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JOSEF LANDTWING: CHRONIK VOM HOF THAL

Landtwing'sche Chronik

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Vom Hof Thal und Städtchen Rheineck bis zu den Spuren der Neuzeit. Transkribiert von Hans Vetter.

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JOSEF LANDTWING: CHRONIK VOM HOF THAL

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JOSEPH LANDTWING

Chronikvom Hof Thal und Städtchen Rheineck

von den ersten Spurenbis zur Neuzeit

Ab Original in alter deutscher Schrift übernommenvon Hans Vetter

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Herausgeber: Donnerstags-Gesellschaft Thal

Druck: Vetter Druck Thal GmbH, 9425 Thalauf Dominant Naturel 100 gm2

Einbinden: Helmut Britt, Buchbinder

Erstellt im Jahre 2008

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BEMERKUNGEN ZUR LANDTWING’SCHEN CHRONIK

Pfarrer Joseph Landtwing ist am 22. September 1828 in Zug geboren und starb am 7. Januar 1874in Thal. Er wurde am 1. September 1863 als katholischer Pfarrer von Thal eingesetzt. Für seinePfarrei war er ein beliebter, geselliger Pfarrherr. Lange Jahre war er Aktuar der Donners-tagsgesellschaft Thal und führte eine feinsinnige Feder. Mit Thal und seinem Dorf fühlte er sicheng verbunden. Als Ortspfarrer nahm er in verschiedenen Kommissionen Einsitz. Dort strebte erunter anderem den Bau eines Krankenhauses in Thal an. Dabei hat ihn Madame Dufour finanzi-ell unterstützt, damit das grosse Werk verwirklicht werden konnte. Durch seine aktive Mitarbeitübernahmen Menzinger-Schwestern die Krankenbetreuung bis in die späten Siebzigerjahre des20. Jahrhunderts. Seine Abstammung aus einem der ältesten Geschlechter von Zug wird ihm dashistorische Forschen gegeben haben. Seine Vorfahren bewegen sich von Ratsherren bis zuLokalhistorikern. So ist es nicht verwunderlich, dass sich beim Öffnen der Kirchentruhe mit demalten Sicherheitsschloss die Freude an der Geschichte entflammte. Dabei entdeckte er viele alteUrkunden mit den Siegeln, drei vier und mehr an einem Brief. So begann er mit dem Aufzeichnendieser schwer lesbaren Schriftstücken aus Pergament, lebendige Zeichen aus dem 16. und 17.Jahrhundert. Leider fehlten verschiedene Dokumente aus der Frühzeit, die wahrscheinlich beimeinem Brand der Kirche in Thal verbrannt sein müssen. Alsdann machte er sich an die Kopie-bücher des Amtsschreibers Kuhn aus Rheineck und hinter die Protokolle und das Anniversariumder Kirchverwaltung sowie die Hofbücher von Thal. Er nahm Einblick in die eidgenössischenAbschiede und suchte Zusammenhänge in den geschichtlichen Abhandlungen der zeitgenössi-schen Historiker Zellweger, Ambühl, Merkle, Neugart, Walser und viele mehr. Er suchte dieEintragungen über Wetter und seine Auswirkungen in unserem Rebberg vom Anfang bis zurNeuzeit. Wo er im Bereich der Geschichte von Thal etwas fand, notierte er es auf Chronikblätter.Zum Einstieg in sein ganzes Werk beschrieb er die geografische Lage mit den entsprechendenOrtsnamen und deutete die Entstehung der Geschlechtsnamen des Hofes Thal. Leider war es ihmnicht mehr vergönnt, diese zeitraubende Arbeit abzuschliessen. Eine heimtükische Krankheitnahm ihm die Feder endgültig aus der Hand.

Nach seinem Tod anno 1874 übernahm seine Schwester, Frau Rüst-Landtwing, die ebenfallsin Thal wohnte, dieses geschichtliche Erbe. In einem Protokoll vom November 1886 der Donners-tagsgesellschaft Thal ist zu lesen, dass die geschichtliche Sammlung, also die sogenannte«Landtwing’sche Chronik», um wenig Geld gekauft worden sei. Damit stand diese Arbeit, die mitviel Fleiss zusammen getragen worden ist, der Öffentlichkeit zur Verfügung. Diese geschichtli-chen Blätter waren vor allem für die Lehrer ein beliebter Stoff für den Schulunterricht. LehrerWalt bediente sich dieser Literatur und baute sie in seine Lehrbücher ein unter dem Namen«Heimatkunde von Thal», die in der ganzen Schweiz Anklang fanden. Die Zeitungskor-respondenten bedienten sich ebenfalls mit vielen Beiträgen aus der Chronik, ob es sich um dasSiechenhaus, um Fischer-Reglemente, die Zehnten-Abgabe handelte.

Lokalhistoriker Fritz Schelling hatte die Aufgabe übernommen, die in alt deutscher Schriftgeschriebene Chronik in die heute Schriftsprache zu übersetzen. Seine grosse Arbeit war umsonst,seine Abschrift war nach seinem Tode unauffindbar. In diesem Zusammenhang muss Jakob Friggerwähnt werden, der mit all seinen Kräften versuchte, wenigstens auszugsweise diese Sammlungzu retten. Die Donnerstagsgesellschaft, besonders Peter Suter, bemühte sich erneut, dieses Werkder heutigen Zeit lesbar zu machen. Die «Landtwing’sche Chronik», ein geschichtlicherMarkstein, der uns die Vergangenheit des Hofes Thal lebendig werden lässt, ist uns mit dieserArbeit erhalten geblieben. Joseph Landtwing wollen wir aber in Dankbarkeit gedenken.

Hans Vetter

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VORWORT ZUR ARBEIT VON PFARRER JOSEPH LANDTWING

Die Aufzeichnungen von Pfarrer Landtwing sind in der altdeutschen Schrift aufgezeichnet undzwar auf ein volumöses, holzhaltiges Papier, das unter der Zeit gelitten hat. Der Übersetzer in dieheutige Schrift versuchte, möglichst den Originaltext wiederzugeben. Viele dieser Texte entspre-chen nicht mehr der heutigen Schriftsprache, sondern dem damaligen Dialekt und die verschiede-nen Lateintexte sind eine schriftliche Wiedergabe jener Zeit. Daraus erklärt sich, dass sich ver-schiedene Fehler eingeschlichen haben, die aber den Sinn der Aussage kaum verändern.

In der Übersetzung der alten deutschen Schriftzeichen befinden sich Ligaturen (zusammen-gesetzte Buchstaben), die heute von wenigen Lesern zu lesen sind: ß, ss, s, st, tz, für «und» verwen-dete man vielfach &, für das U am Anfang eines Wortes setzte man damals ein V. Die Silbe «ie»erscheint in den alten Texten auch mit ei, das Y verwendete man als Wortlaut als dumpfes I. Fürein besseres Sprachverständnis sind Abkürzungen in dieser Arbeit ausgeschrieben worden, vorallem wenn es ums Geld ging. Die Texte sind zeitlich nicht geordnet und entsprechen in der Folgewie sie vom Pfarrer Landtwing gefunden worden sind. Damit einzelne Stellen gesucht werdenkönnen, ist ein Inhaltsverzeichnis-Register erstellt worden, das ein Suchen eines bestimmtenTextes besser ermöglicht. Hinweise auf die Aufbewahrung der Original-Schriftstücke sind auf diedamalige Zeit bezogen. Dazu verweisen ich auf die einzelnen beteiligten Gemeinden.

Dem Inhalt der Landtwing’schen Chronik liegt der ehemalige Hof Thal zu Grunde. Mit ande-ren Worten umschliesst sie die Region Thal, Rheineck, die sogenannten Orte ob der Letzi mitLutzenberg, Almensberg, Wolfhalden und Heiden. Die Verstrickung von Thal und Rheineck wardamals so gross, dass der Chronist seine Arbeit vor allem auf diese konzentrierte. In Thal standdas Gotteshaus Maria Thal, das damals vom ganzen Hof Thal benützt wurde. Es ist heute nochparitätische Kirche von Thal-Lutzenberg. Rheineck, das liebliche Städtchen am Rhein war baldeine Zollstation, wo viele Güter per Schiff vom Norden nach Süden oder umgekehrt umgeladenwurden und damit zu einem begehrten Zollort heranwuchs.

Die Aufzeichnungen dieser Chronik zeigt auf, wie das Bodensee-Gebiet ein Jahrtausendüberlebte, wie die europäische Politik auch einen Niederschlag in unsere Gegend fand; wie unse-re Bewohner unter den Streitereien oder sogar unter den Kriegen der «hohen Herren» leiden muss-ten. Abgesehen davon, dass auch Naturereignisse viel Freud und Leid über den Hof Thal brachte.Die Aufarbeitung dieses Werkes ist es wert, dass wir damit unsere nähere Geschichte beleuchtenkönnen, eine Vergangenheit, die heute noch Spuren hinterlassen hat. Vielleicht erkennen wir darinauch eine tiefe Liebe zu unserer angestammten Heimat.

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INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort zur Arbeit von Pfarrer Joseph Landtwing 5Bemerkungen zur Landtwing’schen Chronik 6Inhaltsverzeichnis 7Übersichtskarte 14Von den Geschlechts- und Ortsnamen 15Der sogenannte «ewige Verspruch» im Rheintal 16Auzüge aus den Schriften von Amtsschreiber Kuhn in Rheineck: 17Schätzung der Nationalsgüter, Steuern, Organisation des Gemeinwesens 18Verbrechen, Bussgerichte, Bussen, Gebietseinteilung 19Militärische Einheit, Organisation des Gemeinwesens 20Auszüge aus dem Logiebuch von Thal die Pfründe betreffend: 21Baurecht, Frühmessstiftung, Abschied zur Glaubenstrennung 22Kaplaneipfründe, Kaplaneimessmer in Buechen 24Schenkung an die Kirche Thal, Verkauf eines Pfrundgutes 25Verkauf eines Hauses von Pfarrer Zidler 1494 26Vergleich zwischen beiden Religionen in Thal 27Vergleich der beiden Religionen in Thal wegen Wahlen 1660 28Beschluss wegen Kirchenrechnung, Richtlinien für die Kirchenpfleger 29Heuzehnten, Zehntrechte der Pfarrer und Prädikanten 33Ermahnungen betreffend Kirchgang und ehren der Sonn- und Festtage 34Androhung von Bussen wegen Überschreitung der Ordnung 35Ein Totschlag und seine Satisfaktion 38Schenkung an Kirche, Streitereien Thal/Lutzenberg und Thal/Rheineck, Grenzmarken, Markt 40Reiskosten von fremden Gutsbesitzern, Fasnachtshennen, Holzbau und Weidereglement 41Güter ob und unter der Letzi, Stickel für die Reben, Aufgabe des Bannwartes 42Handänderung von Gütern, Weigerung fremder Gutsbesitzer zur Zahlung der Reiskosten 43Bussen, Streitereien Thal und Rheineck wegen Wunn und Weid etc, Gütertausch 44Klage wegen Gutsverkäufe und Richtlinien dazu 45Kauf des Buechsees durch Rheineck/Thal, Schwierigkeiten wegen Gütern in St.Galler Besitz 46Holzbrief, Steuerfragen zwischen Thal und Rheineck, Aufteilung des Holzes 47Vereinbarung der Holzteilung, Klage betreffend Güterkauf 48Schwörformel der Gemeinen an den Landvogt 49Stauffacher auf dem Zoller, Steuerrecht, Verspruchsrecht 50Steuerausnahmen, Gerechtigkeit für Bussen, Heu vom Lehenhof Bauhof 51Trieb- und Trattrecht am Gstalden, fremde Güter und Lehensverhältnisse, aus dem Hofbuch 52Bestätigung des Hofrechtes, Ausweisung, Besteuerung der Güter ennet dem Rhein 53Fahrgeldtaxen Rheineck-Thal, Holzgemeinde des Hofes Thal, Kauf von Gütern an Blarer 54Rebbrief von 1652, Streit wegen Trieb und Tratt, Holz und Feld, Eicheln 55Landmarken, Rebbrief 1680, neue Besitzer Trüeterhof, grünes Türmli, Siechen und Habschaft 56Weinverkauf, Verspruchsrecht, Streit wegen Tratt, Spritzhaus in Buechen,Klage wegen Fischfang zur Laichzeit 57Regelung des Wohnungswechsels, Streit wegen Besetzung der Ämter, Eidformel 58

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Metzgerordnung, St.Gall. Rebengüter in Thal, Waisenkinder, ewiger Verspruch, Hintersässe 59Verordnung über die Benützung der Lehensgüter, Appenzellerstreitigkeiten 60Freiheiten und Gerechtigkeit im Vorderland, Missjahr 1738, Mörderverurteilung,

Streit im Tobel wegen Kreuzfahrt, Rheinüberschwemmung 1756/1762/1767 61Prosperität besonders mit Baumwolle, um den Kornzehnten, Geschlechter ob der Letzi 62Ablösung des Kornzehnten, Höfe die davon betroffen sind 63Anteil am Rheinholz, Streitereien betr. Schutzwald, Auflösung Zehnten 64Auflösung Flachszehnten, Jahrzeitstiftungen, Ablösungen 65Streit betreffend Rheinholz, Ablösung Weinzehnten/Hennen, Ordnung für Sondersiechenhaus 66Auszüge aus Bernecker Urkundenbuch Thal-Rheineck betreffend 68Vergabung für den Sohn, Übereinkommen betr. gemeinsamen Holzes, Fischordnung 69Burg Blatten im Zentrum der Machtverhältnisse, Auszüge aus eidg. Abschieden 70Schadenersatz beim Schwabenkrieg, Reiskosten, Reislaufen, Jahrmarkt in Rheineck 71Mörder verurteilt, Thal will den Ammann selber wählen, Tritt und Trat in Thal 72Siechenhaus, kleine Anweisungen, Verbot der Kriegsdienste 1501 73Verteilung der Zehnten, verschiedene Nachrichter, Bären 74Ausschüttung an die Gemeinden, Schweizerknechte auf Galeren, Ausbau Schloss Rheineck 75Reisläuferei, Fälle und ihre Auswirkungen, Klagen wegen Reisläuferei 76Erbfragen, ausfällige Söldner, andere Probleme des Reislaufens, Landvogtwohnung 77Schlossbau und Brücke über den Rhein, Fasnachtshennen, Schirmsteuer, Brücke über Rhein 78Söldnerprobleme 79Schlacht bei Marigniano, Bettlerplage, Rheinwuhr 80Gardeknecht beim Papst, Auszüge aus Zellwegers Urkunden: Ordnung der Geistlichkeit 81Obst und Eicheln lesen, Trieb und Tratt

Sammelzeit der Eicheln, Pflücken von Tannenzweigen, etc. 82Aus dem Logiebuch der kath. Kirchenverwaltung: Markenbereinigung, Schulgutsteilung 83Weinzehntenverkauf in Buechen, Jacob Blarer 84Streit wegen Altartritte und Vergleich 85Kirchhöfe, Tausch mit Grabstätten 86Opfergelder, Kircheninventar, Abkurung Pfrund-Kapitalien 87Pfarramtliche Richtlinien und Kirchenrechnung 88Verteilung des Siechenhauses, Messgesänge auf der Orgel, Übereinkunft Verwaltung/Pfarramt 89Freiheiten und Rechte des katholischen Pfarramtes, Ausscheidung der Kath. Schule 90Verkauf Pfarrgutes an Friz Wick, Stipendienfond und Verwendung, Kompetenzpflicht 91Kath. Frauenhaus, Diskussion um Pfarrhausplatz, Kirchenweinzehnten, Kapuziner 92Lehrlingsfond und Vermächtnis, Erweiterung Kirchhof 1870 93Beerdigungs-Reglement, Schwabenkrieg 95Rheineck das Tor zum Rheintal, Umschlagplatz für Handel und Verkehr 96Kapelle zu Ehren des Apostels Jakobus in Rheineck, Turmschaden in Thal, Klosterbruch 97Reisläuferei, Vorbereitung zum Schwabenkrieg 98Bedrohung, erste Schlacht 99Fester Wille zur Freiheit, Verwilderung des Söldnerwesens 100Besatzungstruppen, negative Auswirkungen, Landung der Schwaben in Staad 101Plünderung, 70 Eidgenossen umgekommen (Gedenken in der Kirche), Folgen des Krieges 102Wiedergutmachung der Schäden während diesen Kriegswirren,

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Geschichte des Rheintals (Ambühl), Frühgeschichte bis 1400 103 Oestereicher in Wolfhalden, Brand in Rheineck, Klosterbruch in Rorschach, Schwabenkrieg 105Trockener Zehnten verkauft, Weinzehnten, Letzibrief, Reformation, Hof- und Bürgerrecht 106Marktschiff, Teilung des Kirchengutes, Verteilung und Urbarmachung des Bauriets

Revolutionszeit, Auflehnung wegen der Vogterei 107Die Franzosen in der Schweiz, Canton Säntis, Kampf an der Grenze, geografische Notizen 108Entstehung von Rheineck, Bachverwüstungen 109Klösterli Wolfsgrub, Schriften der Schule 110Chronik der Stadt und Landschaft: St.Gallen, Riseck, Rheineck 111Rheineck und seine Herrscher, Rheinzoll 112Rechte Rheineck und Thal, Stiftung Kapelle Rheineck 113Schwabenkrieg, Reformation 1532 114Brand in Rheineck, Überschwemmung, Hungersnot, Güter in Thal, Anniversarium 115Alte Geschlechter im Anniversarium 116Näfs Chronik: Reformation, Thal 848 117Sagen über die Burg Rheineck, Sulzberg, Bodensee, Buchstein 118Grub Zwistigkeiten, Kriegserreignisse, Naturereignisse im Rheintal 119Kaufbrief betr. Frauengut zu Thal 121Zehnten zu Almendsberg an Kirche Thal und Rheineck 122Kelch zu Rheineck, Statistik über Wein- und Rebbau, Weinlauf 124Lage und Witterung der Reben, Auszug aus Kath. Protokoll von 1733 130Zehnter, Problemmütter, Gemeindeordnung 131Von dem Rebbau, Korrekturen Rebbriefe 132Öffentliche Ordnung, Teillibell des Sondersiechenhauses 133Verteilung des Kapitals des Sondersiechenhauses 135Abschied betr. Kath. Kirchenrechnung, Vergleich zwischen den beiden Religionen 136Organisation der neuen Kirchenordnung 137Bein- und Spenghaus 138Verteilung der Güter unter die beiden Religionen 139Organisation im Frauenhaus, Taufstein etc. 140Teillibell betr. Auflösung des Kirchengutes unter beide Religionen 141Frauenhaus und deren Besitzesverhältnisse 145Teilung des Weinzehntens 146Teilung des Nuss- und Wachszehntens 147Auszug aus Kath. Ratsprotokollen: Streit wegen Altartritten 148Gütlicher Vergleich wegen den Altartritten 149Abschluss und Teilung des Kirchengutes 150Ratsprotokolle: Brief Niklaus von der Flüh den Zehnten betreffend 151Verzeichnis in der Pfarrlad Thal liegenden Urkunden 152Auszug aus Chroniken von Petershausen: Umschreibung der Ortschaften 155Aus Zellwegers Urkundensammlung: Beschreibung der Ortschaften etc. 156Besitzesverhältnis, Aus Sammlung der eidg. Abschiede: 159Streitigkeiten wegen Rechtsform über Allmend- und Weidestreitigkeiten etc.Reisens der Leute im Rheintal, Streitigkeiten, Notizen über Appenzellerkrieg: 161Beschlichtungsversuche der Eidgenossen 163

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Schlichtungsversuch zwischen den Appenzellern und Graf von Toggenburg 165Die Eidgenossen appellieren an die Vernunft der Appenzeller, Schutz- und Trutzbündnis 166Auszüge betreffend Toggenburgerkriege 167Auf Geheiss der Kirche wird eine Versöhnung angestrebt 168Vermittlung im Toggenburgerkrieg 169Aus der Frühgeschichte 170Erschlagung des Amtvogtammanns Köppel nach öffentlicher Gemeinde 171

Hinrichtung und Satisfaktion 172Pfarrpfründe im 15. Jahrhundert, Jahresrechnung und Ausschweifungen 173Tagsatzung rügt diese Übertretungen und die Thaler fanden Auswege 174Abschaffung der berüchtigten Mahlzeiten 175Weitere Unsitten bei Gerichten, Rebschauen, Kornzehnten usw., Stiftung Pfrund Rheineck 176Richtlinien für Frühmesser, Schenkungen an die neue Pfrund 177Stiftung durch das Konstanzer Vikariat, Frühmesser in Rheineck 179Stiftungsbrief von Albrecht Schonau an die Pfrund Rheineck 180Kauf des Weinzehnten zu Buechen für die Kirche Thal 181Abschied den Heuzehnten betreffend 182Abschied den Zehnten im Fuchsloch betreffend 184Fremde Faktoreien und Markt in Rheineck 185Abschiede Religionsstreitigkeiten betreffend 186Vergleich zwischen Katholischen und Evangelischen von Rheineck 1713 187Vergleich wegen der neuen Kirche in Rheineck 1728 189Abtrennung von Thal, Verzeichnis der Pfarrer zu Rheineck und Thal 190Recess die katholischen Bürger von Rheineck betreffend 191Zwist wegen Fronleichnamsfest, Aufsicht den Altenrheiner Zoll betr., Präzisierung Hofbuch 192Bregenz will den Rheinlauf korrigieren, evang. Schul- und Helferei-Ordnung 193Vergabungen an die Helferei, Schule wird erweitert 194Diakone in Rheineck, Rheineck kauft Biberhölzli, Briefe von Obrigkeiten 195Stadtrechte und Freiheitsbriefe von Rheineck 196Streit wegen Fälle und Fasnachtshennen mit dem Abt von St.Gallen 197Landvogtmandat den Feiertag betreffend, um das Güterrecht 198Landvogtbefehl wegen Kessler und Zigeunern, Weisungen wegen Bauhof, Zehnten 199Verspruchsrecht, Güterverkauf, Neubau, Ehebruch, Totschlag, Einschränkung Mahlzeiten, etc. 200Lehensgüter, Kirchenrenovation in Thal, Wiesen ennet dem Rhein 201Wildfang, Angelusläuten eine alte Sitte, etc. 202Ehr und Gwehr, Verschiedene Anliegen Rheineck und Thal betr., Stadt- und Hofbücher 203Ehr- und Gwehrabnehmen, Galgenwiese, Massregeln wegen Bettler, Freiheits- und

Bestätigungsbrief, Schützengabe 204Verspruch- und Zugrecht, Salzhandel, Obstzehnten, Restauration Rathaus Rheineck,

Abschied gegen Juden, Zollstätte Rheineck-Gaissau 205Zollstätte im alten Rhein und Streit darüber 206Übernahme Bauriets durch Thal und Rheineck, Fischerbrief, steuerbare Güter ennet Rhein 207Neuer Pranger, Fährordnung, Flötzenordnung etc. 208Gelder aus Kirchengut, Zwist den Zoll betreffend, Abfuhrzoll in Lindau und Vergleich 209Aus Zellwegers Chronik: Aufzugsbrief über das Gut Undra 210

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Friedrich von Toggenburg verpfändet Rheineck, Pfaffenjagt und Untaten, Gemeinde Lutzenberg: Verkauf von Liegenschaften 211

Auszüge aus eidg. Abschiede: Klage wegen Priestern und Predigern, Landverkauf,Klage wegen Rebbrief, Zulassung zur Rechnungsablage der Frauenpfründe 213

Kauf des Buechsees, Klage wegen Geistlichen, Auszüge der Geschichte nach Merkle 214Schlacht gegen Ungaren, Bau von Wachttürmen, Geschlechtsnamen,

Angriff der Toggenburger auf Rheineck, Fehdebriefe, Kampf um das Schloss Fussach 215Alemannische Regenten, aus Chronik Peterhus: Begräbnisstätte,

aus Neugart: Vergabungen 216Alte Ortsnamen, Streitigkeiten zwischen Constanz und St.Gallen 217Schenkungen, aus Chroniken in Peterhausen 218Schenkungen, die zur Aufnahme des Sohnes führen sollten, Frühgeschichte 219Alemannische Gesetze, Gerichtsbarkeit 220Das Leben auf einem alemannischen Dorf:Wetter von 700 bis 900 221Eigentum und Rechte des Bürgers und der Grundherren, Armenfonde 222Gaben an Arme, Beschreibung einer Burg 223Bündnisse, Strenge der Machthaber, Verlegung des Kloster St.Gallen nach Rorschach

Minnesänger 224Wein- und Kornzehnten zu Höchst, Aufnahme ins Bürgerrecht St.Gallen, Appenzell in Bann 225Synoden, Geschichte der Appenzeller: Letzinen und Marken, Korn- und Weinzehnten 226Ächtung, Verkaufsbrief Jakob Peyer 227Zwist zwischen Appenzell und Abt Ulrich 228Auszüge aus Urkunde: Marken, Klagen, Streit um Zehnten, Ablösung mit Appenzell 229Rechtsordnung im Rheintal, Auslösung aller Rechte des Abtes 230Aus Vadians Chronik: Versprechen der Appenzeller, Planung eines neuen Klosters 231Fasnachtshennen, Kriegsläufe, Spruch über Gemeingüter, Marken (Grenzen) 232Kirchhöri zu Thal, Gerichtsbarkeit, Klosterbruch 233Lieder vom Klosterbruch 234Verspruch der St.Galler, Appenzeller und Gotteshausleuten 235Nachwirkungen des Klosterbruchs 236Friedensabschluss mit den Appenzellern 237Auszüge aus älteren eidgenössischen Abschieden, Beanstandungen, Burg- und Landrecht 238Wohnung des Leutpriesters zu Thal, Gefängnis in Rheineck, kleine Notizen 239Schlossbau, Reislaufen, Besatzungen, Klage wegen Armut, Besatzung in Rheineck 240Drohung aus dem Norden, Frühgeschichte, Angst und Not der Einwohner 241Rheingau, Rätien, Montfort, Werdenberg 242Geschichte des Grafen von Montfort 243Zwei Linien Montfort und Werdenberg 245Zwistigkeiten, Unzufriedenheit und Hunger, Kampf um Winterthur 246Graf Albrecht II. und Rheineck und Reichskellenhof zu Thal 247Verarmung der Werdenberger und Wechsel in der Oberhoheit 249Bund ob dem See, Zerstörung des Schlosses durch die Appenzeller 250Auszüge von Merkle: Frühgeschichte, Kampf der Rhätier gegen Alemannen 251Schlacht am Stoss, Sammelplatz Rheineck und die Appenzeller 252Eidgenossen brechen ins Vorarlberg, Merkles Frühgeschichte, altes Wappenbuch 253

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Leprosen- und Siechenhaus, Oelberg 254Reformationswirren 255Grosser Comet, Schlacht bei Kappel und deren Auswirkungen 256Unwetterschäden am Buechberg, Chronologia mit einigen Details 257Verkauf des Rheintals an die Appenzeller, Schweden in Bregenz 258Franzosenzeit, Ursprung der evangelischen Schule in Thal 259Armenwesen: Hungerzeiten um 1817, Überschwemmungen 260Weitere Hungerjahre, Spital S.Johannis in Feldkirch 261Aus Zellwegers Urkunden: Reformation und ihre Auswirkungen 262Verkauf Hof Walzenhausen, Verschiedenes aus Vorgeschichte 263Jahrzeitbuch Gaissau: Entstehung der Kapelle, Schule, Streit wegen Wuhrungskosten 264Franzosenzeit, Trennung von St.Gallen, Anschluss an Österreich 265Überschwemmungen, Aus «Walser»: Hunger, Krankheit etc. Filialkirche Altenrhein 266Zusammenhang mit Rorschach, Altenrhein kommt zu Thal 267Monographie von Pfr. Sultzberger über den Hof Thal: Kurzgeschichte 268Reformation, Zwistigkeiten 269Schwierigkeiten mit den Gütern, Zehnten etc. 270Verteilung der Kirchengüter 271Klagen wegen kath. Gottesdienst, dem Läuten, Kinderlehre, Kirchengut 272Frauenfelder Abschied, Verschiedene Klagen und deren Lösung 273Einkommen vom Pfarrer und von Lehrern 274Differenzen betreffend Abnahme der Kirchenrechnung etc. 275Verbesserung der Kirchlichen Gebäude in Buechen, Vergabungen 277Glockeninschriften, Urkunden über beide Kapellen und Kaplanei Buechen 278Organisationsordnung mit dem Pfarrer von Thal 281Schulfragen Katholisch Thal, Buechner Kapelle 282Kaplaneipfrund zu Buechen 283Rechte und Pflichten des Kaplans zu Buechen 284Verkauf der Kirche Buechen, Dispensierung des Kaplans 285Entscheid den Kaplan von Buechen betreffend 286Mitteilungen der Verwaltungskammer des Kantons Säntis, Resoluzion Feiertage betreffend 287Übergabe der Pfarrkirche Buechen, Leprosen- und Siechenhaus Auflösung der Stiftung 288Notizen zum Sondersiechenhaus Buriet 289Pfarrer Zidler und seine Stiftungen 290Sonderregelung das Sondersiechenhaus betreffend 291Auflösung und Teilung der Siechenstiftung, Siechenmagd 292Notizen aus dem Jahrzeitbuch in Thal: Kirchenschatz, Stiftungen 294Notizen aus dem Jahrzeitbuch: Ortsbezeichnungen 300Reformierte Pfarrer von Thal-Rheineck 303Notizen über evangelische Pfarrer und Diakone 304Organisatorisches, Kirchen- und Siechgüter 305Inschriften der Glocken, evangelische Pfarrer, Diakonat in Rheineck, Rechte und Pflichten 306Schule, Differenzen wegen neuem Helfer 307Pfarrer in Rheineck, Aus dem alten Anniversarium in Thal anno 1545 308Aus Freiburger Diözesen-Archiv 1865, Pfarreinkommen, Schulen, Abkurungen 309

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Kirchenpolizei, Erweiterung des Friedhofes 310Benutzung Frauenhaus, evangelische Filialkirche Buechen, Auszüge aus Kirchenverwaltung 311Glockensprung, Waisenhaus, Diebstahl, Tod durch Strang, aus vaterländ. Chronik Herisau 312Pest 1611 und andere schlechten Zeiten, Auswüchse der Jugend, Schiessen in Herisau 313Bewaffnung, Sagen aus Thal 314Vom Grenzpunkt Monstein und anderen Grenzen, Kreuzzug und Aussatz, Heerweg 315Einwohner, Dorfbach Thal, Kirchhof in Rheineck, Oelberg in Thal 316Kleine Notizen, Volkszählungen vom Vorderland, kriegerische Durchgänge nach Bünden 317Risse im Thaler Kirchturm, Geschichte der Kirchgemeinde Bäretswil 318Ortsnamen, Stadtammänner von Rheineck und Hofammänner von Thal 319Einquartierungskosten der französischen Truppen in Thal, Thaler Minnesänger 320Skizzierung der Geschichte von Thal und Rheineck 325Münzwerte heutiger Währung 327Erläuterung ungewöhnlicher Ausdrücke 328

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Grenze des Arbonerforstes

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1Erklärung einiger Geschlechts- und Ortsnamen von Thal, Rheineck und Lutzenberg etc.Die Geschlechtsnamen kamen erst gegen Ende des 12. Jahrhunderts sowohl in den Städten, alsauch in den Dörfern auf. Daher schrieb sich folgender Adel mit seinem Taufnamen, z.B. GrafUlrich. Später kam die nähere Bezeichnung von ihrem Stammsitze, wie Graf Hugo vonWerdenberg hiezu. Der kleinere Stand ahmte den höheren nach und schrieb sich von seinem Hofeoder Edelsitze, z.B. in unserer Gegend Dietrich von Utrach, Bernhard von Reinegge, Lütold zuThal. Bald aber waren sie auf die Bürger der Städte, welche sich eigentliche Geschlechtsnamenbeilegten oder sich beilegen liessen und aus den Städten drang die Sitte hinaus auf das Land.Zunächst waren es die Taufnamen, und nachher die Geschlechtsnamen, die gebildet wurden.Dahin gehören aus unserer Gegend Kuhn und Künzler von Cuno oder Konrad mit dem StammeKuhn oder Kühn, Heller von Hilarius, Dietrich von Theodorich, Rohner von Hieronymus, Burknervon Burkhard, das alte Geschlecht Merk von Markus, Hartmann von gleichartigen Mannen.Andere kamen von dem Amt und Dienste, dem einer obgelegen, wie Keller, von dem Amte einerKellerei im Hof Thal, Hofmann von der Zugehörigkeit dahin, Messmer und Kuster von Messmerund Kusterei (Fuhrhalterei) bei der Kirche, Zoller von Zolle, Huber von Huob, Näf von Neffe,Benz von Benz oder Benzlin, Benno von Bernhard, Jöggli von Jakob, Trude von Gertrud, Wettlervon Watt (= Friedung), Spöri von Spühren, Spührer, Noger aus Nolier (= Schiffer).Eine Menge stammte von der Handarbeit und Fertigkeiten, womit sich jemand beschäftigte, wieBerufe von Müller, Schmid, Koch, Schneider, Buchmann, Rebknecht, Scherrer, Linder, Kasper,Schlegel, Pfeifer, Rüttiner, Giger.Wieder eine grosse Anzahl von der Herkunft, von einem Hofe, Weiler, Dorf, Stadt, Land und Volkz.B. Unterach, Underwat, Hächler, Tobler, Egger, Sonderegger, Buechler, Schurtanne, Berger,Wiser, Höchster, Dornbierer, Tanner, Bischofberger, Hertenegg, Gasser, Niederer, Bachofer,Beninger, Mendler, Kellenberger, Bucher, Tübacher. Andere wurden genommen von der bürgerli-chen oder geistigen Beschaffenheit ihres Tragens, so Klein, Schemler, Luzzis und Luz, Fridankund Freidenker, von Denker der Freyer, Köppel oder Köplin, Rupp von Rücken.Eine Menge hatte ihren Ursprung von Scherz, den theils der Adel mit den Leibeigenen trieb, oderden theils das Volk unter sich erlaubte, oder endlich von der Schreibweise oder Faschingsumzügeherkommt, wo verschiedene Rollen gespielt wurden, wie Herzog, Bischof, Graf, Richmann, Göchvon Gögel, Schellili, Heillos, Klinbrot, Bengel, Stump, Gugger, Dudler, Schefer, Diezi von diezen(= tönen, rauschen, schnattern), Granzi und Graus (=Schnabel oder Rüssel), Zingerli von zanger(= Beistand, scharf schmeckend, klingend), Lutz entweder von Lützel (= klein), oder von Luz (=durch das Los zugefallener Landtheil).2Die Ortsnamen sind im Allgemeinen älter als die Gesellschaften, weil der Hof, der Weiler balddurch Erbfolge mit einem besonderen Namen genannt wurde. Freilich können nicht alle das glei-che Alter beanspruchen, in dem die Cultur nur allmählich Fortschritt und die Theile erst noch nachund nach vom Ganzen abgelöst wurden. Da wo römische Siedlungen bestanden, finden sich öftersin den Ortsnamen noch Nachklänge der lateinischen Sprache, wie Arbon; und wo einst die Rhätierihre Macht vorgeschoben, traten noch jetzt in den verschiedenen Benennungen der Ortschaften,Berge und Alpen, Spuren ihres Idioms hervor, wie in Montlingen. Aber weder von den einen, nochder andern sind sichere Ueberbleibsel vorhanden. Tschudy wollte Staad von Statio, Speck vonspecula herleiten, allein Staad das Gestade und Speck – die Spähe oder Speche sind ebensogut ale-mannischen Ursprungs, wie alle übrigen Ortsnamen, die wir in der Gegend finden.

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Auch hier ist die Abstimmung eine verschiedene, entweder zeigt sie nur ihren einstigen Eigenthü-mer, oder erinnert nur an ihre Gestalt, ihre Umgebung, ihre Beschaffenheit, ihre Bestimmung.Da ein grosser Theil der Gemeinde einst den Bischöfen von Constanz gehört zu haben scheint, sobegegnet nur in Heiden eine ganze Rhode mit dem Namen Bischofsbergerrhode, dann die Namendes Bischofs, Bischofsau, Unter- und Hinterbischofsau. Dann finden wir eine Lippenrüti – derReuteplatz des Philipp, die Fromserüthi d.i. Rüthi des Fruomo, die Gereschwendi (schwendi vonswentan = machen, machen dass es schwindet) also das einst wilde nun urbargemachte Gut einesKero. Gegen den Rhein hin treffen wir das Dietrichsgut, das wie der Name sagt, einem gewiegtenDietrich gehörte. Auch der Namen Lutzenberg, Lutzenland, Lutzenreuti und Almisberg weisen aufbestimmte Eigenthümer hin, dort einer oder mehrere Lutzen, hier sogar ein ganzer Stamm, derBerg der Alemannen.An frühere Beschaffenheit erinnern uns die Namen Brenden und Brand, das sind durch Brandurbar gemachte Güter, Reuti und Schwendi, Schwantelen, wo die Wildnis ausgereutet und ver-schwinden gemacht werden musste; an bestimmte ausgeprägte Heimwesen die Namen Hub (=10Jucharten), Zelg (13 Jucharten); Lehen, von früheren Waldboden trugen die Namen Lindenberg,Eschenbühl, Tanne, Schurtanne, Hartenhofriet, Buchen, Buchsteig, Buchberg, Buchriet, Buchsen,Sonder, Wesen, Haufen, Luchten; von örtlicher Lage kommen Lachen, Bärlochen, Bach, Bächle,Tobel, Mühltobel, eine Menge Güter, die mit Büel oder Egg zusammengesetzt sind, weil sie aufeiner vorspringenden Anhöhe, Büel oder Bühel liegen, so Hellbühl, Eschenbühl, Schönbühl,Sandbüchel, Hinteregg, Rheineck, Risseck. -–

3Der sogenannte «ewige Verspruch» oder das Zugrecht im Rheinthal mit besondererBerücksichtigung der Gemeinde Rheineck und ThalDie Armuth der Gegend, die Fruchtbarkeit ihres Geländes und besonders der vortreffliche Weinlenkten schon seit den ältesten Zeiten die Aufmerksamkeit zeitlicher und weltlicher Herren auf dasliebliche Rheinthal, und an ihm bewahrheitet sich buchstäblich das alte Sprichwort: «Wo manpflegt guoten Win, züchet Münch und Ritter hin.» Nach einer Urkunde von 982 schenkte AbtImmo dem Bischof Eginolf von Lausanne, dem einstigen Klosterschüler von St.Gallen derRheinthaler Wein unvergesslich bleiben mochte, einen Weinberg in Bernang. Die KlösterSt.Gallen, Meererau, Lindau, Petershausen, St.Katharinen, das Hochstift von Constanz, dieGrafen von Montfort, Bregenz, Werdenberg, Heiligenberg, Ramsberg, Hohenems, Toggenburg,die Edeln von Uetwil, Andwil, Sulzberg, Rorschach, Steinach, Ramswag, Wartensee und Höchsthatten samt den rheinthalischen Edelleuten ihre Besitzungen. Als durch das Aufblühen derIndustrie und des Handels das Bürgerthum gegen Ende des 14. Jahrhunderts und im Anfang des15. Jahrhunderts reich und mächtig zu werden begann, so lenkte sich die Aufmerksamkeit man-chen behäbigen Bürgers nach dem Gelände, das ihm den leiblichen abendlichen Trunk spendeteund er strebte darnach, gleich Mönch und Ritter der Besitzer irgend eines Rebstückes oder einersonstigen Liegenschaft zu werden. Besonders waren es die drei Städte St.Gallen, Lindau undConstanz, deren Bürger im 15. und 16. Jahrhundert nach rheinthalischem Besitze lüstern wurden.Wir finden aus dieser Zeit einzig in Rheineck und Thal Niedergelassene. Die Geschlechte derPayer und Blarer von Constanz, die Schöry, Gäggeli, Märk, Gerung, von Stamm, Hochdorf vonLindau, die von Matt, Zollikofer, Zyli, Opizofer, Schobinger, Studer, Schlumpf, Speiser, Högger,Kobler, Hochreutener, Kunkler etc. von St.Gallen, später die Staufacher von Glarus, die Salis vonZizers. Das Stift St.Gallen besass noch am Ende des 17. Jahrhunderts in der Gemeinde Thal gegen

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200 verschiedene Parzellen an Reben, Aeckern, Wiesen, Gehölzen und ganze Höfe; zumLandvogteiamte gehörten mehrere grössere Heimwesen (da der jährliche Ertrag der landvögtli-chen Reben sich auf 1000 Saum belief) den Reben und Gütern der Thaler- und Rheinecker-Gerichte, da der jährliche Ertrag der landvögtlichen Reben sich oft auf 1000 Saum belief; derSpital von St.Gallen kaufte Land auf Land und ab dem besten Theil der Güter, so dass eigeneHofleute zum grössten Theile zu Unterwürfigen, auf ihrem eigenen Hofe zu Pächtern, abhängi-gen Dienstleute herabsanken. Bei dem freien und sich selbstbewussten Sinne, der nach demBurgunder- und Schwabenkriege auf die Landbevölkerung durchdrang und bei der Inventur die-ses Verhältnisses, konnte es nicht fehlen, dass diese Verhältnisse Anlass zu verschiedenen Sorgenund Streitigkeiten darbot, und sie liessen auch nicht auf sich warten. Im Jahre 1503 weigerten sichetliche fremde Gutsbesitzer in Thal, die Kriegs- und Reiskosten bezahlen zu helfen. «Alss wihrjez gehn Bellez und sie mit unss zogen werendt». Thal wandte sich durch seinen Ammann EgliMessmer an die zu Baden versammelten Boten, und diese erläutern dahin, dass alle Gutsbesitzersolche Kosten zu tragen helfen.

4Im Jahre 1538 thaten die Wildbäche in Thal grossen Schaden an den Gütern. Thal belegte dieSt.Gallischen Güterbesitzer mit einer Steuer wie die eigenen Hofinsassen. St.Gallen sperrte sich,weil es keine Reisekosten seien und wurde von den Tagherren in Baden unterstützt aber ein gros-ser Landpresten und Schaden seie, so bitten sie die St.Galler freundlich, den Thalern daran einfreies Geschenk zu machen. Aus dem Jahre 1514 finden wir das erste schriftliche Dokument,worin die Thaler wegen der Ueberflutung der Fremden in Baden Protest einlegen und für sie dasRecht beanspruchen, bei Käufen den St.Gallern und deren Angehörigen den Pfandschilling zuerlegen und die Güter zu ziechen. Egli Messmer, der damalige Hofammann von Thal, hatte dieFreude, diesen wichtigen Rechtstitel von Baden mit nach Hause zu können.

5Auszüge aus den Schriften von Amtsschreiber Kuhn sel. in RheineckZehntpflicht der Unterrheinthals laut landvögtlichem Urbar.Aller in Rheinecker und Thaler Gerichten – Korn, Haber, Roggen, Weizen – auch Weinzehnten,samt alle andern Früchte gehört den Vögten zu Handen Meiner Herren der acht Orten, ausgenom-men das Weinpfändlein zu Buchen, der Nusszehnten zu Thal, unserer lieben Frauen, derKornzehnten zu Buchen dem Fürsten, der Kleinzehend Heu und anderes so vor Johann-Tag imSommer fällt dem Pfarrer zu Thal, nach St.Johann den Vögten zu. Nusszehend in Rheineck denVögten, Obst- und Weinzehnd am Buchberg, auf dem Buchberg, Schwerzenberg, Sandbühel, ander Egg und von allen Neusäzen so jez von Reben besetzt, meinen Herren der acht Orten.Gerechtigkeit: Kastvogtei der Kirche zu Thal und Collatur des Leutpriesters und Prädikanten: Malefiz-Punkte: 1. Ketzerei – es sei in Glaubenssachen oder in der abscheulichen Sodomioterei.2. Unholderei – von Hexen und Hexenmeister. 3. Mordthaten – auch Rath und That dazu geben.4. Verrätherei und Rebellion wider die Obrigkeit. 5. Brennen. 6. Kinderverderben. 7. Todesschlag.8. Strassenraub. 9. Falschmünzer. 10. Nothzwang. 11. Diebstahl. 12. Meineid. 13. FalscheKundschaft oder Zeugnis. 14. Friedbruch mit Worten. 15. Schwere Gotteslästerung. 16. Brief überBrief. 17. Markstein rücken. 18. Alpenau und Gemeinden. 19. Blutschand mit Blutsverwandten.20. Für eigen einschlagen. 21. Partheien syn. 22. Geistliche und weltliche Obrigkeiten schelten.

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Schatzung der Nationalgüter: Der damalige Landvogt Rheinthal im Jahre 1802, laut Verzeichnis1. fl. 22055, 2. fl. 12275, 3. fl. 12950 + 5575, Total fl. 52855. Schirmsteuer der Stadt und Höfe.Rheineck auf Ostern 20 Pfund für die Fasnachtshennen innert den Stadtmauern im Gesamtbetrag1 fl. Ausser denselben jede Haushaltung die Henne 6 fl.; Altstätten 26 Pfund. Ausser der Stadt dieFasnachtshenne, in der Stadt keine. 6Marbach: jährlich auf Ostern 10 Pfund und jedes Haus eine Fasnachtshenne. Balgach: jährlich 5Pfund oder 5 fl. 42 Kreuzer 2 Pfund keine Henne. Berneck: jährlich auf Ostern 10 Pfund oder 11fl. 25 Kreuter und für jedes Haus eine Henne. Der freie Reichshof Kriessern an Oberried aufOstern 2 Pfund 10 sz oder 2 fl. 51 Kreuzer. Der Hof St.Margrethen 2 Pfund 10 sz oder 2 fl. 51Kreuzer. Der Hof zu Rüthi: 1 Pfund 5 sz oder 2 fl. 25 1/2 Kreuzer und keine Hennen. Widnau:Jedes Haus die Henne, die hohen Gerichte der acht Orten und die mindern dem Grafen vonHohenems. Haslach und Dickenau wie Widnau. Hof Thal: jährlich 10 Pfund oder fl. 11. 25. undjedes Haus eine Fasnachtshenne.

Johann Franz Landwing war Landvogt in Sargans von 1711-13. Appenzellische Landvögte imRheinthal kannte man auch: Kuhn, Hermann, Zidler 1472, Hermann Schwendener 1478, HansMoser 1484, Uli Lanker 1486, Laurenz Steiger 1487. Die Vögte der acht Orte hatten eine zwei-jährige Amtsdauer, St. Johann Baptist wurde Antrittstag.Der Landschreiber, der Nebenbeamte, wurde bis 1582 aus den Stadtbürgern zu Rheineck, dannfrei vom Landvogt, seit 1712 Stadtbürger zu Rheineck, dann frei vom Landvogt, seit 1712 und1734 von den reformierten Kantone Zürich, Bern, Glarus, und Appenzell Ausserrhoden gewählt.Der Landvogt verwaltete die hoheitlichen Rechte, die jedoch im Oberriedt zum 8. Theil dem StiftSt.Gallen, in Oberlienz ganz der Landvogtei Sax gehörten, so hielten ausser in Rheineck und Thal,überall zu Besorgung von Strafeinleitungen, Liquidationen, Bussen, Einzügen sogenannteLandvogtammänner. Ein Gericht von 12 Mitgliedern in jeder Stadt und jedem Hofe beurteilte dieCivilfälle und besorgte das Alliments- und Waisenwesen.Die Urteilsappellationen gingen von Rheineck und Thal an den Landvogt; von Altstätten,Oberried, Marbach, Berneck, Eichberg, Balgach und St.Margrethen an den Pfalzrath in St.Gallen,weil der Abt der Gerichtsherr dieser Orte war, von Widnau und Haslach an den Grafen vonHohenems. Rüthi stand unter Pfäfers. Von dem Landvogt stand noch eine Appellation an den eid-genössischen Syndicat und von diesem an die regierenden Stände offen. Die Appellations- undAnmeldefrist betrug für Landvögtliche und Syndicats-Urtheile von 10 Tagen, die Prosegutionszeitfür Erstere bis zur nächsten folgenden Syndicatssitzung, für letztere 6 Monate.Hofammannische und St.Gallische Urtheile waren nicht zur appellatel möglich. Wohl konnte derFürst für letztere Revisionsgesuche bewilligen oder abschlagen. Im ersteren Falle war der Pfalz-rath abermals Richter. Die hinterlegten Gebühren von fl. 20 blieben bei erfolgter Bestätigung desUrteils als Busse wohl bezahlt.

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bedeutet 10 Schilling d = 35 Kreuzer

7 Schilling = 24,5 Kreuzer

5 Schilling = 17,5 Kreuzer

4 Schilling = 14 Kreuzer

1 Gulde 8,5 Kreuzer

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7 Wie wenig diese Streitlust zeugende Verworrenheit den Rheinthalern zum Vortheil gereichenkonnte, mögen folgende Beispiele beleuchten:Ein Weinprozess im Geldbetrag von fl. 80-90 – 3 Jahre herumgeschleppt, verursachte dem verlie-renden Theile, einer reichen Witwe in Thal, über fl. 3000, für beide Theile bei fl. 5000 Kosten. Der Hof Thal bezahlte über einen Prozess mit einem Appenzeller-Angehörigen-Kauf der altenLandschreiberei unterm Stein betreffend – während 2 Jahren eigene Kosten von fl. 972,Entschädigung an den Gegner fl. 2858.Aus dortiger Hofkasse wurde am 5ten März 1791 einem arm gewordenen Oberrheinthaler wegenfl. 800 verlorenen Prozesskosten 2 fl. 45 Kreuzer gesteuert.Hoheitliche Verbrechen strafte allein in Altstätten und Rheineck mit Zuzug der vorgesetztenAmtsleute, die aber wie der Landschreiber nur beratende Stimme hatte. Niedere Bussengerichte wurden alljährlich gehalten, in Thal und Rheineck im Beisein desLandvogts und Landschreibers und einiger Richter, in den St.Gallischen Gerichten Altstätten undEichberg der Gerichtsammann, den übrigen des Obervogts und Hofammanns und 3 Richter. InWidnau und Haslach hielten sowohl der Landvogt als auch ein gräflicher hohenamtlicher BeamterBussengerichte. In Oberlienz wohnte der Landvogt je zu 9 Jahren nur mit Saxischen Beamten demBussgericht bei. Bei Strafurtheilen war kein Appellationsrecht.Bussen bezog der Landvogt: ob 5 Schilling, alle die darunter der Ammann in Rheineck nur dieHälfte, die andere Hälfte die Stadt; in Altstätten 1/3 gleich dem Abt und der Stadt; in Eichberg,Marbach, Balgach, Berneck und St.Margrethen 1/3, 2/3 das Stift, in Oberriedt die Hälfte wie dasStift; in Widnau Haslach die einen ganz, die andern ganz dem Graf von Hohenems, in Rüthi 1/3,2/3 der Hof.

Die peinliche Gerichtsbarkeit überall der Landvogt zuständig, wurde ausgeübt in Rheineck,Oberriedt und Altstätten. Die ganzen Malefizgerichte über Leben und Tod bestanden ausser demLandvogt und Landschreiber in Rheineck noch mit dem Ammann und 12 Richtern der Stadt undje 2 Richter der Höfe, 27 Personen in Altstätten zur Beurtheilung der abwärts bis an den Monsteinvorgekommenen Fälle, in gleichem Verhältnis 21 Personen; in Oberriedt dem St.GallischenObervogt zu Blatten und dem Ammann und Gerichtshofes, 17 Personen. Bei Malefizgerichtenkonnte der Landvogt wie auf Begehren der Richter sein Gutachten abgeben, und allfällig das aus-gesprochene Urtheil mildern.

Gebietseintheilung: Zu dem Unterrheinthal gehörte: 1. die Stadt Rheineck, 2. der Hof Thal (mitBuchen Staad und 5 Rhoden). Altenrhein gehörte in das St.Gallische Amt Rorschach. ZuOberrheinthal die Vogtei Rotenberg Gerichte und Höfe: 1. Balgach, 2. Berneck, 3. Marbach undRebstein, 4. St.Margrethen. Zu dieser Vogtei gehörte auch das unter österreichischer Hoheitgestandene Gericht St. Johann Höchst und Fussach.II. Die Vogtei Blatten: 1. Oberriedt mit Montlingen, Kriesern und Kobelwald, 2. Diepoldsau undSchmitter (noch seit 1788 ein eigener Hof, bis dahin bei Oberriedt).III. Das Amt Altstätten: 1. die Stadt mit 5 Rhoden, Leuchigen, Ober- und Unterlienz, 2. der HofEichberg.IV. Gebietstheile unter ausländischen niederen Gerichtsherren: 1. Rüthi unter Stift Pfäfers, 2. derHof Widnau Haslach mit Au unter dem Grafen Hohenems (wurde 1782 für 6000 fl. Eigenthumdes Herrn Rudolf von Salis in Chur durch Kauf).

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8Die militärische Einheit in die 4 Quartieren und Sammelplätze Oberriet, Altstätten, Berneck undRheineck, gründete sich auf eine allgemeine schweizerische Schirmordnung aus der Zeit derBündnerunruhen 1628 und der schwedischen Belagerung der Städte Bregenz und Lindau 1647.Die rheintalische Mannschaft über 16 Jahre alt, stets Waffen zu halten pflichtig, zählte damals2500 Mann, für den ersten Auszug waren 200, für den zweiten 400 und für den dritten 800 Mannbestimmt. Die Rheinthaler nahmen Antheil am Schwabenkriege 1499 und an mehrmaligenGrenzbewachungen im eigenen Lande. Übrigens war an den Zielschiessübungen und dasParadieren an den landvögtlichen Huldigungstagen, womit zugleich Waffenschau undHauptmusterung verbunden waren, wohl die Hauptbeschäftigungen des Militärs während derlandvögtlichen Regierungszeit.Hochwachten gab es beim steinigen Tisch, beim Wachthüttlein zu St.Margrethen auf demHelsberg, auf dem Forst bei Altstätten und auf Blatten Oberriedt. Die Bevölkerung zählte 1796pfarramtlich aufgenommen: 11915 katholische und 10091 evangelische Einwohner. DieMannschaft über 16 Jahre belief sich auf 6724 Mann.

Alljährlich auf Ostern wurden von den Bürgerversammlungen die allgemeinen und konfessionel-len Verwaltungsstellen und Pflegschaften, Kirchen-, Schul- und andere Gemeindedienste besetzt.Die Amtsbesetzungen, Wahlen der Richter und der Räthe zur Besorgung der polzeilichen und öko-nomischen Angelegenheiten, theilweise auch gerichtliche Sachen nach bestandener Stadt- undHoföffnungen; dann der Stadt- und Hofschreiber und Weibel auf ihr «Anhalten» fanden inMartinigemeinden (im November) statt. Alsdann wählte auch entweder der Landvogt oder derObervogt namens des Abtes oder Grafen aus einem 3er oder vierfachen Vorschlägen vom Volke,oder umgekehrt das Volk nach Vorschlägen der Obrigkeit die Gerichts-, Stadt- und Hofammänner.Freies Wahlrecht besass einzig der Hof Rüthi. Paritätsverhältnisse wurden bei Wahlen berücksich-tigt. Gleichzeitig (im Herbst) je zu zwei Jahren hatten die stimmberechtigten Unterthanen (alle dienicht durch richterliche Urtheil als ehr- und wehrlos erklärt waren) dem Landvogte, nachAnhörung des grossen Mandats den Huldigungseid der Treue und des Gehorsams zu leisten hat-ten. Die Erstellung des Niederlassungsrechtes übte das Volk selber aus. Der betreffende Fremdehatte sich an die Martinigemeinde um den Beisitz zu bewerben und musste dies alljährlich wie-derholen. (Handel und Gewerbefleiss, hemmender Egoismus der damaligen Gemeinden). ZurDeckung der polizeilichen Gemeindekosten wurden verwendet: die Gemeindevermögenszinse,Steuern von auswärtigen Besitzern an gehörigen Gütern, deren Gesamtwerthen im Rheintal 1738auf 944826 fl. geschätzt war, die Vermögensabzug- und Beisitzgelder.Da der Gassenbettel für die Armen obrigkeitlich privilegiert war, so gab es nicht sehr bedeutendeArmenkosten und es konnten Zinse vorhandener Fonds zu deren Bestreitung fast überall ausrei-chen. Bei der damaligen Einfachheit des Haushaltens in allen Verwaltungszweigen waren bürger-liche Gemeindesteuern etwas Unbekanntes.Schwer drückend waren die Rheinwehrlasten. Doch wurde 1762 von Obrigkeits wegen aus einervon Kapitalisten und Güterbesitzern eingehobene Steuer fl. 3921, fl. 921 an die schwerbetroffe-nen Wassergeschädigten verabreicht und fl. 3000 als stehendes Kapital bei den Höfen Bernangund Balgach unter ihrer Verwaltung und mit der Bestimmung hinterlegt, dass darüber nur dasSyndikat allein zu verfügen habe, die jährlichen Zinsen nur an die Wuhr- und Unterhaltskostenverwendet werden sollen.(9 ist eine Vakatseite)

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10Auszüge aus dem alten Logiebuche von Thalgeschrieben durch Jacob Egger, derzeit Hoffschreiber im Anno 1660igsten JahreKopie die Pfründe betreffend:I. 1458Ich Hanss Messmer an disser Zeit Ammann zu Thal bekenn vnd versprich öffentlich vor AllenMeiniglich, wenn disser Brief Jenner für kombt oder hört Lässen, dass auf den August als Datumdiss Brieffs ausswisset, für mich vnd offen verkannen Grichte so ich an dass Heiligen RömischenRichs Schöffe zu Gricht gesessen bin, kommen sindt diss nachgeschriebene Erben Lüthe mitNamen Jacob Haffen von Schärzingen. Alss ein Rechtliches Machtpot, nach Ausswissung Ainessgewaltbrieffs, vor gricht Alss obstat Verhört vnd gelessen. Der Erbe Frow Margrethen Jörglman,vnd Aller derer so zu dessen nachgeschriebener Sach den Hof gewandt vnd verdächt wärendt, zuAinem vnd der Ersame Herr Wilhelm Fröwis, Kirchher zu Thal, obgeschriben. Zu dem andernTheil vnd offnet Alda der vorgenannte Jacob Haffen, Alss ein vollgewaltiger Machtpot an Stat vndin Namen Alss obgeschriben Stat, durch seinen Erlaupten Fürsprëcher Eberlin Huwen, wie des-halb Her Wilhelm Etwass liegender Güter Bomgärten Aekher vnd Wissen vnd von Ainem PfiffnerGenambt, Vonand ein Härkomendte, dass Rächtlichen Erben sie wärendt mit Namen den Baum-garten, Hinder dem Bild zu Thal gelegen mit aller siner zugehört stösset an der MesmerenBomgarten. Zu den Anderen hinten an die gmeindt Innhielt, vnd Nutzet sie daran samt vnd Iretidie Alss er getruweti der obgemelten frowen von der wëgen Er da wär mit Aller AigenschafftZuhörtendt, darumb er gut brieff vnd sigels da vor Gricht Gott Bete. Im die zu verhörende Schandbat auch den genannten Her Willhelm mit Recht zu und erwissen, dass Er davon Stuente vnd diegenamte frowen vnd Ihr Erben An den obgenamten gütern mit Ihr. Zur gehört angesaumt beis-sendt, auf solche Blag anwurth der vorgenannt Herr Wilhelm durch seinen zugebenen fürsprechenHainin Köppelin, wie Er vnd vil sinen werden die Güter von der Pfrund dess Gotshauss wëgen,daselbs in stiller Rubiger vnd Nützlicher gewär ond gwalt vnansprächig In gehabt, Bauwen genu-zet vnd genossen hettendt. Alss Bang vnd vil lenger den lehens oder Aigens vnd Besonder dessHoffs zu thal Hërkommn Recht seit vnd Gewonheit wär vnd thruwet Gott vnd den Richtern Er vndauch Alle sine nachkommen, wer den obgerürten Pfleger Beÿ Ihr Klag vnd ansprech ganz nichtsPflichtig. Heten Inen auch hiebei nichtz zu Antworthen vnd wärendt auch Brieff da verspricht dieauch seien von den Gütern waren vnd wie die an die Pfrund der Kirchen zu Thal komen wärendt,vnd bat die zu verhören setz auch dass Allso hin zu dem Richter also nach Klag Antwort Redwider red nach verordnung der Brieffen zu beiden theilen fragt Ich obgenamter Aman an AinenUrtheil umb wass noch Clag ond Antwort Als obstat Rächt wäre do ward noch meiner frag zu denRechten ainheligklich ertheilt vnd erkint von der vorgenambt Her Wilhelm, dass grichts Stab vorGricht griffen, vnd darnoh den eidt ob man In dess nit vertragen wöl schwören möcht dass er dieansprächigi güter mit Ihr zu gehört ein ganz Jahr sechs Wochen vnd drey Tag Ingehegt vnd genos-sen hatte. In Riller Rübiger, gewär vnd Besonder die Jez gewelten Zeith aus unansprächig mit denRechten, dass den der obgemelt Herr Wilhelm vnd sin nochkommen Inen bey der Ansprach nichtspflichtig wärendt. Besonder Jez vnd hernach Umb die Sach unbekömert belieben, söllendt nochder Urteil Also greiff der genambt Herr Wilhelm an dess Grichts Stab, vnd entbot sich den AidAlss Im erkinnt wass zethun, wan Aber der vorgenambt Her Wilhellm ain Priester ist, vnd nitgezimbt, dass LaienPriester Aid bescheiden noh angëben solendt, do wardt mit mehr UrteilErkindt wan er Ain geistlich man war wer In dan dess Aides so In Zeiten als obstat, erkindt vonNun dato des Brieffs bis zu Santgallen Tag darnoh nächst künftig dass

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11die obgenannten Partheyen Vorgricht wiligklich geainnt vnd Abgeret habendt, mit erlassen woltvnd darumb In den tag gewelten Zeit von Inen angefordert wurdt dan solt er Then zu Constanz vorsinen obern vnd Danethin Ledig sin Alss obstat der Urtheil begert Im der obgewërth Her Wilhelmdurch sinen obgenamten fürsprech Aines briff zugeben die Im mit meiner vnd ainheliger urteilerkint ward vnd solt Ich obgewälter Aman den von dess grichts empfehlungs wëgen besiglen vnddess Alles zu offen vnd warem Urkhundt so hab ich vorgemelten Aman von dess grichts empfeh-lungs wëgen mein Aigen Insigel öffentlich gehinkht an dissem brieff doch mir vnd meine Erbenohne schaden der gëben ist zu thal auff mentag nächst Sant Michels dess Erzengelstag dess Jaresdo man zelt noch der geburt Christi tausendt vierhundert fünfzig vnd acht Jahr. (p. 42-43).

Das Original liegt in der Trestkammer zu ThalII. p. 49 1494Ich Jacob von Hertenstein zu der Zeit von entpfehlens wegen der Strengen Vesten frommen Ehr-samen fürsichtigen vnd wissen der sieben Orthen der Eidgenossenschaft so Thail an der Graff-schafft vnd Herschaft Reinegkh handt main gnädigen lieben Heren vogt daselbs ze Reinegkh, vndLandvogt im Rinthal, Bekhen Offentlich vnd thun Kundt Meiniglichen, mit dissem brieff dem-nach vnd der hohgelert maister Bartholome Zydler der Zit Lütprister ze Thal ein Buuellig Hussgehegt hät, desshalb sin Noturfft ayschet ain Nüwes ze bauwen vnd Aber mit vermöcht volbrin-gen, darumb er mein gnädigen Heren zu Constanz Alss sin Bischoff dessglich mein obgemelde-ten gnädigen Herren alss sin Recht Collatores vnd Lehenheren angerüfft vnd gebeten hat dass sieIhn gnädent grichtent zegunne, hundert Guldi auf den Corpus sin gemelten Pfrundt, auch aussdass Hauss er gebauwen hat Zentlichen, vnd dass darumb zu versetzen dass im Also gnädigklichzugelassen ist doch mit sönelicher vnd erscheid, dass er sins aignen guts auch hundert Guldi daranverbauw noch ausswissung, lut vnd sag der gewaltsbrieffen so Im von obgemeldten meinen gnä-digen baid Stät geben sindt, vnd wen solcher Bauw von Im beschäch soll er ainem Vogt wer jedenn Vogt ist, dess bauweiss halb Rëchnug geben, dass derselb meister Bartholome auf dissen tagwer nicht Alss ain vogt an Stat mein gemelten Heren auf Recht Redlich vnd ehrbar rächnung ge-than hat, auf dissen Tag datumb diss brieffs, vnd hat die Rechnung bracht Zweÿ hundert vndsechszig gulden die er biss auf den selben Tag der Anverbauwen hat, vnd ist noch der Ker Kemnetvnd die Klein staub vngemachet vnd etlich Kamern vnd dess zu wahren offen Urkundt hab ichobgemelter Jacob von Hertenstein vogt mein Aigen Insigel Zegezügniss disser Rechnung dochmihr vnd mein Erben vnschädlich offentlich gehinkht an dissen brieff, geben auf Samstag in derApplasswochen do man Zelt noch Christi geburth tussendt vierhundertnünzig vnd darnach in demvierthen Jahr. (Original in Thal)III. 48. Blatt 1508Wir von Stäten vnd Ländern Gemeiner vnsser Eidgenossenschaft, Rät der Zeit Zu Baden ImErgow mit wollen gewalt versamlet, namlich von Zürich Mathis Wiss Burgermeister, von BernCaspar Hezell, Venner von Luzern Her Peterman für Riter Altschultheiss, von Uhri HeinrichGöldschi, von Schwiz Hans Gerbrecht Aman von Unterwalden, Arnild Franz Seckelmeister, vonZug Ulrich Rätich, von Glarus Friedly Gusser Aman, bekennen vnd thun khundt mit dissem brieff,dass vor wass erschinen sindt die Ersamen unser Insonder Lieben vnd getrüwen der gemeinenKilchgenossen ze Thal Ehrbare botschafter12und Anwaldt, vnd brachten an unss wir sie In Ihr Pfarrkilchen grossen Priestern vnd mangelPriestern, vnd besunders an ainer Frümëss zu Stifften, mit begähr Inen solchs Alss die oberkeit

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manch zuelassen vnd zewergunen, Also auf solcher Erlich vnd Zimlich bit Got dem Allmechtigen siner würdigen muter Mariam vnd Allen heimelischen Herrn Zuo Lob vnd allen glöbigen sellenzu Trost umb Fürderung dess Gotsdienstes habendt wihr obgenaten kilchgehörigen vnd AllenIhren nochkomen, vergunen vnd erloben Inen, auss macht ausser oberkeit in Crafft dess brieffssolch pfrund der frühmëss zestifften, vnd so die auch gestifft zebesetzen vnd verlichen so dickhdass zue val kompt unsserthalb vnd Manigklichen ohn gehendert Vrkhundt vnd in Crafft dissbriffs den wihr inen under heren Wernhers von Meggen Riter von Luzern vnssers landtvogts zubaden aignen Insigel in Aller vnsser namen geben, vff Sandt Ulrichstag noch Christi geburth tus-send fünff hundert vnd Acht Jahr. (Liegt in der Trestkammer zu Thal).IV. Abscheid dess gehaltnen tags der Jarrechnung zue Baden im ErgeuwAngefangen auf Dunstag nach Vydt et Modst Anno 1534Auf dissen Tag sindt vor vns erschienen die beiden Partheÿen, dess nüwen vnd Alten glaubens derunssern zu thal im Rinthal Anwält vnd Erklagten sich die auf den Alten glauben wie den vormah-len durch vnsser Eidgenossenschafft Räth etlich bekant mussen beschehen, vnd Abscheid ausgan-gen, dass die Auff dem Nüwen glauben Inen von wëgen der Eilff Hundert gulden so sie auss derKilchen guth Verthann solten haben, Rechnung gëben, dess glichen dass sie Inen die saum derZwey Hundert gulden, so vil sie Inen noch nit vssgricht bezahlen vnd geben sollendt, demselbi-gen sey bisshär noch mit Stath thun, mit Vntertheiniger Peidt, wihr wolten sie dazu Halten, dasssie sämtlichen gelegten vnd Stath däten, vnd so wihr dargegen, die anwäldt auf dem nüwen glau-ben in Langen worthen in Ihr Antwurth gnugsamklich gehört vnd verstanden, vnd sie die sachdamit Zu ausser Rechtlicher Erkantnuss gesetz habendt daruff wihr vnss ErLüteret, vnd Erkint,dass die ausgegangene Abscheidt, bey Ihren Crefften ganzlich bestohn vnd Bliben, vnd dass denenauf den Alten glauben so vil Inen, noch an den Zweÿ Hundert gulden auss Stoht von derKilchenguth fürderlich vnd vnerzogenlich Aussgricht vnd gëben sollendt werden dessglichen sol-lendt die Kilchenpfläger oder die so mit dem Kilchenguth Umbgangen, der Eilff hundert guldenhalb In bisin vnssers Landvogts zu Rheinegkh in dem nöchsten Monat Rechnung gëben vnd dasszu Vrkundt so hat der from wiss ausser getruwer lieber Landvogt zu Baden im Ergeuw GilgTschude von Glaruss sin Aigen Insigel in Namen ausser Aller getrukht offentlich in disem brieffod Abschaid der geben Alss ob Stath. (Liegt zu Thal in der Trestkammer)V. Abscheid von Altstätten 1532Wihr von Stat vnd Landen, der Acht orthen vnsser Eidgenoschafft. Namlich von Zürich MeisterRuedolff Stelmeister, Felix Wingärter von Lutzern, Hans Goldess Schultheiss von Vogt, Matheusszum Braunen Seckelmeister von Schwitz, Jacob an der Rüthy Vogt von Underwalden, Clouss EmljVogt zu Zug, Vlich Bachman Vogt von Glaruss, Bernhard Schüsser Vogt von Appenzell, vndHanny Bauwman Landtaman von Beuelchss wëgen, ausser Allen Herren vnd oberen Jez ZuAltsteten im Rhintal. Bey ein Anderen versamblet, mit vollem gewalt, Bekennen vnd thun khundtoffentlich Aller meinigklich hiemit, in krafft diss Offnen Brieffs, Alss dan auss der GraffschafftRinthals von dem Anderen vnd der Oberen

13Höffen, der Theilung durch ihre Boten vnd Anwäldt, vnd namlich Thoma Luther, Feüstli Bell,Hansi Schachler vnd Hani auf Elkh, alss geordnet vnd gesetzte Kilchen Pflëgers der Pfar vndKirchen St.Geörgen zu Martbach im Rinthal auch im Namen ihrer mithafftener vnd Beiständter,vor unss erscheinen sindt, vnd anbrocht auch an vns erfordert vmb ErLüterung der Pfrundt halb,dessglichen der Caploneÿpfrunden vnd Anderess, so dan Inen nothwendig seÿ zu entscheiden,

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dass wihr hiemit gethan vnd ist solches ausser ErLüterung namlich von der Pfarpfrundt wëgenvnd Güter die der zu dienendt, dass dieselben sollent noch Merethzahl der Persohnen mit einAndern thailen, Ihren seÿendt gering oder vill, noh Lut dess Landtfrieden zum Andern wëgen derCaplonaÿpfrundes so ist dass ausser ErLüterung, ob die dass Lehen empfangen, noh in Lëben dassdenselben sie halten muss oder nit, ihr Lehen vnd Pfrunden, also erfolgen sollendt so sehr sie aberAbgestorben oder sonst darvon gestanden, dass dan die Rächten natürlichen Lehen herren sollen-wollen Macht vnd Gwalt haben solchen Caploneÿpfrunden zu verlichen welchem sie wollendt,einen Mësspriester oder Predicanten je noch der Lehen gefahlen. Zum drithen, dass sie sollendtdie Kilchensorg, vnd die Kilchenpfläger, zue beiden Partheyen mit ein anderen besetzen, vnd zuZeiten so dass nothwendig würth sie Rëchnung gëben, Alss dan fromben ziembt vnd gebührt, vndsolle die Kirchen zierth auss dem Kirchenguth, in zimblicher mass ersetzen und aussrichten, wiedas vormahlss von vnssern gnädigen Heren vnd Obern zu Baden auch ErLüteret ist worden, dochin Allwëg, dass das Haubtgut, weder von dem Pfarer, noch Kirchengütern vnd Caploneÿpfründenin kein wëg solle verthun werden. Zum virthen habendt wihr vnss auch mit ein Anderen ErLüteretvnd Erkint, dass die so die Mass halten wohlendt, solendt zu somers vmb die siebendte Stundt vndzu winthers Zeithen vmb die achte Stundt anfohen mäss halten, dem noh die Predicanten, auchführfahren, ob sie wohlendt, vnd dan zu Letzt, ob dan etliche Höff je zu Zeithen zue Gemeindtenheten, so sollen sie dieselben gmeindten vnd Kilchhören stellen vnd haben Zwüschendt der Mëssvnd Predig vnd sol kein thail heinder Ruckhs dess Anderen thailss nit Gemeinden oder so sie ohnein anderen Gemeindten so soll ess nichts gelten, Datumb vnd mit dess fromen vnd wisen unssersgethrüwen lieben Landtvogts im Rinthal von Zug Insigel in unsser Aller namen verwahrt vndbeschlossen auf Mittwochen den 10. Tag Höwmonat Anno 1532 Jahrs.

(Der Brief liegt zu Altstätten.)VI. Brief wegen Kaplaneimessmer von Buchen 1552 (Blatt 107)Ich Cunradt Hessy dess Raths zue Glaruss disser Zit der Edlen, gestrengen, fromen, vesten für-sichtigen Ersamen vnd wissen meiner Gnädigen Heren der Acht Orthen der Eidgenossenschaft,Landvogt zue Reinegkh im andren vnd oberen Rinthal, thun Khundt offentlich Allgemeinigklichmit dissem Brieff, noch dem sich etwass gspans entzwüschendt dem Kilchenpfleger unsser liebenFrowen zue thal im Rinthal. An Ainem, vnd dem Edlen vesten Wilhelm Blarer von Wartensee,Vogt auf Rossenberg, samt sinem Bruder, auf denen von Buchen im Hoff Thal, alss Lehensherren,vnd Stiffter, der Capplaneÿ zu Buchen. Am anderen Theil, erhoben wëgen dass den Kilchen-pflëger zu Thal järlich einen Messmer zu Buchen, auss vnsser lieben frowen Reundt vnd Gült jär-lich fünff guldi gäbendt, vnd doch solche Capplonÿ kainen Prister hab, vnd solche gült, derCapploneÿ still stande, vnd sich merÿ, vnd bessere, verneiment, dass die Capploney gült demMessmer selbst erhalten solle, diewil sich doch keinen Priester habendt, dagegen obgedachterJunkher Wilhelm Blarer von sin selbst wegen, vnd in Namen siner Bruder mit sambt denen vonBuchen, verwandt sin habendt, dass in langwiriger Besitzung kham,14Dass die kirchlichen Pflëger zu Thal Allwëg ierem Messmer den Lon gëben, Dan sie gëhrn einenPriester haben wültendt. Störendts keinen, von wëgen der wenige Gëlt überkommen, vnd wass dieCapploneÿ für gült hab, dass Zeichendts ordendtlich inn vnd igens zusammen, dass sich die gültmeri, damit sie in künftigen Zeiten dester bass ein briester in künftigen Zeiten überkomenmögendt, hoffendt die Kilchenpfleger sollent dem Messmer fürter wie bisshär den Lohn gäbenschuldig sin. Auf solchess alless ich Landvogt beid Partheÿen ihr Anliegen, gehört vnd verstan-den, hab ich Landvogt, mehr die Sach in der Güti zu vertruwen vnd ein Spruch darin zu thun beid

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Partheÿen gebethen und folgt an Inen funden, vnd hab Also in der Güte gesprochen die wil dieCapploneÿ gült stihl stondt. Auch sich wery sollentz auss derselbigen dem Messmer den halbenLohn gëben, die will sich doh kein Priester haben, vnd kilchenpflëger unsser lieben Frowen zuThal auch den halben Lohn gëben, biss zu der Zeit dass sie ain Jar auf solcher Capploneÿ habendt,welchess beide Partheÿen gütlich angenomen vnd dessen zu wahren Urkundt so hab ich vilge-nambter Landvogt Cunradt Hessi, von vilgedachtes Wilhelm Blarers Pët wëgen auch HansensDietzis vnd Hanssen Luzen an der Haub, Alss Kilchenpflëger Pet wegen main Aigen Insigeloffentlich getruckht in den Brieff, doch meinen obigen Heren nicht vnd meinen Erben ohneSchaden, geben montags nähst, vor unser den fromlich Namsstags nach Christi Geburt Tussendtfünff hundert zweÿ Johr. (Liegt in der Trestkammer in Thal).VII. Schenkung Friedrichs Herzog von Oestreich (mit der leeeren Tasche) an die Kirche Thal(Blatt 48)Wihr Friederich von gotsgnaden Herzog zu österreich ze steyhr zu Bernden vnd zu Bran Graffenze thÿrol thun Kundt Alss vnss von Abgangs wëgen wilandt vornandum dess Pfeiffers der virthe,theil dess weidens ze Thal gelegen mit seiner zu Gehörung ledig worden ist vnd verfahlen. Alsohaben wihr zu Lob vnd Ehren dess Allmächtigen Gots vnd der hochgelobten Königin Maria sei-ner Mutter vnd auch durch ausser vordern auss vnd unsser Nochkomen sell Hail wihlen der ege-nannte thail dess widems zu der Pfarkirchen daselbs ze Thal geaignet vnd gegeben, aigen vndgeben auch wissendtlich mit dem Brieff. Also dass den hiefür Ewigklich ain jeder Kirchendaselbst ze Thal, gegenwärtigen vnd künfftiger rückbliklichen Inhaben Nutzen vnd niessen sol.Alss andere Kirchengut, vnd alss er dass sunderlich Alss wihr vernomen haben vor Zeiten genos-sen vnd das Kirchengut gehört hat on geuerde davon empfehlen wihr aim Jeglichen ausser Vogtzu Reinegkh der Jez ist oder Künftigklich wirdt, dass er der eigen Pfarr vnd Kirchen darbeÿ vonunsser wëgen vestigklich halt vnd schirme vnd nicht gestat, dass in Jemant on Recht deren drengoder bekümbere in khain wëg wan wihr dass ernstlich Also welen mit Vrkunt diss Brieffs gege-ben an Pfinztag noh Sant Ulrichstag Christi Geburth vierzehen hundert Johr darnoh in dem.

(Liegt in der Trestkammer Thal, siehe dazu No. 1).VIII. Abschied wegen Verkauf eines Pfrundgutes 1552 (Blatt 159)Auff dissen Tag seindt vor auss der Acht Orthen, denen die Herschafft Reinegkh vnd dass Rinthalzugehörig, Raths Boten erschinen der from wiss, Johanes Gissler von Vri unsser Alte Landvogtim Rhinthale, dess einen, So da gsandten der vnsser von Thal dem anderen Theil von desswëgen,dass sich gewelter Vogt Gissler erklagt, wie dass im fürkomen, dass auf nöchstem Tag, gemeltevon Thal, ein Schreiben an unssere Heren Raths Boten auss gohn Lassen, darin sie In verunglimp-fen, Alss ober ein Gütli im pfrundt Huss zu Thal, umb ein Zering gält dem Poleÿ Messmer zukhaufen gëben, vnd dsss Er dass auss Eignem gwalt, vnd ohne Ihr wüssen gethun, daran Aber imVnrëcht geschëhe, dan er sonst Zweÿe Biderman darbeÿ gehabt Ess hab auch solche gütlj derKilchen gannz Nützit Ertragen, dan ess die Kilchen-

15pflëger genutzet. Jetz Aber Ertrage ess Järlich Zechen schiling Pfenig, vnd seige ein ohnAchtbaress gütli. Zu dem habe von Alterher gemelter messmer, zu somer vnd winter Zeit, ein wëgdardurch gehabt, vnd seigent Andere Kilchengüthli vil vmb kleineren Zinss Hinwäg geben wor-den, desshalb Er hoff diewill sin In Alse durch Ihr schreiben vervnglimpfft, dass Ihm von nöthengewässen, dass Er sich vor vnss verantwurthe, dass wihr sin darzu halten, dass sie Im sin ErlitnenCosten abtragen. Dagegen aber die gsandten von thal, fürgewindt, sie Achten nit, dass sie durch

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Ihr schriben Befinden werde, dass sie Inne Heren Landtvogt Gissler nit vervnglimpfft. Er habsauch mit vmb sie beschuldt noh verdinet dass sin In vervnglimpffen solten sie wohl nit wenigerwie Er dass gutli verkaufft, dass solchs ein gmeindt, vnd die kilchgenossen, nit gehen gehegt, danübermacht so sie ein Priester oder ein schulmeister überkomen, dem sie dass Pfrundthuss zuStellen, hete Ihr keiner, nit Nun so vil Blatz, dass Er ein Handtvoll gross schneiden, desshalb IhrPeith wëre, dass wihr solch gütli bim Pfrundthuss bliben Lassen, dass Begähren sie In Aller vnter-theiligkeit Zu verdinen, vnd dass wihr sie dess Costen Halb Ledig erkenen, vnd so wihr sie Habin zu beiden Theilen, mit vil mehr vnd Längern Worthen zu dissem Handel undienstlich genug-samlich verhördt, so habendt wihr darauf Erlüteret, dass wihr an gemelts vogt Gisslers Handlungso Er in Zit siner Regirung im Rinthal verricht, ein gut vergnügen tragen vnd dass er sich sinerehren Nothurfft noh wohl vnd genugsam verAntwurth, vnd die wihl Aber solch gütli ein Gotsgabso solle der khauff mit Poley Messmern getroffen hiemit frey aufgehezt sinn, vnd im sie gegäbnergült Brieff, wiederumb zu handen gstalt werden, dass gütli wider zu dem gots Hauss komen, vndderbÿ bliben, vnd so sich auch fügte, dass man jene Poley mej Smer ein sonnderen wäg, vom gütliAn einem orth auss Zündte, vnd dan dass Uebrige Also Beschlossen beliebe, wo ess Aber nit sinmöge, Dass Inn der wëg wie von Alterhär vergonndt werde, vnd dass zu Urkundt, so hat der fromwiss vnsser getrüwer Lieber Landvogt zu Baden Im Ergöw Caspar Abÿbërg dess Raths zuSchwitz, sie Aigen Insigel Innamen vnsserer Aller offentlich gedruckht in diesem Brieff oderAbscheidt der geben ist auf den 22. tag Apperellen Anno C Lei.

(Der Brief liegt zu Thal in der Trestkammer). Gissler war Landvogt 1558-1560.IX. Verkauf eines Hauses von Pfr. Zidler 1494 (p. 429)Ich Bartholome Zidler Artium Magister zue der Zeit Leutpriester zue Thal, bekenne offentlich undthuon Kundt aller Mennigklichen mit dissem Brieff, dass ich mit guoter zeitlicher vnd willigervorbetrachtung, Wohlbedachtem syn vnd Muot zue den Zeiten vnd tagen da Ich es wohl gethanmöcht, Redlich vnd aigenlich verkaufft vnd zekauffen gehen hab, vnd gib Wüssentlich mit dissemBrieff, dem Bescheiden Conradten Tröschen Sohn Jörg Tröschers vnd seinen Erben ain Haussdarin Ich Herr gewesen bin. Nebendt dem Neuwen gestanden auff dem alten Keller Namblich derSchwellen vnd wass darob Ist dass nuot vnd Nageln betrifft mit allen Zuogehördt. Doch ausge-nommen dass Brügeli vnd wass Ussert dem Hauss ist. Doch so han ich aussbedingt in dem gemel-ten Hauss, ain Kammer darin Arme Leüth vnd Bilger die Beherbergens Notdürfftig sigen Zelägen,darin auch selbs ein Betstat oder Zweÿ ohngheuerlich thuon wÿl. Die sol den der obgnadt Tröschersoll schapfen gesäuberet werden. Doch hat der Erstgenant Tröscher im selbss hierin Behalten vndBedingt ob wäre dz etwar Boen der alda Herrberg Wölt haben der im aber nit zuvil der in villichtWölt müessen, dass er den oder die noher die Wärendt Wol möchte fürbass Wÿssen, vnd sindtschuldig Zeherbergen, wär aber Sach dass Ich oder meine nachkommendten Leutpriester je ainenoder zweÿ Schickhen vnd Zueweyssend, dem oder drinnen sollen die Herberg mit Versagen

16es wäre Sach dass er vor viel Leuth angenommen hat dass er mehr gelegen möcht vnd ist der KauffBeschehen vmb Neunzehen pfundt pfening guter vnd geneuwer dess Landsmünz vnd währung,Welche summa geldtss ich im an einen Jährlichen Zinss angestelt hab, also jeder mir ainen Lebtagvnd biss Zue Endt Meiner wil alle Johr Jährlich vnd ainss jeden Jahrs insonst der auff St.Martinstag ohngewarlich sol geben yviiii Schiling pfening vnd Bezahlen oder nach seine Erbensollendt geben werden Zue seinen sicheren handen schirm vnd gewalt, vnd nach meinem todt vndabgang soll er oder seine Erben den iez gemelten Zinss der Nünzehen Schilling pfening an die

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Beth davon Zuekör mit Zueghörden damit zu Besseren vnd in Ehren Zehalten, puer (für) vnd dasserscheinen vnd erschüssen mag, ob jenen aber etwass hieran vorstund damit sollen sÿe armenLeuten vnd Bilgern so alhin kommendt vnd je Narung nit gehaben Möchtendt Inhilff kommen,fuer dass gelangen vnd erschüssen mag; War aber sach dass er seine Erben den bestimbtenJährlichen Zinss vor oder nach meinem todt vnd abgang vnd darnach alss obstath wärendt vndbezahlent in jhren Schaden, so mögendt Ich oder meine nachkommendten Leutpriester nach mei-nem todt jn oder seine Erben angriffen vnd dass gemelt Hauss vmb al usständig Zinss verkoffennach Zinss vnd dess Hoffs recht (jeum) dass vil vnd lang Biss aller aufständig Zinss Zuosammenaller Herauff geloffner Schaden völligklich vnd spricht gewärt vnd bezahlt ist worden. Es ist auchherin laut Beredt vnd gedinget worden wan der genant tröscher oder seine Erben fünff pfundt pfe-ning den Jemal guoter vnd genauwer neurer Küeffter diss Landesswährung. So gand im fünfSchilling Zinss ab vnd zueletzt mit einer pfundt pfenigen Hauptguots vier Schilling pfening Zinssalwegen vor St. Martinistag. Sonst auch mehr beredt vnd gedinget worin der obbestimbt gar odereinen Tail wirdt dass es dan abgelöst durch mich meine Nachkomment Lütpriester wider angelegtsol werden damit den armen Leüten nit abruch Beschech vngefahrlich, vnd diss alles zur Wahreuhrkundt, so haben wir Leÿd verkaüffer vnd kaüffer mit allem fleiss Ernstlich gebethen vnderbethen den Edlen vnd ersten Jacoben von Hertenstein zue der Zeit Vogt von Rheinegg vndLandvogt im Rheinthal unssern Lieben Junkher dass er sein Eigen Insigel für vnss doch im selbstvnd allen seinen Erben vnschädlich offentlich gehenkht an Brieff der geben ist auff donstag nachder Beschneidung Christi Tausendt vier Hundert vnd Neünzig vnd darnach dem vierten Jahrs.X. Vergleich zwischen beiden Religionen in Thal 1534 (p. 46 und 47 4.)Kunradt Hessy von Glaruss, der Zeit meiner gnädigen Heren der Acht orten der AidgnossenschafftLandvogt zu Reinegkh, vnd Zur ganzen Rinthal Bekhein vnd verglich offentlich Hiemit disseremBrieff, Alss sich den Etwass Spanes vnd Ihrung zwüschendt den Beiden Partheien, vnd wägenglaubens, der ganzen Kilchhöri zu Thal vnd Rheinegkh zugetragen hat, deren Ich doch fried vndRuwen, wihlen auch durch Pflanzung guter fründtschafft vnd nochpurschafft wihlen söllichs IrenSpann dess Kilchen Gutz fründlich vnd gütlich zue vertragen auss gewalt vnd nochlassung mei-ner Gnädigen Heren der Acht Orthen, Veranlasset vnd vnderwunden hab, vnd die wihl Ich so vilfründtlichs genaigts willens, an den beiden Partheyen befunden hab, Han ich Ihren Spann in dieGütigkeit zerlait. In massen Alss härnoch geschrieben Stat dem Ist Also: Dess Erstern dassSpannss halb, so die beid Partheien mit ain Anderen Handt, sondt sie zu beiden Thailen dass sieain Anderen für from beiderbt Lüth habenot, dessy lichen, dass sie All diese mit dem KilchengutSindt vmbgangen Vnargwönig vnd nit Alss die so Inen selbs gehusset oder an sich Zogen,Achtend. Zum Anderen dass sie dess Kilchenguots halb so vertrouen ist die Burdeÿ fründtlich vndgütigklich mit ain anderen Tragendt auch solch gut oder der Rëchnung ain anderen nit mehrZeargem gedinekhen noh Anzüchend sollendt.

17Zum Dritthen Dass baid Partheien dass Pfrundgut der pfarr zu thal Inzüchen vnd nuzen sollendt,wie ess bissher genutzt handt, vnd die theilung so sin vor mit ain Anderen gemacht Zu gut. ZumVierten dass durch meren fründtschafft liebÿ vnd nachparschafft willen, auch durch freud vndRuwen willen, die so dess Alten glaubens sindt sollendt Alle die gült so zu den Sellmësspfrundtgehört Inneren Nutzen vnd bruchen sollendt. Vnd soll Inen die gült vnd Nutzung auf nächst SantMartisstag von dess hürigen Johrs Zinssen Angohn vnd ingohn. Zum fünften, Dass Costens sobeid Partheÿen kürzlich auf ain Andern getrieben, sol ess beÿ der Abredung Genzlich beleiben,

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wie Ess auf den letzten Tag zu Reinegkh, Abgeret vnd beschlossen Ist, vnd solchs Ain Anderen Ingleicher Mass vnd gstalt Alss die vorderigen Articel nit mehr gedenkhen noch anzüchen. ZumSechsten Dass solcher vertrag vnd vereinbarung Gemacht seige Im Beÿsin auch gunst, wüssenvnd verwihligung dess Landvogts, auch dass solcher vertrag vnd vereinbarung dem LandtsfriedenAuf dem voraussgangnen Abschiden, vnd Jederman An sinen glimphen vnd ehren vnnothhailigvnd schädlich seign. Zudem dass beid Partheÿen solche vertrag noh ausswissung Aller Articel vndPunkthen halten vnd welcher der wäreÿ so dem Anderen weiter solcher Sachen AnzüchenStumpfieren der vedenkhen vnd öffnen weltey, dass dieselbig hohe Straff dess LandvogtsErwarten sollen. Zum siebendten Dass solche vereinbarung wëren vnd gelten solln so lang vndsich mein gnädig Heren der Acht orth. Aines Anderen vereinbardt oder ansuchendt dess globenshalb, vnd dass Alless zu wahrem offene Pfandpfrundt so hab ich obbemelter Landvogt main AigenInsigel, doch mein gnädig Heren der Acht Orthen mir selbst vnd meinen Erben vnd nachkommenvnnachthailig vnd schädlich gehenkht zu Endt diss brieffs welcher Zwey glich luthendt gemachtvnd Jeden thail Ainen gäben. Die geben Ist auf mitwuch noh Sant mathuss Tag noh Christi gepurthtussendt fünfhundert vnd Im dreissigsten vnd firthen Johrs. (Liegt in der Trestkammer.) XI. Vergleich beider Religionen in Thal wegen Wahlen 1660 (p. 45)Inn dem Namen der Allerheiligsten ohnzertheilbaren Dreyfaltigkeit Got vaters sohnes vnd heili-gen Geists Amen. Zu wissen vnd Khundt gethun sein Meinigklich mit diessem Brieff. Alss danvor Etwass Zeits Streit vnd Spöhn entzwüschendt vnss von Beiden Religionen. Im hoff Thalwegen der Amanns Besetzung entstandten, vnd so weith vmb sich gefrëssen, dass von Beiden thei-len die auss geschossen vor etwelchen loblichen Reggirendten Orten Erschinen, vnd die EinteParthey vnd erscheidlichen Recefs desswegen aussgewürkht, welche, Aber zur Befürderung dessgemeinen wässens vnd sicher Ruohe, Standts noh gegäben worden, Habendt wihr entlich nohlangwierigen gezanckh, wiederwillen vnd aussgesenkhletem Gelt, auf getreüwen vnd frid liebend-ter genanther Zusprächen auss nohuolgendter gestalten in gütigkeit verglichen, welches wihrVestigklich zue halten auch darwider kheines wägs zu Handten für auss vnd vnssere nohkomend-te wahlen angenommen vnd Bestätigt haben. Jedoch vnsseren Gnädigen Her vnd obgenante. AnIhren habendten Rächten vnd grächtigkeiten Ihn Altwëg ohne schaden. (Lautet demnoch denErsten Puncten, dass Alle Streitigkeit wiederwihlen so Zwüschen vnss Beiden Partheyen der zeitherr vorgeloffen solle auff gehegt Todt vnd vergässen sin. Zu wehlen der jetzige Amman Bisskhünfftige Herpst auss dienen. Hernoch sollendt beide Partheyen das Los wërffen, welcher vonIhrer seithen drey ehrliche hir zu taugliche vnd ohn verleimbdtete Mäner in vorschlag des Am-mann Bringen Mögen, vnd von der einen Religion ainen ernambset Ist der Andern Religion derSchreiber Junglichem von der gesambten gemeindte. Alss ein erbeten Ambt gewehret werden,solle solle mit dem Auss taucklich zue Thun, dass wir glich in der Amanschafft KheinPartheÿlichkeit gebrucht,

18sondern die Tuglichkeit der Persohn, solle gesehen Also Beÿ der schrieber Stehl, auch auf dass-jenige vnd Vorderet auf die erfahrenheit, schriben vnd lessens mit gutem gewissen geziellet wer-den. Ess ist Auch zu besserer Erleüterung diesses Puncten sölche Meinung, dass laut fahlendtemloss von der Beziehendten Religion mit der Amanschafft Jederzeit Zweÿ krafft haben. Jedoch aufselbiger Religion der Aman Jährlich Abgeendert werden vnd schriber Bethen solle auch in demMehr der Amanschafft gantz kein vorbehalt oder Acht geben Beylauffen. Ob selbiger auss demgrecht oder Wählet gesambter Gmendt Erwöllet wurde von der einem Indenc freÿ Stohn noh

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sinem gwüssen vnd gutdünkhen, die stime der dreÿen Zu der wahl zu geben. Drithens wass dieUeberige ämpter berühren thut sollen die selbige Unpartheiisch vnd ohne der Religion gemehretwërden. Im fahl Aber mit Vorschlag jezt Bedüteter vnd Andere ämpter einige offentlichePartheylichkeit gespührth wurde solle Einem jederwilligen Reggierendten Heren Landvogt vorStehen sich in dass Mitel schlagen, vnd noh befinden Zu entscheiden. An langendte den Costenso vnder wehendtem Streit auf Erlauffen vnd annoh auf Erlauffen möchten, lassen Wihr auss bei-derseits nicht entgegen sin dass solche auss gemeinen hoff Seckhel genomen vnd bezahlt werdensollen, wihr habendt auss auch Lauter erklärt vnd Steiff verbunden, dass welche Partheÿ wiederein oder Andern hier Inne vergriffenen Puncten mit worth oder werkhen verhandlen wurde, selbi-ge Alle schon auf erloffnen vnd in dass Künfftige entspringendten Costen ohne Alless Inreden vndwiderthriben Abtragen sollen. Zu vesten wahrem vnd kreftigen gezügniss dass Allem habendt anStat vnseren ganzen gemeindte von Leiden Religionen, der Ersamen fromen vnd wissen GottsAman Jacob Hoffmann vnd Hanns Messmer, wie nicht weniger die Ehr neusten vorgeachten vndwissen Heren Stat Aman Wilhelm Messmer zu Reinekh, vnd Heren Hoffs Amman Jacob Eggervon Rorschach alss beider Partheÿen beisteuerte. Ihre gewonnliche sigel gehinkth an dessen brieff.So beschähen In Baden an sant Maria Magtalinatag den 22 Jullÿ Nüven kallenders Alss man zeltnoh der heilsame gepurth Christi Sechszehen hundert vnd sächszig Jahr.

(Dieser Brief liegt in der Trestkammer).XII. Beschluss wegen der Kirchenrëchnung in Thal 1662 (p. 109-117)Wüssendt vnd Kundt sey hiemit meingklichen offenbar. Demnoh Jüngst, verscheiner Kirchen-rëchnung zue thal, Abermohlen mit sächstem verwundern gespürth worden. Die grosse Unord-nung überschwäingliche Cösten ohn leidenliche Proceduren der Particolar Persohnen, vndBevorderst, die so viel Johr her gewährte hitzige Streitigkeiten, der Kirchgenossen beider Religio-nen Zue bemelten thal, habendt anwëssendte Heren Deputierte, beÿ erst angeregter Kirchen Räch-nung sich ainhällig entschlossen, dass sie solchen Übel nicht länger wolten noch könnten Zuesä-chen, sondern Auf mitel gedenkhen müssten, wie dissem ohne verantwurtlichen Procedere,Abgeholfen, vnd In einen besseren stand gebracht werden möchte. Allermassen zue dem Eindehin disse Abrede beschëchen, dass von jeder Religion, zwey Heren Mediatoress noh beliebenernambset, hërnoh von dem dissmohlss Regierendtem Landvogt, ein Tag zue einer Conferenzbeschriben werden, dem nur auf hüt dato den 31. May dess 1662isten Jahrs in Reinegkh, welchgeschähen, allwo auf seiten der Catolischen sich präsentierten Heren Hauptmann Jacob Bosshart,dess Roths zu Zug, zur Zeit Regierendter Landvogt im vnderen vnd oberen, vnd Junekher fidelissvom thurn zue Eggenbërg vnd Richwillen, St.Marxi Rither fürstlicher st.gall. Roth, vnd Landts-hoffmeister, so dan von der Evangelischen Religion seithen, Herr Johann Rechsteiner Landtamanvnd Pannerher der äussern Roden loblichen Landts Appenzel, zue welchem ernambset, war HerrJohann Tanner auch Landtaman der usseren Roden, Aber wëgen sieness ussblibens dess AndernTags anstat dessen Erscheinen ist Herr Conradt Küntzler dess Roths vnd Landesfendrich, bewel-tem Landts Appenzel, der vssroden, zu sambt dem Landtschrieber

19Sebastian Friderich Tanner Beider Partheyen zue dinsten. Jetz erzechte Heren Alls Erbetene Compromissary, Habendt noh beidseits ingelegten vnd ablesenschrifftlichen klägten, von einem Puncten zum Anderen, dissen gütlichen entschaid gethunErstlich, wass beide Partheÿen wägen der Collatur über bemeltess gots Hauss Zu Thal, mit ohn-glichem verstandt, ingelegt, Lasse man selbigess in seinem werd verblieben, sÿtwillen die Heren

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Mediatoress nicht gegenwärtig seÿen, vnd er die Collatur noh Anders disputieren, sonder Alleinwillens wären, mitel zue suechen, wie die streidtende Partheÿen möchten verglichen vnd verinba-ret werden. Allermassen, disse güetliche Abhandlung den Heren Collatoribuss vnd Allerseits Par-theÿen. An der macht vnd freiheiten, in kein wiss nohwëg solle Präjudizieren oder schädlich sin.2. Was demnach betreffen thut, den Kirchenpfleger, solle selbiger wie vonn Altem herr erwölletvnd auf einen Redlichen vnd ohn verlöümbdeten man ohn Partheiisch gezeilet werden, so Aberhir in gfohr erscheinte, vnd dessenwëgen von ein oder Anderer Religion rechtmässige Klag inkäme, einem Jewiligen Heren Landtvogt selbigen abzueschaffen beurstehen, vnd einenTauglicheren, durch dass gewonliche mehr, an einer Andern desswëgen bestellten gemaindtErwöllen Zu Lassen mocht haben solle. 3. Ueber dass, willen der Johren herr sehr grosse gefohren, vnd missBröüche vnderloffen, solleder nüw erwelte Kirchenpfläger, bey der osteren rächnung den Heren Landtaman vnd H.Landtvogt in beysin übriger Siezung gehörige, beambteten, einen Eidt öffentlich schwören mitdem inhalt, dass vnder wärendter siner Ambtsverwaltung der Kirchen, in Allen Trüwen dienendenNuetzen fürdern vnd dero schaden, mit möglichsten Kreften Abwenden wolle. 4. Wass hernoh besagter Pfläger, durch dass ganze Johr inkauffen machen Lassen vnd wie dassnun Namen haben möchte, auss geben muoss, soll Er darumb ordentliche Specificierte Rechnungerstathen, vnd gloubwürdigen Schein auflegen, von wem Er die wohren erKaufft, auch welchenpersohnen, mit Namen Er einss oder dass Ander bezalt habe.5. Bevorderst Aber solle er kein wachss mehr, sondern die gemachete Kerzen inKhauffen, vnd wil-len von vil Johren hero grosser Costen vnd betrug in vermeinten gebrauch dess wachss vnd Oehlssbeÿgeloffen, solle auf die gewonnliche Fëst der Pfleger den Catholischen Pfarheren befragen, wievil man ohngefohr von nöhten habe.6. Ihm Fahl durch dass Johr wass nahmhaffts zue Khauffen oder machen zue Lassen, einem Pflä-ger fürhalte, soll Er bey nöchst gelegenen drey Personen, so auch zu der Kirchrächnung gehören,verstehet sich die Beambeten von den drey Gemeindten, fragen vnd Roths erhollen, wäre Ess abervon mehrerer Wichtigkeit, khan ein Landtvogt beÿwohnen. Sonsten wann ess von einer ZimlichenImportanz oder Streitigkeit zue sein erscheinte soll ein jewiliger regirendter Landtvogt niemolenauch aussgelassen, endtlich auf den höheren Fahl auch gar für die Hoheit gezogen werden.7. Die Zuepfleger sollen wie von Altem her bestelen, vnd dem gewonnlichen Vmgang nohernambsset werden.8. Bei der Kirchen Rëchnung sollen sie nit mehr Persohnen infinden vnd präsentieren Alss wiehernach mit namen verzeichnet sind. Alss Erstlich beide Heren Landtämmen der Inneren vnd aus-seren Roden Landts Appenzel, sambt zweÿen bey sich habendten Dienern, Her Pfarher zu Thalvnd der Capellon von Buchen, bede heren Predicanten von Reinegkh, dreÿ hauptlüth ab heiden,wolffhalden vnd Kurzenberg, Stataman, Statschriber vnd Ratknächt von Reinegkh,

20 Hoffamman zu Thal, Hauptmann von Buchen, Hofschriber vnd waibel von Thal, Nüw vnd AltKilchenpflëger samt beiden Zuepflägern, Küeffer vnd Messmer, so in Allem sich bezeichneten aufPersonen 27. Beden Herren Landtämmen solle führ ihre Rath vnd Mühewaltung gegäben werdennach Altem Gebruch jedem 6 fl., einem Diener 1 fl. 36 Kreuzer, für die Zehrung jedem H.Landtamen 5 fl. sambt Diener und gfärdt, 5 fl. Heren Landvogt, 4 fl. einem Landschriber, 1 fl. demDiener eines Landvogtes, den übrigen Beÿwessendten insgesambt jedem 45 Kreuzer. Summa inallem 49 fl. 12 Kreuzer.

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9. Die Kirchenrëchnung solle in dem Pfarrhoff abgenommen wërden, der Anfang am morgen auf7 Uhr beschehen, vnd nit mehr Alss einen Tag währen, die vihlen beede heilige Zeiten, vnglichfehlendt, solle auf selbigen Fehl der gemachten Ordnung an der Osterenrechnung Anno 1661 nohgelebt werden.10. Die Zehrung mag ein in der obgerühreter Persohn noh sinem belieben vnd gefallen anwenden,deme Kein orth benambsset sin solle. 11. So vil nun Belangen thut, die Win Theilung, solle selbige glich im herpst Beschëchen, welcherbi wonnen solle der Kirchenpflëger sambt dem Pfarheren zue Thal, bei dem die Einte beyden dieAnder aber beyden Pflëger noh altem Gebrauch auf behalten werden, mit Zue seih Ziehung dreÿerPersonen, von den gemeindten, dero jeder sol gegäben werden – 30 kr. obiger Aber wie auf H.Pfarher sollen sich Ihrer gewonnlich ein Jahrlöhn behelffen.12. Wehn bey bemelter Weintheilung Gefahr vnd betrug, wie vor dissem gespührt wurde, kann einLandtvogt inquirirren vnd noh Befenden die fählbaren Abstraffen, der gewonliche Lohn umb Aus-schenckhung dess weinss, solle dem Pfläger noh Altem Gebruch begegnet vnd abgestatet werden. 13. Den Lezey Möhler zu Buchen vnd Anderstwo sambt dem Wein, so sie Jährlich auss demZehendten genomen, wie auch der schuolmeisteren Mahlzeit an der Kirchenrëchnung in demWürthshuss sollen abgeschafft sin.14. Bey Aufsetz vnd Abschribung der Kilchen Rodlen solle selbige Zehrung auch abgestelt vndjedem Schriber, deren zwein führ ihr Mühwalth ein Gulden verordnet sin. 15. Die vier geistlichen beeder Religionen, Zusambt den Capuzinern von Appenzel, wan dieselbi-ge verehrwinn (Ehrenwein) von der Kirchen beziechen wollen, sollen wie von Altem hërr, so sollihnen wass gegëben werden an der Kirchenrëchnung in beysein aller Beampteten anhalten.16. Berührendte die Trüeter vnd Räben beÿ Pfarhäussern sollen sich H. Pfarher zu Thal vnd H.Predicant von Reinegkh jeder mit 10 fl. jöhrlich Contentieren vnd befriedigen. 17. Die stritige 20 fl. den Schuolmeister anbelangedte, solle zu verhütung fernerer Ohn-gelegenheit, keinerseits Religion wass gegeben werden. 18. Allwihlen durch dass gantze johr grosser UeberLauff von frömden Betlërn Landtfahrern vndinheimbschen Personen dana hero die Kirchen in grossen Costen komet, also solle jöhrlich beÿder Kirchenrëchnung und Redung beschëchen, wie vil man selbigess ihrs austhailen wolle, her-noh jeder Partheÿ der dreÿ Gemeindten einen Thail geben.

2119. Dass gewohnliche Gëlt, an den dreÿ Bucher Kirchweihen solle noh Alter Gewonnheit aussget-heilt werden.20. Was in der Religion jöhrlich führ dass Gesang aussgetheilet würth, lasset man ess bi demAltem Bruch bewendten. Die Lichtmesskertzen Aber mögen Heren Landvogt Pfarhern,Landtschrieber vnd andere Beampteten auch noh Alter Gewonnheit, oder halbe theil Bargelt,daführ gegeben werden. 21. Belangende dem Streit wëgen dess Schlüssels über den Stockh vor der oberen Cappelen zueBuechen, hat man berathschlaget, dass her pfarher zue Thal einen Schlüssel, den Anderen einHauptman zue Buchen, Altem Gebrauch noch Haben. Zuemohlen dass erhebte Gëlt jöhrlich aufdie Kirchenrächnung noher Thal gebracht werden solle, luth Abschieds Anno 1570.22. Umb den Streite, der viel Johr hüro auferloffenen Costen, vnd desswegen aigeness Gewaltsgenomen Gëlteren auss dem Kirchenguth ist disse Erlüterung beschähen, dass die von catolischerSeithen, der Kirchen widerumb sollen ohne Zinss benamtlich 100 fl. Entgegen die von

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Evangelischer Religion umb dass sie über die erhaltnen Costen ein mehrers am Gëlt vnd Brieffenalss die Andern empfangen, der Kirchen wider ersetzen sollen. 23. Ueber dissen Puncten haben die von Catolischer Seithen beschwärth befunden, endtlich Aberdie Partheÿen sich dergestalt selbsten verglichen, dass namblichen die Catolischen die ernambsete100 fl mögendt behalten, die von der evangelischen Seithen aber 300 fl. an guthen sicherenBrieffen oder bar bezahlen solle – Auf keintwedern geuolg, sollen sie mit gegebner Versiecherungselbigess Capital verzinssen. 24. Die übrige beedseits aufferloffenen Costen, solle jede Parthey selbsten tragen. 25. Wann bey erbenss über den entfang bedüteter Brieffen, vnd gelts die Evangelischen an Capitaloder Zinssen fehrners wass heten bezogen, vnd hend erhalten, auch biss anhero nicht In dieRëchnung kommen wäre selbigess, von Inen getreuwlich solle erweiteret werden.26. führbass hin vnd inskünftig, wann mehr derglichen, oder Andere Streitigkeiten führfahlenwurden, solle ohne Allen vorbehalt, jedere Parthey auss ihrem eigenen sekhell die sachen zu Endeführen, vnd die Kirchen dessen in khein noh wëg seih zu entgelten haben sonder welcher thail sichdessen vnterfangen wurde, selbiger Straff vnd Ungnadt der hochen Oberkeith gefallen sein solle.27. Die Begerthe Theilung, an seithen der Evangelischen von dem überschutz der Kirchen inBomenss hat man befunden, dass selbige den gemeindten, zu mehren noh thail, Als Nutzen gedie-nen wurde, vnd derowëgen Erkeint, dass angerüeter Jörlicher Ueberschuss der Kirchen wie vonAlten hero Ueberbleiben solle, vorbehalten, die gemachte ordnung wëgen, den Jöhrlichen under-redung an der Rëchnung betreffend die Armen Leuth lauth dess 18. Artikhelss wie oben vermelt. 28. Schliesslich, wass übrige klagten vnd sonderlich Particolar Personen betreffen thuet will manselbige zu Besserer Äüffnung einer nüwen Liebe vnd Verthrouwlichkeit, zwüschendt beidenReligionen gänzlich auffgehebt vnd zu ewigen Vergäss gestelt haben, mit stiffem Vorbehalt, dasskhein Parthey sich dessen solle gedinnkhen. 29. Ueber disse Jetz Erzelte Puncten Alle habendtsich die Streitendte vnd verhoffendtlich nun mehr verseünte Partheÿen Bedanekhet, zuemohlenselbige ohne witeren vnderbreuch Steiff zue halten anerbothen.

2230. Gegenwärthige Cösten sindt auss der kirchen Interesse zue bezahlen erkennt worden.Zue erstem vnd Ewigem Vrkundt Alless dessen, habendt die Partheÿen erbethen den Anfänglichbenambten Heren Hauptman Jakob Bosshart Alss dermohlen Regierendter Landvogt dessRinthals, dass er sin aigen angeboren secreth Insigel hir an gehenckht. In namen der HerenMediatoren inssgesambt, doch Ihme vnd Überigen obgenambten Mediatoren ohne notheil sogeschehen auf 31/21sten maÿ dess 1662 christi Johrs. (Liegt in der Thaler Trestkammer).XIII. 1627 (p. 224-1627)Wihr von Steth vnd Landten der Acht dess Rinthalss Regirendten Orthen unsser Eidgenos-senschaft Räth vnd sendtboten, namlich von Zürich Hanss Ruodolff Rohn Burgermeister, Hein-rich Bräm sekhelmeister und dess Raths von Luzern, oberster Walther am Rhein Rither Schulthessvnd Statfenderich vnd Jost Bucher dess Roths von Uhry, Caspar Romanuss Troger Riter Landtam-man, Heinrich Zursellen dess Roths von Schwietz, Sebastian Abÿberg Landtamman, vndMelchior Betschart dess Roths von Vnterwalden, Sebastian Wirtzs Landtamman vnd Pannerher,vnd Hannss Krummenecher Landts-Pfenderich ob, vnd Caspar Ceüw Rither Landtamman mitdem Kernwaldt, von Zug Caspar Brandenberg, Alt Amman vndt Caspar Patmann dess Roths, vonGlarus Heinrich Pfendler Landtamman vnd Melchior Gallathin Stathalter vnd des Roths, vnd vonAppenzel Jacob Weisser Landtamman vnd Pannerher der Innern, vnd Johann Schüss Landtamman

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der vssern Rhoden, disser Zeit mit vollem Bevehl vnd gewalt unsser Aller Heren vnd obern aufden Tag der Johrrëchnung zu Baden im Ergöw versambt, bekheinendt vnd thun khundt meinigk-lichen mit disem Brieff, dem noch die ehrengesanten, von vier Loblichen orthen so im Octoberi,dass nöchst abgeloffenen 1626sten Johrs in gemeiner dess Rinthals, Regirendt orthen Namenwegen anstellung einer guten Reformation, vnd Politischer Ordnung im Rinthal gewessen Irro ver-richtung auf dissen haltendten Tag Relation gethun, da vnder Anderem auch in gebracht wordendass wiewohl die Pfarr zu thal im Reinthal den Heüwzechendten (was vor Johanni in Reinegkhvnd thal geheüwet würth) habe vnd Aber selbiger nit noch gewonnlichen Zehenträchten aufgestelt,sonder nur ein gering gält auf die Ingeschlagne heüwgüter gelegt, dem Pfarer vnd Prädicanten dar-für geben würth vnd Aber will ein mehrers wërt vnd ertragen möcht, desswëgen unss heimgesetzhier einen gebührendt Insehen zu thun, damit der Pfarr vnd beider Pfrüenden Bessers herausserfolge vnd werden möge wan nun wir diss mit mehrerem vnd wass die Pfarr desswëgen führRechtsamen gehört vnd die eigentlichen beschaffenheit, disser Zechendtens von vnsernAmbtlüthen dess Rinthalss vernommen, so haben wihr hirauf Ahnstat vnd Innammen vnsser H.vnd Oberen Erkant vnd gesprochen. Die wil obiger Zehendten (der Pfarr vndisputierlich, zueStändig vnd gehörig), dass der beisitzer der Inligendten güter Ab welchen bishër derHüewzechendten geben worden sich mit dem Pfarher vnd Predicanten 23gebührlich verglichen oder so vnverhofft solches nid geschehn möchte dass seÿ schuldig sollendtsein den Zehendten nach gemeinen Zechendten Rëcht, den Leiden vorstehen deren jedem den hal-ben Thail, Zuedienemdte auff zu Stehlen, wie Rëcht vnd billich ist. Doch in Alwäg vorbehalten,den nachgehendten Heüwzechendten von auss Ligendten Trattgütern so einem Landvogdt in uns-sern Herren vnd Oberen Nammen Reinegkh vnd Thal gehört vnd zustendig vnergriffen vnd ohnenochtheil gevolgen zu Lassen vnd desse zu wohrem Vrkundt ist disser Brieffe in unsser AllerNamen, mit dess fromen festen unssers getrüwen Lieben Landtvogts der Graffschafft Baden imErgöüw Jacob Platmans dess Roths Zug eigen Insigel verwart vnd bekrefftiget worden, so gebenvnd beschähen Zechendten Julÿ Anno Christi Jesu Sechtzehnhundert zwenzig vnd sieben Johr.

(Liegt in der Trestkammer No. 76)XIV. 1628 (p. 226-229)Wir von Stat vnd Landten der Acht Orten so das Reinthal Beherschendt unser EidtgenossschaftRäth vnd Sendbotten, Namlich von Zürich Hanss Heinrich Holtzhalb Bürgermeister vnd SalomonHetzel Sekhelmeister vnd dess Roths, Lucern Oberster Heinrich Clous Ritter Schulthess undPannerherr, vnd Oberster Heinrich Fleckenstein Rither vnd dess Roths, Urÿ Casper RomanusTroger Ritter Landtamman, vnd Anderes Plantzer dess Roths, Schwietz Heinrich RedingLandtamman vnd Pannerher, vnd Michael Schreyber, dess Roths Unterwalden, Caspar Löw RitherAlt Landtamman, vnd Caspar Acherman dess Roths Nit dem Kernwald, Zug Johan TrenekhlerAltamman, vnd Beath Jacob Maryenbërg, dess Roths von Glaruss Heinrich Pfendler Landtamanvnd Balthassar Fallathin Altsekhelmeister vnd dess Roths, Appenzel Jacob Wiser Landtammanvnd Pannerherr der Inner vnd Curadt Zellwëger Landtamman der Ussern Roden, Bekhennen vndThunnd Kundt menigklichen offenbahren mit dissem Brieff, dem noch ausser gewesnerLandtvogt, dess vnder vnd obern Rinthals Bartlime Odermat, dess Roths zu Vnderwald nit demKernwaldt, erinnerlich fürtragen, welicher massen, uf verndriger Badischer Jahrrechnung, denZehendten Jully wegen dess Heüwzehendten, so der Pfarr zu Thal im Reinthal gehörig einAbschiedt aussgangen, welchen er zuvor verlesen vor unss in gelegt, dess Inhalts, demnach dieehrengesanten, von vier Loblichen Orthen so im octoberi dess nächst abgeloffene 1626isten Johrs

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in gemeiner dess Rhinthalss Regierendten orthen Nammen, wägen anstellung einer gutenReformation, vnd Politischen ordnung im Rinthal gewëssen. Ihrer verrichtung auff dissen halbentag, Relation gethun, da vnder Anderem auch eingebracht worden, dass wie woll die Pfarr zu thalim Rhinthal den Hüewzechenthen, was vor Johanni in Reinegkh vnd thal geheüwet würth habe,vnd Aber selbigen nit nach gewonnlichen Zehendtrëchten aufgestellt, sonder nur ein gring gëlt aufdie eingeschlagnen Heüwgüter gelegt, dem Pfarer vnd Predicanten darfür geben würth, vnd Abervil Mehrers würth vnd Ertragen möcht, desswegen vnss heimgesetz Hiereinen gebührendtInsechen zu thun, damit der Pfarr vnd Beide Pfründten Bessers heruss erfolge vnd werden möge,woln nun wihr diss mit mehren vnd wass die Pfarr desswëgen für Rëchtsame angehörth, vnd dieeigentliche Beschaffenheit dises Zechendtens von vnssern Ambtläuthen dess

24vnd aussgangenen Abschieden. Von Vnssern gnädig Hern vnd Obern Zehalten, Ernstlich befoh-len. Jez Aber Jund vnd Alten, vnd Mehrthails beider Religionen nochkhomen vnd gefeÿert wer-den solle ein Jeder mit seinem gesindt vil geschäft vnd Arbeit auf solche Feirtag sparen vnd üebetHierdurch die seligen Ämpter Mëss Predig vnd Kirchgang versaumbt, dardurch vnss derAllmächtige got, auch durch Ander vnsser vngehorsame vnd sünden wëgen die Johr hero augen-scheinlich gestrafft. Alss mit kriegsgefohr theuwrung Pestilenz missrathung der Nothwendigstenfrüchten, und anderm übel. Derowegen Ich Meinigklichen gebieten thuon zur gnädiger Milterungdess Zorn gotess, dass die heiligen sontag feÿr vnd Fästtäg ordentlich gehalten wörden. Ess seie Erstlich mit dem kirchgang, demnach Alle Arbeith, Alss mit Buochen wëschen heüwengrässen, Bachen, fischen Jaagen, wärckh zethen aufnemen Ryen schwiengen vnd speinen, nocheiniche derglichen Arbeith, nicht solendt, verbracht werden, glichfalss an feyrabendten, nachdemman dass Zeichen geleütet.Ess solendt auch an oberzelten tagen, die Müler nit Rollen Mussmehl machen Stampffen Plüweneinicherleÿ Mülwerkh thuon, die Beckhen nit bachen ohn notwendigkeit vnd Erlauptniss, Bey 1Pfund dj zu buss, von Jeder Arbeith so bescheiht vnd dissem Mandat zuwider verricht würth, soAber ehrhafte Noth verhanden sol vnd mag einer wol zu mihr Landtvogt komen, wil ich Im nohgstaltsame der sachen erlauben oder nit. Dass wüsse sich Mänigklichen vor schaden Zuheuten,kein würth sol auch An dissen Oberzeiten sonn vnd feyrtagen Jemandt zu ëssen noh trinkhen aufStellem vor vnd ehe man Allerdings in der kirchen feyrtäge Ess seiendt dan Lüth die über feld zü-chen, wo dass nicht gehalten, sol dem gast vmb 1 Pfund dj vnd der Würth umb gestrafft werden. Zum Andern die wil dass schwören vnd gots Lesterung so von got selbst, vnd Allen oberkeitenverboten ist. Aber Jung vnd Alt vilfältige Überträten, dass nit ein wunder, auss got Höchlich mitein anderen Straffe. Ess sol auch jeder schwurr, welchen den namen gotess sin würdige muter, derlieben Heiligen, die chelmeint (Sakrament vielleicht) vnd Ander schwür, wie die genambtenmöchten wërden an 1 Pfund dj verboten sin vnd ein Jeder solchess hört, solss bi sinem Eid Leitenvnd angeben.Zum drithen sol nämandt spielen vnd mit würfflen noch karten, auch nit Laupffen vörder grad ondvngradt, sonder Allerdings und Abgestelt sein, dan vorbehalten last man auss gnaden zue vmb 1pfund dj oder höh, auf dem offenen Plaz bingelen oder Bloten scheissen, Bey der Buess welcherAndergestalt spielte Tags 1 Pfund dj vnd nachts 3 Pfund dj vnd welcher in sinem hauss spielenLiess der sol vmb Zwaÿfacher buss gestrafft wërden.Zum vierthen sol Nemandt ganz vnd gahr mit dantzen auch nachts in Leichtstubendten nit, Innkein wiss noh wäg, weder knaben noch Meidlein Allein vorbehalten, auff den hochzeiten vnd kil-

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ben May Man Danzen, so vil von mir Landvogt zugelassen, vnd erlaubt würth, vnd nicht witerwelcher Ueber disses verboth in seinem hauss oder hoff danzen liess, ohn mein erlaubniss, auchSpiellüth so Ihnen aufmachen würden, vmb Zweiffache Buss gestrafft werden.Zum fünfften sollen Beckhen von deren sonderlich klagt würth, sollen sich an Vorgaben halten.

25Rinthals vernomen so habendt wihr hirauf an Stat vnd in Nammen unsser heren vnd obernErkindt, vnd gesprochen diwihl obiger Zechendten der Pfarr vndisputierlich zustëndig vndgehörig dass der Besizer der Inligendten güter ob welchen bisshär der Heüwzechendt geben wor-den, sich mit dem Pfarheren vnd Predicanten gebührlich verglichen, oder so vnerhofft solches nitgeschächen möchte dass sie schuldig sollen sin den Zechendt nach gemeinem Zechendten Rächt,den Beiden vor Stenderen Jedem den halben thail zue dienendte auf zu Stehlen wie Recht vndBilichst doch in Allwäg Vorbehalten den nachgehendteren Zechendten von AussLiegendtenTratgütern so einem Landvogt in unsseren heren vnd oberen Namen in Rheinegkh vnd thal zue-stendig vnergrieffen vnd unnachtheil gevolgen zu Lassen, wan nun gedachter Zechendt ErmelterPfarreÿ thal gehörig sambt den teuffen wissen im Bützel zue Buchen, vnss Krafft dissesBadischen Abscheidts, mit guter vorbetrachtung wüssen vnd willen dess Pfarrers vnd Predicanten,besorgten Pfarreÿ thal die der gmeindt daselbsten vnd Reinegkh, StatAmman Ulrich Kuhnen, inBeider gerichten Nammen vnd gutheissen, vmb eintussendt gulden auf Rëcht vnd Redlichen,jedoch auf vnsser Ratification verkhaufft worden. Also dass hinfür für mehr angezognenZechendten Beiden vorstandteren Jedem der halbe theil davon volgen vnd werden solle seitmah-len die sachen Also bewandt vnd seiness Erachtens hierdurch der Pfarreÿ Nutz gefürderet werde,Alss wäre sin In namen Interessenten undertsinig fründlich beit wihr wolten von vnsern gnädigenheren vnd obern wëgen vnssern Consens auch hirzu geben, vnd sowoll den verndrigen AbschiedtAlss auch obige führten Khauff Confirmieren vnd zu krefften Erkeinen, nach dem wihr NunErnambter vnsseren Alten Landvogt in sinem witlöffegen für vnd Anbringend, wie auch den ober-welten Badischen Abschiedt verhört vnd Alle beschaffenheit der sachen Allernothdurfft, nach ver-standen so habendt wihr an Stat vnd In namen vnsser heren vnd Erstanzognen Abschiedt in sei-nen krefften verbliben Lassen vnd darbey den Ergangnen aufrëchten vnd Redlichem khauff vmbbesagten hüewzechendten Confirmiert vnd bestetiget. Also dass selbige gut krafft Jez vnd fërnohhaben vnd dem in Allwëg gemëss gelebt vnd noh komen solle werden, dessen Aller zu vrkundt soist disser brieff in ausser Aller namen, mit dess fromen vesten vnsser getrüwen Lieben Landtvogtsgraffschafft Baden in Ergeüw Jacob Platmans, des Roths Zug eignen hiran hangendten secret insi-gel verwarth vnd bekrefftiget worden, so gebe vnd beschechen, den Elfften Monatstag Julli nohder heilsamen geburth Jesu Christi im sechszechenhundert Acht vnd zweinzigsten Johrs.

(Liegt in der Trestkammer Nr. 77).XV. 1625 (p. 201-210)Volgendte Puncten vnd Articel dess Mandats so vnder Jedem Regierendte Hern Landtvogt zu thalsol verLässen wärde, vnd Anno 1636 Johrs durch H. Houptma Johann Cluoss von Lucern gesteltvnd zu thal noh Alten Bruch verlässen worden:Erstlich Alss genugsam Khundtbar, vnd Ich Leider auch gspür vnd Erfahr, wie so schlächtlich vndgahr ohne gehorsam, Vnd Ernstlichen willen die Heiligenfäscht vnd Feyrtäg von got auchGeistlich vnd wörtlicher Oberkeÿt, vnss geboten vnd ze feÿern aufgesetz, wie dan vnss der Erlichevermög dess Landfriedens

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26chan halten, dass formklich vnd zu erleiden sin, er sin mit wessem oder Anderem Brot, dessgli-chen die Müller, mit mehr Alss den Zweinzigsten Theil nach Laut vnsser gnädigen herrenAbschiedt, ze Lohn nemen, vnd die khunden halten, dass nit grosse Clag kome, vnd Jedem Veberdern Lohn dess zweinzigsten Thailss korns, dass mëhl gëben vnd zue Stellen, wass vnd wie vil essgibt, ohne vormessen dess mehlss. Ess sin von glaten oder Rauhen mäll oder korn, damit dass kei-nem sein korn vermindert oder verwechslet werde, dan man hir auf fleissigs aufmerkhen habenwürth vnd den fälendten sinem verdinen ernstlich Straffen.Zum sechsten sol kein korngrämpler mehr auf ein virthel korn schlachen, dan dreÿ krützer. Er gäbess glich vmb Bargëlt oder auf den Herbst an 1 Pfund dj buss. Zum siebendten sol kein krömer Alhin zu thal, vor der kirchen vnder der Linden, an son- vnd feyr-tagen sein Kroom ganz vnd gar nit aussLegen auf thun vnd feil haben, biss man zu beydenThaillen auss der kirchen vnd Aempter volendtet seindt, bei 1 Pfund dj ze buss.Zum Achten sol man sich auf der Gätteri vnd Kilchenthüren nit Stellen weder die ein noch dieweibs Personen, Jung und Alts, auch in kein Wiss noch wëg, under der die ein noch die anderParthey vnd Religion, verLachen, verspoten vnd trotzen. Bey Straff 1 Pfund dj. Luth Abschiedts1602 Aussgegangen, auch getrüwlich den Landtsfriden Halten vnd zu mittag vnd Betzeiten denhut Abzüchen bi 10 sz buss. Zum nünthen, Alss ich dan auch bricht bein dass Leuth seindt, die einem dass seinege heiniwëgtragendt die böm scheuten ess sin an kreissen kriechen Bieren vnd Oepffel auch Allerhandt früch-ten, Alss obss Rëben Erbss bonen, darzu Allerley gewächs vnd Pflanzung, in wohl vnerwarthenbeschlossen Gärten nit mehr sicher seindt vnd derglichen mehr, so wollen wihr sin mitMänigklichem gewahret, vnd ganz Ifrig geboten haben. Ein Jedess, dem Anderen dass seinig ver-bleiben, vnd ohnverwüst Lassen, ess sin in beschlossnen vnd ohnbeschlossnen güter vnd gärten,Bey der Buss nachts 3 Pfund dj vnd tags 1 Pfund dj. Ess mochte sich auch mancher seiner Armuthtrösten wollen. Dieselben wurden wihr mit gefangenschafft. Der freffel möcht auch der massen sogross Begangen werden vnd sein, dass an Leib ehr vnd gut gebüesst soll wërden. Zum Zechendten wolle auch Mänigklich Ermahnet sein, dass obst vnd kleinen Zehendten zege-ben, welchen man so wol Alss den grossen zu geben schuldig von got selbst aufgesetzt vnd geord-net Ist, dann so hierin gefahr Erfunden dieselben werden höchlich gestrafft wërden.Zum Eilfften von wëgen dess gewilts vnd Vöglen, so man die schon in Reinegkher vnd Thallergrichten facht, gibt vnd tragt man dieselben. Nur den frömbden vnd auss Leindlischen zu ver-khauffen Bringen, dass sol nit mehr Beschächen, sonder mehr Landtvogt vnd dem LandtschrieberZuebrocht werden, die wolens wihr noch Aller gebühr gern bezahlen, so sie aber nit füglich anze-nemen, Alss dan ein Jeder nach seiner Glegenheit verkhauffen vnd solch gwildt Haasen oderVögel, vnss dem Landtvogdt vnd Landschriber anfenglich nit zuebracht wurdt, vnd Ich dess brichtentpfing, dass solche in frömbde handt wären komen, wurde Ich die vngehorsame Straffen.Zum Zwölfften verbiethe Ich gänzlichen, dass keiner kein selbgschoss, dem gewildt noch heim-lich vnd verborgentlicher wiss nit legen solle, dessglichen keine fallen. In zuehäng vnd höltzernRichten, damit weder Leuth noh Vich geschediget werde. Bei 3 Pfund dj Buss, vnd so schadenhier über Beschëche wurde man Jenigen noh seinem verdinen noh höher straffen.

27Zum dreyzechndten, sol keiner dem Anderen seine felben noch weiden Ablanden vnd Stukhen,dessglichen auch keiner Beÿ tag oder nacht. Mutwiliger weiss dem Anderen seine Zün old

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Jungfelben Abhauwen vnd Abweiden, wie dan bisswillen gross Clegten ein komen sindt, welcherdiss thut vnd Manss vernämen würth, sol ohn Alle gnad der gfangenschafft, vnd von jedemStammen oder zun Steckhen 1 Pfund dj gestraft werden. Zum Vierzechendten wan der Aman Alhie an ein kirchhöri, gmeindt oder kirchen Roth Rüöffenvnd beithen Last, soll ein Balds gerüfft vnd verkündt wirth gestraft vnd glich an die Gmeindt tre-ten vnd sich nit saumen Bey Straff 10 sz buss. Zum fünffzechendten, Beträffendte, dass schraÿen wüelens pfeiffen vnd Stein wärffen auf die kir-chen vnd pfrundthäusser auch groben gefehrts zu nächtlicher wiss, sonderlich von bössen Buebenso vnerzogene Beschicht dass man von solch Übersteligen gefehrts wëgen, nit wissen mag, wassvorhanden ist, welcher Also auf der Gassen schreÿet pfeifft pröchet vnd Anderen Heusser würfftder solle umb 1 Pfund dj gestrafft werden. Zum sechszehendten sol kein würth, win oder Most schenkhen nachts nit Leinger Alss biss vmb10 Vhr win vnd Most auftragen bey Straff Jedem gast 1 Pfund dj dem würth Aber zweyfache bussauf ErLegt sein, ess wäre dan sach dass man bey frombden ehren Leuthen, in gesellschaffts weiss,solle nach gestaltsame der sach vnd gebühr vnergrifflich sein.Zum siebendtzechendten Beweist die Erfahrniss, dass sich verschiedene zeit, vil Vnordnung beyAufrürerischen Leuthen schaden Erfolgt, wan einer mit dem Anderen in Zerwürffniss gerathen,durch Beywäsendten, so vil versaumbt Zwüschendt den Partheien freud Zenämen vnd machen. Zum achtzechendten, solle kein hofmann noch hendersässen krömler gürtler LandtstreicherBetler, vnd desse gseindt mehr Alss ein nacht In seinem Hauss nit beherbergen vnd über ein nachthalten bey Straff vnd Buoss so offte es einer übersicht Ann ein pfundt pfening.Zum nünzechendten soll auch niemandts, weder mit Ross noh vieh, an dem Buchbërg gahr man-chen schaden dadurch beschächen ist welcher hier über vngehorsam, noh Anderswo, Im gantzenHoff hüeten, oder darin schlachten, die willen die Johr füro, gahr manchen schaden Beschächenist welche hier über vngehorsam, der wurdt vnablässlich vmb 2 Pfund dj gestrafft werden, hieraufdie geschworenen Beambten bey Ihren Eiden fleissig aufsechen vnd obmerkhen haben werden. Zum Zweinzigsten, sol keiner kein most noh opst Ausserhalb der kirchhöri nit kouffen noh in hoffführen, die wil man gespürth, vnd Erfahren, dass hierdurch vil Liederlichen Leuthen werden, sobeÿ tag vnd nacht dar Bey sitzen, dass irige verthundt vnd weib vnd kind gross mangel Lassendt.Welcher Also frömden most vnd opst, solche zemachen In den hoff führen, vnd ausschenkhenwerde der sol vmb 5 Pfund dj von Jedem som gestrafft werden, doch mag einer zu seinem Bruochin sein hauss Alein wohl noh nothdurfft Most inlegen. Aber wenig noh vil umb gëlt nitAusschenkhen, noh verwürthen, bey obgesetzter buess Ess währe dan sach, dass auss erhoffternotdurfft, einer von der oberkeit ErLauptnis überkomen. Zum ein vnd zweintzigsten, alss dissem zu Bestand angesehen worden wëgen vilfältigen hochzeit-hen, daruf Meiniglich zu sonderen überfluss bissweilen mehr Alss die fründtschafft vndStandtsgemäss gladen werden. Lost man ess bei voriger, wohlgesetzter Ordnung verbleiben, dasskein hochzeiter mehr solle (sambt seiner hochzeitern laden vnd dem würth an geben) alss 40Persohnen. Ess sei dan sach, dass die fründtschafften zue

28beiderseitzs so gross, Mag man umb ErLauptnis Anhalten, umb etwass dass Mandat, noch Gebührzue bewiligen.Zum Zweÿ vnd Zweingzigsten, Alss dan auch in gar grossen Missbruch gerathen, vnd schier täg-lich gespührt vnd Erfahren wirth, dass in verhüerothen der Jungen wält Insonderheit, so grosse

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vnzucht, vnd ohn Alle schamb, wider der Eltern vnd fründen wüssen vnd willen, auf vermeinteeine kirchliche eheliche versprächung vor der hochzeit, vnd Christlichen Kirchgang, Beÿlägervnd beyschlaff beschehen, so dan dem heiligen Sacrament, der Ehe Christlicher Zucht vndEhrbarkeit ganz zu wieder, sollen Alle die Jenigen so zusamen Ehelichen bei wohnung HalbStrellen wurdent. In Aller zucht vnd Ehrbarkeit, dass selbig anfangen, vnd vor wohlgeordnetenChristlichen kirchgang, In allen Zuchten vnd Ehrbarkeit, sich verhalten, beÿ 10 Pfund dj Buss.Alss dan hier umb ein Abschiedt zue Baden aussgegangen, vnd der gestalten aussweist.Zum dreÿ vnd Zweinzigsten, soll keiner Bügelin vns verboten fischenzen, weder RhinBäch nohgeissen nit Legen noh wärffen dadurch die fisch verderpt werden, an 1 Pfund dj Buss. Dess-glichen sollendt Alle vnd Jeder fischer, sich der fischordnung gebruchen vnd halten sonderlichder Karpfen, Spiellen vnd Hëcht, wass dass ordentlich mëss vnd Leinge nit hat, ausswörffen beiobgemelter Buoss, zudem ist auch Luth Abschiedts vnder vogt Schorno anno 1618 durch dieHeren gesandten, der Bach zwüschent dem Bauwhöffen eim Landvogt gefreiet vnd an 5 Pfund djverboten worden, dass niemandt Anderst, Zwüschen den anstössendten bauwhöffen noh immüllgraben mit der baren Nit fischen soll, ohn wüssen vnd willen eines Landtvogts bey Buoss.Zum vier vnd zweinzigsten soll jemandte, aussgenomen an kirchweichenen kein win noh Mostnit Aufthun, schenkhen noh Rüöffen Lassen wan ein offner würth, ein verdingt hochzeit, vndschenkhe hat. Ess wäre dan sach dass einer der durch dass ganze Jahr, win vnd Most ausschen-ken Thäte. Jedessmohl zu Buss 1 Pfund dj. Zum fünff vnd Zweinzigsten, sol Menigklichen noch jagen, damit die Zucht erhalten werdenmöge, von jedem Mohl 1 Pfund dj zu Buss.Zum sechs vnd Zweinzigsten soll keiner mehr alss ein Bembsch, von Jeden güldy zeiss nemenbey sonder Straff nemen vnd vngnad der hohen oberkheit. In noh gestaltsame der sachen.Zum sieben vnd zweinstigsten soll jede Mannspersohn, so über 16 Johr Alt ist Alle Sonn- vndFeÿertag sein seither Wehr mit sich tragen, auch von Jedem mohl 10 sz dj vnnohlasslicher Buss.Zum Acht vnd Zweinzigsten sol auch Jeder taglöhner so einem verspricht zu Arbeiten vnd daneim Andern zu Laufft schuld ein zehen schilling Auss zu geben. Letzlichen soll auch Jeder unter-than hiemit Ernstlichen Ermahnet sein, die wihl vil sachen vnd fräffel tag vnd nachts Beschehen,der oberkeit vorbehalten, vnd nit anzeigendt, solle ein Jeder so solche obstehendte verBotneArticull vnd Andern freffel sehendt oder hörten übertrëten, dieselbigen bei Ihren geschwornenEiden mihr Landtvogt ond meinen noh gesetzen Amptlüthen, sollen vnd wollen angenz, vnd für-derlich Leiden vnd angeben, dan wan man vor einem oder mehr Inen wurde, die beÿ solchenüberträtnen sachen währendt oder davon wüssen, dass selbig gföhrlicher wisse verschweigen diewürden alss Meineidige gestrafft werden.

29Ess sol auch Jeder wirth wein vnd most schenkh sonderlich vnd mit fleiss auf Märkhen vnd anzei-gen mihr Landtvogt oder Amptlüthen, wass sich Inn ihr Jedem Hauss, bei vnd hinder zech Tagsoder nachts, mit freffel worth oder verloufft ordenlich anzeigen bei Stroff dess Erst bemeltenMeineidts. Hiermit wolle Mannigklicher sich selbst von schaden vergüten vnd enthalten müssenvnd väterlich gewärment sein.XV. 1546 (p. 30-32)Wihr diss noh Benampten Joseph Grüninger dess Raths zu schwietz. Disser zeit der Edlengestrengen fromen vesten fürsichtigen Ersamen vnd wissen meiner Gnädigen Heren der Acht ort-hen, der Eidgenosschafft Landtvogt zu Reinegkh, Im vnderen vnd oberen Rhinthal. In nohfol-

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gendten Handel Erwelter obman Johannes Sygrist dess Roths zu Underwalden angendterLandtvogt im Rinthal, Jakob Hess Hauptmann vnd dess Raths zu Appenzell, Cunradt Höw jezLandtweibel zu Appenzel, Wilhelm Blarer von wartensee, vogt zue Rossenbërg, CasparRothmundt Aman im Hoff Rorschach. Im noh folgendtem handel erwelth, fründtlich Spruch vndTädigs Lüth, thun khundt offenbar Allermeinigklich mit dissem Brieff, nachdem Jacob Wisserbenambt Rubli sesshaft zu Hesslich Landman zu Appenzel. An Otmar Pfanner säligen Hoffmanzu Thal gsin Ain Todtschlag leider Begangen, dass Nun unss dessglichen Im Rüblin von Herzentrüwlich Leidt Ist, Handt dess Endtleipten Otmars Pfanners seligen Muter Bruder Schwösterenauch sinne Haussfrowen vnd kindern vögt, dessglichen schwiger- vnd fründtschafft sin seigendthirin verschriben oder nit, auss Pinlichen ansuechen Meiner obgenamten gnädigen Herrn zuAppenzel Potschafft dessglichen Junkher Willhelm Blarers von wëgen meines gnädtgen Heren zuSt.Gallen auch von sin selbst wegen dar zu Ich Landvogt obgenamt mein Beysëssen darzu er Rublivnd sin fründtschafft sollch entleibung gütlich hinstehlen, vnd Richten Lassen wellche fründ-schafft dess Endtleipten dessglichen den Rubli alss den gegenthail dessselben fründschafft, IchLandtvogt sampt mein beÿsëssen Ierem Anligen auch zu beiden Partheyen Gehört vnd verstanden,vnd sin darauf obgenambter Entleibung vnd todtschlags halb nohvolgendter wiss Brocht vnd ver-tragen Brächtendt vnd vertragendt sin auch In Crafft vnd Vrkundt diss Brieffs Also Ernstlich derFügung halb Sölle er Jacob wissen vier Priester mit ihren ängsten der Heilligen auf nohgeschrib-nem tag, in sinem Costen der Armen Endtleipten sell zu trost haben, vnd zu Jedem Althar selbsie-bendten gohn, da fromeren vnd opferen vnd er Jacob ein pfündige Kerzen die Mäss auss inHenden tragen, vnd die Andern sieben Jeder ein Kerzen so zwey pfenig wërth seige in Henden tra-gen. Aber die kleider mag er Alssdan wohl anhaben. Zu dem Anderen solle Jacob wisser auf den-selbigen tag fünfzig Bazen haben, da Jëgtliche zweÿ pfenig werth seige dieselbigen sollendt nohAltem bruch anzündt vnd glöst werden darzu soll Er Jacob Wisser im blossem Hempt, Vmp aufdie wicheÿ vor dem Crüz vmbgführt werden vnd ain bloss schwärt am Armen Tragen vnd dieKerzen in der ainen Handt danach Altem bruch auf dass grab Liegen dess endtleipten, vnd dreÿmohlen Rüffen ump Ime von dess endtleipten fründtschafft verzigen werdt, welchess derselbenfründtschafft Ainer sagen soll, welche beügung von Im beschechen vnd fohlfürt worden sol auffmonntags Aller nöchst noh pfingsten. Zu dem dritten solle Er Jacob Wisser dess entleipten

30gschwüstergy kindt schwöger vnd noh Nöhere in nohgeschribner gstalt sin leben Lang sie Lassendim dan gütlich noh weichen namlich in würzhüsser Bad vnd schärstauben vnd schiffen, auch aufStäg vnd wäg noh vermöglichkeit, wo sie von Im darIn sindt sol er nit darIn gohn, wo er Aber vorInen darin Ist mag er woll bliben, dessglichen wan er Rubli zur kilche gohn will sol er den Altenkilchwëg für Bastian Jögliss huss vnd daselbst beÿ ender beÿ der schiller huss durch gassen nider-gohn, vnd In der kilchen auf der vorkilchen in sinem Stuhl stohn sunst won man zu gemeindtenhat oder sunst mag er wol auff dem Heimgarthen gohn zu dem wirthen solle er Jacob Wisser dessendtleipten frowen vnd kinder oder Ihren Vögten von wegen obgenambten endtleibung aufs nächstbestimbte Zeit schuldig sie zu geben nemlich hundert vnd eine guldi guter land Wohrschafft nam-lich ein Monezfrist fünff vnd zweinzig guldi darAuss sol der Costen so über dess endtleiptenfründtschafft ganzen Erleit werden, vnd der Auff Sandt Johanestag im Somer Im sieben vnd vir-zigst Johre Aber fünff vnd zweinzig guldi vnd auf Johanis im Acht vnd vierzigstem Johr Aberfünff vnd zweinzig guldi vnd auf Johanis im nün vnd vierzigsten Johr Sechs von zweinzig guldibar mit büz vnd zalt haben darumb Zwen hablich bürgen geben vnder der Leze. Namlich hat er

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Jur hanssen die zin Aman zu Thal gëben vnd Hanss Gasser auch zu Thal dieselbigen ess verheis-sen auf obgemelteÿ Zihl Alss gesprochen solle zu dem fünfften vnd Letzten sol solche endtleipunggricht sin für dass endtligten gwschwüstergi kindt schwöger vnd noh näher auch für ein ganzefründtschaft für fründtz fründt sie seigen hirin genambt oder nit, wass da gehandlet vnd geret seigevon wem dass beschëchen ein Ander verzichen vnd vergebe, keinem thail an sinen Ehren nündtschaden auch sunst Jeder theil Sin Costen an Im selbst haben welchess beide Partheyen angeno-men vnd solches zu halten gelobt vnd versprochen Begert dess entleipten fründschafft Brieff vndsigel die Inen hiemit gëben sindt vnd dessen zu wahrem urkhundt so hab ich vilgemelter JosephGrüninger Alss Landtvogt von mein selbst vnd der spruch Lüthen entpfelings wegen mein AigenInsigel offentlich gehinkht an dessen brieff doch vorauss meinen gnädigen Heren den spruch-lüthen miner Landtvogt vnssern Erben vnterschiedlich, geben am sieben vnd zweinzigsten tagMeyen noh Christi gepurt tussendt fünff hundert vierzig vnd sechs Johr.

(Liegt in der Trestkammer No. 14).XVII. 14?? (auf p. 48)Wihr friedrich von gots gnaden herzog zu österich zu steühr ze kernden vnd ze kran, Graffen zuthyroll thun Kundt Alss vnss von Abgangs wëgen wilandt vornandum dess Pfeiffers der virthethail des weidens zu thal gelegen mit siner zu gehörung ledig worden Ist vnd verfohlen. Alsohabendt wihr zu lob vnd Ehren dess Allmächtigen gots vnd der hochgelobten königin Maria sinerMuter vnd auch durch vnsser vordern auss vnd vnsser nohkomen Soll hail wihlen de egenamtenvierthen thail dess wiedums zu der pfarkirchen daselbs ze thal geaignet vnd gegeben Aigen vndgeben auch wissentlich mit dem brieff, Also dass den hieführ Ewigklich ain jeder kircher daselbsze thal, gegenwürtiger vnd künftiger Rübiklichen In haben Nutzen vnd niessen sol. Als Ander derKirchengut, vnd Alss er dass sunderlich Alss wihr vernomen haben vor zeiten genossen vnd zuder Kirche gehört hat on geuerde donan empfelhen wihr am Inglichen vnssern vogt zu Reinegkhder Jez Ist oder Künfftigklich wirdet, dass er denn egne 31Pfarr vnd kirchen darbeÿ von vnsser wëgen vest vnstiklich halt vnd schirme vnd nicht gestat dassIn Jemant on Recht daran dreng oder bekümbere in khain wëg von wihr dass Ernstlich, Also welenmit vhrkundt diss brieffs geben zu Rinuelden an Pfinztag noh Sant Vlrihstag noh Christi geburthvierzehen hundert Johr darnoh in den... (Liegt in der Trestkammer sub No. 28)Die andern Urkunden des Copirbuches handeln (chronologisch geordnet) über Folgendes:1458 No. 23 (p. 42-53) siehe no. 1 vornen.In No. 70 ist ein vidimierter Brief von 1478 enthalten, daraus geht hervor, dass lange ZeitStreitigkeiten zwischen Thal und Lutzenberg (die am Berg) waren über die Grënzen der Allmendund der eigenen Güter. Das Schiedsgericht bestand aus Leuten von Kurzenberg, Rheineck (HansRorbacher Altammann), Thal (Hans Jöckli, Conrad Seiz Kirchenpfleger), Heinrich Giger Ammanzu Rheineck (auch Hans Höggburg daselbst), Hans Messmer Ammann in Thal, und von Buchenund Staad (darunter ein Zündt, Mälli, Stump, Rüst). Sie setzten Marchen und Bussen fest, wer sieverändere oder aushaue, niemand darf auf Gemeindeboden zimmern, Kräutergarten einfangenohn der Gemeinde Thal wissen, von 5 zu 5 Jahren soll die Kirchenhöre von Berg und Thal Leuteschicken, um Aufsehen zu halten, ob dem Untergang nachgekommen würde. (p. 180-184).1498. Nr. 3 (p. 10-13)Es war ein Streit zwischen Thal und Rheineck entstanden wegen Gerichtsmarken, Märkten,Steuern, Eichen, Fächten, Massen etc. Von den alten Orten war ein Abschied im Juni gleichenJahres ausgegangen, dass der Streit durch ein Schiedsgericht beigelegt werde. Das kam zusammen

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im August (auf San Lorenzen Abend). Die Rheinecker klagten, sie hätten laut Briefen einenWochenmarkt erworben, bevor sie an die Appenzeller gekommen, sei ein Landammann zuRheineck gewesen, der in Thal zu Gericht gesessen, in Thal sei nur ein Keller gewesen, diegerichtlichen Ganten seien in Rheineck geschehen, die hohen Gerichte seien immer zu Rheineckgeschehen, die Thaler nehmen sich heraus in schweren Läufen ihre Reis auch in RheineckerGericht zu nehmen wie es früher nicht war, alle Mass, Weinfrucht, Korn, Salz haben sie früher vonihnen geholt, jetzt nicht mehr, die Reichssteuer zahlten sie bevor die Appenzeller kamen, dieThaler bezahlen. Die Thaler erwidern: Sie mögen ihnen einen guten Markt gönnen und nehmensich nichts an, einem Amman hätten sie schon früher gehabt mit Gant, Gericht, Siegel – die hohenGerichte stehen nicht ihnen sondern der hohen Oberkeit zu, sie läugnen den Gerichtszirkel ver-letzt zu haben, betreff Mass etc. unterwerfen sie sich der Oberkeit, der Reichssteuer wegen habensie die nie zahlen helfen, als die Bürger von Rheineck wie noch jetzt geschehe. Dafür legen dieThaler einen gesiegelten Brief vor unter Vogt Isenhut von Appenzell. Es wird erkennt 1) dass alleUnwillen etc. abgethan sein solle, 2) die Gerichtsmarken werden bekräftiget, 3) die hohenGerichte sollen wie von Alters her sein, 4) die Thaler nehmen das Mass zu Rheineck, 5) An dieReichssteuer sind die Thaler nicht schuldig, 6) der Markt bleibt etc.

321503. No. 30 (p. 50)Die Thaler beklagen sich durch Ammann Egli Messmer zu Baden, dass etliche fremdeGutsbesitzer sich weigerten, die Reiskosten zu bezahlen helfen. «Alss wihr Jez gohn Bellez vndsie mit vnss Zogen werendt», was ihnen eine grosse Beschwerde sei, da sie arme Leute und nichtvermögen aus ihrem zu zahlen. Sie begehren eine «Lüterung». Die Väter zu Baden entsprechen,dass alle Gutsbesitzer solche Kosten tragen helfen. 1506. No. 36 (p. 64) Die Rheinecker wollen obige Reiskosten von ihren Gütern nicht bezahlen undkommen streitend nach Baden. Die Boten bleiben bei obigem Spruche, dass alle fremde, auch dieRheinecker, mitzahlen helfen. 1507. No. 9 (p. 22)Rheineck und Thal weigern sich Fälle und Fassnachtshennen an den Abt zu geben. Letzterer hatteeinen Abschied von Baden erlangt, dass erstere solches schuldig seien und der Landvogt hattebefohlen, darauf zu handeln. Aber die Rheinecker und Thaler erklären, es ist nicht schuldig zu seinund der Abschied gehe zu weit. Der Landvogt spricht im Sinne des Abtes, gibt aber die Freiheit,an die 8 Orte zu appelieren, was die Partheien ergreifen.1508. No. 7 (p. 19)Obige Partheien waren mehrmals in Baden mit grossen Costen, der Abt erschien nicht, durchseine Bevollmächtigten entschuldigte er sich, er wolle bei früherer ausgegangenen Abschied blei-ben. Die Boten entscheiden, dass Rheineck und Thal Fäll und Fasnachtshennen nichts zu antwor-ten habe, es sei denn der Abt bringe Anderes und Weiteres vor künftiger Jahrrechnung.1509. No. 35 (p. 63)Abschied von Zürich. Der Abt brachte nichts vor und besuchte die Jahrrechnung nicht. Er wirdnochmals geladen, bishin die Frage sistiert und gedroht, dass der Abt die Costen an seine Gegnererlege.1510 No. 38 (p. 67-69)Hans Vogler, Amman zu Altstetten, ist immer Sachwalter des Abtes. Von Rheineck erschien HansRugg und Peter Zingerli Alt- und neu Ammann, von Thal, Hans Oehili. Nach Red und Widerred

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wird erkennt, die Rheinecker und Thaler sind keine Fäll und Hennen schuldig. Abt und Conventsoll ihnen alle Costen abtragen. (Baden)1513 No. 39 (p. 69)Nun meinte Landvogt Jost von Schwiz einen Fall einziehen zu dürfen. Die Boten verneinen es, bisVogt oder Appenzell es beweisen können.1514 No. 5 (p. 16)Amman Egli und Messmer von Thal ist in Baden mit der Bitte, dass den Thalern bewilligt werde,gegen die St.Galler und von anderen Orten, die Güter bei ihnen kaufen, den Pfandschilling zu ver-langen und die Güter ziehen. Dieses wichtige Recht wird bewilligt. Am Sankt Ulrichstag.1515 No. 74 (p. 216-219)Rheineck, Thal und Lutzenberg im Juli (Donnerstag nach St. Ulrich) kommen durch ihre 4 Mann(Ulrich Heller B.z. Rheineck, Hani Ruoderer von Thal, Anderes Brüner und Ulrich LocherAppenzeller) gütlich mit einander überein wegen Allmend, Holzhau und Weiden. Sie beschlossen1.) Die am Berg ob der Lezi dürfen in das Thal auf die Gmeind 40 Ross treiben (ein Ross mit säu-gendem Fülle = 1 Ross). Wer mehr auftreibt, als auf ihr gelegt ist zahlt 3 Pfund Busse.2.) Wer Grünholz begehrt, darf bei einem der 4 Bannwarten sich zeigen lassen, oder an dieGemeinde gelangen. Wer mehr haut, zahlt von jedem Stück 10 Schilling.3.) Aus der Gemeinde darf kein Holz verkauft werden, das in ihr gehauen ist, ausser denSondersiechen doch ihnen nicht für eine Gerechtigkeit. Strafe ist 10 Schilling vom Stumpen demLeiter der 41 Pfg.

33Der Rebbauer darf ein Fuder Stickel aus der Gemeind machen, doch darf er es nicht dem Lehn-heren oder jemand anders zu kaufen geben. «Ein armer Gesell ob der Letzi, der da etwas Geltsmangelte» kann zu den 4 Bannwarten gehen, der ihnen ein Fuder oder ein halbs anweisen darf. Wer Hagtannen und Trüeterstangen bedarf, soll zu den 4 Bannwarten gehen, oder zwischen Epheuund Weiden gebraucht werden. Wer mehr haut 10 Schilling Buss.Wer Bau- und Zimmerholz hauen will, mag eine Tanne oder Buche fällen. Wenn sie aber so grosswäre, dass er sie nicht in Fahrt führen könnte, soll er kein Holz fällen, bis er selbige heim weg-führt. Tannäst sind ungefährlich. Busse 10 Schilling. Für einen Fremden, Nichtgenossen 1 Pfundvon jedem Stumpen. Dem Leiter sein Recht (den 4. Theil). Kein Schmid darf kaufen ohneErlaubnis des Vogts und der Gemeinde bei 2 Pfund Buss vom Haufen. Wer ob der Letzi Heu bedarf, mag sein Ross oder Vieh auf die Allmend ins Thal treiben, die unterderselben hinauf an Berg, besonders bei Wasser- und Kriegsläufen.In Thal und Berg sollen sie abtreiben «Maria Abend» und einer darauf bis Mitte Mai und dannnach Mitte Mai wieder darauf wie vor. 3 Schilling Buss vom Haupt.1524 ohne No. (p. 147-150)Abschied von Baden an Medardus Tag. Aus Anlass eines langen Spans zwischen den ober derLetzi und Rheineck und Thal anderseits wird entschieden: 1.) dass die Appenzeller keine Güterunter der Letzi kaufen, noch zu Lehen empfangen, keinen Zins darauf machen sollen; ebensowenig Rheineck und Thal ob der Letzi, vorbehalten die Güter, die von Datum des Briefs schonEigenthum waren, oder die erwerbsmässig fielen, die genutzt und genossen werden dürfen. Sonstsoll jeder Theil an seiner Letzi und Landmarken bleiben. Kein Landvogt darf Güter in Rheineckund Thal einem Insassen von Appenzell leihen, sondern den Leuten in den 2 Gerichten. DasGemeinwerk mag von beiden Theilen genossen werden wie bisher.

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1526 No. 47 (p. 87-91)Verabkommniss zwischen Rheineck und Thal einer und der Nachbarschaft am Berg anderseits.Langwieriger Handel wegen der Gemeinde in Berg und Thal, Holz und Weid halb (wegen des letz-ten Artikels von Baden 1524). Alle Artikel die gemacht wurden gleich denen von 1515. ZweiBannwarte ob und zwei unter der Letzi. Die mussten alle Johr schwören, die Bussen einzuziehen,von denen ein gut Theil ihnen zukomme; «Item ess ist auch zu wüssendt mit dissem brieff, dassAllgemeindten von Alter für berg und thal gemein sindt gesin vnder vnd ob der lezi vnd Jez zudisser Zeit».1532 und 1534 siehe No. IV., V. und X.1534 No. 12 (p. 26) Abschied von BadenDonnerstag nach Vitus und Modestustag. Hans Heller, Landammann von Appenzell, meint, da erdazumal geweibet, wo einer damit das Hofrecht erwarb, besitze er es; zwei Jahre habe er alles ge-than, das einem Hofmann zugestanden und man habe ihm dabei bleiben lassen, als aber die Thalermit den Appenzellern einen Span gewunnen, wollen sie ihn nicht mehr für einen Hofmann geltenlassen. Wird gesprochen, Hans Heller habe sich mit der Gemeinde Thal gütlich oder mit Geld zuvereinigen.

34 Fortsetzung der Auszüge aus Logierbuch Thal1538 No. 37 (p. 65-67). Abschied von BadenDie Thaler legten die Steuer von wegen Gemeindekosten und grossen Schaden an ihren Güternauch auf die St.Galler, die Güter in Thal besassen. Letztere sperrten sich, weil es kein Reiskostensei. Die Boten erläuterten und erkannten, dass, da die von Thal eingelegten Briefe nur aufReiskosten weisen, seien die St.Galler nicht schuldig zu steuern. Da aber eine grosse Landprestenund Schaden seie, so bitten sie die St.Galler freundlich, den Thalern daran ein freies Geschenk zumachen.1546 siehe No. XVI. 1551 No. 46 (p. 83-86) Abschied von Baden Donnerstag nach Laetare.Klage der Thaler wegen Abgang der Gemeinde in Folge von Käufen, Verkäufen, Tauschen,Verehren, Schenkungen an Freunde, wie ihnen die Güter aus ihren Händen gezogen und verlan-gen eine Läuterung. Es wurde verordnet: 1.) Wenn ein solcher Kauf geschieht, hat jederHofgenosse das Recht des Verspruchs. Der Landvogt wählt 2 unpartheiische Männer, diesewählen noch 2, welche bei ihrem Eid das Gut schätzen, dass es dann ein Hofgenoss ziehen mag.2.) Fremde und Heimische dürfen Schenkungen gegen Vater, Mutter, Kinder, Schwäger doch ohneTrug machen, dass sie es vor dem Landvogt mit Eid bekräftigen dürfen. Wenn ein Trug unterlauft,so darf jeder Hofgenoss nach der Schatzung obiger 4 das Gut ziehen. Ebenso wenn neben einemKauf noch eine Schenkung unterliefe. 3.) Wenn heimliche Käufe getroffen werden, und wäre dasGut einem Hofgenoss gelegen, so muss jeder bei seinen Eiden ihm eröffnen, wie und was der Kaufgeschehen, damit er es noch zu seinen Handen ziehen könnte. Wenn der Kauf zu hoch geschieht,kann es der Landvogt mit den Schätzern schätzen und einem Genossen übergeben. Wenn eineKlage einginge wegen der Schätzung, so kann ein Landvogt andere Schätzer berufen. DieseUrkunde mit Gilg Tschudis Insigel.1552. Siehe Nr. VI. vorn.1552. Nr. 32 (p. 53)Gericht wegen einer Strasse beim Haus. Gerichtsherr ist Hans Gasser Ammann. Die Gegenpartheiim Hof Haus hat zum Fürsprech Hans Seiz.

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1554. Nr. 67 (p. 173)Ein 50pfündiger Brief der Kirche war verloren gegangen. Die Übergabe lag in Thal, der Briefselbst war in die Hände von Ulrich Fuchs von St.Gallen gekommen. Die Thaler- und Rhein-eckerbehörden verlangten ihn heraus von dem Rath der Stadt St.Gallen. Fuchs musste entspre-chen, es lag ihm aber offen, den zu belangen, der ihm denselben unrechter Weise verkauft hatte.1557. Nr. 16 (p. 34)Hochgericht zu thal wegen Conrad Lutz auf dem Haus, der einen Richterspruch etc. wegen seinerStrasse (siehe 1552) beschimpft hatte. Er muss Abbitte leisten und 30 Gulden Busse an denLandvogt bezahlen.1558. Siehe vorn No. VIII 1567 Nr. 8 (p. 20-22)Rheineck und Thal hatten Stösse, weil erstere Fremde als Bürger angenommen, und das Geld da-für zu seinen Nutzen und Frommen verwendete. Thal stritt dagegen weil es Wunn und Weid, Holzund Feld mit Rheineck gemeinsam habe, und solche neuen Bürger seien ihm desshalb nachthei-lig. Sie machten miteinander einen Vertrag 1.) Rheineck mag neue Burger annehmen ohneSperren der von Thal; ebenso Thal Sperren der Rheinecker. Vom Geld kein Theil dem andern zugeben schuldig sein. Während 5 Jahren dürfen die Rheinecker ihren neuen Burgern kein Lehen inThal geben ausgenommen der Landvogt. 2.) Der neue Burger von Rheinek kann nicht in den Hof

35Thal ziehen es sei denn den Thalern gefällig, gleicherweise der angenommenen Bürger von Thalund Rheineck. Wenn ein Hofmann gen Rheinek zieht, muss er der Stadt ein Pfund geben dann hater die Gerechtigkeit im Schutz und ein Viertel Wein an St. Urbans Tag auf die Gassen und demStadtamman ein Viertel Wein nach altem Brauch «so er sie nit einspären wihl». 3.) Die bis datoangenommenen Burger von Rheineck sollen im Hof Thal wie uralte Burger, ebenso die Hofleutevon Thal. Wenn ein neuer Burger oder Hofmann angenommen wird, der ab 5 Jahre ist, der soll wieein Alter gehalten werden, ausser mit dem Ein- und Ausziehen nach dem 2. Artikel. 4.) Wenn spä-ter ein anderes belieben soll, so muss es beiden Gemeinden gefällig sein, andere Artikel zu stel-len. Besiegelt von Conrad Messmer Ammann zu Rheineck, Hans Gasser Ammann zu Thal.1569. Nr. 34 (p. 60-63)Caspar Blarer von Wartensee, Vogt zu Arbon, vertauscht einige Güter mit der Gemeinde Thal.1573 Nr. 11 (p. 24-25)Die Gemeinde Thal und Rheineck vertauscht dem Junker Jochen Zollikofer von St.Gallen einStück Gut im Feldmoos mit einer Mauer umfangen mit Haus und Torkel an eine Wiese imBauriedt, die an das Gemeinwerk stosst und zu Weidgang aufgethan werden soll. – Der Junker war1 Vrtl. Wein schuldig dem Gottes Haus zu Thal. Er löste ihn ab mit einem Brief von Jährlich 9Schilling pfn. an der Blaiche.1577. Nr. 15 (p. 32-34)Rheineck und Thal vertauschen und übereinkommen mit den Junkern Jakob und Georg Zilli undHans Anton Zilli von St.Gallen. Sie besassen eine Trattwiese unter dem Stein (mitte Mai einlegen,mitte August ausschlagen). Die Kirchenhöri vergönnte ihnen ein Stück davon einzulegen, mitBäumen zu besetzen. Der Krajenbach, der vorbeifliesst, that etliche Jahre mit Überfliessungengrosse Schäden an Gütern, Früchten, Aeckern und Wiesen, an Weidgang und Landstrassen. Rhein-eck und Thal begehen sich für jenes Stück alten Trattganges, dagegen gaben obige der Gemeindeein Stück Wiese gegen Rheineck hin mit dem Beding, dass jeder die Gräben unterhalte.

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1578. Nr. 20 (p. 39) Tausch im Krajen mit Hans und Jakob Tobler vom Tobel.1578 Nr. 21 (p. 40)Tausch Haselriedt, der Galgenacker von Christian Tobler (Ausrottung des Krajenholzes).1580 Nr. 1-5. Abschied von Baden vom 23. Juni 1580Rheineck und Thal klagen auf der Jahresrechnung, wie ungeachtet die Briefe und Freiheiten beiKaufzügen und Versprüchen die St.Galler ihnen Eintrag thäten; sie könnten nichts daraus abneh-men, als dass die St.Galler sich das ganze Rheinthal unterwerfen und pfandbar machen wollen. Sohabe der Spital und andere den besten Theil der Güter inne, weil sie zu so hohen Preisen kaufen,dass keinem Hoffmann seye zu versprechen möglich. Sie berufen sich auf den Abschied von 1551«wiewohl sie auss dem Rinthal schlechte Lüth werendt, so verhoffendt sie doch wan wir an Statunsser Heren und Oberen ihre habendte Freyheiten, gewarsaminen Brieff und siglen, so sie vonkeisser auch unsseren Heren und oberen erlangt verhören wihr wurden sie bey Ihren habendten,und erlangten Brieff und siglen auch Ihren freyheiten Gnëdiklichen handtheben schüzen undschiermen, und keineswegs von denselbigen nit tringen». Die St.Galler Gesandten wandten vor, es sei den Boten bekannt, welchen Span sie im Namen ihresSpitals mit Georg Blum und Moritz Schachtler gehabt; sie bitten um Erläuterung folgenderPunkte: 1.) Wenn ein Nichthofmann oder Männin in den Hofen an ein Spital, Kloster oder Siechenhausausserhalb des Reinthals ein Gut verkaufe, ob in diesem Fall ein Hoffmann das Recht desVerspruches haben solle oder nicht. 2.) Wenn der Spital zu St.Gallen

36oder ander unterschiedliche Güter im Reinthal an sich bringe, ob es billig seie, wenn ein Hofmanneins oder mehrere daraus ohne das andere nach seiner Gelegenheit das best oder böse verspreche.3.) Wenn der Spital zu St.Gallen oder eine andere Ewigkeit in Zeiten kaufe wo die Güter hohenWerth haben, ob es billig, dass ein Hoffmann zu wohlfeilen Zeiten solche Güter wegziehen undversprechen dürfe. (Die Partheien waren schon 1578 in Baden). Es war damals ein Commissiongeordnet worden in Caspar Abyberg, Joachim Meggeli Landamman zu Appenzell und CasparZelger von Unterwald damals Landvogt, die in das Rheinthal reisen und die Sachen in Augen-schein nehmen mussten. Sie hatten es gethan am 27. September 1578 in Altstetten und Artikelgemacht, die den Herren in Baden vorgelegt werden mussten. Sie wurden erläutert und bestetiget1.) Die Hofleute sind befugt, gegen Spital und andere Ewigkeiten und andere Personen denVerspruch anzuwenden.2.) Ein Hofmann mag gegen obige Ewigkeiten etc. eine oder mehr Stücke daraus ziehen, was vonAlte zu einem Gute gehört oder in einem Einfange gelegen ist, wie es nach Eid geschätzt wird«Diewihl kundtlich dass die Rinthaller an Zeitlichem Hab und Guth dermassen in Abgang komensindt und noch täglich komendt dass in Ihrem vermögen nit ist, grosse köüff, wie dan vil hoh umbguter hin und wieder in den Höffen gelegen beschechen samptlich zu versprechen dadurch ihneniren freyheiten und Abschieden strackhs zu wieder, die güter entzogen, und sey irer Armuth gegenaussleidlichen Hochlich entgelten müssendt.» Alle Beschwerde werde durch die unpartheiischeSchatzung gehoben. Jedoch soll diese Läuterung bloss auf die Käufe seit 1551 wirken.3.) Die Hofleut im Rheinthal sollen gegen das Spital von St.Gallen und andere Ewigkeiten beiihren Briefen und Siegeln und Freiheiten gelassen werden mit Ermahnen an die Schätzer dass siebei käufen Werth und Unwerth, Besserungen und Verbesserungen zur Zeit der Schatzung erwä-gen, damit sie es im Gewissen, Ehre und Oberkeit verantworten können.

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4.) Wenn einer als Hofmann oder Einsasse in das Rheinthal ziehen will, so mag er bei denHofleuten um den Einzug anhalten. Das Einzugsgeld gehört den Hofleuten. Doch ehe er ange-nommen werden kann muss er bei der hohen Oberkeit seines Geburtsortes, Beruf, Mannrecht, Ab-schied vorlegen, diese kann ihn abweisen oder aufnehmen, der Gemeinwerker und Holzer kann ernicht theilhaft werden. Die h.Oberkeit kann keinen gegen der Hofleuten willen auf- oder insetzen.5.) Wer nicht zu den Hofleuten im Rheinthal gehört, darf keine neuen Häuser bauen, es sei ihmdenn einem der 8 Orthen vergönnt.6.) In Zeiten böser Läufe erbl. Krankheiten und sonst auch dürfen Ausländische ihre Häuser imRheinthal nicht beharlich bewohnen, eigenen Rauch ohne Erlaubnis der Hofleut und der Oberkeit.7.) Der Abt und die Landschaft, St.Gallen und Appenzell machten eine Polizeiordnung, und dieBoten vermeinten auch die Rheinthaler damit zu befreunden, doch es verfuhr nichts, sie wolltenbei alten Freiheiten und Marktordnungen sein, dass auf den Märkten jeder Grämpler oder mänig-lich Garn und Werch kaufen möge, sonst seien ihre Märkte zu Grunde gerichtet.8.) Wenn ein Kornverkäufer mehr für ein Viertel Kerne verlangt, als in Lindau, Zell, Ueberlingenausser ein halber Batzen mehr für Zoll Fuhre, der wird bestraft.9.) Viele Rheinthaler verkaufen den Wein für baar Geld das Jahr hindurch mit dem Versprechen,dafür nach dem Lauf Wein zu geben, aber im Herbst verkaufen sie ihn an andere theuerer und zah-len den ersten nichts, oder geben ihm das Geld statt des Weins, das wird verboten. Wer Wein ver-spricht, muss mit dem Wein bezahlen oder wird gestraft mit 20 Pfund pfg.10.) Wuchergrümpler und Verkäufer mit nothwendigen Nahrungsmitteln sollen abgeschafft undgestraft werden. (Siegel von bat. Brandenberg Vogt von Baden)

371582. No. 18 (p. 37) Tausch eines Gutes im Kajen mit Uli Luz von Thal und Rheineck1589. No. 19 (p. 38) Der Landvogt Anton Hess von Luzern verkauft den beiden Gemeinden mitBewilligung der 8 Orte um 50 Gulden den Buchsee im Bauriedt «mit aller seiner Gerechtigkeitzwischen Steg und Wegen.» Datum 1ten Julius.

1591. No. 6 (p. 17-19) Abschied von Baden vom 13. Juli.Span zwischen Thal (Ammann Diezi) und St.Gallen (Anwalt Dr. jur. Rothmund). Der Erste klag-te, am letzten theuren fehlbaren und klemmen Jahre mussten etliche Hofleute ihre Güter verkau-fen und sie sind in St.Galler Hände gekommen; nichts destoweniger müssten sie ihre Strassen Stegund Weg mit grossen Lasten erhalten und das zusammensteuern. Die St.Galler wollen nichts steu-ern ungeachtet sie die besten Güter haben. Man könne einwenden Thal sei ein Freihof. So sei eraber Freihof für die St.Galler und nicht für die Hofleute. St.Gallen zeigte einen Brief von 1538vor und hofft, es verbleibe bei diesem Brief. Es wurde erleutert: Es habe bei dem 1538 Brief zubleiben. Was aber seither von St.Gallen für Güter angekauft seie, oder ausländische Personen vorAufrichtung des Abschieds die sind schuldig, alle Steuern und Bräuche wie ein Hofthaler zu erlan-gen. Doch sollen alle Steueranlagen mit Vorwissen des Landvogts geschehen und den St.Gallernzu wissen gethan (verkündt) werden, und sie dürfen nicht zu anderm gebraucht werden, und keineList und Betrug dabei unterlaufen.1593 No. 24 (p. 43-45). Bei Lienhard Tanner ob Leihrüthi sind von den Untergangspersonen vonThal Rheineck Lutzenberg Mängel an Zäunen und Marken erfunden worden und sie wollten ihnstrafen. Aber er widerte sich. Das Schiedsgericht bestätigte aber die Vollmachten der Untergangs-genossen.

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1593. No. 49 (p. 94-99) Holzbrief: Späne wegen Gerechtigkeiten der Genossen unter der Letzi,die den 24. Juni nach Baden gekommen waren und wo ein Schiedsgericht bestellt wurde, das nunfolgende Vereinbarung traf: 1. Wen eine Eichel von den Baumwarten reif erkannt sind, sollen die von Rheineck und Thal ihreSchweine 4 Wochen lang in ihren Ställen halten und nicht unter die Eicheln treiben. Doch dürfendie Genossen unter und ob der Lezi diese 4 Wochen alle Tage aus jedem Haus 2 zum Eichellesenschicken. Nach den 4 Wochen sollen sie ob der Lezi nicht mehr Gewalt haben Eicheln zu lesen.Die Eichbäume sollen gemein sein wie von Alter her. 2. Wer Ross hat, kann alle Monat 1 Fuder Kräss stucken, wer keine hat alle Wochen 2-3 Burden.Es darf nicht verbrannt oder verkauft werden, sondern als Streue. Jeder Kirchgenoss kann Krässstucken in gemeinen Hölzern wo er will. Doch nicht höher den Baum hinauf als den halben Theilungefähr. Im Krajen «so ain gahr gelegen Holz ist», darf gar niemand stucken bei 3 Gulden Busse.Im Mai bis August, wo das Holz im Saft ist, darf keines gestuckt werden.3. Da die Gaissen grossen Schaden thun, so wird erkannt, wer 1000 Pfund pfng. vermag odereigen Vieh hat, soll keine Gaiss haben, wer kein Vieh hat mag 4 alt und 2 jung haben aber nichtmehr, aber einen Hirten dabei haben. 4. Jeder Genoss mag alt Stöck in den Hölzern ausgraben, doch mit einem Wagbaum und Axt undnicht mit Hauen, damit das junge Holz geschont werde. 5. Dessen Güter an die Gmeind stossen, mag aus dem gemeinen Holz zäunen. Doch dürfen die Zäune nicht hinweg gethan noch verkauft werden.

386. Sie dürfen (die Genossen) nichts von der noch ab der Gemeinde verkaufen ausser bei hohenNothturft. Vom Verkauften können 2 Theile unter, 1 Theil ob die Letzi.7. An die Kosten zahlen die unteren 2, die oben 1 Theil. 8. Wessen Haus auf Gemeindeboden steht, darf keine Hagtannen aus dem Gemeindeboden hauen,sondern er soll zäunen mit dem ihm zugetheilten Holz. Wenn er nicht langen mag, kann für dieBannwarten die ganz Gemeinde kommen, um die Erlaubnis zu holen. 9. Einige Strafbestimmungen.1594. No. 50 (p. 100-103) Abschied von Baden den 7. JuliRheineck beklagt sich über Thal, dass es laut Abschied von 1591 nicht nur Ausländer sondernauch Rheinecker besteuern, die Güter zu Thal besitzen, da sich doch gegenseitige Hof- undBürgerrecht haben. Die Boten erläutern: Es habe gänzlich bei deren Hofleuten von Thal habendenBrief und Siglen zu stehen. Die Rheinecker müssen die Güter versteuern, so seit 1591 erkauft sindund werden die von früher nicht. 1598 No. 4 (p. 14-16) Augenscheingericht wegen Theilung Holz und Gemeinde, auf die untern Drohungen und die oben einwilligten: 1. Der ganze Krajen und Holz und Eichwald unter der Letzi gehört Thal-Rheineck. Die obern dür-fen nicht mehr als 40 Ross hinabtreiben. 2. Den untern gehört der ganze Gstalden dem Bach nach eigenthümlich gehören, ausser was vonLangeneck weg von der Strasse gegen Bischofberg für Holz und Feld liegt, das den Obern. 3. Das Hintergmeindli soll durch die obern entzwei geschlagen, und die untern die Wohlhabeneinen Theil zu machen. Es soll im Bann bleiben. 4. Alles Holz und Feld oberhalb der Letzi – Schönbühl, Altenstein, Lenzengmeindli, Heltobel,Gehren, Brunhalden, Matten ist den Obern.

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5. Die Obern und Untern sollen sich auch wegen des Fahrs in Rheineck vergleichen wegenDarstreckung gebürlichen Holzes. «Zudem was Kilchen und Pfarrhöff anbelangt soll auch vonallen Theilen gehalten werden, wass Bauwen antrifft den dritten Theil in Gemeindetheilen, die obder Lezi, wie von Altem herkomn ist.»6. Die Kosten trägt jeder Theil an ihm selbst.1598 No. 13 (p. 27-30)Rheineck will auf das hin das Holz mit Thal Theilen, wie es im letzten September mit den Oberngeschehen, welches fruchtbarlich und hoch nothwendig gewesen, da seit Jahren ein merklicherAbgang am Holz gespürt worden. Wenn es mit Liebe geschähe, wäre es ihnen zu grossemGefallen wenn nicht, müsse es mit Recht werden. – Die Thaler wollen nicht daran, weil es mitRheineck eine andere Gestalt als mit den Obern habe, da sie ein Hof- und Bürgerrecht zusammenhaben. Sie wollens wie bisher lassen, aber gern helfen, eine andere Ordnung in Holzhau zumachen. Wenn sie theilen müssen, so würden sie nicht nur das Holz, sondern auch Trieb und Tratt,Obst und Eicheln theilen, «wie wohl sie vill lieber In Allem unzerthailt verbliben, vnd mit Inenvon Rinegkh, wie Ihre Altvorderen gethan ferner Leib vnd Leidt haben vnd gedulden.»Die mittelnde Commission sprachen vor offenen Gemeinden zum Frieden, bis Ihnen dieUnterhandlung völlig übergeben war, weil sie wohl spüren und ablehnen könnten wenn es nichtgütlich geschehe, es ohne grossen Costen und Unwillen nicht ablaufe.1. Der Gstalden wird in 3 Theil getheilt, wovon 2 Thal und Rheineck 1 gehören soll.2. Der Crajen in 4 Theil, wovon 1/4 Rheineck, 3/4 Thal zufällt. 3. Dafür fällt auf Rheineck allein das Hindergmeindli.4. Das Mülisändli wird aufbehalten dem Rheine zu wehren nach beider Nothdurft und Steg undWeg zu verbessern.5. Die Hölzer Luzensteig, Wolfsgrub, Hinderlochen, beide Läuchli, Fuchsloch, Seelaffen,Wartbüchel gemein sein und bleiben bis auf weiteren Uebereinkommnis der Gemeinden, wo dannThal 2, Rheineck 1 Theil ziehen könnte. Ebenso soll in anderen Gemeinwerk Trieb und Tratt, Wunund Weid, Eicheln und Obstlesen gemeinsam genutzet werden wie von Alter her.396. An die Beholzung des Siechenhauses gibt Thal 2 Theil, Rheineck den 3ten. Die letzten gebenjährlich ein Flotz, die ersten 2, so lange es beiden gefällig ist. 7. Dieweil die Flötze den Rheineckern eigen sind, und ihnen oft zu verkaufen übrig bleiben, sosollen sie selbe an die Hofleute, besonders den Siechenpfleger ohne Auflage und Beschwerde vonFremden verabfolgen.8. Die eignen Güter in jeder Gemeinde bleiben wie von Alter her. 9. Den alten Freiheiten, Rechten, Steuern, Abfinden, Briefen, Siegeln und Bräuchen soll damitunvorgegriffen sein. (Gegeben an St. Thomas Tag).1598 No. 51 (p. 103-106) Läuterung obigen Verabkommnisses vom 3. September auf Ansuchendes Tobler. 1. Sie wollen einen Theil vom Crajen, aber sie werden damit abgewiesen. 2. Wennihren Äckern im Haselriedt Schaden geschehe, so muss er thun noch Hofrecht ersetzt werden.1606. No. 56 (p. 134-139) Abschied von Baden den 11. Juli.Klage einiger Thaler, wie ihnen die Liegenschaftsgüter durch Kauf aus den Händen gezogen undso verteuert werden, dass ihnen der Verspruch unmöglich begehren, dass kein Hofmann einemAusländer verkaufe, sondern Hofleuten. Der grosse Theil der Thaler beschwerte sich darüberwegen den Consequenzen und Bitten, sie bei den alten Gewohnheiten und Bräuchen im Kauf undVerkauf zu belasten. Auf der anderen Seite war Hans Keller und Hans Bärlocher, auf der anderen

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Andreas Gasser, Ulrich Diezi samt einem Gesandten der Stadt St.Gallen (Melchior GöldiStadtschreiber). Wie erläutert, die Parthei, welche den Hof schliessen wolle, sei abgewiesen, undmit Kauf und Verkauf bleibt es beim Alten ewigen Verspruch. Wenn aber ein Gut zu theuer ver-kauft würde, damit es nicht wieder bezogen und entsprechen könne, so mögen die Hofleute sol-che Güter durch unpartheiische schätzen lassen und solle ihnen der Zug und Verspruch nach die-ser Schatzung bewilliget werden.Betreff der Klage der Thaler über die stattlichen Häuser der St.Galler bei ihnen, so sind darübergenügsame Abschiede. Dabei soll es bleiben. Doch wenn ein Gut das dem ewigen Verspruchunterworfen ist ohne Bewilligung ein neues stattliches Haus gebaut worden wäre, soll das Gutnochmals geschätzt werden und darnach gezogen werden. Dem Hauseigenthümer steht frei, seinHaus abzubrechen und wegzuführen, wenn der Hausbau bewilligt ist, muss der Zieher das Hausnach billiger Schätzung bezahlen. 1607. No. 40 (p. 69-72) Abschied von Baden zum 10. Juli.Landvogt Muheim beschwert sich im Namen der Rheinthaler über das Ohmgeld, durch jedenWirth und Weinschenk der Wein geschätzt und mit einer Taxe beladen werde, weil das ihnen alsgefreithen Unterthanen neu vorkomme, und sie sonst mit viel Zinsen belastet und armeUnterthanen seien. Wird das Mandat für diesmal aufgehoben spätere Rechte und obrigkeitlicheGewalt vorbehalten.1616. No. 42 (p. 73-76) Abschied von Baden vom 8. Juli.Confirmation des rheinthalischen Verspruchs, worin hingewiesen ist auf den Brief von 1598, 1601und letzte Bestätigung von 1612.1616/1614. No. 61 (p. 160-161) Schwörformel dem Landvogt:«Ihr ein ganze Gemeindt sollendt schwören vnssern gnädigen Herren vnd oberen; den acht orthenLoblicher Eidgenossenschafft, nämlich Zürich, Luzern, Vri, Schwietz, Vnderwalden, Zug, Glarusvnd denen von Appenzell, vnd ihrem gegenwärtigen Landvogt, dem Edlen frommen Ehrenwertenfürsichtigen weysen Herrn N.N. dess Roths zu N., Landvogt zu Rheinegkh im underen vnd obe-ren Rintal an ihrer40Stath vnd Ihrem Namen, gehorsam vnd gegenwärtig Zu sein wie auch ihrem gesetz vnd verord-nethen Ambtlüth derselbig vnser gnädig Heren vnd oberen Nutz vnd Ehr zu fordern, Ihr schadenzu winden, vnd warnen vnd ob nüwer ein Jeder etwass sehe, horthe oder verneme, dass denselbi-gen ausser gnedigen Heren Schaden vnd Mangel bringen oder gebären möchte somliches zu win-den, noch eüwrem besten vermögen, vnd auch All Eühr fallendte sachen vnd fräffel ihren StendigErmelten Heren Landvogt oder Ambt Lüthen an Ihrer Stath fürderlich an zu bringen, vnd Er schei-nen ob auch eüwer ein Jeder Jemandt sëhe, gefärlicher weiss vmb züchen vnd führen. Ess wäreLüth oder guth, dass den grichten entführt werden möchte, solchess zum rechten auffzuheben vndnoh zu Eillen, damit den grichten nichts entführt werde, vnd im Allwëg den grichten vndHerligkeiten nützendt entziehen zu lassen, ohne gunst vnd willen, der wollgenambten vnsserngnädigen Heren, vnd dass ihr auch alle Herligkeit vnd grächtigkeit disser Herschafft handthaben,auch alle frëffel vnd Bussen, so begangen möchten werden, dem Landvogt oder Ambtlüthen wel-chen solches bevollen wirth, angäben vnd leithen sollen, wie dann Allermass die von Appenzellingehabt vnd an sie komen ist. Ess soll auch eüwer keiner hinfür in Ewigen Krieg mit Zeichenohne ErLaubniss, wissen vnd willen, bemehlter vnsseren Herren vnd dass ihr auch einen Landvogtvnd seinen AmtLüthen auf ihre Handlung, so sie im Besten fürnemen vnd gebruchen werden des-sglichen Richter vnd Röth schützen vnd schirmen sollendt nach eüweren besten vermögen vnd

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den beiden Stedten im Rinthal auch eüweren vnd jedem Hoff sine Rächt.Anno 1614 vnd Anno 1616.

1620. No. 59 (p. 155-158) Abschied von Baden vom 21. October.Eglof Stauffacher von Thal und sein Vetter Hans Dietrich Stauffacher Landammann zu Glaruswollte zu Schwiz klagen, dass sie auf dem Zoller in den Steuern gesteigert werden und dieMaterialien zum Unterhalt der Gebäude ihnen verweigert werden. Laut Befreiungsbrief von 1596werden sie geschirmt und den Thalern befohlen, die Unterhalt-Materialien in gebührendem Preiszu verabfolgen.1621. No. 75 (p. 220-223)Junker Hans Schobinger hat einen Torkel sammt Keller an der Buchsteig gebaut. Seine Frau lässtnun ein Haus bauen. Die Gemeinde lässt ihr nur einen Rauch (Kamin) zu, es muss der Lehmannaus dem Hof Thal sein, und sie muss 100 Gulden an den Spital und 60 Gulden an die Gemeindedafür zahlen. 1622. No. 62 (p. 162)Thal erhält durch Ortsstimmen das Recht, auf fremde Güter im Hof Thal Steuern zu erheben, wiedie übrigen Gemeinden des Rheinthals. (Es war nicht gleich gehalten).1622. No. 66 (p. 169-171) Durch Mehr der Ortsstimmen erhält Thal-Rheineck auch ein Neues das Verspruchsrecht. Obschones früher gegeben war, wussten sich Fremde Befreiung zu verschaffen mit grossem Nachtheil derHofleute und bitten um Aufhebung solcher Befreiung. Es werden die Briefe von 1551, 1580, 1582,1598, 1515 vorgewiesen. Es wird der Bitte entsprochen.1623. No. 60 (p. 158-160)Egloff Staufacher gewinnt vom Hof Thal um 90 Gulden einen Befreiungsbrief, so lange das Gutin den Händen seiner Familie bleibt.1623. No. 79 (p. 254) Thal frägt bei Altstetten den 8. Mai an, wie viel Ausländische, Spitäler, Siechenhäuser Steuer vom100 geben müssen. Als Antwort erhalten sie: bisher haben 15 Kreuzer vom Hundert verlangt (beiVerkäufen).1623. Die St.Galler Güterbesitzer beschwerten sich über die anno 1528, 1591 und 1610 erlangten

41Briefen zuwider und wollten wie von Alter her dabei gelassen werden. Sie wandten sich an dama-ligen Landvogt Sebastian Heinrich Trösch von Uri, der auf die Mehlstatt eine Versammlung vonden bedeutensten Männern von Rheineck, Thal, Buchen, Staad und den Abgeordneten der StadtSt.Gallen zusammen rief. Sie gingen unverrichteter Dinge auseinander und begehrten eine Cita-tion auf den 9. April in die Stadt Zürich vor die Herren und Oberen. Der Landvogt versuchte nocheine Vermittlung und lud die Partheien Freitag nach der Auffahrt 1623 nach Rheineck. Sie erschie-nen von St.Gallen Thomas Zwicker, Christoff Buffler, Jakob Zollikofer, Bartholomä Stauder undDaniel Zollikofer; dann Ulrich Kuhn Altstadtamman von Rheineck, Bartholomä Diezi Amman zuThal, Jakob Bärlocher Hauptmann zu Buchen, Ulrich Diezi Altamman, Hans Kuhn von Staad undJörg Bärlocher im Namen von Thal. Man vereinbarte sich über folgende Punkte: 1. Die Güter, die der Spital, St. Katharina und Partikulare vor 1538 in Thal besassen, bleiben steu-erfrei, ausgenommen obrikeitlich erkannte Steuern bei Landesnoth. 2. Die seit 1538 bis 1602erworbenen Güter müssen steuern wie in den obern Höfen, doch nicht höher. 3. Die von 1602-1623 verkauften oder ererbten Güter müssen von 1000 bis 700 Gulden versteuert werden. 4. Was

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von jetzt an versteuert wird, muss vollkommen versteuert werden wie in den obern Höfen, beiererbten bleibt es bei den gesetzten Taxen. Eine ganze Reihe Weingärten und Güter ist aufgezählt,die steuerfrei bleiben sollen; dann eine Reihe der Güter mit der Summe, die von ihnen versteuertwerden muss. Summa 49102 Gulden von 100 Gulden 15 Pfennig Steuer, welche Steuer nichtgesteigert werden darf. 5. Einige St.Galler konnten seit 1616 ihre Güter aus dem ewigen Verspruchbringen. Obwohl einige Ortsbürger diese Befreiung kassiert haben, lässt sie frei, zum Beispiel dasZollikofer’sche Gut unter dem Stein etc. Hingegen haben die St.Galler zur Pflanzung guterNachbarschaft auf freundliches Ersuchen und Bitten des Landvogts als freie Steuer und Gabe indas Spital oder Siechenhaus zu Thal 200 Thaler verehrt. 6. Die St.Galler sollen auf Martini 1622für alle Ansprüche dem Hof 125 Gulden bezahlen und auf Martini 1623 die erste Steuer bezahlen.Steg und Weg sollen wie von Alter her die Anstösser erhalten: Gemeindestrassen ohne derSt.Galler Kosten und Zuthun die Gemeinde selbst. 7. Versicherung an diesem Uebereinkommnissfest zu halten. No. 2 (p. 5-10)1626. No. 44 (p. 79-81) Abschied von Altstetten vom 31. October.Die Regierenden Orte haben mehrere Gesandte in das Rheinthal abgefertiget, um Missbräuche zubeseitigen, den Unterthanen die Beschwerde ab dem Hals zu nehmen. Sie haben unter anderemwahrgenommen, dass die Landvögte über die gewöhnlichen gesetzten Bussen für Thurmlosung,Ehr und Gewehr ein solches Geld setzten und dazu noch unerträgliche Costen auferlegten. Siebeschliessen, dass fürderhin alles Setzgeld abgestellt sei, für Thurmlosung, Ehr und Gewehr darfder Landvogt nicht mehr denn 10 Gulden, dem Schreiber 2 Gulden fordern. «Damit Aber AinLandvogt ein gebürrendte Erkenntlichkeit habe (p. 80) kann er von den Bussen 1 von 10 Guldenzu Handen ziehen; der Landschreiber von jedem Bussengericht 1 Gulde. Wenn Landtvogt undSchreiber auf Costen der Partheien bei Streitigkeiten beschieden werden, lassen sie es beim altenBrauch verbleiben.1627. No. 76 (Siehe vorn No. XIII)1618. No. 77 (Siehe vorn No. XIX)1619. No. 78 (Siehe vorn No. XV.)

421639. No. 57 (p. 139-142)Den Junkern Erasmus, Gurdian und Georg Leonhard Zollikofer wollte etliche von ihren in Thalliegenden Gütern versprochen werden, sie beschwerten sich, weil sie die ordentlichenBefreiungsstimmen erlangt hätten. Man kam gütlich überein; alle ihre Besitzungen werden desVerspruchs frei. Sie gaben der Gemeinde 200 Gulden baar. So zu Baden gegeben den 1. Juli 1639.1641. (p. 142-33) Abschied von Baden vom 17. Juli.Der Landvogt will vom Lehenhof Bauhof das halbe Heu beziehen und ein Stück davon einlegen,wie er das Recht habe, dem nicht nachgekommen werde. Die Thal-Rheinecker behaupten bisMitte Mai sei es von Altem her ausgelassen und vorher in Schirm gelegt worden. Wird bei deralten Gewohnheit belassen. 1643. (p. 142-147) Abschied von Baden vom 31. Juli.Stadtschreiber Lorenz Bärlocher von Rheineck erscheint als Abgeordneter des untern und obernRheinthals, und beschwert sich im Namen derselben, dass von den jeweiligen Landvögten heim-liche Kundschaften ohne Wissen eines Amtmanns des Rheinthals, oft von den Klägern selbst oftvon übel beleumdeten Leuten aufgenommen werden, und dann gegen den Angeklagten also ver-fahren werde, dass bisweilen Unschuldige es entgelten müssen. Um geringen Sachen willen wer-

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den Fehlbare mit Gefangeschaft, Abnahme von Ehr und Gwehr gebüsst, wo sie zu Lösung grosseGeldsummen hergeben müssen, das sie wegen Weiten Weges und grösserer Costen nicht nachBaden appelieren mögen. – Es wird erkennt, der Landvogt habe zu den Kundschaften denLandschreiber und wo sie soll aufgenommen werden, den Amman, Richter oder einen redlichenMann beiziehen. Für Thurmlösung, Ehr- und Gwerzustellung dürfe nicht mehr fordern als 10Gulden, der Schreiber 2 Gulden. 1644. (p. 150-153) Abschied von Baden vom 14. Juli.Vor etlichen Jahren machten alle rheinthalischen Gemeinden ein Bündniss, dass wenn einRheinthaler vom ewigen Verspruch befreite Güter mit Tausch, Kaufs oder Erbweise bekomme, siewieder im ewigen Verspruch begriffen und unbefreit sein sollen. Hauptmann Lukas Koblet vonMarbach kaufte vom Spital solche befreiete Güter, und meinte nun, sie bleiben befreit. Alle rhein-thalischen Gemeinden streiten dagegen und senden Abgeordnete nach Baden. Der gethane Kaufoder Tausch wird nichtig erkannt und der rheinthalische Bund bestätiget.1645. No. 54 (p. 118-123)Anno 1598 wurde der Gstalden Rheineck und Thal zugetheilt. Die am Kurzenberg das Trieb- undTrattrecht, welches sie von der Theilung laut eines Briefes von 1526 hatten, noch zu haben undhaben es 32 Jahre seither benutzt. Nun wollten die ersten den Wald einfangen aber Weg und Stegoffen halten. Die Kurzenberger wandten ihre Briefe vor und wollten keinen andern Weg und Steggestatten als mit getretenen Rigeln und Stapfeten. Daher lange Streitigkeiten. Die untern wähltennun als Schiedsleute Johann Heinrich Waser Stadtschreiber in Zürich, Christian Heinrich von ZugLandvogt und Paul Alphons Tanner Landschreiber. Die obern Jakob Wiser Landamman undPannerherrn der innern, Johann Tanner und Johann Zellweger alt und neue Landammänner deräussern Rhoden samt mehreren andern. Zusammenkunft den 11. April auf Bischofberg,Augenschein des Waldes. Fortsetzung des Prozesses am 12. Der Vergleich kam zu Stande. DieKurzenberger nutzen wie bisher die nächsten 25 Jahren den Wald (jedes Haus ein Haupt) dochmüssten sie jährlich auf St. Johann Baptist den unteren 25 Gulden bezahlen, und Steg und Weg inihren Costen unterhalten die Anstösser zäunen jedoch aus dem Gstaldenholz. Nach 25 Jahrengehört Trieb und Tratt alle den untern, die sich von neuen mit den obern vergleichen mögen. Wennes nicht geschieht, so müssen sie den obern eine genügliche Strasse durch den Gstalden offen las-sen. Die Costen trägt jeder Theil selber. Die unguten Worte und Werken sollen gänzlich aufgehebtsein. So den 13. April.

43 1652. No. 45 (p. 81-82) Abschied von Baden vom 26. Juli.Bestätigung der Artikel des Hofbuches von Thal wegen fremden Gütern und Lehensverhältnissen.Fremde welche Güter oder Reben in Thal haben, müssen sie von Hofleuten um den halben Nutzenbauen lassen; den halben Theil Mist und Stickel zu geben bis zu den Reben. Wer sie mitWerkleuten bearbeiten lassen will, mag es; doch muss er derselben bei einem offenen Wirth ver-köstigen. Wenn der Lehnherr sich über den Anbau der Güter von Seite des Baumanns beklagenkönnte, mag er durch den Ammann und einen Unpartheiischen Untersuch pflegen und wenn sienicht recht gepflanzt wären, kann er den Baumann vom Lehen treiben und einem andern Hofmanngeben: doch nicht in üblen bösen Jahren, sondern 1 Jahr muss er ihn beim Lehen bleiben lassen.1653. No. 55 (p. 124-131) Abschied von Baden vom 2. September.Schriftl. Eingabe von Beschwerdepunkten der Abgeordneten von Rheineck und Thal. Sie bittet:1. Dass man sie bei ihren alten Gebräuchen, Rechten, Briefen etc. lassen und schützen wolle, dass

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Rheineck und Thal bei altem Herkommen, Privilegien etc. bestätigt seien. Wird bestätigt.2. Dass man ein Landvogt oder Unterthan hinterrucks Rezessbriefe heraus begehre wieder eineGemeinde oder Person, ihnen kein Gehör noch Antwort gegeben werde, bis der Gegnerpartheiverkündet sei, um sich verantworten zu können. Wird bewilligt.3. Die Landvögte treiben oft um geringe Ursachen willen Lehenleute von der 8 Orten Lehen,wodurch sie mit Weib und Kinder in Armuth gerathen. Wenn er nach Baurecht baulich und ebnenFehler begeht, solle er nach Gestalt der Sachen gestraft werden, nicht mit Jagen. Der Landvogt hatsich nach dem Lehenrecht zu bescheiden.4. Sie bitten, man wolle sie bei der alten Gewohnheit lassen, dass ihre Felder auf Gemeinde ins 3.Jahr liegen gelassen werden. Wird bewilligt.5. Wer mit dem Landvogt zu thun hat, und er seine Anliegen nicht traut anzubringen, soll er dür-fen ehrliche Leute mit sich nehmen, die es für ihn thun. Das solle der Landvogt nicht verbieten.Wird bewilligt.6. Der Landvogt solle eine Sache, die von hoher Obrigkeit abgethan ist, nicht wieder hervor zie-hen. Wird bewilligt.7. Die Landvögte haben schon Todte gestraft, die etliche Jahre unter der Erde waren, das sollte absein. Wird bewilligt ausser bei einem Prozess, der bei Lebzeiten aufgerichtet wäre.8. Dass ein Unterschied gemacht werde, um welche Fehler ein Landvogt einen ehr- und wehrlosmachen dürfe, und nicht um geringe Sachen willen. Der Landvogt hat dabei die Ordnung, Eid undGewissen zu betrachten. 9. Wenn einer seines Fehlers kanntlich und sich der Strafe unterwerfen will, soll der Landvogt mitweiteren Costen und Satzgeld verschonen. Er soll sich hiebei der Sparsamkeit und Bescheidenheitbefleissen.10. Jeder soll ohne Hinderung auf seinem Gut den Torkel stellen dürfen, wo er will, wenn erTorkelrecht hat. Bewilligt.11. Wenn ein Landvogt das grosse Mandat alle 2 Jahre erneuert, sollen die Amtleute von beidenReligionen in Thal beiwohnen dürfen. Nicht bewilliget; bleibt beim Herkommen.12. Wenn ein Unterthan nach Baden vom Landvogt beschieden wird, soll er dem niedern Gerichts-stab Kundschaft aufnehmen. Wird bewilliget, dass es dann dem Landvogt zu Wissen gethanwerde, damit er auch dabei sein oder sich vertreten lassen könne.

441654. No. 48 (p. 92-94) Abschied von Baden vom 21. Juli.Thal klagt durch den Hofschreiber Jacob Egger, wie es den benachbarten Orten nie einen Wegzuggefordert, hingegen habe man es auch von ihnen gefordert, nur unterstehen sich einige benachbar-ten Gemeinden Wegzug von ihnen zu fordern. Es möchte lieber bei der alten Ordnung bleiben;oder Gegenrecht halten. Man findet das Begehren billig, Thal solle die benachbarten ersuchen,davon abzusehen. Sollte das nicht verfangen, soll Thal das Gegenrecht haben, aber der halbe Theildaran der Oberkeit, der andere die Gemeinde.1657. No. 53 (p. 76-79)Ferdinand Carl Erzherzog von Oesterreich. Streit zwischen Fussach, Höchst östereichischeUnterthanen und einige Eidgenossen von Appenzell und St.Gallen und Rheinthals wegenBesteuerung liegender Güter, Wuhrkosten ewigen Wiederlösung jenseits des Rheins. GrafFortunat von Wolkenstein und Johann Christoff von der Halden waren die 2 österreichischenDeputierten. Es wurde ein Rezess 1655 den 29. Dezember verfasst; worin den interessierten

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Schweizer bis jetzt streitige Steuer nachgesehen wird, doch von nun an müssen sie von der Juchartoder Mannsmad Wiesen auf Martini als Steuer, Wuhrgeld etc. 12 Kreuzer nach Höchst liefern.Kaufen sie mehr Güter, müssen sie selbe gleich Höchst und Fussach besteuern und letztenGemeinden oder Partikularen haben das Recht von der Widerlösung. Das wird von Erzherzog kon-firmirt im Jahrbuch den 29. November 1657.1657. No. 64 (p. 167-178) Fahrgeldtaxe für Rheineck Thal.1. Von jedem Fuder 1 szd. oder 14 d. 2. Von jedem Menschen 1 szd., arme Leut und Taglöhnernicht inbegriffen. 3. Von jedem Stück Vieh 2 d. 4. Von jeder Mannsmad 2 Mass Wein. 5. Müllersollen sich vergleichen, 1 Fuder aber 1 sz. 6. Fremde Leut wie an den Fähren oberhalb. 7. DieGemeinde sind verbunden Holz nach Nothdurft zu den Schiffen zu geben laut Theilbrief. 8. VomBrautwagen 5 sz. 9. Der Fährmann muss Morgens und Abends zum Ave Maria am Fahr sein etc.10. Weder Fremden noch Heimischen darf bei der Busse dem Lohn entführen wollen. 1657. No. 68 (p. 177-179) Abschied von Baden den 7. Juli.Thal bittet sie bei ihrem Abzugsrechte bei Hinterlassenschaften zu schützen, da nach demselbender halbe Theil der Oberkeit von den 10 vom Hundert, die andere Hälfte der Gemeinde zukom-me, und die Erben sich dagegen sträuben. Es wird ihnen entsprochen.1660. No 25 (siehe vorne No. V.). 1662. No. 53 (siehe vorne No. XII.)1665. (p. 183) Holzgemeinde des Hofes Thal «auff dem gewöhnlichen Gemeindeplatz Henn-garten». Sie bestimmte:1. Es soll den ledigen Leuten, wen sie auch Kauf führen, der jährliche Holzantheil rund abgeschla-gen sein. Den Witwern und Witwen gibt man ihn.2. Der Hofamman, Hofschreiber, Weibel und den 4 Bannwarten gibt man kein Fuder Holz, son-dern ersterm 10 Gulden, letzterm 1 Gulde.3. Dem Holzbriefli sollen im Beisein des Ammann Schreibers und Weibels abgeschnitten werdenund keinem wie bisher willfahrt werden. Die Amtsleut dürfen in den Hut oder Sach greifen undnur ein Briefli herausnehmen, und müssen bis zum Ende bei der Austheilung sein.

454. Der Weibel muss den Tag auf dem «Lindenstein» öffentlich ausrufen, bis zu dem das Holz aus

dem Heu geführt sein muss; wer es dann nicht hat, verliert das Recht dazu. 5. Denen, die Häuser, Torkel, Städel bauen, wird kein Holz mehr wie bisher gegeben.6. Die Holzbriefli sollen auf den ausgerufenen Tag angefordert werden. Wer sich verspätet, erhältjenes Jahr kein Holz. Wer dem Bannwart Busse schuldig ist, kann ein Holzbriefli für sich nehmen,aber der Hofamman nimmt und behält sie bis die Busse erlegt ist. 8. Das Fuder Holz, um das sich die Hofbaumeister bei den Bannwarten bewerben, wird ihnennicht mehr gegeben und sie haben sich mit ihrem Sold zu genügen. 9. Die welche ihr Holz verkaufen und sich durchs Jahr sonst beholzen zum Schaden der Wälder,sollen Verkäufer und Käufer gestraft werden. 10. Wer einen kleineren Holztheil als die andern bekommt, soll sich begnügen. Anno 1664 No. 82Die Gemeinde Thal kauft von Franz Wilhelm Blarer von Wartensee zwei Weiden, die eine ob derTschuggis zu Buchen, die andere ausser dem Krinnenstein um 1600 Gulden. 1666. No. 83 Rheineck, Thal und St.Margrethen klagen bei den alten Orten zu Baden.Dass sie von den Lehenherrn im Weinlauf beschwert seien, dass sie mit Weib und Kind kaumerhalten mögen. Es wird erläutert:

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1. Dass der Rebbrief von Thal von 1652 in allen Theilen konfirmirt werden soll mit der neuenLäuterung, dass alle Fremden ihre Güter und Reben im Hof Thal um den halben Nutzen durch dieHofleute bauen lassen solle, ebenso Rheineck und St.Margrethen. Doch die Zuwohner des ganzenRheinthals sollen nicht für Fremde zu halten werden. 2. Der Weinlauf wird für die 3 Gemeinden 10 fl. höher als zuvor gestellt, für Saum rothen 20 fl. 1669. No. 88. Aus Anlass der Verheiratung einer Thalerin nach Marbach wollen die Thaler ein Gutnicht herausgeben, bis Marbach verspricht in ähnlichem Falle kein Abzug oder Wegzugsgeld vonMarbachern zu nehmen, die nach Thal heiraten. Marbach gewährt es mit dem Brief. Thal ertheiltein Gegenrecht. Ebenso verpflichtet sich Zürich 1677 keinen Abzug zu fordern von seinenAngehörigen, die in den Hof Thal ziehen. 1678. Fidel von Thurn besitzt Wartegg, wozu auch die Staad Mühle gehörte. Aus Nachbarlichkeitfordert Thal von ihm und seinen Söhnen jährlich Steuern 2 Gulden jährlich, was er verdankt.

1672. No. 90. Rheineck hat Streit mit Thal wegen gemeinschaftlichem Weidgang, Trieb undTratt, Holz und Feld und befragt Thal, ob ihm nicht der 3. Theil all dessen zustehe und gehörelaut Brief von 1598. Thal sagt, es sei ihnen den Briefen kein determinirter Theil für Rheineckbestimmt. Der Landvogt Carl Büeler von Schwyz mit beigebrachten Hern Räthen sprach zuRecht: Der Vertrag von 1598 wird zuerst bestätiget, weil in ihm keine Portion des spezifizirteTheil für die einen oder anderen genannt wird, so sollen die Partheien wie bisher Trieb und Tratt,Holz, Feld und Eicheln insgemein

46 nutzen und niessen, bis es beiden gefällt zu theilen. Klagt der eine Theil über Vortheilung, so suchtman zu vermitteln. Rheineck legt nun schriftlich seine Beschwerden gegen Thal vor und derVermittelnde stellt die folgende Artikel:1. Weil der Hof Thal von hoher Oberkeit 1623 der Steuer halb Freiheiten erlangt, und Rheineckdurch Erstattung der Steuer sich dazu kenntlich gemacht hat, lässt man es bei den Verträgenbewenden. Es wird kein Theil den andern aber fremd achten können.2. Von dem Einkommen des Sondersiechenhauses soll kein Geld ohne Wissen und Willen beiderPartheien ausgeliehen oder bei dem Ausleihen Partheilichkeit werden. Doch soll nach alter AbredRheineck für seine Bürger und Thal für seine Hofleute Bürge und Zahler bleiben. Weil auch dieStadt Rheineck ihren Antheil an gedachtem Haus hat, findet man es nicht unbillig und wirderkannt, dass selbes ein eigenes «sonderbahr» der Hof Thal 2 Schlösser an die Lade legen möge.Es soll wie von Alters her der Siechenpfleger mit gemeinem Mehr gesetzt, die Siechenrechnungkehrsweise 2 Jahr zu Rheineck und 4 Jahre zu Thal gehalten werden, dergestalt, dass besagte Ladean demselben Tag wieder an ihr gehöriges und altes Ort komme. 3. Kein Theil darf ohne den andern etwas verkaufen, oder Gärten, Hofstatt, Stadel, Steinbrücheerkaufen. 4. Das Vieh soll an unschädliche Orte getrieben werden und keiner befugt sein, fremdes Vieh auf-zutreiben, sondern nur eigenes.5. Wer Steine bricht und sie an den Rhein führt, muss des Schadens an Grund und Boden halb mitbeiden Partheien sich abfinden.6. Es kann niemand angehalten werden, dass er in Schriften und Instrumenten, das Seinige oderdas fremde Ort vor oder nachsetzen, man lasst es daher in das Conzipisten oder SchriftstellersDiskretion, ob nicht die «hochoberkeitliche Residenz Stadt» der Vorrrang gebühre.

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8. Es werden alle Grempel und Hausiermärkte abgestellt. Doch kann man niemand so strenganhalten, dass er nicht unter der Woche für seinen Hausbedarf etwas einkaufe, wenn nur keingewisser Tag und Gefahr dabei gebraucht wird. 1677. Thal und Rheineck verspricht den Anstössern von Tobel an den Krajenwald Schirm zugeben und ihnen entsprechenden Schaden zu ersetzen, laut Theilbrief von 1598.1598. Verzeichnis der Landmarken zwischen Rheineck und Thal, und Appenzell. (Der Bach imDorf Thal heisst Mühlebach). 1686. Rheineck verkauft an Thal den Theil des bisher gemeinsam besetzten Gutes, das Gmeindligenannt auf dem Buchberg, für den 3. Theil d.i. 200 Gulden.1680. Unter Vogt Thürler wird ein Rebbrief errichtet, Das Unterrheinthal hatte sich von obern undder Stadt St.Gallen ganz getrennt. Rheineck und Thal machten seit 20 Jahren einen eigenenSchlag, was zu Klagen und Streitigkeiten führte. Der Vergleich war folgender: Rebbrief 1680: Das Rebhaus halb bleibt es bei den 1471 errichteten, 1584 erneuerten, 1610 und1641 bestätigten Verträgen. Darin soll auch Rheineck und Thal inbegriffen sein mit folgenderLäuterung:

47Obschon Thal und Rheineck bis 1666 mit den anderen Höfen vereint gewesen aber nur für eineStimme gehalten wurde, und ihnen für den Rothen 10 szl. gegen den Weissen Wein bezahlt wurde,von 1666 an seien 2 Stimmen gewesen und ihnen 20 szl. gegen den weissen und rothen gegebenworden. Diese Erkenntnis wird von allen Theilen angenommen. Die 6 oberrheinthalischen Höfschicken 5 Mann, die von Rheineck und Thal 2 Mann nach St.Gallen, der Burgermeister und Rathsetzt 7 Mann dazu, den Weinbrief zu machen; beim weissen soll es beim Abschlag bleiben, für denrothen Thaler und Rheinthaler sollen 20 szl. nachgeschossen werden. Die Wiesen und Aecker derfremden Lehenherren müssen nicht um die Hälfte, wie die Thaler meinten, sondern um einen bil-ligeren Zins verliehen werden, dass der Lehenmann bestehen mag. Wenn die Reben gegrubt undErde getragen werden muss, soll es mit Vereinbarung mit dem Lehenherr geschehen, denn, wenner es nötig erachtet, ihm täglich 20 Kreuzer Lohn zu geben hat. Der Vertrag ist auf 15 Jahre.1688. Stift St.Gallen besass in diesem Jahr: 72 grössere und kleinere Stücke Reben, 103 grosseund kleine Aecker, Wiesen, Hölzer, ganze Güter, etwa 12 darunter Risseck (damals Georg Kuhn)Schloss, Bauernhaus, Stadel und Torkel, den ganzen Zoller, Haus, Krajenhöfe. 1624. Kauft Barthold von Stauder von St.Gallen den Trüeterhof, und tauscht mit den 8 Orten einenAcker an einem ihm besser gelegenen, auf dem Lehenbauern ein Haus bauen möchte, was ihm zuBaden bewilliget wird.1696 besass den grünen Thurm ein Daniel Schlumpf.1699. Der Vogt Junker Leonhard Werdmüller von Zürich verbietet bei Hofgemeinden jungen,unbescheidenen Leuten durch Geschrei und Getümmel zu verwirren, den ältern in die Rede zu fal-len und zu reden ohne Erlaubniss des Hofammanns bei 20 Pfund Busse.1575. (p. 435-437). Unter Vogt Jakob Muheim von Uri kommen Rheineck und Thal von ihm «vonwegen der Armen Sondersiechenhauss zu Thal» sich zu berathen und Artikel zu stellen, um die 8Orte in Baden zu bitten: 1. folgendes zu bestätigen, wenn hiefür Manns- oder Weibspersonen zuRheineck oder Thal zum Aussatz erkannt und so in das Siechenhaus müssen, die sollen von ihremHausrath, Bettgewand, Bettstätten, Häfen und Pfannen, Schüsseln, Tellern, wie es darin gebrauchtwird Alles dem Siechenhaus lassen, wenn sie mit Tod abgehen; weiter wenn Sondersiechen ster-ben und Hab und Gut hinterlassen, und keine natürlichen Leibserben haben, so soll der halbe Theil

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ihrer Habe und Gut dem Siechenhaus zufallen, die andere Hälfte den nächsten Erben undVerwandten nach Stadt- und Hofrecht. Wenn Kinder und Leiberben vorhanden wäre, soll dasganze Theil demselben zufallen.

48Wenn aus den Gemeinden eine Person zum Aussatz erkannt würde, die sehr hablich wäre, und sichdas Siechenhaus nicht genügen wollte, sondern an fremden Orten eine Pfründe kaufen wollte, sollder Landvogt erkennen, wie viel diese Person Abzug für das Siechenhaus in Thal zu geben habe.Diese Artikel wurden schon den 6. Juli 1504 zu Baden aufgesetzt und zugelassen und darüber einAbschied gegeben; aber wegen schlechten Aufbewahrens (Gehälter) wurde er etlicher Massen zer-brochen und geschändet. Der Landvogt gibt ihnen nun unter Siegel einen neuen Abschied alsUrkunde im Jahre 1575.1695. Auf geschehenen Anzug wird verboten und erkannt, es sei beim Erkenntnis von 1693 zubleiben, wonach in den gemeinen Vogteien keine Güter und Herrschaften in geistliche (todte) undewige Händ verkauft oder Geld darauf zu leihen sein. Wenn ein Insasse einen solchen Kauf merk-te, der den Preis der Herrschaft oder des Gutes überstiege, kann sie schätzen lassen und ziehen. 1701. Rheineck klagt im Namen des untern Rheinthals, die Stadt St.Gallen habe ihren Burgerngebeten, auch denen, die durch das Jahr nicht Geld auf Wein geben, nicht mehr um den Wein zugeben, als was der Weinkauf vermöge, solche Neuerungen sei ihrer nachtheilig und sie fühlen sichdann auch nicht an den Weinlauf mit St.Gallen gebunden. Es folgte die Läuterung, wenn St.Gallensolche neuen Verbote mache, werden sie sich an den Landvogt wenden können, der ihnen obrig-keitliche Hand und Hilfe bieten solle.1705. Ein Conrad Tobler von Thal will laut dem ewigen Verspruch recht von 1580 und derOrtsstimme von Luzern von 1662 einen Theil auf dem Hofe auf dem Buchberg ziehen, der demHerr Michael Rietmann von St.Gallen gehörte. Letzterer wendet sich nach Baden. Doch dieThaler werden im ewigen Verspruchsrecht geschützt, der andere abgewiesen.1706. Rheineck wollte seinen Antheil im Kräjen so einlegen, dass weder Pferd noch ViehWeidgang darin habe und das Holz darin zu besserem Wuchs thun könne; auch fordern sie Thalals Anstösser auf, dem halben Theil Schonung zu geben. Thal widersetzt sich, weil beider Antheilseit undenklicher Zeit für das Hornvieh offener Tratt gewesen bis zu den letzten 10 Jahren. DerVogt Stadler konnte vermitteln: Rheineck schirmt seinen Antheil durch Hag und Wall selbst. Erüberlässt Thal als Eigenthum seinen 3. Theil des Kämpten Acker, Forenschachen, begeben sichdes Rechts des Tratts im Thalertheil. Thal begibt sich des Tratts im Rheineckertheil am Krayen,behalten sich vor den Lohnstall, weil dieser Wald in ihren Hofmarken gelegen sei. 1597. Durch den Vogt Brandenberg und die Gemeinde gibt dem Junker Heinrich Schlumpf vonSt.Gallen die Erlaubnis auf seinem Torkel eine Behausung zu bauen (vor dem Buechberg gele-gen). Dafür bezahlt er 100 Gulden.1709. Wird das Spritzenhaus in Buchen gebaut.

491709. Der Hof Thal gibt dem Johannes Heller das Gut Gmeindli auf dem Buchberg und er gibtTauschweise der Gemeinde seine Wiese Baumgartenrüti im Krajen. 1560. Der Landvogt beklagte sich über die Altenrheiner Fischer, dass sie den alten Rhein zurLaichzeit, wenn die Fische in den Buchten hinauf steigen, so mit Farn, Beren, Ruschen besetzenund vesperren, dass kein Fisch den rechten Gang in den Buchten mehr habe, und er in Abgang

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komme, und ihm Nachtheil komme. Des Abts Leute sagen, sie haben unten so gut das Recht zufischen wie oben. Nicht sie haben in den Buchten in Abgang gebracht, sondern man habe zu obenzu viel gefischt, man habe den Bach von Thal in den Buchsee gerichtet und er sei mit Sand aus-gefüllt worden. Fürst und Landvogt, die selbst persönlich bei dem Span waren, verglichen sich infolgenden Artikeln: 1. Dass «der alte Rhin» vom Bodensee auf so weit des Fürsten Land reicht, besonders ob derBrücke bei der Marke offen bleiben solle, damit die Fische ihren Strich haben möchten. Ebensosolle, ebenso wenig darf er oben von Landvogts Unterthanen verlangt werden.2. Die von Altenrhein dürfen zu jeder Zeit fischen, doch nicht verschlagen und mit Rüschen undBären verstellen bis mitte der Brücke, dass die Fische offenen Gang in den Buchsee haben kön-nen. Ebenso wenig dürfen des Landvogts Leute den alten Rhein verschlagen und mag derLandvogt selbst eine Fischerordnung machen. 3. Wenn See und Rhein kleiner werden, und die Fische in den Bodensee ziehen, kann oben undunten gefischt werden, wie man will.5. Strafenbestimmung 1 Pfund pf und höher nach Verdienen.1604. Zieht Hans Kuhn von Rheineck nach Thal, 1610 ein Debus Kuhn, 1627 Hans Lutz, 1610Hans Siz. Im 33. Jahr (ungewiss welches, vermutlich in diesem Jahrhundert) wurden 2 Artikelvon Rheineck und Thal aufgesetzt:1. Die von Thal sagten zu, gegen Rheineck nichts zu versprechen «In Kauffswys vorbehalten wel-che sÿe geerbt». 2. Welcher Bürger nach Thal zieht, mag es thun ohne Entgeltniss, welcherHofmann nach Rheineck zieht, mag ziehen ohne Entgeltniss «Ausgenommen der Schutz ist VnserErkaufft Eigen gut». Unterschrieben sind im XXX’’’ Jahr Ammann Zengerli, Amman Küny,Bartlime Rugg; Ulrich Binder, Hansli Kuhn und Ignarius Rotmund Schreiber.1711. Januar 27. Thal beschwert sich vor Landvogt Marti, Rheineck komme dem andern Artikelvon 1567 betreff das Bürgerrecht in Rheineck nicht nach. Rheineck sagt, dieser Artikel beziehesich nicht auf das Bürgerrecht, sondernden Ein- und Auszug. Thal wird abgewiesen, appeliert aberan die 8 Orte nach Baden; wird nicht entsprochen; «der Landvogt habe wohl gesprochen». Thalappelliert, Rheineck ist nicht verbunden einen Bürger anzunehmen, der ihm nicht gefällt.Dessgleichen Thal keinen Hofammann. Baden 23. Juli 1711.1713. Streit in Thal unter den Confessionen wegen Besetzung der Aemter des Hofammanns,Hofschreibers und der Richter. Die Katholiken begehrten, man solle ihnen den Ammann undSchreiber 2 Jahren überlassen, hingegen wollen sie ihnen alle übrigen Aemter lassen.

50 Es wurde ihnen bewilligt. Die Richterbesetzung soll laut Landfrieden 2. Theil den Evangelischen,1 Theil den Katholischen zu stehen. 28. November.1714. Eidformel: «Ihr sollt schweren Einen Eid zu Got und der heiligen Dreifaltigkeit Mit aufge-hebten schwerfingeren, dass ihr den heurigen Lauf und Tag des weins, so im untern Rheinthal diesJahr gewachsen, nach dessen werdt und qualität, auch ohne Einige obsicht Euwers, auch derEuwerigen sonderbahren oder gemeinen der Loblichen Stat St.Gallen, oder der Beyden HöfeRheinekh und Thal Interesse also aussprechen wollet, wie es die Umbstende der Zeit undBeschaffenheit der sachen Erhaüschen, und ihr in Euwrem gewüssen vor Gott verantwürtlich undbillich findet und so Geben und Beschechen, im Johr 1714.1716. Landvogt Rudolph Werdmüller schlichtet Streitigkeiten zwischen Thal und Rheineck. Erschützt die Thaler bei den von 1652 und 1666 ertheilten Urkunden, dass sie allein die fremden

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Lehen in ihren Gerichten um den halben Preis bauen können. Ebenso die Bürger von Rheineckdie fremden in ihrem Kreise. Doch sollen die Rheinecker, die dermals fremde Lehen zu Thalhaben dabei bis zu ihrem Absterben verbleiben, ebenso die Thaler, die solche in Rheineck haben. 1720. Die Thaler wollen sich der Metzgerordnung der Stadt Rheineck nicht unterwerfen. Es wirdin Frauenfeld erkannt, dass Rheineck bei seiner Metzgerordnung bleiben möge. Dem Hof Thalwird zugestanden, eine eigene zu entwerfen, der sich die Rheinecker Metzger unterwerfen müs-sen, wie die Thaler der Rheinecker. 1719. Bei Aufzählung der Gotteshaus St.Gallischen Reben und Güter in Thal kommen folgendeNamen vor: Buchsteig, krumme Buchsteig, Rheineck (Reben), Niederriedt, Seelafferzelg, imGrund, auf der Wacht, im Bützel, Ruobet, Schuoler, Schipfere, im engen Tobel, Huobacker,Mühlbüel, Oberthürli, Neusatz, Almisrüti, Egg, Egli, Steingrub, Zoller, Staufacher, im langenBumgert, Spiser, Felsen, Bomer, Leberen, Hohenrhein, Langweingarten, Krennen, Krejen,Katzensteig, Sonnenberg, Lechli, Blumenwies, Siegen, Andtwilische, Ruobet, Nobetsperger.1728. In diesem Jahr war eine Frau Segesser Besitzerin von Wartensee.1739. Sieben Ortsstimmen konfirmiren und bestätigen den ewigen Verspruch auf Anhalten zwei-er Abgeordneten des Obern und Untern Rheinthals. Darin wird auf die Gefahr aufmerksamgemacht, wie nach und nach aller Grund und Boden den eigenen Leuten entzogen und in fremdeHände gespielt. Es werden Dokumente vorgelegt von 1491, 1523, 1551, 1578, 1580, 1582, 1589,1601, 1606, 1612, 1616, 1644, 1728 sammt den von 1622 erhaltenen Ortsstimmen.1717. Rheineck und Thal erneuern mit der Stadt St.Gallen den Rebbrief von 1701.1729. Die Thaler beschweren sich bei Landvogt Jakob Scheuss über die vielen Hintersässen, diesich zu grösstem Nachtheil im Hof Thal niederlassen, allerlei Arbeit und Begangenschaft treiben,die allein den Hofleuten zuständig wären, wodurch sie selbst ihr Brod beschwerlicher verdienenmüssten. Sie bitten ihn, die Hintersässen auszutreiben oder sonst abzuhelfen.

51Ersteres findet er doch zu rauh, gibt ihnen den Rath, auf Martini ein ehrliches Hintersitz Geld vonihnen zu verlangen, weil dadurch die meisten erschreckt von selbst gehen werden. HofammannJakob Messmer liess den 23. September eine Gemeinde versammeln und diese beschloss:1. Jeder Hintersäss, der über ein Jahr im Hof Thal gesessen, muss auf nächsten Martini 5 Guldenbezahlen und so von Jahr zu Jahr, wenn man ihm zu sitzen gestattet. Zieht er vorher weg, muss ernichts bezahlen. 2. Wenn er allen oder mit anderen Begangenschaft den Hofgenossen Nachtheil oder Schaden thunwürde, soll er ohne Widerrede weg zu ziehen angehalten werden. 3. Kein Hofmann soll einen Hintersässen in das Seinige sitzen lassen ohne Bewilligung einerganzen Gemeinde, und er bleibt für die 5 Gulden der Gemeinde haftbar.4. Wenn ein solches Hintersäss Liegendes oder Fahrendes kaufen würde, was nicht zu einerNotdurft ist, sondern um Gewinn und Gwerb damit zu treiben, soll jeder Hofmann solches gegenbaare Erledigung des Kaufschillings zu seinen Handen befugt sein. Obige Beschlüsse konfirmir-the der Landvogt den 27. September.1734. Die Tagsatzung zu Baden bestätigt den 20. Juli 1734 das Einsitzgeld und verordnet, dassauch die welche Lehen besitzen, also nur ad tempus sich im Land befinden, ebenfalls 4 Guldenzahlen sollen. Sie erhalten sich aber vor, das Geld zu mindern oder mehren oder ganz abzuthun.1740. Unter Landvogt Scolar von Uri wurde von Rheineck Thal folgende Verordnung über dieBenützung der Gemeindegüter aufgestellt:

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1. Wer Lehm und Sand von der Gemeinde haben will, kann nach Anfragen beim Stadt- oderHofamman holen, doch müssen die Löcher wieder verrechet werden.2. Eicheln schütteln und prügeln ist bei 1 Dukate Strafe verboten; Eicheln sammeln zu allenZeiten zugelassen.3. Ein Gemeindegenosse darf nicht mehr als 3 Stück Ross oder Hornvieh auf die Gemeinde trei-ben. 4. Gemeindegärten soll keiner mehr als einen haben und zwar nicht grösser als 45’ lang und eben-so breit.5. Von einer Last Stein auf der Gemeinde gebrochen, und über die Gemeinde geführt und über denSee verkauft soll dem Untergang 30 Kreuzer bezahlt werden. Im Eigenthum gebrochen 15Kreuzer auf der Landstrasse bis an den See geführt nichts.6. Wegen der Fuhr der Rebstecken soll eine andere Ordnung gemacht werden, damit die Gemeindedurch das Fuhrwerk nicht so schädlich verderbt werde. 7. Keiner darf mehr als 100 Stück Bäume, Fruchtbäume und Felben haben. Man hat wahrgenom-men, dass mit Setzung einer so grossen Anzahl Bäumen dem Weidgang Nachtheil erwächst.Keiner soll mehr im Bauriedt Fruchtbäume setzen, und die noch jungen versetzbaren Bäume sol-len im Herbst an andere dem Weidgang unschädliche Orte versetzt werden. – Es sollen beimSiechenhaus zwischen den darzu gehörigen Bäume keine fremde Bäume gesetzt werden.8. Den Bäumen auf der Gemeinde soll man nur alle 3 Jahre umschlagen und die Erde muss umdie Bäume geöffnet werden.

529. Es darf niemand Erde von Gräben der Gemeinde für sein Eigenthum nehmen. 10. Die Gräben dürfen nur 2 1/2’ geöffnet werden.11. den s.v. Bau darf niemand auf der Gemeinde sammeln. 1740. Der Landvogt hat wahrgenommen mit sonderbarem Missfallen, dass im Hof Thal vieleMütter ihre Kinder verlassen, ausser Land gehen, sie dem gemeinen Wesen zu hoher Beschwerdederselben überlassen, wieder nach Hause kommen und im Hof sitzen und vermeinen, desshalbkeine Verantwortung zu haben. Das wird hochobrigkeitlich bei Strafe des Gefängnisses, nachBefinden am Leib oder gar der Landesverweisung verboten.

Auszüge aus G. Walsers Appenzellerchronik 3. Theil 1732-1763In den Appenzellerstreitigkeiten wegen der 83. und 84. Badenerartikel standen Heiden,Wolfhalden, Lutzenberg bei der kleinen Parthei, den Artikel 83 vertheidigte, oder bei den Linden.Am 14. November 1732 mussten die Amtleute vor der Sitter, darunter Herr Seckelmeister Toblervon Tobel vor dem Volke in Herisau zum Fenster aus bekennen, dass sie gefehlt und durch den 83.Artikel dem Land an seine Freiheiten vergeben hätten. An der Landsgemeinde in Teufen den 20.November 1732 kam es zu völligem Rauf. Die Linden sönderten sich und hielten in Trogen unterAnführung Landammann Zellwegers eine eigene Landsgemeinde, wobei sie aussprachen:1. beim Artikel 83 zu verbleiben. 2. der Gegenparthei eidg. Recht vorschlagen. Die grössereParthei entsetzte auf ihrer Landsgemeinde alle Amtsleute der Linden (also auch SeckelmeisterTobler), so hatte man zwei Obrigkeiten, in Herisau und Trogen und beide hielten Ratsver-sammlungen. Es entstanden Reibungen, Schlägereien. Als das am 27. Dez. in Teufen versammel-te Landvolk der grossen Parthei Miene machte, Trogen zu überfallen, wo das kleine Landsiegel zuholen, erging der Sturm von Trogen aus in allen äusseren Gemeinde durch Abkommen der Stücke,

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Läuten der Glocken morgens 3-4 Uhr den 28. Dez. Morgens 8 Uhr standen schon 4000 Männerwohlbewaffnet in Trogen. Doch die Sachen nicht weiter kommen zu lassen, sandte man gütlich daskleine Landsiegel, wodurch die erhitzten Gemüther beschwichtigt wurden. Die evangelische Conferenz vom 19. Januar 1733 fand, dass der Artikel 83 Freiheiten undGerechtigkeiten des Landes Appenzell nicht nur nachtheilig, sondern nützlich sei. Es half nichts,die Harten wollten von den Beschlüssen der Landsgemeinde in Teufen nichts wissen. Er setzteSchelten, Flüche, Misshandlungen, Drohungen, Absetzungen mehrerer Pfarrer ab. Trogen nahm300 Mann in Garnison. Selbst das persönliche Erscheinen der Ehrengesandte der evangelischenStände nützte nichts. Den 5. März Schlägerei in Gais. Am 29. April Landsgemeinde in Hundwil;auf der der 83. Artikel null und nichtig für das Land erklärt wird. Nun gings ans Strafen derLinden, Seckelmeister Tobler und die Führer der kleinen Parthei werden aus dem grossen Rathausgeschlossen, mit Geldbussen belegt (Seckelmeister Tobler 18 Dublonen, der Messmer aufWolfhalden 3 Dublonen, dass er Sturm geläutet, der Schulmeister auf Heiden, dass er Anlass zumSturm gegeben, ebensoviel.1738 veröffentlichte die Obrigkeit von A.Rh. wegen schlimmen Zeiten ein Mandat zur besserenFeier des Sonntags und verbot dem jungen Volk das Laufen in andere Gemeinden, «sonderheitlichaber in das Rheintal auf. Thal, in den Frauenkeller sammt anderen üppigen und unanständigenWesen. Die Reben standen im Herbst ohne Trauben, die Bäume ohne Obst. Im Rheintal waren dieTörkel geschlossen und kein Weinlauf gemacht. (Anno 1738).

1739. Bei Manngedenken ist der Rhein so angelaufen als den 28. Brachmonats. Viele Dörfer stan-den unter Wasser. Die Leute von Altenrhein mussten sich flüchten. Von Berneck konnte man miteinem Schiff bis nach Lindau. Doch war das Wasser anno 1762 noch viel grösser.

531744. Als die Franzosen Constanz eingenommen und vor Bregenz rückten, mussten LandammannWetter und Obervogt zur Gilgen als Repräsentanten in das Rheintal auf Rheineck kehren, um denBewegungen der Kriegstruppen zu beobachten. Die Rheintaler mussten den Rhein bewachen.1749. Den 4. September ist der grosse Sepp, ein Mörder in Rheineck, lebendig geradbrecht undseine zwei Kameraden mit dem Strang hingerichtet worden. Ueberhaupt war in den verflossenenJahren viel Räuber, Mörder und Mordbrenner-Gesindel in der Schweiz.1750. Den 14. April Streit in Tobel bei der Kreuzfahrt (Prozession). Es wurde in die Fahnegeschossen, die Fahnenstange den Trägern aus den Händen gerissen. Der Heimweg wurde von denGrubern auf Umwegen angetreten.Am folgenden Sonntagen versetzte es auch in Grub selbst Händel wegen Prozession auf dem aus-serrhodischen Territorium. Die Katholischen Gruber drohten, dass sie künftig mit einer Garde von2000 Mann Kreuz und Fahne tragen wollten, die Reformierten drohten mit 4000 Mann.Der Landammann Wetter wurde wegen Ausbau der Kirche nach St.Gallen geschickt. Es kam mit4500 Gulden zustande. Die Urheber des Streites zu Tobel wurden gestraft. Grosse Rhein-Überschwemmung.1953. Zu Thal geschah ein Einbruch von 12 Spitzbuben in Herr Landammann Besslers Haus, beiwelchen sie die Magd banden, nach dem Knecht schossen, der indessen um Hilfe gerufen, woraufsie sich fortmachten, und nur ein silbernen und einen gemeinen Degen entwendeten.1756. Rheinüberschwemmung vom 7. Juni bis 4. Juli Au unter Wasser, die Altenrheiner musstenflüchten, in Rorschach drang der See ein. «Von Rheinegg bis Staad, im Bauriedt war alles voll

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Wasser, dass man fast den ganzen Sommer durch die ordinari Landstrasse weder reiten noch fah-ren konnte».1759. An der Auffahrt zu Thal ist Herr Hofammann Höheners sel. Haus abgebrannt.1762. Furchtbare Rheinüberschwemmung wie seit 800 Jahren nie. Ganzes Rheintal bis Altenrheinwar ein See. Nach 3 Tagen fiel es weiter und hinterliess einen 2-6’ hohen Letten, auf demMillionen todte Würmer, Mäuse, Erdkrebse lagen. Am 25. August verbrannte im Kraien bei Thalein doppeltes Haus samt 2 Stallungen und einen Torgel. In diesen Jahren nahm die Fabrikation in A.Rh. ausserordentlich zu, besonders mit Baumwolle.Alles verdiente grosse Löhne. Allein der reiche Verdienst wurde missbraucht zu Hoffahrt,Schwelgerei, Springen, Tanzen, Fressen und Saufen. Alle Wirthschaften und Schenkhäuser warenalle Sonntage voll. Arme Töchter, die keine 50 Gulden besassen, kleideten sich in Silber, Gold,Seiden und Damast ein, und sagten die Eltern etwas dagegen, liefen sie ihnen davon. (p. 263)1765. Den 24. Mai entstand in Rheineck ein starkes Ungewitter. Drei starke Strahlstreiche fuhrenin Thurm und Kirche; der eine warf die Spitze des Thurmes herunter, fuhr in die Kirche, zersplit-terte ein hölzernes eisenbeschlagene Säule, zerriss die eisernen Klammern wie Bindfaden, streif-te an der Decke das Gippswerk weg, machte an 4 Orten tiefe Löcher in die Mauer, zündet jedochnicht, nur hinterliess er in ihr einen bläulichen stinkenden Schwefelrauch. (p. 276)1767. Erneute Rheinüberschwemmung.1770. Der Bodensee war bei 100 Jahren nie so gross. Altenrhein stand leer, Bauriedt ein See, inRorschach ebenfalls See. (Fortsetzung XVII.)

54Auszüge aus Zellwegers Urkunden III. Band, 2. AbteilungNo. 742 (p. 57.) Unter Conrad Hässig Landvogt lösen die Nachbarn von Lutzenberg diePfenningzinse an die Vogtei, die sie von Alters her zu geben schuldig waren mit 292 Pf. aus (1weniger Zins wurde à 25 Pf. berechnet).No. 743 (p. 59.) «wie dies nachbenambten Hoffleuth am Kurzenberg, die in der Pfarr zu Thal,Kirchhörig sind und Landleuth zu Appenzell bekennen öffentlich mit diesem Brief nach dem undwir gemeinlich an die genannthen Pfarr zu Thal einen Korn Zehenden schuldig sind gewesen,darum dann wir durch Hilf unserer Herren und Oberen, mit dem Frommen Fürsichtigen Ehrsamenund Weisen Conrad Hassy der Zeit Landvogt im Rheinthal, freuntlich und Gütlich überkommen,und eins worden sind der sie das wollen Gewalt gehabt, von den Strengen Ehrenwertesten denAcht Orthen, die Theil und Gmein und Ihren das Rheinthal zu gehörig ist. Namlich, dass wirgemeinlich an dem Kurzenberg, die in der Pfarr gen Thal gehören, und Landleüth zu Appenzell,für den genannten Kornzehenden, geben und ausrichten sollen, nach Inhalt eines wohlbesigeltenBriefs, darum gemacht aller Jährlich zwei und zwanzig Malter beider Kornfertigen und Richtenan die Pfarr zu Thal ohn allen Ihren Kosten und Schulden, und so dan fürthin die genanten zweyund zwanzig Malter von uns und unseren Nachkommen geben und ausgericht werden sollen, sohaben wir Gemeinlich, für uns und alle unsere Nachkommen für gut angesehen, dass EhrbarLeüth, darzu von uns, darzu verordnete werden, die solch zwei und zwanzig Malter auf alle Hoffund Güter zerlegen sollen, bey ihrren guter treuen; darauf also verordnet der Ehrbar HermannGraf und Hans Sonderegger und Semis Häny, und Jakob Tobler im Lüchli, und Uly zu Brenden,Rüblis Hans, und Hans Züst, die haben also diese nachfolgende Theilung gemacht, das ein jeglichwissen mag, was er geben und ausrichten soll.» (Folgen die Namen der Güterbesitzer und dasMass Korn, das jeder zu geben hat). (Geschlechter darunter sind fast alle die jetzigen: zu Brenden:

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Herzig, Züst, Müst: Niederer, Lanz Schwalm, Rysen, Enderli, in Underen: Scho, Locher, Tobler,Bänziger, Holzler, Spielbüeler, Heller, Hauff: Schweizer, Seinis, Graf, Sonder zu Bischofsau:Tanner, (zum Altenstein): Sturzenegger, Hohl, Eugster, Enz, am Bischofsberg:Taz Hauptli.) «Und diese Theilung, soll also von uns gehalten und Aussgricht werden, und auch allen unserenEwigen Nachkommen und welcher daran seümmig den mag man angriffen, an allen seinen Habund Gut, um alle Kosten und Schaden, der sich darauf verloffen hat. Und zu wahrem Urkund, undmehrer Sicherheit, so habe Hermann Graff aus Befehl einer ganzen Nachbarschaft, und mit

55Fleiss und Ernst erbetten, den Ehrsamen und Weisen Ulrich Bregger der Zeit Landammann zuAppenzell, das er sein eigen Insygle Ihm und seinen Erben ohn schädlich, für uns und alle unse-re Nachkommen, öffentlich an diesen Brief gehenkt hat der geben ist, an Sant Ulrichs Tag, nachder Geburth Christi, fünfzehn hundert, dreyssig und im sechsten Jahr.»No. 811 (p. 131). Ablösung obigen Zehntens«Ich Hanss Hab, des Raths der Stadt Zürich derzeit der Edlen gestrengen Frommen vesten fürsich-tigen, Ehrsamen und Weisen, der Acht Orthen der Eidgenossenschaft so am unteren und OberenRheinthal, Theil haben, meiner Gnädigen Herren Landvogt, thun Kund aller mäniglichen mit die-sem Brieff. Nach dem die Frommen, Ehrsamen und Bescheidnen Ehrbaren Leüth, aus meinerHerren, von Appenzeller biet, ob Thal am Kurzenberg ob der Lezi, sitzend für den offenenZehenden Korns, Haber und Gersten, an die Pfarr zu Thal, zwanzig und zwei Malter beider Korns,nämlich halb Fässen und halb Haber, jährlich zu geben schuldig gsein. Nach sag einerVerschreibung, so gemelte Ehrbaren Leüth, meinen Herren den Acht Orthen, darum geben habenetc. dieweil aber die Güter und Höff ab denen obgemelten Zehend jährlich gangen, sich durchMehrung, und vile der Welt Täglich zertheilend, und von ein anderen zerstüket werden, und dannvorgemelte zwänzig und zwey Malter, im einziehen gleich also getheilt worden sind, dass danneinem jeden Pfarrer vast unkomlich, und unerschiesslich gewesen ist, dem vor zu sein, habenobgemelt mein Gnd. Herren die Acht Orth, vorgesagten Berg Leüthen, am Kurzenberg, die zwan-zig und zwey Malter beider Korn, und benanntlich jedes Malter, mit dreysig und zwei gefunden,St.Galler Münz und Wehrschaft, abzulossen vergonnen und zu gelassen. Bringt in einer Summaachthundert vier Gulden, zehen Schilling, obgesagter Münz und Wehrung, welch nun ich vorge-dachter Landvogt, von mehr gemelten Ehrbahren Leüthen, am Kurzenberg, also bar eingenommenund Empfangen hab, welches Gelt zuhanden der Pfahrr wieder angelegt, Einhalt zweyerGültbrieffen, darumb Lautend der ein auf den Hoff genannt dass Hauss, im Hoff zu Thale gele-gen, genannt dass Grütle welch Höff Stuckh und Güeter, hernach geschrieben stohnd, ab welcherobgedacht Zehend jährlich Gangen ist, und hierin quitiert sollen seyn etc. Erstlich der ganze Hoffzu Brenden... (Folgt die Aufzählung der Höfe am Kurzenberg, worunter Priesterberg, Rumsrüthi,die Weid, Freiland, Augsta, Altenstein, Bischofberg, Brunnen, Grässet, Winkelsbüel, Wienacht,Tobel, Engi, Anderen, Lüchli, Hinterlochen, Hasslach, Höggerberg, «darzu der Hauffen liegt»,Mültobel, Eschimoos, Huob, Högg, das Lehn, das Sonder, Unter der Eich, Bischofsau,Schönenrüthi, Heiden, das Nord, «Item die Höff all auf der Wolfhalden genannt, Lippenrüti,Bärlochen, Guggen, Oedlen, Guggenbühl, Tannen, Hinteregg etc.)

56«So nun mich Landvogt, anstatt obgemelter meiner Hr. und in Namen der Pfarrpfrund zu Thal, ansolch Bezahlung, für gemelte Stukh und Güter des zuhenden wohl begnüegt, so sag und lass ich

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in Namen wie vorstaht, viel gemelter Biderber lauth, Ihr Güeter und Nachkommen, solcher zweyund zwanzig Malter, jez und hernach ganz, frey, quit, ledig und los, also dass weder ich noch mei-nen Nachkommen, den Landvögt und Pfahrer, wer die zu Zeiten sind und werden viel geweltBergleüth nach ihre Nachkommen und Güeter darum nimermehr anzulangen, weder mit nochohne Recht. Darum ich dann ihnen die Verschreibung, der zwanzig und zwey Maltter beider Korn,zu Ihren Handen und Gewalt hinausgeben, und geantwort, also das solche Verschreibung, Ihnenden Liderben und Leüthen nit mehr schaden, auch meiner Herren nach die Pfahrer füro nüt nüzen,sonder die ganz hin, Tod und ab sollen heissen und seyn, alles Ehrbarlich und krafft dieses Brieffsetc. diess zu wahrem Urkund, so hab ich viel gesagter Landvogt, für die viel gemelte Meine gnd.Hr. und Pfahrr, auch mich und meiner Nachkomenden Landvögt, zu guter Sicherheit, und gezeüg-nis, mein Eigen Insigel gehenkt diesen Brieff, doch mir und meinen Erben in ander weg ohneschädenlich, der Geben ist am Dienstag nach der Frauen Lichtmess Tag, im Jahr man zehlt nachChristi, unsers Erlössers geburth, Thausend fünf hundert und darnach im Vierzigsten Jahr.No. 812. (p. 136). Rheineck und Thal wollen Antheil am Rheinholz mit Denen von Höchst haben.Anno 1540.No. 813. (p. 140). Rheineck beklagt sich über Eberlin Lutz Appenzeller, dass seine Gaissen ihmim Schutzwald viel Schaden thun mit Abfressen der jungen Buchen, Lutz beklagt sich über dasVieh der Rheinecker. Rheineck soll einen Zaun machen lassen. Er will aber mit seinen Gaissennicht mehr auf Rheinecker Seite weiden.No. 814. (p. 144) anno 1540. Bernard und Barthlimä Niederer, Enz Holl und Hanss Niederer amKurzenberg lösen an den Landvogt ihren Zehenten von 13 Malter Korn mit 104 Pfund.No. 819. (p. 155) anno 1542. «Ich Bath fer dess Ratz der Statt Luzern. Disser Zitt der Edlenngestrengen frommen vesten, fürsichtigen Ehrsamen und weisen der Acht Orthen der Aydge-nossschaft, vom underem und oberem Rhintal thayl Haind miner gnädigen lieben HerrenLandvogt thun kunden offentlich aller Menigklich mit diessem Brieff. Nach dem Bartholome undHanns auch Sebastian Lutz alle gebrüder Aeberly Lutzen elich Sönn vs miner Herren vonAppenzell giett ab Rinegck in Sannt Margreten kilchsper ab der Letzy etwas Zehenden. Es sygskornn haber winn oder Anders, den wier Kilchenpfleger unser lieben frowen zu Thal im Rinthaljährlich zu geben schuldig gsin sind. Nach Sag eynes versigleten Brieffs und Verschriebung, soobgemelte Kirchenpfleger darum Ingehegt haind, die wil aber der Hoff Sampt dem Futter abdänen obgenannter Zechend Järlich ganngen. Sich durch Merung und fyly der Wald Täglich zer-theylend und von Einanderen zerstücklett dennd, dass dann den Kirchenpfleger vast on kennlichvnd on Erschiesslich jm jeziechenn gevässen ist. Habende obgemeldte Min gnädig Herren die

57acht orthen. Vorgeseytten Erbaren lütten solichen Zehenden mit drissig und Vier pfund pfennigSant Galler wärung abzulösen vergonnen weliche Ich vorgedachter Landtvogt es EmpfahlEgenamter Miner gnädigen Herren von mergenambsten erbaren Lütten allso bar ingenommenvnd empfangen. Vnd solich Geld zu Handen unser lieben Frowen und daro Pfleger zu Thal wie-derum angelegt In Haldt aynes güldt brieffs darum luttet der vff ain stuck Reben. In Rineggergricht so Herma Wiser June hatt Seytt, vnd sölichen Hoptbrieff hab ich Mergemeltten byderenLütten Handen hin usgeben, welches die Höff und Gueter sind. So hernoch geschriebene stand obdenen obgenannten Zehend järlich gangen Ist, und hierin quittierdt sin Sonnd, Namlich der HoffAlmensberg ob der Letzi, im Lanndt Appenzell, im Sannt Margrether Kirchhöry gelegen, stosstoben an die Rütte so Jacob Niederer Inhatt. Me an Aeschybach an Thaler Kirchhöry, auch an

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Clausen Käller an Thaler Kilchhöry, vnder an Rinegger schutz, auch an den winberg an SanntMargretter Kilchhöry vnd an die genadt Hochrütti auch an Conraten Heren und an dess Kelersbach an die Cüntzler auch an den Ledibach, und die will Solches uss gehäiss Miner Heren auchmich Landt Vogt an der Zahlung von mer genanten Erbaren lütten dess Egenanten Zehenden hal-ber obgeschribenes Hoffs und Guts verricht. So sag Zell, vnd lass Ich Mergenant Erbar lüttVilgenamptz Zehenden halber gantz quitt fryg ledig und los Im Crafft diess brieffs. Also dasweder Ich nach Mine Herren auch die Kilchenpfleger ze Thal vnser Erben aldt Nachkhomenn Synach Ire Erben als Nachkommen um sölichen Zehenden nimmermer sollend nach wollend anlan-gen Nach bekümeren, wäder Mitt nach oben Recht Gaistlich noch weldtlich Mitt dem vorbehal-ten allenn anderem Zehenden vnd Gerechtygkaytten ohnschädlich. Und dass zu wahren Urkundt.So hab Ich vilgenambter Landt Vogt, von wägen Miner Gnädigenn Herren vnd der genanntenKilchenpfleger Myn aygen Insygel offentlich Henngehenkt lassen an disen Brieff doch Minengnädigen Herren den Kilchenpfleger vnsers Erben auch mier als landvogdt In ander wäg onnschädlich geben am Donstag Nacht nach Purificationi nach Christi gepurth Tussend fünff hundertund darnach viertzig und zwäy Jar gezält.»No 838. (p. 227). anno 1546. Die Höfe am Kurzenberg lösen den Flachszehenden, den sie derLandvögtin in Rheineck zu entrichten schuldig waren, mit 100 Gulden Konstanzermünze. No. 848. (p. 263). anno 1550. «Ich Heinrich Zender des Raths zu Zug disser Zeit der Edlengestrenge, frommen, Vesten, Fürsichtigen, Ehrsamen und Weiser meiner gnädigen Herren der achtOrthen der Eidgenossenschaft, Landvogt zu Rheinegg im underen und oberen

58oberen Rheinthal, bekenn und thun kund offentlich aller männiglich mit diesem Brieff, nach demetlich nach geschriebenen Personen, ob der Lezi ob Thal im Land auch Landleüth zu Appenzell,Jahrzeiten gestiftet, ab Ihren nach geschriebenen stuck und Güter eignem Pfarrer zu Thal, so obder Lezi im Land Appenzell liegend, jährlich gsöllen darum auch jeder Pfahrer Ihre Jahrzeiten, soviel möglich begangen und fürderbas begohn soll, dieselbigen Zinss ebenlange Jahr durch hinläs-sigkeit ein Ziehendes und gebenshalb, auch durch Zerteilung der Güter eingeben, und einem jedenPfahrer ganz und gar einzuziehen, ohn komlich und ohne erschliesslich gewessen ist, darauff ichlandvogt, samt dem Ehrwürdigen Geistlichlichen Herren Lorenz Brendlein jetz und Pfarrer zuThal, und der Frommen, Vesten, Ehrsamen und Weisen Othmar Kurzen Landammann, MorizGartenhauser, alt Landammann auch Joachim Meggelis Landschreiber zu Appenzell, Hans DiezisHoffammann zu Thal, Melchior Nef, Stadammann zu Rheinegg, Pelagion Messmers Hoff-schreiber zu Thal, das Mittel gestellt und funden, das jeder auf Osteren nächst vergangen fünffZinss erlegen und das Hauptguth in Jahresfrist, welches die nachbeschriebenen Bideren Leüth obder Lezi, wie angenommen, und sollen auch solches Jahrzeiten, wiederum angelegt, nit desto min-der wie Sie gesteift gehalten werden. Und sind das hernach geschriebenen Personen und Güeterdarumb die Jahrzeiten jährlich gangen und zu geben schuldig gsyn, und die abgelosst haben, erst-lich Barthli Lutz an der Steig hat abgelosst, vier Schilling Pfenig ab einem Gut, genant Brenden,stosst an einer Seiten an den genannten Brender Gut, unden an dass Dorrenbärers Gut, und an dasPfisters Gut, hat gestiftet, Hansli Scherer von Rhinegg, und Anna seine Hausfrau: Mehr hatabgelösst Klaus Keller zu Brenden so Wälti Keller gestiftet drey Schilling, aber wies ennet demRhein genant Oelach, stosst an unser Frawen Wiess, am Anderen an die Weiler Oelach. Mehr hatKlaus Keller abgelösst, ab einem Weingarten zu Brenden drey Schilling Pfenig stosst an dasTöbeli so jetzt Poley Messmer ein hat; oben an die Strass bergshalb an ein Gut Klauwen Lugassi,

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und thalshalb an Häny Nöstlers Weingarten, haat gestift Peter Rohner von Thorenbüren. Mehr hatLienhard Danner vier Schilling abgelöst, so Christen Tanner gestift, ab seinem Gut genant Sonder,stosst an die guten Wyss, und an Caspar Zünden Gut. Mehr hat Barthli und Hans Heller zuHinterlochen, ein Viertel Wein, so Barbara Kolbin gestiftet, ab einem Weingarten genannt Glaffe,am Buchberg gelegen, stosst an den Kolbin Weingarten, und an der Pfanneren. Mehr haben siesolch Vierttel Wein mit trithalb Pfund Pfenig Hauptgut erlässt. Mehr haben sie abgelösst einSchilling Pfenig, ab dem Hoff Hinderlochen, so Rudolf von Undtach gestiftet, und HeinrichDietrich. Mehr hat Hanss Tobler, und Hanss Holl in Engi ein halb Pfund Wachss mit dreyssigSchilling Pfennig abgelösst ab dem Hoff in Engi so Johannes Baumann gestiftet. Mehr zwey schil-ling Pfennig ab dem Hoff in Engi auch abgelösst, so Conrad Syz gestift.

59Mehr Ulrich Brüchel vier Schilling Pfenig abgelöst, von Seiner Wiess enet dem Rhein, auff demRiedt zu der Kilchen genant, stosst an Hans Kuns Wiess, und an Heinrich Strucklis Wies, und andas Nagels Wechselmad, zum vierten an das Bärwegers Wiess so Ulli Keller zu Brenden gestift.Mehr hat Barthli Tanner acht Schilling Pfenig abgelösst, ab dem Hauss und Hof, und allem Guthgnant Dorfhalden stosst an Bärtschen Signer Gut, und oben an Hans Sizen Guth, und an derHerren Acker und an Hans Herzigs Guth, welches Gallus Lopacher gstift. Mehr haben Bernhardtund Bartholome Niederer abgelöst, vier Schilling ab Ihrem Hoff Mülltobel gnant, hat HansNiederer sonst Ster genambt, eingehabt. Mehr hat Häny am Högli fünf Schilling Pfenig abgelöst,ab dem Hoff auf Högli gnannt hat gstiftet, Johannes Nagel sein Hausfrau Margreth Nösterlin.Mehr hat Caspar auf Wienacht abgelöst, vier Schilling Pfenig so Johannes Tobler der jung gestif-tet, vor und ab seinem Baumgarten auff Wienacht, stosst an Zuberbach und an das Füegers Gutam Baumgarten, und an die Gassen. Mehr zwey Schilling Pfenig so Ursula Bischöffin gestiftet,vom demselben Baumgart abgelöst. Mehr zwey Schilling abgelöst, so Conrad Tobler gestift ausdem Gut in der Bündt, stosst an das Gut gnant Gruben. Mehr vier Schilling Pfenig abgelöst, obseinem Baumgarten, mitsambt dem Kleinen Aeckerlein daselbst, ab dem Weiler genant, stosst anUli Toblers Gut, und an den Hoff Wienacht und andere Güter der Tobler daselbst, hat gestiftet UliRüthinner. Mehr hat Jäkli zu Tobel abgelöst drey Schilling Pfenig, ab Hauss und Hofstadt, im HoffTobel stosst an die Gmeinen Landstrass und an Bach und an Goriassen Tobler seines Bruders Gut,welch es Rüdi Tobler gestift, mehr hat abgelösst Thöny Holl vier Schilling Pfenig von einem Gutauff Heiden gelegen hat gstift Ulrich Zuend Müller in Bischofsau. Mehr hat abgelösst Carli Toblervier Schilling Pfenig, ab einem Gut im Bächli genannt. Mehr abgelöst vier Schilling Pfenig abdem Unterpfand, hat Hermann Zuend die ersten und Hänsli Zuend sin Sohn beid im Bächli dieanderen gstift. Mehr hat abgelöst Conrad Sonderegger fünf Schilling Pfenig ab seinem Gut ob derHalden, unter dem Stadel und ob der hangenden Reuthi, stosst an den Bronnen bei dem Hauss undan den Fluss hinab, nutz an den Fluss von Stolzen Brunnen, hat gestiftet Häny Bänziger. Mehr hatHanss Züst in der Augsten abgelösst acht Schilling Pfenig, ab einem Hauss und Hoff im Mäss,stosst an die Landstrass, und an die Egg, Stallegg, zum Dritten an die Gmeind, und an derHotzleren Gut, ist vormals in der früen Urbaren, nach laut eines Brieffs gestanden darein es auchdurch thun, und der Brieff ihm aussen geben worden; mehr hat abgelöst Hans Keller sechs ViertelWein, jedes Viertel, umb drithalb Pfund Pfennig Haubtguth, ab einem Gut genant der Ergeler zuUnderloch im Hoff St. Margrethen gelegen, stosst an Caspar Wettach, an Hany Köppel, hatVerena Schmidin, die ersten drei Viertel und ihr Man Hans Mendler die anderen gstift, und die-weil mich Landvogt sambt vorgedachtem Pfahrer Herr Lorenz Brendle, und

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60Hans Luzen Schnider zu Thal, auch Hans Luzen an der Huob, als Kirchenpfleger damahl, derZahlung, Zinss und Haübtguth halber, solcher obgeschriebner Liderben leüthen und dero ge-schriebener Güter wohl vergnüege, so zahlt, und lass ich gedachter Landvogt, (auch LorenzBrendle für Ihn seine Nachkommenden Pfarrer, und Hans Lutz, Schneider, und Hans Lutz an derHuob für Sie und Ihre Nachkommenden Kirchenpfleger die obgedachten bideren Leüth, undgenannte Güeter, Ihre Erben und Nachkommenden solcher Jahrzeiten und Zinsen, Zinss undHaubtguth halb und quit, frei Ledig und Loss, in und Urkundt diss Brieffs, also da solcheJahrzeiten im Latein und deütschen Jahre Zeitbuch, underschrieben und durch gestrichen werdensollen. Das sie abgelöst seyen, dass weder Sie noch Ihre Erben noch solche Güeter oder IhreNachkommen, nit mehr sollen von mänigliechen Angelangt werden, weder mit noch ohne Wehr,Geistlich noch Weltlich, dann solch Geld wiederum angelegt, und an den Brieff kommen derHundert Gold Gulden gesagt auf das ganz Corpus zu Thal gseidt der aus dem Geld abgelöst, denein jeder Pfahrer jährlich Hauptman Küchlein gsollen darum auch Pfahrer Herr Lorenz Brändlioder seine Nachkommende Pfahrer solch Jahrzeiten, wie sie gestiftet sind so viel unglich neütdesto minder begohn soll. Und dass zu guter Zeügniss, und wahrem vesten Urkund, so hab ich vil-gedachter Landvogt für mich aus Bittwegen Herr Lorenz Brendlis des Pfahrers, auch Hans Luzen,Schneiders, und Hans Luzen an der Huob, als Kirchenpfleger mein Insigel offentlich gehenkt andiesen Brieff doch vorauss meinen Gemeinen Herren, mit Landvogt, meinen Erben, in anderwegohne schädenlich geben uff Donnstag nächst nach St. Johannis Baptista nach Christi Geburt tau-send fünff hundert darnach fünfzig Jahr gezehlt. No. 861. (p. 311). Anno 1554. Rheineck und Thal streiten sich mit Höchst und Fussach wegenTriebes des Rheinholzes, wozu sie das Recht zu haben vorgeben. Sie kommen miteinander bis vordas äbtische Gericht in St.Gallen, wobei sie aber abgewiesen werden und Höchst und Fussach beiIhren Siegeln und Brieffen bestätet werden.No. 865. (p. 324). Anno 1555. Lutzenberg hat sich vom Weinzehnten an die Landvögte mit 350fl. losgekauft, was der Landvogt in diesem Jahr bescheinigt.No. 894. (p. 402). Anno 1562.Die Güter «Landthaben» ob Thal Gemeinde Kurzenberg lösen sich von den Jährlichen Last von 8Hühner Zins an die Burg Rheineck, später an die alten Orte und den Fällen los mit 15 Pfund Pfg. No. 898. (p. 412). Anno 1563. In Appenzell war ein Sondersiechenhaus. Im Jahre 1563 machteder Rath eine Ordnung: 1. Wenn ein Manns- oder Weinsbild zum Sondersiech verkannt wird, so soll man sie nicht längerim grossen Siechenhaus lassen, wo Pfründen sind, mit Behausung und Kost, als 8 Tag. Wenn esinnert 8 Tagen keine Pfründe kauft oder mit den Herren überein kommt, so müss es ins kleineSiechenhaus übersiedeln und sich selbst erhalten mit Ausnahme des Holzes. Die Siechenmagd istnicht mehr schuldig zu thun, als das Bettgewand, Hemden etc. zu waschen. Wenn es krank würde,kann es ins grosse Siechenhaus aufgenommen werden.2. Wenn die Badezeit kommt, baden zuerst die Befründeten, dann die andern, ausser wenn sowenig wäären, dass alle mit einander baden können.3. Wenn sie uneins oder anstössig werden «wie etwan beschehen, so darf ein Siechenpfleger einen

61Hausvater oder Hausmutter setzen.» «Es sollend auch die zur klinen Siechenhus, so darf almosenzu nend, mit so überflüssig trincken sonder sich bescheidentlich halten. (p. 473).

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4. Wenn fremde Sondersiechen allhier Almosen sammeln wollen, so sollen sie mit einem aus demGross-Siechenhaus bei dem Pfleger um Erlaubnis suchen. Länger als 3 Tag und Nächte darf keinFremder Sondersieche da sein.No. 900. (p. 418). Anno 1563. Der Rath von Appenzell gibt dem Pfarer Erhard Jung vonAppenzell nach dem Brande des Fleckens die Erlaubniss, seinen lieben und getreuen Dienerin undJungfrau mit der etliche Kinder erzeuget, sistieren zu dürfen. – Auszüge aus einem vom Kloster St.Gallen gedruckten Urkundenbuche für die Gemeinde Ber-nang ohne Titel und Jahrzahl liegt im Pfarrers Archive zu Bernang. (Paginiert ist es mit Kleinstift).(p. 17). Anno 1460 verkauft ein Hanny Peter von Buchen und Frau Anna Frei ein «Gut inDiepoldsau» an den Ulrich Frei von Diepoldsau.(p. 31). Anno 1525. Aus einem Erbtrakt eines Abschieds von Baden 1525 ist ersichtlich, dass derdamalige Pfarrer von Bernang von der Reformation angesteckt war. Der Abt von St.Gallen woll-te ihn desswegen von der Pfrund entfernen, aber die Bernegger unterstunden sich in eigenerGewalt, ihn auf der Pfrund zu halten. Dem Orte wird befohlen, diesen Pfaffen nicht bei der Pfrundzu schirmen, der Abt soll einen andern tauglichen Priester senden.(p. 99). Anno 1523 kommen nach Baden im Namen des Gotteshauses St.Gallen, Marx Stadthalterzu Wil und die Anwälte und Boten von Bernang. Ersterer beklagt sich, dass einige von Bernanggeäussert hätten, dass sie nur hiefür dem Gotteshaus keinen Heuzehenten mehr geben. Dasbefremdet die Boten von Bernang, indem sie von keinem solche Aeusserungen wissen. Wirderkannt, die Bernanger haben wie bisher den Heuzehenten zu geben.(p. 119). Anno 1534 ist ein Egli Messmer des Abtes Vogt in Rorschach und Anwalt des Fürstenvon den 8 Orten. (p. 153). Anno 1388 stellt Rudolf von Rosenberg eine Obligation an Abt Cuno aus, dass ihn dieFeste Buchenstein «gelegen zu Bernang in dem Rintal» empfohlen und anvertraut sei, dass alsoffenes Haus (nach Martinstag).(p. 165). Die Frau Ursula, geboren von Rosenberg, des Pilgrins von Hochdorf, Gemahlin ver-kauft den 4. Theil von Rosenberg um 600 Pfund Heller an Lütfrid Mundgrat von Constanz. (p. 172). Abt Egolf giebt dem Lütfried Mundgrat von Constanz die Veste Buchenstein zu Buchen.Anno 1439.(p. 200). Anno 1354 versetzt Johannes von Zwingenstein Ritter mit Vorbehalt der Wiederlösungseinen Hof in Au, der ein Lehen des Gotteshauses St.Gallen ist, dem Berchtold den ElternKesseler von Ostra um 24 Pfund Constanzerwährung. Der Brieff ist geben zu Rheineck (sieheBernang/Anniversarium Thal).(p. 202). Anno 1404 zeigt Johannes Sulzberg, Kilchherr zu Untervatz dem Abt von St.Gallen andass Gut zu Undra, das ihm und den Geschwistern als Lehen von St.Gallen gehört, dem HansBurkart von Thal, die Mühle ausgenommen um 108 Pfund Heller verkauft hat. (p. 203). Anno 1387 bittet Heinrich von Husen und Bernang den Grafen Heinrich vonWerdenberg, Herr zu Rheineck, dass er seine Amtsleute mit ihm nach Bernang schicke vor dasGericht wegen Tegenhofs. Der Graf willfahrt und schickt mit ihm

62Burkart Noschler, den Stadtammann von Rheineck und «Johannsen Benst» einen Koller, (viel-leicht von Thal). (P. 207). Anno 1394 kommt in einer Urkunde eines Ulrich Federer von Bernang folgende Stellevor: «Item, ain Wingärtli, zu Bernang gelegen, hinder Schuelmaister Huss.»

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(p. 239). Anno 1353. Die Frau Aebtissin und Fürstin Frau Sygen (vielleicht Syga) von Lindaugiebt dem Ruprecht Held von Rinegg den Kellhof zu Bernang, der Eigenthum jenes Stiftes ist, um2 Schilling und 1 Pfund Constanzers pfng. zu Lehen, oder zur Vogtei. Der Brief ist gesiegelt mitRuprecht Holden eigenem Siegel. (p. 263). Anno 795 übergibt ein Cundarat von Höchst dem Abt Werdo von St.Gallen all seinEigenthum in dort zum Geschenk, damit sein Sohn Albino sein Lebtag Kost und Kleider erhalteund wenn so an Alter und Würdigkeit vorgeschritten sei, er die Erlaubniss habe nach derOrdensregel einzutreten. Gegeben öffentlich unter dem Kloster Wielen, Zeugen unter Kaiser Karl,unter Graf Rodberto. (p. 264). Anno 818 folgt eine andere Schenkung von «Hohstedthe» durch Hatto und seine FrauOdahilt. Die Vergabung geschah in ipsa villa, que dicitur Hohstedthe sub Roachario Comite.(p. 265). Anno 881 wieder eine Schenkung aus der Hostetharro marcho von Vierrat und GrafUlrich.(p. 266). Anno 886 trifft Abt Leonhard mit einem Eccho einen Tausch. Ersterer gibt letzterem 8Jucharten in Marbach, und dieser giebt ebenso viel in Hohstedt harro marcho. Der Tausch geschahzu Buchhorn. Zugegen als Zeugen zeichneten die Grafen Ulrich und Armulpf und Hiltibold.Ebenso schenkt anno incerto seine Güter in Hohunstati ein Rudolf.(p. 267). Anno 980 erfolgt die dona tio Ottonis II. worunter kommt: et in pago Ringoove, inComitata Adelberti, in vicis utriusque ripoe Hohstedi et Torrembura. (p. 270). Anno 1397 kam eine Frau Aelli Blatter zu Höchst vor Gericht und verlangt einenFreispruch. Es ward ihr gegeben Hans Merk, Burger zu Rheineck. Darauf schenkt sie mitBewilligung ihres Mannes ihren Bruders Kinden 8 Mannsmad Wis gelegen «am Rör zue Häglilo». (p. 288). Anno 1483. Oeffnung des Gerichts zu St. Margrethen Höchst. Gericht, Zwing und Bännmit aller Zugehörde in St. Margrethen. Höchst gehören Abt und Gotteshaus St.Gallen, die Vogteiüber das Gericht gehört den Appenzellern. Es war Ammann und 12 Richter. Auf Johann Tag imSommer gingen 6 Richter ab und wurden nur 9 gewählt, 6 blieben, damit nie ganz neun kämen. (p. 314). Anno 1608 war Tagsatzung zu Rheineck. Den 10. November beschwerten sich die St.Margrether über Höchst und Fussach wegen gemeinsam besitzendes Holzes und Geldes. Die letz-teren wollen alte Verträge, Briefe und Siegeln nicht aufkommen und erscheinen nicht auf derTagsatzung. Die Tagsatzung beschloss, wenn die jenseits des Rheins nicht bei alten Verträgen undBriefen bleiben wollen, so soll St. Margrethen herwärts, die Höchster ennethalb Rhins bleiben,und jedes Theil, was gemein ist, auf seinem Boden nutzen und niessen bis zu einer Vereinbarung. (p. 314-315). Anno 1609 kommen die St. Margrether nach Baden, wo der Spruch vom letztenJahr wegen Renitenz von Höchst etc. bestätigt und konfirmiert wird.(p. 329). Fischordnung zwischen Oestereich, Gotteshaus St.Gallen, den 8 Orten und den Fischernzu Höchst, Fussach, Gaissau, Altenrhein und Rheineck. (Die ältern Fischerordnung datiert vomJahr 1488). (p. 282). Es hatte Streitigkeiten unter den Fischern stattgefunden, besonders Klagenüber die Altenrheiner wegen Uebersetzung mit ihren Netzen und Garnen. Hingegen sagen

63 sie hätten von Alters her also gefischt. Die Zuammenkunft der interessierten Stände geschah zuRheineck. Es wurde beschlossen, die oberhalb und bei Gaissau nur 40 Klafter lange Netze brau-chen etc. (p. 334). Anno 1438 war zu Rheineck Gericht unter Stadtammann Ulrich Merk, St.Gallen. Spitalforderte die jährlichen 6 Pfund pf. Forstzins oder Forstgelt, welche einst vom Kelnhofe Höchst an

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die Feste Grimmenstein gegangen, deren Besitzer sie geworden waren. Fürsprech des Besitzersfragl. Kelnhofes Ulrich Colmar von Höchst war ein Hans Kramer von Rheineck.(p. 348). Anno 1277. Als Abt Kuno dem Ulrich von Ramschwag die Burg Blatten und den HofWaldkirch mit dem Kirchsatz und seiner treuen Dienst willen als Burglehen verleiht, kommen alsZeugen vor unter andern geistlichen und weltlichen Herren: «Herrn Hainrich vnd die HerenBurchart, die Gebrüder der Vögte von Rineke». (p. 349).(p. 357). Anno 1348 überantwortete Burkart von Ramschwag dem Graf Albrecht von Werdenbergdem älteren den Thurm zu Blatten und das Fahr daselbst um vierthalb Pfunds Gelds auf 5 Jahre.Der Brief ist gegeben zu Rheineck und der Stadt.Anno 1381 (p. 367 und 368). Die Brüder Eberhart und Heinrich Walter, Bürger von Constanz,auch ihre Vetter Ulrich von Burkart von Ramswag bitten den Rath von Constanz ihnen denSpruch- und Vertragsbrief von 1379 zwischen ihnen und den Grafen von Werdenberg zu vidimi-ren und zu besigeln, weil letzteren sich weigerten den Brief zu besigeln. Der Rath von Constanzwillfahrt 1381. Im Briefe von 1379 beklagen sich die Ramswag über die Grafen Hug, Albrechtden älteren, Heinrich und Albrecht den Jüngeren von Werdenberg wegen der Veste Blatten, Leuteund Güter um dieselbe, da die Werdenberg einen Theil derselben zu Bürgern in Rheineck machen,über welche aber die Ramswag Vögte waren. Es war zur Fehde gekommen. Jedoch einSchiedsgericht in Constanz hatte eine Vermittlung getroffen. 1. Alle gegenseitigen Angriff an Land und Gütern sollen ab sein und kein Theil dem andern nichtswiederkehren.2. Die von den Grafen zu Bürgern in Rheineck ziehen und darin mit Haus und Hausrecht sich hab-lich niederlassen.3. Wollen jene Leute auf den Gütern bleiben, so steuern und dienen sie wie von Alters her denVögten Ramswag etc.

(p. 449). Anno 1569 hat Landvogt Vetter einen Hierma Wyder aus dem Hof Oberriet in Rheineckgefangen genommen, obschon er eigentlich als unter der Vogtei vom Abt stehend nach SchlossBlatten gehört hätte. Der Landvogt bittet Fehlen ab und verspricht dem Abt, es solle nie mehrgeschehen.

(p. 453). Anno 1581 klagte Oberriedt: «Es habe der Ryen, jetz lange Jar herr, den armen Lüttenan dem Oberried, dermassen an iren gütern so grossen Schaden gethan, das innen vast der Halbtailires bestehenden Ackerfelds hinweg komen, vnd das vbrig auch gwüsslich verflözt, vnd sy an denlutheren Bettelstab gewisen wurden, wann sy das iren nit schirmen dörfften». Sie bauten einigeWuhren. Die gegenüber liegenden Meininger wollten davon nichts wissen, weil es ihnen schade.Doch gmacht war gmacht.

64Auszüge aus «eidgenössische Abschiede» von 1500-1520 Band 3, Abteilung 21500 Luzern 8. Januar. Die Rheinthaler bitten um das Rheinthal wegen der Dienste während desKrieges. Durch mehrere Jahre hindurch spinnen sich die Forderungen wegen Schadenersatz,Vermögen, Raub, Brand. Betrug zur Zeit des Schwabenkrieges fort. dol. Die Hauptleute undKnechte, welche zu Rheineck den Wein der 7 Orte getrunken, sollen zu Bezahlung desselbenangehalten werden. Die Boten von Luzern, Unterwalden und Glarus sollen ernstlich dahin wirken,dass die Hauptleute Uli und Wyl von Luzern, Hans Custer von Unterwalden und Hans Müller von

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Glarus die 25 Gulden die sie dem Conrad Huter im Rheinthal der Schatzung wegen, die er umseine Gefangenschaft verbürgt hat, unbilliger Weise abgenommen haben, ohne Zögern zurücker-statten. Mehrere Beispiele des Kampfes gegen Curtisanen.

Luzern Februar 4. Der Vogt von Rheineck bringt an, es widersetzen sich einige von Feldkirch undanderswoher, die Güter im Rheinthal haben, an Steuern und Reiskosten beizutragen. Beschluss,wo die Briefe nicht auf Freiheit und Steuer und Reiskosten lauten, soll die Steuer bezogen und sol-len die Güter darum angegriffen werden.Beschlussnahme wegen des Reislaufens: es soll nicht stattfinden ohne seine Herren und ObernGunst, Wissen und Erlaubnis. Wer dawider handelt, wird hingerichtet.Zürich 20. Februar. Bezüglich des vom Zusatz in Rheineck getrunkenen Weines soll es der zuBaden mit dem Vogt von Rheineck aufgestellten Rechnung sein Verbleiben haben. Da denen vonGlarus von dem Wein nichts geworden ist. Dagegen denen von Schwyz viel, so soll dessfalls einegegenseitige Abrechnung stattfinden. Es wurde angebracht, man sollte etwas zu Gottes Lob undEhr thun wegen der erhaltenen Siege; jedem Ort bleibt es anheimgestellt; besonders möchte mandie bösen Schwüre und Gotteslästerung abstellen.Zürich März 11. Denen von Lindau, die sich beklagen, dass auf ihre Zinsen und Gülten imThurgau und Rheinthal Reisgeld und Steuern gelegt werden, ist geantwortet, dass auf Zinse undGülten «so für heften, bekümbern vnd verbieten verschrieben sind, keine Steuern und Reiskostengelegt werden dürfen, gelegene Güter aber: Weingärten, Wiesen vnd Höfe, sollen die tragen undgeben, wie es unter uns selbst gebräuchlich sei».Zürich 7. April. Die Hochgerichtsrechte über Blatten, Wychenstein und Kriesern werden 7/8 den7 Orten, 1/8 dem Gotteshaus St.Gallen gestellt; das Hochgericht soll aber zu Kriesern gehaltenund vom jeweiligen Vogt in Rheineck bestellt werden. Zürich 5. Mai. Den Appenzellern wird auf ihr Begehren geantwortet: «dass man Ihnen dasRhynthal nit ganz wiederlassen, aber den achtenden Teil mit den sieben Orten innehaben vnd zubsetzen wie ein ander ort, so es an si kome, welle man Inen verwilligen, in hoffnung, das sy sinsollen». Das wollen die Boten von Appenzell heimbringen und sich versehen, «es werde zu gefal-len empfangen».Zürich 14. Mai. Obige Schlussnahmen vom 5. Mai wird bekundet, ihnen alle Rechte eines Ortesgestatet, dagegen hat es mit den andern diese Landschaft auch zu schützen und schirmen.

651500: Luzern 1. Juni. Die von Rheineck bitten, man möchte ihnen erlauben, einen Jahrmarkt imStädtchen abzuhalten, wie sie dafür gefreiet seien. Ferner möchte man etlichen armen Leuten, diebei ihnen sitzen, die Bussen nachlassen, in die sie um Frevel gefallen seien, das will man mitEmpfehlung heimbringen und zu Baden antworten, da die Leute viel Kriegsschaden gehabt haben;doch was der Vogt verrechnet, dabei soll es bleiben.Baden 30. Juni. Der Wein, den die Knechte zu Rheineck ausgetrunken, wird vom Vogt auf 110Saum und 1 Viertel berechnet, der Saum zu 2 Heller gewerthet. Jedes Ort soll von seinenKnechten erfahren, wie viel sie genommen, und darnach soll man den Ersatz vertheilen. – DerVogt giebt jedem Orth 32 Gulden an Gold. Wein ist noch vorräthig 88 Saum weisser und 28 Saumrother. «Den Handel im Rintal vergangen von unsern vögten vnd Ammann wägen» hat jeder Botin Schrift, um selben an seine Herrn zu bringen. – Der Vogt und Ammann Vogler soll den vorräthi-gen Wein verkaufen und auf nächste Rechnung verrechnen.

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Rheineck 13. Juli. Tag der 7 Orte.a) Hans Meggeli von Appenzell verantwortet sich wegen mailändischer Sache (vide Zellweger)und verbietet sich gegen jeden Kläger Recht. Auch auf seiner Verantwortung bezüglich seinerWeigerung, den Zoll zu Rheineck zu geben, nach Abschied von Baden, hat man Gefallen.b) Heimbringen das Begehren des Freiherrn Ulrich von Sax, man möchte in Betrachtung der Treueund der guten Dienste, die er im vergangenen Krieg den Eidgenossen geleistet und fortwährendzu thun bereit sei ihm das Dörfchen Sax, das bisher zum Rheinthal gehört, aber wenig werth habe,schenken oder kaufweise überlassen. c) Des Handels wegen, der unserm Landvogt zu Thal begegnet ist, hat man ehrbare Leute aus demHofe daselbst verhört und darauf einen Landtag gesetzt und die beiden Thäter Ulrich und LienhardGasser, welche den Amman Köppel leiblos gemacht, zum Rad verurtheilt. Etliche, die nicht beidem Todschlag dabei gewesen und doch in der Sache anfänglich gegen den Vogt aufgetreten sind,hat man gefangen gelegt, nämlich Bartholomä Wyser, der sich freventlich an der Gemeinde widerden Vogt gesetzt, diesen hat man vor den Gerichten berechtigen wollen, da aber er und seineFreundschaft nach etlichen ergangenen Urtheilen um seiner kleinen Kinder und seines bei Staadim Krieg gefallenen Bruders willen für ihn gebeten, hat man ihn Leibes und Ehren gesichert undihn in Gnade um 35 fl. gestraft. Er hat auch Urfehde geschworen und dem Vogt einen Widerrufgethan. Den Brosi Lutz, der den Aufstand gekannt und nicht verhindert zu haben angeschuldigtwar, hat sich die Sache nicht völlig erfand, gegen Urfehde und Zwistung von 20 G. freigelassen.d) Die von Thal haben begehrt, dass man ihnen, wie von Alters her, vergönnt, mit einer Gemeindeeinen Ammann zu setzen, oder doch auf dreifachen Vorschlag des Landvogts selber zu wählen.Man hat ihnen geantwortet, man wolle das heimbringen; denn bisher hatte ein Landvogt im Hofzu Thal denjenigen als Ammann gesetzt, der ihnen füglich war.e) Man hat denen von Thal, die eine Irrung über die Fragen hatten, ob Zinse und Gülten liegen-des oder fahrendes Gut seien, die Erleuterung gegeben

66«Dz all Zins söllen gelegen gut sin. Auch hat man mit ihnen verschafft, den Birnzehenten, den sienicht vermeinten schuldig zu sein, einem Vogt zu geben. f) Da in dem vorberührten Handel noch ethliche betheiligt sind, die in den Hof Thal «mit Tritt undTrat» gehören, aber sonst hinter der Letzi und bei denen von Appenzell sitzen, so hat man demVogt empfohlen, dieselben, wenn sie herab in der Eidgenössischen Gebiete kämen, zu fangen undnach ihrem Verdienen zu strafen.g) Den Boten von Zürich ist aufgetragen, heimzubringen: Nachdem im vergangenen Krieg Einervon unsern Feinden gefangen, über den Rhein geführt und beschätzt worden ist, auch vor demFrieden etwas bezahlt und für 90 Gulden vertröstet hat, werden die Tröster nun belangt unddadurch der Friedensvertrag verletzt; es sollen dafür unsere Eidgenossen von Zürich auf nächstenTag mit dem römisch königlichen Boten reden, damit sie den von Königserb und den Hofmeistervon Feldkirch anweisen, solches abzustellen.h) Der Abt von St.Gallen klagt den IV Schirmorten, der neue und alte Landvogt im Thurgau for-dere von Leuten in hohen und niedren Gerichten des Gotteshauses St.Gallen wieder dessenFreiheit und Herkommen den Eid. Auf dem nächsten Tag zu Zürich soll dafür gesorgt werden, dassdas Gotteshaus St.Gallen bei seinen Rechten und Neigungen geschirmt werde. Wenn man schliesst, dass die den 27. Juli später in Zürich versammelten Boten die Gleichen wiein Rheineck gewesen, so sind letztere diese: Zürich Heinrich Roist Altburgermeister, Luzern

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Ludwig Küng, Uri Ammann in der Gassen, Schwyz Meinrad Stadler, Unterwalden Peter Wirz,Zug N. Zürcher, Glarus Ammann Kuchli. Der Schluss ist richtig weil die Gleichen uns auf andernTagen des Jahres begegnen. Zürich 2. Sept. Dem Freiherrn von Sax übergeben: Immer Klagen und Beschlüsse wegen desReisens der Knechte.Zürich 14. Dez. Dem Vogt im Rheinthal wird geschrieben, er soll unsern Eidgenossen vonAppenzell 2 der besten von den eroberten Büchsen die in Rheineck stehen, zukommen lassen. 1501: Wyl 26. Januar. i) Dem Vogt von Rheineck ist befohlen, dem Siechenhaus zu Thal 4 Guldendurch Gottes Willen zu geben. k) Einer hat ein Holz ausgereutet und einen Weingarten daraus gemacht, will nicht den Zehentengeben. Nach Baden gewiesen. l) Ein gewisser Spiser hat das Holz gehauen, die von Rheineck boten ihm es bleiben zu lassen; erwollte es an den Vogt bringen, die Rheinecker nehmen ihm einen Eid ab, es nicht zu sagen. DerVogt hat ihm den Eid «abgelossen und dieser theilte den Sachverhalt mit», den Boten erkennen,die Rheinecker sollen solches unterlassen, ansonst man es ihnen nicht zu gutem aufnehmen werde.m) Der Vogt wird angewiesen, einen Trunkenbold und unfläthigen Redner, der auch den Versuchgemacht, eine schwangere Person zu nothzüchtigen, vor Gericht zu stellen und strafen zu lassen.n) Ammann Vogler berichtet, es kommen häufig Todschläger vor, welche mit den Freunden derErschlagenen «schlechtlich bericht werden», es wäre demnach im Statut nöthig, wonach ein Tod-schläger 2-3 Jahre das Land meide. Dem Vogt ist die Vollmacht gegeben, ein solches zu stellen.o) Der Gleiche bringt vor, ein Knecht aus dem Rhinthal habe einem Landknecht eine Kuh an dieHand stellen wollen «unt Ir ein vortanz zu haben vnd gesprochen: sichst das

67Dirnli so man da am Sail fürt?» Der Vogt soll den Knecht 3 Tag in Thurm sperren und ihn dannzur Bestrafung vor Gericht stellen. r) Der Vogt von Rheineck ist beauftragt, sich bei alten Leuten zu erkundigen, wie es bezüglich desFahrs zu Rheineck für eine Bewandtnis habe, dass die zweite Fähre nicht sein soll, so soll er sieabstellen und die Betreffenden für Reklamationen auf die Jahresrechnung nach Baden verweisen. 1501: Auf mehreren Tagsatzungen Klagen und Massregeln wegen des «Fürkaufs». 1501. Luzern 4. Mai: Fremde Leute gehen als Krämer mit Pulver und andern unwährschaftenKramwaren in der Eidgenossenschaft herum: heimbringen, es zu verbieten. Die «Walchen» schä-digen unsere Wälder mit Harzen. – Verbot der Kriegsdienste.1501. Luzern 18. Juni: Graf Hugo von Montfort, Herr zu Bregenz und Johann von Königseck,Vogt von Feldkirch klagen, wie der König von Frankreich Mailand eingenommen und Neapelerobern wolle und sie verlangen im Namen des römischen Königs, dass wir dazu keine Hülfe oderVorschub leisten etc. Baden Junius: Vom Vogt in Rheineck gehen einem jeden Ort 34 Gulden ein. Um 80 Gulden hater ein Haus für die Vögte verkauft – wird gutgeheissen. An Wein ist vorräthig 160 Saum alter undneuer Wein. Es wird über Raub, schlechtes Geld und Ersatz vom früheren Krieg behandelt. 1502. Luzern 7. Januar: Der Abt von St.Gallen spricht die Fälle in Rheineck an, die Rheineckermeinen so nicht schuldig zu sein. Der Vogt soll den Fall einziehen, dem Abte bleibt vorbehalten,bestehendes Recht nachzuweisen. Der Vogt in Sargans soll den gefangenen Thomas Jäger freispre-chen gegen 2 aus dem Rheinthal. Die 3 Hauptleute, die im Kriege einem 25 Gulden genommen,sollen sich auf nächsten Tag stellen, auch der dem das Geld genommen wurde.

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Dem Vogt in Rheineck ist geschrieben, dem Spital St.Gallen bedenken, wenn es Güter kaufe, diein die Steuer gehören, selbe durch seinen Besitz nicht steuerfrei werden. Derselbe Vogt soll denRheineckern sagen, es stehen ihnen nicht zu, einander in Steuersachen beim Eide zu gebieten. Luzern 21. Januar: Unsern Vögten im Oberland und Rheineck soll geschrieben werden, dass siehandeln wie sie mögen, damit Thomas Jäger geledigt werde. An Ulrich Zwil und dem Custer seinichts einzubringen.1502. Constanz 20. Februar: Des Hauses wegen, das dem Vogt von Rheineck verbrannt ist, solldie Sache an gemeine Eidgenossen kommen.Zug 21. März: Auf das Anbringen des Vogts von Baden «des einfurns wegen, dass in der VogteyBaden funden ist», wird erkannt, er solle derselben nachfragen und es zu meinen Herren derEidgenossen Handen nehmen. Baden 5. Juni: Jedes Ort erhält vom Vogt in Rheineck 17 Gulden, 5 Schilling, 15 Rollenbatzen =1 Gulde. Dann liegt noch bei 20 Gulden Heu und bei 300 Saum Wein. («Ir söllend heimbringen,ob man den win fürers vuder der rennen verkoufen wel oder nit, dieweil doch so vil binderlon vndander costen darauf gangen ist.»)

68 1502. Zürich 2. September: Dem Vogt im Rheinthal ist befohlen, den Wein, «vnder der rennen»bestmöglichst zu verkaufen. i) Auf den nächsten Tag soll über den Anzug, das Schloss zuRheineck zum Schutz unseren Leute und zum Aufenthalt des Vogtes, auch damit dieser etwa einenGefangenen da versorgen könne, wieder zu bauen, verhandelt worden. Luzern 20 September; ff) Es würde unserer Eidgenossenschaft zur Ehre und den Leuten imRheinthal zum Nutzen gereichen, wenn der Burgstall zu Rheineck gebaut würde, aber einige Ortewollen dazu nicht einwillligen. Da nun an jenem Ort der Bau sich mit grossem Vortheil an Tagwenund s.fe. ausführen liesse, so soll jeder Bote die Sache nochmals an seine Herren bringen. 1503. Schaffhausen 23. 4.: Im Thurgau hat ein Priester einen Todschlag begangen zu Steckborn.Baden 25. Juni: «So weiss Jeder, wie wir vns nach vil gehabter müy und arbeit vnser eidtgenos-sen von St.Gallen, auch dero im Rintal gemechtiget vnd daruff Iro Spenn vnd Irrung erlütert vndhingelegt haben». Der Vogt soll den Wein im Herbst verkaufen. Jedes Ort erhält von ihm 50Gulden je 3 deklarirt oder 16 Rollenbatzen für 1 Gulde. An Wein liegt noch 112 S. Das GeldFrankreichs wiegt schwerer, als das Ansuchen des römischen Königs, nicht Knechte seinemWidersacher zu schicken. Baden 25. Juli: Die Mehrheit der Orte gestattet den Appenzellern die Landvogteibesatzung imRheinthal. Die Boten haben wahre Noth wegen der laufenden Knechte. 1504. Frauenfeld 3. März: 1. Der Vogt soll mit Herrn Ulrich von Ramschwad, dass er mit denenvon Kriessern ein «ziemliche Pfrund» annehme.2. Der Landvogt hat auf unsere Genehmigung sie mit dem Nachrichter von St.Gallen einVerkommnis gemacht, so dass er ihm 8 G. Jahressold gebe und wenn er ihn braucht für jeden Tag1 G. Zehrung, wenn man mit Rad oder Brand richtet, ihm allen Zeug auf die Richtstätte liefere.-Zürich 20. August: Die Leute im Oberland verlangen vom Landvogt, «dass er ihnen das Untierund die Bären verjage, als er das zutun schuldig syn und darumb das vogel mal geben».Viele Bettler im Land. Man soll sie an den Eingängen nicht herein lassen und die daseienden aus-weisen, es seien Walser oder andere. 1505. Baden 3. Juni: Die Kriessener bitten, man möchte sie unbeschadet den Rechten des Abtesund des von Ramschwag, in den Schirm der Herschaft Rheineck aufnehmen. Der Vogt in

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Rheineck ist gestorben und an seine Stelle sein Sohn von Appenzell erwählt worden. Er erhältAufschub mit der Rechnung.Viele Herumstreicher, es wird in den freien Aemtern viel gestohlen.Frauenfeld 29. Juni: Den Kriessern kann nicht entsprochen werden, weil der Ramschwager dasGericht auf 4 Jahre zu versehen empfohlen.Der Vogtei in Rheineck giebt jedem Ort 36 Gulden. Es liegen 253 Fass Wein.Einsiedeln 24. September: Bern, Freiburg und Solothurn fragen wegen den Landvögten vonThurgau und Rheinthal an. Es wird ihnen geantwortet, wir wollen beim bisherigen Verhältnissbleiben und bitten sie uns desshalb nicht weiter zu ersuchen. Die Boten der 3 Städte zeigen sichmit dieser Antwort unbefriedigt und ersuchen das Begehren nochmals einzubringen.

69St.Gallen 24. Oktober: Der Abt klagt, die Rheinecker verweigern ihm fortwährend die Leistungder Fassnachtshühner und ersucht um Recht zu Baden. Ebenso möchte man die von Rheineckanhalten, wegen der Kriegskosten des letzten Krieges, welche sie auch von Gotteshausleuten dieim Rheinthal wohnten, forderten, mit ihm in Baden zu rechten. Da der Bote von Unterwaldenandere Geschäfte halber nach Rheineck reist, soll er sie darüber vernehmen. 1506. Luzern 4. März: Für das baufällige Schloss Sargans hatte man Geld, für Rheineck keines. Baden 23. Juni: Die im Rheinthal bringen an, des Landvogtes Haus in Rheineck sei so baufällig,dass sie selber nicht mehr bewohnen können; es sei zudem schimpflich für eine Herrschaft wiedas Rheinthal, dass sein Vogt eine so elende Behausung haben solle. Wenn wir das Haus bauenwollen, anerbieten sie ihr Bestes zu thun. Darauf hat der neue Vogt Salis Grebel von Zürich gebe-ten, man möchte entweder das Schloss oder das Kaufhaus zu einer Wohnung herrichten, oder ihmgönnen sich selbst nach einem gastlichen Haus umzusehen. Heim bringen.Von Rheineck erhältjeder Ort 98 Gulden. Spruch wegen der Fassnachtshennen für Rheineck und Thal.Zürich 14. dazumal: Im Dienste Frankreichs sind Schweizerknechte auf dem Meere gefangen undauf Galeeren angeschmiedet worden.1507. Baden 7. Januar: Die Margrether wollen ein Fähre erstellen, wird ihnen verboten, weil zuRheineck «das rechte Fahr» sei. Wollen sie nicht davon abstehen, so sollen sie auf derJahresrechnung zu Baden erscheinen. Heimbringen, ob wir dem Vogt zu Rheineck ein Haus bauenoder das Schloss erstellen sollen.Luzern 24. Februar: Man beschloss, dem Könige von Frankreich 4000 Mann gegen Genua zusenden. St.Gallen hatte 50 Mann, Rheinthal 30, Appenzell 100, Abt von St.Gallen 150 Mann zustellen. St.Gallen stellte einen Hauptmann, das Rheinthal ein Fähndrich.Constanz 8.-12. Mai: Den Vögten von Thurgau, Rheineck, den Boten von St.Gallen und Thurgausoll gesagt werden, dass solches Geläuf (für Frankreich, für das Hauptmann Nussbaumer warb).bei Strafe an Leib und Gut verboten sei. Der Kaiser warb nämlich auch 6000 Mann für seineRomfahrt und war ungehalten über die Schweizer.Zürich 6. Juni: Der monatliche Sold der Soldaten für den römischen König wurde für einenFussgänger auf 5thalb rhein. Gulden für einen Reisigen Mann und Pferd auf Rhein. Guldentaxiert. Für die 6000 Mann giebt Appenzell 200, Stadt St.Gallen und Rheinthal 200 Mann. Baden 15. Juni: Rechnung für Rheineck jedes Ort 38 Gl. Ammann Vogler dabei. Zürich 16. August: Einem armen aussätzigen Mann vergönnte man, in der Herrschaft Rheineckin einer Einöde zu wohnen. Der Abt will ihn da raus vertreiben. Redlen in Einsiedeln. FelixGerber, Ritter und Vogt in Rheineck bittet, wenn der Romzug zu Stande

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70käme als Hauptmann mit den Rheinthalern zu ziehen. Dagegen sagen diese, sie haben Hauptleuteund Venner bisher selbst bestellt. Heimbringen.Die strengen Verboten gegen das Reislaufen kommen in allen Tagsatzungen vor und doch immerdie gleichen Klagen. Zug 25. Oktober: Den Vögten in Thurgau und Rheinthal ist befohlen, sich des Tages wegen zu erkunden, der zu Altstätten geleistet worden sein soll, auch durch geheime Boten sich über Alleszu unterrichten, was jenseits des Rheins vorgeht, und an den Gränzen gute Wache zu halten.

1508. Zürich 10. Mai: Einige Orte wie Zug, Glarus und Appenzell wollen aller Fürsten undHerren müssig gehen, aber die Vernunft blieb in Minderheit. Viele Wirthe begehren Fenster vondieser Zeit-Glasgemälde.Baden 4. Juli: Jedes Ort erhält vom Vogt in Rheineck 68 Gulden. Abweisung des Abtes mit sei-ner Forderung der Fasnachtshennen in Thal und Rheineck. Sargans 7. August: Dem Landvogt im Rheinthal ist befohlen, mit den Unterthanen zu reden, dasssie den Bauhof nicht zu sehr zerfahren, sondern die Strasse daneben anlegen. Des Weidgangswegen lasse man sie bleiben, wie Alters her. Dem römischen Kaiser ist geschrieben, er möchte mit dem vom Zorn verschaffen, dass dieser demRudolf Mötteli die 400 Gulden welche er im letzten Kriege abgenommen, nach Abzug eines ziem-lichen Atygeldes wieder verschaffe.Zürich 13. Nov.: Der mindern Kosten wegen soll jeweilen der Vogt von Rheineck auf den Tag zuFrauenfeld Rechnung ablegen und soll die rheinth. Angelegenheiten dort verhandelt werden. 1509. Zürich 31. Mai: Oeftere Beschlüsse von heute und früher gegen die päpstlichen Curtisanen.Zürich 16. Mai: Der Abt von St.Gallen wieder abgewiesen mit seinen Fasnachtshennen.1510. Klagen über fremde Bettler, Landstreicher, Schelme.Frauenfeld 6. Mai: Jeder Ort erhält 81 Gulden von Vogt. Zürich 29. Juli: Alle welche in den gemeinen Vogteien an die Eidgenossen nach Baden appelie-ren, müssen, bevor sie angehört werden, 1 Gulden in die Büchse legen. Die Appellationen müs-sen schriftlich und mündlich eingegeben werden.Luzern 31. Juli: An den Zug für Julius Pobst (6000 Mann) stellt Rheinthal 100, Appenzell 250. Zürich 9. September: Ulrich von Sax, früher der Eidgenossen Feldhauptmann, ist nun kaiserlicherHauptmann geworden und des Kaisers und durch alle möglichen Versprechungen die Schweizerauf die Seite des Kaisers zu bringen.Luzern 12. September: Klagen wegen der Zigeuner («Zegyner»), die bideren Leute das Ihrigestehlen. Sie werden verbannt bei der Strafe des Hängens.Zürich 20. September: Klagen des französischen Boten über die drei Länder im letzten Krieg; wiesie Kirchen beraubt, Weibsbilder nackend ausgezogen und laufen gelassen, 400 Stück Viehgenommen und nach Bellez geführt. Er klagt aber mehr, um sie desto inniger durch seine Drohungan Frankreich zu kitten. Appenzell verlangt Antwort auf sein Verlangen, als Ort in dieEidgenossenschaft aufgenommen zu werden. Es ist ein wahres Markten um die Schweizer. Sie schienen aller Herren sein und waren AllerKnecht geworden. Mathäus Schinner, Ulrich von Sax etc.

711510. Luzern 16. Dezember: Es wird dem Vogt im Rheinthal dem Herrn von Sax und anderngeschrieben, jedes Geläuf und jeden Aufbruch von Knechten, wohin es sei, zu verhindern.

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Dezember: Handlung der Boten mit päpstlicher Heiligkeit, vorzüglich des Soldes wegen. SeineHeiligkeit antwortete selbst auf ihre Begehren. Sie replizierten wieder und wieder. Der Papstwurde endlich zornig und klagte, dass sie ihm nicht gehalten, was sie zugesagt, er sei in unaus-sprechlichen Kosten gekommen, die sie ihm eher abtragen sollten als er ihnen. Wenn er den Saalvoll Dukaten hätte, so hätte er kaum genug, sie zu befriedigen. (p. 529-542).1511. Baden 8. Januar: Zwischen dem Vogt von Rheineck und Thal ist ein Spahn der Fälle halb.Es wird dem Vogt befohlen, die Fälle, die von jemanden fallen, einzuziehen, sofern Thal undRheineck bis zur nächsten Rechnung nicht erweisen, dass sie zu geben nicht schuldig sind. Zürich 20. Mai: Der Vogt lässt durch Zürich einbringen, es gehe jenseits des Rheines die Rede,wenn die Eidgenossen nach Savoyen ziehen, so werde der Kaiser Krieg gegen sie erheben.Baden 29. Juli: Die Angehörigen von Rheineck und Thal sind erschienen und klagen, man forde-re ihnen bei Sterbefällen den Fall, was laut vorgelegten Briefen neu sei. Beschluss, sich bei frühe-ren Vögten darüber zu erkundigen. Zürich 17. Dezember: Viele Knechte sind unter unsern Zeichen gegen den König von Frankreichim Feld und niemand weiss, wie es um sie steht, so werden 4000 Mann aufgeboten (vszunehmen)um auf den ersten Ruf verwendet werden zu können. Davon trifft es das Land Appenzell 150,Vogtei Rheinthal 200.1512. Zürich 5. Januar: Da im Feld «kein gehorsam gehalten vnd das heilig, würdig Sakramentmerklich geschmacht ist, auch Kilchen, Gotzhüser vnd gewicht personen, frowen vnd man,gewundet vnd geschlagen worden sind», so soll jedes Ort den Thätern nachforschen und nach ver-dienen strafen.Baden 21. Juni: Der neue Vogt im Rheinthal bringt an, es möchte da ein Haus gebaut und demjeweiligen Vogt als Wohnung zugewiesen werden. Jahresquote für ein Ort: 58 Gl. 30 sz.Hans Moser, Altvogt (der Appenzeller) von Rheineck als Kläger der Appenzeller gegenMarchverletzungen zu Altstätten.Zürich 16. November: g) «Er weissd jeder bott Vogt Zecken von Vri, schriben antreffend diehäxen im Thumertal; darum soll vff nechsten tag auch jeder Ort sin antwurt geben».Rom Dezember: Dr. Christof Winkler ist als Rechtsgelehrter bei der Botschaft der Eidgenossen.1513. Luzern 17. Januar: Der Vogt von Rheineck meldet, es habe einer daselbst einen andern überden Frieden fast zu Tod gestochen und der vorige Landvogt von Uri habe denselben gegen klei-nes Geld wieder ins Land kommen lassen. Beschluss, den Thäter gefangen zu nehmen und vonihm zu vernehmen, ob dieses die Wahrheit sei oder nicht. Der Landvogt klagt wieder über denMangel an Behausung, daher soll jedermann heim bringen, ob man auf dem Platz wo das Schlosssteht, ihm eine Behausung einrichten wolle, was mit wenigen Kosten geschehen könnte. Auf denTag vom 11. Februar in Luzern hatten einige Boten wegen dieses Baues noch keinen Befehl.

721513. Luzern 25. Februar: Im Zürcher Abschied steht ein Artikel: Fünf Orte sind einig, inRheineck zu bauen, Unterwalden und Zug sind dagegen, Uri nur dafür, wenn alle Orte bauen wol-len. Daher sollen die 2 Orte die Sache nochmals heimbringen.Zürich 18. April: An die 4000 Knechte, die dem Herzog von Mailand Maximilian Pforza schickenwill, giebt Appenzell 100, das Rheinthal 50.Zürich 18. Mai: Da der König von Frankreich wieder nehmen will, so ist beschlossen, 8000Knechte der unsern Hilfe zu schicken. Davon trifft es Appenzell 300, das Rheinthal 80.Zürich 6. Juni: Der Vogt kann keine Rechnung geben, weil er Alles ausgeliehen.

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Zürich 12. August: Es soll die Gesandtschaft, welche ins Feld kommt, das Spielen und Zutrinkenabgewöhnen.Zürich 25. October: Der Vogt von Rheineck hat angebracht, erstlich, dass das Schloss gebaut wer-den sollte, so dass ein Vogt eine anständige Wohnung und Lokal für die Gefangenen und andereshätte; zweitens, dass die Brücke über den Rhein bei Rheineck auch wieder hergestellt werden soll-te. Die Rheinecker anerbieten sich nun, beide Bauten innert vier Jahren herzustellen unter derBedingung, dass man ihnen mittlerweise die Einnahmen vom Zoll von der Fähre überlasse.Nachher wollen sie um den Zoll jährlich 100 Gulden mehr geben, als er bisher ertragen haben,und diese Pause an die Baukosten abgehen lassen. Da man das Schloss nothwendig bauen oderausbessern lassen muss, so soll dieser Antrag bis zum nächsten Tag mit Empfehlung heimgebrachtwerden. Zürich 18. November: Das Schloss zu Rheineck betreffend, hat sich nach Verhör derInstruktionen erfunden, dass man nicht einhellig ist, dasselbe zu bauen. Die Brücke dagegen,wenn dieselbe nicht sehr viel kosten soll, die Leute derselben bedürftig sind, oder sie vielenNutzen bringen möchte, will man nochmals in Erwähnung nehmen und auf künftigen Tagen überden Bau entscheiden. Und da wir alle wohl wissen, wie viel Ungehorsam und Muthwillen die Freiknechte im Sold brau-chen, so soll jedermann vorsorgen etc. Zürich 13. Dezember: «Vnser lieben Eidgenossen von Appenzell sind für ein Ort angenommen,wie Fryburg, Solothurn vnd Schaffhausen vnd auch jeder Bott weiss zu sagen».1514. Zürich 9. Januar: Ueber das Benehmen der Knechte (Besatzung) von Lauis, die in denSchlössern liegen, vernimmt man allerlei Ungeschicktes, dass sie die Dächer abdecken und dasHolzwerk verbrennen etc. Der König von Frankreich rüstet gewaltig gegen die Schweiz. Einzelne Offiziere werben sogar fürihn, sammt dem sie wissen dass die Schweiz an Kriegen am meisten betheiligt sein wird. – Anzeichen der Schlacht von Marigniano.1515.Die Knechte machen den Boten oft Angst, weil ihre Menge und ihre Ansprüche über denHals wachsen.Schwyz 5. Februar: Am liebsten mag den Rheinthalern ein Vogt Zukäs von Luzern gewesen sein,der einigen Gegenden einen Brief für Befreiung von Fasnachtshennen und Schirmsteuern gab.Luzern wird deswegen aufgefordert, ihn zur Auskunftsertheilung und Verantwortung anzuhalten.

73 1515. NB. Die kaiserliche Gesandtschaft ist immer auf den Tagen, um uns gegen Frankreich zuschüren.St.Gallen 16. April: Der Vogt im Rheinthal berichtet, der Herr von Sax wolle in Sennwald undRüti Leute in Eid nehmen, welche zu der Herrschaft Rheinthal gehören. Darauf wird dem Vogtbefohlen, dieses nicht zuzugeben, und falls von Sax darauf beharre, ihn vor gemeine Eidgenossenzu weisen.Baden 17. Juni: Die von Kriesern verweigern die Fasnachtshennen, und legen dafür einen Briefvon Vogt Zukäs vor. Dem Vogt in Rheineck ist befohlen, die Margrether wie von Alter her Steuerzu nehmen. Im Juli rücken die Schweizer nach Italien.Luzern 16. Juli: «Der ander Vfzug»: Sargans 100, Rheinthal 200, Abt 600, St.Gallen 100. Demkaiserlichen Boten wird gesagt, dass S. kaiserliche Majestät nach seinen Verpflichtungen ernstlichausrücke mit Geld, Geschütz, Reisigen etc.

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Zürich 20. August: Neuer Zug ins Italienische den Unsern zu Hilf wird beschlossen, Rheinthalhat dazu 200 Mann zu stellen (im ganzen 7000 Mann).10. September: schreiben die Berner Hauptleute von Domo aus: «Vnd wil vns bedunken, wirseyen vff fleischbank geben».Luzern 24. September: Auf den «Abzug und Unfall» beschliessen die Räthe, nach Lauis stärke-re Besetzung zu werfen, ebenso nach Lugyarus. Man beklagt die Gotteslästerung, Kirchenraubund Unfug der Unsern. Es wird ein Vorschlag zu neuer Aushebung von 2000 Mann gemacht,wovon das Rheinthal 100 zu geben hat.Aus unsern Berichten geht hervor, dass die Franzosen die Verwundeten Schweizer im Spital vonMailand niedermetzelten.1516. Luzern 4. März: Auf diesem Tag ist über die ungehorsamen Knechte in den «Vorlendern»Thurgau, Rhinthal und Aargau, die weggelaufen sind und deren Landschaften nun doch die Söldevon französischem Geld beanspruchen, verhandelt werden. Jeder Bote soll das heimbringen unddie Landvögte sollen solchen Ungehorsamen von der Hand ihre Sölde nicht ausrichten. (DieThurgauer beklagten sich schon früher, bei der Aushebung der Knechte fordere man viel, wenn eszum Vertheilen komme, gebe man ihnen wenig und sie werden im Solde nicht zu Rathe gezogen,werden verachtet, aus den guten Quartieren geschoben und erklären auf die Dauer eine solcheBehandlung nicht zu tragen. (Tag zu Luzern 1515, 18. October).Zug 2. Mai: Auf das Anbringen des Vogts von Rheineck in Betreff der Sölde der weggelaufenenKnechte wird erkannt, wenn die Gemeinden den Knechten, die zu unsern Nöthen aufgebotenwaren, etwas auf den Sold vorgeschossen hätten, so soll er den Gemeinde dieses Ersetzen, was anGeld überschiesst, soll er zu Handen der Eidgenossenschaft behalten. Er berichtet auch über dieAeusserung eines dortigen Bürgers «er gäb nit ein höptlis haller umb des Vogtz verbot, denn erhab Ihn nit geschworen». Darüber will man zu Baden verhandeln. Luzern 13. Mai: Es kommen Berichte über den grossen Unfug so dass es kein Wunder wäre,wenn Gott der Allmächtige solche Frevel an Schuldigen und Unschuldigen bis zur Zerstörungeiner frommen Eidgenossenschaft rächen würde. Jeder Ort soll auch forschen und strafen.

741516. Juni 30.: Tag der 5 Orte Zürich, Uri, Schwyz, Basel und Schaffhausen mit dem kaiserlichenBoten in Rorschach. Zürich 7. Juli: «Heimbringen als jetzt allenthalben Zwitracht, also dass einer französisch, derandere Bairesch ist, das söliches werde abgestellt vnd jedermann Eidgenossen seynt.»Zürich 26. August: Als der Stadtschreiber von Lenzburg wegen eines Erbes nach Neueneck inWürttemberg geschickt wurde, sang man ihm Schmählieder vor und zog mit einer gemalten Kuhum Berathen, was man thun wolle. 1517. Zürich 13. Januar: Baden, Bremgarten, Mellingen, die Grafschaft Baden, Thurgau und dasRheinthal bemerken, wie sie bisher gutwillig und gehorsam viel Gut und Blut geopfert, so möch-te man sie auch bedenken und von französischen Gelde ihnen wie Mühlhausen, Greyerz, Saanen,eine Pension aussetzen. Man findet diese Begehren billig und will es empfehlend heimbringen,damit den guten Biederleuten nicht nur immer Schaden, sondern auch etwas Vortheil erwachse.(Auch Rothweil bittet 1717 in Bern das Gleiche, 21. Januar).Als am 4. Februar obige Orte in Zürich Antwort begehren, antwortete man ihnen, man möchteihnen gern zu Allem verhalten, aber sie seien mit diesem Begehren zu spät gekommen, es sei nichtschicklich, zur Zeit mit dem König oder seinen Anwälten desshalb zu reden. Wenn der König aber

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andere Anwälte mit der Vollmacht als die jetzigen haben, schicken werde, so wolle man dannsagen, was man für sie zu Stande bringe.Luzern 3. März: Dieser Tag ist angesetzt der ungehorsamen und unruhigen Knechte wegen, dietäglich zu allen kriegsführenden Theilen aufbrechen etc. Es wird beschlossen: Jeder Ort und dieZugewandten sollen auf sie Aufseher halten; sie gefangennehmen und nach Verdienen richten las-sen. Ihr Gut soll konfisciert, ihre Weiber und Kinder ihnen, falls sie entronnen wären nachgschicktwerden. Jeder Ort soll bei sich das Tragen abgeschnittener Kleider und Kranzpfauenfedernverbieten, wie sie die Landsknechte bisher getragen haben. Die laufenden Landstreicher undKriegsknechte waren eine Landplage. Luzern 1517, 4. April.Luzern 19. Mai: Von den Toten der Schlacht von Marigniano sollen jetzt noch etliche unbegrabensein. Es wird dem Galeazzo Visconti geschrieben, er soll für deren Begräbnis besorgen. Die 3Länder Uri, Schwyz und Unterwalden klagen im Namen ihrer Kaufleute von Bollenz und derKaufleute von Mailand, welche Franz von Sickingen niedergeworfen hat. Letzterer schreibtden drei Ländern, er habe Anspruch an das Haus Mailand gehabt, bevor es französisch gewordenund habe dieselben mit Recht erlangt. Wir gaben den Kaufleuten eine Empfehlung an den König,der, weil Sickingen zu ihm hält, ihnen am ehesten zur Wiedererstattung des Ihrigen helfen kann.Die Sarganser klagen, dass von den jüngst unter die Zugewandten vertheilten 28000 Dukaten, derLandschaft Sargans nichts zugekommen sei. Erkundigen.Baden 23. Juni: Man soll sorgen, dass das Betteln um Fenster abgestellt werde, da daraus grosseKosten entstehen.Wil 17. November: Die Kaiserlichen verlangen, die von Blatten, welche über den Rhein unter dieKaiserlichen geschossen und einen muthwilligen Handel angefangen haben, sollen gestraft wer-den. Wird dem Vogt in Rheineck geschrieben, er soll die Thäter in Trostung nehmen und strafen.Eine spätere Tagsatzung vom 14. Dezember in Zürich sagt, dass daraus Krieg hätte entstehen kön-nen.1518. Zürich 7. Januar: Es wurden 1000 Knechte für einen Türkenzug bestimmt, die aber nurdann ausziehen sollen, wenn andere Fürsten vorgehen. Das Rheinthal stellt 200, Appenzell 300Mann.

75 1518. «Wo päbstliche Hoheit noch mer bedörffe, wollent wir Ir vff Jk gefallen noch zwy thau-send pfaffen in vnser Eidgenossenschaft auch nachlassen, also das die auch söllint ziechen, damitdie zal der XII m. werde erfüllt.»Luzern 1. März: Auf Anbringen des Vogts von Rheineck, dass die von Feldkirch am Rhein einWuhr gemacht haben, wodurch die Güter derer von Blatten und Oberried in beständiger Gefahrder Ueberschwemmung stehen, was zu schlimmen Händeln führen könne, wird beschlossen,Zürich und Glarus sollen ihre Botschaft an Ort und Stelle senden und mit dem Vogt von Rheineckund dem Hauptmann von St.Gallen die Sache zu regeln trachten.Baden 14. Juni: Wegen des Streites des Abtes mit Kriesern folgende Einigung: 1) Der Vogt vonRheineck hat im Gerichte zu Kriesern den Vorsitz und den Stab etc. Glarus 10. Juli: Vogt Stadlin von Zug, der nach der Schlacht von Marigniano im Schloss zu Lauisgewesen, meldet, dass er Knechte aus aller Orten, gesunde und kranke, die heimgezogen, habespeisen müssen und dafür noch keinen Ersatz erhalten. (Stadlin jetzt Vogt in Rheineck).1519. Bern 21. Februar: Von den letzten 10000 Kronen von Frankreich erhält das Rheinthal 14Kronen voraus, dann noch 995, Appenzell 2005.

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1520. Zürich 18. Juni: Sebastian Appenzeller, ein Gardeknecht, hat lange Zeit seiner päpstlichenHeiligkeit gedient. Hat Vollmacht erhalten, die Verwandten mit Pfründen zu versorgen, nun wurdeBerg im päpstlichen Monat ledig etc. Die Eidgenossen schützen aber Meister Sebastian Grübelvon St.Gallen, der die Pfründe vom Abt erhalten und dazu soll hinterbracht werden, «ob mangestatten vnd lyden müsse, dass die gwurdy knecht als legen die pfründen anfallen, verschenkenoder verkouffen söllen». In diesem Jahr wird verhandelt, ob man die Kinder des Leutpriesters vonEicherben lassen wolle, oder der Bischof von Constanz ob man dem schwachen Abte von Murigestatten wolle, seinen Sohn zu testiren.

Auszüge aus Zellwegers Urkunden, 3. Band, 3. AbtheilungUrkunden von 1565-1567Laut Urkunde 939 vom 21. Februar 1577 verleiht Landvogt Kostener von Schwyz die Recht undGerechtigkeit des Zolls zu Fussach dem Jakob Schnider von Fussach, Hoffmann zu Höchst (p.86). Die Kirchgenossen von Thal verkaufen 1577 dem Anton Hohl ein Stück ihresGemeindebodens genannt am Mottacker (Urkunde 940, p. 88).1578. Urkunde 943 (p. 93). Appenzell, der Abt, der Landvogt im Rheintal und die Stadt St.Gallenmachen einen Abscheid, der Garn und Werchgrämpler halb, die auf allen Strassen und entlegenenHäuser ihren Gewerb und Fürkauf und Wucher zum grossen Nachtheil des gemeinen ArmenMannes und der armen Spinnerin, zum Schaden der Märkte zu Appenzell, Herisau, Rorschach,Altstätten, Bernang, Rheineck, ausser das Garn und Werch, das aus dem Wollgau kommt. 1579. Urkunde 947 (p. 104) Klagen der Appenzeller gegen die St.Galler. Darunter klagen dieAppenzeller, sie werden verkürzt in ihrem Kauf und Verkauf, werden von den Bürgern geschmähtund verachtet «dann obschon glich vnser Beklaidt, nit alle vff Bantofflen, oder In füchsinen schu-hen daher trettend, vnd sich Junker

76Lassend schältten»; Auch wegen ihres Waggens, das die St.Galler Kalendermacher undGlasmacher alteriren klagen sie, «vnd fürrend Gott sy Lob nit ohne Vrsach. Einen fryen vrechtenSchwartzen Bären mit Rooten Klauwen vnd Männlichen Rotten Schwantz. In gefiertem weissenWald. Ohne alle mackel vnd massen Sampt dess Rychs Adler vnd Kron etc.» (p. 108).Urkund 948: Dieser Span wird vereinbart.1579. Urkunde 951 (p. 129 und folgend): Johannes Franziskus, Bischof von Vergelli, päpstlicherNuntius macht eine Ordnung für die Geistlichkeit des Bistums Constanz:Die erste Verordnung befiehlt die coronam oder Blatten einer Hostie gross auf ihren Häuptern tra-gen, das Haupthaar sollen sie nicht länger als über den halben Theil der Ohren tragen, «und dannauch nit sogar weit schweiff». Der lange Bart ist verboten; alle Monate zum wenigsten einmalrasieren. Die Kleidung soll schwarz, «nit die kostlichst, auch nit die schlechtist, vnd peurisch seyn;der Oberrock ist bis auf die «Knoden», der Unterrock bis an die Knie, die Hosen schwarz, wederaufgeblasen noch zerschnitten», auch keine «zerschnittene oder zerstechne Schuh». Die Hemder dürfen weder um den Hals noch die Hand keine «Kröser» haben Korallen dürfen sieweder an den Armen noch an den Gliedern tragen. «Ain Priesterhüetli, das in Gstalt eines Kruzifixgemacht, söllen sy allwegen prauchen etc. Spilen dürfen sie weder Brett noch Karten, auch andernSpielenden nicht zusehen. Vor fremden Leuten sollen sie auch andere Spiele nicht treiben, diewegen Leibesübung erlaubt sind.

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Verbot des Jagens und «Voglens». Zu nächtlichen Zeiten sollen sie nicht aus dem Hause gehenohne Noth. Gewehr dürfen sie keine tragen, ausser unter «Missgläubigen» auf Strassen und Reiseneine kurze Waffe. Verbot des Vermumens, Tanzens, der Wirtshäuser, des Zechens. Völlerei wirdmit 20 Kronen bestraft, im Wiederholungsfalle mit Gefängnis, Entzug der Pfründe.«Sy söllen in den Zeichen, und auch sonst kain Possenreden schimpf fablen, viel weniger aberstümpf und sonst unreine Wort einsträuwen.» Verbot der Kaufmannschaft, weltlicheHantierungen, des Dokterns, des Advokatierens, Vogt und Vormundschaftwesen, Verbürgens. Nureine nahe Verwandte oder eine brave 50jährige darf bei den Priestern im Hause sein.Empfehlungen der horaes canonicaes. Die Priester sollen alle Sonn- und Feiertage Messe lesen, ein Pfarrer noch darzu 3 mal in derWoche. Die Messe darf nicht mit heimlicher Stimm gelesen werden, dass sie die Umstehendennicht verstehen; ebenso wenig ohne einen Geistlichen oder Diener im Chorrock. «Zwei Kerzen,und dieselbigen nit sogar klein söllen bey jeder Mess angezündt sein.»Mit den Büchern soll ein Priester versehen sein: Breviarium, den römischen Catechismus und derkleine des Canisius, das Concilium von Trient, den konstanzer statuta synodalia, das alt und neuTestament, ein Verzeichnis der verbottenen Büchern ein Buch der Kirchenbräuche, die SummaSilvestri oder Cajetani oder Antononi,

77eine Heiligenlegende oder wenigstens 2 Homileten; darzu das kleine Büchlein Joannis Echiggenannt, enchridion locarum communium wider Luter. Dann 3 Bücher für die Taufe, der Firmungund Ehe. Empfehlung alle Sonn- und Feiertage zu predigen. Excommunication dessen der zu Ostern nichtkommuniziert etc. etc. Alle Monat sollen die Pfarrer eines Kapitels sich bei einem versammeln, jeder liest die Messe despiritu sancto, die Conventmesse von Allen gesungen, eine Predigt gehalten, und eine Prozessionim Kirchhof. Beim Imbiss Suppe, nur eine Frucht, Käs und etliche Früchte. Hernach Besprechungüber schwierige casus conscientiae etc. ...1581. Kundschaft wegen Obstlesen auf den Gemeinden Rheineck und Thal. Die ob der Letzi durf-ten nicht im Bauriedt wildes Obst und Eicheln lesen. Am 23. Mai kam in Rheineck ein Verabkommniss zu Stande, dass die von Rheineck und Thal mitihren Schweinen, Trieb und Tratt wie von alters her nutzen und niessen mögen. Wenn die Eichelnzeitig, sollen zwei Bannwarten unter und 2 ob der Letzi von beiden Orten eine gleiche ZahlPersonen nehmen, die Eicheln zu sammeln. Es sollen 2 Mann auf einen Baum gehen, einRheinthaler und ein Appenzeller, um in Treuen zu schütteln. Die gesammelten Eicheln sollen ge-theilt werden, 2 Viertel denen unter, 1 Viertel denen ob der Letzi. Während der Sammelzeit (4 Tag)dürfen die von Thal und Rheineck ihre Schweine nicht laufen lassen. Gleicher Weise soll es mitder Sammlung ob der Letzi geschehen. Damit sollen die Schmach- und Ehrverletzten Wort, dievorangegangen, tod und ab sein.1591. 12. Juli: Heinrich Dietzi Ammann. Gleiche Klage derer unter der Letzi über dieAppenzeller, dass sie kommen mit Stangen die Eicheln herunter schlagen und zu schütteln, bevorsie reif sind, und die Eichbäume schädigen, so dass sie mit ihren Schweinen das Nachsehen haben.Die Appenzeller meinen befugt zu sein. Es wird erläutert (zu Baden) es habe bei den vorigenArtikeln sein Verbleiben, doch soll von nun weder mit Stangen noch Schütteln gesammelt, son-dern man lasse die Eicheln fallen, die unter der Letzi dürfen indessen 3 Wochen lang ihre

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Schweine nicht treiben, dann dürfen 2 Personen aus jedem Haus ob und unter der Letzi einsam-meln. Als Anfang wird denen ob der Letzi bei harter Straf verboten, die untern an ihren Reben,Obst, Gütern nicht zu schädigen. 1593.14. Dezember: Gleicher Spahn. Es wird von Abgeordneten (Ober- und Unterheint. undAmman Appenzell) verfügt, dass zur Sammelzeit der Eicheln die unteren 4 Wochen lang dieSchweine nicht treiben dürfen. Sonst wie 1591.2) Wer Ross hat kann alle Monat 1 Fuder Kress pflücken, wer keine hat alle Woche 2-3 Burdinenin gemeinen Hölzern. Er darf es nicht verbrennen oder verkaufen. Im Krey, «sogar ein gelegenHolz ist» darf nicht Kress genommen werden, ausser mit Bewilligung der Baumwarten. Im Maiund August, wo das Holz im Saft ist, darf kein Kress genommen werden. 3) Da die Gaissen grossen Schaden thun, wird erkannt, dass ein Kirchgenoss der 1000 Pfund undweniges Vieh vermag kein Gaiss halte, wer kein Vieh vermag, aber einen Hirten dabei haben.4) Alte Stöcke darf jeder ausgraben, doch mit Wägbaum und Axt, nicht mit Hauen.5) Die Güterzeune, die an die Grenzen stossen, sollen halb dem Eigenthümer und halb derGemeinde sein.

786) Die Kirchgenossen dürfen nichts noch ab der Gemeinde verkaufen ausser in hoher Nothdurft.7) Die Unkosten tragen 2 Theil die unter, 1 Theil die ob der Letzi.8) Wer eine Hausstatt auf der Gemeinde hat, soll keine Hagtannen aus der Gemeinde hauen, son-dern mit dem jährlichen Holz zäunen, und wenn er nicht genug hat, mag er dafür bei demBannwart oder der Kirchhör einkommen.1597. In diesem Jahr hatte Kurzenberg 602 Mannspersonen nach Zählung. Anfang 1429 sprichtJohannes Hayterbach Dominikaner im Auftrag des Bischofs von Augsburg die Appenzeller inAppenzell selbst, und ihre Helfer von allem Banne kirchlicher Strafen, Exkommunikation undInterdikt los.

Aus dem Logierbuche der kath. KirchenverwaltungAnno 1720 12. Juni: war eine Markenbereinigung zwischen dem Gebiete des Abtes und derThalergemeinde (Landvogt) wegen des Zehentens in Buchen. Der nasse Zehent gehörte derThalerkirche in Buchen und Steig, der trockene dem Abte, den er 1520 von Jakob Klarer gekauft.Darin kommt vor: Die Gränze geht vom Marchbächli in den See, und diesem nach bis zurRheingemeind, dann über den Buchsengraben «bis an den Pfaathaag», weiter an der Egg allwo dasBächlein aus dem Bodan Boden Brunnen geht; in bodenlosen Brunnen; dem Pathaag nach an dasGartenBeth; bey der Untern Capellen hindurch.Anno 1812 14. September: wurde die Schulgutstheilung zwischen Thal und Buchen ausgetragen,welche längere Zeit ein Zankapfel gewesen war. Jakob Lorenz Custer von Rheineck, Kantons- undErziehungsrath, sowie Kantons- und Gemeinderath Hermann Heller im Feldmoos waren dieVermittler. Mehrere gütliche Vermittlungen hatten fehlgeschlagen. Endlich einigte man sichdahin: Das Schulhaus in Thal erkauft den 28. Hornung um 490 fl. gehört Thal, das in Buchenerkauft den 20 April 1697 um 140 fl. den Buchern. Letztere empfangen als Aequivalent im Voraus200 fl. Der vorhandene Schulfond wird in gleichen Theilen unter Thal und Buchen getheilt. DieRheinecker zahlen wieder nach Thal 14 fl. jährlich, was sie mehrere Jahre unterlassen. DerSchulmeister in Thal erhält 100 fl. für den Kirchendienst von der Kirche, die Bucher können denMusikunterricht in Thal empfangen.

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Weinzehntenverkauf in Buchen für die Pfarrkirche 1493«Wir diss nachbenempten Wilhelm und Hans Jakob Blarer zu Wartensee Gebrüder, bekennentöffenlich und tügend kundt aller Menklichen mit disem Brief, dass wir baid einhelliklich, mitguter zeitlicher vnd williger vorbetrachtung, wohlbedachtem Sinne vnd mut zu den Zyten undtagen, do wir es für vns vnd vnser Erben wol getun mochtend, recht redlich vnd aigentlich verk-kauft, vnd ains bestäten, vnabgenden, ewigen Kaufs zekaufend geben hand vnd gend wissentlichmit vrkunnd diss Briefs dem Wirdigen Gottshuss vnser Lieben frouwen ze Tal, vnsren aygnenWinzehenden zu Buchen, wie vns der vnd vnsren Vordren bisher gevallen ist, oder doch fürbasgefallen solt oder möcht. Wir vnd vnser Erben sollent och khainswegs wenden noch weren, nochsölichs schaffen zetund, de Wingarten so jez Reben hand, gelassen zergon, wäre och, dass jemanwer der wär vss Gütern Rebwachs macheti die jetzo nit Reben wärendt, davon vnd daruss sol demgenannten Gottshus och der Winzehent gevallen

79vnd werden, vnd söllunt Wir, noch vnser Erben, noch miener von vnser wegen daz nit weren nochwenden, khainswegs. Vnd hand och dem gemelten Gottshus den geseyten Weinzehenden geben,für ledig und los, und von aller meiniglichen vmgesezt und vngkümert. Vnd ist der redlich, ewigKauf recht und redlich beschehen vnd gethan wurden umb fünfzig Pfund Pfenning aller guter vndgenämer diss Landswerung. Dero Wir aller also gar nuzlich, gar und genzlich von dem Gottshusredlich vssgericht, gewert vnd bezahlt sind, nach allem unserm Willen. Darum so hand Wir denobgesagten Winzehenden dem bestimpten Gottshus gevertget vnd zu sinen handen bracht, wierecht Sitt vnd gewohnheit ist, vnd es als gut Kraft vnd Macht haben mag, och stät vnd vest bely-ben sol, jezo vnd redlich erzigen vnd entwert, erzihent vnd entwertet och wissitlich mit disemBrief frylich williglich gar vnd genzlich aller aygenschaft, Fryhait, Lehenschaft, kundschaft,gewer, Zügnuss mit geschriften, Urbar Rodel vnd Briefen, sy warend jez oder sy wurdint nochgesehen und sonderlich aller recht vordrung vnd aussprach, so wir oder vnser Erben imer medarzu und daran gehaben oder überkommen möchten, also dass Wir noch vnser Erben das genantGottshus von des obgemelten Wizehendten noch von der Bezahlung wegen niemerme sollent an-langen, ansprechen, uftriben, bekümeren noch khainswegs beschwären, mit noch one gerichtgaistlichen noch weltlichen, noch sonst khainswegs: Wir vnd vnser Erben söllent und wöllent ochdis Kaufs aller obgeschribner Ding vnd vf den guten Winzehenden rechtwern, anred vnd Tröstersin, für all ansprach jeuall jrrung gebresten vnd sachen, wo wie vnd gegen wem also vil vnd dicksy, dess jener bedurfent aldnotturstig werdent, nach dem rechten, in unserm Kosten on allen jrenSchaden getrülich vnd alles vngevärlich. Und des alles zu wahren offnem urkund, hab ich obge-nater Wilhelm Plarer mein aigen Insigil für mich vnd mein Erben offentlich gehenkt an diesenBrief vnd wan Ich obgenanter Hanns Jacob Plarer aygen Insigil nit anhab, so han ich mit vleisserbetten, den Edlen vnd Vesten Jakoben von Hertenstein zu der Zit Vogt zu Rhinegg vnd im Rintal,dass er sin aigen Insigel für mich vnd min Erben, doch jm selbs vnd allen sinen Erben vnschäd-lich, offenlich gehenkt hat an disen Brief, der geben ist, vf Freytag nach Sant Valentinistag,Tausend vierhundert vnd Neunzig und darnach in dem driten Jahr. (Vidimierte Copie).Page 233-234: Nachdem entzwischen Stadtammann Johann Dietrich von Rheineck, HermannHofmann zu Thal, Conrad Niderer Hauptmann aus löbl. Ort Appenzell A.R. namens der evange-lischen Kirchhöri zu Thal im Rhinthal, dann dem Wohlerwürdigen Herrn Joh. Antoni SchmidKaplan zu Buchen, Joseph Färber Hofmann zu Thal, und Sebastian Rüst von Staad, im Namen derkatholischen Kirchgemeinde daselbsten, wegen einem von dem Letzteren anstatt der alten herge-

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stellten neuen Altar- «Tritts», ein etwelcher Missverstand, Irrung vnd Streit sich erhoben, also dassbeide Theil bei Anlass des gegenwärtig für

80dauernden löblichen Syndicats allhin sich einbefunden.Als ward von Ihre Gnaden vnd Weisheiten denen hochansehnlichen Herren Ehrendgesandten bei-der Hochlöblichen Provisional-Orten Zürich vnd Luzern zu Abschneidung der Rechtsübung vndbeider Theilen gütlichen Vereinigung ein gnädiges Gutachten aus gefunden dass1) denen Katholischen bei beeden Nebenaltaren, zu Herstellung der Altartritten und zu denensel-ben erforderlichen Zugängen ein Raum, und Platz, in allem von sechs Werch «Schuhen» in dieLänge zu dienen – dann aber 2) Bei dem Altar Sancti Caroli von dem Altartritt, das in den Kirchen hinaus langende Eck neunZoll lang abgeschnitten werden. – Mithin denen beiderseits habenden Gewahrsammen nichtbenommen sein soll.Da nun beide Theil diesen gütlichen Vorschlag mit bester Zufriedenheit auf- und angenommen,und solches mit aller Beförderung in die Execution zu setzen verheissen, als solle es dabei seinunabänderliches Verbleiben haben und hiemit die entstandene Zwistigkeit gehoben, und gänzli-chen abgethan sein; in Kraft gegenwärtigen Vergleich-scheins, der beiden Theilen zugestellt, undzu wahrem Urkund mit des Wohledelgebohrnen, und Gestrengen Herrn Hauptmann Franz MariaJoseph Leontj Cavellj Altlandamman, und des Raths löblichen Stands Uri, der Zeit Landvogt imOber- und Nideren Thurgäu s. anerbornen Secret Insigell verwahrt geben. Frauenfeld den 7. Juli 1752 L.S.

Auf Vernehmen dass der wegen streitigen Altar-Fusses Dekell etc. in Frauenfeld getroffene gütli-che Verglich, wolle ausgedehnt werden, dass auch die zwei Hochoberkeitliche Mannsstühle, inwelchen die evangelischen Herren Landvögt ihren Sitz und Platz haben, entweders ganz oder zumTheil hinweg kommen sollen; ergehnt des Hochgeachten dieser Zeit regirenden Herrn Landvogtsdes Unter- und Obern Rheinthals Befehl an die evangelischen Vorgesetzten der Kirchen zu Thal,so auch an die katholischen Vorgesetzten allda, an diesen zwei Hochoberkeitlichen Amtsstühlen,welche sohin niemalen im Streit gewesen, die geringste Veränderung nicht vorzunehmen, bis dassHochgeachter Herr Landvogt, denen Hochlöblichen Provisional-Orten Zürich und Luzern, dasBenöthigte hierüber wird einberichtet, und dero Hohes Befinden, und gnädigen Verordnung dess-halb wieder erhalten haben. Der benebens der übrige Inhalt vorberührten Verglichs in Execution,und zu Stande gebracht werden kann; bei dessen Bewerkstelligung, eine freundliche Anführung,und gutes Betragen, beiderseits Religionsangehörigen bestens anrekommendirt wird.Act. im Amtshause Rheineck den 11. August 1753. Kanzlei Rheinthal

811818. Nachdem es die jetzmalig eingetretenen Zeitumstände beederseits Religionen gleichsamgebieten, die beedseitige Kirchhöfe und Grabstätten zu erweitern, und zu dem Ende hin von derden Anno 1712, 21. November getroffenen Theilung abzuweichen, und dem Kirchhof eine ganzandere Abtheilung zu geben. Nachdem dieser ohne freiwillige Einwilligung beider Religionstheileunmöglich hätte geschehen können, so haben sich die Herren Kirchenverwalter zu einem gütli-chen Zusammentritt verstanden, um wo möglich eine sehr wünschenswerthe, gegenseitigeAusgleichung zu treffen. Zu diesem Ende sind erschienen:

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Evangelischerseits: Ammann Johann Jakob Heller, Verwaltungspräsident von Thal, Kantons- undGemeinderath Hermann Heller aus dem Feldmoos, und Hauptmann Züst ab dem Lutzenberg.Katholischerseits: alt Ammann und damaliger Verwaltungsratspräsident Johann MichaelMessmer, Kantons- und Gemeinderath Valentin Rüst Buchen, Gemeinderath und VerwalterJohann Jakob Keller und Verwalter Johann Michael Seiz.Welche nach eingenommenen Augenscheinen und aufgefassten Plan auf Ratifikation ihrerComidenten folgender Gestalten des einten worden sind. 1) Treten die Katholischen an dieEvangelischen ab, ihren Antheil des sogenannten Kirchengütli oder Messmersgarten vor dem«Engel» mit dem Vorbehalt der Benutzung des Holzablagerungsplatzes vor demselben für daskatholische Messmerhaus wie bisher, dass bei demselben sich sammelnde Regenwasser mögendie Evangelischen nach Gutfinden abführen jedoch ohne besondren Nachtheil des Ablagplatzes,mit dem dass der Strassenunterhalt die Evangelischen nicht berühren soll. 2) traten die Katholischen den Evangelischen ferners ab, ihren Antheil am Beinhaus undArmensünderhöfli, die Abrechnung des Gebäudes und Besorgung der Todtenbeine sowie der dar-unter befindliche Boden wird den Evangelischen allein überlassen. Für diese Ueberlassung tretendie Evangelischen an die Katholischen als Aequivalent eigenthümlich ab:a) Ihr bisheriger Antheil Kirchhof neben dem katholischen Pfarrhof und Stadel unter dem Weg,wie es die 3 aufgestellten Marken zeigen werden, von dem Pfarrkirchen Choreck unter dem Wegdem Armensünderhöfli zu, dergestalten, dass alles das was rechts diesen Marken dem katholi-schen eigenthümlich zugehören sollen, zum erforderlichen Weg solle jeder Religionstheil 1 1/2Schuh, zusammen 3 Schuhbreit offen lassen, und jeder Theil hat die Erden auf dem seinigenKirchhof ohne Präzudiz des andern zu besorgen. b) Das sogenannte evangelische Kirchengärtli ausser dem Kirchhof sammt dem zwischen demGarten und der Strasse offenen Platz. Dieser Platz solle zwar zur Ablage des sogenanmntenAmmann Kellers-Haus dienen, wenn aber derselbe für Gebäulichkeiten der Kirchen und derGebäude beederseits Religionen zum Kalk ablöschen oder Pflaster anmachen erforderlich wäre,so solle dieser zum nothwendigen Gebrauch

82 von beeden Theilen benutzt werden möge. Dieser Platz solle mit 3 Marken ausgemarktet werden,damit in der Folge dadurch der Eingenthum der einten oder andern Theil bezeichnet werde. DieseStrasse zwischen dem Garten und Platz, und Amman Kellers «Haus» sollen die Evangelischen 2/3und die Katholischen 1/3 unterhalten. Die auf diesem Garten haftenden 8 Maas Stockwein sindmittelst dieser Uebereinkommniss ausgelöst. Die Aufführung und Bedenken der neuenKirchhofmauern wird den Evangelischen überlassen, der Unterhalt für die Zukunft tragen dieEvangelischen 2/3 und die Katholischen 1/3 wie dies bei den Kirchenmauern früher und jezo nochder Fall waren und endlich bezahlen die Katholischen und Evangelischen zur gänzlichenAusgleichung fl. 25.– Schreibgulden fünfundzwanzig in bar. Uebrigens bleibt der Eingangs zitierte Theilzedul und die gleich darauf unter dem 22. Decembris1712 erfolgte Uebereinkommnis seinem ganzen Inhalt noch unverändert und in voller Kraft. Diesevorstehende Uebereinkommniss wurde in Duplo gefertigt, von den sämtlichen Verwaltern beider-seits Religionen ratificirt, gutgeheissen, und von den Bevollmächtigten unterschrieben und mitDigill bekräftiget. Thal, den 12. Februar 1818. Folgen die Unterschriften: L.S. / dann folgt dieRatifikation von Landamman vom kleinen Rath von St.Gallen: St.Gallen 3. April 1818.

Der Landammann Müller Friedberg.

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1747. Zu wissen sei hiermit, darnach sich entzwischen dem Pfarrherrn zu Thal dem Wohlehr-würdig und Gelehrten Herrn Johann Eberli und seinen Pfarrkindern eine Differenz und Missver-stand erhalten in Ansehung deren von den ehemaligen Pfarrherren an den Festtagen unser liebenFrauen bezogenen Opferer, als auch des in dem Pfarrhof sich befindenden Geschirrs. Als ist aufendgesetzten Dato mit dem obgedachten Pfarrherrn Johann Eberli zu Ausweichung besorgenderStreitigkeiten und Unkosten folgender Vertrag und Abhandlung geschlossen und errichtet worden.Erstlich soll künftig ein jeweiliger Pfarrherr die Opfer an Festtagen unser lieben Frauen, alsMariae Reinigung oder Lichtmess, Mariae Verkündigung, Mariae Himmelfahrt, Mariae Geburtund des ersten Sonntags im Weinmonat, gleich als alle Opfer an den ersten Sonntags jedes Monatsder Erzbruderschaft unser lieben Frauen vermög Constanzischem Rezess de Anno 1686 abfolgenlassen, wäre aber Sach, dass Allerheiligen auf den ersten Sonntag im Wintermonat eintreffen thäte,soll der Monatssonntag und das Opfer der Mutter Gottes auf folgenden Sonntag gehalten werden,wann aber Allerseelen Sonntag auf erneut ersten Sonntag im Wintermonat fallen thäte, solle den-noch der Monat Sonntag gehalten werden, und das Opfer der Erzbruderschaft, und dem Pfarrherrnjedem halben Theil zugehören. Hingegen sollen die fl. 3.– so dem Pfarrherrn von derErtzbruderschaft bisher jährlich bezahlt werden, fernerhin gegeben werden. Dafür er aber jährlichsechs heilige Messen, ohne die Quatember-Messen zu halten schuldig sein soll, jedoch

83mit dem Vorbehalt, dass die Pfarrkinder solche fl. 3.– mögen mehren, mindern oder gar abthun.N.B. in der fernen Meinung, dass so besagte fl. 3 dem Pfarrherrn nicht bezahlt würden, er alsdannauf die 6 Messen nicht zu halten schuldig sein soll. Was das in den Pfarrhof befindende Geschirrvon Kübel, Gelten, Weintansen, Eimer, Trichter anbelangt, wenn es von den Pfarrherrn genutzet,solle künftig ein jeweiliger Pfarrherr ohne Kirchen Entgelt zu kaufen, und in Ehren erhalten schul-dig und verbunden sein, dann ihm auf eigenthümlich verbleiben. Die Bauchzüber aber, und Kessyetc. sollen der Kirchen zu unterhalten obliegen, wie solches auch in dem Kirchen-Inventario des18. Juni anno 1746 klärlich zu sehen. Zu bestätigen und steifer Festhaltung dessen sind zweigleichlautende Schreiben aufgesetzt, von beiden Theilen unterschrieben, und jedem eines zuge-stellt worden. So gegeben im Hof Thal den 10. May anno 1747. Dass vorverschriebenes derKirchenrechnung 1747 also verabredet worden, bescheint mit eigener HandSig. Imfeld der Zeit regierender Landvogt im untern Rheinthal; Ich dermal Pfarrer JohannesEberli bekenne wie obsteht. Dato anno 1747. Dass davor Beschriebene deme also verbleibenbescheint Josef Ferber, Hofamen, im Namen denen debierten Rechnungsherren anno 1747. 1774. Zu wissen sei in Kraft dies Briefs, dass nachdem Wohlehrwürdige und Wohlgeehrte HerrSebastian Herrmann, dermalige Pfarrherr in Thal und Rheineck, einer ehrsamen katholischenGemeinde in Thal gebührend vorgetragen, welcher Gestalten er bei der mit seinem HerrnAntecessor dem Wohlehrwürdigen Herrn Johann Jakob Erath geschlossener Abkuhrung wahrneh-men müssen, dass bei den Pfrund-Capitalien bereits ein merklicher Verlust sich geäussert, undnoch mehreres in Gefahr des Verlusts sich befinde, mithin das jährlich «pfarrliche Einkommen derfl. 325.– an Geld namhaft geschwächt werde, und fürderhin noch weitern Gefahren ausgesetztwürde, wann nicht eine Remedur verschaffet, und in Verwaltung dessen bessern Versorg gemachtwürde etc. Worauf dann Wohlgedachter Herr Pfarrherr Herrmann mit besagter Gemeind sichberathen, so dann zwischen ihm an einem, und einer Katholischen Gemeind am andern Theil aufRatifikation beidseitig geistlich und weltlicher Hochobrigkeit folgender Contract geschlossen underreicht worden. Also es sollen die Einkünfte der Pfarrpfründ, so jährlich an barem Geld von den

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Capitalien, Stockzinsen, Bruderschaft, einem jeweiligen Herrn Landvogt, an Heuzehnten, von derKirchen und Jahrzeitgeldern entrichtet werden, künftige Zeiten der katholischen Kirchen in Thalbehändiget werden, dagegen aber soll ein Kirchenpfleger namens dieser Kirchen auf jedenMartini-Tag dem Pfarrherrn fl. 300.–, sage Gulden drei hundert baar Geld abrichten, und bezah-len, wobei aber ein Pfarrherr schuldig sein soll, für den Einzug fl. 11, 30 Kreuzer ihm zu erstat-ten. Item soll der Pfarrherr pflichtig sein, die jährlich laut Jahrzeitbuch, item dz Beslerisch,Füxlerisch, Berlocherisch, de Flüe, Herren Eraths Jahrzeiten gemäss ihren Stiftungen zu halten,die Herren P. Capuziner an den Festtägen, also Ostern, Fronleichnam, Scapulier, Rosenkranz-Sonntag, aller Heiligen und Weihnachten in dem Seinigen mit

84Speis, Trank und Herberge zu unterhalten, auf dem reformierten Herrn Pfarrherrn in Rheineck fl.5.– den Armen fl. 7 und 30 Kreuzer dem Schulmeister und Messmer jedem fl. 2.– jährlich abzu-führen. Der Verehrwein, so an einer Kirchenrechnung einem Pfarrherrn auf sein Anhalten nachBelieben gegeben worden, solle abgeschafft sein. Zu Urkund und Gezeigniss dieses Contracts sind zwei gleichlautende Exemplare verfertiget,davon eines dem Pfarrherrn, das andere der Pfarrgemeinde zugestellt, und mit der Pfarrherrn eig-ner Hand und Pitschaft, wie auch mit des in Amt stehenden Hofamman Herrn Joseph Ferbersgewohnten Amts-Signet bekreftiget worden in Thal 18. Juny Anno 1774. L.S.Ita testor Sebastianus Hermann Barochus manu et sigillo ppriis. L.S.1774. Ich Karl Baptist Pfyffner von Altisshofen des Raths Hochlöblichen Stands und RepubliqueLuzern, regierender Landvogt der Grafschaft Rheinthal, und Collator der Pfarrpfrund zu Thalurkunde hiermit, dass der Wohlehrwürdige und Wohlgelehrte Herr Sebastian Hermann dermaligerPfarrherr zu Thal sowohl, als die Kirchenräthe von da vor mir erschienen, geziemend vorgetragen,dass die Pfärrliche Einkünfte an baaren Geld von Zeit zu Zeit namhaft abgeschwienen, seien sie,um dem Uebel vorzubeugen, und ferneren Schaden zu verhüten, auf die Gedanken gefallen, die-selbe mit dem Kirchengut einzuverleiben, mit inständiger Bitte, ich möchte die gegenwärtigeVerkommniss vermittelst meiner Ratifikation gnädigst zu Kräften ziehen. Wenn ich nun die wech-selhafte Bedingnissen, so der Accord enthält, nicht nur der Billigkeit angemessen erachte, sondernauch die pfarrlichen Einkünften an baarem Geld vermittelst der Einverleibung mit demKirchengut auf festen Fuss gesetzt, und versichert werden, so habe aus habenden obrigkeitlichenGewalt und Kraft dies Briefs obangeregte Incorporation der Pfrundgelder mit dem Kirchengutgutgeheissen, und bestätiget heisse selbe gut und bestätige sie dergestalten, dass es jetz und fürdas künftige darbei sein Verbleiben haben solle. Dessen zu Urkund habe ich anfangs ermelterLandvogt und Callatur mein angebornes Secret und Insigel hierfür gedrucket. Rheineck den 22. Brachmonat 1774. L.S.1774. Eminentissimi et Reverendissimi in Christo Patris, ad Domini Domini Francisci Conradi.Dei gratia S.R.E. Titl. S. Mariae de Populò Presbyteri Cardinalis de Rodt, Episcopi ConstantiensisS. R. J. Principis Domini Augure Maioris, et Oeningae, Inclyti Ordinis S. Joannis HierosolymitaniBajulivy, et Protectoris, Insignis, Regii Ordinis S. Stephani I. Hungariae Regis Magnae CrucisEquitis, Abbatis Infulati Zirikzardensis in Hungaria, et in Praepositi Mitrati Eisgarnensis inAustria, per non Abbatis in Castello Barbato Ditionis Cremonensis x.x.x.Officialis x.x Proeinsertam Conventionem de Incorporatione Proventuum Parochialium quorum-dam Bonis Fabricae facienda, inter proenominatas Partes,

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85ad Nostram Ratihabitionem jnitam, cum omnibus suis Punctis, Clausulis et Articulis, ex authori-tate, qua fungimur Ordinaria, per Praesentes Approbamus, Ratihabemus, Confirmanus etAuthorizamus, omnes et singulos Juris et Facit defectus, si qui jrrepsihsent, supplentes.In quorum Fridem has Propria Manu Subscripsimus Officy = offlatus Nostri Sigillo Communitas.DU: Constantiae, 1774, die vero 25. Juny, Indictione VII.Sig. L.S.Cancellariae Director Rahn.1713. den 16. November war in Rorschach eine Conferenz – von Zürich David HolzhalbBürgermeister, und Herr Johann Jakob Ulrich Stadthalter und des Raths; von Bern Herr JohannFriedrich Willading, Herr zu Urthenen und Malestetten Schultheiss und Herr Samuel FrischingHerr zu Rümelingen, Venner und des Raths – um die Streitigkeiten zwischen den beidseitigenReligionsgenossen wegen Vertheilung des Siechengutes zu schlichten. 1. Soll das Siechenhaus mit Ausgelände – Garten und Bäume – beiden Religionen gemein undunvertheilt bleiben. Zur Erhaltung steuern die Evangelischen 3, die Katholischen 17 fl. DenKatholischen von Rheineck und Thal sollen 4000 fl. gegeben werden, wie man überein gekom-men. Jede Parthei soll ihr Gut treu verwalten, nicht mindern sondern mehren. 1771. den 16. August wurde das gemeinsam bessene Siechenhaus im Bauriet von beidenConfessionen und mit Bestätigung des Landvogtes Simon Franz Wurstenberger von Bern, den bei-den Baumeister Laurenz Egger und Jakob Egger Beck zu Thal für 812 fl. verkauft. DieEvangelischen von Thal erhielten davon 408 fl. die Katholischen 204 fl., die Evangelischen vonRheineck 200 fl. Der Verkauf geschah, weil seit undenklichen Jahren keine Siechen sich vorge-funden, und doch der Unterhalt der Siechenmägde und des Hausraths immer Kosten verursachthatte, wie die Bestätigungsurkunde Wurstenbergers den 23. September 1771 sagt. Anno 1871 befanden sich auf der Orgel in Thal 6 Messen von Lobrich, 6 Messen von Trier, 13Messen geschrieben, 6 von Königsberger, 6 Messen von Häderer etc. 3 Choralbücher. (Wo sinddiese wohl hingekommen?)In den Jahren von 1816-1824 sind viele Differenzen in den Armen- und Kirchenrechnungen, diemit Hilfe der Regierung und der Administration ausgeglichen werden mussten. Die Notjahre von1817 waren theilweise Veranlassung.1835 war das amtlich geschätzte Einkommen des katholischen Pfarrers in hier: an Geld 325 fl. 40Kreuzer, dazu noch einige kleinere Einnahmen von 23 fl. 6 Kreuzer; an Wein 45 Eimer und 28Mass angeschlagen 256 fl. 54 Kreuzer; an Liegenschaften Pfarrgut 2 7/8 Juchart geschätzt 100 fl.Ertrag; die Lasten waren geschätzt auf 118 fl. 31 Kreuzer.

1838. Uebereinkunft zwischen dem katholischen Pfarramte und der katholischen Kirchen-verwaltung in Thal, abgeschlossen am 26. Mai 1838, unter Mitwirkung des Herrn Admini-strationsraths-Präsidenten Hofmann von Rorschach.1) Das Pfarramt tritt an die Kirchgenossenschaft als deren künftiges Eigenthum aba) den bisherigen Pfarrstadel mit dortigem Keller sammt Grund und Boden;

86b) einen Theil der angrenzenden Wiese oder des Pfarrguts samt dort sich befindlichen Bäumen –von der Gartenmauer gegen Mittag, in gerader Linie Richtung Morgen gemessen Hundert Schuhund von da ebenfalls in gerader Richtung bis an die äusserste Ecke der Kirchenhofmauer.2) Vor den abgetretenen Stadel und Holzbehälter darf gegen Mittag nie gebaut werden und anderen Stelle kein Gebäude gebracht werden, das über die jetzigen Höhe derselben hinaufreicht;

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zudem ist diesem Gebäude gegen das Pfarrhaus weder Fenster noch irgend eine andere Ordnunggestattet.3) Der jetzige Brunnenhof soll durch Anbringung einer neuen Thüre geschlossen werden und demjeweiligen Pfründer allein erlaubt sein, dieselben zu öffnen, um die erforderlichenBrennmaterialien von der Holzablage zu seinem Holzbehälter, und Getränke und andernLebensmittel zu seiner Wohnung zu bringen. Um jedoch auch für die der Kirchgenossenschaftabgetretenen Gebäude das nöthige Wasser zu erhalten, ist der Brunnenleitung eine zweiteRichtung vor die Gartenmauer zu geben und da eine sogenannte Stecksaul anzubringen, die jeden-falls verstopft oder verschlossen werden muss, sobald der Wasserbedarf gestillt ist. 4) Dem Pfründer bleibt auch künftig vorbehalten:a) in dem angetretenen Keller den vom Staate zu beziehenden Competenzwein in 1 oder 2 Fassenzu lagern. (Mit einer allfälligen Auslosung dieses Weins nimmt auch die Berechtigung dieserEinkellerung ihr Ende); b) freie Zufahrt und Holzablage neben dem Garten, wie bis anhin. 5) ist die Kirchgenossenschaft pflichtig, für den Herrn Pfarrer in den Brunnenhof einen anständi-gen Holz- «und in diesen einen Hühnerbehälter und zu allen Zeiten unterhalten zu lassen, und imWeitern eine Ablösungssumme von fl. 650.– (Gulden sechs hundert und fünfzig) zu erstellen. 6) wird hinsichtlich dieser Uebereinkunft die Genehmigung der Genossenschaft und der katholi-schen Administration vorbehalten. Schliesslich verspricht die Genossenschaft dem Herrn Pfarrerfür dessen Federvieh von dem Brunnenhof nach der Holzablage durch die Zwischenmauer einenDurchgang öffnen zu lassen, damit dasselbe von da den angrenzenden Bach getrieben werdenkann. In Urkund dessen unterzeichen sich eigenhändigNamens der Kirchenverwaltung Als Vorstand der ConferenzSig. Sanktus Bärlocher der Abgeordnete der Kath. Administration

Verwaltungspräsident Sig. J. Hoffmann, PräsidentSig. Christoph Bärlocher, Verwalter Sig. Josef Anton Messmer Sig. Pfarrer von BürenObige Uebereinkunft erhielt den 27. Mai die Genehmigung der Gemeinde und am 29. Mai desAdministrationsrathes.Anno 1837 27. August wurde das Kirchenvermögen (mit Gebäuden, Grundstücken etc.) amtlichangegeben zu 46052 fl. 39 Kreuzer.

87 Laut Uebereinkunft vom 1. Dezember 1841 schieden sich die Schulkreise Thal-Rheineck undBuchen-Staad (p. 378) in folgender Weise aus: 6) der Schulkreis Thal-Rheineck besteht aus den Roden Thal, Bach, Buchsteig, Feldmoos undBauriedt, nebst Rheineck. Der Schulkreis Buchen-Staad aus Rhoden Buchberg, Buchen, Staadund Speck etc. – Anno 1842 waren die Einkünfte des kath. Pfarrers berechnet auf: netto ohne Lasten 669 fl. 5Kreuzer.Verkauf des Pfarrgutes: Kaufverschreibung pro fl. 3020. Die katholische Kirchenverwaltung in Thal verkauft an Herrn Friz Wick zum Baumgartendaselbst: «das Pfarrgut – bestehend in Heuwachs und Ackerfeld mit Bäumen – stosst gegenMorgen an den Mühlbachgraben des Jakob Lutz, Müller und Mitte des Dorfbaches, gegen Mittageben dahin, gegen Abend an den Untergang Rheineck und Thal und an den Kirchweg, dann nachausgesteckten Zielen, gegen Mitternacht bis auf 6 Zoll Abstand, gegen die Pfarrgartenmauer und

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an das Katholische Kirchenamt, und wieder gegen Abend an dieses Amt, endlich abwechselndtheils noch mehr gegen Abend und theils gegen Mitternacht an Johannes Herzog, Küfer, JohannesTobler älter, Jakob Lutz Hirschenwirth oder dessen Ehefrau geb. Gallusser und Jakob Luz, Müller.Er ist mit Unterhalt der Bachwuhren beschwert, übrigens aber zehentfrei».Kaufbedingungen1. Vor der Linie gegen Mittag, die sich in gerader Richtung, von der vordern Hausecke des HerrnFriz Wick zu dem Nächstgelegenen ebenfalls vordern Ecke des Pfarrhauses ergiebt, darf niegebaut werden. 2. Für das Pfarrhaus, Stadel und dortigem Boden des Kirchenamtes wird freies, unbeschränktesZu- und Abgangs- und Fahrrecht einbedungen.3. Im Weitern wird jenes Gut übergeben mit bisherigen rechten und Beschwerden ohne Ausnahme. 4. Der Ganz- (oder Kauf-) betrag fl. 3020.– (Gulden dreitausend und zwanzig) ist von Martini1837 an 4 1/2 % verzinslich etc. Thal den 3. October 1838.1846 wurde die Messmersche Lateinschulstiftung mit Genehmigung der Adminstration in folgen-der Weise modifiziert:

6000 fl. werden für den Stipendienfond ausgeschiedenje 975 fl. an Thal und Buchen für Lesung der Stiftmessen1000 fl. an das Kirchengut zur Erhaltung der Kirchenmusik2689 fl. an die Schulfonde von Thal und Buchen zu gleichen Theilen.

1845 den 20. Mai löste der St.Gallische Staat seine Competenzpflicht gegen die KirchgemeindeThal, betreffend 15 Eimer rothen und 15 Eimer weissen Wein alten Masses (16 Eimer 20 Massneuen Masses von jeder Gattung mit fl. 2940) aus.

881845 den 20. Mai löste der Staat auch seine Competenzpflicht gegen die katholischeKirchgemeinde Thal aus: a) 29 Eimer, 11 Mass oder 32 Eimer und 21 5/8 Mass neuen Massesrothen Wein; b) 16 alte oder 22 neue Viertel Väsen an den katholischen Messmer; c) und die unterdem Rahmen des Gewöhnlichen mit fl. 21, 16 Kreuzer und wegen 3 Kapuzinermissionen mit 9 fl.36 an die katholische Verwaltung geleistete Baarzahlung. – Die ganze Auslösungssumme von4955 fl. 30 Kreuzer. Am 23. Mai 1845 kam folgende Verständigung mit dem Pfarramte zuwege.Der Pfarrer bezieht wie folgt:a) Reiner Pfarrgehalt fl. 295b) für 2 Eimer 12 1/2 Mass ausgelösten Stockwein fl. 11.28 1/2c) für 1 Fuder Stroh fl. 8.–d) Zinsbetreffnis des Erlöses von Pfarrgut etc. fl. 146.48e) für Waschhausentschädigung fl. 2.45f) für die 3 ausgelösten Kapuzinermissionen fl. 9.10g) für 32 Eimer 21 3/5 Mass Competenzwein fl. 166.48 1/2

Zusammen fl. 640.– 1/21850 den 8. November verkauft die katholische Kirchenverwaltung das sogenannte Kellerscheoder Kath. Frauenhaus sammt Stadel an das Polizeiamt der politischen Gemeinde Thal für fl.1500 mit Grund und Boden. Es stand auf dem jetzigen Gemeindeplatze vor dem «Schäfli». 1850 den 19. Dez. Klage über lange Dauer des Nachmittagsgottesdientes und Ersuch um Abhilfe. 1851 den 18. April wird von der evangelischen Vorsteherschaft geantwortet, man werde von nunan 1/4 vor 1 Uhr einläuten, damit der Gottesdienst spätestens 1/4 nach 2 Uhr beendet sei.

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Auszug aus Untergangsprotokoll von 1726 Lit. A Seite 22.Am 22. März 1728 ersucht Daniel Lutz für seinen Vater um einen Hausplatz zwischen der Brückeund dem Steg in Thal. Die Nachbarn David Beerli, Kreuzwirth, Hans Georg Messmer Pfarrer undAndere verwenden sich dagegen; sie wollen einen offenen Platz, indem er ihnen zum Aufhängender Wasch und zum Trocknen der Bollen zu dienen müsse und dazu auch gewidmet sei.Abgesehen davon aber besitze Herr Pfarrer Enzler einen Brief, nach welchem man auf jenem nichtbauen dürfe, indem seiner Zeit ein Spital da gestanden, für dessen Entfernung Herr PfarrerRümlein fl. 100.– bezahlt und dargeschossen habe, damit jedweder Pfarrherr bei Prozessioneneinen Altar hinstellen könne. Zudem gehe über diesen Platz eine Wasserleitung. Demzufolge ersu-chen sie die Untergangsherren, dass Petent Lutz mit seinem Gesuch abgewiesen werde.

89 Erkennt: dass aus verstehenden Gründen weder Lutz noch irgend ein Anderer auf bezeichnetemPlatz bauen dürfe, um so weniger, als dieser auch offen bleiben müsse, um bei Brandunglückungehindert zum Wasser im dortigen Bache gelangen zu können.1853 den 4. August wurde eine Uebereinkunft geschlossen, die Auslosung und Zahlung desKirchenweinzehntens in Buchen betreffend.Die Zehentpflichtigen zahlen in 10 jährlich gleich grossen Terminen den Pflegeschaften zu Thalfl. 16500 oder Fr. 34650.–. 1853 Oktober 1. wurde der Pfarrgehalt nach neuem Geld fixiert Fr. 1564.–.1854. Folgende Gutachten des Verwaltungsrathes wurde Sonntags den 3. September 1854 derGenossengemeinde vorgelegt und von dieser genehmigt:1.) Herr Pfarrer Wick ist mit dem Verwaltungsrath einverstanden, dass so viele Kapuziner-Missionen nicht nöthig seien und die Väter Kapuziner einer blossen Predigt wegen nicht vonAppenzell nach Thal bemüht werden sollten. Er ist erbötig, an jenen Tagen an welchen ihnen ihreMission erlassen wird, die Predigt selbst zu übernehmen und überhaupt fürzusorgen, dass dempfarrlichen Gottesdienste in keiner Weise Abbruch geschieht. Es wird deshalb beschlossen: a) den Väter Kapuziner ihre Mission für folgende Tag zu erlassen: für Maria Lichtmess, dasAuffahrtsfest, die Kirchweihe Rheineck, den Rosenkranzsonntag, das Dankfest zu Rheineck.b) Dagegen wird beibehalten die Mission für: den hohen Donnerstag, das Fronleichnamsfest, dasSkapulierfest, für Maria Geburt, Fest Allerheiligen und das Weihnachtsfest.Unterschrift des Pfarramtes Sig. Josef M. Wick, Pfarrer2. Laut Vertrag vom 18. Juni 1774 über das Einkommen des Herrn Pfarrers war dieser pflichtig,aus demselben alljährlich zu bezahlen: 1. der Kirchenpflegschaft für den Einzug fl. 11, 30 Kreuzer2. dem Schulmeister und Messmer jedem fl. 2.–3. den Pfarrarmen am St. Stephanstage fl. 7, 30 Kreuzer. Hierüber wird erwägend

90 a) Dass die Heuzehnt- und Prädikaturgelder grösstentheils eingezogen und kapitalisiert und mit-hin die Einzüge der Kirchenpflegschaft erleichtert sind, für welche dato noch bestehende Einzügeder Pfleger durch Jahresgehalt entschädigt ist. b) Dass aus Schullehrer und Messmer für ihre Verrichtungen Gehalte beziehen.c) Dass dagegen die den Pfarrarmen bestimmten fl. 7 und 30 Kreuzer denselben nicht entzogenwerden dürfen. –

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In der Absicht, die Lasten des Pfarramtes um etwas zu erleichtern, beschlossen: dasselbe ist1. der künftigen Zahlung an Pfleger, Lehrer und Messmer überhoben, und2. mithin nur noch zur alljährlichen Aushingabe obiger fl. 7, 30 Kreuzer an Pfarrarmen pflichtig. Vertrag zwischen Herrn Clemens von Büren, alt Pfarrer von Thal und der katholischen Lehrlings-fonds-Verwaltung daselbst. Herr Clemens von Büren besitzt, laut Kaufvertrag 16. Jänner 1851a) eine einmädige Wiese auf dem Ofen – 3/4 Mannsmaad mit bes. No 139b) einen neuen Gemeindetheil im Reinholz mit bes. No 140, beide in der Gemeinde Gaissauc) eine einmädige Wiese auf dem Ofen - 1 Mannsmaad No 1988, in der Gemeinde Höchst.Er tritt diese Grundstücke an den katholischen Lehrlingsfond der Gemeinde Thal zu Eigenthum,unter folgenden Bedingungen: 1. Die Lehrlingsfondverwaltung hat den Grasnutzen jener Wiesen alljährlich und wenigstens solange öffentlich versteigern zu lassen, als er – Herr Pfarrer von Büren – und seine Köchin, MariaBenedikta Messmer von Thal, am Leben sein werden. 2. Während dieser Zeit bezieht vorerst er – Herr Pfarrer von Büren – und hernach seine besagteKöchin den jährlichen Ertrag der Wiesen, nach Abzug der betreffenden Steuern, allfälligenGrabenöffnungskosten etc. 3. Nach dem Tode des Herrn Pfarrer soll alljährlich am 23. November eine heilige Jahrzeitmessemit Libera etc. für den Verblichenen in der hiesigen Pfarrkirche gelesen und aus jenem Betrag hie-für bezahlt werden: dem Herrn Pfarrer für die Lesung derselben Fr. 1 und 40 Rappen dem Lehrer40 Rappen und dem Pfarrmessmer 40 Rappen, den Ministranten 20 Rappen.4. Ist auch die Köchin Messmer mit dem Tod abgegangen, so soll der Ertragsüberschuss – d.h. wasüber die Kosten der Jahrzeitmesse, der Steuern etc. noch übrig sein wird – zur Hälfte in die besag-te Lehrlingsfondkasse fallen und zur Hälfte dem jeweiligen Kaplan von Buchen für Lesung vonMessen nach Meinung des Stifters bezahlt werden. Diese Messen sind in Thal – Sonn- undFeiertags Frühmessen – zu lesen, und hierfür dem Herrn Kaplan für jede Fr. 1.– zu behändigen.

91 5. Durch diesen Vertrag ist über den heutigen Wiesenkaufvertrage enthaltenen Kaufschilling de fl.200 verfügt und derselbe – wie dort ausgegeben – als bezahlt zu betrachten.Thal, den 23. November 1856 (sig.) Clemens von Büren

Für die Lehrlingsfondverwaltung der Verwaltungsspräsident (sig.) MessmerUebereinkunft wegen Charfreitag und Kirchenzeit von 1859siehe in Gällis Abschriften, auch Kirchenordnung von 1860Verständnis über Erweiterung des Kirchhofes in Thal Diese Erweiterung wird nach dem von Herrn Ingenieur Dardier in St.Gallen entworfenen Plan undunter folgenden näheren Bestimmungen ausgeführt:1. Ankauf des nöthigen Bodens und Erstellung der Einfriedung mit 2 dicken, solid gebauten, mitMörtel von Wetterkalk und Seesand bestochenen und guten Steinplatten gedeckten Mauern, sowiedie planmässige Ebnung des Friedhofes ist Sache jedes Confessionstheils, soweit sein gesönder-tes Eigenthum sich erstreckt. Die Evangelischen mögen auch die Mauer dem Rathaus entlangerniedrigen oder versetzen, mit der Pflicht, sie dann wieder gehörig zu erstellen, zu decken undzu bestechen. 2. Die Scheidung der Begräbnisstätten ergibt sich, wenn von den verstehenden Erben dasTodtenbahrgehäuses und Kirchthurms eine gerade Richtung nach Morgen gezogen wird. Was dieKatholiken dadurch an Boden links verlieren, wird ihnen von Evangelischen rechts ersetzt.

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3. Jedem Konfessionstheile ist gestattet, seinen Antheil der Begräbnisstätten nach Bedürfnissselbst einzutheilen, immerhin in dem Sinne, dass diese Eintheilung das Ganze nicht verunstalte.4. Den Katholiken wird bewilligt, unten am Wege der Eigenthumsscheidung – bei der Mauergegen Morgen – ein 15 Fuss breites Gelände (Betstätte) zu erstellen , das zu drei Seiten auf Säulenzu ruhen kommt und wozu der dortige 5 Fuss breite Weg, 5 Fuss Länge der Rabatte derEvangelischen und 5 Fuss Länge jener der Katholiken verwendet wird. Der Boden unter diesemGebäude gehört den Katholiken, welche das Dachrinnenwasser nach Morgen über die Mauer hin-aus abführen sollen.5. Der Hauptweg um die Kirche wird 8 Fuss, der Scheideweg vom Thurme zur katholischenBetstätte 5 Fuss, und jeder auf dem Friedhofe der Katholiken, dem Thurme undTodtenbahrgehäuse entlang 2 1/2 Fuss breit. Alle übrigen Wege mögen beliebig auf 5 Zoll breitereduziert werden.Der Scheidweg ist gemeinschaftlich; die auf jedem Kirchhofantheile andern aber nebstEisengeländer und Thüren hat jeder Theil auf

92 eigene Kosten zu erstellen und zu unterhalten. 6. Die Katholiken beseitigen den sogenannten Oelberg. Was von demselben brauchbar ist, bleibtihnen überlassen. Von allfällig zum Vorschein kommenden Dokumenten sind den EvangelischenAbschriften gestattet. Die Katholiken treten auf den Gartenplatz vor der dortigen Friedhofmauerzur gemeinsamen Benutzung ab, und erhalten dagegen aus der evangelischen Kirchenkasse fr.500.–. Was von diesem Garten nicht zur in Art. 7 beschriebenen Anlage benutzt wird, ist wennthunlich zu veräussern und der daherige Erlös an die gemeinsam zu tragenden Kosten zu verwen-den. Den damaligen Gartensockel verwenden die Katholiken an ihren Pfarrgarten, und was HerrMerian-Custer dort erstellte, mag er für sich wieder wegnehmen lassen. 7. Die Planung des ganzen Raumes vom Rathause bis zum katholischen Pfarrhause, die daherigeEinfriedung mittelst Quadersockel und Eisengeländer mit 3 eisernen Toren, nebst Pflanzung pas-sender, die freie Aussicht aus dem katholischen Pfarrhause nicht hemmenden Bäumchen oderGesträucher, sowie die Ableitung des dortigen Dachrinnenwassers ist gemeinschaftliche Sachebeider Theile. An den sich ergebenden Kosten zahlen die Evangelischen zwei und dieKatholischen einen Theil. Dieses Drittheilsverhältnis gilt auch sowohl bezüglich des Eigenthumsdieses Platzes, als hinsichtlich des späteren Unterhalts desselben, und deren Friedhofmauerenüberhaupt. Thal, den 18. Mai/3. Juli 1870Namens der evangelischen Kirchenverwaltung Namens der Kath. Kirchenverwaltung undund Kirchgenossenschaft Thal-Lutzenberg der Kirchgenossenschaft der Pfarrei Thalderen Präsident: Sig. W. Huber Pfarrer deren Präsident: Sig. J.M. Messmerder Verwaltungsratsschreiber: Sig. Lutz Der Verwaltungsschreiber: Sig. Ruf

Beerdigungs-Reglement1. Die neue Kirchenhofauftheilung erfordert neu Versetzung der Grabsteine.2. Diese werden, soweit möglich, nach der bisherigen Gesellschafts-Eintheilung, in die neuenReihen gebracht, welche in der obern Abtheilung – der grösseren Grabsteine wegen 7 1/2 Fuss,und in der untern 7 Fuss weit von einander entfernt auf einander folgen. 3. Auf die zwei Vierecke Beerdigungsstätten dürfen künftig keine Grabsteine gestellt werden,deren Fundament über 2 Fuss breit und 1 1/2 Fuss dick wird. Wer grössere Steine setzen will, ist

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angewiesen, die bezüglichen Leichname in der gegen Morgen angekauften, 10 Fuss breitenRabatte des neuen Friedhofes beerdigen zu lassen.4. Steinerne oder hölzerne Gräber-Einfassungen werden nicht gestattet. Auch die Gräberhügel sol-len gleichförmig geebnet werden. Wer sie mit

93Immergrün etc. einfassen und mit Blumen verzieren will, ist hiezu berechtigt. Am Fuss jederGrabreihe ist ein 1 1/2 Fuss breiter Durchgang offen zu lassen.5. Zur Kinderbeerdigung ist die Rabatte des Friedhofes, gegen Mittag angewiesen. Auf derAbendseite desselben ergiebt sich eine Spiessecke, und es bleibt dem Ermessen der Verantwortunganheimgestellt, zu bewilligen, auf derselben da wo der Raum für Beerdigung Erwachsener zuklein wird, Kinder beerdigen zu lassen, sofern diesen ordentlichen Denkmäler gesetzt werden. DerGrundstein der Denkmäler für Kinder darf 12 Zoll Breite und ein Fuss Dicke nicht übersteigen. 6. Alte Denkmäler, die ihrem Zerfall nahen, sind nach vorgängiger, dem in hiessiger Pfarre woh-nende nächsten Verwandten gemachten Anzeige, zu beseitigen. Den Nachkommen des oder derbetreffenden Verstorbenen bleibt indessen bewilligt, dieselben durch neue, der Vorschrift von Art.2 entsprechend zu versetzen. 7. Disteln, Nesseln, oder anderes hochwachsendes Unkraut hat der Kirchenmessmer zu beseitigen.Die Verzierung der Gräber, zumal auf Allerheiligen, ist Sache der bezüglichen Anverwandten.8. Der Verwaltungsrath entscheidet allfällig sich ergebende Anstände, und überwacht dieReinhaltung des Friedhofes. Am 19. November 1871 von der Genossengemeinde genehmigt.

94Rheineck und Thal zur Zeit des SchwabenkriegesDas 15. Jahrhundert ist in den Jahrbüchern der Schweizergeschichte als eine der ruhmreichstenverzeichnet, weil es reich an Bewegung, Kampf und Sieg war. In den Beginn fällt der verhängnis-volle Appenzellerkrieg, welcher in seinen Anfängen so rein und berechtigt erscheint, in seinemspäteren Verlaufe aber eine solche Masse von Willküren und Mordbrennereien geschahen, dasskaum das Recht der Notwehr und die rohe Art des Kriegsbrauches jener Zeit etwelcheEntschuldigung dafür bieten können. Den Schluss dieser Epoche des Jahrhunderts macht derschlachtenreiche Schwabenkrieg, welcher die Schweiz faktisch vom Deutschen trennte und sie zueinem unabhängigen Staate erhob. Zwischen dem Rahmen dieser beiden Kriege liegen eine ganzeMenge kriegerischer Bilder und friedlicher Bestrebungen, die das ganze Jahrhundert erfüllen: dieKämpfe um das Livinental mit der Schlacht bei Arbedo, der grosse Zürcherkrieg um den Besitzdes toggenburgischen Erbes, die Schlacht bei St. Jakob gegen die Armagnaken, endlich die glän-zenden, ruhm- und beutereichen Taten vor Grandson, Murten und Nancy sind ein Beweis, wiebewegt und wechselvoll die damalige Zeit war.Es konnte nicht fehlen, dass auch die Gegend am Rhein und Bodensee, Rheineck und Thal, in denKreis dieser Kämpfe hineingezogen und oft Kriegsschauplatz wurde, bildeten sie ja die Grenzegegen Deutschland, das nördliche Thor zum Rheinthal, und sie war ihrer Schönheit undFruchtbarkeit wegen es wohl wert, dass der Appetit wohl grosser und kleiner Herren nach ihremBesitze lüstern wurde. Achtmal im Laufe jenes Jahrhunderts sah sich die Herrschaft Rheineck, beider wir alle allein bleiben wollen, ihren Oberherrn wechseln, zweimal wurde die Feste, dieser stra-tegische Schlüssel des Rheinthals gegen Norden belagert, eben so oft Mal verbrannt, dann hattesie wieder die Last heimischer und fremder Besetzung tragen. Sie war der Sammelplatz, woraus

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die österreichischen Feldherren ihre Heere zu Sieg oder Niederlage führten. Wieviel Blut undTränen, wie viel Not und Elend knüpft sich an das Andenken solcher Tage! Besonders war es dersogenannte Schwabenkrieg, der für die Gegend am Ausfluss des Rheins in den Bodensee verhäng-nisvoll und bedrückend werden sollte.Die Bürger von Rheineck hatten bei allem Wechsel des Geschickes sich immer wieder zu erman-nen gewusst und aus den niedergebrannten Trümmern war das Städtlein neu, wenn auch nichtgrösser entstanden. Ihre Strebsamkeit wurde durch die glückliche Lage der Ortschaft unterstützt.Es lehnte sich an jener Weltstrassen, welche den Verkehr des Südens mit dem Norden vermittel-ten. Die italienischen Kaufmannsgüter, welche nach St.Gallen oder eine der Seestädte bestimmtwaren, wurden in Rheineck des Geldes wegen umgeladen

95und durch seine Bürger zu Wagen und zu Schiffe an den Ort ihrer Bestimmung befördert. DerHandel und Verkehr mit den Seestädtern und mit St.Gallen waren viel grösser, als sie sich in derspätern Zeit gestalteten. Die Lindauer Bürger besassen in Rheineck eigene Faktoreien undLandgüter in der Umgebung. Ein Albrecht Schöry, Bürger zu Lindau, ist 1433 der Hauptstifter derFrühmessstelle in Rheineck; ein Heinrich Märk, Hans Gerung und Güggili finden sich gegenMitte des Jahrhunderts als Güterbesitzer, ein Ulrich von Stain macht für sich und seine SchwesterDorothea von Stain «uss der Sammlung ze Lindow» an die Kirche von Thal im Jahre 1493 eineVergabung, ein Helwer zu Lindau will 1494 den Tagherren in Baden seinen Anteil am Zoll zuRheineck um 300 Gulden verkaufen. Alle Wochen stiess regelmässig ein grosses Marktschiff mitKaufmannsgütern von Rheinecks Gestade nach Lindau ab und holte für sich dorther den Bedarfan Getreide. Die grossen Flösse, die aus Graubünden herabgeschwommen kamen, durften nacheiner Flösserordnung aus dem Jahre 1545, welche aber auf längere Ausübung schliessen lässt, unddie im Jahre 1563 von den drei Bünden in Ilanz bestätigt wurde, nur in Rheineck abgeladen undvon den Rheineckerbürgern an den Mann gebracht werden. Die grosse Wohlfeilheit des Holzes –ein Floss kostete noch im 16. Jahrhundert laut Urbar in Rheineck 2 bis 3 Gulden – machte es aberdurch den zweimaligen Brand schwer heimgesuchten Bewohnern leicht, ihre Wohnungen wiederzu erstellen. Denn in der damaligen Zeit baute man selbst in den Städten sein Heimwesen ausHolz, die Bedachung aus Schindeln. Sie waren somit die Holzhändler der ganzen Umgebung. EinJohannes Stammbrunn und seine Frau Ursula von Wilerzofen, der schon im Jahre 1441 eineJahrzeitstiftung nach Thal gemacht und wahrscheinlich 4 Jahre später auch seine Wohnung in denFlammen aufgehen sah, muss, um ähnliche Ereignisse zu verhüten, sein Haus aus Stein erstellthaben. Denn vor seinem in einem unbekannten Jahre erfolgten Tod, macht er eine zweite Stiftungan die Kirche und das «Sondersiechenhaus im Bowriedt» de domo lapidea sua in rinegg», einBeweis, dass es wie ein Universum unter seinen Schwestern dagestanden haben muss.(AV p.33) Die Befestigung von Rheineck bestand in der Ringmauer, welche sich nördlich und südlich an dieSchlossfeste anlehnte und bis an den Rhein hinab sprang. Die Rheinseite blieb offen, weil derFeind weniger von daher zu fürchten und leicht abzutreiben gewesen wäre. Ein bedeckter Gangder Mauer entlang war in Friedenszeiten offen, im Krieg blieb er geschlossen. Die Krone derFortifikationen bildete ohne Zweifel die untere Burg. Leider war sie seit dem Jahre 1445 ausge-brannt und niemand sorgte mehr für deren Instandstellung. Die 8 alten Orte, welche seit 1490deren Besitzer geworden waren, hätten sie vielleicht ohne grossartige Kosten restaurieren und zueiner anständigen Wohnung für den gestrengen Herrn Landvogt bestimmen können. AlsAnzeichen auf den ausbrechenden

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96Sturm des Schwabenkrieg deutlicher zu werden begannen, so beratschlagte man auf derTagsatzung in Luzern am 24. Januar 1498 in vollem Ernste, ob man das Schloss zu Rheineckbauen wolle. Die Gesandten der Stände hatten dafür keine besondere Instruktionen gegeben unddie Anregung blieb ohne Folge.In Zeiten der Drangsal lenkt sich das Herz auch leichter auf geistige Interessen hin, und die selbstempfundene Not macht empfänglich für das fremde Elend. Kurz nach den Kämpfen derAppenzellerkriege und dem trostlosen Zustand von Acht und Bann, in welchen die ganze Gegendverwickelt war, beschlossen die Rheinecker eine Kapelle zu Ehren des Apostels Jakobus in ihremStadtkreise zu erbauen. Sie kam im Jahre 1429 zur Vollendung. Der neue Altar wurde am Sonntagvor Gallus jenes Jahres für den Gottesdienst eröffnet (Anniversarium p. 97). Als der Turm derMuttergotteskirche zu Thal im Jahre 1420 über dem Chor zusammenbrach, da musste dieGrossherzigkeit der Bewohner von Berg und Tal zusammenhelfen, um den Schaden wieder gutzu machen und ihn auf seinem noch stehen gebliebendem Gemäuer wieder in die Luft steigen zulassen. Offenbar gehörte nämlich sein unterster Teil der romanischen Bauweise an, sein Oberbauaber, sowie der sogenannte Oelberg auf dem Gottesacker tragen den Stempel des 15.Jahrhunderts. Das Jahrbuch erwähnt mehrere Stiftungen zum Zwecke dieses Baues. Ueberhauptdurchweht ein eigentümlicher Geist den gemeldeten Zeitabschnitt. Das Jahrzeitbuch verzeichnetaus diesem Jahrhundert über hundert fromme Stiftungen an die Mutterkirche in Thal, und ihrebeiden Filialen in Buechen und Rheineck. Gewöhnlich erscheint die Gabe zu kirchlichenZwecken mit einer Spende von Geld und Brot für die Armen, oder einer Stiftung an das Spital inRheineck und das Sondersiechenhaus im Buriet verbunden. Dieser Reichtum an Opfersinn fürdie Bewohner der Gegend ist ein Beweis, dass die gefürchteten schweizerischen Krieger, wiewenig sie dem Feinde gegenüber das eigene und fremde Gut und Blut verschonten, in Zeiten desFriedens doch wieder der edelsten Gefühle und Thaten fähig sein konnten.Nach dem gewalttätigen Klosterbruch von 1489, wobei auch die Rheintaler als Verbündete derAppenzeller ihren redlichen Anteil hatten, wurde die Herrschaft Rheineck von den alten Orten zuHanden gezogen und als eine ihrer gemeinen Vogteien durch einen Landvogt verwaltet, welcherje zwei Jahre in Rheineck residierte und alsdann durch einen anderen ersetzt wurde. Der Gebieterwar damit gewechselt, das Untertanenverhältnis geblieben. Mit der Uebernahme derOberherrlichkeit erwuchs für die neuen Herren auch die Obliegenheit, das Städtlein inKriegszeiten gegen feindliche Anfälle zu schützen. Der Anlass dazu liess nicht lange auf sichwarten. Die Zeit des sogenannten Schwabenkrieges war im Anzug.Das Band, welches die Eidgenossenschaft an das Reich knüpfte, war schon lange gelockert,besonders seit der Kaiser in den Burgunderkriegen sie wahrscheinlich im Stich gelassen hatte.

97Als Kaiser Max bei seiner Thronbesteigung 1493 den Gedanken fasste, die zerstreuten Gliederseines Reiches, wozu er auch die Eidgenossenschaft zählte, fester zu einigen, um gegen dieFranzosen und Türken erfolgreich handeln zu können, lud er auch die Schweizer zum Beitritt inden süddeutschen Bund ein. Aber die Abneigung der inneren Kantone gegen das Haus Habsburgund die französischen Bestechungen liessen die Wünsche des Kaisers unberücksichtigt. Statt mitihren Scharen das Heer seiner Landsknechte zu vermehren, zogen sie als Söldner in hellenHaufen unter den Fahnen Karls von Aujou 1494 nach Italien und halfen ihm Neapel zu erobern,und statt sich, wie früher, dem Reichsgerichte und einer Reichssteuer zu unterziehen, wagten sie

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vor offenem Reichstag gegen beides Protest zu erheben. Der erbitterte Kaiser erklärte sie 1496 aufdem Reichstage zu Lindau in die Acht und liess sie durch den Päpstlichen Legaten mit dem Bannebedrohen. Jedoch weder das eine noch das andere schreckte die kriegslustigen SchweizerischenReichsstände, als auf Seite der trotzigen Eidgenossen wuchs von Tag zu Tag und wurde durchSpottgedichte und Schmähungen immer mehr geschürt. Schon im August 1497 ersuchte der Landvogt Jost von Schwyz die in Luzern tagenden Gesandten,ihm wegen der bedenklichen Zeitabläufe einige Geschütze hinauszusenden. Es wurde seinemGesuche willfahren, und Schwyz, Unterwalden, Zug und der Abt von St.Gallen angehalten, ihmdas übrige zu leihen. Als die Anzeichen des nahenden Krieges immer deutlicher wurden, berat-schlagte man am 24. Januar 1498 zu Luzern, ob man das Schloss von Rheineck nicht wiederbauen wolle, aber da die Tagherren keine Lust hatten, so beschloss man, es heimzubringen, dasheisst auf die lange Bank zu schleppen. Als mit dem Jahre 1499 der Krieg im Oberlande wirklichzum Ausbruch gelangt war, kam am 5. Januar in Luzern das gleiche Thema noch einmal zurSprache, ob man die Schlösser Rheineck und Sargans nicht in baulichen und wahrhaften Standstellen und mit Geschützen versehen wolle, damit die Landschaft guten Trost daran habe. Aberdiesmal blieb es beim blossen Heimbringen und mit Ausnahme einiger in aller Eile ausgerichte-ten Bollwerke und Verschanzungen wurde für das Schloss nichts getan. Dagegen wurde dem Vogtzur Pflicht gemacht, jeden Ablauf aus der Umgebung 100 Mann für die Stadt zu nehmen, umgegen Ueberfall gesichert zu sein. Es war höchste Zeit. Denn am 30. Januar sammelte sich dasschwäbische Heer in Hard und St. Johann-Höchst, also in unmittelbarer Nähe von Rheineck. DerLandsturm marschierte durch das Land und schon am 2. Februar war die Grenze den Rhein ent-lang von Eidgenossen besetzt. Die sieben Orte sandten jeder 29 Mann mit einem Hauptmann nachRheineck. St.Gallen mit 50 Mann logierte in St.Margrethen. Die Appenzeller mit 50 Mannbewachten die Rheinstrasse weiter aufwärts. St.Gallen-Stadt

98musste für das Büchsenpulver und Steine sorgen auf gemeine und eidgenössische Kosten. DieBischöfe von Konstanz und Chur waren unterdessen unermüdlich tätig gewesen, um einen Friedenzwischen dem schwäbischen Bunde und den Eidgenossen zu Stande zu bringen. Wirklich schienes ihnen in den Tagen vom 2. bis zum 8. Hornung gelungen zu sein zu vermitteln, und die Männervon Luzern, Schwyz, Unterwalden, Zug begannen im Vertrauen auf ihn schon ihren Heimmarschdem Rhein entlang. Wie ihre Haufen am Schollberg vorbei zogen, da höhnten die auf demSchlosse Gutenberg in Besatzung liegenden Landsknechte den reisigen Zug und schossenzugleich unter sie. Damit war auch der kaum geschlossene Frieden wieder gebrochen.Augenblicklich beschlossen die schweizerischen Hauptleute, in Azmoos ihr Lager aufzuschlagenund geboten den über Walenstadt abziehenden Urnern unter ihrem Scharmeister Wohlleb, und denam Mondstein lagernden Appenzellern, zu ihnen zu stossen. Am 10. Hornung fielen sie bei BadRagaz über den Rhein, nahmen Maienfeld ein, lieferten das Gefecht bei Triesen, eroberten Vaduz,verbrannten Bendern und zwangen das Wallgau, ihnen zu schwören.Während aber im Oberland die Eidgenossen siegreich vordrangen, zogen sich in der unterenGegend des Rheines in der unmittelbaren Umgebung von Rheineck die Gefahr gewitterschwerzusammen. Die kaiserlichen Völker hatten sich 10 000 Mann stark bei Hard gesammelt und eineVorhut von 1200 Mann bis St. Johann-Höchst vorgeschoben. Rheineck war in der höchstenGefahr, vom Feinde genommen zu werden. Aber die gemeinsame Not brachte Hilfe. Schon am 12.Februar zogen 70 St.Gallerbürger unter Hauptmann Lehner durch das Städtlein zur Verstärkung

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der Besatzung in St. Margrethen. Bald nach ihrer Ankunft erspähten sie eine Gelegenheit, ihrenritterlichen Sinn an den Tag zu legen, setzten über den Rhein, erschlugen einige Feinde und nach-dem sie noch fünf Häuser eingeäschert, zogen sie wieder über den Rhein zurück. In den folgen-den Tagen langten 250 Mann äbtische Truppen aus dem Wileramte unter Hauptmann Paul Hallerund 1000 Walliser an, die treuen verbündeten der Eidgenossen, sodass die Besatzung Rheinecksauf über 1500 Mann anstieg. Am 20. Februar endlich rückten die Eidgenossen von Rankweil her-unter, voraus eine Vorhut von 400 Mann, denen der Gewalthaufen auf den Fersen folgte. In ihremSchlachtenfeuer drangen die 400 bis über den Rhein und trieben die feindlichen Vorposten aufHard zurück. Dichter Nebel und eisige Kälte herrschte in den Niederungen des Rheintals, aber wiebei Murten, öffnete sich allmählich der Nebelschleier und die verwogene Vorhut sah sich in ihremVerfolgungseifer auf einmal dem feindlichen Heere gegenüber. Eilboten brachten dennachrückenden Eidgenossen Nachricht von der Gefahr der 400. Ohne lange zu säumen stürztendiese sich auf den Feind. Kaum vermochte dieser einzelne Schüsse zu feuern, so war seinGeschütz schon unterlaufen und die Schiessanlage zur Unmöglichkeit gemacht. Der Gewalthaufeder Eidgenossen, verstärkt durch Rheinecks Besatzung, rückte «durstig nach», wie der guteStumpf berichtet, und die offene Feldschlacht war in vollem Gange. Die Hauptleute desSchwabenbundes

99hatten zwar eine überlegene Zahl für sich, aber die sieggewohnten Kriegerscharen derEidgenossen waren in letzter Zeit durch all den Hohn und Mummereien der deutschenLandsknechte bis zur Wut gereizt und gedachten, einmal Rache an ihnen zu nehmen. Mit wildemUngestüm drangen sie in die feindlichen Glieder und brachten sie in Unordnung. Verwirrung undSchrecken bemächtigten sich der mutlos gewordenen Scharen und Schlachtordnung löste sich inregellose Flucht auf. Ein tiefer Graben, den sie zu ihrem Vorteile aufgeworfen, wurde Hundertenvon Fliehenden zum schlammigen Grabe, andere ertranken im See, in den sie geflüchtet, vielewurden am andern Morgen halb erstarrt aus dem Röhricht gezogen und nach Lindau geführt, wodie meisten an Erkältung starben. Tausende wurden auf der Flucht von den verfolgenden Siegerngetötet. Die Zahl der Gefallenen wird von 3000 bis 5000 angegeben. Drei Tage blieben dieEidgenossen nach diesem grossen Siege nach einer alten Sitte auf dem Schlachtfeld, dann über-fielen sie den Bregenzerwald und Dornbirn und brandschatzten den Bregenzerwald um 2000 undden Flecken Dornbirn um 800 Gulden. Die Lösung der Gefangenen gab Abt Georg von Mehrerauseine Güter zu Diepoldsau zum Pfande um die Summe von 1100 Gulden. Endlich zogen dieEidgenossen durch Rheineck über Rorschach aus dem Felde wie eine wandernde Herde, miterbeutetem Vieh, Goldstücken und Hausgeräten schwer beladen. Mit dieser ersten entscheidenden Schlacht war natürlich die feindliche Kraft weder gebrochen,noch der Friede näher gebracht. Zwar zog sich der Krieg nicht mehr in so unmittelbarer Nähe vonRheineck zusammen, doch sorgten die Feinde durch ausgestreute Gerüchte und durch vereinzelteAngriffe dafür, das Volk beständig in Atem zu halten. Rheineck glich die ganze Zeit einem klei-nen Feldlager, indem durch Beschluss der Tagsatzung in Zürich am 1. März der Zusatz imRheintal in der bisherigen Stärke zu verbleiben hatte und über 200 fremde Gäste untergebrachtwerden mussten. Wenn auch eine Last, waren sie bei den ungewissen Kriegsläufen und der örtli-chen Lage eine Unentbehrlichkeit.Schon am Hohen Donnerstag stürmte es wieder durch das ganze Land, weil die Landsknechte miteiner Heimsuchung in der hohen Woche gedroht hatten. Es war ein blinder Lärm, aber er veran-

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lasste die Sankt Galler doch, ihre 70 Krieger in St. Margrethen um 30 zu erhöhen, welche mit offe-nem Spiel, Pfeifen und Trummeln auszogen, während es schneite und regnete. Am Sonntag nachOstern erging wieder Sturm im Land, aber dieses Mal nicht ohne Grund. Denn bei nächtlicherStille waren feindliche Schiffe von Lindau herübergekommen, beim Alten Rhein gelandet und ihreMannschaft hatte fünf Häuser in Brand gesteckt und sich wieder davon gemacht, ehe eineWiedervergeltung möglich gewesen wäre. Am 11. April wurde eine ähnliche Expedition nachHorn und Rorschach versucht, die aber durch voreilige Flucht der Feinde zu ihrem eigenenNachteil umschlug. Diese öftern Raub- und Brandzüge veranlassten den Landvogt von Rheineck, auf der Hut zu seinund besonders das Benehmen der Stände Uri, Schwyz und Zug zu rügen, welche ihreBesetzungsmannschaft nur unvollständig vertreten hatte. Auf der Tagsatzung

100vom 2. Mai zu Zürich wurde daher den betreffenden Ständen die Weisung erteilt, ihre Kontingentein Rheineck vollzählig werden zu lassen. Aber wie schwer gelang es, die rohen Krieger der dama-ligen Zeit an feste Disziplin zu gewöhnen! Bei den deutschen Landsknechten vermochte das stren-ge Kriegsgesetz doch etwelche Mannszucht unter ihnen zu schaffen und sie von Ausschreitungengegen Freunde und Verbündete abzuhalten, wenn auch gegen Feind die unmenschlichste Barbareierlaubt war. Doch das schweizersische Heer konnte nicht wie eine Söldnerschar im Banne gehal-ten werden. Jeder Wehrmann war ein freier Bürger, der für sein Vaterland sein Leben in dieSchanze schlug, und deswegen musste das Vaterland seine Söhne schonen, wenn sie sich auchgewisse Eingriffe so gut wie der gemeine Soldat, Söhne ihres Volkes, oft vom Volk an offenerLandsgemeinde gewählt, und wehe ihnen, wenn sie im Dienste allzu grosse Strenge entfaltet hat-ten – sie wären das letzte Mal Hauptmann gewesen. Die vielen Kriegszüge und das Söldnerwesenhatten zudem seit dem burgundischen Kriegen eine grenzenlose Verwilderung in den Sitten undeine Verwirrung der Begriffe von Mein und Dein, Ehre und Unrecht, Recht und Unrecht herbei-geführt. Am Feinde ausgeübt schien die ärgste und schreienste Grausamkeit und Ungerechtigkeiterlaubt zu sein. Raub und Brandschatzung, Plünderung der Kirchen, alles Laster derZuchtlosigkeit, waren Begleiter der Heersäulen auf beiden Seiten und was wohl das traurigsteZeichen der Schamlosigkeit und des Verrates am eigenen Land war, das traf sich in der bemühen-den Tatsache, dass auch in diesen Kriegen Schweizer gegen Schweizer fochten.Schon vor dem Beginn des Krieges standen am 10. Dezember 1498 die Väter in Zürich ratlos vorder Tatsache des Reislaufens der Knechte unter kaiserlichem Sold, das in einem Masse stattfand,dass sie davon die Zerstörung der Eidgenossenschaft befürchten zu müssen glaubten. Am 1. März1499 ertönten zu Zürich neue Klagen über die Schande, dass Schweizer Knechte in beiden Heerendienen, wie auch über deren Raubsucht und Ungehorsamkeit.

Die Besatzung die in Rheineck lag, machte es in dieser Beziehung nicht besser, als ihre Mitbrüderin Nah und Fern. Als der Vogt im Sommer mitten unter den Schrecken des Krieges und des ihnbegleitenden Mangels an den nötigen Lebensmitteln für Steuern und Fälle bezahlt sein wollte,brachten es die Leute von Rheineck aus dem Rheintale den 27. Juni in Baden an, wie arm sieseien. Die Zusätzer, die dort liegen, seien ihnen viel schuldig, aber bezahlen nichts. Man möchteihnen also einigen Aufschub gewähren. Es wird nun jedem Ort befohlen, seine Knechte anzuhal-ten, die Wirte zu bezahlen. Dem Landvogt wird geschrieben, dass er keinen Wein von den örtli-chen Reben herausgebe, als um bares Geld. Dieser schrieb aber den Tagherren zurück, er wolle

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gern demgemäss handeln, aber man nehme ihm den Wein mit Gewalt, und dafür möge er nichtverantwortlich sein, besonders seien die Besatzungstruppen dabei beteiligt «und si

101 sient als wol mehr herren als wir».

Zur Zeit der Ernte machten diese eidgenössischen Herren vereint mit rheintalischen Bauern einenAusflug über den Rhein nach St. Johann-Höchst und Lustenau, um den dortigen Landleuten ihreErnte zu erleichtern, und führten das mit Gewalt abgeschnittene Korn über den Rhein. Als imSeptember die Trauben zu zeitigen begannen, verbreiteten sich die nämlichen entgegen allenRebbriefen und Weinordnungen als Winzer in die landvögtlichen Reben. Butten und Fässerbrauchten sie freilich keine, denn das waren sie selbst. Der Landvogt hatte gut wehren, solcheStare liessen sich nicht so leicht vertreiben. Endlich gelang es mit seinen Klagen vor dieTagsatzung nach Schwyz und diese schrieb den 16. September den Hauptleuten, sie möchten ihreKnechte abhalten, den Wein oder die Trauben, die den Eidgenossen gehören, gewaltsam zu neh-men. Und da die Knechte in solchen Dingen den Geboten der Hauptleute nichts nachfragten undkeine Zucht und Ordnung unter ihnen herrschte, so wurde auch ein Schreiben an sie erlassen, sichbei Strafe der Ordnung fortan zu unterziehen.Dass auch die Hauptleute auf keiner höheren Stufe standen als ihre Untergebenen, beweist dieKlage des Landvogts, die am 28. Oktober in Frauenfeld abgewandelt wurde. Ein Hauptmann Ulizu Wil, Hauptmann Custer von Unterwalden und Hans Müller, Hauptmann von Glarus, hatteneinen armen Mann aus dem Rheintal, der den Feinden 60 Gulden Schatzgeld schuldig war, dieSchuld raubweise genommen. Die Tagsatzung beauftragte den Landvogt, sich für den Armen zuverwenden. Ob er aber je zu seinem Gelde gekommen, darüber schweigen die Abschiede. Wie Hannibal mit seiner Armee von Cagua, so verweichlichten auch hier die eidgenössischenSöldner. Statt des Dienstes zu pflegen, pflegten sie sich selbst, statt gute Wache gegen Feinde zuhalten, wachten sie auf ihren Gewinn und Genuss, statt beisammen zu halten, ging der eine dahin,der andere dorthin. Am 5. September fand sich daher die Tagsatzung in Zürich bewogen, eineBotschaft an Glarus zu senden, um sich mit dem Landvogt um Abhilfe dieser Übelstände zu bera-ten, und am 16. September wurde auf das Gerücht hin, dass die Feinde mächtiger denn je zuLindau und Bregenz sich sammelten, um herüber zu kommen und zu verbrennen und verwüsten,beschlossen die Zusätze im Rheintal, namentlich in Rheineck zu ergänzen, weil niemand bleibenwolle, wenn «wir einandern dermassen tröigen wollen.» Es wäre nicht zu verwundern gewesen, wenn der Feind, welcher, nachdem er in allen grösserenFeldschlachten unterlegen war, sich in kleineren Raub- und Brandzügen gefiel, nicht auch dersorglosen Besatzung in Rheineck einen Besuch abgestattet hätte. Am 20. Juli 1499 früh morgensum 5 Uhr erschienen eine halbe Meile vor Rorschach 30 Fahrzeuge von Lindau herkommend mit3000 Mann unter Führung des Grafen Ital Fritz von Zollern und Dietrich von Blumenegg, als obsie Rorschach einen Besuch zu machen hätten. Aber plötzlich schwenkten sie in östlicherRichtung und landeten beim Horn in Staad. Von da ergossen sich sengend und plündernd überStaad und Risegg, nach dem Altenrhein und Bauriedt und auf der andern Seite über Buchen undThal bis nahe an die Tore von Rheineck. Die Besatzung daselbst eilte ihnen in der Stärke von 150Mann unter dem Oberbefehle von Hauptmann Melchior Russ von Luzern auf erfolgten Lärm soschnell als möglich durch das Bauriedt hinab entgegen, um die Landung zu hindern. Aber sie ka-men zu spät, der Feind erwartete sie in guter Rüstung und in überlegener Zahl in der Nähe Speck.

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102Nichtdesto weniger griff die kleine Zahl der Eidgenossen mutig an und es entspann sich ein erbit-terter Kampf, bei welchem aber die Minderheit unterliegen musste. Siebenzig treue eidgenössi-sche Krieger bedeckten die Wallstatt mit ihren Leichen, darunter auch ihre Feldoberster Russ vonLuzern, in welchem die Literaturhistoriker nicht ohne Grund den jüngern Russ, einen luzerni-schen Chronisten vermuten. Die übrigen flüchteten sich gegen Rheineck, verfolgt von den nach-eilenden Feinden. Wieviele in diesem Gefechte von den Letzten umkamen, bleibt ungewiss, einehandschriftliche Chronik sagt darüber einzig: «Aber es wurdend ihrer Mehr Erschlagen, sie ersta-chen den Vogt zu Hand, was Amann Büchel genant von Unterwalden, Gott wolle Erlöser von ihmsin selle» (Lenz p. 132). Von einer weitern Benutzung dieses kleinen Sieges scheinen die Feindeabgestanden zu haben, weil sie weder zur Belagerung eines festen Platzes wie Rheineck gerüstetsein mochten, noch zuwarten wollten, bis der in Berg und Tal erdröhnende Sturmangriff eine grös-sere Anzahl gegen sie gesammelt hätte. So zogen sie sich, wie es scheint, unbelästigt mit ihrerBeute wieder nach Lindau zurück, nachdem das Dorf Staad, der Hof Risegg, einige Häuser inAltenrhein und am Bach in den Flammen aufgegangen waren.Die Kunde von diesem unglücklichen Gefechte kam bald zu den Ohren in Zürich versammeltenTagsatzung. Schon am 23. Juli, drei Tage hernach, beschlossen sie, die Besatzung in Rheineckwieder auf die geordnete Zahl zu bringen und mit 20 Mann aus jedem Ort zu verstärken, sodassjeder Ort mit 50 vertreten sei. St.Gallen und Appenzell als die Nächstliegenden wurden ersucht,die Ihrigen eilig dahin zu senden und bleiben zu lassen. St.Gallen hatte für Pulver und Blei zu sor-gen. Den Zusätzern wird in einem Schreiben empfohlen, nicht im Städtchen liegen zu bleiben,sondern sich auf die nötigen Wachtposten zu vertheilen.Das Andenken an obige Waffenthat hat sich im Volke unter dem Namen der Schlacht in der Speckerhalten. Ein nachhaltigeres Gedächtnis setzten die alten Orte durch die Stiftung einer ewigenJahrzeit nach Thal, die in folgender Weise im alten Anniversar eingeführt wird: «Notum sit omni-bus christi fidelibus, quod anno incarnationis Jesu Millesimo, quadragen tesimo non agesimonono, Generosi simul ac nobilissimi viri et domini nostri fudavere in perpetuum rei memoriamoctodecim Solidos dari annuatim in Festo S. Martini pastori in Thal decem, pauperibus vero octo,ut habeat in cancellis strenuorum militum, qui ob patriae honorem suas animas fundavere circaRhenum recordationem.» Diese sogenannte Schlachtjahrzeit wird heutzutage noch am 2.Weihnachtstag-Feiertage in der Pfarrkirche zu Thal jährlich begangen und statt der 8 Schillingwurden den Armen an diesem Tag Fr. 30.- gespendet. Die Schlacht bei Dornach, welche 2 Tage nach dem erzählten Überfall stattfand, war der letzte ent-scheidende Schlag, der in diesem Kriege geführt wurde. Die gänzliche Niederlage seines Heeresund der Tod des Feldobersten des Grafen von Fürstenberg versetzte den damals in Lindau weilen-den Kaiser Max in tiefe Trauer. Er dachte nicht mehr mit der frühern Energie an die Fortsetzungdes für ihn unglücklichen Krieges, sondern brach in Lindau über Konstanz nach Freiburg imPreisgau auf. Einige unglückliche

103Ausfälle der Constanzer, und ein Zug der Bundesleute von Lindau nach Konstanz, wo sie sich eineSchlappe holten, waren die letzten Wellenschläge der eine zeitlang so hochgehendenKriegswogen. Am 22. September kam in Basel der von allen Parteien ersehnte Friede zu Stande.Obschon verhältnismässig nur von kurzer Dauer, war der Krieg ein erbitteter und hartnäckigergewesen. Furchtbares Elend, Hungersnot und Verwüstung war in seinem Gefolge aufgetreten.

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Über 2000 Mann waren in den Schlachten gefallen, 2000 Städte, Dörfer und Schlösser lagen inAschenhaufen verwandelt darnieder, ganze Gegenden boten das Bild der grässlichen Verwüstung.Vom Tirol weg durch die dem Hungerstode preisgegebenen Thäler Graubündens, hatte der Kriegauf den Seiten des Rheins bis zum Bodensee hinunter seine blutigen und öden Spuren hinterlas-sen. Dann berührte er mit seinen entmenschlichsten Raubzügen bald die diesseitigen bald die jen-seitigen Bodenseegebiete, folgte als ein verheerender Strom dem Laufe des Rheins bis gegenBasel hinunter, in dessen Nähe er endlich gedämmt werden konnte. Von überall her ertöntenKlagen über Not, Armuth und erlittenen Schaden. Die eidgenössischen Räthe hatten nach demFriedensschlusse längere Zeit, zu berathen, wie und wo man den vielen Reklamationen einGenüge leisten könne. Schon am 7. Oktober wurde auf der Tagsatzung in Zürich beschlossen,auch über den Schaden zu verhandeln, der dem Rheinthale seit Anfang des Krieges bis und seitVerkündigung des Friedens erwachsen sei. Am 18. November kam die Tagsatzung in St.Gallenzusammen, um den dortigen Klagen der Ostschweizer nahe zu sein. Unter den letztern bemerkenwir auch Rheineck. Die von Rheineck beklagen sich über ihre Armuth und ihr Leiden währenddes Krieges, und bitten sie des diesjährigen Zolles und der Steuer ledig zu lassen. Das erstere wirdihnen gestattet, das letztere nicht. Weiter bringen sie an, die fremden Kaufleute hätten ihnen ver-sprochen, wenn die Strasse gegen den Schollberg verbessert würde, selbe mit ihren Gütern zubefahren, was dem Zoll und Geleit und auf dem gemeinen Mann ein merklicher Vorteil wäre.Auch auf dieses Gesuch wurde eingetreten und der Landvogt des Rheinthals beauftragt, zu erfor-schen, wieviele Kosten darauf gingen. Drei Jahre später, nämlich 1503, wurde diese Strasse durchden Schollberg bei Sargans wirklich gesprengt und so die Wünsche der KaufmannschaftRheinecks nachdrücklich befriediget. Auch mit den Nachbarn von St. Margrethen haben sie eineRechnung abzumachen. Sie standen nämlich für die Bürger von St. Margrethen wahrscheinlichgegen den Nebengraben hinaus, als die Nähere Wache, und begehrten nun als Entschuldigung,dieselben dafür in ihre Steuer aufzunehmen. Dieses 3. Gesuch fand den Beifall der Landesväternicht im gewünschten Sinn, weil St.Margrethen als selbständige Gemeinde nicht mit der doppel-ten Steuer belastet werden könnte. Doch soll sie denen von Rheineck, sofern dieselben für siegewacht, einen ziemlichen Abtrag thun. Die Kirche von Thal muss im Drange der Zeiten auch etwelchen Schaden gelitten haben, sei esdurch die fremden Eindringlinge von Lindau her sei es durch die schweizerischen Knechte inRheineck. Wenigstens wurde der Landvogt in Rheineck auf den nämlichen Tag beauftragt.

104Auszug aus «Geschichte des Rheinthals» (von Ambühl) Rheineck-Thal betreffendDie alten Rheinthaler hiessen Regusken, sie gehörten zu Rhätien. Letzteres muss sich 15 vorChristus den Römern unterwerfen. Später um 526 kommt es unter Franken, Anfang des Weinbaues918. Damals herrschen die Grafen von Werdenberg. Streifzug der Hunnen 925.Anno 1208 streiten sich Abt Ulrich und Bischof Wercher von Constanz um die Burg zu Rheineck.König Otto entscheidet, dass er der Burg zu des Reichs Handen zog. Rudolf von Montfort und sein Vetter Graf Hugo von Werdenberg Rheineck befehden sich 1267.Kaiser Rudolph von Habsburg ertheilt Rheineck einen Freiheitsbrief 1276: dass sie niemals solleverpfändt noch vom Reich weder durch Tausch noch Verkauf veräussert, auch kein Bürger fürfremde Gerichte gezogen werden. Dass kein Herr, er seie Herzog, Graf oder Richter sie ächtenmöge. Item, wenn ein Knecht oder Eigenmann, den sie zum Bürger angenommen und ein Jahrlang da ohne Anspruch seines Herrn gesessen, dass er an Knechtschaft frei sein. Keinem Ritter

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oder Mönch soll es abrutt sein, in gedachten Burgerschaft einiges Gut durch Erbrecht auf sich zubringen, wäre aber ein Gut an ein Kloster oder an einen Ordensstifter vermacht worden, so solleer solches in ein Jahrzeit erkaufen, geschähe es nicht, so soll das Gut an die Gebers Erben kom-men frei und ewig.Unter Heinrich VII. erhob sich 1311 ein Streit zwischen Rheineck und Rheinthal das ganze Landnebst Lindau beschwerte sich vor dem Landgericht zu Fischershausen wegen dem Rheinzoll zuRheineck. Vom Landrichter Friedrich von Friedberg ward erkannt: «dass die Bürger von Rheineckkünftighin keinen Zoll oder Verschatz auf den Rhein nehmen sollen, dann nur allein von trocke-nen Gütern, so über ihre Wege den Rhein aufgeführt würden. 1338 wird von den Städten an demBodensee und Lindau, St.Gallen Graf Albrecht von Werdenberg bekriegt und seine Bürger inAltstätten gebrochen, aus der sie beschädigt waren. Für Rheineck erwarb Graf Albrecht bei KaiserLudwig 1340 die Marktfreiheit; er selbst verlegte ihn auf den Mittwoch.

1349 Pest. Ein Drittel der Bürger starb. Die Juden wurden beschuldigt, sie würden an vielen Ortender Schweiz verbrannt oder verbannt.Karl der IV. mit Herzog Albrecht von Oestreich vor Zürich. Belagerung. Albrecht von Werdenbergmit seinen Dienstmannen dabei.Graf Werdenberg hatte Schulden 1364. Die Rheinecker fürchteten, es möchte auf ihre Gütergegriffen werden. Es wurde ihnen von Karl IV. ein Freiheitsbrief ausgestellt: «dass die Bürger vonRheineck wegen der Schulden ihren Herrn Albrecht, Grafen von Werdenberg und Herren zuHeiligenberg, des alten Albrechts Sohn, und Graf Hugo der jüngere Albrechts Sohn, niemandangreiffen, pfänden, häften, noch bekränken soll, mit Gericht, noch ohne Gericht.» Gegeben inBudessin, den nächsten Tag nach den Pfingstfest.

105Leopold, der Sohn von Ampach Gefallenen Herzogs, besass jenseits des Rheinthales, diesseitsbereits der Herrschaft Sargans. Er wollte nun auch Werdenberg und das Rheinthal. Unversehenszog er im August 1396 von Rheineck, bemächtigte sich dieses Orts und des ganzen Rheinthals.Die Bürger von Rheineck erhalten von ihm einen Freiheitsbrief, die Bestätigung ihrer Freiheit, sowie 4 Jahre hernach von Kaiser Ruprecht. Leopold vertrieb Rudolph von Werdenberg von allerseiner Besitzungen. In der Schlacht am Stoss 1405 büssen manche Gemeine ihr Leben ein bei denHerren Oestreichs. Herzog Friedrich kam nach Rheineck, schwenkte nach Thal, die Wolfhaldehinauf. Das Rheinthal gehört den Appenzellern.Hermann von Sulz kommt den 11. Mai 1410 mit 7000 Oestreichern nach Rheineck, wo 200Appenzeller lagen. Die Bürger packten ihre Sachen zusammen, steckten Stadt und Burg in Brandund eilten den Berg hinauf. Das Rheinthal ist wieder unter Oesterreich. Der Stadt Rheineck wer-den von Kaiser Sigismund ihre Freiheit bestätigt.Aber Bürgermeister und Rath von Zürich ward 1419 erkannt: «Alle diejenigen von Appenzell, soGüter in den Höfen und Marken des Rheinthals haben, und zu der Herrschaft Rheineck gehören,sollen den Herren ihre Steuern entrichten nach alten Herkommen. Die Rheinecker waren verbür-gerrechtet mit St.Gallen.Graf Ludwig von Toggenburg löst gegen Erlegung der Pfandschillings das Rheinthal an sich. 1425verpfändet er es im gleichen Jahr. Seine Nutzung und Inhebung für 6000 Gulden. Die HerrenUlrich und Conrad von Payer von Hagenwil, Bürger von St.Gallen.Im Toggenburgerkrieg war von Payer Rheineck zugesichert.

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1445. Die Oestreicher wieder in Rheineck; sie wollen den 11. Juni die 70 Mann starke Wache beiWolfhalden überfallen. Sie ziehen über Thal; werden von den Appenzellern aber bis vor die ThoreRheinecks und viele sind in den Rhein gesprengt. Da die Herren von Peyer Oestreich begünstig-ten, ziehen die Appenzeller und Rheinthaler den 30. December 1445 vor Rheineck; die Bürger flo-hen über den Rhein; nachmittags 3 Uhr zünden sie selbst an: Den obern Burgstock zündete dieBüchsenmeister der Peyer selbst an; er war Appenzeller von Urnäsch, der das Landrecht verwirktund floh. Die Appenzeller werden vom Hofgericht Rothweil in die Acht gethan. In die nämlicheAcht kommen 1454 die Rheinecker durch die Klagen einer Ursula Glorin. Da sie sich aber mit ihrvertragen, so wurden sie mit derselben «Willen und Gunst aus dem Unfrieden wieder in denFrieden gesetzt.» 1460 verkauft Jakob Payer alle Rechte im Rheinthal um 6000 fl. an die Appenzeller; jedoch mitVorbehalt der Rechtsstellung. Sie kommen aus den Acht. Oestreich begehrte zwar «Kehrung umdas Rheinthal – das Schloss Rheineck auch etlich Schloss, Gült und Zöll im Rheinthal»; aber esnützte nichts. Im Jahre 1481 verkauft der Herr von Mundprandt von Constanz die beiden Schlösser. Besetzung bei «Bernang» und Buchenstein ob Buchen bei Thal.

1061488 den 28. Brachmond zerstörten 2000 Appenzeller und 600 Rheinthaler das neue Kloster inRorschach. Die Eidgenossen kommen, die Appenzeller stellen sich 1700 bei Schloss Blatten, 600in Thal. Die Appenzeller müssen den Schirmorten die Herrschaft Sax und das ganze Rheinthalabtreten «nebst den grossen und kleinen Fässern», die sie da hatten. Die 7 Orte sind Zürich,Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug und Glarus. Der erste Landvogt war Dominikus Feldervon Zürich.Den Weinzehenden zu Buchen verkauften die Gebrüder Wilhelm und Jakob Blarer von Wartenseeder Kirche zu Thal um 50 Pfund Pfennig 1493.Den Zoll von Verschatz zu Rheineck, der nur 1494 Heinrich Gassner von Lindau gehörte, der esdurch Erbschaft von Hermann Hochdorf, dessen Tochter Margaretha Gügelin er geheirathet,brachte der Landvogt Heinrich Troger von Uri, durch Kauf an die regierenden Orte. 1495. Rheineck und Thal waren im Streit 1498 wegen Gerichtsmarken, Markt, Steuern, Pächten,Umgeld und anderen Sachen. Durch Schiedsrichter und den Landvogt Hans Ambühl vonUnterwalden als Obmann wurde er gelegt. Im Schwabenkrieg lagen 1499 in Rheineck 150 Mann von Luzern, Schwyz und Unterwaldenunter Hauptmann Melchior Russ jun. von Luzern. Eine Parthei Kaiserlicher versammelte sich 1499 in Lindau, fuhr im Juli Morgens früh gegen denalten Rhein. Die Besetzung von Rheineck eilte hinab, die Landung zu wehren. Die Feindestanden schon in Ordnung, 70 Mann nebst dem Hauptmann blieben, die übrigen nach Rheineckzurück. Der Landsturm ertönte. Die Feinde äscherten noch einige Häuser ein und kehrten über denSee zurück.Die Appenzeller wurden zum Dank ihrer Wache im Rheinthal in die Regierung aufgenommen.Von dem Herrn Mungrandt kauft Abt Franz 1505 um 5350 fl. die Burgen Rosenberg und Buchenstein.1520 brachte Abt Franz den trockenen Zehenden zu Buchen und Staad von Jacob Blarer vonWartensee um 2500 Gulden an sich. Anno 1524 war langer Streit zwischen Appenzell Ausserrhoden und den Höfen Thal und Rheineckwegen Kauf und Verkauf liegender Gründe; er wurde durch den sogenannten Letzibrief berichtigt.

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Nach diesem darf kein Appenzeller unter der Letzi (Gränzen) das heisst Rheineck und Thal, undkeinen von dort Höfe ob der Letzi im Appenzellerland mehr Güter kaufen, Lehen empfangen,Zinsbriefe darauf machen, ausser im Erbfalle.

107Die Landvögte verbieten den Predigern 1523 die neue Lehr. Pelagius Amstein predigt an denGränzen, er war früher Pfarrer in Goldach, jetzt in Trogen. Viele neigen sich zu ihm. Am 15.August 1528 kamen die von den oberen Höfen zusammen und erklären sich per Handmehr zumgrossen Theile für sie. Als der Landvogt Paul an der Halden von Schwyz und Pfarrer Winkler inRheineck das hören, berichten sie 5 katholischen Orten und die schicken Gesandte, die derGemeinde eröffneten «es sei gemeiner Eidgenossen Wille und Meinung, dass sie von der lutheri-schen Lehre abstehen, und bei den alten von Vater und Mutter fortgepflanzten Glauben verharrensollen. Berner und Zürcher Gesandte unterstützten die Reformation. Fortmüller Predikant kommt nach Altstätten.Pfarrer Winkler einer der heftigsten Gegner der Reform brachte es beim Landvogt daher, dassBefehl gegeben wurde, nach den 2 Predigern zu fahnden. Den 8. November 1528 Versammlungin Marbach. Beinahe ganz Rheinthal reformiert. Oberried ausgenommen. Nach der Schlacht von Kappel kommt der neue Landvogt von Zug mit Begleit auf den HütenTannzweige ins Rheinthal. Viele treten zur katholischen Religion zurück, die Pfarrhäuser müssenden katholischen eingeräumt werden. Der Pfarrer von Marbach und von Thal muss flüchten.Obrigkeitliche Verordnung betreffend der Fische von Rheineck und dem Garnverkauf zu Thal undSt.Margrethen. Die ersten erhalten einen Fischerbrief; den beiden Höfen wird das Garnverkaufenam Dienstag, Mittwoch und Donnerstag durch einen Marktbrief für Rheineck untersagt.

1568 Rheineck und Thal hatten von jeher offenes Hof- und Bürgerrecht. Um allen Streit vorzu-beugen, der wegen Annehmen neuer Bürger und Hofleuten entstehen könnte, machten sie einenVertrag, dass künftig jeder Theil neue Bürger und Hofleute annehmen möge, dass aber dieserweder in der Stadt, noch auf den Hof ziehen möge ohne Bewilligung der Gemeinde. Ein Hofmannder gen Rheineck zieht, soll der Stadt geben 1 Pfund und 1 Viertel Wein am Urbanstag auf denGassen, auch der Stadtammann ein Viertel Wein in halbem Krug. Auch sollen die Bürger oderHofleute vor 5 Jahren keine Lehen geben, ausser den neuen der Hofleut. Von den regierendenOrten hat Rheineck und Thal 1593 den Buchsee um 50 Gulden gekauft. Beschwerden vonReformierten. Gesandte von Zürich, Luzern, Schwiz und Glarus in Rheineck. Abgesandte desAbts St.Gallen 1608. Zwist zwischen Rheineck und Thal 1623 und der Stadt St.Gallen, die Steuer des Spitals Linsebühlund andere Bürgergüter betreffend werden vom Landvogt verglichen. Bewachung des Rheinthals bei Anlass des Durchgangs östereichischer Truppen nach Italien. Posteeiner in Rheineck. 1629. In der Rupplick der 4 Rheinthalergemeinden an der Tagsatzung zu Baden 1633 sagen sie: «undwie die jüdische Synagoge zu Rheineck ihre Religion mit Unterschrift ihrer Jugend, singen, lesen,beschneiden, Kopulationen und allen gehöriger Zeremonien frei und ungehindert ausübt, so ver-langen wir auch nichts mehr als diese freie Religionsübung.

1081648 erhalten die Rheinecker ihr Diakonat.

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1657 sondern sich 350 Haushaltungen am Kurzenberg von Thal und bilden 2 Pfarreien Heidenund Wolfhalden. 1662 erhält Rheineck die Erlaubniss, noch 2 oder 3 Jahrmärkte halten zu dürfen. 1680 entziehen die 5 katholischen Orte der Gemeinde Rheineck und Thal das Colaturrecht undübergaben es dem Landvogt im Rheinthal. 1694 Das Marktschiff um den Bodensee von Rheineck beladen mit 115 Malter Korn wird naheam eidgenössischen Ufer von Jos. Heinzel, freiwilliger Hauptmann, hinweggenommen. Landvogtfordert Rückgabe und Satisfaktion, die regierenden Kantone wiederholen die Forderung. DerKreiskonvent von Ulm bescheinigt Heinzels Vorgehen. Tagsatzung in Luzern, Schreiben an dieschweizerischen Stände, innert Monatsfrist Ersetzung und Genugthuung, oder Repressionen.Endlich vermittelt der Marktgraf von Baden, kaiserliche General mit 1500 Gulden die Sache. 1712 im Vilmerger Krieg erklärten sich im Rheinthal 1100 für die reformierten, 900 für die katho-lischen Kantone. 1713 theilten die beiden Confessionen in Thal das Kirchengut, die Katholiken 6529 Gulden 16Kreuzer, die Reformierten 13857 Gulden 32 Kreuzer. Diese hatten bishin mit Rheineck eingemeinschaftlich nur einen Pfarrer, der in Rheineck wohnte. Nun reichten sie einen eigene Pfarrei,der Pfarrer zu Thal erhielt 145 Gulden und 4 Saum 2,5 Eimer Wein bestimmt.Die 5 oberrheinthalischen Höfe erhalten 1710 gegen die Stadt Rheineck, von der sie um den Zollvon Sachen für den Hausgebrauch angefochten, ein Urtheil. 1723 werden die Gränzen zwischen dem Rheinthal und dem fürstlichen Land durch einen neuenMarkenbrief bestimmt. 1762 grosse Rheinüberschwemmung.1770 Vertheilung und Urbarmachung des Bauriedts, das nur saures Ried und Sumpf war, unter dieBürger von Thal und Rheineck. Ursache war die grosse Theuerung. 1780 Feuersbrunst in Rheineck, einige Häuser brannten ab. 1797. Rheineck öffnet unter gewissen Bedingnissen Fremden- und Bürgerrecht. Der Hof Thalerfüllt die Bewilligung, den 6. Artikel seines Erbrechts um einen Grad weiter auszudehnen, undsomit nach Kindskinder der Geschwister beim Leben zu lassen.

Revolutionszeit:Den 28. Jänner 1798 ein Aufruf im Rheinthal von allen Kanzeln. 200 Mann zur Vertheidigung desVaterlandes bereit zu halten. 3 Tage darauf Conferenz in Balgach, worin berathen wird, ob mandie Mannschaft stellen wolle oder ob man die Stände angehen solle, bevor man die Angriffe in deralten Rechte und Freiheiten abstellt, oder ob man bei den regierenden Orten bittlich dafür einkom-me. Am 5. Februar am Monstein allgemeine 4fache Conferenz, worin einhellig erkannt wird, dieBitte um vollkommene Freiheit ergehen zu lassen. Den 11. Februar ausserordentlicheLandsgemeinde in Bernang und Bestätigung der Beschlüsse am Monstein. Depütierte an den bei-den Stände Zürich und Luzern. Ausserordentliche Tagsatzung in Frauenfeld wegen Thurgau undRheinthal. Den 3. März Aussprechung der Freiheit für beide Landschaften (gieng schwer).Freilassungsurkunde. Den 26. März Landsgemeinde, Wahl der Landesämter.

109Den 27. März Schreiben des Ober Generals Brüne, eine untheilbare Republik zu bilden.Deputierte gehen im Namen aller östlichen in angefochtenen Stände an die französischenGeneralität ab, um, da alle Stände demokratisch geworden, zu bitten, von der Republik abzuge-hen. Als Antwort: entweder Waffengewalt oder Republik.

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Den 17. April Landsgemeinde in Rheineck; das Volk wild und stürmisch, Erstellung einesLandsturmes gegen die Franzosenfreunde und der Landeshäupter. Den 7. Mai Anmachen einerConstitution. Das Rheinthal machte 2 Distrikte des Cantons Säntis aus. Den 30. August Ediktschwur in allen Distrikten, mit Ausnahme von Oberried, wo derFreiheitsturm ungeheuer wurde, Sturmglocken beim Anmarsch der Regierungstruppen, Einneh-men des Dorfes.April 1799. Bald nachher rücken die Franzosen ein, Aufstellen derselben längs des RheinesOestereich entgegen. In Feldkirch wurden sie geschlagen, ziehen sich zurück; die östlicheSchweiz wird von den Oestereichern besetzt. Damit Aufhören der neuen Regierung. DasRheinthal blieb am längsten ohne Reorganisation. Abt Pancratius fordert aus Meererau den 21.Mai 1799 das Rheinthal auf, in der schwierigen Verfassung zurückzutreten, da er nächste TageBeamte sende, die Huldigung entgegenzunehmen. Die Huldigung unterblieb wegen Unruhen,dafür holte er mit Militärgewalt die Freilassungsurkunde.Die Rheinthaler senden Deputierte an Erzherzog Karl nach Kloten, um die Erlaubnis für eineLandesregierung. Es wurde eine provisorische Einrichtung getroffen nach der alten Form. Dr.Florian Ritter von Altstätten wird Landvogtverwalter, Johann Bösch von Rheineck Landschreiber.Das dauerte nicht lange, denn die Oestereicher fliehen nach der Schlacht bei Ziegelbrücke nachVorarlberg, Pankratius flieht, lässt die Freilassungsurkunde im Cabinet liegen; sie wird denRheinthalern zugestellt. Rheinthal kommt zu den helvetischen Einheitssystem. Die Gränzen längsOestreich stark von Franzosen besetzt, drückende Last dieser Truppen. Im Mai 1800 dringen dieFranzosen nach Deutschland. Dadurch Erleichterung für das Rheinthal.1802 Insurrektion gegen die helvetische Regierung im Kanton Waldstätten. Sie greift um sich;auch das Rheinthal schliesst sich nach der Landsgemeinde vom 23. September zu Altstätten anund kehrt zur Landesregierung von Anno 1798 zurück. Der General Sogg vermittelt die Rückkehrzur Ruhe den 19. Hornung 1803 wurde aus gewissen Distrikten des Kantons Säntis der KantonSt.Gallen gebildet.

Geographische Notitzen von ThalAuf dem Buchberg hatten die Edlen von Buchenstein ihr Stammhaus. Herrliche Aussicht auf demBuchberg zum steinernen Tisch genannt. Zu Buchen gehört das Dorf Haselried. Landsitze in Thalsind: Risegg, Blatten, Greiffenstein, Segelgass, Weinburg, unterm Stein, Rothes Huus, der grüneThurm, Trüetterhof, Wolfsgrub, Staufacker, Buchsteig. Das Bauriedt war Allmend zu Rheineckund Thal gehörig, 1770 wurde es urbar zu machen erkannt und unter beide Gemeinden vertheilt.Rheineck aus dem Tagblatt von der Stadt St.Gallen No. 120 den 24. Mai 1859.Man sucht von da die Vorberge des Bregenzerwaldes, des Winterstanden, Kainsfluh, Mörgelspitzeetc. Die höher gelegene ist die alte Burg. Sie wurde um 1100 von den St.Gallischen Aebten gebautund an Lehensmänner verkauft. Der erste Lehensmann war Conrad von Heiligenberg (eineGrafschaft in Schwaben zwischen Ueberlingen und Salmannsweiler). Anno 1112 brachte GrafRudolph von Ramsberg die Burg an sich. Wie lange sie in dieser Familie blieb, ist nicht bekannt.Im Jahre 1211 eroberte Rudolph, Edler von Arbon zu Handen Bischofs Werner von Constanz.

110Dagegen protestierte der St.Gallische Abt Ulrich IV. von Sax. Es entstand blutige Fehde, und daswar, dass Kaiser Otto IV. das Schloss zu des Reiches zog. Im Jahre 1244 gieng die Burg an denBesitz der Edlen von Rheineck (St.Gallische Edelknechte) über und 1248 finden wir die Burkard

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von Rinegge als ersten Pfründer zu St. Fiden und Dienstmann des Abtes Berchtold von St.Gallen.Die Edlen von Rheineck bauten ums Jahr 1300 für sich die vordere, dem Städtchen nähere Burg.Die ältere Burg gaben sie den Edlen von Thal (Untra, Untrach) zum Lehen. Unter diesen letzte-ren vermuthet man einen der manessischen Sänger, den «Thaler». Nach dem Absterben derEdelen von Rheineck brachten die Grafen von Werdenberg-Heiligenberg die Burgen an sich, inderen Besitz wie sie schon im Jahre 1338 finden. Der Appenzellerführer Rudolph vonWerdenberg-Heiligenberg-Rheineck verkaufte im Anfang des 15. Jahrhunderts dies Schloss anHerzog Friedrich von Oestereich. Durch Kauf gieng es 1430 an die Familie der Herren von Payerüber, welche seit 1412 im Besitz von Hagenwil waren. Diese Familie lieferte die letzten Insassender Burg von Rheineck. Anno 1446 verbrannte das Schloss sammt dem Städtchen im Kriege derEidgenossen gegen Zürich und Oestereich. Nach einer Constanzer Chronik wurde das Städtchendurch einen brennenden Lappen entzündet, den die Büchsenmeister der Herren von Payer um einezu kleinere Kugel gewunden hatte, und welche auf ein Dach fiel. In Mitte des 18. Jahrhundertswar eine umfangreiche Ruine der vorderen Burg zu sehen; sie wurde 1746 abgetragen. Nach Notizen von Ildephons von Arx und Dr. Schnars «Der Bodensee und seine Umgebungen».Aus der Rhein No. 65 den 27. Juni 1862Der Einfang des Fleckens Rheineck mochte um 926 nach Christus stattgefunden haben. Die obereBurg mochte, auf den Ruinen eines römischen Castells erbauten um diese Zeit schon bestandenhaben. Die Herren der Stadt Rheineck, sowie die obere Burg, waren die Grafen von Montfort,denen aber 1109 letzten den Herren Ramsberg abkaufte. Als sich das Haus Montfort um 1260 inzwei Häuser trennte, fiel die Stadt Rheineck dem Grafen von Werdenberg mit der roten Fahne zu.Die Ramsberg hausten bis 1300 auf der Burg, wie sie dieselbe an die Edlen von Untra (untereAach) Edle von Thal genannt verkauften, und die untere Burg bauten. Anno 1300 sind von derStadt Herren, die Grafen von Werdenberg, von den oberen, den Edlen von Untra oder Thal, vonder Untern die Grafen von Ramsberg. Die Payer waren im Zürikrieg auf Seite der Zürcher undwussten auch die Stadt auf ihre Seite zu ziehen. Darum wurde Rheineck von den Appenzellernerkannt. Dominikus Frauenfeld erster Landvogt in Rheineck 1490. Der unglückliche Landammann Sutervon Appenzell war 1760-62. Anno 1784 wurde er enthauptet. Das jährliche Einkommen desLandvogts mochte 12000 Gulden betragen, des Landschreibers 4000 Gulden. Der älteste Freibriefvon Rheineck ist vom römischen König Rudolph 1276. Dann folgte König Karl 1364, KaiserFriedrich 1408 und Kaiser Sigmund 1413. Die Erbauung der Kirche fand 1433 statt, wobei derGemeinde das Collaturrecht eingeräumt wurde. Im Jahre 1518 wurde der Chor neu gebaut, 1592der Glockenthurm ausgemauert und die Kirche erweitert. Bis 1713 hatten die Rheinecker keineneigenen Friedhof, sondern wurden in Thal beerdigt.Der durch das Dorf Staad fliessende Bach trennte das äbtische Amt Rorschach vom Rheintal..

111Im Jahre 1722 geschah der Neubau der Kirche für 8264 Gulden 34 Kreuzer eine neue Glocke von2390 Pfund Gewicht für 1314 Gulden. Die Trennung des Kirchengutes von Rheineck und Thalgeschah 1725. Ersteres erhält eine Ablösungssumme von 150 Gulden. Anno 1856 richteten der Gstaldenbach und Steinlibach bei Thal in der Rhode Buchsteig,Feldmoos arge Verwüstungen an. Ille terrarum mihi proeter omnes angulus ridet. Hoartius – fürThal passend. Wuhrausgabe für Thal und Rheineck am Rhein anno war 247 Gulden 57 Kreuzer.Das Klösterli Wolfsgrub soll nach der Wolfssage ein Herrenkloster gewesen sein, woher an

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Sonntagen das Metteläuten in der Pfarrkirche kommt. Sie mussten dann in dieselbe und die Mettebeten. Das Zweiläuten kommt von einem furchtbaren Hagelschlag. – Die Regierung musste denMessmer zahlen. An St. Ulrichstag kamen die Höchster mit Kreuz. An St.Georgstag kamen dieTübacher, Rorschacher, Goldacher mit Kreuz.Schriften für die Schule:Unter den wenigen vorhandenen Urkunden ist eine Testamentsabschrift,die den Bartholomä Diezi, Hofammann zu Thal, am 5. März 1656 fl. 500 vergabte, wovon derjährliche Zins einem katholischen Schulmeister übergeben werden müsste: «damit er Sommers-und Winterszeit die Kinderlehre beten, schreiben, lesen, singen etc.» In der von Herrn Pfarrer Näfanno 1759 errichteten Schulurbar ist Bartholomä Diezi als erster Stifter der katholischen Schulezu Thal bezeichnet. Von den nach Buchen bezahlten Lehrerentlöhnungen fällt die erste der aufge-fundenen in das Jahr 1700. Der Lehrer in Thal erhält im Jahr 1683 fl. 40, 1700 fl. 100, 1817 fl.158, 1836 200 fl., 1850 220 fl. Er ist auch Organist und Musiklehrer und bekommt hiefür 1700 fl.25, 1818 fl. 100, 1850 130 fl. Jener in Buchen bekam für jede Woche 1 Gulden.

112Das Schulgut bestund nach Zinsrodeln anno 1683 in 983 Gulden 44,5 Kreuzer, 1700 3080 Gulden,1750 3786 Gulden, 1800 4743 Gulden. Im Jahre 1816 wurden ohne die vorhandenen 2Schulhäuser vertheilt 4206 Gulden 4 Kreuzer, Thal erhielt 1988 Gulden, Buchen 2218 Gulden.Thal verkaufte sein Schulhaus am 28. Februar 1690 um 490 Gulden. Jenes in Buchen wurdegekauft am 20. April 1697 für 140 Gulden. Eine Instruktion vom 28. August 1707 für den Lehrerin Thal sagt: 4. «Solle die Schul Morgen umb 8 Uhren und zu Mittag umb 11 GeEndet werden. Nachmitag An-fang umb 1 und sommerzeit 3 1/2 sich Enden, ferner soll H. Schulmeister Auftragen werden, des-sen schuldig jenige Kinder so Speissen mit Namen zuo Mitag in der Schulstuben Speissen gelas-sen». 6. Wann 6 Kinder sollen verbunden sein Schuol zuhalten, wo aber nit sol er die verordneteAmbtleuth anfragen sonst nit aufhören.8. Unparteyisch in den Lehr verfahren, und so unsaubere Kinder oder zuestendige sich in derSchuol befinden würden den verordneten Ambtleuthen anbringen.9. Durchauss dem Katholischen Wessen und dem Schuolhaus guot Aufsicht halten, so etwas man-giert gehörigen Orths anbringen.10. soll Ihme von der Katholischen Schuol fl. 100 allwegen in 4 Jahres-Terminen und Wegen derPfarrkirchen Orglengelt fl. 25 jährlich Bezahlt werden.11. Und Schliesslichen solle er Jährlich anhalten. Ist auch nit ohne examen zue beurlauben.Dem Herrn Pfarrer Johann Nef ist jedenfalls die Errichtung des 1759r Schulurbars zu verdanken.Anno 1686 wurde in Thal ein neues Schulhaus für Sommer und Winter gebaut.1686 wurde in Thal ein neus Schulhaus für den Sommer und Winter gebaut.

113Aus Chronik der Denkwürdigkeiten der Stadt und Landschaft St.Gallenvon August Näf 10. und 11. Lieferung 1861Risseck Seite 756Im Schwabenkrieg landeten im Jahre 1499 zu Staad 3000 Mann feindlicher Truppen unter GrafIta Fritz von Zollern und Dietrich von Blumenegg und verbrannten Risseck nebst vielen anderenHäusern. Der Hof Riseck gelangte kaufweise an Georg Zollikofer von Altenklingen zu St.Gallen,

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der 1599 darüber zu Gunsten seiner Kinder verfügte. Er war 1578 von Kaiser Rudolph I. in denReichsadelstand erhoben worden. Sein Sohn Leonhard von Zollikofer erbte im Jahr 1600 dieseBesitzung und liess daselbst im Schloss mit 4 Eckthürmen erbauen, das nach seinem 1631 erfolg-ten Tode seiner Witwe besass und dort 1634 starb. Von einem der nachfolgenden Besitzer kaufte die Abtei das Schloss und Liegenschaften und AbtLeodegar verkaufte dasselbe 1696 den Klosterfrauen zu Wonnenstein bei Teufen, um ihr Klosterdahin zu versetzen. Allein die Rheinthaler machten von ihrem Vorspruchsrecht Gebrauch undzogen die ganze Besitzung, damit kein Kloster entstehe, durch Uebernahme des Kaufs zu eigenenHanden.Im Jahre 1764 wurde von einem kaiserlichen Offizier, Gallien von Rissegg, der Besitzer unterdem Titel eines ursprünglichen Familieneigenthums, angesprochen und zuerst der Magistrat vonSt.Gallen, dann sei dessen Ablehnung der Abt um seine Mitwirkung begehrt, welcher inErmangelung rechtsgültiger Beweise die Angelegenheit abweisend erledigte.In neuer Zeit gelangte das Schlossgut an die Familie Rüst von Thal, aus welcher Remigius Rüstvon Riseck, Adjutantmayor eines französischen Schweizerregiments, durch seine militärischenLeistungen sich auszeichnend, 1824 von König von Spanien mit dem St. Ferdinandsorden deko-riert, später in seiner Heimat zum Oberst und Präsidenten des Kantonsmilitärgerichts ernenntwurde. Rheineck Seite 732Rinegge, später Ryneck, dann Rheinegg war ursprünglich im meistens von Fischern undSchiffleuten bewohntes Dorf, daher Fischerhausen (Vischerhusen) genannt, welche Benennungspäter noch der alten Malstatt, wo das Landgericht der Herrschaft Rinegg vor der Stadt in offenerReichsstrasse gegen Altenrhein gehalten wurde, geblieben ist, und auch in einer zum letzten Ortgehörigen Häusergruppe sich bis in die neue Zeit erhalten hat.Die Angabe, dass Rheineck unter diesem Namen schon im Jahr 705 in einer Vergabung der Grafenvon Werdenberg an die Abtei vorkomme, und dass Fischerhausen, vor das Landgericht abgehal-ten wurde, dem Stift Schänis gehört habe, beruft deshalb auf Irrtum. Die Vergabungen des Grafenvon Werdenberg sollen in einem späteren Periode gewesen sein. Die Grafen schreiben sich erstMitte des 13. Jahrhunderts so, und es sind keine Urkunden vorhanden, welche so früh des OrtesRheineck erwähnen. Das dem Stift Schänis gehörige Fischhausen ist bei Kaltbrunn und kommtfreilich auch unter dem Namen Vischerhusen vor.

114Die Burg, die alt Rinegge kommt früher vor, ehe die Ortschaft diesen Namen trägt. Ihre Erbauungwird in das 11. Jahrhundert gesetzt und Abt Ulrich II. zugeschrieben; den manche in dortigeGegend gelegene Besitzungen gehörten den Alten, die auch früher schon daselbst Steingärtenbesass, während die Oberherrlichkeit über diese Landschaft als Reichslehen in den Händen desGrafen zum Heiligenberg sich befand, und die Lehenschaft über den Berg, auf dem die alteRinegge stand, behauptet das Hochstift Constanz. Ohne Einwilligung dieser beiden hätte derSchlossbau kaum stattfinden können, doch erlangte diese Abt Ulrich III. um so leichter, als er denBischof Arnold von Constanz, einem Bruder des Grafen Heinrich zum Heiligenberg, im Jahre1092 Hülfe zur Besetzung an das ihm streitig gemachten Bisthum leistete, und hierauf die Burgselbst dem Konrad von Heiligenberg als Burglehen verlieh. Graf Conrad überliess dieselbe mit derHerrschaft zu Anfang des 12. Jahrhunderts dem Grafen Rudolph von Ramsperg im Linzgau, demAbt Conrad von Petershausen 1163 auch die unterhalb der Burg gelegener Weiden bis vor die

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Einmündung des Rheins in den See bei Rynisgemünde bestandsweise überliess, mit Vorbehalt derbischöflichen konstanzischen Lehensrechte. Von diesen kam die Herrschaft Rinegge an die Grafenzu Montfort, von diesen die Burg allein wieder an die Abtei zu Ende des 12. Jahrhunderts. In denKriegen zwischen Bischof Werner zu Constanz und Abt Ulrich VI. liess erstern durch seinenNeffen, Edeln von Arbon, der Abtei im 1209 die Burg Rinegge entrissen und dem Kaiser Otto II.übergeben. Der Kaiser zog die Burg zu des Reichs Handen und dieselbe besetzt bis er 1212 in denBann verfällt und König Friedrich gewählt wurde, den sie dem Abte Ulrich für wichtige Dienstewieder zustellte. Dieser beklagte damit einen seiner Dienstmänner, da sich mit einenNachkommen davon herschrieb.

Das Städtchen Rheinegg finden wir als Ortschaft unter diesem Namen zuerst erwähnt in derStiftung der Johanniterkommende Feldkirch 1218 durch Graf Hugo von Montfort, der hiefürBewilligung ertheilte, in seinen Herrschaften und Orten Bregenz, Feldkirch, Rinegge und anderenBeisteuern einzusammeln. Bei der Theilung der Montforte kam die Herrschaft Ryneck und dieGrafen von Montfort-Werdenbereg, die sich Jahrhunderte in deren Besitz behaupteten. Rheineckkam unter ihnen in gute Aufnahme. Es erscheinen in ihm adeliche Geschlechter der Altdorfer,Held von Heldsberg, von Brug und war der Freiheitsbrief von Kaiser Rudolph I. 1276. – Obschon die Herrschaft Rheineck, wozu ein grosser Theil des untern Rheinthals und auch dieStadt unter diesem Namen fortan herkommt, bestand doch noch die frühere Ortsbenennung, denn1291 entschied das Landgericht unter den Landgerichten Rudolph von Güttingen «zuVischerhusen» an dem Landtag einen Streit zwischen denen von St.Gallen und von Rynegk wegenVerschatz auf dem Rhein (Rheinzoll).Gegen Ende des 13. Jahrhunderts wurde die «neue Rinegge» gebaut, ob von den Grafen vonWerdenberg oder den Edeln von Rinegge ist unerkannt, aber gewiss ist, dass Johann von Rineggezur gleichen Zeit das Lehen der alten Burg dem Dietrich von Untra, aus dem Geschlecht der Edelnvon Tale mit Bewilligung der Abtei von St.Gallen einlief und in das neue Schloss zog. RitterJohannes von Rineggen vergabte 1320 dem Kloster Magdenau seine Eigenthümer, die HöfeWalzenhausen und in der Insel, nebst Weingärten bei der Vorburg; ferner schloss 1323 vor OrtHiltegold von St.Gallen als Lehnherrn einen Güterkauf, und während die Urkunden hierüber ihnunter obigen Namen bezeichnete, führte sein daran hängendes Sigel

115die Aufschrift: Johannes de Reinek, und im Wappenschilde einen Löwen in einem Ring stehend.Durch die Art und Weise wie in Rheineck der Rheinzoll bezogen wurde, fanden sich die Bürgerdes Rheinthals, sowie Lindau, St.Gallen etc. so stark beschäftiget, dass ein Rechtshandel entstand,den 1311 das Landgericht zu Vischerhausen dahin entschied: es sollen die Bürger von Rheineckkünftig keinen Versachatz/Rheinzoll entheben, ausser von trokenen Gütern. Graf Albrecht vonWerdenberg gieng zeitweise des Besitzes der Herrschaft Rheinek verlustig. Er bewirkte aber 1334 die Beihülfe des Grafen von Hohenberg, die mit Bischof Albrecht von Con-stanz, dessen Vater Rudolph und sein Bruder Hugo ihm gelobten, dass wenn ihnen die Vesten zuRheineck Stadt und Burg überantwortet würden, selbige um 1000 Mark Silber zu überlassen.Wirklich finden wir Albrecht 1338 wieder im Besitz der Herrschaft und im Kriege mit der StadtConstanz und ihren verbündeten Reichsstädten, daran Kriegsleute im August dieses Jahres derUmgebung Rheineck’s verwüsteten, da es ihnen nicht gelang, die Stadt und Burg einzumehmen.Kaiser Ludwig ertheilt Rheineck 1340 das Privilegium eines Wochenmarktes auf den Mittwoch.

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Graf Albrecht erlangt vom Kaiser Ludwig die Wiederlösung 1343 den Kirchensatz von Rheineckund Thal.Die Edeln von Rheineck sind Mitte des 14. Jahrhunderts nicht mehr in Rheineck, sondern inEppishausen im Thurgau. Im Jahre 1358 ertheilt Junker Rudolph von Rinegge einem seinerHerrschaftsleute die Bewilligung zu einer Jahrzeitstiftung. Er verkauft 1360 den Hof Egg und denGeostenholz an Conrad von Horchenthal. 1360 ist Otto von Rinegge Domherr und Generalvikarvon Constanz. 1372 verkauft Elisabethe von Rinegge (Rudolphs Tochter) und ihr Gemahl RitterEglof von Rorschach Schloss und Herrschaft Eppishausen dem Heinrich von Helmsdorf. VorAblauf des 14. Jahrhunderts stirbt die Familie der Rinegge aus. Die alte Burg Rinegge war an dieEdlen von Steinach gekommen, und Wilhelm verkaufte den dazu gehörigen Weingarten 1377 sei-nem Bruder Conrad von Steinach Leutpriesten zu St. Lorenz. – (Siehe unter 1392).Anno 1388 verwendet sich die gesammte Bürgerschaft für ihren wegen Todtschlag in der Gefan-genschaft Rudolphs von Rorschach gerathenen Mitbürger Konrad Sitz und erlangte dessen Los-lassung unter eidlichem Gelöbnis, das Land 8 Meilen in Umkreis nimmer zu betreten, bis er gänz-lichen Begnadigung erlangt haben werde, wofür die Bürgerschaft ihre Mitwirkung zusicherte.Herzog Leopold erwirkt 1379 von König Wenzeslaus die Bewilligung der Stadt und BurgRheineck an sich zu lösen. Die Bürger halten die verschuldeten Grafen von Werdenberg wider-holt. Graf Heinrich verpfändet seine Zölle, Gefälle und Steuern seiner Bürger von Constanz für1500 Pfund Heller. Die Bürger übernehmen die Bürgschaft für wichtige Verzinsung diesesKapitals, und da sie sich später diese Pflicht entheben glaubten, kommen in Acht und Bann, undkönnen die Lösung nur mit grossen Kosten bewerkstelligen. 1392.

116Anno 1395 belagert Herzog Leopold im Felde mit dem Grafen von Werdenberg-Rheineck miteinem Herrn der Stadt 11 Tage, worauf sie nach einer Thädigung samt der Herrschaftsrechten demHerzog übergeben wurde, der 1397 ihre Freiheiten bestätigte und die Huldigung vernahm.An alle bisherigen Rechte mit Rheineck verzichten 1403 die Grafen Albrecht, Rudolph und Hugovon Werdenberg zu Gunsten Friedrichs von Oestreich, die 1404 seine Rath Herren Gremlich dieBurghut der Veste Rheineck mit Besoldung und jährlich 400 Pfund Heller übertrug. Die alte Burgblieb in Ruinen, Hans und Conrad von Ainwille 1413 und Hans Keller von Arbon 1419 die alteRinegg mit Weingärten als Lehen der Abtei von St.Gallen, welche zur nämlichen Zeit der Klaravon Steinach, Wilhelms von Zwingensteins Witwe, die Lehen und der Höfe und Güten zu Eichemund Eschenmoos, oberhalb dem neuen Thurm zu Rinegg bestätigte.1433 stifteten Albrecht Schöny, Burger zu Lindau (Hauptstifter) und andere eine Frühmessereiund Kaplanei für die St. Jakobskapelle zu Rheineck in der Pfarrei Thal, zugleich als Helferei fürletzten; diese Stiftung bestätigte im Namen des Bischofs Otto zu Constanz dessen Generalvikariat.1438. Die Einwohner von Thal waren bishin Gerichtsgenossen von Rheineck, wo das hohe undniedere Gericht für beide Gemeinden gehalten wurde, auch ein Vogt und Ammann wohnte,während zu Thal ein Keller für das Kelleramt funktionierte, Längen andauernde Masshaltigkeitenüber gegenseitige Gerichts- und andere Kompetenzen führten in diesem Jahr mittelstSchiedsgerichtliche Erkenntnis zur Ausscheidung in 2 Gerichte mit Ausmarkung ihrenGerichtskreise für niedergerichtliche und Gemeinds-Angelegenheiten.Die Payer führen nach 1445 Klage gegen die Appenzeller beim kaiserlichen Hofgericht, kommenzu keinem Ziele, verkaufen endlich 1460 alle Rechtsamen dem Stand Appenzell. 1490 kommt esan die alten Orte. Reinegg ist Sitz des Landvogteiamtes, eine der beiden Hauptstätte und

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Obergerichtsorte der Herrschaft Rheinthal. Die Fohrgerechtigkeit und der Verschatz auf demRhein, letzteren zu 2/3 Reichs und 1/3 Abt St.Gallen. Lehen, in Folge der Zeit an Privaten über-gegangen, erkauften 1493 die 7 Stände.

Beim Ausbruch des Schwabenkrieges wird 1499 eine Grenzwache von 1000 Walliser und 250Mann äbtischer Truppen in die Stadt beordert, welche am 20. Februar über den Rhein setzten, das3000 Mann starke schwäbische Lager bei Höchst erstürmten, die Feinde zum Rückzug nöthigtenund grosse Beute an Geschützen, Munition und Waffen nach Rheineck brachten. Dagegen wur-den 70 Mann im Juni bei Buchen erschlagen, mehrere Häuser vor der Stadt, am Bach verbrannt. Der im Wintermonat 1528 vorgenommene Einführung der Reformation schliesslich schloss sichdie ganze Bürgerschaft von Rheineck mit Thal an. Auf den Wunsch derselben wählte der Rath derStadt St.Gallen zum ersten Prediger für beide Gemeinden den Jakob Rheiner von St.Gallen, derim Januar 1529 sein Wirken begann. Am 23. Juni dieses Jahres vereitelte die Wachsamkeit derBürger von Rheineck beim Anrücken eines zur Einsetzung des Abtes Kilian mittelst Ueberfalleder Stadt und Landschaft St.Gallen bestimmte Herren. In Rheineck läutet man Sturm, überallkommt der Landsturm, Graf von Hohenems wird genöthigt, sich zurück zu ziehen, nachdem ersein grobes Geschütz doch unschädlich, gegen Rheineck losgebrannt.

117Die 1532 durch die Gesandten der Stande vorgenommene Einführung des Landfriedens zwischender katholischen und reformierten Ständen veranlasste die Aufstellung einer Wegelateins überAngehörigkeits- und Nutzniessungsweise von Kirchen und Pfarrhäusern und die Stiftungen zwi-schen beiden gesonderten Confessionstheilen der gemeinschaftlichen Pfarrei Rheineck-Thal. DieEvangelischen Genossen wurden genöthigt, den Pfarrer Steiners wegen seines Eifers abzudanken,sowie sich grosse Beschränkung in Ausübung der Seelfrage und des Gottesdienstes gefallen zulassen. Die reformierten Pfarrer in Rheineck hatte auch Thal zu befragen. Das Collaturrecht standden evangelischen Kirchgenossen zu und wurde vom Rath Zürich nach einem eingereichtenDreiervorschlage vorgenommen. Im Jahr 1591 wurde beinahe ausschliesslich durch Privat-betheiligung die Evangelischen Rheinecks (ausser jeder Stand 2 Frauen) eine neue Kirche erbaut.Im Anfang des 17. Jahrhunderts standen Handel und Gewerbe im schönsten Flor in Rheineck,besonders die Spedition und der Holzhandel, welches in Flötzen aus dem Oberlande kam.1645-48 gründeten die Evangelischen in Rheineck ein Diakonat mit Realschule, und sichertendessen Fortbestand durch Erstellung eines Stiftungsgutes, wofür in Zürich und St.Gallen durchBeitrag zur Verwendung bei den regierenden Orten einkamen. Den Bemühungen evangelischerStände war es nicht möglich, weil sie in Minderheit waren, die von den 5 Orten vorgenommenWeg näher des bisherigen Collaturrechtes den evangelischen Pfarrer Thal-Rheineck rückgängig zumachen. Es wurde die Willkür des jeweiligen Landvogtes überlassen, was manche Gährung ver-anlasste. Im Jahre 1722 unternahm Rheineck den Neubau der Kirche mit 8264 Gulden, beideKonfessionsgenossen verglichen sich über bauliche Einrichtung und Benutzung.Als im folgenden Jahr die evangelischen Kirchgenossen von Thal und Lutzenberg die Rheineckervon der Benutzung der Kirche in Thal ausschliessen wollten, weil 1716 einen eigenen Pfarrergegründet, und Rheineck eine eigenen Pfarrer und Kirche habe und hiebei auch denKirchgutsangehörigkeit in Frage kam, entstand von heftigen Spann, der zu Gunsten Rheinecksausfiel, und 1720 entschieden die evangelischen Stände auf einer Tagsatzung, es sei dasKirchengut von Thal gemeinsam als Eigenthum der Kirchgenossen von Thal, Rheineck und

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Lutzenberg unvertheilt zu lassen. 1730 stiften die Evangelischen zu Rheineck aus freiwilligenBeiträgen eine Freischule mit 2 Klassen.1740 verbrannten in Rheineck 2 Häuser, 1780 am 13. März 8 Häuser und 6 Scheunen und 1Torkel. 1770 Austreten des Rhein und wiederholte Ueberschwemmungen, in diesem und folgen-dem Jahr Noth und Theuerung. Desswegen 1770 am 27. Februar Vertheilung des Baurieds unterLandvogt Graber Zürich.In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts Erbauung des Löwenhofes. Anno 1771 kauften dieStände das Zoller’sche Haus von der Stadt, statt des baufällig gewordenen Amtshauses. Zur Zeitder Revolution 1798-1803 hat Rheineck viel zu leiden durch Gränzbesetzung, durch wirscheEinquartierungen; oft Beschädigungen durch östereichische auf die Franzosen gerichtete Kugeln,wovon mehrere Gebäude beschädigt und die Bewohnung zum Auszuge genöthiget wurden.1809erfolgte die abschliessliche Trennung von Thal und dortigem Kirchengut durch Auslösung von5300 Gulden.

1181816-17 Ueberschwemmungen und Hungersnot. Am 24. Januar 1828 stirbt Jacob Laurenz Custerehemaliger Finanzminister, der sich viele Verdienste um Rheineck erworben durch dieArmenfondstiftung der evangelischen Armen des Rheinthals 1811, Hülfe anno 1816-17, dannnoch spezielle Armen- und Schulzwecke.König Sigmund bestätigt 1415 dem Freiherrn von Jüngingen und Hans von Bodmann diePfandrechten der Gerichtsbarkeit über Rheineck, Thal, Höchst; mit Vorbehalt, dass Schloss undStadt Rheineck die Kirche offen Haus bleibt; der Herzog Friedrich von Oestreich die Wieder-lösung dieser Pfrundschaft gestattet sein unter der Bedingung: «wenn der Herzog thut, was ihn derKönig heisst.» Im Rheinthal besassen unter der Landeshoheit der regierenden Stände in Thal,Rheineck: a) das Kloster St. Katharina: Höfe und Güter zu Thal. b) ein jeweiliger Landvogt: dieGerichtsherrlichkeit zu Rheineck und Thal. c) Nichtrheinthalische Partikularen waren im Besitzder Schlösser und Höfe Risseck, Greifenstein, Blatten bei Thal, Bufflers Hof? Thal sandte an dieevangelische Synode von St.Gallen vom 20. December 1530 ebenfalls 2 Mitglieder.

Adliche Familien, die nach Thal vergabten und im Anniversarium von 1489 vorkommen:1. Wilhelm Blarer de Wartensee de omnibus decimis, quas porredit in Buchen con ano plaustrostraminum 5 S. dori annuatem rectori eclesiae in Tal.2. Rudolphus in dem bomgarten, qui statuit anna atim dari plebano hujus ecclesiae 1 S. de quo-dam agro sito uf dem grindel in lustnow.3. Hermmannus de Hochdorf qui statuit pro salute omniae suae et else axoris suae 3 S.4. Hug von mültobel qui constituit pro salute animae suae et uxoris suae zezubergut agrum eccle-siae, de quo Cenetur, praecatores persolvere plebano annae 3 S. Item statuit 1 S. plebano de curia ab der staig.5. Hans zu der burg alias Honggler et anna murerin de St.Gallo statuerant due quartalia vini rubei.6. Regnoldus de schonrüti. 18.7. Hermannus de höchst et Adelhaid de Ramsperg dari statuerunt vinem solidum de podio suoWichenstein.8. Johannes dictus Steinbrunn et Katharina Gagger 1441 (p. 18).9. Eberhardus de Buchstain et Clara de Sulzberg. (p. 32). Erhard starb 1358.10. Dornina Anna de Wangen et Wolfhardus filius ejus armiger. (p. 34).

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11. Henrius, Dietrich et Rudolphus de Untrach fratres (p. 40).12. Elsa de Mültobel pro salute anomae hantzlis de Mültobel viri sui.13. Aberlinus fanuclus dominorum dictorum Payer in castello Rinegg.14. Ulrich de Hochdorf15. Henrius de Sulzberg pophesor rector ecclesiae in Goldach et richla soror.16. Ulricus von Stein pro salute annae Telicofer, uxoris primae, et barbara Hänlin 2dere,Dorotheae von Stein aus der Sammlung zu lindor sororis german 1493. (p. 75).

119 17. Ruff von astauh dictus Kessler (p. 84). Dominus abricus d’Utwila miles et uxor sua Anna(p.26)18. Haintz an den Platten b. Buchen (p. 89).19. Hanricus von Mültobel (p. 98). 20. Herman ze Prenden (p. 102).21. Rudolphus de Sulzberg anniger qui legavit... de areae suae in Goldach. 22. Obit Johannes dictus Stammbrunn et Ursual de Wilerzowen asor ejus et Johannes filius ejus,qui statuerunt de domo lapideasua in Rinegg.23. Burckardus Luphengürtel Adelhaid von Almisperg...

Alte Geschlechter, die im Anniversar vorkommen:Mällin (melli) 1488, Schellin 1488, Sunderegger 1488, Schinder von Rheineck 1507, Schwanz1507, Berger 1488, Wiser 1488, Burkhardt, Fürstein uxor Christoph Haw, Ulrich Zidler, Briefinn,Gelbszand oder Gelbfrand alle 1488, Hartmann alias speri 1463, Höchster axor 1463, Haller 1463,Köppel Köplin 1414, Ruttiner 1479, Wazzenbrunner, Bankholtz nach 1433, Tobler 1461 (p. 31),Spiser 1461, Luggis, Nostler, Keller zu Brenden uff dem Buchberg, Leonhard Speri, Rudin Mäschet else frickin, Johann Kölb de Thal, Johannes Schmid et Adelhaid Hophelberger 1477, Tanner,Engler, Johannes dictus Stammbrun 1441, Eberle Huw., Hermann Schambler, Heinrich Huss1479, Ulrich Zünd molitor in Bischofhofen uff Haicon, Johannes Fluri, Uli Binder von Grufegg1414, Uli Stump de Buchen 1440, Schurtanner, Heiwich Häiler, Heinrich Kaufmann de Rinegg,Petrus Menler et Elsa Hänni 1511, Johannes dictus Custer, Uli Wettach de Rinegg 1473, JohannZoller de Rinegg 1498, Hanricus Rüst, Göchin 1482, Johannes Keldi ze Buechen, Walti Bösch vonRinegg, Bernhard Bösch 1481 (p. 31), Johann Haber in Buchen, Rudolph Rasz, Elisabeth Lütolt,Johannes Nagel 1400 (p. 33), Johann Hertenegg 1502, Heinrich Koch 1464, Märck Klinbert,Schilin, Fluri Johannes Pengel de Rinegg 1441, Johann Gugger, Elsa Greggahofer de torquilen1492, Johann Gasser, Heinrich dictus Sehleher de Rinegg, Johann Klein alias Schelleli 1470,Johann Heillos cognominatus 1508, Engler (nach 1433), Verena Rieminn de Rinegg, GeorgStuckli 1473, Heini Benziger 1492, Johannes Fluri de Rinegg hospes, Niederer 1441 und 1416 (p.80), Uli Rebknecht de Rinegg, Hanz Lischer Vischer, Heinrich Messmer 1473, Bumann, Welti amBischofberg 1471, Hermann Jüstrich de Rinegg, Johann Fridank, Kehler, Bommer, Buhofer,Bacher, Keller de Thal, Brunner, Johann Gillimob, Werli Dietrich, Jösler (Buchberg), Jägli 1498,Ulrich Wagg, Hermann Zegrenden, Bumann, Gall Lopacher 1501, Regeschin (p. 107), Mäser (p.107), Phudler (p. 108), Scherm de Rinegg, Georg Peter de Lutzenberg, Johann Krenzlin, Almigerde Rinegg, Hermann Bergmann, Koch, Rühmann, Rüst dictus Muh, Uli Brügel, Berger 1492,Torenbürer 1502, Bärweger 1496.

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120Aus August Näfs Chronik 1863(p. 844 und 45) Winkelbach ein hinter dem Dorf St. Fiden, zwischen diesem und der Steinachgelegen, wurde 1520 von Geistach Winkler, einem Priester aus Welschtgrol, zugleich Doktor derRechtsgelehrtheit und fürstlich St.Gallischen Rath gekauft, und er nannte es Winkelbach.Als heftiger Gegner der Reformation, deren Einführungen durch Conterversprengten und weltli-chen Dingen als Beamter des Alten zu finden suchte, machte sich bei Bürgern und Landleutensehr verhasst, es wurde ihm die Stadt bei Strafe verboten und Schlimmeres widerfahr ihm von denTablatern, die, nachdem sie von seinem dem Abte ertheilen, von diesem jedoch zurückgewiesenerRathschlag, das Verbreiten der Reformation in der Landschaft als Rädelsführer fangen und hin-richten zu lassen, Kunde erhalten hatten, 1525 im März zahlreich in seine Bürglein Winkelbachdrangen, darin alles zerstörten, ihn aufsuchten und in seinem Versteck erst nach 3 Tagen fanden,weil er zufällig vor einem der Spiesse, mit denen sie die Böden durchpochen, getroffen, durcheinen Schrei sich verrathen hatte. Durch langes Suchen noch mehr erbittert, drohten den Tablatern,nicht allein den durch Winkler, sondern auch der Schirmortenhauptmann, da ihn ihren Händenentreissen wollte, zu erstechen und lieferten ihn nur ungern aus, als die Hauptleute der umliegen-den Gemeinden falsches erlangten, um denselben dem Abt Franz im Einverständniss mit demSchirmorten zum Untersuch der gegen ihn vorgebrachten Beschuldigungen zu übergeben, dem erbald wieder entlassen ward.

Aus Näfs Chronik: Thal 848In diesen dem Reiche zuständigen Hofe befand sich schon 1163 eine Kirche, deren Pfarrer als Ur-Bundeszeuge vorkommt; ihr Kirchensatz und Patronat war ebenfalls Reichslehen, meistens, wiedie Gerichtsherrschaft im Anfange dieses weitläufigen Hofes, im Besitz derjenigen Edelleuten,die mit demselben jeweilen vom Reichsoberhaupt belehnt worden waren; da sie nicht im Orteselbst wohnten, sondern die Verwaltung des Hofes mit beträchtlichen Güterzugehören, samt dor-tigen Gerichtspflege, Verwaltern, Keller genannt, überliessen , so trug auch der Reichshof in Thallange Zeit den Namen eines Kellenhofes.

Im Jahr 1341 am Sonntag vor Mathäus, verpfändete Kaiser Ludwig zu München der BrüdernHeinrich Walther und Eberhard von Sulzberg und ihren Vettern Hermann und Johannes um 200Mark Silber den Reichskellenhof Thal sammt dem Kirchsatz daselbst und zu Rheineck und über-liess 1343 im Einverständnis mit ihnen diese Verpfändung auf 300 Mark erhöht, dem GrafenAlbrecht von Werdenberg, Inhaber der Herrschaft Rheineck und bald des grössten Theils vomRheinthale. Seine Nachkommen belehnten aber später mit den Gerichtsbarkeiten wieder, gegentheilweise Einlösung, die Edeln von Sulzberg. Daher wurde 1370 Namens Junker Hermanns vonSulzberg, von Ulrich dem Keller offenes Gericht zu Thal gehalten; die Einkünfte vom dortigenKirchensatz aber verpfändete Graf Heinrich von Werdenberg 1392 einem Constanzerbürger einGeldanlehen. Später gelangte dieses Patronat durch Widerlösung und die Gerichtsbarkeit mittelstLehensheimfall an die Herrschaft Rheineck.

Von Thal schrieben sich auch in dortiger Gegend begüterte Edelleute, von denen einige doch nurzeitweise auf der alten, um mit Thal stehenden Burg Rinegge, die sie von den Edeln diese Namenals Lehen inne hatten, wohnten zu dieser nie zahlreichen und frühens gestorbenen Familien...(Fortsetzung folgten einer später Lieferung der Chronik).

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121Sagen über die Burg in RheineckIn der unteren Burg soll eine Burgfrau sein, mit Namen Melchtilde, die sich manche Unge-rechtigkeiten zu Schulden kommen liess, und unter anderm Ritter zu sich eingeladen habe, die siein ein besonderes Gemach gelockt, sie dann durch eine Fallthüre in eine furchtbare Tiefe gefallenund zu Grunde gegangen seien. Es war noch letzte Zeit ein Loch zu sehen, in das oft Verwegenemittels eines Seiles sich herabliessen.Die Fürstin (heisst sie in dem Volksspruche) Melchtildes soll vertrieben worden sein. Man sagt,es seien in Rheineck tiefe Gänge bis an den Bodensee gewesen. Ein Ein- oder Ausgang soll beimBiberhöltzli gewesen sein. Wenn man in diesen Gängen zur Mitte komme, treffe man eine Kiste,darauf ein Licht, ein Hund bewache es.(p. 834): Heinrich Walther von Sulzberg Ritter 1312 und 1313 Urkundenzeuge, ihn und seinBruder Eberhard gewahrleisteten 1321 die Edeln im Kilchhof zu Arbon den Mitbesitz der PfarreiGoldach; diesen beiden Brüdern und ihren Vettern Hermann und Johannes von Sulzberg überliessKönig Ludwig 1341 pfandweise den Kirchensatz (Kollatur) vom Kellenhof zu Thal.Junker Hermann, der Junge besass 1370 das Gericht Thal. Er war verehelicht mit Adelfried vonAltstätten. Starb 1390. Vier eheliche Kinder waren Rudolph, Hermann, Ursula und ElsMargarethe. Hermanns unehelicher Sohn Rudolph ward Pfarrer zu Goldach.Heinrich von Sulzberg bedachte Goldach mit Stiftungen 1446. Er war der letzte diesesGeschlechtes. Sie besassen Weingärten am Buchberg.Aus Näf (p. 46). Der Bodensee. 14 vor Christus lieferte Tiberius gegen die Vindelicier eineSeeschlacht auf dem Bodensee, zerstörte ihre Schiffe, überwand auch zu Lande die Rhätier, unddie Ufer des Bodensees wurden römisches Gebiet. 20 nach Christus bezeichnet Strabo denBodensee als Ausfluss des von Sümpfen unbegehbaren Rheinstromes, umgeben vom Dickicht desherziniischen Waldes. Als Anwohner nennt er zum kleinsten Theil die Rhätier, zum grössten dieHelvetier, Vindelicier und Bojen. Etwa 350 nach Christus nennt Amiarius Marzellinus den brigan-tinischen See einer runden 460 Stadien langen und ebenso breiten, mit schauerlichen Wäldernumgeben, den See oder grossen Sumpf durchbreche mit elendem Gewässer der Rhein und vermi-sche seine Wellen nicht mit den Fluthen des Sees.(p. 58). Buchenstein. Ehemalige Burg bei Bernang, hinter dem Rosenberg. 1358 macht Eberhardvon Buchenstein seine eigenen Güter zu Unter und Thal dem Gotteshaus St.Gallen lehenbar.1388 erhielt Ritter Rudolph von Rosenberg zu Bernang die Veste Buchenstein vom Stift St.Gallenals Burgsäss zu Lehen. 1416 empfing Egolf von Rosenberg das Lehen über Buchenstein sammtLiegenschften vom Stift St.Gallen mit Bedingung, dass diese Besitzung des Stiftes eigen undBurgsäss sei verkauft. 1418 dieselbe mit dem Littelholtz dem Rudolph von Mogelsberg um 160Pfund Pf. und sie schlossen gegenseitig ein Burgfrieden.Durch Erbschaft gelangte sie an Jakobvon Lengenhard und dieser verkaufte Buchenstein 1439 dem Leutfried Montgraf von Constanzum 237 einheimische Gulden. Unter dessen Erben in Verfall gerathen und nicht mehr aufgebowt,wird 1505 der Besitzung sammt den Urbarresten der Burg dem Stift St.Gallen verkauft.(p. 432). GrubDie Kreuzprozessionen von Grub nach Thal und St.Gallen boten 1748, 49 und 50 Anlass zu hef-tigen Streitigkeiten zwischen den Genossen beider Confessionen, es wurde sogar im letzten Falle(1750) von Waffen Gebrauch gemacht und beiderseits 10-12 blessiert.Die Rüstungen und Drohungen beider Theile führten endlich Conferenzverhandlungen herbei.Katholisch Grub durfte ferner über die Halden nach St.Gallen ungestört über Appenzellergebiet

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mit Kreuz, wogegen die nach Thal nur über St.Gallergebiet mit Vermeidung des Appenzellischenstattfinden soll. Schliesslich erhielt das Stift für die seinigen Angehörigen von Grub geschehenenThätlichkeiten (nach Thal) Satisfaktion, das heisst Äbtische und Geldbussen der Betreffenden.(p. 195). Kriegsereignisse. Anno 1077 begannen die Kriege zwischen Abt Ulrich III. und seinemGegenabt Lütold. Die Aussprüche der Abtei auf die Burg Rheineck versuchte Ulrich III. gegen denBischof von Constanz mit Waffengewalt geltend zu machen. Er belagerte dessen StadtBischofszell, unterlag aber in der Schlacht auf dem Breitfeld dem bischöflichen Herrn. (Dem vomKaiser Heinrich IV. zum Bischof von Constanz gewählten Grafen Arnold von Heiligenberg denBesitz des Bistums auf der erstern Geheiss zu verschaffen, unternahm Abt Ulrich III. amWeihnachtstage 1092 einen vergeblichen Sturm auf Frastanz).Anfangs Juni 1405 rückte grosser Zuzug für Herzog Friedrich aus dem Bregenzerwald undMontafon bei Rheineck über den Rhein und lagerte zu Altenrhein im Feld. Am 17. Juni rückte die3000 Mann starke Abtheilung von Rheineck nach Altstetten, wo sie am Stoss geschlagen wurden.Nachher brachen die Appenzeller und St.Galler die Klöster, oder zwangen deren Besitzer zuFriedensgelübden. Sie nahmen Rheineck und die 2 Burgen, die letzten wegen ihrer Festigkeit undstarkem Wiederstand erst nach dreiwöchentlicher Belagerung. Hier leitete Burgermeister Her-mann Schirmer die Belagerungsarbeiten, für welche das grösste Wurfzeug (Bliden undSteinschwenker) nebst Geschütz, Handrohre und Pfeile von St.Gallen, das Pulver von Lindaugeliefert wurde; auch unterliess man nicht, für das «Arztnen der wunden Lüt» zu sorgen.Anno 1499 landeten 3000 Mann zu Staad, überwältigten und tödteten in der Speck 73 Mann derschweizerischen Gränzwache nebst dem diese befehligenden Landvogt des Rheinthals, bereitetensich über die Umgebung von Rheineck, dessen Besetzung kaum genügte den Ort selbst zubehaupten, plünderten und verbrannten Thal, Staad, das Schloss Risseck und eine Menge einzel-ner Häuser, und kehrte beutebeladen nach Lindau zurück.

123Auf dem Ried zwischen Speck und Altenrhein findet man oft alte kleine Hufeisen, wahrschein-lich vom Einfalle der Hunnen her.Naturereignisse im Rheinthal1225. Der Frost zerstörte die Bäume und Feldfrüchte, die Reben erfroren, also dass grosse Theue-rung entstand und viel Volk erbärmlich zu Grunde ging, wie die alten Chroniken melden. 1272 gab man zu Constanz ein Mutt Kernen um 12 Kreuzer, ein Mutt Fets 22 d., 1 PfundSchweinefleisch 3 d., 1 Pfund Rindfleisch 1 d., 1 Mass des besten Weins 1 d./h, 1 Mass gemeins1 d. (meine Chronik). 1294. Grosse Tröckne, das Gras ging zu Grund, viel Vieh musste getödtet werden, anderes mitStroh-Krüsch gefüttert werden.1384 blüht am St.Georgentag der Wein im Rheinthal und fand man Kornähren und Erdbeere. DerSummer war gar heiss. 1426. Guter und viel Wein im Rheinthal, das Fuder à 30 Eimer um 1 Gulden, das Mass 1 Kreuzer.1473. Ein überaus heisser Sommer. Ende Februar hatten die Bäume verblüht. Ende Juni waren dieTrauben zeitig, vor Bartholomä wurde gewimmet. Der Wein begann aber bald aufzubrausen, warumvertheilt und wurde das Mass für 1 Pfennig verkauft. Im Oktober fiengen die Bäume an zublühen.1474. War ein ausserordentlich heisses Jahr bis in den Spätherbst. Brunnen und Bäche ertrockne-ten. Die meisten Mühlen standen, das Mehl war rar und theuer, obschon viel Korn war. Aus

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Mangel an Fässern blieb viel Wein in Butten und Standen stehen. Im Thurgau und Rheinthalwurde er per Mass für einen Heller verkauft.1043. Es regnete fast den ganzen Sommer; alle Feldfrüchte verdarben, entsetzlicher Hunger undViehseuche! (Walser)1093. Comet und Sonnenfinsterniss, viele fliegende unbekannte Sternlein kamen ins Land.Darauf eine schreckliche Pestinenz, dass viele Leute unbegraben blieben.1135. Heisser Sommer, dass Bäche und Brunnen vertrockneten. Die Fische im Wasser starben,Wälder von der Sonnenhitze umkamen.1185. Sah man im Jänner im Rheinthal Blust, im Hornung waren die Aepfel in Grösse einer Hasel-nuss und sah man junge Vögel. Im Mayen schnitt man Korn, anfangs August war gewimmet.1276. Ungewöhnliche Rheinüberschwemmung und Hagel wie Henneneier.1315. Pest in der Schweiz. In Basel starben 14000 Personen.1381. In diesem Jahr regnete es 15 Wochen lang keinen Tropfen.1419. Anfangs Mai reife Erdbeeren und Kirschen, 20. Juli reife Trauben.1432 erfroren alle Reben im Thurgau, Rheinthal, Nuss- und andere Bäume vor Kälte zersprungen.1434. An Bartholomä fieng man zu wimmen an.1435. Kalter Winter, Bodensee gefroren. Die Reben im Rheinthal litten.1437 und 38 Hungersnoth, darauf Pestilenz.1424 fiel der grösste Schnee am Fassnachtsabend. Die meisten Häuser wurden zugeschneit.1453 am 30. August schon Schnee. Die Kälte dauerte bis zum Winter.1478. Wassernoth in Thal; ebenso schwemmte es in St.Gallen Mühlen weg, Häuser und Städel.1490. Ausserordentliche Wohlfeile. 1 Malter Korn 15 Schilling, 3 Mass Wein 1 Pfennig. An vie-len Orten ward der Wein aus Mangel an Fässer verschenkt.1517 erfroren die Reben im Rheinthal (180 Jucharten gaben 1 Flasche).1530. Warmer Winter. Ausgang Jenners Blust und Blumen; 3. April tiefer Schnee. Alles erfroren.1538. Am 29. Mai grosses Hagelwetter im Rheinthal und Thurgau.

1241540 war heisser Sommer. Die Hitze fieng im Hornung an und währte bis Dezember. Eingehender Flüsse und Brunnen, Waldbrände. Durch den Rhein konnte man gehen. An etlichen Orten wardas frische Brunnenwasser so rar, dass das Mass Wasser 4 Pfennig, der beste Wein 3 Pfennig galt.1552 gab man ein volles Fass Wein für ein leeres.1565. Strenge Kälte. Rhein und Bodensee gefroren.1566. Grosser Schnee. Am Bodensee standen viele Orte bei der Schneeschmelze im Wasser.1571. Nasser Sommer, schlechtes Jahr. Grosser Hunger. Gras essen. Leute starben vor Hunger.1579. Grosser Schnee und Kälte Ende April. Die Reben erfroren im Rheinthal.1608. Furchtbare Kälte. Alle Seen und der Rhein waren gefroren. Auch die Reben erfroren.1610/11. Pest, besonders am Kurzenberg. Die Luft war so vergiftet, dass die Vögel tot auf die Erdefielen. Die schönsten Güter im Rheinthal, Appenzellerland und anderswo lagen öde, darum nochHungersnoth.1614. Grosse Kälte vom Neujahr an. Am 20. April erfroren in Thal 15 Stück Hornvieh. (Walser).1615. Extra guter Wein.1618. Im Herbstmonat schwoll der Rhein wegen Regenwetter derart an, dass man kaum wehrenkonnte und dass er seinen Lauf nicht in den Walensee genommen.1623. Viele Todtkörper in Graubünden. Erschlagene wurden im Oberland und Rheinthal ans Land

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geworfen, von Hunden angebissen, worüber sie wütend wurden, das Vieh und Menschen angrif-fen und grossen Schaden thaten. Das Volk musste sie mit Flinten, Spiessen und Stangen tödten.1628. Ein Frost im Herbst zerstörte alle Reben im Rheinthal. Die erfrorenen Trauben wurden anden Reben gelassen.1629. Grosse Pestilenz.1635. Nochmals Pest, doch nicht so gross. Es war die letzte.1644 erfroren die Trauben an den Reben.1654. Am Abend vor dem Wimmet fiel an etlichen Orten im Rheinthal ein solcher Hagel, dass derschöne rote Wein die Reben hinunter floss.1669. Heisser Sommer, dass die Bäche vom 1. Mai bis Martini nicht mochten trüb werden. ImRheinthal wie anderswo war eine grosse Viehpresten.1674. Am 24. Juli auf dem Bodensee ein dichter Nebel, zu Mittag kam ein Hagel über Appenzellund Rheinthal, dass zu Rheineck der Rhein vom heruntergeschlagenen Obst derart angefüllt war,dass man meinte, man könnte darüber gehen.1676. Im Mai sah man reife Kirschen. Traubenblust und einen eingefallenen Schnee nebeneinan-der.1692. Grosse Theuerung und Hungersnoth, ebenso 1693.1695. Bodensee überfroren.1696. Im Jänner pflanzte man in den Gärten, im Hornung schwärmten die Bienen, darauf imMärzen eine Kälte, dass alles erfroren.1709. Ein grimmig kalter Winter, dass viele Leute sogar im Bette erstarrten, Vögel und andereTiere fielen todt hin, die Reben erfroren, Tannen und andere Bäume zersprangen mit grossenKnallen.1715. Ein furchtbarer Hagel von Zurzach bis Rheineck. Hagelsteine wie Hühnereier.

125Abschrift aus Joh. Kaspar Zellwegers Urkunden-Sammlung ersten Bandes zweitheAbtheilung vom Jahr 1831(fol. 323). Kaufbrief eines Guts, das unser Frowen Gut zu Thal gehörte. 6. August 1420Aus dem Archiv der Gemeinde Wolfhalden.Ich chow Huw und ich Gern Lippis genannt Pfulis Amman ze Rinegge ze den ziten pflegen unddurch schaffner des Gothhus und der Kirchen unser lieben frowen ze Thal tuyen Kunt aller meng-lich mit diesem Brief. Als leiden jetze nuwlich der stain derselben Kilchen ze Tal nider gevallenist uf de Chor und die Kirche daselbens devon och laider grossen unlidiger schad kamen und ufge-standen ist. Den wir auch nit wider ufbringen noch verkommen mögen wan das wir darumb der-selben unser frowen gut angriffen und verkouffen müssen. Un darumb so haben auch baid mitguter vorbetrachtung nach Rath und haissen der Oberen Hansen Nagel von Rynegg, UllrichRebknechtz, Hugen Mayliss uf dem Buchberg Christian Eggers von Tal und hansen niderers andem berg die uns auch all fünff von gantz gemaind und der Undertanen der Egenanten kirchendarzu geben und zugeschriben sint. Also was wir mit unser frowen gut so sachen fürbas fügen undschaffen des was wol kraft und macht haben sol und mag. Und also haben wir dem Erbaren her-mann zünd an dem Berg und allen seinen Erben für uns und alle unser nachkommen mit kraft undmacht diss Brief recht und redlich zu einem rechten stäten ewigen und ymmerwerenden Kouff zekauffent geben. Unser frowen gut genannt das Höfli in oberlichen gelangen und stosset ain halban dass schedlers guot daselbend, anderthalb an Eglis den Wald gut und underhalb an das nider-

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lochen und ouch alles mit allen den rechten gewohnheiten Ehafftinen und zugehörden So vor alterRecht oder von gewohnheit darzu und darum gehört oder gehören sol. Es sig an holtz, an veld, anacker, an wisen, an wasen und zweigen, an wasser, an wasserlaiti ob erd und under und mit be-namptem und unbenambtem wie das alles gehaissen oder genannte ist, nüthzit davon ussgenom-men und auch alles für unverkümbert unansprächig und für recht ledig aigen wan das järlich derzehend darob gut, darumb er uns also bar bezalt und gewant hat drissig Pfund und fünf schillingalles guter Constanzer pfennig die alle zu der vorgenannten kirchen und unserer frowen kunftli-chen und schinbaren nutz und buwe komen und beandet sint... (siehe später die Ergänzung).Und das alles zu warem offen Urkund haben wir vorgenambte Haini Huw, Gerri Pfuch und HansNagel alle dri unser Insigel für uns und alle unser nachkommen an diesen Brief gehenkt und wenwir andre vorbenampten aigner Insigel nit haben So binden wir uns under des obgenanntenHansen Nagels unseres mitgeholten Insigel alles das so von uns geschriben ist an diesem brief dergeben ward

126zu Tal nach Christs geburt vierzehn hundert Jahr darnach in dem zwantzigsten Jar an dem nächs-ten zinstag vor sant laurentzen tag in dem augsten.(ex ditto fol. 451) Urkunde 2Georg Kolb schenkt seine Zehenden zu Almensberg und Walzenhausen den Kirchen zu Thal undRheineck. 23. Mai 1434: Aus dem Dokumentenbuch No. 1382 in Schweinsleder gebunden im Archiv desKlosters St.Gallen (Urkunde 2). Wir Eglof von Gotts Gnaden Abbt des Gotzhus zu Sant Gallen etc. bekennen und verjechenoffentlich mit diesem Brief das für uns komen ist der Stadt zu Constanz an dem tag als dis briefsdatum wiset der beschaiden Hansli Kolb von Tal, Gregorien Kolben seligen elichen sun, von siehalbs und Bürkis und Elsen seinen Geschwisterziten und auch von Elsen Kolbin siner mutterwegen derselben siner mutter willen gewalt er hatte dyss nachzeschreiben sich vor uns zu werbenund zu fertigen als er darüber ainen besigelten brif zögti mit Ulrich Nagels Mutter zu Rinegg undUlrich märken von Rinegg Insigeln besigelt und offnet da vor uns wie das der Gerie Kolb sin Vetersälig durch sinen und sin worden seelen Heils willen, sin tail und sine Recht des zehenden ab undussen dem Hof Almensperg an sinem Todtestag geordnet und ainer ewigen gab geben und ver-schaffet hetti an den Buw unser lieben frowen Kilchen zu Tal und sine tail und recht des zehen-den zu Waltzenhusen an den Buw sant Jakobs Kirchen zu Rinegg mit allen Rechten undzugehören also und sin worden dieselben zuhanden herbracht jungehegt und genossen hattint, die-selb ordnung und gab auch mit sinem und die vorgenanten sin geschwisterzitt und siner mutterwegen erstlich und demütiglich, das wir unsren gunsteswillen auch dazu geben wölltent, und dervorgenempten Zehenden und alle im Recht so sy daran hettent von Ihm als von sin selbs und dervorbenamten Geschwüsterzit und mutter wegen uffnemen und die dem obgenambten Ulrich NagelStadtaman zu Rinegg und zu disen ziten Kilchpfleger der obgenambten unser frowen und St.Jakobs Kilchen, zu derselben kilchen handen in trogers wis, zu lehen lihen gruhtent, und wenn numir genaigt sin der seelen heil ze fürdren, herum so haben wir des Henslis Kolben ernste und flis-sig Bet gnädiglich angesehen, und haben zu der vorgeschriben geb unsere gunst und willen gege-ben, und geben den herzu in wafft dises briefes, so haben auch vorgenanten Zehenden demselbenHanslin Kolben vor sie selbs und auch den vorgenanten Bürkis und Elsen siner geschwüstergit undElsen siner mutter wegem uffgenommen und dieselb zehand und alle ihre Recht so sy daran

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gehept hand, zu lehen gelihen, dem vorgenanten Ulrich Nagel in trogers wis zu der obigen Kilchenhand. Also das diese by ihre tail und recht der zuhanden zu Almensperg hin nachhin an den Buwder Kirchen zu Tal, und der zehanden ze Waltzenhusen och jene recht an sant Jakobs Kilch zuRinegg gehören söllint, und liehen jene also mit disem brief was wir Im von recht daran lihen söl-lint, unserm obgenambten Gotzhus und unssern nachkommen an der lehenschaft und allen unsernrechten zugehörungen und gewohnheiten unvergriffenlich und ohn schaden und wen auch durchden obgenanten Ulrich Nagel nicht lenger im leben ist oder suss darzu unnütz würde, so sollentdenn die Kilchenpfleger den obgenanten Kilchen ainen andern ekbern man zu lehen trag er darü-ber geben und das man auch dieselben gehenden von unss und unsser nachkommen empfachensol als dieb das zu schulden kommt, und nottürftig wirt zu empfachen nach lehen rechten undgewohnheit an all geworde. Der zu warem Urkund haben wir obigen Abbt Egloff unser abtlichInsigel lassen henken an diesen brief der geben ist zu Constanz am Sunnentag vor unseres herrenfronleichnamstag MCCCCXXXIIIJ. (1433 Jahre).127Ergänzung: Und darum so seien auch wir alle vorbenampten personen und pfleger und alle unsernachkommen anpfleger und scheffner wise des Egenanten Herrman Zünden und alle siner Erbender obigen: kouff und daswegen: gut mit allem zugehörenden in allen vorgeschriebenen rechtenals vor ist beschaiden Rechten geweren für aller manglichs irrung und anspruch nach eigenem undauch lands Recht mit söllicher Beschaidenheit man ob Im als sinen Erben irrung oder anspruchdaran beschäh oder underfuor von wem das wär das süllen wir und unsere nachkomen in pfleg undschaffner wise Im und sinen erben ussrichten, versprechen und verstan und Inen das an allen stet-ten und vor allen geistlichen und weltlichen ob sie das nothdürfftig wurdent allerding richtig undunansprächig machen on ir schaden nach aigens und nach landsrecht on alle gevärde. Und von dievorgenampten Hanes nagel Ulrich Rebknecht, Hug Maylli, Cristian Egger und Hans Niderer ver-riechten sunderbar an disem Brieff das alle vorgeschriebnen sachen mit unser gunst und gutemwillen vollefürt und beschehen ist, wan wir auch also von ainer gemeind darzu geben und erweltsindt.

Auf dem Kelche zu Rheineck steht unten der innern Fläche des Fusses:Frauw Anna von Hall hat disen Kelch lasen machen, ain Klosterfrauw zu Baind im Jahr 1524.Beim Graben eines Baues bei Hrn. Präf. Kuhn zum Rebstock kam man in einer Tiefe von 48 Fussauf einen versteinerten Baumstamm, (eine Esche wie ein Zimmermann meinte), welche dasWeitergraben verhinderte.

Auszug aus dem Werk «Statistik über Weinbau und Rebbau des Rheinthals» von P.Schellenberg, St.Gallen 1863.Die Römer sind es ohne Zweifel, die den Weinstock in unsere Gegend gebracht haben. Das Viertelenthielt 8 Mass, der Eimer 32, der Saum 4 Eimer, das Fuder 30 Eimer.Chronologisches Verzeichniss der Weintaxen (des sogenannten Weinlaufs)1070 war solche Weintheure, dass die Priester nicht einmal den zur Messe nöthigen Wein bekom-

men konnten (Mangold).1186. Anfangs August waren die Trauben zeitig.1225. Die Reben erfroren grösstentheils und lieferten beinahe keinen Ertrag.1277. Guter Wein. Das Viertel besten galt 6 Pfennige.1294. Grosse Trockenheit. Die Brunnen versiegten, der Wein sehr gut, aber wenig.

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1324. Das Fuder galt 3 Gulden.1333. Viel sehr guter Wein.1334. Die Reben erfroren im April.1370. Vor der Weinlese erfror der Wein. Man musste die Trauben zuerst in Kesseln über Feuer wär-

men, ehe sie gekeltert werden konnten. Der Wein blieb süss wie Honig bis Pfingsten, dochsehr sauer.

1385. Guter Sommer.1386. Das Fuder Wein galt 2 Gulden. 3 Gulden aber ein Fass von einem Fuder.1426. Das Fuder Wein galt 1 Gulde. 6 Maass nur ein Kreuzer.1436. Der Wein missrieth wegen Kälte. 1 Maass galt 6 Pfennige, das die Chroniken als unerhört

bemerken.1442. Viel und guter Wein.1443. Die Reben erfroren im Rheinthal und Thurgau. Viele musste man aushauen.1446. Der Frost im Frühling verdarb alle Reben. In St.Gallen kaufte man welchen 10 Pfennige pro

Mass.1450. Am 19. Oktober grosser Reif. Alle Trauben erfroren im Rheinthal. Man wärmte sie in

Kesseln und machte einen milden aber nicht begehrten Wein.

1281463. Ausgezeichnetes Weinjahr.1465. Nasser Sommer, saurer Wein, viel wurde weggeschüttet.1467. Gutes Weinjahr.1468. Kalter Sommer, schlechtes Jahr.1470. Nasser Sommer, saurer Wein.1471. Wenig aber guter Wein.1472. Viel aber nicht ganz guter Wein. An vielen Orten für ein Fuder Fass ein Fuder Wein.1473. Die Bäume standen im Februar in Blüthe. Ende Juni zeitige Trauben. Vor Bartholomä die

Weinlese. Der Wein sehr gut, aber nicht haltbar. Das Mass 1 Pfennig.1474. Sturm und Hagel zerstören die Hoffnungen.1476. Später Frühling, saurer Wein.1477. Es wurde kein Lauf gemacht. Die Reben erfroren.1478. Nasser Sommer. Das Mass 1 Kreuzer.1479-81 galt das Mass 2-3 Pfennige.1480. Die Weinlese fand um Martini statt, mit Reife verspätet.1482. Das Mass 4 Pfennige. Im obern Rheinthal, in Rebstein, wurden die ersten Reben gepflanzt.1483. 1 Mass 3 Pfennige.1484. Ausserordentliches, weinreich. Die Mass besten galten 2 Pfennige, vom geringeren 3 Mass

1 Pfennig. Viel Wein musste verschenkt werden. Kalk damit angerührt.1490 machten sämtliche Höfe des Rheinthals mit der Stadt St.Gallen eine Aktion des

Weinlaufshalben.1492. Das Mass galt 6 Pfennige, 1493 4 Pfg., 1494 5 Pfg., 1495 5 Pfg.,1496 4 Pfg.,1497 3 Pfg.

schlechter Wein),1498 4 Pfg., 1499 5 Pfg., 1500 4 Pfg., 1501 8 Pfg., 1502 4 Pfg., 1503. 3 Pfg., 1504 3 Pfg. gut, 1505 4 Pfg., 1506 3 Pfg. die Reben erfroren, 1507 4 pfg., 1508 4

Pfg., 1509 3 Pfg. 1510 und 11 4 Pfg., 1512. Pfingstmonat fiel Schnee. Die Reben erfroren.1513. Kein Lauf, weil alles erfroren.

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1514. Das Mass 4 Pfg.1515. Schlechter Wein 3 Pfennige.1516. Weinig aber guter Wein, 1 Mass 6 Pfennige.1517. Wegen Misswuchs kein Weinlauf.1518. Das Mass 6 Pfg., 1519 4 Pfg., 1520 6 Pfg.1521. Sehr gutes Weinjahr, 6 Pfg. das Mass.1522. St.Gallen konnte mit den Rheinthalern des Laufshalben nicht einig werden. Der Abt von

St.Gallen und der Landvogt sprechen ihn zum Vortheile der Rheinthaler. Ein Mass 8 Pfg.1291523. Das Mass galt 4 pfg., 1524-25 6 Pfg., 1526-27 7 Pfg., 1528 6 Pfg..1529. Nasser Sommer. Es gab wie Kessler sagt «ain gritz surer Win, den niemand on rümpfen trin-

ken mochte». 5 Pfg.1530. Das Mass 6 Pfg., 1531 8 Pfg. guter Wein, 1532 7 Pfg.viel und guter Wein, 1533 8 Pfg.,1534-36. 7 Pfg., 1937 6 Pfg. 1538. Starker Frost nach gelindem Frühlingswetter. Am 29. Mai starker Hagel im Rheinthal, 8 pfg.1540. Viel und vortrefflicher Wein à 4 Pfg. Mehrere Personen zu todt getrunken.1545. An vielen Orten Hagel.1548. Die Weinlese fand bei Schnee und Kälte statt.1552. So viel Wein, dass man vielen verschenkte.1561. Das Mass Wein galt 10 Pfg.1565. Es erfroren viele Reben, sonst guter Wein, 9 Pfg.1571. Es gab fast keinen Wein, 10 Pfg.1573. Sanfter Wein. Der Bodensee überfror in diesem Jahr.1579. Es wurde kein Lauf bestimmt, weil es beinahe keinen Wein gab. Das Spital in St.Gallen

bekam nur 80 Saum.1780. Viel und guter Wein. Das Spital in St.Gallen erhielt 1500 Saum, das Mass 11 Pfg.1588. galt er 15 Pfg., 1589 20 Pfg. ausgezeichnet, 1590 18 Pfg. sauer, 1591 22 Pfg. sauer, der Preis

schien unerhört.1595. erfroren die Trauben an den Reben 18 Pfg.1598. Die Trauben faulten ab, 13 Pfg.1599. Vor Bartholomä waren die Trauben reif, extra Wein, 12 Pfg.1611. Der reife Wein war schlecht, das Spital St.Gallen erhielt 2000 Saum.1716. Trockener Sommer, guter Wein à 14 Pfg.1621. Schlechter Wein à 24 Pfg.1622. Wenig mittelmässiger Wein à 36 Pfg.1623. Guter Wein à 30 Pfg.1624. Gut und viel Wein à 21 Pfg.1628. Nicht reife Trauben. St.Gallen Spital schickte keine Gömler in den Torkel.1629. Der Saum im Frühjahr 32 Gulden, im Winter 12 Gulden. 1631. Vortrefflich und viel Wein à 11 Pfg.1634-38. war ein gutes Weinjahr.1652. Viel guter Wein à 16 Pfg.1664. Starkes Hagelwetter.1666. Die Reben litten durch Schnee am 7. Juni; doch der Wein war recht gut. Rheineck und Thal

konnten mit St.Gallen über den Lauf nicht einig werden.

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1668. Die 8 Orte bestätigten den im Jahre 1666 neu errichteten Laufakkord.1669. Heisser Sommer, extra Wein. Weinlese begann 23. September, à 20 Pfg.1674. Den 24. Juli wüthete in einem grossen Theile des Rheinthals eine halbe Stunde dauerndes

starkes Hagelwetter.

1301675. Später Frühling, nasser Sommer, den Schnee mussten die Winzer von den Trauben schüt-

teln. Weinlese vom 4.-18. November.1676. Wenig vortrefflicher Wein à 25 Pfg.1678. Viel guten Wein à 13 Pfg.1680. Viel trefflicher Wein à 14 Pfg.1683. Seit anno 1654 hatte man keinen besseren Wein gemacht.Von 1684-91 machte man wenig , aber guten Wein.1693. War ein ganzes Fehljahr und grosse Theuerung. In diesem Jahr hatte Rheineck und Thal

unter Vermittlung der Landvögte und der Stadt St.Gallen die Uebereinkunft getroffen, dasssie ein höheren Lauf als für die obern Höfe des Rheinthals jährlich bestimmt werde, indemihr Wein von besserer Qualität sei. Die Vollziehung dieser Uebereinkunft kam aber nochnicht zur Ausführung.

1694-1700 war der Lauf von 20-30 Pfg.1701. Gute Qualität à 21 Pfg. Man kam dieses Jahr überein, von nun an einen obern und einen

untern Lauf zu bestimmen. Der erstere bezog sich auf Altstätten, Marbach, Rebstein,Balgach, Berneck Haslach und St. Margrethen, der letztere nur auf Thal und Rheineck. Fürden weissen wurde ein besonderer Lauf genannt.

1702. Saurer Wein. Oberer Lauf 14,5 Unterer 16 Weiss Oberer 12 Unterer 12,5.1703-04 Gutes Weinjahr 17 23 15 15.1706. Vortrefflicher Wein 21 23 17 171708. Viel und gut 21 24 17 171709. Reben erfroren, kein Lauf.1710. 25 29 20 201711. Guter Wein, Leseanfang 19. September.1712-15. Guter Wein 28 33 23,5 201719. Hagel im Unterrheinthal 18 20 15 151724. Im obern Rheinthal besser 15 13 – –1725 Es sonderten sich Berneck und St.Margrethen von den Höfen des obern Rheinthals ab, zu

welchen sie seit 1666 gehalten. Es wurden nun entschieden, besondere Läufe gemacht. 1726. Guter Wein, Berneck 21 Thal 23 Balgach1727. Unterflügelte 13,5 16 171728. Guter Wein 12 13 131729. Reiches Weinjahr 10,5 11,5 111731. 19,5 21,5 19,51732. Reiches Jahr 19,5 20.1733-35. Guter aber wenig Wein.1738. Alles erfroren. Wenige Torkel offen.1739. Guter Wein 21 23 21.1740. Wein erfroren. Ein Eimer rothen galt 24 pf. weiss 30 Kreuzer.

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1741. Guter Wein Berneck 32 Thal 36 Balgach 30.1742. 34 38 30.1744. Jeder Hof machte einen eigenen Lauf.

30 33 30.1745. Guter Wein aber wenig 34 36 33.1746. Guter Wein und viel 30 33 28.1747. Wenig Wein und gut 31 32 28.

1311748. Schlechter Wein 26 Pfg. 25 24.1749. Wenig aber gute Qualität 34 36 33.1750. Viel schlechter Wein 26 28 26.1751. Viel schlechter Wein 26 26 24.1752. Wenig aber guter Wein 28 29 25.1753. Viel und herrlicher Wein 26 25 24.1754. Mittelwein 26 29 25.1755. Wenig Wein aber ordentlich 29 33 28.1756. Wenig und gering 31 30 29.1757. Schlechter Wein 30 32 29.1758. Viel und ausgezeichneter Wein 32 35 30.1759. weisser Wein besser als rother 32 35 31.1760. Vortrefflich 28 30 25.1761 Geringer 26 28 25.1762. Wenig aber guter, Lese 27. Sept. 28 33 28.1763. Geringer 30 34 30.1764. wie 1761 35 36 32.1765 Etwas besser 38 38 36.1766. Ausserordentlich guter wie 1649 44 46 42.1767. Wenig und verschiedene Qualität 40 44 37.1768. Hagel im Rheinthal, guter Wein 50 52 46.1769. Geringer 48 52 48.1770. Wenig guter Wein (Hungerjahr) 56 60 50.1771. Wenig aber guter Wein 60 60 51.1772. Viel Wein 42 46 40.1773. Wenig aber guter Wein 56 62 55.1774. Viel und guter Wein 40 42 42.1775. Viel aber verschieden gut 30 32 32.1776. Viel guten Wein 46 48 44.1777. Guter und ordentlich viel Wein 58 56 53. 1778. Grosse Quantität und ordentlich 44 40 43.1779. Wenig guter Wein, Lesung 27. 9. 44 44 45.1780. Viel aber sauer 38 36 38.1781. Viel aber unhaltbar, Lesung 15.9. 32 32 30.1782. Wenig aber gut 32 32 30.1783. Mittelmässig 34 32 33.

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1784. Viel und guter Wein Berneck 34 Thal 30 Balgach 31. 1785. Saurer Wein 42 38 40.1786. Wenig aber ziemlich gut 13,3 14 12.1787. Mittelmässig 15 15,5 14.1788. Viel aber schlechter Wein 9 9 8,5.1789. Viel erfroren, aber guter Wein 14 14,5 12.1790. Gut in Qualität und Quantität 9,5 10 9,5. 1791. Gut aber wenig 13,5 14 12,5.1321792. Wenig und schlechter Wein 13 12 12.1793. Wenig aber gut 14,5 14 14.1794. Wenig und gering 12 12 11,5.1795. Wenig aber gut 16 16 15,51796. Mittelmässig 15,5 15 15.1797. Mittelmässig 16 16 16,5.1798. Guter Wein 16 15 16.1799. Wenig und sehr gering 24 22 41.1800. Wenig aber etwas besser 28 26 23.1801. Wenig aber gut 18 17 17.1802. Vortrefflicher Wein 15 15 14,5.1803. Mittelmässig 14 14 12,5.

Beim St.Gallerlauf von 1792 bis 1811 wird Berneck und St.Margrethen vielfach vorgezogen. 1804. Im Umkreis von 100 km ward der Rheinthaler der best bezahlte Wein (guter)

11 10 10,5.1805. Kaum geniessbar 19 20 16,5.

Der Wein wude nicht gesöndert, viel davon verschenkt.1806. Nasser Sommer und Herbst 19 19 17.1807. Mittelmässig 16 14,5 14,5.1808. Guter Mittelwein 10,5 9,5 9,5.1809. Im obern Rheint. kaum geniessbar15 16 –.–1810. Guter Mittelwein 19 20 18.1811. Segensjahr 17 15 15,5Die Weinläufe von Berneck und Thal wurden immer als die entscheidenden angesehen, weil ammeisten Reben. In guten Jahrgängen wurde oft über den Lauf bezahlt (wie auch 1857 und 59).1812. Geringer Wein 14 12 12.1813. Etwas Besser 14 20 13.1814. Hagel und Reife 19 20 12.1815. Ungünstiges Weinjahr 28 28 26.1816, Sehr schlecht, viel erfroren 24 24 –.– 1817. Wenig Wein (Hungerjahr) 19 20 16,5.1818. Sehr guter und viel Wein 20 20 18.1819. Am 23. September begann die Lese in Thal, sehr guter

17 16 16.1820. Wenig und geringer Wein 18 18 15.1821. Geringer Ertrag, weil nass 14 13 –.–

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1822. Ende Aug. reife Trauben Berneck 19 Thal 18 Balgach 17.1823. Ein Hagelwetter im oberen Rheinthal, dass kaum ein Zehntel der Trauben blieb

10 10 –.–1824. Schlechter Wein 12 12 11,5.1825. Guter Wein 12 13 11.1827. Sehr viel Wein und gut 10 10 9,5.1828. Viel saurer Wein 9 8,5 8,5.1829. Wenig Wein, der rothe ordentlich 9 10 9.1830. Wenig aber sehr gut 18 18 16.1831. Mittlers Güte 15 14 14.St.Gallen zieht den Bernecker immer um 1-2 Kreuzer vor.

1331832. Gute Qualität 12 12 10.1833. Ordentlicher Wein 11 10 9,5.1834. Im Jänner blühten viele Bäume. Im März Kälte, Sommer und Herbst herrlich. Ende Juli gab

es reife Trauben. Der Anfang der Weinlese in Thal fiel auf den 18. und 19. und dauerte volle14 Tage; denn hier war die Qualität übergross, sie war überall vortrefflich,

Berneck 15 Thal 14 Balgach 141835. Qualität sehr grosse Qualität, gering 10 9 7.1836. Ende Mai fiel Schnee, wenig und gering 10 9 9. 1837. Viel Trauben, geringer Wein

Neues Schweizermass 25 neu M./Eim. 11 Hagel.1838. Ordentlich viel und guter Wein 14,5 12 13,5.1839. Ziemlich viel und guter Wein 12,5 12 10.1840. Sehr geringer Wein 10 10 8,5. 1841. Wenig aber guter Wein 15 19 161842. Qualität gut, Quantität mittel 16 15 13,5.1843. Vom 17.-18. Okt. erfroren die bereits reifen T. 12 12 10.1844. Wenig mittelmässiger Wein 15 15 15.1845. Ziemlich guter und mittel, viel Wein 14,5 15,5 13. 1846. Sehr guter Wein. Ergiebig 15 16 14.1847. Viel aber geringer 9 9 8,5.1848. Gute Qualität 15 14 12.1849. Guter aber wenig 14 14 13.1850. Geringer Wein 13 12 –.–1851. Geringer Wein 13 12 13.1852. Kalter Herbst, ziemlich guter Wein.Die Traubenkrankheit zeigt sich zum ersten Male.

Neue Geldrechnung 67cts. 63cts. –.–1853. Heisser Herbst, guter Wein 70 60.1854. Wenig aber gut 100 95.1855. Wenig aber gut 105 100.1856. Mittelmässig viel, aber gut 95 85.1857. Sehr guter Wein 100 92.1858. Geringe Qualität, grosse Quantität 65 55.

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1859. Sehr gut Berneck 110 Thal 90.1860. Sehr geringe Qualität 65 55.1861. Ausgezeichneter Wein 125 110. Im St.Gall. Thal 115 Berneck 120 1862. Guter Wein 70 60.Aus zweiter Theil Seite 97: Ober und Unterrheinthal hat 1159 Juchart Reben, Oberrheinthal 582,Unterrheinthal 577, davon hat Thal 188, Berneck 150, Staad und Buchberg 80 4/8, St.Margrethen63 4/8, Au und Haslach 63 3/8, Rheineck 31 5/8 = 577.Alstätten 212 1/2, Balgach 170, Rebstein 86 1/2, Marbach 80, Lüchingen 18, Eichberg 15 = 582.

134Höhenpunkte überm Meer: (Nach Zingerlens Sammlung absolute Höhen der Schweiz)Bodensee 1225’, Rheineck 1234’, Au 1247’, Thal 1265’, Buchen (Dorf) 1277’, Altstätten1283’,Balgach 1290’, Berneck 1296’, Rebstein 1324’, Heerbrugg 1330’, Grünenstein 1437’, Rosenburg1462’, Grimmenstein 1693’, Walzenhausen 2072’.Frühlingsfröste aus dem vorigen Jahrhundert sind 1709, 1738, 1747, 1768, 1785, 1788, 1789,1790, 1791; Herbstfröste: 1730, 1740, 1761, 1763, 1769, 1773.Gewitter und Hagelschlag: 1729, 1757, 1774, 1796, 1809, 1813, 1823, 1814, 1828, 1837.Unterrheinthal hat 577 Juchart mit einem Kapitalwerth von 2 861 920 Fr. Die bringen in mittle-ren Weinjahren: 22 710 Eimer 18 Mass meist rothes Gewächs, im Gelbetrage 371 870 Frankenund 73 cts. und einer Nebennutzung von 6850 Fr. 15 Cts. total 378 720 fr. 88 Cts. Auslagen sindfolgender Zins vom Gelände à 4 1/2 128 785 Franken 40 Cts.; Arbeitsstunden 36470 Fr.,Rebstecken 14713 Fr. 50 Cts., Schaub und Land 7501 Fr. Düngung 11540 Fr., Weinlese 6462 Fr.40 Cts., Kelterkosten 5060 Fr. 29 Cts. = 237 533 Fr. 59 Cts.Reinertrag im Ganzen 141 187 Fr. 29 Cts. per Juchart 232 Fr. 2 Cts.

Auszug aus Katholisches Protokoll für eine II. Gemeinde der Katholischen dess Hoofs Thal so angefangen ihm Jahr 1733 den 21. Tag Juni1733 war Hofammann Johann Adam Keller.1734 wurde den 2. Mai eine Gemeinde gehalten wegen des Schreibens Hans Georg Messmer, dassder Landvogt Moralt den Befehl gegeben, der Schreiber solle bei unsern Rechnungen beiwohnenals Schreiber, oder er werde in nächster Zeit ein Reichstag halten. Die Gemeinde Thal erklärt, manhabe seines Spruches nicht nöthig, sondern man werde sich vor unserem gnädigen Herrn undObern zur erforderlichen Zeit anzumelden wissen. Der Schreiber erklärt den 9. Mai vor Gemeind,er wolle ihr wegen Schreibens keinen Streit erwecken.Der Landvogt erklärt die Erkenntnis vom 2. Mai ein treulos Erkenntnis und erklärt sie in eine Stra-fe von 50 Gulden verfallen. Die Gemeinde appelirt an die Gnädigen Herrn und Obern, der Land-vogt droht, wenn nicht die 50 oder anstatt selbige 30 Gulden erlegt werden, so wolle er die ganzeGemeinde von unsern G.H. und O. als treulos und gemeineidig anklagen. In der Gemeinde vom4.6. 1734 wird erkannt, wenn der Landvogt die Klage in den Appelations-Prozess wolle verfassen

135lassen, so soll weder 50 noch 30 Gulden erlegt werden und fordert einen Beweis vor den Ehren-gesandten, dass sie treulos sei, oder verlangt gebührende Satisfaktion Seite 16 und die ausergan-gene und nicht ferneren Unkosten. (Plötzlich bricht der Schreiber hier ab, die Angelegenheiterscheint nun vollendet. Eine andere Handschrift erscheint wie folgt.)

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Den 23. Juli 1740 erlässt Hauptmann Frantz Michael Reichmuth, dess Raths löbl. Standt Schwitzund jetzmahlig Regierend Landvogt zu Rheinegg einen Ruf, dass zur Verhütung von allerlei Un-ordnungen der Bezug des Zehentens der trocknen Früchte in natura beschehen Und allwegen denZechendte grob auf dem feld oder aber gestelt werden solle... zu Sammblung dieser Zechendt gro-ben bestellt zu Rheinegg Hans Ulrich Bösch, Kueffer, und zu Thal, Buchsteig, Feldmoos und auchBuchberg ich Schulmeister Michael Rüst, und Johannes Baptist Dietzi (p. 25 und 26).Seite 27. Demnach Zu Anderem missfallen Zu Vernemmen gekommen, dass in dem Hof ThalViele Muotteren aller natürlichen schuldigen liebe Und Sorgfalt ihren Kinderen sich Vergessenwider das Göttliche und natürliche Gesetz die Kinder Verlassen und aussert landts Begeben, folg-sam dem Dorf und gemeinwäsen zu höchster Beschwärtt Und schaden die Erychung diesserneuen Verlassenen kindern Zu geburdet wirdt, noch der Zeit aber disse Truwlose Müeteren sichnit schämen Widtrumb nach Haus zu gehen. Und wie Zuvor in dem hoof Thaal: sich sässhafft zusetzen. Vermeinte desshalber keine Verandtwortung zu haben, als wirdt auf hohem Befehl Titl.hochgeachten herren LandVogt scollaren Zu Rheinekh hiermit Männigklich für das künftige allesErnst Erinnert dergleichen strafbarer Verlassung der Kinderen nit Vorzunemmen, sondern mit derArbeith, und Guothäthiger Beysteur die Kinder Geistlich zu erziehen, dan welche Mueteren Ihrekinder alsso Verlassen wurde, solle auff Betreffen mit der gefangenschaft, und nach BefindedtenDingen und umbständen am Leib. Und sogar mit LandtsVerweisung gestraft werden. Darnach sichein Jeder Zu Verhalten wüssen wirdt. Geben 15. Juny 1710 Kanzley der Graffschaft RheinthalVon Seite 28-73 kommt eine Oeffnung der 7 Orte vor, «damit die Im hof Zu Thal derby bliben aufdarnach Richter wissen angesechen welche Appalierent Von der Richter zu Thal für UnsserenLandvogt so In zu Zeit sege wirdt worumb dass zu thun ist, sole ein Jetlicher Landvogt für dengeappelierten wirdt alweg Ansehen dissrer ofnung und so uns so vor die Richter zu Thal nach der-selbigen gricht syn darbey blibend Lassen Und handhaben.» Es sind im Ganzen 30 Paragraphen.Oft werden ältere Abschiede, Verabkommnisse der Gemeinde Thal, das alte Thalbuch citirt.§ 1, 2 und 3 handeln von Erbrecht und Fall, Libding, Morgengab. §4 wird ein Beschluss «der gant-zen gemeind zu Thall im Beysein Und Verwilligung Marthi im Hoffs von Ury alter Landtvogt undJoseph Grunigers von Schweytz angehender Landvogt im Rheinthal vom St. Johannisstag dess1544 Jahres zitirt, ebenfalls Erbsache. Ferner wird im Gemeindebschluss von 1575 citirt unterAntoni Hassen von Luzern alter und Jakob Muheim von Ury neuer Landvogt ebenfalls Erbfällebetr. §5 handelt von der Gant,

136§6 handelt von den Zinsen. Dabei wird hingewiesen auf einen Gemeindebschluss vom Jahr 15-3unter Landvogt Rudolph Schindler von Glaris. – Weiter auf einen Gemeindebeschluss vom Jahr1561 unter Landvogt Marthy Ulrich von Schweitz, worin viele Artikel auf- und angenommen sindzu Förderung dem gemeinen Nutz die vormals mit Alsso Lauter im Hofbuch verschrieben stand. §7 redet von Kauf und Pfand und von den Hintersässen, §8 von Schulden, ebenfalls §9.Im §10 kommen schliesslich Satzungen vor: Wann ein Man oder Buob eine Tochter ihr Ehr berau-bet der soll für ihr Ehr geben zechen Pfund Lantzwerung etc.§11 werden Bussen ausgesprochen zum Beispiel welche den Anderen freffendlich lässt liegenoder sonst mit Bösen worten beschalket die Buss Einem Mann 10 S di. Und Einer fruwen ist dieBuss 5 S.Wo gegen andere im Frevel das Messer zuckt ohne ihm zu schaden, ist die Buss 30 S.Wer den andern freventlich mit der Faust schlägt oder mit bösen Worten beschalket 5 S. etc. Werden Anderen überfrid lieblos Thuth, zu dem soll man Richten mit dem hohen Gericht alss zu

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einem Mörder. §12, 13, 14 und 15 sind Strafartikel zum Beispiel in 15: wo gewonliche schwerGottes beim Leiden Und Marter auch der Mutter Maria und Gottess Heiligen gethan seinVerbotten Jed schwur so oft. Er beschicht 1 Kreuzer Buss. § 16 kommt vor: «Alle die in frömdeKrieg Reiten Lauffend od gand, die söllend ihre sachen hinder ihnen verlassen und bestellen Allsswer klug zu ihnen thun werd dass dy mit Worten und Werkhen an ihr statt fürstand habend dasszu Recht gnug sy wirdt über sy und dass ihren richten Und nach dem Rechten fahren alss gegendenen die Ihn Land seind darin solle sich Mennigklich wissen zu schikhen und sein sach darnachversehen.

Von dem RäbbauwItem wer Reben Zu verlichen hat und erlichen will der solls Verlichen alss Von Alterss här nam-lich umb halben wein und soll derselbig Lechenherr halb Mist und halb Stikhel geben, etc. Itemin der Wömi soll der Baur der wemler und Träger Zu essen geben und der Lechenherr den Lohn.Item wan aber Unsseren Landvögt gefelig war dass zeminderen und zemehren damit Arme Leuthkommlich Versorgten werend dess habend sy gewalt.§ 17 ist der Abscheit dess Gehaltnen Tagss zu Baden in Argeuw von Michaelstag 1566. Die Artikeldrehen sich um einige Verordnungen wegen Erbschaften, Kauf, Gant, Schatzung, Verpfändung.§19. Am 14. Tag Juli 1567 wurde unter Landvogt Friedrich Schuler von Glarus eine Gemeinde inThal gehalten. Hofammann war Hans Gasser, Jakob Bärlocher Hauptmann von Buchen, HansMessmer des Gerichts zu Thal, Wilhelm Hertenegg Hofschreiber. (Diese Personen wurden viel-mehr zum Landvogt geschickt, um die Artikel zu vergünstigen). Der erste Artikel handelt von denApellationen von Ammann und Gericht zu Thal an den Landvogt, weiter von der Gant etc. (Nichtswichtiges).§ 21. Im Jahr 1598 wurden auf der Jahresrechnung nach Baden im Aargau Rathsbotengeschickt in den Personen von Seckelmeister Uly Messmer, Stadtammann, Sebastian Kuhn, Hof-ammann von Thal Jakob Bärlocher von Buchen und Barthli Keller und legten ihnen, etwasBeschwerth «vor und ersuchten um Erläuterung etlicher Hiernach gestellten Artikel. Darauf wur-den Jost Pfändler, Landammann zu Glarus und Johann von Heimen, Landammann zu Appenzellauf ein gelegenen Zeit in das Rheinthal verordneter meldeten Anliegen denen zu Rheineck undThal anzuhören und darüber zu erkennen und Ordnung zu stellen. Beide kamen auf Donnerstagden 3. September nach Rheineck, auch die Anwält beider Gerichte im Beisein von Hans Vogel vonGlarus des neuen und Oswald Brandenbergs von Zug den alten Landvogts erschienen, und es wur-den folgende Artikel verordnet, die in dem Urbar der gnädigen Herren in das Stadtbuch zuRheineck und in das Hofbuch zu Thal eingeschrieben wurden.Art. 1: Wenn ein eines Malefizes Anklagter nicht «jechtig» (geständig) wäre und Rechtens bege-het, soll er Handel von dem mindern Gericht erfahren.

137Art. 2. Wenn einem Landvogt etwas malefizisch klagt wurde, möge er und seinen Amtleuth inSachen nachtragen, und sofern beklagter nicht jechtig wäre, soll er mit unpartheiischenKundschaften ihn jechtig machen zuerst von den niederen Gerichten etc. Art. 3. Handelt von den Poten (Boten, Aufgeboten zu den Eidgen. Kundschaften) des Landvogtsund den Bussen 10 Pfund hell, das höchste bot. Art. 4. Von den Appellationen etc.Art. 14. «Zum 1/4 last manss bey der straff und Buss Vertheilen wan einer im Hoff Thal einUnzucht mit Essen oder Trinken beging dass 50 Bz. vom ihm bezogen und gestraft soll werden.Art. 15 ist zu Baaden Erkendt wan die von Rheinegg und Thal einen zum Bürger und Hoffmann

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annemend so wil derselbig ihnen zum ine Zug gibt, so will soll er dem Landvogt auch geben.Art. 25. So ain Jude ein Eid schweren will so er bey im haben Herren Mosissbuch darinnen dieZechen gebott geschriben stand und soll sein Rechte hand biss auf oder an die Knoden an dieZechen gebott legen Und soll ine der Eid schriftlich fürgelegt werden, den soll Er sälbst lassen mitlauter stimm also lautent: «Alsso Ein Limat auff mich N: den Juden Erschallen ist und michgeschuldiget hat dass ich Urteil dass ich nit gethan und liss dass gantz Unschuldig alsso helff mirGott der Himmel und Erden erschaffen hatt und alsso helffe mir die Ehr Gottess Gebott und sygab Herren Mosy auff den Berg Sinay in Zweyen steinern Teffelin mir um aller Jüdischheit zuTrost und ob ich ohn recht schwer so müssen und sollend mir enthelffen die fünff Bücher Mosyund ob ich Unrecht schwer, so muss ich Versinkhen in die Erden alss geschah daten und aber onund ob ich ohnrecht schwer, so muss mein Leib Verflucht seyn und mein soll nimmer mehr kom-men im Oberhamss Barrey und alss Recht ich schwer und geschworen hab alss muss mir helffender Gott Aberhams Isaciss und Jakobuss bey Herren Jossuwa.»Ob aber der Jud Mossiss nit heti, so soll im für gelegt werden nachgeschrieben griechisch Wortdarauff sol er sein Hand legen und die selbst lauth lessen und den Eid schweren Alsso lauten:lohihlia ets Jhen adoniell ekecha lohliane Cilo Jneche adonaÿ etc. hleris Sa ets hlime lohtmeBedeutet dass zu Thütsch die Meinung mit dem Nammen dermass Gottess Unnützlich dan derHerr wirdt nicht Unschuldig oder Ungestrafft lassen den der seinen Nammen unnützlich erhebt.»Art. 26. Der 16. Mai 1664 machen die ganze Gemeinde Thal und Rheineck einhellig wieder meh-rere Artikel an wegen dem Vieh auf der Gmeind. – Dann kommen 27 wieder Erbfäll betreffend.Art. 30. Beginnt also: «Item Nach Sonntag vor Mitfasten 1556 ist ein gantze gemeind im HoofThal bay ein anderen gestandne Uff dem «Hengetten», es wurde beschlossen, dass keiner Bäumenäher als ein 14 Schuh zu den Marken setzen dürfe, Kirch- und Nussbäume aber 20’.Witer ist auchgeschehen mit Hilf Vogt Iten von Zug... uff sandt Johannis Tag 66 Jahr, dass jeder den Wein vomZapfen schenken will der soll einess pfenig oder zweier nächer schenkhen nachgestalt der sachdan ein offner wirt und welcher dess übersicht ist den Herren zu Buss Verfallen 3 Pfund dj.

Theillibell des Sondersiechenhausses (Urkund 3)Wüssend und kund gethan allen denen so es zu wüssen bedürftig, dass, nachdem beideGemeinden Rheineck und Thal und in denselben befindende beide Religionen evangelischen undkatholische Gemeindegenossen, dem neuen Landsfriedens Inhalt gemäss ihr gemeinhabendesSondersiechenhaus, und dessen Mittel, zwischen dero Theils Rheineck und Thal evangelischerReligion, Theils aber in den Hof Thal beider Religionen unterlaufenen ungleichem Verstand, unddarüber von denen, deren beider Hochloblichen Ständen Zürich und Bern als unsre gnädig Herrenund Oberen, in Rorschach, dermalen versamten: Titl. hochansehnlichen HH. Ehrengesandten zuallen Theilen beliebt gemachten, «unter dato den 16. Tag Wintermonat dies laufenden 1713 Jahresertheilten Erläuterungs-

138Rezess, durch aller Theilen Bevollmächtigten, und hernach benamsete verordnete Herren: welcheauf endstehenden Dato bei und mit einanderen fernere nothwendige Beredung «freued» nachpar-lich verpflogen, des folgenden sich einhellig forth in beständig und ehrlich zu halten beschlossen:des Sondersiechenamts eigenthümliches Vermögen Kraft obangeregten Rezesses durch dasunpartheiische Loos unter sich vertheilet, in gänzlicher Form wie altes hernach aufrichtig abge-redt und verschrieben ist. Da dann

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1.) Die beiderseits Evangelische von Rheineck und Thal, denen katholischen Rheinecker undThaleren zugesagt haben, dass wenn denen selber unter denen: laut mehr besagten Recesses: ihnengehörig, und durch das Loos zufallenden vier tausen Gulden einige Schulden an Kapital oder Zinsnicht bekanntlich oder sonsten eine Irrung sich erzeigte, sollen dieselben solches innert abgered-ter Terminzeit, namlich bis auf Lichtmess des 1715ten Jahres anzuzeigen, welches dieEvangelischen mit Zuthun der Katholischen bekanntlich zu machen «der Abgang so danachen ent-stehen oder fliessen möchte von den Evangelischen ersetzt zu werden, hernach aber dieEvangelischen darfür weder Red noch Antwort zu geben schuldig sein sollen. Ein gleiches habendie Evangelischen von Rheineck und Thal bis auf bestimmter Lichtmesszeit, eins gegen demanderen zu thun versprochen.Betreffend für das2.) Die jährliche Unterhaltung der Siechenmagd und anderer Nothwendigkeit, ist einhellig aller-seits auf «und angenommen worden, dass welcher Theil dem ordentlichen hernach beschriebenenUmgang nach, die Siechenmagd zu bestellen, und in dem Siechenhaus habe, solle selbiger Pflegeralle gebührende Nothwendigkeit in das Siechenhaus zu verschaffen, und alle zwei Jahr den all-seitigen Theiler spezifizirliche Rechnung seiner Ausgaben abzustatten, davon als dann dieEvangelischen zu Rheineck den vierten, die Evangelische zu Thal den halben und dieKatholischen zu Rheineck auch den vierten Theil zu bezahlen pflichtig sein. Es soll3.) das allgemeine Siechenhaus von den Evangelischen zu Rheineck zwei Jahr, von denEvangelischen zu Thal vier Jahr, und von den Katholischen zu Rheineck und Thal auch zwei Jahrumgangsweis mit einer ehrlichen Magd bestellt und versehen werden, worum dato das Loosgeworfen worden, nach dessen Ausweisung sollen die erste Magd dahin geben 1. dieEvangelischen zu Thal, 2. die Katholischen zu Rheineck und Thal, und dann 3. die Evangelischenzu Rheineck. 4.) Eine Siechenmagd in währender Zeit ihres Dienstes, von dem ihr übergebenen Hausrath etwasentwenden thäte, solle selbige solches zu bezahlen schuldig, was aber Alters halber, oder sonstendurch rechtmässig in Gebrauch verbrochen wurde, hierin nicht inbegriffen sein. Im Fall aber sol-che Magd keine eigene Mittel zu bezahlen hätte, soll alsdann solcher Theil der sie dafür gesetztSchuldigkeit haben, für die Magd solches zu ersetzen.

1395.) Soll die Siechenmagd hiefür das jenige Viertel Korn (so ihr in etwelch normaligen Zeiten, zujahrlicher Bestreichung der Betten zugelassen worden) nicht mehr gegeben, sonder wann etwas zubestreichen bedürftig wäre, von einem jeweiligen Pfleger das Nothwendige verschaffet werden.6.) Im gleichen soll die Siechenmagd, die, in dem Sondersiechenhaus befindende Fässer selbstenin Ehren zu erhalten, auf den Dung in den Garten, samt den Stieglen und Rechen, aus dem Ihrigenzu verschaffen schuldig sein. Weilen7.) bei einigen Jahren, mehrere Bäum so auf der Gemeind stehen, zu dem Sondersiechenhauserkaufet worden, welche die Magd gleich den andern ehemals darzu gehörigen Bäumen, jährlichabzunutzen hat, als solle sie gegen die gedachte Magd weder von dem Siechenamt noch von denSondersiechen einiges Schlafgeld; wie vor deme beschehe; in kein Weis noch Weg nicht mehr zufordern haben, sonder es soll solches wegen der Abnutzung mehrgedachter Bäumen, gänzlich auf-gehoben und abgethan sein. Nicht weniger8.) soll die Siechenmagd fürhin nicht mehr des Siechenamts Bettgefieder und Gwand; um darin-

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nen zu liegen; zu gebrauchen befugt, sonder ihr eigen Bettzeug und Zugehör zu haben, und sichdessen zu allen Zeiten zu bedienen schuldig sein.9.) Soll der Magd jährlich ein Vierling Werch zum Faden, das Bettgewand und anders damit zuverbesseren, desgleichen Salz und Unschlitt zu nothdürftigem Gebrauch, durch den Pflegerbezahlt, und an der Rechnung auf ihr Anhalten 27 Kreuzer Trinkgeld gegeben werden, und solljede Magd bei erfolgender Abänderung, am Donnerstag vor Lichtmess von dem Siechenhaus aus-und dagegen die neue an selbigem Tag einziehen. Endlichen und10.) soll einem jeweiligen Pfleger von einem Flotz Holz für Säger und Scheiterlohn, amt anderendabei habender Mühwalt unseres nicht als fl. 1, 30 Kreuzer für den Flotz aus dem Rhein zu demHaus zu thun 20 Kreuzer bezahlt werden.Der vollmächtig verordneten Herren waren von Rheineck evangelischer Religon: Hans JakobBärlocher, Stadtammann, Johann Messmer alt Stadtammann; Georg Kuhn des Raths und ConradMessmer alt Stadtschreiber. Evangelisch Thal: Nikolaus Lutz alt Hofammann, Hermann Haller,Rudolph Zengerlin zu Staad Hauptmann neu, Christian Heller auf Riseck alt Hauptmann. HansKuhn alt Sekelmeister, Hans Kuhn alt Baumeister, Georg Lutz Lieutenant, Christian Beerli.Katholisch Rheineck und Thal: Thomas Lutz neu Hofammann

140Hans Jakob Hütemoser alt Hauptmann, Niklaus Rüst zu Staad, Bartholome Keller Wachtmeister,Johannes Seiz von RheineckAndreas Gasser Stadtschreiber zu Rheineck von allen Theilen hiezu begehrt und berufen.Durch Loos erhielten die Katholischen von Rheineck und Thal 4000 Gulden (folgt Spezifikation).Dieser Freund «nachparlich» gepflogener, und unpartheiischer Zertheilung zugleich allseitigerGenehmhaltung, aller dessen, was vor und bei erreichter Theilung, in vorbeschriebener Formabgeredet, vereinbart und beschlossen worden zu wahrem, steif und fest und unzerbrüchigerUrkund, haben gegenwärtiges Sondersiechen-Theil-Libell, Kraft übergelassenen Vollmacht, dieends beschriebenen sechs Herren, mit eigener Hand Unterschriften, und gewöhnlichen Pitschaftenbekräftiget und verwahret, so beschehn im Hof Thal den 20. Tag Christmonat Anno 1713. Sig.Clauss Luz L.S., Hans Jakob Bärlocher L.S., Toma Lutz L.S. Hermann Heller L.S., JohannesMessmer L.S., Nikolaus Rüst L.S.Im Jahre 1750 wollte sich zwischen den Katholiken von Thal und Rheineck des Siechenguts hal-ber eine Streitigkeit aufspinnen, wurde aber vom damaligen Landvogt Franz Michael Bossardtvon Zug vermittelt und verglichen. Die Thaler hatten laut Verabkommniss die Verwaltung diesesGutes allein inne; die von Rheineck konnten aber dafür gleich den Hofkindern ihre Kinder in dieSchul schicken. Dieses Verabkommnis hatte man zum Ende erreicht und beide Theile warenWillens zu theilen. Die Thaler verpflichteten sich vor dem Landvogt den Rheineckern 650 Guldenzu geben und damit seinen letzten von jeder Anspruch an die 4000 Gulden ausgelöst. An den 4.Theil zum Unterhalt des Siechenhauses, der Magd, Mobilien etc. welche den Katholiken alle 2Jahre verrechnet wird, sollen die Rheinecker in Zukunft ein sechstel theil von dem Ihrigen zubezahlen schuldig sein. Actum den 11. Juni 1750.Bestätiget und ratifizirt ist mit den angeborenen Sekort Insigill und der Kanzlei gewohnt nachste-hender Subsignatur verwahrt den 22. Juni 1750. L.S. Kanzlei Rheinthal

NB. Die Gemeinde wegen dieser Auslösung wurde den 26. April 1750 unter Hofamman Färbergehalten.

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Extract Katholischen Abschiedtss (Urkunde 4), aus Seite 80 dieses Protokolls zitiert: Woraufunser abgehende Landvogt dess Rheinthalss eröffnet wie dass Kirchen Guth zu Thal der- gestald-ten abgeschwummen, und einen so schlechten stand, dass kömmerlich die nothwendigkeiten underforderliche Paramenta angeschaffet werden können:

141Und wan Er keine Nothwendigkeit zu sein erfunden «dass die Kirchenrechnung alle Jahr abge-stattet werde: wodurch der Kirchen jährlichen 40 Gulden Ersparet wurden; so wolle Er vernem-men, ob nicht die Kirchenrechnung zu 2 Jahren umb abgenommen werden könnte. Alss wir nunhierüber reflectirt, haben wir in dass anbringen unsserss Landvogts in der Meinung consentiert,dass gleich wollen die Rechnungen, alle Jahr allein ohne Einige kösten gesteldt (und löblich standAppenzell I.Rh. so dass präsidium Und unsserem Landtvogt) da der Catholischen Religion über-schickt; mithin aber nur alle 2 Jahr formblich abgelegt werden.Löblicher Rath zu appenzell Herr Ehrengesandter will disser AbEnderung, alss hier zu er ein wil-liger keine Instruction Seinen gnädig Herren hinderbringen.

Extract Abschied Anno 1740 zu FrauenfeldDen 28. Oktober 1745 wurde denen von Buchen und Staad 3 Eimer Singwein von demPfarrkirchen Thal fallen. Den Zehentwein jedoch ohne Consequenz cedirt.Den 26. März 1747 stellte Hofammann Joseph Ferber dem katolischen Ratsherr, wie PfarrerEberli die Opfer an den Fasttagen unserer lieben Frau Prätendire, da er heut Constanz. Rezess von22. April 1606 es ihm ungehörig vermeine. Von der Erzbruderschaft habe der Pfarrer 2 fl. 30Kreuzer bezogen, wo erwähnter Recess den Pfarrer solches abweise. Wurde erkannt, die Opferund die 2 fl. 30 Kreuzer seien dem Pfarrherren nicht gehörig. Am 26. Mai 1749 wurde erkannt, man solle den Evangelischen ansagen, weil das ihrem Friedhofweidende Vieh den katholischen Theil dess Oelberg ziemlich verwüste, dass sie das Vieh hüten,dass auch Kirchhof kein Schaden zugefügt werde, widrigenfalls die Beschirmung von Obrigkeitswegen müsse nachgesucht werden.Wegen der Schule von Buchen wurde beschlossen, es solle Schul gehalten werden von Martini bisOstern. Im Sommer solle sie abgestellt sein, also dass er wohl Schul halten möge, aber ohne derSchulkosten.Den 16. April 1750 wurde die Frage gestellt, ob man die Prozession nach Höchst wolle abändern,oder bei alter Uebung zu bleiben erkannt. Seite 96 folgt eine Pfrundordnung für Buchen dasBischofs Casimir Anton von Constanz vom 20. Juni 1750, die auch in der Pfarrlad liegt.

Copia des Vergleichs zwischen beiden Religionen zu Thal 1712 (Urkunde 5)(Aus Messmers Abschrift) «Wüssend und kund seie getahn hiemit all denjenigen, so es zu wissen von nöthen: Nachdem voretwas zurückgelegter Zeit, zwischen etwelch Hochlöblich Regierenden Orten, einige Miss-verständniss und Kriegsempörung sich erhebet, solch kriegende hohe Partheien aber durch dieunendliche Gnade und Güte Gottes sich wiederum vereinigt in erwünschten Fried und Ruhestandgebracht, und bei solcher Begegnung einen beständigen Landfrieden (so der grosse Gott gnädigstbefesten und erhalten wolle) aufgerichtet, dabei nicht weniger dero gemeine Herrschaften einver-leibt und wie die bei- und untereinander wohnende beider Religionen Genossen, sowohl inKirchen- und Polizei-Geschäften, sich zu verhalten haben sollten, väterliche Verordnungen ge-

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stellt, solch hochoberkeitliche Disposition und Landesfrieden in besagten gemeinen Herrschaften,ab allen Kanzeln öffentlich verlesen und dadurch mäniglichen anzeigen lassen, dass jederReligionsgenoss gute Fug und Macht haben solle, solchen Rechtens, nach dessen Ausweisung von

142nun an sich völliglich zu bedienen und deren wirklichen Theilhaft und Genoss zu sein. Als habennach solcher Publikation und Kraft des dabei angehenkten ernstlichen Befehls die sogenanntendrei Gegnern der Pfarrkirche Thal, als Rheineck, Thal und Kurzenberg nicht unterlassen wollen,solch hohen Befehl, nach obliegenden Pflichten gehorsamlich und besten Vermögens zu bewerk-stelligen, zu dem Ende denn, neben hochgeachteten Edlen, Frommen, Ehrenfesten, Vorsichtigenund Wohlweisen Herren Johann Tobler, Stadthalter und des Raths löblichen Land Appenzell deräussern Rhoden als einen verordneten Pfarrgenossen von Lutzenberg sich präsentierten underscheinten von Rheineck: Herr Johannes Messmer, neuer; Herr Hans Jakob Bärlocher, alterStadtammann, und Herr Jakob Messmer, Seckelmeister; von Thal: Herr Niklaus Lutz, HerrHermann Heller, beide alte Hofammänner, Rudolf Zengerlin, Hauptmann zu Staad, und ChristianHeller, alter Hauptmann zu Buchen; und von dem Kurzenberg: Herr Sebastian Züst, Lieutenantam Lutzenberg, Michael Tobler, Hauptmann ab Heiden und Hans Hohl, Hauptmann abWolfhalden, namens der Evangelischen eines und Herr Hans Adam Keller, neuer- und ThomasLutz, alter Hofammann zu Thal, Herrn Jakob Hütenmoser, alter Hauptmann, Hans JakobBärlocher, alter Siechenpfleger und Johannes Hütenmoser von Buchen, Niklaus Rüst von Staad,Karl Granzi zu Thal, und Johannes Seiz zu Rheineck namens der Katholischen von Thal undRheineck anderes Theils, zusammt Andreas Gasser, Stadtschreiber zu Rheineck, von beidenTheilen hiezu berufen:Welche, als beider Religionen vollmächtig Abgeordnete, zu etlichen Tagen sich zu Thal zusam-men verfügt, mit einander Freundnachparlich conferirt und in wohlanstädiger, christlicher Liebe,im Beisein deren Wohlerwürdigen und hochgelehrten Herren Sebastian Högger, Pfarrherr zuRheineck, Thal und Lutzenberg und Decanus des Evangelischn Rheinthalischen Capitels, undHerr Caspar Enzler, katholischer Pfarrherr zu Thal und Rheineck.Erstens einander ehrlich zugesagt und versprochen bei denen in den Landfrieden so heiter ange-setzten und anbefohlenen Stunden gänzlich zu verbleiben, die Verrichtung der Gottesdienstennach Ausweisung derselben einzurichten, zu gesetzter Stund der Kirchen zu überlassen, und keinTheil dem andern weder in ordinari noch in extra ordinari Gottesdienste beschwerlich, noch aufeiniche Weis verhinderlich zu sein, sich von selbsten, ungezwungen und ungedrungen, freiwilligund gütig auf hernach beschriebene Form in fernerem verglichen, und zwar was in der Kirchendrinnen betreffen thut, also vereinbaret, es soll zum Anderen, die Kanzel ab jetziger Stell hinweg-genommen, um mehrerer Kommlich- und Nothwendigkeit willen, an den gezeigten Bogen desChors aufgesetzt, desglichen die zwei in der Kirche stehende, so genannte Santa Mariae undSebastiani Säul abgeändert, die erste zwar an das Ort, wo die jetzige alte Kanzel-Stegenlehne hin-tere Säulen, und die letztere, für den gegen dem Pfarrhaus stehenden Stuhl aufgerichtet, dasdaselbst befindlich «beschlossene» Kästlin aber von da hinweggenommen, der gegen selbigemAltar vorderster Sitzplatz solche Stuhls abgebrochen, auch Fahnen und anders, so in die Kirchen

143werden gebracht, nach ihren der Katholischen vollbrachten Gottesdienst, alsobald vornen in dasChor von ihnen verwahrt, gleich dann auch von den Evangelischen, was sie bei Verrichtung ihres

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Gottesdienstes nöthig erachten, nach dessen Endung auf die Seiten versorget, mit derKatholischen Taufstein gewichen, der Evangelische Taufstein dahingesetzt, und von denKatholischen zu Aufrichtung ihres Taufsteins ein anderer Platz mögen gebrauchet, die drei in derKirchen aufgehenkte Tafeln hinweggenommen, zwei von selbigen Altar gebracht, von keineranderen Religion gebraucht, von keiner anderen Religion aber zu allen künftigem iten, ohne deranderen Wissen und Willen in der Kirche gar Nichts angehenkt, gestellt, gleich deren, auch indem Chor vorüberstehenden, sogenannten alten Orgelfuss gebauen, beiden Religionen zu gebrau-chen offen stehen, darunter keine mehrere neue Stühl gemachet, die jetzige aber beständig ver-bleiben, die in dem Chor nothwendige Zwerchstühl belieben gemachet und gebrauchet, nach demfürters nach der Evangelischen Beliben geendigten Gottesdienst in dem Chor auf die Seitegestellt, auch mit Aufbauung eines neuen Stuhls, bei der kleinen Kirchentür über den gezeigetenSchranken nicht gefahren, und von beiden Theilen das freundliche mehrere Abgeredte (so weit-läufiger zu beschreiben nicht nothwendig) bestens und getreulich beobachtet und nicht über-schritten werden. Dieser spezifizierte in dem andern Punkten begriffende Conditiones, sind vorAusfertigung gegenwärtigen Instrumenti bewerkstelliget worden, darbei es nun zu allen künfti-gen Zeiten, unveränderlich, und also beständig sein, und verbleiben solle.Zum Dritten, solle vor dem Kirchhof den Katholischen zu dienen und wird ihnen eigenthümlichüberlassen, für ihren Antheil Kirchhof, unter dem Weg, so von dem Pfarrhaus gegen der kleinenKirchenthür gehet, so weit hinab, wie es die aufgesetzte fünf steinerne Marken zeigen: dagegensoll den Evangelischen der völlige übrige Kirchhof eigenthümlich gehören, ohne dass solcher vonden Katholischen (aussert den Processionen wie hernach folget) weiteres mit einigen Ceremonienbetreten werden, unter was Namen es sein möchte: Das Bein- und Spenghaus solle von beidenReligion gemein gebraucht, an den sogenannten Oelberg, welcher auf der Evangelischeneigenthümlichen Kirchhof stehet, sollen die Evangelischen die Begräbnis unter dessen Dachungungehindert haben und gebrauchen, wann aber Jemand dahin begraben wurde, solle dieBegräbnis Stell wiederum geebnet werden und die Katholischen nach ihrer bisherigen Uebung andem Palmtag, Charfreitag, Ostersamstag, Fronleichnamstag, dem nächst darauf folgenden Sonn-und Donnerstag ihre Andacht allda verrichten mögen, jedoch mit der klaren Bedingung, dass esohne alle Verhinderung der Evangelischen, und Vormittags innert den Landesfriedlich gesetztenStunden bestehen solle, zu dem Ende derselbigen offen stehend gelassen, das Cruzifix daselbst-en mit einer eisernen Stang an den Dachstuhl angeheftet, und unterher der Stock, wo solches dar-aufstehet, bis an die Unterschrift hinweg gethan werden. Es möge auch die Katholischen ihreProcessionen um die Kirche herum, dem Weg nach, wie solcher anjetzo ist, künftiger Zeit gebrau-chen, jedoch dass sie innert den Schranken solches Wegs allerdings sich erhalten, dagegen aberzugleich den Evangelischen durch den Katholischen Kirchhof zu dem ihrigen, mit ihren Leichenzu gehen, allzeit frei und offen stehen solle, und wann aber (so Gott gnädigst abwenden wolle)eine Pestzeit einfallen, und deswegen die einte – oder andere Religion mehreren Begräbnisplatzesnöthig sein sollte, als mag jeder Theil ohne des andern Kirchhofs Benach-

144theiligung, um mehreren anderweitigen Platz sich umsehen. Als nun hierüber es um dieZertheilung des völligen Kirchguts zu thun war, haben die Evangelischen den Katholischen, denpublizierten Landfrieden, und dessen Inhalt vorschlagen, nach welchem Ausweisung zuErhaltung, Kirchengebäus, Geläuts, und Fortsetzung jedes Theils Religionsübung, ein Capital

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verordnet werden sollte, worinnen aber besorglich ein- und andere Weitläufigkeit vorfallen würde,oder so ihnen den Katholischen eine Vergleichung grad überhaupt, was jeder Theil von demKirchenguth zu beziehen haben sollte, zu übereinkommen, beliebter wäre, werde aus freundlicherWohlmeinung, ihnen den Katholischen zu dero reiflichen Bedenken anheim gestellt, darauf dieKatholischen nach gehabtem genugsamen Bedacht, den letzteren Vorschlag für genehmer gehal-ten, deswegen beide Theil, zu Ausweichung allerhand beschwerlichen Verdriesslichkeiten, einefreundlichen Verglich angestossen, fortgesetzt, und mit guter Vorbetrachtung, auch reiflicherErdaurung aller Sachen Beschaffenheit sich Viertens, getreu, ehrlich, und aufrichtig beredet, undalso verglichen, dass der Pfarrkirchen habende Mittel, als Reben, Haus, Güter, Wiesen, Zins,Capital und Zehnten, in eine Summa geschlagen und davon zwei Theil den Evangelischen, und einTheil den Katholischen zugestellet, und eigenthümlich behändiget werden sollen, jedoch unter derklaren Bedingung, dass gleich wie die Evangelische Gemeind, um soviel als der EvangelischeAntheil hievon bezogen wird (wenn wider Verholfen solcher oder etwas davon verlürstlich werdenund in Abgang kommen sollte) solches Capital aus ihren eignen Mitlen zu vergüten, und wieder-um zu ergänzen sich verpflichtet, dass also die Katholische ganze Gmeind, für allen Abgang undVerminderung, ihres von dem Kirchenguth beziehenden Antheils, eine ebenmässige und gleicheSchuldigkeit haben, beide Theile aber verbunden sein sollen, insgemein und zwar also: dieEvangelische Darschiessung zweier, und die Katholische einen Theil zu erhalten, die zweiKirchengebäu zu Thal und Buchen in ihren vier Wänden, nammlich Dachung, Himmleten,Pflasterboden, samt Geläut und Uhren, wie auch was in der Kirche zu gemeinem Gebrauch die-net als Kanzel, drei Baarkirchen, Orgel, Kirchenstuhl, Kirchhofmauern, Portal, Vorzeichen, Bein-und Spenghaus, auch die Dachung des sogenannten Oelbergs, übrigens alles, was ein jederReligionstheil für sich selbst besitzt, an Capellen, Pfarrhäusern, oder was Namens immer habenmöchte, desgleichen was zur Erhaltung und Fortführung seines Gottesdienstes benöthiget, samtder Besoldung seines Pfarrers, Kaplanen und Messmers, selbiger absonderlich aus dem seinigenzu unterhalten und zu bezahlen schuldig sein, ohne dass ein Theil dem andern in das Künftige dasgeringste beizutragen und beizusteuern, einige Pflicht haben soll: Nach beschehen obbeschriebe-nem Theilungs-Vergleich, haben beide Theil die also beschlossene Sönderung des völligenKirchenguts, durch unpartheiische Loos zu Werk gerichtet, und was davon jedem Theil zu eigengefallen, in ordentliche Schrift und Libell gleichen Lauts; verfassen und durch (Titl.) HH. JohannTobler, Statthalter der äussern Rhoden löblichen Lands Appenzell, Johannes Messmer und HansJakob Bärlocher, Stadtammann von Rheineck, Niklaus Lutz und Hermann Heller, alte Hofammann von Thal, und Sebastian Züst, Lieutenat am Lutzenberg, namens der Evangelischen undJohann Adam Keller neuer Hofammann zu Thal, und Hans Jakob Hütenmoser, alter Hauptmann

145zu Buchen, namens der Katholischen eigenhändig unterschrieben, und mit ihren gewohntenPetschaften bestätigen lassen, wie die hierum also verfertige Libell (davon jedem Theil eins zuge-stellt worden) bescheinen und beweisen. Endlichen und Fünftens ist auch verabredet worden, dassjeder Gegni, aus Rheineck und Lutzenberg für sich selbsten, drei Schlüssel zu Öffnung desArchivs in der Kirchen zu Thal, sowohl als dem Hof daselbsten übergeben und künftiger Zeit inHanden besagter zweier Gegnien also gelassen werden sollen. Solch alles und jedes, was vorbe-schrieben stehet, jetzt und zu allen künftigen Zeiten, getreulich zu halten, und kein Theil demandern, weder wenig noch viel, an etwas zu beschädigen oder zu vernachtheiligen; unter wasVorwand es immer sein oder erdacht werden möchte, haben beide Religionen Anfangs Benamsete,

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vollmächtig Verordnete, für sich und ihre Nachkommende ein anderen mit Mund und Hand zuge-sagt und versprochen: und nachdem über den fünften Punkte die beiden Religionen im Hof Thaleines mehreren sich bedacht, etwas Beschwerd befunden und vermeint haben, dass sowohl dieReligion des Hofs Thal, als übrigen beiden Gegnern Rheineck und Lutzenberg, wie zu Öffnungder Kirchen und Thurms also auch des darinnen befindlichen Archivs nothwendige Schlüsselbehändigt werden sollten, ist die Bezeugung habender und tragender Liebe, für genehm gehalten,und hiemit jeder Religion zu Thal solche Schlüssel zu haben, zugelassen worden, dabei es auchgleich obbemeldtem allem, sein festes und unabänderliches Verbleiben haben solle. Zu dessenalles wahrer Gezeugnis und unzerbrüchlicher Festhaltung haben (Titl.) Herr Johann Tobler,Statthalter und des Raths löblichen Lands Appenzell der äusseren Rhoden, Herr Johann Messmer,Stadtammann von Rheineck, Herr Niklaus Lutz, alt Hofammann von Thal, im Namen derEvangelischen und Herr Johann Adam Keller, neu Hofammann von Thal, und Herr Hans JakobHütenmoser, alter Hauptmann zu Buchen, namens der Katholischen ihre Secret Insigill offentlichhieran gehenkt, so bestehen in Thal den zwei und zwanzigsten Tag Christmonat nach der gnaden-reichen Geburt unsers einigen Erlösers Jesu Christi, gezählt eintausend siebenhundert und imzwölften Jahr. L.S.

6. Urkund: Aus Sekretär Messmers Urkunden-Abschrift (Seite 225)Zu wüssen sei hiermit: Nachdem die beiden Religionen der Pfarrei Thal sich in- und aussert derKirchen, auch wegen deren eignem Guts, zur Theilung verglichen, wie solches ordentlich inInstrument, mit anhangenden Insiglen, und Libell mit unterdruckten Pitschaften verfertigt wor-den, haben hierüber sich beide Religionen ferners getreu und ehrlich vereinbaret. Erstens: Wennder eint oder andere Theil, aus der anderseits in handen habenden Urbarien etwas zu wissenvonnöthen wäre, soll jeder Theil dem andern solches vorzuweisen schuldig sein: Wann dieKatholischen, der Evangelischen grosse untere oder obere Stuben des sogenannten Frauenhauses,zu Haltung, Rath, Gricht, Rechnungen oder andere Versammlungen nöthig zu sein, und solche zugebrauchen vermeinen wollten, so mögen sie an der Evangelischen Kirchenrechnung um dieWillfahr anhalten, worüber Evangelischer Seits, ihnen gebührende Antwort widerfahren, widri-gens bei dessen Unterlassung, besagte Stuben verschlossen bleiben sollten.

146Zum Anderen: Es soll der abgeredet «und vereinigte Bezirk zu Begrabung deren hiezu hochober-keitlich begnadeten armen Sünderen in beiden Theilen gemeinen Kosten eingemauert und in sol-cher Form erhalten werden. Zum Dritten: Obschon die Evangelischen, sich über des jetzigenPflegers Jakob Messmers, Sekelmeisters zu Thal, eingelegter Rechnung beschwert zu habenbefunden, indem besagter Pfleger in jetzt abgelegter Rechnung etwas eingekaufet, so ein völligneues war, und theils einige Waaren seidert gemachtem Accord erkaufet und eingerechnet, welchevon den Katholischen allein hätte bezahlt werden sollen, deswegen die Katholischen, darbei esverbleiben zu lassen, freundlich ersuchet und anbei sich ergiebig gemacht, den von denEvangelischen neu bedingten und angefrömten Taufstein mit Gulden fünfzig allhiesiger Währungund dem Herrn Decano Högger Gulden vierzehn für noch nothwendige Sachen aus gemeinerMassa bezahlen zu helfen – als haben die Evangelischen, zu Bezeugung guter Freundschaft; derKatholischen ihres obverschriebenes Ersuchen und Erbitten, für angenehm angenommen, dabei esnun seine Richtigkeit haben, und von beiderseits und getreulich versprochen und vereinbart wor-den, dass weilen zwar in der Kirchen-Protokollen befunden, dass unter gewisser Condition, so

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viel Katholischen an ihrem Taufstein verbauen, soviel den Evangelischen auch erstattet werdensollte, von der Bezahlung aber, man bisher, weder wissen noch finden können, daher alles eingerichtete Sach sei, und man finde etwas, oder nichts, bei jetzig Vertrage und Bezahlung künfti-ges völlig verbleiben und hierin nichts mehr weder gefordert, noch bezahlt werden solle. Viertens:Als nun vor dem heiligen Weihnachtsfest die Katholischen, auf dasselbe, das sogenannteKripplein aufzurichten beschäftigt waren, und vermeiden wollten, der zwischen dem kleinen Altarund Sebastiani Säul lediger Platz, ihnen, zu dergleichen Vorstellungen gewidmet sein sollte; habendie Evangelischen solches, als eine, so gethaner klar- und dem Instrumento heiter verfasstenVereinbarung zuwiderlaufende Sach nicht gestatten wollen, sondern darwider bestens protestiert,dieweilen aber die Katholischen hierinnen freundliche Ansuchung gethan, dass wegen Kürze derZeit, sie solches Krippelein, dermalen an kein ander Ort versetzen könnten, und sich erklärt aufkünftige Zeit, nichts mehr, weder an die Mauern, noch andere Aufbauung zu dem Altar vorzustel-len, sonder sich einig der Altaren zu bedienen, als haben sich die Evangelische hiezu verstanden,dass das Krippelein, diesmal wegen so freundlichen Anhaltens, an dem angefangenen Ort mögevöllig aufgerichtet, aber in das künftig nichts mehr neben den beiden kleinen Altären weder wenignoch viel aufbauen, noch auf einiche Weis (wie es immer sein möchte) vorgestellt noch angehenktwerden sollen. –Zu dessen wahrer Gezeugnis und festen Urkund haben: (Titl.) Herr Johann Tobler, Statthalter deräussern Rhode löbl. Lands Appenzell, Herr Johann Messmer, Stadtammann zu Rheineck, undHerr Joh. Adam Keller, Hofammann zu Thal, ihre Secret «Insigill in beider Religionen Namenhierfür angehenkt, so beschehen den 29. Tag: Christ. Decembris, als man nach Christi Geburtgezählet ein tausen siebenhundert und zwölf (1712). L.S. L.S. L.S.

147Urkund sieben: Theillibell (Aus Messmers Copie)Auf den 21. November 1712 haben sich die beiden Religionen der Pfarrei Thal, laut aufgerichte-ten Hauptinstruments und Verglichs, des Kirchengutes halber folgender Gestalten vereinbart,nämlich dass der Pfarrkirch habende Mittel aus Reben, Güter, Wiesen, Zins und Kapitalien in eineSumma geschlagen, und davon den Evangelischen zwei und den Katholischen ein Theil zugestellt,und eigenthümlich behändigt werden sölle und befindet sich an Kapitalien, Zins, Reben, Gütern,Wiesen auf dem Niederriedt, samt Garten bei der Kirchhofmauer zusammen: fl. 19 728. 12. 3.Wann dann solche fl. 19 728. 12. 3 nach obenstehendem Vergliche vertheilt werden, so gehört denEvangelischen zwei Drittel eigenthümlich, beläuft fl. 13 152. 8. 2, und den Katholischen einDrittel, betrifft 6 576. 4. 1, Zusammen 19 728. 12. 3.Sollen also haben die Evangelischen für ihren Antheil fl. 13 152. 8. 2, welches ihnen durchsordentliche Loos an folgende Mittel zufallen:

2 Stück Reben Kröl genannt, am Buchberg, so ein Lehen gen St.Gallenwie der hierum aufgerichte Kaufbrief weiset fl. 3300

1 Stück Reben und Erdplatz, samt Zehnten, so der Kirchen eigen, jetz under aber denEvangelischen bei solchen Reben gehört, welche Jh. Diezi, Zimmermann bearbeitet 1700

1 Stück Reben samt Erdplatz, so Hans Bärlocher gearbeitet 6001 Stück Reben so Johannes Diezi zu Buchen gearbeitet 6001 Garten nächst an der Kirchenmauer liegend, darob den Katholischen jährlich ein Viertel

Wein abzustatten ist, übrigens darauf habendes Eigentum, gehört den Evang. ist gewertet 25

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Diesen Garten besitzt dermalen Bartholome Keller, Schmid:1 Manns maad Wies auf der Sua und1 Manns maad Wies auf der Kühmaad, welcher Hans Adam Keller, jünger innhat2 Manns maad Wiesen, so Debus und Hans Messmer besitzen, die von Evang. Erblehen ist1 Manns maad Wies und1 Manns maad Wies ist lehig gen St.Gallen, hat Jakob Diezi inn1 Manns maad Wies ist lehig gen St.Gallen2 Manns maad Wies in Öhllachen, so Herr Decanus Högger nutzet1,5 Manns maad Wies auf der Steuchleren, so Hans Dietrich Kuhn, Vorsinger innhat,

und sind dermalen bei den 9 Orten Reben verliehen1 Manns maad Wies bei dem Felbli, so Bartholome Keller nutzet, so bei den 9 löbl. Orten Reben1 Manns maad Wies auf dem Ofen, so Herr Landschreiber nutzet, ist dermalen

bei den Orten Reben verliehen

148 1 Manns maad Wies auf dem Ofen, welcher Georg Kuhn nutzet, so bei den 9 Orten Reben1 Manns maad Wies auf dem Ofen, so Christof Kuhn, Beck nutzet, so bei den 9 Orten Reben1 Manns maad Wies so Laurenz Höchner innhat, ist bei den 9 Orten Reben1 Manns maad Wies bei dem Felbli, so Johannes Diezi, Messmer nutzettotal 16,5 Manns maad Wies à fl. 50 825.00.0Christian Lutz in der Tobelmühle soll Capital laut Brief 150.00.09 Monat pro rata Zins seit Lichtmess 1712 5.37.2Hans Georg Diezis Erben Capital (fallt der Zins auf Ostern) 330.46.1Mehr Capital (fallt der Zins auf Ostern) 120.40.0Jakob Wisers sel. Erben zu Buchen: Capital (fallt der Zins auf St.Martin) 82.00.0Johannes Schneider, Schreibers Sohn von Höchst, Capital lt. Brief 600.00.04 Monat pro rata Zins seit Jakobi 10.00.0Sebastian Schobinger von St.Gallen Capital lt. Brief (fallt der Zins Brachmonat) 200.00.0 Jakob Tobler auf dem Buchberg, Capital lt. Brief 300.00.04 Monat pro rata Zins seit dem Heumonat 5.00.0Laurenz Coch zu Brenden Capital lt. Brief 58.51.09 Monat pro rata Zins seit Lichtmess 1712 1.57.1Conrad Kuhn, Steinmetz zu Staad, Capital lt. Brief 132.00.07 Monat pro rata Zins seit Ostern 1712 3.57.0Christian Tobler und Conrad Bischofberger aus Enge, Capital lt. Brief 100.00.09 Monat pro rata Zins seit Lichtmess 1712 3.45.0Hans Dietrich Kuhn, Vorsinger, Capital lt. Brief (fallt der Zins auf Ostern) 100.00.0Hans Lutz, Schlosser, Capital lt. Brief (fallt der Zins auf Martinitag) 89.15.0Christian Egger, alt, Hofschreiber, Capital (fallt der Zins auf Ostern) 318.30.0Bartholome Höchners sel. Wittib unter dem Rain, Capital lt. Brief 100.00.01 Jahr Zins, Martini 1712 5.00.0Jakob Lutz am Lähn, Capital lt. Brief 100.00.06 Monat pro rata Zins seit Georgi Tag 2.30.0Christian Lutz, Müller soll Capital 500 Pfund 57.05.01 Zins Martini 1712 2.52.0

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12 1/2 Vierling Messzins das Viertel à 277 Kreuzer gerechnet nach Capital 55.00.0Die Spezifikation ist hinten gezeichnet, wer solche verzinse.

149Johannes Iten-Sohn zu St.Margretha, Capital lt. Brief 150.00.06 Monat pro rata Zins seit Georg 1712 2.45.0Jakob Höchner, Schuhmacher, Capital lt. Brief (fallt der Zins im Weinmonat) 300.00.0Caspar Rüst, Metzger zu Thal, Capital lt. Brief 100.00.01 Jahr Zins Martini 1712 5.00.0Heinrich Bänziger auf Bischofsberg, Capital lt. Brief (fallt der Zins auf Lichtmess) 200.00.0Hermann Kuster zu Diepoldsau, Capital lt. Brief 200.00.01 Jahr Zins Martini 1712 10.00.0Hauptmann Hans Lutz zu Gaissau als Trager soll Capital 10 Pfund, lt. Brief 11.25.04 Monat pro rata Zins seit Ulrichs Tag 1712 11.02.0Mehr soll er als Trager Capital 150 Pfund laut Brief 171.15.09 Monat pro rata Zins 6.26.0Johannes Gasser zu Rheineck, Capital (fällt der Zins den 26. Wintermonat) 100.00.0Hermann Höchner, Capital laut Brief 200.00.03 Monat Zins pro rata Zins seit dem Augustmonat 1712 2.30.0Bartholome Höchner unter dem Rain, Capital lt. Brief 114.15.01 Jahr Zins per Martini 1712 5.42.3Bartholome Bänziger auf Weihnachten Capital lt. Brief (fallt der Zins auf Lichtmess) 400.00.0Hans Dietrich, Küfer, Capital lt. Brief 100.00.0Zins per Martini 1712 5.00.0Johannes Diezi zu Buchen, Capital lt. Brief (fallt der Zins auf Ostern) 253.10.0Bartholome Herzog beim Bild, Capital lt. Brief (fallt der Zins auf Martinitag) 80.00.0Conrad Lutz, zum Meuss, Capital lt. Brief (fallt Zins auf Martinitag) 100.00.0Sebastian Scheidbach zu St.Margretha, Capital lt. Brief (fallt der Zins auf Martini) 120.00.0Wilhelm Dietzi zu Rheineck, Capital lt. Brief 100.00.01 Jahr Zins Martini 1712 5.00.0David Buob im Enethof, Capital 40 Pfund fl. lt. Brief 58.13.21 Jahr Zins per Martini 1712 2.52.2Bartholome Züst zu Mülltobel, Capital laut Brief 50.00.06 Monat pro rata Zins seit dem May 1712 1.15.0Johannes Wettler zu Rheineck, Capital 40 Pfund fl. laut Brief 45.40.01 Jahr Zins per Martini 1712 2.17.0Gottfried Tobler im Loch, Capital 15.00.01 Jahr Zins per Martini 1712 0.45.0per 1,5 Pfund Wachszins zu Capital geschlagen 15.00.0Die Katholischen sollen bezahlen 223.42.1

Total fl. 13152.08.2150Weil ein jeweiliger Herr Landvogt der Kirchen jährlich 30 Eimer Wein zu bezahlen hat, alsogehören jährlich davon den Evangelischen für ihre zwei Drittel zwanzig Eimer halb weissen, halb

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rothen laut alten Urbary. Ihnen gehört auch zwei Drittel von den sogenannten Bucher Wein-zehnten. – Es ist von beiden Religionen auf- und angenommen und heiter abgeredet worden, dass wenn eini-ge Schuld nicht bekannt oder liquid sein würde, so sollen beide Theil pflichtig sein, zwei Jahrelang bis Martini 1714 durch beiderseitige Beihilfe die nöthige Richtigkeit zu verschaffen. – Die Katholischen sollen haben für ihren Anteil: fl. 6576.04.1. Welches durchs ordentliche Loos anfolgenden Mitteln zufallen:1 Stück Reben samt Erdplatz, so Hermann Diezis sel. Erben arbeiten p. 1300.00.01 Stück Reben, welches Adam Diezi arbeitet 700.00.01 Stück Heuwachs- und Ackerfeld in der Speck, Buchenriedt genannt 350.00.01 Manns maad Wies auf der Sua, welche Hans Adam Keller, jünger, nutzet1 Manns maad Wies beim Felbli, so Hermann Diezi’s sel. Witib besitzet1,5 Manns maad Wies im Böschen, so Hans Adam Diezi nutzet1 Manns maad Wies auf dem Ofen, welche auch Hans Adam Diezi innehat1 Manns maad Wies auf dem Ofen, so Bartli Höchner besitzt und dermalen bei den

9 löbl. Orten Reben verliehen1 Manns maad Wies so Konrad Kuhn nutzet, und auch bei den 9 Orten Reben ist2 Manns maad Wies im krummen Winkel, so Hans Gasser besitzet und

ein Erblehen ist von den Katholischen8,5 Manns maad Wies à fl. 50 425.00.0 Hans Dornbierer soll Capital 10 Pfund fl laut Brief 11.25.03 Viertel Jahr pro rata Zins mit Fasnacht 1712 26.1Hans Heller auf dem Buchberg, Capital laut Brief 80.00.01 Jahr Zins per Martini 1712 4.00.0Mehr soll er Capital (fallt der Zins auf Martini) 200.00.0Johannes Lutz und Jakob Tobler auf der Wolfhalden, Capital lt. Brief 52.00.01 Jahr Zins per Martini 1712 2.36.0Johannes Diezi, Messmer zu Thal, Capital lt. Brief (fallt der Zins auf Martini) 400.00.0Die Gemeind Gaissau, Capital lt. Brief (fallt der Zins auf Lichtmess) 456.00.0Hans Jakob Nagel zu Höchst, Capital lt. Brief 110.00.09 Monate pro rata Zins seit Lichtmess 1712 4.07.2Jakob Wiser auf der Steig, Capital lt. Brief 34.00.01 Jahr Zins per Martini 1712 1.42.0Hans Kuhn im Feldmoos, Capital lt. Brief (fallt der Zins auf den 21. Christmonat 1713) 560.00.0Christian Sturzenegger sel. Erben zu Brenden, Capital laut Brief 166.00.09 Monate pro rata Zins seit Lichtmess 1712 6.13.2

151Andreas Bärlocher sel. Erben zu Rheineck, Capital lt. Brief 73.40.07 Monate pro rata Zins seit Ostern 1712 2.08.3

Johannes Keller, jünger im Krähen, Capital lt. Brief (fällt der Zins auf Ostern) 200.00.0Jakob Seiz hinterm Thurm, Capital lt. Brief (fallt der Zins auf Ostern) 300.00.0Hans Dietrich Kuhn, Vorsinger, Capital lt. Brief 100.00.0 1 Jahr Zins fallt der Zins auf Ostern 5.00.0Heinrich Lutz zu Buchen, Capital Pfund lt. Brief 57.05.0

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Zins per Martini 1712 2.52.0Zins von 4 Törkeln und vom dem Garten bei der Kirchhofmauer

5 1/2 Viertel Wein zu Capital gerechnet 59.24.0Hans Conrad Stückli zu Rheineck, Capital 6 Pfund laut Brief 6.51.010 Mont pro rata Zins 17.0Christian und Jakob Höchner, Capital 8 Pfund 9 Schilling fl. 9.53.01 Jahr Zins per Martini 1712 30.1Eglein Zengerlins sel. Erben, Capital lt. Brief 6.30.07 Monate pro rata Zins 11.1Bartli Bärlocher sel. Erben zu Buchen, Capital 10 Pfund lt. Brief 11.25.010 Monate pro rata Zins seit Sebastianstag 26.0total fl. 6799.46.2; Sie sollen haben für ihren dritten Theil 6576.04.1, restieren fl. 223.42.1.Solche fl. 223.24.1 sollen sie den Evangelischen bezahlen. – Weilen ein jeweiliger Herr Landvogt der Kirchen jährlich 30 Eimer Wein zu bezahlen hat, alsgehören jährlich davon denen Katholischen ihr dritte Theil, zehn Eimer, halb weissen, halb rothen,laut Urbary. Ihnen gehört auch der dritte Theil von dem Weinzehnten zu Buchen. – Es haben die Evangelischen und Katholischen an dem sogenannten Frauenhaus ungeloset undwillfährig eigen überlassen die Stube wo der Messmer wohnt, und der Strickwand nach hinauf bisauf den dritten Boden, hernach auf dem dritten Boden der Stegen so auf den obern Boden geht,bis zu dem Laden gegen Hans Lutz Schlossers Haus, desgleichen der obriste völlige Boden mitsamt dem Fürstkämmerli, die Lauben aber auf dem ersten und anderen Boden, soweit es gezeich-net ist. – Es bleibt also den Evangelischen für ihre daranhabende zwei Theile eigen, die untere und oberegrosse Stuben von der Strickwand bis auf den dritten Boden, und auf dem dritten Boden die ganzgrosse Kammer, und auf der ersten, andern und dritten Lauben gegen die Kirchen so weit esgezeichnet ist, zu den zwei Theilen soll auch das obere heimlich Gemach zu eigen gehören, undein Eingang zu demselben offen gelassen werden, wie auch verzeichnet ist.

152Die Lauben, wo man unter dem völligen Haus durchgehet, solle zwar so lang es dem mehrerenTheil gefällig offen verbleiben; jedoch aber davon den Evangelischen zwei und den Katholischenein Theil eigentümlich verbleiben; den Katholischen aber ist zugelassen, an dem Ort, wo diesmaldie Feuerspritze steht, ab solch offner Laube eine Stege auf ihren Theil unteren Boden hinaufzu-machen. Nachdem der Keller in drei Theil ordentlich angemessen, ist den Katholischen ihr dritter Theil zueigen überlassen worden, der Theil vornen gegen die Linden, welcher von der Evang. zwei Theilenmit einer hölzernen Gitterung unterschlagen, und vornen in ihrem Theil Keller inwendig eineStegen gegen Hans Lutz Schlossers Haus ob der Lauben gemacht werden solle, mit Vorbehalt,dass die Katholischen die Fass samt dem Wein Eimerweise in und aus dem Keller durch derEvangelischen Antheil Keller und durch den alten Eingang und Stegen zu allen Zeiten ungehin-dert thun und tragen mögen. Hierüber ist auch das sogenannte Frauen-Baumgärtli und zugehöri-ges Städelin in ordentlicher Zutheilung genommen, davon den Evangelischen zu eigen zutheilworden das Städelin samt dem darunter befindenden Keller, wie auch die Baugrub und zugehöri-ger Grund und Boden, stösst solcher Boden unten an Tobias Herzog am Bach, einerseits an dieKirchhofmauer und Beinhaus, oben an der Evangelischen Antheil Frauenhaus Grund und Boden,

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auch hinter dem Städeli an die Gemeindamma und anderseits an den Katholischen Antheil Gütli;das Wasser so in das Gütli lauf soll den Evangelischen gehören, und auf dero Grund und Bodenabgeführt werden. –Den Katholischen von diesem Gütli zugefallene dritte Theil stosst unten an Tobias Herzog amBach, einerseits an den Evangelischen Antheil Gütli laut den Marken, oben an die Gemeind-ammann und anderseits an Herrn Hofammann Niklaus Lutzen. Den Bodenzins, oder was aufobengenannten Gütli steht, sollen die Evangelischen zwei- und die Katholischen ein Theil abstat-ten; der Eingang zu der Katholischen Gütlin soll nicht mehr über der Evangelischen Gütlingebraucht, sondern anderwerts genommen werden. – Den Weinzehnten zu Buchen betreffend ist klar abgeredt und ehrlich verglichen worden, dasselbi-ge also Natura verbleiben, davon der Evangelische zwei- und der Katholische ein Theileigenthümlich gehörig und dessen Theilung also eigerichtet sein soll, dass jeder Torkelmeister,den in seinem Torkel fallenden Zehntwein bis zu desselbigen Abholung ordentlich aufbehaltenund alsdann davon der Evangelischen zwei- und den Katholischen ein Theil zumessen soll, wel-chen jeder Theil seines Gefallens in seinen Kosten in den Keller, oder anderweitigs hinzuliefernbefugt ist. – In der Zerteilung der Fassen und des Weins, welcher durch ein Küfer, sowohl als die Fass vermit-telst eines Visirstabs gemessen und ausgesprochen worden, welcher Anspruch von beiden Theilenbeliebt und angenommen war, sollen durch das ordentliche Loos den Evangelischen ihre zweiTheile zu Theil fallen an Wein und Fassen – 1 Fass Nr. 6 haltet rothen Wein anno 1711 gewachsen Eimer 451 Fass Nr. 9 haltet rothen Wein Eimer 511 Fass Nr. 1 haltet 50 Eimer sind darinnen weissen anno 1712 gewachsener Wein Eimer 311 Fass Nr. 2 hat in sich rothen anno 1712 gewachsener Wein Eimer 311 Fass Nr. 8 mit rothem Wein Eimer 421 Fass Nr. 10 mit rothem Wein Eimer 391 Fass Nr. 11 mit rothem Wein Eimer 441 Fass Nr. 13 mit rothem Wein Eimer 42in Bartli Herzogs geliehenem Fass hats rother Wein Eimer 40Summa des Weins total Eimer 378Summa der Eimeren so viel die eignen Fass halten: Eimer 344.

153Die Katholischen sollen den Evangelischen wegen Fassen Aufgab bezahlen 2 fl. DenEvangelischen ist ferner zutheil worden 6 Kanten zienin (Zinn), halt jede 3 Maas, 1 Spülkesselküpferin, 1 Aufzugseil. – Der Weinschragen und Blockschlitten soll von beiden Religionengemein gebraucht werden. – Die Katholischen haben an Wein und Fassen für ihren dritten Theil durchs ordentliche Lossbekommen:1 Fass Nr. 5 haltet rothen Wein anno 1771 gewachsen Eimer 411 Fass nr. 7 dazu 4 eiserne Reif, das Fass haltet 47 Eimer, darin ist Wein Eimer 391 Fass Nr. 3 haltet in sich rothen Wein anno 1712 gewachsener Wein Eimer 251 Fass Nr. 12 mit rothem Wein Eimer 41in des Kirchenpflegers geliehenem Fass rother Wein Eimer 43Summa des Weins Eimer 189

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1 Fass Nr. 4 so leer ist haltet 33 Eimer. Summa der Eimer soviel die eignen Fass halten Eimer 187.Wegen dieses Loos der Fassen sollen die Katholischen den Evangelischen bezahlen 2 fl. Nach dem Entstehenden Dato, die zwei aufgerichtete Theil-Libell ordentlich von beiden Theilengegeneinander abgelesen, collationirt, durchaus gleichlautend befunden und deswegen alsogenehm gehalten, auch dato jedem Theil zu einem Capital habende Brief zugestellt worden,haben zu dessen wahrer Gezeugnis und steifer Festhaltung (Titl.) Herr Johann Tobler, Statthalterder äussern Rhoden löbl. Lands Appenzell, Herr Johannes Messmer und Herr Hans Bärlocher,Stadtammänn von Rheineck, Herr Niklaus Lutz, und Herr Hermann Heller, alte Hofammänn vonThal, und Herr Sebastian Züst, Lieutenant Lutzenberg, namens der Evangelischen, und HerrJohann Adam Keller, neuer Hofammann zu Thal, und Herr Jakob Hütenmoser, alter Hauptmannzu Buchen, namens der Katholischen solche Libell neben Aufdruckung ihrer Handpitschafteneigenhändig unterschrieben; so beschehen in Thal den 15. Decembris anno 1712.L.S. Sig. Johann Tobler, L.S. Sig. Johannes Messmer, L.S. Sig. Johann Adam Keller, L.S. Sig.Clous Lutz, L.S. Sig. Hans Jakob Bärlocher, L.S. Sig. Hans Jakob Hütenmoser, L.S. Sig. HermannHeller, L.S. Sig. Sebastian Züst. Den Evangelischen ist in ihrem Loos 24,5 Vierling Nusszinszuteil worden, welcher Nusszins von Nachstehenden soll entrichtet werden. –

154 Hermann Heller zu Buchen zinset jährlich 5 Vierling NussChristian Keller Conrads Sohn 2 Vierling NussHans Kuhn Feldmoos 3 Vierling NussJakob Bärlocher Buchen 8 Vierling NussHauptmann Heinrich Lutzen sel. Erben Buchen 2 Vierling NussJohann Keller und Bartli Bärlocher sel. Erben zu Buchen gemein 2 Vierling NussHans Marti Rüst zu Staad 2 1/2 Vierling Nuss

Summa 24 1/2 Vierling NussFerner ist den Evangelischen 1 1/2 Pfund Wachszins zuteil geworden, so von Nachbeschriebenensolle erstattet werden:Georg Beerli auf dem Buchberg zinset jährlich 1 Pfund WachsJakob Lutz, genannt Krieger, zinset jährlich 1/2 Pfund Wachs

Summa 11/2 Pfund WachsDen Katholischen ist in ihrem Antheil durchs ordentliche Loos an Zinsen 51/2 Viertel Wein zuge-fallen: welche 5 1/2 Viertel Wein von nachfolgenden Törkeln und Garten erstattet wird.Der rothe Torkel zinset jährlich 1 Viertel WeinDer antweilische Torkel zinset jährlich 11/2 Viertel WeinSt. Katharina Torkel zinset jährlich 1 Viertel WeinDer Sandbüchel Torkel zinset jährlich 1 Viertel WeinBartholome Keller zinset jährlich von dem Garten bei der Kirchhofmauer 1 Viertel Wein

Summa 51/2Viertel WeinVorbeschriebenes also in Schriften verfasset, und in dieses Libell gebracht, durch den von beidenTheilen darzu berufen Actuarium Sig. Andres Gasser, Stadtschreiber von Rheineck (Das Original liegt in der evangelischen Kirchenlade).Auszug aus dem Katholischen Rathsprotokoll (Seite 147-174)Im Sommer 1752 machten die Katholischen beim St. Carls Altar neue Tritte, weil die Priester sichvon Zeit zu Zeit wider die alten beschwerten und den Ministranten mehrmals Unglück passierte.

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Die Reformierten beschwerten sich aber darüber, als mit den Verträgen nicht conform. Am 13.April 1752 erkannte aber der katholische Rath, wegen Nothwendigkeit derselben zu unserReligionsübung, bleibe man distrikt dabei. Dieser Beschluss wurde durch Herr Ammann Färberden Evangelischen eröffnet und dabei bemerkt, man habe auch übertragen, dass sie auf Seiten derMarienstühl den vordersten Stuhl und den Zwerchstuhl bei der Muttergottessäul ohne Vorwissender Katholischen gemacht. Das geschah den 7. September 1752.Die Evangelischen schleppten die Sache vor den Landvogt. Am 11. April 1753 wurde durchLandvogt Niklaus Lombach von Bern ein Augenschein in der Kirche vorgenommen. Darauf gabder Landvogt den Befehl, eine Tafel bei dem Muttergottesaltar wegzuthun und den Trit in altenStand zu stellen. Die Katholischen protestierten dagegen und am 14. Juni 1753 revidierte derLandvogt das Urtheil wieder. Nachgehends befahl er aber von Neuem, den Tritt wegzuthun. Amkath. Rath vom 17. Juni wurde Herr Kaplan

155Schmid, der Hofammann und Hauptmann abgeordnet, und der Landvogt angefragt, warum erseine Sentenz zurück genommen. Der Landvogt blieb scheints bei seinem Spruch.Darauf wurden Hofammann Färber und Sebastian Rüst von Staad zu den Ehrengesandten derProvisional Stände Zürich und Luzern verordnet, die ihnen einen Vergleich antrügen, es solle denKatholischen vom Altar und Raum gegeben werden, was darüber hinaus, müsse von denKatholischen was hinein von den Evangelischen weg gethan werden. Als die Katholischen am 1.August das exequiren wollten, wollten die Evangelischen die 6’(Schuh) beim Altar B. Vedt. nur inder Gredi nicht aber Rünte zu geben, und wollten den vordersten Weiberstuhl nur halb wegthun,wogegen die Katholischen protestierten. Darauf erklärten die Evangelischen der vorderstenWeiberstuhl ganz wegzuthun, wenn man ab dem Stuhl beim Seiten-Altar nichts nehme. DieKatholiken aber erkannten bei dem zu Frauenfeld gemachten Vergleich zu bleiben. Nach dem dieEvangelischen die 6’ (Schuh) und die erforderlichen Zugänge gestatten müssen, bei dem BildMaria und Sebastian sollen besser zurückgestellt werden, und die Tafel neben B.V. Altar nit weg-gethan werden.Copie des Vergleichs in Frauenfeld (Urkunde 8)Nachdem entzwischen Stadtammann Johann Dietrich von Rheineck, Hermann HofmanHofammann zu Thal, Conrad Niederer Hauptmannaus löbl. Ort Appenzell A.Rh. namens derevangelischen Kirchhöry zu Thal im Rheinthal, dann dem Wohlerwürdigen Herren Joh. AntoniSchmid Kaplan zu Buchen, Josef Färber Hofammann zu Thal, und Sebastian Rüst von Staad, inNamen der katholischen Kirchgemeind desselbsten, wegen einem von den Letztern anstatt desIrrung und Streit sich erhoben, also dass das beede Theil bei Anlass des gegenwärtig für dauern-den höfl. Syndicats allhier sich einbefunden.Als ward von Ihr Gnaden, und Weisheiten denen Hochansehnlichen Herren Ehrengesandten bei-dere Hochlöbl. Provisional Orten Zürich und Luzern zu Abscheidung der Rechtsübung, und bee-der Theilen gütlichen Vereinigung ein gnädiges Gutachten dahin ausgefunden, dass1. denen Katholischen bei beeden Nebenaltaren, zu Herstellung der Altartritte und zu denen sel-ben erforderlichen Zugängen ein Raum, und Platz, in allem von sechs «Werch Schuhen» in dieLänge zu dienen, dann aber2. Bei dem Altar Sancti Caroli von dem Altartritt das in die Kirchen hinaus langende Eck 9 Zolllang abgeschnitten werden.– Mithin denen beiderseits habenden Gewahrsamen nichts sein soll.Da nun beide Theil diesen güthlichen Vorschlag mit bester Zufriedenheit auf- und angenommen,

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und solches mit aller Beförderung in die Execution zu setzen verheissen; als solle auch dabei seinunbegehrliches Verbleiben haben, und hiermit die entstandene Zwistigkeit behoben, und gänzli-chen abgethan sein; in Kraft gegenwärtigem Vergleichscheins, der beeden Theilen zugestellt, undzu wahrem Urkund mit des Wohledelgebohrnen, und Gestrengen Herrn Hauptmann Franz MariaJoseph Leonti Crivelli Altlandamman, in des Raths löbl. Standes Uri, der Zeit Landvogt im Ober-und Niederen Thurgau sein anerbornen Insigill verwahrt geben, Frauenfeld 19. Juli 1753. L.S. Am 29. September war eine Zusammenkunft beider Confessionen in der Kirche; die Katholischenverlangten die Ausführung der Beschlüsse von Frauenfeld; die Evangelischen die 6 Schuh in derLänge nicht zu geben, weil sie in die Rände von der Mitte des Altars messen wollten; theils schütz-ten sie vor, die beiden Bildsäulen müssten eher aus der Kirche geräumt werden, theils sagten sieder Stuhl beim Sebastian sei ein obrigkeitlicher und Pfarrstuhl und lassen daran nichts ändern. DieKatholischen sagten, sie müssen dem Contract folgen, betreffend was immer für Stuhl, die Stühl

156 bei Sebastian sei immer ein Höggerischer genannt worden. Sie werden bis 2. Oktober dieExecution vornehmen, erscheinen sie oder nicht.Den 5. Oktober war wider eine Zusammenkunft von beiden Religionen in der Kirche, und dieKatholischen verlangten wieder die 6 Werchschuh Raum, damit die beiden Bildsäulen zurückgezogen werden können. Die Evangelischen wollten den Akkord von Frauenfeld erfüllen, aber mitden beiden Bildsäulen nicht zurück weichen lassen, weil sie in dem Instrument anno 1712 einver-leibt seien. Endlich brechen die Evangelischen den vordersten Weiberstuhl mehr als halb ab, undschnitten an dem beim kleinen Portal stehenden Stuhl etliche Zoll ab. Die Katholischen warendamit nicht zufrieden und prätendirten, dass der Pfarrstuhl bei dem Altar B. V. und der Rücken andem Stuhl bei St. Sebastian um etliche Zoll müssen abgeschnitten und der vorderste Weiberstuhlganz weggeräumt werden, dem sich die Evangelischen widersetzten. Darauf gelangten dieKatholischen mit Schreiben klagend bei Zürich und Luzern. (Dabei bricht das Protokoll ab).

Weiteres Dokument in dieser Sache (Urkunde 9)Auf Vernehmen dass wegen streitigen Altar Fusses Dekelly in Frauenfeld getroffenen gütlichenVergleich dahin wolle ausgedehnt werden, dass auch die zwei Hochoberkeitliche Mannsstühle, inwelchen die evangelischen Herren Landvögt ihren Sitz und Platz haben, entweders ganz oder zumTheil hinweg kommen sollen; ergeht des Hochgeachten dieser Zeit regierenden Herr Landvogtsdes Untern- und Oberen Rheinthals Befehl, an den evangelischen Vorgesetzte der Kirche zu Thal,so auch an die katholischen Vorgesetzten allda, an diesen zwei Hochoberkeitlichen Amtsstühlen,welche sohin niemals im Streit gewesen, die geringste Veränderung nicht vorzunehmen, bis dassHochgeachteter Landvogt, denen Hochlöblichen Privisional-Boten Zürich und Luzern dasBenöthigte hierüber wird einberichtet und dero hohes Befinden und gnädige Verordnung desshalbwieder erhalten haben. Der nebens der übrige Innhalt vor berührten Vergleichs, in Execution, undzu Stande gebracht werden kann, bei dessen Bewerkstelligung eine freundliche Anführung undgutes Betragen, beiderseits Religions-Angehörigen bestens anrekomandirt wird. Act. im Amthause Rheineck den 11. August 1753 Kanzlei Rheinthal Urkund 10Zu wissen sei hiermit, nachdem beide Religionen der Pfarrei Thal, laut LandsfriedlicherBefreiung das Kirchenguth getheilet, selbige laut Theillibell, unter dato den 21. Novembris Anno1712 miteinander auf- und angenommen, ehrlich und redlich versprochen und zugesagt haben,

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dass wann einige Schuld nicht bekannt oder liquid sein würde, so sollen beide Theil pflichtig sein2 Jahr lang bis auf Martini 1714 durch beiderseitige Beihülf, die nöthige Richtigkeit zu verschaf-fen. Wann nun solch bedingte Zeit ihre Endschaft erreicht, beide Religionen das hiezu Nöthigevorgekehret und alles zu erforderlicher Richtigkeit gebracht, als haben unterschriebenen Dato, diebeider Theil Religionen Verordnete Herr Johann Tobler Statthalter löblichen Lands Appenzell deräussern Rhoden, Herr Hans Jakob Bärlocher neu und Herr Johann Messmer alt Stadtamman vonRheineck, Herr Niklaus Luz und Herr Hermann Heller alte Hofammänn von Thal, Herr HansHohl Hauptmann ab der Wolfhalden und Herr Michael Tobler Hauptmann ab Heiden vomKurzenberg namens der Evangelischen und Herr Thomas Lutz neuer, Herr Johann Adam Kelleralter Hofammann von Thal und Herr Hans Hütenmoser Hauptmann zu Buchen, namens der katho-lischen Pfarrkinderen, Kraft habender Vollmacht, für sich und alle ihre

157Nachkommende fürgenehm gehalten, und wiederum aufrichtiglich befestnet, dass der gedachteVorbehalt und Condition hiemit ausgeloffen, künftige Zeit gar keine Gültigkeit mehr haben unddeswegen kein Theil schuldig sein solle weder wenig oder viel (es würde gleich ein- oder andereSchuld werden könnte) das geringste beizutragen oder zu ersetzen, sondern hiemit alles völligeffectuirt, alle übrige in besagtem Libell beschriebene Bedingungen und Artikel hiemit bestensvorbehalten und zu ferner unzerbrüchlichen Kräften bestätiget sein. Zu dessen wahrer Urkundsind zwei gleichlautende, von einer Hand geschriebene Quittung und Confirmationen geschriebenund von Herrn Johann Tobler Stadthalter, Herr Hans Jakob Tobler Stadtamman von Rheineck,Herr Niklaus Luz alt Hofammann von Thal namens der Evangelischen und Herr Thomas LuzHofammann von Thal und Herr Hans Hütenmoser Hauptmann von Buchen, namens derKatholischen, mit dero eigenhändigen Unterschriften, und aufgedruckten Handpitschaften be-festet worden, so geben den 15. Tag Novembris Anno 1714. L.S. Johann Tobler, L.S. Hans JakobBärlocher, L.S. Claus Luz, L.S. Tomas Luz, L.S. Hans Jakob Hütenmoser.Urkund 11Ob zwar auf heutigen Dato beide Religionen verordnet, Bevollmächtigte, gegen einanderQuittungen ausgefertiget und darinnen die künftigen Zeiten alle gegen einanderen führendeAnsprachen aufgehebt zu sein versprochen und geordnet haben. Wann aber die denenEvangelischen zugefallene und behörige Nuss- und Wachszins, ohne der Evangelischen Schuldbis dato nicht können erörtert werden und in Richtigkeit gebracht werden, als ist hierin klar vor-behalten und aufrichtig abgesprochen worden, dass wann den Evangelischen des Nuss- undWachszinses halber bei völliger desselben Erörterung, etwas Schaden und Nachtheil erwachsenwürde, die Katholischen dann ihren gebührenden Theil zu ersetzen schuldig sein sollen.Dato haben die Evangelischen spezifizirlich aufgewiesen, die Unkosten so selbig in beider TheileNamen und mit dero Wissen auszulegen, befelchnet worden sind, so sich belaufen in Summafl.62.54’’1.Wann solche laut vormaliger Vergleichung unter beide Theile ausgetheilt werden, sotrifft den Evangelischen zwei Drittelzu bezahlen f. 41’’56und den Katholischen ein Drittel f. 20’’58 = f. 62’’54Zu dessen wahrem Urkund sind zwei gleichlauthende von einer Hand geschriebene Schreibengemachet, und von Johann Tobler Statthalter Herr Hans Jakob Bärlocher Stadtammann vonRheineck, Herr Nikolaus Lutz alt Hofamman von Thal namens der Evangelischen und HerrThomas Lutz Hofammann von Thal und Herr Hans Jakob Hütenmoser Hauptmann von Buchen

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158namens der Katholischen mit dero eigenhändigen Unterschriften, und aufgedrucktenHandpitschaften befelchnet worden, so geben den 15ten Novembris Anno 1714L.S. Johann Tobler, L.S. Hans Jakob Bärlocher, Claus Luz, Thomas Luz, Hans Jakob Hütenmoser.Copie aus dem Rathsprodtokoll (Urkunde 12)Ich Haubtmann Niclaus von Flüe gewesener Lands-Sekelmeister und des Raths löblichen StandsUnterwalten ob dem Kerns Wald, dermahlen regirender Landvogt des Untern- und ObernRheinthals. Urkundte hiermit, dass vor mir im Rechten erschinen Herr Hofammann Hans UllrichGasser und alt Herr Hofammann Joseph Antoni Messmer von Thal, Herr Stattammann ConradDeb, Wilhelm Messmer Rheinegg, Herr Haubtmann Conrad Niderer ab dem Lutzenberg undHaubtmann Sanctus Berlocher von Buchen, wie auch Kirchenpfleger Dobias Hertzog, alle imNamen und Vorsteher der Kirchen zu Thal Contra Battist Berlocher im Brunnen Ackher, mitBeystand Sebastian Rüst, Vorbringend, wie dass Battist Berlocher, vor bereits 7 Jahren ohnweitWartensee ein Stuckh Reben gezeuget, und da der Kirchen zu Thal, Kraft Kaufbriefs de anno1493, von denen Herren Blarer von Wartensee zu Buchen allen Nassen Zechenten hier seitss denLandmarkhen der Kirchen zu Thal fordere, nun aber Battist Berlocher den Zechenden zu gebennicht schuldig zu seyn pretentire, als soll Er solche Zechentbefreÿung durch Sigel und Briefbescheinen und darthun im widrigen Fall aber, sie vermeinen Nomine der Kirchen den Zechendenvon bemelten Reben mit Recht fordern zu können hoffend, derwegen ein HochweiseLandtsobrigkeit, werde die Kirchen bei ihren habenden Zechendrechten schützen und schirmen,und den Battist Berlocher zu Entrichtung des Zechenden anhalten. – Wogegen Battist Berlocherdurch seinen Beystand Sebastian Rüst in Antwort ertheilet, dass dassjenige Stückh Guth ab 1757an ihn gekommen, und aldorten mit viller Mühe und grossen Kösten Reben gezeuget, und ehedemdenen Herren Blarer von Wartensee und nach dem denen Herren Segesser zuständig, folgsamohne Zweiffel, immer Zechendfrey gewesen, es seyen auch aldorten drey marchen, welche dieZechendfreyen Güther von den andern unterscheidet; Wolle auch zeigen, dass alldorten niemah-len der Zechenden gegeben worden (anlangende den Markhenbrief de anno 1720) entscheide der-selbe nur der Zechend der Kirchen zu Thal und den Zechenden so der Statthaltereyen Rorschachzuegehörig. Wesmahlen er beglaubt seye, das Zehenden auch ins Künftige befreyt seynWorüberhin nach angehörter Klag und Antwort, auch durch geh und belesung vorgelegter Kauff-und Markhenbriefen zue Recht erkannt und gesprochen:Weillen, wann auch die blarisch- und wartenseeische im Rheinthal ligende Gütter zechendfreÿgewesen wären, des Berlochers Guth durch einen Kauff von diesen Gütheren abgetrennt, und inden Kauff von Seithen der Statthalterey zue Rorschach, als Besitzer des Schlosses Wartensee denZechenden von deme was auf diesserem Guth angebauwet werde, angedinget, folgsam durch disenKauff zehentbar gemacht worden, wann die wartenseeische Gütter ehe bevor es auch

159nicht gewesen waren, die Kirchen zu Thal aber, von denen Blarern ehemaligen Besitzern desSchlosses Wartensee, den Weinzehenden zu Buechen, von allen Reben, so damahls gepflanzet,waren, und in das Künftige noch gepflanzet werden möchte, und ihnen Blareren zugehören solten,anerkaufet, als solche Battist Berlocher von dato an, den Nassen Zechenden der Kirchen zue Thalabzuführen schuldig seyn.In Urkundt dessen hat ich anfangs bemelter Landvogt mein anerbohrner Secret Insigel aufge-druckht, und mit der Canzley Subsign.verwahrt geben, Rheinegg 16.Juny 1766 Kanzley Rheinthal

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Verzeichnis einiger in der Pfarrlad liegender Urkunden13. Ein Vorbehalt von Pfarrer Näf bescheinigt und vom Landvogt Bosshart wegen Kirchenrech-

nung in Thal, Original 166214. Eine Empfehlung der Appenzeller an die Orte Zürich, Luzern, Schwiz und Glarus anno 149015. Eidgenössischer Abschied von Baden, Abweisung der Reformierten in Thal 160316. Verordnung der eidgenössischen Kanzlei von Frauenfeld: Wasser, Besoldung etc. 174517. Gerichtserkanntnis zwischen Pfarrer Näf und Junker Schobinger von St.Gallen18. Quittung der Gemeinde Thal 168219. Katholischer Abschied wegen neuen Pfarrhaus 178120. Kaufbrief von 167621. wie Urkund 1722. Decret von Constanz (Strafe für den Pfarrer) 177523. Einkommen des evang. Pfarrers von Rheineck und Thal 167924. Abschied den Kirchenpfleger betreffend, Wechsel desselben 160725. Copie einer Bestätigung des Pfarrers Schiegg durch den Landvogt 163826. Copie einer Bestätigung des Pfarrers Näf durch den Landvogt 165127. Copie Abschied wegen unnöthiger Kosten bei der Kirchenrechnung 165628. Copie Abschied wegen Verschiedenem ohne Datum. Schrift von Näf29. Copie Abschied wegen Kirchenrechnung 174130. Copie wegen Messwesens und Altar in Rheineck, Ersetzung der Kirchenzierden 1532 31. Copie Abschied wegen Prädikant in Altstätten 155032. Bischöfliches Dekret wegen Beerdigung eines Geistlichen 177333. Dekret Wessenbergs wegen Feiertagen 180734. Bischöfliche Erlaubniss an Kath. Pfarrer die hl. Messe im Staufacker lesen zu dürfen 177335. Abschaffung des Kerzentragens, Leichenopfer, Muttergottes-Vesper 183836. Abänderung der Fronleichnamsprozession 183837. Uebereinkunft wegen Zeit des Gottesdienstes 185938. Kirchenverordnung 185239. Bischöfliche Erlaubnis für die Stationen in S. Sebastian 176640. Dekret wegen der Kirchenweise in Thal 178041. Uebereinkunft wegen neue Glocke 168642. Abschrift einiger Artikel aus eidg. Abschied 1523 die Priester betreffend43. Extrakt des Abschieds wegen Gottesdienst-Zeit betreffend 172744. Erkenntnis des Provinzials der Kapuziner an ein Pat. von Appenzell. Kreuzwegsegnung 176645. Einige Artikel die Landeskirche betreffend ohne Datum46. Bischöfliche Übereinkunft und Verordnung an Pfr. Näf 1686 (ist im Copiebuch)47. Bischöfliche Erkenntnis an Pfr. Hermann für etwelche Bücher zu lesen 178048. Licentia benedicendi taber naculum etc. 1786160Besondere Akten für Buchen (Urkunden in Pfarrlade) 49. Abweisung der Bucher etc. wegen besonderen Advent- und Festandachten 179450. Licentia Catechisnen habendi in Buchen a I advent utopie d. Parcham 176451. Licentia Catechisnen habendi in Buchen a I advent utopie d. Parcham 173952. Reversales zwischen Thal und Buchen den Tabernakel betreffend 166753. Supplicat pro impetr. celebarndi 7 devotiones pomerid. in capella 1794

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54. Rezess wegen Thal und Buchen Frühmess betreffend 1652 im Copiebuch55. Kaplan Remig. Schwager (alter Mann) kommt ein, um die Frühmesse in Buchen zu lesen 181056. Die Supliksalber / 57. Licentia haber catachesin in Buchen 176758. Abweisung des Kaplan Schmid wegen Frühmesse in Buchen 176759. Abweisung der appellatio des Schmid wegen Obigen Dekretes 176760. Abweisung wegen der Frühmesse 174861. Befehl an Schmid die Frühmesse zu lesen und Drohung 176662. Mandatum extrahende omnes et singulas scripturas ad benef. Buchen spectantes 176263. Lateinische Abschrift des Stiftbriefes von Buchen 149764. Erlaubnis einen Tabernakel zu errichten 173165. Mandat an Kaplan Schmid prima Misha unter Strafandrohung zu lesen 176666. Bittschrift um Auskunft von Thal über Buchen an den Bischof 179467. Abweisung der Bucher etc. um die Frühmesse 179468. Copie des Bittgesuches der Bucher von 179669. Copie des Schultheissen und Raths zu Luzern für Buchen an den Bischof von Constanz 179370. Erlaubnis der Regierung des Kt. Säntis während Einquartierung die Frühmess zu lesen 1798 71. Gesuch um einen Taufstein für Buchen und Abhaltung des Gottesdienst im Winter 186072. Copie Satisfaktion und Revokation d. Injuren Kaplan Schmids gegen Frau von Salis 176473. Schriftenverzeichnis von Buchen 181674. Vidimirte Abschrift des Originalbriefes der Collatur zu Buchen 149775. Copie des ersten Originalbriefs von Buchen 147776. Abschrift der Collatur der alten Orte an die Blarer 149777. Memorial wegen der Bartholomäuskapelle in Buchen 179078. Dito an Constanz 179279. Dito von Constanz wieder zurück 80. Auszug eines katholischen Abschieds von 173981. Vollmacht zur Weihe des Kreuzwegs in Buchen 179382. Bischöfliche Erlaubnis desselben 179283. Memorial der Bucher an die Stände in Frauenfeld 179184. Dekretum das schlimme Rechnungswesen in Buchen betreffend 177085. Extrakt eines Abschieds von Frauenfeld punkto Buchen contra Blarer 174687. Rezess von Baden wegen Schlüssel zum Opferstock Buchen 167588. Schreiben von Luzern an den Pfarrer die Besetzung Buchen betreffend 174689. Steueranlage wegen Buchen 1742

161Thal betreffend:90. Bischöfliches Schreiben der Pastoration von Thal und Lutzenberg betreffend 186191. Bischöfliches Schreiben die katholischen Taufpathen betreffend 186392. Original des Abschieds die Kirchenpfleger betreffend wie Nr. 24 (Pergament 1)93. Extrakt wegen Kirchenrechnung betreffend ohne Datum94. Urkunde eines landvögtlichen Gerichtsurtheils über Pfr. Vögtli verweigerten Zinsen 160595. Kaufbrief des Frühmessers Baumgartner in Rheineck 1458 (Pergament 2)96. Kaufbrief des von Wangner’schen Gut 1427 (Pergament 3)97. Abschied wegen der in Handen der beiden Pfarrer liegenden Kapitalbrief 1678

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98. Schreiben des Landvogtes Schüss (Werdmüller ?) einige Pfarrrechte betreffend 166699. Original eines Abschieds über die Klage der Evangelischen wegen des schlechten Einkom-mens ihres Pfarrers 1603 (Pergament 4)100. Kaufbrief und Kapitalbrief von 1526 (Pergament 5)101. Kaufbrief an die Pfrunde von Thal 1548 (Pergament 6)102. Kaufbrief von 1533 (Pergament 7)Folgende Kaufbrief-Urkunden sind mit der Jahrzahl auf der angegebenen Seite (p.) zu finden:103. 1538 p. 8; 104. 1477 p. 9; 105. 1551 p. 10; 106. 1548 p. 11; 107. 1615 p. 12; 108. 1548 p.13; 109. 1543 p. 14; 110. 1555 p. 15; 111. 1525 p. 16; 112 1555 p.17; 113. 1541 p. 18; 114. 1548p. 19: 115. 1548 p. 20; 116. 1600 p. 21; 117. 1547 p. 22; 118. 1544 p. 23; 119.1610 p. 24; 120.1550 p. 25; 121. 1540 p. 26; 122. 1601 p. 27; 123. 1589 p. 28; 124. 1528 p. 29; 125. 1486 p. 30; 126. 1524 p. 31; 127. 1586 p. 32; 128. 1557 p. 33; 129. 1608 p. 34; 130. 1604 p. 35; 132. 1508 p.37; 133. 1499 p. 38; 134. 1498 p. 39; 135. 1570 p. 40; 136. 1481 p. 41; 137. 1553 p. 42; 138. 1571p. 43; 139. 1500 p. 44 Rudolph von Steinach; 140. Kauf- oder Kapitelbrief von 1503 p. 45; 141.1504 p. 46; 142. 1472 p. 47; 143. 1407 p. 48; 144. 1474 p. 49; 145 1434 p. 50; 146. 1550 p. 51;147. 1537 p. 52; 148. 1435 p. 53; 149. 1513 p. 54; 150. 1499 p. 55; 151. 1548 p. 56; 152. 1499 p.57; 153. 1542 p. 58; 154. 1511 p. 59; 155. 1545 p. 60; 156. 1579 p. 61; 157. 1520 p. 62; 158. 1494p. 63; 159. 1511 p. 64; 160. 1472 p. 65; 161. 1521 p. 66; 162. 1590 p. 67; 163. 1507 p. 68; 164.1560 p. 69; 165. 1498 p. 70; 166. 1520 p. 71; 167. 1497 p. 72; 168. 1502 p. 73; 169. 1501 p. 74;170. 1501 p. 75; 171. 1578 p. 76; 172. 1529 p. 77; 173. 1578 p. 7818 aus dem 15. Jahrhundert / 33 vor der Reformation.

162Fortsetzung der Thaler’schen Urkunden174. Verabkommnis zwischen Pfarrer Näf und der Gemeinde 1677175. Vertrag zwischen Pfarrer Vonbüren und Lehrlingsfondverwaltung 176. Beschluss des geistlichen Rathes der Messen in Rheineck betreffend 177. Contrakt zwischen Sebastian Hermann und der Gemeinde die Einkünfte betreffend 1774178. Testament des Pfarrsign. J.J. Ehrat 1777179. Fundation des besslerischen Jahrtags 1730180. Administrationsräthliches Mandat das Fronleichnamsfest betreffend 1837181. Schreiben und Verbot der bayerischen Regierung der Prozession nach Höchst betr. 1807182. Aus dem in Leder gebundenen Direktorium-Erlass eines Tabernakels in Buchen 1666183. Historische Daten über Errichtung der Rosenkranzbruderschaft184. Die Lektizien, Bulle der Appenzeller im grossen Anniversarbuch 185. Anniversar des Bartholomäus Zidler 1489186. Anniversar von Kaspar Fröwis 1427187. Bestätigung des Landvogts das Zidlersche Testament betreffend188. Bestätigung des Contraktes von Nr. 177 durch den Landvogt189. Bestätigung der gleichen durch den Bischof von Constanz190. Bescheid und Entscheidung des Landvogts wegen Schützenfeststreitigkeit 1780191. Testament des Capitains Messmer 1778192. Abschied von Frauenfeld wegen dieses Testamentes 1779/1780193. Abschied wegen baufälligem Pfarrhaus 1781.

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Auszug aus Chronicon Petershusanum bei P. Aemilian Uhseremanncongregation S. Blasii Neonachus Germaniae Sacrae Tom I.Lib. I. §31. Seite 316 S.31. De dote monasterii.Haec sunt, quae B. Gebehardus espiscopus monasterio suo de hereditate parentum suorum tradi-dit, vel aliunde adquisivit, Uowingen, Suldorf, Aslechiswilare 1.) Rinisgemunde, et apud Högsteet Brugg*, Rode, Stettin, Mülhaim, Wanhartiswilare, Slate, Rinhard, partem quartam pohsehsio-nis apud Ephindorf, et Togingen de Constantiensi ecclesia adquisivit, datis illuc vicihsim de suispraedis, hoc est, Luitwanga et Ratpirgahusin, Eichstetten, Ephindorf, Nuiheim, Tegerwilare,Gottliubon, Tuscinanc, et Oberwangin, quorum unum de episcapii, atliud de monasterii rebusconeparavit, Obirndorf de episcopio concehsit.1) Forte Andwil in district S. Galli. * Brugg bei Höchst soll einst eine durch einen Rheinecksarmgebildete Insel gewesen sein, die durch eine Brücke mit dem Lande zusammenhing. ** Rudolphuscomes de Ramesberg inter testes subscripsit in gemino diplomate Conradi III. imp. an. 1141 et1142 apud Hergott P II. p. 166 et 168 item in alio Friderici I. an. 1155 etc. Apud Crusium P. III.L.V. c. 5. ad an. 1359 adhuce notatur alius Rudolphus de Ramsberg.

163Petrishusin vocatur, ibi in proximo pohseshionem haberet, quae sibi valde opportuna ohset; et cae-pit agere cum abbato Conrado, quatenus eadem pohsehsio, quae vocatur Rinisgimunde, sibi propecunia convederetur usque ad finem vita suae, ut ibi peculia enutiret, et exinde pabula et pascuahabere potuihset, postque mortem ipsius tam ipsam pohsehsionem, quam omnia, quae tune inibiinveniretur, absque ulla contractione ex integro reciperet. Hoec omnia tamdia impertuna exactio-no et multimoda promihsione axegit, quosque supraedictum abbatem sibi et fratres consentire per-suasit, et decem quidem talenta se daturum spopondit, eocumque aliquam partem dedit, aliquamvero adhuc retinuit, pohsehsionem vero apud Rinisgimunde sibi contiguam in suam potestatemcontraxit. Super his omnibus ergo tale privilegium conseribi fecit, idque suo sigillo obfirmavit.«In nomine Sanctae trinitatis, Patris videlicet et Filii et Spiritus Sancti.»Ego Rudolphus comes de Rammisberch notum facio omnibus scire volentibus tam praesentibusquam et futuris, qualiter ego Divina favente providentia caepi agere cum abbate Conrado et fra-tribus eiusdem monasterii S. Gregorii papae, quod dicitur Petrishusin, at mihi concederent talepraedium, quale visum est idem monasterium habere in loco, qui dicitur Rinisgemunde, quiacadem pohsehsio mihi vicina est et opportuna ad alenda pecora, et homines mei non valebant devi-tare, quin nocerent eis: et hoc mihi visam est melius, ut ego Rudolphus darem abbati Conradode Petrishusin et fratrisbus eiusdem monasterii decem talenta, et ipsi mihi concederent iam dic-tum praedium apud Rinisgimunde ea conditione, at ipsi ob memoriam et confirmationem huiuspacti anniversarium matris meae Adelheide cum fratribus suis annotarent, et celebrarent, et egoipsa die de meo facerem proprinare vinum fratribus singulis annis, quod viverem, et hoc pro tri-buto et memoria praesentis conditionis. Post obitum autem meam nullus omnino heredummeorum qualecunque potestatem habeat in eadem pohsehsione, velin omnibus, quae tune inventafuerint in ea, tam in pecudibus, quam in aliis supellectilibus, vel in qualicumque substantia: sedabbas, qui tunc fuerit praesidens monasterio Petrishusensi, et fratres eiusdem loci ex integrototum absque ulla contraditione pohsideant pro remedio animae meae et matris meae, et omniumparentum mearum. Et ego Rudolphus testamentum istud conscribi praecepi, ea scilicet ratione, utnullus ex heredibus meis hoc factum meam infrigere, vel praedictos fratres in praedio isto inqui-retare audeat post obitum meum. Actum anno incarnat. MCXIII regnante Friderico imperatore,

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Herimanno Constant. episcopo, sub abbate Conrado. Et ego Gebehardus presbyter scripsi hocprivilegium anno primo Gebehardi abbatis. Testes huius actionis uxor mea Elisbeth, et fratremeus Arnoldus, Rudolphus de Gütingin, Adilbertus comes **(Nota von Ussermann: Num hicforte Adelbertus comes in Winterthur et vriburg, de quo L.I.§.8.), Rupertus de Turingin,Adilbertus presbyter de Tale, Diemo de Brigantia,Arnold de Criesa, Bertoldus de Lustinowa,et alii multi.»**Note v. Asserman: num hic forte Adelbertus comes in Winterthur .

164 Auszug aus Zellwegers UrkundensammlungErsten Landes erste Abtheilung – Urkunden 797-1400Seite 27. No. 17. aus Cod. Trad. Monast. S.Galli, p. 381, auch bei Neugart p. 485.

Notum sit omnibus, praesentibus scilocet et futuris, quod nos fratres de monosterio sancti Galli,in pago Ringôrre (Erste Meldung unter diesem Namen) de iustis et publicis traditionibus, atquelegitimis cartilibus, talem usum habuimus, qualem anusquisque liber homo de sua proprietateiuste et legaliter debet habere, in compis, Pasinis, silris lignorumque sacrisionibus, otque por-corum pastu, pratis, vijs, aquis aquarumque decursibus, piscationibus, exitibus et reditibus.Praeterea in usus monasterij, pront opus erat, ad aquaeductus, et ad tegalas ligna in predicto pagosuccidimus, et exinde ad monasterium deferebamus, et nihilominus navalia ligna ibi sacridimus adnecehsaria nostra per lacum aportanda. Insuper et grex porcorum de monasterio ad eumdem sol-tam deducebatur ad postum. Haec omnia de temporibus Hludorvici Imperatoris pijssimi, etGozberti Abbatis ejustem monasterij, et successorum iporum Imperatorum et Albbatum, ante ces-sores nostri habuerunt, absque petitione et absque condactione, et sine allius potestatis contradi-tione: Similiter et nos eadem omnia potestatire, et absque contradisione habuimus usque ad tem-pora Arnolfi Regis, exceptis memoribus, subtus adnotatis, quae adnotatis, quae in regio banno-sant. Postquam autem Rex Arnolfus Vdalrico audam Comiti de Linzgôrre, in praenominato pagoRingôrre curtem Lustenovvam in insproprietalis dedit, usus omnes, quo sprius, ut dictum est, ineodem pago habuimus, isdem comes cum sua ditione nobis auferre, et nihil nobis, neque inLustenovva, neque circum quaque in praeseripto pago, nisi ub conductione, fruendam vobuit con-cedere. Etiam Legulas, quas fissas habuimus, ad tegendam S. Galli Casilicam, ci abstulit, et superdomum suam in Lustenovva imponere iassit. Tanc venerabilis Salomon Episcopus, et Abbas pra-etitulati Monasterij S.Galli, at futura posteris destrueret iurgia, habito prudenti concalio, omnesPrincipes de tribus Comitatibus, id est, de Turgôvve, de Linzgowi, et de Rhaetia Curiensi, cumreliqua populorum multitudone, in unum fecit convenire, praesente Thietolfo Curiensi Episcopo,et praedicto Comite Vdalrico, in loco, ubi Rhenus lacum influit Podamicum, de universis usibuspraescriptis in pago praenominato Ringôvve, quid potestatirè legali terquae, quidquid subconduc-tione ad Monasterium deberet habere regia auctoritate conquisitorus. Nam Comes praelibatus etnostris familijs in eodem pago positis solitos usus interdam detrasict, et ea quibus maximè inMonasterio opus est, omnino voluit denegare. Tanc verò primates omnes, de illis tribus collectiComitatibus, cum iuramento et fide data testificati sant: Se vidihse, et bene nosse, quod de legiti-mis curtilibus usus omnes isti, at praedicti sunt, et nobis ad Monasterium, nostrisque mansis innostris territorijs, in pago praenuncupato commanentibus, cum illis civibus absque contradictioneessent commines à rivo Eichibach, usque ad Scrienespach, eacepto Hermentines, qui specialis ter-minus est, et exceptis nemoribus, id est, lobolo,Thiotpolderovva, Ibirinesovva, et Palgaa. Et prae-teria gregi porcorum testificati sunt de Monasterio dicto, in eodem salta postum habere debicisse.

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Eodem quippe iuramento et Comitatus diviserunt, terminum inter Durgevve et Ringevve anseren-tes, de Schwarzunegka, ubi auquae adhuc usque ad nos vergunt, usque ad Manen, in mediam gur-gitem Rheni, et inde usque ad lacum Podamicum. Acta sunt haec in loco sapradicto, III lat. Sept.Anno Incarnationis Domini DCCCXC. Indictione VII. regnante Rege nostro Arnolfo glorioissi-mo, praesidente Salaomone Episcopo, et Abbate venerabili.

165Isti vero sunt, qui testificati sunt. Do Dargevve: Othere, Waldpert, Ruadpert, Wilehere, Atolf,Wolfkier, item Willehere, Pato, item Wito, Horscolf, Engilram, Folkerat, Luto, Meilo, Immo,Woluene, Reccho, Werinhere, Kotestegan, Kozbert, Nancker, Eskirich, Reginger, Hildeger,Winidhere, Wolfrid, Lantfrid, Adalbert, item Adalbert. De Raetia: Merold, Andreas, item Merold,Vrsicinus, Wanzo, Dominius, Vigilius. De Lintzgôvve: Ruadman, Sigibrecht, Wichere, Adalolt,Richolf, item Kerhart, Indo, Hadabert, Adalbert, Alto, Meginhore, Waltpert, Willehelm, Kerhart,Liutpert, Pernhart.1. Dies ist die erste Urkunde wo die Benennung pagus Ringovvo vorkommt.2. Arnold regierte von 887-899.3. Linzgau begriff die Gegend zwischen den Aargengau Hegnau in sich; indessen finden sichmeherere Urkunden, dazu bezeichnend scheinen, dass vor 890 das Aargengau und Rheingaugezählt wurde. Buchhorn war Haupt von dem Linzgaus.4. Thirtolf regierte von 887-914 (von Eichhorn Annal.) (p. 42).5. Eichibach in der Pfarre Au.6. Scrienispach unbekannt; ebenso Hermentines.7. Kirinisovva, vielleicht Au.8. Schwarzenegg in Appenzellisch Grub gegen Heiden, wo einst ein Schloss gestanden haben soll,und von wo aus ein Bach sich in den Rhein ergiesst, unweit dem Buchberg, dessen Fuss er bespült.

No. XXX 27. Nov. 1155. Seite 53 (Aus Neugart Cod. Dipl. Alemann. T. II. p. 86)– Praetorea sunt termini foresti Arbon Salmasa, inde per decursum eiusdem aque ad flumenStainaha, inde ad locum Muola, inde ad flurium Sydronam, inde ad albam Sydronam, inde perdecursum ipsius aque usque ad montem Himelberch, inde ad alpam Sambatinem, inde per firstumad Rhenum, ubi in vertice rupis simili ado lunae (5), iussu Dagoberti regis, ipso presente sculptacernitur, ad discernendos terminos Burgundiae et Curiensis Rhetie, inde per mediam Rhenumusque in lacum, inde ad Gemundas, ad praedictum flurium Salmasa. – 1. Salmasa, die Salmsach, Bach Kt. Thurgau, der sich unweit Romanshorn in den See ergiesst.2. Alba Lydrona, wahrscheinlich Urnäsch.3. Himmelberg in der Rhode Gonten.4. Sambatine, die Sämptis I. Rhoden.5. similitado lunae, dies Zeichen fand sich wahrscheinlich am Buchberg bei Thal, siehe die aus

ausfürliche Erklärung dieser Stelle im Geschichtsforscher, Bd. 5, S. 147.Seite 81. Aus der Cod. Trad. M. S. Galli (p. 512.)Graf Hugo von Werdenberg spricht einige Sonderleute des Klosters St.Gallen, quos virstrenuusBurchardus de Wartensee tenebat in pignore, als Pfand an, bis ihm 5 Mark Reben vergütet wer-den. Anno 1288 den 30. September.Bemerkung (ad pag. 94): Helde (kommt vor in einem Zinsrodel, wahrscheinlich Hell oder Held,ein Flecken bei Walzenhausen (Hellbühl), der in Leus Lexikon Hell, in einem Verzeichniss des

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Pfarrers von Walzenhausen Held geschrieben ist und jetzt 3 Häuser in sich begreift; annus incart.(forte 14. Jahrhundert)Seite 119Aus der Urkunde 66 erhellt, dass Johannes der Rinegger vom Kloster St.Gallen 1320 Güter derHöfe Walzenhausen, in der Insel und der Weingarten vor der Vorburgg zu Grimmenstein zu Lehenhatte. Der Abt Hilgolt überlässt sie um 15 Pfund Konstanzerwährung der Frau Margareth, Äbtis-sin von Magdenau, damit er den Bau des Gotteshauses St.Gallen vollende. Der Abt war demReinegger 57 Marken schuldig, letzterer schenkt dem Gotteshaus 8 Mark auf Abrechnung.

166Seite 140. Urkunde 81, 1344 März 19.Kaiser Ludwig ist dem Grafen Albrecht von Werdenberg 300 Mark Silber schuldig geworden unddazu 300 Mark «um den dienst, und für den schaden, den er uns und unserem Land zu Beyerngetan aingenomen hat.» Dafür versetzt ihm und seinen Erben der Kaiser die Reichsvogtei zuAppenzell, Hundwiler, Tüfen und «aller andern Guot, die dartzuo gehörnt».Seite 141. Graf Albrecht von Werdenberg und Graf Albrecht «der jüngere» von Werdenberg «sinSun Gassen» den Abt Hermann von St.Gallen obige Reichsvogtei zu Appenzell, Hundwil,Urnäsch, Tüfen, Wittenbach, Hänggerswil, Rothmonten um 600 Mark Silber Konstanzer Währungeinlösen». Das geschah 1344 Juni. Die wirkliche Ablösung der vorgenannten Vogteien geschahaber nach einer Urkunde Seite 145 erst den 17. Juni 1345.Seite 179. No. 98. den 12. März 1358Aus den Druckschriften vom Kloster St.Gallen im FrauMünster in Zürich. (T.55, fol. 98):Allen den die diesen Brief sehent, al der hörent lesen, Künd ich Eberhart von Buochenstain, undverzich dass offentlich in diesem Brief, für mich und all min erben und nachkommen, «dass ichkam gegen Sant Gallen, für den Erwirdigen minen gnädigen Herren, Abt Herman, von GottesGnaden Abt dez Gotzhus zu Sant Gallen, und mit bedachtem muot, gab ich die nachgenamptenGüter, die min recht aigen warent, sie hand uff, also das dieselben nachbenampten Güter, hinnen-hin jemer vnd von ainem Abt vnnd Gotzhus zu Sant Gallen recht Lehen sin sont: Das Hus zuUndra,1) vnnd die Hofraiti, vnnd die Bomgarten, so darzuo gehörent, vnnd der Wingarten zuUndra, der Wingart den man nennet Krämüli, der Hof, den man nemet, Am Krayen2), vnnd dieWiss gelegen an dem Riet, die man nemmnet Heginlo, mit allen rechten, so darzue gehörennt.Vnnd dass zu ainem waren vrkünd, vnnd gantzer sicherhait aller der vorgeschrieben Dinge. So hanich der egenampt Eberhart von Buochenstain min Insigel gehenkt an diesen Brief, für mich vndall min erben vnnd nachkommen. Dis beschah, vnnd wart diesen Brief geben zu Sant Gallen, anSant Pancracius Tag in dem Majen, in dem jor do man zelt von Gottesgeburt, Drüzehen hundertJar, fünfzig Jar, vnnd darnach in dem achten Jar.1) Vndra, Unteren, eine Gegend mit eigenen Häusern in der Gemeinde Heiden.2) Krayen, – Weinberg und Waldung in der Gemeinde Thal, Kt. St.Gallen, unweit dem FleckenTobel, bei Wienacht.Im Verzeichniss der Einkünfte des Klosters St.Gallen vom Jahr 1360 Seite 181-223(kommt ein Posten vor in folgender Weise gefasst: die Einkünfte des Custos)... et in Maio 7. de Hoest ista parte Reni dantur 15 modiÿ tritici, et 10. sol. quorum unus remanetCellerario, et dantur von dem Vare et Rinecke. Der Ainwiler wird auch genannt: de Ainwiler 4. C.et 4. d. (L. bedeutet Schilling). Es wird beim Zins für den Dekan ein Philippus de Rinegge mit 4L. = sehlig genannt.

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167Weiter Seite 214: In anniversario Guote de Rinegge datur stoupus do Granstein et Leithuobe.Seite 216: In anniversario Volrici de Gaissovve datur stoupus de rinea quam Ecclesie contulit. S. 217: In annivers. R. Advocati de Rinegge datur stoupus de bono Zirtannun iuxta Encisvviller. Aus einem Theilungsbrief den 31. Juli 1374: Die Brüder Eglolf und Rudolph, Kirchherr zuRorschach geht Seite 249 Urkunde 110 und 111 hervor, dass dieses Familie folgende Stücke inder Gemeinde Thal hatte: «... der wingert halbe gelegen niden an dem Buochberg, alss er ussge-zeichnet vnd gemarchet ist, der wingert oben an dem Buochberg den man nembt der Oberstaler(in einer anderen Urkunde von anno 1379 heisst der Unterstaler), der wingert den man nembt derBergman an dem Buochberg, gelegen oben an dem Buochberg, vnd osser das Wappen wingartenan dem Buochberg den vierten Aimer wingeltes. Alles das waren Lehen von St.Gallen. In demBrief von 1379 wird unter den Leibeigenen der Rorschacher genannt, das «Züberli von Tal vndsin Geschwüstri». (Pay. 204 Urkunde 1209).Seite 318. ad annum 1391 Februar 25In Urkunde 133 macht Abt Cuno mit den Grafen von Toggenburg und Werdenberg einSchutzbündniss worin die Appenzeller inbegriffen sind. Darin wird Graf Heinrich vonWerdenberg «Herr zu Rinegg» genannt. Urkunde 136. Seite 327Die von Werdenberg versetzen denen von Embs die Veste Zwingenstein, die Höfe Lustenau undWidnau, zwei Weingärten zu Altstetten, Marbach und Bernang. Die Urkunde beginnt: Wir GraffAlbrecht von Werdenberg der jüngere und der Graff Rudolff, Graff Hugo; vnd Graffe Heinrich vonWerdenberg gebrüder, sin Vettern, alle vier Herren; zu dem heiligen Berg vnnd zu Rinegkh. – VonEmbs hatte ihnen 5000 Pfund und 300 Pfund Heller geliehen und geben sie obiges als Pfand mitdem Recht der Wiedereinlösung. Das geschah 1395 den 20. April.

Auszug aus der Sammlung eidgenössischer Abschiede, 2. Band von 1421-1477(No. 114 pag. 76). 1429 Mai 31. Baden.Felix Maness, Altburgermeister, und Hans Brunner von Zürich; Rudolph Hofmeister, Schultheiss,und Franz von Schirnachthal von Bern, Petermann Goldschmid und Jakob Menteler von Luzern;Hermann von Spiegelberg, Schultheiss, und Heinzmann Gruber von Solothurn, HeinrichBeroldinger, Ammann, und Ulrich Kluser von Uri, Ital Reding, und Werner Herlobing vonSchwyz; Claus von Einwil, Altammann von Obwalden, und Hans Mettler, Ammann vonNidwalden; Jost Spiller, Ammann, und Jost Hüsler von Zug; Jost Tschudi Ammann, und RudolfLandolt von Glarus – auf Anrufen des Grafen Friedrich von Toggenburg, eines Theils, und desAmmanns und gemeiner Landleute von Appenzell andern Theils von der genannten eidgenössi-schen Orten als Schiedboten bezeichnet entscheiden, nachdem sie auf Tagen zu Rapperswil am 20.Februar (Sonntag Reminiscere) zu Appenzell am 10. April (Sonntag Misericordia) und abermalszu Rapperswil am 17. April woher den Compromiss zwischen beiden Parteien zu Stande gebrachtund darauf vergeblich die Minne gesucht, über die zwischen ihnen waltenden Streitigkeiten inForm Rechtens wie folgt: 1. Kein Theil soll dem anderen von Todtschlag, Raub, Brand, Bann undAcht wegen zu etwas verpflichtet sein, da diese Stube durch den Anlassbrief ausdrücklich

168 «ausgeschlossen und hindan gesündert» worden sind. 2. Beide Theile klagen gegen einanderwegen Friedbruch; da wird gesprochen, dass beide gegen einander den Frieden gebrochen, so dass

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von daher keiner dem andern etwas zu thun flüchtig sein soll. 3. Auf die Klage des vonToggenburg, dass ihm die Appenzeller seine Angehörigen zu Landleuten angenommen, wirderkannt, die Appenzeller sollen bei allen ihren Landleuten bleiben, die sie in den zwischen derHerrschaft Österreich und den Eidgenossen gemachten Frieden mitgebracht und noch inne haben,da sie auch an jenem Frieden, ehe die Herrschaft Rheineck in die Hand des Herrn von Toggenburggekommen ist; doch sollen diese dem letzteren Zins und Zehenten geben und den Gerichtengehorsam sein, in denen sie gelassen sind, dagegen sollen die Appenzeller jene, welche sie zuLandleuten angenommen, seitdem die Herrschaft Rheineck zu Handen des Herrn von Toggenburggekommen ist, ihrer Eide und ihres Landrechts entlassen. 4. Ebenso wie bezüglich des Herrn vonToggenburg soll dieser Artikel bezüglich seiner Diener gelten. 5. Jeder Theil soll wieder zumGenuss der ihm während dem Krieg vorenthaltenen oder entzogenen Zinse, Zehenten, Nutzungenund Gülten kommen, sie seien versessen oder nicht eigen, Pfand oder Lehen. 6. Über die Allmend-und Weidestreitigkeiten zwischen denen von Marbach und Rheineck und den Appenzellern sollein aus den ältesten und ehrbarsten Nachbarn gebildetes Schiedgericht nach Augenschein undVerhör der Kundschaften entscheiden. 7. Bezüglich einiger Höfe, von denen der Herr vonToggenburg behauptet, dass sie an die Veste Rheineck gehören, soll die Appenzeller das Gewerdschützen, bis der Kläger dieselben ihnen mit Recht abzieht in den Gerichten, wo sie gelegen sind.8. Der Zehenten, welcher der von Toggenburg für die Veste Rheineck behauptet, wird der Kirchevon Thal zugesprochen, doch so, dass der Gottesdienst daselbst daraus gehörig volbracht werde.9. Ein Weiher, welchen Rudolf von Rosenberg gegenüber denen von Appenzell, und einer Wiese,welche sie ihm gegenüber ansprechen, sollen den gegenwärtigen Besitzern bleiben, bis vor zustän-digen Gerichten ihrer Besitztitel mit Recht abgesetzt werden. 10. Alle Gefangenen, die nicht vordem Satz zu Feldkirch d. d. Sonntag vor St. Thomastag 1428 geschätzt oder gelöst worden sind,sollen ohne Entgelt freigegeben und ihre Burgen der Bürgschaft entlassen werden, vorbehaltenjedoch billige Atzungskosten. 11. Wäre im streitigen Punkt in diesem Schiedspruch vergessenworden, so sollen desshalb nicht zum Kriege kommen, sondern die Parteien sollen solchen wie-der in die Entscheidung des eidgenössischen Schiedsgericht bringen. 12. Ebenfalls soll es gehal-ten werden, wenn die Parteien nur einen der in diesem Spruch enthaltenen Artikel irgendwer strei-tig würden. 13. Beide Theile sollen um alle Stösse, Misshellungen und Ansprachen, welche biszum Datum dieses Briefes unter ihnen gewaltet haben, verrichtet, gänzlich befriedet und einandergute Freunde sein, auch keine vergangene Sache gegen einander äferen und die zwischen ihnengemachte Richtung getreulich halten. u.s.w.

(Abgedruckt bei Zellweger Urkunde II. No.260).

169Eidgenössische Abschiede B. II. Seite 357Zwischen Abt und Capitel St.Gallen einerseits und denen von Appenzell anderseits wurde 1466den 8. August in Zürich auf einem gütlichen Tag versucht, die Parteien über einen Loskauf derRechte des Gotteshauses in Appenzell zu vereinigen. Darunter der Vorschlag, dass erleutert undin Schrift gestellt werde, was das Gotteshaus zu Rheineck, im Rheinthal und in der Kirchhöre Thalhat, und das was Appenzell daselbst hat, wobei beide Theile bleiben sollen. Ferner, dass Appenzelldie angenommenen Landleute entlasse und fürderhin keine Gotteshausleute mehr annehmen,wenn aber solche ins Land Appenzell zogen, der Abt ihnen nicht nachjagen soll, ebenso die vonAppenzell nicht, wenn jemand aus ihrem Lande in des Gotteshauses Gerichte zöge. – DiesenVorschlag sollen die Partheien heimbringen und sich bis Bartholomätag erklären. –

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Seite 492 No. 749. Wyl 1474 6. AugustDie Boten der Eidgenossen vermitteln zwischen Abt und Convent St.Gallen und den Appen-zellern. 1. Wer vor den Gerichten im Rheinthal appelieren will, der mag vor den Abt oder Pflegeran ein Ende wofür ihn dieser bescheidet; doch soll er die Gegenparthei für den Fall dass er auchda verlöre, für die Kosten vertrösten. 2. Die Appenzeller sollen ihren Priestern vor einer Gemeindebefehlen, die Fälle im Land Appenzell den Amtleuten des Abtes anzugeben, damit sie ihm aus-gerichtet werden... 4. Der Fälle zu Thal wegen ist vereinbart, dass die Appenzeller dem Abt 90Pfund Pfennige geben, und dann der Hauptfall daselbst von den streitigen Höfen fürderhin gege-ben werden soll wie im Lande Appenzell nämlich 1 Pfund Pfennige. 5. Des Reisens der Leute imRheinthal wegen wird unterschieden: Wenn die Appenzeller Krieg bekommen, so sollen dieRheinthaler mit ihnen reisen. Wenn der Abt von St.Gallen mit denen von Appenzell in Kriegkommt, so sollen die Rheinthaler still sitzen. Wenn aber der Abt von St.Gallen und die von Ap-penzell nicht unter sich, sondern gegen Dritte in Krieg kommen, so sollen die Rheinthaler mitAppenzell reisen, sofern es ihm bedarf; bedarf es ihrer nicht, so mögen sie wohl mit dem Abte rei-sen, glauben sie nicht schuldig zu sein, so sollen sie mit ihm darüber rechten, wo es billig ist...Seite 790 No. 16. Beilagen. Achen 1442 Juni 17.Friedrich, römischer König, Herzog von Oestereich macht ein Bündnis zwischen ihm und seinenStädten und der Stadt Zürich. Bei Aufzählung der Städte kommt als die Oestreich nächste zuerst«Nemlich Rynegkk, die Grafschaft, Burg und Stadt, mit aller Zugehörung», dann folgenFeldkirch, Bludenz, Kyburg die Grafschaft Winterthur, Diessenhofen, Waldshut, Laufenburg,Hauenstein und dem Schwarzwald, Seckingen, die Burg Rheinfelden.Seite 229. Abschied von 1448 Mai 12. in Badenade. In Betreff des Streites zwischen St.Gallen für seines Bürgers Conrad Peyer sel. Erben unddenen von Appenzell über Rechtsame zu Rheineck soll Schwyz beiden Theilen einen freundlichenTag nach St.Gallen ansetzen: Die Boten von Luzern, Schwyz und Glarus sollen demselben vongemeiner Eidgenossen wegen beiwohnen und die Sache zu schlichten suchen. Seite 315. Constanz 1461 2. MaiParteiverhandlungen zwischen den Boten der Schweiz und Oestreich. Oestreich antwortet auf den8. Punkt: Respondetur, quod concardia praedicta tamquam factum concordatum inse continet,quod ununus quisque reuerti debet ad sua et illis uti, quod tamen soruarunt se contra hoc de omni-bus proventibis in Reynegk propria protestate et sine jure se intromiseruntet occupant ac hominesibidem ipsis jurare et obedire compulerunt. (Die Schweizer glaubten nach der Beilegung desToggenburgerkrieges im rechtlichen Besitze aller Herrschaften – Oestreich bei ihnen zu sein).

170Einige Notizen über den Appenzellerkrieg aus Sammlung eidg. Abschiede Bd. II. Seite 1, LZ.Luzern 1421, 29.Jan. Alle Orte sind einhellig, dass sie ihre Boten weisen, die Sache zwischendem Abt von St.Gallen und den Appenzellern zu sprechen nach Laut des Anlassbriefes. Dem Abtund den Appenzellern wird geschrieben, man werde einen Tag setzen, um in Minne zu suchen,gelinge es nicht, werde man Recht sprechen.Luzern. Anfangs Februar 1421c) Die Appenzeller schriftlich Anbringen ist denen von Zürich empfohlen.Baden. Februar 19. 1421Die Eidgenossen berichten dem Abt von St.Gallen, dass ein zwischen ihm und den Appenzellernangesetzter Vergleichstag auf Donnerstag nach Ostern, 27. März versetzt sei.

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Seite 5. Luzern. Mai 1421Auf einen Anlassbrief vom 28. Juni 1421 sprechen die Eidgenossen der 7 Orte in den Appenzeller-streitigkeiten folgendes Urteil: 1. Die von Appenzell und alle die Ihrigen, welche bis um Tag desvorgenannten Anlassbrief mit ihnen Landrecht angenommen und beschworen haben, sollen ver-bleiben. 2. Die von Appenzell und alle, die zu ihnen, wie vorsteht, geschworen haben, fallen nachAusweisung des darüber gegebenen Briefs bei den Eiden, welche sie von Burgerrechts oderLandrecht wegen, zu den Eidgenossen geschworen haben, bleiben. 3. Des Schadens halb, um dendie Appenzeller das Gotteshaus St.Gallen ansprechen, soll ihren dieses zu nichts verpflichtet sein.4. Was das Gotteshaus erwiesener Massen an eigenen verkauften Gülten, Gütern oder Jahrzeitenhat, dabei soll es bleiben... 6. Die Appenzeller ihre Angehörigen, welche nach Anweis desAnlassbriefes in diesem Compromiss begriffen sind, sollen die Zehenten von den Gütern, welchesolche vor diesem Krieg gegeben haben, in gleichem Masse und an das gleiche Ort wie vormalsgeben, dagegen soll man davon ebenfalls den Gottesdienst vollbringen, wie vor dem Krieg.Es sind 18 Artikel. Sie sollen dem römischen Reich die Steuer entrichten, welche das GotteshausPfandweise gehört; sie sollen dem Maieramt von St.Gallen die Steuer entrichten, oder sie ablösen;sie sollen (9. Okt.) den Hauptfall geben (die beste Kuh im Stall) wenn jemand stirbt etc.17. Beide Theile sollen diesem Spruch nachleben, alle zwischen ihnen waltende Unfreundschaftsoll damit abgetan sein. 18. Welcher Theil diesen Spruch und die Richtung nicht beobachtet, derwird den Eidgenossen der vorbenannten Orte für alle Kosten und Schaden, in den sie von daherkämen, verantwortlich erklärt.Luzern. 1422 Februar. Seite 11 Band II.Auf ein dringendes Hülfebegehren des Abtes von St.Gallen antworten die Eidgenossen, sie bedau-ern zwar, dass die Appenzeller dem ergangenen Spruche nicht nachleben, aber sie können sichnoch nicht bestimmt erklären, was sie in Sachen thun werden.Schwyz. 1423 März. Seite 21Die Eidgenossen schreiben an den Abt von St.Gallen, sie haben Appenzell abermals gemahnt,dem Spruch Genüge zu leisten. Bedauernsbezeugungen über die Verzögerung der Sache. Baden. 1423 März 23. Seite 22b) Auf einen Brief des Abts von St.Gallen vom 23. Mai antworten der Eidgenössischen Boten zuBaden am Mittwoch in den Pfingstfeiertagen, (6. Mai). Da nicht alle Boten Vollmacht haben, sowollen sie sein Begehren eine bestimmte Antwort, was sie in der Appenzeller-Sache zu thungedächten, heimbringen.Zug. 1423 Sept. 15. Seite 25Die Eidgenossen melden dem Abt von St.Gallen in Antwort auf dessen Schreiben vom 18. Augustvorher, sie können ihm bezüglich der Appenzeller dermalen keine bestimmte Antwort geben. Sieladen ihn aber auf einen Tag nach Wettingen ein.

171Zürich. 1425 Februar 5. Seite 44d) Der Abt von St.Gallen wiederholt, man möchte nach allem, was vorgegangen, ihm denAnlassbrief gegen die Appenzeller wieder herausgeben und sich der letzteren, da sie den Spruchnicht halten, gegen ihn nicht annehmen. Wenn die Eidgenossen ihm das schriftlich entsprechen,so wolle er auch für sich, sein Kapital und seine Nachkommen thun einen Brief geben, dass dieEidgenossen um den vergangenen Handel der Appenzeller wegen nicht bekümmern wolle. Es sei

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ihm, dem Abt, nothwendig auf irgend einem Weg sein Recht gegen die Appenzeller geltend zumachen. Bei diesen Begehren waren der Abt persönlich, Hermann von Hundwil, Hermann Schöchvon Baudenberg, des Abts Kapellan und Schreiber; für jenen Spruch auf der Tettigkofen,Bürgermeister von Constanz. Darauf erklärten Zürich, Schwyz und Glarus, sie verbleiben bei derfrüher gegebenen Antwort. Der Abt begnügte sich mit dieser Erklärung und wollte ihnen derengetreuen, als ob er sie schriftlich hätten Luzern, Uri, Unterwalden und Zug dagegen erklärten, essei ihnen zwar leid, dass die Appenzeller ihrer Zusage gegenüber dem Abt genug thäten, sie woll-ten nochmals ihre Botschaft zu den Appenzellern senden, um sie dazu bereden, auch wäre ihnenlieb, wenn sie mit Recht den Abt dazu brächten; ihm aber einen Brief zu geben, wie er solchenverlange, haben die Boten nicht Gewalt, indessen wollen sie sich Begehren heimbringen.Einsiedeln 1426. November 3. Seite 62Zürich schreibt den 26. Oktober an Luzern, es habe auf obbenannten Tag gemeine Eidgenossennach Einsiedeln geschrieben, wegen der Widerwärtigkeit der Appenzeller gegen seinen Burger,den Grafen Friedrich von Toggenburg.Lichtensteig 1426. November 26. Seite 63Die Boten von Zürich, Schwyz, Glarus machen einen Waffenstillstand zwischen den Appenzellernund den Grafen von Toggenburg und seine Helfer und Dienern.Arbon 1427. April 24. Seite 65Die von Appenzell haben die Rechtsboten, welche der Bischof von Constanz dem Abt vonSt.Gallen und der Ritterschaft ihnen gethan, ausgeschlagen; es ist aber weiter Recht geboten aufden Schultheiss von Bern und die Burgermeister Felix Maness von Zürich, so dass diese 2 einenin die Eidgenossenschaft zu sich nehmen und dass dann die Appenzeller unter den Vieren, welchevormals vom obern Land dargeboten wurden, auswählen und zu jenen 3 setzen sollen. Diese 5oder der Mehrtheil unter ihnen sollen dann endgültig entscheiden. Weiter ist der Vorschlag gethan,der Abt von St.Gallen möchte den Appenzellern die Rechte, die er in ihrem Lande zu geben ver-meint, um Geld loszukaufen geben. Darauf hat dieser begehrt, man möge die Appenzeller veran-lassen zu erklären, wieviel sie dafür geben wollten. Doch immerhin vorbehalten, dass sie alle, dieausserhalb der Letzinen setzen und ihre Landleute geworden seien, von diessfälliger Pflicht ent-lassen und ihren Herren, wer die seien, fortwegen nicht mehr beunruhigen, auch keiner solcherLandleute mehr annehmen. Ferner hat man zu betätigen, dass die Sachen in gegenwärtigem Standbelassen und die Bänne nicht geschürft werden sollen, bis 14 Tage nach Pfingsten, die vonAppenzell nehmen das dargebotene Recht an oder nicht und schliessen mit dem Abt den fragli-chen Kauf oder nicht. Gehen sie die Vorschläge ein, so soll man auf nächsten Sonntag nach demFronleichnamstag nach Constanz zu Tagen kommen, um die Sache Ende und Austrag zu geben.Wollten die Appenzeller diesen Vorschlag nicht annehmen und den Tag zu Constanz nicht besu-chen, so sollen die Eidgenossen Boten dem Bischof zu Augsburg auf den Tag zu Baden in diePfingstfeiertagen antworten, ob sie nichts destominder der Appenzeller fortan weiter annehmenwollen oder nicht.

172Luzern 1428. Juni 16. Seite 71a) Die Appenzeller Sache. Zürich bringt vor, da der laut der Eidgenossen Spruch nicht genug ge-than, ungeachtet ihres eidlichen Versprechens, so wolle es seine Hand von ihnen ziehen und ihnenweder Hülfe noch Vorschub leisten, mit andern Eidgenossen, den Nachtheil ihnen schreiben, dasssie eins angebotenen Rechte annehmen, doch will es sie vor Bännen versorgen helfen. Bern räth,

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dass man mit Weisheit über der Sache setze, damit nicht ärgeres daraus aufstehe. Schwiz wieZürich, Obwalden will noch einmal bei Appenzell den Weg der Bitte versuchen, gar mit Gewaltdie Hand von ihnen zu ziehen. Nidwalden will ihnen nicht helfen, doch hat der Bote keineVollmacht, die Hand von ihnen zu ziehen. Zug hat zu letzterer Vollmacht, will aber der Mehrheitfolgen. Glarus hat nichts weiter Vollmacht, als nochmals zu schreiben oder Boten zu senden.Luzern: Räthe und Hundert haben diessfalls beschlossen: «Dass wir die Appenzeller so manenwollent vorhin, uns gehorsam ze sin, als si vns geschworn hand der rechten eins Inezegande, soInen gebotten sind, oder aber wir wöllen vnser hand In dieser Sach von Inen tun. Wölt aber dasden Eidgenossen nit gevellig sin, so wöllent wir es den Appenzellern allein kunnt tun vnd dannvnser Hand von Inen ziehen in der sach vnd doch also, dass wir in der Herrschaft vnd ritterschaftversorget werdent, dass wir von den Appenzeller wegen in bann noch in acht kommt.» Daraufhaben genannte Eidgenossen Boten beschlossen, folgenden Vorschlag hinzubringen: GemeineEidgenossen möchten beförderlich eine Botschaft zu den Appenzeller, ihnen ihren Bundbriefe undauch die Eidgenossen Spruchbriefe zwischen ihnen und dem Abt von St.Gallen vorlesen und siebeide Eiden, die sie der Eidgenossen gethan, ermahnen, dem Spruchbrief genug zu thun oder abervon den ungebotenen oder andern billigen Rechten eines einzugehen an die Stätten, vorhin sie vonden Eidgenossen gewiesen wurden. Wollen Sie der Mahnung nicht genug thun, so soll man ihnenlauter heraussagen, die Eidgenossen wollen der Sache ihre Hand von ihnen ziehen und ihnenweder hilflich noch berathen sein. Hätten auch die Boten nicht alle Vollmacht zu Letzteren erhal-ten, so soll doch in der Sache ein Tag gehalten werden auf Dienstag vor St. Johann Bopfest (22.Juni) zu Zug und die Boten dahin sollen Vollmacht erhalten, den Appenzellern einen Tag fürVersammlung ihrer Gemeinde anzusetzen.Luzern 1428. Oktober 13. Seite 73a) Diese Boten haben Luzern vorgetragen, die schwäbischen Städte bewerben sich ein Bündnismit den Eidgenossen. Das soll jedermann heimbringen und die Boten, die nach Appenzell reiten,sollen denen von St.Gallen sagen, was jeder Ort in Sachen thun wolle, bei Zürich und Schwyzhaben die Eidgenossen geboten, ihre Botschaft zu den Appenzellern zu senden und sie zu weisen,dass sie gegenüber dem von Toggenburg gleiches billiges Recht annehmen nach Gutdünken derEidgenossen. Bern erklärt, was es in dieser Sache mit Botschaft senden oder Anderm Gutes thunkönne, dazu sei es bereit. Uri und Unterwalden wollen auch eine Botschaft schicken und die Sachein Güte vertragen suchen, beim Eid gebieten wollen sie aber nichts. Der Bote von Zug erklärt,seine Herren haben schon geantwortet, ihm sei diessmal kein Auftrag gegeben. Glarus will seinBestes thun, aber nicht mahnen. Luzern will Botschaft senden, in Güte sein Bestes thun, aber ohneMahnung. Darauf haben Zürich und Schwyz die Eidgenossen ersucht, heimzubringen, dass manden Boten nach Appenzell Gewalt geben möchte, die Appenzeller bei ihren Eiden zu nehmen, fallssie freundliche Zureden beim Gehör geben wollten. c) Auf Sonntag nach dem Jungfrauen Tag (24.Oktober) sollen die Boten zu Appenzell sein, Freitags vorher zu Lichtensteg

173versammeln. NB. Friedrich Graf von Toggenburg, war Bürger von Zürich, und 1428 ins Landrechtgetreten mit dem Lande Schwyz.Zürich 1428. November 13. Seite 74 Nr. 111Die Boten von Luzern, Uri, Unterwalden, Zug und Glarus bitten Zürich, die seinen Angehörigengegebene Erlaubniss zum Zuzug zu den Herren von Toggenburg wider die Appenzeller zurück zuziehen und die Ausgezogenen heim zu nehmen. Dasselbe haben sie von Schwyz verlangt. Falls

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Zürich ihnen auch entspreche, so seien sie beauftragt, im Verein mit Zürich und Schwyz eineVermittlung zwischen dem von Toggenburg und den Appenzellern zu versuchen. Zürich antwor-tet: sofern sie Gewalt haben, im Entsprechungsfall die Appenzeller zur Annahme des vom Grafengebotenen Rechts zu machen, so wolle es freundliche Antwort geben. Die Eidgenossen erklärten,solche Gewalt hätten sie nicht, doch wollen sie einen «Burgen» Tag setzen nach Beggenried undinzwischen von ihren Herren solche Vollmacht zu erwerben trachten. Zürich: Das sei ihm gefäl-lig, die Eidgenossen möchten inzwischen von den Appenzellern ein vierzehntägiger Stillstand derFriedfertigkeiten zu erwerben suchen, es selbst wolle bei dem von Toggenburg dasselbe thun.Darauf wurde ein Tag nach Beggenried gesetzt auf den nächsten Samstag (20. November).Nachdem die Burger abgetreten und Burgermeister und Rathe noch allein anwesend waren, habendie Boten von Uri und Unterwalden aus Auftrag ihrer Obern eröffnet: «Sie werend also von denIren geschieden, daz sie uns söltind sagen, wo wir si nit eraten, dass wir die unsren vor unseremHerrn von Toggenburg manen wöltind, wäre denn, dass die von Appenzell von unserem Herrn vonToggenburg oder von jemand andern geschadget vnd umbkert wurdent, dass wölti Ihnen leid sinvnd recht leid, daz söltind wir wissen» etc.

Constanz 1429. Juli 26. Seite 78 No. 117Boten der Eidgenossen: von Zürich Felix Maness Burgermeister; Hans Brenner, des Raths vonLuzern; Heinrich von Moos Ammann; von Uri Heinrich Schreiber Altammann; von UnterwaldenWalter Heinzli Ammann; von Zug Hans Edlibach; von Glarus Jost Tschudi Ammann; von denReichsstädten der Vereinungen Schwaben: Hermann von Offenburg, des Raths zu Basel; HansVossner des Raths zu Ulm, Jakob Schelling des Raths zu Ravensburg; – von den Reichsstädten derVereinung des Bodensee: Heinrich Ehinger, Unterburgermeister und Cunrad Zollikofer, des Rathszu Constanz; Hans von Winkelsheim von Schaffhausen; Cunrad von Wolffurt zu Ueberlingen,Heinrich Pander von Lindau; Cunrad Hör, Burgermeister und Ulrich Säre (Serin) des Raths zuSt.Gallen. Die Genannten sprechen mit Gunst, Wissen und Willen der Parteien zwischen demBischof, dem Capitel und der ganzen Priesterschaft vom Bistum Constanz, den Hauptleuten undgemeiner Ritterschaft in Schwaben, der Gesellschaft von St. Georgenschild, auch Herrn Eglof,Abt des Gotteshauses St.Gallen an einem und Hauptmann, Ammann, Rath und gemeinenLandleuten zu Appenzell am andern Theil, zu Vermittlung zwischen des zwischen ihnen walten-den Kriegs was folgt: 1. Wenn die von Appenzell dem Bischof von Constanz, seinem Capitel,gemeiner Ritterschaften von St.Georgenschild, allen ihren Dienern und Zugehörigen, insbesonde-re dem Fritz und Walter von Ainwyl angehörige Eigenleute oder nachjagende Vogtleute zuLandleuten aufgenommen hätten, so sollen sie solche aus ihrem Landrecht sofort entlassen; diesolchergestalt Entlassenen sollen aber von ihren Herren nicht gestraft oder ungnädig gehalten wer-den. 2. Die Appenzeller sollen auch der genannten Gegenpartei verbunden sein, keinen ihrerEigenleute oder nachjagende Vogtleute ausserhalb

174der im Spruchbrief zwischen Abt Eglof und den Appenzellern benannten Letzinen und Töbel zwi-schen St.Gallen und Appenzell gelegen fürderhin in ihr Landrecht zu nehmen. Falls aber dieAppenzeller jemanden, die innerhalb dieser Letzinen sässe oder wohnen wollte, zu ihremLandmann aufnähmen der Meinung, dass er von Niemanden angesprochen werde. Bischof undCapitel zu Constanz aber, oder gemeine Ritterschaft zu St.Georgenschild, ihre Angehörige, eineroder mehr, behaupteten, ein solcher wäre ihr Eigener oder nachjagender Vogtmann, so sollen sie

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denselben von Appenzell fordern und diese sollen ihn stellen vor einen Rath zu Constanz, derdann darüber rechtskräftig zusprechen hat. 3. Der Spruch der gemeinen EidgenossenschaftRathsboten von Ihren zwischen dem Abt von St.Gallen und denen von Appenzell in den zwischenihnen erwachsenen Streitigkeiten gethan haben, soll unverändert in Kraft bleiben und gehaltenwerden. 4. Bezüglich der seit diesem Spruch von den Appenzellern dem Abte von St.Gallen eini-germassen Nutzungen, Gülten und Zehenten ist vereinbart, dass die von Appenzell dem Abtedafür, sowie für alle andern Ansprachen, die er an sie macht 2000 Pfund Heller Con-stanzerwährung bezahlen und sicher in die Stadt St.Gallen «einantworten» sollen, die Hälfte aufSt.Gallentag nächsthin, die Hälfte ein Jahr nachher. Dafür sollen sie einen Brief ausstellen undzwölf Gülten geben aus ihrem Land, welche im Nichterfüllungsfalle in St.Gallen Einlagen zu hal-ten haben. Erfolgt auch dann die Bezahlung nicht, so mag der Abt in jeder anderen Weise dieSchuld nebst kündbar gemacht im Schaden einziehen. 5. Der Abt von St.Gallen soll alle, die sei-ner Vorfahren oder seinetwegen in Acht und Bänne gefallen sind, ohne ihren Kosten daraus absol-viren oder absolviren lassen. Da dem Abt ein Zeichen von den Appenzellern erschlagen wordenist, wofür zu absolviren die Bischöfe von Constanz und Augsburg nicht Gewalt haben, so soll derAbt ohne Kosten der Appenzeller vom hl. Stuhl zu Rom für den Bischof von Constanz dieVollmacht erwirken, jene Todtschläger zu absolviren, und dieser soll es thun. 6. Die Bischöfe vonConstanz und Augsburg sollen alle diejenigen, welche dieser Sache wegen, uns Anlass desDechants und Capitels zu Constanz oder gemeiner Priesterschaft des Bistums, in Banne oder Achtgefallen sind, soweit ihre Gewalt reicht, daraus ohne Kosten entlassen; der Bischof von Constanz,sein Capitel, der Abt von St.Gallen und die Ritterschaft von St.Georgenschild sollen den Bischofvon Augsburg bitten, es auch seinerseits zu thun. Wäre Jemand zu Appenzell, welcher zu absolvi-ren die Bischöfe nicht Gewalt hätten, so soll ihm die Absolution vom hl. Stuhl zu Rom ohne seineKosten verschafft werden. 7. Sobald dieser Spruch seine Vollziehung erhalten hat, soll auf UnsererLieben Frauentag im August der Bischof von Constanz seinen Weihbischof nach Appenzell sen-den, um Kirchen und Kirchenhöfe zu wahren und denen von Appenzell die ihr stl. Ordnung, denGottesdienst und die Gemeinschaft der Kirche zu erlauben und zu ordnen. 8. In der vorgenanntenZeit sollen, sobald diese Tädigung beschlossen und versiegelt ist, der Abt von St.Gallen und derBischof von Constanz und Bischof von Augsburg die Absendung eines oder einer Pönitentiarennach Appenzell erwirken, welche da mit bischöflicher Vollmacht Jedermann, der beichten oderbüssen will, absolviren, Weihbischof und Pönitentiar sollen da kostenfrei gehalten werden vondenen von Appenzell. 9. Damit sollen die eingangs genannten Parteien und alle ihre Helfer umalle Kriege, Feindschaften und Unfreundlichkeiten, die sich zwischen ihnen bis auf den heutigenTag erlaufen haben, gänzlich versöhnt und gerichtet sein und diese Richtung, Beredniss undTädigung in allen Stücken nach ihren geschworenen Eiden halten und beobachten.(Entspricht auch dem Eintrag von Zellweger).

1437. Mai 21. Seite 119 No. 188Die Stadt St.Gallen und Appenzell machen einen Schutz- und Trutzbündniss.

1751439. Oktober 15. Seite 134 No. 213In einer Urkunde für Verlängerung des Waffenstillstandes zwischen Zürich und Oestreich kommtvor als agirenderer Theil unter den Reichsboten «vnd meister Caspar von Fröwis, custer und cor-herr zu Basel uff der Herrschaft teil». (Fröwis ist auch ein altes Solothurnergeschlecht).

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1443. Beggenried. Januar Seite 164 No. 255Die 6 Orte senden Bote an die Appenzeller um sie zu bewegen, sich an sie gegen Zürich anzusch-liessen.

1443. Luzern. Januar 13. ( Seite 165 No. 256)Die Appenzeller schlagen das Ersuchen ab.

Auszüge aus gleichem Band II. wegen des ToggenburgerkriegesDas Toggenburg schwört mit Schwyz und Glarus den 19. September 1436 ein 30jährigesLandrecht. Den 22. Dezember schwören die von Gaster, Ambden und Schänis, den 24. Dezemberdie von Uznach Stadt und Berg. (Seite 111, No. 171).Den 21. Dezember 1436 nimmt Zürich die Stadt Wallenstatt, Flums, Meils, Ragatz, Grätschinsund alle die zu ihnen verbunden sind, zu ewigen Burgern auf. (Seite 111, No. 172).Den 31. Dezember 1436 erscheinen die Boten von Bern, Luzern, Uri, Unterwalden und Zug vordem Rath von Zürich und bitten, dass er mit Schwyz und Glarus wegen Besetzung des SchlossesUznach und dem Landrecht nicht gäche, sondern die Seinigen aus dem Feld rufe. Zürich antwor-tet, es verlange Herstellung des früheren Standes; dann wolle es entsprechen. Den 5. Januarerscheinen die gleichen Boten wieder in Zürich und berichten, das Schwyz zu Glarus behaupte,sie hätten Zürich nicht den Seinigen entwert, doch wollen Sie einen freundlichen Steg leisten undzu Recht stehen nach den Bünden. Zürich verbleibt bei der früheren Antwort. Der den 6. Januarversammelte grosse Rath willigt ein, den Eidgenossen zu ihren, den gütlichen Tag anzunehmenohne Schaden ihrer Rechte unter der Bedingung, dass er in Baden stattfinde. Die Seinigen willZürich aus dem Felde rufen, wenn Schwyz und Glarus Uznach räumen. VierzehntägigerWaffenstillstand.Zu Baden den 14. Januar 1437 kam man zu keinem gütlichen Vergleich. Zürich beschwert sichüber Bruch des Waffenstillstandes durch Wegnachen und 2 Schiffe auf der Linth.Die Boten von Baden traten 15. oder 17. Januar (S. 112, No. 176) vor den Rath von Zürich, umden Waffenstillstand zu verlängern. Zürich versteht sich dazu bis zur «Pfaffenfasnacht» 10.Februar. Doch will es unterdessen 100 Knechte ihren Burgern ob den Wallensee schicken. DieEidgenossen bitten, sie zu Hause zu lassen, indem sie mit Schwyz und Glarus verhandeln. Schwyzund Glarus nehmen den Frieden an, doch soll Zürich kein Volk ins Oberland schicken und indes-sen freier Kauf. In Minne wollen sie den Streit nicht ausmachen, sondern auch Recht und Bünden;Zürich nimmt an, dagegen gestattet es den freien Kauf nur auf der Landschaft.Den 30. Januar 1437 (S. 114, No. 178) verbrieft Graf Heinrich von Werdenberg das Landrecht fürsich und seine Erben das Landrecht mit Schwyz und Glarus.Den 21. Februar bitten die Boten der Eidgenossen die Gemeinde Schwyz, ihnen im Streit mitZürich in Minne oder Rechts zu getrauen. Schwyz ist beleidigt, weil es die Bündner verletzt habensoll. Doch will es auf die Boten von Baden zu einem verdingeten Rechte kommen.In Luzern 1437 Februar 8. (S. 115, No. 181) klagt Zürich in seinem und im Namen der GräfinElise von Toggenburg geb. Metsch ihrer Burgerin, Schwyz und Glarus habe die Leute imToggenburg ohne sein Wissen ins Landrecht aufgenommen, ebenso Uznach und Berg undSchmärikon eingenommen, was doch ab Eigenthum der Gräfin ihm und ihr zu rechten Eigengegeben sei mit der Bedingung, dass sie es Leibdingweise bis an ihren Tod benutze. Die Leute imGastel gehörten in das Pfand Windeck, wozu Zürich ein Lesungsweise das Recht habe, der Friedesei von Schwyz und Glarus nicht gehalten worden. Desshalb will Zürich für sich und seine

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176 Bürgerin entschuldigen. Schwyz und Glarus meinen aber in Allem mit Ehren, Glimpf und Rechtgehandelt zu haben, und wollen es dem Rechte an allen Enden verantworten, da sich’s gebührenwerde, besonders haben sie den Frieden gehalten; dagegen habe ihn Zürich gebrochen. Ueber allediese Punkte kommen die 2 Parteien zu Recht auf den obgenannten Boten. Die Schiedboten sol-len einen Tag ansetzen an einen gelegenen Ort und dann soll das Recht vollführt werden.

Luzern 1437 den 9. März. Seite 761, No. 10Hier wurde den Schwyzern geboten, Uznach zurück zu geben; die Leute mögen ihre Landleutbleiben. Auf einem zweiten Tage den 23. April wird den Schwizern aufgetragen, sie sollen ihreAussage, als ob den verstorbenen Graf von Toggenburg ein ewiges Landrecht gemacht, dennochden Eid der Zeugen Wolfahrt von Landis, Petermann von Greiffensee und Nikolaus vonWattenwiler erhärten. Im Archiv Schwiz (No. 148, Seite 116) liegt eine Urkunde, wonach GrafWilhelm von Montfort, Herr zu Tettnang, Namens Frau Kunigund von Werdenberg; UlrichFreiherr von Rhäzüns; Vogt Ulrich von Metsch, Graf zu Kirchberg, Hauptmann an der Etsch fürsich selbst und seine Mutter Margareth von Raron, geborene von Rhäzüns, Wolhard von Brandis,Freiherr im Namen seiner Gemahlin, Hermann von Werdenberg; Graf Heinrich von Sax aufMisox, im Namen seiner Mutter Katharina von Werdenberg; Thüring von Arburg, Freiherr vonSchembenberg, im Namen seiner Gemahlin Margareth von Werdenberg urkunden, dass sie mitallem Gute, das ihr Bruder Vetter und Schwager Friedrich von Toggenburg verlassen und das Erbegefallen und sonst von dessen Wittwe des genannten Grafen Ulrich und andren von Metsch gege-ben und zugefügt worden, nichts ausgenommen von den Ammännern und gemeinen Landleutenvon Schwyz und Glarus zu ewigen Landleuten angenommen worden. Folgen 20 Artikel (vom 11. April 1437).Luzern 1437. 19. April. Seite 118 No. 185Die Boten erkennen auf ihren Eid, die von Schwiz haben, den durch jenen Spruch vom 9. Märzauferlegten Beweis geleistet, dass die Toggenburger bestimmt, die Seinigen sollen nach seinemTode ewige Landsleute von Schwiz werden, und auch die Frau desselben habe nach seinem Todemit etlicher Freunde Rath das bewilliget. Die von Schwiz sollen bei ihren Landsleuten bleiben. Beggenried 1437. Anfangs Mai No. 186Die 5 Orte mit Solothurn mahnen Zürich und Schwiz aus dem Felde.Wyl 1437. Mai 18. Seite 119 No 119Abt Eglof nimmt mit Schwiz ein Landrecht an auf 20 Jahre zum Besten für Gotteshausleute «mitunser Statt Wil In vnd ufburgern, mit Yberg dem sloss vnd den lüten, so darzugehörent, vnddarnach mit allen andern onsres Gotzhuslüten, so in vilent des adeln wolgebornen GrafFriedrichen von Toggenburg, söliger Gedechtniss, hand en gesässen sind, es sey im Turtal, imNeckertal, in Sant Johannes oder an deren enden».1437. Mai 25. Seite 120 No. 189Die oben angeführten Erben der Toggenburgers verpfänden die Grafschaft Uznach an Schwyz undGlarus um 1000 Gulden rhein. bis zur Wiederlösung.1437. September 16. Seite 121 No. 192Zürich bietet den Schwyzern unter Rückweisung ihrer Mahnung Recht auf den Kaiser.Sargans 1437. Oktober 14. Seite 121 No. 193Graf Heinrich von Werdenberg und Sargans und Agnes geb. von Matth seine Frau versetzen dieGrafschaft Sargans an Schwyz und Glarus um 1800 rhein. Gulden in Gold.

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Waffenstillstand zwischen Zürich und Oestreich den 26. Oktober 1438 durch Basel und dieEidgenossen. Stadt St.Gallen und Appenzell machen ein Schutz- und Trutzbündnis. No 189

177Herzog Friedrich der Aeltere verpfändet 1438 März (Seite 125, No. 200) Schwyz und Glarus dieVeste Windeck mit dem Gaster, Ambden, Wesen, Wallenstatt und Zugehörde um 3000 Gulden.

Tag in Bern 1438. November 29. Seite 129 No. 208Da wurde beschlossen: Zürich solle die von Sargans zu Burgern haben, da es sie angenommen,bevor Graf Heinrich zu Schwyz Landammann wurde; es solle wegen seines Kaufs in seinenRechten gelassen werden, dagegen soll Schwyz den neuen Groll abthun, Uznach rechtskräftigbehalten etc. Im Dezember allgemeine Rüstung der 3 Stände.1439 Mai 14. wieder ein Vermittlungstag. Wiederholte Mahnung der Eidgenossen anfangs 1440.Endlich im März 1440 eine Art friedlicher Verkommniss. 1440 März 15. nehmen Hiltbrand undPetermann von Raron ewiges Landrecht in Schwyz. 1440 Oktober 24. Absagebrief von Schwyzund Glarus an Hauptmann, Rath und Gemeindeammann Sarganserland. Die Sarganser entsagendem ewigen Burgerrecht mit Zürich und beschwören das Landrecht von Schwyz 1440 Oktober27. und 28. Die Eidgenossen und viele Herren und Stätte und das Conzil von Basel Boten unter-handeln vergebens mit Schwyz und Glarus über Vermittlung des Krieges. 1440 November 2.Absagebrief der von Schwyz und Glarus an Zürich vom 2. November 1440. Friedensverhandlun-gen vom 12. bis 19. November und Waffenstillstand. Friedensvertrag vom Dezember 1440.Eine Urkunde von ungewissem Jahre aber jedenfalls in der 2. Hälfte des 9. Jahrhunderts im Cod.Trad. M.S.G. und Neugart (p. 508) redet von einer medietate vineae, quam frater illius (Sc.Wolfkarti) Pernhart monachus ejusdem monasterii (sc. S.Galli) tempus ritae suce pohsideat, reli-qua medietas protinus redeat ad monasterium, et decima totius rineae illi quotannis donetur, reli-qua omnia tradita atque delegata ehse roluit a praesenti die et deinceps in perpotuam ins supradic-ti monasterii. Die Urkunde schliesst: Acta sunt hoec in Steinaun. Neugart vermuthet, Wolfkart seiein Edler von Steinach gewesen; der Weinberg müsste also in jener Gegend gewesen sein. (DieUmgebung ist unter Abt Salomon). In einer weiteren Urkunde bei Neugart Cod. Dipl. (p. 513) kommt eine Vergabung aus dem Jahre897 vor (an das Kloster St.Gallen) worin es heisst: Haec sunt autem, quae ad praedictum mona-sterium trado, curtile cum domo et faenili, vinea et morcihis, pratis et agris, pascuis et silvis... (inGoldahun). Anno 904 standen nach einer Urkunde bei Neugart (p. 537) in Steinach und Berg duooratoriala = Kapellen. Anno 716 bis 720. Nach einer Urkunde (bei Neugart Cod. Dipl. p. 9) wirdder erste Weinberg in Urkunden Erwähnung gethan. Ein Erfrin mit seinen Söhnen Trotar undRotar dem S. Galloni 20 iuchos, bei Openwilare (wahrscheinlich das heutige Pfaffenweiler imBreisgau) et in Ebringen (nahe dabei) unum inctum de vinea. (Prima hic vinearum memoria fit inchartis).

Disquisitio Ahsermanni de Brigantinarum Comitam Prosapiae ex Systemati ChroniciPetershusaniDie Chronik von Petershausen berichtet: Es sei in der Gallia Togata (der Chronist verwechseltTogata mit Comata sen Cettioa-Belgica) ein sehr edler Mann gewesen, dem der fränkische König,qui et imperator Bomanorum, seine Schwester zur Ehe gegeben, aus der er 2 Söhne zeugte.Letztere seien mit dem König zerfallen und haben ihn

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178zuletzt getötet. Dann seien sie zu ihrem Onkel dem Kaiser geflohen und der habe ihnen inAlemannien viele Güter gegeben; so zählt der Chronist auf: Potanum et Brigantium, Ueberlinginet Buochhorn, Ahihusin et Turingin atque Heistirgon, Winhiture quoque cum omnibus appendiciiseorum, et in Bretia Curiensi Mesouch et alia multa, quo vetustote temporum memoria deleta sunt. Der eine von den Brüdern kehrte wieder nach Gallien zurück.Vodabricus der andere blieb inAllemannien. Ex hujus semine natus est Uozzo, der Graf von Bregenz, der 4 Söhne zeugte, Ulrich,Marquard, Leutfried und Gebehard, der Bischof von Constanz. Der letzte erhielt einen TheilErbschaft und schenkte einen Theil davon zur Zeit des hl. Konrad der Kirche von Konstanz.Das Diplom Ludwig des Deutschen von anno 867 (Hergott n. 117) nennt einen Udabricum Grafin Argengewe sein dilectum nepatem, wahrscheinlich der Vater von Uzo von Bregenz. DerAnonymus San Gallensis monachus de gestis Caroli M. (Bouquet T.V. p. 111) führt einen Bruderder Königin Hildegardis auf Ulrich, dem Karl plurimae contalerit in oriente et occidente,Schwaben und Allemannen; quibus cum post obitam ipsius Hildegardae (anno 783) pro quodamcommihso Carolo spoliare tur honoribus, ad monitus rex pristinos honores statim illi facit restitui:Dieser Ulrich ist vielleicht der Graf von Thurgau, den Hergott von 787-788 in chartis suis notat,der auch Graf von Argengowe gewesen zu sein scheint. (Neugart cod. dipl. Alem. vet. No. 144) indessen Grafschaft Bregenz war, selbst Graf des Linzgau. (C.c. No. 150). Durch Ludwig denFrommen war Hildegard die avia Ludwig des Deutschen, wie ihr Bruder Ulrich avas des GrafenUlrich (867) von Argengeve war, so hätte doch Ulrich und Ludwig der Deutsche eherGeschwisterkinder (consobrini) als nepotes genannt werden können. – Die beiden Brüder, welcheflohen, hatten keinen König, wohl aber einen Aufstand erregt.Ludwig der Fromme hatte 4 Töchter, von denen Gisela an Eberhard comiti Cisoniensi in Flandernund nachher an den Herzog Faroiuliensi verheirathet war. Diese war wahrscheinlich die Mutter desBrigantin. Grafen Ulrich, des nepotis Ludwig des Deutschen, der desswegen in der Chronik aran-culus genannt wird. Der älteste Sohn der Gisela und des Eberhard war Unrochus. Diesem folgteBerengar der König. Adelardus erhielt wahrscheinlich später die belgischen Besitzungen. Adalard,Adalrich scu Udabach ist wahrscheinlich der Gleiche in Bregenz. Graf, der sich mit einem Brudergegen Karl den Kahlen empörte und zu Ludwig dem Deutschen übergingen ihrem avunculo dersie mit Land beschenkte. Davon blieb Ulrich in Deutschland und war Besitzer in Alemannien.Wenigstens kommt ein Ulrich in der Urkunde von 867 (siehe oben) als Graf in Argengewe, undvielleicht in Linzgove (Hergott T. II p. 48) anno 879, 881 et 902. Vielleicht ist es der GleicheUlrich dem der Kaiser Arnulf den Hof Lustenau zu eigen gab (Herrgott l.c. p. 57). Es ist zwarnicht so ganz gewiss, da so viele Ulrich vorkommen im Argengau, Linzgau, Turgau, Bregenz.

Systema GenealogicumLudoricus Pius imper. Pater1. Giselae uxoris Eberhardi duces Forvinliensis2. Adalacdus filius sen Udabricus I. comes Brigant.3. Uzo comes. uxor Dietburgae parentes*4. S. Gebehardi ep. et Udabrici III. comit.*Uozzo habitabat opud Brigantium, qui adhuc ruinas ostendit antiquae habitationis. (Seite derChronik Petershus. Anno 948 nahm Hermann der Herzog von Allemannien Bregenz auf Geheissdes Kaisers Otto und zerstörte es vielleicht). (Sprecher)

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179Miscellaneen zur Geschichte von Rheineck und ThalLaut den eidgenössischen Abschieden vom Jahre 1500 war es an der öffentlichen Frühlings-Gemeinde in Thal sehr stürmisch zugegangen. Die Ursache des Streites ist aus den uns erhaltenenAktenstücken nicht klar zu ermitteln, ihren Ammann wie von Alters her, selbst zu besetzen, wasder damalige Vogt Johannes Ambühl von Obwalden nicht bewilligen wollte. Unter denjenigen,welche an öffentlicher Gemeinde sich dem Landvogt und seinem Ammann Köppel freventlichwidersetzten, werden namhaft gemacht: Ulrich und Lienhard Gasser, Bartolomä Wiser und BrosiLutz. Auch einige Appenzeller, welche in Thal mit Tritt und Trab gehören, aber sonst «hinter derLetzi wohnen», scheinen dabei betheiligt gewesen zu sein. Der Hass dieser Männer entlud sichvorzüglich an dem Landvogtsmann Köppel, weil er in der Hitze des Streites sich unliebsamer Äus-serungen oder bedenkliche Drohungen bedient haben mochte. Er wurde von Ulrich und LienhardGasser getödtet, wenn nicht in der Gemeinde selbst, so doch bald darauf. In der damaligen rauf-und kriegslustigen Zeit war zwar Todtschlag gerade nichts Seltenes und konnte leicht gegenUrfehde und Tröstung (nach den alemannischen Gesetzen) mit der Familie des Erschlagenen aus-geglichen werden. Aber hier war der Landvogt, Respektive die hohe Obrigkeit in ihrem Amtmannselbst verletzt und kein Wasser des Rheines vermochte die schwere Schuld von den Übeltäternabzuwaschen. Sie wurden vorderhand gefänglich eingezogen und mit ihnen alle Mitschuldigen.Dann berichtete der Landvogt unverzüglich den Gesandten der alten Orte nach Baden und bat umVerhaltensmassregeln. Am 30. Juni wurde in den Abschied wörtlich aufgenommen: «Den Handelim Rintal vergangen von unsern Vögten und Amann wägen» hat jeder Bot in Schrift, um selbenan seine Herren zu bringen.Schon 14 Tage später den 13. waren die Gesandten der 7 Orte selbst auf einem Tag in Rheineck,theils um den neuen Landvogt Ulrich Rättich von Zug würdig einzubegleiten, theils um denHandel in Thal und mehrere andere das Rheinthal beschlagende Diffenrenzen und Gesuche insReine zu bringen. Die Verhöre mit den Hofleuten von Thal waren geschlossen, die Sache spruch-reif. Das hohe Gericht verurtheilte die beiden unglücklichen Gasser, die sich des Verbrechens anhoher Obrigkeit schuldig gemacht, zum Tode durch das Rad. Auch Bartolomä Wiser sollte mitdem Tod gebüsst werden. Allein da er am Todschlag nicht selbst theilgenommen hatte und seineganze Freundschaft um seiner kleinen Kinder und seines bei Staad im Schwabenkrieg gefallenenBruders willen Fürbitte für ihn einlegte, so wurde ihm zwar Leib und Ehre sicher gestellt; dage-gen musste er «nach Gnade» 35 fl. bezahlen, eine Urfehde schwören und die gegen den Landvogtausgesprochenen Beschimpfungen widerrufen. Den Brosi Lutz, welcher den Mordanschlaggekannt und nicht verhindert zu haben angeschuldigt war, liess gegen Urfehde und eine Busse von20 fl. frei, weil die Anklage gegen ihn nicht erwiesen werden konnte.

180Gegen jene Appenzeller, welche bei diesem Handel betheiligt waren, erhielt der Landvogt dieVollmacht, sie gefänglich einzuziehen, sobald sie sich unter der Letzi in der Eidgenossen Gebietherab wagten und dieselben nach Verdingung zu strafen. So geschehen laut Abschied vonRheineck, den 13. Juli 1500. Damit war der Sturm beigelegt, der die Gemeinde Thal so tieferschüttert, der etwas raschen Ehrenmänner das Leben gekostet und mehrere andere der gleichenGefahr ausgesetzt hatte, als Majestätsbeleidiger sterben zu müssen. Die Rheinthaler hatten damitin den ersten 10 Jahren der 7-örtigen Vogtei erfahren, wie gross und streng die Oberhoheit dersel-ben und wie unantastbar die Würde des jeweiligen Landvogts und seiner Beamten sei.

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Auf eine leichtere, ganz im Geiste der damaligen Zeit liegende Weise, wurde ein andererTodschlag aus dem Jahre 1546 ausgetragen, der ebenfalls innert der Gränzen der Gemeinde Thalausgeführt worden war. Die Urkunde darüber liegt unter Nr. 14 im Archive von Thal, eine Copiedavon Copierbuche Seite 30-32.Ein Jakob Wiser genannt Rubli von Hasli, ein Appenzeller, hatte den Othmar Pfanner, Hofmannzu Thal aus unbekannten Gründen leiblos gemacht. Nach der That kam die Reue nachgehunkenund er suchte sich desswegen mit den Hinterlassenen des Erschlagenen, sowie mit der Obrigkeitgütlich zu vertragen.Vor allem wendete er sich an die gnädigen Herren von Appenzell, um sichdie Fürbitte für ihn beim Landvogte Josef Grüniger von Schwyz zu ersuchen, was denn auch ge-schah. Um das Gleiche bat er auch den Junker Wilhelm Blarer von Wartensee, Vogt vonRosenberg, von wegen des Fürstabts von St.Gallen. Und endlich wurde auch der Landvogt selbstals Tädiger und Oberen angegangen. Dieser bestimmte nun den 27. Mai 1546 als Tag derVertragung und lud dazu die Partheien ein. Nebst dem genannten Landvogt und Tädiger warenzugegen der neu angetretene Landvogt Johannes Sigrist von Unterwalden, Jakob HessHauptmann und des Raths zu Appenzell nebst dem Landweibel Conrad Höw, Wilhelm Blarer vonWartensee, Kaspar Rothmund Hofammann zu Rorschach, die Partheien waren vertreten einer-seits in dem Todschläger selbst und seiner Freundschaft, anderseits in der Mutter, Brüder,Schwestern, Frau, Schwäger und der ganzen Freundschaft des Entleibten.Charakteristisch sind nun die Vertragsbedingungen, denen sich der Rubli unterziehen musste. Siesind theils religiöser, teils bürgerlicher Natur.1. Musste der Mörder auf seine Kosten vier Priester einladen, welche zum Troste der Seele desErmorderten das Amt der Messe darbringen sollen. Während des Gottesdienstes hatte er selbstsiebenten an jedem Altar zu opfern, wobei er selbst eine pfündige, brennende Kerze, seineGefährten eine solche im Werte von 2 Pfenningen in den Händen zu tragen hatten. «Aber dieKleider mag er alsdann wohl anhaben», setzt der Revers ausdrücklich bei.2. Nach dem Leichengottesdienst wurde er im blossen Hemd, «bis auf die wichey» zum Grabedes Getöteten geführt, und musste so dreimal das aufgestellte Kreuz umwandeln, in der einenHand die Kerze,

181in der andern Hand ein blosses Schwert. Dann hatte er sich nach altem Brauche auf das Grab desEntleibten zu legen und ihm dreimal um Verzeihung anzurufen, bis einer aus der Freundschaft desToten das Wort der Verzeihung wirklich ausgesprochen hatte. Während dieser ganzen ergreifen-den Handlung hielten die Verwandten und Freunde 50 Kerzen zu 2 Pfennigen in den Händen, wel-che ebenfalls auf Kosten des Täters gingen. Man brachte die Kerzen prozessionsweise brennendzum Grabe, löschte sie dann aus und zündete sie erst wieder an, wenn die Verzeihung erlangt war.3. Jakob Wiser musste sein Leben lang den Geschwistern, Kindern, Schwägern und Verwandtendes Othmar Pfanner in Wirtshäusern, Bad- und Scherrstuben, in Schiffen, auf Weg und Steg nachMöglichkeit ausweichen, ausser sie lassen es ihm gütlich nach. Waren sie zuerst drin, so durfte ernicht hinein, war er aber vor ihnen anwesend, so konnte er bleiben. Selbst ein besondererKirchweg wurde ihm vorgeschrieben und in der Kirche war sein Platz auf der Empore. Nur alsBürger wurden ihm keine Einschränkungen gemacht. So durfte er nach wie vor zu den öffentli-chen Gemeinden auf dem Hengartenplatz bei öffentlichen Gemeinden erscheinen.4. Der Frau und den Kindern des Entleibten wurden 101 Gulden gesprochen, nämlich inMonatsfrist 25 Gulden, auf St.Johannes-Tag im Sommer 1547 und 1548 je 25 Gulden. Zur

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Sicherheit hatte er zwei Bürgen zu stellen, die unter der Letzi, also auf rheinthalischem Gebiete,wohnten. Als solche wurden angenommen Hans Diezi, Hofammann zu Thal, und Hans Gasser, inThal.5. Damit soll die Entleibung für die Verwandtschaft des Getöteten gerichtet und verziehen sein,keinen Theil daraus an seiner Ehre Schaden erwachsen und jeder die Kosten selber tragen, wasbeide Partheien annahmen und gelobten und urkundlich bestätigten. Manche Züge aus diesemCompromisse erinnern uns an ganz ähnliche Austragungen von Mordthaten im 15. und 16.Jahrhundert, wie sie auch anderwärts stattgefunden; dagegen seltener erscheint die ergreifendeAussöhnung am Grabe des Ermordeten, und desswegen wollte ich ihr einer Sitte früherer Tageeine kleine Erinnerung widmen.

Das Patronat über die Pfarrkirche und Pfarrpfründe von Thal war von den Grafen vonWerdenberg nach manchen Schicksalswendungen im 15. Jahrhundert an die Appenzeller und vonihnen die alten Orte übergegangen. Thal machte damit im ganzen Rheinthal eine Ausnahme,indem alle andern Götteshäuser und Pfründen entweder unter der Oberherrschaft des Abts vonSt.Gallen oder andern Feudalherren standen. Glücklicherweise war die Kirche von Alter her mitWiesen dies- und jenseits des Rheines, mit Reben, Aeckern, Zehnten und andern Erträgnissen gutfondirt, sonst würde sie im Laufe der Jahre die vielen Angriffe, Begehrlichkeiten undVernachlässigungen ihres Eigentums nicht überdauert haben.Der Pfarrer und die Pfleger hatten alljährlich in der Osterzeit die Rechnung abzulegen, und dieseRechnungsablage scheint im 16. und 17. Jahrhundert zu einer wahren Bachanalie auf Kosten derKirche ausgeartet zu sein, so dass mehrmals laute Klagen an die Tagherren von Baden gelangten,wie durch die Schmaussereien bei der Rechnung und Weinsichtung das Kapital der Kirche

182sich namhaft gemindert und etliche 100 fl. Zins nicht erstattet worden seien. Man höre und Staune,was alles zu derselben daher geflogen kam. Da erschien der gestrenge Herr Landvogt undLandschreiber von Rheineck mit Bedingung; da liessen sich zu Pferde die beiden Landammännervon Aussen- und Innenrhoden jeder mit einem Knechte herbei; da strömten hinzu die dreiHauptleute von Heiden, Wolfhalden und Kurzenberg, der Stadtammann, Rathsschreiber samtRathsknecht zu Rheineck, der Hofammann, Hofschreiber und Weibel von Thal, der Hauptmannvon Buchen, der neue und alte Kirchenpfleger samt zwei Zupflegern, die Schullehrer, der Küfer,der Messmer; die katholische und evangelische Geistlichkeit durfte in pleno nicht fehlen. AlsWolfhalden und Heiden sich 1652 von ihrer Mutterkirche getrennt hatten, wollten die beidenPfarrherren den Anlass nicht versäumen, sich um die damals noch nicht getheilten Kapitalien einwenig zu bekümmern und den wichtigen Tag mitzumachen.Das waren diejenigen, welche bei der Rechnung die Interessenten waren und eine mehr oder min-der wichtige Rolle dabei spielten; doch damit war es nicht genug. Wo ein Ass ist, versammeln sichdie Adler. Aus einer Urkunde von 1622 erhellt, dass noch eine Menge anderer, welche das Wenigs-te dabei zu verrichten hatten, daherkamen und unverschämt auf die Kirche loszechten. Wer woll-te es dem Zehnt- und Lehensbauern, die den ganzen Sommer im Schweisse ihres Angesichtes inden Reben stehen und unter Angst und Schmerzen auf die Reife der süssen Früchte harren muss-ten, verargen, wenn sie die Rechnungstage den hohen Gästen ein wenig nahe standen, um nachGelegenheit eine Gunst von ihnen zu erhaschen oder sich eines überflüssigen Humpens zu versi-chern. Wer wollte je wackern Frauen verurtheilen, deren Männer an diesem Tage sich an der Son-ne landvögtlicher Huld erwärmten, wenn auch sie wie Mücken sich in die Nähe des Lichts wag-

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ten, um einen Strahl der Gnade von ihren Ehrherren zu erhaschen? Und die Buben auf der Stiegedes Frauenhauses oder Kellers, deren Väter drinnen so kreuzfidel sich bewegten und jene dursti-gen Stammgäste, welche vor und im Hause ihre schlechten Witze machten, waren sie nicht auchKirchgenossen und ebensogut berechtigt, einen tüchtigen Schluck sich auf die Kirche hin zu erlau-ben als manche der fremden Gäste? War ja der Wein wohlfeil, der Keller gefüllt, der Wirth gefäl-lig und die Kirche blieb deswegen doch mitte im Dorfe. Die Tagsatzungsherren in Baden sahenaber die Sache mit andren Augen an und verordneten im Jahre 1622, dass zur Verhütung diesesungebührlichen Ueberdrangs die Rechnung wegen wenigeren Zulaufs in den Pfarrhof verlegtwerde.Man hätte nun erwarten sollen, diese Verordnung der gestrengen und fürsichtigen Herren undObern werde mit voller Unterthänigkeit und treuer Nachachtung entgegengenommen und befolgt.Doch die Geschichte weiss anderes zu berichten. Alte Gewohnheiten behaupten mit Recht und Artlässt nicht von Art. Das Unwesen dauerte nach wie vor fort, nur in etwas veränderter Weise. Stattder einen Mahlzeit gab es nun mehrere. Vorerst glaubten die Herren Schreiber und Pfleger bei dervorgängigen Rechnungsstellung etwas Zehrung zu sich nehmen zu müssen, natürlich nicht aufeigene Kosten; dann hielten die Schulmeister sich verkürzt und wagten bei der Rechnungsablageeine eigene Mahlzeit im Wirtshause und liessen sich dazu Zehentwein der Kirche recht gutschmecken. Endlich wurde auch ein sogenanntes Letzimahl in Buchen und

183 anderswo mit obligatem Kirchenwein veranstaltet. Kurz gesagt, die Tagherren von Baden hattenmit den genusssüchtigen Thalern ihre liebe Noth und oft mussten sie zwischen den Jahren 1622-1656 den Vorwurf hinnehmen, dass sie die Collaturrechte und die Aufsicht über die Kirche vonThal schlecht verwalteten. Endlich ernannten sie sich im Jahre 1656 wieder zu einem tüchtigenAnlaufe und beschlossen laut einer Urkunde im Pfarrarchive:1. Es solle der Landvogt die Collaturrechte mit allen Kräften handhaben und ihnen keinenAbbruch geschehen lassen.2. Die obgedeuteten Missbräuche und unnöthigen Kosten an der Kirchenrechnung solle er nachgut findender Form verhüten und mit Zuzug der Amtsleute und des katholischen Pfarrers von Thalmit Sorgfalt untersuchen, wohin die verlorenen Kirchenkapitalien möchten gekommen sein.3. Der dieses Jahr den Kapuzinern in Appenzell hinterhaltene Wein soll ihnen verabfolgt werden.4. Dem katholischen Schulmeister von Thal sollen die 20 fl. laut Rezess aus dem Kirchenguth ver-abfolgt werden.5. Die Pfarrer von Wolfhalden und Heiden sollen nicht mehr zur Kirchrechnung und Mahlzeitzugelassen werden, weil das eine Neuerung sei, und laut eines Zeddels sollen überhaupt nichtmehr als 19 Personen an dieser Mahlzeit theilnehmen können.

Ueber einzelne dieser Punkte, besonders über die Aushingabe von 20 fl. an den katholischenSchulmeister sowie über die Wahl des Ammanns und Schreibers entstanden nun hitzige, konfuseStreitigkeiten, welche sich bis in das Jahr 1662 hinzogen. Um endlich den Frieden herzustellen,lud der Landvogt die streitigen Partheien nach Rheineck zu einem Compromiss ein. Die Sache derKatholiken vertrat der regierende Landvogt selbst, damals Jacob Bossard von Zug, und derberühmte St.Gall. Landeshofmeister Junker Fidel von Thurm, die der Evangelischen HerrnJohann Rechsteiner, Landammann und Pannerherr, und Konrad Künzler, Landsfändrich vonAppenzell Ausserrhoden. Man vereinbarte sich nun über folgende die Kirchenrechnung betreffen-

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den Punkte: 1. An derselben dürfen sich nicht mehr als 27 Personen einfinden. Den beiden HerrenLandammännern von Appenzell Inner- und Ausserrhoden soll für Ritt und Mühewaltung nachaltem Gebrauch gegeben werden jedem 6 fl., jedem Diener 1 fl. 36 Kreuzer; für Zehrung jedemLandammann sammt Diener und Pferd 5 fl.; dem Landvogt und Landschreiber je 4 fl.; dem Dienerdes Landvogts 1 fl., den übrigen Anwesenden 45 Kreuzer, zusammen 49 fl. 12 Kreuzer.2. Die Kirchenrechnung wird im Pfarrhof abgenommen und beginnt eines Tages der Osterzeit,Morgens 7 Uhr. 3. Die frühere Mahlzeit unterbleibt, und jeder mag seine Zehrung nehmen wie er will.4. Die Letzimähler zu Buchen und anderswo und die Schulmeistermahlzeit an der Kirchen-rechnung sind abgeschafft und es darf zu diesen Mählern kein Zehntwein mehr verabfolgt werden.Auch die Zehrung bei Aufsetzung und Anschreibung der Rodel ist aberkannt und dafür erhältjeder Schreiber 1 fl.5. Wenn die 4 Geistlichen beider Religionen und die Kapuziner von Appenzell um «Verehrwein»einkommen wollen, haben sie wie «von Altem her» an der Kirchenrechnung im Beisein allerBeamter darum anzuhalten. So gegeben Ende Mai 1662

184 Damit waren die berüchtigten Mahlzeiten bei den Kirchenrechnungen abgeschafft und aus Pfarr-und Wirtshaus verbannt, so sagte es wenigstens die pergamentene Urkunde mit landvögtlichemSigill in der Thaler Trestkammer. Doch der Buchstaben tödtet; der Geist ist’s, der lebendig macht.Einen bescheidenen Zweifel an der Ausführbarkeit solcher Dekrete bei so durstgewohnten Leuten,als welche er seine Pappenheimer kannte, hegte noch im nämlichen Jahre 1662 der damaligePfarrer Johannes Näf, indem er zu Handen des Landvogts den lautern Vorbehalt eingab, dass imFalle man die im gemeldeten Instrument gesetzte Ordnung der Kirchenrechnung halber nicht hal-ten und den Wirtshäusern oder anderswo auf die Kirche hin mit Trinken und Essen zechen würde,alsdann die Mahlzeit wieder im Kirchhof solle abgehalten werden laut Inhalt badischen Abscheidsvon anno 1622.Der gute Mann hatte nur zu richtig vorausgesehen. Man konnte und wollte nun einmal mit der süs-sen alten Gewohnheit nicht brechen, und so finden wir noch um die Mitte des 18. Jahrhundertsdie Mahlzeit an der Kirchenrechnung von Thal mit Allem, was drum und dran hieng, nur mit demUnterschiede, dass sie alle 2 Jahre gehalten wurde, vermutlich um dann desto eher einen erkleck-lichen Imbiss und guten Trunk sich erlauben dürfen. Im Jahre 1741 aber fanden die Väter vonBaden, dass mit der 2jährigen Rechnungsstellung doch manches Missliche unterlaufe und diesel-be auch ohne Mahlzeit recht wohl gedachte werden könne. Deswegen erliessen sie §4 (laut einerUrkunde im Pfarrarchiv) die Bestimmung, die Kirchenrechnung müsse wieder alle Jahre abge-nommen werden, dagegen unterbleibe die Mahlzeit des Gänzlichen, dem Landammann vonAppenzell und dem Landvogt sollen das bisher Bezahlte ferners erlegt, den andern Amtsleutenaber mehr nicht als ein guter Gulden «vör Alles und Alles» bezahlt werden. – Dabei blieb es biszur Aufhebung der Vogtei im Jahre 1798. Zur Entschuldigung der Gemeinde Thal und aller derHerren die sich bei der Rechnungsablage der Kirchen- und Pfrundgüter mit ihrer Aufmerksamkeitbeehrten, diene übrigens, dass nicht allein hier, sondern das ganze Rheinthal auf und ab ähnlicheErscheinungen hervortraten, wo immer das amtliche Leben zur Geltung kam.Copiebuch von Rheineck (p. 304-309)So kam schon im Jahre 1626 in Rheineck eine Conferenz der Stände Schwyz, Zürich, Glarus undAppenzell zusammen, um einige Ordnung in die gelockerten Zustände zu bringen, und besonders

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waren es gewisse Fressereien, an deren Beseitigung man zu gehen wagte. Vor allem ging die Klageüber die kostbaren Mähler bei den Hoch- und Malefizgerichten von Oberriet, Altstätten undRheineck, wo Geistliche und Weltliche, Berufene und Unberufene dicht untereinander sassen,während die armen Opfer der unerbittlichen Justiz noch in Folge der Verrenkungen undVerzerrungen der Folter jammerten. Die Mahlzeiten in Oberriet wurden somit abgeschafft und esdurften nur mehr 20 Richter sitzen, deren jedem, auch dem Priester 1/2 fl. gegeben wurde. Stattder 30 Personen im Gericht und an der Mahlzeit zu Altstätten sollen nur 10 sitzen und statt desMahles 1/2 fl. gegeben werden. Ebenso am Malefizgericht in Rheineck. Dagegen erhält derHenker soviel wie früher.

185Gleiche Klagen über die grossen Unkosten an den Malefizgerichten ertönten wieder im Jahre1647, wo man jedem Richter einen Gulden zu geben sich verstand, «darvon er leben mag, ohneder Oberkeit Kosten». Doch auch da zeigte sich die Gewohnheit stärker als alle Dekrete. Ganz diegleichen Klagepunkte tauchen anno 1691 und 1694 wieder auf, wo namentlich auf dieConfiscationen im Essen und Trinken hingewiesen wird, was auf die damaligen Herren Richterein bedenkliches Licht wirft.Doch kehren wir wieder zur Conferenz vom Jahre 1626 zurück. Da wurde beschlossen: Das Mahlbei der von 10 Mann angehaltenen «Rebgschaue» vor dem Wimmet ist abgestellt. Das Mahl beider Schätzung des Kornzehentens auf dem Felde unterbleibt. Die Fressereien bei derEinsammlung des Weines sind abgeschafft und die damit verbundenen vielen Veruntreuungen auf-gehoben. Das Letzimahl bei der Abreise des Landvogts, das oft an 50 fl. gekostet, unterbleibt, oderdarf nicht auf Rechnung genommen werden. Das Göttibrot für Kinder ist aberkannt, weil unnöthigund leicht ein Kind (wie es fast voriges Jahr geschehen) möchte erdrückt werden. Statt desKilbimahls soll der Landvogt in Zukunft den Priestern, Prädikanten, Schulmeistern undMessmern 6 Btz. geben.Man sieht aus solchen Bestimmungen, dass es für die gnädigen Herren und Obern nicht immerLeichtes war, die vielfachen Gelüste der Unterthanen zu befriedigen; aber auch der alteErfahrungssatz springt in die Augen, dass, wenn es aus dem öffentlichen Beutel geht, alleBescheidenheit und oft selbst die Ehrlichkeit aufhört. Doch Prosit allen, die einst mit Lebenslustan den Gastmälern ihrer Zeit theilgenommen. Jetzt schmerzt sie kein Zahn mehr und ihr Hungerund Durst ist für immer gestillt. Sie ruhen in Frieden.Die erste Erwähnung dieser Zechereien geschieht (laut Copierbuch in Rheineck) im Jahre 1581.Appenzell A.Rhoden gelangte in demselben durch seinen Landammann Bodmer an dieTagsatzung, mit dem Gesuche, es möchte einer aus seinem Rath bei der Rechnungsablage derFrauenpfründe in Thal zugelassen werden, weil sie Landleute oberhalb der Letzi auch jedes dritteJahr einen Kirchenpfleger stellen, und es möchte bei gewissen Gelegenheiten nicht so sehr aufRechnung dieser Pfründe gezecht werden. Erst im Jahre 1584 wurde diesem Gesuche entspro-chen. Und nun höre man und staune, wer Alles... Extrakt zu Baden; in Thal; (L.S. 216 ff.)

186Auszüge aus dem Copierbuche für die Stadt Rheineck No 3Angefangen von Jörg Messmer Stadtschreiber 1739Brief wegen Stiftung der Pfrund zu Rheineck lateinisches Original verdeutscht.Dem Hochwürdigen in Christo Vatter und Herren und Heren, Ottoni von Gottes und dess

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Apostolischen Stuhls Gnaden, Bischoffen zu Constanz, seinem und seiner Kirchen, in Geistlichenund Zeitlichen sachen, General Vicario, Entbietend Constanz wie der Ammann und die Räth unddie Ganze Gmeind der Statt Rheineckh in der Pfarr Thal, Constanzer Bischthumb, so vil wir vonGehorsame Dienst, und Ehren vermögende. Wann wir alss der Apostel bezeuget für den RichterStuhl Christy sollen gestellt werden von unsern Eignen werkhen, wir haben Guths oder Bössesgethan, Rechnung zu geben. Wann auch der so Kärglich saiet, Kärglich wird Erndten, so gebührtEs sich mit den Eüssersten werkhen der Barmherzigkeit, dem Tag der Erndte vorzukommen danenhero wie vor unss gesetzt mit Christlich Gläubigen Leuthen Gottseliger Hilff und Steuer, welchehierzu, von dennen ihnen von Gott verliehenen Gütheren, Miltiglich und gütiglich gesteuert, mitvorgehalter zeitiger Berethschlagung, zu Gottes des Allmächtigen Glori und seinerGlorwürdigsten Muter der Jungfrauen Maria und allen Heiligen Ehre, wie auch Christgläubigenseelen Lebendiger und Todter Heil. Ein Immerwerende Früh Mess in der Capell St. Jakobs obge-sagter Statt, mit Verwilligung des Ehrwürdigen Manns Magister Caspar von Frobiss, der DirectenDoctoris, jetziger Zeit der Kirchen zu Thall Rectoris für einen Früh Messer oder Caplonen ordent-lich zu bestellen und derselbig zu Göttlichen Aemtern der Meess aus dennen hernachGeschriebnen, durch unss und Andere Christgläubige Leuth darzu gegebenen Gütheren Stiftungund Geschenkhen zu begeben und zu stiften, Stiftend und Gebend Hiemit in Kraft disen Briefs.Eben die Hernach in disem Brief Geschriebene Güther und alle deren Gebrauch, Nutzung, Besit-zung und Eigenschaft der obgedachten Frühmess, und jeden Frühmesser, so in zu Zeiten da seynwird, mit Vester und UnwiderRuflichen vollkommner, und Jmmerwährender Begaabung, Gebend,Eignend und Übergebend, darmit für unss selbs und alle unsre Nachkommen, dieselbige GestifteGüther, wider alle Hinderniss und widerforderung, Unss und Unsserer Nachfahren und Erben,Jetzt und Hernach, Wir Stellens zu, und Eignen sy der Früh Mess und den Früh Messer, der In zuZeiten sagen wird, Ungezwungen, williglich und Wüssentlich, also und dergestalt, dass der, wel-cher die FrühMesspfrund versehen wird, als der Geistlichen praetendierenden Eigne Güther undderen Nuzen und gebrauchen mit Vollem Recht zu seiner Unterhaltung Niessen und Gebrauchensoll, ohn Einiches widerlegen und wider Reden. Also und dergestalt, dass derselbigen pfrundBesetzung, Leehenschaft und Recht, zu verlihen so fort zu fählen Kommbt, bey dem Amman undden Räthen zu vollen gewalt Stehen soll, und dass der Amman und die Räth Inen der Zeit

187dreyer Monnaten einen FrühMesser an die Leedige Stell ordentlicher wyss Erwehlen und setzenmögend, wan sy aber säumig seyn und die Drey Monnat wurden verschleissen Lassen, so soll esdann im Vierten Monnat bei dem Kirch Herrn von Thall Stehen. Eine Tugentliche peersohn dafürzu stellen, sonst wurde nach den allgemeinen Rechten der Collatur verfallen seyn.

Er soll auch der FrühMesser bei dem Heyligen Evangelio dem Kirch Herren zu Thall in Erlaubtenund Ehrlichen Dingen zu gehorsammen, und so er von ihnen oder seinem plebano als Helfer odervon den Unterthanen Erforderet wird, die Sacramenta zu dienen wolle er’s thun.

Er soll auch schweeren was in der Meess Geopfert wird, dem Kirchen Herren zu zustellen, damiter der Haubt Kirche nichts vergreife noch schädlich seye. Darzu wann er der Krankhen im BethBeicht verhört, und sy umb ihrer Seelen Heyls willen Etwas stiften wollend, soll er sy mit Ueber-Reden, dasselbig in die FrühMess zu verordnen, wo aber Jemand auss Eignem Freyen willenEtwas an diese Pfrund Stiften wollte, mag er darin verwilligen und es zulassen bey vorgesagtem

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Eid, darzu wir auf des Kirch Herren Consens Beruffen thun, und dass wann Mann an den FeestTagen dass Ambt der Mess oder die vesper singt wie der Brauch ist, so soll er dabey seyn, wo mög-lich ist, und helffen dass Ambt singen. Wan aber der Herr KirchHerr und sein Helfer nit Gestattenwollend, dass er Gesunder oder Krankher Leuthen BeichtHöre, so soll er’s nicht Thun. Es wäredann sach der KirchHerrn selbst, oder seyn Helffer in solchem Nothfahl die Beichte nit selbstenKönnte Hören, dann solle er Handlen ohne Falschheit und Betrug.Fehrner ist angesehen, dass FrühMesser wochentlich fünff Messen in der genanten Capell haltensolle, allwegen mit Gebührender Ehrbahrkeit, wann er aber darüber dem KirchHerren als seinemHelffer dienen kann, so sollen wir dasselbe weder hinderen noch weehren, in Keinem weeg.Damit man aber dennen Geschenkhen und Vergaabungen an dieser pfrund ein GewisseUnzwifelhaftige Wüssenschaft in zu Künftigen Ewigen Zeiten haben möge, so haben wirs mitdisen Brief Einverleiben und aufzeichnen lassen, und sind als dise Albrecht Schöry Bürger zuLindau hat an dieser Pfrund vergaabet und Geben, Zwey pfund pfennig Constanzer wehrung,Jährlichen und Ewigen Zinsses alle Jahr mit Martinis Tag gand ab Einem Hoof genant SchwigersHoof an dem Kurzenberg Gelegen. Item Ein pfund pfening und neun Schilling Jährlich EwigenZins an St. Martinis Tag gahnd ab einem Hoof genant der Bockh Kerenguth, nache Bey dem HoofThall zwüschen den Mülly Gütheren. Item fünf pfund pfening Constanzer wehrung JährlichenZinses ab den Gütheren die gemeinlich die Rüsten Genant werden, und mit

188 Nammen ab ihren Weingärthen, Baumgärten, Hauss, Hoof, und allen zugehörendem. Fernher hatdieser Albrecht vergabet, Ein und Dreissig pfund Haubtguth, davon jährlich folgt 31 SchillingZinss, damit und 10 pfund Erfült, wie dann dess Albrechten dise Vergaabungen in einem sonder-baren Brief versiglet an disen Brief Gehenckht weiter Zusehen ist. Und so wir Erechtend dass Jezgeschriben 10 pfund Jährlichs EinKommens zu Erhaltung Eines FrühMessers nicht Genuegsamseyn werden, so habend wir beschlossen, Jährlich von Unser Statt zu Rheineck Steur undGemeinem Guth auch 10 pfund zu geben Alt wegen auf St.Martinis Tag und verbindend wir Unssund Unsser NachKommende bey wahren Treuwen an EidsStatt selbige 10 pfund pfennig Allwegendem FrühMesser der da seyn wird zu Ewigen zeiten Jährlich auf St.Martinis Tag zu Erlegen, und Entziehen Unss und Unsere Nachkommen den alten Rechten, Forderung und Anspruch so wir zudieser Vergaabung der 10 pfund pfennig haben Könten, oder möchtend, in was wys und weeg eswere, Freywilliglich, wüssentlich, ganz und gar und damit diese Gestift und Vergabungen in disemBrief Begriffen zu Ewigen zeiten Kraft und Macht habend, so biten wir unterthänlich, denBischof und den vicarium unsere Vatter, Ihr mit Euweren Ansehen alle vorgeschriebne Ding Guthheissen, und bestätigen wollend, sambt allem in dass Künftig an diese Capell und FrühMess ver-gaabet werden möchte auf die Form und wyss wie Gebräuchig und Recht seyn wird, dieser obge-schribnen vergaabeten und versprochenen Dingen zu sicherheit und offner Zeugnis, Habend wirder Statt Rheinekh Insigill, neben dem Insigill Ehrwürdigen Mans Herrn Hermann vonLandenberg Thurm Herr zu Constanz, welcher weil der Rector zu Thall kain Insigill hat, für ihndesselbigen Einwilligung zu bezeugen Gesiglet öffentlich an disen Brief henkhen Lassen. Unddass ich Herman von Landenberg Thurm Herr zu Constanz mein Insigil an diesen Brief Gehenkht,dass hab ich Gethan auf des KirchHerren zu Thall Caspar von Fröbiss der Geistlichen RechtenDoctoris Bit und Begehren mir aber und meinem Erben ohne Schaden.

Datum Constanz den 20. Tag Merzen 1433

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189Confirmation obiger Stiftung durch das Konstanzer Generalvikariat (Seite 6)Johannes Lüti Decan in Geistlichen und Zeitlichen Sachen der Kirchen und dess Hochwürdigenin Christo Vatters und Herren Ottonis von Gottes Gnaden, Bischof zu Constanz Generalvicarius.Allen denen die disen Brief sehen, werden Heil und Wohlfahrt etc.

Zu wüssen allen und Jeden die Es Betreffen mag, dass wir mit Steifem und Gutem Rath verstän-diger Leuthen, die Stiftung, Erbauwung und Begaabung der FruehMess in der Capel St. Jacobs inder Statt Rheinekh Constanzer Bischthumbs, neuwlicht durch die Ehrbaren Leuth, den Ammanund die Räth, und die Ganze Gemeind der Statt Rheinekh in der pfarr Thall vorgesagtenBischthums, Gestiftet und Begaabet, und alles anders was in dem LatinBrief begriffen, daran dieseunser Gegenwertige Brief Gehenkht ist, und die Beide zugleich mit unsers Vicarii Insigil besigletsind auss Kraft und Vollmacht so unss von Ambtes wegen in disem Fahl gegeben ist, zur Zeugnisdieser Dingen aprobiert Bekrefftiget und Bestätiget habend, aprobirend Bekrefftigend undBestätigend hiemit, mit Gebührlichen Soleniteten der Worten und Ceremonien, als Gebrüchlichist, zur Zeugnis disen Dingen haben wir unsers Vicarii Insigil an disen Brief lassen henkhen.Datum Constanz den 23. Merzen Anno 1433.

Obligation von Paulus Troll von Stattamman und Rath als ordentliche Leehen Herren zu EinemFrüMesser Erwehlt worden seyge. (Seite 7)Ich Paulus Troll, von Scherzach zu der Zeit Erwelter FrühMesser in der Capel St.Jacobs zuRheinekh in Constanzer Bischthum bekenne und Thun Kundt Allermenniglich mit diesem Brieff,allen denen die in ansehen oder hörend lesen, alss mich der Ehrsamen und Frommen, Amman undRath zu Rheinekh meine Lieben Herren daselbst, in ihr Genante Capell St. Jacobs zu ihremFrühMesser erwehlt, und mir die gütlich durch Gottes willen gelihen hand, als Rechte LeehenHerren, der FrühMess, mein LebTag und bis zu End meiner will also Bekenn ich mit urkund dessBrieffs, ob es sach wurde, dass ich ob der Bemelten FrühMess käme. Es wäre, dass mir EinBessers zu Handen gienge, oder wie sich dass immer Befüegte, kein weeg noch wyss, so JemandErdenkhen könnte, oder möchte, aussgenommen nach hindan gesezt über lang oder kurze Zeit, sosoll dann das genannte Leehen derselben FrühMess, einem Amman und Rath daselbs zu Rheinekhwider zu eerlichen, ohn alles Mitel und Fürwort, Recht und Reedlich ganz Leedig gefallen

190heisen und seyn, ohne Mein und Menigliches von Meinetwegen saummen ehren und widerspre-chen. Also dass ich Keinen an Mein Statt sezen, füegen, ordnen, schaffen, vermechtlen, noch über-geben soll in keinen weeg, es were dann sach, dass ich es an ihren guten Willen gütlich gehabenmöchte. All argen list, uffsetz, und böse Gered ausgeschlossen und hindan gesezt, ich soll und willauch, dass Haus so zu der bestimbten FrühMess gehört, in Guthen Ehren unwüstlich halten, mitdekhen und allen dingen, das sie die FrühMess, und ich, Nuz und Ehr habend, und so dass alleszu wahrer und öffentlicher Urkund wan ich den obgenannten Paulus Troll Eigen Insigill nit hab,so hab ich mit allem Fleiss, ernstlich Gebeten und Erbeten den Ehrsamen Herrn WilhelmenFrowiss, Kirchherr zu Thal meinen Lieben Herrn, dass er sein eigen Insigil für mich, doch imselbst und allen seinen Erben ohn schädlich offentlich Gehenkht hat an disen Brief, geben aufMittwochen nach Mitem Mayen Anno 1482.

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Stiftungsbrief von Albrecht Schory von Lindau der Pfrund zu Rheineck (Seite 8-9)Ich Albrecht Schory Burger von Lindau verzicht offentlich für mich und meine Erben und ThunKundt aller Menniglich, mit disem Brieff, dass ich hab angesehen und Betrachtet, dass nichtsGewüssers iss dann der Tod, aber nichts unwessentlichers dan die Stund des Tods. Und wann auchdan sach ist, dass ein FrühMesser angesehen ist, in St.Jacobs Capell in Rheinekh, und aber EinPriester daselbs er seyn Nahrung nit gehaben möchte, darumb, umb dess willen dass dieselbFrühMess, die doch den Tag verehren und allen frommen Leuthen bekomlich ist, geöffnet undbestätigt, dass ein Priester daselbs sayn Nahrung desto Baas gehaben und den Gottesdienst voll-bringen möge, und auch voran umb Gottes willen, dass der Allmächtig Ewige Gott, saynKönigliche Muter und Magd, St. Maria nun und zu Künftigen Zeiten, Gelobt und Geehrt, auchalles Himlisch Heer «und alle Gläubige seelen durch Erfreut und Getröst werden, so hab ich mitGuter Vorbetrachtung mit Rechten wüssen und in Krafft diss Brieffs Lauterlich durch Gottes unddurch mein und Lucion meiner Ehelichen Frauen und Maria Humblingin in meiner voranEhelichen Frauen seel. und unser allen vor dem seeligen Ewiges Glücks und Heils willen an dessPriesters Pfrund der vorgedachten FrühMess gegeben und gib daran mit disem Brieff, dieNachbenambten Zinss und Geld, zu dem Ersten 2 Pfund Pfenning Jährlichst und Ewigst Gelts, diemir bis hero Jährlichs auf St.Martins Tag Giengen, und Gegangen sind, ab dess Sirigers Hoof obThall, am Kurzenberg gelegen, Item und dass Pfrund und die 9 Schilling Pfennig ewigs Zins undGelts, die mir bisher Jährlichs auf St. Martins Tag Gangen sind, ab der Brikernerin Guth ob Thallzwischen den Müllenen Gelegen, Item und darzu die 5 Pfund Pfenning

191 alles ganzer Constanzer Münz und Wehrung auch Ewigen Zinses und Gelts, die einem Priester derobgenanten FrühMeess hirfür Ewiglich und Jährlich auf St.Martins Tag ohne seinen SchadenGericht werden mag, Unsser und ab einem Guth zu Thall gelegen dass deren Rüsten war,Namblich Weingarthen und Baumgarthen, ab Hauss, ab Hoffraiten, ab allem dem, dass demselbenmeinem Guth Jendert Zugehört, dass auch umb dieselben 5 Pfund Pfenning Gelts der obgenantPriester Pfrund Rechte für Pfand heissen und sein solle. Dazu hab ich derselbigen obgenanterPfrund des Priesters auf die obgenanten Zins als zwar Hinauss geben, 31 Pfund Pfening darumbder obgenante Capelpfleger derselben obgenanten Priesters Pfrund 31 Schilling Pfenning EwigesZins gelts Kouffen sollend, umb dess willen dass auf die obgenante Zinsse der Priester Pfrund 10Pfund des Ewigs gelt damit Erfült werden, und dieselben 10 Pfund Pfening soll auch hiefürEwiglich und Jährlich auff St. Martins Tag ein jeglicher Prister der obgenanten FrühMeess wer-den ist, und wird Einzunehmen Haben, und Muessen, ohne Mein und Meiner Erben, und ohneMeniglichs Saummen und Irren, welches Jahrs ihm aber dieselbigen Zinse auf St. Martins Tag nitGricht wurdend ohne seinen Schaden, so hat er Gewalt, dann darnach, wann er will, williglich vor-geschriebne Güther umb seine versessnen und ausstehenden Zinsen anzugreifen, nach Zins undRecht ohn alle gefehrden. Und also hab ich mich verzihen, und verzihe mich und meine Erben mitdisem Brieff an den vorigen Zinsen, gehen obgenanter Pristerschaft Pfrund und gehe ein jeglicherPriester daselbst, wer der ist und wird, aller Eigenschafft und Lehenschafft, aller Gewaltsamme,Forderung und Anspruch und alles Rechts und Gerichts und alles unsers Rechtens, und auch allesdes, damit wer hier wider Jemand, darwider gewesen, oder Gethun könnte oder möchte. Ich habauch dises gethan und vollführt, mit allen dennen Worten, Werkhen und Thaten, so von Recht undGewohnheit darzu gehört, und Notdürfftig war, und alss dass Jez und Hernach Billich und Recht,Krafft und Macht hat, und haben soll und mag, und namblich mit solchen Rechten dass ein Rath

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zu Rheinekh Gewalt haben soll, die obgenanten Pfrund und FrühMeess zu besetzen, als dikh undes zu Schulden kombt, gänzlich auch ohne Meniglichs Säummen und Irren.Und dess alles zu offnem wahren Urkund und Ewiger Sicherheit, so hab ich obgenanter AlbrechtSchöry Mein Insigil für mich und meine Erben offentlich Getrukht in disem Brieff der Gebenward am nächsten Samstag nach St. Agatha, Anno 1433.

192Copie des Kaufbriefes um den Weinzehenten zu Buchen für die Kirche Thal. 1493Wir die Nachbenambten Wilhelm und Hanss Jakob, die Pfarrer zu Warthensee Gebrüder, beken-nen Offentlich und Thun Kundt allermenniglichen mit diesem Brieff, dass wir Beyd Einhelliglichmit guter zeitlicher und williger Vorbetrachtung, Wohlbedachtem sin und Mueth zu dennen Zeitenund Tagen, da wir es für unss und unssere Erben machen, Gethun möchten, Recht, Redlich undEigentlich verkaufft, und Eines Bestäten Unabgehenden Ewigen Kauffs zu Kauffen geben haben,und geben Wüssentlich mit Urkundt diss Brieffs, dem Würdigen Gotts Haus unser Lieben Frauenzu Thall, unseren Eignen Weinzehenden zu Buechen, wie unss der und unseren Forderen bisshergefallen ist, oder noch Fürbass gefallen solt oder möchte. Wir und unsere Erben sollend Auch kei-neswegs wehren noch wenden, noch soliches schaffen zu thun die Weingärthen so Jez Reebenhaben zulassen, vergehen, Were auch dass Jemand wer der wäre auss Gütheren Reebwuchssmachte, die Jez nit Reeben werend, davon und darauss soll dem Genanten Gotts Hauss auch derWeinzehenden Gefallen werden, und sollend wir noch unsere Erben, noch Jemand von unsertwe-gen dess mit mehreren noch wenden, Keines wegs, und Habend auch dem Gemelten Gotts Hauss,den Besagten Weinzehenden Geben für Leedig und Looss, und Gegen Aller Meniglich unversetztund unverkümberet, und ist der Reedlich Ewig Kauff Recht und Reedlich Beschehen und gethanworden, umb fünffzig Pfund Pfenning Alles Guther und Genehmer dess Landswährung, der wiraller also gaar Nuzlich gar und gänzlich von dem Gotts Hauss redlich aussgericht, Gewerth undBezahlt sind, nach allem unserem Willen. Darumb so Haben wir den obgesagten Weinzehendendem bestimbten Gotts Hauss gefertiget, und zu seinen Handen bracht, wie Recht, Sitt undGewohnheit ist, und alles Gut Krafft und Macht haben mag, auch Stätt und vest Bleiben soll, Jezound Hernach, und haben unss auch dess für unss und unsere Erben, Gegen dem genanten GottsHauss Recht und Redlich verzigen und entwerth, auch wüssentlich mit disem Brieff, freilich, wil-liglich gar gänzlich aller Eigenschafft, Freyheit, Leehenschafft, Kundtschafft, Gewehr, Zeugniss,laut Geschriftten, Urbar, Rödel, und Briefen, sy werend Jez, oder sy werdend nach Geschehen undsonderlich aller Recht Forderung und Absprach so wie oder unsere Erben Immermehr darzu unddaran gehaben oder über Kommen möchten. Also dass wir, noch unsre Erben Gegen dem genantGotts Hauss von des abgemelten Weinzehenden noch von der Bezahlung wegen Nimmermehrsollend Anlangen, Aussprechen, Aufftreiben, Bekummeren, noch keineswegs Beschwören mitnoch ohne Gricht Geistlichen noch Weltlichen noch sonst Keineswegs, wir unseren Erben sollendund wollend auch diss Kauffs aller obbeschribnen Ding, und auf den Genannten WeinzehendenRecht, were, Anreed und Tröster seyn für alle Anspruch, Infäll, Irrung, Gebresten und Sachen, wo,wie, und gegen wen, also weil und dass immer

193Bedörffend alt Nothdürfftig werdind, nachdem echten in unsrem Kosten ohn all ihren schaden;getreulich und alles ungefährlich. Und dess alles zu wahrem offnem Urkundt so hab ich obge-nannten Wilhelm Blarrer Mein Eigen Insigil für mich und meine Erben offentlich gehenkht an die-

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sen Brieff, und wan ich obgenanter Hanss Jakob Blarrer Eigen Insigel nit Inhab, so hab ich mitfleiss Erbeten den Edlen und vesten Jacoben von Hertenstein zu der Zeit Vogt in Rheinekh und imRheinthall, dass Er sein eigen Insigil für mich und meine Erben, doch ihm selbs und allen seinenErben unschädlich offentlich gehenkht an disen Brieff der geben ist auf Freytag nach St. ValentinsTag Anno 1493. (Aus Logierbuch No. 3 fol. 10).1532 ist eine Kirchenordnung der 8 Orte zu Altstätten geöffnet im Logierbuch No. 1, fol. 7.1534 Vertrag zwischen beiden Religionen zu Rheineck und Thal. Logierbuch 1, fol. 143.1560 In obrigkeitlichem Urban fol. 8 ist verschriben und sagt : «Gibt Ein Jeder Landtvogt unserFrauen Stifft zu Thall zu Herbstzeit 30 Eimer Wein, da mag Ein Vogt wyssen oder Rothen geben,Stath an ihm;» auch ist solches im Urbar anno 1627 fol. 93 dessgleichen zu sehen.1591 Habend der löblichen Reegierende ohrt alss die Kirchen zu Rheinekh Erbauen worden,Jedes orth 2 Kronen Gesteuerth.

Abschied von Baden den Heuzehenten betreffend (fol. 14).Das Original liegt zu Thal, Logierbuch pag. 224Wir von Statt und Landen der acht dess Rheinthals Regierenden Orthen unser EidtgenossenschaftRäth und sambdt Boten namblich von Zürich Hans Rudolf Kuhn Burgermeister und HeinrichBrähm SekhelMeister des Raths von Luzern, Welthar am Rhein Ritter Schulthess undStattfendrich und Jost Bircher des Raths, von Ury, Caspar Romanus Troger, Ritter Landtammanund Heinrich zur seeler des Raths von Schwiez, Sebastian Abbyberg Landtammann und MelchiorBetschart dess Raths von Unterwalden, Sebastian Wirths Landtamman ob- und HansKrummenacher Landsfendrich auch ob- und Caspar Leuw Ritter Landammann Nid demKernwald, von Zug Caspar Brandenberg Altamman und Caspar BlattMann dess Raths, vonGlaruss Heinrich Pfendler Landtamman, und Melchior Galetin Statthalter und des Raths, und vonAppenzell Jakob Wyser Landtamman und PannerHerr der Inneren und Johann Scheuss der äusse-ren Rhoden, dieser Zeit mit vollem Befehl und Gwalt unser Herren und Oberen auf dem Tag derJahr Rechnung zu Baden im Ergauw versambt, Bekommen und thun Kundt Menniglichem mitdiesem Brieff. Demnach die Ehrengesandten von Loblichen Orthen so im octobri dess NächstAbgetroffenen 1626igsten Jahrs in Gemeiner des Rheinthalls Regierenden Orthen Nammen,wegen Anstellung einer Guthen Reformation und Politischen

194Ordnung im Rheintall Gewesen, Ihrer Verrichtung auf disen Hof auf disen Haltenden Tag Relationgethan, da unter anderem auch eingebracht worden, dass wir wohl die Pfarr zu Thall im Rheinthalden Heuwzehenden was vor Johany in Rheinekh und Thall Geheuet wird haben, und aber selbi-ger mit nach gewohnlichen Zehent Rechten auffgestelt, sonder nur ein Gering Gelt auf die Ein-geschlagne Heuw Güther gelegt dem Pfarrer und Praedicanten dafür geben wird, und aber viel einmehreres werth und Ertragen möchte. Desswegen unss Heimgesezt, Hierinen Gebührend Insehenszu thun, damit der Pfarr und beiden Pfründen Bessers Hierauss erfolgen und werden möge.Wann nun wie dis mit mehrerem und was die Pfarr desswegen für rechthsamen angehört, und dieeigentliche Beschaffenheit dises Zehendts von Unseren Ambtleuthen dess Rheinthalss vernom-men; So haben wir Hierauff an Statt im Nammen Unser Herren und Oberen Erkent undGesprochen, derweil obiger Zehenden der Pfarr undisputierlich zustendig und gehörig, dass derBesizer der Inligenden Güther ab welchen bissher der Zehenden geben worden, sich mit dem PfarrHerren und Praedicanten Gebührlich vergleichen oder unverhofft, solches mit geschehen möchte,

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dass sie schuldig sollen seyn, den Zehenden nach Gemeinen Zehendt Recht dennen BeydenVorstehenden Jedem den halben Theil zu Dienenden aufzustellen, wie recht und Billich ist, dochin allweg vorbehalten, den Nachgehenden Heuwzehenden von Aussligenden TrattGüthern, soeinen Landtvogt in unser Herren und Oberen Nammen in Rheinekh und Thall gehört und zusten-dig unvergriffen und ohne NachTheil gefolgen zu lassen. Und dessen wahrem Urkundt ist dieserBrieff in unser aller Nammen mit dess Frommen, Vesten, Unsers Getreuen Lieben Landvogts derGraaffschafft Baaden im Ergauw Jakob Blattmann des Raths zu Zug Eignen Insigill verwahrt undBekräfftiget worden so geben und beschehen, den 10. Juli Anno 1627.

Abschied von Baden betreffend Heuzehenten 1628 (fol. 16-17)Original im Logierbuch von Thal (fol. 226)Wir von Statt und Landen der acht Orthen, so dass Rheinthal beherrschend, unserEydgenossschafft Räth und sandtBotten, namblich von Zürich Hanss Heinrich HolzhalbBurgermeister, und Salomon Hierzel Sekhelmeister und dess Raths Luzern, Oberster HeinrichClooss, Ritter Schultheiss und Pannerherr und obersten Heinrich Flekhenstein Riter des Raths Uri,Caspar Romanus Troger Riter Landtamman, und Andreass Pflanzer Raths Schwiz, HeinrichReeding Landtamman und PannerHerr, und Michael Schreiber dess Raths Unterwalden, CasparLeuw Riter Landtamman und Caspar Akler Mann des Raths nid dem Kernwald, Zug JohannTrinkhler Altamman, und Bent Jakob Megenberg dess Raths, Glarus Heinrich PfandlerLandtamman und Baltassar Galaton alter SekhelMeister und des Raths Appenzell, Jakob WiserLandtamman, und PannerHerr Inneren, und Conrad Zellweger Landtamman der ÄusserenRhoden, Bekennen und Thun

195Kundt meniglichen Offenbar mit disem Brieff. Demnach unser gewarsamer Landtvogt dess unte-ren und oberen Rheinthallss Barttlyme Odermath, dess Raths zu unterwalden Nid dem KernwaldEr Inerlich fürgetragen, welcher Messen auf Fehrndrig Baadischer JahrRechnung den 10. Julywegen dess Heuwzehendes so der pfarr zu Thall im Rheinthal Gehörig. (Ein Abschied aussgan-gen, welche er uns zu verleesen Eingelegt dess Inhalts: Demnach die Ehrengesandten von 4Löblichen Orthen so im octobris des 1626igsten Jahrs in Gemeinden des Rheinthalss RegierendenOrthen Nammen, wegen Anstellung einer Guten Reformation und Politischen ordnung imRheinthall gewesen, ihren VerRichtung auf disen Haltenden Tag Relation gethan), da unter ande-rem auch eingebracht worden, dass wir wohl die pfarr zu Thall im Rheinthal den Heuwzehendenwas vor Johanny in Rheinekh und Thall geheuet wird. Habe und eben selbiger nicht nach gewohn-lichen ZehendtRechten aufgestellt, sonder nur ein gering Gelt, auf die EingeschlageneHeuwgüther Gelegt, dem Pfarrer und Prädicanten dafür geben wird, und aber viel im mehrerswerth und ertragen möchte. Desswegen unss Heimgesetzt Hierinen Gebührend Einsehens zu thun,damit der Pfarr und Beyder pfrunden Bessers Heraus erfolge, und werden möge. Wann nun wirdis mit mehrerem und was der pfarr desswegen für Rechtsamme angehört, und der EigentlicheBeschaffenheit dieses Zehenden von unsren Ambtleuthen dess Rheinthallss vernommen, sohabend wir Hierauff an Statt und im Nammen unserer Herren und Oberen Gesprochen undErkannt, dieweil obigen Zehenden der pfarr Undisputierlich Zustendig und Gehörig, dass derBesizer der Inliegenden Güther, ab welchen BissHer der Heuwzehenden Geben worden, sich dempfarrHerren Praedicanten gebührlich vergleichen, oder so unverhofft nit geschehen möchte, dasssy schuldig seyn sollen den Zehenden nach gemeinem Zehenden Recht, dennen Beyden vorste-

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hen deren Jedem den Halben Theil zu dienende aufzustellen wir Recht und Billig, doch in all wegvorbehalten den nach gehenden Zehenden von aussligenden Trott Gütheren so Einem Landtvogtunser Herren und Oberen Nammen in Rheinekh und Thall zustendig, onvergriffen und ohneNachTheil Gefolgem Zulassen. Wann nun gedachten Zehenden Ermelten Pfarrey Thall Gehörigsambt den teuffen Wisen im Büzel zu Buechen auss Krafft dises Badischen Abscheyds mit GüterVorbetrachtung wüssen und willen dess pfarrers und Praedicanten Besagter pfarry Thall die derGemeind daselbsten und Rheinekh Stattamman Ulrich Kuhnen in Beider Grichten Nammen undgutHeissen umb 1000 auffrecht und Reedlichen. Jedoch auf unser Ratification verkaufft worden.Also dass Hiefür mehr angezogenen Zehenden Beider Vorstehenderen Jedem der Halbe TheildaVon folgen und werden solle, sitemahl die sachen also bewant, und seines Erachtens Hierdurchden pfarrey Nuz Geförderderet werde. Alss were seyn in Nammen aller Intrahenten unterthänigfründlich Bit, wir wollten von unseren Gnädigen Herren und Oberen wegen, unserem Consensauch herzugeben, sowohl den fehrndrigen Abscheyd alss auch ObEingeführten Kouff Confirmiren

196 und zu Krefften Erkennen. – Nachdem wir nun Ernanten unseren alten Landtvogt in seinem weit-läuffigen für und anbringen wie auch den obermelten Baadischen Abschyed verhört, und alleBeschaffenheit der sachen aller Notdurfft nach verstanden, so habend wir an Statt und imNammen unserer Herren und Oberen Erst angezognen Abschied in seinnen Krefften verbleibenLassen, und darbey den Ergangenen auff Recht und Redlichen Kouff umb besagtenHeuwzehenden Confirmiert und Bestätigt, also dasselbige Guth Krafft Jez und Hernach Haben,und dem in allweg Gemäss gelebt, und Nachkommen solle werden. Dessen allem zu wahrem und vesten Urkundt, so ist diser Brieff in unser aller Nammen, mit dessfrommen, vesten, unsers getreuen Lieben Landtvogts der Graffschafft Baaden im Ergäuw JacobBlatmann des Raths zu Zug Eigen Hieran hangenden Secret Insigil Verwahrt und Bekrefftigetworden, so geben und Beschehen den 11. July Anno 1628.Abschied von Baden betreffend Zeheten im Fuchsloch 1633 9. Juli (fol. 18-20)Wir von Statt und Land der acht des oberen und untern Rheinthalls Regierende orthnamblich von Zürich Heinrich Brähm Burger Meister und Salomon Hierzel des Raths und SekhelMeister, von Luzern Jost Kircher Schultheiss, und Ludwig Schuemacher Sekhel Meister und desRaths, von Ury Johann Caspar von Spiringen Genant Arnold Ritter LandtAmman, und MelchiorBetschardt des Raths, von Unterwalden, Sebastian Wirz Landtammann und Pannerherr, undBarthlime von Deschwanden Statthalter ob und Johann Lussy Landtamman und Pannerherr Niddem Kernwald, Zug Beath zu Lauben Amman und Christian Jta SekhelMeister und des Raths,Glaruss Rudolph Tschudy Landtamman, Frydly Tschudy Statthalter und des Raths, und vonAppenzell Martin Suter Landtamman der Inneren und Johann Zellweger Landsbauherr und desRaths ausseren Rohden, Bekommen und Thun Kundt Meniglichen mit disem Brieff. Demnachunser Liebe und Getreue Stattamman Raths und ganze Gemeind zu Rheinekh im Rheinthall, sowohl durch Unterthänige Schriftliche Suplication, alss auch Mündlich durch unsere liebe undGetreue Landvögt und Landschreiber des Rheinthallss unterthänig zu ErKennen gegeben, welcherGestalten sy sambt dennen Hooffleuthen zu Thall vor Etlichen Jahren ein Rauchen Büchel, dassFuxloch genant, von Gestaud und Tornen gesäuberet, Hernach mit Reben besetzt, davon ihnen derdritte Theil Zugetheilt worden, da die von Thal ihre Beide Theil Mehren Theils widrum abgehenund die Reben ausshauen lassen, ob Nun zwahr der Zehenden von disen Reben der Kirchen zuThall Einkommen zugeeignet, weilen aber derselbigen sonsten ein Grosses Einkommen, und

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Jährlichen fürschlagt die Kirchen zu Rheinekh alss ein Filial deren zu Thall, aber Ganz Arm, wahrihr Unterthänig Biten an unss, wir wolten zu Erhaltung Tach, Gemach, und Beyden ReligionenExercitia und Kirchenzierenden, zu Eignen und auf sie Transferieren.

197Für dess ander, die weil die Sust oder GredHauss zu Rheinekh welche zu halben Theil unsrenHerren und Oberen, der andere Halbe Theil Ihnen von Rheinekh Gehörig auch von Beiden Theilengebauen und erhalten wird, da der Rechte ausslende und Zollstatt, der zu Wasser und Land durch-führenden Gütheren von alter herr geweesen, so ersuchen sy und bitten unss ganz unterthänig unddemüthig, wir wollten von unseren Herren und Oberen wegen, ihnen Gnad Erzeigen undBefreyung zu Thun, wie solches an anderen, In- und Auslendischen orthen auch Gebraucht wird,dass die Frembden Factoreien abgeschafft alle in die Burger zu Rheinekh so allein die grössteangelegenheit Haben Müessen, und mit Frömde Factoreien Annemmen und die Güther auss obge-meltem GredHauss verschaffen mögen.So dann fürs Dritte: Haben sie nit weniger deemüehtig Biten lassen, siet wehlen sy die unserenvon Rheinekh von Römisch Kaysser und Königen Befreit, einen Wochenmarkht zu halten, densel-ben auch unter unsrem Oberkeitlichem Schierm bisherr gehalten Haben, wir wollten ihnen auchzu bequemer Zeit Zwey oder Drey Jahr Markht zuhalten Gnädig verGünstigen, und zu lassen, inansehung solches niemanden, weder der Nachbarschafft noch Anderen zu NachTheil reichen unddienen werde. Welches alles sy umb Unser Gnädige Hochlöbliche und Oberen und muss nebenschuldiger Pflicht, mit ihren möglichsten Diensten zu verdienen Beflissen seyn wollen.Wann nun wir mehr erwelten unseren Lieben und Getreuen Stattamman Rath und ganzeGemeinde zu Rheinekh unterthänig Bitlich Begehren Allerweitleuffigkeit nach, unnöthig alles all-hier zu Vermelden, wie zugleich auch unsern Lieben und Greuen Ambtleuth, Landtvogt undLandtschreibers im Rheinthall Hierüber gegebenen Bericht angehört und verstanden, Unss dabeyauch ihren Allerseits getreuen und Gehorsamen geleisteten Diensten ErIneret, welches sieLöblichen auf fürthers Thun sollen und wollen, Alss Haben wir darauff an Statt und im Nammenunser Allerseits Gnädigen Hhl. und Oberen in ihrem nit unbillichen unterthänigen BegehrenGewillfahrrt, und vorder ist Bewilliget, dass der Zehenden dess Fuxlochs für ihr deren vonRheinekh driten Theil fürhin auf der Filial Kirchen zu Rheinekh Transferieret und derselben zudesto Besserer erhaltung ihrem begehren nach, ZugeEignet sayn solle.Den Anderen Punkhten demnach die Factoreien Betreffende, alss wir dasselbig Ebenmässig inReiffe Consultation gezogen, dass ein und ander, Insonderheit wie es in und ausserhalb derEydgenossenschafft gebräuchig, so Haben wir unss dafür ErKent, dass alle Frembde Factorenabgeschafft, und allein qualificierte Burger desselbsten, die Burger dazu Gebraucht werden, diesich auch also verhalten solle, dass weder die KauffLeuth noch Andere sich Irenthalben Zubeschweren oder zu ErKlagen Ursach Nemmen Könen. Betreffend Letztlichen die Begehrten zweyen oder Drey Jahr Markht, dawil wir verstanden, undselbsten Erachtet, dass sich dero wegen Jemands zubeschwören,

198und aber den unseren Etwas Geniessen Ertragen möge, alss Haben danen herr wir den Unserenvon Rheinekh auch Genädig Vergünstiget, dass fürhin Jährlich Zween oder drey JahrMärkt anse-zen und Halten mögen. Jedoch dass solches auf solche zeit, durch unseren Landtvogt undLandtschreiber Abgetheilt und Bestelt werde, dass sich weder die Benachbarthen noch ausslendi-

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sche nit zu beklagen Haben. Deessen alles zu Wahrem vesten Urkund, Haben wir dieser unsereErKantniss mit dess Edlen Vesten unssers Lieben und Getreuen Landtvogts der GraffschafftBaaden im Ergäuw HaubtMann Johann Jacob Fuesslins des Raths der Statt Zürich Eignem Insigilin unser aller Nammen verwahren Lassen. Den 9.ten July Anno 1633.Anno 1648: Ein Schreiben von Zürich, darin gemeldet wird, wie die Katholischen zu vom 22.Hornung Thall in die Kirchen ein Grosser Altar Habend machen wollen. Ein weiteres Schreibenvon Zürich wegen obigen Altars vom 25. Hornung.

1651 den 17. Nov.: Extrakt Abschieds zu Frauenfeld (fol. 21).Wo auch Etwan Tauffstein in den Kirchen Ermanglend und solche ungehindert dess Gegentheilseingesetzt werden Köntend Lassend wir Unss auch wohl gefallen unseren Hochheiligen undOberen zu abhelffung Künfftiger Streitigkeiten auch nit darwider zu seyn. Es solle auch Jedemnach seiner Religion frey gelassen sayn, den Gottesdienst Ehe Einsegnen, Kinder Tauffen und wasseyn Glauben erfordert an Nächst gelegnen orthen Zu besuchen, und zu üben von Maniglich unge-hinderet und unbeschwert.1660: Eine Protestation von Wolfhalden und Heiden an den Landtvogt wegen der Kirche Thal.1674: Zürich bittet zu Baden, man möge die Religionsgenossen nicht zwingen, die Kinder vonWeibern im Notfall taufen zu lassen, weil es weder ihren Brauch, den sie für ungültig halten. DieGesandten der Katholischen Orte antworten, dass ohne Taufe niemand den Himmel haben könne,und im äussersten Nothfalle dürfen nach katholischer Lehre Weiber taufen. Zürich möge an seineHerrschaften verfahren, wie es vor Gott verantworten könne, sie werden in ihren Landen dafürsorgen, dass nach altem Brauch die Weiberleut zu den unschuldigen Seelen schauen, oder vonZürich öffters Neue Meinungen werden sich nit auf Gemeine Herrschafften Extendieren. (fol. 23).

Extrakt Abschieds von Baden, Siegl in der Kanzlei.Extrakt eines Abschieds von Baden 1678 (fol. 24).Auff Anbringen dess Landtvogtes im Rheinthall Paul Müller Bauherr und dess Raths LöblichenOrths Zug Erkennt: Alss Befehlen wir Hiemit unserem dissmalig Reegierende Landtvogt undLandtschreiber dass sie nachmahlen Bemelten Herren pfarr Herren und Herren Praedicanten zuThall und Rheinekh obbedeute Unsere Meinung anzeigend und sy alles Ernsts und beyVerwürklichung ihrer Oefficien Vermögen, mit allein von Jeder pfrund EinKommen mit aufwisung ihrer Stifftung und Urbarien Einen sicheren Bericht in der Canzlei folgen zu lassen,

199sonder Fürnemblich specificierliche Rechnung abzustatten, was sie für Capitalia besitzen, obnoch alle vorhanden, wofür die abgelösste angewandt, auch Neuwe Stifftungen und Jahrzeiten ver-sicheret worden, damit muss bey Erster zusammenKunfft ein Eigentlicher Bericht Köne Gegebenwerden, und bemelten Pfrunden keine NachTheil zuwachsse, welches unser Landtvogt undLandtschreiber fleissig zu exequiren müssen werden Maassen dato verabscheydet, dass welchenunter disen Beeden pfarr Herren sich deessen weigeren, und bey Erster wieder zusammen Kunfftnit selbst vor unss erscheinen und seyen Verantwortung thun wurde, selben de facto die pfrundabgeKündt, und alssdann der wahl Halber Eines anderen die Gebühr versehen werden solle.

Canzley der Graffschaft Baden. 1680 den 18. Juli wird vermöge Rezesses von Baaden bei erhebenen Streitigkeiten der WahlSebastian Högger evangelischer Pfarrer von Thal erkannt, dass in Zukunft der Wahl desselben dasCollarturrecht den regierenden Orten des Rheinthals insgesammt zu gehören solle (fol. 25).

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1700 Im Meyen folgt ein Mandat des Landtvogtes Werdmüller, auf Klage der EvangelischenAmtsleuth, dass von einiger Zeiten her «vielfältige, unanstendige, Unordnungen und Zankhereyenin der Kirchen zu Thall, sonderlich unter dennen Weibsbilderen, wegen dennen Stühlen undVorsizen sich erhebent», worauf eine Art Stuhlordnung von ihm angeordnet wird undWiderstrebenden Strafe angedroht wird. 1712 (fol. 27): Ehrgerichtssatzung von Zürich an Kammerer Högger (Odie Zürcher!)

Vergleich zwischen den evangelischen und katholischen Burgern von Rheineck(p. 35 anno 1713, 6. April)Wüssend und Kundt seye gethan, Jedermeniglich, und sonderlich dennen so Es zu Wüssen vonNöthen, dass Nach dem Entzwüschen Etwelch Hochlöblichen Regierenden orthen, EinigeMissheligKeiten sich Erhoben, dardurch Krieg und Bluet vergiessen Entstanden, und Nun durchdie Unverdiente Gnad und Güte Gottes der Fryd und Ruehstand widrumb hergestelt, und in denGemeinen Herrschaften ein Neuwer Landtfrieden auff Gerichtet worden. Wan dan darin Begriffendass die Kirche Güther, an denen Orthen daselbige auch noch Unvertheilt und aller BeideReligionen in Übung sind, sollen getheilt werden. Alss sind zufolg dessen, wegen Theilung desKirchen Guths, der Filial Kirchen allhier im Nammen der Evangelischen Gmeind undBurgerschafft, Neben dem Sebastian Högger pfarrer zu Rheinekh und Thall und Decanus dessEvangelischen Rheinthallischen Capitels, Herr Johann Messmer Stattamman, Herr Hans JakobBerlocher alt Stattamman, Herr Jakob Messmer Sekhelmeister, und Herr Geörg Kuhn in der Ebne,und im Nammen deren Catholischen Burgeren, Nebend Herr Hans Caspar Enzler CatholischerpfarrHerr zu Thall, Johannes Siz, Jakob Sohn, und Jakob Siz Ulrichs seel. Sohn, und dan HerrJohann Adam Keller Hoofamman zu Thall und Herr Niclaus Rüst zu Staad, der CatholischenBurgeren Erbetene Bey-

200ständ, abgeordnet worden, welche sich zusambt Andreass Gasser Stadtschreiber zu Rheinekh vonbeiden Theilen darzu berueffener Schreiber zu Einigen Tagen zusammen verfüegt, und sich auffNachstehende wys Ungezwungen und Ungetungen, Freiwillig, Getreu und Ehrlich verglichen. Erstlich: übergeben die Evangelischen Burger Rheinekh denen Catholischen Bürgeren daselbstenfl. 300 und auf dero Früntliches anhalten 40 Pfund pfennig Capitall, von dem Kirchenguth derCapellen zu Eigen, darauss sollen sie zu allen Künfftigen zweiten, den Altar in dem Stand, wiederselbig biss daher gestanden unterhalten, sambt allem was zu Fortführung und Unterhaltungihres anch altem Herkommen, Urkunden, Gottesdienstes, darunder mit verstanden sayn solle die2 Pfund pfenning so der Catholische herr pfarrHerr von solcher Capellen Jährlich zuerhabenGehabt wie auch das viertel wein, an dem Fronleichnams Tag, denen schiffleuthen zu bezahlenund also die Evangelischen darzu nit dass geringste Beyzutragen haben, weder auss ihren eignennoch gemein habenden Güthern.Zum Anderen: sollen die Catholischen dass Gleuth nach ihrere Religionsweiss , als zur Mess, ihrenLeichen Processionen, und für dass weiter frei und Ungehinderet Brauchen mögen, zu allen erfor-derlichen zeiten, Aussert nit, unter der Evangelischen Gottesdienstlichen Uebung, oder zeit ihreswehrenden Gottesdienstes.Zum Dritten:so sollen die Catholischen schuldig sein Laut Neunen Landsfriedens ihr Mess oderGottesdienstliche Uebung also zuführen, dass die Evangelischen an dem Ihrigen Gottesdfienst,Niemohlen weder Gesaumbt noch Gehindert werden, gleich es dann auch der Heitere Meinung

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Hat und Haben solle, dass die Catholischen an ihrem Gottesdienst nach ihrer BissherigenGewohnheit Nimmermehr gesaumbt noch gehindert werden sollen.Zum Vierten: solle dass noch übrige, Kleine Capitall von den Capellenguth der zehanden imFuxloch, dass Bey der Capell liegende sogenante HeuenReich, der Keller unter der Kirchen Capellund dass pfarrHauss denen Evangelischen vollkommen zu Eigen überlassen und Gegeben, und sydamit zugleich verbunden seyn, darauss dass pfarrHauss und was zu demselbigen Gehört, so aufdie KirchCapell in Ihrem Begriff, die Gloggen und dass zeitUhr, sambt allem was zu Fortführungihres Evangelischen Gottesdienst von Nöthen wird seyn, nach Ihrem Besten Guthfinden zu erhal-ten, und Beyzuschaffen, ohne dass die Catholischen weder auss ihren Eignen noch Gemein haben-den Gütheren dass Geringste fürters Beyzutragen schuldig sayn sollen. Jedoch mit der KlarerenErleuterung, dass so wider Hoffen die Capell, Kirch, Thurm, Glokhen und ZeitUhr einenCapitallschaden leiden oder zustossen sollte, die darüber Ergehende Kösten, zu dessen widerse-zung auss Gemeinder Statt Mittlen Bezahlt werden sollen, die Custerey Betreffend, weilen dieCatholischen selbige absolute zu ihrem Gebrauch und Gottesdienst vorbehalten, sollen sie schul-dig sein solches in ihren Kösten in Ehren zu erhalten.

201Fünfftenss: Sollen die Evangelischen nach ihrer Religionsweise den freyen ungehindertenGebrauch haben, dass Geleuth zu allen zeiten, wie zu ihren Gottesdiensten, so was nebend disemhin, ihre Uebung bis dahin möchte gewesen seyn, und sy himit auch fürters über sich Genommenhaben wollen, alss dass Morgen, Mitag, Abend und Feyer Abend Läuthen.Zum Sechsten: Sollen die Catholischen zu Führung ihres Ausgewelten Geläuths ihren EignenMessmer Haben mögen, zu dessen Besoldung dann auch ihnen sollen Ueberlassen seyn, dieJährlich Bey Herren Landtvogt Habenden 3 Eimer Wein, wegen Geläuts unter was nammen esImmer sayn möchte. Item die Jährlich von den Catholischen Gemeinds Gnossen der Pfarr KirchenThall zu beziehen Habende 18 Bazen, und dargegen der Evangelische Messner durch auss nichtsmehreres davon zu sprechen noch zu Heuschen Haben. Wann dan.Sibendens: Der Landfrieden Klar in sich Haltet, dass das Capitall wohl möge vermehret, abernicht vermindert werden, alss haben sich die Evangelischen und Catholischen Burger FehrnersVerEinbahrt, dass wie die Evangelische Gemeind und Burgerschafft und dero Nachkommendensich verpflichten, dass wann einiger Abgang der Verminderung dess ihnen gefallenen und über-gebnen Kirchen Guths zustossen sollte, sy auss ihren Eignen Mitlen allen abgang völlig ersezenwollen, also auch die Catholischen Bürger und alle ihre Nachkommenden, dafehrn von dem ihnenübergebnen Kirchen Guth einige Verminderung erfolgen sollte, sy gleich Fahls auss ihren EignenMitlen solches widrum zu ergenzen schuldig seyn.

Zu dessen Wahre Zeugniss und Unzerbrüchlichen VestHaltung Habend Titulierter Herr JohannMessmer Stattamman von Rheinekh im Nammen der Evangelischen Burgerschafft, und HerrJohann Adam Keller Hoffamman von Thal im Nammen und alss Beystand deren CatholischenBurgern Ihre Secret Insigil offentlich Hierin Gehenkht, so geschehen in Rheineck den 6. ApprillAnno 1713.Mehrere Schreiben wegen der Kirchenrechnung von Thal sind bloss angegeben aus dem Jahre1715. Die 3 Gemeinen scheinen dagegen protestiert zu haben. Zürich schreibt hin und wieder anden Landvogt.

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Im Jahr 1718 den 21. Juli ein Vergleich von Zürich, Bern und Glarus wegen des unter evangeli-schem Pfarrhauses in Thal. Rheineck (Stattamman Hans Jakob Bärlocher) sträubt sich 3000Gulden zu zahlen, weil nur ein Pfarrhaus, nicht aber auch ein Gütlein angekauft sein sollte. Siekönnen aber vermitteln.

Vergleich der Evangelischen und Kath. von Rheineck wegen der neuen Kirchen 1728Wüssend und Kundt saye Gethan, allen den Jenigen, so es zu wüssen von Nöthen, dass an EndtsStehendem dato die von der Evangelischen

202Burgerschafft Vollmächtig verordnete, Alss Herr Conrad Messmer StattAmman, Herr Georg KuhnSekhelmeister, Herr Niclauss in der Maur quarthier HaubtMann, Herr Conrad Messmer altStattschreiber, und Andreas Gasser Stattschreiber, mit denen Catholischen Burgern welche auchin Vollmacht Zugegen waren, Alss Johannes Jacob Siz Ulrichs seelig: Söhn, Hans und Jacob SizGeörgen Seel; Söhne, Johannes und Hans; Jacob Siz Jacobs seel. Söhn, wegen vorhabendenGeben der All hiesigen Kirchen, Getreu, Ehrlich, und auffRichtig, ohngezwungen, und ohnge-treuen, auf Hernach Beschriben wyss verglichen.Namtlich: Solle Gemaltes Kirchen-Gebaü und Thurm, auss gemeiner Statt Mitlen gebawen wer-den, darby ist versprochen worden: Erstlich: Die alte Sacristei zu gewölben, dissmahlen die Lichter darin zu machen, selbige sambtden Beschluss nach Nothwendigkeit zu verbessren. Hernach aber ist Nebend dem Chor eine neueSacristei Gemachet und Gewölbet worden, die Erhaltung aber wird ihnen den CatholischenBurgern Laut Ersterer überkommniss Anno 1713 überlassen.Zum Anderen: Soll der Chor nach Nothwendigkeit aussgeweitet werden.Drittens: Solle wegen dem Neuen Thurm so weit als möglich Gewillfahrt werden, damit derCatholische Messmer auf den Altar sehen möge, auch sollen die Catholischen Burger, den Zugangzu allen Geläüt so in den Thurm Kombt Haben.Zum Vierten: Betreffend die Meyen Stunden so die Catholischen Burger am Fronleichnams TagGebrauchen, sollen sie selbige, wie bisHerr nach altem Gebrauch geschehen in den sogenanntenBiber Hölzely zu Nammen Schuldig seyn, dafehrn sie aber allda Keine mehr finden Köntent, sosoll ihnen auss Güte, aber Keiner Schuldigkeit Gewillfahrt werden, dass sy im Schuz, aberunschädlichs Nemmen mögen. Jedoch sollen sie Jederzeit bey einem Jeweiligen Herr Stattammansich darumb anzumelden pflichtig seyn, und ein Banwarth Jedesmahl mit ihnen nemmen.Ueber dass, solle Ihnen die Catholischen Burgeren Jährlich auf die Statt Rechnung (fol. 6) aussGemeiner Statt Mitlen Gegeben, welches sie zu ihrem Gottesdienst anzuwenden pflichtig saynsollen, und so Lang es Meinen Herren gefellig Verzinsset werden, wann aber wohlbesagtenMeinen Herren nicht mehr Beliebig were, solches zu verzinsen, solle es in ihrem freyen willenStehen dass Capital (so folio 120): zu bezahlen «wan sie wollen, welcher guetige Verglich wederBrieff noch Siglen. Ueber Kommissen und Lands Friden, nichts benemmen, und in Kein wyssnoch waag schädlich und praejudicierlich sayn, sonder selbigen in Krafft Verbleiben sollen.»

Zu wahrem Urkundt und Gezeugniss dessen sind der Schreiben, zwey gleichlautendt von einerhand geschrieben gemacht, mit der Statt Rheinekh Secret Insigil Bekrefftiget, und Jedem Theileines zu handen gestalt worden, so geschehen in Rheinekh den 20. Apprill Anno 1722.

Johannes Siz Bekenne mich und im Nammen der Catholischen Burgeren wie obstath. –

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203 Anno 1722: Ist die Kirche zu Rheineck erbaut worden und hat ohne Trunk an die Arbeitsleuthe,da Morgen und Abend einer jeden Person aus dem Stadtkeller 1/2 Mass Wein gegeben worden, fl.8264, Kreuzer 43 dz.2 gekostete. Unter dieser Summen befindet sich 1 neue Glocke wiegt 2390Pfund den Ztr. à 55 Gulden betregt fl. 1314, Kreuzer 30.1723 fingen Thal und Lutzenberg mit Rheineck Streit an, indem erstern meinten, da Rheineck eineneue Kirche habe, so müsse es von Thal und sein Kirchengut gesöndert werden, wogegen Rhein-eck protestierte, weil es aus eignen Mitteln seine Kirche gebaut und niemand dazu gesteuert; unddesswegen wollte es die Rechte an die Kirche Thal nicht aufgeben. Der Streit dauerte bis 1726. 1726 wurde von Zürich, Bern, Glarus und Appenzell a.Rh. zu Frauenfeld eine Erkenntniss getrof-fen, das Kirchengut solle für die 3 Gegner ein gemeinsames und unvertheiltes bleiben und durchvon denselben bestellte Pfleger verwaltet und Rechnung abgelegt werden. Ausgeben sollen sieohne Streit einrichten, und wenn ein Missverstand entsteh, mögen sie es an den Landschreibermelden, der entweder selbst erörtere, oder an die Stände einberichte. Von anno 1722-26 wurde das Armengeld an die Appenzeller, das ist Wolfhalden, Heiden,Lutzenberg, nicht mehr bezahlt. Darum ein Vergleich vom 18. Februar 1727 zwischen ihnen.1./2. weil 1736 an den Pfarrer von Rheineck Thal ein Capital von 2000 Gulden zur Aufbesserungseiner Pfründe gestiftet, und Rheineck und Thal die betreffenden 2 Theile und kapitalisirt, dieAppenzeller aber jährlich den Zins mit 33 Gulden 20 Kreuzer bezahlt, so sollen letztere dessengänzlich enthoben sein, und das Capital aber ungeschwächt verbleiben.3. Den 3 Gremiem soll alle Jahr aus dem evangelischem Kirchengut fl. 100 ausgegeben werden,an Rheineck 33 fl. 20 Kreuzer, ebenso Thal .4. die appenzellischen Gemeinde lassen ihren Theil von 33 fl. 20 Kreuzer in Zukunft durch denPfleger dem Pfarrer von Rheineck ausbezahlen, dafür sind sie der Obigen Bezahlung enthoben.1730 den 30. Januar kauften die Evangelischen das Haus und den Keller von Kaspar LutzSchlosser um fl. 314 des gewölbtem Kellers wegen. Das Haus verkauften sie wieder an HansHartmann, Hutmacher um 150 fl. 1730 den 29. November hat man zu Rheineck in der Freitagspredigt das erstemal zu singen ange-fangen und ist geschehen durch Johannes Wetler, Beckerei.

Verzeichniss der Pfarrer zu Rheineck und Thal1566 Herr Johannes Keller von Zürich, starb allhier1566 Herr Zecharias Schörly von Zürich1570 Herr Hans Heinrich Högger von St.Gallen1575 Herr Nikolaus Wüst von Zürich1583 Herr Rudolf Goldschmid von Zürich1586 Herr Johannes Herr von Zürich1590 Herr Rudolph Hubenschmid von Zürich1593 Herr Johannes Wandly von Zürich1597 Herr Heinrich Hermann von Zürich

2041618 Herr Heinrich Bösch Bürger von Rheineck 1626 Herr Kaspar Müller von Zürich1637 Herr Jakob Fries von Zürich

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1654 Herr Heinrich Wirpf von Zürich1680 Herr Sebastian Högger von St.Gallen, starb allhier 1716Nun Pfarreien zu Thal und Rheineck. In Rheineck folgende Pfarrer:1716 Herr Hans Heinrich Rahn von Zürich1727 Herr Hans Heinrich Ochsner von Zürich, starb hier 19. April 17411741 Herr Fridolin Blumer von Glarus. Eintritt 24. Mai 1741, starb 17.72 in Zürich1772 Herr Josef Jakob Müller von Zürich, gewesener Diakon allhier1797 Herr Hans Kaspar Schulthess von Zürich, ging fort im Merz 17991799 Herr Johann Jakob Frei von Hemberg, fort 1805 im Mai1805 Herr Johannes Rudolph Steinmüller von Glarus.Der Pfarrer von Rheineck bezog vom Landvogt 14 Saum 2 Eimer und 21 Mass Zehentwein. Anno1738 war ein Fehljahr, so dass der Landvogt im Ganzen nur 21 Saum bekam. Der Landvogt stell-te dem Pfarrer 10 Gulden für den Saum zu. Der Pfarrer demonstrirte, der Weinkauf sei 8 Kreuzerund er müsse desswegen 17 Gulden 4 Kreuzer für den Saum haben. Der Landvogt verblieb bei 10fl. Der Pfarrer zog es weiter, doch er musste den Kürzeren ziehen.

1759. Rezess von Hrn.Landvogt Martin von Glarus die kath. Bürger zu Rheineck betreffend.In Erhebten Streitigkeiten Enzwüschen der Catholischen und Kirchgenossen zu Rheinegg, alsJacob Siz hinder dem Thurn samt sinen Söhnen gegen ihren MitKirchgenossen als Jacob SizZimmerMann samt seinen Söhnen und Geörg Siz Färber, mit Instand Ihrem derMaligen HerrPfarrer, Herr Johann Jacob Ehrender; da erstere behaubteten wollen da bey Erwehlung einesKirchenpfleger und Messmers ein Jederer die Fryheit habe, er sitze in Rheinegg oder ThallerGrichten welcher ein Burger sey seine stimm zu geben habe, weillen alle die Jennigen laut errich-tetem Tractat, welche zu Rheinegg seyend für dass Kirchenguth bey abschweinung dessen, guthDafür stehen Müssen so dann zwängte es dass bey erwehlung disser diensten, ein Jewilligerpfarr-Herr Kein stimm zugeben habe, weillen solches biss dato nit bräuchig gewessen. Mstr. JacobSiz gibt in Antwort mit Georg Siz und ihrer parthie dass biss dato bräuchig gewessen, dass derKirchenpfleger und Messmer Niemand anderst erwelt habe, als die Hauss Vätter, welche in denGerichten Rheinegg Wohnhafft und Sässhafft gewessen auch dass billicher Massen ein JeweilligerPfarrHerr sein stimm zugeben habe, weillen er Krafft seinner tragenden ambtes die auffsicht überKirchen gut

205 zu haben verbunden seyn. Herr Pfarrer stellt auch vor, dass er habe bey letzt gehaltnerKirchenRechnung wahrgenommen, wie dass da Einige schulden sich befinden, um welche Keinversicherung vorhanden, als hoffe Mann, dass ein Hochweise oberkeit, billich befinden werde, dasdie Jennigen welche der Kirchen schuldig genugsamme versicherung oder Caution geben sollen,damit das sonst Kleinne Kirchen Guth nicht in dass abNehmen komme; Mstr. Jacob Lutz alsderMahliger Messmer stelt fehrner vor, dass weillen disser dienst so lange Jahr auff den anderenSizen gewessen dass es auch billig sey, dass er selbigen dienst auch so lang bediennen Könne.Nach GeMachten vortrag Klag und antwort hat der Hochgeachte Tit. Herr Landvogt MartinerKannt und geurtheilt: 1. solle ein jeweiliger Kirchenpfleger und Messmer unter dem presidio des danzuMahligen HerrnPfarrers zu thall und Rheinegg von dennen Burgeren so in Gerichten Rheinegg sitzen und derHochen oberKeit huldigen durch dass mehr der stimmen erwelt werden, und solle der pfarrHerr,

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wofehrn die stimmen gegen einander stehen, durch die seinnige die decission und erNamsungaussMachen.2. sollen die Kirchen Capithallien sichern pfandbrieffen, oder geNugsam verbührgten obligatio-nen GeMacht werden, solche in der Kirchenlaad in das Sacristei gelegt auch ihm verwüssen desHerr pfarrers Kein Capital abgeEnderet werden, also alle zwey Jahr ein anderen pfleger erweltwelcher um die zinss so von dem Kirchenguth abfliesset, als dessen so über die aussgaben erMöchte schuldig werden, ein geNügsammen Bürgen und zahler bey abtretung seines, dennenKirchgenossen vorstellen solle, auff dass des Kirchen guth Keineswägs abschwimme.3. wollen die Catholischen Bürger von Rheinegg so aussert den Gerichten sizen, so lang sie draus-sen wohnend und Hauss Häblich, Kein stimm bey erwellung des Kirchenpflegers und Messmershaben, so sollen selbige Consequenter, auch Ihre NachKömlinge, wo bey den waalen nit beyge-wohnt noch beywohnen werden, fahls der abschwimmung des Kirchenguths, Laut Instrummentvon 1713 auch Kein Einichen ersatz zu thun nit schuldig sein, sonder allezeit auff dennen Ruhensolle, die und der Eltern, in Grichten Rheinegg gesessen und Ihre stim dem pfläger und Messmergegeben haben. 4. solle Jacob Siz zimmerMann von dato an auch 6 Jahr lang Messmer sein, so fehrn erGesundheit und Kräfften selben tüchtig ist, noch verfluss disser zeit, sollen die Kirchgenossen alle2 Jahr den alten Könnere bestätten, oder ein Nammen erwählen, auff schon beMelte arth, zurbeKräftigung disses Rechtes, ist ein besigletes Instrumment unter dem sigels des HochgeachtenTit. Herren Landvogt Johann Heinrich Marti von Löblichen Stand Glarus in dass Sacristin zuRheinegg gelegt worden. Extradirt den 29. gtr. 1759.

206 Hier wird pro norma angemerkt (p. 55).Dass anno 1788, den 23. May der Cath. Hr. Pfarrer von Thal in Begleitschaft zweyer Kapuzinernvon Appenzell I.R. nicht nur bey Hoch- und niederen Obrigkeit sondern auch bey hiesigemPfarrer, mit dem Vortrag angemeldet. Weil Sie gestrigen Tags wegen eingefallenen Regenwetter inCelebrierung des Fronleichnamsfest und gewohnt damit verbundenen Ceremonien verhindertworden; seyen sie gesinnet diese Feierlichkeit, auf nächst künftigen Sonntag nach beendigt undunserm Gottesdienst zu begehen: ob man hier Orts etwas darwider habe! Der einstige Bescheid hierauf wäre: dass es gestern geregnet, seyen die Evangelischen nichtSchuld daran – es sey in ihrer freien Willkür gestanden, diese ihre Funktion zu verrichten odernicht – man hätte es laut alten Uebung und Verträgen gleichen Tags müssen geschehen lassen –aber diese Festivität – auf einen andern Tag zu verlegen – das gehe nicht an. Es wäre eineNeuerung – dem allgemeinen Landsfrieden von anno 1712 und dem in anno 1713 mit denenkatholischen Bürgern gemachten Vertrag gar nicht conform – kurz! Man lasse es nicht geschehen,die gesammt Evangelische Burgerschaft würde sich dawider opponieren. Auf spotanen Berichthin, haben sich dann die Catholiken zur Ruh begeben, und sind bey Hause geblieben. –In den 1790ger Jahren gelangt die Rheinecker Bürgerschaft an die 8 Orte wegen Theilung desSchutzwaldes unter die Haushaltungen, den 2. Juli 1793.1782 wird in den Abschieden von Frauenfeld auf die Alten Rheiner Zoll hingewiesen, von den derAbt alle verrichtet, und dem Landvogt die Weisung ertheilt, dass er Aufsicht halte dass nichtswidriges vorgenommen werde. 1782. J. Anton Messmer, Hofamman von Thal, kommt und versucht den Artikel 25 des Hofbuchesvon Thal näher zu bestimmen, die sagt, wenn ein Burger oder Hofmann eine fremde Weibspersonheirathe, so müsse er 200 fl. Baar oder 150 fl. baar und 50 fl. Fahrniss aufweisen.

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1784 wird der Kreyenwald unter die Haushaltungen vertheilt. 1787. Reparatur des Rathauses in Rheineck.1793. Das Kreisamt Bregenz kam auf den Gedanken, dem Rhein, welcher gegen die Güter vonGaissau «einen tiefen Sack eingefressen»: (pag. 115) einen kürzern Weg zur See zu öffnen, wor-auf Rheineck und St.Margrethen in Besorgnis kam. Zürich und Luzern schrieben nach Bregenzohne Antwort zu erhalten. Zürich schreibt an Rheineck 1645 diskret (p. 125) wegen dem evangelischem Schulhaus, dass manbei St.Gallen, in der Eidgenossenschaft und den Besitzern von Gütern im Rheinthal Schulsteuernsammeln solle.Zürich ersucht 1645 den 11. Mai die Stadt St.Gallen an die evang. Helfern zu steuern.

2071648 den 9. April wird der evang. Schule und Helfereiordnung von Zürich, sowie den Rheineckzuständigen Collatur bestätet (p. 125).Darin kommen folgende Punkte vor : ad 2. Der Helfer erhält Besoldung 175 Gulden sammt Haus und Garten. Von jedem Bürgerkindwöchentlich 3 Pfund, und von jedem täglich 1 Scheit Holz.ad 9. Er soll den Kindern den Hauptgründen unsers christlichen allein selig machenden Glaubenswohl unterrichten. ad 10. Alle Sonn- und Predigttage soll er mit der Jugend im Schulhaus sich versammeln und paar-weise in und aus der Kirche ziehen.ad 12. Solle ein Schulmeister mit führen des Gesangs der ganzen Christlichen Gemeinde in allenTreuen vorstehend vorsingen –ad 13. Solle ein Schulmeister ihm ungelegen sein lassen, die Kinder dafür anzuweisen und zu hal-ten, das sy auf den Gassen und Straassen züchtig seyen. Ehren Leuthen, als den Dieneren desWorts Gottes, OberKeitlich Beambteten, und anderen Ehrlichen Leuthen mit Entdeckung derHäupteren und sonsten Gebührende Reverenz und Ehr zeigend. Ad 15. Der evang. Pfarrer führt das Aufsehen etc. Ad 16. Zwei ehrliche evangelische Männer sollen Schulvögte sein, und mit dem Pfarrer sehen,wie es gehe etc.Die Vergabungen an die Helferei stiegen fl. 4779 Kreuzer 44 d.1. worunter 400 Gl. von Zürich,105 von St.Gallen, 180 von Bern, 1000 von Stadtamman Messmer Samuel, Junker GottfriedZollikofer in St.Gallen wegen seinem Hof unterm Stein im Hof Thal 40 fl. 48 Kreuzer, Hr. Jak.Bärlocher Altamman 300 fl. Ulrich Kuhn alt Stadtamman 550 fl. (anno 1649).Zu wüssen und Kundt gethan sayn Hiemit, nachdem von geraumen Jahren ein Burgerschafft zuRheineckh die Helfferey oder Diaconat auffzurichten sich Möglichsten Fleisses unterstanden, undselbige Theils durch Christliebende Persohnen in Stätt und Gemeinden Freywilliger Steur,anderstheils der Burger selbst auffgesetzte anloog zu Völligem Werkh Gebracht. Allermaassenheutigen Tags selbiges Gestifft seyn Glüklichen progress Behaltet, und fortsezet, Dieweillen aberEtwelche Burger so der Evangelischen Religion nit zugethan Vermeint, Bedeute Hellferey meremeistens aus dem Statt Sekhel oder anderst woher daran sin auch Theil und Gemeind Haben wur-den auff gerichtet worden, Dannen hero ihnen dass ihrige Entzogen wird.Alss haben Ein StattAmman und Rath bemelter Statt Rheinekh für Guth ungesehen und befunden,der Sachen Beschaffenheit mit specificierter Rechnung obgenanten Burgeren zu erscheinen,Zumahlen ihre unbegründete Meinung auf unterwertige gedankhen für dass Künftige zuleiten,

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auch fernere Ungelegenheit so Hierauss entstehen möchte vorzubiegen, zu dem Ende hin mehrAngeregte Bürgerschafft mich Ends unterschriebnen als Unpartheyschen ersucht, ich wollte auffein bequemmen Tag obangeregter Bescheinung

208auch Beiwohnen, Welches Billiche Begehren Ich Keineswegs Versagen sonder mit Gutem willenConsentrieren wollen. In Maassen auf Heut dato Beschehen und auf dem RathHauss erschienensind, die ausgeschossne, von den Rath Herren Wilhelm Messmer, Hans Gasser Neuw und altStattAmman Laurrenz Luz Sekhelmeister und Sebastian Kuhn Stattschreiber. Von denInformierenden Burgeren aber Osswald, Ulrich, Jung Hanss Walters seel. Sohn Alle drey Sizenzusambt mit unterschriben. Allwo durch den Stattschreiber Aller Innam und Aussgaben wegenOfft Bedeuter Helfferey ordentlich und specificiert von anfang bis zum End auss dem desswegenverordneten Urbar abgelesen, auch dardurch Klärlich erscheinet worden, dass dise Stifftung vonweit anderen Mittlen, alss aber die argwohnende Sizen vermeint, HerKommen und Vollführt ist,damithin ihnen Hierbey einicher Nachtheil ihres Habenden Burgerlichen antheil meines befindensnit seyn kann, in Bedenkhen, dass diese Stiftung von weit anderem Mittler, als aber der arg woh-nende Sizen vermeint. Herkommen und dise Sizen mit Keinem Anhang desswegen jemahlen bele-get (1661). Viel weniger darumb angetastet worden sind, und obwohlen sie Erbauwung desSchuelHausses dem Gemeinen werkh auch etwelcher Gestalten beigewohnet, selbiges demGemeinen Statt Torggel und nit der Behaussung zu Hülff beschehen ist.Auff diese Beschehene Information Habend offt angezogne Sizen ihre Inbildung alliglich sink-hen lassen, und der vermeinten Anspruch die Burgerschafft mit lauteren Worten quittiert. HierüberIhnen nichts desto weniger frey gestelt worden, dass sie ihre Kinder gleich wie andere Burger indie Schuel schikhen mögen.Da nun aller Massen wie Obbeschriben und Erzelt worden, der Sachen bewannt und sichBefunden und Hergeloffen Attestiere und Bezeuge ich, solches Hiermit meiner Eignen HandIngrossirung und unterschrifft so beschehen den 14. February Anno 1661.

Sebastian Friedrich Tanner, Landschreiber Auf Blatt 139 folgt die Angabe mehrerer Schreiben von Zürich wegen des Vermächtnisses desStattammanns Samuel Messmers an die Helferei (siehe oben) Jahr 1661. In diesem Jahr begehrtZürich, dass Rheineck einen jeweiligen Helfer von ihm nehmen solle, «ist aber der ErsterenStiftung zuwider» (pag. 139). 1665 vermacht Georg Kuhn Stadtamman zur Haltung eines jährli-chen Examens 30 Gulden. Und im Jahr 1700 wieder 200 Gulden (pag. 139).1712 vermachen dieErben der Frau Elsbeth Kuhn 140 Gulden an die Helferei, dass auss dem Zins 2 Flöss Holz demHelfer gegeben und dafür die Kinder der Scheitter ganz in die Schule enthoben seien.1719 «Hat Junkher Georg Leonhardt Zollicoffer Burger und StattHalter Löbl. Statt Gerichts zuSt.Gallen in der Helfferung vergaabet fl. 50 Kreuzer 13 von dem Jährlichen solle den ArmenKindern Buecher und Andere Nothwendigkeit angeschaffet werden» (p. 141).

209 Im Jahr 1730 wurde wegen grosser Kinderzahl eine zweite Schule unter einem weltlichenSchulmeister errichtet, beide befreit von Schulgeldern, wozu eine freiwillige Steuer undVergabung angeordnet wurde. Im zweiten Artikel wird gesagt, dass jene, die an die Freischulenichts vergabet, für ihre Kinder an Schulgeld wöchentlich 2 Kreuzer, die Rechnung und Latineraber 6 Kreuzer zu zahlen haben.

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Der Helfer hat jährlich ohne die jährliche Gabe von Zürich 240 Gulden und 2 Flöss, der weltlicheLehrer 75 Gulden und 2 Flöss.Die Kinder, die nit Bürger oder Bürgerinn, zahlen wöchentlich 3 Kreuzer, die so rechnen undLatin lehren 5 Pfund, das Geld fällt an das Schulamt (Art. 6).An freiwilligen Steuern für selbe 3611 fl. 30 Pfund (page 152)Verzeichnis der Diakonen in Rheineck:1645 Hr. Hans Heinrich Wipf Anno 1654 wurde er Pfarrer zu Thal-Rheineck.1646 Hr. Hs. Heinrich Breitinger. Starb in Rheineck 1661. 1661 Hr. Johannes Künzler von St.Margrethen. Starb hier 1692.1662 Hr. Hans Conrad Bosshart. Starb im Merz 1693.1663 Hr. Diethägen Holzhalb.1695 Hr. Johann Jakob Ziegler.1708 Hr. Felix Wyss wurde 1721 ein Vikar bis 1725 zugegeben, der von Zürich besoldet wurde. 1725 Hr. Heinrich Ulrich. 1739 wurde er Pfarrer nach Lindau im Züribiet.1739 Hr. Johann Jakob Schmidly; wurde Pfarrer von Marbach.1749 Hr. Johannes Hueber wurde Pfarrer nach Thal 1761.1761 Hr. Johannes Fehr. Starb hier 1764.1764 Hr. Johann Jakob Müller. 1772 wurde er Pfarrer von Rheineck.1772 Hr. Ulrich Trechssler.1791 Hr. Johann Jakob Schmid von Glarus; wurde Pfarrer von Balgach.

Hr. Jakob Ziegler von Schaffhausen; wurde Pfarrer in Grub.Anno 1796: Deliberierte die Gemeinde Rheineck wegen Bürger-Aufnahme, weil die Anzahl eherab- als zugenommen habe. Dabei stellte sie aber die Forderungen zu hoch; wie z.B. ein Hausvatermuss 12 Pfund Pfening in den Stadt Seckel legen, ein liegendes Vermögen von 15000 Guldenwenn ledig 12000 besitzen, 100 Gulden in das Spital geben, wenn ledig 700 Gulden erst nach 5Jahren wird er Theilhaben der Bauriedt- und Schutztheile.Anno 1809 kauft Rheineck bei einer Staatsgüter-Versteigerung das Biberhölzli um 360 Gulden.

210Unter C befinden sich Briefe von Kaisern, Königen, Fürsten, Herzogen und Grafen.1276. 1. Ein Brief vom römischen König Rudolph, darin Begriffen, dass die Stadt Rheineck nichtzu entfremden, zu versetzen, noch zu vertauschen sei. (Logiebuch p. 12): 2. Dass kein offner Richter oder Herzog oder Graf die Burger weltliche Sachenselber nirgends anders, als vor dem Amman oder königlichen Procuratoren bekümmern solle.3. Es soll auch beim Recht weder eines Herzogen noch Grafen noch eines andern Richters vonkeinerlei Gericht dieselbigen Burger angehen oder auf ihre Stadt sich erstrecken. 4. Das Recht und Freiheit, wann ein Knechtbarer oder eigner Mann zu einem Burger angenom-men wird, und ein Jahr lang ohne Anspruch seines Herren in der Stadt wohnet und sein Herr ihnda weiss, soll er von aller Knechtschaft ledig sein. 5. Soll auch kein Ritter, noch Münch einiges Gut durch Erberecht nit an sich bringen oder besit-zen mögen. 6. Wann ein Gut einem Kloster oder geistlichen Ordenspersonen um Gotteswillen vermachtwürde, sollen sie schuldig sein, dasselbe einer Jahreszeit zu verkaufen; wenn sie aber das zu thunversäumten, soll alle Eigenschaft desselben Gut und an des Gebers nächste Erben frei kommen,frei und ewig.

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Ein Freiheitsbrief von dem römischen König antreffend das Stadtrecht, darumb ein lateinischeBrief, der nicht mehr zu lesen ist.1364. Ein Brief von Carlo, dem römischen Kaiser, der sagt, dass die Burger von RheineckNiemanden angreifen, pfenden, nöthen, heften noch bekränken solle mit Gericht oder ohneGericht, an keinen Stetten, für die Schuld, die die Grafen von Werdenberg schuldig sind.1397. Ein Brief von Leopold Herzog von Oestereich, in dem der Stadt Rheineck ihre alten Briefe,Rechte und Gewohnheiten bestätigt werden.1404. Vidimus von dem Katholische Hofgericht zu Rothwil und zwei Freiheitsbriefe von demKaiser Rudolph und Kaiser Ruprecht von Wort zu Wort eingeführt werden. 1408. Ein Brief Kaisers Friedrich, Erzherzog in Oestereich sagt, dass die Stadt Rheineck bei ihrenRechten, Gnaden, Freiheiten, Briefen und guten Gwohnheiten wie Sorgerecht verbleiben solle. 1413. Freiheitsbrief von Kaiser Sigmund.1419. Achtbrief vor dem Landrichter im Thurgau, worin Rheineck der Acht lediger erklärt wird.1421. Leonhard von Jungingen und Frischhaus von Bodenmann Ritter und Reichsvögte zuRheineck, hatten Späne mit Rheineck, weil letzteres meinte, in seinen Rechten und Freiheitendurch sie gedrängt worden zu sein. (Die Logie steht pag. 222-114). Zu St.Gallen wurden sie aus-getragen, und bestimmt, dass sie wegen des Bürgerrechts, das Rheineck zu St.Gallen angenom-men, von ihren Amtleuten keine Entgeltniss haben sollen; Rheineck wird

211bei allen seinen Rechten und Freiheit, freien Zug gelassen; es darf nicht geschätzt werden; dreiBürger sollen vorgeschossen werden, und es soll einen Ammann wählen, der ihnen schwöre vondes Reichs wegen, dem Reich, dem Gotteshaus St.Gallen und der Stadt St.Gallen ihre Rechte zuhalten, die Bürger können einen Rath setzen, der soll dem Amman alles obige ebenso beschwören;die kleinen Gerichte («Frefflein») sollen sie haben, die hohen Gerichte gehören vor des Reichswegen den Vögten. Wenn über Blut gerichtet werden soll, ist der Amman in ihrem Namen Richter,oder ein anderer Bürger anstatt des Ammans. Bei sich erhebend. Streitigkeiten sollen beide vorStadt St.Gallische Gerichte kommen.1423. Eine Lesung aus der Acht vom kaiserlichen Hochgericht Rothweil.1425. Urkunde einer Huldigung der Bürger zu Rheineck, gegen Graf Friedrich von Toggenburg,worin versprochen wird, sie bei ihren alten Rechten bleiben zu lassen.1439. Freiheitsbrief der Stadt von Kaiser Sigmund Original lateinisch.1430. Lesung auf das Landgericht von Rothweil; weil widerrechtlich, so ist die Parthei wieder aufRheineck gewiesen worden.1433. Weiterer Freiheits- und Bestätigungsbrief von Kaiser Sigmund.1442. Freiheitsbrief von König Friedrich, Erzherzog von Oestereich, worin alle alten Rechte etc.bestätigt sind.1443. Freiheitsbrief von Gebrüder Ulrich und Conrad Peyer, Vögte zu Rheineck.1454. Achtbrief und dessen Lossagung von Graf Hartmann zu Sulz Hofrichter zu Rothweil.1401. Freiheitsbrief von König Ruprecht.1490. Logitulation der 4 Orte mit Appenzell (Inhalt bekannt).

1502. In diesem Jahre kommen Hans Rügg Altamman und Ulrich Vogel von Rheineck vor dieGesandten zu Baden, und sagen sie seien mit den Steuern eins geworden, «so ein LandsvogtJährlich Gebend bei dem Eyd Einzuziehen», und sie verlangen dass ein Landsvogt das Umgeld

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für Betreibung einer Wirtschaft an die Stadt bezahlen etc. Alle Punkte werden ihnen in einemAbschiede gewährt. 1507 beginnt der Streit mit dem Abt von St.Gallen wegen Fäll und Fassnachthennen, der sich bisanno 1510 hinzieht. Der Abt verlangt sie durch seinen Anwalt Markus Braun von Wyl auf dem Tagzu Baden 1507. Die Anwälte von Thal und Rheineck meinen die nicht schuldig zu sein. Rheineckbringt von Abt Eglophern, worin sie davon freigesprochen sind, und es wird erkannt, dass dieserBrief bei seinen Kräften bleibe. Dem Abt von St.Gallen innert Jahresfrist nach GotteshausrechtLeute und Briefe fürzubringen. Ebenso bei denen von Thal, steht frei. 1508 erscheint der Landvogt von Rheineck und eine Abordnung von Rheineck anderseits inBaden. Die vor dem Städtchen Rheineck setzen, meinen dem Landvogt keine Fassnachtshennengeben zu müssen. Der Landvogt jedes Haus im Rheintal sei ihm dies schuldig. Die von Rheineckglauben alle Bussen unter einem Pfund, die im Städtlein sollen gehören ihm, während derLandvogt meint, damit werden die Gerechtigkeiten abgebrochen, da sie

212sich unterstehen, Bussen und 1 Pfund auf 10 Schilling zu thätigen, damit sie ihnen zufallen. DerLandvogt verbot die nächtliche Ruhestörungen, da einige schreien, trommelten und niemand keinRuh liessen. Die von Rheineck meinten, er habe des Verbotes keine Gewalt. Endlich meinteRheineck die 10 Schilling zu nehmen, die jeder gibt, der an den Vogt apellirt, die hievor der Vogteingezogen.Es wurde erkannt, Ad 1. Die von Rheineck müssen die Fastnachtshennen geben, ausser sie erhär-ten es weiter, dass sie die nit schuldig sind. Ad.2. Der Bussen halb bleibt es beim alten; die von Rheineck sollen den Theil den 7 Orten nichtvertheidigen. Ad.3. Der Landvogt darf solche Verbote geben im Namen der Orte.Ad.4. Die 10 Schilling Apeliergeld gehören dem Landvogt. So den 10. Heumonat 1508 (p. 237).1509 wird in Baden erkannt, da der Abt von St.Gallen schon anno 1500 in Baden dieFastnachtshennen von Rheineck und Thal verlangt, und er aber damals auf die nächsteJahrrechnung vertröstet, wo er weitere bessere Belege vorzubringen habe, er aber damals nichterschienen sei, so sei er mit seiner Forderung auf ein Jahr abgewiesen und er habe mit dem Fallevon Hennen indessen stille zu stehen «und auch seye Grad dis zeit Lang mit den Fählen undHünern Still stehen solle» (p. 238).1510 kamen im Namen des Abtes Hans Vogler Amman von Altstetten und Kaspar Fehr Vogt zuRorschach, von Seite von Rheineck Hans Rugg und Peter Zengerli Neu- und Alt Amman zuRheineck, und Hans Oehyly von Thal, und beklagten sich, dass die von Rheineck denen von Thalund umgekehrt Kundschaft geben wegen der Fasnachthennen wenn sie ihren Brief und Rodel vor-brächten, so würde man genugsam (p. 239 und 40) erfinden, dass die Fäll von Fasnachtshennendem Abt gehören etc. Es wurde erkannt, dass die biderhen Leut von Rheineck und Thal, diemalsie den Handel berührt nicht schuldig sein sollen, «münt davon zu sagen», und da der Abt Conventseine Gefälle nicht genugsam ausbringen könne, so seien die von Thal und Rheineck dem Abtnichts schuldig, jetzt noch hienach und Abt und Convent haben allen ihnen darauf gegangenenKosten und Schaden «ohne alle fürwort und wider Red» abtragen.1513 verlangt der Landvogt in einem besonderen Falle den Fall: Peter Zengerli Ammann zuRheineck und Egli Messmer Amman zu Thal wiedersprechen zu Baden und es wird zu letztererGunsten entschieden (p. 241).

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1516. Aus einem Abschied ist zu finden, dass «der Landvogt die Geistlichen Straffen möge, undwelcher sich partheyet, und zusammen Rotend, sollend umb 10 Pfund dj. gestrafft werden».1520 wurde der Zehenden zu Buchen, als Korn, Fäsen, Haber, Heu, Erbs, Bohnen, Linsat, Wärch,Hirs, Fenkh, Obst, Nuss, Hüner und anders von Jakob Blarer von Wartensee an Abt von St.Gallenum 2500 Gulden verkauft (p. 241).1523. Was im obern Rheintal an Bussen fällt in niederen Gerichten ist der 3. Pfenning den 7 Orten,was malefizisch ist ganz.1532. Zu Altstetten wurde beschlossen, dass ein Landvogt die ungehorsamen und übertretendenPrädikanten und Messpriester, in welch Stands sie seien, nach ihrem Verschulden und verdienennach Inhalt des Landsfriedens strafen soll.

2131538. Hans Hölzler von Altstetten machten dem Hans Fründ liblos. Er wurde Landes verwiesen.Er vertrug sich mit der Entleibten Fründschaft. Da wurde zu Baden der Abschied gegeben, ihmdas Land um eine Summe Gelder zu öffnen.1538. Etliche in der Herrschaft Rheineck brechen den Frieden, der von Einst und vonGerichtsherren vermeinen, dass solche Friedbruch ihnen zu strafen zustehe, worauf erläuteret unddem Landvogt befohlen wurde, wer den Frieden mehreremal mit den Worten breche, den solle erzu unseren Herren und Oberen Handen strafen, und den niederen Gerichten nichts davon gehören. 1543. Der Landvogt liess ein Mandat ausgehen wegen Haltung der Feiertage. Am Andrestagwuschen einige Personen am Brunnen und im Rhein. Der Landvogt wollte sie strafen; Rheineckerboten Recht. Es wurde gesprochen:1.) Der Landvogt soll die Gewäschen heben um 10 Schilling strafen, denen die Hälfte den HerrenObern, die andere denen von Rheineck sein soll. Den Armen solle die Strafe erlassen und sie dür-fen auch zur Notdurft waschen.2.) Ueber das Recht vorschlagen sind die Herren erstaunt, dass Unterthanen so etwas wagen undverbieten es ihnen.3.) Den Höfen von Berneck, Margrethen, Thal wird geboten, ihre Märkte nicht auf Mitwoch undDonnstag anzusetzen, damit den Wochenmärkten in Rheineck nicht verkürzt werde (p. 243-44).1551 klagen die Rheinecker, wie ihnen von vielen Jahren von fremden Personen viel Mangel,Abgang und Irrung geschehe, im Kaufen und Verkaufen, Tauschen, Verschenkungen von Hab undGütern, die im Rheintal liegen, wurde zu Baden erkannt (Abschied pag. 246).1.) Jeder Hofgenoss, der einen Kauf von Auswärtigen gewahr wird, hat den Verspruch darauf. DerLandvogt soll 2 beredete Männer mitnehmen, das verkaufte Gut schätzen nach seinem Werthe.2.) Die Auswendigen und Fremden «und Heimbschen» Vater, Mutter gegen Kinder, Schwäger,Blutsverwandte sollen wohl aufrecht und redlich (doch ohne allen Betrug und Gefahr) zu freierGeb übergeben verehren und schenken sollen. Doch wo ein Landvogt über kurz oder lang, die sol-ches verhandeln fragen würde, solle sie es mit ihren Eiden bestätigen. Wo ein Trug unterläuftdurch Tauschen, Verehren neben dem Kaufe und solches ein Genosse erfährt, so kann er auf dievier Verordneten werten und schätzen und seinen Zug und Verspruch haben.3.) Wo ein friedlicher Kauf um gelegene Güter geschieht, und ein Hofgenoss da solche Güter gele-gen, es gewahr wird, dann ist jeder auf des Hofgenossen anrufen schuldig, bei seinem Eid zu eröff-nen, in was Gestalt der Kauf geschehen, es sei um baar Geld auf Ziel und Tag, um wahren oder inander Weg, damit der, so des Kaufs genoss wüssen möge, seiner Gelegenheit nach seinen Handenzu ziehen etc.

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214 1552. Eine Verordnung von Baden gegen das Kuppeln mit harter Straf.1552. Rheineck erhält für eine neue Stube und anderes im Rathaus fl. 20.1554. Ein Befehl an den Landvogt wegen fremden Kesslern, die schlechtes Geschirr verkaufenund gegen die Zigeuner; dass solche Heiden nicht hereingelassen werden, und im Falle gefänglicheingezogen werden und gestraft für ihre Missethat.1560. (Extract hochoberkeitliches Urbar p. 16).«Item so Hat eine Ganze Gemeinde zu Rheineck und Thal die Gerechtigkeit zu disem Hooff,(Bauhoff) so bald der BauMann mit der Seeges und Sichel auss den Wysen und akheren Kombt,so Muess er alles in Weyd und Trott ausslegen, er darff auch nit mehr Vieh dann ein anderer BauersMann darauff schlohen.» Im gleichen Urbar fol. 16 ist zu finden: «Item Aller Zehend inRheinekher und Thaler Gericht, Von Korne, Haber, Roggen, Weizen, auch Weinzehenden, sambtanderen Früchten gehört den Vögten, zu Handen Meiner Hhl. der Acht Orthen. – Aussgenommendess Weinzehendten zu Buchen dessgleichen der Mësszehenden zu Thall gehört unserer FrauenPfrund zu Thall auf der Kornzehenden zu Buechen gehört einem Hof zu St.Gallen, und dann derKleinZehenden, alss Heuw und anderes so vor St.Johannes Tag im Sommer gefalt, gehört demPfarrer zu Thall, und nach St.Johanny Tag gehört er den Vögten zu.» –Item der Nuss Zehenden in Rheinekher Grichten gehört den Vögten zue, dessgleichen Obst undWärchzehenden. Ferner der Wein Zehenden am Buechberg, Schwarzenberg, Sandtbüchel, an derEgg und allen Neusäzen wo Reben besetzt sind, oder in Künftigen Zeiten besetzt werden, Keinerausgenommen, Gehört Meiner hhl. Der Acht orthen zu."1560. Die Schirmsteuer, die jährlich an den Landvogt bezahlt wurde, betrug von Rheineck fl. 2250 Kreuzer, von Thal fl. 11, 25 Kreuzer, von Altstetten fl. 29, 41 Kreuzer, 2-; in Summa fl. 99, 95Kreuzer, 2 Schilling.1560 kommt das Frydankhen Pfrundt vor, die aber ein anderes besass. Das Geschlecht scheintschon damals ausgestorben.1578 wurden die oberrheintalischen Höfe zu Baden von St.Gallen verklagt, weil sie gegen denSpital von St.Gallen das Verspruchsrecht angewendet, und ihm einige Güter abgenommen. DieOrte aber erlaubeten das alte Recht und schützten die rheintalischen Höfe bei ihren alten Rechten.1580 klagten die Stadt Rheineck und Thal gegen das Spital von St.Gallen: Heinrich DieziAmmann zu Thal, und Heinrich Luz von Rheineck, Stadtschreiber, dass er ihnen gegen alte Briefeund Rechte sin Eintrag gethan, so können nichts anders abrechnen, er wolle das ganze Rheinthalsich unterwerfen und pfandbar machen, und habe einen guten Theil Güter in seine Gewaltgebracht, da sie die Güter höher zehlen, dass kein Hofmann mehr zu versprechen vermöge. Das Verspruchsrecht der Rheinthaler wird aufs neue bestätigt und sie befugt, die Käufe nach anno1551 nach billigem Schätzungswerth rückgängig

215zu machen und nach Verspruchsrecht an sich zu ziehen.Die Nichthofleute sollen nicht befugt sein, Häuser zu bauen ohne Vergunst der Orte.Im Brief kommt von der Armuth der Rheintaler vor, wie sie immer ärmer geworden und nicht imStande seien, grössere Heimwesen an sich zu bringen. 1582 kommen die St.Galler wegen des Verspruchsrechtes wieder nach Baden und beklagen sichgegen die Rheinthaler wie sie zu St.Gallen den Fremden Schaden das Recht gebrauchen, und aberein gütiges Verabkommniss beredet sei zwischen St.Gallen und den Rheinthaler Höfen zu

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Altstetten am 24. September. (Dabei waren von Rheineck Hans Bösch Ammann, von Thal Hein-rich Diezi Ammann). Dessen ersten Artikel den sonderbaren Personen der Eidgenossenschaft dieGüte und Härte anerkannt. Die vor dem 24. September 1582 beschehen etc. Hingegen war wasnach diesem Termin von Eidgenossen, die mit Burger, Hofleut oder Insassen im Rheinthal seien,gekauft, dazu sollen die Burger, Hofleut etc. ewigen Verspruch und Zughaben etc. DasUrabkommniss wurde anerkannt (pag. 269-272).1598 war Sebastian Kuhn Stadtammann.1598, 1601, 1612 und 1616 kommen neue Erläuterungen des ewigen Verspruchs.1603. Als der Landvogt einen Hofammann zu Thal nicht beeidigte, sondern in das Handgelübdeannahm, so wurde ihm an offener Gemeinde von Zweien vorgeworfen, was er mit der Neuerungmachen wolle. Der Landvogt beklagte sich darüber zu Baden (p. 282).Die von Rheineck haben 3 Falkhennetly auf Rädern, aber keinen Stein und Pulver. Es wird demLandvogt Gewalt gegeben, ihnen zur Nothdurft solches zu kaufen (p. 282).1554. Meister Itel Hans Tumeisen von Zürich fasste sie. 1606. Es wird zu Baden dem Hof Thal diesen Abschied gegeben:1.) Der Hof Thal soll nicht geschlossen sein, sondern der Freikauf offen stehen.2.) Wenn ein Fremder Güter zu teuer kauft, dass ein Hofmann sie nicht versprechen kann, so sol-len sie alsdann nach der Verspruchbriefen geschätzt werden.3.) Ohne oberkeitliche Bewilligung darf ein Fremder keine Häuser bauen.4.) Wenn Häuser mit Bewilligung erbaut sind, so soll Hoffmann Gut und Haus miteinander ver-sprechen und vom Haus die Baukosten nach Billigkeit bezahlen (p. 283).1606. Wenn einer mit Degengefäss, Kanten, Stutzen und dergleichen Waffen und Gewehr mitFrust schlägt oder stosst, soll er 20 Pfund cd. Buss verfallen sein.1610. Laurenz Lösch ist Stadtammann.1554. Eine Scheggenmännin von Thal übertrank sich und 3-4 trieben Ehebruch mit ihr. Jederwurde mit 5 Gulden gestraft.1559. Verbot das Gewild und Geflügel in den Nästern zu verderben vor dem Fasten bis Johanni1559 den 4. Juni zu Baden (fol. 292). 1562. 2 Todschläg von Appenzellern zu Rheineck verübt.1568. Der Landvogt liess einen richten.

2161616. Copie des Huldigungseides von Rheineck und Thal an den jeweiligen Landvogt. Copie desEides, den der Landvogt vor der Session schwören soll.1626 kam eine Conferenz einiger Stände (Zürich, Schwyz, Glarus, Appenzell In- und A.Rh.) inRheineck zusammen, um einige Beschwerden zu erleichtern, und so gute Polizei und Ordnung zuhalten. Da wurde verordnet:Dass man nicht so ohne Diskretion Wein verehren und präsentieren, was daher kommt, sonderndenen aus den benachbarten und regierenden Orten. Die Rebordnung bleibt die alte.Das Mahl bei der von 10. März gehaltenen Rebschau vor dem Wimmet ist abgestellt.Das Mahl bei der Schätzung des Kornzehentens auf dem Felde unterbleibt.Die Fressereien bei der Einsammlung des Weins sind abgeschafft, und damit die vielenVeruntreuungen aufgehoben, die Ordnung des Abts von St.Gallen eingeführt. Das Letzimahl bei der Abreise des Landvogts (das oft an 50 Gulden kostete) unterbleibt, oder darfnicht auf Rechnung genommen werden.

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(p. 304-309). Das Göttibrod für Kinder unterbleibt (aberkannt), weil unnötig und leicht ein Kind(wie es fast voriges Jahr geschehen) möchte erdrückt werden. Statt des Kilbimahls soll in Zukunft der Landvogt den Priestern, Prädikanten, Schulmeistern,Messmern jedem 6 Btz. geben.Das Satzgeld das der Landvogt für Strafbare oft hoch gesetzt, und worüber sich die 8 Höfebeschwert, ist aberkannt. Da am Hochgericht zu Oberrieth kostbare Mähler gehalten, so sind sieabgestellt, und es sollen nicht mehr als 20 Personen sitzen, und jeder halbe Gulden auch demPriester gegeben werden.Statt der 30 Personen, die dem Malefizgericht und an die Mahlzeiten zu Altstetten sitzen, sollennur 10 sitzen und statt der Mahlzeit halbe Gulden gegeben werden. Ebenso die Malefizgericht zuRheineck, das 27 Personen gastierte. Dagegen die Nachrichten so viel wie früher.Ein Antoni Kuhn, Wirth zur Krone in Rheineck, spricht den 8 Orten um die Ehrenwappen undFenster in sein erneuertes Haus und ein stark besuchtes. Es soll ihm, weil an der Gränze von frem-den und einheimischen besucht entsprochen werden.Extrakt Abscheyds zu Baden. Ligt zu Thall 1622 den 26. Juni (fol.310). Lehensgüter –Kirchenrenovation etc. Demnach wir die Abgesandten von den 8 Rheinthalls Regierenden ohrten,Im Namen und an Statt unser allerseits Gnädigen hhw. und Oberen auff disem Haltenden Tagglaubwürdig Bricht und Verständiget worden, welcher gstalten zu nothwendigem Bauw undErhaltung wohl ermelten unseren hhw. Und oberen Weingärten in ihrer Landvogtey RheinthallWyssway, Hoch Notwendig und Mangelbahr, da aber dass Gotts Haus unser Lieben Frouwen zuThall Etliche Eigne Wysen auf dem Rieth Enet Rheines Haben, welche sie umb

217ein Jährlicher Zins verliehen; so nun Wohlgedacht unser Gnädig hhw. und Oberen erweltes GottesHauss rechte Colatores und Lehen Hof sind, und denen hero nit urbillich, dass solche Güther oderWyssen unseren hhw. Und Oberen, so sie dennen Bedürfftig zu Vordrist zu ihrer Nuzung gezogenwerden.Alss ist unser will und Meinung, dass Erweltes Gotts Housses Enet Rheins gelegen Wysen unse-ren Bouleuthen geliehen, umb gebührenden Zinss, werden solle, damit sie unsern hhw. undOberen Güther und Weingärten in desto Besseren Ehren und Bouw erhalten Könen, doch dasGotts Houss eigne Weingärten, mit solchen ihren Wysen zu vorderst noch Notdurfft sollen seyn.Nachdem wir nit allein Gegründer, sonder auch hievor mehrmalen Vernommen, dass in auffneh-mung der Kirchen Rechnung daselbsten dann sicherer Merkhlicher überflüssiger Kosten aufflau-fe, dass sich ein Jeder so er auch dabey dass Wenigste zu verrichten. Unverschambt auff dieKirchen gehen, so Haben wir umb Verhüetung vielen dergleichen Künfftigen ungebührlichenübertragungs geordnet, dass solche Kirchenrechnungen in dem pfarr Hoff, wegen wenigerenzulaufs Bestelt und gehalten und dass auch die Hindersteligen ungerechneten Verfallene Zins ein-gezogen und dieselben solcher gstalten Angelegt, damit es dem Gottesdienst und armmen Leuthenzu gutem möge angewendt werden.Fehrners ist den Schüzen zu Thall Jährlich fl. 4 zu Verschiessen Bewilliget Besiglet von Hr.Landtvogt im Hooff.Extract Abschieds von Baden 1623 (p. 311).Betreffend Zwey Wyssen Enet Rhin der Kirchen zu Thall gehörig, welche unser Landvogt nachlaut fehrndrigen Abschydts unseren hhw. Und oberen Bauwleuthen Verlihen wollen, haben wir

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unss darüber Erklärt Sibtemahlen solche Inhalt und Vermög der Kirchen Urbar Erbleehen und indie 40 Jahr also Küehwis Besessen worden, dass sy auch nochmahlen darbey Verbleiben. Jedochdass sy dass Leehen Jederzeit nach gewöhnlichem Brauch und Erblehens Rechten Empfohlen sol-len.1637. den 28. Juli Extract Abschieds von Baden (p. 317)Wenn Hochgewild gefangen wird, soll es den Landvögten gegen bescheidene Bezahlung derArbeit zugebracht werden.Das Fahr zu Rheineck, das Stadtammann Ulrich Kuhn zu lehen hatte, soll durch den Landvogtdem Tochtermann K. Johann Jakob Bärlocher verliehen werden.Es wird den Schützen von Altstetten, Oberriedt, Rheineck eine jährliche Gabe von 10 Guldengeschöpft.1639. den 2. Dez. Copie eines Briefes wegen Angelus Läuten (v.d. Urkund fol. 319).Ich Hauptmann Jakob Büsser des Raths, auch dess Geheimen Raths zu Ury thun Kund undBekenn Hiemit dieser Handgeschrifft, wie dass mir meine Gnädigen Hhw. und Oberen der fünffCathollischen ohrten Hochlöbliche Eydtgenossschafft

218so das Rheinthal zu Regieren haben, die Hhl. Abgesandten auf der Jahr Rechnung zu Baden, sogseyn auf Johany 1639: hand Ernstlich in Befehl geben, dass wenn zu Rheinekh zu Mitag oderAbends zu Bätt Leutet Manniglich sayn Huet abzüche, da sie Vermeinen im Abscheyd Buech einArticel davon seygne, demme ich noch schlafen soll, im Fahl und aber ich nichts im AbschydBuech finde, so setzend sie mir die sach zu meiner Diskretion heimb, darin zu handlen: solchenBefehl han ich nit Ermanglet Stattamman und Rotz Fürzubringen, da sich höflich beschwerth mitanzeigung dass es Ein Neuwerung seige, und Mög sich Kein Mann gedankhen, dass solches in derStatt Rheinekh seige der Brauch gsyn, auch viel weniger ward mans in den Mandata finden, dasses Befohlen seige worden, den Huet abzüchen wie ob vermeldt, seyge nit weniger dass ebenLandtvögt Unterstanden solches in Brauch zue bringen, aber Nünt gschaffet, nur Unwillengemacht, dan sie dass ein habend wollen Annemmen, Betend hiemit ganz Unterthänig. Mannwolle sie bey ihren alten Bräuchen und Gewohnheiten Lassen Verbleiben.Auff solches han ich nit Ermanglet, und mit ganzem Flyss dass Abscheyd Buech durch Lässen, daich kein einziger Articel davon han funden, dass sie sollend die Hüet abzüchen, wenn Man solchezeichen thuet Leuthen, hab auch alte Mandat so seitherr 60 Jahr ist, so die Landvögt, Stattammanund Rath niet Einandern Gemacht hand. Ganz Kein Meldung Thut, die Hüet abzüchen, wan Manndie ziechen Leutet und alldieweil ich wie vor Vermeldt, weder im Abscheyd Buech noch in denMandaten ganz Nüzig Befunden, dass die von Rheinekh schuldig seigend die Hüet abzuzüchenwan Mann Mittag und zu Bäten Leutet, han ich nit Ermanglet Leut meines Befehl der Hw. Pfarrerszu Thall Roth zu haben. Derselben so hab ich mich darüber Erkennt und Erkannt dass die zuRheinekh nicht schuldig seygend die Hüet abzuzüchen wan Mann Mitag und Bäten Leutet, son-dern Lohn es nochmachen bey Ihren Bräuchen und Gewohnheiten Verbleiben: Und dessen zeu-gens han ich dass geschriben, und mit meinem Angebohrnen Insigel besigelt. Jedoch meinenGnädigen Hhl. Und Obern, und mir und meinen Nachkommen ohne schaden geben.Rheinekh den 2. Christmonat anno 1639.1640 klagt der Landvogt des Sarganserlandes, wie die Strasse am Schallberg in Abgang komme,daran seien vielleicht die Faktoreien von Rheineck Schuld. Laurenz Bärlocher von Rheineck ver-antwortet sich und sagt, die Güter von Rorschach, St.Gallen und Chur kommen nicht mehr über

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Rheineck, sondern zu Höchst ausgeladen und weiter gefertigt, auch die Faktoreien würden Fremdeinne haben. Es wird zu Baden erkannt, alle fremde Faktoreien sind zu Rheineck abgeschafft undBurger dazu zu gebrauchen. 1641. Im Bauhof, das den 8 Orten gehört, hatte Rheineck und Thal das Recht, bis Mitte Majenauszulassen, dann wurde es in Schirm gelegt.

2191642. Ein Schreiben von Baden –1643 (p. 325) Der Abgeordnete des untern und obern Rheinthals, Laurenz Bärlocher vonRheineck klagt, wie die Landvögte oft «Kumbtschaft» heimlich und von übel beleumdetenPersonen aufsuchen, wodurch oft Unschuldige sich entgelten und bei den müssen ferner wie derLandvogt wegen leichten Vergehen Strafbarer Ehr und Gwehr abnehmen, und statt der Strafe, oderum Ehr und Gwehr wieder zu erhalten, grosse Summen Gelds erlegt werden müssen. DieGeheimen Kundschaften werden abgestellt, für Turelosung, Ehr und Gwehr wiederherstellungerhält der Landvogt nur 10 Gulden.1644. Ein Schreiben von Baden an den Landvogt sagt, dass er alle fremde Landstreicher, Krämerund Hausierer abschaffen solle.1647. Neue Klagen über die grossen Unkosten bei den Malefizgerichten. Jedem Richter soll 1Gulde gegeben werden, davon er leben mag ohne der Oberkeit Kosten. Zur Erweiterung desSchützenhauses auf der Kugelwies wird 12 in die Breite und 12 Schritt in die Länge zu gegeben. 1650. April 27. Zwischen den Landvögten und für St.Gallische Amtsleuten wird ein Vertraggemacht, Malefizisch, also vor der hohen Obrigkeit gehörend. Sind Mord und Totschlag,Brandstiftung, Hexerei und Zauberei, Diebstahl, Blutschand, Nothzucht, Ehebruch, falscher Eid,Markenrücken, Friedbruch mit Werken, Amtleut angreifen, oft auch Gottes lästern, Schwören,Fluchen.Wenn einer zum Tode verurtheilt werden soll, soll der Landvogt nach altem Brauch den Stab mit9 Sch. dj von dem Hof oder Gerichtsamman lösen. 1650. Samuel Messmer Altstattamman von Rheineck.1653. (p. 343 –346). Rheineck (Wilhelm Messmer Altstattamman) und Thal (Hans MessmerHofamman) verlangen in Baden dass man sie bei ihren alten Briefen, Statt und Hofbüchern schüt-ze, dass ein Landvogt den Bauhofer oder andern Lehenleute nicht um geringer Sach willen vomLehen treibe und sie in Armuth bringe. 3.) es geschehe ihnen (Thal und Rheineck) auf den obri-keitlichen Lehensgütern an Tratt täglicher Abbruch. 5.) es möge einem Unterthan erkauft sein,wenn er etwas mit dem Landvogt zu thun habe und sich nicht vor ihn getraue, ehrliche Leute mitihm zu nehmen. 7.) dass man Todten, die etliche Jahre unter der Erde gelegen, Strafen anthue. 8.)man wolle eine Ordnung machen, wenn der Landvogt Ehr und Gwehr abnehmen könne, dass esnicht aus jeder gerichtlichen Ursache geschehe. In den meisten Punkten wurde den beidenGemeinden entsprochen.1660. Zürich verehrt ein Fenster mit Wappen in dem neuen Schützenhaus zu Rheineck.1666. Es wird das baulos gewordene Hochgericht im Bauriedt erneuert. Zuerst wollten die Ortees den Rheinecker aufbürden, die Altstätter und Oberried dasselbe unterhielten. Die Rheineckerprotestierten; es sei immer von der hohen Obrigkeit erbaut worden.1666/67. Der Landvogt Werdmüller von Zürich schlug den Anton Kuhn zur Krone zumStattamman vor, der sich gegen Scheltworte nicht propirt hatte.

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220Die Rheinecker protestirten gegen den Vorschlag und der Landvogt musste sich bequemen. 1667 wird die Stadt und Hofbuch konfirmiert.1671 wird endlich ausgemacht, zum Ehr- und Gwehrabnehmen müsse es grosse und gleichsammalefizische Fehler sein. 1675. Aus einem Abschied geht hervor, dass es auch nebst der Stadt und Hofamman einenLandvogtsamman gegeben. 1676. Rheineck wird von den Orten um 4 Gulden gestraft, weil es auf der Eggwies, wo der frühe-re Galgen gestanden, und der den Orten gehört, Gärten anlegte und vertheilte. Thal geht ohneBusse aus, weil es dagegen protestiert.1679 und 1680. Wegen der vielen Bettler und Strolchen, die in diesen Kriegs Zeiten vegetieren,wurden Massregeln getroffen zu Gunsten der Armen, und befohlen, dass man den Armen derHeimatgemeinde zuschicken könne, die sie erhalten müsse. 1680 wurde auf den 5. August allent-halben eine Bettlerjagd veranstaltet und die folgende Rüge fortgesetzt, die Strolchen in ihr Landverweisen. 1691 und 1694. Klagen der Orte um Abschaffung der grossen Kosten an Malefiztagen undConfisitionen mit Essen und Trinken. 1699. Das Recht der Rheinecker, vom Landvogt für Wirtschaft Umgeld zu ziehen, wird denRheineckern benommen.

1707 wurde in Rheineck ein neues Thor gebaut. Es wurde auf des Landschreibers Anbringenbeschlossen, der regierenden Wappen daran. Die Wappen sind zu Rheineck am Residenz- undRathaus. Der Landvogts Amman soll auch den Gerichten beiwohnen.Ehehafte nannte man das Recht, Schmid etc. Gerechtigkeit zu vergeben. Rheineck besass es. DenLandvögten wurde es von den 8 Orten nicht gestattet.

1712. Freiheits- und Bestätigungsbrief der Zürcher und Berner für Rheineck. Gegeben inRheineck Siegel General Bodmers.Am 2. Juni huldigten die Amtleute des oberen und unteren Rheinthals und es wurde ihnen Ober-und Untergwehr gelassen, und sie bei ihren Rechten, Religion etc. gelassen (p. 384). ActumRheineck. Am 5. Juni wurde eine Proklamation gegen den Landschreiber Franz Fidel Besslererlassen, der die Kanzlei entführt und sich flüchtig gemacht.1728. Das Original des Spruchbriefes von 1644 war bei der Feuersbrunst verloren gegangen, undes befand sich noch eine Copie im Copierbuche von Thal. Die Copie wurde anerkannt.1731. Es beschwerten sich die Rheinecker, dass die 10 Gulden Schützengabe nun zwischen ihmund den Schützengesellschaften von Thal und St. Margrethen vertheilt werden solle und es setzteStreitigkeiten ab. Die Orte entschieden für Vertheilung, aber 1733 entschied Landvogt Muralt,Rheineck sey das Zentrum der 3 Gemeinden, habe das schönste Schützenhaus, darum solle es die10 Gulden haben, aber Thal und St.Margrethen auf den Tag des Verschiessens einladen mit ihrenSchützenmannschaften und Zeigern.

2211738 folgen den meisten Ortsstimmen über den ewigen Verspruch oder das Zugrecht, worin meis-tens die Abschiede von 1551, 1578, 1580, 1582, 1598, 1601, 1606, 1612, 1616, 1622, 1644 und1728 konfirmiert werden. In den meisten wird hingewiesen, wie das Landvolk reich, wie die frem-

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den Käuf und Verkäuf in todte Hand zum Ruin des Landes beitragen, wie man die Spruchbotenumgehen wollte, so dass sie in kostspiellige Prozesse verwickelt werden, wie für eine MillionGulden Güter und Reben in fremder Hand seien.1740. Schon 1728 wurde von einigen Ständen eine Salzadministration aufs Tapet gebracht, wor-nach der freie Salzhandel in Pacht gegeben werden wollte. Die Rheinthaler wehrten sich dagegen.Zürich, Uri, Schwyz, Unterwalden ob und nid dem Wald, Zug, Appenzell I.Rh. und A.Rh. gebenschon damals ihre Ortsstimme gegen eine Administration ab, und bestätigten dieselbe 1740.1740. Georg Kuhn Stadtamman1740 den 31. August machten alle Rheintalischen Höfe einen Vergleich zu Balgach. Einige Höfewollten bei Landesbeschwerden und wegen Beschützung der Freiheiten die Kosten nicht zahlen,wodurch hitzige Prozesse entstanden, durch welche Unordnung das gesammte Rheinthal gefähr-det war, der Vergleich bestand darin, dass bei Landesbeschwerden oder Kränkungen an Rechtenund Freiheiten darüber reichlich deliberirt und erwogen werden, darüber per majora erkannt, undder mindere Theil sich der Mehrheit unterziehen müsse, und so die Kosten nach Proportion ver-theilt und verlangt werden. Das Instrument wurde vom Landvogt bestätigt 6. September 1740.Einzug Balgach machte Bedenken wegen einigen Verspruchs bei unzeitigen Prozessen. Man wollesich dem Majora unterziehen, wo das ganze Rheinthal an seinen Rechten möchte angefochten«Bei unzeiten Prozessen lasst man sich gar nit in...». 1741. Die Schützengesellschaft Rheineck bittet den Landvogt, einige Bäume auf der Kugelwiesund an die Strasse zu pflanzen, was bewilligt wird. 1745. Es entstand einige Kriegskosten im Rheinthal (siehe das hiesige Quartierbuch fol. 116). DieKantone schickten ihren Repräsentanten ins Rheinthal, es ergab sich ein Betrag von 285 Gulden55 Kreuzer. Es entstand die Frage wer soll sie zahlen, die Kantone oder das Rheinthal? Mehreredemostrierten und wollten sie vom Rheinthal tragen lassen; die meisten fanden endlich 1746 inFrauenfeld für gut, selbst zu zahlen. 1757 bittet Rheineck und Thal durch Hofamman Färber von Thal, den Obstzehenten nicht in natu-ra zu beziehen, sondern ein gewisses an Geld zu spendieren, wird ad referendum genommen. 1756 wurde das Rathhaus in Rheineck restauriert; kostet 3644 Gulden 11 Pfund 20 Kreuzer . DieStände zahlten ihren Anteil.

2221757 wurde der fremdige Abscheid, dass die Juden aus dem Rheinthal verbannt und ihnen allerHandel und Wandel niedergelegt sei etc. widerholt und haben wir befunden, dass die Hebräergefährliche und höchst schädliche Leute seien, so folglich ausser dem Pass und Repass denselbenaller Handel und Wandel bei hoher Straf von nun an abgestreckt und verboten sein solle. (Geschahauf Bitte der Höfe).1757. 1718 wurde in Gaissau eine Zollstätte verlegt. Rheineck protestierte dagegen. Es wurde eineCommission gewählt; mit dem Wienerhof konfrontiert und zu keinem Ziel gekommen. 1765 über-lassen es die Stände denen von Rheineck, die Unterhandlungen, ferner auszudehnen, jedoch nichtin der Stände Namen, sondern aus sich. Dem Landvogt wurde aufgetragen, wahren Bericht überdie Erhöhung des Zolles zu erheben und sich zu erkunden, was für Vorstellungen früher gemachtworden seien, und dann im Lauf des Jahres der Bericht an Zürich einzusenden. 1765. Die Gemeinden hatten das Abzugsrecht, der für sie nahmen von wegziehenden Bürgerngewisse Prozente weg. Rheineck frägt in einem speziellen Falle wegen eines Hintersässen –Friedrich Zoller, der sich so viel Mittel gesammlet, aber sie meistens im Ausland angelegt, fragt

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an, ob er nicht den Abzug nehmen dürfe. Die Stände sind darüber ohne Instruktion. 1754 hat derHof Thal (p. 466) das Recht erhalten, seinen Abzug zu nehmen gegen solche Gemeinden, die auchvon Bürgern Thals den Abzug nehmen, hingegen stehe es ihm frei, keinen zu nehmen, wenn dieGemeinden ebenfalls keinen nehmen. 1770 (p. 454). Der Abt von St.Gallen will im alten Rhein eine Zollstätte anlegen und meldet esden 19. Juni 1770 dem Landvogt. Der berichtet den Ständen, sie demonstriren und widerstehenund tragen den Landvogt auf zu vigilieren, dass die Angehörigen dieser Neuerung überhoben blei-ben, und dass nie ein Zoll geduldet werde, und verwarten, dass es im Betreff des Anländens undReckens bei dem Herkommen bleibe. Es gieng von den Ständen ein Vorstellungsschreiben an denFürst ab (p. 458). 1777 entstand ein neuer Streit. Schiffmann Heer von Rheineck, von Lindau kommend, musstewegen Fischganges im Alten Rhein landen, und die Waare ausladen und per Achse führen lassen.Es wurde ihm der Zoll abgefordert und er musste einen Bürgen dafür stellen. Der Fall wurde aufFrauenfeld gewiesen und die Gründe für und gegen verhört. Der St.Gallisch fürstliche Gesandtebemerkt: St.Gallen habe das Recht, auf seinem Territorium von Waren, die ausgeladen und zuLand geführt werden, den Zoll zu fordern. Der 2. Fall sei wenn die Waaren aus dem See- und dasRheinschiff überschlagen und hinauf gerekt werden, auch das sei kein neuer Zoll, sondern werdenur bezogen, wenn die Hauptzollstatt Rorschach abgefahren werde laut Compromiss-Spruch von1627 und 1720 (p. 489/490).Der St.Gallische Gesandte bemerkt 1.) St.Gallen habe das Zollrecht in der Herrschaft Rorschach,wozu Altenrhein verbunden laut Oeffnung von 1442 welche lautet: dass der Hof zum vornächti-gen Rhyn ganz und gar zum Bereich Rorschach gehöre.

223gehöre, dann enthält dieser Freiheitsbrief von Kaiser Otto und Friedrich III. dieses Zollrecht, dasdem Stift von St.Gallen zueigne.2.) Der Compromissspruch von 1627 und ein Spruch der Stände Zürich, Bern, Luzern undSchwyz von 1720, dass männiglich sich das Zollabfahrens enthalten und bei der Hauptzollstattverbleiben sollen. Früher seien die Schiffe von Rheineck, von Lindau nach Rorschach gefahren,verzollten da und spedierten sie über Land; jetzt fahren sie den Kommlichkeit willen nachAltenrhein, überschlagen oder lassen werken, und so sei es billig, den in Rorschach ausgewiche-nen Zoll im Alten Rhein zu geben (p. 498). 3.) Anno 1690 habe der Fürst ein Mandat den Zoll betreffend an den Alten Rhein geschickt, es seiaber aus Saumseligkeit nicht ausgeführt worden.4.) Bei dem Ueberschlagen aus dem See- in Rheinschiffe und beim hinaufreken werde dasTerritorium Rorschachs betretten. Im Notfall könne man an andern Orten anlanden, man sei nichtan den Alten Rhein gebunden, wo keine Schifflände und keine Seestrasse sei.5.) St.Gallen verzolle den im Rheinthal wachsenden Wein in Rheineck ohne sein Gebiet zu betre-ten (p. 492). Es fordre also den Zoll von Waaren 1. wenn in Noth oder andern Fällen im AltenRhein ausgeladen und über Rorschach-Gebiet geführt werde. 2. wenn im Alten Rhein aus demSee- in das Rheinschiff überschlagen und auf Alten Rheingebiet hinaufgereckt werde. –Eidliche aufgenommene Kundschaften bezeugten aber, dass seit Manns gedenken kein Zoll gefor-dert worden, bis 1769, 70, 71, wo man aber nur die Waaren aufgeschrieben, aber noch keinen Zollgefordert habe, bis zu Schiffmann Heer und einem Lindauer Schiffmann, da sei in grössterLebensgefahr wegen des Eisstosses beim Alten Rhein zu landen gezwungen, wo dann der

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Lindauer auf Androhung der Waarenkonfiskation den Zoll entrichten musste, Heer ihn noch nichtgegeben. –Es existieren keine neuen Titel noch Gründe, vielmehr existieren alle die Beweggründe, welchedas Rheinthal regierenden Orte veranlassten, dem Unternehmen des Stifts sich mit allen Kräftenzu widersetzen.Folgt auf Seite 492 ein Schreiben des Gesandten an den Abt, worin unter anderem gesagt wird, alsder Kaiser dem Stift Rorschach geben sei Altenrhein kein pars integrans der Herrschaft Rorschachgewesen. Er wolle es bei den bisherigen Uebung belassen. (Folgt p. 497 ein Schreiben von Zürichan den Landvogt 1778, wachsam auf alles zu sein, was am Alten Rhein geschehe).1778. Der Abt von St.Gallen schreibt zurück, er beharre auf seinem Plane. Die Stände verwahrensich in Frauenfeld (p. 497) in einem Schreiben an den Fürst feierlich gegen jede Neuerung, underklären derselben zu allen Zeiten den kräftigsten Widerstand zu thun, und erwarten, dass es mitdem Anländen und Recken bei der bisherigen Uebung verbleibe, er wolle seine Befehle ohneanders abgeben, sie werden dem Landvogt genaueste Wachsamkeit empfehlen.

2241779. Abschied vom 6. Juli Frauenfeld: Thal und Rheineck geben einen Zehenten und 30 Louisd’or an die Stände für das Bauriedt.1779. Die Stände beharren darauf, dass im Alten Rhein keine Afterzollstätte angelegt werde. 1542 wird unter Stadtamman Hany Messmer ein Fischerbrief für die Fischer von Rheineckgemacht. 1614. Vergleich zwischen Rheineck und Junker Christophel Studer von St.Gallen wegenVerspruch.1615. Vergleich zwischen Rheineck und Junker Georg Zylli St.Gallen wegen Verspruch.1615. Vergleich zwischen Rheineck und Junker Daniel Stauder, St.Gallen wegen Verspruch.1620. Vergleich zwischen Rheineck und Junker Barth. Stauder, St. Gallen wegen Verspruch.1625. Vergleich zwischen den Fischern von Rheineck, Höchst und Alten Rhein. Oberhalb Gaissau60 Klafter Garn, unterhalb bis zum Bodensee 40 Klafter Garn.1645. Stadtammann Ulrich Kuhn und Stadtammann Jakob Bärlocher: Es war ein Gang auf derRingmauer, die zu Kriegszeiten geschlossen war. 1650. Stadtammann Hans Jakob Bärlocher.1650 (p. 534). Die von Höchst und Fussach klagen, wie sie im 30jährigen Krieg mitEinquartierungen, Durchzügen, Contributionen belegt, und von den Schweden gebrandschatzt,geplündert und völlig ruiniert worden seien, verlangen demnach von Rheineck, ThalSt.Margrethen und Land Appenzell, die viele Güter jenseits des Rheins haben, sie möchten einenBeitrag thun. Es wird unter anderem vereinbart: 1. Von jedem 100 Gulden Anschlag für Güter soll4 Gulden abgestattet werden. 2. von jeder Mannsmaad 8 Kreuzer Steuer jährlich.1696. Johann Messmer Stadtamman. 1699 ist er es noch.1716 gehört der Kamelhof dem Junker Georg Zollikofer (p. 548).1718 eine neue Feuerspritze.1698. Georg Kuhn Stadtammann.1529. Peter Zengerlin Stadtammann. 1495. Heinrich Gessner, Burger zu Lindau, und Margaretha Güggelin, Hermann Hochdorfersel. eheliche Tochter verkaufen den 7 Orten den Zoll und Verschatz zu Rheineck, den letztern vonihrem Vater geerbt (p. 636).

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1544. Von jedem Fass Wein zu Wasser oder Landgefährt bezog Rheineck 6 Pfennig.1559. Rheineck hatte die Kugelwis zu Lehen um 6 Gulden 12 Kreuzer.Der Zoll wurde ihm verliehen um jährlich 55 Gulden.Der Landvogt soll einen anderen Pranger von dem Halseisen machen lassen. Der alte war umge-fallen (Abschied von Baden).1559. Die Kirchhöre von Thal musste dem Fährmann bei Rheineck Holz zur Erbauung oderAusbesserung der «Narbe» (Schiffgross) geben (p. 642). Amman zu Thal Hans Gasser.1610. Laurenz Bösch ist Stadtammann.1643. Amman zu Thal Barthlimä Diezi. 1690. Johann in der Maur Stadtammann, 1699 Johann Messmer.1699. Das Fahr wird von den 8 Orten verliehen.

2251700 wird eine neue Fährordnung zu Baden gemacht:1. Die Pfärrigen nach Thal zahlen von Georg bis Gallitag 2 Pf., Galli bis Georgi 3 Pf.2. Die gleichen zahlen vom Stück Vieh 4 Pfennig3. Von jeder Mannsmaad Lehen jenseits des Rheins 2 mass Wein.

Von jeder Juchart Acker 32 Kreuzer.4. Von jedem Fuder über den Rhein 15 Pfennige.5. Von jedem Brautwagen 5 Schillinge.1731. Conrad Messmer, Stadtamman.1759. Tobias Lutz, Stadtamman.1608 giebt der kleine Rath die Fähre der Stadt Rheineck 10 Jahre in Lehen.1666. Wilhelm Messmer Stadtammann.1652. Laut Abschied von Baden mussten alle Fremden, die Reben in Thal und Rheineck hatten,dieselben durch Hofleute um den halben Nutzen schaffen lassen, letztere mussten aber den halbenMist und Stickel bis zu den Reben liefern (das ist ein Rebbrief).1718. Stadtamman Jakob Bärlocher.1733. Stadtamman Heer und Hofammann Messmer.1545. Eine Flötzenordnung, die Flötze mussten von Chur nach Rheineck, und werden von denRheineckern gekauft und verkauft (p. 762).1563. Die 3 Länder in Ilanz bestätigen das Recht der Rheinecker und versprechen, mit denKaufleuten zu reden, dass sie die Kaufmannsgüter auf den Flötzen in Rheineck abladen und dieFlötze daselbst verkaufen (p. 765).1503 kostete ein Flotz 34 Bazen.1569 kostete ein Flotz 28 Bazen.1605 kostete ein Flotz 3 Gulden.1606. Stadtammann ist Sebastian Kuhn.1606. Die von Widnau, Haslach kaufen Flötze auf, auf denen keine Kaufmannsgüter, wohl aberBand, Reif etc. Die Rheinecker klagen; die Widnauer etc. werden geschützt.1615. Ein Flotz kostet 2,5 Gulden.1651. Ein Flotz kostet 3,5 Gulden.1639. Stadtamman Hans Jakob Bärlocher.1663. Ein Flotz kostet 3 Gulden 30 Kreuzer bis 1704.1715. Ein Flotz 3 Gulden 30 Kreuzer.

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1726. Ein Flotz 3 Gulden 36 Kreuzer.1738. Ein Flotz 3 Gulden 36 Kreuzer.1772. Stadtamman Johann Jakob Lutz, vorher Johann Jakob Heer.1773. Stadtamman Johann Jakob Heer.1782. Stadtamman Johann Jakob Lutz.1817 kauft Rheineck vom kleinen Rath die Stapfenwies, ferner die Eggwies und dieLandschreibereiwies.1506. kauft Rheineck das Schutzholz.1508. Hans Rugkh Altstadtammann.1595. Hans Kuhn Altstadtammann.1809. Rheineck, Heiden, Wolfhalden erhalten von Thal aus dem Kirchengut:Rheineck 5300 Gulden, Heiden 3000 Gulden, Wolfhalden 3000 Gulden.Thal Ammann Heller, Rheineck Ammann Kuhn.1808 Rheineck kauft die Kugelwies vom kleinen Rath.

2261811. Umguss der neuen Glocke. So schwer wie die Alte gebrochene. Die Alte wog 2675 Pfund.Die neue wiegt 2617,5 Pfund.1425. Die von Rheineck halten denen von Feldkirch durch den Rhein herabkommende Waarenauf, worüber Beschwerde.1475. Feldkirch und Lustenau klagen, die Rheinecker lassen sie nicht weiter fahren, sondern siemüssten da abladen, und die Rheinecker führen lassen, da doch der Rhein eine Reichsstrasse sei.Rheineck weist auf Zoll und Niederlage hin, und jeder der hinauf oder hinab fahre, müsse beiihnen abladen und verzollen und sie und Höchst zur Hälfte damit fahren lassen und solchenBrauch hätten sie hergebracht, länger, denn jemand verdenken mög. Auch sei es Stadt- undLandrecht, und sie hätten dazu bei 20 bestellte Leut mit einem Rottmeister, auch die von Höchst.Die von Lustenau werden in der freien Schifffahrt gelassen.1479. Die Rheinecker gelangen an das Constanzergericht, das sie in ihrem Rechten schützt.Stadtammann Hans Graff.1480. Und auf Klage der Lustenauer den Spruch bestätiget (p. 864-67). Hans Hug Ammann.1482. Ein besonderer Brief trifft ein Verkommnis mit denen von Feldkirch.1484. Hans Hagg Stadtammann.1484. Eine Masse Briefe und Kundschaften zwischen Rheineck, Höchst, Fussach, Feldkirch; diein Feldkirch, Buchhorn und Lindau aufgenommen wurden wegen der Fuhre.1491. Das Gericht von Constanz (p. 874) weist die Rheinecker ab. Die Feldkircher können kaufenund verkaufen und führen wohin sie wollen, was sie zum Hausbrauch bedürfen. Amman Hans Egg.1665. Die Rheinecker Schiffleut sollen in Lindau den Schiffleuten den 3. Pf. Abfuhr bezahlen.Die Rheinecker weigern sich. Verbleiben beim Alten.1693. Neuer Zankapfel, die Lindauer Schiffleut wollen die Rheinecker und Staader nicht abfah-ren lassen. Die Lindauer beschweren sich, dass die Rheinecker und Staader mehr Frucht und ande-re Waaren an sich gezogen als sich gebührt. Klage und Widerklage.1698. Klage der Rheinecker über die Lindauer Schiffleut. Klage der Lindauer über Rheinecker.1701. Neue Klage der Rheinecker und Lindauer, letztere versprechen, die Abfuhr des Nöthigenfür Rheineck und Thal zu bewilligen.1708. Lindau beschwert aufs Neue.

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1710. Hin- und Herschreiben der beiden Städte, worin Lindau bei der Beschränkung von 20 Mal-ter wöchentlich für Rheineck bleibt.Die Lindauer sorgen für ihre Schiffleute das Recht der Abfuhr. 1711. Rheineck ruft Zürich an, das den Lindauern das Verbleiben bei dem Verspruch von 1668rekommandiert. Lindau schreibt auf Zürich, es lasse den Rheineckern wöchentlich 20 Malter unddas Garn abführen. Weitere Hin- und Herschreiben zwischen Zürich, Rheineck, Lindau etc.1712. Ein Schreiben von Lindau nach Zürich sagt, dass Rheineck sich mit 20 Malter Fruchtwöchentlich begnügen soll. 1721. Lindau meldet, es könne seinen Schiffleuten der Abfuhr halt nicht hinderlich sein.1724. Rheineck ersucht Lindau um die alte Abfuhr wie anno 1668.Lindau schreibt an Zürich, die Rheinecker Schiffleut seien Kaufleut und sie können ihrenSchiffleuten die Abfuhr nicht entziehen.1727. Rekommandation des Syndikats von Frauenfeld an Lindau die Rheinecker Schiffleut betr.

2271728. Rheineck bietet einen Vergleich an und wählt als Abgeordnete Lieutenand Laurenz Heerund den Stadtschreiber Messmer. Rekomandation von Zürich an Lindau.18. Juni: Schreiben die von Lindau, dass noch kein Vergleich zu Stande gekommen. Lindauschiebt immer hinaus, weil Hr. Doktor verreisen müsse.1729. Jenner. Ein ähnliches Schreiben von Lindau – und wieder eines.Dezember 16. Endlich kommt ein Vergleich zu Stande.

Auszüge aus Zellwegers Urkunden 1. Jahrgang, 2. Abt. von 1400-1452No. 170 Aufzugbrief über das Gut zu UndraDem Hochwürdigen meinem gnädigen Herren, dem Abbt des Gotzhus zu Sant Gallen, das an allesmittel dem Stuel zu Rom zugehört. Sant Benedicten Orden sin Constantzer Bystumb gelegen,Enbüt ich Johannes Sulzberg, Priester, Kilchherr ze Nidren Vaz, min andächtig gebett, und willigDienst vor, gnädiger Herr. Wiss voner Gnad, daz ich vnd meiner Geschwüsterget, das Guot zuVnder Vaz von eüch vnd euwerem Gotzhus, vnser vorgedachten Geschwistergiten lehen ist, demFrommen Knecht Hanssen Burkarten von Tal, mit aller Zuegehörd, usgenommen die Müli, vnnddas darzuo gehört, vmd hundert vnd acht Pfund Heller zu kuffen geben habint. Vnnd won ich vonsachen wegen dass Erwirdigen meines gnädigen Herren des Abbtes von Pfävers, dess Caplan ichbin, selber ze disen Ziten für unser Widrigkait nit kommen mag. Herum send ich euweren Gnadenvf den vorbeschaidenen verkoufften Tail des Guots zu Undra, by Volrichen Sultzberg, meinemBruoder, für mich, Vnd bitt euwer Gnad demütklich mit allem ernst, daz je denselben verkoufftentail, dess Guots zu Undra, dem egenanten Hauss an Burkarten liehen geruohint. Das ich allwegenin Gott, nach aller meiner Vermügent, vmb euwer Gnad will verdienen. Dass alles zu warem offe-nem Urkund, Han ich erbetten den vorgesaiten minen gnädigen Herrren den Abbt von Pfävers dazer sin Insigel, für mich, In sinem Gottshus vnnd sinen nachkomen vnschädlchen, gehenkt hatoffenlich an disen Brief: Der geben ist zu Pfävers, an Sant Bartholomes dess hailigen zwelff bot-ten Abend, nach Christi geburt im Vierzehenhundertsten vnnd dem vierden Jar.Rheineck steht auch bei St.Gallen Appenzell und den anderen verbündeten Städten undOrtschaften die Graf Hug von Montfort wegen der Veste Neuburg einen Vertrag schlossen undhieng sein Insigel an die Urkunde anno 1405, Oktober 16.1410. Mai 10. macht Graf Friedrich von Toggenburg mit den Appenzellern eine Einigung, worinsie ihm versprechen, ihm behelfen zu sein, wider die Herrschaft Oestreich, wider Feldkirch die

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Herrschaft und «och wider Rinegg die Herrschaft und wider das, das zu derselben Herrschaftgehört, als der vest Ritter Her Lienhart von Jungingen vor einer Herrschaft von Oestereich wegenjur gehegt hat».

228Aus der Urkunde 211. (Eine Einigung zwischen Graf Hug von Werdenberg und Appenzell gehthervor, dass die Herrschaft Rheineck als nicht zum Rheinthal gehörend angesehen wurde).(Anmerkung von Zellweger).König Sigmund versetzt den Edlen von Jungingen und Bodmann das Rheinthal und denBregenzerwald. Urkunde 221: «Darumb so hat der Keyser Sy mit des Hertzogen willen verwystuff Rhynegg, Altstätten und uff das Rintal.» Urkunde 233: Die Stadt Zürich spricht die Vögte vonRheineck Lienhart und Jungingen und Froschhans Bodman klagen bei Zürich, dass ihnen dieLandleute von Appenzell an die 46 Pfund Constanzer Pfennig Jährlicher Reichssteuer 12 Pfundabbrechen seit 4 Jahren, weil sie sich im Rheinthal als steuerfrei halten; Zürich erkannt, dass siesteuern müssen in den Höfen und in der Herrschaft Rheineck. 1419.Urkunde 249: Graf Friedrich von Toggenburg und der Graf von Thierstein verpfänden RheineckSchloss und Stadt und das Altstetten und das Rheinthal an die Brüder von Peyer, den 22. Juni 1425«doch also, dass sy alle Jar von demselben Pfandt (6000 Gulden) nit mer innemmen noch niessensond, dann vier hundert Pfund Pfenning, Constanzer Münz und Währung für Zinss, für Burg-Hutund alle ding, usgenommen den Heuwuchs, der gen Rhinegk gehört, und das War daselbst undalle Hüner, Gänz und Eyer, Visch und Vischenzen, die gen Rhinegk gehörend, und bisher dahingedient hand» (aus Tschudy). Urkunde 258: In der Zeugenaufnahme des Grafen Friedrich von Toggenburg gegen dieAppenzeller im Oktober 1428 (Original im Staatsarchiv Luzern) kommen folgende Klagepunktevor. Sie beraubten und vertrieben den Pfaffen von Montlingen, Marbach, Lustenau undSt.Margrethen, Höchst, den Pfaffen von Bernang haben sie so viel "gewecht", dass er in die Kircheflüchten musste und dass ihn die Bernanger in die Rosenberg begleiten mussten; sie schlugen denAltstetter über 300 Juchert Waldung ab, machten Gefangene, entweihten den Kirchhof vonBernang, raubten wo sie konnten.Item: «in dem obgeschriebenen letzten friden hand die Appenzeller vnserem genannten vonTogkenburg die seinen ze Tal vor Rinegg in dem Dorff geschadget als der Koller gefangen ward,vnd hand Inen das Ir mit frevel vnd gewalt genon vnd gewust, das ist wissenlich dem Kirchherrenzu tal, wilhelmen vnd diethelmen den Blarern gebrüder Hansen Gaiser Irem knecht BartschinHugen zu Tal, wernlin tobler vnd dem Joben ze tal.» (p. 394-396). Der Kilchherr wird Kaspargenannt, der als Kläger auftrat. – Ebenso verwüsteten sie das Holz zu Thal, und beraubten viele. Urkunde 265: König Sigmund bestätet die Verpfändung des Rheinthals an die Payer den 29.November 1430. (Urkunde 334 pag. 608-610)

Urkundenbuch der Gemeinde LutzenbergWir diss nochbenante Hanss Messmer von Thal und Hanss Graff genannt Rorbacher zu diesenZeitten Heiligen Pfleger der Kirchen daselbst, Bekennend und verstehend offentlich mit diesemBrieffe für uns und unsere Nachkommen allen denen die Ihn ansehend, Sehen oder Hören lesen;Dass Wir mit ein Hellig gesamt und guter Vorbetrachtung von Haissens wegen der Burger zuRhein-Egg und anderen gemeinen Kirchsgenossen der Kirchen zu Thal, da ob laut dem HoffgutNiderloch ob Thal gelegen. Stosset zu einer seithen an das Hassle, und zu der andern seithen an

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das Oberlöchly, und der dortten seithen an Lochenbach, und zu der Vierthen seithen an dieGemeind nach dem und als Marchen aussweisend, der recht frey, Eigen und Ledig und loss ist,und normahls des

229Gotts Haus gewesen, mit Gezimmer, mit Abher, mit Wiesen, mit Holz, mit Feld, mit Wohn, mitWeid, mit Steg und Weg, mit Wasser, mit Wasserflüss, und mit allen Rechten und Zugehörenden,eines stätten, ewigen Kauffes, recht und redlich verkauffet, und zu Kauffen gegeben haben, undgebend wüssentlich mit diesem Brieff, dem Wohlbescheidnen Hänny Heller von Thal und seinenErben um Ein und zwanzig Pfund der guten Landwehrung, dero wir von Ihm ausgericht und gargänzlich bezahlt worden seyen, und an der abgeschribnen Kirchen, und an der Gemeind Brauchgewendt haben. Wir haben auch dem obgedeuten Häny Heller, das obbedeut Gut zu Niderlochendarfür und in solchen rechten zu kauffen und an des Heiligen Reichesstrasse, aufgeben, und insein und sein Erben Hand bracht, dass Er und sein Erben, in dere Hand und gewalt das selbe Gutimmer kommt Innhabend, Bauwen und niessend, um Hinfürr mehr Ewiglich jährlich je auf SanctMartins Tag ohne allen abgang, auffzug und widerrede, auch ohne allen schaden geben, richten,und antworten sollen, an die obgenannten Kirchen zu Thal unser Lieben Frouwen zween Schilling,und einen Leuthpriester daselbs einen Schilling pfenning, Landtwehrung die denen ja zuRheinegg genähm und geläufig sind, ohn gefährd, Er oder sein Erben sollend auch durch dasobgenant Gut zwo Strassen oder Weg lassen gohn in die Gemeinden, nach nothdurfft, und also wiesolchen Rechten und Bedingen, haben wir Uns desselben vorgeschrieben Güter Niderlochen, mitaller Zugehörd verzigen und entwehrt, verzigend und entwehrend. Unss mit diesem Brieff, fürUnss und Unsser Nachkommen, Frydlich und williglich gar und gäntzlich von der obgeschriebe-nen Kirchen wegen aller Eigenschafft, aller Kundschafft, aller gwehren und Zeugnuss-Rodel,Leuth und Brieff, aller Forderung und Anspruch, aller Recht rechtung, so wir als UnserNachkommenden, der gedachten Kirchen wegen, Unss her auff diesen Heutigen Tag, als diesesBrieffs dato aussweisset, an zu und von des vorgeschriebnen Gutswegen, eingebt haben, als für-bas immermehr gehaben oder gewinnen möchten, Uns an die vorgeschriebnen 3 Pfund Pfenningjährlichs und Ewigs Zinsses der Kirchen und dem Leuthpriester zu Thal, als vorgeschrieben steht,und das Wir nach Unssren nachkommen, nach Niemand an Unser statt, noch von Unssertwegen,den Vorgedeuten Hany Heller und seine Erben und Nachkommen, bekümmern nach bekrenken,noch in kein weis beschwören, weder mit noch ohne Gericht, Geistlichen noch Weltlichen, nochmit keinen anderen Sachen, in kein weiss ohne gefährd; Wir haben auch gelobt, und lobend mitdiessem Brieff, für Uns und Unsere nachkommen, und das vordeut Gottss Hauss, des vordeutenGutes mit aller zugehörend, und dess Kauffs als vorbschaiden ist, des obdeute Häny Heller undseinen Erben und nachkommen recht und unverschädenlich gewähren zu seyn, nach Eigens Recht,und Sie darum zu versprechen und zu verstohnd, an aller potten und Grichter gen allermännigli-chen ohne allen Ihren Schaden, wenn vor und wie dickh sie hierumb mit dem rechten angespro-chen und auffgetrieben werden; Und das alles zu offem wahrem Urkund und gänzlicherSicherheit, wann Wir obdeute beid Kirchen-Pfleger Eigen Insigel nit anhaben. So haben wir fleis-sig erbetten, den Ehrsamen Conrad Schamler der Zeit Statt-Amman Rheinegg, und die ErbenHäny Messmers der Zeit Keller zu Thal dass Sie Ihm Insigel für Uns und Unser nachkommen, undfür das ohngedeut Gotts Haus Ihnen selbst und Ihren Erben ohn Schaden offentlich gehenkt habenan diesen Brieff der geben ist am Freytag nach St. Peter und Pauls Tag in dem Jahr da man zehltnach der Geburt Christi Vierzehn Hundert Zwey und fünfzigsten Jahre. –

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230Auszüge aus "Die eidgenössischen Abschiede von 1556-1586". (4 Band 2. Abteilung)Es wird 1568 Art. 18 beschlossen, keine leibeigene Person mehr in den gemeinen Vogteien ange-nommen werden, die sich nicht von der Eigenschaft gelöst; wenn ein freier Mann eine Leibeigenezur Frau nimmt, so soll letztere sich von der Leibeigenschaft lösen. 1557. Zürich macht Anzeig, Glaubwürdigen Berichte zu folge führen die Priester und Prediger imRheinthal und Thurgau mit wenigen Ausnahmen ein unpriesterlich ärgerlich Leben, woraus diePfarrkinder wenig Gutes lernen; es beantrage, dass jährlich an beiden Orten ein Capitel oder eineSynode in Gegenwart des Landvogts abgehalten werde, um ihnen unter Androhung von,Absetzung, Verweise zu geben und sie zur Besserung ermahnen. Wird in Abschied genommen.Zürich ersucht die Prediger im Thurgau sich der Synode zu unterwerfen, die Pfleger im Rheinthalder Synode zu St.Gallen; die Züchtigung der Messpriester möchte es den katholischen Orten über-lassen.1560. Man will die Anmassung Zürichs, die Prediger im Rheinthal, die Fehlbaren ein- und abzu-setzen nicht so leicht hinnehmen.1567. Die Verredung, die strafbaren Prediger durch die betreffenden Landvögte zu bestrafen. Diekatholischen Orte protestieren wieder gegen Zürich wegen den Predigern .1568. Die vor Jahren den Landvögten erteilte Weisung, die «unzüchtigen» Predigern im Rheinthalund Thurgau jeweilen auf die Synoden von Zürich oder St.Gallen zur Züchtigung zu schicken, fin-den die 5 Katholischen Orte ihren Freiheiten und Rechten einträglich. 1570. Mehrere Abschiede in gleicher Sache.1581. Der Nuntius begehrt, den Landvögten anzubefehlen, man möchte die Priesterdirnen austrei-ben.1586. Kaspar Dürler von Uri wird Landschreiber im Rheinthal.1584. Man kauft das Haus des Sekelmeisters Pfyffer für 1800 Gulden als Landvogtei-Wohnung.1585. Abgeordnete von Rheineck und Thal eröffnen: Sie haben vernommen, dass die regierendenOrte ihre Güter im Rheinthal zu verkaufen beabsichtigen. Da nun viele arme Leute diese Güterals Lehen und ziemlichen Eheschatz an sich gebracht, so bitten sie ganz dringend, man möchtesich ihrer erbarmen und es ihnen zu wissen thun, wenn der Verkauf von sich gehe, damit sie auchbieten können. 1580. Es waltet ein Streit zwischen den Gemeinden und Gerichten Rheineck und Thal einerseitsund Hans Graf von Thal anderseits. Erstere beschweren sich, dass Hans Graf nicht nach dem soge-nannten Rebbrief die Reben baue. Letztere sagen, sie haben früher nach alter Uebung ihre Reben«um den halben Wein» durch Lehenleute und dann wieder durch Werkleute bauen lassen. Darüberseien Veruntreuungen vorgekommen, so bebauen sie sie selbst, wozu sie als freie Landsessen dasRecht haben, wird ad instruendem genommen.1581. Landamman Bodmer von Appenzell schlägt vor, dass der Landvogt die Güter derFrauenpfründe zu Thal, die zum 3. Theil aus Landleuten von Glarus bestehe, auch an letztere nachVerhältnis verleihen, da die Frauenpfründe zu Thal viel Weinwachs und andere Einkommen habe,Appenzell wünsche, es möchte einen aus seinem Rath beider Rechnungsablagen zugelassen wer-den, derweil die Landsleute oberhalb der Letzi, auch jedes 3. Jahr einen Kirchenpfleger stellen,und es möchte bei gewissen Gelegenheiten nicht mehr auf Rechnung dieser Pfründe gezahlt wer-den (wird 1584 angenommen). 1562. Der Landvogt soll jeder der Schützenstätten Altstetten und Rheineck 6 Gulden zumVerschiessen geben.

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1581. Die von Rheineck und Thal wünschen im Bauriedt den sogenannten Buchsee zu kaufen,woran die Landvögte früher Fische bezogen, der nun verfallen und ausgefüllt ist, zu kaufen undeine Weidplatz zu machen.

2311583. Da man vernommen, dass die von Rheineck, damit die Katholischen nicht wissen, was dieLutherischen verhandeln, alle Katholiken aus ihrem Gericht und Rath entfernt haben, bis auf denalten Stadtamman, so sollen die Gesandten zu Baden bei den Landammännern Meggeli undTheiler nähere Erkundigungen darüber einziehen. 1566. Das Gesuch des Landschreibers um Schenkung von Fenstern mit Wappen der Orte in sei-nem neuerbauten Wirtshaus wird in Abschied genommen.Einige Curiosa aus gleicher SammlungIm 16. Jahrhundert immer Klagen über schlechte Geistliche, Mönche und Nonnen, und dieTagsatzung ist oft im Falle, zu strafen, den Landvögten Weisungen zu ertheilen etc. Dem Landvogtin Baden wird 1580 befohlen, die Conkubinen der Chorherrn von Zurzach auf 2 Meilen vonZürich zu verbannen, die Ungehorsamen an den Pranger zu stellen, und die widerspenstigenPriester der geistlichen Obrigkeit zu verzeigen. Propst und Capitel beschweren sich im Namen desStifts und der gesamten Priesterschaft der Grafschaft Baden und bitten, dass ihre Conkubinendoch in der gleichen Ortschaft geduldet werden, bis Gott einen Theil vom andern scheide, undzwar dieses wegen ihrer unerzogenen kleinen Kinder, die der Mutterpflege bedürftig seien etc.Der Weinertrag der Landvogtei Rheineck war oft über 400 Saum.Nach den Amtsrechnungen erhielten die 8 Orte von der Landvogtei Rhinthal oft bis gegen 66,5Gulden jedes, oft aber auch weniger oder nichts.

Kurze Auszüge aus Merkle Vorarlberg III.Anno 72 war ein Reiterbefehlshaber Julius Briganticus unter Vespasian. Nach Facit (p. 19) . UnterCaracalla 215 fielen die Alemannen in Rhätien ein. Er besiegte sie und erhielt den BeinamenAlemannikus. Unter Heliogabal 222 thaten sie ein gleiches. Ebenso unter Alexander Severus 234.Ebenso unter Flavius Claudius 270. Anno 355 verwüsteten die Alemannen des Lenzgaues ausHass gegen die Römer oder an ihre Gränzen zu erweitern die Ländereien am Bodensee und land-aufwärts, bis sie endlich geschlagen wurden.358 fielen die Juthungen oder Ithungen in das Land. Sie schlug Barbatio. Julian hielt Alemannenvon Rhätien und dem Rhein ab, in Bregenz wurden Magazine angelegt, Constanz befestigt und 6andre Plätze, den Rhein hinab mit Werken und Besatzungen versehen. Dann Valentinians Castellaum 370. 378 schlug Gratian die Alemannen bei Colmar entsetzlich, dann zog er an den See hin-auf, befestigte ein Lager zu Arbon, liess starke Besatzungen zurück. Attila zog 449 durchUnterrhätien, wahrscheinlich wurde Bregenz der Erde gleich gemacht. Glowig setzte im Jahre 502über unser Gebiet 12 Beamte, die sich in der Folge Gaugrafen Rhätiens nannten. Darunter zähltman die Herren von Thurgau, Toggenburg, Rheineck, Ramschwag, Werdenberg, Schellenberg,Jagdberg und Schwarzach, welche aber nicht als Grafen im heutigen Sinn, sondern als Richter undBeisitzer zu nehmen sind. Sein ältester Sohn Theodorich erhielt Alemannien, unter dessenRegierung die 12 Richter um 516 sogenannte palatia, Pfalzen bauten, wie Hohentwil, Bodenau,Rheineck, Bregenz, Schwarzach und Jagdberg (p. 39).«Die Pferde der Ungarn waren «leicht», wie ein gleichzeitiger Schriftsteller sie nannte. Bregenzkam im 10. Saeculum zum Range einer Stadt, und ihr folgte bald Altstetten, Rheineck, Kaiser

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Heinrich lieferte den Ungarn eine Schlacht 934 unter dem Feldgeschrei «Kyrie eleyson» undschlug sie furchtbar. «Als Teilnehmer am Kampfe sind genannt: Rudolph von Werdenberg, Georgvon Feldkirch, Hugo von Bregenz, Otto und Adolph von Rheinegg, Johann von Brandis etc. wel-che sämtliche dem im Jahr 935 zu Magdeburg angestellten Turnieren beiwohnten(Bual.Rhaet.193)». (Merkle p. 67).

232Kaiser Otto zog 1208 dem Vorwande nach Rheineck desswegen zu seinen Handen, weil Abt Ulrichdie grosse Woche entheiligt hatte. Im Vorarlberg zählte man an 30 Dienstmänner, die sich einen Wachthurm bauten, Rüstkammernanlegten, und ihre Wohnung, Ställe, Scheuern mit Graben und Mauern umgaben. Die Herrlichkeitdieses Adels war nicht gross. Es bestand eigentlich aus grösseren Bauern. Der Stolz machte siearm. Daher so viele Raubritter und Wegelagerer (p. 120).Die Geschlechtsnamen kamen im 12ten Jahrhundert sowohl in Städten als auch in Dörfern auf.Zunächst entstanden sie aus den Taufnahmen, wie z.B. Erhard, Dietrich... Manche wurden ver-dreht, verzärtelt, wie Andreas: Anderle, Enderle; Walbert: Albert, Albrecht, Albrich; Burkhard:Bürke, Bürgi, Bürkle; Conrad: Kuno, Kuen, Küni, Kienle, Kunz, Künzle, Gunze; Hieronymus:Rohnle, Rohner; Hilarius: Hiller, Heller; Markus: Mark, Märk, Merk, Marxer, Merklin oderMerkle; Theodrioch: Dietrich etc. Nesensohn, Elsensohn, Erichsohn, Gutersohn, Idensohn etc. Sie kamen auch von Scherz, den die Edeln mit den Leibeigenen trieben: Bär, Fuchs, Has, Hirsch,Kalb, Leu, Stier, Vogel, Fink, Meiser, Krähen, Rabe etc. Sie kamen von Gregoris- und Faschingsumzügen, wo verschiedene Rollen gespielt wurden. DaherKaiser, König, King, Fürst, Herzog, Bischof. Sie kamen von Amt oder Dienst: Amman, Meier,Keller, Spitaler, Speiser, Hofmann, Huber und Messmer. Auch von Handwerkern: Schneider,Schmid etc. Von bürgerlicher Beschaffenheit: Gross, Klein, Lang, Kurz, Weiss, Roth, Schwarz,Schwärzler etc. Von der Herkunft: von einem Hofe, Weiler, Dorf, Stadt, Land, Volk etc. zumBeispiel Vonach, Untrach, Hächler, Bärlocher, Zürcher, Ulmer, Baier, Schwarzer etc. (p. 121-124).Der Toggenburger nahm nach Merkle Schloss und Herrschaft Rheineck anno 1409 in Besitz. Anno1411 wurde Rheineck von Hugo von Werdenberg (Brüder Rudolfs) überfallen. Des Schlosseskonnte er sich nicht bemächtigen. Hermann von Sulz zog mit 7000 Mann daher, um diesenFriedensbruch zu züchtigen. Dann Brand von Rheineck. Hermann von Sulz hatte in derUmgegend ebenfalls 30 Häuser eingeäschert und Bernegg niedergebrannt. Was vonWohngebäuden in Rheineck noch übrigte, befahl der Herzog zu schleifen (p. 169).Sigmund von Oestreich hatte 2 Edle aus dem Geschlechte der Gradner von Fohnstetten in seineDiensten, in denen er unbegränztes vertrauen schenkte, das sie nicht verdienten, indem sie dasfürstliche Sigel missbrauchten und seine Handschrift nachmachten. Verwiesen von ihm, flohen sienach der Schweiz, kauften das Bürgerrecht in Zürich und die Herrschaft Eglisau. Als Sigmund inden Bann kam, wegen Nicolaus Cusanus, den er als Bischof von Brixen nicht anerkennen wollte,und der 1460 zu Bruneck sogar überfallen und gefangen wurde, und die Eidgenossen aufgefordertwurden, die friedlichen Verhältnisse mit dem Herzog aufzuheben, schickten mehrere StändeFehdebriefe, auch die unverschämten Gradner, die sich sogar um die Oberanführung bewarbenund gerade sich desshalb Misstrauen zuzogen. Hans Schwegger, Rathsherr von Zürich, erhielt denBefehl über 2000 Mann, welche bei Rheineck über den Rhein fielen und von Bregenz bisDornbirn 4000 fl. Brandschatzungen erhoben. Das Schloss Fussach wurde nach ständigerGegenwehr genommen, die Besatzung über den Thurm hinabgestürzt, der Befehlshaber, ein Edler

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von Mühlegg, eingebürgert in Bregenz, vor den Augen seiner Frau niedergestochen. Das geschah1460 (p. 204-205).233 vakat234Alemanniae et Sueriae DucesJodefridus, Bertholdus et Nebi, Theodebaldus, Lantfridus, Lantfridus alius, Warinus et Ruthardus,Houchingus Hildebrandus, Erkingarius, Richarius Rudolphus, Burchardus I, Erchanger etBertholdus, Burchardus II Regilinda uxor, Hermannus I, Luitolfus, Ita uxor, Burihardus IIILuitgarda uxor, Hadewigis uxor, Otto, Conradus, Hermanus II (siehe vorher), Hermannus III,Ernestus I, Ernestus II, Hermannus IV, Otto Polatonus, Otto de Svinfurt, Rudolphus deRhinfelden, Bertholdus I Zaringius, Fridericus de Staufen, Bertholdus II, Conradus de Zaringin.Alemanniae ComitesRichwinus, Adalbertus, Ato et uxor Adelinda, Beringer, Reginolf, Gerhard filii, Piligrinus,Bertrada uxor, Adalbertus et Werin, Lantpertus, Cuono, Luitoldus et Marquardus filii.Comites Heiligenberg Ebbo, Heinrich, Conradus.

235Notiz von dem Grafen von Heiligenberg: e. Chronic Petershus (p.332-333).Im Kloster lagen begraben: Et Udabricus senior comes Brigantinus, qui Briginhusin dedit. Er war 1043 Zeuge bei einerVergabung an das Bisthum von Erimbreth unter Bischof Eberhard. Er war der ältere genannt zumUnterschiede seines Sohnes oder Enkels, der 1097 starb.Expo quoque de Sancto-monte, ejusque conjux Tuottae ad Petrum tumulati jacent in eadem eccle-sia, quorum imagines super altare in muro depictae sunt, et virili imagini adscripti sunt hi versus: Hic jacet Eppo bonus de Sancto-monte patronus. Maji quindenis est mortuus ipse Kalendis. Supermuliebrem autem imaginem descripti sunt hi versus: Jsthic Tuta malis iacet ejus conlateralis. IllaKalendis senis est tumulati Decembris. a) Videntur ehse parentes Heinrici et Arnoldi fratrum,quorum altimus Episo intrus Const.Einige geschichtliche Bemerkungen ausgezogen aus Neugart cod. depl.Das Kloster St. Gallen wird in einer Urkunde von 744 (Neag. p. 12. No. 10) constructa in sitoDargangense, et in pago Arbonense castro genannt.In der gleichen Urkunde zählt er auf: Haec loca sapernminata con servis et ancillis perculiaribuscum domibus, aedificiis et mancipiis domesticus, cum curtis clausis, cum fortiferis, pumiferis, relofficinis, qui ibidem ehse ridentur, campis, pratis, silris, aquis, aquarum decursibus, mobilibusadque inmobilibus, cultis et incultis riis discendentis adque regredientis cum omnia adjacentia reladpenditia, qui ad ipsa locoe super nominata aspiciunt... ... omnia et ex intero in dominationemecclesiae S. Galli. -– trado.Hie und da finden wir eine Vergebung, um eine Wallfahrt machen, wie die der Pieta (Beata) wel-che im Zürichgau eine Menge Vergabungen macht nach St.Gallen, und dagegen von dieser Kircheempfängt auro et argento solides LXX et Carallos V cum saumas, et rufias (pellis) et filtros (stra-guli genus ex filis laneis contextam) cum stradura sua ad nostrum iter ad Romam ambulandum.Das geschah 744 (Neugart p. 17. No. 12). Es wurden auch in Urkunde No. 14 und 15 bei Neugartcasa, sola, orta, agra, prada, pomifferis, in sibris fructefleris etc. aufgezählt:Curtis conn cors = Hof.

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In der Donation von Mothar (Exod. Trad. mon S. Galli p. 8) heisst es quod vocatum ets curtis meisDuringas cum undecim casatas, quod ad hoec pertenet, et alius curtis meis, Duringas cum unde-cim casatas, quod ad hoec pertenet, et alius curtis meis; quod vocatum est hahahusir cum XV casa-tas, quod ad hoec pertinet. In vielen Urkunden aus dem 8. Jahrhundert kommt als Vergabung an die Kirche vor: cervisa siclasXXX, panes XII, frisginga trimihsa valente (Ein Frischling, wie ich glaube, Schwein) est vero tre-mihsis tertia pars solid. i. e. denari quat uor (Lex. Alem. Tit. I a.6. §3)In der oben angeführten Urkunde der Sieta heisst es: in pago Durgauginse sito, qui diciturZurichgarvia 1) dabei werden aufgeführt die Ortschaften: Cella Nuzperech 2) Luzilanorra 3)Centoprata 4) Vtanaha 5) villa Altdorf 6) Chreotinchora 7) Smarinchora 8) Nancinchova 9)Pertluinchora 10). 1) Zoll bei Turbenthal 2) Nussberg im Kiburgischen 3) Lüzelau 4) Kemgraben5) Uznach 6) vielleicht Altendorf, oder Mimhaltdorf 7) Riedikon am Greiffensee 8) Schmärikon9) Nänikon in der Herrschaft Greifensee 10) Berlikon am Grüningeramt.

236In Urkunde 11. bei Neugart (p. 14) heisst es umgekehrt: et hoc est quod dono in Pago 2 Turgauginse, set in sito Zurihgavoia ...Mallstätte – in mallo ise, in conventu publico, in faro, judicio. Dicitur mallum et mallus, undemallare, seu in jus vocare. Pro jure vero dicando certa erant veteribus loca constituta. Inde civita-tes Leutkirch, Lindau, Ravensburg et Wangen in Suevia Malstätte olim dictae. Diversa vero nomi-nis et ymologia a diversis statuitor ap. Ducange. So Neugart.So wird auch in wo. trad. Mon. S. Galli (P. 9) ein pagus Augustense, et Prisegauginsi genannt.Othmar wird oft als Durgaugensis genannt.Der Nibelgau soll sich bei Neukirch ausdehnen. Nibelgavia villa publica wie sie bei Neugart No.45 (p. 47) genannt, klingt vielleicht in Legau, einem Dorfe nahe bei Leutkirch nach. Viele wollenden Nibelgau anders wohin verlegen. Der Argengau erstreckte mit ungewissen Gränzen über ein Theil Bajerns und Schwabens anBodensee heran, Langenargen war vielleicht Hauptstadt oder gehörte wenigstens dazu. Denn ineiner Urkunde bei Neugart von 773 heisst es: in pago Argoninse in vilari, quod diciturHaddinawilare, et in villa qui dicitur Argona.Aus einer Urkunde ca. Cod. Trad. (p. 48) m. S. G. geht hervor, dass in Romanshorn um 779 Weingebaut wurde. Denn Waldruda schenkt ihre Güter in dort dem Kloster und es werden dabei auchvineae aufgezählt.Zelga pars tertia agri rustici. Pro ea tamen voce in diversis nostrae diaecesis tractibus etiam Oeschsen Esch usurpartur. Dividitur nempe ager in tres partes, quarum altera instante autumno, alteraverno tempore colitur, ac seminatur, tertia quiescit.In einer Urkunde ex. Cod. Trad.S.Gall. (p. 96) wird Bregenz eine offene Festung geheissen:«Acrum in Pregancia castro publici». (Diese Urkunde ist vom Jahre 802).Im Jahre 837 (cod. Trad. p. 204) war zu Steinach eine Kirche. Im Jahre 853 (bei Neugart Cod.dipl. I p. 285) schenkt ein Gerhart an das Kloster St.Gallen anam hobam, quam in villa nominataAltsteti habere videntur... sub Cuonrato comite, (sc. Rhingoriae, quae Turgoviae contermina est).(Anno 856 kommt auch ein Chuonratus comes Argengoviae vor (Neugart p. 295).Im Jahre 854 schlicht Ludwig der deutsche die langen Streitigkeiten, die sich zwischen denBischöfen von Constanz und der Abtei St.Gallen erhoben. Unter andern Ortschaften welche letz-tere den erstern überlassen muss, kommt vor: et in Pago Arbonensi, in villa Puocha, quam Poso

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illuc tradidit. (Es sind im Thurgau mehrere Buchen). (Neugart p. 289). Zug sogno gehörte nochzum Thurgau (siehe Neugart p. 300). Vocatus c.e. advocatus = Vogt.Ein Erimbert schenkt 865 (cod. Trad. m. S.G. p. 288) dem Kloster St.Gallen: omnem hereditatommeam, quam in Durgange (Buchberg, mons cam silra on Kyburg) hodierna die habeo, exceptoPuohperge. Aus Cod. Trad. m. S.G. (p. 285) geht hervor, dass anno 865 bei Bussnang, Huniken,Weiningen im Thurgau Weinbau war. – Anno 867 bitten Kaiser Ludwig den deutschen delectus nepos noster 6 dobricus comes a) et Hil-doboldus b) mihsus noster, für einige aus dem Argengau um das alemann. Gesetz Phaath a) SieheAssermann in disquisit. in Chronik Petershus. b) comes Rhingoria (Cod. Trad.m.S.G.p. 316).Anno 882 schenkt Karl der dicke an St.Gallen einen Weinberg in Rhätis anam vineam in villaRautena. (Cod. Trad. m. S. G. p. 356).Anno 883 schenkt ein Thancho quiquid habuit hereditatis in loco, qui dicitur Heveningare matcha.(Cod trad. p. 352). Neugart meint es sei das appenzellische Haufen. Es scheint auch bei den Allemannen wie bei den Sachsen eine dreifache Abtheilung der Leutegewesen zu sein (Ex cod. Trad. p. 361, wo ein nobilis homo vorkommt) Nidhard L. IV. hist. c2.schreibt über die Sachsen: "Quae gens omnis in tribus ardinibus divisa consistit. Sunt enim

237inter illo, qui Edhilingi (Edle) sunt qui Frilinge (Freie) sunt qui Lazzi (nianunahsi v. Cassen) illo-rum Angua dicunter.Ein Eccho tauscht 886 (ex cod. trad. p. 367) mit Abt Conrad 8 Yucharten in Marbach gegen eben-so viel in der Hochstetter March (Höchst). Ulrich Graf von Lienz- und Argengau ist unterzeich-net. Ebenso Hiltibold, Comes (von Rheingau). Es scheint das Rheingau unter Ulrich gewesen zusein, da es aber eine Art Statthalter im Rheingau hatte.Carl der dicke schenkt 887 (Cod. trad. 371) ein Vasallme St.Gallens einen Zins, die Urkundewurde in Lustenau ausgefertigt.Anno 897 (Cod. trad. p. 397) giebt ein Pero, was er in Goldach besitzt, dem Kloster St.Gallen.Dabei ist auch ein Weinberg.Anno 904 (Cod. trad. p. 415) übergiebt ein Wolfhere all seinen Eigenthum in Ringorre, in loco quidicitur Farnivang (vielleicht Bernang). Anno 982 wird Berneck (Neugart p. 627). "Pernanch"genannt. Der Abt schenkt dem Bischof Eginolf von Lausanne vineam. Unter dem Eigenthum wer-den auch Weinberge aufgezählt. Anno 947 giebt Otto I dem Kloster St.Gallen das Recht, in Rorschach einen Markt zu haben, mer-catum ibi haberi ad Italiam proficiscentibus, vel Romam pergentibus esse commodam, et ulitatefratrum sub ejusregimine (Graloh) Deo militatnium nihimominas esse necessariam, und das RechtMünze zu schlagen. – et percuhsuram monetae ibi facere permittimus. (Bei Mengart p. 593excollect. diplom. D. de Haller)).Nachträgliches aus Chronicon Petershus bei Nessermann.Liber 3. §. 26. Igitur rea Heinricus abbatem monasterii S. Galli patriarcham apud Aquilegiam con-stitituit, et utramque potestatem habere permisit, pro eo, quod semper erroribus ejus toto annisufarebat, qui a Wiperto (der Gegenpabst) ardinatus contra catholicos tyrannidem exercebat. Ea decausa etiam regem instigarit ut venerabilem Gebehardum Constantiensem episcopum depelleret,et alium pro eo constitueret, eoquod ipse noumquam ei vel alicini fautorum suveum ulla rationecommunirare voluisset. Erat enim idem Gebehardus tunc temparis legatus et Vicarius Apostolicusin Theutonicis partibus. Iom dictus ergo Udabricus din cum rege conspiratione habita de nium

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obtalit ei unum de monarchis suis, nomine Arnoldum de Sancto Monte pro genitum, promittens,ut si episcopatum daret, ipse eum absque ejus labore intruderet. Itaque cum rex votis ejus satisfe-cisset, ille domum regressus cum magna manu militari Arnoldum Constantiam adduxit; sed civi-bus ad arma concurrentibus, et forte pertinacia resistentibus, inacti recesserunt.§.27. Item Heinricus frater Arnoldi advocatus de Sancto monte congregata multitudine suo rumadvenit, et in monasterio S. Gregorii tyrranidem exercuit. Nam victualia fratrum temeraria manuinvaserunt, gladios suos in eorum animalibus provarerunt, et multa flagitiosa perpetrarunt. Interhas varias et multimodas conflictationes Gebehardus episcopus munitionem sibi construxit incapite Rheni fluminis in ipsis fluentis, ut ipse inibi tutus manere potuisset. Ad ultimum tam fraterejus dux Bertholdus, quam cateri omnes pene corrupti sunt muneribus, et abominabiles facti suntei, et non erat, qui ei faceret bonum, usque ad unum Theodoricam, quem in omnibus tribulationi-bus reperil fidum.Nach §.28 p. 355. floh Gebehard von Constanz und übte das Amt Domni apostoloci magna cumgloria quamris exul.Arnold wurde als Bischof eingesetzt zu Lichtmess 1103 magno cum strepitu.

238Im Jahre 1105 bemächtigte sich Heinrichs Sohn V. der Regierung, verstiess Arnold, und setzteGebehard wieder ein. (§.33 p. 357).Auf einer Zusammenkunft zu Mainz legte der Vater das Szepter nieder, und warf sich vor Gebharddem apostolischen Legaten nieder, um Absolution von der Exkommunikation flehend: maltumflens, was Gebhard ihm verweigerte. Bald nachher starb Heinrich II.Einige Ergänzungen zu Zellwegers Urkunden. Bd. I.Im Jahre 797 schenkt ein Cundarat alles was er in Hostaedio (Zellweger meint, die Gegend vonWalzenhausen sei Höchst genannt worden) besitzt, tamdomibus, quam etiam pascuis et pratis, ter-ris, silvis, aquis, aquaramque decursibus, cultis, aut adhuc quibusdam incultis (Es kommen alsonoch keine Bäume vor) dem Kloster St.Gallen, damit sein Sohn Albino dort sein Lebenlang rec-tum, et omni anno restitum, et religua testamenta, et locum ingredi Refectoriam, mandacare cumfratribus, ibique priviatem habeat inter illis, und wenn tauglich, er zum Mönche angenommenwerde. (Zellweger I. p. 1).Anno 819 schenkt ein Hatto und sein Sohn Adalhilt Güter dem Kloster (von Hohsteathe)(Zellweger I. p. 3). Anno 980 (Zellweger I. p. 49) werden Höchst und Dornbirn vici atriusque ripaegenannt, uns scheint somit Höchst damals ein beträchtlicher Ort gewesen zu zu sein. Auszüge aus Sailer Chronik von Wyl. 1864.Im Jahr 380 schildert Amman Margellin die Umgegend des Bodensees mit folgenden Worten:"der Rhein, zum Strome geworden und solche Ufer beschützend und begränzend ergiesst sich ineinen runden grossen See, welcher der rhätische Anwohner Bregenzersee nennt; wo nicht jene altekriegerische und besonnene Hochsinn der Römer einen breiten Heerweg gebauhet hat, machte ihnder Schauer finstrer Wälder, und die mannigfachen Hindernisse, welche die Barbarei derBewohner, die Beschaffenheit des Bodens, die Rauheit des Climas entgegenstellen unzugänglich(L. XV. p. 4).Die Kaiser zogen einen Gürtel von Festungen von Chur her durch Sargans, Werdenberg und dasRheinthal, dass das in Arbon oder Bregenz gegebene Feuerzeichen vom nächsten Wachgebäudeweiter gepflanzt in Chur oder sonst wo die Anzeige eines Feindes machen konnte... DieAllemannen stürmten von 222-406 an die Gränzen Helvetiens. Seit 450 Einnahme Helvetiens. ZurZeit Gallus lag Arbon und Bregenz in Trümmern: invenerant locum antiquam distructam, qui

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vocatur Arbona (Vita S. Galli c.5). Die Alemannen gaben den Flüssen der Schweiz die Benennung, die sie den gegeben, wo sie früherwohnten. Thur (ein Fluss) Neckar (Würtenberg und Baden) Steinach und Glatt Nebenflüsse desNeckar, Murg (im Schwarzwald).Vorerst regierten das Land die Heerführer. Wer 180 Juchart besass war kriegspflichtig: 10 solcherKriegs- oder Hofbesitzer bildeten einen Zehnt mit einem Zentrichters, zehn Zehnten bildeteneinen Hunteri. Eine einzelne alemannische Niederlassung hiess villa oder inchova. Das bedeu-tendste darauf war der Hof, cartis, das Herz der Niederlassung. Bewohnte die Herrschaft den Hof,hiess er Herrenhof, Dinghof, die Wohnung des Grundherren. Sala, das Land Saalland, Saalhub.War er nicht von Herren bewohnt, so fand sich ein Hof für den Meyer und für den Keller vor. DerMayer vertrat die oberherrliche Seite der Herrschaft, und war Statthalter, Vogt, Gerichtsherr; derKeller besorgt das Haus von der wirtschaftlichen Seite: er war Steuereinnehmer, überwacht dieZinse und Leistungen der Hörigen.Viel Land bei einem Weiler war nicht der Arbeit unterworfen; es blieb offenes Eigenthum, All-mend.Wenn der Grundherr eine Kirche errichtete, entstand nach und nach eine Gemeinde. DerAlemann war Herr; die Helvetier und Römer Sklaven, Hörige, Leibeigene Schlacht von Zürich.Die Alemannen lehnen sich öfters auf. 588 wurde Herzog Leutfrid von Gildebert abgesetzt.

239610 brechen die Alemannen Wifflisburgengau ein; verwüsteten ihn und brachten viele Leute heim.Fredgat gerta Francorum.Die Alemannen lehnen sich unter dem Gaugraf Walbert gegen Ludwig dem Heiligen auf, wurdenaber von ihm 842 bei Bregenz geschlagen. 843 geschah die Theilung des Reiches unter 3 Söhne.Ludwig erhält Deutschland, Prunonien, Novikum, Alemannien (dabei wurde wahrscheinlich dasZürichgau vom Thurgau getrennt). (Siehe Herm. Contrart). Der Thurgau war also nicht mehr beimfränkischen Reiche.Über alemannische Gesetze:Unbeschränkt konnte der freie Alemann zu Gunsten der Kirche ver-fügen, ja sogar ganzes Gut schenken, wenn über diese Schenkung vor 6 bis 7 Zungen eineUrkunde auf dem Altar der beschenkten Kirche legte. Er könnte sich selbst als Sklave der Kirchehingeben (von Sailer mit Verlust der Menschenwürde). Asylrecht der Kirche für Verfolgte. Bussefür Nichtachtung des Asyls mit 60 Schilling. Für den Todschlag eines Freien musste 160,Freigelassene 80, Weibe 320 Schilling bezahlt werden. Für den Todschlag eines Diakons 300,eines Pfarrers 600, des Bischofs wie Todschlag am Herzog.Oeffentlich hielt der Alemann Gericht in jedem Zent am mallus, Dingstätte des Samstag wurdeGerichtstag, der Gaugraf war bei höhern, des Centenar bei niederen Fällen Gericht, gewöhnlichunter einer Linde, an einer Landstrasse beim Vorsitzer war ein Richter als Leiter des Gerichts,neben diesem den vom Herzog ernannte Notheiler. Alle freien Zehntbewohner und der «Umstand»das Volk wurde gefragt.Mit grosser Genauigkeit ist für einzelne Misshandlung die Strafe bestimmt. Ein Faustschlag 1Schilling, im Faustschlag dass Blut fliesst 1,5 Schilling; Wunde der Hirnschale 3 Schilling, 20 bis40 Schilling die Veränderung oder der Verlust des Auges, Hieb auf die Nase 6 Schilling, 40Schilling Abhauen der Nase etc. Zähne, Stockzahn, Zunge, Arm, Hand, Finger, Gleich, selbst Haarund Bart... Entblössen des Hauptes einer Jungfrau, wenn sie von einem Dorfe zum andern geht 6Schilling. Aufheben des Kleides bis zur Wade 3 Schilling, bis zum Knie 6 Schilling: Gewalt üben40 Schilling. Der doppelte Betrag für eine Ehefrau.

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Die Freie wurde hörig, wenn sie einen Hörigen heirathete. Am Morgen nach der Hochzeit gab derMann die Frau ein Geschenk an Geld oder Silber, Leibeigenen oder Pferden bis zu 12 Schillingund die dargebrachte Jungfrauschaft = Morgengabe. (Lex Alemannorum bei Goldast) für 4 Denarekaufte man 1 Spanferkel (1 Trimessis = 4 Denare, 1 Schilling 3 Trime, Sen = 12 Denare), für 5Trimessen erhielt man die besten, für 4 einen mittleren Ochsen (bei Goldast p. 77).Der Reisende, der in der geschilderten Zeit Wyl besucht hatte, würde einen oder mehrere Höfegefunden haben, die eine dichte Hecke umgeben, und durch die ein offenes Thor zu denWohnungen gewiesen hätte. (Rectam curtam cum sepe cir cum cinetom. Formulae Isonis). ImMittelpunkt mehrerer Gebäulichkeiten, umgeben und einige Obstgärten hätte das Wohnhaus mehrgewonnen. Nur ein Stockwerk, nur ein Zimmer umfasste des Alemannen Wohnung und Küche.Rings um die Säla lagen die Hütten der Leibeigenen (casae), die Stallung (scuria), wo desAlemannen Streiters wieherte (marach) und die Stallmeister noch 12 andere Pferde besorgte(mariscalcus), die Schütte (scutia) das Vorrathshaus. Der Speicher (spicarium, granea) lagen dieKeller. Das Rindvieh, die Schafe, die Schweine hatten abgesonderte Stallung, sofern sie nicht inden weithen Waldungen und Triften herum schweiften, und die dortigen Sauhütten bezogen(Curicas). Unbekannt waren Gasthäuser, unbekannt ungastliche Häuser. – Die Leibeigenen trugen grobe, leinene, zur Winterszeit wollene Kleider, die vornehmen Schuhe,oft aussen mit Gold geschmückt, mit 3 Ellen langen Schnüren versehen, scharlachene Lenden umdie Beine, und darunter leinene Hosen von gleicher Farbe, aber mit kunstreicher Arbeit verziert.Ueber diese Lenden erstreckten sich in Kreuzesform innen und aussen, vorne

240 hinten jene langen Schnüre. Dann folgt ein Hemd von Glanzleinwand und darüber dasSchwertgehenk, das letzte Stück war ein graues oder blaues Gewand, viereckig und doppelt, sogeformt, dass es über die Schulter gelangt, vorne und hinten die Füsse, an den Seiten aber kaumdie Kniegegend berührte nach Art der Wintermäntel unserer Fuhrleute. In der Hand trugen sieeinen Stock von einem geraden Baumstamme, mit Knoten schön und stark mit einem Handgriffvon Gold oder Silber und erhabener Arbeit versehn. Dies war die Tracht Kaiser Ludwigs desFrommen, als er im Kloster St.Gallen einen Besuch machte etc. (Mönch von St.Gallen I. 34)Witterung etc. 708 harter Winter, 710 hartes Jahr Fruchtmangel, 712 grosse Wassernoth, 721 sehrfruchtbares Jahr, 762 langer und harter Winter, 764 aussergewöhnlich langer Winter, 820 grosseWassernoth, Pest, die Früchte verdarben, 821, 822, 823 die Pest dauert fort, 849 harter Winter undPest, 861 grosse Hungersnoth, 867 Überschwemmung; der Rhein überfroren, 868 Hungersnothund Pest unter Menschen und Vieh, 877 die Pest, 878 noch Pest, 880 der Rhein gefroren,Unfruchtbarkeit, 881 harter Winter, 897 Hungersnoth, dass Menschenfleisch verzehrt wird.Mit Gründung der Städte begann die Mischung zwischen Freien und Hörigen. Die Bevölkerung,die wie Städtegründer in die Stadt zog, erhielt dadurch keine leibeigenen Hineinzieher ohne ihnenzugleich auch die Waffen zu geben, ohne dass ein neues früheres Verhältnis zwischen Herren undHörigen sich erhoben hätten etc.

Eine Stadt war Eigenthum der Grundherren. Die Rechte derselben bestanden darin, 1. von jedemHaus und Hofstatt eine jährliche Abgabe, die Hofstattpfennig und der Eheschatz beiHandänderung. 2. von der gesammten Bürgerschaft eine übliche Steuer. 3. die Berechtigung desSchmid, Wirths, Mühlen und Brückergewerk zu verleihen. 4. Ein Umgeld des Ellstab Waag undBankschilling. Von Metzger, Gerbern und Salzleuten und andere Handwerkern erhielten sie den

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Wisatpfennig. 5. der Einfluss auf das Wohl der Schultheissen. 6. die Bussen von Gerichten. 7. Jagdund Fischung. 8. die Bürger waren pflichtig mit ihnen in den Krieg zu ziehen. Rechte des Bürgers: Das Haus ist des Bürgers Eigenthume, für den Platz zahlte er den Schilling.1) Das Haus des Bürgers ist seine Burg und vom Gesetze beschützt. 2) Jeder andere Besitz istEigenthum des Bürgers. Die Leibeigenschaft ist bis auf den Gewandfall zusammen geschwunden,das heisst Leibeigene, der Wils Bürger wurde, erhielt auch bei seinem Tode das besteKleidungsstück. 3) Der Bürger kann sein Eigenthum vererben. 4) Die Stadtmauer macht frei.5) Die Bürger sind zu gegenseitigem Schutze berechtigt und verpflichtet. 6) Die Bürger wählenaus einem Vorschlage des Oberherrn Schultheiss und Räthe.Die Stadtwur das Eigenthum ihrer Grundherren: das heisst sie konnten ihre Regierungs- undEinkunftsrechte beliebig verpfänden oder verkaufen. Letzere bestanden 1) (in Wil) von jedemHaus und Hofstatt weil es auf ihrem Boden stand, eine jährliche Abgabe, den sie Hofstattpfennigund den Eheschatz bei der Handänderung zahlten. 2) Von der gesammten Liegenschaft eine jähr-liche Steuer (siehe oben). Ganz wie die Zehnt- und Gaugerichte der Alemannen wurden die mehrunehre Stelle getretenen Jahr- und Blutgerichte von gesammter Bürgerschaft (im Kriege) unterfreiem Himmel gehalten. Ansprachen über liegendes Gut, Forderungen, Verpfändungen, Käufe,Verkäufe von der unsässigen Bürgerschaft verhandelt und vor ihr der Anspruch über Leben undTod, Kerker oder Verbannung oder kleinen Bussen endgültig gefällt. Gerne wählte man dazu denSchatten einer Linde... In Verbrechensfällen leistete der Reichsvogt die Verhandlung, das Volkfällte das Urtheil. Stimmen konnte nur, wer in der Stadt Erb und Eigen besass. 3) Für die meistenStraffälle, für Todschlag und Verwundung waren ganz nach dem ehemaligen Recht Geldbussenfestgesetzt. Der Bürger, den einen Nichtbürger erschlug 100 Pfund Pfennig, der einen Bürger dasdoppelte. Ausserdem musste der Thäter noch der Kirche und der Verwandten sühnen.Die Grundherren gründeten und bauten die Kirche, und betrachteten sich als Eigenthümer dersel-ben, weil sie sie für ihre Leibeigenen gebaut wie Haus und Stall auf eigenem Boden. Sie betrach-teten alle der Kirche an Geld, Liegenschaften an Opfer und Vergabungen gemachten Stiftungenetc. nur als Zubehören der Hauptsache, die dem gehört, der sie besitzt. Sie zogen alle

241diese Schenkungen zur Hand, wiesen dem Pfarrer den Lebensunterhalt nach ihrem Gutfinden undschalteten mit der Kirche und ihrem Vermögen (Kirchensatz) wie es ihnen gutdünkte. Sie verfüg-ten wenn und wie es ihnen einfiel, durch Schenkung oder Theilung, Verkauf oder Verpfändungüber den Kirchensatz und nahmen also der Kirche und der Gläubigen gegenüber die Stallung vonGasthofbesitzern oder Badwirthen ein etc. (I p. 97). Von Schule ist in der ersten Hälfte des 13.Jahrhunderts noch keine Spur zu finden (p. 91).(Pag. 100-101). «Mit vollem Recht darf man annehmen, die Armenfonde unserer Zeit haben ihrenUrsprung und Grösse hauptsächlich in dem christlichen Glauben jener fernen Tage gefunden. Derüber das Grab hinaus wohltätig sein wollte und für seine Gaben an die Armen ihr Gebet, die ver-heissene Vergeltung des Himmels und die Sühne manchen Erdenfehler verwertete. Beinahe keineJahrzeit wurde gestiftet, ohne damit nicht eine Spende an die Armen zu verknüpfen, welche nachgehaltenem Gottesdienst auf dem Grabe des Verstorbenen selbst ausgetheilt werden musste. DasAngedenken des Todten sollte durch diesen Besuch seines Grabes erhalten, die Einsamkeit einesJahres durch freundlichen Besuch unterbrechen werden, gerade, wie etwa das öde Haus derGrosseltern alljährlich durch den Weihnachtsbesuch ferner Enkel belebt wird. Es weht aus diesemStiftungsbriefen uns der Gedanke an, als fülle der Begrabene die seinem Grabe erwiesene Ehre,

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als höre er die Klagen um seine Dahingeschiedenen, als bestehe zwischen ihm und der lebendenWelt noch eine Wechselwirkung. Der Todte wollte und sollte daher eigentlich jedes Jahr als derpersönlichen Gabe und Angstheiler der Spende erscheinen; den Arme sollte die Hand desselbenaus dem Grabe sich herausstreichen sehen, aus ihr Almosen in Empfang nehmen und dafür seinesühnenden Gebete und Wünsche in dieselbe legen. Ja, so sehe weg diese mildthätige und geistli-che Ansicht vor, dass viele solche Spendestiftungen ohne alle und jede Mitfeier einer Messe vor-kommen; man hielt das gut Werk, an Mitmenschen verweisen, für des segenvollste, man fand dasWort des Erlösers, womit er verspricht, das den Armen Gegebene soll Gott selbst gegeben sein,für klarere als jede andere. Kein Irrlehrer trat gegen dasselbe auf und predigte andereVerwendungen des Geldes, während dagegen häufig Männer sich erlauben, welche gegen die nurfür Messen und Pfründen gemachten Schenkungen ihr tadelndes Wort erschallen liessen.Merkwürdiger Weise verschwanden später, namentlich nach der Glaubensumwälzung, denSpenden bei Jahrzehntstiftungen gänzlich dafür aber wurden umso mehr Messen bedungen, einentschiedener Rückschritt in der Menschlichkeit.»Die Leibeigenen durften nur unter sich heirathen, selbst die Freier wurden leibeigene, wenn ereine Leibeigene geheirathet. Am Volke hieng ein Bleigewicht, und es waren echte sich nicht zurHöhe emporzuschwingen. Wohl mochte eine Wolke der Sage nachklingen, dass es einst der Herrdes Bodens, und die Ritter und Grafen nur eine Schaar glückliche Eindringlinge sei. – Unbedeutende Adeliche entschlossen sich um den Schutz der Mächtigen zu gewinnen, ihmEigenthum zu schenken und dasselbe als Lehen zu empfangen. Im Kriege mussten sie dafür ihmhelfen.Beschreibung einer Burg. Graben über welchen eine Zugbrücke zu einer äusseren vom Grabenumgebenen Mauer und deren Thüre führte. Zwischen Mauer und Thurm Stallungen undWirtschaftsgebäude. Oft nur ein Thurm. Der Eingang zu ihm in die Höfe von 10 Fuss, wozu mansich in die Küche, die zugleich Stube für Herrschaft und Dienstschaft war. Ob der Küche nach 2Stockwerke, im Osten Schlafsaal der Ritter und Familie, am obersten Waffen- und Gast- undSchlafzimmer. Böden von Ziegelsteinen, keine Ofen, Fenster oft keine, darum so kleineLichtöffnungen unter Laden.

242 (XII)Unter der Küche Keller und GefängnisseDem Beispiel des Wels, unter sich Bündnisse zu erreichen, folgten die Städte, das Volk. Anno1376 den 4. Juli bildeten schwäbische Städte und St.Gallen ein solches Bündniss. Anno 1378 tra-ten auch Appenzell, Urnäsch, Hundwil und Teufen in diese Verbindung. Noch herrschte dieLeibeigenschaft in ihrem Drucke; aber die innere Schweiz begnn ihre Schlachten zu schlagen, undden Adel in den Staub zu werfen. Das begeisterte auch anderwärts, namentlich imAppenzellerland die Gemüther. Abt Kuno schloss am 12. Hornung 1391 auf 3 Jahre einen Bund mit Graf Domat von Toggenburg,Heinrich von Werdenberg-Rheineck und Albert von Werdenberg-Bludenz gegen das Volk. Cunowar nie besorgt um die Liebe des Volkes, liess das Gefälle mit Strenge einziehen, gestattete harteGeldstrafen, verweigerte gerechte Klage und Gehör, übergab dem Volk die Willkür seinerBeamten, erhöhte die Steuern und Gefälle etc. Schon 1399 gab es in Wil Aufrufe, da aber durchVermittlung benachbarte Edeln beigelegt wurde. Im Land aber rumorte es, der Abt wolle das Landan den Herzog von Östereich abtreten. Der Adel und die Bürger konnten darüber beschwichtigetwerden, keineswegs das Volk, besonders das appenzellische Stiftsland. Ihnen schwebte eine

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Staatseinrichtung und ein Bund vor, wie die 3 Waldstätte ihn erfochten. Sie traten in ein förmli-ches Bündniss mit Schwyz und nahmen von dort Hilfsvölker in Sold, erhielten 200 Zuzüger vonGlarus und fielen über die Besatzungen des Abtes her. Auf Seite dieses Bundes die verbündetenReichsstätte Constanz, Überlingen, Ravensburg, Lindau, Wangen und Buchhorn St.Gallen, Wildie Gotteshausleute. (Niederlage letzterer 1403 Mai 15. bei Vögelinseck). St.Gallen trat mit denAppenzellern 1404 in Frieden und Freundschaft. Mit den neuen Verbünden ergossen sich dieAppenzeller verheerend über die übrigen Lande des Abtes.Den 8. November 1408 lagerten sich die Appenzeller und St.Galler vor Bregenz und beschossensie aus St.Gallerbüchsen mehrere Wochen. Aber Graf Wilhelm von Montfort, die Grafen vonWerdenberg und Heiligenberg, Graf Rudolf von der Scheer mit anderen Mitgliedern des St.Georgschildes schlugen sie 1409 den 13. Januar.Abt Ulrich beschloss 1483 das Kloster St.Gallen nach Rorschach zu verlegen. St.Gallen fürchte-te dies und zog die Appenzeller, Rheinthaler und Gottesleute auf seine Seite, brachte am 22. Juli1489 eine Volksversammlung zu Stande zu Grub, die von 3000 Appenzellern und St.Gallernbesucht war und führte sie von Grub weg zur Zerstörung des neuen Baues in Rorschach. Sogleichging der Sturm durchs Land. Die Wiler brachen auf dem Abt zu Hilfe und rückten bis Zihlschlachtvor, wo sie ein Bote des Abtes zur Rückkehr bewog. – Mit Hilfe der 4 Schirmorte trieb der Abtvon St.Gallen und Appenzeller zu Paaren. Das offen und frech verhöhnte Recht verlieh ihmSchutz und überwiegende Macht.In diesem Zeitraum zerfiel der Staat von Oben und baute sich von Unten auf. Die Gemeindewurde zum Staat. Die Kaiser halfen selbst dazu und ertheilten Freiheiten über Freiheiten, z.B.Losreissung von allgemeinen Urkunden, Losreissung von den aus den alemannischenGaugerichten entstandenen Landgerichten und emsig bewarben sich die einzelnen Gemeinwesendes Reichs darum, aus dem allgemeinen Raths- und Gerichtsverbundes zu verschwinden etc.

Die Minnesänger I (p. 235-238))Die Minnesänger bleiben oft eine merkwürdige Erscheinung in der Geschichte des deutschenVolkes. Diese Merkwürdigkeit beruht jedoch mehr in der Sonderbarkeit als in der Erhabenheit derErscheinung, es ist ungefähr eine Merkwürdigkeit, wie es eine solche wäre, wenn die Natur einemMädchen den Busen versagte und dasselbe dafür mit einem Buckel versähe.

243... Leider ist es aber eher die Natur der Brennnesseln als der Blume der Dichtkunst, in dieserMasse und Ausdehnung bestehen zu können... Welche dichterische Weise ist selten vorhanden.Der französische Trubadour war Ursprung und Meister des deutschen Minnesängers, aber wieweit war letzterer davon entfernt, die edlen Sangstoffe und die wirklich empfundenen und hinreis-senden Begeisterung des erstern nachzuahmen!... In der Zeit der grossartigsten in von Kämpte,(Italien, Asien) bringt Deutschlands Boden nicht einen Sänger seiner Tapferkeit, seines Rufs, unsvor... sie sangen die Ulrick der Liebe, das Lob der schönen Frauen... Wie die Muttergottes-Liedersänger unseren Tage haben die meisten Minnesänger nicht an wirkliche Wesen von Fleischund Blut im Herzen ertragen... sie schufen sich geträumte Wesen, trugen auf diese eine empfun-dene, blos gemalte Gefühle in schulgerechten und hergebrachter Ausdrucksweise über, bliebenund liessen kalt... Des Minnesängers Schöne hat fahle Haare, spielende Augen, blanke Kehle,weisse Hände, und Gott war besonders aufgelegt, als er sie schuf, ihren seelischen Eigenschaftennach ist sie «reine wandelseine, die treue ohne wank»... Hiezu kommt dann noch, dass in dieser

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Schwäche der Dichtkunst eine Schwächung der Ritterlichkeit lag. Die besungene minniglicheFrau sollte nicht etwa die Jugendliche des Sängers, nicht seine eigene Gattin sein. Das Lied desverehelichten Dichters galt der Gattin eines andern, und sollte durch Untreue derselben belohntwerden... Die Natur verfiel von Seite der Minnesänger kein besseres Loos, als der Theil dersel-ben, das Weib... Begreiflich besang daher mancher dieser Dichter den Frühling, während er hin-ter dem geheizten Ofen sass... und besang den Winter, während Fink und Lerche aus voller Brustden Frühling priesen. Durch ganz Deutschland ist aber Frühling und Winter gleich. Das wichtigs-te Thier für den Minnesänger war die Nachtigall. Kein Frühling, kein Winter ohne Nachtigall.Wird’s Winter, schweigt sie, wird’s Frühling singt sie, und das in Landegg oder Singenberg oderder Alttoggenburg ebenso gut wie anderswo... Die Folge einer solchen Dichtung ist Eintönigkeit.Die Muntgrat scheinen ihren Sitz ursprünglich in Constanz gehabt zu haben. Ein Rudolph vonMuntgrat war 1327 Vorstand in dort. Im 15. Jahrhundert war die Familie zugleich und mächtig undhatte eine Anzahl Edelsitze im Unterrhein Wils inne...Ein Helmstorf ist 1441 Besitzer von Eggishausen... (I. p. 250)Junker Ulrich Estrich war Schultheiss von Will. Er verschreibt 23. Mai 1413 seiner Frau ElisabethLied von Constanz für ihre Morgengabe und Zugebrachtes den Wein- und Kornzehenten zuHöchst, Vogtei Kellhof, und mehrere Schuogissen zu Niederbüren (I. p. 251).

Einige Auszüge aus Hartmeyers Beschreibung der Stadt St.Gallen (p. 53)«Um das Jahr Christi 800 und eine lange Zeit hernach, war in dem Rheingau (also wurde vonaltem das Rheinthal genannt) und im Thurgau so wenig Weinwuchs, dass der um St.Gallen Cell,und daselbst in dem Flecken St.Gallen wohnende Adel, den Wein zu ihrer Nothdurfft nicht habenkonnte, und aus Mangel desselbigen, des Wassertrunks sich bedienen müsste». (p. 64) Anno 1350 entstand in St.Gallen ein Aufrufe gegen die Juden, als ob sie die Brunnen ver-giften. Sie wurden gefangen, etliche verbrannt, all ihre Güter eingezogen.

244Um das Jahr 1379 wurden mehrere Adeliche in das Bürgerrecht der Stadt St.Gallen aufgenom-men: Bernard Blarer von Wartensee, Conrad von Amriswil, Cunrad Keller von Bremgarten,Wilhelm Erhart der Churer, Rudolph von Rorschach, Rudolph von Sulzberg, Rudolph vonRosenberg, Cunrad von Steinach, Wilhelm und Johann von Sax, Johann von Rosenberg, Rudolfvon Grünenstein.Anno 1418 verbrannten in St.Gallen bis an 17 Häuser. Die Oberkeit erinnerte die vermöglichenBürger, steinerne Häuser zu grösserer Sicherheit zu bauen. Statt der Schindlen wurden allenBurgern Ziegel zur Dachung empfohlen.Als die Appenzeller sich mit Abt Heinrich IV. 1425 wegen verschiedenen Ansprüchen weder güt-lich noch rechtlich verstehen wollten, kamen sie in den Bann. Sie wollten nicht in dem Ding seinund als die Pfaffen bei Bestattung der Toten weder singen noch Messe lesen wollten, weil ihnensolches bei Verlust ihrer Pfründe vom Bischof von Constanz verboten war, erstehen sie einigePriester und verjagten den grössten Theil dieselben aus dem Lande. 1529 zog Herr Marx Sittichvon Hohenems mit seinem geworbenen Bayern nach Bregenz und an Rhein und Bodensee, liesssich mit starken Schiessen täglich hören, dass die von Rheineck, Arbon und Altstetten Sturmschlugen. Gegen 1000 Mann bewaffnete Männer standen in Burgen am Rhein und Bodensee.Den 18. December 1529 war eine Synode der Prediger in St.Gallen. Zu Präsidenten waren verord-net Hulderich Zwingli und Jakob Reiner, Burger von St.Gallen und Prediger in Thal (p. 477).

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Anno 1532 war Jakob Reiner einer der Prediger, der im Handel mit Johannes Marquart vonWeissenhorn, einem Wiedertäufer zur Desputation bestimmt war. Marquart blieb bei seinerMeinung und wurde aus der Stadt Gerichten verwiesen. Im Jahr 1589 und 1590 haben sich die Prädikanten im obern Thurgau und Rheinthal aus Befehlder 5 mitregierenden Orten von der Synode St.Gallen getrennt, desswegen beide Jahr keineSynode mehr war. Jakob Reiner war mit Benedikt Burgauer, Wolfgang Wetter, Hermann Miles, Mathäus ab der Rütieiner der Geistlichen, denen Vadian seine Lehre und Unterweisung in der neuen Lehre widmete.

Auszug aus Joh. Rutz. ZellwegersUrkunden zur Geschichte der appenzellischen Volkes (2. Band 1. Abteilung) 1453-1481).Anno 1458 entstanden Irrungen und Missfelligkeiten zwischen dem Abt von St.Gallen undAppenzell wegen den Marchen und Letzinen. Die 7 Orte sprechen zu Einsiedlen vermittelnd. Indem Spruchbrief (p. 28-35) wird auf einen ältern von 1421 hingewiesen, in dem, «doch mit alslutter begriffen, noch ussgezilet als vordergangen, noch ausgemarchet, als aber nottürftig gewesenwere». Im neuen sind nun die Letzinen gestellt von der Sitter an bis zum Bodensee. Darin unteranderem «Unnd von demselben Hoff zu der Linden (in der Gemeinde Grub) das tal widter, demBächlein unnd dem Wasserfluss nach bis an dass Kilchspiil und Gericht zu Tal. Und von dannenob Wartensee nider, als sich die Kilchspiil unnd Gericht zu Tal, unnd Rorschach von enanderscheidet, unnd dem Bach nach den man nempt Marpach, yetz in den Bodensee».

245Anno 1460 verkaufen die Blaarer von Wartensee, Heren zu Rosenberg bei Berneck, dem AbtUlrich Rösch ihre Zehnten (Korn und Wein) in und um Bernang um 568 Pfund Pfennige. Kauf-brief des Rheinthals 1460 (p. 94-97).Ich Jacob Payer tun kund allerwengklichem und versprich öffentlich in diesem Brief, dass ich mitwohlbedachtem Mut und guter zitlicher Vorbetrachtung, und sonderlich mit Hülff und Rat derErwürdigen Herren, Hermann von Landenberg Decan, und Herren Johansen TruchsässenThurmherrn des Turmbs zu Constanz, minen lieben Herren und Vetteren, die darinnen meinengantzen vollen Gewalt gehabt hand, nach Wisung und Sag des besigleten Gewaltsbriefs und ande-rer meiner Vettern und Fründen Wüsten und Willen eins rechten und steten jener werenden Kouffsfür mich und all mein Erben und Nachkommen, die sich dazu kräftengklich und vestengklich ver-bind, verkoufft und zu verkouffen geben hab, den Ersamen, Wissen, den Ammanen, Räten undLandtleuten gemeinlich des Lands zu Appenzell und allen Jene Nachkommen, die Herrschafft undVogty Rineck und das Rintal mit aller Gerechtigkeit, Nutzung und Zugehörungen, wie min Vatter,min Vetter sel. und Vordern die Herrschafft Rineck die Vogtye und das Rintal ingehebt herbracht,genutzet und besessen habend, herinn gentzlich nichtz vorbehalten, noch ussgenommen, unddarzu die Nutzung und Zinse, die in der Zeit als die genanten von Appenzell Rineck und Rintalzu Iren Handen vergangenen Kriegen bracht hand, biss ufft jetz gefallen sind, und die uff jetz SantMartinis-Tag und in disem Jor fallend, und also ist dieser Kouff geschehen und gegeben umb sechstausend Gulden Rinischer Guter Geber an Gold und Gericht, derr mich die genannten vonAppenzell ussrichten und bezelen sollend, nach Wisung und Sag des Schuld-Briefs, den ich dar-umb besiglet von Inen inhab. Und die Gewarsaminen, es sigend Brief und Rodel die ich umbRinegk und das Rintal hab, dass ich fürderlich den vorgenannten von Appenzell zu Iren Handenund Gwalt antwurten soll und ob derr, oder das achtzig hinder mir, oder den Minen, on min

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Wissen beliebe, dass doch das alles mir und meinen Erben gentzlich unnütz sin, und den obgenan-ten von Appenzell jetz und zu ewigen Ziten an diesem Kouff deheinen Schaden beren noch brin-gen soll, in kein Wiss und Weg. Dieser Kouff soll auch den Heiligen Rich an der Lesung die es zuRinegk und dem Rintal hat, dem Gottshuss zu St.Gallen, denen von Altstetten und denen im Rintalan allen Iren Gerechtigkeiten, und Irem Herkommen gentzlich undschädlich und unvergriffentlichsin; Und als ich obgenannter Jakob Peyer die obgenannten von Appenzell, von Rinegk, des Rintalsund obgenannter Zinsen wegen mit dem Hofs Gericht zu Rotwil in die Aecht bracht, und sindaselbs als Aechter in das Aechtbuch schreiben lassen hab, dass ich dieselben von Appenzell inmeinen Kosten und gäntzlich an allen ihren Rhoden fürderlich uss der Aecht lösen, und Inen, dasssolches beschehen sig, darumb desselben Hofgerichts Brief und Sigel schaffen und antwurten soll.Und also entzüch ich obgenannten Jakob Peyer mich, für mich und all min Erben und mengkli-chen von unsern wegen, in Krafft und Macht diss Briefs, wie ich das allerkreftigklichst tun kannoder mag, alles des Rechten Vordrungen und Ansprüchen

246 so ich oder min Erben an der obgenanten Herrschafft und Vogty Rinegk und Rintal mit allenNutzungen und Zugehörungen, und mitsambt den obgenanten Zinsen je gehabt hand, oder nochfürbasshin ich, min Erben oder Nachkommen, oder jeman von unser wegen daran oder darzu jemer me gehaben oder gewunnen möchtind, gen den Vorgenannten von Appenzell, und allen irenNachkommen mit Geistlichen oder Weltlichen Gerichten, oder on Gericht, mit deheimen andernSachen, Listen, Sünden und Gevärden, in deheim Wiss und Weg. Auch so loben und versprecheIch obgenannter Jakob Peyer bi minen guten Trüwen, für mich all min Erben und Nachkommen,die ich herzu warlich verbind, die obgenannten Herrschaft und Vogty Rinegk und das Rintal, unddie obgenannten Zinse und Nutzungen als obstat, alles niemermer anzesprechen noch anzelangenmit Gericht oder on Gericht Geistlichen und Weltlichen, oder mit deheinen andern Sachen, Listen,Sünden, oder Gevärden on dehein Weg alles ungewarlich. Und zu warem vestem Urkund aller vor-geschriebnen Dingen, auch dass dem also nachgegangen wird. und es nun und hiernach on Intragdaby gentzlich belybe, so hab ich obgenanter Jakob Peyer min eigen Insigel für mich, all minErben und Nachkommen die ich darzu vestenklich und brefftenklich verbind, offenlich gehenkt andiesen Brieff. Wir obgenannten Hermann von Landenberg Decan und Johanss Truchsess Thurmbdes Thurmbs zu Constantz, bekennend und verjechend mit disem Brieffe, dass der obgenant JakobPeyer unser lieber Vetter diesen Verkouft, und das so dieser Brief wisst und seit, mit unserem undanderm seiner Brüder Rat, Gunst, Wissen und gutem Willen getan und uns auch gantzen vollenGwalt geben hat, das zu sagen, ze vollziehen, und ze beschliessen. Und das zu waren Gezügkniss,und gutem Urkund, so hand unser jetwedrer sin Insigel zu des vorgenanten unsers lieben VettersInsigel offenlich gehenkt an disen Brief, unsern obgenanten Vettern Jacob Peyern zu bewisen undzu besagen aller vorbeschribnen beschener Dingen, der geben ist üff Mittwochen nach desHeiligen Crütz-Tag ze Herbst-Zit, in der Heiligen Engelwychen zu den Einsidler, do man zält vonder Geburt Christi unsers lieben Herrn Jahr 1460.Am 3. Juni 1461 quittirt Jakob Payer den Appenzeller um 2500 Gulden (p. 115)Am 20. März 1463 quittirt Jakob Payer den Appenzeller den letzten Rest von 600 Gulden an die6000 (p. 137).

1. Unter den Klagepunkten, die Abt Ulrich 1464 vor die Tagsatzung bringt (p. 161) stehen auchfolgende: Die Appenzeller hauen ungestraft Gotteshaus-Holz ab; nehmen Gotteshausleute zu

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Landleuten an; thun ihm und dem Gotteshaus Abbruch im Rheinthal an Gerichten, Zwingen,Bännen, Zinsen, Zehenten, Fällen, Fassnachtshühner, Lehen;«Item und wie noch die von Appenzell jetzemals die Vogtye zu Rynegk und das Gericht zu Tal dasjn derselben Vogtey gelegen ist, jn pfandz wyss jenne hand So hat doch das gotzhus jn derselbenVogty die gerechttigkaitt das alle Insassen gotthuslüt sind, und das gotzhus zu Rineg jn der stattund darvon sin Hopt vell nimpt wan nu die von Appentzell dieselben Vogtye auch understand zemyndren und zu jenen Handen zu ziechen dadurch dem Gotzhus an sinen vollen vassnachthünerund anderen Dingen abbruch geschieht. So begert min Her auch daselbst ains untergangs damitdem hlg.Römischen Rych und dem Gotzhus das Ir nit gemindret noch abgesprochen wirt (p. 163).

247Kaiser Friedrich mahnt die Eidgenossen 1464; dass sie dem Abt Ulrich behülflich seien, dieHerrschaft Rheineck und Rhinthal an sich lösen zu können (p. 164). Darin kommt folgenderAusdruck vor: «vnd jm darumb bevolchen, vergonnet vnd erlopt Rinegk vnd Rintal, so wems unddem heiligen Rich aigenschafft zugehört, vnd von vnsern vorfarn am Rich versetzt sin, vmb denpfandschilling derselben pfandschaft, von vnser vnd des hailigen Richs wegen an sich vnd ihrGotzhus zu ledigen vnd zu lösen vergünnet, nach jnnhalt vnser Kaiserlichen Brieffen desshalbvssgangen.» (Friedrich von Oestreich von einigen der 3., von andern der 4. genannt ward erwählt1440 und starb 1493). Am gleichen Tage (30. Januar 1464) gebietet Friedrich den Appenzellern, dem Abt die LösungRheinecks und des Rhinthals zu gestatten (p. 165).Aus der brieflichen Bewilligung des Kaisers an Abt Ulrich (25. Februar 1464) geht hervor (p.167), dass letzterer eine Botschaft zu diesem Zwecke an die ersteren gesandt hatte, da dasGotteshaus so «vil vnd manigerlay leut, Gericht, Gut, Buossen, Lehenschafften, Hofgüter,Erschetz, Vell, Rennt, Zinse und Zehende hab, in und unter der Herrschaft.»Auf den 4. Juli (Ulrichstag) wird von den Eidgenossen eine Botschaft ins Rhinthal geschickt derSpäne nicht des Abts wegen. Die Appenzeller werden eingeladen (p. 185). Dieselbe scheint wenigausgerichtet zu haben, denn in einem Abschied zu Luzern (9. August 1464. p. 187) wird von den7 Orten der Tag und die Richter bestimmt, welche über verschiedene zwischen Appenzell und demAbt von St.Gallen waltende Zwist sprechen soll. Unter den Klagpunkten der Appenzeller ist auchder, es seien aus der äbtischen Kanzlei falsche Briefe ausgegangen, und der Abt habe geredet: dieAppenzeller hätten das Rheinthal im Frieden eingenommen. Die Appenzeller suchen indessenKundschaften um zu beweisen, es sei von dem alten Krieg nie kein anderer Zehenten alsHaberzehenten gegeben worden, der Viertel à 4 Pfenning (Siehe Appenzeller p. 190-193).Abt Ulrich sucht Kundschaft wegen den falschen Briefen (p. 194-200) und wieder (No. 420, 421,422). Die Appenzeller erscheinen nicht auf den Tag in Rapperswil und werden nun durch offenenMahnbrief von Luzern aufgefordert, den 20. Januar 1465 in Einsiedeln zu erscheinen.Im Juni wird ein Zeugenverhör vorgenommen von den Appenzellern (No. 419 p. 204-206), allesgegen den Abt. Die Eidgenossen mahnen die Appenzeller 1465 (No. 423) auf einen Tag zuEinsiedeln, dem Abt zu Recht zu stehen.Im September 1465 kam zu Rapperswil ein Spruchbrief zu Stande (No. 424). Die Roden undWiderreden des einen und andern Theils sind darin weitläufig wiedergelegt, mit Kundschaft etc.so dass man nicht klug wird. Die Eidgenossen sprechen nun die Landeswachen aus zwischenAppenzell und dem Rheinthal von der Rütineralp und Forst bis Almisberg unter Walzenhausen.Am 17. September 1465 wird von Uri, Unterwalden und Zug wegen den falschen Briefen gespro-

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chen. Auch in diesem Spruche fand Rede und Widerrede etc. Der Abt spricht seine Reue aus,wenn ohne seinen Willen aus seiner Kanzlei solche Briefe ausgegangen. – Die Boten sprechen denAbt von der Schuld an den falschen Briefen frei und weisen sie Recht zu nehmen auf Talmann undHechingen, «die sölich falsch Brieff» gemacht. Wegen der Red des Abts zu Baden, dieAppenzeller haben die Rheinthaler im Frieden eingenommen wird gesprochen, den Abt gegen alleAnsprachen der Appenzeller frei gesprochen.

248Unter den Klagen Abts Ulrichs über die Appenzeller (No. 426 p. 239) kommen vor: der Abt klagt,dass die Gericht, Zwing und Bann mit aller Herrlichkeit des Rheinthals mit der «aygenschaft usge-nommen die Vogtye», ihm und seinem Gotteshaus zugehörn, den Appenzellern (p. 241) kommt esin ihrer Antwort fremd und unbillig vor, da sie meinen, die Vogtei Rheineck und das Rheinthalgehöre ihnen mit aller Herrlichkeit etc. da sie erkauft. Auch schreiben sie andere Marken vor. Auszüge aus mehreren Abtheilungen dieser Urkunde:Wegen der Marken bezieht er sich auf das Buch von Altstetten und Oeffnungen von Marbach,Berneck, Höchst und wegen Thal seine erste Klage bestätige. Die Appenzeller schlagen aus, we-gen Marken unbesigelter Rodel und Bücher, oder partheiische Leute als Zeugen anzuerkennen. Auf einem Tag in Luzern (25. Oktober 1465 No. 427) wird gesprochen und erläutert: Der Abt willdie 288 Malter und 6 Viertel Haberzehenten wie vor dem Krieg. Die Appenzeller erkennen nurden Haberzehenten an, oder 100 Pfund Heller, wie das Verfahren die Abt daran ein Genügengehabt. Der Abt spricht die Reichssteuer 55 Mark Silber an; und 100 pfund Const. Pfenninge jähr-lich Zins. Die Appenzeller bejahen beides und wollen zahlen; der Abt klagt wegen den Fällen(Erbfällen) zum Beispiel denen, die sich lieblos gemacht; lassen ihm keinen Ansatz. DieAppenzeller bestätigen die Fälle, bestreiten aber einen Fall bei Selbstmord. Auch die Klage desAbtes wegen Annahme von Landleuten ausser der Letzinen; sagen die Appenzeller, es sei mehr,sie haben solche in den Abts Landen, aber dem Gotteshaus unschädlich indem sie den Gerichtenund dem Gotteshaus gehorsam sein sollen. Es sei ihnen nicht zu wissen, dass dieselben Landsleutdes Abtes viel Unruh und Kummer machten. Die Boten möchten sich bemühen, einen Vergleichoder Kauf zu Stande zu bringen. Die Appenzeller schlugen es ab, indem sie dazu keine Gewalthätten; wenn man einen Kauf wolle, müsste ihnen ein anderer Tag angesetzt werden. Es wirdindessen gesprochen; die von Appenzell und ihre Landleut sollen dem Abt den Zehnten geben wievor dem Krieg, auch 288 Malter und 6 Viertel Haber, ebenso die Reichssteuer, dann den Zins mit100 Pfund Constanzer Pfenning, aber so die verfallnen ausstehenden Zinsen, ebenso die Haupt-und Gwandfell. Die Landleut ausser der Letzinen sollen Landrecht bleiben. Doch sollen sie denGerichten, nachhin sie gehören und Gotteshaus gehorsam seien.Kaiser Friedrich befreit die Appenzeller und fremden Gerichten am 3. Juli 1466 (No. 430 p. 282).Der gleiche verleiht ihnen den Blutbann am 28. Juli 1466 (No. 431 p. 285).In den Vorschlägen des Abts zur gänzlichen Auslösung mit Appenzell (No. 432 p. 286) kommtvor: Die gänzliche Auslösung schlägt der Abt für 18787 Gulden vor "Item und die wyle dieAygenschaft jn dem Rintal mit lüt und gut Zinsen Zehenden wällen erschätzen vnssmacht Hünergerichten zwinger und benennen uns und unssrem gotzhus von römschen Kaysern und küngen vorvil hundert Jaren geben ist und yetzmal allain die vogtey in pfandts wise den appentzell zustätdavon sy dann ain Vogtstür habent und die von unsern aignen gütern zum tail jerlich nemint dasauch dem von jährlicher aygenschaft wegen ausser ayd und gerechtigkeit vorbehalten werd undunss und unsrem gotzhus von den von appentzell mit Hinderniss geschehe.»

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249«Item und ob zwischen uns sölicher abkunft treffen wird. So wer und ist unsser Bemühung das dievon Appentzell uns an der summe gebint die pfandschafft Rinegg mit dem Rintal etc. umb denpfandschilling darumb es denn vom Rych versetzt ist. Namlich VJM rinisch guldin. Nach dem wirgut und recht und gwalt und macht haben von sunderlichen gnaden unsers gnedigsten Herrn desKaisers sölich losung zu thund. Ob wir nit semlichs kouffs mit Inen pflegen wölten etc. und wasdann dess übrigen geltz ist das sy uns by den kouff schuldig würdent. Darumb wölten wir unsufwysen und bezalen lassen wir denn davon geredt wurd nach aller billichkait.»«Item Nota darumb das sy dester, die von Rinegg stündent wellten wir uns begeben ein verstent-niss und fründschafft mit In zu machen mit Rinegg und dem Rintal. Oder ob es je eben war mitgantzem gotzhus.»«Und wölte In das eben sin So fund man wol weg das es glich zugieng und wir nit darjnn vewortailt würdent.» «Item der Abkouff geschah umb Rinegg oder sunst So söllen wir doch dem Stul zuRom und dem Rych den unschiedlich tun.»«Item wir behalten auch uns selbs vor die zehenden jm Rintal.»«Item all Väll jm Kilchspill zu Tal»...«Item und das ain erlütterung Beschehe von der letzinen wegen im Rintal.»Auf diese Vorschläge des Abtes folgen die Gegenvorschläge der Appenzeller 1466 (No. 433 p.289). Die Appenzeller schlagen den Kauf ab. Der Abt soll keine fremden Gerichte brauchen; ersoll keinen Amtmann unter ihnen haben, die Fälle einzuziehen; sie wollen sie ihm selbst geben;dass aus dem Spruche komme, sie haben die Worte nicht gehalten, da es ihre Ehre und Glimpfberühre etc. In einem weitern Projekt zu einer Verkommnis kommt die Stelle von No. 434 vom 1.August 1466 (p. 290-293).«Item und von Rhinegg und dem Rintal und der Kilchhöri zu thal wegen, das da aygenlichst esgesin und zu wege bracht werden möchte gelütret und geschrift gestelt und gesetzt wurde was anden enden das obgenant gottzhus sant gallen hat, und jm da zugehört, wie dem das alles genemgtist, und ze glichen wise was das lande appentzelle an denselbigen enden hant, und dem getwede-ren taile das sie beliben, gevolgen und gelangen sölte, zu einigen Zyten, das den vntertail noch sinnachkomen, dem andren taile und sin nachkomen daran dehains wegs sumen Jeren oder jm darandehainen abbruch tun sölte...»«Item ... ob si das also walh ... gewalhen, und das uffnemen wollint oder nit, und ob das von bei-den tailen zugesagt wird, das den unsser aydtgnossen botten gen Rinegg das Tal Rhinegg und genTal geordnet werden söllent.»Das letzte Projekt einer Uebereinkunft datiert vom 2. Oktober 1466 (s. No. 435 p. 293-98).Die Eidgenossen wollen einen Kauf um 15000 rh. Gulden zu Stande bringen für Auslosung allerRechte des Abtes im Appenzellerland.Dann fristess: «Item und von Rinegg und dem Rintal unnd der Kilchhöri zu Tal wegen. Das daaigentlich ist. Es gesin unnd zu wegen gebracht werden möchte gelüttret unnd jnn geschriftgestellt unnd gesetzt wurde was und welcherleg wie das genempt ist unnd wirt an den enden. Dasobgenant gotzhus sant.gallen hant und jm da zu stant unnd zugehört. Unnd zu

250 glichen wys was das land appentzelle an denselbigen enden von der Vogtye wegen hant was unndwelcher lag das ist unnd wie das genemptest unnd wirt unnd dem getwederen tail das sin belibengevolgen und gelangen söllte zu ewigen Zyten des deweder tail noch sin nachkommen den and-

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ren tail unnd sin nachkomen daran dehains wegs sumen Irren oder jm davon dehainen abbruchthun sölte oder understan ze thuende ald schaffen getan werde In dehain wyse unnd zu bayder sytalso ainander by dem Iren wie das gelutret wurde ruwenklich beliben lassen söltind..."Am 12. November 1466 (No. 436 p. 298-302) folgt ein Spruch der 7 Orte, dass die Appenzellernicht als brüchig gegen den Abt der sin dessen beklagt hatte, sollen angesehen werden. Ein glei-ches erfolgt 11. Mai 1467.

In Vadians Chronik (fol. 436, No. 440 p. 307 b. Zellweger) versprechen die Appenzeller 23. Juni1467, wenn die 2 Artikel wegen der 800 Gulden Schadenersatz an den Abt, und wegen des Titels«brüchige aussen den Spruch gesetzt werden, so wollen sie den Spruch halten und denselbengetreu nachkommen. Der Abt gibt sich darein, wenn dem Spruch in allen Punkten und Artikelnein genüge geschehe besonders, wenn sie die Landleute ausser der Letzinen zwischen undSt.Verenentag ihre Eide entlassen. Widrigenfalls die 4 Orte Bern, Uri, Unterwalden und Zug samtden Schirmorten St.Gallen sie helfen, «Wysen und halten» sollen. Das wird so gesigelt.Aus einem weiteren Abschied von Luzern vom 6. November 1467 (No. 441 p. 309 nach Vadianfol. 437) geht hervor dass die Appenzeller zur bestimmten Frist die Landleute ausserhalb derLetzinen nicht entliessen. Der Eidgenossen Bote schicken nun eine Botschaft von Luzern undSchwiz nach Appenzell, sie zu ermahnen, der Eidgenossen Sprüch zu halten. Wenn sie es thun,sollen die Gesandte in Rheinthal reisen, und die Gerechtigkeiten des Gotteshauses, sowie dieVogteigerechtigkeiten der Appenzeller erkunden, sie in eine Schrift aufnehmen, die im Rheinthaldem Abt von St.Gallen schwören lassen, ebenso die Gerechtigkeit der Appenzeller. Wenn letzterees nicht thun, so geben sie dem Abt den Spruch wegen 800 Gulden und worin sie Brüchigegenannt werden, wieder zu seinen Handen werden die Appenzeller anhalten, den Sprüchen in allenArtikeln nachzukommen. Wenn man den Stand des Klosters, sein Verhältnis zur Stadt St.Gallen, Appenzell kennen will, lesedie gründliche Klageschrift Abt Ulrichs VIII., woraus schon 1468 entwickelt, es müsse ein neuesKloster gebaut werden (No. 449 p. 326-348). Er beschreibt das künftige Kloster mit der Phantasieeines idealen, aber auch mit dem Scharfblicke eines praktischen Mannes.Die Balgacher nehmen mit Bewilligung der Aebtissin von Lindau, die sie unser gnädigenFrouwen, vnd dem Gottshaus daselbs zugehörig, nennen das Appenzellerlandrecht auf 10 Jahre(7. September 1469, siehe No. 451 p. 350). Der Schäflisberg hiess früher Oehlisberg (s. Urk. 452anno 1470, p. 352). Ein Rebbrief zwischen der Stadt St.Gallen und den Höfen im Rhinthal(Altstetten, Marbach, Bernang und Balgach) datiert vom 31. Januar 1471 (s. Urkunde 456 p. 365)wegen Streitigkeiten die vorher entstanden.

251Wegen den Bussen und Apellationen und dem Kriegziehen der Rheinthaler entstand Streit mitdem Abte. Anno 1474 (s. Urkunde 471 p. 439) sprachen die 7 Orte zu Wil folgendes: Die HöfeAltstetten, Marbach, Rebstein, Bernang sollen von den Urtheilen, die ihren Gerichten gesprochenwerden möchten, Zug, Weisung und Appellation nehmen an Abt und seine Gerichte. Wegen derFälle sollen die Appenzeller ihre Priester wo die Gemeinde beschicken, und ihnen befehlen, dieFälle im Land anzugeben, damit sie ausgerichtet werden. – Die Bussen gehören zu Zweidritteldem Abt, 1/3 den Appenzellern. Wegen der Fälle zu Thal am Berg (Kurzenberg) (Abt Ulrich quit-tiert den 23. Juni 1475 s. Urkunde 475 p. 451) die Appenzeller für die Auslösung des Falls undder Fastnachtshennen von denen, so ob Thal wohnen, wurde beschlossen: Die Appenzeller geben

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dem Abt 90 rhein. Gulden, dann sind die Höfe von dem Hauptfall und der Fasnachtshenne erkauft,doch geben noch einige 1 Pfund Pf. für Hauptfall; ausserdem Hoff Almensperg Bretschi NydersHoff, vnnd Ausser demselben Hoff, in dess Kesslers Hoff, vnd Ausser demselben Hoff, in HeiniTobler Hoff, auch Wyenächte, vnd da man gen wartthensee die Höffe, alle vnd auch die so darobliegen, sollen dass Pfundt pfennig geben für den Hauptfall... – Wegen der Kriegsläufe wurdeFolgendes bestimmt: Wenn die Appenzeller in Krieg verflochten werden, so ziehen dieRheinthaler mit ihnen; wenn der Abt mit den Appenzellern anbände, bleiben die Rheinthaler mäs-sig oder ruhig. Wenn die Appenzeller und der Abt gegen fremde Kriege begännen, so ziehen dieRheinthaler mit dem, der ihnen am meisten bedarf, zuerst mit Appenzellern, dann mit dem Abt. –Urkunde 481 (p. 465).Spruch über Gemeingüter zwischen Thal und den appenzellischen Anstössern 10. Juni 1478. Siebeginnt: Wir nach benannte Hermann Schwendiner Landtmann zu Appenzell, der Zeit Vogt zuRheinegg, und im Rheinthal Johannes Stämly Landschreiber... Ullj zu Brenden, Hans Schedler,Häny Tobler und Häny Bänziger von unseren Nachbauren ab dem Kurzenberg, darzu mit vollengewalt gegeben Hanss Rorbacher wegmann Ammann zu Rheinegg, Hans Jäckly von Thal, HäniMelj, genannt Hänis Häny von Buchen, und Conrad Sitz Landammann zu Appenzell KirchenPfleger unser lieben Frauen Kirchen zu Thal Heinrich Guger der Zeit Amman zu Rheinegg,Lienhardt Gasser Stadtschreiber daselbst, Heinrich Leuthj und Hans Haggburger daselbst, HansMessmer Ammann, Häny Leuthi, Conrad Niederer, und Conrad Mosser, mit voller Gewalt gemei-ner Nachbarschaft zu Thal, dazu geschrieben, Häny Zünd, Hans Mely, Häny Somp und Häny Rüst,von Gemeiner Nachbarschaft, wegen zu Buchen und Staad... bekennen öffentlich allermänniglichmit diesem Brief, als etwas Irung, und Spänn entzwüschen gemeiner Nachbarschaft im Berg undim Thal der Kirchhöri zu Thal lange Zeit und Jahr gewesen sind, solcher Ursach halb dass sin mei-nend Sie vier genannt, die Gemeind in und eigneten die anders dann Sie meintend billich wär dar-umb sie dik und manches mal, unseren Herren und Oberen Landammann und Landleuthen zuAppenzell, nachgeloffen und geschikt, sie ernstlich ungeprüft und gebetten Ihnen Bearthen undbehülffen zu sein, damit untergangen und geleutert wurd, das Männiglich wüssen wo dass eigen und Gmeind, an einen der stiesse... –

252Also sind wir auf solches über die Dinge gesessen, auf die Stiss gegangen, und darzu allenthalbenwo sie das begehrt haben auf Red und wider Red und auf Verhörung der Kundschaft, nach unserbester Verständniss unterscheid gegeben, wie das die Marchen und Lorchen, so wir allenthalbengemacht und gesetzet haben, aus weisen und zeigen und mit der Bescheidenheit und Rechte, dasalle die wir sie Nammen haben in Berg und Thal denen dan mit diesem Untergang nicht Zeit aus-gegangen ist aus schlagen sollen, hie zwischen uns und St. Jörgen Tag nächst künftigen Sommernachgat diss Briefs, und das Ausligen lassen, als ander Gemeinden welche aber das nicht thät, dassderselbig, ohn alle Gnad verfallen sein soll, unsren Herren von Appenzell, drey Pfund Pfennig zuBuss, und mögen in dann darum angreiffen, an allen seinen Güter Liegendes und Fährendes, bissin ausgericht werden, und nichts desto minder dem Untergang nach gohn, und gnug thun, wie erist, von uns Bericht und gemacht, so sich jemand wer der wär, über kurze oder lange Zeit, unter-stände, und dem untergang nicht wollte nachkommen, oder in eine mehr anfieng und Zeunete,über die gesetzte marchen, und Löchen, oder über die Alte Heg und Hagstell aus und dasKundtlich wurd, dass der die Vorgeweldte Buss wie vorgeleuteret ist verfallen sein soll zu geben,als dik er das thut und dann allweg auf solches in Monatfrist, dem Untergang wie der laut nach-

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kommen, oder aber die Buss verfallen sein; wie vorstaht, und so dann aber beredt, also welcherein offen March abhauen, Auszog, änderte, die villeicht über aus verwehrt stekte, und dasKundtlich wurde, dass unsere Heren und Oberen, die selbige Straffen möge, nach Ihr Erkanntnuss,es seyn an Leib oder an Gut, jttem, aber mehr Beredt, das nun hierfür, Niemand wer der ist auf dieGemeind züchen, darauf zimbern weder Krautgärtnern, noch anders mehr anfache, soll auch derGemeind der Kirchhöri zu Thal, gunst wüssen willen, und sonderlich erleben, wer es darüber thät,dass der die obbedeuten Buss wie obstaht, verfallen sein soll, und nichts desto minder dann dieGemeind, Ittem, so dann von Schirm wegen, der Gemeind, wie die geschirmt werde, ist solche derGemeind der Kirchhöri zu Thal also was sie darin ansehend machen, oder ein mehrs darum wird,dass sie das Best bedunkt, das es dabey bleiben soll, ob sie aber nit Eins möchten werden, oderdas kein Theil meinte, in demselben beschwört zu sein, dass dann dasselb behalten seyn soll, unse-ren Herren von Appenzell, oder denen die es dann darzu schreiben wurden was die dann darinauch sehen und machen, darbey soll es dann aber Bleiben. Item, die Gemeldt Kirchhöri zu Thalin Berg und Thal, sollen ouch je zu Fünf Jahren, ungefährlich zu dem Gemelten untergang undGemeind schicken Liderleuth zu besehen ob jemand dem Untergang nicht nachkom und nüthielt,dass man wüsste die Buss von ihm einzuziehen, zu Letzt ist beredt worden, als vor etwas Zeitenund Jahren auch etwas untergangs an dem Ende Beschehen ist, und vielleicht darum etwasGschrifften gemacht, dass dieselbigen Gschriften Sie seyen jezt Funden, oder Sie werden nachfunden, über kurz oder lange Zeit, mit diesem Untergang und Brief kraftlos Tod, und ab seynsolen, und zu Urkundt, hab ich gemelter... Der geben ist an Zehenden Tag des Monats Brachet imJahr da man zelt nach Christe geburth Vierzehen hundert Siebenzig und Acht Jahre.

253Abt Ulrich beschreibt aus den heiligen Vätern, dass es unter gewissen Umständen erlaubt sei, inein anderes Kloster zu ziehen oder 2 unter einem Abte zu haben. (Urkunde 499, ad anno 1483)Papst Sixtus bewilligt den Bau des Klosters Rorschach. (1483, Urkunde 500). Abt Ulrich befreitmehrere Leibeigene der Herrschaft Grimmenstein der Leibeigenschaft. (1483, Urkunde 502) Kaiser Friedrich bewilligt dem Abt Ulrich ein Kloster in Rorschach zu bauen. (1485, Urkunde506). Anno 1486 Mai 19. wurde zwischen Appenzell und dem Abt von St.Gallen ein Verkommnisgetroffen wegen ihren Rechtsamen im Rheinthal, so dass der Abt auf die Lösung der Vogtei ver-zichten soll. – Beide Theile glaubten sich in ihren Rechten gekränkt.1.) Niemand soll aus dem Rheinthal vor auswärtige Gerichte gezogen werden können.2.) Die niederen Gerichte sollen dem St.Gallischen Amtleuten gehören.3.) Der Herr von St.Gallen soll der von Kaisern und Königen erhaltene Freiheiten Brief undGnaden sich verzinsen der Losung halb in Rheineck und dem Rheinthal, sondern das «gemeineLand» von Appenzell bei solcher Vogtei ruhig bleiben lassen etc. Das Kloster Magdenau verkauft den Hof Walzenhausen um 290 Pfund Pf. (1487, No. 514)Im Cirkularschreiben des Abtes nach dem Klosterbruch bemerkt der Abt, 1489 Juli, an die Stände;wie er vor gross und klein Rath in St.Gallen gelangt sei, und ihnen die Gebresten und dieBaulosigkeit des Klosters in St.Gallen vorgestellt und sie gebeten habe, gefallen zu haben, dasKloster zu bauen, dass es ein erlich, löblich und geistlich Gottshus würd, es sei ihm aber auf seindreimaliges Anbringen nie eine Antwort geworden. Nachdem er das Kloster in Rorschach gebaut,so seien St.Gallen und Appenzell vor die vier Orte nach Wil gekommen und haben verlangt, denBau zu verlassen und abzubrechen, dass ihm aber unbillig gedeucht, wie er nicht abgestanden,seien 1500 Mann zum Klosterbruch gekommen, haben das Kloster verbrennt, die Muren zerstos-

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sen, Kapell und Kreuzgang zerstört, den Altar aufgebrochen, das Heilthum daraus genommen, indes Kloster obern im Dorf den Wein ausgelassen, getrunken, vergossen etc. und ihm einenSchaden von 16 000 Gulden gethan etc. Aus Briefen der St.Gallischen und appenzellischenGesandten an die Stände geht hervor, dass der Abt auch nicht feierte, sondern bei allen Ständenselbst Klage einlegte. Unterdessen schimphierten die Appenzeller, Rorschacher, Gruber, Tübachertüchtig über den Abt (siehe No. 521 und 522).Abt Ulrich macht seine Berufung (Urkunde No. 523) über den Schaden als ein guter Haushalterund rechfertigt und rechnet dazu auch die Reiseauslagen. In den Liedern, die von dem Klosterbruch gemacht wurden, wird der Abt Ulrich bald gepriesen,bald getadelt (Urkunde No. 524). In Lied No. 1 wird gesungen:«Du hast ein hertz als ein löw / Du verachtest dehain getröwAin adelhertz hast du ingethan / das solt nit wider heruss lan.254vnd mit namen willst du einen vogt / von den fromen aidgenossen der sol sin din tockvnd wilst du den Bestäten zu ewigen zyten / das doch nit wissend din Fryheiten.

O Abt vlrich bedenck dich bass / Knüw uff dz grüni grossrüff an den der dir dick hat getan hilfe schin / du solt nit also gech sin,Du haist Rösch du solt aber nit sin gerösch / oder du trist schentlich ab die glückradvnd machest dir, selbs ain hellisch pfad.

Lied Nr. 2:Das wurdent die von sant gallen innen / die gelten also schnellvnd redent zu denen von Appenzell. / Mit dem apt syen wir gar vnd gantz veberladen.Er tut vnser Statt vnd vnserm land grosen schaden. / Er macht ein gotzhusTut vns in die lange niemer gut / vnd möchtend das volkomen in gross armutDarumb wolten wir jm das Buwen weren / vnd bitten euch helffent uns das closter niderzerenDo redtent die von appentzell lieben Heren min / wir sind dem apt nie kein stund gold gsindarvmb helfen wir auch das closter / niederbrechen vnd vmbstossen.

Es gond ye ainere zu dem anderen sagen, / wol vff zu sant gallen och ain Ertagwan.den wyn trunken sie allen vss / Sy sprachent Er machti dem Kaiser ain Robhus.Der sturm gieng wyt durch das Lannd. / Die gloggen lut man also hellDie von Wyl die waren allsam schnell / Sy brächtind ain hüpschi machtBis in ain Dorf haisst Zihlschlacht, vnd hand mir och mine gute vass zerbrochen /vnd den lieben Hailgen die Ogen ussgestochen.Die gemalet waren an den nuwen / Merkent sint das nit grob puren.Sy schrybent allenthalb an die muren vnd gewelb / vnd Sprächent der apt das waldmans gesell, vnd gehörint baid in die Hell.255Do lait man ain Tag gen ober baden / da sind all partyen hin kainMerkent wie hand die von appentzel tän / vnd och die von sant gallenden wolt der selb tag nit gefallen / Sy wolten in allen dingen nu gachen –vor der Vasnacht es geschah / do man die aidgenossen zichen sahmit irem Hoptbaner vff den blan / Sy sin zuerst nach Gossow kan.

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Da kament sy jenen mit dem Sakrament engegen / vnd taten an sy ergeben.Sy zerbrauchent vil trög vnd kisten / vnd Sprächent hin sitzend die bösen cristendie sind von jrem rechten Heren gefallen / vnd hand geschworen gen appentzellvnd gen sankt gallen. / Man nam jenen vil küh vnd ross.Das tuet Inen vast we / Darnach zoch man gen Rorschach an den bodenseedas was dem beren von Apentzell nit eben / Wan er must lüt vnd land gebenalles das er in dem Rintal hat – darumb müssenz zu Sant gallen vast lang webenvnd die von appentzell verkouffen vyl ziger vnd anken –Sy wurden von den vier orten gericht / Zu beider syt mit gehorsamen gedichtdarnach kamend sy gen wyl in das turgow gerittenvnd däten die gottslüt all dahin beschicken / da lass man jnen vorden valschen pundt, den sy zusamen hatten geschworen / vss bösem grund.Man tett gar scharpf mit Inen reden / wie siz Mainaid weren worden an Irem Herendie Red was vast vngehür / Sy wirkent all nider für den appt vff Ire knü,vnd batten jnn gar ser. Er wer ja Herr vnd dame Sy kanntint wol dass sy jm vnrecht hettint getan.Sy wöltint aber füro dar von stan / vnd dass Er innen das detti vergeben vnd Ihnen fristi ir leben.

256 Der abt hiess sy vffstan. / Da sach man gar mengem stoltzen mandie Trechen veber die wangen abgan. –Zug das kan ich wol vergessen. / Da ist noch meng Biderman gesessenIn iren landen wyt / Sy sind och gut am veld strytSy turent Ir vigenden wol warten / Sy fürent lang Spiess vnd Hallenbarten. –Zum Schluss:Abt Ulrich nun hüt dich wol wo man / trinken vnd essen soll das dir nit werd vergeben / der pfennig machet bös nicht vyl / darvor hüt dich gar eben.Lied No. 3:Gerster von lümischwyl ain pur geboren / Du bist ain Vetter man.Sy haben dich zu ainem tryschelman vserkorn. / Das ich doch dir nit engan.Du wer ist billich bim gotzhus pliben, / aber die witz zu Sant gallen,im rät dich verfürt, / darzu dich geschiben frü vnd spät, das ist dir beschert.13. Vmb die vogtty Im Rintal sind sy komen / vnd umb die hereschafft Rinegg.Die aidgenossen haben dass genommen / wo vngehorsami sy darzu hät bewegtdie von appentzell vil naristerschafft haben da getrieben,das got nit mer hat wellen tulden / vnd vsser Irem verschulden / davon geschrieben.

Den 27. Oktober 1489 geschah die Vereinigung der St.Galler und Appenzeller mit denGotteshausleuten (Urkunde 526), worin sie versprechen einander mit Leib und Gut, Rath; Trost,Hilf und Beistand zu thun, damit die Veränderung zu St.Gallen vorgenommen werde. Auch dieBullen und Freiheiten, die Ulrich erworben herausgegeben und abgethan werden. dass gleiche alleNeuerungen und Beschwerden, die Ulrich unterstanden, abgestellt und jedermann bei seinemHerkommen, Freiheiten, Sprüchen, Briefen und Siglen bleiben gelassen werde, dabei bemerkteman, man wollle das Gotteshaus bei dem handhaben und schätzen was man ihm von alters herschuldig sei, auch was man dem römischen Reichs den Eidgenossen schuldig sei, halten.

Am gleichen Tage gab man den Gotteshausleuten eine andere Urkunde (Nr. 527), dass ihnen ausdem Klosterbruch keine Beschwerd, Verlust und Schaden erwachsen soll.

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257Die 6 in St.Gallen versammelten Orte schreiben an Zürich (Urkunde 528), wie sie mit allem Fleissund Arbeit versucht haben mit St.Gallen, A. und den Gottshausleuten ein Abschied und Ingang zufertigen, damit aller Unwille in den Partheien hin und ab sei, und jeder frei handeln und wandlen,das Stift auch seine Renten und Zins einziehe etc.; auch werde man, wie abgeredt den Knechtenin Wil und Rorschach abkünden. Geben anno 28. Oktober.Am 30. Oktober kam eine Gesandtschaft von St.Gallen und Appenzell nach Wil vor die Räthe, wieaus einem Schreiben der letzten St.Ulrich erhellt (Urkunde 529) und fragten an, sie haben verstan-den, wie sie gegen sie sollen versagt (Versagebrief) sein und vor die Stadt ziehen und sie schädi-gen wollen; das söll sich nit Erfinden. Sie begehrten auch keine Unfreundschaft zuzufügen wederan Leib noch Gut. Dann verlangten sie das Gottshausfähnli, das in Wil sein soll. «Sig och nit, dannes vast wohl finder denen von wyl lig.» Dan lasen sie denen von Wil einen Brief vor, darin begrif-fen sei, dass der Abt kein Land und Leut vom Gotteshaus verkaufen soll; sie haben gehört, manwolle eine Aenderung damit thun. Der Knecht in Rorschach wegen könnte die Klosterspart wer-den, sie begehren es nicht zu schädigen. Man wies sie in Wil ab, sie hätten der Ding halb könnendaheim bleiben. Den von Wil ist Trost durch ein Schreiben von Schwiz und Glarus zugesagt. Essei eine Botschaft von Rorschach gekommen, es sei ihnen von den Gottshausleuten abgesagt. DerHofmeister und Talmann sei wieder ledig «vnns dunkt der rüw sig in die lüt komen».Die Knechte auf Rorschach berichten an die 4 Schirmorte (Urkunde 530) wie die Gottshausleuteihnen aus dem Schloss geboten, wir sie es verweigert und wie jetzt 200 Knechte davor liegen mitoffenen Feldtrumen. Folgt von 4. Nov. (Urkunde 531) ein armseliges Entschuldigungsschreibender von St.Gallen und Appenzell an Luzern. Der Cardinal Aleriensis befiehlt den St.Gallern und Appenzellern, das Kloster in Rorschach wie-der aufzubauen und St.Gallen zu entschuldigen (Urkunde 532). Der gleiche Cardinal befiehlt demBischof Friedrich von Augsburg, das Interdikt über die Appenzeller und St.Gallen zu verhängen(Urkunde 533). Der Gleiche befiehlt dem Bischof von Constanz, den Bischof von Augsburg inAusführung der kirchlichen Strafen zu unterstützen (Urkunde 534). Auch Kaiser Friedrich be-fuehlt das Kloster zu bauen, und den Akt zu entschädigen oder er ladet sie auf Recht (Urkunde535 Nov. 18. anno 1489).Bern ermahnt den 11. Januar 1490 Zürich, Luzern und Glarus keine Feindseligkeiten gegen denFrevler zu unternehmen. Schwiz berichtet Glarus den von ihrer Gemeinde gemachten Beschluss,gegen die Appenzeller und St.Galler auszuziehen (Urkunde 544, Januar 24. anno 1490) «nachdemmit alleine die Gotteshuslütt off jrem vnzimlichen fürnemmen vereinand zu beharren vnd die vonsamt St.Gallen vnd Appenzell sy daran stärkent...»Die Besatzung in Rorschach berichtet (Urkunde 545) am 27. Januar, wie die Boten von Bern, Uri,Unterwalden und Zug zu ihnen ins Schloss gekommen, und nichts ausgerichtet, wie die Feindewährend der Zeit auf sie geschossen, und wie sie kaum noch 10 Tag Wein hätten.258Papst Innozens der VIII. befiehlt dem Bischof von Augsburg, St.Gallen und Appenzell zu bauenund ihnen das Interdikt zu verkünden (Urkunde 546 Januar 27.).Dem Bischof von Constanz befiehlt er, dem Ausburger behilflich zu sein (N. 547). DenAppenzellern und St.Gallern befiehlt er, Rorschach wieder aufzubauen (N. 548). Die Schwizerund Zürcher etc. ziehen aus. Die fürstlichen Beamten in Wil berichten an Abt Ulrich (Urkunde 551Febr. 7. anno 1490) wie roh die Knechte von Zürich, Zug, Schwiz etc. sich benahmen, forderten,stehlen, verderbten, die Kellertüren einschlagen wollten.

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Die Appenzeller schreiben an die 6 unpartheiischen Orte: Bern, Uri, Unterwalden, Zug, Fryburgund Solothurn, wie die 4 Orte der Eidgenossen «mit einem schweren Zug gegen unsereLandesgrenzen, und lägend jetz zu Gossau und schädigent die armen Lüt, dass es Gott erbarmenmöcht in der Höhe des Himmels, dass doch über söliche zugesagte, billiche Recht also mit from-men Lüten gehandlet werden soll». Sie bitten sie, mit der Gegenparthei gütlich zu schaffen, «dasswir frommen Lüt by Recht bleibent... Ob ihr uns aber vor sölichen Hochmuth nit gesyn, ... so thuatdoch als die Frommen, und lassent uns das by Zit wissen, so wöllent mir Gott den Allmächtigender das wahr und oberst Recht ist, sin liebi Mutter Mariam und die lieben Heiligen anrufen undzu Hilf nehmen und mit der Hilf und Trost versuchen, ob wir uns unbillichs Hochmuths verweh-ren mögent.» (Urkunde 552 vom 7. Februar). Am 9. Februar berichten die Luzerner Hauptleutedem Abt, dass Friede geschlossen sei mit den Appenzellern (Urkunde 554).

Im Friedensabschluss mit den Appenzellern (Urkunde 555 vom 10. Februar) kommen folgendedas Rheinthal betreffende Bestimmungen vor: «Des Erstem, dass die Stettlein Rinegg vndAltstetten, ouch die Dörfer Bernang, Marbach vnd all die andern Dörfer, Höf vnd Gegenden. Sodie benamten von appenzell jm Rintal, vnd was Sy gemeinlich von Irs Lands wegen, vsserhalb IrsLand marchen, So vor Jaren zwüschen Inen vnd Herrn abt von Sant gallen, von vnsern Herren vndfründen, den Eidgenossen, vssgemarchet sind; haben mit gerichten Rechten Zwingen bennen alleroberkeit Herrlichkeit Lüten briffen vnd aller gewaltsami vnd zugehörd, mit samt der HerrschaftSargans den benanten von Zürich, Lutzern, Schwytz und Glaruss In vnd veber geantwurt werden.Hirfür das jnnzuhaben wie die von Appentzell das bishar inngehegt haben vnd damit zu handlen,als mit dem Iren Intrag derselben von appentzell.Vnd doch mit Sonderheit ob einich Sonndrig per-sonen von appenzell. Einich gült schuld oder gütter hetten in dem Rintal, die sollen hiemit den-selben personen nit abgestrikt sin, sondern Inen solichs nachvolgen.Vnd was Rechtungen, vnd alt herkommen, dann die obbenanten Hofdörfern vnd geginnen hand.Vor Holtz och Weidfarens, oder anderer sachen wegen, derby sollen sy och belyben, vnd nit davongedrengt werden. Zum rechten sollen sich och die benanten von appenzell für sich vnd Ir ewignachkommen, vertzichen vnd begeben aller Eigenschafft aller Besitzungen vnd gewer och lütenbriffen vnd rödeln, vnd namlich alles dess rechten So sy bisher an dem stettli Rinegg altstetten ochBernang, Marbach vnd allen anderen Dörfern, Höfen vnd geginnen vnd an der Herrschafft Saxmit aller zugehörd yn gehegt oder hirfür yemer veberkomen möchten, habenn also

259das sy noch ir nachkomen hiefür zu dehainen zyten noch tagen kein Forderung noch ansprach nitmer darzu noch daran haben sollen noch wöllen in dehain wys noch weg, vnd besonder wasgeschrifften vnd Brief umb sölichs Innhaben. Die den benanten vier orten von stund zu verberant-wurten, vnd ob einich funden vnd jetzt nit veberantwort wurden. Das doch dieselben den vierorten Nütz abnemen. Och Inen kainen schaden Nochden von appentzell kainen nutz noch fromengeberen, vnd bringen sollen.» Gesiegelt von Graf zu Metsch vnd Jörg von Werdenberg.In einem weiteren Vertrag vom 16. März (Urkunde 557) wird bestimmt, die Appenzell geben denvier Orten die Fass auch zu Rheineck, die sie im Rheinthal haben; dann alle Schriften, Rödel vndBrief, so sie um das Rheinthal haben. Am 27. März bitten die 4 Orte den Abt die Appenzeller absolvieren zu lassen (Urkunde 558). Am13. März werden sie von allen Zensuren, vnd dem Bann losgesprochen (Urkunde 561). Nach einerUrkunde (587) ist Uli Messmer Amman. 1494.

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Auszüge aus der amtlichen Sammlung der ältern eidgenössischen Abschiede – 1478-14991481 März 19. wird in Stans beschlossen, dass niemand zum König in Frankreich oder anderswohin in Krieg laufe bei Eid und Ehr. Es soll aufgesetzt werden «von der Burgen schandtlichenKleidern wegen», dass niemand Kleider kürzer machen lassen noch tragen soll, denn dass sie hin-ten und vorne die Scham wohl bedecken. So einer ein kürzeres Kleid anzieht, soll er um 1 Guldegestraft werden, der Schneider 2 Gulden.1482 Mai 20. Luzern: Das «Heimbringen dz Anbringen der von Luzern von der Herrn wegen, sosy gefangen vnd verbrennt hant, wz die veriehen von Wettern wegen, so beschechen sont, vnd dassnoch vil umbgangen, so betler vnd niderlender sint, die so auch hexen sigent, als ieklicher bottweis witter zu sagen, auch derby gerett, dz aber dz wetter lüten vnd beten vast gut sig, vmb solman gedenken, auch etwaz gutz zu tun vnd gott siner gnaden zu bitten.»1489 Juni 15. Luzern: v. «Item es soll auch ieklichen bot heimbringen von der pfaffen wegen, alsodz man vnserm heiligen Vater, dem bapst, schribe vnd sin vetterliche heiligkeit bitten, dz er unsern Herrn von Constanz den gewalt gebe, wo wir ein bösen Pfaffen hetten, der den tod verwürkt hettvon siner bösen missetat wegen, also dz er ein kezer, ein mörder, ein bösewicht vnd dergleichenwere, dz er dann gewalt hette, In zedegradieren vnd der weltlichkeit ze empfehlen, Im zetundenach sinem verdienen, vnd soll man off den tag zu baden antwurt darumb geben.» Es wurde wirklich zu Baden beschlossen.

260 1489 Sept. 2. Zug: Der Amman von Appenzell hat unter anderem «frevenlich» geredet. «LiebenEidtgnon, der Apt von Sant Gallen gatt daruff vnd vertreit vns, damit wir eidtgnon an ein andrenoder zu krieg vnd in gross not vnd arbeit komment, darvor sind lieben Eitgnon!»1489 August 21. Luzern: Der Abt von St.Gallen klagt, die 4 Schirmorte schreiben einen Tag nachZug aus; den 2. September siehe oben, ohne Erfolg.1489 September 9. Luzern: Bern, Uri, Unterwalden, Zug Freiburg und Solothurn stellen an die 4Schirmorte des Abtes Ansuchen, St.Gallen und Appenzell nichts zu machen. Sie wollen die Sachein Güte beilegen. September 3. Einsiedeln: Die 4 Schirmorte mahnen St.Gallen und Appenzellzum Schadenersatz. Oktober 22. Zürich: Es wird geredet, wie ein Gotteshaus zu Baden (14. Okt.)«Tratzlich» sprach, man müsste eine neue Eidgenossenschaft machen. November 25. Luzern: DerAbt von St.Gallen will mit allen Orten ein Burg- und Landrecht und die Hauptmannschaft einge-hen. Die Orte wollen aber nichts vornehmen, bis man sehe, was es für eine «Vsleite» nehme.Dezember 2. Zürich: Die 4 Orte können den durch den unpartheischen Orte gestellten Abschiedgegenüber St.Gallen nicht annehmen. Jedes der IV. Orte schickt 2 Mann Besatzung nachRorschach. Oberbüren ist ein in den Bund der Gotteshausleute getreten. 1490 Februar 10. Gossau: im Feld Vermittlung. Februar 26. Zürich: Auf nächsten Tag soll manAntwort geben bezüglich des Anbringens der Rheinthaler obre Höfe, ihrer Streitigkeiten wegenmit den Appenzellern über Marken Sandgang und Holz und auf ihr Gesuch um Confirmation ihrerStreitigkeiten. März 16. Einsiedeln: Der Abt kann bauen, wo er will, doch soll alles «Heiltumbvnd Gezierd» in St.Gallen unverändert bleiben. Mai 31. Ohne Ortsangabe: a) Der Priester von Thal im Rheinthal hat um Aufbesserung seinerPfrund gebeten. Das will man heimbringen. (Kömmt kein Beschluss). Juni 20. Baden: Dem Vogtim Rheinthal werden 100 Gulden Jahrlohn bestimmt. Die Behausung soll er ohne seine Kosten inRheineck erhalten. Juli 7.-9. Wil: Alle Fässer im Rheinthal, Rheineck geben den Appenzeller die4 Orten. August 24. Luzern: Hans Jakob von Bodman, Vogt zu Feldkirch klagt, die von Rheineck

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machen mit der Schiffung und die Kornfähren Neuerungen und verlangt Abstellung. Oktober 9.Luzern: Nach vorgelegtem Urtheilbrief von früherher ist das Fahr Rheineck zuerkannt. Es sollenmit dem römischen Königs Boten geredet werden, dass das Fahr von Rheineck unbekümmertgelassen werde. Zugleich das Fahrschiff in Rheineck in bessern Stand gestellt werde. 1491 Januar 7. Zürich: Auf eine Anfrage wegen der neuen Behausung des Vogtes in Rheineckhaben sie erwidert, das Haus sei zu einem Kaufhaus bestimmt, damit sie einen Markt daher brin-gen möchten. Sie bitten daher, sie im Vorhaben zu unterstützen und erbitten sich, an den Bau einerandern Behausung für den Vogt nach Kräften behülflich zu sein.1492 April 2. Luzern: Da etliche Zinse, die an den Stein von Rheineck gehören, imAppenzellerland liegen und sich die Frage erhob, wo man die einziehen und in Streit

261fällen brechen soll, wird beschlossen, dass beides zu Rheineck zu geschehen habe. 1492 August 14. Rheineck: Die 7 Orte geben einen Spruch über die Marken zwischen Appenzell,Altstetten und Berneck. November 26. Baden: Da der Leutpriester zu Thal im Rheinthal eineschlechte Behausung hat, so ist ihm bewilligt, unter Aufsicht des Vogtes 200 Gulden daraus zuverbauen, wovon er 100 und der nach ihm bekannten 100 zu tragen hat, damit die Pfründe nichtgeschwächt werde. Da der Vogt im Rheinthal zu Miete wohnen muss, Appenzell und Rheineckdagegen mit einander ein Haus haben machen lassen, wovon der Appenzeller Theil nun denEidgenossen gehört, so soll man heimbringen, ob man nicht den Rheinecker Theil kaufen wolle. 1494 Februar 5. Der Vogt soll zu Rheineck ein Gefängnis bauen. Die von Rheineck wollen bauen,wenn die das Material auf den Platz liefern (Zürich). April 11. Luzern: Einige Kriegsknechte, diein fremde Kriege gezogen und bei der Heimkehr vom Vogt um je 2 Gulden gestraft wurden, begeh-ren Milderung, damit sie nicht von Weib und Kind gehen müssen. Der Vogt soll jedem 1 Guldeverrechnen. Mai oder Juni Baden: Die von Thal bitten, der Vogt möchte den Saum Wein, welchersonst die Appenzeller ihnen gegeben, ihrer Kirche zukommen lassen. Ein junger Helwer zuLindau, der Antheil am Zoll zu Rheineck hat, und ihm jährlich 17-18 Gulden einbringt, will ihnden Eidgenossen um 300 Gulden verkaufen. Bericht des Landvogts warten. Um diese Zeit immerfort Artikel gegen Geistliche. Der Pfarrer von Sida, der eine Tochter geschän-det; in Wetingen ein entsetzlicher Vorfall: Der Bischof von Constanz will ein energischesVerfahren, aber die Geistlichkeit wehrt sich, z.B. alle Geistliche des Kantons Luzern. 1497 Mai 29. Zürich: Doktor Winkler hat Varnbühlers Haus gekauft. Juni 6. Baden: Der Vogt wirdbeauftragt, die Späne zwischen Rheineck und Thal womöglich in Güte zu schlichten. DerLandvogt bittet wegen den bedenklichen Zeitläufe wegen ihm einiges Geschütz hinaus senden. Eswird 1477 den 11. August in Luzern beschlossen, dass Schwyz, Unterwalden und Zug ihm unddem Abt von St.Gallen das Ihrige leihe. November 17. Dem Bischof von Constanz ist ab diesemTag geschrieben der 300 Gulden wegen die dem Dr. Winkler gehören. 1498 Januar 24. Luzern: Heimbringen, ob man das Schloss zu Rheineck bauen wolle. DieEidgenossen werden überall «Kühghyer» genannt und gesungen. Juni 24. Baden: In Streitigkeitenzwischen Rheineck und Thal ist erkannt (in Betreff der Gerichtsmarken), es soll jede Parthei 2 ehr-bare Männer wählen, den Vogt zu Rheineck als Obmann und dieser entgültig entscheiden. DerVogt bringt an, es sei unter Vogt Troger einem Aussätzigen befohlen worden, sich von den Leutenfern zu halten. Unter ihm habe er übertreten und wolle die Busse nicht zahlen. Wird erkannt, erhabe den Vogt nicht zu antworten, da das Verbot nicht erneuert worden sei. Zu Rheineck liegennoch 440 Saum Wein.

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262 1498 Dezember 10. Zürich: Ueber das Hinlaufen der Knechte, das in einem Masse stattfindet,dass davon Zerstörung der Eidgenossenschaft zu besorgen, wurde viel geredet, nichts gethan.

1499 Januar 29. Luzern: Die Vögte vom Rheinthal und Oberland sollen jede Nacht aus derUmgegend 100 Mann in die Städte nehmen wegen Ueberfall. Doch soll nicht Feindseliges ver-nommen werden, damit wir nicht als die Anfänger gelten. Februar 5. Luzern: Heimbringen, dassman die Schlösser zu Rheineck und Sargans in baulichen und wehrhaften Stand stelle, damit dieLandschaft guten Trost daran habe. Dann soll man vorschlagen, wie man sie mit Geschütz verse-hen wolle. März 1. Zürich: Der Zusatz im Rheinthal soll bleiben, nämlich aus jedem der 7 Orte29 Mann, 50 von St.Gallen Stadt, 50 von Appenzell. St.Gallen soll das Büchsenpulver geben, undBüchsensteine sorgen auf gemeine Eidgenossen Kosten. Klagen über die Schande, dass Knechtein beiden Herren dienen, dann über den Ungehorsam und die Raublust derselben, Kirchen undPriester bestehlen. Mai 2. Von Rheineck kommt Meldung, die Zusätze von Uri, Schwyz und Zugseien ein vollzählig gewesen, so ist beschlossen, die Orte sollen den Zoll erfüllen. Juni 10. Baden:Der Vogt in Rheineck darf keinen Fall nehmen und von solchen, die in unsern Krieg umkommen.Kein Hauptmann soll Geleit geben können, ohne des Vogts Willen. Letzterer soll auch dieSpielleute in Rheineck bezahlen. Juni 27. Baden: Die armen Leute von Rheineck und aus demRheinthal bringen an, der Vogt wolle von ihnen bezahlt sein, nun seien sie arm; die Zusätzen, diedort liegen seien ihnen viel schuldig und zahlen ihnen nichts, man möchte ihnen einigen Aufschubgeben. Heimbringen. Jedes Ort soll erschaffen, dass die Knechte die Wirthe bezahlen. Dem Vogtwird befohlen, niemand Wein zu geben, als um baares Geld. Dieser schreibt aber, er wollte gerndemgemäss handeln; allein man nehme ihm den Wein; er wolle nicht dafür verantwortlich sein.Besonders die Zusätzer nehmen den Wein «vnd si sient als wol herren als wir». Darüber wil manrathschlagen. Juli 23. Zürich: Auf den Schaden, der uns leider zu Rheineck an unseren Zusätznerbegegnet ist, wird erkannt, diese Zusätze wieder auf die gwonte Zahl zu bringen und mit 20 Mannaus jedem Ort zu verstärken, so dass jeder Ort 50 habe. Appenzell und St.Gallen sollen eiligersucht werden, die ihrigen dahin zu senden und bleiben lassen. An St.Gallen wird geschrieben,Pulver und Blei nach Rheineck zu senden. Jenen Zusatz wird geschrieben, nicht im StädtchenEingang zu bleiben, sondern sich auf die Plätze, wo es nothwendig zu vertheilen. September 5.Zürich: Da die Zusätzer im Rheinthal sich nicht trennen, noch auf die Wachtposten abgehen, son-dern ungehorsam sind, soll Glarus eine Botschaft entsenden um sich mit dem Vogt zu beraten.September 16. Schwyz: Den Hauptleuten zu Rheineck ist geschrieben, sie sollen die Knechteabhalten, den Wein oder die Trauben, die den Eidgenossen gehören, gewaltsam zu nehmen.Undda die Knechte in solchen Dingen den Geboten der Hauptleute nicht nachfragen, und keine Zuchtund Ordnung unter ihnen herrscht, so wird desshalb auch ihnen geschrieben, bei Strafe sich fortander Ordnung zu unterziehen. Den Hauptleuten im Rheinthal ist Warnung zugekommen, dass die

263Feinde zu Bregenz, Lindau’s etc. mächtiger denn je herüber zu kommen und zu verbrennen undzu verwüsten. Die Zusätze in Rheineck namentlich sollen ergänzt werden, weil niemand bleibenwolle, wenn, «wir einandern dermassen tröigen wollen». Oktober 7. Zürich: Auf nächsten Tag sollüber den Schaden verhandelt werden, der denen im Rheinthal von Anfang des Krieges und jetztseit Verkündigung des Friedens ist zugefügt worden. Oktober 28. Frauenfeld: Der Vogt vonRheineck berichtet, Hauptmann Uli zu Wyl von Luzern, Hauptmann Custer von Unterwalden, und

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Hans Müller Hauptmann von Glarus haben von einem Mann im Rheinthal, der den Feinden 60Gulden Schatzgeld zu geben schuldig, die Schuld raubsweise genommen. Beschluss: Der Vogt sollsich für ihn verwenden. November 18. St.Gallen: Die von Rheineck beklagen sich über ihreArmuth und ihre Leiden während des Krieges, und bitten, sie des diesjährigen Zolls und derSteuer ledig zu lassen. Den Zoll lässt man ihnen nach, die Steuer nicht. Weiter bringen dieRheinecker an, die fremden Kaufleute hätten ihnen versprochen, wenn die Strasse gegen denSchollberg verbessert würde, selbe mit ihren Gütern zu befahren, was dem Zoll und Geleit undauch dem gemeinen Mann ein merklicher Vortheil wäre. Heimbringen. Der Vogt soll erforschen,wieviele Kosten darauf gingen. Auch bringen sie an, sie hätten für die von St.Margrethen im Krieggewacht, begehren dieselben in ihre Steuer aufzunehmen. Erkennt: da die von St.Margrethen ihreGüter in ihre eigene Steuer versteuern, so sollen sie denen von Rheineck, sofern sie für selbegewacht, ziemlichen Abtrag thun. Der Kirche zu Thal soll der Vogt zu Rheineck 10 SchillingGelds ausrichten. Den Hauptleuten, unter denen der Wein der Eidgenossen zu Rheineck, ist aus-getrunken worden, so soll ein Tag bestimmt werden, damit sie sich mit uns vergleichen.

Ueberall her Klagen über Noth, Armuth, erlittenen SchadenAuszüge aus «Geschichte der Grafen von Montfort und Werdenberg» von Dr. J.N. Vanotti, Domkapitular in Rothenburg 1845Die Alemannen geschlagen in Zürich (496) Herzoge über sie, die nur widerwillig das Job derFranken trugen. Aufhebung der alemannischen Herzogswürde und Zersplitterung des Landes inkleinere den Karolingern minder gefährlichen Parzellen, Gauen und Canten. Besonders 2 Familien in Oberschwaben, die der Verfasser in Rücksicht auf ihre Stifte dieBurkardische und die Bertholdische nannt. Erster an den Ufern des Bodensees besass dieGrafschaften Altdorf, Ravensburg, Bregenz, Buchorn, Heiligenberg, Kyburg, Kirchberg?Churwalgau, und den Rheingau, also Wallgau, Reingau Alg- Nibel- Argen- Linz- Thur- Zürichgau.Sie stammten durch Ruodhart & Warin, den kaiserlichen Kammerboten von den Alten Herzogen

264ab. Hildegard, eine Tochter Graf Rudolphs und Imma, eine Urenkelin des Herzogs Gottfried +708,hatte zu Brüdern Graf Gerold +709 und Graf Ulrich, da als Graf des Argen- Linz- und Thurgausin den Urkunden von 1783-804 vorkommt (siehe Neugart).Unter den Nachkommen Ulrichs kommt Burkhard, Graf oder Markgraf von Churrhätien, Wall-und Reingau vor, der sich zum Herzog von Schwaben aufwerfen wollte, aber auf einer Versamm-lung 911 der Grossen, an deren Spitze sich ein Anselm befand, getödtet wurde. Das nämlicheSchicksal hatte sein Bruder Adalbert, Graf von Aar- und Thurgau. Die Söhne Burkhards wurdenvertrieben. An der Spitze dieses Aufstandes standen ausser Bischof Salomo, obiger Anselm undErchanger. Letzterer wollte Herzog werden, zerfiel mit Salomo den Kaiser Conrad I. unterstützte.Erchanger wurde 916 gefangen, mit seinem Bruder Berchthold 917 zu Oefriedingen enthauptet. Die Söhne Burkhards kehrten nun zurück, bemächtigten sich der Güter ihrer Voreltern. Burkhard dieses Namens der erste, wurde 918 Herzog von Alemannien bis 926. Sein Bruder Ulrich nahmdie väterlichen Besitzungen am obern Bodensee wieder. Eine Seiner Nachkommen waren dieGrafen von Bregenz. Ulrich der Stifter des Klosters Mehrerau war ein eifriger Anfänger desGegenkaisers Rudolph, dessen Tochter seine Frau war. Er starb 1097, hinterliess die 2 SöhneRudolph und Ulrich. Letzterer verschwindet aus der Geschichte, ersterer erscheint in Urkundenvon 1127 und 1128 bald als comes (Brigantinus) Bregantiae, bald als comes curigensis. Mit ihm

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starb um 1150 der Stamm der Grafen von Bregenz aus. Doch hinterliess er eine Schwester(Tochter) die mit einem Grafen von Pfullendorf vermählt war, und diese hatte einen SohnRudolph, der im Besitze von Bregenz, dann der Güter im Nibel-, Argow, Rhein- und Ramsgaufolgte. Desswegen wird er oft Graf von Pfullendorf und oft von Bregenz genannt wird. Als Rhätien an die Franken kam, wurde es vorerst Alemannien zugetheilt, was auch Karl ab 806that. Als er aber Italien seinem Sohn Pigin überliess, gab er ihm auch Rhätien 812. 843 kam eswieder an Deutschland. Eine der Hauptfamilien in Rhätien, wohl der herzögliche Fahnenträgerwaren die Montfort (Wappen).Bregenz mit dem Bregenzerwald und dem Rheingau gehörten zu Konstanz. Die Gränzen desRheingaues blieben lange unbestimmt und schwankend, bald wurde er sellbst zur HerrschaftBregenz, bald zu Rhätien gezählt, je nachdem die Inhaber wechselten. Es herrschte vielVerwirrung in der Geschichte dieser Gegend (p. 11). Wir finden nämlich von dieser Zeit 4 Gauenoder Grafschaften, Rhätien oder Churrhätien, Wallgau Rheingau, Bregenz wo von hie und da 2einem Herr, in der Regel aber, jeder Gau, oder jede Herrschaft einen eigenen oder mehrere Grafenhatten von welchen sich die ersten zwei «und auch der Graf des Rheingaus, oft nur comitesRhaetiae, in provincia Rhaetiae nannten.

Altmontfort, Werdenberg, Jagberg, wurden im Anfang des 10. Jahrhunderts erbaut.Graf Hugo von Montfort und Rudolph von Werdenberg führen dem Kaiser Hilfsvölker gegen dieWenden 930. (Nach Guler, Sprecher). (Im Investiturstreite waren die Montforter auf Seite desKaisers Heinrich IV. Die von Bregenz auf Seite Gregors. Abt Ulrich III. zog 1079 gegen Bregenz,eroberte und verbrannte es, da Herzog Wolf und die Bregenzer im nämlichen Jahre die montfor-tischen Besitzungen mit Brand und Raub verwüstet hatte).

265In einer Urkunde von 909 (Neugart No. 673) nach welcher der Bischof Salomon dem KlosterSt.Gallen das Klosters Pfäfers schenkte, kommen als Zeuge ein Graf Hugo und ein Graf Anselmvor, deren Grafschaften unbekannt sind. Lazius, Guler, Sprecher, Buzelin behaupten, diese beidenseien Montforter gewesen. Anselm und Hugo stürzten die Burkhard Familien, tödteten Burkhardund seinen Bruder Adelbert, verbannten ihre Kinder, und werden sich ohne Zweifel ihrer Güterbemächtigt haben. In dieser Zeit kommt auch ein Graf Hugo von Montfort und Rudolph von Werdenberg vor, dienach Guler Schwab in seinem Bodensee (1840 p. 105) beruft sich auf eine Urkunde 967, nach demdie Montforter die ganze Gegend mit Ruhm und Macht erfüllte und im Rheinthale dieGrundbesitzer waren. Bregenz besass damals 970 ein Graf Ulrich, der Grossvater des heiligenGebhard (Ussermann). Um diese Zeit (970-980) ein Graf Otto von Montfort, der auf Jagdberg wohnte, und dasKlösterlein St. Gerold stiftete. (Eichhorn Prodrom. in hist. Episo. Curiens. p. 54).1031 kommen in einer Stiftung des Bischofs Eberhard von Augsburg an das Kloster Afra alsZeugen vor: Hugo Comes de Werdinberch, und Johannes Comes de Montfort (Pl. BraenGeschichte der Bischöfe von Augsburg II. p. 367).Dieser Graf Hugo war wahrscheinlich der Stammvater der Pfalzgrafen der Tübinger.Die Söhne Ottos von Montfort erscheinen im Investiturstreite als Anhänger Heinrichs IV. Von die-ser Zeit an legen eine Menge Urkunden Zeugniss über die Grafen von Montfort, die sich auch vonWerdenberg zu nennen anfingen. So schreibt Guler (B. 9 p. 130) und Sprecher (lib. 3 p. 76):

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«dass zu Zeiten Kaiser Lothars (1125-1138) in Rhätien im guten thun gewesen sei, Graf Hugo vonWerdenberg, dessen Meldung geschieht in den Urkunden von 1130 und 1131. Diese GrafenAbkunft war von Montfort, so auch rhätisch Grafen sind». Georg von Feldkirch, Hugo von Montfort, Ludwig von Werdenberg wahrten dem im Jahre 1165zu Zürich abgehaltenen Turniere bei. Ein Johann von Montfort, starb auf der Reise nach Jerusalemin Zypern (in Nicosia) im Rufe der Heiligkeit, wesshalb er als Patron der Stadt Nikosin lange ver-ehrt wurde. Obiger Pfalzgraf von Tübingen hatte 2 Söhne, Rudolph und Heinrich, der nach Gulerzu Rom an der Pest starb 1166. Im Jahre 1188 kommt ein dritter Bruder vor in Urkunde beiNeugart (ad No. 884). Er wird genannt: Comes de Montfort canalis frater ejus videlicet Rudolfus,Polatinus de Tuivingen. Wie kam dieser in den Besitz der Montfort? Die Frage erhält ihre Lösung,wenn man annimmt, die früheren Besitzer von Feldkirch, Werdenberg, der alten montfortischenGüter starben aus, und ihre Erbschaft fiel den verwandten Tübingern zu (p. 21). Der eine befiehltdie Tübinger Besitzungen, der andere die ursprünglich montfortischen Güter in Rhätien. – DieserHugo war ein thätiger Mann, nahm für Friedrich II. gegen Otto IV. Parthei, erwarb Bregenz unddie Schirmvogtei des Bistums Chur, im Jahre 1218 war er Herr von Bregenz Stadt und Rheineck. Bemerkungen von Venotti (p. 24).Merkles in seiner gut geschriebenen Geschichte Vorarlbergs hat mehrere alte Nachrichten undNamen der Grafen von Montfort aufgeführt, nach welcher letzterer schon im 6. Jahrhundert in derGeschichte erscheinen würde, allein die Quelle ist nicht angegeben. So schliesst es III. Abtheilung(P. 39) König Glodwig habe (502) 12 Richter aufgestellt, unter welcher die Herren von Wer-denberg, Rheinegg und Jagberg (p. 72): im Jahre 1022 habe die Familie Montfort sich weit ver-breitet. (p. 91 anno 1080) als Abt Ulrich, der Anhänger Heinrich IV. Bregenz erobert, sei er gegenGraf Hugo von Montfort in Feldkirch gezogen, habe, da er es nicht erobern konnte, die Umgebungverwüstet, wogegen Graf Hugo sich der Besitzungen des Klosters St.Gallen im Rheinthale sichbemächtigte. Das ursprüngliche Wappen der Familie Montfort war eine rothe Fahne im weissenFelde, welche alle Zweige auch der Tübinger beibehielten. Die Werdenberger nahmen dieschwarze Fahne im weissen Feld an der Wappenschmuck (Helmzierde war eine Bischofsmütze,zum Zeichen der Familienerbvogtei über Chur).

266Geschichte des Grafen von Montfort aus Vanotti 1188-1260 (Erste Abteilung p. 31)Graf Hugo von Montfort, Herr zu Feldkirch, ist als eigentlicher Stammvater der neuern Grafenvon Montfort und Werdenberg anzusehen (siehe vorige Einleitung) inwieweit er Vater zweierSöhne war, welche den beiden Familien Namen und Ursprung gaben. Die Zeiten, in denen dieserHugo lebte, waren unruhig wegen des Kampfes der Hohenstaufer mit den Päpsten, der öfternAbwesenheit der Kaiser Friedrich I. und Heinrich II. in Italien, den Fehden etc. Sein erster Streit war mit Abt Conrad von St. Johann, der 1209 durch den Bischof von Constanzbeigelegt wurde. Hugo wusste die damaligen Zeitverhältnisse für sich zu benutzen. Als FriedrichII. sich 1212 aus Italien gegen Otto IV. kam, nahm er die Strasse über Rhätien dem Bodensee zu.Der Adel der Umgegend, vorab Hugo schaarte sich zu ihm. Friedrich liess die Dienste nicht unbe-lohnt, wenigstens finden wir Rheinegg, Stadt, beide Schlösser und einen Theil des hinzu gehören-den Rheinthals, welche Kaiser Otto IV. im Jahre 1209, zum Reiche, oder eigentlich für sich alseine nach dem Tode Kaiser Philipps heimgefallene Besitzungen, eingezogen hatte von nun an alsmontfortisches Eigenthum, wie dieses die Urkunde von 1218 beweist (p. 35). (Wie Rheineck anOtto kam, siehe anderswo). Arx quidem gentilitia comitum Ramsberg in paego Linzgau sita erat,

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sed Rudolfus castellum Rinegge, praedio Petrohusa prosimum ab aliquo tempore inhabitabat,Ecclesiae Constantiensis fendum, a Comite Conrado de monte sancto ei verditum (Noto p. 35).Im Jahre 1218 befand sich Graf Hugo am Hofe des Kaiser Friedrich II. zu Ulm. Daselbst stifteteer in Gegenwart des Kaisers und mehrerer Fürsten eine Commende für die Hospitaliten zu St.Johann in Jerusalem. Er übergab ihnen einige Lehen und Aecker in seiner Stadt Feldkirch, die dieKapelle der hl. Maria im Thal; gestattete auch seine Ministerialien und Leuten Vergabungen andiese Kommende zu machen, sowie den Hospitalitern Almosen einzusammeln in seinenHerrschaften Feldkirch, Bregenz, Rheinegg und im ganzen Bistum Chur. Diese Stiftung geschahdurch die Hand des Grafen, seiner Frau und seiner Söhne. (Eichhorn hist. Epis. Cur. in Cad.Prob.Nr. 68 p. 79. Ex urbaria S. Johannis in Feldkirch).Nach dieser Urkunde scheint er schon erwachsene Söhne gehabt zu haben; die Urkunden nennenRudolf von Montfort, einen Hugo, der sich von Werdenberg nannte (Guler 1239) und Heinrich,Bischof von Chur 1251-1272 war, dann eine Schwester, die Gemahlin des Grafen Friedrich vonToggenburg, deren Bruder Diethelm 1226 ermordet wurde. Durch diese Söhne entstanden 2 Linien Montfort und Werdenberg, Rudolf erbte Bregenz,Feldkirch, Scheer etc., Hugo Werdenberg, Rheineck usw. – Die Trennung erfolgte nach von Arxin der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Ein Teilungsbrief findet sich nicht vor; vielleicht geschah die Trennung bei ihrer Vertheilung;Hugo mit einer Prinzessin von Hamburg.Wir befassen uns von nun an nur noch mit der Familie Hugos von Werdenberg. Diese südlichsteseiner Besitzungen war die Grafschaft Sargans. «Am nördlichsten lag die Herrschaft Rheineck mitder Stadt dieses Namens und dem Städtchen Altstetten mit dessen beiden Schlössern an demfruchtbaren linken Ufer des Rheins bis zu dessen Einmündung in den Bodensee. Hier blühteHandel und Gewerbe und Rheineck wetteiferte mit Bregenz um den Handel, welcher aus Italienund Süddeutschland auf dem Bodensee getrieben wurde. Die westlichen Nachbarn des Rheinthalsjedoch, durch ein Kette von Bergen geschieden, waren Unterthanen des Klosters St.Gallen, Theilsin dessen unmittelbarem Gebiete, theils die, welche die Landschaft Appenzell bewohnten (p. 214).Später gehörten ihnen auf dem rechten Rheinufer Vaduz, Bludenz, Blumeneck etc. Durch Kaufund Heirathen kamen sie auch in den Besitz von Wildenberg, das Vatzische Erbe in Graubünden,die Herrschaften Heiligenberg, Sigmaringen, Schwalnegg, Trochtelfingen, Jungnau in Schwaben. Ausser ihnen hatten ihre Besitzungen im Rheinthal, Pfäfers, Grimmenstein, Enna, Ramschwag,Rosenberg, Schellenberg, St.Gallen etc. dadurch Fehden, weil die Rechte und Gränzen wenigerbestimmt, durch Herkunft verinbart waren. Der Sturz der Hohenstaufen vergrösserten die Wirren.Rudolf von Habsburg zog die Werdenberger in sein Interesse, aber auch in seine Kriege etc.wodurch nach und nach der Ruin der Familie herbei geführt wurde.

267Von Hugo II. finden wir wenig aufgezeichnet. An ihn übertrug der Abt Johann I. von Disentis dieSchirmvogtei des Klosters. Seine Schwester Eliabeth war vermählt mit dem Grafen Hartmann vonKyburg dem jüngeren, dessen Tante Heilwig die Mutter des Kaisers Rudolf von Habsburg war. Mitseinem Bruder Rudolf scheint er in Friede gelebt zu haben. Sie mag Ursache gewesen sein (p. 217)dass die Theilung der väterlichen Besitzung minder genau ausgesprochen und urkundlich nieder-geschrieben wurde, eine Ursache der künftigen fast 100jährigen Fehden der beiden Häuser. DasTodesjahr Hugos scheint 1258 oder 1259 gewesen zu sein, da im Jahre 1260 die erste grosse Fehdeausbrach. Seine Söhne Hartmann I. und Hugo III. theilten die Besitzungen; der erste erhielt

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Sargans, der letztere Werdenberg und Rheineck. Sie lebten in gutem Einverständnisse. Da brachdie Fehde mit ihren Geschwisterkindern den Grafen von Montfort aus, deren Veranlassung unbe-kannt ist. An der Spitze der letzteren lag Graf Rudolf zu Feldkirch. Auf der einen stand die ver-einte Macht der Montforter, der Helfer der Toggenburger war, die Werdenberger. DieWerdenberger fanden Freunde unter den Edlen des Landes. Es kam 1260 zu einem Treffen, in demdie Montforter siegten und 14 Edelleute gefangen nahmen (p. 52), das Schloss Fortifels bei Grabszerstörten und die werdenbergische Besitzungen verwüsteten. Melchtild die Aebtissin, Frauenstiftvon Zürich sah sich (laut Urkunde vom 12. November 1263 bei Neugart Cod. Alem. No. 986)genöthigt, einige Klostergüter zu verkaufen ad solvenada debita, quae habemus ex guerra Fridericide Toggenburg et Hugonis de Werdenberg. Graf Hugo suchte Hülfe bei Graf Rudolf von Habsburg, dem der Anschluss erwünscht war, dieMacht der Montforter zu brechen, und einen Freund zu erwerben. Er wandte sich dazu an AbtBerthold von St.Gallen, und diesen beiden gelang es, die Fehde zu Gunsten der Werdenberger aus-zugleichen, indem die Gefangenen frei gelassen wurden, und die Werdenberger im vollen Besitzihrer Herrschaften verblieben (im Jahre 1261). Hartman starb noch vor 1270. Im Jahre erneuerte sich die Fehde. Hugo wandte sich wieder anHugo von Habsburg und dieser an Abt Berchtold. Vereint zogen diese Schaaren ins Rheinthal, fie-len mit Raub und Brand in die montfortischen Besitzungen um Feldkirch, belagerten Feldkirch,ohne es einnehmen zu können, hieben aber aus Rache die Rebstöcke und Fruchtbäume um, ver-brannten auf dem Lande die Häuser und zogen ins Rheinthal zurück, wo Abt Berchtold die BurgenBlatten und Helsberg zum Schutze gegen die Montfort erbaute. Die Feindschaft zwischen beidenFamilien wurde nicht erlöscht, wenn auch Frieden genöthigt.Hugo und seine Söhne schlossen sich immer fester an Habsburg an, ob zu ihrem Vortheil? VonRudolf und Hartmann, die Söhne von Hartmanns stammt der Familie Werdenberg-Sargans, vonHugo III. und seinen Söhnen der Familie Werdenberg zu Werdenberg und Heiligenberg. Rudolf von Habsburg, 1273 Kaiser geworden, ernannte Hugo III. zu seinem Statthalter, des ReichsLandvogt in Oberschwaben und oberster Landrichter, als der er oft in die Urkunden dieser Jahreverkommt (p. 222 und 223). Anno 1277 verkaufte Graf Bertold von Heiligenberg, der letzte sei-nes Stammes an Graf Hugo um 500 M.S. und der Kaiser bestätigt den Verkauf. Er scheint 1280 gestorben zu sein, der seiner in den Urkunden nicht mehr erwähnt wird. Er hin-terliess 3 Söhne, Hugo IV., Albrecht und Heinrich I. Seine Gattin war eine Tochter des älternWalter von Vatz, Herrn im Prättigau und Davos. Von den beiden Brüdern Albrecht und Heinrichwissen wir wenig. Heinrich soll bei Morgarten dabei gewesen sein, obschon er Domherr vonConstanz war und von 1316-1318 Generalvikar. Hingegen desto mehr wissen wir von Hugo,Huglin von Rheineck wie er genannt wird, der Einäugige, der in Rheineck seinen Sitz hatte. Erwar das Haupt der Familie, ein schlauer kriegerischer Mann, der seine Lebzeiten bei den Waffenzubrachte, in grossem Ansehen stand und von den verschiedenen sich bekämpfenden Partheiengleich gesucht und gefürchtet wurde. Er ergriff die Parthei der österreichischen Herzöge, derenStütze er in dieser Gegend war. Er besass für sich Werdenberg, Rheinegg, und mit seinem OheimHartmann, die Herrschaft Bludenz, Montafun und Sonnenberg gemeinschaftlich.

268Zuerst trat Graf Hugo als Verbündeter des Kaisers Rudolf in dessen Kriegen gegen Abt Wilhelmvon St.Gallen auf. Der Kaiser hatte diesen seiner Würde 1287 entsetzt. Der Bruder des AbtesBischof Friedrich zu Chur zog ihm mit Macht zu Hälfte 1288, verwüstete das Werdenbergische.

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Hugo schlug ihn und nahm ihn gefangen (Von Arx I.). Der Abt scheint um die Freundschaft Hugosnachgesucht zu haben, wenigstens überlässt er ihm (30. September 1288) (Neugart C. All. No.1093). Die Sonderleute des Klosters, wie sie Burkhard von Wartensee innegehabt als Unterpfandfür die Summe von 5 M.S. Kaiser Rudolf ernannte ihn zu seinen Hauptmann und verschaffte oderschenkte ihm die Herrschaft Schmalenegg 1288. Die Unzufriedenheit bereitete sich bei der strengen Herrschaft des Ulrichs von Ramschwag undHugos aus und kam nach des Kaisers Tod 1291 zum Ausbruch der Bischof von Constanz, einVerwandter des Kaisers und sein Bruder standen an der Spitze. Abt Wilhelm, unterstützt von derStadt St.Gallen, den Bürgern und dem Adel nahm den Kampf gegen die Söhne Rudolfs freudigauf. Zürich war ein mächtiger Bundesgenosse. Herzog Albrecht strebte nach der Kaiserkrone,dadurch gewann sein Friede in der Schweiz und Schwaben freie Hand. Bei günstiger Gelegenheitzogen der Bischof und Abt auf die schwäbische Seite am Bodensee und belagerten die StadtBuchhorn, eine österreichische Besitzung. Mit dem Abt waren die Landleute von Appenzell unddie Mannschaft des St.Gallerlandes. Ihre Heimath war unbewacht. Das erspähte Ulrich vonRamschwag, sandte seine Boten nach Rheineck. Hugo sammelte schnell seine Leute und öster-reichischen Söldner und fiel verheerend in Appenzeller- und St.Gallergebiet. Noch standen dieletzten Mannen bei Buchhorn, das sie erobert und ausgeplündert (Tschudi schlägt die Beute auf8000 M.S.) als Rauchwolken in der Heimath aller Orte aufsteigen. Als sie heimkehrten war dieganze Gegend mit Raub, Brand und Mord so grausam verheert, dass der Urheber dieses Elendes,Ulrich von Ramschwag aus Kummer und Reue erkrankte und starb. Das geschah im November1291 (Tschudi Bd. I, p. 207).Graf Hugo verfügte sich 1292 nach Winterthur, welche mit unverbrüchlicher Treue an Oestreichhing und fiel in Zürcher Gebiet ein, sowie es Zürich in Oesterreich that. Die Zürcher zogen end-lich mit ihrem Banner unter dem Graf von Toggenburg gegen Winterthur. Ulrich verliessWinterthur, um einen Heerhaufen zu ihrer Hülfe zu versammeln. So wie er die Stadt verlassen,fielen die Winterthurer gegen Töss aus, wurden aber zurück geschlagen und bis an die Stadt ver-folgt (11. April 1292). Ein Bote dieses Sieges ging an Bischof Rudolf von Constanz an, der seineLeute versammelte, um den Zürchern zu Hilfe zu kommen. Der Bote fiel Hugo in die Hände. Einvon ihm abgesandter Bote brachte den Zürchern mit dem nachgemachten Siegel des Bischofs dieAntwort: 13. April Mittags wurde mit seinem Heereszuge zu ihnen stossen, um gemeinschaftlichdie Oesterreicher zu bekämpfen. Ein anderer Bote brachte den Winterthurern den Befehl, aufdiese Zeit sich bereit zu halten. Mit allen seinen Truppen zog Hugo unter dem nachgemachtenkonstanzischen Banner nach Winterthur. Die Zürcher und ihre Verbündeten jauchzten ihm entge-gen wie einem Freunde. Niemand bewaffnete sich. Da fielen die vermeinten Freunde mit einmalin das Lager, auf der andern Seite stürmte Winterthur an. Gross war die Niederlage der Zürcher,über 1000 kamen um, so dass sie zum Frieden genöthigt waren. Das Hauptbanner der Stadt, sowie des Grafen von Toggenburg fiel in Hugos Hand, der dadurch auf mehrere Jahre den Sieg deröstreichischen Sache sicherte (Tschudi Bd. I, p. 211).Im folgenden Jahre zog Herzog Albrecht auf Wil, das er belagerte und einnahm. Hugo begleiteteihn mit seinem Vetter Rudolf von Sargans. Beide schlug Albrecht zum Ritter. Nach der Flucht des Abts Wilhelm herrschte einige Zeit Ruhe; doch blieb die alte Feindschaft zwi-schen Albrecht und Wilhelm, und ihren Anfängern. Graf Hugo stand an der Spitze der östreichi-schen Parthei und als das Elsass im Jahre 1298 der Kriegsschauplatz wurde, zog auch Hugo dort-hin. – Der für Albrecht glücklichen Schlacht bei Gelnheim gegen Adolf von Nassau (2. Juli 1298)wohnte er auch bei und wurde des Königs Albrecht Diener und Rath. Er befand sich bei ihm am

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1. Mai 1308 zu Baden, an welchem Hugo den Kaiser ermordet wurde, und half an den MördernRache zu nehmen. Auch am Hoflager des nachfolgenden Kaisers Heinrich VII. findet sich Graf Hugo, wie er danndie Urkunde vom 4. Mai 1310 (Hergott Cod. Geneal. dom. Habsb. T. II. p. 596 No. 706) unter-schreibt durch welche die Stadt Wil dem Kloster St.Gallen wieder eingeräumt wurde. Durch dieseAnhänglichkeit scheint Hugo mit den östreichischen Herzogen in einige Missverhältnissegerathen zu

269sein, die sich aber mit dem Tode des Kaisers (1313) heben, denn nun erhoben sich 2 Kaiser,Friedrich der Schöne und Ludwig der Bajer. Die Oesterreicher suchten nicht umsonst den frühernAnfänger und Freund ihres Vaters und Grossvaters auf ihre Seite zu bringen. Hugo versprach fürsich und seine Brüder Albrecht und Heinrich zu Wien 1314, den Herzogen von Oestreich mit 50Helmen zu dienen und ihre Festen derselben zu öffnen. Friedrich bestätigte zu Ramsburg den 30.Mai 1315 den Werdenbergern alle ihre Rechte, Freiheiten und Besitzungen, die sie vom Reichebesessen (p. 232). Die Verbindung mit Friedrich söhnte sich auch mit den Montfortern wieder aus.Nach der Niederlage Friedrichs bei Mühldorf schloss sich Hugo an Kaiser Ludwig an. Noch imJahre 1329 verpfändete Graf Hugo dem Rudolf von Rorschach um 120 Pfund die Vogtei zuPeterzell. Er starb zu Ende 1329 oder zu Anfang 1330. Ob er ausser Albrecht II. noch Kindergehabt, und wer seine Gemalin gewesen, kann nicht urkundlich nachgewiesen werden (p. 233). Albrecht II., sein Sohn, mit Rücksicht auf seine beiden gleichnamigen Söhne der ältere genannt,verlor auf eine Zeitlang die Herrschaft Rheineck (unsererseits nicht bekannt p. 235). Nach einerUrkunde von 1331 nimmt er eine auf 20 Jahre das Bürgerrecht in Bern an. Er war ein tüchtigerKriegsmann, thätig, unruhig, seinem Vater vielfach ähnlich, doch ohne seine Klugheit. Er war desReichs Landvogt von Uri, Schwiz und Unterwalden. Er wurde als Kostenvogt des KlostersDissentis eine Fehde mit diesen 3 Kantonen 1322 verwickelt und verlor sie. Doch sorgte er für den Vortheil seines Hauses. Er lässt sich von Graf Albrecht von Hohenberg,erwählten Bischof von Constanz, 1334 versprechen, dass «wenn uns die Vesti ze Rinegg, beideBurg und Statt ingeantwurt wurde, dieselben ihm om 1000 M.S. übergeben wollten». Ebenso ver-kaufte Albrecht den 1. November 1334 einige Güter bei Rheineck von Riter Pilgrin von Tobel um20 Pfund Hl., auch das Schloss Greifenstein hatte er 1334 erworben. (Urkunde Fürstenb. Archiv,Vetrotti p. 235 No. 39).Im Jahre 1338 war Albrecht wieder im Besitze Rheinegg (p. 235) und des Rheinthals, zugleich imZerwürfnisse mit den Seestädten, namentlich Lindau und St.Gallen. Dazu gab Walter Mayer vonAltstetten Anlass, der ihnen vielen Schaden zufügte. Albrecht liess alles geschehen und half nochdazu. (Merkle II. p. 136, von Arx II 24, Zellweger Geschichte I p. 177, nach Tschudi I p. 351). Erplünderte, brannte und brandschatzte. Der Städtebund, errichtet im Mai 1337, musste einschrei-ten. Augsburg allein hatte 8000 Mann gestellt, welche den 15. August 1338 die 3 Schlösser inAltstetten zerstörten. Die Konstanzer baten die Verbündeten, sie möchten ihnen helfen den GrafenAlbrecht zu züchtigen, da er die Bürger von Constanz geschädiget habe, und die von Altstettenseine Männer seien. Die Zürcher wendeten sich mit den Verbündeten gegen Heiligenberg und ver-wüsteten die Umgebung von Rheineck und Heiligenberg. Albrecht rief seine Freunde umVermittlung an und er musste nun die Kläger entschädigen und den Reichsständen eine Summevon 300 Pfund bezahlen. Er musste um zu zahlen dem Grafen Friedrich von Toggenburg mehrereeigene Lehensgüter für 1200 Pfund Konst. verpfänden.

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Hannes von Luterberg, Ritter, ein Lehensmann des Klosters St.Gallen, befehdete seinenLehenherrn den Abt. Endlich unterwarf er sich und versprach alles zu thun und zu leisten, was ihmGraf Albrecht und Ritter Ulrich von Ems auferlegen würden. (Brief, dat. Rheineck 1343 von ArxII. p. 22). Um diese Zeit stieg das Ansehen des Grafen Albrecht immer höher, wozu seine innigeVerbindung mit dem Kaiser Ludwig und das Ansehen, in welchem er bei ihm stand, vieles beitrug(p. 237). Eine Reihe von Urkunden deuten auf dieses Verhältniss, die Diensten und Gnaden.Kaiser Ludwig hatte denen von Sulzberg (dat. München 18. Februar 1341) den Reichskellenhofzu Thal bei Rheineck mit dem Kirchplatze daselbst um 200 M.S. versetzt. Denselben überlässt ernun um 300 M.S. dem Graf Albrecht nach Urkunde vom 15. Juni 1343 (Urkunde im F. Fürstenb.Archiv). Die Sulzberger heissen: Heinrich, Walther und Eberhard zu Sulzberg, und ihre VetterHermann und Johann (p. 480).Anno 1347 versetzte ihm Kaiser Ludwig Altstetten und die Reichsvogtei im Rheinthal um 600M.S. sodass er nicht nur im Besitze Rheinecks, sondern fast des ganzen Rheinthals war.

270Kaiser Ludwig hatte oft mit Geldverlegenheiten zu kämpfen, desswegen räumte er dieReichssteuern Vogtrechte solcher Männer ein, die ihm Geld vorschossen, und deren Dienste ergebrauchte. So wurde er dem Grafen Albrecht 300 M.S, schuldig für gewisse Dienste in Bajern.Dafür überliessen ihm die Vogteien zu Appenzell, Huntwil, Urnäsch, Teufen, Rängerswil undRotmonten um 600 M.S. (Urkunde 19. März 1344, dat. München). Auf die Reichsvogteirechte zuBütschwil, Peterszell und Wald mit Schloss Rietberg und den Höfen zu Rengertschwil und Bütschwil waren ihm schon früher eingeräumt worden. Dem Abte versprach er, er wolle die VogteiAppenzell etc. wieder das Kloster um 600 M.S. einlösen lassen. – Burkard von Ramschwag (weithinten) räumte die Burg Blatten dem Albrecht ein auf 5 Jahre, womit die 5 Söhne des ersten nichtzufrieden waren. Albrecht behielt sie aber 12 Jahre, was zu einer Fehde zwischen ihnenVeranlassung gab. 1357. Albrecht musste aber einen ungünstigen Frieden schliessen. Anno 1363 überliess der Abt von St.Johann dem Albrecht und des jüngeren Sohn Hugo dieSchirmvogtei des Klosters. 1364 war er genöthigt für eine Schuld dem Grafen Friedrich vonToggenburg für 1600 Pfund die Vogteien zu Bütschwil, Peterszell etc. zu überlassen. Kaiser KarlIV. machte 1348 den Albrecht zum obersten Schirmherrn des Bistums Trient und Stellvertreter(Capitaneum et defensorem Episc. Tridentini). Nach 1369 kommt Albrecht nicht mehr in der Geschichte vor. Seine Frau war eine Burgoisin vonNürnberg. Er hinterliess 4 Söhne: Albrecht, Hugo, Albrecht, Heinrich. Obige 4 Brüder errichtenunter sich mit Graf Johann von Werdenberg zu Sargans und Bruno, Friedrich von Rätzüns inRheineck den 12. Tag zu Weihnachten 1373 einen Bundesbrief, nach welchem sie mit ihrenFesten, Städten etc. sich gegenseitig gegen alle Feinde behilflich sein wollen (p. 485). Anfangsbesassen sie ihre Hauptschaften gemeinsamlich; dann fing das Theilen an. Die beiden Albrechterhielten Bludenz, Montafun, Schellenberg, die Leute ob Bregenz, Heiligenberg und Eglofs; Hugound Heinrich Werdenberg, Rheineck, Altstetten, die Güter im Graubünden. 1382 (p. 242) theiltendie Albrecht wieder. Albrecht der Aeltere erhielt «Pludenz die Statt», Montaphon das Thal, dieVeste zu Pürs, die Veste zu Schellenberg und die Veste zu Egloffs, item zwei Rebgärten in demRheinthal am obern Buchberg». (Kön. Würt. Staatsarchiv, p. 242)Die Brüder Hugo und Heinrich theilten später, Heinrich von Weichs verkauft 1379 seinen Antheilam Rheinecker Zoll um 25 Pfunden die beiden Herren von Rheineck. – Ebenso fechten siegemeinschaftlich eine blutige Fehde mit dem Probst Johann Busswang in St.Gallen und seine

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Brüder Friedrich und denen von Sax, deren Helfern aus, die beide Theile schuldigte, und dieHerzog Leopold zu Bruck im Ergau ausglich, da er die beiden Partheien um Zuge gegen dieEidgenossen gebrauchen wollte (1384, November). 1385 oder 1386 scheinen auch Hugo und Heinrich getheilt zu haben. Heinrich wurde Besitzer vonRheineck Altstetten. Seine Frau war eine Agnes, Gräfin von Montfort. Er hatte 3 Söhne: Rudolf,Heinrich und Hugo, welche 1388 schon erwachsen waren. Heinrich war eines unruhigenCharakters und glaubte sich bei der Erbtheilung verkürzt. Er trat mit seinen Forderungen bei denbeiden Albrecht auf. Albrecht der Jüngere nahm ihn vor Landgericht zu Lindau 1388 zumMitbesitzer des Schlosses der Herrschaft Freudenberg an. Graf Albrecht der Aeltere verzichtet1390 auf die ganze Erbschaft seines 1389 gestorbenen Bruders Hugo zu Gunsten Heinrichs unddessen Söhnen. (Ein schönes Muster der Brüderliebe).Graf Heinrich starb 1392. Nun erfolgte ein Krieg wegen Ansprüchen des Grafen von WerdenbergSargans auf Wartau und Herrenberg. An der Spitze der Gegner gegen die von Werdenberg zuWerdenberg stand der Bischof Hartman von Chur und Graf Hans von Sargans und Abt Burkardzu Pfäfers. Herzog Leopold von Oestreich sagte den 2. Dezember 1393 ebenfalls seine Hilfe zu.Durch volle 3 Jahre wurde dieser Krieg geführt und die Folge nur die völlige Verarmung desLandes und der Herren. Die von Werdenberg zu Werdenberg behielten ihre Besitzungen, Wartau,Herrenberg überliessen sie dem Kloster gegen die Bezahlung von 1200 Pfund (1397 Eichhorn p.287). Die von Werdenberg zu Werdenberg stürzten in solche Schuldenlast, dass sie nach und nachalle ihre Besitzungen verpfändeten und verkaufen mussten.

271An Käufern fehlte es nicht. Vor allem waren die östreichischen Herzoge darauf bedacht, dieBesitzungen zu erwerben, um einen Weg an den Boden- und Walensee zu gewinnen. So erwarbensie Sargans, Bludenz, Montafun, später Werdenberg und Rheineck. Schon den 1. November 1379wurde Herzog Leopold von Kaiser Wenzel die Bewilligung zu erhalten, alle verpfändetenReichsgüter in Chur, welchen Thurgau und Rheinthal, namentlich die Burg und Stadt Rheineck,Altstetten und das Rheinthal an sich zu lösen, eine List der Herzoge, da sie schon 200 Jahre imerblichen Besitze der Werdenberger waren, und niemand solches gewagt hätte. Graf Heinrich von Werdenberg zu Rheineck hinterliess die 3 Söhne Rudolf, Hugo und Heinrich.Der letzte starb ledig um 1400 (p. 251). Rudolf erhielt Werdenberg, Hugo das Rheinthal. Beidewaren kriegerisch und tapfer, Rudolf heftig und ehrgeitzig, Hugo umsichtiger. Zuerst FreundeOestreichs wurden sie in der Fehde der Werdenberger und Feinde. Leopold scheint den GrafenHugo gegen seinen Willen gezwungen zu haben, ihm Rheineck und Altstetten künftig zu überlas-sen. Nach Joh. Müller geschah dieser Verkauf 1396, nach Guler wahrscheinlich 1395. Ganz anderserzählt die Feldkircher Chronik von Tränkle, der zu dieser Zeit lebte, wohl gar um am Zuge Theilnahm, den Hergang mit Rheineck. Nach diesem hatte Herzog Leopold in der Fehde derWerdenberger Theil genommen. Da wurde ein allgemeiner Angriff gegen die Grafen vonWerdenberg zu Werdenberg und Rheineck und ihre Verbündeten beschlossen. Danach zog auf«Bartholomä» (24. August 1395) Leopold vor Rheineck und «besass das» (belagerte es). BischofHartmann von Chur zog von Bux und die Feldkircher gegen Grabs und Linz und belagerten Stadtund Burg Werdenberg. «Da man auf Rhinegg der junge Graf Albrecht von Heiligenberg und GrafHaug von Werdenberg auf Werdenberg und Graf Rudolff von Werdenberg, Hr. Marquardt vonEmbs und Josef Mayer von Altstetten, und do weret dass Gesess also auf beiden Seiten ailff Tag,und ward also gethädingt, dass sie meiner Herrschafft zu Oestereich aufgeben, Rheinegh mit aller

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ihrer Zugehordt, und auch die Vogtey in dem Rhinthal und gaben auch über sich selbst versigeltBrieff. Niemand darauss zu vehen (gefangen zu nehmen) weder Herren, Ritter noch Knecht, diedarzu geholfen oder gerathen hattend.» Dabei scheint eine Abfindungssumme festgesetzt wordensein, wie der Graf Rudolf 1397 an H. Leopold den Empfang von 400 Pfund Konstanzer Pf. an derAblösungssumme des Gutes zu Sevelen bescheint. (1404 wurde Hermann Gremlich Verweser derBurggüter der Veste Rheinecks für 400 Pfund jährlich Hl.). Die Brüder waren darüber unzufrie-den und verbanden sich 1400 mit helvetischen Herren und den Gemeinen des obern Bundes, mit-telbar mit den Schweizern (den Eidgenossen der 4 Waldstätten). Auch mit den Seestädten zuLindau verband sich Rudolf. Hugo gewann die Gunst des neuen Kaisers Stugert in solchem Grade,dass er ihn zum Landvogt in Oberschwaben machte (Fürstb. Urkunde p. 255). Sie knüpften wie-der Unterhandlungen mit Oestereich an, verlangten die Zurückgabe von Rheineck besonders (p.255). Herzog Friedrich ging nicht darauf ein. 1404 wurde sogar Werdenberg genommen, so dassihnen nichts blieb, als einige Besitzungen in Graubünden und die Veste Wartau. (Jedenfalls warenes Vergewaltungen). Da floh Rudolf zu den Appenzellern. Stoss. Bund ob dem See, wobei auchRheineck. Rache Rudolfs, Zug vor Sargans. Tyrol. Besetzung von Altstetten und Rheineck durchdie Appenzeller. Friedeninstrument von Constanz. Rudolf gewann nichts; es blieb ihm nun dieUnterstützung seines Bruders Hugo. Er starb um 1420. 1410 erneuerte sich der Krieg mit den Appenzellern wegen des Rheinthals. Hermann von Sulz zog(Tschudi I. p. 652) 7000 Mann zusammen und zog vor Rheineck, das die Appenzeller mit 200besetzt hielten. Anzünden der Stadt. Herzog Friedrich hielt das Rheinthal besetzt. 1411 machteGraf Hugo den Versuch, dem Herzog das Rheinthal zu entreissen. Mit seinem Haufen, unterstütztvon Appenzellern und Glarnern, drangen ein, besetzten die Stadt Rheineck durch 10 Tage, dieBurg konnte er nicht erobern und streifte bis Feldkirch. Herzog von Sulz zwang ihn zum Rückzug.Nur kurze Zeit behielt es Friedrich. Kaiser Sigmund, der ihn 1414 geächtet, verpfändete es demFürsten von Toggenburg.

272Der verkaufte die Vogtei 24. Juni 1425 um 6000 Gulden den Payern von Hagenwil und Sigismundbestätigte den Verkauf 1430. Die Peyer verkauften um 1460 den Appenzellern um 6000 Gulden.Nach Merkle (Vorarlb. III. p. 200) zerstörten nach geschlossenem Frieden 1446 die Appenzellerdas Schloss Rheineck, weil aus demselben auf die Stadt geschossen wurde, welches sie besetzthatten. Sie wurden deshalb in die Reichsecht erklärt. Um den Handel zu beendigen, zahlten sieden Payern 6000 Gulden und behielten den Ort.1413 verkaufte die Grafschaft Heiligenberg Graf Albrecht aus Bitterkeit über Hugo um 4000Gulden rhein. in Gold an Herzog Friedrich mit der leeren Tasche. Hugo protestierte dagegen. Erstals Friedrich wegen der Flucht des Papstes Johann und die Fürsten und Städte aufgefordert wor-den waren, sich ihrer Länder zu bemächtigen, nahm Hugo mit bewaffneter Hand Besitz vonHeiligenberg und erhielt vom Kaiser die Zustimmung, dass diese Grafschaft ihm verbleiben solle.1448. Sie verblieb bei der Familie bis zu ihrem Erlöschen 1534.

Im Kriege gegen die Hussiten nahm Hugo 1422 schon alt noch Antheil. Er starb wahrscheinlich1428 (p. 272). Er war mit Agnes, Gräfin von Abensberg vermählt und hinterliess keine Kinder. Der Bann gegen die Schamser wurde in folgender Weise angeordnet. Wenn sich die Gebannteninnert 15 Tagen nicht unterwerfen, so erstreckte er sich auch auf ihre Weiber, Kinder, Hausgesindeund Bewohner. Nach abermaliger Frist von 15 Tagen sollten die Geistlichen «sollten sie verbie-

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then, dass Niemand sich solcher Widerspestigen und Ungehorsamen in Trank, Spiss, Markten,Maalen, Käuffen und Verkauffen, in Red, Für, Bad mit Inen halten, auf dass solich Urteile all undjegklich... in Gegenwirtigkeit des Volkes alle Samstag und hochzitlich Tag under dem Ambt derMess brennenden Kertzen geworfen und vertretten uff das Erdtrich, mit gelüten Gloggen hochzeit-lich verkündint und offenbarindt...» (Tschudi II. Theil p. 202). Wohin die Verbannten kamen, soll-te jeder Gottesdienst aufhören, für die Verstorbenen durfte kein Gottesdienst gehalten werden.1445 absolvierte der Bischof die Glarner nach den Zürichkriegen: qui conflictibus et invasionibusinterfaerent, in quibis homicidia, incendia, sacrilegia, praedae rapinae Ecclesiarumet rerum sa-crarum effractiones, manuum violentarum injectiones in personas Ecclesiasticas, sacrarum rerumabusus et descructiones, nec non blasphemiae et alia mala, nec non axcessus quam plurimi fue-rint, perpetrata etc. Am Mittwoch vor Martini 1348 in Rheineck beurkundete Graf Albrecht von Werdenberg derAeltere, dass ihm Burkard von Ramschwag die Burg Blatten um 3,5 Pfund, so er ihm auf die«Var» angewiesen, auf 5 Jahre eingerännt habe (St.Galler Stiftsarchiv).Anno 1486 war der Appenzeller Vogt in Rheineck «Uli Lanker Vogt zu Rinegg».

Auszüge zu Merkles Vorarlberg III. Abteilung, Innsbruck 1839Ob die Römer zu ihrere Communikation zwischen Bregenz und Arbon der Wasser- oder derLandstrasse bedienten, darüber sind die Meinungen getheilt (p. 16 und 17). Der Name Alemannendeutete auf einen Völkerbund – alle Mannen – die sich auf Markemannen, Hermunduren,Haruden, Chatten etc. gebildet, oder der Name stammt von Gette Mannus (p. 22). Sie fielen schonum 214, 215 und unter Heliogabal 222 in Rhätien ein. Severus trieb sie zu Paarm (p. 236-237).270 eine neue Schlacht am Gardasee gegen sie, in der Claudius siegte. Die Rhätier riefen sieselbst. 273 erschienen die Nachkommen in Italien und wurden in 3 Schlachten nach Rhätienzurück getrieben. 287 wieder Schlacht gegen die Alemannen. 297 wieder eine bei Vitoduram, inder Constantius siegte. Gründung von Constanz. 355 verwüsteten sie die Ländereien am Bodenseebis Bregenz. Constantius II. kam, der Vorhut wurde zwischen Dornbirn und Lustenau und Emsgeschlagen. Später siegten die Römer. Kaiser Julius liess in Bregenz Magazine anlegen und schlugden alemannischen Führer Vadomar 361.

273Nach den Hunnen machten die Alemannen Nachlese und zogen das linke und rechte Rheinthal inihre Marken (p. 36). Später gehörte die Gegend am Bodensee zum mächtigen GothenreichTheodrichs.«Glodwig setzte 502 über dieses Gebiet 12 Beamte, die sich in der Folge die Gaugrafen Rhätiensnannten. Darunter zählte man die Herren von Thurgau, Toggenburg, Rheineck, Ramschwag,Werdenberg, Schellenberg, Jagdberg, Schwarzach, welche aber nicht als Grafen im heutigen Sinn,sondern als Richter und Beisitzer zu nehmen sind, die sich zu gewissen Zeiten, vielleicht schondamals in Rankweil, versammelten, und dem Volke Recht sprachen» (p. 39).Nach seinem Tode fiel Austrasien mit Alemannen an den ältesten Sohn Theodorich, unter dessenRegierung die 12 Richter um das Jahr 516 sogenannte Pfalzen – palatia – oder feste Schlösser bau-ten, wie in Alemannien Hagentwil, Bodmann, Bussen, Ravensburg, in unserer Gegend Rheinegg,Schwarzach und Jagdberg» (p. 39).Zu Frauenberg unfern der Ruine des Schlosses Bodmann war ebenfalls derselbe Mond in denSandstein eingehauen (Schwab 352). Der Kaiser Ludwig wurde 910 auf dem Lechfeld von den

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Ungarn geschlagen, und diese schwärmten bis in unsere Gegend mit Feuer und Schwerte (p. 62).Die alemannischen Kammerboten Erhanger und Berchtold schlugen die Ungarn 912, so dasskaum 30 übrig blieben. Sie zeigten sich wieder 916.924 erscheinen sie vor Augsburg, erschienen am Bodensee. Am 1. Mai 925 waren sie in denStiftslanden. Die Städte erhielten nun Mauern, wie Rheineck (p. 66).Kaiser Heinrich lieferte ihnen 934 eine Schlacht mit dem Feldgeschrei Kyrie eleison. AlsTheilnehmer an diesem Kampfe sind genannt: Rudolph von Werdenberg, Georg von Feldkirch,Hugo von Bregenz, Otto und Adolph von Rheineck, Johann von Brandis etc. die sämtlich dem imJahre 935 zu Magdeburg angestellten Turniere beiwohnten (Bucel. Rhaet. 193).955 auf dem Lechfeld letzte Schlacht gegen die Ungarn, wo 100 000 fielen (Otto).Die erste Erwähnung des Weinstocks geschieht in einer Urkunde des 7. Jahrhunderts beiBottikhofen zwischen Münsterlingen und Konstanz.In den Investiturkriegen des Abtes Ulrich von St.Gallen bemächtigten sich die Montfort allerEinkünfte, die St.Gallen in der Rheingegend besass.1212 Reise Friedrichs II. durch das Rheinthal nach Konstanz. 1204-1208 Wegnahme Rheinecks durch einen Edeln von Arbon.Die Einwohner machten nach der Schlacht am Stoss ihre Burg der Erde gleich.1409 nehmen Friedrich von Toggenburg Rheineck in Besitz. 1411 Ueberfall von Rheineck durch Hugo, des Schlosses konnten er sich nicht bemächtigen (p.169). Papst Johan reiste über Feldkirch, Rheineck nach Konstanz, wo er am 28. Oktober seinenEinzug hielt. Auf die Nachricht von Friedrich von Toggenburgs Hinscheiden löste Feldkirch,Rankweil, Jagdburg, Wallgau, Dornbirn, Fussach, Höchst, Rheineck, Altstetten, Sargans,Wallenstadt, Wesen und Gaster mit 22 000 Gulden wieder ein, wovon 9000 Gulden an die Herrenvon Peyer (p. 186).Friedrich III. von Oestreich verband sich mit Zürich, einen neuen Bund zu stiften, und eine neueBegränzung und Verwaltung der Schweiz zu Stande zu bringen. Es sollen ihm zutreten: Constanz,Frauenfeld, Schaffhausen, Waldshut, Laufenburg, Sekingen, Rheinfelden, Schwarzwald,St.Gallen, Appenzell, Rheineck etc. Der Bund wurde 1442 am 23. August von Zürich mit grosserFreude genehmigt, weil es in allen Verhandlungen unter der Oberleitung Oestreichs den Vorsitz zuführen hoffte (p. 193). Die übrigen Eidgenossen witterten Unruh, beneideten Zürich, der Hasssteigerte sich aufs Höchste, Zürich belagert, das Kriegsfeuer überall. Oestreich fand einen Angriffauf das Appenzellerland angemessen und bestimmte Rheineck zum Sammelplatz. Am 11. Junistand das Heer an der Wolfhalden schlagfertig, aber die Appenzeller überwältigten es. 177 Todte,22 Gefangene. «Wie nach einer Schlacht noch einige Kugeln verletzen, so blitzten uns demZüricherkriege her noch da und dort die Funken aus der Asche auf. Die Herren von Payer hattenRheinegg noch von dem Grafen Friedrich von Toggenburg als Afterpfand im Besitze, wurde abervon den Appenzellern, die sich in Rheinegg die höchste Gewalt angemasst hatten, auch im Bezugeder herrschaftlichen gänzlich Gefalle verkürzt. Der Büchsenmeister auf dem Schlossthurme feu-erte

274mehrmal gegen sie, wobei ihm eine Steinkugel, die zu klein war, in die Hände kam, er umwickel-te dieselbe mit einem Lappen, brannte los, und entzündete dadurch das Schindeldach, von demsich das Feuer im ganzen Ort verbreitete. Die Appenzeller eilten herbei, rissen zusammen, wasvon den Flammen verschont blieb, selbst der Thurm und das unversehrte Schloss musste im Jahr

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1446 zu Boden. Durch die Reichsacht, welche über Appenzeller verhängt wurde, erzweckte mannicht mehr, als das Rheinegg von dem Kanton 6000 fl. von den Herren von Payer eingelöst wurde,und Oestreich sich das Recht der Wiederlösung vorbehielt» (p. 200 und 201).1460 brechen 2000 Mann bei Rheineck unter Hans Schwegger, Rathsherr von Zürich inVorarlberg ein und erhoben von Bregenz bis Dornbirn 4000 Gulden Brandschatzung. 1499. Das schwäbische Hauptheer 10 000 Mann bei Hard, 1200 nach St. Johann Höchst, wodurchRheineck bedacht war. – Nachher zogen die Eidgenossen wie eine wandernde Herde mit Wies undHausgeräthe beladen über den Rhein zurück.1637. In Schwaben wurde während dieser Periode die Juden sehr beunruhiget. Sie wanderten aus,kamen in die Gegend des Vorarlberges: 1637 nach Sulz, 1617 nach Hohenems, 1606 nach hl.Kreuz (p. 293). Anmerkung. 1647. Eroberung von Bregenz durch Schwaben. Die Eidgenossen legten 7000 Mann an den Rhein.

Merkles Vorarlberg II. Abtheilung.Unter dem Namen der Grafen von Buchhorn und Bregenz kamen die ältesten Grafen des Lenz-und Argaues vor. Jenes umfasste die schwäbische Seite des Bodensees und reichte nördlich bis indie Gegend des heutigen Pfullendorfs, östlich gränzte das die Flüsse, gegen Mittag an denBodensee, und gegen Abend an das Hagnau; dieses hat seinen Namen von dem Flusse Argau, überdessen beide Ufer von Buchhorn bis an die Bregenzer Ach sich an das Gau erstreckte, und im Jahr797 reichte seine Gränzen bis an den Rhein, indem auf St. Johann Höchst dazu gerechnet wurde.Die Verwaltung Gau war auch den Anordnungen der fränkischen Könige bald einen, bald zweiGrafen übertragen, darum findet man in ihre Wohnsitze in Pfullendorf oder Buchhorn; ihr zeit-weiliger Aufenthalt in Bregenz, möchte daraus abzunehmen sein, dass nach Bucelin (Rhaetia 110)schon im Jahre 516 daselbst ein Schloss – castrum – erbaut war (p. 5). Der Ursprung ihresGeschlechtes reichte in das 7. Jahrhundert zu dem allem. Herzoge Gottfried hinauf, von dem sienach Feierabend (I. 160) in weiblicher Linie abstammen, als Hovhing Sohn, Nebi Enkel, IrmaUrenkel, deren Gemahl die Urkunden nicht anführen. Die Geschlechtsfolge ist uns Neugart, epi-scop, constant. 198 und 427 entnommen und aus aufgefundenen Dokumenten ergänzt.I. Ulrich I 780 Graf des Lenz- und Argaugaues. Seine Schwester Hildegard Gemahl Karl M.II. Ulrich II. Graf des Lenz- und Argaugaues.III. Ruochar oder Richar von 822-859 Graf des Lenz- und Aargaus.IV. Ulrich III, von 860-886 Graf des Lenz- und Aargaues. V. Ulrich IV. um 887 Graf des Aargaues.VI. Ulrich V. um 900 Graf des Aargaues. Seine Frau Wendelgard Schwester Heinrichs Finkleos.Ugo oder Hugo I. Utho oder Utzo genannt, war erster Graf von Bregenz.Ulrich oder Utzo II, sein Sohn C. Gebhardus.Grafen von MontfortEin altes Wappenbuch im Stifte Mehrereau nennt im Jahre 686 einen Cadalbert von Montfort, undmacht ihn zum Stammvater der Herren von Bregenz mit der rothen Fahne. – Nach Guler (p. 221)sollen die ersten Herren von Feldkirch von Aushelm, Grafen von Rheinegg, einem Bruder desvorigen, abstammen, und eine schwarze Fahne im weissen Schilde geführt haben (p. 16). Guler(p. 226) gibt Bericht, dass Kaiser Ludwig, beiläufig 860 den Montfort, und namentlich demGrafen Roderich, Landrichter in Hohenrhätien, viele Schlösser und Herrlichkeiten abgenommenhabe, darum kaufte er Argow, Tattnang, Immenstadt un Buscziv – vielleicht Buchs. Seine Brüderhaben sich ausgelasten auf Bregenz, Feldkirch, Tübingen und Herrenberg.

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Leprosen- und Siechenhaus in Feldkirch. (p. 160-161)Aus den Kreuzzügen kam der Aussatz. Mittel zur Heilung war keines, als die Trennung derLebrosen. Es wurden eigene Siechenhäuser gebaut. Sie wurden unter eigenen Zeremonien (VonArx I. Anhang 53) als der Welt abgestor-

275ben erklärt. Der Kranke wurde in einer Leichenprozession aus seinem Hause abgeholt, in derKirchen auf den Boden gelegt, eine Seelenmesse gehalten, und ihm die letzte Wegzehrunggereicht. Von da trug man ihn auf den Kirchhof, ein Grab war geöffnet, dreimal wurde er mit Erdebeworfen, dann ging der Leichenzug in das Siechenhaus. Von nun an durfte der Unglücklichekeine Kirche, keinen Marktplatz, kein Wirtshaus betreten, nie mit entblösten Füssen gehen, vonkeinem Brunnen trinken ohne Handschuh, nichts ausser dem Hause berühren, und wenn er ande-re Menschen in seiner Nähe bemerkte, musste er in den Mantel gehüllt mit einer Klappe seineGegenwart anzeigen. Schwer war die Trennung von allen Lieben.Von allen Tröstungen der heili-gen Religion waren sie nicht ausgeschlossen, in dem in der Nähe Kapellen waren, bei denenGottesdienste sie in entfernten Gotteshäuschen erscheinen konnten. Sie sammelten Almosen inschwarzen Mänteln.

Als Landungsplatz von Schiffen ist Fussach schon vor dem 7. Jahrhundert bekannt. Die Mauernaus dem 10. Jahrhundert bestehen aus Steinen, die man in den Flüssen sammelte, der Reihe nachin den Mörtel legte z.B. die Mauern in Bregenz.Die Grafen von Heiligenberg stammten der Familie der Gaugrafen des Argau- Linz- undNibelgaues her, welche im 8. und 9. Jahrhundert mit Ausnahmen der Besitzungen der BistümerChur und Constanz und den Abteien Kempten, St.Gallen und Reichenau vorerst mit den gaugräf-lichen Rechten, später als Eigenthum, fast ganz Oberschwaben von der Donau bis an dieSchweizer-, Tyroler-Alpen und Graubünden besassen, und sich an die spätern Verzweigungen dieGrafen von Altdorf (die Welten) die Grafen von Bregenz, Buchhorn und Heiligenberg nannten. Siestarb aus mit Bertold, der seine Besitzungen an Graf Hugo von Werdenberg Rheineck 1277 ver-kaufte. (Siehe Anmerkung bei Vanotti p. 224).

Auszug aus «Chronica inhaltend Historien und Geschichten»die sich von der Erwellung Caroli V. Römischer Kaiser, in der Statt St.Gallen, und anderen Orten,verloffen und begeben haben, bis Anno 1540.Beschrieben durch H. Johanem Keslerem Diener am Wort Gottes (gross geschriebener Kodex,schön geschrieben)Seite 219. Item zu mitten Kirchhoff, stand ein geheuss, von gehowen quadersteinen etwan von dengrüblen gestifft, und erbowen darinen waren, stein bilder, wie Christus an dem Oellberg bereuwt,und die Jünger an dem Berg vnden schlafften, vor dem gehaus, stand ein Sohn, von den aufgehol-ten steinen seul, und zu oberst ein klein verglaset Gemach, darinnen, Ingestifft, stets Brennend,oder wie es nennet, ewig liecht brennen solt, aber wie man diesen Oelberg abbrach, und die saulUmbgfelt, war diss ewig liecht ausgelöschen.Seite 221. Gregorius Heer genannt von Rorschach «etwame pfarrer gewesen zu Sant Margrethen,im Reinthal», wird 1528 evangelischer Pfarrer in Arbon.Seite 255. Bisher wollten die von Altstetten, auch die Vogtei von Rheineck wegen «derselbigen

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Tiranischen Vögten, grausamen edicten, vnd Verbotten nichts vom Evangelium hören». – AlsPelagius von Stein, von Goldach vertrieben, nach Trogen kam, und in Grub «vnd mek enden undanstössen des Rheinthals» predigte, kam das Licht? Auch dahin.1528 in Mitte August wurde eineGemeinde der 4 Höfe zusammengerufen und das Mehr erging für die neuen Lehrer. «Der Vogt vonRheineck» und ihr Pfarrer Christopff Winkler ermahnte sie das Mehr zu

276widerrufen und beim alten Glauben zu bleiben. In Monatsfrist kamen etliche Gesandte derWaldstetten gen Altstetten, die hielten den Gemeinden vor, es sei gemeiner Eidgenossen Wille,dass sie von ihren Vornehmen abstehen sollen. Aus des schickten auch Bern und Zürich Boten,und mahnten sie auf ihrem Vornehmen zu bleiben. Auf Anhalten des Ammans Vogler erhielten sieden Prädikanten Valentin Fortmüller von Waldshut, vormals Pfarrer von Diessenhofen. Den 28.September waren die Zürchergesandten in Rheineck, den 29. in Altstetten, und hielten denGemeinden vor, sie müssen ihretwillen nicht im Irrtum bleiben «darbei die gemeinden, mit sehrfreundtlichen worten geprägt» (p. 228).Der Vogt von Rheineck wurde über solches Vorgehen zornig und wollte den Prädikaten abfassen.Es gab in den Höfen Sturm. Die von St.Gallen schickten den Rathsboten, was auch geschah.Am 8. November kam ein Bote von Zürich mit obigem Schlumpf von St.Gallen in das Reinthaldie durch alle Höf Gemeinden stellen sollten, auch in Oberriedt. Die Hauptgemeinde war zuMarbach. Es wurde gemehret, der Vogt von Rheineck war da. Nur drei Männer wollten beim altenGlauben stehen bleiben. Darauf redete der Bote Zürichs den Vogt an (p. 229) und verwies ihn sei-ner gefährlichen Praktik gegen Prädikanten. Die Landsfreiheiten wurden verlesen und erneuert. Auch die von Rorschach verlangten einen Prädikanten und erhielten Jakob Reiner (p. 230)Diakon von St. Laurenzen in St.Gallen den 11. Oktober 1528. Abt Franz verbot ihnen seineAnstellung beim 30 Pfund Busse. Da schickten ihnen die Zürcher Hulrich Uz Erkstein genannt.Den 29. November verbrannten die Waldkircher ihre Bilder den 30. die von Altstetten in ihremKilchofen, und die von Rorschach, den 6. Dezember die von Berg.

1529 den 13. Januar verbrannten die Gossauer die Bilder. «Auf Monderigs, schickten die vonReineg, zwen rathsbotten für einen Ehrsamen Rath, vnser Statt Sant Gallen, begerten, ob manihnen einen Prädikanten verlichen, oder geben wollte, damit sy der warheit, des rechtenChristlichen glaubens möchte underricht werden, darumb ein Ehrsamer Rath «Jacoben Reiner,ihnen zugeschickht, biss einen sy bekommen, gelichen worden» (p. 240).Den 4. Februar eine Synode in St.Gallen von den umliegenden Kirchhörenen wegen zweispalti-gen Predigten und Kirchengebräuchen.Die Katholiken trugen im Lager von Kappel Schlüssel (Petri) Bilder und Pater noster an ihrenSchlingen und Grötzen auf ihren Hüten.(p. 283) Die Rheinthaler meinten, Marx Sittich von Ems komme mit einem Herrn hinüber,. Den22. Juni 1528 schickte St.Gallen 100 Mann unter Hauptmann Heinrich Vogt und FahnenträgerJosef Friederich hinaus. Sie wollten in Rorschach übernachten aber um Mitternacht lief der Sturmvon Rheineck, und dass wegen winkten sie an den Rhein, und zogen am 3. Tag wieder heim. 1530. Synode in St.Gallen, an der auch Huldreich Zwingli erschien. Der Artikel Kesslers, wo erdarüber zu sprechen kommt; beginnt: «Diewil die Irrtumen des Pabstumbs, Zudem Under vnseigensinnige Köpff, zuvil spaltungen fecten vnd aufruhren, Teglichen Vrsach geben, dieselbigennit allein zu niderlegen, sonder künfftige desto leichter fürzekomen, haben…» ( p. 310).

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277Die Synode wurde gehalten den 18. Dezember 1530. «Präsidenten waren Zwingli» und JacobRainer, Jeztmal, zu einem prediger, von der Statt, gehe Tahl gelihen.». (p. 313) Es entstand dabeiein Streit wegen des Eides, den die Prädikanten schwören müssten. Dominikus Zili und Fortmüllervon Altstetten verweigerten ungeachtet Zwingli sie dazu bestimmen wollte.

1531 erschien im August ein grosser Comet.

Die Zürcher klagen, wie der Landfrieden von 1529 von den 5 Orten freventlich gebrochen wurde,die Neugläubigen von Haus und Hof vertrieben, und die schrecklichsten Schmähworte gegen sieausgestossen werden. Absperrung des feilen Kaufs den 28. Mai 1531 Schlacht bei Kappel, an derwahrscheinlich keine Rheinthaler theilnahmen, wenigsten werden sie nicht aufgezählt. – Machtder Reformation vor Bremgarten. «30000 Mann mit 60 Geschützen. Sie zihen gegen Baar», aldadie fünf Orte lagen, und lagerten sich ob Baar, in dem Wald, da begegneten die rüstigen, vnd fru-tigen Knecht, von beiden lager, an ein anderen, offtmal mit Scharmünzel vnd so freüdig vnd hizig,dass etliche leiblos gleget wurden (p. 333)».Kessler klagt, dass im evangelischen Lager eine grosse Zahl war, die an der 5 Orten Glück mehrFreude hatte, als an den Zürcher Wohlfahrt» (p. 334). Er schreibt, es seien im Lager derKatholischen Walliser, Wahlen und Heiden gewesen. Es waren bei den Evangelischen keineAppenzeller. Die 5 Orte trugen zum Trotze Tannäste auf ihren Hüten. Den 15. Dezember als die 8 alten Orteeinen Vogt ins Rheinthal begleiteten und in St.Gallen übernachteten, entstand wegen einesTannastes, den ein Unterwaldner auf offenem Markte trug, ein Auflauf, worin der Unterwaldnermit einem Schwerte verwundet wurde (p. 353). (Aber der Thäter wurde mit 23 Gulden bestraft).Als die 8 Orte nach Appenzell kamen, setzten die Appenzeller ebenfalls Tannäste auf, und schri-en aus den Fenstern: «Tannast stand fast, Laubast fleuch fast», wodurch auch zu AppenzellAufruhr entstand, und man die blanken Waffen zog, bis man entlich die Ruhe herstellen konnte.Die Evangelischen thaten sich jene Nacht in ein Haus zusammen. Am Morgen kamen die andernmit bewaffneter Hand vor das Haus, aber konnten nicht hineinbrechen. Die Sturmglocke wurdeangeschlagen. Als das die vor dem Hause lagen, fürchteten sie, es könnte das äussere Rhoden auf-stehen, und liessen sich mit Wein abfertigen, worauf Gegenzeichen gegeben wurden (p. 354).«Wie nun die Acht ort gar gehn Reineg komen, hat einer mit namen Egli mesmer, auch auf gegen-wertigkeit der fünf Orten sich vertröstende, einer der Brenner genandt, leiblos gemacht» (p. 354).

1532. Den 16. Juni verbot die Stadt St.Gallen bei 10 Schilling Busse einen ihrer Bürger, die Messezu besuchen, Salz, Palmen, Kerzen etc. zu tragen (p. 366). Er starb in diesem Jahr Jakob Reineran der Pestilenz, die nur in 2 Häusern in St.Gallen grassierte. 1535 verbot der Abt den Gotteshausleuten die Predigt zu Sant Lorenzen.1536. Den 14. Tag Merz kamen Amman Wolf Rohner und Michel Kästli von

278St.Margrethen und begehrte auf etliche Sonntage einen Prädikanten, nach Abgang des Ihrigen,worauf ihnen der Chronikschreiber Kessler gegeben wurde.In ähnlicher Weise war Rheineck und Thal auf ihr Begehren auf etliche Sonntage Dominikus Ziliverliehen worden.

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1538. Den 13. Juni ein Blatzregen in Rorschacherberg, und zu gleicher Stunde ein schwerer Hagelam Buchberg, der schier einzig durch den Frost des Frühjahres keinen Schaden gelitten hatte.Schaden an Holz und Früchten (p. 442). 1540. Es war zu Marbach, Altstetten und mehr Orten des Rheinthals ein schreckliches Viehsterben(p. 510).

Als Anfang der Chronik steht eine «Chronologia» kurtze einfaltig Erinnerung etlicher denk-würdigen Geschichten, In- und Ausserhalb des Heiligen Römischen Reiches etc. biss Anno 1655.954 wurde St.Gallen mit Mauern umgeben.965 wurde Stein am Rhein von Mauern umgeben.1077 wurde Bregenz von Abt Ulrich III. erobert und verbrannt. 1100 wurde Ravensburg eine Stadt.1212 wurde Kaiser Friedrich II. von Abt Ulrich über den Ruppen bei Altstetten nach St.Gallengeleitet.1270 baute ein Amtmann des Abtes von St.Gallen, Held genannt ein Bürgli, mit Namen Helsbergin St.Margrethen Gerichten.1374 St.Gallen macht einen Bund, der grosse genannt mit Constanz, Rotwil, Reutlingen,Ueberlingen, Nemmingen, Biberach, Ravensburg, Lindau, Kempten, Kaufbeuren, Leutkirch,Wangen und Isny. Dazu verpflichteten sich auch die Appenzeller. Auch die von Marbach undBernang wurden im Bund aufgenommen.1401 wurde ein Knabe durch des Vogtes Reichsknecht einem Juden verkauft. Der Knecht wurdegerädert, der Jud verbrannt. Zu Zürich wurden etliche Juden vertrieben, zu Schaffhausen bei 30und zu Winterthur 27 verbrannt.1405. Da am Stoss und St.Gallen die Oestreicher geschlagen waren, wollten sie sich rächen undzogen schnell danach nach Wolfhalden, wo die Appenzeller und St.Galler standen. Erstern verlo-ren 400 Mann, darunter Georg von Ems und Sigmund von Schlandenberg. Die Uebrigen flohennach Rheineck.1417 kamen viele vermögliche Bürger von Constanz aus Anlass des Conzils nach St.Gallen, undmehrten Gewerb und Leinwandhandel, so dass weit herum alles, auch das Rheinthal sich zuerfreuen hatte.1417 zog Kaiser Sigmund durch das Rheinthal und seinen und des Reiches Handen, und setztezu Landvögten Lenhard von Jungingen und Frischhans von Bodman, mit dem Befehl dasBürgerrecht, so damals mit St.Gallen hatte, in sein Werth bleiben zu lassen. 1441 kam Kaiser Friedrich von St.Gallen ins Rheinthal, die St.Margrether schwuren ihm, weil sieSt.Galler Bürger waren. 1441 war ein langwieriger Span Abt Egloffs mit denen von Rheineck, von wegen des Todtenfalls,der wurde dieser Zeit mit Geld beigelegt.1445. Den 30. Dezember stellten sich die Appenzeller an der Wolfhalden zur Gegenwehr. Reineggward mit Verstand angezündet, da der Bachsaummeister stets

279 im Schloss ein Appenzeller war, und floh zu ihnen, plünderten das Schloss und Städtli Rheineck,worauf sie von den Payern nach Rotwil vor Gericht geladen wurden.1446. Als Friede gemacht wurde, läutete man in Constanz und vielen Orten die Glocken.1460. Verkauf des Rheinthals an Appenzell.

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1484. Erasmus Grasser war Baumeister des Klosters Rorschach, ein Bayer.1485. War ein Ambrustschiessen in St.Gallen. Es waren dabei 308 Schützen. Dabei war auch einGlückhafen. Jeder Verein musste ein Kreuzer darein legen. Die Burger thaten den Appenzellernso gütlich, «dass sy gar Zgut gsellen wurdend».1494 waren 8000 Eidgenossen mit Karl VIII. König von Frankreich in Italien, halfen Neapelerobern, erlagen bei Parma, die Rückgebliebenen brachten die bösen Blatteren (Franzosen) heim. 1527. Gesellenschiessen mit Büchsen in St.Gallen, wozu von Berneg (Werni Rohner), undRebsteiner (Conrad Roner) zogen, auch Melchior Gisler von Uri, Vogt im Rheinthal.1529. den 22. Juni: Sturm wegen Marx Sittich. St.Gallen schickte 120 Mann nach Rheineck.Hauptmann war Heinrich Vogt, Fähnrich Josef Friedrich, Prediger Hans Vogler. 1562 zogen unter Oberst Von Diesbach, Hauptmann Joachim Studer von St.Gallen undHauptmann Leonhard Hetze auch von St.Gallen nach Lion zu Freiherr von Adrets für dieHugenotten.1630. Span zwischen Rheinthal und dem Abt wegen Kirchensatz und Ehegerichtssachen. Der Vogtvon Rheineck Andreas Bögli von Glarus war desswegen beim Abt in St.Gallen, im Heimreitenfehlt das Pferd und er brach in der Vorstadt St.Gallen ein Schenkel.1633 kam der Span wegen Kirchensatz und Ehegericht im Thurgau und Rheinthal zum Austrag.Die Katholischen sollen sich an Constanz, die Evangelischen an Zürich wenden.1646. den 23. August Gsellenschiessen zu Herisau. Davon waren 564 Schützen. Das beste war einsilberner Becher von 40 Gulden, den der Luz ab Kurzenberg gewann.1646. Am Weihnachtsabend den 24. Dezember wurde Bregenz von den Schweden eingenommenvon Wrangel. Das verursachte grossen Schrecken in der Eidgenossenschaft. Thurgau legte ziem-liche Mannschaft an den Bodensee, die Rheinthaler, Abt und Stadt St.Gallen an den Rhein.Ausserrhoden hielt Ordnung auf den Bergen gegen das Rheinthal hin; etliche Fahnen Volks nahmder Abt aus dem Toggenburg, Wyl, St.Gallen schickte unter Hauptmann Christof Bufler mitFehrten 150 Mann, die in der Nacht 1 Uhr nach Rorschach zogen und ihr Quartier in Altstettennahmen. Die Eidgenossen schickten Gesandte zu dem Schwedischen Oberst, was sie an derEidgenossenschaft suchen wollten. Sie wurden gut empfangen, zu Gast gehalten und alles Guteversprochen. Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug schickten 600 Mann nach Altstetten, diesich aber gegen die Burger und manniglich ungebürlich aufführten. 1655. St.Gallen blieb im Vilmergerkrieg neutral. Am Anfang der Chronik heisst es, «HerrHeinrich Fels in St.Gallen gehörig 1718 …» (Fortsetzung fehlt).

280Nachtrag aus der gleichen Chronik:1499. den 12. Februar schickt die Stadt 70 Mann unter Hauptmann Lener nach St.Margrethen insRheinthal. Sie fielen ein nach Höchst, erschlugen etliche und verbrannten 5 Häuser am HohenDonnerstag. Darauf schickt ihnen St.Gallen noch 30 Mann. Dieser Hauptmann mit seinen Leutenmusste in der Schlacht vor Frastanz den Angriff thun.Einige mündliche Mitteilungen aus der FranzosenzeitVor der Franzosenzeit herrschte ordentlicher Wohlstand in der Gegend, woher es kam, dass diefurchtbare Einquartierungslast die Einwohner nicht ganz erdrückte. Im Oktober 1798 zogen dieersten Franzosen in Rheineck ein; die Einquartierung dauerte mit geringen Unterbrechungen bis1802, bald Franzosen, bald Oestereicher. Es gab oft wegen der Begehrlichkeit des Militärs argeReibungen zwischen ihm und den Einwohnern. Auf der unteren Burg war ein Wachthaus einge-

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richtet. Die Oestereicher lagen auf der andern Seite und schossen häufig hinüber, so dass man demRhein bis zum Nebengraben entlang nicht zu gehen getraute und die Schutzstrasse erbaute zumVerkehr mit den obern Gemeinden. Eine solche Kugel ist noch jetzt in die Kirche eingemauert obdem St.Jakobs Bilde. Die Franzosen schossen natürlich ebenfalls. Einmal zog ein SchwadronKavallerie von Rorschach her, im Ganzen 1000 Mann, durch Staad, Buchen und musste übernach-tet werden, Riseck erhielt auf einmal eine ganze Compagnie. In Altenrhein war eine Schanze auf-gerichtet mit Kanonen. Im Löwenhofe logierten auch die Marschälle Soult und Massena.Mitteilungen über den Ursprung der evangelischen Schulen in ThalAus dem Bericht der gemeinnützigen Gesellschaft von J. BärlocherDie ersten Bestrebungen eine evangelische Schule in Thal zu gründen fallen auf das Jahr 1686,wo auf Verwenden des Pfarrers Högger freiw. Beiträge im Hof Thal, St.Gallen, Zürich undAppenzell AR gesammelt wurden. Die Kollekte brachte 2200 fl. nebst Naturleistung an Wein ein.1686 wo auf Verwenden des Pfarrers Högger freiwillige Beiträge im Hof Thal in St.Gallen, Zürichund Appenzell A.Rh. gesammelt wurden. Die Kollekte brachte 2200 fl. nebst Naturalleistungen anWein ein. Anno 1732 wurde ein Hilfslehrer für die Schulzeit von 4-5 Monaten angestellt. 1733wurde 2 Hauptlehrstellen für Thal geschaffen. 1686 wurde für einige Rhoden von Thal auch eineSchule auf dem Buchberg erstellt und die Schulzeit auf 16 Wochen während der Wintermonatebeschränkt. 1705 wurde sie auf die Herbst-Winter- und Frühlingsmonate ausgedehnt. Da dieSchulen von Thal 1772 überfüllt waren, so wurde auf vielseitiges Verwenden der Rhode Baurietdort eine Winterhalbjahrschule geschaffen; 1808 ging sie ein, und die Kinder wurden der SchuleBuchberg zugeteilt.

281Wegen grosser Entfernung von Buchen, Staad, Speck vom Schulhause Buchberg, wohin dieKinder zugeteilt waren, entstand 1772 die Winterhalbjahrschule in Buchen (also zu gleicher Zeitwie in Bauriet!) Im Jahre 1848 wurden 2 Mädchenarbeitsschulen in Thal und Buchen gegründet,die dritte auf dem Buchberg 1853.Der Lehrer von Thal erhielt 1706 einen Gehalt von 100 fl., noch am Ende des gleichen Jahres 136fl., 1752 wurde der Gehalt aus unbekanntem Grunde auf 91 fl. 12 Kreuzer ermässigt, imHungerjahre 1770 gar auf 80 fl. mit Haus und Garten. –1804 erhielt er den gesetzlichen Gehalt von Franken 200, von 1805-1842 per Jahr 200 fl. von 1842an 230 fl. Anno 1853 Fr. 600.-. Der Hilfslehrer in Thal bezog 1732 wöchentlich 1 fl. 15 Kreuzer,von 1752 an soviel wie der Oberlehrer. – Von 1705 an bezog der Lehrer auf dem Buchbergwöchentlich 1 fl. 30 Kreuzer mit Benutzung des Schulhauses und einer dabei liegendenLandparzelle. 1770 erhielt er 80 fl. im Jahr, später das Gesetzliche. – Der Lehrer von Buchenerhielt von 1773 an 40 fl., später den gleichen Gehalt wie die übrigen Lehrer. –Die Schulen sind nicht gehörig fundiert. Von 1838-48 betrugen die Vermächtnisse an sie 2600 fl.1760 besassen sie ein Kapital von 3400 fl.1780 besassen sie ein Kapital von 5200 fl.1803 besassen sie ein Kapital von 11900 fl.Letztere Erhöhung kam von einem Zuschuss aus dem Kirchenfond her. – 1821 hatten sie ein Kapital von 10 000 fl.1836 hatten sie ein Kapital von 11800 fl. 1851 hatten sie ein Kapital von 16400 fl.1853 hatten sie ein Kapital von 38 000 Franken.

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Von 1707 an wurde Thal (die obere) eine Jahresschule, die untere wurde 1769 dazu erhoben, 1743die Schule auf dem Buchberg, Buchen im Anfang des laufenden Jahrhunderts.

Auszüge aus P. Prof. Scheitlins «Meine Armenweisen in dem Kanton Glarus und dieUmgebungen der Stadt St.Gallen in den Jahren 1816 und 1817»Seit 1639 feiert die Schweiz den eidgenössischen Bettag, wegen den Schweden die bis an denRhein vorgedrungen waren. Niemand dachte in St.Gallen 1816 an eine Hungersnoth. Man wusstenur wie sehr die Saaten missrathen waren. Man verkaufte im Spätherbst Frucht, Erdäpfel,Getreide, Obst etc. Der Wein war schlecht und sauer. (p. 141). Der Weinbauer konnte nicht zin-sen. Der Spinnverdienst war erbärmlich klein. Im November fing man in St.Gallen an rumfordi-sche Suppe auszutheilen. Würtemberg und Bayern fingen an zu sperren und nur gewisse AnzahlKornsäcke über den See zu lassen. An Brod gebrach es zuerst.

282Dann fing man den Mangel an Kartoffeln zu fühlen. Erbsen, Bohnen gabs fast keine. Hafer warfast nicht mehr zu bekommen. Selbst die Milch gab weniger Butter. Die Theurung war das allge-meine Gespräch. Der Monat Januar war schon furchtbar. Schon fingen einzelne an der Noth zuerliegen. Zum Glück war der Winter gelinde aber dauerte lange, so dass auch das Vieh die Nothspürte. Endlich kam der Frühling. Jede Nahrung wurde verzehrt, Gras und Kräuter gesotten, alleSchnecken, Katzen, selbst das Elendeste, Ungesundeste wurde verspiesen. Die Menschen verlo-ren Kräfte, Gesundheit, Leben. Hunderte verschmachteten beinahe.Viele Lawinen schon im März1817. Sturmwinde mit Wolkenbrüchen, die Bäume entwurzelten und Häuser abdeckten. Grössere Uebel brachten die Ueberschwemmungen des Rheins und Bodensees. Der Frühling kammit grosser Wärme, unaufhörlich herrschte der Föhn in den Gebirgen Graubündtens. DieSchneemassen hatten sich seit 1812 durch nasse und kalte Jahre gemehrt, die Gletscher warengewachsen. Der Föhn schmelzte sie weg. Die Wogen des Rheins wurden grösser, gewaltiger undbrachten ungeheure Eisblöcke mit sich. Der Sommer war zudem gewitterhaft mit Platzregen undWolkenbrüchen. Er traf uns. Von Ragaz bis zum Bodensee verheerte er das Land, schwemmteSaaten und Gemüse und Früchte des Erdreichs in den Bodensee, durchbrach die Dämme von derTamina bis zum Schollberg zerriss er mehr als 3000 Klafter, in Buchs stürzte er über 900’ breitund 18 Fuss hoch ins Land und riss fort was er antraf. Das ganze ebene Rheinthal legte er unterWasser und machte es Monate lang zu einem trüben See. Es faulten die Erdäpfel, es schwanktendie Aehren im Wasser und traurig schauten die Maisstengel aus den Fluten heraus. So stund es imJuni und Juli, dann trat er wieder in seine Ufer zurück. Aber im August in einer Nacht durchbracher wieder an 14 Orten die Dämme, bei Diepoldsau und Kriessern wühlte er sich einen Durchbruchvon 400’ breit, drang in die Felder, Häuser und weckte die Schlafenden. Man läutete Sturm dasganze Land hinab. Rheineck sass im Rhein, St.Margrethen lag 4’, andere Dörfer 8’ unter Wasser.10 Dörfer ertranken beinahe mit allen Früchten im Wasser. Denke dir die Schäden bei dieserTheure, die Arbeiten und Anstrengungen um die Verheerungen zu dämmen, die zerstörtenHoffnungen, die Thränen. Diese Aufschwellung des Rheins verursachte die des Bodensees. Etwa10’ stieg er über sein gewöhnliches Mass. Alle um den See liegenden Dörfer wurden unter Wassergesetzt. Rorschach war wie im Wasser gebaut. (Scheitlin beschreibt nun als Augenzeuge (p. 246-249). Alle Strassen waren überschwemmt und überbrückt, dass man zu Schiffe herumfuhr. Rechtsund links stand das Wasser in den Häusern, Hausfluren, Kramläden und Marktstätten. DerKornmarktplatz sah wie ein Theil des Sees aus. Die ganze Landzunge von Altenrhein war ver-

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schwunden, die Bäume standen tief im Wasser. Die Häuser hoben nur die Dächer zum Wasser her-aus. Das Schiff in dem Prof. Scheitlin fuhr, blieb in den Zweigen der Zwetschgenbäumen hängen.

283Im Dorf wohnte niemand, die Leute waren in den Rorschacherberg und anderst wohin geflüchtet.Die Wasser nahmen wieder ab, der Hunger hielt an. Besuch bei der Reispredigerin und Prophetin,Frau von Krüdener in Arbon. Sie ging auch nach Rheineck und predigte dort in der Krone, muss-te dann aber das Land verlassen. Nervenfiber entstunden. – Endlich langte von 21. August nachsegenvoller Freude das erste Frachtschiff in Rorschach an mit Bädern und Blumenkränzen geziert.Die Sperre war aufgehoben.Anno 1771 starben Tausende vor Hunger. Der Kanton Appenzell allein verlor 5300 Menschendurch Hunger und Ruhr. Vergleich der Preise von 1771 (1. Betrag) und 1817 (2. Betrag) wie folgt:1 Viertel Korn 6 fl. 30 Kreuzer bis 11 fl.; 1 Pfund Brod 16 Kreuzer bis 27 Kreuzer; 1 Viertel Gerste6 fl. 30 Kreuzer bis 13 Kreuzer; 1 Viertel Erbsen 4 fl. 45 Kreuzer bis 8 fl 30 Kreuzer; 1 Pfund Reis12 Kreuzer bis 28 Kreuzer; 1 Zentner Erdäpfel 1 fl. 30 Kreuzer bis 11 fl.; 1 Pfund Rindfleisch10Kreuzer/ 12 Kreuzer bis 20 Kreuzer; 1 Mass Wein 10 Kreuzer bis 56 Kreuzer.Das schon seit Jahren verschuldete Rheinthal (durch Misswachs des Weins litt unbeschreiblich.«Sein Kummer und seine Angst waren herzzerreissend». (p. 300). Hunger und Sorgen rieben vieleauf. Im Vorarlberg machte man Brod aus Obst und Weintrester mit Grüsch vermischt. Ein solcheshalbpfündiges Brötchen galt 3 Kreuzer.Dotatio hospitalis S. Johannis in Feldkirch ab Hugone de Montforti facta anno 1219Ex urbario S.Joh. in Feldkirch T.I. (p. 212)Anno Dominicae Incornationis MCCXXVIII (Anno 1228 nec papa Honorius rixit amplius, necFridericus agere in Ulma potuit in Syriam profectus; est ergo, quem indictio VII. indicat, annus1219 quo juxta abbat. Ursperg chronicon Fridericus II. negotia in Alemannia disposuit) indictVII.sub papa Honorio apud Ulmas coram rege, et cum rege Friderico, Hugo comes de Montforti tra-didit hospitali S. Johannis ultra mare ecclesiam in civitate sua Veldkirch, et vendum juxta eccle-siam, et agros extra civitatem, quos ibidem habere videbatur, et molendinum apuud civitatem interduoslapides, inter quos etiam aluid aedificari non debet, nisi cum volumtate hospitaliariorum,dedit eclesiae eidem imediate, capellae

284quoque in valle S. Mariae cum sylva, quae junita est, cum omne jure proprietario, quam in ipsadignoscebatur habere, eo tenore, ut pauperibus transeuntibus exinde saltem in igne et aqua ettecto, quousque domus ulterius proficiet, subveniatur, et ut clericus, qui divinum celebret, ibideminstituatur.Licentiavit etiam dominus comes, ministeriales suos, ut si velint, patrimonium suum jam dictaecclesiae tradere. Instituit etiam dominus comes, ut quidquid hospitali S. Joannis de Clusa, deBregenz, de Rinegg usque per totum episcopatum Curiae traditum fuit, totum elcemosynae supra-dictae accipiat, et inscripatur et duae partes pauperibus cedant ad utilitatem, tertia pars hospitaliultra mare reservitur. Hic autem cotractus factus est cum manu comitis, et uxoris suae et filiorum,eo tempore, quando Hainricus de Guntranshoven fuit generalis procurator in Dexthoma hospitalisS. Joannis, qui etiam paginam hanc, sicut et nos sigilli sui impressione munivit.Hujus autem rei testes sunt: K. dux Lutrige, et Hainricus margravius de Baden. Eberhardus deEberstain, Burckardus de Juningen, Friedericus de Zwirkenberg, K. de Ringenberg, Artolfus de

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Bartenstein. Hoc privilegium confirmatum est coram ministerialibus comitis in Monteforti,Dietrico juniori et seniori, et Burckardo de Bodmen, Rudgero grosso, Jacobo Gunthalmo,Conrado fratre Dietrici, et Philippo. Ex episc. Curiens. A. Eichhorn Cod. Probat (p. 79-80).a) Eine Sage erzählt, dass die Dornbirer, als sie noch auf Bernang kirchgenössig waren, über denbreit laufenden Rhein auf sogenannten Stapfpfeten (in den Fluss gelegte Steine) einhergehenkonnten. b) Beim Baue eines Kellers in der Nähe von Thal kam der Eigenthümer auf eine «besetz-te» (vielleicht römische) Strasse.

Aus Zellwegers Urkunden (3. B. I. Abtheil.)Urkunde 730 (p. 213)Am 20. April 1526 wurde in Rheineck eine evangelische Synode gehalten, über deren BeschlüsseWalter Klarer, Pfarrer von Hundwil berichtet. Auf derselben wurde der «Christenlich Bau» ange-fangen und aufgerichtet nach Math. 18.,Sac 17. I Cor. 5II Cor. 2 II Thessal. 3, Tit. 3 und Joh. 1.Jeder Diener des Worts soll das dem Volk anzeigen und verkünden. Er soll nach jeder Kirche über-lassen bleiben, wenn, zu welcher Zeit, und wie oft er gebraucht werden soll. Es ist beschlossen,dass die Diener des Worts oft zusammen kommen. Um grössere Versammlungen wegen Kostenzu vermeiden sollen zusammenkommen die Prädikanten von St.Gallen, St. Jörgen, Appenzeller,dann die Rheinthaler. Dann Rorschach, Goldach, Steinach, Berg, Arbon, Salmsach, Romishorn.Dann Gossau, Ober- und Niederbüren, Waldkirch, Sitterdorf, Güttingen, Hagenwil, Sommeri.

285Erfordert die Nothdurft eine Versammlung aller, wurde eine Commission gewählt, die den Aufrufzu erlassen hat. Gewählt wurden dazu Dominikus Zyli in St.Gallen, Sebastian Grübel zu Berg,Huldrich Eggsteine in Rorschach, Johann Valentin Furtmüller von Altstetten.Urkunde 746 (p. 307).Ulrich Kölbener von Appenzell berichtet (Ende Juli 1528) an Zwingli, dass sie einen Prädikantenin Trogen hätten, der das Wort an der Letzi, die da stosst an das Rheinthal, verkünde. Da komme«Grosse Welt» zusammen, die durstig sind nach seinem Worte. Der Landvogt Unter der Haltenvon Schwyz habe zwar einen Brief an die Herren gesandt, es ihm zu verhindern, «dass es ganz usdem Rintal eine grosse Menge Volk an die Predig». Es wurde ihm verweigert. Schliesslich bitteter, sie werden den armen, beschwerten und bevogteten Leuten «in etlich weg» zu Hilfe kommen.Urkunde 752 (p. 337).Im Landfrieden vom 26. Juni 1529 zwischen den 5 katholischen Orten und Zürich und Bernkommt ein 9. Artikel vor, es sollen alle, die den 2 Städten (Zürich Bern) zugezogen und geholfen(auch das Rheinthal) ungestraft bleiben. Im 10. sollen die Schand- und Schmähwort des Glaubenshalben von beiden Theilen vermieden und abgestellt werden.Nach Urkunde 753 (aus dem würtemb. Staatsarchiv p.342) geht hervor, dass sich Tyrol, die vor-der östereichischen Lande und Würtemberg gegen die reform. Eidgenossen verbinden wollten.Am 10. Dezember (oder Ende November) 1529 (Urkunde 757 p. 361) wurde in Rheineck eineevangelische Synode gehalten, die Prädikanten von Appenzell, Stadt St.Gallen Gottshaus St.Gal-len und des Rheinthals den Bau betreffend. Der Bericht hat fast die gleichen Worte wie 1526.

Urkunde 765 (p. 380-81) (Aus dem Archiv Walzenhausen)Wyr der Stattamann vnd Rath der statt Rinegg dessglichen, baid kilchenpfleger mit Namen PetterZengerli, vnd Cunrad Graff baid alt Amann bekennend vnss vor mencklichem vnd veriechend

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offenlich Inhalt diss brieffs, dass wier Jn namen einer statt nach vnd redlich zekuffen gebenhabennd denen Erbaren vnd bescheidenen Hansenn Küntzler vnd Synnenn baydenn vetterenHansenn vnd Balin Küntzler all dry landlüt zu Appenzell Namlichenn die Zwenn tail dessZechentenn am hoff zu waltzennHusenn bis zu der Zytt hieher genn Rinegg het gehört ann vnserpfrund etc. vnd stosst solcher Hoff waltzenhussenn, zum Ersten an die Hochrütti zum Anderennan denn Nunnenwald, zum Dritten ann denn ledibach zum Vierdenn Amen frantzen pfifferss waiddie ist Hansenn Küntzlerss vnd ist der redlich Ewig Kuff bescheehen vnd getann wordenn von achtpfund vnd zechen schilling pfenig denen wir obenmeltenn stattaman vnd ratt mit sampt dem kil-chen pfleger vonn denn genanntten Küntzler Gütygklich Entricht gewert vnd ganz bezalt sind amvnserenn Güttern willenn vnd bemögen etc.

286doch Solichss So sagennd wir obemeltenn stattamann vnd Roth vnnd pfleger die obemeltenn dryyküntzler am Solich obemelt Sinn geltz wie wier die Inn kuffs empfangend habennd Harlanngendewie obstat von Hof Walzennhusenn alle jar Vnss aine Zechatt darab ist ganngenn die quittierennden vnd Sagennd wier Hiemit dyserem quittantz briff die dick gemelten Küntzler fryg quytt ledygvnnde loss ann dem Ortt weder wier noch vnssr Erben vnnd Nachkomen zu Solichen Zehendennam Hoff waltzenhussenn kain Ansprach Numermer darzu habenn weder Lützyll Noch wyll etc. ZuUrkund vnnd Incrafft diss brieffs So hab Ich obbemelter stattamann Mit Namen Hanns Tubachervss gytt vnnd beuelch vnns Ersamenn Ratz vnnd der gemeltenn pfleger. Min aygenn Insygell vffdysenn brieff gehenkt hatt doch ainem Ratt vnd denn pfleger vnnd mir vnnd meinenn Erben onneschadenn der Geben ist vff fritag nächst nach mitternachtenn. Nach Crysty Gepurtt Tussennd fünffhundert vnnd im drisygesten vnd ain Jar etc.Nach Tschudi Gall. Comat. (p. 71) gehörte Alles von Staad bis Bregenz zur Kurerdiözese.Ein Paschalis Graf von Bregenz (Eichhorn p. 17) war 680 Bischof von Cur. Anno 1095 war einefurchtbare Pest, dass nach Berthold Constant die Friedhöfe zu klein waren, die Toten zu begraben.Um das Jahr 450 war Asimo Bischof von Cur. (Eichhorn annal. Episc. Cur). Zu seiner Zeit 451rückte Attila in Gallien ein, die Alemannen füllten das Thurgau und das Rheinthal feroci milite.(Crusius annal. Suer.). Zur Zeit der Pruritius 460, stürmten Gothen, Hunnen, Ruger, Heruler,Gegiden, Alemannen das Reich und brachten schreckliche Verwirrung und Elend. «Alle stürzenin das Verderben, oder gewiss, dass ich es etwas milder sage, beinahe alle, ErbarmenswerthesElend! Oder bedauernswerthen Elend, wie ist das christliche Volk sich selbst so ungleich gewor-den. Es geschieht beinahe alles, was einst auch die Heiden für leichtfertiges (frivola) und lächer-liches hielten. «Salvian Tragor, at ita dicam, aextra muros, et intra muros praeliorum etladicrorum; confunditus vose morientium vosque bacchantium.» (Salvian Augenzeuge).Einige Auszüge aus dem Jahrzeitbuch von GaissauIn dem sich auch eine kleine Chronik aus dem Anfange dieses Jahrhunderts befindet (Angefangenvon Pfr. Köberle 1812).Wenn man in Gaissau Brunnen gräbt, findet man Flusssand und Holz, wie es der Rhein mit sichbringt. An der Segelgasse sollen noch eiserne Ringe gesehen worden sein, an denen man dieSchiffe anzubinden pflegte. Alte Männer aus Gaissau sagen, wo Gaissau steht, seien ehemals nurGebüsch und hin und wieder Grasplätze gestanden. Als die Bewohner der Schweiz merkten, dasssich daraus Nutzen schlagen liesse, sandten sie ihre Gaissen mit einem Hirten hinüber, der bautezuerst eine Hütte, schlug seine Wohnung beständig dort auf. Seinem Beispiele

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287seien noch 3 andere Männer gefolgt, darum der Name Gaissau, darum nur 4 Geschlechter in dort:Lutz, Niederer, Nagel und Nägele, zu denen später noch das Geschlecht der Maurer kam.

Von 1200-1300 musste Gaissau dem Schirmvogte des Klosters St.Gallen 3 Pfennig und 1 ScheffelKernen entrichten. Es war also noch klein, da Höchst damals 30 Schilling Pfennige und 30Scheffel Korn und 6 Schafe zu entrichten hatte. Höchst, Fussach und Gaissau sollen vor undenk-lichen Zeiten in die Pfarre St. Margrethen gehört haben. 1630 stellte Gaissau an den Abt von St.Gallen das Ansuchen, eine Kapelle erbauen zu dürfen, wasihnen bewilligt wurde. 1760 wurde sie geräumiger gebaut, wie sie noch steht. 1789 kam der erstePfarrer nach Gaissau mit Namen König von Bregenz.

Mit der Schule stand es entsetzlich. Sie wanderte von Jahr zu Jahr in ein anderes Haus, wie auchdie Stube sein mochte. Die Lehrer wechselten oft ab, weil sie alle Jahre frisch gewählt wurden undmit Kuhhirt und Mausfänger vor der Gemeinde darum anhalten mussten. Das Kind bezahltewöchentlich 3, 4-5 Pfennige und brachte hin und da ein Scheit Holz; man konnte sie auch nichtschicken. Der Lehrer sass während der Schule oft beim Spinnwerken und ass Erdäpfel, die ihmdie Kinder brachten. Diese konnten thun, was sie wollten, sprangen über durchlöcherte und zer-sägte Stühle, liessen sogar Schlüsselbüchsen los, keine Tafel war da, Rechnen lernte man nicht.Wollten die Eltern ihre Kinder nur etwas Weniges lernen lassen, so schickten sie dieselben aufThal in die Schweiz, «wo es etwas, obwohl auch nicht viel besser aussah.» (p. 339).Die Gemeinde hatte, seit undenklichen Zeiten einen Hauptmann. Auch Gaissau hatte seineVerspruchbriefe vom Jahre 1645 von den Aebten von St.Gallen. Ebenso 1680 und 1755. DieTheilung der Gemeindspfründe geschah im Jahre 1770; und noch eine 1797. Im Jahre 1800 hatteGaissau 100 Steuern jede 146 fl. 39,5 Kreuzer zu zahlen.

Auf Veranlassung eines Streites zwischen Gaissau, Höchst und Fussach wegen gemeinschaftlicherTragung der Wuhrungskosten, dessen Prozess bis zum Gubernium nach Insbruck, wobei Fussachsich besonders abgeneigt zeigte, etwas beizutragen, kam ein Wasserbaukundiger in die Gegend.Man ging nämlich mit dem Gedanken um, den «Lauf des Rheines abzukürzen, und ihn beimRheinbuge in den See zu lassen. Schon wurde das Flussbeet über das Riedt abgesteckt, und derBoden abgeschätzt, aber unerwartet kam wieder das ganze Geschäft ins Stocken. Als Ursacheerzählt man, dass die Fussacher in Verbindung mit Rheineck, um ihre Schifffahrten nicht zu ver-lieren, dagegen arbeiteten, und sich sogar Bestechung des Comissärs zur Errichtung ihrer Absichterlaubt haben sollen. Auf dieses wurde das sogenannte lange Wuhr zwischen Höchst und Gaissauangelegt.» (p. 354)

Franzosenzeit (p. 356-359)Im Jahre 1800 den ersten November wurde zu Gaissau in den sogenannten Fängen von denFranzosen ein Brückenkopf gebaut, der Bau dauerte bis 2. Hornung 1801. Aus dem ganzenVorarlberg mussten dazu Arbeitsleute nach Gaissau kommen. Dieser Bau soll einen sehr schönen,aber auch wie leicht zu erachten kostspieligen (?) Anblick gewährt haben. Noch kostspieliger wärederselbe geworden, wenn vom Brückenkopf aus bis an den Rheinbug durch die besten Felder einegerade Strasse hätte gemacht werden müssen, wie es das Ansinnen der Franzosen war. Mit Mühewaren sie nur dazu zu

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288 bereden, dass sie sich mit einer Strasse längs dem Rhein begnügten, die man in aller Eile ihnenherstellte. Ueber den Rhein hatten Sie eine Schiffbrücke. Die Franzosen verliessen bald darauf denBrückenkopf, ohne sich dabei zu vertheidigen, ohne daraus einen Schuss zu thun.»«Nicht lange vor Erbauung des Brückenkopfs, als die Oestereicher hier in Gaissau und dieFranzosen in Rheineck waren, den 22. Mai 1800 als am Himmelfahrtsfeste, befand sich auch dernachmittägigen damals üblich gewesenen Prozession Thaddäus Lutz des Dominis Seckelmeisterund Schuhmacher in Geselligkeit in einem Hause nahe am Rhein. Ganz unvermuthet lässt derfranzösische General Jardon (Jourdon) auf Gaissau kanoniren. Der 2. Schuss, der ein KartätschenSchuss war, verwundete ihn. Er starb den 9. Juni darauf an den fürchterlichsten Zufällen desStarrkrampfes. Anno 1805 den 15. November Mittags kam plötzlich ein gewaltiger HaufeFranzosen von Höchst herab. Sie marschierten, da sie den Weg am Rheinbuge verfehlten, über dasRiedt in den untern Theil von Gaissau zu, und kamen dann am Rhein ins Dorf herauf. DerSchrecken im Dorf war ungemein gross; alles lief durcheinander, jeder suchte Schlupfwinkel umseine Sachen zu verbergen. Indessen betrugen sie sich ganz ruhig, und thaten niemanden etwas zuleide. Es waren bei 700 Mann und jeder im Dorf bekam das Haus voll zu 12-16-20 bis 25 Mann.Am meisten Schwierigkeiten machte das Brod, das nicht in hinlänglicher Menge vorräthig warund auch nicht sogleich aus der Schweiz geholt werden konnte, weil der Pass gesperrt war. Desandern Tages den 16. November an Othmars, hiesigen Kirchenpatronsfeste wurde schon Morgens3 Uhr die Trommel zum Abmarsche gerührt; desswegen sagte ein Gemeindsmann sehr naiv:«Othmar ist doch ein guter Mann für Gaissau, er jagte sie schon früh fort».Die nämlichen Franzosen hatten zu Lustenau geplündert, weil sie dort in der Nacht stehen bleibenmussten, indem sich die Oestereicher zu Ems verschanzt und dahin vor Bregenz zurückgezogenhatten. Des andern Tages gaben sie sich jedoch ohne weitern Widerstand kriegsgefangen.Ueberhaupt war dieser Krieg 1805, der nur wenige Monate dauerte, für Oestereich sehr unglück-lich, es musste im Frieden zu Presburg am 26. Dezember 1805 Vorarlberg und Tyrol an Baiernabtreten und verlor noch viele andere Besitzungen.In eben diesem Jahre 1805 wurde der Wein und der Mais nicht reif; beide blieben ganz unbrauch-bar. Am Morgen des 21. Octobers hatte ein Reif die Trauben wie gesotten, und das Laub fielerstorben ab. Am 13. November 1806 wurden Vermögen fürstbischöfliche konstanzische Erlasse die vierPfarrorte Lustenau, Höchst, Fussach und Gaissau von dem Landkapitel St.Gallen getrennt, unddem Landkapitel Bregenz einverleibt.1808 hatte es soviel Obst, wie sich kein Mann erinnern konnte. 1809 erhob sich in Tyrol die Insurrektion gegen Bayern und erstreckte sich bis ins Vorarlberg hin-ein, den 10. Mai rückten die ersten bewaffneten Bauern etwa 20 Mann in Gaissau ein. Von dieserZeit an war es in der Gegend immer unruhig. Das Dorf voll fremder bewaffneter Bauern, der Passüber den Rhein meistens gesperrt, dass man oft nicht einmal Brod und Fleisch bekommen konn-te. Die traurige Lage dauerte bis in den August. Den 7. August mussten alle Gewehre, Säbel,Waffen bei schwerer Strafe den Franzosen übergeben werden laut Befehl des Generals. Den 19.August kamen 20 Franzosen nach Gaissau, andere

28926. August. Den 10. September kamen 36 Würtenberger, den 7. Oktober wurden sie auf 15 her-untergestellt mit 2 Offizieren. Das Jahr 1812 war nass und kalt. Ebenso das Jahr 1813. Im Winter

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von 1814 gefror der Rhein bis ans Fahr. Am Funkensonntag den 27. Februar brannten 2 grosseFunken mitten auf dem Rhein im Eis. Am 29. Juni ertönten in Gaissau Freudenschüsse bei Anlassder Lostrennung von Baiern und Anschluss von Oestereich. Anno 1816 trat der Rhein den 31. Juliaus und überschwemmte Gärten, Aecker und Wiesen. 1817 den 15. Juni brach der Rhein auf zweiSeiten ein. Den 23. Juni überschwemmte er mit neuer Wuth. Der Bodensee erhielt eine solcheHöhe, dass beinahe alle Felder überschwemmt waren, im Dorfe die Häuser im Wasser standen,selbst um das Pfarrhaus ein See sich bildete. Erst nach 4 Wochen abrann. Man konnte mit Fährenauf den Feldern heraufschiffen. Das Wasser dauerte, vom 23. Juni bis 27. August. An diesem Tagetrocknete es ganz um das Pfarrhaus herum. Aber am 28. August trat der Rhein wieder aus, soschrecklich wie noch nie. Alles war wieder unter Wasser, weil aber der See merklich gefallen war,floss er in 3 Tagen wieder ab. Das Nervenfieber herrschte in Höchst und Thal mit starker Wuth vom 1. Dezember 1817 bis MitteMai 1818. In Thal starben Evangelische 262, Katholische 24. In Gaissau kein Mensch. 1820 den11. Januar war die Kälte so gross, dass der Rhein zufror und man zu Fuss ihn ohne Gefahr pas-sieren konnte. Selbst mit Pferden und Kühen ging man darüber. Den 19. aber hatte die Brücke einEnde. 1821 war die Ueberschwemmung des Rheins noch 2 Schuh grösser als 1817. Rheineck littNoth in den Kellern. Das war im August. Den 14. August kam wieder besser Wetter, die Weinlesewar erst am 4. Nov. Doch war der Wein gut, weil der Herbst besser als der Sommer gewesen. Fortsetzung aus Walser1770 und 1771. Grosse Theure. Von Aussen gesperrt. Soldaten am Rhein, die den Leuten allesEssbare für die Schweiz abnahmen, wenn es auch bezahlt war, selbst den Walfahrern ausSchwaben das Brod aus den Säcken. Viele Schelme aus Hunger. Den 18. Juni wurden allein inTrogen 15 Personen theils am Leben, theils durch den Henker abgestraft. Auftreten der Ruhr unddes Fiebers. Geboren wurden in Appenzell A.Rh. 1771 in Allem 899; es starben aber 4238Menschen. In Heiden starben 236, Wolfhalden 278, Lutzenberg 70.1772. Den 26. März erfrechten sich ein Vater und Sohn vom Buchberg bei Seckelmeister Graf aufHeiden einzubrechen. Sie wurden ergriffen und nach Trogen geführt. Den 7. Mai wurde der Altemit Strang, der Junge mit dem Schwert hingerichtet. Aufschwellen des Rheines im September. InAu und Lustenau füllte er Stuben und Kammern.

290Die Filialkirche AltenrheinSchon unter Abt Cölestin wurde von einer neuen Filialkirche in der Pfarrei Rorschach gesprochenund untersucht, und man kam zum Gedanken, die Filiale in Staad zu errichten und zwar aus fol-genden Gründen:1. Die Pfarrkirche in Rorschach ist viel zu klein, wenn aber die Filiale in Altenrhein errichtet wer-den möchte, ist die Beschwerniss nicht behoben.2. Der Altenrhein ist vom Wasser «zugeworfnes Land», so wie es der See gegeben, also kann eres wieder nehmen «wie dan würlich der see ein grössere Strichs Landss vnder dass Wasser gesetztals zu Rorschach das andere Kloster Guet breit und lang ist». So könnte es bis zur Kapelle hindringen.3. Die Altenrheiner geben vor, sie sehen zu Staad nicht viel Gutes; Er will nicht untersuchen, obdie Altenrheiner den Staadern, oder die Staader den Altenrheiner ein schlimmeres Exempel geben.(Dabei bemerkt die Schrift: dass im obern Staad ein grosser Theil katholischer und viele Christensich befinden).

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4. Was die Legate von J. Ant. D’Albertis von 1200 fl. anbelangt, sind solche und anderer mehrhundert Gulden nicht in den Altenrhein, sondern für die Filiale in Staad ordiniert worden und derHerr Pfarrer von Rorschach (ein confrater S.Galli) kann sie nicht gewalthätig anders wohin appli-cieren. Es sind das von letztern zu gewagte Sprünglein, dass er mit höchster Autorität und Sigillkorvobrierte Instrumentae vilipendirt oder gar zu stürzen sucht. 5. Altenrhein gibt vor, dass es zu entlegen und zu Zeiten ein Difficilis accehsus zumKrankenversehen sei. Indessen wird bemerkt, es sei seit 17 Jahren ein einziger Kranke nicht ver-sorgt worden, das Gleiche könne auch zu Rorschach geschehen: Wenn aber die Filiale in Staaderrichtet wird, ist der Altenrhein um den halben Theil erleichtert. Man kann nicht überall wegeneiniger Entfernung Filialen errichten.6. Altenrhein ist wegen vielen immer daliegenden Wasserpfützen ein ungesunder Ort. Wenn mandorthin einen Pfarrhof bauen wollte, könnte vielleicht mit Unkösten anderswohin transferiert wer-den müssen.7. Das Legat ist allein für Staad gemacht, und zwar mit dem Wunsche des Testators, dass derNebenaltar in hon. S. Caroli Borom, aufgerichtet und an seinem Fest eine Messe gelesen werde.Novatores hactenus semper fuerunt suspecti sagt der Skripent in seinen Observationes de erigen-da nova diliali ecclesiae in veteri Rheno, aut Stadii Paroch. Rosac. Conscriptae abs R.D.P.Francisco Uttiger per 17 annos rosaci parocho antcehsare contra R.P. Antonium Gerig novum rosa-ci Parochum successore Anni 1768. Dieses Schriftstück liegt im Archiv Altenrhein:II. Auszug aus dem Jahrzeitbuch Rorschach d.a. 1778 (p. 628) Archivstück in AltenrheinVon verschiedenen Gutthätern wurden zur Unterhaltung der Christenlehre zu Wylen (im Jahre1866 wurde der Zins von ob. 200 fl. mit 10 fl. dem Benefiziaten in Altenrhein zugeschieden)Loretto gestiftet 200 fl. mit der Bedingniss, dass wenn allda die Christenlehre nicht mehr gehal-ten würde, sodann in Altenrhein 5 fl. Messen jährlich gelesen würden. (Diese 200 fl. wurden mitvieler Mühe von obigem P. Franz Utinger zusammen gebracht). Im Jahre 1866 wurde der Zins von200 fl. mit 10 fl. dem Lenefiziaten in Altenrhein zugeschieden.

291III. Aus einem Memorial von Rorschacherberg und Altenrhein an den Administrationsrath vomJahre 1811 oder 12 geht hervor: (*. Urkunde)Rorschach, Rorschacherberg und Altenrhein waren bis zur Revolution in allen politischen, kirch-lichen und Schulangelegenheiten verbunden. Bei der Mediations-Akte trennte man politischRorschach und Rorschacherberg, Altenrhein wurde mit Thal verbunden, verblieb aber in kirchli-chem Verbunde mit Rorschach. Althauptmann Dudler in Altenrhein war in den Jahren 1784 und 1785 Pfleger derFrühmesspfründe. Beim Schulausbau in Rorschach gab der Fürst 2000 fl. Rorschacherberg undAltenrhein leisteten Frondienste.Während und seit der Revolution wollte Rorschach sich die aus-schliessliche Administration zu eignen. 9000 fl. wurden vom Kirchenfond dem Schulfond einver-leibt. Das geschah in der Franzosenzeit, im Zustand der Anarchie. Rorschacherberg undAltenrhein verlangten die 900 fl. vom Schulfond für die Kirche zurück mit 24 Jahreszinsen, imganzen 18 000 fl. Sie verlangten für Rorschach 4, Rorschacherberg 2 und Altenrhein 1 Mitgliedin die Verwaltung. Altenrhein machte keinen Gebrauch von der Schule in Rorschach, sondernsorgte aus eigenen Kräften für den Unterricht. (Liegen alle in Altenrhein).IV. Urkunde. Am 12. Dezember 1834 liess Altenrhein durch Herrn Fürsprech Hungerbühler an denAdministrationsrath das Gesuch stellen, er möchte geeignete Schritte thun, damit an Sonn- und

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Festtagen einer der Herren Kaplane in Rorschach sich nach Altenrhein begebe, in der dortigenKapelle eine Messe lese und die Gläubigen mit einer Homilie oder Catechete erbaue. Sie begrün-deten ihr Gesuch damit: Sie haben Theil am Fonde der Kirche und tragen alle Lasten mit, alsohaben sie auch ein Recht auf Pastoralleistungen. In Rorschach werden mehrere heilige Messengelesen, bei ihnen kaum und sie müssen 1 Stunde und 12 Minuten weit bei schlechtem Weg undWetter die Kirche in Rorschach besuchen. Viele können, viele wollen nicht gehen und hören dasganze Jahr keine Predigt etc. Altenrhein besitzt einen Fond von 4000 fl., woraus den Aushelferneine Vergütung geschöpft werden könnte. Zuletzt spricht er den Wunsch aus, mit der Zeit ausStaad, Buchen und Altenrhein eine Pfarrei zu gründen.

292Auszüge aus einer schriftl. Monographie von Pfr. Sultzberger Sevelen über den Hof Thal.Das Gericht und Collatur der Kirche Thal war Eigenthum des deutschen römischen Reiches. DieKaiser verliehen den Hof Thal samt Kirchensatz an Edelleute. 1341 Sonntag vor Mathias verpfän-dete Kaiser Ludwig den Brüdern Heinrich, Walter und Eberhard von Sulzberg Kirchensatz undihren Vettern Hermann und Johannes den Reichskellerhof Thal samt Kirchensatz daselbst und zuRheineck à 200 Mark Silber. DieseVerpfändung wurde 1343 im Einverständnis mit derselben um200 Mark erhöht und dem damaligen Besitzer des grösseren Theiles der Herrschaft Rheinthal undder Stadt Rheineck, dem Grafen von Werdenberg überlassen. 1392 verpfändete J. Heinrich vonWerdenberg die Einkünfte des Kirchensatzes einem Burger von Constanz Heinrich Christen fürein Geldanleihen.Freitag nach Valentin 1493 verkaufte Wilhelm und Johann Jakob Blarer vonWartensee der Kirche zu Thal à 50 Pfund Landeswährung den Weinzehenten in Buchen, der 1853mit Franken 15500 von den Zehentpflichtigen ausgelöst wurde. In der Pfarrkirche wurde 1508 eine Kaplanei gestiftet und von den regierenden Orthen bestätigt.Sie ging seit der Revolution und wurde seit 1532 für die Katholische Pfarrpfründe verwendet, weildiese bei Theilung nur 1/3 des Einkommens erhielt. 1426-29 war auch Thal im Banne und Interdikt und die Kirche musste wieder geweiht werden.Bis zur Reformation gieng am Ulrichstag jährlich eine Prozession um Abwendung der Pest ausder Stadt St.Gallen nach Thal. Thal war die einzige der umliegenden rheintalischen Gemeinden,die unter der Aufsicht des Bischofs von Constanz statt des Abtes von St.Gallen war.Die Reformation fand trotz der Opposition des damaligen katholischen Pfarrers MelchiorBuschor, eines Kaplans, Frühmesser Johann Studach Eingang. Mit beiden fand sich dieKirchgemeinde ab. Pfarrer Buschor übergab allen seinen Gerechten auf den Pfarrer. DieJahreszeiten, Zinse, Korn und Wein, welche vor Martini fielen, behielt er, was nach Martini fielder Nachfolge. 8 Tage nach Mitfasten musste er abziehen und was niet- und nagelfest im Hauselassen. Martini dieses und des folgenden Jahres erhielt er je 50 fl. Auch der Frühmesser durfteAlles bis Martini beziehen und noch 20 fl. Mit dem Pfarrer musste auch er wegziehen; doch durf-te er seinen Plunder noch aus Güte im Hof lassen, solange er nicht da Messe hält.1528 geschah die Reformation. Zwingli schickte auf ihre Bitten den Prädikanten Jakob Heuer. Alsdieser wegen seiner schwachen Stimme und geringen Beredsamkeit der grossen Gemeinde nichtgewachsen war, wünschte dieselbe seine Resignation und meldete sich durch 2 Abgeordnete vonRheineck beim Rathe der Stadt St.Gallen auf Januar 1529 um einen anderen Pfarrer. Dieser wähl-te am 14. Januar 1529 den Jakob Rhiner ad interim (siehe Kesslers Sabbata herausgegeben vonGötzinger 2. 186-187). Er pastorierte nebst einem Helfer bis 3. Juni 1532. Dem Wunsche Heuers,der Zwingli unterstützte, ihm die Helferstelle in Thal zu geben, scheint nicht entsprochen zu sein.

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2931531 kehrten viele zur katholischen Kirche zurück und erhielten einen eigenen Geistlichen,Lorenz Brändli, welcher noch 1560 in Thal war. Der ehemalige Stiftsprediger von St.Gallen, Dr.Wendelin, später in Einsiedeln, hielt 1532 in Thal eine Gastpredigt zur Befestigung dieser katho-lischen Gemeinde, wurde aber auf Klage der Evangelischen wegen feindseligen Aeusserungengegen die evangelischen Kirche bei der Tagsatzung in Untersuch gezogen. Die Katholiken dran-gen dagegen bei der Tagsatzung1532 darauf, dass die Evangelischen ihnen die von ihnen in denletzten Jahren verkauften Kirchengeräthe wieder vergüten. Die Gesandten liessen sich auffordern,darüber Rechnung abzulegen. Die Zahl der Katholiken scheint beinahe so gross gewesen zu sein,wie die der Evangelischen.Im November 1532 klagten die Katholischen bei der Tagsatzung: Die von Rheineck wollen ihnenden neu eingerichteten Altar nicht zieren; der evangelische Pfarrer habe gesagt, sofern die Pfründe1 Jahr unverliehen sei, könne er sie laut Stiftungsbrief ausleihen. Der Landvogt erhielt den Befehl,mit ihm zu reden und den Stiftungsbrief einzusehen. Bei der andern Tagsatzung in Baden klagten sie gegen die Prädikanten in Rheineck (Thal) er wolledem Weibel nicht gestatten, Vesper und andere Zeiten zu läuten. Die Gesandten beschlossen, den-selben im Falle ferner Widersetzungen bestrafen zu lassen. Wahrscheinlich wurde Rhiner von deneidgen. Boten als Pfarrer in Thal abgesetzt und seine Anstellung in Altstätten nicht zugegeben.Wegen der Abkurung der Pfrundgüter gab es zwischen beiden Kirchgemeinden Anstand. 1523verlangte die Katholische Kirchgemeinde Thal in Frauenfeld (Mittwoch nach trium regum) dassihrem Priester ein gehöriges Einkommen geschenkt und der Spruchbrief, welcher wahrscheinlichin Folge Zwanges beim Abzug des letzten katholischen Pfarrers gemacht worden sei, ihnen kei-nen Schaden bringe; ferner, dass das Geld, das aus den Kirchengütern gelöst worden sei (ca. 200fl.) an die Kirchenzierden oder anderes Nothwendige verwendet werden solle. Die Ausschüsse derEvangelischen erwiderten: der Landvogt sei nicht gezwungen worden, diesen Spruchbrief zu sie-geln; übrigens wollen sie den Landfrieden halten. Darauf wurde beschlossen, der Landvogt solldie Pfarrpfründe Thal einem Prädikanten oder Priester nach seinem Gefallen verleihen, unange-sehen des angeführten Spruchbriefes, der zwischen dem vorigen Pfarrer Lötualen gemacht undvom Landvogt (von Schwyz) besiegelt worden sei; wenn die beiden einen Prädikanten oderPriesterer halten haben, sollen sie die Pfründe nach der Zahl der Leute theilen; können sie aber dieKirchengüter nicht miteinander theilen, so soll er ihnen ihr Recht vorbehalten haben.Nach einem Bericht von 1712 erhielt damals der evangelische Pfarrer vom Landvogt 1. 14 Saumund 2,5 Eimer Wein, 2. an Zinsen fl. 16, 3. von Heuzehnten fl. 25, 4. vom Kirchenzehnten fl. 30,5. von abgelösten Posten fl. 10 und noch fl. 10. Nach einer Angabe von 1560 erhielt der evangelische Pfarrer 1533 vom Einkommen der Pfründe2/3, der katholische 1/3 (nebst der Frühmesse). 1532 beschlossen die Stände, dass der katholischePfarrer das Pfarrhaus behalten, dagegen dem Prädikanten jährlich 5 fl. bezahlen solle, diese 5 fl.musste der Pfarrer in der Folgezeit immer bezahlen.

294Mit dem Verfahren des Landvogts Krätz waren die Evangelischen nicht zufrieden und klagtendaher in Zürich, das ihn aufforderte, den Landfrieden zu halten und die Sache bis zur nächstenTagsatzung anstehen zu lassen. Donnerstag vor Palmsonntag 1532 erklärte dieser demZürcherischen Rathe, dass er den Landfrieden gehalten, versprach ihm aber innezuhalten und sichdann vor den Boten der Orte über die Ausführung ihrer Klagen zu rechtfertigen. Er habe nach

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deren Weisung die Pfarre Thal einem Priester verliehen. Die Evangelischen haben noch 3Pfründen, die soviel Nutzung haben, dass sie auch einen Prädikanten erhalten können. Daraus gehthervor, dass der Landvogt bei der Abkurung den Pfrundfond den Katholischen und die 3Kaplaneien (Rheineck, Buchen, Thal) den Evangelischen für Besoldung eines Prädikanten über-liess. Seit dieser Zeit wohnte ihr Pfarrer im Kaplaneihaus in Rheineck.Von Uneinigkeit zwischen den Evangelischen und Katholischen wiederholt sich bald; dieEvangelischen warfen den Katholischen vor, sie verwenden das Kirchengut nur für katholischeZwecke und haben dasselbe auf diese Weise verschleudert. Dem damaligen Landvogt Hüssi (ev.)gelang es 3. September 1534 beide Partheien dazu zu bewegen, dass die ihre gegenseitigen Klagenund Scheltungen aufgaben.Die Vogtei Rheineck besass am Kurzenberg Pfennigzinse und die Kirche Thal auf 86 GüternZehenten. Den 10. Juli 1532 erlaubten die in Altstätten versammelten Gesandten der regierendenOrte jene Servitute gegen 25fachen Werth der jährlichen Leistung abzuliefern. Aber erst bei einerTagsatzung vom Juni 1533 wollten sie einwilligen, dass die betreffenden Güterbesitzer den Ze-henten an die Kirche Thal bezahlen dürfen, wenn es ohne Schaden des Pfarrers von Thal gesche-hen könne. Im Juni 1534 verlangten sie von Neuem den Loskauf der Pfennigzinse gegen den20fachen Werth, sowie dass sie statt des Zehenten an die Kirche ohne Rücksicht auf die Ernte 22Malter zur Hälfte Korn und Hafer geben dürfen. Die Gesandten blieben betreffend der Pfennig-zinse beim früheren Beschluss, entsprachen aber betreffend den Zehenten und erlaubten am 8.Dezember 1536 die Ablösung desselben mit 22 Pfund St.Galler Münze pro Malter. 3. Februar1540 bezahlten sie dem Landvogt Hab dafür fl. 804 sz. 10. Batholomä, Joseph und Sebastian Lutzschuldeten der Kirche Thal von ihrem Hof Almensberg einen Zehnten, dessen Ablösung mit 34Pfund Pfennig. Die regierenden Orte bewilligten. Bezahlt wurde er am 9. Februar 1540.Im Juni 1549 wurde über die hiesigen Pfleger in Baden geklagt, sie ziehen die Zinse ein aber las-sen die Kirche dach- und baulos. Weisung an den Landvogt die Kirche nach Nothdurft in Dachund Gemach durch den Pfleger zu unterhalten.1560 11. März wurde Landammann Meggili in Baden beauftragt, zu sehen ob der Verkauf einesGüterhaus von der Kirche für dieselbe vortheilhaft sei oder nicht.1582 verlangte die appenzellische Gesandschaft in Baden, dass die Kirchenrechnungen Thal inGegenwart der Landleute von Appenzell stattfinde, weil 1/3 der Pfründe ihnen gehöre; dann ver-leihen die von Thal/Rheineck eigenmächtig die Güter. Der Landvogt soll über den Sachverhaltberichten. 1585 wurde beschlossen, es soll der Landammann von Appenzell oder einer der Rätheanwesend sein, weil bisher vom Kirchengut verschwendet worden. Als die Kirchgenossen vonThal und Rheineck im Juli 1585 die Erhebung dieses Beschlusses wollten, wurden sie abgewie-sen. 1598 beschlossen sie

295(zu Baden) dass immer ein Mitglied der appenzellischen Regierung nebst Landvogt und denPflegern der Kirchenrechnung beiwohnen. 1606 beschlossen sie, statt nur 1 evangelischer Pflegersollen nun alle 2 Jahre ein evangelischer und 1 katholischer gewählt werden, wovon einer denandern beaufsichtige.1574 verlangte der Landvogt von den Evangelischen das Hutabziehen beim Angelusläuten. DieMehrheit der Gemeinde willigte ein. Der damalige evangelische Pfarrer klagte in Zürich, wo erden Rath erhielt, er solle sich nicht in die Sache mischen, da die Mehrheit es beschlossen.1583 klagten die Katholischen die Evangelischen hätten bei der Beerdigung des Pfarrers Wüest

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am Charfreitage geläutet. Die Boten beschlossen den 14. April 1583 bei den frühern Abschiedenzu bleiben, in denen den Evangelischen in der Charwoche das Läuten gestattet wurde.Am katholischen Neujahrstage 1596 erhielten die Katholiken von Landvogt Britschgi dieErlaubnis zu singen, aber keine Trutzlieder. Die Evangelischen thaten dasselbe um das Neujahrund wurden bestraft, weil sie es ohne Erlaubnis gethan. Sie waren bereit so viel Busse zu bezah-len, als der Ammann in Thal strafen könne (5 sz) der Landvogt forderte mehr. Sie schlugen Rechtnach Baden vor und klagten in Zürich. Trotz Bitte der letzteren erklärte der Landvogt, er müssebei der Busse bleiben, damit der unverständliche Trotz nicht zunehme. Seit der Reformation wählte die evangelische Gemeinde den Pfarrer und bat meist denZürcherrath, ihre passende Geistliche zu bezeichen. Später präsentierte der Abt von St.Gallen fürMarbach das Collaturrecht für Thal nicht. Der katholische Pfarrer wurde von der Gemeindegewählt, vom Vogt konfirmiert. Der evangelische Pfarrer bezog 1566 ein jährliches Einkommenfl. 66 und 15 Saum Wein. Am Ende des 16 Goec. bezog er 15 Saum vom Landvogt, 1/2 weiss 1/2roth; 104 fl. von der Gemeinde, fl. 8 von einem Zehnten in Buchen, Haus und Futter zu 2 Kühen. Die paritätische Kirchgemeinde hatte 1594 fl. 636, Pfund 4 Einnahmen und fl. 317, 1 PfundAusgaben. Darunter Spenden an Arme, sogar fremde Bettler, Landstreicher, welch letzterer vonden Gesandten gerügt wurde.1560 wurde ein der Kirche Thal gehörendes Gütchen verkauft. Die evangelischen Orte beauftrag-tenden appenzellischen Landammann Meggelin und den Landvogt zu untersuchen, ob der Verkaufvortheilhaft. Der Bericht war günstig. 1581 klagte der Gesandte von Appenzell, dass von den Bussen, die oberhalb und unterhalb derLetzi in Wald und Feld der Kirche zufallen sollten (1/3 den Appenzellern, 1/3 den evang. Ortenund 1/3 der Frauenpfründe) alles vertrunken werde; ferner forderten sie, dass die Güter der KircheThal auch an appenzellische Kirchgenossen nach Verhältniss verliehen werden und weil sie vielWeinwachs und andere Einkünfte habe, auch aus dem Rath von Appenzell an derKirchenrechnung theilnehmen sollen. Letzterer verlangte der gleiche Stand auch 1582 im März inBaden. 1584 wurde verordnet, dass entweder der Landammann von Appenzell oder einer derRäthe beiwohne. Thal verlangte 1585 Aufhebung dieses Beschlusses, wurde aber abgewiesen.1602 wurde auch der ausserrhodische Landammann zur Rechnung zugelassen.1603 im Juli verlangte die Evangelischen Theilung der Kirchengüter oder grössere Beiträge fürihren Geistlichen, dem sie seit langem 40 fl. jährlich steuern müssten, während die Katholischen90 fl. jährlich für den Gottesdienst verwenden. Die Katholischen erwiedern, sie brauchen nurNothwendiges; man habe den Evangelischen zur Erweiterung der Empordiele sammt Stühlen, fürden jetzigen Pfarrhausbau und die Vergrösserung der Kapelle in Rheineck Beiträge gegeben. DieEvangelischen wurden abgewiesen.

2961607 wurde in Baden auch ein evangelischer Kirchenpfleger beliebt.Nach einer Kirchenrechnung von 1627 betrugen die Einnahmen fl. 439 von Zinsen und 334 vonverkauftem Wein. (Rebberg in Buchen-Staad, 5 hübsche Weingärten und etliche Wiesen).1651 wurde das Kirchengut à fl. 20 000 geschätzt. Die Evangelischen zählten an 600Haushaltungen, 1634 waren 515 Haushaltungen mit 2576 Seelen. Im November 1608 klagteLandamman Thörig bei der Tagsatzung im Namen der appenzellischen evangelischenKirchgenossen wegen späten Beendigung des katholischen Gottesdienstes. Man entsprach.Beginn des Gottesdienstes von Mittefasten um 7 Uhr, nach Michelis um 8 Uhr.

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Auf Anordnung der katholischen evangelischen Orte unter Landvogt Haab 1555 die sogenannte«Gehorsame» des in Verhör der Alten in den 10 Geboten, den 12 Artikeln des Glaubens und demVaterunser 14 Tage von Ostern gehalten, sondern auch seit 28. Dezenium 1580 die Nachpredigt(Kinderlehre) auf Befehl der St. Gallischen Synode. Bis Ende des 16. September wurden diesel-ben regelmässig gehalten, dann eine Zeit lang unterlassen. 1627 in Folge verschiedener GerichteGottes wieder eingeführt. Der Landvogt Odermatt ermahnte sie und bestrafte den evangelischenPfarrer von Thal und verbot dem katholischen Messmer den Evangelischen nachmittags in derKirche zu läuten. Trotz Bitten nahm er den Befehl nicht zurück. – Die Lutherischen Beamten lies-sen häufig nach dem katholischen und vor dem evangelischen Gottesdienste Gemeinden halten,die auch von den evangelischen Beamten und Bürgern besucht werden mussten. Pfarrer Müllerklagte 1628 vor der Jahresrechnung beim zürcherischen Rathe; dasselbe thaten die Gesandten vonGlarus, Appenzell A.Rh. und Zürich, Ausschüsse der evangelischen Kirchgenossen von Thal undRheineck. Die katholischen Gesandten wollten um so weniger entsprechen, weil man denHeidelberger Catechismus eingeführt, der viele Schmähungen enthalte. Die Evangelischen erwie-derten, die Kinderlehre sei keine Neuerung, wie frühere Geistliche beweisen können und der 1626in Zürich herausgegebene Catechismus werde gebraucht. Die Catholischen versprachen nachHause zu berichten. (Sicher ist, dass seit 1636 die Kinderlehre ohne Hinderniss fortgesetzt wer-den konnte).1632 klagte Pfarrer Müller in Zürich 1) es werde die Kinderlehre noch gesperrt, 2) man wolle dieEvangelischen vom Kirchengut abweisen, 3) es werde nach dem katholischen Gottesdienste nochimmer Gemeinden halten, 4) man gebiete das Hutabziehen beim Läuten. 1646 gebot der Landvogtdie neugetauften evangelischen Kinder ohne Geläut zu beerdigen. Dann 1642 das grosse Mandat. Wieder öftere Streitigkeiten wegen dem Kirchengut. 1633 verlangten die evangelischenAppenzeller Theilung bei einer Tagsatzung in Rheineck. Bei einer Mahlzeit den 9. Januar 1640 schmähte der katholische Pfarrer Schiegg in Gegenwart desevangelischen Pfarrers nicht nur die Neugläubigen, sondern bestritt die Behauptung des evange-lischen Pfarrers, dass die Evangelischen auch Antheil am Kirchengut (damals um fl. 20 000)haben, ausser wenn sie wieder katholisch würden. (Damals zählte Thal 144 evangelische und 54katholische Familien, in A.R. noch 454 Evangelische, keine Katholischen).Oft Anstände an den Tagsatzungen und Conferenzen der Stände. 1654 zeigt der Landvogt an, Thalhabe 9 Kirchenpfleger, davon 6 evangelische. Im gleichen Jahr wurde ein Schreiben vomLandvogt Muhheim und Pfarrer Näf verlesen: die Evangelischen werden immer anmassender, ver-langen den im katholischen Pfarrhaus aufbewahrten Schlüssel zur Kirchenlade heraus, sie haltendie Kirchenrechnung nicht mehr im Pfarr- sondern im Wirtshaus, klagen über zu viele Kirchen-zierden, sprechen den Schlüssel zum Opferstocke in Buchen an etc.

297Es wird an den Landvogt berichtet: er soll am Frauenfelderabschied von 1651 sich halten, dieEinsprache gegen das Collaturrecht zurückweisen, den ungetauften Kindern weder Geleut nochBeerdigung auf dem Friedhof gestatten, und da beim Verlesen des grossen Mandates nur 13Personen in der Kirche verblieben, die Weggelaufenen als Ungehorsame strafen.1655 klagt der katholische Pfarrer wieder bei der Tagsatzung und der Landvogt erhielt denAuftrag, die Verletzung des Abschiedes von 1651 zu bestrafen. 1658 bat der katholische Pfarrer Bärlocher, dass für die seit 1654 bestehende katholische Schulefl. 20 aus dem Kirchengut an die Besoldung des Schulmeisters verwendet werden dürfen. Es

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wurde erlaubt. Untersuchung über Ungebühren an den Beichtstühlen, an der Orgel, Vergitterungdes Chores und der Altäre und Gesandten von Appenzell Innerrhoden.1662 Ausgleich auch im Pfarrarchiv.1672 klagte Landammann Sauter von Appenzell über einzelne Punkte betreffend die Kirche zuThal. Der Landvogt Büler erhielt den Auftrag, alle neuen Missbräuche und Kosten abzuthun unddie unnöthigen Kosten für das Chorgitter zu verwenden.1672 klagen die Evangelischen in Zürich, der katholische Pfarrer habe hinterrucks 5 Stühle undden Stuhl des evangelischen Pfarrers aus dem Chor der Kirche entfernen lassen, damit man dieerst vor 4 Jahren erstellten grossen Altäre besser sehen könne, vor 4 Monaten habe er denPrädikantenstuhl unter dem Chorbogen untergebracht etc. Die Bucher klagten überMissrechnungen des katholischen Pfarrers. – Der Landvogt soll untersuchen, und der Pfarrer inThal und der in Rheineck, die Pfrundkapitalien in Hände haben, einmal Rechnung stellen. 1707 klagen die Evangelischen, der katholisch Pfarrer mehrere seine Zeremonien, brauche mehrKerzen, früher 20 Pfund für Frohnleichnam, nun noch Trommler und Spielleute, das erst einge-führte Skapulierfest, bei dem einige Tausend Personen sich einfinden, wurde sehr kostspieliggefeiert. Letzthin habe der Landvogt sogar gesagt, die Evangelischen seien nur aus Gnaden bei derKirchenrechnung. Der katholische Gottesdienst ende oft 1 Stunde zu spät. Der zürcherische Rathkorrespondierte nun mit dem Landvogt. Von allen Seiten gingen befriedigende Erklärungen ein,man wolle Missbräuche abstellen. Diese Hoffnungen gingen nicht in Erfüllung. 1711 klagten dieEvangelischen wieder. Es schrieb Pfarrer Högger: «Man ist müde des Klagens, weil zwar immerVertröstungen geschehen. Wenn es zu spät ist, wird man sich wohl wehren. Wenn nur einmal imrechten Ernst gehofft werden könnte. Die Unkosten werden immer grösser für katholischeZierrathen, auch kostbare neue Gattung der Prozession.»1673 verlangte der katholische Pfarrer von Thal auch einen Schlüssel zum Opferstocke in Buchen.1675 wurde auf der Tagsatzung beschlossen: der katholische Pfarrer in Thal, der Landschreiberund ein Blarer erhalten je Schloss und Schlüssel.

1680 verloren die Evangelischen das Collaturrecht. Der Landvogt Freuler erhielt den Auftrag,einen Prädikanten zu wählen, der friedfertig und ruhigen Geistes sei (auf einer Conferenz). Erwählte Sebastian Högger von St.Gallen bisher Hauslehrer und Schlossprediger der FamilieGonzerhof in Hauptwil. Zürich tadelte bei der bad. Jahresrechnung dies Vorgehen, es sei widerden Usus von 150 Jahren. Zürich habe die Pfarrstelle in Rheineck durch Addikamente unterstützt,und dürfe also erwarten, dass es auch bei der Besetzung mitwirke. Die katholischen Orte erklären,die Collatur gehöre zur Herrschaft Rheineck etc. Die Zürcher entzogen darauf die ersten

298vom Landvogt gewählten Pfarrer das seit 100 Jahren gegebene Stipendium von fl. 10. Unter denEvangelischen von Rheineck und Thal gab es seit Mitte des 17. Jahrhunderts einzelne Anstände.Rheineck wollte 1656 nicht mehr wie seit 1631-54 das Opfergeld für die Armen abgeben, weil eseine eigene Kirche habe. Es wird verlangt, dass der Pfarrer in Rheineck und nicht mehr in Thaldie Kinderlehre halte (1661).1686 wurde in Thal ein neues Schulhaus für die Sommer- und Winterschule gebaut.1696 wurdendie Hochzeiten vom Sonntag auf den Dienstag verlegt. Bei der Jahresrechnung 1696 baten die zür-cherischen Gesandten die Appenzeller A.Rh. die Lutzenberger zu bewegen, dass sie sich in denWochenpredigten kopuliren lassen. Die Lutzenberger wollten nicht und wurden am Sonntag kopu-

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lirt, beklagten sich dann, dass der Pfarrer die üblichen Gratulationen am Sonntag nicht halte. DerRath von A.Rh. wandte sich daher an die Zürcher, dass die frühere Sitte bleibe. NB. Der evange-lische Pfarrer hielt alle Sonn- und Dienstage auch in Rheineck Gottesdienst. In der Filiale inBuchen that er das an unbestimmten Tagen per Jahr 3 Mal, wo dann auch Kinderlehre undKopulation stattfand. In Thal war nur im Sommer vor dem katholischen Gottesdienst Kinderlehre.1616 schenkte Landvogt Altherr von Trogen dem Pfarrer in Thal bei der Taufe seines Kindes einBuch zum Eintragen der Taufen und Leichen; 1619 wurde das Ehe-, 1662 das Todtenregisterbegonnen. Der evangelische Pfarrer hatte Einkommen fl. 200, 14 Eimer Wein, Haus, Garten,Bäume und Rebgärten (ca. 2-3 Saum), 2 Mannsmad Rietheu, bis 1680 fl. 40 von Zürich. DerKatholische Pfarrer circa fl. 600. Die Kirche an Einkünften und Zinsen à fl. 600, den Weinzehntenin Buchen (oft 100 Saum). Der Pfleger alle 2 Jahre gewählt und beeidet zu Ostern, abwechslungs-weise ein evangelischer und ein katholischer. Die Kirche Rheineck hatte ein jährlichesEinkommen von fl. 30 und einen Zehnten im Fuchsloch. Das Kirchengut war fl. 14 000, dieRheinecker hatten eine eigene Schule, Säkle- und Spendgut. Die evangelischen Thaler circa fl.4000 Schule und fl. 3000 Säklegut. Auf Pfarrer Höggers Verwenden wurde das Schulgut zusam-mengelegt, um eine Freischule zu gründen. Es entstanden 2 Freischulen. Der Thaler Schulmeisterhatte 30 Dukaten (?) Besoldung, der auf Lutzenberg wöchentlich 1 1/2 fl. In Thal waren circa 130Schulkinder, auf Buchberg 100, in Rheineck 80. Vom Säkligeld in Thal (gesammelt an Sonn- undFesttagen) kam laut Vergleich von 1673 3/5 nach Thal, 2/5 nach Lutzenberg.Wenige Uebertritte im 17. Jahrhundert als etwa Weibspersonen aus Heiratsgründen. AmSkapulierfest gab es oft blutige Köpfe. 1690 den 19. Juli waren an 4000 anwesend. Die meistenBeschwerden Evangelischer hörten seit die Toggenbürgerkrieger und der Landfrieden auf (siehedie Urkunden von Theilungen).Nach einem undatiertem Schriftstück im Archiv Lutzenberg soll das Frauenhaus (jetzt Rathaus)1679 gebaut sein.Den 17. März 1715 wurde erkannt, wann die Katholiken und Evangelischen ihr Weinhäuslein inBuchen in Herbstzeit ohne Zins gebrauchen lassen, so werden die Evangelischen den Katholi-schen erlauben mit ihrem Rath und Gericht in der evang. grossen Stube, Rathaus, zu halten.1713 ein Ort wurde eingemauert auf dem Kirchhofe in gemeinsamen Kosten für die obrigkeitlichbegnadigten Armensünder. Der Taufstein der Evangelischen wurde 1713 gemacht und fl. 50 aus-gewiesener Kosten gegeben. 1715 verlangt Appenzell I.Rhoden dass nach einem Briefe von 1487die katholische Pfarrpfründe in Thal299nur mit innerrhodischen Geistlichen besetzt wurde, stand aber davon ab, weil alle Stände dagegenwaren. Im April 1716 wurde Rheineck und Thal bewilligt, sich voneinander zu trennen und eige-ne Pfarreien zu gründen. Landvogt Werdmüller empfahl dieses Projekt den 9. April 1716 inZürich; er theilte mit, alle drei Gemeinden seien einig, das gemeinsame Kirchengut könne dafürverwendet werden, nur derjährliche Communionwein für Wolfhalden und Heiden aber nichts fürden Armen müsse gegeben werden. Die 3 Gemeinden sollen selber für ihre Armen sorgen; manwünsche dem Pfarrer der grösseren Gemeinde (Thal) fl. 325, den Rheineckern fl. 300 Einkommenzu geben. Das neue Pfarrhaus in Thal und die Reparatur der Filialkapelle in Buchen soll uns durchKirchenfond bestritten werden. Die appenzellischen Götualen bleiben betr. die hohen Feste beimalten Kalender und erhalten den besonderen Communiondienst. Morgens ist Wochenpredigt etc.Am 23. April 1716 wurde folgender Kirchenbrief für die 3 Gemeinde gemacht:1) Es soll das bis-herige Kircheneinkommen von Rheineck bleiben: 2) dem Pfarrer von Thal wird aus dem gemein-

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samen Kirchengut gegeben 140 fl. und 14 Saum Wein. Die zürcherische Regierung wird um 40 fl.Stipendium ersucht. – Folgen pastorelle Winke Predigt Christenlehren etc. betreffend.

1718 den 28. April wurde Hans Kaspar Huber von Zürich gewählt. 1713 klagten die Gesandten von Inner- und Ausserrhoden, dass ihre Landmänner weder bei derkatholischen noch evangelischen Rechnung mehr eingeladen werden. Bis 1722 wurde darüberverhandelt. Die katholischen Orte waren für Appenzell, Bern und Zürich dagegen, weil getheiltsei und Appenzell sein vermeintliches Recht nicht hinlänglich beweisen könne. 1718 wollten siezugeben, dass der Landammann von A.Rh. bei der evangelischen der von A. I.Rh. der katholi-schen Rechnung beiwohnen, oder dass beiden die Rechnungen nach Hause gesandt und einHonorar ausbezahlt werde. Die Evangelischen von Thal und Rheineck waren gegen diesenVorschlag, mussten es sich aber doch gefallen lassen. Ebenso wurde damals beschlossen, dass die evangelischen Vögte der Kirchenrechnung nicht bei-wohnen sollen, aber einer der beiden evangelischen Pfarrer. Glarus wollte für seinen evangeli-schen Landvogt nicht darauf verzichten; Appenzell A.Rh. verlangte, dass einer seiner evangeli-schen Geistlichen zugelassen werde. 1719 fragte der Landvogt an, ob nicht auch er als Collator, Kastenvogt und Rechenherr der KircheTha1720 widerholte Appenzell I. und A.Rh. ihre frühere Forderung und wurden von den katholischenOrten unterstützt. Bern und Zürich blieben beim Vorschlag von 1718; dagegen gingen dieGesandten von Uri, Schwyz und Unterwalden bei einer Conferenz 1721 so weit zu beschliessen,es soll jeder Ort dem Landvogt schreiben, dass er den widerspenstigen Bauern bei 50 DukatenBusse zu diesen Rechnungen auf den gewohnten Tag bieten und Innerrhoden machen solle. Glarusund Zug unterstützten diesen Antrag, Zürich verhinderte aber durch Schreiben an den Landvogtdie Ausführung dieses Befehls. Die Gesandten von Appenzell I. und A.Rh. wiederholten 1722 diefrühere Forderung, Bern, Zürich und Glarus erklärten, dass ihre Obern einmal die Sache beendigtzu sehen wünschten und dass beide Rhoden sich endlich vereinigen oder der Vorschlag von 1718angenommeen werde. Seither wurde darüber nicht mehr verhandelt. 1740 wurde einer katholi-schen Conferenz mitgetheilt, dass sich das Kirchengut bedenklich vermindert und daher 1745beschlossen, die katholische Kirchenrechnung nur alle 2 Jahre abzunehmen.

300Verschiedene Auszüge und Notizen Fortsetzung aus Pfarrer Sulzbergers Manuskript:Um Kosten zu ersparen; im Zwischenjahr soll ebenfalls Rechnung gestellt und Innerrhoden unddem Landvogt, sofern er katholisch ist, zugestellt werden. 1726 Verlangten die Evangelischen von Thal und Lutzenberg, wegen Streitigkeiten mit denEvangelischen von Rheineck und der «Gegni» Theilung der Kirchengutes, letztere wollten dasnicht zugeben. Der Gesandte von Zürich, Bern, Glarus und Ausserrhoden schlugen folgendenVergleich vor: Das Kirchengut bleibt ungetheilt; die wegen Ausgaben erwachsenden Streitigkeitenvermittelt der Landschreiber oder berichtet darüber an die Behörde. Die bisherigen Streitigkeitensind abgethan und die ergangenen Kosten gegenseitig kompensiert.1716 klagte Glarus, dass ohne seine Vormission aus der Pfründe Rheineck 2 gemacht seien unddass Thal das Collaturrecht erhalten habe. Er erklärte, wenn ein Glarnerlandvogt die vakantePfründe zu verwirklichen habe, er sich an keinen Ort binde, sondern ein Subjekt aus dem Ortenehme, wie es ihm beliebe. Zürich antwortete: nur aus Mangel an Einkommen sei früher nur ein

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Pfarrer gewesen. Nach der Theilung habe Thal eine eigene Pfründe gestiftet und auf seine Bittenach Zürich einen 3er Vorschlag erhalten, dadurch leide das Collaturrecht seines Standes etc.Später 1719 sprach der Landvogt das Collaturrecht von Rheineck und Thal an, und es kam vor dieTagsatzung, wo Zürich wieder die Parthei von Thal ergriff. Alle anderen Stände fanden, dass derzürcherische Dreiervorschlag das Collaturrecht der mittragenden Orte beschränkt werde. DieWidersetzlichkeit Zürichs ging bis 1721, wo es sich fügen musste. 1741 klagten Ausschüsse von Thal und Rheineck auf einer evangelischen Conferenz über die hoheBelehnungstaxe der neuen evangelischen Pfarrer an den Landvogt, wodurch tüchtige Aspirantenabgeschreckt und sie oft Pfarrer erhalten, mit denen sie nicht versorgt seien; also verlangen sieeine billigere Taxe. Wolle man es abschlagen, so verlangen sie von den Collatoren Unterhalt desPfrundhauses wie anderswo. Man stellte nun den Abgeordneten die Schwierigkeiten vor.1745 verlangte Ausserrhoden, dass auch seine Leute einen Vorschlag für Rheineck aufgenommenwerden, begnügten sich aber mit der Erklärung des zürcherischen Gesandten von 1741, derDreiervorschlag müsse aus zürcherischen, glarnerischen und ausserrhodischen Bürgern bestehen.Wegen des evangelischen Pfarrhausbaues und Ankauf des Gütleins gab es Streit. Thal undLutzenberg wollten beides aus dem Kirchenfond bezahlen, Rheineck nicht. 1718 kamenAusschüsse von den drei Gemeinden vor die Gesandten von Zürich, Bern, Glarus. Diese vergli-chen 1) 3000 fl. sollen aus dem gemeinsamen Gut genommen werden etc. 4) Die Stadt Rheinecksoll ausser mit Haus und Garten mit dem Pfarrgütlein nichts zu schaffen haben; Bauten könntennur mit Einwilligung der Theilhaber gemacht werden. 5) Das Kirchengut soll durch möglichsteSparsamkeit geäufnet werden.1713 klagte im Mai der Gesandte von Zug über die grossen Kosten, die auf die Katholiken zuThal getrieben werden. Dagegen klagten im August 1727 die Gesandten von Zürich und Bern unddie Evangelischen von Thal, dass ihnen die Kirche nicht zur rechten Zeit überlassen werde. DerLandvogt erhielt den Auftrag zu sorgen, dass den Evangelischen im Sommer und Winter um 9 Uhrdie Kirche offen stehe. Die Katholiken sollen den Evangelischen den Gebrauch des bekanntenSchiffleins auf dem evangelischen Friedhof ohne Anstoss einrichten.Die Evangelischen in Buchen legten 1725 einen Fond für die Wochenpredigt zusammen underhielten die Erlaubnis, in dortiger Kapelle zu taufen und kopuliren. Für die Wochenpredigt erhieltder Pfarrer 61 fr. 15 bis 1735, wo sie aufhörte. Erst am 19. September hörte die Kopulationen inBuchen auf. 1733 bauten die Katholiken noch eine Kapelle. 1736 klagten sie, dass sie bei der Wahl einesKaplans keinen Einfluss hätten. Die Orte gelangten an die Ordination mit der Anzeige, dass es inAbschied genommen wurde.

3011739 fragte der Landvogt, ob die Katholiken die Kapelle in Buchen aufgeben dürfen, wenn sie(wie man vernahm) von den Evangelischen fl. 1000 erhalten. Beschluss: es soll zuerst einbestimmter Vorschlag gemacht werden, dann die Coetualen darüber angefragt werden. Wegenschlechter Verwaltung der Caplaneigüter soll dem Collator (Blarer, sesshaft und Sundgau)Vorstellung gemacht werden. 1941 klagte evangelisch Thal bei Zürich und Bern, dass sie Pfarrer Ignas Bärlocher, welcher andie Kirche in Buchen einen Stadel habe bauen lassen, keinen Revers ausstellen wolle, dass in dem-selben während des evangelischen Gottesdienstes keine störenden Arbeiten vorgenommen wer-den. Wenden an den Landvogt.

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1746 wollte Staad Buchen den neuen Kaplan nicht aufziehen lassen, bis dass das baufälligeKaplaneihaus vom Collator erstellt sei. Die Gesandten riethen, ihn aufziehen zu lassen, dieKaplanei zu bauen, darüber Rechnung zu führen und diese vom Landvogt bestätigen zu lassen.Bei einer zukünftigen Vakanz werde man dafür sorgen, dass das Collaturrecht solange suspendiertwerde, bis alle Auslagen bezahlt seien. Schmid wurde 1749 vom Bischof genöthigt, Frühmesse zulesen. 1764 erhielt der Landvogt Befehl (Auftrag), vidimierte Copien der zur Kaplanei Buchen gehöri-gen Schriften zu machen und in die dortige Kirchenlade zu legen. Nach 1741 überliessen die Evangelischen ohne Entschädigung die baufällige Kapelle denKatholiken, die sie zuerst reparierten und später verkauften – Tempel. 1790 bauten dieEvangelischen in Buchen eine eigene Kirche theils aus dem Kirchenfond, theils aus freiwilligenBeiträgen.1776 baten die Ausschüsse beider Kirchgemeinden in Thal, die Bestimmung in Art. 32 der altenHofbücher, nach welchen eine unbevogte Person nur fl. Pfund die ca. 21 fl. testiren konnte, nurauf gewöhnliches Testament auszudehnen, hingegen für Legate ad pias causas freie Willkür zugestatten. Eine ernannte Commission machte folgende Vorschläge: 1.) Der Titel pia legata sollsich nur auf Kirchen-, Schul- und Armengüter beziehen; 2.) jede Person kann 10 Pfund wohin siewill aus dem Erbgut testiren, was darüber erlaubt wird, darf nur ungezwungen aus dem Vermö-gensvorschlag gemacht werden und 1 Drittel derselben nicht übersteigen; 3.) Kann einer dasTestament nicht schreiben, so soll er durch einen geschworenen Schreiber oder Vorgesetztengeschehen und von zwei redlichen weltlichen Zeugen unterzeichnet werden mit dem Zeugniss,dass es der freie Wille des Testators sei und dasselbe Testament von Jos. Anton Messmer an dieKatholiken. 1781 sollte das katholische Pfarrhaus repariert werden. Der katholische Pfarrer wünschte einenNeubau und versprach ihn auszuführen, wenn ihm 800 fl. gegeben werde, oder er versprach daran300 fl. aus seinem Vermögen der Gemeinde und die Gesandten waren für Reparatur (1789 ausge-führt).GlockeninschriftenI. Grösste Glocke: Christus vinit, Christus regnat, Christus ab omni malo nos defentat. 1687II. O Christe rex gloria conserva nos paie. Haec caem pana sumptibus hujus ecclesiae. DurchRosenlächler gegossen in Constanz 1802.III. Christus rea venit in pace et Deus homo faectus est. Santa Maria orae pro nobus. Peter JohannHeinrich Ernst goss mich in Lindau 1762.IV. Laudate Dominum in Sanctis suis. Johann Heinrich Ernst goss mich in Lindau 1778.Die frühere grosse Glocke wog 2413 Pfund, die jetzige circa 40 Zentner. Die andern 11,6 und 2Zentner. Der evangelische Stillstand machte am 18. Soec. mehrere Beschlüsse über die Zeit desGottesdienstes, Läuten etc. 1713 wurde dem neuen Messmer (vorher war für beide Confessionennur ein kath. Messmer) ein Reglement gegeben. (1803 nahmen die evangelischen Vorsteherwährend des Gottesdienstes laut uraltem Brauch die ersten Stühle auf der Empore ein.)

302Abschrift einiger Urkunden über die beiden Kapellen und die Kaplanei Buchen, 1477Wir nachbenannte Herman Gander Altamann, Hanss Isenhut alt Vogt zu Rheineck, Heini Klam,Cuni Kulli, und Johanss Stämeli Lantlüt zu Appenzell bekenent offentlich mit diesem Brief vonsölchen Spen und Stöss wegen, so sich erhoben, vnd vferstanden sind entzwischen ehrsamen

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Wilhelmen Frowiss unser lieben Frowen Kilchen zu Tall der Kirchhöriy daselbst einer, vnd derfrommen vesten Diethelm Blarer den Eltern zu Wartensee, vnd Kaspar Blarer seligen daselbst,und gemeiner Nochpurschaft zu Buchen andersidt als von der Capell vnd des Nüwen Bilds wegenzu Buchen, darum dann baid Tail durch ihr vollmachtig Anwält vnd Potschafter nemlich der vor-gesait Hr. Wilhelmen Frowiss für sich selbst als ein Pfarrer und die Kirchhöry durch die erbarenHansen Rorbacher Aman zu Rinegg, Ulri Messmer, Hans Messmer des Amanns Sun, und UlriTobler uf Winnächten, vnd der vorgeschriben Caspar Blarer sälig für sich, vnd den gemeltenDiethelm Blarer sinen Vater unsern lieben Junkherren, vnd Lantman Görg Peter Uli Stump, vndHänsli Hug genannt Tarry mit vollem Gewalt ihr Nochpuren zu Buchen um Jakobs Tag im Jar doman zelt nach Christi Geburt vierzehn hundert sechs und siebzig Johr vor dem fürsichtigen wysen,dem Landamann vnd Rhot zu Appenzell unseren Herren vnd Obern erschinen, vnd die gemeltenherr Wilhelm Frowiss, Hans Rorbacher Aman, Ulj Messmer, vnd Ulj Tobler in Clagwiss fürge-bracht, vnd gesprochen, wie sich die gemelten Herren von Wartensee vnd die von Buchen unter-standen habint zu Buchen ain nüw Kappel zu machen, habent auch die gemacht, vnd darin oderdaby einen Stockh desglich, an der Strass ain nüss, vnd och darzu ainen Stockh dardurch, vnd dar-mit der Mutterkilchen unserer lieben Frowen zu Tal merklicher, vnd grosser Abbruch, vndGebrech geschehe mit vil mer, vnd andern Worten nit Noth alle zu schreiben, dass sie nicht erli-den noch gedulden könint noch müzint, und dass sie deshalb angeruft als Vogt vnd Lehensherrender Mutterkilchen zu Tal ihnen sölichen Nüwerungen vnd Lehen Fürnemenss nit zu gestatten sun-der die Mutterkilchen unser liben Frowen ze Tal by ihre Herkommen, vnd Rechten zu hanthabenvnd zu schirmen, als sie dess als Lehenherren schuldig werint – darauf die gemelten Kaspar Blarersälig, Jöri Peter, Ulj Stump vnd Hansli Hug antwurten, vnd sprachen vnder anderem es wer war,sie hettint solich Capel vnd Bild gemacht uf dass ihr mit dem ihren gebuwen, hoffint wohl ihnensölt niemand nichtss darin reden, nami sie sunder unbillig an Hl. Wilhelmen den si hettint dieCapell zu Buchen gemacht, vnd angefangen mit sin Rat, Wissen vnd gutem Willen mit vilmehrWorten nit alle notdürftig zu schreiben betten die gemelten unser Herren vnd Obere mit Hr.Wilhelmen und sinen Mithaften gütlich zu verschaffen, ouch selbst daran zu sint, damit si by dem,wie si dass angefangen hettint, blibent, den sie selbst daran wärint, wo vnser lieben FrowenKilchen ze Tal als der Mutter dardurch Abbruch Beschehen sölt, were ihnen als leid, als ihnen, vndsie begertind nit, hoffint ouch nit, dass es beschehen söllt, vnd selbsten dass damit bait Tail zu ihroErkenntnis vnd do die genanten unser Herren vnd Obere baid Tail also gehört vnd vernohmen,haben sie an baid Tail durch; (Kürze willen) der Ding begert, ob si fünf fromen Manen so Rhotderzue gebe, die sie bedunkti guth darzu ze sind, vertrauen wöltind, was die in der Sach machentint, vnd sprechint, dass sy des halten – Abriss –

303vnd doch gehalten werden sölte, jez vnd hienach also stunden baid Tail dar vnd – Abriss – sy wöl-ten willenklich, vnd gern vertruwen und das also ingan, demnach vnd - Abriss – obgenante Tailvon vns Fünfen erschienen, vnd uns noch vil Red vnd Widerred – Abriss – ihren handgebnenTrüwen gelobtent und verhiessent, wie sie darin machtint, vnd ussprechint, dass sölte von baidentailen gehalten werden jez – vnd hienach da si stunden, vnd worint do mit vollem Gewalt ufsolichss sind wir darüber gesessen von der gemelten unser Herren vnd Obern Bevelchens wegenvnd Haissenss, vnd haben uns hierin bekent sagent vnd sprechent uss der ersten von des neuwenBildss wegen dass dasselbe nüw zu Buchen vnd die Capel daselbs mit allem ihr zuvällen in undan den Buw der Pfarrkirchen zu Tal zu hören söllen, also dass die Kilchenpfleger zu Tal, so von

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ainer ganzen Kilchhöri daselbs jährlich gesezt werdent, das Bild vnd Kapel mit zimlichen Buw inEhren halten söllent mit dem Unterschaid, wenn ein Tail mainti zu buwen vnd der andere Tailmainti, es wer nit notdürftig, oder wie sie das Buwen unainy (S) wurden, wan dass beschäh, sosöllen die Vögt zu Rinegg berufen werden, und wie die sölich Partien berichtend dass es dabi bli-ben söll. Item sodann von der Schlüssel wegen zu den Stöcken zu Buchen, vnd auch des nüwenBild haben wir uns bekennt, dass jetweder Stokh vier Schlüssel haben soll, dieselben Schlüsselsollent dem Kirchen «Meyeren zu tal geantwurt werden, dieselben Kirchenpfleger sollent jährlichauch ainem Pfarrer und der Nochpurschaft loblich Rechnung thun, alsdan bisher zu Tal auchgehalten ist, item was auch in die Stökh zu Buchen, vnd des nüwen Bildsgewalt soll zu gleichenWiss gehalten werden, wie der Stok zu Tal gehalten wird. Item sodan von aines Caplons wegen zuBuchen, ob die Herren von Wartensee, oder die von Buchen jener einen Kaplon zu Buchen überihren Pfening haben wöltint, hand wir vns bekent, dass ihnen ain Pfarrer zu Tal das vergunstensoll, doch mit dem Unterschaid, dass derselb Kaplon sol dem Pfarrer zu Tal in allen zimlichenDingen unterthänig und gehorsam sin. Derselb Kaplon sol auch alle Sonnentage, alle unsere Frowentag – zwölf Potten vnd ander geban-nen Fyrtag ungefahrlich mit Mess- und Vespersingen, vnd lesen, vnd Jahrzeit begon on Widerredwillenklich dienen ussgenohmen Dult vnd Kilwinen in Buchen, daselbb Kaplon sol auch mit derStol zu den Sacramenten, Toufen, Lütrichten, Bichthören dem Pfarrer vnd seinen Helfern auch anallen anderen pfarlichen Rechten ganz onschädlich vnd vergrifen sin denn so vil mit Gunst,Wissen vnd Willen ainss Pfarrer zu Tal vnd in ehrehaftigen Nöthen. Item wir haben uns auch bekent, ob sich in künftig Zit jemer füegen würd, dass zu Buchen jemalswird der ein ewig Pfrund stiften vnd machen wolt, dass solichs mit Gunst, Wissen vnd Willen derVögt zu Rinegg ouch aines Pfarrers zu Tall beschehen soll, damit vnd dass diese Ding angesehenvnd versorgt verdint, dass es den Vögten zu Rinegg als Lehenherren an ihre Lehen vnd anderenRechten auch der Pfarrkilchen zu Tal vnd dem Pfarrer daselbs an allen iro Rechten unvergrifflichvnd unvergriffenlich soll. – Item dass ouch die von Buchen als Untertan gen Tal nicht desto min-der an die Pfarrkirchen Tal an Buw vnd anderer Notturft Hilf vnd Roth tugint vnd helfint, wie inder vorgemelten Kapellen oder Bildstetten ofentlich ufgenohmen werdent, dass desselben Geltzainem Pfarer der drit Pfenig zugehören, volgen, vnd werden soll, er nemme den guts willens vonihnen minder, vnd mit diesem unserem Spruch söllen baid obgenante Tail um all obgemelt ihrSpön und Stöss gericht, vnd geschlicht aller Unwil vnd Fintschaft hin, tod vnd

304 ab sin, vnd zu ander dess zu wegen nie mehr gedenken, vnd wan uns sölichiss wie obsteht, zuthund von unsern Herren bevohlen gewesen ist, so haben wir sölichen unsern Spruch getan, vndgeben uf Angefallen derselben unsern Herrn, vnd den uf hüt datum diss Briefs erscheint, vnd ge-öffnet dermassen, was ihnen darin missviele, dass si sölichs anderen, minderen, vnd mehrenmöchten nach ihrem Gevallen, vnd also nach allem Handel, vnd si uf denselben Tag aber baid Tailgegenwärtig gehebt habent die gemelten Landammen vnd grosser Roth uns obgenanten fünfenmitgehalten vnd gesprochen si wissent dess nit zu ändern. Und zu Urkunt diss unsers Spruchs ha-ben wir dry gleichluthend Brief gemacht, vnd jedwederem Tail ainen geben, vnd den Vögten zuRinegg den driten, daran wir obgenanten Hermann Gander vnd Cuni Külle unsere aigen Insigell,vnd unseren Erben on Schaden ofenlich gehenkt haben, darunder wir Hans Isenhut, Haini Klamvnd Johanness Stämeli von wie mit aigner Insigell uns des verbunden haben, doch auch vnss vndunsern Erben ohn Schaden, vnd ist dies beschehen, vnd dieser Brief geben an San Mathiass des

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heiligen zwölften Tag im Jahr do man zelt nach Christi Geburt vierzehen hundert sibenzig vnd imsiebenden Jar. (Nach 1. Vidimirte Copie vom Jahre 1794).Blatt II. 1497 (p. 304)Wir von Stätten und Länder gemeiner Eydgenossen Rhot Potschaften, derzeit usser Empfehl vndmit vollem Gewalt zu Baden im Ergöw versammt namlich von Zürich Conrad Schwend Ritter altBurgermaister, von Luzern Haness Rüss Altschultheiss, von Uri Jos Bintiner, von Schwytz UlrichKezy Amman, von Unterwalden Polus Enedachers Altamman, von Zug Werner Stainer Amman,vnd von Glarÿss Jos. Küechly Amman dond kund allermenklichen, dass uf heut Datum des Briefsvor und erschinen sind die frommen, vesten, unsere liebe vnd getrüwen Wilhelm vnd Jacob Hans,die Blarer Gebrüder von Wartensee, vnd liessen vor uns eröfnen, wie sy dann genaigts Willensweren, eine neüwe Caplonay ze Buchen im Rhyntall mit Hilf ihrer Nochpuren zu stiften, pittenuns gnädigklichen, ihnen zu verwylgen vnd zu vergonnen, dass sy ihre Erben, und ewigeNachkommen zu ewigen Ziten solich Caplonay, so dickh sy ledig – wirt, verlichen; vndLechenherren sin mögen vnd wann nun wir ihr Pit vnd Begeren hailsamlich vnd zimlich achten,desshalber ihnen zu wilfahren ganz genaigt sindt, so haben wir uns Kraft unserer Oberkait denvorgemelten Wilhelm vnd Jacob Hansen die Blarer von Wartensee, auch ihre Erben vnd ewigeNachkommen, was Mannspersonen vnd ihres Stammes sind, verwylgen vnd vergonnen haben,verwylgen vnd vergunen ihnen hiemit wissentlich in Kraft diess Briefs, also dass die vermeltenBlarer ihre Erben vnd ewige Nachkommen Mannspersonen ihres Stammes solche Caplonei zuBuchen, so dickh die hinfürr künftiklich immer ledig wirt, zu verlichen haben, vnd Lehenherrensin sollen, doch dass sy einen geschikten Priester dazue erwellen, auch allwegen so dick esbeschiecht zu Zeiten mit Wissen unseres vogt im Rhyntal, vnd in Allweg der Pfarrkirch zu Tal one-schädlich, vnd ohne abbrüchig treulich – vnd ungefährlich. In Kraft dieses Briefs, den wir den ver-melten Blarer Gebrüder mit unsers Vogt zu Baden Hanss Dürler von Unterwalden anhangendenInsigel an unser aller Statt versiegelt geben haben uf Mittwochen vor St. Medardus Tag gezeltnach Christi unsers Herrn Geburt dussig vierhundert nünzig vnd siben Jahr. (Vidimirte Copia).

305III. Siehe unter den Copien aus dem Logierbuch von Thal (Brief von 1508).IV. Siehe unter den Copien aus dem Logierbuch von Thal (Brief von 1552).V. Anno 1652Zu wüssen, demnach zwüschen dem Ehrwürdig und hochgelehrten Herren Johann Nefen S.S.Th.Pfarrherren zu Thaal eines, und dann dem Woledlen vnd gestrengen Junkheren Ignatio BalthasaroRimkhen von Baldenstein zu Wartegg, als im Namen vnd anstatt der Herren Blarer der oberenoder minderen Kapelpfrundt zum obern Thürli genannt zu Buochen Patronen oder Colatoren vnddem Kaplon selbsten anders Theills Streitigkeiten entstanden, umb dass wol ermelter Herr vndKaplan darfür halten wöllen, als wäre ein Kaplan zu Buchen nit schuldig alle Sonn- vnd Feiertägnach Thaal zu gehen, oder dass er je ein Schuldigkeit sein sollte, dass hingegen der Pfarrherr zuThaal dem Kaplan jedesmal das Mittagessen zu reichen gleicher gestalt verbunden sein sole. Dasshierüber von mir Unterschriebner aus bischöflichen hierzu specieller committirten Gewalt vndBefelch beide Theil angehört, ihr Red vnd Widerred genugsam vernommen, auch beederseitshabende Schriften, Documenten vnd Vertrag mit Fleiss durchlesen vnd ihres Inhalts wolverstan-den, darauf erkennt vnd declarirt werden, wie folgt:Weilen namblich Herr Pfarher zu Thaal so wohl aus der Original Fundation, als aus einem Vertrag1477 klar erwiesen, dass jetziger Kaplan das Blarische Beneficium, so zwar anganglich in die

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undere S. Bartholome Kapell zu Buchen gestift, hernach aber bei dem Abfall in die obere trans-ferirt, besitze, in der Fundation aber vnd angezogenem Vertrag klar begriffen, dass ein Kaplan zuBuchen alle Sonn- vnd Feirtag mit Messlesen vnd Singen dem Pfarrherren zu Thal zu dienen, hin-gegen aber gar nit, dass ein Pfarrer dem Kaplon das Mittagessen zu geben schuldig sein sole.Erstlich der Kaplan zu Buochen der fundation, den Verträgen vnd alten Herkommen gemässMesslesen vnd Singen alle Sonn- vnd Feirtäg, jedoch mit hernach folgender Moderation demPfarrherren zu Thal dienen, vnd als seinem Pfarrherren alle gebührende reverenz nach lauth derFundation erzeigen. Entgegen soll ein Pfarrherr gleichwol aus keiner Obligation, sondern ausguten liebreicher Affection dem Kaplonen wenigst des Monats einmal die Mittagsuppe mittheilen. Zum anderen. Wann es aber geschehete, dass auf einen Sambstag, an welchem die Kapell stren-ger als sonsten besucht wirt, ein gemeiner Feirtag (die hl. Aposteln unser lieben Frauen vnd ande-re höhere Feste ausgenommen) einfallete, mag alsdann ein Kaplon zu Buochen verbleiben und all-dorten celebriren.Zum dritten. Wie nit weniger, wann an einem Sonn- oder Feiertag solch bös, streng vnd ungestümWetter wäre, dass nit oder doch schwärlich nacher Thaal zu kommen, kann auf solchen Fall einKaplon, secluso dolo et fraude auch zu Buochen verbleiben.Viertens. Sole ein Kaplon zu Buochen zwar ordiarie dem Pfarrherren zu Thaal in administrationeSacramentorum vnd cura animarum, er thue es dann gutwillig oder werde deswegen vomPfarrherren sonsten remnerirt, nit verbunden, wo aber, wann der Pfarrherr aus ehrhaften Ursachenimpedirt vnd den Kaplonen requirirt, als dan in cura animarum, exequiis, et anversarij (aniver-sarys) mortuorum dem Pfarrherren zu dienen, vermög der Fundation obligirt sein, vnd von denHerren Blarern oder Inhabern des Guts Wartensee davon nit abgehalten werden. Fünftens. Sole der Kaplan in processionibus, worinnen der Pfarrer als celebrant mit dem plurialiangethan dem Pfarrherren nit nach, wie von jetzigen Kaplon bis dato geschehen, sondern vorge-hen vnd singen helfen. Zum sechsten. Alles Geltopfer, so auf dem Altar zu Buochen gelegt, wie auch

306der dritte Theil dess Geltopfers, so in den äussern Stokh, welcher vor der Kapellen steht, gelegtwird, soll vermög Fundation vnd Verträgen dem Pfarrherren von Thaal alleinig, was aber in deminnern vnd in dem Chörlein stehende Stokh vnd sonsten in der Capellen an Gelt, Werkh vnd der-gleichen geopfert wirt, sole allein der Kapellen zu dero Erhaltung, wie bisher zustehend sein. Zum siebenten. Solle Herr Pfarrer zu Thals jedesmahls, wann die Stöckh eröfnet, vnd jährlicheRechnungen vorgenommen werden, darbei sein vnd sehen, dass alles der Kapell zu Nutz verwen-det vnd wol angelegt werde. Und solen entlich dieser Disposition sich beide Theil conformiren,vnd getreulich nachleben, bis etwann inskünftig ein- oder anderer Theil mehrer vnd besser doci-ren vnd von dem ordinario darüber nach befundenen Dingen anderwertige Declaration erlangenmöchten.Dessen zu Urkundt sind 3 gleichlautende Recess verfertiget, von meiner Hand unterschrieben vndmit meinem Insigel bekreftiget, vnd jedem Theil einer zugestellt worden. Geschehen den 7. October Anno 1652 im Fürstlichen Gotteshaus St.GallenL.S. Martinus Vogler S.S.Th.D.

Eularioum Cathedral, august.et Collegiato ad S. Stephanum

Constantiae Canon Ephatus Constant Visitator Ordinarius.

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VI. Urkund 1686Die Gemeinde Thal hatte eine Zeitlang Streitigkeit Pfr. Joh. Näf, Th. Dr., und Kamerer des St.Gallischen Kapitels über verschiedene Competenzen – Opfer, Schule etc. Im Jahre 1686 April 22. erhielt der Pfarrer von Konstanz eine ernste Verweisung und Weisung,solle der Herr Pfarrherr und Capell an Sonn- und Feiertäg ire Messe dergestalten abtheilen, damitvor dem Ambt ein Früemess könne gehört werden, zue Dienst derjenigen, welche sonst zueBewahrung der Heusser, und wehrendem Ambt und Predigt, daheim verbleiben müssen, jedochwirdt hierdurch, dess Herrn Capellanen zue Buchen Obligation, wann Regen oder unguot Wettereinfallent, auch Herbstzeit, nichts benommen sein.

N.B. In Nr. 11, 12 und 13 dieser Urkunde wird auch über das geringe Einkommen der Schulegeklagt und ihr in Nr. 11 fl. 6 für den Schulmeister zugeschieden, wenn er Choral singen helfenkann, in Nr. 12 wird gesagt, es solle dem Schulmeister auch ein Billiges aus dem Jahrzeitbuchbezahlt werden, in Nr. 13 wird Herr Pfarrer vor der Ruhmsucht gewarnt, dass er fl. 500 vonBartholomä Diezi sel. für die Schule zuwege gebracht.

VII. Urkund Extrakt eines Abschieds von Baden vom 8. Juli 1739Worauf Herr Statthalter Scolar Landvogt des Rheinthals uns umständlichen angebracht, wie dassin der Pfarrei Thal zu Buchen eine alte ganz baufällig und ruinose beider Religion gemein zustos-sende Capell sich befindet; die aber von den Katholischen des Jahrs kaum 3mal frequentirt werde,derweilen sie nächst dabei ein gar schönes Kirchlein haben, nun scheine es, dass die Protestirendedas alte Capellelein zu erweitern gedenken, und sei

307under der Hand von einem katholischen Mann ihm gesagt worden, dass wann man denProtestierenden das ersagte Capellelein völlig überlassen werde, selbige wohl 1000 fl. geben wür-den, welches er dem dasigen Herrn Pfarrherrn als auch Hochw. Landamman Bässler communi-cirt, die es dem katholischen Wesen nützlich und erspriesslich angesehen, wodurch denKatholischen die Unterhaltskosten des dritten Theils nicht nur abgenommen, sondern dasHauptkirchlein zu Thal damit besser underhalten werden könnte, habe also (ob zwar die Sach auchvon dem Ordinario abhange) sich Raths erholen wolle, ob solches zulässig wäre. 2 do. Dann seie die Kaplanei Lehen der löblich regierenden Orten, die Collatur aber gehöre denenHerren Blarern von Wartensee, die entlegen und im Sundgauw wohnen, so folglich desCollaturwesens sich wenig oder gar nichts beladen, wodurch dann das Kirchengut schlechtlichverwaltet werde, und wan vor dem Krieg ein Landschreiber des Rheinthals allwegen bei denKirchenrechnungen gewesen, so glaubte er, dass wohl gethan were, wenn Herr LandammanBässler hiezu denominiret würde. Als wir nun das eint – als andere unsere Gedanken walten las-sen, haben wir ein Monat befunden, dass Herr Landvogt zuwarten soll bis etwas Legales von denProtestierenden an ihn gebracht werde, so dann die Pfarrangehörige vernehmen, ob mitHingebung dieser alten Kapellen, und was vor Beschwernissen walten möchten, und dessen dieloblichen Orte zu dero gnädigen Disposition avisiren, welchen Falls aber zu attendiren, dass derConsens des Herrn Bischofen von Constanz förderst nöthig und erforderlich sein werde.Belangend dann 2 do. die schlechte Verwaltung des Kirchengutes erfinden wir, dass HerrLandvogt zu besserer Obsicht des Collaturwesens, denen Herr Blarer die behörig und erforderli-che Vorstellungen thun solle, mithin vor nöthi angesehen, dass Hochlöblichen Landamman

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Bessler, wie vormals von dem Landschreiber beschehen, denen Kirchenrechnung beiwohnen undasistiren thun. Fidem Copiae testatur Constantiae.

Cancelleria Epplis.Vicaat. glis Const.VIII. Urkund (1750)Dess hochwürdigsten Fürsten und Herrn Casimiri Antony zu Constanz, des HelvetischenRömischen Reichs Fürsten, Herrn der Reichenauw und Ohringen etc. Wir zu den geistlichenSachen verordneten Vicarius Generalis etc. urkundten hiemit mäniglich und geben zu vernehmen,dass wir in Sachen die Frühmess zu Thal und andere zu Buchen errichteten Caplonei anklebendegeistliche Verrichtungen betreffend, sich haltend entzwischen Herr Johann Eberli, dermaligenPfarrherrn zu Thal, und denen zu Thal und Rhinegg wohnende Pfarrangehörigen an einem und(denen zu Buchen und Staad) Herr Antoni Schmid dermaligen Caplon zu Buchen und Staad ange-sessenen Pfarrgenossen am andern Theil nach genugsamber Erörtherung der beederseitigenRechts-Gründen zu Recht erkennt, gesprochen und verordnet haben, sprechen, verordnen underkennen auch hiemit zu Recht wie dass mehrere hernach folget, als namblichen und Zum ersten. Solle der von dem uns abgeordneten Commisario für gezeigte Fundationsbrief deAnno 1497 vor die wahre, eigentliche Fundation der anfänglichen bei der Capellen S.Bartholomaei errichteten und nachgehendts in die obere Capellen B.V. Mariae übersetzteCaploneipfrund (erkennt und daher die)

308so der dermahlige Caplon besitzet, angesehen und erkennt und daher die in demselben auf dieCapellen S. Bartolomaei gestellte wöchentlich vier Heilige Messen in der Capellen B.V. Mariaeohne Schuldigkeit und Application; nebst einer wochentlichen Mess zu Wartensee gelesen wer-den.Zum zweiten. Solle so wohl nach dess besagte Fundationsbrief als der nach der Hand herausgege-benen Visitations-Rezessen, Inhalt und hergebrachter Gewohnheit ein jeweiliger Kaplon vonBuechen an allen Sonn- und Feiertägen die Frühemess zu der bisher gewohnlichen Zeit, das namb-lich Sommerszeit umb 6 Uhr, Winterszeit aber umb halber 7 Uhr ohnverweigerlich lesen, hiervonallein nach denen ehevorigen Rezessen jene gemeine Feirtäg, so keine Frauwen-Apostel tätigseind und auf Sambstag fallen, wie auch die Herbstzeit, und solche ungestüme Witterung, wegenwelcher der Weg von Buechen nach Thaal nicht ohne sonderbare Beschwerniss gemacht werdenkann, ausgenommen und gleich wie. Zum Dritten. Eben angeführte Ausnahm einer solchen ungestümen üblen Witterung, wegen wel-cher der Weg von Buechen nach Thaal nit ohne sonderbar grosse Beschwerniss gemacht werdenkann, an sich selbsten klar genug angezeiget, dass hierdurch nit jedes gemeines Regenwetter, son-dern nur ein ausserordentliches gross und ungenehmen werde, also solle ein jeweiliger Caplonhierin Fallss bei Beschwerung seiness Gewissen, keine Gefährde zu seiner Entschuldigung brau-chen, vil weniger aber sollen die Pfarreiangehörige zue Buechen und Staad dem Caplon es übelandeuten, wann er seiner Schuldigkeit ein genügen laisten will, oder ihne, dass er die Frühemessnach Bequemlichkeit zu Buechen lese, zu verlaithen suechen. Im Fahl aber einer in Wahrheit ein-fallenden ausserordentlichen üblen Witterung wegen welcher der Weg nacher Thaal (so doch sel-ten zu geschehen pflegt) ohne sonderbare Beschwerniss nit solte gemacht werden können solle.Zum vierten. Die Mess in Buechen erst umb 10 Uhr, lt. des Rezesses Anno 1739 gelesen werden. Zum fünften. Wann ein zeitlicher Caplon von einer jährlichen Krankheit überfallen wirt, hat er

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keine Schuldigkeit, anstatt seiner einen andern Priester auf seine Kosten nacher Thal zu Haltungder Frühmess zu schikhen; wann aber die Krankheit längere Zeit und über einen Monat anhalte-te, solle er auf seine Kosten eine anderen Priester zu Haltung der Frühemess zu schikhen undVerrichtung der ihm obligenden Funktionen zu bestellen verbunden und verpflichtet sein. Zum sechsten. Ist ein jeweiliger Kaplon denen in der Pfarrkirchen abhaltend vormittägigGottesdiensten nach gelesener Frühemess, wie auch denen nach allgemeinem Kirchengebrauchgewöhnlichen Processionen beizuwohnen, und selbe mit Singen und Beten beförderen zu helfenschuldig; es sei dann, dass der Pfarrherr wegen etwa einreissenden Krankheiten zu Hauss verblei-be, in welchem fehl, und wann die Capellen zu Buechen von der Procession besucht wird, derCaplon, mit dem Chorrockh angethan, die Procession hinaus begleiten solle. Belangend aberZum sibendten. Die übrige Seelsorg liget selbe dem Pfarrherrn allein dergestalten ob, dass derKaplon mit schuldig, für nach dess Pfarrers Wohlgefallen einige Verrichtung mit Predigen,Christenlehr halten, Beichthören, Kindertaufen, oder Kranke versehen und wass dergleichenmehr, über sich zu nehmen. Wann aber der Caplon seine Stell zu vertretten ersuechet oder diePfarrkinder auf ihne ein besonderess Vertrauen setzende ihre Beicht

309anzuhören von ihme verlangen, alle der Caplon sich hierin fahlss keinesswegss weigeren, odersaumselig finden lassen, der Pfarrer aber soll nit unterlassen dem Caplon, wann er zu solchenpfarrlichen Verrichtungen sich öfters brauchen lassen muss, nach Maass der Arbeith eineErkenntlichkeit zu thuen. Wie dann auchZum achten. Ess bei dennen sein Bewenden hat, dass der Pfarrer dem Caplon monatlich eineMittagsuppen zu reichen schuldig sein solle. Zum neundten. Solle der Kaplan ohne Vorwissen des Pfarrers einige Hochzeiten in seinerCapellen zusammen zu geben sich nit unterstehen, noch auch an dem Charsambstag in seinerCapellen die Heilige Mess zu lesen, alss welchess à sacra Congregat. Ritteum. Die 11. Martii anno1690 alss Missbrauch austrücklich verworfen worden und am grünen Donnerstag solle er dieHeilige Communion aus den Händen dess Pfarrherrn in der Kirchen empfangen.Zum zehendten. Solle in der Fronleichnambs Octav in der Capellen zu Buechen das liborium nitausgesetzt, noch die Benediction vor- oder nach der Mess gegeben werden, damit nit die Pfarr-kinder hierdurch von Besuchung der Mutterkirchen abgehalten werden.Zum eilften. Ist ein jeweiliger Kaplon nit befugt ohne Vorwissen dess Pfarrherrn in seinerCapellen Predig zu halten oder halten zu lassen. Wann er demnach in Festo Patrocini eine Predighaben will, so solle er den Pfarrherren zuvor darumb begrüssen, dieser aber, wann er nit selbstpredigen will, solle dem Kaplon die Freiheit lassen einen anderen ihme wohlgefelligen Predigerauf seine eigne Kösten einzuladen. Zum zwölften. An dem Pfingstdienstag, so nit gefeiert wird, kann der Pfarrherr den Kaplon nitverbinden, dass er nacher Thal komme, und allda die Frühemess lese, noch auch, dass er das Ambtin der Capellen S. Bartholomaei halten solle, wann er hierzu auf beschehene Begrüssung sich nitfreiwillig verstehen will. Zum dreizehnten. Damit in der Seelsorg wan bede Priester zu gleicher Zeit sich von der Pfarreentfernen sollten, etwass vernachlässiget werde, solle der Pfarrherr, wann er eine Reis vor sich hat,die Seelsorg zu übernehmen ersuchen und auf gleiche Weiss solle herrn wissend machen, damitdisser hernach zu Hause verbleiben, oder im Fahl einer gleichfahlss vorhandenen Raiss einenandern Prister bestellen könne.

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Zum vierzehnten, und letzthin sollen in allen demjenigen, wass in gegenwärtiger Verordtnung nitenthalten, der Fundationsbrief und vorhergehende Rezess zur Richtschnur dienen. Belangend die in disser Sach erlofenen Kösten, gleichwie sie von dem Pfarrer, Kaplon undGemeindtssleuthen zu Thal, Rheinegg, Staad und Buechen gemeinsamlich bezahlt worden; alsohat es hierbei sein Bewenden, und solle auch der weitere Cantzley-Tax vor gegenwertiges Decret,dessen zwei Exemplaria verfertiget, und dass einte dem Pfarrherr, und denen zu Thal undRheinegg, dass andere aber dem Kaplan und denen zu Staad und Buechen behändiget werdensolle, gemeinschaftlich erlegt werden, und dass von Rechtenss wegen. Gegeben zu Constantz den 20ten Juni 1750 L.S. T.J.JB d. Deuring vyliy

310IX. In Streitsachen zwüschen Johann Babtist Berlocher von Staad und Joseph Berlocher vonBuechen, namens der katholischen Gemeinde Buechen und Staad Klegern an einem, dann ev.Gmeind Thaal beklagten andern Theils die Rechtsfraag betreffend: Ob Klagere wegen eingelegterProtestation gegen den Verkauf der Kirch Buechen schuldig seien, die disfallige Bau-Reparationesallein zu übernehmen, und denen Klegeren (?) auch noch 500 fl. zu vergüthen, habe die VII desRheinthaals regierlichen Orthen Herren Ehrengesandte nach angehörten Klag, Antwort, Red undWiderred zu Recht erkennt: Es solen die Klagen von der nachgesuchten Entschädigung, undIndemnisation befreit sein, der künftige Unterhalt und Reparation der Filial Kirch Buechen aber(so jeweils doch Sparsamkeit vor sich gehen solle) fürohin der Mutterkirch zu Thal obliegen.Actum Frauenfeld den 4ten July 1791. Eydtgenössische Canzlei der Landgrafschaft Thurgäüw.X. Des Hochwürdigsten Fürsten und Herren, Herr Maximilian Christof, Bischof zu Konstanz, desheiligen Römischen Reichs Fürsten, Herren der Reichenau und Oeningen, des Johanniter-Ordenszu Malta Gross-Kreutz und Protectors etc. Wir in geistlichen Sachen verordneter Vicrius Generalis etc. Nachdem wir sowohl das bittlicheGesuch der katholischen Gemeinden Buchen und Staad um Gestattung einer an Sonn- undFeiertägen der fünf Wintermonaten durch ihren Herrn Kaplan in dortig obern Kapelle B.V.M. zulesenden Frühmesse und hieruntige Dispensation von der Excursion in der Pfarr- undMutterkirche Thal reiflich erwogen – als auch dagegen die Vorstellung und Einwendungen desHerrn Pfarrers – und der katholischen Gemeinden zu Thal und Rheineck angehört, und inUeberlegung genommen haben: so erkennen wir anmit über obig bittliche Instanz der GemeindenBuchen und Staad zu Recht, dass in Vorlage mehrfälltig gerichtlicher Bescheide, welche inAnsehung der Kaplaney-Pfründe zu Buchen, und der dem zeitlichen Besitzer derselben aufliegen-den Schuldigkeit an den Sonn- und Feyrtägen in die Pfarrkirche Thal zu excurriren, und allda dieFrühemess abzuhalten erflossen sind. Die in via gratiae angesuchte Dispensation nicht Statfindenkönne, weil der gesagten Pfarr- und Mutterkirche Thal in ihrem durch wiederholteEntscheidungen erlangten Recht mit einer solchen Vergünstigung ein offenbare Kränkung zuge-hen müsste, und weder die durch vorgegangene ältere Commissionen untersuchte Lokalitäts-Umstände der Orten Buchen und Staad weder auch Beschaffenheit des Weges nach Thal eine der-lei Dispensation erheischen.Wir erneuern und bekräftigen daher die über den Fundationsbrief der Kaplanei Buchen von 1497im Mittel liegenden Erläuterungen, und zwar namentlich die Decision und Erklärung von 1652 –den Commissarial Rechts von 1686 – den Visitations-Recess von 1739, den General VicariatsRecess von 1750, und die Decreta von 1748 und 1767, welche alle nach wiederholt gepflogenenUntersuchungen und angehörten beenden Theilen die Schuldigkeit des Herrn Kaplans von

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Buchen zu Sonn- und Feiertäglichen Excursionen nach Thal, und Lesung des Frümesse allda klarund deutlich bestimmen. In der Folge werden sohin die supplicirende Gemeinden Buchen und Staad mit ihrem Gesuch hie-mit ab- und zur Ruhe verwiesen, dem Herrn Kaplan zu Buchen aber ernst gemessen befohlen, denerwehrten diesseitigen Bescheiden und Erläuterungen pünktlichst nachzukommen, und an denSonn- und Feiertägen des ganzen Jahres (so fern keine ausserordentlich üble Witterung, oderandere in den älteren Urkunden ausgenommene Fälle obwalten) in der Pfarrkirche Thal zurgesetzten Stunde die Frühmess unklagbar abzuhalten; Compensatis Expensis.

311In Urkund dessen haben Wir Gegenwärtiges eigenhändig unterschrieben, und mit unsremGeneral-Vicariats Amt Insiegel verwahren lassen. So geschehen Konstanz den 17ten Jänner 1794 L.S.XI. Des Hochwürdigsten Fürsten und Herrn Maximilian Christof, Bischofs zu Konstanz, des hei-ligen Römischen Reichs Fürsten, Herrn von Reichenau und Oeningen, des hohen Johanniter-Ordens zu Malta Kreutz und Protectors etc.Wir in geistlichen Sachen verordneter Vicarius Generalis etc.Die Filialgemeinden zu Buchen und Staad, welche bei diesseitig – bischöflichen General-Vicariatdarum angesucht haben, dass ihnen erlaubt werden möchte, die in der Pfarrkirche zu Thal an dreiSonntagen in der Fasten, und vier Advents-Sonntägen jeden Jahres abzuhalten gewöhnliche sie-ben nachmittägige Andachten in den Filial-Kapelle zu Buchen durch den daselbst residirendenKaplan abhalten zu lassen, werden anmit nach reiflicher Erwägung ihrer vorgestellten Gründe undauf vorläufige Einvernehmung der Pfarrangehörige in Thal mit ihrem hieruntigen Gesuch ab- unddahin verwiesen, dass sie (wie es ihnen als Filialisten ohnehin oblieget) alle vor- und nachmittä-gige Gottesdienste in der Pfarr- und Mutterkirche Thal besuchen, und sich hierin nichts besonde-res herausnehmen sollen. Wobei aber einem jeweiligen Pfarrherrn zu Thal in der Hoffnung, dass er gegen diese seineFilialisten die gehörige Pastoral-Klugheit und Diskretion jederzeit werde vorwalten, und dieErwerbung deren Liebe und Zutrauen sich werde angelegen sein lassen, heimgestellet und dieVollmacht gegeben, den Filialangehörigen von Buchen und Staad zu erlauben, dass obigeAndachten bei schlimmer Witterung und daraus entstehenden schlechten Wege in der Filial-Kirche B.V.M. zu Buchen von dasigem Kaplan auf die in der Mutterkirche hergebrachte Art undWeise unter Aposition des SS.mi in ciborio abgehalten werden dürfen.Konstanz ex vicariatu gli den 5ten April 1794

Ernst Gebissingen Vicarig Genlis pia L.S.XII. Freiheit – GleicheitDer Präsident und die Mitglieder der Verwaltungskammer des Kantons Säntis

An den Bürger Pfarrer zu Thal St.Gallen, den 12. December 1798Bürger Pfarrer!Auf geziemendes Ansuchen der Gemeinde Buchen, dass während sie mit FränkischerEinquartirung beschwert seien, die Frühmesse in der Kapelle zu Buchen gehalten werden möch-ten, haben wir aus mancherlei wichtigen Gründen ihrem Ansuchen dahin entsprochen, dass solange sie Einquartirung haben, die Frühmesse zu Buchen gelesen werden soll, doch ohne

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312weitere Consequenz und den Kirchenrechten unbeschadet, so dass, wenn die Einquartirung auf-hört, auch der Gottesdienst wie vorhin zu Thal gehalten werden soll, diesen unsern Schluss wer-det ihr gefälligst der Municipalität zu Thal mitteilen. Republikanischer Gruss

Sig. Künzle Pr., Zollikofer SecretärXIII. Freiheit – GleichheitDer Präsident und die Mitglieder der Verwaltungskammer des Kantons SäntisAuf die angehörte Beschwerde der Vorgesetzten von Thal und Rheineck, und die darüber besche-hene Verantwortung der Vorgesetzten von Buchen und Staad, die Frage betreffend, ob dieFrühmesse nach bisheriger Uebung nicht zu Thal gelesen werden müsse, oder ob dieselbewährend der Einquartirung der Fränkischen Truppen nicht zu Buchen gehalten werden dürfe?Beschliessen:Dass die von Thal und Rheineck bei ihren habenden Rechten, Siegel und Briefen geschützt seinsollen, wegen dermaligen Truppen Einquartirungen aber soll es einstweilen bei dem von derVerwaltungskammer gewonnenen Schluss sein Verbleiben haben und demnach die Frühmess biskünftigen 1ten April zu Buchen gelesen werden (wenn die Truppen Einquartirungen so lange fort-dauern sollten). Nach Verfluss dieser Zeit aber solle dann die Frühmess wieder wie bis anhero inThal, wenn auch die Einquartirungen noch länger statt haben sollten, gelesen werden. Gegeben in St.Gallen den 22ten Jenner 1799 unter dem Sigil der Verwaltungskammer des KantonsSäntis. Das Secretaria derselben

XIV.Auf die Anfragen des Herrn Pfarrers in Betreff verschiedener Feiertage werden anmit nachstehen-de Resoluzionen ertheilt: 1. An dem Tag Mariä der sieben Schmerzen, als Patronin der Filialkirche Buchen darf künftig keinanderer als werktätiger Gottesdienst gehalten werden. Jedoch findet es keinen Anstand, dass andiesem Tag in der Filialkirche zu Buchen Beicht gehört und Abendmahl gereicht werde.2. Am Tag des heiligen Jakobus, als des Hauptpatrons der Pfarre Thal und Rheinegg ist für dieGenossen dieser Pfarre gebothener Feiertag, und ist der feierliche Gottesdienst ferner in derparitätischen Kirche zu Rheineck zu halten. Hingegen darf kein anderes Patrozinium zu Thalgefeiert werden. 3. Am Tag Mariä Magdalene darf kein feierlicher, sondern nur ein werktätiger Gottesdienst Statthaben. Jedoch findet es kein Bedenken, dass an diesem Tag Beicht gehört und das Abendmahlgereicht werde. 4. Die Feste des heiligen Josephs, Maria Verkündigung und St.Gallus sind für alle Angehörigendes Konstanzischen Bisthumsantheils des Kantons St.Gallen gebotene Feiertage.Konstanz den 26. Jenner 1807 Fürstbischöflicher General Vicariat (sig. Weissenberg)

313XV. Uebereinkunft:Zwischen den Abgeordneten von Thal und Buchen unter Mitwirkung eineradministrationsräthlichen Kommission, die Bau- und Unterhaltspflicht der St. Bartholomaes oderder untern Kapelle von Buchen und Messmerdienst daselbst betreffend. Laut Rezess von 14tenJuly 1791 wurde die Bau- und Unterhaltspflicht der untern St. Bartholomaes Kapelle von Buchender Pfarrkirche von Thal überbunden. Zugleich hat dieselbe an den Messmerdienst daselbst jähr-lich fl. 12.12 Kreuzer beigetragen.

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Um von diesen Pflichten und Verbindlichkeiten für Zukunft befreit und erledigt zu sein, entsagtdie Pfarrkirche jedem Eigentums- und Anspruchsrecht auf besagte Bartholomaes Kapelle undüberlässt hingegen die Kapelle mit Grund und Boden den Genossen von Buchen, welche von nunan die Baupflicht übernehmen oder mit Consens der kirchlichen Oberbehörde die Rudera abbre-chen und veräussern mögen. Ueber den Erlös und dessen Verwendung haben die Behörden vonBuchen dem Administartionsrath Ausweis zu ertheilen. Den jährlichen Betrag, den die Pfarrkirche jährlich mit fl. 12.12 Kreuzer an den Messmerdienstder St. Bartholomes Kapelle beizutragen hatte, wird dieselbe, gleich früheren Jahren, mit fl. 6.- zuentrichten verbindlich gemacht.Thal, den 12ten April 1837.Die Administrationsräthe Dr. Zurburg, Albertis, PoppAbgeordnete von Thal Jos. Ant. Messmer, Sanktus Bärlocher, Joh. Anton BärlocherAbgeordnete von Buchen Karl Anton Bärlocher, Rüst, Kaspar Rüst

314Das Leprosen- oder Sondersiechenhaus im Bauriedt bei ThalDie vielfache Berührung des Abendlandes mit dem Oriente zur Zeit der Kreuzzüge brachteunstreitig viel Gutes nach dem in wilder Jugendkraft gährenden Europa. Neue Erkenntnisse wur-den erworben; durch frische Anschauungen der Kunst mit ungewohnten Motiven bereichert, demHandel eine vorher fast geschlossenen Strassen geöffnet und ihm die Schätze des Morgenlandesnahe gerückt; die verschiedenartigsten Früchte, Blumen, Gemüse, Getreidearten etc. kamen mitden Kreuzfahreren ins Abendland zurück, um sich da akklimatisieren zu lassen, und dem Lebenmehr Reitz und Annehmlichkeit zu verschaffen. Aber mit dem Guten musste auch das Schlimmemit in den Kauf genommen zu werden, und darunter müssen wir jene dem Morgenland eigentli-che Krankheiten erwähnen, welche unter dem Namen Lepra, oder Aussatz bekannt ist. Sie wareckelerregend durch ihren Anblick furchtbar durch ihre ansteckende Kraft, bemittleidungswürdigdurch ihre Unheilbarkeit. Die Sorglosigkeit, die unregelmässige Lebensweise der Kreuzfahrerschleppte sie in Europa ein, und sie muss sich bald an vielen Orten verbreitet haben, denn nichtnur in grösseren Städten, sondern selbst in kleinen Dorfschaften sehen wir nach den Kreuzzügender beiden Hohenstaufen, an denen sich der Adel unserer Gegend besonders zahlreich beteiligethatte. Leprosen- oder Sondersiechenhäuser erstehen. Siech nannte man im Mittelalter jedenKranken; mit dem Namen Sondersiech bezeichnete man nur einen Aussätzigen. Man sönderte ihnnämlich von der menschlichen Gesellschaft aus, und betrachtete ihn von da an wie einen Todten.Demgemäss war auch der herzergreifende Ritus, unter welcher er als der Welt abgestorbenenerklärt wurde. Der Kranke wurde im Leichenzuge aus seinem Haus abgeholt und zur Kirchebegleitet. Dort legte er sich auf den Boden nieder, während der Priester die Seelenmesse für ihnhielt. Am Schlusse derselben wurde ihm wie einem Sterbenden die letzte Wegzehrung gereicht.Auf dem Kirchhof war schon ein Grab für ihn geöffnet, in das er niedergelassen und 3 Mal mitErde beworfen wurde, wie das heute noch bei Beerdigung der Todten geschieht. Zuletzt begleite-te ihn der Leichenzug zu seiner zukünftigen Zufluchtsstätte, dem Sondersiechenhause, wo er völ-lig getrennt von aller Familienbande seine Tage erlebte. Von nun an durfte der Unglückliche keineKirche, keinen Marktplatz, kein Wirts- und Badhaus mehr betreten, nie mit entblösten Füssengehen, von keinem öffentlichen Brunnen trinken, ohne Handschuhe nichts ausser seinem Hauseberühren, und wenn er andere Menschen in seiner Nähe bemerkte, musste er in den Mantel gehülltmit einer Klapper seine Gegenwart anzeigen. Von allen Tröstungen der Religion waren diese Un-

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glücklichen nicht gänzlich ausgeschlossen. In der Nähe solcher Spitäler wurden in grössern Ort-schaften wie z.B. in St.Gallen und Feldkirch Kapellen gebaut, Pfründen dazu gestiftet, und so wur-de dem Aussätzigen Gelegenheit geboten, aus der Ferne der heiligen Feier beiwohnen zu können.Die christliche Charitas wusste auch den Eckel und die Furcht grossmüthig zu überwinden, wel-che solche Kranke einflössen mussten. Sie wurden sogar mit Vorliebe und Ehrfurcht gepflegt, alsdie armen Kranken des Evangeliums, denen der Erlöser ein besonderes Mitleiden gewidmet hatte,und manche hohe Frau jener Tage wie Elisabeth, jene wunderbare Landgräfin von Thüringen undHedwig, die fromme.Marginalien: Auf Seite 82 des alten Anniversars wird das Siechenhaus und seines Baumgartensgedacht anno 1488. Anno 636 gab es Leprosenhäuser in Metz und Mastricht, wenigstens wurdenVerhältnisse für sie gemacht (Beyer Urkundenbuch I p. 7) Der hl. Arnuld, nachdem er sich in dieEinsamkeit zurückzog, sammelte Leprosen um sich so zu Abt Othmars ersten Bauten in St.Gallen720, gehörte ein Hospitolium für Leprosen (Pertz Scr. II. 42).

315Königin von Polen rechneten es sich zur Ehre, dieser Aermsten aller Armen warten zu dürfen. Esbildete sich zu ihrer Pflege ein eigener Orden, der in Jerusalem seinen Mittelpunkt, die sogenann-te Lazaristen, dessen Grossmeister kein anderer sein durfte als ein aussätziger Ritter. DieStiftungen für solche Spitäler mehrten sich zusehends, und die Almosenbüchse, die in der Nähesolcher Siechenhäuser angebracht war, wurde nie vergessen, weil sich nach dem Zuge jener Zeitdas Erbarmen besonders den Leprosen zuwendete. Selbst in kleinen Dorfschaften suchte manihnen ihr Loos wo möglich zu erleichtern und sie mit einem gewissen Comfort zu ergeben z.B. inBalgach war in der Nähe der dortigen Siechenwohnung ein kleines Badhaus, das ausschliesslichzu ihrem Gebrauche hergerichtet worden war. (Siehe Rheintalurkunden von Senn p. 116).Die Gründung vieler derartigen Anstalten fällt in die Zeit der Kreuzzüge Barbarossas undFriedrich II., also auf den Ausgang des 12ten bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts wie z.B. dasSiechenhaus im Linsenbühl St.Gallen und in Läwis bei Feldkirch; manche mögen erst später im14. Jahrhundert entstanden sein. Im Rheinthale baut man 2 derselben; das schon genannte zu Weiersegg bei Balgach, über daskeine Urkunden mehr vorhanden sind, als das Theillibell von 1712 und die kein Senn in seinenRheinthalerurkunden aufgenommen von 1717. Dagegen haben sich glücklicherweise einige überdas Sondersiechenhaus im Bauriedt erhalten, welche aber nur ein mangelhaftes historisches Bildbieten können. Das Jahr seiner Stiftung kann nicht angegeben werden; sicher geht es in eine Zeit zurück, wo dasBauriedt noch kein Dörfchen war, dessen Bewohner gegen die Nähe so gefährlicher Gäste hättenProtest erheben können. Wir gehen kaum irre, wenn wir zu seiner Erbauung die Jahre 1250-1350annehmen und als seine Gründer die Grafen von Werdenberg-Rheineck annehmen, von denenmehrere die Züge in das Heilige Land mitgemacht haben. Die erste Urkunde, die seine Erwähnungthut, ist ein altes lateinisches Jahrzeitbuch auf Pergament, das im Jahre 1489 vom damaligenPfarrer Bartholomäus Zidler, der Künste Magister, eigenhändig aus einem älteren deutschenAnniversarbuche, abgeschrieben und ins Lateinische übersetzt wurde. Später wurde es anno 1545durch Johannes Keller «disser Zit ain predicant zu thal» wieder ins Deutsche übertragen, und nachdieser Uebersetzung werden wir die Stellen zitieren, die auf unsern Stoffbezug haben.Die älteste Stiftung an das Sondersiechengut lautet folgendermassen (p. 23): «Es ist mit tod ver-schaiden Johannes genannt stainbrun vnd Vrsula von Wilazoven sin hussfrow, vnd Johannes ir

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sun, die hand gnornet zu trost irer selen, Järlich zu gend mehr oder weniger von irem staini husszu Rinnegg ÿ sz d dem pfarer zu tal ÿ sz d den sonderlichen vj sz d vnd brott den armen zu gendann ain spen, uff den tag irer Jahrzit er ist gestorben uff gordiani vnd epimachÿ maertirum.». Die Form dieser Stiftung im Vergleiche mit vielen andern aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts,das besonders Anbringen eines steinernen Hauses in Rheineck als etwas vor andern ausgezeich-neten, seltenen lassen mit ziemlicher Sicherheit schliessen, dass es eher aus der ersten als 2tenHälfte des 14. Jahrhunderts stammt.– Der Pfarrer Zidler machte mehrere Stiftungen an die Kirche.

316Unter anderem gibt er 6 Viertel Wein, für die er seinen Nachfolgeren vnd den Pflegern der Kirchegewisse Verpflichtungen auferlegte. Zuletzt wandelt ihn die Sorge an, es möchte eine Zeit oderMänner kommen, wo denselben nicht mehr nachgelebt würde, vnd sagt daher: «Vnd wo übersölichs nit wurde beschächen, (als ich aber Gott es söll beschächen). So söllend die 6 Viertel wingehören ains vnsser Frowen das Überig den armen an ain spenn, die andern vier söllend nämendie Kilchenpfläger vnd sond darvon gäben den suundersiechen Jährlich 6 szd vnd brot etc.Im Jahre 1493 verbaute der Gleiche das Pfarrhaus mit den umliegenden Gebäuden und vollende-te das gothische Rippengwölbe des Chors /die tstudo Chori) auf seine Kosten; denn, so schreibter, do gemal was man so fast arm vnd nötig, den angefangnen buw dess kors vnd dess schnäggersasszemachen vnd mochtend och die schuldner der Kilchenhauswäggs dazu verhälfen, uss missrathoder fälen des wins zwayer Jaren überainanderen.» Dann ermahnt er seine Nachfolger in dieserWeise: «Es sol och oftgenämt pfarer (wie er dann noch vermög sines Ampts ain schafner vnd Vaterder Armen ist) mit sambt gemält pflägen, ain vfsächen haben off die better der Armen hin vnd härwandlenden Menschen, och im siechenhuss und spital zu Rhinegg, desgleichen in Cunradentrösthers hus, der jetzmal vnser Messmer ist, in welchem ytz lang ein kamer mit einem bettly istgsin, zuleggen und Empfachen die Armen, so hin vnd här wedelnd, zu weliches Erhaltung ichgeordnet vss dem sälbigen huss nünzechen Schilling Pfenning Jährlicher Zins.»Dass das Sondersiechenhaus, von dem der damalige Pfarrer so bestimmt redet, und dem er eineihn ehrende Theilnahme widmet, zu seiner Zeit von solchen Kranken bewohnt gewesen sein muss,leuchtet aus einem eidgenössischen Abschiede vom 24. Juni 1498 ein. Der Landvogt desRheinthals klagt vor den Tagherren, es sei unter Vogt Troger (1494-1496) einem Aussätzigenbefohlen worden, sich den Leuten fern zu halten. Unter ihm habe er das Verbot übertreten undwolle nun Busse bezahlen, die er über ihn verhängt habe. Die Gesandten sind aber so billig, denAngeklagten in Schutz zu nehmen und zu erkennen, er habe dem Landvogt nicht zu antworten,weil das Verbot nicht erneuert worden sei. Der abgewiesene Vogt hatte nun aber nicht Eiligeres zutun, als das Verbot in alter Schärfe aufrecht zu stellen.Der Aussatz scheint seine Opfer nicht nur unter den niedrigen Ständen ergriffen zu haben, woUnreinlichkeit und Elend ihm Vorschub leisteten, sondern auch bei wohlhabenden Familien ange-klopft zu haben. Wenigstens sehen sich die alten Orten am 4. Juli 1504 zu Baden genöthiget, eineigenes Erbgesetz aufzustellen, das folgende Artikel enthält:1) Wenn eine Manns- oder Weibsperson von Rheineck und Thal zum Aussatz erkannt in dasSiechenhaus abgesondert wird, so muss bei ihrem Ableben Hausrath, Bettgewand, Bettstätte,Hafen, Pfannen, Schüsseln, Teller, wie sie darin gebraucht werden, dem Siechengute belassen.2) Lassen solche Kranke Hab und Gut zurück, ohne natürliche Leibeserben zu haben, so fällt dieHälfte ihrer Habe dem Siechenamte zu, die andere nach Stadt- und Hofrecht den nächsten Erbenoder Verwandten zu.

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3173) Sind Kinder oder Leibeserben vorhanden, so erbt das Siechenhaus ein Kindestheil.4) Wenn eine sehr wohlhabende Person als aussätzig erklärt würde, und sie wollte nicht in heimat-lichen, sondern einem fremden Leproshause eine Pfründe kaufen, so bestimmt der jeweiligeLandvogt, wieviel Abzugsgeld sie von ihrem Vermögen zu entrichten hätte. – Anno 1575 fandeine Regelung statt.Im Jahre 1519 begegnen wir einer neuen kleinen Stiftung an das Haus im Bauriedt: Nebst einemkirchlichen Jahrtage vermachte ein Ulrich Bärwäger und seine Frau Anna Mächli denSondersiechen jährlich 6 Pfng. für Brod.

Im Jahre 1575 bitten die beiden interessirten Gemeinden dem Landvogt Muheim, ihnen die 1504zu Baden aufgestellten Artikel wegen des Sondersiechenhauses zu erneuern und zu bestätigen,weil die ältere Urkunde wegen schlechten Behälters «etlicher Massen zerbrochen und geschändetworden sei.» Er gewährte ihnen unter seinem Siegel eine gleichlautende Schrift, wovon dasOriginal in Rheineck, eine Abschrift im Thalerarchiv liegt.In den langen Kämpfen der 90er Jahre des 16. Jahrhunderts um die Eigenthumsrechte und derBenutzung der Genossengüter derer ob und unter der Letzi und zwischen Thal und Rheineckmusste 1598 ein Schiedsgericht in Rheineck zusammentreten, da die Rechte und Kompetenzenjedes Geheimwesens zu bestimmen und auszuscheiden hatte. In der darüber aufgesetzten Urkundeheisst es wörtlich: «Zum Sechsten, was das Siechenhauss belangt, sollendt sie sich verglichen, wieman dass beholtzen wölle, doch dass es auch mit dem Verstandt beschäch, wass man inen ze gebenverordnet, dass die von Thal zweyen und Rinegg den drithen thail daran geben sollen. Hierüberhabendt sie sich jez wollen Verglichen, dass die von Rheinegkh Inen jörlich ein flotz und die vonThal zweyen flötz daringeben und wass dass siechenhaus ferner manglete, das soll aus desselbi-gen Inkhomen darthun werden. – Doch Allwegen so lang es beiden gemeindten gefällig ist.» –

(Urkunde Thal No. 13 p. 29)Neben dem Leprosenhaus scheint auch Thal wie auch in Rheineck ein Spital bestanden zu haben.Der hiesige Pfarrer Georg Rimmli von Will vermachte im Anfange des 17. Jahrhunderts 100Gulden in den Spital, «damit man einen jedwederen Armen, so in der Ben herzugeführt wurde,gebe ein halb mass wein vnd umb 2 Kreuzer brott in die suppen, inzuoschniede, vnd noch umb 1Krüzer brott.» – (Urbar im Pfarrarchiv von Thal)

Seit die Gränzen zwischen Thal und Rheineck gesteckt und jedem sein besonderer Antheil amGemeingute zugeschieden war, rückten sie als zwei gesonderte Gemeinwesen immer weiter aus-einander. Jedes wachte mit Argusaugen auf jede Beeinträchtigung des andern, und dazu bot sichöfter Gelegenheit, weil noch immer gewisse Stiftungen beiden gemeinsam gehörten. Dazu gehör-te auch der Siechenfond. Im Jahre 1672 musste der Landvogt wieder als Vermittler zwischen diehadernden Gemeinden treten, weil jeder Theil über Nörgeleien des andern zu klagen hatte. Derzweite Artikel der Vermittlungsakte verbot beiden Gemeinden, das Geld des Sondersiechenfondsohne Wissen beider Interessenten auszuleihen oder bei den Anleihen Partheilichkeiten zu üben.Rheineck wird gestattet, ein eigenes Schloss oder «Sonderbahr» an die Siechenlade zu legen; Thalhat deren zwei. Die Siechenpfleger werden von Alterher mit gemeinem Mehr gewählt, dieRechnung soll zwei Jahre in Rheineck, vier Jahre in Thal gehalten und die am Rechnungstage vor-gewiesene Lade am Schlusse der Gemeinde wieder an ihr altes Ort zur Verwahrung abgeliefertwerden.

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318Eine neue Fehde entsprang wegen Vertretung der Confessionen an der Pflegschaft desSiechenamtes, die Landvogt Meier im Jahre 1700 beizulegen hatte. Er traf die Erkenntnis, dassThal nicht nur Pfleger evangelischer Religion zu wählen habe, sondern dass die Pflegschaft zweiJahr Rheineck zustehe, vier Jahre Thal, abwechselnd unter beiden Confessionen.Nach der für Bern und Zürich siegreichen Schlacht von Villmergen kamen von diesen beidenStädten Gesandte, unterstützt durch Truppenmacht im Rheinthal, und unter ihrem Einfluss fielmanche Eigentümlichkeit der dortigen Zustände dahin, wie das Kirchenvermögen vertheilt undvon nun an von jeder Confession besonders verwaltet wurde, so sollten auch im Armen- undKrankenfonde dem gleichen Schicksale erliegen. Das Sondersiechengut von Rheineck-Thal warzu der für jene Zeit bedeutende Summe von 16 636 Gulden herangewachsen, ungerechnet dasHaus und einige mit Bäumen besetzte Grundstücke. Man konnte sich über Theilungsmodus die-ses Gutes lange nicht einigen, bis endlich die Gesandten von Zürich und Bern zu Hilfe kamen.Vorerst wollten sie die alte Stiftung erhalten wissen. Das Siechenhaus und das Angelände, beste-hend in einem Garten und auf dem Gemeinwerk stehenden Bäumen, blieben unvertheilt. DieKapitalien wurden zwar den Gemeinden und Confessionen hingegeben, doch lag dafür jedemTheile die Pflicht ob, daraus die einheimischen Siechen, Armen und Fremden nach Confession zuunterhalten. In betreff des Unterhalts der Fremden sollten die Katholischen einen, dieEvangelischen drei Theile der Kosten tragen. Den Katholiken wurde eine Aversalsumme von 4000Gulden ausgeworfen, 12636 blieben den Evangelischen unter Thal und Rheineck repartiren.In Zukunft werden die Kosten des Siechenhauses in Theile verlegt, wovon zwei Evangelisch Thal,einen Evangelisch Rheineck und den vierten Katholisch Thal trägt. Die Aufsicht und Leitung desSiechenhauses hat wie früher die sogenannte Siechenmagd zu besorgen, die auf zwei Jahregewählt wird und genaue Rechnung abzulegen hat. Wenn sich unter ihr Verluste für dasSiechenamt ergeben, so hat sie jene Konfession zu tragen, die sie kehrsweise an ihre Stelle gesetzthat. Sie erhält jährlich ein Viertel Korn zur Bestreichung der Betten, ein Vierling Werch zuNähfaden, Salz und Unschlitt zu notdürftigem Gebrauch und bei der Rechnung auf ihr Anhalten27 Kreuzer Trinkgeld. Dafür hat sie die Fässer in Ehren zu halten, den Garten zu besorgen, undmuss ausserdem ein eigenes Bett in das Haus bringen. Der Baumnutzen steht ihr zu, dafür aberdarf sie weder vom Siechenamt noch von den Sondersiechen einiges Schlafgeld fordern, «wie vor-deme beschehen». – (Vergleiche Teilibelle)Ob damals das Siechenhaus noch immer Leprosenkranke zählte, darüber weiss man nichts siche-res. Doch schleppte sich die Krankheit bis ins 18. Jahrhundert hinüber. Eine merkwürdigesZeugnis dafür ist eine Attestation (Bezeugung) von St.Gallen, die im Rheinecker Urkundenbuchsich findet, wonach ein Christian Beerli von Thal im Jahre 1734 als Sondersiech erklärt wurde. –Mit der Theilung des Vermögens aus dem Jahre 1713 war die Zersplitterung noch nicht vollendet.Die katholischen Bürger von Rheineck, die bisher für ihren Antheil ihre Kinder unentgeltlich indie katholische Schule nach Thal schicken konnten, wollten im Jahre 1750 ihr Betreffnis unterdem Hort eigener Verwaltung wissen.

319 Es musste ihnen willfahrt werden, und Katholisch Thal verlor dadurch den sechsten Theil jenerihm früher zugewiesenen Aversalsumme. Dafür wurden aber die Rheineckerkinder lange ZeitFremdlinge in der Schule von Katholisch Thal, und ihre Eltern hatten das Vergnügen, für sie dasSchulgeld zu entrichten. –

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Im Hungerjahr 1771 sollte endlich der letzte Rest der uralten Stiftung zusammensinken. DasSondersiechenhaus «im Bauriedt», wie der Kaufbrief ausdrücklich sagt, sammt den dazugehöri-gen Grundstücken wurde für 812 Gulden mit Genehmigung des Landvogts Wurstenberg verkauft.– Als Gründe wurden angegeben: «da sich seit undenklichen Zeiten keine Sondersiechen vorge-funden, und den Gemeinden mit Erhaltung der Magd und des Hausgeräthes unnöthige Kostenerwachsen, aber der Verkauf bei den klemmen Zeitläufen ungleich grössern Nutzen bringen».Nach kaum hundert Jahren ist die Erinnerung an die grossherzige und gewiss auch segensreicheStiftung so sehr aus dem Gedächtnis der Gemeindebewohner verschwunden, dass man nicht ein-mal mehr die Stätte bezeichnen kann, wo dieses Haus der Schmerzen gestanden hat. Jener Acker,den man heute noch das Siechenfeld oder Siechenacker nennt, scheint nie zu den Gütern desSondersiechenhauses gehört zu haben, sondern muss eine Besitzung des alten Spitals oderKrankenhauses in Thal gewesen sein, weil er in keiner Urkunde zu den Appartenenzen des ersterngezählt wird.Wir können nicht bedauern, dass die Zeit der Leprosenhäuser aufgehört hat, und ebenso wenig,dass das Vermögen derselben zu andern Zwecken verwendet wurde. Doch steht es dahin, ob nichtdurch das Aufgeben solcher Stiftungen in unserer heutigen Armenanstalten der ursprünglicheCharakter der Stiftung alterirt worden sei. Die Sondersiechenhäuser waren Krankenstiftungen.Wir brauchen sie nicht mehr. Aber jede Zeit tritt mit eingenthümlichen Krankheiten auf, und sohat auch die Neuzeit manche neue Krankheitsformen geboren, die einer sorgsamen Sonderpflegebedürfen.Wie, wenn man die Fonde unserer (der hiesigen) Leprosenstiftung zu einem Spital dervolkreichen Gemeinde Thal und Rheineck verwendet haben würde, der im Lauf der Zeit durchmilde Stiftungen sich erweitert hätte und allmählich allen Forderungen unserer Tage gerechtgeworden wäre? Es sei ferne von mir, mit dieser Frage einen Tadel an jene Männer aussprechenzu wollen, welche in guten Treuen zu obiger Motifizierung des Siechenvermögens die Handboten. Sie erscheint müssig, aber sie ist erlaubt. Die Hauptabsicht meiner Arbeit ist allein die: Ichwollte die Geschichte einer ehrwürdigen Stiftung, soweit das historische Material ausreichte, andas Tageslicht ziehen, weil sie den Vorfahren von Thal und Rheineck zu aller Ehre gereicht und esdeswegen werth ist, aus dem Staube der Archive entrissen zu werden.

320Einige Notitzen aus dem Jahrzeitbuche von Thal (Pergament)Anno 1501 wurde ein neues silber und vergoldetes Tragkreuz gemacht durch einen St.GallerGoldschmied. 1506 wurde die Monstranz gemacht durch den Gleichen. (Wurde gestohlen).p. 1: a) Klara Müller von einem Haus und Gut in Buchen (Geschlechter kommen vor BergerStumpf; Wiser) (Butterjahrzeit). b) Ein anderer stiftet Barbara Schnider in Rheineck 1557. c) AnnaMälli ein weiteres. d) Greta Fürstein ein anderes, Christophorus Huw war ihr Mann ab dem Gutedes Geori Dietzi in Buchen. (Geschlechter Zidler, Schwyzer, Keller). p. 2: Wilhelm Blarer von Wartensee.p. 3: Eine Briefin dicta ab der Blaichi. Alt. b) Bartholome Gelbfrand 1488. c) Cümmis Hartmann.1463. Seine Frau eine Höchsterin. Seine Vettern Rudolf Brunner und Dicta Göchin. Er machte esab der Buchsteinmühle (Geschlechter Köppel, Hebler).p. 4: a) Peter Bärlocher 1653, «dem Chatholischen Schulmeister 5 sz. d..» b) Uli Rüttiner voneinem Gute «uff wienechten» (Tobler dabei). 1479. p. 5: Werner Tannerp. 6: Obiit conrado wazzenbrunner gibt eine Wiese im «Burriet» im bützelp. 8: Ulrich Zidler und Margaretha Maier 1518.

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p. 10: Obiit rudolfus jn dem bomgarten. Stiftet ein anniversar de agro uff dem grindel je lustnow.Obiit hermannus d’hochdorf. Else uxoris. de domo dicti nagel je rinegg an der Platten.p. 11: a) Rudolf Banholz. Seine Frau alle ferin et else flämin ab dem Grübli in Rheineck. Weil eretwas an die fabrica S. Jacobi bestimmt also in 15.ten Loec. b) Werlinus Tobler von der hinternGrub, stosst an Fluris und Ruttinars Grub, also Wienachten.p. 12: a) Burkhard Nostler von einer vinea genannt Butzler an dem Buchberg; weiter von 2 vineauss den gruben. b) Obiit berchtoldus bönst «von dene far zu dem man». c) Haini Keller zu bren-den uff dem buchberg, der Frühmesser wird genannt. d) Obiit hug von mültobel. Seine Frau heisstze zubergut. Dann de curia ab der steig. p. 13: a) Melchtilda Luggis 5 fertones verae de bono dicto spicher et pomerio in hopperzell. b)Rudi Tobler von Tobel. (Frau heisst Ursula Kellenberger). c) Leonhard Spöri und Anna Wiser debono dieto hächleren.p. 14: dedicatio superioris capellae in Buchen 1491.p. 15: Rudin Mäsch und Elss Frick in de boni «gillimoserin» stosst an Koglar Wis.p. 16: Junker Macharius Keller von Steinberg.p. 17: Johannes Schmid und Adalhaid Hopfelberger 1472.

321p. 17: Hans zu der Burg alias Hanggler und Anna Murerin von St. Gallen de vinea Oftenstaller amBuchberg. Christian Tanner im Sonder. Obiit regnoldus de schonrüti de bono suo aber altenstain.p. 19: a) Georg Kolb und Els Engler de vienae et pomerio «ze dem steg» juxter repam cum torcu-lari – item de bono «ab der ebni» item de vinea «glafen». b) Conrad Burkart de bono «stainach».p. 20: a) Hermannus de höchst und Adelhaidis ramspergin oxor de wichenstain in oppido. (Frickund Torenbürer). b) Uli Gasser - - vide alteram cartam. c) Johannes stainbrunn, Katharina guggerax. De bono spisers band 1441. p. 21: a) Ulrich Zünd Müller in Bischofsau, de bono uff halden. b) Obidt Johannes Fluri de bonoet vinea «hinder der herremüli».p. 23: Hermann Zünd im Löchli (primihsar). b) Uli Linder und Elss Köplin und Nesa Mächlinseine Frouen de bono «gruseggow». 1414.p. 24: a) Ulrich Stump von Buchen. 1440. b) Obiit petrus roner d’dorenburen.p. 25: Item hermmannus schurtanner de bono «an den ödenlen».p. 26: a) Obiit hanricus hächler. b) Anniversarium dèctorum Keller: Ulrici Keller senioris guttaeuxoris, ulrici Keller junioris adelhaidis uxoris… de dominus der huwen vnd der wissendi. c) Obiithanricus koufman de rinegg. d) de Utwil rtc. vide. p. 27: a) Petrus Menler und Elsa Kümy de vinea in Buchberg contigua der Schriber, der Gäggilide Lindau et vinea dominorum crastri. 1511. b) Johannes Custer für sich und Bertun und Mazzinseine Frouen de agro sito off höchster vald dicto uff dem nebend graben (sehr alt).p. 28: Ulimus Wettach von Rinegg agros: das steltzli contigium agro sen prato Hamtze von ach,et agrum an der Buchstaig, stosst an hermann Bader. 1473.p. 29: Johannes Zoller von Rheineck sanamente, infirmus corpore… ex celari et areae LudwigDorenbürers in civitate Rinegg. Beide Frühmesser werden genannt. 1498. p. 30: a) Heinrich Rüst de agro – an die Gmeind und «an die rüsten». Plebanus et socius… b)Antiqua göchin margaretha nomine obiit… 1482. de vineae dicta der göchine Acker. c) JohannesMeld ze Buchen. d) Wälti pösch von rinegg und Ursula Schamler ejus uxor de agris – im bifang.

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p. 31: Burchard bösch und Anna Wätler 1481. b) Obiit Johannes dictus Buman, halbes PfundWachs de curia in engen. c) Johannes Tobler de pomario uff wienächten. Als Nachtrag: Jt. Ursulabischoff in uxor olini toblers obiit 1461. p. 32: Eberhardus de Buchenstain und Clara de Sultzberg ein Gut dcit. «in der sum». Den ArmenBrod.p. 33: Johannes Huber von Buchen vom Sonder auf dem Buchberg.

322p. 33: a) Rudolf Russ und Elisabeth Lütolf und Johannes Nagel gaben 1440 de agro justo domi-norum in castro, an die Weiden, an den Kellhof, an Bertschi Huwen Acker und aus hussen ErbenAcker und an des Pfaffen widem. b) obiit Johannes dictus Stammbrunn und Ursula vonWilerzoren seine Frou de domo pidea in Rheineck, die gaben 2 sz. dem Pfarrer, 2 sz. denAussätzigen und 6 sz. den Armen für Brod. c) Obiit dictus murer von Buchen vergabte eine Wieseim Lucherriedt.p. 34: Domina otna d’wangen et wolfhardus filius ejus armiger – de bono quod situm est juxtadomum ipsius anne.p. 36: Christian Sonderegger de predio Johann Spellbüler – Verena Spellbüler uxor.p. 37: a) Johannes Hertenegg de vinea in plano ante montem buchberg, schellenacker. (beideFrühmesser) 1502. b) Anna Zünd und Rudi Sunderegger de prato langenacker. c) Heinrich Kochde harto «Hägilisacker». (Geschlechter: Dietrich, Ruchestein, Schmid, Valenschin) 1464.p. 38: Jakob Stäheli von Altenstein der letzte Katholik in Ausserrhoden 1620.p. 39: a) Ulrich Märk, sein Vater Heinrich Merk etc. de vinea quae dicitur «Haidelberg» amBuchberg, der alt Wingart, der butz. (Klinbrot und Schilin). Item Ulrich Merk und Ursula Nostler2 Vierling Butter (20 Pfund) in domo poliandri vulgariterbam Lutz und von Ruderbach(Frühmesser beim letzten). b) Obiit Hans Fluri alias oggertelli und seine Frou alli Zümpli, paterHeinrich Fluri de vinea im Löchli Buchberg. c) Heinrich Hune de agro im Zeller.

p. 40: a) Die Brüder von Untrach de area conradi egger, kuntzli, wilden, aicher,wiserinne, de areaspieglin geben 5 Güter dem Pfarrer qui cunque sit alle von den 3 areis des Herzoge müssen 9 sz.dem wilhelm Rudrer, 2 sz. Et Berrli junior textor 3 sz. Der Pfarrer erhält pro portione sua 2 sz. 4den. und 5 sz. Die Armen für eine Spende. b) Johannes Pengel von Rheineck (Egli Hofendekel,Huiani filii Johannis Fröwis de bono Spich in oppido proedicto 1440.p. 41: a) Elsa von Mühltobel pro animae salute et haintzlis d’mültobel vèri sui de vinea et pome-rio in suprioni Haslach (Gillimos Gut). – b) Uli am Bischofberg de vinea der alten Haini ToblersEbni. Seine Frau Ursula Eugster (Memweger).p. 42: a) Obiit burckhard lupfengürtel, Adelhaid Almisberg Johannes Egli von Haus und ihreScheuer in der Stadt genannt Hansli Pfarrers Hofstatt. b) Clara Nostler, Frau des Heinrich Kostlerde agro der Stadler neben dem Buchberg.p. 45: a) Heinrich Stambrunn 1 Pfund Wachs de agro ze stad dicto staglawiss ad lacum. b)Johannes Gugger (pater heni Gugger) ab der Ebni, stosst an der Herrn Mülli und Hanse SchmidsBuhoff.p. 46: a) Johannes Stammler ad lumen de vinea der ruprecht. b) Aberlinus famulus DD. Payrer incastello.p. 47: Elsa Greggahofer de torquilen vinem in Buchen, ihr Mann war Ulrich ein sartor. 1492.

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323p. 49: Johannes Gasser auf dem Buchberg eine Wiese auf dem Riet, stösst an der Wälter Böschenund an die Wuchrerin und an die Wettach. Auch etwas an St. Jakob nach Rheineck.p. 50: 1497 conseratio altaris infer, in capellex S. Bartholomae in Buchen.p. 51: 1493 das Altar S. Johannis. Ulrich von Hochdorf de agris suis cis renum im Bifangp. 52: Bertschin Kuno von Thal de bono seu prato auf dem Buchberg continquo a superiori vineisdictis Küng ad castrum pertinentibus.p. 53: a) Heinrich Sulzberg rector ecclesiae in Goldach und richla soror mea derinea in monteBuchberg der Criesser. b) Obiit filia cellarie de agro dictus rorschach.p. 55: Obiit Heinrich Schleher 9 fertones cerae de area in rinegg juxta portam genannt Wesser.p. 59: a) Agnes Schellin für Jakob Nidrer und Georg Tromer ihre Männer de vinea in plano beider Hächleren. b) Johannes Klein alias Schellili an der Buchsteig.p. 60: Johannes cognominatus Haillos de domo et area Johannes Schwabnen in Thal das Riedgenannt stosst an Kolbes, an Brenders, Schlottmüllers, an die Bitzi. 1508p. 61: a) Uelinus Engler und Adelhaid Wättler, Johannes Engler und Elisabeth Nostler de domo etarea in rinegg (prinissor). b) Werner Riemin von Rheineck de bono contigua dem Trösther undHaini Fischer.p. 63: a) Elsa Tobler de vinea zu Haslach 1501. b) Anna Ammanegger (Uli Linder, Bartli Lutz,Turnherr) de bono des Bruders Hof auf dem Buchberg. 1522. p. 68: Johannes Zünd und Anna Stürm ex bono vor der Buchsteig.p. 69: Georg Stuckli de bono des Sumen Gut (primihser). 1473.p. 70: Hermann Schamler und Lucia seine Frau de agro juxtae molendinum dominorum castristosst an Guggers Ebni und an der Herre Buhof.p. 71: Johannes Nagel und Margareth Nostler a curia uff Hög, quam nunc colit heini Lutz.

p. 72: Haine Leutzinger und Gretha Schlaipferin de predio ab der Halden unterm Stadel und abhangiten rüti stosst an brunne bim Huss an den fluss hin ab vnd an fluss von steltz brunnen vnddzselb tobili hinuff vntz in steltzbrunnen bim fuss vntz in stain vnd den selben stain hin an vntzan stadel ussem stadel in ersten brunnen. 1492. Seine Tochter stiftet ebenfalls de vinea in planosen predio die Hächlern.p. 75: a) Ulrich von Stain und Anna Jetikofer et Barbara Hünlin und Dorothea von Stain de domoet area petri schmids in rinegg. 1493. b) Elsa Zünd und maritius Johann Sprecher de agro dieSteltz valgo Hölzli.p. 76: Anna Kolb in Rinegg de domo et areae contigua areae Johannis Schöri et primihsarii .p. 77: Märk Schamler 2 sz. Anna Kaufmann uxor de domo et manrione ipsorum in rinegg conti-gua ad domum nicolai fridanc und torenburer. b) Johannes Fluri de rinegg hospes und WernerSchellin uxor (primihsor). p. 79: Ulrich köppel de aegro gelegen in der dorfhalden uff dem Bach.

324p. 79: b) Johannes schnider edituus noster pomarium an der wirtgassen. c) Heinrich Huss sartorund uxor Anne Schambler de bono der Hussen Baumgarten stosst an den Rin (primthsar) 1479.p. 80: Johannes Nidrer in lecto egritudinio pro uxore Elisabeth Heller de vinea des NiederersWingart prope montem buchberg stosst an der Schellen und Familis Stärkli dicto und an rineaefrowenrüttner und an Heini Heller Nüsatz. 1441.

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p. 81: a) Uli Rebknecht de domo et mansione in rinegg jaxta domum Bernardi sümerle. b)Heinrich Vischer stiftet 6 sz. dz. 2 Hühner, 1 Kloben Werch de bono in Widnau. Item ab derHofstatt zwischen des Riemen Haus und Alli Nagels Haus auch Spende 1 sz. der Kapelle St.Jakob, 2 Quartal Wein us dem erbersberg am Buchberg stosst an Mathias Schneebergs Weingartenund Uli Märks. c) Insuper Ulrich Schamler und Greta Christin uxoris de pomerio. p. 82: Haini Messner senior und uxor Elisabeth Köglin ex molendino in saperiore parte villae Tal.1473. b) Christian Messner der Sohn de vinea sua sub domo leprosorum contigua pomeriumleproset Uli Messmers die Waggund an der Rennere Acker, Anna Hartmann uxor. 1488. c) ConradTobler und Anna Himmelberger de bono in der Bundcontigum domo dicto grub.p. 83: Martin Rüst et uxor sua richla de bono suo Stäglen wiss – (alt). p. 84: a) Ulrich Bumann und Johannes Bumann 1 Pfund Wachs aus der Wiese «in der strenglen».b) Ruff von Ostrach dictus Kessler pro parentibus Rudolf von Ostrach alias Kessler und Elisabethseine Frau und Lentz und Dietrich von Ostrach und für Agatha Horwer und Johannes KesslerPfarrer von Walenstatt de vinea, welche Stainach genannt wird. p. 85: a) Wälti am Bischofberg und uxor Margareth Bischof moddam vinum de et ex molendinoJohannes Rechsteiner. 1471 (primihsar). b) Obiit Johannes dictus schrat und Adelhaid Schnetzeruxor mediam libram cerae de orto jaxta ortum dicti Köpel.p. 86: Hermann Jüstrich de pomerio erhartz gart in suburbio an dem far zu rinegg. b) JohannesFridanck und Adelhaid seine Frau und Johannes sein Sohn und Heinrich Fridank und seine FrauKatharina, Johannes stambrunn, Nikolaus Fridank und seine Frau Ursula 3sz. Dz. Von einemGarten, stosst an St. Jakobs Bund, an die Kugelwis und an den Bach. c) Agnes Sunderegger exbono, des fridanken müli, in anniversar dictorum Friedanken soll gedacht werden des JohannesOehili und Hensli Peters.p. 87: a) Heini Heller et de bono des Hellers Nüsatz vor dem Buchberg, stosst an «frowerüttiner»und an Brunners Nüsatz. b) Jahrzeit von 1499 –.p. 88: Hansi Wiser de vinea sua das büchli 1493.p. 89: a) Peter Bommer dictus Kessler und für Adelhaid Tobler und Margaretha Schällilin seineFrauen. b) Jakob Buhofer und seine Frau Margareth Wiser de pomerio ambühl contigio pemerioGeori und Haini Peters und Georg Brogers. c) Hantz an den Platten von Buchen donavit promeri-um et agrum «ab wienächt wise vnd flühe».

325p. 90: a) Johannes Bucher de uff dem riet. b) Conrad Wiser und Elss Walderin 2 Quartal de bonosuo uff dem Buchberg dicto. c) Ulrich Tobler und Elsa Altherr – Saum Wein ex vineae niclai sit-zen in engi in monte buchberg das alt Stuck dicta, stosst an Johannes Lutzen, Heinrich Märk vonLindau, Michel Zünd und Balthassar Hoptmas. 1511.p. 91: Anna, Hans und Clara Burkhart, Ueli Nägili, Cuni Neff de agro dictus Nagel, stosst an dasRiet, an Bartholomes Hunner Acker, an des Kilchherrn Widem und an der Herren Widem (colit.Ogli Messner).p. 92: Johannes Keller von Thal, Margaretha Nesin uxor und Hermann Keller – Saum usser derHächlere, den man nannt «das eigen tal», gränzt an vineam Wettach, ad ripam 1443. b) AnnaNirtstein Wittwe des Heinrich Hächlers de vinea in der nüwen Ebni. c) Ulli Keller von Brendenvon einer Rietwies. Sein Sohn Johannes Keller stiftet ein anderes 1517.p. 93: Kuni Brunner de agro Brunnersacker juata seu ante montem buchberg contiguo agro Wagg,ex alto vineae Schleichs.

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p. 94: Johannes gillimob et nese Köplin de agro jaxta crucem et pomerium seu agrum rectorisecclesiae ex uno latere et superiori parte an die gassen et inferiori parte an die widem.p. 95: a) Hermann Bader von St.Gallen und Frau Anna Nostler; davon dem Frühmesser inRheineck 1 sz. Das zahlt Johannes fridank sartor de bono et vinea des fridanken mäli. Wenn proe-tictus fridanek reemit, so zahlt dan Aberli Schöry von seinem Haus und Scheuer. b) de agro jaxtavineam gmünder in Bruchli.p. 96: Werli Dietrich und seine Frau Nesa 6 d. und 1 Pfund Wachs (alt).p. 97: Johannes Opizofer von St.Gallen, Magdalena Blatter seine Frau 6 sz. Ex vinea derSandbüchel stösst an die Güter dominorum castri 1490. Altare novum in capella Sct. Jacobi inrinegg conseratum est dominica proxima ante gallum anno domini y yvng (29).p. 98: a) De vinea Anderm Berg ze schatzmas lutz dimidiam libram verae.Wal dictus zuber deditdimidium ortam in tobil ecclesiae sanctae Mariae in tal. De torculari novo in veltmos juxta vineasillorum D’anwile 1 Pfund cerae. b) Heinrich von Mühltobel 2 Quartal vini de vinea quoe dicturregeschingat und ab dem Haslach.p. 99: a) Marquardus dictus templer vergabte einen Obstgarten vor dem untern Thor in Rheineck.b) Johannes Jösler und Frau, und für Johannes Kolgruber 1 sz. De curia uf dem Buchberg, welcheSchätzlishof genannt.p. 100: Johannes Jägli und Elsa Kolb seine Frau 2 q. vini de vinea vulgo spiser an dem Buchberg,stosst an Jakobs von Stein, an der Tübacher Reben von St.Gallen et. 1498.p. 101: Ulrich Wagg 2 fertones cerae et plebano 6 dz. Von seinem Haus im Riet.p. 102: Egli Mesner zu tal 2 q. de bono suo in der Ebni an der segen, stösst an vineam der Wätlervon St.Gallen (von gleicher hand colit egli mesner).

326p. 102: Hermann zebrenden 29. vini de vinea sua uff dem Buchberg, stosst an die Gemeind undan Hansen Stockers Weingarten und an der späte Wingarten und an sin gut.p. 103: a) Luti genniner de silua prigantona 4 sz. de area sua auf dem Buchberg. b) Obiit rudol-fus de sultzberg armiger vermacht 3 sz. An ain Jahrzeit am 29. Dezember von seiner Scheuer inGoldach, und wenn der Pfarrer in Thal es nicht hält, sollen die 3 sz. (solidos) dem Pfarrer inGoldach gegeben werden und er es so halten. p. 104: Haini Köppel senior in Thal und für seine frau Gasser und Anna Wiser duos modios spel-tarum de bono des Wettachs Acker (primihsar). b) Heinrich Bösch 1 sz. Ab uno pomerio mit ainTrütter 2m. de uno pomerio juatadem trütter bi der rietgassen. c) Johannes Märk ab jro bunt litvorm vnder tor rinegg, stosst an die burghalden andhalb an die Burgerwiss vnd ainet an santjakobs bunt.p. 105: a) Rudolf Buman 2 d. de boni «bi dem buhof». b) Gallus Lopacher 8 sz. De domo et areaquondam Johannis Stöltz et Else Sitz, jom ante Johannis Bösch de toto predio eoxum die dorfhal-den, stosst an Bertschi Siz und Hanse Siz als Huff, unten an die Acker dominorum und HansHertzogs. 1501.p. 106: a) Johannes Kaufmann und seine Söhne Uly Ko Anselm und seine Frau Klara Luppis 10sz. De pomerio valgo di Grub bei der Küntzler Acker, der Brenden Gut (primihsar). b) GregoriusTobler und seine Frau Richli Hoptline und Gaiss 2 q. vini de vinea der Frickinne Acker vor demBuchberg auf dem untern Feld. c) Hans Dietzi stiftet 1611 ein Jahrzeit Urbar fol. 14 (temporepestis). d) Ulrich Friger d’ rorschach statuit 1 Pfund cerae, ad candelam elevationis de pomerio

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suo sito vnd dem Wiler stosst an die Strasse und an 2 Seiten an das Gut der Pfarrer (alt). e) HansKeller alias prender 4 Pfund d.p. 107: a) Katharina Regeschin, welche genannt wird «frickingarin» vom Oedgut (Kappellano). b)Ulrich Mäser 4 d. plebano und 2 d. socio de pomerio «by vornächtigen rin». Werner Mäser 1 sz.De agro genannt der gul. p. 108: a) Johannes Pfudler und Gesa uxor de domo et area (Kein socius). b) Hansli Scherrer vonRheineck 2 sz. De bono prenden. c) H. Lentzinger gibt quemdam agrum auf dem Buchberg. Erbesitzt ihn Christen Mesner.p. 109: a) Gregorius Petrus von Buchen 2 sz. De predio ab harlachen bim obern türli. b) Jt.Johannes bentzlin armiger legavit pro remedio animae sui et uxoris suae IIII sz. plebano in tal dedomo sua in rinegg.p. 110: a) Ulrich Gugger von Gaissau de agro der krummacker in der Rinburg (colit egli schelli-li). b) Obiit hermann dictus bergmann, gibt urnam vini vom Zeller – und dem socio von Stärki,ferner gilt er 2 sc. uss dem bomgarten ligt an der niedern Rietgasse stosst andhalb an Vlin Wettach.p. 111: a) Lukas Diezi an der Buchsteig anno 1611 dem Pfarrh. 11 Bz. Den Armen 11 Bz. b)Buhard nidrer antiquus 3 sc. Von den 18 d. sein Sohn Bernhard und 18 d. Conrad Koler gibt unddazu – quartale buttiri ad lumen. Johannes Niedrer 4 sz. Aus curia rurali mültobel valg. Dicta.1416. c) Hermann Koch auf dem Buchberg und seine Frau willa geben 1 Pfund Wachs und demPfarrer 6 d. von dem Hof auf dem Lutzenberg genannt «Roschachshof».

327p. 112: Bernhard Richmann lapicida gibt 35 sz. von einem Hof auf Getzenberg 1493.p. 113: Rudin Wiser von Buchen 2 sz. De area et domo die Bridler Hofstatt zu buchen, stosst anHanni Meldi, Haini Huber. Aelli Wiser gab dazu noch 18 d. für eine 3te Messe in Rheineck.p. 114: Johannes Rüst dictus Muli 1512.p. 115: Bernhard Nidrer sana mente quamquam infirmo corpore und seine Frau Elsa Hartenegg.1 Urne aus dem vinea das Riemli auf dem Buchberg 1493. Seine Tochter Anna verehlicht mitUrban Näf gab 6sz.p. 116: Anniversariam bartholomaei Zidler artium profeshor rector ecclesia in Tal gab 6 Quartaliavini rubei aus dem Weinberg der Wagg am Buchberg. Conrad Zidler und Adelhaid Grüniger sindseine Eltern, Ulrich und Christian seine Brüder, Else und Guta seine Schwestern. 2 sz. Leprosospanperibus, 3 sz. Ad largam. Hic manusmeae chirografus qua hunc librum non pancis laboribusexarari et in meliorem formam inligando redegi anno salutis 1469. Anno virginei partus 1493 edi-ficare cepi hanc donum pastoralem ecclesiae vicinam una cum ceteri… eidficis. Vom eignen Gutbrauchte er mehr als 200 Gulden. Es waren 3 Frühmesser in Rheineck und Thal und Buchen.Weiter verschaffte er wieder 6 fl. Zins oder 120 fl. Hauptgut der Kirche «der dazumal was man sofast arm vnd nötig, den angefangenen buno dess kors vnd dess schnäggers vnd Szennicher vndmochtend och die schuldner der kilchen kanswäggs darzu verhälfen, vss missrats oder Fälen deswins, zwayer Jahren überainanderen…» «den sächsten guldi söllend sy keren an den bruch vndbuno vnsser Frowen, der kirch». Es soll der Pfarrer und die Pfleger ein Ansehen haben auf dieBetter der Armen hin und her wandelnden Menschen, auch im Sondersiechenhaus und Spital zuRheineck, dessgleichen in Conrad Trösters Haus, die jetzt unser Messmer ist, in dessen Haus eineKammer mit einem Bettlein war, zu empfangen und zu legen die Vagierenden, wozu er angeord-net hatte 19 sz. jährlichen Zinses.p. 117: Uli Keller alias Haugg 10 sz. De bono des Schmids acker (primihs.)

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p. 118: Geori Wiser von Buchen 2 quart vini de vinea der Ruprecht.p. 119: a) Uli Brügel und Else Gillimosin 3 sz: ab dem Haslach. b) Elsa Berger und JohannesGrabherr 4 sz. De domo et areae Ulrici wälters in civitate Rinegg.p. 120: Geori Berger uff lebren de vinea sua lebren stosst an die Gassen, an den Baumgarten derHerren von Wartensee und an das Gut des Clausen Kuhn 1492.p. 121: Johannes Dorenbürer (barbara Schenkin fonucloe) 10 sz. De prato lendli 1502. p. 122: a) Hanni Bärweger 2 quart. Vini de agro suo neben dem Buchberg (nur dem Pfarrer).Ulrich Bärweger stiftet etwas 1519. b) Ursi und Ulrich Bischofberg 1 sz. De areae ab demBischofberg und 10 d. ad candelam elevat und 3 d. plebano (alt). c) Kaspar von Fröwis verleihtdem Heinrich Waltmann genannt Job ein Gut ob tal.

328Notizen aus dem AnniversarbucheEine Bleiche in Rheineck wird schon 1488 (in annivers. p. 3) erwähnt; es besass dies ein Brief.Die Buchsteigsmühle kommt 1463 schon vor (p. 3). Obiit homannus de hochdorf (p. 10) vive Cronic von Lindau.Der Hächlern wird Erwähnung gethan (p. 13). Es besass in Leonhard Spöri, Jahrungen. DieEinweihung der obern Kapelle in Buchen geschah 1491 durch den Suffrogan Daniel Bischof vonBellina (bellinensem) 16 halendas octobris unter dem Bischof Hugo von Constanz (p. 14). Seite16 kommt ein Junker von Neinberg vor, der 20 Pfund da stiftet. Obiit regnoldus de schonrüti qui statuit pro salute animae suae doei annuatem 1 sz. ds’ ecclesiaed’ bono suo ober altestain (p. 18). Ein Gut, das ein Konrad Burkardt der Kirche schenkte, heisstSteinach (p. 19). Seite 20 stiften Herman von Höchst und seine Frau Adelhaid von Ramspergeinen solidam von ihrem Gute Wichenstain (das fällt ins 13. Jahrhundert). Geschlechter werdendabei genannt Frick und Dorenbürer. Das Gut stiess an die Burghalden und an die Gemeinde undwurde in der Stadt genannt (valgariter dieto in oppido).1623 starb ein Ulrich Gasser und stiftete eine Jahrzeit «da alle seine Brüder nüwgläubig gsin, dar-umb soll ein Pfarrherr ansprechen V. Landvogt oder V. Landtschreiber cum suis axaribus das vgferführen (p. 20). Jahrzeit von Heiden von Ulrich Zünd Müller in Bischofsau (p. 21). Eine Mühle inRheineck hiess «der Herre müli» (p. 21). Das ältere später mit einer Jahrzahl bezeichnete anniver-sarium kommt (p. 23) vor gestiftet von Uli Linder und Elsa Köppel und Nesa Möchlin seinenFrauen anno 1414. Das Geschlecht Stump von Buchen kommt 1440 schon vor. Ein HermannSchurtanner stiftet 10 ds. aus seinen Güter genannt «an dem Oedenlon» für das Wachs (p. 25).p. 26: Obiit hanvicus Hächler. Obiit hanwicus koufman de reinegg. Item dominus alricus d’otwi-la miles et vicor sua anna constituerunt annuatim Dari rectori jntal VI ds. de bono suo vnder stain.p. 27: 1511 besassen die Gäggili von Lindau einen Weinberg am Buchberg. Die Custer kommenschon früh vor annus incertus.p. 30: Ein Heinrich Rüst stiftet ein Jahrzeit 15. Jahrhundert. Gegen Ende 1481 kommen mehrereBösch von Rheineck als Stifter vor (p. 30, 31).p. 31: Obiit johannes dictus baman qui legarit pro remedio animae suae … libronn ceroe ad can-delam elevationem d’aveia quoe dicitur jnengen (sehr alt). Die Tobler auf Wienächten stiften 1461ein Jahrzeit (p. 31).p. 32: Eberhard von Buchenstein und Clara von Sulzberg stiften ein Jahrzeit von einem Gute inThal genannt «in der sunn».p. 33: 1440 stiften Rudolf Russ und Elisabeth Lütold von Rheineck ein Jahrzeit.

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p. 33: Obijt johannes dictus stambrunn et vrsula d’wilerzonen uxor ejus et johannes filius ejus quistatuerunt pro remedio ani marum suarum annuatim dovei y. sz. d. de domo lapidea sua jn rineggy. sz.d. plebano in tal y. sz. d. lepsis (leprosis) y. sz. d. pro panibus ad dandam unam largam pan-peribus in anniversario eorum. Dieser Johannes stiftete schon 1441 ein Jahrzeit.p. 34: Eine domina Anna de Wangen et Wolfhardus filius ejus armiger stiften eine Jahrzeit de bonoquod situm est juxta domum ipsius annae. (Gehört ohne Zweifel ins 14. Jahrhundert).

329p. 36: Ein Christian Sonderegger stiftet 1501 ein Anniversarium. p. 37: Ein Johannes Hertenegg stiftet um 1500 ein Anniversarium.p. 38: Es wird hier Jakob Stäheli von Altenstein als der letzte katholischer Christ vonAusserrhoden bezeichnet. Er stiftete ein Jahrzeit. Der Landvogt, Landschreiber und ihre Frauensollten auf Ersuchen des Pfarrers das Opfer anführen. p. 39: Ulrich Märk, Stadtammann von Rheineck anno 1438 stiftete ein anniversarium. Er stifteteweiter 40 Pfund Butter ad lucem accendendam.p. 40: Heinrich, Dietrich und Rudolf von Undrach (fratres) stifteten ein Jahrzeit von 5 Gütern inmedia villae Tal. Dabei kommen folgende Gesellschafter vor: Egger, Künzler, Wild, Eichenwieser,Spieglin, Hertzog, Beerli, Rudrer.p. 40: Ein Jahrzeit von 1441 stiftet Johannes Pengel de rinegg. Dabei: Hafendeckel, Fröwis. p. 41: Da kommen Jahrzeiten von Elsa de Mültobel und Ulinus Ambischofberg. Geschlechtersind: Menweger, Eugster, Hartmann, Tobler. Wahrscheinlich Ende des 15. Jahrhunderts, da beideFrühmesser erwähnt werden. Auch der Mühle am Buchsteig.p. 42: Es stiftet Burkhart Lupfengürtel und Adelhaid von Almisberg, Johannes Egli stiften etwasaus ihrer Hofstatt in Rheineck (Hansli Scherrer Hofstatt genannt). Das Jahrzeit ist vor 1430, weilnur der plebanus allein bedacht wird. p. 46: Oberlinus, ein Leibeigener oder Diener der Herren Payer im Schloss Rheineck stiftet etc.p. 50: 1497 wurde der untere Altar S. Valentini in der Bartholomäuskapelle in Buchen konsekrirt.p. 51: 1493 wurde der Johann Altar ebendort geweiht.p. 51: Ulrich von Hochdorf stiftet eine Jahrzeit annus invertus.p. 53: Heinrich von Sulzberg rector ecclesiae in goldach et richla soror meae stiftet annivers. voneinem Weinberg auf dem Buchberg. p. 53: Obiit adelhaidis filla cellary, quae ordinarit y den soecerdoti et y Fertoes cerae ecclesiae(sehr alt).p. 55: Obiit haiwcicus dictus schleher von Rheineck (sehr alt). p. 59: Johannes Klein Buchsteig stiftet anniver. (Mesner kommt darin vor) 1470. p. 70: Bei der Stiftung einer Jahrzeit durch Bartholomä Diezi Hofammann (1591 und 1597)geschieht das erstemal Erwähnung eines Schulmeisters. Er erhält 5 Bz. «Wegen dessKirchengsangs».p. 72: Ein Haini Leutzinger stiftet 1492 ein Annivers.p. 75: Ein Ulrich Stain stiftet ebenfalls für sich, seine 1. Frau Anna Tetikofer, Barbara Hünlin 2.,Dorothea von Stain «uss der sammlung zu Lindow» und für Elsa Bürin familiae suae. Jahrzahl1493. Er besass ein Haus in Rheineck.p. 77: Johannes Fluri hosp es stiftet annivers. anno incerto. p. 79: Johannes Schnider edikus noster – Hainrich Hass 1479.p. 80: Johannes Nidrer stiftet 1441 anniversarium.

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p. 82: Haini Mesner auf der Mühle ob Thal stiftet 1473. Sein Sohn Christian stiftet ebenfalls 1Viertel Wein aus dem Weinberg unter dem Leprosenhaus, contingente stratum pubblicum et pome-rium lepsorum. 1488.p. 83: Martin Rüst mit seiner Frau Richla stiftet sehr früh gewiss im Anfange des 15. Jahrhundertsein anniversarium.p. 84: Ruff von Ostrachdictus kessler stiftet ein Jahrzeit wobei eines Johannes Kessler rectorisecclesiae in Wolastadt Erwähnung geschieht, anno incert.

330p. 85: Wälti am Bischofberg stiftet 1411 (vielleicht 1471) anniversarium. (Das älteste mit Jahrzahlangegebene). Vielleicht das älteste Jahrzeit ist hier verzeichnet. Es kommen die GeschlechterSchrat, Schnetzer, Köppel dabei vor. p. 86: Ein Johannes Fridank stiftet ein Jahrzeit für sich und die Seinigen. Dabei kommt ein Gutvor, das genannt wird des Fridanken Müli valgoveiter dicta. Weil der Name Johannes Stambrunedarin vorkommt, der 1441 erwähnt wird, müssen wir auch dieses Anniversarium um diese Zeitverlegen.p. 87: Notum sit omnibus fidelibus, quod anno incarnationis Jesu Millesimo quadrogensimo nona-gesimo. Gerosi simul ac Nobilihsimi viri et domini nostri fundavere in perspectuum rei memori-um octodecim Solidos dari annuatim in festo S. Martini pastori in Thal decem, pauperibus veroocto, vt habaet in camellis strenuorum militum, qui ob patriae honorem suas animas fundavere cir-cae Rhenum recordationem...p. 90: Die Geschlechter Wiser, Bucher kommen vor, eine vinea Henrici Märk de Lindow.p. 92: Die Keller von Thal kommen vor. 1443. Die Hächlere dabei. p. 95: Ein Hermann Bader von St.Gallen stiftet ein Jahrzeit mit 6 sz. Und diese solvat ein JohannesFridank sartor de bono et vinea das Fridanken Müli vulgariter dicto. p. 96: Eine sehr alte Stiftung an Wachs von einem dectus spiegel.p. 97: Ein Johannes Opizofer von St.Gallen stiftet 1490 für sich und seine Frau Magdalena Blatterein Jahrzeit. Das Altar in der Kapelle Rheineck wurde 1429 konsekrirt (eingeweiht). Sonntag vorGallus.p. 98: Sehr alte Jahrzeiten ohne Jahrzahl, wobei des Torkels Feldmoos bei den Weinreben derenvon Amwil als eines neuen erwähnt wird.p. 99: Item pomerium quod situm est ante inferiorem portam rinegg eviditmarquardus dictustempler. p. 103: Obiit Rudolfus de Sultzberg armiger qui legoevet etc. p. 106 : Jahrzeit der Kaufmann, eines Ulricus friger à Rorschach.p. 107: Jahrzeit der Regeschin.p. 109: Item Johannes Bentzlin armiger legavit pro remedio animaram sui et axoris suae 114 sz.Plebano in Thal de domo sua in Rineg.p. 111: Eine Jahrzeit aus der Zeit der Pest 1611. Eine Jahrzeit von Burkard Niederer von 1416. EinHof auf dem Buchberg hiess Rorschachs Hof.p. 112: Ein Bernhard Richmann lapicida stiftet annivers. (Vielleicht der Arbeiter an der Kirche).p. 116: Anniversarium von Bartholomä Zidler, Pfarrer. 1489. Sehr viele Jahrzeiten von 90-112.p. 122: Jahrzeit von Hanni Bärwäger.p. 123: Urkunde von Kaspar von Fröwis, Pfarrer.p. 124: Urkunde der alten Orte von 1512. Das Geschlecht der Gerung von Lindau kommt eingangs

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des 15. Jahrhunderts vor, weil es Güter unter dem Stein besass.

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332Reformierte Pfarrer von Thal-RheineckSeit 1533 wohnte der evangelische Pfarrer von Thal in Rheineck.1528 war Jacob Jener Pfarrer von Thal.1529 wurde einstimmig gewählt Jacob Ryner von St.Gallen. Der erstere bat Zwingli Helfer zuwerden. Zwingli gab ihm folgendes Zeugnis: est homo vere et dootus et sanctus, integer et cons-tans, eloquens non est admodum. (Zwinglis Briefe 2 pag. 269 und 270). Er scheint es nicht gewor-den zu sein, den 1530 war Ryner Pfarrer und Bernhard Schellin sein Helfer. Abgesetzt 1532, starbschon Ende 1532 an der Pest als Pfarrer von St. Lorenzen. N. Vogel wurde von den regierendenOrten wie sein Vorfahr entfernt. 1536 kam Dominikus Zyli auf 2 Monate nach Thal. Es pastorirten nach Pfarrer Ryner und vorKeller: Hans Vogel und Bernhard Stäheli letzterer von St.Gallen und später Pfarrer von Lichten-steig, Frauenfeld und St.Gallen, wo er 1581 starb. Hans Keller zugleich Dekan der rheinthalischenGeistlichen, starb 1566 in Rheineck. Zacharias Schörli von Zürich bis 1570, ebenfalls Dekan desRheinthals starb 1616 in Oberwinterthur, Johann Heinrich Häginer 1570-75. Niklaus Wüest 1575-83, starb am hohen Donnerstag und wurde am Charfreitag unter Glockengeläut beerdigt.

Josef Rudolf Goldschmid von Winterthur 1583-1586.Hans Haar 1586-90.Hans Rudolf Hubenschmid 1590-93 wo er mit Frau, 4 Kindern und einer Magd an der Pest starb.Hans Wonlich (Wondli) 1593-97Heinrich Hermann 1597-1618.Heinrich Lösch 1618-25 (von Rheineck).Kaspar Müller von Wezikon 1626-37.Hans Jakob Fries 1637-54 (Dekan).Heinrich Wipf von Marthalen 1654-80 (Kammerer).Sebastian Högger von St.Gallen 1680-1716 (Dekan).Evangelische Pfarrer von ThalJohann Kaspar Huber von Zürich 1715-40, Dekan des rheinthalischen Kapitels; 1712Garnisonsprediger in Rorschach, starb als Dekan in Glattfelden 1753. Nach Glattfelden wurdeHuber sowohl von sämtlichen Legaten, als vom Landvogt Rychmuth von dem Collator (Bischofvon Constanz) empfohlen, von letzterem mit der Bemerkung Huber sei ein kreuzbraver Mann undhabe in Thal nie ein Wörtlein gegen den katholischen Pfarrer gepredigt etc.Heinrich Heidegger Eisenhändlers von Zürich 1741-60, starb in Thal als Dekan. Johannes Hubervon Zürich, vorher Helfer in Rheineck 1761-79. (Dekan). Konrad Zürcher von Teufen 1780-1803(Dekan). Georg Wetter von St.Gallen 1803-1842, wo er resignierte und starb 1853 in Thal 93 J.Zwingli Wirth von St.Gallen 1842-1847, wo er Diakon in St.Gallen, 1852, 1852 Pfarrer in Wald,1869 Pfarrer in Linsenbühl, Präsident der Synode und Erziehungsrath, 1873 Pfarrer in Rheineck;wurde geb.1818. Pfarrer in Basel.Christian Walter Huber von St.Gallen geb. 1808, vorher Pfarrer in Grub und Oberuzwil 1837,Erziehungsrath 1840 und 1861 Vizedekan, welche Stelle er 1870 ablegte. Gewählt nach Thal

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1847, resigniert 1880.Paul Christ von Basel, geb. 1851, vorher Pfarrer in Umiken bei Brugg, seit 1881 März 3. in Thal.Eduard Scherrer von Schaffhausen, Ct. Thurgau Seit Dezember 1895 Pfarrer in Thal.

333Notizen über die evangelischen Pfarrer und Diakon in RheineckAus einem Manuskript von Sulzberger1429 wurde die Kapelle in Rheineck gebaut und am Sonntag vor Gallus der neue Altar konsekriertzu Ehren Mariae, der Kreuzerhöhung. Patrone waren St. Jacob, Sebastian, Ursula von Loc. 1433Kaplaneistiftung von Albrecht Schöri von Lindau und der Stadt. Jeder Theil gab 10 Pfund. DerThaler Pfarrer Kaspar von Fröwis und das Generalvikariat von Constanz bestätigten die Stiftung.Der Frühmesser musste 5 Messen wöchentlich in Rheineck lesen und in Thal aushelfen. DasStiftungskapitel betrug 400 Pfund, das Collaturrecht besass Rheineck; 1481 übertrug dortigerRath dem Paul Troll die Pfründe. Rheineck wurde 1528 evangelisch, mit Ausnahme des damali-gen Landvogtes, seiner Familie und seines Gesindes.1529 läutete Rheineck bei Annäherung des Grafen von Hohenems Sturm etc. Viele Krieger ver-sammelten sich und bewirkten den Rückzug (aber ohne Gefecht, wie das Manuskript will).1525 kamen auch flüchtige Bauern nach Arbon, Rorschach und Rheineck. Der Pfarrer erhielt1532 eine Wohnung in Rheineck, angebaut an die Kapelle. (Nach 1651 wohnten nur noch 5Katholische in der Stadt). 1532 wollten die Rheinecker nicht gestatten (den Katholischen) einenneulichen in ihrer Kapelle aufgerichteten Altar zu verzieren. Am 8. November 1532 erhielt daherder rheintalische Landvogt von der Tagsatzung in Frauenfeld den Auftrag, mit denselben zu reden,dass sie laut Abschied diesen Altar mit Zierden und Messgewändern, soviel zur Messe gehört,sofort versehen. 1583 wurde bei einer Conferenz der katholischen Stände geklagt, es haben dieRheinecker alle Katholiken bis auf den alten Stadtammann aus Gericht und Rath entfernt, damitdie Katholiken nicht wissen, was die Evangelischen verhandeln. Man beschloss sich bei denappenzellischen Landammänner Meggeli und Theiler bei dem nächsten Tage in Baden darübererkundigen. 1594 wurde unter Landvogt Ulrich in der neu erweiterten Kirche (1591) ein Altar auf-gerichtet und hin und da eine Messe gelesen. Wahrt peinlich, hielt der evangelische Pfarrer in derKirche in Rheineck alle Sonn- und Feiertage Gottesdienst.1634 Gründung des Diakonates.1660 wurde ein Ansasse von Rheineck, Hans Birchmeier von Kirchdorf bei Baden evangelisch.Der evangelische Pfarrer Wipf bediente sich in seinem Zeugniss einzelner unvergesslicherAusdrücke, was ihm den Unwillen der katholischen Orte zuzog. Seit 1631 sammelte die Evangelischen von Rheineck und Thal am Sonntag in der Kirche Thal fürdie Armen, legten es zusammen. 1654 wünschte Rheineck dieser Almosen allen zu behalten, umeinen Armenleutenfonds zu gründen und verlangten einen Drittel von diesem Fond in Thal. Thalbat Zürich 1656 ihnen zu helfen.1640 wurde Stadtamman Bärlocher, ein angesehener und reicherBürger von Rheineck vom zürcherischen Obervogt in Forsteck verklagt, er habe die ZürcherRegierung verkleinert. Er wurde nach Zürich zitiert und willigte darein, 4 Mitgliedern des Rathsdie Sache zu überlassen. Auf Anstiften des Obervogtes Forsteck ermahnten ihn diese, sich in eineGeldbusse zu ergeben, weil seine Sache laut den Verhören sehr gefährlich sei. Regierung büssteihn um 500 fl. und alle Unkosten an den Vogt in Forsteck. Bärlocher fand bei Evangelischen undKatholischen wegen des harten Urteils Theilnahme und wandte sich an Antister Breitinger inZürich. Dieser bewirkte Aufhebung des Urtheils (weil Zürichs Ansehen bei den Rheinthalern

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leide) und Bärlocher schenkte die Busse an Kirche und Schule seine Vaterortes.Der evangelische Pfarrer predigte bis 1716 alle Sonn- und Festtage und am Dienstag in der Kirchezu Rheineck. Der Diakon hielt die Sonntags Kinderlehre und am Freitag die Frühpredigt. Derkatholische Pfarrer las laut einen Bericht von 1711 in Rheineck wöchentlich 2 Messen und jähr-lich hielt er dort dreimal Gottesdienst. Nach einem Bericht von 1594 wurde dort mehr

334als 2 Wochenmessen gelesen, wofür der Landvogt jährlich 20 fl. zahlte. Bis 1695 hielt Pfarrer vonSt.Margrethen die Wochenmesse in Rheineck. Einige Vögte hielten sich Kapläne. Das Kapitel derKirche Rheineck warf 1713 jährlich 31 fl. Zins ab; überdies hatte die Kirche einen Weinzehenten,der 30-40 fl. eintrug. Reparatur und Nachbauten zahlte der Stadtsekel. Im März 1713 verlangtendie Katholiken von Rheineck, Theilung der dortigen Kirchen- und Siechengüter. Es waren 189Evangelische und 9 Katholische). Die Theilung kam zu Stande: 1) Die Evangelischen geben denKatholischen fl. 3000 und auf ihre Bitte 40 Pfund dz. ??) vom Kirchengut der Kapelle alsEigenthum zum Unterhalt des Altars und für andere gottesdienstliche Sachen etc. 2) DieKatholischen haben ferner Geläut für Messe, Leichen, Prozession und Wetterläuten, letzterernicht während des evangelischen Gottesdienstes. 3) Die Katholischen haben ihre Messen undGottesdienst so einzurichten, dass die Evangelischen in ihrem Gottesdienst nicht behindert wer-den. 4) Das noch restierende kleine Kapital vom Kapellengut und der Zehnte beim Fuchsloch wieder bei der Kirche liegende sogenannte Hauenreich und der Stelle unter der Kirche soll nur denEvangelischen gehören. Alle Reparaturen Kirche etc. ohne Beiträge der Katholischen ist ein eige-ner Messmer erlaubt, wofür die 3 Eimer Wein vom Landvogt wegen Läuten und die 18 Btz. vonder Kirche zu Thal überlassen werden. Auch das Siechengut wurde geteilt. Die Katholische erhielten 650 fl., die laut Beschluss derKatholischen Orte von 1750 dem Landammann Bessler im Staufacker zur Verwaltung übergebenwurden, weil kein Katholischer von Rheineck es könnte. Protest derselben nützt nichts. 14 fl. wur-den jährlich dem Schulmeister gegeben. 1775 Klage über viele liquide Kosten wurde beschlos-sen, sie einzuziehen zu lassen und das Kapital bis auf 1100 fl. wachsen zu lassen, um aus denZinsen der katholischen Jugend zur Erlernung von Handwerken beizusteuern.1722 wurde Kirche nebst Thurm neu gebaut, wofür 8264 fl. 43 Schilling ausgegeben wurden mitEinschluss einer neuen Glocke. (Die Katholischen wollten den Chor nicht bauen). 1730 am 29.November wurde der Kirchengesang in der Freitagspredigt eingeführt durch Joh. Wettler Bäcker.1730. Stiftung einer zweiten Schule mit freiwilligen Beiträgen mit einem weltlichen Lehrer. DieBeiträge liegen auf 3611 fl. 30 Kreuzer. Jene Eltern, die nichts gaben, mussten 2 Kreuzerwöchentliches Schulgeld und 6 Kreuzer, jene welche die Kinder noch rechnen und latein lernenwollten. Der Lehrer erhielt per Jahr 75 fl. und 2 Flöss Holz.1788. Als der katholische Pfarrer das Fronleichnamsfest auf einen Sonntag verlegen wollte, gabes Einsprache. Der Landvogt erlaubte hierauf den Kath. 4 jährliche Gottesdienste in Rheineck. 1765. 3 Strohl in den Thurm der Kirche den 24. Mai.1774 war das Pfarreieinkommen in Rheineck 1) 58 Eimer, 22 Mass Wein vom Landvogt, 4 Eimervon der Kirche von Thal, 5 fl. Zins von einer Rietwiese, 8 fl. Pachtzins von einem Guth.1789 waren 2 Schulen für 812 Seelen. Das Einkommen war an fl. 813, 44 Kreuzer1817 war das Einkommen (fix) fr. 2015.1828. Anschaffung der Orgel.1869 neuer Friedhof à fr. 10500.

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1850 neues Geläut von Grasmeiner. Die grösste im Jahr 1846. Die Inschriften derI. Es ist noch eine Ruh vorhanden.II. Gehet ein durch die enge Pforte.III. Christus ist mein Leben und Sterben mein Gewinn.IV. Ehre sei Gott in der Höhe.Pfarrer: Sebastian Högger starb 1716, Heinrich Kohn 1716-24, Heinrich Ochsner 1724-41,Fridolin Blumer 1741-72, Jakob Müller 1772-96, Kaspar Schulthess 1796-99, Jakob Frei vonHemberg 1799-1805, Rudolf Steinmüller 1805-1835 guter Schulmann, Erzieher und Schullehrer,Schriftsteller besonders Botanik und Landwirtschaft.

335Sebastian Bärlocher 1835, Bürger von Thal, geb. 1792, Professor in St.Gallen, Mitglied desKirchenrathes und Präsident desselben. 1873 zog nach Thal. Zwingli Wirth, Pfarrer in Thal, Helfer in St.Gallen, Pfarrer in Wattwil und St.Gallen (Linsebühl)seit 1870 Präsident der Kirchenrathes.

Diakonat in Rheineck:Um Weihnachten machte der alte Landvogt, Joh. Ludwig Schneeberger von Zürich bei einemBesuche in Rheineck darauf aufmerksam, wie nöthig für Kirche und Schule in Rheineck dieAnstellung eines Helfers wäre. Er fand Anklang, Beiträge flossen; schon 1639 ist ein Studios ausZürich, Hans Toggwiler, war Präzentor angestellt. Sein Nachfolger war Philipp Schüssler 1643,ein Pfälzer. Die eigentliche Helferei war erst 1645 fondirt. Damals wohnten in Rheineck 80 evan-gelische und 5 katholische Haushaltungen. Rheineck schrieb an Zürich, nun sei so viel Fond bei-sammen, dass ein Helfer wöchentlich 2,5 fl. im Herbst einen Saum Wein, 2 Gärten mit Ertrag circa1 Saum Wein, ein Zweitel Saum auf hl. Ostern sammt 10 fl. von der Kirche von Thal, 1 Floss Holzoder 3,5 fl. Kosten, von jedem Kind täglich 1 Scheit, so dass er noch vorräthiges Holz erhalte, fer-ner bezahle jedes Bürgerkind 2 fl. und jedes auswärtige 3 fl. Schullohn. Rheineck bat zudem,Schüssler zu versetzen und einen andern als Helfer zu wählen (Februar 1645), der auch fürKirchengesang, Predigt und Unterricht tauglich sei. Er erklärte, er sei aber nur für Rheineck daund dürfe ohne Wissen der Schulvögte nicht anderswo predigen, er solle aber alle Sonn- undFeiertage die Kinderlehre versehen. Man werde für die Schule die Ordnung der deutschen Schulein Zürich und Münster nehmen. Man fragte, wie man es den wenigen Katholiken machen solle,die beim Schulausbau geholfen? – Zürich rieth, sofern die Katholiken sich nicht auskaufen lassenwollen, dieses neue Haus zu verkaufen und die Katholiken ihren Anteil vom Erlös zu geben, dannsollen die Evangelischen sich nun nur anderes Helfer- und Schulhaus erstehen, aber ihr Vorhabenvor den Katholiken geheim halten. Ebenso bewilligte der Rath bei diesem Anlasse ein jährlichesStipendium von fl. 40 und ernannte nach dem Wunsche von Rheineck Heinrich Wipf vonMarthalen als erster Helfer. Schüssler blieb noch in Rheineck. Pfarrer Fries gab sich Mühe, ihmin Thal eine Schulstelle zu verschaffen, der zürcherische Rath that auch in Altstätten für ihnSchritte. Den 29. April 1648 bat Rheineck den zürcherischen Rath, nicht nur die Helferei und ihrEinkommen in seinen Schutz zu nehmen, sondern auch das bisherige Stipendium (fl. 40) zugeben. Der zürcherische Rath beschloss ein Kapital von 400 fl. dazu zu bestimmen, jedoch nur fürevangelischem Gebrauch und Gottesdienst, sonst behalte man sich für freie Hand vor. Zürich batspäter die andern evangelischen Orte für Mehrung dieser Fonds zu steuern. Bern schenkte im Mai1648 fl. 150. Zürich verständigte sich auch mit Rheineck betreffend der Schulordnung: die

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Gemeinde hat das wohlrecht, Schule Sommer und Winter 2 Stunden Morgens und 2 StundenNachmittags; 2 Tag per Woche für den Katechismus und christlichem Unterricht. – Zürichwünschte Aushilfe für die ganze Geistlichkeit des Rheinthals. Dazu war Rheineck nicht zu bewe-gen, indem es vorgab, die oberrheinthalischen Gemeinden begehrten es auch nicht; sie haben fürRheineck etwas stiften wollen und hätten von den Gemeinden des Rheinthals (selbst Thal) nichtserhalten. Als Diakon Breitinger (Dez. 1661) eher Vorliebe fürs Predigen als Schulehalten zeigteund oft auswärts war, beschloss der Rath von Rheineck eine Ordnung für Anstellung desNachfolgers zu machen, um die Schulversäumnisse zu hindern. So sollte er auswärts nur predigendürfen mit Erlaubnis des Stadtammanns und des Rathes. Das gab Anstände zwischen Pfarrer undRath. Ersterer meinte, der Helfer sei sein Diakon und letzterer ebenfalls.

336Helfer Künzler neigte sich auf Seite des Stadtvaters. Der Kapitaldiakon, nebst dem Pfarrer, demKammerer und Pfarrer. Sie ersuchten den damaligen Vogt das Feuer zu löschen. Sie vermittelten,er soll zuerst der Schule abwarten und nur im Nothfall dem Pfarrer aushelfen. Er sei von beidenSeiten nur Präsentation ihn mein Helfer zu nennen.

Als Rheineck 1661 für einen neuen Helfer die zürcherische Bestätigung und das Stipendium (20fl.) nachsuchte, drang Dekan Namens seiner Amtsbrüder bei Zürich darauf, die Sache so einzu-richten, dass auch den andern Pfarrern im Rheinthal geholfen werde und der neue Helfer wir bis-her für den Pfarrer in Rheineck auch in Thal die Kinderlehre halten müsse. Leider wollten diemajestätischen Rheinecker nicht zugeben, indem sie sagten, der Helfer sei ihr Knecht und müssethun, was sie wollen. Zürich wollte Rheineck zwingen, indem es ihm das Stipendium von 20 fl.entzog. Es half nicht. Auf neue Bitten gab es das Stipendium wieder. Zwischen Pfarrer Müller und Helfer Trechsler entstand ein Streit betreffend die Unterweisung derdortigen Neukommunikanten, den der Zürcherische Kirchenrath 1775 also entschied: DemDiakon als verordnenden Katecheten stehe es billig zu, die Neukommunikanten zu unterrichtenund zum heiligen Nachtmahl zu admittiren. Daher solle er auch nach altem Brauch diesen von denNeukommunikanten, welche er für fähig findet und am nächsten Sonntag als 8 Tag vorher vondem heiligen Feste durch eine feierliche Confirmation zum heiligen Nachtmahl zugelassen sei,nebst dem Verzeichniss derselben dem Pfarrer am nächsten Montag zum Eintrag in ihreGemeindeordner und Aufnahme in seine Seelsorg auch zu einer Entlassung mit einem kräftigenZuspruch zu senden; dem Pfarrer steht es dann frei, diese vom Diakon Unterrichteten in der letz-ten Woche vor Ostern noch mehrere Erbauungsstunden zu geben und Andachtsübungen anzustel-len, aber keine Examen, weil dieselben bereits vom Diakon absolviert wurden. Weil der Pfarrer indieser Woche keine Zeit hat, mag er nach dem Feste aus eigenem Antrieb oder auf Wunsch derHausväter diesen admittirt. Neukommunikanten besonders den Schwächern wie jeder andereSeelsorger und laut Schluss des Capitels wöchentlich noch ein oder mehrere Unterrichtsstundenim Wege der Seligkeit zu geben. Die Besoldung des Helfers war Ende des 17. Saec. fl. 175. – 1725 hatte er fl. 353 Haus- undKrautgarten.1803 wurde mit Einwilligung des damaligen Pfarrers für 6 Jahre ein weltlicher Lehrerangestellt. Der Fond kam später an die Realschule.Johannes Doggenweiler 1643 wurde Pfarrer in Buchs, starb 1665. Heinrich Wipf wurde 1645Pfarrer von Thal-Rheineck. Hans Heinrich Breitinger starb in Rheineck 1661. Johannes Künzlerwurde 1692 auf der Kanzel vom Schlagflusse getroffen und zog mit 4 unerzogenen Kindern nachSt.Margrethen (war der Sohn des dortigen Pfarrers). Conrad Bossard, starb schon 1693 an einerKrankheit. Dietegen Holzhalb bis 1695. Johann Jakob Ziegler wurde 1707 Pfarrer in

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Maschwanden, starb 1750. Felix Weiss wurde Pfarrer in der Spannweid bei Zürich 1725. JohannHeinrich Ulrich wurde 1739 Pfarrer in Lindau. Johann Heinrich Schmidli wurde 1747 Pfarrer inMarbach. Johannes Huber wurde 1746 Pfarrer in Thal. Johannes Fehr starb in Rheineck 1764.Jakob Müller wurde 1772 Pfarrer in Rheineck. Ulrich Drechsler wurde 1790 Pfarrer inRomanshorn, wo er 1815 starb. Jakob Schmid wurde 1793 Pfarrer in Balgach. Salomon Schinzmeldete sich einzig. Der letzte Diakon war ein H. Ziegler von Zürich, wurde Pfarrer imAppenzellischen.

337Aus dem alten deutschen Anniversarium in Thal de anno 1545 – steht p. 84: Anno 1613 Jarshab ich Jörg Rimli dysser Zeitt Pfarrer alhie wie auch der Edel vnd vest Herr Hauptmann CasparDürller von Vhri dysser Zeit Landtschreiber alhie haben wir Zuwegen gebracht von derErwirdigen geistlichen vnd wolgeleutt Herren Magister Cunrad Vogels sälligen Erben iij guldiJärlich Zinss einem pfarrer dz. Ein pfarr Jarlich 5 mallen in der Cappel zu S. Sebastian mäss lässe:Erstlich an vnsser lieben frowen tag Zu anderen an S. Sebastianstag zu tritten an S. Rochus tag zu4 an S. Annatag zu 5 an s. Francis tag welche Capel Ehr Her Cunrad vogel gebauwet hatt uff seinCosten lautt eines briff Ich Heinrich Lutz Hofman zu thall vnder Amma bartlis Dietzi Insigel.Dattum Martini 1626.In einem andern alten Direktorialbuch de anno 1640 heisst es festo S.S. Fabiani et Sebastiani Mart(p. 10). Processio ad Capellam S. Sebastiani ex voto tempore pestilenciae Anno 1611; Parocho ineadem Cappella celebrandum. Habet parochus medium florenum.(Propter augustia loci et nimiamfrigus, finita processione semper officium in Ecclesia parochiali.) Spätere Hand. In hoec prae-nominata Cappella parocho singulis annis quinquies Missae sacrificium cele brandum, nempe...(vide suprae).Steht Uf dem Haselriet, ist an einem 170 fl. Brieff angelegt worden at in Vrbario fol (?) HaniCappellam suis propriis sumtibus cedificare curavit, et proedictis florenis Parocho quotannis dan-dis ditavit Plm. R. Dns. Magister Conradus Vögel Parochus hujus loci. Fabricam ejustem Capellaeconservare spectat ad Ecclesiam Parochialem (luth des abschidts oder brieffs so zuo Baden vfge-richt worden den 15. July Anno 1596 iars welcher anzeigt dass die gedachte Capell derPfarrkirchen sol einverleibt vnd zuoghörig sein, vnd fürhin in nothwendigen bauw, tach vnd zier-den, auss dem ermelten Gottshauss inkhomen erhalten werden. Disser brieff ligt hinder den Junkern zur Wartegg. (Jetzt bey Stathalter in dem Kloster RorschachOrdinis Sti. Benedicti zu finden). (Von späterer Hand).NB. Der Pfarrer Vögel magister ab dem Sulzberg kam nach Thal 1589.

Aus Freiburger Diözesen-Archiv I. Band 1865. Ex-Liber decimationis cleri Constantiensis proPapa de anno 1275. Ex «appendices quinque ad prumum dimidium libri decimacionis pro Papa».(p. 156-159) 2. Appendix II seu Capitulum Ecclesiae Constanciensis. (p. 158) heisst es : «Uns Rudolfus de Sultzberg inravit et taxavit redditus beneficiorum suorum inRegistro dni. Registro dni. Prepositi sicut ibi continetur.»Anmerkung dazu (p. 161) heisst es : «Bei Rudolf von Sulzberg (bei Rorschach am Bodensee) isthier verwiesen auf das Register des Probsts. Dort sind als seine weiteren kirchlichen Pfründengenannt: Tal, St. Paul und Kilchdorf. In unserm ersten Register erscheint er bei Kirchdorf imDokument Tutenheim. «In appendice IV. Decanatus et ecclesie eorum in Helvetia. In decanatuArbonensi erscheint (p. 164): Staina, Golda, Roschach, Tal, Hoste, Lustenowe, Bernanch,Marpach, Altstetten, Munttigel etc. ...» (Tal nur mit Namen)

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338Das Einkommen der evangelischen Pfarrer von 1771 1) mit Mai und Martini fl. 105, 50 Kreuze;2) von Buchen fl. 61, 16 Kreuzer; 3) von der Kirche Thal 64 Eimer Wein; 4) ein Gütlein Rebenbeim Hause (Ertrag ca. fl. 50. 5) ein Mannwerk Wiesen auf dem Riet. Damals waren in der Kirchgemeinde 9 Schulen: 2 zu Thal, 1 Buchberg, Bauriet, Buchen, Brenden,Haufen, Tobel und Weinachten.1798 war das Einkommen fl. 272 Kreuzer 56 an Geld, und fl. 4 von einem Gemeindetheil; fl. 8von 2 Wiesen jenseits des Rheins, 19 Saum rother Wein, 1 Juchart Reben, fl. 40 Stipendium vonZürich, Baum und Gemüsegarten. Die Gemeinde zählte damals 2460 Seelen. Vom Einkommen des katholischen Pfarrers war um die Mitte des vor. Saec. 1) an Geld fl. 212, 20Kreuzer 2 Heller, die der Pfarrer einziehen musste; fl. 20, 48 Kreuzer vom Landvogt. 2) anFrüchten: 8 Vetl. Vesen; St.Gallenmass à 24 Kreuzer = 3 fl. 12 an Wein: vom Landvogt 30 Eimer,von eigenen Reben circa 23 Eimer (der Rebmann bezog die Hälfte; das Pfarrergütlein ausgelie-hen à 50 fl. wovon 5 fl. dem evangelischen Pfarrer, den Nusszehnten und vom Stand ein FuderStroh. – Nach einem fast gleichzeitigen Pfarrbericht erhielt der katholische Pfarrer von fl. 305 anGeld mit den Jahrzeiten etc. Bis 1695 hielt der kath. Pfarrer von St.Margrethen die Wochenmessen in Rheineck.Im ersten Dezennium des 19. Saec. fanden unter den Kirchgemeinden, welche von Thal sich los-gelöst, aber doch Theilhaber am evangelischen Kirchengut waren, verschiedene Verhandlungenstatt. Rheineck erhielt fl. 50 an Geld, 2 fl. für die Hebamme, 4 Eimer Competenzwein und Oblatenfür die hl. Communion, Wolfhalden und Heiden dieselben Geldbeträge, aber 6 Eimer und 8 MassCompetenzwein. Ferner wählten sie am Ostermontag den Kirchenpfleger. Die neue St. GallischeVerfassung liess 1803 diesen Alten Usus fortbestehen (noch). Thal hielt es für das beste, wenn mitden 3 nun getrennten Kirchgemeinden eine Abkurung gemacht und ihnen von ihrem schönenKirchenfond (fl. 60000) etwas gegeben werden könnte, obschon Lutzenberg aus Furcht vor derUebermacht von Thal nicht sehr dafür war. Thal rief 31. März 1808 und 4. Juli 1808 die St.GallerRegierung an, 2 Vermittler daher kommen zu lassen. Sie versprachen es, wenn man sich nichtwirklich einigen könne. Auf neue Bitte von Thal und auf die Anzeige dass eine letzthin gehabteVersammlung mit Zuzügern Beförderung dieses Geschäft wünsche, ernannte die Regierung denErziehungsrath Custer auf Grünenstein als St.Gallischer Vermittler und gab ihm eine Instruktion.Am 24. März und 1. April 1809 fanden in seiner Gegenwart und des Abgeordneten des KantonsAppenzell A.Rh., des Landschreibers Johann Heinrich Tobler von Trogen Besprechungen vonDeputirten aus allen betreffenden Gemeinden statt.Sie hatten ein günstiges Resultat. Rheineck wurde eine Auflösungsumme von fl. 5300 gegeben.Heiden und Wolfhalden erhielten je 3000 fl. Sie überliessen dagegen der Mutterkirche allesEigentum und Kirche und Kirchengut mit Einschluss der Effekten jenseits des Rheines. Diesen,den 19. April 1809 unterzeichneten Vergleich genehmigten die Regierungen beider Kantone, dievon St.Gallen den 24., die von Appenzell den 25. April 1809. Die Evangelische KirchgemeindeThal-Lutzenberg behielt noch einen Fond von ca. 20 000 fl. für Besoldung ihres Pfarrers. Trotzdes Versprechens im Abkurungsinstrument, das Einkommen des evangelischen Pfarrers auf fl. 800zu erhöhen, liess die evangelische Verwaltung alles beim Alten und zeigte nur dem Pfarrer Wetteran, dass ihm die bisher bezogenen 6 Eimer Wein nach dem Weinlaufe bezahlt werden. Wetterdrang bei der St.Galler Regierung auf Erfüllung des Versprechens. Diese beauftragte obigen HerrnCuster. Er besprach zuerst mit mehreren einflussreichen Vorstehern der Gemeinde, von denen dieeinen für, andere gegen Wetter waren. Eine Woche später schrieben Custer und Landammann ver-schiedene Verhandlungen Custers mit Wetter etc. Dann noch 1809 fand eine Besprechung zwi-schen dem Ausschusse der Verwaltung und dem evangelischen Verwaltung statt. Erstere bedauer-

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ten, dass sie wegen Schwächung des Fondes den Geistlichen nicht angemessen besolden können.Sie einigten sich, ihm in den nächsten 10 Jahren fl. 740 an Geld und fl. 60 Zins von Reben undGut beim Pfarrhaus zu geben und nach 10 Jahren, wenn der Fond geäuffnet, ihm in vier Terminenje fl. 200 nebst Garten und Reben Gut zu geben. Die Verwaltung Thal-Lutzenberg genehmigte am14. October diesen Vertrag

339und gab der evangelischen Gemeinde Thal für das Schulwesen aus dem Rest des Kirchenfondes8088 fl. 32 Kreuzer und 3 Heller (Thal 5392 fl. 22 Kreuzer 1 Heller, Lutzenberg fl. 2696 Kreuzer17). Nun kamen weitere Bereinigungen der Verhältnisse zwischen Thal und Lutzenberg vor, umStreitigkeiten zu vermeiden. Daraus folgte der Vertrag:1) Es wird eine Verwaltung von 7 Mitgliedern gewählt, 4 von Thal mit dem Präsidium, 3 vonLutzenberg. Das Kirchenkapital soll mit den jährlichen Vorschüssen in statu quo bleiben und zukeinen Nebenzwecken verwendet werden, 40 Jahre lang. Der gegenwärtige über obgenanntenCapitalisirung und die Auslösung der 3 Gemeinden sich ergebende Vorschuss wird zwischen Thalund Lutzenberg à 2/3 und 1/3 getheilt, doch soll diese Vertheilung für künftige Reparaturen nichtmassgebend sein. 2) Es wird eine gemeinschaftliche Kirchenpolizei Verwaltung aufgestellt, 3 von Thal, 2 vonLutzenberg, der Ortspfarrerpräsident. Ihre Geschäfte sind: a) Einschreitung und Vernehmung undallfällige Busse gegen Andachtsstörer der Kirche. Busse fallen dem evangelischen Kirchengut zu.b) Wahl von Aufsehern in Predigt und Christenlehre. c) bei der Communion stellt Thal 2 undLutzenberg 1 Becherhalter d) Pfleger und Messmer werden nach St.Gallischen Gesetzen gewählt,ersterer stellt 2000 fl. Caution. e) vom Säckligeld erhält Thal 3/5, Lutzenberg 2/5. 3) Genehmigtden 24. April 1809 von St.Gallen und Appenzell.1818 erweiterten Katholisch und Evangelisch Thal den Friedhof. Die Katholischen traten denEvangelischen ihren Antheil dem sogenannten Kirchengütleins oder Messmergartens vor demWirtshaus zum Engel ab; weiter ihr Antheil am Beinhaus und Armensünderhöfle. DieEvangelischen treten jenen ab: ihren bisherigen Antheil am Kirchhof neben dem katholischenPfarrhaus und Stadel unter dem Weg dem Armensünderhöfle zu; ferner das evangelischeKirchengärtlein ausser dem Friedhof sammt dem zwischen dem Garten und der Strasse offenenPlatz etc. Die neuen Friedhofmauern führen die Evangelischen aus; der Unterhalt später 1/3 vonden Katholiken zu tragen. Zur Ausgleichung zahlen die Katholiken den Evangelischen 25 fl.Genehmigung dieses Vertrages vom 3. April 1818. Ebenso willige Entsprechung bei Erhebung desCharfreitags zu einem Vergleich wegen Gottesdienstzeit zwischen beiden Confessionen 15./16.April 1859.Weniger gut ging es in den Verhandlungen betreffend Benutzung des Frauenhauses 1850. DieKatholiken meinten ein Recht zu haben, indem sie sich auf den sogenannten Krippelibrief beru-fen von 1712 und 1713. Die Evangelischen bestritten dieses Recht. 2 herbeigerufene Archivarelegten die Stelle so aus, das die Katholiken auf vorschriftmässiges Anhalten die Mitbenutzungnicht verweigern könne. 1851 und 1852 gestatteten die Evangelischen die Benützung derRathausstube für je ein Jahr.Die evangelische Filialkirchen Buchen muss aus dem gemeinsamen Fond erhalten werden. 1853vergabte ein Ungenannter 1000 Fr., dass der Zins dem Pfarrer zu Gute komme und etwaigeAushilfe fremder Prediger an den Festen. Seit 1835 hörten die Wochengottesdienste in Buchenauf, der Versuch, eine eigene Kirche zu gründen misslang 1867. Buchen zählte 656 Seelen. Derdortige Fond ist 14200 Fr. Friedhof in Thal mit Kosten von 16000 und 8000 Fr. Kapläne in Buchen: Kaspar Vögel 1487 Johann Custor adjutor in Thal zur nämlichen Zeit.

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Kapläne nach der Reformation: Johannes Dobler 1638-45, Christoph Deubler 1646-47, SebastianHohstamm 1648-51, Christoph Deubler 1654-59, Siegmund Hedinger 1659-60, Jodocus Seiler1660-63, Johann Baptist Joos 1663-1707, Franz Xaver Riettweg 1708-12, Dominicus Füchslin1716-38, Innocens Braun 1738-44, Johann Ignatius Baerlocher 1744-47, Johann Anton Schmid1748-80, Simon Fleisch vicar 1780-83, Remigius Schwager von Bettwiesen 1783-1818, MathaeusBerchtold 1718-44 von Krummberg, Mathaeus Egger 1844-52, Jacob Bannwart 1852-1890,Andreas Wildhaber 1890.

340 Thal gehörte damals mit dem Rheinthal in das Archivdiakonat des Thurgaus. (Vide p. 213-114).Paginae 244 heisst es: Dns. de Sulzberg inravit et soluit pro sua in ecclesia Constanc, et ecclesiain Tal et sei Pauli et ecclesia in Kilchtorf XLIII sol. Constanc, sohia sibi debita conputacione. Itemsecundo termino soluit III lib. rt VV sol. minus VI den. In Constanz bestand das Domkapitel vonaltersher aus 24 Copitularen und ebenso vielen Kaplaneipfründen.

Nachträgliche Auszüge aus dem Kopierbuch der Kirchenverwaltung:Die 2te Glocke hatte 18 Zentner und 6 Pfund und sprang 1793. Es wurde eine neue demGlockengiesser Raget Mathis von Chur akkordirt 1793. Sie hat 24 Zentner und 50 Pfund, kostetein Allem 783 fl. Noch 1796 gieng eine Prozession von Thal nach Höchst am Pfingstmontag. 1797ist erkennt, den Gassenbettel gänzlich abzuschaffen. Jede Confession solle ihre Armen erhalten(p.12). 1799 wird auf Antrag erkennt, die Fronleichnamsprozession nach Rheineck zu halten,wenn möglich auch geschlossen werden. 1800 den 8ten Juni wird das gleiche beschlossen undjeder Bürger zu einem Beitrag für die Armen angelegt werden nach Vermögen. 1800 sprang das zweitkleinste Glöcklein (p. 31), wurde akkordirt an Rosenlächler. Akkord vom22. August 1801 wegen der zersprungenen grössten und einer kleineren ebenfalls zersprungen mitRosenlächler von Constanz. (Es wurde aber die 2te grösste, der Churer scheint nicht gegossen zuhaben. Das Gewicht ist 23 Zentner 87,5 Pfund. Sie kostete total 395 fl. 40 Kreuzer.1802 den 1. Juli Versammlung wegen eines katholischen Waisenhauses. Die Inneren waren dage-gen, die ausser dem Nagelstein mit einer Stimme mehr dafür. Präsident Johann Michael protestir-te. Auf Antrag des Regierungsstatthalters Gschwend am 6ten Juli 1802 wieder eine Versammlungoder Commission. Besonderer Förderer des Waisenhausprojektes war Präsident J. Baptist Rüstvon Staad. Die Aeusseren behaupteten die Möglichkeit der Erstellung (p. 47), die Inneren dasGegentheil; es wurde nur gezankt und die Versammlung aufgehoben. Auf Beschluss derVerwaltungskammer vom 20. Juli berief Rüst die Vorgesetzten wieder auf den 7ten August zusam-men und zeigte, wo etwa der Fond zu suchen sei. Präsident Michael Messmer schilderte denBürgern von Buchen und Staad vorgelegten Plan und den darin bewiesenen Reichthum übertrie-ben und unstatthaft und behauptet das Siechengut, auf das sie sich berufen, könne und dürfe nichtdafür verwendet werden. Zur Untersuchung der Urbarien des Siechenamtes werden gewählt diebeiden Gegner Rüst und Messmer. An der Versammlung erschienen auch Abgeordnete vonRheineck, welche im Namen der dortigen Bürger gegen die Verwendung der gestiftetenAnniversarien für das Waisenhaus protestiren. 1803 kommt von Buchen aus der gleiche Antragund wieder gleiche Protestation von Thal. 1804 am 29. April war Commission. Amman M.Messmer bemerkte, er vernehme, dass man von Errichtung eines Waisenhauses gerne abstrahireund dasselbe auf die möglichst ökonomische Weise versilbern lassen möchte, wenn die ganzeGemeinde selber mit Nutzen und Schaden übernehmen. Um des Friedens wegen gebe auch Thalseine Zustimmung dazu. Damit war im Namen der Aeussern auch Präsident Rüst zufrieden.Beschluss es zu verkaufen, vorher aber die ganze Gemeinde anfragen.

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1808 den 26. Dezember bittet die katholische Verwaltung die Evangelische Kirchenvorsteher, siemöchten ihnen eine Viertelstunde mehr Zeit an den Sonntagen für den Gottesdienst gönnen, theilswegen der frühen Stunden, theils wegen des langen Verlesens und des Gedränges das entstehe,wenn die Stunde eben geschlagen habe.

341Die Evangelischen antworteten erst 28. März 1809 gemässigt ausweichend – doch zum Schlussliessen sie sich herbei, für besondere Fälle, wenn der katholische Pfarrer es wünscht und 8 Tagezuvor darum einkommt, eine Viertelstunde zu gewähren.1820 kündete Schullehrer Karpf den Dienst. Für ihn ward gewählt 1820 Plazidus Rebholz vonSigmaringen Dorf. Dem Kaplan Buchen werden jährlich 2 Eimer von der Kirche geschenkt.

Aus Materialien zu einer vaterländischen Chronik IV. Jahrgang 1812. Herisau.Unter den gefährlicheren Dieben die zum Theil mit einer Menge listiger und gewaltsamerDiebstäle und Einbrüche, grässliche Misshandlungen der Beraubten verbunden und endlich ihrenTod durch den Strang fanden, wird genannt, Nikolaus Tobler von Thal 1772. Von 1636-90 kamen 10 Hexen in Ausserrhoden in Untersuchung, darunter 1636 und 1672 eineAgatha Rohner und Michael Graf aus dem Kurzenberg, welche sich dem Satan verpfändet, umReichthum, Stärke, Künste, Ansehen, Genüsse zu erhalten, und ihren Lüsten fröhnen zu können. In den äusseren Rhoden, an das Rheinthal gränzende Gemeinde des Kantons Appenzell A.Rh., derKurzenberg genannt, trat Wolfhalden zuerst mit einer wohlgeordneten Armenpflege hervor, indemsie die Abschaffung der Gassenbettler von Anno 1800 treu blieb, den Armen durch eine von denGemeindeeinwohnern periodisch bezogenen Vermögenssteuer möglichst half, und im Jahr einebequeme Heimath kaufte und einrichten liess, um ihren Hülfe- und PflegebedürftigenAngehörigen, eine verständige Versorgung zu verschaffen. Eine Anlage von 15 von 1000 nebstLiebesbeiträgen deckte die ersten Kosten und Bedürfnisse. Heiden war noch glücklicher, indem ein edler und reicher Bürger, Herr Johann Konrad Tobler:dessen Familie seit oder schon 1652 dort ansässig war für 900 fl. einer der schönsten Güter à 43Yucharten kaufte, dann ein Wohnhaus mit 2 grossen Webkellern, 3 Arbeitsstuben und 24 Zimmernman erkaufte, dazu eine grosse Scheune, und das Ganze (vielleicht 40 000 Franken an Werth) derGemeinde Heiden zu einer Armenanstalt schenkte.

1611: Grosse Pest. Zu Basel starben 4000, in Zürich 4900, in Trogen 1164, in Hundwil 1012. Inganz Thurgau 33 584. Sogar die Vögel in der Luft und andere Thiere wurden ein Opfer der verpe-steten Ausdünstungen. Dabei auch Viehseuch, Stumpfsinn und Gefühllosigkeit folgten diesemgrossen Unglück. Man nahm das Erbe der Gestorbenen in Empfang oder kam leicht zu Güternund Häusern und wurde eher leichtsinnig. Vide den Diebstahl in der Thalerkirche 1613. Auch imAppenzellerland war es so. Dafür ein Edikt von Landammann und grosser zweifacher Landrathder äusseren Rhode von 1611, worin geklagt wird über Vernachlässigung des Wortes Gottes,Spielen (Kegel und Karten) an den Sonntagen ausser Landeslaufen, Krämern während der Predigt,Stossen auf der Empore (auch die Töchter Stossen, Lachen, Schwätzen) vom 1. September 1611.Ein zweites Edikt folgte am 20. Januar 1623. Anno 1621 sehr nasser Sommer, doch guter Herbst,dann fürchterliche Erscheinungen am Himmel, der Krieg in Bündten, Misswachs, Theuerung.1623 Tollwuth der Hunde, die von den Leichen aus Bündten am Rheine gefressen, die Menschenund Vieh anfielen und nur an letzterm einen Schaden von 25000 fl. anrichteten. Treibjagd auf sie.– Die Appenzeller (A.Rh.) hatten im Herbst 1622 alle Mittwoch einen Bettag angeordnet (mit

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Predigt), der aber nach dem Edikt schlecht gehalten worden war, wurde wieder bestätigt und beiStrafe zu besuchen geboten. Die Obrigkeit hatte bei den strengen theuren Zeiten dem jungen ledi-gen Volk verboten zum Wein zu gehen, bei dem Spinnen und sonst zu Johlen, Schreien bei Tagund Nacht, das Spielen, Tanzen und liederliches Wesen.

342Aber es wurde doch zuwider gehandelt. Alle vier Wochen (p. 140 Anmerkung) hatte das jungeVolk einen Trinksonntag; zu Betglockenzeit sollten sie nach Hause gehen; – aber aus denSchenken ging es in Privathäusern weiter, wo es noch schlimmer herging.Auch gegen die Hochzeitsmähler gieng dieser Edikt. Sie sollten per Person nicht höher als à 7Batzen verdinget werden und höchstens 50 Personen eingeladen werden etc. (Anno 1609 war dasMaximum der Hochzeitsgäste auf 100 Personen festgesetzt; sie zogen Paarweise zur Trauung mitTrommeln, Pfeifen, Gesang, Jodeln. Anno 1685 waren bei einer Hochzeit der Tochter desLandfähndrichs Schläpfer in Schwellbrunn mit Johannes Diem von da 433 geladene Gäste imRössli, wo die Braut wohnte). (Anmerkung p. 142).Ein Edikt wurde erlassen den 18. Juni 1713. (1712 war der Kanton Appenzell in Belagerungs-zustand wegen des Toggenburgerkrieges. Hochwachten, Feuerzeichen immer bereit.) In demsel-ben immer die alte Klage über schlechte Sonntagsheiligung. Sie gehen in den Algau, oder bleibenzu Hause, oder die ledigen Knaben und Töchter reisen gen St.Gallen, ins Rheinthal um zu zechen...Ermahnung an Eltern, Herren, Meister und Frauen mit gutem Beispiel vorzugehen und zumBesuch des Gottesdienstes anzuhalten etc. Siehe dort, um die Appenzeller zu Bussen, die Schilderung der Kilbe in Urnäsch (p. 147).Am grossen Schiessen in Herisau 1646 war ein Jakob Bänziger Hauptmann von Wolfhalden unterden Aufsehern und Richtern. Vom ganzen Kurzenberg waren dabei 38, von Unter- 15 und vomOberrheinthal 13 Schützen.

Aus Avisblatt für Herisau I, Jahrgang 1809 (Eigentlich Band I der obigen). Die Ehr- undWehrloserklärung war einst eine der entehrendsten Strafen gegen Störer der öffentlichen Ruhe undSicherheit, gegen Eidbrüchige etc. Dem Schuldner durfte seine Waffe nicht genommen werden.Anno 1607 und 1708 wurde jedem Landmann bei 3 Pfund Busse geboten, nicht ohne gutesSeitengewehr in der Kirche, auf das Rathaus und Jahrmärkte zu gehen. 1718 wurde dieseVerordnung aufgehoben.

Die Bewaffnung war verschieden. Anno 1659 musste jeder mit Morgenstern versehen sein und fürdie Grenzhäuser wurden 100 Aexte und 100 Prügel angeschafft und die Helleparden in bessernStand gesetzt. Bis 1761 hatte man Zilstöcke mit Lunten, dann aber Hahnenschlösser ohne Stecher.Die Musgurten erhielten ihren Abschied. 1708. Zur Zeit der Franzosen trug man statt DegenCokarden, und die Beamten seidene Schürtzen. Am 2. April 1799 marschierte das BataillonWetter, und 4. August die 2 Artillerie Batterien von Herisau nach Rorschach, wo General Kellerdas Ganze leitete. 1805 war Grenzbesetzung, am 4. April Entlassung bis auf 5 Kompagnien wegen der marodeurs.

Sagen aus Thal1) In der heiligen Nacht (Weihnacht) hörte man alljährlich in Thal zwischen 10 bis 11 Uhr in denLüften ein wüstes, grausiges Geschrei von Südosten kommend und nach Westen sich verflüchti-gend. Mehrere noch Lebende, keineswegs abergläubische Leute, erhielten geschwollene Backen,wenn sie die Fenster öffneten, um neugierig zu schauen, was das wäre. Sie nannten es das

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«Wuotin» (Wodan). Es ist dieses ein Beleg für die weite Verbreitung der Sage von der wilden Jagd,eine Faser des alemannischen Götter-Glaubens.

2) In alter Zeit fiel ein armer Teufel, der sich auf dem Buchberg verirrt hatte, über den Felsenhinab zu todt. Man erzählt sich nun, er mache als Gespenst gegen die Buchsteig hinaus die Strassedadurch unsicher, dass

343seinen Bettelsack den Wanderer, die vielleicht wie er im Wein sich etwas gütlich gethan, in dieFüsse schleudere und sie straucheln mache. Man nennt dieses Gespenst den «Bettlerbünteli».

3) In der Nähe der Sebastianskapelle stand ein alter Bildstock. Auch hier war nächtlich derSchauplatz eines gespenstischen Hundes, der Pferde stutzig machte, dass sie nicht vom Fleck zubringen waren.

4) Der Glaube an Hexen hat sich bis in die heutige Zeit vererbt. Wenn Nachts dem Vieh etwasLeides zustösst, wenn es Morgens halb verstickt in seinen Ketten hängt, wenn die Milch eineunnatürliche Farbe bekommt, wenn keine mehr fliessen, nicht mehr buttern will, oder wenn inHaus und Keller etwas sogenanntes Unwichtiges zufällt etc., so sagt man alsogleich «die Hexe»hat es gethan. Man ist auch nicht mehr verlegen mit Gegenmitteln entweder dass man aus eigenerTradition solche kennt, oder zu Beratern geht, welche in alle Geheimnisse der Sympathie einge-weiht zu scheinen. Ein schöner Theil älterer unstudierter Viehärzte und Wunderdoktoren, die oftauch in das Gebiet der eigentlichen Medizin hineinpfuschen, (gewisse) Hebammen (sages fam-mes), kultivieren heute noch das Gebiet der Sympathie oder Magie, welches einst vorzugsweisedie Dämonen der Henker, Bader, Hufschmiede, Zigeuner etc. gewesen war.

Aus Mitteilungen zur vaterländischen Geschichte Neue Folge 3. Heft. Einer der inhaltreichstenund belehendste Stärke der Urkundenbücher, No. 680 von 890, ist die Veranlassung etc. ... Am 30.August 890 nämlich fand am Einflusse des Rheins in den Bodensee eine Versammlung statt, umzwischen dem Kloster St.Gallen einerseits, das von Ludwig des Frommen Zeit bis auf diejenigeArnolfs im ruhigen Genusse seiner gleich anderen feinen Grundbesitzern im Rheingau geübtenRechte an der Gemeinmark gewesen war, und dem Grafen Ulrich vom Linzgau andererseits, derals Inhaber der ihm geschenkten Königshofes Lustenau St.Gallen in seinen Rechten gekränkthatte, zu entscheiden. Die Anwesenden sprachen sich eidlich zu Gunsten des Klosters aus undstellten dabei Grenzpunkte für die Anrechte derselben fest. Von dem bei Monstein in den Rheinmündenden Eichelbach bis zu einer nicht nachweisbaren Wassergränze südlich (jedenfalls imnördlichen der beiden natürlichen Abschnitte des linksseitigen Rheinthals, zwischenHirschensprung und Heldsberg) soll der volle Antheil an die Nutzungen St.Gallen bleiben, ausge-nommen besonders in gewissen namentlich aufgeführten, unter königlicher Banne stehendenWäldern. Zugleich wurde als Grenzlinie zwischen dem Thurgau (nordwestlich) und demRheingau (südöstlich) eine Richtung festgesetzt, welche wohl von Kainen ausging und so ziem-lich dem Laufe des Gewässers entsprach, das in seinem obersten Laufe eine zwischen katholi-schen und reformierten Grub als Legebach die Kantone St.Gallen und Appenzell trennt, dann densüdlichen Fuss des Buchberges bespült und diesen von der Thalbucht scheidet, worin das DorfThal liegt, endlich unter dem Namen Steinbach bei Bauried unterhalb Rheinegg in den Rhein sichergiesst, etwa 3000 Meter oberhalb des Einflusses des Rheines in den Bodensee; von da ging dieGränze mitten im Rhein zum Bodensee hinunter etc.

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344Verschiedene Notitzen und AuszügeAus Georg Ratzingers Geschichte der kirchlichen Armenpflege. Freiburg 1868Der Aussatz, Aussatzhäuser, Lazaristenorden (p. 273).Mit den Kreuzzügen kam die arabische Art der Lepra ins Abendland. (An deren Arten waren inallen Jahrhunderten verbreitet.) Es bedeckten nicht nur die weissen Hauttheile, besonders dasGesicht, mit krebsartigen Geschwüren, er erfüllte sehr häufig das Gemüth mit tiefer Schwermuth,erzeugte nicht selten sogar vollständigen Wahnsinn. Man betrachtet sie mit heiliger Scheu. Isai 53Frankreich zählte im Anfange des 13. Jahrhunderts (1226) nicht weniger als 2000 Leproserien (p.274). Auch in andern Ländern gab es eine Anzahl. Sie standen unter dem Schutz des heiligenGeorg. Jeder Flecken, fast jede Gemeinde hatte ein Aussatzhaus. Mathaeus Paris schlägt die Zahlder um die Mitte des 13. Jahrhunderts bestehenden Leproserien auf 19 000 in ganz Europa. Mitihnen war regelmässig ein Oratorium und ein Kirchhof verbunden. In den Städten entstanden dieSpitäler; für fremde Arme, Reisende, Pilger wurden eigene Elendshäuser erbaut, welche densel-ben Zwecken dienten, wie ursprünglich die Diversorien oder Xenodochien.

Herr Hauptmann Tobler besitzt eine römische Münze, welche im Sandbüchel ob Staad, GemeindeRorschacherberg gefunden wurde. Als Beweis, dass die römische Strasse von Staad gegen Buchengieng, gilt die Notiz, dass ein Weg zwischen Staad und Buchen, hinter Riseck den Namen Herren-oder Heerweg hat, ob nicht der Name Heerbruck nicht älter ist, als das Schloss. Schatzgräber fan-den auf dem Buchberg – keine Schätze, aber Mauerwerk. Der Kirchhof von Thal war mit einerMauer mit Schiessscharten ganz umgeben, ganz wie eine kleine Festung. Die Striegelgasse sollden Namen daher haben, dass die Oestreicher, als sie aus der Schlacht von Wolfhalden retirirten,dort noch recht gestriegelt worden seien.

Anno 1870 hatte Thal bei der Volkszählung: 3079 Seelen, 1578 männliche, 1519 weibliche, 1071katholische, 2023 reformierte Einwohner. Die Rhode Thal hat 535 im Ganzen, kath. 133, ref. 402;Buchsteig 308 im Ganzen, kath. 100, ref. 208; Feldmoos 636 im Ganzen, kath. 130, ref. 506;Bauriet/Buchberg 451 im Ganzen, kath. 27, evang. 424; Buchen 411 im Ganzen, kath. 129, ref.282; Staad-Speck 543 im Ganzen, kath. 343, ref. 200; Altenrhein 213 im Ganzen, kath. 209, ref.4. Rheineck hat Einwohner Total 1400 vertheilt in 323 Haushaltungen, in 220 *Wohnhäusern,1703 bewohnbare Räumlichkeiten. 661 männliche, 739 weibliche. Gemeindebürger sind 534 ,Kantonsbürger 324, Ausländer 115, Protestanten 1165, Katholiken 224, andere Konfessionen 11.Namen der Ortschaften: Stadt, Fahr, Oedgut, Bauhof, Neumühle, auf den Höfen, Zieg. Anno 1860hatte Rheineck 1285 Einwohner. Ein Rheineck ist im Kanton Zürich, Tyrol und Rheinlanden.

345Die Bevölkerung der Gemeinde Lutzenberg bewegt sich laut Zahlen von 1870 sich in folgendenVerhältnissen: Haushaltungen 221, Eheleute 362, Ledige 425, Getrennte 26, Schweizerbürger 131,Ausländer 23. Katholiken 42, Protestanten 1031, Total 1073; Männlich 519, Weiblich 554.Kleinere Auszüge aus Registern der Benediktinerabtei Pfäfers von Theodor von Mohr: In einerUrkunde von 1253 (p. 14) giebt Rudolf Graf von Rapperswil dem Kloster Pfäfers dasPatronatsrecht über die Kirche Wurmsbach. Unter den Zeugen kommt vor: Wernerus dictus Held. Als Graf Rudolf von Montfort in der wegen Beschädigung des Klosters Pfäfers bei Rankweil dieExkomunikation gefalllen 1270, leistet er Entschuldigung. Dabei wird ein Streit ausgetragen (p.17). Ceterum quoque altacation cum ejusdem monasterii abar abbate et conventu habita ob 30ulnas panni, ad officium portus in Vuoze (Fussach) spectantes ... decisa est,videliovet quodilli, qui

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nante officium ibi haberent, tenerentur quemlibet abbatem et suos omnes nuntios tam equestrestam pedestres, qualibet hora sine precio transducere...1306 (p. 23) protestirt Abt Conrad de Fab. gegen Entfremdung und Verminderung seiner äbt. Be-sitzungen besonders zu Wäggis, wobei die Stelle: «per nimiam Alberti regis rapa, citatis sitim». Graf Hugo und Gräfin Anna von Werdenberg, seine Gemahlin, geben einen Leibeigenen 1320 (p.24) dem Kloster Pfäfers. Vonarx und Vanotti gesellen ihn der Sarganserlinie zu, von Mohr denGrafen von Werdenberg-Heiligenberg, weil erstere die Feste Freudenberg besessen, wo der Briefausgestellt ist... NB. Im Jahr 1868 wurde der Bach im Dorfe Thal überbrückt. Vorher floss er in einem tiefenGraben, über den oben eine steinerne Brücke, unten beim katholischen Pfarrhause ein Weg, beste-hend aus einer einzigen Eiche, führte. Bei dunkler Nachtzeit war der Bach gefährlich fürAngetrunkene, wie den zu meiner Zeit ein Mann eines Morgens todt im Bache gefunden wurde,der den Steg verfehlt und über die Mauer so unglücklich gefallen war, dass er mit dem Gesicht insWasser kam und ertrank.

Anno 1870 wurde in Rheineck der neue Kirchhof ob der Kirche angefangen und zu Ende geführt.Anno 1871 wurde der Oelberg auf dem Kirchhofe in Thal abgebrochen, ein altes gothischesMonument (Spätgothik aus dem 15. Jahrhundert) in dem ein grosses hölzernes Kruzifix hing. Esgeschah im August. Im gleichen Jahre wurde der evangelische und katholische Kirchhof erweitert.Die Leichen wurden um den Oelberg und der früheren Einfassungsmauern, sowie um dasHauptportal herum transferiert und Platz zu den jetzigen Anlagen verwendet. Im Jahre 1872wurde der Kirchhof fertig gemacht, mit Sokel und einem

346Eisengeländer umgeben; ebenso auch der Pfarrgarten. Am 30. April 1872 am Fronleichnamsfestemorgens halb fünf Uhr wurde von Gärtner Lutz die Linde vor dem Pfarrhause gepflanzt. Gottgebe ihr ein fröhliches gedeihen auf dem einstigen Platze der Todten!Am 27. September 1799 setzte der österreichische General Petrosch aus Gaster kommend, woHotze geschlagen und getödtet worden, bei Rheineck mit seiner Truppen über den Rhein. (Er reti-rierte durch das Toggenburg). Ein Wilhelm von Fröwis war 1407 Ammann im Bregenzerwald. (Aus dem Jahrbuch des histori-schen Vereins des Kantons Glarus 6. Heft).

Unter den Todten der Schlacht bei Marignano kommt auch der Landvogt von Rheineck vor. ImJahre 1872 wurde das neue Kreuz auf dem erweiterten Kirchhofe aufgestellt und mit demselbeneingesegnet. Aus einem schwäbischen Flugblatt von anno 1515 mitgetheilt in «Die illustrierteSchweiz» 2. Jahrgang 1. Heft (p. 55). In den schweren Kämpfen zwischen Staat und Kirche unter Kaiser Friedrich II. verarmten dieGrafen von Heiligenberg. Graf Bertold starb 1262 und Bertold sein Sohn, der letzte seinesGeschlechts 1276. (Thurgauische Beiträge vaterländischer Geschichte. Heft 10 p. 11).

Aus Materialien zu einer natürlichen Chronik der Kant. Appenzell 1810. Herisau. Im KantonAppenzell wurden 1807 Landjäger aufgestellt (5). Vorher hatte es Hoschiere. 9-12. 1434-35 kamen 2 Brüder, Hanz und Jos Künzler von Auw im Bregenzerwald zu ihrer Base in denHof Kurzenberg in den Hof Büele ob Rheineck. (Es war damals ein grosser Verband). 1487 kauf-ten ihre Nachkommen den Hof Walzenhausen von Anna Schaub Aebtissin des Klosters Magdenauum 290 Pfund Pf. St.Gallerwährung.

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Volkszählung der äussern Rhoden (p. 71-74):1667: Heiden zählte 1248 Selen, Wolfhalden 1215 Seelen, Lutzenberg 518 Seelen.1734: Wolfhalden 1816 Seelen, Heiden 1673 Seelen, Lutzenberg 847 Seelen.1794: Wolfhalden 1879 Seelen, Heiden 1700 Seelen, Lutzenberg 811 Seelen.1805: Wolfhalden 1869 Seelen und 341 Häuser, Heiden 1720 Seelen und 270 Häuser, Lutzenberg 700 Seelen und 105 Häuser.

Jeder taugliche Mannsperson von 16 bis 60 Jahren waren Militärpflichtig. Basel hatte 1523 einGesellenschiessen mit Zielmuskaten und Hacker. (800 Schützen nahmen teil). Stuttgart 1560 einGesellenschiessen. 1505 Schützen nahmen teil. Zürich 1604 und 1747; St.Gallen hatte 1618 einSchiessen; Appenzell 1645; Herisau 1646. Lutz am Kurzenberg gewann den Silber-Becher à 44 fl.(p. 169).

347Aus Ritters Fort. «Sprecher von Bernegg». Geschichte der bündnerischen Kriege und Unruhen II.Am 27. Mai 1629 begann die Durchzüge der östereichischen Armee durch Bünden. Heerführerwaren der Graf Merode, Gallas, Herzog von Lüneburg, Markgraf von Brandenburg, Ernst vonAnhalt. Am letzten Mai kamen 3 Reiterschwadronen des Grafen Ernst von Montocuculi. EinigeRegimenter Reiterei und Fussvolk unter Generalleutnant Rambalt Colleto kamen aus Deutschlanddurch Bünden im August; ihnen folgte das Regiment Altringer, Colloredos WallensteinsLeibregiment etc. jedes à 4000 Mann. Gegen Oktober desertirten beinahe täglich viele Soldatenaus Bünden; 8 wurden im Februar 1630 zu Wallenstadt aufgegriffen und gehängt etc. Als 2Regimenter für Frankreich im April 1630 geworben wurden, machten sich eine grosse ZahlKaiserlicher davon; viele ertranken im Rhein. Noch im April und Mai dauerten die Durchzüge fortals Ergänzung und Ersatz. An vielen Orten wie im Veltlin wurde die Gegend schauderhaft verwüs-tet. Am 12. Oktober gegen 10 altringische Compagnien durch Bünden nach Italien. Am 5.November kam Collalto mit einer Schwadron kroatischer Reiterei aus Italien, andere folgten.1631 am 29. März berührte Chur Don Alwaro Basano, Marques da Santa Cruz, der Stadthalter inFlandern, der den Weg nach Lindau einschlug. Im April, Mai und Juni zogen die kaiserlichenTruppen meistens über die Luziensteig. Hie und da Unfugen, doch ziemlich Mannszucht. Am 1.August zogen durch Chur etwa 7000 italienische und spanische Reiter und Fussgänger nachItalien. Die Pest herrscht zu Chur 1628, 1629-31. In diesen Jahren starben 1300 Personen, in ganzBünden ca. 20000 (p. 76). (Vom 13. September 1629 bis Neujahr 1630 starben aus der Stadt 931).Im Frühjahr 1635 kam der Herzog von Rohan mit 7 Regimenten Fussvolk und 5 an Cavallerie vonBasel her über Baden, Zürich, Thurgau, Stadt und Abt St.Gallen, Appenzell, Rheinthal,Werdenberg und Sargans. Am 12. April kommt Rohan selbst in Chur an. Den 6. August 1635 starb an der Pest Joseph, Bischof von Chur.Aus seinem I. Theil (p. 400): Hermann Sidler, ein Appenzeller, welcher zu Rheineck starb, und andessen Stelle Hermann Schiess rückte. – Sie alle (mehrere Hauptleute) warben Compagnien undwurden in die Herrschaft Maienfeld gelegt. In Constanz hiess einer der Befestigungs-Türme der«Rheinegger-Turm».Im Jahr 1873 zeigte der Kirchthurm in Thal grössere Risse. Die untersuchenden Ingenieure fan-

den, dass er gegen 17 Zoll nach Südosten neige und glaubten es angezeigt, oben mehrere Schlau-dern anzubringen, und unten das Fundament durch Quader zu stützen. So geschah es. Bei derBlosslegung des Fundamentes erschrak man über Baufälligkeit und Schwäche desselben. Es wa-ren kleinere oder auch grössere Bachsteine, über die man Kalk gegossen hatte, welcher aber durchdas Alter und die Feuchtigkeit völlig aufgelöste und mit den Händen zu zerbröckeln war wie Sand.

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348Aus Geschichte der Kirchgemeinde von Bäretswil Kt. Zürich von Julius StuderEinleitung: Lage, Umfang, Bevölkerung, Ortsnamen. Alemannische Niederlassung in der Gegend.Früheste Geschichte bis 400 nach Christus. Erklärung der Orts- und Geschlechtsnamen. Bäretswilunter St.Gallen, Grüningen, Gryffenberg. Zustand des bürgerlichen Lebens seit der Reformationund Entwicklung seit der Reformation.Die Kirchgemeinde: Alte kirchliche Geistliche vor und nach der Reformation; der KirchensatzCollatoren; Pfrundzehenten. Die Kirchenpfründe, Pfarrkirche, die übrigen Stätten derGottesverehrung. Kirchliches Leben. Das Armenwesen. Die Schulgemeinde: Allgemeines, die ein-zelnen Schulen, der Gesang.Anfang: Stammtafeln der Edlen, die Kirchenpfleger, Anmerkungen.Verschiedene Zählungen, Dörfer, Weiler, Höfe, Hügel, Anhöhen, Halden, Thäler, Schluchten,Quellen, Brunnen, Bäche, Holz, Wiesen, Weiden, Acker, Wege. Hof: Wald, Gehölz, Almannsberg= Berg der Alemannen. 10 Männer bildeten eine Dekanie = Zehenunga. Das Allodium eines Freienwar umschlossen von einem Holzzaun oder Hofettek und wurde Hof, Hofstatt, Holfreite, Zumptgenannt. Die Hälfte hiess Hub = 30 bis 40 Jucharten. Die Schuppose (scuoposa) war Geringen.Die Dreifelderwirtschaft war schon da, daher Zelg = der 3. Theil, Sommer- und Winterzelg,Brachzelg. Allmend: Die heutigen Begriffe von Zelgrecht, Weidgang, Beholzung, Allmend zeigendeutliche Spuren der alemannischen Verfassung. Rüti, Grüt von reuten, roden. Schwendi vonswentan = machen dass es schwindet. Dorf von turba. Obis oder Abist = Schafstall. Sedel = Landbei einem adel Sitz (salho). Schür = Matt-Eichschür. Bühl, Böhl = Hügel, Berensprung = Egg.Gibel, Gubel, Gupfe = Höhen. Hell oder Höll = Hohlweg, Schlucht. Rain oder Reih = AbdachungLüstern = Lustinrain. Stüssel von Stoss, Stotz = starker Hügel.349 Binz = Sumpfland, wo Binsen wachsen; Butten = Lehm; Sandbühl = Sandboden; Löchli = kleinerWald; im Aesch = im Eschenwald; im Ei = wo Eiben oder Eichen wachsen; Müllikran oder Kran= wo Wachsoldaten sind (Krametsvogel)Geschlechtsnamen: Bürgi von Burkhard, Egli von Agilo, Hess von Hatte, Hesse (Hader =Schlacht), Hotz von Huozo von Huata Hut Schutz, Kunz von Kuhn, Meili von Mogilo, Meki =Schwert, Rüegg von Ruediger = Ruhmesspeer, v.d. von Amt = Würden, Gewerbe. gers.Eigenschaften und Gebrechen, Leihnamen von Witz.

Ortsnamen von Wolfhalden und Lutzenberg: Lehen, Leuchten, Hasle, Bühle, Hellbühl,Mühltobel, Haufen, Lindenberg, Eschenbühel, Hintere Mendle, Tanne, Lippenrüti, Frömsen,Altenstein, Schönenbühl, Wasen, Lehn, Zelg, Hellbühl, Almensberg, Höali, Brenden, Bulachen,Augstle, Sonder, Schönenbühl, Höhe, Lachen, Fromsenreute, Sommerau, Gehrenschwendi,Freienland, Schauertanne, Dornellen, Moos, Lendi, Reuti, Gebhardt, Tobel, Enge, Germ,Schwendt, Luchten, Kaltbrrunn.

Thal: Speck, Blatten, Risseck, Krinen, Schlipf, Knüli, Haselried, Krayen, Nagelstein, Auf demHaus, Zoller, Staufacker, Hächlern, Wolfsgrub, Trüeterhof, Grünen Thurm, Greifenstein, Loch,Tobel, Segelgasse, Thürli, Fuchsloch, Hinter dem Rhein, Röteli, Dietrichsgut, Mühlesändli,Unterm Stein, Töber.

Rheineck: Freybach, Bauhof, Bleuhe, Sandbüchel, Spanischer Hof, Traubenhof, Altensteig, Grub,Fahr, Schutz, Ruderbach...

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Glaffe: Weinberg am Buchberg von glefe, glavie, glavin = Speereisen und Speer. Wackernagel;Lugassi = Geschlecht am Berg von Lycas; Pfannere = Weinberg am Buchberg von Pfandere =Inhaber eines Pfandes.

350Stadtammänner zu RheineckBurkart Noschler 1387, Gern Luggis genannt Pfuli 1420, Heinrich Nostler 1427, Ulrich Märk1431 kommt wieder 1435, Ulrich Nagel 1434, Hans Hertenstein 1434, Ulrich Märk 1435, HansFluri 1458, Heinrich Gugger 1472 ebenso 1474 und 1478, Hans Rorbacher ?, Hans Schamler1477, Heinrich Gugger 1478, Hans Rugg 1507 und 1510, Peter Zingerli 1513 dahinein kommt einRobert Graf, Hans Tubacher 1531, Melchior Näf 1550, Sebastian Kuhn 1553, Chlaus Lutz 1554,Sebastian Kuhn 1557, Hans Mendler ? ist vor 1575, Lorenz Lösch 1571, Bartli Lutz 1575, HansStocker 1577, Conrad Messmer 1578, Hans Kuhn 1594, Sebastian Kuhn 1598 da hinein kommtein Uli Messmer, Hans Kuhn 1604, Lorenz Lösch 1608, Ulrich Kuhn und Ulrich Siz fallen indiese Zeit von 1624, Jörg Kuhn 1623, Ulrich Kuhn 1527, Ulrich Kuhn 1645, Samuel Messmerund Hans Jakob Bärlocher fallen in diese Zeit von 1645, Samuel Messmer 1640, WilhelmMessmer 1653, Hans Jakob Bärlocher 1652, Wilhelm Messmer 1660, Georg Kuhn 1664, GeorgKuhn 1672, Wilhelm Messmer 1677, Johannes Messmer 1701, Konrad Messmer 1704, JohannesMessmer 1712, Jakob Bärlocher 1713, Conrad Messmer 1717, Hans Jakob Bärlocher 1718,Conrad Messmer 1722, Zingerli 1734, Johann Dietrich 1753, Konrad Deb 1766.

Hofammänner von Thal nach UrkundenHaini Messmer (Keller) 1434, Hans Messmer 1458 auch 1460 und 1471, Hans Schamler 1477,Hans Messmer 1478, Ulrich Wagg 1488, Uli Messmer 1494, Ulrich Wagg 1498, Uli Messmer1498 dann 1499-1503, Egli Messmer 1503, Hans Diezi 1505, Hans Oehili 1510, Egli Messmer1511 dann 1513, 14, 21, 29, Heinrich Sprecher 1513, Heinrich Sprecher 1533, Hans Brüllisauerkommt von 1538 und 1540, Hans Diezi 1533, Hans Gasser 1542 bis 1550, Hans Gasser 1552,Hans Diezi 1554, Hans Heller 1556, Hans Gasser 1557 bis 1569, Hans Herteneck 1570, HansGasser 1573, und 1575, Hans Herteneck 1577, Sebastian Diezi 1578 und 1579, Heinrich Diezi1582 bis 1586, Georg Beerli 1587, Georg Kempf 1589 und 1590, Sebastian Diezi 1591, GeorgKempf 1593, Heinrich Diezi 1594, Sebastian Dietzi 1597, Christian Keller 1598 bis 1608, UlrichDiezi 1610, Bartli Diezi 1623 kommt vor 1624, 1630, 1645, Hans Messmer 1653, Jakob Hofmann1660, Hans Diezi 1664, Jakob Bärlocher 1665, Johann Adam Keller, 1666, Hans Herzog 1668,Hans Diezi 1669, Jakob Heller 1672, Jakob Amann 1674 bis 1678, Joh. Adam Keller 1679, JakobHeller 1684, Jakob Hofmann 1688, Jakob Bärlocher 1693 bis 1696, Hans Adam Keller 1700,Christian Hofmann 1704, Joh. Adam Keller 1709, Nikolaus Lutz 1711, Joh. Adam Keller 1712,Thomas Lutz 1713, Hermann Heller 1715, Thomas Lutz 1717, Bartholomä Keller 1719, Joh.Adam Keller 1733, Hermann Höchener 1734, Johannes Lutz 1740, Joseph Färber 1741 (kommtvor 1743, 1747, 1752), Hermann Hofmann 1753, Hans Ulrich Gasser 1766, Jos. Anton Messmer1766, Jos. Anton Messmer 1782.

351Einquartierungskosten der französischen Truppen in der Gemeinde ThalEinquartierungen gegen 200 000 Mann mit 31 349 Pferden. Requisitionen: 16 615 fl. 44 Kreuzer, 20 838 Brode, 113 Zentner Fleisch, 468 Mass Wein, 2905Mass Most, 103 Mass Branntwein, 4337 7/8 Zentner Heu, 361 Zentner Stroh, 3970 Viertel Haber,178,5 Klafter Holz, 548,5 Pfund Licht, 277 Pfund Mehl.

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Auslagen: Pferdebeschlag 251 fl. 34 Kreuzer, Verschiedenes 86 fl. 23 Kreuzer, Baumaterial 356fl. 29 Kreuzer, Extraboten 87 fl. 37 Kreuzer, Schiffbrücke 160 fl., Ställe und Baraken 1816 fl. 47Kreuzer. Total 2758 fl. 50 Kreuzer.Pfändungen und Verluste: 7 557 fl. 24 Kreuzer. Verluste an Pferden 1861 fl., Wagen 247 fl. 25Kreuzer, Schanzen 18 fl., Feldern 71 fl. 50 Kreuzer, 56 fl. 34 Kreuzer = 128.24, Gebäuden 1125fl. 45 Kreuzer, Zäunen 389 fl. 43 Kreuzer.Oberoffiziere waren unter den Einquartierten französische 7667, österreichische 388;Unteroffiziere französische 14508, österreichische 784. Oberoffiziere wurde per Tag 2 fl. berech-net, macht für alle 16110 fl.; Unteroffiziere und Cavalleristen 1 fl. 15292; für den gemeinen Soldat40 Kreuzer = fl. 47374. Für Infanterie französisch 132 502 fl., Artillerie französisch zusammen141 648 fl.. Oesterreichische Infanterie 8873 fl., Artillerie 273 fl., zusammen 94265 1/3 fl.Tross französisch 1632 fl., Weiber und Kinder fl 1864. Tross österreichisch 227, Weiber undKinder fl. 70.4 Quartiermeister französisch waren hier vom 1. Oktober 1798 bis zum 20. Mai 1799, per Tag 1fl. macht 920 fl.. 4 Quartiermeister französisch waren wieder da von 10. Oktober 1799 bis zum 5.Oktober 1800 macht 1436 fl., sie bedurften 4 Gehilfen macht 718 fl. 4 Quartiermeister österreichisch waren hier vom 20. Mai 1799 bis 29. September 1799, beträgt fürsie 532 fl.. Also nur für Quartiermeister macht es 3606 fl.

352Auszüge aus der Minnesängersammlung und von den Hagen 1838 Sff.

Der Taler MinnesängerDer Taler Minnesänger hat nur Minnelieder gedichtet. Von der Hagen.Vorrede XXXVI. leichen =spielen, springen, spotten. Der Freidank, einst ein Geschlecht Rheinecks wollen einige zu einemangenommenen Namen machen, von Freidenker, andern zu dem Seifried Helbling, ein Dichter des14. Saecal, erwähnt und von ihm Sprüche anführt, die zum Theil mit denen Freidanks über-einstimmen, doch anderntheils der edeln und anständigen Weise Freidanks entbehren. Anderewollen ihn mit Walter von der Vogelweide identifizieren, da ihre Dichtungen aus der gleichen Zeitstammen, den nämlichen Geist beurkunden, in den Sprache bis auf die besonderstenEigenthümlichkeiten übereinstimmen, beide den Kaiser gegen den Papst in Schutz nehmen undbeide an Kreuzzügen des Kaisers Friedrich II. 1188 theilnahmen. Walter stammte aus derSchweiz, und Freidank ebenso, beide waren bürgerliche. Schon Grimm hat dargethan, dass seineHeimat im südlichen Deutschland gesucht werden, da er des Fisches «Albel» erwähnt, der nur inSchweizerseen vorkommt. Er war bürgerlichen Standes, da er nur «meister», erst von später «her»genannt wird. Von seinen Lebensumständen wissen wir nichts, als dass er am KreuzzugeFriedrichs theilnahm, jedoch in Ackers (Polonais) zurückblieb, und dort sein Gedicht verfasste.Neuere Forscher wollen den in Ackers geschriebenen Abschnitt zu einem verloren gegangenenWerke zählen. Eine Chronik der Stadt Colmar aus dem 13. Soec. giebt Nachricht, dass er ein wan-dender Sänger war, das Gedicht heisst Bescheidenheit. Es genoss eines grossen Rufes und wurdenoch am Anfange des 16. Soec. von Sebastian Brant in die damalige Spruchweise übertragen undüberarbeitet. Siehe H. Kurz «Geschichte der deutschen Literatur». Rudolph von Ems im Wilhelmvon Arbeans, wo er die Frau Aventiura anredet, um sie zu bestimmen, nach besseren Dichtern sichumzusehen, nennt ihr auch der Freidank:

«Wollte iuch meister Freidank getichtet han,so wäret ir baz für komen, dan an mir.»

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In seinem «Alexander» sagt er von ihm:So diese rede gewäre, so lazen wir der croneden namen stan vil schone.Tumpheit strafen unde spot,Die Weelt erkennen, Minnen Got,Des libes und der selen heil,weltlicher eren teil in diren welte kurzen tagenlerte kunstliche bejagender sinnenweise Friedank,dem ane valschen wankalle rede volge jach (er jach = sagte)was er in tiutscher zunge sprach.

Es folgen einige Stellen aus Freidank.Ulrich von Singeberg kommt im Jahre 1209 vor. Christian von Hamle um die Mitte des 13. Jahrhunderts, war ebenfalls Schweizer. Steinmar ein Thurgauer 1251-1271.

DER THALER

In klage niht bluomen noch den klé: Ich klage nicht Blumen, Gras und Klee:sie koment ze meien aber als ê. die kommen zur Maienzeit wieder wie eh.mir tuont ein ander swaerw wê. Mir tut eine andere Schwere weh,ich wil all der welte klagen: die will aller Welt ich sagen:mich hiez ein frouwe ein currît tragen mich hiess eine Frau ein Lederhemd tragenan blôzer hût, wil ich iu sagen, auf blosser Haut, will ich euch sagen,ein jâr, und ouch ân ezzen sîn ein Jahr lang; sodann ohne Essen zu seinverbôt mir wazzer unde wîn. verbot mir Wasser und gar erst Wein!Nu, îch han geleistet ir gebot, Nun hab ich geleistet ihr Gebotnu bin ich leider aber ir spot. und bin leider aber ihr Spott.lânt iuchz erbarmen, herre got. Erbarmt euch meiner gnädig, Herr Gott!daz mîn diu schoene niht enwil Dass die Schönste nichts von mir will,und si mich effet alse vil, dass sie mich äfft und narrt soviel,daz ist mir noch ein kindes spil. das ist mir recht ein Kinderspiel!der Nifer lobt die frouwen sîn, wohl jeder lobt die Fraue sein, ir roeselehtez mündelîn: «Goldhaar» und «rosiges Mündelein»,sò singent alle ir tugende schrîn. so preisen sie ihren «Tugendschrein».

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Dâ hânt si guotiu kleider an: Da hängen gute Kleider daran,sô sint si deste baz getân: sie sind zum Besten angetan.sô muoz mîn liep in vetzen gân. so muss mein Lieb in Fetzen gehn!der mirz nu schiede ûf lieben wân, zwar – wenns einer vertrüge in Lieb und Treu,sô hancte ich ir ein schürliz an, und sie ginge dann heimlich mit mir ins Heu,wolt si sam mir in schochen gân. hängt ich ein Pelzchen ihr an, ganz neu.ir stât ir rôter munt sô wol: Ach, ihr roter Mund, der ist schön,sît mich nu der verderben sol, an dem werd’ ich noch ganz zu Grunde gehn!wan waere er swerzer danne ein kol! Wär’ er schwärzer als noch als eine Kohle!

LENZESLIEDDie bluomen springent, Die Blumen entspringen,die vogel’ singent die Vögel singen,aber, als ê, wie ehedem auch,diu (heide) hat viel kleide, erglänzet die Heide im Frühlingskleide,bluomen und kle. Blumen und Klee.Zit schöne, Die Zeit ist schön,suezer döne von süssem Getönist aber wol der walt; jetzt erhallet der Wald;diû zit vil vröuden git, diese Zeit viel Freude gibt,si ist wunneklich gestalt. und Wonnelaut erschallt.Wir muezen gruezen Wir wollen wieder preisenaber die wunneklichen zit; die wonnigliche Zeit;die heiden kleiden die Heiden jetzt sich kleidenwele sich schon wider strit. zum schönen Farbenstreit.Die bluost tuet in den Augen und in Herzen wol; Die Blust tut Augen und Herzen wohl;der walt gestalt zu vröuden, der Wald bringt neue Freuden,ist der döm vol. füllt sich wie ein Dom.Ich schouwe, vrouwe, Ich schaue, freue mich,dich für all der bluomen schin; dich für alle der Blumen Schein;die minne sinnen die meine Sinnenroubet mir, daz herze nim. raubet mir, das Herze nimmt.Ich meine, reine Ich meine, reinevrouwe, dinen roten munt; Frau, deinen roten Mund;die augen tougen die Augen dringenliuchtend in mi(n) herzen grunt. leuchtend in meines Herzens Grund.Von leiden scheiden Von Leiden und Scheidenmuoz mich noch diu vrouwe min; muss mich noch die Frau mein;ich kröne ihr schoene ich kröne ihre Schönheitvür des liehter meien schin. für die holde Maienzeit.In’ mak nith lan den lieben wan, Ihn lass ich nicht lassen den lieben Wahnden muoz ich an min ende han. den muss ich bis an mein Ende haben.Die munt verwint wol tusent stund Der Mund verrinnt wohl tausend Stundhat mich, das bin ich ungesunt. bis meine Gesundheit darunter leidet.Ich wil vil Ich will vielgerne dienen uf genade dir gerne dienen auf Gnade dir

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das lone schone, das lohne und schone,vrouwe, dur die tugende mir. Frau, durch die Tugenden mir.Ein lachen machen Ein Lachen machenkom die liehter munt so rot; kommt die Lider Mund so rot;mî bueze, sueze mein arbeiten, süssevrouwe, mine sende not. Frau, meiner Sendung Not.Genende, wemde ich wil viel Angenehme, wem denn will ich viel undich wil viegerne singen, waz ich guetes kan. gerne singen, was ich Gutes kann.Dur dich, sich Durch dich, sichhar an miniuleit Haar an meine legtturnt michel, groz, lang unde breit. turnt Michael, gross, lang und breit.Die liehter schin, Die Lider scheinen,mûoz in mer sin müssen in mir seinmin meie unt miniû blûm(e)lin. mein Maien und meine Blümelein.Wir truren nûwen Wir trauern neuenmûoz ich mit der Tugende din; muss ich mit der Tugend dein,nû sich, oder ich nur sich, oder ichmuoz ie mer trurik sin. muss ich mehr traurig sein.Ich uebe trinke Ich übe zu trinkensorge unt da bi arebeit, sorge mich bei bei der Arbeit,die wille stille da miniu sendiu leit. da will ich in Stille, dass meine Unruh sich legt.Diû zit git Die Zeit gibtvroûd mit da bi hohen muot, Freud mit einem hohen Mut,wa, da schouwet, in des meien bluot. was da brauset im Maien Blut.Wol gestalt stet der walt und ouch der plan; Wohl steht Wald und auch die Umgebung;von ir guete ring gemuete ich dikke han. von ihr ich viel Gemüte habe.Je ist der munt tusend stunt Je ist der Mund tausend Stundroter, dann(e) ein röselin, röter als ein Röselein,ach und ach! do ich sach unt si sprach: o weh, und als ich dies sagte sprach sie:«Du solt wille kommen sin!» «Du sollst mir willkommen sein!»Ich sach dar offenbar, als ein star Ich sagte da offenbar, wie ein Starich sprach: «genade, vrouwe min»! ich sprach: «Gnade, meine liebste Frau!»

EIN BOTENLIEDRuenzlia, bring mir meinen sank Ruenzlia, bring mir meinen Sackder minneklichen vrouwen, der minnelichen Frauen,nach der min sendez herze je rank, nach der mein Herz sich sehnt,daz hat sie mir verhouwen. das hat sie mir verweigert.Ahi, solt ich die schönen noch nach meinem Aber sollt ich die Schönen nach meinem

willen schouwen! Willen schauen!Bring ir den brief, unt sing ir uf gedöne Bring ihr den Brief und sing ihr mit dem Tondu mocht vil gerne laufen dar, du gesäh(e) nie du möchtest gerne viel laufen du sähest nie

ewig so schöne. – eine so Schöne. –

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«Wan sendet ir daz Heinzlin dar: «Wann verliebt ihr das Wunder sieht:daz singet also sueze. das singet also süss.Es kan din selben lieder gar, Es kann dieselben Lieder gar,unt hat ouch wol die muoze. und hat auch wohl die müssen.Welle ers nith tuon, so folget mir, Will er es nicht tun, so folget mir,unt vallet im ze vuoze.» und fallet ihm zu Füssen.»Daz Heinz(e)lin sprach zem Kunz(e)lin Das Heinzelin sprach zum Kunzelin

do von zorne: da voll Zorn:«ga du dafür; mich muete lihte ein man in «Geh du dafür, mich muten Licht ein Man in

seinem korne.» – seinem Korne.» –Kuenzlin, wiltu mich nu lan, Kuenzlin, lass mich nur machen,so wiltu mich vertriben; so willst du mich vertreiben;du solt in diu Korn gan, du sollst in den Korn gehen, unt solt des roggen riben; und sollst den Roggen mahlen;da gat ein sueze zit har zuo, da geht eine süsse Zeit zu Ende,

du mocht vil wol beliben; die mochte uns wohl belieben;darzuo iz du der apfel unt der kriechen: darzu ist du der Apfel und der Kirschen;das mag ein knecht vil wol genesen, da mag ein Knecht wohl genesen,

das solltu zuo dir liechen. das sollte zu dir gehen.

tougen: tugendlich, geheim, heimlich, verborgen. Tougen Geheimnis, Wunder.sende oder sendende: verliebt, leidend, sehnsüchtig.genende: Person, als adj. Kuhn.sêre: madj. verletzt, verwendet, schmerzlich.füre: subst. Verletzung, Schmerz, Leid.nuwe: mauern oder Maier.curri: vielleicht von Kur = Überlegung, Urteil Aussspruch; vielleicht von Kursit = Waffenrock.tschechen: aufhäufen.

Es folgen einige weitere Lieder von anderen Minnesängern, die in verschiedenen Werken umfas-send den Minnegesang beschreiben. Beachten sie die Literatur vom Minnegesang.

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Skizzierung der Geschichte von Thal und Rheineck

I. Lage derselben – einstige Ausdehnung – das Vorderland, Buchberg, Wildheit – 3 Bäche,Ausschwemmung derselben, der Rhein einst und jetzt – der Bodensee.

II. Die Urzeit, Steinwehr, Denkmale aus der Keltenzeit, ebenso wenig aus der Römerzeit,wenn nicht Speck auf specula hinweist, wenn die römische Strasse von Bregenz überRheineck-Thal oder Speck-Staad zieht, der Thurm von Rheineck zeigt keine römischeUnterlage.

III. Einzug der Alemannen und Verminderung aller keltischen, rhätischen oder römischenSpuren. Namen der Berge, Ortschaften, Gewässer, Geschlechter, alles alemannischeHöfe derselben. Die Franken unter Glodwig, Vermutung der rhätischen und vorarlbergi-schen Chronisten wegen der Grafen von Rheineck, Bregenz etc. die Montfort auch inFranken. Vinommat die Mallstätte, Monstein – Gränze.

IV. Einführung des Christentums – wann? Spuren der Umgebung Steinach-Berg, wo diefrühesten Weinberge gebaut wurden. Ob auch am Buchberg? Im 10. Jahrhundert inBernang. Die Cultur der damaligen Zeit. Der Hof Höchst – Haufen, Lutzenberg,Buchen – Constanzines Weiler – Rinisgemünde.

V. Die Grafen von Bregenz – der heilige Gebhard und seine Vergabung an Petershausen.Ob Grafen von Rheineck nach den Turnierbüchern? Der Vergleich bei Rinisgemünde.Die Ungarn in der Gegend. Hufeisenfund im Altenrhein (eventuell auchSchwabenkrieg). Verwüstung Rheineck, ob damals schon eine Ortschaft. Fischers-hausen; ob mit Mauern dann schon umgeben?

VI. Cultur in der Umgegend von hier. Das 11. Jahrhundert dunkel im Anfange, heller gegenAusgang, der Investiturstreit. Seit Erbauung der Burg Rheineck, in demselben dieGrafen von Heiligenberg. Wahrscheinlich Erbauung der Pfarrkirche bald nachher. Obvorher schon ein Saeculum gestanden? Vielleicht von Gallus gebaut. Vordem Kultus-stätte.

VII. Uebergang der Burg an die Ramsberg. Der erste Pfarrer von Thal 1163, Thal gehörtunter Constanz.

VIII. Rheineck belagert 1208. Kommt an den Kaiser, dann an die Werdenberger. Die KircheSanctae Mariae nach sacullam. Die Kreuzzüge – Leprosenhaus im Bauriedt – derThaler Minnesänger – rheintalische Dichter – die Edlen von Rheineck, Thale, nachVerhältnisse zu dem Werdenberg.

IX. Rheineck eine freie Stadt durch Rudolf von Habsburg. Hugli zu Rheineck, der wahr-scheinliche Erbauer der unteren Burg zu Rheineck, Bürger dazu in Geschlechte, dieWerdenberg im 14. Jahrhundert, abwechselnd im Kampf sinkend.

X. Verwickeltes Verhältnis der Behörden. Reich und Grafschaft und städtische Behörden.Capelle in Rheineck. Aufblühen der Stadt, Durchpass, Wasserstrasse, Cultur, Weinbau,Fehden der Werdenberger. Einnahme von Rheineck durch Oestereich 1395.

XI. Der Appenzellerkrieg. Rheineck verbrannt. Die Pfarrherrn vertrieben. Diethelm vonToggenburg. Concil von Constanz. Toggenburgerkrieg. Rheineck zu zweitenmal ver-brannt.

XII. Rheineck mit Rheintal an Appenzell. Abt Ulrich von St.Gallen. Wasserschaden. Bau desChors und des Pfarrhauses durch Pfarrer Zidler. Klosterbruch in Rorschach. Rheineckund Rheintal unter den Landvögten der alten Orte.

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XIII. Der Schwabenkrieg, Schicksale der Gegend.XIV. Die Zeit der Reformation. Hinweisung dazu. Gründe. Verbreitung im Rheintal.

Uebergang Rheineck und Thals 1528. Zerstörung dabei. Befürchtungen Oesterreich.Vertreibung des Landvogts. Zürichs Benehmen.

XV. Schlacht bei Kappel. Veränderte Situation. Einzug des Landvogts. Todtschlag dabei.Reklamation der Katholiken. Der ewige Verspruch. Verwirklichung in der Gemeindegegen Ende des 16. Jahrhunderts.

XVI. Das 17. Jahrhundert. Die Pest zweimal. Der dreissigjährige Krieg. Durchzüge vonSoldaten nach Italien. Beschwerden der Protestanten. Einführung von Schulen.Errichtung des Diakonates in Rheineck.

XVII. Das 18. Jahrhundert. Toggenburgerkrieg 1712. Theilung der Kirchen- und Armengüter.Die Hungersnot von 1770-71. Theilung des Bauriedts etc.

XVIII. Die französische Revolution; das Rheinthal dabei – Rheineck und Thal. Befreiung. DerKanton St.Gallen. –

XIX. Kämpfe der Verfassung. Wasser- und Hungersnot 1817 etc.XX. Rheineck-Thal bis auf die neueste Zeit.

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MÜNZWERTE NACH FRANKEN-WÄHRUNG respektive MASS-WERTE

1 Gulden: geschrieben fl. oder Gl. = Fr. 2.12 Zinsgulden oder später vom Bundesrat festgesetzt.1 Gulden hatte 60 Kreuzer, das sind Fr. 2.10.1 Bissli hatte 6 Kreuzer, das heisst Fr. –.211 Batzen hatte 4 Kreuzer, das sind Fr. –.141 Groschen hatte 3 Kreuzer, das sind Fr. –.101 Kreuzer hatte 4 Pfennige, das sind Fr. –.0351 Pfennig hatte 4 Heller.

1405: 1 Fl. = Fr. 12.25, 1 Schilling = 30,6 Rp., 1 Pfennig (Heller) = 2,55 Rp.1487: 1 Fl. = 2 Pfund Pfennig oder Fr. 6.17, 1 Pfund = 20 Schilling1551: 1 Fl. = Fr. 5.10, 1 Schilling = 12.7 Rp., 1 Pfennig = 1.06 Rp. 1655: 1 Fl. = Fr. 3.19, 1 Schilling = 8 Rp., 1 Pfennig = 0.67 Rp.1756: 1 Fl. = Fr. 2.38, 1 Schilling = 6 Rp., 1 Pfennig = 0.5 Rp.1850: 1 Fl. = Fr. 2.12.Die Geldwährung war schon in früheren Jahrhunderten grossen Schwankungen unterworfen.Die oben erwähnte Frankenwährung basiert Ende 19. Jahrhundert.

Getreidemasse:1 Malter = 1 q. = 200 Pfund = 10 Viertel,1 Viertel = 4 Vierlinge = 10 Imi.

Flüssigkeitsmasse:1 Saum = 100 Mass = 150 Liter, 1 Fuder = ca. 1200 Liter1 Saum = 4 Eimer1 Mass = 4 Schoppen = 1,5 Liter.

Längenmasse:1 franz. Fuss (‘) = 10 Zoll (‘’) = 100 Linien (‘’’) = 3 dm.6 franz. Fuss = 1 Klafter = 1.8 m.1 Klafter Holz = 1.944 m3.Masse 18751 Ruthe = 10 Fuss = 3 Meter1 Fuss = 10 Zoll = 30 cm = 300 mm.1 Zoll = 10 Linien = 3 cm. = 30 mm.1 Klafter = 6 Fuss = 18/10 pc. = 180 cm.1 Elle = 2 Fuss = 6/10 m. = 60 cm.

Flächenmasse:1 Juchard Reben = 32 Aren, 1 Youchard Wald = 40 Aren, 1 Youchard Acker = 36 Aaren,1 Mannsmaad Wiesland = 32 Aren

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0ERLÄUTERUNG UNGEWÖHNLICHER AUSDRÜCKE

Achram: Akerum, bezeichnet das Recht zur Eichellese für die Mast der Schweine.Abschied: Entscheid der Behörde.Allmend: Gemeindewald, Gemeintrist.Anlass: Der Schiedsvertrag beim schiedsgerichtlichen Austrag von Streitigkeiten.Aufwurf: Vorschlag bei Wahlen.Bandit: Verbannter, Flüchtling; verbanditen heisst soviel wie verbannen.Bestallung: nannte man die Besoldung, das Einkommen der geworbenen Kriegsleute.Birsrecht: Jagdrecht auf Geflügel und kleines Wild.Bünte: Ein eingezäuntes Land (meist Allmendland), wo man Hanf, Flachs, Rüben, Bohnen etc.

pflanzt; aber auch mit Bäumen bepflanztes, eingeschlagenes Stück Land.Geleit: war einerseits die dem Reisenden für Leib und Gut zugesagte öffentliche Sicherheit im

Staatsgebiet, anderseits die Gebühr, die er an der Eingangs- oder Hauptzollstätte dafürbezahlte. Eine Ware vergleiten bedeutet soviel als das Geleit davon bezahlen.

Grosse Gwalt: Die Landsgemeinde in den Ländern, Räte und Bürger in den Städten.Gülte: ist eine mit Realpfandrechtrecht versehene Ansprache. Hodler: Kornhudler, Getreidehändler, Kornjude.Kaftvogt: Der Schirmherr über ein Gotteshaus, zu dessen Amt besonders die Aufsicht über die

Verwalter der Klostergüter (Meyer, Kellner usw.) gehört.Kellner: Beamter, der die herrschaftlichen Gefälle, namentlich soweit sie in Naturabgaben

bestehen, erhebt und berechnet. Kelnhof (curia cellerarii) ist der dem Kellner von dem Herrnzur Benutzung übergebene Hof.

Kirchensatz: Das Recht, eine Pfarrstelle zu besetzen.Kirchhöri: Der territoriale Inbegriff einer Kirchgemeinde.Kirchenlaad: Urkundensammlung in einer gesicherten Truhe.Knechte: Kriegsknechte, soviel als Soldtruppen.Kundschaft: Zeugnis vor Gericht.Ledi (Lädi): Eine Ladung, entweder als Last, die ein Mann oder ein Pferd tragen mag, oder eine

Last (Holz, Torf, Steine usw.) für ein Schiff.Lehen: Ein Gut, das von einem Eigentümer einem anderen gegen Entrichtung bestimmter

jährlicher Abgaben oder gewisse Dienstleistungen erblich oder zeitweilig zur Benützungüberlassen wird.

Letzi: Schutzwehre, Verteidigungsvorrichtung an der Grenze.Mad (Mäder): Soviel Wiesland, als ein Mann in einem Tag abmähen kann (32 Aren), aber auch

das, was er in einem Gange abmähen kann. Damit beschäftigt sich der Mäder.Mai- und Herbstgerichte: Jahresgerichte wurden diese genannt, welche jährlich zu Maien und

im Herbst sowohl von den Grundherren (Meyer oder Kellner), als des Vogtes abgehalten wurden und Grundbesitzer dabei sein mussten.

Malefizgericht: Gericht über Leben und TodMannsrecht: heisst die urkundliche Beglaubigung, dass jemand eigenen Rechtes, das heisst

keinem anderen dienstbar sei. In der Folge kommt das dem heutigen Heimatrecht nahe.Mulchen (Molchen, Tagmulchen): Die Milch, die an einem Tag von einer Herde gemolken wird.Nauen (navis): Ein Last- und Frachtschiff.Patronatrecht: ist das Recht, welches jemand auf eine Kirche (Pfründe) zusteht, die er,

beziehungsweise einer seiner Rechtsvorgänger erbaut, gegründet oder dotiert hat. Dieses Recht beinhaltet die Befugnis, jeweilen den Pfarrer zu wählen oder zur Wahl präsentieren.

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Pfrund: Das Recht auf lebenslänglichen Unterhalt in Speise und Trank und Kleidung, in einem Spital um ein gewisses Kapital oder um eine jährliche Rente.

Raub: Ertrag aller Feldfrüchte auf dem Landgut, oder Ertrag der Zehntfrüchte von einem Jahr.Reisen: ist die Verpflichtung der Vogtleute, dem Herrn in den Krieg zu folgen. Rauch: Kamin, Haushalt.

Das entsprechende Recht des Herrn heisst Mannschaftsrecht, Heerbann.Reisslaufen: Annehmen fremder Kriegsdienste ohne Vorwissen und Bewilligung der gesetzlichen

Obrigkeit.Schwänden: Waldung, Gebüsch, Hecken auslichten, schwinden machen. Weitergehend ist reuten,

ausrotten, welche sich auch auf Wurzeln erstreckt, um den Boden kulturfähig zu machen.Span: Zank, Streit.Sondersiechen (Feldsiechen): Mit der Krankheit des Siechtums (Aussatze) behaftete, von den

abgesondert gehaltene Menschen.Tag, Tagsatzung, Tagleistung: Versammlung auf welcher die Abgeordneten (Boten, Gesandten)

aller oder einiger eidgenössischer Orte die allgemeinen Angelegenheiten derEidgenossenschaft berieten; tagen: zur Beratung öffentlicher Angelegenheit versammelt sein.

Tratte: (Trättete): heisst soviel als Gemeinweide, Weidgang; Trachtrecht: (Trieb- und Trattrecht)ist das Recht, Vieh auf die Gemeinde zu treiben.

Twing und Bann: die niedere Gerichtsbarkeit, Zivilrechtspflege, Polizei. Diese erstreckt sichauf Streitigkeiten über Grundbesitz, Geldschulden der Genossen, Aufsicht auf Gemeinde-march, über Mass und Gewicht.

Urbar: Ertrag, Einkünfte, ein Hofbann mit seinem ganzen Inhalt an ertragsfähigen Gütern: in derFolge Verzeichnis von Gütern, Abgaben, Gefällen.

Vergicht: Gerichtliches Geständnis; gichtig: Zugestanden, anerkannt, daher gichtige Sache, gichtige Schuld.

Vogt: Schirmherr, Patron oder der demselben eingesetzten Stellvertreter, der in seinem Namen dieihm zukommende Rechte ausübt. Vogtrecht: das aus dem Schutzrecht fliessende oder mitdemselben verbundene, gewöhnlich durch Herkommen selbstbestimmte Einkommen.

Weinlauf: ist der alljährlich von hiezu bezeichneten Schätzern festgesetzte Preis des Weins.Wunn und Waide: Allmend,Wunn- und Weisrecht ist daher das Recht auf Mitnutzung der Allmend.Zehnten: ist eine Abgabe, die in den ersten Zeiten der christlichen Kirche als freiwillige Gabe

entrichtet, im sechsten Jahrhundert durch christliche Gesetzgebung als obligatorisch erklärt,im neunten Jahrhundert durch Karl des Grossen und seiner Nachfolger zum allgemeinenReichsrecht erhoben und unter den Schutz des weltlichen Zwangs gestellt worden ist. – Es gibt verschiedene Zehnten: Der Grosszehnt begreift alle Arten des Getreides und derHalmfrüchte, als Weizen, Roggen, Fäsen, Dinkel, Gerste, Haber, samt Halm und Stroh; hiezugehört auch der Weinzehnt. Der Rütti-, Neubruch-Neugereut-, Novalzehnt ist der Zehntenvon neuen Kulturen, von neu angebautem Land. Der Heu- und Emdzehnte wird vom Ertragdes nicht der Ackerwirtschaft dienenden, sondern ausschliesslich zum Graswuchsbestimmten Mattlandes entrichtet, und zwar der Heuzehnte vom ersten jährlichen Schnitt, der zur Aufbewahrung in getrocknetem Zustand (Heu) bestimmt ist; der Emdzehnten vomzweiten Schnitt (Emd). Statt dem Zehnten vom Grasertrag der Brachweiden wird der jungeZehnten gegeben, d.h. der Zehnt von der Frucht des Viehs, das jenen konsumiert hat. Derkleine Zehnten umfasst die Gartengewächse, Obst, Kraut, Rüben, Flachs, Hanf, Nüsse, Kastanien, Bohnen, Erbsen, Hirse usw. Dieser Zehnte wird auch der nasse Zehnte genannt.

Zelge: Ein zur Benützung nach den Grundsätzen der Dreifelderwirtschaft eingefriedetesGemeindefeld; zelger, einzelgen, soviel als ein solches Feld einfrieden.

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