg geschaumltzten Politiker dessen Stimme auch nach seiner aktiven Zeit Gewicht hatte Meine Gedanken sind in diesen Stunden bei der Familie des Verstor-benenldquo

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25 A u s d e m P l e n u m A k t u e l l e S t u n d e

Polizei erhaumllt mehr BefugnisseSicherheits- und Ordnungsgesetz soll digitale Ermittlungen erleichtern

Unerlaumlsslich und genau richtig Nicht weitreichend genug Zu weit gehend Auf diesen Nenner lassen sich die Positi-onen der Landtagsfraktionen zum neu-en Sicherheits- und Ordnungsgesetz bringen Die neuen Regelungen sollen der Polizei in MV mehr Befugnisse ge-ben insbesondere fuumlr Ermittlungen im Internet Sie erlauben den Beamten zum Beispiel heimlich auf Computer Tablets und Smartphones zuzugreifen

oder Telefonate zu uumlberwachen Das Anliegen dahinter Terrorismus Online-Kriminalitaumlt und Kinderpornografie wir-kungsvoller zu bekaumlmpfen Die Aumlnde-rungen wurden monatelang kontrovers diskutiert In der Oumlffentlichkeit In den Fraktionen Im Innenausschuss und in Anhoumlrungen mit Sachverstaumlndigen Und im Maumlrz nach zweiter Lesung im Landtag mit den Stimmen von SPD CDU und AfD beschlossen

Besonders fuumlr Ermittlungen im Internet erhaumllt die Polizei mehr Moumlglichkeiten

nen wir weiter so produzieren das Pro-duzierte verteilen und konsumieren wie bisher Was ist eigentlich wirklich wich-tig in unserem Leben Und wie gehen wir miteinander umldquo meinte Torsten Koplin bdquoKlingt pathetisch ist es aber nichtldquo Das Virus werfe auch ein Licht auf die Schwaumlchen des Gesundheits-systems An vielen Stellen mangele es an Desinfektionsmittel und Schutzbe-kleidung bdquoWir fordern daher den unver-zuumlglichen Aufbau einer landeseigenen Notfallreserve fuumlr Desinfektionsmittel und Schutzbekleidungldquo Daruumlber hinaus verlangte er die Ausbil-dungskapazitaumlten in der Pflege und die Zahl der Medizinstudienplaumltze zu erhouml-hen bdquoWir muumlssen vorausschauend dafuumlr sorgen dass wir endlich genug Pflege-

rinnen und Pfleger sowie Aumlrztinnen und Aumlrzte habenldquo Sein dringlicher Appell an die Bevoumllkerung den Empfehlungen der Behoumlrden Folge zu leisten bdquoBeson-nenheit Ruumlcksichtnahme und Solidari-taumlt sind das Gebot der Stundeldquo

Ein Dreiklang auf den auch Ministerprauml-sidentin Manuela Schwesig setzt Sie bat um Verstaumlndnis wenn es in naumlchs-ter Zeit zu weiteren Einschraumlnkungen kommen sollte Die Lage sei ernst Manch einer moumlge die Maszlignahmen vielleicht fuumlr uumlbertrieben halten Hier gehe es aber um den Schutz von Men-schenleben Auch wer sich selbst nicht fuumlr gefaumlhrdet halte habe eine Verant-wortung gegenuumlber Risikopatienten bdquoUm diese Solidaritaumlt bitte ich unsere

Bevoumllkerungldquo Sie verstehe die Sorgen der Wirtschaft Das Land sei jedoch gut vorbereitet Sie befuumlrwortete die Re-gelungen des Bundes zur Kurzarbeit bdquoMit Kurzarbeit sind wir sehr sehr gut durch die Finanz- und Wirtschaftskrise gekommen Es ist eine Maszlignahme mit der wir gute Erfahrungen habenldquo Auch mit dem kuumlrzlich beschlossenen Lan-deshaushalt fuumlr 20202021 sei MV gut fuumlr schwierige Situationen aufgestellt In den naumlchsten Wochen werde man auf viele Dinge flexibel reagieren muumlssen bdquoIch bin sehr sehr zuversichtlich dass wir genau mit diesem Dreiklang ndash die Kraft aufbringen sich der Pandemie zu stellen besonnen zu reagieren und soli-darisch zu handeln ndash in der Bevoumllkerung auch das meistern koumlnnenldquo

bdquoDas neue Gesetz ist eine Antwort auf das digitale Zeitalterldquo verdeutlichte Manfred Dachner (SPD) Waumlhrend sich Taumlter bildlich gesehen in duumlsengetrie-benen Fahrzeugen auf der Datenau-tobahn bewegten seien die Ermittler noch im Wartburg unterwegs bdquoMit dem Gesetz geben wir der Polizei die Befugnis effektiver die Allgemeinheit und den Einzelnen zu schuumltzenldquo Die Erweiterungen moumlgen bdquowie ein Grusel-kabinett von Maszlignahmenldquo klingen ndash aber nur wenn man nicht deutlich dazu sage dass ihre Anwendung auf Tatsa-chen beruhen muss die eine Gefahr fuumlr Leib und Leben bedeuten Bloszlige Ver-dachtsmomente reichten nicht aus Das gelte auch fuumlr Menschen im direkten Umfeld einer Zielperson Selbst die

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Groszligmutter von Al Capone haumltte nach diesem Gesetz keine Polizeimaszlignahme zu befuumlrchten sofern keine Tatsachen vorliegen dass von ihr selbst Gefahren ausgingen so Dachner Zudem stuumlnden alle freiheitseinschraumlnkenden Maszlignah-men unter Richtervorbehalt Er betonte bdquoDie Polizei war und ist immer ein zu-verlaumlssiger Huumlter des Gesetzes Das wird auch im neuen SOG so bleibenldquo

Nikolaus Kramer (Fraktionsvorsitzen-der AfD) begruumlszligte die Aumlnderungen bdquoEs ergibt schlichtweg keinen Sinn die Landespolizei zur Abwehr schwerwie-gender Gefahren personell aufzusto-cken ihr aber dann die notwendigen Moumlglichkeiten der Erkenntnisgewin-nung vorzuenthaltenldquo An einigen Stel-len sehe er jedoch Nachbesserungs-bedarf So sollten Ermittler zur Abwehr terroristischer Straftaten Menschen auch praumlventiv in Gewahrsam nehmen duumlrfen bdquoUnd wir wollen Journalisten als Berufsgeheimnistraumlger explizit schuumlt-zenldquo Die Sorge vor einem Uumlberwa-chungsstaat hielt er fuumlr unbegruumlndet bdquoDas neue Sicherheits- und Ordnungs-gesetz ist mit Sicherheit keine neue Stasi 20ldquo Alles andere sei bdquoPolemik eines linken Milieusldquo und verkenne die unab-haumlngigen Kontrollinstanzen des Rechts-staats Kritik uumlbte er an der neuen Om-budsstelle fuumlr Polizisten Sie schuumlre nur Misstrauen innerhalb der Landespolizei bdquoBei uns im Land gibt es viele Stellen an die sich Polizisten in Not wenden koumln-nenldquo ndash denen nun das Vertrauen abge-sprochen werde

bdquoDas einzig Schlechte an dem Gesetz ist dass es nicht schon letztes Jahr in Kraft getreten istldquo sagte Ann Christin von Allwoumlrden (CDU) bdquoGerade die er-weiterten Online-Befugnisse sind in Zeiten der allgemeinen Digitalisierung ein zwingend notwendiges polizei-liches Mittel zur Gefahrenabwehrldquo Viele der gezeichneten Horrorszenarien seien bdquokompletter Stussldquo Sie offenbarten le-diglich welches Misstrauen die politi-schen Raumlnder gegenuumlber der Polizei hegten bdquoDie Gefahr dass der Staat die Daten missbraucht geht gegen nullldquo Von ihrer Kritik am Umgang mit dem Gesetzentwurf nahm sie auch die Me-dien nicht aus Dem Land einerseits den Weg in einen Uumlberwachungsstaat zu unterstellen anderseits aber damit

zu werben fuumlr ein neues Zeitungsabo bdquoAlexaldquo obendrauf zu legen sei blan-ker Hohn Sie betonte dass das Gesetz Medienvertreter gegenuumlber dem bis-herigen Recht nicht schlechter stelle bdquoMoumlglich dass Medienvertreter sich was das angeht schon immer schlecht behandelt gefuumlhlt haben Aber neu sind die beklagten Regelungen ganz und gar nichtldquo

Fuumlr DIE LINKE greift der Gesetzentwurf zu weit in die Grundrechte der Buumlrger ein bdquoOnline-Durchsuchungen und Quellen-TKUuml [Telekommunikationsuuml-berwachung] unter dem Vorwand der Gefahrenabwehr stellen einen Paradig-menwechsel dar dessen Flurschaden noch gar nicht absehbar istldquo sagte Peter Ritter bdquoAus der Polizei als allgemeinem Inbegriff von Sicherheit und Gefahren-abwehr wird eine Institution deren Ar-beit auf Unsicherheit und Sicherheits-luumlcken von IT-Systemen basiertldquo Das werde das Vertrauen der Buumlrger in die Polizei nicht staumlrken Er forderte dem Zuwachs an Befugnissen eine unabhaumln-gige Beschwerdestelle gegenuumlberzu-stellen an die sich nicht nur Polizisten sondern auch Buumlrger wenden koumlnnen

Da sich der Vorsitzende des Innenaus-schusses in der Debatte weder zu den Beratungen noch zur Anhoumlrung im Ausschuss geaumluszligert habe empfahl er allen Interessierten einen Blick in die Beschlussempfehlung bdquoDenn die Anhouml-rung hat ein ganz anderes Bild ergeben als hier in einzelnen Reden dargestellt wurdeldquo Saumlmtliche Hinweise Kritiken oder Anregungen seien jedoch in den Wind geschlagen worden

Auf Antrag der Fraktion DIE LINKE wur-de uumlber den Gesetzentwurf nament-lich abgestimmt Daran nahmen 68 Abgeordnete teil 56 stimmten fuumlr den Gesetzentwurf 12 dagegen Die Aumlnde-rungsantraumlge der Opposition wurden abgelehnt

Gesetzentwurf Landesregierung Drucksache 73694Beschlussempfehlung Innenausschuss Drucksache 74766Aumlnderungsantraumlge DIE LINKE Drucksachen 74776 und 74777Aumlnderungsantraumlge AfD Drucksachen 74778 und 74779

Info

bull InbegruumlndetenFaumlllendarfdiePolizeiPCs Smartphones und Tablets von Zielpersonen durchsuchen und uumlber-wachen Bei Bedarf auch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Voraussetzung dafuumlr ist in jedem Fall eine richterliche Genehmigung

bull Neben Festnetz undMobilfunk duumlr-fen Ermittler nun auch Telefonge-spraumlche uumlbers Internet uumlberwachen und mithilfe einer Software auf ver-schluumlsselte Inhalte zugreifen Auch fuumlr diese Quellen-Telekommunikati-onsuumlberwachung (Quellen-TKUuml) ist eine richterliche Genehmigung not-wendig

bull Laumlsst sich die Identitaumlt einer Per-son nicht anders feststellen duumlrfen Ordnungsbehoumlrden die betroffene Person bis zum Eintreffen der Polizei festhalten

bull Der finale Rettungsschuss wird alsklarstellende Regelung in das SOG aufgenommen

Er ist bisher auch schon moumlglich aber nicht explizit gesetzlich festge-halten

bull InpolizeilichenRaumlumendie fuumlrdieGewahrsamnahme genutzt werden wird Videouumlberwachung erlaubt

bull Um Straftaten zu verhindern oderVermisste zu suchen darf die Lan-despolizei auch Drohnen einsetzen

bull Vollzugsbediensteten der Zollver-waltung wird eine Eilzustaumlndigkeit eingeraumlumt Damit koumlnnen auch sie gefahrenabwehrend taumltig werden

bull Security-PersonalbeiGroszligveranstal-tungen soll regelmaumlszligig einer Zuver-laumlssigkeitspruumlfung unterzogen wer-den

bull Der Katalog der Straftaten von er-heblicher Bedeutung wird unter an-derem um Terrorismusfinanzierung die Verbreitung von Kinderporno-grafie Geldwaumlsche und das Ein-schleusen von Auslaumlndern erweitert

Quelle Innenministerium

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

27 A u s d e m P l e n u m | B e r i c h t e

Enquete-KommissionkommtGremium soll uumlber die Zukunft der medizinischen Versorgung in MV beraten

Um die stationaumlre Versorgung kran-ker oder verletzter Menschen kuumlm-mern sich in MV 37 Krankenhaumluser Je-den einzelnen dieser Standorte auch in Zukunft zu erhalten ist ein Ziel das alle Fraktionen im Landtag eint Uumlber den Weg dahin gehen die Meinungen allerdings auseinander DIE LINKE haumllt es unter anderem fuumlr geboten private Krankenhaumluser gegebenenfalls in oumlf-fentliche Traumlgerschaft zuruumlckzufuumlh-ren und forderte bis Herbst entspre-chende Moumlglichkeiten auszuloten Die Koalitionsfraktionen legten einen Dringlichkeitsantrag vor Ein zen-traler Punkt darin Schnellstmoumlglich eine Enquete-Kommission ins Leben zu rufen die die Zukunft der medizi-nischen Versorgung in MV als groszliges Ganzes beleuchtet

Ein vorbildliches Gesundheitsnetz auf der einen Seite marode Kliniken und veraltete Technik auf der anderen ndash in diesem Konfliktfeld habe sich das Ge-sundheitswesen nach der Wende be-funden skizzierte Torsten Koplin (DIE LINKE) bdquoDas Heil aus dieser Situation wurde im Umbruch der Eigentumsver-haumlltnisse gesehenldquo In keinem anderen ostdeutschen Bundesland seien so viele Krankenhaumluser privatisiert worden wie in MV ndash die meisten zwischen 1991 und 1996 Unter der SPDPDS-Regierung in den Jahren 1998 bis 2006 seien es sechs gewesen bdquoSeither zieht eine Beutegemeinschaft privater Klinikkon-zerne durch das Landldquo die ndash getrieben von Effizienzrenditen ndash unprofitable Krankenhausbereiche wie Kinder- und Jugendmedizin Gynaumlkologie und Ge-burtshilfe auslese Hier muumlsse die Politik Verantwortung uumlbernehmen und ge-gebenenfalls private Krankenhaumluser in oumlffentliche Traumlgerschaft zuruumlckfuumlhren bdquoEs geht nicht um eine Situation die von

heute auf morgen ansteht Aber wir ha-ben politisch Vorsorge zu leisten fuumlr den Fall der Faumllleldquo Als Finanzierungsquelle brachte er den Strategiefonds ins Spiel

Die stationaumlre Versorgung langfristig flauml-chendeckend aufrechtzuerhalten stehe fuumlr die Koalitionsfraktionen auszliger Frage Sich in jeder Landtagssitzung einzelnen Standorten oder Herausforderungen zu widmen werde die Probleme aber nicht loumlsen begruumlndete Sebastian Ehlers(CDU) den auf Initiative seiner Frakti-on eingereichten Dringlichkeitsantrag Er halte es fuumlr sinnvoller die Dinge zu buumlndeln bdquoWir wollen deshalb heute die Weichen stellen fuumlr eine Enquete-Kom-mission Zukunft der medizinischen Versorgung in Mecklenburg-Vorpom-mernlsquoldquo Mit dem Ziel konkrete Details fuumlr eine zukunftsfaumlhige medizinische Versorgung im Land auszuarbeiten Er warb darum alle Gedankenspiele zuzu-lassen und innovative Wege zu gehen bdquoDa darf es keine Denkverbote gebenldquo Er appellierte daran die Enquete-Kom-mission schnell ins Leben zu rufen und noch bis zum Ende der Wahlperiode zu Ergebnissen zu kommen

Gesundheitsminister Harry Glawe un-terstrich dass das Gesundheitssystem von einer Vielfalt an Anbietern lebe Dazu gehoumlrten private und kommunale Traumlgerschaften genauso wie die freie Wohlfahrt bdquoGrundsaumltzlich ist das immer ein Dreiklangldquo Das was DIE LINKE hier einfordere stehe vor einer hohen Huumlrde im Grundsatz und im Grundgesetz Trauml-gerschaften unter Zwang zu veraumlndern sei ausgeschlossen bdquoEs muss immer einen Verkaumlufer geben und einen der kaufen willldquo Er zeigte sich uumlberzeugt dass die gegenwaumlrtige Gesundheits-struktur im Land auch in den naumlchsten Jahren Bestand haben werde Eine En-quete-Kommission sei aber ein guter Weg um fraktionsuumlbergreifend und mit Fachleuten uumlber die Krankenhausland-schaft und deren Strukturen nachzu-denken und Empfehlungen zur Sicher-stellung der medizinischen Versorgung zu erarbeiten

bdquoWir wissen dass linke Politik gern von einer Ausweitung der Staatsquote traumlumtldquo sagte Dr Gunter Jess (AfD) bdquoWir meinen dagegen dass wir alle auch private Ressourcen fuumlr eine

gute Gesundheitsversorgung nutzen solltenldquo Krankenhaumluser in Gaumlnze oder Teilbereichen zu rekommunalisieren sei daher eine Handlungsoption aber kein Koumlnigsweg Einer Enquete-Kommission die bis zu Sommerpause 2021 Ergeb-nisse praumlsentieren soll stand er skep-tisch gegenuumlber bdquoIch denke da wird nichts Vernuumlnftiges bei rauskommenldquo Er habe vielmehr den Eindruck dass die Koalitionsfraktionen mit den selbst ver-ursachten Problemen nicht mehr fertig werden und sich mit der Kommission und mit Blick auf die Landtagswahl 2021 bdquogeschickt aus der Affaumlre ziehen wollenldquo Er nehme den Koalitionsfraktionen die Rolle des Gestalters jedenfalls nicht ab sondern frage sich warum die Antrag-steller nach 30 Jahren direkter oder in-direkter Regierungsverantwortung in Bund und Land nicht schon laumlngst ge-handelt haben

bdquoMosaiksteine bringen nicht vielldquo warb Julian Barlen (SPD) fuumlr die Enquete-Kommission bdquoWir brauchen einen lang-fristig tragfaumlhigen Masterplanldquo Im Kern gehe es um ein sektoruumlbergreifendes multiprofessionelles Versorgungskon-zept bdquoDie Menschen erwarten zu Recht dass sich der Staat um die wesentlichen Belange der Daseinsvorsorge kuumlmmert und wenn noumltig dem Markt auch die Stirn bietetldquo Das Land duumlrfe nicht weiter dabei zuschauen wenn private Traumlger wichtige aber weniger oder nicht pro-fitable Bereiche wie Geburtshilfe oder Paumldiatrie abstoszligen bdquoDie Politik muss es sein die die Regeln dieses Spiels be-stimmt und gemeinsam mit den Betei-ligten aktiv und mit klaren Anforderun-gen ausgestaltet Das ist die Motivation fuumlr den heutigen Antragldquo Der Landtag muumlsse in diesen Fragen eng an der Seite der Menschen stehen die diese Versor-gung dringend brauchten Aufgabe der Enquete-Kommission sei es deshalb den Status quo zu analysieren Perspek-tiven in den Blick zu nehmen und Emp-fehlungen fuumlr eine flaumlchendeckend und zukunftsfaumlhige Gesundheitsversorgung auszusprechen

Sebastian Ehlers (CDU) warnte davor den Eindruck zu erwecken Re-Kom-munalisierungen wuumlrden alle Probleme loumlsen bdquoDas ist zu kurz gedachtldquo Auch kommunale Krankenhaumluser seien nicht vor Personalmangel gefeit Als Finanzie-

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rungsquelle den Strategiefonds anzu-fuumlhren helfe nicht weiter bdquoDa koumlnnen Sie ein halbes Krankenhaus zuruumlck-kaufenldquo Pauschal von einer bdquoBeutege-meinschaft privater Klinikkonzerneldquo zu sprechen hielt er nicht fuumlr angebracht bdquoMan muss immer aufpassen dass man nicht verallgemeinertldquo Den Vorwurf der AfD wieszlig er zuruumlck Niemand wol-le sich hinter eine Enquete-Kommission verstecken Im Gegenteil bdquoWir werden hier sehr offen und kontrovers die Din-ge diskutieren auch mit Experten Was am Ende dabei rauskommt das weiszlig ich heute ehrlicherweise auch noch nichtldquo

Die Traumlgervielfalt der Krankenhaumluser stelle seine Fraktion nicht infrage be-tonte Torsten Koplin (DIE LINKE) bdquoWir muumlssen uns nur mit dem Punkt aus-einandersetzen was passiert wenn ein Krankenhaustraumlger nicht in der Lage oder gewillt ist seinen Versorgungs-auftrag zu erfuumlllenldquo Selbst die Minister-praumlsidentin habe in der Aufregung um Parchim und Crivitz Re-Kommunalisie-rungen ins Feld gefuumlhrt bdquoWir wollen mit unserem Antrag nichts anderes als sich damit auseinanderzusetzenldquo Eine En-quete-Kommission ins Leben zu rufen sei begruumlszligenswert Sie werde jedoch nicht in einem Jahr mit ihrer Arbeit fertig sein Er draumlngte daher mit einem Aumlnde-rungsantrag darauf sie in der naumlchsten Legislaturperiode fortzufuumlhren und im Sommer zunaumlchst einen Zwischenbe-richt vorzulegen

Uumlber den Antrag der Linken wurde na-mentlich abgestimmt Dabei wurden 63 Stimmen abgegeben 12 Abgeordnete votierten mit Ja 51 mit Nein Damit ist der Antrag abgelehnt Der Koalitions-antrag fand mit den Stimmen von SPD CDU einigen Abgeordneten der AfD und dem fraktionslosen Abgeordneten Holger Arppe eine Mehrheit Der Aumlnde-

Stichwort Dringlichkeitsantrag

Ein Dringlichkeitsantrag ist ein Antrag der erst zu Beginn der Landtagssit-zung auf die Tagesordnung gesetzt wird Normalerweise muumlssen die Frak-tionen ihre Beratungsgegenstaumlnde laut Geschaumlftsordnung spaumltestens zwei Wochen vor der Sitzung bei der Landtagspraumlsidentin einreichen Manchmal ergeben sich aufgrund aktueller Entwicklungen Anlaumlsse fuumlr Antraumlge erst nach dieser Frist Ob ein Antrag fuumlr dringlich befunden wird entscheiden die Abgeordneten Stimmt mindestens eine Zweidrit-telmehrheit der Landtagsmitglieder dafuumlr wird er nachtraumlglich bzw zu-saumltzlich auf die Tagesordnung gesetzt Vor der Abstimmung hat die Fraktion die den Antrag stellt die Moumlglichkeit die Dringlichkeit in einem kurzen Re-debeitrag zu begruumlnden Alle anderen Fraktionen koumlnnen darauf erwidern Wird die Dringlichkeit abgelehnt kann der Antrag zur naumlchsten Sitzungswo-che im regulaumlren Verfahren eingereicht werden

Stichwort Enquete-Kommission

Eine Enquete-Kommission ist eine Arbeitsgruppe in der umfangreiche Sachverhalte uumlber einen langen Zeit-raum eroumlrtert werden Sie besteht aus Abgeordneten aller Fraktionen sowie externen Sachverstaumlndigen Im konkreten Fall koumlnnen das unter anderem Klinikbetreiber und Vertre-ter des Gesundheitsministeriums der Kommunen Krankenkassen und Aumlrz-teschaft sein Sie eroumlrtern das Thema gemeinsam und unter verschiedenen Aspekten Ziel ist es Loumlsungen bzw Handlungsempfehlungen fuumlr Pro-bleme zu finden aus denen dann gegebenenfalls politische Entschei-dungen abgeleitet werden Bislang gab es in MV vier Enquete-Kommissi-onen Leben in der DDR Leben nach 1989 ndash Aufarbeitung und Versoumlhnung (1995ndash1997) Zukunftsfaumlhige Gemein-den und Gemeindestrukturen in Meck-lenburg-Vorpommern (2000ndash2002) Staumlrkung der kommunalen Selbstver-waltung (2007ndash2011) und Aumllter werden in Mecklenburg-Vorpommern (2012ndash2016)

rungsantrag der Linken wurde mit den Stimmen von SPD und CDU abgelehnt

Antrag DIE LINKE Drucksache 74742Dringlichkeitsantrag CDUSPD Drucksache 74781Aumlnderungsantrag DIE LINKE Drucksache 74787

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Eine Enquete-Kommission soll sich mit der Zukunft der 37 Krankenhaumluser in MV befassen

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29 A u s d e m P l e n u m | B e r i c h t e

KeineDauer-Flaggenam SchlossSitz des Parlaments wird nur zur Landtagssitzung beflaggt

Europa-Flagge Deutschland-Flag-ge und MV-Flagge Sie werden weiter-hin nicht taumlglich vor dem Schloss we-hen Nach geltender Verordnung werden Flaggen nur an den Sitzungs-tagen der Abgeordneten gehisst Und dabei bleibt es auch Das Plenum hat mehrheitlich gegen den Vorschlag der AfD gestimmt den Sitz des Landtages dauerhaft zu beflaggen Ihr Ansinnen auch den Plenarsaal mit diesen drei Flaggen auszustatten fand ebenfalls keine Mehrheit Beide Antraumlge wurden in einer gemeinsamen Debatte bera-ten in der sich neben der AfD nur DIE LINKE und die fraktionslose Abgeord-nete Christel Weiszligig zu Wort meldeten

bdquoSchwarz-Rot-Gold ist das Symbol fuumlr das demokratische Deutschland Dazu sollte sich ein deutsches Landespar-lament auch taumlglich bekennenldquo argu-mentierte Christoph Grimm (AfD) der beide Antraumlge ins Plenum einbrachte Die Deutschlandflagge stehe fuumlr Freiheit Wohlergehen Zugehoumlrigkeit und eine verfassungsgemaumlszlige Ordnung Fuumlr einen selbstbewussten aufgeklaumlrten Patriotis-mus muumlsse sich niemand schaumlmen Auch dem Plenarsaal wuumlrden die Flaggen von Land Bund und EU ndash zum Beispiel in Form von Standarten ndash mehr Farbe und eine ganz andere Note verleihen Mit bei-den Ansinnen befaumlnde sich MV in guter Gesellschaft zu Laumlndern wie Bayern Hes-sen Berlin und Thuumlringen

Das Ansinnen sei ehrenhaft offenbare jedoch eine Bildungsluumlcke meinte Pe-ter Ritter (DIE LINKE) bdquoDas Instrument das Sie vorschlagen ist falschldquo Nicht die Landesregierung muumlsse aufgefordert werden die Rechtsverordnung zu aumln-dern sondern der Innenminister bdquoOder Sie aumlndern das Hoheitszeichengesetzldquo Als die Baukommission sich mit der Aus-gestaltung des neuen Plenarsaals befasst habe haumltte sich auch die AfD mit Ideen einbringen koumlnnen bdquoIch habe von Ihrer Fraktion keinen Vorschlag gehoumlrtldquo weder zum Aussehen des Saals noch zur Beflag-gung bdquoWir lehnen diese Antraumlge abldquo

Den Plenarsaal zu beflaggen ndash fuumlr Christel Weiszligig (fraktionslos) eine laumlngst uumlber-faumlllige Forderung Flaggen zu zeigen bedeute in der Wirkung nach auszligen auch bdquoWir stehen zu unserem Land Wir sind stolz Diener des Volkes zu seinldquo Sie warb darum bdquoohne viel Gezetereldquo zu jeder Sitzung bdquodrei Standarten mit wun-derschoumlnen Fahnenldquo aufzustellen ndash und damit bdquozuversichtliche Aussagekraft und das Gefuumlhl hier sind wir zu Hauseldquo zu vermitteln

Christoph Grimm (AfD) warf den Ko-alitionsfraktionen vor bdquoden Schwanz einzuziehenldquo bdquoSie wissen nicht was Sie zu diesem Thema sagen sollen deshalb halten Sie lieber den Mundldquo Auch DIE LINKE habe in ihrem Redebeitrag eine Pirouette nach der anderen gedreht bdquoWenn wir die Landesregierung zu etwas auffordern dann ist natuumlrlich auch der Innenminister gefragt und gemeintldquo Die angefuumlhrten Ablehnungsgruumlnde hielt er fuumlr vorgeschoben bdquoGeben Sie das doch zu und sagen Sie dass Sie ideologisch einfach ein Problem mit Schwarz-Rot-Gold habenldquo

Horst Foumlrster (AfD) unterstrich dass es darum gehe den Sitz des Landtags bei der Beflaggung auf eine Stufe mit der Staatskanzlei zu stellen bdquoSymbole ha-ben eine groszlige Wirkungldquo Er gehe nicht davon aus dass es Streit in der Sache gebe Knackpunkt sei vielmehr dass die AfD den Antrag stelle bdquoSeien Sie an der Stelle einfach mal sachlichldquo Er erinnerte daran dass auch Bundespraumlsident Stein-meier vor einiger Zeit davor gewarnt habe Symbole den politischen Raumlndern zu uumlberlassen Sein Vorschlag bdquoWenn Sie nicht mit uns stimmen moumlgen stellen Sie demnaumlchst selbst einen Antragldquo

Beide Antraumlge wurden mit den Stimmen von SPD CDU und DIE LINKE abgelehntAntrag AfD Drucksache 74737Antrag AfD Drucksache 74749

Stichwort Beflaggung

Ob und wie oumlffentliche Gebaumlude be-flaggt werden kann nicht einfach nach Gutduumlnken entschieden werden Grundlage dafuumlr sind die bdquoBeflaggungs-verordnungldquo und die bdquoVerordnung zur Bestimmung der regelmaumlszligigen Be-flaggungstageldquo des Landes Die Staats-kanzlei zeigt taumlglich Flagge die Euro-paflagge die Bundesflagge und die Dienstflagge des Landes Der Landtag ist laut Verordnung an jedem Sitzungs-tag mit der Landesflagge und den Flag-gen der Landesteile Mecklenburg und Vorpommern beflaggt Vor anderen Dienststellen und Behoumlrden des Lan-des oder die der Aufsicht des Landes unterstehen werden Flaggen dagegen nur an ausgewaumlhlten Tagen gehisst Dazu gehoumlren zum Beispiel der 1 Mai (Tag der Arbeit) der Tag der Deut-schen Einheit der Volkstrauertag (auf halbmast) oder der Tag an dem eine Wahl stattfindet Uumlber den offiziellen Beflaggungskalender hinaus kann der Landesinnenminister aufgrund beson-derer Anlaumlsse weitere Beflaggungen anordnen

Landesflagge versus Dienstflagge Blau Weiszlig Gelb Weiszlig Rot quer gestreift ndash so sieht die Landesflagge aus Daneben verwenden die Landesbehoumlrden auch eine Dienstflagge Auf ihr sind zusaumltzlich noch die beiden Wappentiere der mecklenburgische Stier und der pommersche Greif abgebildet

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An Sitzungstagen wehen vor dem Schweriner Schloss die Europa-Flagge die Deutschland-Flagge und die MV-Flagge

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30 A u s d e m P l e n u m | B e r i c h t e

wie Planungen fuumlr einen Hochschulstand-ort Schwerin gewuumlnscht Sie enthielt sich in der AbstimmungAntrag SPDCDU Drucksache 74739

Elternzeit heiszligt Teilzeitplatz

Kinder deren Eltern mit einem Geschwis-terkind in Elternzeit sind haben auch weiterhin keinen Anspruch auf einen Ganztagsplatz in der Kita SPD CDU und DIE LINKE sprachen sich gegen den Vorschlag der AfD aus das Kindertages-foumlrderungsgesetz (KifoumlG) entsprechend zu aumlndern Nach den derzeitigen Rege-lungen steht diesen Familien maximal ein Teilzeitplatz zu Fuumlr die SPD liegen die Konflikte nicht in der Teilzeitloumlsung an sich sondern in den damit verbun-denen unflexiblen Bring- und Abhol-zeiten Diese gelte es zu aumlndern Die CDU beklagte dass der Gesetzentwurf nichts daruumlber aussage wie der Vorstoszlig per-sonell und finanziell gestemmt werden solle DIE LINKE wandte sich dagegen Betreuungszeiten an Voraussetzungen zu knuumlpfen und sprach sich fuumlr einen grundsaumltzlichen Ganztagsanspruch fuumlr alle Kinder aus Der Gesetzentwurf wur-de nach dieser ersten Lesung nicht zu weiteren Beratungen in den Fachaus-schuss verwiesenGesetzentwurf AfD Drucksache 74738

Keine gezielte Jagd auf Kolkraben

Die AfD-Fraktion verlangt von der Lan-desregierung mehr Schutz fuumlr Weide-tiere In den Mittelpunkt ihres Antrages stellte sie dabei den Kolkraben der im-mer wieder neugeborene Weidetiere angreife um dann das Aas zu fressen Nach Ansicht der AfD sollte der Vogel deshalb in die EU-Vogelschutzrichtlinie aufgenommen werden ndash um eine ge-zielte Bejagung zu ermoumlglichen Dass schwache Tiere das Interesse von Aas-fressern erregten liege in der Natur der Tiere entgegnete die SPD Es sei aber mitnichten so dass auf jeder Weide Kolk-

CDU sprachen sich fuumlr eine europaumlische Loumlsung und gegen einen Alleingang von MV aus Die AfD verlangte die unbeglei-teten Kinder zu ihren Eltern zuruumlckzu-schicken Anstatt dem Steuerzahler neue Kosten aufzuerlegen solle das Geld ihrer Meinung nach lieber vor Ort in aumlrztliche Hilfe investiert werden Der Antrag wur-de abgelehntDringlichkeitsantrag DIE LINKE Drs 74780

Eckwerte weisen Hochschulen den Weg

Mehr unbefristete Stellen mehr Geld ein Studiengang fuumlr Grundschullehrer in Greifswald ndash das sind drei Beispiele aus den Eckwerten die der Landtag mit den Stimmen von SPD und CDU fuumlr die Hochschulentwicklung der kommenden Jahre beschlossen hat Die Eckwerte sind der Wegweiser in welche Richtung sich die Hochschulen in den Jahren 2021 bis 2025 entwickeln sollen Auf ihrer Grund-lage erarbeiten sie Zielvereinbarungen und Entwicklungsplaumlne zum Beispiel zu Stellen Studiengaumlngen Faumlchern und For-schungsschwerpunkten Das Eckpunkte-papier ermoumlglicht es den Hochschulen erstmals die Anzahl unbefristeter Stellen zu erhoumlhen und ndash unter Einhaltung des Stellenplans ndash flexibler mit Stellen umzu-gehen Damit koumlnnen sie bei Bedarf auch im laufenden Jahr Stellen schaffen oder streichen Bislang war dies nur in engen Grenzen moumlglich Bei den Bauvorhaben liegt der Fokus unter anderem auf dem ULMICUM und BIOMEDICUM in Rostock und der Bibliothek in Neubrandenburg Mit Blick auf den Fachkraumlftebedarf legt das Land sein Hauptaugenmerk auf die fachliche Entwicklung der Studiengaumln-ge fuumlr Mediziner Juristen Bauingenieure und Lehrer Durch die Verstetigung des Hochschulpaktes stehen den Hochschu-len zudem von 2021 bis 2023 jaumlhrlich rund vier Millionen Euro ab 2024 rund acht Millionen Euro mehr zur Verfuumlgung SPD und CDU lobten die erfreulichen Entwick-lungen die sich aus den Eckpunkten erge-ben Fuumlr die AfD ging das Papier an vielen Stellen in die falsche Richtung ndash allem voran in Bezug auf Inklusion Gender Frauenquoten und dem geplanten Ori-entierungsstudium Sie stimmte ebenso wie der fraktionslose Abgeordnete Holger Arppe gegen den Antrag DIE LINKE haumltte sich unter anderem mehr Verbesserungen fuumlr die Juristenausbildung in Rostock so-

Weitere MeldungenNaumlchste Volkszaumlhlung kommt 2021

Wie viele Menschen leben in MV Wie viele Wohnungen gibt es im Land Da-ten wie diese werden im kommenden Jahr mit einer Volkszaumlhlung auf den neu-esten Stand gebracht Der sogenannte Zensus wird am 16 Mai 2021 stattfinden Deutschland ist laut EU-Recht dazu ver-pflichtet alle zehn Jahre eine Volkszaumlh-lung durchzufuumlhren Fuumlr die Erhebung werden sowohl bestehende Daten aus-gewertet als auch Buumlrger befragt Die Er-gebnisse sind wichtige Planungsgrund-lagen fuumlr Bund Land und Gemeinden Die Houmlhe der Einwohnerzahlen hat zum Beispiel Einfluss darauf wie viel Geld der Bund uumlber den Finanzausgleich ans Land und das Land an die Kommunen zahlt oder wie Wahlkreise eingeteilt werden Aber auch fuumlr die Planung von Schulen Kindergaumlrten Altenheimen oder Kran-kenhaumlusern spielen die erfassten Daten eine Rolle Die Bestimmungen zum Ab-lauf der Erhebung muumlssen in einem Ge-setz geregelt werden das im Maumlrz mit den Stimmen von SPD CDU und DIE LIN-KE beschlossen wurdeGesetzentwurf Landesregierung Drucksache 74445Beschlussempfehlung Innenausschuss Drucksache 74762

Fluumlchtlingskinder aus Griechenland

DIE LINKE hat erneut darauf gedraumlngt Fluumlchtlingskinder aus uumlberfuumlllten grie-chischen Lagern nach MV zu holen Mit einem Dringlichkeitsantrag forderte sie die Landesregierung auf uumlber die vom Bund geaumluszligerten Absichten hinaus zu gehen und weitere Kinder aufzu-nehmen Der Koalitionsausschuss des Bundes hatte sich Anfang Maumlrz bereit erklaumlrt in Zusammenarbeit mit anderen europaumlischen Laumlndern bis zu 1500 kranke sowie unbegleitete Kinder und Jugendli-che nach Deutschland zu holen DIE LIN-KE forderte dem Bund ein eigenes An-gebot zur Aufnahme weiterer Maumldchen und Jungen in MV zu machen SPD und

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und Fernmeldegeheimnis) neu besetzt werden Zur Wahl stand auf Vorschlag der Christdemokraten Ann Christin von Allwoumlrden In geheimen Wahlen wur-de die CDU-Abgeordnete mit groszliger Mehrheit in alle drei Gremien gewaumlhlt An der Abstimmung hatten sich jeweils 60 Abgeordnete beteiligt Neues stellver-tretendes Mitglied der G 10-Kommission wurde Franz-Robert LiskowWahlvorschlaumlge CDU Drucksachen 74768 bis 74770

Ausschuss bestimmt Vertrauensleute

In diesem Jahr werden an den Verwal-tungsgerichten Schwerin und Greifswald sowie am Oberverwaltungsgericht neue ehrenamtliche Richterinnen und Richter gewaumlhlt Die Wahl uumlbernimmt ein beim jeweiligen Gericht bestehender Wahl-ausschuss Diesen Wahlausschuumlssen gehoumlren die Praumlsidenten der Verwal-tungsgerichte ein von der Landesregie-rung bestimmter Verwaltungsbeamter sowie sieben Vertrauensleute an Diese Vertrauensleute wiederum werden von den Landtagsabgeordneten bestimmt SPD CDU und DIE LINKE haben sich in einem gemeinsamen Dringlichkeitsan-trag darauf verstaumlndigt diese Aufgabe dem Rechtsausschuss zu uumlbertragen In der Debatte dazu meldete sich nur die AfD zu Wort Sie wandte sich dage-gen die Entscheidungskompetenz vom Landtag in den Ausschuss zu verlagern bdquoUnserer Meinung nach ist das eine Fra-ge die das Plenum zu entscheiden hatldquo Die ehrenamtlichen Richterinnen und Richter werden fuumlr die Dauer von fuumlnf Jahren gewaumlhlt Ihre Aufgabe ist es mit Erfahrungen und Kenntnissen aus dem taumlglichen beruflichen und sozialen Um-feld die juristisch gepraumlgte Sichtweise der Berufsrichter sinnvoll zu ergaumlnzenDringlichkeitsantrag SPD CDU DIE LINKE Drucksache 74775

Kooperatives Ehrenamt

Die Bundesregierung hat die Deutsche Stiftung fuumlr Engagement und Ehrenamt mit Sitz in Neustrelitz ins Leben gerufen Vor diesem Hintergrund hat der Landtag auf Initiative der CDU die Landesregie-rung beauftragt die Arbeit der Stiftung zu unterstuumltzen und eine Kooperation mit der Ehrenamtsstiftung des Landes

rabenschwaumlrme nur darauf warteten uumlber ein neugeborenes Tier herzufallen Die CDU verwies darauf dass die Voumlgel unter bestimmten Bedingungen auch jetzt schon bejagt werden duumlrften DIE LINKE meinte ursaumlchlich fuumlr die Pro-bleme von Weidetierhaltern seien we-der Wolf noch Kolkrabe sondern eine verfehlte EU-Agrarfoumlrderpolitik Daran wuumlrde auch eine Bejagung des Kolkra-ben nichts aumlndern Alle drei Fraktionen SPD CDU und DIE LINKE sowie die frak-tionslose Abgeordnete Christel Weiszligig lehnten den Antrag abAntrag AfD Drucksache 74735

Debatte um Jura-Studium

Auf den Arbeitsmarkt fuumlr Juristen kom-men groszlige Herausforderungen zu Bis 2031 werden 320 Richter und Staatsan-waumllte in Ruhestand gehen Demgegen-uumlber stehen ein hohe Abbrecher- und Durchfallquote bei Jura-Studenten Un-ter Verweis auf diese Entwicklung warb DIE LINKE darum die Juristenausbildung in MV staumlrker in den Blick zu nehmen Konkret draumlngte sie darauf die Qualitaumlt der Ausbildung zu verbessern sowie ne-ben Greifswald auch in Rostock wieder bdquoRechtswissenschaftenldquo als Studiengang anzubieten Die AfD pflichtete der Pro-blematik bei und unterstuumltzte die Vor-schlaumlge Sie warb darum mehr Personal einzustellen um Studierende gut aufs Examen vorzubereiten Nach Ansicht der CDU seien weder im Haushalt noch strukturell die Voraussetzungen fuumlr einen Studiengang der Rechtswissenschaften in Rostock gegeben Die SPD ging in der Analyse der Probleme mit den Linken mit betonte aber dass Verbesserungen bereits umgesetzt wuumlrden oder in Pla-nung seien Neue Doppelstrukturen in Greifswald und Rostock lehnte sie abAntrag DIE LINKE Drucksache 74747

Neue Mitglieder fuumlr drei Gremien

Der bisherige Fraktionsvorsitzende der CDU Vincent Kokert hat mit Wirkung zum Maumlrz den Landtag verlassen Aus diesem Grund mussten die Sitze der Fraktion in der Parlamentarischen Kon-trollkommission (Angelegenheiten des Verfassungsschutzes) im SOG-Gremium (Sicherheits- und Ordnungsgesetz) und in der G 10-Kommission (zu Brief- Post-

angeregt Die Koalitionsfraktionen erhof-fen sich davon auch Synergieeffekte und eine Staumlrkung fuumlr das Ehrenamt in MV Die Opposition hielt den Antrag fuumlr unnoumltig bdquoDas ist ungefaumlhr so als wuumlrden wir die Einrichtung des Plenarsaals begruumlszligen und dafuumlr plaumldieren dass hier regelmauml-szligig Sitzungen durchgefuumlhrt werdenldquo meinte DIE LINKE Sie stimmte dem An-trag trotzdem zu in der Hoffnung dass er die Bedingungen fuumlr das ehrenamt-liche Engagement weiter verbessere Die AfD warnte vor einer bdquostaatlich organi-sierten Uumlbersteuerung von Ehrenamtldquo In der Abstimmung zeigten sich ihre Frak-tionsmitglieder uneins Einige stimmten dem Antrag zu andere enthielten sichAntrag CDUSPD Drucksache 74740

Kritik am Abrechnungssystem

Wolgast Parchim Demmin Krankenhaumlu-ser im Land stehen immer wieder im oumlf-fentlichen Fokus weil sie Schwierigkeiten haben ihre Abteilungen Geburtshilfe Gynaumlkologie sowie in der Kinder- und Jugendmedizin aufrechtzuerhalten Es fehlt an Geld und Personal DIE LINKE sieht eine Ursache dafuumlr im pauschalen Abrechnungssystem uumlber das Kliniken ihre Leistungen bezahlt bekommen Dieses System werde den besonderen Anforderungen an diese stationaumlren Be-reiche nicht gerecht Im Vergleich zu an-deren Abteilungen habe die Geburtshilfe viel houmlhere Vorhaltekosten die Kinder- und Jugendmedizin viel weniger plan-bare Leistungen dafuumlr aber hohe Notfall-quoten und Zeitbedarfe Sie forderte des-halb die Kosten fuumlr diese medizinische Versorgung nach den tatsaumlchlichen Kosten abzurechnen SPD und CDU plauml-dierten dafuumlr das Thema nicht isoliert zu betrachten sondern in einen groumlszligeren Zusammenhang zu ruumlcken ndash und ver-wiesen auf ihren Antrag zur Errichtung einer entsprechenden Enquete-Kom-mission Nicht zuletzt koumlnne die Abrech-nungsfrage nur auf Bundesebene ent-schieden werden Die AfD stellte einen Aumlnderungsantrag Dieser sah vor alle drei Bereiche im bestehenden Abrechnungs-system zu belassen dort aber besser auszufinanzieren In der Debatte ergriff sie nicht das Wort Beide Antraumlge wurden abgelehntAntrag DIE LINKE Drucksache 74741Aumlnderungsantrag AfD Drucksache 74782

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

32 G e s e t z g e b u n g i n d e r 7 W a h l p e r i o d e

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Laufende Gesetzgebung

Drs-Nr Initiator Gesetz Federfuumlhrender Ausschuss

Beratungsverlauf

72573 SPD CDU Entwurf eines Vierten Gesetzes zur Aumlnderung des Landesverfassungsgerichtsgesetzes

Rechtsausschuss 1 Lesung 12092018in Beratung

72574 SPD CDU Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Aumlnderung des Volksabstimmungsgesetzes

Rechtsausschuss 1 Lesung 12092018in Beratung

72575 SPD CDU Entwurf eines xx-ten Gesetzes zur Aumlnderung der Verfassung des Landes Mecklenburg-Vorpommern

Rechtsausschuss 1 Lesung 12092018in Beratung

74017 DIE LINKE Entwurf eines Gesetzes uumlber die Errichtung einer Beteiligtentransparenz-dokumentation beim Landtag (Beteiligtentransparenzdokumentationsgesetz Mecklenburg-Vorpommern - BeteildokG M-V)

Rechtsausschuss 1 Lesung 04092019in Beratung

74301 LReg Entwurf eines Gesetzes zur Neufassung des Finanzausgleichsgesetzes Mecklenburg-Vorpommern und zur Aumlnderung weiterer Gesetze

Innen- und Europaausschuss

1 Lesung 13112019in Beratung

74443 LReg Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes uumlber den oumlffentlichen Personennahverkehr in Mecklenburg-Vorpommern

Energieausschuss 1 Lesung 12122019in Beratung

74607 LReg Entwurf eines Gesetzes zum Staatsvertrag zwischen der Freien und Hansestadt Hamburg und dem Land Mecklenburg-Vorpommern uumlber die Durchfuumlhrung von Zuverlaumlssigkeitsuumlberpruumlfungen nach dem Luftsicherheitsgesetz

Energieausschuss 1 Lesung 29012020in Beratung

74613 LReg Entwurf eines Gesetzes zum Dreiundzwanzigsten Staatsvertrag zur Aumlnderung rundfunkrechtlicher Staatsvertraumlge (Dreiundzwanzigster Rundfunkaumlnderungsstaatsvertrag)

Innen- undEuropaausschuss

1 Lesung 29012020in Beratung

74614 LReg Entwurf eines Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes zur Ausfuumlhrung des Tierische Nebenprodukte-Beseitigungsgesetzes und zur Aumlnderung weiterer Vorschriften

Agrarausschuss 1 Lesung 29012020in Beratung

74615 SPD CDU Entwurf eines Ersten Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes zur Errichtung eines Sondervermoumlgens bdquoStrategiefonds des Landes Mecklenburg-Vorpommernldquo

Finanzausschuss 1 Lesung 29012020in Beratung

74618 AfD Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Aumlnderung des Finanzausgleichsgesetzes Mecklenburg-Vorpommern

- 1 Lesung 29012020Ablehnung der Uumlberweisung

74738 AfD Entwurf eines Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes zur Einfuumlhrung der Elternbeitragsfreiheit zur Staumlrkung der Elternrechte und zur Novellierung des Kindertagesfoumlrderungsgesetzes Mecklenburg-Vorpommern (Kindertagesfoumlrderungsgesetz -KifoumlG M-V)

- 1 Lesung 11032020Ablehnung der Uumlberweisung

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Abgeschlossene Gesetzgebung im Plenum am 29 Januar 2020 entschieden

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0 Drs-Nr Gesetz Initiator Abstimmung im Plenum

Beschluss

73694 Entwurf eines Gesetzes uumlber die oumlffentliche Sicherheit und Ordnung in Mecklenburg-Vorpommern und zur Aumlnderung anderer Gesetze

LReg 1 Lesung 190620192 Lesung 11032020 Annahme

74445 Entwurf eines Gesetzes zur Ausfuumlhrung des Zensusgesetzes 2021 in Mecklenburg-Vorpommern (Zensusausfuumlhrungsgesetz 2021 - ZensAG 2021 M-V)

LReg 1 Lesung 111220192 Lesung 11032020 Annahme

74444 Entwurf eines Gesetzes uumlber die Regulierungskammer Mecklenburg-Vorpommern (RegKG M-V) und zur Aumlnderung der Energiewirtschaftszustaumlndigkeitslandesverordnung

LReg 1 Lesung 111220192 Lesung 11032020 Annahme

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

33 G e s e t z g e b u n g i n d e r 7 W a h l p e r i o d e T e r m i n e

Vor-Ort-TerminWirtschaftsausschuss besucht HAB in Wusterhusen und MV WERFTEN in Stralsund

Am 27 Februar hat der Wirtschafts-ausschuss die HAB (Hallen- und Anla-genbau GmbH) in Wusterhusen als Mitgliedsunternehmen des Kooperati-onsverbundes RIC MAZA MV eV und im Anschluss die MV WERFTEN Stral-sund GmbH besucht um sich uumlber den aktuellen Stand zu informieren

Die HAB (Hallen- und Anlagenbau GmbH) gehoumlrt zu den modernsten Stahlbaubetrieben in Norddeutschland Das familiengefuumlhrte Unternehmen in dem heute mehr als 70 Mitarbeiter beschaumlftigt sind entwickelt plant und errichtet Gewerbe- Industrie- und Ge-sellschaftsbauten touristische Anlagen Komponenten fuumlr den Fahrzeugbau sowie Anlagen fuumlr den Kernkraftwerks-ruumlckbau Die HAB hat im Jahr 2006 die weltweit erste Tauchgondel fuumlr Zinno-witz auf der Insel Usedom gebaut 2011 wurden die Entwicklung und der Bau des ersten deutschen Meereswellen-

schwimmergenerators gestartet Mit ei-ner eigenen Forschungs- und Entwick-lungsabteilung werden jaumlhrlich uumlber 2 Prozent des Gesamtumsatzes zielge-richtet in die Entwicklung neuer Pro-dukte und Prozesse investiert Im Bereich des Anlagenbaus hat das Unternehmen eine Achterbahn fuumlr das Oktoberfest in Muumlnchen eine Wildwasserbahn fuumlr den Safaripark in Daumlnemark sowie Kabinen fuumlr die VIETZ GmbH Hannover gebaut Zudem werden Kranrahmen fuumlr Lieb-herr in Rostock Ersatzteile fuumlr STILL in Hamburg LNG-Traumlger fuumlr die NEPTUN WERFT in Rostock sowie eine Wasser-stoffanlage fuumlr Russland gefertigt Auszligerdem ist das Projekt Energieboje auf den Weg gebracht worden Eine Boje mit der die Bewegung der Wellen in Energie umgewandelt werden soll

RIC MAZA MV eV ist aus dem Koopera-tionsverband MAZA MV eV hervorge-gangen und seit dem 1 Januar 2018 mit einem Regionalen Innovationscluster Maritime Zulieferer Allianz Schiffbau (RIC MAZA Schiffbau) taumltig Dem Ver-bund gehoumlren derzeit 43 Mitgliedsun-ternehmen (davon 29 Kleine und mitt-lere Unternehmen) mit insgesamt ca 2400 Beschaumlftigten an Das groumlszligte Mit-gliedsunternehmen ist die Ostseestaal GmbH amp Co KG mit etwa 200 Beschaumlf-

tigten Daneben zaumlhlen u a regionale Schiffbauzuliefer- Ausruumlstungs- und Industriedienstleistungsunternehmen schiffbaurelevante Ingenieur- und Pro-jektierungsunternehmen sowie Einrich-tungen der industrienahen Forschung Wissenschaft und Bildung zum Ver-bund Fuumlr das Jahr 2020 wird ein Jah-resumsatz der Mitgliedsunternehmen

Mitglieder des Wirtschaftsausschusses zu Besuch bei der Hallen- und Anlagenbau GmbH MV Fotos Landtag

Die MV WERFTEN produzieren an den Standorten Wismar Rostock und Stralsund Kreuzfahrtschiffe und Yachten

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

34 A u s d e n A u s s c h uuml s s e n

in Houmlhe von ca 340 Mio Euro erwartet Seit 2017 hat der Kooperationsverbund mehr als 20 Forschungs- und Entwick-lungsprojekte mit Unterstuumltzung des Wirtschaftsministeriums initiiert Es wurden vier fachspezifische Projekt-gruppen ins Leben gerufen (innovative Schiffbauerzeugnisse Umsetzung der Industriestrategie 40 und Digitalisie-rung unternehmensrelevanter Prozesse effektive Schiffbaukooperation sowie Staumlrkung und zukunftsrelevante Aus- und Weiterbildung der Fachkraumlfte) Ziel ist es insbesondere die schiffbauliche Wertschoumlpfungsrelevanz der Erzeug-nisse und Leistungen sowie den Anteil kooperativer Schiffbauleistungen von Mitgliedsunternehmen und -einrich-tungen am Schiffbau zu erhoumlhen und die internationale Wettbewerbsfaumlhig-keit zu verbessern

Genting Hong Kong hat im Maumlrz 2016 die drei Nordic-Yards-Werften in Wismar Rostock und Stralsund uumlbernommen und diese im Juli 2016 in MV WERFTEN umbenannt Die MV WERFTEN bauen Schiffe fuumlr die Kreuzfahrtreedereien Crystal Cruises Dream Cruises und Cruise Global Bei den MV WERFTEN in Wismar Rostock und Stralsund die zu den modernsten und effizientesten Schiffbaustandorten in Europa gehouml-ren arbeiten derzeit 3100 Beschaumlftigte (davon 679 Mitarbeiter in Stralsund) Im April 2017 lag die Mitarbeiterzahl bei den MV WERFTEN noch bei 1400 Beschaumlftigten (davon 223 Mitarbeiter in Stralsund) Die Zahl der Auszubil-denden und Dualstudierenden bei den MV WERFTEN ist von 102 im Jahr 2017 auf 300 im Jahr 2020 angestiegen Bislang haben die MV WERFTEN vier Flusskreuzfahrtschiffe der RHINE Class fertiggestellt und bauen derzeit zwei Kreuzfahrtschiffe der Global Class die in den Jahren 2021 und 2022 abgelie-fert werden Am Standort Stralsund wird die Expeditions-Megayacht bdquoEN-DEAVORldquo gebaut die noch im Sommer 2020 uumlbergeben werden soll Bis zu 200 Passagiere koumlnnen auf dieser weltgroumlszlig-ten Megayacht die mit modernsten innovativen Technologien und luxurioumls ausgestattet wird in die Tropen und in Polarregionen reisen Daruumlber hinaus ist der Bau von vier Kreuzfahrtschiffen der Universal Class geplant wobei das erste Schiff 2022 fertiggestellt werden soll

Zeugen-vernehmungLandesverwaltung sagte zur Foumlrderung der Wohlfahrtsverbaumlnde aus

Auch die Ausschusssitzung am 16 Maumlrz befasste sich mit dem vom Landtagsplenum im Jahr 2017 fest-gelegten Untersuchungsgegenstand der Landesfoumlrderung der Wohlfahrts-verbaumlnde in den Jahren 2010 bis 2016

Jedoch wurde diese Ausschusssitzung durch die weit aktuellere Problematik der zunehmenden Verbreitung des Corona-Virus gepraumlgt So kam der Vor-sitzende Jochen Schulte mit Verspauml-tung weil er zuvor an einer Beratung der Fraktionen mit der Landtagspraumlsi-dentin teilgenommen hatte Dort ging es um die weitere parlamentarische Ar-beit Die dazu getroffene Verstaumlndigung zum grundsaumltzlichen Verzicht auf Aus-schusssitzungen bis zum 20 April 2020 war schlieszliglich auch die Grundlage fuumlr den Ausschuss sich gegen die Durch-fuumlhrung der naumlchsten fuumlr den 23 Maumlrz geplanten Sitzung auszusprechen So wurden die bereits geladenen Zeugen fuumlr diesen Termin ausgeladen Auch fuumlr die Sitzung am 16 Maumlrz selbst galten besondere Vorkehrungen So wurde bei den Besuchern auf der Tribuumlne wie im Plenum bei den Abgeordneten auf ei-nen Mindestabstand zueinander geach-tet es wurden keine Kugelschreiber ge-teilt und vielfach Handschuhe genutzt

Befragt wurden in dieser Sitzung drei Zeugen aus der Landesverwaltung Sei-tens des Landesamtes fuumlr Gesundheit und Soziales (LAGuS) schilderten des-sen Direktor Dr Heiko Will und der lang-jaumlhrige Leiter der Foumlrderabteilung Tho-mas Leder die Praxis der Ausreichung und Kontrolle der Landesmittel Beide stellten heraus dass die Grundsatzent-scheidungen vom LAGuS letztlich nur umgesetzt wurden Dabei seien auch im Rahmen des vielfach kritisierten bdquoein-fachen Verwendungsnachweises wie bei einem bdquonormalen Verwendungs-nachweis durchaus Belege gepruumlft wor-

den Das LAGuS sei bei der Bewilligung der Foumlrdermittel auch nicht an bdquoLIGA-Schluumlssel gebunden gewesen sondern habe alle Antraumlge einzeln entsprechend der Regularien gepruumlft und beschieden In den Ausfuumlhrungen wurde auch noch einmal auf die Einrichtung des LAGuS im Jahre 2006 Bezug genommen und auf die Uumlbertragung umfangreicher Aufga-ben im Jahr 2010 Heute werde die Foumlr-derabteilung fuumlr fuumlnf verschiedene Mi-nisterien taumltig und fuumlhre Foumlrderungen aus die in den Ministerien von rund drei Dutzend Fachreferaten betreut wuumlrden Insgesamt gehe es dabei jaumlhrlich um uumlber 400 Millionen Euro Zum Unter-suchungsgegenstand gehoumlrten allein rund 700 Projektfoumlrderungen

Nach den Zeugen aus dem LAGuS er-laumluterte der ehemalige Referatsleiter im Sozialministerium Claus Wergin die Grundsaumltze der Freien Wohlfahrtspflege und die Steuerung durch das Sozialmi-nisterium Er betonte Steuerung erfolge weniger durch Geld als durch inhalt-liche Eroumlrterungen und Absprachen Foumlrderungen fuumlr die Wohlfahrtspflege seien notwendig weil auf dem Markt nicht alle sozialen Angebote finanziert wuumlrden Viele Beratungs- und Hilfeleis-tungen seien ohne die Freie Wohlfahrts-pflege nicht denkbar Dabei sei das Land nicht an einen bdquoLIGA-Schluumlssel gebunden gewesen Vielmehr handele es sich dabei um einen LIGA-internen Antragsschluumlssel Damit haumltten sich die Verbaumlnde lediglich untereinander abge-stimmt uumlber ihre Aufgabenverteilung Das Land habe dann von den Verbaumln-den die entsprechenden Antraumlge erhal-ten und diese im ganz normalen Verfah-ren bearbeitet

Quelle wwwlagusmv-regierungde

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

35 A u s d e n A u s s c h uuml s s e n

Experten-anhoumlrung Parlamentsforum Suumldliche Ostsee in Elblag

Am 2 Maumlrz hat in Elblag (Polen) die internationale Expertenanhoumlrung zur Vorbereitung der Jahreskonferenz des 18 Parlamentsforums Suumldliche Ost-see in Danzig stattgefunden Sie dient der Erarbeitung einer gemeinsamen Resolution aller Partnerparlamente Der Landtag MV arbeitet gemeinsam mit dem Landtag Schleswig-Holstein der Buumlrgerschaft der Freien und Han-sestadt Hamburg den Sejmiks der Woiwodschaften Westpommern Pommern und Ermland-Masuren so-wie der Kaliningrader Gebietsduma im Parlamentsforum Suumld-liche Ostsee zusammen Die Dele-gation des Landes MV war durch die Vizepraumlsidentin Beate Schlupp sowie die Abgeordneten Dirk Friedriszik und Dietmar Eifler vertreten Thema der diesjaumlhrigen Konferenz ist bdquoDer Eu-ropean Green Deal ndash Wasser und Kli-mawandelldquo Die Experten der Partner-parlamente haben uumlber die mit dem Klimawandel verbundenen Herausfor-derungen referiert

Waumlhrend der Eroumlffnung des Experten-treffens durch die Vorsitzenden der Regionalparlamente der Woiwodschaft Ermland-Masuren und Pommern sowie des Stadtpraumlsidenten von Elbląg hat der Vizepraumlsident des Sejmik Pommern Grzegorz Grzelak betont dass es einer Aumlnderung der Gewohnheiten sowie der Nutzung von Innovationen beduumlr-fe Im Anschluss daran hat Dr Andreas Lehmann von GEOMAR (Helmholtz-Zentrum fuumlr Ozeanforschung in Kiel) zum Thema bdquoKlimawandel im Ostsee-raum ndash eine Bestandsaufnahme der letzten 40 Jahreldquo berichtet Er hat darauf hingewiesen dass in den vergangenen 40 Jahren die Lufttemperatur uumlber der Ostsee um ca 2degC angestiegen sei Dies wiederum habe Auswirkungen auch auf die Wassertemperatur Die erhoumlhte Wassertemperatur wuumlrde die Loumlslich-keit des Sauerstoffs beeinflussen und

zusammen mit der Eutrophierung zu staumlrkerer Sauerstoffzehrung und einer Ausdehnung von Sauerstoffmangel-gebieten fuumlhren Auszligerdem habe der Salzgehalt in der Ostsee an der Ober-flaumlche leicht abgenommen waumlhrend er in groumlszligeren Tiefen zugenommen habe Dies habe eine staumlrkere Schichtung zur Folge und erschwere den Austausch zwischen den Schichten Im Bereich der Ostsee komme es zu einer Hebung und Senkung von Landmassen dadurch fal-le beispielsweise im Bereich der noumlrd-lichen Ostsee der Meeresspiegel waumlh-rend er in der Region Deutschland und Daumlnemark ansteige

Der Experte Mecklenburg-Vorpom-merns Prof Dr Bernd Lennartz von der Universitaumlt Rostock hat uumlber die Ni-tratbelastung der Wasserressourcen in landwirtschaftlich genutzten Gebieten gesprochen Er hat sich besorgt daruumlber geaumluszligert dass die Nitratbelastung die Wasserqualitaumlt aufgrund von intensiver Duumlngung in der Landwirtschaft verrin-gere Trotz strengerer Regelungen zur Duumlngung sei die Qualitaumlt des Grund-wassers oftmals unzureichend und habe sich uumlber die letzten Jahrzehnte eigentlich nicht verbessert Infolge der Nitratbelastung muumlssten Trinkwasser-brunnen in 20 bis 30 m Tiefe abgestellt werden So sei die flaumlchendeckende kuumlnstliche Entwaumlsserung uumlber Drai-nagen verantwortlich fuumlr groszlige Stick-stoffeintraumlge Durch den Regenabfluss wuumlrde auch die Nitratkonzentration

ansteigen da durch das Wasser Nitrat ausgewaschen werde Es gebe mehre-re Moumlglichkeiten die Konzentration zu reduzieren beispielsweise durch Redu-zierung der Duumlngung da es groszlige Vor-kommen an Stickstoff im Boden gebe oder durch die Reduktion der Wasser-fluumlsse damit wuumlrde Wasser laumlnger im Boden gehalten werden um Stickstoff binden zu koumlnnen Die Nitratbelastung betreffe neben dem Grundwasser auch Fluumlsse Seen und Meere Die durch na-tuumlrliche Prozesse bedingte Algenbluumlte werde durch die erhoumlhten Naumlhrstoff-eintraumlge noch verstaumlrkt Dies koumlnne dazu fuumlhren dass Gewaumlsser veralgen und im schlimmsten Fall drohe Fisch-sterben und ein Umkippen von Seen Die Helsinki Kommission habe dazu klare Ziele formuliert Prof Lennartz hat betont dass selbst eine schnelle Reduzierung der Duumlngung und damit einhergehenden Nitratbelastung erst in Jahrzehnten spuumlrbar sei

Prof Dr Stanisław Czachorowski von der Universitaumlt Olsztyn hat ausgefuumlhrt dass sich die Klimaraumlume wie beispielsweise Wuumlsten verschieben wuumlrden und mit einem um 2 m erhoumlhten Wasserspie-gel Ende des Jahrhunderts zu rechnen sei Er hat betont dass die Menschen in Anbetracht des Klimawandels ihr Ver-halten zwingend aumlndern muumlssten Die bisherige Denkweise Wassermengen schnellstmoumlglich abzufuumlhren muumlsse geaumlndert werden Durch die steigenden Temperaturen wuumlrden sich Vegetati-

Vlnr D Eifler 1 Vize-Praumlsidentin des Landtages MV Beate Schlupp D Friedriszik und Experte Prof B Lennartz

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onszeiten verlaumlngern demgegenuumlber stehe aber der zukuumlnftig zunehmende Wassermangel Es seien verstaumlrkt Was-serspeicher einzusetzen sowie der Was-serkreislauf auszudehnen So muumlsse die groszligflaumlchige Bodenversiegelung z B durch Rasenparkplaumltze Anpflanzung von Baumlumen oder Blumenwiesen redu-ziert sowie kreative Ideen genutzt wer-den um beispielsweise Regenruumlckhal-tebecken in die staumldtische Entwicklung zu integrieren

Ryszard Gajewski (Vorstandsvorsitzen-der von Wody Gdańskie Sp zoo) hat ausgefuumlhrt dass in und um Danzig Messstationen zur Messung des Nie-derschlags eingerichtet worden seien Diese wuumlrden sehr unterschiedliche Niederschlagsmengen trotz geogra-fischer Naumlhe zueinander aufweisen In den letzten Jahren haumltten die Nieder-schlaumlge mit uumlber 100 mm Niederschlag zugenommen Allein im Jahr 2018 sei drei Mal ein solcher Regen verzeichnet worden Das Niederschlagswasser muumls-se verstaumlrkt auf Gruumlnflaumlchen gehalten oder Wasserspeicher fuumlr Trockenzeiten eingesetzt werden

Grażyna Skrzypek (Department fuumlr Umweltschutz am Marschallamt der Woiwodschaft Westpommern) hat den Teilnehmern-innen einen Uumlberblick uumlber die verschiedenen Landesdoku-mente und strategischen Werkzeuge in Bezug auf Wasser und den Klimawandel gegeben Es seien viele verschiedene Maszlignahmen fuumlr Hochwasserschutz aber auch fuumlr Trockenzeiten geplant So habe man die Einrichtung von Retentions-becken zum Schutz gegen die Gefahren die von der Ostsee ausgingen sowie Maszlignahmen in den Staumldten und der Gruumlninfrastruktur zur Wassernutzung im urbanen Raum geplant Es gebe un-ter anderem ein Landesprogramm zur Renaturierung von Oberflaumlchengewaumls-sern

Die Ergebnisse werden in die Resolution einflieszligen die im Rahmen der Jahres-konferenz im Mai beschlossen werden soll

Thema SchuleEinschulung an einer oumlrtlich nicht zustaumlndigen Schule im Petitionsausschuss beraten

Waumlhrend fuumlr die weiterfuumlhrenden Schulen ab Klasse 5 in MV die freie Schulwahl moumlglich ist schreibt das Schulgesetz Mecklenburg-Vorpom-mern (SchulG M-V) vor dass die Ein-schulung der Grundschuumller grundsaumltz-lich an der oumlrtlich zustaumlndigen Schule zu erfolgen hat Aus wichtigem Grund kann jedoch der Schultraumlger der oumlrtlich zustaumlndigen Grundschule die Ge-meinde eine Ausnahme gestatten Eine solche begehrte Ausnahmege-nehmigung fuumlr den Besuch der oumlrtlich nicht zustaumlndigen Grundschule war Gegenstand der am 27 Februar durch-gefuumlhrten Beratung des Petitionsaus-schusses

Die Eltern eines Grundschuumllers hatten sich im Juli 2019 an den Petitionsaus-schuss gewandt und die Einschulung ihres Sohnes an einer oumlrtlich nicht zu-staumlndigen Schule gefordert die von der Gemeinde abgelehnt worden war Den hiergegen eingelegten Widerspruch hat-te das Ministerium fuumlr Bildung Wissen-schaft und Kultur (Bildungsministerium) zuruumlckgewiesen Die Petenten fuumlhrten an dass bereits die aumlltere Schwester des Grundschuumllers den begehrten Schul-standort besucht und jeden Morgen zur Schule gebracht wird Es wuumlrde da-her den Familienalltag erleichtern wenn auch der Sohn diesen Schulstandort be-suchen wuumlrde der uumlbrigens naumlher am Wohnort der Petenten sei als der Ort der oumlrtlich zustaumlndigen Schule Die Busfahrt zur oumlrtlich zustaumlndigen Schule waumlre auf-grund ihrer langen Dauer fuumlr den Sohn unzumutbar Zudem wuumlrde der Sohn an dem begehrten Schulstandort zusam-men mit seinen Freunden eingeschult werden da er dort bereits den Kinder-garten besucht hatte

In der Ausschussberatung begruumlndeten der Buumlrgermeister des Schulstandortes und eine Vertreterin des Bildungsmini-steriums zunaumlchst die Gruumlnde fuumlr die Ablehnung So seien die Eltern erst nach

der Einschulung des aumllteren Geschwister-kindes das bereits die Regionalschule besucht umgezogen Zwar koumlnne eine Ausnahmegenehmigung erteilt werden wenn die Betreuung des Schulkindes vor oder nach dem Schulunterricht nicht ge-sichert sei vorliegend gebe es aber eine Hortbetreuung Auch haumltten die Eltern nicht nachgewiesen dass eine Berufs-taumltigkeit am Wunschstandort bestehe Vielmehr koumlnne das Kind den Schulbus zur oumlrtlich zustaumlndigen Schule nutzen wobei die Fahrtdauer von 15 min zumut-bar sei Da sich die zustaumlndige Schule im Landkreis Nordwestmecklenburg und die Wunschschule im Landkreis Rostock befindet waren auch Vertreter der bei-den betroffenen Landkreise eingeladen worden Diese verwiesen auf die Pflicht der Landkreise eine Schuumllerbefoumlrderung zu den oumlrtlich zustaumlndigen Schulen si-cherzustellen Die Organisation dieser Schuumllerbefoumlrderung erfordere aber eine tragfaumlhige Schulentwicklungsplanung die die Festlegung von Einzugsbereichen voraussetze

Die Ausschussmitglieder gelangten zu der Auffassung dass die in dem kon-kreten Fall erfolgte Ablehnung den Grundschuumller an einer anderen als der oumlrtlich zustaumlndigen Schule einzuschulen rechtmaumlszligig war In lebhafter Diskussion wurden jedoch auch das Fuumlr und Wider der verpflichtenden Einschulung an der oumlrtlich zustaumlndigen Grundschule abge-wogen So kritisierten die Ausschuss-mitglieder dass der Elternwille oft voumlllig unberuumlcksichtigt bleibe obwohl neben familienorganisatorischen Gruumlnden mit-unter auch die mangelnde Attraktivitaumlt einzelner Grundschulen dazu fuumlhre dass ein anderer Schulstandort vorgezogen werde In diesem Zusammenhang wurde auch betont dass es dem Gesetzgeber ob-liege die Regelungen zur Schulwahl zu treffen waumlhrend die Verwaltung bei der Umsetzung an das geltende Recht ge-bunden ist Vor dem Hintergrund dass in einem verhaumlltnismaumlszligig duumlnn besiedel-ten Flaumlchenland eine belastbare Schul-bedarfsplanung fuumlr die Einteilung in Ein-zugsbereiche im Primarbereich foumlrderlich ist und im konkreten Fall von einer recht-maumlszligigen Entscheidung auszugehen ist hat der Ausschuss einstimmig beschlos-sen dem Landtag zu empfehlen das Pe-titionsverfahren abzuschlieszligen

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Frecher als die EtabliertenEine neue Zeitung hatte 1990Platz fuumlr neue politische Akteure

Im Oktober 2020 jaumlhrt sich zum 30 Mal der Tag an dem der Landtag des neu gegruumlndeten Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern ins Schwe-riner Schloss einzog Das Jahr vor dem Einzug war eines der spannendsten und abwechslungsreichsten der juumln-geren deutschen Geschichte Am 9 November 1989 war nach 28 Jahren die innerdeutsche Grenze geoumlffnet worden Bis zur Wiedervereinigung am 3 Oktober 1990 uumlberschlugen sich in der DDR die Ereignisse Man-che Details drohen in Vergessenheit zu geratenDeshalb wollen wir Zeitzeugen zu Wort kommen lassen die diese so ereignisreiche Phase in Bezug zum Schweriner Schloss miterlebt haben und diese Details erinnern Diesmal Die Macher der Mecklenburgischen Volkszeitung (MVZ)

Unabhaumlngig von der Debatte uumlber eine Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten wurden im Win-ter 198990 in der DDR die Weichen gestellt dass das Schweriner Schloss Landtagssitz werden konnte Eine Ver-waltungsreform sollte die 1952 abge-schafften Laumlnder auferstehen lassen Schwerin war als Hauptstadt fuumlr Me-cklenburg-Vorpommern im Gespraumlch bdquoEin altes Land das neu entsteht ndash Gu-ten Tag Mecklenburg-Vorpommernldquo lautete am 15 Februar 1990 die Schlag-zeile der Mecklenburgischen Volkszei-tung (MVZ) Es war die erste Ausgabe einer wiederbelebten Zeitung die in der Weimarer Republik bdquoeinen renom-mierten demokratischen Ruf hatte und von den Nazis verboten wurdeldquo wie Karsten Schroumlder berichtet Er gehoumlrte zu den sechs Gesellschaftern der MVZ die das Experiment wagten der neuen Demokratie im Norden der DDR die immanent wichtige ausgewogene Oumlf-fentlichkeit zu verschaffen

Die Idee fuumlr die neue MVZ entstand laut Schroumlder am Runden Tisch in Rostock Die zur PDS (Partei des De-mokratischen Sozialismus) gewan-delte SED (Sozialistische Einheitspar-tei Deutschlands) sowie die uumlbrigen DDR-Parteien hatten allesamt ihre Parteizeitungen Den neuen demo-kratischen Parteien Gruppierungen und Basisgruppen aber fehlte eine publizistische Buumlhne bdquoEs ging darum politischen Stroumlmungen einen Platz zu geben die in der dominierenden Ostsee-Zeitung der PDS unterbelich-tet warenldquo

Schroumlder arbeitete damals wie heute im Rostocker Stadtarchiv Der Zeitgeschicht-ler interessierte sich schon fuumlr den Jour-nalismus Als er die Chance bekam bei der MVZ mitzuwirken griff er zu und lieszlig sich fuumlr zwei Monate freistellen Schroumlder war es der den Namen der fruumlheren SPD-Parteizeitung bdquoMecklenburgische Volks-zeitungldquo vorschlug Postwendend wollte sich die SPD mit drei Gesellschaftern beteiligen Harald Ringstorff von 1998 bis 2008 Ministerpraumlsident Mecklenburg-Vorpommerns war einer von ihnen Die SPD-Beteiligung verhalf der Zeitung zu den 1933 enteigneten MVZ-Raumlumen in der Doberaner Straszlige in Rostock West-

Die erste Ausgabe der MVZ erschien am 15 Februar 1990

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deutsche Aufbauhelfer der in der DDR neugegruumlndeten SPD unterstuumltzten die Gesellschafter als es galt eine GmbH und ein Gewerbe anzumelden sowie die Lizenz zu bekommen eine Zeitung mit 100000 taumlglicher Auflage verkaufen zu duumlrfenDrei der MVZ-Gesellschafter - der Jour-nalist Wolfgang Grahl der von den bdquoNorddeutschen Neuesten Nachrich-tenldquo kam der Werbekaufmann Horst Kirschneck und Karsten Schroumlder - brachten eine bunte enthusiastische Gruppe zusammen die so erinnert sich Martina Plothe anfangs bdquoziemlich unstrukturiertldquo acht Seiten MVZ fuumlllten Die damalige Betriebszeitungsvolontauml-rin und heutige Journalistin hatte am Rande einer oumlffentlichen Veranstaltung von der MVZ-Gruumlndung erfahren bdquoDie Bedingungen fuumlr die Produktion der ersten Ausgabe waren abenteuerlichldquo erinnert sie sich Mehrere Redakteure teilten sich eine Schreibmaschine die ersten sogenannten Spiegel fuumlr das Set-zen der Seiten entstanden auf dem Fuszlig-boden Es fehlten Stuumlhle Tische und Te-lefone bdquoWas heute so einfach erscheintldquo so Karsten Schroumlder bdquowar damals kom-pliziert Aber es hat funktioniertldquo

Recherchiert und geschrieben haben sie oft bis spaumlt in die Nacht Martina Plo-the bdquoDie Themen lagen zuhauf auf der Straszlige damals oder sie wurden von Le-sern in die Redaktion getragen Bearbei-tet haben wir sie auf Zuruf Es gab kein Redaktionsstatut und keine Verlagsrauml-son Den Posten des Chefredakteurs vergaben wir anfangs im Rotationsprin-zip Erst spaumlter wurden Wolfgang Grahl und dann Frauke Kaberka auf den Chef-posten gewaumlhltldquo

bdquoWir waren frecher haben uns mehr ge-traut als die etablierten Zeitungenldquo sagt Martina Plothe Das zeigte sich auch in Uumlberschriften wie bdquoEs stinkt im Inter-hotelldquo oder bdquoDer Ostsee-Wuumlrger heiszligt Guumllleldquo in den witzigen Wettervorhersa-gen oder den Fotos spaumlrlich bekleideter Strandschoumlnheiten Die MVZ schrieb fruumlher als die einheimische Konkurrenz uumlber Homosexualitaumlt und uumlber die groszlig-herzogliche Vergangenheit des Landes Vor allem aber wollten die MVZ-Macher hartnaumlckig nachfragen und Missstaumlnde aufdecken bdquoWir haben uumlber ein in der Naumlhe von Rostock entdecktes Waffen-

lager der DDR ausfuumlhrlich berichtet waumlhrend andere Rostocker Zeitungen das Thema eher sparsam abhandeltenldquo so Plothe Wenn Arbeiter der MVZ von Missstaumlnden in ihren Betrieben erzaumlhl-ten fand die Geschichte Platz im Blatt ohne dass die Gegenseite befragt wur-den wie Martina Plothe selbstkritisch zuruumlckblickt Viel Raum bekamen in der MVZ die neuen demokratischen Bewegungen Parteien und Gruppen das Neue Forum genauso wie die kon-servative Deutsche Soziale Union (DSU) bdquoWir sollten eine demokratische Zeitung machen kein Partei-Blattldquo erinnert sich Karsten Schroumlder Im Nachhinein findet Martina Plothe hingegen die SPD habe der MVZ doch manches Thema bdquohinein-zudruumlcken versuchtldquo

Die Ausstattung der MVZ-Redaktion verbesserte sich nach und nach mit materieller Hilfe und personeller Un-terstuumltzung zweier westdeutscher Zeitungen Dennoch kam die MVZ nie auf einen gruumlnen Zweig Sie lebte von einem 100000-Mark-Kredit den die Ge-sellschafter zu Beginn aufgenommen hatten bdquound mit Verkaufs- und Anzei-generloumlsen quasi von der Hand in den Mundldquo wie Martina Plothe es ausdruumlckt

Im Zeitungs-Alltag blieben viele Huumlrden zu nehmen Papier- und Druck-Kapa-zitaumlten wurden nur frei weil die ersten Betriebszeitungen im Bezirk Rostock die Segel strichen Beim vormals SED-eige-nen Ostsee-Druck in Rostock wurde die MVZ jeden Tag vor allen anderen Zei-tungen angedruckt bdquoDrei Seiten muss-ten als Stehsatz zum Teil Tage vorher in der Druckerei vorliegen Die letzte Seite mussten wir um 17 Uhr liefern Fuszligball- oder Wahlergebnisse bekamen wir nie

aktuell ins Blattldquo sagt Plothe Auszligerdem musste die MVZ mit altmodischem Blei-satz vorlieb nehmen wodurch sie ein ebenso altmodisches Aussehen bekam Die Ostsee-Zeitung wurde laumlngst im modernen Offset-Verfahren hergestellt Der Zeitungsvertrieb der DDR weiger-te sich anfangs die MVZ an ihre Abon-nenten auszuliefern Viele Kioske legten die neue Zeitung unter die altherge-brachte Konkurrenz

Laut Martina Plothe waren es viele Um-staumlnde an denen das Projekt bdquoMVZldquo scheiterte Anfangs fehlte ein Lokalteil und spaumltestens im Sommer 1990 ein Al-leinstellungsmerkmal bdquoDie anderen Zei-tungen hatten sich inzwischen geoumlffnet fuumlr eine pluralistische Berichterstattung Die neuen demokratischen Kraumlfte wa-ren nicht mehr auf die MVZ angewie-senldquo Auszligerdem draumlngten all die bunten schrillen Zeitungen aus dem Westen auf den ostdeutschen Markt bdquoWir haumltten Zeit und einen Investor gebrauchtldquo so Karsten Schroumlder bdquoUnd wir hatten fest damit gerechnet dass die SED-Bezirks-zeitungen wie die Ostsee-Zeitung ver-schwinden wuumlrdenldquo

Die Zahl der Kaumlufer und Abonnenten der MVZ sank staumlndig Am 5 September 1990 erschien die letzte Ausgabe bdquoDie Moumlglichkeit einen wirklich freien unab-haumlngigen Journalismus zu machen gab es nur in dieser zeitlichen Luumlcke zwi-schen dem Alten und dem Neuen das noch kommen sollteldquo sagt Martina Plot-he bdquoWir hatten die Aufgabe den neuen politischen Akteuren eine Stimme zu gebenldquo sagt Karsten Schroumlder bdquound die haben wir gut erfuumllltldquo

Andreas Frost

Martina Plothe war bei der MVZ vor allem fuumlr den Kulturteil zustaumlndig

Rostocks Stadtarchivar Karsten Schroumlder war einer der Gesellschafter der MVZ

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Die Buumlrgerinitiative bdquoRettet die Jarmener Muumlhleldquo hat mehr als 10000 Unterschrif-ten fuumlr den Erhalt der letzten industriellen Getreidemuumlhle Mecklenburg-Vorpom-merns und des Muumlhlenstandortes Jarmen gesammelt Die Unterschriftenlisten wurden am 11 Maumlrz Landtagspraumlsidentin Birgit Hesse (2vl) uumlbergeben Auch die 2 Vizepraumlsidentin des Landtages Dr Mignon Schwenke (li) und Landwirt-schaftsminister Till Backhaus (re) waren zugegen Am 12 Maumlrz beschaumlftigte sich der Landtag im Rahmen einer Aussprache mit dem Schicksal der mehr als 100-jaumlhrigen Muumlhlentradition in Jarmen

Die Sondersitzung des Kabinetts am 14 Maumlrz im Schweriner Schloss war der Auftakt zu einer Vielzahl von Beratungen und Abstimmungen im Rahmen der Corona-Pandemie Zu der Sondersitzung im Plenarsaal kamen Regierungsver-treter Vertreter der kommunalen Ebene sowie der Praumlsident des Robert-Koch-Instituts Lothar Wieler zusammen um das weitere Vorgehen zu beraten We-sentliche Entscheidung der Sondersitzung war die sofortige Schlieszligung von Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen bis 20 April 2020

Mit einem oumlffentlichen Ruumlckkehrerappell auf dem Alten Garten in Schwerin sind am 6 Maumlrz rund 400 Soldatinnen und Soldaten nach mehrmonatigen Auslandseinsaumltzen wieder in der Heimat begruumlszligt worden Auch Landtagspraumlsi-dentin Birgit Hesse und weitere Abgeordnete des Landtages nahmen an dem Appell teil ndash sie druumlckten somit ihren Dank und ihre Anerkennung gegenuumlber den Soldatinnen und Soldaten aus

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Ministerpraumlsidentin Manuela Schwesig

bdquoMein besonderer Dank gilt denen die fuumlr unsere alltaumlgliche Versorgung sorgenldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete Liebe Buumlrgerinnen und Buumlrger vor allem im Livestream Die Lage ist ernst sie ist sehr ernst Unser Land steht mitten in einer groszligen Herausforderung in einer Herausforderung die noch nie so groszlig war seit Gruumlndung unseres Landes Mecklenburg-Vorpommern Das Corona-Virus bedroht unsere Gesundheit und bedroht die wirtschaftliche Entwicklung des Landes und auch Teile un-seres sozialen Zusammenhaltes Das Corona-Virus hat sich weltweit ausgebreitet Die WHO spricht von einer Pande-mie und das heiszligt dass dieses Corona-Virus nicht nur unser Land nicht nur Deutschland sondern mittlerweile fast alle Staaten der Weltgemeinschaft in Atem haumllt

Was ist so gefaumlhrlich an diesem Corona-Virus Das Corona-Virus breitet sich schnell aus ganz einfach es ist unsichtbar es ist ein unsichtbarer Feind gegen den wir kaumlmpfen und es gibt noch kein Medikament und keinen Impfstoff Und all das macht das Corona-Virus so gefaumlhrlich

Deshalb sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete ha-ben wir in den letzten Tagen Maszlignahmen getroffen die wir uns alle so zu Beginn des Jahres nie haumltten vorstellen koumln-nen Wir haben in einem Eiltempo von Tag zu Tag Entschei-dungen treffen muumlssen und haben diese Entscheidungen nach bestem Wissen und Gewissen getroffen in Abstim-mung mit Experten nach vielen Beratungsrunden und vor allem mit einer absoluten Prioritaumlt die Gesundheit der Be-voumllkerung zu schuumltzen die Gesundheit der Bevoumllkerung zu sichern Das steht vor allem

Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete dazu sind in den letzten Tagen viele Maszlignahmen getroffen worden von der Schlieszligung von Kitas und Schulen uumlber Schlieszligung von

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vielen Laumlden bis hin zur Schlieszligung des Tourismus Nur die notwendigsten Dinge sind noch offen und wir alle halten und muumlssen uns an ein Kontaktverbot halten

Und ich moumlchte an allererster Stelle mich ganz herzlich bei den Buumlrgerinnen und Buumlrgern des Landes bedanken die in ganz ganz groszliger Mehrheit diese Maszlignahmen nicht nur unterstuumltzen sondern sie tragen und umsetzen Das ist Vor-aussetzung im Kampf gegen das Corona-Virus Kein Gesetz keine medizinische Versorgung kann alleine diesen Kampf fuumlhren Die Buumlrgerinnen und Buumlrger muumlssen mitziehen muumlssen sich an diese Regeln halten und muumlssen sie beach-ten und deshalb meinen Dank an unsere Buumlrgerinnen und Buumlrger die genau das tun

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Ziel ist es mit diesen Maszlignahmen Kontakte so viel wie moumlg-lich zu vermeiden und Zeit zu gewinnen Zeit zu gewinnen unser Gesundheitssystem zu ruumlsten fuumlr diese Pandemie um sicherzustellen dass jede und jeder der am Corona-Virus er-krankt und vielleicht sogar schwer erkrankt die beste medi-zinische Versorgung hat Das Gesundheitssystem bei aller Diskussion das Gesundheitssystem in Deutschland ist ein gutes System Wir haben 28000 Intensivbetten fuumlr das Co-rona-Virus die meisten Betten zum Beispiel in Europa aber wir muumlssen aufruumlsten Das haben wir in den letzten Tagen getan die Kliniken die Aumlrzte haben sich darauf eingestellt und deshalb moumlchte ich an dieser Stelle dem gesamten me-dizinischen Personal den Schwestern den AumlrztInnen aber auch allen die hinter den Kulissen arbeiten bis hin zur Rei-nigungskraft ganz herzlich danken dass sie bereitstehen fuumlr die medizinische Versorgung des Corona-Virus

Aber wir duumlrfen nicht vergessen das Corona-Virus setzt nicht andere Erkrankungen aus Trotzdem muss der Blind-darm der entzuumlndete Blinddarm operiert werden trotzdem muumlssen Krebspatienten behandelt werden trotzdem wollen wir dass Kinder geboren werden All das was das Gesund-heitssystem Tag und Nacht leistet muss weitergehen und trotzdem muss es geruumlstet sein fuumlr den Kampf gegen das Corona-Virus Und das leisten Frauen und Maumlnner in unzaumlh-liger Weise in unserem Land und dafuumlr meinen ganz herz-lichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Dass der Alltag trotz dieses Runterfahrens funktioniert hat auch damit zu tun dass wir viele Menschen haben in der Verwaltung die mit Hochdruck daran arbeiten alle Maszlignah-men alle Soforthilfen umzusetzen dass wir die Polizistin-nen und Polizisten haben die diese strengen Maszlignahmen kontrollieren Ja es wird daruumlber diskutiert ob es richtig ist dass Mecklenburg-Vorpommern ein strenges Einreiseverbot kontrolliert Und ich sage ganz klar Ja Wenn wir uns fuumlr sol-che Regeln entscheiden dann muumlssen die Regeln auch ein-gehalten werden und dann muumlssen wir sie auch umsetzen

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

5 A u s d e m P l e n u m O r i g i n a l - D e b a t t e

und deshalb auch herzlichen Dank an unsere Polizistinnen und Polizisten die da im wahrsten Sinne des Wortes an der Front stehen und das fuumlr uns umsetzen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Mein besonderer Dank gilt denen die fuumlr unsere alltaumlgliche Versorgung sorgen und das sind die Verkaumluferinnen und Verkaumlufer im Supermarkt die am meisten ungeschuumltzt sind Und ich will hier ganz deutlich sagen warme Worte reichen dann nicht Ich erwarte insbesondere von den groszligen Le-bensmittelhandelsketten dass jetzt diese Leute auch gut bezahlt werden dass sie nach Tarif bezahlt werden und dass sie geschuumltzt werden Und ich bitte die Buumlrgerinnen und Buumlrger mitzumachen freundlich zu sein Abstand zu halten Die Verkaumluferinnen und Verkaumlufer leisten in diesen Tagen Groszligartiges

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete das Corona-Virus breitet sich in Mecklenburg-Vorpommern moderat aus Trotzdem haben wir die ersten Toten zu verzeichnen Die Zahlen der Infektionen und der schwer Erkrankten sind immer noch moderat gegenuumlber anderen Teilen von Deutschland und wir lassen uns hier sehr eng beraten von Professor Reisinger von Frau Dr Littmann und ich denke dass es richtig ist dass wir diese strengen Maszlignahmen ge-troffen haben

Und ich sage hier ganz klar wer zum jetzigen Zeitpunkt uumlber Lockerung von Maszlignahmen redet streut den Men-schen Sand ins Auge Wir haben diese Maszlignahmen schwe-ren Herzens beschlossen wir halten uns daran und wir muumls-sen durchhalten mindestens bis zum 1904 Daran appelliere ich Jede Lockerung davor waumlre gefaumlhrlich Wir muumlssen jetzt gemeinsam durchhalten dann koumlnnen wir es auch schaffen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete jede Ent-scheidung fuumlr die Gesundheit ist oftmals eine Entscheidung gegen Unternehmen und gegen Arbeitsplaumltze gewesen und deshalb sind diese Entscheidungen auch verdammt schwer ndash weil unser Herz blutet wenn das Tourismusland Nummer eins nicht nur keine neuen Gaumlste aufnehmen darf sondern Gaumlste nach Hause schickt und weil es schwer ist dass der Einzelhandel runtergefahren wird Und deshalb ist es uns wichtig Maszlignahmen fuumlr die Gesundheit der Bevoumll-kerung zu treffen aber auch Maszlignahmen fuumlr die Gesund-heit der Unternehmen und der Arbeitsplaumltze Der Dreiklang unseres Schutzfonds Mecklenburg-Vorpommern und des Nachtragshaushalts hat den Gedanken Gesundheit der Be-voumllkerung zu schuumltzen Unternehmen zu schuumltzen und Ar-beitsplaumltze zu schuumltzen Und deshalb bin ich sehr froh dass Sie heute zusammengekommen sind und diesen Fonds

und diesen Nachtragshaushalt beraten und ich bitte auch um Unterstuumltzung

(Beifall vonseiten der Fraktion der SPD und Franz-Robert Liskow CDU)

Der Bund hat in einem einmaligen Rettungspaket viele Maszlignahmen auf den Weg gebracht viel Unterstuumltzung fuumlr die gesundheitliche Versorgung aber vor allem auch fuumlr die Kleinst- und Kleinunternehmen Das ist gut und wichtig denn 70 Prozent unserer Unternehmen sind diese Kleinst- und Kleinunternehmen mit bis zu zehn Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern

Aber wir als Land wollen mehr tun wir wollen mit Liquidi-taumltshilfen allen Unternehmen helfen Wir haben den Buumlrg-schaftsrahmen erhoumlht von 12 auf 16 Milliarden Euro und wir haben anders als viele andere Bundeslaumlnder uns ent-schieden auch Zuschuumlsse fuumlr Mittelunternehmen zu zah-len also fuumlr Unternehmen die mehr als zehn Arbeitnehmer haben fuumlr die kleinen Unternehmen bis 49 Arbeitnehmer aber auch fuumlr die mittleren bis 100 Arbeitnehmer daruumlber hinaus auch Unterstuumltzung mit Expresshilfen Es ist uns wichtig dass wir in diesem Paket ndash Soforthilfen fuumlr die Un-ternehmen aber auch Kurzarbeitergeld fuumlr die Arbeitneh-merinnen und Arbeitnehmer und weitere Unterstuumltzungen wie zum Beispiel Liquiditaumltshilfen ndash dafuumlr sorgen dass moumlg-lichst jeder Arbeitsplatz und jedes Unternehmen durch die-se Krise kommt und dass wir nach dieser Krise an die gute wirtschaftliche Entwicklung des Landes wieder anknuumlpfen koumlnnen Dazu dient dieses Hilfspaket dieser Schutzfonds Mecklenburg-Vorpommern

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Und ich will mich ausdruumlcklich bedanken fuumlr die guten und konstruktiven Beratungen mit den Regierungsfraktionen aber auch ausdruumlcklich mit den Fraktionen der Opposition Ich begruumlszlige es dass es Vorschlaumlge gibt fuumlr einen Sozial-fonds fuumlr weitere wirtschaftliche Unterstuumltzung Wir sollten jetzt in dieser Krise das was typisch ist in der Demokratie dass Regierung und Opposition sich reiben und diskutieren einmal uumlberwinden und zusammenstehen um unserem Land zu helfen Und diese Gespraumlche habe ich so wahrge-nommen und deshalb moumlchte ich mich bei allen Fraktionen ausdruumlcklich dafuumlr bedanken

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Mein Dank gilt auch der Regierungsmannschaft Im Alltag kann man viel daruumlber diskutieren was gelingt und was nicht gelingt und alle sind nur Menschen Aber ich kann Ihnen versichern dass wir in dieser Krise alles dafuumlr geben ndash und dafuumlr stehe ich ganz persoumlnlich ndash dass unser Land gut durch diese Krise kommt dass wir die Gesundheit der Men-schen schuumltzen und auch die wirtschaftliche Entwicklung des Landes Dafuumlr steht diese Landesregierung und dafuumlr

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

6 A u s d e m P l e n u m O r i g i n a l - D e b a t t e

stehe ich als Ministerpraumlsidentin ganz persoumlnlich Und ich moumlchte mich bei allen Ministerinnen und Ministern Staats-sekretaumlren und den Mitarbeitern der Verwaltung bedanken Mein ganz besonderer Dank gilt meinem Stellvertreter Lo-renz Caffier Vielen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete mit dem Nachtragshaushalt schlagen wir Ihnen vor dass wir den Schutzfonds von 11 Milliarden Euro finanzieren durch 700 Millionen Euro einmaligen Kredit weil wir unsere Ruumlcklagen dafuumlr nutzen wollen die Steuerausfaumllle die wir im naumlchsten Jahr haben werden von 1 Milliarde Euro zu kompensieren Wir wollen drei Dinge tun Wir wollen als Land unsere Ver-sprechen fuumlr Investitionen halten wollen den groumlszligten Inve-stitionshaushalt der hier im Dezember beschlossen wurde auch durchhalten und nicht kuumlrzen Wir wollen gleichzeitig dafuumlr sorgen dass wir den Schutzfonds (11 Milliarden Euro) uumlber unser Land legen um vor allem Arbeitsplaumltze Unter-nehmen und auch den sozialen Zusammenhalt zu schuumltzen Und wir wollen dafuumlr sorgen dass wir mit Ruumlcklagen uns ge-gen Steuermindereinnahmen stemmen um eben nicht in Kuumlrzungen zu kommen In diesem Sinne hoffe ich auf gute Beratung und auf Unterstuumltzung

Ich weiszlig dass viele Buumlrgerinnen und Buumlrger sich sorgen ma-chen ndash um ihre Gesundheit um ihre Familie um ihre eigene Existenz Und es ist unsere Verantwortung den Menschen nicht was Falsches zu sagen sondern ehrlich zu sein Nie-mand hat eine Blaupause fuumlr diese Situation Sie ist einma-lig fuumlr die ganze Welt Aber ich bin sehr zuversichtlich und das ist ganz besonders meine Erfahrung der letzten sechs Monate dass wenn sich eine Lage bedrohlich anfuumlhlt und sie auch bedrohlich ist wir auf das Gesundheitssystem im Land vertrauen koumlnnen dass wir uns an die Maszlignahmen halten muumlssen dass wir durchhalten muumlssen und dass wir zusammenhalten muumlssen und dass wir daraus die Kraft neh-men koumlnnen durch diese Krise zu kommen Wir haben diese Kraft unser Land hat diese Kraft und deshalb habe ich nicht nur Sorge sondern auch Zuversicht dass wir gut durch diese Krise kommen Die Maszlignahmen dafuumlr haben wir getroffen die Maszlignahmen liegen Ihnen vor und dafuumlr bitte ich um Un-terstuumltzung Passen Sie auf sich auf und bleiben Sie gesund

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Damit der Mindestabstand von 15 m zwischen den Abgeordneten und Ministern gewaumlhrleistet werden konnte musste die Sitzordnung geaumlndert werdenFoto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

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fluumlchteten und Menschen mit Schutztiteln eine Arbeitsauf-nahme ermoumlglicht werden kann

Meine Fraktion wird die Landesregierung auch weiterhin dort unterstuumltzen wo sie das Richtige tut und wir werden kon-struktive Kritik uumlben wo das Richtige und Notwendige moumlg-licherweise bisher noch nicht erkannt wurde Daher muss ich an dieser Stelle auch etwas Kritik anbringen Zur Aufstockung des Kurzarbeitergeldes heiszligt es in der Entschlieszligung lediglich die Landesregierung moumlge sich auf der Bundesebene dafuumlr einsetzen Meine Fraktion war und ist hier fuumlr eine souveraumlne Loumlsung auf Landesebene statt auf den Bund zu warten Ge-rade wegen der vergleichsweise niedrigen Loumlhne und Gehaumll-ter hier in Mecklenburg-Vorpommern besteht groszliger Hand-lungsbedarf

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Wer ohnehin schon wenig verdient den trifft jeder Euro im Verdienstausfall besonders hart Wenn infolge der Corona-Krise ein Teil unserer Buumlrger um seine wirtschaftliche Exis-tenz ringt muumlssen wir als Politiker auch unsere Prioritaumlten uumlberpruuml-fen Dazu gehoumlrt fuumlr uns dem unseligen Strategiefonds ein Ende zu machen

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

und die Mittel sinnvoller einzusetzen

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Das galt vor der Krise das gilt jetzt erst recht

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Die Forderung nach Umlenkung des Strategiefonds in Coro-na-Hilfsmaszlignahmen hatten wir fuumlr den Entschlieszligungsantrag angemeldet Leider findet sie sich in der Entschlieszligung nicht wieder Meine Fraktion wird deshalb weiter auf die Beendi-gung des Strategiefonds draumlngen Weder Opposition noch Landesrechnungshof und Landesverfassungsgericht haben bisher ein Umdenken der Regierungskoalition bewirken koumln-nen Sie haumllt nach wie vor an dem Strategiefonds fest Ich ap-pelliere daher heute nochmals an die Abgeordneten von SPD und CDU Wenn Sie schon nicht auf fachlich fundierte Kritik houmlren wollen dann nehmen Sie die Corona-Krise zum Anlass die Mittel im Strategiefonds fuumlr Hilfsmaszlignahmen umzuwid-men

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Sie wuumlrden damit ein Zeichen setzen dass nicht nur die Buumlr-ger ihre Planung anpassen muumlssen sondern dass auch die Politik ihre Lieblingsprojekte zuruumlckstellt um unseren Buumlrgern in akuter Not den Ruumlcken zu staumlrken

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Nikolaus Kramer AfD

bdquoLassen Sie uns diese Krise gemeinsam durchstehenldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete Sehr geehrte Frau Ministerpraumlsidentin Die Corona-Pandemie bedeutet fuumlr uns in Mecklenburg-Vorpommern erhebliche Belastungen Das Leid der schwer Erkrankten die Sorge um erkrankte oder gefaumlhrdete Ange-houmlrige und Freunde sowie die schweren zusaumltzlichen Belas-tungen fuumlr medizinisches und pflegerisches Personal seien hier zuvorderst genannt

Aber die Eindaumlmmungsmaszlignahmen bringen auch andere Belastungen mit sich Betriebe muumlssen schlieszligen Arbeits-plaumltze sind gefaumlhrdet finanzielle und berufliche Lebensplaumlne werden erschuumlttert Das ist eine neue Zeit uumlber deren Aus-wirkungen bisher nur ungenuumlgend Fakten auf dem Tisch lie-gen Die Landesregierung hat ein Programm zur Bekaumlmpfung der Pandemie und zur Bewaumlltigung ihrer sozialen und wirt-schaftlichen Folgen vorgelegt Sie hat auch uns als Opposi-tion Gelegenheit gegeben Vorschlaumlge einzubringen Meine Fraktion hat sich dementsprechend konstruktiv eingebracht Ausdruumlcklich begruumlszligen wir dieses Vorgehen

Im Ergebnis liegt nun ein gemeinsamer Entschlieszligungsantrag aller Fraktionen vor in dem jede Fraktion sich wiederfinden kann Es ist gut dass wir in Zeiten der Krise zu einem gemein-samen Handeln finden So finden wir in der Entschlieszligung auch die Forderung meiner Fraktion eine bessere Unterstuumlt-zung fuumlr Corona-geschaumldigte Unternehmen mit mehr als 49 Mitarbeitern zu pruumlfen Offensichtlich konnte die Landesre-gierung die Pruumlfung unserer Forderung bereits erfolgreich abschlieszligen und hat die Umsetzung am gestrigen Tage be-schlossen Das ist sehr erfreulich

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Ebenso in die Entschlieszligung aufgenommen ist unser Anlie-gen die Moumlglichkeit zu pruumlfen wie zur Kompensation feh-lender Arbeitskraumlfte aus dem europaumlischen Ausland infolge von Corona-Maszlignahmen Menschen aus Drittstaaten Ge-

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Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie werden uns spaumltestens mit der naumlchsten Mai-Steuerschaumltzung neue Haushaltsentscheidungen abverlangen Wir duumlrfen bereits jetzt von erheblichen Einnahmeruumlckgaumlngen ausgehen Vor diesem Hintergrund sind wir alle gefordert daruumlber nach-zudenken Wahlwerbegeschenke der Regierungskoalition zuruumlckzustellen um das Notwendige und Unverzichtbare sicherzustellen

Das bedeutet uumlbrigens keineswegs tatsaumlchlich notwendige Investitionen kuumlrzen zu wollen wie es in der Presse faumllschlich uumlber meine Fraktion hieszlig An Investitionen sind im Haus-haltsjahr 2020 bisher 17 Milliarden Euro eingeplant Die be-reinigten Gesamtausgaben liegen bei 92 Milliarden Euro Es gibt also auch andere Ausgaben als Investitionsausgaben die man uumlberpruumlfen kann und muss

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Die Landesregierung selber hat ja schon im Nachtragshaus-halt erklaumlrt dass sie mal eben 50 Millionen Euro im Wege des Haushaltsvollzugs heben kann Grundsaumltzliches Ziel der Maszlig-nahmen sollte es sein dass deren Finanzierung zuerst durch Einsparung und moumlglichst geringe Schuldenaufnahme er-folgt Um eine Verstetigung der Maszlignahmen zu vermeiden muss fortwaumlhrend gepruumlft werden inwieweit diese Maszlignah-men aufrechterhalten werden muumlssen Dabei darf nicht auszliger Acht gelassen werden dass eben unter diesen Maszlignahmen nicht nur die Wirtschaft leidet sondern auch gerade die Men-schen Sorgen um den Arbeitsplatz Existenz-aumlngste koumlnnen Depressionen und andere psychosomatische Krankheiten ausloumlsen was sich dann auch wiederum auf die Arbeitskraft und dementsprechend auf die Wirtschaftskraft negativ auswirken wird

In jeder Krise steckt aber auch eine Chance So ruumlcken derzeit die Familien wieder enger zusammen man besinnt sich auf die wichtigen Dinge im Leben Wir betrachten nichts mehr als selbstverstaumlndlich Man achtet auf sein Umfeld seine Freunde die Nachbarn In solchen Zeiten stellen wir fest dass

eben nicht nur Polizisten Aumlrzte und Lehrer systemrelevante Berufe sind sondern auch das Krankenhaus- und Pflegeper-sonal sowie die Einzelhandelskaufleute Diese Aufzaumlhlung ist nicht abschlieszligend Es sollte nach unserem Dafuumlrhalten keine Klassifizierung zwischen Berufen ersten Grades und zweiten Grades geben

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Dennoch kann aus diesem Grunde unser Dank nicht oft und laut genug allen Beteiligten ausgesprochen werden Von un-serem Dank aber allein kann man sich auch in unserem Land nichts kaufen

Nun erweist es sich auch als Fehler dass in der Bundesrepublik eine Vielzahl von Krankenhaumlusern geschlossen worden sind Auch hier in unserem Land wurde uumlber die Schlieszligung ein-zelner Stationen und Krankenhaumluser noch vor zwei Monaten gesprochen so zum Beispiel Wolgast und Crivitz

Ploumltzlich koumlnnen nun doch Grenzkontrollen durchgefuumlhrt werden Die Bundesrepublik besinnt sich ihrer Souveraumlnitaumlt und verlaumlsst sich nicht allein auf Bruumlssel Gleichwohl zeigt das dass nationalstaatliches Handeln auch solidarisch mit Italien moumlglich ist Als mahnende Beispiele seien hier Russland und China genommen

Dieser gemeinsame Antrag aller Fraktionen beweist dass es moumlglich ist jenseits der politischen Lager gemeinsam fuumlr die Interessen unseres Landes und unserer Landsleute einzuste-hen

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Lassen Sie uns diese Krise gemeinsam durchstehen Zu dieser Gemeinsamkeit gehoumlrt auch die konstruktive Debatte uumlber die richtigen Loumlsungen ndash Vielen Dank und bleiben Sie alle gesund

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Wie bei allen Fraktionen nahm auch bei der SPD-Fraktion nur ein Teil der Abgeordneten an der Sitzung teil

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Aumlltere chronisch Kranke Verwandte Bekannte und Freunde es geht um Menschenleben Klar ist fuumlr mich auch wir duumlr-fen uns nicht daran gewoumlhnen denn es koumlnnen nur Maszlig-nahmen auf Zeit sein da es tiefe Eingriffe in die Grundrechte unserer Gesellschaft sind

Meine sehr geehrten Damen und Herren ich bin der Oppo-sition dankbar dass der heutige Landtag in dieser verklei-nerten Form stattfindet Die parlamentarische Demokratie lebt im Normalfall vom konstruktiven Streit Dass dieser in Krisenzeiten etwas zuruumlcktritt begruumlszlige ich ausdruumlcklich Dass alle an einem Strang ziehen ist in dieser Situation rich-tig und die parteiuumlbergreifende gemeinsame Entschlieszligung ist in der Krise ein starkes Signal an die Buumlrger unseres Landes

Meine sehr geehrten Damen und Herren die zweite Vorbe-merkung die ich machen moumlchte betrifft diejenigen die momentan den Karren ziehen und den Laden buchstaumlblich am Laufen halten So wichtig ich die Bleibe-zu-Haus-Aufrufe finde es ist mindestens ebenso erwaumlhnenswert dass die Arbeitsleistung fuumlr einen Groszligteil der Arbeitnehmer nicht etwa gesunken sondern gestiegen ist Das sind all diejeni-gen die in den Krankenhaumlusern und in den Arztpraxen fuumlr unsere Gesundheit sorgen es sind aber auch die Menschen die im Einzelhandel und in den Apotheken arbeiten in der Landwirtschaft in der Logistik im Transportwesen oder als Post- und Paketzusteller in Tankstellen und als Reinigungs-kraumlfte die Landes- und die Bundespolizei die Bundeswehr und viele weitere mehr Sie alle sorgen dafuumlr dass unser Le-ben einigermaszligen weitergeht Ihnen allen einen herzlichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Deshalb begruumlszlige ich auszligerordentlich dass der Bundesfi-nanzminister am Montag die Moumlglichkeit geschaffen hat dass die sogenannten Corona-Praumlmien bis 1500 Euro steu-erfrei bleiben Warme Worte sind genug gewechselt Ar-beitgeber sollen mit gutem Beispiel vorangehen und die Leistungen der eigentlichen Helden der Krise auch mit einer entsprechenden Praumlmie wuumlrdigen Das gilt selbstverstaumlnd-lich auch fuumlr den Bereich der Landesregierung

Ich will es auch nicht versaumlumen mich an dieser Stelle bei den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Landesfoumlrder-institutes zu bedanken Ich habe mich selbst davon uumlber-zeugt dass mit groszligem Elan und mit einer Selbstverstaumlnd-lichkeit auch am Wochenende gearbeitet wird damit das Geld fuumlr die Antraumlge auf Soforthilfe schnellstmoumlglich aus-gezahlt werden kann damit unsere heimische Wirtschaft durch die Krise kommt und die Menschen nicht arbeitslos werden Herzlichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Beim Stichwort bdquoSoforthilfenldquo bin ich im wahrsten Sinne des Wortes mittendrin im Nachtragshaushalt Kern des Nach-

Torsten Renz CDU

bdquoUnser MV-Schutzfonds dient zu Recht vordergruumlndig dazu die Wirtschaft durch die Krise zu begleitenldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren Heute vor vier Wochen am 2 Maumlrz war auf der Titelseite der bdquoSchweriner Volkszeitungldquo ein Bericht uumlber Lea Sophie Friedrich aus Dassow Sie war Weltmeisterin im Bahn-radfahren geworden Auf der Titelseite des bdquoNordkuriersldquo war ein Artikel uumlber Eilantraumlge gegen die Masernimpfpflicht Und im bdquoNordmagazinldquo lief einen Tag spaumlter ein Bericht in dem es um steigende Uumlbernachtungszahlen in Jugend-herbergen ging Ich weiszlig nicht wie es Ihnen geht fuumlr mich klingen solche Berichte wie aus einem anderen Land wie aus einer anderen Zeit ndash und sie sind keine vier Wochen her

Ab dem 1603 ging es dann Schlag auf Schlag Kitas Schu-len Geschaumlfte Gaststaumltten wurden geschlossen Kontaktein-schraumlnkungen angeordnet ndash harte Maszlignahmen Heute hat jeder von uns Verwandte Nachbarn oder Bekannte die sich in Quarantaumlne befinden moumlglicherweise positiv getestet wurden oder von der Kurzarbeit betroffen sind Die Sorge um die Gesundheit der Liebsten und Existenzaumlngste stehen auf der Tagesordnung

In dieser Situation bin ich besonders froh dass wir in Deutschland ein funktionierendes Gesundheitssystem und einen handlungsfaumlhigen Staat vorfinden So wichtig dieser Nachtragshaushalt auch ist moumlchte ich als Erstes feststellen die Maszlignahmen der Bundesregierung und der Landesre-gierung zur Eindaumlmmung der Pandemie sind richtig und uneingeschraumlnkt notwendig Insbesondere die Kontaktbe-schraumlnkungen bis zum 1904 sind unumgaumlnglich um Situ-ationen wie in Italien Spanien oder in den USA unserer Be-voumllkerung zu ersparen Deshalb auch mein Appell an dieser Stelle Seien Sie solidarisch denn es geht insbesondere um

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tragshaushaltes ist der MV-Schutzfonds mit einem Volumen von insgesamt 11 Milliarden Euro Davon werden 700 Millio-nen durch eine Nettokreditaufnahme gedeckt zudem wird der Buumlrgschaftsrahmen zusaumltzlich um 400 Millionen erwei-tert Ein erwarteter Einnahmeruumlckgang von 1 Milliarde Euro muss ebenfalls gestemmt werden eine gigantische Aufga-be die unser Land meistern will und meistern muss Dazu nutzen wir unter anderem Ruumlcklagen die wir durch solide Haushaltspolitik aufgebaut haben

Die Maszlignahmen im Einzelnen liegen Ihnen vor und sind in-soweit bekannt Deshalb moumlchte ich nur auf die verlorenen Zuschuumlsse also die Zuschuumlsse die nicht zuruumlckgezahlt wer-den muumlssen fuumlr Firmen bis 100 Mitarbeiter in Houmlhe von uumlber 160 Millionen Euro verweisen Was wir in diesem Bereich leis-ten kann sich deutschlandweit sehen lassen Ausdruumlcklich moumlchte ich betonen dass fuumlr Firmen bis zehn Arbeitnehmer das Geld durch den Bund bereitgestellt wird und somit eine hervorragende Verzahnung mit Landesgeldern stattfindet

Meine sehr geehrten Damen und Herren der MV-Schutz-fonds ist inhaltlich sehr breit aufgestellt und versucht moumlglichst viele Lebensbereiche abzudecken Fuumlr unser an Einwohnern kleines Bundesland ist das eine riesige Kraft-anstrengung und trotzdem bin ich uumlberzeugt dass dieser wichtige Schritt notwendig und machbar ist um uns uumlber diese schwere Zeit zu tragen Trotzdem gilt wenn es nicht reicht es Schwachstellen gibt muumlssen wir nachsteuern

Meine sehr geehrten Damen und Herren unser MV-Schutz-fonds dient zu Recht vordergruumlndig dazu die Wirtschaft durch die Krise zu begleiten aber wir muumlssen auch zeitnah gemeinsam mit der kommunalen Ebene uumlber Unterstuumlt-zungsmaszlignahmen sprechen damit das Leben vor Ort nicht zum Stillstand kommt Dabei gilt es rechtliche und finanzi-elle Fragen im Sinne der Handlungsfaumlhigkeit der Kommunen zu diskutieren und Loumlsungen zu finden

(Beifall vonseiten der Fraktion der CDU)

Und damit moumlchte ich zum letzten Aspekt kommen Das Virus hat uns schmerzlich vor Augen gefuumlhrt dass unsere arbeitsteilige globalisierte Wirtschaft zwar fuumlr Wachstum und Wohlstand sorgt zugleich ist sie aber auch anfaumlllig ndash an-faumlllig fuumlr Viren denen Staatsgrenzen egal sind und anfaumlllig fuumlr wirtschaftliche Stoumlrungen Ich bin fest davon uumlberzeugt dass die Corona-Krise kurz- und mittelfristig Auswirkungen fuumlr unser gesellschaftliches Zusammenleben fuumlr die Wirt-schaft und das Bankensystem haben wird die keiner zurzeit serioumls einschaumltzen kann Neben den Herausforderungen der Digitalisierung der Demografie oder des Klimawandels wer-den wir uns in Deutschland nach der Krise mit unbequemen Wahrheiten auseinandersetzen muumlssen

Erstens Guumlter wie Arzneimittel Schutzausruumlstung und me-dizinische Geraumltschaften in nennenswerten Groumlszligenord-nungen muumlssen wir wieder selbst herstellen im Zweifel auch subventioniert

Zweitens Industriebetriebe sollen kuumlnftig in kuumlrzester Zeit in der Lage sein auf die Herstellung benoumltigter Guumlter umzu-schalten Ich kann es nicht akzeptieren dass wir in Deutsch-land die besten Autos der Welt herstellen es aber nicht kurz-fristig hinbekommen medizinisch benoumltigte Schutzmasken zu fertigen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Und drittens Wir brauchen zentral eingelagerte Reserven organisiert vom Bund und damit meine ich nicht Toiletten-papier oder Nudeln sondern medizinisches Geraumlt und ent-sprechende Ausruumlstung

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Meine sehr geehrten Damen und Herren Maybrit Illner fragte am Wochenende ob in der jetzigen Zeit ein Nach-denken ohne zu sprechen geht Klar ist fuumlr mich dass bis zum 1904 eine strikte Kontaktbeschraumlnkung bestehen muss Bis dahin muss auch nicht jeder Politiker sich taumlglich mit Vorschlaumlgen uumlberbieten und dadurch die Bevoumllkerung verunsichern Klar ist fuumlr mich aber auch dass flaumlchende-ckende Tests dazu beitragen muumlssen das Wirtschaftsleben wieder strukturiert hochzufahren

Unseren Buumlrgerinnen und Buumlrgern unseres Landes moumlch-te ich fuumlr die CDU-Fraktion versichern wir sind uns unserer groszligen Verantwortung bezogen auf Gesundheits- und Exis-tenzfragen bewusst wir brauchen aber auch Ihr Verstaumlndnis Ihre Unterstuumltzung damit wir gemeinsam die Krise meis-tern Deshalb werden wir weiterhin Expertenrat einholen analysieren abwaumlgen und fortlaufend unsere Maszlignahmen auf den Pruumlfstand stellen aber am Ende muumlssen und wer-den wir entscheiden Mit diesem Ausblick hoffe ich dass wir uns in diesem Parlament sehr bald in gewohnter Zusam-mensetzung wiedersehen ndash Herzlichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

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Gesundheit darf keine Ware sein Und das Ringen um ein gutes Gesundheitssystem um gute Arbeit um ein besseres Leben fuumlr alle Menschen darf niemals leichtfertig vom Tisch gewischt werden denn genau jetzt sehen wir ja wie wich-tig wie uumlberlebenswichtig diese Menschen fuumlr unser Land sind Jetzt spuumlren wir dass es in dieser Krise nicht auf die Groszligkonzerne nicht auf die Banken und nicht auf die Versi-cherungen ankommt In dieser Krise kommt es auf die Mit-arbeitenden der Stadtreinigung auf die Krankenschwester und auf die Verkaumluferin an Wir brauchen die Landwirte die Kassiererin die Kurier- und die Lkw-Fahrer auf den Straszligen unseres Landes

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Und wir brauchen die Eltern die derzeit neben ihrer Arbeit im Betrieb oder im Homeoffice einen Zweitjob brillant er-ledigen denn ihr Zuhause ist gleichzeitig noch die Schule Ihnen allen danken wir stellvertretend fuumlr alle Frauen und Maumlnner die fuumlr uns da sind und die dafuumlr sorgen dass unser Zusammenleben eben nicht auseinanderbricht

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren eigentlich sind Haushalts-beratungen Zuumlndstoff zwischen den Fraktionen Sie sind ein Schlagabtausch im Streit um die besten Vorschlaumlge die un-terschiedlichsten Schwerpunktsetzungen und die kluumlgsten Ideen aber oft auch um das Rechthaben der Mehrheit und das Unrechthaben der Minderheit

(Heiterkeit und Zuruf von Jochen Schulte SPD)

Und auch das ist heute anders denn diese 11 Milliarden Euro uumlber die wir heute entscheiden das sind Hilfen sogar Uumlberlebenshilfen fuumlr Kuumlnstlerinnen und Kuumlnstler fuumlr Selbst-staumlndige und Arbeitnehmer fuumlr Kleinst- Klein- und mittel-staumlndische Unternehmen aber auch fuumlr groszlige Firmen fuumlr Vereine und Verbaumlnde fuumlr Krankenhaumluser fuumlr unsere Wirt-schaft fuumlr den Tourismus fuumlr unsere Familien Und heute ist es eben klein Schlagabtausch heute ist es kein Wettbewerb heute ist sich meine Fraktion mit der Koalition einig Heute handeln wir gemeinsam denn wir bringen gemeinsam die-sen Nachtragshaushalt auf den Weg fuumlr uns alle fuumlr unser Land fuumlr unser Leben

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

denn der Friseurladen um die Ecke oder die kleine Kneipe auch der Malerbetrieb und und und ndash ganz ganz viele Betriebe ringen gerade um ihre Existenz Ihnen steht das Wasser bis zum Hals Und es gibt mehr als tausend Gruumlnde warum dieser Schutzschirm unumgaumlnglich ist Jetzt kann es naumlmlich nur darum gehen sofort zu handeln damit das Geld sofort bei der Frisoumlrin dem Maler oder bei der Kellnerin ankommt Es darf kein Zoumlgern kein Aber und auch kein Viel-leicht geben es kann nur ein Ja ein Sofort sein um Massen-

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Simone Oldenburg DIE LINKE

bdquoHeute handeln wir gemeinsam denn wir bringen gemeinsam diesen Nachtragshaushalt auf den Wegldquo

Frau Praumlsidentin Sehr geehrte Damen und Herren Ver-schwunden sind der Alltag und die Selbstverstaumlndlichkeit Vorbei sind das gewohnte Zusammenleben und die Norma-litaumlt in der Familie oder auf der Arbeit Erledigt hat sich auch die Vorfreude auf den Osterurlaub Ungewiss der morgige Tag die kommende Woche die naumlchsten Monate Die Welt unser Leben ist aus den Fugen geraten

In Mecklenburg-Vorpommern ist es das Leben von 16 Millio-nen Menschen das uumlber Nacht ein anderes wurde das jetzt komplett auf dem Kopf steht So mutig und optimistisch die Frauen Maumlnner Kinder und Jugendlichen in unserem Land bis vor drei Wochen waren so aumlngstlich und sorgenvoll sind sie heute Und es ist unsere Pflicht uns darum zu kuumlmmern dass ihre Aumlngste kleiner werden ihre Sorgen ernst genom-men werden und sie sich darauf verlassen koumlnnen dass wir an ihrer Seite stehen und sie nicht alleinelassen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren wie oft haben wir hier uumlber gleiche Loumlhne fuumlr gleichwertige Arbeit gestritten oder fuumlr gleiche Lebensverhaumlltnisse oder fuumlr mehr Pflegeperso-nal Wie oft haben wir daruumlber diskutiert dass Stationen in Krankenhaumlusern nicht geschlossen werden duumlrfen weil sich Gesundheit eben nicht rechnen darf sondern jeder gesund werden muss egal was er verdient und egal was seine Be-handlung kostet

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

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entlassungen Pleiten und Existenzverluste zu verhindern

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Und gerade diese kleinen Vereine die der soziale Kitt fuumlr un-ser Zusammenleben sind oder die Schullandheime die der-zeit keine Gaumlste aber Ausgaben haben die Bildungstraumlger die keine Maszlignahmen bekommen aber die Miete und die Gehaumllter zahlen muumlssen die aufsuchende Familienhilfe die Tafeln die Kleiderkammern und Moumlbelboumlrsen die ambu-lante Tagespflege der Verbraucherschutz die Fluumlchtlingshil-fe sie alle brauchen wir nach der Krise mehr als je zuvor und sie alle duumlrfen nicht in Gefahr geraten Fuumlr sie brauchen wir auch einen Schutzschirm

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Und genau fuumlr sie und fuumlr viele viele andere mehr beantragt meine Fraktion einen Sozialfonds in Houmlhe von 20 Millionen Euro

Und auch die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die in den kommenden Monaten vom Kurzarbeitergeld leben muumlssen duumlrfen wir nicht im Regen stehen lassen 60 Prozent von einem Durchschnittslohn das sind in Mecklenburg-Vorpommern netto circa 1100 Euro Die reichen hinten und vorne nicht um die laufenden Kosten zu decken und die naumlchsten Monate ein gutes oder sogar ein sicheres Leben zu fuumlhren Deshalb moumlchten wir gemeinsam eine Entschlie-

Auf ein Speisenangebot wurde verzichtet Foto Uwe Sinnecker

szligung verabschieden die die Landesregierung auffordert sich bei der Bundesregierung dafuumlr starkzumachen dass das Kurzarbeitergeld auf mindestens 80 Prozent angehoben wird

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren allein mit Applaus und mit dem taumlglichen Dank werden wir nicht aus der Krise kommen Um unser Leben wieder halbwegs normal werden zu lassen sofern es uumlberhaupt moumlglich ist um wieder lieb gewon-nene alltaumlgliche Momente zu genieszligen um Gewissheit fuumlr den morgigen Tag die kommende Woche und die naumlchsten Monate zu haben um unser Leben also wieder in die Fugen zu bringen deshalb braucht es diesen Schutzschirm und deshalb braucht es unser Zusammengehen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD DIE LINKE und Sebastian Ehlers CDU)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

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Einen dritten Dank moumlchte ich aussprechen und der Dank geht an die Fraktionen hier im Haus Wir haben gemeinsam eine Entschlieszligung auf den Weg gebracht wir haben ge-meinsam die Positionen zusammengefuumlhrt wir haben ge-meinsam gezeigt dass es in dieser Situation um das Land geht und nicht darum wer ist Opposition und wer ist Re-gierung Ich glaube das ist ein wichtiges das ist ein starkes Signal was wir von hier vom Landtag Mecklenburg-Vor-pommern raus ins Land senden und es ist ein notwendiges Signal Insofern auch an Sie alle ein herzliches Dankeschoumln

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Meine Damen und Herren niemand von uns haumltte sich vor einigen Monaten vorstellen koumlnnen ndash das haben meine Vor-redner ja auch gesagt ndash in welcher Situation wir hier heute sind Diese Situation hat ganz viele Facetten Da gibt es den Bereich der Gesundheit die Versorgung der Bevoumllkerung ndash die das will ich ausdruumlcklich sagen gesichert ist ndash die Betreuung und auch die Unterrichtung unserer Kinder die zum Teil zu Hause stattfindet mit all den Schwierigkeiten die Aufrechterhaltung der Infrastruktur und nicht zuletzt die schwierige Situation unserer Wirtschaft

Vor diesem Hintergrund sichere ich zu dass wir alles tun werden dass sich das Leben in unserem Land nach der Corona-Pandemie moumlglichst schnell wieder normalisieren kann Dazu gehoumlrt natuumlrlich selbstverstaumlndlich auch dass all die Einschraumlnkungen die wir an Grundrechten momentan haben ndash und das sind mir wichtige Dinge ndash dass all diese Einschraumlnkungen nach dieser Pandemie am Ende auch auf-gehoben werden dass die Grundrechte auch wieder voll-umfaumlnglich in unserem Land gelten werden

(Beifall Dr Ralph Weber AfD)

Jetzt allerdings meine Damen und Herren gilt es den Ge-sundheitsschutz ganz obenan zu stellen Jetzt ist die Zeit Abstand zu halten und es ist die Zeit in der wir hier im Par-lament Handlungsfaumlhigkeit zeigen muumlssen

Meine Damen und Herren wir schnuumlren mit dem Nach-tragshaushalt das groumlszligte Hilfspaket in der Geschichte un-seres Landes Wir schnuumlren das weil das notwendig ist Und ich sage ausdruumlcklich wir tun das was notwendig ist Meine Fraktion ist stolz darauf dass wir es als eines der wenigen Laumlnder geschafft haben in den letzten 13 Jahren keine neu-en Schulden zu machen Mehr noch meine Damen und Herren wir haben durch solides Wirtschaften geschafft in den vergangenen 13 Jahren 15 Milliarden Euro an Schulden zu tilgen und Ruumlcklagen zu bilden Und meine Damen und Herren das war kein Selbstzweck was wir da gemacht ha-ben Das war das was man keynesianistische oder antizy-klische Haushaltspolitik nennt in guten Zeiten Schulden zu reduzieren in wirtschaftlich schwierigen Zeiten in schwie-rigen Zeiten eben zu investieren Und meine Damen und Herren diese schwierigen Zeiten sind jetzt und wir investie-ren jetzt und das ist auch richtig so

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Thomas Kruumlger SPD

bdquoDiese schwierigen Zeiten sind jetzt und wir investieren jetzt und das ist auch richtig soldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren Auch ich moumlchte mich bei all den Menschen bedanken die da drauszligen momentan unsere Gesellschaft am Laufen halten Ich habe in den Nachrichten gehoumlrt sie waumlren die Helden des Alltags Ich wuumlrde das unterstreichen wollen All die die auf ihrem Posten momentan sitzen und taumlglich ihren Job erledigen und dafuumlr sorgen dass unsere Gesellschaft weiter rundlaumluft sind die Helden des Alltags und ich moumlchte mich ganz herzlich auch namens meiner Fraktion bei ihnen bedanken

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Meine Damen und Herren einen zweiten Dank moumlchte ich richten an die Ministerpraumlsidentin an die Ministerinnen und Minister an die Staatssekretaumlre den Parlamentarischen Staatssekretaumlr und die Teams die da im Hintergrund arbei-ten Herr Renz und ich erleben das gewohnte Regierungs-geschaumlft am Dienstag in den Kabinettssitzungen Dieses gewohnte Regierungsgeschaumlft gibt es momentan nicht die Regierung hat umgeschaltet auf Krisenmodus Es gibt fast taumlglich telefonische Zusammenkuumlnfte und es wird in stun-denlangen Sitzungen telefonisch beraten wie die Dinge fuumlr Mecklenburg-Vorpommern geregelt werden koumlnnen wie geregelt werden kann dass das was wir an Krise momen-tan erleben auch in vernuumlnftige Bahnen gelenkt wird und da leistet jede Einzelne und jeder Einzelne einen ganz tol-len Job Und vor dem Hintergrund auch hier ein herzliches Dankeschoumln Frau Ministerpraumlsidentin und an das Team das dahintersteht

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

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(Beifall vonseiten der Fraktion der SPD)

Wir haben bereits mit dem Haushalt 20202021 einen Inves-titionshaushalt vorgelegt denn die konjunkturellen dunklen Wolken waren am Himmel seinerzeit ja auch schon zu erken-nen Dieser Haushalt 20202021 hat ein Investitionsvolumen in Houmlhe von 17 Milliarden Euro Damals wusste noch niemand was mit der Corona-Krise auf uns zukommt Nun da Schaumlden fuumlr die Gesellschaft und Wirtschaft drohen steuern wir ge-gen Wir steuern gegen mit einem Schutzfonds in Houmlhe von 11 Milliarden Euro

Um diese Summe stemmen zu koumlnnen ist es notwendig die Schuldenbremse auszusetzen und das ist angesichts der Auf-gaben die vor uns liegen auch richtig Wir werden am Kapi-talmarkt 700 Millionen Euro aufnehmen Mir ist wichtig zu be-tonen meine Damen und Herren wir nehmen das Geld auf um eine Krisensituation zu bewaumlltigen heiszligt wir nehmen das Geld nicht auf weil wir uumlber unsere Verhaumlltnisse wirtschaften in Mecklenburg-Vorpommern Das ist ein Unterschied und mir ist wichtig diesen Unterschied auch zu betonen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU)

Wir organisieren damit dass Wirtschaft und Gesellschaft wei-ter vorankommen koumlnnen und durch die Krise kommen koumln-nen

Meine Damen und Herren was uns jetzt auch zugutekommt ist dass wir in der Vergangenheit Ruumlcklagen gebildet haben Haumltten wir das nicht getan haumltten wir aus dem Vollen ge-schoumlpft ndash wie uns hin und wieder auch geraten worden ist auch hier im Haus ndash waumlre die Situation deutlich schwieriger

Meine Damen und Herren mir sind in den vergangenen Ta-gen Menschen begegnet die groszlige Angst hatten die nicht nur groszlige Angst hatten vor dem was das Virus fuumlr sie per-soumlnlich bedeutet gesundheitlich sondern die wirtschaftlich auch groszlige Angst hatten Und mir sind dabei Menschen begegnet die Angst davor hatten dass wir in eine Situation wie in den 90er-Jahren rutschen mit einer groszligen Massenar-beitslosigkeit Deswegen will ich ganz klar sagen es gibt hier Unterschiede Dieses Land ist heute besser aufgestellt wir ha-ben heute eine solide finanzielle Grundlage und dieses Land hat vor allem eine wirtschaftlich solide Basis gefunden All das war in der Hochphase der Massenarbeitslosigkeit eben nicht vorhanden Das ist heute aber vorhanden

Niemand kann heute versprechen dass jedes Unternehmen und dass jeder Arbeitsplatz erhalten bleibt aber anders als den 90er-Jahren sind wir heute in der Lage mit geeigneten Instrumenten zu helfen und anders als in den 90er-Jahren brauchen die Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern nach den derzeitigen Einschraumlnkungen dann auch wieder jede Arbeitskraft Deshalb bin ich mir sicher dass wir auch diese Krise gemanagt bekommen

Meine Damen und Herren ich vermute mal ich bin hier der letzte Redner und ich moumlchte als letzter Redner an die Buumlr-gerinnen und Buumlrger unseres Landes appellieren Meine Da-men und Herren bitte halten Sie die notwendigen Einschraumln-kungen ein Nehmen Sie bitte die aufgestellten Regeln ernst vermeiden Sie persoumlnliche Kontakte zu Mitmenschen wo immer es geht Schuumltzen Sie sich schuumltzen Sie Ihre Lieben schuumltzen Sie Ihre Nachbarn und Freunde Uns als politischen Verantwortungstraumlgern ist klar dass fuumlr jede und jeden diese Wochen die wir erleben sehr schwierige Wochen sind aber je disziplinierter wir alle handeln umso weniger Menschen werden infiziert umso weniger Menschen werden im Kran-kenhaus sein umso weniger Menschen werden am Ende die-ser Erkrankung erliegen Deshalb lassen Sie uns gemeinsam Verantwortung tragen ndash Besten Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Die vollstaumlndigen Redebeitraumlge finden Sie im Plenarprotokoll unter wwwlandtag-mvdeparlamentsdokumentehtmlAuf dem YouTube-Kanal des Landtages gibt es die Plenar-sitzungen auch als Video unter wwwlandtag-mvde

Auch auf den Besuchertribuumlnen wurden aufgrund der Abstandsregelungen viele Plaumltze gesperrt Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

15 A u s d e m P l e n u m

Klar gegen RechtsextremismusSPD CDU und LINKE stellen gemeinsamen Antrag

Kurzinterventionen Ordnungsrufe und persoumlnliche Erklaumlrungen ndash in der De-batte zu Tagesordnungspunkt 15 ging es 90 Minuten lang hoch her Drei Wo-chen nach dem rassistischen Anschlag in Hanau bei dem ein deutscher Mann am 19 Februar neun Menschen mit Migrationshintergrund seine Mutter und sich selbst getoumltet hatte haben SPD CDU und Linke mit einem gemeinsamen Antrag erneut Stellung gegen Rechtsextremismus und Rassismus bezogen Der AfD warfen sie vor eine Mitverantwortung an Taten wie diesen zu tragen Das wiesen deren Redner entschieden zuruumlck Per Aumlnderungsantrag wollten sie in das Bekenntnis explizit auch andere Formen von Extremismus einbezogen wis-sen Kurz vor der Debatte war bekannt geworden dass der Verfassungsschutz die von AfD-Mitgliedern gegruumlndete Gruppierung bdquoDer Fluumlgelldquo als rechtsextre-mistisch eingestuft hat

bdquoJede Verbreitung von Hass und Unwahr-heiten die Gift fuumlr unser Zusammenle-ben sind lehnen wir strikt abldquo unterstrich Julian Barlen (SPD) Entschlossen gegen jede Form von Menschenfeindlichkeit einzutreten bedeute auch jene beim Namen zu nennen die Menschenfeind-lichkeit gezielt schuumlrten Die AfD setze auf Spaltung attackiere Moral und Werte und mache ganze Bevoumllkerungsgrup-pen veraumlchtlich bdquoEine Kooperation mit der AfD ist fuumlr uns daher undenkbarldquo

bdquoWorte sind Waffen und koumlnnen das gesellschaftliche Leben vergiftenldquo sag-te Innenminister Lorenz Caffier Wer rechtsextremistisches und rassistisches Gequatsche als alternative Meinung ab-tue trage eine Mitverantwortung dafuumlr bdquowenn dieses Gequatsche Gehoumlr findet

und anschlieszligend Taten folgenldquo bdquoWir muumlssen zum Wohle unseres Landes auf-houmlren mit diesem Mist Erst dann meine Herren von der AfD duumlrfen Sie im Um-kehrschluss von uns erwarten dass wir aufhoumlren uns von Ihnen zu distanzierenldquo

bdquoHanau ist nicht die AfDldquo widersprach deren Fraktionsvorsitzender Nikolaus Kramer bdquoMeine Partei lehnt Gewalt und jede Form extremistischen Handelns abldquo Fuumlr eine tiefgruumlndigere Debatte uumlber Ursachen extremistischer Gewalt forderte er erneut ein Expertengespraumlch uumlber Radikalisierung und Terrorismus bdquoNehmen Sie unsere ausgestreckte Hand zur Staumlrkung unserer Demokratie Dann werden wir wirksam den Hass in diesem Land bekaumlmpfen koumlnnenldquo

bdquoWir erleben in den letzten Jahren eine zusehends entgrenzende politische Debatte Eine Debatte die mit dem la-pidaren Das wird man ja wohl noch sagen duumlrfenrsquo beginnt und mit hand-festen Morddrohungen endetldquo fuumlhrte Ann Christin von Allwoumlrden (CDU) an Die Verbrechen in Kassel Halle und Ha-nau machten einmal mehr deutlich bdquoErst kommt der Gedanke dann kommt der Vorsatz dann kommt die Tatldquo

bdquoNoch nie war unser aufrichtiges Auf-treten gegen Antisemitismus Rassismus und Rechtsextremismus so wichtig wie heuteldquo hob Simone Oldenburg (Frak-tionsvorsitzende DIE LINKE) hervor bdquoWir werden nicht zulassen dass sich im Jahr 2020 ein 33 einschleichtldquo Sie warf der AfD vor mit vielen Aumluszligerungen geistige Brandstiftung zu betreiben bdquoMit einer Partei die Faschisten in ihren Reihen hat werden wir niemals zusammenarbeitenldquo

Holger Arppe (fraktionslos) bezeichnete den Antrag als bdquoFarceldquo Er warf SPD CDU und Linken vor das Thema zu instrumen-talisieren um gegen die AfD zu polemi-sieren

Der interfraktionelle Antrag wurde von den Stimmen von SPD CDU und DIE LINKE angenommen Die AfD stimmte in Teilen dagegen Einige AfD-Mitglieder entschieden sich nicht mit abzustim-men Der Aumlnderungsantrag der AfD wur-de abgelehntAntrag SPD CDU und DIE LINKE Drs 74748Aumlnderungsantrag AfD Drs 74786

Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

16 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Julian Barlen SPD

bdquoUnsere Demokratie braucht eine starke Basisldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren wir gedenken der Toten und der Verletzten des rassistischen Mordanschlages von Hanau Hass toumltet ndash daran kann kein Zweifel bestehen

Allen [hellip] die durch rassistische Gewalt die durch politische Gewalt getoumltet und verletzt wurden allen die Angehoumlrige und ihnen nahestehende Menschen verloren haben ih-nen gilt unser ehrendes Andenken und unsere aufrichtige Anteilnahme Wir sind auch als Landtag Mecklenburg-Vor-pommern geeint in Trauer und wir sind gewillt gemeinsam gegenzuhalten

Wir werden gegenhalten durch eine entschlossene Verteidi-gung unserer freiheitlich-demokratischen und solidarischen Grundwerte ndash Werte [hellip] die ein friedliches Miteinander in unserer Gesellschaft uumlberhaupt erst moumlglich machen Ge-meinsam stehen wir mit all unseren Verbuumlndeten in der Zi-vilgesellschaft Seite an Seite gegen Terror gegen Rassismus gegen Antisemitismus gegen Menschenfeindlichkeit und Gewalt Alle Menschen [hellip] die von Rassismus von Hass und von Hetze bedroht sind die koumlnnen sich auf die Solidaritaumlt des Landtages Mecklenburg-Vorpommern von der SPD von der CDU und von den LINKEN verlassen [hellip]

Opferschutz und auch die Opferberatungen muumlssen neben den bereits bestehenden hervorragenden zivilgesellschaft-lichen Angeboten auch staatlicherseits gestaumlrkt werden Eingeschuumlchterte und bedrohte Frauen und Maumlnner die sich fuumlr unser friedliches Zusammenleben engagieren muumls-sen das gute Gefuumlhl haben von einer ganz groszligen Mehrheit ihrer Mitmenschen und auch vom Staat geschuumltzt gestuumltzt und getragen zu werden

[hellip] Jede Verbreitung von Hass von Unwahrheiten die Gift fuumlr unser Zusammenleben sind lehnen wir strikt ab Wir ver-urteilen sie als das was sie sind ndash sie sind Quelle und Kata-

Foto Uwe Sinnecker

lysator fuumlr Rassismus und fuumlr Gewalttaten gegen friedliche Mitmenschen von uns Kassel Hanau Halle ndash wir alle ver-binden mit diesen drei Staumldtenamen heute hier im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern gezielte Angriffe auf unser friedliches Zusammenleben Entschlossen und uumlberall ge-gen jede Form von gruppenbezogener Menschenfeindlich-keit einzutreten meine Damen und Herren heiszligt definitiv auch jene beim Namen zu nennen die Menschenfeindlich-keit gezielt schuumlren um daraus eigenes politisches Kapital zu schlagen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

[hellip] die AfD setzt auf Spaltung die AfD attackiert Moral und Werte die AfD macht ganze Bevoumllkerungsgruppen veraumlcht-lich die AfD argumentiert rassistisch die AfD verbreitet Ver-schwoumlrungstheorien Das alles verstoumlszligt gegen ganz grund-legende Spielregeln eines demokratischen Miteinanders

(Beifall vonseiten der Fraktionender SPD CDU und DIE LINKE)

Das alles dient einzig und allein dazu den gesellschaftlichen Frieden Stuumlck fuumlr Stuumlck zu zersetzen und aufzuloumlsen Die Entgrenzung unseres gesellschaftlichen Diskurses ist das ei-gentliche Ziel das verfolgt wird und dagegen [hellip] muumlssen wir uns wehren und das tun wir auch Das tun wir heute und alle Tage

Und dazu [hellip] passt auch die Eilmeldung des heutigen Morgens [hellip] Demnach solle der von AfD-Mitgliedern ge-gruumlndete bdquoFluumlgelldquo fuumlr den Verfassungsschutz nun offiziell zu einem Beobachtungsfall werden [hellip]

Wenn wir meine Damen und Herren diesem rechtsextre-men bdquoFluumlgelldquo der AfD selbigen stutzen wollen dann haben wir alle Haumlnde voll zu tun Alleine beim letzten Treffen des bdquoFluumlgelsldquo in Binz

(Zuruf von Dr Ralph Weber AfD)

zu dem unter anderem auch MdL Professor Weber einge-laden hat ndash zumindest hat er auf Facebook eine entspre-chende Kachel gepostet ndash wurden neben vielen anderen auch zahlreiche hier anwesende Abgeordnete gesehen an-gefangen beim Ex-Abgeordneten der AfD Arppe bei den beiden MdL Jess und Grimm uumlber den stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Obereiner daruumlber hinaus Komning von der AfD im Bundestag bis hin zum Fraktionschef der AfD houmlchstselbst Nikolaus Kramer

[hellip] Wir haben es hier [hellip] mit einer AfD-Fraktion zu tun in der die Sympathien fuumlr diese rechtsextremen Bestrebungen tatsaumlchlich nicht nur in der Mitte sondern direkt an der Spit-ze angesiedelt sind

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

17 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Foto Uwe Sinnecker

Was geschehen kann [hellip] wenn die Demokratinnen und Demokraten einfach zu schwach sind sich stabil und un-nachgiebig gegen derlei Tendenzen zu wehren das hat das Ende der Weimarer Republik gezeigt Eine Kooperation mit der AfD ist fuumlr uns daher undenkbar ausgeschlossen Glei-ches erwarten wir von unseren Kooperationspartnern inner- und auszligerhalb des Parlamentes Wir duumlrfen diese Art der demokratiefeindlichen Politik nicht akzeptieren

(Zuruf von Jens-Holger Schneider AfD)

[hellip] was ich zur AfD gesagt habe ist wichtig aber laumlngst nicht alles was nach Kassel Halle und Hanau gegen Rassis-mus gegen Antisemitismus gegen Menschenfeindlichkeit und Gewalt passieren muss Seitens des Staates muss ent-schlossen und noch entschlossener gegen die Feinde un-serer freiheitlich-demokratischen Grundordnung vorgegan-gen werden durch einen allerhoumlchsten Verfolgungsdruck zur Kontrolle zur Zuruumlckdraumlngung zur Zerschlagung aller Neonazistrukturen hier im Land durch die komplette und unmittelbare Entwaffnung aller Gefaumlhrder durch einen rigo-rosen Umgang mit Verschwoumlrungen wie bdquoNordkreuzldquo und die schonungslose Aufklaumlrung aller Beteiligten Das ist eine repressive Seite auf die eine wehrhafte Demokratie sich im-mer berufen koumlnnen muss

[hellip] auf der anderen Seite gilt es selbstverstaumlndlich den Antirassismus zu befoumlrdern Menschen starkzumachen die Demokratie aktiv zu leben und unsere Strukturen nachhaltig zu staumlrken die unser friedliches Zusammenleben moumlglich machen

(Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

Das geht in Mecklenburg-Vorpommern beispielsweise durch die Fortsetzung unseres erfolgreichen Landespro-grammes bdquoDemokratie und Toleranz gemeinsam staumlrkenldquo Rassismus gilt es systemisch und systematisch zu bekaumlmp-fen ndash im Sport auf der Arbeit in den Schulen und Universi-taumlten in der Wirtschaft ebenso wie im Parlament Und hier-zu ist unser Landesprogramm und hierzu sind die Akteure die dieses Landesprogramm in Mecklenburg-Vorpommern leben breit und bestens aufgestellt [hellip]Fuumlr ganz Deutschland fordern wir die Verstetigung der Prauml-vention Die Foumlrderung und die Verteidigung unserer De-mokratie ist keine Projektaufgabe sie ist eine Daueraufgabe und deshalb braucht es auf der Bundesebene endlich ndash und die Gelegenheit ist nun wirklich gekommen ndash ein Demokra-tiefoumlrdergesetz

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

[hellip] unsere Demokratie braucht eine starke Basis unsere De-mokratie braucht eine klare Haltung und unsere Demokratie braucht eine feste Verankerung

(Zuruf von Dr Ralph Weber AfD)

Dafuumlr stehen wir seit uumlber 150 Jahren und dafuumlr stehen wir als demokratische Fraktionen von CDU SPD und LINKEN ge-meinsam [hellip]

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

18 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Innenminister Lorenz Caffier

bdquoSprache ist eine starke Waffeldquo

Frau Praumlsidentin Meine Damen und Herren Abgeordnete

[hellip] im Abstand von jeweils vier Monaten haben uns seit dem Sommer letzten Jahres grauenhafte und bis tief ins Mark erschuumltternde Nachrichten aus unserem Alltag [hellip] geholt [hellip] die Betrachtungsweise es handele sich um ge-stoumlrte Persoumlnlichkeiten ist an und fuumlr sich richtig [hellip] Aber das [hellip] ist eben nur ein Teil der Wahrheit und er blendet komplett den gesellschaftlichen Zustand aus in dem wir uns leider seit einiger Zeit auch in diesem Land befinden

Der Attentaumlter von Hanau mag irgendeinen wirren Quatsch uumlber eine Fernsteuerung durch Geheimdienste den de-struktiven Islam und die Nichtleistungsfaumlhigkeit ganzer Volksgruppen [hellip] fabuliert haben aber diese Gedanken und Haltungen sind eben nicht allein in seinem Kopf ent-standen sondern sie sind Ausdruck der ewigen Debatten ums Anderssein des pauschalen Herabwuumlrdigens ganzer Bevoumllkerungsgruppen [hellip] des Redens vom bdquoAsyltourismusldquo und bdquoanderen Kulturkreisenldquo der bdquoUmvolkungldquo und von ei-ner bdquoInvasionldquo

Foto Uwe Sinnecker

[hellip] Kommen Ihnen meine Herren von der AfD-Fraktion diese Muster bekannt vor

[hellip] Sprache [hellip] ist eine starke Waffe und vielleicht ist es auch kein Zufall dass das Wort bdquoAusloumlserldquo auch den Abzug einer Waffe beschreibt [hellip] Die Sprache hat dazu gefuumlhrt dass aus Spinnern Taumlter wurden die davon uumlberzeugt sind dass es Zeit ist sich zu wehren Wir muumlssen zum Wohle unseres Landes aufhoumlren mit diesem Mist und erst dann meine Herren von der AfD duumlrfen Sie im Umkehrschluss von uns erwarten dass wir aufhoumlren uns von Ihnen zu distanzieren

[hellip] Ja auch Linksextremisten sind keine Kinder von Traurig-keit Es gibt sie und wir bekaumlmpfen sie auch aber ich werde niemals den einen Extremismus mit dem anderen Extremis-mus vergleichen [hellip]

Natuumlrlich ist es jedoch mit einem Antrag und einigen ma-gischen Worten nicht getan Vielmehr hoffe ich [hellip] dass Worte wie bdquoRespektldquo bdquoWertschaumltzungldquo und bdquoMiteinanderldquo eben keine Einbahnstraszlige sind

[hellip] Der liberale Rechtsstaat die gesamte Idee der Demo-kratie mit allen ihren unterschiedlichen Interessen und mit ihrem Schutz fuumlr Minderheiten steht so offen wie nie im modernen Deutschland unter Beschuss Wir brauchen keine Rhetorik die suggeriert dass nur die eigenen Ideen die ein-zig richtigen sind [hellip]

Ich sage das ganz klar in Richtung der AfD aber auch in Richtung aller Abgeordneten Regierungsvertreter und Zu-schauer im Saal Es ist Zeit dass wir uns an die eigene Nase fassen und wieder mehr miteinander ins Gespraumlch kommen [hellip] Sorgen darf jeder Mensch haben und es ist niemandem von uns geholfen wenn wir diese totschweigen [hellip] Aber Sorgen liebe Kolleginnen und Kollegen duumlrfen nie Ausre-de dafuumlr sein den Boden des Grundgesetzes zu verlassen Das ist gerade in einem demokratischen Rechtsstaat nicht verhandelbar ndash Ich bedanke mich fuumlr die Aufmerksamkeit

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDUund Simone Oldenburg DIE LINKE)

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

19 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Ann Christin von Allwoumlrden CDU

bdquoSpurlos gehen Hass und Hetze nicht an Menschen vorbeildquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren bdquoAchte auf deine Gedanken denn sie werden Worte Achte auf deine Worte denn sie werden Handlun-genldquo Mit der Quellenlage dieser Weisheit ist es schwierig Manche vermuten sie im Talmud Ich habe auch schon gele-sen dass es eine chinesische Weisheit sein koumlnnte Am Ende ist es aber auch egal denn der Gedanke dahinter stimmt in jedem Fall Erst kommt der Gedanke dann kommt der Vor-satz dann kommt die Tat

Wir haben in wenigen Monaten drei Taten erlebt die unsere Gesellschaft tief erschuumlttert haben Es waren Taten von Maumln-nern uumlber deren Geisteszustand ich hier nicht abschlieszligend urteilen will Entscheidend ist alle drei haben beziehungs-weise hatten ein Weltbild das von Verschwoumlrungstheorien durchdrungen war die unter Rechtsextremisten houmlchst po-pulaumlr sind Es ist das Weltbild von Menschen die fuumlr alles Un-heil auf dieser Welt einen Suumlndenbock haben Fluumlchtlinge Moslems

(Dr Gunter Jess AfD Oder die AfD)

die Juden oder eben Angela Merkel Wir erleben in den letzten Jahren eine zusehends entgrenzende politische De-batte eine Debatte die mit dem lapidaren bdquoDas wird man ja wohl noch sagen duumlrfenldquo beginnt und die mit handfesten Morddrohungen endet Zumindest drei Menschen in den letzten Monaten haben es nicht bei Drohungen belassen Sie wurden zu Moumlrdern

Ich bin keine Kriminalpsychologin Menschen werden nicht automatisch zu Moumlrdern weil sie in den Medien hier ins-besondere in den sozialen Medien oder auch asozialen Medien damit dauerbeschallt werden dass das Abendland

unterzugehen droht Aber machen wir uns nichts vor spur-los gehen Hass und Hetze nicht an Menschen vorbei Hier gibt es eine relativ klare Ursache-Wirkung-Beziehung und auf die gehe ich am Ende meiner Rede auch noch mal kom-poniert ein

Meine Damen und Herren der grassierende Rechtspopu-lismus uumlberwoumllbt und vergiftet nicht nur die mediale De-batte er zeigt auch parlamentarisch Wirkung naumlmlich in der offenkundigen Verhoumlhnung und Geringschaumltzung all dessen was den Parlamentarismus ausmacht das Ringen um Mehrheiten der Kompromiss das Verfolgen guter Ab-sichten das Anstreben internationaler Zusammenarbeit das Bemuumlhen um Sachlichkeit um Maszlig und Mitte All das ist dem Rechtspopulismus suspekt Seine Kategorien sind Do-minanz und Staumlrke alles andere haumllt er fuumlr Verrat Eben weil das so ist eben weil Rechtspopulisten danach streben den Parlamentarismus laumlcherlich zu machen auszuhoumlhlen und zu uumlberwinden eben deswegen herrscht in diesem Land-tag groszlige Einigkeit Wer mit Hunden ins Bett geht wacht mit Floumlhen auf

Meine Damen und Herren in den Zeitungen war in den vergangenen Wochen und Monaten immer mal wieder von der Weimarer Republik die Rede und davon dass durch die Bonner beziehungsweise jetzt Berliner Republik wieder ein Hauch von Weimar weht mit Blick auf die schwierige Mehrheitsfindung in Thuumlringen Die Weimarer Republik das wissen wir heute war eine Demokratie in der es zu weni-ge Demokraten gab in der mancher noch dem Kaiserreich nachtrauerte und viele eine Diktatur nach sowjetischem Vorbild wuumlnschten Der Untergang der Demokratie wurde beguumlnstigt durch eine Mischung aus purer Ablehnung aus Desinteresse und aus dem fatalem Irrglauben Rechtsextre-misten koumlnnten stubenrein werden wenn man sie streichelt ndash ein fataler Irrtum der Eliten in der Weimarer Republik

(Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

Wir meine Damen und Herren wir hier in diesem Land wer-den diesen Fehler kein zweites Mal machen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Und das ist auch unser historischer Auftrag als wachsame Demokraten Zugleich sind wir in der Pflicht gegenuumlber den Millionen von Toten des Zweiten Weltkrieges aber auch ge-genuumlber den Ermordeten der vergangenen Monate Keine Zusammenarbeit mit Rechtsextremisten keine Zusammen-arbeit mit denjenigen die die politische Debatte vergiften Sie Herr Professor Dr Weber und Sie Herr Kramer haben mitgeschossen ndash Herzlichen Dank fuumlr Ihre Aufmerksamkeit

Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

20 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Nikolaus Kramer AfD

bdquoMeine Fraktion will diese Demokratie auch zur Bekaumlmpfung des Rechts-extremismus belebenldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin [hellip] Liebe Landsleute Es ist ein sehr ernstes Thema uumlber das wir heute debattieren

(Zuruf von Martina Tegtmeier SPD)

Foto Uwe Sinnecker

Die erschuumltternden Morde von Hanau Halle und Kassel ha-ben Spuren hinterlassen Wir erleben eine neue Form der Radikalisierung die die Sicherheit der Menschen auch in Mecklenburg-Vorpommern angreifen kann Deshalb kann es nur folgerichtig sein genau dieses Thema im Landtag zu behandeln [hellip] Wir muumlssen genau hinsehen um zu verste-hen was passiert Das geht nur mit einer klaren Analyse die uns voranbringt

(Torsten Renz CDU Dann mal los)

[hellip] Meine Damen und Herren die Expertenanalyse von Frau Saimeh beschreibt einen psychotischen Taumlter Wir wis-sen dass er in seinem Wahn rassistische Gedanken als Folie genutzt hat Ein so krankhaftes Hasspotenzial meine Da-men und Herren hat auf kaum vorstellbare Art und Weise elf Menschen das Leben genommen und schreckliches Leid verursacht

Ein solcher Fall ist fuumlr unsere Behoumlrden nicht einfach zu ver-hindern da der Taumlter aufgrund seiner buumlrgerlichen Sozialisa-tion lange Zeit unter dem Radar laumluft Es ist auch die Aufgabe der Gesellschaft die Gefaumlhrlichkeit rechtzeitig zu identifizie-ren und praumlventive Maszlignahmen zu ergreifen Daher besteht die Frage auch darin wie wir so furchtbar kranken Menschen rechtzeitig helfen koumlnnen

Meine Damen und Herren nach Ansicht des Psychologen Nils Boumlckler

Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

21 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

[hellip] Stimmen Sie unserem Aumlnderungsantrag zu Zeigen Sie wie echter demokratischer Konsens

(Heiterkeit bei Wolfgang Waldmuumlller CDU)

gegen Extremismus und Rassismus in diesem Hause aus-sieht

(Wolfgang Waldmuumlller CDU Mein lieber Mann)

Liebe Buumlrger dieses Landes ich darf am Ende meiner Rede einen klugen Sozialdemokraten zitieren

(Dr Ralph Weber AfD Falls es so was gibt)

bdquoHeute steuern wir unverdrossen auf eine weitere Stufe der menschlichen Entwicklung zu den Bestmenschen gegen rechts Er beansprucht die alleinige Deutungsmacht uumlber das Gute Am Ende wird die politische und kulturelle Spaltung unseres Landes weiter forciertldquo Herzlichen Dank fuumlr diese Worte an Herrn Mathias Brodkorb

Das ist eine Warnung vor dem Abbruch des demokratischen Gespraumlchs aufgrund eines auf die Spitze getriebenen Mora-lismus Durch die Instrumentalisierung von Hanau ist dies aktueller denn je [hellip] Die Christdemokratie erkennt hoffent-lich bald dass nichts zu gewinnen ist wenn man sich von den LINKEN die Agenda diktieren laumlsst

(Heiterkeit vonseiten der Fraktion der SPD ndash Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Meine Damen und Herren Hanau ist nicht die AfD Meine Partei lehnt Gewalt und jede Form extremistischen Han-delns ab

(Heiterkeit vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE ndash

Beifall vonseiten der Fraktion der AfD ndash Tilo Gundlack SPD Jaaa ndash

Zurufe von Andreas Butzki SPD und Thomas Kruumlger SPD)

[hellip] Herzlichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD und Holger Arppe fraktionslos ndash

Julian Barlen SPD Merken Sie selber oder)

(Zuruf von Christian Brade SPD)

der zu Radikalisierung und Extremismus forscht gehoumlrt zu einer ehrlichen Analyse dass voreilige Schuldzuweisungen voumlllig deplatziert sind Die Einzeltaumlter von Hanau oder Hal-le haben kein geschlossenes Weltbild Sie flicken sich ihre Weltanschauung zusammen um ihre Persoumlnlichkeit zu ins-zenieren Das unterscheidet sie vom politischen Terror der Roten Armee Fraktion oder Organisationen anderer extre-mistischer Schattierungen

Meine Damen und Herren in Hanau und Halle haben wir es mit einer besonders schwierigen Form moumlrderischer Ge-walt zu tun Eine Konsequenz aus diesen Vorfaumlllen kann nur sein dass eine Sensibilisierung von Politik und Gesellschaft stattfindet und bei dieser Aufgabe werte Abgeordnete der Koalition und der LINKEN stehen wir fest an Ihrer Seite

(Heiterkeit vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE ndash

Beifall vonseiten der Fraktion der AfD ndashZuruf von Julian Barlen SPD)

[hellip] Es haumlngt insbesondere davon ab Herr Kruumlger wie wir miteinander ins Gespraumlch kommen und wo wir unsere De-mokratie ernst nehmen

(Thomas Kruumlger SPD Ich moumlchte mit Ihnen nicht ins Gespraumlch gehen ndash

Simone Oldenburg DIE LINKE Wir kommen nicht miteinander ins Gespraumlch)

Meine Fraktion will diese Demokratie auch zur Bekaumlmpfung des Rechtsextremismus beleben

(Beifall Jens-Holger Schneider AfD Genau ndash Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

Die vollstaumlndigen Redebeitraumlge finden Sie im Plenarprotokoll unter wwwlandtag-mvdeparlamentsdokumentehtmlAuf dem YouTube-Kanal des Landtages gibt es die Plenar-sitzungen auch als Video unter wwwlandtag-mvde

Schuumllerinnen des Gymnasialen Schulzentrums Wittenburg auf der Besuchertribuumlne Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

22 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Simone Oldenburg DIE LINKE

bdquoWir werden es nicht zulassen dass sich im Jahr 2020 ein bdquo33ldquo einschleichtldquo

Frau Praumlsidentin Sehr geehrte Damen und Herren Rassis-mus Antisemitismus rechtsextremistisch motivierte An-schlaumlge und Morde sowie die gewaltbereite und verrohte Sprache greifen unser Leben unsere Demokratie seit Jahren an Es gibt Tage nach Anschlaumlgen oder gewaltbereiten Aumlu-szligerungen an denen Trauer uumlberwiegt und sich Fassungslo-sigkeit breitmacht Und in dieser Zeit bringt der gemeinsame Antrag von SPD CDU und meiner Fraktion ein bisschen mehr Hoffnung und mehr Entschlossenheit [hellip]

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

[hellip] Wir zeigen dass Demokratinnen und Demokraten trotz unterschiedlicher politischer Ansichten zum Schutz der Volksherrschaft zum Schutz der Rechtsstaatlichkeit und zum Schutz der Menschen zusammenarbeiten

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

[hellip] Sehr geehrte Damen und Herren

(Dr Ralph Weber AfD Aber die darf man ja nicht ansprechen)

wie konnten die Faschisten 1933 die Macht ergreifen

(Zuruf von Ralf Borschke AfD)

Sie kamen mit ganz legalen Mitteln an die Macht

(Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

[hellip] Sie installierten das Fuumlhrungsprinzip mit Gleichschal-tung Notstandsgesetzgebung Parteienverboten mit der Verfolgung Andersdenkender Andershandelnder

Foto Uwe Sinnecker

(Peter Ritter DIE LINKE Sie waren da oder was)

Andersaussehender

(Peter Ritter DIE LINKE Waren Sie da)

Anderssprechender

(Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes AfD)

Andersliebender

(Peter Ritter DIE LINKE Waren Sie da ndash Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes AfD)

Andersglaumlubiger

(Peter Ritter DIE LINKE Haben Sie Goebbels da getroffen)

und Anderslebender

(Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes AfD)

[hellip] Und das sehr geehrte Damen und Herren das sind nicht nur Taten der Geschichte nein Geschichte droht sich zu wiederholen denn auch in den letzten Jahren schafften es Rechtsextreme in die Parlamente ob in Thuumlringen oder in Mecklenburg-Vorpommern

(Zuruf von Christoph Grimm AfD)

So aumltzte der Vorsitzende der AfD-Fraktion im Thuumlringer Landtag Houmlcke ich zitiere man werde bdquoso fuumlrchte ich nicht um eine Politik der sbquowohltemperierten Grausamkeitlsquo herum-kommen Existenzbedrohende Krisen erfordern auszligerge-woumlhnliches Handeln Die Verantwortung dafuumlr tragen dann diejenigen die die Notwendigkeit dieser Maszlignahmenldquo

(Zuruf von Juumlrgen Strohschein AfD)

bdquomit ihrer unsaumlglichen Politik herbeigefuumlhrt habenldquo

(Zuruf von Christoph Grimm AfD)

Ende des Zitats

[hellip] Wir werden es nicht zulassen dass sich im Jahr 2020 ein bdquo33ldquo einschleicht denn wer einen Fuumlhrer installieren will Mi-granten von der Teilhabe am Leben ausschlieszligen moumlchte wer die Zeit des Hitler-Faschismus relativieren will und nicht als das anerkennt was sie ist die grausamste Zeit deutscher Geschichte europaumlischer Geschichte und der Weltgeschich-te der sehr geehrte Damen und Herren der ist ein Faschist Mit einer Partei die Faschisten in ihren Reihen hat werden wir niemals zusammenarbeiten

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

23 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Corona-Virus sorgt fuumlr EinschraumlnkungenAbgeordnete appellieren an Sachlichkeit Vernunft und Solidaritaumlt

Kinder duumlrfen nicht zur Kita und Schule Geschaumlfte Restaurants Hotels The-ater ndash geschlossen Groszligeltern und Freunde treffen ndash verboten Veranstaltungen aller Art ndash auf unbestimmte Zeit abgesagt Das oumlffentliche Leben steht auch in MV nahezu still Noch niemals zuvor mussten Bund und Laumlnder zu derart drasti-schen Maszlignahmen fuumlr die Buumlrgerinnen und Buumlrger greifen Doch sie entschei-den dies aus gutem Grund ndash um die Ausbreitung der hoch ansteckenden Coro-na-Viren einzuschraumlnken Auch der Landtag hat sich mit dem Thema Corona befasst Als die Abgeordneten am 11 Maumlrz auf Antrag der CDU-Fraktion in der Aktuellen Stunde uumlber die Situation in MV debattierten war das Land noch weit von diesen Einschraumlnkungen entfernt Eine der draumlngendsten Fragen zu diesem Zeitpunkt war noch inwiefern Groszligveranstaltungen abgesagt werden In den folgenden Wochen haben sich die Ereignisse nahezu taumlglich uumlberschlagen Weltweit Bundesweit Landesweit Und zu groszligen Einschraumlnkungen fuumlr nahezu jede und jeden im Land gefuumlhrt

bdquoWahrscheinlich gab es in den letzten Jahren keine aktuellere Aktuelle Stun-de hier im Landtag als die heutigeldquo sagte Sebastian Ehlers (CDU) bdquoQuasi im Stundentakt uumlberschlagen sich die Mel-dungen und Ereignisseldquo Dass das Virus auch in MV ankomme sei nur eine Fra-ge der Zeit gewesen bdquoEs geht jetzt da-rum die Ausbreitung zu unterbrechen bzw zu verlangsamenldquo Hier sei jeder Einzelne gefragt Hygieneregeln einzu-halten unnoumltige Reisen zu meiden und auf Freizeitaktivitaumlten zu verzichten bei denen sich viele Menschen zusammen-finden Ihm sei bewusst dass sich jede

Einschraumlnkung auch auf die Wirtschaft auswirken werde Er begruumlszligte dass der Bund bereits Kurzarbeitergeld Liqui-ditaumltshilfen Buumlrgschaften und Steuer-stundungen fuumlr betroffene Unterneh-men zugesagt habe bdquoAuch wir im Land werden wenn es notwendig ist die Unternehmen bei uns nicht im Stich lassenldquo Er zeigte sich uumlberzeugt dass das Gesundheitssystem gut auf die Aus-breitung des Virus vorbereitet sei bdquoAber es wird an Grenzen gefuumlhrt werdenldquo Umso wichtiger sei es jetzt besonnen und vernuumlnftig zu handeln um die In-fektionsketten zu unterbrechen

bdquoWir sind gut auf die Krankheit vorbe-reitetldquo pflichtete Gesundheitsminister Harry Glawe bei Alle zustaumlndigen Be-houmlrden bei Bund Land und Kommunen stuumlnden in engem Austausch miteinan-der MV sei seit gut 14 Tagen von dem Virus betroffen Grund zur Panik gebe es aber nicht Um die Arztpraxen zu ent-lasten werde sein Ministerium landes-weit neun Abstrich-Zentren einrichten Zudem erhalte die Kassenaumlrztliche Ver-einigung Geld um Schutzausruumlstung fuumlr niedergelassene Aumlrzte zu beschaf-fen Daruumlber hinaus habe das Land eine Hotline fuumlr Buumlrger (0385588-5888) und Unternehmer (0385588-5588) ein-gerichtet Erleichtert zeigte er sich da-ruumlber dass der Bund die Schwelle fuumlr Kurzarbeit gesenkt habe Der Minister appellierte an alle die befuumlrchten am Coronavirus erkrankt zu sein zunaumlchst beim Hausarzt anzurufen Dieser werde dann alle weiteren Schritte einleiten Er kuumlndigte an jede Entwicklung mit Au-genmaszlig zu analysieren und daraus ta-gesaktuell Entscheidungen abzuleiten Sein besonderer Dank galt allen die sich intensiv fuumlr das Zuruumlckdraumlngen des Vi-rus einsetzten

bdquoFakt ist dass wir die Pandemie nicht auf-halten koumlnnenldquo verdeutlichte Nikolaus Kramer (Fraktionschef AfD) bdquoWir koumlnnen lediglich ihren massenhaften Ausbruch verhindern Und da ist jeder Einzelne von uns in der Pflichtldquo Fuumlr jeden sollte es inzwischen selbstverstaumlndlich sein sich regelmaumlszligig die Haumlnde zu waschen weil im Supermarkt im oumlffentlichen

Mit Markierungen im Abstand von 15m auf dem Boden sollen die Kunden im Supermarkt ermahnt werden einen Sicherheitsabstand zueinander einzuhalten

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24 A u s d e m P l e n u m A k t u e l l e S t u n d e

Personennahverkehr kurzum uumlberall wo man sich drauszligen bewegt konta-minierte Flaumlchen lauern koumlnnen bdquoJeder Tag den wir gewinnen ist ein guter Tagldquo Er appellierte daran parteiuumlber-greifend zusammenzuhalten bdquodenn es wird ein nationaler Kraftakt werden moumlglicherweise auch ein europaumlischer Kraftaktldquo Sich mit Grundnahrungsmit-teln und Wasser einzudecken sei rich-tig Es muumlsse jedoch niemand in Panik verfallen und beim Einkaufen hamstern

bdquoWir sprechen uumlber eine Situation die wir in ihrem Ausmaszlig vor einigen Wochen so noch nicht ahnen konntenldquo aumluszligerte Julian Barlen (SPD) Bei aller nachvoll-ziehbaren Sorge uumlber die Entwicklung und ihre Folgen komme es jetzt darauf an besonnen und gelassen zu bleiben ndash auch dann wenn die Schutzmaszlignah-men ausgeweitet werden sollten Er warb darum in Zeiten von Fake News nicht jeder Horrormeldung einfach so Glauben zu schenken und Vertrauen ins Gesundheitssystem zu haben bdquoDeutsch-land und Mecklenburg-Vorpommern sind im internationalen Vergleich wirklich gut vorbereitet Wir haben gute Kliniken wir haben fitte Aumlrzte wir haben aus-gewiesene Experten ein ausgebautes Krankheitswarn- und Meldesystem und wir haben Notfallplaumlneldquo Das Virus werde unbestritten auch die Wirtschaft treffen In welchem Ausmaszlig sei ungewiss bdquoEines ist aber klar und auch klares Signal hier aus dem Landtag Kein Unternehmen darf in ernste Schieflage oder gar Insol-venz geraten kein Arbeitsplatz darf ge-faumlhrdet werdenldquo

bdquoWir sollten die Coronakrise auch nutzen um die Globalisierung kritisch zu hinter-fragenldquo fuumlhrte Holger Arppe (fraktions-los) an Produktionen ins Ausland zu ver-lagern erweise sich nun als Achillesferse fuumlr Deutschland und MV bdquoDie meisten unserer Arzneimittel kommen aus China oder Indien Das ist mit ein Grund wes-halb wir jetzt Lieferengpaumlsse in dem Be-reich habenldquo Die Landesregierung sollte sich deshalb auf Bundesebene dafuumlr einsetzen Schluumlsselindustrien wieder in Deutschland anzusiedeln

Fuumlr DIE LINKE offenbare die Pandemie wie fragil unsere Lebensgrundlagen sind bdquoWir werden auf uns selbst zuruumlck-geworfen und muumlssen uns fragen Koumln-

Stichwort Corona

Wie wird das Virus uumlbertragen

Von Mensch zu Mensch Hauptsaumlchlich uumlber Troumlpfcheninfektion insbesondere durch Niesen und Husten oder wenn beim Sprechen winzige Troumlpfchen wei-tergegeben werden Das Robert-Koch-Institut schlieszligt nicht aus dass man sich auch uumlber verunreinigte Oberflaumlchen (Schmierinfektion) anstecken kann Die haumlufigsten Infektionsketten gehen den Wissenschaftlern zufolge aber auf eine direkte Uumlbertragung zuruumlck Die Ge-fahr sich anzustecken wird in Deutsch-land derzeit als hoch eingeschaumltzt Wie kann man sich vor einer Ansteckung schuumltzen

Waschen Sie sich regelmaumlszligig und gruumlnd-lich die Haumlnde Unter flieszligendem Was-ser und mit reichlich Seife Mindestens 20 Sekunden lang Niesen Sie in ein Ein-wegtaschentuch oder in die Armbeuge Halten Sie beim Husten oder Niesen min-destens einen Meter Abstand zu ande-ren und drehen Sie sich weg Halten Sie generell zu anderen Menschen einen Abstand von mindestens 15 Metern Vermeiden Sie soziale Kontakte Fassen Sie sich nicht mit den Haumlnden ins Ge-sicht Geben Sie niemandem die Hand

Welche Krankheitszeichen koumlnnen auftreten

Symptome die am haumlufigsten beo-bachtet werden sind Husten Unwohl-sein und Fieber Manche Betroffene klagen auch uumlber Durchfall In schweren Faumlllen kann die Erkrankung zu Atem-problemen fuumlhren und toumldlich enden Infektionen koumlnnen aber auch ohne Krankheitszeichen ablaufen Die Inku-bationszeit also der Zeitraum zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krank-heit betraumlgt bis zu 14 Tage

Fuumlr wen ist eine Infektion besonders gefaumlhrlich

In den meisten Faumlllen verlaumluft die Krank-heit mild Manche Menschen sind aber eher gefaumlhrdet fuumlr einen schweren Ver-lauf als andere Zu den Risikogruppen gehoumlren unter anderem aumlltere Men-schen Raucher oder Menschen mit be-stimmten Vorerkrankungen Das Robert-Koch-Institut zaumlhlt dazu zum Beispiel Herzkreislauferkrankungen Diabetes Erkrankungen des Atmungssystems der Leber und der Niere sowie Krebserkran-kungen

Quellen wwwbzgade (Bundeszentrale fuumlr gesundheitliche Aufklaumlrung) wwwrkide (Robert-Koch-Institut) und wwwbundesregierungde

Abschied

Mecklenburg-Vorpommerns erster Mi-nisterpraumlsident Alfred Gomolka ist am 24Maumlrz im Alter von 77 Jahren gestor-ben Anlaumlsslich der Nachricht erklaumlr-te Landtagspraumlsidentin Birgit Hesse

bdquoDer Landtag trauert um Prof Dr Alfred Gomolka

Als Abgeordneter der ersten Wahlperi-ode des Landtages MV und erster frei gewaumlhlter Ministerpraumlsident unseres Bundeslandes hat er sich mit seinem Wirken um den Aufbau der parlamen-tarischen Demokratie in MV in beson-derer Weise verdient gemacht Als Politikerin wie Repraumlsentantin unseres Landesparlamentes trauere ich um einen uumlber die Parteigrenzen hinweg geschaumltzten Politiker dessen Stimme auch nach seiner aktiven Zeit Gewicht hatte Meine Gedanken sind in diesen Stunden bei der Familie des Verstor-benenldquo

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25 A u s d e m P l e n u m A k t u e l l e S t u n d e

Polizei erhaumllt mehr BefugnisseSicherheits- und Ordnungsgesetz soll digitale Ermittlungen erleichtern

Unerlaumlsslich und genau richtig Nicht weitreichend genug Zu weit gehend Auf diesen Nenner lassen sich die Positi-onen der Landtagsfraktionen zum neu-en Sicherheits- und Ordnungsgesetz bringen Die neuen Regelungen sollen der Polizei in MV mehr Befugnisse ge-ben insbesondere fuumlr Ermittlungen im Internet Sie erlauben den Beamten zum Beispiel heimlich auf Computer Tablets und Smartphones zuzugreifen

oder Telefonate zu uumlberwachen Das Anliegen dahinter Terrorismus Online-Kriminalitaumlt und Kinderpornografie wir-kungsvoller zu bekaumlmpfen Die Aumlnde-rungen wurden monatelang kontrovers diskutiert In der Oumlffentlichkeit In den Fraktionen Im Innenausschuss und in Anhoumlrungen mit Sachverstaumlndigen Und im Maumlrz nach zweiter Lesung im Landtag mit den Stimmen von SPD CDU und AfD beschlossen

Besonders fuumlr Ermittlungen im Internet erhaumllt die Polizei mehr Moumlglichkeiten

nen wir weiter so produzieren das Pro-duzierte verteilen und konsumieren wie bisher Was ist eigentlich wirklich wich-tig in unserem Leben Und wie gehen wir miteinander umldquo meinte Torsten Koplin bdquoKlingt pathetisch ist es aber nichtldquo Das Virus werfe auch ein Licht auf die Schwaumlchen des Gesundheits-systems An vielen Stellen mangele es an Desinfektionsmittel und Schutzbe-kleidung bdquoWir fordern daher den unver-zuumlglichen Aufbau einer landeseigenen Notfallreserve fuumlr Desinfektionsmittel und Schutzbekleidungldquo Daruumlber hinaus verlangte er die Ausbil-dungskapazitaumlten in der Pflege und die Zahl der Medizinstudienplaumltze zu erhouml-hen bdquoWir muumlssen vorausschauend dafuumlr sorgen dass wir endlich genug Pflege-

rinnen und Pfleger sowie Aumlrztinnen und Aumlrzte habenldquo Sein dringlicher Appell an die Bevoumllkerung den Empfehlungen der Behoumlrden Folge zu leisten bdquoBeson-nenheit Ruumlcksichtnahme und Solidari-taumlt sind das Gebot der Stundeldquo

Ein Dreiklang auf den auch Ministerprauml-sidentin Manuela Schwesig setzt Sie bat um Verstaumlndnis wenn es in naumlchs-ter Zeit zu weiteren Einschraumlnkungen kommen sollte Die Lage sei ernst Manch einer moumlge die Maszlignahmen vielleicht fuumlr uumlbertrieben halten Hier gehe es aber um den Schutz von Men-schenleben Auch wer sich selbst nicht fuumlr gefaumlhrdet halte habe eine Verant-wortung gegenuumlber Risikopatienten bdquoUm diese Solidaritaumlt bitte ich unsere

Bevoumllkerungldquo Sie verstehe die Sorgen der Wirtschaft Das Land sei jedoch gut vorbereitet Sie befuumlrwortete die Re-gelungen des Bundes zur Kurzarbeit bdquoMit Kurzarbeit sind wir sehr sehr gut durch die Finanz- und Wirtschaftskrise gekommen Es ist eine Maszlignahme mit der wir gute Erfahrungen habenldquo Auch mit dem kuumlrzlich beschlossenen Lan-deshaushalt fuumlr 20202021 sei MV gut fuumlr schwierige Situationen aufgestellt In den naumlchsten Wochen werde man auf viele Dinge flexibel reagieren muumlssen bdquoIch bin sehr sehr zuversichtlich dass wir genau mit diesem Dreiklang ndash die Kraft aufbringen sich der Pandemie zu stellen besonnen zu reagieren und soli-darisch zu handeln ndash in der Bevoumllkerung auch das meistern koumlnnenldquo

bdquoDas neue Gesetz ist eine Antwort auf das digitale Zeitalterldquo verdeutlichte Manfred Dachner (SPD) Waumlhrend sich Taumlter bildlich gesehen in duumlsengetrie-benen Fahrzeugen auf der Datenau-tobahn bewegten seien die Ermittler noch im Wartburg unterwegs bdquoMit dem Gesetz geben wir der Polizei die Befugnis effektiver die Allgemeinheit und den Einzelnen zu schuumltzenldquo Die Erweiterungen moumlgen bdquowie ein Grusel-kabinett von Maszlignahmenldquo klingen ndash aber nur wenn man nicht deutlich dazu sage dass ihre Anwendung auf Tatsa-chen beruhen muss die eine Gefahr fuumlr Leib und Leben bedeuten Bloszlige Ver-dachtsmomente reichten nicht aus Das gelte auch fuumlr Menschen im direkten Umfeld einer Zielperson Selbst die

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Groszligmutter von Al Capone haumltte nach diesem Gesetz keine Polizeimaszlignahme zu befuumlrchten sofern keine Tatsachen vorliegen dass von ihr selbst Gefahren ausgingen so Dachner Zudem stuumlnden alle freiheitseinschraumlnkenden Maszlignah-men unter Richtervorbehalt Er betonte bdquoDie Polizei war und ist immer ein zu-verlaumlssiger Huumlter des Gesetzes Das wird auch im neuen SOG so bleibenldquo

Nikolaus Kramer (Fraktionsvorsitzen-der AfD) begruumlszligte die Aumlnderungen bdquoEs ergibt schlichtweg keinen Sinn die Landespolizei zur Abwehr schwerwie-gender Gefahren personell aufzusto-cken ihr aber dann die notwendigen Moumlglichkeiten der Erkenntnisgewin-nung vorzuenthaltenldquo An einigen Stel-len sehe er jedoch Nachbesserungs-bedarf So sollten Ermittler zur Abwehr terroristischer Straftaten Menschen auch praumlventiv in Gewahrsam nehmen duumlrfen bdquoUnd wir wollen Journalisten als Berufsgeheimnistraumlger explizit schuumlt-zenldquo Die Sorge vor einem Uumlberwa-chungsstaat hielt er fuumlr unbegruumlndet bdquoDas neue Sicherheits- und Ordnungs-gesetz ist mit Sicherheit keine neue Stasi 20ldquo Alles andere sei bdquoPolemik eines linken Milieusldquo und verkenne die unab-haumlngigen Kontrollinstanzen des Rechts-staats Kritik uumlbte er an der neuen Om-budsstelle fuumlr Polizisten Sie schuumlre nur Misstrauen innerhalb der Landespolizei bdquoBei uns im Land gibt es viele Stellen an die sich Polizisten in Not wenden koumln-nenldquo ndash denen nun das Vertrauen abge-sprochen werde

bdquoDas einzig Schlechte an dem Gesetz ist dass es nicht schon letztes Jahr in Kraft getreten istldquo sagte Ann Christin von Allwoumlrden (CDU) bdquoGerade die er-weiterten Online-Befugnisse sind in Zeiten der allgemeinen Digitalisierung ein zwingend notwendiges polizei-liches Mittel zur Gefahrenabwehrldquo Viele der gezeichneten Horrorszenarien seien bdquokompletter Stussldquo Sie offenbarten le-diglich welches Misstrauen die politi-schen Raumlnder gegenuumlber der Polizei hegten bdquoDie Gefahr dass der Staat die Daten missbraucht geht gegen nullldquo Von ihrer Kritik am Umgang mit dem Gesetzentwurf nahm sie auch die Me-dien nicht aus Dem Land einerseits den Weg in einen Uumlberwachungsstaat zu unterstellen anderseits aber damit

zu werben fuumlr ein neues Zeitungsabo bdquoAlexaldquo obendrauf zu legen sei blan-ker Hohn Sie betonte dass das Gesetz Medienvertreter gegenuumlber dem bis-herigen Recht nicht schlechter stelle bdquoMoumlglich dass Medienvertreter sich was das angeht schon immer schlecht behandelt gefuumlhlt haben Aber neu sind die beklagten Regelungen ganz und gar nichtldquo

Fuumlr DIE LINKE greift der Gesetzentwurf zu weit in die Grundrechte der Buumlrger ein bdquoOnline-Durchsuchungen und Quellen-TKUuml [Telekommunikationsuuml-berwachung] unter dem Vorwand der Gefahrenabwehr stellen einen Paradig-menwechsel dar dessen Flurschaden noch gar nicht absehbar istldquo sagte Peter Ritter bdquoAus der Polizei als allgemeinem Inbegriff von Sicherheit und Gefahren-abwehr wird eine Institution deren Ar-beit auf Unsicherheit und Sicherheits-luumlcken von IT-Systemen basiertldquo Das werde das Vertrauen der Buumlrger in die Polizei nicht staumlrken Er forderte dem Zuwachs an Befugnissen eine unabhaumln-gige Beschwerdestelle gegenuumlberzu-stellen an die sich nicht nur Polizisten sondern auch Buumlrger wenden koumlnnen

Da sich der Vorsitzende des Innenaus-schusses in der Debatte weder zu den Beratungen noch zur Anhoumlrung im Ausschuss geaumluszligert habe empfahl er allen Interessierten einen Blick in die Beschlussempfehlung bdquoDenn die Anhouml-rung hat ein ganz anderes Bild ergeben als hier in einzelnen Reden dargestellt wurdeldquo Saumlmtliche Hinweise Kritiken oder Anregungen seien jedoch in den Wind geschlagen worden

Auf Antrag der Fraktion DIE LINKE wur-de uumlber den Gesetzentwurf nament-lich abgestimmt Daran nahmen 68 Abgeordnete teil 56 stimmten fuumlr den Gesetzentwurf 12 dagegen Die Aumlnde-rungsantraumlge der Opposition wurden abgelehnt

Gesetzentwurf Landesregierung Drucksache 73694Beschlussempfehlung Innenausschuss Drucksache 74766Aumlnderungsantraumlge DIE LINKE Drucksachen 74776 und 74777Aumlnderungsantraumlge AfD Drucksachen 74778 und 74779

Info

bull InbegruumlndetenFaumlllendarfdiePolizeiPCs Smartphones und Tablets von Zielpersonen durchsuchen und uumlber-wachen Bei Bedarf auch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Voraussetzung dafuumlr ist in jedem Fall eine richterliche Genehmigung

bull Neben Festnetz undMobilfunk duumlr-fen Ermittler nun auch Telefonge-spraumlche uumlbers Internet uumlberwachen und mithilfe einer Software auf ver-schluumlsselte Inhalte zugreifen Auch fuumlr diese Quellen-Telekommunikati-onsuumlberwachung (Quellen-TKUuml) ist eine richterliche Genehmigung not-wendig

bull Laumlsst sich die Identitaumlt einer Per-son nicht anders feststellen duumlrfen Ordnungsbehoumlrden die betroffene Person bis zum Eintreffen der Polizei festhalten

bull Der finale Rettungsschuss wird alsklarstellende Regelung in das SOG aufgenommen

Er ist bisher auch schon moumlglich aber nicht explizit gesetzlich festge-halten

bull InpolizeilichenRaumlumendie fuumlrdieGewahrsamnahme genutzt werden wird Videouumlberwachung erlaubt

bull Um Straftaten zu verhindern oderVermisste zu suchen darf die Lan-despolizei auch Drohnen einsetzen

bull Vollzugsbediensteten der Zollver-waltung wird eine Eilzustaumlndigkeit eingeraumlumt Damit koumlnnen auch sie gefahrenabwehrend taumltig werden

bull Security-PersonalbeiGroszligveranstal-tungen soll regelmaumlszligig einer Zuver-laumlssigkeitspruumlfung unterzogen wer-den

bull Der Katalog der Straftaten von er-heblicher Bedeutung wird unter an-derem um Terrorismusfinanzierung die Verbreitung von Kinderporno-grafie Geldwaumlsche und das Ein-schleusen von Auslaumlndern erweitert

Quelle Innenministerium

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

27 A u s d e m P l e n u m | B e r i c h t e

Enquete-KommissionkommtGremium soll uumlber die Zukunft der medizinischen Versorgung in MV beraten

Um die stationaumlre Versorgung kran-ker oder verletzter Menschen kuumlm-mern sich in MV 37 Krankenhaumluser Je-den einzelnen dieser Standorte auch in Zukunft zu erhalten ist ein Ziel das alle Fraktionen im Landtag eint Uumlber den Weg dahin gehen die Meinungen allerdings auseinander DIE LINKE haumllt es unter anderem fuumlr geboten private Krankenhaumluser gegebenenfalls in oumlf-fentliche Traumlgerschaft zuruumlckzufuumlh-ren und forderte bis Herbst entspre-chende Moumlglichkeiten auszuloten Die Koalitionsfraktionen legten einen Dringlichkeitsantrag vor Ein zen-traler Punkt darin Schnellstmoumlglich eine Enquete-Kommission ins Leben zu rufen die die Zukunft der medizi-nischen Versorgung in MV als groszliges Ganzes beleuchtet

Ein vorbildliches Gesundheitsnetz auf der einen Seite marode Kliniken und veraltete Technik auf der anderen ndash in diesem Konfliktfeld habe sich das Ge-sundheitswesen nach der Wende be-funden skizzierte Torsten Koplin (DIE LINKE) bdquoDas Heil aus dieser Situation wurde im Umbruch der Eigentumsver-haumlltnisse gesehenldquo In keinem anderen ostdeutschen Bundesland seien so viele Krankenhaumluser privatisiert worden wie in MV ndash die meisten zwischen 1991 und 1996 Unter der SPDPDS-Regierung in den Jahren 1998 bis 2006 seien es sechs gewesen bdquoSeither zieht eine Beutegemeinschaft privater Klinikkon-zerne durch das Landldquo die ndash getrieben von Effizienzrenditen ndash unprofitable Krankenhausbereiche wie Kinder- und Jugendmedizin Gynaumlkologie und Ge-burtshilfe auslese Hier muumlsse die Politik Verantwortung uumlbernehmen und ge-gebenenfalls private Krankenhaumluser in oumlffentliche Traumlgerschaft zuruumlckfuumlhren bdquoEs geht nicht um eine Situation die von

heute auf morgen ansteht Aber wir ha-ben politisch Vorsorge zu leisten fuumlr den Fall der Faumllleldquo Als Finanzierungsquelle brachte er den Strategiefonds ins Spiel

Die stationaumlre Versorgung langfristig flauml-chendeckend aufrechtzuerhalten stehe fuumlr die Koalitionsfraktionen auszliger Frage Sich in jeder Landtagssitzung einzelnen Standorten oder Herausforderungen zu widmen werde die Probleme aber nicht loumlsen begruumlndete Sebastian Ehlers(CDU) den auf Initiative seiner Frakti-on eingereichten Dringlichkeitsantrag Er halte es fuumlr sinnvoller die Dinge zu buumlndeln bdquoWir wollen deshalb heute die Weichen stellen fuumlr eine Enquete-Kom-mission Zukunft der medizinischen Versorgung in Mecklenburg-Vorpom-mernlsquoldquo Mit dem Ziel konkrete Details fuumlr eine zukunftsfaumlhige medizinische Versorgung im Land auszuarbeiten Er warb darum alle Gedankenspiele zuzu-lassen und innovative Wege zu gehen bdquoDa darf es keine Denkverbote gebenldquo Er appellierte daran die Enquete-Kom-mission schnell ins Leben zu rufen und noch bis zum Ende der Wahlperiode zu Ergebnissen zu kommen

Gesundheitsminister Harry Glawe un-terstrich dass das Gesundheitssystem von einer Vielfalt an Anbietern lebe Dazu gehoumlrten private und kommunale Traumlgerschaften genauso wie die freie Wohlfahrt bdquoGrundsaumltzlich ist das immer ein Dreiklangldquo Das was DIE LINKE hier einfordere stehe vor einer hohen Huumlrde im Grundsatz und im Grundgesetz Trauml-gerschaften unter Zwang zu veraumlndern sei ausgeschlossen bdquoEs muss immer einen Verkaumlufer geben und einen der kaufen willldquo Er zeigte sich uumlberzeugt dass die gegenwaumlrtige Gesundheits-struktur im Land auch in den naumlchsten Jahren Bestand haben werde Eine En-quete-Kommission sei aber ein guter Weg um fraktionsuumlbergreifend und mit Fachleuten uumlber die Krankenhausland-schaft und deren Strukturen nachzu-denken und Empfehlungen zur Sicher-stellung der medizinischen Versorgung zu erarbeiten

bdquoWir wissen dass linke Politik gern von einer Ausweitung der Staatsquote traumlumtldquo sagte Dr Gunter Jess (AfD) bdquoWir meinen dagegen dass wir alle auch private Ressourcen fuumlr eine

gute Gesundheitsversorgung nutzen solltenldquo Krankenhaumluser in Gaumlnze oder Teilbereichen zu rekommunalisieren sei daher eine Handlungsoption aber kein Koumlnigsweg Einer Enquete-Kommission die bis zu Sommerpause 2021 Ergeb-nisse praumlsentieren soll stand er skep-tisch gegenuumlber bdquoIch denke da wird nichts Vernuumlnftiges bei rauskommenldquo Er habe vielmehr den Eindruck dass die Koalitionsfraktionen mit den selbst ver-ursachten Problemen nicht mehr fertig werden und sich mit der Kommission und mit Blick auf die Landtagswahl 2021 bdquogeschickt aus der Affaumlre ziehen wollenldquo Er nehme den Koalitionsfraktionen die Rolle des Gestalters jedenfalls nicht ab sondern frage sich warum die Antrag-steller nach 30 Jahren direkter oder in-direkter Regierungsverantwortung in Bund und Land nicht schon laumlngst ge-handelt haben

bdquoMosaiksteine bringen nicht vielldquo warb Julian Barlen (SPD) fuumlr die Enquete-Kommission bdquoWir brauchen einen lang-fristig tragfaumlhigen Masterplanldquo Im Kern gehe es um ein sektoruumlbergreifendes multiprofessionelles Versorgungskon-zept bdquoDie Menschen erwarten zu Recht dass sich der Staat um die wesentlichen Belange der Daseinsvorsorge kuumlmmert und wenn noumltig dem Markt auch die Stirn bietetldquo Das Land duumlrfe nicht weiter dabei zuschauen wenn private Traumlger wichtige aber weniger oder nicht pro-fitable Bereiche wie Geburtshilfe oder Paumldiatrie abstoszligen bdquoDie Politik muss es sein die die Regeln dieses Spiels be-stimmt und gemeinsam mit den Betei-ligten aktiv und mit klaren Anforderun-gen ausgestaltet Das ist die Motivation fuumlr den heutigen Antragldquo Der Landtag muumlsse in diesen Fragen eng an der Seite der Menschen stehen die diese Versor-gung dringend brauchten Aufgabe der Enquete-Kommission sei es deshalb den Status quo zu analysieren Perspek-tiven in den Blick zu nehmen und Emp-fehlungen fuumlr eine flaumlchendeckend und zukunftsfaumlhige Gesundheitsversorgung auszusprechen

Sebastian Ehlers (CDU) warnte davor den Eindruck zu erwecken Re-Kom-munalisierungen wuumlrden alle Probleme loumlsen bdquoDas ist zu kurz gedachtldquo Auch kommunale Krankenhaumluser seien nicht vor Personalmangel gefeit Als Finanzie-

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rungsquelle den Strategiefonds anzu-fuumlhren helfe nicht weiter bdquoDa koumlnnen Sie ein halbes Krankenhaus zuruumlck-kaufenldquo Pauschal von einer bdquoBeutege-meinschaft privater Klinikkonzerneldquo zu sprechen hielt er nicht fuumlr angebracht bdquoMan muss immer aufpassen dass man nicht verallgemeinertldquo Den Vorwurf der AfD wieszlig er zuruumlck Niemand wol-le sich hinter eine Enquete-Kommission verstecken Im Gegenteil bdquoWir werden hier sehr offen und kontrovers die Din-ge diskutieren auch mit Experten Was am Ende dabei rauskommt das weiszlig ich heute ehrlicherweise auch noch nichtldquo

Die Traumlgervielfalt der Krankenhaumluser stelle seine Fraktion nicht infrage be-tonte Torsten Koplin (DIE LINKE) bdquoWir muumlssen uns nur mit dem Punkt aus-einandersetzen was passiert wenn ein Krankenhaustraumlger nicht in der Lage oder gewillt ist seinen Versorgungs-auftrag zu erfuumlllenldquo Selbst die Minister-praumlsidentin habe in der Aufregung um Parchim und Crivitz Re-Kommunalisie-rungen ins Feld gefuumlhrt bdquoWir wollen mit unserem Antrag nichts anderes als sich damit auseinanderzusetzenldquo Eine En-quete-Kommission ins Leben zu rufen sei begruumlszligenswert Sie werde jedoch nicht in einem Jahr mit ihrer Arbeit fertig sein Er draumlngte daher mit einem Aumlnde-rungsantrag darauf sie in der naumlchsten Legislaturperiode fortzufuumlhren und im Sommer zunaumlchst einen Zwischenbe-richt vorzulegen

Uumlber den Antrag der Linken wurde na-mentlich abgestimmt Dabei wurden 63 Stimmen abgegeben 12 Abgeordnete votierten mit Ja 51 mit Nein Damit ist der Antrag abgelehnt Der Koalitions-antrag fand mit den Stimmen von SPD CDU einigen Abgeordneten der AfD und dem fraktionslosen Abgeordneten Holger Arppe eine Mehrheit Der Aumlnde-

Stichwort Dringlichkeitsantrag

Ein Dringlichkeitsantrag ist ein Antrag der erst zu Beginn der Landtagssit-zung auf die Tagesordnung gesetzt wird Normalerweise muumlssen die Frak-tionen ihre Beratungsgegenstaumlnde laut Geschaumlftsordnung spaumltestens zwei Wochen vor der Sitzung bei der Landtagspraumlsidentin einreichen Manchmal ergeben sich aufgrund aktueller Entwicklungen Anlaumlsse fuumlr Antraumlge erst nach dieser Frist Ob ein Antrag fuumlr dringlich befunden wird entscheiden die Abgeordneten Stimmt mindestens eine Zweidrit-telmehrheit der Landtagsmitglieder dafuumlr wird er nachtraumlglich bzw zu-saumltzlich auf die Tagesordnung gesetzt Vor der Abstimmung hat die Fraktion die den Antrag stellt die Moumlglichkeit die Dringlichkeit in einem kurzen Re-debeitrag zu begruumlnden Alle anderen Fraktionen koumlnnen darauf erwidern Wird die Dringlichkeit abgelehnt kann der Antrag zur naumlchsten Sitzungswo-che im regulaumlren Verfahren eingereicht werden

Stichwort Enquete-Kommission

Eine Enquete-Kommission ist eine Arbeitsgruppe in der umfangreiche Sachverhalte uumlber einen langen Zeit-raum eroumlrtert werden Sie besteht aus Abgeordneten aller Fraktionen sowie externen Sachverstaumlndigen Im konkreten Fall koumlnnen das unter anderem Klinikbetreiber und Vertre-ter des Gesundheitsministeriums der Kommunen Krankenkassen und Aumlrz-teschaft sein Sie eroumlrtern das Thema gemeinsam und unter verschiedenen Aspekten Ziel ist es Loumlsungen bzw Handlungsempfehlungen fuumlr Pro-bleme zu finden aus denen dann gegebenenfalls politische Entschei-dungen abgeleitet werden Bislang gab es in MV vier Enquete-Kommissi-onen Leben in der DDR Leben nach 1989 ndash Aufarbeitung und Versoumlhnung (1995ndash1997) Zukunftsfaumlhige Gemein-den und Gemeindestrukturen in Meck-lenburg-Vorpommern (2000ndash2002) Staumlrkung der kommunalen Selbstver-waltung (2007ndash2011) und Aumllter werden in Mecklenburg-Vorpommern (2012ndash2016)

rungsantrag der Linken wurde mit den Stimmen von SPD und CDU abgelehnt

Antrag DIE LINKE Drucksache 74742Dringlichkeitsantrag CDUSPD Drucksache 74781Aumlnderungsantrag DIE LINKE Drucksache 74787

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Eine Enquete-Kommission soll sich mit der Zukunft der 37 Krankenhaumluser in MV befassen

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29 A u s d e m P l e n u m | B e r i c h t e

KeineDauer-Flaggenam SchlossSitz des Parlaments wird nur zur Landtagssitzung beflaggt

Europa-Flagge Deutschland-Flag-ge und MV-Flagge Sie werden weiter-hin nicht taumlglich vor dem Schloss we-hen Nach geltender Verordnung werden Flaggen nur an den Sitzungs-tagen der Abgeordneten gehisst Und dabei bleibt es auch Das Plenum hat mehrheitlich gegen den Vorschlag der AfD gestimmt den Sitz des Landtages dauerhaft zu beflaggen Ihr Ansinnen auch den Plenarsaal mit diesen drei Flaggen auszustatten fand ebenfalls keine Mehrheit Beide Antraumlge wurden in einer gemeinsamen Debatte bera-ten in der sich neben der AfD nur DIE LINKE und die fraktionslose Abgeord-nete Christel Weiszligig zu Wort meldeten

bdquoSchwarz-Rot-Gold ist das Symbol fuumlr das demokratische Deutschland Dazu sollte sich ein deutsches Landespar-lament auch taumlglich bekennenldquo argu-mentierte Christoph Grimm (AfD) der beide Antraumlge ins Plenum einbrachte Die Deutschlandflagge stehe fuumlr Freiheit Wohlergehen Zugehoumlrigkeit und eine verfassungsgemaumlszlige Ordnung Fuumlr einen selbstbewussten aufgeklaumlrten Patriotis-mus muumlsse sich niemand schaumlmen Auch dem Plenarsaal wuumlrden die Flaggen von Land Bund und EU ndash zum Beispiel in Form von Standarten ndash mehr Farbe und eine ganz andere Note verleihen Mit bei-den Ansinnen befaumlnde sich MV in guter Gesellschaft zu Laumlndern wie Bayern Hes-sen Berlin und Thuumlringen

Das Ansinnen sei ehrenhaft offenbare jedoch eine Bildungsluumlcke meinte Pe-ter Ritter (DIE LINKE) bdquoDas Instrument das Sie vorschlagen ist falschldquo Nicht die Landesregierung muumlsse aufgefordert werden die Rechtsverordnung zu aumln-dern sondern der Innenminister bdquoOder Sie aumlndern das Hoheitszeichengesetzldquo Als die Baukommission sich mit der Aus-gestaltung des neuen Plenarsaals befasst habe haumltte sich auch die AfD mit Ideen einbringen koumlnnen bdquoIch habe von Ihrer Fraktion keinen Vorschlag gehoumlrtldquo weder zum Aussehen des Saals noch zur Beflag-gung bdquoWir lehnen diese Antraumlge abldquo

Den Plenarsaal zu beflaggen ndash fuumlr Christel Weiszligig (fraktionslos) eine laumlngst uumlber-faumlllige Forderung Flaggen zu zeigen bedeute in der Wirkung nach auszligen auch bdquoWir stehen zu unserem Land Wir sind stolz Diener des Volkes zu seinldquo Sie warb darum bdquoohne viel Gezetereldquo zu jeder Sitzung bdquodrei Standarten mit wun-derschoumlnen Fahnenldquo aufzustellen ndash und damit bdquozuversichtliche Aussagekraft und das Gefuumlhl hier sind wir zu Hauseldquo zu vermitteln

Christoph Grimm (AfD) warf den Ko-alitionsfraktionen vor bdquoden Schwanz einzuziehenldquo bdquoSie wissen nicht was Sie zu diesem Thema sagen sollen deshalb halten Sie lieber den Mundldquo Auch DIE LINKE habe in ihrem Redebeitrag eine Pirouette nach der anderen gedreht bdquoWenn wir die Landesregierung zu etwas auffordern dann ist natuumlrlich auch der Innenminister gefragt und gemeintldquo Die angefuumlhrten Ablehnungsgruumlnde hielt er fuumlr vorgeschoben bdquoGeben Sie das doch zu und sagen Sie dass Sie ideologisch einfach ein Problem mit Schwarz-Rot-Gold habenldquo

Horst Foumlrster (AfD) unterstrich dass es darum gehe den Sitz des Landtags bei der Beflaggung auf eine Stufe mit der Staatskanzlei zu stellen bdquoSymbole ha-ben eine groszlige Wirkungldquo Er gehe nicht davon aus dass es Streit in der Sache gebe Knackpunkt sei vielmehr dass die AfD den Antrag stelle bdquoSeien Sie an der Stelle einfach mal sachlichldquo Er erinnerte daran dass auch Bundespraumlsident Stein-meier vor einiger Zeit davor gewarnt habe Symbole den politischen Raumlndern zu uumlberlassen Sein Vorschlag bdquoWenn Sie nicht mit uns stimmen moumlgen stellen Sie demnaumlchst selbst einen Antragldquo

Beide Antraumlge wurden mit den Stimmen von SPD CDU und DIE LINKE abgelehntAntrag AfD Drucksache 74737Antrag AfD Drucksache 74749

Stichwort Beflaggung

Ob und wie oumlffentliche Gebaumlude be-flaggt werden kann nicht einfach nach Gutduumlnken entschieden werden Grundlage dafuumlr sind die bdquoBeflaggungs-verordnungldquo und die bdquoVerordnung zur Bestimmung der regelmaumlszligigen Be-flaggungstageldquo des Landes Die Staats-kanzlei zeigt taumlglich Flagge die Euro-paflagge die Bundesflagge und die Dienstflagge des Landes Der Landtag ist laut Verordnung an jedem Sitzungs-tag mit der Landesflagge und den Flag-gen der Landesteile Mecklenburg und Vorpommern beflaggt Vor anderen Dienststellen und Behoumlrden des Lan-des oder die der Aufsicht des Landes unterstehen werden Flaggen dagegen nur an ausgewaumlhlten Tagen gehisst Dazu gehoumlren zum Beispiel der 1 Mai (Tag der Arbeit) der Tag der Deut-schen Einheit der Volkstrauertag (auf halbmast) oder der Tag an dem eine Wahl stattfindet Uumlber den offiziellen Beflaggungskalender hinaus kann der Landesinnenminister aufgrund beson-derer Anlaumlsse weitere Beflaggungen anordnen

Landesflagge versus Dienstflagge Blau Weiszlig Gelb Weiszlig Rot quer gestreift ndash so sieht die Landesflagge aus Daneben verwenden die Landesbehoumlrden auch eine Dienstflagge Auf ihr sind zusaumltzlich noch die beiden Wappentiere der mecklenburgische Stier und der pommersche Greif abgebildet

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An Sitzungstagen wehen vor dem Schweriner Schloss die Europa-Flagge die Deutschland-Flagge und die MV-Flagge

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30 A u s d e m P l e n u m | B e r i c h t e

wie Planungen fuumlr einen Hochschulstand-ort Schwerin gewuumlnscht Sie enthielt sich in der AbstimmungAntrag SPDCDU Drucksache 74739

Elternzeit heiszligt Teilzeitplatz

Kinder deren Eltern mit einem Geschwis-terkind in Elternzeit sind haben auch weiterhin keinen Anspruch auf einen Ganztagsplatz in der Kita SPD CDU und DIE LINKE sprachen sich gegen den Vorschlag der AfD aus das Kindertages-foumlrderungsgesetz (KifoumlG) entsprechend zu aumlndern Nach den derzeitigen Rege-lungen steht diesen Familien maximal ein Teilzeitplatz zu Fuumlr die SPD liegen die Konflikte nicht in der Teilzeitloumlsung an sich sondern in den damit verbun-denen unflexiblen Bring- und Abhol-zeiten Diese gelte es zu aumlndern Die CDU beklagte dass der Gesetzentwurf nichts daruumlber aussage wie der Vorstoszlig per-sonell und finanziell gestemmt werden solle DIE LINKE wandte sich dagegen Betreuungszeiten an Voraussetzungen zu knuumlpfen und sprach sich fuumlr einen grundsaumltzlichen Ganztagsanspruch fuumlr alle Kinder aus Der Gesetzentwurf wur-de nach dieser ersten Lesung nicht zu weiteren Beratungen in den Fachaus-schuss verwiesenGesetzentwurf AfD Drucksache 74738

Keine gezielte Jagd auf Kolkraben

Die AfD-Fraktion verlangt von der Lan-desregierung mehr Schutz fuumlr Weide-tiere In den Mittelpunkt ihres Antrages stellte sie dabei den Kolkraben der im-mer wieder neugeborene Weidetiere angreife um dann das Aas zu fressen Nach Ansicht der AfD sollte der Vogel deshalb in die EU-Vogelschutzrichtlinie aufgenommen werden ndash um eine ge-zielte Bejagung zu ermoumlglichen Dass schwache Tiere das Interesse von Aas-fressern erregten liege in der Natur der Tiere entgegnete die SPD Es sei aber mitnichten so dass auf jeder Weide Kolk-

CDU sprachen sich fuumlr eine europaumlische Loumlsung und gegen einen Alleingang von MV aus Die AfD verlangte die unbeglei-teten Kinder zu ihren Eltern zuruumlckzu-schicken Anstatt dem Steuerzahler neue Kosten aufzuerlegen solle das Geld ihrer Meinung nach lieber vor Ort in aumlrztliche Hilfe investiert werden Der Antrag wur-de abgelehntDringlichkeitsantrag DIE LINKE Drs 74780

Eckwerte weisen Hochschulen den Weg

Mehr unbefristete Stellen mehr Geld ein Studiengang fuumlr Grundschullehrer in Greifswald ndash das sind drei Beispiele aus den Eckwerten die der Landtag mit den Stimmen von SPD und CDU fuumlr die Hochschulentwicklung der kommenden Jahre beschlossen hat Die Eckwerte sind der Wegweiser in welche Richtung sich die Hochschulen in den Jahren 2021 bis 2025 entwickeln sollen Auf ihrer Grund-lage erarbeiten sie Zielvereinbarungen und Entwicklungsplaumlne zum Beispiel zu Stellen Studiengaumlngen Faumlchern und For-schungsschwerpunkten Das Eckpunkte-papier ermoumlglicht es den Hochschulen erstmals die Anzahl unbefristeter Stellen zu erhoumlhen und ndash unter Einhaltung des Stellenplans ndash flexibler mit Stellen umzu-gehen Damit koumlnnen sie bei Bedarf auch im laufenden Jahr Stellen schaffen oder streichen Bislang war dies nur in engen Grenzen moumlglich Bei den Bauvorhaben liegt der Fokus unter anderem auf dem ULMICUM und BIOMEDICUM in Rostock und der Bibliothek in Neubrandenburg Mit Blick auf den Fachkraumlftebedarf legt das Land sein Hauptaugenmerk auf die fachliche Entwicklung der Studiengaumln-ge fuumlr Mediziner Juristen Bauingenieure und Lehrer Durch die Verstetigung des Hochschulpaktes stehen den Hochschu-len zudem von 2021 bis 2023 jaumlhrlich rund vier Millionen Euro ab 2024 rund acht Millionen Euro mehr zur Verfuumlgung SPD und CDU lobten die erfreulichen Entwick-lungen die sich aus den Eckpunkten erge-ben Fuumlr die AfD ging das Papier an vielen Stellen in die falsche Richtung ndash allem voran in Bezug auf Inklusion Gender Frauenquoten und dem geplanten Ori-entierungsstudium Sie stimmte ebenso wie der fraktionslose Abgeordnete Holger Arppe gegen den Antrag DIE LINKE haumltte sich unter anderem mehr Verbesserungen fuumlr die Juristenausbildung in Rostock so-

Weitere MeldungenNaumlchste Volkszaumlhlung kommt 2021

Wie viele Menschen leben in MV Wie viele Wohnungen gibt es im Land Da-ten wie diese werden im kommenden Jahr mit einer Volkszaumlhlung auf den neu-esten Stand gebracht Der sogenannte Zensus wird am 16 Mai 2021 stattfinden Deutschland ist laut EU-Recht dazu ver-pflichtet alle zehn Jahre eine Volkszaumlh-lung durchzufuumlhren Fuumlr die Erhebung werden sowohl bestehende Daten aus-gewertet als auch Buumlrger befragt Die Er-gebnisse sind wichtige Planungsgrund-lagen fuumlr Bund Land und Gemeinden Die Houmlhe der Einwohnerzahlen hat zum Beispiel Einfluss darauf wie viel Geld der Bund uumlber den Finanzausgleich ans Land und das Land an die Kommunen zahlt oder wie Wahlkreise eingeteilt werden Aber auch fuumlr die Planung von Schulen Kindergaumlrten Altenheimen oder Kran-kenhaumlusern spielen die erfassten Daten eine Rolle Die Bestimmungen zum Ab-lauf der Erhebung muumlssen in einem Ge-setz geregelt werden das im Maumlrz mit den Stimmen von SPD CDU und DIE LIN-KE beschlossen wurdeGesetzentwurf Landesregierung Drucksache 74445Beschlussempfehlung Innenausschuss Drucksache 74762

Fluumlchtlingskinder aus Griechenland

DIE LINKE hat erneut darauf gedraumlngt Fluumlchtlingskinder aus uumlberfuumlllten grie-chischen Lagern nach MV zu holen Mit einem Dringlichkeitsantrag forderte sie die Landesregierung auf uumlber die vom Bund geaumluszligerten Absichten hinaus zu gehen und weitere Kinder aufzu-nehmen Der Koalitionsausschuss des Bundes hatte sich Anfang Maumlrz bereit erklaumlrt in Zusammenarbeit mit anderen europaumlischen Laumlndern bis zu 1500 kranke sowie unbegleitete Kinder und Jugendli-che nach Deutschland zu holen DIE LIN-KE forderte dem Bund ein eigenes An-gebot zur Aufnahme weiterer Maumldchen und Jungen in MV zu machen SPD und

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und Fernmeldegeheimnis) neu besetzt werden Zur Wahl stand auf Vorschlag der Christdemokraten Ann Christin von Allwoumlrden In geheimen Wahlen wur-de die CDU-Abgeordnete mit groszliger Mehrheit in alle drei Gremien gewaumlhlt An der Abstimmung hatten sich jeweils 60 Abgeordnete beteiligt Neues stellver-tretendes Mitglied der G 10-Kommission wurde Franz-Robert LiskowWahlvorschlaumlge CDU Drucksachen 74768 bis 74770

Ausschuss bestimmt Vertrauensleute

In diesem Jahr werden an den Verwal-tungsgerichten Schwerin und Greifswald sowie am Oberverwaltungsgericht neue ehrenamtliche Richterinnen und Richter gewaumlhlt Die Wahl uumlbernimmt ein beim jeweiligen Gericht bestehender Wahl-ausschuss Diesen Wahlausschuumlssen gehoumlren die Praumlsidenten der Verwal-tungsgerichte ein von der Landesregie-rung bestimmter Verwaltungsbeamter sowie sieben Vertrauensleute an Diese Vertrauensleute wiederum werden von den Landtagsabgeordneten bestimmt SPD CDU und DIE LINKE haben sich in einem gemeinsamen Dringlichkeitsan-trag darauf verstaumlndigt diese Aufgabe dem Rechtsausschuss zu uumlbertragen In der Debatte dazu meldete sich nur die AfD zu Wort Sie wandte sich dage-gen die Entscheidungskompetenz vom Landtag in den Ausschuss zu verlagern bdquoUnserer Meinung nach ist das eine Fra-ge die das Plenum zu entscheiden hatldquo Die ehrenamtlichen Richterinnen und Richter werden fuumlr die Dauer von fuumlnf Jahren gewaumlhlt Ihre Aufgabe ist es mit Erfahrungen und Kenntnissen aus dem taumlglichen beruflichen und sozialen Um-feld die juristisch gepraumlgte Sichtweise der Berufsrichter sinnvoll zu ergaumlnzenDringlichkeitsantrag SPD CDU DIE LINKE Drucksache 74775

Kooperatives Ehrenamt

Die Bundesregierung hat die Deutsche Stiftung fuumlr Engagement und Ehrenamt mit Sitz in Neustrelitz ins Leben gerufen Vor diesem Hintergrund hat der Landtag auf Initiative der CDU die Landesregie-rung beauftragt die Arbeit der Stiftung zu unterstuumltzen und eine Kooperation mit der Ehrenamtsstiftung des Landes

rabenschwaumlrme nur darauf warteten uumlber ein neugeborenes Tier herzufallen Die CDU verwies darauf dass die Voumlgel unter bestimmten Bedingungen auch jetzt schon bejagt werden duumlrften DIE LINKE meinte ursaumlchlich fuumlr die Pro-bleme von Weidetierhaltern seien we-der Wolf noch Kolkrabe sondern eine verfehlte EU-Agrarfoumlrderpolitik Daran wuumlrde auch eine Bejagung des Kolkra-ben nichts aumlndern Alle drei Fraktionen SPD CDU und DIE LINKE sowie die frak-tionslose Abgeordnete Christel Weiszligig lehnten den Antrag abAntrag AfD Drucksache 74735

Debatte um Jura-Studium

Auf den Arbeitsmarkt fuumlr Juristen kom-men groszlige Herausforderungen zu Bis 2031 werden 320 Richter und Staatsan-waumllte in Ruhestand gehen Demgegen-uumlber stehen ein hohe Abbrecher- und Durchfallquote bei Jura-Studenten Un-ter Verweis auf diese Entwicklung warb DIE LINKE darum die Juristenausbildung in MV staumlrker in den Blick zu nehmen Konkret draumlngte sie darauf die Qualitaumlt der Ausbildung zu verbessern sowie ne-ben Greifswald auch in Rostock wieder bdquoRechtswissenschaftenldquo als Studiengang anzubieten Die AfD pflichtete der Pro-blematik bei und unterstuumltzte die Vor-schlaumlge Sie warb darum mehr Personal einzustellen um Studierende gut aufs Examen vorzubereiten Nach Ansicht der CDU seien weder im Haushalt noch strukturell die Voraussetzungen fuumlr einen Studiengang der Rechtswissenschaften in Rostock gegeben Die SPD ging in der Analyse der Probleme mit den Linken mit betonte aber dass Verbesserungen bereits umgesetzt wuumlrden oder in Pla-nung seien Neue Doppelstrukturen in Greifswald und Rostock lehnte sie abAntrag DIE LINKE Drucksache 74747

Neue Mitglieder fuumlr drei Gremien

Der bisherige Fraktionsvorsitzende der CDU Vincent Kokert hat mit Wirkung zum Maumlrz den Landtag verlassen Aus diesem Grund mussten die Sitze der Fraktion in der Parlamentarischen Kon-trollkommission (Angelegenheiten des Verfassungsschutzes) im SOG-Gremium (Sicherheits- und Ordnungsgesetz) und in der G 10-Kommission (zu Brief- Post-

angeregt Die Koalitionsfraktionen erhof-fen sich davon auch Synergieeffekte und eine Staumlrkung fuumlr das Ehrenamt in MV Die Opposition hielt den Antrag fuumlr unnoumltig bdquoDas ist ungefaumlhr so als wuumlrden wir die Einrichtung des Plenarsaals begruumlszligen und dafuumlr plaumldieren dass hier regelmauml-szligig Sitzungen durchgefuumlhrt werdenldquo meinte DIE LINKE Sie stimmte dem An-trag trotzdem zu in der Hoffnung dass er die Bedingungen fuumlr das ehrenamt-liche Engagement weiter verbessere Die AfD warnte vor einer bdquostaatlich organi-sierten Uumlbersteuerung von Ehrenamtldquo In der Abstimmung zeigten sich ihre Frak-tionsmitglieder uneins Einige stimmten dem Antrag zu andere enthielten sichAntrag CDUSPD Drucksache 74740

Kritik am Abrechnungssystem

Wolgast Parchim Demmin Krankenhaumlu-ser im Land stehen immer wieder im oumlf-fentlichen Fokus weil sie Schwierigkeiten haben ihre Abteilungen Geburtshilfe Gynaumlkologie sowie in der Kinder- und Jugendmedizin aufrechtzuerhalten Es fehlt an Geld und Personal DIE LINKE sieht eine Ursache dafuumlr im pauschalen Abrechnungssystem uumlber das Kliniken ihre Leistungen bezahlt bekommen Dieses System werde den besonderen Anforderungen an diese stationaumlren Be-reiche nicht gerecht Im Vergleich zu an-deren Abteilungen habe die Geburtshilfe viel houmlhere Vorhaltekosten die Kinder- und Jugendmedizin viel weniger plan-bare Leistungen dafuumlr aber hohe Notfall-quoten und Zeitbedarfe Sie forderte des-halb die Kosten fuumlr diese medizinische Versorgung nach den tatsaumlchlichen Kosten abzurechnen SPD und CDU plauml-dierten dafuumlr das Thema nicht isoliert zu betrachten sondern in einen groumlszligeren Zusammenhang zu ruumlcken ndash und ver-wiesen auf ihren Antrag zur Errichtung einer entsprechenden Enquete-Kom-mission Nicht zuletzt koumlnne die Abrech-nungsfrage nur auf Bundesebene ent-schieden werden Die AfD stellte einen Aumlnderungsantrag Dieser sah vor alle drei Bereiche im bestehenden Abrechnungs-system zu belassen dort aber besser auszufinanzieren In der Debatte ergriff sie nicht das Wort Beide Antraumlge wurden abgelehntAntrag DIE LINKE Drucksache 74741Aumlnderungsantrag AfD Drucksache 74782

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

32 G e s e t z g e b u n g i n d e r 7 W a h l p e r i o d e

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Laufende Gesetzgebung

Drs-Nr Initiator Gesetz Federfuumlhrender Ausschuss

Beratungsverlauf

72573 SPD CDU Entwurf eines Vierten Gesetzes zur Aumlnderung des Landesverfassungsgerichtsgesetzes

Rechtsausschuss 1 Lesung 12092018in Beratung

72574 SPD CDU Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Aumlnderung des Volksabstimmungsgesetzes

Rechtsausschuss 1 Lesung 12092018in Beratung

72575 SPD CDU Entwurf eines xx-ten Gesetzes zur Aumlnderung der Verfassung des Landes Mecklenburg-Vorpommern

Rechtsausschuss 1 Lesung 12092018in Beratung

74017 DIE LINKE Entwurf eines Gesetzes uumlber die Errichtung einer Beteiligtentransparenz-dokumentation beim Landtag (Beteiligtentransparenzdokumentationsgesetz Mecklenburg-Vorpommern - BeteildokG M-V)

Rechtsausschuss 1 Lesung 04092019in Beratung

74301 LReg Entwurf eines Gesetzes zur Neufassung des Finanzausgleichsgesetzes Mecklenburg-Vorpommern und zur Aumlnderung weiterer Gesetze

Innen- und Europaausschuss

1 Lesung 13112019in Beratung

74443 LReg Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes uumlber den oumlffentlichen Personennahverkehr in Mecklenburg-Vorpommern

Energieausschuss 1 Lesung 12122019in Beratung

74607 LReg Entwurf eines Gesetzes zum Staatsvertrag zwischen der Freien und Hansestadt Hamburg und dem Land Mecklenburg-Vorpommern uumlber die Durchfuumlhrung von Zuverlaumlssigkeitsuumlberpruumlfungen nach dem Luftsicherheitsgesetz

Energieausschuss 1 Lesung 29012020in Beratung

74613 LReg Entwurf eines Gesetzes zum Dreiundzwanzigsten Staatsvertrag zur Aumlnderung rundfunkrechtlicher Staatsvertraumlge (Dreiundzwanzigster Rundfunkaumlnderungsstaatsvertrag)

Innen- undEuropaausschuss

1 Lesung 29012020in Beratung

74614 LReg Entwurf eines Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes zur Ausfuumlhrung des Tierische Nebenprodukte-Beseitigungsgesetzes und zur Aumlnderung weiterer Vorschriften

Agrarausschuss 1 Lesung 29012020in Beratung

74615 SPD CDU Entwurf eines Ersten Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes zur Errichtung eines Sondervermoumlgens bdquoStrategiefonds des Landes Mecklenburg-Vorpommernldquo

Finanzausschuss 1 Lesung 29012020in Beratung

74618 AfD Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Aumlnderung des Finanzausgleichsgesetzes Mecklenburg-Vorpommern

- 1 Lesung 29012020Ablehnung der Uumlberweisung

74738 AfD Entwurf eines Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes zur Einfuumlhrung der Elternbeitragsfreiheit zur Staumlrkung der Elternrechte und zur Novellierung des Kindertagesfoumlrderungsgesetzes Mecklenburg-Vorpommern (Kindertagesfoumlrderungsgesetz -KifoumlG M-V)

- 1 Lesung 11032020Ablehnung der Uumlberweisung

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Abgeschlossene Gesetzgebung im Plenum am 29 Januar 2020 entschieden

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0 Drs-Nr Gesetz Initiator Abstimmung im Plenum

Beschluss

73694 Entwurf eines Gesetzes uumlber die oumlffentliche Sicherheit und Ordnung in Mecklenburg-Vorpommern und zur Aumlnderung anderer Gesetze

LReg 1 Lesung 190620192 Lesung 11032020 Annahme

74445 Entwurf eines Gesetzes zur Ausfuumlhrung des Zensusgesetzes 2021 in Mecklenburg-Vorpommern (Zensusausfuumlhrungsgesetz 2021 - ZensAG 2021 M-V)

LReg 1 Lesung 111220192 Lesung 11032020 Annahme

74444 Entwurf eines Gesetzes uumlber die Regulierungskammer Mecklenburg-Vorpommern (RegKG M-V) und zur Aumlnderung der Energiewirtschaftszustaumlndigkeitslandesverordnung

LReg 1 Lesung 111220192 Lesung 11032020 Annahme

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

33 G e s e t z g e b u n g i n d e r 7 W a h l p e r i o d e T e r m i n e

Vor-Ort-TerminWirtschaftsausschuss besucht HAB in Wusterhusen und MV WERFTEN in Stralsund

Am 27 Februar hat der Wirtschafts-ausschuss die HAB (Hallen- und Anla-genbau GmbH) in Wusterhusen als Mitgliedsunternehmen des Kooperati-onsverbundes RIC MAZA MV eV und im Anschluss die MV WERFTEN Stral-sund GmbH besucht um sich uumlber den aktuellen Stand zu informieren

Die HAB (Hallen- und Anlagenbau GmbH) gehoumlrt zu den modernsten Stahlbaubetrieben in Norddeutschland Das familiengefuumlhrte Unternehmen in dem heute mehr als 70 Mitarbeiter beschaumlftigt sind entwickelt plant und errichtet Gewerbe- Industrie- und Ge-sellschaftsbauten touristische Anlagen Komponenten fuumlr den Fahrzeugbau sowie Anlagen fuumlr den Kernkraftwerks-ruumlckbau Die HAB hat im Jahr 2006 die weltweit erste Tauchgondel fuumlr Zinno-witz auf der Insel Usedom gebaut 2011 wurden die Entwicklung und der Bau des ersten deutschen Meereswellen-

schwimmergenerators gestartet Mit ei-ner eigenen Forschungs- und Entwick-lungsabteilung werden jaumlhrlich uumlber 2 Prozent des Gesamtumsatzes zielge-richtet in die Entwicklung neuer Pro-dukte und Prozesse investiert Im Bereich des Anlagenbaus hat das Unternehmen eine Achterbahn fuumlr das Oktoberfest in Muumlnchen eine Wildwasserbahn fuumlr den Safaripark in Daumlnemark sowie Kabinen fuumlr die VIETZ GmbH Hannover gebaut Zudem werden Kranrahmen fuumlr Lieb-herr in Rostock Ersatzteile fuumlr STILL in Hamburg LNG-Traumlger fuumlr die NEPTUN WERFT in Rostock sowie eine Wasser-stoffanlage fuumlr Russland gefertigt Auszligerdem ist das Projekt Energieboje auf den Weg gebracht worden Eine Boje mit der die Bewegung der Wellen in Energie umgewandelt werden soll

RIC MAZA MV eV ist aus dem Koopera-tionsverband MAZA MV eV hervorge-gangen und seit dem 1 Januar 2018 mit einem Regionalen Innovationscluster Maritime Zulieferer Allianz Schiffbau (RIC MAZA Schiffbau) taumltig Dem Ver-bund gehoumlren derzeit 43 Mitgliedsun-ternehmen (davon 29 Kleine und mitt-lere Unternehmen) mit insgesamt ca 2400 Beschaumlftigten an Das groumlszligte Mit-gliedsunternehmen ist die Ostseestaal GmbH amp Co KG mit etwa 200 Beschaumlf-

tigten Daneben zaumlhlen u a regionale Schiffbauzuliefer- Ausruumlstungs- und Industriedienstleistungsunternehmen schiffbaurelevante Ingenieur- und Pro-jektierungsunternehmen sowie Einrich-tungen der industrienahen Forschung Wissenschaft und Bildung zum Ver-bund Fuumlr das Jahr 2020 wird ein Jah-resumsatz der Mitgliedsunternehmen

Mitglieder des Wirtschaftsausschusses zu Besuch bei der Hallen- und Anlagenbau GmbH MV Fotos Landtag

Die MV WERFTEN produzieren an den Standorten Wismar Rostock und Stralsund Kreuzfahrtschiffe und Yachten

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

34 A u s d e n A u s s c h uuml s s e n

in Houmlhe von ca 340 Mio Euro erwartet Seit 2017 hat der Kooperationsverbund mehr als 20 Forschungs- und Entwick-lungsprojekte mit Unterstuumltzung des Wirtschaftsministeriums initiiert Es wurden vier fachspezifische Projekt-gruppen ins Leben gerufen (innovative Schiffbauerzeugnisse Umsetzung der Industriestrategie 40 und Digitalisie-rung unternehmensrelevanter Prozesse effektive Schiffbaukooperation sowie Staumlrkung und zukunftsrelevante Aus- und Weiterbildung der Fachkraumlfte) Ziel ist es insbesondere die schiffbauliche Wertschoumlpfungsrelevanz der Erzeug-nisse und Leistungen sowie den Anteil kooperativer Schiffbauleistungen von Mitgliedsunternehmen und -einrich-tungen am Schiffbau zu erhoumlhen und die internationale Wettbewerbsfaumlhig-keit zu verbessern

Genting Hong Kong hat im Maumlrz 2016 die drei Nordic-Yards-Werften in Wismar Rostock und Stralsund uumlbernommen und diese im Juli 2016 in MV WERFTEN umbenannt Die MV WERFTEN bauen Schiffe fuumlr die Kreuzfahrtreedereien Crystal Cruises Dream Cruises und Cruise Global Bei den MV WERFTEN in Wismar Rostock und Stralsund die zu den modernsten und effizientesten Schiffbaustandorten in Europa gehouml-ren arbeiten derzeit 3100 Beschaumlftigte (davon 679 Mitarbeiter in Stralsund) Im April 2017 lag die Mitarbeiterzahl bei den MV WERFTEN noch bei 1400 Beschaumlftigten (davon 223 Mitarbeiter in Stralsund) Die Zahl der Auszubil-denden und Dualstudierenden bei den MV WERFTEN ist von 102 im Jahr 2017 auf 300 im Jahr 2020 angestiegen Bislang haben die MV WERFTEN vier Flusskreuzfahrtschiffe der RHINE Class fertiggestellt und bauen derzeit zwei Kreuzfahrtschiffe der Global Class die in den Jahren 2021 und 2022 abgelie-fert werden Am Standort Stralsund wird die Expeditions-Megayacht bdquoEN-DEAVORldquo gebaut die noch im Sommer 2020 uumlbergeben werden soll Bis zu 200 Passagiere koumlnnen auf dieser weltgroumlszlig-ten Megayacht die mit modernsten innovativen Technologien und luxurioumls ausgestattet wird in die Tropen und in Polarregionen reisen Daruumlber hinaus ist der Bau von vier Kreuzfahrtschiffen der Universal Class geplant wobei das erste Schiff 2022 fertiggestellt werden soll

Zeugen-vernehmungLandesverwaltung sagte zur Foumlrderung der Wohlfahrtsverbaumlnde aus

Auch die Ausschusssitzung am 16 Maumlrz befasste sich mit dem vom Landtagsplenum im Jahr 2017 fest-gelegten Untersuchungsgegenstand der Landesfoumlrderung der Wohlfahrts-verbaumlnde in den Jahren 2010 bis 2016

Jedoch wurde diese Ausschusssitzung durch die weit aktuellere Problematik der zunehmenden Verbreitung des Corona-Virus gepraumlgt So kam der Vor-sitzende Jochen Schulte mit Verspauml-tung weil er zuvor an einer Beratung der Fraktionen mit der Landtagspraumlsi-dentin teilgenommen hatte Dort ging es um die weitere parlamentarische Ar-beit Die dazu getroffene Verstaumlndigung zum grundsaumltzlichen Verzicht auf Aus-schusssitzungen bis zum 20 April 2020 war schlieszliglich auch die Grundlage fuumlr den Ausschuss sich gegen die Durch-fuumlhrung der naumlchsten fuumlr den 23 Maumlrz geplanten Sitzung auszusprechen So wurden die bereits geladenen Zeugen fuumlr diesen Termin ausgeladen Auch fuumlr die Sitzung am 16 Maumlrz selbst galten besondere Vorkehrungen So wurde bei den Besuchern auf der Tribuumlne wie im Plenum bei den Abgeordneten auf ei-nen Mindestabstand zueinander geach-tet es wurden keine Kugelschreiber ge-teilt und vielfach Handschuhe genutzt

Befragt wurden in dieser Sitzung drei Zeugen aus der Landesverwaltung Sei-tens des Landesamtes fuumlr Gesundheit und Soziales (LAGuS) schilderten des-sen Direktor Dr Heiko Will und der lang-jaumlhrige Leiter der Foumlrderabteilung Tho-mas Leder die Praxis der Ausreichung und Kontrolle der Landesmittel Beide stellten heraus dass die Grundsatzent-scheidungen vom LAGuS letztlich nur umgesetzt wurden Dabei seien auch im Rahmen des vielfach kritisierten bdquoein-fachen Verwendungsnachweises wie bei einem bdquonormalen Verwendungs-nachweis durchaus Belege gepruumlft wor-

den Das LAGuS sei bei der Bewilligung der Foumlrdermittel auch nicht an bdquoLIGA-Schluumlssel gebunden gewesen sondern habe alle Antraumlge einzeln entsprechend der Regularien gepruumlft und beschieden In den Ausfuumlhrungen wurde auch noch einmal auf die Einrichtung des LAGuS im Jahre 2006 Bezug genommen und auf die Uumlbertragung umfangreicher Aufga-ben im Jahr 2010 Heute werde die Foumlr-derabteilung fuumlr fuumlnf verschiedene Mi-nisterien taumltig und fuumlhre Foumlrderungen aus die in den Ministerien von rund drei Dutzend Fachreferaten betreut wuumlrden Insgesamt gehe es dabei jaumlhrlich um uumlber 400 Millionen Euro Zum Unter-suchungsgegenstand gehoumlrten allein rund 700 Projektfoumlrderungen

Nach den Zeugen aus dem LAGuS er-laumluterte der ehemalige Referatsleiter im Sozialministerium Claus Wergin die Grundsaumltze der Freien Wohlfahrtspflege und die Steuerung durch das Sozialmi-nisterium Er betonte Steuerung erfolge weniger durch Geld als durch inhalt-liche Eroumlrterungen und Absprachen Foumlrderungen fuumlr die Wohlfahrtspflege seien notwendig weil auf dem Markt nicht alle sozialen Angebote finanziert wuumlrden Viele Beratungs- und Hilfeleis-tungen seien ohne die Freie Wohlfahrts-pflege nicht denkbar Dabei sei das Land nicht an einen bdquoLIGA-Schluumlssel gebunden gewesen Vielmehr handele es sich dabei um einen LIGA-internen Antragsschluumlssel Damit haumltten sich die Verbaumlnde lediglich untereinander abge-stimmt uumlber ihre Aufgabenverteilung Das Land habe dann von den Verbaumln-den die entsprechenden Antraumlge erhal-ten und diese im ganz normalen Verfah-ren bearbeitet

Quelle wwwlagusmv-regierungde

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

35 A u s d e n A u s s c h uuml s s e n

Experten-anhoumlrung Parlamentsforum Suumldliche Ostsee in Elblag

Am 2 Maumlrz hat in Elblag (Polen) die internationale Expertenanhoumlrung zur Vorbereitung der Jahreskonferenz des 18 Parlamentsforums Suumldliche Ost-see in Danzig stattgefunden Sie dient der Erarbeitung einer gemeinsamen Resolution aller Partnerparlamente Der Landtag MV arbeitet gemeinsam mit dem Landtag Schleswig-Holstein der Buumlrgerschaft der Freien und Han-sestadt Hamburg den Sejmiks der Woiwodschaften Westpommern Pommern und Ermland-Masuren so-wie der Kaliningrader Gebietsduma im Parlamentsforum Suumld-liche Ostsee zusammen Die Dele-gation des Landes MV war durch die Vizepraumlsidentin Beate Schlupp sowie die Abgeordneten Dirk Friedriszik und Dietmar Eifler vertreten Thema der diesjaumlhrigen Konferenz ist bdquoDer Eu-ropean Green Deal ndash Wasser und Kli-mawandelldquo Die Experten der Partner-parlamente haben uumlber die mit dem Klimawandel verbundenen Herausfor-derungen referiert

Waumlhrend der Eroumlffnung des Experten-treffens durch die Vorsitzenden der Regionalparlamente der Woiwodschaft Ermland-Masuren und Pommern sowie des Stadtpraumlsidenten von Elbląg hat der Vizepraumlsident des Sejmik Pommern Grzegorz Grzelak betont dass es einer Aumlnderung der Gewohnheiten sowie der Nutzung von Innovationen beduumlr-fe Im Anschluss daran hat Dr Andreas Lehmann von GEOMAR (Helmholtz-Zentrum fuumlr Ozeanforschung in Kiel) zum Thema bdquoKlimawandel im Ostsee-raum ndash eine Bestandsaufnahme der letzten 40 Jahreldquo berichtet Er hat darauf hingewiesen dass in den vergangenen 40 Jahren die Lufttemperatur uumlber der Ostsee um ca 2degC angestiegen sei Dies wiederum habe Auswirkungen auch auf die Wassertemperatur Die erhoumlhte Wassertemperatur wuumlrde die Loumlslich-keit des Sauerstoffs beeinflussen und

zusammen mit der Eutrophierung zu staumlrkerer Sauerstoffzehrung und einer Ausdehnung von Sauerstoffmangel-gebieten fuumlhren Auszligerdem habe der Salzgehalt in der Ostsee an der Ober-flaumlche leicht abgenommen waumlhrend er in groumlszligeren Tiefen zugenommen habe Dies habe eine staumlrkere Schichtung zur Folge und erschwere den Austausch zwischen den Schichten Im Bereich der Ostsee komme es zu einer Hebung und Senkung von Landmassen dadurch fal-le beispielsweise im Bereich der noumlrd-lichen Ostsee der Meeresspiegel waumlh-rend er in der Region Deutschland und Daumlnemark ansteige

Der Experte Mecklenburg-Vorpom-merns Prof Dr Bernd Lennartz von der Universitaumlt Rostock hat uumlber die Ni-tratbelastung der Wasserressourcen in landwirtschaftlich genutzten Gebieten gesprochen Er hat sich besorgt daruumlber geaumluszligert dass die Nitratbelastung die Wasserqualitaumlt aufgrund von intensiver Duumlngung in der Landwirtschaft verrin-gere Trotz strengerer Regelungen zur Duumlngung sei die Qualitaumlt des Grund-wassers oftmals unzureichend und habe sich uumlber die letzten Jahrzehnte eigentlich nicht verbessert Infolge der Nitratbelastung muumlssten Trinkwasser-brunnen in 20 bis 30 m Tiefe abgestellt werden So sei die flaumlchendeckende kuumlnstliche Entwaumlsserung uumlber Drai-nagen verantwortlich fuumlr groszlige Stick-stoffeintraumlge Durch den Regenabfluss wuumlrde auch die Nitratkonzentration

ansteigen da durch das Wasser Nitrat ausgewaschen werde Es gebe mehre-re Moumlglichkeiten die Konzentration zu reduzieren beispielsweise durch Redu-zierung der Duumlngung da es groszlige Vor-kommen an Stickstoff im Boden gebe oder durch die Reduktion der Wasser-fluumlsse damit wuumlrde Wasser laumlnger im Boden gehalten werden um Stickstoff binden zu koumlnnen Die Nitratbelastung betreffe neben dem Grundwasser auch Fluumlsse Seen und Meere Die durch na-tuumlrliche Prozesse bedingte Algenbluumlte werde durch die erhoumlhten Naumlhrstoff-eintraumlge noch verstaumlrkt Dies koumlnne dazu fuumlhren dass Gewaumlsser veralgen und im schlimmsten Fall drohe Fisch-sterben und ein Umkippen von Seen Die Helsinki Kommission habe dazu klare Ziele formuliert Prof Lennartz hat betont dass selbst eine schnelle Reduzierung der Duumlngung und damit einhergehenden Nitratbelastung erst in Jahrzehnten spuumlrbar sei

Prof Dr Stanisław Czachorowski von der Universitaumlt Olsztyn hat ausgefuumlhrt dass sich die Klimaraumlume wie beispielsweise Wuumlsten verschieben wuumlrden und mit einem um 2 m erhoumlhten Wasserspie-gel Ende des Jahrhunderts zu rechnen sei Er hat betont dass die Menschen in Anbetracht des Klimawandels ihr Ver-halten zwingend aumlndern muumlssten Die bisherige Denkweise Wassermengen schnellstmoumlglich abzufuumlhren muumlsse geaumlndert werden Durch die steigenden Temperaturen wuumlrden sich Vegetati-

Vlnr D Eifler 1 Vize-Praumlsidentin des Landtages MV Beate Schlupp D Friedriszik und Experte Prof B Lennartz

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onszeiten verlaumlngern demgegenuumlber stehe aber der zukuumlnftig zunehmende Wassermangel Es seien verstaumlrkt Was-serspeicher einzusetzen sowie der Was-serkreislauf auszudehnen So muumlsse die groszligflaumlchige Bodenversiegelung z B durch Rasenparkplaumltze Anpflanzung von Baumlumen oder Blumenwiesen redu-ziert sowie kreative Ideen genutzt wer-den um beispielsweise Regenruumlckhal-tebecken in die staumldtische Entwicklung zu integrieren

Ryszard Gajewski (Vorstandsvorsitzen-der von Wody Gdańskie Sp zoo) hat ausgefuumlhrt dass in und um Danzig Messstationen zur Messung des Nie-derschlags eingerichtet worden seien Diese wuumlrden sehr unterschiedliche Niederschlagsmengen trotz geogra-fischer Naumlhe zueinander aufweisen In den letzten Jahren haumltten die Nieder-schlaumlge mit uumlber 100 mm Niederschlag zugenommen Allein im Jahr 2018 sei drei Mal ein solcher Regen verzeichnet worden Das Niederschlagswasser muumls-se verstaumlrkt auf Gruumlnflaumlchen gehalten oder Wasserspeicher fuumlr Trockenzeiten eingesetzt werden

Grażyna Skrzypek (Department fuumlr Umweltschutz am Marschallamt der Woiwodschaft Westpommern) hat den Teilnehmern-innen einen Uumlberblick uumlber die verschiedenen Landesdoku-mente und strategischen Werkzeuge in Bezug auf Wasser und den Klimawandel gegeben Es seien viele verschiedene Maszlignahmen fuumlr Hochwasserschutz aber auch fuumlr Trockenzeiten geplant So habe man die Einrichtung von Retentions-becken zum Schutz gegen die Gefahren die von der Ostsee ausgingen sowie Maszlignahmen in den Staumldten und der Gruumlninfrastruktur zur Wassernutzung im urbanen Raum geplant Es gebe un-ter anderem ein Landesprogramm zur Renaturierung von Oberflaumlchengewaumls-sern

Die Ergebnisse werden in die Resolution einflieszligen die im Rahmen der Jahres-konferenz im Mai beschlossen werden soll

Thema SchuleEinschulung an einer oumlrtlich nicht zustaumlndigen Schule im Petitionsausschuss beraten

Waumlhrend fuumlr die weiterfuumlhrenden Schulen ab Klasse 5 in MV die freie Schulwahl moumlglich ist schreibt das Schulgesetz Mecklenburg-Vorpom-mern (SchulG M-V) vor dass die Ein-schulung der Grundschuumller grundsaumltz-lich an der oumlrtlich zustaumlndigen Schule zu erfolgen hat Aus wichtigem Grund kann jedoch der Schultraumlger der oumlrtlich zustaumlndigen Grundschule die Ge-meinde eine Ausnahme gestatten Eine solche begehrte Ausnahmege-nehmigung fuumlr den Besuch der oumlrtlich nicht zustaumlndigen Grundschule war Gegenstand der am 27 Februar durch-gefuumlhrten Beratung des Petitionsaus-schusses

Die Eltern eines Grundschuumllers hatten sich im Juli 2019 an den Petitionsaus-schuss gewandt und die Einschulung ihres Sohnes an einer oumlrtlich nicht zu-staumlndigen Schule gefordert die von der Gemeinde abgelehnt worden war Den hiergegen eingelegten Widerspruch hat-te das Ministerium fuumlr Bildung Wissen-schaft und Kultur (Bildungsministerium) zuruumlckgewiesen Die Petenten fuumlhrten an dass bereits die aumlltere Schwester des Grundschuumllers den begehrten Schul-standort besucht und jeden Morgen zur Schule gebracht wird Es wuumlrde da-her den Familienalltag erleichtern wenn auch der Sohn diesen Schulstandort be-suchen wuumlrde der uumlbrigens naumlher am Wohnort der Petenten sei als der Ort der oumlrtlich zustaumlndigen Schule Die Busfahrt zur oumlrtlich zustaumlndigen Schule waumlre auf-grund ihrer langen Dauer fuumlr den Sohn unzumutbar Zudem wuumlrde der Sohn an dem begehrten Schulstandort zusam-men mit seinen Freunden eingeschult werden da er dort bereits den Kinder-garten besucht hatte

In der Ausschussberatung begruumlndeten der Buumlrgermeister des Schulstandortes und eine Vertreterin des Bildungsmini-steriums zunaumlchst die Gruumlnde fuumlr die Ablehnung So seien die Eltern erst nach

der Einschulung des aumllteren Geschwister-kindes das bereits die Regionalschule besucht umgezogen Zwar koumlnne eine Ausnahmegenehmigung erteilt werden wenn die Betreuung des Schulkindes vor oder nach dem Schulunterricht nicht ge-sichert sei vorliegend gebe es aber eine Hortbetreuung Auch haumltten die Eltern nicht nachgewiesen dass eine Berufs-taumltigkeit am Wunschstandort bestehe Vielmehr koumlnne das Kind den Schulbus zur oumlrtlich zustaumlndigen Schule nutzen wobei die Fahrtdauer von 15 min zumut-bar sei Da sich die zustaumlndige Schule im Landkreis Nordwestmecklenburg und die Wunschschule im Landkreis Rostock befindet waren auch Vertreter der bei-den betroffenen Landkreise eingeladen worden Diese verwiesen auf die Pflicht der Landkreise eine Schuumllerbefoumlrderung zu den oumlrtlich zustaumlndigen Schulen si-cherzustellen Die Organisation dieser Schuumllerbefoumlrderung erfordere aber eine tragfaumlhige Schulentwicklungsplanung die die Festlegung von Einzugsbereichen voraussetze

Die Ausschussmitglieder gelangten zu der Auffassung dass die in dem kon-kreten Fall erfolgte Ablehnung den Grundschuumller an einer anderen als der oumlrtlich zustaumlndigen Schule einzuschulen rechtmaumlszligig war In lebhafter Diskussion wurden jedoch auch das Fuumlr und Wider der verpflichtenden Einschulung an der oumlrtlich zustaumlndigen Grundschule abge-wogen So kritisierten die Ausschuss-mitglieder dass der Elternwille oft voumlllig unberuumlcksichtigt bleibe obwohl neben familienorganisatorischen Gruumlnden mit-unter auch die mangelnde Attraktivitaumlt einzelner Grundschulen dazu fuumlhre dass ein anderer Schulstandort vorgezogen werde In diesem Zusammenhang wurde auch betont dass es dem Gesetzgeber ob-liege die Regelungen zur Schulwahl zu treffen waumlhrend die Verwaltung bei der Umsetzung an das geltende Recht ge-bunden ist Vor dem Hintergrund dass in einem verhaumlltnismaumlszligig duumlnn besiedel-ten Flaumlchenland eine belastbare Schul-bedarfsplanung fuumlr die Einteilung in Ein-zugsbereiche im Primarbereich foumlrderlich ist und im konkreten Fall von einer recht-maumlszligigen Entscheidung auszugehen ist hat der Ausschuss einstimmig beschlos-sen dem Landtag zu empfehlen das Pe-titionsverfahren abzuschlieszligen

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Frecher als die EtabliertenEine neue Zeitung hatte 1990Platz fuumlr neue politische Akteure

Im Oktober 2020 jaumlhrt sich zum 30 Mal der Tag an dem der Landtag des neu gegruumlndeten Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern ins Schwe-riner Schloss einzog Das Jahr vor dem Einzug war eines der spannendsten und abwechslungsreichsten der juumln-geren deutschen Geschichte Am 9 November 1989 war nach 28 Jahren die innerdeutsche Grenze geoumlffnet worden Bis zur Wiedervereinigung am 3 Oktober 1990 uumlberschlugen sich in der DDR die Ereignisse Man-che Details drohen in Vergessenheit zu geratenDeshalb wollen wir Zeitzeugen zu Wort kommen lassen die diese so ereignisreiche Phase in Bezug zum Schweriner Schloss miterlebt haben und diese Details erinnern Diesmal Die Macher der Mecklenburgischen Volkszeitung (MVZ)

Unabhaumlngig von der Debatte uumlber eine Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten wurden im Win-ter 198990 in der DDR die Weichen gestellt dass das Schweriner Schloss Landtagssitz werden konnte Eine Ver-waltungsreform sollte die 1952 abge-schafften Laumlnder auferstehen lassen Schwerin war als Hauptstadt fuumlr Me-cklenburg-Vorpommern im Gespraumlch bdquoEin altes Land das neu entsteht ndash Gu-ten Tag Mecklenburg-Vorpommernldquo lautete am 15 Februar 1990 die Schlag-zeile der Mecklenburgischen Volkszei-tung (MVZ) Es war die erste Ausgabe einer wiederbelebten Zeitung die in der Weimarer Republik bdquoeinen renom-mierten demokratischen Ruf hatte und von den Nazis verboten wurdeldquo wie Karsten Schroumlder berichtet Er gehoumlrte zu den sechs Gesellschaftern der MVZ die das Experiment wagten der neuen Demokratie im Norden der DDR die immanent wichtige ausgewogene Oumlf-fentlichkeit zu verschaffen

Die Idee fuumlr die neue MVZ entstand laut Schroumlder am Runden Tisch in Rostock Die zur PDS (Partei des De-mokratischen Sozialismus) gewan-delte SED (Sozialistische Einheitspar-tei Deutschlands) sowie die uumlbrigen DDR-Parteien hatten allesamt ihre Parteizeitungen Den neuen demo-kratischen Parteien Gruppierungen und Basisgruppen aber fehlte eine publizistische Buumlhne bdquoEs ging darum politischen Stroumlmungen einen Platz zu geben die in der dominierenden Ostsee-Zeitung der PDS unterbelich-tet warenldquo

Schroumlder arbeitete damals wie heute im Rostocker Stadtarchiv Der Zeitgeschicht-ler interessierte sich schon fuumlr den Jour-nalismus Als er die Chance bekam bei der MVZ mitzuwirken griff er zu und lieszlig sich fuumlr zwei Monate freistellen Schroumlder war es der den Namen der fruumlheren SPD-Parteizeitung bdquoMecklenburgische Volks-zeitungldquo vorschlug Postwendend wollte sich die SPD mit drei Gesellschaftern beteiligen Harald Ringstorff von 1998 bis 2008 Ministerpraumlsident Mecklenburg-Vorpommerns war einer von ihnen Die SPD-Beteiligung verhalf der Zeitung zu den 1933 enteigneten MVZ-Raumlumen in der Doberaner Straszlige in Rostock West-

Die erste Ausgabe der MVZ erschien am 15 Februar 1990

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deutsche Aufbauhelfer der in der DDR neugegruumlndeten SPD unterstuumltzten die Gesellschafter als es galt eine GmbH und ein Gewerbe anzumelden sowie die Lizenz zu bekommen eine Zeitung mit 100000 taumlglicher Auflage verkaufen zu duumlrfenDrei der MVZ-Gesellschafter - der Jour-nalist Wolfgang Grahl der von den bdquoNorddeutschen Neuesten Nachrich-tenldquo kam der Werbekaufmann Horst Kirschneck und Karsten Schroumlder - brachten eine bunte enthusiastische Gruppe zusammen die so erinnert sich Martina Plothe anfangs bdquoziemlich unstrukturiertldquo acht Seiten MVZ fuumlllten Die damalige Betriebszeitungsvolontauml-rin und heutige Journalistin hatte am Rande einer oumlffentlichen Veranstaltung von der MVZ-Gruumlndung erfahren bdquoDie Bedingungen fuumlr die Produktion der ersten Ausgabe waren abenteuerlichldquo erinnert sie sich Mehrere Redakteure teilten sich eine Schreibmaschine die ersten sogenannten Spiegel fuumlr das Set-zen der Seiten entstanden auf dem Fuszlig-boden Es fehlten Stuumlhle Tische und Te-lefone bdquoWas heute so einfach erscheintldquo so Karsten Schroumlder bdquowar damals kom-pliziert Aber es hat funktioniertldquo

Recherchiert und geschrieben haben sie oft bis spaumlt in die Nacht Martina Plo-the bdquoDie Themen lagen zuhauf auf der Straszlige damals oder sie wurden von Le-sern in die Redaktion getragen Bearbei-tet haben wir sie auf Zuruf Es gab kein Redaktionsstatut und keine Verlagsrauml-son Den Posten des Chefredakteurs vergaben wir anfangs im Rotationsprin-zip Erst spaumlter wurden Wolfgang Grahl und dann Frauke Kaberka auf den Chef-posten gewaumlhltldquo

bdquoWir waren frecher haben uns mehr ge-traut als die etablierten Zeitungenldquo sagt Martina Plothe Das zeigte sich auch in Uumlberschriften wie bdquoEs stinkt im Inter-hotelldquo oder bdquoDer Ostsee-Wuumlrger heiszligt Guumllleldquo in den witzigen Wettervorhersa-gen oder den Fotos spaumlrlich bekleideter Strandschoumlnheiten Die MVZ schrieb fruumlher als die einheimische Konkurrenz uumlber Homosexualitaumlt und uumlber die groszlig-herzogliche Vergangenheit des Landes Vor allem aber wollten die MVZ-Macher hartnaumlckig nachfragen und Missstaumlnde aufdecken bdquoWir haben uumlber ein in der Naumlhe von Rostock entdecktes Waffen-

lager der DDR ausfuumlhrlich berichtet waumlhrend andere Rostocker Zeitungen das Thema eher sparsam abhandeltenldquo so Plothe Wenn Arbeiter der MVZ von Missstaumlnden in ihren Betrieben erzaumlhl-ten fand die Geschichte Platz im Blatt ohne dass die Gegenseite befragt wur-den wie Martina Plothe selbstkritisch zuruumlckblickt Viel Raum bekamen in der MVZ die neuen demokratischen Bewegungen Parteien und Gruppen das Neue Forum genauso wie die kon-servative Deutsche Soziale Union (DSU) bdquoWir sollten eine demokratische Zeitung machen kein Partei-Blattldquo erinnert sich Karsten Schroumlder Im Nachhinein findet Martina Plothe hingegen die SPD habe der MVZ doch manches Thema bdquohinein-zudruumlcken versuchtldquo

Die Ausstattung der MVZ-Redaktion verbesserte sich nach und nach mit materieller Hilfe und personeller Un-terstuumltzung zweier westdeutscher Zeitungen Dennoch kam die MVZ nie auf einen gruumlnen Zweig Sie lebte von einem 100000-Mark-Kredit den die Ge-sellschafter zu Beginn aufgenommen hatten bdquound mit Verkaufs- und Anzei-generloumlsen quasi von der Hand in den Mundldquo wie Martina Plothe es ausdruumlckt

Im Zeitungs-Alltag blieben viele Huumlrden zu nehmen Papier- und Druck-Kapa-zitaumlten wurden nur frei weil die ersten Betriebszeitungen im Bezirk Rostock die Segel strichen Beim vormals SED-eige-nen Ostsee-Druck in Rostock wurde die MVZ jeden Tag vor allen anderen Zei-tungen angedruckt bdquoDrei Seiten muss-ten als Stehsatz zum Teil Tage vorher in der Druckerei vorliegen Die letzte Seite mussten wir um 17 Uhr liefern Fuszligball- oder Wahlergebnisse bekamen wir nie

aktuell ins Blattldquo sagt Plothe Auszligerdem musste die MVZ mit altmodischem Blei-satz vorlieb nehmen wodurch sie ein ebenso altmodisches Aussehen bekam Die Ostsee-Zeitung wurde laumlngst im modernen Offset-Verfahren hergestellt Der Zeitungsvertrieb der DDR weiger-te sich anfangs die MVZ an ihre Abon-nenten auszuliefern Viele Kioske legten die neue Zeitung unter die altherge-brachte Konkurrenz

Laut Martina Plothe waren es viele Um-staumlnde an denen das Projekt bdquoMVZldquo scheiterte Anfangs fehlte ein Lokalteil und spaumltestens im Sommer 1990 ein Al-leinstellungsmerkmal bdquoDie anderen Zei-tungen hatten sich inzwischen geoumlffnet fuumlr eine pluralistische Berichterstattung Die neuen demokratischen Kraumlfte wa-ren nicht mehr auf die MVZ angewie-senldquo Auszligerdem draumlngten all die bunten schrillen Zeitungen aus dem Westen auf den ostdeutschen Markt bdquoWir haumltten Zeit und einen Investor gebrauchtldquo so Karsten Schroumlder bdquoUnd wir hatten fest damit gerechnet dass die SED-Bezirks-zeitungen wie die Ostsee-Zeitung ver-schwinden wuumlrdenldquo

Die Zahl der Kaumlufer und Abonnenten der MVZ sank staumlndig Am 5 September 1990 erschien die letzte Ausgabe bdquoDie Moumlglichkeit einen wirklich freien unab-haumlngigen Journalismus zu machen gab es nur in dieser zeitlichen Luumlcke zwi-schen dem Alten und dem Neuen das noch kommen sollteldquo sagt Martina Plot-he bdquoWir hatten die Aufgabe den neuen politischen Akteuren eine Stimme zu gebenldquo sagt Karsten Schroumlder bdquound die haben wir gut erfuumllltldquo

Andreas Frost

Martina Plothe war bei der MVZ vor allem fuumlr den Kulturteil zustaumlndig

Rostocks Stadtarchivar Karsten Schroumlder war einer der Gesellschafter der MVZ

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Die Buumlrgerinitiative bdquoRettet die Jarmener Muumlhleldquo hat mehr als 10000 Unterschrif-ten fuumlr den Erhalt der letzten industriellen Getreidemuumlhle Mecklenburg-Vorpom-merns und des Muumlhlenstandortes Jarmen gesammelt Die Unterschriftenlisten wurden am 11 Maumlrz Landtagspraumlsidentin Birgit Hesse (2vl) uumlbergeben Auch die 2 Vizepraumlsidentin des Landtages Dr Mignon Schwenke (li) und Landwirt-schaftsminister Till Backhaus (re) waren zugegen Am 12 Maumlrz beschaumlftigte sich der Landtag im Rahmen einer Aussprache mit dem Schicksal der mehr als 100-jaumlhrigen Muumlhlentradition in Jarmen

Die Sondersitzung des Kabinetts am 14 Maumlrz im Schweriner Schloss war der Auftakt zu einer Vielzahl von Beratungen und Abstimmungen im Rahmen der Corona-Pandemie Zu der Sondersitzung im Plenarsaal kamen Regierungsver-treter Vertreter der kommunalen Ebene sowie der Praumlsident des Robert-Koch-Instituts Lothar Wieler zusammen um das weitere Vorgehen zu beraten We-sentliche Entscheidung der Sondersitzung war die sofortige Schlieszligung von Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen bis 20 April 2020

Mit einem oumlffentlichen Ruumlckkehrerappell auf dem Alten Garten in Schwerin sind am 6 Maumlrz rund 400 Soldatinnen und Soldaten nach mehrmonatigen Auslandseinsaumltzen wieder in der Heimat begruumlszligt worden Auch Landtagspraumlsi-dentin Birgit Hesse und weitere Abgeordnete des Landtages nahmen an dem Appell teil ndash sie druumlckten somit ihren Dank und ihre Anerkennung gegenuumlber den Soldatinnen und Soldaten aus

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und deshalb auch herzlichen Dank an unsere Polizistinnen und Polizisten die da im wahrsten Sinne des Wortes an der Front stehen und das fuumlr uns umsetzen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Mein besonderer Dank gilt denen die fuumlr unsere alltaumlgliche Versorgung sorgen und das sind die Verkaumluferinnen und Verkaumlufer im Supermarkt die am meisten ungeschuumltzt sind Und ich will hier ganz deutlich sagen warme Worte reichen dann nicht Ich erwarte insbesondere von den groszligen Le-bensmittelhandelsketten dass jetzt diese Leute auch gut bezahlt werden dass sie nach Tarif bezahlt werden und dass sie geschuumltzt werden Und ich bitte die Buumlrgerinnen und Buumlrger mitzumachen freundlich zu sein Abstand zu halten Die Verkaumluferinnen und Verkaumlufer leisten in diesen Tagen Groszligartiges

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete das Corona-Virus breitet sich in Mecklenburg-Vorpommern moderat aus Trotzdem haben wir die ersten Toten zu verzeichnen Die Zahlen der Infektionen und der schwer Erkrankten sind immer noch moderat gegenuumlber anderen Teilen von Deutschland und wir lassen uns hier sehr eng beraten von Professor Reisinger von Frau Dr Littmann und ich denke dass es richtig ist dass wir diese strengen Maszlignahmen ge-troffen haben

Und ich sage hier ganz klar wer zum jetzigen Zeitpunkt uumlber Lockerung von Maszlignahmen redet streut den Men-schen Sand ins Auge Wir haben diese Maszlignahmen schwe-ren Herzens beschlossen wir halten uns daran und wir muumls-sen durchhalten mindestens bis zum 1904 Daran appelliere ich Jede Lockerung davor waumlre gefaumlhrlich Wir muumlssen jetzt gemeinsam durchhalten dann koumlnnen wir es auch schaffen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete jede Ent-scheidung fuumlr die Gesundheit ist oftmals eine Entscheidung gegen Unternehmen und gegen Arbeitsplaumltze gewesen und deshalb sind diese Entscheidungen auch verdammt schwer ndash weil unser Herz blutet wenn das Tourismusland Nummer eins nicht nur keine neuen Gaumlste aufnehmen darf sondern Gaumlste nach Hause schickt und weil es schwer ist dass der Einzelhandel runtergefahren wird Und deshalb ist es uns wichtig Maszlignahmen fuumlr die Gesundheit der Bevoumll-kerung zu treffen aber auch Maszlignahmen fuumlr die Gesund-heit der Unternehmen und der Arbeitsplaumltze Der Dreiklang unseres Schutzfonds Mecklenburg-Vorpommern und des Nachtragshaushalts hat den Gedanken Gesundheit der Be-voumllkerung zu schuumltzen Unternehmen zu schuumltzen und Ar-beitsplaumltze zu schuumltzen Und deshalb bin ich sehr froh dass Sie heute zusammengekommen sind und diesen Fonds

und diesen Nachtragshaushalt beraten und ich bitte auch um Unterstuumltzung

(Beifall vonseiten der Fraktion der SPD und Franz-Robert Liskow CDU)

Der Bund hat in einem einmaligen Rettungspaket viele Maszlignahmen auf den Weg gebracht viel Unterstuumltzung fuumlr die gesundheitliche Versorgung aber vor allem auch fuumlr die Kleinst- und Kleinunternehmen Das ist gut und wichtig denn 70 Prozent unserer Unternehmen sind diese Kleinst- und Kleinunternehmen mit bis zu zehn Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern

Aber wir als Land wollen mehr tun wir wollen mit Liquidi-taumltshilfen allen Unternehmen helfen Wir haben den Buumlrg-schaftsrahmen erhoumlht von 12 auf 16 Milliarden Euro und wir haben anders als viele andere Bundeslaumlnder uns ent-schieden auch Zuschuumlsse fuumlr Mittelunternehmen zu zah-len also fuumlr Unternehmen die mehr als zehn Arbeitnehmer haben fuumlr die kleinen Unternehmen bis 49 Arbeitnehmer aber auch fuumlr die mittleren bis 100 Arbeitnehmer daruumlber hinaus auch Unterstuumltzung mit Expresshilfen Es ist uns wichtig dass wir in diesem Paket ndash Soforthilfen fuumlr die Un-ternehmen aber auch Kurzarbeitergeld fuumlr die Arbeitneh-merinnen und Arbeitnehmer und weitere Unterstuumltzungen wie zum Beispiel Liquiditaumltshilfen ndash dafuumlr sorgen dass moumlg-lichst jeder Arbeitsplatz und jedes Unternehmen durch die-se Krise kommt und dass wir nach dieser Krise an die gute wirtschaftliche Entwicklung des Landes wieder anknuumlpfen koumlnnen Dazu dient dieses Hilfspaket dieser Schutzfonds Mecklenburg-Vorpommern

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Und ich will mich ausdruumlcklich bedanken fuumlr die guten und konstruktiven Beratungen mit den Regierungsfraktionen aber auch ausdruumlcklich mit den Fraktionen der Opposition Ich begruumlszlige es dass es Vorschlaumlge gibt fuumlr einen Sozial-fonds fuumlr weitere wirtschaftliche Unterstuumltzung Wir sollten jetzt in dieser Krise das was typisch ist in der Demokratie dass Regierung und Opposition sich reiben und diskutieren einmal uumlberwinden und zusammenstehen um unserem Land zu helfen Und diese Gespraumlche habe ich so wahrge-nommen und deshalb moumlchte ich mich bei allen Fraktionen ausdruumlcklich dafuumlr bedanken

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Mein Dank gilt auch der Regierungsmannschaft Im Alltag kann man viel daruumlber diskutieren was gelingt und was nicht gelingt und alle sind nur Menschen Aber ich kann Ihnen versichern dass wir in dieser Krise alles dafuumlr geben ndash und dafuumlr stehe ich ganz persoumlnlich ndash dass unser Land gut durch diese Krise kommt dass wir die Gesundheit der Men-schen schuumltzen und auch die wirtschaftliche Entwicklung des Landes Dafuumlr steht diese Landesregierung und dafuumlr

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

6 A u s d e m P l e n u m O r i g i n a l - D e b a t t e

stehe ich als Ministerpraumlsidentin ganz persoumlnlich Und ich moumlchte mich bei allen Ministerinnen und Ministern Staats-sekretaumlren und den Mitarbeitern der Verwaltung bedanken Mein ganz besonderer Dank gilt meinem Stellvertreter Lo-renz Caffier Vielen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete mit dem Nachtragshaushalt schlagen wir Ihnen vor dass wir den Schutzfonds von 11 Milliarden Euro finanzieren durch 700 Millionen Euro einmaligen Kredit weil wir unsere Ruumlcklagen dafuumlr nutzen wollen die Steuerausfaumllle die wir im naumlchsten Jahr haben werden von 1 Milliarde Euro zu kompensieren Wir wollen drei Dinge tun Wir wollen als Land unsere Ver-sprechen fuumlr Investitionen halten wollen den groumlszligten Inve-stitionshaushalt der hier im Dezember beschlossen wurde auch durchhalten und nicht kuumlrzen Wir wollen gleichzeitig dafuumlr sorgen dass wir den Schutzfonds (11 Milliarden Euro) uumlber unser Land legen um vor allem Arbeitsplaumltze Unter-nehmen und auch den sozialen Zusammenhalt zu schuumltzen Und wir wollen dafuumlr sorgen dass wir mit Ruumlcklagen uns ge-gen Steuermindereinnahmen stemmen um eben nicht in Kuumlrzungen zu kommen In diesem Sinne hoffe ich auf gute Beratung und auf Unterstuumltzung

Ich weiszlig dass viele Buumlrgerinnen und Buumlrger sich sorgen ma-chen ndash um ihre Gesundheit um ihre Familie um ihre eigene Existenz Und es ist unsere Verantwortung den Menschen nicht was Falsches zu sagen sondern ehrlich zu sein Nie-mand hat eine Blaupause fuumlr diese Situation Sie ist einma-lig fuumlr die ganze Welt Aber ich bin sehr zuversichtlich und das ist ganz besonders meine Erfahrung der letzten sechs Monate dass wenn sich eine Lage bedrohlich anfuumlhlt und sie auch bedrohlich ist wir auf das Gesundheitssystem im Land vertrauen koumlnnen dass wir uns an die Maszlignahmen halten muumlssen dass wir durchhalten muumlssen und dass wir zusammenhalten muumlssen und dass wir daraus die Kraft neh-men koumlnnen durch diese Krise zu kommen Wir haben diese Kraft unser Land hat diese Kraft und deshalb habe ich nicht nur Sorge sondern auch Zuversicht dass wir gut durch diese Krise kommen Die Maszlignahmen dafuumlr haben wir getroffen die Maszlignahmen liegen Ihnen vor und dafuumlr bitte ich um Un-terstuumltzung Passen Sie auf sich auf und bleiben Sie gesund

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Damit der Mindestabstand von 15 m zwischen den Abgeordneten und Ministern gewaumlhrleistet werden konnte musste die Sitzordnung geaumlndert werdenFoto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

7 A u s d e m P l e n u m O r i g i n a l - D e b a t t e

fluumlchteten und Menschen mit Schutztiteln eine Arbeitsauf-nahme ermoumlglicht werden kann

Meine Fraktion wird die Landesregierung auch weiterhin dort unterstuumltzen wo sie das Richtige tut und wir werden kon-struktive Kritik uumlben wo das Richtige und Notwendige moumlg-licherweise bisher noch nicht erkannt wurde Daher muss ich an dieser Stelle auch etwas Kritik anbringen Zur Aufstockung des Kurzarbeitergeldes heiszligt es in der Entschlieszligung lediglich die Landesregierung moumlge sich auf der Bundesebene dafuumlr einsetzen Meine Fraktion war und ist hier fuumlr eine souveraumlne Loumlsung auf Landesebene statt auf den Bund zu warten Ge-rade wegen der vergleichsweise niedrigen Loumlhne und Gehaumll-ter hier in Mecklenburg-Vorpommern besteht groszliger Hand-lungsbedarf

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Wer ohnehin schon wenig verdient den trifft jeder Euro im Verdienstausfall besonders hart Wenn infolge der Corona-Krise ein Teil unserer Buumlrger um seine wirtschaftliche Exis-tenz ringt muumlssen wir als Politiker auch unsere Prioritaumlten uumlberpruuml-fen Dazu gehoumlrt fuumlr uns dem unseligen Strategiefonds ein Ende zu machen

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

und die Mittel sinnvoller einzusetzen

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Das galt vor der Krise das gilt jetzt erst recht

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Die Forderung nach Umlenkung des Strategiefonds in Coro-na-Hilfsmaszlignahmen hatten wir fuumlr den Entschlieszligungsantrag angemeldet Leider findet sie sich in der Entschlieszligung nicht wieder Meine Fraktion wird deshalb weiter auf die Beendi-gung des Strategiefonds draumlngen Weder Opposition noch Landesrechnungshof und Landesverfassungsgericht haben bisher ein Umdenken der Regierungskoalition bewirken koumln-nen Sie haumllt nach wie vor an dem Strategiefonds fest Ich ap-pelliere daher heute nochmals an die Abgeordneten von SPD und CDU Wenn Sie schon nicht auf fachlich fundierte Kritik houmlren wollen dann nehmen Sie die Corona-Krise zum Anlass die Mittel im Strategiefonds fuumlr Hilfsmaszlignahmen umzuwid-men

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Sie wuumlrden damit ein Zeichen setzen dass nicht nur die Buumlr-ger ihre Planung anpassen muumlssen sondern dass auch die Politik ihre Lieblingsprojekte zuruumlckstellt um unseren Buumlrgern in akuter Not den Ruumlcken zu staumlrken

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Nikolaus Kramer AfD

bdquoLassen Sie uns diese Krise gemeinsam durchstehenldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete Sehr geehrte Frau Ministerpraumlsidentin Die Corona-Pandemie bedeutet fuumlr uns in Mecklenburg-Vorpommern erhebliche Belastungen Das Leid der schwer Erkrankten die Sorge um erkrankte oder gefaumlhrdete Ange-houmlrige und Freunde sowie die schweren zusaumltzlichen Belas-tungen fuumlr medizinisches und pflegerisches Personal seien hier zuvorderst genannt

Aber die Eindaumlmmungsmaszlignahmen bringen auch andere Belastungen mit sich Betriebe muumlssen schlieszligen Arbeits-plaumltze sind gefaumlhrdet finanzielle und berufliche Lebensplaumlne werden erschuumlttert Das ist eine neue Zeit uumlber deren Aus-wirkungen bisher nur ungenuumlgend Fakten auf dem Tisch lie-gen Die Landesregierung hat ein Programm zur Bekaumlmpfung der Pandemie und zur Bewaumlltigung ihrer sozialen und wirt-schaftlichen Folgen vorgelegt Sie hat auch uns als Opposi-tion Gelegenheit gegeben Vorschlaumlge einzubringen Meine Fraktion hat sich dementsprechend konstruktiv eingebracht Ausdruumlcklich begruumlszligen wir dieses Vorgehen

Im Ergebnis liegt nun ein gemeinsamer Entschlieszligungsantrag aller Fraktionen vor in dem jede Fraktion sich wiederfinden kann Es ist gut dass wir in Zeiten der Krise zu einem gemein-samen Handeln finden So finden wir in der Entschlieszligung auch die Forderung meiner Fraktion eine bessere Unterstuumlt-zung fuumlr Corona-geschaumldigte Unternehmen mit mehr als 49 Mitarbeitern zu pruumlfen Offensichtlich konnte die Landesre-gierung die Pruumlfung unserer Forderung bereits erfolgreich abschlieszligen und hat die Umsetzung am gestrigen Tage be-schlossen Das ist sehr erfreulich

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Ebenso in die Entschlieszligung aufgenommen ist unser Anlie-gen die Moumlglichkeit zu pruumlfen wie zur Kompensation feh-lender Arbeitskraumlfte aus dem europaumlischen Ausland infolge von Corona-Maszlignahmen Menschen aus Drittstaaten Ge-

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Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie werden uns spaumltestens mit der naumlchsten Mai-Steuerschaumltzung neue Haushaltsentscheidungen abverlangen Wir duumlrfen bereits jetzt von erheblichen Einnahmeruumlckgaumlngen ausgehen Vor diesem Hintergrund sind wir alle gefordert daruumlber nach-zudenken Wahlwerbegeschenke der Regierungskoalition zuruumlckzustellen um das Notwendige und Unverzichtbare sicherzustellen

Das bedeutet uumlbrigens keineswegs tatsaumlchlich notwendige Investitionen kuumlrzen zu wollen wie es in der Presse faumllschlich uumlber meine Fraktion hieszlig An Investitionen sind im Haus-haltsjahr 2020 bisher 17 Milliarden Euro eingeplant Die be-reinigten Gesamtausgaben liegen bei 92 Milliarden Euro Es gibt also auch andere Ausgaben als Investitionsausgaben die man uumlberpruumlfen kann und muss

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Die Landesregierung selber hat ja schon im Nachtragshaus-halt erklaumlrt dass sie mal eben 50 Millionen Euro im Wege des Haushaltsvollzugs heben kann Grundsaumltzliches Ziel der Maszlig-nahmen sollte es sein dass deren Finanzierung zuerst durch Einsparung und moumlglichst geringe Schuldenaufnahme er-folgt Um eine Verstetigung der Maszlignahmen zu vermeiden muss fortwaumlhrend gepruumlft werden inwieweit diese Maszlignah-men aufrechterhalten werden muumlssen Dabei darf nicht auszliger Acht gelassen werden dass eben unter diesen Maszlignahmen nicht nur die Wirtschaft leidet sondern auch gerade die Men-schen Sorgen um den Arbeitsplatz Existenz-aumlngste koumlnnen Depressionen und andere psychosomatische Krankheiten ausloumlsen was sich dann auch wiederum auf die Arbeitskraft und dementsprechend auf die Wirtschaftskraft negativ auswirken wird

In jeder Krise steckt aber auch eine Chance So ruumlcken derzeit die Familien wieder enger zusammen man besinnt sich auf die wichtigen Dinge im Leben Wir betrachten nichts mehr als selbstverstaumlndlich Man achtet auf sein Umfeld seine Freunde die Nachbarn In solchen Zeiten stellen wir fest dass

eben nicht nur Polizisten Aumlrzte und Lehrer systemrelevante Berufe sind sondern auch das Krankenhaus- und Pflegeper-sonal sowie die Einzelhandelskaufleute Diese Aufzaumlhlung ist nicht abschlieszligend Es sollte nach unserem Dafuumlrhalten keine Klassifizierung zwischen Berufen ersten Grades und zweiten Grades geben

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Dennoch kann aus diesem Grunde unser Dank nicht oft und laut genug allen Beteiligten ausgesprochen werden Von un-serem Dank aber allein kann man sich auch in unserem Land nichts kaufen

Nun erweist es sich auch als Fehler dass in der Bundesrepublik eine Vielzahl von Krankenhaumlusern geschlossen worden sind Auch hier in unserem Land wurde uumlber die Schlieszligung ein-zelner Stationen und Krankenhaumluser noch vor zwei Monaten gesprochen so zum Beispiel Wolgast und Crivitz

Ploumltzlich koumlnnen nun doch Grenzkontrollen durchgefuumlhrt werden Die Bundesrepublik besinnt sich ihrer Souveraumlnitaumlt und verlaumlsst sich nicht allein auf Bruumlssel Gleichwohl zeigt das dass nationalstaatliches Handeln auch solidarisch mit Italien moumlglich ist Als mahnende Beispiele seien hier Russland und China genommen

Dieser gemeinsame Antrag aller Fraktionen beweist dass es moumlglich ist jenseits der politischen Lager gemeinsam fuumlr die Interessen unseres Landes und unserer Landsleute einzuste-hen

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Lassen Sie uns diese Krise gemeinsam durchstehen Zu dieser Gemeinsamkeit gehoumlrt auch die konstruktive Debatte uumlber die richtigen Loumlsungen ndash Vielen Dank und bleiben Sie alle gesund

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Wie bei allen Fraktionen nahm auch bei der SPD-Fraktion nur ein Teil der Abgeordneten an der Sitzung teil

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Aumlltere chronisch Kranke Verwandte Bekannte und Freunde es geht um Menschenleben Klar ist fuumlr mich auch wir duumlr-fen uns nicht daran gewoumlhnen denn es koumlnnen nur Maszlig-nahmen auf Zeit sein da es tiefe Eingriffe in die Grundrechte unserer Gesellschaft sind

Meine sehr geehrten Damen und Herren ich bin der Oppo-sition dankbar dass der heutige Landtag in dieser verklei-nerten Form stattfindet Die parlamentarische Demokratie lebt im Normalfall vom konstruktiven Streit Dass dieser in Krisenzeiten etwas zuruumlcktritt begruumlszlige ich ausdruumlcklich Dass alle an einem Strang ziehen ist in dieser Situation rich-tig und die parteiuumlbergreifende gemeinsame Entschlieszligung ist in der Krise ein starkes Signal an die Buumlrger unseres Landes

Meine sehr geehrten Damen und Herren die zweite Vorbe-merkung die ich machen moumlchte betrifft diejenigen die momentan den Karren ziehen und den Laden buchstaumlblich am Laufen halten So wichtig ich die Bleibe-zu-Haus-Aufrufe finde es ist mindestens ebenso erwaumlhnenswert dass die Arbeitsleistung fuumlr einen Groszligteil der Arbeitnehmer nicht etwa gesunken sondern gestiegen ist Das sind all diejeni-gen die in den Krankenhaumlusern und in den Arztpraxen fuumlr unsere Gesundheit sorgen es sind aber auch die Menschen die im Einzelhandel und in den Apotheken arbeiten in der Landwirtschaft in der Logistik im Transportwesen oder als Post- und Paketzusteller in Tankstellen und als Reinigungs-kraumlfte die Landes- und die Bundespolizei die Bundeswehr und viele weitere mehr Sie alle sorgen dafuumlr dass unser Le-ben einigermaszligen weitergeht Ihnen allen einen herzlichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Deshalb begruumlszlige ich auszligerordentlich dass der Bundesfi-nanzminister am Montag die Moumlglichkeit geschaffen hat dass die sogenannten Corona-Praumlmien bis 1500 Euro steu-erfrei bleiben Warme Worte sind genug gewechselt Ar-beitgeber sollen mit gutem Beispiel vorangehen und die Leistungen der eigentlichen Helden der Krise auch mit einer entsprechenden Praumlmie wuumlrdigen Das gilt selbstverstaumlnd-lich auch fuumlr den Bereich der Landesregierung

Ich will es auch nicht versaumlumen mich an dieser Stelle bei den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Landesfoumlrder-institutes zu bedanken Ich habe mich selbst davon uumlber-zeugt dass mit groszligem Elan und mit einer Selbstverstaumlnd-lichkeit auch am Wochenende gearbeitet wird damit das Geld fuumlr die Antraumlge auf Soforthilfe schnellstmoumlglich aus-gezahlt werden kann damit unsere heimische Wirtschaft durch die Krise kommt und die Menschen nicht arbeitslos werden Herzlichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Beim Stichwort bdquoSoforthilfenldquo bin ich im wahrsten Sinne des Wortes mittendrin im Nachtragshaushalt Kern des Nach-

Torsten Renz CDU

bdquoUnser MV-Schutzfonds dient zu Recht vordergruumlndig dazu die Wirtschaft durch die Krise zu begleitenldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren Heute vor vier Wochen am 2 Maumlrz war auf der Titelseite der bdquoSchweriner Volkszeitungldquo ein Bericht uumlber Lea Sophie Friedrich aus Dassow Sie war Weltmeisterin im Bahn-radfahren geworden Auf der Titelseite des bdquoNordkuriersldquo war ein Artikel uumlber Eilantraumlge gegen die Masernimpfpflicht Und im bdquoNordmagazinldquo lief einen Tag spaumlter ein Bericht in dem es um steigende Uumlbernachtungszahlen in Jugend-herbergen ging Ich weiszlig nicht wie es Ihnen geht fuumlr mich klingen solche Berichte wie aus einem anderen Land wie aus einer anderen Zeit ndash und sie sind keine vier Wochen her

Ab dem 1603 ging es dann Schlag auf Schlag Kitas Schu-len Geschaumlfte Gaststaumltten wurden geschlossen Kontaktein-schraumlnkungen angeordnet ndash harte Maszlignahmen Heute hat jeder von uns Verwandte Nachbarn oder Bekannte die sich in Quarantaumlne befinden moumlglicherweise positiv getestet wurden oder von der Kurzarbeit betroffen sind Die Sorge um die Gesundheit der Liebsten und Existenzaumlngste stehen auf der Tagesordnung

In dieser Situation bin ich besonders froh dass wir in Deutschland ein funktionierendes Gesundheitssystem und einen handlungsfaumlhigen Staat vorfinden So wichtig dieser Nachtragshaushalt auch ist moumlchte ich als Erstes feststellen die Maszlignahmen der Bundesregierung und der Landesre-gierung zur Eindaumlmmung der Pandemie sind richtig und uneingeschraumlnkt notwendig Insbesondere die Kontaktbe-schraumlnkungen bis zum 1904 sind unumgaumlnglich um Situ-ationen wie in Italien Spanien oder in den USA unserer Be-voumllkerung zu ersparen Deshalb auch mein Appell an dieser Stelle Seien Sie solidarisch denn es geht insbesondere um

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tragshaushaltes ist der MV-Schutzfonds mit einem Volumen von insgesamt 11 Milliarden Euro Davon werden 700 Millio-nen durch eine Nettokreditaufnahme gedeckt zudem wird der Buumlrgschaftsrahmen zusaumltzlich um 400 Millionen erwei-tert Ein erwarteter Einnahmeruumlckgang von 1 Milliarde Euro muss ebenfalls gestemmt werden eine gigantische Aufga-be die unser Land meistern will und meistern muss Dazu nutzen wir unter anderem Ruumlcklagen die wir durch solide Haushaltspolitik aufgebaut haben

Die Maszlignahmen im Einzelnen liegen Ihnen vor und sind in-soweit bekannt Deshalb moumlchte ich nur auf die verlorenen Zuschuumlsse also die Zuschuumlsse die nicht zuruumlckgezahlt wer-den muumlssen fuumlr Firmen bis 100 Mitarbeiter in Houmlhe von uumlber 160 Millionen Euro verweisen Was wir in diesem Bereich leis-ten kann sich deutschlandweit sehen lassen Ausdruumlcklich moumlchte ich betonen dass fuumlr Firmen bis zehn Arbeitnehmer das Geld durch den Bund bereitgestellt wird und somit eine hervorragende Verzahnung mit Landesgeldern stattfindet

Meine sehr geehrten Damen und Herren der MV-Schutz-fonds ist inhaltlich sehr breit aufgestellt und versucht moumlglichst viele Lebensbereiche abzudecken Fuumlr unser an Einwohnern kleines Bundesland ist das eine riesige Kraft-anstrengung und trotzdem bin ich uumlberzeugt dass dieser wichtige Schritt notwendig und machbar ist um uns uumlber diese schwere Zeit zu tragen Trotzdem gilt wenn es nicht reicht es Schwachstellen gibt muumlssen wir nachsteuern

Meine sehr geehrten Damen und Herren unser MV-Schutz-fonds dient zu Recht vordergruumlndig dazu die Wirtschaft durch die Krise zu begleiten aber wir muumlssen auch zeitnah gemeinsam mit der kommunalen Ebene uumlber Unterstuumlt-zungsmaszlignahmen sprechen damit das Leben vor Ort nicht zum Stillstand kommt Dabei gilt es rechtliche und finanzi-elle Fragen im Sinne der Handlungsfaumlhigkeit der Kommunen zu diskutieren und Loumlsungen zu finden

(Beifall vonseiten der Fraktion der CDU)

Und damit moumlchte ich zum letzten Aspekt kommen Das Virus hat uns schmerzlich vor Augen gefuumlhrt dass unsere arbeitsteilige globalisierte Wirtschaft zwar fuumlr Wachstum und Wohlstand sorgt zugleich ist sie aber auch anfaumlllig ndash an-faumlllig fuumlr Viren denen Staatsgrenzen egal sind und anfaumlllig fuumlr wirtschaftliche Stoumlrungen Ich bin fest davon uumlberzeugt dass die Corona-Krise kurz- und mittelfristig Auswirkungen fuumlr unser gesellschaftliches Zusammenleben fuumlr die Wirt-schaft und das Bankensystem haben wird die keiner zurzeit serioumls einschaumltzen kann Neben den Herausforderungen der Digitalisierung der Demografie oder des Klimawandels wer-den wir uns in Deutschland nach der Krise mit unbequemen Wahrheiten auseinandersetzen muumlssen

Erstens Guumlter wie Arzneimittel Schutzausruumlstung und me-dizinische Geraumltschaften in nennenswerten Groumlszligenord-nungen muumlssen wir wieder selbst herstellen im Zweifel auch subventioniert

Zweitens Industriebetriebe sollen kuumlnftig in kuumlrzester Zeit in der Lage sein auf die Herstellung benoumltigter Guumlter umzu-schalten Ich kann es nicht akzeptieren dass wir in Deutsch-land die besten Autos der Welt herstellen es aber nicht kurz-fristig hinbekommen medizinisch benoumltigte Schutzmasken zu fertigen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Und drittens Wir brauchen zentral eingelagerte Reserven organisiert vom Bund und damit meine ich nicht Toiletten-papier oder Nudeln sondern medizinisches Geraumlt und ent-sprechende Ausruumlstung

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Meine sehr geehrten Damen und Herren Maybrit Illner fragte am Wochenende ob in der jetzigen Zeit ein Nach-denken ohne zu sprechen geht Klar ist fuumlr mich dass bis zum 1904 eine strikte Kontaktbeschraumlnkung bestehen muss Bis dahin muss auch nicht jeder Politiker sich taumlglich mit Vorschlaumlgen uumlberbieten und dadurch die Bevoumllkerung verunsichern Klar ist fuumlr mich aber auch dass flaumlchende-ckende Tests dazu beitragen muumlssen das Wirtschaftsleben wieder strukturiert hochzufahren

Unseren Buumlrgerinnen und Buumlrgern unseres Landes moumlch-te ich fuumlr die CDU-Fraktion versichern wir sind uns unserer groszligen Verantwortung bezogen auf Gesundheits- und Exis-tenzfragen bewusst wir brauchen aber auch Ihr Verstaumlndnis Ihre Unterstuumltzung damit wir gemeinsam die Krise meis-tern Deshalb werden wir weiterhin Expertenrat einholen analysieren abwaumlgen und fortlaufend unsere Maszlignahmen auf den Pruumlfstand stellen aber am Ende muumlssen und wer-den wir entscheiden Mit diesem Ausblick hoffe ich dass wir uns in diesem Parlament sehr bald in gewohnter Zusam-mensetzung wiedersehen ndash Herzlichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

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Gesundheit darf keine Ware sein Und das Ringen um ein gutes Gesundheitssystem um gute Arbeit um ein besseres Leben fuumlr alle Menschen darf niemals leichtfertig vom Tisch gewischt werden denn genau jetzt sehen wir ja wie wich-tig wie uumlberlebenswichtig diese Menschen fuumlr unser Land sind Jetzt spuumlren wir dass es in dieser Krise nicht auf die Groszligkonzerne nicht auf die Banken und nicht auf die Versi-cherungen ankommt In dieser Krise kommt es auf die Mit-arbeitenden der Stadtreinigung auf die Krankenschwester und auf die Verkaumluferin an Wir brauchen die Landwirte die Kassiererin die Kurier- und die Lkw-Fahrer auf den Straszligen unseres Landes

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Und wir brauchen die Eltern die derzeit neben ihrer Arbeit im Betrieb oder im Homeoffice einen Zweitjob brillant er-ledigen denn ihr Zuhause ist gleichzeitig noch die Schule Ihnen allen danken wir stellvertretend fuumlr alle Frauen und Maumlnner die fuumlr uns da sind und die dafuumlr sorgen dass unser Zusammenleben eben nicht auseinanderbricht

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren eigentlich sind Haushalts-beratungen Zuumlndstoff zwischen den Fraktionen Sie sind ein Schlagabtausch im Streit um die besten Vorschlaumlge die un-terschiedlichsten Schwerpunktsetzungen und die kluumlgsten Ideen aber oft auch um das Rechthaben der Mehrheit und das Unrechthaben der Minderheit

(Heiterkeit und Zuruf von Jochen Schulte SPD)

Und auch das ist heute anders denn diese 11 Milliarden Euro uumlber die wir heute entscheiden das sind Hilfen sogar Uumlberlebenshilfen fuumlr Kuumlnstlerinnen und Kuumlnstler fuumlr Selbst-staumlndige und Arbeitnehmer fuumlr Kleinst- Klein- und mittel-staumlndische Unternehmen aber auch fuumlr groszlige Firmen fuumlr Vereine und Verbaumlnde fuumlr Krankenhaumluser fuumlr unsere Wirt-schaft fuumlr den Tourismus fuumlr unsere Familien Und heute ist es eben klein Schlagabtausch heute ist es kein Wettbewerb heute ist sich meine Fraktion mit der Koalition einig Heute handeln wir gemeinsam denn wir bringen gemeinsam die-sen Nachtragshaushalt auf den Weg fuumlr uns alle fuumlr unser Land fuumlr unser Leben

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

denn der Friseurladen um die Ecke oder die kleine Kneipe auch der Malerbetrieb und und und ndash ganz ganz viele Betriebe ringen gerade um ihre Existenz Ihnen steht das Wasser bis zum Hals Und es gibt mehr als tausend Gruumlnde warum dieser Schutzschirm unumgaumlnglich ist Jetzt kann es naumlmlich nur darum gehen sofort zu handeln damit das Geld sofort bei der Frisoumlrin dem Maler oder bei der Kellnerin ankommt Es darf kein Zoumlgern kein Aber und auch kein Viel-leicht geben es kann nur ein Ja ein Sofort sein um Massen-

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Simone Oldenburg DIE LINKE

bdquoHeute handeln wir gemeinsam denn wir bringen gemeinsam diesen Nachtragshaushalt auf den Wegldquo

Frau Praumlsidentin Sehr geehrte Damen und Herren Ver-schwunden sind der Alltag und die Selbstverstaumlndlichkeit Vorbei sind das gewohnte Zusammenleben und die Norma-litaumlt in der Familie oder auf der Arbeit Erledigt hat sich auch die Vorfreude auf den Osterurlaub Ungewiss der morgige Tag die kommende Woche die naumlchsten Monate Die Welt unser Leben ist aus den Fugen geraten

In Mecklenburg-Vorpommern ist es das Leben von 16 Millio-nen Menschen das uumlber Nacht ein anderes wurde das jetzt komplett auf dem Kopf steht So mutig und optimistisch die Frauen Maumlnner Kinder und Jugendlichen in unserem Land bis vor drei Wochen waren so aumlngstlich und sorgenvoll sind sie heute Und es ist unsere Pflicht uns darum zu kuumlmmern dass ihre Aumlngste kleiner werden ihre Sorgen ernst genom-men werden und sie sich darauf verlassen koumlnnen dass wir an ihrer Seite stehen und sie nicht alleinelassen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren wie oft haben wir hier uumlber gleiche Loumlhne fuumlr gleichwertige Arbeit gestritten oder fuumlr gleiche Lebensverhaumlltnisse oder fuumlr mehr Pflegeperso-nal Wie oft haben wir daruumlber diskutiert dass Stationen in Krankenhaumlusern nicht geschlossen werden duumlrfen weil sich Gesundheit eben nicht rechnen darf sondern jeder gesund werden muss egal was er verdient und egal was seine Be-handlung kostet

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

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entlassungen Pleiten und Existenzverluste zu verhindern

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Und gerade diese kleinen Vereine die der soziale Kitt fuumlr un-ser Zusammenleben sind oder die Schullandheime die der-zeit keine Gaumlste aber Ausgaben haben die Bildungstraumlger die keine Maszlignahmen bekommen aber die Miete und die Gehaumllter zahlen muumlssen die aufsuchende Familienhilfe die Tafeln die Kleiderkammern und Moumlbelboumlrsen die ambu-lante Tagespflege der Verbraucherschutz die Fluumlchtlingshil-fe sie alle brauchen wir nach der Krise mehr als je zuvor und sie alle duumlrfen nicht in Gefahr geraten Fuumlr sie brauchen wir auch einen Schutzschirm

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Und genau fuumlr sie und fuumlr viele viele andere mehr beantragt meine Fraktion einen Sozialfonds in Houmlhe von 20 Millionen Euro

Und auch die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die in den kommenden Monaten vom Kurzarbeitergeld leben muumlssen duumlrfen wir nicht im Regen stehen lassen 60 Prozent von einem Durchschnittslohn das sind in Mecklenburg-Vorpommern netto circa 1100 Euro Die reichen hinten und vorne nicht um die laufenden Kosten zu decken und die naumlchsten Monate ein gutes oder sogar ein sicheres Leben zu fuumlhren Deshalb moumlchten wir gemeinsam eine Entschlie-

Auf ein Speisenangebot wurde verzichtet Foto Uwe Sinnecker

szligung verabschieden die die Landesregierung auffordert sich bei der Bundesregierung dafuumlr starkzumachen dass das Kurzarbeitergeld auf mindestens 80 Prozent angehoben wird

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren allein mit Applaus und mit dem taumlglichen Dank werden wir nicht aus der Krise kommen Um unser Leben wieder halbwegs normal werden zu lassen sofern es uumlberhaupt moumlglich ist um wieder lieb gewon-nene alltaumlgliche Momente zu genieszligen um Gewissheit fuumlr den morgigen Tag die kommende Woche und die naumlchsten Monate zu haben um unser Leben also wieder in die Fugen zu bringen deshalb braucht es diesen Schutzschirm und deshalb braucht es unser Zusammengehen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD DIE LINKE und Sebastian Ehlers CDU)

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Einen dritten Dank moumlchte ich aussprechen und der Dank geht an die Fraktionen hier im Haus Wir haben gemeinsam eine Entschlieszligung auf den Weg gebracht wir haben ge-meinsam die Positionen zusammengefuumlhrt wir haben ge-meinsam gezeigt dass es in dieser Situation um das Land geht und nicht darum wer ist Opposition und wer ist Re-gierung Ich glaube das ist ein wichtiges das ist ein starkes Signal was wir von hier vom Landtag Mecklenburg-Vor-pommern raus ins Land senden und es ist ein notwendiges Signal Insofern auch an Sie alle ein herzliches Dankeschoumln

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Meine Damen und Herren niemand von uns haumltte sich vor einigen Monaten vorstellen koumlnnen ndash das haben meine Vor-redner ja auch gesagt ndash in welcher Situation wir hier heute sind Diese Situation hat ganz viele Facetten Da gibt es den Bereich der Gesundheit die Versorgung der Bevoumllkerung ndash die das will ich ausdruumlcklich sagen gesichert ist ndash die Betreuung und auch die Unterrichtung unserer Kinder die zum Teil zu Hause stattfindet mit all den Schwierigkeiten die Aufrechterhaltung der Infrastruktur und nicht zuletzt die schwierige Situation unserer Wirtschaft

Vor diesem Hintergrund sichere ich zu dass wir alles tun werden dass sich das Leben in unserem Land nach der Corona-Pandemie moumlglichst schnell wieder normalisieren kann Dazu gehoumlrt natuumlrlich selbstverstaumlndlich auch dass all die Einschraumlnkungen die wir an Grundrechten momentan haben ndash und das sind mir wichtige Dinge ndash dass all diese Einschraumlnkungen nach dieser Pandemie am Ende auch auf-gehoben werden dass die Grundrechte auch wieder voll-umfaumlnglich in unserem Land gelten werden

(Beifall Dr Ralph Weber AfD)

Jetzt allerdings meine Damen und Herren gilt es den Ge-sundheitsschutz ganz obenan zu stellen Jetzt ist die Zeit Abstand zu halten und es ist die Zeit in der wir hier im Par-lament Handlungsfaumlhigkeit zeigen muumlssen

Meine Damen und Herren wir schnuumlren mit dem Nach-tragshaushalt das groumlszligte Hilfspaket in der Geschichte un-seres Landes Wir schnuumlren das weil das notwendig ist Und ich sage ausdruumlcklich wir tun das was notwendig ist Meine Fraktion ist stolz darauf dass wir es als eines der wenigen Laumlnder geschafft haben in den letzten 13 Jahren keine neu-en Schulden zu machen Mehr noch meine Damen und Herren wir haben durch solides Wirtschaften geschafft in den vergangenen 13 Jahren 15 Milliarden Euro an Schulden zu tilgen und Ruumlcklagen zu bilden Und meine Damen und Herren das war kein Selbstzweck was wir da gemacht ha-ben Das war das was man keynesianistische oder antizy-klische Haushaltspolitik nennt in guten Zeiten Schulden zu reduzieren in wirtschaftlich schwierigen Zeiten in schwie-rigen Zeiten eben zu investieren Und meine Damen und Herren diese schwierigen Zeiten sind jetzt und wir investie-ren jetzt und das ist auch richtig so

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Thomas Kruumlger SPD

bdquoDiese schwierigen Zeiten sind jetzt und wir investieren jetzt und das ist auch richtig soldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren Auch ich moumlchte mich bei all den Menschen bedanken die da drauszligen momentan unsere Gesellschaft am Laufen halten Ich habe in den Nachrichten gehoumlrt sie waumlren die Helden des Alltags Ich wuumlrde das unterstreichen wollen All die die auf ihrem Posten momentan sitzen und taumlglich ihren Job erledigen und dafuumlr sorgen dass unsere Gesellschaft weiter rundlaumluft sind die Helden des Alltags und ich moumlchte mich ganz herzlich auch namens meiner Fraktion bei ihnen bedanken

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Meine Damen und Herren einen zweiten Dank moumlchte ich richten an die Ministerpraumlsidentin an die Ministerinnen und Minister an die Staatssekretaumlre den Parlamentarischen Staatssekretaumlr und die Teams die da im Hintergrund arbei-ten Herr Renz und ich erleben das gewohnte Regierungs-geschaumlft am Dienstag in den Kabinettssitzungen Dieses gewohnte Regierungsgeschaumlft gibt es momentan nicht die Regierung hat umgeschaltet auf Krisenmodus Es gibt fast taumlglich telefonische Zusammenkuumlnfte und es wird in stun-denlangen Sitzungen telefonisch beraten wie die Dinge fuumlr Mecklenburg-Vorpommern geregelt werden koumlnnen wie geregelt werden kann dass das was wir an Krise momen-tan erleben auch in vernuumlnftige Bahnen gelenkt wird und da leistet jede Einzelne und jeder Einzelne einen ganz tol-len Job Und vor dem Hintergrund auch hier ein herzliches Dankeschoumln Frau Ministerpraumlsidentin und an das Team das dahintersteht

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

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(Beifall vonseiten der Fraktion der SPD)

Wir haben bereits mit dem Haushalt 20202021 einen Inves-titionshaushalt vorgelegt denn die konjunkturellen dunklen Wolken waren am Himmel seinerzeit ja auch schon zu erken-nen Dieser Haushalt 20202021 hat ein Investitionsvolumen in Houmlhe von 17 Milliarden Euro Damals wusste noch niemand was mit der Corona-Krise auf uns zukommt Nun da Schaumlden fuumlr die Gesellschaft und Wirtschaft drohen steuern wir ge-gen Wir steuern gegen mit einem Schutzfonds in Houmlhe von 11 Milliarden Euro

Um diese Summe stemmen zu koumlnnen ist es notwendig die Schuldenbremse auszusetzen und das ist angesichts der Auf-gaben die vor uns liegen auch richtig Wir werden am Kapi-talmarkt 700 Millionen Euro aufnehmen Mir ist wichtig zu be-tonen meine Damen und Herren wir nehmen das Geld auf um eine Krisensituation zu bewaumlltigen heiszligt wir nehmen das Geld nicht auf weil wir uumlber unsere Verhaumlltnisse wirtschaften in Mecklenburg-Vorpommern Das ist ein Unterschied und mir ist wichtig diesen Unterschied auch zu betonen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU)

Wir organisieren damit dass Wirtschaft und Gesellschaft wei-ter vorankommen koumlnnen und durch die Krise kommen koumln-nen

Meine Damen und Herren was uns jetzt auch zugutekommt ist dass wir in der Vergangenheit Ruumlcklagen gebildet haben Haumltten wir das nicht getan haumltten wir aus dem Vollen ge-schoumlpft ndash wie uns hin und wieder auch geraten worden ist auch hier im Haus ndash waumlre die Situation deutlich schwieriger

Meine Damen und Herren mir sind in den vergangenen Ta-gen Menschen begegnet die groszlige Angst hatten die nicht nur groszlige Angst hatten vor dem was das Virus fuumlr sie per-soumlnlich bedeutet gesundheitlich sondern die wirtschaftlich auch groszlige Angst hatten Und mir sind dabei Menschen begegnet die Angst davor hatten dass wir in eine Situation wie in den 90er-Jahren rutschen mit einer groszligen Massenar-beitslosigkeit Deswegen will ich ganz klar sagen es gibt hier Unterschiede Dieses Land ist heute besser aufgestellt wir ha-ben heute eine solide finanzielle Grundlage und dieses Land hat vor allem eine wirtschaftlich solide Basis gefunden All das war in der Hochphase der Massenarbeitslosigkeit eben nicht vorhanden Das ist heute aber vorhanden

Niemand kann heute versprechen dass jedes Unternehmen und dass jeder Arbeitsplatz erhalten bleibt aber anders als den 90er-Jahren sind wir heute in der Lage mit geeigneten Instrumenten zu helfen und anders als in den 90er-Jahren brauchen die Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern nach den derzeitigen Einschraumlnkungen dann auch wieder jede Arbeitskraft Deshalb bin ich mir sicher dass wir auch diese Krise gemanagt bekommen

Meine Damen und Herren ich vermute mal ich bin hier der letzte Redner und ich moumlchte als letzter Redner an die Buumlr-gerinnen und Buumlrger unseres Landes appellieren Meine Da-men und Herren bitte halten Sie die notwendigen Einschraumln-kungen ein Nehmen Sie bitte die aufgestellten Regeln ernst vermeiden Sie persoumlnliche Kontakte zu Mitmenschen wo immer es geht Schuumltzen Sie sich schuumltzen Sie Ihre Lieben schuumltzen Sie Ihre Nachbarn und Freunde Uns als politischen Verantwortungstraumlgern ist klar dass fuumlr jede und jeden diese Wochen die wir erleben sehr schwierige Wochen sind aber je disziplinierter wir alle handeln umso weniger Menschen werden infiziert umso weniger Menschen werden im Kran-kenhaus sein umso weniger Menschen werden am Ende die-ser Erkrankung erliegen Deshalb lassen Sie uns gemeinsam Verantwortung tragen ndash Besten Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Die vollstaumlndigen Redebeitraumlge finden Sie im Plenarprotokoll unter wwwlandtag-mvdeparlamentsdokumentehtmlAuf dem YouTube-Kanal des Landtages gibt es die Plenar-sitzungen auch als Video unter wwwlandtag-mvde

Auch auf den Besuchertribuumlnen wurden aufgrund der Abstandsregelungen viele Plaumltze gesperrt Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

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Klar gegen RechtsextremismusSPD CDU und LINKE stellen gemeinsamen Antrag

Kurzinterventionen Ordnungsrufe und persoumlnliche Erklaumlrungen ndash in der De-batte zu Tagesordnungspunkt 15 ging es 90 Minuten lang hoch her Drei Wo-chen nach dem rassistischen Anschlag in Hanau bei dem ein deutscher Mann am 19 Februar neun Menschen mit Migrationshintergrund seine Mutter und sich selbst getoumltet hatte haben SPD CDU und Linke mit einem gemeinsamen Antrag erneut Stellung gegen Rechtsextremismus und Rassismus bezogen Der AfD warfen sie vor eine Mitverantwortung an Taten wie diesen zu tragen Das wiesen deren Redner entschieden zuruumlck Per Aumlnderungsantrag wollten sie in das Bekenntnis explizit auch andere Formen von Extremismus einbezogen wis-sen Kurz vor der Debatte war bekannt geworden dass der Verfassungsschutz die von AfD-Mitgliedern gegruumlndete Gruppierung bdquoDer Fluumlgelldquo als rechtsextre-mistisch eingestuft hat

bdquoJede Verbreitung von Hass und Unwahr-heiten die Gift fuumlr unser Zusammenle-ben sind lehnen wir strikt abldquo unterstrich Julian Barlen (SPD) Entschlossen gegen jede Form von Menschenfeindlichkeit einzutreten bedeute auch jene beim Namen zu nennen die Menschenfeind-lichkeit gezielt schuumlrten Die AfD setze auf Spaltung attackiere Moral und Werte und mache ganze Bevoumllkerungsgrup-pen veraumlchtlich bdquoEine Kooperation mit der AfD ist fuumlr uns daher undenkbarldquo

bdquoWorte sind Waffen und koumlnnen das gesellschaftliche Leben vergiftenldquo sag-te Innenminister Lorenz Caffier Wer rechtsextremistisches und rassistisches Gequatsche als alternative Meinung ab-tue trage eine Mitverantwortung dafuumlr bdquowenn dieses Gequatsche Gehoumlr findet

und anschlieszligend Taten folgenldquo bdquoWir muumlssen zum Wohle unseres Landes auf-houmlren mit diesem Mist Erst dann meine Herren von der AfD duumlrfen Sie im Um-kehrschluss von uns erwarten dass wir aufhoumlren uns von Ihnen zu distanzierenldquo

bdquoHanau ist nicht die AfDldquo widersprach deren Fraktionsvorsitzender Nikolaus Kramer bdquoMeine Partei lehnt Gewalt und jede Form extremistischen Handelns abldquo Fuumlr eine tiefgruumlndigere Debatte uumlber Ursachen extremistischer Gewalt forderte er erneut ein Expertengespraumlch uumlber Radikalisierung und Terrorismus bdquoNehmen Sie unsere ausgestreckte Hand zur Staumlrkung unserer Demokratie Dann werden wir wirksam den Hass in diesem Land bekaumlmpfen koumlnnenldquo

bdquoWir erleben in den letzten Jahren eine zusehends entgrenzende politische Debatte Eine Debatte die mit dem la-pidaren Das wird man ja wohl noch sagen duumlrfenrsquo beginnt und mit hand-festen Morddrohungen endetldquo fuumlhrte Ann Christin von Allwoumlrden (CDU) an Die Verbrechen in Kassel Halle und Ha-nau machten einmal mehr deutlich bdquoErst kommt der Gedanke dann kommt der Vorsatz dann kommt die Tatldquo

bdquoNoch nie war unser aufrichtiges Auf-treten gegen Antisemitismus Rassismus und Rechtsextremismus so wichtig wie heuteldquo hob Simone Oldenburg (Frak-tionsvorsitzende DIE LINKE) hervor bdquoWir werden nicht zulassen dass sich im Jahr 2020 ein 33 einschleichtldquo Sie warf der AfD vor mit vielen Aumluszligerungen geistige Brandstiftung zu betreiben bdquoMit einer Partei die Faschisten in ihren Reihen hat werden wir niemals zusammenarbeitenldquo

Holger Arppe (fraktionslos) bezeichnete den Antrag als bdquoFarceldquo Er warf SPD CDU und Linken vor das Thema zu instrumen-talisieren um gegen die AfD zu polemi-sieren

Der interfraktionelle Antrag wurde von den Stimmen von SPD CDU und DIE LINKE angenommen Die AfD stimmte in Teilen dagegen Einige AfD-Mitglieder entschieden sich nicht mit abzustim-men Der Aumlnderungsantrag der AfD wur-de abgelehntAntrag SPD CDU und DIE LINKE Drs 74748Aumlnderungsantrag AfD Drs 74786

Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

16 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Julian Barlen SPD

bdquoUnsere Demokratie braucht eine starke Basisldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren wir gedenken der Toten und der Verletzten des rassistischen Mordanschlages von Hanau Hass toumltet ndash daran kann kein Zweifel bestehen

Allen [hellip] die durch rassistische Gewalt die durch politische Gewalt getoumltet und verletzt wurden allen die Angehoumlrige und ihnen nahestehende Menschen verloren haben ih-nen gilt unser ehrendes Andenken und unsere aufrichtige Anteilnahme Wir sind auch als Landtag Mecklenburg-Vor-pommern geeint in Trauer und wir sind gewillt gemeinsam gegenzuhalten

Wir werden gegenhalten durch eine entschlossene Verteidi-gung unserer freiheitlich-demokratischen und solidarischen Grundwerte ndash Werte [hellip] die ein friedliches Miteinander in unserer Gesellschaft uumlberhaupt erst moumlglich machen Ge-meinsam stehen wir mit all unseren Verbuumlndeten in der Zi-vilgesellschaft Seite an Seite gegen Terror gegen Rassismus gegen Antisemitismus gegen Menschenfeindlichkeit und Gewalt Alle Menschen [hellip] die von Rassismus von Hass und von Hetze bedroht sind die koumlnnen sich auf die Solidaritaumlt des Landtages Mecklenburg-Vorpommern von der SPD von der CDU und von den LINKEN verlassen [hellip]

Opferschutz und auch die Opferberatungen muumlssen neben den bereits bestehenden hervorragenden zivilgesellschaft-lichen Angeboten auch staatlicherseits gestaumlrkt werden Eingeschuumlchterte und bedrohte Frauen und Maumlnner die sich fuumlr unser friedliches Zusammenleben engagieren muumls-sen das gute Gefuumlhl haben von einer ganz groszligen Mehrheit ihrer Mitmenschen und auch vom Staat geschuumltzt gestuumltzt und getragen zu werden

[hellip] Jede Verbreitung von Hass von Unwahrheiten die Gift fuumlr unser Zusammenleben sind lehnen wir strikt ab Wir ver-urteilen sie als das was sie sind ndash sie sind Quelle und Kata-

Foto Uwe Sinnecker

lysator fuumlr Rassismus und fuumlr Gewalttaten gegen friedliche Mitmenschen von uns Kassel Hanau Halle ndash wir alle ver-binden mit diesen drei Staumldtenamen heute hier im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern gezielte Angriffe auf unser friedliches Zusammenleben Entschlossen und uumlberall ge-gen jede Form von gruppenbezogener Menschenfeindlich-keit einzutreten meine Damen und Herren heiszligt definitiv auch jene beim Namen zu nennen die Menschenfeindlich-keit gezielt schuumlren um daraus eigenes politisches Kapital zu schlagen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

[hellip] die AfD setzt auf Spaltung die AfD attackiert Moral und Werte die AfD macht ganze Bevoumllkerungsgruppen veraumlcht-lich die AfD argumentiert rassistisch die AfD verbreitet Ver-schwoumlrungstheorien Das alles verstoumlszligt gegen ganz grund-legende Spielregeln eines demokratischen Miteinanders

(Beifall vonseiten der Fraktionender SPD CDU und DIE LINKE)

Das alles dient einzig und allein dazu den gesellschaftlichen Frieden Stuumlck fuumlr Stuumlck zu zersetzen und aufzuloumlsen Die Entgrenzung unseres gesellschaftlichen Diskurses ist das ei-gentliche Ziel das verfolgt wird und dagegen [hellip] muumlssen wir uns wehren und das tun wir auch Das tun wir heute und alle Tage

Und dazu [hellip] passt auch die Eilmeldung des heutigen Morgens [hellip] Demnach solle der von AfD-Mitgliedern ge-gruumlndete bdquoFluumlgelldquo fuumlr den Verfassungsschutz nun offiziell zu einem Beobachtungsfall werden [hellip]

Wenn wir meine Damen und Herren diesem rechtsextre-men bdquoFluumlgelldquo der AfD selbigen stutzen wollen dann haben wir alle Haumlnde voll zu tun Alleine beim letzten Treffen des bdquoFluumlgelsldquo in Binz

(Zuruf von Dr Ralph Weber AfD)

zu dem unter anderem auch MdL Professor Weber einge-laden hat ndash zumindest hat er auf Facebook eine entspre-chende Kachel gepostet ndash wurden neben vielen anderen auch zahlreiche hier anwesende Abgeordnete gesehen an-gefangen beim Ex-Abgeordneten der AfD Arppe bei den beiden MdL Jess und Grimm uumlber den stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Obereiner daruumlber hinaus Komning von der AfD im Bundestag bis hin zum Fraktionschef der AfD houmlchstselbst Nikolaus Kramer

[hellip] Wir haben es hier [hellip] mit einer AfD-Fraktion zu tun in der die Sympathien fuumlr diese rechtsextremen Bestrebungen tatsaumlchlich nicht nur in der Mitte sondern direkt an der Spit-ze angesiedelt sind

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

17 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Foto Uwe Sinnecker

Was geschehen kann [hellip] wenn die Demokratinnen und Demokraten einfach zu schwach sind sich stabil und un-nachgiebig gegen derlei Tendenzen zu wehren das hat das Ende der Weimarer Republik gezeigt Eine Kooperation mit der AfD ist fuumlr uns daher undenkbar ausgeschlossen Glei-ches erwarten wir von unseren Kooperationspartnern inner- und auszligerhalb des Parlamentes Wir duumlrfen diese Art der demokratiefeindlichen Politik nicht akzeptieren

(Zuruf von Jens-Holger Schneider AfD)

[hellip] was ich zur AfD gesagt habe ist wichtig aber laumlngst nicht alles was nach Kassel Halle und Hanau gegen Rassis-mus gegen Antisemitismus gegen Menschenfeindlichkeit und Gewalt passieren muss Seitens des Staates muss ent-schlossen und noch entschlossener gegen die Feinde un-serer freiheitlich-demokratischen Grundordnung vorgegan-gen werden durch einen allerhoumlchsten Verfolgungsdruck zur Kontrolle zur Zuruumlckdraumlngung zur Zerschlagung aller Neonazistrukturen hier im Land durch die komplette und unmittelbare Entwaffnung aller Gefaumlhrder durch einen rigo-rosen Umgang mit Verschwoumlrungen wie bdquoNordkreuzldquo und die schonungslose Aufklaumlrung aller Beteiligten Das ist eine repressive Seite auf die eine wehrhafte Demokratie sich im-mer berufen koumlnnen muss

[hellip] auf der anderen Seite gilt es selbstverstaumlndlich den Antirassismus zu befoumlrdern Menschen starkzumachen die Demokratie aktiv zu leben und unsere Strukturen nachhaltig zu staumlrken die unser friedliches Zusammenleben moumlglich machen

(Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

Das geht in Mecklenburg-Vorpommern beispielsweise durch die Fortsetzung unseres erfolgreichen Landespro-grammes bdquoDemokratie und Toleranz gemeinsam staumlrkenldquo Rassismus gilt es systemisch und systematisch zu bekaumlmp-fen ndash im Sport auf der Arbeit in den Schulen und Universi-taumlten in der Wirtschaft ebenso wie im Parlament Und hier-zu ist unser Landesprogramm und hierzu sind die Akteure die dieses Landesprogramm in Mecklenburg-Vorpommern leben breit und bestens aufgestellt [hellip]Fuumlr ganz Deutschland fordern wir die Verstetigung der Prauml-vention Die Foumlrderung und die Verteidigung unserer De-mokratie ist keine Projektaufgabe sie ist eine Daueraufgabe und deshalb braucht es auf der Bundesebene endlich ndash und die Gelegenheit ist nun wirklich gekommen ndash ein Demokra-tiefoumlrdergesetz

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

[hellip] unsere Demokratie braucht eine starke Basis unsere De-mokratie braucht eine klare Haltung und unsere Demokratie braucht eine feste Verankerung

(Zuruf von Dr Ralph Weber AfD)

Dafuumlr stehen wir seit uumlber 150 Jahren und dafuumlr stehen wir als demokratische Fraktionen von CDU SPD und LINKEN ge-meinsam [hellip]

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

18 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Innenminister Lorenz Caffier

bdquoSprache ist eine starke Waffeldquo

Frau Praumlsidentin Meine Damen und Herren Abgeordnete

[hellip] im Abstand von jeweils vier Monaten haben uns seit dem Sommer letzten Jahres grauenhafte und bis tief ins Mark erschuumltternde Nachrichten aus unserem Alltag [hellip] geholt [hellip] die Betrachtungsweise es handele sich um ge-stoumlrte Persoumlnlichkeiten ist an und fuumlr sich richtig [hellip] Aber das [hellip] ist eben nur ein Teil der Wahrheit und er blendet komplett den gesellschaftlichen Zustand aus in dem wir uns leider seit einiger Zeit auch in diesem Land befinden

Der Attentaumlter von Hanau mag irgendeinen wirren Quatsch uumlber eine Fernsteuerung durch Geheimdienste den de-struktiven Islam und die Nichtleistungsfaumlhigkeit ganzer Volksgruppen [hellip] fabuliert haben aber diese Gedanken und Haltungen sind eben nicht allein in seinem Kopf ent-standen sondern sie sind Ausdruck der ewigen Debatten ums Anderssein des pauschalen Herabwuumlrdigens ganzer Bevoumllkerungsgruppen [hellip] des Redens vom bdquoAsyltourismusldquo und bdquoanderen Kulturkreisenldquo der bdquoUmvolkungldquo und von ei-ner bdquoInvasionldquo

Foto Uwe Sinnecker

[hellip] Kommen Ihnen meine Herren von der AfD-Fraktion diese Muster bekannt vor

[hellip] Sprache [hellip] ist eine starke Waffe und vielleicht ist es auch kein Zufall dass das Wort bdquoAusloumlserldquo auch den Abzug einer Waffe beschreibt [hellip] Die Sprache hat dazu gefuumlhrt dass aus Spinnern Taumlter wurden die davon uumlberzeugt sind dass es Zeit ist sich zu wehren Wir muumlssen zum Wohle unseres Landes aufhoumlren mit diesem Mist und erst dann meine Herren von der AfD duumlrfen Sie im Umkehrschluss von uns erwarten dass wir aufhoumlren uns von Ihnen zu distanzieren

[hellip] Ja auch Linksextremisten sind keine Kinder von Traurig-keit Es gibt sie und wir bekaumlmpfen sie auch aber ich werde niemals den einen Extremismus mit dem anderen Extremis-mus vergleichen [hellip]

Natuumlrlich ist es jedoch mit einem Antrag und einigen ma-gischen Worten nicht getan Vielmehr hoffe ich [hellip] dass Worte wie bdquoRespektldquo bdquoWertschaumltzungldquo und bdquoMiteinanderldquo eben keine Einbahnstraszlige sind

[hellip] Der liberale Rechtsstaat die gesamte Idee der Demo-kratie mit allen ihren unterschiedlichen Interessen und mit ihrem Schutz fuumlr Minderheiten steht so offen wie nie im modernen Deutschland unter Beschuss Wir brauchen keine Rhetorik die suggeriert dass nur die eigenen Ideen die ein-zig richtigen sind [hellip]

Ich sage das ganz klar in Richtung der AfD aber auch in Richtung aller Abgeordneten Regierungsvertreter und Zu-schauer im Saal Es ist Zeit dass wir uns an die eigene Nase fassen und wieder mehr miteinander ins Gespraumlch kommen [hellip] Sorgen darf jeder Mensch haben und es ist niemandem von uns geholfen wenn wir diese totschweigen [hellip] Aber Sorgen liebe Kolleginnen und Kollegen duumlrfen nie Ausre-de dafuumlr sein den Boden des Grundgesetzes zu verlassen Das ist gerade in einem demokratischen Rechtsstaat nicht verhandelbar ndash Ich bedanke mich fuumlr die Aufmerksamkeit

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDUund Simone Oldenburg DIE LINKE)

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

19 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Ann Christin von Allwoumlrden CDU

bdquoSpurlos gehen Hass und Hetze nicht an Menschen vorbeildquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren bdquoAchte auf deine Gedanken denn sie werden Worte Achte auf deine Worte denn sie werden Handlun-genldquo Mit der Quellenlage dieser Weisheit ist es schwierig Manche vermuten sie im Talmud Ich habe auch schon gele-sen dass es eine chinesische Weisheit sein koumlnnte Am Ende ist es aber auch egal denn der Gedanke dahinter stimmt in jedem Fall Erst kommt der Gedanke dann kommt der Vor-satz dann kommt die Tat

Wir haben in wenigen Monaten drei Taten erlebt die unsere Gesellschaft tief erschuumlttert haben Es waren Taten von Maumln-nern uumlber deren Geisteszustand ich hier nicht abschlieszligend urteilen will Entscheidend ist alle drei haben beziehungs-weise hatten ein Weltbild das von Verschwoumlrungstheorien durchdrungen war die unter Rechtsextremisten houmlchst po-pulaumlr sind Es ist das Weltbild von Menschen die fuumlr alles Un-heil auf dieser Welt einen Suumlndenbock haben Fluumlchtlinge Moslems

(Dr Gunter Jess AfD Oder die AfD)

die Juden oder eben Angela Merkel Wir erleben in den letzten Jahren eine zusehends entgrenzende politische De-batte eine Debatte die mit dem lapidaren bdquoDas wird man ja wohl noch sagen duumlrfenldquo beginnt und die mit handfesten Morddrohungen endet Zumindest drei Menschen in den letzten Monaten haben es nicht bei Drohungen belassen Sie wurden zu Moumlrdern

Ich bin keine Kriminalpsychologin Menschen werden nicht automatisch zu Moumlrdern weil sie in den Medien hier ins-besondere in den sozialen Medien oder auch asozialen Medien damit dauerbeschallt werden dass das Abendland

unterzugehen droht Aber machen wir uns nichts vor spur-los gehen Hass und Hetze nicht an Menschen vorbei Hier gibt es eine relativ klare Ursache-Wirkung-Beziehung und auf die gehe ich am Ende meiner Rede auch noch mal kom-poniert ein

Meine Damen und Herren der grassierende Rechtspopu-lismus uumlberwoumllbt und vergiftet nicht nur die mediale De-batte er zeigt auch parlamentarisch Wirkung naumlmlich in der offenkundigen Verhoumlhnung und Geringschaumltzung all dessen was den Parlamentarismus ausmacht das Ringen um Mehrheiten der Kompromiss das Verfolgen guter Ab-sichten das Anstreben internationaler Zusammenarbeit das Bemuumlhen um Sachlichkeit um Maszlig und Mitte All das ist dem Rechtspopulismus suspekt Seine Kategorien sind Do-minanz und Staumlrke alles andere haumllt er fuumlr Verrat Eben weil das so ist eben weil Rechtspopulisten danach streben den Parlamentarismus laumlcherlich zu machen auszuhoumlhlen und zu uumlberwinden eben deswegen herrscht in diesem Land-tag groszlige Einigkeit Wer mit Hunden ins Bett geht wacht mit Floumlhen auf

Meine Damen und Herren in den Zeitungen war in den vergangenen Wochen und Monaten immer mal wieder von der Weimarer Republik die Rede und davon dass durch die Bonner beziehungsweise jetzt Berliner Republik wieder ein Hauch von Weimar weht mit Blick auf die schwierige Mehrheitsfindung in Thuumlringen Die Weimarer Republik das wissen wir heute war eine Demokratie in der es zu weni-ge Demokraten gab in der mancher noch dem Kaiserreich nachtrauerte und viele eine Diktatur nach sowjetischem Vorbild wuumlnschten Der Untergang der Demokratie wurde beguumlnstigt durch eine Mischung aus purer Ablehnung aus Desinteresse und aus dem fatalem Irrglauben Rechtsextre-misten koumlnnten stubenrein werden wenn man sie streichelt ndash ein fataler Irrtum der Eliten in der Weimarer Republik

(Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

Wir meine Damen und Herren wir hier in diesem Land wer-den diesen Fehler kein zweites Mal machen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Und das ist auch unser historischer Auftrag als wachsame Demokraten Zugleich sind wir in der Pflicht gegenuumlber den Millionen von Toten des Zweiten Weltkrieges aber auch ge-genuumlber den Ermordeten der vergangenen Monate Keine Zusammenarbeit mit Rechtsextremisten keine Zusammen-arbeit mit denjenigen die die politische Debatte vergiften Sie Herr Professor Dr Weber und Sie Herr Kramer haben mitgeschossen ndash Herzlichen Dank fuumlr Ihre Aufmerksamkeit

Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

20 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Nikolaus Kramer AfD

bdquoMeine Fraktion will diese Demokratie auch zur Bekaumlmpfung des Rechts-extremismus belebenldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin [hellip] Liebe Landsleute Es ist ein sehr ernstes Thema uumlber das wir heute debattieren

(Zuruf von Martina Tegtmeier SPD)

Foto Uwe Sinnecker

Die erschuumltternden Morde von Hanau Halle und Kassel ha-ben Spuren hinterlassen Wir erleben eine neue Form der Radikalisierung die die Sicherheit der Menschen auch in Mecklenburg-Vorpommern angreifen kann Deshalb kann es nur folgerichtig sein genau dieses Thema im Landtag zu behandeln [hellip] Wir muumlssen genau hinsehen um zu verste-hen was passiert Das geht nur mit einer klaren Analyse die uns voranbringt

(Torsten Renz CDU Dann mal los)

[hellip] Meine Damen und Herren die Expertenanalyse von Frau Saimeh beschreibt einen psychotischen Taumlter Wir wis-sen dass er in seinem Wahn rassistische Gedanken als Folie genutzt hat Ein so krankhaftes Hasspotenzial meine Da-men und Herren hat auf kaum vorstellbare Art und Weise elf Menschen das Leben genommen und schreckliches Leid verursacht

Ein solcher Fall ist fuumlr unsere Behoumlrden nicht einfach zu ver-hindern da der Taumlter aufgrund seiner buumlrgerlichen Sozialisa-tion lange Zeit unter dem Radar laumluft Es ist auch die Aufgabe der Gesellschaft die Gefaumlhrlichkeit rechtzeitig zu identifizie-ren und praumlventive Maszlignahmen zu ergreifen Daher besteht die Frage auch darin wie wir so furchtbar kranken Menschen rechtzeitig helfen koumlnnen

Meine Damen und Herren nach Ansicht des Psychologen Nils Boumlckler

Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

21 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

[hellip] Stimmen Sie unserem Aumlnderungsantrag zu Zeigen Sie wie echter demokratischer Konsens

(Heiterkeit bei Wolfgang Waldmuumlller CDU)

gegen Extremismus und Rassismus in diesem Hause aus-sieht

(Wolfgang Waldmuumlller CDU Mein lieber Mann)

Liebe Buumlrger dieses Landes ich darf am Ende meiner Rede einen klugen Sozialdemokraten zitieren

(Dr Ralph Weber AfD Falls es so was gibt)

bdquoHeute steuern wir unverdrossen auf eine weitere Stufe der menschlichen Entwicklung zu den Bestmenschen gegen rechts Er beansprucht die alleinige Deutungsmacht uumlber das Gute Am Ende wird die politische und kulturelle Spaltung unseres Landes weiter forciertldquo Herzlichen Dank fuumlr diese Worte an Herrn Mathias Brodkorb

Das ist eine Warnung vor dem Abbruch des demokratischen Gespraumlchs aufgrund eines auf die Spitze getriebenen Mora-lismus Durch die Instrumentalisierung von Hanau ist dies aktueller denn je [hellip] Die Christdemokratie erkennt hoffent-lich bald dass nichts zu gewinnen ist wenn man sich von den LINKEN die Agenda diktieren laumlsst

(Heiterkeit vonseiten der Fraktion der SPD ndash Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Meine Damen und Herren Hanau ist nicht die AfD Meine Partei lehnt Gewalt und jede Form extremistischen Han-delns ab

(Heiterkeit vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE ndash

Beifall vonseiten der Fraktion der AfD ndash Tilo Gundlack SPD Jaaa ndash

Zurufe von Andreas Butzki SPD und Thomas Kruumlger SPD)

[hellip] Herzlichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD und Holger Arppe fraktionslos ndash

Julian Barlen SPD Merken Sie selber oder)

(Zuruf von Christian Brade SPD)

der zu Radikalisierung und Extremismus forscht gehoumlrt zu einer ehrlichen Analyse dass voreilige Schuldzuweisungen voumlllig deplatziert sind Die Einzeltaumlter von Hanau oder Hal-le haben kein geschlossenes Weltbild Sie flicken sich ihre Weltanschauung zusammen um ihre Persoumlnlichkeit zu ins-zenieren Das unterscheidet sie vom politischen Terror der Roten Armee Fraktion oder Organisationen anderer extre-mistischer Schattierungen

Meine Damen und Herren in Hanau und Halle haben wir es mit einer besonders schwierigen Form moumlrderischer Ge-walt zu tun Eine Konsequenz aus diesen Vorfaumlllen kann nur sein dass eine Sensibilisierung von Politik und Gesellschaft stattfindet und bei dieser Aufgabe werte Abgeordnete der Koalition und der LINKEN stehen wir fest an Ihrer Seite

(Heiterkeit vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE ndash

Beifall vonseiten der Fraktion der AfD ndashZuruf von Julian Barlen SPD)

[hellip] Es haumlngt insbesondere davon ab Herr Kruumlger wie wir miteinander ins Gespraumlch kommen und wo wir unsere De-mokratie ernst nehmen

(Thomas Kruumlger SPD Ich moumlchte mit Ihnen nicht ins Gespraumlch gehen ndash

Simone Oldenburg DIE LINKE Wir kommen nicht miteinander ins Gespraumlch)

Meine Fraktion will diese Demokratie auch zur Bekaumlmpfung des Rechtsextremismus beleben

(Beifall Jens-Holger Schneider AfD Genau ndash Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

Die vollstaumlndigen Redebeitraumlge finden Sie im Plenarprotokoll unter wwwlandtag-mvdeparlamentsdokumentehtmlAuf dem YouTube-Kanal des Landtages gibt es die Plenar-sitzungen auch als Video unter wwwlandtag-mvde

Schuumllerinnen des Gymnasialen Schulzentrums Wittenburg auf der Besuchertribuumlne Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

22 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Simone Oldenburg DIE LINKE

bdquoWir werden es nicht zulassen dass sich im Jahr 2020 ein bdquo33ldquo einschleichtldquo

Frau Praumlsidentin Sehr geehrte Damen und Herren Rassis-mus Antisemitismus rechtsextremistisch motivierte An-schlaumlge und Morde sowie die gewaltbereite und verrohte Sprache greifen unser Leben unsere Demokratie seit Jahren an Es gibt Tage nach Anschlaumlgen oder gewaltbereiten Aumlu-szligerungen an denen Trauer uumlberwiegt und sich Fassungslo-sigkeit breitmacht Und in dieser Zeit bringt der gemeinsame Antrag von SPD CDU und meiner Fraktion ein bisschen mehr Hoffnung und mehr Entschlossenheit [hellip]

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

[hellip] Wir zeigen dass Demokratinnen und Demokraten trotz unterschiedlicher politischer Ansichten zum Schutz der Volksherrschaft zum Schutz der Rechtsstaatlichkeit und zum Schutz der Menschen zusammenarbeiten

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

[hellip] Sehr geehrte Damen und Herren

(Dr Ralph Weber AfD Aber die darf man ja nicht ansprechen)

wie konnten die Faschisten 1933 die Macht ergreifen

(Zuruf von Ralf Borschke AfD)

Sie kamen mit ganz legalen Mitteln an die Macht

(Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

[hellip] Sie installierten das Fuumlhrungsprinzip mit Gleichschal-tung Notstandsgesetzgebung Parteienverboten mit der Verfolgung Andersdenkender Andershandelnder

Foto Uwe Sinnecker

(Peter Ritter DIE LINKE Sie waren da oder was)

Andersaussehender

(Peter Ritter DIE LINKE Waren Sie da)

Anderssprechender

(Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes AfD)

Andersliebender

(Peter Ritter DIE LINKE Waren Sie da ndash Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes AfD)

Andersglaumlubiger

(Peter Ritter DIE LINKE Haben Sie Goebbels da getroffen)

und Anderslebender

(Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes AfD)

[hellip] Und das sehr geehrte Damen und Herren das sind nicht nur Taten der Geschichte nein Geschichte droht sich zu wiederholen denn auch in den letzten Jahren schafften es Rechtsextreme in die Parlamente ob in Thuumlringen oder in Mecklenburg-Vorpommern

(Zuruf von Christoph Grimm AfD)

So aumltzte der Vorsitzende der AfD-Fraktion im Thuumlringer Landtag Houmlcke ich zitiere man werde bdquoso fuumlrchte ich nicht um eine Politik der sbquowohltemperierten Grausamkeitlsquo herum-kommen Existenzbedrohende Krisen erfordern auszligerge-woumlhnliches Handeln Die Verantwortung dafuumlr tragen dann diejenigen die die Notwendigkeit dieser Maszlignahmenldquo

(Zuruf von Juumlrgen Strohschein AfD)

bdquomit ihrer unsaumlglichen Politik herbeigefuumlhrt habenldquo

(Zuruf von Christoph Grimm AfD)

Ende des Zitats

[hellip] Wir werden es nicht zulassen dass sich im Jahr 2020 ein bdquo33ldquo einschleicht denn wer einen Fuumlhrer installieren will Mi-granten von der Teilhabe am Leben ausschlieszligen moumlchte wer die Zeit des Hitler-Faschismus relativieren will und nicht als das anerkennt was sie ist die grausamste Zeit deutscher Geschichte europaumlischer Geschichte und der Weltgeschich-te der sehr geehrte Damen und Herren der ist ein Faschist Mit einer Partei die Faschisten in ihren Reihen hat werden wir niemals zusammenarbeiten

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

23 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Corona-Virus sorgt fuumlr EinschraumlnkungenAbgeordnete appellieren an Sachlichkeit Vernunft und Solidaritaumlt

Kinder duumlrfen nicht zur Kita und Schule Geschaumlfte Restaurants Hotels The-ater ndash geschlossen Groszligeltern und Freunde treffen ndash verboten Veranstaltungen aller Art ndash auf unbestimmte Zeit abgesagt Das oumlffentliche Leben steht auch in MV nahezu still Noch niemals zuvor mussten Bund und Laumlnder zu derart drasti-schen Maszlignahmen fuumlr die Buumlrgerinnen und Buumlrger greifen Doch sie entschei-den dies aus gutem Grund ndash um die Ausbreitung der hoch ansteckenden Coro-na-Viren einzuschraumlnken Auch der Landtag hat sich mit dem Thema Corona befasst Als die Abgeordneten am 11 Maumlrz auf Antrag der CDU-Fraktion in der Aktuellen Stunde uumlber die Situation in MV debattierten war das Land noch weit von diesen Einschraumlnkungen entfernt Eine der draumlngendsten Fragen zu diesem Zeitpunkt war noch inwiefern Groszligveranstaltungen abgesagt werden In den folgenden Wochen haben sich die Ereignisse nahezu taumlglich uumlberschlagen Weltweit Bundesweit Landesweit Und zu groszligen Einschraumlnkungen fuumlr nahezu jede und jeden im Land gefuumlhrt

bdquoWahrscheinlich gab es in den letzten Jahren keine aktuellere Aktuelle Stun-de hier im Landtag als die heutigeldquo sagte Sebastian Ehlers (CDU) bdquoQuasi im Stundentakt uumlberschlagen sich die Mel-dungen und Ereignisseldquo Dass das Virus auch in MV ankomme sei nur eine Fra-ge der Zeit gewesen bdquoEs geht jetzt da-rum die Ausbreitung zu unterbrechen bzw zu verlangsamenldquo Hier sei jeder Einzelne gefragt Hygieneregeln einzu-halten unnoumltige Reisen zu meiden und auf Freizeitaktivitaumlten zu verzichten bei denen sich viele Menschen zusammen-finden Ihm sei bewusst dass sich jede

Einschraumlnkung auch auf die Wirtschaft auswirken werde Er begruumlszligte dass der Bund bereits Kurzarbeitergeld Liqui-ditaumltshilfen Buumlrgschaften und Steuer-stundungen fuumlr betroffene Unterneh-men zugesagt habe bdquoAuch wir im Land werden wenn es notwendig ist die Unternehmen bei uns nicht im Stich lassenldquo Er zeigte sich uumlberzeugt dass das Gesundheitssystem gut auf die Aus-breitung des Virus vorbereitet sei bdquoAber es wird an Grenzen gefuumlhrt werdenldquo Umso wichtiger sei es jetzt besonnen und vernuumlnftig zu handeln um die In-fektionsketten zu unterbrechen

bdquoWir sind gut auf die Krankheit vorbe-reitetldquo pflichtete Gesundheitsminister Harry Glawe bei Alle zustaumlndigen Be-houmlrden bei Bund Land und Kommunen stuumlnden in engem Austausch miteinan-der MV sei seit gut 14 Tagen von dem Virus betroffen Grund zur Panik gebe es aber nicht Um die Arztpraxen zu ent-lasten werde sein Ministerium landes-weit neun Abstrich-Zentren einrichten Zudem erhalte die Kassenaumlrztliche Ver-einigung Geld um Schutzausruumlstung fuumlr niedergelassene Aumlrzte zu beschaf-fen Daruumlber hinaus habe das Land eine Hotline fuumlr Buumlrger (0385588-5888) und Unternehmer (0385588-5588) ein-gerichtet Erleichtert zeigte er sich da-ruumlber dass der Bund die Schwelle fuumlr Kurzarbeit gesenkt habe Der Minister appellierte an alle die befuumlrchten am Coronavirus erkrankt zu sein zunaumlchst beim Hausarzt anzurufen Dieser werde dann alle weiteren Schritte einleiten Er kuumlndigte an jede Entwicklung mit Au-genmaszlig zu analysieren und daraus ta-gesaktuell Entscheidungen abzuleiten Sein besonderer Dank galt allen die sich intensiv fuumlr das Zuruumlckdraumlngen des Vi-rus einsetzten

bdquoFakt ist dass wir die Pandemie nicht auf-halten koumlnnenldquo verdeutlichte Nikolaus Kramer (Fraktionschef AfD) bdquoWir koumlnnen lediglich ihren massenhaften Ausbruch verhindern Und da ist jeder Einzelne von uns in der Pflichtldquo Fuumlr jeden sollte es inzwischen selbstverstaumlndlich sein sich regelmaumlszligig die Haumlnde zu waschen weil im Supermarkt im oumlffentlichen

Mit Markierungen im Abstand von 15m auf dem Boden sollen die Kunden im Supermarkt ermahnt werden einen Sicherheitsabstand zueinander einzuhalten

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

24 A u s d e m P l e n u m A k t u e l l e S t u n d e

Personennahverkehr kurzum uumlberall wo man sich drauszligen bewegt konta-minierte Flaumlchen lauern koumlnnen bdquoJeder Tag den wir gewinnen ist ein guter Tagldquo Er appellierte daran parteiuumlber-greifend zusammenzuhalten bdquodenn es wird ein nationaler Kraftakt werden moumlglicherweise auch ein europaumlischer Kraftaktldquo Sich mit Grundnahrungsmit-teln und Wasser einzudecken sei rich-tig Es muumlsse jedoch niemand in Panik verfallen und beim Einkaufen hamstern

bdquoWir sprechen uumlber eine Situation die wir in ihrem Ausmaszlig vor einigen Wochen so noch nicht ahnen konntenldquo aumluszligerte Julian Barlen (SPD) Bei aller nachvoll-ziehbaren Sorge uumlber die Entwicklung und ihre Folgen komme es jetzt darauf an besonnen und gelassen zu bleiben ndash auch dann wenn die Schutzmaszlignah-men ausgeweitet werden sollten Er warb darum in Zeiten von Fake News nicht jeder Horrormeldung einfach so Glauben zu schenken und Vertrauen ins Gesundheitssystem zu haben bdquoDeutsch-land und Mecklenburg-Vorpommern sind im internationalen Vergleich wirklich gut vorbereitet Wir haben gute Kliniken wir haben fitte Aumlrzte wir haben aus-gewiesene Experten ein ausgebautes Krankheitswarn- und Meldesystem und wir haben Notfallplaumlneldquo Das Virus werde unbestritten auch die Wirtschaft treffen In welchem Ausmaszlig sei ungewiss bdquoEines ist aber klar und auch klares Signal hier aus dem Landtag Kein Unternehmen darf in ernste Schieflage oder gar Insol-venz geraten kein Arbeitsplatz darf ge-faumlhrdet werdenldquo

bdquoWir sollten die Coronakrise auch nutzen um die Globalisierung kritisch zu hinter-fragenldquo fuumlhrte Holger Arppe (fraktions-los) an Produktionen ins Ausland zu ver-lagern erweise sich nun als Achillesferse fuumlr Deutschland und MV bdquoDie meisten unserer Arzneimittel kommen aus China oder Indien Das ist mit ein Grund wes-halb wir jetzt Lieferengpaumlsse in dem Be-reich habenldquo Die Landesregierung sollte sich deshalb auf Bundesebene dafuumlr einsetzen Schluumlsselindustrien wieder in Deutschland anzusiedeln

Fuumlr DIE LINKE offenbare die Pandemie wie fragil unsere Lebensgrundlagen sind bdquoWir werden auf uns selbst zuruumlck-geworfen und muumlssen uns fragen Koumln-

Stichwort Corona

Wie wird das Virus uumlbertragen

Von Mensch zu Mensch Hauptsaumlchlich uumlber Troumlpfcheninfektion insbesondere durch Niesen und Husten oder wenn beim Sprechen winzige Troumlpfchen wei-tergegeben werden Das Robert-Koch-Institut schlieszligt nicht aus dass man sich auch uumlber verunreinigte Oberflaumlchen (Schmierinfektion) anstecken kann Die haumlufigsten Infektionsketten gehen den Wissenschaftlern zufolge aber auf eine direkte Uumlbertragung zuruumlck Die Ge-fahr sich anzustecken wird in Deutsch-land derzeit als hoch eingeschaumltzt Wie kann man sich vor einer Ansteckung schuumltzen

Waschen Sie sich regelmaumlszligig und gruumlnd-lich die Haumlnde Unter flieszligendem Was-ser und mit reichlich Seife Mindestens 20 Sekunden lang Niesen Sie in ein Ein-wegtaschentuch oder in die Armbeuge Halten Sie beim Husten oder Niesen min-destens einen Meter Abstand zu ande-ren und drehen Sie sich weg Halten Sie generell zu anderen Menschen einen Abstand von mindestens 15 Metern Vermeiden Sie soziale Kontakte Fassen Sie sich nicht mit den Haumlnden ins Ge-sicht Geben Sie niemandem die Hand

Welche Krankheitszeichen koumlnnen auftreten

Symptome die am haumlufigsten beo-bachtet werden sind Husten Unwohl-sein und Fieber Manche Betroffene klagen auch uumlber Durchfall In schweren Faumlllen kann die Erkrankung zu Atem-problemen fuumlhren und toumldlich enden Infektionen koumlnnen aber auch ohne Krankheitszeichen ablaufen Die Inku-bationszeit also der Zeitraum zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krank-heit betraumlgt bis zu 14 Tage

Fuumlr wen ist eine Infektion besonders gefaumlhrlich

In den meisten Faumlllen verlaumluft die Krank-heit mild Manche Menschen sind aber eher gefaumlhrdet fuumlr einen schweren Ver-lauf als andere Zu den Risikogruppen gehoumlren unter anderem aumlltere Men-schen Raucher oder Menschen mit be-stimmten Vorerkrankungen Das Robert-Koch-Institut zaumlhlt dazu zum Beispiel Herzkreislauferkrankungen Diabetes Erkrankungen des Atmungssystems der Leber und der Niere sowie Krebserkran-kungen

Quellen wwwbzgade (Bundeszentrale fuumlr gesundheitliche Aufklaumlrung) wwwrkide (Robert-Koch-Institut) und wwwbundesregierungde

Abschied

Mecklenburg-Vorpommerns erster Mi-nisterpraumlsident Alfred Gomolka ist am 24Maumlrz im Alter von 77 Jahren gestor-ben Anlaumlsslich der Nachricht erklaumlr-te Landtagspraumlsidentin Birgit Hesse

bdquoDer Landtag trauert um Prof Dr Alfred Gomolka

Als Abgeordneter der ersten Wahlperi-ode des Landtages MV und erster frei gewaumlhlter Ministerpraumlsident unseres Bundeslandes hat er sich mit seinem Wirken um den Aufbau der parlamen-tarischen Demokratie in MV in beson-derer Weise verdient gemacht Als Politikerin wie Repraumlsentantin unseres Landesparlamentes trauere ich um einen uumlber die Parteigrenzen hinweg geschaumltzten Politiker dessen Stimme auch nach seiner aktiven Zeit Gewicht hatte Meine Gedanken sind in diesen Stunden bei der Familie des Verstor-benenldquo

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25 A u s d e m P l e n u m A k t u e l l e S t u n d e

Polizei erhaumllt mehr BefugnisseSicherheits- und Ordnungsgesetz soll digitale Ermittlungen erleichtern

Unerlaumlsslich und genau richtig Nicht weitreichend genug Zu weit gehend Auf diesen Nenner lassen sich die Positi-onen der Landtagsfraktionen zum neu-en Sicherheits- und Ordnungsgesetz bringen Die neuen Regelungen sollen der Polizei in MV mehr Befugnisse ge-ben insbesondere fuumlr Ermittlungen im Internet Sie erlauben den Beamten zum Beispiel heimlich auf Computer Tablets und Smartphones zuzugreifen

oder Telefonate zu uumlberwachen Das Anliegen dahinter Terrorismus Online-Kriminalitaumlt und Kinderpornografie wir-kungsvoller zu bekaumlmpfen Die Aumlnde-rungen wurden monatelang kontrovers diskutiert In der Oumlffentlichkeit In den Fraktionen Im Innenausschuss und in Anhoumlrungen mit Sachverstaumlndigen Und im Maumlrz nach zweiter Lesung im Landtag mit den Stimmen von SPD CDU und AfD beschlossen

Besonders fuumlr Ermittlungen im Internet erhaumllt die Polizei mehr Moumlglichkeiten

nen wir weiter so produzieren das Pro-duzierte verteilen und konsumieren wie bisher Was ist eigentlich wirklich wich-tig in unserem Leben Und wie gehen wir miteinander umldquo meinte Torsten Koplin bdquoKlingt pathetisch ist es aber nichtldquo Das Virus werfe auch ein Licht auf die Schwaumlchen des Gesundheits-systems An vielen Stellen mangele es an Desinfektionsmittel und Schutzbe-kleidung bdquoWir fordern daher den unver-zuumlglichen Aufbau einer landeseigenen Notfallreserve fuumlr Desinfektionsmittel und Schutzbekleidungldquo Daruumlber hinaus verlangte er die Ausbil-dungskapazitaumlten in der Pflege und die Zahl der Medizinstudienplaumltze zu erhouml-hen bdquoWir muumlssen vorausschauend dafuumlr sorgen dass wir endlich genug Pflege-

rinnen und Pfleger sowie Aumlrztinnen und Aumlrzte habenldquo Sein dringlicher Appell an die Bevoumllkerung den Empfehlungen der Behoumlrden Folge zu leisten bdquoBeson-nenheit Ruumlcksichtnahme und Solidari-taumlt sind das Gebot der Stundeldquo

Ein Dreiklang auf den auch Ministerprauml-sidentin Manuela Schwesig setzt Sie bat um Verstaumlndnis wenn es in naumlchs-ter Zeit zu weiteren Einschraumlnkungen kommen sollte Die Lage sei ernst Manch einer moumlge die Maszlignahmen vielleicht fuumlr uumlbertrieben halten Hier gehe es aber um den Schutz von Men-schenleben Auch wer sich selbst nicht fuumlr gefaumlhrdet halte habe eine Verant-wortung gegenuumlber Risikopatienten bdquoUm diese Solidaritaumlt bitte ich unsere

Bevoumllkerungldquo Sie verstehe die Sorgen der Wirtschaft Das Land sei jedoch gut vorbereitet Sie befuumlrwortete die Re-gelungen des Bundes zur Kurzarbeit bdquoMit Kurzarbeit sind wir sehr sehr gut durch die Finanz- und Wirtschaftskrise gekommen Es ist eine Maszlignahme mit der wir gute Erfahrungen habenldquo Auch mit dem kuumlrzlich beschlossenen Lan-deshaushalt fuumlr 20202021 sei MV gut fuumlr schwierige Situationen aufgestellt In den naumlchsten Wochen werde man auf viele Dinge flexibel reagieren muumlssen bdquoIch bin sehr sehr zuversichtlich dass wir genau mit diesem Dreiklang ndash die Kraft aufbringen sich der Pandemie zu stellen besonnen zu reagieren und soli-darisch zu handeln ndash in der Bevoumllkerung auch das meistern koumlnnenldquo

bdquoDas neue Gesetz ist eine Antwort auf das digitale Zeitalterldquo verdeutlichte Manfred Dachner (SPD) Waumlhrend sich Taumlter bildlich gesehen in duumlsengetrie-benen Fahrzeugen auf der Datenau-tobahn bewegten seien die Ermittler noch im Wartburg unterwegs bdquoMit dem Gesetz geben wir der Polizei die Befugnis effektiver die Allgemeinheit und den Einzelnen zu schuumltzenldquo Die Erweiterungen moumlgen bdquowie ein Grusel-kabinett von Maszlignahmenldquo klingen ndash aber nur wenn man nicht deutlich dazu sage dass ihre Anwendung auf Tatsa-chen beruhen muss die eine Gefahr fuumlr Leib und Leben bedeuten Bloszlige Ver-dachtsmomente reichten nicht aus Das gelte auch fuumlr Menschen im direkten Umfeld einer Zielperson Selbst die

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

26 A u s d e m P l e n u m | B e r i c h t e

Groszligmutter von Al Capone haumltte nach diesem Gesetz keine Polizeimaszlignahme zu befuumlrchten sofern keine Tatsachen vorliegen dass von ihr selbst Gefahren ausgingen so Dachner Zudem stuumlnden alle freiheitseinschraumlnkenden Maszlignah-men unter Richtervorbehalt Er betonte bdquoDie Polizei war und ist immer ein zu-verlaumlssiger Huumlter des Gesetzes Das wird auch im neuen SOG so bleibenldquo

Nikolaus Kramer (Fraktionsvorsitzen-der AfD) begruumlszligte die Aumlnderungen bdquoEs ergibt schlichtweg keinen Sinn die Landespolizei zur Abwehr schwerwie-gender Gefahren personell aufzusto-cken ihr aber dann die notwendigen Moumlglichkeiten der Erkenntnisgewin-nung vorzuenthaltenldquo An einigen Stel-len sehe er jedoch Nachbesserungs-bedarf So sollten Ermittler zur Abwehr terroristischer Straftaten Menschen auch praumlventiv in Gewahrsam nehmen duumlrfen bdquoUnd wir wollen Journalisten als Berufsgeheimnistraumlger explizit schuumlt-zenldquo Die Sorge vor einem Uumlberwa-chungsstaat hielt er fuumlr unbegruumlndet bdquoDas neue Sicherheits- und Ordnungs-gesetz ist mit Sicherheit keine neue Stasi 20ldquo Alles andere sei bdquoPolemik eines linken Milieusldquo und verkenne die unab-haumlngigen Kontrollinstanzen des Rechts-staats Kritik uumlbte er an der neuen Om-budsstelle fuumlr Polizisten Sie schuumlre nur Misstrauen innerhalb der Landespolizei bdquoBei uns im Land gibt es viele Stellen an die sich Polizisten in Not wenden koumln-nenldquo ndash denen nun das Vertrauen abge-sprochen werde

bdquoDas einzig Schlechte an dem Gesetz ist dass es nicht schon letztes Jahr in Kraft getreten istldquo sagte Ann Christin von Allwoumlrden (CDU) bdquoGerade die er-weiterten Online-Befugnisse sind in Zeiten der allgemeinen Digitalisierung ein zwingend notwendiges polizei-liches Mittel zur Gefahrenabwehrldquo Viele der gezeichneten Horrorszenarien seien bdquokompletter Stussldquo Sie offenbarten le-diglich welches Misstrauen die politi-schen Raumlnder gegenuumlber der Polizei hegten bdquoDie Gefahr dass der Staat die Daten missbraucht geht gegen nullldquo Von ihrer Kritik am Umgang mit dem Gesetzentwurf nahm sie auch die Me-dien nicht aus Dem Land einerseits den Weg in einen Uumlberwachungsstaat zu unterstellen anderseits aber damit

zu werben fuumlr ein neues Zeitungsabo bdquoAlexaldquo obendrauf zu legen sei blan-ker Hohn Sie betonte dass das Gesetz Medienvertreter gegenuumlber dem bis-herigen Recht nicht schlechter stelle bdquoMoumlglich dass Medienvertreter sich was das angeht schon immer schlecht behandelt gefuumlhlt haben Aber neu sind die beklagten Regelungen ganz und gar nichtldquo

Fuumlr DIE LINKE greift der Gesetzentwurf zu weit in die Grundrechte der Buumlrger ein bdquoOnline-Durchsuchungen und Quellen-TKUuml [Telekommunikationsuuml-berwachung] unter dem Vorwand der Gefahrenabwehr stellen einen Paradig-menwechsel dar dessen Flurschaden noch gar nicht absehbar istldquo sagte Peter Ritter bdquoAus der Polizei als allgemeinem Inbegriff von Sicherheit und Gefahren-abwehr wird eine Institution deren Ar-beit auf Unsicherheit und Sicherheits-luumlcken von IT-Systemen basiertldquo Das werde das Vertrauen der Buumlrger in die Polizei nicht staumlrken Er forderte dem Zuwachs an Befugnissen eine unabhaumln-gige Beschwerdestelle gegenuumlberzu-stellen an die sich nicht nur Polizisten sondern auch Buumlrger wenden koumlnnen

Da sich der Vorsitzende des Innenaus-schusses in der Debatte weder zu den Beratungen noch zur Anhoumlrung im Ausschuss geaumluszligert habe empfahl er allen Interessierten einen Blick in die Beschlussempfehlung bdquoDenn die Anhouml-rung hat ein ganz anderes Bild ergeben als hier in einzelnen Reden dargestellt wurdeldquo Saumlmtliche Hinweise Kritiken oder Anregungen seien jedoch in den Wind geschlagen worden

Auf Antrag der Fraktion DIE LINKE wur-de uumlber den Gesetzentwurf nament-lich abgestimmt Daran nahmen 68 Abgeordnete teil 56 stimmten fuumlr den Gesetzentwurf 12 dagegen Die Aumlnde-rungsantraumlge der Opposition wurden abgelehnt

Gesetzentwurf Landesregierung Drucksache 73694Beschlussempfehlung Innenausschuss Drucksache 74766Aumlnderungsantraumlge DIE LINKE Drucksachen 74776 und 74777Aumlnderungsantraumlge AfD Drucksachen 74778 und 74779

Info

bull InbegruumlndetenFaumlllendarfdiePolizeiPCs Smartphones und Tablets von Zielpersonen durchsuchen und uumlber-wachen Bei Bedarf auch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Voraussetzung dafuumlr ist in jedem Fall eine richterliche Genehmigung

bull Neben Festnetz undMobilfunk duumlr-fen Ermittler nun auch Telefonge-spraumlche uumlbers Internet uumlberwachen und mithilfe einer Software auf ver-schluumlsselte Inhalte zugreifen Auch fuumlr diese Quellen-Telekommunikati-onsuumlberwachung (Quellen-TKUuml) ist eine richterliche Genehmigung not-wendig

bull Laumlsst sich die Identitaumlt einer Per-son nicht anders feststellen duumlrfen Ordnungsbehoumlrden die betroffene Person bis zum Eintreffen der Polizei festhalten

bull Der finale Rettungsschuss wird alsklarstellende Regelung in das SOG aufgenommen

Er ist bisher auch schon moumlglich aber nicht explizit gesetzlich festge-halten

bull InpolizeilichenRaumlumendie fuumlrdieGewahrsamnahme genutzt werden wird Videouumlberwachung erlaubt

bull Um Straftaten zu verhindern oderVermisste zu suchen darf die Lan-despolizei auch Drohnen einsetzen

bull Vollzugsbediensteten der Zollver-waltung wird eine Eilzustaumlndigkeit eingeraumlumt Damit koumlnnen auch sie gefahrenabwehrend taumltig werden

bull Security-PersonalbeiGroszligveranstal-tungen soll regelmaumlszligig einer Zuver-laumlssigkeitspruumlfung unterzogen wer-den

bull Der Katalog der Straftaten von er-heblicher Bedeutung wird unter an-derem um Terrorismusfinanzierung die Verbreitung von Kinderporno-grafie Geldwaumlsche und das Ein-schleusen von Auslaumlndern erweitert

Quelle Innenministerium

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

27 A u s d e m P l e n u m | B e r i c h t e

Enquete-KommissionkommtGremium soll uumlber die Zukunft der medizinischen Versorgung in MV beraten

Um die stationaumlre Versorgung kran-ker oder verletzter Menschen kuumlm-mern sich in MV 37 Krankenhaumluser Je-den einzelnen dieser Standorte auch in Zukunft zu erhalten ist ein Ziel das alle Fraktionen im Landtag eint Uumlber den Weg dahin gehen die Meinungen allerdings auseinander DIE LINKE haumllt es unter anderem fuumlr geboten private Krankenhaumluser gegebenenfalls in oumlf-fentliche Traumlgerschaft zuruumlckzufuumlh-ren und forderte bis Herbst entspre-chende Moumlglichkeiten auszuloten Die Koalitionsfraktionen legten einen Dringlichkeitsantrag vor Ein zen-traler Punkt darin Schnellstmoumlglich eine Enquete-Kommission ins Leben zu rufen die die Zukunft der medizi-nischen Versorgung in MV als groszliges Ganzes beleuchtet

Ein vorbildliches Gesundheitsnetz auf der einen Seite marode Kliniken und veraltete Technik auf der anderen ndash in diesem Konfliktfeld habe sich das Ge-sundheitswesen nach der Wende be-funden skizzierte Torsten Koplin (DIE LINKE) bdquoDas Heil aus dieser Situation wurde im Umbruch der Eigentumsver-haumlltnisse gesehenldquo In keinem anderen ostdeutschen Bundesland seien so viele Krankenhaumluser privatisiert worden wie in MV ndash die meisten zwischen 1991 und 1996 Unter der SPDPDS-Regierung in den Jahren 1998 bis 2006 seien es sechs gewesen bdquoSeither zieht eine Beutegemeinschaft privater Klinikkon-zerne durch das Landldquo die ndash getrieben von Effizienzrenditen ndash unprofitable Krankenhausbereiche wie Kinder- und Jugendmedizin Gynaumlkologie und Ge-burtshilfe auslese Hier muumlsse die Politik Verantwortung uumlbernehmen und ge-gebenenfalls private Krankenhaumluser in oumlffentliche Traumlgerschaft zuruumlckfuumlhren bdquoEs geht nicht um eine Situation die von

heute auf morgen ansteht Aber wir ha-ben politisch Vorsorge zu leisten fuumlr den Fall der Faumllleldquo Als Finanzierungsquelle brachte er den Strategiefonds ins Spiel

Die stationaumlre Versorgung langfristig flauml-chendeckend aufrechtzuerhalten stehe fuumlr die Koalitionsfraktionen auszliger Frage Sich in jeder Landtagssitzung einzelnen Standorten oder Herausforderungen zu widmen werde die Probleme aber nicht loumlsen begruumlndete Sebastian Ehlers(CDU) den auf Initiative seiner Frakti-on eingereichten Dringlichkeitsantrag Er halte es fuumlr sinnvoller die Dinge zu buumlndeln bdquoWir wollen deshalb heute die Weichen stellen fuumlr eine Enquete-Kom-mission Zukunft der medizinischen Versorgung in Mecklenburg-Vorpom-mernlsquoldquo Mit dem Ziel konkrete Details fuumlr eine zukunftsfaumlhige medizinische Versorgung im Land auszuarbeiten Er warb darum alle Gedankenspiele zuzu-lassen und innovative Wege zu gehen bdquoDa darf es keine Denkverbote gebenldquo Er appellierte daran die Enquete-Kom-mission schnell ins Leben zu rufen und noch bis zum Ende der Wahlperiode zu Ergebnissen zu kommen

Gesundheitsminister Harry Glawe un-terstrich dass das Gesundheitssystem von einer Vielfalt an Anbietern lebe Dazu gehoumlrten private und kommunale Traumlgerschaften genauso wie die freie Wohlfahrt bdquoGrundsaumltzlich ist das immer ein Dreiklangldquo Das was DIE LINKE hier einfordere stehe vor einer hohen Huumlrde im Grundsatz und im Grundgesetz Trauml-gerschaften unter Zwang zu veraumlndern sei ausgeschlossen bdquoEs muss immer einen Verkaumlufer geben und einen der kaufen willldquo Er zeigte sich uumlberzeugt dass die gegenwaumlrtige Gesundheits-struktur im Land auch in den naumlchsten Jahren Bestand haben werde Eine En-quete-Kommission sei aber ein guter Weg um fraktionsuumlbergreifend und mit Fachleuten uumlber die Krankenhausland-schaft und deren Strukturen nachzu-denken und Empfehlungen zur Sicher-stellung der medizinischen Versorgung zu erarbeiten

bdquoWir wissen dass linke Politik gern von einer Ausweitung der Staatsquote traumlumtldquo sagte Dr Gunter Jess (AfD) bdquoWir meinen dagegen dass wir alle auch private Ressourcen fuumlr eine

gute Gesundheitsversorgung nutzen solltenldquo Krankenhaumluser in Gaumlnze oder Teilbereichen zu rekommunalisieren sei daher eine Handlungsoption aber kein Koumlnigsweg Einer Enquete-Kommission die bis zu Sommerpause 2021 Ergeb-nisse praumlsentieren soll stand er skep-tisch gegenuumlber bdquoIch denke da wird nichts Vernuumlnftiges bei rauskommenldquo Er habe vielmehr den Eindruck dass die Koalitionsfraktionen mit den selbst ver-ursachten Problemen nicht mehr fertig werden und sich mit der Kommission und mit Blick auf die Landtagswahl 2021 bdquogeschickt aus der Affaumlre ziehen wollenldquo Er nehme den Koalitionsfraktionen die Rolle des Gestalters jedenfalls nicht ab sondern frage sich warum die Antrag-steller nach 30 Jahren direkter oder in-direkter Regierungsverantwortung in Bund und Land nicht schon laumlngst ge-handelt haben

bdquoMosaiksteine bringen nicht vielldquo warb Julian Barlen (SPD) fuumlr die Enquete-Kommission bdquoWir brauchen einen lang-fristig tragfaumlhigen Masterplanldquo Im Kern gehe es um ein sektoruumlbergreifendes multiprofessionelles Versorgungskon-zept bdquoDie Menschen erwarten zu Recht dass sich der Staat um die wesentlichen Belange der Daseinsvorsorge kuumlmmert und wenn noumltig dem Markt auch die Stirn bietetldquo Das Land duumlrfe nicht weiter dabei zuschauen wenn private Traumlger wichtige aber weniger oder nicht pro-fitable Bereiche wie Geburtshilfe oder Paumldiatrie abstoszligen bdquoDie Politik muss es sein die die Regeln dieses Spiels be-stimmt und gemeinsam mit den Betei-ligten aktiv und mit klaren Anforderun-gen ausgestaltet Das ist die Motivation fuumlr den heutigen Antragldquo Der Landtag muumlsse in diesen Fragen eng an der Seite der Menschen stehen die diese Versor-gung dringend brauchten Aufgabe der Enquete-Kommission sei es deshalb den Status quo zu analysieren Perspek-tiven in den Blick zu nehmen und Emp-fehlungen fuumlr eine flaumlchendeckend und zukunftsfaumlhige Gesundheitsversorgung auszusprechen

Sebastian Ehlers (CDU) warnte davor den Eindruck zu erwecken Re-Kom-munalisierungen wuumlrden alle Probleme loumlsen bdquoDas ist zu kurz gedachtldquo Auch kommunale Krankenhaumluser seien nicht vor Personalmangel gefeit Als Finanzie-

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28 A u s d e m P l e n u m | B e r i c h t e

rungsquelle den Strategiefonds anzu-fuumlhren helfe nicht weiter bdquoDa koumlnnen Sie ein halbes Krankenhaus zuruumlck-kaufenldquo Pauschal von einer bdquoBeutege-meinschaft privater Klinikkonzerneldquo zu sprechen hielt er nicht fuumlr angebracht bdquoMan muss immer aufpassen dass man nicht verallgemeinertldquo Den Vorwurf der AfD wieszlig er zuruumlck Niemand wol-le sich hinter eine Enquete-Kommission verstecken Im Gegenteil bdquoWir werden hier sehr offen und kontrovers die Din-ge diskutieren auch mit Experten Was am Ende dabei rauskommt das weiszlig ich heute ehrlicherweise auch noch nichtldquo

Die Traumlgervielfalt der Krankenhaumluser stelle seine Fraktion nicht infrage be-tonte Torsten Koplin (DIE LINKE) bdquoWir muumlssen uns nur mit dem Punkt aus-einandersetzen was passiert wenn ein Krankenhaustraumlger nicht in der Lage oder gewillt ist seinen Versorgungs-auftrag zu erfuumlllenldquo Selbst die Minister-praumlsidentin habe in der Aufregung um Parchim und Crivitz Re-Kommunalisie-rungen ins Feld gefuumlhrt bdquoWir wollen mit unserem Antrag nichts anderes als sich damit auseinanderzusetzenldquo Eine En-quete-Kommission ins Leben zu rufen sei begruumlszligenswert Sie werde jedoch nicht in einem Jahr mit ihrer Arbeit fertig sein Er draumlngte daher mit einem Aumlnde-rungsantrag darauf sie in der naumlchsten Legislaturperiode fortzufuumlhren und im Sommer zunaumlchst einen Zwischenbe-richt vorzulegen

Uumlber den Antrag der Linken wurde na-mentlich abgestimmt Dabei wurden 63 Stimmen abgegeben 12 Abgeordnete votierten mit Ja 51 mit Nein Damit ist der Antrag abgelehnt Der Koalitions-antrag fand mit den Stimmen von SPD CDU einigen Abgeordneten der AfD und dem fraktionslosen Abgeordneten Holger Arppe eine Mehrheit Der Aumlnde-

Stichwort Dringlichkeitsantrag

Ein Dringlichkeitsantrag ist ein Antrag der erst zu Beginn der Landtagssit-zung auf die Tagesordnung gesetzt wird Normalerweise muumlssen die Frak-tionen ihre Beratungsgegenstaumlnde laut Geschaumlftsordnung spaumltestens zwei Wochen vor der Sitzung bei der Landtagspraumlsidentin einreichen Manchmal ergeben sich aufgrund aktueller Entwicklungen Anlaumlsse fuumlr Antraumlge erst nach dieser Frist Ob ein Antrag fuumlr dringlich befunden wird entscheiden die Abgeordneten Stimmt mindestens eine Zweidrit-telmehrheit der Landtagsmitglieder dafuumlr wird er nachtraumlglich bzw zu-saumltzlich auf die Tagesordnung gesetzt Vor der Abstimmung hat die Fraktion die den Antrag stellt die Moumlglichkeit die Dringlichkeit in einem kurzen Re-debeitrag zu begruumlnden Alle anderen Fraktionen koumlnnen darauf erwidern Wird die Dringlichkeit abgelehnt kann der Antrag zur naumlchsten Sitzungswo-che im regulaumlren Verfahren eingereicht werden

Stichwort Enquete-Kommission

Eine Enquete-Kommission ist eine Arbeitsgruppe in der umfangreiche Sachverhalte uumlber einen langen Zeit-raum eroumlrtert werden Sie besteht aus Abgeordneten aller Fraktionen sowie externen Sachverstaumlndigen Im konkreten Fall koumlnnen das unter anderem Klinikbetreiber und Vertre-ter des Gesundheitsministeriums der Kommunen Krankenkassen und Aumlrz-teschaft sein Sie eroumlrtern das Thema gemeinsam und unter verschiedenen Aspekten Ziel ist es Loumlsungen bzw Handlungsempfehlungen fuumlr Pro-bleme zu finden aus denen dann gegebenenfalls politische Entschei-dungen abgeleitet werden Bislang gab es in MV vier Enquete-Kommissi-onen Leben in der DDR Leben nach 1989 ndash Aufarbeitung und Versoumlhnung (1995ndash1997) Zukunftsfaumlhige Gemein-den und Gemeindestrukturen in Meck-lenburg-Vorpommern (2000ndash2002) Staumlrkung der kommunalen Selbstver-waltung (2007ndash2011) und Aumllter werden in Mecklenburg-Vorpommern (2012ndash2016)

rungsantrag der Linken wurde mit den Stimmen von SPD und CDU abgelehnt

Antrag DIE LINKE Drucksache 74742Dringlichkeitsantrag CDUSPD Drucksache 74781Aumlnderungsantrag DIE LINKE Drucksache 74787

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Eine Enquete-Kommission soll sich mit der Zukunft der 37 Krankenhaumluser in MV befassen

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29 A u s d e m P l e n u m | B e r i c h t e

KeineDauer-Flaggenam SchlossSitz des Parlaments wird nur zur Landtagssitzung beflaggt

Europa-Flagge Deutschland-Flag-ge und MV-Flagge Sie werden weiter-hin nicht taumlglich vor dem Schloss we-hen Nach geltender Verordnung werden Flaggen nur an den Sitzungs-tagen der Abgeordneten gehisst Und dabei bleibt es auch Das Plenum hat mehrheitlich gegen den Vorschlag der AfD gestimmt den Sitz des Landtages dauerhaft zu beflaggen Ihr Ansinnen auch den Plenarsaal mit diesen drei Flaggen auszustatten fand ebenfalls keine Mehrheit Beide Antraumlge wurden in einer gemeinsamen Debatte bera-ten in der sich neben der AfD nur DIE LINKE und die fraktionslose Abgeord-nete Christel Weiszligig zu Wort meldeten

bdquoSchwarz-Rot-Gold ist das Symbol fuumlr das demokratische Deutschland Dazu sollte sich ein deutsches Landespar-lament auch taumlglich bekennenldquo argu-mentierte Christoph Grimm (AfD) der beide Antraumlge ins Plenum einbrachte Die Deutschlandflagge stehe fuumlr Freiheit Wohlergehen Zugehoumlrigkeit und eine verfassungsgemaumlszlige Ordnung Fuumlr einen selbstbewussten aufgeklaumlrten Patriotis-mus muumlsse sich niemand schaumlmen Auch dem Plenarsaal wuumlrden die Flaggen von Land Bund und EU ndash zum Beispiel in Form von Standarten ndash mehr Farbe und eine ganz andere Note verleihen Mit bei-den Ansinnen befaumlnde sich MV in guter Gesellschaft zu Laumlndern wie Bayern Hes-sen Berlin und Thuumlringen

Das Ansinnen sei ehrenhaft offenbare jedoch eine Bildungsluumlcke meinte Pe-ter Ritter (DIE LINKE) bdquoDas Instrument das Sie vorschlagen ist falschldquo Nicht die Landesregierung muumlsse aufgefordert werden die Rechtsverordnung zu aumln-dern sondern der Innenminister bdquoOder Sie aumlndern das Hoheitszeichengesetzldquo Als die Baukommission sich mit der Aus-gestaltung des neuen Plenarsaals befasst habe haumltte sich auch die AfD mit Ideen einbringen koumlnnen bdquoIch habe von Ihrer Fraktion keinen Vorschlag gehoumlrtldquo weder zum Aussehen des Saals noch zur Beflag-gung bdquoWir lehnen diese Antraumlge abldquo

Den Plenarsaal zu beflaggen ndash fuumlr Christel Weiszligig (fraktionslos) eine laumlngst uumlber-faumlllige Forderung Flaggen zu zeigen bedeute in der Wirkung nach auszligen auch bdquoWir stehen zu unserem Land Wir sind stolz Diener des Volkes zu seinldquo Sie warb darum bdquoohne viel Gezetereldquo zu jeder Sitzung bdquodrei Standarten mit wun-derschoumlnen Fahnenldquo aufzustellen ndash und damit bdquozuversichtliche Aussagekraft und das Gefuumlhl hier sind wir zu Hauseldquo zu vermitteln

Christoph Grimm (AfD) warf den Ko-alitionsfraktionen vor bdquoden Schwanz einzuziehenldquo bdquoSie wissen nicht was Sie zu diesem Thema sagen sollen deshalb halten Sie lieber den Mundldquo Auch DIE LINKE habe in ihrem Redebeitrag eine Pirouette nach der anderen gedreht bdquoWenn wir die Landesregierung zu etwas auffordern dann ist natuumlrlich auch der Innenminister gefragt und gemeintldquo Die angefuumlhrten Ablehnungsgruumlnde hielt er fuumlr vorgeschoben bdquoGeben Sie das doch zu und sagen Sie dass Sie ideologisch einfach ein Problem mit Schwarz-Rot-Gold habenldquo

Horst Foumlrster (AfD) unterstrich dass es darum gehe den Sitz des Landtags bei der Beflaggung auf eine Stufe mit der Staatskanzlei zu stellen bdquoSymbole ha-ben eine groszlige Wirkungldquo Er gehe nicht davon aus dass es Streit in der Sache gebe Knackpunkt sei vielmehr dass die AfD den Antrag stelle bdquoSeien Sie an der Stelle einfach mal sachlichldquo Er erinnerte daran dass auch Bundespraumlsident Stein-meier vor einiger Zeit davor gewarnt habe Symbole den politischen Raumlndern zu uumlberlassen Sein Vorschlag bdquoWenn Sie nicht mit uns stimmen moumlgen stellen Sie demnaumlchst selbst einen Antragldquo

Beide Antraumlge wurden mit den Stimmen von SPD CDU und DIE LINKE abgelehntAntrag AfD Drucksache 74737Antrag AfD Drucksache 74749

Stichwort Beflaggung

Ob und wie oumlffentliche Gebaumlude be-flaggt werden kann nicht einfach nach Gutduumlnken entschieden werden Grundlage dafuumlr sind die bdquoBeflaggungs-verordnungldquo und die bdquoVerordnung zur Bestimmung der regelmaumlszligigen Be-flaggungstageldquo des Landes Die Staats-kanzlei zeigt taumlglich Flagge die Euro-paflagge die Bundesflagge und die Dienstflagge des Landes Der Landtag ist laut Verordnung an jedem Sitzungs-tag mit der Landesflagge und den Flag-gen der Landesteile Mecklenburg und Vorpommern beflaggt Vor anderen Dienststellen und Behoumlrden des Lan-des oder die der Aufsicht des Landes unterstehen werden Flaggen dagegen nur an ausgewaumlhlten Tagen gehisst Dazu gehoumlren zum Beispiel der 1 Mai (Tag der Arbeit) der Tag der Deut-schen Einheit der Volkstrauertag (auf halbmast) oder der Tag an dem eine Wahl stattfindet Uumlber den offiziellen Beflaggungskalender hinaus kann der Landesinnenminister aufgrund beson-derer Anlaumlsse weitere Beflaggungen anordnen

Landesflagge versus Dienstflagge Blau Weiszlig Gelb Weiszlig Rot quer gestreift ndash so sieht die Landesflagge aus Daneben verwenden die Landesbehoumlrden auch eine Dienstflagge Auf ihr sind zusaumltzlich noch die beiden Wappentiere der mecklenburgische Stier und der pommersche Greif abgebildet

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An Sitzungstagen wehen vor dem Schweriner Schloss die Europa-Flagge die Deutschland-Flagge und die MV-Flagge

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30 A u s d e m P l e n u m | B e r i c h t e

wie Planungen fuumlr einen Hochschulstand-ort Schwerin gewuumlnscht Sie enthielt sich in der AbstimmungAntrag SPDCDU Drucksache 74739

Elternzeit heiszligt Teilzeitplatz

Kinder deren Eltern mit einem Geschwis-terkind in Elternzeit sind haben auch weiterhin keinen Anspruch auf einen Ganztagsplatz in der Kita SPD CDU und DIE LINKE sprachen sich gegen den Vorschlag der AfD aus das Kindertages-foumlrderungsgesetz (KifoumlG) entsprechend zu aumlndern Nach den derzeitigen Rege-lungen steht diesen Familien maximal ein Teilzeitplatz zu Fuumlr die SPD liegen die Konflikte nicht in der Teilzeitloumlsung an sich sondern in den damit verbun-denen unflexiblen Bring- und Abhol-zeiten Diese gelte es zu aumlndern Die CDU beklagte dass der Gesetzentwurf nichts daruumlber aussage wie der Vorstoszlig per-sonell und finanziell gestemmt werden solle DIE LINKE wandte sich dagegen Betreuungszeiten an Voraussetzungen zu knuumlpfen und sprach sich fuumlr einen grundsaumltzlichen Ganztagsanspruch fuumlr alle Kinder aus Der Gesetzentwurf wur-de nach dieser ersten Lesung nicht zu weiteren Beratungen in den Fachaus-schuss verwiesenGesetzentwurf AfD Drucksache 74738

Keine gezielte Jagd auf Kolkraben

Die AfD-Fraktion verlangt von der Lan-desregierung mehr Schutz fuumlr Weide-tiere In den Mittelpunkt ihres Antrages stellte sie dabei den Kolkraben der im-mer wieder neugeborene Weidetiere angreife um dann das Aas zu fressen Nach Ansicht der AfD sollte der Vogel deshalb in die EU-Vogelschutzrichtlinie aufgenommen werden ndash um eine ge-zielte Bejagung zu ermoumlglichen Dass schwache Tiere das Interesse von Aas-fressern erregten liege in der Natur der Tiere entgegnete die SPD Es sei aber mitnichten so dass auf jeder Weide Kolk-

CDU sprachen sich fuumlr eine europaumlische Loumlsung und gegen einen Alleingang von MV aus Die AfD verlangte die unbeglei-teten Kinder zu ihren Eltern zuruumlckzu-schicken Anstatt dem Steuerzahler neue Kosten aufzuerlegen solle das Geld ihrer Meinung nach lieber vor Ort in aumlrztliche Hilfe investiert werden Der Antrag wur-de abgelehntDringlichkeitsantrag DIE LINKE Drs 74780

Eckwerte weisen Hochschulen den Weg

Mehr unbefristete Stellen mehr Geld ein Studiengang fuumlr Grundschullehrer in Greifswald ndash das sind drei Beispiele aus den Eckwerten die der Landtag mit den Stimmen von SPD und CDU fuumlr die Hochschulentwicklung der kommenden Jahre beschlossen hat Die Eckwerte sind der Wegweiser in welche Richtung sich die Hochschulen in den Jahren 2021 bis 2025 entwickeln sollen Auf ihrer Grund-lage erarbeiten sie Zielvereinbarungen und Entwicklungsplaumlne zum Beispiel zu Stellen Studiengaumlngen Faumlchern und For-schungsschwerpunkten Das Eckpunkte-papier ermoumlglicht es den Hochschulen erstmals die Anzahl unbefristeter Stellen zu erhoumlhen und ndash unter Einhaltung des Stellenplans ndash flexibler mit Stellen umzu-gehen Damit koumlnnen sie bei Bedarf auch im laufenden Jahr Stellen schaffen oder streichen Bislang war dies nur in engen Grenzen moumlglich Bei den Bauvorhaben liegt der Fokus unter anderem auf dem ULMICUM und BIOMEDICUM in Rostock und der Bibliothek in Neubrandenburg Mit Blick auf den Fachkraumlftebedarf legt das Land sein Hauptaugenmerk auf die fachliche Entwicklung der Studiengaumln-ge fuumlr Mediziner Juristen Bauingenieure und Lehrer Durch die Verstetigung des Hochschulpaktes stehen den Hochschu-len zudem von 2021 bis 2023 jaumlhrlich rund vier Millionen Euro ab 2024 rund acht Millionen Euro mehr zur Verfuumlgung SPD und CDU lobten die erfreulichen Entwick-lungen die sich aus den Eckpunkten erge-ben Fuumlr die AfD ging das Papier an vielen Stellen in die falsche Richtung ndash allem voran in Bezug auf Inklusion Gender Frauenquoten und dem geplanten Ori-entierungsstudium Sie stimmte ebenso wie der fraktionslose Abgeordnete Holger Arppe gegen den Antrag DIE LINKE haumltte sich unter anderem mehr Verbesserungen fuumlr die Juristenausbildung in Rostock so-

Weitere MeldungenNaumlchste Volkszaumlhlung kommt 2021

Wie viele Menschen leben in MV Wie viele Wohnungen gibt es im Land Da-ten wie diese werden im kommenden Jahr mit einer Volkszaumlhlung auf den neu-esten Stand gebracht Der sogenannte Zensus wird am 16 Mai 2021 stattfinden Deutschland ist laut EU-Recht dazu ver-pflichtet alle zehn Jahre eine Volkszaumlh-lung durchzufuumlhren Fuumlr die Erhebung werden sowohl bestehende Daten aus-gewertet als auch Buumlrger befragt Die Er-gebnisse sind wichtige Planungsgrund-lagen fuumlr Bund Land und Gemeinden Die Houmlhe der Einwohnerzahlen hat zum Beispiel Einfluss darauf wie viel Geld der Bund uumlber den Finanzausgleich ans Land und das Land an die Kommunen zahlt oder wie Wahlkreise eingeteilt werden Aber auch fuumlr die Planung von Schulen Kindergaumlrten Altenheimen oder Kran-kenhaumlusern spielen die erfassten Daten eine Rolle Die Bestimmungen zum Ab-lauf der Erhebung muumlssen in einem Ge-setz geregelt werden das im Maumlrz mit den Stimmen von SPD CDU und DIE LIN-KE beschlossen wurdeGesetzentwurf Landesregierung Drucksache 74445Beschlussempfehlung Innenausschuss Drucksache 74762

Fluumlchtlingskinder aus Griechenland

DIE LINKE hat erneut darauf gedraumlngt Fluumlchtlingskinder aus uumlberfuumlllten grie-chischen Lagern nach MV zu holen Mit einem Dringlichkeitsantrag forderte sie die Landesregierung auf uumlber die vom Bund geaumluszligerten Absichten hinaus zu gehen und weitere Kinder aufzu-nehmen Der Koalitionsausschuss des Bundes hatte sich Anfang Maumlrz bereit erklaumlrt in Zusammenarbeit mit anderen europaumlischen Laumlndern bis zu 1500 kranke sowie unbegleitete Kinder und Jugendli-che nach Deutschland zu holen DIE LIN-KE forderte dem Bund ein eigenes An-gebot zur Aufnahme weiterer Maumldchen und Jungen in MV zu machen SPD und

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31 A u s d e m P l e n u m | M e l d u n g e n

und Fernmeldegeheimnis) neu besetzt werden Zur Wahl stand auf Vorschlag der Christdemokraten Ann Christin von Allwoumlrden In geheimen Wahlen wur-de die CDU-Abgeordnete mit groszliger Mehrheit in alle drei Gremien gewaumlhlt An der Abstimmung hatten sich jeweils 60 Abgeordnete beteiligt Neues stellver-tretendes Mitglied der G 10-Kommission wurde Franz-Robert LiskowWahlvorschlaumlge CDU Drucksachen 74768 bis 74770

Ausschuss bestimmt Vertrauensleute

In diesem Jahr werden an den Verwal-tungsgerichten Schwerin und Greifswald sowie am Oberverwaltungsgericht neue ehrenamtliche Richterinnen und Richter gewaumlhlt Die Wahl uumlbernimmt ein beim jeweiligen Gericht bestehender Wahl-ausschuss Diesen Wahlausschuumlssen gehoumlren die Praumlsidenten der Verwal-tungsgerichte ein von der Landesregie-rung bestimmter Verwaltungsbeamter sowie sieben Vertrauensleute an Diese Vertrauensleute wiederum werden von den Landtagsabgeordneten bestimmt SPD CDU und DIE LINKE haben sich in einem gemeinsamen Dringlichkeitsan-trag darauf verstaumlndigt diese Aufgabe dem Rechtsausschuss zu uumlbertragen In der Debatte dazu meldete sich nur die AfD zu Wort Sie wandte sich dage-gen die Entscheidungskompetenz vom Landtag in den Ausschuss zu verlagern bdquoUnserer Meinung nach ist das eine Fra-ge die das Plenum zu entscheiden hatldquo Die ehrenamtlichen Richterinnen und Richter werden fuumlr die Dauer von fuumlnf Jahren gewaumlhlt Ihre Aufgabe ist es mit Erfahrungen und Kenntnissen aus dem taumlglichen beruflichen und sozialen Um-feld die juristisch gepraumlgte Sichtweise der Berufsrichter sinnvoll zu ergaumlnzenDringlichkeitsantrag SPD CDU DIE LINKE Drucksache 74775

Kooperatives Ehrenamt

Die Bundesregierung hat die Deutsche Stiftung fuumlr Engagement und Ehrenamt mit Sitz in Neustrelitz ins Leben gerufen Vor diesem Hintergrund hat der Landtag auf Initiative der CDU die Landesregie-rung beauftragt die Arbeit der Stiftung zu unterstuumltzen und eine Kooperation mit der Ehrenamtsstiftung des Landes

rabenschwaumlrme nur darauf warteten uumlber ein neugeborenes Tier herzufallen Die CDU verwies darauf dass die Voumlgel unter bestimmten Bedingungen auch jetzt schon bejagt werden duumlrften DIE LINKE meinte ursaumlchlich fuumlr die Pro-bleme von Weidetierhaltern seien we-der Wolf noch Kolkrabe sondern eine verfehlte EU-Agrarfoumlrderpolitik Daran wuumlrde auch eine Bejagung des Kolkra-ben nichts aumlndern Alle drei Fraktionen SPD CDU und DIE LINKE sowie die frak-tionslose Abgeordnete Christel Weiszligig lehnten den Antrag abAntrag AfD Drucksache 74735

Debatte um Jura-Studium

Auf den Arbeitsmarkt fuumlr Juristen kom-men groszlige Herausforderungen zu Bis 2031 werden 320 Richter und Staatsan-waumllte in Ruhestand gehen Demgegen-uumlber stehen ein hohe Abbrecher- und Durchfallquote bei Jura-Studenten Un-ter Verweis auf diese Entwicklung warb DIE LINKE darum die Juristenausbildung in MV staumlrker in den Blick zu nehmen Konkret draumlngte sie darauf die Qualitaumlt der Ausbildung zu verbessern sowie ne-ben Greifswald auch in Rostock wieder bdquoRechtswissenschaftenldquo als Studiengang anzubieten Die AfD pflichtete der Pro-blematik bei und unterstuumltzte die Vor-schlaumlge Sie warb darum mehr Personal einzustellen um Studierende gut aufs Examen vorzubereiten Nach Ansicht der CDU seien weder im Haushalt noch strukturell die Voraussetzungen fuumlr einen Studiengang der Rechtswissenschaften in Rostock gegeben Die SPD ging in der Analyse der Probleme mit den Linken mit betonte aber dass Verbesserungen bereits umgesetzt wuumlrden oder in Pla-nung seien Neue Doppelstrukturen in Greifswald und Rostock lehnte sie abAntrag DIE LINKE Drucksache 74747

Neue Mitglieder fuumlr drei Gremien

Der bisherige Fraktionsvorsitzende der CDU Vincent Kokert hat mit Wirkung zum Maumlrz den Landtag verlassen Aus diesem Grund mussten die Sitze der Fraktion in der Parlamentarischen Kon-trollkommission (Angelegenheiten des Verfassungsschutzes) im SOG-Gremium (Sicherheits- und Ordnungsgesetz) und in der G 10-Kommission (zu Brief- Post-

angeregt Die Koalitionsfraktionen erhof-fen sich davon auch Synergieeffekte und eine Staumlrkung fuumlr das Ehrenamt in MV Die Opposition hielt den Antrag fuumlr unnoumltig bdquoDas ist ungefaumlhr so als wuumlrden wir die Einrichtung des Plenarsaals begruumlszligen und dafuumlr plaumldieren dass hier regelmauml-szligig Sitzungen durchgefuumlhrt werdenldquo meinte DIE LINKE Sie stimmte dem An-trag trotzdem zu in der Hoffnung dass er die Bedingungen fuumlr das ehrenamt-liche Engagement weiter verbessere Die AfD warnte vor einer bdquostaatlich organi-sierten Uumlbersteuerung von Ehrenamtldquo In der Abstimmung zeigten sich ihre Frak-tionsmitglieder uneins Einige stimmten dem Antrag zu andere enthielten sichAntrag CDUSPD Drucksache 74740

Kritik am Abrechnungssystem

Wolgast Parchim Demmin Krankenhaumlu-ser im Land stehen immer wieder im oumlf-fentlichen Fokus weil sie Schwierigkeiten haben ihre Abteilungen Geburtshilfe Gynaumlkologie sowie in der Kinder- und Jugendmedizin aufrechtzuerhalten Es fehlt an Geld und Personal DIE LINKE sieht eine Ursache dafuumlr im pauschalen Abrechnungssystem uumlber das Kliniken ihre Leistungen bezahlt bekommen Dieses System werde den besonderen Anforderungen an diese stationaumlren Be-reiche nicht gerecht Im Vergleich zu an-deren Abteilungen habe die Geburtshilfe viel houmlhere Vorhaltekosten die Kinder- und Jugendmedizin viel weniger plan-bare Leistungen dafuumlr aber hohe Notfall-quoten und Zeitbedarfe Sie forderte des-halb die Kosten fuumlr diese medizinische Versorgung nach den tatsaumlchlichen Kosten abzurechnen SPD und CDU plauml-dierten dafuumlr das Thema nicht isoliert zu betrachten sondern in einen groumlszligeren Zusammenhang zu ruumlcken ndash und ver-wiesen auf ihren Antrag zur Errichtung einer entsprechenden Enquete-Kom-mission Nicht zuletzt koumlnne die Abrech-nungsfrage nur auf Bundesebene ent-schieden werden Die AfD stellte einen Aumlnderungsantrag Dieser sah vor alle drei Bereiche im bestehenden Abrechnungs-system zu belassen dort aber besser auszufinanzieren In der Debatte ergriff sie nicht das Wort Beide Antraumlge wurden abgelehntAntrag DIE LINKE Drucksache 74741Aumlnderungsantrag AfD Drucksache 74782

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Laufende Gesetzgebung

Drs-Nr Initiator Gesetz Federfuumlhrender Ausschuss

Beratungsverlauf

72573 SPD CDU Entwurf eines Vierten Gesetzes zur Aumlnderung des Landesverfassungsgerichtsgesetzes

Rechtsausschuss 1 Lesung 12092018in Beratung

72574 SPD CDU Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Aumlnderung des Volksabstimmungsgesetzes

Rechtsausschuss 1 Lesung 12092018in Beratung

72575 SPD CDU Entwurf eines xx-ten Gesetzes zur Aumlnderung der Verfassung des Landes Mecklenburg-Vorpommern

Rechtsausschuss 1 Lesung 12092018in Beratung

74017 DIE LINKE Entwurf eines Gesetzes uumlber die Errichtung einer Beteiligtentransparenz-dokumentation beim Landtag (Beteiligtentransparenzdokumentationsgesetz Mecklenburg-Vorpommern - BeteildokG M-V)

Rechtsausschuss 1 Lesung 04092019in Beratung

74301 LReg Entwurf eines Gesetzes zur Neufassung des Finanzausgleichsgesetzes Mecklenburg-Vorpommern und zur Aumlnderung weiterer Gesetze

Innen- und Europaausschuss

1 Lesung 13112019in Beratung

74443 LReg Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes uumlber den oumlffentlichen Personennahverkehr in Mecklenburg-Vorpommern

Energieausschuss 1 Lesung 12122019in Beratung

74607 LReg Entwurf eines Gesetzes zum Staatsvertrag zwischen der Freien und Hansestadt Hamburg und dem Land Mecklenburg-Vorpommern uumlber die Durchfuumlhrung von Zuverlaumlssigkeitsuumlberpruumlfungen nach dem Luftsicherheitsgesetz

Energieausschuss 1 Lesung 29012020in Beratung

74613 LReg Entwurf eines Gesetzes zum Dreiundzwanzigsten Staatsvertrag zur Aumlnderung rundfunkrechtlicher Staatsvertraumlge (Dreiundzwanzigster Rundfunkaumlnderungsstaatsvertrag)

Innen- undEuropaausschuss

1 Lesung 29012020in Beratung

74614 LReg Entwurf eines Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes zur Ausfuumlhrung des Tierische Nebenprodukte-Beseitigungsgesetzes und zur Aumlnderung weiterer Vorschriften

Agrarausschuss 1 Lesung 29012020in Beratung

74615 SPD CDU Entwurf eines Ersten Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes zur Errichtung eines Sondervermoumlgens bdquoStrategiefonds des Landes Mecklenburg-Vorpommernldquo

Finanzausschuss 1 Lesung 29012020in Beratung

74618 AfD Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Aumlnderung des Finanzausgleichsgesetzes Mecklenburg-Vorpommern

- 1 Lesung 29012020Ablehnung der Uumlberweisung

74738 AfD Entwurf eines Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes zur Einfuumlhrung der Elternbeitragsfreiheit zur Staumlrkung der Elternrechte und zur Novellierung des Kindertagesfoumlrderungsgesetzes Mecklenburg-Vorpommern (Kindertagesfoumlrderungsgesetz -KifoumlG M-V)

- 1 Lesung 11032020Ablehnung der Uumlberweisung

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Abgeschlossene Gesetzgebung im Plenum am 29 Januar 2020 entschieden

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0 Drs-Nr Gesetz Initiator Abstimmung im Plenum

Beschluss

73694 Entwurf eines Gesetzes uumlber die oumlffentliche Sicherheit und Ordnung in Mecklenburg-Vorpommern und zur Aumlnderung anderer Gesetze

LReg 1 Lesung 190620192 Lesung 11032020 Annahme

74445 Entwurf eines Gesetzes zur Ausfuumlhrung des Zensusgesetzes 2021 in Mecklenburg-Vorpommern (Zensusausfuumlhrungsgesetz 2021 - ZensAG 2021 M-V)

LReg 1 Lesung 111220192 Lesung 11032020 Annahme

74444 Entwurf eines Gesetzes uumlber die Regulierungskammer Mecklenburg-Vorpommern (RegKG M-V) und zur Aumlnderung der Energiewirtschaftszustaumlndigkeitslandesverordnung

LReg 1 Lesung 111220192 Lesung 11032020 Annahme

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

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Vor-Ort-TerminWirtschaftsausschuss besucht HAB in Wusterhusen und MV WERFTEN in Stralsund

Am 27 Februar hat der Wirtschafts-ausschuss die HAB (Hallen- und Anla-genbau GmbH) in Wusterhusen als Mitgliedsunternehmen des Kooperati-onsverbundes RIC MAZA MV eV und im Anschluss die MV WERFTEN Stral-sund GmbH besucht um sich uumlber den aktuellen Stand zu informieren

Die HAB (Hallen- und Anlagenbau GmbH) gehoumlrt zu den modernsten Stahlbaubetrieben in Norddeutschland Das familiengefuumlhrte Unternehmen in dem heute mehr als 70 Mitarbeiter beschaumlftigt sind entwickelt plant und errichtet Gewerbe- Industrie- und Ge-sellschaftsbauten touristische Anlagen Komponenten fuumlr den Fahrzeugbau sowie Anlagen fuumlr den Kernkraftwerks-ruumlckbau Die HAB hat im Jahr 2006 die weltweit erste Tauchgondel fuumlr Zinno-witz auf der Insel Usedom gebaut 2011 wurden die Entwicklung und der Bau des ersten deutschen Meereswellen-

schwimmergenerators gestartet Mit ei-ner eigenen Forschungs- und Entwick-lungsabteilung werden jaumlhrlich uumlber 2 Prozent des Gesamtumsatzes zielge-richtet in die Entwicklung neuer Pro-dukte und Prozesse investiert Im Bereich des Anlagenbaus hat das Unternehmen eine Achterbahn fuumlr das Oktoberfest in Muumlnchen eine Wildwasserbahn fuumlr den Safaripark in Daumlnemark sowie Kabinen fuumlr die VIETZ GmbH Hannover gebaut Zudem werden Kranrahmen fuumlr Lieb-herr in Rostock Ersatzteile fuumlr STILL in Hamburg LNG-Traumlger fuumlr die NEPTUN WERFT in Rostock sowie eine Wasser-stoffanlage fuumlr Russland gefertigt Auszligerdem ist das Projekt Energieboje auf den Weg gebracht worden Eine Boje mit der die Bewegung der Wellen in Energie umgewandelt werden soll

RIC MAZA MV eV ist aus dem Koopera-tionsverband MAZA MV eV hervorge-gangen und seit dem 1 Januar 2018 mit einem Regionalen Innovationscluster Maritime Zulieferer Allianz Schiffbau (RIC MAZA Schiffbau) taumltig Dem Ver-bund gehoumlren derzeit 43 Mitgliedsun-ternehmen (davon 29 Kleine und mitt-lere Unternehmen) mit insgesamt ca 2400 Beschaumlftigten an Das groumlszligte Mit-gliedsunternehmen ist die Ostseestaal GmbH amp Co KG mit etwa 200 Beschaumlf-

tigten Daneben zaumlhlen u a regionale Schiffbauzuliefer- Ausruumlstungs- und Industriedienstleistungsunternehmen schiffbaurelevante Ingenieur- und Pro-jektierungsunternehmen sowie Einrich-tungen der industrienahen Forschung Wissenschaft und Bildung zum Ver-bund Fuumlr das Jahr 2020 wird ein Jah-resumsatz der Mitgliedsunternehmen

Mitglieder des Wirtschaftsausschusses zu Besuch bei der Hallen- und Anlagenbau GmbH MV Fotos Landtag

Die MV WERFTEN produzieren an den Standorten Wismar Rostock und Stralsund Kreuzfahrtschiffe und Yachten

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

34 A u s d e n A u s s c h uuml s s e n

in Houmlhe von ca 340 Mio Euro erwartet Seit 2017 hat der Kooperationsverbund mehr als 20 Forschungs- und Entwick-lungsprojekte mit Unterstuumltzung des Wirtschaftsministeriums initiiert Es wurden vier fachspezifische Projekt-gruppen ins Leben gerufen (innovative Schiffbauerzeugnisse Umsetzung der Industriestrategie 40 und Digitalisie-rung unternehmensrelevanter Prozesse effektive Schiffbaukooperation sowie Staumlrkung und zukunftsrelevante Aus- und Weiterbildung der Fachkraumlfte) Ziel ist es insbesondere die schiffbauliche Wertschoumlpfungsrelevanz der Erzeug-nisse und Leistungen sowie den Anteil kooperativer Schiffbauleistungen von Mitgliedsunternehmen und -einrich-tungen am Schiffbau zu erhoumlhen und die internationale Wettbewerbsfaumlhig-keit zu verbessern

Genting Hong Kong hat im Maumlrz 2016 die drei Nordic-Yards-Werften in Wismar Rostock und Stralsund uumlbernommen und diese im Juli 2016 in MV WERFTEN umbenannt Die MV WERFTEN bauen Schiffe fuumlr die Kreuzfahrtreedereien Crystal Cruises Dream Cruises und Cruise Global Bei den MV WERFTEN in Wismar Rostock und Stralsund die zu den modernsten und effizientesten Schiffbaustandorten in Europa gehouml-ren arbeiten derzeit 3100 Beschaumlftigte (davon 679 Mitarbeiter in Stralsund) Im April 2017 lag die Mitarbeiterzahl bei den MV WERFTEN noch bei 1400 Beschaumlftigten (davon 223 Mitarbeiter in Stralsund) Die Zahl der Auszubil-denden und Dualstudierenden bei den MV WERFTEN ist von 102 im Jahr 2017 auf 300 im Jahr 2020 angestiegen Bislang haben die MV WERFTEN vier Flusskreuzfahrtschiffe der RHINE Class fertiggestellt und bauen derzeit zwei Kreuzfahrtschiffe der Global Class die in den Jahren 2021 und 2022 abgelie-fert werden Am Standort Stralsund wird die Expeditions-Megayacht bdquoEN-DEAVORldquo gebaut die noch im Sommer 2020 uumlbergeben werden soll Bis zu 200 Passagiere koumlnnen auf dieser weltgroumlszlig-ten Megayacht die mit modernsten innovativen Technologien und luxurioumls ausgestattet wird in die Tropen und in Polarregionen reisen Daruumlber hinaus ist der Bau von vier Kreuzfahrtschiffen der Universal Class geplant wobei das erste Schiff 2022 fertiggestellt werden soll

Zeugen-vernehmungLandesverwaltung sagte zur Foumlrderung der Wohlfahrtsverbaumlnde aus

Auch die Ausschusssitzung am 16 Maumlrz befasste sich mit dem vom Landtagsplenum im Jahr 2017 fest-gelegten Untersuchungsgegenstand der Landesfoumlrderung der Wohlfahrts-verbaumlnde in den Jahren 2010 bis 2016

Jedoch wurde diese Ausschusssitzung durch die weit aktuellere Problematik der zunehmenden Verbreitung des Corona-Virus gepraumlgt So kam der Vor-sitzende Jochen Schulte mit Verspauml-tung weil er zuvor an einer Beratung der Fraktionen mit der Landtagspraumlsi-dentin teilgenommen hatte Dort ging es um die weitere parlamentarische Ar-beit Die dazu getroffene Verstaumlndigung zum grundsaumltzlichen Verzicht auf Aus-schusssitzungen bis zum 20 April 2020 war schlieszliglich auch die Grundlage fuumlr den Ausschuss sich gegen die Durch-fuumlhrung der naumlchsten fuumlr den 23 Maumlrz geplanten Sitzung auszusprechen So wurden die bereits geladenen Zeugen fuumlr diesen Termin ausgeladen Auch fuumlr die Sitzung am 16 Maumlrz selbst galten besondere Vorkehrungen So wurde bei den Besuchern auf der Tribuumlne wie im Plenum bei den Abgeordneten auf ei-nen Mindestabstand zueinander geach-tet es wurden keine Kugelschreiber ge-teilt und vielfach Handschuhe genutzt

Befragt wurden in dieser Sitzung drei Zeugen aus der Landesverwaltung Sei-tens des Landesamtes fuumlr Gesundheit und Soziales (LAGuS) schilderten des-sen Direktor Dr Heiko Will und der lang-jaumlhrige Leiter der Foumlrderabteilung Tho-mas Leder die Praxis der Ausreichung und Kontrolle der Landesmittel Beide stellten heraus dass die Grundsatzent-scheidungen vom LAGuS letztlich nur umgesetzt wurden Dabei seien auch im Rahmen des vielfach kritisierten bdquoein-fachen Verwendungsnachweises wie bei einem bdquonormalen Verwendungs-nachweis durchaus Belege gepruumlft wor-

den Das LAGuS sei bei der Bewilligung der Foumlrdermittel auch nicht an bdquoLIGA-Schluumlssel gebunden gewesen sondern habe alle Antraumlge einzeln entsprechend der Regularien gepruumlft und beschieden In den Ausfuumlhrungen wurde auch noch einmal auf die Einrichtung des LAGuS im Jahre 2006 Bezug genommen und auf die Uumlbertragung umfangreicher Aufga-ben im Jahr 2010 Heute werde die Foumlr-derabteilung fuumlr fuumlnf verschiedene Mi-nisterien taumltig und fuumlhre Foumlrderungen aus die in den Ministerien von rund drei Dutzend Fachreferaten betreut wuumlrden Insgesamt gehe es dabei jaumlhrlich um uumlber 400 Millionen Euro Zum Unter-suchungsgegenstand gehoumlrten allein rund 700 Projektfoumlrderungen

Nach den Zeugen aus dem LAGuS er-laumluterte der ehemalige Referatsleiter im Sozialministerium Claus Wergin die Grundsaumltze der Freien Wohlfahrtspflege und die Steuerung durch das Sozialmi-nisterium Er betonte Steuerung erfolge weniger durch Geld als durch inhalt-liche Eroumlrterungen und Absprachen Foumlrderungen fuumlr die Wohlfahrtspflege seien notwendig weil auf dem Markt nicht alle sozialen Angebote finanziert wuumlrden Viele Beratungs- und Hilfeleis-tungen seien ohne die Freie Wohlfahrts-pflege nicht denkbar Dabei sei das Land nicht an einen bdquoLIGA-Schluumlssel gebunden gewesen Vielmehr handele es sich dabei um einen LIGA-internen Antragsschluumlssel Damit haumltten sich die Verbaumlnde lediglich untereinander abge-stimmt uumlber ihre Aufgabenverteilung Das Land habe dann von den Verbaumln-den die entsprechenden Antraumlge erhal-ten und diese im ganz normalen Verfah-ren bearbeitet

Quelle wwwlagusmv-regierungde

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

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Experten-anhoumlrung Parlamentsforum Suumldliche Ostsee in Elblag

Am 2 Maumlrz hat in Elblag (Polen) die internationale Expertenanhoumlrung zur Vorbereitung der Jahreskonferenz des 18 Parlamentsforums Suumldliche Ost-see in Danzig stattgefunden Sie dient der Erarbeitung einer gemeinsamen Resolution aller Partnerparlamente Der Landtag MV arbeitet gemeinsam mit dem Landtag Schleswig-Holstein der Buumlrgerschaft der Freien und Han-sestadt Hamburg den Sejmiks der Woiwodschaften Westpommern Pommern und Ermland-Masuren so-wie der Kaliningrader Gebietsduma im Parlamentsforum Suumld-liche Ostsee zusammen Die Dele-gation des Landes MV war durch die Vizepraumlsidentin Beate Schlupp sowie die Abgeordneten Dirk Friedriszik und Dietmar Eifler vertreten Thema der diesjaumlhrigen Konferenz ist bdquoDer Eu-ropean Green Deal ndash Wasser und Kli-mawandelldquo Die Experten der Partner-parlamente haben uumlber die mit dem Klimawandel verbundenen Herausfor-derungen referiert

Waumlhrend der Eroumlffnung des Experten-treffens durch die Vorsitzenden der Regionalparlamente der Woiwodschaft Ermland-Masuren und Pommern sowie des Stadtpraumlsidenten von Elbląg hat der Vizepraumlsident des Sejmik Pommern Grzegorz Grzelak betont dass es einer Aumlnderung der Gewohnheiten sowie der Nutzung von Innovationen beduumlr-fe Im Anschluss daran hat Dr Andreas Lehmann von GEOMAR (Helmholtz-Zentrum fuumlr Ozeanforschung in Kiel) zum Thema bdquoKlimawandel im Ostsee-raum ndash eine Bestandsaufnahme der letzten 40 Jahreldquo berichtet Er hat darauf hingewiesen dass in den vergangenen 40 Jahren die Lufttemperatur uumlber der Ostsee um ca 2degC angestiegen sei Dies wiederum habe Auswirkungen auch auf die Wassertemperatur Die erhoumlhte Wassertemperatur wuumlrde die Loumlslich-keit des Sauerstoffs beeinflussen und

zusammen mit der Eutrophierung zu staumlrkerer Sauerstoffzehrung und einer Ausdehnung von Sauerstoffmangel-gebieten fuumlhren Auszligerdem habe der Salzgehalt in der Ostsee an der Ober-flaumlche leicht abgenommen waumlhrend er in groumlszligeren Tiefen zugenommen habe Dies habe eine staumlrkere Schichtung zur Folge und erschwere den Austausch zwischen den Schichten Im Bereich der Ostsee komme es zu einer Hebung und Senkung von Landmassen dadurch fal-le beispielsweise im Bereich der noumlrd-lichen Ostsee der Meeresspiegel waumlh-rend er in der Region Deutschland und Daumlnemark ansteige

Der Experte Mecklenburg-Vorpom-merns Prof Dr Bernd Lennartz von der Universitaumlt Rostock hat uumlber die Ni-tratbelastung der Wasserressourcen in landwirtschaftlich genutzten Gebieten gesprochen Er hat sich besorgt daruumlber geaumluszligert dass die Nitratbelastung die Wasserqualitaumlt aufgrund von intensiver Duumlngung in der Landwirtschaft verrin-gere Trotz strengerer Regelungen zur Duumlngung sei die Qualitaumlt des Grund-wassers oftmals unzureichend und habe sich uumlber die letzten Jahrzehnte eigentlich nicht verbessert Infolge der Nitratbelastung muumlssten Trinkwasser-brunnen in 20 bis 30 m Tiefe abgestellt werden So sei die flaumlchendeckende kuumlnstliche Entwaumlsserung uumlber Drai-nagen verantwortlich fuumlr groszlige Stick-stoffeintraumlge Durch den Regenabfluss wuumlrde auch die Nitratkonzentration

ansteigen da durch das Wasser Nitrat ausgewaschen werde Es gebe mehre-re Moumlglichkeiten die Konzentration zu reduzieren beispielsweise durch Redu-zierung der Duumlngung da es groszlige Vor-kommen an Stickstoff im Boden gebe oder durch die Reduktion der Wasser-fluumlsse damit wuumlrde Wasser laumlnger im Boden gehalten werden um Stickstoff binden zu koumlnnen Die Nitratbelastung betreffe neben dem Grundwasser auch Fluumlsse Seen und Meere Die durch na-tuumlrliche Prozesse bedingte Algenbluumlte werde durch die erhoumlhten Naumlhrstoff-eintraumlge noch verstaumlrkt Dies koumlnne dazu fuumlhren dass Gewaumlsser veralgen und im schlimmsten Fall drohe Fisch-sterben und ein Umkippen von Seen Die Helsinki Kommission habe dazu klare Ziele formuliert Prof Lennartz hat betont dass selbst eine schnelle Reduzierung der Duumlngung und damit einhergehenden Nitratbelastung erst in Jahrzehnten spuumlrbar sei

Prof Dr Stanisław Czachorowski von der Universitaumlt Olsztyn hat ausgefuumlhrt dass sich die Klimaraumlume wie beispielsweise Wuumlsten verschieben wuumlrden und mit einem um 2 m erhoumlhten Wasserspie-gel Ende des Jahrhunderts zu rechnen sei Er hat betont dass die Menschen in Anbetracht des Klimawandels ihr Ver-halten zwingend aumlndern muumlssten Die bisherige Denkweise Wassermengen schnellstmoumlglich abzufuumlhren muumlsse geaumlndert werden Durch die steigenden Temperaturen wuumlrden sich Vegetati-

Vlnr D Eifler 1 Vize-Praumlsidentin des Landtages MV Beate Schlupp D Friedriszik und Experte Prof B Lennartz

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

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onszeiten verlaumlngern demgegenuumlber stehe aber der zukuumlnftig zunehmende Wassermangel Es seien verstaumlrkt Was-serspeicher einzusetzen sowie der Was-serkreislauf auszudehnen So muumlsse die groszligflaumlchige Bodenversiegelung z B durch Rasenparkplaumltze Anpflanzung von Baumlumen oder Blumenwiesen redu-ziert sowie kreative Ideen genutzt wer-den um beispielsweise Regenruumlckhal-tebecken in die staumldtische Entwicklung zu integrieren

Ryszard Gajewski (Vorstandsvorsitzen-der von Wody Gdańskie Sp zoo) hat ausgefuumlhrt dass in und um Danzig Messstationen zur Messung des Nie-derschlags eingerichtet worden seien Diese wuumlrden sehr unterschiedliche Niederschlagsmengen trotz geogra-fischer Naumlhe zueinander aufweisen In den letzten Jahren haumltten die Nieder-schlaumlge mit uumlber 100 mm Niederschlag zugenommen Allein im Jahr 2018 sei drei Mal ein solcher Regen verzeichnet worden Das Niederschlagswasser muumls-se verstaumlrkt auf Gruumlnflaumlchen gehalten oder Wasserspeicher fuumlr Trockenzeiten eingesetzt werden

Grażyna Skrzypek (Department fuumlr Umweltschutz am Marschallamt der Woiwodschaft Westpommern) hat den Teilnehmern-innen einen Uumlberblick uumlber die verschiedenen Landesdoku-mente und strategischen Werkzeuge in Bezug auf Wasser und den Klimawandel gegeben Es seien viele verschiedene Maszlignahmen fuumlr Hochwasserschutz aber auch fuumlr Trockenzeiten geplant So habe man die Einrichtung von Retentions-becken zum Schutz gegen die Gefahren die von der Ostsee ausgingen sowie Maszlignahmen in den Staumldten und der Gruumlninfrastruktur zur Wassernutzung im urbanen Raum geplant Es gebe un-ter anderem ein Landesprogramm zur Renaturierung von Oberflaumlchengewaumls-sern

Die Ergebnisse werden in die Resolution einflieszligen die im Rahmen der Jahres-konferenz im Mai beschlossen werden soll

Thema SchuleEinschulung an einer oumlrtlich nicht zustaumlndigen Schule im Petitionsausschuss beraten

Waumlhrend fuumlr die weiterfuumlhrenden Schulen ab Klasse 5 in MV die freie Schulwahl moumlglich ist schreibt das Schulgesetz Mecklenburg-Vorpom-mern (SchulG M-V) vor dass die Ein-schulung der Grundschuumller grundsaumltz-lich an der oumlrtlich zustaumlndigen Schule zu erfolgen hat Aus wichtigem Grund kann jedoch der Schultraumlger der oumlrtlich zustaumlndigen Grundschule die Ge-meinde eine Ausnahme gestatten Eine solche begehrte Ausnahmege-nehmigung fuumlr den Besuch der oumlrtlich nicht zustaumlndigen Grundschule war Gegenstand der am 27 Februar durch-gefuumlhrten Beratung des Petitionsaus-schusses

Die Eltern eines Grundschuumllers hatten sich im Juli 2019 an den Petitionsaus-schuss gewandt und die Einschulung ihres Sohnes an einer oumlrtlich nicht zu-staumlndigen Schule gefordert die von der Gemeinde abgelehnt worden war Den hiergegen eingelegten Widerspruch hat-te das Ministerium fuumlr Bildung Wissen-schaft und Kultur (Bildungsministerium) zuruumlckgewiesen Die Petenten fuumlhrten an dass bereits die aumlltere Schwester des Grundschuumllers den begehrten Schul-standort besucht und jeden Morgen zur Schule gebracht wird Es wuumlrde da-her den Familienalltag erleichtern wenn auch der Sohn diesen Schulstandort be-suchen wuumlrde der uumlbrigens naumlher am Wohnort der Petenten sei als der Ort der oumlrtlich zustaumlndigen Schule Die Busfahrt zur oumlrtlich zustaumlndigen Schule waumlre auf-grund ihrer langen Dauer fuumlr den Sohn unzumutbar Zudem wuumlrde der Sohn an dem begehrten Schulstandort zusam-men mit seinen Freunden eingeschult werden da er dort bereits den Kinder-garten besucht hatte

In der Ausschussberatung begruumlndeten der Buumlrgermeister des Schulstandortes und eine Vertreterin des Bildungsmini-steriums zunaumlchst die Gruumlnde fuumlr die Ablehnung So seien die Eltern erst nach

der Einschulung des aumllteren Geschwister-kindes das bereits die Regionalschule besucht umgezogen Zwar koumlnne eine Ausnahmegenehmigung erteilt werden wenn die Betreuung des Schulkindes vor oder nach dem Schulunterricht nicht ge-sichert sei vorliegend gebe es aber eine Hortbetreuung Auch haumltten die Eltern nicht nachgewiesen dass eine Berufs-taumltigkeit am Wunschstandort bestehe Vielmehr koumlnne das Kind den Schulbus zur oumlrtlich zustaumlndigen Schule nutzen wobei die Fahrtdauer von 15 min zumut-bar sei Da sich die zustaumlndige Schule im Landkreis Nordwestmecklenburg und die Wunschschule im Landkreis Rostock befindet waren auch Vertreter der bei-den betroffenen Landkreise eingeladen worden Diese verwiesen auf die Pflicht der Landkreise eine Schuumllerbefoumlrderung zu den oumlrtlich zustaumlndigen Schulen si-cherzustellen Die Organisation dieser Schuumllerbefoumlrderung erfordere aber eine tragfaumlhige Schulentwicklungsplanung die die Festlegung von Einzugsbereichen voraussetze

Die Ausschussmitglieder gelangten zu der Auffassung dass die in dem kon-kreten Fall erfolgte Ablehnung den Grundschuumller an einer anderen als der oumlrtlich zustaumlndigen Schule einzuschulen rechtmaumlszligig war In lebhafter Diskussion wurden jedoch auch das Fuumlr und Wider der verpflichtenden Einschulung an der oumlrtlich zustaumlndigen Grundschule abge-wogen So kritisierten die Ausschuss-mitglieder dass der Elternwille oft voumlllig unberuumlcksichtigt bleibe obwohl neben familienorganisatorischen Gruumlnden mit-unter auch die mangelnde Attraktivitaumlt einzelner Grundschulen dazu fuumlhre dass ein anderer Schulstandort vorgezogen werde In diesem Zusammenhang wurde auch betont dass es dem Gesetzgeber ob-liege die Regelungen zur Schulwahl zu treffen waumlhrend die Verwaltung bei der Umsetzung an das geltende Recht ge-bunden ist Vor dem Hintergrund dass in einem verhaumlltnismaumlszligig duumlnn besiedel-ten Flaumlchenland eine belastbare Schul-bedarfsplanung fuumlr die Einteilung in Ein-zugsbereiche im Primarbereich foumlrderlich ist und im konkreten Fall von einer recht-maumlszligigen Entscheidung auszugehen ist hat der Ausschuss einstimmig beschlos-sen dem Landtag zu empfehlen das Pe-titionsverfahren abzuschlieszligen

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

37 A u s d e n A u s s c h uuml s s e n

Frecher als die EtabliertenEine neue Zeitung hatte 1990Platz fuumlr neue politische Akteure

Im Oktober 2020 jaumlhrt sich zum 30 Mal der Tag an dem der Landtag des neu gegruumlndeten Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern ins Schwe-riner Schloss einzog Das Jahr vor dem Einzug war eines der spannendsten und abwechslungsreichsten der juumln-geren deutschen Geschichte Am 9 November 1989 war nach 28 Jahren die innerdeutsche Grenze geoumlffnet worden Bis zur Wiedervereinigung am 3 Oktober 1990 uumlberschlugen sich in der DDR die Ereignisse Man-che Details drohen in Vergessenheit zu geratenDeshalb wollen wir Zeitzeugen zu Wort kommen lassen die diese so ereignisreiche Phase in Bezug zum Schweriner Schloss miterlebt haben und diese Details erinnern Diesmal Die Macher der Mecklenburgischen Volkszeitung (MVZ)

Unabhaumlngig von der Debatte uumlber eine Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten wurden im Win-ter 198990 in der DDR die Weichen gestellt dass das Schweriner Schloss Landtagssitz werden konnte Eine Ver-waltungsreform sollte die 1952 abge-schafften Laumlnder auferstehen lassen Schwerin war als Hauptstadt fuumlr Me-cklenburg-Vorpommern im Gespraumlch bdquoEin altes Land das neu entsteht ndash Gu-ten Tag Mecklenburg-Vorpommernldquo lautete am 15 Februar 1990 die Schlag-zeile der Mecklenburgischen Volkszei-tung (MVZ) Es war die erste Ausgabe einer wiederbelebten Zeitung die in der Weimarer Republik bdquoeinen renom-mierten demokratischen Ruf hatte und von den Nazis verboten wurdeldquo wie Karsten Schroumlder berichtet Er gehoumlrte zu den sechs Gesellschaftern der MVZ die das Experiment wagten der neuen Demokratie im Norden der DDR die immanent wichtige ausgewogene Oumlf-fentlichkeit zu verschaffen

Die Idee fuumlr die neue MVZ entstand laut Schroumlder am Runden Tisch in Rostock Die zur PDS (Partei des De-mokratischen Sozialismus) gewan-delte SED (Sozialistische Einheitspar-tei Deutschlands) sowie die uumlbrigen DDR-Parteien hatten allesamt ihre Parteizeitungen Den neuen demo-kratischen Parteien Gruppierungen und Basisgruppen aber fehlte eine publizistische Buumlhne bdquoEs ging darum politischen Stroumlmungen einen Platz zu geben die in der dominierenden Ostsee-Zeitung der PDS unterbelich-tet warenldquo

Schroumlder arbeitete damals wie heute im Rostocker Stadtarchiv Der Zeitgeschicht-ler interessierte sich schon fuumlr den Jour-nalismus Als er die Chance bekam bei der MVZ mitzuwirken griff er zu und lieszlig sich fuumlr zwei Monate freistellen Schroumlder war es der den Namen der fruumlheren SPD-Parteizeitung bdquoMecklenburgische Volks-zeitungldquo vorschlug Postwendend wollte sich die SPD mit drei Gesellschaftern beteiligen Harald Ringstorff von 1998 bis 2008 Ministerpraumlsident Mecklenburg-Vorpommerns war einer von ihnen Die SPD-Beteiligung verhalf der Zeitung zu den 1933 enteigneten MVZ-Raumlumen in der Doberaner Straszlige in Rostock West-

Die erste Ausgabe der MVZ erschien am 15 Februar 1990

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38 D a s S c h l o s s v o r 3 0 J a h r e n

deutsche Aufbauhelfer der in der DDR neugegruumlndeten SPD unterstuumltzten die Gesellschafter als es galt eine GmbH und ein Gewerbe anzumelden sowie die Lizenz zu bekommen eine Zeitung mit 100000 taumlglicher Auflage verkaufen zu duumlrfenDrei der MVZ-Gesellschafter - der Jour-nalist Wolfgang Grahl der von den bdquoNorddeutschen Neuesten Nachrich-tenldquo kam der Werbekaufmann Horst Kirschneck und Karsten Schroumlder - brachten eine bunte enthusiastische Gruppe zusammen die so erinnert sich Martina Plothe anfangs bdquoziemlich unstrukturiertldquo acht Seiten MVZ fuumlllten Die damalige Betriebszeitungsvolontauml-rin und heutige Journalistin hatte am Rande einer oumlffentlichen Veranstaltung von der MVZ-Gruumlndung erfahren bdquoDie Bedingungen fuumlr die Produktion der ersten Ausgabe waren abenteuerlichldquo erinnert sie sich Mehrere Redakteure teilten sich eine Schreibmaschine die ersten sogenannten Spiegel fuumlr das Set-zen der Seiten entstanden auf dem Fuszlig-boden Es fehlten Stuumlhle Tische und Te-lefone bdquoWas heute so einfach erscheintldquo so Karsten Schroumlder bdquowar damals kom-pliziert Aber es hat funktioniertldquo

Recherchiert und geschrieben haben sie oft bis spaumlt in die Nacht Martina Plo-the bdquoDie Themen lagen zuhauf auf der Straszlige damals oder sie wurden von Le-sern in die Redaktion getragen Bearbei-tet haben wir sie auf Zuruf Es gab kein Redaktionsstatut und keine Verlagsrauml-son Den Posten des Chefredakteurs vergaben wir anfangs im Rotationsprin-zip Erst spaumlter wurden Wolfgang Grahl und dann Frauke Kaberka auf den Chef-posten gewaumlhltldquo

bdquoWir waren frecher haben uns mehr ge-traut als die etablierten Zeitungenldquo sagt Martina Plothe Das zeigte sich auch in Uumlberschriften wie bdquoEs stinkt im Inter-hotelldquo oder bdquoDer Ostsee-Wuumlrger heiszligt Guumllleldquo in den witzigen Wettervorhersa-gen oder den Fotos spaumlrlich bekleideter Strandschoumlnheiten Die MVZ schrieb fruumlher als die einheimische Konkurrenz uumlber Homosexualitaumlt und uumlber die groszlig-herzogliche Vergangenheit des Landes Vor allem aber wollten die MVZ-Macher hartnaumlckig nachfragen und Missstaumlnde aufdecken bdquoWir haben uumlber ein in der Naumlhe von Rostock entdecktes Waffen-

lager der DDR ausfuumlhrlich berichtet waumlhrend andere Rostocker Zeitungen das Thema eher sparsam abhandeltenldquo so Plothe Wenn Arbeiter der MVZ von Missstaumlnden in ihren Betrieben erzaumlhl-ten fand die Geschichte Platz im Blatt ohne dass die Gegenseite befragt wur-den wie Martina Plothe selbstkritisch zuruumlckblickt Viel Raum bekamen in der MVZ die neuen demokratischen Bewegungen Parteien und Gruppen das Neue Forum genauso wie die kon-servative Deutsche Soziale Union (DSU) bdquoWir sollten eine demokratische Zeitung machen kein Partei-Blattldquo erinnert sich Karsten Schroumlder Im Nachhinein findet Martina Plothe hingegen die SPD habe der MVZ doch manches Thema bdquohinein-zudruumlcken versuchtldquo

Die Ausstattung der MVZ-Redaktion verbesserte sich nach und nach mit materieller Hilfe und personeller Un-terstuumltzung zweier westdeutscher Zeitungen Dennoch kam die MVZ nie auf einen gruumlnen Zweig Sie lebte von einem 100000-Mark-Kredit den die Ge-sellschafter zu Beginn aufgenommen hatten bdquound mit Verkaufs- und Anzei-generloumlsen quasi von der Hand in den Mundldquo wie Martina Plothe es ausdruumlckt

Im Zeitungs-Alltag blieben viele Huumlrden zu nehmen Papier- und Druck-Kapa-zitaumlten wurden nur frei weil die ersten Betriebszeitungen im Bezirk Rostock die Segel strichen Beim vormals SED-eige-nen Ostsee-Druck in Rostock wurde die MVZ jeden Tag vor allen anderen Zei-tungen angedruckt bdquoDrei Seiten muss-ten als Stehsatz zum Teil Tage vorher in der Druckerei vorliegen Die letzte Seite mussten wir um 17 Uhr liefern Fuszligball- oder Wahlergebnisse bekamen wir nie

aktuell ins Blattldquo sagt Plothe Auszligerdem musste die MVZ mit altmodischem Blei-satz vorlieb nehmen wodurch sie ein ebenso altmodisches Aussehen bekam Die Ostsee-Zeitung wurde laumlngst im modernen Offset-Verfahren hergestellt Der Zeitungsvertrieb der DDR weiger-te sich anfangs die MVZ an ihre Abon-nenten auszuliefern Viele Kioske legten die neue Zeitung unter die altherge-brachte Konkurrenz

Laut Martina Plothe waren es viele Um-staumlnde an denen das Projekt bdquoMVZldquo scheiterte Anfangs fehlte ein Lokalteil und spaumltestens im Sommer 1990 ein Al-leinstellungsmerkmal bdquoDie anderen Zei-tungen hatten sich inzwischen geoumlffnet fuumlr eine pluralistische Berichterstattung Die neuen demokratischen Kraumlfte wa-ren nicht mehr auf die MVZ angewie-senldquo Auszligerdem draumlngten all die bunten schrillen Zeitungen aus dem Westen auf den ostdeutschen Markt bdquoWir haumltten Zeit und einen Investor gebrauchtldquo so Karsten Schroumlder bdquoUnd wir hatten fest damit gerechnet dass die SED-Bezirks-zeitungen wie die Ostsee-Zeitung ver-schwinden wuumlrdenldquo

Die Zahl der Kaumlufer und Abonnenten der MVZ sank staumlndig Am 5 September 1990 erschien die letzte Ausgabe bdquoDie Moumlglichkeit einen wirklich freien unab-haumlngigen Journalismus zu machen gab es nur in dieser zeitlichen Luumlcke zwi-schen dem Alten und dem Neuen das noch kommen sollteldquo sagt Martina Plot-he bdquoWir hatten die Aufgabe den neuen politischen Akteuren eine Stimme zu gebenldquo sagt Karsten Schroumlder bdquound die haben wir gut erfuumllltldquo

Andreas Frost

Martina Plothe war bei der MVZ vor allem fuumlr den Kulturteil zustaumlndig

Rostocks Stadtarchivar Karsten Schroumlder war einer der Gesellschafter der MVZ

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Die Buumlrgerinitiative bdquoRettet die Jarmener Muumlhleldquo hat mehr als 10000 Unterschrif-ten fuumlr den Erhalt der letzten industriellen Getreidemuumlhle Mecklenburg-Vorpom-merns und des Muumlhlenstandortes Jarmen gesammelt Die Unterschriftenlisten wurden am 11 Maumlrz Landtagspraumlsidentin Birgit Hesse (2vl) uumlbergeben Auch die 2 Vizepraumlsidentin des Landtages Dr Mignon Schwenke (li) und Landwirt-schaftsminister Till Backhaus (re) waren zugegen Am 12 Maumlrz beschaumlftigte sich der Landtag im Rahmen einer Aussprache mit dem Schicksal der mehr als 100-jaumlhrigen Muumlhlentradition in Jarmen

Die Sondersitzung des Kabinetts am 14 Maumlrz im Schweriner Schloss war der Auftakt zu einer Vielzahl von Beratungen und Abstimmungen im Rahmen der Corona-Pandemie Zu der Sondersitzung im Plenarsaal kamen Regierungsver-treter Vertreter der kommunalen Ebene sowie der Praumlsident des Robert-Koch-Instituts Lothar Wieler zusammen um das weitere Vorgehen zu beraten We-sentliche Entscheidung der Sondersitzung war die sofortige Schlieszligung von Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen bis 20 April 2020

Mit einem oumlffentlichen Ruumlckkehrerappell auf dem Alten Garten in Schwerin sind am 6 Maumlrz rund 400 Soldatinnen und Soldaten nach mehrmonatigen Auslandseinsaumltzen wieder in der Heimat begruumlszligt worden Auch Landtagspraumlsi-dentin Birgit Hesse und weitere Abgeordnete des Landtages nahmen an dem Appell teil ndash sie druumlckten somit ihren Dank und ihre Anerkennung gegenuumlber den Soldatinnen und Soldaten aus

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stehe ich als Ministerpraumlsidentin ganz persoumlnlich Und ich moumlchte mich bei allen Ministerinnen und Ministern Staats-sekretaumlren und den Mitarbeitern der Verwaltung bedanken Mein ganz besonderer Dank gilt meinem Stellvertreter Lo-renz Caffier Vielen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete mit dem Nachtragshaushalt schlagen wir Ihnen vor dass wir den Schutzfonds von 11 Milliarden Euro finanzieren durch 700 Millionen Euro einmaligen Kredit weil wir unsere Ruumlcklagen dafuumlr nutzen wollen die Steuerausfaumllle die wir im naumlchsten Jahr haben werden von 1 Milliarde Euro zu kompensieren Wir wollen drei Dinge tun Wir wollen als Land unsere Ver-sprechen fuumlr Investitionen halten wollen den groumlszligten Inve-stitionshaushalt der hier im Dezember beschlossen wurde auch durchhalten und nicht kuumlrzen Wir wollen gleichzeitig dafuumlr sorgen dass wir den Schutzfonds (11 Milliarden Euro) uumlber unser Land legen um vor allem Arbeitsplaumltze Unter-nehmen und auch den sozialen Zusammenhalt zu schuumltzen Und wir wollen dafuumlr sorgen dass wir mit Ruumlcklagen uns ge-gen Steuermindereinnahmen stemmen um eben nicht in Kuumlrzungen zu kommen In diesem Sinne hoffe ich auf gute Beratung und auf Unterstuumltzung

Ich weiszlig dass viele Buumlrgerinnen und Buumlrger sich sorgen ma-chen ndash um ihre Gesundheit um ihre Familie um ihre eigene Existenz Und es ist unsere Verantwortung den Menschen nicht was Falsches zu sagen sondern ehrlich zu sein Nie-mand hat eine Blaupause fuumlr diese Situation Sie ist einma-lig fuumlr die ganze Welt Aber ich bin sehr zuversichtlich und das ist ganz besonders meine Erfahrung der letzten sechs Monate dass wenn sich eine Lage bedrohlich anfuumlhlt und sie auch bedrohlich ist wir auf das Gesundheitssystem im Land vertrauen koumlnnen dass wir uns an die Maszlignahmen halten muumlssen dass wir durchhalten muumlssen und dass wir zusammenhalten muumlssen und dass wir daraus die Kraft neh-men koumlnnen durch diese Krise zu kommen Wir haben diese Kraft unser Land hat diese Kraft und deshalb habe ich nicht nur Sorge sondern auch Zuversicht dass wir gut durch diese Krise kommen Die Maszlignahmen dafuumlr haben wir getroffen die Maszlignahmen liegen Ihnen vor und dafuumlr bitte ich um Un-terstuumltzung Passen Sie auf sich auf und bleiben Sie gesund

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Damit der Mindestabstand von 15 m zwischen den Abgeordneten und Ministern gewaumlhrleistet werden konnte musste die Sitzordnung geaumlndert werdenFoto Uwe Sinnecker

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7 A u s d e m P l e n u m O r i g i n a l - D e b a t t e

fluumlchteten und Menschen mit Schutztiteln eine Arbeitsauf-nahme ermoumlglicht werden kann

Meine Fraktion wird die Landesregierung auch weiterhin dort unterstuumltzen wo sie das Richtige tut und wir werden kon-struktive Kritik uumlben wo das Richtige und Notwendige moumlg-licherweise bisher noch nicht erkannt wurde Daher muss ich an dieser Stelle auch etwas Kritik anbringen Zur Aufstockung des Kurzarbeitergeldes heiszligt es in der Entschlieszligung lediglich die Landesregierung moumlge sich auf der Bundesebene dafuumlr einsetzen Meine Fraktion war und ist hier fuumlr eine souveraumlne Loumlsung auf Landesebene statt auf den Bund zu warten Ge-rade wegen der vergleichsweise niedrigen Loumlhne und Gehaumll-ter hier in Mecklenburg-Vorpommern besteht groszliger Hand-lungsbedarf

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Wer ohnehin schon wenig verdient den trifft jeder Euro im Verdienstausfall besonders hart Wenn infolge der Corona-Krise ein Teil unserer Buumlrger um seine wirtschaftliche Exis-tenz ringt muumlssen wir als Politiker auch unsere Prioritaumlten uumlberpruuml-fen Dazu gehoumlrt fuumlr uns dem unseligen Strategiefonds ein Ende zu machen

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

und die Mittel sinnvoller einzusetzen

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Das galt vor der Krise das gilt jetzt erst recht

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Die Forderung nach Umlenkung des Strategiefonds in Coro-na-Hilfsmaszlignahmen hatten wir fuumlr den Entschlieszligungsantrag angemeldet Leider findet sie sich in der Entschlieszligung nicht wieder Meine Fraktion wird deshalb weiter auf die Beendi-gung des Strategiefonds draumlngen Weder Opposition noch Landesrechnungshof und Landesverfassungsgericht haben bisher ein Umdenken der Regierungskoalition bewirken koumln-nen Sie haumllt nach wie vor an dem Strategiefonds fest Ich ap-pelliere daher heute nochmals an die Abgeordneten von SPD und CDU Wenn Sie schon nicht auf fachlich fundierte Kritik houmlren wollen dann nehmen Sie die Corona-Krise zum Anlass die Mittel im Strategiefonds fuumlr Hilfsmaszlignahmen umzuwid-men

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Sie wuumlrden damit ein Zeichen setzen dass nicht nur die Buumlr-ger ihre Planung anpassen muumlssen sondern dass auch die Politik ihre Lieblingsprojekte zuruumlckstellt um unseren Buumlrgern in akuter Not den Ruumlcken zu staumlrken

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Nikolaus Kramer AfD

bdquoLassen Sie uns diese Krise gemeinsam durchstehenldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete Sehr geehrte Frau Ministerpraumlsidentin Die Corona-Pandemie bedeutet fuumlr uns in Mecklenburg-Vorpommern erhebliche Belastungen Das Leid der schwer Erkrankten die Sorge um erkrankte oder gefaumlhrdete Ange-houmlrige und Freunde sowie die schweren zusaumltzlichen Belas-tungen fuumlr medizinisches und pflegerisches Personal seien hier zuvorderst genannt

Aber die Eindaumlmmungsmaszlignahmen bringen auch andere Belastungen mit sich Betriebe muumlssen schlieszligen Arbeits-plaumltze sind gefaumlhrdet finanzielle und berufliche Lebensplaumlne werden erschuumlttert Das ist eine neue Zeit uumlber deren Aus-wirkungen bisher nur ungenuumlgend Fakten auf dem Tisch lie-gen Die Landesregierung hat ein Programm zur Bekaumlmpfung der Pandemie und zur Bewaumlltigung ihrer sozialen und wirt-schaftlichen Folgen vorgelegt Sie hat auch uns als Opposi-tion Gelegenheit gegeben Vorschlaumlge einzubringen Meine Fraktion hat sich dementsprechend konstruktiv eingebracht Ausdruumlcklich begruumlszligen wir dieses Vorgehen

Im Ergebnis liegt nun ein gemeinsamer Entschlieszligungsantrag aller Fraktionen vor in dem jede Fraktion sich wiederfinden kann Es ist gut dass wir in Zeiten der Krise zu einem gemein-samen Handeln finden So finden wir in der Entschlieszligung auch die Forderung meiner Fraktion eine bessere Unterstuumlt-zung fuumlr Corona-geschaumldigte Unternehmen mit mehr als 49 Mitarbeitern zu pruumlfen Offensichtlich konnte die Landesre-gierung die Pruumlfung unserer Forderung bereits erfolgreich abschlieszligen und hat die Umsetzung am gestrigen Tage be-schlossen Das ist sehr erfreulich

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Ebenso in die Entschlieszligung aufgenommen ist unser Anlie-gen die Moumlglichkeit zu pruumlfen wie zur Kompensation feh-lender Arbeitskraumlfte aus dem europaumlischen Ausland infolge von Corona-Maszlignahmen Menschen aus Drittstaaten Ge-

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8 A u s d e m P l e n u m O r i g i n a l - D e b a t t e

Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie werden uns spaumltestens mit der naumlchsten Mai-Steuerschaumltzung neue Haushaltsentscheidungen abverlangen Wir duumlrfen bereits jetzt von erheblichen Einnahmeruumlckgaumlngen ausgehen Vor diesem Hintergrund sind wir alle gefordert daruumlber nach-zudenken Wahlwerbegeschenke der Regierungskoalition zuruumlckzustellen um das Notwendige und Unverzichtbare sicherzustellen

Das bedeutet uumlbrigens keineswegs tatsaumlchlich notwendige Investitionen kuumlrzen zu wollen wie es in der Presse faumllschlich uumlber meine Fraktion hieszlig An Investitionen sind im Haus-haltsjahr 2020 bisher 17 Milliarden Euro eingeplant Die be-reinigten Gesamtausgaben liegen bei 92 Milliarden Euro Es gibt also auch andere Ausgaben als Investitionsausgaben die man uumlberpruumlfen kann und muss

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Die Landesregierung selber hat ja schon im Nachtragshaus-halt erklaumlrt dass sie mal eben 50 Millionen Euro im Wege des Haushaltsvollzugs heben kann Grundsaumltzliches Ziel der Maszlig-nahmen sollte es sein dass deren Finanzierung zuerst durch Einsparung und moumlglichst geringe Schuldenaufnahme er-folgt Um eine Verstetigung der Maszlignahmen zu vermeiden muss fortwaumlhrend gepruumlft werden inwieweit diese Maszlignah-men aufrechterhalten werden muumlssen Dabei darf nicht auszliger Acht gelassen werden dass eben unter diesen Maszlignahmen nicht nur die Wirtschaft leidet sondern auch gerade die Men-schen Sorgen um den Arbeitsplatz Existenz-aumlngste koumlnnen Depressionen und andere psychosomatische Krankheiten ausloumlsen was sich dann auch wiederum auf die Arbeitskraft und dementsprechend auf die Wirtschaftskraft negativ auswirken wird

In jeder Krise steckt aber auch eine Chance So ruumlcken derzeit die Familien wieder enger zusammen man besinnt sich auf die wichtigen Dinge im Leben Wir betrachten nichts mehr als selbstverstaumlndlich Man achtet auf sein Umfeld seine Freunde die Nachbarn In solchen Zeiten stellen wir fest dass

eben nicht nur Polizisten Aumlrzte und Lehrer systemrelevante Berufe sind sondern auch das Krankenhaus- und Pflegeper-sonal sowie die Einzelhandelskaufleute Diese Aufzaumlhlung ist nicht abschlieszligend Es sollte nach unserem Dafuumlrhalten keine Klassifizierung zwischen Berufen ersten Grades und zweiten Grades geben

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Dennoch kann aus diesem Grunde unser Dank nicht oft und laut genug allen Beteiligten ausgesprochen werden Von un-serem Dank aber allein kann man sich auch in unserem Land nichts kaufen

Nun erweist es sich auch als Fehler dass in der Bundesrepublik eine Vielzahl von Krankenhaumlusern geschlossen worden sind Auch hier in unserem Land wurde uumlber die Schlieszligung ein-zelner Stationen und Krankenhaumluser noch vor zwei Monaten gesprochen so zum Beispiel Wolgast und Crivitz

Ploumltzlich koumlnnen nun doch Grenzkontrollen durchgefuumlhrt werden Die Bundesrepublik besinnt sich ihrer Souveraumlnitaumlt und verlaumlsst sich nicht allein auf Bruumlssel Gleichwohl zeigt das dass nationalstaatliches Handeln auch solidarisch mit Italien moumlglich ist Als mahnende Beispiele seien hier Russland und China genommen

Dieser gemeinsame Antrag aller Fraktionen beweist dass es moumlglich ist jenseits der politischen Lager gemeinsam fuumlr die Interessen unseres Landes und unserer Landsleute einzuste-hen

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Lassen Sie uns diese Krise gemeinsam durchstehen Zu dieser Gemeinsamkeit gehoumlrt auch die konstruktive Debatte uumlber die richtigen Loumlsungen ndash Vielen Dank und bleiben Sie alle gesund

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Wie bei allen Fraktionen nahm auch bei der SPD-Fraktion nur ein Teil der Abgeordneten an der Sitzung teil

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Aumlltere chronisch Kranke Verwandte Bekannte und Freunde es geht um Menschenleben Klar ist fuumlr mich auch wir duumlr-fen uns nicht daran gewoumlhnen denn es koumlnnen nur Maszlig-nahmen auf Zeit sein da es tiefe Eingriffe in die Grundrechte unserer Gesellschaft sind

Meine sehr geehrten Damen und Herren ich bin der Oppo-sition dankbar dass der heutige Landtag in dieser verklei-nerten Form stattfindet Die parlamentarische Demokratie lebt im Normalfall vom konstruktiven Streit Dass dieser in Krisenzeiten etwas zuruumlcktritt begruumlszlige ich ausdruumlcklich Dass alle an einem Strang ziehen ist in dieser Situation rich-tig und die parteiuumlbergreifende gemeinsame Entschlieszligung ist in der Krise ein starkes Signal an die Buumlrger unseres Landes

Meine sehr geehrten Damen und Herren die zweite Vorbe-merkung die ich machen moumlchte betrifft diejenigen die momentan den Karren ziehen und den Laden buchstaumlblich am Laufen halten So wichtig ich die Bleibe-zu-Haus-Aufrufe finde es ist mindestens ebenso erwaumlhnenswert dass die Arbeitsleistung fuumlr einen Groszligteil der Arbeitnehmer nicht etwa gesunken sondern gestiegen ist Das sind all diejeni-gen die in den Krankenhaumlusern und in den Arztpraxen fuumlr unsere Gesundheit sorgen es sind aber auch die Menschen die im Einzelhandel und in den Apotheken arbeiten in der Landwirtschaft in der Logistik im Transportwesen oder als Post- und Paketzusteller in Tankstellen und als Reinigungs-kraumlfte die Landes- und die Bundespolizei die Bundeswehr und viele weitere mehr Sie alle sorgen dafuumlr dass unser Le-ben einigermaszligen weitergeht Ihnen allen einen herzlichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Deshalb begruumlszlige ich auszligerordentlich dass der Bundesfi-nanzminister am Montag die Moumlglichkeit geschaffen hat dass die sogenannten Corona-Praumlmien bis 1500 Euro steu-erfrei bleiben Warme Worte sind genug gewechselt Ar-beitgeber sollen mit gutem Beispiel vorangehen und die Leistungen der eigentlichen Helden der Krise auch mit einer entsprechenden Praumlmie wuumlrdigen Das gilt selbstverstaumlnd-lich auch fuumlr den Bereich der Landesregierung

Ich will es auch nicht versaumlumen mich an dieser Stelle bei den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Landesfoumlrder-institutes zu bedanken Ich habe mich selbst davon uumlber-zeugt dass mit groszligem Elan und mit einer Selbstverstaumlnd-lichkeit auch am Wochenende gearbeitet wird damit das Geld fuumlr die Antraumlge auf Soforthilfe schnellstmoumlglich aus-gezahlt werden kann damit unsere heimische Wirtschaft durch die Krise kommt und die Menschen nicht arbeitslos werden Herzlichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Beim Stichwort bdquoSoforthilfenldquo bin ich im wahrsten Sinne des Wortes mittendrin im Nachtragshaushalt Kern des Nach-

Torsten Renz CDU

bdquoUnser MV-Schutzfonds dient zu Recht vordergruumlndig dazu die Wirtschaft durch die Krise zu begleitenldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren Heute vor vier Wochen am 2 Maumlrz war auf der Titelseite der bdquoSchweriner Volkszeitungldquo ein Bericht uumlber Lea Sophie Friedrich aus Dassow Sie war Weltmeisterin im Bahn-radfahren geworden Auf der Titelseite des bdquoNordkuriersldquo war ein Artikel uumlber Eilantraumlge gegen die Masernimpfpflicht Und im bdquoNordmagazinldquo lief einen Tag spaumlter ein Bericht in dem es um steigende Uumlbernachtungszahlen in Jugend-herbergen ging Ich weiszlig nicht wie es Ihnen geht fuumlr mich klingen solche Berichte wie aus einem anderen Land wie aus einer anderen Zeit ndash und sie sind keine vier Wochen her

Ab dem 1603 ging es dann Schlag auf Schlag Kitas Schu-len Geschaumlfte Gaststaumltten wurden geschlossen Kontaktein-schraumlnkungen angeordnet ndash harte Maszlignahmen Heute hat jeder von uns Verwandte Nachbarn oder Bekannte die sich in Quarantaumlne befinden moumlglicherweise positiv getestet wurden oder von der Kurzarbeit betroffen sind Die Sorge um die Gesundheit der Liebsten und Existenzaumlngste stehen auf der Tagesordnung

In dieser Situation bin ich besonders froh dass wir in Deutschland ein funktionierendes Gesundheitssystem und einen handlungsfaumlhigen Staat vorfinden So wichtig dieser Nachtragshaushalt auch ist moumlchte ich als Erstes feststellen die Maszlignahmen der Bundesregierung und der Landesre-gierung zur Eindaumlmmung der Pandemie sind richtig und uneingeschraumlnkt notwendig Insbesondere die Kontaktbe-schraumlnkungen bis zum 1904 sind unumgaumlnglich um Situ-ationen wie in Italien Spanien oder in den USA unserer Be-voumllkerung zu ersparen Deshalb auch mein Appell an dieser Stelle Seien Sie solidarisch denn es geht insbesondere um

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10 A u s d e m P l e n u m O r i g i n a l - D e b a t t e

tragshaushaltes ist der MV-Schutzfonds mit einem Volumen von insgesamt 11 Milliarden Euro Davon werden 700 Millio-nen durch eine Nettokreditaufnahme gedeckt zudem wird der Buumlrgschaftsrahmen zusaumltzlich um 400 Millionen erwei-tert Ein erwarteter Einnahmeruumlckgang von 1 Milliarde Euro muss ebenfalls gestemmt werden eine gigantische Aufga-be die unser Land meistern will und meistern muss Dazu nutzen wir unter anderem Ruumlcklagen die wir durch solide Haushaltspolitik aufgebaut haben

Die Maszlignahmen im Einzelnen liegen Ihnen vor und sind in-soweit bekannt Deshalb moumlchte ich nur auf die verlorenen Zuschuumlsse also die Zuschuumlsse die nicht zuruumlckgezahlt wer-den muumlssen fuumlr Firmen bis 100 Mitarbeiter in Houmlhe von uumlber 160 Millionen Euro verweisen Was wir in diesem Bereich leis-ten kann sich deutschlandweit sehen lassen Ausdruumlcklich moumlchte ich betonen dass fuumlr Firmen bis zehn Arbeitnehmer das Geld durch den Bund bereitgestellt wird und somit eine hervorragende Verzahnung mit Landesgeldern stattfindet

Meine sehr geehrten Damen und Herren der MV-Schutz-fonds ist inhaltlich sehr breit aufgestellt und versucht moumlglichst viele Lebensbereiche abzudecken Fuumlr unser an Einwohnern kleines Bundesland ist das eine riesige Kraft-anstrengung und trotzdem bin ich uumlberzeugt dass dieser wichtige Schritt notwendig und machbar ist um uns uumlber diese schwere Zeit zu tragen Trotzdem gilt wenn es nicht reicht es Schwachstellen gibt muumlssen wir nachsteuern

Meine sehr geehrten Damen und Herren unser MV-Schutz-fonds dient zu Recht vordergruumlndig dazu die Wirtschaft durch die Krise zu begleiten aber wir muumlssen auch zeitnah gemeinsam mit der kommunalen Ebene uumlber Unterstuumlt-zungsmaszlignahmen sprechen damit das Leben vor Ort nicht zum Stillstand kommt Dabei gilt es rechtliche und finanzi-elle Fragen im Sinne der Handlungsfaumlhigkeit der Kommunen zu diskutieren und Loumlsungen zu finden

(Beifall vonseiten der Fraktion der CDU)

Und damit moumlchte ich zum letzten Aspekt kommen Das Virus hat uns schmerzlich vor Augen gefuumlhrt dass unsere arbeitsteilige globalisierte Wirtschaft zwar fuumlr Wachstum und Wohlstand sorgt zugleich ist sie aber auch anfaumlllig ndash an-faumlllig fuumlr Viren denen Staatsgrenzen egal sind und anfaumlllig fuumlr wirtschaftliche Stoumlrungen Ich bin fest davon uumlberzeugt dass die Corona-Krise kurz- und mittelfristig Auswirkungen fuumlr unser gesellschaftliches Zusammenleben fuumlr die Wirt-schaft und das Bankensystem haben wird die keiner zurzeit serioumls einschaumltzen kann Neben den Herausforderungen der Digitalisierung der Demografie oder des Klimawandels wer-den wir uns in Deutschland nach der Krise mit unbequemen Wahrheiten auseinandersetzen muumlssen

Erstens Guumlter wie Arzneimittel Schutzausruumlstung und me-dizinische Geraumltschaften in nennenswerten Groumlszligenord-nungen muumlssen wir wieder selbst herstellen im Zweifel auch subventioniert

Zweitens Industriebetriebe sollen kuumlnftig in kuumlrzester Zeit in der Lage sein auf die Herstellung benoumltigter Guumlter umzu-schalten Ich kann es nicht akzeptieren dass wir in Deutsch-land die besten Autos der Welt herstellen es aber nicht kurz-fristig hinbekommen medizinisch benoumltigte Schutzmasken zu fertigen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Und drittens Wir brauchen zentral eingelagerte Reserven organisiert vom Bund und damit meine ich nicht Toiletten-papier oder Nudeln sondern medizinisches Geraumlt und ent-sprechende Ausruumlstung

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Meine sehr geehrten Damen und Herren Maybrit Illner fragte am Wochenende ob in der jetzigen Zeit ein Nach-denken ohne zu sprechen geht Klar ist fuumlr mich dass bis zum 1904 eine strikte Kontaktbeschraumlnkung bestehen muss Bis dahin muss auch nicht jeder Politiker sich taumlglich mit Vorschlaumlgen uumlberbieten und dadurch die Bevoumllkerung verunsichern Klar ist fuumlr mich aber auch dass flaumlchende-ckende Tests dazu beitragen muumlssen das Wirtschaftsleben wieder strukturiert hochzufahren

Unseren Buumlrgerinnen und Buumlrgern unseres Landes moumlch-te ich fuumlr die CDU-Fraktion versichern wir sind uns unserer groszligen Verantwortung bezogen auf Gesundheits- und Exis-tenzfragen bewusst wir brauchen aber auch Ihr Verstaumlndnis Ihre Unterstuumltzung damit wir gemeinsam die Krise meis-tern Deshalb werden wir weiterhin Expertenrat einholen analysieren abwaumlgen und fortlaufend unsere Maszlignahmen auf den Pruumlfstand stellen aber am Ende muumlssen und wer-den wir entscheiden Mit diesem Ausblick hoffe ich dass wir uns in diesem Parlament sehr bald in gewohnter Zusam-mensetzung wiedersehen ndash Herzlichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

11 A u s d e m P l e n u m O r i g i n a l - D e b a t t e

Gesundheit darf keine Ware sein Und das Ringen um ein gutes Gesundheitssystem um gute Arbeit um ein besseres Leben fuumlr alle Menschen darf niemals leichtfertig vom Tisch gewischt werden denn genau jetzt sehen wir ja wie wich-tig wie uumlberlebenswichtig diese Menschen fuumlr unser Land sind Jetzt spuumlren wir dass es in dieser Krise nicht auf die Groszligkonzerne nicht auf die Banken und nicht auf die Versi-cherungen ankommt In dieser Krise kommt es auf die Mit-arbeitenden der Stadtreinigung auf die Krankenschwester und auf die Verkaumluferin an Wir brauchen die Landwirte die Kassiererin die Kurier- und die Lkw-Fahrer auf den Straszligen unseres Landes

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Und wir brauchen die Eltern die derzeit neben ihrer Arbeit im Betrieb oder im Homeoffice einen Zweitjob brillant er-ledigen denn ihr Zuhause ist gleichzeitig noch die Schule Ihnen allen danken wir stellvertretend fuumlr alle Frauen und Maumlnner die fuumlr uns da sind und die dafuumlr sorgen dass unser Zusammenleben eben nicht auseinanderbricht

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren eigentlich sind Haushalts-beratungen Zuumlndstoff zwischen den Fraktionen Sie sind ein Schlagabtausch im Streit um die besten Vorschlaumlge die un-terschiedlichsten Schwerpunktsetzungen und die kluumlgsten Ideen aber oft auch um das Rechthaben der Mehrheit und das Unrechthaben der Minderheit

(Heiterkeit und Zuruf von Jochen Schulte SPD)

Und auch das ist heute anders denn diese 11 Milliarden Euro uumlber die wir heute entscheiden das sind Hilfen sogar Uumlberlebenshilfen fuumlr Kuumlnstlerinnen und Kuumlnstler fuumlr Selbst-staumlndige und Arbeitnehmer fuumlr Kleinst- Klein- und mittel-staumlndische Unternehmen aber auch fuumlr groszlige Firmen fuumlr Vereine und Verbaumlnde fuumlr Krankenhaumluser fuumlr unsere Wirt-schaft fuumlr den Tourismus fuumlr unsere Familien Und heute ist es eben klein Schlagabtausch heute ist es kein Wettbewerb heute ist sich meine Fraktion mit der Koalition einig Heute handeln wir gemeinsam denn wir bringen gemeinsam die-sen Nachtragshaushalt auf den Weg fuumlr uns alle fuumlr unser Land fuumlr unser Leben

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

denn der Friseurladen um die Ecke oder die kleine Kneipe auch der Malerbetrieb und und und ndash ganz ganz viele Betriebe ringen gerade um ihre Existenz Ihnen steht das Wasser bis zum Hals Und es gibt mehr als tausend Gruumlnde warum dieser Schutzschirm unumgaumlnglich ist Jetzt kann es naumlmlich nur darum gehen sofort zu handeln damit das Geld sofort bei der Frisoumlrin dem Maler oder bei der Kellnerin ankommt Es darf kein Zoumlgern kein Aber und auch kein Viel-leicht geben es kann nur ein Ja ein Sofort sein um Massen-

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Simone Oldenburg DIE LINKE

bdquoHeute handeln wir gemeinsam denn wir bringen gemeinsam diesen Nachtragshaushalt auf den Wegldquo

Frau Praumlsidentin Sehr geehrte Damen und Herren Ver-schwunden sind der Alltag und die Selbstverstaumlndlichkeit Vorbei sind das gewohnte Zusammenleben und die Norma-litaumlt in der Familie oder auf der Arbeit Erledigt hat sich auch die Vorfreude auf den Osterurlaub Ungewiss der morgige Tag die kommende Woche die naumlchsten Monate Die Welt unser Leben ist aus den Fugen geraten

In Mecklenburg-Vorpommern ist es das Leben von 16 Millio-nen Menschen das uumlber Nacht ein anderes wurde das jetzt komplett auf dem Kopf steht So mutig und optimistisch die Frauen Maumlnner Kinder und Jugendlichen in unserem Land bis vor drei Wochen waren so aumlngstlich und sorgenvoll sind sie heute Und es ist unsere Pflicht uns darum zu kuumlmmern dass ihre Aumlngste kleiner werden ihre Sorgen ernst genom-men werden und sie sich darauf verlassen koumlnnen dass wir an ihrer Seite stehen und sie nicht alleinelassen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren wie oft haben wir hier uumlber gleiche Loumlhne fuumlr gleichwertige Arbeit gestritten oder fuumlr gleiche Lebensverhaumlltnisse oder fuumlr mehr Pflegeperso-nal Wie oft haben wir daruumlber diskutiert dass Stationen in Krankenhaumlusern nicht geschlossen werden duumlrfen weil sich Gesundheit eben nicht rechnen darf sondern jeder gesund werden muss egal was er verdient und egal was seine Be-handlung kostet

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

12 A u s d e m P l e n u m O r i g i n a l - D e b a t t e

entlassungen Pleiten und Existenzverluste zu verhindern

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Und gerade diese kleinen Vereine die der soziale Kitt fuumlr un-ser Zusammenleben sind oder die Schullandheime die der-zeit keine Gaumlste aber Ausgaben haben die Bildungstraumlger die keine Maszlignahmen bekommen aber die Miete und die Gehaumllter zahlen muumlssen die aufsuchende Familienhilfe die Tafeln die Kleiderkammern und Moumlbelboumlrsen die ambu-lante Tagespflege der Verbraucherschutz die Fluumlchtlingshil-fe sie alle brauchen wir nach der Krise mehr als je zuvor und sie alle duumlrfen nicht in Gefahr geraten Fuumlr sie brauchen wir auch einen Schutzschirm

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Und genau fuumlr sie und fuumlr viele viele andere mehr beantragt meine Fraktion einen Sozialfonds in Houmlhe von 20 Millionen Euro

Und auch die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die in den kommenden Monaten vom Kurzarbeitergeld leben muumlssen duumlrfen wir nicht im Regen stehen lassen 60 Prozent von einem Durchschnittslohn das sind in Mecklenburg-Vorpommern netto circa 1100 Euro Die reichen hinten und vorne nicht um die laufenden Kosten zu decken und die naumlchsten Monate ein gutes oder sogar ein sicheres Leben zu fuumlhren Deshalb moumlchten wir gemeinsam eine Entschlie-

Auf ein Speisenangebot wurde verzichtet Foto Uwe Sinnecker

szligung verabschieden die die Landesregierung auffordert sich bei der Bundesregierung dafuumlr starkzumachen dass das Kurzarbeitergeld auf mindestens 80 Prozent angehoben wird

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren allein mit Applaus und mit dem taumlglichen Dank werden wir nicht aus der Krise kommen Um unser Leben wieder halbwegs normal werden zu lassen sofern es uumlberhaupt moumlglich ist um wieder lieb gewon-nene alltaumlgliche Momente zu genieszligen um Gewissheit fuumlr den morgigen Tag die kommende Woche und die naumlchsten Monate zu haben um unser Leben also wieder in die Fugen zu bringen deshalb braucht es diesen Schutzschirm und deshalb braucht es unser Zusammengehen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD DIE LINKE und Sebastian Ehlers CDU)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

13 A u s d e m P l e n u m O r i g i n a l - D e b a t t e

Einen dritten Dank moumlchte ich aussprechen und der Dank geht an die Fraktionen hier im Haus Wir haben gemeinsam eine Entschlieszligung auf den Weg gebracht wir haben ge-meinsam die Positionen zusammengefuumlhrt wir haben ge-meinsam gezeigt dass es in dieser Situation um das Land geht und nicht darum wer ist Opposition und wer ist Re-gierung Ich glaube das ist ein wichtiges das ist ein starkes Signal was wir von hier vom Landtag Mecklenburg-Vor-pommern raus ins Land senden und es ist ein notwendiges Signal Insofern auch an Sie alle ein herzliches Dankeschoumln

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Meine Damen und Herren niemand von uns haumltte sich vor einigen Monaten vorstellen koumlnnen ndash das haben meine Vor-redner ja auch gesagt ndash in welcher Situation wir hier heute sind Diese Situation hat ganz viele Facetten Da gibt es den Bereich der Gesundheit die Versorgung der Bevoumllkerung ndash die das will ich ausdruumlcklich sagen gesichert ist ndash die Betreuung und auch die Unterrichtung unserer Kinder die zum Teil zu Hause stattfindet mit all den Schwierigkeiten die Aufrechterhaltung der Infrastruktur und nicht zuletzt die schwierige Situation unserer Wirtschaft

Vor diesem Hintergrund sichere ich zu dass wir alles tun werden dass sich das Leben in unserem Land nach der Corona-Pandemie moumlglichst schnell wieder normalisieren kann Dazu gehoumlrt natuumlrlich selbstverstaumlndlich auch dass all die Einschraumlnkungen die wir an Grundrechten momentan haben ndash und das sind mir wichtige Dinge ndash dass all diese Einschraumlnkungen nach dieser Pandemie am Ende auch auf-gehoben werden dass die Grundrechte auch wieder voll-umfaumlnglich in unserem Land gelten werden

(Beifall Dr Ralph Weber AfD)

Jetzt allerdings meine Damen und Herren gilt es den Ge-sundheitsschutz ganz obenan zu stellen Jetzt ist die Zeit Abstand zu halten und es ist die Zeit in der wir hier im Par-lament Handlungsfaumlhigkeit zeigen muumlssen

Meine Damen und Herren wir schnuumlren mit dem Nach-tragshaushalt das groumlszligte Hilfspaket in der Geschichte un-seres Landes Wir schnuumlren das weil das notwendig ist Und ich sage ausdruumlcklich wir tun das was notwendig ist Meine Fraktion ist stolz darauf dass wir es als eines der wenigen Laumlnder geschafft haben in den letzten 13 Jahren keine neu-en Schulden zu machen Mehr noch meine Damen und Herren wir haben durch solides Wirtschaften geschafft in den vergangenen 13 Jahren 15 Milliarden Euro an Schulden zu tilgen und Ruumlcklagen zu bilden Und meine Damen und Herren das war kein Selbstzweck was wir da gemacht ha-ben Das war das was man keynesianistische oder antizy-klische Haushaltspolitik nennt in guten Zeiten Schulden zu reduzieren in wirtschaftlich schwierigen Zeiten in schwie-rigen Zeiten eben zu investieren Und meine Damen und Herren diese schwierigen Zeiten sind jetzt und wir investie-ren jetzt und das ist auch richtig so

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Thomas Kruumlger SPD

bdquoDiese schwierigen Zeiten sind jetzt und wir investieren jetzt und das ist auch richtig soldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren Auch ich moumlchte mich bei all den Menschen bedanken die da drauszligen momentan unsere Gesellschaft am Laufen halten Ich habe in den Nachrichten gehoumlrt sie waumlren die Helden des Alltags Ich wuumlrde das unterstreichen wollen All die die auf ihrem Posten momentan sitzen und taumlglich ihren Job erledigen und dafuumlr sorgen dass unsere Gesellschaft weiter rundlaumluft sind die Helden des Alltags und ich moumlchte mich ganz herzlich auch namens meiner Fraktion bei ihnen bedanken

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Meine Damen und Herren einen zweiten Dank moumlchte ich richten an die Ministerpraumlsidentin an die Ministerinnen und Minister an die Staatssekretaumlre den Parlamentarischen Staatssekretaumlr und die Teams die da im Hintergrund arbei-ten Herr Renz und ich erleben das gewohnte Regierungs-geschaumlft am Dienstag in den Kabinettssitzungen Dieses gewohnte Regierungsgeschaumlft gibt es momentan nicht die Regierung hat umgeschaltet auf Krisenmodus Es gibt fast taumlglich telefonische Zusammenkuumlnfte und es wird in stun-denlangen Sitzungen telefonisch beraten wie die Dinge fuumlr Mecklenburg-Vorpommern geregelt werden koumlnnen wie geregelt werden kann dass das was wir an Krise momen-tan erleben auch in vernuumlnftige Bahnen gelenkt wird und da leistet jede Einzelne und jeder Einzelne einen ganz tol-len Job Und vor dem Hintergrund auch hier ein herzliches Dankeschoumln Frau Ministerpraumlsidentin und an das Team das dahintersteht

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

14 A u s d e m P l e n u m O r i g i n a l - D e b a t t e

(Beifall vonseiten der Fraktion der SPD)

Wir haben bereits mit dem Haushalt 20202021 einen Inves-titionshaushalt vorgelegt denn die konjunkturellen dunklen Wolken waren am Himmel seinerzeit ja auch schon zu erken-nen Dieser Haushalt 20202021 hat ein Investitionsvolumen in Houmlhe von 17 Milliarden Euro Damals wusste noch niemand was mit der Corona-Krise auf uns zukommt Nun da Schaumlden fuumlr die Gesellschaft und Wirtschaft drohen steuern wir ge-gen Wir steuern gegen mit einem Schutzfonds in Houmlhe von 11 Milliarden Euro

Um diese Summe stemmen zu koumlnnen ist es notwendig die Schuldenbremse auszusetzen und das ist angesichts der Auf-gaben die vor uns liegen auch richtig Wir werden am Kapi-talmarkt 700 Millionen Euro aufnehmen Mir ist wichtig zu be-tonen meine Damen und Herren wir nehmen das Geld auf um eine Krisensituation zu bewaumlltigen heiszligt wir nehmen das Geld nicht auf weil wir uumlber unsere Verhaumlltnisse wirtschaften in Mecklenburg-Vorpommern Das ist ein Unterschied und mir ist wichtig diesen Unterschied auch zu betonen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU)

Wir organisieren damit dass Wirtschaft und Gesellschaft wei-ter vorankommen koumlnnen und durch die Krise kommen koumln-nen

Meine Damen und Herren was uns jetzt auch zugutekommt ist dass wir in der Vergangenheit Ruumlcklagen gebildet haben Haumltten wir das nicht getan haumltten wir aus dem Vollen ge-schoumlpft ndash wie uns hin und wieder auch geraten worden ist auch hier im Haus ndash waumlre die Situation deutlich schwieriger

Meine Damen und Herren mir sind in den vergangenen Ta-gen Menschen begegnet die groszlige Angst hatten die nicht nur groszlige Angst hatten vor dem was das Virus fuumlr sie per-soumlnlich bedeutet gesundheitlich sondern die wirtschaftlich auch groszlige Angst hatten Und mir sind dabei Menschen begegnet die Angst davor hatten dass wir in eine Situation wie in den 90er-Jahren rutschen mit einer groszligen Massenar-beitslosigkeit Deswegen will ich ganz klar sagen es gibt hier Unterschiede Dieses Land ist heute besser aufgestellt wir ha-ben heute eine solide finanzielle Grundlage und dieses Land hat vor allem eine wirtschaftlich solide Basis gefunden All das war in der Hochphase der Massenarbeitslosigkeit eben nicht vorhanden Das ist heute aber vorhanden

Niemand kann heute versprechen dass jedes Unternehmen und dass jeder Arbeitsplatz erhalten bleibt aber anders als den 90er-Jahren sind wir heute in der Lage mit geeigneten Instrumenten zu helfen und anders als in den 90er-Jahren brauchen die Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern nach den derzeitigen Einschraumlnkungen dann auch wieder jede Arbeitskraft Deshalb bin ich mir sicher dass wir auch diese Krise gemanagt bekommen

Meine Damen und Herren ich vermute mal ich bin hier der letzte Redner und ich moumlchte als letzter Redner an die Buumlr-gerinnen und Buumlrger unseres Landes appellieren Meine Da-men und Herren bitte halten Sie die notwendigen Einschraumln-kungen ein Nehmen Sie bitte die aufgestellten Regeln ernst vermeiden Sie persoumlnliche Kontakte zu Mitmenschen wo immer es geht Schuumltzen Sie sich schuumltzen Sie Ihre Lieben schuumltzen Sie Ihre Nachbarn und Freunde Uns als politischen Verantwortungstraumlgern ist klar dass fuumlr jede und jeden diese Wochen die wir erleben sehr schwierige Wochen sind aber je disziplinierter wir alle handeln umso weniger Menschen werden infiziert umso weniger Menschen werden im Kran-kenhaus sein umso weniger Menschen werden am Ende die-ser Erkrankung erliegen Deshalb lassen Sie uns gemeinsam Verantwortung tragen ndash Besten Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Die vollstaumlndigen Redebeitraumlge finden Sie im Plenarprotokoll unter wwwlandtag-mvdeparlamentsdokumentehtmlAuf dem YouTube-Kanal des Landtages gibt es die Plenar-sitzungen auch als Video unter wwwlandtag-mvde

Auch auf den Besuchertribuumlnen wurden aufgrund der Abstandsregelungen viele Plaumltze gesperrt Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

15 A u s d e m P l e n u m

Klar gegen RechtsextremismusSPD CDU und LINKE stellen gemeinsamen Antrag

Kurzinterventionen Ordnungsrufe und persoumlnliche Erklaumlrungen ndash in der De-batte zu Tagesordnungspunkt 15 ging es 90 Minuten lang hoch her Drei Wo-chen nach dem rassistischen Anschlag in Hanau bei dem ein deutscher Mann am 19 Februar neun Menschen mit Migrationshintergrund seine Mutter und sich selbst getoumltet hatte haben SPD CDU und Linke mit einem gemeinsamen Antrag erneut Stellung gegen Rechtsextremismus und Rassismus bezogen Der AfD warfen sie vor eine Mitverantwortung an Taten wie diesen zu tragen Das wiesen deren Redner entschieden zuruumlck Per Aumlnderungsantrag wollten sie in das Bekenntnis explizit auch andere Formen von Extremismus einbezogen wis-sen Kurz vor der Debatte war bekannt geworden dass der Verfassungsschutz die von AfD-Mitgliedern gegruumlndete Gruppierung bdquoDer Fluumlgelldquo als rechtsextre-mistisch eingestuft hat

bdquoJede Verbreitung von Hass und Unwahr-heiten die Gift fuumlr unser Zusammenle-ben sind lehnen wir strikt abldquo unterstrich Julian Barlen (SPD) Entschlossen gegen jede Form von Menschenfeindlichkeit einzutreten bedeute auch jene beim Namen zu nennen die Menschenfeind-lichkeit gezielt schuumlrten Die AfD setze auf Spaltung attackiere Moral und Werte und mache ganze Bevoumllkerungsgrup-pen veraumlchtlich bdquoEine Kooperation mit der AfD ist fuumlr uns daher undenkbarldquo

bdquoWorte sind Waffen und koumlnnen das gesellschaftliche Leben vergiftenldquo sag-te Innenminister Lorenz Caffier Wer rechtsextremistisches und rassistisches Gequatsche als alternative Meinung ab-tue trage eine Mitverantwortung dafuumlr bdquowenn dieses Gequatsche Gehoumlr findet

und anschlieszligend Taten folgenldquo bdquoWir muumlssen zum Wohle unseres Landes auf-houmlren mit diesem Mist Erst dann meine Herren von der AfD duumlrfen Sie im Um-kehrschluss von uns erwarten dass wir aufhoumlren uns von Ihnen zu distanzierenldquo

bdquoHanau ist nicht die AfDldquo widersprach deren Fraktionsvorsitzender Nikolaus Kramer bdquoMeine Partei lehnt Gewalt und jede Form extremistischen Handelns abldquo Fuumlr eine tiefgruumlndigere Debatte uumlber Ursachen extremistischer Gewalt forderte er erneut ein Expertengespraumlch uumlber Radikalisierung und Terrorismus bdquoNehmen Sie unsere ausgestreckte Hand zur Staumlrkung unserer Demokratie Dann werden wir wirksam den Hass in diesem Land bekaumlmpfen koumlnnenldquo

bdquoWir erleben in den letzten Jahren eine zusehends entgrenzende politische Debatte Eine Debatte die mit dem la-pidaren Das wird man ja wohl noch sagen duumlrfenrsquo beginnt und mit hand-festen Morddrohungen endetldquo fuumlhrte Ann Christin von Allwoumlrden (CDU) an Die Verbrechen in Kassel Halle und Ha-nau machten einmal mehr deutlich bdquoErst kommt der Gedanke dann kommt der Vorsatz dann kommt die Tatldquo

bdquoNoch nie war unser aufrichtiges Auf-treten gegen Antisemitismus Rassismus und Rechtsextremismus so wichtig wie heuteldquo hob Simone Oldenburg (Frak-tionsvorsitzende DIE LINKE) hervor bdquoWir werden nicht zulassen dass sich im Jahr 2020 ein 33 einschleichtldquo Sie warf der AfD vor mit vielen Aumluszligerungen geistige Brandstiftung zu betreiben bdquoMit einer Partei die Faschisten in ihren Reihen hat werden wir niemals zusammenarbeitenldquo

Holger Arppe (fraktionslos) bezeichnete den Antrag als bdquoFarceldquo Er warf SPD CDU und Linken vor das Thema zu instrumen-talisieren um gegen die AfD zu polemi-sieren

Der interfraktionelle Antrag wurde von den Stimmen von SPD CDU und DIE LINKE angenommen Die AfD stimmte in Teilen dagegen Einige AfD-Mitglieder entschieden sich nicht mit abzustim-men Der Aumlnderungsantrag der AfD wur-de abgelehntAntrag SPD CDU und DIE LINKE Drs 74748Aumlnderungsantrag AfD Drs 74786

Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

16 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Julian Barlen SPD

bdquoUnsere Demokratie braucht eine starke Basisldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren wir gedenken der Toten und der Verletzten des rassistischen Mordanschlages von Hanau Hass toumltet ndash daran kann kein Zweifel bestehen

Allen [hellip] die durch rassistische Gewalt die durch politische Gewalt getoumltet und verletzt wurden allen die Angehoumlrige und ihnen nahestehende Menschen verloren haben ih-nen gilt unser ehrendes Andenken und unsere aufrichtige Anteilnahme Wir sind auch als Landtag Mecklenburg-Vor-pommern geeint in Trauer und wir sind gewillt gemeinsam gegenzuhalten

Wir werden gegenhalten durch eine entschlossene Verteidi-gung unserer freiheitlich-demokratischen und solidarischen Grundwerte ndash Werte [hellip] die ein friedliches Miteinander in unserer Gesellschaft uumlberhaupt erst moumlglich machen Ge-meinsam stehen wir mit all unseren Verbuumlndeten in der Zi-vilgesellschaft Seite an Seite gegen Terror gegen Rassismus gegen Antisemitismus gegen Menschenfeindlichkeit und Gewalt Alle Menschen [hellip] die von Rassismus von Hass und von Hetze bedroht sind die koumlnnen sich auf die Solidaritaumlt des Landtages Mecklenburg-Vorpommern von der SPD von der CDU und von den LINKEN verlassen [hellip]

Opferschutz und auch die Opferberatungen muumlssen neben den bereits bestehenden hervorragenden zivilgesellschaft-lichen Angeboten auch staatlicherseits gestaumlrkt werden Eingeschuumlchterte und bedrohte Frauen und Maumlnner die sich fuumlr unser friedliches Zusammenleben engagieren muumls-sen das gute Gefuumlhl haben von einer ganz groszligen Mehrheit ihrer Mitmenschen und auch vom Staat geschuumltzt gestuumltzt und getragen zu werden

[hellip] Jede Verbreitung von Hass von Unwahrheiten die Gift fuumlr unser Zusammenleben sind lehnen wir strikt ab Wir ver-urteilen sie als das was sie sind ndash sie sind Quelle und Kata-

Foto Uwe Sinnecker

lysator fuumlr Rassismus und fuumlr Gewalttaten gegen friedliche Mitmenschen von uns Kassel Hanau Halle ndash wir alle ver-binden mit diesen drei Staumldtenamen heute hier im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern gezielte Angriffe auf unser friedliches Zusammenleben Entschlossen und uumlberall ge-gen jede Form von gruppenbezogener Menschenfeindlich-keit einzutreten meine Damen und Herren heiszligt definitiv auch jene beim Namen zu nennen die Menschenfeindlich-keit gezielt schuumlren um daraus eigenes politisches Kapital zu schlagen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

[hellip] die AfD setzt auf Spaltung die AfD attackiert Moral und Werte die AfD macht ganze Bevoumllkerungsgruppen veraumlcht-lich die AfD argumentiert rassistisch die AfD verbreitet Ver-schwoumlrungstheorien Das alles verstoumlszligt gegen ganz grund-legende Spielregeln eines demokratischen Miteinanders

(Beifall vonseiten der Fraktionender SPD CDU und DIE LINKE)

Das alles dient einzig und allein dazu den gesellschaftlichen Frieden Stuumlck fuumlr Stuumlck zu zersetzen und aufzuloumlsen Die Entgrenzung unseres gesellschaftlichen Diskurses ist das ei-gentliche Ziel das verfolgt wird und dagegen [hellip] muumlssen wir uns wehren und das tun wir auch Das tun wir heute und alle Tage

Und dazu [hellip] passt auch die Eilmeldung des heutigen Morgens [hellip] Demnach solle der von AfD-Mitgliedern ge-gruumlndete bdquoFluumlgelldquo fuumlr den Verfassungsschutz nun offiziell zu einem Beobachtungsfall werden [hellip]

Wenn wir meine Damen und Herren diesem rechtsextre-men bdquoFluumlgelldquo der AfD selbigen stutzen wollen dann haben wir alle Haumlnde voll zu tun Alleine beim letzten Treffen des bdquoFluumlgelsldquo in Binz

(Zuruf von Dr Ralph Weber AfD)

zu dem unter anderem auch MdL Professor Weber einge-laden hat ndash zumindest hat er auf Facebook eine entspre-chende Kachel gepostet ndash wurden neben vielen anderen auch zahlreiche hier anwesende Abgeordnete gesehen an-gefangen beim Ex-Abgeordneten der AfD Arppe bei den beiden MdL Jess und Grimm uumlber den stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Obereiner daruumlber hinaus Komning von der AfD im Bundestag bis hin zum Fraktionschef der AfD houmlchstselbst Nikolaus Kramer

[hellip] Wir haben es hier [hellip] mit einer AfD-Fraktion zu tun in der die Sympathien fuumlr diese rechtsextremen Bestrebungen tatsaumlchlich nicht nur in der Mitte sondern direkt an der Spit-ze angesiedelt sind

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

17 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Foto Uwe Sinnecker

Was geschehen kann [hellip] wenn die Demokratinnen und Demokraten einfach zu schwach sind sich stabil und un-nachgiebig gegen derlei Tendenzen zu wehren das hat das Ende der Weimarer Republik gezeigt Eine Kooperation mit der AfD ist fuumlr uns daher undenkbar ausgeschlossen Glei-ches erwarten wir von unseren Kooperationspartnern inner- und auszligerhalb des Parlamentes Wir duumlrfen diese Art der demokratiefeindlichen Politik nicht akzeptieren

(Zuruf von Jens-Holger Schneider AfD)

[hellip] was ich zur AfD gesagt habe ist wichtig aber laumlngst nicht alles was nach Kassel Halle und Hanau gegen Rassis-mus gegen Antisemitismus gegen Menschenfeindlichkeit und Gewalt passieren muss Seitens des Staates muss ent-schlossen und noch entschlossener gegen die Feinde un-serer freiheitlich-demokratischen Grundordnung vorgegan-gen werden durch einen allerhoumlchsten Verfolgungsdruck zur Kontrolle zur Zuruumlckdraumlngung zur Zerschlagung aller Neonazistrukturen hier im Land durch die komplette und unmittelbare Entwaffnung aller Gefaumlhrder durch einen rigo-rosen Umgang mit Verschwoumlrungen wie bdquoNordkreuzldquo und die schonungslose Aufklaumlrung aller Beteiligten Das ist eine repressive Seite auf die eine wehrhafte Demokratie sich im-mer berufen koumlnnen muss

[hellip] auf der anderen Seite gilt es selbstverstaumlndlich den Antirassismus zu befoumlrdern Menschen starkzumachen die Demokratie aktiv zu leben und unsere Strukturen nachhaltig zu staumlrken die unser friedliches Zusammenleben moumlglich machen

(Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

Das geht in Mecklenburg-Vorpommern beispielsweise durch die Fortsetzung unseres erfolgreichen Landespro-grammes bdquoDemokratie und Toleranz gemeinsam staumlrkenldquo Rassismus gilt es systemisch und systematisch zu bekaumlmp-fen ndash im Sport auf der Arbeit in den Schulen und Universi-taumlten in der Wirtschaft ebenso wie im Parlament Und hier-zu ist unser Landesprogramm und hierzu sind die Akteure die dieses Landesprogramm in Mecklenburg-Vorpommern leben breit und bestens aufgestellt [hellip]Fuumlr ganz Deutschland fordern wir die Verstetigung der Prauml-vention Die Foumlrderung und die Verteidigung unserer De-mokratie ist keine Projektaufgabe sie ist eine Daueraufgabe und deshalb braucht es auf der Bundesebene endlich ndash und die Gelegenheit ist nun wirklich gekommen ndash ein Demokra-tiefoumlrdergesetz

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

[hellip] unsere Demokratie braucht eine starke Basis unsere De-mokratie braucht eine klare Haltung und unsere Demokratie braucht eine feste Verankerung

(Zuruf von Dr Ralph Weber AfD)

Dafuumlr stehen wir seit uumlber 150 Jahren und dafuumlr stehen wir als demokratische Fraktionen von CDU SPD und LINKEN ge-meinsam [hellip]

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

18 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Innenminister Lorenz Caffier

bdquoSprache ist eine starke Waffeldquo

Frau Praumlsidentin Meine Damen und Herren Abgeordnete

[hellip] im Abstand von jeweils vier Monaten haben uns seit dem Sommer letzten Jahres grauenhafte und bis tief ins Mark erschuumltternde Nachrichten aus unserem Alltag [hellip] geholt [hellip] die Betrachtungsweise es handele sich um ge-stoumlrte Persoumlnlichkeiten ist an und fuumlr sich richtig [hellip] Aber das [hellip] ist eben nur ein Teil der Wahrheit und er blendet komplett den gesellschaftlichen Zustand aus in dem wir uns leider seit einiger Zeit auch in diesem Land befinden

Der Attentaumlter von Hanau mag irgendeinen wirren Quatsch uumlber eine Fernsteuerung durch Geheimdienste den de-struktiven Islam und die Nichtleistungsfaumlhigkeit ganzer Volksgruppen [hellip] fabuliert haben aber diese Gedanken und Haltungen sind eben nicht allein in seinem Kopf ent-standen sondern sie sind Ausdruck der ewigen Debatten ums Anderssein des pauschalen Herabwuumlrdigens ganzer Bevoumllkerungsgruppen [hellip] des Redens vom bdquoAsyltourismusldquo und bdquoanderen Kulturkreisenldquo der bdquoUmvolkungldquo und von ei-ner bdquoInvasionldquo

Foto Uwe Sinnecker

[hellip] Kommen Ihnen meine Herren von der AfD-Fraktion diese Muster bekannt vor

[hellip] Sprache [hellip] ist eine starke Waffe und vielleicht ist es auch kein Zufall dass das Wort bdquoAusloumlserldquo auch den Abzug einer Waffe beschreibt [hellip] Die Sprache hat dazu gefuumlhrt dass aus Spinnern Taumlter wurden die davon uumlberzeugt sind dass es Zeit ist sich zu wehren Wir muumlssen zum Wohle unseres Landes aufhoumlren mit diesem Mist und erst dann meine Herren von der AfD duumlrfen Sie im Umkehrschluss von uns erwarten dass wir aufhoumlren uns von Ihnen zu distanzieren

[hellip] Ja auch Linksextremisten sind keine Kinder von Traurig-keit Es gibt sie und wir bekaumlmpfen sie auch aber ich werde niemals den einen Extremismus mit dem anderen Extremis-mus vergleichen [hellip]

Natuumlrlich ist es jedoch mit einem Antrag und einigen ma-gischen Worten nicht getan Vielmehr hoffe ich [hellip] dass Worte wie bdquoRespektldquo bdquoWertschaumltzungldquo und bdquoMiteinanderldquo eben keine Einbahnstraszlige sind

[hellip] Der liberale Rechtsstaat die gesamte Idee der Demo-kratie mit allen ihren unterschiedlichen Interessen und mit ihrem Schutz fuumlr Minderheiten steht so offen wie nie im modernen Deutschland unter Beschuss Wir brauchen keine Rhetorik die suggeriert dass nur die eigenen Ideen die ein-zig richtigen sind [hellip]

Ich sage das ganz klar in Richtung der AfD aber auch in Richtung aller Abgeordneten Regierungsvertreter und Zu-schauer im Saal Es ist Zeit dass wir uns an die eigene Nase fassen und wieder mehr miteinander ins Gespraumlch kommen [hellip] Sorgen darf jeder Mensch haben und es ist niemandem von uns geholfen wenn wir diese totschweigen [hellip] Aber Sorgen liebe Kolleginnen und Kollegen duumlrfen nie Ausre-de dafuumlr sein den Boden des Grundgesetzes zu verlassen Das ist gerade in einem demokratischen Rechtsstaat nicht verhandelbar ndash Ich bedanke mich fuumlr die Aufmerksamkeit

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDUund Simone Oldenburg DIE LINKE)

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

19 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Ann Christin von Allwoumlrden CDU

bdquoSpurlos gehen Hass und Hetze nicht an Menschen vorbeildquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren bdquoAchte auf deine Gedanken denn sie werden Worte Achte auf deine Worte denn sie werden Handlun-genldquo Mit der Quellenlage dieser Weisheit ist es schwierig Manche vermuten sie im Talmud Ich habe auch schon gele-sen dass es eine chinesische Weisheit sein koumlnnte Am Ende ist es aber auch egal denn der Gedanke dahinter stimmt in jedem Fall Erst kommt der Gedanke dann kommt der Vor-satz dann kommt die Tat

Wir haben in wenigen Monaten drei Taten erlebt die unsere Gesellschaft tief erschuumlttert haben Es waren Taten von Maumln-nern uumlber deren Geisteszustand ich hier nicht abschlieszligend urteilen will Entscheidend ist alle drei haben beziehungs-weise hatten ein Weltbild das von Verschwoumlrungstheorien durchdrungen war die unter Rechtsextremisten houmlchst po-pulaumlr sind Es ist das Weltbild von Menschen die fuumlr alles Un-heil auf dieser Welt einen Suumlndenbock haben Fluumlchtlinge Moslems

(Dr Gunter Jess AfD Oder die AfD)

die Juden oder eben Angela Merkel Wir erleben in den letzten Jahren eine zusehends entgrenzende politische De-batte eine Debatte die mit dem lapidaren bdquoDas wird man ja wohl noch sagen duumlrfenldquo beginnt und die mit handfesten Morddrohungen endet Zumindest drei Menschen in den letzten Monaten haben es nicht bei Drohungen belassen Sie wurden zu Moumlrdern

Ich bin keine Kriminalpsychologin Menschen werden nicht automatisch zu Moumlrdern weil sie in den Medien hier ins-besondere in den sozialen Medien oder auch asozialen Medien damit dauerbeschallt werden dass das Abendland

unterzugehen droht Aber machen wir uns nichts vor spur-los gehen Hass und Hetze nicht an Menschen vorbei Hier gibt es eine relativ klare Ursache-Wirkung-Beziehung und auf die gehe ich am Ende meiner Rede auch noch mal kom-poniert ein

Meine Damen und Herren der grassierende Rechtspopu-lismus uumlberwoumllbt und vergiftet nicht nur die mediale De-batte er zeigt auch parlamentarisch Wirkung naumlmlich in der offenkundigen Verhoumlhnung und Geringschaumltzung all dessen was den Parlamentarismus ausmacht das Ringen um Mehrheiten der Kompromiss das Verfolgen guter Ab-sichten das Anstreben internationaler Zusammenarbeit das Bemuumlhen um Sachlichkeit um Maszlig und Mitte All das ist dem Rechtspopulismus suspekt Seine Kategorien sind Do-minanz und Staumlrke alles andere haumllt er fuumlr Verrat Eben weil das so ist eben weil Rechtspopulisten danach streben den Parlamentarismus laumlcherlich zu machen auszuhoumlhlen und zu uumlberwinden eben deswegen herrscht in diesem Land-tag groszlige Einigkeit Wer mit Hunden ins Bett geht wacht mit Floumlhen auf

Meine Damen und Herren in den Zeitungen war in den vergangenen Wochen und Monaten immer mal wieder von der Weimarer Republik die Rede und davon dass durch die Bonner beziehungsweise jetzt Berliner Republik wieder ein Hauch von Weimar weht mit Blick auf die schwierige Mehrheitsfindung in Thuumlringen Die Weimarer Republik das wissen wir heute war eine Demokratie in der es zu weni-ge Demokraten gab in der mancher noch dem Kaiserreich nachtrauerte und viele eine Diktatur nach sowjetischem Vorbild wuumlnschten Der Untergang der Demokratie wurde beguumlnstigt durch eine Mischung aus purer Ablehnung aus Desinteresse und aus dem fatalem Irrglauben Rechtsextre-misten koumlnnten stubenrein werden wenn man sie streichelt ndash ein fataler Irrtum der Eliten in der Weimarer Republik

(Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

Wir meine Damen und Herren wir hier in diesem Land wer-den diesen Fehler kein zweites Mal machen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Und das ist auch unser historischer Auftrag als wachsame Demokraten Zugleich sind wir in der Pflicht gegenuumlber den Millionen von Toten des Zweiten Weltkrieges aber auch ge-genuumlber den Ermordeten der vergangenen Monate Keine Zusammenarbeit mit Rechtsextremisten keine Zusammen-arbeit mit denjenigen die die politische Debatte vergiften Sie Herr Professor Dr Weber und Sie Herr Kramer haben mitgeschossen ndash Herzlichen Dank fuumlr Ihre Aufmerksamkeit

Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

20 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Nikolaus Kramer AfD

bdquoMeine Fraktion will diese Demokratie auch zur Bekaumlmpfung des Rechts-extremismus belebenldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin [hellip] Liebe Landsleute Es ist ein sehr ernstes Thema uumlber das wir heute debattieren

(Zuruf von Martina Tegtmeier SPD)

Foto Uwe Sinnecker

Die erschuumltternden Morde von Hanau Halle und Kassel ha-ben Spuren hinterlassen Wir erleben eine neue Form der Radikalisierung die die Sicherheit der Menschen auch in Mecklenburg-Vorpommern angreifen kann Deshalb kann es nur folgerichtig sein genau dieses Thema im Landtag zu behandeln [hellip] Wir muumlssen genau hinsehen um zu verste-hen was passiert Das geht nur mit einer klaren Analyse die uns voranbringt

(Torsten Renz CDU Dann mal los)

[hellip] Meine Damen und Herren die Expertenanalyse von Frau Saimeh beschreibt einen psychotischen Taumlter Wir wis-sen dass er in seinem Wahn rassistische Gedanken als Folie genutzt hat Ein so krankhaftes Hasspotenzial meine Da-men und Herren hat auf kaum vorstellbare Art und Weise elf Menschen das Leben genommen und schreckliches Leid verursacht

Ein solcher Fall ist fuumlr unsere Behoumlrden nicht einfach zu ver-hindern da der Taumlter aufgrund seiner buumlrgerlichen Sozialisa-tion lange Zeit unter dem Radar laumluft Es ist auch die Aufgabe der Gesellschaft die Gefaumlhrlichkeit rechtzeitig zu identifizie-ren und praumlventive Maszlignahmen zu ergreifen Daher besteht die Frage auch darin wie wir so furchtbar kranken Menschen rechtzeitig helfen koumlnnen

Meine Damen und Herren nach Ansicht des Psychologen Nils Boumlckler

Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

21 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

[hellip] Stimmen Sie unserem Aumlnderungsantrag zu Zeigen Sie wie echter demokratischer Konsens

(Heiterkeit bei Wolfgang Waldmuumlller CDU)

gegen Extremismus und Rassismus in diesem Hause aus-sieht

(Wolfgang Waldmuumlller CDU Mein lieber Mann)

Liebe Buumlrger dieses Landes ich darf am Ende meiner Rede einen klugen Sozialdemokraten zitieren

(Dr Ralph Weber AfD Falls es so was gibt)

bdquoHeute steuern wir unverdrossen auf eine weitere Stufe der menschlichen Entwicklung zu den Bestmenschen gegen rechts Er beansprucht die alleinige Deutungsmacht uumlber das Gute Am Ende wird die politische und kulturelle Spaltung unseres Landes weiter forciertldquo Herzlichen Dank fuumlr diese Worte an Herrn Mathias Brodkorb

Das ist eine Warnung vor dem Abbruch des demokratischen Gespraumlchs aufgrund eines auf die Spitze getriebenen Mora-lismus Durch die Instrumentalisierung von Hanau ist dies aktueller denn je [hellip] Die Christdemokratie erkennt hoffent-lich bald dass nichts zu gewinnen ist wenn man sich von den LINKEN die Agenda diktieren laumlsst

(Heiterkeit vonseiten der Fraktion der SPD ndash Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Meine Damen und Herren Hanau ist nicht die AfD Meine Partei lehnt Gewalt und jede Form extremistischen Han-delns ab

(Heiterkeit vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE ndash

Beifall vonseiten der Fraktion der AfD ndash Tilo Gundlack SPD Jaaa ndash

Zurufe von Andreas Butzki SPD und Thomas Kruumlger SPD)

[hellip] Herzlichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD und Holger Arppe fraktionslos ndash

Julian Barlen SPD Merken Sie selber oder)

(Zuruf von Christian Brade SPD)

der zu Radikalisierung und Extremismus forscht gehoumlrt zu einer ehrlichen Analyse dass voreilige Schuldzuweisungen voumlllig deplatziert sind Die Einzeltaumlter von Hanau oder Hal-le haben kein geschlossenes Weltbild Sie flicken sich ihre Weltanschauung zusammen um ihre Persoumlnlichkeit zu ins-zenieren Das unterscheidet sie vom politischen Terror der Roten Armee Fraktion oder Organisationen anderer extre-mistischer Schattierungen

Meine Damen und Herren in Hanau und Halle haben wir es mit einer besonders schwierigen Form moumlrderischer Ge-walt zu tun Eine Konsequenz aus diesen Vorfaumlllen kann nur sein dass eine Sensibilisierung von Politik und Gesellschaft stattfindet und bei dieser Aufgabe werte Abgeordnete der Koalition und der LINKEN stehen wir fest an Ihrer Seite

(Heiterkeit vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE ndash

Beifall vonseiten der Fraktion der AfD ndashZuruf von Julian Barlen SPD)

[hellip] Es haumlngt insbesondere davon ab Herr Kruumlger wie wir miteinander ins Gespraumlch kommen und wo wir unsere De-mokratie ernst nehmen

(Thomas Kruumlger SPD Ich moumlchte mit Ihnen nicht ins Gespraumlch gehen ndash

Simone Oldenburg DIE LINKE Wir kommen nicht miteinander ins Gespraumlch)

Meine Fraktion will diese Demokratie auch zur Bekaumlmpfung des Rechtsextremismus beleben

(Beifall Jens-Holger Schneider AfD Genau ndash Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

Die vollstaumlndigen Redebeitraumlge finden Sie im Plenarprotokoll unter wwwlandtag-mvdeparlamentsdokumentehtmlAuf dem YouTube-Kanal des Landtages gibt es die Plenar-sitzungen auch als Video unter wwwlandtag-mvde

Schuumllerinnen des Gymnasialen Schulzentrums Wittenburg auf der Besuchertribuumlne Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

22 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Simone Oldenburg DIE LINKE

bdquoWir werden es nicht zulassen dass sich im Jahr 2020 ein bdquo33ldquo einschleichtldquo

Frau Praumlsidentin Sehr geehrte Damen und Herren Rassis-mus Antisemitismus rechtsextremistisch motivierte An-schlaumlge und Morde sowie die gewaltbereite und verrohte Sprache greifen unser Leben unsere Demokratie seit Jahren an Es gibt Tage nach Anschlaumlgen oder gewaltbereiten Aumlu-szligerungen an denen Trauer uumlberwiegt und sich Fassungslo-sigkeit breitmacht Und in dieser Zeit bringt der gemeinsame Antrag von SPD CDU und meiner Fraktion ein bisschen mehr Hoffnung und mehr Entschlossenheit [hellip]

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

[hellip] Wir zeigen dass Demokratinnen und Demokraten trotz unterschiedlicher politischer Ansichten zum Schutz der Volksherrschaft zum Schutz der Rechtsstaatlichkeit und zum Schutz der Menschen zusammenarbeiten

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

[hellip] Sehr geehrte Damen und Herren

(Dr Ralph Weber AfD Aber die darf man ja nicht ansprechen)

wie konnten die Faschisten 1933 die Macht ergreifen

(Zuruf von Ralf Borschke AfD)

Sie kamen mit ganz legalen Mitteln an die Macht

(Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

[hellip] Sie installierten das Fuumlhrungsprinzip mit Gleichschal-tung Notstandsgesetzgebung Parteienverboten mit der Verfolgung Andersdenkender Andershandelnder

Foto Uwe Sinnecker

(Peter Ritter DIE LINKE Sie waren da oder was)

Andersaussehender

(Peter Ritter DIE LINKE Waren Sie da)

Anderssprechender

(Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes AfD)

Andersliebender

(Peter Ritter DIE LINKE Waren Sie da ndash Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes AfD)

Andersglaumlubiger

(Peter Ritter DIE LINKE Haben Sie Goebbels da getroffen)

und Anderslebender

(Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes AfD)

[hellip] Und das sehr geehrte Damen und Herren das sind nicht nur Taten der Geschichte nein Geschichte droht sich zu wiederholen denn auch in den letzten Jahren schafften es Rechtsextreme in die Parlamente ob in Thuumlringen oder in Mecklenburg-Vorpommern

(Zuruf von Christoph Grimm AfD)

So aumltzte der Vorsitzende der AfD-Fraktion im Thuumlringer Landtag Houmlcke ich zitiere man werde bdquoso fuumlrchte ich nicht um eine Politik der sbquowohltemperierten Grausamkeitlsquo herum-kommen Existenzbedrohende Krisen erfordern auszligerge-woumlhnliches Handeln Die Verantwortung dafuumlr tragen dann diejenigen die die Notwendigkeit dieser Maszlignahmenldquo

(Zuruf von Juumlrgen Strohschein AfD)

bdquomit ihrer unsaumlglichen Politik herbeigefuumlhrt habenldquo

(Zuruf von Christoph Grimm AfD)

Ende des Zitats

[hellip] Wir werden es nicht zulassen dass sich im Jahr 2020 ein bdquo33ldquo einschleicht denn wer einen Fuumlhrer installieren will Mi-granten von der Teilhabe am Leben ausschlieszligen moumlchte wer die Zeit des Hitler-Faschismus relativieren will und nicht als das anerkennt was sie ist die grausamste Zeit deutscher Geschichte europaumlischer Geschichte und der Weltgeschich-te der sehr geehrte Damen und Herren der ist ein Faschist Mit einer Partei die Faschisten in ihren Reihen hat werden wir niemals zusammenarbeiten

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

23 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Corona-Virus sorgt fuumlr EinschraumlnkungenAbgeordnete appellieren an Sachlichkeit Vernunft und Solidaritaumlt

Kinder duumlrfen nicht zur Kita und Schule Geschaumlfte Restaurants Hotels The-ater ndash geschlossen Groszligeltern und Freunde treffen ndash verboten Veranstaltungen aller Art ndash auf unbestimmte Zeit abgesagt Das oumlffentliche Leben steht auch in MV nahezu still Noch niemals zuvor mussten Bund und Laumlnder zu derart drasti-schen Maszlignahmen fuumlr die Buumlrgerinnen und Buumlrger greifen Doch sie entschei-den dies aus gutem Grund ndash um die Ausbreitung der hoch ansteckenden Coro-na-Viren einzuschraumlnken Auch der Landtag hat sich mit dem Thema Corona befasst Als die Abgeordneten am 11 Maumlrz auf Antrag der CDU-Fraktion in der Aktuellen Stunde uumlber die Situation in MV debattierten war das Land noch weit von diesen Einschraumlnkungen entfernt Eine der draumlngendsten Fragen zu diesem Zeitpunkt war noch inwiefern Groszligveranstaltungen abgesagt werden In den folgenden Wochen haben sich die Ereignisse nahezu taumlglich uumlberschlagen Weltweit Bundesweit Landesweit Und zu groszligen Einschraumlnkungen fuumlr nahezu jede und jeden im Land gefuumlhrt

bdquoWahrscheinlich gab es in den letzten Jahren keine aktuellere Aktuelle Stun-de hier im Landtag als die heutigeldquo sagte Sebastian Ehlers (CDU) bdquoQuasi im Stundentakt uumlberschlagen sich die Mel-dungen und Ereignisseldquo Dass das Virus auch in MV ankomme sei nur eine Fra-ge der Zeit gewesen bdquoEs geht jetzt da-rum die Ausbreitung zu unterbrechen bzw zu verlangsamenldquo Hier sei jeder Einzelne gefragt Hygieneregeln einzu-halten unnoumltige Reisen zu meiden und auf Freizeitaktivitaumlten zu verzichten bei denen sich viele Menschen zusammen-finden Ihm sei bewusst dass sich jede

Einschraumlnkung auch auf die Wirtschaft auswirken werde Er begruumlszligte dass der Bund bereits Kurzarbeitergeld Liqui-ditaumltshilfen Buumlrgschaften und Steuer-stundungen fuumlr betroffene Unterneh-men zugesagt habe bdquoAuch wir im Land werden wenn es notwendig ist die Unternehmen bei uns nicht im Stich lassenldquo Er zeigte sich uumlberzeugt dass das Gesundheitssystem gut auf die Aus-breitung des Virus vorbereitet sei bdquoAber es wird an Grenzen gefuumlhrt werdenldquo Umso wichtiger sei es jetzt besonnen und vernuumlnftig zu handeln um die In-fektionsketten zu unterbrechen

bdquoWir sind gut auf die Krankheit vorbe-reitetldquo pflichtete Gesundheitsminister Harry Glawe bei Alle zustaumlndigen Be-houmlrden bei Bund Land und Kommunen stuumlnden in engem Austausch miteinan-der MV sei seit gut 14 Tagen von dem Virus betroffen Grund zur Panik gebe es aber nicht Um die Arztpraxen zu ent-lasten werde sein Ministerium landes-weit neun Abstrich-Zentren einrichten Zudem erhalte die Kassenaumlrztliche Ver-einigung Geld um Schutzausruumlstung fuumlr niedergelassene Aumlrzte zu beschaf-fen Daruumlber hinaus habe das Land eine Hotline fuumlr Buumlrger (0385588-5888) und Unternehmer (0385588-5588) ein-gerichtet Erleichtert zeigte er sich da-ruumlber dass der Bund die Schwelle fuumlr Kurzarbeit gesenkt habe Der Minister appellierte an alle die befuumlrchten am Coronavirus erkrankt zu sein zunaumlchst beim Hausarzt anzurufen Dieser werde dann alle weiteren Schritte einleiten Er kuumlndigte an jede Entwicklung mit Au-genmaszlig zu analysieren und daraus ta-gesaktuell Entscheidungen abzuleiten Sein besonderer Dank galt allen die sich intensiv fuumlr das Zuruumlckdraumlngen des Vi-rus einsetzten

bdquoFakt ist dass wir die Pandemie nicht auf-halten koumlnnenldquo verdeutlichte Nikolaus Kramer (Fraktionschef AfD) bdquoWir koumlnnen lediglich ihren massenhaften Ausbruch verhindern Und da ist jeder Einzelne von uns in der Pflichtldquo Fuumlr jeden sollte es inzwischen selbstverstaumlndlich sein sich regelmaumlszligig die Haumlnde zu waschen weil im Supermarkt im oumlffentlichen

Mit Markierungen im Abstand von 15m auf dem Boden sollen die Kunden im Supermarkt ermahnt werden einen Sicherheitsabstand zueinander einzuhalten

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

24 A u s d e m P l e n u m A k t u e l l e S t u n d e

Personennahverkehr kurzum uumlberall wo man sich drauszligen bewegt konta-minierte Flaumlchen lauern koumlnnen bdquoJeder Tag den wir gewinnen ist ein guter Tagldquo Er appellierte daran parteiuumlber-greifend zusammenzuhalten bdquodenn es wird ein nationaler Kraftakt werden moumlglicherweise auch ein europaumlischer Kraftaktldquo Sich mit Grundnahrungsmit-teln und Wasser einzudecken sei rich-tig Es muumlsse jedoch niemand in Panik verfallen und beim Einkaufen hamstern

bdquoWir sprechen uumlber eine Situation die wir in ihrem Ausmaszlig vor einigen Wochen so noch nicht ahnen konntenldquo aumluszligerte Julian Barlen (SPD) Bei aller nachvoll-ziehbaren Sorge uumlber die Entwicklung und ihre Folgen komme es jetzt darauf an besonnen und gelassen zu bleiben ndash auch dann wenn die Schutzmaszlignah-men ausgeweitet werden sollten Er warb darum in Zeiten von Fake News nicht jeder Horrormeldung einfach so Glauben zu schenken und Vertrauen ins Gesundheitssystem zu haben bdquoDeutsch-land und Mecklenburg-Vorpommern sind im internationalen Vergleich wirklich gut vorbereitet Wir haben gute Kliniken wir haben fitte Aumlrzte wir haben aus-gewiesene Experten ein ausgebautes Krankheitswarn- und Meldesystem und wir haben Notfallplaumlneldquo Das Virus werde unbestritten auch die Wirtschaft treffen In welchem Ausmaszlig sei ungewiss bdquoEines ist aber klar und auch klares Signal hier aus dem Landtag Kein Unternehmen darf in ernste Schieflage oder gar Insol-venz geraten kein Arbeitsplatz darf ge-faumlhrdet werdenldquo

bdquoWir sollten die Coronakrise auch nutzen um die Globalisierung kritisch zu hinter-fragenldquo fuumlhrte Holger Arppe (fraktions-los) an Produktionen ins Ausland zu ver-lagern erweise sich nun als Achillesferse fuumlr Deutschland und MV bdquoDie meisten unserer Arzneimittel kommen aus China oder Indien Das ist mit ein Grund wes-halb wir jetzt Lieferengpaumlsse in dem Be-reich habenldquo Die Landesregierung sollte sich deshalb auf Bundesebene dafuumlr einsetzen Schluumlsselindustrien wieder in Deutschland anzusiedeln

Fuumlr DIE LINKE offenbare die Pandemie wie fragil unsere Lebensgrundlagen sind bdquoWir werden auf uns selbst zuruumlck-geworfen und muumlssen uns fragen Koumln-

Stichwort Corona

Wie wird das Virus uumlbertragen

Von Mensch zu Mensch Hauptsaumlchlich uumlber Troumlpfcheninfektion insbesondere durch Niesen und Husten oder wenn beim Sprechen winzige Troumlpfchen wei-tergegeben werden Das Robert-Koch-Institut schlieszligt nicht aus dass man sich auch uumlber verunreinigte Oberflaumlchen (Schmierinfektion) anstecken kann Die haumlufigsten Infektionsketten gehen den Wissenschaftlern zufolge aber auf eine direkte Uumlbertragung zuruumlck Die Ge-fahr sich anzustecken wird in Deutsch-land derzeit als hoch eingeschaumltzt Wie kann man sich vor einer Ansteckung schuumltzen

Waschen Sie sich regelmaumlszligig und gruumlnd-lich die Haumlnde Unter flieszligendem Was-ser und mit reichlich Seife Mindestens 20 Sekunden lang Niesen Sie in ein Ein-wegtaschentuch oder in die Armbeuge Halten Sie beim Husten oder Niesen min-destens einen Meter Abstand zu ande-ren und drehen Sie sich weg Halten Sie generell zu anderen Menschen einen Abstand von mindestens 15 Metern Vermeiden Sie soziale Kontakte Fassen Sie sich nicht mit den Haumlnden ins Ge-sicht Geben Sie niemandem die Hand

Welche Krankheitszeichen koumlnnen auftreten

Symptome die am haumlufigsten beo-bachtet werden sind Husten Unwohl-sein und Fieber Manche Betroffene klagen auch uumlber Durchfall In schweren Faumlllen kann die Erkrankung zu Atem-problemen fuumlhren und toumldlich enden Infektionen koumlnnen aber auch ohne Krankheitszeichen ablaufen Die Inku-bationszeit also der Zeitraum zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krank-heit betraumlgt bis zu 14 Tage

Fuumlr wen ist eine Infektion besonders gefaumlhrlich

In den meisten Faumlllen verlaumluft die Krank-heit mild Manche Menschen sind aber eher gefaumlhrdet fuumlr einen schweren Ver-lauf als andere Zu den Risikogruppen gehoumlren unter anderem aumlltere Men-schen Raucher oder Menschen mit be-stimmten Vorerkrankungen Das Robert-Koch-Institut zaumlhlt dazu zum Beispiel Herzkreislauferkrankungen Diabetes Erkrankungen des Atmungssystems der Leber und der Niere sowie Krebserkran-kungen

Quellen wwwbzgade (Bundeszentrale fuumlr gesundheitliche Aufklaumlrung) wwwrkide (Robert-Koch-Institut) und wwwbundesregierungde

Abschied

Mecklenburg-Vorpommerns erster Mi-nisterpraumlsident Alfred Gomolka ist am 24Maumlrz im Alter von 77 Jahren gestor-ben Anlaumlsslich der Nachricht erklaumlr-te Landtagspraumlsidentin Birgit Hesse

bdquoDer Landtag trauert um Prof Dr Alfred Gomolka

Als Abgeordneter der ersten Wahlperi-ode des Landtages MV und erster frei gewaumlhlter Ministerpraumlsident unseres Bundeslandes hat er sich mit seinem Wirken um den Aufbau der parlamen-tarischen Demokratie in MV in beson-derer Weise verdient gemacht Als Politikerin wie Repraumlsentantin unseres Landesparlamentes trauere ich um einen uumlber die Parteigrenzen hinweg geschaumltzten Politiker dessen Stimme auch nach seiner aktiven Zeit Gewicht hatte Meine Gedanken sind in diesen Stunden bei der Familie des Verstor-benenldquo

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

25 A u s d e m P l e n u m A k t u e l l e S t u n d e

Polizei erhaumllt mehr BefugnisseSicherheits- und Ordnungsgesetz soll digitale Ermittlungen erleichtern

Unerlaumlsslich und genau richtig Nicht weitreichend genug Zu weit gehend Auf diesen Nenner lassen sich die Positi-onen der Landtagsfraktionen zum neu-en Sicherheits- und Ordnungsgesetz bringen Die neuen Regelungen sollen der Polizei in MV mehr Befugnisse ge-ben insbesondere fuumlr Ermittlungen im Internet Sie erlauben den Beamten zum Beispiel heimlich auf Computer Tablets und Smartphones zuzugreifen

oder Telefonate zu uumlberwachen Das Anliegen dahinter Terrorismus Online-Kriminalitaumlt und Kinderpornografie wir-kungsvoller zu bekaumlmpfen Die Aumlnde-rungen wurden monatelang kontrovers diskutiert In der Oumlffentlichkeit In den Fraktionen Im Innenausschuss und in Anhoumlrungen mit Sachverstaumlndigen Und im Maumlrz nach zweiter Lesung im Landtag mit den Stimmen von SPD CDU und AfD beschlossen

Besonders fuumlr Ermittlungen im Internet erhaumllt die Polizei mehr Moumlglichkeiten

nen wir weiter so produzieren das Pro-duzierte verteilen und konsumieren wie bisher Was ist eigentlich wirklich wich-tig in unserem Leben Und wie gehen wir miteinander umldquo meinte Torsten Koplin bdquoKlingt pathetisch ist es aber nichtldquo Das Virus werfe auch ein Licht auf die Schwaumlchen des Gesundheits-systems An vielen Stellen mangele es an Desinfektionsmittel und Schutzbe-kleidung bdquoWir fordern daher den unver-zuumlglichen Aufbau einer landeseigenen Notfallreserve fuumlr Desinfektionsmittel und Schutzbekleidungldquo Daruumlber hinaus verlangte er die Ausbil-dungskapazitaumlten in der Pflege und die Zahl der Medizinstudienplaumltze zu erhouml-hen bdquoWir muumlssen vorausschauend dafuumlr sorgen dass wir endlich genug Pflege-

rinnen und Pfleger sowie Aumlrztinnen und Aumlrzte habenldquo Sein dringlicher Appell an die Bevoumllkerung den Empfehlungen der Behoumlrden Folge zu leisten bdquoBeson-nenheit Ruumlcksichtnahme und Solidari-taumlt sind das Gebot der Stundeldquo

Ein Dreiklang auf den auch Ministerprauml-sidentin Manuela Schwesig setzt Sie bat um Verstaumlndnis wenn es in naumlchs-ter Zeit zu weiteren Einschraumlnkungen kommen sollte Die Lage sei ernst Manch einer moumlge die Maszlignahmen vielleicht fuumlr uumlbertrieben halten Hier gehe es aber um den Schutz von Men-schenleben Auch wer sich selbst nicht fuumlr gefaumlhrdet halte habe eine Verant-wortung gegenuumlber Risikopatienten bdquoUm diese Solidaritaumlt bitte ich unsere

Bevoumllkerungldquo Sie verstehe die Sorgen der Wirtschaft Das Land sei jedoch gut vorbereitet Sie befuumlrwortete die Re-gelungen des Bundes zur Kurzarbeit bdquoMit Kurzarbeit sind wir sehr sehr gut durch die Finanz- und Wirtschaftskrise gekommen Es ist eine Maszlignahme mit der wir gute Erfahrungen habenldquo Auch mit dem kuumlrzlich beschlossenen Lan-deshaushalt fuumlr 20202021 sei MV gut fuumlr schwierige Situationen aufgestellt In den naumlchsten Wochen werde man auf viele Dinge flexibel reagieren muumlssen bdquoIch bin sehr sehr zuversichtlich dass wir genau mit diesem Dreiklang ndash die Kraft aufbringen sich der Pandemie zu stellen besonnen zu reagieren und soli-darisch zu handeln ndash in der Bevoumllkerung auch das meistern koumlnnenldquo

bdquoDas neue Gesetz ist eine Antwort auf das digitale Zeitalterldquo verdeutlichte Manfred Dachner (SPD) Waumlhrend sich Taumlter bildlich gesehen in duumlsengetrie-benen Fahrzeugen auf der Datenau-tobahn bewegten seien die Ermittler noch im Wartburg unterwegs bdquoMit dem Gesetz geben wir der Polizei die Befugnis effektiver die Allgemeinheit und den Einzelnen zu schuumltzenldquo Die Erweiterungen moumlgen bdquowie ein Grusel-kabinett von Maszlignahmenldquo klingen ndash aber nur wenn man nicht deutlich dazu sage dass ihre Anwendung auf Tatsa-chen beruhen muss die eine Gefahr fuumlr Leib und Leben bedeuten Bloszlige Ver-dachtsmomente reichten nicht aus Das gelte auch fuumlr Menschen im direkten Umfeld einer Zielperson Selbst die

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

26 A u s d e m P l e n u m | B e r i c h t e

Groszligmutter von Al Capone haumltte nach diesem Gesetz keine Polizeimaszlignahme zu befuumlrchten sofern keine Tatsachen vorliegen dass von ihr selbst Gefahren ausgingen so Dachner Zudem stuumlnden alle freiheitseinschraumlnkenden Maszlignah-men unter Richtervorbehalt Er betonte bdquoDie Polizei war und ist immer ein zu-verlaumlssiger Huumlter des Gesetzes Das wird auch im neuen SOG so bleibenldquo

Nikolaus Kramer (Fraktionsvorsitzen-der AfD) begruumlszligte die Aumlnderungen bdquoEs ergibt schlichtweg keinen Sinn die Landespolizei zur Abwehr schwerwie-gender Gefahren personell aufzusto-cken ihr aber dann die notwendigen Moumlglichkeiten der Erkenntnisgewin-nung vorzuenthaltenldquo An einigen Stel-len sehe er jedoch Nachbesserungs-bedarf So sollten Ermittler zur Abwehr terroristischer Straftaten Menschen auch praumlventiv in Gewahrsam nehmen duumlrfen bdquoUnd wir wollen Journalisten als Berufsgeheimnistraumlger explizit schuumlt-zenldquo Die Sorge vor einem Uumlberwa-chungsstaat hielt er fuumlr unbegruumlndet bdquoDas neue Sicherheits- und Ordnungs-gesetz ist mit Sicherheit keine neue Stasi 20ldquo Alles andere sei bdquoPolemik eines linken Milieusldquo und verkenne die unab-haumlngigen Kontrollinstanzen des Rechts-staats Kritik uumlbte er an der neuen Om-budsstelle fuumlr Polizisten Sie schuumlre nur Misstrauen innerhalb der Landespolizei bdquoBei uns im Land gibt es viele Stellen an die sich Polizisten in Not wenden koumln-nenldquo ndash denen nun das Vertrauen abge-sprochen werde

bdquoDas einzig Schlechte an dem Gesetz ist dass es nicht schon letztes Jahr in Kraft getreten istldquo sagte Ann Christin von Allwoumlrden (CDU) bdquoGerade die er-weiterten Online-Befugnisse sind in Zeiten der allgemeinen Digitalisierung ein zwingend notwendiges polizei-liches Mittel zur Gefahrenabwehrldquo Viele der gezeichneten Horrorszenarien seien bdquokompletter Stussldquo Sie offenbarten le-diglich welches Misstrauen die politi-schen Raumlnder gegenuumlber der Polizei hegten bdquoDie Gefahr dass der Staat die Daten missbraucht geht gegen nullldquo Von ihrer Kritik am Umgang mit dem Gesetzentwurf nahm sie auch die Me-dien nicht aus Dem Land einerseits den Weg in einen Uumlberwachungsstaat zu unterstellen anderseits aber damit

zu werben fuumlr ein neues Zeitungsabo bdquoAlexaldquo obendrauf zu legen sei blan-ker Hohn Sie betonte dass das Gesetz Medienvertreter gegenuumlber dem bis-herigen Recht nicht schlechter stelle bdquoMoumlglich dass Medienvertreter sich was das angeht schon immer schlecht behandelt gefuumlhlt haben Aber neu sind die beklagten Regelungen ganz und gar nichtldquo

Fuumlr DIE LINKE greift der Gesetzentwurf zu weit in die Grundrechte der Buumlrger ein bdquoOnline-Durchsuchungen und Quellen-TKUuml [Telekommunikationsuuml-berwachung] unter dem Vorwand der Gefahrenabwehr stellen einen Paradig-menwechsel dar dessen Flurschaden noch gar nicht absehbar istldquo sagte Peter Ritter bdquoAus der Polizei als allgemeinem Inbegriff von Sicherheit und Gefahren-abwehr wird eine Institution deren Ar-beit auf Unsicherheit und Sicherheits-luumlcken von IT-Systemen basiertldquo Das werde das Vertrauen der Buumlrger in die Polizei nicht staumlrken Er forderte dem Zuwachs an Befugnissen eine unabhaumln-gige Beschwerdestelle gegenuumlberzu-stellen an die sich nicht nur Polizisten sondern auch Buumlrger wenden koumlnnen

Da sich der Vorsitzende des Innenaus-schusses in der Debatte weder zu den Beratungen noch zur Anhoumlrung im Ausschuss geaumluszligert habe empfahl er allen Interessierten einen Blick in die Beschlussempfehlung bdquoDenn die Anhouml-rung hat ein ganz anderes Bild ergeben als hier in einzelnen Reden dargestellt wurdeldquo Saumlmtliche Hinweise Kritiken oder Anregungen seien jedoch in den Wind geschlagen worden

Auf Antrag der Fraktion DIE LINKE wur-de uumlber den Gesetzentwurf nament-lich abgestimmt Daran nahmen 68 Abgeordnete teil 56 stimmten fuumlr den Gesetzentwurf 12 dagegen Die Aumlnde-rungsantraumlge der Opposition wurden abgelehnt

Gesetzentwurf Landesregierung Drucksache 73694Beschlussempfehlung Innenausschuss Drucksache 74766Aumlnderungsantraumlge DIE LINKE Drucksachen 74776 und 74777Aumlnderungsantraumlge AfD Drucksachen 74778 und 74779

Info

bull InbegruumlndetenFaumlllendarfdiePolizeiPCs Smartphones und Tablets von Zielpersonen durchsuchen und uumlber-wachen Bei Bedarf auch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Voraussetzung dafuumlr ist in jedem Fall eine richterliche Genehmigung

bull Neben Festnetz undMobilfunk duumlr-fen Ermittler nun auch Telefonge-spraumlche uumlbers Internet uumlberwachen und mithilfe einer Software auf ver-schluumlsselte Inhalte zugreifen Auch fuumlr diese Quellen-Telekommunikati-onsuumlberwachung (Quellen-TKUuml) ist eine richterliche Genehmigung not-wendig

bull Laumlsst sich die Identitaumlt einer Per-son nicht anders feststellen duumlrfen Ordnungsbehoumlrden die betroffene Person bis zum Eintreffen der Polizei festhalten

bull Der finale Rettungsschuss wird alsklarstellende Regelung in das SOG aufgenommen

Er ist bisher auch schon moumlglich aber nicht explizit gesetzlich festge-halten

bull InpolizeilichenRaumlumendie fuumlrdieGewahrsamnahme genutzt werden wird Videouumlberwachung erlaubt

bull Um Straftaten zu verhindern oderVermisste zu suchen darf die Lan-despolizei auch Drohnen einsetzen

bull Vollzugsbediensteten der Zollver-waltung wird eine Eilzustaumlndigkeit eingeraumlumt Damit koumlnnen auch sie gefahrenabwehrend taumltig werden

bull Security-PersonalbeiGroszligveranstal-tungen soll regelmaumlszligig einer Zuver-laumlssigkeitspruumlfung unterzogen wer-den

bull Der Katalog der Straftaten von er-heblicher Bedeutung wird unter an-derem um Terrorismusfinanzierung die Verbreitung von Kinderporno-grafie Geldwaumlsche und das Ein-schleusen von Auslaumlndern erweitert

Quelle Innenministerium

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

27 A u s d e m P l e n u m | B e r i c h t e

Enquete-KommissionkommtGremium soll uumlber die Zukunft der medizinischen Versorgung in MV beraten

Um die stationaumlre Versorgung kran-ker oder verletzter Menschen kuumlm-mern sich in MV 37 Krankenhaumluser Je-den einzelnen dieser Standorte auch in Zukunft zu erhalten ist ein Ziel das alle Fraktionen im Landtag eint Uumlber den Weg dahin gehen die Meinungen allerdings auseinander DIE LINKE haumllt es unter anderem fuumlr geboten private Krankenhaumluser gegebenenfalls in oumlf-fentliche Traumlgerschaft zuruumlckzufuumlh-ren und forderte bis Herbst entspre-chende Moumlglichkeiten auszuloten Die Koalitionsfraktionen legten einen Dringlichkeitsantrag vor Ein zen-traler Punkt darin Schnellstmoumlglich eine Enquete-Kommission ins Leben zu rufen die die Zukunft der medizi-nischen Versorgung in MV als groszliges Ganzes beleuchtet

Ein vorbildliches Gesundheitsnetz auf der einen Seite marode Kliniken und veraltete Technik auf der anderen ndash in diesem Konfliktfeld habe sich das Ge-sundheitswesen nach der Wende be-funden skizzierte Torsten Koplin (DIE LINKE) bdquoDas Heil aus dieser Situation wurde im Umbruch der Eigentumsver-haumlltnisse gesehenldquo In keinem anderen ostdeutschen Bundesland seien so viele Krankenhaumluser privatisiert worden wie in MV ndash die meisten zwischen 1991 und 1996 Unter der SPDPDS-Regierung in den Jahren 1998 bis 2006 seien es sechs gewesen bdquoSeither zieht eine Beutegemeinschaft privater Klinikkon-zerne durch das Landldquo die ndash getrieben von Effizienzrenditen ndash unprofitable Krankenhausbereiche wie Kinder- und Jugendmedizin Gynaumlkologie und Ge-burtshilfe auslese Hier muumlsse die Politik Verantwortung uumlbernehmen und ge-gebenenfalls private Krankenhaumluser in oumlffentliche Traumlgerschaft zuruumlckfuumlhren bdquoEs geht nicht um eine Situation die von

heute auf morgen ansteht Aber wir ha-ben politisch Vorsorge zu leisten fuumlr den Fall der Faumllleldquo Als Finanzierungsquelle brachte er den Strategiefonds ins Spiel

Die stationaumlre Versorgung langfristig flauml-chendeckend aufrechtzuerhalten stehe fuumlr die Koalitionsfraktionen auszliger Frage Sich in jeder Landtagssitzung einzelnen Standorten oder Herausforderungen zu widmen werde die Probleme aber nicht loumlsen begruumlndete Sebastian Ehlers(CDU) den auf Initiative seiner Frakti-on eingereichten Dringlichkeitsantrag Er halte es fuumlr sinnvoller die Dinge zu buumlndeln bdquoWir wollen deshalb heute die Weichen stellen fuumlr eine Enquete-Kom-mission Zukunft der medizinischen Versorgung in Mecklenburg-Vorpom-mernlsquoldquo Mit dem Ziel konkrete Details fuumlr eine zukunftsfaumlhige medizinische Versorgung im Land auszuarbeiten Er warb darum alle Gedankenspiele zuzu-lassen und innovative Wege zu gehen bdquoDa darf es keine Denkverbote gebenldquo Er appellierte daran die Enquete-Kom-mission schnell ins Leben zu rufen und noch bis zum Ende der Wahlperiode zu Ergebnissen zu kommen

Gesundheitsminister Harry Glawe un-terstrich dass das Gesundheitssystem von einer Vielfalt an Anbietern lebe Dazu gehoumlrten private und kommunale Traumlgerschaften genauso wie die freie Wohlfahrt bdquoGrundsaumltzlich ist das immer ein Dreiklangldquo Das was DIE LINKE hier einfordere stehe vor einer hohen Huumlrde im Grundsatz und im Grundgesetz Trauml-gerschaften unter Zwang zu veraumlndern sei ausgeschlossen bdquoEs muss immer einen Verkaumlufer geben und einen der kaufen willldquo Er zeigte sich uumlberzeugt dass die gegenwaumlrtige Gesundheits-struktur im Land auch in den naumlchsten Jahren Bestand haben werde Eine En-quete-Kommission sei aber ein guter Weg um fraktionsuumlbergreifend und mit Fachleuten uumlber die Krankenhausland-schaft und deren Strukturen nachzu-denken und Empfehlungen zur Sicher-stellung der medizinischen Versorgung zu erarbeiten

bdquoWir wissen dass linke Politik gern von einer Ausweitung der Staatsquote traumlumtldquo sagte Dr Gunter Jess (AfD) bdquoWir meinen dagegen dass wir alle auch private Ressourcen fuumlr eine

gute Gesundheitsversorgung nutzen solltenldquo Krankenhaumluser in Gaumlnze oder Teilbereichen zu rekommunalisieren sei daher eine Handlungsoption aber kein Koumlnigsweg Einer Enquete-Kommission die bis zu Sommerpause 2021 Ergeb-nisse praumlsentieren soll stand er skep-tisch gegenuumlber bdquoIch denke da wird nichts Vernuumlnftiges bei rauskommenldquo Er habe vielmehr den Eindruck dass die Koalitionsfraktionen mit den selbst ver-ursachten Problemen nicht mehr fertig werden und sich mit der Kommission und mit Blick auf die Landtagswahl 2021 bdquogeschickt aus der Affaumlre ziehen wollenldquo Er nehme den Koalitionsfraktionen die Rolle des Gestalters jedenfalls nicht ab sondern frage sich warum die Antrag-steller nach 30 Jahren direkter oder in-direkter Regierungsverantwortung in Bund und Land nicht schon laumlngst ge-handelt haben

bdquoMosaiksteine bringen nicht vielldquo warb Julian Barlen (SPD) fuumlr die Enquete-Kommission bdquoWir brauchen einen lang-fristig tragfaumlhigen Masterplanldquo Im Kern gehe es um ein sektoruumlbergreifendes multiprofessionelles Versorgungskon-zept bdquoDie Menschen erwarten zu Recht dass sich der Staat um die wesentlichen Belange der Daseinsvorsorge kuumlmmert und wenn noumltig dem Markt auch die Stirn bietetldquo Das Land duumlrfe nicht weiter dabei zuschauen wenn private Traumlger wichtige aber weniger oder nicht pro-fitable Bereiche wie Geburtshilfe oder Paumldiatrie abstoszligen bdquoDie Politik muss es sein die die Regeln dieses Spiels be-stimmt und gemeinsam mit den Betei-ligten aktiv und mit klaren Anforderun-gen ausgestaltet Das ist die Motivation fuumlr den heutigen Antragldquo Der Landtag muumlsse in diesen Fragen eng an der Seite der Menschen stehen die diese Versor-gung dringend brauchten Aufgabe der Enquete-Kommission sei es deshalb den Status quo zu analysieren Perspek-tiven in den Blick zu nehmen und Emp-fehlungen fuumlr eine flaumlchendeckend und zukunftsfaumlhige Gesundheitsversorgung auszusprechen

Sebastian Ehlers (CDU) warnte davor den Eindruck zu erwecken Re-Kom-munalisierungen wuumlrden alle Probleme loumlsen bdquoDas ist zu kurz gedachtldquo Auch kommunale Krankenhaumluser seien nicht vor Personalmangel gefeit Als Finanzie-

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

28 A u s d e m P l e n u m | B e r i c h t e

rungsquelle den Strategiefonds anzu-fuumlhren helfe nicht weiter bdquoDa koumlnnen Sie ein halbes Krankenhaus zuruumlck-kaufenldquo Pauschal von einer bdquoBeutege-meinschaft privater Klinikkonzerneldquo zu sprechen hielt er nicht fuumlr angebracht bdquoMan muss immer aufpassen dass man nicht verallgemeinertldquo Den Vorwurf der AfD wieszlig er zuruumlck Niemand wol-le sich hinter eine Enquete-Kommission verstecken Im Gegenteil bdquoWir werden hier sehr offen und kontrovers die Din-ge diskutieren auch mit Experten Was am Ende dabei rauskommt das weiszlig ich heute ehrlicherweise auch noch nichtldquo

Die Traumlgervielfalt der Krankenhaumluser stelle seine Fraktion nicht infrage be-tonte Torsten Koplin (DIE LINKE) bdquoWir muumlssen uns nur mit dem Punkt aus-einandersetzen was passiert wenn ein Krankenhaustraumlger nicht in der Lage oder gewillt ist seinen Versorgungs-auftrag zu erfuumlllenldquo Selbst die Minister-praumlsidentin habe in der Aufregung um Parchim und Crivitz Re-Kommunalisie-rungen ins Feld gefuumlhrt bdquoWir wollen mit unserem Antrag nichts anderes als sich damit auseinanderzusetzenldquo Eine En-quete-Kommission ins Leben zu rufen sei begruumlszligenswert Sie werde jedoch nicht in einem Jahr mit ihrer Arbeit fertig sein Er draumlngte daher mit einem Aumlnde-rungsantrag darauf sie in der naumlchsten Legislaturperiode fortzufuumlhren und im Sommer zunaumlchst einen Zwischenbe-richt vorzulegen

Uumlber den Antrag der Linken wurde na-mentlich abgestimmt Dabei wurden 63 Stimmen abgegeben 12 Abgeordnete votierten mit Ja 51 mit Nein Damit ist der Antrag abgelehnt Der Koalitions-antrag fand mit den Stimmen von SPD CDU einigen Abgeordneten der AfD und dem fraktionslosen Abgeordneten Holger Arppe eine Mehrheit Der Aumlnde-

Stichwort Dringlichkeitsantrag

Ein Dringlichkeitsantrag ist ein Antrag der erst zu Beginn der Landtagssit-zung auf die Tagesordnung gesetzt wird Normalerweise muumlssen die Frak-tionen ihre Beratungsgegenstaumlnde laut Geschaumlftsordnung spaumltestens zwei Wochen vor der Sitzung bei der Landtagspraumlsidentin einreichen Manchmal ergeben sich aufgrund aktueller Entwicklungen Anlaumlsse fuumlr Antraumlge erst nach dieser Frist Ob ein Antrag fuumlr dringlich befunden wird entscheiden die Abgeordneten Stimmt mindestens eine Zweidrit-telmehrheit der Landtagsmitglieder dafuumlr wird er nachtraumlglich bzw zu-saumltzlich auf die Tagesordnung gesetzt Vor der Abstimmung hat die Fraktion die den Antrag stellt die Moumlglichkeit die Dringlichkeit in einem kurzen Re-debeitrag zu begruumlnden Alle anderen Fraktionen koumlnnen darauf erwidern Wird die Dringlichkeit abgelehnt kann der Antrag zur naumlchsten Sitzungswo-che im regulaumlren Verfahren eingereicht werden

Stichwort Enquete-Kommission

Eine Enquete-Kommission ist eine Arbeitsgruppe in der umfangreiche Sachverhalte uumlber einen langen Zeit-raum eroumlrtert werden Sie besteht aus Abgeordneten aller Fraktionen sowie externen Sachverstaumlndigen Im konkreten Fall koumlnnen das unter anderem Klinikbetreiber und Vertre-ter des Gesundheitsministeriums der Kommunen Krankenkassen und Aumlrz-teschaft sein Sie eroumlrtern das Thema gemeinsam und unter verschiedenen Aspekten Ziel ist es Loumlsungen bzw Handlungsempfehlungen fuumlr Pro-bleme zu finden aus denen dann gegebenenfalls politische Entschei-dungen abgeleitet werden Bislang gab es in MV vier Enquete-Kommissi-onen Leben in der DDR Leben nach 1989 ndash Aufarbeitung und Versoumlhnung (1995ndash1997) Zukunftsfaumlhige Gemein-den und Gemeindestrukturen in Meck-lenburg-Vorpommern (2000ndash2002) Staumlrkung der kommunalen Selbstver-waltung (2007ndash2011) und Aumllter werden in Mecklenburg-Vorpommern (2012ndash2016)

rungsantrag der Linken wurde mit den Stimmen von SPD und CDU abgelehnt

Antrag DIE LINKE Drucksache 74742Dringlichkeitsantrag CDUSPD Drucksache 74781Aumlnderungsantrag DIE LINKE Drucksache 74787

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Eine Enquete-Kommission soll sich mit der Zukunft der 37 Krankenhaumluser in MV befassen

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

29 A u s d e m P l e n u m | B e r i c h t e

KeineDauer-Flaggenam SchlossSitz des Parlaments wird nur zur Landtagssitzung beflaggt

Europa-Flagge Deutschland-Flag-ge und MV-Flagge Sie werden weiter-hin nicht taumlglich vor dem Schloss we-hen Nach geltender Verordnung werden Flaggen nur an den Sitzungs-tagen der Abgeordneten gehisst Und dabei bleibt es auch Das Plenum hat mehrheitlich gegen den Vorschlag der AfD gestimmt den Sitz des Landtages dauerhaft zu beflaggen Ihr Ansinnen auch den Plenarsaal mit diesen drei Flaggen auszustatten fand ebenfalls keine Mehrheit Beide Antraumlge wurden in einer gemeinsamen Debatte bera-ten in der sich neben der AfD nur DIE LINKE und die fraktionslose Abgeord-nete Christel Weiszligig zu Wort meldeten

bdquoSchwarz-Rot-Gold ist das Symbol fuumlr das demokratische Deutschland Dazu sollte sich ein deutsches Landespar-lament auch taumlglich bekennenldquo argu-mentierte Christoph Grimm (AfD) der beide Antraumlge ins Plenum einbrachte Die Deutschlandflagge stehe fuumlr Freiheit Wohlergehen Zugehoumlrigkeit und eine verfassungsgemaumlszlige Ordnung Fuumlr einen selbstbewussten aufgeklaumlrten Patriotis-mus muumlsse sich niemand schaumlmen Auch dem Plenarsaal wuumlrden die Flaggen von Land Bund und EU ndash zum Beispiel in Form von Standarten ndash mehr Farbe und eine ganz andere Note verleihen Mit bei-den Ansinnen befaumlnde sich MV in guter Gesellschaft zu Laumlndern wie Bayern Hes-sen Berlin und Thuumlringen

Das Ansinnen sei ehrenhaft offenbare jedoch eine Bildungsluumlcke meinte Pe-ter Ritter (DIE LINKE) bdquoDas Instrument das Sie vorschlagen ist falschldquo Nicht die Landesregierung muumlsse aufgefordert werden die Rechtsverordnung zu aumln-dern sondern der Innenminister bdquoOder Sie aumlndern das Hoheitszeichengesetzldquo Als die Baukommission sich mit der Aus-gestaltung des neuen Plenarsaals befasst habe haumltte sich auch die AfD mit Ideen einbringen koumlnnen bdquoIch habe von Ihrer Fraktion keinen Vorschlag gehoumlrtldquo weder zum Aussehen des Saals noch zur Beflag-gung bdquoWir lehnen diese Antraumlge abldquo

Den Plenarsaal zu beflaggen ndash fuumlr Christel Weiszligig (fraktionslos) eine laumlngst uumlber-faumlllige Forderung Flaggen zu zeigen bedeute in der Wirkung nach auszligen auch bdquoWir stehen zu unserem Land Wir sind stolz Diener des Volkes zu seinldquo Sie warb darum bdquoohne viel Gezetereldquo zu jeder Sitzung bdquodrei Standarten mit wun-derschoumlnen Fahnenldquo aufzustellen ndash und damit bdquozuversichtliche Aussagekraft und das Gefuumlhl hier sind wir zu Hauseldquo zu vermitteln

Christoph Grimm (AfD) warf den Ko-alitionsfraktionen vor bdquoden Schwanz einzuziehenldquo bdquoSie wissen nicht was Sie zu diesem Thema sagen sollen deshalb halten Sie lieber den Mundldquo Auch DIE LINKE habe in ihrem Redebeitrag eine Pirouette nach der anderen gedreht bdquoWenn wir die Landesregierung zu etwas auffordern dann ist natuumlrlich auch der Innenminister gefragt und gemeintldquo Die angefuumlhrten Ablehnungsgruumlnde hielt er fuumlr vorgeschoben bdquoGeben Sie das doch zu und sagen Sie dass Sie ideologisch einfach ein Problem mit Schwarz-Rot-Gold habenldquo

Horst Foumlrster (AfD) unterstrich dass es darum gehe den Sitz des Landtags bei der Beflaggung auf eine Stufe mit der Staatskanzlei zu stellen bdquoSymbole ha-ben eine groszlige Wirkungldquo Er gehe nicht davon aus dass es Streit in der Sache gebe Knackpunkt sei vielmehr dass die AfD den Antrag stelle bdquoSeien Sie an der Stelle einfach mal sachlichldquo Er erinnerte daran dass auch Bundespraumlsident Stein-meier vor einiger Zeit davor gewarnt habe Symbole den politischen Raumlndern zu uumlberlassen Sein Vorschlag bdquoWenn Sie nicht mit uns stimmen moumlgen stellen Sie demnaumlchst selbst einen Antragldquo

Beide Antraumlge wurden mit den Stimmen von SPD CDU und DIE LINKE abgelehntAntrag AfD Drucksache 74737Antrag AfD Drucksache 74749

Stichwort Beflaggung

Ob und wie oumlffentliche Gebaumlude be-flaggt werden kann nicht einfach nach Gutduumlnken entschieden werden Grundlage dafuumlr sind die bdquoBeflaggungs-verordnungldquo und die bdquoVerordnung zur Bestimmung der regelmaumlszligigen Be-flaggungstageldquo des Landes Die Staats-kanzlei zeigt taumlglich Flagge die Euro-paflagge die Bundesflagge und die Dienstflagge des Landes Der Landtag ist laut Verordnung an jedem Sitzungs-tag mit der Landesflagge und den Flag-gen der Landesteile Mecklenburg und Vorpommern beflaggt Vor anderen Dienststellen und Behoumlrden des Lan-des oder die der Aufsicht des Landes unterstehen werden Flaggen dagegen nur an ausgewaumlhlten Tagen gehisst Dazu gehoumlren zum Beispiel der 1 Mai (Tag der Arbeit) der Tag der Deut-schen Einheit der Volkstrauertag (auf halbmast) oder der Tag an dem eine Wahl stattfindet Uumlber den offiziellen Beflaggungskalender hinaus kann der Landesinnenminister aufgrund beson-derer Anlaumlsse weitere Beflaggungen anordnen

Landesflagge versus Dienstflagge Blau Weiszlig Gelb Weiszlig Rot quer gestreift ndash so sieht die Landesflagge aus Daneben verwenden die Landesbehoumlrden auch eine Dienstflagge Auf ihr sind zusaumltzlich noch die beiden Wappentiere der mecklenburgische Stier und der pommersche Greif abgebildet

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An Sitzungstagen wehen vor dem Schweriner Schloss die Europa-Flagge die Deutschland-Flagge und die MV-Flagge

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30 A u s d e m P l e n u m | B e r i c h t e

wie Planungen fuumlr einen Hochschulstand-ort Schwerin gewuumlnscht Sie enthielt sich in der AbstimmungAntrag SPDCDU Drucksache 74739

Elternzeit heiszligt Teilzeitplatz

Kinder deren Eltern mit einem Geschwis-terkind in Elternzeit sind haben auch weiterhin keinen Anspruch auf einen Ganztagsplatz in der Kita SPD CDU und DIE LINKE sprachen sich gegen den Vorschlag der AfD aus das Kindertages-foumlrderungsgesetz (KifoumlG) entsprechend zu aumlndern Nach den derzeitigen Rege-lungen steht diesen Familien maximal ein Teilzeitplatz zu Fuumlr die SPD liegen die Konflikte nicht in der Teilzeitloumlsung an sich sondern in den damit verbun-denen unflexiblen Bring- und Abhol-zeiten Diese gelte es zu aumlndern Die CDU beklagte dass der Gesetzentwurf nichts daruumlber aussage wie der Vorstoszlig per-sonell und finanziell gestemmt werden solle DIE LINKE wandte sich dagegen Betreuungszeiten an Voraussetzungen zu knuumlpfen und sprach sich fuumlr einen grundsaumltzlichen Ganztagsanspruch fuumlr alle Kinder aus Der Gesetzentwurf wur-de nach dieser ersten Lesung nicht zu weiteren Beratungen in den Fachaus-schuss verwiesenGesetzentwurf AfD Drucksache 74738

Keine gezielte Jagd auf Kolkraben

Die AfD-Fraktion verlangt von der Lan-desregierung mehr Schutz fuumlr Weide-tiere In den Mittelpunkt ihres Antrages stellte sie dabei den Kolkraben der im-mer wieder neugeborene Weidetiere angreife um dann das Aas zu fressen Nach Ansicht der AfD sollte der Vogel deshalb in die EU-Vogelschutzrichtlinie aufgenommen werden ndash um eine ge-zielte Bejagung zu ermoumlglichen Dass schwache Tiere das Interesse von Aas-fressern erregten liege in der Natur der Tiere entgegnete die SPD Es sei aber mitnichten so dass auf jeder Weide Kolk-

CDU sprachen sich fuumlr eine europaumlische Loumlsung und gegen einen Alleingang von MV aus Die AfD verlangte die unbeglei-teten Kinder zu ihren Eltern zuruumlckzu-schicken Anstatt dem Steuerzahler neue Kosten aufzuerlegen solle das Geld ihrer Meinung nach lieber vor Ort in aumlrztliche Hilfe investiert werden Der Antrag wur-de abgelehntDringlichkeitsantrag DIE LINKE Drs 74780

Eckwerte weisen Hochschulen den Weg

Mehr unbefristete Stellen mehr Geld ein Studiengang fuumlr Grundschullehrer in Greifswald ndash das sind drei Beispiele aus den Eckwerten die der Landtag mit den Stimmen von SPD und CDU fuumlr die Hochschulentwicklung der kommenden Jahre beschlossen hat Die Eckwerte sind der Wegweiser in welche Richtung sich die Hochschulen in den Jahren 2021 bis 2025 entwickeln sollen Auf ihrer Grund-lage erarbeiten sie Zielvereinbarungen und Entwicklungsplaumlne zum Beispiel zu Stellen Studiengaumlngen Faumlchern und For-schungsschwerpunkten Das Eckpunkte-papier ermoumlglicht es den Hochschulen erstmals die Anzahl unbefristeter Stellen zu erhoumlhen und ndash unter Einhaltung des Stellenplans ndash flexibler mit Stellen umzu-gehen Damit koumlnnen sie bei Bedarf auch im laufenden Jahr Stellen schaffen oder streichen Bislang war dies nur in engen Grenzen moumlglich Bei den Bauvorhaben liegt der Fokus unter anderem auf dem ULMICUM und BIOMEDICUM in Rostock und der Bibliothek in Neubrandenburg Mit Blick auf den Fachkraumlftebedarf legt das Land sein Hauptaugenmerk auf die fachliche Entwicklung der Studiengaumln-ge fuumlr Mediziner Juristen Bauingenieure und Lehrer Durch die Verstetigung des Hochschulpaktes stehen den Hochschu-len zudem von 2021 bis 2023 jaumlhrlich rund vier Millionen Euro ab 2024 rund acht Millionen Euro mehr zur Verfuumlgung SPD und CDU lobten die erfreulichen Entwick-lungen die sich aus den Eckpunkten erge-ben Fuumlr die AfD ging das Papier an vielen Stellen in die falsche Richtung ndash allem voran in Bezug auf Inklusion Gender Frauenquoten und dem geplanten Ori-entierungsstudium Sie stimmte ebenso wie der fraktionslose Abgeordnete Holger Arppe gegen den Antrag DIE LINKE haumltte sich unter anderem mehr Verbesserungen fuumlr die Juristenausbildung in Rostock so-

Weitere MeldungenNaumlchste Volkszaumlhlung kommt 2021

Wie viele Menschen leben in MV Wie viele Wohnungen gibt es im Land Da-ten wie diese werden im kommenden Jahr mit einer Volkszaumlhlung auf den neu-esten Stand gebracht Der sogenannte Zensus wird am 16 Mai 2021 stattfinden Deutschland ist laut EU-Recht dazu ver-pflichtet alle zehn Jahre eine Volkszaumlh-lung durchzufuumlhren Fuumlr die Erhebung werden sowohl bestehende Daten aus-gewertet als auch Buumlrger befragt Die Er-gebnisse sind wichtige Planungsgrund-lagen fuumlr Bund Land und Gemeinden Die Houmlhe der Einwohnerzahlen hat zum Beispiel Einfluss darauf wie viel Geld der Bund uumlber den Finanzausgleich ans Land und das Land an die Kommunen zahlt oder wie Wahlkreise eingeteilt werden Aber auch fuumlr die Planung von Schulen Kindergaumlrten Altenheimen oder Kran-kenhaumlusern spielen die erfassten Daten eine Rolle Die Bestimmungen zum Ab-lauf der Erhebung muumlssen in einem Ge-setz geregelt werden das im Maumlrz mit den Stimmen von SPD CDU und DIE LIN-KE beschlossen wurdeGesetzentwurf Landesregierung Drucksache 74445Beschlussempfehlung Innenausschuss Drucksache 74762

Fluumlchtlingskinder aus Griechenland

DIE LINKE hat erneut darauf gedraumlngt Fluumlchtlingskinder aus uumlberfuumlllten grie-chischen Lagern nach MV zu holen Mit einem Dringlichkeitsantrag forderte sie die Landesregierung auf uumlber die vom Bund geaumluszligerten Absichten hinaus zu gehen und weitere Kinder aufzu-nehmen Der Koalitionsausschuss des Bundes hatte sich Anfang Maumlrz bereit erklaumlrt in Zusammenarbeit mit anderen europaumlischen Laumlndern bis zu 1500 kranke sowie unbegleitete Kinder und Jugendli-che nach Deutschland zu holen DIE LIN-KE forderte dem Bund ein eigenes An-gebot zur Aufnahme weiterer Maumldchen und Jungen in MV zu machen SPD und

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und Fernmeldegeheimnis) neu besetzt werden Zur Wahl stand auf Vorschlag der Christdemokraten Ann Christin von Allwoumlrden In geheimen Wahlen wur-de die CDU-Abgeordnete mit groszliger Mehrheit in alle drei Gremien gewaumlhlt An der Abstimmung hatten sich jeweils 60 Abgeordnete beteiligt Neues stellver-tretendes Mitglied der G 10-Kommission wurde Franz-Robert LiskowWahlvorschlaumlge CDU Drucksachen 74768 bis 74770

Ausschuss bestimmt Vertrauensleute

In diesem Jahr werden an den Verwal-tungsgerichten Schwerin und Greifswald sowie am Oberverwaltungsgericht neue ehrenamtliche Richterinnen und Richter gewaumlhlt Die Wahl uumlbernimmt ein beim jeweiligen Gericht bestehender Wahl-ausschuss Diesen Wahlausschuumlssen gehoumlren die Praumlsidenten der Verwal-tungsgerichte ein von der Landesregie-rung bestimmter Verwaltungsbeamter sowie sieben Vertrauensleute an Diese Vertrauensleute wiederum werden von den Landtagsabgeordneten bestimmt SPD CDU und DIE LINKE haben sich in einem gemeinsamen Dringlichkeitsan-trag darauf verstaumlndigt diese Aufgabe dem Rechtsausschuss zu uumlbertragen In der Debatte dazu meldete sich nur die AfD zu Wort Sie wandte sich dage-gen die Entscheidungskompetenz vom Landtag in den Ausschuss zu verlagern bdquoUnserer Meinung nach ist das eine Fra-ge die das Plenum zu entscheiden hatldquo Die ehrenamtlichen Richterinnen und Richter werden fuumlr die Dauer von fuumlnf Jahren gewaumlhlt Ihre Aufgabe ist es mit Erfahrungen und Kenntnissen aus dem taumlglichen beruflichen und sozialen Um-feld die juristisch gepraumlgte Sichtweise der Berufsrichter sinnvoll zu ergaumlnzenDringlichkeitsantrag SPD CDU DIE LINKE Drucksache 74775

Kooperatives Ehrenamt

Die Bundesregierung hat die Deutsche Stiftung fuumlr Engagement und Ehrenamt mit Sitz in Neustrelitz ins Leben gerufen Vor diesem Hintergrund hat der Landtag auf Initiative der CDU die Landesregie-rung beauftragt die Arbeit der Stiftung zu unterstuumltzen und eine Kooperation mit der Ehrenamtsstiftung des Landes

rabenschwaumlrme nur darauf warteten uumlber ein neugeborenes Tier herzufallen Die CDU verwies darauf dass die Voumlgel unter bestimmten Bedingungen auch jetzt schon bejagt werden duumlrften DIE LINKE meinte ursaumlchlich fuumlr die Pro-bleme von Weidetierhaltern seien we-der Wolf noch Kolkrabe sondern eine verfehlte EU-Agrarfoumlrderpolitik Daran wuumlrde auch eine Bejagung des Kolkra-ben nichts aumlndern Alle drei Fraktionen SPD CDU und DIE LINKE sowie die frak-tionslose Abgeordnete Christel Weiszligig lehnten den Antrag abAntrag AfD Drucksache 74735

Debatte um Jura-Studium

Auf den Arbeitsmarkt fuumlr Juristen kom-men groszlige Herausforderungen zu Bis 2031 werden 320 Richter und Staatsan-waumllte in Ruhestand gehen Demgegen-uumlber stehen ein hohe Abbrecher- und Durchfallquote bei Jura-Studenten Un-ter Verweis auf diese Entwicklung warb DIE LINKE darum die Juristenausbildung in MV staumlrker in den Blick zu nehmen Konkret draumlngte sie darauf die Qualitaumlt der Ausbildung zu verbessern sowie ne-ben Greifswald auch in Rostock wieder bdquoRechtswissenschaftenldquo als Studiengang anzubieten Die AfD pflichtete der Pro-blematik bei und unterstuumltzte die Vor-schlaumlge Sie warb darum mehr Personal einzustellen um Studierende gut aufs Examen vorzubereiten Nach Ansicht der CDU seien weder im Haushalt noch strukturell die Voraussetzungen fuumlr einen Studiengang der Rechtswissenschaften in Rostock gegeben Die SPD ging in der Analyse der Probleme mit den Linken mit betonte aber dass Verbesserungen bereits umgesetzt wuumlrden oder in Pla-nung seien Neue Doppelstrukturen in Greifswald und Rostock lehnte sie abAntrag DIE LINKE Drucksache 74747

Neue Mitglieder fuumlr drei Gremien

Der bisherige Fraktionsvorsitzende der CDU Vincent Kokert hat mit Wirkung zum Maumlrz den Landtag verlassen Aus diesem Grund mussten die Sitze der Fraktion in der Parlamentarischen Kon-trollkommission (Angelegenheiten des Verfassungsschutzes) im SOG-Gremium (Sicherheits- und Ordnungsgesetz) und in der G 10-Kommission (zu Brief- Post-

angeregt Die Koalitionsfraktionen erhof-fen sich davon auch Synergieeffekte und eine Staumlrkung fuumlr das Ehrenamt in MV Die Opposition hielt den Antrag fuumlr unnoumltig bdquoDas ist ungefaumlhr so als wuumlrden wir die Einrichtung des Plenarsaals begruumlszligen und dafuumlr plaumldieren dass hier regelmauml-szligig Sitzungen durchgefuumlhrt werdenldquo meinte DIE LINKE Sie stimmte dem An-trag trotzdem zu in der Hoffnung dass er die Bedingungen fuumlr das ehrenamt-liche Engagement weiter verbessere Die AfD warnte vor einer bdquostaatlich organi-sierten Uumlbersteuerung von Ehrenamtldquo In der Abstimmung zeigten sich ihre Frak-tionsmitglieder uneins Einige stimmten dem Antrag zu andere enthielten sichAntrag CDUSPD Drucksache 74740

Kritik am Abrechnungssystem

Wolgast Parchim Demmin Krankenhaumlu-ser im Land stehen immer wieder im oumlf-fentlichen Fokus weil sie Schwierigkeiten haben ihre Abteilungen Geburtshilfe Gynaumlkologie sowie in der Kinder- und Jugendmedizin aufrechtzuerhalten Es fehlt an Geld und Personal DIE LINKE sieht eine Ursache dafuumlr im pauschalen Abrechnungssystem uumlber das Kliniken ihre Leistungen bezahlt bekommen Dieses System werde den besonderen Anforderungen an diese stationaumlren Be-reiche nicht gerecht Im Vergleich zu an-deren Abteilungen habe die Geburtshilfe viel houmlhere Vorhaltekosten die Kinder- und Jugendmedizin viel weniger plan-bare Leistungen dafuumlr aber hohe Notfall-quoten und Zeitbedarfe Sie forderte des-halb die Kosten fuumlr diese medizinische Versorgung nach den tatsaumlchlichen Kosten abzurechnen SPD und CDU plauml-dierten dafuumlr das Thema nicht isoliert zu betrachten sondern in einen groumlszligeren Zusammenhang zu ruumlcken ndash und ver-wiesen auf ihren Antrag zur Errichtung einer entsprechenden Enquete-Kom-mission Nicht zuletzt koumlnne die Abrech-nungsfrage nur auf Bundesebene ent-schieden werden Die AfD stellte einen Aumlnderungsantrag Dieser sah vor alle drei Bereiche im bestehenden Abrechnungs-system zu belassen dort aber besser auszufinanzieren In der Debatte ergriff sie nicht das Wort Beide Antraumlge wurden abgelehntAntrag DIE LINKE Drucksache 74741Aumlnderungsantrag AfD Drucksache 74782

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

32 G e s e t z g e b u n g i n d e r 7 W a h l p e r i o d e

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Laufende Gesetzgebung

Drs-Nr Initiator Gesetz Federfuumlhrender Ausschuss

Beratungsverlauf

72573 SPD CDU Entwurf eines Vierten Gesetzes zur Aumlnderung des Landesverfassungsgerichtsgesetzes

Rechtsausschuss 1 Lesung 12092018in Beratung

72574 SPD CDU Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Aumlnderung des Volksabstimmungsgesetzes

Rechtsausschuss 1 Lesung 12092018in Beratung

72575 SPD CDU Entwurf eines xx-ten Gesetzes zur Aumlnderung der Verfassung des Landes Mecklenburg-Vorpommern

Rechtsausschuss 1 Lesung 12092018in Beratung

74017 DIE LINKE Entwurf eines Gesetzes uumlber die Errichtung einer Beteiligtentransparenz-dokumentation beim Landtag (Beteiligtentransparenzdokumentationsgesetz Mecklenburg-Vorpommern - BeteildokG M-V)

Rechtsausschuss 1 Lesung 04092019in Beratung

74301 LReg Entwurf eines Gesetzes zur Neufassung des Finanzausgleichsgesetzes Mecklenburg-Vorpommern und zur Aumlnderung weiterer Gesetze

Innen- und Europaausschuss

1 Lesung 13112019in Beratung

74443 LReg Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes uumlber den oumlffentlichen Personennahverkehr in Mecklenburg-Vorpommern

Energieausschuss 1 Lesung 12122019in Beratung

74607 LReg Entwurf eines Gesetzes zum Staatsvertrag zwischen der Freien und Hansestadt Hamburg und dem Land Mecklenburg-Vorpommern uumlber die Durchfuumlhrung von Zuverlaumlssigkeitsuumlberpruumlfungen nach dem Luftsicherheitsgesetz

Energieausschuss 1 Lesung 29012020in Beratung

74613 LReg Entwurf eines Gesetzes zum Dreiundzwanzigsten Staatsvertrag zur Aumlnderung rundfunkrechtlicher Staatsvertraumlge (Dreiundzwanzigster Rundfunkaumlnderungsstaatsvertrag)

Innen- undEuropaausschuss

1 Lesung 29012020in Beratung

74614 LReg Entwurf eines Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes zur Ausfuumlhrung des Tierische Nebenprodukte-Beseitigungsgesetzes und zur Aumlnderung weiterer Vorschriften

Agrarausschuss 1 Lesung 29012020in Beratung

74615 SPD CDU Entwurf eines Ersten Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes zur Errichtung eines Sondervermoumlgens bdquoStrategiefonds des Landes Mecklenburg-Vorpommernldquo

Finanzausschuss 1 Lesung 29012020in Beratung

74618 AfD Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Aumlnderung des Finanzausgleichsgesetzes Mecklenburg-Vorpommern

- 1 Lesung 29012020Ablehnung der Uumlberweisung

74738 AfD Entwurf eines Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes zur Einfuumlhrung der Elternbeitragsfreiheit zur Staumlrkung der Elternrechte und zur Novellierung des Kindertagesfoumlrderungsgesetzes Mecklenburg-Vorpommern (Kindertagesfoumlrderungsgesetz -KifoumlG M-V)

- 1 Lesung 11032020Ablehnung der Uumlberweisung

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0

Abgeschlossene Gesetzgebung im Plenum am 29 Januar 2020 entschieden

Stan

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0 Drs-Nr Gesetz Initiator Abstimmung im Plenum

Beschluss

73694 Entwurf eines Gesetzes uumlber die oumlffentliche Sicherheit und Ordnung in Mecklenburg-Vorpommern und zur Aumlnderung anderer Gesetze

LReg 1 Lesung 190620192 Lesung 11032020 Annahme

74445 Entwurf eines Gesetzes zur Ausfuumlhrung des Zensusgesetzes 2021 in Mecklenburg-Vorpommern (Zensusausfuumlhrungsgesetz 2021 - ZensAG 2021 M-V)

LReg 1 Lesung 111220192 Lesung 11032020 Annahme

74444 Entwurf eines Gesetzes uumlber die Regulierungskammer Mecklenburg-Vorpommern (RegKG M-V) und zur Aumlnderung der Energiewirtschaftszustaumlndigkeitslandesverordnung

LReg 1 Lesung 111220192 Lesung 11032020 Annahme

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

33 G e s e t z g e b u n g i n d e r 7 W a h l p e r i o d e T e r m i n e

Vor-Ort-TerminWirtschaftsausschuss besucht HAB in Wusterhusen und MV WERFTEN in Stralsund

Am 27 Februar hat der Wirtschafts-ausschuss die HAB (Hallen- und Anla-genbau GmbH) in Wusterhusen als Mitgliedsunternehmen des Kooperati-onsverbundes RIC MAZA MV eV und im Anschluss die MV WERFTEN Stral-sund GmbH besucht um sich uumlber den aktuellen Stand zu informieren

Die HAB (Hallen- und Anlagenbau GmbH) gehoumlrt zu den modernsten Stahlbaubetrieben in Norddeutschland Das familiengefuumlhrte Unternehmen in dem heute mehr als 70 Mitarbeiter beschaumlftigt sind entwickelt plant und errichtet Gewerbe- Industrie- und Ge-sellschaftsbauten touristische Anlagen Komponenten fuumlr den Fahrzeugbau sowie Anlagen fuumlr den Kernkraftwerks-ruumlckbau Die HAB hat im Jahr 2006 die weltweit erste Tauchgondel fuumlr Zinno-witz auf der Insel Usedom gebaut 2011 wurden die Entwicklung und der Bau des ersten deutschen Meereswellen-

schwimmergenerators gestartet Mit ei-ner eigenen Forschungs- und Entwick-lungsabteilung werden jaumlhrlich uumlber 2 Prozent des Gesamtumsatzes zielge-richtet in die Entwicklung neuer Pro-dukte und Prozesse investiert Im Bereich des Anlagenbaus hat das Unternehmen eine Achterbahn fuumlr das Oktoberfest in Muumlnchen eine Wildwasserbahn fuumlr den Safaripark in Daumlnemark sowie Kabinen fuumlr die VIETZ GmbH Hannover gebaut Zudem werden Kranrahmen fuumlr Lieb-herr in Rostock Ersatzteile fuumlr STILL in Hamburg LNG-Traumlger fuumlr die NEPTUN WERFT in Rostock sowie eine Wasser-stoffanlage fuumlr Russland gefertigt Auszligerdem ist das Projekt Energieboje auf den Weg gebracht worden Eine Boje mit der die Bewegung der Wellen in Energie umgewandelt werden soll

RIC MAZA MV eV ist aus dem Koopera-tionsverband MAZA MV eV hervorge-gangen und seit dem 1 Januar 2018 mit einem Regionalen Innovationscluster Maritime Zulieferer Allianz Schiffbau (RIC MAZA Schiffbau) taumltig Dem Ver-bund gehoumlren derzeit 43 Mitgliedsun-ternehmen (davon 29 Kleine und mitt-lere Unternehmen) mit insgesamt ca 2400 Beschaumlftigten an Das groumlszligte Mit-gliedsunternehmen ist die Ostseestaal GmbH amp Co KG mit etwa 200 Beschaumlf-

tigten Daneben zaumlhlen u a regionale Schiffbauzuliefer- Ausruumlstungs- und Industriedienstleistungsunternehmen schiffbaurelevante Ingenieur- und Pro-jektierungsunternehmen sowie Einrich-tungen der industrienahen Forschung Wissenschaft und Bildung zum Ver-bund Fuumlr das Jahr 2020 wird ein Jah-resumsatz der Mitgliedsunternehmen

Mitglieder des Wirtschaftsausschusses zu Besuch bei der Hallen- und Anlagenbau GmbH MV Fotos Landtag

Die MV WERFTEN produzieren an den Standorten Wismar Rostock und Stralsund Kreuzfahrtschiffe und Yachten

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

34 A u s d e n A u s s c h uuml s s e n

in Houmlhe von ca 340 Mio Euro erwartet Seit 2017 hat der Kooperationsverbund mehr als 20 Forschungs- und Entwick-lungsprojekte mit Unterstuumltzung des Wirtschaftsministeriums initiiert Es wurden vier fachspezifische Projekt-gruppen ins Leben gerufen (innovative Schiffbauerzeugnisse Umsetzung der Industriestrategie 40 und Digitalisie-rung unternehmensrelevanter Prozesse effektive Schiffbaukooperation sowie Staumlrkung und zukunftsrelevante Aus- und Weiterbildung der Fachkraumlfte) Ziel ist es insbesondere die schiffbauliche Wertschoumlpfungsrelevanz der Erzeug-nisse und Leistungen sowie den Anteil kooperativer Schiffbauleistungen von Mitgliedsunternehmen und -einrich-tungen am Schiffbau zu erhoumlhen und die internationale Wettbewerbsfaumlhig-keit zu verbessern

Genting Hong Kong hat im Maumlrz 2016 die drei Nordic-Yards-Werften in Wismar Rostock und Stralsund uumlbernommen und diese im Juli 2016 in MV WERFTEN umbenannt Die MV WERFTEN bauen Schiffe fuumlr die Kreuzfahrtreedereien Crystal Cruises Dream Cruises und Cruise Global Bei den MV WERFTEN in Wismar Rostock und Stralsund die zu den modernsten und effizientesten Schiffbaustandorten in Europa gehouml-ren arbeiten derzeit 3100 Beschaumlftigte (davon 679 Mitarbeiter in Stralsund) Im April 2017 lag die Mitarbeiterzahl bei den MV WERFTEN noch bei 1400 Beschaumlftigten (davon 223 Mitarbeiter in Stralsund) Die Zahl der Auszubil-denden und Dualstudierenden bei den MV WERFTEN ist von 102 im Jahr 2017 auf 300 im Jahr 2020 angestiegen Bislang haben die MV WERFTEN vier Flusskreuzfahrtschiffe der RHINE Class fertiggestellt und bauen derzeit zwei Kreuzfahrtschiffe der Global Class die in den Jahren 2021 und 2022 abgelie-fert werden Am Standort Stralsund wird die Expeditions-Megayacht bdquoEN-DEAVORldquo gebaut die noch im Sommer 2020 uumlbergeben werden soll Bis zu 200 Passagiere koumlnnen auf dieser weltgroumlszlig-ten Megayacht die mit modernsten innovativen Technologien und luxurioumls ausgestattet wird in die Tropen und in Polarregionen reisen Daruumlber hinaus ist der Bau von vier Kreuzfahrtschiffen der Universal Class geplant wobei das erste Schiff 2022 fertiggestellt werden soll

Zeugen-vernehmungLandesverwaltung sagte zur Foumlrderung der Wohlfahrtsverbaumlnde aus

Auch die Ausschusssitzung am 16 Maumlrz befasste sich mit dem vom Landtagsplenum im Jahr 2017 fest-gelegten Untersuchungsgegenstand der Landesfoumlrderung der Wohlfahrts-verbaumlnde in den Jahren 2010 bis 2016

Jedoch wurde diese Ausschusssitzung durch die weit aktuellere Problematik der zunehmenden Verbreitung des Corona-Virus gepraumlgt So kam der Vor-sitzende Jochen Schulte mit Verspauml-tung weil er zuvor an einer Beratung der Fraktionen mit der Landtagspraumlsi-dentin teilgenommen hatte Dort ging es um die weitere parlamentarische Ar-beit Die dazu getroffene Verstaumlndigung zum grundsaumltzlichen Verzicht auf Aus-schusssitzungen bis zum 20 April 2020 war schlieszliglich auch die Grundlage fuumlr den Ausschuss sich gegen die Durch-fuumlhrung der naumlchsten fuumlr den 23 Maumlrz geplanten Sitzung auszusprechen So wurden die bereits geladenen Zeugen fuumlr diesen Termin ausgeladen Auch fuumlr die Sitzung am 16 Maumlrz selbst galten besondere Vorkehrungen So wurde bei den Besuchern auf der Tribuumlne wie im Plenum bei den Abgeordneten auf ei-nen Mindestabstand zueinander geach-tet es wurden keine Kugelschreiber ge-teilt und vielfach Handschuhe genutzt

Befragt wurden in dieser Sitzung drei Zeugen aus der Landesverwaltung Sei-tens des Landesamtes fuumlr Gesundheit und Soziales (LAGuS) schilderten des-sen Direktor Dr Heiko Will und der lang-jaumlhrige Leiter der Foumlrderabteilung Tho-mas Leder die Praxis der Ausreichung und Kontrolle der Landesmittel Beide stellten heraus dass die Grundsatzent-scheidungen vom LAGuS letztlich nur umgesetzt wurden Dabei seien auch im Rahmen des vielfach kritisierten bdquoein-fachen Verwendungsnachweises wie bei einem bdquonormalen Verwendungs-nachweis durchaus Belege gepruumlft wor-

den Das LAGuS sei bei der Bewilligung der Foumlrdermittel auch nicht an bdquoLIGA-Schluumlssel gebunden gewesen sondern habe alle Antraumlge einzeln entsprechend der Regularien gepruumlft und beschieden In den Ausfuumlhrungen wurde auch noch einmal auf die Einrichtung des LAGuS im Jahre 2006 Bezug genommen und auf die Uumlbertragung umfangreicher Aufga-ben im Jahr 2010 Heute werde die Foumlr-derabteilung fuumlr fuumlnf verschiedene Mi-nisterien taumltig und fuumlhre Foumlrderungen aus die in den Ministerien von rund drei Dutzend Fachreferaten betreut wuumlrden Insgesamt gehe es dabei jaumlhrlich um uumlber 400 Millionen Euro Zum Unter-suchungsgegenstand gehoumlrten allein rund 700 Projektfoumlrderungen

Nach den Zeugen aus dem LAGuS er-laumluterte der ehemalige Referatsleiter im Sozialministerium Claus Wergin die Grundsaumltze der Freien Wohlfahrtspflege und die Steuerung durch das Sozialmi-nisterium Er betonte Steuerung erfolge weniger durch Geld als durch inhalt-liche Eroumlrterungen und Absprachen Foumlrderungen fuumlr die Wohlfahrtspflege seien notwendig weil auf dem Markt nicht alle sozialen Angebote finanziert wuumlrden Viele Beratungs- und Hilfeleis-tungen seien ohne die Freie Wohlfahrts-pflege nicht denkbar Dabei sei das Land nicht an einen bdquoLIGA-Schluumlssel gebunden gewesen Vielmehr handele es sich dabei um einen LIGA-internen Antragsschluumlssel Damit haumltten sich die Verbaumlnde lediglich untereinander abge-stimmt uumlber ihre Aufgabenverteilung Das Land habe dann von den Verbaumln-den die entsprechenden Antraumlge erhal-ten und diese im ganz normalen Verfah-ren bearbeitet

Quelle wwwlagusmv-regierungde

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

35 A u s d e n A u s s c h uuml s s e n

Experten-anhoumlrung Parlamentsforum Suumldliche Ostsee in Elblag

Am 2 Maumlrz hat in Elblag (Polen) die internationale Expertenanhoumlrung zur Vorbereitung der Jahreskonferenz des 18 Parlamentsforums Suumldliche Ost-see in Danzig stattgefunden Sie dient der Erarbeitung einer gemeinsamen Resolution aller Partnerparlamente Der Landtag MV arbeitet gemeinsam mit dem Landtag Schleswig-Holstein der Buumlrgerschaft der Freien und Han-sestadt Hamburg den Sejmiks der Woiwodschaften Westpommern Pommern und Ermland-Masuren so-wie der Kaliningrader Gebietsduma im Parlamentsforum Suumld-liche Ostsee zusammen Die Dele-gation des Landes MV war durch die Vizepraumlsidentin Beate Schlupp sowie die Abgeordneten Dirk Friedriszik und Dietmar Eifler vertreten Thema der diesjaumlhrigen Konferenz ist bdquoDer Eu-ropean Green Deal ndash Wasser und Kli-mawandelldquo Die Experten der Partner-parlamente haben uumlber die mit dem Klimawandel verbundenen Herausfor-derungen referiert

Waumlhrend der Eroumlffnung des Experten-treffens durch die Vorsitzenden der Regionalparlamente der Woiwodschaft Ermland-Masuren und Pommern sowie des Stadtpraumlsidenten von Elbląg hat der Vizepraumlsident des Sejmik Pommern Grzegorz Grzelak betont dass es einer Aumlnderung der Gewohnheiten sowie der Nutzung von Innovationen beduumlr-fe Im Anschluss daran hat Dr Andreas Lehmann von GEOMAR (Helmholtz-Zentrum fuumlr Ozeanforschung in Kiel) zum Thema bdquoKlimawandel im Ostsee-raum ndash eine Bestandsaufnahme der letzten 40 Jahreldquo berichtet Er hat darauf hingewiesen dass in den vergangenen 40 Jahren die Lufttemperatur uumlber der Ostsee um ca 2degC angestiegen sei Dies wiederum habe Auswirkungen auch auf die Wassertemperatur Die erhoumlhte Wassertemperatur wuumlrde die Loumlslich-keit des Sauerstoffs beeinflussen und

zusammen mit der Eutrophierung zu staumlrkerer Sauerstoffzehrung und einer Ausdehnung von Sauerstoffmangel-gebieten fuumlhren Auszligerdem habe der Salzgehalt in der Ostsee an der Ober-flaumlche leicht abgenommen waumlhrend er in groumlszligeren Tiefen zugenommen habe Dies habe eine staumlrkere Schichtung zur Folge und erschwere den Austausch zwischen den Schichten Im Bereich der Ostsee komme es zu einer Hebung und Senkung von Landmassen dadurch fal-le beispielsweise im Bereich der noumlrd-lichen Ostsee der Meeresspiegel waumlh-rend er in der Region Deutschland und Daumlnemark ansteige

Der Experte Mecklenburg-Vorpom-merns Prof Dr Bernd Lennartz von der Universitaumlt Rostock hat uumlber die Ni-tratbelastung der Wasserressourcen in landwirtschaftlich genutzten Gebieten gesprochen Er hat sich besorgt daruumlber geaumluszligert dass die Nitratbelastung die Wasserqualitaumlt aufgrund von intensiver Duumlngung in der Landwirtschaft verrin-gere Trotz strengerer Regelungen zur Duumlngung sei die Qualitaumlt des Grund-wassers oftmals unzureichend und habe sich uumlber die letzten Jahrzehnte eigentlich nicht verbessert Infolge der Nitratbelastung muumlssten Trinkwasser-brunnen in 20 bis 30 m Tiefe abgestellt werden So sei die flaumlchendeckende kuumlnstliche Entwaumlsserung uumlber Drai-nagen verantwortlich fuumlr groszlige Stick-stoffeintraumlge Durch den Regenabfluss wuumlrde auch die Nitratkonzentration

ansteigen da durch das Wasser Nitrat ausgewaschen werde Es gebe mehre-re Moumlglichkeiten die Konzentration zu reduzieren beispielsweise durch Redu-zierung der Duumlngung da es groszlige Vor-kommen an Stickstoff im Boden gebe oder durch die Reduktion der Wasser-fluumlsse damit wuumlrde Wasser laumlnger im Boden gehalten werden um Stickstoff binden zu koumlnnen Die Nitratbelastung betreffe neben dem Grundwasser auch Fluumlsse Seen und Meere Die durch na-tuumlrliche Prozesse bedingte Algenbluumlte werde durch die erhoumlhten Naumlhrstoff-eintraumlge noch verstaumlrkt Dies koumlnne dazu fuumlhren dass Gewaumlsser veralgen und im schlimmsten Fall drohe Fisch-sterben und ein Umkippen von Seen Die Helsinki Kommission habe dazu klare Ziele formuliert Prof Lennartz hat betont dass selbst eine schnelle Reduzierung der Duumlngung und damit einhergehenden Nitratbelastung erst in Jahrzehnten spuumlrbar sei

Prof Dr Stanisław Czachorowski von der Universitaumlt Olsztyn hat ausgefuumlhrt dass sich die Klimaraumlume wie beispielsweise Wuumlsten verschieben wuumlrden und mit einem um 2 m erhoumlhten Wasserspie-gel Ende des Jahrhunderts zu rechnen sei Er hat betont dass die Menschen in Anbetracht des Klimawandels ihr Ver-halten zwingend aumlndern muumlssten Die bisherige Denkweise Wassermengen schnellstmoumlglich abzufuumlhren muumlsse geaumlndert werden Durch die steigenden Temperaturen wuumlrden sich Vegetati-

Vlnr D Eifler 1 Vize-Praumlsidentin des Landtages MV Beate Schlupp D Friedriszik und Experte Prof B Lennartz

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36 A u s d e n A u s s c h uuml s s e n

onszeiten verlaumlngern demgegenuumlber stehe aber der zukuumlnftig zunehmende Wassermangel Es seien verstaumlrkt Was-serspeicher einzusetzen sowie der Was-serkreislauf auszudehnen So muumlsse die groszligflaumlchige Bodenversiegelung z B durch Rasenparkplaumltze Anpflanzung von Baumlumen oder Blumenwiesen redu-ziert sowie kreative Ideen genutzt wer-den um beispielsweise Regenruumlckhal-tebecken in die staumldtische Entwicklung zu integrieren

Ryszard Gajewski (Vorstandsvorsitzen-der von Wody Gdańskie Sp zoo) hat ausgefuumlhrt dass in und um Danzig Messstationen zur Messung des Nie-derschlags eingerichtet worden seien Diese wuumlrden sehr unterschiedliche Niederschlagsmengen trotz geogra-fischer Naumlhe zueinander aufweisen In den letzten Jahren haumltten die Nieder-schlaumlge mit uumlber 100 mm Niederschlag zugenommen Allein im Jahr 2018 sei drei Mal ein solcher Regen verzeichnet worden Das Niederschlagswasser muumls-se verstaumlrkt auf Gruumlnflaumlchen gehalten oder Wasserspeicher fuumlr Trockenzeiten eingesetzt werden

Grażyna Skrzypek (Department fuumlr Umweltschutz am Marschallamt der Woiwodschaft Westpommern) hat den Teilnehmern-innen einen Uumlberblick uumlber die verschiedenen Landesdoku-mente und strategischen Werkzeuge in Bezug auf Wasser und den Klimawandel gegeben Es seien viele verschiedene Maszlignahmen fuumlr Hochwasserschutz aber auch fuumlr Trockenzeiten geplant So habe man die Einrichtung von Retentions-becken zum Schutz gegen die Gefahren die von der Ostsee ausgingen sowie Maszlignahmen in den Staumldten und der Gruumlninfrastruktur zur Wassernutzung im urbanen Raum geplant Es gebe un-ter anderem ein Landesprogramm zur Renaturierung von Oberflaumlchengewaumls-sern

Die Ergebnisse werden in die Resolution einflieszligen die im Rahmen der Jahres-konferenz im Mai beschlossen werden soll

Thema SchuleEinschulung an einer oumlrtlich nicht zustaumlndigen Schule im Petitionsausschuss beraten

Waumlhrend fuumlr die weiterfuumlhrenden Schulen ab Klasse 5 in MV die freie Schulwahl moumlglich ist schreibt das Schulgesetz Mecklenburg-Vorpom-mern (SchulG M-V) vor dass die Ein-schulung der Grundschuumller grundsaumltz-lich an der oumlrtlich zustaumlndigen Schule zu erfolgen hat Aus wichtigem Grund kann jedoch der Schultraumlger der oumlrtlich zustaumlndigen Grundschule die Ge-meinde eine Ausnahme gestatten Eine solche begehrte Ausnahmege-nehmigung fuumlr den Besuch der oumlrtlich nicht zustaumlndigen Grundschule war Gegenstand der am 27 Februar durch-gefuumlhrten Beratung des Petitionsaus-schusses

Die Eltern eines Grundschuumllers hatten sich im Juli 2019 an den Petitionsaus-schuss gewandt und die Einschulung ihres Sohnes an einer oumlrtlich nicht zu-staumlndigen Schule gefordert die von der Gemeinde abgelehnt worden war Den hiergegen eingelegten Widerspruch hat-te das Ministerium fuumlr Bildung Wissen-schaft und Kultur (Bildungsministerium) zuruumlckgewiesen Die Petenten fuumlhrten an dass bereits die aumlltere Schwester des Grundschuumllers den begehrten Schul-standort besucht und jeden Morgen zur Schule gebracht wird Es wuumlrde da-her den Familienalltag erleichtern wenn auch der Sohn diesen Schulstandort be-suchen wuumlrde der uumlbrigens naumlher am Wohnort der Petenten sei als der Ort der oumlrtlich zustaumlndigen Schule Die Busfahrt zur oumlrtlich zustaumlndigen Schule waumlre auf-grund ihrer langen Dauer fuumlr den Sohn unzumutbar Zudem wuumlrde der Sohn an dem begehrten Schulstandort zusam-men mit seinen Freunden eingeschult werden da er dort bereits den Kinder-garten besucht hatte

In der Ausschussberatung begruumlndeten der Buumlrgermeister des Schulstandortes und eine Vertreterin des Bildungsmini-steriums zunaumlchst die Gruumlnde fuumlr die Ablehnung So seien die Eltern erst nach

der Einschulung des aumllteren Geschwister-kindes das bereits die Regionalschule besucht umgezogen Zwar koumlnne eine Ausnahmegenehmigung erteilt werden wenn die Betreuung des Schulkindes vor oder nach dem Schulunterricht nicht ge-sichert sei vorliegend gebe es aber eine Hortbetreuung Auch haumltten die Eltern nicht nachgewiesen dass eine Berufs-taumltigkeit am Wunschstandort bestehe Vielmehr koumlnne das Kind den Schulbus zur oumlrtlich zustaumlndigen Schule nutzen wobei die Fahrtdauer von 15 min zumut-bar sei Da sich die zustaumlndige Schule im Landkreis Nordwestmecklenburg und die Wunschschule im Landkreis Rostock befindet waren auch Vertreter der bei-den betroffenen Landkreise eingeladen worden Diese verwiesen auf die Pflicht der Landkreise eine Schuumllerbefoumlrderung zu den oumlrtlich zustaumlndigen Schulen si-cherzustellen Die Organisation dieser Schuumllerbefoumlrderung erfordere aber eine tragfaumlhige Schulentwicklungsplanung die die Festlegung von Einzugsbereichen voraussetze

Die Ausschussmitglieder gelangten zu der Auffassung dass die in dem kon-kreten Fall erfolgte Ablehnung den Grundschuumller an einer anderen als der oumlrtlich zustaumlndigen Schule einzuschulen rechtmaumlszligig war In lebhafter Diskussion wurden jedoch auch das Fuumlr und Wider der verpflichtenden Einschulung an der oumlrtlich zustaumlndigen Grundschule abge-wogen So kritisierten die Ausschuss-mitglieder dass der Elternwille oft voumlllig unberuumlcksichtigt bleibe obwohl neben familienorganisatorischen Gruumlnden mit-unter auch die mangelnde Attraktivitaumlt einzelner Grundschulen dazu fuumlhre dass ein anderer Schulstandort vorgezogen werde In diesem Zusammenhang wurde auch betont dass es dem Gesetzgeber ob-liege die Regelungen zur Schulwahl zu treffen waumlhrend die Verwaltung bei der Umsetzung an das geltende Recht ge-bunden ist Vor dem Hintergrund dass in einem verhaumlltnismaumlszligig duumlnn besiedel-ten Flaumlchenland eine belastbare Schul-bedarfsplanung fuumlr die Einteilung in Ein-zugsbereiche im Primarbereich foumlrderlich ist und im konkreten Fall von einer recht-maumlszligigen Entscheidung auszugehen ist hat der Ausschuss einstimmig beschlos-sen dem Landtag zu empfehlen das Pe-titionsverfahren abzuschlieszligen

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37 A u s d e n A u s s c h uuml s s e n

Frecher als die EtabliertenEine neue Zeitung hatte 1990Platz fuumlr neue politische Akteure

Im Oktober 2020 jaumlhrt sich zum 30 Mal der Tag an dem der Landtag des neu gegruumlndeten Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern ins Schwe-riner Schloss einzog Das Jahr vor dem Einzug war eines der spannendsten und abwechslungsreichsten der juumln-geren deutschen Geschichte Am 9 November 1989 war nach 28 Jahren die innerdeutsche Grenze geoumlffnet worden Bis zur Wiedervereinigung am 3 Oktober 1990 uumlberschlugen sich in der DDR die Ereignisse Man-che Details drohen in Vergessenheit zu geratenDeshalb wollen wir Zeitzeugen zu Wort kommen lassen die diese so ereignisreiche Phase in Bezug zum Schweriner Schloss miterlebt haben und diese Details erinnern Diesmal Die Macher der Mecklenburgischen Volkszeitung (MVZ)

Unabhaumlngig von der Debatte uumlber eine Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten wurden im Win-ter 198990 in der DDR die Weichen gestellt dass das Schweriner Schloss Landtagssitz werden konnte Eine Ver-waltungsreform sollte die 1952 abge-schafften Laumlnder auferstehen lassen Schwerin war als Hauptstadt fuumlr Me-cklenburg-Vorpommern im Gespraumlch bdquoEin altes Land das neu entsteht ndash Gu-ten Tag Mecklenburg-Vorpommernldquo lautete am 15 Februar 1990 die Schlag-zeile der Mecklenburgischen Volkszei-tung (MVZ) Es war die erste Ausgabe einer wiederbelebten Zeitung die in der Weimarer Republik bdquoeinen renom-mierten demokratischen Ruf hatte und von den Nazis verboten wurdeldquo wie Karsten Schroumlder berichtet Er gehoumlrte zu den sechs Gesellschaftern der MVZ die das Experiment wagten der neuen Demokratie im Norden der DDR die immanent wichtige ausgewogene Oumlf-fentlichkeit zu verschaffen

Die Idee fuumlr die neue MVZ entstand laut Schroumlder am Runden Tisch in Rostock Die zur PDS (Partei des De-mokratischen Sozialismus) gewan-delte SED (Sozialistische Einheitspar-tei Deutschlands) sowie die uumlbrigen DDR-Parteien hatten allesamt ihre Parteizeitungen Den neuen demo-kratischen Parteien Gruppierungen und Basisgruppen aber fehlte eine publizistische Buumlhne bdquoEs ging darum politischen Stroumlmungen einen Platz zu geben die in der dominierenden Ostsee-Zeitung der PDS unterbelich-tet warenldquo

Schroumlder arbeitete damals wie heute im Rostocker Stadtarchiv Der Zeitgeschicht-ler interessierte sich schon fuumlr den Jour-nalismus Als er die Chance bekam bei der MVZ mitzuwirken griff er zu und lieszlig sich fuumlr zwei Monate freistellen Schroumlder war es der den Namen der fruumlheren SPD-Parteizeitung bdquoMecklenburgische Volks-zeitungldquo vorschlug Postwendend wollte sich die SPD mit drei Gesellschaftern beteiligen Harald Ringstorff von 1998 bis 2008 Ministerpraumlsident Mecklenburg-Vorpommerns war einer von ihnen Die SPD-Beteiligung verhalf der Zeitung zu den 1933 enteigneten MVZ-Raumlumen in der Doberaner Straszlige in Rostock West-

Die erste Ausgabe der MVZ erschien am 15 Februar 1990

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38 D a s S c h l o s s v o r 3 0 J a h r e n

deutsche Aufbauhelfer der in der DDR neugegruumlndeten SPD unterstuumltzten die Gesellschafter als es galt eine GmbH und ein Gewerbe anzumelden sowie die Lizenz zu bekommen eine Zeitung mit 100000 taumlglicher Auflage verkaufen zu duumlrfenDrei der MVZ-Gesellschafter - der Jour-nalist Wolfgang Grahl der von den bdquoNorddeutschen Neuesten Nachrich-tenldquo kam der Werbekaufmann Horst Kirschneck und Karsten Schroumlder - brachten eine bunte enthusiastische Gruppe zusammen die so erinnert sich Martina Plothe anfangs bdquoziemlich unstrukturiertldquo acht Seiten MVZ fuumlllten Die damalige Betriebszeitungsvolontauml-rin und heutige Journalistin hatte am Rande einer oumlffentlichen Veranstaltung von der MVZ-Gruumlndung erfahren bdquoDie Bedingungen fuumlr die Produktion der ersten Ausgabe waren abenteuerlichldquo erinnert sie sich Mehrere Redakteure teilten sich eine Schreibmaschine die ersten sogenannten Spiegel fuumlr das Set-zen der Seiten entstanden auf dem Fuszlig-boden Es fehlten Stuumlhle Tische und Te-lefone bdquoWas heute so einfach erscheintldquo so Karsten Schroumlder bdquowar damals kom-pliziert Aber es hat funktioniertldquo

Recherchiert und geschrieben haben sie oft bis spaumlt in die Nacht Martina Plo-the bdquoDie Themen lagen zuhauf auf der Straszlige damals oder sie wurden von Le-sern in die Redaktion getragen Bearbei-tet haben wir sie auf Zuruf Es gab kein Redaktionsstatut und keine Verlagsrauml-son Den Posten des Chefredakteurs vergaben wir anfangs im Rotationsprin-zip Erst spaumlter wurden Wolfgang Grahl und dann Frauke Kaberka auf den Chef-posten gewaumlhltldquo

bdquoWir waren frecher haben uns mehr ge-traut als die etablierten Zeitungenldquo sagt Martina Plothe Das zeigte sich auch in Uumlberschriften wie bdquoEs stinkt im Inter-hotelldquo oder bdquoDer Ostsee-Wuumlrger heiszligt Guumllleldquo in den witzigen Wettervorhersa-gen oder den Fotos spaumlrlich bekleideter Strandschoumlnheiten Die MVZ schrieb fruumlher als die einheimische Konkurrenz uumlber Homosexualitaumlt und uumlber die groszlig-herzogliche Vergangenheit des Landes Vor allem aber wollten die MVZ-Macher hartnaumlckig nachfragen und Missstaumlnde aufdecken bdquoWir haben uumlber ein in der Naumlhe von Rostock entdecktes Waffen-

lager der DDR ausfuumlhrlich berichtet waumlhrend andere Rostocker Zeitungen das Thema eher sparsam abhandeltenldquo so Plothe Wenn Arbeiter der MVZ von Missstaumlnden in ihren Betrieben erzaumlhl-ten fand die Geschichte Platz im Blatt ohne dass die Gegenseite befragt wur-den wie Martina Plothe selbstkritisch zuruumlckblickt Viel Raum bekamen in der MVZ die neuen demokratischen Bewegungen Parteien und Gruppen das Neue Forum genauso wie die kon-servative Deutsche Soziale Union (DSU) bdquoWir sollten eine demokratische Zeitung machen kein Partei-Blattldquo erinnert sich Karsten Schroumlder Im Nachhinein findet Martina Plothe hingegen die SPD habe der MVZ doch manches Thema bdquohinein-zudruumlcken versuchtldquo

Die Ausstattung der MVZ-Redaktion verbesserte sich nach und nach mit materieller Hilfe und personeller Un-terstuumltzung zweier westdeutscher Zeitungen Dennoch kam die MVZ nie auf einen gruumlnen Zweig Sie lebte von einem 100000-Mark-Kredit den die Ge-sellschafter zu Beginn aufgenommen hatten bdquound mit Verkaufs- und Anzei-generloumlsen quasi von der Hand in den Mundldquo wie Martina Plothe es ausdruumlckt

Im Zeitungs-Alltag blieben viele Huumlrden zu nehmen Papier- und Druck-Kapa-zitaumlten wurden nur frei weil die ersten Betriebszeitungen im Bezirk Rostock die Segel strichen Beim vormals SED-eige-nen Ostsee-Druck in Rostock wurde die MVZ jeden Tag vor allen anderen Zei-tungen angedruckt bdquoDrei Seiten muss-ten als Stehsatz zum Teil Tage vorher in der Druckerei vorliegen Die letzte Seite mussten wir um 17 Uhr liefern Fuszligball- oder Wahlergebnisse bekamen wir nie

aktuell ins Blattldquo sagt Plothe Auszligerdem musste die MVZ mit altmodischem Blei-satz vorlieb nehmen wodurch sie ein ebenso altmodisches Aussehen bekam Die Ostsee-Zeitung wurde laumlngst im modernen Offset-Verfahren hergestellt Der Zeitungsvertrieb der DDR weiger-te sich anfangs die MVZ an ihre Abon-nenten auszuliefern Viele Kioske legten die neue Zeitung unter die altherge-brachte Konkurrenz

Laut Martina Plothe waren es viele Um-staumlnde an denen das Projekt bdquoMVZldquo scheiterte Anfangs fehlte ein Lokalteil und spaumltestens im Sommer 1990 ein Al-leinstellungsmerkmal bdquoDie anderen Zei-tungen hatten sich inzwischen geoumlffnet fuumlr eine pluralistische Berichterstattung Die neuen demokratischen Kraumlfte wa-ren nicht mehr auf die MVZ angewie-senldquo Auszligerdem draumlngten all die bunten schrillen Zeitungen aus dem Westen auf den ostdeutschen Markt bdquoWir haumltten Zeit und einen Investor gebrauchtldquo so Karsten Schroumlder bdquoUnd wir hatten fest damit gerechnet dass die SED-Bezirks-zeitungen wie die Ostsee-Zeitung ver-schwinden wuumlrdenldquo

Die Zahl der Kaumlufer und Abonnenten der MVZ sank staumlndig Am 5 September 1990 erschien die letzte Ausgabe bdquoDie Moumlglichkeit einen wirklich freien unab-haumlngigen Journalismus zu machen gab es nur in dieser zeitlichen Luumlcke zwi-schen dem Alten und dem Neuen das noch kommen sollteldquo sagt Martina Plot-he bdquoWir hatten die Aufgabe den neuen politischen Akteuren eine Stimme zu gebenldquo sagt Karsten Schroumlder bdquound die haben wir gut erfuumllltldquo

Andreas Frost

Martina Plothe war bei der MVZ vor allem fuumlr den Kulturteil zustaumlndig

Rostocks Stadtarchivar Karsten Schroumlder war einer der Gesellschafter der MVZ

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

39 D a s S c h l o s s v o r 3 0 J a h r e n

Die Buumlrgerinitiative bdquoRettet die Jarmener Muumlhleldquo hat mehr als 10000 Unterschrif-ten fuumlr den Erhalt der letzten industriellen Getreidemuumlhle Mecklenburg-Vorpom-merns und des Muumlhlenstandortes Jarmen gesammelt Die Unterschriftenlisten wurden am 11 Maumlrz Landtagspraumlsidentin Birgit Hesse (2vl) uumlbergeben Auch die 2 Vizepraumlsidentin des Landtages Dr Mignon Schwenke (li) und Landwirt-schaftsminister Till Backhaus (re) waren zugegen Am 12 Maumlrz beschaumlftigte sich der Landtag im Rahmen einer Aussprache mit dem Schicksal der mehr als 100-jaumlhrigen Muumlhlentradition in Jarmen

Die Sondersitzung des Kabinetts am 14 Maumlrz im Schweriner Schloss war der Auftakt zu einer Vielzahl von Beratungen und Abstimmungen im Rahmen der Corona-Pandemie Zu der Sondersitzung im Plenarsaal kamen Regierungsver-treter Vertreter der kommunalen Ebene sowie der Praumlsident des Robert-Koch-Instituts Lothar Wieler zusammen um das weitere Vorgehen zu beraten We-sentliche Entscheidung der Sondersitzung war die sofortige Schlieszligung von Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen bis 20 April 2020

Mit einem oumlffentlichen Ruumlckkehrerappell auf dem Alten Garten in Schwerin sind am 6 Maumlrz rund 400 Soldatinnen und Soldaten nach mehrmonatigen Auslandseinsaumltzen wieder in der Heimat begruumlszligt worden Auch Landtagspraumlsi-dentin Birgit Hesse und weitere Abgeordnete des Landtages nahmen an dem Appell teil ndash sie druumlckten somit ihren Dank und ihre Anerkennung gegenuumlber den Soldatinnen und Soldaten aus

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fluumlchteten und Menschen mit Schutztiteln eine Arbeitsauf-nahme ermoumlglicht werden kann

Meine Fraktion wird die Landesregierung auch weiterhin dort unterstuumltzen wo sie das Richtige tut und wir werden kon-struktive Kritik uumlben wo das Richtige und Notwendige moumlg-licherweise bisher noch nicht erkannt wurde Daher muss ich an dieser Stelle auch etwas Kritik anbringen Zur Aufstockung des Kurzarbeitergeldes heiszligt es in der Entschlieszligung lediglich die Landesregierung moumlge sich auf der Bundesebene dafuumlr einsetzen Meine Fraktion war und ist hier fuumlr eine souveraumlne Loumlsung auf Landesebene statt auf den Bund zu warten Ge-rade wegen der vergleichsweise niedrigen Loumlhne und Gehaumll-ter hier in Mecklenburg-Vorpommern besteht groszliger Hand-lungsbedarf

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Wer ohnehin schon wenig verdient den trifft jeder Euro im Verdienstausfall besonders hart Wenn infolge der Corona-Krise ein Teil unserer Buumlrger um seine wirtschaftliche Exis-tenz ringt muumlssen wir als Politiker auch unsere Prioritaumlten uumlberpruuml-fen Dazu gehoumlrt fuumlr uns dem unseligen Strategiefonds ein Ende zu machen

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

und die Mittel sinnvoller einzusetzen

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Das galt vor der Krise das gilt jetzt erst recht

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Die Forderung nach Umlenkung des Strategiefonds in Coro-na-Hilfsmaszlignahmen hatten wir fuumlr den Entschlieszligungsantrag angemeldet Leider findet sie sich in der Entschlieszligung nicht wieder Meine Fraktion wird deshalb weiter auf die Beendi-gung des Strategiefonds draumlngen Weder Opposition noch Landesrechnungshof und Landesverfassungsgericht haben bisher ein Umdenken der Regierungskoalition bewirken koumln-nen Sie haumllt nach wie vor an dem Strategiefonds fest Ich ap-pelliere daher heute nochmals an die Abgeordneten von SPD und CDU Wenn Sie schon nicht auf fachlich fundierte Kritik houmlren wollen dann nehmen Sie die Corona-Krise zum Anlass die Mittel im Strategiefonds fuumlr Hilfsmaszlignahmen umzuwid-men

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Sie wuumlrden damit ein Zeichen setzen dass nicht nur die Buumlr-ger ihre Planung anpassen muumlssen sondern dass auch die Politik ihre Lieblingsprojekte zuruumlckstellt um unseren Buumlrgern in akuter Not den Ruumlcken zu staumlrken

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Nikolaus Kramer AfD

bdquoLassen Sie uns diese Krise gemeinsam durchstehenldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete Sehr geehrte Frau Ministerpraumlsidentin Die Corona-Pandemie bedeutet fuumlr uns in Mecklenburg-Vorpommern erhebliche Belastungen Das Leid der schwer Erkrankten die Sorge um erkrankte oder gefaumlhrdete Ange-houmlrige und Freunde sowie die schweren zusaumltzlichen Belas-tungen fuumlr medizinisches und pflegerisches Personal seien hier zuvorderst genannt

Aber die Eindaumlmmungsmaszlignahmen bringen auch andere Belastungen mit sich Betriebe muumlssen schlieszligen Arbeits-plaumltze sind gefaumlhrdet finanzielle und berufliche Lebensplaumlne werden erschuumlttert Das ist eine neue Zeit uumlber deren Aus-wirkungen bisher nur ungenuumlgend Fakten auf dem Tisch lie-gen Die Landesregierung hat ein Programm zur Bekaumlmpfung der Pandemie und zur Bewaumlltigung ihrer sozialen und wirt-schaftlichen Folgen vorgelegt Sie hat auch uns als Opposi-tion Gelegenheit gegeben Vorschlaumlge einzubringen Meine Fraktion hat sich dementsprechend konstruktiv eingebracht Ausdruumlcklich begruumlszligen wir dieses Vorgehen

Im Ergebnis liegt nun ein gemeinsamer Entschlieszligungsantrag aller Fraktionen vor in dem jede Fraktion sich wiederfinden kann Es ist gut dass wir in Zeiten der Krise zu einem gemein-samen Handeln finden So finden wir in der Entschlieszligung auch die Forderung meiner Fraktion eine bessere Unterstuumlt-zung fuumlr Corona-geschaumldigte Unternehmen mit mehr als 49 Mitarbeitern zu pruumlfen Offensichtlich konnte die Landesre-gierung die Pruumlfung unserer Forderung bereits erfolgreich abschlieszligen und hat die Umsetzung am gestrigen Tage be-schlossen Das ist sehr erfreulich

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Ebenso in die Entschlieszligung aufgenommen ist unser Anlie-gen die Moumlglichkeit zu pruumlfen wie zur Kompensation feh-lender Arbeitskraumlfte aus dem europaumlischen Ausland infolge von Corona-Maszlignahmen Menschen aus Drittstaaten Ge-

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

8 A u s d e m P l e n u m O r i g i n a l - D e b a t t e

Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie werden uns spaumltestens mit der naumlchsten Mai-Steuerschaumltzung neue Haushaltsentscheidungen abverlangen Wir duumlrfen bereits jetzt von erheblichen Einnahmeruumlckgaumlngen ausgehen Vor diesem Hintergrund sind wir alle gefordert daruumlber nach-zudenken Wahlwerbegeschenke der Regierungskoalition zuruumlckzustellen um das Notwendige und Unverzichtbare sicherzustellen

Das bedeutet uumlbrigens keineswegs tatsaumlchlich notwendige Investitionen kuumlrzen zu wollen wie es in der Presse faumllschlich uumlber meine Fraktion hieszlig An Investitionen sind im Haus-haltsjahr 2020 bisher 17 Milliarden Euro eingeplant Die be-reinigten Gesamtausgaben liegen bei 92 Milliarden Euro Es gibt also auch andere Ausgaben als Investitionsausgaben die man uumlberpruumlfen kann und muss

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Die Landesregierung selber hat ja schon im Nachtragshaus-halt erklaumlrt dass sie mal eben 50 Millionen Euro im Wege des Haushaltsvollzugs heben kann Grundsaumltzliches Ziel der Maszlig-nahmen sollte es sein dass deren Finanzierung zuerst durch Einsparung und moumlglichst geringe Schuldenaufnahme er-folgt Um eine Verstetigung der Maszlignahmen zu vermeiden muss fortwaumlhrend gepruumlft werden inwieweit diese Maszlignah-men aufrechterhalten werden muumlssen Dabei darf nicht auszliger Acht gelassen werden dass eben unter diesen Maszlignahmen nicht nur die Wirtschaft leidet sondern auch gerade die Men-schen Sorgen um den Arbeitsplatz Existenz-aumlngste koumlnnen Depressionen und andere psychosomatische Krankheiten ausloumlsen was sich dann auch wiederum auf die Arbeitskraft und dementsprechend auf die Wirtschaftskraft negativ auswirken wird

In jeder Krise steckt aber auch eine Chance So ruumlcken derzeit die Familien wieder enger zusammen man besinnt sich auf die wichtigen Dinge im Leben Wir betrachten nichts mehr als selbstverstaumlndlich Man achtet auf sein Umfeld seine Freunde die Nachbarn In solchen Zeiten stellen wir fest dass

eben nicht nur Polizisten Aumlrzte und Lehrer systemrelevante Berufe sind sondern auch das Krankenhaus- und Pflegeper-sonal sowie die Einzelhandelskaufleute Diese Aufzaumlhlung ist nicht abschlieszligend Es sollte nach unserem Dafuumlrhalten keine Klassifizierung zwischen Berufen ersten Grades und zweiten Grades geben

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Dennoch kann aus diesem Grunde unser Dank nicht oft und laut genug allen Beteiligten ausgesprochen werden Von un-serem Dank aber allein kann man sich auch in unserem Land nichts kaufen

Nun erweist es sich auch als Fehler dass in der Bundesrepublik eine Vielzahl von Krankenhaumlusern geschlossen worden sind Auch hier in unserem Land wurde uumlber die Schlieszligung ein-zelner Stationen und Krankenhaumluser noch vor zwei Monaten gesprochen so zum Beispiel Wolgast und Crivitz

Ploumltzlich koumlnnen nun doch Grenzkontrollen durchgefuumlhrt werden Die Bundesrepublik besinnt sich ihrer Souveraumlnitaumlt und verlaumlsst sich nicht allein auf Bruumlssel Gleichwohl zeigt das dass nationalstaatliches Handeln auch solidarisch mit Italien moumlglich ist Als mahnende Beispiele seien hier Russland und China genommen

Dieser gemeinsame Antrag aller Fraktionen beweist dass es moumlglich ist jenseits der politischen Lager gemeinsam fuumlr die Interessen unseres Landes und unserer Landsleute einzuste-hen

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Lassen Sie uns diese Krise gemeinsam durchstehen Zu dieser Gemeinsamkeit gehoumlrt auch die konstruktive Debatte uumlber die richtigen Loumlsungen ndash Vielen Dank und bleiben Sie alle gesund

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Wie bei allen Fraktionen nahm auch bei der SPD-Fraktion nur ein Teil der Abgeordneten an der Sitzung teil

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

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Aumlltere chronisch Kranke Verwandte Bekannte und Freunde es geht um Menschenleben Klar ist fuumlr mich auch wir duumlr-fen uns nicht daran gewoumlhnen denn es koumlnnen nur Maszlig-nahmen auf Zeit sein da es tiefe Eingriffe in die Grundrechte unserer Gesellschaft sind

Meine sehr geehrten Damen und Herren ich bin der Oppo-sition dankbar dass der heutige Landtag in dieser verklei-nerten Form stattfindet Die parlamentarische Demokratie lebt im Normalfall vom konstruktiven Streit Dass dieser in Krisenzeiten etwas zuruumlcktritt begruumlszlige ich ausdruumlcklich Dass alle an einem Strang ziehen ist in dieser Situation rich-tig und die parteiuumlbergreifende gemeinsame Entschlieszligung ist in der Krise ein starkes Signal an die Buumlrger unseres Landes

Meine sehr geehrten Damen und Herren die zweite Vorbe-merkung die ich machen moumlchte betrifft diejenigen die momentan den Karren ziehen und den Laden buchstaumlblich am Laufen halten So wichtig ich die Bleibe-zu-Haus-Aufrufe finde es ist mindestens ebenso erwaumlhnenswert dass die Arbeitsleistung fuumlr einen Groszligteil der Arbeitnehmer nicht etwa gesunken sondern gestiegen ist Das sind all diejeni-gen die in den Krankenhaumlusern und in den Arztpraxen fuumlr unsere Gesundheit sorgen es sind aber auch die Menschen die im Einzelhandel und in den Apotheken arbeiten in der Landwirtschaft in der Logistik im Transportwesen oder als Post- und Paketzusteller in Tankstellen und als Reinigungs-kraumlfte die Landes- und die Bundespolizei die Bundeswehr und viele weitere mehr Sie alle sorgen dafuumlr dass unser Le-ben einigermaszligen weitergeht Ihnen allen einen herzlichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Deshalb begruumlszlige ich auszligerordentlich dass der Bundesfi-nanzminister am Montag die Moumlglichkeit geschaffen hat dass die sogenannten Corona-Praumlmien bis 1500 Euro steu-erfrei bleiben Warme Worte sind genug gewechselt Ar-beitgeber sollen mit gutem Beispiel vorangehen und die Leistungen der eigentlichen Helden der Krise auch mit einer entsprechenden Praumlmie wuumlrdigen Das gilt selbstverstaumlnd-lich auch fuumlr den Bereich der Landesregierung

Ich will es auch nicht versaumlumen mich an dieser Stelle bei den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Landesfoumlrder-institutes zu bedanken Ich habe mich selbst davon uumlber-zeugt dass mit groszligem Elan und mit einer Selbstverstaumlnd-lichkeit auch am Wochenende gearbeitet wird damit das Geld fuumlr die Antraumlge auf Soforthilfe schnellstmoumlglich aus-gezahlt werden kann damit unsere heimische Wirtschaft durch die Krise kommt und die Menschen nicht arbeitslos werden Herzlichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Beim Stichwort bdquoSoforthilfenldquo bin ich im wahrsten Sinne des Wortes mittendrin im Nachtragshaushalt Kern des Nach-

Torsten Renz CDU

bdquoUnser MV-Schutzfonds dient zu Recht vordergruumlndig dazu die Wirtschaft durch die Krise zu begleitenldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren Heute vor vier Wochen am 2 Maumlrz war auf der Titelseite der bdquoSchweriner Volkszeitungldquo ein Bericht uumlber Lea Sophie Friedrich aus Dassow Sie war Weltmeisterin im Bahn-radfahren geworden Auf der Titelseite des bdquoNordkuriersldquo war ein Artikel uumlber Eilantraumlge gegen die Masernimpfpflicht Und im bdquoNordmagazinldquo lief einen Tag spaumlter ein Bericht in dem es um steigende Uumlbernachtungszahlen in Jugend-herbergen ging Ich weiszlig nicht wie es Ihnen geht fuumlr mich klingen solche Berichte wie aus einem anderen Land wie aus einer anderen Zeit ndash und sie sind keine vier Wochen her

Ab dem 1603 ging es dann Schlag auf Schlag Kitas Schu-len Geschaumlfte Gaststaumltten wurden geschlossen Kontaktein-schraumlnkungen angeordnet ndash harte Maszlignahmen Heute hat jeder von uns Verwandte Nachbarn oder Bekannte die sich in Quarantaumlne befinden moumlglicherweise positiv getestet wurden oder von der Kurzarbeit betroffen sind Die Sorge um die Gesundheit der Liebsten und Existenzaumlngste stehen auf der Tagesordnung

In dieser Situation bin ich besonders froh dass wir in Deutschland ein funktionierendes Gesundheitssystem und einen handlungsfaumlhigen Staat vorfinden So wichtig dieser Nachtragshaushalt auch ist moumlchte ich als Erstes feststellen die Maszlignahmen der Bundesregierung und der Landesre-gierung zur Eindaumlmmung der Pandemie sind richtig und uneingeschraumlnkt notwendig Insbesondere die Kontaktbe-schraumlnkungen bis zum 1904 sind unumgaumlnglich um Situ-ationen wie in Italien Spanien oder in den USA unserer Be-voumllkerung zu ersparen Deshalb auch mein Appell an dieser Stelle Seien Sie solidarisch denn es geht insbesondere um

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

10 A u s d e m P l e n u m O r i g i n a l - D e b a t t e

tragshaushaltes ist der MV-Schutzfonds mit einem Volumen von insgesamt 11 Milliarden Euro Davon werden 700 Millio-nen durch eine Nettokreditaufnahme gedeckt zudem wird der Buumlrgschaftsrahmen zusaumltzlich um 400 Millionen erwei-tert Ein erwarteter Einnahmeruumlckgang von 1 Milliarde Euro muss ebenfalls gestemmt werden eine gigantische Aufga-be die unser Land meistern will und meistern muss Dazu nutzen wir unter anderem Ruumlcklagen die wir durch solide Haushaltspolitik aufgebaut haben

Die Maszlignahmen im Einzelnen liegen Ihnen vor und sind in-soweit bekannt Deshalb moumlchte ich nur auf die verlorenen Zuschuumlsse also die Zuschuumlsse die nicht zuruumlckgezahlt wer-den muumlssen fuumlr Firmen bis 100 Mitarbeiter in Houmlhe von uumlber 160 Millionen Euro verweisen Was wir in diesem Bereich leis-ten kann sich deutschlandweit sehen lassen Ausdruumlcklich moumlchte ich betonen dass fuumlr Firmen bis zehn Arbeitnehmer das Geld durch den Bund bereitgestellt wird und somit eine hervorragende Verzahnung mit Landesgeldern stattfindet

Meine sehr geehrten Damen und Herren der MV-Schutz-fonds ist inhaltlich sehr breit aufgestellt und versucht moumlglichst viele Lebensbereiche abzudecken Fuumlr unser an Einwohnern kleines Bundesland ist das eine riesige Kraft-anstrengung und trotzdem bin ich uumlberzeugt dass dieser wichtige Schritt notwendig und machbar ist um uns uumlber diese schwere Zeit zu tragen Trotzdem gilt wenn es nicht reicht es Schwachstellen gibt muumlssen wir nachsteuern

Meine sehr geehrten Damen und Herren unser MV-Schutz-fonds dient zu Recht vordergruumlndig dazu die Wirtschaft durch die Krise zu begleiten aber wir muumlssen auch zeitnah gemeinsam mit der kommunalen Ebene uumlber Unterstuumlt-zungsmaszlignahmen sprechen damit das Leben vor Ort nicht zum Stillstand kommt Dabei gilt es rechtliche und finanzi-elle Fragen im Sinne der Handlungsfaumlhigkeit der Kommunen zu diskutieren und Loumlsungen zu finden

(Beifall vonseiten der Fraktion der CDU)

Und damit moumlchte ich zum letzten Aspekt kommen Das Virus hat uns schmerzlich vor Augen gefuumlhrt dass unsere arbeitsteilige globalisierte Wirtschaft zwar fuumlr Wachstum und Wohlstand sorgt zugleich ist sie aber auch anfaumlllig ndash an-faumlllig fuumlr Viren denen Staatsgrenzen egal sind und anfaumlllig fuumlr wirtschaftliche Stoumlrungen Ich bin fest davon uumlberzeugt dass die Corona-Krise kurz- und mittelfristig Auswirkungen fuumlr unser gesellschaftliches Zusammenleben fuumlr die Wirt-schaft und das Bankensystem haben wird die keiner zurzeit serioumls einschaumltzen kann Neben den Herausforderungen der Digitalisierung der Demografie oder des Klimawandels wer-den wir uns in Deutschland nach der Krise mit unbequemen Wahrheiten auseinandersetzen muumlssen

Erstens Guumlter wie Arzneimittel Schutzausruumlstung und me-dizinische Geraumltschaften in nennenswerten Groumlszligenord-nungen muumlssen wir wieder selbst herstellen im Zweifel auch subventioniert

Zweitens Industriebetriebe sollen kuumlnftig in kuumlrzester Zeit in der Lage sein auf die Herstellung benoumltigter Guumlter umzu-schalten Ich kann es nicht akzeptieren dass wir in Deutsch-land die besten Autos der Welt herstellen es aber nicht kurz-fristig hinbekommen medizinisch benoumltigte Schutzmasken zu fertigen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Und drittens Wir brauchen zentral eingelagerte Reserven organisiert vom Bund und damit meine ich nicht Toiletten-papier oder Nudeln sondern medizinisches Geraumlt und ent-sprechende Ausruumlstung

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Meine sehr geehrten Damen und Herren Maybrit Illner fragte am Wochenende ob in der jetzigen Zeit ein Nach-denken ohne zu sprechen geht Klar ist fuumlr mich dass bis zum 1904 eine strikte Kontaktbeschraumlnkung bestehen muss Bis dahin muss auch nicht jeder Politiker sich taumlglich mit Vorschlaumlgen uumlberbieten und dadurch die Bevoumllkerung verunsichern Klar ist fuumlr mich aber auch dass flaumlchende-ckende Tests dazu beitragen muumlssen das Wirtschaftsleben wieder strukturiert hochzufahren

Unseren Buumlrgerinnen und Buumlrgern unseres Landes moumlch-te ich fuumlr die CDU-Fraktion versichern wir sind uns unserer groszligen Verantwortung bezogen auf Gesundheits- und Exis-tenzfragen bewusst wir brauchen aber auch Ihr Verstaumlndnis Ihre Unterstuumltzung damit wir gemeinsam die Krise meis-tern Deshalb werden wir weiterhin Expertenrat einholen analysieren abwaumlgen und fortlaufend unsere Maszlignahmen auf den Pruumlfstand stellen aber am Ende muumlssen und wer-den wir entscheiden Mit diesem Ausblick hoffe ich dass wir uns in diesem Parlament sehr bald in gewohnter Zusam-mensetzung wiedersehen ndash Herzlichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

11 A u s d e m P l e n u m O r i g i n a l - D e b a t t e

Gesundheit darf keine Ware sein Und das Ringen um ein gutes Gesundheitssystem um gute Arbeit um ein besseres Leben fuumlr alle Menschen darf niemals leichtfertig vom Tisch gewischt werden denn genau jetzt sehen wir ja wie wich-tig wie uumlberlebenswichtig diese Menschen fuumlr unser Land sind Jetzt spuumlren wir dass es in dieser Krise nicht auf die Groszligkonzerne nicht auf die Banken und nicht auf die Versi-cherungen ankommt In dieser Krise kommt es auf die Mit-arbeitenden der Stadtreinigung auf die Krankenschwester und auf die Verkaumluferin an Wir brauchen die Landwirte die Kassiererin die Kurier- und die Lkw-Fahrer auf den Straszligen unseres Landes

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Und wir brauchen die Eltern die derzeit neben ihrer Arbeit im Betrieb oder im Homeoffice einen Zweitjob brillant er-ledigen denn ihr Zuhause ist gleichzeitig noch die Schule Ihnen allen danken wir stellvertretend fuumlr alle Frauen und Maumlnner die fuumlr uns da sind und die dafuumlr sorgen dass unser Zusammenleben eben nicht auseinanderbricht

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren eigentlich sind Haushalts-beratungen Zuumlndstoff zwischen den Fraktionen Sie sind ein Schlagabtausch im Streit um die besten Vorschlaumlge die un-terschiedlichsten Schwerpunktsetzungen und die kluumlgsten Ideen aber oft auch um das Rechthaben der Mehrheit und das Unrechthaben der Minderheit

(Heiterkeit und Zuruf von Jochen Schulte SPD)

Und auch das ist heute anders denn diese 11 Milliarden Euro uumlber die wir heute entscheiden das sind Hilfen sogar Uumlberlebenshilfen fuumlr Kuumlnstlerinnen und Kuumlnstler fuumlr Selbst-staumlndige und Arbeitnehmer fuumlr Kleinst- Klein- und mittel-staumlndische Unternehmen aber auch fuumlr groszlige Firmen fuumlr Vereine und Verbaumlnde fuumlr Krankenhaumluser fuumlr unsere Wirt-schaft fuumlr den Tourismus fuumlr unsere Familien Und heute ist es eben klein Schlagabtausch heute ist es kein Wettbewerb heute ist sich meine Fraktion mit der Koalition einig Heute handeln wir gemeinsam denn wir bringen gemeinsam die-sen Nachtragshaushalt auf den Weg fuumlr uns alle fuumlr unser Land fuumlr unser Leben

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

denn der Friseurladen um die Ecke oder die kleine Kneipe auch der Malerbetrieb und und und ndash ganz ganz viele Betriebe ringen gerade um ihre Existenz Ihnen steht das Wasser bis zum Hals Und es gibt mehr als tausend Gruumlnde warum dieser Schutzschirm unumgaumlnglich ist Jetzt kann es naumlmlich nur darum gehen sofort zu handeln damit das Geld sofort bei der Frisoumlrin dem Maler oder bei der Kellnerin ankommt Es darf kein Zoumlgern kein Aber und auch kein Viel-leicht geben es kann nur ein Ja ein Sofort sein um Massen-

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Simone Oldenburg DIE LINKE

bdquoHeute handeln wir gemeinsam denn wir bringen gemeinsam diesen Nachtragshaushalt auf den Wegldquo

Frau Praumlsidentin Sehr geehrte Damen und Herren Ver-schwunden sind der Alltag und die Selbstverstaumlndlichkeit Vorbei sind das gewohnte Zusammenleben und die Norma-litaumlt in der Familie oder auf der Arbeit Erledigt hat sich auch die Vorfreude auf den Osterurlaub Ungewiss der morgige Tag die kommende Woche die naumlchsten Monate Die Welt unser Leben ist aus den Fugen geraten

In Mecklenburg-Vorpommern ist es das Leben von 16 Millio-nen Menschen das uumlber Nacht ein anderes wurde das jetzt komplett auf dem Kopf steht So mutig und optimistisch die Frauen Maumlnner Kinder und Jugendlichen in unserem Land bis vor drei Wochen waren so aumlngstlich und sorgenvoll sind sie heute Und es ist unsere Pflicht uns darum zu kuumlmmern dass ihre Aumlngste kleiner werden ihre Sorgen ernst genom-men werden und sie sich darauf verlassen koumlnnen dass wir an ihrer Seite stehen und sie nicht alleinelassen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren wie oft haben wir hier uumlber gleiche Loumlhne fuumlr gleichwertige Arbeit gestritten oder fuumlr gleiche Lebensverhaumlltnisse oder fuumlr mehr Pflegeperso-nal Wie oft haben wir daruumlber diskutiert dass Stationen in Krankenhaumlusern nicht geschlossen werden duumlrfen weil sich Gesundheit eben nicht rechnen darf sondern jeder gesund werden muss egal was er verdient und egal was seine Be-handlung kostet

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

12 A u s d e m P l e n u m O r i g i n a l - D e b a t t e

entlassungen Pleiten und Existenzverluste zu verhindern

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Und gerade diese kleinen Vereine die der soziale Kitt fuumlr un-ser Zusammenleben sind oder die Schullandheime die der-zeit keine Gaumlste aber Ausgaben haben die Bildungstraumlger die keine Maszlignahmen bekommen aber die Miete und die Gehaumllter zahlen muumlssen die aufsuchende Familienhilfe die Tafeln die Kleiderkammern und Moumlbelboumlrsen die ambu-lante Tagespflege der Verbraucherschutz die Fluumlchtlingshil-fe sie alle brauchen wir nach der Krise mehr als je zuvor und sie alle duumlrfen nicht in Gefahr geraten Fuumlr sie brauchen wir auch einen Schutzschirm

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Und genau fuumlr sie und fuumlr viele viele andere mehr beantragt meine Fraktion einen Sozialfonds in Houmlhe von 20 Millionen Euro

Und auch die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die in den kommenden Monaten vom Kurzarbeitergeld leben muumlssen duumlrfen wir nicht im Regen stehen lassen 60 Prozent von einem Durchschnittslohn das sind in Mecklenburg-Vorpommern netto circa 1100 Euro Die reichen hinten und vorne nicht um die laufenden Kosten zu decken und die naumlchsten Monate ein gutes oder sogar ein sicheres Leben zu fuumlhren Deshalb moumlchten wir gemeinsam eine Entschlie-

Auf ein Speisenangebot wurde verzichtet Foto Uwe Sinnecker

szligung verabschieden die die Landesregierung auffordert sich bei der Bundesregierung dafuumlr starkzumachen dass das Kurzarbeitergeld auf mindestens 80 Prozent angehoben wird

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren allein mit Applaus und mit dem taumlglichen Dank werden wir nicht aus der Krise kommen Um unser Leben wieder halbwegs normal werden zu lassen sofern es uumlberhaupt moumlglich ist um wieder lieb gewon-nene alltaumlgliche Momente zu genieszligen um Gewissheit fuumlr den morgigen Tag die kommende Woche und die naumlchsten Monate zu haben um unser Leben also wieder in die Fugen zu bringen deshalb braucht es diesen Schutzschirm und deshalb braucht es unser Zusammengehen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD DIE LINKE und Sebastian Ehlers CDU)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

13 A u s d e m P l e n u m O r i g i n a l - D e b a t t e

Einen dritten Dank moumlchte ich aussprechen und der Dank geht an die Fraktionen hier im Haus Wir haben gemeinsam eine Entschlieszligung auf den Weg gebracht wir haben ge-meinsam die Positionen zusammengefuumlhrt wir haben ge-meinsam gezeigt dass es in dieser Situation um das Land geht und nicht darum wer ist Opposition und wer ist Re-gierung Ich glaube das ist ein wichtiges das ist ein starkes Signal was wir von hier vom Landtag Mecklenburg-Vor-pommern raus ins Land senden und es ist ein notwendiges Signal Insofern auch an Sie alle ein herzliches Dankeschoumln

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Meine Damen und Herren niemand von uns haumltte sich vor einigen Monaten vorstellen koumlnnen ndash das haben meine Vor-redner ja auch gesagt ndash in welcher Situation wir hier heute sind Diese Situation hat ganz viele Facetten Da gibt es den Bereich der Gesundheit die Versorgung der Bevoumllkerung ndash die das will ich ausdruumlcklich sagen gesichert ist ndash die Betreuung und auch die Unterrichtung unserer Kinder die zum Teil zu Hause stattfindet mit all den Schwierigkeiten die Aufrechterhaltung der Infrastruktur und nicht zuletzt die schwierige Situation unserer Wirtschaft

Vor diesem Hintergrund sichere ich zu dass wir alles tun werden dass sich das Leben in unserem Land nach der Corona-Pandemie moumlglichst schnell wieder normalisieren kann Dazu gehoumlrt natuumlrlich selbstverstaumlndlich auch dass all die Einschraumlnkungen die wir an Grundrechten momentan haben ndash und das sind mir wichtige Dinge ndash dass all diese Einschraumlnkungen nach dieser Pandemie am Ende auch auf-gehoben werden dass die Grundrechte auch wieder voll-umfaumlnglich in unserem Land gelten werden

(Beifall Dr Ralph Weber AfD)

Jetzt allerdings meine Damen und Herren gilt es den Ge-sundheitsschutz ganz obenan zu stellen Jetzt ist die Zeit Abstand zu halten und es ist die Zeit in der wir hier im Par-lament Handlungsfaumlhigkeit zeigen muumlssen

Meine Damen und Herren wir schnuumlren mit dem Nach-tragshaushalt das groumlszligte Hilfspaket in der Geschichte un-seres Landes Wir schnuumlren das weil das notwendig ist Und ich sage ausdruumlcklich wir tun das was notwendig ist Meine Fraktion ist stolz darauf dass wir es als eines der wenigen Laumlnder geschafft haben in den letzten 13 Jahren keine neu-en Schulden zu machen Mehr noch meine Damen und Herren wir haben durch solides Wirtschaften geschafft in den vergangenen 13 Jahren 15 Milliarden Euro an Schulden zu tilgen und Ruumlcklagen zu bilden Und meine Damen und Herren das war kein Selbstzweck was wir da gemacht ha-ben Das war das was man keynesianistische oder antizy-klische Haushaltspolitik nennt in guten Zeiten Schulden zu reduzieren in wirtschaftlich schwierigen Zeiten in schwie-rigen Zeiten eben zu investieren Und meine Damen und Herren diese schwierigen Zeiten sind jetzt und wir investie-ren jetzt und das ist auch richtig so

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Thomas Kruumlger SPD

bdquoDiese schwierigen Zeiten sind jetzt und wir investieren jetzt und das ist auch richtig soldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren Auch ich moumlchte mich bei all den Menschen bedanken die da drauszligen momentan unsere Gesellschaft am Laufen halten Ich habe in den Nachrichten gehoumlrt sie waumlren die Helden des Alltags Ich wuumlrde das unterstreichen wollen All die die auf ihrem Posten momentan sitzen und taumlglich ihren Job erledigen und dafuumlr sorgen dass unsere Gesellschaft weiter rundlaumluft sind die Helden des Alltags und ich moumlchte mich ganz herzlich auch namens meiner Fraktion bei ihnen bedanken

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Meine Damen und Herren einen zweiten Dank moumlchte ich richten an die Ministerpraumlsidentin an die Ministerinnen und Minister an die Staatssekretaumlre den Parlamentarischen Staatssekretaumlr und die Teams die da im Hintergrund arbei-ten Herr Renz und ich erleben das gewohnte Regierungs-geschaumlft am Dienstag in den Kabinettssitzungen Dieses gewohnte Regierungsgeschaumlft gibt es momentan nicht die Regierung hat umgeschaltet auf Krisenmodus Es gibt fast taumlglich telefonische Zusammenkuumlnfte und es wird in stun-denlangen Sitzungen telefonisch beraten wie die Dinge fuumlr Mecklenburg-Vorpommern geregelt werden koumlnnen wie geregelt werden kann dass das was wir an Krise momen-tan erleben auch in vernuumlnftige Bahnen gelenkt wird und da leistet jede Einzelne und jeder Einzelne einen ganz tol-len Job Und vor dem Hintergrund auch hier ein herzliches Dankeschoumln Frau Ministerpraumlsidentin und an das Team das dahintersteht

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

14 A u s d e m P l e n u m O r i g i n a l - D e b a t t e

(Beifall vonseiten der Fraktion der SPD)

Wir haben bereits mit dem Haushalt 20202021 einen Inves-titionshaushalt vorgelegt denn die konjunkturellen dunklen Wolken waren am Himmel seinerzeit ja auch schon zu erken-nen Dieser Haushalt 20202021 hat ein Investitionsvolumen in Houmlhe von 17 Milliarden Euro Damals wusste noch niemand was mit der Corona-Krise auf uns zukommt Nun da Schaumlden fuumlr die Gesellschaft und Wirtschaft drohen steuern wir ge-gen Wir steuern gegen mit einem Schutzfonds in Houmlhe von 11 Milliarden Euro

Um diese Summe stemmen zu koumlnnen ist es notwendig die Schuldenbremse auszusetzen und das ist angesichts der Auf-gaben die vor uns liegen auch richtig Wir werden am Kapi-talmarkt 700 Millionen Euro aufnehmen Mir ist wichtig zu be-tonen meine Damen und Herren wir nehmen das Geld auf um eine Krisensituation zu bewaumlltigen heiszligt wir nehmen das Geld nicht auf weil wir uumlber unsere Verhaumlltnisse wirtschaften in Mecklenburg-Vorpommern Das ist ein Unterschied und mir ist wichtig diesen Unterschied auch zu betonen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU)

Wir organisieren damit dass Wirtschaft und Gesellschaft wei-ter vorankommen koumlnnen und durch die Krise kommen koumln-nen

Meine Damen und Herren was uns jetzt auch zugutekommt ist dass wir in der Vergangenheit Ruumlcklagen gebildet haben Haumltten wir das nicht getan haumltten wir aus dem Vollen ge-schoumlpft ndash wie uns hin und wieder auch geraten worden ist auch hier im Haus ndash waumlre die Situation deutlich schwieriger

Meine Damen und Herren mir sind in den vergangenen Ta-gen Menschen begegnet die groszlige Angst hatten die nicht nur groszlige Angst hatten vor dem was das Virus fuumlr sie per-soumlnlich bedeutet gesundheitlich sondern die wirtschaftlich auch groszlige Angst hatten Und mir sind dabei Menschen begegnet die Angst davor hatten dass wir in eine Situation wie in den 90er-Jahren rutschen mit einer groszligen Massenar-beitslosigkeit Deswegen will ich ganz klar sagen es gibt hier Unterschiede Dieses Land ist heute besser aufgestellt wir ha-ben heute eine solide finanzielle Grundlage und dieses Land hat vor allem eine wirtschaftlich solide Basis gefunden All das war in der Hochphase der Massenarbeitslosigkeit eben nicht vorhanden Das ist heute aber vorhanden

Niemand kann heute versprechen dass jedes Unternehmen und dass jeder Arbeitsplatz erhalten bleibt aber anders als den 90er-Jahren sind wir heute in der Lage mit geeigneten Instrumenten zu helfen und anders als in den 90er-Jahren brauchen die Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern nach den derzeitigen Einschraumlnkungen dann auch wieder jede Arbeitskraft Deshalb bin ich mir sicher dass wir auch diese Krise gemanagt bekommen

Meine Damen und Herren ich vermute mal ich bin hier der letzte Redner und ich moumlchte als letzter Redner an die Buumlr-gerinnen und Buumlrger unseres Landes appellieren Meine Da-men und Herren bitte halten Sie die notwendigen Einschraumln-kungen ein Nehmen Sie bitte die aufgestellten Regeln ernst vermeiden Sie persoumlnliche Kontakte zu Mitmenschen wo immer es geht Schuumltzen Sie sich schuumltzen Sie Ihre Lieben schuumltzen Sie Ihre Nachbarn und Freunde Uns als politischen Verantwortungstraumlgern ist klar dass fuumlr jede und jeden diese Wochen die wir erleben sehr schwierige Wochen sind aber je disziplinierter wir alle handeln umso weniger Menschen werden infiziert umso weniger Menschen werden im Kran-kenhaus sein umso weniger Menschen werden am Ende die-ser Erkrankung erliegen Deshalb lassen Sie uns gemeinsam Verantwortung tragen ndash Besten Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Die vollstaumlndigen Redebeitraumlge finden Sie im Plenarprotokoll unter wwwlandtag-mvdeparlamentsdokumentehtmlAuf dem YouTube-Kanal des Landtages gibt es die Plenar-sitzungen auch als Video unter wwwlandtag-mvde

Auch auf den Besuchertribuumlnen wurden aufgrund der Abstandsregelungen viele Plaumltze gesperrt Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

15 A u s d e m P l e n u m

Klar gegen RechtsextremismusSPD CDU und LINKE stellen gemeinsamen Antrag

Kurzinterventionen Ordnungsrufe und persoumlnliche Erklaumlrungen ndash in der De-batte zu Tagesordnungspunkt 15 ging es 90 Minuten lang hoch her Drei Wo-chen nach dem rassistischen Anschlag in Hanau bei dem ein deutscher Mann am 19 Februar neun Menschen mit Migrationshintergrund seine Mutter und sich selbst getoumltet hatte haben SPD CDU und Linke mit einem gemeinsamen Antrag erneut Stellung gegen Rechtsextremismus und Rassismus bezogen Der AfD warfen sie vor eine Mitverantwortung an Taten wie diesen zu tragen Das wiesen deren Redner entschieden zuruumlck Per Aumlnderungsantrag wollten sie in das Bekenntnis explizit auch andere Formen von Extremismus einbezogen wis-sen Kurz vor der Debatte war bekannt geworden dass der Verfassungsschutz die von AfD-Mitgliedern gegruumlndete Gruppierung bdquoDer Fluumlgelldquo als rechtsextre-mistisch eingestuft hat

bdquoJede Verbreitung von Hass und Unwahr-heiten die Gift fuumlr unser Zusammenle-ben sind lehnen wir strikt abldquo unterstrich Julian Barlen (SPD) Entschlossen gegen jede Form von Menschenfeindlichkeit einzutreten bedeute auch jene beim Namen zu nennen die Menschenfeind-lichkeit gezielt schuumlrten Die AfD setze auf Spaltung attackiere Moral und Werte und mache ganze Bevoumllkerungsgrup-pen veraumlchtlich bdquoEine Kooperation mit der AfD ist fuumlr uns daher undenkbarldquo

bdquoWorte sind Waffen und koumlnnen das gesellschaftliche Leben vergiftenldquo sag-te Innenminister Lorenz Caffier Wer rechtsextremistisches und rassistisches Gequatsche als alternative Meinung ab-tue trage eine Mitverantwortung dafuumlr bdquowenn dieses Gequatsche Gehoumlr findet

und anschlieszligend Taten folgenldquo bdquoWir muumlssen zum Wohle unseres Landes auf-houmlren mit diesem Mist Erst dann meine Herren von der AfD duumlrfen Sie im Um-kehrschluss von uns erwarten dass wir aufhoumlren uns von Ihnen zu distanzierenldquo

bdquoHanau ist nicht die AfDldquo widersprach deren Fraktionsvorsitzender Nikolaus Kramer bdquoMeine Partei lehnt Gewalt und jede Form extremistischen Handelns abldquo Fuumlr eine tiefgruumlndigere Debatte uumlber Ursachen extremistischer Gewalt forderte er erneut ein Expertengespraumlch uumlber Radikalisierung und Terrorismus bdquoNehmen Sie unsere ausgestreckte Hand zur Staumlrkung unserer Demokratie Dann werden wir wirksam den Hass in diesem Land bekaumlmpfen koumlnnenldquo

bdquoWir erleben in den letzten Jahren eine zusehends entgrenzende politische Debatte Eine Debatte die mit dem la-pidaren Das wird man ja wohl noch sagen duumlrfenrsquo beginnt und mit hand-festen Morddrohungen endetldquo fuumlhrte Ann Christin von Allwoumlrden (CDU) an Die Verbrechen in Kassel Halle und Ha-nau machten einmal mehr deutlich bdquoErst kommt der Gedanke dann kommt der Vorsatz dann kommt die Tatldquo

bdquoNoch nie war unser aufrichtiges Auf-treten gegen Antisemitismus Rassismus und Rechtsextremismus so wichtig wie heuteldquo hob Simone Oldenburg (Frak-tionsvorsitzende DIE LINKE) hervor bdquoWir werden nicht zulassen dass sich im Jahr 2020 ein 33 einschleichtldquo Sie warf der AfD vor mit vielen Aumluszligerungen geistige Brandstiftung zu betreiben bdquoMit einer Partei die Faschisten in ihren Reihen hat werden wir niemals zusammenarbeitenldquo

Holger Arppe (fraktionslos) bezeichnete den Antrag als bdquoFarceldquo Er warf SPD CDU und Linken vor das Thema zu instrumen-talisieren um gegen die AfD zu polemi-sieren

Der interfraktionelle Antrag wurde von den Stimmen von SPD CDU und DIE LINKE angenommen Die AfD stimmte in Teilen dagegen Einige AfD-Mitglieder entschieden sich nicht mit abzustim-men Der Aumlnderungsantrag der AfD wur-de abgelehntAntrag SPD CDU und DIE LINKE Drs 74748Aumlnderungsantrag AfD Drs 74786

Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

16 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Julian Barlen SPD

bdquoUnsere Demokratie braucht eine starke Basisldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren wir gedenken der Toten und der Verletzten des rassistischen Mordanschlages von Hanau Hass toumltet ndash daran kann kein Zweifel bestehen

Allen [hellip] die durch rassistische Gewalt die durch politische Gewalt getoumltet und verletzt wurden allen die Angehoumlrige und ihnen nahestehende Menschen verloren haben ih-nen gilt unser ehrendes Andenken und unsere aufrichtige Anteilnahme Wir sind auch als Landtag Mecklenburg-Vor-pommern geeint in Trauer und wir sind gewillt gemeinsam gegenzuhalten

Wir werden gegenhalten durch eine entschlossene Verteidi-gung unserer freiheitlich-demokratischen und solidarischen Grundwerte ndash Werte [hellip] die ein friedliches Miteinander in unserer Gesellschaft uumlberhaupt erst moumlglich machen Ge-meinsam stehen wir mit all unseren Verbuumlndeten in der Zi-vilgesellschaft Seite an Seite gegen Terror gegen Rassismus gegen Antisemitismus gegen Menschenfeindlichkeit und Gewalt Alle Menschen [hellip] die von Rassismus von Hass und von Hetze bedroht sind die koumlnnen sich auf die Solidaritaumlt des Landtages Mecklenburg-Vorpommern von der SPD von der CDU und von den LINKEN verlassen [hellip]

Opferschutz und auch die Opferberatungen muumlssen neben den bereits bestehenden hervorragenden zivilgesellschaft-lichen Angeboten auch staatlicherseits gestaumlrkt werden Eingeschuumlchterte und bedrohte Frauen und Maumlnner die sich fuumlr unser friedliches Zusammenleben engagieren muumls-sen das gute Gefuumlhl haben von einer ganz groszligen Mehrheit ihrer Mitmenschen und auch vom Staat geschuumltzt gestuumltzt und getragen zu werden

[hellip] Jede Verbreitung von Hass von Unwahrheiten die Gift fuumlr unser Zusammenleben sind lehnen wir strikt ab Wir ver-urteilen sie als das was sie sind ndash sie sind Quelle und Kata-

Foto Uwe Sinnecker

lysator fuumlr Rassismus und fuumlr Gewalttaten gegen friedliche Mitmenschen von uns Kassel Hanau Halle ndash wir alle ver-binden mit diesen drei Staumldtenamen heute hier im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern gezielte Angriffe auf unser friedliches Zusammenleben Entschlossen und uumlberall ge-gen jede Form von gruppenbezogener Menschenfeindlich-keit einzutreten meine Damen und Herren heiszligt definitiv auch jene beim Namen zu nennen die Menschenfeindlich-keit gezielt schuumlren um daraus eigenes politisches Kapital zu schlagen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

[hellip] die AfD setzt auf Spaltung die AfD attackiert Moral und Werte die AfD macht ganze Bevoumllkerungsgruppen veraumlcht-lich die AfD argumentiert rassistisch die AfD verbreitet Ver-schwoumlrungstheorien Das alles verstoumlszligt gegen ganz grund-legende Spielregeln eines demokratischen Miteinanders

(Beifall vonseiten der Fraktionender SPD CDU und DIE LINKE)

Das alles dient einzig und allein dazu den gesellschaftlichen Frieden Stuumlck fuumlr Stuumlck zu zersetzen und aufzuloumlsen Die Entgrenzung unseres gesellschaftlichen Diskurses ist das ei-gentliche Ziel das verfolgt wird und dagegen [hellip] muumlssen wir uns wehren und das tun wir auch Das tun wir heute und alle Tage

Und dazu [hellip] passt auch die Eilmeldung des heutigen Morgens [hellip] Demnach solle der von AfD-Mitgliedern ge-gruumlndete bdquoFluumlgelldquo fuumlr den Verfassungsschutz nun offiziell zu einem Beobachtungsfall werden [hellip]

Wenn wir meine Damen und Herren diesem rechtsextre-men bdquoFluumlgelldquo der AfD selbigen stutzen wollen dann haben wir alle Haumlnde voll zu tun Alleine beim letzten Treffen des bdquoFluumlgelsldquo in Binz

(Zuruf von Dr Ralph Weber AfD)

zu dem unter anderem auch MdL Professor Weber einge-laden hat ndash zumindest hat er auf Facebook eine entspre-chende Kachel gepostet ndash wurden neben vielen anderen auch zahlreiche hier anwesende Abgeordnete gesehen an-gefangen beim Ex-Abgeordneten der AfD Arppe bei den beiden MdL Jess und Grimm uumlber den stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Obereiner daruumlber hinaus Komning von der AfD im Bundestag bis hin zum Fraktionschef der AfD houmlchstselbst Nikolaus Kramer

[hellip] Wir haben es hier [hellip] mit einer AfD-Fraktion zu tun in der die Sympathien fuumlr diese rechtsextremen Bestrebungen tatsaumlchlich nicht nur in der Mitte sondern direkt an der Spit-ze angesiedelt sind

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

17 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Foto Uwe Sinnecker

Was geschehen kann [hellip] wenn die Demokratinnen und Demokraten einfach zu schwach sind sich stabil und un-nachgiebig gegen derlei Tendenzen zu wehren das hat das Ende der Weimarer Republik gezeigt Eine Kooperation mit der AfD ist fuumlr uns daher undenkbar ausgeschlossen Glei-ches erwarten wir von unseren Kooperationspartnern inner- und auszligerhalb des Parlamentes Wir duumlrfen diese Art der demokratiefeindlichen Politik nicht akzeptieren

(Zuruf von Jens-Holger Schneider AfD)

[hellip] was ich zur AfD gesagt habe ist wichtig aber laumlngst nicht alles was nach Kassel Halle und Hanau gegen Rassis-mus gegen Antisemitismus gegen Menschenfeindlichkeit und Gewalt passieren muss Seitens des Staates muss ent-schlossen und noch entschlossener gegen die Feinde un-serer freiheitlich-demokratischen Grundordnung vorgegan-gen werden durch einen allerhoumlchsten Verfolgungsdruck zur Kontrolle zur Zuruumlckdraumlngung zur Zerschlagung aller Neonazistrukturen hier im Land durch die komplette und unmittelbare Entwaffnung aller Gefaumlhrder durch einen rigo-rosen Umgang mit Verschwoumlrungen wie bdquoNordkreuzldquo und die schonungslose Aufklaumlrung aller Beteiligten Das ist eine repressive Seite auf die eine wehrhafte Demokratie sich im-mer berufen koumlnnen muss

[hellip] auf der anderen Seite gilt es selbstverstaumlndlich den Antirassismus zu befoumlrdern Menschen starkzumachen die Demokratie aktiv zu leben und unsere Strukturen nachhaltig zu staumlrken die unser friedliches Zusammenleben moumlglich machen

(Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

Das geht in Mecklenburg-Vorpommern beispielsweise durch die Fortsetzung unseres erfolgreichen Landespro-grammes bdquoDemokratie und Toleranz gemeinsam staumlrkenldquo Rassismus gilt es systemisch und systematisch zu bekaumlmp-fen ndash im Sport auf der Arbeit in den Schulen und Universi-taumlten in der Wirtschaft ebenso wie im Parlament Und hier-zu ist unser Landesprogramm und hierzu sind die Akteure die dieses Landesprogramm in Mecklenburg-Vorpommern leben breit und bestens aufgestellt [hellip]Fuumlr ganz Deutschland fordern wir die Verstetigung der Prauml-vention Die Foumlrderung und die Verteidigung unserer De-mokratie ist keine Projektaufgabe sie ist eine Daueraufgabe und deshalb braucht es auf der Bundesebene endlich ndash und die Gelegenheit ist nun wirklich gekommen ndash ein Demokra-tiefoumlrdergesetz

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

[hellip] unsere Demokratie braucht eine starke Basis unsere De-mokratie braucht eine klare Haltung und unsere Demokratie braucht eine feste Verankerung

(Zuruf von Dr Ralph Weber AfD)

Dafuumlr stehen wir seit uumlber 150 Jahren und dafuumlr stehen wir als demokratische Fraktionen von CDU SPD und LINKEN ge-meinsam [hellip]

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

18 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Innenminister Lorenz Caffier

bdquoSprache ist eine starke Waffeldquo

Frau Praumlsidentin Meine Damen und Herren Abgeordnete

[hellip] im Abstand von jeweils vier Monaten haben uns seit dem Sommer letzten Jahres grauenhafte und bis tief ins Mark erschuumltternde Nachrichten aus unserem Alltag [hellip] geholt [hellip] die Betrachtungsweise es handele sich um ge-stoumlrte Persoumlnlichkeiten ist an und fuumlr sich richtig [hellip] Aber das [hellip] ist eben nur ein Teil der Wahrheit und er blendet komplett den gesellschaftlichen Zustand aus in dem wir uns leider seit einiger Zeit auch in diesem Land befinden

Der Attentaumlter von Hanau mag irgendeinen wirren Quatsch uumlber eine Fernsteuerung durch Geheimdienste den de-struktiven Islam und die Nichtleistungsfaumlhigkeit ganzer Volksgruppen [hellip] fabuliert haben aber diese Gedanken und Haltungen sind eben nicht allein in seinem Kopf ent-standen sondern sie sind Ausdruck der ewigen Debatten ums Anderssein des pauschalen Herabwuumlrdigens ganzer Bevoumllkerungsgruppen [hellip] des Redens vom bdquoAsyltourismusldquo und bdquoanderen Kulturkreisenldquo der bdquoUmvolkungldquo und von ei-ner bdquoInvasionldquo

Foto Uwe Sinnecker

[hellip] Kommen Ihnen meine Herren von der AfD-Fraktion diese Muster bekannt vor

[hellip] Sprache [hellip] ist eine starke Waffe und vielleicht ist es auch kein Zufall dass das Wort bdquoAusloumlserldquo auch den Abzug einer Waffe beschreibt [hellip] Die Sprache hat dazu gefuumlhrt dass aus Spinnern Taumlter wurden die davon uumlberzeugt sind dass es Zeit ist sich zu wehren Wir muumlssen zum Wohle unseres Landes aufhoumlren mit diesem Mist und erst dann meine Herren von der AfD duumlrfen Sie im Umkehrschluss von uns erwarten dass wir aufhoumlren uns von Ihnen zu distanzieren

[hellip] Ja auch Linksextremisten sind keine Kinder von Traurig-keit Es gibt sie und wir bekaumlmpfen sie auch aber ich werde niemals den einen Extremismus mit dem anderen Extremis-mus vergleichen [hellip]

Natuumlrlich ist es jedoch mit einem Antrag und einigen ma-gischen Worten nicht getan Vielmehr hoffe ich [hellip] dass Worte wie bdquoRespektldquo bdquoWertschaumltzungldquo und bdquoMiteinanderldquo eben keine Einbahnstraszlige sind

[hellip] Der liberale Rechtsstaat die gesamte Idee der Demo-kratie mit allen ihren unterschiedlichen Interessen und mit ihrem Schutz fuumlr Minderheiten steht so offen wie nie im modernen Deutschland unter Beschuss Wir brauchen keine Rhetorik die suggeriert dass nur die eigenen Ideen die ein-zig richtigen sind [hellip]

Ich sage das ganz klar in Richtung der AfD aber auch in Richtung aller Abgeordneten Regierungsvertreter und Zu-schauer im Saal Es ist Zeit dass wir uns an die eigene Nase fassen und wieder mehr miteinander ins Gespraumlch kommen [hellip] Sorgen darf jeder Mensch haben und es ist niemandem von uns geholfen wenn wir diese totschweigen [hellip] Aber Sorgen liebe Kolleginnen und Kollegen duumlrfen nie Ausre-de dafuumlr sein den Boden des Grundgesetzes zu verlassen Das ist gerade in einem demokratischen Rechtsstaat nicht verhandelbar ndash Ich bedanke mich fuumlr die Aufmerksamkeit

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDUund Simone Oldenburg DIE LINKE)

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

19 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Ann Christin von Allwoumlrden CDU

bdquoSpurlos gehen Hass und Hetze nicht an Menschen vorbeildquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren bdquoAchte auf deine Gedanken denn sie werden Worte Achte auf deine Worte denn sie werden Handlun-genldquo Mit der Quellenlage dieser Weisheit ist es schwierig Manche vermuten sie im Talmud Ich habe auch schon gele-sen dass es eine chinesische Weisheit sein koumlnnte Am Ende ist es aber auch egal denn der Gedanke dahinter stimmt in jedem Fall Erst kommt der Gedanke dann kommt der Vor-satz dann kommt die Tat

Wir haben in wenigen Monaten drei Taten erlebt die unsere Gesellschaft tief erschuumlttert haben Es waren Taten von Maumln-nern uumlber deren Geisteszustand ich hier nicht abschlieszligend urteilen will Entscheidend ist alle drei haben beziehungs-weise hatten ein Weltbild das von Verschwoumlrungstheorien durchdrungen war die unter Rechtsextremisten houmlchst po-pulaumlr sind Es ist das Weltbild von Menschen die fuumlr alles Un-heil auf dieser Welt einen Suumlndenbock haben Fluumlchtlinge Moslems

(Dr Gunter Jess AfD Oder die AfD)

die Juden oder eben Angela Merkel Wir erleben in den letzten Jahren eine zusehends entgrenzende politische De-batte eine Debatte die mit dem lapidaren bdquoDas wird man ja wohl noch sagen duumlrfenldquo beginnt und die mit handfesten Morddrohungen endet Zumindest drei Menschen in den letzten Monaten haben es nicht bei Drohungen belassen Sie wurden zu Moumlrdern

Ich bin keine Kriminalpsychologin Menschen werden nicht automatisch zu Moumlrdern weil sie in den Medien hier ins-besondere in den sozialen Medien oder auch asozialen Medien damit dauerbeschallt werden dass das Abendland

unterzugehen droht Aber machen wir uns nichts vor spur-los gehen Hass und Hetze nicht an Menschen vorbei Hier gibt es eine relativ klare Ursache-Wirkung-Beziehung und auf die gehe ich am Ende meiner Rede auch noch mal kom-poniert ein

Meine Damen und Herren der grassierende Rechtspopu-lismus uumlberwoumllbt und vergiftet nicht nur die mediale De-batte er zeigt auch parlamentarisch Wirkung naumlmlich in der offenkundigen Verhoumlhnung und Geringschaumltzung all dessen was den Parlamentarismus ausmacht das Ringen um Mehrheiten der Kompromiss das Verfolgen guter Ab-sichten das Anstreben internationaler Zusammenarbeit das Bemuumlhen um Sachlichkeit um Maszlig und Mitte All das ist dem Rechtspopulismus suspekt Seine Kategorien sind Do-minanz und Staumlrke alles andere haumllt er fuumlr Verrat Eben weil das so ist eben weil Rechtspopulisten danach streben den Parlamentarismus laumlcherlich zu machen auszuhoumlhlen und zu uumlberwinden eben deswegen herrscht in diesem Land-tag groszlige Einigkeit Wer mit Hunden ins Bett geht wacht mit Floumlhen auf

Meine Damen und Herren in den Zeitungen war in den vergangenen Wochen und Monaten immer mal wieder von der Weimarer Republik die Rede und davon dass durch die Bonner beziehungsweise jetzt Berliner Republik wieder ein Hauch von Weimar weht mit Blick auf die schwierige Mehrheitsfindung in Thuumlringen Die Weimarer Republik das wissen wir heute war eine Demokratie in der es zu weni-ge Demokraten gab in der mancher noch dem Kaiserreich nachtrauerte und viele eine Diktatur nach sowjetischem Vorbild wuumlnschten Der Untergang der Demokratie wurde beguumlnstigt durch eine Mischung aus purer Ablehnung aus Desinteresse und aus dem fatalem Irrglauben Rechtsextre-misten koumlnnten stubenrein werden wenn man sie streichelt ndash ein fataler Irrtum der Eliten in der Weimarer Republik

(Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

Wir meine Damen und Herren wir hier in diesem Land wer-den diesen Fehler kein zweites Mal machen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Und das ist auch unser historischer Auftrag als wachsame Demokraten Zugleich sind wir in der Pflicht gegenuumlber den Millionen von Toten des Zweiten Weltkrieges aber auch ge-genuumlber den Ermordeten der vergangenen Monate Keine Zusammenarbeit mit Rechtsextremisten keine Zusammen-arbeit mit denjenigen die die politische Debatte vergiften Sie Herr Professor Dr Weber und Sie Herr Kramer haben mitgeschossen ndash Herzlichen Dank fuumlr Ihre Aufmerksamkeit

Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

20 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Nikolaus Kramer AfD

bdquoMeine Fraktion will diese Demokratie auch zur Bekaumlmpfung des Rechts-extremismus belebenldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin [hellip] Liebe Landsleute Es ist ein sehr ernstes Thema uumlber das wir heute debattieren

(Zuruf von Martina Tegtmeier SPD)

Foto Uwe Sinnecker

Die erschuumltternden Morde von Hanau Halle und Kassel ha-ben Spuren hinterlassen Wir erleben eine neue Form der Radikalisierung die die Sicherheit der Menschen auch in Mecklenburg-Vorpommern angreifen kann Deshalb kann es nur folgerichtig sein genau dieses Thema im Landtag zu behandeln [hellip] Wir muumlssen genau hinsehen um zu verste-hen was passiert Das geht nur mit einer klaren Analyse die uns voranbringt

(Torsten Renz CDU Dann mal los)

[hellip] Meine Damen und Herren die Expertenanalyse von Frau Saimeh beschreibt einen psychotischen Taumlter Wir wis-sen dass er in seinem Wahn rassistische Gedanken als Folie genutzt hat Ein so krankhaftes Hasspotenzial meine Da-men und Herren hat auf kaum vorstellbare Art und Weise elf Menschen das Leben genommen und schreckliches Leid verursacht

Ein solcher Fall ist fuumlr unsere Behoumlrden nicht einfach zu ver-hindern da der Taumlter aufgrund seiner buumlrgerlichen Sozialisa-tion lange Zeit unter dem Radar laumluft Es ist auch die Aufgabe der Gesellschaft die Gefaumlhrlichkeit rechtzeitig zu identifizie-ren und praumlventive Maszlignahmen zu ergreifen Daher besteht die Frage auch darin wie wir so furchtbar kranken Menschen rechtzeitig helfen koumlnnen

Meine Damen und Herren nach Ansicht des Psychologen Nils Boumlckler

Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

21 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

[hellip] Stimmen Sie unserem Aumlnderungsantrag zu Zeigen Sie wie echter demokratischer Konsens

(Heiterkeit bei Wolfgang Waldmuumlller CDU)

gegen Extremismus und Rassismus in diesem Hause aus-sieht

(Wolfgang Waldmuumlller CDU Mein lieber Mann)

Liebe Buumlrger dieses Landes ich darf am Ende meiner Rede einen klugen Sozialdemokraten zitieren

(Dr Ralph Weber AfD Falls es so was gibt)

bdquoHeute steuern wir unverdrossen auf eine weitere Stufe der menschlichen Entwicklung zu den Bestmenschen gegen rechts Er beansprucht die alleinige Deutungsmacht uumlber das Gute Am Ende wird die politische und kulturelle Spaltung unseres Landes weiter forciertldquo Herzlichen Dank fuumlr diese Worte an Herrn Mathias Brodkorb

Das ist eine Warnung vor dem Abbruch des demokratischen Gespraumlchs aufgrund eines auf die Spitze getriebenen Mora-lismus Durch die Instrumentalisierung von Hanau ist dies aktueller denn je [hellip] Die Christdemokratie erkennt hoffent-lich bald dass nichts zu gewinnen ist wenn man sich von den LINKEN die Agenda diktieren laumlsst

(Heiterkeit vonseiten der Fraktion der SPD ndash Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Meine Damen und Herren Hanau ist nicht die AfD Meine Partei lehnt Gewalt und jede Form extremistischen Han-delns ab

(Heiterkeit vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE ndash

Beifall vonseiten der Fraktion der AfD ndash Tilo Gundlack SPD Jaaa ndash

Zurufe von Andreas Butzki SPD und Thomas Kruumlger SPD)

[hellip] Herzlichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD und Holger Arppe fraktionslos ndash

Julian Barlen SPD Merken Sie selber oder)

(Zuruf von Christian Brade SPD)

der zu Radikalisierung und Extremismus forscht gehoumlrt zu einer ehrlichen Analyse dass voreilige Schuldzuweisungen voumlllig deplatziert sind Die Einzeltaumlter von Hanau oder Hal-le haben kein geschlossenes Weltbild Sie flicken sich ihre Weltanschauung zusammen um ihre Persoumlnlichkeit zu ins-zenieren Das unterscheidet sie vom politischen Terror der Roten Armee Fraktion oder Organisationen anderer extre-mistischer Schattierungen

Meine Damen und Herren in Hanau und Halle haben wir es mit einer besonders schwierigen Form moumlrderischer Ge-walt zu tun Eine Konsequenz aus diesen Vorfaumlllen kann nur sein dass eine Sensibilisierung von Politik und Gesellschaft stattfindet und bei dieser Aufgabe werte Abgeordnete der Koalition und der LINKEN stehen wir fest an Ihrer Seite

(Heiterkeit vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE ndash

Beifall vonseiten der Fraktion der AfD ndashZuruf von Julian Barlen SPD)

[hellip] Es haumlngt insbesondere davon ab Herr Kruumlger wie wir miteinander ins Gespraumlch kommen und wo wir unsere De-mokratie ernst nehmen

(Thomas Kruumlger SPD Ich moumlchte mit Ihnen nicht ins Gespraumlch gehen ndash

Simone Oldenburg DIE LINKE Wir kommen nicht miteinander ins Gespraumlch)

Meine Fraktion will diese Demokratie auch zur Bekaumlmpfung des Rechtsextremismus beleben

(Beifall Jens-Holger Schneider AfD Genau ndash Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

Die vollstaumlndigen Redebeitraumlge finden Sie im Plenarprotokoll unter wwwlandtag-mvdeparlamentsdokumentehtmlAuf dem YouTube-Kanal des Landtages gibt es die Plenar-sitzungen auch als Video unter wwwlandtag-mvde

Schuumllerinnen des Gymnasialen Schulzentrums Wittenburg auf der Besuchertribuumlne Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

22 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Simone Oldenburg DIE LINKE

bdquoWir werden es nicht zulassen dass sich im Jahr 2020 ein bdquo33ldquo einschleichtldquo

Frau Praumlsidentin Sehr geehrte Damen und Herren Rassis-mus Antisemitismus rechtsextremistisch motivierte An-schlaumlge und Morde sowie die gewaltbereite und verrohte Sprache greifen unser Leben unsere Demokratie seit Jahren an Es gibt Tage nach Anschlaumlgen oder gewaltbereiten Aumlu-szligerungen an denen Trauer uumlberwiegt und sich Fassungslo-sigkeit breitmacht Und in dieser Zeit bringt der gemeinsame Antrag von SPD CDU und meiner Fraktion ein bisschen mehr Hoffnung und mehr Entschlossenheit [hellip]

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

[hellip] Wir zeigen dass Demokratinnen und Demokraten trotz unterschiedlicher politischer Ansichten zum Schutz der Volksherrschaft zum Schutz der Rechtsstaatlichkeit und zum Schutz der Menschen zusammenarbeiten

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

[hellip] Sehr geehrte Damen und Herren

(Dr Ralph Weber AfD Aber die darf man ja nicht ansprechen)

wie konnten die Faschisten 1933 die Macht ergreifen

(Zuruf von Ralf Borschke AfD)

Sie kamen mit ganz legalen Mitteln an die Macht

(Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

[hellip] Sie installierten das Fuumlhrungsprinzip mit Gleichschal-tung Notstandsgesetzgebung Parteienverboten mit der Verfolgung Andersdenkender Andershandelnder

Foto Uwe Sinnecker

(Peter Ritter DIE LINKE Sie waren da oder was)

Andersaussehender

(Peter Ritter DIE LINKE Waren Sie da)

Anderssprechender

(Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes AfD)

Andersliebender

(Peter Ritter DIE LINKE Waren Sie da ndash Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes AfD)

Andersglaumlubiger

(Peter Ritter DIE LINKE Haben Sie Goebbels da getroffen)

und Anderslebender

(Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes AfD)

[hellip] Und das sehr geehrte Damen und Herren das sind nicht nur Taten der Geschichte nein Geschichte droht sich zu wiederholen denn auch in den letzten Jahren schafften es Rechtsextreme in die Parlamente ob in Thuumlringen oder in Mecklenburg-Vorpommern

(Zuruf von Christoph Grimm AfD)

So aumltzte der Vorsitzende der AfD-Fraktion im Thuumlringer Landtag Houmlcke ich zitiere man werde bdquoso fuumlrchte ich nicht um eine Politik der sbquowohltemperierten Grausamkeitlsquo herum-kommen Existenzbedrohende Krisen erfordern auszligerge-woumlhnliches Handeln Die Verantwortung dafuumlr tragen dann diejenigen die die Notwendigkeit dieser Maszlignahmenldquo

(Zuruf von Juumlrgen Strohschein AfD)

bdquomit ihrer unsaumlglichen Politik herbeigefuumlhrt habenldquo

(Zuruf von Christoph Grimm AfD)

Ende des Zitats

[hellip] Wir werden es nicht zulassen dass sich im Jahr 2020 ein bdquo33ldquo einschleicht denn wer einen Fuumlhrer installieren will Mi-granten von der Teilhabe am Leben ausschlieszligen moumlchte wer die Zeit des Hitler-Faschismus relativieren will und nicht als das anerkennt was sie ist die grausamste Zeit deutscher Geschichte europaumlischer Geschichte und der Weltgeschich-te der sehr geehrte Damen und Herren der ist ein Faschist Mit einer Partei die Faschisten in ihren Reihen hat werden wir niemals zusammenarbeiten

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

23 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Corona-Virus sorgt fuumlr EinschraumlnkungenAbgeordnete appellieren an Sachlichkeit Vernunft und Solidaritaumlt

Kinder duumlrfen nicht zur Kita und Schule Geschaumlfte Restaurants Hotels The-ater ndash geschlossen Groszligeltern und Freunde treffen ndash verboten Veranstaltungen aller Art ndash auf unbestimmte Zeit abgesagt Das oumlffentliche Leben steht auch in MV nahezu still Noch niemals zuvor mussten Bund und Laumlnder zu derart drasti-schen Maszlignahmen fuumlr die Buumlrgerinnen und Buumlrger greifen Doch sie entschei-den dies aus gutem Grund ndash um die Ausbreitung der hoch ansteckenden Coro-na-Viren einzuschraumlnken Auch der Landtag hat sich mit dem Thema Corona befasst Als die Abgeordneten am 11 Maumlrz auf Antrag der CDU-Fraktion in der Aktuellen Stunde uumlber die Situation in MV debattierten war das Land noch weit von diesen Einschraumlnkungen entfernt Eine der draumlngendsten Fragen zu diesem Zeitpunkt war noch inwiefern Groszligveranstaltungen abgesagt werden In den folgenden Wochen haben sich die Ereignisse nahezu taumlglich uumlberschlagen Weltweit Bundesweit Landesweit Und zu groszligen Einschraumlnkungen fuumlr nahezu jede und jeden im Land gefuumlhrt

bdquoWahrscheinlich gab es in den letzten Jahren keine aktuellere Aktuelle Stun-de hier im Landtag als die heutigeldquo sagte Sebastian Ehlers (CDU) bdquoQuasi im Stundentakt uumlberschlagen sich die Mel-dungen und Ereignisseldquo Dass das Virus auch in MV ankomme sei nur eine Fra-ge der Zeit gewesen bdquoEs geht jetzt da-rum die Ausbreitung zu unterbrechen bzw zu verlangsamenldquo Hier sei jeder Einzelne gefragt Hygieneregeln einzu-halten unnoumltige Reisen zu meiden und auf Freizeitaktivitaumlten zu verzichten bei denen sich viele Menschen zusammen-finden Ihm sei bewusst dass sich jede

Einschraumlnkung auch auf die Wirtschaft auswirken werde Er begruumlszligte dass der Bund bereits Kurzarbeitergeld Liqui-ditaumltshilfen Buumlrgschaften und Steuer-stundungen fuumlr betroffene Unterneh-men zugesagt habe bdquoAuch wir im Land werden wenn es notwendig ist die Unternehmen bei uns nicht im Stich lassenldquo Er zeigte sich uumlberzeugt dass das Gesundheitssystem gut auf die Aus-breitung des Virus vorbereitet sei bdquoAber es wird an Grenzen gefuumlhrt werdenldquo Umso wichtiger sei es jetzt besonnen und vernuumlnftig zu handeln um die In-fektionsketten zu unterbrechen

bdquoWir sind gut auf die Krankheit vorbe-reitetldquo pflichtete Gesundheitsminister Harry Glawe bei Alle zustaumlndigen Be-houmlrden bei Bund Land und Kommunen stuumlnden in engem Austausch miteinan-der MV sei seit gut 14 Tagen von dem Virus betroffen Grund zur Panik gebe es aber nicht Um die Arztpraxen zu ent-lasten werde sein Ministerium landes-weit neun Abstrich-Zentren einrichten Zudem erhalte die Kassenaumlrztliche Ver-einigung Geld um Schutzausruumlstung fuumlr niedergelassene Aumlrzte zu beschaf-fen Daruumlber hinaus habe das Land eine Hotline fuumlr Buumlrger (0385588-5888) und Unternehmer (0385588-5588) ein-gerichtet Erleichtert zeigte er sich da-ruumlber dass der Bund die Schwelle fuumlr Kurzarbeit gesenkt habe Der Minister appellierte an alle die befuumlrchten am Coronavirus erkrankt zu sein zunaumlchst beim Hausarzt anzurufen Dieser werde dann alle weiteren Schritte einleiten Er kuumlndigte an jede Entwicklung mit Au-genmaszlig zu analysieren und daraus ta-gesaktuell Entscheidungen abzuleiten Sein besonderer Dank galt allen die sich intensiv fuumlr das Zuruumlckdraumlngen des Vi-rus einsetzten

bdquoFakt ist dass wir die Pandemie nicht auf-halten koumlnnenldquo verdeutlichte Nikolaus Kramer (Fraktionschef AfD) bdquoWir koumlnnen lediglich ihren massenhaften Ausbruch verhindern Und da ist jeder Einzelne von uns in der Pflichtldquo Fuumlr jeden sollte es inzwischen selbstverstaumlndlich sein sich regelmaumlszligig die Haumlnde zu waschen weil im Supermarkt im oumlffentlichen

Mit Markierungen im Abstand von 15m auf dem Boden sollen die Kunden im Supermarkt ermahnt werden einen Sicherheitsabstand zueinander einzuhalten

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24 A u s d e m P l e n u m A k t u e l l e S t u n d e

Personennahverkehr kurzum uumlberall wo man sich drauszligen bewegt konta-minierte Flaumlchen lauern koumlnnen bdquoJeder Tag den wir gewinnen ist ein guter Tagldquo Er appellierte daran parteiuumlber-greifend zusammenzuhalten bdquodenn es wird ein nationaler Kraftakt werden moumlglicherweise auch ein europaumlischer Kraftaktldquo Sich mit Grundnahrungsmit-teln und Wasser einzudecken sei rich-tig Es muumlsse jedoch niemand in Panik verfallen und beim Einkaufen hamstern

bdquoWir sprechen uumlber eine Situation die wir in ihrem Ausmaszlig vor einigen Wochen so noch nicht ahnen konntenldquo aumluszligerte Julian Barlen (SPD) Bei aller nachvoll-ziehbaren Sorge uumlber die Entwicklung und ihre Folgen komme es jetzt darauf an besonnen und gelassen zu bleiben ndash auch dann wenn die Schutzmaszlignah-men ausgeweitet werden sollten Er warb darum in Zeiten von Fake News nicht jeder Horrormeldung einfach so Glauben zu schenken und Vertrauen ins Gesundheitssystem zu haben bdquoDeutsch-land und Mecklenburg-Vorpommern sind im internationalen Vergleich wirklich gut vorbereitet Wir haben gute Kliniken wir haben fitte Aumlrzte wir haben aus-gewiesene Experten ein ausgebautes Krankheitswarn- und Meldesystem und wir haben Notfallplaumlneldquo Das Virus werde unbestritten auch die Wirtschaft treffen In welchem Ausmaszlig sei ungewiss bdquoEines ist aber klar und auch klares Signal hier aus dem Landtag Kein Unternehmen darf in ernste Schieflage oder gar Insol-venz geraten kein Arbeitsplatz darf ge-faumlhrdet werdenldquo

bdquoWir sollten die Coronakrise auch nutzen um die Globalisierung kritisch zu hinter-fragenldquo fuumlhrte Holger Arppe (fraktions-los) an Produktionen ins Ausland zu ver-lagern erweise sich nun als Achillesferse fuumlr Deutschland und MV bdquoDie meisten unserer Arzneimittel kommen aus China oder Indien Das ist mit ein Grund wes-halb wir jetzt Lieferengpaumlsse in dem Be-reich habenldquo Die Landesregierung sollte sich deshalb auf Bundesebene dafuumlr einsetzen Schluumlsselindustrien wieder in Deutschland anzusiedeln

Fuumlr DIE LINKE offenbare die Pandemie wie fragil unsere Lebensgrundlagen sind bdquoWir werden auf uns selbst zuruumlck-geworfen und muumlssen uns fragen Koumln-

Stichwort Corona

Wie wird das Virus uumlbertragen

Von Mensch zu Mensch Hauptsaumlchlich uumlber Troumlpfcheninfektion insbesondere durch Niesen und Husten oder wenn beim Sprechen winzige Troumlpfchen wei-tergegeben werden Das Robert-Koch-Institut schlieszligt nicht aus dass man sich auch uumlber verunreinigte Oberflaumlchen (Schmierinfektion) anstecken kann Die haumlufigsten Infektionsketten gehen den Wissenschaftlern zufolge aber auf eine direkte Uumlbertragung zuruumlck Die Ge-fahr sich anzustecken wird in Deutsch-land derzeit als hoch eingeschaumltzt Wie kann man sich vor einer Ansteckung schuumltzen

Waschen Sie sich regelmaumlszligig und gruumlnd-lich die Haumlnde Unter flieszligendem Was-ser und mit reichlich Seife Mindestens 20 Sekunden lang Niesen Sie in ein Ein-wegtaschentuch oder in die Armbeuge Halten Sie beim Husten oder Niesen min-destens einen Meter Abstand zu ande-ren und drehen Sie sich weg Halten Sie generell zu anderen Menschen einen Abstand von mindestens 15 Metern Vermeiden Sie soziale Kontakte Fassen Sie sich nicht mit den Haumlnden ins Ge-sicht Geben Sie niemandem die Hand

Welche Krankheitszeichen koumlnnen auftreten

Symptome die am haumlufigsten beo-bachtet werden sind Husten Unwohl-sein und Fieber Manche Betroffene klagen auch uumlber Durchfall In schweren Faumlllen kann die Erkrankung zu Atem-problemen fuumlhren und toumldlich enden Infektionen koumlnnen aber auch ohne Krankheitszeichen ablaufen Die Inku-bationszeit also der Zeitraum zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krank-heit betraumlgt bis zu 14 Tage

Fuumlr wen ist eine Infektion besonders gefaumlhrlich

In den meisten Faumlllen verlaumluft die Krank-heit mild Manche Menschen sind aber eher gefaumlhrdet fuumlr einen schweren Ver-lauf als andere Zu den Risikogruppen gehoumlren unter anderem aumlltere Men-schen Raucher oder Menschen mit be-stimmten Vorerkrankungen Das Robert-Koch-Institut zaumlhlt dazu zum Beispiel Herzkreislauferkrankungen Diabetes Erkrankungen des Atmungssystems der Leber und der Niere sowie Krebserkran-kungen

Quellen wwwbzgade (Bundeszentrale fuumlr gesundheitliche Aufklaumlrung) wwwrkide (Robert-Koch-Institut) und wwwbundesregierungde

Abschied

Mecklenburg-Vorpommerns erster Mi-nisterpraumlsident Alfred Gomolka ist am 24Maumlrz im Alter von 77 Jahren gestor-ben Anlaumlsslich der Nachricht erklaumlr-te Landtagspraumlsidentin Birgit Hesse

bdquoDer Landtag trauert um Prof Dr Alfred Gomolka

Als Abgeordneter der ersten Wahlperi-ode des Landtages MV und erster frei gewaumlhlter Ministerpraumlsident unseres Bundeslandes hat er sich mit seinem Wirken um den Aufbau der parlamen-tarischen Demokratie in MV in beson-derer Weise verdient gemacht Als Politikerin wie Repraumlsentantin unseres Landesparlamentes trauere ich um einen uumlber die Parteigrenzen hinweg geschaumltzten Politiker dessen Stimme auch nach seiner aktiven Zeit Gewicht hatte Meine Gedanken sind in diesen Stunden bei der Familie des Verstor-benenldquo

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25 A u s d e m P l e n u m A k t u e l l e S t u n d e

Polizei erhaumllt mehr BefugnisseSicherheits- und Ordnungsgesetz soll digitale Ermittlungen erleichtern

Unerlaumlsslich und genau richtig Nicht weitreichend genug Zu weit gehend Auf diesen Nenner lassen sich die Positi-onen der Landtagsfraktionen zum neu-en Sicherheits- und Ordnungsgesetz bringen Die neuen Regelungen sollen der Polizei in MV mehr Befugnisse ge-ben insbesondere fuumlr Ermittlungen im Internet Sie erlauben den Beamten zum Beispiel heimlich auf Computer Tablets und Smartphones zuzugreifen

oder Telefonate zu uumlberwachen Das Anliegen dahinter Terrorismus Online-Kriminalitaumlt und Kinderpornografie wir-kungsvoller zu bekaumlmpfen Die Aumlnde-rungen wurden monatelang kontrovers diskutiert In der Oumlffentlichkeit In den Fraktionen Im Innenausschuss und in Anhoumlrungen mit Sachverstaumlndigen Und im Maumlrz nach zweiter Lesung im Landtag mit den Stimmen von SPD CDU und AfD beschlossen

Besonders fuumlr Ermittlungen im Internet erhaumllt die Polizei mehr Moumlglichkeiten

nen wir weiter so produzieren das Pro-duzierte verteilen und konsumieren wie bisher Was ist eigentlich wirklich wich-tig in unserem Leben Und wie gehen wir miteinander umldquo meinte Torsten Koplin bdquoKlingt pathetisch ist es aber nichtldquo Das Virus werfe auch ein Licht auf die Schwaumlchen des Gesundheits-systems An vielen Stellen mangele es an Desinfektionsmittel und Schutzbe-kleidung bdquoWir fordern daher den unver-zuumlglichen Aufbau einer landeseigenen Notfallreserve fuumlr Desinfektionsmittel und Schutzbekleidungldquo Daruumlber hinaus verlangte er die Ausbil-dungskapazitaumlten in der Pflege und die Zahl der Medizinstudienplaumltze zu erhouml-hen bdquoWir muumlssen vorausschauend dafuumlr sorgen dass wir endlich genug Pflege-

rinnen und Pfleger sowie Aumlrztinnen und Aumlrzte habenldquo Sein dringlicher Appell an die Bevoumllkerung den Empfehlungen der Behoumlrden Folge zu leisten bdquoBeson-nenheit Ruumlcksichtnahme und Solidari-taumlt sind das Gebot der Stundeldquo

Ein Dreiklang auf den auch Ministerprauml-sidentin Manuela Schwesig setzt Sie bat um Verstaumlndnis wenn es in naumlchs-ter Zeit zu weiteren Einschraumlnkungen kommen sollte Die Lage sei ernst Manch einer moumlge die Maszlignahmen vielleicht fuumlr uumlbertrieben halten Hier gehe es aber um den Schutz von Men-schenleben Auch wer sich selbst nicht fuumlr gefaumlhrdet halte habe eine Verant-wortung gegenuumlber Risikopatienten bdquoUm diese Solidaritaumlt bitte ich unsere

Bevoumllkerungldquo Sie verstehe die Sorgen der Wirtschaft Das Land sei jedoch gut vorbereitet Sie befuumlrwortete die Re-gelungen des Bundes zur Kurzarbeit bdquoMit Kurzarbeit sind wir sehr sehr gut durch die Finanz- und Wirtschaftskrise gekommen Es ist eine Maszlignahme mit der wir gute Erfahrungen habenldquo Auch mit dem kuumlrzlich beschlossenen Lan-deshaushalt fuumlr 20202021 sei MV gut fuumlr schwierige Situationen aufgestellt In den naumlchsten Wochen werde man auf viele Dinge flexibel reagieren muumlssen bdquoIch bin sehr sehr zuversichtlich dass wir genau mit diesem Dreiklang ndash die Kraft aufbringen sich der Pandemie zu stellen besonnen zu reagieren und soli-darisch zu handeln ndash in der Bevoumllkerung auch das meistern koumlnnenldquo

bdquoDas neue Gesetz ist eine Antwort auf das digitale Zeitalterldquo verdeutlichte Manfred Dachner (SPD) Waumlhrend sich Taumlter bildlich gesehen in duumlsengetrie-benen Fahrzeugen auf der Datenau-tobahn bewegten seien die Ermittler noch im Wartburg unterwegs bdquoMit dem Gesetz geben wir der Polizei die Befugnis effektiver die Allgemeinheit und den Einzelnen zu schuumltzenldquo Die Erweiterungen moumlgen bdquowie ein Grusel-kabinett von Maszlignahmenldquo klingen ndash aber nur wenn man nicht deutlich dazu sage dass ihre Anwendung auf Tatsa-chen beruhen muss die eine Gefahr fuumlr Leib und Leben bedeuten Bloszlige Ver-dachtsmomente reichten nicht aus Das gelte auch fuumlr Menschen im direkten Umfeld einer Zielperson Selbst die

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

26 A u s d e m P l e n u m | B e r i c h t e

Groszligmutter von Al Capone haumltte nach diesem Gesetz keine Polizeimaszlignahme zu befuumlrchten sofern keine Tatsachen vorliegen dass von ihr selbst Gefahren ausgingen so Dachner Zudem stuumlnden alle freiheitseinschraumlnkenden Maszlignah-men unter Richtervorbehalt Er betonte bdquoDie Polizei war und ist immer ein zu-verlaumlssiger Huumlter des Gesetzes Das wird auch im neuen SOG so bleibenldquo

Nikolaus Kramer (Fraktionsvorsitzen-der AfD) begruumlszligte die Aumlnderungen bdquoEs ergibt schlichtweg keinen Sinn die Landespolizei zur Abwehr schwerwie-gender Gefahren personell aufzusto-cken ihr aber dann die notwendigen Moumlglichkeiten der Erkenntnisgewin-nung vorzuenthaltenldquo An einigen Stel-len sehe er jedoch Nachbesserungs-bedarf So sollten Ermittler zur Abwehr terroristischer Straftaten Menschen auch praumlventiv in Gewahrsam nehmen duumlrfen bdquoUnd wir wollen Journalisten als Berufsgeheimnistraumlger explizit schuumlt-zenldquo Die Sorge vor einem Uumlberwa-chungsstaat hielt er fuumlr unbegruumlndet bdquoDas neue Sicherheits- und Ordnungs-gesetz ist mit Sicherheit keine neue Stasi 20ldquo Alles andere sei bdquoPolemik eines linken Milieusldquo und verkenne die unab-haumlngigen Kontrollinstanzen des Rechts-staats Kritik uumlbte er an der neuen Om-budsstelle fuumlr Polizisten Sie schuumlre nur Misstrauen innerhalb der Landespolizei bdquoBei uns im Land gibt es viele Stellen an die sich Polizisten in Not wenden koumln-nenldquo ndash denen nun das Vertrauen abge-sprochen werde

bdquoDas einzig Schlechte an dem Gesetz ist dass es nicht schon letztes Jahr in Kraft getreten istldquo sagte Ann Christin von Allwoumlrden (CDU) bdquoGerade die er-weiterten Online-Befugnisse sind in Zeiten der allgemeinen Digitalisierung ein zwingend notwendiges polizei-liches Mittel zur Gefahrenabwehrldquo Viele der gezeichneten Horrorszenarien seien bdquokompletter Stussldquo Sie offenbarten le-diglich welches Misstrauen die politi-schen Raumlnder gegenuumlber der Polizei hegten bdquoDie Gefahr dass der Staat die Daten missbraucht geht gegen nullldquo Von ihrer Kritik am Umgang mit dem Gesetzentwurf nahm sie auch die Me-dien nicht aus Dem Land einerseits den Weg in einen Uumlberwachungsstaat zu unterstellen anderseits aber damit

zu werben fuumlr ein neues Zeitungsabo bdquoAlexaldquo obendrauf zu legen sei blan-ker Hohn Sie betonte dass das Gesetz Medienvertreter gegenuumlber dem bis-herigen Recht nicht schlechter stelle bdquoMoumlglich dass Medienvertreter sich was das angeht schon immer schlecht behandelt gefuumlhlt haben Aber neu sind die beklagten Regelungen ganz und gar nichtldquo

Fuumlr DIE LINKE greift der Gesetzentwurf zu weit in die Grundrechte der Buumlrger ein bdquoOnline-Durchsuchungen und Quellen-TKUuml [Telekommunikationsuuml-berwachung] unter dem Vorwand der Gefahrenabwehr stellen einen Paradig-menwechsel dar dessen Flurschaden noch gar nicht absehbar istldquo sagte Peter Ritter bdquoAus der Polizei als allgemeinem Inbegriff von Sicherheit und Gefahren-abwehr wird eine Institution deren Ar-beit auf Unsicherheit und Sicherheits-luumlcken von IT-Systemen basiertldquo Das werde das Vertrauen der Buumlrger in die Polizei nicht staumlrken Er forderte dem Zuwachs an Befugnissen eine unabhaumln-gige Beschwerdestelle gegenuumlberzu-stellen an die sich nicht nur Polizisten sondern auch Buumlrger wenden koumlnnen

Da sich der Vorsitzende des Innenaus-schusses in der Debatte weder zu den Beratungen noch zur Anhoumlrung im Ausschuss geaumluszligert habe empfahl er allen Interessierten einen Blick in die Beschlussempfehlung bdquoDenn die Anhouml-rung hat ein ganz anderes Bild ergeben als hier in einzelnen Reden dargestellt wurdeldquo Saumlmtliche Hinweise Kritiken oder Anregungen seien jedoch in den Wind geschlagen worden

Auf Antrag der Fraktion DIE LINKE wur-de uumlber den Gesetzentwurf nament-lich abgestimmt Daran nahmen 68 Abgeordnete teil 56 stimmten fuumlr den Gesetzentwurf 12 dagegen Die Aumlnde-rungsantraumlge der Opposition wurden abgelehnt

Gesetzentwurf Landesregierung Drucksache 73694Beschlussempfehlung Innenausschuss Drucksache 74766Aumlnderungsantraumlge DIE LINKE Drucksachen 74776 und 74777Aumlnderungsantraumlge AfD Drucksachen 74778 und 74779

Info

bull InbegruumlndetenFaumlllendarfdiePolizeiPCs Smartphones und Tablets von Zielpersonen durchsuchen und uumlber-wachen Bei Bedarf auch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Voraussetzung dafuumlr ist in jedem Fall eine richterliche Genehmigung

bull Neben Festnetz undMobilfunk duumlr-fen Ermittler nun auch Telefonge-spraumlche uumlbers Internet uumlberwachen und mithilfe einer Software auf ver-schluumlsselte Inhalte zugreifen Auch fuumlr diese Quellen-Telekommunikati-onsuumlberwachung (Quellen-TKUuml) ist eine richterliche Genehmigung not-wendig

bull Laumlsst sich die Identitaumlt einer Per-son nicht anders feststellen duumlrfen Ordnungsbehoumlrden die betroffene Person bis zum Eintreffen der Polizei festhalten

bull Der finale Rettungsschuss wird alsklarstellende Regelung in das SOG aufgenommen

Er ist bisher auch schon moumlglich aber nicht explizit gesetzlich festge-halten

bull InpolizeilichenRaumlumendie fuumlrdieGewahrsamnahme genutzt werden wird Videouumlberwachung erlaubt

bull Um Straftaten zu verhindern oderVermisste zu suchen darf die Lan-despolizei auch Drohnen einsetzen

bull Vollzugsbediensteten der Zollver-waltung wird eine Eilzustaumlndigkeit eingeraumlumt Damit koumlnnen auch sie gefahrenabwehrend taumltig werden

bull Security-PersonalbeiGroszligveranstal-tungen soll regelmaumlszligig einer Zuver-laumlssigkeitspruumlfung unterzogen wer-den

bull Der Katalog der Straftaten von er-heblicher Bedeutung wird unter an-derem um Terrorismusfinanzierung die Verbreitung von Kinderporno-grafie Geldwaumlsche und das Ein-schleusen von Auslaumlndern erweitert

Quelle Innenministerium

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

27 A u s d e m P l e n u m | B e r i c h t e

Enquete-KommissionkommtGremium soll uumlber die Zukunft der medizinischen Versorgung in MV beraten

Um die stationaumlre Versorgung kran-ker oder verletzter Menschen kuumlm-mern sich in MV 37 Krankenhaumluser Je-den einzelnen dieser Standorte auch in Zukunft zu erhalten ist ein Ziel das alle Fraktionen im Landtag eint Uumlber den Weg dahin gehen die Meinungen allerdings auseinander DIE LINKE haumllt es unter anderem fuumlr geboten private Krankenhaumluser gegebenenfalls in oumlf-fentliche Traumlgerschaft zuruumlckzufuumlh-ren und forderte bis Herbst entspre-chende Moumlglichkeiten auszuloten Die Koalitionsfraktionen legten einen Dringlichkeitsantrag vor Ein zen-traler Punkt darin Schnellstmoumlglich eine Enquete-Kommission ins Leben zu rufen die die Zukunft der medizi-nischen Versorgung in MV als groszliges Ganzes beleuchtet

Ein vorbildliches Gesundheitsnetz auf der einen Seite marode Kliniken und veraltete Technik auf der anderen ndash in diesem Konfliktfeld habe sich das Ge-sundheitswesen nach der Wende be-funden skizzierte Torsten Koplin (DIE LINKE) bdquoDas Heil aus dieser Situation wurde im Umbruch der Eigentumsver-haumlltnisse gesehenldquo In keinem anderen ostdeutschen Bundesland seien so viele Krankenhaumluser privatisiert worden wie in MV ndash die meisten zwischen 1991 und 1996 Unter der SPDPDS-Regierung in den Jahren 1998 bis 2006 seien es sechs gewesen bdquoSeither zieht eine Beutegemeinschaft privater Klinikkon-zerne durch das Landldquo die ndash getrieben von Effizienzrenditen ndash unprofitable Krankenhausbereiche wie Kinder- und Jugendmedizin Gynaumlkologie und Ge-burtshilfe auslese Hier muumlsse die Politik Verantwortung uumlbernehmen und ge-gebenenfalls private Krankenhaumluser in oumlffentliche Traumlgerschaft zuruumlckfuumlhren bdquoEs geht nicht um eine Situation die von

heute auf morgen ansteht Aber wir ha-ben politisch Vorsorge zu leisten fuumlr den Fall der Faumllleldquo Als Finanzierungsquelle brachte er den Strategiefonds ins Spiel

Die stationaumlre Versorgung langfristig flauml-chendeckend aufrechtzuerhalten stehe fuumlr die Koalitionsfraktionen auszliger Frage Sich in jeder Landtagssitzung einzelnen Standorten oder Herausforderungen zu widmen werde die Probleme aber nicht loumlsen begruumlndete Sebastian Ehlers(CDU) den auf Initiative seiner Frakti-on eingereichten Dringlichkeitsantrag Er halte es fuumlr sinnvoller die Dinge zu buumlndeln bdquoWir wollen deshalb heute die Weichen stellen fuumlr eine Enquete-Kom-mission Zukunft der medizinischen Versorgung in Mecklenburg-Vorpom-mernlsquoldquo Mit dem Ziel konkrete Details fuumlr eine zukunftsfaumlhige medizinische Versorgung im Land auszuarbeiten Er warb darum alle Gedankenspiele zuzu-lassen und innovative Wege zu gehen bdquoDa darf es keine Denkverbote gebenldquo Er appellierte daran die Enquete-Kom-mission schnell ins Leben zu rufen und noch bis zum Ende der Wahlperiode zu Ergebnissen zu kommen

Gesundheitsminister Harry Glawe un-terstrich dass das Gesundheitssystem von einer Vielfalt an Anbietern lebe Dazu gehoumlrten private und kommunale Traumlgerschaften genauso wie die freie Wohlfahrt bdquoGrundsaumltzlich ist das immer ein Dreiklangldquo Das was DIE LINKE hier einfordere stehe vor einer hohen Huumlrde im Grundsatz und im Grundgesetz Trauml-gerschaften unter Zwang zu veraumlndern sei ausgeschlossen bdquoEs muss immer einen Verkaumlufer geben und einen der kaufen willldquo Er zeigte sich uumlberzeugt dass die gegenwaumlrtige Gesundheits-struktur im Land auch in den naumlchsten Jahren Bestand haben werde Eine En-quete-Kommission sei aber ein guter Weg um fraktionsuumlbergreifend und mit Fachleuten uumlber die Krankenhausland-schaft und deren Strukturen nachzu-denken und Empfehlungen zur Sicher-stellung der medizinischen Versorgung zu erarbeiten

bdquoWir wissen dass linke Politik gern von einer Ausweitung der Staatsquote traumlumtldquo sagte Dr Gunter Jess (AfD) bdquoWir meinen dagegen dass wir alle auch private Ressourcen fuumlr eine

gute Gesundheitsversorgung nutzen solltenldquo Krankenhaumluser in Gaumlnze oder Teilbereichen zu rekommunalisieren sei daher eine Handlungsoption aber kein Koumlnigsweg Einer Enquete-Kommission die bis zu Sommerpause 2021 Ergeb-nisse praumlsentieren soll stand er skep-tisch gegenuumlber bdquoIch denke da wird nichts Vernuumlnftiges bei rauskommenldquo Er habe vielmehr den Eindruck dass die Koalitionsfraktionen mit den selbst ver-ursachten Problemen nicht mehr fertig werden und sich mit der Kommission und mit Blick auf die Landtagswahl 2021 bdquogeschickt aus der Affaumlre ziehen wollenldquo Er nehme den Koalitionsfraktionen die Rolle des Gestalters jedenfalls nicht ab sondern frage sich warum die Antrag-steller nach 30 Jahren direkter oder in-direkter Regierungsverantwortung in Bund und Land nicht schon laumlngst ge-handelt haben

bdquoMosaiksteine bringen nicht vielldquo warb Julian Barlen (SPD) fuumlr die Enquete-Kommission bdquoWir brauchen einen lang-fristig tragfaumlhigen Masterplanldquo Im Kern gehe es um ein sektoruumlbergreifendes multiprofessionelles Versorgungskon-zept bdquoDie Menschen erwarten zu Recht dass sich der Staat um die wesentlichen Belange der Daseinsvorsorge kuumlmmert und wenn noumltig dem Markt auch die Stirn bietetldquo Das Land duumlrfe nicht weiter dabei zuschauen wenn private Traumlger wichtige aber weniger oder nicht pro-fitable Bereiche wie Geburtshilfe oder Paumldiatrie abstoszligen bdquoDie Politik muss es sein die die Regeln dieses Spiels be-stimmt und gemeinsam mit den Betei-ligten aktiv und mit klaren Anforderun-gen ausgestaltet Das ist die Motivation fuumlr den heutigen Antragldquo Der Landtag muumlsse in diesen Fragen eng an der Seite der Menschen stehen die diese Versor-gung dringend brauchten Aufgabe der Enquete-Kommission sei es deshalb den Status quo zu analysieren Perspek-tiven in den Blick zu nehmen und Emp-fehlungen fuumlr eine flaumlchendeckend und zukunftsfaumlhige Gesundheitsversorgung auszusprechen

Sebastian Ehlers (CDU) warnte davor den Eindruck zu erwecken Re-Kom-munalisierungen wuumlrden alle Probleme loumlsen bdquoDas ist zu kurz gedachtldquo Auch kommunale Krankenhaumluser seien nicht vor Personalmangel gefeit Als Finanzie-

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

28 A u s d e m P l e n u m | B e r i c h t e

rungsquelle den Strategiefonds anzu-fuumlhren helfe nicht weiter bdquoDa koumlnnen Sie ein halbes Krankenhaus zuruumlck-kaufenldquo Pauschal von einer bdquoBeutege-meinschaft privater Klinikkonzerneldquo zu sprechen hielt er nicht fuumlr angebracht bdquoMan muss immer aufpassen dass man nicht verallgemeinertldquo Den Vorwurf der AfD wieszlig er zuruumlck Niemand wol-le sich hinter eine Enquete-Kommission verstecken Im Gegenteil bdquoWir werden hier sehr offen und kontrovers die Din-ge diskutieren auch mit Experten Was am Ende dabei rauskommt das weiszlig ich heute ehrlicherweise auch noch nichtldquo

Die Traumlgervielfalt der Krankenhaumluser stelle seine Fraktion nicht infrage be-tonte Torsten Koplin (DIE LINKE) bdquoWir muumlssen uns nur mit dem Punkt aus-einandersetzen was passiert wenn ein Krankenhaustraumlger nicht in der Lage oder gewillt ist seinen Versorgungs-auftrag zu erfuumlllenldquo Selbst die Minister-praumlsidentin habe in der Aufregung um Parchim und Crivitz Re-Kommunalisie-rungen ins Feld gefuumlhrt bdquoWir wollen mit unserem Antrag nichts anderes als sich damit auseinanderzusetzenldquo Eine En-quete-Kommission ins Leben zu rufen sei begruumlszligenswert Sie werde jedoch nicht in einem Jahr mit ihrer Arbeit fertig sein Er draumlngte daher mit einem Aumlnde-rungsantrag darauf sie in der naumlchsten Legislaturperiode fortzufuumlhren und im Sommer zunaumlchst einen Zwischenbe-richt vorzulegen

Uumlber den Antrag der Linken wurde na-mentlich abgestimmt Dabei wurden 63 Stimmen abgegeben 12 Abgeordnete votierten mit Ja 51 mit Nein Damit ist der Antrag abgelehnt Der Koalitions-antrag fand mit den Stimmen von SPD CDU einigen Abgeordneten der AfD und dem fraktionslosen Abgeordneten Holger Arppe eine Mehrheit Der Aumlnde-

Stichwort Dringlichkeitsantrag

Ein Dringlichkeitsantrag ist ein Antrag der erst zu Beginn der Landtagssit-zung auf die Tagesordnung gesetzt wird Normalerweise muumlssen die Frak-tionen ihre Beratungsgegenstaumlnde laut Geschaumlftsordnung spaumltestens zwei Wochen vor der Sitzung bei der Landtagspraumlsidentin einreichen Manchmal ergeben sich aufgrund aktueller Entwicklungen Anlaumlsse fuumlr Antraumlge erst nach dieser Frist Ob ein Antrag fuumlr dringlich befunden wird entscheiden die Abgeordneten Stimmt mindestens eine Zweidrit-telmehrheit der Landtagsmitglieder dafuumlr wird er nachtraumlglich bzw zu-saumltzlich auf die Tagesordnung gesetzt Vor der Abstimmung hat die Fraktion die den Antrag stellt die Moumlglichkeit die Dringlichkeit in einem kurzen Re-debeitrag zu begruumlnden Alle anderen Fraktionen koumlnnen darauf erwidern Wird die Dringlichkeit abgelehnt kann der Antrag zur naumlchsten Sitzungswo-che im regulaumlren Verfahren eingereicht werden

Stichwort Enquete-Kommission

Eine Enquete-Kommission ist eine Arbeitsgruppe in der umfangreiche Sachverhalte uumlber einen langen Zeit-raum eroumlrtert werden Sie besteht aus Abgeordneten aller Fraktionen sowie externen Sachverstaumlndigen Im konkreten Fall koumlnnen das unter anderem Klinikbetreiber und Vertre-ter des Gesundheitsministeriums der Kommunen Krankenkassen und Aumlrz-teschaft sein Sie eroumlrtern das Thema gemeinsam und unter verschiedenen Aspekten Ziel ist es Loumlsungen bzw Handlungsempfehlungen fuumlr Pro-bleme zu finden aus denen dann gegebenenfalls politische Entschei-dungen abgeleitet werden Bislang gab es in MV vier Enquete-Kommissi-onen Leben in der DDR Leben nach 1989 ndash Aufarbeitung und Versoumlhnung (1995ndash1997) Zukunftsfaumlhige Gemein-den und Gemeindestrukturen in Meck-lenburg-Vorpommern (2000ndash2002) Staumlrkung der kommunalen Selbstver-waltung (2007ndash2011) und Aumllter werden in Mecklenburg-Vorpommern (2012ndash2016)

rungsantrag der Linken wurde mit den Stimmen von SPD und CDU abgelehnt

Antrag DIE LINKE Drucksache 74742Dringlichkeitsantrag CDUSPD Drucksache 74781Aumlnderungsantrag DIE LINKE Drucksache 74787

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Eine Enquete-Kommission soll sich mit der Zukunft der 37 Krankenhaumluser in MV befassen

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

29 A u s d e m P l e n u m | B e r i c h t e

KeineDauer-Flaggenam SchlossSitz des Parlaments wird nur zur Landtagssitzung beflaggt

Europa-Flagge Deutschland-Flag-ge und MV-Flagge Sie werden weiter-hin nicht taumlglich vor dem Schloss we-hen Nach geltender Verordnung werden Flaggen nur an den Sitzungs-tagen der Abgeordneten gehisst Und dabei bleibt es auch Das Plenum hat mehrheitlich gegen den Vorschlag der AfD gestimmt den Sitz des Landtages dauerhaft zu beflaggen Ihr Ansinnen auch den Plenarsaal mit diesen drei Flaggen auszustatten fand ebenfalls keine Mehrheit Beide Antraumlge wurden in einer gemeinsamen Debatte bera-ten in der sich neben der AfD nur DIE LINKE und die fraktionslose Abgeord-nete Christel Weiszligig zu Wort meldeten

bdquoSchwarz-Rot-Gold ist das Symbol fuumlr das demokratische Deutschland Dazu sollte sich ein deutsches Landespar-lament auch taumlglich bekennenldquo argu-mentierte Christoph Grimm (AfD) der beide Antraumlge ins Plenum einbrachte Die Deutschlandflagge stehe fuumlr Freiheit Wohlergehen Zugehoumlrigkeit und eine verfassungsgemaumlszlige Ordnung Fuumlr einen selbstbewussten aufgeklaumlrten Patriotis-mus muumlsse sich niemand schaumlmen Auch dem Plenarsaal wuumlrden die Flaggen von Land Bund und EU ndash zum Beispiel in Form von Standarten ndash mehr Farbe und eine ganz andere Note verleihen Mit bei-den Ansinnen befaumlnde sich MV in guter Gesellschaft zu Laumlndern wie Bayern Hes-sen Berlin und Thuumlringen

Das Ansinnen sei ehrenhaft offenbare jedoch eine Bildungsluumlcke meinte Pe-ter Ritter (DIE LINKE) bdquoDas Instrument das Sie vorschlagen ist falschldquo Nicht die Landesregierung muumlsse aufgefordert werden die Rechtsverordnung zu aumln-dern sondern der Innenminister bdquoOder Sie aumlndern das Hoheitszeichengesetzldquo Als die Baukommission sich mit der Aus-gestaltung des neuen Plenarsaals befasst habe haumltte sich auch die AfD mit Ideen einbringen koumlnnen bdquoIch habe von Ihrer Fraktion keinen Vorschlag gehoumlrtldquo weder zum Aussehen des Saals noch zur Beflag-gung bdquoWir lehnen diese Antraumlge abldquo

Den Plenarsaal zu beflaggen ndash fuumlr Christel Weiszligig (fraktionslos) eine laumlngst uumlber-faumlllige Forderung Flaggen zu zeigen bedeute in der Wirkung nach auszligen auch bdquoWir stehen zu unserem Land Wir sind stolz Diener des Volkes zu seinldquo Sie warb darum bdquoohne viel Gezetereldquo zu jeder Sitzung bdquodrei Standarten mit wun-derschoumlnen Fahnenldquo aufzustellen ndash und damit bdquozuversichtliche Aussagekraft und das Gefuumlhl hier sind wir zu Hauseldquo zu vermitteln

Christoph Grimm (AfD) warf den Ko-alitionsfraktionen vor bdquoden Schwanz einzuziehenldquo bdquoSie wissen nicht was Sie zu diesem Thema sagen sollen deshalb halten Sie lieber den Mundldquo Auch DIE LINKE habe in ihrem Redebeitrag eine Pirouette nach der anderen gedreht bdquoWenn wir die Landesregierung zu etwas auffordern dann ist natuumlrlich auch der Innenminister gefragt und gemeintldquo Die angefuumlhrten Ablehnungsgruumlnde hielt er fuumlr vorgeschoben bdquoGeben Sie das doch zu und sagen Sie dass Sie ideologisch einfach ein Problem mit Schwarz-Rot-Gold habenldquo

Horst Foumlrster (AfD) unterstrich dass es darum gehe den Sitz des Landtags bei der Beflaggung auf eine Stufe mit der Staatskanzlei zu stellen bdquoSymbole ha-ben eine groszlige Wirkungldquo Er gehe nicht davon aus dass es Streit in der Sache gebe Knackpunkt sei vielmehr dass die AfD den Antrag stelle bdquoSeien Sie an der Stelle einfach mal sachlichldquo Er erinnerte daran dass auch Bundespraumlsident Stein-meier vor einiger Zeit davor gewarnt habe Symbole den politischen Raumlndern zu uumlberlassen Sein Vorschlag bdquoWenn Sie nicht mit uns stimmen moumlgen stellen Sie demnaumlchst selbst einen Antragldquo

Beide Antraumlge wurden mit den Stimmen von SPD CDU und DIE LINKE abgelehntAntrag AfD Drucksache 74737Antrag AfD Drucksache 74749

Stichwort Beflaggung

Ob und wie oumlffentliche Gebaumlude be-flaggt werden kann nicht einfach nach Gutduumlnken entschieden werden Grundlage dafuumlr sind die bdquoBeflaggungs-verordnungldquo und die bdquoVerordnung zur Bestimmung der regelmaumlszligigen Be-flaggungstageldquo des Landes Die Staats-kanzlei zeigt taumlglich Flagge die Euro-paflagge die Bundesflagge und die Dienstflagge des Landes Der Landtag ist laut Verordnung an jedem Sitzungs-tag mit der Landesflagge und den Flag-gen der Landesteile Mecklenburg und Vorpommern beflaggt Vor anderen Dienststellen und Behoumlrden des Lan-des oder die der Aufsicht des Landes unterstehen werden Flaggen dagegen nur an ausgewaumlhlten Tagen gehisst Dazu gehoumlren zum Beispiel der 1 Mai (Tag der Arbeit) der Tag der Deut-schen Einheit der Volkstrauertag (auf halbmast) oder der Tag an dem eine Wahl stattfindet Uumlber den offiziellen Beflaggungskalender hinaus kann der Landesinnenminister aufgrund beson-derer Anlaumlsse weitere Beflaggungen anordnen

Landesflagge versus Dienstflagge Blau Weiszlig Gelb Weiszlig Rot quer gestreift ndash so sieht die Landesflagge aus Daneben verwenden die Landesbehoumlrden auch eine Dienstflagge Auf ihr sind zusaumltzlich noch die beiden Wappentiere der mecklenburgische Stier und der pommersche Greif abgebildet

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An Sitzungstagen wehen vor dem Schweriner Schloss die Europa-Flagge die Deutschland-Flagge und die MV-Flagge

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wie Planungen fuumlr einen Hochschulstand-ort Schwerin gewuumlnscht Sie enthielt sich in der AbstimmungAntrag SPDCDU Drucksache 74739

Elternzeit heiszligt Teilzeitplatz

Kinder deren Eltern mit einem Geschwis-terkind in Elternzeit sind haben auch weiterhin keinen Anspruch auf einen Ganztagsplatz in der Kita SPD CDU und DIE LINKE sprachen sich gegen den Vorschlag der AfD aus das Kindertages-foumlrderungsgesetz (KifoumlG) entsprechend zu aumlndern Nach den derzeitigen Rege-lungen steht diesen Familien maximal ein Teilzeitplatz zu Fuumlr die SPD liegen die Konflikte nicht in der Teilzeitloumlsung an sich sondern in den damit verbun-denen unflexiblen Bring- und Abhol-zeiten Diese gelte es zu aumlndern Die CDU beklagte dass der Gesetzentwurf nichts daruumlber aussage wie der Vorstoszlig per-sonell und finanziell gestemmt werden solle DIE LINKE wandte sich dagegen Betreuungszeiten an Voraussetzungen zu knuumlpfen und sprach sich fuumlr einen grundsaumltzlichen Ganztagsanspruch fuumlr alle Kinder aus Der Gesetzentwurf wur-de nach dieser ersten Lesung nicht zu weiteren Beratungen in den Fachaus-schuss verwiesenGesetzentwurf AfD Drucksache 74738

Keine gezielte Jagd auf Kolkraben

Die AfD-Fraktion verlangt von der Lan-desregierung mehr Schutz fuumlr Weide-tiere In den Mittelpunkt ihres Antrages stellte sie dabei den Kolkraben der im-mer wieder neugeborene Weidetiere angreife um dann das Aas zu fressen Nach Ansicht der AfD sollte der Vogel deshalb in die EU-Vogelschutzrichtlinie aufgenommen werden ndash um eine ge-zielte Bejagung zu ermoumlglichen Dass schwache Tiere das Interesse von Aas-fressern erregten liege in der Natur der Tiere entgegnete die SPD Es sei aber mitnichten so dass auf jeder Weide Kolk-

CDU sprachen sich fuumlr eine europaumlische Loumlsung und gegen einen Alleingang von MV aus Die AfD verlangte die unbeglei-teten Kinder zu ihren Eltern zuruumlckzu-schicken Anstatt dem Steuerzahler neue Kosten aufzuerlegen solle das Geld ihrer Meinung nach lieber vor Ort in aumlrztliche Hilfe investiert werden Der Antrag wur-de abgelehntDringlichkeitsantrag DIE LINKE Drs 74780

Eckwerte weisen Hochschulen den Weg

Mehr unbefristete Stellen mehr Geld ein Studiengang fuumlr Grundschullehrer in Greifswald ndash das sind drei Beispiele aus den Eckwerten die der Landtag mit den Stimmen von SPD und CDU fuumlr die Hochschulentwicklung der kommenden Jahre beschlossen hat Die Eckwerte sind der Wegweiser in welche Richtung sich die Hochschulen in den Jahren 2021 bis 2025 entwickeln sollen Auf ihrer Grund-lage erarbeiten sie Zielvereinbarungen und Entwicklungsplaumlne zum Beispiel zu Stellen Studiengaumlngen Faumlchern und For-schungsschwerpunkten Das Eckpunkte-papier ermoumlglicht es den Hochschulen erstmals die Anzahl unbefristeter Stellen zu erhoumlhen und ndash unter Einhaltung des Stellenplans ndash flexibler mit Stellen umzu-gehen Damit koumlnnen sie bei Bedarf auch im laufenden Jahr Stellen schaffen oder streichen Bislang war dies nur in engen Grenzen moumlglich Bei den Bauvorhaben liegt der Fokus unter anderem auf dem ULMICUM und BIOMEDICUM in Rostock und der Bibliothek in Neubrandenburg Mit Blick auf den Fachkraumlftebedarf legt das Land sein Hauptaugenmerk auf die fachliche Entwicklung der Studiengaumln-ge fuumlr Mediziner Juristen Bauingenieure und Lehrer Durch die Verstetigung des Hochschulpaktes stehen den Hochschu-len zudem von 2021 bis 2023 jaumlhrlich rund vier Millionen Euro ab 2024 rund acht Millionen Euro mehr zur Verfuumlgung SPD und CDU lobten die erfreulichen Entwick-lungen die sich aus den Eckpunkten erge-ben Fuumlr die AfD ging das Papier an vielen Stellen in die falsche Richtung ndash allem voran in Bezug auf Inklusion Gender Frauenquoten und dem geplanten Ori-entierungsstudium Sie stimmte ebenso wie der fraktionslose Abgeordnete Holger Arppe gegen den Antrag DIE LINKE haumltte sich unter anderem mehr Verbesserungen fuumlr die Juristenausbildung in Rostock so-

Weitere MeldungenNaumlchste Volkszaumlhlung kommt 2021

Wie viele Menschen leben in MV Wie viele Wohnungen gibt es im Land Da-ten wie diese werden im kommenden Jahr mit einer Volkszaumlhlung auf den neu-esten Stand gebracht Der sogenannte Zensus wird am 16 Mai 2021 stattfinden Deutschland ist laut EU-Recht dazu ver-pflichtet alle zehn Jahre eine Volkszaumlh-lung durchzufuumlhren Fuumlr die Erhebung werden sowohl bestehende Daten aus-gewertet als auch Buumlrger befragt Die Er-gebnisse sind wichtige Planungsgrund-lagen fuumlr Bund Land und Gemeinden Die Houmlhe der Einwohnerzahlen hat zum Beispiel Einfluss darauf wie viel Geld der Bund uumlber den Finanzausgleich ans Land und das Land an die Kommunen zahlt oder wie Wahlkreise eingeteilt werden Aber auch fuumlr die Planung von Schulen Kindergaumlrten Altenheimen oder Kran-kenhaumlusern spielen die erfassten Daten eine Rolle Die Bestimmungen zum Ab-lauf der Erhebung muumlssen in einem Ge-setz geregelt werden das im Maumlrz mit den Stimmen von SPD CDU und DIE LIN-KE beschlossen wurdeGesetzentwurf Landesregierung Drucksache 74445Beschlussempfehlung Innenausschuss Drucksache 74762

Fluumlchtlingskinder aus Griechenland

DIE LINKE hat erneut darauf gedraumlngt Fluumlchtlingskinder aus uumlberfuumlllten grie-chischen Lagern nach MV zu holen Mit einem Dringlichkeitsantrag forderte sie die Landesregierung auf uumlber die vom Bund geaumluszligerten Absichten hinaus zu gehen und weitere Kinder aufzu-nehmen Der Koalitionsausschuss des Bundes hatte sich Anfang Maumlrz bereit erklaumlrt in Zusammenarbeit mit anderen europaumlischen Laumlndern bis zu 1500 kranke sowie unbegleitete Kinder und Jugendli-che nach Deutschland zu holen DIE LIN-KE forderte dem Bund ein eigenes An-gebot zur Aufnahme weiterer Maumldchen und Jungen in MV zu machen SPD und

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und Fernmeldegeheimnis) neu besetzt werden Zur Wahl stand auf Vorschlag der Christdemokraten Ann Christin von Allwoumlrden In geheimen Wahlen wur-de die CDU-Abgeordnete mit groszliger Mehrheit in alle drei Gremien gewaumlhlt An der Abstimmung hatten sich jeweils 60 Abgeordnete beteiligt Neues stellver-tretendes Mitglied der G 10-Kommission wurde Franz-Robert LiskowWahlvorschlaumlge CDU Drucksachen 74768 bis 74770

Ausschuss bestimmt Vertrauensleute

In diesem Jahr werden an den Verwal-tungsgerichten Schwerin und Greifswald sowie am Oberverwaltungsgericht neue ehrenamtliche Richterinnen und Richter gewaumlhlt Die Wahl uumlbernimmt ein beim jeweiligen Gericht bestehender Wahl-ausschuss Diesen Wahlausschuumlssen gehoumlren die Praumlsidenten der Verwal-tungsgerichte ein von der Landesregie-rung bestimmter Verwaltungsbeamter sowie sieben Vertrauensleute an Diese Vertrauensleute wiederum werden von den Landtagsabgeordneten bestimmt SPD CDU und DIE LINKE haben sich in einem gemeinsamen Dringlichkeitsan-trag darauf verstaumlndigt diese Aufgabe dem Rechtsausschuss zu uumlbertragen In der Debatte dazu meldete sich nur die AfD zu Wort Sie wandte sich dage-gen die Entscheidungskompetenz vom Landtag in den Ausschuss zu verlagern bdquoUnserer Meinung nach ist das eine Fra-ge die das Plenum zu entscheiden hatldquo Die ehrenamtlichen Richterinnen und Richter werden fuumlr die Dauer von fuumlnf Jahren gewaumlhlt Ihre Aufgabe ist es mit Erfahrungen und Kenntnissen aus dem taumlglichen beruflichen und sozialen Um-feld die juristisch gepraumlgte Sichtweise der Berufsrichter sinnvoll zu ergaumlnzenDringlichkeitsantrag SPD CDU DIE LINKE Drucksache 74775

Kooperatives Ehrenamt

Die Bundesregierung hat die Deutsche Stiftung fuumlr Engagement und Ehrenamt mit Sitz in Neustrelitz ins Leben gerufen Vor diesem Hintergrund hat der Landtag auf Initiative der CDU die Landesregie-rung beauftragt die Arbeit der Stiftung zu unterstuumltzen und eine Kooperation mit der Ehrenamtsstiftung des Landes

rabenschwaumlrme nur darauf warteten uumlber ein neugeborenes Tier herzufallen Die CDU verwies darauf dass die Voumlgel unter bestimmten Bedingungen auch jetzt schon bejagt werden duumlrften DIE LINKE meinte ursaumlchlich fuumlr die Pro-bleme von Weidetierhaltern seien we-der Wolf noch Kolkrabe sondern eine verfehlte EU-Agrarfoumlrderpolitik Daran wuumlrde auch eine Bejagung des Kolkra-ben nichts aumlndern Alle drei Fraktionen SPD CDU und DIE LINKE sowie die frak-tionslose Abgeordnete Christel Weiszligig lehnten den Antrag abAntrag AfD Drucksache 74735

Debatte um Jura-Studium

Auf den Arbeitsmarkt fuumlr Juristen kom-men groszlige Herausforderungen zu Bis 2031 werden 320 Richter und Staatsan-waumllte in Ruhestand gehen Demgegen-uumlber stehen ein hohe Abbrecher- und Durchfallquote bei Jura-Studenten Un-ter Verweis auf diese Entwicklung warb DIE LINKE darum die Juristenausbildung in MV staumlrker in den Blick zu nehmen Konkret draumlngte sie darauf die Qualitaumlt der Ausbildung zu verbessern sowie ne-ben Greifswald auch in Rostock wieder bdquoRechtswissenschaftenldquo als Studiengang anzubieten Die AfD pflichtete der Pro-blematik bei und unterstuumltzte die Vor-schlaumlge Sie warb darum mehr Personal einzustellen um Studierende gut aufs Examen vorzubereiten Nach Ansicht der CDU seien weder im Haushalt noch strukturell die Voraussetzungen fuumlr einen Studiengang der Rechtswissenschaften in Rostock gegeben Die SPD ging in der Analyse der Probleme mit den Linken mit betonte aber dass Verbesserungen bereits umgesetzt wuumlrden oder in Pla-nung seien Neue Doppelstrukturen in Greifswald und Rostock lehnte sie abAntrag DIE LINKE Drucksache 74747

Neue Mitglieder fuumlr drei Gremien

Der bisherige Fraktionsvorsitzende der CDU Vincent Kokert hat mit Wirkung zum Maumlrz den Landtag verlassen Aus diesem Grund mussten die Sitze der Fraktion in der Parlamentarischen Kon-trollkommission (Angelegenheiten des Verfassungsschutzes) im SOG-Gremium (Sicherheits- und Ordnungsgesetz) und in der G 10-Kommission (zu Brief- Post-

angeregt Die Koalitionsfraktionen erhof-fen sich davon auch Synergieeffekte und eine Staumlrkung fuumlr das Ehrenamt in MV Die Opposition hielt den Antrag fuumlr unnoumltig bdquoDas ist ungefaumlhr so als wuumlrden wir die Einrichtung des Plenarsaals begruumlszligen und dafuumlr plaumldieren dass hier regelmauml-szligig Sitzungen durchgefuumlhrt werdenldquo meinte DIE LINKE Sie stimmte dem An-trag trotzdem zu in der Hoffnung dass er die Bedingungen fuumlr das ehrenamt-liche Engagement weiter verbessere Die AfD warnte vor einer bdquostaatlich organi-sierten Uumlbersteuerung von Ehrenamtldquo In der Abstimmung zeigten sich ihre Frak-tionsmitglieder uneins Einige stimmten dem Antrag zu andere enthielten sichAntrag CDUSPD Drucksache 74740

Kritik am Abrechnungssystem

Wolgast Parchim Demmin Krankenhaumlu-ser im Land stehen immer wieder im oumlf-fentlichen Fokus weil sie Schwierigkeiten haben ihre Abteilungen Geburtshilfe Gynaumlkologie sowie in der Kinder- und Jugendmedizin aufrechtzuerhalten Es fehlt an Geld und Personal DIE LINKE sieht eine Ursache dafuumlr im pauschalen Abrechnungssystem uumlber das Kliniken ihre Leistungen bezahlt bekommen Dieses System werde den besonderen Anforderungen an diese stationaumlren Be-reiche nicht gerecht Im Vergleich zu an-deren Abteilungen habe die Geburtshilfe viel houmlhere Vorhaltekosten die Kinder- und Jugendmedizin viel weniger plan-bare Leistungen dafuumlr aber hohe Notfall-quoten und Zeitbedarfe Sie forderte des-halb die Kosten fuumlr diese medizinische Versorgung nach den tatsaumlchlichen Kosten abzurechnen SPD und CDU plauml-dierten dafuumlr das Thema nicht isoliert zu betrachten sondern in einen groumlszligeren Zusammenhang zu ruumlcken ndash und ver-wiesen auf ihren Antrag zur Errichtung einer entsprechenden Enquete-Kom-mission Nicht zuletzt koumlnne die Abrech-nungsfrage nur auf Bundesebene ent-schieden werden Die AfD stellte einen Aumlnderungsantrag Dieser sah vor alle drei Bereiche im bestehenden Abrechnungs-system zu belassen dort aber besser auszufinanzieren In der Debatte ergriff sie nicht das Wort Beide Antraumlge wurden abgelehntAntrag DIE LINKE Drucksache 74741Aumlnderungsantrag AfD Drucksache 74782

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

32 G e s e t z g e b u n g i n d e r 7 W a h l p e r i o d e

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Laufende Gesetzgebung

Drs-Nr Initiator Gesetz Federfuumlhrender Ausschuss

Beratungsverlauf

72573 SPD CDU Entwurf eines Vierten Gesetzes zur Aumlnderung des Landesverfassungsgerichtsgesetzes

Rechtsausschuss 1 Lesung 12092018in Beratung

72574 SPD CDU Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Aumlnderung des Volksabstimmungsgesetzes

Rechtsausschuss 1 Lesung 12092018in Beratung

72575 SPD CDU Entwurf eines xx-ten Gesetzes zur Aumlnderung der Verfassung des Landes Mecklenburg-Vorpommern

Rechtsausschuss 1 Lesung 12092018in Beratung

74017 DIE LINKE Entwurf eines Gesetzes uumlber die Errichtung einer Beteiligtentransparenz-dokumentation beim Landtag (Beteiligtentransparenzdokumentationsgesetz Mecklenburg-Vorpommern - BeteildokG M-V)

Rechtsausschuss 1 Lesung 04092019in Beratung

74301 LReg Entwurf eines Gesetzes zur Neufassung des Finanzausgleichsgesetzes Mecklenburg-Vorpommern und zur Aumlnderung weiterer Gesetze

Innen- und Europaausschuss

1 Lesung 13112019in Beratung

74443 LReg Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes uumlber den oumlffentlichen Personennahverkehr in Mecklenburg-Vorpommern

Energieausschuss 1 Lesung 12122019in Beratung

74607 LReg Entwurf eines Gesetzes zum Staatsvertrag zwischen der Freien und Hansestadt Hamburg und dem Land Mecklenburg-Vorpommern uumlber die Durchfuumlhrung von Zuverlaumlssigkeitsuumlberpruumlfungen nach dem Luftsicherheitsgesetz

Energieausschuss 1 Lesung 29012020in Beratung

74613 LReg Entwurf eines Gesetzes zum Dreiundzwanzigsten Staatsvertrag zur Aumlnderung rundfunkrechtlicher Staatsvertraumlge (Dreiundzwanzigster Rundfunkaumlnderungsstaatsvertrag)

Innen- undEuropaausschuss

1 Lesung 29012020in Beratung

74614 LReg Entwurf eines Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes zur Ausfuumlhrung des Tierische Nebenprodukte-Beseitigungsgesetzes und zur Aumlnderung weiterer Vorschriften

Agrarausschuss 1 Lesung 29012020in Beratung

74615 SPD CDU Entwurf eines Ersten Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes zur Errichtung eines Sondervermoumlgens bdquoStrategiefonds des Landes Mecklenburg-Vorpommernldquo

Finanzausschuss 1 Lesung 29012020in Beratung

74618 AfD Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Aumlnderung des Finanzausgleichsgesetzes Mecklenburg-Vorpommern

- 1 Lesung 29012020Ablehnung der Uumlberweisung

74738 AfD Entwurf eines Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes zur Einfuumlhrung der Elternbeitragsfreiheit zur Staumlrkung der Elternrechte und zur Novellierung des Kindertagesfoumlrderungsgesetzes Mecklenburg-Vorpommern (Kindertagesfoumlrderungsgesetz -KifoumlG M-V)

- 1 Lesung 11032020Ablehnung der Uumlberweisung

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Abgeschlossene Gesetzgebung im Plenum am 29 Januar 2020 entschieden

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0 Drs-Nr Gesetz Initiator Abstimmung im Plenum

Beschluss

73694 Entwurf eines Gesetzes uumlber die oumlffentliche Sicherheit und Ordnung in Mecklenburg-Vorpommern und zur Aumlnderung anderer Gesetze

LReg 1 Lesung 190620192 Lesung 11032020 Annahme

74445 Entwurf eines Gesetzes zur Ausfuumlhrung des Zensusgesetzes 2021 in Mecklenburg-Vorpommern (Zensusausfuumlhrungsgesetz 2021 - ZensAG 2021 M-V)

LReg 1 Lesung 111220192 Lesung 11032020 Annahme

74444 Entwurf eines Gesetzes uumlber die Regulierungskammer Mecklenburg-Vorpommern (RegKG M-V) und zur Aumlnderung der Energiewirtschaftszustaumlndigkeitslandesverordnung

LReg 1 Lesung 111220192 Lesung 11032020 Annahme

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

33 G e s e t z g e b u n g i n d e r 7 W a h l p e r i o d e T e r m i n e

Vor-Ort-TerminWirtschaftsausschuss besucht HAB in Wusterhusen und MV WERFTEN in Stralsund

Am 27 Februar hat der Wirtschafts-ausschuss die HAB (Hallen- und Anla-genbau GmbH) in Wusterhusen als Mitgliedsunternehmen des Kooperati-onsverbundes RIC MAZA MV eV und im Anschluss die MV WERFTEN Stral-sund GmbH besucht um sich uumlber den aktuellen Stand zu informieren

Die HAB (Hallen- und Anlagenbau GmbH) gehoumlrt zu den modernsten Stahlbaubetrieben in Norddeutschland Das familiengefuumlhrte Unternehmen in dem heute mehr als 70 Mitarbeiter beschaumlftigt sind entwickelt plant und errichtet Gewerbe- Industrie- und Ge-sellschaftsbauten touristische Anlagen Komponenten fuumlr den Fahrzeugbau sowie Anlagen fuumlr den Kernkraftwerks-ruumlckbau Die HAB hat im Jahr 2006 die weltweit erste Tauchgondel fuumlr Zinno-witz auf der Insel Usedom gebaut 2011 wurden die Entwicklung und der Bau des ersten deutschen Meereswellen-

schwimmergenerators gestartet Mit ei-ner eigenen Forschungs- und Entwick-lungsabteilung werden jaumlhrlich uumlber 2 Prozent des Gesamtumsatzes zielge-richtet in die Entwicklung neuer Pro-dukte und Prozesse investiert Im Bereich des Anlagenbaus hat das Unternehmen eine Achterbahn fuumlr das Oktoberfest in Muumlnchen eine Wildwasserbahn fuumlr den Safaripark in Daumlnemark sowie Kabinen fuumlr die VIETZ GmbH Hannover gebaut Zudem werden Kranrahmen fuumlr Lieb-herr in Rostock Ersatzteile fuumlr STILL in Hamburg LNG-Traumlger fuumlr die NEPTUN WERFT in Rostock sowie eine Wasser-stoffanlage fuumlr Russland gefertigt Auszligerdem ist das Projekt Energieboje auf den Weg gebracht worden Eine Boje mit der die Bewegung der Wellen in Energie umgewandelt werden soll

RIC MAZA MV eV ist aus dem Koopera-tionsverband MAZA MV eV hervorge-gangen und seit dem 1 Januar 2018 mit einem Regionalen Innovationscluster Maritime Zulieferer Allianz Schiffbau (RIC MAZA Schiffbau) taumltig Dem Ver-bund gehoumlren derzeit 43 Mitgliedsun-ternehmen (davon 29 Kleine und mitt-lere Unternehmen) mit insgesamt ca 2400 Beschaumlftigten an Das groumlszligte Mit-gliedsunternehmen ist die Ostseestaal GmbH amp Co KG mit etwa 200 Beschaumlf-

tigten Daneben zaumlhlen u a regionale Schiffbauzuliefer- Ausruumlstungs- und Industriedienstleistungsunternehmen schiffbaurelevante Ingenieur- und Pro-jektierungsunternehmen sowie Einrich-tungen der industrienahen Forschung Wissenschaft und Bildung zum Ver-bund Fuumlr das Jahr 2020 wird ein Jah-resumsatz der Mitgliedsunternehmen

Mitglieder des Wirtschaftsausschusses zu Besuch bei der Hallen- und Anlagenbau GmbH MV Fotos Landtag

Die MV WERFTEN produzieren an den Standorten Wismar Rostock und Stralsund Kreuzfahrtschiffe und Yachten

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

34 A u s d e n A u s s c h uuml s s e n

in Houmlhe von ca 340 Mio Euro erwartet Seit 2017 hat der Kooperationsverbund mehr als 20 Forschungs- und Entwick-lungsprojekte mit Unterstuumltzung des Wirtschaftsministeriums initiiert Es wurden vier fachspezifische Projekt-gruppen ins Leben gerufen (innovative Schiffbauerzeugnisse Umsetzung der Industriestrategie 40 und Digitalisie-rung unternehmensrelevanter Prozesse effektive Schiffbaukooperation sowie Staumlrkung und zukunftsrelevante Aus- und Weiterbildung der Fachkraumlfte) Ziel ist es insbesondere die schiffbauliche Wertschoumlpfungsrelevanz der Erzeug-nisse und Leistungen sowie den Anteil kooperativer Schiffbauleistungen von Mitgliedsunternehmen und -einrich-tungen am Schiffbau zu erhoumlhen und die internationale Wettbewerbsfaumlhig-keit zu verbessern

Genting Hong Kong hat im Maumlrz 2016 die drei Nordic-Yards-Werften in Wismar Rostock und Stralsund uumlbernommen und diese im Juli 2016 in MV WERFTEN umbenannt Die MV WERFTEN bauen Schiffe fuumlr die Kreuzfahrtreedereien Crystal Cruises Dream Cruises und Cruise Global Bei den MV WERFTEN in Wismar Rostock und Stralsund die zu den modernsten und effizientesten Schiffbaustandorten in Europa gehouml-ren arbeiten derzeit 3100 Beschaumlftigte (davon 679 Mitarbeiter in Stralsund) Im April 2017 lag die Mitarbeiterzahl bei den MV WERFTEN noch bei 1400 Beschaumlftigten (davon 223 Mitarbeiter in Stralsund) Die Zahl der Auszubil-denden und Dualstudierenden bei den MV WERFTEN ist von 102 im Jahr 2017 auf 300 im Jahr 2020 angestiegen Bislang haben die MV WERFTEN vier Flusskreuzfahrtschiffe der RHINE Class fertiggestellt und bauen derzeit zwei Kreuzfahrtschiffe der Global Class die in den Jahren 2021 und 2022 abgelie-fert werden Am Standort Stralsund wird die Expeditions-Megayacht bdquoEN-DEAVORldquo gebaut die noch im Sommer 2020 uumlbergeben werden soll Bis zu 200 Passagiere koumlnnen auf dieser weltgroumlszlig-ten Megayacht die mit modernsten innovativen Technologien und luxurioumls ausgestattet wird in die Tropen und in Polarregionen reisen Daruumlber hinaus ist der Bau von vier Kreuzfahrtschiffen der Universal Class geplant wobei das erste Schiff 2022 fertiggestellt werden soll

Zeugen-vernehmungLandesverwaltung sagte zur Foumlrderung der Wohlfahrtsverbaumlnde aus

Auch die Ausschusssitzung am 16 Maumlrz befasste sich mit dem vom Landtagsplenum im Jahr 2017 fest-gelegten Untersuchungsgegenstand der Landesfoumlrderung der Wohlfahrts-verbaumlnde in den Jahren 2010 bis 2016

Jedoch wurde diese Ausschusssitzung durch die weit aktuellere Problematik der zunehmenden Verbreitung des Corona-Virus gepraumlgt So kam der Vor-sitzende Jochen Schulte mit Verspauml-tung weil er zuvor an einer Beratung der Fraktionen mit der Landtagspraumlsi-dentin teilgenommen hatte Dort ging es um die weitere parlamentarische Ar-beit Die dazu getroffene Verstaumlndigung zum grundsaumltzlichen Verzicht auf Aus-schusssitzungen bis zum 20 April 2020 war schlieszliglich auch die Grundlage fuumlr den Ausschuss sich gegen die Durch-fuumlhrung der naumlchsten fuumlr den 23 Maumlrz geplanten Sitzung auszusprechen So wurden die bereits geladenen Zeugen fuumlr diesen Termin ausgeladen Auch fuumlr die Sitzung am 16 Maumlrz selbst galten besondere Vorkehrungen So wurde bei den Besuchern auf der Tribuumlne wie im Plenum bei den Abgeordneten auf ei-nen Mindestabstand zueinander geach-tet es wurden keine Kugelschreiber ge-teilt und vielfach Handschuhe genutzt

Befragt wurden in dieser Sitzung drei Zeugen aus der Landesverwaltung Sei-tens des Landesamtes fuumlr Gesundheit und Soziales (LAGuS) schilderten des-sen Direktor Dr Heiko Will und der lang-jaumlhrige Leiter der Foumlrderabteilung Tho-mas Leder die Praxis der Ausreichung und Kontrolle der Landesmittel Beide stellten heraus dass die Grundsatzent-scheidungen vom LAGuS letztlich nur umgesetzt wurden Dabei seien auch im Rahmen des vielfach kritisierten bdquoein-fachen Verwendungsnachweises wie bei einem bdquonormalen Verwendungs-nachweis durchaus Belege gepruumlft wor-

den Das LAGuS sei bei der Bewilligung der Foumlrdermittel auch nicht an bdquoLIGA-Schluumlssel gebunden gewesen sondern habe alle Antraumlge einzeln entsprechend der Regularien gepruumlft und beschieden In den Ausfuumlhrungen wurde auch noch einmal auf die Einrichtung des LAGuS im Jahre 2006 Bezug genommen und auf die Uumlbertragung umfangreicher Aufga-ben im Jahr 2010 Heute werde die Foumlr-derabteilung fuumlr fuumlnf verschiedene Mi-nisterien taumltig und fuumlhre Foumlrderungen aus die in den Ministerien von rund drei Dutzend Fachreferaten betreut wuumlrden Insgesamt gehe es dabei jaumlhrlich um uumlber 400 Millionen Euro Zum Unter-suchungsgegenstand gehoumlrten allein rund 700 Projektfoumlrderungen

Nach den Zeugen aus dem LAGuS er-laumluterte der ehemalige Referatsleiter im Sozialministerium Claus Wergin die Grundsaumltze der Freien Wohlfahrtspflege und die Steuerung durch das Sozialmi-nisterium Er betonte Steuerung erfolge weniger durch Geld als durch inhalt-liche Eroumlrterungen und Absprachen Foumlrderungen fuumlr die Wohlfahrtspflege seien notwendig weil auf dem Markt nicht alle sozialen Angebote finanziert wuumlrden Viele Beratungs- und Hilfeleis-tungen seien ohne die Freie Wohlfahrts-pflege nicht denkbar Dabei sei das Land nicht an einen bdquoLIGA-Schluumlssel gebunden gewesen Vielmehr handele es sich dabei um einen LIGA-internen Antragsschluumlssel Damit haumltten sich die Verbaumlnde lediglich untereinander abge-stimmt uumlber ihre Aufgabenverteilung Das Land habe dann von den Verbaumln-den die entsprechenden Antraumlge erhal-ten und diese im ganz normalen Verfah-ren bearbeitet

Quelle wwwlagusmv-regierungde

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

35 A u s d e n A u s s c h uuml s s e n

Experten-anhoumlrung Parlamentsforum Suumldliche Ostsee in Elblag

Am 2 Maumlrz hat in Elblag (Polen) die internationale Expertenanhoumlrung zur Vorbereitung der Jahreskonferenz des 18 Parlamentsforums Suumldliche Ost-see in Danzig stattgefunden Sie dient der Erarbeitung einer gemeinsamen Resolution aller Partnerparlamente Der Landtag MV arbeitet gemeinsam mit dem Landtag Schleswig-Holstein der Buumlrgerschaft der Freien und Han-sestadt Hamburg den Sejmiks der Woiwodschaften Westpommern Pommern und Ermland-Masuren so-wie der Kaliningrader Gebietsduma im Parlamentsforum Suumld-liche Ostsee zusammen Die Dele-gation des Landes MV war durch die Vizepraumlsidentin Beate Schlupp sowie die Abgeordneten Dirk Friedriszik und Dietmar Eifler vertreten Thema der diesjaumlhrigen Konferenz ist bdquoDer Eu-ropean Green Deal ndash Wasser und Kli-mawandelldquo Die Experten der Partner-parlamente haben uumlber die mit dem Klimawandel verbundenen Herausfor-derungen referiert

Waumlhrend der Eroumlffnung des Experten-treffens durch die Vorsitzenden der Regionalparlamente der Woiwodschaft Ermland-Masuren und Pommern sowie des Stadtpraumlsidenten von Elbląg hat der Vizepraumlsident des Sejmik Pommern Grzegorz Grzelak betont dass es einer Aumlnderung der Gewohnheiten sowie der Nutzung von Innovationen beduumlr-fe Im Anschluss daran hat Dr Andreas Lehmann von GEOMAR (Helmholtz-Zentrum fuumlr Ozeanforschung in Kiel) zum Thema bdquoKlimawandel im Ostsee-raum ndash eine Bestandsaufnahme der letzten 40 Jahreldquo berichtet Er hat darauf hingewiesen dass in den vergangenen 40 Jahren die Lufttemperatur uumlber der Ostsee um ca 2degC angestiegen sei Dies wiederum habe Auswirkungen auch auf die Wassertemperatur Die erhoumlhte Wassertemperatur wuumlrde die Loumlslich-keit des Sauerstoffs beeinflussen und

zusammen mit der Eutrophierung zu staumlrkerer Sauerstoffzehrung und einer Ausdehnung von Sauerstoffmangel-gebieten fuumlhren Auszligerdem habe der Salzgehalt in der Ostsee an der Ober-flaumlche leicht abgenommen waumlhrend er in groumlszligeren Tiefen zugenommen habe Dies habe eine staumlrkere Schichtung zur Folge und erschwere den Austausch zwischen den Schichten Im Bereich der Ostsee komme es zu einer Hebung und Senkung von Landmassen dadurch fal-le beispielsweise im Bereich der noumlrd-lichen Ostsee der Meeresspiegel waumlh-rend er in der Region Deutschland und Daumlnemark ansteige

Der Experte Mecklenburg-Vorpom-merns Prof Dr Bernd Lennartz von der Universitaumlt Rostock hat uumlber die Ni-tratbelastung der Wasserressourcen in landwirtschaftlich genutzten Gebieten gesprochen Er hat sich besorgt daruumlber geaumluszligert dass die Nitratbelastung die Wasserqualitaumlt aufgrund von intensiver Duumlngung in der Landwirtschaft verrin-gere Trotz strengerer Regelungen zur Duumlngung sei die Qualitaumlt des Grund-wassers oftmals unzureichend und habe sich uumlber die letzten Jahrzehnte eigentlich nicht verbessert Infolge der Nitratbelastung muumlssten Trinkwasser-brunnen in 20 bis 30 m Tiefe abgestellt werden So sei die flaumlchendeckende kuumlnstliche Entwaumlsserung uumlber Drai-nagen verantwortlich fuumlr groszlige Stick-stoffeintraumlge Durch den Regenabfluss wuumlrde auch die Nitratkonzentration

ansteigen da durch das Wasser Nitrat ausgewaschen werde Es gebe mehre-re Moumlglichkeiten die Konzentration zu reduzieren beispielsweise durch Redu-zierung der Duumlngung da es groszlige Vor-kommen an Stickstoff im Boden gebe oder durch die Reduktion der Wasser-fluumlsse damit wuumlrde Wasser laumlnger im Boden gehalten werden um Stickstoff binden zu koumlnnen Die Nitratbelastung betreffe neben dem Grundwasser auch Fluumlsse Seen und Meere Die durch na-tuumlrliche Prozesse bedingte Algenbluumlte werde durch die erhoumlhten Naumlhrstoff-eintraumlge noch verstaumlrkt Dies koumlnne dazu fuumlhren dass Gewaumlsser veralgen und im schlimmsten Fall drohe Fisch-sterben und ein Umkippen von Seen Die Helsinki Kommission habe dazu klare Ziele formuliert Prof Lennartz hat betont dass selbst eine schnelle Reduzierung der Duumlngung und damit einhergehenden Nitratbelastung erst in Jahrzehnten spuumlrbar sei

Prof Dr Stanisław Czachorowski von der Universitaumlt Olsztyn hat ausgefuumlhrt dass sich die Klimaraumlume wie beispielsweise Wuumlsten verschieben wuumlrden und mit einem um 2 m erhoumlhten Wasserspie-gel Ende des Jahrhunderts zu rechnen sei Er hat betont dass die Menschen in Anbetracht des Klimawandels ihr Ver-halten zwingend aumlndern muumlssten Die bisherige Denkweise Wassermengen schnellstmoumlglich abzufuumlhren muumlsse geaumlndert werden Durch die steigenden Temperaturen wuumlrden sich Vegetati-

Vlnr D Eifler 1 Vize-Praumlsidentin des Landtages MV Beate Schlupp D Friedriszik und Experte Prof B Lennartz

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onszeiten verlaumlngern demgegenuumlber stehe aber der zukuumlnftig zunehmende Wassermangel Es seien verstaumlrkt Was-serspeicher einzusetzen sowie der Was-serkreislauf auszudehnen So muumlsse die groszligflaumlchige Bodenversiegelung z B durch Rasenparkplaumltze Anpflanzung von Baumlumen oder Blumenwiesen redu-ziert sowie kreative Ideen genutzt wer-den um beispielsweise Regenruumlckhal-tebecken in die staumldtische Entwicklung zu integrieren

Ryszard Gajewski (Vorstandsvorsitzen-der von Wody Gdańskie Sp zoo) hat ausgefuumlhrt dass in und um Danzig Messstationen zur Messung des Nie-derschlags eingerichtet worden seien Diese wuumlrden sehr unterschiedliche Niederschlagsmengen trotz geogra-fischer Naumlhe zueinander aufweisen In den letzten Jahren haumltten die Nieder-schlaumlge mit uumlber 100 mm Niederschlag zugenommen Allein im Jahr 2018 sei drei Mal ein solcher Regen verzeichnet worden Das Niederschlagswasser muumls-se verstaumlrkt auf Gruumlnflaumlchen gehalten oder Wasserspeicher fuumlr Trockenzeiten eingesetzt werden

Grażyna Skrzypek (Department fuumlr Umweltschutz am Marschallamt der Woiwodschaft Westpommern) hat den Teilnehmern-innen einen Uumlberblick uumlber die verschiedenen Landesdoku-mente und strategischen Werkzeuge in Bezug auf Wasser und den Klimawandel gegeben Es seien viele verschiedene Maszlignahmen fuumlr Hochwasserschutz aber auch fuumlr Trockenzeiten geplant So habe man die Einrichtung von Retentions-becken zum Schutz gegen die Gefahren die von der Ostsee ausgingen sowie Maszlignahmen in den Staumldten und der Gruumlninfrastruktur zur Wassernutzung im urbanen Raum geplant Es gebe un-ter anderem ein Landesprogramm zur Renaturierung von Oberflaumlchengewaumls-sern

Die Ergebnisse werden in die Resolution einflieszligen die im Rahmen der Jahres-konferenz im Mai beschlossen werden soll

Thema SchuleEinschulung an einer oumlrtlich nicht zustaumlndigen Schule im Petitionsausschuss beraten

Waumlhrend fuumlr die weiterfuumlhrenden Schulen ab Klasse 5 in MV die freie Schulwahl moumlglich ist schreibt das Schulgesetz Mecklenburg-Vorpom-mern (SchulG M-V) vor dass die Ein-schulung der Grundschuumller grundsaumltz-lich an der oumlrtlich zustaumlndigen Schule zu erfolgen hat Aus wichtigem Grund kann jedoch der Schultraumlger der oumlrtlich zustaumlndigen Grundschule die Ge-meinde eine Ausnahme gestatten Eine solche begehrte Ausnahmege-nehmigung fuumlr den Besuch der oumlrtlich nicht zustaumlndigen Grundschule war Gegenstand der am 27 Februar durch-gefuumlhrten Beratung des Petitionsaus-schusses

Die Eltern eines Grundschuumllers hatten sich im Juli 2019 an den Petitionsaus-schuss gewandt und die Einschulung ihres Sohnes an einer oumlrtlich nicht zu-staumlndigen Schule gefordert die von der Gemeinde abgelehnt worden war Den hiergegen eingelegten Widerspruch hat-te das Ministerium fuumlr Bildung Wissen-schaft und Kultur (Bildungsministerium) zuruumlckgewiesen Die Petenten fuumlhrten an dass bereits die aumlltere Schwester des Grundschuumllers den begehrten Schul-standort besucht und jeden Morgen zur Schule gebracht wird Es wuumlrde da-her den Familienalltag erleichtern wenn auch der Sohn diesen Schulstandort be-suchen wuumlrde der uumlbrigens naumlher am Wohnort der Petenten sei als der Ort der oumlrtlich zustaumlndigen Schule Die Busfahrt zur oumlrtlich zustaumlndigen Schule waumlre auf-grund ihrer langen Dauer fuumlr den Sohn unzumutbar Zudem wuumlrde der Sohn an dem begehrten Schulstandort zusam-men mit seinen Freunden eingeschult werden da er dort bereits den Kinder-garten besucht hatte

In der Ausschussberatung begruumlndeten der Buumlrgermeister des Schulstandortes und eine Vertreterin des Bildungsmini-steriums zunaumlchst die Gruumlnde fuumlr die Ablehnung So seien die Eltern erst nach

der Einschulung des aumllteren Geschwister-kindes das bereits die Regionalschule besucht umgezogen Zwar koumlnne eine Ausnahmegenehmigung erteilt werden wenn die Betreuung des Schulkindes vor oder nach dem Schulunterricht nicht ge-sichert sei vorliegend gebe es aber eine Hortbetreuung Auch haumltten die Eltern nicht nachgewiesen dass eine Berufs-taumltigkeit am Wunschstandort bestehe Vielmehr koumlnne das Kind den Schulbus zur oumlrtlich zustaumlndigen Schule nutzen wobei die Fahrtdauer von 15 min zumut-bar sei Da sich die zustaumlndige Schule im Landkreis Nordwestmecklenburg und die Wunschschule im Landkreis Rostock befindet waren auch Vertreter der bei-den betroffenen Landkreise eingeladen worden Diese verwiesen auf die Pflicht der Landkreise eine Schuumllerbefoumlrderung zu den oumlrtlich zustaumlndigen Schulen si-cherzustellen Die Organisation dieser Schuumllerbefoumlrderung erfordere aber eine tragfaumlhige Schulentwicklungsplanung die die Festlegung von Einzugsbereichen voraussetze

Die Ausschussmitglieder gelangten zu der Auffassung dass die in dem kon-kreten Fall erfolgte Ablehnung den Grundschuumller an einer anderen als der oumlrtlich zustaumlndigen Schule einzuschulen rechtmaumlszligig war In lebhafter Diskussion wurden jedoch auch das Fuumlr und Wider der verpflichtenden Einschulung an der oumlrtlich zustaumlndigen Grundschule abge-wogen So kritisierten die Ausschuss-mitglieder dass der Elternwille oft voumlllig unberuumlcksichtigt bleibe obwohl neben familienorganisatorischen Gruumlnden mit-unter auch die mangelnde Attraktivitaumlt einzelner Grundschulen dazu fuumlhre dass ein anderer Schulstandort vorgezogen werde In diesem Zusammenhang wurde auch betont dass es dem Gesetzgeber ob-liege die Regelungen zur Schulwahl zu treffen waumlhrend die Verwaltung bei der Umsetzung an das geltende Recht ge-bunden ist Vor dem Hintergrund dass in einem verhaumlltnismaumlszligig duumlnn besiedel-ten Flaumlchenland eine belastbare Schul-bedarfsplanung fuumlr die Einteilung in Ein-zugsbereiche im Primarbereich foumlrderlich ist und im konkreten Fall von einer recht-maumlszligigen Entscheidung auszugehen ist hat der Ausschuss einstimmig beschlos-sen dem Landtag zu empfehlen das Pe-titionsverfahren abzuschlieszligen

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Frecher als die EtabliertenEine neue Zeitung hatte 1990Platz fuumlr neue politische Akteure

Im Oktober 2020 jaumlhrt sich zum 30 Mal der Tag an dem der Landtag des neu gegruumlndeten Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern ins Schwe-riner Schloss einzog Das Jahr vor dem Einzug war eines der spannendsten und abwechslungsreichsten der juumln-geren deutschen Geschichte Am 9 November 1989 war nach 28 Jahren die innerdeutsche Grenze geoumlffnet worden Bis zur Wiedervereinigung am 3 Oktober 1990 uumlberschlugen sich in der DDR die Ereignisse Man-che Details drohen in Vergessenheit zu geratenDeshalb wollen wir Zeitzeugen zu Wort kommen lassen die diese so ereignisreiche Phase in Bezug zum Schweriner Schloss miterlebt haben und diese Details erinnern Diesmal Die Macher der Mecklenburgischen Volkszeitung (MVZ)

Unabhaumlngig von der Debatte uumlber eine Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten wurden im Win-ter 198990 in der DDR die Weichen gestellt dass das Schweriner Schloss Landtagssitz werden konnte Eine Ver-waltungsreform sollte die 1952 abge-schafften Laumlnder auferstehen lassen Schwerin war als Hauptstadt fuumlr Me-cklenburg-Vorpommern im Gespraumlch bdquoEin altes Land das neu entsteht ndash Gu-ten Tag Mecklenburg-Vorpommernldquo lautete am 15 Februar 1990 die Schlag-zeile der Mecklenburgischen Volkszei-tung (MVZ) Es war die erste Ausgabe einer wiederbelebten Zeitung die in der Weimarer Republik bdquoeinen renom-mierten demokratischen Ruf hatte und von den Nazis verboten wurdeldquo wie Karsten Schroumlder berichtet Er gehoumlrte zu den sechs Gesellschaftern der MVZ die das Experiment wagten der neuen Demokratie im Norden der DDR die immanent wichtige ausgewogene Oumlf-fentlichkeit zu verschaffen

Die Idee fuumlr die neue MVZ entstand laut Schroumlder am Runden Tisch in Rostock Die zur PDS (Partei des De-mokratischen Sozialismus) gewan-delte SED (Sozialistische Einheitspar-tei Deutschlands) sowie die uumlbrigen DDR-Parteien hatten allesamt ihre Parteizeitungen Den neuen demo-kratischen Parteien Gruppierungen und Basisgruppen aber fehlte eine publizistische Buumlhne bdquoEs ging darum politischen Stroumlmungen einen Platz zu geben die in der dominierenden Ostsee-Zeitung der PDS unterbelich-tet warenldquo

Schroumlder arbeitete damals wie heute im Rostocker Stadtarchiv Der Zeitgeschicht-ler interessierte sich schon fuumlr den Jour-nalismus Als er die Chance bekam bei der MVZ mitzuwirken griff er zu und lieszlig sich fuumlr zwei Monate freistellen Schroumlder war es der den Namen der fruumlheren SPD-Parteizeitung bdquoMecklenburgische Volks-zeitungldquo vorschlug Postwendend wollte sich die SPD mit drei Gesellschaftern beteiligen Harald Ringstorff von 1998 bis 2008 Ministerpraumlsident Mecklenburg-Vorpommerns war einer von ihnen Die SPD-Beteiligung verhalf der Zeitung zu den 1933 enteigneten MVZ-Raumlumen in der Doberaner Straszlige in Rostock West-

Die erste Ausgabe der MVZ erschien am 15 Februar 1990

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deutsche Aufbauhelfer der in der DDR neugegruumlndeten SPD unterstuumltzten die Gesellschafter als es galt eine GmbH und ein Gewerbe anzumelden sowie die Lizenz zu bekommen eine Zeitung mit 100000 taumlglicher Auflage verkaufen zu duumlrfenDrei der MVZ-Gesellschafter - der Jour-nalist Wolfgang Grahl der von den bdquoNorddeutschen Neuesten Nachrich-tenldquo kam der Werbekaufmann Horst Kirschneck und Karsten Schroumlder - brachten eine bunte enthusiastische Gruppe zusammen die so erinnert sich Martina Plothe anfangs bdquoziemlich unstrukturiertldquo acht Seiten MVZ fuumlllten Die damalige Betriebszeitungsvolontauml-rin und heutige Journalistin hatte am Rande einer oumlffentlichen Veranstaltung von der MVZ-Gruumlndung erfahren bdquoDie Bedingungen fuumlr die Produktion der ersten Ausgabe waren abenteuerlichldquo erinnert sie sich Mehrere Redakteure teilten sich eine Schreibmaschine die ersten sogenannten Spiegel fuumlr das Set-zen der Seiten entstanden auf dem Fuszlig-boden Es fehlten Stuumlhle Tische und Te-lefone bdquoWas heute so einfach erscheintldquo so Karsten Schroumlder bdquowar damals kom-pliziert Aber es hat funktioniertldquo

Recherchiert und geschrieben haben sie oft bis spaumlt in die Nacht Martina Plo-the bdquoDie Themen lagen zuhauf auf der Straszlige damals oder sie wurden von Le-sern in die Redaktion getragen Bearbei-tet haben wir sie auf Zuruf Es gab kein Redaktionsstatut und keine Verlagsrauml-son Den Posten des Chefredakteurs vergaben wir anfangs im Rotationsprin-zip Erst spaumlter wurden Wolfgang Grahl und dann Frauke Kaberka auf den Chef-posten gewaumlhltldquo

bdquoWir waren frecher haben uns mehr ge-traut als die etablierten Zeitungenldquo sagt Martina Plothe Das zeigte sich auch in Uumlberschriften wie bdquoEs stinkt im Inter-hotelldquo oder bdquoDer Ostsee-Wuumlrger heiszligt Guumllleldquo in den witzigen Wettervorhersa-gen oder den Fotos spaumlrlich bekleideter Strandschoumlnheiten Die MVZ schrieb fruumlher als die einheimische Konkurrenz uumlber Homosexualitaumlt und uumlber die groszlig-herzogliche Vergangenheit des Landes Vor allem aber wollten die MVZ-Macher hartnaumlckig nachfragen und Missstaumlnde aufdecken bdquoWir haben uumlber ein in der Naumlhe von Rostock entdecktes Waffen-

lager der DDR ausfuumlhrlich berichtet waumlhrend andere Rostocker Zeitungen das Thema eher sparsam abhandeltenldquo so Plothe Wenn Arbeiter der MVZ von Missstaumlnden in ihren Betrieben erzaumlhl-ten fand die Geschichte Platz im Blatt ohne dass die Gegenseite befragt wur-den wie Martina Plothe selbstkritisch zuruumlckblickt Viel Raum bekamen in der MVZ die neuen demokratischen Bewegungen Parteien und Gruppen das Neue Forum genauso wie die kon-servative Deutsche Soziale Union (DSU) bdquoWir sollten eine demokratische Zeitung machen kein Partei-Blattldquo erinnert sich Karsten Schroumlder Im Nachhinein findet Martina Plothe hingegen die SPD habe der MVZ doch manches Thema bdquohinein-zudruumlcken versuchtldquo

Die Ausstattung der MVZ-Redaktion verbesserte sich nach und nach mit materieller Hilfe und personeller Un-terstuumltzung zweier westdeutscher Zeitungen Dennoch kam die MVZ nie auf einen gruumlnen Zweig Sie lebte von einem 100000-Mark-Kredit den die Ge-sellschafter zu Beginn aufgenommen hatten bdquound mit Verkaufs- und Anzei-generloumlsen quasi von der Hand in den Mundldquo wie Martina Plothe es ausdruumlckt

Im Zeitungs-Alltag blieben viele Huumlrden zu nehmen Papier- und Druck-Kapa-zitaumlten wurden nur frei weil die ersten Betriebszeitungen im Bezirk Rostock die Segel strichen Beim vormals SED-eige-nen Ostsee-Druck in Rostock wurde die MVZ jeden Tag vor allen anderen Zei-tungen angedruckt bdquoDrei Seiten muss-ten als Stehsatz zum Teil Tage vorher in der Druckerei vorliegen Die letzte Seite mussten wir um 17 Uhr liefern Fuszligball- oder Wahlergebnisse bekamen wir nie

aktuell ins Blattldquo sagt Plothe Auszligerdem musste die MVZ mit altmodischem Blei-satz vorlieb nehmen wodurch sie ein ebenso altmodisches Aussehen bekam Die Ostsee-Zeitung wurde laumlngst im modernen Offset-Verfahren hergestellt Der Zeitungsvertrieb der DDR weiger-te sich anfangs die MVZ an ihre Abon-nenten auszuliefern Viele Kioske legten die neue Zeitung unter die altherge-brachte Konkurrenz

Laut Martina Plothe waren es viele Um-staumlnde an denen das Projekt bdquoMVZldquo scheiterte Anfangs fehlte ein Lokalteil und spaumltestens im Sommer 1990 ein Al-leinstellungsmerkmal bdquoDie anderen Zei-tungen hatten sich inzwischen geoumlffnet fuumlr eine pluralistische Berichterstattung Die neuen demokratischen Kraumlfte wa-ren nicht mehr auf die MVZ angewie-senldquo Auszligerdem draumlngten all die bunten schrillen Zeitungen aus dem Westen auf den ostdeutschen Markt bdquoWir haumltten Zeit und einen Investor gebrauchtldquo so Karsten Schroumlder bdquoUnd wir hatten fest damit gerechnet dass die SED-Bezirks-zeitungen wie die Ostsee-Zeitung ver-schwinden wuumlrdenldquo

Die Zahl der Kaumlufer und Abonnenten der MVZ sank staumlndig Am 5 September 1990 erschien die letzte Ausgabe bdquoDie Moumlglichkeit einen wirklich freien unab-haumlngigen Journalismus zu machen gab es nur in dieser zeitlichen Luumlcke zwi-schen dem Alten und dem Neuen das noch kommen sollteldquo sagt Martina Plot-he bdquoWir hatten die Aufgabe den neuen politischen Akteuren eine Stimme zu gebenldquo sagt Karsten Schroumlder bdquound die haben wir gut erfuumllltldquo

Andreas Frost

Martina Plothe war bei der MVZ vor allem fuumlr den Kulturteil zustaumlndig

Rostocks Stadtarchivar Karsten Schroumlder war einer der Gesellschafter der MVZ

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Die Buumlrgerinitiative bdquoRettet die Jarmener Muumlhleldquo hat mehr als 10000 Unterschrif-ten fuumlr den Erhalt der letzten industriellen Getreidemuumlhle Mecklenburg-Vorpom-merns und des Muumlhlenstandortes Jarmen gesammelt Die Unterschriftenlisten wurden am 11 Maumlrz Landtagspraumlsidentin Birgit Hesse (2vl) uumlbergeben Auch die 2 Vizepraumlsidentin des Landtages Dr Mignon Schwenke (li) und Landwirt-schaftsminister Till Backhaus (re) waren zugegen Am 12 Maumlrz beschaumlftigte sich der Landtag im Rahmen einer Aussprache mit dem Schicksal der mehr als 100-jaumlhrigen Muumlhlentradition in Jarmen

Die Sondersitzung des Kabinetts am 14 Maumlrz im Schweriner Schloss war der Auftakt zu einer Vielzahl von Beratungen und Abstimmungen im Rahmen der Corona-Pandemie Zu der Sondersitzung im Plenarsaal kamen Regierungsver-treter Vertreter der kommunalen Ebene sowie der Praumlsident des Robert-Koch-Instituts Lothar Wieler zusammen um das weitere Vorgehen zu beraten We-sentliche Entscheidung der Sondersitzung war die sofortige Schlieszligung von Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen bis 20 April 2020

Mit einem oumlffentlichen Ruumlckkehrerappell auf dem Alten Garten in Schwerin sind am 6 Maumlrz rund 400 Soldatinnen und Soldaten nach mehrmonatigen Auslandseinsaumltzen wieder in der Heimat begruumlszligt worden Auch Landtagspraumlsi-dentin Birgit Hesse und weitere Abgeordnete des Landtages nahmen an dem Appell teil ndash sie druumlckten somit ihren Dank und ihre Anerkennung gegenuumlber den Soldatinnen und Soldaten aus

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Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie werden uns spaumltestens mit der naumlchsten Mai-Steuerschaumltzung neue Haushaltsentscheidungen abverlangen Wir duumlrfen bereits jetzt von erheblichen Einnahmeruumlckgaumlngen ausgehen Vor diesem Hintergrund sind wir alle gefordert daruumlber nach-zudenken Wahlwerbegeschenke der Regierungskoalition zuruumlckzustellen um das Notwendige und Unverzichtbare sicherzustellen

Das bedeutet uumlbrigens keineswegs tatsaumlchlich notwendige Investitionen kuumlrzen zu wollen wie es in der Presse faumllschlich uumlber meine Fraktion hieszlig An Investitionen sind im Haus-haltsjahr 2020 bisher 17 Milliarden Euro eingeplant Die be-reinigten Gesamtausgaben liegen bei 92 Milliarden Euro Es gibt also auch andere Ausgaben als Investitionsausgaben die man uumlberpruumlfen kann und muss

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Die Landesregierung selber hat ja schon im Nachtragshaus-halt erklaumlrt dass sie mal eben 50 Millionen Euro im Wege des Haushaltsvollzugs heben kann Grundsaumltzliches Ziel der Maszlig-nahmen sollte es sein dass deren Finanzierung zuerst durch Einsparung und moumlglichst geringe Schuldenaufnahme er-folgt Um eine Verstetigung der Maszlignahmen zu vermeiden muss fortwaumlhrend gepruumlft werden inwieweit diese Maszlignah-men aufrechterhalten werden muumlssen Dabei darf nicht auszliger Acht gelassen werden dass eben unter diesen Maszlignahmen nicht nur die Wirtschaft leidet sondern auch gerade die Men-schen Sorgen um den Arbeitsplatz Existenz-aumlngste koumlnnen Depressionen und andere psychosomatische Krankheiten ausloumlsen was sich dann auch wiederum auf die Arbeitskraft und dementsprechend auf die Wirtschaftskraft negativ auswirken wird

In jeder Krise steckt aber auch eine Chance So ruumlcken derzeit die Familien wieder enger zusammen man besinnt sich auf die wichtigen Dinge im Leben Wir betrachten nichts mehr als selbstverstaumlndlich Man achtet auf sein Umfeld seine Freunde die Nachbarn In solchen Zeiten stellen wir fest dass

eben nicht nur Polizisten Aumlrzte und Lehrer systemrelevante Berufe sind sondern auch das Krankenhaus- und Pflegeper-sonal sowie die Einzelhandelskaufleute Diese Aufzaumlhlung ist nicht abschlieszligend Es sollte nach unserem Dafuumlrhalten keine Klassifizierung zwischen Berufen ersten Grades und zweiten Grades geben

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Dennoch kann aus diesem Grunde unser Dank nicht oft und laut genug allen Beteiligten ausgesprochen werden Von un-serem Dank aber allein kann man sich auch in unserem Land nichts kaufen

Nun erweist es sich auch als Fehler dass in der Bundesrepublik eine Vielzahl von Krankenhaumlusern geschlossen worden sind Auch hier in unserem Land wurde uumlber die Schlieszligung ein-zelner Stationen und Krankenhaumluser noch vor zwei Monaten gesprochen so zum Beispiel Wolgast und Crivitz

Ploumltzlich koumlnnen nun doch Grenzkontrollen durchgefuumlhrt werden Die Bundesrepublik besinnt sich ihrer Souveraumlnitaumlt und verlaumlsst sich nicht allein auf Bruumlssel Gleichwohl zeigt das dass nationalstaatliches Handeln auch solidarisch mit Italien moumlglich ist Als mahnende Beispiele seien hier Russland und China genommen

Dieser gemeinsame Antrag aller Fraktionen beweist dass es moumlglich ist jenseits der politischen Lager gemeinsam fuumlr die Interessen unseres Landes und unserer Landsleute einzuste-hen

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Lassen Sie uns diese Krise gemeinsam durchstehen Zu dieser Gemeinsamkeit gehoumlrt auch die konstruktive Debatte uumlber die richtigen Loumlsungen ndash Vielen Dank und bleiben Sie alle gesund

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Wie bei allen Fraktionen nahm auch bei der SPD-Fraktion nur ein Teil der Abgeordneten an der Sitzung teil

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Aumlltere chronisch Kranke Verwandte Bekannte und Freunde es geht um Menschenleben Klar ist fuumlr mich auch wir duumlr-fen uns nicht daran gewoumlhnen denn es koumlnnen nur Maszlig-nahmen auf Zeit sein da es tiefe Eingriffe in die Grundrechte unserer Gesellschaft sind

Meine sehr geehrten Damen und Herren ich bin der Oppo-sition dankbar dass der heutige Landtag in dieser verklei-nerten Form stattfindet Die parlamentarische Demokratie lebt im Normalfall vom konstruktiven Streit Dass dieser in Krisenzeiten etwas zuruumlcktritt begruumlszlige ich ausdruumlcklich Dass alle an einem Strang ziehen ist in dieser Situation rich-tig und die parteiuumlbergreifende gemeinsame Entschlieszligung ist in der Krise ein starkes Signal an die Buumlrger unseres Landes

Meine sehr geehrten Damen und Herren die zweite Vorbe-merkung die ich machen moumlchte betrifft diejenigen die momentan den Karren ziehen und den Laden buchstaumlblich am Laufen halten So wichtig ich die Bleibe-zu-Haus-Aufrufe finde es ist mindestens ebenso erwaumlhnenswert dass die Arbeitsleistung fuumlr einen Groszligteil der Arbeitnehmer nicht etwa gesunken sondern gestiegen ist Das sind all diejeni-gen die in den Krankenhaumlusern und in den Arztpraxen fuumlr unsere Gesundheit sorgen es sind aber auch die Menschen die im Einzelhandel und in den Apotheken arbeiten in der Landwirtschaft in der Logistik im Transportwesen oder als Post- und Paketzusteller in Tankstellen und als Reinigungs-kraumlfte die Landes- und die Bundespolizei die Bundeswehr und viele weitere mehr Sie alle sorgen dafuumlr dass unser Le-ben einigermaszligen weitergeht Ihnen allen einen herzlichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Deshalb begruumlszlige ich auszligerordentlich dass der Bundesfi-nanzminister am Montag die Moumlglichkeit geschaffen hat dass die sogenannten Corona-Praumlmien bis 1500 Euro steu-erfrei bleiben Warme Worte sind genug gewechselt Ar-beitgeber sollen mit gutem Beispiel vorangehen und die Leistungen der eigentlichen Helden der Krise auch mit einer entsprechenden Praumlmie wuumlrdigen Das gilt selbstverstaumlnd-lich auch fuumlr den Bereich der Landesregierung

Ich will es auch nicht versaumlumen mich an dieser Stelle bei den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Landesfoumlrder-institutes zu bedanken Ich habe mich selbst davon uumlber-zeugt dass mit groszligem Elan und mit einer Selbstverstaumlnd-lichkeit auch am Wochenende gearbeitet wird damit das Geld fuumlr die Antraumlge auf Soforthilfe schnellstmoumlglich aus-gezahlt werden kann damit unsere heimische Wirtschaft durch die Krise kommt und die Menschen nicht arbeitslos werden Herzlichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Beim Stichwort bdquoSoforthilfenldquo bin ich im wahrsten Sinne des Wortes mittendrin im Nachtragshaushalt Kern des Nach-

Torsten Renz CDU

bdquoUnser MV-Schutzfonds dient zu Recht vordergruumlndig dazu die Wirtschaft durch die Krise zu begleitenldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren Heute vor vier Wochen am 2 Maumlrz war auf der Titelseite der bdquoSchweriner Volkszeitungldquo ein Bericht uumlber Lea Sophie Friedrich aus Dassow Sie war Weltmeisterin im Bahn-radfahren geworden Auf der Titelseite des bdquoNordkuriersldquo war ein Artikel uumlber Eilantraumlge gegen die Masernimpfpflicht Und im bdquoNordmagazinldquo lief einen Tag spaumlter ein Bericht in dem es um steigende Uumlbernachtungszahlen in Jugend-herbergen ging Ich weiszlig nicht wie es Ihnen geht fuumlr mich klingen solche Berichte wie aus einem anderen Land wie aus einer anderen Zeit ndash und sie sind keine vier Wochen her

Ab dem 1603 ging es dann Schlag auf Schlag Kitas Schu-len Geschaumlfte Gaststaumltten wurden geschlossen Kontaktein-schraumlnkungen angeordnet ndash harte Maszlignahmen Heute hat jeder von uns Verwandte Nachbarn oder Bekannte die sich in Quarantaumlne befinden moumlglicherweise positiv getestet wurden oder von der Kurzarbeit betroffen sind Die Sorge um die Gesundheit der Liebsten und Existenzaumlngste stehen auf der Tagesordnung

In dieser Situation bin ich besonders froh dass wir in Deutschland ein funktionierendes Gesundheitssystem und einen handlungsfaumlhigen Staat vorfinden So wichtig dieser Nachtragshaushalt auch ist moumlchte ich als Erstes feststellen die Maszlignahmen der Bundesregierung und der Landesre-gierung zur Eindaumlmmung der Pandemie sind richtig und uneingeschraumlnkt notwendig Insbesondere die Kontaktbe-schraumlnkungen bis zum 1904 sind unumgaumlnglich um Situ-ationen wie in Italien Spanien oder in den USA unserer Be-voumllkerung zu ersparen Deshalb auch mein Appell an dieser Stelle Seien Sie solidarisch denn es geht insbesondere um

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10 A u s d e m P l e n u m O r i g i n a l - D e b a t t e

tragshaushaltes ist der MV-Schutzfonds mit einem Volumen von insgesamt 11 Milliarden Euro Davon werden 700 Millio-nen durch eine Nettokreditaufnahme gedeckt zudem wird der Buumlrgschaftsrahmen zusaumltzlich um 400 Millionen erwei-tert Ein erwarteter Einnahmeruumlckgang von 1 Milliarde Euro muss ebenfalls gestemmt werden eine gigantische Aufga-be die unser Land meistern will und meistern muss Dazu nutzen wir unter anderem Ruumlcklagen die wir durch solide Haushaltspolitik aufgebaut haben

Die Maszlignahmen im Einzelnen liegen Ihnen vor und sind in-soweit bekannt Deshalb moumlchte ich nur auf die verlorenen Zuschuumlsse also die Zuschuumlsse die nicht zuruumlckgezahlt wer-den muumlssen fuumlr Firmen bis 100 Mitarbeiter in Houmlhe von uumlber 160 Millionen Euro verweisen Was wir in diesem Bereich leis-ten kann sich deutschlandweit sehen lassen Ausdruumlcklich moumlchte ich betonen dass fuumlr Firmen bis zehn Arbeitnehmer das Geld durch den Bund bereitgestellt wird und somit eine hervorragende Verzahnung mit Landesgeldern stattfindet

Meine sehr geehrten Damen und Herren der MV-Schutz-fonds ist inhaltlich sehr breit aufgestellt und versucht moumlglichst viele Lebensbereiche abzudecken Fuumlr unser an Einwohnern kleines Bundesland ist das eine riesige Kraft-anstrengung und trotzdem bin ich uumlberzeugt dass dieser wichtige Schritt notwendig und machbar ist um uns uumlber diese schwere Zeit zu tragen Trotzdem gilt wenn es nicht reicht es Schwachstellen gibt muumlssen wir nachsteuern

Meine sehr geehrten Damen und Herren unser MV-Schutz-fonds dient zu Recht vordergruumlndig dazu die Wirtschaft durch die Krise zu begleiten aber wir muumlssen auch zeitnah gemeinsam mit der kommunalen Ebene uumlber Unterstuumlt-zungsmaszlignahmen sprechen damit das Leben vor Ort nicht zum Stillstand kommt Dabei gilt es rechtliche und finanzi-elle Fragen im Sinne der Handlungsfaumlhigkeit der Kommunen zu diskutieren und Loumlsungen zu finden

(Beifall vonseiten der Fraktion der CDU)

Und damit moumlchte ich zum letzten Aspekt kommen Das Virus hat uns schmerzlich vor Augen gefuumlhrt dass unsere arbeitsteilige globalisierte Wirtschaft zwar fuumlr Wachstum und Wohlstand sorgt zugleich ist sie aber auch anfaumlllig ndash an-faumlllig fuumlr Viren denen Staatsgrenzen egal sind und anfaumlllig fuumlr wirtschaftliche Stoumlrungen Ich bin fest davon uumlberzeugt dass die Corona-Krise kurz- und mittelfristig Auswirkungen fuumlr unser gesellschaftliches Zusammenleben fuumlr die Wirt-schaft und das Bankensystem haben wird die keiner zurzeit serioumls einschaumltzen kann Neben den Herausforderungen der Digitalisierung der Demografie oder des Klimawandels wer-den wir uns in Deutschland nach der Krise mit unbequemen Wahrheiten auseinandersetzen muumlssen

Erstens Guumlter wie Arzneimittel Schutzausruumlstung und me-dizinische Geraumltschaften in nennenswerten Groumlszligenord-nungen muumlssen wir wieder selbst herstellen im Zweifel auch subventioniert

Zweitens Industriebetriebe sollen kuumlnftig in kuumlrzester Zeit in der Lage sein auf die Herstellung benoumltigter Guumlter umzu-schalten Ich kann es nicht akzeptieren dass wir in Deutsch-land die besten Autos der Welt herstellen es aber nicht kurz-fristig hinbekommen medizinisch benoumltigte Schutzmasken zu fertigen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Und drittens Wir brauchen zentral eingelagerte Reserven organisiert vom Bund und damit meine ich nicht Toiletten-papier oder Nudeln sondern medizinisches Geraumlt und ent-sprechende Ausruumlstung

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Meine sehr geehrten Damen und Herren Maybrit Illner fragte am Wochenende ob in der jetzigen Zeit ein Nach-denken ohne zu sprechen geht Klar ist fuumlr mich dass bis zum 1904 eine strikte Kontaktbeschraumlnkung bestehen muss Bis dahin muss auch nicht jeder Politiker sich taumlglich mit Vorschlaumlgen uumlberbieten und dadurch die Bevoumllkerung verunsichern Klar ist fuumlr mich aber auch dass flaumlchende-ckende Tests dazu beitragen muumlssen das Wirtschaftsleben wieder strukturiert hochzufahren

Unseren Buumlrgerinnen und Buumlrgern unseres Landes moumlch-te ich fuumlr die CDU-Fraktion versichern wir sind uns unserer groszligen Verantwortung bezogen auf Gesundheits- und Exis-tenzfragen bewusst wir brauchen aber auch Ihr Verstaumlndnis Ihre Unterstuumltzung damit wir gemeinsam die Krise meis-tern Deshalb werden wir weiterhin Expertenrat einholen analysieren abwaumlgen und fortlaufend unsere Maszlignahmen auf den Pruumlfstand stellen aber am Ende muumlssen und wer-den wir entscheiden Mit diesem Ausblick hoffe ich dass wir uns in diesem Parlament sehr bald in gewohnter Zusam-mensetzung wiedersehen ndash Herzlichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

11 A u s d e m P l e n u m O r i g i n a l - D e b a t t e

Gesundheit darf keine Ware sein Und das Ringen um ein gutes Gesundheitssystem um gute Arbeit um ein besseres Leben fuumlr alle Menschen darf niemals leichtfertig vom Tisch gewischt werden denn genau jetzt sehen wir ja wie wich-tig wie uumlberlebenswichtig diese Menschen fuumlr unser Land sind Jetzt spuumlren wir dass es in dieser Krise nicht auf die Groszligkonzerne nicht auf die Banken und nicht auf die Versi-cherungen ankommt In dieser Krise kommt es auf die Mit-arbeitenden der Stadtreinigung auf die Krankenschwester und auf die Verkaumluferin an Wir brauchen die Landwirte die Kassiererin die Kurier- und die Lkw-Fahrer auf den Straszligen unseres Landes

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Und wir brauchen die Eltern die derzeit neben ihrer Arbeit im Betrieb oder im Homeoffice einen Zweitjob brillant er-ledigen denn ihr Zuhause ist gleichzeitig noch die Schule Ihnen allen danken wir stellvertretend fuumlr alle Frauen und Maumlnner die fuumlr uns da sind und die dafuumlr sorgen dass unser Zusammenleben eben nicht auseinanderbricht

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren eigentlich sind Haushalts-beratungen Zuumlndstoff zwischen den Fraktionen Sie sind ein Schlagabtausch im Streit um die besten Vorschlaumlge die un-terschiedlichsten Schwerpunktsetzungen und die kluumlgsten Ideen aber oft auch um das Rechthaben der Mehrheit und das Unrechthaben der Minderheit

(Heiterkeit und Zuruf von Jochen Schulte SPD)

Und auch das ist heute anders denn diese 11 Milliarden Euro uumlber die wir heute entscheiden das sind Hilfen sogar Uumlberlebenshilfen fuumlr Kuumlnstlerinnen und Kuumlnstler fuumlr Selbst-staumlndige und Arbeitnehmer fuumlr Kleinst- Klein- und mittel-staumlndische Unternehmen aber auch fuumlr groszlige Firmen fuumlr Vereine und Verbaumlnde fuumlr Krankenhaumluser fuumlr unsere Wirt-schaft fuumlr den Tourismus fuumlr unsere Familien Und heute ist es eben klein Schlagabtausch heute ist es kein Wettbewerb heute ist sich meine Fraktion mit der Koalition einig Heute handeln wir gemeinsam denn wir bringen gemeinsam die-sen Nachtragshaushalt auf den Weg fuumlr uns alle fuumlr unser Land fuumlr unser Leben

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

denn der Friseurladen um die Ecke oder die kleine Kneipe auch der Malerbetrieb und und und ndash ganz ganz viele Betriebe ringen gerade um ihre Existenz Ihnen steht das Wasser bis zum Hals Und es gibt mehr als tausend Gruumlnde warum dieser Schutzschirm unumgaumlnglich ist Jetzt kann es naumlmlich nur darum gehen sofort zu handeln damit das Geld sofort bei der Frisoumlrin dem Maler oder bei der Kellnerin ankommt Es darf kein Zoumlgern kein Aber und auch kein Viel-leicht geben es kann nur ein Ja ein Sofort sein um Massen-

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Simone Oldenburg DIE LINKE

bdquoHeute handeln wir gemeinsam denn wir bringen gemeinsam diesen Nachtragshaushalt auf den Wegldquo

Frau Praumlsidentin Sehr geehrte Damen und Herren Ver-schwunden sind der Alltag und die Selbstverstaumlndlichkeit Vorbei sind das gewohnte Zusammenleben und die Norma-litaumlt in der Familie oder auf der Arbeit Erledigt hat sich auch die Vorfreude auf den Osterurlaub Ungewiss der morgige Tag die kommende Woche die naumlchsten Monate Die Welt unser Leben ist aus den Fugen geraten

In Mecklenburg-Vorpommern ist es das Leben von 16 Millio-nen Menschen das uumlber Nacht ein anderes wurde das jetzt komplett auf dem Kopf steht So mutig und optimistisch die Frauen Maumlnner Kinder und Jugendlichen in unserem Land bis vor drei Wochen waren so aumlngstlich und sorgenvoll sind sie heute Und es ist unsere Pflicht uns darum zu kuumlmmern dass ihre Aumlngste kleiner werden ihre Sorgen ernst genom-men werden und sie sich darauf verlassen koumlnnen dass wir an ihrer Seite stehen und sie nicht alleinelassen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren wie oft haben wir hier uumlber gleiche Loumlhne fuumlr gleichwertige Arbeit gestritten oder fuumlr gleiche Lebensverhaumlltnisse oder fuumlr mehr Pflegeperso-nal Wie oft haben wir daruumlber diskutiert dass Stationen in Krankenhaumlusern nicht geschlossen werden duumlrfen weil sich Gesundheit eben nicht rechnen darf sondern jeder gesund werden muss egal was er verdient und egal was seine Be-handlung kostet

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

12 A u s d e m P l e n u m O r i g i n a l - D e b a t t e

entlassungen Pleiten und Existenzverluste zu verhindern

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Und gerade diese kleinen Vereine die der soziale Kitt fuumlr un-ser Zusammenleben sind oder die Schullandheime die der-zeit keine Gaumlste aber Ausgaben haben die Bildungstraumlger die keine Maszlignahmen bekommen aber die Miete und die Gehaumllter zahlen muumlssen die aufsuchende Familienhilfe die Tafeln die Kleiderkammern und Moumlbelboumlrsen die ambu-lante Tagespflege der Verbraucherschutz die Fluumlchtlingshil-fe sie alle brauchen wir nach der Krise mehr als je zuvor und sie alle duumlrfen nicht in Gefahr geraten Fuumlr sie brauchen wir auch einen Schutzschirm

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Und genau fuumlr sie und fuumlr viele viele andere mehr beantragt meine Fraktion einen Sozialfonds in Houmlhe von 20 Millionen Euro

Und auch die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die in den kommenden Monaten vom Kurzarbeitergeld leben muumlssen duumlrfen wir nicht im Regen stehen lassen 60 Prozent von einem Durchschnittslohn das sind in Mecklenburg-Vorpommern netto circa 1100 Euro Die reichen hinten und vorne nicht um die laufenden Kosten zu decken und die naumlchsten Monate ein gutes oder sogar ein sicheres Leben zu fuumlhren Deshalb moumlchten wir gemeinsam eine Entschlie-

Auf ein Speisenangebot wurde verzichtet Foto Uwe Sinnecker

szligung verabschieden die die Landesregierung auffordert sich bei der Bundesregierung dafuumlr starkzumachen dass das Kurzarbeitergeld auf mindestens 80 Prozent angehoben wird

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren allein mit Applaus und mit dem taumlglichen Dank werden wir nicht aus der Krise kommen Um unser Leben wieder halbwegs normal werden zu lassen sofern es uumlberhaupt moumlglich ist um wieder lieb gewon-nene alltaumlgliche Momente zu genieszligen um Gewissheit fuumlr den morgigen Tag die kommende Woche und die naumlchsten Monate zu haben um unser Leben also wieder in die Fugen zu bringen deshalb braucht es diesen Schutzschirm und deshalb braucht es unser Zusammengehen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD DIE LINKE und Sebastian Ehlers CDU)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

13 A u s d e m P l e n u m O r i g i n a l - D e b a t t e

Einen dritten Dank moumlchte ich aussprechen und der Dank geht an die Fraktionen hier im Haus Wir haben gemeinsam eine Entschlieszligung auf den Weg gebracht wir haben ge-meinsam die Positionen zusammengefuumlhrt wir haben ge-meinsam gezeigt dass es in dieser Situation um das Land geht und nicht darum wer ist Opposition und wer ist Re-gierung Ich glaube das ist ein wichtiges das ist ein starkes Signal was wir von hier vom Landtag Mecklenburg-Vor-pommern raus ins Land senden und es ist ein notwendiges Signal Insofern auch an Sie alle ein herzliches Dankeschoumln

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Meine Damen und Herren niemand von uns haumltte sich vor einigen Monaten vorstellen koumlnnen ndash das haben meine Vor-redner ja auch gesagt ndash in welcher Situation wir hier heute sind Diese Situation hat ganz viele Facetten Da gibt es den Bereich der Gesundheit die Versorgung der Bevoumllkerung ndash die das will ich ausdruumlcklich sagen gesichert ist ndash die Betreuung und auch die Unterrichtung unserer Kinder die zum Teil zu Hause stattfindet mit all den Schwierigkeiten die Aufrechterhaltung der Infrastruktur und nicht zuletzt die schwierige Situation unserer Wirtschaft

Vor diesem Hintergrund sichere ich zu dass wir alles tun werden dass sich das Leben in unserem Land nach der Corona-Pandemie moumlglichst schnell wieder normalisieren kann Dazu gehoumlrt natuumlrlich selbstverstaumlndlich auch dass all die Einschraumlnkungen die wir an Grundrechten momentan haben ndash und das sind mir wichtige Dinge ndash dass all diese Einschraumlnkungen nach dieser Pandemie am Ende auch auf-gehoben werden dass die Grundrechte auch wieder voll-umfaumlnglich in unserem Land gelten werden

(Beifall Dr Ralph Weber AfD)

Jetzt allerdings meine Damen und Herren gilt es den Ge-sundheitsschutz ganz obenan zu stellen Jetzt ist die Zeit Abstand zu halten und es ist die Zeit in der wir hier im Par-lament Handlungsfaumlhigkeit zeigen muumlssen

Meine Damen und Herren wir schnuumlren mit dem Nach-tragshaushalt das groumlszligte Hilfspaket in der Geschichte un-seres Landes Wir schnuumlren das weil das notwendig ist Und ich sage ausdruumlcklich wir tun das was notwendig ist Meine Fraktion ist stolz darauf dass wir es als eines der wenigen Laumlnder geschafft haben in den letzten 13 Jahren keine neu-en Schulden zu machen Mehr noch meine Damen und Herren wir haben durch solides Wirtschaften geschafft in den vergangenen 13 Jahren 15 Milliarden Euro an Schulden zu tilgen und Ruumlcklagen zu bilden Und meine Damen und Herren das war kein Selbstzweck was wir da gemacht ha-ben Das war das was man keynesianistische oder antizy-klische Haushaltspolitik nennt in guten Zeiten Schulden zu reduzieren in wirtschaftlich schwierigen Zeiten in schwie-rigen Zeiten eben zu investieren Und meine Damen und Herren diese schwierigen Zeiten sind jetzt und wir investie-ren jetzt und das ist auch richtig so

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Thomas Kruumlger SPD

bdquoDiese schwierigen Zeiten sind jetzt und wir investieren jetzt und das ist auch richtig soldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren Auch ich moumlchte mich bei all den Menschen bedanken die da drauszligen momentan unsere Gesellschaft am Laufen halten Ich habe in den Nachrichten gehoumlrt sie waumlren die Helden des Alltags Ich wuumlrde das unterstreichen wollen All die die auf ihrem Posten momentan sitzen und taumlglich ihren Job erledigen und dafuumlr sorgen dass unsere Gesellschaft weiter rundlaumluft sind die Helden des Alltags und ich moumlchte mich ganz herzlich auch namens meiner Fraktion bei ihnen bedanken

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Meine Damen und Herren einen zweiten Dank moumlchte ich richten an die Ministerpraumlsidentin an die Ministerinnen und Minister an die Staatssekretaumlre den Parlamentarischen Staatssekretaumlr und die Teams die da im Hintergrund arbei-ten Herr Renz und ich erleben das gewohnte Regierungs-geschaumlft am Dienstag in den Kabinettssitzungen Dieses gewohnte Regierungsgeschaumlft gibt es momentan nicht die Regierung hat umgeschaltet auf Krisenmodus Es gibt fast taumlglich telefonische Zusammenkuumlnfte und es wird in stun-denlangen Sitzungen telefonisch beraten wie die Dinge fuumlr Mecklenburg-Vorpommern geregelt werden koumlnnen wie geregelt werden kann dass das was wir an Krise momen-tan erleben auch in vernuumlnftige Bahnen gelenkt wird und da leistet jede Einzelne und jeder Einzelne einen ganz tol-len Job Und vor dem Hintergrund auch hier ein herzliches Dankeschoumln Frau Ministerpraumlsidentin und an das Team das dahintersteht

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

14 A u s d e m P l e n u m O r i g i n a l - D e b a t t e

(Beifall vonseiten der Fraktion der SPD)

Wir haben bereits mit dem Haushalt 20202021 einen Inves-titionshaushalt vorgelegt denn die konjunkturellen dunklen Wolken waren am Himmel seinerzeit ja auch schon zu erken-nen Dieser Haushalt 20202021 hat ein Investitionsvolumen in Houmlhe von 17 Milliarden Euro Damals wusste noch niemand was mit der Corona-Krise auf uns zukommt Nun da Schaumlden fuumlr die Gesellschaft und Wirtschaft drohen steuern wir ge-gen Wir steuern gegen mit einem Schutzfonds in Houmlhe von 11 Milliarden Euro

Um diese Summe stemmen zu koumlnnen ist es notwendig die Schuldenbremse auszusetzen und das ist angesichts der Auf-gaben die vor uns liegen auch richtig Wir werden am Kapi-talmarkt 700 Millionen Euro aufnehmen Mir ist wichtig zu be-tonen meine Damen und Herren wir nehmen das Geld auf um eine Krisensituation zu bewaumlltigen heiszligt wir nehmen das Geld nicht auf weil wir uumlber unsere Verhaumlltnisse wirtschaften in Mecklenburg-Vorpommern Das ist ein Unterschied und mir ist wichtig diesen Unterschied auch zu betonen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU)

Wir organisieren damit dass Wirtschaft und Gesellschaft wei-ter vorankommen koumlnnen und durch die Krise kommen koumln-nen

Meine Damen und Herren was uns jetzt auch zugutekommt ist dass wir in der Vergangenheit Ruumlcklagen gebildet haben Haumltten wir das nicht getan haumltten wir aus dem Vollen ge-schoumlpft ndash wie uns hin und wieder auch geraten worden ist auch hier im Haus ndash waumlre die Situation deutlich schwieriger

Meine Damen und Herren mir sind in den vergangenen Ta-gen Menschen begegnet die groszlige Angst hatten die nicht nur groszlige Angst hatten vor dem was das Virus fuumlr sie per-soumlnlich bedeutet gesundheitlich sondern die wirtschaftlich auch groszlige Angst hatten Und mir sind dabei Menschen begegnet die Angst davor hatten dass wir in eine Situation wie in den 90er-Jahren rutschen mit einer groszligen Massenar-beitslosigkeit Deswegen will ich ganz klar sagen es gibt hier Unterschiede Dieses Land ist heute besser aufgestellt wir ha-ben heute eine solide finanzielle Grundlage und dieses Land hat vor allem eine wirtschaftlich solide Basis gefunden All das war in der Hochphase der Massenarbeitslosigkeit eben nicht vorhanden Das ist heute aber vorhanden

Niemand kann heute versprechen dass jedes Unternehmen und dass jeder Arbeitsplatz erhalten bleibt aber anders als den 90er-Jahren sind wir heute in der Lage mit geeigneten Instrumenten zu helfen und anders als in den 90er-Jahren brauchen die Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern nach den derzeitigen Einschraumlnkungen dann auch wieder jede Arbeitskraft Deshalb bin ich mir sicher dass wir auch diese Krise gemanagt bekommen

Meine Damen und Herren ich vermute mal ich bin hier der letzte Redner und ich moumlchte als letzter Redner an die Buumlr-gerinnen und Buumlrger unseres Landes appellieren Meine Da-men und Herren bitte halten Sie die notwendigen Einschraumln-kungen ein Nehmen Sie bitte die aufgestellten Regeln ernst vermeiden Sie persoumlnliche Kontakte zu Mitmenschen wo immer es geht Schuumltzen Sie sich schuumltzen Sie Ihre Lieben schuumltzen Sie Ihre Nachbarn und Freunde Uns als politischen Verantwortungstraumlgern ist klar dass fuumlr jede und jeden diese Wochen die wir erleben sehr schwierige Wochen sind aber je disziplinierter wir alle handeln umso weniger Menschen werden infiziert umso weniger Menschen werden im Kran-kenhaus sein umso weniger Menschen werden am Ende die-ser Erkrankung erliegen Deshalb lassen Sie uns gemeinsam Verantwortung tragen ndash Besten Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Die vollstaumlndigen Redebeitraumlge finden Sie im Plenarprotokoll unter wwwlandtag-mvdeparlamentsdokumentehtmlAuf dem YouTube-Kanal des Landtages gibt es die Plenar-sitzungen auch als Video unter wwwlandtag-mvde

Auch auf den Besuchertribuumlnen wurden aufgrund der Abstandsregelungen viele Plaumltze gesperrt Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

15 A u s d e m P l e n u m

Klar gegen RechtsextremismusSPD CDU und LINKE stellen gemeinsamen Antrag

Kurzinterventionen Ordnungsrufe und persoumlnliche Erklaumlrungen ndash in der De-batte zu Tagesordnungspunkt 15 ging es 90 Minuten lang hoch her Drei Wo-chen nach dem rassistischen Anschlag in Hanau bei dem ein deutscher Mann am 19 Februar neun Menschen mit Migrationshintergrund seine Mutter und sich selbst getoumltet hatte haben SPD CDU und Linke mit einem gemeinsamen Antrag erneut Stellung gegen Rechtsextremismus und Rassismus bezogen Der AfD warfen sie vor eine Mitverantwortung an Taten wie diesen zu tragen Das wiesen deren Redner entschieden zuruumlck Per Aumlnderungsantrag wollten sie in das Bekenntnis explizit auch andere Formen von Extremismus einbezogen wis-sen Kurz vor der Debatte war bekannt geworden dass der Verfassungsschutz die von AfD-Mitgliedern gegruumlndete Gruppierung bdquoDer Fluumlgelldquo als rechtsextre-mistisch eingestuft hat

bdquoJede Verbreitung von Hass und Unwahr-heiten die Gift fuumlr unser Zusammenle-ben sind lehnen wir strikt abldquo unterstrich Julian Barlen (SPD) Entschlossen gegen jede Form von Menschenfeindlichkeit einzutreten bedeute auch jene beim Namen zu nennen die Menschenfeind-lichkeit gezielt schuumlrten Die AfD setze auf Spaltung attackiere Moral und Werte und mache ganze Bevoumllkerungsgrup-pen veraumlchtlich bdquoEine Kooperation mit der AfD ist fuumlr uns daher undenkbarldquo

bdquoWorte sind Waffen und koumlnnen das gesellschaftliche Leben vergiftenldquo sag-te Innenminister Lorenz Caffier Wer rechtsextremistisches und rassistisches Gequatsche als alternative Meinung ab-tue trage eine Mitverantwortung dafuumlr bdquowenn dieses Gequatsche Gehoumlr findet

und anschlieszligend Taten folgenldquo bdquoWir muumlssen zum Wohle unseres Landes auf-houmlren mit diesem Mist Erst dann meine Herren von der AfD duumlrfen Sie im Um-kehrschluss von uns erwarten dass wir aufhoumlren uns von Ihnen zu distanzierenldquo

bdquoHanau ist nicht die AfDldquo widersprach deren Fraktionsvorsitzender Nikolaus Kramer bdquoMeine Partei lehnt Gewalt und jede Form extremistischen Handelns abldquo Fuumlr eine tiefgruumlndigere Debatte uumlber Ursachen extremistischer Gewalt forderte er erneut ein Expertengespraumlch uumlber Radikalisierung und Terrorismus bdquoNehmen Sie unsere ausgestreckte Hand zur Staumlrkung unserer Demokratie Dann werden wir wirksam den Hass in diesem Land bekaumlmpfen koumlnnenldquo

bdquoWir erleben in den letzten Jahren eine zusehends entgrenzende politische Debatte Eine Debatte die mit dem la-pidaren Das wird man ja wohl noch sagen duumlrfenrsquo beginnt und mit hand-festen Morddrohungen endetldquo fuumlhrte Ann Christin von Allwoumlrden (CDU) an Die Verbrechen in Kassel Halle und Ha-nau machten einmal mehr deutlich bdquoErst kommt der Gedanke dann kommt der Vorsatz dann kommt die Tatldquo

bdquoNoch nie war unser aufrichtiges Auf-treten gegen Antisemitismus Rassismus und Rechtsextremismus so wichtig wie heuteldquo hob Simone Oldenburg (Frak-tionsvorsitzende DIE LINKE) hervor bdquoWir werden nicht zulassen dass sich im Jahr 2020 ein 33 einschleichtldquo Sie warf der AfD vor mit vielen Aumluszligerungen geistige Brandstiftung zu betreiben bdquoMit einer Partei die Faschisten in ihren Reihen hat werden wir niemals zusammenarbeitenldquo

Holger Arppe (fraktionslos) bezeichnete den Antrag als bdquoFarceldquo Er warf SPD CDU und Linken vor das Thema zu instrumen-talisieren um gegen die AfD zu polemi-sieren

Der interfraktionelle Antrag wurde von den Stimmen von SPD CDU und DIE LINKE angenommen Die AfD stimmte in Teilen dagegen Einige AfD-Mitglieder entschieden sich nicht mit abzustim-men Der Aumlnderungsantrag der AfD wur-de abgelehntAntrag SPD CDU und DIE LINKE Drs 74748Aumlnderungsantrag AfD Drs 74786

Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

16 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Julian Barlen SPD

bdquoUnsere Demokratie braucht eine starke Basisldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren wir gedenken der Toten und der Verletzten des rassistischen Mordanschlages von Hanau Hass toumltet ndash daran kann kein Zweifel bestehen

Allen [hellip] die durch rassistische Gewalt die durch politische Gewalt getoumltet und verletzt wurden allen die Angehoumlrige und ihnen nahestehende Menschen verloren haben ih-nen gilt unser ehrendes Andenken und unsere aufrichtige Anteilnahme Wir sind auch als Landtag Mecklenburg-Vor-pommern geeint in Trauer und wir sind gewillt gemeinsam gegenzuhalten

Wir werden gegenhalten durch eine entschlossene Verteidi-gung unserer freiheitlich-demokratischen und solidarischen Grundwerte ndash Werte [hellip] die ein friedliches Miteinander in unserer Gesellschaft uumlberhaupt erst moumlglich machen Ge-meinsam stehen wir mit all unseren Verbuumlndeten in der Zi-vilgesellschaft Seite an Seite gegen Terror gegen Rassismus gegen Antisemitismus gegen Menschenfeindlichkeit und Gewalt Alle Menschen [hellip] die von Rassismus von Hass und von Hetze bedroht sind die koumlnnen sich auf die Solidaritaumlt des Landtages Mecklenburg-Vorpommern von der SPD von der CDU und von den LINKEN verlassen [hellip]

Opferschutz und auch die Opferberatungen muumlssen neben den bereits bestehenden hervorragenden zivilgesellschaft-lichen Angeboten auch staatlicherseits gestaumlrkt werden Eingeschuumlchterte und bedrohte Frauen und Maumlnner die sich fuumlr unser friedliches Zusammenleben engagieren muumls-sen das gute Gefuumlhl haben von einer ganz groszligen Mehrheit ihrer Mitmenschen und auch vom Staat geschuumltzt gestuumltzt und getragen zu werden

[hellip] Jede Verbreitung von Hass von Unwahrheiten die Gift fuumlr unser Zusammenleben sind lehnen wir strikt ab Wir ver-urteilen sie als das was sie sind ndash sie sind Quelle und Kata-

Foto Uwe Sinnecker

lysator fuumlr Rassismus und fuumlr Gewalttaten gegen friedliche Mitmenschen von uns Kassel Hanau Halle ndash wir alle ver-binden mit diesen drei Staumldtenamen heute hier im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern gezielte Angriffe auf unser friedliches Zusammenleben Entschlossen und uumlberall ge-gen jede Form von gruppenbezogener Menschenfeindlich-keit einzutreten meine Damen und Herren heiszligt definitiv auch jene beim Namen zu nennen die Menschenfeindlich-keit gezielt schuumlren um daraus eigenes politisches Kapital zu schlagen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

[hellip] die AfD setzt auf Spaltung die AfD attackiert Moral und Werte die AfD macht ganze Bevoumllkerungsgruppen veraumlcht-lich die AfD argumentiert rassistisch die AfD verbreitet Ver-schwoumlrungstheorien Das alles verstoumlszligt gegen ganz grund-legende Spielregeln eines demokratischen Miteinanders

(Beifall vonseiten der Fraktionender SPD CDU und DIE LINKE)

Das alles dient einzig und allein dazu den gesellschaftlichen Frieden Stuumlck fuumlr Stuumlck zu zersetzen und aufzuloumlsen Die Entgrenzung unseres gesellschaftlichen Diskurses ist das ei-gentliche Ziel das verfolgt wird und dagegen [hellip] muumlssen wir uns wehren und das tun wir auch Das tun wir heute und alle Tage

Und dazu [hellip] passt auch die Eilmeldung des heutigen Morgens [hellip] Demnach solle der von AfD-Mitgliedern ge-gruumlndete bdquoFluumlgelldquo fuumlr den Verfassungsschutz nun offiziell zu einem Beobachtungsfall werden [hellip]

Wenn wir meine Damen und Herren diesem rechtsextre-men bdquoFluumlgelldquo der AfD selbigen stutzen wollen dann haben wir alle Haumlnde voll zu tun Alleine beim letzten Treffen des bdquoFluumlgelsldquo in Binz

(Zuruf von Dr Ralph Weber AfD)

zu dem unter anderem auch MdL Professor Weber einge-laden hat ndash zumindest hat er auf Facebook eine entspre-chende Kachel gepostet ndash wurden neben vielen anderen auch zahlreiche hier anwesende Abgeordnete gesehen an-gefangen beim Ex-Abgeordneten der AfD Arppe bei den beiden MdL Jess und Grimm uumlber den stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Obereiner daruumlber hinaus Komning von der AfD im Bundestag bis hin zum Fraktionschef der AfD houmlchstselbst Nikolaus Kramer

[hellip] Wir haben es hier [hellip] mit einer AfD-Fraktion zu tun in der die Sympathien fuumlr diese rechtsextremen Bestrebungen tatsaumlchlich nicht nur in der Mitte sondern direkt an der Spit-ze angesiedelt sind

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

17 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Foto Uwe Sinnecker

Was geschehen kann [hellip] wenn die Demokratinnen und Demokraten einfach zu schwach sind sich stabil und un-nachgiebig gegen derlei Tendenzen zu wehren das hat das Ende der Weimarer Republik gezeigt Eine Kooperation mit der AfD ist fuumlr uns daher undenkbar ausgeschlossen Glei-ches erwarten wir von unseren Kooperationspartnern inner- und auszligerhalb des Parlamentes Wir duumlrfen diese Art der demokratiefeindlichen Politik nicht akzeptieren

(Zuruf von Jens-Holger Schneider AfD)

[hellip] was ich zur AfD gesagt habe ist wichtig aber laumlngst nicht alles was nach Kassel Halle und Hanau gegen Rassis-mus gegen Antisemitismus gegen Menschenfeindlichkeit und Gewalt passieren muss Seitens des Staates muss ent-schlossen und noch entschlossener gegen die Feinde un-serer freiheitlich-demokratischen Grundordnung vorgegan-gen werden durch einen allerhoumlchsten Verfolgungsdruck zur Kontrolle zur Zuruumlckdraumlngung zur Zerschlagung aller Neonazistrukturen hier im Land durch die komplette und unmittelbare Entwaffnung aller Gefaumlhrder durch einen rigo-rosen Umgang mit Verschwoumlrungen wie bdquoNordkreuzldquo und die schonungslose Aufklaumlrung aller Beteiligten Das ist eine repressive Seite auf die eine wehrhafte Demokratie sich im-mer berufen koumlnnen muss

[hellip] auf der anderen Seite gilt es selbstverstaumlndlich den Antirassismus zu befoumlrdern Menschen starkzumachen die Demokratie aktiv zu leben und unsere Strukturen nachhaltig zu staumlrken die unser friedliches Zusammenleben moumlglich machen

(Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

Das geht in Mecklenburg-Vorpommern beispielsweise durch die Fortsetzung unseres erfolgreichen Landespro-grammes bdquoDemokratie und Toleranz gemeinsam staumlrkenldquo Rassismus gilt es systemisch und systematisch zu bekaumlmp-fen ndash im Sport auf der Arbeit in den Schulen und Universi-taumlten in der Wirtschaft ebenso wie im Parlament Und hier-zu ist unser Landesprogramm und hierzu sind die Akteure die dieses Landesprogramm in Mecklenburg-Vorpommern leben breit und bestens aufgestellt [hellip]Fuumlr ganz Deutschland fordern wir die Verstetigung der Prauml-vention Die Foumlrderung und die Verteidigung unserer De-mokratie ist keine Projektaufgabe sie ist eine Daueraufgabe und deshalb braucht es auf der Bundesebene endlich ndash und die Gelegenheit ist nun wirklich gekommen ndash ein Demokra-tiefoumlrdergesetz

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

[hellip] unsere Demokratie braucht eine starke Basis unsere De-mokratie braucht eine klare Haltung und unsere Demokratie braucht eine feste Verankerung

(Zuruf von Dr Ralph Weber AfD)

Dafuumlr stehen wir seit uumlber 150 Jahren und dafuumlr stehen wir als demokratische Fraktionen von CDU SPD und LINKEN ge-meinsam [hellip]

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

18 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Innenminister Lorenz Caffier

bdquoSprache ist eine starke Waffeldquo

Frau Praumlsidentin Meine Damen und Herren Abgeordnete

[hellip] im Abstand von jeweils vier Monaten haben uns seit dem Sommer letzten Jahres grauenhafte und bis tief ins Mark erschuumltternde Nachrichten aus unserem Alltag [hellip] geholt [hellip] die Betrachtungsweise es handele sich um ge-stoumlrte Persoumlnlichkeiten ist an und fuumlr sich richtig [hellip] Aber das [hellip] ist eben nur ein Teil der Wahrheit und er blendet komplett den gesellschaftlichen Zustand aus in dem wir uns leider seit einiger Zeit auch in diesem Land befinden

Der Attentaumlter von Hanau mag irgendeinen wirren Quatsch uumlber eine Fernsteuerung durch Geheimdienste den de-struktiven Islam und die Nichtleistungsfaumlhigkeit ganzer Volksgruppen [hellip] fabuliert haben aber diese Gedanken und Haltungen sind eben nicht allein in seinem Kopf ent-standen sondern sie sind Ausdruck der ewigen Debatten ums Anderssein des pauschalen Herabwuumlrdigens ganzer Bevoumllkerungsgruppen [hellip] des Redens vom bdquoAsyltourismusldquo und bdquoanderen Kulturkreisenldquo der bdquoUmvolkungldquo und von ei-ner bdquoInvasionldquo

Foto Uwe Sinnecker

[hellip] Kommen Ihnen meine Herren von der AfD-Fraktion diese Muster bekannt vor

[hellip] Sprache [hellip] ist eine starke Waffe und vielleicht ist es auch kein Zufall dass das Wort bdquoAusloumlserldquo auch den Abzug einer Waffe beschreibt [hellip] Die Sprache hat dazu gefuumlhrt dass aus Spinnern Taumlter wurden die davon uumlberzeugt sind dass es Zeit ist sich zu wehren Wir muumlssen zum Wohle unseres Landes aufhoumlren mit diesem Mist und erst dann meine Herren von der AfD duumlrfen Sie im Umkehrschluss von uns erwarten dass wir aufhoumlren uns von Ihnen zu distanzieren

[hellip] Ja auch Linksextremisten sind keine Kinder von Traurig-keit Es gibt sie und wir bekaumlmpfen sie auch aber ich werde niemals den einen Extremismus mit dem anderen Extremis-mus vergleichen [hellip]

Natuumlrlich ist es jedoch mit einem Antrag und einigen ma-gischen Worten nicht getan Vielmehr hoffe ich [hellip] dass Worte wie bdquoRespektldquo bdquoWertschaumltzungldquo und bdquoMiteinanderldquo eben keine Einbahnstraszlige sind

[hellip] Der liberale Rechtsstaat die gesamte Idee der Demo-kratie mit allen ihren unterschiedlichen Interessen und mit ihrem Schutz fuumlr Minderheiten steht so offen wie nie im modernen Deutschland unter Beschuss Wir brauchen keine Rhetorik die suggeriert dass nur die eigenen Ideen die ein-zig richtigen sind [hellip]

Ich sage das ganz klar in Richtung der AfD aber auch in Richtung aller Abgeordneten Regierungsvertreter und Zu-schauer im Saal Es ist Zeit dass wir uns an die eigene Nase fassen und wieder mehr miteinander ins Gespraumlch kommen [hellip] Sorgen darf jeder Mensch haben und es ist niemandem von uns geholfen wenn wir diese totschweigen [hellip] Aber Sorgen liebe Kolleginnen und Kollegen duumlrfen nie Ausre-de dafuumlr sein den Boden des Grundgesetzes zu verlassen Das ist gerade in einem demokratischen Rechtsstaat nicht verhandelbar ndash Ich bedanke mich fuumlr die Aufmerksamkeit

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDUund Simone Oldenburg DIE LINKE)

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

19 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Ann Christin von Allwoumlrden CDU

bdquoSpurlos gehen Hass und Hetze nicht an Menschen vorbeildquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren bdquoAchte auf deine Gedanken denn sie werden Worte Achte auf deine Worte denn sie werden Handlun-genldquo Mit der Quellenlage dieser Weisheit ist es schwierig Manche vermuten sie im Talmud Ich habe auch schon gele-sen dass es eine chinesische Weisheit sein koumlnnte Am Ende ist es aber auch egal denn der Gedanke dahinter stimmt in jedem Fall Erst kommt der Gedanke dann kommt der Vor-satz dann kommt die Tat

Wir haben in wenigen Monaten drei Taten erlebt die unsere Gesellschaft tief erschuumlttert haben Es waren Taten von Maumln-nern uumlber deren Geisteszustand ich hier nicht abschlieszligend urteilen will Entscheidend ist alle drei haben beziehungs-weise hatten ein Weltbild das von Verschwoumlrungstheorien durchdrungen war die unter Rechtsextremisten houmlchst po-pulaumlr sind Es ist das Weltbild von Menschen die fuumlr alles Un-heil auf dieser Welt einen Suumlndenbock haben Fluumlchtlinge Moslems

(Dr Gunter Jess AfD Oder die AfD)

die Juden oder eben Angela Merkel Wir erleben in den letzten Jahren eine zusehends entgrenzende politische De-batte eine Debatte die mit dem lapidaren bdquoDas wird man ja wohl noch sagen duumlrfenldquo beginnt und die mit handfesten Morddrohungen endet Zumindest drei Menschen in den letzten Monaten haben es nicht bei Drohungen belassen Sie wurden zu Moumlrdern

Ich bin keine Kriminalpsychologin Menschen werden nicht automatisch zu Moumlrdern weil sie in den Medien hier ins-besondere in den sozialen Medien oder auch asozialen Medien damit dauerbeschallt werden dass das Abendland

unterzugehen droht Aber machen wir uns nichts vor spur-los gehen Hass und Hetze nicht an Menschen vorbei Hier gibt es eine relativ klare Ursache-Wirkung-Beziehung und auf die gehe ich am Ende meiner Rede auch noch mal kom-poniert ein

Meine Damen und Herren der grassierende Rechtspopu-lismus uumlberwoumllbt und vergiftet nicht nur die mediale De-batte er zeigt auch parlamentarisch Wirkung naumlmlich in der offenkundigen Verhoumlhnung und Geringschaumltzung all dessen was den Parlamentarismus ausmacht das Ringen um Mehrheiten der Kompromiss das Verfolgen guter Ab-sichten das Anstreben internationaler Zusammenarbeit das Bemuumlhen um Sachlichkeit um Maszlig und Mitte All das ist dem Rechtspopulismus suspekt Seine Kategorien sind Do-minanz und Staumlrke alles andere haumllt er fuumlr Verrat Eben weil das so ist eben weil Rechtspopulisten danach streben den Parlamentarismus laumlcherlich zu machen auszuhoumlhlen und zu uumlberwinden eben deswegen herrscht in diesem Land-tag groszlige Einigkeit Wer mit Hunden ins Bett geht wacht mit Floumlhen auf

Meine Damen und Herren in den Zeitungen war in den vergangenen Wochen und Monaten immer mal wieder von der Weimarer Republik die Rede und davon dass durch die Bonner beziehungsweise jetzt Berliner Republik wieder ein Hauch von Weimar weht mit Blick auf die schwierige Mehrheitsfindung in Thuumlringen Die Weimarer Republik das wissen wir heute war eine Demokratie in der es zu weni-ge Demokraten gab in der mancher noch dem Kaiserreich nachtrauerte und viele eine Diktatur nach sowjetischem Vorbild wuumlnschten Der Untergang der Demokratie wurde beguumlnstigt durch eine Mischung aus purer Ablehnung aus Desinteresse und aus dem fatalem Irrglauben Rechtsextre-misten koumlnnten stubenrein werden wenn man sie streichelt ndash ein fataler Irrtum der Eliten in der Weimarer Republik

(Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

Wir meine Damen und Herren wir hier in diesem Land wer-den diesen Fehler kein zweites Mal machen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Und das ist auch unser historischer Auftrag als wachsame Demokraten Zugleich sind wir in der Pflicht gegenuumlber den Millionen von Toten des Zweiten Weltkrieges aber auch ge-genuumlber den Ermordeten der vergangenen Monate Keine Zusammenarbeit mit Rechtsextremisten keine Zusammen-arbeit mit denjenigen die die politische Debatte vergiften Sie Herr Professor Dr Weber und Sie Herr Kramer haben mitgeschossen ndash Herzlichen Dank fuumlr Ihre Aufmerksamkeit

Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

20 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Nikolaus Kramer AfD

bdquoMeine Fraktion will diese Demokratie auch zur Bekaumlmpfung des Rechts-extremismus belebenldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin [hellip] Liebe Landsleute Es ist ein sehr ernstes Thema uumlber das wir heute debattieren

(Zuruf von Martina Tegtmeier SPD)

Foto Uwe Sinnecker

Die erschuumltternden Morde von Hanau Halle und Kassel ha-ben Spuren hinterlassen Wir erleben eine neue Form der Radikalisierung die die Sicherheit der Menschen auch in Mecklenburg-Vorpommern angreifen kann Deshalb kann es nur folgerichtig sein genau dieses Thema im Landtag zu behandeln [hellip] Wir muumlssen genau hinsehen um zu verste-hen was passiert Das geht nur mit einer klaren Analyse die uns voranbringt

(Torsten Renz CDU Dann mal los)

[hellip] Meine Damen und Herren die Expertenanalyse von Frau Saimeh beschreibt einen psychotischen Taumlter Wir wis-sen dass er in seinem Wahn rassistische Gedanken als Folie genutzt hat Ein so krankhaftes Hasspotenzial meine Da-men und Herren hat auf kaum vorstellbare Art und Weise elf Menschen das Leben genommen und schreckliches Leid verursacht

Ein solcher Fall ist fuumlr unsere Behoumlrden nicht einfach zu ver-hindern da der Taumlter aufgrund seiner buumlrgerlichen Sozialisa-tion lange Zeit unter dem Radar laumluft Es ist auch die Aufgabe der Gesellschaft die Gefaumlhrlichkeit rechtzeitig zu identifizie-ren und praumlventive Maszlignahmen zu ergreifen Daher besteht die Frage auch darin wie wir so furchtbar kranken Menschen rechtzeitig helfen koumlnnen

Meine Damen und Herren nach Ansicht des Psychologen Nils Boumlckler

Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

21 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

[hellip] Stimmen Sie unserem Aumlnderungsantrag zu Zeigen Sie wie echter demokratischer Konsens

(Heiterkeit bei Wolfgang Waldmuumlller CDU)

gegen Extremismus und Rassismus in diesem Hause aus-sieht

(Wolfgang Waldmuumlller CDU Mein lieber Mann)

Liebe Buumlrger dieses Landes ich darf am Ende meiner Rede einen klugen Sozialdemokraten zitieren

(Dr Ralph Weber AfD Falls es so was gibt)

bdquoHeute steuern wir unverdrossen auf eine weitere Stufe der menschlichen Entwicklung zu den Bestmenschen gegen rechts Er beansprucht die alleinige Deutungsmacht uumlber das Gute Am Ende wird die politische und kulturelle Spaltung unseres Landes weiter forciertldquo Herzlichen Dank fuumlr diese Worte an Herrn Mathias Brodkorb

Das ist eine Warnung vor dem Abbruch des demokratischen Gespraumlchs aufgrund eines auf die Spitze getriebenen Mora-lismus Durch die Instrumentalisierung von Hanau ist dies aktueller denn je [hellip] Die Christdemokratie erkennt hoffent-lich bald dass nichts zu gewinnen ist wenn man sich von den LINKEN die Agenda diktieren laumlsst

(Heiterkeit vonseiten der Fraktion der SPD ndash Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Meine Damen und Herren Hanau ist nicht die AfD Meine Partei lehnt Gewalt und jede Form extremistischen Han-delns ab

(Heiterkeit vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE ndash

Beifall vonseiten der Fraktion der AfD ndash Tilo Gundlack SPD Jaaa ndash

Zurufe von Andreas Butzki SPD und Thomas Kruumlger SPD)

[hellip] Herzlichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD und Holger Arppe fraktionslos ndash

Julian Barlen SPD Merken Sie selber oder)

(Zuruf von Christian Brade SPD)

der zu Radikalisierung und Extremismus forscht gehoumlrt zu einer ehrlichen Analyse dass voreilige Schuldzuweisungen voumlllig deplatziert sind Die Einzeltaumlter von Hanau oder Hal-le haben kein geschlossenes Weltbild Sie flicken sich ihre Weltanschauung zusammen um ihre Persoumlnlichkeit zu ins-zenieren Das unterscheidet sie vom politischen Terror der Roten Armee Fraktion oder Organisationen anderer extre-mistischer Schattierungen

Meine Damen und Herren in Hanau und Halle haben wir es mit einer besonders schwierigen Form moumlrderischer Ge-walt zu tun Eine Konsequenz aus diesen Vorfaumlllen kann nur sein dass eine Sensibilisierung von Politik und Gesellschaft stattfindet und bei dieser Aufgabe werte Abgeordnete der Koalition und der LINKEN stehen wir fest an Ihrer Seite

(Heiterkeit vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE ndash

Beifall vonseiten der Fraktion der AfD ndashZuruf von Julian Barlen SPD)

[hellip] Es haumlngt insbesondere davon ab Herr Kruumlger wie wir miteinander ins Gespraumlch kommen und wo wir unsere De-mokratie ernst nehmen

(Thomas Kruumlger SPD Ich moumlchte mit Ihnen nicht ins Gespraumlch gehen ndash

Simone Oldenburg DIE LINKE Wir kommen nicht miteinander ins Gespraumlch)

Meine Fraktion will diese Demokratie auch zur Bekaumlmpfung des Rechtsextremismus beleben

(Beifall Jens-Holger Schneider AfD Genau ndash Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

Die vollstaumlndigen Redebeitraumlge finden Sie im Plenarprotokoll unter wwwlandtag-mvdeparlamentsdokumentehtmlAuf dem YouTube-Kanal des Landtages gibt es die Plenar-sitzungen auch als Video unter wwwlandtag-mvde

Schuumllerinnen des Gymnasialen Schulzentrums Wittenburg auf der Besuchertribuumlne Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

22 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Simone Oldenburg DIE LINKE

bdquoWir werden es nicht zulassen dass sich im Jahr 2020 ein bdquo33ldquo einschleichtldquo

Frau Praumlsidentin Sehr geehrte Damen und Herren Rassis-mus Antisemitismus rechtsextremistisch motivierte An-schlaumlge und Morde sowie die gewaltbereite und verrohte Sprache greifen unser Leben unsere Demokratie seit Jahren an Es gibt Tage nach Anschlaumlgen oder gewaltbereiten Aumlu-szligerungen an denen Trauer uumlberwiegt und sich Fassungslo-sigkeit breitmacht Und in dieser Zeit bringt der gemeinsame Antrag von SPD CDU und meiner Fraktion ein bisschen mehr Hoffnung und mehr Entschlossenheit [hellip]

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

[hellip] Wir zeigen dass Demokratinnen und Demokraten trotz unterschiedlicher politischer Ansichten zum Schutz der Volksherrschaft zum Schutz der Rechtsstaatlichkeit und zum Schutz der Menschen zusammenarbeiten

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

[hellip] Sehr geehrte Damen und Herren

(Dr Ralph Weber AfD Aber die darf man ja nicht ansprechen)

wie konnten die Faschisten 1933 die Macht ergreifen

(Zuruf von Ralf Borschke AfD)

Sie kamen mit ganz legalen Mitteln an die Macht

(Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

[hellip] Sie installierten das Fuumlhrungsprinzip mit Gleichschal-tung Notstandsgesetzgebung Parteienverboten mit der Verfolgung Andersdenkender Andershandelnder

Foto Uwe Sinnecker

(Peter Ritter DIE LINKE Sie waren da oder was)

Andersaussehender

(Peter Ritter DIE LINKE Waren Sie da)

Anderssprechender

(Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes AfD)

Andersliebender

(Peter Ritter DIE LINKE Waren Sie da ndash Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes AfD)

Andersglaumlubiger

(Peter Ritter DIE LINKE Haben Sie Goebbels da getroffen)

und Anderslebender

(Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes AfD)

[hellip] Und das sehr geehrte Damen und Herren das sind nicht nur Taten der Geschichte nein Geschichte droht sich zu wiederholen denn auch in den letzten Jahren schafften es Rechtsextreme in die Parlamente ob in Thuumlringen oder in Mecklenburg-Vorpommern

(Zuruf von Christoph Grimm AfD)

So aumltzte der Vorsitzende der AfD-Fraktion im Thuumlringer Landtag Houmlcke ich zitiere man werde bdquoso fuumlrchte ich nicht um eine Politik der sbquowohltemperierten Grausamkeitlsquo herum-kommen Existenzbedrohende Krisen erfordern auszligerge-woumlhnliches Handeln Die Verantwortung dafuumlr tragen dann diejenigen die die Notwendigkeit dieser Maszlignahmenldquo

(Zuruf von Juumlrgen Strohschein AfD)

bdquomit ihrer unsaumlglichen Politik herbeigefuumlhrt habenldquo

(Zuruf von Christoph Grimm AfD)

Ende des Zitats

[hellip] Wir werden es nicht zulassen dass sich im Jahr 2020 ein bdquo33ldquo einschleicht denn wer einen Fuumlhrer installieren will Mi-granten von der Teilhabe am Leben ausschlieszligen moumlchte wer die Zeit des Hitler-Faschismus relativieren will und nicht als das anerkennt was sie ist die grausamste Zeit deutscher Geschichte europaumlischer Geschichte und der Weltgeschich-te der sehr geehrte Damen und Herren der ist ein Faschist Mit einer Partei die Faschisten in ihren Reihen hat werden wir niemals zusammenarbeiten

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

23 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Corona-Virus sorgt fuumlr EinschraumlnkungenAbgeordnete appellieren an Sachlichkeit Vernunft und Solidaritaumlt

Kinder duumlrfen nicht zur Kita und Schule Geschaumlfte Restaurants Hotels The-ater ndash geschlossen Groszligeltern und Freunde treffen ndash verboten Veranstaltungen aller Art ndash auf unbestimmte Zeit abgesagt Das oumlffentliche Leben steht auch in MV nahezu still Noch niemals zuvor mussten Bund und Laumlnder zu derart drasti-schen Maszlignahmen fuumlr die Buumlrgerinnen und Buumlrger greifen Doch sie entschei-den dies aus gutem Grund ndash um die Ausbreitung der hoch ansteckenden Coro-na-Viren einzuschraumlnken Auch der Landtag hat sich mit dem Thema Corona befasst Als die Abgeordneten am 11 Maumlrz auf Antrag der CDU-Fraktion in der Aktuellen Stunde uumlber die Situation in MV debattierten war das Land noch weit von diesen Einschraumlnkungen entfernt Eine der draumlngendsten Fragen zu diesem Zeitpunkt war noch inwiefern Groszligveranstaltungen abgesagt werden In den folgenden Wochen haben sich die Ereignisse nahezu taumlglich uumlberschlagen Weltweit Bundesweit Landesweit Und zu groszligen Einschraumlnkungen fuumlr nahezu jede und jeden im Land gefuumlhrt

bdquoWahrscheinlich gab es in den letzten Jahren keine aktuellere Aktuelle Stun-de hier im Landtag als die heutigeldquo sagte Sebastian Ehlers (CDU) bdquoQuasi im Stundentakt uumlberschlagen sich die Mel-dungen und Ereignisseldquo Dass das Virus auch in MV ankomme sei nur eine Fra-ge der Zeit gewesen bdquoEs geht jetzt da-rum die Ausbreitung zu unterbrechen bzw zu verlangsamenldquo Hier sei jeder Einzelne gefragt Hygieneregeln einzu-halten unnoumltige Reisen zu meiden und auf Freizeitaktivitaumlten zu verzichten bei denen sich viele Menschen zusammen-finden Ihm sei bewusst dass sich jede

Einschraumlnkung auch auf die Wirtschaft auswirken werde Er begruumlszligte dass der Bund bereits Kurzarbeitergeld Liqui-ditaumltshilfen Buumlrgschaften und Steuer-stundungen fuumlr betroffene Unterneh-men zugesagt habe bdquoAuch wir im Land werden wenn es notwendig ist die Unternehmen bei uns nicht im Stich lassenldquo Er zeigte sich uumlberzeugt dass das Gesundheitssystem gut auf die Aus-breitung des Virus vorbereitet sei bdquoAber es wird an Grenzen gefuumlhrt werdenldquo Umso wichtiger sei es jetzt besonnen und vernuumlnftig zu handeln um die In-fektionsketten zu unterbrechen

bdquoWir sind gut auf die Krankheit vorbe-reitetldquo pflichtete Gesundheitsminister Harry Glawe bei Alle zustaumlndigen Be-houmlrden bei Bund Land und Kommunen stuumlnden in engem Austausch miteinan-der MV sei seit gut 14 Tagen von dem Virus betroffen Grund zur Panik gebe es aber nicht Um die Arztpraxen zu ent-lasten werde sein Ministerium landes-weit neun Abstrich-Zentren einrichten Zudem erhalte die Kassenaumlrztliche Ver-einigung Geld um Schutzausruumlstung fuumlr niedergelassene Aumlrzte zu beschaf-fen Daruumlber hinaus habe das Land eine Hotline fuumlr Buumlrger (0385588-5888) und Unternehmer (0385588-5588) ein-gerichtet Erleichtert zeigte er sich da-ruumlber dass der Bund die Schwelle fuumlr Kurzarbeit gesenkt habe Der Minister appellierte an alle die befuumlrchten am Coronavirus erkrankt zu sein zunaumlchst beim Hausarzt anzurufen Dieser werde dann alle weiteren Schritte einleiten Er kuumlndigte an jede Entwicklung mit Au-genmaszlig zu analysieren und daraus ta-gesaktuell Entscheidungen abzuleiten Sein besonderer Dank galt allen die sich intensiv fuumlr das Zuruumlckdraumlngen des Vi-rus einsetzten

bdquoFakt ist dass wir die Pandemie nicht auf-halten koumlnnenldquo verdeutlichte Nikolaus Kramer (Fraktionschef AfD) bdquoWir koumlnnen lediglich ihren massenhaften Ausbruch verhindern Und da ist jeder Einzelne von uns in der Pflichtldquo Fuumlr jeden sollte es inzwischen selbstverstaumlndlich sein sich regelmaumlszligig die Haumlnde zu waschen weil im Supermarkt im oumlffentlichen

Mit Markierungen im Abstand von 15m auf dem Boden sollen die Kunden im Supermarkt ermahnt werden einen Sicherheitsabstand zueinander einzuhalten

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

24 A u s d e m P l e n u m A k t u e l l e S t u n d e

Personennahverkehr kurzum uumlberall wo man sich drauszligen bewegt konta-minierte Flaumlchen lauern koumlnnen bdquoJeder Tag den wir gewinnen ist ein guter Tagldquo Er appellierte daran parteiuumlber-greifend zusammenzuhalten bdquodenn es wird ein nationaler Kraftakt werden moumlglicherweise auch ein europaumlischer Kraftaktldquo Sich mit Grundnahrungsmit-teln und Wasser einzudecken sei rich-tig Es muumlsse jedoch niemand in Panik verfallen und beim Einkaufen hamstern

bdquoWir sprechen uumlber eine Situation die wir in ihrem Ausmaszlig vor einigen Wochen so noch nicht ahnen konntenldquo aumluszligerte Julian Barlen (SPD) Bei aller nachvoll-ziehbaren Sorge uumlber die Entwicklung und ihre Folgen komme es jetzt darauf an besonnen und gelassen zu bleiben ndash auch dann wenn die Schutzmaszlignah-men ausgeweitet werden sollten Er warb darum in Zeiten von Fake News nicht jeder Horrormeldung einfach so Glauben zu schenken und Vertrauen ins Gesundheitssystem zu haben bdquoDeutsch-land und Mecklenburg-Vorpommern sind im internationalen Vergleich wirklich gut vorbereitet Wir haben gute Kliniken wir haben fitte Aumlrzte wir haben aus-gewiesene Experten ein ausgebautes Krankheitswarn- und Meldesystem und wir haben Notfallplaumlneldquo Das Virus werde unbestritten auch die Wirtschaft treffen In welchem Ausmaszlig sei ungewiss bdquoEines ist aber klar und auch klares Signal hier aus dem Landtag Kein Unternehmen darf in ernste Schieflage oder gar Insol-venz geraten kein Arbeitsplatz darf ge-faumlhrdet werdenldquo

bdquoWir sollten die Coronakrise auch nutzen um die Globalisierung kritisch zu hinter-fragenldquo fuumlhrte Holger Arppe (fraktions-los) an Produktionen ins Ausland zu ver-lagern erweise sich nun als Achillesferse fuumlr Deutschland und MV bdquoDie meisten unserer Arzneimittel kommen aus China oder Indien Das ist mit ein Grund wes-halb wir jetzt Lieferengpaumlsse in dem Be-reich habenldquo Die Landesregierung sollte sich deshalb auf Bundesebene dafuumlr einsetzen Schluumlsselindustrien wieder in Deutschland anzusiedeln

Fuumlr DIE LINKE offenbare die Pandemie wie fragil unsere Lebensgrundlagen sind bdquoWir werden auf uns selbst zuruumlck-geworfen und muumlssen uns fragen Koumln-

Stichwort Corona

Wie wird das Virus uumlbertragen

Von Mensch zu Mensch Hauptsaumlchlich uumlber Troumlpfcheninfektion insbesondere durch Niesen und Husten oder wenn beim Sprechen winzige Troumlpfchen wei-tergegeben werden Das Robert-Koch-Institut schlieszligt nicht aus dass man sich auch uumlber verunreinigte Oberflaumlchen (Schmierinfektion) anstecken kann Die haumlufigsten Infektionsketten gehen den Wissenschaftlern zufolge aber auf eine direkte Uumlbertragung zuruumlck Die Ge-fahr sich anzustecken wird in Deutsch-land derzeit als hoch eingeschaumltzt Wie kann man sich vor einer Ansteckung schuumltzen

Waschen Sie sich regelmaumlszligig und gruumlnd-lich die Haumlnde Unter flieszligendem Was-ser und mit reichlich Seife Mindestens 20 Sekunden lang Niesen Sie in ein Ein-wegtaschentuch oder in die Armbeuge Halten Sie beim Husten oder Niesen min-destens einen Meter Abstand zu ande-ren und drehen Sie sich weg Halten Sie generell zu anderen Menschen einen Abstand von mindestens 15 Metern Vermeiden Sie soziale Kontakte Fassen Sie sich nicht mit den Haumlnden ins Ge-sicht Geben Sie niemandem die Hand

Welche Krankheitszeichen koumlnnen auftreten

Symptome die am haumlufigsten beo-bachtet werden sind Husten Unwohl-sein und Fieber Manche Betroffene klagen auch uumlber Durchfall In schweren Faumlllen kann die Erkrankung zu Atem-problemen fuumlhren und toumldlich enden Infektionen koumlnnen aber auch ohne Krankheitszeichen ablaufen Die Inku-bationszeit also der Zeitraum zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krank-heit betraumlgt bis zu 14 Tage

Fuumlr wen ist eine Infektion besonders gefaumlhrlich

In den meisten Faumlllen verlaumluft die Krank-heit mild Manche Menschen sind aber eher gefaumlhrdet fuumlr einen schweren Ver-lauf als andere Zu den Risikogruppen gehoumlren unter anderem aumlltere Men-schen Raucher oder Menschen mit be-stimmten Vorerkrankungen Das Robert-Koch-Institut zaumlhlt dazu zum Beispiel Herzkreislauferkrankungen Diabetes Erkrankungen des Atmungssystems der Leber und der Niere sowie Krebserkran-kungen

Quellen wwwbzgade (Bundeszentrale fuumlr gesundheitliche Aufklaumlrung) wwwrkide (Robert-Koch-Institut) und wwwbundesregierungde

Abschied

Mecklenburg-Vorpommerns erster Mi-nisterpraumlsident Alfred Gomolka ist am 24Maumlrz im Alter von 77 Jahren gestor-ben Anlaumlsslich der Nachricht erklaumlr-te Landtagspraumlsidentin Birgit Hesse

bdquoDer Landtag trauert um Prof Dr Alfred Gomolka

Als Abgeordneter der ersten Wahlperi-ode des Landtages MV und erster frei gewaumlhlter Ministerpraumlsident unseres Bundeslandes hat er sich mit seinem Wirken um den Aufbau der parlamen-tarischen Demokratie in MV in beson-derer Weise verdient gemacht Als Politikerin wie Repraumlsentantin unseres Landesparlamentes trauere ich um einen uumlber die Parteigrenzen hinweg geschaumltzten Politiker dessen Stimme auch nach seiner aktiven Zeit Gewicht hatte Meine Gedanken sind in diesen Stunden bei der Familie des Verstor-benenldquo

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

25 A u s d e m P l e n u m A k t u e l l e S t u n d e

Polizei erhaumllt mehr BefugnisseSicherheits- und Ordnungsgesetz soll digitale Ermittlungen erleichtern

Unerlaumlsslich und genau richtig Nicht weitreichend genug Zu weit gehend Auf diesen Nenner lassen sich die Positi-onen der Landtagsfraktionen zum neu-en Sicherheits- und Ordnungsgesetz bringen Die neuen Regelungen sollen der Polizei in MV mehr Befugnisse ge-ben insbesondere fuumlr Ermittlungen im Internet Sie erlauben den Beamten zum Beispiel heimlich auf Computer Tablets und Smartphones zuzugreifen

oder Telefonate zu uumlberwachen Das Anliegen dahinter Terrorismus Online-Kriminalitaumlt und Kinderpornografie wir-kungsvoller zu bekaumlmpfen Die Aumlnde-rungen wurden monatelang kontrovers diskutiert In der Oumlffentlichkeit In den Fraktionen Im Innenausschuss und in Anhoumlrungen mit Sachverstaumlndigen Und im Maumlrz nach zweiter Lesung im Landtag mit den Stimmen von SPD CDU und AfD beschlossen

Besonders fuumlr Ermittlungen im Internet erhaumllt die Polizei mehr Moumlglichkeiten

nen wir weiter so produzieren das Pro-duzierte verteilen und konsumieren wie bisher Was ist eigentlich wirklich wich-tig in unserem Leben Und wie gehen wir miteinander umldquo meinte Torsten Koplin bdquoKlingt pathetisch ist es aber nichtldquo Das Virus werfe auch ein Licht auf die Schwaumlchen des Gesundheits-systems An vielen Stellen mangele es an Desinfektionsmittel und Schutzbe-kleidung bdquoWir fordern daher den unver-zuumlglichen Aufbau einer landeseigenen Notfallreserve fuumlr Desinfektionsmittel und Schutzbekleidungldquo Daruumlber hinaus verlangte er die Ausbil-dungskapazitaumlten in der Pflege und die Zahl der Medizinstudienplaumltze zu erhouml-hen bdquoWir muumlssen vorausschauend dafuumlr sorgen dass wir endlich genug Pflege-

rinnen und Pfleger sowie Aumlrztinnen und Aumlrzte habenldquo Sein dringlicher Appell an die Bevoumllkerung den Empfehlungen der Behoumlrden Folge zu leisten bdquoBeson-nenheit Ruumlcksichtnahme und Solidari-taumlt sind das Gebot der Stundeldquo

Ein Dreiklang auf den auch Ministerprauml-sidentin Manuela Schwesig setzt Sie bat um Verstaumlndnis wenn es in naumlchs-ter Zeit zu weiteren Einschraumlnkungen kommen sollte Die Lage sei ernst Manch einer moumlge die Maszlignahmen vielleicht fuumlr uumlbertrieben halten Hier gehe es aber um den Schutz von Men-schenleben Auch wer sich selbst nicht fuumlr gefaumlhrdet halte habe eine Verant-wortung gegenuumlber Risikopatienten bdquoUm diese Solidaritaumlt bitte ich unsere

Bevoumllkerungldquo Sie verstehe die Sorgen der Wirtschaft Das Land sei jedoch gut vorbereitet Sie befuumlrwortete die Re-gelungen des Bundes zur Kurzarbeit bdquoMit Kurzarbeit sind wir sehr sehr gut durch die Finanz- und Wirtschaftskrise gekommen Es ist eine Maszlignahme mit der wir gute Erfahrungen habenldquo Auch mit dem kuumlrzlich beschlossenen Lan-deshaushalt fuumlr 20202021 sei MV gut fuumlr schwierige Situationen aufgestellt In den naumlchsten Wochen werde man auf viele Dinge flexibel reagieren muumlssen bdquoIch bin sehr sehr zuversichtlich dass wir genau mit diesem Dreiklang ndash die Kraft aufbringen sich der Pandemie zu stellen besonnen zu reagieren und soli-darisch zu handeln ndash in der Bevoumllkerung auch das meistern koumlnnenldquo

bdquoDas neue Gesetz ist eine Antwort auf das digitale Zeitalterldquo verdeutlichte Manfred Dachner (SPD) Waumlhrend sich Taumlter bildlich gesehen in duumlsengetrie-benen Fahrzeugen auf der Datenau-tobahn bewegten seien die Ermittler noch im Wartburg unterwegs bdquoMit dem Gesetz geben wir der Polizei die Befugnis effektiver die Allgemeinheit und den Einzelnen zu schuumltzenldquo Die Erweiterungen moumlgen bdquowie ein Grusel-kabinett von Maszlignahmenldquo klingen ndash aber nur wenn man nicht deutlich dazu sage dass ihre Anwendung auf Tatsa-chen beruhen muss die eine Gefahr fuumlr Leib und Leben bedeuten Bloszlige Ver-dachtsmomente reichten nicht aus Das gelte auch fuumlr Menschen im direkten Umfeld einer Zielperson Selbst die

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

26 A u s d e m P l e n u m | B e r i c h t e

Groszligmutter von Al Capone haumltte nach diesem Gesetz keine Polizeimaszlignahme zu befuumlrchten sofern keine Tatsachen vorliegen dass von ihr selbst Gefahren ausgingen so Dachner Zudem stuumlnden alle freiheitseinschraumlnkenden Maszlignah-men unter Richtervorbehalt Er betonte bdquoDie Polizei war und ist immer ein zu-verlaumlssiger Huumlter des Gesetzes Das wird auch im neuen SOG so bleibenldquo

Nikolaus Kramer (Fraktionsvorsitzen-der AfD) begruumlszligte die Aumlnderungen bdquoEs ergibt schlichtweg keinen Sinn die Landespolizei zur Abwehr schwerwie-gender Gefahren personell aufzusto-cken ihr aber dann die notwendigen Moumlglichkeiten der Erkenntnisgewin-nung vorzuenthaltenldquo An einigen Stel-len sehe er jedoch Nachbesserungs-bedarf So sollten Ermittler zur Abwehr terroristischer Straftaten Menschen auch praumlventiv in Gewahrsam nehmen duumlrfen bdquoUnd wir wollen Journalisten als Berufsgeheimnistraumlger explizit schuumlt-zenldquo Die Sorge vor einem Uumlberwa-chungsstaat hielt er fuumlr unbegruumlndet bdquoDas neue Sicherheits- und Ordnungs-gesetz ist mit Sicherheit keine neue Stasi 20ldquo Alles andere sei bdquoPolemik eines linken Milieusldquo und verkenne die unab-haumlngigen Kontrollinstanzen des Rechts-staats Kritik uumlbte er an der neuen Om-budsstelle fuumlr Polizisten Sie schuumlre nur Misstrauen innerhalb der Landespolizei bdquoBei uns im Land gibt es viele Stellen an die sich Polizisten in Not wenden koumln-nenldquo ndash denen nun das Vertrauen abge-sprochen werde

bdquoDas einzig Schlechte an dem Gesetz ist dass es nicht schon letztes Jahr in Kraft getreten istldquo sagte Ann Christin von Allwoumlrden (CDU) bdquoGerade die er-weiterten Online-Befugnisse sind in Zeiten der allgemeinen Digitalisierung ein zwingend notwendiges polizei-liches Mittel zur Gefahrenabwehrldquo Viele der gezeichneten Horrorszenarien seien bdquokompletter Stussldquo Sie offenbarten le-diglich welches Misstrauen die politi-schen Raumlnder gegenuumlber der Polizei hegten bdquoDie Gefahr dass der Staat die Daten missbraucht geht gegen nullldquo Von ihrer Kritik am Umgang mit dem Gesetzentwurf nahm sie auch die Me-dien nicht aus Dem Land einerseits den Weg in einen Uumlberwachungsstaat zu unterstellen anderseits aber damit

zu werben fuumlr ein neues Zeitungsabo bdquoAlexaldquo obendrauf zu legen sei blan-ker Hohn Sie betonte dass das Gesetz Medienvertreter gegenuumlber dem bis-herigen Recht nicht schlechter stelle bdquoMoumlglich dass Medienvertreter sich was das angeht schon immer schlecht behandelt gefuumlhlt haben Aber neu sind die beklagten Regelungen ganz und gar nichtldquo

Fuumlr DIE LINKE greift der Gesetzentwurf zu weit in die Grundrechte der Buumlrger ein bdquoOnline-Durchsuchungen und Quellen-TKUuml [Telekommunikationsuuml-berwachung] unter dem Vorwand der Gefahrenabwehr stellen einen Paradig-menwechsel dar dessen Flurschaden noch gar nicht absehbar istldquo sagte Peter Ritter bdquoAus der Polizei als allgemeinem Inbegriff von Sicherheit und Gefahren-abwehr wird eine Institution deren Ar-beit auf Unsicherheit und Sicherheits-luumlcken von IT-Systemen basiertldquo Das werde das Vertrauen der Buumlrger in die Polizei nicht staumlrken Er forderte dem Zuwachs an Befugnissen eine unabhaumln-gige Beschwerdestelle gegenuumlberzu-stellen an die sich nicht nur Polizisten sondern auch Buumlrger wenden koumlnnen

Da sich der Vorsitzende des Innenaus-schusses in der Debatte weder zu den Beratungen noch zur Anhoumlrung im Ausschuss geaumluszligert habe empfahl er allen Interessierten einen Blick in die Beschlussempfehlung bdquoDenn die Anhouml-rung hat ein ganz anderes Bild ergeben als hier in einzelnen Reden dargestellt wurdeldquo Saumlmtliche Hinweise Kritiken oder Anregungen seien jedoch in den Wind geschlagen worden

Auf Antrag der Fraktion DIE LINKE wur-de uumlber den Gesetzentwurf nament-lich abgestimmt Daran nahmen 68 Abgeordnete teil 56 stimmten fuumlr den Gesetzentwurf 12 dagegen Die Aumlnde-rungsantraumlge der Opposition wurden abgelehnt

Gesetzentwurf Landesregierung Drucksache 73694Beschlussempfehlung Innenausschuss Drucksache 74766Aumlnderungsantraumlge DIE LINKE Drucksachen 74776 und 74777Aumlnderungsantraumlge AfD Drucksachen 74778 und 74779

Info

bull InbegruumlndetenFaumlllendarfdiePolizeiPCs Smartphones und Tablets von Zielpersonen durchsuchen und uumlber-wachen Bei Bedarf auch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Voraussetzung dafuumlr ist in jedem Fall eine richterliche Genehmigung

bull Neben Festnetz undMobilfunk duumlr-fen Ermittler nun auch Telefonge-spraumlche uumlbers Internet uumlberwachen und mithilfe einer Software auf ver-schluumlsselte Inhalte zugreifen Auch fuumlr diese Quellen-Telekommunikati-onsuumlberwachung (Quellen-TKUuml) ist eine richterliche Genehmigung not-wendig

bull Laumlsst sich die Identitaumlt einer Per-son nicht anders feststellen duumlrfen Ordnungsbehoumlrden die betroffene Person bis zum Eintreffen der Polizei festhalten

bull Der finale Rettungsschuss wird alsklarstellende Regelung in das SOG aufgenommen

Er ist bisher auch schon moumlglich aber nicht explizit gesetzlich festge-halten

bull InpolizeilichenRaumlumendie fuumlrdieGewahrsamnahme genutzt werden wird Videouumlberwachung erlaubt

bull Um Straftaten zu verhindern oderVermisste zu suchen darf die Lan-despolizei auch Drohnen einsetzen

bull Vollzugsbediensteten der Zollver-waltung wird eine Eilzustaumlndigkeit eingeraumlumt Damit koumlnnen auch sie gefahrenabwehrend taumltig werden

bull Security-PersonalbeiGroszligveranstal-tungen soll regelmaumlszligig einer Zuver-laumlssigkeitspruumlfung unterzogen wer-den

bull Der Katalog der Straftaten von er-heblicher Bedeutung wird unter an-derem um Terrorismusfinanzierung die Verbreitung von Kinderporno-grafie Geldwaumlsche und das Ein-schleusen von Auslaumlndern erweitert

Quelle Innenministerium

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

27 A u s d e m P l e n u m | B e r i c h t e

Enquete-KommissionkommtGremium soll uumlber die Zukunft der medizinischen Versorgung in MV beraten

Um die stationaumlre Versorgung kran-ker oder verletzter Menschen kuumlm-mern sich in MV 37 Krankenhaumluser Je-den einzelnen dieser Standorte auch in Zukunft zu erhalten ist ein Ziel das alle Fraktionen im Landtag eint Uumlber den Weg dahin gehen die Meinungen allerdings auseinander DIE LINKE haumllt es unter anderem fuumlr geboten private Krankenhaumluser gegebenenfalls in oumlf-fentliche Traumlgerschaft zuruumlckzufuumlh-ren und forderte bis Herbst entspre-chende Moumlglichkeiten auszuloten Die Koalitionsfraktionen legten einen Dringlichkeitsantrag vor Ein zen-traler Punkt darin Schnellstmoumlglich eine Enquete-Kommission ins Leben zu rufen die die Zukunft der medizi-nischen Versorgung in MV als groszliges Ganzes beleuchtet

Ein vorbildliches Gesundheitsnetz auf der einen Seite marode Kliniken und veraltete Technik auf der anderen ndash in diesem Konfliktfeld habe sich das Ge-sundheitswesen nach der Wende be-funden skizzierte Torsten Koplin (DIE LINKE) bdquoDas Heil aus dieser Situation wurde im Umbruch der Eigentumsver-haumlltnisse gesehenldquo In keinem anderen ostdeutschen Bundesland seien so viele Krankenhaumluser privatisiert worden wie in MV ndash die meisten zwischen 1991 und 1996 Unter der SPDPDS-Regierung in den Jahren 1998 bis 2006 seien es sechs gewesen bdquoSeither zieht eine Beutegemeinschaft privater Klinikkon-zerne durch das Landldquo die ndash getrieben von Effizienzrenditen ndash unprofitable Krankenhausbereiche wie Kinder- und Jugendmedizin Gynaumlkologie und Ge-burtshilfe auslese Hier muumlsse die Politik Verantwortung uumlbernehmen und ge-gebenenfalls private Krankenhaumluser in oumlffentliche Traumlgerschaft zuruumlckfuumlhren bdquoEs geht nicht um eine Situation die von

heute auf morgen ansteht Aber wir ha-ben politisch Vorsorge zu leisten fuumlr den Fall der Faumllleldquo Als Finanzierungsquelle brachte er den Strategiefonds ins Spiel

Die stationaumlre Versorgung langfristig flauml-chendeckend aufrechtzuerhalten stehe fuumlr die Koalitionsfraktionen auszliger Frage Sich in jeder Landtagssitzung einzelnen Standorten oder Herausforderungen zu widmen werde die Probleme aber nicht loumlsen begruumlndete Sebastian Ehlers(CDU) den auf Initiative seiner Frakti-on eingereichten Dringlichkeitsantrag Er halte es fuumlr sinnvoller die Dinge zu buumlndeln bdquoWir wollen deshalb heute die Weichen stellen fuumlr eine Enquete-Kom-mission Zukunft der medizinischen Versorgung in Mecklenburg-Vorpom-mernlsquoldquo Mit dem Ziel konkrete Details fuumlr eine zukunftsfaumlhige medizinische Versorgung im Land auszuarbeiten Er warb darum alle Gedankenspiele zuzu-lassen und innovative Wege zu gehen bdquoDa darf es keine Denkverbote gebenldquo Er appellierte daran die Enquete-Kom-mission schnell ins Leben zu rufen und noch bis zum Ende der Wahlperiode zu Ergebnissen zu kommen

Gesundheitsminister Harry Glawe un-terstrich dass das Gesundheitssystem von einer Vielfalt an Anbietern lebe Dazu gehoumlrten private und kommunale Traumlgerschaften genauso wie die freie Wohlfahrt bdquoGrundsaumltzlich ist das immer ein Dreiklangldquo Das was DIE LINKE hier einfordere stehe vor einer hohen Huumlrde im Grundsatz und im Grundgesetz Trauml-gerschaften unter Zwang zu veraumlndern sei ausgeschlossen bdquoEs muss immer einen Verkaumlufer geben und einen der kaufen willldquo Er zeigte sich uumlberzeugt dass die gegenwaumlrtige Gesundheits-struktur im Land auch in den naumlchsten Jahren Bestand haben werde Eine En-quete-Kommission sei aber ein guter Weg um fraktionsuumlbergreifend und mit Fachleuten uumlber die Krankenhausland-schaft und deren Strukturen nachzu-denken und Empfehlungen zur Sicher-stellung der medizinischen Versorgung zu erarbeiten

bdquoWir wissen dass linke Politik gern von einer Ausweitung der Staatsquote traumlumtldquo sagte Dr Gunter Jess (AfD) bdquoWir meinen dagegen dass wir alle auch private Ressourcen fuumlr eine

gute Gesundheitsversorgung nutzen solltenldquo Krankenhaumluser in Gaumlnze oder Teilbereichen zu rekommunalisieren sei daher eine Handlungsoption aber kein Koumlnigsweg Einer Enquete-Kommission die bis zu Sommerpause 2021 Ergeb-nisse praumlsentieren soll stand er skep-tisch gegenuumlber bdquoIch denke da wird nichts Vernuumlnftiges bei rauskommenldquo Er habe vielmehr den Eindruck dass die Koalitionsfraktionen mit den selbst ver-ursachten Problemen nicht mehr fertig werden und sich mit der Kommission und mit Blick auf die Landtagswahl 2021 bdquogeschickt aus der Affaumlre ziehen wollenldquo Er nehme den Koalitionsfraktionen die Rolle des Gestalters jedenfalls nicht ab sondern frage sich warum die Antrag-steller nach 30 Jahren direkter oder in-direkter Regierungsverantwortung in Bund und Land nicht schon laumlngst ge-handelt haben

bdquoMosaiksteine bringen nicht vielldquo warb Julian Barlen (SPD) fuumlr die Enquete-Kommission bdquoWir brauchen einen lang-fristig tragfaumlhigen Masterplanldquo Im Kern gehe es um ein sektoruumlbergreifendes multiprofessionelles Versorgungskon-zept bdquoDie Menschen erwarten zu Recht dass sich der Staat um die wesentlichen Belange der Daseinsvorsorge kuumlmmert und wenn noumltig dem Markt auch die Stirn bietetldquo Das Land duumlrfe nicht weiter dabei zuschauen wenn private Traumlger wichtige aber weniger oder nicht pro-fitable Bereiche wie Geburtshilfe oder Paumldiatrie abstoszligen bdquoDie Politik muss es sein die die Regeln dieses Spiels be-stimmt und gemeinsam mit den Betei-ligten aktiv und mit klaren Anforderun-gen ausgestaltet Das ist die Motivation fuumlr den heutigen Antragldquo Der Landtag muumlsse in diesen Fragen eng an der Seite der Menschen stehen die diese Versor-gung dringend brauchten Aufgabe der Enquete-Kommission sei es deshalb den Status quo zu analysieren Perspek-tiven in den Blick zu nehmen und Emp-fehlungen fuumlr eine flaumlchendeckend und zukunftsfaumlhige Gesundheitsversorgung auszusprechen

Sebastian Ehlers (CDU) warnte davor den Eindruck zu erwecken Re-Kom-munalisierungen wuumlrden alle Probleme loumlsen bdquoDas ist zu kurz gedachtldquo Auch kommunale Krankenhaumluser seien nicht vor Personalmangel gefeit Als Finanzie-

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rungsquelle den Strategiefonds anzu-fuumlhren helfe nicht weiter bdquoDa koumlnnen Sie ein halbes Krankenhaus zuruumlck-kaufenldquo Pauschal von einer bdquoBeutege-meinschaft privater Klinikkonzerneldquo zu sprechen hielt er nicht fuumlr angebracht bdquoMan muss immer aufpassen dass man nicht verallgemeinertldquo Den Vorwurf der AfD wieszlig er zuruumlck Niemand wol-le sich hinter eine Enquete-Kommission verstecken Im Gegenteil bdquoWir werden hier sehr offen und kontrovers die Din-ge diskutieren auch mit Experten Was am Ende dabei rauskommt das weiszlig ich heute ehrlicherweise auch noch nichtldquo

Die Traumlgervielfalt der Krankenhaumluser stelle seine Fraktion nicht infrage be-tonte Torsten Koplin (DIE LINKE) bdquoWir muumlssen uns nur mit dem Punkt aus-einandersetzen was passiert wenn ein Krankenhaustraumlger nicht in der Lage oder gewillt ist seinen Versorgungs-auftrag zu erfuumlllenldquo Selbst die Minister-praumlsidentin habe in der Aufregung um Parchim und Crivitz Re-Kommunalisie-rungen ins Feld gefuumlhrt bdquoWir wollen mit unserem Antrag nichts anderes als sich damit auseinanderzusetzenldquo Eine En-quete-Kommission ins Leben zu rufen sei begruumlszligenswert Sie werde jedoch nicht in einem Jahr mit ihrer Arbeit fertig sein Er draumlngte daher mit einem Aumlnde-rungsantrag darauf sie in der naumlchsten Legislaturperiode fortzufuumlhren und im Sommer zunaumlchst einen Zwischenbe-richt vorzulegen

Uumlber den Antrag der Linken wurde na-mentlich abgestimmt Dabei wurden 63 Stimmen abgegeben 12 Abgeordnete votierten mit Ja 51 mit Nein Damit ist der Antrag abgelehnt Der Koalitions-antrag fand mit den Stimmen von SPD CDU einigen Abgeordneten der AfD und dem fraktionslosen Abgeordneten Holger Arppe eine Mehrheit Der Aumlnde-

Stichwort Dringlichkeitsantrag

Ein Dringlichkeitsantrag ist ein Antrag der erst zu Beginn der Landtagssit-zung auf die Tagesordnung gesetzt wird Normalerweise muumlssen die Frak-tionen ihre Beratungsgegenstaumlnde laut Geschaumlftsordnung spaumltestens zwei Wochen vor der Sitzung bei der Landtagspraumlsidentin einreichen Manchmal ergeben sich aufgrund aktueller Entwicklungen Anlaumlsse fuumlr Antraumlge erst nach dieser Frist Ob ein Antrag fuumlr dringlich befunden wird entscheiden die Abgeordneten Stimmt mindestens eine Zweidrit-telmehrheit der Landtagsmitglieder dafuumlr wird er nachtraumlglich bzw zu-saumltzlich auf die Tagesordnung gesetzt Vor der Abstimmung hat die Fraktion die den Antrag stellt die Moumlglichkeit die Dringlichkeit in einem kurzen Re-debeitrag zu begruumlnden Alle anderen Fraktionen koumlnnen darauf erwidern Wird die Dringlichkeit abgelehnt kann der Antrag zur naumlchsten Sitzungswo-che im regulaumlren Verfahren eingereicht werden

Stichwort Enquete-Kommission

Eine Enquete-Kommission ist eine Arbeitsgruppe in der umfangreiche Sachverhalte uumlber einen langen Zeit-raum eroumlrtert werden Sie besteht aus Abgeordneten aller Fraktionen sowie externen Sachverstaumlndigen Im konkreten Fall koumlnnen das unter anderem Klinikbetreiber und Vertre-ter des Gesundheitsministeriums der Kommunen Krankenkassen und Aumlrz-teschaft sein Sie eroumlrtern das Thema gemeinsam und unter verschiedenen Aspekten Ziel ist es Loumlsungen bzw Handlungsempfehlungen fuumlr Pro-bleme zu finden aus denen dann gegebenenfalls politische Entschei-dungen abgeleitet werden Bislang gab es in MV vier Enquete-Kommissi-onen Leben in der DDR Leben nach 1989 ndash Aufarbeitung und Versoumlhnung (1995ndash1997) Zukunftsfaumlhige Gemein-den und Gemeindestrukturen in Meck-lenburg-Vorpommern (2000ndash2002) Staumlrkung der kommunalen Selbstver-waltung (2007ndash2011) und Aumllter werden in Mecklenburg-Vorpommern (2012ndash2016)

rungsantrag der Linken wurde mit den Stimmen von SPD und CDU abgelehnt

Antrag DIE LINKE Drucksache 74742Dringlichkeitsantrag CDUSPD Drucksache 74781Aumlnderungsantrag DIE LINKE Drucksache 74787

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Eine Enquete-Kommission soll sich mit der Zukunft der 37 Krankenhaumluser in MV befassen

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KeineDauer-Flaggenam SchlossSitz des Parlaments wird nur zur Landtagssitzung beflaggt

Europa-Flagge Deutschland-Flag-ge und MV-Flagge Sie werden weiter-hin nicht taumlglich vor dem Schloss we-hen Nach geltender Verordnung werden Flaggen nur an den Sitzungs-tagen der Abgeordneten gehisst Und dabei bleibt es auch Das Plenum hat mehrheitlich gegen den Vorschlag der AfD gestimmt den Sitz des Landtages dauerhaft zu beflaggen Ihr Ansinnen auch den Plenarsaal mit diesen drei Flaggen auszustatten fand ebenfalls keine Mehrheit Beide Antraumlge wurden in einer gemeinsamen Debatte bera-ten in der sich neben der AfD nur DIE LINKE und die fraktionslose Abgeord-nete Christel Weiszligig zu Wort meldeten

bdquoSchwarz-Rot-Gold ist das Symbol fuumlr das demokratische Deutschland Dazu sollte sich ein deutsches Landespar-lament auch taumlglich bekennenldquo argu-mentierte Christoph Grimm (AfD) der beide Antraumlge ins Plenum einbrachte Die Deutschlandflagge stehe fuumlr Freiheit Wohlergehen Zugehoumlrigkeit und eine verfassungsgemaumlszlige Ordnung Fuumlr einen selbstbewussten aufgeklaumlrten Patriotis-mus muumlsse sich niemand schaumlmen Auch dem Plenarsaal wuumlrden die Flaggen von Land Bund und EU ndash zum Beispiel in Form von Standarten ndash mehr Farbe und eine ganz andere Note verleihen Mit bei-den Ansinnen befaumlnde sich MV in guter Gesellschaft zu Laumlndern wie Bayern Hes-sen Berlin und Thuumlringen

Das Ansinnen sei ehrenhaft offenbare jedoch eine Bildungsluumlcke meinte Pe-ter Ritter (DIE LINKE) bdquoDas Instrument das Sie vorschlagen ist falschldquo Nicht die Landesregierung muumlsse aufgefordert werden die Rechtsverordnung zu aumln-dern sondern der Innenminister bdquoOder Sie aumlndern das Hoheitszeichengesetzldquo Als die Baukommission sich mit der Aus-gestaltung des neuen Plenarsaals befasst habe haumltte sich auch die AfD mit Ideen einbringen koumlnnen bdquoIch habe von Ihrer Fraktion keinen Vorschlag gehoumlrtldquo weder zum Aussehen des Saals noch zur Beflag-gung bdquoWir lehnen diese Antraumlge abldquo

Den Plenarsaal zu beflaggen ndash fuumlr Christel Weiszligig (fraktionslos) eine laumlngst uumlber-faumlllige Forderung Flaggen zu zeigen bedeute in der Wirkung nach auszligen auch bdquoWir stehen zu unserem Land Wir sind stolz Diener des Volkes zu seinldquo Sie warb darum bdquoohne viel Gezetereldquo zu jeder Sitzung bdquodrei Standarten mit wun-derschoumlnen Fahnenldquo aufzustellen ndash und damit bdquozuversichtliche Aussagekraft und das Gefuumlhl hier sind wir zu Hauseldquo zu vermitteln

Christoph Grimm (AfD) warf den Ko-alitionsfraktionen vor bdquoden Schwanz einzuziehenldquo bdquoSie wissen nicht was Sie zu diesem Thema sagen sollen deshalb halten Sie lieber den Mundldquo Auch DIE LINKE habe in ihrem Redebeitrag eine Pirouette nach der anderen gedreht bdquoWenn wir die Landesregierung zu etwas auffordern dann ist natuumlrlich auch der Innenminister gefragt und gemeintldquo Die angefuumlhrten Ablehnungsgruumlnde hielt er fuumlr vorgeschoben bdquoGeben Sie das doch zu und sagen Sie dass Sie ideologisch einfach ein Problem mit Schwarz-Rot-Gold habenldquo

Horst Foumlrster (AfD) unterstrich dass es darum gehe den Sitz des Landtags bei der Beflaggung auf eine Stufe mit der Staatskanzlei zu stellen bdquoSymbole ha-ben eine groszlige Wirkungldquo Er gehe nicht davon aus dass es Streit in der Sache gebe Knackpunkt sei vielmehr dass die AfD den Antrag stelle bdquoSeien Sie an der Stelle einfach mal sachlichldquo Er erinnerte daran dass auch Bundespraumlsident Stein-meier vor einiger Zeit davor gewarnt habe Symbole den politischen Raumlndern zu uumlberlassen Sein Vorschlag bdquoWenn Sie nicht mit uns stimmen moumlgen stellen Sie demnaumlchst selbst einen Antragldquo

Beide Antraumlge wurden mit den Stimmen von SPD CDU und DIE LINKE abgelehntAntrag AfD Drucksache 74737Antrag AfD Drucksache 74749

Stichwort Beflaggung

Ob und wie oumlffentliche Gebaumlude be-flaggt werden kann nicht einfach nach Gutduumlnken entschieden werden Grundlage dafuumlr sind die bdquoBeflaggungs-verordnungldquo und die bdquoVerordnung zur Bestimmung der regelmaumlszligigen Be-flaggungstageldquo des Landes Die Staats-kanzlei zeigt taumlglich Flagge die Euro-paflagge die Bundesflagge und die Dienstflagge des Landes Der Landtag ist laut Verordnung an jedem Sitzungs-tag mit der Landesflagge und den Flag-gen der Landesteile Mecklenburg und Vorpommern beflaggt Vor anderen Dienststellen und Behoumlrden des Lan-des oder die der Aufsicht des Landes unterstehen werden Flaggen dagegen nur an ausgewaumlhlten Tagen gehisst Dazu gehoumlren zum Beispiel der 1 Mai (Tag der Arbeit) der Tag der Deut-schen Einheit der Volkstrauertag (auf halbmast) oder der Tag an dem eine Wahl stattfindet Uumlber den offiziellen Beflaggungskalender hinaus kann der Landesinnenminister aufgrund beson-derer Anlaumlsse weitere Beflaggungen anordnen

Landesflagge versus Dienstflagge Blau Weiszlig Gelb Weiszlig Rot quer gestreift ndash so sieht die Landesflagge aus Daneben verwenden die Landesbehoumlrden auch eine Dienstflagge Auf ihr sind zusaumltzlich noch die beiden Wappentiere der mecklenburgische Stier und der pommersche Greif abgebildet

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An Sitzungstagen wehen vor dem Schweriner Schloss die Europa-Flagge die Deutschland-Flagge und die MV-Flagge

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wie Planungen fuumlr einen Hochschulstand-ort Schwerin gewuumlnscht Sie enthielt sich in der AbstimmungAntrag SPDCDU Drucksache 74739

Elternzeit heiszligt Teilzeitplatz

Kinder deren Eltern mit einem Geschwis-terkind in Elternzeit sind haben auch weiterhin keinen Anspruch auf einen Ganztagsplatz in der Kita SPD CDU und DIE LINKE sprachen sich gegen den Vorschlag der AfD aus das Kindertages-foumlrderungsgesetz (KifoumlG) entsprechend zu aumlndern Nach den derzeitigen Rege-lungen steht diesen Familien maximal ein Teilzeitplatz zu Fuumlr die SPD liegen die Konflikte nicht in der Teilzeitloumlsung an sich sondern in den damit verbun-denen unflexiblen Bring- und Abhol-zeiten Diese gelte es zu aumlndern Die CDU beklagte dass der Gesetzentwurf nichts daruumlber aussage wie der Vorstoszlig per-sonell und finanziell gestemmt werden solle DIE LINKE wandte sich dagegen Betreuungszeiten an Voraussetzungen zu knuumlpfen und sprach sich fuumlr einen grundsaumltzlichen Ganztagsanspruch fuumlr alle Kinder aus Der Gesetzentwurf wur-de nach dieser ersten Lesung nicht zu weiteren Beratungen in den Fachaus-schuss verwiesenGesetzentwurf AfD Drucksache 74738

Keine gezielte Jagd auf Kolkraben

Die AfD-Fraktion verlangt von der Lan-desregierung mehr Schutz fuumlr Weide-tiere In den Mittelpunkt ihres Antrages stellte sie dabei den Kolkraben der im-mer wieder neugeborene Weidetiere angreife um dann das Aas zu fressen Nach Ansicht der AfD sollte der Vogel deshalb in die EU-Vogelschutzrichtlinie aufgenommen werden ndash um eine ge-zielte Bejagung zu ermoumlglichen Dass schwache Tiere das Interesse von Aas-fressern erregten liege in der Natur der Tiere entgegnete die SPD Es sei aber mitnichten so dass auf jeder Weide Kolk-

CDU sprachen sich fuumlr eine europaumlische Loumlsung und gegen einen Alleingang von MV aus Die AfD verlangte die unbeglei-teten Kinder zu ihren Eltern zuruumlckzu-schicken Anstatt dem Steuerzahler neue Kosten aufzuerlegen solle das Geld ihrer Meinung nach lieber vor Ort in aumlrztliche Hilfe investiert werden Der Antrag wur-de abgelehntDringlichkeitsantrag DIE LINKE Drs 74780

Eckwerte weisen Hochschulen den Weg

Mehr unbefristete Stellen mehr Geld ein Studiengang fuumlr Grundschullehrer in Greifswald ndash das sind drei Beispiele aus den Eckwerten die der Landtag mit den Stimmen von SPD und CDU fuumlr die Hochschulentwicklung der kommenden Jahre beschlossen hat Die Eckwerte sind der Wegweiser in welche Richtung sich die Hochschulen in den Jahren 2021 bis 2025 entwickeln sollen Auf ihrer Grund-lage erarbeiten sie Zielvereinbarungen und Entwicklungsplaumlne zum Beispiel zu Stellen Studiengaumlngen Faumlchern und For-schungsschwerpunkten Das Eckpunkte-papier ermoumlglicht es den Hochschulen erstmals die Anzahl unbefristeter Stellen zu erhoumlhen und ndash unter Einhaltung des Stellenplans ndash flexibler mit Stellen umzu-gehen Damit koumlnnen sie bei Bedarf auch im laufenden Jahr Stellen schaffen oder streichen Bislang war dies nur in engen Grenzen moumlglich Bei den Bauvorhaben liegt der Fokus unter anderem auf dem ULMICUM und BIOMEDICUM in Rostock und der Bibliothek in Neubrandenburg Mit Blick auf den Fachkraumlftebedarf legt das Land sein Hauptaugenmerk auf die fachliche Entwicklung der Studiengaumln-ge fuumlr Mediziner Juristen Bauingenieure und Lehrer Durch die Verstetigung des Hochschulpaktes stehen den Hochschu-len zudem von 2021 bis 2023 jaumlhrlich rund vier Millionen Euro ab 2024 rund acht Millionen Euro mehr zur Verfuumlgung SPD und CDU lobten die erfreulichen Entwick-lungen die sich aus den Eckpunkten erge-ben Fuumlr die AfD ging das Papier an vielen Stellen in die falsche Richtung ndash allem voran in Bezug auf Inklusion Gender Frauenquoten und dem geplanten Ori-entierungsstudium Sie stimmte ebenso wie der fraktionslose Abgeordnete Holger Arppe gegen den Antrag DIE LINKE haumltte sich unter anderem mehr Verbesserungen fuumlr die Juristenausbildung in Rostock so-

Weitere MeldungenNaumlchste Volkszaumlhlung kommt 2021

Wie viele Menschen leben in MV Wie viele Wohnungen gibt es im Land Da-ten wie diese werden im kommenden Jahr mit einer Volkszaumlhlung auf den neu-esten Stand gebracht Der sogenannte Zensus wird am 16 Mai 2021 stattfinden Deutschland ist laut EU-Recht dazu ver-pflichtet alle zehn Jahre eine Volkszaumlh-lung durchzufuumlhren Fuumlr die Erhebung werden sowohl bestehende Daten aus-gewertet als auch Buumlrger befragt Die Er-gebnisse sind wichtige Planungsgrund-lagen fuumlr Bund Land und Gemeinden Die Houmlhe der Einwohnerzahlen hat zum Beispiel Einfluss darauf wie viel Geld der Bund uumlber den Finanzausgleich ans Land und das Land an die Kommunen zahlt oder wie Wahlkreise eingeteilt werden Aber auch fuumlr die Planung von Schulen Kindergaumlrten Altenheimen oder Kran-kenhaumlusern spielen die erfassten Daten eine Rolle Die Bestimmungen zum Ab-lauf der Erhebung muumlssen in einem Ge-setz geregelt werden das im Maumlrz mit den Stimmen von SPD CDU und DIE LIN-KE beschlossen wurdeGesetzentwurf Landesregierung Drucksache 74445Beschlussempfehlung Innenausschuss Drucksache 74762

Fluumlchtlingskinder aus Griechenland

DIE LINKE hat erneut darauf gedraumlngt Fluumlchtlingskinder aus uumlberfuumlllten grie-chischen Lagern nach MV zu holen Mit einem Dringlichkeitsantrag forderte sie die Landesregierung auf uumlber die vom Bund geaumluszligerten Absichten hinaus zu gehen und weitere Kinder aufzu-nehmen Der Koalitionsausschuss des Bundes hatte sich Anfang Maumlrz bereit erklaumlrt in Zusammenarbeit mit anderen europaumlischen Laumlndern bis zu 1500 kranke sowie unbegleitete Kinder und Jugendli-che nach Deutschland zu holen DIE LIN-KE forderte dem Bund ein eigenes An-gebot zur Aufnahme weiterer Maumldchen und Jungen in MV zu machen SPD und

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und Fernmeldegeheimnis) neu besetzt werden Zur Wahl stand auf Vorschlag der Christdemokraten Ann Christin von Allwoumlrden In geheimen Wahlen wur-de die CDU-Abgeordnete mit groszliger Mehrheit in alle drei Gremien gewaumlhlt An der Abstimmung hatten sich jeweils 60 Abgeordnete beteiligt Neues stellver-tretendes Mitglied der G 10-Kommission wurde Franz-Robert LiskowWahlvorschlaumlge CDU Drucksachen 74768 bis 74770

Ausschuss bestimmt Vertrauensleute

In diesem Jahr werden an den Verwal-tungsgerichten Schwerin und Greifswald sowie am Oberverwaltungsgericht neue ehrenamtliche Richterinnen und Richter gewaumlhlt Die Wahl uumlbernimmt ein beim jeweiligen Gericht bestehender Wahl-ausschuss Diesen Wahlausschuumlssen gehoumlren die Praumlsidenten der Verwal-tungsgerichte ein von der Landesregie-rung bestimmter Verwaltungsbeamter sowie sieben Vertrauensleute an Diese Vertrauensleute wiederum werden von den Landtagsabgeordneten bestimmt SPD CDU und DIE LINKE haben sich in einem gemeinsamen Dringlichkeitsan-trag darauf verstaumlndigt diese Aufgabe dem Rechtsausschuss zu uumlbertragen In der Debatte dazu meldete sich nur die AfD zu Wort Sie wandte sich dage-gen die Entscheidungskompetenz vom Landtag in den Ausschuss zu verlagern bdquoUnserer Meinung nach ist das eine Fra-ge die das Plenum zu entscheiden hatldquo Die ehrenamtlichen Richterinnen und Richter werden fuumlr die Dauer von fuumlnf Jahren gewaumlhlt Ihre Aufgabe ist es mit Erfahrungen und Kenntnissen aus dem taumlglichen beruflichen und sozialen Um-feld die juristisch gepraumlgte Sichtweise der Berufsrichter sinnvoll zu ergaumlnzenDringlichkeitsantrag SPD CDU DIE LINKE Drucksache 74775

Kooperatives Ehrenamt

Die Bundesregierung hat die Deutsche Stiftung fuumlr Engagement und Ehrenamt mit Sitz in Neustrelitz ins Leben gerufen Vor diesem Hintergrund hat der Landtag auf Initiative der CDU die Landesregie-rung beauftragt die Arbeit der Stiftung zu unterstuumltzen und eine Kooperation mit der Ehrenamtsstiftung des Landes

rabenschwaumlrme nur darauf warteten uumlber ein neugeborenes Tier herzufallen Die CDU verwies darauf dass die Voumlgel unter bestimmten Bedingungen auch jetzt schon bejagt werden duumlrften DIE LINKE meinte ursaumlchlich fuumlr die Pro-bleme von Weidetierhaltern seien we-der Wolf noch Kolkrabe sondern eine verfehlte EU-Agrarfoumlrderpolitik Daran wuumlrde auch eine Bejagung des Kolkra-ben nichts aumlndern Alle drei Fraktionen SPD CDU und DIE LINKE sowie die frak-tionslose Abgeordnete Christel Weiszligig lehnten den Antrag abAntrag AfD Drucksache 74735

Debatte um Jura-Studium

Auf den Arbeitsmarkt fuumlr Juristen kom-men groszlige Herausforderungen zu Bis 2031 werden 320 Richter und Staatsan-waumllte in Ruhestand gehen Demgegen-uumlber stehen ein hohe Abbrecher- und Durchfallquote bei Jura-Studenten Un-ter Verweis auf diese Entwicklung warb DIE LINKE darum die Juristenausbildung in MV staumlrker in den Blick zu nehmen Konkret draumlngte sie darauf die Qualitaumlt der Ausbildung zu verbessern sowie ne-ben Greifswald auch in Rostock wieder bdquoRechtswissenschaftenldquo als Studiengang anzubieten Die AfD pflichtete der Pro-blematik bei und unterstuumltzte die Vor-schlaumlge Sie warb darum mehr Personal einzustellen um Studierende gut aufs Examen vorzubereiten Nach Ansicht der CDU seien weder im Haushalt noch strukturell die Voraussetzungen fuumlr einen Studiengang der Rechtswissenschaften in Rostock gegeben Die SPD ging in der Analyse der Probleme mit den Linken mit betonte aber dass Verbesserungen bereits umgesetzt wuumlrden oder in Pla-nung seien Neue Doppelstrukturen in Greifswald und Rostock lehnte sie abAntrag DIE LINKE Drucksache 74747

Neue Mitglieder fuumlr drei Gremien

Der bisherige Fraktionsvorsitzende der CDU Vincent Kokert hat mit Wirkung zum Maumlrz den Landtag verlassen Aus diesem Grund mussten die Sitze der Fraktion in der Parlamentarischen Kon-trollkommission (Angelegenheiten des Verfassungsschutzes) im SOG-Gremium (Sicherheits- und Ordnungsgesetz) und in der G 10-Kommission (zu Brief- Post-

angeregt Die Koalitionsfraktionen erhof-fen sich davon auch Synergieeffekte und eine Staumlrkung fuumlr das Ehrenamt in MV Die Opposition hielt den Antrag fuumlr unnoumltig bdquoDas ist ungefaumlhr so als wuumlrden wir die Einrichtung des Plenarsaals begruumlszligen und dafuumlr plaumldieren dass hier regelmauml-szligig Sitzungen durchgefuumlhrt werdenldquo meinte DIE LINKE Sie stimmte dem An-trag trotzdem zu in der Hoffnung dass er die Bedingungen fuumlr das ehrenamt-liche Engagement weiter verbessere Die AfD warnte vor einer bdquostaatlich organi-sierten Uumlbersteuerung von Ehrenamtldquo In der Abstimmung zeigten sich ihre Frak-tionsmitglieder uneins Einige stimmten dem Antrag zu andere enthielten sichAntrag CDUSPD Drucksache 74740

Kritik am Abrechnungssystem

Wolgast Parchim Demmin Krankenhaumlu-ser im Land stehen immer wieder im oumlf-fentlichen Fokus weil sie Schwierigkeiten haben ihre Abteilungen Geburtshilfe Gynaumlkologie sowie in der Kinder- und Jugendmedizin aufrechtzuerhalten Es fehlt an Geld und Personal DIE LINKE sieht eine Ursache dafuumlr im pauschalen Abrechnungssystem uumlber das Kliniken ihre Leistungen bezahlt bekommen Dieses System werde den besonderen Anforderungen an diese stationaumlren Be-reiche nicht gerecht Im Vergleich zu an-deren Abteilungen habe die Geburtshilfe viel houmlhere Vorhaltekosten die Kinder- und Jugendmedizin viel weniger plan-bare Leistungen dafuumlr aber hohe Notfall-quoten und Zeitbedarfe Sie forderte des-halb die Kosten fuumlr diese medizinische Versorgung nach den tatsaumlchlichen Kosten abzurechnen SPD und CDU plauml-dierten dafuumlr das Thema nicht isoliert zu betrachten sondern in einen groumlszligeren Zusammenhang zu ruumlcken ndash und ver-wiesen auf ihren Antrag zur Errichtung einer entsprechenden Enquete-Kom-mission Nicht zuletzt koumlnne die Abrech-nungsfrage nur auf Bundesebene ent-schieden werden Die AfD stellte einen Aumlnderungsantrag Dieser sah vor alle drei Bereiche im bestehenden Abrechnungs-system zu belassen dort aber besser auszufinanzieren In der Debatte ergriff sie nicht das Wort Beide Antraumlge wurden abgelehntAntrag DIE LINKE Drucksache 74741Aumlnderungsantrag AfD Drucksache 74782

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

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Laufende Gesetzgebung

Drs-Nr Initiator Gesetz Federfuumlhrender Ausschuss

Beratungsverlauf

72573 SPD CDU Entwurf eines Vierten Gesetzes zur Aumlnderung des Landesverfassungsgerichtsgesetzes

Rechtsausschuss 1 Lesung 12092018in Beratung

72574 SPD CDU Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Aumlnderung des Volksabstimmungsgesetzes

Rechtsausschuss 1 Lesung 12092018in Beratung

72575 SPD CDU Entwurf eines xx-ten Gesetzes zur Aumlnderung der Verfassung des Landes Mecklenburg-Vorpommern

Rechtsausschuss 1 Lesung 12092018in Beratung

74017 DIE LINKE Entwurf eines Gesetzes uumlber die Errichtung einer Beteiligtentransparenz-dokumentation beim Landtag (Beteiligtentransparenzdokumentationsgesetz Mecklenburg-Vorpommern - BeteildokG M-V)

Rechtsausschuss 1 Lesung 04092019in Beratung

74301 LReg Entwurf eines Gesetzes zur Neufassung des Finanzausgleichsgesetzes Mecklenburg-Vorpommern und zur Aumlnderung weiterer Gesetze

Innen- und Europaausschuss

1 Lesung 13112019in Beratung

74443 LReg Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes uumlber den oumlffentlichen Personennahverkehr in Mecklenburg-Vorpommern

Energieausschuss 1 Lesung 12122019in Beratung

74607 LReg Entwurf eines Gesetzes zum Staatsvertrag zwischen der Freien und Hansestadt Hamburg und dem Land Mecklenburg-Vorpommern uumlber die Durchfuumlhrung von Zuverlaumlssigkeitsuumlberpruumlfungen nach dem Luftsicherheitsgesetz

Energieausschuss 1 Lesung 29012020in Beratung

74613 LReg Entwurf eines Gesetzes zum Dreiundzwanzigsten Staatsvertrag zur Aumlnderung rundfunkrechtlicher Staatsvertraumlge (Dreiundzwanzigster Rundfunkaumlnderungsstaatsvertrag)

Innen- undEuropaausschuss

1 Lesung 29012020in Beratung

74614 LReg Entwurf eines Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes zur Ausfuumlhrung des Tierische Nebenprodukte-Beseitigungsgesetzes und zur Aumlnderung weiterer Vorschriften

Agrarausschuss 1 Lesung 29012020in Beratung

74615 SPD CDU Entwurf eines Ersten Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes zur Errichtung eines Sondervermoumlgens bdquoStrategiefonds des Landes Mecklenburg-Vorpommernldquo

Finanzausschuss 1 Lesung 29012020in Beratung

74618 AfD Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Aumlnderung des Finanzausgleichsgesetzes Mecklenburg-Vorpommern

- 1 Lesung 29012020Ablehnung der Uumlberweisung

74738 AfD Entwurf eines Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes zur Einfuumlhrung der Elternbeitragsfreiheit zur Staumlrkung der Elternrechte und zur Novellierung des Kindertagesfoumlrderungsgesetzes Mecklenburg-Vorpommern (Kindertagesfoumlrderungsgesetz -KifoumlG M-V)

- 1 Lesung 11032020Ablehnung der Uumlberweisung

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Abgeschlossene Gesetzgebung im Plenum am 29 Januar 2020 entschieden

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0 Drs-Nr Gesetz Initiator Abstimmung im Plenum

Beschluss

73694 Entwurf eines Gesetzes uumlber die oumlffentliche Sicherheit und Ordnung in Mecklenburg-Vorpommern und zur Aumlnderung anderer Gesetze

LReg 1 Lesung 190620192 Lesung 11032020 Annahme

74445 Entwurf eines Gesetzes zur Ausfuumlhrung des Zensusgesetzes 2021 in Mecklenburg-Vorpommern (Zensusausfuumlhrungsgesetz 2021 - ZensAG 2021 M-V)

LReg 1 Lesung 111220192 Lesung 11032020 Annahme

74444 Entwurf eines Gesetzes uumlber die Regulierungskammer Mecklenburg-Vorpommern (RegKG M-V) und zur Aumlnderung der Energiewirtschaftszustaumlndigkeitslandesverordnung

LReg 1 Lesung 111220192 Lesung 11032020 Annahme

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

33 G e s e t z g e b u n g i n d e r 7 W a h l p e r i o d e T e r m i n e

Vor-Ort-TerminWirtschaftsausschuss besucht HAB in Wusterhusen und MV WERFTEN in Stralsund

Am 27 Februar hat der Wirtschafts-ausschuss die HAB (Hallen- und Anla-genbau GmbH) in Wusterhusen als Mitgliedsunternehmen des Kooperati-onsverbundes RIC MAZA MV eV und im Anschluss die MV WERFTEN Stral-sund GmbH besucht um sich uumlber den aktuellen Stand zu informieren

Die HAB (Hallen- und Anlagenbau GmbH) gehoumlrt zu den modernsten Stahlbaubetrieben in Norddeutschland Das familiengefuumlhrte Unternehmen in dem heute mehr als 70 Mitarbeiter beschaumlftigt sind entwickelt plant und errichtet Gewerbe- Industrie- und Ge-sellschaftsbauten touristische Anlagen Komponenten fuumlr den Fahrzeugbau sowie Anlagen fuumlr den Kernkraftwerks-ruumlckbau Die HAB hat im Jahr 2006 die weltweit erste Tauchgondel fuumlr Zinno-witz auf der Insel Usedom gebaut 2011 wurden die Entwicklung und der Bau des ersten deutschen Meereswellen-

schwimmergenerators gestartet Mit ei-ner eigenen Forschungs- und Entwick-lungsabteilung werden jaumlhrlich uumlber 2 Prozent des Gesamtumsatzes zielge-richtet in die Entwicklung neuer Pro-dukte und Prozesse investiert Im Bereich des Anlagenbaus hat das Unternehmen eine Achterbahn fuumlr das Oktoberfest in Muumlnchen eine Wildwasserbahn fuumlr den Safaripark in Daumlnemark sowie Kabinen fuumlr die VIETZ GmbH Hannover gebaut Zudem werden Kranrahmen fuumlr Lieb-herr in Rostock Ersatzteile fuumlr STILL in Hamburg LNG-Traumlger fuumlr die NEPTUN WERFT in Rostock sowie eine Wasser-stoffanlage fuumlr Russland gefertigt Auszligerdem ist das Projekt Energieboje auf den Weg gebracht worden Eine Boje mit der die Bewegung der Wellen in Energie umgewandelt werden soll

RIC MAZA MV eV ist aus dem Koopera-tionsverband MAZA MV eV hervorge-gangen und seit dem 1 Januar 2018 mit einem Regionalen Innovationscluster Maritime Zulieferer Allianz Schiffbau (RIC MAZA Schiffbau) taumltig Dem Ver-bund gehoumlren derzeit 43 Mitgliedsun-ternehmen (davon 29 Kleine und mitt-lere Unternehmen) mit insgesamt ca 2400 Beschaumlftigten an Das groumlszligte Mit-gliedsunternehmen ist die Ostseestaal GmbH amp Co KG mit etwa 200 Beschaumlf-

tigten Daneben zaumlhlen u a regionale Schiffbauzuliefer- Ausruumlstungs- und Industriedienstleistungsunternehmen schiffbaurelevante Ingenieur- und Pro-jektierungsunternehmen sowie Einrich-tungen der industrienahen Forschung Wissenschaft und Bildung zum Ver-bund Fuumlr das Jahr 2020 wird ein Jah-resumsatz der Mitgliedsunternehmen

Mitglieder des Wirtschaftsausschusses zu Besuch bei der Hallen- und Anlagenbau GmbH MV Fotos Landtag

Die MV WERFTEN produzieren an den Standorten Wismar Rostock und Stralsund Kreuzfahrtschiffe und Yachten

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in Houmlhe von ca 340 Mio Euro erwartet Seit 2017 hat der Kooperationsverbund mehr als 20 Forschungs- und Entwick-lungsprojekte mit Unterstuumltzung des Wirtschaftsministeriums initiiert Es wurden vier fachspezifische Projekt-gruppen ins Leben gerufen (innovative Schiffbauerzeugnisse Umsetzung der Industriestrategie 40 und Digitalisie-rung unternehmensrelevanter Prozesse effektive Schiffbaukooperation sowie Staumlrkung und zukunftsrelevante Aus- und Weiterbildung der Fachkraumlfte) Ziel ist es insbesondere die schiffbauliche Wertschoumlpfungsrelevanz der Erzeug-nisse und Leistungen sowie den Anteil kooperativer Schiffbauleistungen von Mitgliedsunternehmen und -einrich-tungen am Schiffbau zu erhoumlhen und die internationale Wettbewerbsfaumlhig-keit zu verbessern

Genting Hong Kong hat im Maumlrz 2016 die drei Nordic-Yards-Werften in Wismar Rostock und Stralsund uumlbernommen und diese im Juli 2016 in MV WERFTEN umbenannt Die MV WERFTEN bauen Schiffe fuumlr die Kreuzfahrtreedereien Crystal Cruises Dream Cruises und Cruise Global Bei den MV WERFTEN in Wismar Rostock und Stralsund die zu den modernsten und effizientesten Schiffbaustandorten in Europa gehouml-ren arbeiten derzeit 3100 Beschaumlftigte (davon 679 Mitarbeiter in Stralsund) Im April 2017 lag die Mitarbeiterzahl bei den MV WERFTEN noch bei 1400 Beschaumlftigten (davon 223 Mitarbeiter in Stralsund) Die Zahl der Auszubil-denden und Dualstudierenden bei den MV WERFTEN ist von 102 im Jahr 2017 auf 300 im Jahr 2020 angestiegen Bislang haben die MV WERFTEN vier Flusskreuzfahrtschiffe der RHINE Class fertiggestellt und bauen derzeit zwei Kreuzfahrtschiffe der Global Class die in den Jahren 2021 und 2022 abgelie-fert werden Am Standort Stralsund wird die Expeditions-Megayacht bdquoEN-DEAVORldquo gebaut die noch im Sommer 2020 uumlbergeben werden soll Bis zu 200 Passagiere koumlnnen auf dieser weltgroumlszlig-ten Megayacht die mit modernsten innovativen Technologien und luxurioumls ausgestattet wird in die Tropen und in Polarregionen reisen Daruumlber hinaus ist der Bau von vier Kreuzfahrtschiffen der Universal Class geplant wobei das erste Schiff 2022 fertiggestellt werden soll

Zeugen-vernehmungLandesverwaltung sagte zur Foumlrderung der Wohlfahrtsverbaumlnde aus

Auch die Ausschusssitzung am 16 Maumlrz befasste sich mit dem vom Landtagsplenum im Jahr 2017 fest-gelegten Untersuchungsgegenstand der Landesfoumlrderung der Wohlfahrts-verbaumlnde in den Jahren 2010 bis 2016

Jedoch wurde diese Ausschusssitzung durch die weit aktuellere Problematik der zunehmenden Verbreitung des Corona-Virus gepraumlgt So kam der Vor-sitzende Jochen Schulte mit Verspauml-tung weil er zuvor an einer Beratung der Fraktionen mit der Landtagspraumlsi-dentin teilgenommen hatte Dort ging es um die weitere parlamentarische Ar-beit Die dazu getroffene Verstaumlndigung zum grundsaumltzlichen Verzicht auf Aus-schusssitzungen bis zum 20 April 2020 war schlieszliglich auch die Grundlage fuumlr den Ausschuss sich gegen die Durch-fuumlhrung der naumlchsten fuumlr den 23 Maumlrz geplanten Sitzung auszusprechen So wurden die bereits geladenen Zeugen fuumlr diesen Termin ausgeladen Auch fuumlr die Sitzung am 16 Maumlrz selbst galten besondere Vorkehrungen So wurde bei den Besuchern auf der Tribuumlne wie im Plenum bei den Abgeordneten auf ei-nen Mindestabstand zueinander geach-tet es wurden keine Kugelschreiber ge-teilt und vielfach Handschuhe genutzt

Befragt wurden in dieser Sitzung drei Zeugen aus der Landesverwaltung Sei-tens des Landesamtes fuumlr Gesundheit und Soziales (LAGuS) schilderten des-sen Direktor Dr Heiko Will und der lang-jaumlhrige Leiter der Foumlrderabteilung Tho-mas Leder die Praxis der Ausreichung und Kontrolle der Landesmittel Beide stellten heraus dass die Grundsatzent-scheidungen vom LAGuS letztlich nur umgesetzt wurden Dabei seien auch im Rahmen des vielfach kritisierten bdquoein-fachen Verwendungsnachweises wie bei einem bdquonormalen Verwendungs-nachweis durchaus Belege gepruumlft wor-

den Das LAGuS sei bei der Bewilligung der Foumlrdermittel auch nicht an bdquoLIGA-Schluumlssel gebunden gewesen sondern habe alle Antraumlge einzeln entsprechend der Regularien gepruumlft und beschieden In den Ausfuumlhrungen wurde auch noch einmal auf die Einrichtung des LAGuS im Jahre 2006 Bezug genommen und auf die Uumlbertragung umfangreicher Aufga-ben im Jahr 2010 Heute werde die Foumlr-derabteilung fuumlr fuumlnf verschiedene Mi-nisterien taumltig und fuumlhre Foumlrderungen aus die in den Ministerien von rund drei Dutzend Fachreferaten betreut wuumlrden Insgesamt gehe es dabei jaumlhrlich um uumlber 400 Millionen Euro Zum Unter-suchungsgegenstand gehoumlrten allein rund 700 Projektfoumlrderungen

Nach den Zeugen aus dem LAGuS er-laumluterte der ehemalige Referatsleiter im Sozialministerium Claus Wergin die Grundsaumltze der Freien Wohlfahrtspflege und die Steuerung durch das Sozialmi-nisterium Er betonte Steuerung erfolge weniger durch Geld als durch inhalt-liche Eroumlrterungen und Absprachen Foumlrderungen fuumlr die Wohlfahrtspflege seien notwendig weil auf dem Markt nicht alle sozialen Angebote finanziert wuumlrden Viele Beratungs- und Hilfeleis-tungen seien ohne die Freie Wohlfahrts-pflege nicht denkbar Dabei sei das Land nicht an einen bdquoLIGA-Schluumlssel gebunden gewesen Vielmehr handele es sich dabei um einen LIGA-internen Antragsschluumlssel Damit haumltten sich die Verbaumlnde lediglich untereinander abge-stimmt uumlber ihre Aufgabenverteilung Das Land habe dann von den Verbaumln-den die entsprechenden Antraumlge erhal-ten und diese im ganz normalen Verfah-ren bearbeitet

Quelle wwwlagusmv-regierungde

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Experten-anhoumlrung Parlamentsforum Suumldliche Ostsee in Elblag

Am 2 Maumlrz hat in Elblag (Polen) die internationale Expertenanhoumlrung zur Vorbereitung der Jahreskonferenz des 18 Parlamentsforums Suumldliche Ost-see in Danzig stattgefunden Sie dient der Erarbeitung einer gemeinsamen Resolution aller Partnerparlamente Der Landtag MV arbeitet gemeinsam mit dem Landtag Schleswig-Holstein der Buumlrgerschaft der Freien und Han-sestadt Hamburg den Sejmiks der Woiwodschaften Westpommern Pommern und Ermland-Masuren so-wie der Kaliningrader Gebietsduma im Parlamentsforum Suumld-liche Ostsee zusammen Die Dele-gation des Landes MV war durch die Vizepraumlsidentin Beate Schlupp sowie die Abgeordneten Dirk Friedriszik und Dietmar Eifler vertreten Thema der diesjaumlhrigen Konferenz ist bdquoDer Eu-ropean Green Deal ndash Wasser und Kli-mawandelldquo Die Experten der Partner-parlamente haben uumlber die mit dem Klimawandel verbundenen Herausfor-derungen referiert

Waumlhrend der Eroumlffnung des Experten-treffens durch die Vorsitzenden der Regionalparlamente der Woiwodschaft Ermland-Masuren und Pommern sowie des Stadtpraumlsidenten von Elbląg hat der Vizepraumlsident des Sejmik Pommern Grzegorz Grzelak betont dass es einer Aumlnderung der Gewohnheiten sowie der Nutzung von Innovationen beduumlr-fe Im Anschluss daran hat Dr Andreas Lehmann von GEOMAR (Helmholtz-Zentrum fuumlr Ozeanforschung in Kiel) zum Thema bdquoKlimawandel im Ostsee-raum ndash eine Bestandsaufnahme der letzten 40 Jahreldquo berichtet Er hat darauf hingewiesen dass in den vergangenen 40 Jahren die Lufttemperatur uumlber der Ostsee um ca 2degC angestiegen sei Dies wiederum habe Auswirkungen auch auf die Wassertemperatur Die erhoumlhte Wassertemperatur wuumlrde die Loumlslich-keit des Sauerstoffs beeinflussen und

zusammen mit der Eutrophierung zu staumlrkerer Sauerstoffzehrung und einer Ausdehnung von Sauerstoffmangel-gebieten fuumlhren Auszligerdem habe der Salzgehalt in der Ostsee an der Ober-flaumlche leicht abgenommen waumlhrend er in groumlszligeren Tiefen zugenommen habe Dies habe eine staumlrkere Schichtung zur Folge und erschwere den Austausch zwischen den Schichten Im Bereich der Ostsee komme es zu einer Hebung und Senkung von Landmassen dadurch fal-le beispielsweise im Bereich der noumlrd-lichen Ostsee der Meeresspiegel waumlh-rend er in der Region Deutschland und Daumlnemark ansteige

Der Experte Mecklenburg-Vorpom-merns Prof Dr Bernd Lennartz von der Universitaumlt Rostock hat uumlber die Ni-tratbelastung der Wasserressourcen in landwirtschaftlich genutzten Gebieten gesprochen Er hat sich besorgt daruumlber geaumluszligert dass die Nitratbelastung die Wasserqualitaumlt aufgrund von intensiver Duumlngung in der Landwirtschaft verrin-gere Trotz strengerer Regelungen zur Duumlngung sei die Qualitaumlt des Grund-wassers oftmals unzureichend und habe sich uumlber die letzten Jahrzehnte eigentlich nicht verbessert Infolge der Nitratbelastung muumlssten Trinkwasser-brunnen in 20 bis 30 m Tiefe abgestellt werden So sei die flaumlchendeckende kuumlnstliche Entwaumlsserung uumlber Drai-nagen verantwortlich fuumlr groszlige Stick-stoffeintraumlge Durch den Regenabfluss wuumlrde auch die Nitratkonzentration

ansteigen da durch das Wasser Nitrat ausgewaschen werde Es gebe mehre-re Moumlglichkeiten die Konzentration zu reduzieren beispielsweise durch Redu-zierung der Duumlngung da es groszlige Vor-kommen an Stickstoff im Boden gebe oder durch die Reduktion der Wasser-fluumlsse damit wuumlrde Wasser laumlnger im Boden gehalten werden um Stickstoff binden zu koumlnnen Die Nitratbelastung betreffe neben dem Grundwasser auch Fluumlsse Seen und Meere Die durch na-tuumlrliche Prozesse bedingte Algenbluumlte werde durch die erhoumlhten Naumlhrstoff-eintraumlge noch verstaumlrkt Dies koumlnne dazu fuumlhren dass Gewaumlsser veralgen und im schlimmsten Fall drohe Fisch-sterben und ein Umkippen von Seen Die Helsinki Kommission habe dazu klare Ziele formuliert Prof Lennartz hat betont dass selbst eine schnelle Reduzierung der Duumlngung und damit einhergehenden Nitratbelastung erst in Jahrzehnten spuumlrbar sei

Prof Dr Stanisław Czachorowski von der Universitaumlt Olsztyn hat ausgefuumlhrt dass sich die Klimaraumlume wie beispielsweise Wuumlsten verschieben wuumlrden und mit einem um 2 m erhoumlhten Wasserspie-gel Ende des Jahrhunderts zu rechnen sei Er hat betont dass die Menschen in Anbetracht des Klimawandels ihr Ver-halten zwingend aumlndern muumlssten Die bisherige Denkweise Wassermengen schnellstmoumlglich abzufuumlhren muumlsse geaumlndert werden Durch die steigenden Temperaturen wuumlrden sich Vegetati-

Vlnr D Eifler 1 Vize-Praumlsidentin des Landtages MV Beate Schlupp D Friedriszik und Experte Prof B Lennartz

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onszeiten verlaumlngern demgegenuumlber stehe aber der zukuumlnftig zunehmende Wassermangel Es seien verstaumlrkt Was-serspeicher einzusetzen sowie der Was-serkreislauf auszudehnen So muumlsse die groszligflaumlchige Bodenversiegelung z B durch Rasenparkplaumltze Anpflanzung von Baumlumen oder Blumenwiesen redu-ziert sowie kreative Ideen genutzt wer-den um beispielsweise Regenruumlckhal-tebecken in die staumldtische Entwicklung zu integrieren

Ryszard Gajewski (Vorstandsvorsitzen-der von Wody Gdańskie Sp zoo) hat ausgefuumlhrt dass in und um Danzig Messstationen zur Messung des Nie-derschlags eingerichtet worden seien Diese wuumlrden sehr unterschiedliche Niederschlagsmengen trotz geogra-fischer Naumlhe zueinander aufweisen In den letzten Jahren haumltten die Nieder-schlaumlge mit uumlber 100 mm Niederschlag zugenommen Allein im Jahr 2018 sei drei Mal ein solcher Regen verzeichnet worden Das Niederschlagswasser muumls-se verstaumlrkt auf Gruumlnflaumlchen gehalten oder Wasserspeicher fuumlr Trockenzeiten eingesetzt werden

Grażyna Skrzypek (Department fuumlr Umweltschutz am Marschallamt der Woiwodschaft Westpommern) hat den Teilnehmern-innen einen Uumlberblick uumlber die verschiedenen Landesdoku-mente und strategischen Werkzeuge in Bezug auf Wasser und den Klimawandel gegeben Es seien viele verschiedene Maszlignahmen fuumlr Hochwasserschutz aber auch fuumlr Trockenzeiten geplant So habe man die Einrichtung von Retentions-becken zum Schutz gegen die Gefahren die von der Ostsee ausgingen sowie Maszlignahmen in den Staumldten und der Gruumlninfrastruktur zur Wassernutzung im urbanen Raum geplant Es gebe un-ter anderem ein Landesprogramm zur Renaturierung von Oberflaumlchengewaumls-sern

Die Ergebnisse werden in die Resolution einflieszligen die im Rahmen der Jahres-konferenz im Mai beschlossen werden soll

Thema SchuleEinschulung an einer oumlrtlich nicht zustaumlndigen Schule im Petitionsausschuss beraten

Waumlhrend fuumlr die weiterfuumlhrenden Schulen ab Klasse 5 in MV die freie Schulwahl moumlglich ist schreibt das Schulgesetz Mecklenburg-Vorpom-mern (SchulG M-V) vor dass die Ein-schulung der Grundschuumller grundsaumltz-lich an der oumlrtlich zustaumlndigen Schule zu erfolgen hat Aus wichtigem Grund kann jedoch der Schultraumlger der oumlrtlich zustaumlndigen Grundschule die Ge-meinde eine Ausnahme gestatten Eine solche begehrte Ausnahmege-nehmigung fuumlr den Besuch der oumlrtlich nicht zustaumlndigen Grundschule war Gegenstand der am 27 Februar durch-gefuumlhrten Beratung des Petitionsaus-schusses

Die Eltern eines Grundschuumllers hatten sich im Juli 2019 an den Petitionsaus-schuss gewandt und die Einschulung ihres Sohnes an einer oumlrtlich nicht zu-staumlndigen Schule gefordert die von der Gemeinde abgelehnt worden war Den hiergegen eingelegten Widerspruch hat-te das Ministerium fuumlr Bildung Wissen-schaft und Kultur (Bildungsministerium) zuruumlckgewiesen Die Petenten fuumlhrten an dass bereits die aumlltere Schwester des Grundschuumllers den begehrten Schul-standort besucht und jeden Morgen zur Schule gebracht wird Es wuumlrde da-her den Familienalltag erleichtern wenn auch der Sohn diesen Schulstandort be-suchen wuumlrde der uumlbrigens naumlher am Wohnort der Petenten sei als der Ort der oumlrtlich zustaumlndigen Schule Die Busfahrt zur oumlrtlich zustaumlndigen Schule waumlre auf-grund ihrer langen Dauer fuumlr den Sohn unzumutbar Zudem wuumlrde der Sohn an dem begehrten Schulstandort zusam-men mit seinen Freunden eingeschult werden da er dort bereits den Kinder-garten besucht hatte

In der Ausschussberatung begruumlndeten der Buumlrgermeister des Schulstandortes und eine Vertreterin des Bildungsmini-steriums zunaumlchst die Gruumlnde fuumlr die Ablehnung So seien die Eltern erst nach

der Einschulung des aumllteren Geschwister-kindes das bereits die Regionalschule besucht umgezogen Zwar koumlnne eine Ausnahmegenehmigung erteilt werden wenn die Betreuung des Schulkindes vor oder nach dem Schulunterricht nicht ge-sichert sei vorliegend gebe es aber eine Hortbetreuung Auch haumltten die Eltern nicht nachgewiesen dass eine Berufs-taumltigkeit am Wunschstandort bestehe Vielmehr koumlnne das Kind den Schulbus zur oumlrtlich zustaumlndigen Schule nutzen wobei die Fahrtdauer von 15 min zumut-bar sei Da sich die zustaumlndige Schule im Landkreis Nordwestmecklenburg und die Wunschschule im Landkreis Rostock befindet waren auch Vertreter der bei-den betroffenen Landkreise eingeladen worden Diese verwiesen auf die Pflicht der Landkreise eine Schuumllerbefoumlrderung zu den oumlrtlich zustaumlndigen Schulen si-cherzustellen Die Organisation dieser Schuumllerbefoumlrderung erfordere aber eine tragfaumlhige Schulentwicklungsplanung die die Festlegung von Einzugsbereichen voraussetze

Die Ausschussmitglieder gelangten zu der Auffassung dass die in dem kon-kreten Fall erfolgte Ablehnung den Grundschuumller an einer anderen als der oumlrtlich zustaumlndigen Schule einzuschulen rechtmaumlszligig war In lebhafter Diskussion wurden jedoch auch das Fuumlr und Wider der verpflichtenden Einschulung an der oumlrtlich zustaumlndigen Grundschule abge-wogen So kritisierten die Ausschuss-mitglieder dass der Elternwille oft voumlllig unberuumlcksichtigt bleibe obwohl neben familienorganisatorischen Gruumlnden mit-unter auch die mangelnde Attraktivitaumlt einzelner Grundschulen dazu fuumlhre dass ein anderer Schulstandort vorgezogen werde In diesem Zusammenhang wurde auch betont dass es dem Gesetzgeber ob-liege die Regelungen zur Schulwahl zu treffen waumlhrend die Verwaltung bei der Umsetzung an das geltende Recht ge-bunden ist Vor dem Hintergrund dass in einem verhaumlltnismaumlszligig duumlnn besiedel-ten Flaumlchenland eine belastbare Schul-bedarfsplanung fuumlr die Einteilung in Ein-zugsbereiche im Primarbereich foumlrderlich ist und im konkreten Fall von einer recht-maumlszligigen Entscheidung auszugehen ist hat der Ausschuss einstimmig beschlos-sen dem Landtag zu empfehlen das Pe-titionsverfahren abzuschlieszligen

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Frecher als die EtabliertenEine neue Zeitung hatte 1990Platz fuumlr neue politische Akteure

Im Oktober 2020 jaumlhrt sich zum 30 Mal der Tag an dem der Landtag des neu gegruumlndeten Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern ins Schwe-riner Schloss einzog Das Jahr vor dem Einzug war eines der spannendsten und abwechslungsreichsten der juumln-geren deutschen Geschichte Am 9 November 1989 war nach 28 Jahren die innerdeutsche Grenze geoumlffnet worden Bis zur Wiedervereinigung am 3 Oktober 1990 uumlberschlugen sich in der DDR die Ereignisse Man-che Details drohen in Vergessenheit zu geratenDeshalb wollen wir Zeitzeugen zu Wort kommen lassen die diese so ereignisreiche Phase in Bezug zum Schweriner Schloss miterlebt haben und diese Details erinnern Diesmal Die Macher der Mecklenburgischen Volkszeitung (MVZ)

Unabhaumlngig von der Debatte uumlber eine Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten wurden im Win-ter 198990 in der DDR die Weichen gestellt dass das Schweriner Schloss Landtagssitz werden konnte Eine Ver-waltungsreform sollte die 1952 abge-schafften Laumlnder auferstehen lassen Schwerin war als Hauptstadt fuumlr Me-cklenburg-Vorpommern im Gespraumlch bdquoEin altes Land das neu entsteht ndash Gu-ten Tag Mecklenburg-Vorpommernldquo lautete am 15 Februar 1990 die Schlag-zeile der Mecklenburgischen Volkszei-tung (MVZ) Es war die erste Ausgabe einer wiederbelebten Zeitung die in der Weimarer Republik bdquoeinen renom-mierten demokratischen Ruf hatte und von den Nazis verboten wurdeldquo wie Karsten Schroumlder berichtet Er gehoumlrte zu den sechs Gesellschaftern der MVZ die das Experiment wagten der neuen Demokratie im Norden der DDR die immanent wichtige ausgewogene Oumlf-fentlichkeit zu verschaffen

Die Idee fuumlr die neue MVZ entstand laut Schroumlder am Runden Tisch in Rostock Die zur PDS (Partei des De-mokratischen Sozialismus) gewan-delte SED (Sozialistische Einheitspar-tei Deutschlands) sowie die uumlbrigen DDR-Parteien hatten allesamt ihre Parteizeitungen Den neuen demo-kratischen Parteien Gruppierungen und Basisgruppen aber fehlte eine publizistische Buumlhne bdquoEs ging darum politischen Stroumlmungen einen Platz zu geben die in der dominierenden Ostsee-Zeitung der PDS unterbelich-tet warenldquo

Schroumlder arbeitete damals wie heute im Rostocker Stadtarchiv Der Zeitgeschicht-ler interessierte sich schon fuumlr den Jour-nalismus Als er die Chance bekam bei der MVZ mitzuwirken griff er zu und lieszlig sich fuumlr zwei Monate freistellen Schroumlder war es der den Namen der fruumlheren SPD-Parteizeitung bdquoMecklenburgische Volks-zeitungldquo vorschlug Postwendend wollte sich die SPD mit drei Gesellschaftern beteiligen Harald Ringstorff von 1998 bis 2008 Ministerpraumlsident Mecklenburg-Vorpommerns war einer von ihnen Die SPD-Beteiligung verhalf der Zeitung zu den 1933 enteigneten MVZ-Raumlumen in der Doberaner Straszlige in Rostock West-

Die erste Ausgabe der MVZ erschien am 15 Februar 1990

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deutsche Aufbauhelfer der in der DDR neugegruumlndeten SPD unterstuumltzten die Gesellschafter als es galt eine GmbH und ein Gewerbe anzumelden sowie die Lizenz zu bekommen eine Zeitung mit 100000 taumlglicher Auflage verkaufen zu duumlrfenDrei der MVZ-Gesellschafter - der Jour-nalist Wolfgang Grahl der von den bdquoNorddeutschen Neuesten Nachrich-tenldquo kam der Werbekaufmann Horst Kirschneck und Karsten Schroumlder - brachten eine bunte enthusiastische Gruppe zusammen die so erinnert sich Martina Plothe anfangs bdquoziemlich unstrukturiertldquo acht Seiten MVZ fuumlllten Die damalige Betriebszeitungsvolontauml-rin und heutige Journalistin hatte am Rande einer oumlffentlichen Veranstaltung von der MVZ-Gruumlndung erfahren bdquoDie Bedingungen fuumlr die Produktion der ersten Ausgabe waren abenteuerlichldquo erinnert sie sich Mehrere Redakteure teilten sich eine Schreibmaschine die ersten sogenannten Spiegel fuumlr das Set-zen der Seiten entstanden auf dem Fuszlig-boden Es fehlten Stuumlhle Tische und Te-lefone bdquoWas heute so einfach erscheintldquo so Karsten Schroumlder bdquowar damals kom-pliziert Aber es hat funktioniertldquo

Recherchiert und geschrieben haben sie oft bis spaumlt in die Nacht Martina Plo-the bdquoDie Themen lagen zuhauf auf der Straszlige damals oder sie wurden von Le-sern in die Redaktion getragen Bearbei-tet haben wir sie auf Zuruf Es gab kein Redaktionsstatut und keine Verlagsrauml-son Den Posten des Chefredakteurs vergaben wir anfangs im Rotationsprin-zip Erst spaumlter wurden Wolfgang Grahl und dann Frauke Kaberka auf den Chef-posten gewaumlhltldquo

bdquoWir waren frecher haben uns mehr ge-traut als die etablierten Zeitungenldquo sagt Martina Plothe Das zeigte sich auch in Uumlberschriften wie bdquoEs stinkt im Inter-hotelldquo oder bdquoDer Ostsee-Wuumlrger heiszligt Guumllleldquo in den witzigen Wettervorhersa-gen oder den Fotos spaumlrlich bekleideter Strandschoumlnheiten Die MVZ schrieb fruumlher als die einheimische Konkurrenz uumlber Homosexualitaumlt und uumlber die groszlig-herzogliche Vergangenheit des Landes Vor allem aber wollten die MVZ-Macher hartnaumlckig nachfragen und Missstaumlnde aufdecken bdquoWir haben uumlber ein in der Naumlhe von Rostock entdecktes Waffen-

lager der DDR ausfuumlhrlich berichtet waumlhrend andere Rostocker Zeitungen das Thema eher sparsam abhandeltenldquo so Plothe Wenn Arbeiter der MVZ von Missstaumlnden in ihren Betrieben erzaumlhl-ten fand die Geschichte Platz im Blatt ohne dass die Gegenseite befragt wur-den wie Martina Plothe selbstkritisch zuruumlckblickt Viel Raum bekamen in der MVZ die neuen demokratischen Bewegungen Parteien und Gruppen das Neue Forum genauso wie die kon-servative Deutsche Soziale Union (DSU) bdquoWir sollten eine demokratische Zeitung machen kein Partei-Blattldquo erinnert sich Karsten Schroumlder Im Nachhinein findet Martina Plothe hingegen die SPD habe der MVZ doch manches Thema bdquohinein-zudruumlcken versuchtldquo

Die Ausstattung der MVZ-Redaktion verbesserte sich nach und nach mit materieller Hilfe und personeller Un-terstuumltzung zweier westdeutscher Zeitungen Dennoch kam die MVZ nie auf einen gruumlnen Zweig Sie lebte von einem 100000-Mark-Kredit den die Ge-sellschafter zu Beginn aufgenommen hatten bdquound mit Verkaufs- und Anzei-generloumlsen quasi von der Hand in den Mundldquo wie Martina Plothe es ausdruumlckt

Im Zeitungs-Alltag blieben viele Huumlrden zu nehmen Papier- und Druck-Kapa-zitaumlten wurden nur frei weil die ersten Betriebszeitungen im Bezirk Rostock die Segel strichen Beim vormals SED-eige-nen Ostsee-Druck in Rostock wurde die MVZ jeden Tag vor allen anderen Zei-tungen angedruckt bdquoDrei Seiten muss-ten als Stehsatz zum Teil Tage vorher in der Druckerei vorliegen Die letzte Seite mussten wir um 17 Uhr liefern Fuszligball- oder Wahlergebnisse bekamen wir nie

aktuell ins Blattldquo sagt Plothe Auszligerdem musste die MVZ mit altmodischem Blei-satz vorlieb nehmen wodurch sie ein ebenso altmodisches Aussehen bekam Die Ostsee-Zeitung wurde laumlngst im modernen Offset-Verfahren hergestellt Der Zeitungsvertrieb der DDR weiger-te sich anfangs die MVZ an ihre Abon-nenten auszuliefern Viele Kioske legten die neue Zeitung unter die altherge-brachte Konkurrenz

Laut Martina Plothe waren es viele Um-staumlnde an denen das Projekt bdquoMVZldquo scheiterte Anfangs fehlte ein Lokalteil und spaumltestens im Sommer 1990 ein Al-leinstellungsmerkmal bdquoDie anderen Zei-tungen hatten sich inzwischen geoumlffnet fuumlr eine pluralistische Berichterstattung Die neuen demokratischen Kraumlfte wa-ren nicht mehr auf die MVZ angewie-senldquo Auszligerdem draumlngten all die bunten schrillen Zeitungen aus dem Westen auf den ostdeutschen Markt bdquoWir haumltten Zeit und einen Investor gebrauchtldquo so Karsten Schroumlder bdquoUnd wir hatten fest damit gerechnet dass die SED-Bezirks-zeitungen wie die Ostsee-Zeitung ver-schwinden wuumlrdenldquo

Die Zahl der Kaumlufer und Abonnenten der MVZ sank staumlndig Am 5 September 1990 erschien die letzte Ausgabe bdquoDie Moumlglichkeit einen wirklich freien unab-haumlngigen Journalismus zu machen gab es nur in dieser zeitlichen Luumlcke zwi-schen dem Alten und dem Neuen das noch kommen sollteldquo sagt Martina Plot-he bdquoWir hatten die Aufgabe den neuen politischen Akteuren eine Stimme zu gebenldquo sagt Karsten Schroumlder bdquound die haben wir gut erfuumllltldquo

Andreas Frost

Martina Plothe war bei der MVZ vor allem fuumlr den Kulturteil zustaumlndig

Rostocks Stadtarchivar Karsten Schroumlder war einer der Gesellschafter der MVZ

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Die Buumlrgerinitiative bdquoRettet die Jarmener Muumlhleldquo hat mehr als 10000 Unterschrif-ten fuumlr den Erhalt der letzten industriellen Getreidemuumlhle Mecklenburg-Vorpom-merns und des Muumlhlenstandortes Jarmen gesammelt Die Unterschriftenlisten wurden am 11 Maumlrz Landtagspraumlsidentin Birgit Hesse (2vl) uumlbergeben Auch die 2 Vizepraumlsidentin des Landtages Dr Mignon Schwenke (li) und Landwirt-schaftsminister Till Backhaus (re) waren zugegen Am 12 Maumlrz beschaumlftigte sich der Landtag im Rahmen einer Aussprache mit dem Schicksal der mehr als 100-jaumlhrigen Muumlhlentradition in Jarmen

Die Sondersitzung des Kabinetts am 14 Maumlrz im Schweriner Schloss war der Auftakt zu einer Vielzahl von Beratungen und Abstimmungen im Rahmen der Corona-Pandemie Zu der Sondersitzung im Plenarsaal kamen Regierungsver-treter Vertreter der kommunalen Ebene sowie der Praumlsident des Robert-Koch-Instituts Lothar Wieler zusammen um das weitere Vorgehen zu beraten We-sentliche Entscheidung der Sondersitzung war die sofortige Schlieszligung von Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen bis 20 April 2020

Mit einem oumlffentlichen Ruumlckkehrerappell auf dem Alten Garten in Schwerin sind am 6 Maumlrz rund 400 Soldatinnen und Soldaten nach mehrmonatigen Auslandseinsaumltzen wieder in der Heimat begruumlszligt worden Auch Landtagspraumlsi-dentin Birgit Hesse und weitere Abgeordnete des Landtages nahmen an dem Appell teil ndash sie druumlckten somit ihren Dank und ihre Anerkennung gegenuumlber den Soldatinnen und Soldaten aus

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Aumlltere chronisch Kranke Verwandte Bekannte und Freunde es geht um Menschenleben Klar ist fuumlr mich auch wir duumlr-fen uns nicht daran gewoumlhnen denn es koumlnnen nur Maszlig-nahmen auf Zeit sein da es tiefe Eingriffe in die Grundrechte unserer Gesellschaft sind

Meine sehr geehrten Damen und Herren ich bin der Oppo-sition dankbar dass der heutige Landtag in dieser verklei-nerten Form stattfindet Die parlamentarische Demokratie lebt im Normalfall vom konstruktiven Streit Dass dieser in Krisenzeiten etwas zuruumlcktritt begruumlszlige ich ausdruumlcklich Dass alle an einem Strang ziehen ist in dieser Situation rich-tig und die parteiuumlbergreifende gemeinsame Entschlieszligung ist in der Krise ein starkes Signal an die Buumlrger unseres Landes

Meine sehr geehrten Damen und Herren die zweite Vorbe-merkung die ich machen moumlchte betrifft diejenigen die momentan den Karren ziehen und den Laden buchstaumlblich am Laufen halten So wichtig ich die Bleibe-zu-Haus-Aufrufe finde es ist mindestens ebenso erwaumlhnenswert dass die Arbeitsleistung fuumlr einen Groszligteil der Arbeitnehmer nicht etwa gesunken sondern gestiegen ist Das sind all diejeni-gen die in den Krankenhaumlusern und in den Arztpraxen fuumlr unsere Gesundheit sorgen es sind aber auch die Menschen die im Einzelhandel und in den Apotheken arbeiten in der Landwirtschaft in der Logistik im Transportwesen oder als Post- und Paketzusteller in Tankstellen und als Reinigungs-kraumlfte die Landes- und die Bundespolizei die Bundeswehr und viele weitere mehr Sie alle sorgen dafuumlr dass unser Le-ben einigermaszligen weitergeht Ihnen allen einen herzlichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Deshalb begruumlszlige ich auszligerordentlich dass der Bundesfi-nanzminister am Montag die Moumlglichkeit geschaffen hat dass die sogenannten Corona-Praumlmien bis 1500 Euro steu-erfrei bleiben Warme Worte sind genug gewechselt Ar-beitgeber sollen mit gutem Beispiel vorangehen und die Leistungen der eigentlichen Helden der Krise auch mit einer entsprechenden Praumlmie wuumlrdigen Das gilt selbstverstaumlnd-lich auch fuumlr den Bereich der Landesregierung

Ich will es auch nicht versaumlumen mich an dieser Stelle bei den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Landesfoumlrder-institutes zu bedanken Ich habe mich selbst davon uumlber-zeugt dass mit groszligem Elan und mit einer Selbstverstaumlnd-lichkeit auch am Wochenende gearbeitet wird damit das Geld fuumlr die Antraumlge auf Soforthilfe schnellstmoumlglich aus-gezahlt werden kann damit unsere heimische Wirtschaft durch die Krise kommt und die Menschen nicht arbeitslos werden Herzlichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Beim Stichwort bdquoSoforthilfenldquo bin ich im wahrsten Sinne des Wortes mittendrin im Nachtragshaushalt Kern des Nach-

Torsten Renz CDU

bdquoUnser MV-Schutzfonds dient zu Recht vordergruumlndig dazu die Wirtschaft durch die Krise zu begleitenldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren Heute vor vier Wochen am 2 Maumlrz war auf der Titelseite der bdquoSchweriner Volkszeitungldquo ein Bericht uumlber Lea Sophie Friedrich aus Dassow Sie war Weltmeisterin im Bahn-radfahren geworden Auf der Titelseite des bdquoNordkuriersldquo war ein Artikel uumlber Eilantraumlge gegen die Masernimpfpflicht Und im bdquoNordmagazinldquo lief einen Tag spaumlter ein Bericht in dem es um steigende Uumlbernachtungszahlen in Jugend-herbergen ging Ich weiszlig nicht wie es Ihnen geht fuumlr mich klingen solche Berichte wie aus einem anderen Land wie aus einer anderen Zeit ndash und sie sind keine vier Wochen her

Ab dem 1603 ging es dann Schlag auf Schlag Kitas Schu-len Geschaumlfte Gaststaumltten wurden geschlossen Kontaktein-schraumlnkungen angeordnet ndash harte Maszlignahmen Heute hat jeder von uns Verwandte Nachbarn oder Bekannte die sich in Quarantaumlne befinden moumlglicherweise positiv getestet wurden oder von der Kurzarbeit betroffen sind Die Sorge um die Gesundheit der Liebsten und Existenzaumlngste stehen auf der Tagesordnung

In dieser Situation bin ich besonders froh dass wir in Deutschland ein funktionierendes Gesundheitssystem und einen handlungsfaumlhigen Staat vorfinden So wichtig dieser Nachtragshaushalt auch ist moumlchte ich als Erstes feststellen die Maszlignahmen der Bundesregierung und der Landesre-gierung zur Eindaumlmmung der Pandemie sind richtig und uneingeschraumlnkt notwendig Insbesondere die Kontaktbe-schraumlnkungen bis zum 1904 sind unumgaumlnglich um Situ-ationen wie in Italien Spanien oder in den USA unserer Be-voumllkerung zu ersparen Deshalb auch mein Appell an dieser Stelle Seien Sie solidarisch denn es geht insbesondere um

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

10 A u s d e m P l e n u m O r i g i n a l - D e b a t t e

tragshaushaltes ist der MV-Schutzfonds mit einem Volumen von insgesamt 11 Milliarden Euro Davon werden 700 Millio-nen durch eine Nettokreditaufnahme gedeckt zudem wird der Buumlrgschaftsrahmen zusaumltzlich um 400 Millionen erwei-tert Ein erwarteter Einnahmeruumlckgang von 1 Milliarde Euro muss ebenfalls gestemmt werden eine gigantische Aufga-be die unser Land meistern will und meistern muss Dazu nutzen wir unter anderem Ruumlcklagen die wir durch solide Haushaltspolitik aufgebaut haben

Die Maszlignahmen im Einzelnen liegen Ihnen vor und sind in-soweit bekannt Deshalb moumlchte ich nur auf die verlorenen Zuschuumlsse also die Zuschuumlsse die nicht zuruumlckgezahlt wer-den muumlssen fuumlr Firmen bis 100 Mitarbeiter in Houmlhe von uumlber 160 Millionen Euro verweisen Was wir in diesem Bereich leis-ten kann sich deutschlandweit sehen lassen Ausdruumlcklich moumlchte ich betonen dass fuumlr Firmen bis zehn Arbeitnehmer das Geld durch den Bund bereitgestellt wird und somit eine hervorragende Verzahnung mit Landesgeldern stattfindet

Meine sehr geehrten Damen und Herren der MV-Schutz-fonds ist inhaltlich sehr breit aufgestellt und versucht moumlglichst viele Lebensbereiche abzudecken Fuumlr unser an Einwohnern kleines Bundesland ist das eine riesige Kraft-anstrengung und trotzdem bin ich uumlberzeugt dass dieser wichtige Schritt notwendig und machbar ist um uns uumlber diese schwere Zeit zu tragen Trotzdem gilt wenn es nicht reicht es Schwachstellen gibt muumlssen wir nachsteuern

Meine sehr geehrten Damen und Herren unser MV-Schutz-fonds dient zu Recht vordergruumlndig dazu die Wirtschaft durch die Krise zu begleiten aber wir muumlssen auch zeitnah gemeinsam mit der kommunalen Ebene uumlber Unterstuumlt-zungsmaszlignahmen sprechen damit das Leben vor Ort nicht zum Stillstand kommt Dabei gilt es rechtliche und finanzi-elle Fragen im Sinne der Handlungsfaumlhigkeit der Kommunen zu diskutieren und Loumlsungen zu finden

(Beifall vonseiten der Fraktion der CDU)

Und damit moumlchte ich zum letzten Aspekt kommen Das Virus hat uns schmerzlich vor Augen gefuumlhrt dass unsere arbeitsteilige globalisierte Wirtschaft zwar fuumlr Wachstum und Wohlstand sorgt zugleich ist sie aber auch anfaumlllig ndash an-faumlllig fuumlr Viren denen Staatsgrenzen egal sind und anfaumlllig fuumlr wirtschaftliche Stoumlrungen Ich bin fest davon uumlberzeugt dass die Corona-Krise kurz- und mittelfristig Auswirkungen fuumlr unser gesellschaftliches Zusammenleben fuumlr die Wirt-schaft und das Bankensystem haben wird die keiner zurzeit serioumls einschaumltzen kann Neben den Herausforderungen der Digitalisierung der Demografie oder des Klimawandels wer-den wir uns in Deutschland nach der Krise mit unbequemen Wahrheiten auseinandersetzen muumlssen

Erstens Guumlter wie Arzneimittel Schutzausruumlstung und me-dizinische Geraumltschaften in nennenswerten Groumlszligenord-nungen muumlssen wir wieder selbst herstellen im Zweifel auch subventioniert

Zweitens Industriebetriebe sollen kuumlnftig in kuumlrzester Zeit in der Lage sein auf die Herstellung benoumltigter Guumlter umzu-schalten Ich kann es nicht akzeptieren dass wir in Deutsch-land die besten Autos der Welt herstellen es aber nicht kurz-fristig hinbekommen medizinisch benoumltigte Schutzmasken zu fertigen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Und drittens Wir brauchen zentral eingelagerte Reserven organisiert vom Bund und damit meine ich nicht Toiletten-papier oder Nudeln sondern medizinisches Geraumlt und ent-sprechende Ausruumlstung

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Meine sehr geehrten Damen und Herren Maybrit Illner fragte am Wochenende ob in der jetzigen Zeit ein Nach-denken ohne zu sprechen geht Klar ist fuumlr mich dass bis zum 1904 eine strikte Kontaktbeschraumlnkung bestehen muss Bis dahin muss auch nicht jeder Politiker sich taumlglich mit Vorschlaumlgen uumlberbieten und dadurch die Bevoumllkerung verunsichern Klar ist fuumlr mich aber auch dass flaumlchende-ckende Tests dazu beitragen muumlssen das Wirtschaftsleben wieder strukturiert hochzufahren

Unseren Buumlrgerinnen und Buumlrgern unseres Landes moumlch-te ich fuumlr die CDU-Fraktion versichern wir sind uns unserer groszligen Verantwortung bezogen auf Gesundheits- und Exis-tenzfragen bewusst wir brauchen aber auch Ihr Verstaumlndnis Ihre Unterstuumltzung damit wir gemeinsam die Krise meis-tern Deshalb werden wir weiterhin Expertenrat einholen analysieren abwaumlgen und fortlaufend unsere Maszlignahmen auf den Pruumlfstand stellen aber am Ende muumlssen und wer-den wir entscheiden Mit diesem Ausblick hoffe ich dass wir uns in diesem Parlament sehr bald in gewohnter Zusam-mensetzung wiedersehen ndash Herzlichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

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Gesundheit darf keine Ware sein Und das Ringen um ein gutes Gesundheitssystem um gute Arbeit um ein besseres Leben fuumlr alle Menschen darf niemals leichtfertig vom Tisch gewischt werden denn genau jetzt sehen wir ja wie wich-tig wie uumlberlebenswichtig diese Menschen fuumlr unser Land sind Jetzt spuumlren wir dass es in dieser Krise nicht auf die Groszligkonzerne nicht auf die Banken und nicht auf die Versi-cherungen ankommt In dieser Krise kommt es auf die Mit-arbeitenden der Stadtreinigung auf die Krankenschwester und auf die Verkaumluferin an Wir brauchen die Landwirte die Kassiererin die Kurier- und die Lkw-Fahrer auf den Straszligen unseres Landes

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Und wir brauchen die Eltern die derzeit neben ihrer Arbeit im Betrieb oder im Homeoffice einen Zweitjob brillant er-ledigen denn ihr Zuhause ist gleichzeitig noch die Schule Ihnen allen danken wir stellvertretend fuumlr alle Frauen und Maumlnner die fuumlr uns da sind und die dafuumlr sorgen dass unser Zusammenleben eben nicht auseinanderbricht

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren eigentlich sind Haushalts-beratungen Zuumlndstoff zwischen den Fraktionen Sie sind ein Schlagabtausch im Streit um die besten Vorschlaumlge die un-terschiedlichsten Schwerpunktsetzungen und die kluumlgsten Ideen aber oft auch um das Rechthaben der Mehrheit und das Unrechthaben der Minderheit

(Heiterkeit und Zuruf von Jochen Schulte SPD)

Und auch das ist heute anders denn diese 11 Milliarden Euro uumlber die wir heute entscheiden das sind Hilfen sogar Uumlberlebenshilfen fuumlr Kuumlnstlerinnen und Kuumlnstler fuumlr Selbst-staumlndige und Arbeitnehmer fuumlr Kleinst- Klein- und mittel-staumlndische Unternehmen aber auch fuumlr groszlige Firmen fuumlr Vereine und Verbaumlnde fuumlr Krankenhaumluser fuumlr unsere Wirt-schaft fuumlr den Tourismus fuumlr unsere Familien Und heute ist es eben klein Schlagabtausch heute ist es kein Wettbewerb heute ist sich meine Fraktion mit der Koalition einig Heute handeln wir gemeinsam denn wir bringen gemeinsam die-sen Nachtragshaushalt auf den Weg fuumlr uns alle fuumlr unser Land fuumlr unser Leben

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

denn der Friseurladen um die Ecke oder die kleine Kneipe auch der Malerbetrieb und und und ndash ganz ganz viele Betriebe ringen gerade um ihre Existenz Ihnen steht das Wasser bis zum Hals Und es gibt mehr als tausend Gruumlnde warum dieser Schutzschirm unumgaumlnglich ist Jetzt kann es naumlmlich nur darum gehen sofort zu handeln damit das Geld sofort bei der Frisoumlrin dem Maler oder bei der Kellnerin ankommt Es darf kein Zoumlgern kein Aber und auch kein Viel-leicht geben es kann nur ein Ja ein Sofort sein um Massen-

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Simone Oldenburg DIE LINKE

bdquoHeute handeln wir gemeinsam denn wir bringen gemeinsam diesen Nachtragshaushalt auf den Wegldquo

Frau Praumlsidentin Sehr geehrte Damen und Herren Ver-schwunden sind der Alltag und die Selbstverstaumlndlichkeit Vorbei sind das gewohnte Zusammenleben und die Norma-litaumlt in der Familie oder auf der Arbeit Erledigt hat sich auch die Vorfreude auf den Osterurlaub Ungewiss der morgige Tag die kommende Woche die naumlchsten Monate Die Welt unser Leben ist aus den Fugen geraten

In Mecklenburg-Vorpommern ist es das Leben von 16 Millio-nen Menschen das uumlber Nacht ein anderes wurde das jetzt komplett auf dem Kopf steht So mutig und optimistisch die Frauen Maumlnner Kinder und Jugendlichen in unserem Land bis vor drei Wochen waren so aumlngstlich und sorgenvoll sind sie heute Und es ist unsere Pflicht uns darum zu kuumlmmern dass ihre Aumlngste kleiner werden ihre Sorgen ernst genom-men werden und sie sich darauf verlassen koumlnnen dass wir an ihrer Seite stehen und sie nicht alleinelassen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren wie oft haben wir hier uumlber gleiche Loumlhne fuumlr gleichwertige Arbeit gestritten oder fuumlr gleiche Lebensverhaumlltnisse oder fuumlr mehr Pflegeperso-nal Wie oft haben wir daruumlber diskutiert dass Stationen in Krankenhaumlusern nicht geschlossen werden duumlrfen weil sich Gesundheit eben nicht rechnen darf sondern jeder gesund werden muss egal was er verdient und egal was seine Be-handlung kostet

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

12 A u s d e m P l e n u m O r i g i n a l - D e b a t t e

entlassungen Pleiten und Existenzverluste zu verhindern

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Und gerade diese kleinen Vereine die der soziale Kitt fuumlr un-ser Zusammenleben sind oder die Schullandheime die der-zeit keine Gaumlste aber Ausgaben haben die Bildungstraumlger die keine Maszlignahmen bekommen aber die Miete und die Gehaumllter zahlen muumlssen die aufsuchende Familienhilfe die Tafeln die Kleiderkammern und Moumlbelboumlrsen die ambu-lante Tagespflege der Verbraucherschutz die Fluumlchtlingshil-fe sie alle brauchen wir nach der Krise mehr als je zuvor und sie alle duumlrfen nicht in Gefahr geraten Fuumlr sie brauchen wir auch einen Schutzschirm

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Und genau fuumlr sie und fuumlr viele viele andere mehr beantragt meine Fraktion einen Sozialfonds in Houmlhe von 20 Millionen Euro

Und auch die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die in den kommenden Monaten vom Kurzarbeitergeld leben muumlssen duumlrfen wir nicht im Regen stehen lassen 60 Prozent von einem Durchschnittslohn das sind in Mecklenburg-Vorpommern netto circa 1100 Euro Die reichen hinten und vorne nicht um die laufenden Kosten zu decken und die naumlchsten Monate ein gutes oder sogar ein sicheres Leben zu fuumlhren Deshalb moumlchten wir gemeinsam eine Entschlie-

Auf ein Speisenangebot wurde verzichtet Foto Uwe Sinnecker

szligung verabschieden die die Landesregierung auffordert sich bei der Bundesregierung dafuumlr starkzumachen dass das Kurzarbeitergeld auf mindestens 80 Prozent angehoben wird

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren allein mit Applaus und mit dem taumlglichen Dank werden wir nicht aus der Krise kommen Um unser Leben wieder halbwegs normal werden zu lassen sofern es uumlberhaupt moumlglich ist um wieder lieb gewon-nene alltaumlgliche Momente zu genieszligen um Gewissheit fuumlr den morgigen Tag die kommende Woche und die naumlchsten Monate zu haben um unser Leben also wieder in die Fugen zu bringen deshalb braucht es diesen Schutzschirm und deshalb braucht es unser Zusammengehen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD DIE LINKE und Sebastian Ehlers CDU)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

13 A u s d e m P l e n u m O r i g i n a l - D e b a t t e

Einen dritten Dank moumlchte ich aussprechen und der Dank geht an die Fraktionen hier im Haus Wir haben gemeinsam eine Entschlieszligung auf den Weg gebracht wir haben ge-meinsam die Positionen zusammengefuumlhrt wir haben ge-meinsam gezeigt dass es in dieser Situation um das Land geht und nicht darum wer ist Opposition und wer ist Re-gierung Ich glaube das ist ein wichtiges das ist ein starkes Signal was wir von hier vom Landtag Mecklenburg-Vor-pommern raus ins Land senden und es ist ein notwendiges Signal Insofern auch an Sie alle ein herzliches Dankeschoumln

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Meine Damen und Herren niemand von uns haumltte sich vor einigen Monaten vorstellen koumlnnen ndash das haben meine Vor-redner ja auch gesagt ndash in welcher Situation wir hier heute sind Diese Situation hat ganz viele Facetten Da gibt es den Bereich der Gesundheit die Versorgung der Bevoumllkerung ndash die das will ich ausdruumlcklich sagen gesichert ist ndash die Betreuung und auch die Unterrichtung unserer Kinder die zum Teil zu Hause stattfindet mit all den Schwierigkeiten die Aufrechterhaltung der Infrastruktur und nicht zuletzt die schwierige Situation unserer Wirtschaft

Vor diesem Hintergrund sichere ich zu dass wir alles tun werden dass sich das Leben in unserem Land nach der Corona-Pandemie moumlglichst schnell wieder normalisieren kann Dazu gehoumlrt natuumlrlich selbstverstaumlndlich auch dass all die Einschraumlnkungen die wir an Grundrechten momentan haben ndash und das sind mir wichtige Dinge ndash dass all diese Einschraumlnkungen nach dieser Pandemie am Ende auch auf-gehoben werden dass die Grundrechte auch wieder voll-umfaumlnglich in unserem Land gelten werden

(Beifall Dr Ralph Weber AfD)

Jetzt allerdings meine Damen und Herren gilt es den Ge-sundheitsschutz ganz obenan zu stellen Jetzt ist die Zeit Abstand zu halten und es ist die Zeit in der wir hier im Par-lament Handlungsfaumlhigkeit zeigen muumlssen

Meine Damen und Herren wir schnuumlren mit dem Nach-tragshaushalt das groumlszligte Hilfspaket in der Geschichte un-seres Landes Wir schnuumlren das weil das notwendig ist Und ich sage ausdruumlcklich wir tun das was notwendig ist Meine Fraktion ist stolz darauf dass wir es als eines der wenigen Laumlnder geschafft haben in den letzten 13 Jahren keine neu-en Schulden zu machen Mehr noch meine Damen und Herren wir haben durch solides Wirtschaften geschafft in den vergangenen 13 Jahren 15 Milliarden Euro an Schulden zu tilgen und Ruumlcklagen zu bilden Und meine Damen und Herren das war kein Selbstzweck was wir da gemacht ha-ben Das war das was man keynesianistische oder antizy-klische Haushaltspolitik nennt in guten Zeiten Schulden zu reduzieren in wirtschaftlich schwierigen Zeiten in schwie-rigen Zeiten eben zu investieren Und meine Damen und Herren diese schwierigen Zeiten sind jetzt und wir investie-ren jetzt und das ist auch richtig so

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Thomas Kruumlger SPD

bdquoDiese schwierigen Zeiten sind jetzt und wir investieren jetzt und das ist auch richtig soldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren Auch ich moumlchte mich bei all den Menschen bedanken die da drauszligen momentan unsere Gesellschaft am Laufen halten Ich habe in den Nachrichten gehoumlrt sie waumlren die Helden des Alltags Ich wuumlrde das unterstreichen wollen All die die auf ihrem Posten momentan sitzen und taumlglich ihren Job erledigen und dafuumlr sorgen dass unsere Gesellschaft weiter rundlaumluft sind die Helden des Alltags und ich moumlchte mich ganz herzlich auch namens meiner Fraktion bei ihnen bedanken

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Meine Damen und Herren einen zweiten Dank moumlchte ich richten an die Ministerpraumlsidentin an die Ministerinnen und Minister an die Staatssekretaumlre den Parlamentarischen Staatssekretaumlr und die Teams die da im Hintergrund arbei-ten Herr Renz und ich erleben das gewohnte Regierungs-geschaumlft am Dienstag in den Kabinettssitzungen Dieses gewohnte Regierungsgeschaumlft gibt es momentan nicht die Regierung hat umgeschaltet auf Krisenmodus Es gibt fast taumlglich telefonische Zusammenkuumlnfte und es wird in stun-denlangen Sitzungen telefonisch beraten wie die Dinge fuumlr Mecklenburg-Vorpommern geregelt werden koumlnnen wie geregelt werden kann dass das was wir an Krise momen-tan erleben auch in vernuumlnftige Bahnen gelenkt wird und da leistet jede Einzelne und jeder Einzelne einen ganz tol-len Job Und vor dem Hintergrund auch hier ein herzliches Dankeschoumln Frau Ministerpraumlsidentin und an das Team das dahintersteht

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

14 A u s d e m P l e n u m O r i g i n a l - D e b a t t e

(Beifall vonseiten der Fraktion der SPD)

Wir haben bereits mit dem Haushalt 20202021 einen Inves-titionshaushalt vorgelegt denn die konjunkturellen dunklen Wolken waren am Himmel seinerzeit ja auch schon zu erken-nen Dieser Haushalt 20202021 hat ein Investitionsvolumen in Houmlhe von 17 Milliarden Euro Damals wusste noch niemand was mit der Corona-Krise auf uns zukommt Nun da Schaumlden fuumlr die Gesellschaft und Wirtschaft drohen steuern wir ge-gen Wir steuern gegen mit einem Schutzfonds in Houmlhe von 11 Milliarden Euro

Um diese Summe stemmen zu koumlnnen ist es notwendig die Schuldenbremse auszusetzen und das ist angesichts der Auf-gaben die vor uns liegen auch richtig Wir werden am Kapi-talmarkt 700 Millionen Euro aufnehmen Mir ist wichtig zu be-tonen meine Damen und Herren wir nehmen das Geld auf um eine Krisensituation zu bewaumlltigen heiszligt wir nehmen das Geld nicht auf weil wir uumlber unsere Verhaumlltnisse wirtschaften in Mecklenburg-Vorpommern Das ist ein Unterschied und mir ist wichtig diesen Unterschied auch zu betonen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU)

Wir organisieren damit dass Wirtschaft und Gesellschaft wei-ter vorankommen koumlnnen und durch die Krise kommen koumln-nen

Meine Damen und Herren was uns jetzt auch zugutekommt ist dass wir in der Vergangenheit Ruumlcklagen gebildet haben Haumltten wir das nicht getan haumltten wir aus dem Vollen ge-schoumlpft ndash wie uns hin und wieder auch geraten worden ist auch hier im Haus ndash waumlre die Situation deutlich schwieriger

Meine Damen und Herren mir sind in den vergangenen Ta-gen Menschen begegnet die groszlige Angst hatten die nicht nur groszlige Angst hatten vor dem was das Virus fuumlr sie per-soumlnlich bedeutet gesundheitlich sondern die wirtschaftlich auch groszlige Angst hatten Und mir sind dabei Menschen begegnet die Angst davor hatten dass wir in eine Situation wie in den 90er-Jahren rutschen mit einer groszligen Massenar-beitslosigkeit Deswegen will ich ganz klar sagen es gibt hier Unterschiede Dieses Land ist heute besser aufgestellt wir ha-ben heute eine solide finanzielle Grundlage und dieses Land hat vor allem eine wirtschaftlich solide Basis gefunden All das war in der Hochphase der Massenarbeitslosigkeit eben nicht vorhanden Das ist heute aber vorhanden

Niemand kann heute versprechen dass jedes Unternehmen und dass jeder Arbeitsplatz erhalten bleibt aber anders als den 90er-Jahren sind wir heute in der Lage mit geeigneten Instrumenten zu helfen und anders als in den 90er-Jahren brauchen die Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern nach den derzeitigen Einschraumlnkungen dann auch wieder jede Arbeitskraft Deshalb bin ich mir sicher dass wir auch diese Krise gemanagt bekommen

Meine Damen und Herren ich vermute mal ich bin hier der letzte Redner und ich moumlchte als letzter Redner an die Buumlr-gerinnen und Buumlrger unseres Landes appellieren Meine Da-men und Herren bitte halten Sie die notwendigen Einschraumln-kungen ein Nehmen Sie bitte die aufgestellten Regeln ernst vermeiden Sie persoumlnliche Kontakte zu Mitmenschen wo immer es geht Schuumltzen Sie sich schuumltzen Sie Ihre Lieben schuumltzen Sie Ihre Nachbarn und Freunde Uns als politischen Verantwortungstraumlgern ist klar dass fuumlr jede und jeden diese Wochen die wir erleben sehr schwierige Wochen sind aber je disziplinierter wir alle handeln umso weniger Menschen werden infiziert umso weniger Menschen werden im Kran-kenhaus sein umso weniger Menschen werden am Ende die-ser Erkrankung erliegen Deshalb lassen Sie uns gemeinsam Verantwortung tragen ndash Besten Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Die vollstaumlndigen Redebeitraumlge finden Sie im Plenarprotokoll unter wwwlandtag-mvdeparlamentsdokumentehtmlAuf dem YouTube-Kanal des Landtages gibt es die Plenar-sitzungen auch als Video unter wwwlandtag-mvde

Auch auf den Besuchertribuumlnen wurden aufgrund der Abstandsregelungen viele Plaumltze gesperrt Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

15 A u s d e m P l e n u m

Klar gegen RechtsextremismusSPD CDU und LINKE stellen gemeinsamen Antrag

Kurzinterventionen Ordnungsrufe und persoumlnliche Erklaumlrungen ndash in der De-batte zu Tagesordnungspunkt 15 ging es 90 Minuten lang hoch her Drei Wo-chen nach dem rassistischen Anschlag in Hanau bei dem ein deutscher Mann am 19 Februar neun Menschen mit Migrationshintergrund seine Mutter und sich selbst getoumltet hatte haben SPD CDU und Linke mit einem gemeinsamen Antrag erneut Stellung gegen Rechtsextremismus und Rassismus bezogen Der AfD warfen sie vor eine Mitverantwortung an Taten wie diesen zu tragen Das wiesen deren Redner entschieden zuruumlck Per Aumlnderungsantrag wollten sie in das Bekenntnis explizit auch andere Formen von Extremismus einbezogen wis-sen Kurz vor der Debatte war bekannt geworden dass der Verfassungsschutz die von AfD-Mitgliedern gegruumlndete Gruppierung bdquoDer Fluumlgelldquo als rechtsextre-mistisch eingestuft hat

bdquoJede Verbreitung von Hass und Unwahr-heiten die Gift fuumlr unser Zusammenle-ben sind lehnen wir strikt abldquo unterstrich Julian Barlen (SPD) Entschlossen gegen jede Form von Menschenfeindlichkeit einzutreten bedeute auch jene beim Namen zu nennen die Menschenfeind-lichkeit gezielt schuumlrten Die AfD setze auf Spaltung attackiere Moral und Werte und mache ganze Bevoumllkerungsgrup-pen veraumlchtlich bdquoEine Kooperation mit der AfD ist fuumlr uns daher undenkbarldquo

bdquoWorte sind Waffen und koumlnnen das gesellschaftliche Leben vergiftenldquo sag-te Innenminister Lorenz Caffier Wer rechtsextremistisches und rassistisches Gequatsche als alternative Meinung ab-tue trage eine Mitverantwortung dafuumlr bdquowenn dieses Gequatsche Gehoumlr findet

und anschlieszligend Taten folgenldquo bdquoWir muumlssen zum Wohle unseres Landes auf-houmlren mit diesem Mist Erst dann meine Herren von der AfD duumlrfen Sie im Um-kehrschluss von uns erwarten dass wir aufhoumlren uns von Ihnen zu distanzierenldquo

bdquoHanau ist nicht die AfDldquo widersprach deren Fraktionsvorsitzender Nikolaus Kramer bdquoMeine Partei lehnt Gewalt und jede Form extremistischen Handelns abldquo Fuumlr eine tiefgruumlndigere Debatte uumlber Ursachen extremistischer Gewalt forderte er erneut ein Expertengespraumlch uumlber Radikalisierung und Terrorismus bdquoNehmen Sie unsere ausgestreckte Hand zur Staumlrkung unserer Demokratie Dann werden wir wirksam den Hass in diesem Land bekaumlmpfen koumlnnenldquo

bdquoWir erleben in den letzten Jahren eine zusehends entgrenzende politische Debatte Eine Debatte die mit dem la-pidaren Das wird man ja wohl noch sagen duumlrfenrsquo beginnt und mit hand-festen Morddrohungen endetldquo fuumlhrte Ann Christin von Allwoumlrden (CDU) an Die Verbrechen in Kassel Halle und Ha-nau machten einmal mehr deutlich bdquoErst kommt der Gedanke dann kommt der Vorsatz dann kommt die Tatldquo

bdquoNoch nie war unser aufrichtiges Auf-treten gegen Antisemitismus Rassismus und Rechtsextremismus so wichtig wie heuteldquo hob Simone Oldenburg (Frak-tionsvorsitzende DIE LINKE) hervor bdquoWir werden nicht zulassen dass sich im Jahr 2020 ein 33 einschleichtldquo Sie warf der AfD vor mit vielen Aumluszligerungen geistige Brandstiftung zu betreiben bdquoMit einer Partei die Faschisten in ihren Reihen hat werden wir niemals zusammenarbeitenldquo

Holger Arppe (fraktionslos) bezeichnete den Antrag als bdquoFarceldquo Er warf SPD CDU und Linken vor das Thema zu instrumen-talisieren um gegen die AfD zu polemi-sieren

Der interfraktionelle Antrag wurde von den Stimmen von SPD CDU und DIE LINKE angenommen Die AfD stimmte in Teilen dagegen Einige AfD-Mitglieder entschieden sich nicht mit abzustim-men Der Aumlnderungsantrag der AfD wur-de abgelehntAntrag SPD CDU und DIE LINKE Drs 74748Aumlnderungsantrag AfD Drs 74786

Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

16 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Julian Barlen SPD

bdquoUnsere Demokratie braucht eine starke Basisldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren wir gedenken der Toten und der Verletzten des rassistischen Mordanschlages von Hanau Hass toumltet ndash daran kann kein Zweifel bestehen

Allen [hellip] die durch rassistische Gewalt die durch politische Gewalt getoumltet und verletzt wurden allen die Angehoumlrige und ihnen nahestehende Menschen verloren haben ih-nen gilt unser ehrendes Andenken und unsere aufrichtige Anteilnahme Wir sind auch als Landtag Mecklenburg-Vor-pommern geeint in Trauer und wir sind gewillt gemeinsam gegenzuhalten

Wir werden gegenhalten durch eine entschlossene Verteidi-gung unserer freiheitlich-demokratischen und solidarischen Grundwerte ndash Werte [hellip] die ein friedliches Miteinander in unserer Gesellschaft uumlberhaupt erst moumlglich machen Ge-meinsam stehen wir mit all unseren Verbuumlndeten in der Zi-vilgesellschaft Seite an Seite gegen Terror gegen Rassismus gegen Antisemitismus gegen Menschenfeindlichkeit und Gewalt Alle Menschen [hellip] die von Rassismus von Hass und von Hetze bedroht sind die koumlnnen sich auf die Solidaritaumlt des Landtages Mecklenburg-Vorpommern von der SPD von der CDU und von den LINKEN verlassen [hellip]

Opferschutz und auch die Opferberatungen muumlssen neben den bereits bestehenden hervorragenden zivilgesellschaft-lichen Angeboten auch staatlicherseits gestaumlrkt werden Eingeschuumlchterte und bedrohte Frauen und Maumlnner die sich fuumlr unser friedliches Zusammenleben engagieren muumls-sen das gute Gefuumlhl haben von einer ganz groszligen Mehrheit ihrer Mitmenschen und auch vom Staat geschuumltzt gestuumltzt und getragen zu werden

[hellip] Jede Verbreitung von Hass von Unwahrheiten die Gift fuumlr unser Zusammenleben sind lehnen wir strikt ab Wir ver-urteilen sie als das was sie sind ndash sie sind Quelle und Kata-

Foto Uwe Sinnecker

lysator fuumlr Rassismus und fuumlr Gewalttaten gegen friedliche Mitmenschen von uns Kassel Hanau Halle ndash wir alle ver-binden mit diesen drei Staumldtenamen heute hier im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern gezielte Angriffe auf unser friedliches Zusammenleben Entschlossen und uumlberall ge-gen jede Form von gruppenbezogener Menschenfeindlich-keit einzutreten meine Damen und Herren heiszligt definitiv auch jene beim Namen zu nennen die Menschenfeindlich-keit gezielt schuumlren um daraus eigenes politisches Kapital zu schlagen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

[hellip] die AfD setzt auf Spaltung die AfD attackiert Moral und Werte die AfD macht ganze Bevoumllkerungsgruppen veraumlcht-lich die AfD argumentiert rassistisch die AfD verbreitet Ver-schwoumlrungstheorien Das alles verstoumlszligt gegen ganz grund-legende Spielregeln eines demokratischen Miteinanders

(Beifall vonseiten der Fraktionender SPD CDU und DIE LINKE)

Das alles dient einzig und allein dazu den gesellschaftlichen Frieden Stuumlck fuumlr Stuumlck zu zersetzen und aufzuloumlsen Die Entgrenzung unseres gesellschaftlichen Diskurses ist das ei-gentliche Ziel das verfolgt wird und dagegen [hellip] muumlssen wir uns wehren und das tun wir auch Das tun wir heute und alle Tage

Und dazu [hellip] passt auch die Eilmeldung des heutigen Morgens [hellip] Demnach solle der von AfD-Mitgliedern ge-gruumlndete bdquoFluumlgelldquo fuumlr den Verfassungsschutz nun offiziell zu einem Beobachtungsfall werden [hellip]

Wenn wir meine Damen und Herren diesem rechtsextre-men bdquoFluumlgelldquo der AfD selbigen stutzen wollen dann haben wir alle Haumlnde voll zu tun Alleine beim letzten Treffen des bdquoFluumlgelsldquo in Binz

(Zuruf von Dr Ralph Weber AfD)

zu dem unter anderem auch MdL Professor Weber einge-laden hat ndash zumindest hat er auf Facebook eine entspre-chende Kachel gepostet ndash wurden neben vielen anderen auch zahlreiche hier anwesende Abgeordnete gesehen an-gefangen beim Ex-Abgeordneten der AfD Arppe bei den beiden MdL Jess und Grimm uumlber den stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Obereiner daruumlber hinaus Komning von der AfD im Bundestag bis hin zum Fraktionschef der AfD houmlchstselbst Nikolaus Kramer

[hellip] Wir haben es hier [hellip] mit einer AfD-Fraktion zu tun in der die Sympathien fuumlr diese rechtsextremen Bestrebungen tatsaumlchlich nicht nur in der Mitte sondern direkt an der Spit-ze angesiedelt sind

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

17 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Foto Uwe Sinnecker

Was geschehen kann [hellip] wenn die Demokratinnen und Demokraten einfach zu schwach sind sich stabil und un-nachgiebig gegen derlei Tendenzen zu wehren das hat das Ende der Weimarer Republik gezeigt Eine Kooperation mit der AfD ist fuumlr uns daher undenkbar ausgeschlossen Glei-ches erwarten wir von unseren Kooperationspartnern inner- und auszligerhalb des Parlamentes Wir duumlrfen diese Art der demokratiefeindlichen Politik nicht akzeptieren

(Zuruf von Jens-Holger Schneider AfD)

[hellip] was ich zur AfD gesagt habe ist wichtig aber laumlngst nicht alles was nach Kassel Halle und Hanau gegen Rassis-mus gegen Antisemitismus gegen Menschenfeindlichkeit und Gewalt passieren muss Seitens des Staates muss ent-schlossen und noch entschlossener gegen die Feinde un-serer freiheitlich-demokratischen Grundordnung vorgegan-gen werden durch einen allerhoumlchsten Verfolgungsdruck zur Kontrolle zur Zuruumlckdraumlngung zur Zerschlagung aller Neonazistrukturen hier im Land durch die komplette und unmittelbare Entwaffnung aller Gefaumlhrder durch einen rigo-rosen Umgang mit Verschwoumlrungen wie bdquoNordkreuzldquo und die schonungslose Aufklaumlrung aller Beteiligten Das ist eine repressive Seite auf die eine wehrhafte Demokratie sich im-mer berufen koumlnnen muss

[hellip] auf der anderen Seite gilt es selbstverstaumlndlich den Antirassismus zu befoumlrdern Menschen starkzumachen die Demokratie aktiv zu leben und unsere Strukturen nachhaltig zu staumlrken die unser friedliches Zusammenleben moumlglich machen

(Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

Das geht in Mecklenburg-Vorpommern beispielsweise durch die Fortsetzung unseres erfolgreichen Landespro-grammes bdquoDemokratie und Toleranz gemeinsam staumlrkenldquo Rassismus gilt es systemisch und systematisch zu bekaumlmp-fen ndash im Sport auf der Arbeit in den Schulen und Universi-taumlten in der Wirtschaft ebenso wie im Parlament Und hier-zu ist unser Landesprogramm und hierzu sind die Akteure die dieses Landesprogramm in Mecklenburg-Vorpommern leben breit und bestens aufgestellt [hellip]Fuumlr ganz Deutschland fordern wir die Verstetigung der Prauml-vention Die Foumlrderung und die Verteidigung unserer De-mokratie ist keine Projektaufgabe sie ist eine Daueraufgabe und deshalb braucht es auf der Bundesebene endlich ndash und die Gelegenheit ist nun wirklich gekommen ndash ein Demokra-tiefoumlrdergesetz

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

[hellip] unsere Demokratie braucht eine starke Basis unsere De-mokratie braucht eine klare Haltung und unsere Demokratie braucht eine feste Verankerung

(Zuruf von Dr Ralph Weber AfD)

Dafuumlr stehen wir seit uumlber 150 Jahren und dafuumlr stehen wir als demokratische Fraktionen von CDU SPD und LINKEN ge-meinsam [hellip]

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

18 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Innenminister Lorenz Caffier

bdquoSprache ist eine starke Waffeldquo

Frau Praumlsidentin Meine Damen und Herren Abgeordnete

[hellip] im Abstand von jeweils vier Monaten haben uns seit dem Sommer letzten Jahres grauenhafte und bis tief ins Mark erschuumltternde Nachrichten aus unserem Alltag [hellip] geholt [hellip] die Betrachtungsweise es handele sich um ge-stoumlrte Persoumlnlichkeiten ist an und fuumlr sich richtig [hellip] Aber das [hellip] ist eben nur ein Teil der Wahrheit und er blendet komplett den gesellschaftlichen Zustand aus in dem wir uns leider seit einiger Zeit auch in diesem Land befinden

Der Attentaumlter von Hanau mag irgendeinen wirren Quatsch uumlber eine Fernsteuerung durch Geheimdienste den de-struktiven Islam und die Nichtleistungsfaumlhigkeit ganzer Volksgruppen [hellip] fabuliert haben aber diese Gedanken und Haltungen sind eben nicht allein in seinem Kopf ent-standen sondern sie sind Ausdruck der ewigen Debatten ums Anderssein des pauschalen Herabwuumlrdigens ganzer Bevoumllkerungsgruppen [hellip] des Redens vom bdquoAsyltourismusldquo und bdquoanderen Kulturkreisenldquo der bdquoUmvolkungldquo und von ei-ner bdquoInvasionldquo

Foto Uwe Sinnecker

[hellip] Kommen Ihnen meine Herren von der AfD-Fraktion diese Muster bekannt vor

[hellip] Sprache [hellip] ist eine starke Waffe und vielleicht ist es auch kein Zufall dass das Wort bdquoAusloumlserldquo auch den Abzug einer Waffe beschreibt [hellip] Die Sprache hat dazu gefuumlhrt dass aus Spinnern Taumlter wurden die davon uumlberzeugt sind dass es Zeit ist sich zu wehren Wir muumlssen zum Wohle unseres Landes aufhoumlren mit diesem Mist und erst dann meine Herren von der AfD duumlrfen Sie im Umkehrschluss von uns erwarten dass wir aufhoumlren uns von Ihnen zu distanzieren

[hellip] Ja auch Linksextremisten sind keine Kinder von Traurig-keit Es gibt sie und wir bekaumlmpfen sie auch aber ich werde niemals den einen Extremismus mit dem anderen Extremis-mus vergleichen [hellip]

Natuumlrlich ist es jedoch mit einem Antrag und einigen ma-gischen Worten nicht getan Vielmehr hoffe ich [hellip] dass Worte wie bdquoRespektldquo bdquoWertschaumltzungldquo und bdquoMiteinanderldquo eben keine Einbahnstraszlige sind

[hellip] Der liberale Rechtsstaat die gesamte Idee der Demo-kratie mit allen ihren unterschiedlichen Interessen und mit ihrem Schutz fuumlr Minderheiten steht so offen wie nie im modernen Deutschland unter Beschuss Wir brauchen keine Rhetorik die suggeriert dass nur die eigenen Ideen die ein-zig richtigen sind [hellip]

Ich sage das ganz klar in Richtung der AfD aber auch in Richtung aller Abgeordneten Regierungsvertreter und Zu-schauer im Saal Es ist Zeit dass wir uns an die eigene Nase fassen und wieder mehr miteinander ins Gespraumlch kommen [hellip] Sorgen darf jeder Mensch haben und es ist niemandem von uns geholfen wenn wir diese totschweigen [hellip] Aber Sorgen liebe Kolleginnen und Kollegen duumlrfen nie Ausre-de dafuumlr sein den Boden des Grundgesetzes zu verlassen Das ist gerade in einem demokratischen Rechtsstaat nicht verhandelbar ndash Ich bedanke mich fuumlr die Aufmerksamkeit

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDUund Simone Oldenburg DIE LINKE)

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

19 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Ann Christin von Allwoumlrden CDU

bdquoSpurlos gehen Hass und Hetze nicht an Menschen vorbeildquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren bdquoAchte auf deine Gedanken denn sie werden Worte Achte auf deine Worte denn sie werden Handlun-genldquo Mit der Quellenlage dieser Weisheit ist es schwierig Manche vermuten sie im Talmud Ich habe auch schon gele-sen dass es eine chinesische Weisheit sein koumlnnte Am Ende ist es aber auch egal denn der Gedanke dahinter stimmt in jedem Fall Erst kommt der Gedanke dann kommt der Vor-satz dann kommt die Tat

Wir haben in wenigen Monaten drei Taten erlebt die unsere Gesellschaft tief erschuumlttert haben Es waren Taten von Maumln-nern uumlber deren Geisteszustand ich hier nicht abschlieszligend urteilen will Entscheidend ist alle drei haben beziehungs-weise hatten ein Weltbild das von Verschwoumlrungstheorien durchdrungen war die unter Rechtsextremisten houmlchst po-pulaumlr sind Es ist das Weltbild von Menschen die fuumlr alles Un-heil auf dieser Welt einen Suumlndenbock haben Fluumlchtlinge Moslems

(Dr Gunter Jess AfD Oder die AfD)

die Juden oder eben Angela Merkel Wir erleben in den letzten Jahren eine zusehends entgrenzende politische De-batte eine Debatte die mit dem lapidaren bdquoDas wird man ja wohl noch sagen duumlrfenldquo beginnt und die mit handfesten Morddrohungen endet Zumindest drei Menschen in den letzten Monaten haben es nicht bei Drohungen belassen Sie wurden zu Moumlrdern

Ich bin keine Kriminalpsychologin Menschen werden nicht automatisch zu Moumlrdern weil sie in den Medien hier ins-besondere in den sozialen Medien oder auch asozialen Medien damit dauerbeschallt werden dass das Abendland

unterzugehen droht Aber machen wir uns nichts vor spur-los gehen Hass und Hetze nicht an Menschen vorbei Hier gibt es eine relativ klare Ursache-Wirkung-Beziehung und auf die gehe ich am Ende meiner Rede auch noch mal kom-poniert ein

Meine Damen und Herren der grassierende Rechtspopu-lismus uumlberwoumllbt und vergiftet nicht nur die mediale De-batte er zeigt auch parlamentarisch Wirkung naumlmlich in der offenkundigen Verhoumlhnung und Geringschaumltzung all dessen was den Parlamentarismus ausmacht das Ringen um Mehrheiten der Kompromiss das Verfolgen guter Ab-sichten das Anstreben internationaler Zusammenarbeit das Bemuumlhen um Sachlichkeit um Maszlig und Mitte All das ist dem Rechtspopulismus suspekt Seine Kategorien sind Do-minanz und Staumlrke alles andere haumllt er fuumlr Verrat Eben weil das so ist eben weil Rechtspopulisten danach streben den Parlamentarismus laumlcherlich zu machen auszuhoumlhlen und zu uumlberwinden eben deswegen herrscht in diesem Land-tag groszlige Einigkeit Wer mit Hunden ins Bett geht wacht mit Floumlhen auf

Meine Damen und Herren in den Zeitungen war in den vergangenen Wochen und Monaten immer mal wieder von der Weimarer Republik die Rede und davon dass durch die Bonner beziehungsweise jetzt Berliner Republik wieder ein Hauch von Weimar weht mit Blick auf die schwierige Mehrheitsfindung in Thuumlringen Die Weimarer Republik das wissen wir heute war eine Demokratie in der es zu weni-ge Demokraten gab in der mancher noch dem Kaiserreich nachtrauerte und viele eine Diktatur nach sowjetischem Vorbild wuumlnschten Der Untergang der Demokratie wurde beguumlnstigt durch eine Mischung aus purer Ablehnung aus Desinteresse und aus dem fatalem Irrglauben Rechtsextre-misten koumlnnten stubenrein werden wenn man sie streichelt ndash ein fataler Irrtum der Eliten in der Weimarer Republik

(Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

Wir meine Damen und Herren wir hier in diesem Land wer-den diesen Fehler kein zweites Mal machen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Und das ist auch unser historischer Auftrag als wachsame Demokraten Zugleich sind wir in der Pflicht gegenuumlber den Millionen von Toten des Zweiten Weltkrieges aber auch ge-genuumlber den Ermordeten der vergangenen Monate Keine Zusammenarbeit mit Rechtsextremisten keine Zusammen-arbeit mit denjenigen die die politische Debatte vergiften Sie Herr Professor Dr Weber und Sie Herr Kramer haben mitgeschossen ndash Herzlichen Dank fuumlr Ihre Aufmerksamkeit

Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

20 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Nikolaus Kramer AfD

bdquoMeine Fraktion will diese Demokratie auch zur Bekaumlmpfung des Rechts-extremismus belebenldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin [hellip] Liebe Landsleute Es ist ein sehr ernstes Thema uumlber das wir heute debattieren

(Zuruf von Martina Tegtmeier SPD)

Foto Uwe Sinnecker

Die erschuumltternden Morde von Hanau Halle und Kassel ha-ben Spuren hinterlassen Wir erleben eine neue Form der Radikalisierung die die Sicherheit der Menschen auch in Mecklenburg-Vorpommern angreifen kann Deshalb kann es nur folgerichtig sein genau dieses Thema im Landtag zu behandeln [hellip] Wir muumlssen genau hinsehen um zu verste-hen was passiert Das geht nur mit einer klaren Analyse die uns voranbringt

(Torsten Renz CDU Dann mal los)

[hellip] Meine Damen und Herren die Expertenanalyse von Frau Saimeh beschreibt einen psychotischen Taumlter Wir wis-sen dass er in seinem Wahn rassistische Gedanken als Folie genutzt hat Ein so krankhaftes Hasspotenzial meine Da-men und Herren hat auf kaum vorstellbare Art und Weise elf Menschen das Leben genommen und schreckliches Leid verursacht

Ein solcher Fall ist fuumlr unsere Behoumlrden nicht einfach zu ver-hindern da der Taumlter aufgrund seiner buumlrgerlichen Sozialisa-tion lange Zeit unter dem Radar laumluft Es ist auch die Aufgabe der Gesellschaft die Gefaumlhrlichkeit rechtzeitig zu identifizie-ren und praumlventive Maszlignahmen zu ergreifen Daher besteht die Frage auch darin wie wir so furchtbar kranken Menschen rechtzeitig helfen koumlnnen

Meine Damen und Herren nach Ansicht des Psychologen Nils Boumlckler

Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

21 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

[hellip] Stimmen Sie unserem Aumlnderungsantrag zu Zeigen Sie wie echter demokratischer Konsens

(Heiterkeit bei Wolfgang Waldmuumlller CDU)

gegen Extremismus und Rassismus in diesem Hause aus-sieht

(Wolfgang Waldmuumlller CDU Mein lieber Mann)

Liebe Buumlrger dieses Landes ich darf am Ende meiner Rede einen klugen Sozialdemokraten zitieren

(Dr Ralph Weber AfD Falls es so was gibt)

bdquoHeute steuern wir unverdrossen auf eine weitere Stufe der menschlichen Entwicklung zu den Bestmenschen gegen rechts Er beansprucht die alleinige Deutungsmacht uumlber das Gute Am Ende wird die politische und kulturelle Spaltung unseres Landes weiter forciertldquo Herzlichen Dank fuumlr diese Worte an Herrn Mathias Brodkorb

Das ist eine Warnung vor dem Abbruch des demokratischen Gespraumlchs aufgrund eines auf die Spitze getriebenen Mora-lismus Durch die Instrumentalisierung von Hanau ist dies aktueller denn je [hellip] Die Christdemokratie erkennt hoffent-lich bald dass nichts zu gewinnen ist wenn man sich von den LINKEN die Agenda diktieren laumlsst

(Heiterkeit vonseiten der Fraktion der SPD ndash Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Meine Damen und Herren Hanau ist nicht die AfD Meine Partei lehnt Gewalt und jede Form extremistischen Han-delns ab

(Heiterkeit vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE ndash

Beifall vonseiten der Fraktion der AfD ndash Tilo Gundlack SPD Jaaa ndash

Zurufe von Andreas Butzki SPD und Thomas Kruumlger SPD)

[hellip] Herzlichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD und Holger Arppe fraktionslos ndash

Julian Barlen SPD Merken Sie selber oder)

(Zuruf von Christian Brade SPD)

der zu Radikalisierung und Extremismus forscht gehoumlrt zu einer ehrlichen Analyse dass voreilige Schuldzuweisungen voumlllig deplatziert sind Die Einzeltaumlter von Hanau oder Hal-le haben kein geschlossenes Weltbild Sie flicken sich ihre Weltanschauung zusammen um ihre Persoumlnlichkeit zu ins-zenieren Das unterscheidet sie vom politischen Terror der Roten Armee Fraktion oder Organisationen anderer extre-mistischer Schattierungen

Meine Damen und Herren in Hanau und Halle haben wir es mit einer besonders schwierigen Form moumlrderischer Ge-walt zu tun Eine Konsequenz aus diesen Vorfaumlllen kann nur sein dass eine Sensibilisierung von Politik und Gesellschaft stattfindet und bei dieser Aufgabe werte Abgeordnete der Koalition und der LINKEN stehen wir fest an Ihrer Seite

(Heiterkeit vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE ndash

Beifall vonseiten der Fraktion der AfD ndashZuruf von Julian Barlen SPD)

[hellip] Es haumlngt insbesondere davon ab Herr Kruumlger wie wir miteinander ins Gespraumlch kommen und wo wir unsere De-mokratie ernst nehmen

(Thomas Kruumlger SPD Ich moumlchte mit Ihnen nicht ins Gespraumlch gehen ndash

Simone Oldenburg DIE LINKE Wir kommen nicht miteinander ins Gespraumlch)

Meine Fraktion will diese Demokratie auch zur Bekaumlmpfung des Rechtsextremismus beleben

(Beifall Jens-Holger Schneider AfD Genau ndash Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

Die vollstaumlndigen Redebeitraumlge finden Sie im Plenarprotokoll unter wwwlandtag-mvdeparlamentsdokumentehtmlAuf dem YouTube-Kanal des Landtages gibt es die Plenar-sitzungen auch als Video unter wwwlandtag-mvde

Schuumllerinnen des Gymnasialen Schulzentrums Wittenburg auf der Besuchertribuumlne Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

22 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Simone Oldenburg DIE LINKE

bdquoWir werden es nicht zulassen dass sich im Jahr 2020 ein bdquo33ldquo einschleichtldquo

Frau Praumlsidentin Sehr geehrte Damen und Herren Rassis-mus Antisemitismus rechtsextremistisch motivierte An-schlaumlge und Morde sowie die gewaltbereite und verrohte Sprache greifen unser Leben unsere Demokratie seit Jahren an Es gibt Tage nach Anschlaumlgen oder gewaltbereiten Aumlu-szligerungen an denen Trauer uumlberwiegt und sich Fassungslo-sigkeit breitmacht Und in dieser Zeit bringt der gemeinsame Antrag von SPD CDU und meiner Fraktion ein bisschen mehr Hoffnung und mehr Entschlossenheit [hellip]

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

[hellip] Wir zeigen dass Demokratinnen und Demokraten trotz unterschiedlicher politischer Ansichten zum Schutz der Volksherrschaft zum Schutz der Rechtsstaatlichkeit und zum Schutz der Menschen zusammenarbeiten

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

[hellip] Sehr geehrte Damen und Herren

(Dr Ralph Weber AfD Aber die darf man ja nicht ansprechen)

wie konnten die Faschisten 1933 die Macht ergreifen

(Zuruf von Ralf Borschke AfD)

Sie kamen mit ganz legalen Mitteln an die Macht

(Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

[hellip] Sie installierten das Fuumlhrungsprinzip mit Gleichschal-tung Notstandsgesetzgebung Parteienverboten mit der Verfolgung Andersdenkender Andershandelnder

Foto Uwe Sinnecker

(Peter Ritter DIE LINKE Sie waren da oder was)

Andersaussehender

(Peter Ritter DIE LINKE Waren Sie da)

Anderssprechender

(Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes AfD)

Andersliebender

(Peter Ritter DIE LINKE Waren Sie da ndash Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes AfD)

Andersglaumlubiger

(Peter Ritter DIE LINKE Haben Sie Goebbels da getroffen)

und Anderslebender

(Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes AfD)

[hellip] Und das sehr geehrte Damen und Herren das sind nicht nur Taten der Geschichte nein Geschichte droht sich zu wiederholen denn auch in den letzten Jahren schafften es Rechtsextreme in die Parlamente ob in Thuumlringen oder in Mecklenburg-Vorpommern

(Zuruf von Christoph Grimm AfD)

So aumltzte der Vorsitzende der AfD-Fraktion im Thuumlringer Landtag Houmlcke ich zitiere man werde bdquoso fuumlrchte ich nicht um eine Politik der sbquowohltemperierten Grausamkeitlsquo herum-kommen Existenzbedrohende Krisen erfordern auszligerge-woumlhnliches Handeln Die Verantwortung dafuumlr tragen dann diejenigen die die Notwendigkeit dieser Maszlignahmenldquo

(Zuruf von Juumlrgen Strohschein AfD)

bdquomit ihrer unsaumlglichen Politik herbeigefuumlhrt habenldquo

(Zuruf von Christoph Grimm AfD)

Ende des Zitats

[hellip] Wir werden es nicht zulassen dass sich im Jahr 2020 ein bdquo33ldquo einschleicht denn wer einen Fuumlhrer installieren will Mi-granten von der Teilhabe am Leben ausschlieszligen moumlchte wer die Zeit des Hitler-Faschismus relativieren will und nicht als das anerkennt was sie ist die grausamste Zeit deutscher Geschichte europaumlischer Geschichte und der Weltgeschich-te der sehr geehrte Damen und Herren der ist ein Faschist Mit einer Partei die Faschisten in ihren Reihen hat werden wir niemals zusammenarbeiten

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

23 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Corona-Virus sorgt fuumlr EinschraumlnkungenAbgeordnete appellieren an Sachlichkeit Vernunft und Solidaritaumlt

Kinder duumlrfen nicht zur Kita und Schule Geschaumlfte Restaurants Hotels The-ater ndash geschlossen Groszligeltern und Freunde treffen ndash verboten Veranstaltungen aller Art ndash auf unbestimmte Zeit abgesagt Das oumlffentliche Leben steht auch in MV nahezu still Noch niemals zuvor mussten Bund und Laumlnder zu derart drasti-schen Maszlignahmen fuumlr die Buumlrgerinnen und Buumlrger greifen Doch sie entschei-den dies aus gutem Grund ndash um die Ausbreitung der hoch ansteckenden Coro-na-Viren einzuschraumlnken Auch der Landtag hat sich mit dem Thema Corona befasst Als die Abgeordneten am 11 Maumlrz auf Antrag der CDU-Fraktion in der Aktuellen Stunde uumlber die Situation in MV debattierten war das Land noch weit von diesen Einschraumlnkungen entfernt Eine der draumlngendsten Fragen zu diesem Zeitpunkt war noch inwiefern Groszligveranstaltungen abgesagt werden In den folgenden Wochen haben sich die Ereignisse nahezu taumlglich uumlberschlagen Weltweit Bundesweit Landesweit Und zu groszligen Einschraumlnkungen fuumlr nahezu jede und jeden im Land gefuumlhrt

bdquoWahrscheinlich gab es in den letzten Jahren keine aktuellere Aktuelle Stun-de hier im Landtag als die heutigeldquo sagte Sebastian Ehlers (CDU) bdquoQuasi im Stundentakt uumlberschlagen sich die Mel-dungen und Ereignisseldquo Dass das Virus auch in MV ankomme sei nur eine Fra-ge der Zeit gewesen bdquoEs geht jetzt da-rum die Ausbreitung zu unterbrechen bzw zu verlangsamenldquo Hier sei jeder Einzelne gefragt Hygieneregeln einzu-halten unnoumltige Reisen zu meiden und auf Freizeitaktivitaumlten zu verzichten bei denen sich viele Menschen zusammen-finden Ihm sei bewusst dass sich jede

Einschraumlnkung auch auf die Wirtschaft auswirken werde Er begruumlszligte dass der Bund bereits Kurzarbeitergeld Liqui-ditaumltshilfen Buumlrgschaften und Steuer-stundungen fuumlr betroffene Unterneh-men zugesagt habe bdquoAuch wir im Land werden wenn es notwendig ist die Unternehmen bei uns nicht im Stich lassenldquo Er zeigte sich uumlberzeugt dass das Gesundheitssystem gut auf die Aus-breitung des Virus vorbereitet sei bdquoAber es wird an Grenzen gefuumlhrt werdenldquo Umso wichtiger sei es jetzt besonnen und vernuumlnftig zu handeln um die In-fektionsketten zu unterbrechen

bdquoWir sind gut auf die Krankheit vorbe-reitetldquo pflichtete Gesundheitsminister Harry Glawe bei Alle zustaumlndigen Be-houmlrden bei Bund Land und Kommunen stuumlnden in engem Austausch miteinan-der MV sei seit gut 14 Tagen von dem Virus betroffen Grund zur Panik gebe es aber nicht Um die Arztpraxen zu ent-lasten werde sein Ministerium landes-weit neun Abstrich-Zentren einrichten Zudem erhalte die Kassenaumlrztliche Ver-einigung Geld um Schutzausruumlstung fuumlr niedergelassene Aumlrzte zu beschaf-fen Daruumlber hinaus habe das Land eine Hotline fuumlr Buumlrger (0385588-5888) und Unternehmer (0385588-5588) ein-gerichtet Erleichtert zeigte er sich da-ruumlber dass der Bund die Schwelle fuumlr Kurzarbeit gesenkt habe Der Minister appellierte an alle die befuumlrchten am Coronavirus erkrankt zu sein zunaumlchst beim Hausarzt anzurufen Dieser werde dann alle weiteren Schritte einleiten Er kuumlndigte an jede Entwicklung mit Au-genmaszlig zu analysieren und daraus ta-gesaktuell Entscheidungen abzuleiten Sein besonderer Dank galt allen die sich intensiv fuumlr das Zuruumlckdraumlngen des Vi-rus einsetzten

bdquoFakt ist dass wir die Pandemie nicht auf-halten koumlnnenldquo verdeutlichte Nikolaus Kramer (Fraktionschef AfD) bdquoWir koumlnnen lediglich ihren massenhaften Ausbruch verhindern Und da ist jeder Einzelne von uns in der Pflichtldquo Fuumlr jeden sollte es inzwischen selbstverstaumlndlich sein sich regelmaumlszligig die Haumlnde zu waschen weil im Supermarkt im oumlffentlichen

Mit Markierungen im Abstand von 15m auf dem Boden sollen die Kunden im Supermarkt ermahnt werden einen Sicherheitsabstand zueinander einzuhalten

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

24 A u s d e m P l e n u m A k t u e l l e S t u n d e

Personennahverkehr kurzum uumlberall wo man sich drauszligen bewegt konta-minierte Flaumlchen lauern koumlnnen bdquoJeder Tag den wir gewinnen ist ein guter Tagldquo Er appellierte daran parteiuumlber-greifend zusammenzuhalten bdquodenn es wird ein nationaler Kraftakt werden moumlglicherweise auch ein europaumlischer Kraftaktldquo Sich mit Grundnahrungsmit-teln und Wasser einzudecken sei rich-tig Es muumlsse jedoch niemand in Panik verfallen und beim Einkaufen hamstern

bdquoWir sprechen uumlber eine Situation die wir in ihrem Ausmaszlig vor einigen Wochen so noch nicht ahnen konntenldquo aumluszligerte Julian Barlen (SPD) Bei aller nachvoll-ziehbaren Sorge uumlber die Entwicklung und ihre Folgen komme es jetzt darauf an besonnen und gelassen zu bleiben ndash auch dann wenn die Schutzmaszlignah-men ausgeweitet werden sollten Er warb darum in Zeiten von Fake News nicht jeder Horrormeldung einfach so Glauben zu schenken und Vertrauen ins Gesundheitssystem zu haben bdquoDeutsch-land und Mecklenburg-Vorpommern sind im internationalen Vergleich wirklich gut vorbereitet Wir haben gute Kliniken wir haben fitte Aumlrzte wir haben aus-gewiesene Experten ein ausgebautes Krankheitswarn- und Meldesystem und wir haben Notfallplaumlneldquo Das Virus werde unbestritten auch die Wirtschaft treffen In welchem Ausmaszlig sei ungewiss bdquoEines ist aber klar und auch klares Signal hier aus dem Landtag Kein Unternehmen darf in ernste Schieflage oder gar Insol-venz geraten kein Arbeitsplatz darf ge-faumlhrdet werdenldquo

bdquoWir sollten die Coronakrise auch nutzen um die Globalisierung kritisch zu hinter-fragenldquo fuumlhrte Holger Arppe (fraktions-los) an Produktionen ins Ausland zu ver-lagern erweise sich nun als Achillesferse fuumlr Deutschland und MV bdquoDie meisten unserer Arzneimittel kommen aus China oder Indien Das ist mit ein Grund wes-halb wir jetzt Lieferengpaumlsse in dem Be-reich habenldquo Die Landesregierung sollte sich deshalb auf Bundesebene dafuumlr einsetzen Schluumlsselindustrien wieder in Deutschland anzusiedeln

Fuumlr DIE LINKE offenbare die Pandemie wie fragil unsere Lebensgrundlagen sind bdquoWir werden auf uns selbst zuruumlck-geworfen und muumlssen uns fragen Koumln-

Stichwort Corona

Wie wird das Virus uumlbertragen

Von Mensch zu Mensch Hauptsaumlchlich uumlber Troumlpfcheninfektion insbesondere durch Niesen und Husten oder wenn beim Sprechen winzige Troumlpfchen wei-tergegeben werden Das Robert-Koch-Institut schlieszligt nicht aus dass man sich auch uumlber verunreinigte Oberflaumlchen (Schmierinfektion) anstecken kann Die haumlufigsten Infektionsketten gehen den Wissenschaftlern zufolge aber auf eine direkte Uumlbertragung zuruumlck Die Ge-fahr sich anzustecken wird in Deutsch-land derzeit als hoch eingeschaumltzt Wie kann man sich vor einer Ansteckung schuumltzen

Waschen Sie sich regelmaumlszligig und gruumlnd-lich die Haumlnde Unter flieszligendem Was-ser und mit reichlich Seife Mindestens 20 Sekunden lang Niesen Sie in ein Ein-wegtaschentuch oder in die Armbeuge Halten Sie beim Husten oder Niesen min-destens einen Meter Abstand zu ande-ren und drehen Sie sich weg Halten Sie generell zu anderen Menschen einen Abstand von mindestens 15 Metern Vermeiden Sie soziale Kontakte Fassen Sie sich nicht mit den Haumlnden ins Ge-sicht Geben Sie niemandem die Hand

Welche Krankheitszeichen koumlnnen auftreten

Symptome die am haumlufigsten beo-bachtet werden sind Husten Unwohl-sein und Fieber Manche Betroffene klagen auch uumlber Durchfall In schweren Faumlllen kann die Erkrankung zu Atem-problemen fuumlhren und toumldlich enden Infektionen koumlnnen aber auch ohne Krankheitszeichen ablaufen Die Inku-bationszeit also der Zeitraum zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krank-heit betraumlgt bis zu 14 Tage

Fuumlr wen ist eine Infektion besonders gefaumlhrlich

In den meisten Faumlllen verlaumluft die Krank-heit mild Manche Menschen sind aber eher gefaumlhrdet fuumlr einen schweren Ver-lauf als andere Zu den Risikogruppen gehoumlren unter anderem aumlltere Men-schen Raucher oder Menschen mit be-stimmten Vorerkrankungen Das Robert-Koch-Institut zaumlhlt dazu zum Beispiel Herzkreislauferkrankungen Diabetes Erkrankungen des Atmungssystems der Leber und der Niere sowie Krebserkran-kungen

Quellen wwwbzgade (Bundeszentrale fuumlr gesundheitliche Aufklaumlrung) wwwrkide (Robert-Koch-Institut) und wwwbundesregierungde

Abschied

Mecklenburg-Vorpommerns erster Mi-nisterpraumlsident Alfred Gomolka ist am 24Maumlrz im Alter von 77 Jahren gestor-ben Anlaumlsslich der Nachricht erklaumlr-te Landtagspraumlsidentin Birgit Hesse

bdquoDer Landtag trauert um Prof Dr Alfred Gomolka

Als Abgeordneter der ersten Wahlperi-ode des Landtages MV und erster frei gewaumlhlter Ministerpraumlsident unseres Bundeslandes hat er sich mit seinem Wirken um den Aufbau der parlamen-tarischen Demokratie in MV in beson-derer Weise verdient gemacht Als Politikerin wie Repraumlsentantin unseres Landesparlamentes trauere ich um einen uumlber die Parteigrenzen hinweg geschaumltzten Politiker dessen Stimme auch nach seiner aktiven Zeit Gewicht hatte Meine Gedanken sind in diesen Stunden bei der Familie des Verstor-benenldquo

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

25 A u s d e m P l e n u m A k t u e l l e S t u n d e

Polizei erhaumllt mehr BefugnisseSicherheits- und Ordnungsgesetz soll digitale Ermittlungen erleichtern

Unerlaumlsslich und genau richtig Nicht weitreichend genug Zu weit gehend Auf diesen Nenner lassen sich die Positi-onen der Landtagsfraktionen zum neu-en Sicherheits- und Ordnungsgesetz bringen Die neuen Regelungen sollen der Polizei in MV mehr Befugnisse ge-ben insbesondere fuumlr Ermittlungen im Internet Sie erlauben den Beamten zum Beispiel heimlich auf Computer Tablets und Smartphones zuzugreifen

oder Telefonate zu uumlberwachen Das Anliegen dahinter Terrorismus Online-Kriminalitaumlt und Kinderpornografie wir-kungsvoller zu bekaumlmpfen Die Aumlnde-rungen wurden monatelang kontrovers diskutiert In der Oumlffentlichkeit In den Fraktionen Im Innenausschuss und in Anhoumlrungen mit Sachverstaumlndigen Und im Maumlrz nach zweiter Lesung im Landtag mit den Stimmen von SPD CDU und AfD beschlossen

Besonders fuumlr Ermittlungen im Internet erhaumllt die Polizei mehr Moumlglichkeiten

nen wir weiter so produzieren das Pro-duzierte verteilen und konsumieren wie bisher Was ist eigentlich wirklich wich-tig in unserem Leben Und wie gehen wir miteinander umldquo meinte Torsten Koplin bdquoKlingt pathetisch ist es aber nichtldquo Das Virus werfe auch ein Licht auf die Schwaumlchen des Gesundheits-systems An vielen Stellen mangele es an Desinfektionsmittel und Schutzbe-kleidung bdquoWir fordern daher den unver-zuumlglichen Aufbau einer landeseigenen Notfallreserve fuumlr Desinfektionsmittel und Schutzbekleidungldquo Daruumlber hinaus verlangte er die Ausbil-dungskapazitaumlten in der Pflege und die Zahl der Medizinstudienplaumltze zu erhouml-hen bdquoWir muumlssen vorausschauend dafuumlr sorgen dass wir endlich genug Pflege-

rinnen und Pfleger sowie Aumlrztinnen und Aumlrzte habenldquo Sein dringlicher Appell an die Bevoumllkerung den Empfehlungen der Behoumlrden Folge zu leisten bdquoBeson-nenheit Ruumlcksichtnahme und Solidari-taumlt sind das Gebot der Stundeldquo

Ein Dreiklang auf den auch Ministerprauml-sidentin Manuela Schwesig setzt Sie bat um Verstaumlndnis wenn es in naumlchs-ter Zeit zu weiteren Einschraumlnkungen kommen sollte Die Lage sei ernst Manch einer moumlge die Maszlignahmen vielleicht fuumlr uumlbertrieben halten Hier gehe es aber um den Schutz von Men-schenleben Auch wer sich selbst nicht fuumlr gefaumlhrdet halte habe eine Verant-wortung gegenuumlber Risikopatienten bdquoUm diese Solidaritaumlt bitte ich unsere

Bevoumllkerungldquo Sie verstehe die Sorgen der Wirtschaft Das Land sei jedoch gut vorbereitet Sie befuumlrwortete die Re-gelungen des Bundes zur Kurzarbeit bdquoMit Kurzarbeit sind wir sehr sehr gut durch die Finanz- und Wirtschaftskrise gekommen Es ist eine Maszlignahme mit der wir gute Erfahrungen habenldquo Auch mit dem kuumlrzlich beschlossenen Lan-deshaushalt fuumlr 20202021 sei MV gut fuumlr schwierige Situationen aufgestellt In den naumlchsten Wochen werde man auf viele Dinge flexibel reagieren muumlssen bdquoIch bin sehr sehr zuversichtlich dass wir genau mit diesem Dreiklang ndash die Kraft aufbringen sich der Pandemie zu stellen besonnen zu reagieren und soli-darisch zu handeln ndash in der Bevoumllkerung auch das meistern koumlnnenldquo

bdquoDas neue Gesetz ist eine Antwort auf das digitale Zeitalterldquo verdeutlichte Manfred Dachner (SPD) Waumlhrend sich Taumlter bildlich gesehen in duumlsengetrie-benen Fahrzeugen auf der Datenau-tobahn bewegten seien die Ermittler noch im Wartburg unterwegs bdquoMit dem Gesetz geben wir der Polizei die Befugnis effektiver die Allgemeinheit und den Einzelnen zu schuumltzenldquo Die Erweiterungen moumlgen bdquowie ein Grusel-kabinett von Maszlignahmenldquo klingen ndash aber nur wenn man nicht deutlich dazu sage dass ihre Anwendung auf Tatsa-chen beruhen muss die eine Gefahr fuumlr Leib und Leben bedeuten Bloszlige Ver-dachtsmomente reichten nicht aus Das gelte auch fuumlr Menschen im direkten Umfeld einer Zielperson Selbst die

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26 A u s d e m P l e n u m | B e r i c h t e

Groszligmutter von Al Capone haumltte nach diesem Gesetz keine Polizeimaszlignahme zu befuumlrchten sofern keine Tatsachen vorliegen dass von ihr selbst Gefahren ausgingen so Dachner Zudem stuumlnden alle freiheitseinschraumlnkenden Maszlignah-men unter Richtervorbehalt Er betonte bdquoDie Polizei war und ist immer ein zu-verlaumlssiger Huumlter des Gesetzes Das wird auch im neuen SOG so bleibenldquo

Nikolaus Kramer (Fraktionsvorsitzen-der AfD) begruumlszligte die Aumlnderungen bdquoEs ergibt schlichtweg keinen Sinn die Landespolizei zur Abwehr schwerwie-gender Gefahren personell aufzusto-cken ihr aber dann die notwendigen Moumlglichkeiten der Erkenntnisgewin-nung vorzuenthaltenldquo An einigen Stel-len sehe er jedoch Nachbesserungs-bedarf So sollten Ermittler zur Abwehr terroristischer Straftaten Menschen auch praumlventiv in Gewahrsam nehmen duumlrfen bdquoUnd wir wollen Journalisten als Berufsgeheimnistraumlger explizit schuumlt-zenldquo Die Sorge vor einem Uumlberwa-chungsstaat hielt er fuumlr unbegruumlndet bdquoDas neue Sicherheits- und Ordnungs-gesetz ist mit Sicherheit keine neue Stasi 20ldquo Alles andere sei bdquoPolemik eines linken Milieusldquo und verkenne die unab-haumlngigen Kontrollinstanzen des Rechts-staats Kritik uumlbte er an der neuen Om-budsstelle fuumlr Polizisten Sie schuumlre nur Misstrauen innerhalb der Landespolizei bdquoBei uns im Land gibt es viele Stellen an die sich Polizisten in Not wenden koumln-nenldquo ndash denen nun das Vertrauen abge-sprochen werde

bdquoDas einzig Schlechte an dem Gesetz ist dass es nicht schon letztes Jahr in Kraft getreten istldquo sagte Ann Christin von Allwoumlrden (CDU) bdquoGerade die er-weiterten Online-Befugnisse sind in Zeiten der allgemeinen Digitalisierung ein zwingend notwendiges polizei-liches Mittel zur Gefahrenabwehrldquo Viele der gezeichneten Horrorszenarien seien bdquokompletter Stussldquo Sie offenbarten le-diglich welches Misstrauen die politi-schen Raumlnder gegenuumlber der Polizei hegten bdquoDie Gefahr dass der Staat die Daten missbraucht geht gegen nullldquo Von ihrer Kritik am Umgang mit dem Gesetzentwurf nahm sie auch die Me-dien nicht aus Dem Land einerseits den Weg in einen Uumlberwachungsstaat zu unterstellen anderseits aber damit

zu werben fuumlr ein neues Zeitungsabo bdquoAlexaldquo obendrauf zu legen sei blan-ker Hohn Sie betonte dass das Gesetz Medienvertreter gegenuumlber dem bis-herigen Recht nicht schlechter stelle bdquoMoumlglich dass Medienvertreter sich was das angeht schon immer schlecht behandelt gefuumlhlt haben Aber neu sind die beklagten Regelungen ganz und gar nichtldquo

Fuumlr DIE LINKE greift der Gesetzentwurf zu weit in die Grundrechte der Buumlrger ein bdquoOnline-Durchsuchungen und Quellen-TKUuml [Telekommunikationsuuml-berwachung] unter dem Vorwand der Gefahrenabwehr stellen einen Paradig-menwechsel dar dessen Flurschaden noch gar nicht absehbar istldquo sagte Peter Ritter bdquoAus der Polizei als allgemeinem Inbegriff von Sicherheit und Gefahren-abwehr wird eine Institution deren Ar-beit auf Unsicherheit und Sicherheits-luumlcken von IT-Systemen basiertldquo Das werde das Vertrauen der Buumlrger in die Polizei nicht staumlrken Er forderte dem Zuwachs an Befugnissen eine unabhaumln-gige Beschwerdestelle gegenuumlberzu-stellen an die sich nicht nur Polizisten sondern auch Buumlrger wenden koumlnnen

Da sich der Vorsitzende des Innenaus-schusses in der Debatte weder zu den Beratungen noch zur Anhoumlrung im Ausschuss geaumluszligert habe empfahl er allen Interessierten einen Blick in die Beschlussempfehlung bdquoDenn die Anhouml-rung hat ein ganz anderes Bild ergeben als hier in einzelnen Reden dargestellt wurdeldquo Saumlmtliche Hinweise Kritiken oder Anregungen seien jedoch in den Wind geschlagen worden

Auf Antrag der Fraktion DIE LINKE wur-de uumlber den Gesetzentwurf nament-lich abgestimmt Daran nahmen 68 Abgeordnete teil 56 stimmten fuumlr den Gesetzentwurf 12 dagegen Die Aumlnde-rungsantraumlge der Opposition wurden abgelehnt

Gesetzentwurf Landesregierung Drucksache 73694Beschlussempfehlung Innenausschuss Drucksache 74766Aumlnderungsantraumlge DIE LINKE Drucksachen 74776 und 74777Aumlnderungsantraumlge AfD Drucksachen 74778 und 74779

Info

bull InbegruumlndetenFaumlllendarfdiePolizeiPCs Smartphones und Tablets von Zielpersonen durchsuchen und uumlber-wachen Bei Bedarf auch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Voraussetzung dafuumlr ist in jedem Fall eine richterliche Genehmigung

bull Neben Festnetz undMobilfunk duumlr-fen Ermittler nun auch Telefonge-spraumlche uumlbers Internet uumlberwachen und mithilfe einer Software auf ver-schluumlsselte Inhalte zugreifen Auch fuumlr diese Quellen-Telekommunikati-onsuumlberwachung (Quellen-TKUuml) ist eine richterliche Genehmigung not-wendig

bull Laumlsst sich die Identitaumlt einer Per-son nicht anders feststellen duumlrfen Ordnungsbehoumlrden die betroffene Person bis zum Eintreffen der Polizei festhalten

bull Der finale Rettungsschuss wird alsklarstellende Regelung in das SOG aufgenommen

Er ist bisher auch schon moumlglich aber nicht explizit gesetzlich festge-halten

bull InpolizeilichenRaumlumendie fuumlrdieGewahrsamnahme genutzt werden wird Videouumlberwachung erlaubt

bull Um Straftaten zu verhindern oderVermisste zu suchen darf die Lan-despolizei auch Drohnen einsetzen

bull Vollzugsbediensteten der Zollver-waltung wird eine Eilzustaumlndigkeit eingeraumlumt Damit koumlnnen auch sie gefahrenabwehrend taumltig werden

bull Security-PersonalbeiGroszligveranstal-tungen soll regelmaumlszligig einer Zuver-laumlssigkeitspruumlfung unterzogen wer-den

bull Der Katalog der Straftaten von er-heblicher Bedeutung wird unter an-derem um Terrorismusfinanzierung die Verbreitung von Kinderporno-grafie Geldwaumlsche und das Ein-schleusen von Auslaumlndern erweitert

Quelle Innenministerium

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

27 A u s d e m P l e n u m | B e r i c h t e

Enquete-KommissionkommtGremium soll uumlber die Zukunft der medizinischen Versorgung in MV beraten

Um die stationaumlre Versorgung kran-ker oder verletzter Menschen kuumlm-mern sich in MV 37 Krankenhaumluser Je-den einzelnen dieser Standorte auch in Zukunft zu erhalten ist ein Ziel das alle Fraktionen im Landtag eint Uumlber den Weg dahin gehen die Meinungen allerdings auseinander DIE LINKE haumllt es unter anderem fuumlr geboten private Krankenhaumluser gegebenenfalls in oumlf-fentliche Traumlgerschaft zuruumlckzufuumlh-ren und forderte bis Herbst entspre-chende Moumlglichkeiten auszuloten Die Koalitionsfraktionen legten einen Dringlichkeitsantrag vor Ein zen-traler Punkt darin Schnellstmoumlglich eine Enquete-Kommission ins Leben zu rufen die die Zukunft der medizi-nischen Versorgung in MV als groszliges Ganzes beleuchtet

Ein vorbildliches Gesundheitsnetz auf der einen Seite marode Kliniken und veraltete Technik auf der anderen ndash in diesem Konfliktfeld habe sich das Ge-sundheitswesen nach der Wende be-funden skizzierte Torsten Koplin (DIE LINKE) bdquoDas Heil aus dieser Situation wurde im Umbruch der Eigentumsver-haumlltnisse gesehenldquo In keinem anderen ostdeutschen Bundesland seien so viele Krankenhaumluser privatisiert worden wie in MV ndash die meisten zwischen 1991 und 1996 Unter der SPDPDS-Regierung in den Jahren 1998 bis 2006 seien es sechs gewesen bdquoSeither zieht eine Beutegemeinschaft privater Klinikkon-zerne durch das Landldquo die ndash getrieben von Effizienzrenditen ndash unprofitable Krankenhausbereiche wie Kinder- und Jugendmedizin Gynaumlkologie und Ge-burtshilfe auslese Hier muumlsse die Politik Verantwortung uumlbernehmen und ge-gebenenfalls private Krankenhaumluser in oumlffentliche Traumlgerschaft zuruumlckfuumlhren bdquoEs geht nicht um eine Situation die von

heute auf morgen ansteht Aber wir ha-ben politisch Vorsorge zu leisten fuumlr den Fall der Faumllleldquo Als Finanzierungsquelle brachte er den Strategiefonds ins Spiel

Die stationaumlre Versorgung langfristig flauml-chendeckend aufrechtzuerhalten stehe fuumlr die Koalitionsfraktionen auszliger Frage Sich in jeder Landtagssitzung einzelnen Standorten oder Herausforderungen zu widmen werde die Probleme aber nicht loumlsen begruumlndete Sebastian Ehlers(CDU) den auf Initiative seiner Frakti-on eingereichten Dringlichkeitsantrag Er halte es fuumlr sinnvoller die Dinge zu buumlndeln bdquoWir wollen deshalb heute die Weichen stellen fuumlr eine Enquete-Kom-mission Zukunft der medizinischen Versorgung in Mecklenburg-Vorpom-mernlsquoldquo Mit dem Ziel konkrete Details fuumlr eine zukunftsfaumlhige medizinische Versorgung im Land auszuarbeiten Er warb darum alle Gedankenspiele zuzu-lassen und innovative Wege zu gehen bdquoDa darf es keine Denkverbote gebenldquo Er appellierte daran die Enquete-Kom-mission schnell ins Leben zu rufen und noch bis zum Ende der Wahlperiode zu Ergebnissen zu kommen

Gesundheitsminister Harry Glawe un-terstrich dass das Gesundheitssystem von einer Vielfalt an Anbietern lebe Dazu gehoumlrten private und kommunale Traumlgerschaften genauso wie die freie Wohlfahrt bdquoGrundsaumltzlich ist das immer ein Dreiklangldquo Das was DIE LINKE hier einfordere stehe vor einer hohen Huumlrde im Grundsatz und im Grundgesetz Trauml-gerschaften unter Zwang zu veraumlndern sei ausgeschlossen bdquoEs muss immer einen Verkaumlufer geben und einen der kaufen willldquo Er zeigte sich uumlberzeugt dass die gegenwaumlrtige Gesundheits-struktur im Land auch in den naumlchsten Jahren Bestand haben werde Eine En-quete-Kommission sei aber ein guter Weg um fraktionsuumlbergreifend und mit Fachleuten uumlber die Krankenhausland-schaft und deren Strukturen nachzu-denken und Empfehlungen zur Sicher-stellung der medizinischen Versorgung zu erarbeiten

bdquoWir wissen dass linke Politik gern von einer Ausweitung der Staatsquote traumlumtldquo sagte Dr Gunter Jess (AfD) bdquoWir meinen dagegen dass wir alle auch private Ressourcen fuumlr eine

gute Gesundheitsversorgung nutzen solltenldquo Krankenhaumluser in Gaumlnze oder Teilbereichen zu rekommunalisieren sei daher eine Handlungsoption aber kein Koumlnigsweg Einer Enquete-Kommission die bis zu Sommerpause 2021 Ergeb-nisse praumlsentieren soll stand er skep-tisch gegenuumlber bdquoIch denke da wird nichts Vernuumlnftiges bei rauskommenldquo Er habe vielmehr den Eindruck dass die Koalitionsfraktionen mit den selbst ver-ursachten Problemen nicht mehr fertig werden und sich mit der Kommission und mit Blick auf die Landtagswahl 2021 bdquogeschickt aus der Affaumlre ziehen wollenldquo Er nehme den Koalitionsfraktionen die Rolle des Gestalters jedenfalls nicht ab sondern frage sich warum die Antrag-steller nach 30 Jahren direkter oder in-direkter Regierungsverantwortung in Bund und Land nicht schon laumlngst ge-handelt haben

bdquoMosaiksteine bringen nicht vielldquo warb Julian Barlen (SPD) fuumlr die Enquete-Kommission bdquoWir brauchen einen lang-fristig tragfaumlhigen Masterplanldquo Im Kern gehe es um ein sektoruumlbergreifendes multiprofessionelles Versorgungskon-zept bdquoDie Menschen erwarten zu Recht dass sich der Staat um die wesentlichen Belange der Daseinsvorsorge kuumlmmert und wenn noumltig dem Markt auch die Stirn bietetldquo Das Land duumlrfe nicht weiter dabei zuschauen wenn private Traumlger wichtige aber weniger oder nicht pro-fitable Bereiche wie Geburtshilfe oder Paumldiatrie abstoszligen bdquoDie Politik muss es sein die die Regeln dieses Spiels be-stimmt und gemeinsam mit den Betei-ligten aktiv und mit klaren Anforderun-gen ausgestaltet Das ist die Motivation fuumlr den heutigen Antragldquo Der Landtag muumlsse in diesen Fragen eng an der Seite der Menschen stehen die diese Versor-gung dringend brauchten Aufgabe der Enquete-Kommission sei es deshalb den Status quo zu analysieren Perspek-tiven in den Blick zu nehmen und Emp-fehlungen fuumlr eine flaumlchendeckend und zukunftsfaumlhige Gesundheitsversorgung auszusprechen

Sebastian Ehlers (CDU) warnte davor den Eindruck zu erwecken Re-Kom-munalisierungen wuumlrden alle Probleme loumlsen bdquoDas ist zu kurz gedachtldquo Auch kommunale Krankenhaumluser seien nicht vor Personalmangel gefeit Als Finanzie-

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

28 A u s d e m P l e n u m | B e r i c h t e

rungsquelle den Strategiefonds anzu-fuumlhren helfe nicht weiter bdquoDa koumlnnen Sie ein halbes Krankenhaus zuruumlck-kaufenldquo Pauschal von einer bdquoBeutege-meinschaft privater Klinikkonzerneldquo zu sprechen hielt er nicht fuumlr angebracht bdquoMan muss immer aufpassen dass man nicht verallgemeinertldquo Den Vorwurf der AfD wieszlig er zuruumlck Niemand wol-le sich hinter eine Enquete-Kommission verstecken Im Gegenteil bdquoWir werden hier sehr offen und kontrovers die Din-ge diskutieren auch mit Experten Was am Ende dabei rauskommt das weiszlig ich heute ehrlicherweise auch noch nichtldquo

Die Traumlgervielfalt der Krankenhaumluser stelle seine Fraktion nicht infrage be-tonte Torsten Koplin (DIE LINKE) bdquoWir muumlssen uns nur mit dem Punkt aus-einandersetzen was passiert wenn ein Krankenhaustraumlger nicht in der Lage oder gewillt ist seinen Versorgungs-auftrag zu erfuumlllenldquo Selbst die Minister-praumlsidentin habe in der Aufregung um Parchim und Crivitz Re-Kommunalisie-rungen ins Feld gefuumlhrt bdquoWir wollen mit unserem Antrag nichts anderes als sich damit auseinanderzusetzenldquo Eine En-quete-Kommission ins Leben zu rufen sei begruumlszligenswert Sie werde jedoch nicht in einem Jahr mit ihrer Arbeit fertig sein Er draumlngte daher mit einem Aumlnde-rungsantrag darauf sie in der naumlchsten Legislaturperiode fortzufuumlhren und im Sommer zunaumlchst einen Zwischenbe-richt vorzulegen

Uumlber den Antrag der Linken wurde na-mentlich abgestimmt Dabei wurden 63 Stimmen abgegeben 12 Abgeordnete votierten mit Ja 51 mit Nein Damit ist der Antrag abgelehnt Der Koalitions-antrag fand mit den Stimmen von SPD CDU einigen Abgeordneten der AfD und dem fraktionslosen Abgeordneten Holger Arppe eine Mehrheit Der Aumlnde-

Stichwort Dringlichkeitsantrag

Ein Dringlichkeitsantrag ist ein Antrag der erst zu Beginn der Landtagssit-zung auf die Tagesordnung gesetzt wird Normalerweise muumlssen die Frak-tionen ihre Beratungsgegenstaumlnde laut Geschaumlftsordnung spaumltestens zwei Wochen vor der Sitzung bei der Landtagspraumlsidentin einreichen Manchmal ergeben sich aufgrund aktueller Entwicklungen Anlaumlsse fuumlr Antraumlge erst nach dieser Frist Ob ein Antrag fuumlr dringlich befunden wird entscheiden die Abgeordneten Stimmt mindestens eine Zweidrit-telmehrheit der Landtagsmitglieder dafuumlr wird er nachtraumlglich bzw zu-saumltzlich auf die Tagesordnung gesetzt Vor der Abstimmung hat die Fraktion die den Antrag stellt die Moumlglichkeit die Dringlichkeit in einem kurzen Re-debeitrag zu begruumlnden Alle anderen Fraktionen koumlnnen darauf erwidern Wird die Dringlichkeit abgelehnt kann der Antrag zur naumlchsten Sitzungswo-che im regulaumlren Verfahren eingereicht werden

Stichwort Enquete-Kommission

Eine Enquete-Kommission ist eine Arbeitsgruppe in der umfangreiche Sachverhalte uumlber einen langen Zeit-raum eroumlrtert werden Sie besteht aus Abgeordneten aller Fraktionen sowie externen Sachverstaumlndigen Im konkreten Fall koumlnnen das unter anderem Klinikbetreiber und Vertre-ter des Gesundheitsministeriums der Kommunen Krankenkassen und Aumlrz-teschaft sein Sie eroumlrtern das Thema gemeinsam und unter verschiedenen Aspekten Ziel ist es Loumlsungen bzw Handlungsempfehlungen fuumlr Pro-bleme zu finden aus denen dann gegebenenfalls politische Entschei-dungen abgeleitet werden Bislang gab es in MV vier Enquete-Kommissi-onen Leben in der DDR Leben nach 1989 ndash Aufarbeitung und Versoumlhnung (1995ndash1997) Zukunftsfaumlhige Gemein-den und Gemeindestrukturen in Meck-lenburg-Vorpommern (2000ndash2002) Staumlrkung der kommunalen Selbstver-waltung (2007ndash2011) und Aumllter werden in Mecklenburg-Vorpommern (2012ndash2016)

rungsantrag der Linken wurde mit den Stimmen von SPD und CDU abgelehnt

Antrag DIE LINKE Drucksache 74742Dringlichkeitsantrag CDUSPD Drucksache 74781Aumlnderungsantrag DIE LINKE Drucksache 74787

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Eine Enquete-Kommission soll sich mit der Zukunft der 37 Krankenhaumluser in MV befassen

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29 A u s d e m P l e n u m | B e r i c h t e

KeineDauer-Flaggenam SchlossSitz des Parlaments wird nur zur Landtagssitzung beflaggt

Europa-Flagge Deutschland-Flag-ge und MV-Flagge Sie werden weiter-hin nicht taumlglich vor dem Schloss we-hen Nach geltender Verordnung werden Flaggen nur an den Sitzungs-tagen der Abgeordneten gehisst Und dabei bleibt es auch Das Plenum hat mehrheitlich gegen den Vorschlag der AfD gestimmt den Sitz des Landtages dauerhaft zu beflaggen Ihr Ansinnen auch den Plenarsaal mit diesen drei Flaggen auszustatten fand ebenfalls keine Mehrheit Beide Antraumlge wurden in einer gemeinsamen Debatte bera-ten in der sich neben der AfD nur DIE LINKE und die fraktionslose Abgeord-nete Christel Weiszligig zu Wort meldeten

bdquoSchwarz-Rot-Gold ist das Symbol fuumlr das demokratische Deutschland Dazu sollte sich ein deutsches Landespar-lament auch taumlglich bekennenldquo argu-mentierte Christoph Grimm (AfD) der beide Antraumlge ins Plenum einbrachte Die Deutschlandflagge stehe fuumlr Freiheit Wohlergehen Zugehoumlrigkeit und eine verfassungsgemaumlszlige Ordnung Fuumlr einen selbstbewussten aufgeklaumlrten Patriotis-mus muumlsse sich niemand schaumlmen Auch dem Plenarsaal wuumlrden die Flaggen von Land Bund und EU ndash zum Beispiel in Form von Standarten ndash mehr Farbe und eine ganz andere Note verleihen Mit bei-den Ansinnen befaumlnde sich MV in guter Gesellschaft zu Laumlndern wie Bayern Hes-sen Berlin und Thuumlringen

Das Ansinnen sei ehrenhaft offenbare jedoch eine Bildungsluumlcke meinte Pe-ter Ritter (DIE LINKE) bdquoDas Instrument das Sie vorschlagen ist falschldquo Nicht die Landesregierung muumlsse aufgefordert werden die Rechtsverordnung zu aumln-dern sondern der Innenminister bdquoOder Sie aumlndern das Hoheitszeichengesetzldquo Als die Baukommission sich mit der Aus-gestaltung des neuen Plenarsaals befasst habe haumltte sich auch die AfD mit Ideen einbringen koumlnnen bdquoIch habe von Ihrer Fraktion keinen Vorschlag gehoumlrtldquo weder zum Aussehen des Saals noch zur Beflag-gung bdquoWir lehnen diese Antraumlge abldquo

Den Plenarsaal zu beflaggen ndash fuumlr Christel Weiszligig (fraktionslos) eine laumlngst uumlber-faumlllige Forderung Flaggen zu zeigen bedeute in der Wirkung nach auszligen auch bdquoWir stehen zu unserem Land Wir sind stolz Diener des Volkes zu seinldquo Sie warb darum bdquoohne viel Gezetereldquo zu jeder Sitzung bdquodrei Standarten mit wun-derschoumlnen Fahnenldquo aufzustellen ndash und damit bdquozuversichtliche Aussagekraft und das Gefuumlhl hier sind wir zu Hauseldquo zu vermitteln

Christoph Grimm (AfD) warf den Ko-alitionsfraktionen vor bdquoden Schwanz einzuziehenldquo bdquoSie wissen nicht was Sie zu diesem Thema sagen sollen deshalb halten Sie lieber den Mundldquo Auch DIE LINKE habe in ihrem Redebeitrag eine Pirouette nach der anderen gedreht bdquoWenn wir die Landesregierung zu etwas auffordern dann ist natuumlrlich auch der Innenminister gefragt und gemeintldquo Die angefuumlhrten Ablehnungsgruumlnde hielt er fuumlr vorgeschoben bdquoGeben Sie das doch zu und sagen Sie dass Sie ideologisch einfach ein Problem mit Schwarz-Rot-Gold habenldquo

Horst Foumlrster (AfD) unterstrich dass es darum gehe den Sitz des Landtags bei der Beflaggung auf eine Stufe mit der Staatskanzlei zu stellen bdquoSymbole ha-ben eine groszlige Wirkungldquo Er gehe nicht davon aus dass es Streit in der Sache gebe Knackpunkt sei vielmehr dass die AfD den Antrag stelle bdquoSeien Sie an der Stelle einfach mal sachlichldquo Er erinnerte daran dass auch Bundespraumlsident Stein-meier vor einiger Zeit davor gewarnt habe Symbole den politischen Raumlndern zu uumlberlassen Sein Vorschlag bdquoWenn Sie nicht mit uns stimmen moumlgen stellen Sie demnaumlchst selbst einen Antragldquo

Beide Antraumlge wurden mit den Stimmen von SPD CDU und DIE LINKE abgelehntAntrag AfD Drucksache 74737Antrag AfD Drucksache 74749

Stichwort Beflaggung

Ob und wie oumlffentliche Gebaumlude be-flaggt werden kann nicht einfach nach Gutduumlnken entschieden werden Grundlage dafuumlr sind die bdquoBeflaggungs-verordnungldquo und die bdquoVerordnung zur Bestimmung der regelmaumlszligigen Be-flaggungstageldquo des Landes Die Staats-kanzlei zeigt taumlglich Flagge die Euro-paflagge die Bundesflagge und die Dienstflagge des Landes Der Landtag ist laut Verordnung an jedem Sitzungs-tag mit der Landesflagge und den Flag-gen der Landesteile Mecklenburg und Vorpommern beflaggt Vor anderen Dienststellen und Behoumlrden des Lan-des oder die der Aufsicht des Landes unterstehen werden Flaggen dagegen nur an ausgewaumlhlten Tagen gehisst Dazu gehoumlren zum Beispiel der 1 Mai (Tag der Arbeit) der Tag der Deut-schen Einheit der Volkstrauertag (auf halbmast) oder der Tag an dem eine Wahl stattfindet Uumlber den offiziellen Beflaggungskalender hinaus kann der Landesinnenminister aufgrund beson-derer Anlaumlsse weitere Beflaggungen anordnen

Landesflagge versus Dienstflagge Blau Weiszlig Gelb Weiszlig Rot quer gestreift ndash so sieht die Landesflagge aus Daneben verwenden die Landesbehoumlrden auch eine Dienstflagge Auf ihr sind zusaumltzlich noch die beiden Wappentiere der mecklenburgische Stier und der pommersche Greif abgebildet

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An Sitzungstagen wehen vor dem Schweriner Schloss die Europa-Flagge die Deutschland-Flagge und die MV-Flagge

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wie Planungen fuumlr einen Hochschulstand-ort Schwerin gewuumlnscht Sie enthielt sich in der AbstimmungAntrag SPDCDU Drucksache 74739

Elternzeit heiszligt Teilzeitplatz

Kinder deren Eltern mit einem Geschwis-terkind in Elternzeit sind haben auch weiterhin keinen Anspruch auf einen Ganztagsplatz in der Kita SPD CDU und DIE LINKE sprachen sich gegen den Vorschlag der AfD aus das Kindertages-foumlrderungsgesetz (KifoumlG) entsprechend zu aumlndern Nach den derzeitigen Rege-lungen steht diesen Familien maximal ein Teilzeitplatz zu Fuumlr die SPD liegen die Konflikte nicht in der Teilzeitloumlsung an sich sondern in den damit verbun-denen unflexiblen Bring- und Abhol-zeiten Diese gelte es zu aumlndern Die CDU beklagte dass der Gesetzentwurf nichts daruumlber aussage wie der Vorstoszlig per-sonell und finanziell gestemmt werden solle DIE LINKE wandte sich dagegen Betreuungszeiten an Voraussetzungen zu knuumlpfen und sprach sich fuumlr einen grundsaumltzlichen Ganztagsanspruch fuumlr alle Kinder aus Der Gesetzentwurf wur-de nach dieser ersten Lesung nicht zu weiteren Beratungen in den Fachaus-schuss verwiesenGesetzentwurf AfD Drucksache 74738

Keine gezielte Jagd auf Kolkraben

Die AfD-Fraktion verlangt von der Lan-desregierung mehr Schutz fuumlr Weide-tiere In den Mittelpunkt ihres Antrages stellte sie dabei den Kolkraben der im-mer wieder neugeborene Weidetiere angreife um dann das Aas zu fressen Nach Ansicht der AfD sollte der Vogel deshalb in die EU-Vogelschutzrichtlinie aufgenommen werden ndash um eine ge-zielte Bejagung zu ermoumlglichen Dass schwache Tiere das Interesse von Aas-fressern erregten liege in der Natur der Tiere entgegnete die SPD Es sei aber mitnichten so dass auf jeder Weide Kolk-

CDU sprachen sich fuumlr eine europaumlische Loumlsung und gegen einen Alleingang von MV aus Die AfD verlangte die unbeglei-teten Kinder zu ihren Eltern zuruumlckzu-schicken Anstatt dem Steuerzahler neue Kosten aufzuerlegen solle das Geld ihrer Meinung nach lieber vor Ort in aumlrztliche Hilfe investiert werden Der Antrag wur-de abgelehntDringlichkeitsantrag DIE LINKE Drs 74780

Eckwerte weisen Hochschulen den Weg

Mehr unbefristete Stellen mehr Geld ein Studiengang fuumlr Grundschullehrer in Greifswald ndash das sind drei Beispiele aus den Eckwerten die der Landtag mit den Stimmen von SPD und CDU fuumlr die Hochschulentwicklung der kommenden Jahre beschlossen hat Die Eckwerte sind der Wegweiser in welche Richtung sich die Hochschulen in den Jahren 2021 bis 2025 entwickeln sollen Auf ihrer Grund-lage erarbeiten sie Zielvereinbarungen und Entwicklungsplaumlne zum Beispiel zu Stellen Studiengaumlngen Faumlchern und For-schungsschwerpunkten Das Eckpunkte-papier ermoumlglicht es den Hochschulen erstmals die Anzahl unbefristeter Stellen zu erhoumlhen und ndash unter Einhaltung des Stellenplans ndash flexibler mit Stellen umzu-gehen Damit koumlnnen sie bei Bedarf auch im laufenden Jahr Stellen schaffen oder streichen Bislang war dies nur in engen Grenzen moumlglich Bei den Bauvorhaben liegt der Fokus unter anderem auf dem ULMICUM und BIOMEDICUM in Rostock und der Bibliothek in Neubrandenburg Mit Blick auf den Fachkraumlftebedarf legt das Land sein Hauptaugenmerk auf die fachliche Entwicklung der Studiengaumln-ge fuumlr Mediziner Juristen Bauingenieure und Lehrer Durch die Verstetigung des Hochschulpaktes stehen den Hochschu-len zudem von 2021 bis 2023 jaumlhrlich rund vier Millionen Euro ab 2024 rund acht Millionen Euro mehr zur Verfuumlgung SPD und CDU lobten die erfreulichen Entwick-lungen die sich aus den Eckpunkten erge-ben Fuumlr die AfD ging das Papier an vielen Stellen in die falsche Richtung ndash allem voran in Bezug auf Inklusion Gender Frauenquoten und dem geplanten Ori-entierungsstudium Sie stimmte ebenso wie der fraktionslose Abgeordnete Holger Arppe gegen den Antrag DIE LINKE haumltte sich unter anderem mehr Verbesserungen fuumlr die Juristenausbildung in Rostock so-

Weitere MeldungenNaumlchste Volkszaumlhlung kommt 2021

Wie viele Menschen leben in MV Wie viele Wohnungen gibt es im Land Da-ten wie diese werden im kommenden Jahr mit einer Volkszaumlhlung auf den neu-esten Stand gebracht Der sogenannte Zensus wird am 16 Mai 2021 stattfinden Deutschland ist laut EU-Recht dazu ver-pflichtet alle zehn Jahre eine Volkszaumlh-lung durchzufuumlhren Fuumlr die Erhebung werden sowohl bestehende Daten aus-gewertet als auch Buumlrger befragt Die Er-gebnisse sind wichtige Planungsgrund-lagen fuumlr Bund Land und Gemeinden Die Houmlhe der Einwohnerzahlen hat zum Beispiel Einfluss darauf wie viel Geld der Bund uumlber den Finanzausgleich ans Land und das Land an die Kommunen zahlt oder wie Wahlkreise eingeteilt werden Aber auch fuumlr die Planung von Schulen Kindergaumlrten Altenheimen oder Kran-kenhaumlusern spielen die erfassten Daten eine Rolle Die Bestimmungen zum Ab-lauf der Erhebung muumlssen in einem Ge-setz geregelt werden das im Maumlrz mit den Stimmen von SPD CDU und DIE LIN-KE beschlossen wurdeGesetzentwurf Landesregierung Drucksache 74445Beschlussempfehlung Innenausschuss Drucksache 74762

Fluumlchtlingskinder aus Griechenland

DIE LINKE hat erneut darauf gedraumlngt Fluumlchtlingskinder aus uumlberfuumlllten grie-chischen Lagern nach MV zu holen Mit einem Dringlichkeitsantrag forderte sie die Landesregierung auf uumlber die vom Bund geaumluszligerten Absichten hinaus zu gehen und weitere Kinder aufzu-nehmen Der Koalitionsausschuss des Bundes hatte sich Anfang Maumlrz bereit erklaumlrt in Zusammenarbeit mit anderen europaumlischen Laumlndern bis zu 1500 kranke sowie unbegleitete Kinder und Jugendli-che nach Deutschland zu holen DIE LIN-KE forderte dem Bund ein eigenes An-gebot zur Aufnahme weiterer Maumldchen und Jungen in MV zu machen SPD und

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31 A u s d e m P l e n u m | M e l d u n g e n

und Fernmeldegeheimnis) neu besetzt werden Zur Wahl stand auf Vorschlag der Christdemokraten Ann Christin von Allwoumlrden In geheimen Wahlen wur-de die CDU-Abgeordnete mit groszliger Mehrheit in alle drei Gremien gewaumlhlt An der Abstimmung hatten sich jeweils 60 Abgeordnete beteiligt Neues stellver-tretendes Mitglied der G 10-Kommission wurde Franz-Robert LiskowWahlvorschlaumlge CDU Drucksachen 74768 bis 74770

Ausschuss bestimmt Vertrauensleute

In diesem Jahr werden an den Verwal-tungsgerichten Schwerin und Greifswald sowie am Oberverwaltungsgericht neue ehrenamtliche Richterinnen und Richter gewaumlhlt Die Wahl uumlbernimmt ein beim jeweiligen Gericht bestehender Wahl-ausschuss Diesen Wahlausschuumlssen gehoumlren die Praumlsidenten der Verwal-tungsgerichte ein von der Landesregie-rung bestimmter Verwaltungsbeamter sowie sieben Vertrauensleute an Diese Vertrauensleute wiederum werden von den Landtagsabgeordneten bestimmt SPD CDU und DIE LINKE haben sich in einem gemeinsamen Dringlichkeitsan-trag darauf verstaumlndigt diese Aufgabe dem Rechtsausschuss zu uumlbertragen In der Debatte dazu meldete sich nur die AfD zu Wort Sie wandte sich dage-gen die Entscheidungskompetenz vom Landtag in den Ausschuss zu verlagern bdquoUnserer Meinung nach ist das eine Fra-ge die das Plenum zu entscheiden hatldquo Die ehrenamtlichen Richterinnen und Richter werden fuumlr die Dauer von fuumlnf Jahren gewaumlhlt Ihre Aufgabe ist es mit Erfahrungen und Kenntnissen aus dem taumlglichen beruflichen und sozialen Um-feld die juristisch gepraumlgte Sichtweise der Berufsrichter sinnvoll zu ergaumlnzenDringlichkeitsantrag SPD CDU DIE LINKE Drucksache 74775

Kooperatives Ehrenamt

Die Bundesregierung hat die Deutsche Stiftung fuumlr Engagement und Ehrenamt mit Sitz in Neustrelitz ins Leben gerufen Vor diesem Hintergrund hat der Landtag auf Initiative der CDU die Landesregie-rung beauftragt die Arbeit der Stiftung zu unterstuumltzen und eine Kooperation mit der Ehrenamtsstiftung des Landes

rabenschwaumlrme nur darauf warteten uumlber ein neugeborenes Tier herzufallen Die CDU verwies darauf dass die Voumlgel unter bestimmten Bedingungen auch jetzt schon bejagt werden duumlrften DIE LINKE meinte ursaumlchlich fuumlr die Pro-bleme von Weidetierhaltern seien we-der Wolf noch Kolkrabe sondern eine verfehlte EU-Agrarfoumlrderpolitik Daran wuumlrde auch eine Bejagung des Kolkra-ben nichts aumlndern Alle drei Fraktionen SPD CDU und DIE LINKE sowie die frak-tionslose Abgeordnete Christel Weiszligig lehnten den Antrag abAntrag AfD Drucksache 74735

Debatte um Jura-Studium

Auf den Arbeitsmarkt fuumlr Juristen kom-men groszlige Herausforderungen zu Bis 2031 werden 320 Richter und Staatsan-waumllte in Ruhestand gehen Demgegen-uumlber stehen ein hohe Abbrecher- und Durchfallquote bei Jura-Studenten Un-ter Verweis auf diese Entwicklung warb DIE LINKE darum die Juristenausbildung in MV staumlrker in den Blick zu nehmen Konkret draumlngte sie darauf die Qualitaumlt der Ausbildung zu verbessern sowie ne-ben Greifswald auch in Rostock wieder bdquoRechtswissenschaftenldquo als Studiengang anzubieten Die AfD pflichtete der Pro-blematik bei und unterstuumltzte die Vor-schlaumlge Sie warb darum mehr Personal einzustellen um Studierende gut aufs Examen vorzubereiten Nach Ansicht der CDU seien weder im Haushalt noch strukturell die Voraussetzungen fuumlr einen Studiengang der Rechtswissenschaften in Rostock gegeben Die SPD ging in der Analyse der Probleme mit den Linken mit betonte aber dass Verbesserungen bereits umgesetzt wuumlrden oder in Pla-nung seien Neue Doppelstrukturen in Greifswald und Rostock lehnte sie abAntrag DIE LINKE Drucksache 74747

Neue Mitglieder fuumlr drei Gremien

Der bisherige Fraktionsvorsitzende der CDU Vincent Kokert hat mit Wirkung zum Maumlrz den Landtag verlassen Aus diesem Grund mussten die Sitze der Fraktion in der Parlamentarischen Kon-trollkommission (Angelegenheiten des Verfassungsschutzes) im SOG-Gremium (Sicherheits- und Ordnungsgesetz) und in der G 10-Kommission (zu Brief- Post-

angeregt Die Koalitionsfraktionen erhof-fen sich davon auch Synergieeffekte und eine Staumlrkung fuumlr das Ehrenamt in MV Die Opposition hielt den Antrag fuumlr unnoumltig bdquoDas ist ungefaumlhr so als wuumlrden wir die Einrichtung des Plenarsaals begruumlszligen und dafuumlr plaumldieren dass hier regelmauml-szligig Sitzungen durchgefuumlhrt werdenldquo meinte DIE LINKE Sie stimmte dem An-trag trotzdem zu in der Hoffnung dass er die Bedingungen fuumlr das ehrenamt-liche Engagement weiter verbessere Die AfD warnte vor einer bdquostaatlich organi-sierten Uumlbersteuerung von Ehrenamtldquo In der Abstimmung zeigten sich ihre Frak-tionsmitglieder uneins Einige stimmten dem Antrag zu andere enthielten sichAntrag CDUSPD Drucksache 74740

Kritik am Abrechnungssystem

Wolgast Parchim Demmin Krankenhaumlu-ser im Land stehen immer wieder im oumlf-fentlichen Fokus weil sie Schwierigkeiten haben ihre Abteilungen Geburtshilfe Gynaumlkologie sowie in der Kinder- und Jugendmedizin aufrechtzuerhalten Es fehlt an Geld und Personal DIE LINKE sieht eine Ursache dafuumlr im pauschalen Abrechnungssystem uumlber das Kliniken ihre Leistungen bezahlt bekommen Dieses System werde den besonderen Anforderungen an diese stationaumlren Be-reiche nicht gerecht Im Vergleich zu an-deren Abteilungen habe die Geburtshilfe viel houmlhere Vorhaltekosten die Kinder- und Jugendmedizin viel weniger plan-bare Leistungen dafuumlr aber hohe Notfall-quoten und Zeitbedarfe Sie forderte des-halb die Kosten fuumlr diese medizinische Versorgung nach den tatsaumlchlichen Kosten abzurechnen SPD und CDU plauml-dierten dafuumlr das Thema nicht isoliert zu betrachten sondern in einen groumlszligeren Zusammenhang zu ruumlcken ndash und ver-wiesen auf ihren Antrag zur Errichtung einer entsprechenden Enquete-Kom-mission Nicht zuletzt koumlnne die Abrech-nungsfrage nur auf Bundesebene ent-schieden werden Die AfD stellte einen Aumlnderungsantrag Dieser sah vor alle drei Bereiche im bestehenden Abrechnungs-system zu belassen dort aber besser auszufinanzieren In der Debatte ergriff sie nicht das Wort Beide Antraumlge wurden abgelehntAntrag DIE LINKE Drucksache 74741Aumlnderungsantrag AfD Drucksache 74782

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

32 G e s e t z g e b u n g i n d e r 7 W a h l p e r i o d e

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Laufende Gesetzgebung

Drs-Nr Initiator Gesetz Federfuumlhrender Ausschuss

Beratungsverlauf

72573 SPD CDU Entwurf eines Vierten Gesetzes zur Aumlnderung des Landesverfassungsgerichtsgesetzes

Rechtsausschuss 1 Lesung 12092018in Beratung

72574 SPD CDU Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Aumlnderung des Volksabstimmungsgesetzes

Rechtsausschuss 1 Lesung 12092018in Beratung

72575 SPD CDU Entwurf eines xx-ten Gesetzes zur Aumlnderung der Verfassung des Landes Mecklenburg-Vorpommern

Rechtsausschuss 1 Lesung 12092018in Beratung

74017 DIE LINKE Entwurf eines Gesetzes uumlber die Errichtung einer Beteiligtentransparenz-dokumentation beim Landtag (Beteiligtentransparenzdokumentationsgesetz Mecklenburg-Vorpommern - BeteildokG M-V)

Rechtsausschuss 1 Lesung 04092019in Beratung

74301 LReg Entwurf eines Gesetzes zur Neufassung des Finanzausgleichsgesetzes Mecklenburg-Vorpommern und zur Aumlnderung weiterer Gesetze

Innen- und Europaausschuss

1 Lesung 13112019in Beratung

74443 LReg Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes uumlber den oumlffentlichen Personennahverkehr in Mecklenburg-Vorpommern

Energieausschuss 1 Lesung 12122019in Beratung

74607 LReg Entwurf eines Gesetzes zum Staatsvertrag zwischen der Freien und Hansestadt Hamburg und dem Land Mecklenburg-Vorpommern uumlber die Durchfuumlhrung von Zuverlaumlssigkeitsuumlberpruumlfungen nach dem Luftsicherheitsgesetz

Energieausschuss 1 Lesung 29012020in Beratung

74613 LReg Entwurf eines Gesetzes zum Dreiundzwanzigsten Staatsvertrag zur Aumlnderung rundfunkrechtlicher Staatsvertraumlge (Dreiundzwanzigster Rundfunkaumlnderungsstaatsvertrag)

Innen- undEuropaausschuss

1 Lesung 29012020in Beratung

74614 LReg Entwurf eines Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes zur Ausfuumlhrung des Tierische Nebenprodukte-Beseitigungsgesetzes und zur Aumlnderung weiterer Vorschriften

Agrarausschuss 1 Lesung 29012020in Beratung

74615 SPD CDU Entwurf eines Ersten Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes zur Errichtung eines Sondervermoumlgens bdquoStrategiefonds des Landes Mecklenburg-Vorpommernldquo

Finanzausschuss 1 Lesung 29012020in Beratung

74618 AfD Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Aumlnderung des Finanzausgleichsgesetzes Mecklenburg-Vorpommern

- 1 Lesung 29012020Ablehnung der Uumlberweisung

74738 AfD Entwurf eines Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes zur Einfuumlhrung der Elternbeitragsfreiheit zur Staumlrkung der Elternrechte und zur Novellierung des Kindertagesfoumlrderungsgesetzes Mecklenburg-Vorpommern (Kindertagesfoumlrderungsgesetz -KifoumlG M-V)

- 1 Lesung 11032020Ablehnung der Uumlberweisung

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Abgeschlossene Gesetzgebung im Plenum am 29 Januar 2020 entschieden

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0 Drs-Nr Gesetz Initiator Abstimmung im Plenum

Beschluss

73694 Entwurf eines Gesetzes uumlber die oumlffentliche Sicherheit und Ordnung in Mecklenburg-Vorpommern und zur Aumlnderung anderer Gesetze

LReg 1 Lesung 190620192 Lesung 11032020 Annahme

74445 Entwurf eines Gesetzes zur Ausfuumlhrung des Zensusgesetzes 2021 in Mecklenburg-Vorpommern (Zensusausfuumlhrungsgesetz 2021 - ZensAG 2021 M-V)

LReg 1 Lesung 111220192 Lesung 11032020 Annahme

74444 Entwurf eines Gesetzes uumlber die Regulierungskammer Mecklenburg-Vorpommern (RegKG M-V) und zur Aumlnderung der Energiewirtschaftszustaumlndigkeitslandesverordnung

LReg 1 Lesung 111220192 Lesung 11032020 Annahme

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

33 G e s e t z g e b u n g i n d e r 7 W a h l p e r i o d e T e r m i n e

Vor-Ort-TerminWirtschaftsausschuss besucht HAB in Wusterhusen und MV WERFTEN in Stralsund

Am 27 Februar hat der Wirtschafts-ausschuss die HAB (Hallen- und Anla-genbau GmbH) in Wusterhusen als Mitgliedsunternehmen des Kooperati-onsverbundes RIC MAZA MV eV und im Anschluss die MV WERFTEN Stral-sund GmbH besucht um sich uumlber den aktuellen Stand zu informieren

Die HAB (Hallen- und Anlagenbau GmbH) gehoumlrt zu den modernsten Stahlbaubetrieben in Norddeutschland Das familiengefuumlhrte Unternehmen in dem heute mehr als 70 Mitarbeiter beschaumlftigt sind entwickelt plant und errichtet Gewerbe- Industrie- und Ge-sellschaftsbauten touristische Anlagen Komponenten fuumlr den Fahrzeugbau sowie Anlagen fuumlr den Kernkraftwerks-ruumlckbau Die HAB hat im Jahr 2006 die weltweit erste Tauchgondel fuumlr Zinno-witz auf der Insel Usedom gebaut 2011 wurden die Entwicklung und der Bau des ersten deutschen Meereswellen-

schwimmergenerators gestartet Mit ei-ner eigenen Forschungs- und Entwick-lungsabteilung werden jaumlhrlich uumlber 2 Prozent des Gesamtumsatzes zielge-richtet in die Entwicklung neuer Pro-dukte und Prozesse investiert Im Bereich des Anlagenbaus hat das Unternehmen eine Achterbahn fuumlr das Oktoberfest in Muumlnchen eine Wildwasserbahn fuumlr den Safaripark in Daumlnemark sowie Kabinen fuumlr die VIETZ GmbH Hannover gebaut Zudem werden Kranrahmen fuumlr Lieb-herr in Rostock Ersatzteile fuumlr STILL in Hamburg LNG-Traumlger fuumlr die NEPTUN WERFT in Rostock sowie eine Wasser-stoffanlage fuumlr Russland gefertigt Auszligerdem ist das Projekt Energieboje auf den Weg gebracht worden Eine Boje mit der die Bewegung der Wellen in Energie umgewandelt werden soll

RIC MAZA MV eV ist aus dem Koopera-tionsverband MAZA MV eV hervorge-gangen und seit dem 1 Januar 2018 mit einem Regionalen Innovationscluster Maritime Zulieferer Allianz Schiffbau (RIC MAZA Schiffbau) taumltig Dem Ver-bund gehoumlren derzeit 43 Mitgliedsun-ternehmen (davon 29 Kleine und mitt-lere Unternehmen) mit insgesamt ca 2400 Beschaumlftigten an Das groumlszligte Mit-gliedsunternehmen ist die Ostseestaal GmbH amp Co KG mit etwa 200 Beschaumlf-

tigten Daneben zaumlhlen u a regionale Schiffbauzuliefer- Ausruumlstungs- und Industriedienstleistungsunternehmen schiffbaurelevante Ingenieur- und Pro-jektierungsunternehmen sowie Einrich-tungen der industrienahen Forschung Wissenschaft und Bildung zum Ver-bund Fuumlr das Jahr 2020 wird ein Jah-resumsatz der Mitgliedsunternehmen

Mitglieder des Wirtschaftsausschusses zu Besuch bei der Hallen- und Anlagenbau GmbH MV Fotos Landtag

Die MV WERFTEN produzieren an den Standorten Wismar Rostock und Stralsund Kreuzfahrtschiffe und Yachten

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

34 A u s d e n A u s s c h uuml s s e n

in Houmlhe von ca 340 Mio Euro erwartet Seit 2017 hat der Kooperationsverbund mehr als 20 Forschungs- und Entwick-lungsprojekte mit Unterstuumltzung des Wirtschaftsministeriums initiiert Es wurden vier fachspezifische Projekt-gruppen ins Leben gerufen (innovative Schiffbauerzeugnisse Umsetzung der Industriestrategie 40 und Digitalisie-rung unternehmensrelevanter Prozesse effektive Schiffbaukooperation sowie Staumlrkung und zukunftsrelevante Aus- und Weiterbildung der Fachkraumlfte) Ziel ist es insbesondere die schiffbauliche Wertschoumlpfungsrelevanz der Erzeug-nisse und Leistungen sowie den Anteil kooperativer Schiffbauleistungen von Mitgliedsunternehmen und -einrich-tungen am Schiffbau zu erhoumlhen und die internationale Wettbewerbsfaumlhig-keit zu verbessern

Genting Hong Kong hat im Maumlrz 2016 die drei Nordic-Yards-Werften in Wismar Rostock und Stralsund uumlbernommen und diese im Juli 2016 in MV WERFTEN umbenannt Die MV WERFTEN bauen Schiffe fuumlr die Kreuzfahrtreedereien Crystal Cruises Dream Cruises und Cruise Global Bei den MV WERFTEN in Wismar Rostock und Stralsund die zu den modernsten und effizientesten Schiffbaustandorten in Europa gehouml-ren arbeiten derzeit 3100 Beschaumlftigte (davon 679 Mitarbeiter in Stralsund) Im April 2017 lag die Mitarbeiterzahl bei den MV WERFTEN noch bei 1400 Beschaumlftigten (davon 223 Mitarbeiter in Stralsund) Die Zahl der Auszubil-denden und Dualstudierenden bei den MV WERFTEN ist von 102 im Jahr 2017 auf 300 im Jahr 2020 angestiegen Bislang haben die MV WERFTEN vier Flusskreuzfahrtschiffe der RHINE Class fertiggestellt und bauen derzeit zwei Kreuzfahrtschiffe der Global Class die in den Jahren 2021 und 2022 abgelie-fert werden Am Standort Stralsund wird die Expeditions-Megayacht bdquoEN-DEAVORldquo gebaut die noch im Sommer 2020 uumlbergeben werden soll Bis zu 200 Passagiere koumlnnen auf dieser weltgroumlszlig-ten Megayacht die mit modernsten innovativen Technologien und luxurioumls ausgestattet wird in die Tropen und in Polarregionen reisen Daruumlber hinaus ist der Bau von vier Kreuzfahrtschiffen der Universal Class geplant wobei das erste Schiff 2022 fertiggestellt werden soll

Zeugen-vernehmungLandesverwaltung sagte zur Foumlrderung der Wohlfahrtsverbaumlnde aus

Auch die Ausschusssitzung am 16 Maumlrz befasste sich mit dem vom Landtagsplenum im Jahr 2017 fest-gelegten Untersuchungsgegenstand der Landesfoumlrderung der Wohlfahrts-verbaumlnde in den Jahren 2010 bis 2016

Jedoch wurde diese Ausschusssitzung durch die weit aktuellere Problematik der zunehmenden Verbreitung des Corona-Virus gepraumlgt So kam der Vor-sitzende Jochen Schulte mit Verspauml-tung weil er zuvor an einer Beratung der Fraktionen mit der Landtagspraumlsi-dentin teilgenommen hatte Dort ging es um die weitere parlamentarische Ar-beit Die dazu getroffene Verstaumlndigung zum grundsaumltzlichen Verzicht auf Aus-schusssitzungen bis zum 20 April 2020 war schlieszliglich auch die Grundlage fuumlr den Ausschuss sich gegen die Durch-fuumlhrung der naumlchsten fuumlr den 23 Maumlrz geplanten Sitzung auszusprechen So wurden die bereits geladenen Zeugen fuumlr diesen Termin ausgeladen Auch fuumlr die Sitzung am 16 Maumlrz selbst galten besondere Vorkehrungen So wurde bei den Besuchern auf der Tribuumlne wie im Plenum bei den Abgeordneten auf ei-nen Mindestabstand zueinander geach-tet es wurden keine Kugelschreiber ge-teilt und vielfach Handschuhe genutzt

Befragt wurden in dieser Sitzung drei Zeugen aus der Landesverwaltung Sei-tens des Landesamtes fuumlr Gesundheit und Soziales (LAGuS) schilderten des-sen Direktor Dr Heiko Will und der lang-jaumlhrige Leiter der Foumlrderabteilung Tho-mas Leder die Praxis der Ausreichung und Kontrolle der Landesmittel Beide stellten heraus dass die Grundsatzent-scheidungen vom LAGuS letztlich nur umgesetzt wurden Dabei seien auch im Rahmen des vielfach kritisierten bdquoein-fachen Verwendungsnachweises wie bei einem bdquonormalen Verwendungs-nachweis durchaus Belege gepruumlft wor-

den Das LAGuS sei bei der Bewilligung der Foumlrdermittel auch nicht an bdquoLIGA-Schluumlssel gebunden gewesen sondern habe alle Antraumlge einzeln entsprechend der Regularien gepruumlft und beschieden In den Ausfuumlhrungen wurde auch noch einmal auf die Einrichtung des LAGuS im Jahre 2006 Bezug genommen und auf die Uumlbertragung umfangreicher Aufga-ben im Jahr 2010 Heute werde die Foumlr-derabteilung fuumlr fuumlnf verschiedene Mi-nisterien taumltig und fuumlhre Foumlrderungen aus die in den Ministerien von rund drei Dutzend Fachreferaten betreut wuumlrden Insgesamt gehe es dabei jaumlhrlich um uumlber 400 Millionen Euro Zum Unter-suchungsgegenstand gehoumlrten allein rund 700 Projektfoumlrderungen

Nach den Zeugen aus dem LAGuS er-laumluterte der ehemalige Referatsleiter im Sozialministerium Claus Wergin die Grundsaumltze der Freien Wohlfahrtspflege und die Steuerung durch das Sozialmi-nisterium Er betonte Steuerung erfolge weniger durch Geld als durch inhalt-liche Eroumlrterungen und Absprachen Foumlrderungen fuumlr die Wohlfahrtspflege seien notwendig weil auf dem Markt nicht alle sozialen Angebote finanziert wuumlrden Viele Beratungs- und Hilfeleis-tungen seien ohne die Freie Wohlfahrts-pflege nicht denkbar Dabei sei das Land nicht an einen bdquoLIGA-Schluumlssel gebunden gewesen Vielmehr handele es sich dabei um einen LIGA-internen Antragsschluumlssel Damit haumltten sich die Verbaumlnde lediglich untereinander abge-stimmt uumlber ihre Aufgabenverteilung Das Land habe dann von den Verbaumln-den die entsprechenden Antraumlge erhal-ten und diese im ganz normalen Verfah-ren bearbeitet

Quelle wwwlagusmv-regierungde

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Experten-anhoumlrung Parlamentsforum Suumldliche Ostsee in Elblag

Am 2 Maumlrz hat in Elblag (Polen) die internationale Expertenanhoumlrung zur Vorbereitung der Jahreskonferenz des 18 Parlamentsforums Suumldliche Ost-see in Danzig stattgefunden Sie dient der Erarbeitung einer gemeinsamen Resolution aller Partnerparlamente Der Landtag MV arbeitet gemeinsam mit dem Landtag Schleswig-Holstein der Buumlrgerschaft der Freien und Han-sestadt Hamburg den Sejmiks der Woiwodschaften Westpommern Pommern und Ermland-Masuren so-wie der Kaliningrader Gebietsduma im Parlamentsforum Suumld-liche Ostsee zusammen Die Dele-gation des Landes MV war durch die Vizepraumlsidentin Beate Schlupp sowie die Abgeordneten Dirk Friedriszik und Dietmar Eifler vertreten Thema der diesjaumlhrigen Konferenz ist bdquoDer Eu-ropean Green Deal ndash Wasser und Kli-mawandelldquo Die Experten der Partner-parlamente haben uumlber die mit dem Klimawandel verbundenen Herausfor-derungen referiert

Waumlhrend der Eroumlffnung des Experten-treffens durch die Vorsitzenden der Regionalparlamente der Woiwodschaft Ermland-Masuren und Pommern sowie des Stadtpraumlsidenten von Elbląg hat der Vizepraumlsident des Sejmik Pommern Grzegorz Grzelak betont dass es einer Aumlnderung der Gewohnheiten sowie der Nutzung von Innovationen beduumlr-fe Im Anschluss daran hat Dr Andreas Lehmann von GEOMAR (Helmholtz-Zentrum fuumlr Ozeanforschung in Kiel) zum Thema bdquoKlimawandel im Ostsee-raum ndash eine Bestandsaufnahme der letzten 40 Jahreldquo berichtet Er hat darauf hingewiesen dass in den vergangenen 40 Jahren die Lufttemperatur uumlber der Ostsee um ca 2degC angestiegen sei Dies wiederum habe Auswirkungen auch auf die Wassertemperatur Die erhoumlhte Wassertemperatur wuumlrde die Loumlslich-keit des Sauerstoffs beeinflussen und

zusammen mit der Eutrophierung zu staumlrkerer Sauerstoffzehrung und einer Ausdehnung von Sauerstoffmangel-gebieten fuumlhren Auszligerdem habe der Salzgehalt in der Ostsee an der Ober-flaumlche leicht abgenommen waumlhrend er in groumlszligeren Tiefen zugenommen habe Dies habe eine staumlrkere Schichtung zur Folge und erschwere den Austausch zwischen den Schichten Im Bereich der Ostsee komme es zu einer Hebung und Senkung von Landmassen dadurch fal-le beispielsweise im Bereich der noumlrd-lichen Ostsee der Meeresspiegel waumlh-rend er in der Region Deutschland und Daumlnemark ansteige

Der Experte Mecklenburg-Vorpom-merns Prof Dr Bernd Lennartz von der Universitaumlt Rostock hat uumlber die Ni-tratbelastung der Wasserressourcen in landwirtschaftlich genutzten Gebieten gesprochen Er hat sich besorgt daruumlber geaumluszligert dass die Nitratbelastung die Wasserqualitaumlt aufgrund von intensiver Duumlngung in der Landwirtschaft verrin-gere Trotz strengerer Regelungen zur Duumlngung sei die Qualitaumlt des Grund-wassers oftmals unzureichend und habe sich uumlber die letzten Jahrzehnte eigentlich nicht verbessert Infolge der Nitratbelastung muumlssten Trinkwasser-brunnen in 20 bis 30 m Tiefe abgestellt werden So sei die flaumlchendeckende kuumlnstliche Entwaumlsserung uumlber Drai-nagen verantwortlich fuumlr groszlige Stick-stoffeintraumlge Durch den Regenabfluss wuumlrde auch die Nitratkonzentration

ansteigen da durch das Wasser Nitrat ausgewaschen werde Es gebe mehre-re Moumlglichkeiten die Konzentration zu reduzieren beispielsweise durch Redu-zierung der Duumlngung da es groszlige Vor-kommen an Stickstoff im Boden gebe oder durch die Reduktion der Wasser-fluumlsse damit wuumlrde Wasser laumlnger im Boden gehalten werden um Stickstoff binden zu koumlnnen Die Nitratbelastung betreffe neben dem Grundwasser auch Fluumlsse Seen und Meere Die durch na-tuumlrliche Prozesse bedingte Algenbluumlte werde durch die erhoumlhten Naumlhrstoff-eintraumlge noch verstaumlrkt Dies koumlnne dazu fuumlhren dass Gewaumlsser veralgen und im schlimmsten Fall drohe Fisch-sterben und ein Umkippen von Seen Die Helsinki Kommission habe dazu klare Ziele formuliert Prof Lennartz hat betont dass selbst eine schnelle Reduzierung der Duumlngung und damit einhergehenden Nitratbelastung erst in Jahrzehnten spuumlrbar sei

Prof Dr Stanisław Czachorowski von der Universitaumlt Olsztyn hat ausgefuumlhrt dass sich die Klimaraumlume wie beispielsweise Wuumlsten verschieben wuumlrden und mit einem um 2 m erhoumlhten Wasserspie-gel Ende des Jahrhunderts zu rechnen sei Er hat betont dass die Menschen in Anbetracht des Klimawandels ihr Ver-halten zwingend aumlndern muumlssten Die bisherige Denkweise Wassermengen schnellstmoumlglich abzufuumlhren muumlsse geaumlndert werden Durch die steigenden Temperaturen wuumlrden sich Vegetati-

Vlnr D Eifler 1 Vize-Praumlsidentin des Landtages MV Beate Schlupp D Friedriszik und Experte Prof B Lennartz

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onszeiten verlaumlngern demgegenuumlber stehe aber der zukuumlnftig zunehmende Wassermangel Es seien verstaumlrkt Was-serspeicher einzusetzen sowie der Was-serkreislauf auszudehnen So muumlsse die groszligflaumlchige Bodenversiegelung z B durch Rasenparkplaumltze Anpflanzung von Baumlumen oder Blumenwiesen redu-ziert sowie kreative Ideen genutzt wer-den um beispielsweise Regenruumlckhal-tebecken in die staumldtische Entwicklung zu integrieren

Ryszard Gajewski (Vorstandsvorsitzen-der von Wody Gdańskie Sp zoo) hat ausgefuumlhrt dass in und um Danzig Messstationen zur Messung des Nie-derschlags eingerichtet worden seien Diese wuumlrden sehr unterschiedliche Niederschlagsmengen trotz geogra-fischer Naumlhe zueinander aufweisen In den letzten Jahren haumltten die Nieder-schlaumlge mit uumlber 100 mm Niederschlag zugenommen Allein im Jahr 2018 sei drei Mal ein solcher Regen verzeichnet worden Das Niederschlagswasser muumls-se verstaumlrkt auf Gruumlnflaumlchen gehalten oder Wasserspeicher fuumlr Trockenzeiten eingesetzt werden

Grażyna Skrzypek (Department fuumlr Umweltschutz am Marschallamt der Woiwodschaft Westpommern) hat den Teilnehmern-innen einen Uumlberblick uumlber die verschiedenen Landesdoku-mente und strategischen Werkzeuge in Bezug auf Wasser und den Klimawandel gegeben Es seien viele verschiedene Maszlignahmen fuumlr Hochwasserschutz aber auch fuumlr Trockenzeiten geplant So habe man die Einrichtung von Retentions-becken zum Schutz gegen die Gefahren die von der Ostsee ausgingen sowie Maszlignahmen in den Staumldten und der Gruumlninfrastruktur zur Wassernutzung im urbanen Raum geplant Es gebe un-ter anderem ein Landesprogramm zur Renaturierung von Oberflaumlchengewaumls-sern

Die Ergebnisse werden in die Resolution einflieszligen die im Rahmen der Jahres-konferenz im Mai beschlossen werden soll

Thema SchuleEinschulung an einer oumlrtlich nicht zustaumlndigen Schule im Petitionsausschuss beraten

Waumlhrend fuumlr die weiterfuumlhrenden Schulen ab Klasse 5 in MV die freie Schulwahl moumlglich ist schreibt das Schulgesetz Mecklenburg-Vorpom-mern (SchulG M-V) vor dass die Ein-schulung der Grundschuumller grundsaumltz-lich an der oumlrtlich zustaumlndigen Schule zu erfolgen hat Aus wichtigem Grund kann jedoch der Schultraumlger der oumlrtlich zustaumlndigen Grundschule die Ge-meinde eine Ausnahme gestatten Eine solche begehrte Ausnahmege-nehmigung fuumlr den Besuch der oumlrtlich nicht zustaumlndigen Grundschule war Gegenstand der am 27 Februar durch-gefuumlhrten Beratung des Petitionsaus-schusses

Die Eltern eines Grundschuumllers hatten sich im Juli 2019 an den Petitionsaus-schuss gewandt und die Einschulung ihres Sohnes an einer oumlrtlich nicht zu-staumlndigen Schule gefordert die von der Gemeinde abgelehnt worden war Den hiergegen eingelegten Widerspruch hat-te das Ministerium fuumlr Bildung Wissen-schaft und Kultur (Bildungsministerium) zuruumlckgewiesen Die Petenten fuumlhrten an dass bereits die aumlltere Schwester des Grundschuumllers den begehrten Schul-standort besucht und jeden Morgen zur Schule gebracht wird Es wuumlrde da-her den Familienalltag erleichtern wenn auch der Sohn diesen Schulstandort be-suchen wuumlrde der uumlbrigens naumlher am Wohnort der Petenten sei als der Ort der oumlrtlich zustaumlndigen Schule Die Busfahrt zur oumlrtlich zustaumlndigen Schule waumlre auf-grund ihrer langen Dauer fuumlr den Sohn unzumutbar Zudem wuumlrde der Sohn an dem begehrten Schulstandort zusam-men mit seinen Freunden eingeschult werden da er dort bereits den Kinder-garten besucht hatte

In der Ausschussberatung begruumlndeten der Buumlrgermeister des Schulstandortes und eine Vertreterin des Bildungsmini-steriums zunaumlchst die Gruumlnde fuumlr die Ablehnung So seien die Eltern erst nach

der Einschulung des aumllteren Geschwister-kindes das bereits die Regionalschule besucht umgezogen Zwar koumlnne eine Ausnahmegenehmigung erteilt werden wenn die Betreuung des Schulkindes vor oder nach dem Schulunterricht nicht ge-sichert sei vorliegend gebe es aber eine Hortbetreuung Auch haumltten die Eltern nicht nachgewiesen dass eine Berufs-taumltigkeit am Wunschstandort bestehe Vielmehr koumlnne das Kind den Schulbus zur oumlrtlich zustaumlndigen Schule nutzen wobei die Fahrtdauer von 15 min zumut-bar sei Da sich die zustaumlndige Schule im Landkreis Nordwestmecklenburg und die Wunschschule im Landkreis Rostock befindet waren auch Vertreter der bei-den betroffenen Landkreise eingeladen worden Diese verwiesen auf die Pflicht der Landkreise eine Schuumllerbefoumlrderung zu den oumlrtlich zustaumlndigen Schulen si-cherzustellen Die Organisation dieser Schuumllerbefoumlrderung erfordere aber eine tragfaumlhige Schulentwicklungsplanung die die Festlegung von Einzugsbereichen voraussetze

Die Ausschussmitglieder gelangten zu der Auffassung dass die in dem kon-kreten Fall erfolgte Ablehnung den Grundschuumller an einer anderen als der oumlrtlich zustaumlndigen Schule einzuschulen rechtmaumlszligig war In lebhafter Diskussion wurden jedoch auch das Fuumlr und Wider der verpflichtenden Einschulung an der oumlrtlich zustaumlndigen Grundschule abge-wogen So kritisierten die Ausschuss-mitglieder dass der Elternwille oft voumlllig unberuumlcksichtigt bleibe obwohl neben familienorganisatorischen Gruumlnden mit-unter auch die mangelnde Attraktivitaumlt einzelner Grundschulen dazu fuumlhre dass ein anderer Schulstandort vorgezogen werde In diesem Zusammenhang wurde auch betont dass es dem Gesetzgeber ob-liege die Regelungen zur Schulwahl zu treffen waumlhrend die Verwaltung bei der Umsetzung an das geltende Recht ge-bunden ist Vor dem Hintergrund dass in einem verhaumlltnismaumlszligig duumlnn besiedel-ten Flaumlchenland eine belastbare Schul-bedarfsplanung fuumlr die Einteilung in Ein-zugsbereiche im Primarbereich foumlrderlich ist und im konkreten Fall von einer recht-maumlszligigen Entscheidung auszugehen ist hat der Ausschuss einstimmig beschlos-sen dem Landtag zu empfehlen das Pe-titionsverfahren abzuschlieszligen

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

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Frecher als die EtabliertenEine neue Zeitung hatte 1990Platz fuumlr neue politische Akteure

Im Oktober 2020 jaumlhrt sich zum 30 Mal der Tag an dem der Landtag des neu gegruumlndeten Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern ins Schwe-riner Schloss einzog Das Jahr vor dem Einzug war eines der spannendsten und abwechslungsreichsten der juumln-geren deutschen Geschichte Am 9 November 1989 war nach 28 Jahren die innerdeutsche Grenze geoumlffnet worden Bis zur Wiedervereinigung am 3 Oktober 1990 uumlberschlugen sich in der DDR die Ereignisse Man-che Details drohen in Vergessenheit zu geratenDeshalb wollen wir Zeitzeugen zu Wort kommen lassen die diese so ereignisreiche Phase in Bezug zum Schweriner Schloss miterlebt haben und diese Details erinnern Diesmal Die Macher der Mecklenburgischen Volkszeitung (MVZ)

Unabhaumlngig von der Debatte uumlber eine Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten wurden im Win-ter 198990 in der DDR die Weichen gestellt dass das Schweriner Schloss Landtagssitz werden konnte Eine Ver-waltungsreform sollte die 1952 abge-schafften Laumlnder auferstehen lassen Schwerin war als Hauptstadt fuumlr Me-cklenburg-Vorpommern im Gespraumlch bdquoEin altes Land das neu entsteht ndash Gu-ten Tag Mecklenburg-Vorpommernldquo lautete am 15 Februar 1990 die Schlag-zeile der Mecklenburgischen Volkszei-tung (MVZ) Es war die erste Ausgabe einer wiederbelebten Zeitung die in der Weimarer Republik bdquoeinen renom-mierten demokratischen Ruf hatte und von den Nazis verboten wurdeldquo wie Karsten Schroumlder berichtet Er gehoumlrte zu den sechs Gesellschaftern der MVZ die das Experiment wagten der neuen Demokratie im Norden der DDR die immanent wichtige ausgewogene Oumlf-fentlichkeit zu verschaffen

Die Idee fuumlr die neue MVZ entstand laut Schroumlder am Runden Tisch in Rostock Die zur PDS (Partei des De-mokratischen Sozialismus) gewan-delte SED (Sozialistische Einheitspar-tei Deutschlands) sowie die uumlbrigen DDR-Parteien hatten allesamt ihre Parteizeitungen Den neuen demo-kratischen Parteien Gruppierungen und Basisgruppen aber fehlte eine publizistische Buumlhne bdquoEs ging darum politischen Stroumlmungen einen Platz zu geben die in der dominierenden Ostsee-Zeitung der PDS unterbelich-tet warenldquo

Schroumlder arbeitete damals wie heute im Rostocker Stadtarchiv Der Zeitgeschicht-ler interessierte sich schon fuumlr den Jour-nalismus Als er die Chance bekam bei der MVZ mitzuwirken griff er zu und lieszlig sich fuumlr zwei Monate freistellen Schroumlder war es der den Namen der fruumlheren SPD-Parteizeitung bdquoMecklenburgische Volks-zeitungldquo vorschlug Postwendend wollte sich die SPD mit drei Gesellschaftern beteiligen Harald Ringstorff von 1998 bis 2008 Ministerpraumlsident Mecklenburg-Vorpommerns war einer von ihnen Die SPD-Beteiligung verhalf der Zeitung zu den 1933 enteigneten MVZ-Raumlumen in der Doberaner Straszlige in Rostock West-

Die erste Ausgabe der MVZ erschien am 15 Februar 1990

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

38 D a s S c h l o s s v o r 3 0 J a h r e n

deutsche Aufbauhelfer der in der DDR neugegruumlndeten SPD unterstuumltzten die Gesellschafter als es galt eine GmbH und ein Gewerbe anzumelden sowie die Lizenz zu bekommen eine Zeitung mit 100000 taumlglicher Auflage verkaufen zu duumlrfenDrei der MVZ-Gesellschafter - der Jour-nalist Wolfgang Grahl der von den bdquoNorddeutschen Neuesten Nachrich-tenldquo kam der Werbekaufmann Horst Kirschneck und Karsten Schroumlder - brachten eine bunte enthusiastische Gruppe zusammen die so erinnert sich Martina Plothe anfangs bdquoziemlich unstrukturiertldquo acht Seiten MVZ fuumlllten Die damalige Betriebszeitungsvolontauml-rin und heutige Journalistin hatte am Rande einer oumlffentlichen Veranstaltung von der MVZ-Gruumlndung erfahren bdquoDie Bedingungen fuumlr die Produktion der ersten Ausgabe waren abenteuerlichldquo erinnert sie sich Mehrere Redakteure teilten sich eine Schreibmaschine die ersten sogenannten Spiegel fuumlr das Set-zen der Seiten entstanden auf dem Fuszlig-boden Es fehlten Stuumlhle Tische und Te-lefone bdquoWas heute so einfach erscheintldquo so Karsten Schroumlder bdquowar damals kom-pliziert Aber es hat funktioniertldquo

Recherchiert und geschrieben haben sie oft bis spaumlt in die Nacht Martina Plo-the bdquoDie Themen lagen zuhauf auf der Straszlige damals oder sie wurden von Le-sern in die Redaktion getragen Bearbei-tet haben wir sie auf Zuruf Es gab kein Redaktionsstatut und keine Verlagsrauml-son Den Posten des Chefredakteurs vergaben wir anfangs im Rotationsprin-zip Erst spaumlter wurden Wolfgang Grahl und dann Frauke Kaberka auf den Chef-posten gewaumlhltldquo

bdquoWir waren frecher haben uns mehr ge-traut als die etablierten Zeitungenldquo sagt Martina Plothe Das zeigte sich auch in Uumlberschriften wie bdquoEs stinkt im Inter-hotelldquo oder bdquoDer Ostsee-Wuumlrger heiszligt Guumllleldquo in den witzigen Wettervorhersa-gen oder den Fotos spaumlrlich bekleideter Strandschoumlnheiten Die MVZ schrieb fruumlher als die einheimische Konkurrenz uumlber Homosexualitaumlt und uumlber die groszlig-herzogliche Vergangenheit des Landes Vor allem aber wollten die MVZ-Macher hartnaumlckig nachfragen und Missstaumlnde aufdecken bdquoWir haben uumlber ein in der Naumlhe von Rostock entdecktes Waffen-

lager der DDR ausfuumlhrlich berichtet waumlhrend andere Rostocker Zeitungen das Thema eher sparsam abhandeltenldquo so Plothe Wenn Arbeiter der MVZ von Missstaumlnden in ihren Betrieben erzaumlhl-ten fand die Geschichte Platz im Blatt ohne dass die Gegenseite befragt wur-den wie Martina Plothe selbstkritisch zuruumlckblickt Viel Raum bekamen in der MVZ die neuen demokratischen Bewegungen Parteien und Gruppen das Neue Forum genauso wie die kon-servative Deutsche Soziale Union (DSU) bdquoWir sollten eine demokratische Zeitung machen kein Partei-Blattldquo erinnert sich Karsten Schroumlder Im Nachhinein findet Martina Plothe hingegen die SPD habe der MVZ doch manches Thema bdquohinein-zudruumlcken versuchtldquo

Die Ausstattung der MVZ-Redaktion verbesserte sich nach und nach mit materieller Hilfe und personeller Un-terstuumltzung zweier westdeutscher Zeitungen Dennoch kam die MVZ nie auf einen gruumlnen Zweig Sie lebte von einem 100000-Mark-Kredit den die Ge-sellschafter zu Beginn aufgenommen hatten bdquound mit Verkaufs- und Anzei-generloumlsen quasi von der Hand in den Mundldquo wie Martina Plothe es ausdruumlckt

Im Zeitungs-Alltag blieben viele Huumlrden zu nehmen Papier- und Druck-Kapa-zitaumlten wurden nur frei weil die ersten Betriebszeitungen im Bezirk Rostock die Segel strichen Beim vormals SED-eige-nen Ostsee-Druck in Rostock wurde die MVZ jeden Tag vor allen anderen Zei-tungen angedruckt bdquoDrei Seiten muss-ten als Stehsatz zum Teil Tage vorher in der Druckerei vorliegen Die letzte Seite mussten wir um 17 Uhr liefern Fuszligball- oder Wahlergebnisse bekamen wir nie

aktuell ins Blattldquo sagt Plothe Auszligerdem musste die MVZ mit altmodischem Blei-satz vorlieb nehmen wodurch sie ein ebenso altmodisches Aussehen bekam Die Ostsee-Zeitung wurde laumlngst im modernen Offset-Verfahren hergestellt Der Zeitungsvertrieb der DDR weiger-te sich anfangs die MVZ an ihre Abon-nenten auszuliefern Viele Kioske legten die neue Zeitung unter die altherge-brachte Konkurrenz

Laut Martina Plothe waren es viele Um-staumlnde an denen das Projekt bdquoMVZldquo scheiterte Anfangs fehlte ein Lokalteil und spaumltestens im Sommer 1990 ein Al-leinstellungsmerkmal bdquoDie anderen Zei-tungen hatten sich inzwischen geoumlffnet fuumlr eine pluralistische Berichterstattung Die neuen demokratischen Kraumlfte wa-ren nicht mehr auf die MVZ angewie-senldquo Auszligerdem draumlngten all die bunten schrillen Zeitungen aus dem Westen auf den ostdeutschen Markt bdquoWir haumltten Zeit und einen Investor gebrauchtldquo so Karsten Schroumlder bdquoUnd wir hatten fest damit gerechnet dass die SED-Bezirks-zeitungen wie die Ostsee-Zeitung ver-schwinden wuumlrdenldquo

Die Zahl der Kaumlufer und Abonnenten der MVZ sank staumlndig Am 5 September 1990 erschien die letzte Ausgabe bdquoDie Moumlglichkeit einen wirklich freien unab-haumlngigen Journalismus zu machen gab es nur in dieser zeitlichen Luumlcke zwi-schen dem Alten und dem Neuen das noch kommen sollteldquo sagt Martina Plot-he bdquoWir hatten die Aufgabe den neuen politischen Akteuren eine Stimme zu gebenldquo sagt Karsten Schroumlder bdquound die haben wir gut erfuumllltldquo

Andreas Frost

Martina Plothe war bei der MVZ vor allem fuumlr den Kulturteil zustaumlndig

Rostocks Stadtarchivar Karsten Schroumlder war einer der Gesellschafter der MVZ

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

39 D a s S c h l o s s v o r 3 0 J a h r e n

Die Buumlrgerinitiative bdquoRettet die Jarmener Muumlhleldquo hat mehr als 10000 Unterschrif-ten fuumlr den Erhalt der letzten industriellen Getreidemuumlhle Mecklenburg-Vorpom-merns und des Muumlhlenstandortes Jarmen gesammelt Die Unterschriftenlisten wurden am 11 Maumlrz Landtagspraumlsidentin Birgit Hesse (2vl) uumlbergeben Auch die 2 Vizepraumlsidentin des Landtages Dr Mignon Schwenke (li) und Landwirt-schaftsminister Till Backhaus (re) waren zugegen Am 12 Maumlrz beschaumlftigte sich der Landtag im Rahmen einer Aussprache mit dem Schicksal der mehr als 100-jaumlhrigen Muumlhlentradition in Jarmen

Die Sondersitzung des Kabinetts am 14 Maumlrz im Schweriner Schloss war der Auftakt zu einer Vielzahl von Beratungen und Abstimmungen im Rahmen der Corona-Pandemie Zu der Sondersitzung im Plenarsaal kamen Regierungsver-treter Vertreter der kommunalen Ebene sowie der Praumlsident des Robert-Koch-Instituts Lothar Wieler zusammen um das weitere Vorgehen zu beraten We-sentliche Entscheidung der Sondersitzung war die sofortige Schlieszligung von Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen bis 20 April 2020

Mit einem oumlffentlichen Ruumlckkehrerappell auf dem Alten Garten in Schwerin sind am 6 Maumlrz rund 400 Soldatinnen und Soldaten nach mehrmonatigen Auslandseinsaumltzen wieder in der Heimat begruumlszligt worden Auch Landtagspraumlsi-dentin Birgit Hesse und weitere Abgeordnete des Landtages nahmen an dem Appell teil ndash sie druumlckten somit ihren Dank und ihre Anerkennung gegenuumlber den Soldatinnen und Soldaten aus

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tragshaushaltes ist der MV-Schutzfonds mit einem Volumen von insgesamt 11 Milliarden Euro Davon werden 700 Millio-nen durch eine Nettokreditaufnahme gedeckt zudem wird der Buumlrgschaftsrahmen zusaumltzlich um 400 Millionen erwei-tert Ein erwarteter Einnahmeruumlckgang von 1 Milliarde Euro muss ebenfalls gestemmt werden eine gigantische Aufga-be die unser Land meistern will und meistern muss Dazu nutzen wir unter anderem Ruumlcklagen die wir durch solide Haushaltspolitik aufgebaut haben

Die Maszlignahmen im Einzelnen liegen Ihnen vor und sind in-soweit bekannt Deshalb moumlchte ich nur auf die verlorenen Zuschuumlsse also die Zuschuumlsse die nicht zuruumlckgezahlt wer-den muumlssen fuumlr Firmen bis 100 Mitarbeiter in Houmlhe von uumlber 160 Millionen Euro verweisen Was wir in diesem Bereich leis-ten kann sich deutschlandweit sehen lassen Ausdruumlcklich moumlchte ich betonen dass fuumlr Firmen bis zehn Arbeitnehmer das Geld durch den Bund bereitgestellt wird und somit eine hervorragende Verzahnung mit Landesgeldern stattfindet

Meine sehr geehrten Damen und Herren der MV-Schutz-fonds ist inhaltlich sehr breit aufgestellt und versucht moumlglichst viele Lebensbereiche abzudecken Fuumlr unser an Einwohnern kleines Bundesland ist das eine riesige Kraft-anstrengung und trotzdem bin ich uumlberzeugt dass dieser wichtige Schritt notwendig und machbar ist um uns uumlber diese schwere Zeit zu tragen Trotzdem gilt wenn es nicht reicht es Schwachstellen gibt muumlssen wir nachsteuern

Meine sehr geehrten Damen und Herren unser MV-Schutz-fonds dient zu Recht vordergruumlndig dazu die Wirtschaft durch die Krise zu begleiten aber wir muumlssen auch zeitnah gemeinsam mit der kommunalen Ebene uumlber Unterstuumlt-zungsmaszlignahmen sprechen damit das Leben vor Ort nicht zum Stillstand kommt Dabei gilt es rechtliche und finanzi-elle Fragen im Sinne der Handlungsfaumlhigkeit der Kommunen zu diskutieren und Loumlsungen zu finden

(Beifall vonseiten der Fraktion der CDU)

Und damit moumlchte ich zum letzten Aspekt kommen Das Virus hat uns schmerzlich vor Augen gefuumlhrt dass unsere arbeitsteilige globalisierte Wirtschaft zwar fuumlr Wachstum und Wohlstand sorgt zugleich ist sie aber auch anfaumlllig ndash an-faumlllig fuumlr Viren denen Staatsgrenzen egal sind und anfaumlllig fuumlr wirtschaftliche Stoumlrungen Ich bin fest davon uumlberzeugt dass die Corona-Krise kurz- und mittelfristig Auswirkungen fuumlr unser gesellschaftliches Zusammenleben fuumlr die Wirt-schaft und das Bankensystem haben wird die keiner zurzeit serioumls einschaumltzen kann Neben den Herausforderungen der Digitalisierung der Demografie oder des Klimawandels wer-den wir uns in Deutschland nach der Krise mit unbequemen Wahrheiten auseinandersetzen muumlssen

Erstens Guumlter wie Arzneimittel Schutzausruumlstung und me-dizinische Geraumltschaften in nennenswerten Groumlszligenord-nungen muumlssen wir wieder selbst herstellen im Zweifel auch subventioniert

Zweitens Industriebetriebe sollen kuumlnftig in kuumlrzester Zeit in der Lage sein auf die Herstellung benoumltigter Guumlter umzu-schalten Ich kann es nicht akzeptieren dass wir in Deutsch-land die besten Autos der Welt herstellen es aber nicht kurz-fristig hinbekommen medizinisch benoumltigte Schutzmasken zu fertigen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Und drittens Wir brauchen zentral eingelagerte Reserven organisiert vom Bund und damit meine ich nicht Toiletten-papier oder Nudeln sondern medizinisches Geraumlt und ent-sprechende Ausruumlstung

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Meine sehr geehrten Damen und Herren Maybrit Illner fragte am Wochenende ob in der jetzigen Zeit ein Nach-denken ohne zu sprechen geht Klar ist fuumlr mich dass bis zum 1904 eine strikte Kontaktbeschraumlnkung bestehen muss Bis dahin muss auch nicht jeder Politiker sich taumlglich mit Vorschlaumlgen uumlberbieten und dadurch die Bevoumllkerung verunsichern Klar ist fuumlr mich aber auch dass flaumlchende-ckende Tests dazu beitragen muumlssen das Wirtschaftsleben wieder strukturiert hochzufahren

Unseren Buumlrgerinnen und Buumlrgern unseres Landes moumlch-te ich fuumlr die CDU-Fraktion versichern wir sind uns unserer groszligen Verantwortung bezogen auf Gesundheits- und Exis-tenzfragen bewusst wir brauchen aber auch Ihr Verstaumlndnis Ihre Unterstuumltzung damit wir gemeinsam die Krise meis-tern Deshalb werden wir weiterhin Expertenrat einholen analysieren abwaumlgen und fortlaufend unsere Maszlignahmen auf den Pruumlfstand stellen aber am Ende muumlssen und wer-den wir entscheiden Mit diesem Ausblick hoffe ich dass wir uns in diesem Parlament sehr bald in gewohnter Zusam-mensetzung wiedersehen ndash Herzlichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

11 A u s d e m P l e n u m O r i g i n a l - D e b a t t e

Gesundheit darf keine Ware sein Und das Ringen um ein gutes Gesundheitssystem um gute Arbeit um ein besseres Leben fuumlr alle Menschen darf niemals leichtfertig vom Tisch gewischt werden denn genau jetzt sehen wir ja wie wich-tig wie uumlberlebenswichtig diese Menschen fuumlr unser Land sind Jetzt spuumlren wir dass es in dieser Krise nicht auf die Groszligkonzerne nicht auf die Banken und nicht auf die Versi-cherungen ankommt In dieser Krise kommt es auf die Mit-arbeitenden der Stadtreinigung auf die Krankenschwester und auf die Verkaumluferin an Wir brauchen die Landwirte die Kassiererin die Kurier- und die Lkw-Fahrer auf den Straszligen unseres Landes

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Und wir brauchen die Eltern die derzeit neben ihrer Arbeit im Betrieb oder im Homeoffice einen Zweitjob brillant er-ledigen denn ihr Zuhause ist gleichzeitig noch die Schule Ihnen allen danken wir stellvertretend fuumlr alle Frauen und Maumlnner die fuumlr uns da sind und die dafuumlr sorgen dass unser Zusammenleben eben nicht auseinanderbricht

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren eigentlich sind Haushalts-beratungen Zuumlndstoff zwischen den Fraktionen Sie sind ein Schlagabtausch im Streit um die besten Vorschlaumlge die un-terschiedlichsten Schwerpunktsetzungen und die kluumlgsten Ideen aber oft auch um das Rechthaben der Mehrheit und das Unrechthaben der Minderheit

(Heiterkeit und Zuruf von Jochen Schulte SPD)

Und auch das ist heute anders denn diese 11 Milliarden Euro uumlber die wir heute entscheiden das sind Hilfen sogar Uumlberlebenshilfen fuumlr Kuumlnstlerinnen und Kuumlnstler fuumlr Selbst-staumlndige und Arbeitnehmer fuumlr Kleinst- Klein- und mittel-staumlndische Unternehmen aber auch fuumlr groszlige Firmen fuumlr Vereine und Verbaumlnde fuumlr Krankenhaumluser fuumlr unsere Wirt-schaft fuumlr den Tourismus fuumlr unsere Familien Und heute ist es eben klein Schlagabtausch heute ist es kein Wettbewerb heute ist sich meine Fraktion mit der Koalition einig Heute handeln wir gemeinsam denn wir bringen gemeinsam die-sen Nachtragshaushalt auf den Weg fuumlr uns alle fuumlr unser Land fuumlr unser Leben

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

denn der Friseurladen um die Ecke oder die kleine Kneipe auch der Malerbetrieb und und und ndash ganz ganz viele Betriebe ringen gerade um ihre Existenz Ihnen steht das Wasser bis zum Hals Und es gibt mehr als tausend Gruumlnde warum dieser Schutzschirm unumgaumlnglich ist Jetzt kann es naumlmlich nur darum gehen sofort zu handeln damit das Geld sofort bei der Frisoumlrin dem Maler oder bei der Kellnerin ankommt Es darf kein Zoumlgern kein Aber und auch kein Viel-leicht geben es kann nur ein Ja ein Sofort sein um Massen-

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Simone Oldenburg DIE LINKE

bdquoHeute handeln wir gemeinsam denn wir bringen gemeinsam diesen Nachtragshaushalt auf den Wegldquo

Frau Praumlsidentin Sehr geehrte Damen und Herren Ver-schwunden sind der Alltag und die Selbstverstaumlndlichkeit Vorbei sind das gewohnte Zusammenleben und die Norma-litaumlt in der Familie oder auf der Arbeit Erledigt hat sich auch die Vorfreude auf den Osterurlaub Ungewiss der morgige Tag die kommende Woche die naumlchsten Monate Die Welt unser Leben ist aus den Fugen geraten

In Mecklenburg-Vorpommern ist es das Leben von 16 Millio-nen Menschen das uumlber Nacht ein anderes wurde das jetzt komplett auf dem Kopf steht So mutig und optimistisch die Frauen Maumlnner Kinder und Jugendlichen in unserem Land bis vor drei Wochen waren so aumlngstlich und sorgenvoll sind sie heute Und es ist unsere Pflicht uns darum zu kuumlmmern dass ihre Aumlngste kleiner werden ihre Sorgen ernst genom-men werden und sie sich darauf verlassen koumlnnen dass wir an ihrer Seite stehen und sie nicht alleinelassen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren wie oft haben wir hier uumlber gleiche Loumlhne fuumlr gleichwertige Arbeit gestritten oder fuumlr gleiche Lebensverhaumlltnisse oder fuumlr mehr Pflegeperso-nal Wie oft haben wir daruumlber diskutiert dass Stationen in Krankenhaumlusern nicht geschlossen werden duumlrfen weil sich Gesundheit eben nicht rechnen darf sondern jeder gesund werden muss egal was er verdient und egal was seine Be-handlung kostet

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

12 A u s d e m P l e n u m O r i g i n a l - D e b a t t e

entlassungen Pleiten und Existenzverluste zu verhindern

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Und gerade diese kleinen Vereine die der soziale Kitt fuumlr un-ser Zusammenleben sind oder die Schullandheime die der-zeit keine Gaumlste aber Ausgaben haben die Bildungstraumlger die keine Maszlignahmen bekommen aber die Miete und die Gehaumllter zahlen muumlssen die aufsuchende Familienhilfe die Tafeln die Kleiderkammern und Moumlbelboumlrsen die ambu-lante Tagespflege der Verbraucherschutz die Fluumlchtlingshil-fe sie alle brauchen wir nach der Krise mehr als je zuvor und sie alle duumlrfen nicht in Gefahr geraten Fuumlr sie brauchen wir auch einen Schutzschirm

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Und genau fuumlr sie und fuumlr viele viele andere mehr beantragt meine Fraktion einen Sozialfonds in Houmlhe von 20 Millionen Euro

Und auch die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die in den kommenden Monaten vom Kurzarbeitergeld leben muumlssen duumlrfen wir nicht im Regen stehen lassen 60 Prozent von einem Durchschnittslohn das sind in Mecklenburg-Vorpommern netto circa 1100 Euro Die reichen hinten und vorne nicht um die laufenden Kosten zu decken und die naumlchsten Monate ein gutes oder sogar ein sicheres Leben zu fuumlhren Deshalb moumlchten wir gemeinsam eine Entschlie-

Auf ein Speisenangebot wurde verzichtet Foto Uwe Sinnecker

szligung verabschieden die die Landesregierung auffordert sich bei der Bundesregierung dafuumlr starkzumachen dass das Kurzarbeitergeld auf mindestens 80 Prozent angehoben wird

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren allein mit Applaus und mit dem taumlglichen Dank werden wir nicht aus der Krise kommen Um unser Leben wieder halbwegs normal werden zu lassen sofern es uumlberhaupt moumlglich ist um wieder lieb gewon-nene alltaumlgliche Momente zu genieszligen um Gewissheit fuumlr den morgigen Tag die kommende Woche und die naumlchsten Monate zu haben um unser Leben also wieder in die Fugen zu bringen deshalb braucht es diesen Schutzschirm und deshalb braucht es unser Zusammengehen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD DIE LINKE und Sebastian Ehlers CDU)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

13 A u s d e m P l e n u m O r i g i n a l - D e b a t t e

Einen dritten Dank moumlchte ich aussprechen und der Dank geht an die Fraktionen hier im Haus Wir haben gemeinsam eine Entschlieszligung auf den Weg gebracht wir haben ge-meinsam die Positionen zusammengefuumlhrt wir haben ge-meinsam gezeigt dass es in dieser Situation um das Land geht und nicht darum wer ist Opposition und wer ist Re-gierung Ich glaube das ist ein wichtiges das ist ein starkes Signal was wir von hier vom Landtag Mecklenburg-Vor-pommern raus ins Land senden und es ist ein notwendiges Signal Insofern auch an Sie alle ein herzliches Dankeschoumln

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Meine Damen und Herren niemand von uns haumltte sich vor einigen Monaten vorstellen koumlnnen ndash das haben meine Vor-redner ja auch gesagt ndash in welcher Situation wir hier heute sind Diese Situation hat ganz viele Facetten Da gibt es den Bereich der Gesundheit die Versorgung der Bevoumllkerung ndash die das will ich ausdruumlcklich sagen gesichert ist ndash die Betreuung und auch die Unterrichtung unserer Kinder die zum Teil zu Hause stattfindet mit all den Schwierigkeiten die Aufrechterhaltung der Infrastruktur und nicht zuletzt die schwierige Situation unserer Wirtschaft

Vor diesem Hintergrund sichere ich zu dass wir alles tun werden dass sich das Leben in unserem Land nach der Corona-Pandemie moumlglichst schnell wieder normalisieren kann Dazu gehoumlrt natuumlrlich selbstverstaumlndlich auch dass all die Einschraumlnkungen die wir an Grundrechten momentan haben ndash und das sind mir wichtige Dinge ndash dass all diese Einschraumlnkungen nach dieser Pandemie am Ende auch auf-gehoben werden dass die Grundrechte auch wieder voll-umfaumlnglich in unserem Land gelten werden

(Beifall Dr Ralph Weber AfD)

Jetzt allerdings meine Damen und Herren gilt es den Ge-sundheitsschutz ganz obenan zu stellen Jetzt ist die Zeit Abstand zu halten und es ist die Zeit in der wir hier im Par-lament Handlungsfaumlhigkeit zeigen muumlssen

Meine Damen und Herren wir schnuumlren mit dem Nach-tragshaushalt das groumlszligte Hilfspaket in der Geschichte un-seres Landes Wir schnuumlren das weil das notwendig ist Und ich sage ausdruumlcklich wir tun das was notwendig ist Meine Fraktion ist stolz darauf dass wir es als eines der wenigen Laumlnder geschafft haben in den letzten 13 Jahren keine neu-en Schulden zu machen Mehr noch meine Damen und Herren wir haben durch solides Wirtschaften geschafft in den vergangenen 13 Jahren 15 Milliarden Euro an Schulden zu tilgen und Ruumlcklagen zu bilden Und meine Damen und Herren das war kein Selbstzweck was wir da gemacht ha-ben Das war das was man keynesianistische oder antizy-klische Haushaltspolitik nennt in guten Zeiten Schulden zu reduzieren in wirtschaftlich schwierigen Zeiten in schwie-rigen Zeiten eben zu investieren Und meine Damen und Herren diese schwierigen Zeiten sind jetzt und wir investie-ren jetzt und das ist auch richtig so

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Thomas Kruumlger SPD

bdquoDiese schwierigen Zeiten sind jetzt und wir investieren jetzt und das ist auch richtig soldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren Auch ich moumlchte mich bei all den Menschen bedanken die da drauszligen momentan unsere Gesellschaft am Laufen halten Ich habe in den Nachrichten gehoumlrt sie waumlren die Helden des Alltags Ich wuumlrde das unterstreichen wollen All die die auf ihrem Posten momentan sitzen und taumlglich ihren Job erledigen und dafuumlr sorgen dass unsere Gesellschaft weiter rundlaumluft sind die Helden des Alltags und ich moumlchte mich ganz herzlich auch namens meiner Fraktion bei ihnen bedanken

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Meine Damen und Herren einen zweiten Dank moumlchte ich richten an die Ministerpraumlsidentin an die Ministerinnen und Minister an die Staatssekretaumlre den Parlamentarischen Staatssekretaumlr und die Teams die da im Hintergrund arbei-ten Herr Renz und ich erleben das gewohnte Regierungs-geschaumlft am Dienstag in den Kabinettssitzungen Dieses gewohnte Regierungsgeschaumlft gibt es momentan nicht die Regierung hat umgeschaltet auf Krisenmodus Es gibt fast taumlglich telefonische Zusammenkuumlnfte und es wird in stun-denlangen Sitzungen telefonisch beraten wie die Dinge fuumlr Mecklenburg-Vorpommern geregelt werden koumlnnen wie geregelt werden kann dass das was wir an Krise momen-tan erleben auch in vernuumlnftige Bahnen gelenkt wird und da leistet jede Einzelne und jeder Einzelne einen ganz tol-len Job Und vor dem Hintergrund auch hier ein herzliches Dankeschoumln Frau Ministerpraumlsidentin und an das Team das dahintersteht

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

14 A u s d e m P l e n u m O r i g i n a l - D e b a t t e

(Beifall vonseiten der Fraktion der SPD)

Wir haben bereits mit dem Haushalt 20202021 einen Inves-titionshaushalt vorgelegt denn die konjunkturellen dunklen Wolken waren am Himmel seinerzeit ja auch schon zu erken-nen Dieser Haushalt 20202021 hat ein Investitionsvolumen in Houmlhe von 17 Milliarden Euro Damals wusste noch niemand was mit der Corona-Krise auf uns zukommt Nun da Schaumlden fuumlr die Gesellschaft und Wirtschaft drohen steuern wir ge-gen Wir steuern gegen mit einem Schutzfonds in Houmlhe von 11 Milliarden Euro

Um diese Summe stemmen zu koumlnnen ist es notwendig die Schuldenbremse auszusetzen und das ist angesichts der Auf-gaben die vor uns liegen auch richtig Wir werden am Kapi-talmarkt 700 Millionen Euro aufnehmen Mir ist wichtig zu be-tonen meine Damen und Herren wir nehmen das Geld auf um eine Krisensituation zu bewaumlltigen heiszligt wir nehmen das Geld nicht auf weil wir uumlber unsere Verhaumlltnisse wirtschaften in Mecklenburg-Vorpommern Das ist ein Unterschied und mir ist wichtig diesen Unterschied auch zu betonen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU)

Wir organisieren damit dass Wirtschaft und Gesellschaft wei-ter vorankommen koumlnnen und durch die Krise kommen koumln-nen

Meine Damen und Herren was uns jetzt auch zugutekommt ist dass wir in der Vergangenheit Ruumlcklagen gebildet haben Haumltten wir das nicht getan haumltten wir aus dem Vollen ge-schoumlpft ndash wie uns hin und wieder auch geraten worden ist auch hier im Haus ndash waumlre die Situation deutlich schwieriger

Meine Damen und Herren mir sind in den vergangenen Ta-gen Menschen begegnet die groszlige Angst hatten die nicht nur groszlige Angst hatten vor dem was das Virus fuumlr sie per-soumlnlich bedeutet gesundheitlich sondern die wirtschaftlich auch groszlige Angst hatten Und mir sind dabei Menschen begegnet die Angst davor hatten dass wir in eine Situation wie in den 90er-Jahren rutschen mit einer groszligen Massenar-beitslosigkeit Deswegen will ich ganz klar sagen es gibt hier Unterschiede Dieses Land ist heute besser aufgestellt wir ha-ben heute eine solide finanzielle Grundlage und dieses Land hat vor allem eine wirtschaftlich solide Basis gefunden All das war in der Hochphase der Massenarbeitslosigkeit eben nicht vorhanden Das ist heute aber vorhanden

Niemand kann heute versprechen dass jedes Unternehmen und dass jeder Arbeitsplatz erhalten bleibt aber anders als den 90er-Jahren sind wir heute in der Lage mit geeigneten Instrumenten zu helfen und anders als in den 90er-Jahren brauchen die Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern nach den derzeitigen Einschraumlnkungen dann auch wieder jede Arbeitskraft Deshalb bin ich mir sicher dass wir auch diese Krise gemanagt bekommen

Meine Damen und Herren ich vermute mal ich bin hier der letzte Redner und ich moumlchte als letzter Redner an die Buumlr-gerinnen und Buumlrger unseres Landes appellieren Meine Da-men und Herren bitte halten Sie die notwendigen Einschraumln-kungen ein Nehmen Sie bitte die aufgestellten Regeln ernst vermeiden Sie persoumlnliche Kontakte zu Mitmenschen wo immer es geht Schuumltzen Sie sich schuumltzen Sie Ihre Lieben schuumltzen Sie Ihre Nachbarn und Freunde Uns als politischen Verantwortungstraumlgern ist klar dass fuumlr jede und jeden diese Wochen die wir erleben sehr schwierige Wochen sind aber je disziplinierter wir alle handeln umso weniger Menschen werden infiziert umso weniger Menschen werden im Kran-kenhaus sein umso weniger Menschen werden am Ende die-ser Erkrankung erliegen Deshalb lassen Sie uns gemeinsam Verantwortung tragen ndash Besten Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Die vollstaumlndigen Redebeitraumlge finden Sie im Plenarprotokoll unter wwwlandtag-mvdeparlamentsdokumentehtmlAuf dem YouTube-Kanal des Landtages gibt es die Plenar-sitzungen auch als Video unter wwwlandtag-mvde

Auch auf den Besuchertribuumlnen wurden aufgrund der Abstandsregelungen viele Plaumltze gesperrt Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

15 A u s d e m P l e n u m

Klar gegen RechtsextremismusSPD CDU und LINKE stellen gemeinsamen Antrag

Kurzinterventionen Ordnungsrufe und persoumlnliche Erklaumlrungen ndash in der De-batte zu Tagesordnungspunkt 15 ging es 90 Minuten lang hoch her Drei Wo-chen nach dem rassistischen Anschlag in Hanau bei dem ein deutscher Mann am 19 Februar neun Menschen mit Migrationshintergrund seine Mutter und sich selbst getoumltet hatte haben SPD CDU und Linke mit einem gemeinsamen Antrag erneut Stellung gegen Rechtsextremismus und Rassismus bezogen Der AfD warfen sie vor eine Mitverantwortung an Taten wie diesen zu tragen Das wiesen deren Redner entschieden zuruumlck Per Aumlnderungsantrag wollten sie in das Bekenntnis explizit auch andere Formen von Extremismus einbezogen wis-sen Kurz vor der Debatte war bekannt geworden dass der Verfassungsschutz die von AfD-Mitgliedern gegruumlndete Gruppierung bdquoDer Fluumlgelldquo als rechtsextre-mistisch eingestuft hat

bdquoJede Verbreitung von Hass und Unwahr-heiten die Gift fuumlr unser Zusammenle-ben sind lehnen wir strikt abldquo unterstrich Julian Barlen (SPD) Entschlossen gegen jede Form von Menschenfeindlichkeit einzutreten bedeute auch jene beim Namen zu nennen die Menschenfeind-lichkeit gezielt schuumlrten Die AfD setze auf Spaltung attackiere Moral und Werte und mache ganze Bevoumllkerungsgrup-pen veraumlchtlich bdquoEine Kooperation mit der AfD ist fuumlr uns daher undenkbarldquo

bdquoWorte sind Waffen und koumlnnen das gesellschaftliche Leben vergiftenldquo sag-te Innenminister Lorenz Caffier Wer rechtsextremistisches und rassistisches Gequatsche als alternative Meinung ab-tue trage eine Mitverantwortung dafuumlr bdquowenn dieses Gequatsche Gehoumlr findet

und anschlieszligend Taten folgenldquo bdquoWir muumlssen zum Wohle unseres Landes auf-houmlren mit diesem Mist Erst dann meine Herren von der AfD duumlrfen Sie im Um-kehrschluss von uns erwarten dass wir aufhoumlren uns von Ihnen zu distanzierenldquo

bdquoHanau ist nicht die AfDldquo widersprach deren Fraktionsvorsitzender Nikolaus Kramer bdquoMeine Partei lehnt Gewalt und jede Form extremistischen Handelns abldquo Fuumlr eine tiefgruumlndigere Debatte uumlber Ursachen extremistischer Gewalt forderte er erneut ein Expertengespraumlch uumlber Radikalisierung und Terrorismus bdquoNehmen Sie unsere ausgestreckte Hand zur Staumlrkung unserer Demokratie Dann werden wir wirksam den Hass in diesem Land bekaumlmpfen koumlnnenldquo

bdquoWir erleben in den letzten Jahren eine zusehends entgrenzende politische Debatte Eine Debatte die mit dem la-pidaren Das wird man ja wohl noch sagen duumlrfenrsquo beginnt und mit hand-festen Morddrohungen endetldquo fuumlhrte Ann Christin von Allwoumlrden (CDU) an Die Verbrechen in Kassel Halle und Ha-nau machten einmal mehr deutlich bdquoErst kommt der Gedanke dann kommt der Vorsatz dann kommt die Tatldquo

bdquoNoch nie war unser aufrichtiges Auf-treten gegen Antisemitismus Rassismus und Rechtsextremismus so wichtig wie heuteldquo hob Simone Oldenburg (Frak-tionsvorsitzende DIE LINKE) hervor bdquoWir werden nicht zulassen dass sich im Jahr 2020 ein 33 einschleichtldquo Sie warf der AfD vor mit vielen Aumluszligerungen geistige Brandstiftung zu betreiben bdquoMit einer Partei die Faschisten in ihren Reihen hat werden wir niemals zusammenarbeitenldquo

Holger Arppe (fraktionslos) bezeichnete den Antrag als bdquoFarceldquo Er warf SPD CDU und Linken vor das Thema zu instrumen-talisieren um gegen die AfD zu polemi-sieren

Der interfraktionelle Antrag wurde von den Stimmen von SPD CDU und DIE LINKE angenommen Die AfD stimmte in Teilen dagegen Einige AfD-Mitglieder entschieden sich nicht mit abzustim-men Der Aumlnderungsantrag der AfD wur-de abgelehntAntrag SPD CDU und DIE LINKE Drs 74748Aumlnderungsantrag AfD Drs 74786

Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

16 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Julian Barlen SPD

bdquoUnsere Demokratie braucht eine starke Basisldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren wir gedenken der Toten und der Verletzten des rassistischen Mordanschlages von Hanau Hass toumltet ndash daran kann kein Zweifel bestehen

Allen [hellip] die durch rassistische Gewalt die durch politische Gewalt getoumltet und verletzt wurden allen die Angehoumlrige und ihnen nahestehende Menschen verloren haben ih-nen gilt unser ehrendes Andenken und unsere aufrichtige Anteilnahme Wir sind auch als Landtag Mecklenburg-Vor-pommern geeint in Trauer und wir sind gewillt gemeinsam gegenzuhalten

Wir werden gegenhalten durch eine entschlossene Verteidi-gung unserer freiheitlich-demokratischen und solidarischen Grundwerte ndash Werte [hellip] die ein friedliches Miteinander in unserer Gesellschaft uumlberhaupt erst moumlglich machen Ge-meinsam stehen wir mit all unseren Verbuumlndeten in der Zi-vilgesellschaft Seite an Seite gegen Terror gegen Rassismus gegen Antisemitismus gegen Menschenfeindlichkeit und Gewalt Alle Menschen [hellip] die von Rassismus von Hass und von Hetze bedroht sind die koumlnnen sich auf die Solidaritaumlt des Landtages Mecklenburg-Vorpommern von der SPD von der CDU und von den LINKEN verlassen [hellip]

Opferschutz und auch die Opferberatungen muumlssen neben den bereits bestehenden hervorragenden zivilgesellschaft-lichen Angeboten auch staatlicherseits gestaumlrkt werden Eingeschuumlchterte und bedrohte Frauen und Maumlnner die sich fuumlr unser friedliches Zusammenleben engagieren muumls-sen das gute Gefuumlhl haben von einer ganz groszligen Mehrheit ihrer Mitmenschen und auch vom Staat geschuumltzt gestuumltzt und getragen zu werden

[hellip] Jede Verbreitung von Hass von Unwahrheiten die Gift fuumlr unser Zusammenleben sind lehnen wir strikt ab Wir ver-urteilen sie als das was sie sind ndash sie sind Quelle und Kata-

Foto Uwe Sinnecker

lysator fuumlr Rassismus und fuumlr Gewalttaten gegen friedliche Mitmenschen von uns Kassel Hanau Halle ndash wir alle ver-binden mit diesen drei Staumldtenamen heute hier im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern gezielte Angriffe auf unser friedliches Zusammenleben Entschlossen und uumlberall ge-gen jede Form von gruppenbezogener Menschenfeindlich-keit einzutreten meine Damen und Herren heiszligt definitiv auch jene beim Namen zu nennen die Menschenfeindlich-keit gezielt schuumlren um daraus eigenes politisches Kapital zu schlagen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

[hellip] die AfD setzt auf Spaltung die AfD attackiert Moral und Werte die AfD macht ganze Bevoumllkerungsgruppen veraumlcht-lich die AfD argumentiert rassistisch die AfD verbreitet Ver-schwoumlrungstheorien Das alles verstoumlszligt gegen ganz grund-legende Spielregeln eines demokratischen Miteinanders

(Beifall vonseiten der Fraktionender SPD CDU und DIE LINKE)

Das alles dient einzig und allein dazu den gesellschaftlichen Frieden Stuumlck fuumlr Stuumlck zu zersetzen und aufzuloumlsen Die Entgrenzung unseres gesellschaftlichen Diskurses ist das ei-gentliche Ziel das verfolgt wird und dagegen [hellip] muumlssen wir uns wehren und das tun wir auch Das tun wir heute und alle Tage

Und dazu [hellip] passt auch die Eilmeldung des heutigen Morgens [hellip] Demnach solle der von AfD-Mitgliedern ge-gruumlndete bdquoFluumlgelldquo fuumlr den Verfassungsschutz nun offiziell zu einem Beobachtungsfall werden [hellip]

Wenn wir meine Damen und Herren diesem rechtsextre-men bdquoFluumlgelldquo der AfD selbigen stutzen wollen dann haben wir alle Haumlnde voll zu tun Alleine beim letzten Treffen des bdquoFluumlgelsldquo in Binz

(Zuruf von Dr Ralph Weber AfD)

zu dem unter anderem auch MdL Professor Weber einge-laden hat ndash zumindest hat er auf Facebook eine entspre-chende Kachel gepostet ndash wurden neben vielen anderen auch zahlreiche hier anwesende Abgeordnete gesehen an-gefangen beim Ex-Abgeordneten der AfD Arppe bei den beiden MdL Jess und Grimm uumlber den stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Obereiner daruumlber hinaus Komning von der AfD im Bundestag bis hin zum Fraktionschef der AfD houmlchstselbst Nikolaus Kramer

[hellip] Wir haben es hier [hellip] mit einer AfD-Fraktion zu tun in der die Sympathien fuumlr diese rechtsextremen Bestrebungen tatsaumlchlich nicht nur in der Mitte sondern direkt an der Spit-ze angesiedelt sind

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

17 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Foto Uwe Sinnecker

Was geschehen kann [hellip] wenn die Demokratinnen und Demokraten einfach zu schwach sind sich stabil und un-nachgiebig gegen derlei Tendenzen zu wehren das hat das Ende der Weimarer Republik gezeigt Eine Kooperation mit der AfD ist fuumlr uns daher undenkbar ausgeschlossen Glei-ches erwarten wir von unseren Kooperationspartnern inner- und auszligerhalb des Parlamentes Wir duumlrfen diese Art der demokratiefeindlichen Politik nicht akzeptieren

(Zuruf von Jens-Holger Schneider AfD)

[hellip] was ich zur AfD gesagt habe ist wichtig aber laumlngst nicht alles was nach Kassel Halle und Hanau gegen Rassis-mus gegen Antisemitismus gegen Menschenfeindlichkeit und Gewalt passieren muss Seitens des Staates muss ent-schlossen und noch entschlossener gegen die Feinde un-serer freiheitlich-demokratischen Grundordnung vorgegan-gen werden durch einen allerhoumlchsten Verfolgungsdruck zur Kontrolle zur Zuruumlckdraumlngung zur Zerschlagung aller Neonazistrukturen hier im Land durch die komplette und unmittelbare Entwaffnung aller Gefaumlhrder durch einen rigo-rosen Umgang mit Verschwoumlrungen wie bdquoNordkreuzldquo und die schonungslose Aufklaumlrung aller Beteiligten Das ist eine repressive Seite auf die eine wehrhafte Demokratie sich im-mer berufen koumlnnen muss

[hellip] auf der anderen Seite gilt es selbstverstaumlndlich den Antirassismus zu befoumlrdern Menschen starkzumachen die Demokratie aktiv zu leben und unsere Strukturen nachhaltig zu staumlrken die unser friedliches Zusammenleben moumlglich machen

(Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

Das geht in Mecklenburg-Vorpommern beispielsweise durch die Fortsetzung unseres erfolgreichen Landespro-grammes bdquoDemokratie und Toleranz gemeinsam staumlrkenldquo Rassismus gilt es systemisch und systematisch zu bekaumlmp-fen ndash im Sport auf der Arbeit in den Schulen und Universi-taumlten in der Wirtschaft ebenso wie im Parlament Und hier-zu ist unser Landesprogramm und hierzu sind die Akteure die dieses Landesprogramm in Mecklenburg-Vorpommern leben breit und bestens aufgestellt [hellip]Fuumlr ganz Deutschland fordern wir die Verstetigung der Prauml-vention Die Foumlrderung und die Verteidigung unserer De-mokratie ist keine Projektaufgabe sie ist eine Daueraufgabe und deshalb braucht es auf der Bundesebene endlich ndash und die Gelegenheit ist nun wirklich gekommen ndash ein Demokra-tiefoumlrdergesetz

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

[hellip] unsere Demokratie braucht eine starke Basis unsere De-mokratie braucht eine klare Haltung und unsere Demokratie braucht eine feste Verankerung

(Zuruf von Dr Ralph Weber AfD)

Dafuumlr stehen wir seit uumlber 150 Jahren und dafuumlr stehen wir als demokratische Fraktionen von CDU SPD und LINKEN ge-meinsam [hellip]

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

18 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Innenminister Lorenz Caffier

bdquoSprache ist eine starke Waffeldquo

Frau Praumlsidentin Meine Damen und Herren Abgeordnete

[hellip] im Abstand von jeweils vier Monaten haben uns seit dem Sommer letzten Jahres grauenhafte und bis tief ins Mark erschuumltternde Nachrichten aus unserem Alltag [hellip] geholt [hellip] die Betrachtungsweise es handele sich um ge-stoumlrte Persoumlnlichkeiten ist an und fuumlr sich richtig [hellip] Aber das [hellip] ist eben nur ein Teil der Wahrheit und er blendet komplett den gesellschaftlichen Zustand aus in dem wir uns leider seit einiger Zeit auch in diesem Land befinden

Der Attentaumlter von Hanau mag irgendeinen wirren Quatsch uumlber eine Fernsteuerung durch Geheimdienste den de-struktiven Islam und die Nichtleistungsfaumlhigkeit ganzer Volksgruppen [hellip] fabuliert haben aber diese Gedanken und Haltungen sind eben nicht allein in seinem Kopf ent-standen sondern sie sind Ausdruck der ewigen Debatten ums Anderssein des pauschalen Herabwuumlrdigens ganzer Bevoumllkerungsgruppen [hellip] des Redens vom bdquoAsyltourismusldquo und bdquoanderen Kulturkreisenldquo der bdquoUmvolkungldquo und von ei-ner bdquoInvasionldquo

Foto Uwe Sinnecker

[hellip] Kommen Ihnen meine Herren von der AfD-Fraktion diese Muster bekannt vor

[hellip] Sprache [hellip] ist eine starke Waffe und vielleicht ist es auch kein Zufall dass das Wort bdquoAusloumlserldquo auch den Abzug einer Waffe beschreibt [hellip] Die Sprache hat dazu gefuumlhrt dass aus Spinnern Taumlter wurden die davon uumlberzeugt sind dass es Zeit ist sich zu wehren Wir muumlssen zum Wohle unseres Landes aufhoumlren mit diesem Mist und erst dann meine Herren von der AfD duumlrfen Sie im Umkehrschluss von uns erwarten dass wir aufhoumlren uns von Ihnen zu distanzieren

[hellip] Ja auch Linksextremisten sind keine Kinder von Traurig-keit Es gibt sie und wir bekaumlmpfen sie auch aber ich werde niemals den einen Extremismus mit dem anderen Extremis-mus vergleichen [hellip]

Natuumlrlich ist es jedoch mit einem Antrag und einigen ma-gischen Worten nicht getan Vielmehr hoffe ich [hellip] dass Worte wie bdquoRespektldquo bdquoWertschaumltzungldquo und bdquoMiteinanderldquo eben keine Einbahnstraszlige sind

[hellip] Der liberale Rechtsstaat die gesamte Idee der Demo-kratie mit allen ihren unterschiedlichen Interessen und mit ihrem Schutz fuumlr Minderheiten steht so offen wie nie im modernen Deutschland unter Beschuss Wir brauchen keine Rhetorik die suggeriert dass nur die eigenen Ideen die ein-zig richtigen sind [hellip]

Ich sage das ganz klar in Richtung der AfD aber auch in Richtung aller Abgeordneten Regierungsvertreter und Zu-schauer im Saal Es ist Zeit dass wir uns an die eigene Nase fassen und wieder mehr miteinander ins Gespraumlch kommen [hellip] Sorgen darf jeder Mensch haben und es ist niemandem von uns geholfen wenn wir diese totschweigen [hellip] Aber Sorgen liebe Kolleginnen und Kollegen duumlrfen nie Ausre-de dafuumlr sein den Boden des Grundgesetzes zu verlassen Das ist gerade in einem demokratischen Rechtsstaat nicht verhandelbar ndash Ich bedanke mich fuumlr die Aufmerksamkeit

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDUund Simone Oldenburg DIE LINKE)

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

19 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Ann Christin von Allwoumlrden CDU

bdquoSpurlos gehen Hass und Hetze nicht an Menschen vorbeildquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren bdquoAchte auf deine Gedanken denn sie werden Worte Achte auf deine Worte denn sie werden Handlun-genldquo Mit der Quellenlage dieser Weisheit ist es schwierig Manche vermuten sie im Talmud Ich habe auch schon gele-sen dass es eine chinesische Weisheit sein koumlnnte Am Ende ist es aber auch egal denn der Gedanke dahinter stimmt in jedem Fall Erst kommt der Gedanke dann kommt der Vor-satz dann kommt die Tat

Wir haben in wenigen Monaten drei Taten erlebt die unsere Gesellschaft tief erschuumlttert haben Es waren Taten von Maumln-nern uumlber deren Geisteszustand ich hier nicht abschlieszligend urteilen will Entscheidend ist alle drei haben beziehungs-weise hatten ein Weltbild das von Verschwoumlrungstheorien durchdrungen war die unter Rechtsextremisten houmlchst po-pulaumlr sind Es ist das Weltbild von Menschen die fuumlr alles Un-heil auf dieser Welt einen Suumlndenbock haben Fluumlchtlinge Moslems

(Dr Gunter Jess AfD Oder die AfD)

die Juden oder eben Angela Merkel Wir erleben in den letzten Jahren eine zusehends entgrenzende politische De-batte eine Debatte die mit dem lapidaren bdquoDas wird man ja wohl noch sagen duumlrfenldquo beginnt und die mit handfesten Morddrohungen endet Zumindest drei Menschen in den letzten Monaten haben es nicht bei Drohungen belassen Sie wurden zu Moumlrdern

Ich bin keine Kriminalpsychologin Menschen werden nicht automatisch zu Moumlrdern weil sie in den Medien hier ins-besondere in den sozialen Medien oder auch asozialen Medien damit dauerbeschallt werden dass das Abendland

unterzugehen droht Aber machen wir uns nichts vor spur-los gehen Hass und Hetze nicht an Menschen vorbei Hier gibt es eine relativ klare Ursache-Wirkung-Beziehung und auf die gehe ich am Ende meiner Rede auch noch mal kom-poniert ein

Meine Damen und Herren der grassierende Rechtspopu-lismus uumlberwoumllbt und vergiftet nicht nur die mediale De-batte er zeigt auch parlamentarisch Wirkung naumlmlich in der offenkundigen Verhoumlhnung und Geringschaumltzung all dessen was den Parlamentarismus ausmacht das Ringen um Mehrheiten der Kompromiss das Verfolgen guter Ab-sichten das Anstreben internationaler Zusammenarbeit das Bemuumlhen um Sachlichkeit um Maszlig und Mitte All das ist dem Rechtspopulismus suspekt Seine Kategorien sind Do-minanz und Staumlrke alles andere haumllt er fuumlr Verrat Eben weil das so ist eben weil Rechtspopulisten danach streben den Parlamentarismus laumlcherlich zu machen auszuhoumlhlen und zu uumlberwinden eben deswegen herrscht in diesem Land-tag groszlige Einigkeit Wer mit Hunden ins Bett geht wacht mit Floumlhen auf

Meine Damen und Herren in den Zeitungen war in den vergangenen Wochen und Monaten immer mal wieder von der Weimarer Republik die Rede und davon dass durch die Bonner beziehungsweise jetzt Berliner Republik wieder ein Hauch von Weimar weht mit Blick auf die schwierige Mehrheitsfindung in Thuumlringen Die Weimarer Republik das wissen wir heute war eine Demokratie in der es zu weni-ge Demokraten gab in der mancher noch dem Kaiserreich nachtrauerte und viele eine Diktatur nach sowjetischem Vorbild wuumlnschten Der Untergang der Demokratie wurde beguumlnstigt durch eine Mischung aus purer Ablehnung aus Desinteresse und aus dem fatalem Irrglauben Rechtsextre-misten koumlnnten stubenrein werden wenn man sie streichelt ndash ein fataler Irrtum der Eliten in der Weimarer Republik

(Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

Wir meine Damen und Herren wir hier in diesem Land wer-den diesen Fehler kein zweites Mal machen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Und das ist auch unser historischer Auftrag als wachsame Demokraten Zugleich sind wir in der Pflicht gegenuumlber den Millionen von Toten des Zweiten Weltkrieges aber auch ge-genuumlber den Ermordeten der vergangenen Monate Keine Zusammenarbeit mit Rechtsextremisten keine Zusammen-arbeit mit denjenigen die die politische Debatte vergiften Sie Herr Professor Dr Weber und Sie Herr Kramer haben mitgeschossen ndash Herzlichen Dank fuumlr Ihre Aufmerksamkeit

Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

20 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Nikolaus Kramer AfD

bdquoMeine Fraktion will diese Demokratie auch zur Bekaumlmpfung des Rechts-extremismus belebenldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin [hellip] Liebe Landsleute Es ist ein sehr ernstes Thema uumlber das wir heute debattieren

(Zuruf von Martina Tegtmeier SPD)

Foto Uwe Sinnecker

Die erschuumltternden Morde von Hanau Halle und Kassel ha-ben Spuren hinterlassen Wir erleben eine neue Form der Radikalisierung die die Sicherheit der Menschen auch in Mecklenburg-Vorpommern angreifen kann Deshalb kann es nur folgerichtig sein genau dieses Thema im Landtag zu behandeln [hellip] Wir muumlssen genau hinsehen um zu verste-hen was passiert Das geht nur mit einer klaren Analyse die uns voranbringt

(Torsten Renz CDU Dann mal los)

[hellip] Meine Damen und Herren die Expertenanalyse von Frau Saimeh beschreibt einen psychotischen Taumlter Wir wis-sen dass er in seinem Wahn rassistische Gedanken als Folie genutzt hat Ein so krankhaftes Hasspotenzial meine Da-men und Herren hat auf kaum vorstellbare Art und Weise elf Menschen das Leben genommen und schreckliches Leid verursacht

Ein solcher Fall ist fuumlr unsere Behoumlrden nicht einfach zu ver-hindern da der Taumlter aufgrund seiner buumlrgerlichen Sozialisa-tion lange Zeit unter dem Radar laumluft Es ist auch die Aufgabe der Gesellschaft die Gefaumlhrlichkeit rechtzeitig zu identifizie-ren und praumlventive Maszlignahmen zu ergreifen Daher besteht die Frage auch darin wie wir so furchtbar kranken Menschen rechtzeitig helfen koumlnnen

Meine Damen und Herren nach Ansicht des Psychologen Nils Boumlckler

Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

21 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

[hellip] Stimmen Sie unserem Aumlnderungsantrag zu Zeigen Sie wie echter demokratischer Konsens

(Heiterkeit bei Wolfgang Waldmuumlller CDU)

gegen Extremismus und Rassismus in diesem Hause aus-sieht

(Wolfgang Waldmuumlller CDU Mein lieber Mann)

Liebe Buumlrger dieses Landes ich darf am Ende meiner Rede einen klugen Sozialdemokraten zitieren

(Dr Ralph Weber AfD Falls es so was gibt)

bdquoHeute steuern wir unverdrossen auf eine weitere Stufe der menschlichen Entwicklung zu den Bestmenschen gegen rechts Er beansprucht die alleinige Deutungsmacht uumlber das Gute Am Ende wird die politische und kulturelle Spaltung unseres Landes weiter forciertldquo Herzlichen Dank fuumlr diese Worte an Herrn Mathias Brodkorb

Das ist eine Warnung vor dem Abbruch des demokratischen Gespraumlchs aufgrund eines auf die Spitze getriebenen Mora-lismus Durch die Instrumentalisierung von Hanau ist dies aktueller denn je [hellip] Die Christdemokratie erkennt hoffent-lich bald dass nichts zu gewinnen ist wenn man sich von den LINKEN die Agenda diktieren laumlsst

(Heiterkeit vonseiten der Fraktion der SPD ndash Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Meine Damen und Herren Hanau ist nicht die AfD Meine Partei lehnt Gewalt und jede Form extremistischen Han-delns ab

(Heiterkeit vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE ndash

Beifall vonseiten der Fraktion der AfD ndash Tilo Gundlack SPD Jaaa ndash

Zurufe von Andreas Butzki SPD und Thomas Kruumlger SPD)

[hellip] Herzlichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD und Holger Arppe fraktionslos ndash

Julian Barlen SPD Merken Sie selber oder)

(Zuruf von Christian Brade SPD)

der zu Radikalisierung und Extremismus forscht gehoumlrt zu einer ehrlichen Analyse dass voreilige Schuldzuweisungen voumlllig deplatziert sind Die Einzeltaumlter von Hanau oder Hal-le haben kein geschlossenes Weltbild Sie flicken sich ihre Weltanschauung zusammen um ihre Persoumlnlichkeit zu ins-zenieren Das unterscheidet sie vom politischen Terror der Roten Armee Fraktion oder Organisationen anderer extre-mistischer Schattierungen

Meine Damen und Herren in Hanau und Halle haben wir es mit einer besonders schwierigen Form moumlrderischer Ge-walt zu tun Eine Konsequenz aus diesen Vorfaumlllen kann nur sein dass eine Sensibilisierung von Politik und Gesellschaft stattfindet und bei dieser Aufgabe werte Abgeordnete der Koalition und der LINKEN stehen wir fest an Ihrer Seite

(Heiterkeit vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE ndash

Beifall vonseiten der Fraktion der AfD ndashZuruf von Julian Barlen SPD)

[hellip] Es haumlngt insbesondere davon ab Herr Kruumlger wie wir miteinander ins Gespraumlch kommen und wo wir unsere De-mokratie ernst nehmen

(Thomas Kruumlger SPD Ich moumlchte mit Ihnen nicht ins Gespraumlch gehen ndash

Simone Oldenburg DIE LINKE Wir kommen nicht miteinander ins Gespraumlch)

Meine Fraktion will diese Demokratie auch zur Bekaumlmpfung des Rechtsextremismus beleben

(Beifall Jens-Holger Schneider AfD Genau ndash Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

Die vollstaumlndigen Redebeitraumlge finden Sie im Plenarprotokoll unter wwwlandtag-mvdeparlamentsdokumentehtmlAuf dem YouTube-Kanal des Landtages gibt es die Plenar-sitzungen auch als Video unter wwwlandtag-mvde

Schuumllerinnen des Gymnasialen Schulzentrums Wittenburg auf der Besuchertribuumlne Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

22 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Simone Oldenburg DIE LINKE

bdquoWir werden es nicht zulassen dass sich im Jahr 2020 ein bdquo33ldquo einschleichtldquo

Frau Praumlsidentin Sehr geehrte Damen und Herren Rassis-mus Antisemitismus rechtsextremistisch motivierte An-schlaumlge und Morde sowie die gewaltbereite und verrohte Sprache greifen unser Leben unsere Demokratie seit Jahren an Es gibt Tage nach Anschlaumlgen oder gewaltbereiten Aumlu-szligerungen an denen Trauer uumlberwiegt und sich Fassungslo-sigkeit breitmacht Und in dieser Zeit bringt der gemeinsame Antrag von SPD CDU und meiner Fraktion ein bisschen mehr Hoffnung und mehr Entschlossenheit [hellip]

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

[hellip] Wir zeigen dass Demokratinnen und Demokraten trotz unterschiedlicher politischer Ansichten zum Schutz der Volksherrschaft zum Schutz der Rechtsstaatlichkeit und zum Schutz der Menschen zusammenarbeiten

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

[hellip] Sehr geehrte Damen und Herren

(Dr Ralph Weber AfD Aber die darf man ja nicht ansprechen)

wie konnten die Faschisten 1933 die Macht ergreifen

(Zuruf von Ralf Borschke AfD)

Sie kamen mit ganz legalen Mitteln an die Macht

(Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

[hellip] Sie installierten das Fuumlhrungsprinzip mit Gleichschal-tung Notstandsgesetzgebung Parteienverboten mit der Verfolgung Andersdenkender Andershandelnder

Foto Uwe Sinnecker

(Peter Ritter DIE LINKE Sie waren da oder was)

Andersaussehender

(Peter Ritter DIE LINKE Waren Sie da)

Anderssprechender

(Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes AfD)

Andersliebender

(Peter Ritter DIE LINKE Waren Sie da ndash Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes AfD)

Andersglaumlubiger

(Peter Ritter DIE LINKE Haben Sie Goebbels da getroffen)

und Anderslebender

(Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes AfD)

[hellip] Und das sehr geehrte Damen und Herren das sind nicht nur Taten der Geschichte nein Geschichte droht sich zu wiederholen denn auch in den letzten Jahren schafften es Rechtsextreme in die Parlamente ob in Thuumlringen oder in Mecklenburg-Vorpommern

(Zuruf von Christoph Grimm AfD)

So aumltzte der Vorsitzende der AfD-Fraktion im Thuumlringer Landtag Houmlcke ich zitiere man werde bdquoso fuumlrchte ich nicht um eine Politik der sbquowohltemperierten Grausamkeitlsquo herum-kommen Existenzbedrohende Krisen erfordern auszligerge-woumlhnliches Handeln Die Verantwortung dafuumlr tragen dann diejenigen die die Notwendigkeit dieser Maszlignahmenldquo

(Zuruf von Juumlrgen Strohschein AfD)

bdquomit ihrer unsaumlglichen Politik herbeigefuumlhrt habenldquo

(Zuruf von Christoph Grimm AfD)

Ende des Zitats

[hellip] Wir werden es nicht zulassen dass sich im Jahr 2020 ein bdquo33ldquo einschleicht denn wer einen Fuumlhrer installieren will Mi-granten von der Teilhabe am Leben ausschlieszligen moumlchte wer die Zeit des Hitler-Faschismus relativieren will und nicht als das anerkennt was sie ist die grausamste Zeit deutscher Geschichte europaumlischer Geschichte und der Weltgeschich-te der sehr geehrte Damen und Herren der ist ein Faschist Mit einer Partei die Faschisten in ihren Reihen hat werden wir niemals zusammenarbeiten

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

23 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Corona-Virus sorgt fuumlr EinschraumlnkungenAbgeordnete appellieren an Sachlichkeit Vernunft und Solidaritaumlt

Kinder duumlrfen nicht zur Kita und Schule Geschaumlfte Restaurants Hotels The-ater ndash geschlossen Groszligeltern und Freunde treffen ndash verboten Veranstaltungen aller Art ndash auf unbestimmte Zeit abgesagt Das oumlffentliche Leben steht auch in MV nahezu still Noch niemals zuvor mussten Bund und Laumlnder zu derart drasti-schen Maszlignahmen fuumlr die Buumlrgerinnen und Buumlrger greifen Doch sie entschei-den dies aus gutem Grund ndash um die Ausbreitung der hoch ansteckenden Coro-na-Viren einzuschraumlnken Auch der Landtag hat sich mit dem Thema Corona befasst Als die Abgeordneten am 11 Maumlrz auf Antrag der CDU-Fraktion in der Aktuellen Stunde uumlber die Situation in MV debattierten war das Land noch weit von diesen Einschraumlnkungen entfernt Eine der draumlngendsten Fragen zu diesem Zeitpunkt war noch inwiefern Groszligveranstaltungen abgesagt werden In den folgenden Wochen haben sich die Ereignisse nahezu taumlglich uumlberschlagen Weltweit Bundesweit Landesweit Und zu groszligen Einschraumlnkungen fuumlr nahezu jede und jeden im Land gefuumlhrt

bdquoWahrscheinlich gab es in den letzten Jahren keine aktuellere Aktuelle Stun-de hier im Landtag als die heutigeldquo sagte Sebastian Ehlers (CDU) bdquoQuasi im Stundentakt uumlberschlagen sich die Mel-dungen und Ereignisseldquo Dass das Virus auch in MV ankomme sei nur eine Fra-ge der Zeit gewesen bdquoEs geht jetzt da-rum die Ausbreitung zu unterbrechen bzw zu verlangsamenldquo Hier sei jeder Einzelne gefragt Hygieneregeln einzu-halten unnoumltige Reisen zu meiden und auf Freizeitaktivitaumlten zu verzichten bei denen sich viele Menschen zusammen-finden Ihm sei bewusst dass sich jede

Einschraumlnkung auch auf die Wirtschaft auswirken werde Er begruumlszligte dass der Bund bereits Kurzarbeitergeld Liqui-ditaumltshilfen Buumlrgschaften und Steuer-stundungen fuumlr betroffene Unterneh-men zugesagt habe bdquoAuch wir im Land werden wenn es notwendig ist die Unternehmen bei uns nicht im Stich lassenldquo Er zeigte sich uumlberzeugt dass das Gesundheitssystem gut auf die Aus-breitung des Virus vorbereitet sei bdquoAber es wird an Grenzen gefuumlhrt werdenldquo Umso wichtiger sei es jetzt besonnen und vernuumlnftig zu handeln um die In-fektionsketten zu unterbrechen

bdquoWir sind gut auf die Krankheit vorbe-reitetldquo pflichtete Gesundheitsminister Harry Glawe bei Alle zustaumlndigen Be-houmlrden bei Bund Land und Kommunen stuumlnden in engem Austausch miteinan-der MV sei seit gut 14 Tagen von dem Virus betroffen Grund zur Panik gebe es aber nicht Um die Arztpraxen zu ent-lasten werde sein Ministerium landes-weit neun Abstrich-Zentren einrichten Zudem erhalte die Kassenaumlrztliche Ver-einigung Geld um Schutzausruumlstung fuumlr niedergelassene Aumlrzte zu beschaf-fen Daruumlber hinaus habe das Land eine Hotline fuumlr Buumlrger (0385588-5888) und Unternehmer (0385588-5588) ein-gerichtet Erleichtert zeigte er sich da-ruumlber dass der Bund die Schwelle fuumlr Kurzarbeit gesenkt habe Der Minister appellierte an alle die befuumlrchten am Coronavirus erkrankt zu sein zunaumlchst beim Hausarzt anzurufen Dieser werde dann alle weiteren Schritte einleiten Er kuumlndigte an jede Entwicklung mit Au-genmaszlig zu analysieren und daraus ta-gesaktuell Entscheidungen abzuleiten Sein besonderer Dank galt allen die sich intensiv fuumlr das Zuruumlckdraumlngen des Vi-rus einsetzten

bdquoFakt ist dass wir die Pandemie nicht auf-halten koumlnnenldquo verdeutlichte Nikolaus Kramer (Fraktionschef AfD) bdquoWir koumlnnen lediglich ihren massenhaften Ausbruch verhindern Und da ist jeder Einzelne von uns in der Pflichtldquo Fuumlr jeden sollte es inzwischen selbstverstaumlndlich sein sich regelmaumlszligig die Haumlnde zu waschen weil im Supermarkt im oumlffentlichen

Mit Markierungen im Abstand von 15m auf dem Boden sollen die Kunden im Supermarkt ermahnt werden einen Sicherheitsabstand zueinander einzuhalten

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

24 A u s d e m P l e n u m A k t u e l l e S t u n d e

Personennahverkehr kurzum uumlberall wo man sich drauszligen bewegt konta-minierte Flaumlchen lauern koumlnnen bdquoJeder Tag den wir gewinnen ist ein guter Tagldquo Er appellierte daran parteiuumlber-greifend zusammenzuhalten bdquodenn es wird ein nationaler Kraftakt werden moumlglicherweise auch ein europaumlischer Kraftaktldquo Sich mit Grundnahrungsmit-teln und Wasser einzudecken sei rich-tig Es muumlsse jedoch niemand in Panik verfallen und beim Einkaufen hamstern

bdquoWir sprechen uumlber eine Situation die wir in ihrem Ausmaszlig vor einigen Wochen so noch nicht ahnen konntenldquo aumluszligerte Julian Barlen (SPD) Bei aller nachvoll-ziehbaren Sorge uumlber die Entwicklung und ihre Folgen komme es jetzt darauf an besonnen und gelassen zu bleiben ndash auch dann wenn die Schutzmaszlignah-men ausgeweitet werden sollten Er warb darum in Zeiten von Fake News nicht jeder Horrormeldung einfach so Glauben zu schenken und Vertrauen ins Gesundheitssystem zu haben bdquoDeutsch-land und Mecklenburg-Vorpommern sind im internationalen Vergleich wirklich gut vorbereitet Wir haben gute Kliniken wir haben fitte Aumlrzte wir haben aus-gewiesene Experten ein ausgebautes Krankheitswarn- und Meldesystem und wir haben Notfallplaumlneldquo Das Virus werde unbestritten auch die Wirtschaft treffen In welchem Ausmaszlig sei ungewiss bdquoEines ist aber klar und auch klares Signal hier aus dem Landtag Kein Unternehmen darf in ernste Schieflage oder gar Insol-venz geraten kein Arbeitsplatz darf ge-faumlhrdet werdenldquo

bdquoWir sollten die Coronakrise auch nutzen um die Globalisierung kritisch zu hinter-fragenldquo fuumlhrte Holger Arppe (fraktions-los) an Produktionen ins Ausland zu ver-lagern erweise sich nun als Achillesferse fuumlr Deutschland und MV bdquoDie meisten unserer Arzneimittel kommen aus China oder Indien Das ist mit ein Grund wes-halb wir jetzt Lieferengpaumlsse in dem Be-reich habenldquo Die Landesregierung sollte sich deshalb auf Bundesebene dafuumlr einsetzen Schluumlsselindustrien wieder in Deutschland anzusiedeln

Fuumlr DIE LINKE offenbare die Pandemie wie fragil unsere Lebensgrundlagen sind bdquoWir werden auf uns selbst zuruumlck-geworfen und muumlssen uns fragen Koumln-

Stichwort Corona

Wie wird das Virus uumlbertragen

Von Mensch zu Mensch Hauptsaumlchlich uumlber Troumlpfcheninfektion insbesondere durch Niesen und Husten oder wenn beim Sprechen winzige Troumlpfchen wei-tergegeben werden Das Robert-Koch-Institut schlieszligt nicht aus dass man sich auch uumlber verunreinigte Oberflaumlchen (Schmierinfektion) anstecken kann Die haumlufigsten Infektionsketten gehen den Wissenschaftlern zufolge aber auf eine direkte Uumlbertragung zuruumlck Die Ge-fahr sich anzustecken wird in Deutsch-land derzeit als hoch eingeschaumltzt Wie kann man sich vor einer Ansteckung schuumltzen

Waschen Sie sich regelmaumlszligig und gruumlnd-lich die Haumlnde Unter flieszligendem Was-ser und mit reichlich Seife Mindestens 20 Sekunden lang Niesen Sie in ein Ein-wegtaschentuch oder in die Armbeuge Halten Sie beim Husten oder Niesen min-destens einen Meter Abstand zu ande-ren und drehen Sie sich weg Halten Sie generell zu anderen Menschen einen Abstand von mindestens 15 Metern Vermeiden Sie soziale Kontakte Fassen Sie sich nicht mit den Haumlnden ins Ge-sicht Geben Sie niemandem die Hand

Welche Krankheitszeichen koumlnnen auftreten

Symptome die am haumlufigsten beo-bachtet werden sind Husten Unwohl-sein und Fieber Manche Betroffene klagen auch uumlber Durchfall In schweren Faumlllen kann die Erkrankung zu Atem-problemen fuumlhren und toumldlich enden Infektionen koumlnnen aber auch ohne Krankheitszeichen ablaufen Die Inku-bationszeit also der Zeitraum zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krank-heit betraumlgt bis zu 14 Tage

Fuumlr wen ist eine Infektion besonders gefaumlhrlich

In den meisten Faumlllen verlaumluft die Krank-heit mild Manche Menschen sind aber eher gefaumlhrdet fuumlr einen schweren Ver-lauf als andere Zu den Risikogruppen gehoumlren unter anderem aumlltere Men-schen Raucher oder Menschen mit be-stimmten Vorerkrankungen Das Robert-Koch-Institut zaumlhlt dazu zum Beispiel Herzkreislauferkrankungen Diabetes Erkrankungen des Atmungssystems der Leber und der Niere sowie Krebserkran-kungen

Quellen wwwbzgade (Bundeszentrale fuumlr gesundheitliche Aufklaumlrung) wwwrkide (Robert-Koch-Institut) und wwwbundesregierungde

Abschied

Mecklenburg-Vorpommerns erster Mi-nisterpraumlsident Alfred Gomolka ist am 24Maumlrz im Alter von 77 Jahren gestor-ben Anlaumlsslich der Nachricht erklaumlr-te Landtagspraumlsidentin Birgit Hesse

bdquoDer Landtag trauert um Prof Dr Alfred Gomolka

Als Abgeordneter der ersten Wahlperi-ode des Landtages MV und erster frei gewaumlhlter Ministerpraumlsident unseres Bundeslandes hat er sich mit seinem Wirken um den Aufbau der parlamen-tarischen Demokratie in MV in beson-derer Weise verdient gemacht Als Politikerin wie Repraumlsentantin unseres Landesparlamentes trauere ich um einen uumlber die Parteigrenzen hinweg geschaumltzten Politiker dessen Stimme auch nach seiner aktiven Zeit Gewicht hatte Meine Gedanken sind in diesen Stunden bei der Familie des Verstor-benenldquo

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25 A u s d e m P l e n u m A k t u e l l e S t u n d e

Polizei erhaumllt mehr BefugnisseSicherheits- und Ordnungsgesetz soll digitale Ermittlungen erleichtern

Unerlaumlsslich und genau richtig Nicht weitreichend genug Zu weit gehend Auf diesen Nenner lassen sich die Positi-onen der Landtagsfraktionen zum neu-en Sicherheits- und Ordnungsgesetz bringen Die neuen Regelungen sollen der Polizei in MV mehr Befugnisse ge-ben insbesondere fuumlr Ermittlungen im Internet Sie erlauben den Beamten zum Beispiel heimlich auf Computer Tablets und Smartphones zuzugreifen

oder Telefonate zu uumlberwachen Das Anliegen dahinter Terrorismus Online-Kriminalitaumlt und Kinderpornografie wir-kungsvoller zu bekaumlmpfen Die Aumlnde-rungen wurden monatelang kontrovers diskutiert In der Oumlffentlichkeit In den Fraktionen Im Innenausschuss und in Anhoumlrungen mit Sachverstaumlndigen Und im Maumlrz nach zweiter Lesung im Landtag mit den Stimmen von SPD CDU und AfD beschlossen

Besonders fuumlr Ermittlungen im Internet erhaumllt die Polizei mehr Moumlglichkeiten

nen wir weiter so produzieren das Pro-duzierte verteilen und konsumieren wie bisher Was ist eigentlich wirklich wich-tig in unserem Leben Und wie gehen wir miteinander umldquo meinte Torsten Koplin bdquoKlingt pathetisch ist es aber nichtldquo Das Virus werfe auch ein Licht auf die Schwaumlchen des Gesundheits-systems An vielen Stellen mangele es an Desinfektionsmittel und Schutzbe-kleidung bdquoWir fordern daher den unver-zuumlglichen Aufbau einer landeseigenen Notfallreserve fuumlr Desinfektionsmittel und Schutzbekleidungldquo Daruumlber hinaus verlangte er die Ausbil-dungskapazitaumlten in der Pflege und die Zahl der Medizinstudienplaumltze zu erhouml-hen bdquoWir muumlssen vorausschauend dafuumlr sorgen dass wir endlich genug Pflege-

rinnen und Pfleger sowie Aumlrztinnen und Aumlrzte habenldquo Sein dringlicher Appell an die Bevoumllkerung den Empfehlungen der Behoumlrden Folge zu leisten bdquoBeson-nenheit Ruumlcksichtnahme und Solidari-taumlt sind das Gebot der Stundeldquo

Ein Dreiklang auf den auch Ministerprauml-sidentin Manuela Schwesig setzt Sie bat um Verstaumlndnis wenn es in naumlchs-ter Zeit zu weiteren Einschraumlnkungen kommen sollte Die Lage sei ernst Manch einer moumlge die Maszlignahmen vielleicht fuumlr uumlbertrieben halten Hier gehe es aber um den Schutz von Men-schenleben Auch wer sich selbst nicht fuumlr gefaumlhrdet halte habe eine Verant-wortung gegenuumlber Risikopatienten bdquoUm diese Solidaritaumlt bitte ich unsere

Bevoumllkerungldquo Sie verstehe die Sorgen der Wirtschaft Das Land sei jedoch gut vorbereitet Sie befuumlrwortete die Re-gelungen des Bundes zur Kurzarbeit bdquoMit Kurzarbeit sind wir sehr sehr gut durch die Finanz- und Wirtschaftskrise gekommen Es ist eine Maszlignahme mit der wir gute Erfahrungen habenldquo Auch mit dem kuumlrzlich beschlossenen Lan-deshaushalt fuumlr 20202021 sei MV gut fuumlr schwierige Situationen aufgestellt In den naumlchsten Wochen werde man auf viele Dinge flexibel reagieren muumlssen bdquoIch bin sehr sehr zuversichtlich dass wir genau mit diesem Dreiklang ndash die Kraft aufbringen sich der Pandemie zu stellen besonnen zu reagieren und soli-darisch zu handeln ndash in der Bevoumllkerung auch das meistern koumlnnenldquo

bdquoDas neue Gesetz ist eine Antwort auf das digitale Zeitalterldquo verdeutlichte Manfred Dachner (SPD) Waumlhrend sich Taumlter bildlich gesehen in duumlsengetrie-benen Fahrzeugen auf der Datenau-tobahn bewegten seien die Ermittler noch im Wartburg unterwegs bdquoMit dem Gesetz geben wir der Polizei die Befugnis effektiver die Allgemeinheit und den Einzelnen zu schuumltzenldquo Die Erweiterungen moumlgen bdquowie ein Grusel-kabinett von Maszlignahmenldquo klingen ndash aber nur wenn man nicht deutlich dazu sage dass ihre Anwendung auf Tatsa-chen beruhen muss die eine Gefahr fuumlr Leib und Leben bedeuten Bloszlige Ver-dachtsmomente reichten nicht aus Das gelte auch fuumlr Menschen im direkten Umfeld einer Zielperson Selbst die

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26 A u s d e m P l e n u m | B e r i c h t e

Groszligmutter von Al Capone haumltte nach diesem Gesetz keine Polizeimaszlignahme zu befuumlrchten sofern keine Tatsachen vorliegen dass von ihr selbst Gefahren ausgingen so Dachner Zudem stuumlnden alle freiheitseinschraumlnkenden Maszlignah-men unter Richtervorbehalt Er betonte bdquoDie Polizei war und ist immer ein zu-verlaumlssiger Huumlter des Gesetzes Das wird auch im neuen SOG so bleibenldquo

Nikolaus Kramer (Fraktionsvorsitzen-der AfD) begruumlszligte die Aumlnderungen bdquoEs ergibt schlichtweg keinen Sinn die Landespolizei zur Abwehr schwerwie-gender Gefahren personell aufzusto-cken ihr aber dann die notwendigen Moumlglichkeiten der Erkenntnisgewin-nung vorzuenthaltenldquo An einigen Stel-len sehe er jedoch Nachbesserungs-bedarf So sollten Ermittler zur Abwehr terroristischer Straftaten Menschen auch praumlventiv in Gewahrsam nehmen duumlrfen bdquoUnd wir wollen Journalisten als Berufsgeheimnistraumlger explizit schuumlt-zenldquo Die Sorge vor einem Uumlberwa-chungsstaat hielt er fuumlr unbegruumlndet bdquoDas neue Sicherheits- und Ordnungs-gesetz ist mit Sicherheit keine neue Stasi 20ldquo Alles andere sei bdquoPolemik eines linken Milieusldquo und verkenne die unab-haumlngigen Kontrollinstanzen des Rechts-staats Kritik uumlbte er an der neuen Om-budsstelle fuumlr Polizisten Sie schuumlre nur Misstrauen innerhalb der Landespolizei bdquoBei uns im Land gibt es viele Stellen an die sich Polizisten in Not wenden koumln-nenldquo ndash denen nun das Vertrauen abge-sprochen werde

bdquoDas einzig Schlechte an dem Gesetz ist dass es nicht schon letztes Jahr in Kraft getreten istldquo sagte Ann Christin von Allwoumlrden (CDU) bdquoGerade die er-weiterten Online-Befugnisse sind in Zeiten der allgemeinen Digitalisierung ein zwingend notwendiges polizei-liches Mittel zur Gefahrenabwehrldquo Viele der gezeichneten Horrorszenarien seien bdquokompletter Stussldquo Sie offenbarten le-diglich welches Misstrauen die politi-schen Raumlnder gegenuumlber der Polizei hegten bdquoDie Gefahr dass der Staat die Daten missbraucht geht gegen nullldquo Von ihrer Kritik am Umgang mit dem Gesetzentwurf nahm sie auch die Me-dien nicht aus Dem Land einerseits den Weg in einen Uumlberwachungsstaat zu unterstellen anderseits aber damit

zu werben fuumlr ein neues Zeitungsabo bdquoAlexaldquo obendrauf zu legen sei blan-ker Hohn Sie betonte dass das Gesetz Medienvertreter gegenuumlber dem bis-herigen Recht nicht schlechter stelle bdquoMoumlglich dass Medienvertreter sich was das angeht schon immer schlecht behandelt gefuumlhlt haben Aber neu sind die beklagten Regelungen ganz und gar nichtldquo

Fuumlr DIE LINKE greift der Gesetzentwurf zu weit in die Grundrechte der Buumlrger ein bdquoOnline-Durchsuchungen und Quellen-TKUuml [Telekommunikationsuuml-berwachung] unter dem Vorwand der Gefahrenabwehr stellen einen Paradig-menwechsel dar dessen Flurschaden noch gar nicht absehbar istldquo sagte Peter Ritter bdquoAus der Polizei als allgemeinem Inbegriff von Sicherheit und Gefahren-abwehr wird eine Institution deren Ar-beit auf Unsicherheit und Sicherheits-luumlcken von IT-Systemen basiertldquo Das werde das Vertrauen der Buumlrger in die Polizei nicht staumlrken Er forderte dem Zuwachs an Befugnissen eine unabhaumln-gige Beschwerdestelle gegenuumlberzu-stellen an die sich nicht nur Polizisten sondern auch Buumlrger wenden koumlnnen

Da sich der Vorsitzende des Innenaus-schusses in der Debatte weder zu den Beratungen noch zur Anhoumlrung im Ausschuss geaumluszligert habe empfahl er allen Interessierten einen Blick in die Beschlussempfehlung bdquoDenn die Anhouml-rung hat ein ganz anderes Bild ergeben als hier in einzelnen Reden dargestellt wurdeldquo Saumlmtliche Hinweise Kritiken oder Anregungen seien jedoch in den Wind geschlagen worden

Auf Antrag der Fraktion DIE LINKE wur-de uumlber den Gesetzentwurf nament-lich abgestimmt Daran nahmen 68 Abgeordnete teil 56 stimmten fuumlr den Gesetzentwurf 12 dagegen Die Aumlnde-rungsantraumlge der Opposition wurden abgelehnt

Gesetzentwurf Landesregierung Drucksache 73694Beschlussempfehlung Innenausschuss Drucksache 74766Aumlnderungsantraumlge DIE LINKE Drucksachen 74776 und 74777Aumlnderungsantraumlge AfD Drucksachen 74778 und 74779

Info

bull InbegruumlndetenFaumlllendarfdiePolizeiPCs Smartphones und Tablets von Zielpersonen durchsuchen und uumlber-wachen Bei Bedarf auch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Voraussetzung dafuumlr ist in jedem Fall eine richterliche Genehmigung

bull Neben Festnetz undMobilfunk duumlr-fen Ermittler nun auch Telefonge-spraumlche uumlbers Internet uumlberwachen und mithilfe einer Software auf ver-schluumlsselte Inhalte zugreifen Auch fuumlr diese Quellen-Telekommunikati-onsuumlberwachung (Quellen-TKUuml) ist eine richterliche Genehmigung not-wendig

bull Laumlsst sich die Identitaumlt einer Per-son nicht anders feststellen duumlrfen Ordnungsbehoumlrden die betroffene Person bis zum Eintreffen der Polizei festhalten

bull Der finale Rettungsschuss wird alsklarstellende Regelung in das SOG aufgenommen

Er ist bisher auch schon moumlglich aber nicht explizit gesetzlich festge-halten

bull InpolizeilichenRaumlumendie fuumlrdieGewahrsamnahme genutzt werden wird Videouumlberwachung erlaubt

bull Um Straftaten zu verhindern oderVermisste zu suchen darf die Lan-despolizei auch Drohnen einsetzen

bull Vollzugsbediensteten der Zollver-waltung wird eine Eilzustaumlndigkeit eingeraumlumt Damit koumlnnen auch sie gefahrenabwehrend taumltig werden

bull Security-PersonalbeiGroszligveranstal-tungen soll regelmaumlszligig einer Zuver-laumlssigkeitspruumlfung unterzogen wer-den

bull Der Katalog der Straftaten von er-heblicher Bedeutung wird unter an-derem um Terrorismusfinanzierung die Verbreitung von Kinderporno-grafie Geldwaumlsche und das Ein-schleusen von Auslaumlndern erweitert

Quelle Innenministerium

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27 A u s d e m P l e n u m | B e r i c h t e

Enquete-KommissionkommtGremium soll uumlber die Zukunft der medizinischen Versorgung in MV beraten

Um die stationaumlre Versorgung kran-ker oder verletzter Menschen kuumlm-mern sich in MV 37 Krankenhaumluser Je-den einzelnen dieser Standorte auch in Zukunft zu erhalten ist ein Ziel das alle Fraktionen im Landtag eint Uumlber den Weg dahin gehen die Meinungen allerdings auseinander DIE LINKE haumllt es unter anderem fuumlr geboten private Krankenhaumluser gegebenenfalls in oumlf-fentliche Traumlgerschaft zuruumlckzufuumlh-ren und forderte bis Herbst entspre-chende Moumlglichkeiten auszuloten Die Koalitionsfraktionen legten einen Dringlichkeitsantrag vor Ein zen-traler Punkt darin Schnellstmoumlglich eine Enquete-Kommission ins Leben zu rufen die die Zukunft der medizi-nischen Versorgung in MV als groszliges Ganzes beleuchtet

Ein vorbildliches Gesundheitsnetz auf der einen Seite marode Kliniken und veraltete Technik auf der anderen ndash in diesem Konfliktfeld habe sich das Ge-sundheitswesen nach der Wende be-funden skizzierte Torsten Koplin (DIE LINKE) bdquoDas Heil aus dieser Situation wurde im Umbruch der Eigentumsver-haumlltnisse gesehenldquo In keinem anderen ostdeutschen Bundesland seien so viele Krankenhaumluser privatisiert worden wie in MV ndash die meisten zwischen 1991 und 1996 Unter der SPDPDS-Regierung in den Jahren 1998 bis 2006 seien es sechs gewesen bdquoSeither zieht eine Beutegemeinschaft privater Klinikkon-zerne durch das Landldquo die ndash getrieben von Effizienzrenditen ndash unprofitable Krankenhausbereiche wie Kinder- und Jugendmedizin Gynaumlkologie und Ge-burtshilfe auslese Hier muumlsse die Politik Verantwortung uumlbernehmen und ge-gebenenfalls private Krankenhaumluser in oumlffentliche Traumlgerschaft zuruumlckfuumlhren bdquoEs geht nicht um eine Situation die von

heute auf morgen ansteht Aber wir ha-ben politisch Vorsorge zu leisten fuumlr den Fall der Faumllleldquo Als Finanzierungsquelle brachte er den Strategiefonds ins Spiel

Die stationaumlre Versorgung langfristig flauml-chendeckend aufrechtzuerhalten stehe fuumlr die Koalitionsfraktionen auszliger Frage Sich in jeder Landtagssitzung einzelnen Standorten oder Herausforderungen zu widmen werde die Probleme aber nicht loumlsen begruumlndete Sebastian Ehlers(CDU) den auf Initiative seiner Frakti-on eingereichten Dringlichkeitsantrag Er halte es fuumlr sinnvoller die Dinge zu buumlndeln bdquoWir wollen deshalb heute die Weichen stellen fuumlr eine Enquete-Kom-mission Zukunft der medizinischen Versorgung in Mecklenburg-Vorpom-mernlsquoldquo Mit dem Ziel konkrete Details fuumlr eine zukunftsfaumlhige medizinische Versorgung im Land auszuarbeiten Er warb darum alle Gedankenspiele zuzu-lassen und innovative Wege zu gehen bdquoDa darf es keine Denkverbote gebenldquo Er appellierte daran die Enquete-Kom-mission schnell ins Leben zu rufen und noch bis zum Ende der Wahlperiode zu Ergebnissen zu kommen

Gesundheitsminister Harry Glawe un-terstrich dass das Gesundheitssystem von einer Vielfalt an Anbietern lebe Dazu gehoumlrten private und kommunale Traumlgerschaften genauso wie die freie Wohlfahrt bdquoGrundsaumltzlich ist das immer ein Dreiklangldquo Das was DIE LINKE hier einfordere stehe vor einer hohen Huumlrde im Grundsatz und im Grundgesetz Trauml-gerschaften unter Zwang zu veraumlndern sei ausgeschlossen bdquoEs muss immer einen Verkaumlufer geben und einen der kaufen willldquo Er zeigte sich uumlberzeugt dass die gegenwaumlrtige Gesundheits-struktur im Land auch in den naumlchsten Jahren Bestand haben werde Eine En-quete-Kommission sei aber ein guter Weg um fraktionsuumlbergreifend und mit Fachleuten uumlber die Krankenhausland-schaft und deren Strukturen nachzu-denken und Empfehlungen zur Sicher-stellung der medizinischen Versorgung zu erarbeiten

bdquoWir wissen dass linke Politik gern von einer Ausweitung der Staatsquote traumlumtldquo sagte Dr Gunter Jess (AfD) bdquoWir meinen dagegen dass wir alle auch private Ressourcen fuumlr eine

gute Gesundheitsversorgung nutzen solltenldquo Krankenhaumluser in Gaumlnze oder Teilbereichen zu rekommunalisieren sei daher eine Handlungsoption aber kein Koumlnigsweg Einer Enquete-Kommission die bis zu Sommerpause 2021 Ergeb-nisse praumlsentieren soll stand er skep-tisch gegenuumlber bdquoIch denke da wird nichts Vernuumlnftiges bei rauskommenldquo Er habe vielmehr den Eindruck dass die Koalitionsfraktionen mit den selbst ver-ursachten Problemen nicht mehr fertig werden und sich mit der Kommission und mit Blick auf die Landtagswahl 2021 bdquogeschickt aus der Affaumlre ziehen wollenldquo Er nehme den Koalitionsfraktionen die Rolle des Gestalters jedenfalls nicht ab sondern frage sich warum die Antrag-steller nach 30 Jahren direkter oder in-direkter Regierungsverantwortung in Bund und Land nicht schon laumlngst ge-handelt haben

bdquoMosaiksteine bringen nicht vielldquo warb Julian Barlen (SPD) fuumlr die Enquete-Kommission bdquoWir brauchen einen lang-fristig tragfaumlhigen Masterplanldquo Im Kern gehe es um ein sektoruumlbergreifendes multiprofessionelles Versorgungskon-zept bdquoDie Menschen erwarten zu Recht dass sich der Staat um die wesentlichen Belange der Daseinsvorsorge kuumlmmert und wenn noumltig dem Markt auch die Stirn bietetldquo Das Land duumlrfe nicht weiter dabei zuschauen wenn private Traumlger wichtige aber weniger oder nicht pro-fitable Bereiche wie Geburtshilfe oder Paumldiatrie abstoszligen bdquoDie Politik muss es sein die die Regeln dieses Spiels be-stimmt und gemeinsam mit den Betei-ligten aktiv und mit klaren Anforderun-gen ausgestaltet Das ist die Motivation fuumlr den heutigen Antragldquo Der Landtag muumlsse in diesen Fragen eng an der Seite der Menschen stehen die diese Versor-gung dringend brauchten Aufgabe der Enquete-Kommission sei es deshalb den Status quo zu analysieren Perspek-tiven in den Blick zu nehmen und Emp-fehlungen fuumlr eine flaumlchendeckend und zukunftsfaumlhige Gesundheitsversorgung auszusprechen

Sebastian Ehlers (CDU) warnte davor den Eindruck zu erwecken Re-Kom-munalisierungen wuumlrden alle Probleme loumlsen bdquoDas ist zu kurz gedachtldquo Auch kommunale Krankenhaumluser seien nicht vor Personalmangel gefeit Als Finanzie-

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rungsquelle den Strategiefonds anzu-fuumlhren helfe nicht weiter bdquoDa koumlnnen Sie ein halbes Krankenhaus zuruumlck-kaufenldquo Pauschal von einer bdquoBeutege-meinschaft privater Klinikkonzerneldquo zu sprechen hielt er nicht fuumlr angebracht bdquoMan muss immer aufpassen dass man nicht verallgemeinertldquo Den Vorwurf der AfD wieszlig er zuruumlck Niemand wol-le sich hinter eine Enquete-Kommission verstecken Im Gegenteil bdquoWir werden hier sehr offen und kontrovers die Din-ge diskutieren auch mit Experten Was am Ende dabei rauskommt das weiszlig ich heute ehrlicherweise auch noch nichtldquo

Die Traumlgervielfalt der Krankenhaumluser stelle seine Fraktion nicht infrage be-tonte Torsten Koplin (DIE LINKE) bdquoWir muumlssen uns nur mit dem Punkt aus-einandersetzen was passiert wenn ein Krankenhaustraumlger nicht in der Lage oder gewillt ist seinen Versorgungs-auftrag zu erfuumlllenldquo Selbst die Minister-praumlsidentin habe in der Aufregung um Parchim und Crivitz Re-Kommunalisie-rungen ins Feld gefuumlhrt bdquoWir wollen mit unserem Antrag nichts anderes als sich damit auseinanderzusetzenldquo Eine En-quete-Kommission ins Leben zu rufen sei begruumlszligenswert Sie werde jedoch nicht in einem Jahr mit ihrer Arbeit fertig sein Er draumlngte daher mit einem Aumlnde-rungsantrag darauf sie in der naumlchsten Legislaturperiode fortzufuumlhren und im Sommer zunaumlchst einen Zwischenbe-richt vorzulegen

Uumlber den Antrag der Linken wurde na-mentlich abgestimmt Dabei wurden 63 Stimmen abgegeben 12 Abgeordnete votierten mit Ja 51 mit Nein Damit ist der Antrag abgelehnt Der Koalitions-antrag fand mit den Stimmen von SPD CDU einigen Abgeordneten der AfD und dem fraktionslosen Abgeordneten Holger Arppe eine Mehrheit Der Aumlnde-

Stichwort Dringlichkeitsantrag

Ein Dringlichkeitsantrag ist ein Antrag der erst zu Beginn der Landtagssit-zung auf die Tagesordnung gesetzt wird Normalerweise muumlssen die Frak-tionen ihre Beratungsgegenstaumlnde laut Geschaumlftsordnung spaumltestens zwei Wochen vor der Sitzung bei der Landtagspraumlsidentin einreichen Manchmal ergeben sich aufgrund aktueller Entwicklungen Anlaumlsse fuumlr Antraumlge erst nach dieser Frist Ob ein Antrag fuumlr dringlich befunden wird entscheiden die Abgeordneten Stimmt mindestens eine Zweidrit-telmehrheit der Landtagsmitglieder dafuumlr wird er nachtraumlglich bzw zu-saumltzlich auf die Tagesordnung gesetzt Vor der Abstimmung hat die Fraktion die den Antrag stellt die Moumlglichkeit die Dringlichkeit in einem kurzen Re-debeitrag zu begruumlnden Alle anderen Fraktionen koumlnnen darauf erwidern Wird die Dringlichkeit abgelehnt kann der Antrag zur naumlchsten Sitzungswo-che im regulaumlren Verfahren eingereicht werden

Stichwort Enquete-Kommission

Eine Enquete-Kommission ist eine Arbeitsgruppe in der umfangreiche Sachverhalte uumlber einen langen Zeit-raum eroumlrtert werden Sie besteht aus Abgeordneten aller Fraktionen sowie externen Sachverstaumlndigen Im konkreten Fall koumlnnen das unter anderem Klinikbetreiber und Vertre-ter des Gesundheitsministeriums der Kommunen Krankenkassen und Aumlrz-teschaft sein Sie eroumlrtern das Thema gemeinsam und unter verschiedenen Aspekten Ziel ist es Loumlsungen bzw Handlungsempfehlungen fuumlr Pro-bleme zu finden aus denen dann gegebenenfalls politische Entschei-dungen abgeleitet werden Bislang gab es in MV vier Enquete-Kommissi-onen Leben in der DDR Leben nach 1989 ndash Aufarbeitung und Versoumlhnung (1995ndash1997) Zukunftsfaumlhige Gemein-den und Gemeindestrukturen in Meck-lenburg-Vorpommern (2000ndash2002) Staumlrkung der kommunalen Selbstver-waltung (2007ndash2011) und Aumllter werden in Mecklenburg-Vorpommern (2012ndash2016)

rungsantrag der Linken wurde mit den Stimmen von SPD und CDU abgelehnt

Antrag DIE LINKE Drucksache 74742Dringlichkeitsantrag CDUSPD Drucksache 74781Aumlnderungsantrag DIE LINKE Drucksache 74787

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Eine Enquete-Kommission soll sich mit der Zukunft der 37 Krankenhaumluser in MV befassen

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KeineDauer-Flaggenam SchlossSitz des Parlaments wird nur zur Landtagssitzung beflaggt

Europa-Flagge Deutschland-Flag-ge und MV-Flagge Sie werden weiter-hin nicht taumlglich vor dem Schloss we-hen Nach geltender Verordnung werden Flaggen nur an den Sitzungs-tagen der Abgeordneten gehisst Und dabei bleibt es auch Das Plenum hat mehrheitlich gegen den Vorschlag der AfD gestimmt den Sitz des Landtages dauerhaft zu beflaggen Ihr Ansinnen auch den Plenarsaal mit diesen drei Flaggen auszustatten fand ebenfalls keine Mehrheit Beide Antraumlge wurden in einer gemeinsamen Debatte bera-ten in der sich neben der AfD nur DIE LINKE und die fraktionslose Abgeord-nete Christel Weiszligig zu Wort meldeten

bdquoSchwarz-Rot-Gold ist das Symbol fuumlr das demokratische Deutschland Dazu sollte sich ein deutsches Landespar-lament auch taumlglich bekennenldquo argu-mentierte Christoph Grimm (AfD) der beide Antraumlge ins Plenum einbrachte Die Deutschlandflagge stehe fuumlr Freiheit Wohlergehen Zugehoumlrigkeit und eine verfassungsgemaumlszlige Ordnung Fuumlr einen selbstbewussten aufgeklaumlrten Patriotis-mus muumlsse sich niemand schaumlmen Auch dem Plenarsaal wuumlrden die Flaggen von Land Bund und EU ndash zum Beispiel in Form von Standarten ndash mehr Farbe und eine ganz andere Note verleihen Mit bei-den Ansinnen befaumlnde sich MV in guter Gesellschaft zu Laumlndern wie Bayern Hes-sen Berlin und Thuumlringen

Das Ansinnen sei ehrenhaft offenbare jedoch eine Bildungsluumlcke meinte Pe-ter Ritter (DIE LINKE) bdquoDas Instrument das Sie vorschlagen ist falschldquo Nicht die Landesregierung muumlsse aufgefordert werden die Rechtsverordnung zu aumln-dern sondern der Innenminister bdquoOder Sie aumlndern das Hoheitszeichengesetzldquo Als die Baukommission sich mit der Aus-gestaltung des neuen Plenarsaals befasst habe haumltte sich auch die AfD mit Ideen einbringen koumlnnen bdquoIch habe von Ihrer Fraktion keinen Vorschlag gehoumlrtldquo weder zum Aussehen des Saals noch zur Beflag-gung bdquoWir lehnen diese Antraumlge abldquo

Den Plenarsaal zu beflaggen ndash fuumlr Christel Weiszligig (fraktionslos) eine laumlngst uumlber-faumlllige Forderung Flaggen zu zeigen bedeute in der Wirkung nach auszligen auch bdquoWir stehen zu unserem Land Wir sind stolz Diener des Volkes zu seinldquo Sie warb darum bdquoohne viel Gezetereldquo zu jeder Sitzung bdquodrei Standarten mit wun-derschoumlnen Fahnenldquo aufzustellen ndash und damit bdquozuversichtliche Aussagekraft und das Gefuumlhl hier sind wir zu Hauseldquo zu vermitteln

Christoph Grimm (AfD) warf den Ko-alitionsfraktionen vor bdquoden Schwanz einzuziehenldquo bdquoSie wissen nicht was Sie zu diesem Thema sagen sollen deshalb halten Sie lieber den Mundldquo Auch DIE LINKE habe in ihrem Redebeitrag eine Pirouette nach der anderen gedreht bdquoWenn wir die Landesregierung zu etwas auffordern dann ist natuumlrlich auch der Innenminister gefragt und gemeintldquo Die angefuumlhrten Ablehnungsgruumlnde hielt er fuumlr vorgeschoben bdquoGeben Sie das doch zu und sagen Sie dass Sie ideologisch einfach ein Problem mit Schwarz-Rot-Gold habenldquo

Horst Foumlrster (AfD) unterstrich dass es darum gehe den Sitz des Landtags bei der Beflaggung auf eine Stufe mit der Staatskanzlei zu stellen bdquoSymbole ha-ben eine groszlige Wirkungldquo Er gehe nicht davon aus dass es Streit in der Sache gebe Knackpunkt sei vielmehr dass die AfD den Antrag stelle bdquoSeien Sie an der Stelle einfach mal sachlichldquo Er erinnerte daran dass auch Bundespraumlsident Stein-meier vor einiger Zeit davor gewarnt habe Symbole den politischen Raumlndern zu uumlberlassen Sein Vorschlag bdquoWenn Sie nicht mit uns stimmen moumlgen stellen Sie demnaumlchst selbst einen Antragldquo

Beide Antraumlge wurden mit den Stimmen von SPD CDU und DIE LINKE abgelehntAntrag AfD Drucksache 74737Antrag AfD Drucksache 74749

Stichwort Beflaggung

Ob und wie oumlffentliche Gebaumlude be-flaggt werden kann nicht einfach nach Gutduumlnken entschieden werden Grundlage dafuumlr sind die bdquoBeflaggungs-verordnungldquo und die bdquoVerordnung zur Bestimmung der regelmaumlszligigen Be-flaggungstageldquo des Landes Die Staats-kanzlei zeigt taumlglich Flagge die Euro-paflagge die Bundesflagge und die Dienstflagge des Landes Der Landtag ist laut Verordnung an jedem Sitzungs-tag mit der Landesflagge und den Flag-gen der Landesteile Mecklenburg und Vorpommern beflaggt Vor anderen Dienststellen und Behoumlrden des Lan-des oder die der Aufsicht des Landes unterstehen werden Flaggen dagegen nur an ausgewaumlhlten Tagen gehisst Dazu gehoumlren zum Beispiel der 1 Mai (Tag der Arbeit) der Tag der Deut-schen Einheit der Volkstrauertag (auf halbmast) oder der Tag an dem eine Wahl stattfindet Uumlber den offiziellen Beflaggungskalender hinaus kann der Landesinnenminister aufgrund beson-derer Anlaumlsse weitere Beflaggungen anordnen

Landesflagge versus Dienstflagge Blau Weiszlig Gelb Weiszlig Rot quer gestreift ndash so sieht die Landesflagge aus Daneben verwenden die Landesbehoumlrden auch eine Dienstflagge Auf ihr sind zusaumltzlich noch die beiden Wappentiere der mecklenburgische Stier und der pommersche Greif abgebildet

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An Sitzungstagen wehen vor dem Schweriner Schloss die Europa-Flagge die Deutschland-Flagge und die MV-Flagge

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wie Planungen fuumlr einen Hochschulstand-ort Schwerin gewuumlnscht Sie enthielt sich in der AbstimmungAntrag SPDCDU Drucksache 74739

Elternzeit heiszligt Teilzeitplatz

Kinder deren Eltern mit einem Geschwis-terkind in Elternzeit sind haben auch weiterhin keinen Anspruch auf einen Ganztagsplatz in der Kita SPD CDU und DIE LINKE sprachen sich gegen den Vorschlag der AfD aus das Kindertages-foumlrderungsgesetz (KifoumlG) entsprechend zu aumlndern Nach den derzeitigen Rege-lungen steht diesen Familien maximal ein Teilzeitplatz zu Fuumlr die SPD liegen die Konflikte nicht in der Teilzeitloumlsung an sich sondern in den damit verbun-denen unflexiblen Bring- und Abhol-zeiten Diese gelte es zu aumlndern Die CDU beklagte dass der Gesetzentwurf nichts daruumlber aussage wie der Vorstoszlig per-sonell und finanziell gestemmt werden solle DIE LINKE wandte sich dagegen Betreuungszeiten an Voraussetzungen zu knuumlpfen und sprach sich fuumlr einen grundsaumltzlichen Ganztagsanspruch fuumlr alle Kinder aus Der Gesetzentwurf wur-de nach dieser ersten Lesung nicht zu weiteren Beratungen in den Fachaus-schuss verwiesenGesetzentwurf AfD Drucksache 74738

Keine gezielte Jagd auf Kolkraben

Die AfD-Fraktion verlangt von der Lan-desregierung mehr Schutz fuumlr Weide-tiere In den Mittelpunkt ihres Antrages stellte sie dabei den Kolkraben der im-mer wieder neugeborene Weidetiere angreife um dann das Aas zu fressen Nach Ansicht der AfD sollte der Vogel deshalb in die EU-Vogelschutzrichtlinie aufgenommen werden ndash um eine ge-zielte Bejagung zu ermoumlglichen Dass schwache Tiere das Interesse von Aas-fressern erregten liege in der Natur der Tiere entgegnete die SPD Es sei aber mitnichten so dass auf jeder Weide Kolk-

CDU sprachen sich fuumlr eine europaumlische Loumlsung und gegen einen Alleingang von MV aus Die AfD verlangte die unbeglei-teten Kinder zu ihren Eltern zuruumlckzu-schicken Anstatt dem Steuerzahler neue Kosten aufzuerlegen solle das Geld ihrer Meinung nach lieber vor Ort in aumlrztliche Hilfe investiert werden Der Antrag wur-de abgelehntDringlichkeitsantrag DIE LINKE Drs 74780

Eckwerte weisen Hochschulen den Weg

Mehr unbefristete Stellen mehr Geld ein Studiengang fuumlr Grundschullehrer in Greifswald ndash das sind drei Beispiele aus den Eckwerten die der Landtag mit den Stimmen von SPD und CDU fuumlr die Hochschulentwicklung der kommenden Jahre beschlossen hat Die Eckwerte sind der Wegweiser in welche Richtung sich die Hochschulen in den Jahren 2021 bis 2025 entwickeln sollen Auf ihrer Grund-lage erarbeiten sie Zielvereinbarungen und Entwicklungsplaumlne zum Beispiel zu Stellen Studiengaumlngen Faumlchern und For-schungsschwerpunkten Das Eckpunkte-papier ermoumlglicht es den Hochschulen erstmals die Anzahl unbefristeter Stellen zu erhoumlhen und ndash unter Einhaltung des Stellenplans ndash flexibler mit Stellen umzu-gehen Damit koumlnnen sie bei Bedarf auch im laufenden Jahr Stellen schaffen oder streichen Bislang war dies nur in engen Grenzen moumlglich Bei den Bauvorhaben liegt der Fokus unter anderem auf dem ULMICUM und BIOMEDICUM in Rostock und der Bibliothek in Neubrandenburg Mit Blick auf den Fachkraumlftebedarf legt das Land sein Hauptaugenmerk auf die fachliche Entwicklung der Studiengaumln-ge fuumlr Mediziner Juristen Bauingenieure und Lehrer Durch die Verstetigung des Hochschulpaktes stehen den Hochschu-len zudem von 2021 bis 2023 jaumlhrlich rund vier Millionen Euro ab 2024 rund acht Millionen Euro mehr zur Verfuumlgung SPD und CDU lobten die erfreulichen Entwick-lungen die sich aus den Eckpunkten erge-ben Fuumlr die AfD ging das Papier an vielen Stellen in die falsche Richtung ndash allem voran in Bezug auf Inklusion Gender Frauenquoten und dem geplanten Ori-entierungsstudium Sie stimmte ebenso wie der fraktionslose Abgeordnete Holger Arppe gegen den Antrag DIE LINKE haumltte sich unter anderem mehr Verbesserungen fuumlr die Juristenausbildung in Rostock so-

Weitere MeldungenNaumlchste Volkszaumlhlung kommt 2021

Wie viele Menschen leben in MV Wie viele Wohnungen gibt es im Land Da-ten wie diese werden im kommenden Jahr mit einer Volkszaumlhlung auf den neu-esten Stand gebracht Der sogenannte Zensus wird am 16 Mai 2021 stattfinden Deutschland ist laut EU-Recht dazu ver-pflichtet alle zehn Jahre eine Volkszaumlh-lung durchzufuumlhren Fuumlr die Erhebung werden sowohl bestehende Daten aus-gewertet als auch Buumlrger befragt Die Er-gebnisse sind wichtige Planungsgrund-lagen fuumlr Bund Land und Gemeinden Die Houmlhe der Einwohnerzahlen hat zum Beispiel Einfluss darauf wie viel Geld der Bund uumlber den Finanzausgleich ans Land und das Land an die Kommunen zahlt oder wie Wahlkreise eingeteilt werden Aber auch fuumlr die Planung von Schulen Kindergaumlrten Altenheimen oder Kran-kenhaumlusern spielen die erfassten Daten eine Rolle Die Bestimmungen zum Ab-lauf der Erhebung muumlssen in einem Ge-setz geregelt werden das im Maumlrz mit den Stimmen von SPD CDU und DIE LIN-KE beschlossen wurdeGesetzentwurf Landesregierung Drucksache 74445Beschlussempfehlung Innenausschuss Drucksache 74762

Fluumlchtlingskinder aus Griechenland

DIE LINKE hat erneut darauf gedraumlngt Fluumlchtlingskinder aus uumlberfuumlllten grie-chischen Lagern nach MV zu holen Mit einem Dringlichkeitsantrag forderte sie die Landesregierung auf uumlber die vom Bund geaumluszligerten Absichten hinaus zu gehen und weitere Kinder aufzu-nehmen Der Koalitionsausschuss des Bundes hatte sich Anfang Maumlrz bereit erklaumlrt in Zusammenarbeit mit anderen europaumlischen Laumlndern bis zu 1500 kranke sowie unbegleitete Kinder und Jugendli-che nach Deutschland zu holen DIE LIN-KE forderte dem Bund ein eigenes An-gebot zur Aufnahme weiterer Maumldchen und Jungen in MV zu machen SPD und

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31 A u s d e m P l e n u m | M e l d u n g e n

und Fernmeldegeheimnis) neu besetzt werden Zur Wahl stand auf Vorschlag der Christdemokraten Ann Christin von Allwoumlrden In geheimen Wahlen wur-de die CDU-Abgeordnete mit groszliger Mehrheit in alle drei Gremien gewaumlhlt An der Abstimmung hatten sich jeweils 60 Abgeordnete beteiligt Neues stellver-tretendes Mitglied der G 10-Kommission wurde Franz-Robert LiskowWahlvorschlaumlge CDU Drucksachen 74768 bis 74770

Ausschuss bestimmt Vertrauensleute

In diesem Jahr werden an den Verwal-tungsgerichten Schwerin und Greifswald sowie am Oberverwaltungsgericht neue ehrenamtliche Richterinnen und Richter gewaumlhlt Die Wahl uumlbernimmt ein beim jeweiligen Gericht bestehender Wahl-ausschuss Diesen Wahlausschuumlssen gehoumlren die Praumlsidenten der Verwal-tungsgerichte ein von der Landesregie-rung bestimmter Verwaltungsbeamter sowie sieben Vertrauensleute an Diese Vertrauensleute wiederum werden von den Landtagsabgeordneten bestimmt SPD CDU und DIE LINKE haben sich in einem gemeinsamen Dringlichkeitsan-trag darauf verstaumlndigt diese Aufgabe dem Rechtsausschuss zu uumlbertragen In der Debatte dazu meldete sich nur die AfD zu Wort Sie wandte sich dage-gen die Entscheidungskompetenz vom Landtag in den Ausschuss zu verlagern bdquoUnserer Meinung nach ist das eine Fra-ge die das Plenum zu entscheiden hatldquo Die ehrenamtlichen Richterinnen und Richter werden fuumlr die Dauer von fuumlnf Jahren gewaumlhlt Ihre Aufgabe ist es mit Erfahrungen und Kenntnissen aus dem taumlglichen beruflichen und sozialen Um-feld die juristisch gepraumlgte Sichtweise der Berufsrichter sinnvoll zu ergaumlnzenDringlichkeitsantrag SPD CDU DIE LINKE Drucksache 74775

Kooperatives Ehrenamt

Die Bundesregierung hat die Deutsche Stiftung fuumlr Engagement und Ehrenamt mit Sitz in Neustrelitz ins Leben gerufen Vor diesem Hintergrund hat der Landtag auf Initiative der CDU die Landesregie-rung beauftragt die Arbeit der Stiftung zu unterstuumltzen und eine Kooperation mit der Ehrenamtsstiftung des Landes

rabenschwaumlrme nur darauf warteten uumlber ein neugeborenes Tier herzufallen Die CDU verwies darauf dass die Voumlgel unter bestimmten Bedingungen auch jetzt schon bejagt werden duumlrften DIE LINKE meinte ursaumlchlich fuumlr die Pro-bleme von Weidetierhaltern seien we-der Wolf noch Kolkrabe sondern eine verfehlte EU-Agrarfoumlrderpolitik Daran wuumlrde auch eine Bejagung des Kolkra-ben nichts aumlndern Alle drei Fraktionen SPD CDU und DIE LINKE sowie die frak-tionslose Abgeordnete Christel Weiszligig lehnten den Antrag abAntrag AfD Drucksache 74735

Debatte um Jura-Studium

Auf den Arbeitsmarkt fuumlr Juristen kom-men groszlige Herausforderungen zu Bis 2031 werden 320 Richter und Staatsan-waumllte in Ruhestand gehen Demgegen-uumlber stehen ein hohe Abbrecher- und Durchfallquote bei Jura-Studenten Un-ter Verweis auf diese Entwicklung warb DIE LINKE darum die Juristenausbildung in MV staumlrker in den Blick zu nehmen Konkret draumlngte sie darauf die Qualitaumlt der Ausbildung zu verbessern sowie ne-ben Greifswald auch in Rostock wieder bdquoRechtswissenschaftenldquo als Studiengang anzubieten Die AfD pflichtete der Pro-blematik bei und unterstuumltzte die Vor-schlaumlge Sie warb darum mehr Personal einzustellen um Studierende gut aufs Examen vorzubereiten Nach Ansicht der CDU seien weder im Haushalt noch strukturell die Voraussetzungen fuumlr einen Studiengang der Rechtswissenschaften in Rostock gegeben Die SPD ging in der Analyse der Probleme mit den Linken mit betonte aber dass Verbesserungen bereits umgesetzt wuumlrden oder in Pla-nung seien Neue Doppelstrukturen in Greifswald und Rostock lehnte sie abAntrag DIE LINKE Drucksache 74747

Neue Mitglieder fuumlr drei Gremien

Der bisherige Fraktionsvorsitzende der CDU Vincent Kokert hat mit Wirkung zum Maumlrz den Landtag verlassen Aus diesem Grund mussten die Sitze der Fraktion in der Parlamentarischen Kon-trollkommission (Angelegenheiten des Verfassungsschutzes) im SOG-Gremium (Sicherheits- und Ordnungsgesetz) und in der G 10-Kommission (zu Brief- Post-

angeregt Die Koalitionsfraktionen erhof-fen sich davon auch Synergieeffekte und eine Staumlrkung fuumlr das Ehrenamt in MV Die Opposition hielt den Antrag fuumlr unnoumltig bdquoDas ist ungefaumlhr so als wuumlrden wir die Einrichtung des Plenarsaals begruumlszligen und dafuumlr plaumldieren dass hier regelmauml-szligig Sitzungen durchgefuumlhrt werdenldquo meinte DIE LINKE Sie stimmte dem An-trag trotzdem zu in der Hoffnung dass er die Bedingungen fuumlr das ehrenamt-liche Engagement weiter verbessere Die AfD warnte vor einer bdquostaatlich organi-sierten Uumlbersteuerung von Ehrenamtldquo In der Abstimmung zeigten sich ihre Frak-tionsmitglieder uneins Einige stimmten dem Antrag zu andere enthielten sichAntrag CDUSPD Drucksache 74740

Kritik am Abrechnungssystem

Wolgast Parchim Demmin Krankenhaumlu-ser im Land stehen immer wieder im oumlf-fentlichen Fokus weil sie Schwierigkeiten haben ihre Abteilungen Geburtshilfe Gynaumlkologie sowie in der Kinder- und Jugendmedizin aufrechtzuerhalten Es fehlt an Geld und Personal DIE LINKE sieht eine Ursache dafuumlr im pauschalen Abrechnungssystem uumlber das Kliniken ihre Leistungen bezahlt bekommen Dieses System werde den besonderen Anforderungen an diese stationaumlren Be-reiche nicht gerecht Im Vergleich zu an-deren Abteilungen habe die Geburtshilfe viel houmlhere Vorhaltekosten die Kinder- und Jugendmedizin viel weniger plan-bare Leistungen dafuumlr aber hohe Notfall-quoten und Zeitbedarfe Sie forderte des-halb die Kosten fuumlr diese medizinische Versorgung nach den tatsaumlchlichen Kosten abzurechnen SPD und CDU plauml-dierten dafuumlr das Thema nicht isoliert zu betrachten sondern in einen groumlszligeren Zusammenhang zu ruumlcken ndash und ver-wiesen auf ihren Antrag zur Errichtung einer entsprechenden Enquete-Kom-mission Nicht zuletzt koumlnne die Abrech-nungsfrage nur auf Bundesebene ent-schieden werden Die AfD stellte einen Aumlnderungsantrag Dieser sah vor alle drei Bereiche im bestehenden Abrechnungs-system zu belassen dort aber besser auszufinanzieren In der Debatte ergriff sie nicht das Wort Beide Antraumlge wurden abgelehntAntrag DIE LINKE Drucksache 74741Aumlnderungsantrag AfD Drucksache 74782

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Laufende Gesetzgebung

Drs-Nr Initiator Gesetz Federfuumlhrender Ausschuss

Beratungsverlauf

72573 SPD CDU Entwurf eines Vierten Gesetzes zur Aumlnderung des Landesverfassungsgerichtsgesetzes

Rechtsausschuss 1 Lesung 12092018in Beratung

72574 SPD CDU Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Aumlnderung des Volksabstimmungsgesetzes

Rechtsausschuss 1 Lesung 12092018in Beratung

72575 SPD CDU Entwurf eines xx-ten Gesetzes zur Aumlnderung der Verfassung des Landes Mecklenburg-Vorpommern

Rechtsausschuss 1 Lesung 12092018in Beratung

74017 DIE LINKE Entwurf eines Gesetzes uumlber die Errichtung einer Beteiligtentransparenz-dokumentation beim Landtag (Beteiligtentransparenzdokumentationsgesetz Mecklenburg-Vorpommern - BeteildokG M-V)

Rechtsausschuss 1 Lesung 04092019in Beratung

74301 LReg Entwurf eines Gesetzes zur Neufassung des Finanzausgleichsgesetzes Mecklenburg-Vorpommern und zur Aumlnderung weiterer Gesetze

Innen- und Europaausschuss

1 Lesung 13112019in Beratung

74443 LReg Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes uumlber den oumlffentlichen Personennahverkehr in Mecklenburg-Vorpommern

Energieausschuss 1 Lesung 12122019in Beratung

74607 LReg Entwurf eines Gesetzes zum Staatsvertrag zwischen der Freien und Hansestadt Hamburg und dem Land Mecklenburg-Vorpommern uumlber die Durchfuumlhrung von Zuverlaumlssigkeitsuumlberpruumlfungen nach dem Luftsicherheitsgesetz

Energieausschuss 1 Lesung 29012020in Beratung

74613 LReg Entwurf eines Gesetzes zum Dreiundzwanzigsten Staatsvertrag zur Aumlnderung rundfunkrechtlicher Staatsvertraumlge (Dreiundzwanzigster Rundfunkaumlnderungsstaatsvertrag)

Innen- undEuropaausschuss

1 Lesung 29012020in Beratung

74614 LReg Entwurf eines Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes zur Ausfuumlhrung des Tierische Nebenprodukte-Beseitigungsgesetzes und zur Aumlnderung weiterer Vorschriften

Agrarausschuss 1 Lesung 29012020in Beratung

74615 SPD CDU Entwurf eines Ersten Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes zur Errichtung eines Sondervermoumlgens bdquoStrategiefonds des Landes Mecklenburg-Vorpommernldquo

Finanzausschuss 1 Lesung 29012020in Beratung

74618 AfD Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Aumlnderung des Finanzausgleichsgesetzes Mecklenburg-Vorpommern

- 1 Lesung 29012020Ablehnung der Uumlberweisung

74738 AfD Entwurf eines Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes zur Einfuumlhrung der Elternbeitragsfreiheit zur Staumlrkung der Elternrechte und zur Novellierung des Kindertagesfoumlrderungsgesetzes Mecklenburg-Vorpommern (Kindertagesfoumlrderungsgesetz -KifoumlG M-V)

- 1 Lesung 11032020Ablehnung der Uumlberweisung

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Abgeschlossene Gesetzgebung im Plenum am 29 Januar 2020 entschieden

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0 Drs-Nr Gesetz Initiator Abstimmung im Plenum

Beschluss

73694 Entwurf eines Gesetzes uumlber die oumlffentliche Sicherheit und Ordnung in Mecklenburg-Vorpommern und zur Aumlnderung anderer Gesetze

LReg 1 Lesung 190620192 Lesung 11032020 Annahme

74445 Entwurf eines Gesetzes zur Ausfuumlhrung des Zensusgesetzes 2021 in Mecklenburg-Vorpommern (Zensusausfuumlhrungsgesetz 2021 - ZensAG 2021 M-V)

LReg 1 Lesung 111220192 Lesung 11032020 Annahme

74444 Entwurf eines Gesetzes uumlber die Regulierungskammer Mecklenburg-Vorpommern (RegKG M-V) und zur Aumlnderung der Energiewirtschaftszustaumlndigkeitslandesverordnung

LReg 1 Lesung 111220192 Lesung 11032020 Annahme

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Vor-Ort-TerminWirtschaftsausschuss besucht HAB in Wusterhusen und MV WERFTEN in Stralsund

Am 27 Februar hat der Wirtschafts-ausschuss die HAB (Hallen- und Anla-genbau GmbH) in Wusterhusen als Mitgliedsunternehmen des Kooperati-onsverbundes RIC MAZA MV eV und im Anschluss die MV WERFTEN Stral-sund GmbH besucht um sich uumlber den aktuellen Stand zu informieren

Die HAB (Hallen- und Anlagenbau GmbH) gehoumlrt zu den modernsten Stahlbaubetrieben in Norddeutschland Das familiengefuumlhrte Unternehmen in dem heute mehr als 70 Mitarbeiter beschaumlftigt sind entwickelt plant und errichtet Gewerbe- Industrie- und Ge-sellschaftsbauten touristische Anlagen Komponenten fuumlr den Fahrzeugbau sowie Anlagen fuumlr den Kernkraftwerks-ruumlckbau Die HAB hat im Jahr 2006 die weltweit erste Tauchgondel fuumlr Zinno-witz auf der Insel Usedom gebaut 2011 wurden die Entwicklung und der Bau des ersten deutschen Meereswellen-

schwimmergenerators gestartet Mit ei-ner eigenen Forschungs- und Entwick-lungsabteilung werden jaumlhrlich uumlber 2 Prozent des Gesamtumsatzes zielge-richtet in die Entwicklung neuer Pro-dukte und Prozesse investiert Im Bereich des Anlagenbaus hat das Unternehmen eine Achterbahn fuumlr das Oktoberfest in Muumlnchen eine Wildwasserbahn fuumlr den Safaripark in Daumlnemark sowie Kabinen fuumlr die VIETZ GmbH Hannover gebaut Zudem werden Kranrahmen fuumlr Lieb-herr in Rostock Ersatzteile fuumlr STILL in Hamburg LNG-Traumlger fuumlr die NEPTUN WERFT in Rostock sowie eine Wasser-stoffanlage fuumlr Russland gefertigt Auszligerdem ist das Projekt Energieboje auf den Weg gebracht worden Eine Boje mit der die Bewegung der Wellen in Energie umgewandelt werden soll

RIC MAZA MV eV ist aus dem Koopera-tionsverband MAZA MV eV hervorge-gangen und seit dem 1 Januar 2018 mit einem Regionalen Innovationscluster Maritime Zulieferer Allianz Schiffbau (RIC MAZA Schiffbau) taumltig Dem Ver-bund gehoumlren derzeit 43 Mitgliedsun-ternehmen (davon 29 Kleine und mitt-lere Unternehmen) mit insgesamt ca 2400 Beschaumlftigten an Das groumlszligte Mit-gliedsunternehmen ist die Ostseestaal GmbH amp Co KG mit etwa 200 Beschaumlf-

tigten Daneben zaumlhlen u a regionale Schiffbauzuliefer- Ausruumlstungs- und Industriedienstleistungsunternehmen schiffbaurelevante Ingenieur- und Pro-jektierungsunternehmen sowie Einrich-tungen der industrienahen Forschung Wissenschaft und Bildung zum Ver-bund Fuumlr das Jahr 2020 wird ein Jah-resumsatz der Mitgliedsunternehmen

Mitglieder des Wirtschaftsausschusses zu Besuch bei der Hallen- und Anlagenbau GmbH MV Fotos Landtag

Die MV WERFTEN produzieren an den Standorten Wismar Rostock und Stralsund Kreuzfahrtschiffe und Yachten

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

34 A u s d e n A u s s c h uuml s s e n

in Houmlhe von ca 340 Mio Euro erwartet Seit 2017 hat der Kooperationsverbund mehr als 20 Forschungs- und Entwick-lungsprojekte mit Unterstuumltzung des Wirtschaftsministeriums initiiert Es wurden vier fachspezifische Projekt-gruppen ins Leben gerufen (innovative Schiffbauerzeugnisse Umsetzung der Industriestrategie 40 und Digitalisie-rung unternehmensrelevanter Prozesse effektive Schiffbaukooperation sowie Staumlrkung und zukunftsrelevante Aus- und Weiterbildung der Fachkraumlfte) Ziel ist es insbesondere die schiffbauliche Wertschoumlpfungsrelevanz der Erzeug-nisse und Leistungen sowie den Anteil kooperativer Schiffbauleistungen von Mitgliedsunternehmen und -einrich-tungen am Schiffbau zu erhoumlhen und die internationale Wettbewerbsfaumlhig-keit zu verbessern

Genting Hong Kong hat im Maumlrz 2016 die drei Nordic-Yards-Werften in Wismar Rostock und Stralsund uumlbernommen und diese im Juli 2016 in MV WERFTEN umbenannt Die MV WERFTEN bauen Schiffe fuumlr die Kreuzfahrtreedereien Crystal Cruises Dream Cruises und Cruise Global Bei den MV WERFTEN in Wismar Rostock und Stralsund die zu den modernsten und effizientesten Schiffbaustandorten in Europa gehouml-ren arbeiten derzeit 3100 Beschaumlftigte (davon 679 Mitarbeiter in Stralsund) Im April 2017 lag die Mitarbeiterzahl bei den MV WERFTEN noch bei 1400 Beschaumlftigten (davon 223 Mitarbeiter in Stralsund) Die Zahl der Auszubil-denden und Dualstudierenden bei den MV WERFTEN ist von 102 im Jahr 2017 auf 300 im Jahr 2020 angestiegen Bislang haben die MV WERFTEN vier Flusskreuzfahrtschiffe der RHINE Class fertiggestellt und bauen derzeit zwei Kreuzfahrtschiffe der Global Class die in den Jahren 2021 und 2022 abgelie-fert werden Am Standort Stralsund wird die Expeditions-Megayacht bdquoEN-DEAVORldquo gebaut die noch im Sommer 2020 uumlbergeben werden soll Bis zu 200 Passagiere koumlnnen auf dieser weltgroumlszlig-ten Megayacht die mit modernsten innovativen Technologien und luxurioumls ausgestattet wird in die Tropen und in Polarregionen reisen Daruumlber hinaus ist der Bau von vier Kreuzfahrtschiffen der Universal Class geplant wobei das erste Schiff 2022 fertiggestellt werden soll

Zeugen-vernehmungLandesverwaltung sagte zur Foumlrderung der Wohlfahrtsverbaumlnde aus

Auch die Ausschusssitzung am 16 Maumlrz befasste sich mit dem vom Landtagsplenum im Jahr 2017 fest-gelegten Untersuchungsgegenstand der Landesfoumlrderung der Wohlfahrts-verbaumlnde in den Jahren 2010 bis 2016

Jedoch wurde diese Ausschusssitzung durch die weit aktuellere Problematik der zunehmenden Verbreitung des Corona-Virus gepraumlgt So kam der Vor-sitzende Jochen Schulte mit Verspauml-tung weil er zuvor an einer Beratung der Fraktionen mit der Landtagspraumlsi-dentin teilgenommen hatte Dort ging es um die weitere parlamentarische Ar-beit Die dazu getroffene Verstaumlndigung zum grundsaumltzlichen Verzicht auf Aus-schusssitzungen bis zum 20 April 2020 war schlieszliglich auch die Grundlage fuumlr den Ausschuss sich gegen die Durch-fuumlhrung der naumlchsten fuumlr den 23 Maumlrz geplanten Sitzung auszusprechen So wurden die bereits geladenen Zeugen fuumlr diesen Termin ausgeladen Auch fuumlr die Sitzung am 16 Maumlrz selbst galten besondere Vorkehrungen So wurde bei den Besuchern auf der Tribuumlne wie im Plenum bei den Abgeordneten auf ei-nen Mindestabstand zueinander geach-tet es wurden keine Kugelschreiber ge-teilt und vielfach Handschuhe genutzt

Befragt wurden in dieser Sitzung drei Zeugen aus der Landesverwaltung Sei-tens des Landesamtes fuumlr Gesundheit und Soziales (LAGuS) schilderten des-sen Direktor Dr Heiko Will und der lang-jaumlhrige Leiter der Foumlrderabteilung Tho-mas Leder die Praxis der Ausreichung und Kontrolle der Landesmittel Beide stellten heraus dass die Grundsatzent-scheidungen vom LAGuS letztlich nur umgesetzt wurden Dabei seien auch im Rahmen des vielfach kritisierten bdquoein-fachen Verwendungsnachweises wie bei einem bdquonormalen Verwendungs-nachweis durchaus Belege gepruumlft wor-

den Das LAGuS sei bei der Bewilligung der Foumlrdermittel auch nicht an bdquoLIGA-Schluumlssel gebunden gewesen sondern habe alle Antraumlge einzeln entsprechend der Regularien gepruumlft und beschieden In den Ausfuumlhrungen wurde auch noch einmal auf die Einrichtung des LAGuS im Jahre 2006 Bezug genommen und auf die Uumlbertragung umfangreicher Aufga-ben im Jahr 2010 Heute werde die Foumlr-derabteilung fuumlr fuumlnf verschiedene Mi-nisterien taumltig und fuumlhre Foumlrderungen aus die in den Ministerien von rund drei Dutzend Fachreferaten betreut wuumlrden Insgesamt gehe es dabei jaumlhrlich um uumlber 400 Millionen Euro Zum Unter-suchungsgegenstand gehoumlrten allein rund 700 Projektfoumlrderungen

Nach den Zeugen aus dem LAGuS er-laumluterte der ehemalige Referatsleiter im Sozialministerium Claus Wergin die Grundsaumltze der Freien Wohlfahrtspflege und die Steuerung durch das Sozialmi-nisterium Er betonte Steuerung erfolge weniger durch Geld als durch inhalt-liche Eroumlrterungen und Absprachen Foumlrderungen fuumlr die Wohlfahrtspflege seien notwendig weil auf dem Markt nicht alle sozialen Angebote finanziert wuumlrden Viele Beratungs- und Hilfeleis-tungen seien ohne die Freie Wohlfahrts-pflege nicht denkbar Dabei sei das Land nicht an einen bdquoLIGA-Schluumlssel gebunden gewesen Vielmehr handele es sich dabei um einen LIGA-internen Antragsschluumlssel Damit haumltten sich die Verbaumlnde lediglich untereinander abge-stimmt uumlber ihre Aufgabenverteilung Das Land habe dann von den Verbaumln-den die entsprechenden Antraumlge erhal-ten und diese im ganz normalen Verfah-ren bearbeitet

Quelle wwwlagusmv-regierungde

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

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Experten-anhoumlrung Parlamentsforum Suumldliche Ostsee in Elblag

Am 2 Maumlrz hat in Elblag (Polen) die internationale Expertenanhoumlrung zur Vorbereitung der Jahreskonferenz des 18 Parlamentsforums Suumldliche Ost-see in Danzig stattgefunden Sie dient der Erarbeitung einer gemeinsamen Resolution aller Partnerparlamente Der Landtag MV arbeitet gemeinsam mit dem Landtag Schleswig-Holstein der Buumlrgerschaft der Freien und Han-sestadt Hamburg den Sejmiks der Woiwodschaften Westpommern Pommern und Ermland-Masuren so-wie der Kaliningrader Gebietsduma im Parlamentsforum Suumld-liche Ostsee zusammen Die Dele-gation des Landes MV war durch die Vizepraumlsidentin Beate Schlupp sowie die Abgeordneten Dirk Friedriszik und Dietmar Eifler vertreten Thema der diesjaumlhrigen Konferenz ist bdquoDer Eu-ropean Green Deal ndash Wasser und Kli-mawandelldquo Die Experten der Partner-parlamente haben uumlber die mit dem Klimawandel verbundenen Herausfor-derungen referiert

Waumlhrend der Eroumlffnung des Experten-treffens durch die Vorsitzenden der Regionalparlamente der Woiwodschaft Ermland-Masuren und Pommern sowie des Stadtpraumlsidenten von Elbląg hat der Vizepraumlsident des Sejmik Pommern Grzegorz Grzelak betont dass es einer Aumlnderung der Gewohnheiten sowie der Nutzung von Innovationen beduumlr-fe Im Anschluss daran hat Dr Andreas Lehmann von GEOMAR (Helmholtz-Zentrum fuumlr Ozeanforschung in Kiel) zum Thema bdquoKlimawandel im Ostsee-raum ndash eine Bestandsaufnahme der letzten 40 Jahreldquo berichtet Er hat darauf hingewiesen dass in den vergangenen 40 Jahren die Lufttemperatur uumlber der Ostsee um ca 2degC angestiegen sei Dies wiederum habe Auswirkungen auch auf die Wassertemperatur Die erhoumlhte Wassertemperatur wuumlrde die Loumlslich-keit des Sauerstoffs beeinflussen und

zusammen mit der Eutrophierung zu staumlrkerer Sauerstoffzehrung und einer Ausdehnung von Sauerstoffmangel-gebieten fuumlhren Auszligerdem habe der Salzgehalt in der Ostsee an der Ober-flaumlche leicht abgenommen waumlhrend er in groumlszligeren Tiefen zugenommen habe Dies habe eine staumlrkere Schichtung zur Folge und erschwere den Austausch zwischen den Schichten Im Bereich der Ostsee komme es zu einer Hebung und Senkung von Landmassen dadurch fal-le beispielsweise im Bereich der noumlrd-lichen Ostsee der Meeresspiegel waumlh-rend er in der Region Deutschland und Daumlnemark ansteige

Der Experte Mecklenburg-Vorpom-merns Prof Dr Bernd Lennartz von der Universitaumlt Rostock hat uumlber die Ni-tratbelastung der Wasserressourcen in landwirtschaftlich genutzten Gebieten gesprochen Er hat sich besorgt daruumlber geaumluszligert dass die Nitratbelastung die Wasserqualitaumlt aufgrund von intensiver Duumlngung in der Landwirtschaft verrin-gere Trotz strengerer Regelungen zur Duumlngung sei die Qualitaumlt des Grund-wassers oftmals unzureichend und habe sich uumlber die letzten Jahrzehnte eigentlich nicht verbessert Infolge der Nitratbelastung muumlssten Trinkwasser-brunnen in 20 bis 30 m Tiefe abgestellt werden So sei die flaumlchendeckende kuumlnstliche Entwaumlsserung uumlber Drai-nagen verantwortlich fuumlr groszlige Stick-stoffeintraumlge Durch den Regenabfluss wuumlrde auch die Nitratkonzentration

ansteigen da durch das Wasser Nitrat ausgewaschen werde Es gebe mehre-re Moumlglichkeiten die Konzentration zu reduzieren beispielsweise durch Redu-zierung der Duumlngung da es groszlige Vor-kommen an Stickstoff im Boden gebe oder durch die Reduktion der Wasser-fluumlsse damit wuumlrde Wasser laumlnger im Boden gehalten werden um Stickstoff binden zu koumlnnen Die Nitratbelastung betreffe neben dem Grundwasser auch Fluumlsse Seen und Meere Die durch na-tuumlrliche Prozesse bedingte Algenbluumlte werde durch die erhoumlhten Naumlhrstoff-eintraumlge noch verstaumlrkt Dies koumlnne dazu fuumlhren dass Gewaumlsser veralgen und im schlimmsten Fall drohe Fisch-sterben und ein Umkippen von Seen Die Helsinki Kommission habe dazu klare Ziele formuliert Prof Lennartz hat betont dass selbst eine schnelle Reduzierung der Duumlngung und damit einhergehenden Nitratbelastung erst in Jahrzehnten spuumlrbar sei

Prof Dr Stanisław Czachorowski von der Universitaumlt Olsztyn hat ausgefuumlhrt dass sich die Klimaraumlume wie beispielsweise Wuumlsten verschieben wuumlrden und mit einem um 2 m erhoumlhten Wasserspie-gel Ende des Jahrhunderts zu rechnen sei Er hat betont dass die Menschen in Anbetracht des Klimawandels ihr Ver-halten zwingend aumlndern muumlssten Die bisherige Denkweise Wassermengen schnellstmoumlglich abzufuumlhren muumlsse geaumlndert werden Durch die steigenden Temperaturen wuumlrden sich Vegetati-

Vlnr D Eifler 1 Vize-Praumlsidentin des Landtages MV Beate Schlupp D Friedriszik und Experte Prof B Lennartz

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onszeiten verlaumlngern demgegenuumlber stehe aber der zukuumlnftig zunehmende Wassermangel Es seien verstaumlrkt Was-serspeicher einzusetzen sowie der Was-serkreislauf auszudehnen So muumlsse die groszligflaumlchige Bodenversiegelung z B durch Rasenparkplaumltze Anpflanzung von Baumlumen oder Blumenwiesen redu-ziert sowie kreative Ideen genutzt wer-den um beispielsweise Regenruumlckhal-tebecken in die staumldtische Entwicklung zu integrieren

Ryszard Gajewski (Vorstandsvorsitzen-der von Wody Gdańskie Sp zoo) hat ausgefuumlhrt dass in und um Danzig Messstationen zur Messung des Nie-derschlags eingerichtet worden seien Diese wuumlrden sehr unterschiedliche Niederschlagsmengen trotz geogra-fischer Naumlhe zueinander aufweisen In den letzten Jahren haumltten die Nieder-schlaumlge mit uumlber 100 mm Niederschlag zugenommen Allein im Jahr 2018 sei drei Mal ein solcher Regen verzeichnet worden Das Niederschlagswasser muumls-se verstaumlrkt auf Gruumlnflaumlchen gehalten oder Wasserspeicher fuumlr Trockenzeiten eingesetzt werden

Grażyna Skrzypek (Department fuumlr Umweltschutz am Marschallamt der Woiwodschaft Westpommern) hat den Teilnehmern-innen einen Uumlberblick uumlber die verschiedenen Landesdoku-mente und strategischen Werkzeuge in Bezug auf Wasser und den Klimawandel gegeben Es seien viele verschiedene Maszlignahmen fuumlr Hochwasserschutz aber auch fuumlr Trockenzeiten geplant So habe man die Einrichtung von Retentions-becken zum Schutz gegen die Gefahren die von der Ostsee ausgingen sowie Maszlignahmen in den Staumldten und der Gruumlninfrastruktur zur Wassernutzung im urbanen Raum geplant Es gebe un-ter anderem ein Landesprogramm zur Renaturierung von Oberflaumlchengewaumls-sern

Die Ergebnisse werden in die Resolution einflieszligen die im Rahmen der Jahres-konferenz im Mai beschlossen werden soll

Thema SchuleEinschulung an einer oumlrtlich nicht zustaumlndigen Schule im Petitionsausschuss beraten

Waumlhrend fuumlr die weiterfuumlhrenden Schulen ab Klasse 5 in MV die freie Schulwahl moumlglich ist schreibt das Schulgesetz Mecklenburg-Vorpom-mern (SchulG M-V) vor dass die Ein-schulung der Grundschuumller grundsaumltz-lich an der oumlrtlich zustaumlndigen Schule zu erfolgen hat Aus wichtigem Grund kann jedoch der Schultraumlger der oumlrtlich zustaumlndigen Grundschule die Ge-meinde eine Ausnahme gestatten Eine solche begehrte Ausnahmege-nehmigung fuumlr den Besuch der oumlrtlich nicht zustaumlndigen Grundschule war Gegenstand der am 27 Februar durch-gefuumlhrten Beratung des Petitionsaus-schusses

Die Eltern eines Grundschuumllers hatten sich im Juli 2019 an den Petitionsaus-schuss gewandt und die Einschulung ihres Sohnes an einer oumlrtlich nicht zu-staumlndigen Schule gefordert die von der Gemeinde abgelehnt worden war Den hiergegen eingelegten Widerspruch hat-te das Ministerium fuumlr Bildung Wissen-schaft und Kultur (Bildungsministerium) zuruumlckgewiesen Die Petenten fuumlhrten an dass bereits die aumlltere Schwester des Grundschuumllers den begehrten Schul-standort besucht und jeden Morgen zur Schule gebracht wird Es wuumlrde da-her den Familienalltag erleichtern wenn auch der Sohn diesen Schulstandort be-suchen wuumlrde der uumlbrigens naumlher am Wohnort der Petenten sei als der Ort der oumlrtlich zustaumlndigen Schule Die Busfahrt zur oumlrtlich zustaumlndigen Schule waumlre auf-grund ihrer langen Dauer fuumlr den Sohn unzumutbar Zudem wuumlrde der Sohn an dem begehrten Schulstandort zusam-men mit seinen Freunden eingeschult werden da er dort bereits den Kinder-garten besucht hatte

In der Ausschussberatung begruumlndeten der Buumlrgermeister des Schulstandortes und eine Vertreterin des Bildungsmini-steriums zunaumlchst die Gruumlnde fuumlr die Ablehnung So seien die Eltern erst nach

der Einschulung des aumllteren Geschwister-kindes das bereits die Regionalschule besucht umgezogen Zwar koumlnne eine Ausnahmegenehmigung erteilt werden wenn die Betreuung des Schulkindes vor oder nach dem Schulunterricht nicht ge-sichert sei vorliegend gebe es aber eine Hortbetreuung Auch haumltten die Eltern nicht nachgewiesen dass eine Berufs-taumltigkeit am Wunschstandort bestehe Vielmehr koumlnne das Kind den Schulbus zur oumlrtlich zustaumlndigen Schule nutzen wobei die Fahrtdauer von 15 min zumut-bar sei Da sich die zustaumlndige Schule im Landkreis Nordwestmecklenburg und die Wunschschule im Landkreis Rostock befindet waren auch Vertreter der bei-den betroffenen Landkreise eingeladen worden Diese verwiesen auf die Pflicht der Landkreise eine Schuumllerbefoumlrderung zu den oumlrtlich zustaumlndigen Schulen si-cherzustellen Die Organisation dieser Schuumllerbefoumlrderung erfordere aber eine tragfaumlhige Schulentwicklungsplanung die die Festlegung von Einzugsbereichen voraussetze

Die Ausschussmitglieder gelangten zu der Auffassung dass die in dem kon-kreten Fall erfolgte Ablehnung den Grundschuumller an einer anderen als der oumlrtlich zustaumlndigen Schule einzuschulen rechtmaumlszligig war In lebhafter Diskussion wurden jedoch auch das Fuumlr und Wider der verpflichtenden Einschulung an der oumlrtlich zustaumlndigen Grundschule abge-wogen So kritisierten die Ausschuss-mitglieder dass der Elternwille oft voumlllig unberuumlcksichtigt bleibe obwohl neben familienorganisatorischen Gruumlnden mit-unter auch die mangelnde Attraktivitaumlt einzelner Grundschulen dazu fuumlhre dass ein anderer Schulstandort vorgezogen werde In diesem Zusammenhang wurde auch betont dass es dem Gesetzgeber ob-liege die Regelungen zur Schulwahl zu treffen waumlhrend die Verwaltung bei der Umsetzung an das geltende Recht ge-bunden ist Vor dem Hintergrund dass in einem verhaumlltnismaumlszligig duumlnn besiedel-ten Flaumlchenland eine belastbare Schul-bedarfsplanung fuumlr die Einteilung in Ein-zugsbereiche im Primarbereich foumlrderlich ist und im konkreten Fall von einer recht-maumlszligigen Entscheidung auszugehen ist hat der Ausschuss einstimmig beschlos-sen dem Landtag zu empfehlen das Pe-titionsverfahren abzuschlieszligen

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

37 A u s d e n A u s s c h uuml s s e n

Frecher als die EtabliertenEine neue Zeitung hatte 1990Platz fuumlr neue politische Akteure

Im Oktober 2020 jaumlhrt sich zum 30 Mal der Tag an dem der Landtag des neu gegruumlndeten Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern ins Schwe-riner Schloss einzog Das Jahr vor dem Einzug war eines der spannendsten und abwechslungsreichsten der juumln-geren deutschen Geschichte Am 9 November 1989 war nach 28 Jahren die innerdeutsche Grenze geoumlffnet worden Bis zur Wiedervereinigung am 3 Oktober 1990 uumlberschlugen sich in der DDR die Ereignisse Man-che Details drohen in Vergessenheit zu geratenDeshalb wollen wir Zeitzeugen zu Wort kommen lassen die diese so ereignisreiche Phase in Bezug zum Schweriner Schloss miterlebt haben und diese Details erinnern Diesmal Die Macher der Mecklenburgischen Volkszeitung (MVZ)

Unabhaumlngig von der Debatte uumlber eine Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten wurden im Win-ter 198990 in der DDR die Weichen gestellt dass das Schweriner Schloss Landtagssitz werden konnte Eine Ver-waltungsreform sollte die 1952 abge-schafften Laumlnder auferstehen lassen Schwerin war als Hauptstadt fuumlr Me-cklenburg-Vorpommern im Gespraumlch bdquoEin altes Land das neu entsteht ndash Gu-ten Tag Mecklenburg-Vorpommernldquo lautete am 15 Februar 1990 die Schlag-zeile der Mecklenburgischen Volkszei-tung (MVZ) Es war die erste Ausgabe einer wiederbelebten Zeitung die in der Weimarer Republik bdquoeinen renom-mierten demokratischen Ruf hatte und von den Nazis verboten wurdeldquo wie Karsten Schroumlder berichtet Er gehoumlrte zu den sechs Gesellschaftern der MVZ die das Experiment wagten der neuen Demokratie im Norden der DDR die immanent wichtige ausgewogene Oumlf-fentlichkeit zu verschaffen

Die Idee fuumlr die neue MVZ entstand laut Schroumlder am Runden Tisch in Rostock Die zur PDS (Partei des De-mokratischen Sozialismus) gewan-delte SED (Sozialistische Einheitspar-tei Deutschlands) sowie die uumlbrigen DDR-Parteien hatten allesamt ihre Parteizeitungen Den neuen demo-kratischen Parteien Gruppierungen und Basisgruppen aber fehlte eine publizistische Buumlhne bdquoEs ging darum politischen Stroumlmungen einen Platz zu geben die in der dominierenden Ostsee-Zeitung der PDS unterbelich-tet warenldquo

Schroumlder arbeitete damals wie heute im Rostocker Stadtarchiv Der Zeitgeschicht-ler interessierte sich schon fuumlr den Jour-nalismus Als er die Chance bekam bei der MVZ mitzuwirken griff er zu und lieszlig sich fuumlr zwei Monate freistellen Schroumlder war es der den Namen der fruumlheren SPD-Parteizeitung bdquoMecklenburgische Volks-zeitungldquo vorschlug Postwendend wollte sich die SPD mit drei Gesellschaftern beteiligen Harald Ringstorff von 1998 bis 2008 Ministerpraumlsident Mecklenburg-Vorpommerns war einer von ihnen Die SPD-Beteiligung verhalf der Zeitung zu den 1933 enteigneten MVZ-Raumlumen in der Doberaner Straszlige in Rostock West-

Die erste Ausgabe der MVZ erschien am 15 Februar 1990

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

38 D a s S c h l o s s v o r 3 0 J a h r e n

deutsche Aufbauhelfer der in der DDR neugegruumlndeten SPD unterstuumltzten die Gesellschafter als es galt eine GmbH und ein Gewerbe anzumelden sowie die Lizenz zu bekommen eine Zeitung mit 100000 taumlglicher Auflage verkaufen zu duumlrfenDrei der MVZ-Gesellschafter - der Jour-nalist Wolfgang Grahl der von den bdquoNorddeutschen Neuesten Nachrich-tenldquo kam der Werbekaufmann Horst Kirschneck und Karsten Schroumlder - brachten eine bunte enthusiastische Gruppe zusammen die so erinnert sich Martina Plothe anfangs bdquoziemlich unstrukturiertldquo acht Seiten MVZ fuumlllten Die damalige Betriebszeitungsvolontauml-rin und heutige Journalistin hatte am Rande einer oumlffentlichen Veranstaltung von der MVZ-Gruumlndung erfahren bdquoDie Bedingungen fuumlr die Produktion der ersten Ausgabe waren abenteuerlichldquo erinnert sie sich Mehrere Redakteure teilten sich eine Schreibmaschine die ersten sogenannten Spiegel fuumlr das Set-zen der Seiten entstanden auf dem Fuszlig-boden Es fehlten Stuumlhle Tische und Te-lefone bdquoWas heute so einfach erscheintldquo so Karsten Schroumlder bdquowar damals kom-pliziert Aber es hat funktioniertldquo

Recherchiert und geschrieben haben sie oft bis spaumlt in die Nacht Martina Plo-the bdquoDie Themen lagen zuhauf auf der Straszlige damals oder sie wurden von Le-sern in die Redaktion getragen Bearbei-tet haben wir sie auf Zuruf Es gab kein Redaktionsstatut und keine Verlagsrauml-son Den Posten des Chefredakteurs vergaben wir anfangs im Rotationsprin-zip Erst spaumlter wurden Wolfgang Grahl und dann Frauke Kaberka auf den Chef-posten gewaumlhltldquo

bdquoWir waren frecher haben uns mehr ge-traut als die etablierten Zeitungenldquo sagt Martina Plothe Das zeigte sich auch in Uumlberschriften wie bdquoEs stinkt im Inter-hotelldquo oder bdquoDer Ostsee-Wuumlrger heiszligt Guumllleldquo in den witzigen Wettervorhersa-gen oder den Fotos spaumlrlich bekleideter Strandschoumlnheiten Die MVZ schrieb fruumlher als die einheimische Konkurrenz uumlber Homosexualitaumlt und uumlber die groszlig-herzogliche Vergangenheit des Landes Vor allem aber wollten die MVZ-Macher hartnaumlckig nachfragen und Missstaumlnde aufdecken bdquoWir haben uumlber ein in der Naumlhe von Rostock entdecktes Waffen-

lager der DDR ausfuumlhrlich berichtet waumlhrend andere Rostocker Zeitungen das Thema eher sparsam abhandeltenldquo so Plothe Wenn Arbeiter der MVZ von Missstaumlnden in ihren Betrieben erzaumlhl-ten fand die Geschichte Platz im Blatt ohne dass die Gegenseite befragt wur-den wie Martina Plothe selbstkritisch zuruumlckblickt Viel Raum bekamen in der MVZ die neuen demokratischen Bewegungen Parteien und Gruppen das Neue Forum genauso wie die kon-servative Deutsche Soziale Union (DSU) bdquoWir sollten eine demokratische Zeitung machen kein Partei-Blattldquo erinnert sich Karsten Schroumlder Im Nachhinein findet Martina Plothe hingegen die SPD habe der MVZ doch manches Thema bdquohinein-zudruumlcken versuchtldquo

Die Ausstattung der MVZ-Redaktion verbesserte sich nach und nach mit materieller Hilfe und personeller Un-terstuumltzung zweier westdeutscher Zeitungen Dennoch kam die MVZ nie auf einen gruumlnen Zweig Sie lebte von einem 100000-Mark-Kredit den die Ge-sellschafter zu Beginn aufgenommen hatten bdquound mit Verkaufs- und Anzei-generloumlsen quasi von der Hand in den Mundldquo wie Martina Plothe es ausdruumlckt

Im Zeitungs-Alltag blieben viele Huumlrden zu nehmen Papier- und Druck-Kapa-zitaumlten wurden nur frei weil die ersten Betriebszeitungen im Bezirk Rostock die Segel strichen Beim vormals SED-eige-nen Ostsee-Druck in Rostock wurde die MVZ jeden Tag vor allen anderen Zei-tungen angedruckt bdquoDrei Seiten muss-ten als Stehsatz zum Teil Tage vorher in der Druckerei vorliegen Die letzte Seite mussten wir um 17 Uhr liefern Fuszligball- oder Wahlergebnisse bekamen wir nie

aktuell ins Blattldquo sagt Plothe Auszligerdem musste die MVZ mit altmodischem Blei-satz vorlieb nehmen wodurch sie ein ebenso altmodisches Aussehen bekam Die Ostsee-Zeitung wurde laumlngst im modernen Offset-Verfahren hergestellt Der Zeitungsvertrieb der DDR weiger-te sich anfangs die MVZ an ihre Abon-nenten auszuliefern Viele Kioske legten die neue Zeitung unter die altherge-brachte Konkurrenz

Laut Martina Plothe waren es viele Um-staumlnde an denen das Projekt bdquoMVZldquo scheiterte Anfangs fehlte ein Lokalteil und spaumltestens im Sommer 1990 ein Al-leinstellungsmerkmal bdquoDie anderen Zei-tungen hatten sich inzwischen geoumlffnet fuumlr eine pluralistische Berichterstattung Die neuen demokratischen Kraumlfte wa-ren nicht mehr auf die MVZ angewie-senldquo Auszligerdem draumlngten all die bunten schrillen Zeitungen aus dem Westen auf den ostdeutschen Markt bdquoWir haumltten Zeit und einen Investor gebrauchtldquo so Karsten Schroumlder bdquoUnd wir hatten fest damit gerechnet dass die SED-Bezirks-zeitungen wie die Ostsee-Zeitung ver-schwinden wuumlrdenldquo

Die Zahl der Kaumlufer und Abonnenten der MVZ sank staumlndig Am 5 September 1990 erschien die letzte Ausgabe bdquoDie Moumlglichkeit einen wirklich freien unab-haumlngigen Journalismus zu machen gab es nur in dieser zeitlichen Luumlcke zwi-schen dem Alten und dem Neuen das noch kommen sollteldquo sagt Martina Plot-he bdquoWir hatten die Aufgabe den neuen politischen Akteuren eine Stimme zu gebenldquo sagt Karsten Schroumlder bdquound die haben wir gut erfuumllltldquo

Andreas Frost

Martina Plothe war bei der MVZ vor allem fuumlr den Kulturteil zustaumlndig

Rostocks Stadtarchivar Karsten Schroumlder war einer der Gesellschafter der MVZ

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

39 D a s S c h l o s s v o r 3 0 J a h r e n

Die Buumlrgerinitiative bdquoRettet die Jarmener Muumlhleldquo hat mehr als 10000 Unterschrif-ten fuumlr den Erhalt der letzten industriellen Getreidemuumlhle Mecklenburg-Vorpom-merns und des Muumlhlenstandortes Jarmen gesammelt Die Unterschriftenlisten wurden am 11 Maumlrz Landtagspraumlsidentin Birgit Hesse (2vl) uumlbergeben Auch die 2 Vizepraumlsidentin des Landtages Dr Mignon Schwenke (li) und Landwirt-schaftsminister Till Backhaus (re) waren zugegen Am 12 Maumlrz beschaumlftigte sich der Landtag im Rahmen einer Aussprache mit dem Schicksal der mehr als 100-jaumlhrigen Muumlhlentradition in Jarmen

Die Sondersitzung des Kabinetts am 14 Maumlrz im Schweriner Schloss war der Auftakt zu einer Vielzahl von Beratungen und Abstimmungen im Rahmen der Corona-Pandemie Zu der Sondersitzung im Plenarsaal kamen Regierungsver-treter Vertreter der kommunalen Ebene sowie der Praumlsident des Robert-Koch-Instituts Lothar Wieler zusammen um das weitere Vorgehen zu beraten We-sentliche Entscheidung der Sondersitzung war die sofortige Schlieszligung von Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen bis 20 April 2020

Mit einem oumlffentlichen Ruumlckkehrerappell auf dem Alten Garten in Schwerin sind am 6 Maumlrz rund 400 Soldatinnen und Soldaten nach mehrmonatigen Auslandseinsaumltzen wieder in der Heimat begruumlszligt worden Auch Landtagspraumlsi-dentin Birgit Hesse und weitere Abgeordnete des Landtages nahmen an dem Appell teil ndash sie druumlckten somit ihren Dank und ihre Anerkennung gegenuumlber den Soldatinnen und Soldaten aus

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Gesundheit darf keine Ware sein Und das Ringen um ein gutes Gesundheitssystem um gute Arbeit um ein besseres Leben fuumlr alle Menschen darf niemals leichtfertig vom Tisch gewischt werden denn genau jetzt sehen wir ja wie wich-tig wie uumlberlebenswichtig diese Menschen fuumlr unser Land sind Jetzt spuumlren wir dass es in dieser Krise nicht auf die Groszligkonzerne nicht auf die Banken und nicht auf die Versi-cherungen ankommt In dieser Krise kommt es auf die Mit-arbeitenden der Stadtreinigung auf die Krankenschwester und auf die Verkaumluferin an Wir brauchen die Landwirte die Kassiererin die Kurier- und die Lkw-Fahrer auf den Straszligen unseres Landes

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Und wir brauchen die Eltern die derzeit neben ihrer Arbeit im Betrieb oder im Homeoffice einen Zweitjob brillant er-ledigen denn ihr Zuhause ist gleichzeitig noch die Schule Ihnen allen danken wir stellvertretend fuumlr alle Frauen und Maumlnner die fuumlr uns da sind und die dafuumlr sorgen dass unser Zusammenleben eben nicht auseinanderbricht

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren eigentlich sind Haushalts-beratungen Zuumlndstoff zwischen den Fraktionen Sie sind ein Schlagabtausch im Streit um die besten Vorschlaumlge die un-terschiedlichsten Schwerpunktsetzungen und die kluumlgsten Ideen aber oft auch um das Rechthaben der Mehrheit und das Unrechthaben der Minderheit

(Heiterkeit und Zuruf von Jochen Schulte SPD)

Und auch das ist heute anders denn diese 11 Milliarden Euro uumlber die wir heute entscheiden das sind Hilfen sogar Uumlberlebenshilfen fuumlr Kuumlnstlerinnen und Kuumlnstler fuumlr Selbst-staumlndige und Arbeitnehmer fuumlr Kleinst- Klein- und mittel-staumlndische Unternehmen aber auch fuumlr groszlige Firmen fuumlr Vereine und Verbaumlnde fuumlr Krankenhaumluser fuumlr unsere Wirt-schaft fuumlr den Tourismus fuumlr unsere Familien Und heute ist es eben klein Schlagabtausch heute ist es kein Wettbewerb heute ist sich meine Fraktion mit der Koalition einig Heute handeln wir gemeinsam denn wir bringen gemeinsam die-sen Nachtragshaushalt auf den Weg fuumlr uns alle fuumlr unser Land fuumlr unser Leben

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

denn der Friseurladen um die Ecke oder die kleine Kneipe auch der Malerbetrieb und und und ndash ganz ganz viele Betriebe ringen gerade um ihre Existenz Ihnen steht das Wasser bis zum Hals Und es gibt mehr als tausend Gruumlnde warum dieser Schutzschirm unumgaumlnglich ist Jetzt kann es naumlmlich nur darum gehen sofort zu handeln damit das Geld sofort bei der Frisoumlrin dem Maler oder bei der Kellnerin ankommt Es darf kein Zoumlgern kein Aber und auch kein Viel-leicht geben es kann nur ein Ja ein Sofort sein um Massen-

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Simone Oldenburg DIE LINKE

bdquoHeute handeln wir gemeinsam denn wir bringen gemeinsam diesen Nachtragshaushalt auf den Wegldquo

Frau Praumlsidentin Sehr geehrte Damen und Herren Ver-schwunden sind der Alltag und die Selbstverstaumlndlichkeit Vorbei sind das gewohnte Zusammenleben und die Norma-litaumlt in der Familie oder auf der Arbeit Erledigt hat sich auch die Vorfreude auf den Osterurlaub Ungewiss der morgige Tag die kommende Woche die naumlchsten Monate Die Welt unser Leben ist aus den Fugen geraten

In Mecklenburg-Vorpommern ist es das Leben von 16 Millio-nen Menschen das uumlber Nacht ein anderes wurde das jetzt komplett auf dem Kopf steht So mutig und optimistisch die Frauen Maumlnner Kinder und Jugendlichen in unserem Land bis vor drei Wochen waren so aumlngstlich und sorgenvoll sind sie heute Und es ist unsere Pflicht uns darum zu kuumlmmern dass ihre Aumlngste kleiner werden ihre Sorgen ernst genom-men werden und sie sich darauf verlassen koumlnnen dass wir an ihrer Seite stehen und sie nicht alleinelassen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren wie oft haben wir hier uumlber gleiche Loumlhne fuumlr gleichwertige Arbeit gestritten oder fuumlr gleiche Lebensverhaumlltnisse oder fuumlr mehr Pflegeperso-nal Wie oft haben wir daruumlber diskutiert dass Stationen in Krankenhaumlusern nicht geschlossen werden duumlrfen weil sich Gesundheit eben nicht rechnen darf sondern jeder gesund werden muss egal was er verdient und egal was seine Be-handlung kostet

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

12 A u s d e m P l e n u m O r i g i n a l - D e b a t t e

entlassungen Pleiten und Existenzverluste zu verhindern

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Und gerade diese kleinen Vereine die der soziale Kitt fuumlr un-ser Zusammenleben sind oder die Schullandheime die der-zeit keine Gaumlste aber Ausgaben haben die Bildungstraumlger die keine Maszlignahmen bekommen aber die Miete und die Gehaumllter zahlen muumlssen die aufsuchende Familienhilfe die Tafeln die Kleiderkammern und Moumlbelboumlrsen die ambu-lante Tagespflege der Verbraucherschutz die Fluumlchtlingshil-fe sie alle brauchen wir nach der Krise mehr als je zuvor und sie alle duumlrfen nicht in Gefahr geraten Fuumlr sie brauchen wir auch einen Schutzschirm

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Und genau fuumlr sie und fuumlr viele viele andere mehr beantragt meine Fraktion einen Sozialfonds in Houmlhe von 20 Millionen Euro

Und auch die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die in den kommenden Monaten vom Kurzarbeitergeld leben muumlssen duumlrfen wir nicht im Regen stehen lassen 60 Prozent von einem Durchschnittslohn das sind in Mecklenburg-Vorpommern netto circa 1100 Euro Die reichen hinten und vorne nicht um die laufenden Kosten zu decken und die naumlchsten Monate ein gutes oder sogar ein sicheres Leben zu fuumlhren Deshalb moumlchten wir gemeinsam eine Entschlie-

Auf ein Speisenangebot wurde verzichtet Foto Uwe Sinnecker

szligung verabschieden die die Landesregierung auffordert sich bei der Bundesregierung dafuumlr starkzumachen dass das Kurzarbeitergeld auf mindestens 80 Prozent angehoben wird

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren allein mit Applaus und mit dem taumlglichen Dank werden wir nicht aus der Krise kommen Um unser Leben wieder halbwegs normal werden zu lassen sofern es uumlberhaupt moumlglich ist um wieder lieb gewon-nene alltaumlgliche Momente zu genieszligen um Gewissheit fuumlr den morgigen Tag die kommende Woche und die naumlchsten Monate zu haben um unser Leben also wieder in die Fugen zu bringen deshalb braucht es diesen Schutzschirm und deshalb braucht es unser Zusammengehen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD DIE LINKE und Sebastian Ehlers CDU)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

13 A u s d e m P l e n u m O r i g i n a l - D e b a t t e

Einen dritten Dank moumlchte ich aussprechen und der Dank geht an die Fraktionen hier im Haus Wir haben gemeinsam eine Entschlieszligung auf den Weg gebracht wir haben ge-meinsam die Positionen zusammengefuumlhrt wir haben ge-meinsam gezeigt dass es in dieser Situation um das Land geht und nicht darum wer ist Opposition und wer ist Re-gierung Ich glaube das ist ein wichtiges das ist ein starkes Signal was wir von hier vom Landtag Mecklenburg-Vor-pommern raus ins Land senden und es ist ein notwendiges Signal Insofern auch an Sie alle ein herzliches Dankeschoumln

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Meine Damen und Herren niemand von uns haumltte sich vor einigen Monaten vorstellen koumlnnen ndash das haben meine Vor-redner ja auch gesagt ndash in welcher Situation wir hier heute sind Diese Situation hat ganz viele Facetten Da gibt es den Bereich der Gesundheit die Versorgung der Bevoumllkerung ndash die das will ich ausdruumlcklich sagen gesichert ist ndash die Betreuung und auch die Unterrichtung unserer Kinder die zum Teil zu Hause stattfindet mit all den Schwierigkeiten die Aufrechterhaltung der Infrastruktur und nicht zuletzt die schwierige Situation unserer Wirtschaft

Vor diesem Hintergrund sichere ich zu dass wir alles tun werden dass sich das Leben in unserem Land nach der Corona-Pandemie moumlglichst schnell wieder normalisieren kann Dazu gehoumlrt natuumlrlich selbstverstaumlndlich auch dass all die Einschraumlnkungen die wir an Grundrechten momentan haben ndash und das sind mir wichtige Dinge ndash dass all diese Einschraumlnkungen nach dieser Pandemie am Ende auch auf-gehoben werden dass die Grundrechte auch wieder voll-umfaumlnglich in unserem Land gelten werden

(Beifall Dr Ralph Weber AfD)

Jetzt allerdings meine Damen und Herren gilt es den Ge-sundheitsschutz ganz obenan zu stellen Jetzt ist die Zeit Abstand zu halten und es ist die Zeit in der wir hier im Par-lament Handlungsfaumlhigkeit zeigen muumlssen

Meine Damen und Herren wir schnuumlren mit dem Nach-tragshaushalt das groumlszligte Hilfspaket in der Geschichte un-seres Landes Wir schnuumlren das weil das notwendig ist Und ich sage ausdruumlcklich wir tun das was notwendig ist Meine Fraktion ist stolz darauf dass wir es als eines der wenigen Laumlnder geschafft haben in den letzten 13 Jahren keine neu-en Schulden zu machen Mehr noch meine Damen und Herren wir haben durch solides Wirtschaften geschafft in den vergangenen 13 Jahren 15 Milliarden Euro an Schulden zu tilgen und Ruumlcklagen zu bilden Und meine Damen und Herren das war kein Selbstzweck was wir da gemacht ha-ben Das war das was man keynesianistische oder antizy-klische Haushaltspolitik nennt in guten Zeiten Schulden zu reduzieren in wirtschaftlich schwierigen Zeiten in schwie-rigen Zeiten eben zu investieren Und meine Damen und Herren diese schwierigen Zeiten sind jetzt und wir investie-ren jetzt und das ist auch richtig so

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Thomas Kruumlger SPD

bdquoDiese schwierigen Zeiten sind jetzt und wir investieren jetzt und das ist auch richtig soldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren Auch ich moumlchte mich bei all den Menschen bedanken die da drauszligen momentan unsere Gesellschaft am Laufen halten Ich habe in den Nachrichten gehoumlrt sie waumlren die Helden des Alltags Ich wuumlrde das unterstreichen wollen All die die auf ihrem Posten momentan sitzen und taumlglich ihren Job erledigen und dafuumlr sorgen dass unsere Gesellschaft weiter rundlaumluft sind die Helden des Alltags und ich moumlchte mich ganz herzlich auch namens meiner Fraktion bei ihnen bedanken

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Meine Damen und Herren einen zweiten Dank moumlchte ich richten an die Ministerpraumlsidentin an die Ministerinnen und Minister an die Staatssekretaumlre den Parlamentarischen Staatssekretaumlr und die Teams die da im Hintergrund arbei-ten Herr Renz und ich erleben das gewohnte Regierungs-geschaumlft am Dienstag in den Kabinettssitzungen Dieses gewohnte Regierungsgeschaumlft gibt es momentan nicht die Regierung hat umgeschaltet auf Krisenmodus Es gibt fast taumlglich telefonische Zusammenkuumlnfte und es wird in stun-denlangen Sitzungen telefonisch beraten wie die Dinge fuumlr Mecklenburg-Vorpommern geregelt werden koumlnnen wie geregelt werden kann dass das was wir an Krise momen-tan erleben auch in vernuumlnftige Bahnen gelenkt wird und da leistet jede Einzelne und jeder Einzelne einen ganz tol-len Job Und vor dem Hintergrund auch hier ein herzliches Dankeschoumln Frau Ministerpraumlsidentin und an das Team das dahintersteht

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

14 A u s d e m P l e n u m O r i g i n a l - D e b a t t e

(Beifall vonseiten der Fraktion der SPD)

Wir haben bereits mit dem Haushalt 20202021 einen Inves-titionshaushalt vorgelegt denn die konjunkturellen dunklen Wolken waren am Himmel seinerzeit ja auch schon zu erken-nen Dieser Haushalt 20202021 hat ein Investitionsvolumen in Houmlhe von 17 Milliarden Euro Damals wusste noch niemand was mit der Corona-Krise auf uns zukommt Nun da Schaumlden fuumlr die Gesellschaft und Wirtschaft drohen steuern wir ge-gen Wir steuern gegen mit einem Schutzfonds in Houmlhe von 11 Milliarden Euro

Um diese Summe stemmen zu koumlnnen ist es notwendig die Schuldenbremse auszusetzen und das ist angesichts der Auf-gaben die vor uns liegen auch richtig Wir werden am Kapi-talmarkt 700 Millionen Euro aufnehmen Mir ist wichtig zu be-tonen meine Damen und Herren wir nehmen das Geld auf um eine Krisensituation zu bewaumlltigen heiszligt wir nehmen das Geld nicht auf weil wir uumlber unsere Verhaumlltnisse wirtschaften in Mecklenburg-Vorpommern Das ist ein Unterschied und mir ist wichtig diesen Unterschied auch zu betonen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU)

Wir organisieren damit dass Wirtschaft und Gesellschaft wei-ter vorankommen koumlnnen und durch die Krise kommen koumln-nen

Meine Damen und Herren was uns jetzt auch zugutekommt ist dass wir in der Vergangenheit Ruumlcklagen gebildet haben Haumltten wir das nicht getan haumltten wir aus dem Vollen ge-schoumlpft ndash wie uns hin und wieder auch geraten worden ist auch hier im Haus ndash waumlre die Situation deutlich schwieriger

Meine Damen und Herren mir sind in den vergangenen Ta-gen Menschen begegnet die groszlige Angst hatten die nicht nur groszlige Angst hatten vor dem was das Virus fuumlr sie per-soumlnlich bedeutet gesundheitlich sondern die wirtschaftlich auch groszlige Angst hatten Und mir sind dabei Menschen begegnet die Angst davor hatten dass wir in eine Situation wie in den 90er-Jahren rutschen mit einer groszligen Massenar-beitslosigkeit Deswegen will ich ganz klar sagen es gibt hier Unterschiede Dieses Land ist heute besser aufgestellt wir ha-ben heute eine solide finanzielle Grundlage und dieses Land hat vor allem eine wirtschaftlich solide Basis gefunden All das war in der Hochphase der Massenarbeitslosigkeit eben nicht vorhanden Das ist heute aber vorhanden

Niemand kann heute versprechen dass jedes Unternehmen und dass jeder Arbeitsplatz erhalten bleibt aber anders als den 90er-Jahren sind wir heute in der Lage mit geeigneten Instrumenten zu helfen und anders als in den 90er-Jahren brauchen die Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern nach den derzeitigen Einschraumlnkungen dann auch wieder jede Arbeitskraft Deshalb bin ich mir sicher dass wir auch diese Krise gemanagt bekommen

Meine Damen und Herren ich vermute mal ich bin hier der letzte Redner und ich moumlchte als letzter Redner an die Buumlr-gerinnen und Buumlrger unseres Landes appellieren Meine Da-men und Herren bitte halten Sie die notwendigen Einschraumln-kungen ein Nehmen Sie bitte die aufgestellten Regeln ernst vermeiden Sie persoumlnliche Kontakte zu Mitmenschen wo immer es geht Schuumltzen Sie sich schuumltzen Sie Ihre Lieben schuumltzen Sie Ihre Nachbarn und Freunde Uns als politischen Verantwortungstraumlgern ist klar dass fuumlr jede und jeden diese Wochen die wir erleben sehr schwierige Wochen sind aber je disziplinierter wir alle handeln umso weniger Menschen werden infiziert umso weniger Menschen werden im Kran-kenhaus sein umso weniger Menschen werden am Ende die-ser Erkrankung erliegen Deshalb lassen Sie uns gemeinsam Verantwortung tragen ndash Besten Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Die vollstaumlndigen Redebeitraumlge finden Sie im Plenarprotokoll unter wwwlandtag-mvdeparlamentsdokumentehtmlAuf dem YouTube-Kanal des Landtages gibt es die Plenar-sitzungen auch als Video unter wwwlandtag-mvde

Auch auf den Besuchertribuumlnen wurden aufgrund der Abstandsregelungen viele Plaumltze gesperrt Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

15 A u s d e m P l e n u m

Klar gegen RechtsextremismusSPD CDU und LINKE stellen gemeinsamen Antrag

Kurzinterventionen Ordnungsrufe und persoumlnliche Erklaumlrungen ndash in der De-batte zu Tagesordnungspunkt 15 ging es 90 Minuten lang hoch her Drei Wo-chen nach dem rassistischen Anschlag in Hanau bei dem ein deutscher Mann am 19 Februar neun Menschen mit Migrationshintergrund seine Mutter und sich selbst getoumltet hatte haben SPD CDU und Linke mit einem gemeinsamen Antrag erneut Stellung gegen Rechtsextremismus und Rassismus bezogen Der AfD warfen sie vor eine Mitverantwortung an Taten wie diesen zu tragen Das wiesen deren Redner entschieden zuruumlck Per Aumlnderungsantrag wollten sie in das Bekenntnis explizit auch andere Formen von Extremismus einbezogen wis-sen Kurz vor der Debatte war bekannt geworden dass der Verfassungsschutz die von AfD-Mitgliedern gegruumlndete Gruppierung bdquoDer Fluumlgelldquo als rechtsextre-mistisch eingestuft hat

bdquoJede Verbreitung von Hass und Unwahr-heiten die Gift fuumlr unser Zusammenle-ben sind lehnen wir strikt abldquo unterstrich Julian Barlen (SPD) Entschlossen gegen jede Form von Menschenfeindlichkeit einzutreten bedeute auch jene beim Namen zu nennen die Menschenfeind-lichkeit gezielt schuumlrten Die AfD setze auf Spaltung attackiere Moral und Werte und mache ganze Bevoumllkerungsgrup-pen veraumlchtlich bdquoEine Kooperation mit der AfD ist fuumlr uns daher undenkbarldquo

bdquoWorte sind Waffen und koumlnnen das gesellschaftliche Leben vergiftenldquo sag-te Innenminister Lorenz Caffier Wer rechtsextremistisches und rassistisches Gequatsche als alternative Meinung ab-tue trage eine Mitverantwortung dafuumlr bdquowenn dieses Gequatsche Gehoumlr findet

und anschlieszligend Taten folgenldquo bdquoWir muumlssen zum Wohle unseres Landes auf-houmlren mit diesem Mist Erst dann meine Herren von der AfD duumlrfen Sie im Um-kehrschluss von uns erwarten dass wir aufhoumlren uns von Ihnen zu distanzierenldquo

bdquoHanau ist nicht die AfDldquo widersprach deren Fraktionsvorsitzender Nikolaus Kramer bdquoMeine Partei lehnt Gewalt und jede Form extremistischen Handelns abldquo Fuumlr eine tiefgruumlndigere Debatte uumlber Ursachen extremistischer Gewalt forderte er erneut ein Expertengespraumlch uumlber Radikalisierung und Terrorismus bdquoNehmen Sie unsere ausgestreckte Hand zur Staumlrkung unserer Demokratie Dann werden wir wirksam den Hass in diesem Land bekaumlmpfen koumlnnenldquo

bdquoWir erleben in den letzten Jahren eine zusehends entgrenzende politische Debatte Eine Debatte die mit dem la-pidaren Das wird man ja wohl noch sagen duumlrfenrsquo beginnt und mit hand-festen Morddrohungen endetldquo fuumlhrte Ann Christin von Allwoumlrden (CDU) an Die Verbrechen in Kassel Halle und Ha-nau machten einmal mehr deutlich bdquoErst kommt der Gedanke dann kommt der Vorsatz dann kommt die Tatldquo

bdquoNoch nie war unser aufrichtiges Auf-treten gegen Antisemitismus Rassismus und Rechtsextremismus so wichtig wie heuteldquo hob Simone Oldenburg (Frak-tionsvorsitzende DIE LINKE) hervor bdquoWir werden nicht zulassen dass sich im Jahr 2020 ein 33 einschleichtldquo Sie warf der AfD vor mit vielen Aumluszligerungen geistige Brandstiftung zu betreiben bdquoMit einer Partei die Faschisten in ihren Reihen hat werden wir niemals zusammenarbeitenldquo

Holger Arppe (fraktionslos) bezeichnete den Antrag als bdquoFarceldquo Er warf SPD CDU und Linken vor das Thema zu instrumen-talisieren um gegen die AfD zu polemi-sieren

Der interfraktionelle Antrag wurde von den Stimmen von SPD CDU und DIE LINKE angenommen Die AfD stimmte in Teilen dagegen Einige AfD-Mitglieder entschieden sich nicht mit abzustim-men Der Aumlnderungsantrag der AfD wur-de abgelehntAntrag SPD CDU und DIE LINKE Drs 74748Aumlnderungsantrag AfD Drs 74786

Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

16 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Julian Barlen SPD

bdquoUnsere Demokratie braucht eine starke Basisldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren wir gedenken der Toten und der Verletzten des rassistischen Mordanschlages von Hanau Hass toumltet ndash daran kann kein Zweifel bestehen

Allen [hellip] die durch rassistische Gewalt die durch politische Gewalt getoumltet und verletzt wurden allen die Angehoumlrige und ihnen nahestehende Menschen verloren haben ih-nen gilt unser ehrendes Andenken und unsere aufrichtige Anteilnahme Wir sind auch als Landtag Mecklenburg-Vor-pommern geeint in Trauer und wir sind gewillt gemeinsam gegenzuhalten

Wir werden gegenhalten durch eine entschlossene Verteidi-gung unserer freiheitlich-demokratischen und solidarischen Grundwerte ndash Werte [hellip] die ein friedliches Miteinander in unserer Gesellschaft uumlberhaupt erst moumlglich machen Ge-meinsam stehen wir mit all unseren Verbuumlndeten in der Zi-vilgesellschaft Seite an Seite gegen Terror gegen Rassismus gegen Antisemitismus gegen Menschenfeindlichkeit und Gewalt Alle Menschen [hellip] die von Rassismus von Hass und von Hetze bedroht sind die koumlnnen sich auf die Solidaritaumlt des Landtages Mecklenburg-Vorpommern von der SPD von der CDU und von den LINKEN verlassen [hellip]

Opferschutz und auch die Opferberatungen muumlssen neben den bereits bestehenden hervorragenden zivilgesellschaft-lichen Angeboten auch staatlicherseits gestaumlrkt werden Eingeschuumlchterte und bedrohte Frauen und Maumlnner die sich fuumlr unser friedliches Zusammenleben engagieren muumls-sen das gute Gefuumlhl haben von einer ganz groszligen Mehrheit ihrer Mitmenschen und auch vom Staat geschuumltzt gestuumltzt und getragen zu werden

[hellip] Jede Verbreitung von Hass von Unwahrheiten die Gift fuumlr unser Zusammenleben sind lehnen wir strikt ab Wir ver-urteilen sie als das was sie sind ndash sie sind Quelle und Kata-

Foto Uwe Sinnecker

lysator fuumlr Rassismus und fuumlr Gewalttaten gegen friedliche Mitmenschen von uns Kassel Hanau Halle ndash wir alle ver-binden mit diesen drei Staumldtenamen heute hier im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern gezielte Angriffe auf unser friedliches Zusammenleben Entschlossen und uumlberall ge-gen jede Form von gruppenbezogener Menschenfeindlich-keit einzutreten meine Damen und Herren heiszligt definitiv auch jene beim Namen zu nennen die Menschenfeindlich-keit gezielt schuumlren um daraus eigenes politisches Kapital zu schlagen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

[hellip] die AfD setzt auf Spaltung die AfD attackiert Moral und Werte die AfD macht ganze Bevoumllkerungsgruppen veraumlcht-lich die AfD argumentiert rassistisch die AfD verbreitet Ver-schwoumlrungstheorien Das alles verstoumlszligt gegen ganz grund-legende Spielregeln eines demokratischen Miteinanders

(Beifall vonseiten der Fraktionender SPD CDU und DIE LINKE)

Das alles dient einzig und allein dazu den gesellschaftlichen Frieden Stuumlck fuumlr Stuumlck zu zersetzen und aufzuloumlsen Die Entgrenzung unseres gesellschaftlichen Diskurses ist das ei-gentliche Ziel das verfolgt wird und dagegen [hellip] muumlssen wir uns wehren und das tun wir auch Das tun wir heute und alle Tage

Und dazu [hellip] passt auch die Eilmeldung des heutigen Morgens [hellip] Demnach solle der von AfD-Mitgliedern ge-gruumlndete bdquoFluumlgelldquo fuumlr den Verfassungsschutz nun offiziell zu einem Beobachtungsfall werden [hellip]

Wenn wir meine Damen und Herren diesem rechtsextre-men bdquoFluumlgelldquo der AfD selbigen stutzen wollen dann haben wir alle Haumlnde voll zu tun Alleine beim letzten Treffen des bdquoFluumlgelsldquo in Binz

(Zuruf von Dr Ralph Weber AfD)

zu dem unter anderem auch MdL Professor Weber einge-laden hat ndash zumindest hat er auf Facebook eine entspre-chende Kachel gepostet ndash wurden neben vielen anderen auch zahlreiche hier anwesende Abgeordnete gesehen an-gefangen beim Ex-Abgeordneten der AfD Arppe bei den beiden MdL Jess und Grimm uumlber den stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Obereiner daruumlber hinaus Komning von der AfD im Bundestag bis hin zum Fraktionschef der AfD houmlchstselbst Nikolaus Kramer

[hellip] Wir haben es hier [hellip] mit einer AfD-Fraktion zu tun in der die Sympathien fuumlr diese rechtsextremen Bestrebungen tatsaumlchlich nicht nur in der Mitte sondern direkt an der Spit-ze angesiedelt sind

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

17 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Foto Uwe Sinnecker

Was geschehen kann [hellip] wenn die Demokratinnen und Demokraten einfach zu schwach sind sich stabil und un-nachgiebig gegen derlei Tendenzen zu wehren das hat das Ende der Weimarer Republik gezeigt Eine Kooperation mit der AfD ist fuumlr uns daher undenkbar ausgeschlossen Glei-ches erwarten wir von unseren Kooperationspartnern inner- und auszligerhalb des Parlamentes Wir duumlrfen diese Art der demokratiefeindlichen Politik nicht akzeptieren

(Zuruf von Jens-Holger Schneider AfD)

[hellip] was ich zur AfD gesagt habe ist wichtig aber laumlngst nicht alles was nach Kassel Halle und Hanau gegen Rassis-mus gegen Antisemitismus gegen Menschenfeindlichkeit und Gewalt passieren muss Seitens des Staates muss ent-schlossen und noch entschlossener gegen die Feinde un-serer freiheitlich-demokratischen Grundordnung vorgegan-gen werden durch einen allerhoumlchsten Verfolgungsdruck zur Kontrolle zur Zuruumlckdraumlngung zur Zerschlagung aller Neonazistrukturen hier im Land durch die komplette und unmittelbare Entwaffnung aller Gefaumlhrder durch einen rigo-rosen Umgang mit Verschwoumlrungen wie bdquoNordkreuzldquo und die schonungslose Aufklaumlrung aller Beteiligten Das ist eine repressive Seite auf die eine wehrhafte Demokratie sich im-mer berufen koumlnnen muss

[hellip] auf der anderen Seite gilt es selbstverstaumlndlich den Antirassismus zu befoumlrdern Menschen starkzumachen die Demokratie aktiv zu leben und unsere Strukturen nachhaltig zu staumlrken die unser friedliches Zusammenleben moumlglich machen

(Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

Das geht in Mecklenburg-Vorpommern beispielsweise durch die Fortsetzung unseres erfolgreichen Landespro-grammes bdquoDemokratie und Toleranz gemeinsam staumlrkenldquo Rassismus gilt es systemisch und systematisch zu bekaumlmp-fen ndash im Sport auf der Arbeit in den Schulen und Universi-taumlten in der Wirtschaft ebenso wie im Parlament Und hier-zu ist unser Landesprogramm und hierzu sind die Akteure die dieses Landesprogramm in Mecklenburg-Vorpommern leben breit und bestens aufgestellt [hellip]Fuumlr ganz Deutschland fordern wir die Verstetigung der Prauml-vention Die Foumlrderung und die Verteidigung unserer De-mokratie ist keine Projektaufgabe sie ist eine Daueraufgabe und deshalb braucht es auf der Bundesebene endlich ndash und die Gelegenheit ist nun wirklich gekommen ndash ein Demokra-tiefoumlrdergesetz

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

[hellip] unsere Demokratie braucht eine starke Basis unsere De-mokratie braucht eine klare Haltung und unsere Demokratie braucht eine feste Verankerung

(Zuruf von Dr Ralph Weber AfD)

Dafuumlr stehen wir seit uumlber 150 Jahren und dafuumlr stehen wir als demokratische Fraktionen von CDU SPD und LINKEN ge-meinsam [hellip]

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

18 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Innenminister Lorenz Caffier

bdquoSprache ist eine starke Waffeldquo

Frau Praumlsidentin Meine Damen und Herren Abgeordnete

[hellip] im Abstand von jeweils vier Monaten haben uns seit dem Sommer letzten Jahres grauenhafte und bis tief ins Mark erschuumltternde Nachrichten aus unserem Alltag [hellip] geholt [hellip] die Betrachtungsweise es handele sich um ge-stoumlrte Persoumlnlichkeiten ist an und fuumlr sich richtig [hellip] Aber das [hellip] ist eben nur ein Teil der Wahrheit und er blendet komplett den gesellschaftlichen Zustand aus in dem wir uns leider seit einiger Zeit auch in diesem Land befinden

Der Attentaumlter von Hanau mag irgendeinen wirren Quatsch uumlber eine Fernsteuerung durch Geheimdienste den de-struktiven Islam und die Nichtleistungsfaumlhigkeit ganzer Volksgruppen [hellip] fabuliert haben aber diese Gedanken und Haltungen sind eben nicht allein in seinem Kopf ent-standen sondern sie sind Ausdruck der ewigen Debatten ums Anderssein des pauschalen Herabwuumlrdigens ganzer Bevoumllkerungsgruppen [hellip] des Redens vom bdquoAsyltourismusldquo und bdquoanderen Kulturkreisenldquo der bdquoUmvolkungldquo und von ei-ner bdquoInvasionldquo

Foto Uwe Sinnecker

[hellip] Kommen Ihnen meine Herren von der AfD-Fraktion diese Muster bekannt vor

[hellip] Sprache [hellip] ist eine starke Waffe und vielleicht ist es auch kein Zufall dass das Wort bdquoAusloumlserldquo auch den Abzug einer Waffe beschreibt [hellip] Die Sprache hat dazu gefuumlhrt dass aus Spinnern Taumlter wurden die davon uumlberzeugt sind dass es Zeit ist sich zu wehren Wir muumlssen zum Wohle unseres Landes aufhoumlren mit diesem Mist und erst dann meine Herren von der AfD duumlrfen Sie im Umkehrschluss von uns erwarten dass wir aufhoumlren uns von Ihnen zu distanzieren

[hellip] Ja auch Linksextremisten sind keine Kinder von Traurig-keit Es gibt sie und wir bekaumlmpfen sie auch aber ich werde niemals den einen Extremismus mit dem anderen Extremis-mus vergleichen [hellip]

Natuumlrlich ist es jedoch mit einem Antrag und einigen ma-gischen Worten nicht getan Vielmehr hoffe ich [hellip] dass Worte wie bdquoRespektldquo bdquoWertschaumltzungldquo und bdquoMiteinanderldquo eben keine Einbahnstraszlige sind

[hellip] Der liberale Rechtsstaat die gesamte Idee der Demo-kratie mit allen ihren unterschiedlichen Interessen und mit ihrem Schutz fuumlr Minderheiten steht so offen wie nie im modernen Deutschland unter Beschuss Wir brauchen keine Rhetorik die suggeriert dass nur die eigenen Ideen die ein-zig richtigen sind [hellip]

Ich sage das ganz klar in Richtung der AfD aber auch in Richtung aller Abgeordneten Regierungsvertreter und Zu-schauer im Saal Es ist Zeit dass wir uns an die eigene Nase fassen und wieder mehr miteinander ins Gespraumlch kommen [hellip] Sorgen darf jeder Mensch haben und es ist niemandem von uns geholfen wenn wir diese totschweigen [hellip] Aber Sorgen liebe Kolleginnen und Kollegen duumlrfen nie Ausre-de dafuumlr sein den Boden des Grundgesetzes zu verlassen Das ist gerade in einem demokratischen Rechtsstaat nicht verhandelbar ndash Ich bedanke mich fuumlr die Aufmerksamkeit

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDUund Simone Oldenburg DIE LINKE)

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

19 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Ann Christin von Allwoumlrden CDU

bdquoSpurlos gehen Hass und Hetze nicht an Menschen vorbeildquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren bdquoAchte auf deine Gedanken denn sie werden Worte Achte auf deine Worte denn sie werden Handlun-genldquo Mit der Quellenlage dieser Weisheit ist es schwierig Manche vermuten sie im Talmud Ich habe auch schon gele-sen dass es eine chinesische Weisheit sein koumlnnte Am Ende ist es aber auch egal denn der Gedanke dahinter stimmt in jedem Fall Erst kommt der Gedanke dann kommt der Vor-satz dann kommt die Tat

Wir haben in wenigen Monaten drei Taten erlebt die unsere Gesellschaft tief erschuumlttert haben Es waren Taten von Maumln-nern uumlber deren Geisteszustand ich hier nicht abschlieszligend urteilen will Entscheidend ist alle drei haben beziehungs-weise hatten ein Weltbild das von Verschwoumlrungstheorien durchdrungen war die unter Rechtsextremisten houmlchst po-pulaumlr sind Es ist das Weltbild von Menschen die fuumlr alles Un-heil auf dieser Welt einen Suumlndenbock haben Fluumlchtlinge Moslems

(Dr Gunter Jess AfD Oder die AfD)

die Juden oder eben Angela Merkel Wir erleben in den letzten Jahren eine zusehends entgrenzende politische De-batte eine Debatte die mit dem lapidaren bdquoDas wird man ja wohl noch sagen duumlrfenldquo beginnt und die mit handfesten Morddrohungen endet Zumindest drei Menschen in den letzten Monaten haben es nicht bei Drohungen belassen Sie wurden zu Moumlrdern

Ich bin keine Kriminalpsychologin Menschen werden nicht automatisch zu Moumlrdern weil sie in den Medien hier ins-besondere in den sozialen Medien oder auch asozialen Medien damit dauerbeschallt werden dass das Abendland

unterzugehen droht Aber machen wir uns nichts vor spur-los gehen Hass und Hetze nicht an Menschen vorbei Hier gibt es eine relativ klare Ursache-Wirkung-Beziehung und auf die gehe ich am Ende meiner Rede auch noch mal kom-poniert ein

Meine Damen und Herren der grassierende Rechtspopu-lismus uumlberwoumllbt und vergiftet nicht nur die mediale De-batte er zeigt auch parlamentarisch Wirkung naumlmlich in der offenkundigen Verhoumlhnung und Geringschaumltzung all dessen was den Parlamentarismus ausmacht das Ringen um Mehrheiten der Kompromiss das Verfolgen guter Ab-sichten das Anstreben internationaler Zusammenarbeit das Bemuumlhen um Sachlichkeit um Maszlig und Mitte All das ist dem Rechtspopulismus suspekt Seine Kategorien sind Do-minanz und Staumlrke alles andere haumllt er fuumlr Verrat Eben weil das so ist eben weil Rechtspopulisten danach streben den Parlamentarismus laumlcherlich zu machen auszuhoumlhlen und zu uumlberwinden eben deswegen herrscht in diesem Land-tag groszlige Einigkeit Wer mit Hunden ins Bett geht wacht mit Floumlhen auf

Meine Damen und Herren in den Zeitungen war in den vergangenen Wochen und Monaten immer mal wieder von der Weimarer Republik die Rede und davon dass durch die Bonner beziehungsweise jetzt Berliner Republik wieder ein Hauch von Weimar weht mit Blick auf die schwierige Mehrheitsfindung in Thuumlringen Die Weimarer Republik das wissen wir heute war eine Demokratie in der es zu weni-ge Demokraten gab in der mancher noch dem Kaiserreich nachtrauerte und viele eine Diktatur nach sowjetischem Vorbild wuumlnschten Der Untergang der Demokratie wurde beguumlnstigt durch eine Mischung aus purer Ablehnung aus Desinteresse und aus dem fatalem Irrglauben Rechtsextre-misten koumlnnten stubenrein werden wenn man sie streichelt ndash ein fataler Irrtum der Eliten in der Weimarer Republik

(Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

Wir meine Damen und Herren wir hier in diesem Land wer-den diesen Fehler kein zweites Mal machen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Und das ist auch unser historischer Auftrag als wachsame Demokraten Zugleich sind wir in der Pflicht gegenuumlber den Millionen von Toten des Zweiten Weltkrieges aber auch ge-genuumlber den Ermordeten der vergangenen Monate Keine Zusammenarbeit mit Rechtsextremisten keine Zusammen-arbeit mit denjenigen die die politische Debatte vergiften Sie Herr Professor Dr Weber und Sie Herr Kramer haben mitgeschossen ndash Herzlichen Dank fuumlr Ihre Aufmerksamkeit

Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

20 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Nikolaus Kramer AfD

bdquoMeine Fraktion will diese Demokratie auch zur Bekaumlmpfung des Rechts-extremismus belebenldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin [hellip] Liebe Landsleute Es ist ein sehr ernstes Thema uumlber das wir heute debattieren

(Zuruf von Martina Tegtmeier SPD)

Foto Uwe Sinnecker

Die erschuumltternden Morde von Hanau Halle und Kassel ha-ben Spuren hinterlassen Wir erleben eine neue Form der Radikalisierung die die Sicherheit der Menschen auch in Mecklenburg-Vorpommern angreifen kann Deshalb kann es nur folgerichtig sein genau dieses Thema im Landtag zu behandeln [hellip] Wir muumlssen genau hinsehen um zu verste-hen was passiert Das geht nur mit einer klaren Analyse die uns voranbringt

(Torsten Renz CDU Dann mal los)

[hellip] Meine Damen und Herren die Expertenanalyse von Frau Saimeh beschreibt einen psychotischen Taumlter Wir wis-sen dass er in seinem Wahn rassistische Gedanken als Folie genutzt hat Ein so krankhaftes Hasspotenzial meine Da-men und Herren hat auf kaum vorstellbare Art und Weise elf Menschen das Leben genommen und schreckliches Leid verursacht

Ein solcher Fall ist fuumlr unsere Behoumlrden nicht einfach zu ver-hindern da der Taumlter aufgrund seiner buumlrgerlichen Sozialisa-tion lange Zeit unter dem Radar laumluft Es ist auch die Aufgabe der Gesellschaft die Gefaumlhrlichkeit rechtzeitig zu identifizie-ren und praumlventive Maszlignahmen zu ergreifen Daher besteht die Frage auch darin wie wir so furchtbar kranken Menschen rechtzeitig helfen koumlnnen

Meine Damen und Herren nach Ansicht des Psychologen Nils Boumlckler

Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

21 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

[hellip] Stimmen Sie unserem Aumlnderungsantrag zu Zeigen Sie wie echter demokratischer Konsens

(Heiterkeit bei Wolfgang Waldmuumlller CDU)

gegen Extremismus und Rassismus in diesem Hause aus-sieht

(Wolfgang Waldmuumlller CDU Mein lieber Mann)

Liebe Buumlrger dieses Landes ich darf am Ende meiner Rede einen klugen Sozialdemokraten zitieren

(Dr Ralph Weber AfD Falls es so was gibt)

bdquoHeute steuern wir unverdrossen auf eine weitere Stufe der menschlichen Entwicklung zu den Bestmenschen gegen rechts Er beansprucht die alleinige Deutungsmacht uumlber das Gute Am Ende wird die politische und kulturelle Spaltung unseres Landes weiter forciertldquo Herzlichen Dank fuumlr diese Worte an Herrn Mathias Brodkorb

Das ist eine Warnung vor dem Abbruch des demokratischen Gespraumlchs aufgrund eines auf die Spitze getriebenen Mora-lismus Durch die Instrumentalisierung von Hanau ist dies aktueller denn je [hellip] Die Christdemokratie erkennt hoffent-lich bald dass nichts zu gewinnen ist wenn man sich von den LINKEN die Agenda diktieren laumlsst

(Heiterkeit vonseiten der Fraktion der SPD ndash Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Meine Damen und Herren Hanau ist nicht die AfD Meine Partei lehnt Gewalt und jede Form extremistischen Han-delns ab

(Heiterkeit vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE ndash

Beifall vonseiten der Fraktion der AfD ndash Tilo Gundlack SPD Jaaa ndash

Zurufe von Andreas Butzki SPD und Thomas Kruumlger SPD)

[hellip] Herzlichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD und Holger Arppe fraktionslos ndash

Julian Barlen SPD Merken Sie selber oder)

(Zuruf von Christian Brade SPD)

der zu Radikalisierung und Extremismus forscht gehoumlrt zu einer ehrlichen Analyse dass voreilige Schuldzuweisungen voumlllig deplatziert sind Die Einzeltaumlter von Hanau oder Hal-le haben kein geschlossenes Weltbild Sie flicken sich ihre Weltanschauung zusammen um ihre Persoumlnlichkeit zu ins-zenieren Das unterscheidet sie vom politischen Terror der Roten Armee Fraktion oder Organisationen anderer extre-mistischer Schattierungen

Meine Damen und Herren in Hanau und Halle haben wir es mit einer besonders schwierigen Form moumlrderischer Ge-walt zu tun Eine Konsequenz aus diesen Vorfaumlllen kann nur sein dass eine Sensibilisierung von Politik und Gesellschaft stattfindet und bei dieser Aufgabe werte Abgeordnete der Koalition und der LINKEN stehen wir fest an Ihrer Seite

(Heiterkeit vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE ndash

Beifall vonseiten der Fraktion der AfD ndashZuruf von Julian Barlen SPD)

[hellip] Es haumlngt insbesondere davon ab Herr Kruumlger wie wir miteinander ins Gespraumlch kommen und wo wir unsere De-mokratie ernst nehmen

(Thomas Kruumlger SPD Ich moumlchte mit Ihnen nicht ins Gespraumlch gehen ndash

Simone Oldenburg DIE LINKE Wir kommen nicht miteinander ins Gespraumlch)

Meine Fraktion will diese Demokratie auch zur Bekaumlmpfung des Rechtsextremismus beleben

(Beifall Jens-Holger Schneider AfD Genau ndash Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

Die vollstaumlndigen Redebeitraumlge finden Sie im Plenarprotokoll unter wwwlandtag-mvdeparlamentsdokumentehtmlAuf dem YouTube-Kanal des Landtages gibt es die Plenar-sitzungen auch als Video unter wwwlandtag-mvde

Schuumllerinnen des Gymnasialen Schulzentrums Wittenburg auf der Besuchertribuumlne Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

22 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Simone Oldenburg DIE LINKE

bdquoWir werden es nicht zulassen dass sich im Jahr 2020 ein bdquo33ldquo einschleichtldquo

Frau Praumlsidentin Sehr geehrte Damen und Herren Rassis-mus Antisemitismus rechtsextremistisch motivierte An-schlaumlge und Morde sowie die gewaltbereite und verrohte Sprache greifen unser Leben unsere Demokratie seit Jahren an Es gibt Tage nach Anschlaumlgen oder gewaltbereiten Aumlu-szligerungen an denen Trauer uumlberwiegt und sich Fassungslo-sigkeit breitmacht Und in dieser Zeit bringt der gemeinsame Antrag von SPD CDU und meiner Fraktion ein bisschen mehr Hoffnung und mehr Entschlossenheit [hellip]

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

[hellip] Wir zeigen dass Demokratinnen und Demokraten trotz unterschiedlicher politischer Ansichten zum Schutz der Volksherrschaft zum Schutz der Rechtsstaatlichkeit und zum Schutz der Menschen zusammenarbeiten

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

[hellip] Sehr geehrte Damen und Herren

(Dr Ralph Weber AfD Aber die darf man ja nicht ansprechen)

wie konnten die Faschisten 1933 die Macht ergreifen

(Zuruf von Ralf Borschke AfD)

Sie kamen mit ganz legalen Mitteln an die Macht

(Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

[hellip] Sie installierten das Fuumlhrungsprinzip mit Gleichschal-tung Notstandsgesetzgebung Parteienverboten mit der Verfolgung Andersdenkender Andershandelnder

Foto Uwe Sinnecker

(Peter Ritter DIE LINKE Sie waren da oder was)

Andersaussehender

(Peter Ritter DIE LINKE Waren Sie da)

Anderssprechender

(Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes AfD)

Andersliebender

(Peter Ritter DIE LINKE Waren Sie da ndash Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes AfD)

Andersglaumlubiger

(Peter Ritter DIE LINKE Haben Sie Goebbels da getroffen)

und Anderslebender

(Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes AfD)

[hellip] Und das sehr geehrte Damen und Herren das sind nicht nur Taten der Geschichte nein Geschichte droht sich zu wiederholen denn auch in den letzten Jahren schafften es Rechtsextreme in die Parlamente ob in Thuumlringen oder in Mecklenburg-Vorpommern

(Zuruf von Christoph Grimm AfD)

So aumltzte der Vorsitzende der AfD-Fraktion im Thuumlringer Landtag Houmlcke ich zitiere man werde bdquoso fuumlrchte ich nicht um eine Politik der sbquowohltemperierten Grausamkeitlsquo herum-kommen Existenzbedrohende Krisen erfordern auszligerge-woumlhnliches Handeln Die Verantwortung dafuumlr tragen dann diejenigen die die Notwendigkeit dieser Maszlignahmenldquo

(Zuruf von Juumlrgen Strohschein AfD)

bdquomit ihrer unsaumlglichen Politik herbeigefuumlhrt habenldquo

(Zuruf von Christoph Grimm AfD)

Ende des Zitats

[hellip] Wir werden es nicht zulassen dass sich im Jahr 2020 ein bdquo33ldquo einschleicht denn wer einen Fuumlhrer installieren will Mi-granten von der Teilhabe am Leben ausschlieszligen moumlchte wer die Zeit des Hitler-Faschismus relativieren will und nicht als das anerkennt was sie ist die grausamste Zeit deutscher Geschichte europaumlischer Geschichte und der Weltgeschich-te der sehr geehrte Damen und Herren der ist ein Faschist Mit einer Partei die Faschisten in ihren Reihen hat werden wir niemals zusammenarbeiten

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

23 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Corona-Virus sorgt fuumlr EinschraumlnkungenAbgeordnete appellieren an Sachlichkeit Vernunft und Solidaritaumlt

Kinder duumlrfen nicht zur Kita und Schule Geschaumlfte Restaurants Hotels The-ater ndash geschlossen Groszligeltern und Freunde treffen ndash verboten Veranstaltungen aller Art ndash auf unbestimmte Zeit abgesagt Das oumlffentliche Leben steht auch in MV nahezu still Noch niemals zuvor mussten Bund und Laumlnder zu derart drasti-schen Maszlignahmen fuumlr die Buumlrgerinnen und Buumlrger greifen Doch sie entschei-den dies aus gutem Grund ndash um die Ausbreitung der hoch ansteckenden Coro-na-Viren einzuschraumlnken Auch der Landtag hat sich mit dem Thema Corona befasst Als die Abgeordneten am 11 Maumlrz auf Antrag der CDU-Fraktion in der Aktuellen Stunde uumlber die Situation in MV debattierten war das Land noch weit von diesen Einschraumlnkungen entfernt Eine der draumlngendsten Fragen zu diesem Zeitpunkt war noch inwiefern Groszligveranstaltungen abgesagt werden In den folgenden Wochen haben sich die Ereignisse nahezu taumlglich uumlberschlagen Weltweit Bundesweit Landesweit Und zu groszligen Einschraumlnkungen fuumlr nahezu jede und jeden im Land gefuumlhrt

bdquoWahrscheinlich gab es in den letzten Jahren keine aktuellere Aktuelle Stun-de hier im Landtag als die heutigeldquo sagte Sebastian Ehlers (CDU) bdquoQuasi im Stundentakt uumlberschlagen sich die Mel-dungen und Ereignisseldquo Dass das Virus auch in MV ankomme sei nur eine Fra-ge der Zeit gewesen bdquoEs geht jetzt da-rum die Ausbreitung zu unterbrechen bzw zu verlangsamenldquo Hier sei jeder Einzelne gefragt Hygieneregeln einzu-halten unnoumltige Reisen zu meiden und auf Freizeitaktivitaumlten zu verzichten bei denen sich viele Menschen zusammen-finden Ihm sei bewusst dass sich jede

Einschraumlnkung auch auf die Wirtschaft auswirken werde Er begruumlszligte dass der Bund bereits Kurzarbeitergeld Liqui-ditaumltshilfen Buumlrgschaften und Steuer-stundungen fuumlr betroffene Unterneh-men zugesagt habe bdquoAuch wir im Land werden wenn es notwendig ist die Unternehmen bei uns nicht im Stich lassenldquo Er zeigte sich uumlberzeugt dass das Gesundheitssystem gut auf die Aus-breitung des Virus vorbereitet sei bdquoAber es wird an Grenzen gefuumlhrt werdenldquo Umso wichtiger sei es jetzt besonnen und vernuumlnftig zu handeln um die In-fektionsketten zu unterbrechen

bdquoWir sind gut auf die Krankheit vorbe-reitetldquo pflichtete Gesundheitsminister Harry Glawe bei Alle zustaumlndigen Be-houmlrden bei Bund Land und Kommunen stuumlnden in engem Austausch miteinan-der MV sei seit gut 14 Tagen von dem Virus betroffen Grund zur Panik gebe es aber nicht Um die Arztpraxen zu ent-lasten werde sein Ministerium landes-weit neun Abstrich-Zentren einrichten Zudem erhalte die Kassenaumlrztliche Ver-einigung Geld um Schutzausruumlstung fuumlr niedergelassene Aumlrzte zu beschaf-fen Daruumlber hinaus habe das Land eine Hotline fuumlr Buumlrger (0385588-5888) und Unternehmer (0385588-5588) ein-gerichtet Erleichtert zeigte er sich da-ruumlber dass der Bund die Schwelle fuumlr Kurzarbeit gesenkt habe Der Minister appellierte an alle die befuumlrchten am Coronavirus erkrankt zu sein zunaumlchst beim Hausarzt anzurufen Dieser werde dann alle weiteren Schritte einleiten Er kuumlndigte an jede Entwicklung mit Au-genmaszlig zu analysieren und daraus ta-gesaktuell Entscheidungen abzuleiten Sein besonderer Dank galt allen die sich intensiv fuumlr das Zuruumlckdraumlngen des Vi-rus einsetzten

bdquoFakt ist dass wir die Pandemie nicht auf-halten koumlnnenldquo verdeutlichte Nikolaus Kramer (Fraktionschef AfD) bdquoWir koumlnnen lediglich ihren massenhaften Ausbruch verhindern Und da ist jeder Einzelne von uns in der Pflichtldquo Fuumlr jeden sollte es inzwischen selbstverstaumlndlich sein sich regelmaumlszligig die Haumlnde zu waschen weil im Supermarkt im oumlffentlichen

Mit Markierungen im Abstand von 15m auf dem Boden sollen die Kunden im Supermarkt ermahnt werden einen Sicherheitsabstand zueinander einzuhalten

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

24 A u s d e m P l e n u m A k t u e l l e S t u n d e

Personennahverkehr kurzum uumlberall wo man sich drauszligen bewegt konta-minierte Flaumlchen lauern koumlnnen bdquoJeder Tag den wir gewinnen ist ein guter Tagldquo Er appellierte daran parteiuumlber-greifend zusammenzuhalten bdquodenn es wird ein nationaler Kraftakt werden moumlglicherweise auch ein europaumlischer Kraftaktldquo Sich mit Grundnahrungsmit-teln und Wasser einzudecken sei rich-tig Es muumlsse jedoch niemand in Panik verfallen und beim Einkaufen hamstern

bdquoWir sprechen uumlber eine Situation die wir in ihrem Ausmaszlig vor einigen Wochen so noch nicht ahnen konntenldquo aumluszligerte Julian Barlen (SPD) Bei aller nachvoll-ziehbaren Sorge uumlber die Entwicklung und ihre Folgen komme es jetzt darauf an besonnen und gelassen zu bleiben ndash auch dann wenn die Schutzmaszlignah-men ausgeweitet werden sollten Er warb darum in Zeiten von Fake News nicht jeder Horrormeldung einfach so Glauben zu schenken und Vertrauen ins Gesundheitssystem zu haben bdquoDeutsch-land und Mecklenburg-Vorpommern sind im internationalen Vergleich wirklich gut vorbereitet Wir haben gute Kliniken wir haben fitte Aumlrzte wir haben aus-gewiesene Experten ein ausgebautes Krankheitswarn- und Meldesystem und wir haben Notfallplaumlneldquo Das Virus werde unbestritten auch die Wirtschaft treffen In welchem Ausmaszlig sei ungewiss bdquoEines ist aber klar und auch klares Signal hier aus dem Landtag Kein Unternehmen darf in ernste Schieflage oder gar Insol-venz geraten kein Arbeitsplatz darf ge-faumlhrdet werdenldquo

bdquoWir sollten die Coronakrise auch nutzen um die Globalisierung kritisch zu hinter-fragenldquo fuumlhrte Holger Arppe (fraktions-los) an Produktionen ins Ausland zu ver-lagern erweise sich nun als Achillesferse fuumlr Deutschland und MV bdquoDie meisten unserer Arzneimittel kommen aus China oder Indien Das ist mit ein Grund wes-halb wir jetzt Lieferengpaumlsse in dem Be-reich habenldquo Die Landesregierung sollte sich deshalb auf Bundesebene dafuumlr einsetzen Schluumlsselindustrien wieder in Deutschland anzusiedeln

Fuumlr DIE LINKE offenbare die Pandemie wie fragil unsere Lebensgrundlagen sind bdquoWir werden auf uns selbst zuruumlck-geworfen und muumlssen uns fragen Koumln-

Stichwort Corona

Wie wird das Virus uumlbertragen

Von Mensch zu Mensch Hauptsaumlchlich uumlber Troumlpfcheninfektion insbesondere durch Niesen und Husten oder wenn beim Sprechen winzige Troumlpfchen wei-tergegeben werden Das Robert-Koch-Institut schlieszligt nicht aus dass man sich auch uumlber verunreinigte Oberflaumlchen (Schmierinfektion) anstecken kann Die haumlufigsten Infektionsketten gehen den Wissenschaftlern zufolge aber auf eine direkte Uumlbertragung zuruumlck Die Ge-fahr sich anzustecken wird in Deutsch-land derzeit als hoch eingeschaumltzt Wie kann man sich vor einer Ansteckung schuumltzen

Waschen Sie sich regelmaumlszligig und gruumlnd-lich die Haumlnde Unter flieszligendem Was-ser und mit reichlich Seife Mindestens 20 Sekunden lang Niesen Sie in ein Ein-wegtaschentuch oder in die Armbeuge Halten Sie beim Husten oder Niesen min-destens einen Meter Abstand zu ande-ren und drehen Sie sich weg Halten Sie generell zu anderen Menschen einen Abstand von mindestens 15 Metern Vermeiden Sie soziale Kontakte Fassen Sie sich nicht mit den Haumlnden ins Ge-sicht Geben Sie niemandem die Hand

Welche Krankheitszeichen koumlnnen auftreten

Symptome die am haumlufigsten beo-bachtet werden sind Husten Unwohl-sein und Fieber Manche Betroffene klagen auch uumlber Durchfall In schweren Faumlllen kann die Erkrankung zu Atem-problemen fuumlhren und toumldlich enden Infektionen koumlnnen aber auch ohne Krankheitszeichen ablaufen Die Inku-bationszeit also der Zeitraum zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krank-heit betraumlgt bis zu 14 Tage

Fuumlr wen ist eine Infektion besonders gefaumlhrlich

In den meisten Faumlllen verlaumluft die Krank-heit mild Manche Menschen sind aber eher gefaumlhrdet fuumlr einen schweren Ver-lauf als andere Zu den Risikogruppen gehoumlren unter anderem aumlltere Men-schen Raucher oder Menschen mit be-stimmten Vorerkrankungen Das Robert-Koch-Institut zaumlhlt dazu zum Beispiel Herzkreislauferkrankungen Diabetes Erkrankungen des Atmungssystems der Leber und der Niere sowie Krebserkran-kungen

Quellen wwwbzgade (Bundeszentrale fuumlr gesundheitliche Aufklaumlrung) wwwrkide (Robert-Koch-Institut) und wwwbundesregierungde

Abschied

Mecklenburg-Vorpommerns erster Mi-nisterpraumlsident Alfred Gomolka ist am 24Maumlrz im Alter von 77 Jahren gestor-ben Anlaumlsslich der Nachricht erklaumlr-te Landtagspraumlsidentin Birgit Hesse

bdquoDer Landtag trauert um Prof Dr Alfred Gomolka

Als Abgeordneter der ersten Wahlperi-ode des Landtages MV und erster frei gewaumlhlter Ministerpraumlsident unseres Bundeslandes hat er sich mit seinem Wirken um den Aufbau der parlamen-tarischen Demokratie in MV in beson-derer Weise verdient gemacht Als Politikerin wie Repraumlsentantin unseres Landesparlamentes trauere ich um einen uumlber die Parteigrenzen hinweg geschaumltzten Politiker dessen Stimme auch nach seiner aktiven Zeit Gewicht hatte Meine Gedanken sind in diesen Stunden bei der Familie des Verstor-benenldquo

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25 A u s d e m P l e n u m A k t u e l l e S t u n d e

Polizei erhaumllt mehr BefugnisseSicherheits- und Ordnungsgesetz soll digitale Ermittlungen erleichtern

Unerlaumlsslich und genau richtig Nicht weitreichend genug Zu weit gehend Auf diesen Nenner lassen sich die Positi-onen der Landtagsfraktionen zum neu-en Sicherheits- und Ordnungsgesetz bringen Die neuen Regelungen sollen der Polizei in MV mehr Befugnisse ge-ben insbesondere fuumlr Ermittlungen im Internet Sie erlauben den Beamten zum Beispiel heimlich auf Computer Tablets und Smartphones zuzugreifen

oder Telefonate zu uumlberwachen Das Anliegen dahinter Terrorismus Online-Kriminalitaumlt und Kinderpornografie wir-kungsvoller zu bekaumlmpfen Die Aumlnde-rungen wurden monatelang kontrovers diskutiert In der Oumlffentlichkeit In den Fraktionen Im Innenausschuss und in Anhoumlrungen mit Sachverstaumlndigen Und im Maumlrz nach zweiter Lesung im Landtag mit den Stimmen von SPD CDU und AfD beschlossen

Besonders fuumlr Ermittlungen im Internet erhaumllt die Polizei mehr Moumlglichkeiten

nen wir weiter so produzieren das Pro-duzierte verteilen und konsumieren wie bisher Was ist eigentlich wirklich wich-tig in unserem Leben Und wie gehen wir miteinander umldquo meinte Torsten Koplin bdquoKlingt pathetisch ist es aber nichtldquo Das Virus werfe auch ein Licht auf die Schwaumlchen des Gesundheits-systems An vielen Stellen mangele es an Desinfektionsmittel und Schutzbe-kleidung bdquoWir fordern daher den unver-zuumlglichen Aufbau einer landeseigenen Notfallreserve fuumlr Desinfektionsmittel und Schutzbekleidungldquo Daruumlber hinaus verlangte er die Ausbil-dungskapazitaumlten in der Pflege und die Zahl der Medizinstudienplaumltze zu erhouml-hen bdquoWir muumlssen vorausschauend dafuumlr sorgen dass wir endlich genug Pflege-

rinnen und Pfleger sowie Aumlrztinnen und Aumlrzte habenldquo Sein dringlicher Appell an die Bevoumllkerung den Empfehlungen der Behoumlrden Folge zu leisten bdquoBeson-nenheit Ruumlcksichtnahme und Solidari-taumlt sind das Gebot der Stundeldquo

Ein Dreiklang auf den auch Ministerprauml-sidentin Manuela Schwesig setzt Sie bat um Verstaumlndnis wenn es in naumlchs-ter Zeit zu weiteren Einschraumlnkungen kommen sollte Die Lage sei ernst Manch einer moumlge die Maszlignahmen vielleicht fuumlr uumlbertrieben halten Hier gehe es aber um den Schutz von Men-schenleben Auch wer sich selbst nicht fuumlr gefaumlhrdet halte habe eine Verant-wortung gegenuumlber Risikopatienten bdquoUm diese Solidaritaumlt bitte ich unsere

Bevoumllkerungldquo Sie verstehe die Sorgen der Wirtschaft Das Land sei jedoch gut vorbereitet Sie befuumlrwortete die Re-gelungen des Bundes zur Kurzarbeit bdquoMit Kurzarbeit sind wir sehr sehr gut durch die Finanz- und Wirtschaftskrise gekommen Es ist eine Maszlignahme mit der wir gute Erfahrungen habenldquo Auch mit dem kuumlrzlich beschlossenen Lan-deshaushalt fuumlr 20202021 sei MV gut fuumlr schwierige Situationen aufgestellt In den naumlchsten Wochen werde man auf viele Dinge flexibel reagieren muumlssen bdquoIch bin sehr sehr zuversichtlich dass wir genau mit diesem Dreiklang ndash die Kraft aufbringen sich der Pandemie zu stellen besonnen zu reagieren und soli-darisch zu handeln ndash in der Bevoumllkerung auch das meistern koumlnnenldquo

bdquoDas neue Gesetz ist eine Antwort auf das digitale Zeitalterldquo verdeutlichte Manfred Dachner (SPD) Waumlhrend sich Taumlter bildlich gesehen in duumlsengetrie-benen Fahrzeugen auf der Datenau-tobahn bewegten seien die Ermittler noch im Wartburg unterwegs bdquoMit dem Gesetz geben wir der Polizei die Befugnis effektiver die Allgemeinheit und den Einzelnen zu schuumltzenldquo Die Erweiterungen moumlgen bdquowie ein Grusel-kabinett von Maszlignahmenldquo klingen ndash aber nur wenn man nicht deutlich dazu sage dass ihre Anwendung auf Tatsa-chen beruhen muss die eine Gefahr fuumlr Leib und Leben bedeuten Bloszlige Ver-dachtsmomente reichten nicht aus Das gelte auch fuumlr Menschen im direkten Umfeld einer Zielperson Selbst die

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26 A u s d e m P l e n u m | B e r i c h t e

Groszligmutter von Al Capone haumltte nach diesem Gesetz keine Polizeimaszlignahme zu befuumlrchten sofern keine Tatsachen vorliegen dass von ihr selbst Gefahren ausgingen so Dachner Zudem stuumlnden alle freiheitseinschraumlnkenden Maszlignah-men unter Richtervorbehalt Er betonte bdquoDie Polizei war und ist immer ein zu-verlaumlssiger Huumlter des Gesetzes Das wird auch im neuen SOG so bleibenldquo

Nikolaus Kramer (Fraktionsvorsitzen-der AfD) begruumlszligte die Aumlnderungen bdquoEs ergibt schlichtweg keinen Sinn die Landespolizei zur Abwehr schwerwie-gender Gefahren personell aufzusto-cken ihr aber dann die notwendigen Moumlglichkeiten der Erkenntnisgewin-nung vorzuenthaltenldquo An einigen Stel-len sehe er jedoch Nachbesserungs-bedarf So sollten Ermittler zur Abwehr terroristischer Straftaten Menschen auch praumlventiv in Gewahrsam nehmen duumlrfen bdquoUnd wir wollen Journalisten als Berufsgeheimnistraumlger explizit schuumlt-zenldquo Die Sorge vor einem Uumlberwa-chungsstaat hielt er fuumlr unbegruumlndet bdquoDas neue Sicherheits- und Ordnungs-gesetz ist mit Sicherheit keine neue Stasi 20ldquo Alles andere sei bdquoPolemik eines linken Milieusldquo und verkenne die unab-haumlngigen Kontrollinstanzen des Rechts-staats Kritik uumlbte er an der neuen Om-budsstelle fuumlr Polizisten Sie schuumlre nur Misstrauen innerhalb der Landespolizei bdquoBei uns im Land gibt es viele Stellen an die sich Polizisten in Not wenden koumln-nenldquo ndash denen nun das Vertrauen abge-sprochen werde

bdquoDas einzig Schlechte an dem Gesetz ist dass es nicht schon letztes Jahr in Kraft getreten istldquo sagte Ann Christin von Allwoumlrden (CDU) bdquoGerade die er-weiterten Online-Befugnisse sind in Zeiten der allgemeinen Digitalisierung ein zwingend notwendiges polizei-liches Mittel zur Gefahrenabwehrldquo Viele der gezeichneten Horrorszenarien seien bdquokompletter Stussldquo Sie offenbarten le-diglich welches Misstrauen die politi-schen Raumlnder gegenuumlber der Polizei hegten bdquoDie Gefahr dass der Staat die Daten missbraucht geht gegen nullldquo Von ihrer Kritik am Umgang mit dem Gesetzentwurf nahm sie auch die Me-dien nicht aus Dem Land einerseits den Weg in einen Uumlberwachungsstaat zu unterstellen anderseits aber damit

zu werben fuumlr ein neues Zeitungsabo bdquoAlexaldquo obendrauf zu legen sei blan-ker Hohn Sie betonte dass das Gesetz Medienvertreter gegenuumlber dem bis-herigen Recht nicht schlechter stelle bdquoMoumlglich dass Medienvertreter sich was das angeht schon immer schlecht behandelt gefuumlhlt haben Aber neu sind die beklagten Regelungen ganz und gar nichtldquo

Fuumlr DIE LINKE greift der Gesetzentwurf zu weit in die Grundrechte der Buumlrger ein bdquoOnline-Durchsuchungen und Quellen-TKUuml [Telekommunikationsuuml-berwachung] unter dem Vorwand der Gefahrenabwehr stellen einen Paradig-menwechsel dar dessen Flurschaden noch gar nicht absehbar istldquo sagte Peter Ritter bdquoAus der Polizei als allgemeinem Inbegriff von Sicherheit und Gefahren-abwehr wird eine Institution deren Ar-beit auf Unsicherheit und Sicherheits-luumlcken von IT-Systemen basiertldquo Das werde das Vertrauen der Buumlrger in die Polizei nicht staumlrken Er forderte dem Zuwachs an Befugnissen eine unabhaumln-gige Beschwerdestelle gegenuumlberzu-stellen an die sich nicht nur Polizisten sondern auch Buumlrger wenden koumlnnen

Da sich der Vorsitzende des Innenaus-schusses in der Debatte weder zu den Beratungen noch zur Anhoumlrung im Ausschuss geaumluszligert habe empfahl er allen Interessierten einen Blick in die Beschlussempfehlung bdquoDenn die Anhouml-rung hat ein ganz anderes Bild ergeben als hier in einzelnen Reden dargestellt wurdeldquo Saumlmtliche Hinweise Kritiken oder Anregungen seien jedoch in den Wind geschlagen worden

Auf Antrag der Fraktion DIE LINKE wur-de uumlber den Gesetzentwurf nament-lich abgestimmt Daran nahmen 68 Abgeordnete teil 56 stimmten fuumlr den Gesetzentwurf 12 dagegen Die Aumlnde-rungsantraumlge der Opposition wurden abgelehnt

Gesetzentwurf Landesregierung Drucksache 73694Beschlussempfehlung Innenausschuss Drucksache 74766Aumlnderungsantraumlge DIE LINKE Drucksachen 74776 und 74777Aumlnderungsantraumlge AfD Drucksachen 74778 und 74779

Info

bull InbegruumlndetenFaumlllendarfdiePolizeiPCs Smartphones und Tablets von Zielpersonen durchsuchen und uumlber-wachen Bei Bedarf auch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Voraussetzung dafuumlr ist in jedem Fall eine richterliche Genehmigung

bull Neben Festnetz undMobilfunk duumlr-fen Ermittler nun auch Telefonge-spraumlche uumlbers Internet uumlberwachen und mithilfe einer Software auf ver-schluumlsselte Inhalte zugreifen Auch fuumlr diese Quellen-Telekommunikati-onsuumlberwachung (Quellen-TKUuml) ist eine richterliche Genehmigung not-wendig

bull Laumlsst sich die Identitaumlt einer Per-son nicht anders feststellen duumlrfen Ordnungsbehoumlrden die betroffene Person bis zum Eintreffen der Polizei festhalten

bull Der finale Rettungsschuss wird alsklarstellende Regelung in das SOG aufgenommen

Er ist bisher auch schon moumlglich aber nicht explizit gesetzlich festge-halten

bull InpolizeilichenRaumlumendie fuumlrdieGewahrsamnahme genutzt werden wird Videouumlberwachung erlaubt

bull Um Straftaten zu verhindern oderVermisste zu suchen darf die Lan-despolizei auch Drohnen einsetzen

bull Vollzugsbediensteten der Zollver-waltung wird eine Eilzustaumlndigkeit eingeraumlumt Damit koumlnnen auch sie gefahrenabwehrend taumltig werden

bull Security-PersonalbeiGroszligveranstal-tungen soll regelmaumlszligig einer Zuver-laumlssigkeitspruumlfung unterzogen wer-den

bull Der Katalog der Straftaten von er-heblicher Bedeutung wird unter an-derem um Terrorismusfinanzierung die Verbreitung von Kinderporno-grafie Geldwaumlsche und das Ein-schleusen von Auslaumlndern erweitert

Quelle Innenministerium

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27 A u s d e m P l e n u m | B e r i c h t e

Enquete-KommissionkommtGremium soll uumlber die Zukunft der medizinischen Versorgung in MV beraten

Um die stationaumlre Versorgung kran-ker oder verletzter Menschen kuumlm-mern sich in MV 37 Krankenhaumluser Je-den einzelnen dieser Standorte auch in Zukunft zu erhalten ist ein Ziel das alle Fraktionen im Landtag eint Uumlber den Weg dahin gehen die Meinungen allerdings auseinander DIE LINKE haumllt es unter anderem fuumlr geboten private Krankenhaumluser gegebenenfalls in oumlf-fentliche Traumlgerschaft zuruumlckzufuumlh-ren und forderte bis Herbst entspre-chende Moumlglichkeiten auszuloten Die Koalitionsfraktionen legten einen Dringlichkeitsantrag vor Ein zen-traler Punkt darin Schnellstmoumlglich eine Enquete-Kommission ins Leben zu rufen die die Zukunft der medizi-nischen Versorgung in MV als groszliges Ganzes beleuchtet

Ein vorbildliches Gesundheitsnetz auf der einen Seite marode Kliniken und veraltete Technik auf der anderen ndash in diesem Konfliktfeld habe sich das Ge-sundheitswesen nach der Wende be-funden skizzierte Torsten Koplin (DIE LINKE) bdquoDas Heil aus dieser Situation wurde im Umbruch der Eigentumsver-haumlltnisse gesehenldquo In keinem anderen ostdeutschen Bundesland seien so viele Krankenhaumluser privatisiert worden wie in MV ndash die meisten zwischen 1991 und 1996 Unter der SPDPDS-Regierung in den Jahren 1998 bis 2006 seien es sechs gewesen bdquoSeither zieht eine Beutegemeinschaft privater Klinikkon-zerne durch das Landldquo die ndash getrieben von Effizienzrenditen ndash unprofitable Krankenhausbereiche wie Kinder- und Jugendmedizin Gynaumlkologie und Ge-burtshilfe auslese Hier muumlsse die Politik Verantwortung uumlbernehmen und ge-gebenenfalls private Krankenhaumluser in oumlffentliche Traumlgerschaft zuruumlckfuumlhren bdquoEs geht nicht um eine Situation die von

heute auf morgen ansteht Aber wir ha-ben politisch Vorsorge zu leisten fuumlr den Fall der Faumllleldquo Als Finanzierungsquelle brachte er den Strategiefonds ins Spiel

Die stationaumlre Versorgung langfristig flauml-chendeckend aufrechtzuerhalten stehe fuumlr die Koalitionsfraktionen auszliger Frage Sich in jeder Landtagssitzung einzelnen Standorten oder Herausforderungen zu widmen werde die Probleme aber nicht loumlsen begruumlndete Sebastian Ehlers(CDU) den auf Initiative seiner Frakti-on eingereichten Dringlichkeitsantrag Er halte es fuumlr sinnvoller die Dinge zu buumlndeln bdquoWir wollen deshalb heute die Weichen stellen fuumlr eine Enquete-Kom-mission Zukunft der medizinischen Versorgung in Mecklenburg-Vorpom-mernlsquoldquo Mit dem Ziel konkrete Details fuumlr eine zukunftsfaumlhige medizinische Versorgung im Land auszuarbeiten Er warb darum alle Gedankenspiele zuzu-lassen und innovative Wege zu gehen bdquoDa darf es keine Denkverbote gebenldquo Er appellierte daran die Enquete-Kom-mission schnell ins Leben zu rufen und noch bis zum Ende der Wahlperiode zu Ergebnissen zu kommen

Gesundheitsminister Harry Glawe un-terstrich dass das Gesundheitssystem von einer Vielfalt an Anbietern lebe Dazu gehoumlrten private und kommunale Traumlgerschaften genauso wie die freie Wohlfahrt bdquoGrundsaumltzlich ist das immer ein Dreiklangldquo Das was DIE LINKE hier einfordere stehe vor einer hohen Huumlrde im Grundsatz und im Grundgesetz Trauml-gerschaften unter Zwang zu veraumlndern sei ausgeschlossen bdquoEs muss immer einen Verkaumlufer geben und einen der kaufen willldquo Er zeigte sich uumlberzeugt dass die gegenwaumlrtige Gesundheits-struktur im Land auch in den naumlchsten Jahren Bestand haben werde Eine En-quete-Kommission sei aber ein guter Weg um fraktionsuumlbergreifend und mit Fachleuten uumlber die Krankenhausland-schaft und deren Strukturen nachzu-denken und Empfehlungen zur Sicher-stellung der medizinischen Versorgung zu erarbeiten

bdquoWir wissen dass linke Politik gern von einer Ausweitung der Staatsquote traumlumtldquo sagte Dr Gunter Jess (AfD) bdquoWir meinen dagegen dass wir alle auch private Ressourcen fuumlr eine

gute Gesundheitsversorgung nutzen solltenldquo Krankenhaumluser in Gaumlnze oder Teilbereichen zu rekommunalisieren sei daher eine Handlungsoption aber kein Koumlnigsweg Einer Enquete-Kommission die bis zu Sommerpause 2021 Ergeb-nisse praumlsentieren soll stand er skep-tisch gegenuumlber bdquoIch denke da wird nichts Vernuumlnftiges bei rauskommenldquo Er habe vielmehr den Eindruck dass die Koalitionsfraktionen mit den selbst ver-ursachten Problemen nicht mehr fertig werden und sich mit der Kommission und mit Blick auf die Landtagswahl 2021 bdquogeschickt aus der Affaumlre ziehen wollenldquo Er nehme den Koalitionsfraktionen die Rolle des Gestalters jedenfalls nicht ab sondern frage sich warum die Antrag-steller nach 30 Jahren direkter oder in-direkter Regierungsverantwortung in Bund und Land nicht schon laumlngst ge-handelt haben

bdquoMosaiksteine bringen nicht vielldquo warb Julian Barlen (SPD) fuumlr die Enquete-Kommission bdquoWir brauchen einen lang-fristig tragfaumlhigen Masterplanldquo Im Kern gehe es um ein sektoruumlbergreifendes multiprofessionelles Versorgungskon-zept bdquoDie Menschen erwarten zu Recht dass sich der Staat um die wesentlichen Belange der Daseinsvorsorge kuumlmmert und wenn noumltig dem Markt auch die Stirn bietetldquo Das Land duumlrfe nicht weiter dabei zuschauen wenn private Traumlger wichtige aber weniger oder nicht pro-fitable Bereiche wie Geburtshilfe oder Paumldiatrie abstoszligen bdquoDie Politik muss es sein die die Regeln dieses Spiels be-stimmt und gemeinsam mit den Betei-ligten aktiv und mit klaren Anforderun-gen ausgestaltet Das ist die Motivation fuumlr den heutigen Antragldquo Der Landtag muumlsse in diesen Fragen eng an der Seite der Menschen stehen die diese Versor-gung dringend brauchten Aufgabe der Enquete-Kommission sei es deshalb den Status quo zu analysieren Perspek-tiven in den Blick zu nehmen und Emp-fehlungen fuumlr eine flaumlchendeckend und zukunftsfaumlhige Gesundheitsversorgung auszusprechen

Sebastian Ehlers (CDU) warnte davor den Eindruck zu erwecken Re-Kom-munalisierungen wuumlrden alle Probleme loumlsen bdquoDas ist zu kurz gedachtldquo Auch kommunale Krankenhaumluser seien nicht vor Personalmangel gefeit Als Finanzie-

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rungsquelle den Strategiefonds anzu-fuumlhren helfe nicht weiter bdquoDa koumlnnen Sie ein halbes Krankenhaus zuruumlck-kaufenldquo Pauschal von einer bdquoBeutege-meinschaft privater Klinikkonzerneldquo zu sprechen hielt er nicht fuumlr angebracht bdquoMan muss immer aufpassen dass man nicht verallgemeinertldquo Den Vorwurf der AfD wieszlig er zuruumlck Niemand wol-le sich hinter eine Enquete-Kommission verstecken Im Gegenteil bdquoWir werden hier sehr offen und kontrovers die Din-ge diskutieren auch mit Experten Was am Ende dabei rauskommt das weiszlig ich heute ehrlicherweise auch noch nichtldquo

Die Traumlgervielfalt der Krankenhaumluser stelle seine Fraktion nicht infrage be-tonte Torsten Koplin (DIE LINKE) bdquoWir muumlssen uns nur mit dem Punkt aus-einandersetzen was passiert wenn ein Krankenhaustraumlger nicht in der Lage oder gewillt ist seinen Versorgungs-auftrag zu erfuumlllenldquo Selbst die Minister-praumlsidentin habe in der Aufregung um Parchim und Crivitz Re-Kommunalisie-rungen ins Feld gefuumlhrt bdquoWir wollen mit unserem Antrag nichts anderes als sich damit auseinanderzusetzenldquo Eine En-quete-Kommission ins Leben zu rufen sei begruumlszligenswert Sie werde jedoch nicht in einem Jahr mit ihrer Arbeit fertig sein Er draumlngte daher mit einem Aumlnde-rungsantrag darauf sie in der naumlchsten Legislaturperiode fortzufuumlhren und im Sommer zunaumlchst einen Zwischenbe-richt vorzulegen

Uumlber den Antrag der Linken wurde na-mentlich abgestimmt Dabei wurden 63 Stimmen abgegeben 12 Abgeordnete votierten mit Ja 51 mit Nein Damit ist der Antrag abgelehnt Der Koalitions-antrag fand mit den Stimmen von SPD CDU einigen Abgeordneten der AfD und dem fraktionslosen Abgeordneten Holger Arppe eine Mehrheit Der Aumlnde-

Stichwort Dringlichkeitsantrag

Ein Dringlichkeitsantrag ist ein Antrag der erst zu Beginn der Landtagssit-zung auf die Tagesordnung gesetzt wird Normalerweise muumlssen die Frak-tionen ihre Beratungsgegenstaumlnde laut Geschaumlftsordnung spaumltestens zwei Wochen vor der Sitzung bei der Landtagspraumlsidentin einreichen Manchmal ergeben sich aufgrund aktueller Entwicklungen Anlaumlsse fuumlr Antraumlge erst nach dieser Frist Ob ein Antrag fuumlr dringlich befunden wird entscheiden die Abgeordneten Stimmt mindestens eine Zweidrit-telmehrheit der Landtagsmitglieder dafuumlr wird er nachtraumlglich bzw zu-saumltzlich auf die Tagesordnung gesetzt Vor der Abstimmung hat die Fraktion die den Antrag stellt die Moumlglichkeit die Dringlichkeit in einem kurzen Re-debeitrag zu begruumlnden Alle anderen Fraktionen koumlnnen darauf erwidern Wird die Dringlichkeit abgelehnt kann der Antrag zur naumlchsten Sitzungswo-che im regulaumlren Verfahren eingereicht werden

Stichwort Enquete-Kommission

Eine Enquete-Kommission ist eine Arbeitsgruppe in der umfangreiche Sachverhalte uumlber einen langen Zeit-raum eroumlrtert werden Sie besteht aus Abgeordneten aller Fraktionen sowie externen Sachverstaumlndigen Im konkreten Fall koumlnnen das unter anderem Klinikbetreiber und Vertre-ter des Gesundheitsministeriums der Kommunen Krankenkassen und Aumlrz-teschaft sein Sie eroumlrtern das Thema gemeinsam und unter verschiedenen Aspekten Ziel ist es Loumlsungen bzw Handlungsempfehlungen fuumlr Pro-bleme zu finden aus denen dann gegebenenfalls politische Entschei-dungen abgeleitet werden Bislang gab es in MV vier Enquete-Kommissi-onen Leben in der DDR Leben nach 1989 ndash Aufarbeitung und Versoumlhnung (1995ndash1997) Zukunftsfaumlhige Gemein-den und Gemeindestrukturen in Meck-lenburg-Vorpommern (2000ndash2002) Staumlrkung der kommunalen Selbstver-waltung (2007ndash2011) und Aumllter werden in Mecklenburg-Vorpommern (2012ndash2016)

rungsantrag der Linken wurde mit den Stimmen von SPD und CDU abgelehnt

Antrag DIE LINKE Drucksache 74742Dringlichkeitsantrag CDUSPD Drucksache 74781Aumlnderungsantrag DIE LINKE Drucksache 74787

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Eine Enquete-Kommission soll sich mit der Zukunft der 37 Krankenhaumluser in MV befassen

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KeineDauer-Flaggenam SchlossSitz des Parlaments wird nur zur Landtagssitzung beflaggt

Europa-Flagge Deutschland-Flag-ge und MV-Flagge Sie werden weiter-hin nicht taumlglich vor dem Schloss we-hen Nach geltender Verordnung werden Flaggen nur an den Sitzungs-tagen der Abgeordneten gehisst Und dabei bleibt es auch Das Plenum hat mehrheitlich gegen den Vorschlag der AfD gestimmt den Sitz des Landtages dauerhaft zu beflaggen Ihr Ansinnen auch den Plenarsaal mit diesen drei Flaggen auszustatten fand ebenfalls keine Mehrheit Beide Antraumlge wurden in einer gemeinsamen Debatte bera-ten in der sich neben der AfD nur DIE LINKE und die fraktionslose Abgeord-nete Christel Weiszligig zu Wort meldeten

bdquoSchwarz-Rot-Gold ist das Symbol fuumlr das demokratische Deutschland Dazu sollte sich ein deutsches Landespar-lament auch taumlglich bekennenldquo argu-mentierte Christoph Grimm (AfD) der beide Antraumlge ins Plenum einbrachte Die Deutschlandflagge stehe fuumlr Freiheit Wohlergehen Zugehoumlrigkeit und eine verfassungsgemaumlszlige Ordnung Fuumlr einen selbstbewussten aufgeklaumlrten Patriotis-mus muumlsse sich niemand schaumlmen Auch dem Plenarsaal wuumlrden die Flaggen von Land Bund und EU ndash zum Beispiel in Form von Standarten ndash mehr Farbe und eine ganz andere Note verleihen Mit bei-den Ansinnen befaumlnde sich MV in guter Gesellschaft zu Laumlndern wie Bayern Hes-sen Berlin und Thuumlringen

Das Ansinnen sei ehrenhaft offenbare jedoch eine Bildungsluumlcke meinte Pe-ter Ritter (DIE LINKE) bdquoDas Instrument das Sie vorschlagen ist falschldquo Nicht die Landesregierung muumlsse aufgefordert werden die Rechtsverordnung zu aumln-dern sondern der Innenminister bdquoOder Sie aumlndern das Hoheitszeichengesetzldquo Als die Baukommission sich mit der Aus-gestaltung des neuen Plenarsaals befasst habe haumltte sich auch die AfD mit Ideen einbringen koumlnnen bdquoIch habe von Ihrer Fraktion keinen Vorschlag gehoumlrtldquo weder zum Aussehen des Saals noch zur Beflag-gung bdquoWir lehnen diese Antraumlge abldquo

Den Plenarsaal zu beflaggen ndash fuumlr Christel Weiszligig (fraktionslos) eine laumlngst uumlber-faumlllige Forderung Flaggen zu zeigen bedeute in der Wirkung nach auszligen auch bdquoWir stehen zu unserem Land Wir sind stolz Diener des Volkes zu seinldquo Sie warb darum bdquoohne viel Gezetereldquo zu jeder Sitzung bdquodrei Standarten mit wun-derschoumlnen Fahnenldquo aufzustellen ndash und damit bdquozuversichtliche Aussagekraft und das Gefuumlhl hier sind wir zu Hauseldquo zu vermitteln

Christoph Grimm (AfD) warf den Ko-alitionsfraktionen vor bdquoden Schwanz einzuziehenldquo bdquoSie wissen nicht was Sie zu diesem Thema sagen sollen deshalb halten Sie lieber den Mundldquo Auch DIE LINKE habe in ihrem Redebeitrag eine Pirouette nach der anderen gedreht bdquoWenn wir die Landesregierung zu etwas auffordern dann ist natuumlrlich auch der Innenminister gefragt und gemeintldquo Die angefuumlhrten Ablehnungsgruumlnde hielt er fuumlr vorgeschoben bdquoGeben Sie das doch zu und sagen Sie dass Sie ideologisch einfach ein Problem mit Schwarz-Rot-Gold habenldquo

Horst Foumlrster (AfD) unterstrich dass es darum gehe den Sitz des Landtags bei der Beflaggung auf eine Stufe mit der Staatskanzlei zu stellen bdquoSymbole ha-ben eine groszlige Wirkungldquo Er gehe nicht davon aus dass es Streit in der Sache gebe Knackpunkt sei vielmehr dass die AfD den Antrag stelle bdquoSeien Sie an der Stelle einfach mal sachlichldquo Er erinnerte daran dass auch Bundespraumlsident Stein-meier vor einiger Zeit davor gewarnt habe Symbole den politischen Raumlndern zu uumlberlassen Sein Vorschlag bdquoWenn Sie nicht mit uns stimmen moumlgen stellen Sie demnaumlchst selbst einen Antragldquo

Beide Antraumlge wurden mit den Stimmen von SPD CDU und DIE LINKE abgelehntAntrag AfD Drucksache 74737Antrag AfD Drucksache 74749

Stichwort Beflaggung

Ob und wie oumlffentliche Gebaumlude be-flaggt werden kann nicht einfach nach Gutduumlnken entschieden werden Grundlage dafuumlr sind die bdquoBeflaggungs-verordnungldquo und die bdquoVerordnung zur Bestimmung der regelmaumlszligigen Be-flaggungstageldquo des Landes Die Staats-kanzlei zeigt taumlglich Flagge die Euro-paflagge die Bundesflagge und die Dienstflagge des Landes Der Landtag ist laut Verordnung an jedem Sitzungs-tag mit der Landesflagge und den Flag-gen der Landesteile Mecklenburg und Vorpommern beflaggt Vor anderen Dienststellen und Behoumlrden des Lan-des oder die der Aufsicht des Landes unterstehen werden Flaggen dagegen nur an ausgewaumlhlten Tagen gehisst Dazu gehoumlren zum Beispiel der 1 Mai (Tag der Arbeit) der Tag der Deut-schen Einheit der Volkstrauertag (auf halbmast) oder der Tag an dem eine Wahl stattfindet Uumlber den offiziellen Beflaggungskalender hinaus kann der Landesinnenminister aufgrund beson-derer Anlaumlsse weitere Beflaggungen anordnen

Landesflagge versus Dienstflagge Blau Weiszlig Gelb Weiszlig Rot quer gestreift ndash so sieht die Landesflagge aus Daneben verwenden die Landesbehoumlrden auch eine Dienstflagge Auf ihr sind zusaumltzlich noch die beiden Wappentiere der mecklenburgische Stier und der pommersche Greif abgebildet

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An Sitzungstagen wehen vor dem Schweriner Schloss die Europa-Flagge die Deutschland-Flagge und die MV-Flagge

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wie Planungen fuumlr einen Hochschulstand-ort Schwerin gewuumlnscht Sie enthielt sich in der AbstimmungAntrag SPDCDU Drucksache 74739

Elternzeit heiszligt Teilzeitplatz

Kinder deren Eltern mit einem Geschwis-terkind in Elternzeit sind haben auch weiterhin keinen Anspruch auf einen Ganztagsplatz in der Kita SPD CDU und DIE LINKE sprachen sich gegen den Vorschlag der AfD aus das Kindertages-foumlrderungsgesetz (KifoumlG) entsprechend zu aumlndern Nach den derzeitigen Rege-lungen steht diesen Familien maximal ein Teilzeitplatz zu Fuumlr die SPD liegen die Konflikte nicht in der Teilzeitloumlsung an sich sondern in den damit verbun-denen unflexiblen Bring- und Abhol-zeiten Diese gelte es zu aumlndern Die CDU beklagte dass der Gesetzentwurf nichts daruumlber aussage wie der Vorstoszlig per-sonell und finanziell gestemmt werden solle DIE LINKE wandte sich dagegen Betreuungszeiten an Voraussetzungen zu knuumlpfen und sprach sich fuumlr einen grundsaumltzlichen Ganztagsanspruch fuumlr alle Kinder aus Der Gesetzentwurf wur-de nach dieser ersten Lesung nicht zu weiteren Beratungen in den Fachaus-schuss verwiesenGesetzentwurf AfD Drucksache 74738

Keine gezielte Jagd auf Kolkraben

Die AfD-Fraktion verlangt von der Lan-desregierung mehr Schutz fuumlr Weide-tiere In den Mittelpunkt ihres Antrages stellte sie dabei den Kolkraben der im-mer wieder neugeborene Weidetiere angreife um dann das Aas zu fressen Nach Ansicht der AfD sollte der Vogel deshalb in die EU-Vogelschutzrichtlinie aufgenommen werden ndash um eine ge-zielte Bejagung zu ermoumlglichen Dass schwache Tiere das Interesse von Aas-fressern erregten liege in der Natur der Tiere entgegnete die SPD Es sei aber mitnichten so dass auf jeder Weide Kolk-

CDU sprachen sich fuumlr eine europaumlische Loumlsung und gegen einen Alleingang von MV aus Die AfD verlangte die unbeglei-teten Kinder zu ihren Eltern zuruumlckzu-schicken Anstatt dem Steuerzahler neue Kosten aufzuerlegen solle das Geld ihrer Meinung nach lieber vor Ort in aumlrztliche Hilfe investiert werden Der Antrag wur-de abgelehntDringlichkeitsantrag DIE LINKE Drs 74780

Eckwerte weisen Hochschulen den Weg

Mehr unbefristete Stellen mehr Geld ein Studiengang fuumlr Grundschullehrer in Greifswald ndash das sind drei Beispiele aus den Eckwerten die der Landtag mit den Stimmen von SPD und CDU fuumlr die Hochschulentwicklung der kommenden Jahre beschlossen hat Die Eckwerte sind der Wegweiser in welche Richtung sich die Hochschulen in den Jahren 2021 bis 2025 entwickeln sollen Auf ihrer Grund-lage erarbeiten sie Zielvereinbarungen und Entwicklungsplaumlne zum Beispiel zu Stellen Studiengaumlngen Faumlchern und For-schungsschwerpunkten Das Eckpunkte-papier ermoumlglicht es den Hochschulen erstmals die Anzahl unbefristeter Stellen zu erhoumlhen und ndash unter Einhaltung des Stellenplans ndash flexibler mit Stellen umzu-gehen Damit koumlnnen sie bei Bedarf auch im laufenden Jahr Stellen schaffen oder streichen Bislang war dies nur in engen Grenzen moumlglich Bei den Bauvorhaben liegt der Fokus unter anderem auf dem ULMICUM und BIOMEDICUM in Rostock und der Bibliothek in Neubrandenburg Mit Blick auf den Fachkraumlftebedarf legt das Land sein Hauptaugenmerk auf die fachliche Entwicklung der Studiengaumln-ge fuumlr Mediziner Juristen Bauingenieure und Lehrer Durch die Verstetigung des Hochschulpaktes stehen den Hochschu-len zudem von 2021 bis 2023 jaumlhrlich rund vier Millionen Euro ab 2024 rund acht Millionen Euro mehr zur Verfuumlgung SPD und CDU lobten die erfreulichen Entwick-lungen die sich aus den Eckpunkten erge-ben Fuumlr die AfD ging das Papier an vielen Stellen in die falsche Richtung ndash allem voran in Bezug auf Inklusion Gender Frauenquoten und dem geplanten Ori-entierungsstudium Sie stimmte ebenso wie der fraktionslose Abgeordnete Holger Arppe gegen den Antrag DIE LINKE haumltte sich unter anderem mehr Verbesserungen fuumlr die Juristenausbildung in Rostock so-

Weitere MeldungenNaumlchste Volkszaumlhlung kommt 2021

Wie viele Menschen leben in MV Wie viele Wohnungen gibt es im Land Da-ten wie diese werden im kommenden Jahr mit einer Volkszaumlhlung auf den neu-esten Stand gebracht Der sogenannte Zensus wird am 16 Mai 2021 stattfinden Deutschland ist laut EU-Recht dazu ver-pflichtet alle zehn Jahre eine Volkszaumlh-lung durchzufuumlhren Fuumlr die Erhebung werden sowohl bestehende Daten aus-gewertet als auch Buumlrger befragt Die Er-gebnisse sind wichtige Planungsgrund-lagen fuumlr Bund Land und Gemeinden Die Houmlhe der Einwohnerzahlen hat zum Beispiel Einfluss darauf wie viel Geld der Bund uumlber den Finanzausgleich ans Land und das Land an die Kommunen zahlt oder wie Wahlkreise eingeteilt werden Aber auch fuumlr die Planung von Schulen Kindergaumlrten Altenheimen oder Kran-kenhaumlusern spielen die erfassten Daten eine Rolle Die Bestimmungen zum Ab-lauf der Erhebung muumlssen in einem Ge-setz geregelt werden das im Maumlrz mit den Stimmen von SPD CDU und DIE LIN-KE beschlossen wurdeGesetzentwurf Landesregierung Drucksache 74445Beschlussempfehlung Innenausschuss Drucksache 74762

Fluumlchtlingskinder aus Griechenland

DIE LINKE hat erneut darauf gedraumlngt Fluumlchtlingskinder aus uumlberfuumlllten grie-chischen Lagern nach MV zu holen Mit einem Dringlichkeitsantrag forderte sie die Landesregierung auf uumlber die vom Bund geaumluszligerten Absichten hinaus zu gehen und weitere Kinder aufzu-nehmen Der Koalitionsausschuss des Bundes hatte sich Anfang Maumlrz bereit erklaumlrt in Zusammenarbeit mit anderen europaumlischen Laumlndern bis zu 1500 kranke sowie unbegleitete Kinder und Jugendli-che nach Deutschland zu holen DIE LIN-KE forderte dem Bund ein eigenes An-gebot zur Aufnahme weiterer Maumldchen und Jungen in MV zu machen SPD und

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31 A u s d e m P l e n u m | M e l d u n g e n

und Fernmeldegeheimnis) neu besetzt werden Zur Wahl stand auf Vorschlag der Christdemokraten Ann Christin von Allwoumlrden In geheimen Wahlen wur-de die CDU-Abgeordnete mit groszliger Mehrheit in alle drei Gremien gewaumlhlt An der Abstimmung hatten sich jeweils 60 Abgeordnete beteiligt Neues stellver-tretendes Mitglied der G 10-Kommission wurde Franz-Robert LiskowWahlvorschlaumlge CDU Drucksachen 74768 bis 74770

Ausschuss bestimmt Vertrauensleute

In diesem Jahr werden an den Verwal-tungsgerichten Schwerin und Greifswald sowie am Oberverwaltungsgericht neue ehrenamtliche Richterinnen und Richter gewaumlhlt Die Wahl uumlbernimmt ein beim jeweiligen Gericht bestehender Wahl-ausschuss Diesen Wahlausschuumlssen gehoumlren die Praumlsidenten der Verwal-tungsgerichte ein von der Landesregie-rung bestimmter Verwaltungsbeamter sowie sieben Vertrauensleute an Diese Vertrauensleute wiederum werden von den Landtagsabgeordneten bestimmt SPD CDU und DIE LINKE haben sich in einem gemeinsamen Dringlichkeitsan-trag darauf verstaumlndigt diese Aufgabe dem Rechtsausschuss zu uumlbertragen In der Debatte dazu meldete sich nur die AfD zu Wort Sie wandte sich dage-gen die Entscheidungskompetenz vom Landtag in den Ausschuss zu verlagern bdquoUnserer Meinung nach ist das eine Fra-ge die das Plenum zu entscheiden hatldquo Die ehrenamtlichen Richterinnen und Richter werden fuumlr die Dauer von fuumlnf Jahren gewaumlhlt Ihre Aufgabe ist es mit Erfahrungen und Kenntnissen aus dem taumlglichen beruflichen und sozialen Um-feld die juristisch gepraumlgte Sichtweise der Berufsrichter sinnvoll zu ergaumlnzenDringlichkeitsantrag SPD CDU DIE LINKE Drucksache 74775

Kooperatives Ehrenamt

Die Bundesregierung hat die Deutsche Stiftung fuumlr Engagement und Ehrenamt mit Sitz in Neustrelitz ins Leben gerufen Vor diesem Hintergrund hat der Landtag auf Initiative der CDU die Landesregie-rung beauftragt die Arbeit der Stiftung zu unterstuumltzen und eine Kooperation mit der Ehrenamtsstiftung des Landes

rabenschwaumlrme nur darauf warteten uumlber ein neugeborenes Tier herzufallen Die CDU verwies darauf dass die Voumlgel unter bestimmten Bedingungen auch jetzt schon bejagt werden duumlrften DIE LINKE meinte ursaumlchlich fuumlr die Pro-bleme von Weidetierhaltern seien we-der Wolf noch Kolkrabe sondern eine verfehlte EU-Agrarfoumlrderpolitik Daran wuumlrde auch eine Bejagung des Kolkra-ben nichts aumlndern Alle drei Fraktionen SPD CDU und DIE LINKE sowie die frak-tionslose Abgeordnete Christel Weiszligig lehnten den Antrag abAntrag AfD Drucksache 74735

Debatte um Jura-Studium

Auf den Arbeitsmarkt fuumlr Juristen kom-men groszlige Herausforderungen zu Bis 2031 werden 320 Richter und Staatsan-waumllte in Ruhestand gehen Demgegen-uumlber stehen ein hohe Abbrecher- und Durchfallquote bei Jura-Studenten Un-ter Verweis auf diese Entwicklung warb DIE LINKE darum die Juristenausbildung in MV staumlrker in den Blick zu nehmen Konkret draumlngte sie darauf die Qualitaumlt der Ausbildung zu verbessern sowie ne-ben Greifswald auch in Rostock wieder bdquoRechtswissenschaftenldquo als Studiengang anzubieten Die AfD pflichtete der Pro-blematik bei und unterstuumltzte die Vor-schlaumlge Sie warb darum mehr Personal einzustellen um Studierende gut aufs Examen vorzubereiten Nach Ansicht der CDU seien weder im Haushalt noch strukturell die Voraussetzungen fuumlr einen Studiengang der Rechtswissenschaften in Rostock gegeben Die SPD ging in der Analyse der Probleme mit den Linken mit betonte aber dass Verbesserungen bereits umgesetzt wuumlrden oder in Pla-nung seien Neue Doppelstrukturen in Greifswald und Rostock lehnte sie abAntrag DIE LINKE Drucksache 74747

Neue Mitglieder fuumlr drei Gremien

Der bisherige Fraktionsvorsitzende der CDU Vincent Kokert hat mit Wirkung zum Maumlrz den Landtag verlassen Aus diesem Grund mussten die Sitze der Fraktion in der Parlamentarischen Kon-trollkommission (Angelegenheiten des Verfassungsschutzes) im SOG-Gremium (Sicherheits- und Ordnungsgesetz) und in der G 10-Kommission (zu Brief- Post-

angeregt Die Koalitionsfraktionen erhof-fen sich davon auch Synergieeffekte und eine Staumlrkung fuumlr das Ehrenamt in MV Die Opposition hielt den Antrag fuumlr unnoumltig bdquoDas ist ungefaumlhr so als wuumlrden wir die Einrichtung des Plenarsaals begruumlszligen und dafuumlr plaumldieren dass hier regelmauml-szligig Sitzungen durchgefuumlhrt werdenldquo meinte DIE LINKE Sie stimmte dem An-trag trotzdem zu in der Hoffnung dass er die Bedingungen fuumlr das ehrenamt-liche Engagement weiter verbessere Die AfD warnte vor einer bdquostaatlich organi-sierten Uumlbersteuerung von Ehrenamtldquo In der Abstimmung zeigten sich ihre Frak-tionsmitglieder uneins Einige stimmten dem Antrag zu andere enthielten sichAntrag CDUSPD Drucksache 74740

Kritik am Abrechnungssystem

Wolgast Parchim Demmin Krankenhaumlu-ser im Land stehen immer wieder im oumlf-fentlichen Fokus weil sie Schwierigkeiten haben ihre Abteilungen Geburtshilfe Gynaumlkologie sowie in der Kinder- und Jugendmedizin aufrechtzuerhalten Es fehlt an Geld und Personal DIE LINKE sieht eine Ursache dafuumlr im pauschalen Abrechnungssystem uumlber das Kliniken ihre Leistungen bezahlt bekommen Dieses System werde den besonderen Anforderungen an diese stationaumlren Be-reiche nicht gerecht Im Vergleich zu an-deren Abteilungen habe die Geburtshilfe viel houmlhere Vorhaltekosten die Kinder- und Jugendmedizin viel weniger plan-bare Leistungen dafuumlr aber hohe Notfall-quoten und Zeitbedarfe Sie forderte des-halb die Kosten fuumlr diese medizinische Versorgung nach den tatsaumlchlichen Kosten abzurechnen SPD und CDU plauml-dierten dafuumlr das Thema nicht isoliert zu betrachten sondern in einen groumlszligeren Zusammenhang zu ruumlcken ndash und ver-wiesen auf ihren Antrag zur Errichtung einer entsprechenden Enquete-Kom-mission Nicht zuletzt koumlnne die Abrech-nungsfrage nur auf Bundesebene ent-schieden werden Die AfD stellte einen Aumlnderungsantrag Dieser sah vor alle drei Bereiche im bestehenden Abrechnungs-system zu belassen dort aber besser auszufinanzieren In der Debatte ergriff sie nicht das Wort Beide Antraumlge wurden abgelehntAntrag DIE LINKE Drucksache 74741Aumlnderungsantrag AfD Drucksache 74782

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Laufende Gesetzgebung

Drs-Nr Initiator Gesetz Federfuumlhrender Ausschuss

Beratungsverlauf

72573 SPD CDU Entwurf eines Vierten Gesetzes zur Aumlnderung des Landesverfassungsgerichtsgesetzes

Rechtsausschuss 1 Lesung 12092018in Beratung

72574 SPD CDU Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Aumlnderung des Volksabstimmungsgesetzes

Rechtsausschuss 1 Lesung 12092018in Beratung

72575 SPD CDU Entwurf eines xx-ten Gesetzes zur Aumlnderung der Verfassung des Landes Mecklenburg-Vorpommern

Rechtsausschuss 1 Lesung 12092018in Beratung

74017 DIE LINKE Entwurf eines Gesetzes uumlber die Errichtung einer Beteiligtentransparenz-dokumentation beim Landtag (Beteiligtentransparenzdokumentationsgesetz Mecklenburg-Vorpommern - BeteildokG M-V)

Rechtsausschuss 1 Lesung 04092019in Beratung

74301 LReg Entwurf eines Gesetzes zur Neufassung des Finanzausgleichsgesetzes Mecklenburg-Vorpommern und zur Aumlnderung weiterer Gesetze

Innen- und Europaausschuss

1 Lesung 13112019in Beratung

74443 LReg Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes uumlber den oumlffentlichen Personennahverkehr in Mecklenburg-Vorpommern

Energieausschuss 1 Lesung 12122019in Beratung

74607 LReg Entwurf eines Gesetzes zum Staatsvertrag zwischen der Freien und Hansestadt Hamburg und dem Land Mecklenburg-Vorpommern uumlber die Durchfuumlhrung von Zuverlaumlssigkeitsuumlberpruumlfungen nach dem Luftsicherheitsgesetz

Energieausschuss 1 Lesung 29012020in Beratung

74613 LReg Entwurf eines Gesetzes zum Dreiundzwanzigsten Staatsvertrag zur Aumlnderung rundfunkrechtlicher Staatsvertraumlge (Dreiundzwanzigster Rundfunkaumlnderungsstaatsvertrag)

Innen- undEuropaausschuss

1 Lesung 29012020in Beratung

74614 LReg Entwurf eines Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes zur Ausfuumlhrung des Tierische Nebenprodukte-Beseitigungsgesetzes und zur Aumlnderung weiterer Vorschriften

Agrarausschuss 1 Lesung 29012020in Beratung

74615 SPD CDU Entwurf eines Ersten Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes zur Errichtung eines Sondervermoumlgens bdquoStrategiefonds des Landes Mecklenburg-Vorpommernldquo

Finanzausschuss 1 Lesung 29012020in Beratung

74618 AfD Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Aumlnderung des Finanzausgleichsgesetzes Mecklenburg-Vorpommern

- 1 Lesung 29012020Ablehnung der Uumlberweisung

74738 AfD Entwurf eines Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes zur Einfuumlhrung der Elternbeitragsfreiheit zur Staumlrkung der Elternrechte und zur Novellierung des Kindertagesfoumlrderungsgesetzes Mecklenburg-Vorpommern (Kindertagesfoumlrderungsgesetz -KifoumlG M-V)

- 1 Lesung 11032020Ablehnung der Uumlberweisung

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Abgeschlossene Gesetzgebung im Plenum am 29 Januar 2020 entschieden

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0 Drs-Nr Gesetz Initiator Abstimmung im Plenum

Beschluss

73694 Entwurf eines Gesetzes uumlber die oumlffentliche Sicherheit und Ordnung in Mecklenburg-Vorpommern und zur Aumlnderung anderer Gesetze

LReg 1 Lesung 190620192 Lesung 11032020 Annahme

74445 Entwurf eines Gesetzes zur Ausfuumlhrung des Zensusgesetzes 2021 in Mecklenburg-Vorpommern (Zensusausfuumlhrungsgesetz 2021 - ZensAG 2021 M-V)

LReg 1 Lesung 111220192 Lesung 11032020 Annahme

74444 Entwurf eines Gesetzes uumlber die Regulierungskammer Mecklenburg-Vorpommern (RegKG M-V) und zur Aumlnderung der Energiewirtschaftszustaumlndigkeitslandesverordnung

LReg 1 Lesung 111220192 Lesung 11032020 Annahme

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Vor-Ort-TerminWirtschaftsausschuss besucht HAB in Wusterhusen und MV WERFTEN in Stralsund

Am 27 Februar hat der Wirtschafts-ausschuss die HAB (Hallen- und Anla-genbau GmbH) in Wusterhusen als Mitgliedsunternehmen des Kooperati-onsverbundes RIC MAZA MV eV und im Anschluss die MV WERFTEN Stral-sund GmbH besucht um sich uumlber den aktuellen Stand zu informieren

Die HAB (Hallen- und Anlagenbau GmbH) gehoumlrt zu den modernsten Stahlbaubetrieben in Norddeutschland Das familiengefuumlhrte Unternehmen in dem heute mehr als 70 Mitarbeiter beschaumlftigt sind entwickelt plant und errichtet Gewerbe- Industrie- und Ge-sellschaftsbauten touristische Anlagen Komponenten fuumlr den Fahrzeugbau sowie Anlagen fuumlr den Kernkraftwerks-ruumlckbau Die HAB hat im Jahr 2006 die weltweit erste Tauchgondel fuumlr Zinno-witz auf der Insel Usedom gebaut 2011 wurden die Entwicklung und der Bau des ersten deutschen Meereswellen-

schwimmergenerators gestartet Mit ei-ner eigenen Forschungs- und Entwick-lungsabteilung werden jaumlhrlich uumlber 2 Prozent des Gesamtumsatzes zielge-richtet in die Entwicklung neuer Pro-dukte und Prozesse investiert Im Bereich des Anlagenbaus hat das Unternehmen eine Achterbahn fuumlr das Oktoberfest in Muumlnchen eine Wildwasserbahn fuumlr den Safaripark in Daumlnemark sowie Kabinen fuumlr die VIETZ GmbH Hannover gebaut Zudem werden Kranrahmen fuumlr Lieb-herr in Rostock Ersatzteile fuumlr STILL in Hamburg LNG-Traumlger fuumlr die NEPTUN WERFT in Rostock sowie eine Wasser-stoffanlage fuumlr Russland gefertigt Auszligerdem ist das Projekt Energieboje auf den Weg gebracht worden Eine Boje mit der die Bewegung der Wellen in Energie umgewandelt werden soll

RIC MAZA MV eV ist aus dem Koopera-tionsverband MAZA MV eV hervorge-gangen und seit dem 1 Januar 2018 mit einem Regionalen Innovationscluster Maritime Zulieferer Allianz Schiffbau (RIC MAZA Schiffbau) taumltig Dem Ver-bund gehoumlren derzeit 43 Mitgliedsun-ternehmen (davon 29 Kleine und mitt-lere Unternehmen) mit insgesamt ca 2400 Beschaumlftigten an Das groumlszligte Mit-gliedsunternehmen ist die Ostseestaal GmbH amp Co KG mit etwa 200 Beschaumlf-

tigten Daneben zaumlhlen u a regionale Schiffbauzuliefer- Ausruumlstungs- und Industriedienstleistungsunternehmen schiffbaurelevante Ingenieur- und Pro-jektierungsunternehmen sowie Einrich-tungen der industrienahen Forschung Wissenschaft und Bildung zum Ver-bund Fuumlr das Jahr 2020 wird ein Jah-resumsatz der Mitgliedsunternehmen

Mitglieder des Wirtschaftsausschusses zu Besuch bei der Hallen- und Anlagenbau GmbH MV Fotos Landtag

Die MV WERFTEN produzieren an den Standorten Wismar Rostock und Stralsund Kreuzfahrtschiffe und Yachten

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

34 A u s d e n A u s s c h uuml s s e n

in Houmlhe von ca 340 Mio Euro erwartet Seit 2017 hat der Kooperationsverbund mehr als 20 Forschungs- und Entwick-lungsprojekte mit Unterstuumltzung des Wirtschaftsministeriums initiiert Es wurden vier fachspezifische Projekt-gruppen ins Leben gerufen (innovative Schiffbauerzeugnisse Umsetzung der Industriestrategie 40 und Digitalisie-rung unternehmensrelevanter Prozesse effektive Schiffbaukooperation sowie Staumlrkung und zukunftsrelevante Aus- und Weiterbildung der Fachkraumlfte) Ziel ist es insbesondere die schiffbauliche Wertschoumlpfungsrelevanz der Erzeug-nisse und Leistungen sowie den Anteil kooperativer Schiffbauleistungen von Mitgliedsunternehmen und -einrich-tungen am Schiffbau zu erhoumlhen und die internationale Wettbewerbsfaumlhig-keit zu verbessern

Genting Hong Kong hat im Maumlrz 2016 die drei Nordic-Yards-Werften in Wismar Rostock und Stralsund uumlbernommen und diese im Juli 2016 in MV WERFTEN umbenannt Die MV WERFTEN bauen Schiffe fuumlr die Kreuzfahrtreedereien Crystal Cruises Dream Cruises und Cruise Global Bei den MV WERFTEN in Wismar Rostock und Stralsund die zu den modernsten und effizientesten Schiffbaustandorten in Europa gehouml-ren arbeiten derzeit 3100 Beschaumlftigte (davon 679 Mitarbeiter in Stralsund) Im April 2017 lag die Mitarbeiterzahl bei den MV WERFTEN noch bei 1400 Beschaumlftigten (davon 223 Mitarbeiter in Stralsund) Die Zahl der Auszubil-denden und Dualstudierenden bei den MV WERFTEN ist von 102 im Jahr 2017 auf 300 im Jahr 2020 angestiegen Bislang haben die MV WERFTEN vier Flusskreuzfahrtschiffe der RHINE Class fertiggestellt und bauen derzeit zwei Kreuzfahrtschiffe der Global Class die in den Jahren 2021 und 2022 abgelie-fert werden Am Standort Stralsund wird die Expeditions-Megayacht bdquoEN-DEAVORldquo gebaut die noch im Sommer 2020 uumlbergeben werden soll Bis zu 200 Passagiere koumlnnen auf dieser weltgroumlszlig-ten Megayacht die mit modernsten innovativen Technologien und luxurioumls ausgestattet wird in die Tropen und in Polarregionen reisen Daruumlber hinaus ist der Bau von vier Kreuzfahrtschiffen der Universal Class geplant wobei das erste Schiff 2022 fertiggestellt werden soll

Zeugen-vernehmungLandesverwaltung sagte zur Foumlrderung der Wohlfahrtsverbaumlnde aus

Auch die Ausschusssitzung am 16 Maumlrz befasste sich mit dem vom Landtagsplenum im Jahr 2017 fest-gelegten Untersuchungsgegenstand der Landesfoumlrderung der Wohlfahrts-verbaumlnde in den Jahren 2010 bis 2016

Jedoch wurde diese Ausschusssitzung durch die weit aktuellere Problematik der zunehmenden Verbreitung des Corona-Virus gepraumlgt So kam der Vor-sitzende Jochen Schulte mit Verspauml-tung weil er zuvor an einer Beratung der Fraktionen mit der Landtagspraumlsi-dentin teilgenommen hatte Dort ging es um die weitere parlamentarische Ar-beit Die dazu getroffene Verstaumlndigung zum grundsaumltzlichen Verzicht auf Aus-schusssitzungen bis zum 20 April 2020 war schlieszliglich auch die Grundlage fuumlr den Ausschuss sich gegen die Durch-fuumlhrung der naumlchsten fuumlr den 23 Maumlrz geplanten Sitzung auszusprechen So wurden die bereits geladenen Zeugen fuumlr diesen Termin ausgeladen Auch fuumlr die Sitzung am 16 Maumlrz selbst galten besondere Vorkehrungen So wurde bei den Besuchern auf der Tribuumlne wie im Plenum bei den Abgeordneten auf ei-nen Mindestabstand zueinander geach-tet es wurden keine Kugelschreiber ge-teilt und vielfach Handschuhe genutzt

Befragt wurden in dieser Sitzung drei Zeugen aus der Landesverwaltung Sei-tens des Landesamtes fuumlr Gesundheit und Soziales (LAGuS) schilderten des-sen Direktor Dr Heiko Will und der lang-jaumlhrige Leiter der Foumlrderabteilung Tho-mas Leder die Praxis der Ausreichung und Kontrolle der Landesmittel Beide stellten heraus dass die Grundsatzent-scheidungen vom LAGuS letztlich nur umgesetzt wurden Dabei seien auch im Rahmen des vielfach kritisierten bdquoein-fachen Verwendungsnachweises wie bei einem bdquonormalen Verwendungs-nachweis durchaus Belege gepruumlft wor-

den Das LAGuS sei bei der Bewilligung der Foumlrdermittel auch nicht an bdquoLIGA-Schluumlssel gebunden gewesen sondern habe alle Antraumlge einzeln entsprechend der Regularien gepruumlft und beschieden In den Ausfuumlhrungen wurde auch noch einmal auf die Einrichtung des LAGuS im Jahre 2006 Bezug genommen und auf die Uumlbertragung umfangreicher Aufga-ben im Jahr 2010 Heute werde die Foumlr-derabteilung fuumlr fuumlnf verschiedene Mi-nisterien taumltig und fuumlhre Foumlrderungen aus die in den Ministerien von rund drei Dutzend Fachreferaten betreut wuumlrden Insgesamt gehe es dabei jaumlhrlich um uumlber 400 Millionen Euro Zum Unter-suchungsgegenstand gehoumlrten allein rund 700 Projektfoumlrderungen

Nach den Zeugen aus dem LAGuS er-laumluterte der ehemalige Referatsleiter im Sozialministerium Claus Wergin die Grundsaumltze der Freien Wohlfahrtspflege und die Steuerung durch das Sozialmi-nisterium Er betonte Steuerung erfolge weniger durch Geld als durch inhalt-liche Eroumlrterungen und Absprachen Foumlrderungen fuumlr die Wohlfahrtspflege seien notwendig weil auf dem Markt nicht alle sozialen Angebote finanziert wuumlrden Viele Beratungs- und Hilfeleis-tungen seien ohne die Freie Wohlfahrts-pflege nicht denkbar Dabei sei das Land nicht an einen bdquoLIGA-Schluumlssel gebunden gewesen Vielmehr handele es sich dabei um einen LIGA-internen Antragsschluumlssel Damit haumltten sich die Verbaumlnde lediglich untereinander abge-stimmt uumlber ihre Aufgabenverteilung Das Land habe dann von den Verbaumln-den die entsprechenden Antraumlge erhal-ten und diese im ganz normalen Verfah-ren bearbeitet

Quelle wwwlagusmv-regierungde

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

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Experten-anhoumlrung Parlamentsforum Suumldliche Ostsee in Elblag

Am 2 Maumlrz hat in Elblag (Polen) die internationale Expertenanhoumlrung zur Vorbereitung der Jahreskonferenz des 18 Parlamentsforums Suumldliche Ost-see in Danzig stattgefunden Sie dient der Erarbeitung einer gemeinsamen Resolution aller Partnerparlamente Der Landtag MV arbeitet gemeinsam mit dem Landtag Schleswig-Holstein der Buumlrgerschaft der Freien und Han-sestadt Hamburg den Sejmiks der Woiwodschaften Westpommern Pommern und Ermland-Masuren so-wie der Kaliningrader Gebietsduma im Parlamentsforum Suumld-liche Ostsee zusammen Die Dele-gation des Landes MV war durch die Vizepraumlsidentin Beate Schlupp sowie die Abgeordneten Dirk Friedriszik und Dietmar Eifler vertreten Thema der diesjaumlhrigen Konferenz ist bdquoDer Eu-ropean Green Deal ndash Wasser und Kli-mawandelldquo Die Experten der Partner-parlamente haben uumlber die mit dem Klimawandel verbundenen Herausfor-derungen referiert

Waumlhrend der Eroumlffnung des Experten-treffens durch die Vorsitzenden der Regionalparlamente der Woiwodschaft Ermland-Masuren und Pommern sowie des Stadtpraumlsidenten von Elbląg hat der Vizepraumlsident des Sejmik Pommern Grzegorz Grzelak betont dass es einer Aumlnderung der Gewohnheiten sowie der Nutzung von Innovationen beduumlr-fe Im Anschluss daran hat Dr Andreas Lehmann von GEOMAR (Helmholtz-Zentrum fuumlr Ozeanforschung in Kiel) zum Thema bdquoKlimawandel im Ostsee-raum ndash eine Bestandsaufnahme der letzten 40 Jahreldquo berichtet Er hat darauf hingewiesen dass in den vergangenen 40 Jahren die Lufttemperatur uumlber der Ostsee um ca 2degC angestiegen sei Dies wiederum habe Auswirkungen auch auf die Wassertemperatur Die erhoumlhte Wassertemperatur wuumlrde die Loumlslich-keit des Sauerstoffs beeinflussen und

zusammen mit der Eutrophierung zu staumlrkerer Sauerstoffzehrung und einer Ausdehnung von Sauerstoffmangel-gebieten fuumlhren Auszligerdem habe der Salzgehalt in der Ostsee an der Ober-flaumlche leicht abgenommen waumlhrend er in groumlszligeren Tiefen zugenommen habe Dies habe eine staumlrkere Schichtung zur Folge und erschwere den Austausch zwischen den Schichten Im Bereich der Ostsee komme es zu einer Hebung und Senkung von Landmassen dadurch fal-le beispielsweise im Bereich der noumlrd-lichen Ostsee der Meeresspiegel waumlh-rend er in der Region Deutschland und Daumlnemark ansteige

Der Experte Mecklenburg-Vorpom-merns Prof Dr Bernd Lennartz von der Universitaumlt Rostock hat uumlber die Ni-tratbelastung der Wasserressourcen in landwirtschaftlich genutzten Gebieten gesprochen Er hat sich besorgt daruumlber geaumluszligert dass die Nitratbelastung die Wasserqualitaumlt aufgrund von intensiver Duumlngung in der Landwirtschaft verrin-gere Trotz strengerer Regelungen zur Duumlngung sei die Qualitaumlt des Grund-wassers oftmals unzureichend und habe sich uumlber die letzten Jahrzehnte eigentlich nicht verbessert Infolge der Nitratbelastung muumlssten Trinkwasser-brunnen in 20 bis 30 m Tiefe abgestellt werden So sei die flaumlchendeckende kuumlnstliche Entwaumlsserung uumlber Drai-nagen verantwortlich fuumlr groszlige Stick-stoffeintraumlge Durch den Regenabfluss wuumlrde auch die Nitratkonzentration

ansteigen da durch das Wasser Nitrat ausgewaschen werde Es gebe mehre-re Moumlglichkeiten die Konzentration zu reduzieren beispielsweise durch Redu-zierung der Duumlngung da es groszlige Vor-kommen an Stickstoff im Boden gebe oder durch die Reduktion der Wasser-fluumlsse damit wuumlrde Wasser laumlnger im Boden gehalten werden um Stickstoff binden zu koumlnnen Die Nitratbelastung betreffe neben dem Grundwasser auch Fluumlsse Seen und Meere Die durch na-tuumlrliche Prozesse bedingte Algenbluumlte werde durch die erhoumlhten Naumlhrstoff-eintraumlge noch verstaumlrkt Dies koumlnne dazu fuumlhren dass Gewaumlsser veralgen und im schlimmsten Fall drohe Fisch-sterben und ein Umkippen von Seen Die Helsinki Kommission habe dazu klare Ziele formuliert Prof Lennartz hat betont dass selbst eine schnelle Reduzierung der Duumlngung und damit einhergehenden Nitratbelastung erst in Jahrzehnten spuumlrbar sei

Prof Dr Stanisław Czachorowski von der Universitaumlt Olsztyn hat ausgefuumlhrt dass sich die Klimaraumlume wie beispielsweise Wuumlsten verschieben wuumlrden und mit einem um 2 m erhoumlhten Wasserspie-gel Ende des Jahrhunderts zu rechnen sei Er hat betont dass die Menschen in Anbetracht des Klimawandels ihr Ver-halten zwingend aumlndern muumlssten Die bisherige Denkweise Wassermengen schnellstmoumlglich abzufuumlhren muumlsse geaumlndert werden Durch die steigenden Temperaturen wuumlrden sich Vegetati-

Vlnr D Eifler 1 Vize-Praumlsidentin des Landtages MV Beate Schlupp D Friedriszik und Experte Prof B Lennartz

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onszeiten verlaumlngern demgegenuumlber stehe aber der zukuumlnftig zunehmende Wassermangel Es seien verstaumlrkt Was-serspeicher einzusetzen sowie der Was-serkreislauf auszudehnen So muumlsse die groszligflaumlchige Bodenversiegelung z B durch Rasenparkplaumltze Anpflanzung von Baumlumen oder Blumenwiesen redu-ziert sowie kreative Ideen genutzt wer-den um beispielsweise Regenruumlckhal-tebecken in die staumldtische Entwicklung zu integrieren

Ryszard Gajewski (Vorstandsvorsitzen-der von Wody Gdańskie Sp zoo) hat ausgefuumlhrt dass in und um Danzig Messstationen zur Messung des Nie-derschlags eingerichtet worden seien Diese wuumlrden sehr unterschiedliche Niederschlagsmengen trotz geogra-fischer Naumlhe zueinander aufweisen In den letzten Jahren haumltten die Nieder-schlaumlge mit uumlber 100 mm Niederschlag zugenommen Allein im Jahr 2018 sei drei Mal ein solcher Regen verzeichnet worden Das Niederschlagswasser muumls-se verstaumlrkt auf Gruumlnflaumlchen gehalten oder Wasserspeicher fuumlr Trockenzeiten eingesetzt werden

Grażyna Skrzypek (Department fuumlr Umweltschutz am Marschallamt der Woiwodschaft Westpommern) hat den Teilnehmern-innen einen Uumlberblick uumlber die verschiedenen Landesdoku-mente und strategischen Werkzeuge in Bezug auf Wasser und den Klimawandel gegeben Es seien viele verschiedene Maszlignahmen fuumlr Hochwasserschutz aber auch fuumlr Trockenzeiten geplant So habe man die Einrichtung von Retentions-becken zum Schutz gegen die Gefahren die von der Ostsee ausgingen sowie Maszlignahmen in den Staumldten und der Gruumlninfrastruktur zur Wassernutzung im urbanen Raum geplant Es gebe un-ter anderem ein Landesprogramm zur Renaturierung von Oberflaumlchengewaumls-sern

Die Ergebnisse werden in die Resolution einflieszligen die im Rahmen der Jahres-konferenz im Mai beschlossen werden soll

Thema SchuleEinschulung an einer oumlrtlich nicht zustaumlndigen Schule im Petitionsausschuss beraten

Waumlhrend fuumlr die weiterfuumlhrenden Schulen ab Klasse 5 in MV die freie Schulwahl moumlglich ist schreibt das Schulgesetz Mecklenburg-Vorpom-mern (SchulG M-V) vor dass die Ein-schulung der Grundschuumller grundsaumltz-lich an der oumlrtlich zustaumlndigen Schule zu erfolgen hat Aus wichtigem Grund kann jedoch der Schultraumlger der oumlrtlich zustaumlndigen Grundschule die Ge-meinde eine Ausnahme gestatten Eine solche begehrte Ausnahmege-nehmigung fuumlr den Besuch der oumlrtlich nicht zustaumlndigen Grundschule war Gegenstand der am 27 Februar durch-gefuumlhrten Beratung des Petitionsaus-schusses

Die Eltern eines Grundschuumllers hatten sich im Juli 2019 an den Petitionsaus-schuss gewandt und die Einschulung ihres Sohnes an einer oumlrtlich nicht zu-staumlndigen Schule gefordert die von der Gemeinde abgelehnt worden war Den hiergegen eingelegten Widerspruch hat-te das Ministerium fuumlr Bildung Wissen-schaft und Kultur (Bildungsministerium) zuruumlckgewiesen Die Petenten fuumlhrten an dass bereits die aumlltere Schwester des Grundschuumllers den begehrten Schul-standort besucht und jeden Morgen zur Schule gebracht wird Es wuumlrde da-her den Familienalltag erleichtern wenn auch der Sohn diesen Schulstandort be-suchen wuumlrde der uumlbrigens naumlher am Wohnort der Petenten sei als der Ort der oumlrtlich zustaumlndigen Schule Die Busfahrt zur oumlrtlich zustaumlndigen Schule waumlre auf-grund ihrer langen Dauer fuumlr den Sohn unzumutbar Zudem wuumlrde der Sohn an dem begehrten Schulstandort zusam-men mit seinen Freunden eingeschult werden da er dort bereits den Kinder-garten besucht hatte

In der Ausschussberatung begruumlndeten der Buumlrgermeister des Schulstandortes und eine Vertreterin des Bildungsmini-steriums zunaumlchst die Gruumlnde fuumlr die Ablehnung So seien die Eltern erst nach

der Einschulung des aumllteren Geschwister-kindes das bereits die Regionalschule besucht umgezogen Zwar koumlnne eine Ausnahmegenehmigung erteilt werden wenn die Betreuung des Schulkindes vor oder nach dem Schulunterricht nicht ge-sichert sei vorliegend gebe es aber eine Hortbetreuung Auch haumltten die Eltern nicht nachgewiesen dass eine Berufs-taumltigkeit am Wunschstandort bestehe Vielmehr koumlnne das Kind den Schulbus zur oumlrtlich zustaumlndigen Schule nutzen wobei die Fahrtdauer von 15 min zumut-bar sei Da sich die zustaumlndige Schule im Landkreis Nordwestmecklenburg und die Wunschschule im Landkreis Rostock befindet waren auch Vertreter der bei-den betroffenen Landkreise eingeladen worden Diese verwiesen auf die Pflicht der Landkreise eine Schuumllerbefoumlrderung zu den oumlrtlich zustaumlndigen Schulen si-cherzustellen Die Organisation dieser Schuumllerbefoumlrderung erfordere aber eine tragfaumlhige Schulentwicklungsplanung die die Festlegung von Einzugsbereichen voraussetze

Die Ausschussmitglieder gelangten zu der Auffassung dass die in dem kon-kreten Fall erfolgte Ablehnung den Grundschuumller an einer anderen als der oumlrtlich zustaumlndigen Schule einzuschulen rechtmaumlszligig war In lebhafter Diskussion wurden jedoch auch das Fuumlr und Wider der verpflichtenden Einschulung an der oumlrtlich zustaumlndigen Grundschule abge-wogen So kritisierten die Ausschuss-mitglieder dass der Elternwille oft voumlllig unberuumlcksichtigt bleibe obwohl neben familienorganisatorischen Gruumlnden mit-unter auch die mangelnde Attraktivitaumlt einzelner Grundschulen dazu fuumlhre dass ein anderer Schulstandort vorgezogen werde In diesem Zusammenhang wurde auch betont dass es dem Gesetzgeber ob-liege die Regelungen zur Schulwahl zu treffen waumlhrend die Verwaltung bei der Umsetzung an das geltende Recht ge-bunden ist Vor dem Hintergrund dass in einem verhaumlltnismaumlszligig duumlnn besiedel-ten Flaumlchenland eine belastbare Schul-bedarfsplanung fuumlr die Einteilung in Ein-zugsbereiche im Primarbereich foumlrderlich ist und im konkreten Fall von einer recht-maumlszligigen Entscheidung auszugehen ist hat der Ausschuss einstimmig beschlos-sen dem Landtag zu empfehlen das Pe-titionsverfahren abzuschlieszligen

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

37 A u s d e n A u s s c h uuml s s e n

Frecher als die EtabliertenEine neue Zeitung hatte 1990Platz fuumlr neue politische Akteure

Im Oktober 2020 jaumlhrt sich zum 30 Mal der Tag an dem der Landtag des neu gegruumlndeten Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern ins Schwe-riner Schloss einzog Das Jahr vor dem Einzug war eines der spannendsten und abwechslungsreichsten der juumln-geren deutschen Geschichte Am 9 November 1989 war nach 28 Jahren die innerdeutsche Grenze geoumlffnet worden Bis zur Wiedervereinigung am 3 Oktober 1990 uumlberschlugen sich in der DDR die Ereignisse Man-che Details drohen in Vergessenheit zu geratenDeshalb wollen wir Zeitzeugen zu Wort kommen lassen die diese so ereignisreiche Phase in Bezug zum Schweriner Schloss miterlebt haben und diese Details erinnern Diesmal Die Macher der Mecklenburgischen Volkszeitung (MVZ)

Unabhaumlngig von der Debatte uumlber eine Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten wurden im Win-ter 198990 in der DDR die Weichen gestellt dass das Schweriner Schloss Landtagssitz werden konnte Eine Ver-waltungsreform sollte die 1952 abge-schafften Laumlnder auferstehen lassen Schwerin war als Hauptstadt fuumlr Me-cklenburg-Vorpommern im Gespraumlch bdquoEin altes Land das neu entsteht ndash Gu-ten Tag Mecklenburg-Vorpommernldquo lautete am 15 Februar 1990 die Schlag-zeile der Mecklenburgischen Volkszei-tung (MVZ) Es war die erste Ausgabe einer wiederbelebten Zeitung die in der Weimarer Republik bdquoeinen renom-mierten demokratischen Ruf hatte und von den Nazis verboten wurdeldquo wie Karsten Schroumlder berichtet Er gehoumlrte zu den sechs Gesellschaftern der MVZ die das Experiment wagten der neuen Demokratie im Norden der DDR die immanent wichtige ausgewogene Oumlf-fentlichkeit zu verschaffen

Die Idee fuumlr die neue MVZ entstand laut Schroumlder am Runden Tisch in Rostock Die zur PDS (Partei des De-mokratischen Sozialismus) gewan-delte SED (Sozialistische Einheitspar-tei Deutschlands) sowie die uumlbrigen DDR-Parteien hatten allesamt ihre Parteizeitungen Den neuen demo-kratischen Parteien Gruppierungen und Basisgruppen aber fehlte eine publizistische Buumlhne bdquoEs ging darum politischen Stroumlmungen einen Platz zu geben die in der dominierenden Ostsee-Zeitung der PDS unterbelich-tet warenldquo

Schroumlder arbeitete damals wie heute im Rostocker Stadtarchiv Der Zeitgeschicht-ler interessierte sich schon fuumlr den Jour-nalismus Als er die Chance bekam bei der MVZ mitzuwirken griff er zu und lieszlig sich fuumlr zwei Monate freistellen Schroumlder war es der den Namen der fruumlheren SPD-Parteizeitung bdquoMecklenburgische Volks-zeitungldquo vorschlug Postwendend wollte sich die SPD mit drei Gesellschaftern beteiligen Harald Ringstorff von 1998 bis 2008 Ministerpraumlsident Mecklenburg-Vorpommerns war einer von ihnen Die SPD-Beteiligung verhalf der Zeitung zu den 1933 enteigneten MVZ-Raumlumen in der Doberaner Straszlige in Rostock West-

Die erste Ausgabe der MVZ erschien am 15 Februar 1990

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

38 D a s S c h l o s s v o r 3 0 J a h r e n

deutsche Aufbauhelfer der in der DDR neugegruumlndeten SPD unterstuumltzten die Gesellschafter als es galt eine GmbH und ein Gewerbe anzumelden sowie die Lizenz zu bekommen eine Zeitung mit 100000 taumlglicher Auflage verkaufen zu duumlrfenDrei der MVZ-Gesellschafter - der Jour-nalist Wolfgang Grahl der von den bdquoNorddeutschen Neuesten Nachrich-tenldquo kam der Werbekaufmann Horst Kirschneck und Karsten Schroumlder - brachten eine bunte enthusiastische Gruppe zusammen die so erinnert sich Martina Plothe anfangs bdquoziemlich unstrukturiertldquo acht Seiten MVZ fuumlllten Die damalige Betriebszeitungsvolontauml-rin und heutige Journalistin hatte am Rande einer oumlffentlichen Veranstaltung von der MVZ-Gruumlndung erfahren bdquoDie Bedingungen fuumlr die Produktion der ersten Ausgabe waren abenteuerlichldquo erinnert sie sich Mehrere Redakteure teilten sich eine Schreibmaschine die ersten sogenannten Spiegel fuumlr das Set-zen der Seiten entstanden auf dem Fuszlig-boden Es fehlten Stuumlhle Tische und Te-lefone bdquoWas heute so einfach erscheintldquo so Karsten Schroumlder bdquowar damals kom-pliziert Aber es hat funktioniertldquo

Recherchiert und geschrieben haben sie oft bis spaumlt in die Nacht Martina Plo-the bdquoDie Themen lagen zuhauf auf der Straszlige damals oder sie wurden von Le-sern in die Redaktion getragen Bearbei-tet haben wir sie auf Zuruf Es gab kein Redaktionsstatut und keine Verlagsrauml-son Den Posten des Chefredakteurs vergaben wir anfangs im Rotationsprin-zip Erst spaumlter wurden Wolfgang Grahl und dann Frauke Kaberka auf den Chef-posten gewaumlhltldquo

bdquoWir waren frecher haben uns mehr ge-traut als die etablierten Zeitungenldquo sagt Martina Plothe Das zeigte sich auch in Uumlberschriften wie bdquoEs stinkt im Inter-hotelldquo oder bdquoDer Ostsee-Wuumlrger heiszligt Guumllleldquo in den witzigen Wettervorhersa-gen oder den Fotos spaumlrlich bekleideter Strandschoumlnheiten Die MVZ schrieb fruumlher als die einheimische Konkurrenz uumlber Homosexualitaumlt und uumlber die groszlig-herzogliche Vergangenheit des Landes Vor allem aber wollten die MVZ-Macher hartnaumlckig nachfragen und Missstaumlnde aufdecken bdquoWir haben uumlber ein in der Naumlhe von Rostock entdecktes Waffen-

lager der DDR ausfuumlhrlich berichtet waumlhrend andere Rostocker Zeitungen das Thema eher sparsam abhandeltenldquo so Plothe Wenn Arbeiter der MVZ von Missstaumlnden in ihren Betrieben erzaumlhl-ten fand die Geschichte Platz im Blatt ohne dass die Gegenseite befragt wur-den wie Martina Plothe selbstkritisch zuruumlckblickt Viel Raum bekamen in der MVZ die neuen demokratischen Bewegungen Parteien und Gruppen das Neue Forum genauso wie die kon-servative Deutsche Soziale Union (DSU) bdquoWir sollten eine demokratische Zeitung machen kein Partei-Blattldquo erinnert sich Karsten Schroumlder Im Nachhinein findet Martina Plothe hingegen die SPD habe der MVZ doch manches Thema bdquohinein-zudruumlcken versuchtldquo

Die Ausstattung der MVZ-Redaktion verbesserte sich nach und nach mit materieller Hilfe und personeller Un-terstuumltzung zweier westdeutscher Zeitungen Dennoch kam die MVZ nie auf einen gruumlnen Zweig Sie lebte von einem 100000-Mark-Kredit den die Ge-sellschafter zu Beginn aufgenommen hatten bdquound mit Verkaufs- und Anzei-generloumlsen quasi von der Hand in den Mundldquo wie Martina Plothe es ausdruumlckt

Im Zeitungs-Alltag blieben viele Huumlrden zu nehmen Papier- und Druck-Kapa-zitaumlten wurden nur frei weil die ersten Betriebszeitungen im Bezirk Rostock die Segel strichen Beim vormals SED-eige-nen Ostsee-Druck in Rostock wurde die MVZ jeden Tag vor allen anderen Zei-tungen angedruckt bdquoDrei Seiten muss-ten als Stehsatz zum Teil Tage vorher in der Druckerei vorliegen Die letzte Seite mussten wir um 17 Uhr liefern Fuszligball- oder Wahlergebnisse bekamen wir nie

aktuell ins Blattldquo sagt Plothe Auszligerdem musste die MVZ mit altmodischem Blei-satz vorlieb nehmen wodurch sie ein ebenso altmodisches Aussehen bekam Die Ostsee-Zeitung wurde laumlngst im modernen Offset-Verfahren hergestellt Der Zeitungsvertrieb der DDR weiger-te sich anfangs die MVZ an ihre Abon-nenten auszuliefern Viele Kioske legten die neue Zeitung unter die altherge-brachte Konkurrenz

Laut Martina Plothe waren es viele Um-staumlnde an denen das Projekt bdquoMVZldquo scheiterte Anfangs fehlte ein Lokalteil und spaumltestens im Sommer 1990 ein Al-leinstellungsmerkmal bdquoDie anderen Zei-tungen hatten sich inzwischen geoumlffnet fuumlr eine pluralistische Berichterstattung Die neuen demokratischen Kraumlfte wa-ren nicht mehr auf die MVZ angewie-senldquo Auszligerdem draumlngten all die bunten schrillen Zeitungen aus dem Westen auf den ostdeutschen Markt bdquoWir haumltten Zeit und einen Investor gebrauchtldquo so Karsten Schroumlder bdquoUnd wir hatten fest damit gerechnet dass die SED-Bezirks-zeitungen wie die Ostsee-Zeitung ver-schwinden wuumlrdenldquo

Die Zahl der Kaumlufer und Abonnenten der MVZ sank staumlndig Am 5 September 1990 erschien die letzte Ausgabe bdquoDie Moumlglichkeit einen wirklich freien unab-haumlngigen Journalismus zu machen gab es nur in dieser zeitlichen Luumlcke zwi-schen dem Alten und dem Neuen das noch kommen sollteldquo sagt Martina Plot-he bdquoWir hatten die Aufgabe den neuen politischen Akteuren eine Stimme zu gebenldquo sagt Karsten Schroumlder bdquound die haben wir gut erfuumllltldquo

Andreas Frost

Martina Plothe war bei der MVZ vor allem fuumlr den Kulturteil zustaumlndig

Rostocks Stadtarchivar Karsten Schroumlder war einer der Gesellschafter der MVZ

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

39 D a s S c h l o s s v o r 3 0 J a h r e n

Die Buumlrgerinitiative bdquoRettet die Jarmener Muumlhleldquo hat mehr als 10000 Unterschrif-ten fuumlr den Erhalt der letzten industriellen Getreidemuumlhle Mecklenburg-Vorpom-merns und des Muumlhlenstandortes Jarmen gesammelt Die Unterschriftenlisten wurden am 11 Maumlrz Landtagspraumlsidentin Birgit Hesse (2vl) uumlbergeben Auch die 2 Vizepraumlsidentin des Landtages Dr Mignon Schwenke (li) und Landwirt-schaftsminister Till Backhaus (re) waren zugegen Am 12 Maumlrz beschaumlftigte sich der Landtag im Rahmen einer Aussprache mit dem Schicksal der mehr als 100-jaumlhrigen Muumlhlentradition in Jarmen

Die Sondersitzung des Kabinetts am 14 Maumlrz im Schweriner Schloss war der Auftakt zu einer Vielzahl von Beratungen und Abstimmungen im Rahmen der Corona-Pandemie Zu der Sondersitzung im Plenarsaal kamen Regierungsver-treter Vertreter der kommunalen Ebene sowie der Praumlsident des Robert-Koch-Instituts Lothar Wieler zusammen um das weitere Vorgehen zu beraten We-sentliche Entscheidung der Sondersitzung war die sofortige Schlieszligung von Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen bis 20 April 2020

Mit einem oumlffentlichen Ruumlckkehrerappell auf dem Alten Garten in Schwerin sind am 6 Maumlrz rund 400 Soldatinnen und Soldaten nach mehrmonatigen Auslandseinsaumltzen wieder in der Heimat begruumlszligt worden Auch Landtagspraumlsi-dentin Birgit Hesse und weitere Abgeordnete des Landtages nahmen an dem Appell teil ndash sie druumlckten somit ihren Dank und ihre Anerkennung gegenuumlber den Soldatinnen und Soldaten aus

Foto

Lan

dtag

MV

entlassungen Pleiten und Existenzverluste zu verhindern

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Und gerade diese kleinen Vereine die der soziale Kitt fuumlr un-ser Zusammenleben sind oder die Schullandheime die der-zeit keine Gaumlste aber Ausgaben haben die Bildungstraumlger die keine Maszlignahmen bekommen aber die Miete und die Gehaumllter zahlen muumlssen die aufsuchende Familienhilfe die Tafeln die Kleiderkammern und Moumlbelboumlrsen die ambu-lante Tagespflege der Verbraucherschutz die Fluumlchtlingshil-fe sie alle brauchen wir nach der Krise mehr als je zuvor und sie alle duumlrfen nicht in Gefahr geraten Fuumlr sie brauchen wir auch einen Schutzschirm

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Und genau fuumlr sie und fuumlr viele viele andere mehr beantragt meine Fraktion einen Sozialfonds in Houmlhe von 20 Millionen Euro

Und auch die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die in den kommenden Monaten vom Kurzarbeitergeld leben muumlssen duumlrfen wir nicht im Regen stehen lassen 60 Prozent von einem Durchschnittslohn das sind in Mecklenburg-Vorpommern netto circa 1100 Euro Die reichen hinten und vorne nicht um die laufenden Kosten zu decken und die naumlchsten Monate ein gutes oder sogar ein sicheres Leben zu fuumlhren Deshalb moumlchten wir gemeinsam eine Entschlie-

Auf ein Speisenangebot wurde verzichtet Foto Uwe Sinnecker

szligung verabschieden die die Landesregierung auffordert sich bei der Bundesregierung dafuumlr starkzumachen dass das Kurzarbeitergeld auf mindestens 80 Prozent angehoben wird

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

Sehr geehrte Damen und Herren allein mit Applaus und mit dem taumlglichen Dank werden wir nicht aus der Krise kommen Um unser Leben wieder halbwegs normal werden zu lassen sofern es uumlberhaupt moumlglich ist um wieder lieb gewon-nene alltaumlgliche Momente zu genieszligen um Gewissheit fuumlr den morgigen Tag die kommende Woche und die naumlchsten Monate zu haben um unser Leben also wieder in die Fugen zu bringen deshalb braucht es diesen Schutzschirm und deshalb braucht es unser Zusammengehen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD DIE LINKE und Sebastian Ehlers CDU)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

13 A u s d e m P l e n u m O r i g i n a l - D e b a t t e

Einen dritten Dank moumlchte ich aussprechen und der Dank geht an die Fraktionen hier im Haus Wir haben gemeinsam eine Entschlieszligung auf den Weg gebracht wir haben ge-meinsam die Positionen zusammengefuumlhrt wir haben ge-meinsam gezeigt dass es in dieser Situation um das Land geht und nicht darum wer ist Opposition und wer ist Re-gierung Ich glaube das ist ein wichtiges das ist ein starkes Signal was wir von hier vom Landtag Mecklenburg-Vor-pommern raus ins Land senden und es ist ein notwendiges Signal Insofern auch an Sie alle ein herzliches Dankeschoumln

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Meine Damen und Herren niemand von uns haumltte sich vor einigen Monaten vorstellen koumlnnen ndash das haben meine Vor-redner ja auch gesagt ndash in welcher Situation wir hier heute sind Diese Situation hat ganz viele Facetten Da gibt es den Bereich der Gesundheit die Versorgung der Bevoumllkerung ndash die das will ich ausdruumlcklich sagen gesichert ist ndash die Betreuung und auch die Unterrichtung unserer Kinder die zum Teil zu Hause stattfindet mit all den Schwierigkeiten die Aufrechterhaltung der Infrastruktur und nicht zuletzt die schwierige Situation unserer Wirtschaft

Vor diesem Hintergrund sichere ich zu dass wir alles tun werden dass sich das Leben in unserem Land nach der Corona-Pandemie moumlglichst schnell wieder normalisieren kann Dazu gehoumlrt natuumlrlich selbstverstaumlndlich auch dass all die Einschraumlnkungen die wir an Grundrechten momentan haben ndash und das sind mir wichtige Dinge ndash dass all diese Einschraumlnkungen nach dieser Pandemie am Ende auch auf-gehoben werden dass die Grundrechte auch wieder voll-umfaumlnglich in unserem Land gelten werden

(Beifall Dr Ralph Weber AfD)

Jetzt allerdings meine Damen und Herren gilt es den Ge-sundheitsschutz ganz obenan zu stellen Jetzt ist die Zeit Abstand zu halten und es ist die Zeit in der wir hier im Par-lament Handlungsfaumlhigkeit zeigen muumlssen

Meine Damen und Herren wir schnuumlren mit dem Nach-tragshaushalt das groumlszligte Hilfspaket in der Geschichte un-seres Landes Wir schnuumlren das weil das notwendig ist Und ich sage ausdruumlcklich wir tun das was notwendig ist Meine Fraktion ist stolz darauf dass wir es als eines der wenigen Laumlnder geschafft haben in den letzten 13 Jahren keine neu-en Schulden zu machen Mehr noch meine Damen und Herren wir haben durch solides Wirtschaften geschafft in den vergangenen 13 Jahren 15 Milliarden Euro an Schulden zu tilgen und Ruumlcklagen zu bilden Und meine Damen und Herren das war kein Selbstzweck was wir da gemacht ha-ben Das war das was man keynesianistische oder antizy-klische Haushaltspolitik nennt in guten Zeiten Schulden zu reduzieren in wirtschaftlich schwierigen Zeiten in schwie-rigen Zeiten eben zu investieren Und meine Damen und Herren diese schwierigen Zeiten sind jetzt und wir investie-ren jetzt und das ist auch richtig so

Foto

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Thomas Kruumlger SPD

bdquoDiese schwierigen Zeiten sind jetzt und wir investieren jetzt und das ist auch richtig soldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren Auch ich moumlchte mich bei all den Menschen bedanken die da drauszligen momentan unsere Gesellschaft am Laufen halten Ich habe in den Nachrichten gehoumlrt sie waumlren die Helden des Alltags Ich wuumlrde das unterstreichen wollen All die die auf ihrem Posten momentan sitzen und taumlglich ihren Job erledigen und dafuumlr sorgen dass unsere Gesellschaft weiter rundlaumluft sind die Helden des Alltags und ich moumlchte mich ganz herzlich auch namens meiner Fraktion bei ihnen bedanken

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Meine Damen und Herren einen zweiten Dank moumlchte ich richten an die Ministerpraumlsidentin an die Ministerinnen und Minister an die Staatssekretaumlre den Parlamentarischen Staatssekretaumlr und die Teams die da im Hintergrund arbei-ten Herr Renz und ich erleben das gewohnte Regierungs-geschaumlft am Dienstag in den Kabinettssitzungen Dieses gewohnte Regierungsgeschaumlft gibt es momentan nicht die Regierung hat umgeschaltet auf Krisenmodus Es gibt fast taumlglich telefonische Zusammenkuumlnfte und es wird in stun-denlangen Sitzungen telefonisch beraten wie die Dinge fuumlr Mecklenburg-Vorpommern geregelt werden koumlnnen wie geregelt werden kann dass das was wir an Krise momen-tan erleben auch in vernuumlnftige Bahnen gelenkt wird und da leistet jede Einzelne und jeder Einzelne einen ganz tol-len Job Und vor dem Hintergrund auch hier ein herzliches Dankeschoumln Frau Ministerpraumlsidentin und an das Team das dahintersteht

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

14 A u s d e m P l e n u m O r i g i n a l - D e b a t t e

(Beifall vonseiten der Fraktion der SPD)

Wir haben bereits mit dem Haushalt 20202021 einen Inves-titionshaushalt vorgelegt denn die konjunkturellen dunklen Wolken waren am Himmel seinerzeit ja auch schon zu erken-nen Dieser Haushalt 20202021 hat ein Investitionsvolumen in Houmlhe von 17 Milliarden Euro Damals wusste noch niemand was mit der Corona-Krise auf uns zukommt Nun da Schaumlden fuumlr die Gesellschaft und Wirtschaft drohen steuern wir ge-gen Wir steuern gegen mit einem Schutzfonds in Houmlhe von 11 Milliarden Euro

Um diese Summe stemmen zu koumlnnen ist es notwendig die Schuldenbremse auszusetzen und das ist angesichts der Auf-gaben die vor uns liegen auch richtig Wir werden am Kapi-talmarkt 700 Millionen Euro aufnehmen Mir ist wichtig zu be-tonen meine Damen und Herren wir nehmen das Geld auf um eine Krisensituation zu bewaumlltigen heiszligt wir nehmen das Geld nicht auf weil wir uumlber unsere Verhaumlltnisse wirtschaften in Mecklenburg-Vorpommern Das ist ein Unterschied und mir ist wichtig diesen Unterschied auch zu betonen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU)

Wir organisieren damit dass Wirtschaft und Gesellschaft wei-ter vorankommen koumlnnen und durch die Krise kommen koumln-nen

Meine Damen und Herren was uns jetzt auch zugutekommt ist dass wir in der Vergangenheit Ruumlcklagen gebildet haben Haumltten wir das nicht getan haumltten wir aus dem Vollen ge-schoumlpft ndash wie uns hin und wieder auch geraten worden ist auch hier im Haus ndash waumlre die Situation deutlich schwieriger

Meine Damen und Herren mir sind in den vergangenen Ta-gen Menschen begegnet die groszlige Angst hatten die nicht nur groszlige Angst hatten vor dem was das Virus fuumlr sie per-soumlnlich bedeutet gesundheitlich sondern die wirtschaftlich auch groszlige Angst hatten Und mir sind dabei Menschen begegnet die Angst davor hatten dass wir in eine Situation wie in den 90er-Jahren rutschen mit einer groszligen Massenar-beitslosigkeit Deswegen will ich ganz klar sagen es gibt hier Unterschiede Dieses Land ist heute besser aufgestellt wir ha-ben heute eine solide finanzielle Grundlage und dieses Land hat vor allem eine wirtschaftlich solide Basis gefunden All das war in der Hochphase der Massenarbeitslosigkeit eben nicht vorhanden Das ist heute aber vorhanden

Niemand kann heute versprechen dass jedes Unternehmen und dass jeder Arbeitsplatz erhalten bleibt aber anders als den 90er-Jahren sind wir heute in der Lage mit geeigneten Instrumenten zu helfen und anders als in den 90er-Jahren brauchen die Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern nach den derzeitigen Einschraumlnkungen dann auch wieder jede Arbeitskraft Deshalb bin ich mir sicher dass wir auch diese Krise gemanagt bekommen

Meine Damen und Herren ich vermute mal ich bin hier der letzte Redner und ich moumlchte als letzter Redner an die Buumlr-gerinnen und Buumlrger unseres Landes appellieren Meine Da-men und Herren bitte halten Sie die notwendigen Einschraumln-kungen ein Nehmen Sie bitte die aufgestellten Regeln ernst vermeiden Sie persoumlnliche Kontakte zu Mitmenschen wo immer es geht Schuumltzen Sie sich schuumltzen Sie Ihre Lieben schuumltzen Sie Ihre Nachbarn und Freunde Uns als politischen Verantwortungstraumlgern ist klar dass fuumlr jede und jeden diese Wochen die wir erleben sehr schwierige Wochen sind aber je disziplinierter wir alle handeln umso weniger Menschen werden infiziert umso weniger Menschen werden im Kran-kenhaus sein umso weniger Menschen werden am Ende die-ser Erkrankung erliegen Deshalb lassen Sie uns gemeinsam Verantwortung tragen ndash Besten Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Die vollstaumlndigen Redebeitraumlge finden Sie im Plenarprotokoll unter wwwlandtag-mvdeparlamentsdokumentehtmlAuf dem YouTube-Kanal des Landtages gibt es die Plenar-sitzungen auch als Video unter wwwlandtag-mvde

Auch auf den Besuchertribuumlnen wurden aufgrund der Abstandsregelungen viele Plaumltze gesperrt Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

15 A u s d e m P l e n u m

Klar gegen RechtsextremismusSPD CDU und LINKE stellen gemeinsamen Antrag

Kurzinterventionen Ordnungsrufe und persoumlnliche Erklaumlrungen ndash in der De-batte zu Tagesordnungspunkt 15 ging es 90 Minuten lang hoch her Drei Wo-chen nach dem rassistischen Anschlag in Hanau bei dem ein deutscher Mann am 19 Februar neun Menschen mit Migrationshintergrund seine Mutter und sich selbst getoumltet hatte haben SPD CDU und Linke mit einem gemeinsamen Antrag erneut Stellung gegen Rechtsextremismus und Rassismus bezogen Der AfD warfen sie vor eine Mitverantwortung an Taten wie diesen zu tragen Das wiesen deren Redner entschieden zuruumlck Per Aumlnderungsantrag wollten sie in das Bekenntnis explizit auch andere Formen von Extremismus einbezogen wis-sen Kurz vor der Debatte war bekannt geworden dass der Verfassungsschutz die von AfD-Mitgliedern gegruumlndete Gruppierung bdquoDer Fluumlgelldquo als rechtsextre-mistisch eingestuft hat

bdquoJede Verbreitung von Hass und Unwahr-heiten die Gift fuumlr unser Zusammenle-ben sind lehnen wir strikt abldquo unterstrich Julian Barlen (SPD) Entschlossen gegen jede Form von Menschenfeindlichkeit einzutreten bedeute auch jene beim Namen zu nennen die Menschenfeind-lichkeit gezielt schuumlrten Die AfD setze auf Spaltung attackiere Moral und Werte und mache ganze Bevoumllkerungsgrup-pen veraumlchtlich bdquoEine Kooperation mit der AfD ist fuumlr uns daher undenkbarldquo

bdquoWorte sind Waffen und koumlnnen das gesellschaftliche Leben vergiftenldquo sag-te Innenminister Lorenz Caffier Wer rechtsextremistisches und rassistisches Gequatsche als alternative Meinung ab-tue trage eine Mitverantwortung dafuumlr bdquowenn dieses Gequatsche Gehoumlr findet

und anschlieszligend Taten folgenldquo bdquoWir muumlssen zum Wohle unseres Landes auf-houmlren mit diesem Mist Erst dann meine Herren von der AfD duumlrfen Sie im Um-kehrschluss von uns erwarten dass wir aufhoumlren uns von Ihnen zu distanzierenldquo

bdquoHanau ist nicht die AfDldquo widersprach deren Fraktionsvorsitzender Nikolaus Kramer bdquoMeine Partei lehnt Gewalt und jede Form extremistischen Handelns abldquo Fuumlr eine tiefgruumlndigere Debatte uumlber Ursachen extremistischer Gewalt forderte er erneut ein Expertengespraumlch uumlber Radikalisierung und Terrorismus bdquoNehmen Sie unsere ausgestreckte Hand zur Staumlrkung unserer Demokratie Dann werden wir wirksam den Hass in diesem Land bekaumlmpfen koumlnnenldquo

bdquoWir erleben in den letzten Jahren eine zusehends entgrenzende politische Debatte Eine Debatte die mit dem la-pidaren Das wird man ja wohl noch sagen duumlrfenrsquo beginnt und mit hand-festen Morddrohungen endetldquo fuumlhrte Ann Christin von Allwoumlrden (CDU) an Die Verbrechen in Kassel Halle und Ha-nau machten einmal mehr deutlich bdquoErst kommt der Gedanke dann kommt der Vorsatz dann kommt die Tatldquo

bdquoNoch nie war unser aufrichtiges Auf-treten gegen Antisemitismus Rassismus und Rechtsextremismus so wichtig wie heuteldquo hob Simone Oldenburg (Frak-tionsvorsitzende DIE LINKE) hervor bdquoWir werden nicht zulassen dass sich im Jahr 2020 ein 33 einschleichtldquo Sie warf der AfD vor mit vielen Aumluszligerungen geistige Brandstiftung zu betreiben bdquoMit einer Partei die Faschisten in ihren Reihen hat werden wir niemals zusammenarbeitenldquo

Holger Arppe (fraktionslos) bezeichnete den Antrag als bdquoFarceldquo Er warf SPD CDU und Linken vor das Thema zu instrumen-talisieren um gegen die AfD zu polemi-sieren

Der interfraktionelle Antrag wurde von den Stimmen von SPD CDU und DIE LINKE angenommen Die AfD stimmte in Teilen dagegen Einige AfD-Mitglieder entschieden sich nicht mit abzustim-men Der Aumlnderungsantrag der AfD wur-de abgelehntAntrag SPD CDU und DIE LINKE Drs 74748Aumlnderungsantrag AfD Drs 74786

Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

16 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Julian Barlen SPD

bdquoUnsere Demokratie braucht eine starke Basisldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren wir gedenken der Toten und der Verletzten des rassistischen Mordanschlages von Hanau Hass toumltet ndash daran kann kein Zweifel bestehen

Allen [hellip] die durch rassistische Gewalt die durch politische Gewalt getoumltet und verletzt wurden allen die Angehoumlrige und ihnen nahestehende Menschen verloren haben ih-nen gilt unser ehrendes Andenken und unsere aufrichtige Anteilnahme Wir sind auch als Landtag Mecklenburg-Vor-pommern geeint in Trauer und wir sind gewillt gemeinsam gegenzuhalten

Wir werden gegenhalten durch eine entschlossene Verteidi-gung unserer freiheitlich-demokratischen und solidarischen Grundwerte ndash Werte [hellip] die ein friedliches Miteinander in unserer Gesellschaft uumlberhaupt erst moumlglich machen Ge-meinsam stehen wir mit all unseren Verbuumlndeten in der Zi-vilgesellschaft Seite an Seite gegen Terror gegen Rassismus gegen Antisemitismus gegen Menschenfeindlichkeit und Gewalt Alle Menschen [hellip] die von Rassismus von Hass und von Hetze bedroht sind die koumlnnen sich auf die Solidaritaumlt des Landtages Mecklenburg-Vorpommern von der SPD von der CDU und von den LINKEN verlassen [hellip]

Opferschutz und auch die Opferberatungen muumlssen neben den bereits bestehenden hervorragenden zivilgesellschaft-lichen Angeboten auch staatlicherseits gestaumlrkt werden Eingeschuumlchterte und bedrohte Frauen und Maumlnner die sich fuumlr unser friedliches Zusammenleben engagieren muumls-sen das gute Gefuumlhl haben von einer ganz groszligen Mehrheit ihrer Mitmenschen und auch vom Staat geschuumltzt gestuumltzt und getragen zu werden

[hellip] Jede Verbreitung von Hass von Unwahrheiten die Gift fuumlr unser Zusammenleben sind lehnen wir strikt ab Wir ver-urteilen sie als das was sie sind ndash sie sind Quelle und Kata-

Foto Uwe Sinnecker

lysator fuumlr Rassismus und fuumlr Gewalttaten gegen friedliche Mitmenschen von uns Kassel Hanau Halle ndash wir alle ver-binden mit diesen drei Staumldtenamen heute hier im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern gezielte Angriffe auf unser friedliches Zusammenleben Entschlossen und uumlberall ge-gen jede Form von gruppenbezogener Menschenfeindlich-keit einzutreten meine Damen und Herren heiszligt definitiv auch jene beim Namen zu nennen die Menschenfeindlich-keit gezielt schuumlren um daraus eigenes politisches Kapital zu schlagen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

[hellip] die AfD setzt auf Spaltung die AfD attackiert Moral und Werte die AfD macht ganze Bevoumllkerungsgruppen veraumlcht-lich die AfD argumentiert rassistisch die AfD verbreitet Ver-schwoumlrungstheorien Das alles verstoumlszligt gegen ganz grund-legende Spielregeln eines demokratischen Miteinanders

(Beifall vonseiten der Fraktionender SPD CDU und DIE LINKE)

Das alles dient einzig und allein dazu den gesellschaftlichen Frieden Stuumlck fuumlr Stuumlck zu zersetzen und aufzuloumlsen Die Entgrenzung unseres gesellschaftlichen Diskurses ist das ei-gentliche Ziel das verfolgt wird und dagegen [hellip] muumlssen wir uns wehren und das tun wir auch Das tun wir heute und alle Tage

Und dazu [hellip] passt auch die Eilmeldung des heutigen Morgens [hellip] Demnach solle der von AfD-Mitgliedern ge-gruumlndete bdquoFluumlgelldquo fuumlr den Verfassungsschutz nun offiziell zu einem Beobachtungsfall werden [hellip]

Wenn wir meine Damen und Herren diesem rechtsextre-men bdquoFluumlgelldquo der AfD selbigen stutzen wollen dann haben wir alle Haumlnde voll zu tun Alleine beim letzten Treffen des bdquoFluumlgelsldquo in Binz

(Zuruf von Dr Ralph Weber AfD)

zu dem unter anderem auch MdL Professor Weber einge-laden hat ndash zumindest hat er auf Facebook eine entspre-chende Kachel gepostet ndash wurden neben vielen anderen auch zahlreiche hier anwesende Abgeordnete gesehen an-gefangen beim Ex-Abgeordneten der AfD Arppe bei den beiden MdL Jess und Grimm uumlber den stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Obereiner daruumlber hinaus Komning von der AfD im Bundestag bis hin zum Fraktionschef der AfD houmlchstselbst Nikolaus Kramer

[hellip] Wir haben es hier [hellip] mit einer AfD-Fraktion zu tun in der die Sympathien fuumlr diese rechtsextremen Bestrebungen tatsaumlchlich nicht nur in der Mitte sondern direkt an der Spit-ze angesiedelt sind

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

17 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Foto Uwe Sinnecker

Was geschehen kann [hellip] wenn die Demokratinnen und Demokraten einfach zu schwach sind sich stabil und un-nachgiebig gegen derlei Tendenzen zu wehren das hat das Ende der Weimarer Republik gezeigt Eine Kooperation mit der AfD ist fuumlr uns daher undenkbar ausgeschlossen Glei-ches erwarten wir von unseren Kooperationspartnern inner- und auszligerhalb des Parlamentes Wir duumlrfen diese Art der demokratiefeindlichen Politik nicht akzeptieren

(Zuruf von Jens-Holger Schneider AfD)

[hellip] was ich zur AfD gesagt habe ist wichtig aber laumlngst nicht alles was nach Kassel Halle und Hanau gegen Rassis-mus gegen Antisemitismus gegen Menschenfeindlichkeit und Gewalt passieren muss Seitens des Staates muss ent-schlossen und noch entschlossener gegen die Feinde un-serer freiheitlich-demokratischen Grundordnung vorgegan-gen werden durch einen allerhoumlchsten Verfolgungsdruck zur Kontrolle zur Zuruumlckdraumlngung zur Zerschlagung aller Neonazistrukturen hier im Land durch die komplette und unmittelbare Entwaffnung aller Gefaumlhrder durch einen rigo-rosen Umgang mit Verschwoumlrungen wie bdquoNordkreuzldquo und die schonungslose Aufklaumlrung aller Beteiligten Das ist eine repressive Seite auf die eine wehrhafte Demokratie sich im-mer berufen koumlnnen muss

[hellip] auf der anderen Seite gilt es selbstverstaumlndlich den Antirassismus zu befoumlrdern Menschen starkzumachen die Demokratie aktiv zu leben und unsere Strukturen nachhaltig zu staumlrken die unser friedliches Zusammenleben moumlglich machen

(Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

Das geht in Mecklenburg-Vorpommern beispielsweise durch die Fortsetzung unseres erfolgreichen Landespro-grammes bdquoDemokratie und Toleranz gemeinsam staumlrkenldquo Rassismus gilt es systemisch und systematisch zu bekaumlmp-fen ndash im Sport auf der Arbeit in den Schulen und Universi-taumlten in der Wirtschaft ebenso wie im Parlament Und hier-zu ist unser Landesprogramm und hierzu sind die Akteure die dieses Landesprogramm in Mecklenburg-Vorpommern leben breit und bestens aufgestellt [hellip]Fuumlr ganz Deutschland fordern wir die Verstetigung der Prauml-vention Die Foumlrderung und die Verteidigung unserer De-mokratie ist keine Projektaufgabe sie ist eine Daueraufgabe und deshalb braucht es auf der Bundesebene endlich ndash und die Gelegenheit ist nun wirklich gekommen ndash ein Demokra-tiefoumlrdergesetz

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

[hellip] unsere Demokratie braucht eine starke Basis unsere De-mokratie braucht eine klare Haltung und unsere Demokratie braucht eine feste Verankerung

(Zuruf von Dr Ralph Weber AfD)

Dafuumlr stehen wir seit uumlber 150 Jahren und dafuumlr stehen wir als demokratische Fraktionen von CDU SPD und LINKEN ge-meinsam [hellip]

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

18 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Innenminister Lorenz Caffier

bdquoSprache ist eine starke Waffeldquo

Frau Praumlsidentin Meine Damen und Herren Abgeordnete

[hellip] im Abstand von jeweils vier Monaten haben uns seit dem Sommer letzten Jahres grauenhafte und bis tief ins Mark erschuumltternde Nachrichten aus unserem Alltag [hellip] geholt [hellip] die Betrachtungsweise es handele sich um ge-stoumlrte Persoumlnlichkeiten ist an und fuumlr sich richtig [hellip] Aber das [hellip] ist eben nur ein Teil der Wahrheit und er blendet komplett den gesellschaftlichen Zustand aus in dem wir uns leider seit einiger Zeit auch in diesem Land befinden

Der Attentaumlter von Hanau mag irgendeinen wirren Quatsch uumlber eine Fernsteuerung durch Geheimdienste den de-struktiven Islam und die Nichtleistungsfaumlhigkeit ganzer Volksgruppen [hellip] fabuliert haben aber diese Gedanken und Haltungen sind eben nicht allein in seinem Kopf ent-standen sondern sie sind Ausdruck der ewigen Debatten ums Anderssein des pauschalen Herabwuumlrdigens ganzer Bevoumllkerungsgruppen [hellip] des Redens vom bdquoAsyltourismusldquo und bdquoanderen Kulturkreisenldquo der bdquoUmvolkungldquo und von ei-ner bdquoInvasionldquo

Foto Uwe Sinnecker

[hellip] Kommen Ihnen meine Herren von der AfD-Fraktion diese Muster bekannt vor

[hellip] Sprache [hellip] ist eine starke Waffe und vielleicht ist es auch kein Zufall dass das Wort bdquoAusloumlserldquo auch den Abzug einer Waffe beschreibt [hellip] Die Sprache hat dazu gefuumlhrt dass aus Spinnern Taumlter wurden die davon uumlberzeugt sind dass es Zeit ist sich zu wehren Wir muumlssen zum Wohle unseres Landes aufhoumlren mit diesem Mist und erst dann meine Herren von der AfD duumlrfen Sie im Umkehrschluss von uns erwarten dass wir aufhoumlren uns von Ihnen zu distanzieren

[hellip] Ja auch Linksextremisten sind keine Kinder von Traurig-keit Es gibt sie und wir bekaumlmpfen sie auch aber ich werde niemals den einen Extremismus mit dem anderen Extremis-mus vergleichen [hellip]

Natuumlrlich ist es jedoch mit einem Antrag und einigen ma-gischen Worten nicht getan Vielmehr hoffe ich [hellip] dass Worte wie bdquoRespektldquo bdquoWertschaumltzungldquo und bdquoMiteinanderldquo eben keine Einbahnstraszlige sind

[hellip] Der liberale Rechtsstaat die gesamte Idee der Demo-kratie mit allen ihren unterschiedlichen Interessen und mit ihrem Schutz fuumlr Minderheiten steht so offen wie nie im modernen Deutschland unter Beschuss Wir brauchen keine Rhetorik die suggeriert dass nur die eigenen Ideen die ein-zig richtigen sind [hellip]

Ich sage das ganz klar in Richtung der AfD aber auch in Richtung aller Abgeordneten Regierungsvertreter und Zu-schauer im Saal Es ist Zeit dass wir uns an die eigene Nase fassen und wieder mehr miteinander ins Gespraumlch kommen [hellip] Sorgen darf jeder Mensch haben und es ist niemandem von uns geholfen wenn wir diese totschweigen [hellip] Aber Sorgen liebe Kolleginnen und Kollegen duumlrfen nie Ausre-de dafuumlr sein den Boden des Grundgesetzes zu verlassen Das ist gerade in einem demokratischen Rechtsstaat nicht verhandelbar ndash Ich bedanke mich fuumlr die Aufmerksamkeit

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDUund Simone Oldenburg DIE LINKE)

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

19 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Ann Christin von Allwoumlrden CDU

bdquoSpurlos gehen Hass und Hetze nicht an Menschen vorbeildquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren bdquoAchte auf deine Gedanken denn sie werden Worte Achte auf deine Worte denn sie werden Handlun-genldquo Mit der Quellenlage dieser Weisheit ist es schwierig Manche vermuten sie im Talmud Ich habe auch schon gele-sen dass es eine chinesische Weisheit sein koumlnnte Am Ende ist es aber auch egal denn der Gedanke dahinter stimmt in jedem Fall Erst kommt der Gedanke dann kommt der Vor-satz dann kommt die Tat

Wir haben in wenigen Monaten drei Taten erlebt die unsere Gesellschaft tief erschuumlttert haben Es waren Taten von Maumln-nern uumlber deren Geisteszustand ich hier nicht abschlieszligend urteilen will Entscheidend ist alle drei haben beziehungs-weise hatten ein Weltbild das von Verschwoumlrungstheorien durchdrungen war die unter Rechtsextremisten houmlchst po-pulaumlr sind Es ist das Weltbild von Menschen die fuumlr alles Un-heil auf dieser Welt einen Suumlndenbock haben Fluumlchtlinge Moslems

(Dr Gunter Jess AfD Oder die AfD)

die Juden oder eben Angela Merkel Wir erleben in den letzten Jahren eine zusehends entgrenzende politische De-batte eine Debatte die mit dem lapidaren bdquoDas wird man ja wohl noch sagen duumlrfenldquo beginnt und die mit handfesten Morddrohungen endet Zumindest drei Menschen in den letzten Monaten haben es nicht bei Drohungen belassen Sie wurden zu Moumlrdern

Ich bin keine Kriminalpsychologin Menschen werden nicht automatisch zu Moumlrdern weil sie in den Medien hier ins-besondere in den sozialen Medien oder auch asozialen Medien damit dauerbeschallt werden dass das Abendland

unterzugehen droht Aber machen wir uns nichts vor spur-los gehen Hass und Hetze nicht an Menschen vorbei Hier gibt es eine relativ klare Ursache-Wirkung-Beziehung und auf die gehe ich am Ende meiner Rede auch noch mal kom-poniert ein

Meine Damen und Herren der grassierende Rechtspopu-lismus uumlberwoumllbt und vergiftet nicht nur die mediale De-batte er zeigt auch parlamentarisch Wirkung naumlmlich in der offenkundigen Verhoumlhnung und Geringschaumltzung all dessen was den Parlamentarismus ausmacht das Ringen um Mehrheiten der Kompromiss das Verfolgen guter Ab-sichten das Anstreben internationaler Zusammenarbeit das Bemuumlhen um Sachlichkeit um Maszlig und Mitte All das ist dem Rechtspopulismus suspekt Seine Kategorien sind Do-minanz und Staumlrke alles andere haumllt er fuumlr Verrat Eben weil das so ist eben weil Rechtspopulisten danach streben den Parlamentarismus laumlcherlich zu machen auszuhoumlhlen und zu uumlberwinden eben deswegen herrscht in diesem Land-tag groszlige Einigkeit Wer mit Hunden ins Bett geht wacht mit Floumlhen auf

Meine Damen und Herren in den Zeitungen war in den vergangenen Wochen und Monaten immer mal wieder von der Weimarer Republik die Rede und davon dass durch die Bonner beziehungsweise jetzt Berliner Republik wieder ein Hauch von Weimar weht mit Blick auf die schwierige Mehrheitsfindung in Thuumlringen Die Weimarer Republik das wissen wir heute war eine Demokratie in der es zu weni-ge Demokraten gab in der mancher noch dem Kaiserreich nachtrauerte und viele eine Diktatur nach sowjetischem Vorbild wuumlnschten Der Untergang der Demokratie wurde beguumlnstigt durch eine Mischung aus purer Ablehnung aus Desinteresse und aus dem fatalem Irrglauben Rechtsextre-misten koumlnnten stubenrein werden wenn man sie streichelt ndash ein fataler Irrtum der Eliten in der Weimarer Republik

(Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

Wir meine Damen und Herren wir hier in diesem Land wer-den diesen Fehler kein zweites Mal machen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Und das ist auch unser historischer Auftrag als wachsame Demokraten Zugleich sind wir in der Pflicht gegenuumlber den Millionen von Toten des Zweiten Weltkrieges aber auch ge-genuumlber den Ermordeten der vergangenen Monate Keine Zusammenarbeit mit Rechtsextremisten keine Zusammen-arbeit mit denjenigen die die politische Debatte vergiften Sie Herr Professor Dr Weber und Sie Herr Kramer haben mitgeschossen ndash Herzlichen Dank fuumlr Ihre Aufmerksamkeit

Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

20 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Nikolaus Kramer AfD

bdquoMeine Fraktion will diese Demokratie auch zur Bekaumlmpfung des Rechts-extremismus belebenldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin [hellip] Liebe Landsleute Es ist ein sehr ernstes Thema uumlber das wir heute debattieren

(Zuruf von Martina Tegtmeier SPD)

Foto Uwe Sinnecker

Die erschuumltternden Morde von Hanau Halle und Kassel ha-ben Spuren hinterlassen Wir erleben eine neue Form der Radikalisierung die die Sicherheit der Menschen auch in Mecklenburg-Vorpommern angreifen kann Deshalb kann es nur folgerichtig sein genau dieses Thema im Landtag zu behandeln [hellip] Wir muumlssen genau hinsehen um zu verste-hen was passiert Das geht nur mit einer klaren Analyse die uns voranbringt

(Torsten Renz CDU Dann mal los)

[hellip] Meine Damen und Herren die Expertenanalyse von Frau Saimeh beschreibt einen psychotischen Taumlter Wir wis-sen dass er in seinem Wahn rassistische Gedanken als Folie genutzt hat Ein so krankhaftes Hasspotenzial meine Da-men und Herren hat auf kaum vorstellbare Art und Weise elf Menschen das Leben genommen und schreckliches Leid verursacht

Ein solcher Fall ist fuumlr unsere Behoumlrden nicht einfach zu ver-hindern da der Taumlter aufgrund seiner buumlrgerlichen Sozialisa-tion lange Zeit unter dem Radar laumluft Es ist auch die Aufgabe der Gesellschaft die Gefaumlhrlichkeit rechtzeitig zu identifizie-ren und praumlventive Maszlignahmen zu ergreifen Daher besteht die Frage auch darin wie wir so furchtbar kranken Menschen rechtzeitig helfen koumlnnen

Meine Damen und Herren nach Ansicht des Psychologen Nils Boumlckler

Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

21 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

[hellip] Stimmen Sie unserem Aumlnderungsantrag zu Zeigen Sie wie echter demokratischer Konsens

(Heiterkeit bei Wolfgang Waldmuumlller CDU)

gegen Extremismus und Rassismus in diesem Hause aus-sieht

(Wolfgang Waldmuumlller CDU Mein lieber Mann)

Liebe Buumlrger dieses Landes ich darf am Ende meiner Rede einen klugen Sozialdemokraten zitieren

(Dr Ralph Weber AfD Falls es so was gibt)

bdquoHeute steuern wir unverdrossen auf eine weitere Stufe der menschlichen Entwicklung zu den Bestmenschen gegen rechts Er beansprucht die alleinige Deutungsmacht uumlber das Gute Am Ende wird die politische und kulturelle Spaltung unseres Landes weiter forciertldquo Herzlichen Dank fuumlr diese Worte an Herrn Mathias Brodkorb

Das ist eine Warnung vor dem Abbruch des demokratischen Gespraumlchs aufgrund eines auf die Spitze getriebenen Mora-lismus Durch die Instrumentalisierung von Hanau ist dies aktueller denn je [hellip] Die Christdemokratie erkennt hoffent-lich bald dass nichts zu gewinnen ist wenn man sich von den LINKEN die Agenda diktieren laumlsst

(Heiterkeit vonseiten der Fraktion der SPD ndash Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Meine Damen und Herren Hanau ist nicht die AfD Meine Partei lehnt Gewalt und jede Form extremistischen Han-delns ab

(Heiterkeit vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE ndash

Beifall vonseiten der Fraktion der AfD ndash Tilo Gundlack SPD Jaaa ndash

Zurufe von Andreas Butzki SPD und Thomas Kruumlger SPD)

[hellip] Herzlichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD und Holger Arppe fraktionslos ndash

Julian Barlen SPD Merken Sie selber oder)

(Zuruf von Christian Brade SPD)

der zu Radikalisierung und Extremismus forscht gehoumlrt zu einer ehrlichen Analyse dass voreilige Schuldzuweisungen voumlllig deplatziert sind Die Einzeltaumlter von Hanau oder Hal-le haben kein geschlossenes Weltbild Sie flicken sich ihre Weltanschauung zusammen um ihre Persoumlnlichkeit zu ins-zenieren Das unterscheidet sie vom politischen Terror der Roten Armee Fraktion oder Organisationen anderer extre-mistischer Schattierungen

Meine Damen und Herren in Hanau und Halle haben wir es mit einer besonders schwierigen Form moumlrderischer Ge-walt zu tun Eine Konsequenz aus diesen Vorfaumlllen kann nur sein dass eine Sensibilisierung von Politik und Gesellschaft stattfindet und bei dieser Aufgabe werte Abgeordnete der Koalition und der LINKEN stehen wir fest an Ihrer Seite

(Heiterkeit vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE ndash

Beifall vonseiten der Fraktion der AfD ndashZuruf von Julian Barlen SPD)

[hellip] Es haumlngt insbesondere davon ab Herr Kruumlger wie wir miteinander ins Gespraumlch kommen und wo wir unsere De-mokratie ernst nehmen

(Thomas Kruumlger SPD Ich moumlchte mit Ihnen nicht ins Gespraumlch gehen ndash

Simone Oldenburg DIE LINKE Wir kommen nicht miteinander ins Gespraumlch)

Meine Fraktion will diese Demokratie auch zur Bekaumlmpfung des Rechtsextremismus beleben

(Beifall Jens-Holger Schneider AfD Genau ndash Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

Die vollstaumlndigen Redebeitraumlge finden Sie im Plenarprotokoll unter wwwlandtag-mvdeparlamentsdokumentehtmlAuf dem YouTube-Kanal des Landtages gibt es die Plenar-sitzungen auch als Video unter wwwlandtag-mvde

Schuumllerinnen des Gymnasialen Schulzentrums Wittenburg auf der Besuchertribuumlne Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

22 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Simone Oldenburg DIE LINKE

bdquoWir werden es nicht zulassen dass sich im Jahr 2020 ein bdquo33ldquo einschleichtldquo

Frau Praumlsidentin Sehr geehrte Damen und Herren Rassis-mus Antisemitismus rechtsextremistisch motivierte An-schlaumlge und Morde sowie die gewaltbereite und verrohte Sprache greifen unser Leben unsere Demokratie seit Jahren an Es gibt Tage nach Anschlaumlgen oder gewaltbereiten Aumlu-szligerungen an denen Trauer uumlberwiegt und sich Fassungslo-sigkeit breitmacht Und in dieser Zeit bringt der gemeinsame Antrag von SPD CDU und meiner Fraktion ein bisschen mehr Hoffnung und mehr Entschlossenheit [hellip]

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

[hellip] Wir zeigen dass Demokratinnen und Demokraten trotz unterschiedlicher politischer Ansichten zum Schutz der Volksherrschaft zum Schutz der Rechtsstaatlichkeit und zum Schutz der Menschen zusammenarbeiten

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

[hellip] Sehr geehrte Damen und Herren

(Dr Ralph Weber AfD Aber die darf man ja nicht ansprechen)

wie konnten die Faschisten 1933 die Macht ergreifen

(Zuruf von Ralf Borschke AfD)

Sie kamen mit ganz legalen Mitteln an die Macht

(Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

[hellip] Sie installierten das Fuumlhrungsprinzip mit Gleichschal-tung Notstandsgesetzgebung Parteienverboten mit der Verfolgung Andersdenkender Andershandelnder

Foto Uwe Sinnecker

(Peter Ritter DIE LINKE Sie waren da oder was)

Andersaussehender

(Peter Ritter DIE LINKE Waren Sie da)

Anderssprechender

(Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes AfD)

Andersliebender

(Peter Ritter DIE LINKE Waren Sie da ndash Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes AfD)

Andersglaumlubiger

(Peter Ritter DIE LINKE Haben Sie Goebbels da getroffen)

und Anderslebender

(Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes AfD)

[hellip] Und das sehr geehrte Damen und Herren das sind nicht nur Taten der Geschichte nein Geschichte droht sich zu wiederholen denn auch in den letzten Jahren schafften es Rechtsextreme in die Parlamente ob in Thuumlringen oder in Mecklenburg-Vorpommern

(Zuruf von Christoph Grimm AfD)

So aumltzte der Vorsitzende der AfD-Fraktion im Thuumlringer Landtag Houmlcke ich zitiere man werde bdquoso fuumlrchte ich nicht um eine Politik der sbquowohltemperierten Grausamkeitlsquo herum-kommen Existenzbedrohende Krisen erfordern auszligerge-woumlhnliches Handeln Die Verantwortung dafuumlr tragen dann diejenigen die die Notwendigkeit dieser Maszlignahmenldquo

(Zuruf von Juumlrgen Strohschein AfD)

bdquomit ihrer unsaumlglichen Politik herbeigefuumlhrt habenldquo

(Zuruf von Christoph Grimm AfD)

Ende des Zitats

[hellip] Wir werden es nicht zulassen dass sich im Jahr 2020 ein bdquo33ldquo einschleicht denn wer einen Fuumlhrer installieren will Mi-granten von der Teilhabe am Leben ausschlieszligen moumlchte wer die Zeit des Hitler-Faschismus relativieren will und nicht als das anerkennt was sie ist die grausamste Zeit deutscher Geschichte europaumlischer Geschichte und der Weltgeschich-te der sehr geehrte Damen und Herren der ist ein Faschist Mit einer Partei die Faschisten in ihren Reihen hat werden wir niemals zusammenarbeiten

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

23 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Corona-Virus sorgt fuumlr EinschraumlnkungenAbgeordnete appellieren an Sachlichkeit Vernunft und Solidaritaumlt

Kinder duumlrfen nicht zur Kita und Schule Geschaumlfte Restaurants Hotels The-ater ndash geschlossen Groszligeltern und Freunde treffen ndash verboten Veranstaltungen aller Art ndash auf unbestimmte Zeit abgesagt Das oumlffentliche Leben steht auch in MV nahezu still Noch niemals zuvor mussten Bund und Laumlnder zu derart drasti-schen Maszlignahmen fuumlr die Buumlrgerinnen und Buumlrger greifen Doch sie entschei-den dies aus gutem Grund ndash um die Ausbreitung der hoch ansteckenden Coro-na-Viren einzuschraumlnken Auch der Landtag hat sich mit dem Thema Corona befasst Als die Abgeordneten am 11 Maumlrz auf Antrag der CDU-Fraktion in der Aktuellen Stunde uumlber die Situation in MV debattierten war das Land noch weit von diesen Einschraumlnkungen entfernt Eine der draumlngendsten Fragen zu diesem Zeitpunkt war noch inwiefern Groszligveranstaltungen abgesagt werden In den folgenden Wochen haben sich die Ereignisse nahezu taumlglich uumlberschlagen Weltweit Bundesweit Landesweit Und zu groszligen Einschraumlnkungen fuumlr nahezu jede und jeden im Land gefuumlhrt

bdquoWahrscheinlich gab es in den letzten Jahren keine aktuellere Aktuelle Stun-de hier im Landtag als die heutigeldquo sagte Sebastian Ehlers (CDU) bdquoQuasi im Stundentakt uumlberschlagen sich die Mel-dungen und Ereignisseldquo Dass das Virus auch in MV ankomme sei nur eine Fra-ge der Zeit gewesen bdquoEs geht jetzt da-rum die Ausbreitung zu unterbrechen bzw zu verlangsamenldquo Hier sei jeder Einzelne gefragt Hygieneregeln einzu-halten unnoumltige Reisen zu meiden und auf Freizeitaktivitaumlten zu verzichten bei denen sich viele Menschen zusammen-finden Ihm sei bewusst dass sich jede

Einschraumlnkung auch auf die Wirtschaft auswirken werde Er begruumlszligte dass der Bund bereits Kurzarbeitergeld Liqui-ditaumltshilfen Buumlrgschaften und Steuer-stundungen fuumlr betroffene Unterneh-men zugesagt habe bdquoAuch wir im Land werden wenn es notwendig ist die Unternehmen bei uns nicht im Stich lassenldquo Er zeigte sich uumlberzeugt dass das Gesundheitssystem gut auf die Aus-breitung des Virus vorbereitet sei bdquoAber es wird an Grenzen gefuumlhrt werdenldquo Umso wichtiger sei es jetzt besonnen und vernuumlnftig zu handeln um die In-fektionsketten zu unterbrechen

bdquoWir sind gut auf die Krankheit vorbe-reitetldquo pflichtete Gesundheitsminister Harry Glawe bei Alle zustaumlndigen Be-houmlrden bei Bund Land und Kommunen stuumlnden in engem Austausch miteinan-der MV sei seit gut 14 Tagen von dem Virus betroffen Grund zur Panik gebe es aber nicht Um die Arztpraxen zu ent-lasten werde sein Ministerium landes-weit neun Abstrich-Zentren einrichten Zudem erhalte die Kassenaumlrztliche Ver-einigung Geld um Schutzausruumlstung fuumlr niedergelassene Aumlrzte zu beschaf-fen Daruumlber hinaus habe das Land eine Hotline fuumlr Buumlrger (0385588-5888) und Unternehmer (0385588-5588) ein-gerichtet Erleichtert zeigte er sich da-ruumlber dass der Bund die Schwelle fuumlr Kurzarbeit gesenkt habe Der Minister appellierte an alle die befuumlrchten am Coronavirus erkrankt zu sein zunaumlchst beim Hausarzt anzurufen Dieser werde dann alle weiteren Schritte einleiten Er kuumlndigte an jede Entwicklung mit Au-genmaszlig zu analysieren und daraus ta-gesaktuell Entscheidungen abzuleiten Sein besonderer Dank galt allen die sich intensiv fuumlr das Zuruumlckdraumlngen des Vi-rus einsetzten

bdquoFakt ist dass wir die Pandemie nicht auf-halten koumlnnenldquo verdeutlichte Nikolaus Kramer (Fraktionschef AfD) bdquoWir koumlnnen lediglich ihren massenhaften Ausbruch verhindern Und da ist jeder Einzelne von uns in der Pflichtldquo Fuumlr jeden sollte es inzwischen selbstverstaumlndlich sein sich regelmaumlszligig die Haumlnde zu waschen weil im Supermarkt im oumlffentlichen

Mit Markierungen im Abstand von 15m auf dem Boden sollen die Kunden im Supermarkt ermahnt werden einen Sicherheitsabstand zueinander einzuhalten

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

24 A u s d e m P l e n u m A k t u e l l e S t u n d e

Personennahverkehr kurzum uumlberall wo man sich drauszligen bewegt konta-minierte Flaumlchen lauern koumlnnen bdquoJeder Tag den wir gewinnen ist ein guter Tagldquo Er appellierte daran parteiuumlber-greifend zusammenzuhalten bdquodenn es wird ein nationaler Kraftakt werden moumlglicherweise auch ein europaumlischer Kraftaktldquo Sich mit Grundnahrungsmit-teln und Wasser einzudecken sei rich-tig Es muumlsse jedoch niemand in Panik verfallen und beim Einkaufen hamstern

bdquoWir sprechen uumlber eine Situation die wir in ihrem Ausmaszlig vor einigen Wochen so noch nicht ahnen konntenldquo aumluszligerte Julian Barlen (SPD) Bei aller nachvoll-ziehbaren Sorge uumlber die Entwicklung und ihre Folgen komme es jetzt darauf an besonnen und gelassen zu bleiben ndash auch dann wenn die Schutzmaszlignah-men ausgeweitet werden sollten Er warb darum in Zeiten von Fake News nicht jeder Horrormeldung einfach so Glauben zu schenken und Vertrauen ins Gesundheitssystem zu haben bdquoDeutsch-land und Mecklenburg-Vorpommern sind im internationalen Vergleich wirklich gut vorbereitet Wir haben gute Kliniken wir haben fitte Aumlrzte wir haben aus-gewiesene Experten ein ausgebautes Krankheitswarn- und Meldesystem und wir haben Notfallplaumlneldquo Das Virus werde unbestritten auch die Wirtschaft treffen In welchem Ausmaszlig sei ungewiss bdquoEines ist aber klar und auch klares Signal hier aus dem Landtag Kein Unternehmen darf in ernste Schieflage oder gar Insol-venz geraten kein Arbeitsplatz darf ge-faumlhrdet werdenldquo

bdquoWir sollten die Coronakrise auch nutzen um die Globalisierung kritisch zu hinter-fragenldquo fuumlhrte Holger Arppe (fraktions-los) an Produktionen ins Ausland zu ver-lagern erweise sich nun als Achillesferse fuumlr Deutschland und MV bdquoDie meisten unserer Arzneimittel kommen aus China oder Indien Das ist mit ein Grund wes-halb wir jetzt Lieferengpaumlsse in dem Be-reich habenldquo Die Landesregierung sollte sich deshalb auf Bundesebene dafuumlr einsetzen Schluumlsselindustrien wieder in Deutschland anzusiedeln

Fuumlr DIE LINKE offenbare die Pandemie wie fragil unsere Lebensgrundlagen sind bdquoWir werden auf uns selbst zuruumlck-geworfen und muumlssen uns fragen Koumln-

Stichwort Corona

Wie wird das Virus uumlbertragen

Von Mensch zu Mensch Hauptsaumlchlich uumlber Troumlpfcheninfektion insbesondere durch Niesen und Husten oder wenn beim Sprechen winzige Troumlpfchen wei-tergegeben werden Das Robert-Koch-Institut schlieszligt nicht aus dass man sich auch uumlber verunreinigte Oberflaumlchen (Schmierinfektion) anstecken kann Die haumlufigsten Infektionsketten gehen den Wissenschaftlern zufolge aber auf eine direkte Uumlbertragung zuruumlck Die Ge-fahr sich anzustecken wird in Deutsch-land derzeit als hoch eingeschaumltzt Wie kann man sich vor einer Ansteckung schuumltzen

Waschen Sie sich regelmaumlszligig und gruumlnd-lich die Haumlnde Unter flieszligendem Was-ser und mit reichlich Seife Mindestens 20 Sekunden lang Niesen Sie in ein Ein-wegtaschentuch oder in die Armbeuge Halten Sie beim Husten oder Niesen min-destens einen Meter Abstand zu ande-ren und drehen Sie sich weg Halten Sie generell zu anderen Menschen einen Abstand von mindestens 15 Metern Vermeiden Sie soziale Kontakte Fassen Sie sich nicht mit den Haumlnden ins Ge-sicht Geben Sie niemandem die Hand

Welche Krankheitszeichen koumlnnen auftreten

Symptome die am haumlufigsten beo-bachtet werden sind Husten Unwohl-sein und Fieber Manche Betroffene klagen auch uumlber Durchfall In schweren Faumlllen kann die Erkrankung zu Atem-problemen fuumlhren und toumldlich enden Infektionen koumlnnen aber auch ohne Krankheitszeichen ablaufen Die Inku-bationszeit also der Zeitraum zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krank-heit betraumlgt bis zu 14 Tage

Fuumlr wen ist eine Infektion besonders gefaumlhrlich

In den meisten Faumlllen verlaumluft die Krank-heit mild Manche Menschen sind aber eher gefaumlhrdet fuumlr einen schweren Ver-lauf als andere Zu den Risikogruppen gehoumlren unter anderem aumlltere Men-schen Raucher oder Menschen mit be-stimmten Vorerkrankungen Das Robert-Koch-Institut zaumlhlt dazu zum Beispiel Herzkreislauferkrankungen Diabetes Erkrankungen des Atmungssystems der Leber und der Niere sowie Krebserkran-kungen

Quellen wwwbzgade (Bundeszentrale fuumlr gesundheitliche Aufklaumlrung) wwwrkide (Robert-Koch-Institut) und wwwbundesregierungde

Abschied

Mecklenburg-Vorpommerns erster Mi-nisterpraumlsident Alfred Gomolka ist am 24Maumlrz im Alter von 77 Jahren gestor-ben Anlaumlsslich der Nachricht erklaumlr-te Landtagspraumlsidentin Birgit Hesse

bdquoDer Landtag trauert um Prof Dr Alfred Gomolka

Als Abgeordneter der ersten Wahlperi-ode des Landtages MV und erster frei gewaumlhlter Ministerpraumlsident unseres Bundeslandes hat er sich mit seinem Wirken um den Aufbau der parlamen-tarischen Demokratie in MV in beson-derer Weise verdient gemacht Als Politikerin wie Repraumlsentantin unseres Landesparlamentes trauere ich um einen uumlber die Parteigrenzen hinweg geschaumltzten Politiker dessen Stimme auch nach seiner aktiven Zeit Gewicht hatte Meine Gedanken sind in diesen Stunden bei der Familie des Verstor-benenldquo

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

25 A u s d e m P l e n u m A k t u e l l e S t u n d e

Polizei erhaumllt mehr BefugnisseSicherheits- und Ordnungsgesetz soll digitale Ermittlungen erleichtern

Unerlaumlsslich und genau richtig Nicht weitreichend genug Zu weit gehend Auf diesen Nenner lassen sich die Positi-onen der Landtagsfraktionen zum neu-en Sicherheits- und Ordnungsgesetz bringen Die neuen Regelungen sollen der Polizei in MV mehr Befugnisse ge-ben insbesondere fuumlr Ermittlungen im Internet Sie erlauben den Beamten zum Beispiel heimlich auf Computer Tablets und Smartphones zuzugreifen

oder Telefonate zu uumlberwachen Das Anliegen dahinter Terrorismus Online-Kriminalitaumlt und Kinderpornografie wir-kungsvoller zu bekaumlmpfen Die Aumlnde-rungen wurden monatelang kontrovers diskutiert In der Oumlffentlichkeit In den Fraktionen Im Innenausschuss und in Anhoumlrungen mit Sachverstaumlndigen Und im Maumlrz nach zweiter Lesung im Landtag mit den Stimmen von SPD CDU und AfD beschlossen

Besonders fuumlr Ermittlungen im Internet erhaumllt die Polizei mehr Moumlglichkeiten

nen wir weiter so produzieren das Pro-duzierte verteilen und konsumieren wie bisher Was ist eigentlich wirklich wich-tig in unserem Leben Und wie gehen wir miteinander umldquo meinte Torsten Koplin bdquoKlingt pathetisch ist es aber nichtldquo Das Virus werfe auch ein Licht auf die Schwaumlchen des Gesundheits-systems An vielen Stellen mangele es an Desinfektionsmittel und Schutzbe-kleidung bdquoWir fordern daher den unver-zuumlglichen Aufbau einer landeseigenen Notfallreserve fuumlr Desinfektionsmittel und Schutzbekleidungldquo Daruumlber hinaus verlangte er die Ausbil-dungskapazitaumlten in der Pflege und die Zahl der Medizinstudienplaumltze zu erhouml-hen bdquoWir muumlssen vorausschauend dafuumlr sorgen dass wir endlich genug Pflege-

rinnen und Pfleger sowie Aumlrztinnen und Aumlrzte habenldquo Sein dringlicher Appell an die Bevoumllkerung den Empfehlungen der Behoumlrden Folge zu leisten bdquoBeson-nenheit Ruumlcksichtnahme und Solidari-taumlt sind das Gebot der Stundeldquo

Ein Dreiklang auf den auch Ministerprauml-sidentin Manuela Schwesig setzt Sie bat um Verstaumlndnis wenn es in naumlchs-ter Zeit zu weiteren Einschraumlnkungen kommen sollte Die Lage sei ernst Manch einer moumlge die Maszlignahmen vielleicht fuumlr uumlbertrieben halten Hier gehe es aber um den Schutz von Men-schenleben Auch wer sich selbst nicht fuumlr gefaumlhrdet halte habe eine Verant-wortung gegenuumlber Risikopatienten bdquoUm diese Solidaritaumlt bitte ich unsere

Bevoumllkerungldquo Sie verstehe die Sorgen der Wirtschaft Das Land sei jedoch gut vorbereitet Sie befuumlrwortete die Re-gelungen des Bundes zur Kurzarbeit bdquoMit Kurzarbeit sind wir sehr sehr gut durch die Finanz- und Wirtschaftskrise gekommen Es ist eine Maszlignahme mit der wir gute Erfahrungen habenldquo Auch mit dem kuumlrzlich beschlossenen Lan-deshaushalt fuumlr 20202021 sei MV gut fuumlr schwierige Situationen aufgestellt In den naumlchsten Wochen werde man auf viele Dinge flexibel reagieren muumlssen bdquoIch bin sehr sehr zuversichtlich dass wir genau mit diesem Dreiklang ndash die Kraft aufbringen sich der Pandemie zu stellen besonnen zu reagieren und soli-darisch zu handeln ndash in der Bevoumllkerung auch das meistern koumlnnenldquo

bdquoDas neue Gesetz ist eine Antwort auf das digitale Zeitalterldquo verdeutlichte Manfred Dachner (SPD) Waumlhrend sich Taumlter bildlich gesehen in duumlsengetrie-benen Fahrzeugen auf der Datenau-tobahn bewegten seien die Ermittler noch im Wartburg unterwegs bdquoMit dem Gesetz geben wir der Polizei die Befugnis effektiver die Allgemeinheit und den Einzelnen zu schuumltzenldquo Die Erweiterungen moumlgen bdquowie ein Grusel-kabinett von Maszlignahmenldquo klingen ndash aber nur wenn man nicht deutlich dazu sage dass ihre Anwendung auf Tatsa-chen beruhen muss die eine Gefahr fuumlr Leib und Leben bedeuten Bloszlige Ver-dachtsmomente reichten nicht aus Das gelte auch fuumlr Menschen im direkten Umfeld einer Zielperson Selbst die

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26 A u s d e m P l e n u m | B e r i c h t e

Groszligmutter von Al Capone haumltte nach diesem Gesetz keine Polizeimaszlignahme zu befuumlrchten sofern keine Tatsachen vorliegen dass von ihr selbst Gefahren ausgingen so Dachner Zudem stuumlnden alle freiheitseinschraumlnkenden Maszlignah-men unter Richtervorbehalt Er betonte bdquoDie Polizei war und ist immer ein zu-verlaumlssiger Huumlter des Gesetzes Das wird auch im neuen SOG so bleibenldquo

Nikolaus Kramer (Fraktionsvorsitzen-der AfD) begruumlszligte die Aumlnderungen bdquoEs ergibt schlichtweg keinen Sinn die Landespolizei zur Abwehr schwerwie-gender Gefahren personell aufzusto-cken ihr aber dann die notwendigen Moumlglichkeiten der Erkenntnisgewin-nung vorzuenthaltenldquo An einigen Stel-len sehe er jedoch Nachbesserungs-bedarf So sollten Ermittler zur Abwehr terroristischer Straftaten Menschen auch praumlventiv in Gewahrsam nehmen duumlrfen bdquoUnd wir wollen Journalisten als Berufsgeheimnistraumlger explizit schuumlt-zenldquo Die Sorge vor einem Uumlberwa-chungsstaat hielt er fuumlr unbegruumlndet bdquoDas neue Sicherheits- und Ordnungs-gesetz ist mit Sicherheit keine neue Stasi 20ldquo Alles andere sei bdquoPolemik eines linken Milieusldquo und verkenne die unab-haumlngigen Kontrollinstanzen des Rechts-staats Kritik uumlbte er an der neuen Om-budsstelle fuumlr Polizisten Sie schuumlre nur Misstrauen innerhalb der Landespolizei bdquoBei uns im Land gibt es viele Stellen an die sich Polizisten in Not wenden koumln-nenldquo ndash denen nun das Vertrauen abge-sprochen werde

bdquoDas einzig Schlechte an dem Gesetz ist dass es nicht schon letztes Jahr in Kraft getreten istldquo sagte Ann Christin von Allwoumlrden (CDU) bdquoGerade die er-weiterten Online-Befugnisse sind in Zeiten der allgemeinen Digitalisierung ein zwingend notwendiges polizei-liches Mittel zur Gefahrenabwehrldquo Viele der gezeichneten Horrorszenarien seien bdquokompletter Stussldquo Sie offenbarten le-diglich welches Misstrauen die politi-schen Raumlnder gegenuumlber der Polizei hegten bdquoDie Gefahr dass der Staat die Daten missbraucht geht gegen nullldquo Von ihrer Kritik am Umgang mit dem Gesetzentwurf nahm sie auch die Me-dien nicht aus Dem Land einerseits den Weg in einen Uumlberwachungsstaat zu unterstellen anderseits aber damit

zu werben fuumlr ein neues Zeitungsabo bdquoAlexaldquo obendrauf zu legen sei blan-ker Hohn Sie betonte dass das Gesetz Medienvertreter gegenuumlber dem bis-herigen Recht nicht schlechter stelle bdquoMoumlglich dass Medienvertreter sich was das angeht schon immer schlecht behandelt gefuumlhlt haben Aber neu sind die beklagten Regelungen ganz und gar nichtldquo

Fuumlr DIE LINKE greift der Gesetzentwurf zu weit in die Grundrechte der Buumlrger ein bdquoOnline-Durchsuchungen und Quellen-TKUuml [Telekommunikationsuuml-berwachung] unter dem Vorwand der Gefahrenabwehr stellen einen Paradig-menwechsel dar dessen Flurschaden noch gar nicht absehbar istldquo sagte Peter Ritter bdquoAus der Polizei als allgemeinem Inbegriff von Sicherheit und Gefahren-abwehr wird eine Institution deren Ar-beit auf Unsicherheit und Sicherheits-luumlcken von IT-Systemen basiertldquo Das werde das Vertrauen der Buumlrger in die Polizei nicht staumlrken Er forderte dem Zuwachs an Befugnissen eine unabhaumln-gige Beschwerdestelle gegenuumlberzu-stellen an die sich nicht nur Polizisten sondern auch Buumlrger wenden koumlnnen

Da sich der Vorsitzende des Innenaus-schusses in der Debatte weder zu den Beratungen noch zur Anhoumlrung im Ausschuss geaumluszligert habe empfahl er allen Interessierten einen Blick in die Beschlussempfehlung bdquoDenn die Anhouml-rung hat ein ganz anderes Bild ergeben als hier in einzelnen Reden dargestellt wurdeldquo Saumlmtliche Hinweise Kritiken oder Anregungen seien jedoch in den Wind geschlagen worden

Auf Antrag der Fraktion DIE LINKE wur-de uumlber den Gesetzentwurf nament-lich abgestimmt Daran nahmen 68 Abgeordnete teil 56 stimmten fuumlr den Gesetzentwurf 12 dagegen Die Aumlnde-rungsantraumlge der Opposition wurden abgelehnt

Gesetzentwurf Landesregierung Drucksache 73694Beschlussempfehlung Innenausschuss Drucksache 74766Aumlnderungsantraumlge DIE LINKE Drucksachen 74776 und 74777Aumlnderungsantraumlge AfD Drucksachen 74778 und 74779

Info

bull InbegruumlndetenFaumlllendarfdiePolizeiPCs Smartphones und Tablets von Zielpersonen durchsuchen und uumlber-wachen Bei Bedarf auch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Voraussetzung dafuumlr ist in jedem Fall eine richterliche Genehmigung

bull Neben Festnetz undMobilfunk duumlr-fen Ermittler nun auch Telefonge-spraumlche uumlbers Internet uumlberwachen und mithilfe einer Software auf ver-schluumlsselte Inhalte zugreifen Auch fuumlr diese Quellen-Telekommunikati-onsuumlberwachung (Quellen-TKUuml) ist eine richterliche Genehmigung not-wendig

bull Laumlsst sich die Identitaumlt einer Per-son nicht anders feststellen duumlrfen Ordnungsbehoumlrden die betroffene Person bis zum Eintreffen der Polizei festhalten

bull Der finale Rettungsschuss wird alsklarstellende Regelung in das SOG aufgenommen

Er ist bisher auch schon moumlglich aber nicht explizit gesetzlich festge-halten

bull InpolizeilichenRaumlumendie fuumlrdieGewahrsamnahme genutzt werden wird Videouumlberwachung erlaubt

bull Um Straftaten zu verhindern oderVermisste zu suchen darf die Lan-despolizei auch Drohnen einsetzen

bull Vollzugsbediensteten der Zollver-waltung wird eine Eilzustaumlndigkeit eingeraumlumt Damit koumlnnen auch sie gefahrenabwehrend taumltig werden

bull Security-PersonalbeiGroszligveranstal-tungen soll regelmaumlszligig einer Zuver-laumlssigkeitspruumlfung unterzogen wer-den

bull Der Katalog der Straftaten von er-heblicher Bedeutung wird unter an-derem um Terrorismusfinanzierung die Verbreitung von Kinderporno-grafie Geldwaumlsche und das Ein-schleusen von Auslaumlndern erweitert

Quelle Innenministerium

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

27 A u s d e m P l e n u m | B e r i c h t e

Enquete-KommissionkommtGremium soll uumlber die Zukunft der medizinischen Versorgung in MV beraten

Um die stationaumlre Versorgung kran-ker oder verletzter Menschen kuumlm-mern sich in MV 37 Krankenhaumluser Je-den einzelnen dieser Standorte auch in Zukunft zu erhalten ist ein Ziel das alle Fraktionen im Landtag eint Uumlber den Weg dahin gehen die Meinungen allerdings auseinander DIE LINKE haumllt es unter anderem fuumlr geboten private Krankenhaumluser gegebenenfalls in oumlf-fentliche Traumlgerschaft zuruumlckzufuumlh-ren und forderte bis Herbst entspre-chende Moumlglichkeiten auszuloten Die Koalitionsfraktionen legten einen Dringlichkeitsantrag vor Ein zen-traler Punkt darin Schnellstmoumlglich eine Enquete-Kommission ins Leben zu rufen die die Zukunft der medizi-nischen Versorgung in MV als groszliges Ganzes beleuchtet

Ein vorbildliches Gesundheitsnetz auf der einen Seite marode Kliniken und veraltete Technik auf der anderen ndash in diesem Konfliktfeld habe sich das Ge-sundheitswesen nach der Wende be-funden skizzierte Torsten Koplin (DIE LINKE) bdquoDas Heil aus dieser Situation wurde im Umbruch der Eigentumsver-haumlltnisse gesehenldquo In keinem anderen ostdeutschen Bundesland seien so viele Krankenhaumluser privatisiert worden wie in MV ndash die meisten zwischen 1991 und 1996 Unter der SPDPDS-Regierung in den Jahren 1998 bis 2006 seien es sechs gewesen bdquoSeither zieht eine Beutegemeinschaft privater Klinikkon-zerne durch das Landldquo die ndash getrieben von Effizienzrenditen ndash unprofitable Krankenhausbereiche wie Kinder- und Jugendmedizin Gynaumlkologie und Ge-burtshilfe auslese Hier muumlsse die Politik Verantwortung uumlbernehmen und ge-gebenenfalls private Krankenhaumluser in oumlffentliche Traumlgerschaft zuruumlckfuumlhren bdquoEs geht nicht um eine Situation die von

heute auf morgen ansteht Aber wir ha-ben politisch Vorsorge zu leisten fuumlr den Fall der Faumllleldquo Als Finanzierungsquelle brachte er den Strategiefonds ins Spiel

Die stationaumlre Versorgung langfristig flauml-chendeckend aufrechtzuerhalten stehe fuumlr die Koalitionsfraktionen auszliger Frage Sich in jeder Landtagssitzung einzelnen Standorten oder Herausforderungen zu widmen werde die Probleme aber nicht loumlsen begruumlndete Sebastian Ehlers(CDU) den auf Initiative seiner Frakti-on eingereichten Dringlichkeitsantrag Er halte es fuumlr sinnvoller die Dinge zu buumlndeln bdquoWir wollen deshalb heute die Weichen stellen fuumlr eine Enquete-Kom-mission Zukunft der medizinischen Versorgung in Mecklenburg-Vorpom-mernlsquoldquo Mit dem Ziel konkrete Details fuumlr eine zukunftsfaumlhige medizinische Versorgung im Land auszuarbeiten Er warb darum alle Gedankenspiele zuzu-lassen und innovative Wege zu gehen bdquoDa darf es keine Denkverbote gebenldquo Er appellierte daran die Enquete-Kom-mission schnell ins Leben zu rufen und noch bis zum Ende der Wahlperiode zu Ergebnissen zu kommen

Gesundheitsminister Harry Glawe un-terstrich dass das Gesundheitssystem von einer Vielfalt an Anbietern lebe Dazu gehoumlrten private und kommunale Traumlgerschaften genauso wie die freie Wohlfahrt bdquoGrundsaumltzlich ist das immer ein Dreiklangldquo Das was DIE LINKE hier einfordere stehe vor einer hohen Huumlrde im Grundsatz und im Grundgesetz Trauml-gerschaften unter Zwang zu veraumlndern sei ausgeschlossen bdquoEs muss immer einen Verkaumlufer geben und einen der kaufen willldquo Er zeigte sich uumlberzeugt dass die gegenwaumlrtige Gesundheits-struktur im Land auch in den naumlchsten Jahren Bestand haben werde Eine En-quete-Kommission sei aber ein guter Weg um fraktionsuumlbergreifend und mit Fachleuten uumlber die Krankenhausland-schaft und deren Strukturen nachzu-denken und Empfehlungen zur Sicher-stellung der medizinischen Versorgung zu erarbeiten

bdquoWir wissen dass linke Politik gern von einer Ausweitung der Staatsquote traumlumtldquo sagte Dr Gunter Jess (AfD) bdquoWir meinen dagegen dass wir alle auch private Ressourcen fuumlr eine

gute Gesundheitsversorgung nutzen solltenldquo Krankenhaumluser in Gaumlnze oder Teilbereichen zu rekommunalisieren sei daher eine Handlungsoption aber kein Koumlnigsweg Einer Enquete-Kommission die bis zu Sommerpause 2021 Ergeb-nisse praumlsentieren soll stand er skep-tisch gegenuumlber bdquoIch denke da wird nichts Vernuumlnftiges bei rauskommenldquo Er habe vielmehr den Eindruck dass die Koalitionsfraktionen mit den selbst ver-ursachten Problemen nicht mehr fertig werden und sich mit der Kommission und mit Blick auf die Landtagswahl 2021 bdquogeschickt aus der Affaumlre ziehen wollenldquo Er nehme den Koalitionsfraktionen die Rolle des Gestalters jedenfalls nicht ab sondern frage sich warum die Antrag-steller nach 30 Jahren direkter oder in-direkter Regierungsverantwortung in Bund und Land nicht schon laumlngst ge-handelt haben

bdquoMosaiksteine bringen nicht vielldquo warb Julian Barlen (SPD) fuumlr die Enquete-Kommission bdquoWir brauchen einen lang-fristig tragfaumlhigen Masterplanldquo Im Kern gehe es um ein sektoruumlbergreifendes multiprofessionelles Versorgungskon-zept bdquoDie Menschen erwarten zu Recht dass sich der Staat um die wesentlichen Belange der Daseinsvorsorge kuumlmmert und wenn noumltig dem Markt auch die Stirn bietetldquo Das Land duumlrfe nicht weiter dabei zuschauen wenn private Traumlger wichtige aber weniger oder nicht pro-fitable Bereiche wie Geburtshilfe oder Paumldiatrie abstoszligen bdquoDie Politik muss es sein die die Regeln dieses Spiels be-stimmt und gemeinsam mit den Betei-ligten aktiv und mit klaren Anforderun-gen ausgestaltet Das ist die Motivation fuumlr den heutigen Antragldquo Der Landtag muumlsse in diesen Fragen eng an der Seite der Menschen stehen die diese Versor-gung dringend brauchten Aufgabe der Enquete-Kommission sei es deshalb den Status quo zu analysieren Perspek-tiven in den Blick zu nehmen und Emp-fehlungen fuumlr eine flaumlchendeckend und zukunftsfaumlhige Gesundheitsversorgung auszusprechen

Sebastian Ehlers (CDU) warnte davor den Eindruck zu erwecken Re-Kom-munalisierungen wuumlrden alle Probleme loumlsen bdquoDas ist zu kurz gedachtldquo Auch kommunale Krankenhaumluser seien nicht vor Personalmangel gefeit Als Finanzie-

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28 A u s d e m P l e n u m | B e r i c h t e

rungsquelle den Strategiefonds anzu-fuumlhren helfe nicht weiter bdquoDa koumlnnen Sie ein halbes Krankenhaus zuruumlck-kaufenldquo Pauschal von einer bdquoBeutege-meinschaft privater Klinikkonzerneldquo zu sprechen hielt er nicht fuumlr angebracht bdquoMan muss immer aufpassen dass man nicht verallgemeinertldquo Den Vorwurf der AfD wieszlig er zuruumlck Niemand wol-le sich hinter eine Enquete-Kommission verstecken Im Gegenteil bdquoWir werden hier sehr offen und kontrovers die Din-ge diskutieren auch mit Experten Was am Ende dabei rauskommt das weiszlig ich heute ehrlicherweise auch noch nichtldquo

Die Traumlgervielfalt der Krankenhaumluser stelle seine Fraktion nicht infrage be-tonte Torsten Koplin (DIE LINKE) bdquoWir muumlssen uns nur mit dem Punkt aus-einandersetzen was passiert wenn ein Krankenhaustraumlger nicht in der Lage oder gewillt ist seinen Versorgungs-auftrag zu erfuumlllenldquo Selbst die Minister-praumlsidentin habe in der Aufregung um Parchim und Crivitz Re-Kommunalisie-rungen ins Feld gefuumlhrt bdquoWir wollen mit unserem Antrag nichts anderes als sich damit auseinanderzusetzenldquo Eine En-quete-Kommission ins Leben zu rufen sei begruumlszligenswert Sie werde jedoch nicht in einem Jahr mit ihrer Arbeit fertig sein Er draumlngte daher mit einem Aumlnde-rungsantrag darauf sie in der naumlchsten Legislaturperiode fortzufuumlhren und im Sommer zunaumlchst einen Zwischenbe-richt vorzulegen

Uumlber den Antrag der Linken wurde na-mentlich abgestimmt Dabei wurden 63 Stimmen abgegeben 12 Abgeordnete votierten mit Ja 51 mit Nein Damit ist der Antrag abgelehnt Der Koalitions-antrag fand mit den Stimmen von SPD CDU einigen Abgeordneten der AfD und dem fraktionslosen Abgeordneten Holger Arppe eine Mehrheit Der Aumlnde-

Stichwort Dringlichkeitsantrag

Ein Dringlichkeitsantrag ist ein Antrag der erst zu Beginn der Landtagssit-zung auf die Tagesordnung gesetzt wird Normalerweise muumlssen die Frak-tionen ihre Beratungsgegenstaumlnde laut Geschaumlftsordnung spaumltestens zwei Wochen vor der Sitzung bei der Landtagspraumlsidentin einreichen Manchmal ergeben sich aufgrund aktueller Entwicklungen Anlaumlsse fuumlr Antraumlge erst nach dieser Frist Ob ein Antrag fuumlr dringlich befunden wird entscheiden die Abgeordneten Stimmt mindestens eine Zweidrit-telmehrheit der Landtagsmitglieder dafuumlr wird er nachtraumlglich bzw zu-saumltzlich auf die Tagesordnung gesetzt Vor der Abstimmung hat die Fraktion die den Antrag stellt die Moumlglichkeit die Dringlichkeit in einem kurzen Re-debeitrag zu begruumlnden Alle anderen Fraktionen koumlnnen darauf erwidern Wird die Dringlichkeit abgelehnt kann der Antrag zur naumlchsten Sitzungswo-che im regulaumlren Verfahren eingereicht werden

Stichwort Enquete-Kommission

Eine Enquete-Kommission ist eine Arbeitsgruppe in der umfangreiche Sachverhalte uumlber einen langen Zeit-raum eroumlrtert werden Sie besteht aus Abgeordneten aller Fraktionen sowie externen Sachverstaumlndigen Im konkreten Fall koumlnnen das unter anderem Klinikbetreiber und Vertre-ter des Gesundheitsministeriums der Kommunen Krankenkassen und Aumlrz-teschaft sein Sie eroumlrtern das Thema gemeinsam und unter verschiedenen Aspekten Ziel ist es Loumlsungen bzw Handlungsempfehlungen fuumlr Pro-bleme zu finden aus denen dann gegebenenfalls politische Entschei-dungen abgeleitet werden Bislang gab es in MV vier Enquete-Kommissi-onen Leben in der DDR Leben nach 1989 ndash Aufarbeitung und Versoumlhnung (1995ndash1997) Zukunftsfaumlhige Gemein-den und Gemeindestrukturen in Meck-lenburg-Vorpommern (2000ndash2002) Staumlrkung der kommunalen Selbstver-waltung (2007ndash2011) und Aumllter werden in Mecklenburg-Vorpommern (2012ndash2016)

rungsantrag der Linken wurde mit den Stimmen von SPD und CDU abgelehnt

Antrag DIE LINKE Drucksache 74742Dringlichkeitsantrag CDUSPD Drucksache 74781Aumlnderungsantrag DIE LINKE Drucksache 74787

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Eine Enquete-Kommission soll sich mit der Zukunft der 37 Krankenhaumluser in MV befassen

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KeineDauer-Flaggenam SchlossSitz des Parlaments wird nur zur Landtagssitzung beflaggt

Europa-Flagge Deutschland-Flag-ge und MV-Flagge Sie werden weiter-hin nicht taumlglich vor dem Schloss we-hen Nach geltender Verordnung werden Flaggen nur an den Sitzungs-tagen der Abgeordneten gehisst Und dabei bleibt es auch Das Plenum hat mehrheitlich gegen den Vorschlag der AfD gestimmt den Sitz des Landtages dauerhaft zu beflaggen Ihr Ansinnen auch den Plenarsaal mit diesen drei Flaggen auszustatten fand ebenfalls keine Mehrheit Beide Antraumlge wurden in einer gemeinsamen Debatte bera-ten in der sich neben der AfD nur DIE LINKE und die fraktionslose Abgeord-nete Christel Weiszligig zu Wort meldeten

bdquoSchwarz-Rot-Gold ist das Symbol fuumlr das demokratische Deutschland Dazu sollte sich ein deutsches Landespar-lament auch taumlglich bekennenldquo argu-mentierte Christoph Grimm (AfD) der beide Antraumlge ins Plenum einbrachte Die Deutschlandflagge stehe fuumlr Freiheit Wohlergehen Zugehoumlrigkeit und eine verfassungsgemaumlszlige Ordnung Fuumlr einen selbstbewussten aufgeklaumlrten Patriotis-mus muumlsse sich niemand schaumlmen Auch dem Plenarsaal wuumlrden die Flaggen von Land Bund und EU ndash zum Beispiel in Form von Standarten ndash mehr Farbe und eine ganz andere Note verleihen Mit bei-den Ansinnen befaumlnde sich MV in guter Gesellschaft zu Laumlndern wie Bayern Hes-sen Berlin und Thuumlringen

Das Ansinnen sei ehrenhaft offenbare jedoch eine Bildungsluumlcke meinte Pe-ter Ritter (DIE LINKE) bdquoDas Instrument das Sie vorschlagen ist falschldquo Nicht die Landesregierung muumlsse aufgefordert werden die Rechtsverordnung zu aumln-dern sondern der Innenminister bdquoOder Sie aumlndern das Hoheitszeichengesetzldquo Als die Baukommission sich mit der Aus-gestaltung des neuen Plenarsaals befasst habe haumltte sich auch die AfD mit Ideen einbringen koumlnnen bdquoIch habe von Ihrer Fraktion keinen Vorschlag gehoumlrtldquo weder zum Aussehen des Saals noch zur Beflag-gung bdquoWir lehnen diese Antraumlge abldquo

Den Plenarsaal zu beflaggen ndash fuumlr Christel Weiszligig (fraktionslos) eine laumlngst uumlber-faumlllige Forderung Flaggen zu zeigen bedeute in der Wirkung nach auszligen auch bdquoWir stehen zu unserem Land Wir sind stolz Diener des Volkes zu seinldquo Sie warb darum bdquoohne viel Gezetereldquo zu jeder Sitzung bdquodrei Standarten mit wun-derschoumlnen Fahnenldquo aufzustellen ndash und damit bdquozuversichtliche Aussagekraft und das Gefuumlhl hier sind wir zu Hauseldquo zu vermitteln

Christoph Grimm (AfD) warf den Ko-alitionsfraktionen vor bdquoden Schwanz einzuziehenldquo bdquoSie wissen nicht was Sie zu diesem Thema sagen sollen deshalb halten Sie lieber den Mundldquo Auch DIE LINKE habe in ihrem Redebeitrag eine Pirouette nach der anderen gedreht bdquoWenn wir die Landesregierung zu etwas auffordern dann ist natuumlrlich auch der Innenminister gefragt und gemeintldquo Die angefuumlhrten Ablehnungsgruumlnde hielt er fuumlr vorgeschoben bdquoGeben Sie das doch zu und sagen Sie dass Sie ideologisch einfach ein Problem mit Schwarz-Rot-Gold habenldquo

Horst Foumlrster (AfD) unterstrich dass es darum gehe den Sitz des Landtags bei der Beflaggung auf eine Stufe mit der Staatskanzlei zu stellen bdquoSymbole ha-ben eine groszlige Wirkungldquo Er gehe nicht davon aus dass es Streit in der Sache gebe Knackpunkt sei vielmehr dass die AfD den Antrag stelle bdquoSeien Sie an der Stelle einfach mal sachlichldquo Er erinnerte daran dass auch Bundespraumlsident Stein-meier vor einiger Zeit davor gewarnt habe Symbole den politischen Raumlndern zu uumlberlassen Sein Vorschlag bdquoWenn Sie nicht mit uns stimmen moumlgen stellen Sie demnaumlchst selbst einen Antragldquo

Beide Antraumlge wurden mit den Stimmen von SPD CDU und DIE LINKE abgelehntAntrag AfD Drucksache 74737Antrag AfD Drucksache 74749

Stichwort Beflaggung

Ob und wie oumlffentliche Gebaumlude be-flaggt werden kann nicht einfach nach Gutduumlnken entschieden werden Grundlage dafuumlr sind die bdquoBeflaggungs-verordnungldquo und die bdquoVerordnung zur Bestimmung der regelmaumlszligigen Be-flaggungstageldquo des Landes Die Staats-kanzlei zeigt taumlglich Flagge die Euro-paflagge die Bundesflagge und die Dienstflagge des Landes Der Landtag ist laut Verordnung an jedem Sitzungs-tag mit der Landesflagge und den Flag-gen der Landesteile Mecklenburg und Vorpommern beflaggt Vor anderen Dienststellen und Behoumlrden des Lan-des oder die der Aufsicht des Landes unterstehen werden Flaggen dagegen nur an ausgewaumlhlten Tagen gehisst Dazu gehoumlren zum Beispiel der 1 Mai (Tag der Arbeit) der Tag der Deut-schen Einheit der Volkstrauertag (auf halbmast) oder der Tag an dem eine Wahl stattfindet Uumlber den offiziellen Beflaggungskalender hinaus kann der Landesinnenminister aufgrund beson-derer Anlaumlsse weitere Beflaggungen anordnen

Landesflagge versus Dienstflagge Blau Weiszlig Gelb Weiszlig Rot quer gestreift ndash so sieht die Landesflagge aus Daneben verwenden die Landesbehoumlrden auch eine Dienstflagge Auf ihr sind zusaumltzlich noch die beiden Wappentiere der mecklenburgische Stier und der pommersche Greif abgebildet

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An Sitzungstagen wehen vor dem Schweriner Schloss die Europa-Flagge die Deutschland-Flagge und die MV-Flagge

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wie Planungen fuumlr einen Hochschulstand-ort Schwerin gewuumlnscht Sie enthielt sich in der AbstimmungAntrag SPDCDU Drucksache 74739

Elternzeit heiszligt Teilzeitplatz

Kinder deren Eltern mit einem Geschwis-terkind in Elternzeit sind haben auch weiterhin keinen Anspruch auf einen Ganztagsplatz in der Kita SPD CDU und DIE LINKE sprachen sich gegen den Vorschlag der AfD aus das Kindertages-foumlrderungsgesetz (KifoumlG) entsprechend zu aumlndern Nach den derzeitigen Rege-lungen steht diesen Familien maximal ein Teilzeitplatz zu Fuumlr die SPD liegen die Konflikte nicht in der Teilzeitloumlsung an sich sondern in den damit verbun-denen unflexiblen Bring- und Abhol-zeiten Diese gelte es zu aumlndern Die CDU beklagte dass der Gesetzentwurf nichts daruumlber aussage wie der Vorstoszlig per-sonell und finanziell gestemmt werden solle DIE LINKE wandte sich dagegen Betreuungszeiten an Voraussetzungen zu knuumlpfen und sprach sich fuumlr einen grundsaumltzlichen Ganztagsanspruch fuumlr alle Kinder aus Der Gesetzentwurf wur-de nach dieser ersten Lesung nicht zu weiteren Beratungen in den Fachaus-schuss verwiesenGesetzentwurf AfD Drucksache 74738

Keine gezielte Jagd auf Kolkraben

Die AfD-Fraktion verlangt von der Lan-desregierung mehr Schutz fuumlr Weide-tiere In den Mittelpunkt ihres Antrages stellte sie dabei den Kolkraben der im-mer wieder neugeborene Weidetiere angreife um dann das Aas zu fressen Nach Ansicht der AfD sollte der Vogel deshalb in die EU-Vogelschutzrichtlinie aufgenommen werden ndash um eine ge-zielte Bejagung zu ermoumlglichen Dass schwache Tiere das Interesse von Aas-fressern erregten liege in der Natur der Tiere entgegnete die SPD Es sei aber mitnichten so dass auf jeder Weide Kolk-

CDU sprachen sich fuumlr eine europaumlische Loumlsung und gegen einen Alleingang von MV aus Die AfD verlangte die unbeglei-teten Kinder zu ihren Eltern zuruumlckzu-schicken Anstatt dem Steuerzahler neue Kosten aufzuerlegen solle das Geld ihrer Meinung nach lieber vor Ort in aumlrztliche Hilfe investiert werden Der Antrag wur-de abgelehntDringlichkeitsantrag DIE LINKE Drs 74780

Eckwerte weisen Hochschulen den Weg

Mehr unbefristete Stellen mehr Geld ein Studiengang fuumlr Grundschullehrer in Greifswald ndash das sind drei Beispiele aus den Eckwerten die der Landtag mit den Stimmen von SPD und CDU fuumlr die Hochschulentwicklung der kommenden Jahre beschlossen hat Die Eckwerte sind der Wegweiser in welche Richtung sich die Hochschulen in den Jahren 2021 bis 2025 entwickeln sollen Auf ihrer Grund-lage erarbeiten sie Zielvereinbarungen und Entwicklungsplaumlne zum Beispiel zu Stellen Studiengaumlngen Faumlchern und For-schungsschwerpunkten Das Eckpunkte-papier ermoumlglicht es den Hochschulen erstmals die Anzahl unbefristeter Stellen zu erhoumlhen und ndash unter Einhaltung des Stellenplans ndash flexibler mit Stellen umzu-gehen Damit koumlnnen sie bei Bedarf auch im laufenden Jahr Stellen schaffen oder streichen Bislang war dies nur in engen Grenzen moumlglich Bei den Bauvorhaben liegt der Fokus unter anderem auf dem ULMICUM und BIOMEDICUM in Rostock und der Bibliothek in Neubrandenburg Mit Blick auf den Fachkraumlftebedarf legt das Land sein Hauptaugenmerk auf die fachliche Entwicklung der Studiengaumln-ge fuumlr Mediziner Juristen Bauingenieure und Lehrer Durch die Verstetigung des Hochschulpaktes stehen den Hochschu-len zudem von 2021 bis 2023 jaumlhrlich rund vier Millionen Euro ab 2024 rund acht Millionen Euro mehr zur Verfuumlgung SPD und CDU lobten die erfreulichen Entwick-lungen die sich aus den Eckpunkten erge-ben Fuumlr die AfD ging das Papier an vielen Stellen in die falsche Richtung ndash allem voran in Bezug auf Inklusion Gender Frauenquoten und dem geplanten Ori-entierungsstudium Sie stimmte ebenso wie der fraktionslose Abgeordnete Holger Arppe gegen den Antrag DIE LINKE haumltte sich unter anderem mehr Verbesserungen fuumlr die Juristenausbildung in Rostock so-

Weitere MeldungenNaumlchste Volkszaumlhlung kommt 2021

Wie viele Menschen leben in MV Wie viele Wohnungen gibt es im Land Da-ten wie diese werden im kommenden Jahr mit einer Volkszaumlhlung auf den neu-esten Stand gebracht Der sogenannte Zensus wird am 16 Mai 2021 stattfinden Deutschland ist laut EU-Recht dazu ver-pflichtet alle zehn Jahre eine Volkszaumlh-lung durchzufuumlhren Fuumlr die Erhebung werden sowohl bestehende Daten aus-gewertet als auch Buumlrger befragt Die Er-gebnisse sind wichtige Planungsgrund-lagen fuumlr Bund Land und Gemeinden Die Houmlhe der Einwohnerzahlen hat zum Beispiel Einfluss darauf wie viel Geld der Bund uumlber den Finanzausgleich ans Land und das Land an die Kommunen zahlt oder wie Wahlkreise eingeteilt werden Aber auch fuumlr die Planung von Schulen Kindergaumlrten Altenheimen oder Kran-kenhaumlusern spielen die erfassten Daten eine Rolle Die Bestimmungen zum Ab-lauf der Erhebung muumlssen in einem Ge-setz geregelt werden das im Maumlrz mit den Stimmen von SPD CDU und DIE LIN-KE beschlossen wurdeGesetzentwurf Landesregierung Drucksache 74445Beschlussempfehlung Innenausschuss Drucksache 74762

Fluumlchtlingskinder aus Griechenland

DIE LINKE hat erneut darauf gedraumlngt Fluumlchtlingskinder aus uumlberfuumlllten grie-chischen Lagern nach MV zu holen Mit einem Dringlichkeitsantrag forderte sie die Landesregierung auf uumlber die vom Bund geaumluszligerten Absichten hinaus zu gehen und weitere Kinder aufzu-nehmen Der Koalitionsausschuss des Bundes hatte sich Anfang Maumlrz bereit erklaumlrt in Zusammenarbeit mit anderen europaumlischen Laumlndern bis zu 1500 kranke sowie unbegleitete Kinder und Jugendli-che nach Deutschland zu holen DIE LIN-KE forderte dem Bund ein eigenes An-gebot zur Aufnahme weiterer Maumldchen und Jungen in MV zu machen SPD und

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

31 A u s d e m P l e n u m | M e l d u n g e n

und Fernmeldegeheimnis) neu besetzt werden Zur Wahl stand auf Vorschlag der Christdemokraten Ann Christin von Allwoumlrden In geheimen Wahlen wur-de die CDU-Abgeordnete mit groszliger Mehrheit in alle drei Gremien gewaumlhlt An der Abstimmung hatten sich jeweils 60 Abgeordnete beteiligt Neues stellver-tretendes Mitglied der G 10-Kommission wurde Franz-Robert LiskowWahlvorschlaumlge CDU Drucksachen 74768 bis 74770

Ausschuss bestimmt Vertrauensleute

In diesem Jahr werden an den Verwal-tungsgerichten Schwerin und Greifswald sowie am Oberverwaltungsgericht neue ehrenamtliche Richterinnen und Richter gewaumlhlt Die Wahl uumlbernimmt ein beim jeweiligen Gericht bestehender Wahl-ausschuss Diesen Wahlausschuumlssen gehoumlren die Praumlsidenten der Verwal-tungsgerichte ein von der Landesregie-rung bestimmter Verwaltungsbeamter sowie sieben Vertrauensleute an Diese Vertrauensleute wiederum werden von den Landtagsabgeordneten bestimmt SPD CDU und DIE LINKE haben sich in einem gemeinsamen Dringlichkeitsan-trag darauf verstaumlndigt diese Aufgabe dem Rechtsausschuss zu uumlbertragen In der Debatte dazu meldete sich nur die AfD zu Wort Sie wandte sich dage-gen die Entscheidungskompetenz vom Landtag in den Ausschuss zu verlagern bdquoUnserer Meinung nach ist das eine Fra-ge die das Plenum zu entscheiden hatldquo Die ehrenamtlichen Richterinnen und Richter werden fuumlr die Dauer von fuumlnf Jahren gewaumlhlt Ihre Aufgabe ist es mit Erfahrungen und Kenntnissen aus dem taumlglichen beruflichen und sozialen Um-feld die juristisch gepraumlgte Sichtweise der Berufsrichter sinnvoll zu ergaumlnzenDringlichkeitsantrag SPD CDU DIE LINKE Drucksache 74775

Kooperatives Ehrenamt

Die Bundesregierung hat die Deutsche Stiftung fuumlr Engagement und Ehrenamt mit Sitz in Neustrelitz ins Leben gerufen Vor diesem Hintergrund hat der Landtag auf Initiative der CDU die Landesregie-rung beauftragt die Arbeit der Stiftung zu unterstuumltzen und eine Kooperation mit der Ehrenamtsstiftung des Landes

rabenschwaumlrme nur darauf warteten uumlber ein neugeborenes Tier herzufallen Die CDU verwies darauf dass die Voumlgel unter bestimmten Bedingungen auch jetzt schon bejagt werden duumlrften DIE LINKE meinte ursaumlchlich fuumlr die Pro-bleme von Weidetierhaltern seien we-der Wolf noch Kolkrabe sondern eine verfehlte EU-Agrarfoumlrderpolitik Daran wuumlrde auch eine Bejagung des Kolkra-ben nichts aumlndern Alle drei Fraktionen SPD CDU und DIE LINKE sowie die frak-tionslose Abgeordnete Christel Weiszligig lehnten den Antrag abAntrag AfD Drucksache 74735

Debatte um Jura-Studium

Auf den Arbeitsmarkt fuumlr Juristen kom-men groszlige Herausforderungen zu Bis 2031 werden 320 Richter und Staatsan-waumllte in Ruhestand gehen Demgegen-uumlber stehen ein hohe Abbrecher- und Durchfallquote bei Jura-Studenten Un-ter Verweis auf diese Entwicklung warb DIE LINKE darum die Juristenausbildung in MV staumlrker in den Blick zu nehmen Konkret draumlngte sie darauf die Qualitaumlt der Ausbildung zu verbessern sowie ne-ben Greifswald auch in Rostock wieder bdquoRechtswissenschaftenldquo als Studiengang anzubieten Die AfD pflichtete der Pro-blematik bei und unterstuumltzte die Vor-schlaumlge Sie warb darum mehr Personal einzustellen um Studierende gut aufs Examen vorzubereiten Nach Ansicht der CDU seien weder im Haushalt noch strukturell die Voraussetzungen fuumlr einen Studiengang der Rechtswissenschaften in Rostock gegeben Die SPD ging in der Analyse der Probleme mit den Linken mit betonte aber dass Verbesserungen bereits umgesetzt wuumlrden oder in Pla-nung seien Neue Doppelstrukturen in Greifswald und Rostock lehnte sie abAntrag DIE LINKE Drucksache 74747

Neue Mitglieder fuumlr drei Gremien

Der bisherige Fraktionsvorsitzende der CDU Vincent Kokert hat mit Wirkung zum Maumlrz den Landtag verlassen Aus diesem Grund mussten die Sitze der Fraktion in der Parlamentarischen Kon-trollkommission (Angelegenheiten des Verfassungsschutzes) im SOG-Gremium (Sicherheits- und Ordnungsgesetz) und in der G 10-Kommission (zu Brief- Post-

angeregt Die Koalitionsfraktionen erhof-fen sich davon auch Synergieeffekte und eine Staumlrkung fuumlr das Ehrenamt in MV Die Opposition hielt den Antrag fuumlr unnoumltig bdquoDas ist ungefaumlhr so als wuumlrden wir die Einrichtung des Plenarsaals begruumlszligen und dafuumlr plaumldieren dass hier regelmauml-szligig Sitzungen durchgefuumlhrt werdenldquo meinte DIE LINKE Sie stimmte dem An-trag trotzdem zu in der Hoffnung dass er die Bedingungen fuumlr das ehrenamt-liche Engagement weiter verbessere Die AfD warnte vor einer bdquostaatlich organi-sierten Uumlbersteuerung von Ehrenamtldquo In der Abstimmung zeigten sich ihre Frak-tionsmitglieder uneins Einige stimmten dem Antrag zu andere enthielten sichAntrag CDUSPD Drucksache 74740

Kritik am Abrechnungssystem

Wolgast Parchim Demmin Krankenhaumlu-ser im Land stehen immer wieder im oumlf-fentlichen Fokus weil sie Schwierigkeiten haben ihre Abteilungen Geburtshilfe Gynaumlkologie sowie in der Kinder- und Jugendmedizin aufrechtzuerhalten Es fehlt an Geld und Personal DIE LINKE sieht eine Ursache dafuumlr im pauschalen Abrechnungssystem uumlber das Kliniken ihre Leistungen bezahlt bekommen Dieses System werde den besonderen Anforderungen an diese stationaumlren Be-reiche nicht gerecht Im Vergleich zu an-deren Abteilungen habe die Geburtshilfe viel houmlhere Vorhaltekosten die Kinder- und Jugendmedizin viel weniger plan-bare Leistungen dafuumlr aber hohe Notfall-quoten und Zeitbedarfe Sie forderte des-halb die Kosten fuumlr diese medizinische Versorgung nach den tatsaumlchlichen Kosten abzurechnen SPD und CDU plauml-dierten dafuumlr das Thema nicht isoliert zu betrachten sondern in einen groumlszligeren Zusammenhang zu ruumlcken ndash und ver-wiesen auf ihren Antrag zur Errichtung einer entsprechenden Enquete-Kom-mission Nicht zuletzt koumlnne die Abrech-nungsfrage nur auf Bundesebene ent-schieden werden Die AfD stellte einen Aumlnderungsantrag Dieser sah vor alle drei Bereiche im bestehenden Abrechnungs-system zu belassen dort aber besser auszufinanzieren In der Debatte ergriff sie nicht das Wort Beide Antraumlge wurden abgelehntAntrag DIE LINKE Drucksache 74741Aumlnderungsantrag AfD Drucksache 74782

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

32 G e s e t z g e b u n g i n d e r 7 W a h l p e r i o d e

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Laufende Gesetzgebung

Drs-Nr Initiator Gesetz Federfuumlhrender Ausschuss

Beratungsverlauf

72573 SPD CDU Entwurf eines Vierten Gesetzes zur Aumlnderung des Landesverfassungsgerichtsgesetzes

Rechtsausschuss 1 Lesung 12092018in Beratung

72574 SPD CDU Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Aumlnderung des Volksabstimmungsgesetzes

Rechtsausschuss 1 Lesung 12092018in Beratung

72575 SPD CDU Entwurf eines xx-ten Gesetzes zur Aumlnderung der Verfassung des Landes Mecklenburg-Vorpommern

Rechtsausschuss 1 Lesung 12092018in Beratung

74017 DIE LINKE Entwurf eines Gesetzes uumlber die Errichtung einer Beteiligtentransparenz-dokumentation beim Landtag (Beteiligtentransparenzdokumentationsgesetz Mecklenburg-Vorpommern - BeteildokG M-V)

Rechtsausschuss 1 Lesung 04092019in Beratung

74301 LReg Entwurf eines Gesetzes zur Neufassung des Finanzausgleichsgesetzes Mecklenburg-Vorpommern und zur Aumlnderung weiterer Gesetze

Innen- und Europaausschuss

1 Lesung 13112019in Beratung

74443 LReg Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes uumlber den oumlffentlichen Personennahverkehr in Mecklenburg-Vorpommern

Energieausschuss 1 Lesung 12122019in Beratung

74607 LReg Entwurf eines Gesetzes zum Staatsvertrag zwischen der Freien und Hansestadt Hamburg und dem Land Mecklenburg-Vorpommern uumlber die Durchfuumlhrung von Zuverlaumlssigkeitsuumlberpruumlfungen nach dem Luftsicherheitsgesetz

Energieausschuss 1 Lesung 29012020in Beratung

74613 LReg Entwurf eines Gesetzes zum Dreiundzwanzigsten Staatsvertrag zur Aumlnderung rundfunkrechtlicher Staatsvertraumlge (Dreiundzwanzigster Rundfunkaumlnderungsstaatsvertrag)

Innen- undEuropaausschuss

1 Lesung 29012020in Beratung

74614 LReg Entwurf eines Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes zur Ausfuumlhrung des Tierische Nebenprodukte-Beseitigungsgesetzes und zur Aumlnderung weiterer Vorschriften

Agrarausschuss 1 Lesung 29012020in Beratung

74615 SPD CDU Entwurf eines Ersten Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes zur Errichtung eines Sondervermoumlgens bdquoStrategiefonds des Landes Mecklenburg-Vorpommernldquo

Finanzausschuss 1 Lesung 29012020in Beratung

74618 AfD Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Aumlnderung des Finanzausgleichsgesetzes Mecklenburg-Vorpommern

- 1 Lesung 29012020Ablehnung der Uumlberweisung

74738 AfD Entwurf eines Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes zur Einfuumlhrung der Elternbeitragsfreiheit zur Staumlrkung der Elternrechte und zur Novellierung des Kindertagesfoumlrderungsgesetzes Mecklenburg-Vorpommern (Kindertagesfoumlrderungsgesetz -KifoumlG M-V)

- 1 Lesung 11032020Ablehnung der Uumlberweisung

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Abgeschlossene Gesetzgebung im Plenum am 29 Januar 2020 entschieden

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0 Drs-Nr Gesetz Initiator Abstimmung im Plenum

Beschluss

73694 Entwurf eines Gesetzes uumlber die oumlffentliche Sicherheit und Ordnung in Mecklenburg-Vorpommern und zur Aumlnderung anderer Gesetze

LReg 1 Lesung 190620192 Lesung 11032020 Annahme

74445 Entwurf eines Gesetzes zur Ausfuumlhrung des Zensusgesetzes 2021 in Mecklenburg-Vorpommern (Zensusausfuumlhrungsgesetz 2021 - ZensAG 2021 M-V)

LReg 1 Lesung 111220192 Lesung 11032020 Annahme

74444 Entwurf eines Gesetzes uumlber die Regulierungskammer Mecklenburg-Vorpommern (RegKG M-V) und zur Aumlnderung der Energiewirtschaftszustaumlndigkeitslandesverordnung

LReg 1 Lesung 111220192 Lesung 11032020 Annahme

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

33 G e s e t z g e b u n g i n d e r 7 W a h l p e r i o d e T e r m i n e

Vor-Ort-TerminWirtschaftsausschuss besucht HAB in Wusterhusen und MV WERFTEN in Stralsund

Am 27 Februar hat der Wirtschafts-ausschuss die HAB (Hallen- und Anla-genbau GmbH) in Wusterhusen als Mitgliedsunternehmen des Kooperati-onsverbundes RIC MAZA MV eV und im Anschluss die MV WERFTEN Stral-sund GmbH besucht um sich uumlber den aktuellen Stand zu informieren

Die HAB (Hallen- und Anlagenbau GmbH) gehoumlrt zu den modernsten Stahlbaubetrieben in Norddeutschland Das familiengefuumlhrte Unternehmen in dem heute mehr als 70 Mitarbeiter beschaumlftigt sind entwickelt plant und errichtet Gewerbe- Industrie- und Ge-sellschaftsbauten touristische Anlagen Komponenten fuumlr den Fahrzeugbau sowie Anlagen fuumlr den Kernkraftwerks-ruumlckbau Die HAB hat im Jahr 2006 die weltweit erste Tauchgondel fuumlr Zinno-witz auf der Insel Usedom gebaut 2011 wurden die Entwicklung und der Bau des ersten deutschen Meereswellen-

schwimmergenerators gestartet Mit ei-ner eigenen Forschungs- und Entwick-lungsabteilung werden jaumlhrlich uumlber 2 Prozent des Gesamtumsatzes zielge-richtet in die Entwicklung neuer Pro-dukte und Prozesse investiert Im Bereich des Anlagenbaus hat das Unternehmen eine Achterbahn fuumlr das Oktoberfest in Muumlnchen eine Wildwasserbahn fuumlr den Safaripark in Daumlnemark sowie Kabinen fuumlr die VIETZ GmbH Hannover gebaut Zudem werden Kranrahmen fuumlr Lieb-herr in Rostock Ersatzteile fuumlr STILL in Hamburg LNG-Traumlger fuumlr die NEPTUN WERFT in Rostock sowie eine Wasser-stoffanlage fuumlr Russland gefertigt Auszligerdem ist das Projekt Energieboje auf den Weg gebracht worden Eine Boje mit der die Bewegung der Wellen in Energie umgewandelt werden soll

RIC MAZA MV eV ist aus dem Koopera-tionsverband MAZA MV eV hervorge-gangen und seit dem 1 Januar 2018 mit einem Regionalen Innovationscluster Maritime Zulieferer Allianz Schiffbau (RIC MAZA Schiffbau) taumltig Dem Ver-bund gehoumlren derzeit 43 Mitgliedsun-ternehmen (davon 29 Kleine und mitt-lere Unternehmen) mit insgesamt ca 2400 Beschaumlftigten an Das groumlszligte Mit-gliedsunternehmen ist die Ostseestaal GmbH amp Co KG mit etwa 200 Beschaumlf-

tigten Daneben zaumlhlen u a regionale Schiffbauzuliefer- Ausruumlstungs- und Industriedienstleistungsunternehmen schiffbaurelevante Ingenieur- und Pro-jektierungsunternehmen sowie Einrich-tungen der industrienahen Forschung Wissenschaft und Bildung zum Ver-bund Fuumlr das Jahr 2020 wird ein Jah-resumsatz der Mitgliedsunternehmen

Mitglieder des Wirtschaftsausschusses zu Besuch bei der Hallen- und Anlagenbau GmbH MV Fotos Landtag

Die MV WERFTEN produzieren an den Standorten Wismar Rostock und Stralsund Kreuzfahrtschiffe und Yachten

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

34 A u s d e n A u s s c h uuml s s e n

in Houmlhe von ca 340 Mio Euro erwartet Seit 2017 hat der Kooperationsverbund mehr als 20 Forschungs- und Entwick-lungsprojekte mit Unterstuumltzung des Wirtschaftsministeriums initiiert Es wurden vier fachspezifische Projekt-gruppen ins Leben gerufen (innovative Schiffbauerzeugnisse Umsetzung der Industriestrategie 40 und Digitalisie-rung unternehmensrelevanter Prozesse effektive Schiffbaukooperation sowie Staumlrkung und zukunftsrelevante Aus- und Weiterbildung der Fachkraumlfte) Ziel ist es insbesondere die schiffbauliche Wertschoumlpfungsrelevanz der Erzeug-nisse und Leistungen sowie den Anteil kooperativer Schiffbauleistungen von Mitgliedsunternehmen und -einrich-tungen am Schiffbau zu erhoumlhen und die internationale Wettbewerbsfaumlhig-keit zu verbessern

Genting Hong Kong hat im Maumlrz 2016 die drei Nordic-Yards-Werften in Wismar Rostock und Stralsund uumlbernommen und diese im Juli 2016 in MV WERFTEN umbenannt Die MV WERFTEN bauen Schiffe fuumlr die Kreuzfahrtreedereien Crystal Cruises Dream Cruises und Cruise Global Bei den MV WERFTEN in Wismar Rostock und Stralsund die zu den modernsten und effizientesten Schiffbaustandorten in Europa gehouml-ren arbeiten derzeit 3100 Beschaumlftigte (davon 679 Mitarbeiter in Stralsund) Im April 2017 lag die Mitarbeiterzahl bei den MV WERFTEN noch bei 1400 Beschaumlftigten (davon 223 Mitarbeiter in Stralsund) Die Zahl der Auszubil-denden und Dualstudierenden bei den MV WERFTEN ist von 102 im Jahr 2017 auf 300 im Jahr 2020 angestiegen Bislang haben die MV WERFTEN vier Flusskreuzfahrtschiffe der RHINE Class fertiggestellt und bauen derzeit zwei Kreuzfahrtschiffe der Global Class die in den Jahren 2021 und 2022 abgelie-fert werden Am Standort Stralsund wird die Expeditions-Megayacht bdquoEN-DEAVORldquo gebaut die noch im Sommer 2020 uumlbergeben werden soll Bis zu 200 Passagiere koumlnnen auf dieser weltgroumlszlig-ten Megayacht die mit modernsten innovativen Technologien und luxurioumls ausgestattet wird in die Tropen und in Polarregionen reisen Daruumlber hinaus ist der Bau von vier Kreuzfahrtschiffen der Universal Class geplant wobei das erste Schiff 2022 fertiggestellt werden soll

Zeugen-vernehmungLandesverwaltung sagte zur Foumlrderung der Wohlfahrtsverbaumlnde aus

Auch die Ausschusssitzung am 16 Maumlrz befasste sich mit dem vom Landtagsplenum im Jahr 2017 fest-gelegten Untersuchungsgegenstand der Landesfoumlrderung der Wohlfahrts-verbaumlnde in den Jahren 2010 bis 2016

Jedoch wurde diese Ausschusssitzung durch die weit aktuellere Problematik der zunehmenden Verbreitung des Corona-Virus gepraumlgt So kam der Vor-sitzende Jochen Schulte mit Verspauml-tung weil er zuvor an einer Beratung der Fraktionen mit der Landtagspraumlsi-dentin teilgenommen hatte Dort ging es um die weitere parlamentarische Ar-beit Die dazu getroffene Verstaumlndigung zum grundsaumltzlichen Verzicht auf Aus-schusssitzungen bis zum 20 April 2020 war schlieszliglich auch die Grundlage fuumlr den Ausschuss sich gegen die Durch-fuumlhrung der naumlchsten fuumlr den 23 Maumlrz geplanten Sitzung auszusprechen So wurden die bereits geladenen Zeugen fuumlr diesen Termin ausgeladen Auch fuumlr die Sitzung am 16 Maumlrz selbst galten besondere Vorkehrungen So wurde bei den Besuchern auf der Tribuumlne wie im Plenum bei den Abgeordneten auf ei-nen Mindestabstand zueinander geach-tet es wurden keine Kugelschreiber ge-teilt und vielfach Handschuhe genutzt

Befragt wurden in dieser Sitzung drei Zeugen aus der Landesverwaltung Sei-tens des Landesamtes fuumlr Gesundheit und Soziales (LAGuS) schilderten des-sen Direktor Dr Heiko Will und der lang-jaumlhrige Leiter der Foumlrderabteilung Tho-mas Leder die Praxis der Ausreichung und Kontrolle der Landesmittel Beide stellten heraus dass die Grundsatzent-scheidungen vom LAGuS letztlich nur umgesetzt wurden Dabei seien auch im Rahmen des vielfach kritisierten bdquoein-fachen Verwendungsnachweises wie bei einem bdquonormalen Verwendungs-nachweis durchaus Belege gepruumlft wor-

den Das LAGuS sei bei der Bewilligung der Foumlrdermittel auch nicht an bdquoLIGA-Schluumlssel gebunden gewesen sondern habe alle Antraumlge einzeln entsprechend der Regularien gepruumlft und beschieden In den Ausfuumlhrungen wurde auch noch einmal auf die Einrichtung des LAGuS im Jahre 2006 Bezug genommen und auf die Uumlbertragung umfangreicher Aufga-ben im Jahr 2010 Heute werde die Foumlr-derabteilung fuumlr fuumlnf verschiedene Mi-nisterien taumltig und fuumlhre Foumlrderungen aus die in den Ministerien von rund drei Dutzend Fachreferaten betreut wuumlrden Insgesamt gehe es dabei jaumlhrlich um uumlber 400 Millionen Euro Zum Unter-suchungsgegenstand gehoumlrten allein rund 700 Projektfoumlrderungen

Nach den Zeugen aus dem LAGuS er-laumluterte der ehemalige Referatsleiter im Sozialministerium Claus Wergin die Grundsaumltze der Freien Wohlfahrtspflege und die Steuerung durch das Sozialmi-nisterium Er betonte Steuerung erfolge weniger durch Geld als durch inhalt-liche Eroumlrterungen und Absprachen Foumlrderungen fuumlr die Wohlfahrtspflege seien notwendig weil auf dem Markt nicht alle sozialen Angebote finanziert wuumlrden Viele Beratungs- und Hilfeleis-tungen seien ohne die Freie Wohlfahrts-pflege nicht denkbar Dabei sei das Land nicht an einen bdquoLIGA-Schluumlssel gebunden gewesen Vielmehr handele es sich dabei um einen LIGA-internen Antragsschluumlssel Damit haumltten sich die Verbaumlnde lediglich untereinander abge-stimmt uumlber ihre Aufgabenverteilung Das Land habe dann von den Verbaumln-den die entsprechenden Antraumlge erhal-ten und diese im ganz normalen Verfah-ren bearbeitet

Quelle wwwlagusmv-regierungde

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

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Experten-anhoumlrung Parlamentsforum Suumldliche Ostsee in Elblag

Am 2 Maumlrz hat in Elblag (Polen) die internationale Expertenanhoumlrung zur Vorbereitung der Jahreskonferenz des 18 Parlamentsforums Suumldliche Ost-see in Danzig stattgefunden Sie dient der Erarbeitung einer gemeinsamen Resolution aller Partnerparlamente Der Landtag MV arbeitet gemeinsam mit dem Landtag Schleswig-Holstein der Buumlrgerschaft der Freien und Han-sestadt Hamburg den Sejmiks der Woiwodschaften Westpommern Pommern und Ermland-Masuren so-wie der Kaliningrader Gebietsduma im Parlamentsforum Suumld-liche Ostsee zusammen Die Dele-gation des Landes MV war durch die Vizepraumlsidentin Beate Schlupp sowie die Abgeordneten Dirk Friedriszik und Dietmar Eifler vertreten Thema der diesjaumlhrigen Konferenz ist bdquoDer Eu-ropean Green Deal ndash Wasser und Kli-mawandelldquo Die Experten der Partner-parlamente haben uumlber die mit dem Klimawandel verbundenen Herausfor-derungen referiert

Waumlhrend der Eroumlffnung des Experten-treffens durch die Vorsitzenden der Regionalparlamente der Woiwodschaft Ermland-Masuren und Pommern sowie des Stadtpraumlsidenten von Elbląg hat der Vizepraumlsident des Sejmik Pommern Grzegorz Grzelak betont dass es einer Aumlnderung der Gewohnheiten sowie der Nutzung von Innovationen beduumlr-fe Im Anschluss daran hat Dr Andreas Lehmann von GEOMAR (Helmholtz-Zentrum fuumlr Ozeanforschung in Kiel) zum Thema bdquoKlimawandel im Ostsee-raum ndash eine Bestandsaufnahme der letzten 40 Jahreldquo berichtet Er hat darauf hingewiesen dass in den vergangenen 40 Jahren die Lufttemperatur uumlber der Ostsee um ca 2degC angestiegen sei Dies wiederum habe Auswirkungen auch auf die Wassertemperatur Die erhoumlhte Wassertemperatur wuumlrde die Loumlslich-keit des Sauerstoffs beeinflussen und

zusammen mit der Eutrophierung zu staumlrkerer Sauerstoffzehrung und einer Ausdehnung von Sauerstoffmangel-gebieten fuumlhren Auszligerdem habe der Salzgehalt in der Ostsee an der Ober-flaumlche leicht abgenommen waumlhrend er in groumlszligeren Tiefen zugenommen habe Dies habe eine staumlrkere Schichtung zur Folge und erschwere den Austausch zwischen den Schichten Im Bereich der Ostsee komme es zu einer Hebung und Senkung von Landmassen dadurch fal-le beispielsweise im Bereich der noumlrd-lichen Ostsee der Meeresspiegel waumlh-rend er in der Region Deutschland und Daumlnemark ansteige

Der Experte Mecklenburg-Vorpom-merns Prof Dr Bernd Lennartz von der Universitaumlt Rostock hat uumlber die Ni-tratbelastung der Wasserressourcen in landwirtschaftlich genutzten Gebieten gesprochen Er hat sich besorgt daruumlber geaumluszligert dass die Nitratbelastung die Wasserqualitaumlt aufgrund von intensiver Duumlngung in der Landwirtschaft verrin-gere Trotz strengerer Regelungen zur Duumlngung sei die Qualitaumlt des Grund-wassers oftmals unzureichend und habe sich uumlber die letzten Jahrzehnte eigentlich nicht verbessert Infolge der Nitratbelastung muumlssten Trinkwasser-brunnen in 20 bis 30 m Tiefe abgestellt werden So sei die flaumlchendeckende kuumlnstliche Entwaumlsserung uumlber Drai-nagen verantwortlich fuumlr groszlige Stick-stoffeintraumlge Durch den Regenabfluss wuumlrde auch die Nitratkonzentration

ansteigen da durch das Wasser Nitrat ausgewaschen werde Es gebe mehre-re Moumlglichkeiten die Konzentration zu reduzieren beispielsweise durch Redu-zierung der Duumlngung da es groszlige Vor-kommen an Stickstoff im Boden gebe oder durch die Reduktion der Wasser-fluumlsse damit wuumlrde Wasser laumlnger im Boden gehalten werden um Stickstoff binden zu koumlnnen Die Nitratbelastung betreffe neben dem Grundwasser auch Fluumlsse Seen und Meere Die durch na-tuumlrliche Prozesse bedingte Algenbluumlte werde durch die erhoumlhten Naumlhrstoff-eintraumlge noch verstaumlrkt Dies koumlnne dazu fuumlhren dass Gewaumlsser veralgen und im schlimmsten Fall drohe Fisch-sterben und ein Umkippen von Seen Die Helsinki Kommission habe dazu klare Ziele formuliert Prof Lennartz hat betont dass selbst eine schnelle Reduzierung der Duumlngung und damit einhergehenden Nitratbelastung erst in Jahrzehnten spuumlrbar sei

Prof Dr Stanisław Czachorowski von der Universitaumlt Olsztyn hat ausgefuumlhrt dass sich die Klimaraumlume wie beispielsweise Wuumlsten verschieben wuumlrden und mit einem um 2 m erhoumlhten Wasserspie-gel Ende des Jahrhunderts zu rechnen sei Er hat betont dass die Menschen in Anbetracht des Klimawandels ihr Ver-halten zwingend aumlndern muumlssten Die bisherige Denkweise Wassermengen schnellstmoumlglich abzufuumlhren muumlsse geaumlndert werden Durch die steigenden Temperaturen wuumlrden sich Vegetati-

Vlnr D Eifler 1 Vize-Praumlsidentin des Landtages MV Beate Schlupp D Friedriszik und Experte Prof B Lennartz

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36 A u s d e n A u s s c h uuml s s e n

onszeiten verlaumlngern demgegenuumlber stehe aber der zukuumlnftig zunehmende Wassermangel Es seien verstaumlrkt Was-serspeicher einzusetzen sowie der Was-serkreislauf auszudehnen So muumlsse die groszligflaumlchige Bodenversiegelung z B durch Rasenparkplaumltze Anpflanzung von Baumlumen oder Blumenwiesen redu-ziert sowie kreative Ideen genutzt wer-den um beispielsweise Regenruumlckhal-tebecken in die staumldtische Entwicklung zu integrieren

Ryszard Gajewski (Vorstandsvorsitzen-der von Wody Gdańskie Sp zoo) hat ausgefuumlhrt dass in und um Danzig Messstationen zur Messung des Nie-derschlags eingerichtet worden seien Diese wuumlrden sehr unterschiedliche Niederschlagsmengen trotz geogra-fischer Naumlhe zueinander aufweisen In den letzten Jahren haumltten die Nieder-schlaumlge mit uumlber 100 mm Niederschlag zugenommen Allein im Jahr 2018 sei drei Mal ein solcher Regen verzeichnet worden Das Niederschlagswasser muumls-se verstaumlrkt auf Gruumlnflaumlchen gehalten oder Wasserspeicher fuumlr Trockenzeiten eingesetzt werden

Grażyna Skrzypek (Department fuumlr Umweltschutz am Marschallamt der Woiwodschaft Westpommern) hat den Teilnehmern-innen einen Uumlberblick uumlber die verschiedenen Landesdoku-mente und strategischen Werkzeuge in Bezug auf Wasser und den Klimawandel gegeben Es seien viele verschiedene Maszlignahmen fuumlr Hochwasserschutz aber auch fuumlr Trockenzeiten geplant So habe man die Einrichtung von Retentions-becken zum Schutz gegen die Gefahren die von der Ostsee ausgingen sowie Maszlignahmen in den Staumldten und der Gruumlninfrastruktur zur Wassernutzung im urbanen Raum geplant Es gebe un-ter anderem ein Landesprogramm zur Renaturierung von Oberflaumlchengewaumls-sern

Die Ergebnisse werden in die Resolution einflieszligen die im Rahmen der Jahres-konferenz im Mai beschlossen werden soll

Thema SchuleEinschulung an einer oumlrtlich nicht zustaumlndigen Schule im Petitionsausschuss beraten

Waumlhrend fuumlr die weiterfuumlhrenden Schulen ab Klasse 5 in MV die freie Schulwahl moumlglich ist schreibt das Schulgesetz Mecklenburg-Vorpom-mern (SchulG M-V) vor dass die Ein-schulung der Grundschuumller grundsaumltz-lich an der oumlrtlich zustaumlndigen Schule zu erfolgen hat Aus wichtigem Grund kann jedoch der Schultraumlger der oumlrtlich zustaumlndigen Grundschule die Ge-meinde eine Ausnahme gestatten Eine solche begehrte Ausnahmege-nehmigung fuumlr den Besuch der oumlrtlich nicht zustaumlndigen Grundschule war Gegenstand der am 27 Februar durch-gefuumlhrten Beratung des Petitionsaus-schusses

Die Eltern eines Grundschuumllers hatten sich im Juli 2019 an den Petitionsaus-schuss gewandt und die Einschulung ihres Sohnes an einer oumlrtlich nicht zu-staumlndigen Schule gefordert die von der Gemeinde abgelehnt worden war Den hiergegen eingelegten Widerspruch hat-te das Ministerium fuumlr Bildung Wissen-schaft und Kultur (Bildungsministerium) zuruumlckgewiesen Die Petenten fuumlhrten an dass bereits die aumlltere Schwester des Grundschuumllers den begehrten Schul-standort besucht und jeden Morgen zur Schule gebracht wird Es wuumlrde da-her den Familienalltag erleichtern wenn auch der Sohn diesen Schulstandort be-suchen wuumlrde der uumlbrigens naumlher am Wohnort der Petenten sei als der Ort der oumlrtlich zustaumlndigen Schule Die Busfahrt zur oumlrtlich zustaumlndigen Schule waumlre auf-grund ihrer langen Dauer fuumlr den Sohn unzumutbar Zudem wuumlrde der Sohn an dem begehrten Schulstandort zusam-men mit seinen Freunden eingeschult werden da er dort bereits den Kinder-garten besucht hatte

In der Ausschussberatung begruumlndeten der Buumlrgermeister des Schulstandortes und eine Vertreterin des Bildungsmini-steriums zunaumlchst die Gruumlnde fuumlr die Ablehnung So seien die Eltern erst nach

der Einschulung des aumllteren Geschwister-kindes das bereits die Regionalschule besucht umgezogen Zwar koumlnne eine Ausnahmegenehmigung erteilt werden wenn die Betreuung des Schulkindes vor oder nach dem Schulunterricht nicht ge-sichert sei vorliegend gebe es aber eine Hortbetreuung Auch haumltten die Eltern nicht nachgewiesen dass eine Berufs-taumltigkeit am Wunschstandort bestehe Vielmehr koumlnne das Kind den Schulbus zur oumlrtlich zustaumlndigen Schule nutzen wobei die Fahrtdauer von 15 min zumut-bar sei Da sich die zustaumlndige Schule im Landkreis Nordwestmecklenburg und die Wunschschule im Landkreis Rostock befindet waren auch Vertreter der bei-den betroffenen Landkreise eingeladen worden Diese verwiesen auf die Pflicht der Landkreise eine Schuumllerbefoumlrderung zu den oumlrtlich zustaumlndigen Schulen si-cherzustellen Die Organisation dieser Schuumllerbefoumlrderung erfordere aber eine tragfaumlhige Schulentwicklungsplanung die die Festlegung von Einzugsbereichen voraussetze

Die Ausschussmitglieder gelangten zu der Auffassung dass die in dem kon-kreten Fall erfolgte Ablehnung den Grundschuumller an einer anderen als der oumlrtlich zustaumlndigen Schule einzuschulen rechtmaumlszligig war In lebhafter Diskussion wurden jedoch auch das Fuumlr und Wider der verpflichtenden Einschulung an der oumlrtlich zustaumlndigen Grundschule abge-wogen So kritisierten die Ausschuss-mitglieder dass der Elternwille oft voumlllig unberuumlcksichtigt bleibe obwohl neben familienorganisatorischen Gruumlnden mit-unter auch die mangelnde Attraktivitaumlt einzelner Grundschulen dazu fuumlhre dass ein anderer Schulstandort vorgezogen werde In diesem Zusammenhang wurde auch betont dass es dem Gesetzgeber ob-liege die Regelungen zur Schulwahl zu treffen waumlhrend die Verwaltung bei der Umsetzung an das geltende Recht ge-bunden ist Vor dem Hintergrund dass in einem verhaumlltnismaumlszligig duumlnn besiedel-ten Flaumlchenland eine belastbare Schul-bedarfsplanung fuumlr die Einteilung in Ein-zugsbereiche im Primarbereich foumlrderlich ist und im konkreten Fall von einer recht-maumlszligigen Entscheidung auszugehen ist hat der Ausschuss einstimmig beschlos-sen dem Landtag zu empfehlen das Pe-titionsverfahren abzuschlieszligen

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

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Frecher als die EtabliertenEine neue Zeitung hatte 1990Platz fuumlr neue politische Akteure

Im Oktober 2020 jaumlhrt sich zum 30 Mal der Tag an dem der Landtag des neu gegruumlndeten Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern ins Schwe-riner Schloss einzog Das Jahr vor dem Einzug war eines der spannendsten und abwechslungsreichsten der juumln-geren deutschen Geschichte Am 9 November 1989 war nach 28 Jahren die innerdeutsche Grenze geoumlffnet worden Bis zur Wiedervereinigung am 3 Oktober 1990 uumlberschlugen sich in der DDR die Ereignisse Man-che Details drohen in Vergessenheit zu geratenDeshalb wollen wir Zeitzeugen zu Wort kommen lassen die diese so ereignisreiche Phase in Bezug zum Schweriner Schloss miterlebt haben und diese Details erinnern Diesmal Die Macher der Mecklenburgischen Volkszeitung (MVZ)

Unabhaumlngig von der Debatte uumlber eine Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten wurden im Win-ter 198990 in der DDR die Weichen gestellt dass das Schweriner Schloss Landtagssitz werden konnte Eine Ver-waltungsreform sollte die 1952 abge-schafften Laumlnder auferstehen lassen Schwerin war als Hauptstadt fuumlr Me-cklenburg-Vorpommern im Gespraumlch bdquoEin altes Land das neu entsteht ndash Gu-ten Tag Mecklenburg-Vorpommernldquo lautete am 15 Februar 1990 die Schlag-zeile der Mecklenburgischen Volkszei-tung (MVZ) Es war die erste Ausgabe einer wiederbelebten Zeitung die in der Weimarer Republik bdquoeinen renom-mierten demokratischen Ruf hatte und von den Nazis verboten wurdeldquo wie Karsten Schroumlder berichtet Er gehoumlrte zu den sechs Gesellschaftern der MVZ die das Experiment wagten der neuen Demokratie im Norden der DDR die immanent wichtige ausgewogene Oumlf-fentlichkeit zu verschaffen

Die Idee fuumlr die neue MVZ entstand laut Schroumlder am Runden Tisch in Rostock Die zur PDS (Partei des De-mokratischen Sozialismus) gewan-delte SED (Sozialistische Einheitspar-tei Deutschlands) sowie die uumlbrigen DDR-Parteien hatten allesamt ihre Parteizeitungen Den neuen demo-kratischen Parteien Gruppierungen und Basisgruppen aber fehlte eine publizistische Buumlhne bdquoEs ging darum politischen Stroumlmungen einen Platz zu geben die in der dominierenden Ostsee-Zeitung der PDS unterbelich-tet warenldquo

Schroumlder arbeitete damals wie heute im Rostocker Stadtarchiv Der Zeitgeschicht-ler interessierte sich schon fuumlr den Jour-nalismus Als er die Chance bekam bei der MVZ mitzuwirken griff er zu und lieszlig sich fuumlr zwei Monate freistellen Schroumlder war es der den Namen der fruumlheren SPD-Parteizeitung bdquoMecklenburgische Volks-zeitungldquo vorschlug Postwendend wollte sich die SPD mit drei Gesellschaftern beteiligen Harald Ringstorff von 1998 bis 2008 Ministerpraumlsident Mecklenburg-Vorpommerns war einer von ihnen Die SPD-Beteiligung verhalf der Zeitung zu den 1933 enteigneten MVZ-Raumlumen in der Doberaner Straszlige in Rostock West-

Die erste Ausgabe der MVZ erschien am 15 Februar 1990

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

38 D a s S c h l o s s v o r 3 0 J a h r e n

deutsche Aufbauhelfer der in der DDR neugegruumlndeten SPD unterstuumltzten die Gesellschafter als es galt eine GmbH und ein Gewerbe anzumelden sowie die Lizenz zu bekommen eine Zeitung mit 100000 taumlglicher Auflage verkaufen zu duumlrfenDrei der MVZ-Gesellschafter - der Jour-nalist Wolfgang Grahl der von den bdquoNorddeutschen Neuesten Nachrich-tenldquo kam der Werbekaufmann Horst Kirschneck und Karsten Schroumlder - brachten eine bunte enthusiastische Gruppe zusammen die so erinnert sich Martina Plothe anfangs bdquoziemlich unstrukturiertldquo acht Seiten MVZ fuumlllten Die damalige Betriebszeitungsvolontauml-rin und heutige Journalistin hatte am Rande einer oumlffentlichen Veranstaltung von der MVZ-Gruumlndung erfahren bdquoDie Bedingungen fuumlr die Produktion der ersten Ausgabe waren abenteuerlichldquo erinnert sie sich Mehrere Redakteure teilten sich eine Schreibmaschine die ersten sogenannten Spiegel fuumlr das Set-zen der Seiten entstanden auf dem Fuszlig-boden Es fehlten Stuumlhle Tische und Te-lefone bdquoWas heute so einfach erscheintldquo so Karsten Schroumlder bdquowar damals kom-pliziert Aber es hat funktioniertldquo

Recherchiert und geschrieben haben sie oft bis spaumlt in die Nacht Martina Plo-the bdquoDie Themen lagen zuhauf auf der Straszlige damals oder sie wurden von Le-sern in die Redaktion getragen Bearbei-tet haben wir sie auf Zuruf Es gab kein Redaktionsstatut und keine Verlagsrauml-son Den Posten des Chefredakteurs vergaben wir anfangs im Rotationsprin-zip Erst spaumlter wurden Wolfgang Grahl und dann Frauke Kaberka auf den Chef-posten gewaumlhltldquo

bdquoWir waren frecher haben uns mehr ge-traut als die etablierten Zeitungenldquo sagt Martina Plothe Das zeigte sich auch in Uumlberschriften wie bdquoEs stinkt im Inter-hotelldquo oder bdquoDer Ostsee-Wuumlrger heiszligt Guumllleldquo in den witzigen Wettervorhersa-gen oder den Fotos spaumlrlich bekleideter Strandschoumlnheiten Die MVZ schrieb fruumlher als die einheimische Konkurrenz uumlber Homosexualitaumlt und uumlber die groszlig-herzogliche Vergangenheit des Landes Vor allem aber wollten die MVZ-Macher hartnaumlckig nachfragen und Missstaumlnde aufdecken bdquoWir haben uumlber ein in der Naumlhe von Rostock entdecktes Waffen-

lager der DDR ausfuumlhrlich berichtet waumlhrend andere Rostocker Zeitungen das Thema eher sparsam abhandeltenldquo so Plothe Wenn Arbeiter der MVZ von Missstaumlnden in ihren Betrieben erzaumlhl-ten fand die Geschichte Platz im Blatt ohne dass die Gegenseite befragt wur-den wie Martina Plothe selbstkritisch zuruumlckblickt Viel Raum bekamen in der MVZ die neuen demokratischen Bewegungen Parteien und Gruppen das Neue Forum genauso wie die kon-servative Deutsche Soziale Union (DSU) bdquoWir sollten eine demokratische Zeitung machen kein Partei-Blattldquo erinnert sich Karsten Schroumlder Im Nachhinein findet Martina Plothe hingegen die SPD habe der MVZ doch manches Thema bdquohinein-zudruumlcken versuchtldquo

Die Ausstattung der MVZ-Redaktion verbesserte sich nach und nach mit materieller Hilfe und personeller Un-terstuumltzung zweier westdeutscher Zeitungen Dennoch kam die MVZ nie auf einen gruumlnen Zweig Sie lebte von einem 100000-Mark-Kredit den die Ge-sellschafter zu Beginn aufgenommen hatten bdquound mit Verkaufs- und Anzei-generloumlsen quasi von der Hand in den Mundldquo wie Martina Plothe es ausdruumlckt

Im Zeitungs-Alltag blieben viele Huumlrden zu nehmen Papier- und Druck-Kapa-zitaumlten wurden nur frei weil die ersten Betriebszeitungen im Bezirk Rostock die Segel strichen Beim vormals SED-eige-nen Ostsee-Druck in Rostock wurde die MVZ jeden Tag vor allen anderen Zei-tungen angedruckt bdquoDrei Seiten muss-ten als Stehsatz zum Teil Tage vorher in der Druckerei vorliegen Die letzte Seite mussten wir um 17 Uhr liefern Fuszligball- oder Wahlergebnisse bekamen wir nie

aktuell ins Blattldquo sagt Plothe Auszligerdem musste die MVZ mit altmodischem Blei-satz vorlieb nehmen wodurch sie ein ebenso altmodisches Aussehen bekam Die Ostsee-Zeitung wurde laumlngst im modernen Offset-Verfahren hergestellt Der Zeitungsvertrieb der DDR weiger-te sich anfangs die MVZ an ihre Abon-nenten auszuliefern Viele Kioske legten die neue Zeitung unter die altherge-brachte Konkurrenz

Laut Martina Plothe waren es viele Um-staumlnde an denen das Projekt bdquoMVZldquo scheiterte Anfangs fehlte ein Lokalteil und spaumltestens im Sommer 1990 ein Al-leinstellungsmerkmal bdquoDie anderen Zei-tungen hatten sich inzwischen geoumlffnet fuumlr eine pluralistische Berichterstattung Die neuen demokratischen Kraumlfte wa-ren nicht mehr auf die MVZ angewie-senldquo Auszligerdem draumlngten all die bunten schrillen Zeitungen aus dem Westen auf den ostdeutschen Markt bdquoWir haumltten Zeit und einen Investor gebrauchtldquo so Karsten Schroumlder bdquoUnd wir hatten fest damit gerechnet dass die SED-Bezirks-zeitungen wie die Ostsee-Zeitung ver-schwinden wuumlrdenldquo

Die Zahl der Kaumlufer und Abonnenten der MVZ sank staumlndig Am 5 September 1990 erschien die letzte Ausgabe bdquoDie Moumlglichkeit einen wirklich freien unab-haumlngigen Journalismus zu machen gab es nur in dieser zeitlichen Luumlcke zwi-schen dem Alten und dem Neuen das noch kommen sollteldquo sagt Martina Plot-he bdquoWir hatten die Aufgabe den neuen politischen Akteuren eine Stimme zu gebenldquo sagt Karsten Schroumlder bdquound die haben wir gut erfuumllltldquo

Andreas Frost

Martina Plothe war bei der MVZ vor allem fuumlr den Kulturteil zustaumlndig

Rostocks Stadtarchivar Karsten Schroumlder war einer der Gesellschafter der MVZ

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

39 D a s S c h l o s s v o r 3 0 J a h r e n

Die Buumlrgerinitiative bdquoRettet die Jarmener Muumlhleldquo hat mehr als 10000 Unterschrif-ten fuumlr den Erhalt der letzten industriellen Getreidemuumlhle Mecklenburg-Vorpom-merns und des Muumlhlenstandortes Jarmen gesammelt Die Unterschriftenlisten wurden am 11 Maumlrz Landtagspraumlsidentin Birgit Hesse (2vl) uumlbergeben Auch die 2 Vizepraumlsidentin des Landtages Dr Mignon Schwenke (li) und Landwirt-schaftsminister Till Backhaus (re) waren zugegen Am 12 Maumlrz beschaumlftigte sich der Landtag im Rahmen einer Aussprache mit dem Schicksal der mehr als 100-jaumlhrigen Muumlhlentradition in Jarmen

Die Sondersitzung des Kabinetts am 14 Maumlrz im Schweriner Schloss war der Auftakt zu einer Vielzahl von Beratungen und Abstimmungen im Rahmen der Corona-Pandemie Zu der Sondersitzung im Plenarsaal kamen Regierungsver-treter Vertreter der kommunalen Ebene sowie der Praumlsident des Robert-Koch-Instituts Lothar Wieler zusammen um das weitere Vorgehen zu beraten We-sentliche Entscheidung der Sondersitzung war die sofortige Schlieszligung von Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen bis 20 April 2020

Mit einem oumlffentlichen Ruumlckkehrerappell auf dem Alten Garten in Schwerin sind am 6 Maumlrz rund 400 Soldatinnen und Soldaten nach mehrmonatigen Auslandseinsaumltzen wieder in der Heimat begruumlszligt worden Auch Landtagspraumlsi-dentin Birgit Hesse und weitere Abgeordnete des Landtages nahmen an dem Appell teil ndash sie druumlckten somit ihren Dank und ihre Anerkennung gegenuumlber den Soldatinnen und Soldaten aus

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Einen dritten Dank moumlchte ich aussprechen und der Dank geht an die Fraktionen hier im Haus Wir haben gemeinsam eine Entschlieszligung auf den Weg gebracht wir haben ge-meinsam die Positionen zusammengefuumlhrt wir haben ge-meinsam gezeigt dass es in dieser Situation um das Land geht und nicht darum wer ist Opposition und wer ist Re-gierung Ich glaube das ist ein wichtiges das ist ein starkes Signal was wir von hier vom Landtag Mecklenburg-Vor-pommern raus ins Land senden und es ist ein notwendiges Signal Insofern auch an Sie alle ein herzliches Dankeschoumln

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU AfD und DIE LINKE)

Meine Damen und Herren niemand von uns haumltte sich vor einigen Monaten vorstellen koumlnnen ndash das haben meine Vor-redner ja auch gesagt ndash in welcher Situation wir hier heute sind Diese Situation hat ganz viele Facetten Da gibt es den Bereich der Gesundheit die Versorgung der Bevoumllkerung ndash die das will ich ausdruumlcklich sagen gesichert ist ndash die Betreuung und auch die Unterrichtung unserer Kinder die zum Teil zu Hause stattfindet mit all den Schwierigkeiten die Aufrechterhaltung der Infrastruktur und nicht zuletzt die schwierige Situation unserer Wirtschaft

Vor diesem Hintergrund sichere ich zu dass wir alles tun werden dass sich das Leben in unserem Land nach der Corona-Pandemie moumlglichst schnell wieder normalisieren kann Dazu gehoumlrt natuumlrlich selbstverstaumlndlich auch dass all die Einschraumlnkungen die wir an Grundrechten momentan haben ndash und das sind mir wichtige Dinge ndash dass all diese Einschraumlnkungen nach dieser Pandemie am Ende auch auf-gehoben werden dass die Grundrechte auch wieder voll-umfaumlnglich in unserem Land gelten werden

(Beifall Dr Ralph Weber AfD)

Jetzt allerdings meine Damen und Herren gilt es den Ge-sundheitsschutz ganz obenan zu stellen Jetzt ist die Zeit Abstand zu halten und es ist die Zeit in der wir hier im Par-lament Handlungsfaumlhigkeit zeigen muumlssen

Meine Damen und Herren wir schnuumlren mit dem Nach-tragshaushalt das groumlszligte Hilfspaket in der Geschichte un-seres Landes Wir schnuumlren das weil das notwendig ist Und ich sage ausdruumlcklich wir tun das was notwendig ist Meine Fraktion ist stolz darauf dass wir es als eines der wenigen Laumlnder geschafft haben in den letzten 13 Jahren keine neu-en Schulden zu machen Mehr noch meine Damen und Herren wir haben durch solides Wirtschaften geschafft in den vergangenen 13 Jahren 15 Milliarden Euro an Schulden zu tilgen und Ruumlcklagen zu bilden Und meine Damen und Herren das war kein Selbstzweck was wir da gemacht ha-ben Das war das was man keynesianistische oder antizy-klische Haushaltspolitik nennt in guten Zeiten Schulden zu reduzieren in wirtschaftlich schwierigen Zeiten in schwie-rigen Zeiten eben zu investieren Und meine Damen und Herren diese schwierigen Zeiten sind jetzt und wir investie-ren jetzt und das ist auch richtig so

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Thomas Kruumlger SPD

bdquoDiese schwierigen Zeiten sind jetzt und wir investieren jetzt und das ist auch richtig soldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren Auch ich moumlchte mich bei all den Menschen bedanken die da drauszligen momentan unsere Gesellschaft am Laufen halten Ich habe in den Nachrichten gehoumlrt sie waumlren die Helden des Alltags Ich wuumlrde das unterstreichen wollen All die die auf ihrem Posten momentan sitzen und taumlglich ihren Job erledigen und dafuumlr sorgen dass unsere Gesellschaft weiter rundlaumluft sind die Helden des Alltags und ich moumlchte mich ganz herzlich auch namens meiner Fraktion bei ihnen bedanken

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Meine Damen und Herren einen zweiten Dank moumlchte ich richten an die Ministerpraumlsidentin an die Ministerinnen und Minister an die Staatssekretaumlre den Parlamentarischen Staatssekretaumlr und die Teams die da im Hintergrund arbei-ten Herr Renz und ich erleben das gewohnte Regierungs-geschaumlft am Dienstag in den Kabinettssitzungen Dieses gewohnte Regierungsgeschaumlft gibt es momentan nicht die Regierung hat umgeschaltet auf Krisenmodus Es gibt fast taumlglich telefonische Zusammenkuumlnfte und es wird in stun-denlangen Sitzungen telefonisch beraten wie die Dinge fuumlr Mecklenburg-Vorpommern geregelt werden koumlnnen wie geregelt werden kann dass das was wir an Krise momen-tan erleben auch in vernuumlnftige Bahnen gelenkt wird und da leistet jede Einzelne und jeder Einzelne einen ganz tol-len Job Und vor dem Hintergrund auch hier ein herzliches Dankeschoumln Frau Ministerpraumlsidentin und an das Team das dahintersteht

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

14 A u s d e m P l e n u m O r i g i n a l - D e b a t t e

(Beifall vonseiten der Fraktion der SPD)

Wir haben bereits mit dem Haushalt 20202021 einen Inves-titionshaushalt vorgelegt denn die konjunkturellen dunklen Wolken waren am Himmel seinerzeit ja auch schon zu erken-nen Dieser Haushalt 20202021 hat ein Investitionsvolumen in Houmlhe von 17 Milliarden Euro Damals wusste noch niemand was mit der Corona-Krise auf uns zukommt Nun da Schaumlden fuumlr die Gesellschaft und Wirtschaft drohen steuern wir ge-gen Wir steuern gegen mit einem Schutzfonds in Houmlhe von 11 Milliarden Euro

Um diese Summe stemmen zu koumlnnen ist es notwendig die Schuldenbremse auszusetzen und das ist angesichts der Auf-gaben die vor uns liegen auch richtig Wir werden am Kapi-talmarkt 700 Millionen Euro aufnehmen Mir ist wichtig zu be-tonen meine Damen und Herren wir nehmen das Geld auf um eine Krisensituation zu bewaumlltigen heiszligt wir nehmen das Geld nicht auf weil wir uumlber unsere Verhaumlltnisse wirtschaften in Mecklenburg-Vorpommern Das ist ein Unterschied und mir ist wichtig diesen Unterschied auch zu betonen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU)

Wir organisieren damit dass Wirtschaft und Gesellschaft wei-ter vorankommen koumlnnen und durch die Krise kommen koumln-nen

Meine Damen und Herren was uns jetzt auch zugutekommt ist dass wir in der Vergangenheit Ruumlcklagen gebildet haben Haumltten wir das nicht getan haumltten wir aus dem Vollen ge-schoumlpft ndash wie uns hin und wieder auch geraten worden ist auch hier im Haus ndash waumlre die Situation deutlich schwieriger

Meine Damen und Herren mir sind in den vergangenen Ta-gen Menschen begegnet die groszlige Angst hatten die nicht nur groszlige Angst hatten vor dem was das Virus fuumlr sie per-soumlnlich bedeutet gesundheitlich sondern die wirtschaftlich auch groszlige Angst hatten Und mir sind dabei Menschen begegnet die Angst davor hatten dass wir in eine Situation wie in den 90er-Jahren rutschen mit einer groszligen Massenar-beitslosigkeit Deswegen will ich ganz klar sagen es gibt hier Unterschiede Dieses Land ist heute besser aufgestellt wir ha-ben heute eine solide finanzielle Grundlage und dieses Land hat vor allem eine wirtschaftlich solide Basis gefunden All das war in der Hochphase der Massenarbeitslosigkeit eben nicht vorhanden Das ist heute aber vorhanden

Niemand kann heute versprechen dass jedes Unternehmen und dass jeder Arbeitsplatz erhalten bleibt aber anders als den 90er-Jahren sind wir heute in der Lage mit geeigneten Instrumenten zu helfen und anders als in den 90er-Jahren brauchen die Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern nach den derzeitigen Einschraumlnkungen dann auch wieder jede Arbeitskraft Deshalb bin ich mir sicher dass wir auch diese Krise gemanagt bekommen

Meine Damen und Herren ich vermute mal ich bin hier der letzte Redner und ich moumlchte als letzter Redner an die Buumlr-gerinnen und Buumlrger unseres Landes appellieren Meine Da-men und Herren bitte halten Sie die notwendigen Einschraumln-kungen ein Nehmen Sie bitte die aufgestellten Regeln ernst vermeiden Sie persoumlnliche Kontakte zu Mitmenschen wo immer es geht Schuumltzen Sie sich schuumltzen Sie Ihre Lieben schuumltzen Sie Ihre Nachbarn und Freunde Uns als politischen Verantwortungstraumlgern ist klar dass fuumlr jede und jeden diese Wochen die wir erleben sehr schwierige Wochen sind aber je disziplinierter wir alle handeln umso weniger Menschen werden infiziert umso weniger Menschen werden im Kran-kenhaus sein umso weniger Menschen werden am Ende die-ser Erkrankung erliegen Deshalb lassen Sie uns gemeinsam Verantwortung tragen ndash Besten Dank

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Die vollstaumlndigen Redebeitraumlge finden Sie im Plenarprotokoll unter wwwlandtag-mvdeparlamentsdokumentehtmlAuf dem YouTube-Kanal des Landtages gibt es die Plenar-sitzungen auch als Video unter wwwlandtag-mvde

Auch auf den Besuchertribuumlnen wurden aufgrund der Abstandsregelungen viele Plaumltze gesperrt Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

15 A u s d e m P l e n u m

Klar gegen RechtsextremismusSPD CDU und LINKE stellen gemeinsamen Antrag

Kurzinterventionen Ordnungsrufe und persoumlnliche Erklaumlrungen ndash in der De-batte zu Tagesordnungspunkt 15 ging es 90 Minuten lang hoch her Drei Wo-chen nach dem rassistischen Anschlag in Hanau bei dem ein deutscher Mann am 19 Februar neun Menschen mit Migrationshintergrund seine Mutter und sich selbst getoumltet hatte haben SPD CDU und Linke mit einem gemeinsamen Antrag erneut Stellung gegen Rechtsextremismus und Rassismus bezogen Der AfD warfen sie vor eine Mitverantwortung an Taten wie diesen zu tragen Das wiesen deren Redner entschieden zuruumlck Per Aumlnderungsantrag wollten sie in das Bekenntnis explizit auch andere Formen von Extremismus einbezogen wis-sen Kurz vor der Debatte war bekannt geworden dass der Verfassungsschutz die von AfD-Mitgliedern gegruumlndete Gruppierung bdquoDer Fluumlgelldquo als rechtsextre-mistisch eingestuft hat

bdquoJede Verbreitung von Hass und Unwahr-heiten die Gift fuumlr unser Zusammenle-ben sind lehnen wir strikt abldquo unterstrich Julian Barlen (SPD) Entschlossen gegen jede Form von Menschenfeindlichkeit einzutreten bedeute auch jene beim Namen zu nennen die Menschenfeind-lichkeit gezielt schuumlrten Die AfD setze auf Spaltung attackiere Moral und Werte und mache ganze Bevoumllkerungsgrup-pen veraumlchtlich bdquoEine Kooperation mit der AfD ist fuumlr uns daher undenkbarldquo

bdquoWorte sind Waffen und koumlnnen das gesellschaftliche Leben vergiftenldquo sag-te Innenminister Lorenz Caffier Wer rechtsextremistisches und rassistisches Gequatsche als alternative Meinung ab-tue trage eine Mitverantwortung dafuumlr bdquowenn dieses Gequatsche Gehoumlr findet

und anschlieszligend Taten folgenldquo bdquoWir muumlssen zum Wohle unseres Landes auf-houmlren mit diesem Mist Erst dann meine Herren von der AfD duumlrfen Sie im Um-kehrschluss von uns erwarten dass wir aufhoumlren uns von Ihnen zu distanzierenldquo

bdquoHanau ist nicht die AfDldquo widersprach deren Fraktionsvorsitzender Nikolaus Kramer bdquoMeine Partei lehnt Gewalt und jede Form extremistischen Handelns abldquo Fuumlr eine tiefgruumlndigere Debatte uumlber Ursachen extremistischer Gewalt forderte er erneut ein Expertengespraumlch uumlber Radikalisierung und Terrorismus bdquoNehmen Sie unsere ausgestreckte Hand zur Staumlrkung unserer Demokratie Dann werden wir wirksam den Hass in diesem Land bekaumlmpfen koumlnnenldquo

bdquoWir erleben in den letzten Jahren eine zusehends entgrenzende politische Debatte Eine Debatte die mit dem la-pidaren Das wird man ja wohl noch sagen duumlrfenrsquo beginnt und mit hand-festen Morddrohungen endetldquo fuumlhrte Ann Christin von Allwoumlrden (CDU) an Die Verbrechen in Kassel Halle und Ha-nau machten einmal mehr deutlich bdquoErst kommt der Gedanke dann kommt der Vorsatz dann kommt die Tatldquo

bdquoNoch nie war unser aufrichtiges Auf-treten gegen Antisemitismus Rassismus und Rechtsextremismus so wichtig wie heuteldquo hob Simone Oldenburg (Frak-tionsvorsitzende DIE LINKE) hervor bdquoWir werden nicht zulassen dass sich im Jahr 2020 ein 33 einschleichtldquo Sie warf der AfD vor mit vielen Aumluszligerungen geistige Brandstiftung zu betreiben bdquoMit einer Partei die Faschisten in ihren Reihen hat werden wir niemals zusammenarbeitenldquo

Holger Arppe (fraktionslos) bezeichnete den Antrag als bdquoFarceldquo Er warf SPD CDU und Linken vor das Thema zu instrumen-talisieren um gegen die AfD zu polemi-sieren

Der interfraktionelle Antrag wurde von den Stimmen von SPD CDU und DIE LINKE angenommen Die AfD stimmte in Teilen dagegen Einige AfD-Mitglieder entschieden sich nicht mit abzustim-men Der Aumlnderungsantrag der AfD wur-de abgelehntAntrag SPD CDU und DIE LINKE Drs 74748Aumlnderungsantrag AfD Drs 74786

Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

16 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Julian Barlen SPD

bdquoUnsere Demokratie braucht eine starke Basisldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren wir gedenken der Toten und der Verletzten des rassistischen Mordanschlages von Hanau Hass toumltet ndash daran kann kein Zweifel bestehen

Allen [hellip] die durch rassistische Gewalt die durch politische Gewalt getoumltet und verletzt wurden allen die Angehoumlrige und ihnen nahestehende Menschen verloren haben ih-nen gilt unser ehrendes Andenken und unsere aufrichtige Anteilnahme Wir sind auch als Landtag Mecklenburg-Vor-pommern geeint in Trauer und wir sind gewillt gemeinsam gegenzuhalten

Wir werden gegenhalten durch eine entschlossene Verteidi-gung unserer freiheitlich-demokratischen und solidarischen Grundwerte ndash Werte [hellip] die ein friedliches Miteinander in unserer Gesellschaft uumlberhaupt erst moumlglich machen Ge-meinsam stehen wir mit all unseren Verbuumlndeten in der Zi-vilgesellschaft Seite an Seite gegen Terror gegen Rassismus gegen Antisemitismus gegen Menschenfeindlichkeit und Gewalt Alle Menschen [hellip] die von Rassismus von Hass und von Hetze bedroht sind die koumlnnen sich auf die Solidaritaumlt des Landtages Mecklenburg-Vorpommern von der SPD von der CDU und von den LINKEN verlassen [hellip]

Opferschutz und auch die Opferberatungen muumlssen neben den bereits bestehenden hervorragenden zivilgesellschaft-lichen Angeboten auch staatlicherseits gestaumlrkt werden Eingeschuumlchterte und bedrohte Frauen und Maumlnner die sich fuumlr unser friedliches Zusammenleben engagieren muumls-sen das gute Gefuumlhl haben von einer ganz groszligen Mehrheit ihrer Mitmenschen und auch vom Staat geschuumltzt gestuumltzt und getragen zu werden

[hellip] Jede Verbreitung von Hass von Unwahrheiten die Gift fuumlr unser Zusammenleben sind lehnen wir strikt ab Wir ver-urteilen sie als das was sie sind ndash sie sind Quelle und Kata-

Foto Uwe Sinnecker

lysator fuumlr Rassismus und fuumlr Gewalttaten gegen friedliche Mitmenschen von uns Kassel Hanau Halle ndash wir alle ver-binden mit diesen drei Staumldtenamen heute hier im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern gezielte Angriffe auf unser friedliches Zusammenleben Entschlossen und uumlberall ge-gen jede Form von gruppenbezogener Menschenfeindlich-keit einzutreten meine Damen und Herren heiszligt definitiv auch jene beim Namen zu nennen die Menschenfeindlich-keit gezielt schuumlren um daraus eigenes politisches Kapital zu schlagen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

[hellip] die AfD setzt auf Spaltung die AfD attackiert Moral und Werte die AfD macht ganze Bevoumllkerungsgruppen veraumlcht-lich die AfD argumentiert rassistisch die AfD verbreitet Ver-schwoumlrungstheorien Das alles verstoumlszligt gegen ganz grund-legende Spielregeln eines demokratischen Miteinanders

(Beifall vonseiten der Fraktionender SPD CDU und DIE LINKE)

Das alles dient einzig und allein dazu den gesellschaftlichen Frieden Stuumlck fuumlr Stuumlck zu zersetzen und aufzuloumlsen Die Entgrenzung unseres gesellschaftlichen Diskurses ist das ei-gentliche Ziel das verfolgt wird und dagegen [hellip] muumlssen wir uns wehren und das tun wir auch Das tun wir heute und alle Tage

Und dazu [hellip] passt auch die Eilmeldung des heutigen Morgens [hellip] Demnach solle der von AfD-Mitgliedern ge-gruumlndete bdquoFluumlgelldquo fuumlr den Verfassungsschutz nun offiziell zu einem Beobachtungsfall werden [hellip]

Wenn wir meine Damen und Herren diesem rechtsextre-men bdquoFluumlgelldquo der AfD selbigen stutzen wollen dann haben wir alle Haumlnde voll zu tun Alleine beim letzten Treffen des bdquoFluumlgelsldquo in Binz

(Zuruf von Dr Ralph Weber AfD)

zu dem unter anderem auch MdL Professor Weber einge-laden hat ndash zumindest hat er auf Facebook eine entspre-chende Kachel gepostet ndash wurden neben vielen anderen auch zahlreiche hier anwesende Abgeordnete gesehen an-gefangen beim Ex-Abgeordneten der AfD Arppe bei den beiden MdL Jess und Grimm uumlber den stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Obereiner daruumlber hinaus Komning von der AfD im Bundestag bis hin zum Fraktionschef der AfD houmlchstselbst Nikolaus Kramer

[hellip] Wir haben es hier [hellip] mit einer AfD-Fraktion zu tun in der die Sympathien fuumlr diese rechtsextremen Bestrebungen tatsaumlchlich nicht nur in der Mitte sondern direkt an der Spit-ze angesiedelt sind

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

17 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Foto Uwe Sinnecker

Was geschehen kann [hellip] wenn die Demokratinnen und Demokraten einfach zu schwach sind sich stabil und un-nachgiebig gegen derlei Tendenzen zu wehren das hat das Ende der Weimarer Republik gezeigt Eine Kooperation mit der AfD ist fuumlr uns daher undenkbar ausgeschlossen Glei-ches erwarten wir von unseren Kooperationspartnern inner- und auszligerhalb des Parlamentes Wir duumlrfen diese Art der demokratiefeindlichen Politik nicht akzeptieren

(Zuruf von Jens-Holger Schneider AfD)

[hellip] was ich zur AfD gesagt habe ist wichtig aber laumlngst nicht alles was nach Kassel Halle und Hanau gegen Rassis-mus gegen Antisemitismus gegen Menschenfeindlichkeit und Gewalt passieren muss Seitens des Staates muss ent-schlossen und noch entschlossener gegen die Feinde un-serer freiheitlich-demokratischen Grundordnung vorgegan-gen werden durch einen allerhoumlchsten Verfolgungsdruck zur Kontrolle zur Zuruumlckdraumlngung zur Zerschlagung aller Neonazistrukturen hier im Land durch die komplette und unmittelbare Entwaffnung aller Gefaumlhrder durch einen rigo-rosen Umgang mit Verschwoumlrungen wie bdquoNordkreuzldquo und die schonungslose Aufklaumlrung aller Beteiligten Das ist eine repressive Seite auf die eine wehrhafte Demokratie sich im-mer berufen koumlnnen muss

[hellip] auf der anderen Seite gilt es selbstverstaumlndlich den Antirassismus zu befoumlrdern Menschen starkzumachen die Demokratie aktiv zu leben und unsere Strukturen nachhaltig zu staumlrken die unser friedliches Zusammenleben moumlglich machen

(Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

Das geht in Mecklenburg-Vorpommern beispielsweise durch die Fortsetzung unseres erfolgreichen Landespro-grammes bdquoDemokratie und Toleranz gemeinsam staumlrkenldquo Rassismus gilt es systemisch und systematisch zu bekaumlmp-fen ndash im Sport auf der Arbeit in den Schulen und Universi-taumlten in der Wirtschaft ebenso wie im Parlament Und hier-zu ist unser Landesprogramm und hierzu sind die Akteure die dieses Landesprogramm in Mecklenburg-Vorpommern leben breit und bestens aufgestellt [hellip]Fuumlr ganz Deutschland fordern wir die Verstetigung der Prauml-vention Die Foumlrderung und die Verteidigung unserer De-mokratie ist keine Projektaufgabe sie ist eine Daueraufgabe und deshalb braucht es auf der Bundesebene endlich ndash und die Gelegenheit ist nun wirklich gekommen ndash ein Demokra-tiefoumlrdergesetz

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

[hellip] unsere Demokratie braucht eine starke Basis unsere De-mokratie braucht eine klare Haltung und unsere Demokratie braucht eine feste Verankerung

(Zuruf von Dr Ralph Weber AfD)

Dafuumlr stehen wir seit uumlber 150 Jahren und dafuumlr stehen wir als demokratische Fraktionen von CDU SPD und LINKEN ge-meinsam [hellip]

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

18 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Innenminister Lorenz Caffier

bdquoSprache ist eine starke Waffeldquo

Frau Praumlsidentin Meine Damen und Herren Abgeordnete

[hellip] im Abstand von jeweils vier Monaten haben uns seit dem Sommer letzten Jahres grauenhafte und bis tief ins Mark erschuumltternde Nachrichten aus unserem Alltag [hellip] geholt [hellip] die Betrachtungsweise es handele sich um ge-stoumlrte Persoumlnlichkeiten ist an und fuumlr sich richtig [hellip] Aber das [hellip] ist eben nur ein Teil der Wahrheit und er blendet komplett den gesellschaftlichen Zustand aus in dem wir uns leider seit einiger Zeit auch in diesem Land befinden

Der Attentaumlter von Hanau mag irgendeinen wirren Quatsch uumlber eine Fernsteuerung durch Geheimdienste den de-struktiven Islam und die Nichtleistungsfaumlhigkeit ganzer Volksgruppen [hellip] fabuliert haben aber diese Gedanken und Haltungen sind eben nicht allein in seinem Kopf ent-standen sondern sie sind Ausdruck der ewigen Debatten ums Anderssein des pauschalen Herabwuumlrdigens ganzer Bevoumllkerungsgruppen [hellip] des Redens vom bdquoAsyltourismusldquo und bdquoanderen Kulturkreisenldquo der bdquoUmvolkungldquo und von ei-ner bdquoInvasionldquo

Foto Uwe Sinnecker

[hellip] Kommen Ihnen meine Herren von der AfD-Fraktion diese Muster bekannt vor

[hellip] Sprache [hellip] ist eine starke Waffe und vielleicht ist es auch kein Zufall dass das Wort bdquoAusloumlserldquo auch den Abzug einer Waffe beschreibt [hellip] Die Sprache hat dazu gefuumlhrt dass aus Spinnern Taumlter wurden die davon uumlberzeugt sind dass es Zeit ist sich zu wehren Wir muumlssen zum Wohle unseres Landes aufhoumlren mit diesem Mist und erst dann meine Herren von der AfD duumlrfen Sie im Umkehrschluss von uns erwarten dass wir aufhoumlren uns von Ihnen zu distanzieren

[hellip] Ja auch Linksextremisten sind keine Kinder von Traurig-keit Es gibt sie und wir bekaumlmpfen sie auch aber ich werde niemals den einen Extremismus mit dem anderen Extremis-mus vergleichen [hellip]

Natuumlrlich ist es jedoch mit einem Antrag und einigen ma-gischen Worten nicht getan Vielmehr hoffe ich [hellip] dass Worte wie bdquoRespektldquo bdquoWertschaumltzungldquo und bdquoMiteinanderldquo eben keine Einbahnstraszlige sind

[hellip] Der liberale Rechtsstaat die gesamte Idee der Demo-kratie mit allen ihren unterschiedlichen Interessen und mit ihrem Schutz fuumlr Minderheiten steht so offen wie nie im modernen Deutschland unter Beschuss Wir brauchen keine Rhetorik die suggeriert dass nur die eigenen Ideen die ein-zig richtigen sind [hellip]

Ich sage das ganz klar in Richtung der AfD aber auch in Richtung aller Abgeordneten Regierungsvertreter und Zu-schauer im Saal Es ist Zeit dass wir uns an die eigene Nase fassen und wieder mehr miteinander ins Gespraumlch kommen [hellip] Sorgen darf jeder Mensch haben und es ist niemandem von uns geholfen wenn wir diese totschweigen [hellip] Aber Sorgen liebe Kolleginnen und Kollegen duumlrfen nie Ausre-de dafuumlr sein den Boden des Grundgesetzes zu verlassen Das ist gerade in einem demokratischen Rechtsstaat nicht verhandelbar ndash Ich bedanke mich fuumlr die Aufmerksamkeit

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDUund Simone Oldenburg DIE LINKE)

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

19 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Ann Christin von Allwoumlrden CDU

bdquoSpurlos gehen Hass und Hetze nicht an Menschen vorbeildquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin Meine sehr geehrten Damen und Herren bdquoAchte auf deine Gedanken denn sie werden Worte Achte auf deine Worte denn sie werden Handlun-genldquo Mit der Quellenlage dieser Weisheit ist es schwierig Manche vermuten sie im Talmud Ich habe auch schon gele-sen dass es eine chinesische Weisheit sein koumlnnte Am Ende ist es aber auch egal denn der Gedanke dahinter stimmt in jedem Fall Erst kommt der Gedanke dann kommt der Vor-satz dann kommt die Tat

Wir haben in wenigen Monaten drei Taten erlebt die unsere Gesellschaft tief erschuumlttert haben Es waren Taten von Maumln-nern uumlber deren Geisteszustand ich hier nicht abschlieszligend urteilen will Entscheidend ist alle drei haben beziehungs-weise hatten ein Weltbild das von Verschwoumlrungstheorien durchdrungen war die unter Rechtsextremisten houmlchst po-pulaumlr sind Es ist das Weltbild von Menschen die fuumlr alles Un-heil auf dieser Welt einen Suumlndenbock haben Fluumlchtlinge Moslems

(Dr Gunter Jess AfD Oder die AfD)

die Juden oder eben Angela Merkel Wir erleben in den letzten Jahren eine zusehends entgrenzende politische De-batte eine Debatte die mit dem lapidaren bdquoDas wird man ja wohl noch sagen duumlrfenldquo beginnt und die mit handfesten Morddrohungen endet Zumindest drei Menschen in den letzten Monaten haben es nicht bei Drohungen belassen Sie wurden zu Moumlrdern

Ich bin keine Kriminalpsychologin Menschen werden nicht automatisch zu Moumlrdern weil sie in den Medien hier ins-besondere in den sozialen Medien oder auch asozialen Medien damit dauerbeschallt werden dass das Abendland

unterzugehen droht Aber machen wir uns nichts vor spur-los gehen Hass und Hetze nicht an Menschen vorbei Hier gibt es eine relativ klare Ursache-Wirkung-Beziehung und auf die gehe ich am Ende meiner Rede auch noch mal kom-poniert ein

Meine Damen und Herren der grassierende Rechtspopu-lismus uumlberwoumllbt und vergiftet nicht nur die mediale De-batte er zeigt auch parlamentarisch Wirkung naumlmlich in der offenkundigen Verhoumlhnung und Geringschaumltzung all dessen was den Parlamentarismus ausmacht das Ringen um Mehrheiten der Kompromiss das Verfolgen guter Ab-sichten das Anstreben internationaler Zusammenarbeit das Bemuumlhen um Sachlichkeit um Maszlig und Mitte All das ist dem Rechtspopulismus suspekt Seine Kategorien sind Do-minanz und Staumlrke alles andere haumllt er fuumlr Verrat Eben weil das so ist eben weil Rechtspopulisten danach streben den Parlamentarismus laumlcherlich zu machen auszuhoumlhlen und zu uumlberwinden eben deswegen herrscht in diesem Land-tag groszlige Einigkeit Wer mit Hunden ins Bett geht wacht mit Floumlhen auf

Meine Damen und Herren in den Zeitungen war in den vergangenen Wochen und Monaten immer mal wieder von der Weimarer Republik die Rede und davon dass durch die Bonner beziehungsweise jetzt Berliner Republik wieder ein Hauch von Weimar weht mit Blick auf die schwierige Mehrheitsfindung in Thuumlringen Die Weimarer Republik das wissen wir heute war eine Demokratie in der es zu weni-ge Demokraten gab in der mancher noch dem Kaiserreich nachtrauerte und viele eine Diktatur nach sowjetischem Vorbild wuumlnschten Der Untergang der Demokratie wurde beguumlnstigt durch eine Mischung aus purer Ablehnung aus Desinteresse und aus dem fatalem Irrglauben Rechtsextre-misten koumlnnten stubenrein werden wenn man sie streichelt ndash ein fataler Irrtum der Eliten in der Weimarer Republik

(Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

Wir meine Damen und Herren wir hier in diesem Land wer-den diesen Fehler kein zweites Mal machen

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

Und das ist auch unser historischer Auftrag als wachsame Demokraten Zugleich sind wir in der Pflicht gegenuumlber den Millionen von Toten des Zweiten Weltkrieges aber auch ge-genuumlber den Ermordeten der vergangenen Monate Keine Zusammenarbeit mit Rechtsextremisten keine Zusammen-arbeit mit denjenigen die die politische Debatte vergiften Sie Herr Professor Dr Weber und Sie Herr Kramer haben mitgeschossen ndash Herzlichen Dank fuumlr Ihre Aufmerksamkeit

Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

20 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Nikolaus Kramer AfD

bdquoMeine Fraktion will diese Demokratie auch zur Bekaumlmpfung des Rechts-extremismus belebenldquo

Sehr geehrte Frau Praumlsidentin [hellip] Liebe Landsleute Es ist ein sehr ernstes Thema uumlber das wir heute debattieren

(Zuruf von Martina Tegtmeier SPD)

Foto Uwe Sinnecker

Die erschuumltternden Morde von Hanau Halle und Kassel ha-ben Spuren hinterlassen Wir erleben eine neue Form der Radikalisierung die die Sicherheit der Menschen auch in Mecklenburg-Vorpommern angreifen kann Deshalb kann es nur folgerichtig sein genau dieses Thema im Landtag zu behandeln [hellip] Wir muumlssen genau hinsehen um zu verste-hen was passiert Das geht nur mit einer klaren Analyse die uns voranbringt

(Torsten Renz CDU Dann mal los)

[hellip] Meine Damen und Herren die Expertenanalyse von Frau Saimeh beschreibt einen psychotischen Taumlter Wir wis-sen dass er in seinem Wahn rassistische Gedanken als Folie genutzt hat Ein so krankhaftes Hasspotenzial meine Da-men und Herren hat auf kaum vorstellbare Art und Weise elf Menschen das Leben genommen und schreckliches Leid verursacht

Ein solcher Fall ist fuumlr unsere Behoumlrden nicht einfach zu ver-hindern da der Taumlter aufgrund seiner buumlrgerlichen Sozialisa-tion lange Zeit unter dem Radar laumluft Es ist auch die Aufgabe der Gesellschaft die Gefaumlhrlichkeit rechtzeitig zu identifizie-ren und praumlventive Maszlignahmen zu ergreifen Daher besteht die Frage auch darin wie wir so furchtbar kranken Menschen rechtzeitig helfen koumlnnen

Meine Damen und Herren nach Ansicht des Psychologen Nils Boumlckler

Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

21 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

[hellip] Stimmen Sie unserem Aumlnderungsantrag zu Zeigen Sie wie echter demokratischer Konsens

(Heiterkeit bei Wolfgang Waldmuumlller CDU)

gegen Extremismus und Rassismus in diesem Hause aus-sieht

(Wolfgang Waldmuumlller CDU Mein lieber Mann)

Liebe Buumlrger dieses Landes ich darf am Ende meiner Rede einen klugen Sozialdemokraten zitieren

(Dr Ralph Weber AfD Falls es so was gibt)

bdquoHeute steuern wir unverdrossen auf eine weitere Stufe der menschlichen Entwicklung zu den Bestmenschen gegen rechts Er beansprucht die alleinige Deutungsmacht uumlber das Gute Am Ende wird die politische und kulturelle Spaltung unseres Landes weiter forciertldquo Herzlichen Dank fuumlr diese Worte an Herrn Mathias Brodkorb

Das ist eine Warnung vor dem Abbruch des demokratischen Gespraumlchs aufgrund eines auf die Spitze getriebenen Mora-lismus Durch die Instrumentalisierung von Hanau ist dies aktueller denn je [hellip] Die Christdemokratie erkennt hoffent-lich bald dass nichts zu gewinnen ist wenn man sich von den LINKEN die Agenda diktieren laumlsst

(Heiterkeit vonseiten der Fraktion der SPD ndash Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Meine Damen und Herren Hanau ist nicht die AfD Meine Partei lehnt Gewalt und jede Form extremistischen Han-delns ab

(Heiterkeit vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE ndash

Beifall vonseiten der Fraktion der AfD ndash Tilo Gundlack SPD Jaaa ndash

Zurufe von Andreas Butzki SPD und Thomas Kruumlger SPD)

[hellip] Herzlichen Dank

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD und Holger Arppe fraktionslos ndash

Julian Barlen SPD Merken Sie selber oder)

(Zuruf von Christian Brade SPD)

der zu Radikalisierung und Extremismus forscht gehoumlrt zu einer ehrlichen Analyse dass voreilige Schuldzuweisungen voumlllig deplatziert sind Die Einzeltaumlter von Hanau oder Hal-le haben kein geschlossenes Weltbild Sie flicken sich ihre Weltanschauung zusammen um ihre Persoumlnlichkeit zu ins-zenieren Das unterscheidet sie vom politischen Terror der Roten Armee Fraktion oder Organisationen anderer extre-mistischer Schattierungen

Meine Damen und Herren in Hanau und Halle haben wir es mit einer besonders schwierigen Form moumlrderischer Ge-walt zu tun Eine Konsequenz aus diesen Vorfaumlllen kann nur sein dass eine Sensibilisierung von Politik und Gesellschaft stattfindet und bei dieser Aufgabe werte Abgeordnete der Koalition und der LINKEN stehen wir fest an Ihrer Seite

(Heiterkeit vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE ndash

Beifall vonseiten der Fraktion der AfD ndashZuruf von Julian Barlen SPD)

[hellip] Es haumlngt insbesondere davon ab Herr Kruumlger wie wir miteinander ins Gespraumlch kommen und wo wir unsere De-mokratie ernst nehmen

(Thomas Kruumlger SPD Ich moumlchte mit Ihnen nicht ins Gespraumlch gehen ndash

Simone Oldenburg DIE LINKE Wir kommen nicht miteinander ins Gespraumlch)

Meine Fraktion will diese Demokratie auch zur Bekaumlmpfung des Rechtsextremismus beleben

(Beifall Jens-Holger Schneider AfD Genau ndash Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

Die vollstaumlndigen Redebeitraumlge finden Sie im Plenarprotokoll unter wwwlandtag-mvdeparlamentsdokumentehtmlAuf dem YouTube-Kanal des Landtages gibt es die Plenar-sitzungen auch als Video unter wwwlandtag-mvde

Schuumllerinnen des Gymnasialen Schulzentrums Wittenburg auf der Besuchertribuumlne Foto Uwe Sinnecker

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

22 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Simone Oldenburg DIE LINKE

bdquoWir werden es nicht zulassen dass sich im Jahr 2020 ein bdquo33ldquo einschleichtldquo

Frau Praumlsidentin Sehr geehrte Damen und Herren Rassis-mus Antisemitismus rechtsextremistisch motivierte An-schlaumlge und Morde sowie die gewaltbereite und verrohte Sprache greifen unser Leben unsere Demokratie seit Jahren an Es gibt Tage nach Anschlaumlgen oder gewaltbereiten Aumlu-szligerungen an denen Trauer uumlberwiegt und sich Fassungslo-sigkeit breitmacht Und in dieser Zeit bringt der gemeinsame Antrag von SPD CDU und meiner Fraktion ein bisschen mehr Hoffnung und mehr Entschlossenheit [hellip]

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

[hellip] Wir zeigen dass Demokratinnen und Demokraten trotz unterschiedlicher politischer Ansichten zum Schutz der Volksherrschaft zum Schutz der Rechtsstaatlichkeit und zum Schutz der Menschen zusammenarbeiten

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

[hellip] Sehr geehrte Damen und Herren

(Dr Ralph Weber AfD Aber die darf man ja nicht ansprechen)

wie konnten die Faschisten 1933 die Macht ergreifen

(Zuruf von Ralf Borschke AfD)

Sie kamen mit ganz legalen Mitteln an die Macht

(Zuruf von Horst Foumlrster AfD)

[hellip] Sie installierten das Fuumlhrungsprinzip mit Gleichschal-tung Notstandsgesetzgebung Parteienverboten mit der Verfolgung Andersdenkender Andershandelnder

Foto Uwe Sinnecker

(Peter Ritter DIE LINKE Sie waren da oder was)

Andersaussehender

(Peter Ritter DIE LINKE Waren Sie da)

Anderssprechender

(Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes AfD)

Andersliebender

(Peter Ritter DIE LINKE Waren Sie da ndash Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes AfD)

Andersglaumlubiger

(Peter Ritter DIE LINKE Haben Sie Goebbels da getroffen)

und Anderslebender

(Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes AfD)

[hellip] Und das sehr geehrte Damen und Herren das sind nicht nur Taten der Geschichte nein Geschichte droht sich zu wiederholen denn auch in den letzten Jahren schafften es Rechtsextreme in die Parlamente ob in Thuumlringen oder in Mecklenburg-Vorpommern

(Zuruf von Christoph Grimm AfD)

So aumltzte der Vorsitzende der AfD-Fraktion im Thuumlringer Landtag Houmlcke ich zitiere man werde bdquoso fuumlrchte ich nicht um eine Politik der sbquowohltemperierten Grausamkeitlsquo herum-kommen Existenzbedrohende Krisen erfordern auszligerge-woumlhnliches Handeln Die Verantwortung dafuumlr tragen dann diejenigen die die Notwendigkeit dieser Maszlignahmenldquo

(Zuruf von Juumlrgen Strohschein AfD)

bdquomit ihrer unsaumlglichen Politik herbeigefuumlhrt habenldquo

(Zuruf von Christoph Grimm AfD)

Ende des Zitats

[hellip] Wir werden es nicht zulassen dass sich im Jahr 2020 ein bdquo33ldquo einschleicht denn wer einen Fuumlhrer installieren will Mi-granten von der Teilhabe am Leben ausschlieszligen moumlchte wer die Zeit des Hitler-Faschismus relativieren will und nicht als das anerkennt was sie ist die grausamste Zeit deutscher Geschichte europaumlischer Geschichte und der Weltgeschich-te der sehr geehrte Damen und Herren der ist ein Faschist Mit einer Partei die Faschisten in ihren Reihen hat werden wir niemals zusammenarbeiten

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD CDU und DIE LINKE)

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

23 A u s d e m P l e n u m A u s z uuml g e a u s d e r O r i g i n a l - D e b a t t e

Corona-Virus sorgt fuumlr EinschraumlnkungenAbgeordnete appellieren an Sachlichkeit Vernunft und Solidaritaumlt

Kinder duumlrfen nicht zur Kita und Schule Geschaumlfte Restaurants Hotels The-ater ndash geschlossen Groszligeltern und Freunde treffen ndash verboten Veranstaltungen aller Art ndash auf unbestimmte Zeit abgesagt Das oumlffentliche Leben steht auch in MV nahezu still Noch niemals zuvor mussten Bund und Laumlnder zu derart drasti-schen Maszlignahmen fuumlr die Buumlrgerinnen und Buumlrger greifen Doch sie entschei-den dies aus gutem Grund ndash um die Ausbreitung der hoch ansteckenden Coro-na-Viren einzuschraumlnken Auch der Landtag hat sich mit dem Thema Corona befasst Als die Abgeordneten am 11 Maumlrz auf Antrag der CDU-Fraktion in der Aktuellen Stunde uumlber die Situation in MV debattierten war das Land noch weit von diesen Einschraumlnkungen entfernt Eine der draumlngendsten Fragen zu diesem Zeitpunkt war noch inwiefern Groszligveranstaltungen abgesagt werden In den folgenden Wochen haben sich die Ereignisse nahezu taumlglich uumlberschlagen Weltweit Bundesweit Landesweit Und zu groszligen Einschraumlnkungen fuumlr nahezu jede und jeden im Land gefuumlhrt

bdquoWahrscheinlich gab es in den letzten Jahren keine aktuellere Aktuelle Stun-de hier im Landtag als die heutigeldquo sagte Sebastian Ehlers (CDU) bdquoQuasi im Stundentakt uumlberschlagen sich die Mel-dungen und Ereignisseldquo Dass das Virus auch in MV ankomme sei nur eine Fra-ge der Zeit gewesen bdquoEs geht jetzt da-rum die Ausbreitung zu unterbrechen bzw zu verlangsamenldquo Hier sei jeder Einzelne gefragt Hygieneregeln einzu-halten unnoumltige Reisen zu meiden und auf Freizeitaktivitaumlten zu verzichten bei denen sich viele Menschen zusammen-finden Ihm sei bewusst dass sich jede

Einschraumlnkung auch auf die Wirtschaft auswirken werde Er begruumlszligte dass der Bund bereits Kurzarbeitergeld Liqui-ditaumltshilfen Buumlrgschaften und Steuer-stundungen fuumlr betroffene Unterneh-men zugesagt habe bdquoAuch wir im Land werden wenn es notwendig ist die Unternehmen bei uns nicht im Stich lassenldquo Er zeigte sich uumlberzeugt dass das Gesundheitssystem gut auf die Aus-breitung des Virus vorbereitet sei bdquoAber es wird an Grenzen gefuumlhrt werdenldquo Umso wichtiger sei es jetzt besonnen und vernuumlnftig zu handeln um die In-fektionsketten zu unterbrechen

bdquoWir sind gut auf die Krankheit vorbe-reitetldquo pflichtete Gesundheitsminister Harry Glawe bei Alle zustaumlndigen Be-houmlrden bei Bund Land und Kommunen stuumlnden in engem Austausch miteinan-der MV sei seit gut 14 Tagen von dem Virus betroffen Grund zur Panik gebe es aber nicht Um die Arztpraxen zu ent-lasten werde sein Ministerium landes-weit neun Abstrich-Zentren einrichten Zudem erhalte die Kassenaumlrztliche Ver-einigung Geld um Schutzausruumlstung fuumlr niedergelassene Aumlrzte zu beschaf-fen Daruumlber hinaus habe das Land eine Hotline fuumlr Buumlrger (0385588-5888) und Unternehmer (0385588-5588) ein-gerichtet Erleichtert zeigte er sich da-ruumlber dass der Bund die Schwelle fuumlr Kurzarbeit gesenkt habe Der Minister appellierte an alle die befuumlrchten am Coronavirus erkrankt zu sein zunaumlchst beim Hausarzt anzurufen Dieser werde dann alle weiteren Schritte einleiten Er kuumlndigte an jede Entwicklung mit Au-genmaszlig zu analysieren und daraus ta-gesaktuell Entscheidungen abzuleiten Sein besonderer Dank galt allen die sich intensiv fuumlr das Zuruumlckdraumlngen des Vi-rus einsetzten

bdquoFakt ist dass wir die Pandemie nicht auf-halten koumlnnenldquo verdeutlichte Nikolaus Kramer (Fraktionschef AfD) bdquoWir koumlnnen lediglich ihren massenhaften Ausbruch verhindern Und da ist jeder Einzelne von uns in der Pflichtldquo Fuumlr jeden sollte es inzwischen selbstverstaumlndlich sein sich regelmaumlszligig die Haumlnde zu waschen weil im Supermarkt im oumlffentlichen

Mit Markierungen im Abstand von 15m auf dem Boden sollen die Kunden im Supermarkt ermahnt werden einen Sicherheitsabstand zueinander einzuhalten

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

24 A u s d e m P l e n u m A k t u e l l e S t u n d e

Personennahverkehr kurzum uumlberall wo man sich drauszligen bewegt konta-minierte Flaumlchen lauern koumlnnen bdquoJeder Tag den wir gewinnen ist ein guter Tagldquo Er appellierte daran parteiuumlber-greifend zusammenzuhalten bdquodenn es wird ein nationaler Kraftakt werden moumlglicherweise auch ein europaumlischer Kraftaktldquo Sich mit Grundnahrungsmit-teln und Wasser einzudecken sei rich-tig Es muumlsse jedoch niemand in Panik verfallen und beim Einkaufen hamstern

bdquoWir sprechen uumlber eine Situation die wir in ihrem Ausmaszlig vor einigen Wochen so noch nicht ahnen konntenldquo aumluszligerte Julian Barlen (SPD) Bei aller nachvoll-ziehbaren Sorge uumlber die Entwicklung und ihre Folgen komme es jetzt darauf an besonnen und gelassen zu bleiben ndash auch dann wenn die Schutzmaszlignah-men ausgeweitet werden sollten Er warb darum in Zeiten von Fake News nicht jeder Horrormeldung einfach so Glauben zu schenken und Vertrauen ins Gesundheitssystem zu haben bdquoDeutsch-land und Mecklenburg-Vorpommern sind im internationalen Vergleich wirklich gut vorbereitet Wir haben gute Kliniken wir haben fitte Aumlrzte wir haben aus-gewiesene Experten ein ausgebautes Krankheitswarn- und Meldesystem und wir haben Notfallplaumlneldquo Das Virus werde unbestritten auch die Wirtschaft treffen In welchem Ausmaszlig sei ungewiss bdquoEines ist aber klar und auch klares Signal hier aus dem Landtag Kein Unternehmen darf in ernste Schieflage oder gar Insol-venz geraten kein Arbeitsplatz darf ge-faumlhrdet werdenldquo

bdquoWir sollten die Coronakrise auch nutzen um die Globalisierung kritisch zu hinter-fragenldquo fuumlhrte Holger Arppe (fraktions-los) an Produktionen ins Ausland zu ver-lagern erweise sich nun als Achillesferse fuumlr Deutschland und MV bdquoDie meisten unserer Arzneimittel kommen aus China oder Indien Das ist mit ein Grund wes-halb wir jetzt Lieferengpaumlsse in dem Be-reich habenldquo Die Landesregierung sollte sich deshalb auf Bundesebene dafuumlr einsetzen Schluumlsselindustrien wieder in Deutschland anzusiedeln

Fuumlr DIE LINKE offenbare die Pandemie wie fragil unsere Lebensgrundlagen sind bdquoWir werden auf uns selbst zuruumlck-geworfen und muumlssen uns fragen Koumln-

Stichwort Corona

Wie wird das Virus uumlbertragen

Von Mensch zu Mensch Hauptsaumlchlich uumlber Troumlpfcheninfektion insbesondere durch Niesen und Husten oder wenn beim Sprechen winzige Troumlpfchen wei-tergegeben werden Das Robert-Koch-Institut schlieszligt nicht aus dass man sich auch uumlber verunreinigte Oberflaumlchen (Schmierinfektion) anstecken kann Die haumlufigsten Infektionsketten gehen den Wissenschaftlern zufolge aber auf eine direkte Uumlbertragung zuruumlck Die Ge-fahr sich anzustecken wird in Deutsch-land derzeit als hoch eingeschaumltzt Wie kann man sich vor einer Ansteckung schuumltzen

Waschen Sie sich regelmaumlszligig und gruumlnd-lich die Haumlnde Unter flieszligendem Was-ser und mit reichlich Seife Mindestens 20 Sekunden lang Niesen Sie in ein Ein-wegtaschentuch oder in die Armbeuge Halten Sie beim Husten oder Niesen min-destens einen Meter Abstand zu ande-ren und drehen Sie sich weg Halten Sie generell zu anderen Menschen einen Abstand von mindestens 15 Metern Vermeiden Sie soziale Kontakte Fassen Sie sich nicht mit den Haumlnden ins Ge-sicht Geben Sie niemandem die Hand

Welche Krankheitszeichen koumlnnen auftreten

Symptome die am haumlufigsten beo-bachtet werden sind Husten Unwohl-sein und Fieber Manche Betroffene klagen auch uumlber Durchfall In schweren Faumlllen kann die Erkrankung zu Atem-problemen fuumlhren und toumldlich enden Infektionen koumlnnen aber auch ohne Krankheitszeichen ablaufen Die Inku-bationszeit also der Zeitraum zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krank-heit betraumlgt bis zu 14 Tage

Fuumlr wen ist eine Infektion besonders gefaumlhrlich

In den meisten Faumlllen verlaumluft die Krank-heit mild Manche Menschen sind aber eher gefaumlhrdet fuumlr einen schweren Ver-lauf als andere Zu den Risikogruppen gehoumlren unter anderem aumlltere Men-schen Raucher oder Menschen mit be-stimmten Vorerkrankungen Das Robert-Koch-Institut zaumlhlt dazu zum Beispiel Herzkreislauferkrankungen Diabetes Erkrankungen des Atmungssystems der Leber und der Niere sowie Krebserkran-kungen

Quellen wwwbzgade (Bundeszentrale fuumlr gesundheitliche Aufklaumlrung) wwwrkide (Robert-Koch-Institut) und wwwbundesregierungde

Abschied

Mecklenburg-Vorpommerns erster Mi-nisterpraumlsident Alfred Gomolka ist am 24Maumlrz im Alter von 77 Jahren gestor-ben Anlaumlsslich der Nachricht erklaumlr-te Landtagspraumlsidentin Birgit Hesse

bdquoDer Landtag trauert um Prof Dr Alfred Gomolka

Als Abgeordneter der ersten Wahlperi-ode des Landtages MV und erster frei gewaumlhlter Ministerpraumlsident unseres Bundeslandes hat er sich mit seinem Wirken um den Aufbau der parlamen-tarischen Demokratie in MV in beson-derer Weise verdient gemacht Als Politikerin wie Repraumlsentantin unseres Landesparlamentes trauere ich um einen uumlber die Parteigrenzen hinweg geschaumltzten Politiker dessen Stimme auch nach seiner aktiven Zeit Gewicht hatte Meine Gedanken sind in diesen Stunden bei der Familie des Verstor-benenldquo

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

25 A u s d e m P l e n u m A k t u e l l e S t u n d e

Polizei erhaumllt mehr BefugnisseSicherheits- und Ordnungsgesetz soll digitale Ermittlungen erleichtern

Unerlaumlsslich und genau richtig Nicht weitreichend genug Zu weit gehend Auf diesen Nenner lassen sich die Positi-onen der Landtagsfraktionen zum neu-en Sicherheits- und Ordnungsgesetz bringen Die neuen Regelungen sollen der Polizei in MV mehr Befugnisse ge-ben insbesondere fuumlr Ermittlungen im Internet Sie erlauben den Beamten zum Beispiel heimlich auf Computer Tablets und Smartphones zuzugreifen

oder Telefonate zu uumlberwachen Das Anliegen dahinter Terrorismus Online-Kriminalitaumlt und Kinderpornografie wir-kungsvoller zu bekaumlmpfen Die Aumlnde-rungen wurden monatelang kontrovers diskutiert In der Oumlffentlichkeit In den Fraktionen Im Innenausschuss und in Anhoumlrungen mit Sachverstaumlndigen Und im Maumlrz nach zweiter Lesung im Landtag mit den Stimmen von SPD CDU und AfD beschlossen

Besonders fuumlr Ermittlungen im Internet erhaumllt die Polizei mehr Moumlglichkeiten

nen wir weiter so produzieren das Pro-duzierte verteilen und konsumieren wie bisher Was ist eigentlich wirklich wich-tig in unserem Leben Und wie gehen wir miteinander umldquo meinte Torsten Koplin bdquoKlingt pathetisch ist es aber nichtldquo Das Virus werfe auch ein Licht auf die Schwaumlchen des Gesundheits-systems An vielen Stellen mangele es an Desinfektionsmittel und Schutzbe-kleidung bdquoWir fordern daher den unver-zuumlglichen Aufbau einer landeseigenen Notfallreserve fuumlr Desinfektionsmittel und Schutzbekleidungldquo Daruumlber hinaus verlangte er die Ausbil-dungskapazitaumlten in der Pflege und die Zahl der Medizinstudienplaumltze zu erhouml-hen bdquoWir muumlssen vorausschauend dafuumlr sorgen dass wir endlich genug Pflege-

rinnen und Pfleger sowie Aumlrztinnen und Aumlrzte habenldquo Sein dringlicher Appell an die Bevoumllkerung den Empfehlungen der Behoumlrden Folge zu leisten bdquoBeson-nenheit Ruumlcksichtnahme und Solidari-taumlt sind das Gebot der Stundeldquo

Ein Dreiklang auf den auch Ministerprauml-sidentin Manuela Schwesig setzt Sie bat um Verstaumlndnis wenn es in naumlchs-ter Zeit zu weiteren Einschraumlnkungen kommen sollte Die Lage sei ernst Manch einer moumlge die Maszlignahmen vielleicht fuumlr uumlbertrieben halten Hier gehe es aber um den Schutz von Men-schenleben Auch wer sich selbst nicht fuumlr gefaumlhrdet halte habe eine Verant-wortung gegenuumlber Risikopatienten bdquoUm diese Solidaritaumlt bitte ich unsere

Bevoumllkerungldquo Sie verstehe die Sorgen der Wirtschaft Das Land sei jedoch gut vorbereitet Sie befuumlrwortete die Re-gelungen des Bundes zur Kurzarbeit bdquoMit Kurzarbeit sind wir sehr sehr gut durch die Finanz- und Wirtschaftskrise gekommen Es ist eine Maszlignahme mit der wir gute Erfahrungen habenldquo Auch mit dem kuumlrzlich beschlossenen Lan-deshaushalt fuumlr 20202021 sei MV gut fuumlr schwierige Situationen aufgestellt In den naumlchsten Wochen werde man auf viele Dinge flexibel reagieren muumlssen bdquoIch bin sehr sehr zuversichtlich dass wir genau mit diesem Dreiklang ndash die Kraft aufbringen sich der Pandemie zu stellen besonnen zu reagieren und soli-darisch zu handeln ndash in der Bevoumllkerung auch das meistern koumlnnenldquo

bdquoDas neue Gesetz ist eine Antwort auf das digitale Zeitalterldquo verdeutlichte Manfred Dachner (SPD) Waumlhrend sich Taumlter bildlich gesehen in duumlsengetrie-benen Fahrzeugen auf der Datenau-tobahn bewegten seien die Ermittler noch im Wartburg unterwegs bdquoMit dem Gesetz geben wir der Polizei die Befugnis effektiver die Allgemeinheit und den Einzelnen zu schuumltzenldquo Die Erweiterungen moumlgen bdquowie ein Grusel-kabinett von Maszlignahmenldquo klingen ndash aber nur wenn man nicht deutlich dazu sage dass ihre Anwendung auf Tatsa-chen beruhen muss die eine Gefahr fuumlr Leib und Leben bedeuten Bloszlige Ver-dachtsmomente reichten nicht aus Das gelte auch fuumlr Menschen im direkten Umfeld einer Zielperson Selbst die

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LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

26 A u s d e m P l e n u m | B e r i c h t e

Groszligmutter von Al Capone haumltte nach diesem Gesetz keine Polizeimaszlignahme zu befuumlrchten sofern keine Tatsachen vorliegen dass von ihr selbst Gefahren ausgingen so Dachner Zudem stuumlnden alle freiheitseinschraumlnkenden Maszlignah-men unter Richtervorbehalt Er betonte bdquoDie Polizei war und ist immer ein zu-verlaumlssiger Huumlter des Gesetzes Das wird auch im neuen SOG so bleibenldquo

Nikolaus Kramer (Fraktionsvorsitzen-der AfD) begruumlszligte die Aumlnderungen bdquoEs ergibt schlichtweg keinen Sinn die Landespolizei zur Abwehr schwerwie-gender Gefahren personell aufzusto-cken ihr aber dann die notwendigen Moumlglichkeiten der Erkenntnisgewin-nung vorzuenthaltenldquo An einigen Stel-len sehe er jedoch Nachbesserungs-bedarf So sollten Ermittler zur Abwehr terroristischer Straftaten Menschen auch praumlventiv in Gewahrsam nehmen duumlrfen bdquoUnd wir wollen Journalisten als Berufsgeheimnistraumlger explizit schuumlt-zenldquo Die Sorge vor einem Uumlberwa-chungsstaat hielt er fuumlr unbegruumlndet bdquoDas neue Sicherheits- und Ordnungs-gesetz ist mit Sicherheit keine neue Stasi 20ldquo Alles andere sei bdquoPolemik eines linken Milieusldquo und verkenne die unab-haumlngigen Kontrollinstanzen des Rechts-staats Kritik uumlbte er an der neuen Om-budsstelle fuumlr Polizisten Sie schuumlre nur Misstrauen innerhalb der Landespolizei bdquoBei uns im Land gibt es viele Stellen an die sich Polizisten in Not wenden koumln-nenldquo ndash denen nun das Vertrauen abge-sprochen werde

bdquoDas einzig Schlechte an dem Gesetz ist dass es nicht schon letztes Jahr in Kraft getreten istldquo sagte Ann Christin von Allwoumlrden (CDU) bdquoGerade die er-weiterten Online-Befugnisse sind in Zeiten der allgemeinen Digitalisierung ein zwingend notwendiges polizei-liches Mittel zur Gefahrenabwehrldquo Viele der gezeichneten Horrorszenarien seien bdquokompletter Stussldquo Sie offenbarten le-diglich welches Misstrauen die politi-schen Raumlnder gegenuumlber der Polizei hegten bdquoDie Gefahr dass der Staat die Daten missbraucht geht gegen nullldquo Von ihrer Kritik am Umgang mit dem Gesetzentwurf nahm sie auch die Me-dien nicht aus Dem Land einerseits den Weg in einen Uumlberwachungsstaat zu unterstellen anderseits aber damit

zu werben fuumlr ein neues Zeitungsabo bdquoAlexaldquo obendrauf zu legen sei blan-ker Hohn Sie betonte dass das Gesetz Medienvertreter gegenuumlber dem bis-herigen Recht nicht schlechter stelle bdquoMoumlglich dass Medienvertreter sich was das angeht schon immer schlecht behandelt gefuumlhlt haben Aber neu sind die beklagten Regelungen ganz und gar nichtldquo

Fuumlr DIE LINKE greift der Gesetzentwurf zu weit in die Grundrechte der Buumlrger ein bdquoOnline-Durchsuchungen und Quellen-TKUuml [Telekommunikationsuuml-berwachung] unter dem Vorwand der Gefahrenabwehr stellen einen Paradig-menwechsel dar dessen Flurschaden noch gar nicht absehbar istldquo sagte Peter Ritter bdquoAus der Polizei als allgemeinem Inbegriff von Sicherheit und Gefahren-abwehr wird eine Institution deren Ar-beit auf Unsicherheit und Sicherheits-luumlcken von IT-Systemen basiertldquo Das werde das Vertrauen der Buumlrger in die Polizei nicht staumlrken Er forderte dem Zuwachs an Befugnissen eine unabhaumln-gige Beschwerdestelle gegenuumlberzu-stellen an die sich nicht nur Polizisten sondern auch Buumlrger wenden koumlnnen

Da sich der Vorsitzende des Innenaus-schusses in der Debatte weder zu den Beratungen noch zur Anhoumlrung im Ausschuss geaumluszligert habe empfahl er allen Interessierten einen Blick in die Beschlussempfehlung bdquoDenn die Anhouml-rung hat ein ganz anderes Bild ergeben als hier in einzelnen Reden dargestellt wurdeldquo Saumlmtliche Hinweise Kritiken oder Anregungen seien jedoch in den Wind geschlagen worden

Auf Antrag der Fraktion DIE LINKE wur-de uumlber den Gesetzentwurf nament-lich abgestimmt Daran nahmen 68 Abgeordnete teil 56 stimmten fuumlr den Gesetzentwurf 12 dagegen Die Aumlnde-rungsantraumlge der Opposition wurden abgelehnt

Gesetzentwurf Landesregierung Drucksache 73694Beschlussempfehlung Innenausschuss Drucksache 74766Aumlnderungsantraumlge DIE LINKE Drucksachen 74776 und 74777Aumlnderungsantraumlge AfD Drucksachen 74778 und 74779

Info

bull InbegruumlndetenFaumlllendarfdiePolizeiPCs Smartphones und Tablets von Zielpersonen durchsuchen und uumlber-wachen Bei Bedarf auch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Voraussetzung dafuumlr ist in jedem Fall eine richterliche Genehmigung

bull Neben Festnetz undMobilfunk duumlr-fen Ermittler nun auch Telefonge-spraumlche uumlbers Internet uumlberwachen und mithilfe einer Software auf ver-schluumlsselte Inhalte zugreifen Auch fuumlr diese Quellen-Telekommunikati-onsuumlberwachung (Quellen-TKUuml) ist eine richterliche Genehmigung not-wendig

bull Laumlsst sich die Identitaumlt einer Per-son nicht anders feststellen duumlrfen Ordnungsbehoumlrden die betroffene Person bis zum Eintreffen der Polizei festhalten

bull Der finale Rettungsschuss wird alsklarstellende Regelung in das SOG aufgenommen

Er ist bisher auch schon moumlglich aber nicht explizit gesetzlich festge-halten

bull InpolizeilichenRaumlumendie fuumlrdieGewahrsamnahme genutzt werden wird Videouumlberwachung erlaubt

bull Um Straftaten zu verhindern oderVermisste zu suchen darf die Lan-despolizei auch Drohnen einsetzen

bull Vollzugsbediensteten der Zollver-waltung wird eine Eilzustaumlndigkeit eingeraumlumt Damit koumlnnen auch sie gefahrenabwehrend taumltig werden

bull Security-PersonalbeiGroszligveranstal-tungen soll regelmaumlszligig einer Zuver-laumlssigkeitspruumlfung unterzogen wer-den

bull Der Katalog der Straftaten von er-heblicher Bedeutung wird unter an-derem um Terrorismusfinanzierung die Verbreitung von Kinderporno-grafie Geldwaumlsche und das Ein-schleusen von Auslaumlndern erweitert

Quelle Innenministerium

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

27 A u s d e m P l e n u m | B e r i c h t e

Enquete-KommissionkommtGremium soll uumlber die Zukunft der medizinischen Versorgung in MV beraten

Um die stationaumlre Versorgung kran-ker oder verletzter Menschen kuumlm-mern sich in MV 37 Krankenhaumluser Je-den einzelnen dieser Standorte auch in Zukunft zu erhalten ist ein Ziel das alle Fraktionen im Landtag eint Uumlber den Weg dahin gehen die Meinungen allerdings auseinander DIE LINKE haumllt es unter anderem fuumlr geboten private Krankenhaumluser gegebenenfalls in oumlf-fentliche Traumlgerschaft zuruumlckzufuumlh-ren und forderte bis Herbst entspre-chende Moumlglichkeiten auszuloten Die Koalitionsfraktionen legten einen Dringlichkeitsantrag vor Ein zen-traler Punkt darin Schnellstmoumlglich eine Enquete-Kommission ins Leben zu rufen die die Zukunft der medizi-nischen Versorgung in MV als groszliges Ganzes beleuchtet

Ein vorbildliches Gesundheitsnetz auf der einen Seite marode Kliniken und veraltete Technik auf der anderen ndash in diesem Konfliktfeld habe sich das Ge-sundheitswesen nach der Wende be-funden skizzierte Torsten Koplin (DIE LINKE) bdquoDas Heil aus dieser Situation wurde im Umbruch der Eigentumsver-haumlltnisse gesehenldquo In keinem anderen ostdeutschen Bundesland seien so viele Krankenhaumluser privatisiert worden wie in MV ndash die meisten zwischen 1991 und 1996 Unter der SPDPDS-Regierung in den Jahren 1998 bis 2006 seien es sechs gewesen bdquoSeither zieht eine Beutegemeinschaft privater Klinikkon-zerne durch das Landldquo die ndash getrieben von Effizienzrenditen ndash unprofitable Krankenhausbereiche wie Kinder- und Jugendmedizin Gynaumlkologie und Ge-burtshilfe auslese Hier muumlsse die Politik Verantwortung uumlbernehmen und ge-gebenenfalls private Krankenhaumluser in oumlffentliche Traumlgerschaft zuruumlckfuumlhren bdquoEs geht nicht um eine Situation die von

heute auf morgen ansteht Aber wir ha-ben politisch Vorsorge zu leisten fuumlr den Fall der Faumllleldquo Als Finanzierungsquelle brachte er den Strategiefonds ins Spiel

Die stationaumlre Versorgung langfristig flauml-chendeckend aufrechtzuerhalten stehe fuumlr die Koalitionsfraktionen auszliger Frage Sich in jeder Landtagssitzung einzelnen Standorten oder Herausforderungen zu widmen werde die Probleme aber nicht loumlsen begruumlndete Sebastian Ehlers(CDU) den auf Initiative seiner Frakti-on eingereichten Dringlichkeitsantrag Er halte es fuumlr sinnvoller die Dinge zu buumlndeln bdquoWir wollen deshalb heute die Weichen stellen fuumlr eine Enquete-Kom-mission Zukunft der medizinischen Versorgung in Mecklenburg-Vorpom-mernlsquoldquo Mit dem Ziel konkrete Details fuumlr eine zukunftsfaumlhige medizinische Versorgung im Land auszuarbeiten Er warb darum alle Gedankenspiele zuzu-lassen und innovative Wege zu gehen bdquoDa darf es keine Denkverbote gebenldquo Er appellierte daran die Enquete-Kom-mission schnell ins Leben zu rufen und noch bis zum Ende der Wahlperiode zu Ergebnissen zu kommen

Gesundheitsminister Harry Glawe un-terstrich dass das Gesundheitssystem von einer Vielfalt an Anbietern lebe Dazu gehoumlrten private und kommunale Traumlgerschaften genauso wie die freie Wohlfahrt bdquoGrundsaumltzlich ist das immer ein Dreiklangldquo Das was DIE LINKE hier einfordere stehe vor einer hohen Huumlrde im Grundsatz und im Grundgesetz Trauml-gerschaften unter Zwang zu veraumlndern sei ausgeschlossen bdquoEs muss immer einen Verkaumlufer geben und einen der kaufen willldquo Er zeigte sich uumlberzeugt dass die gegenwaumlrtige Gesundheits-struktur im Land auch in den naumlchsten Jahren Bestand haben werde Eine En-quete-Kommission sei aber ein guter Weg um fraktionsuumlbergreifend und mit Fachleuten uumlber die Krankenhausland-schaft und deren Strukturen nachzu-denken und Empfehlungen zur Sicher-stellung der medizinischen Versorgung zu erarbeiten

bdquoWir wissen dass linke Politik gern von einer Ausweitung der Staatsquote traumlumtldquo sagte Dr Gunter Jess (AfD) bdquoWir meinen dagegen dass wir alle auch private Ressourcen fuumlr eine

gute Gesundheitsversorgung nutzen solltenldquo Krankenhaumluser in Gaumlnze oder Teilbereichen zu rekommunalisieren sei daher eine Handlungsoption aber kein Koumlnigsweg Einer Enquete-Kommission die bis zu Sommerpause 2021 Ergeb-nisse praumlsentieren soll stand er skep-tisch gegenuumlber bdquoIch denke da wird nichts Vernuumlnftiges bei rauskommenldquo Er habe vielmehr den Eindruck dass die Koalitionsfraktionen mit den selbst ver-ursachten Problemen nicht mehr fertig werden und sich mit der Kommission und mit Blick auf die Landtagswahl 2021 bdquogeschickt aus der Affaumlre ziehen wollenldquo Er nehme den Koalitionsfraktionen die Rolle des Gestalters jedenfalls nicht ab sondern frage sich warum die Antrag-steller nach 30 Jahren direkter oder in-direkter Regierungsverantwortung in Bund und Land nicht schon laumlngst ge-handelt haben

bdquoMosaiksteine bringen nicht vielldquo warb Julian Barlen (SPD) fuumlr die Enquete-Kommission bdquoWir brauchen einen lang-fristig tragfaumlhigen Masterplanldquo Im Kern gehe es um ein sektoruumlbergreifendes multiprofessionelles Versorgungskon-zept bdquoDie Menschen erwarten zu Recht dass sich der Staat um die wesentlichen Belange der Daseinsvorsorge kuumlmmert und wenn noumltig dem Markt auch die Stirn bietetldquo Das Land duumlrfe nicht weiter dabei zuschauen wenn private Traumlger wichtige aber weniger oder nicht pro-fitable Bereiche wie Geburtshilfe oder Paumldiatrie abstoszligen bdquoDie Politik muss es sein die die Regeln dieses Spiels be-stimmt und gemeinsam mit den Betei-ligten aktiv und mit klaren Anforderun-gen ausgestaltet Das ist die Motivation fuumlr den heutigen Antragldquo Der Landtag muumlsse in diesen Fragen eng an der Seite der Menschen stehen die diese Versor-gung dringend brauchten Aufgabe der Enquete-Kommission sei es deshalb den Status quo zu analysieren Perspek-tiven in den Blick zu nehmen und Emp-fehlungen fuumlr eine flaumlchendeckend und zukunftsfaumlhige Gesundheitsversorgung auszusprechen

Sebastian Ehlers (CDU) warnte davor den Eindruck zu erwecken Re-Kom-munalisierungen wuumlrden alle Probleme loumlsen bdquoDas ist zu kurz gedachtldquo Auch kommunale Krankenhaumluser seien nicht vor Personalmangel gefeit Als Finanzie-

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rungsquelle den Strategiefonds anzu-fuumlhren helfe nicht weiter bdquoDa koumlnnen Sie ein halbes Krankenhaus zuruumlck-kaufenldquo Pauschal von einer bdquoBeutege-meinschaft privater Klinikkonzerneldquo zu sprechen hielt er nicht fuumlr angebracht bdquoMan muss immer aufpassen dass man nicht verallgemeinertldquo Den Vorwurf der AfD wieszlig er zuruumlck Niemand wol-le sich hinter eine Enquete-Kommission verstecken Im Gegenteil bdquoWir werden hier sehr offen und kontrovers die Din-ge diskutieren auch mit Experten Was am Ende dabei rauskommt das weiszlig ich heute ehrlicherweise auch noch nichtldquo

Die Traumlgervielfalt der Krankenhaumluser stelle seine Fraktion nicht infrage be-tonte Torsten Koplin (DIE LINKE) bdquoWir muumlssen uns nur mit dem Punkt aus-einandersetzen was passiert wenn ein Krankenhaustraumlger nicht in der Lage oder gewillt ist seinen Versorgungs-auftrag zu erfuumlllenldquo Selbst die Minister-praumlsidentin habe in der Aufregung um Parchim und Crivitz Re-Kommunalisie-rungen ins Feld gefuumlhrt bdquoWir wollen mit unserem Antrag nichts anderes als sich damit auseinanderzusetzenldquo Eine En-quete-Kommission ins Leben zu rufen sei begruumlszligenswert Sie werde jedoch nicht in einem Jahr mit ihrer Arbeit fertig sein Er draumlngte daher mit einem Aumlnde-rungsantrag darauf sie in der naumlchsten Legislaturperiode fortzufuumlhren und im Sommer zunaumlchst einen Zwischenbe-richt vorzulegen

Uumlber den Antrag der Linken wurde na-mentlich abgestimmt Dabei wurden 63 Stimmen abgegeben 12 Abgeordnete votierten mit Ja 51 mit Nein Damit ist der Antrag abgelehnt Der Koalitions-antrag fand mit den Stimmen von SPD CDU einigen Abgeordneten der AfD und dem fraktionslosen Abgeordneten Holger Arppe eine Mehrheit Der Aumlnde-

Stichwort Dringlichkeitsantrag

Ein Dringlichkeitsantrag ist ein Antrag der erst zu Beginn der Landtagssit-zung auf die Tagesordnung gesetzt wird Normalerweise muumlssen die Frak-tionen ihre Beratungsgegenstaumlnde laut Geschaumlftsordnung spaumltestens zwei Wochen vor der Sitzung bei der Landtagspraumlsidentin einreichen Manchmal ergeben sich aufgrund aktueller Entwicklungen Anlaumlsse fuumlr Antraumlge erst nach dieser Frist Ob ein Antrag fuumlr dringlich befunden wird entscheiden die Abgeordneten Stimmt mindestens eine Zweidrit-telmehrheit der Landtagsmitglieder dafuumlr wird er nachtraumlglich bzw zu-saumltzlich auf die Tagesordnung gesetzt Vor der Abstimmung hat die Fraktion die den Antrag stellt die Moumlglichkeit die Dringlichkeit in einem kurzen Re-debeitrag zu begruumlnden Alle anderen Fraktionen koumlnnen darauf erwidern Wird die Dringlichkeit abgelehnt kann der Antrag zur naumlchsten Sitzungswo-che im regulaumlren Verfahren eingereicht werden

Stichwort Enquete-Kommission

Eine Enquete-Kommission ist eine Arbeitsgruppe in der umfangreiche Sachverhalte uumlber einen langen Zeit-raum eroumlrtert werden Sie besteht aus Abgeordneten aller Fraktionen sowie externen Sachverstaumlndigen Im konkreten Fall koumlnnen das unter anderem Klinikbetreiber und Vertre-ter des Gesundheitsministeriums der Kommunen Krankenkassen und Aumlrz-teschaft sein Sie eroumlrtern das Thema gemeinsam und unter verschiedenen Aspekten Ziel ist es Loumlsungen bzw Handlungsempfehlungen fuumlr Pro-bleme zu finden aus denen dann gegebenenfalls politische Entschei-dungen abgeleitet werden Bislang gab es in MV vier Enquete-Kommissi-onen Leben in der DDR Leben nach 1989 ndash Aufarbeitung und Versoumlhnung (1995ndash1997) Zukunftsfaumlhige Gemein-den und Gemeindestrukturen in Meck-lenburg-Vorpommern (2000ndash2002) Staumlrkung der kommunalen Selbstver-waltung (2007ndash2011) und Aumllter werden in Mecklenburg-Vorpommern (2012ndash2016)

rungsantrag der Linken wurde mit den Stimmen von SPD und CDU abgelehnt

Antrag DIE LINKE Drucksache 74742Dringlichkeitsantrag CDUSPD Drucksache 74781Aumlnderungsantrag DIE LINKE Drucksache 74787

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Eine Enquete-Kommission soll sich mit der Zukunft der 37 Krankenhaumluser in MV befassen

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KeineDauer-Flaggenam SchlossSitz des Parlaments wird nur zur Landtagssitzung beflaggt

Europa-Flagge Deutschland-Flag-ge und MV-Flagge Sie werden weiter-hin nicht taumlglich vor dem Schloss we-hen Nach geltender Verordnung werden Flaggen nur an den Sitzungs-tagen der Abgeordneten gehisst Und dabei bleibt es auch Das Plenum hat mehrheitlich gegen den Vorschlag der AfD gestimmt den Sitz des Landtages dauerhaft zu beflaggen Ihr Ansinnen auch den Plenarsaal mit diesen drei Flaggen auszustatten fand ebenfalls keine Mehrheit Beide Antraumlge wurden in einer gemeinsamen Debatte bera-ten in der sich neben der AfD nur DIE LINKE und die fraktionslose Abgeord-nete Christel Weiszligig zu Wort meldeten

bdquoSchwarz-Rot-Gold ist das Symbol fuumlr das demokratische Deutschland Dazu sollte sich ein deutsches Landespar-lament auch taumlglich bekennenldquo argu-mentierte Christoph Grimm (AfD) der beide Antraumlge ins Plenum einbrachte Die Deutschlandflagge stehe fuumlr Freiheit Wohlergehen Zugehoumlrigkeit und eine verfassungsgemaumlszlige Ordnung Fuumlr einen selbstbewussten aufgeklaumlrten Patriotis-mus muumlsse sich niemand schaumlmen Auch dem Plenarsaal wuumlrden die Flaggen von Land Bund und EU ndash zum Beispiel in Form von Standarten ndash mehr Farbe und eine ganz andere Note verleihen Mit bei-den Ansinnen befaumlnde sich MV in guter Gesellschaft zu Laumlndern wie Bayern Hes-sen Berlin und Thuumlringen

Das Ansinnen sei ehrenhaft offenbare jedoch eine Bildungsluumlcke meinte Pe-ter Ritter (DIE LINKE) bdquoDas Instrument das Sie vorschlagen ist falschldquo Nicht die Landesregierung muumlsse aufgefordert werden die Rechtsverordnung zu aumln-dern sondern der Innenminister bdquoOder Sie aumlndern das Hoheitszeichengesetzldquo Als die Baukommission sich mit der Aus-gestaltung des neuen Plenarsaals befasst habe haumltte sich auch die AfD mit Ideen einbringen koumlnnen bdquoIch habe von Ihrer Fraktion keinen Vorschlag gehoumlrtldquo weder zum Aussehen des Saals noch zur Beflag-gung bdquoWir lehnen diese Antraumlge abldquo

Den Plenarsaal zu beflaggen ndash fuumlr Christel Weiszligig (fraktionslos) eine laumlngst uumlber-faumlllige Forderung Flaggen zu zeigen bedeute in der Wirkung nach auszligen auch bdquoWir stehen zu unserem Land Wir sind stolz Diener des Volkes zu seinldquo Sie warb darum bdquoohne viel Gezetereldquo zu jeder Sitzung bdquodrei Standarten mit wun-derschoumlnen Fahnenldquo aufzustellen ndash und damit bdquozuversichtliche Aussagekraft und das Gefuumlhl hier sind wir zu Hauseldquo zu vermitteln

Christoph Grimm (AfD) warf den Ko-alitionsfraktionen vor bdquoden Schwanz einzuziehenldquo bdquoSie wissen nicht was Sie zu diesem Thema sagen sollen deshalb halten Sie lieber den Mundldquo Auch DIE LINKE habe in ihrem Redebeitrag eine Pirouette nach der anderen gedreht bdquoWenn wir die Landesregierung zu etwas auffordern dann ist natuumlrlich auch der Innenminister gefragt und gemeintldquo Die angefuumlhrten Ablehnungsgruumlnde hielt er fuumlr vorgeschoben bdquoGeben Sie das doch zu und sagen Sie dass Sie ideologisch einfach ein Problem mit Schwarz-Rot-Gold habenldquo

Horst Foumlrster (AfD) unterstrich dass es darum gehe den Sitz des Landtags bei der Beflaggung auf eine Stufe mit der Staatskanzlei zu stellen bdquoSymbole ha-ben eine groszlige Wirkungldquo Er gehe nicht davon aus dass es Streit in der Sache gebe Knackpunkt sei vielmehr dass die AfD den Antrag stelle bdquoSeien Sie an der Stelle einfach mal sachlichldquo Er erinnerte daran dass auch Bundespraumlsident Stein-meier vor einiger Zeit davor gewarnt habe Symbole den politischen Raumlndern zu uumlberlassen Sein Vorschlag bdquoWenn Sie nicht mit uns stimmen moumlgen stellen Sie demnaumlchst selbst einen Antragldquo

Beide Antraumlge wurden mit den Stimmen von SPD CDU und DIE LINKE abgelehntAntrag AfD Drucksache 74737Antrag AfD Drucksache 74749

Stichwort Beflaggung

Ob und wie oumlffentliche Gebaumlude be-flaggt werden kann nicht einfach nach Gutduumlnken entschieden werden Grundlage dafuumlr sind die bdquoBeflaggungs-verordnungldquo und die bdquoVerordnung zur Bestimmung der regelmaumlszligigen Be-flaggungstageldquo des Landes Die Staats-kanzlei zeigt taumlglich Flagge die Euro-paflagge die Bundesflagge und die Dienstflagge des Landes Der Landtag ist laut Verordnung an jedem Sitzungs-tag mit der Landesflagge und den Flag-gen der Landesteile Mecklenburg und Vorpommern beflaggt Vor anderen Dienststellen und Behoumlrden des Lan-des oder die der Aufsicht des Landes unterstehen werden Flaggen dagegen nur an ausgewaumlhlten Tagen gehisst Dazu gehoumlren zum Beispiel der 1 Mai (Tag der Arbeit) der Tag der Deut-schen Einheit der Volkstrauertag (auf halbmast) oder der Tag an dem eine Wahl stattfindet Uumlber den offiziellen Beflaggungskalender hinaus kann der Landesinnenminister aufgrund beson-derer Anlaumlsse weitere Beflaggungen anordnen

Landesflagge versus Dienstflagge Blau Weiszlig Gelb Weiszlig Rot quer gestreift ndash so sieht die Landesflagge aus Daneben verwenden die Landesbehoumlrden auch eine Dienstflagge Auf ihr sind zusaumltzlich noch die beiden Wappentiere der mecklenburgische Stier und der pommersche Greif abgebildet

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An Sitzungstagen wehen vor dem Schweriner Schloss die Europa-Flagge die Deutschland-Flagge und die MV-Flagge

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wie Planungen fuumlr einen Hochschulstand-ort Schwerin gewuumlnscht Sie enthielt sich in der AbstimmungAntrag SPDCDU Drucksache 74739

Elternzeit heiszligt Teilzeitplatz

Kinder deren Eltern mit einem Geschwis-terkind in Elternzeit sind haben auch weiterhin keinen Anspruch auf einen Ganztagsplatz in der Kita SPD CDU und DIE LINKE sprachen sich gegen den Vorschlag der AfD aus das Kindertages-foumlrderungsgesetz (KifoumlG) entsprechend zu aumlndern Nach den derzeitigen Rege-lungen steht diesen Familien maximal ein Teilzeitplatz zu Fuumlr die SPD liegen die Konflikte nicht in der Teilzeitloumlsung an sich sondern in den damit verbun-denen unflexiblen Bring- und Abhol-zeiten Diese gelte es zu aumlndern Die CDU beklagte dass der Gesetzentwurf nichts daruumlber aussage wie der Vorstoszlig per-sonell und finanziell gestemmt werden solle DIE LINKE wandte sich dagegen Betreuungszeiten an Voraussetzungen zu knuumlpfen und sprach sich fuumlr einen grundsaumltzlichen Ganztagsanspruch fuumlr alle Kinder aus Der Gesetzentwurf wur-de nach dieser ersten Lesung nicht zu weiteren Beratungen in den Fachaus-schuss verwiesenGesetzentwurf AfD Drucksache 74738

Keine gezielte Jagd auf Kolkraben

Die AfD-Fraktion verlangt von der Lan-desregierung mehr Schutz fuumlr Weide-tiere In den Mittelpunkt ihres Antrages stellte sie dabei den Kolkraben der im-mer wieder neugeborene Weidetiere angreife um dann das Aas zu fressen Nach Ansicht der AfD sollte der Vogel deshalb in die EU-Vogelschutzrichtlinie aufgenommen werden ndash um eine ge-zielte Bejagung zu ermoumlglichen Dass schwache Tiere das Interesse von Aas-fressern erregten liege in der Natur der Tiere entgegnete die SPD Es sei aber mitnichten so dass auf jeder Weide Kolk-

CDU sprachen sich fuumlr eine europaumlische Loumlsung und gegen einen Alleingang von MV aus Die AfD verlangte die unbeglei-teten Kinder zu ihren Eltern zuruumlckzu-schicken Anstatt dem Steuerzahler neue Kosten aufzuerlegen solle das Geld ihrer Meinung nach lieber vor Ort in aumlrztliche Hilfe investiert werden Der Antrag wur-de abgelehntDringlichkeitsantrag DIE LINKE Drs 74780

Eckwerte weisen Hochschulen den Weg

Mehr unbefristete Stellen mehr Geld ein Studiengang fuumlr Grundschullehrer in Greifswald ndash das sind drei Beispiele aus den Eckwerten die der Landtag mit den Stimmen von SPD und CDU fuumlr die Hochschulentwicklung der kommenden Jahre beschlossen hat Die Eckwerte sind der Wegweiser in welche Richtung sich die Hochschulen in den Jahren 2021 bis 2025 entwickeln sollen Auf ihrer Grund-lage erarbeiten sie Zielvereinbarungen und Entwicklungsplaumlne zum Beispiel zu Stellen Studiengaumlngen Faumlchern und For-schungsschwerpunkten Das Eckpunkte-papier ermoumlglicht es den Hochschulen erstmals die Anzahl unbefristeter Stellen zu erhoumlhen und ndash unter Einhaltung des Stellenplans ndash flexibler mit Stellen umzu-gehen Damit koumlnnen sie bei Bedarf auch im laufenden Jahr Stellen schaffen oder streichen Bislang war dies nur in engen Grenzen moumlglich Bei den Bauvorhaben liegt der Fokus unter anderem auf dem ULMICUM und BIOMEDICUM in Rostock und der Bibliothek in Neubrandenburg Mit Blick auf den Fachkraumlftebedarf legt das Land sein Hauptaugenmerk auf die fachliche Entwicklung der Studiengaumln-ge fuumlr Mediziner Juristen Bauingenieure und Lehrer Durch die Verstetigung des Hochschulpaktes stehen den Hochschu-len zudem von 2021 bis 2023 jaumlhrlich rund vier Millionen Euro ab 2024 rund acht Millionen Euro mehr zur Verfuumlgung SPD und CDU lobten die erfreulichen Entwick-lungen die sich aus den Eckpunkten erge-ben Fuumlr die AfD ging das Papier an vielen Stellen in die falsche Richtung ndash allem voran in Bezug auf Inklusion Gender Frauenquoten und dem geplanten Ori-entierungsstudium Sie stimmte ebenso wie der fraktionslose Abgeordnete Holger Arppe gegen den Antrag DIE LINKE haumltte sich unter anderem mehr Verbesserungen fuumlr die Juristenausbildung in Rostock so-

Weitere MeldungenNaumlchste Volkszaumlhlung kommt 2021

Wie viele Menschen leben in MV Wie viele Wohnungen gibt es im Land Da-ten wie diese werden im kommenden Jahr mit einer Volkszaumlhlung auf den neu-esten Stand gebracht Der sogenannte Zensus wird am 16 Mai 2021 stattfinden Deutschland ist laut EU-Recht dazu ver-pflichtet alle zehn Jahre eine Volkszaumlh-lung durchzufuumlhren Fuumlr die Erhebung werden sowohl bestehende Daten aus-gewertet als auch Buumlrger befragt Die Er-gebnisse sind wichtige Planungsgrund-lagen fuumlr Bund Land und Gemeinden Die Houmlhe der Einwohnerzahlen hat zum Beispiel Einfluss darauf wie viel Geld der Bund uumlber den Finanzausgleich ans Land und das Land an die Kommunen zahlt oder wie Wahlkreise eingeteilt werden Aber auch fuumlr die Planung von Schulen Kindergaumlrten Altenheimen oder Kran-kenhaumlusern spielen die erfassten Daten eine Rolle Die Bestimmungen zum Ab-lauf der Erhebung muumlssen in einem Ge-setz geregelt werden das im Maumlrz mit den Stimmen von SPD CDU und DIE LIN-KE beschlossen wurdeGesetzentwurf Landesregierung Drucksache 74445Beschlussempfehlung Innenausschuss Drucksache 74762

Fluumlchtlingskinder aus Griechenland

DIE LINKE hat erneut darauf gedraumlngt Fluumlchtlingskinder aus uumlberfuumlllten grie-chischen Lagern nach MV zu holen Mit einem Dringlichkeitsantrag forderte sie die Landesregierung auf uumlber die vom Bund geaumluszligerten Absichten hinaus zu gehen und weitere Kinder aufzu-nehmen Der Koalitionsausschuss des Bundes hatte sich Anfang Maumlrz bereit erklaumlrt in Zusammenarbeit mit anderen europaumlischen Laumlndern bis zu 1500 kranke sowie unbegleitete Kinder und Jugendli-che nach Deutschland zu holen DIE LIN-KE forderte dem Bund ein eigenes An-gebot zur Aufnahme weiterer Maumldchen und Jungen in MV zu machen SPD und

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und Fernmeldegeheimnis) neu besetzt werden Zur Wahl stand auf Vorschlag der Christdemokraten Ann Christin von Allwoumlrden In geheimen Wahlen wur-de die CDU-Abgeordnete mit groszliger Mehrheit in alle drei Gremien gewaumlhlt An der Abstimmung hatten sich jeweils 60 Abgeordnete beteiligt Neues stellver-tretendes Mitglied der G 10-Kommission wurde Franz-Robert LiskowWahlvorschlaumlge CDU Drucksachen 74768 bis 74770

Ausschuss bestimmt Vertrauensleute

In diesem Jahr werden an den Verwal-tungsgerichten Schwerin und Greifswald sowie am Oberverwaltungsgericht neue ehrenamtliche Richterinnen und Richter gewaumlhlt Die Wahl uumlbernimmt ein beim jeweiligen Gericht bestehender Wahl-ausschuss Diesen Wahlausschuumlssen gehoumlren die Praumlsidenten der Verwal-tungsgerichte ein von der Landesregie-rung bestimmter Verwaltungsbeamter sowie sieben Vertrauensleute an Diese Vertrauensleute wiederum werden von den Landtagsabgeordneten bestimmt SPD CDU und DIE LINKE haben sich in einem gemeinsamen Dringlichkeitsan-trag darauf verstaumlndigt diese Aufgabe dem Rechtsausschuss zu uumlbertragen In der Debatte dazu meldete sich nur die AfD zu Wort Sie wandte sich dage-gen die Entscheidungskompetenz vom Landtag in den Ausschuss zu verlagern bdquoUnserer Meinung nach ist das eine Fra-ge die das Plenum zu entscheiden hatldquo Die ehrenamtlichen Richterinnen und Richter werden fuumlr die Dauer von fuumlnf Jahren gewaumlhlt Ihre Aufgabe ist es mit Erfahrungen und Kenntnissen aus dem taumlglichen beruflichen und sozialen Um-feld die juristisch gepraumlgte Sichtweise der Berufsrichter sinnvoll zu ergaumlnzenDringlichkeitsantrag SPD CDU DIE LINKE Drucksache 74775

Kooperatives Ehrenamt

Die Bundesregierung hat die Deutsche Stiftung fuumlr Engagement und Ehrenamt mit Sitz in Neustrelitz ins Leben gerufen Vor diesem Hintergrund hat der Landtag auf Initiative der CDU die Landesregie-rung beauftragt die Arbeit der Stiftung zu unterstuumltzen und eine Kooperation mit der Ehrenamtsstiftung des Landes

rabenschwaumlrme nur darauf warteten uumlber ein neugeborenes Tier herzufallen Die CDU verwies darauf dass die Voumlgel unter bestimmten Bedingungen auch jetzt schon bejagt werden duumlrften DIE LINKE meinte ursaumlchlich fuumlr die Pro-bleme von Weidetierhaltern seien we-der Wolf noch Kolkrabe sondern eine verfehlte EU-Agrarfoumlrderpolitik Daran wuumlrde auch eine Bejagung des Kolkra-ben nichts aumlndern Alle drei Fraktionen SPD CDU und DIE LINKE sowie die frak-tionslose Abgeordnete Christel Weiszligig lehnten den Antrag abAntrag AfD Drucksache 74735

Debatte um Jura-Studium

Auf den Arbeitsmarkt fuumlr Juristen kom-men groszlige Herausforderungen zu Bis 2031 werden 320 Richter und Staatsan-waumllte in Ruhestand gehen Demgegen-uumlber stehen ein hohe Abbrecher- und Durchfallquote bei Jura-Studenten Un-ter Verweis auf diese Entwicklung warb DIE LINKE darum die Juristenausbildung in MV staumlrker in den Blick zu nehmen Konkret draumlngte sie darauf die Qualitaumlt der Ausbildung zu verbessern sowie ne-ben Greifswald auch in Rostock wieder bdquoRechtswissenschaftenldquo als Studiengang anzubieten Die AfD pflichtete der Pro-blematik bei und unterstuumltzte die Vor-schlaumlge Sie warb darum mehr Personal einzustellen um Studierende gut aufs Examen vorzubereiten Nach Ansicht der CDU seien weder im Haushalt noch strukturell die Voraussetzungen fuumlr einen Studiengang der Rechtswissenschaften in Rostock gegeben Die SPD ging in der Analyse der Probleme mit den Linken mit betonte aber dass Verbesserungen bereits umgesetzt wuumlrden oder in Pla-nung seien Neue Doppelstrukturen in Greifswald und Rostock lehnte sie abAntrag DIE LINKE Drucksache 74747

Neue Mitglieder fuumlr drei Gremien

Der bisherige Fraktionsvorsitzende der CDU Vincent Kokert hat mit Wirkung zum Maumlrz den Landtag verlassen Aus diesem Grund mussten die Sitze der Fraktion in der Parlamentarischen Kon-trollkommission (Angelegenheiten des Verfassungsschutzes) im SOG-Gremium (Sicherheits- und Ordnungsgesetz) und in der G 10-Kommission (zu Brief- Post-

angeregt Die Koalitionsfraktionen erhof-fen sich davon auch Synergieeffekte und eine Staumlrkung fuumlr das Ehrenamt in MV Die Opposition hielt den Antrag fuumlr unnoumltig bdquoDas ist ungefaumlhr so als wuumlrden wir die Einrichtung des Plenarsaals begruumlszligen und dafuumlr plaumldieren dass hier regelmauml-szligig Sitzungen durchgefuumlhrt werdenldquo meinte DIE LINKE Sie stimmte dem An-trag trotzdem zu in der Hoffnung dass er die Bedingungen fuumlr das ehrenamt-liche Engagement weiter verbessere Die AfD warnte vor einer bdquostaatlich organi-sierten Uumlbersteuerung von Ehrenamtldquo In der Abstimmung zeigten sich ihre Frak-tionsmitglieder uneins Einige stimmten dem Antrag zu andere enthielten sichAntrag CDUSPD Drucksache 74740

Kritik am Abrechnungssystem

Wolgast Parchim Demmin Krankenhaumlu-ser im Land stehen immer wieder im oumlf-fentlichen Fokus weil sie Schwierigkeiten haben ihre Abteilungen Geburtshilfe Gynaumlkologie sowie in der Kinder- und Jugendmedizin aufrechtzuerhalten Es fehlt an Geld und Personal DIE LINKE sieht eine Ursache dafuumlr im pauschalen Abrechnungssystem uumlber das Kliniken ihre Leistungen bezahlt bekommen Dieses System werde den besonderen Anforderungen an diese stationaumlren Be-reiche nicht gerecht Im Vergleich zu an-deren Abteilungen habe die Geburtshilfe viel houmlhere Vorhaltekosten die Kinder- und Jugendmedizin viel weniger plan-bare Leistungen dafuumlr aber hohe Notfall-quoten und Zeitbedarfe Sie forderte des-halb die Kosten fuumlr diese medizinische Versorgung nach den tatsaumlchlichen Kosten abzurechnen SPD und CDU plauml-dierten dafuumlr das Thema nicht isoliert zu betrachten sondern in einen groumlszligeren Zusammenhang zu ruumlcken ndash und ver-wiesen auf ihren Antrag zur Errichtung einer entsprechenden Enquete-Kom-mission Nicht zuletzt koumlnne die Abrech-nungsfrage nur auf Bundesebene ent-schieden werden Die AfD stellte einen Aumlnderungsantrag Dieser sah vor alle drei Bereiche im bestehenden Abrechnungs-system zu belassen dort aber besser auszufinanzieren In der Debatte ergriff sie nicht das Wort Beide Antraumlge wurden abgelehntAntrag DIE LINKE Drucksache 74741Aumlnderungsantrag AfD Drucksache 74782

LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 32020

32 G e s e t z g e b u n g i n d e r 7 W a h l p e r i o d e

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Laufende Gesetzgebung

Drs-Nr Initiator Gesetz Federfuumlhrender Ausschuss

Beratungsverlauf

72573 SPD CDU Entwurf eines Vierten Gesetzes zur Aumlnderung des Landesverfassungsgerichtsgesetzes

Rechtsausschuss 1 Lesung 12092018in Beratung

72574 SPD CDU Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Aumlnderung des Volksabstimmungsgesetzes

Rechtsausschuss 1 Lesung 12092018in Beratung

72575 SPD CDU Entwurf eines xx-ten Gesetzes zur Aumlnderung der Verfassung des Landes Mecklenburg-Vorpommern

Rechtsausschuss 1 Lesung 12092018in Beratung

74017 DIE LINKE Entwurf eines Gesetzes uumlber die Errichtung einer Beteiligtentransparenz-dokumentation beim Landtag (Beteiligtentransparenzdokumentationsgesetz Mecklenburg-Vorpommern - BeteildokG M-V)

Rechtsausschuss 1 Lesung 04092019in Beratung

74301 LReg Entwurf eines Gesetzes zur Neufassung des Finanzausgleichsgesetzes Mecklenburg-Vorpommern und zur Aumlnderung weiterer Gesetze

Innen- und Europaausschuss

1 Lesung 13112019in Beratung

74443 LReg Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes uumlber den oumlffentlichen Personennahverkehr in Mecklenburg-Vorpommern

Energieausschuss 1 Lesung 12122019in Beratung

74607 LReg Entwurf eines Gesetzes zum Staatsvertrag zwischen der Freien und Hansestadt Hamburg und dem Land Mecklenburg-Vorpommern uumlber die Durchfuumlhrung von Zuverlaumlssigkeitsuumlberpruumlfungen nach dem Luftsicherheitsgesetz

Energieausschuss 1 Lesung 29012020in Beratung

74613 LReg Entwurf eines Gesetzes zum Dreiundzwanzigsten Staatsvertrag zur Aumlnderung rundfunkrechtlicher Staatsvertraumlge (Dreiundzwanzigster Rundfunkaumlnderungsstaatsvertrag)

Innen- undEuropaausschuss

1 Lesung 29012020in Beratung

74614 LReg Entwurf eines Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes zur Ausfuumlhrung des Tierische Nebenprodukte-Beseitigungsgesetzes und zur Aumlnderung weiterer Vorschriften

Agrarausschuss 1 Lesung 29012020in Beratung

74615 SPD CDU Entwurf eines Ersten Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes zur Errichtung eines Sondervermoumlgens bdquoStrategiefonds des Landes Mecklenburg-Vorpommernldquo

Finanzausschuss 1 Lesung 29012020in Beratung

74618 AfD Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Aumlnderung des Finanzausgleichsgesetzes Mecklenburg-Vorpommern

- 1 Lesung 29012020Ablehnung der Uumlberweisung

74738 AfD Entwurf eines Gesetzes zur Aumlnderung des Gesetzes zur Einfuumlhrung der Elternbeitragsfreiheit zur Staumlrkung der Elternrechte und zur Novellierung des Kindertagesfoumlrderungsgesetzes Mecklenburg-Vorpommern (Kindertagesfoumlrderungsgesetz -KifoumlG M-V)

- 1 Lesung 11032020Ablehnung der Uumlberweisung

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Abgeschlossene Gesetzgebung im Plenum am 29 Januar 2020 entschieden

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0 Drs-Nr Gesetz Initiator Abstimmung im Plenum

Beschluss

73694 Entwurf eines Gesetzes uumlber die oumlffentliche Sicherheit und Ordnung in Mecklenburg-Vorpommern und zur Aumlnderung anderer Gesetze

LReg 1 Lesung 190620192 Lesung 11032020 Annahme

74445 Entwurf eines Gesetzes zur Ausfuumlhrung des Zensusgesetzes 2021 in Mecklenburg-Vorpommern (Zensusausfuumlhrungsgesetz 2021 - ZensAG 2021 M-V)

LReg 1 Lesung 111220192 Lesung 11032020 Annahme

74444 Entwurf eines Gesetzes uumlber die Regulierungskammer Mecklenburg-Vorpommern (RegKG M-V) und zur Aumlnderung der Energiewirtschaftszustaumlndigkeitslandesverordnung

LReg 1 Lesung 111220192 Lesung 11032020 Annahme

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33 G e s e t z g e b u n g i n d e r 7 W a h l p e r i o d e T e r m i n e

Vor-Ort-TerminWirtschaftsausschuss besucht HAB in Wusterhusen und MV WERFTEN in Stralsund

Am 27 Februar hat der Wirtschafts-ausschuss die HAB (Hallen- und Anla-genbau GmbH) in Wusterhusen als Mitgliedsunternehmen des Kooperati-onsverbundes RIC MAZA MV eV und im Anschluss die MV WERFTEN Stral-sund GmbH besucht um sich uumlber den aktuellen Stand zu informieren

Die HAB (Hallen- und Anlagenbau GmbH) gehoumlrt zu den modernsten Stahlbaubetrieben in Norddeutschland Das familiengefuumlhrte Unternehmen in dem heute mehr als 70 Mitarbeiter beschaumlftigt sind entwickelt plant und errichtet Gewerbe- Industrie- und Ge-sellschaftsbauten touristische Anlagen Komponenten fuumlr den Fahrzeugbau sowie Anlagen fuumlr den Kernkraftwerks-ruumlckbau Die HAB hat im Jahr 2006 die weltweit erste Tauchgondel fuumlr Zinno-witz auf der Insel Usedom gebaut 2011 wurden die Entwicklung und der Bau des ersten deutschen Meereswellen-

schwimmergenerators gestartet Mit ei-ner eigenen Forschungs- und Entwick-lungsabteilung werden jaumlhrlich uumlber 2 Prozent des Gesamtumsatzes zielge-richtet in die Entwicklung neuer Pro-dukte und Prozesse investiert Im Bereich des Anlagenbaus hat das Unternehmen eine Achterbahn fuumlr das Oktoberfest in Muumlnchen eine Wildwasserbahn fuumlr den Safaripark in Daumlnemark sowie Kabinen fuumlr die VIETZ GmbH Hannover gebaut Zudem werden Kranrahmen fuumlr Lieb-herr in Rostock Ersatzteile fuumlr STILL in Hamburg LNG-Traumlger fuumlr die NEPTUN WERFT in Rostock sowie eine Wasser-stoffanlage fuumlr Russland gefertigt Auszligerdem ist das Projekt Energieboje auf den Weg gebracht worden Eine Boje mit der die Bewegung der Wellen in Energie umgewandelt werden soll

RIC MAZA MV eV ist aus dem Koopera-tionsverband MAZA MV eV hervorge-gangen und seit dem 1 Januar 2018 mit einem Regionalen Innovationscluster Maritime Zulieferer Allianz Schiffbau (RIC MAZA Schiffbau) taumltig Dem Ver-bund gehoumlren derzeit 43 Mitgliedsun-ternehmen (davon 29 Kleine und mitt-lere Unternehmen) mit insgesamt ca 2400 Beschaumlftigten an Das groumlszligte Mit-gliedsunternehmen ist die Ostseestaal GmbH amp Co KG mit etwa 200 Beschaumlf-

tigten Daneben zaumlhlen u a regionale Schiffbauzuliefer- Ausruumlstungs- und Industriedienstleistungsunternehmen schiffbaurelevante Ingenieur- und Pro-jektierungsunternehmen sowie Einrich-tungen der industrienahen Forschung Wissenschaft und Bildung zum Ver-bund Fuumlr das Jahr 2020 wird ein Jah-resumsatz der Mitgliedsunternehmen

Mitglieder des Wirtschaftsausschusses zu Besuch bei der Hallen- und Anlagenbau GmbH MV Fotos Landtag

Die MV WERFTEN produzieren an den Standorten Wismar Rostock und Stralsund Kreuzfahrtschiffe und Yachten

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in Houmlhe von ca 340 Mio Euro erwartet Seit 2017 hat der Kooperationsverbund mehr als 20 Forschungs- und Entwick-lungsprojekte mit Unterstuumltzung des Wirtschaftsministeriums initiiert Es wurden vier fachspezifische Projekt-gruppen ins Leben gerufen (innovative Schiffbauerzeugnisse Umsetzung der Industriestrategie 40 und Digitalisie-rung unternehmensrelevanter Prozesse effektive Schiffbaukooperation sowie Staumlrkung und zukunftsrelevante Aus- und Weiterbildung der Fachkraumlfte) Ziel ist es insbesondere die schiffbauliche Wertschoumlpfungsrelevanz der Erzeug-nisse und Leistungen sowie den Anteil kooperativer Schiffbauleistungen von Mitgliedsunternehmen und -einrich-tungen am Schiffbau zu erhoumlhen und die internationale Wettbewerbsfaumlhig-keit zu verbessern

Genting Hong Kong hat im Maumlrz 2016 die drei Nordic-Yards-Werften in Wismar Rostock und Stralsund uumlbernommen und diese im Juli 2016 in MV WERFTEN umbenannt Die MV WERFTEN bauen Schiffe fuumlr die Kreuzfahrtreedereien Crystal Cruises Dream Cruises und Cruise Global Bei den MV WERFTEN in Wismar Rostock und Stralsund die zu den modernsten und effizientesten Schiffbaustandorten in Europa gehouml-ren arbeiten derzeit 3100 Beschaumlftigte (davon 679 Mitarbeiter in Stralsund) Im April 2017 lag die Mitarbeiterzahl bei den MV WERFTEN noch bei 1400 Beschaumlftigten (davon 223 Mitarbeiter in Stralsund) Die Zahl der Auszubil-denden und Dualstudierenden bei den MV WERFTEN ist von 102 im Jahr 2017 auf 300 im Jahr 2020 angestiegen Bislang haben die MV WERFTEN vier Flusskreuzfahrtschiffe der RHINE Class fertiggestellt und bauen derzeit zwei Kreuzfahrtschiffe der Global Class die in den Jahren 2021 und 2022 abgelie-fert werden Am Standort Stralsund wird die Expeditions-Megayacht bdquoEN-DEAVORldquo gebaut die noch im Sommer 2020 uumlbergeben werden soll Bis zu 200 Passagiere koumlnnen auf dieser weltgroumlszlig-ten Megayacht die mit modernsten innovativen Technologien und luxurioumls ausgestattet wird in die Tropen und in Polarregionen reisen Daruumlber hinaus ist der Bau von vier Kreuzfahrtschiffen der Universal Class geplant wobei das erste Schiff 2022 fertiggestellt werden soll

Zeugen-vernehmungLandesverwaltung sagte zur Foumlrderung der Wohlfahrtsverbaumlnde aus

Auch die Ausschusssitzung am 16 Maumlrz befasste sich mit dem vom Landtagsplenum im Jahr 2017 fest-gelegten Untersuchungsgegenstand der Landesfoumlrderung der Wohlfahrts-verbaumlnde in den Jahren 2010 bis 2016

Jedoch wurde diese Ausschusssitzung durch die weit aktuellere Problematik der zunehmenden Verbreitung des Corona-Virus gepraumlgt So kam der Vor-sitzende Jochen Schulte mit Verspauml-tung weil er zuvor an einer Beratung der Fraktionen mit der Landtagspraumlsi-dentin teilgenommen hatte Dort ging es um die weitere parlamentarische Ar-beit Die dazu getroffene Verstaumlndigung zum grundsaumltzlichen Verzicht auf Aus-schusssitzungen bis zum 20 April 2020 war schlieszliglich auch die Grundlage fuumlr den Ausschuss sich gegen die Durch-fuumlhrung der naumlchsten fuumlr den 23 Maumlrz geplanten Sitzung auszusprechen So wurden die bereits geladenen Zeugen fuumlr diesen Termin ausgeladen Auch fuumlr die Sitzung am 16 Maumlrz selbst galten besondere Vorkehrungen So wurde bei den Besuchern auf der Tribuumlne wie im Plenum bei den Abgeordneten auf ei-nen Mindestabstand zueinander geach-tet es wurden keine Kugelschreiber ge-teilt und vielfach Handschuhe genutzt

Befragt wurden in dieser Sitzung drei Zeugen aus der Landesverwaltung Sei-tens des Landesamtes fuumlr Gesundheit und Soziales (LAGuS) schilderten des-sen Direktor Dr Heiko Will und der lang-jaumlhrige Leiter der Foumlrderabteilung Tho-mas Leder die Praxis der Ausreichung und Kontrolle der Landesmittel Beide stellten heraus dass die Grundsatzent-scheidungen vom LAGuS letztlich nur umgesetzt wurden Dabei seien auch im Rahmen des vielfach kritisierten bdquoein-fachen Verwendungsnachweises wie bei einem bdquonormalen Verwendungs-nachweis durchaus Belege gepruumlft wor-

den Das LAGuS sei bei der Bewilligung der Foumlrdermittel auch nicht an bdquoLIGA-Schluumlssel gebunden gewesen sondern habe alle Antraumlge einzeln entsprechend der Regularien gepruumlft und beschieden In den Ausfuumlhrungen wurde auch noch einmal auf die Einrichtung des LAGuS im Jahre 2006 Bezug genommen und auf die Uumlbertragung umfangreicher Aufga-ben im Jahr 2010 Heute werde die Foumlr-derabteilung fuumlr fuumlnf verschiedene Mi-nisterien taumltig und fuumlhre Foumlrderungen aus die in den Ministerien von rund drei Dutzend Fachreferaten betreut wuumlrden Insgesamt gehe es dabei jaumlhrlich um uumlber 400 Millionen Euro Zum Unter-suchungsgegenstand gehoumlrten allein rund 700 Projektfoumlrderungen

Nach den Zeugen aus dem LAGuS er-laumluterte der ehemalige Referatsleiter im Sozialministerium Claus Wergin die Grundsaumltze der Freien Wohlfahrtspflege und die Steuerung durch das Sozialmi-nisterium Er betonte Steuerung erfolge weniger durch Geld als durch inhalt-liche Eroumlrterungen und Absprachen Foumlrderungen fuumlr die Wohlfahrtspflege seien notwendig weil auf dem Markt nicht alle sozialen Angebote finanziert wuumlrden Viele Beratungs- und Hilfeleis-tungen seien ohne die Freie Wohlfahrts-pflege nicht denkbar Dabei sei das Land nicht an einen bdquoLIGA-Schluumlssel gebunden gewesen Vielmehr handele es sich dabei um einen LIGA-internen Antragsschluumlssel Damit haumltten sich die Verbaumlnde lediglich untereinander abge-stimmt uumlber ihre Aufgabenverteilung Das Land habe dann von den Verbaumln-den die entsprechenden Antraumlge erhal-ten und diese im ganz normalen Verfah-ren bearbeitet

Quelle wwwlagusmv-regierungde

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Experten-anhoumlrung Parlamentsforum Suumldliche Ostsee in Elblag

Am 2 Maumlrz hat in Elblag (Polen) die internationale Expertenanhoumlrung zur Vorbereitung der Jahreskonferenz des 18 Parlamentsforums Suumldliche Ost-see in Danzig stattgefunden Sie dient der Erarbeitung einer gemeinsamen Resolution aller Partnerparlamente Der Landtag MV arbeitet gemeinsam mit dem Landtag Schleswig-Holstein der Buumlrgerschaft der Freien und Han-sestadt Hamburg den Sejmiks der Woiwodschaften Westpommern Pommern und Ermland-Masuren so-wie der Kaliningrader Gebietsduma im Parlamentsforum Suumld-liche Ostsee zusammen Die Dele-gation des Landes MV war durch die Vizepraumlsidentin Beate Schlupp sowie die Abgeordneten Dirk Friedriszik und Dietmar Eifler vertreten Thema der diesjaumlhrigen Konferenz ist bdquoDer Eu-ropean Green Deal ndash Wasser und Kli-mawandelldquo Die Experten der Partner-parlamente haben uumlber die mit dem Klimawandel verbundenen Herausfor-derungen referiert

Waumlhrend der Eroumlffnung des Experten-treffens durch die Vorsitzenden der Regionalparlamente der Woiwodschaft Ermland-Masuren und Pommern sowie des Stadtpraumlsidenten von Elbląg hat der Vizepraumlsident des Sejmik Pommern Grzegorz Grzelak betont dass es einer Aumlnderung der Gewohnheiten sowie der Nutzung von Innovationen beduumlr-fe Im Anschluss daran hat Dr Andreas Lehmann von GEOMAR (Helmholtz-Zentrum fuumlr Ozeanforschung in Kiel) zum Thema bdquoKlimawandel im Ostsee-raum ndash eine Bestandsaufnahme der letzten 40 Jahreldquo berichtet Er hat darauf hingewiesen dass in den vergangenen 40 Jahren die Lufttemperatur uumlber der Ostsee um ca 2degC angestiegen sei Dies wiederum habe Auswirkungen auch auf die Wassertemperatur Die erhoumlhte Wassertemperatur wuumlrde die Loumlslich-keit des Sauerstoffs beeinflussen und

zusammen mit der Eutrophierung zu staumlrkerer Sauerstoffzehrung und einer Ausdehnung von Sauerstoffmangel-gebieten fuumlhren Auszligerdem habe der Salzgehalt in der Ostsee an der Ober-flaumlche leicht abgenommen waumlhrend er in groumlszligeren Tiefen zugenommen habe Dies habe eine staumlrkere Schichtung zur Folge und erschwere den Austausch zwischen den Schichten Im Bereich der Ostsee komme es zu einer Hebung und Senkung von Landmassen dadurch fal-le beispielsweise im Bereich der noumlrd-lichen Ostsee der Meeresspiegel waumlh-rend er in der Region Deutschland und Daumlnemark ansteige

Der Experte Mecklenburg-Vorpom-merns Prof Dr Bernd Lennartz von der Universitaumlt Rostock hat uumlber die Ni-tratbelastung der Wasserressourcen in landwirtschaftlich genutzten Gebieten gesprochen Er hat sich besorgt daruumlber geaumluszligert dass die Nitratbelastung die Wasserqualitaumlt aufgrund von intensiver Duumlngung in der Landwirtschaft verrin-gere Trotz strengerer Regelungen zur Duumlngung sei die Qualitaumlt des Grund-wassers oftmals unzureichend und habe sich uumlber die letzten Jahrzehnte eigentlich nicht verbessert Infolge der Nitratbelastung muumlssten Trinkwasser-brunnen in 20 bis 30 m Tiefe abgestellt werden So sei die flaumlchendeckende kuumlnstliche Entwaumlsserung uumlber Drai-nagen verantwortlich fuumlr groszlige Stick-stoffeintraumlge Durch den Regenabfluss wuumlrde auch die Nitratkonzentration

ansteigen da durch das Wasser Nitrat ausgewaschen werde Es gebe mehre-re Moumlglichkeiten die Konzentration zu reduzieren beispielsweise durch Redu-zierung der Duumlngung da es groszlige Vor-kommen an Stickstoff im Boden gebe oder durch die Reduktion der Wasser-fluumlsse damit wuumlrde Wasser laumlnger im Boden gehalten werden um Stickstoff binden zu koumlnnen Die Nitratbelastung betreffe neben dem Grundwasser auch Fluumlsse Seen und Meere Die durch na-tuumlrliche Prozesse bedingte Algenbluumlte werde durch die erhoumlhten Naumlhrstoff-eintraumlge noch verstaumlrkt Dies koumlnne dazu fuumlhren dass Gewaumlsser veralgen und im schlimmsten Fall drohe Fisch-sterben und ein Umkippen von Seen Die Helsinki Kommission habe dazu klare Ziele formuliert Prof Lennartz hat betont dass selbst eine schnelle Reduzierung der Duumlngung und damit einhergehenden Nitratbelastung erst in Jahrzehnten spuumlrbar sei

Prof Dr Stanisław Czachorowski von der Universitaumlt Olsztyn hat ausgefuumlhrt dass sich die Klimaraumlume wie beispielsweise Wuumlsten verschieben wuumlrden und mit einem um 2 m erhoumlhten Wasserspie-gel Ende des Jahrhunderts zu rechnen sei Er hat betont dass die Menschen in Anbetracht des Klimawandels ihr Ver-halten zwingend aumlndern muumlssten Die bisherige Denkweise Wassermengen schnellstmoumlglich abzufuumlhren muumlsse geaumlndert werden Durch die steigenden Temperaturen wuumlrden sich Vegetati-

Vlnr D Eifler 1 Vize-Praumlsidentin des Landtages MV Beate Schlupp D Friedriszik und Experte Prof B Lennartz

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onszeiten verlaumlngern demgegenuumlber stehe aber der zukuumlnftig zunehmende Wassermangel Es seien verstaumlrkt Was-serspeicher einzusetzen sowie der Was-serkreislauf auszudehnen So muumlsse die groszligflaumlchige Bodenversiegelung z B durch Rasenparkplaumltze Anpflanzung von Baumlumen oder Blumenwiesen redu-ziert sowie kreative Ideen genutzt wer-den um beispielsweise Regenruumlckhal-tebecken in die staumldtische Entwicklung zu integrieren

Ryszard Gajewski (Vorstandsvorsitzen-der von Wody Gdańskie Sp zoo) hat ausgefuumlhrt dass in und um Danzig Messstationen zur Messung des Nie-derschlags eingerichtet worden seien Diese wuumlrden sehr unterschiedliche Niederschlagsmengen trotz geogra-fischer Naumlhe zueinander aufweisen In den letzten Jahren haumltten die Nieder-schlaumlge mit uumlber 100 mm Niederschlag zugenommen Allein im Jahr 2018 sei drei Mal ein solcher Regen verzeichnet worden Das Niederschlagswasser muumls-se verstaumlrkt auf Gruumlnflaumlchen gehalten oder Wasserspeicher fuumlr Trockenzeiten eingesetzt werden

Grażyna Skrzypek (Department fuumlr Umweltschutz am Marschallamt der Woiwodschaft Westpommern) hat den Teilnehmern-innen einen Uumlberblick uumlber die verschiedenen Landesdoku-mente und strategischen Werkzeuge in Bezug auf Wasser und den Klimawandel gegeben Es seien viele verschiedene Maszlignahmen fuumlr Hochwasserschutz aber auch fuumlr Trockenzeiten geplant So habe man die Einrichtung von Retentions-becken zum Schutz gegen die Gefahren die von der Ostsee ausgingen sowie Maszlignahmen in den Staumldten und der Gruumlninfrastruktur zur Wassernutzung im urbanen Raum geplant Es gebe un-ter anderem ein Landesprogramm zur Renaturierung von Oberflaumlchengewaumls-sern

Die Ergebnisse werden in die Resolution einflieszligen die im Rahmen der Jahres-konferenz im Mai beschlossen werden soll

Thema SchuleEinschulung an einer oumlrtlich nicht zustaumlndigen Schule im Petitionsausschuss beraten

Waumlhrend fuumlr die weiterfuumlhrenden Schulen ab Klasse 5 in MV die freie Schulwahl moumlglich ist schreibt das Schulgesetz Mecklenburg-Vorpom-mern (SchulG M-V) vor dass die Ein-schulung der Grundschuumller grundsaumltz-lich an der oumlrtlich zustaumlndigen Schule zu erfolgen hat Aus wichtigem Grund kann jedoch der Schultraumlger der oumlrtlich zustaumlndigen Grundschule die Ge-meinde eine Ausnahme gestatten Eine solche begehrte Ausnahmege-nehmigung fuumlr den Besuch der oumlrtlich nicht zustaumlndigen Grundschule war Gegenstand der am 27 Februar durch-gefuumlhrten Beratung des Petitionsaus-schusses

Die Eltern eines Grundschuumllers hatten sich im Juli 2019 an den Petitionsaus-schuss gewandt und die Einschulung ihres Sohnes an einer oumlrtlich nicht zu-staumlndigen Schule gefordert die von der Gemeinde abgelehnt worden war Den hiergegen eingelegten Widerspruch hat-te das Ministerium fuumlr Bildung Wissen-schaft und Kultur (Bildungsministerium) zuruumlckgewiesen Die Petenten fuumlhrten an dass bereits die aumlltere Schwester des Grundschuumllers den begehrten Schul-standort besucht und jeden Morgen zur Schule gebracht wird Es wuumlrde da-her den Familienalltag erleichtern wenn auch der Sohn diesen Schulstandort be-suchen wuumlrde der uumlbrigens naumlher am Wohnort der Petenten sei als der Ort der oumlrtlich zustaumlndigen Schule Die Busfahrt zur oumlrtlich zustaumlndigen Schule waumlre auf-grund ihrer langen Dauer fuumlr den Sohn unzumutbar Zudem wuumlrde der Sohn an dem begehrten Schulstandort zusam-men mit seinen Freunden eingeschult werden da er dort bereits den Kinder-garten besucht hatte

In der Ausschussberatung begruumlndeten der Buumlrgermeister des Schulstandortes und eine Vertreterin des Bildungsmini-steriums zunaumlchst die Gruumlnde fuumlr die Ablehnung So seien die Eltern erst nach

der Einschulung des aumllteren Geschwister-kindes das bereits die Regionalschule besucht umgezogen Zwar koumlnne eine Ausnahmegenehmigung erteilt werden wenn die Betreuung des Schulkindes vor oder nach dem Schulunterricht nicht ge-sichert sei vorliegend gebe es aber eine Hortbetreuung Auch haumltten die Eltern nicht nachgewiesen dass eine Berufs-taumltigkeit am Wunschstandort bestehe Vielmehr koumlnne das Kind den Schulbus zur oumlrtlich zustaumlndigen Schule nutzen wobei die Fahrtdauer von 15 min zumut-bar sei Da sich die zustaumlndige Schule im Landkreis Nordwestmecklenburg und die Wunschschule im Landkreis Rostock befindet waren auch Vertreter der bei-den betroffenen Landkreise eingeladen worden Diese verwiesen auf die Pflicht der Landkreise eine Schuumllerbefoumlrderung zu den oumlrtlich zustaumlndigen Schulen si-cherzustellen Die Organisation dieser Schuumllerbefoumlrderung erfordere aber eine tragfaumlhige Schulentwicklungsplanung die die Festlegung von Einzugsbereichen voraussetze

Die Ausschussmitglieder gelangten zu der Auffassung dass die in dem kon-kreten Fall erfolgte Ablehnung den Grundschuumller an einer anderen als der oumlrtlich zustaumlndigen Schule einzuschulen rechtmaumlszligig war In lebhafter Diskussion wurden jedoch auch das Fuumlr und Wider der verpflichtenden Einschulung an der oumlrtlich zustaumlndigen Grundschule abge-wogen So kritisierten die Ausschuss-mitglieder dass der Elternwille oft voumlllig unberuumlcksichtigt bleibe obwohl neben familienorganisatorischen Gruumlnden mit-unter auch die mangelnde Attraktivitaumlt einzelner Grundschulen dazu fuumlhre dass ein anderer Schulstandort vorgezogen werde In diesem Zusammenhang wurde auch betont dass es dem Gesetzgeber ob-liege die Regelungen zur Schulwahl zu treffen waumlhrend die Verwaltung bei der Umsetzung an das geltende Recht ge-bunden ist Vor dem Hintergrund dass in einem verhaumlltnismaumlszligig duumlnn besiedel-ten Flaumlchenland eine belastbare Schul-bedarfsplanung fuumlr die Einteilung in Ein-zugsbereiche im Primarbereich foumlrderlich ist und im konkreten Fall von einer recht-maumlszligigen Entscheidung auszugehen ist hat der Ausschuss einstimmig beschlos-sen dem Landtag zu empfehlen das Pe-titionsverfahren abzuschlieszligen

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Frecher als die EtabliertenEine neue Zeitung hatte 1990Platz fuumlr neue politische Akteure

Im Oktober 2020 jaumlhrt sich zum 30 Mal der Tag an dem der Landtag des neu gegruumlndeten Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern ins Schwe-riner Schloss einzog Das Jahr vor dem Einzug war eines der spannendsten und abwechslungsreichsten der juumln-geren deutschen Geschichte Am 9 November 1989 war nach 28 Jahren die innerdeutsche Grenze geoumlffnet worden Bis zur Wiedervereinigung am 3 Oktober 1990 uumlberschlugen sich in der DDR die Ereignisse Man-che Details drohen in Vergessenheit zu geratenDeshalb wollen wir Zeitzeugen zu Wort kommen lassen die diese so ereignisreiche Phase in Bezug zum Schweriner Schloss miterlebt haben und diese Details erinnern Diesmal Die Macher der Mecklenburgischen Volkszeitung (MVZ)

Unabhaumlngig von der Debatte uumlber eine Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten wurden im Win-ter 198990 in der DDR die Weichen gestellt dass das Schweriner Schloss Landtagssitz werden konnte Eine Ver-waltungsreform sollte die 1952 abge-schafften Laumlnder auferstehen lassen Schwerin war als Hauptstadt fuumlr Me-cklenburg-Vorpommern im Gespraumlch bdquoEin altes Land das neu entsteht ndash Gu-ten Tag Mecklenburg-Vorpommernldquo lautete am 15 Februar 1990 die Schlag-zeile der Mecklenburgischen Volkszei-tung (MVZ) Es war die erste Ausgabe einer wiederbelebten Zeitung die in der Weimarer Republik bdquoeinen renom-mierten demokratischen Ruf hatte und von den Nazis verboten wurdeldquo wie Karsten Schroumlder berichtet Er gehoumlrte zu den sechs Gesellschaftern der MVZ die das Experiment wagten der neuen Demokratie im Norden der DDR die immanent wichtige ausgewogene Oumlf-fentlichkeit zu verschaffen

Die Idee fuumlr die neue MVZ entstand laut Schroumlder am Runden Tisch in Rostock Die zur PDS (Partei des De-mokratischen Sozialismus) gewan-delte SED (Sozialistische Einheitspar-tei Deutschlands) sowie die uumlbrigen DDR-Parteien hatten allesamt ihre Parteizeitungen Den neuen demo-kratischen Parteien Gruppierungen und Basisgruppen aber fehlte eine publizistische Buumlhne bdquoEs ging darum politischen Stroumlmungen einen Platz zu geben die in der dominierenden Ostsee-Zeitung der PDS unterbelich-tet warenldquo

Schroumlder arbeitete damals wie heute im Rostocker Stadtarchiv Der Zeitgeschicht-ler interessierte sich schon fuumlr den Jour-nalismus Als er die Chance bekam bei der MVZ mitzuwirken griff er zu und lieszlig sich fuumlr zwei Monate freistellen Schroumlder war es der den Namen der fruumlheren SPD-Parteizeitung bdquoMecklenburgische Volks-zeitungldquo vorschlug Postwendend wollte sich die SPD mit drei Gesellschaftern beteiligen Harald Ringstorff von 1998 bis 2008 Ministerpraumlsident Mecklenburg-Vorpommerns war einer von ihnen Die SPD-Beteiligung verhalf der Zeitung zu den 1933 enteigneten MVZ-Raumlumen in der Doberaner Straszlige in Rostock West-

Die erste Ausgabe der MVZ erschien am 15 Februar 1990

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deutsche Aufbauhelfer der in der DDR neugegruumlndeten SPD unterstuumltzten die Gesellschafter als es galt eine GmbH und ein Gewerbe anzumelden sowie die Lizenz zu bekommen eine Zeitung mit 100000 taumlglicher Auflage verkaufen zu duumlrfenDrei der MVZ-Gesellschafter - der Jour-nalist Wolfgang Grahl der von den bdquoNorddeutschen Neuesten Nachrich-tenldquo kam der Werbekaufmann Horst Kirschneck und Karsten Schroumlder - brachten eine bunte enthusiastische Gruppe zusammen die so erinnert sich Martina Plothe anfangs bdquoziemlich unstrukturiertldquo acht Seiten MVZ fuumlllten Die damalige Betriebszeitungsvolontauml-rin und heutige Journalistin hatte am Rande einer oumlffentlichen Veranstaltung von der MVZ-Gruumlndung erfahren bdquoDie Bedingungen fuumlr die Produktion der ersten Ausgabe waren abenteuerlichldquo erinnert sie sich Mehrere Redakteure teilten sich eine Schreibmaschine die ersten sogenannten Spiegel fuumlr das Set-zen der Seiten entstanden auf dem Fuszlig-boden Es fehlten Stuumlhle Tische und Te-lefone bdquoWas heute so einfach erscheintldquo so Karsten Schroumlder bdquowar damals kom-pliziert Aber es hat funktioniertldquo

Recherchiert und geschrieben haben sie oft bis spaumlt in die Nacht Martina Plo-the bdquoDie Themen lagen zuhauf auf der Straszlige damals oder sie wurden von Le-sern in die Redaktion getragen Bearbei-tet haben wir sie auf Zuruf Es gab kein Redaktionsstatut und keine Verlagsrauml-son Den Posten des Chefredakteurs vergaben wir anfangs im Rotationsprin-zip Erst spaumlter wurden Wolfgang Grahl und dann Frauke Kaberka auf den Chef-posten gewaumlhltldquo

bdquoWir waren frecher haben uns mehr ge-traut als die etablierten Zeitungenldquo sagt Martina Plothe Das zeigte sich auch in Uumlberschriften wie bdquoEs stinkt im Inter-hotelldquo oder bdquoDer Ostsee-Wuumlrger heiszligt Guumllleldquo in den witzigen Wettervorhersa-gen oder den Fotos spaumlrlich bekleideter Strandschoumlnheiten Die MVZ schrieb fruumlher als die einheimische Konkurrenz uumlber Homosexualitaumlt und uumlber die groszlig-herzogliche Vergangenheit des Landes Vor allem aber wollten die MVZ-Macher hartnaumlckig nachfragen und Missstaumlnde aufdecken bdquoWir haben uumlber ein in der Naumlhe von Rostock entdecktes Waffen-

lager der DDR ausfuumlhrlich berichtet waumlhrend andere Rostocker Zeitungen das Thema eher sparsam abhandeltenldquo so Plothe Wenn Arbeiter der MVZ von Missstaumlnden in ihren Betrieben erzaumlhl-ten fand die Geschichte Platz im Blatt ohne dass die Gegenseite befragt wur-den wie Martina Plothe selbstkritisch zuruumlckblickt Viel Raum bekamen in der MVZ die neuen demokratischen Bewegungen Parteien und Gruppen das Neue Forum genauso wie die kon-servative Deutsche Soziale Union (DSU) bdquoWir sollten eine demokratische Zeitung machen kein Partei-Blattldquo erinnert sich Karsten Schroumlder Im Nachhinein findet Martina Plothe hingegen die SPD habe der MVZ doch manches Thema bdquohinein-zudruumlcken versuchtldquo

Die Ausstattung der MVZ-Redaktion verbesserte sich nach und nach mit materieller Hilfe und personeller Un-terstuumltzung zweier westdeutscher Zeitungen Dennoch kam die MVZ nie auf einen gruumlnen Zweig Sie lebte von einem 100000-Mark-Kredit den die Ge-sellschafter zu Beginn aufgenommen hatten bdquound mit Verkaufs- und Anzei-generloumlsen quasi von der Hand in den Mundldquo wie Martina Plothe es ausdruumlckt

Im Zeitungs-Alltag blieben viele Huumlrden zu nehmen Papier- und Druck-Kapa-zitaumlten wurden nur frei weil die ersten Betriebszeitungen im Bezirk Rostock die Segel strichen Beim vormals SED-eige-nen Ostsee-Druck in Rostock wurde die MVZ jeden Tag vor allen anderen Zei-tungen angedruckt bdquoDrei Seiten muss-ten als Stehsatz zum Teil Tage vorher in der Druckerei vorliegen Die letzte Seite mussten wir um 17 Uhr liefern Fuszligball- oder Wahlergebnisse bekamen wir nie

aktuell ins Blattldquo sagt Plothe Auszligerdem musste die MVZ mit altmodischem Blei-satz vorlieb nehmen wodurch sie ein ebenso altmodisches Aussehen bekam Die Ostsee-Zeitung wurde laumlngst im modernen Offset-Verfahren hergestellt Der Zeitungsvertrieb der DDR weiger-te sich anfangs die MVZ an ihre Abon-nenten auszuliefern Viele Kioske legten die neue Zeitung unter die altherge-brachte Konkurrenz

Laut Martina Plothe waren es viele Um-staumlnde an denen das Projekt bdquoMVZldquo scheiterte Anfangs fehlte ein Lokalteil und spaumltestens im Sommer 1990 ein Al-leinstellungsmerkmal bdquoDie anderen Zei-tungen hatten sich inzwischen geoumlffnet fuumlr eine pluralistische Berichterstattung Die neuen demokratischen Kraumlfte wa-ren nicht mehr auf die MVZ angewie-senldquo Auszligerdem draumlngten all die bunten schrillen Zeitungen aus dem Westen auf den ostdeutschen Markt bdquoWir haumltten Zeit und einen Investor gebrauchtldquo so Karsten Schroumlder bdquoUnd wir hatten fest damit gerechnet dass die SED-Bezirks-zeitungen wie die Ostsee-Zeitung ver-schwinden wuumlrdenldquo

Die Zahl der Kaumlufer und Abonnenten der MVZ sank staumlndig Am 5 September 1990 erschien die letzte Ausgabe bdquoDie Moumlglichkeit einen wirklich freien unab-haumlngigen Journalismus zu machen gab es nur in dieser zeitlichen Luumlcke zwi-schen dem Alten und dem Neuen das noch kommen sollteldquo sagt Martina Plot-he bdquoWir hatten die Aufgabe den neuen politischen Akteuren eine Stimme zu gebenldquo sagt Karsten Schroumlder bdquound die haben wir gut erfuumllltldquo

Andreas Frost

Martina Plothe war bei der MVZ vor allem fuumlr den Kulturteil zustaumlndig

Rostocks Stadtarchivar Karsten Schroumlder war einer der Gesellschafter der MVZ

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Die Buumlrgerinitiative bdquoRettet die Jarmener Muumlhleldquo hat mehr als 10000 Unterschrif-ten fuumlr den Erhalt der letzten industriellen Getreidemuumlhle Mecklenburg-Vorpom-merns und des Muumlhlenstandortes Jarmen gesammelt Die Unterschriftenlisten wurden am 11 Maumlrz Landtagspraumlsidentin Birgit Hesse (2vl) uumlbergeben Auch die 2 Vizepraumlsidentin des Landtages Dr Mignon Schwenke (li) und Landwirt-schaftsminister Till Backhaus (re) waren zugegen Am 12 Maumlrz beschaumlftigte sich der Landtag im Rahmen einer Aussprache mit dem Schicksal der mehr als 100-jaumlhrigen Muumlhlentradition in Jarmen

Die Sondersitzung des Kabinetts am 14 Maumlrz im Schweriner Schloss war der Auftakt zu einer Vielzahl von Beratungen und Abstimmungen im Rahmen der Corona-Pandemie Zu der Sondersitzung im Plenarsaal kamen Regierungsver-treter Vertreter der kommunalen Ebene sowie der Praumlsident des Robert-Koch-Instituts Lothar Wieler zusammen um das weitere Vorgehen zu beraten We-sentliche Entscheidung der Sondersitzung war die sofortige Schlieszligung von Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen bis 20 April 2020

Mit einem oumlffentlichen Ruumlckkehrerappell auf dem Alten Garten in Schwerin sind am 6 Maumlrz rund 400 Soldatinnen und Soldaten nach mehrmonatigen Auslandseinsaumltzen wieder in der Heimat begruumlszligt worden Auch Landtagspraumlsi-dentin Birgit Hesse und weitere Abgeordnete des Landtages nahmen an dem Appell teil ndash sie druumlckten somit ihren Dank und ihre Anerkennung gegenuumlber den Soldatinnen und Soldaten aus

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